Virenhetzte Im Palais Fédéral
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Virenhetzte im Palais Fédéral Autor(en): Hofer, Bruno / Löffler, Reinhold Objekttyp: Article Zeitschrift: Nebelspalter : das Humor- und Satire-Magazin Band (Jahr): 115 (1989) Heft 43 PDF erstellt am: 01.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-617173 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Es habe scheint's die Gefahr bestanden, dass Daten aufjener kleinen Diskette gelöscht würden, die das rare Fundstück einer einzigen Fehlleistung im Justiz- und Polizeidepartement aus dem Jahre 1876 enthielt Landesväter in Angst Bereits unmittelbar nach dem Alarm über Computerviren, die am Freitag, 13. Oktober, aktiv werden sollten, soll - dem Unvernehmen nach - Leben aufgekommen sein im herbstlich-beschaulichen Bundeshaus. Das Virenfieber brach aus. Nichts und niemand blieb von der daraufhin Bürgerliche zu versöhnen. Zudem machte tiert, kostete den Steuerzahler volle zwei ausbrechenden hektischen Sucherei verschont. der Finanzminister ein neues Angebot für Mannjahre. Gefunden aber wurden nur Bundesrat Dölf Ogi liess den neuen die Umstellung auf die einjährige vage Hinweise aufversteckte Viren. Woher Bundesrats-Jet absuchen, von der Bordelektronik Steuerveranlagung: 100 Prozent Rabatt für die sie kamen, was sie zu tun gedachten am bis zur Heckflosse; Bundespräsident nächsten 20 Jahre. Die Einnahmenausfälle ominösen 13., keiner wusste es. Als dann am Jean-Pascal Delamuraz alle seine der Bundeskasse würden aus dem Lotteriefonds schwarzen Freitag nichts geschah, fassten die "Weissweinflaschen auf Virenspuren durchleuchten. gedeckt. Bundesräte wieder Mut. Alles nur ein Spuk? Aussenminister René Felber leerte in Der Tessiner Flavio Cotti wurde plötzlich den USA vor seinem Besuch bei Staatssekretär ganz furchtbar lieb zu seinen drei Baker alle seine Zigarettenpäckli aus, um Amtsdirektoren Beat Roos (Gesundheitswesen) «Sozli-Virus» versteckte Viren zu entschärfen. Nikki Piazzoli (Bundesbauten) und Urs ausgebreitet Finanzminister Otto Stich kaufte sich aus Hochstrasser (Bildung und Wissenschaft). Die Vorsätze von gestern waren schnell dem SRG-Fonds ein neues, sauberes Jean-Pascal Delamuraz seinerseits begann, vergessen. Delamuraz sprach nicht mehr Pfeifensortiment und schenkte das alte seinem bei jeder passenden und unpassenden Deutsch, Ogi doch wieder Französisch. Busenfreund Christoph Blocher. Soll der Gelegenheit in der Öffentlichkeit Deutsch zu Stich nahm seinen 100-Prozent-Rabatt- die Viren kriegen! Militärvorsteher Kaspar sprechen. Ogi versprach in einer grossen vorschlag zurück, Cotti schnitt seine drei Villiger hatte nicht nur plötzlich Angst vor Rede an einem Schwingerfest, nie mehr Eier Amtsdirektoren wieder. wilden Tieren wie Leoparden, Tigern und zu kochen und auf die Prahlerei mit seinen Es folgte die Beratung mit den Getreuen Falken. Er stieg auch nicht mehr aufein Velo, Französischkenntnissen zu verzichten. der Parteispitzen, um die Hintermänner wegen Sturzgefahr. Und Arnold Koller, Felber tat hoch und heilig kund, nie mehr (oder Hinterfrauen) zu entlarven. als neuer Justizchef Nachfolger von eine Konferenz der Neutralen anzukündigen, Bei den Genossen fand man die Schuldige Bundesrätin Elisabeth Kopp, griff tagelang nicht ohne zu wissen, ob sie auch zustande rasch. Es war Lili Nabholz, Zürcher FDP- mehr zum Telefon, auch nicht für ein «ganz komme. Villiger schliesslich versicherte, Nationalrätin und Verwaltungsratsmit- kurzes Telefongespräch». parlamentarische Anfragen künftig nur glied(in) von Big Blue IBM (International Die Virenangst der Landesväter zeitigte noch zu beantworten, nachdem er auch die Business Machines). Diese Firma hatte am auch zahlreiche Verhaltensänderungen. Fragetexte genau studiert habe. Mit diesen lautesten vor der Gefahr gewarnt; vermutlich Wiedergutmachungsabsichten für begangene Sofortmassnahmen hoffte Regierungsbern, um zu erreichen, dass wieder vermehrt Sünden wurden da und dort sichtbar. die Viren gnädig zu stimmen und fürs erste Originalsoftware gekauft würde. Otto Stich etwa kündigte umgehend seinem den grössten Schaden abzuwenden. Aber auch der Freisinn hatte rasch einen neuen Personalchef Peter Hablützel, um Die Datensicherung, so wurde rappor¬ Verdacht: In den SP-Departementen von Aufgegabelt Wenn wir mit klarem Blick in die Zukunft schauen, werden wir die Schwierigkeiten überwinden, die sich stets zeigen 6 I »iibtiftMlttr Nr.43. 