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Helmut Lorenz / Andreas Zekorn (Hg.) SCHÄTZE AM WEGESRAND Kleindenkmale Im Zollernalbkreis

Zollernalb-Profile Reihe B, Band 4 Herausgegeben vom Landratsamt Helmut Lorenz / Andreas Zekorn (Hg.) SCHÄTZE AM WEGESRAND Kleindenkmale im Zollernalbkreis

Jan Thorbecke Verlag

Bildnachweis: Die Bildrechte für alle Abbildungen liegen beim Kreisarchiv Zollernalbkreis. Die Mehrzahl der Fotos fertigte Hilmar Hahn, , an.

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Alle Rechte vorbehalten © 2019 Jan Thorbecke Verlag, ein Unternehmen der Verlagsgruppe Patmos in der Schwabenverlag AG, Ostfildern www.thorbecke.de

Umschlaggestaltung: Finken & Bumiller, Umschlagabbildung: Gipfelkreuz auf dem Lochenstein (vgl. S. 160), Foto: Hilmar Hahn, Balingen Gestaltung, Satz und Repro: Schwabenverlag AG, Ostfildern Druck: Beltz Grafische Betriebe GmbH, Bad Langensalza Hergestellt in Deutschland ISBN 978-3-7995-1226-8 INHALT

GELEITWORT IX Roßwangen 47 Stockenhausen 48 EINLEITUNG XI Streichen 48 Weilstetten 49 DIE HISTORISCHE ENTWICKLUNG Zillhausen 50 DES ZOLLERNALBKREISES XXI 53 1 Bisingen mit Steinhofen 53 Thanheim 59 Burgfelden 1 Wessingen 60 Ebingen 2 Zimmern 60 Laufen 12 Burg Hohenzollern 62 