1989 I Spot Fédéral Spitze Die Suche der SP nach einem neu Kopf in der Parteiführung für die Stich und Felber hatte sich nämlich der Zeit nach Helmut Hubacher veranlasste die «Sozli-Virus» ausgebreitet, da seit jüngster Weltwoche zur Frage: Zeit fast alle freien Posten mit Genossen «Wer hat die Füsse für Übervaters Schuhe?» belegt werden. Das kann ja nicht gut kai kommen. Die SVP wiederum sah die Quelle bei den bitte? PTT-Betrieben selber. Im Daten- und Wie Telefonnetz der Fernmeldebetriebe führt Zürichs Fernmeldedirektor Anton entgegen der Absicht von Departementsvorsteher Widrig zum aggressiven Anrufer- Adolf Ogi kein SVP'ler, sondern der Umgangston bei der Auskunft 111: amtsmüde CVP-Regierungsrat Felix «Beschimpfungen der Telefonistinnen Rosenberg nun die Regie. Weil auch der wie (dumme Kuh> oder gar ehemalige CVP-Generalsekretär Hans-Peter (dumme Sau> sind recht häufig zu Fagagnini im Ogi-Departement hören.» -te Unterschlupf gefunden hat, fühlt sich der Berner mentes für seine Elisabeth im Schilde führe. Oberländer von lauter schwarzen Viren Diese These unterstützt besonders lebhaft umzingelt. Arnold Koller. Einmaliges Die dritte Gruppe im Schosse der CVP - Weder dem ständig steigenden CVP ohne Feinde? und sie hat am meisten Mitglieder - kann Bücherberg noch der Frankfurter sich schlicht und einfach gar nicht vorstellen, Buchmesse gilt die Neuerscheinung Bei der CVP hingegen gibt es, wie meist, wer eine solche Virus-Attacke lanciert «Die Einmaligkeit des Ameisenhaufens», auch hier wieder mehrere Meinungen zum haben könnte, weil sie davon überzeugt ist, sondern dem Schweizer Problem. Die einen sagen, schuld seien die dass die CVP überhaupt nur Freunde, aber Nationalpark. bo Sozialdemokraten. Deren armeeabschaffende keine Feinde hat. Jungschar könne von den alten Genossen So hat also niemand etwas über die nicht im Zaum gehalten werden und plane Virusinfektion in der Bundesverwaltung Bauernsame (n) nun den Marsch durch die Bundesinstitutionen herausgefunden. Es da, aber das war etwas was, Der grösste Landwirtschafts-Kanton mittels Diese blieb im dunkeln. Computerviren. Helvetiens, der Kanton Bern, Ansicht setzte sich aber parteiintern nicht So wird also auch niemand dort künftig geht laut Bemer Zeitung neuen Zeiten durch. Cotti soll sie Gerüchten zufolge mit einen bei Computervirus vermuten, wo entgegen: «Auch in der dem Hinweis unterdrückt haben: «Nicht eines bundesrätlichen Entscheidproblems Eingabe Landwirtschaft fehlen Lehrlinge, der auf die Sozis schiessen, ich brauche zwei immer wieder dieselbe von stereotype Bauernsame geht der Samen aus.» ihnen noch im Bundesrat.» Antwort über alle Bildschirme huscht: fhz Andere suggerierten, dies sei nun eben die «Setzen Sie eine Expertenkommission ein.» Rache von Hans W. Kopp, der die Von Expertinnen ist übrigens jeweils nicht Rückeroberung des Justiz- und Polizeideparte- die Rede. Wer merkt etwas? Plausibel Auf die im Zusammenhang mit dem 30-Jahr-Jubiläum an ein paar Dutzend Prominente gerichtete Frage «Warum lesen Sie Blick?» antwortete der Schauspieler Ruedi Walter: «Weil ich die grossen Buchstaben am besten sehe.» wt Wehrhaftes Lachen In der Truppenzeitung Visier 8 meint der Divisionär J.-P. Gass: «Humor ist oft der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt. Diese Aussage muss auch für uns gelten: Humor, Lachen, das sind keine Dienstvergehen, im Gegenteil. Mit Humor lassen sich viele Probleme einfacher lösen. » oh md die schon im Bundesbrief von 1291 als «Arglist der Zeit» bezeichnet wurden. General Guisan 7.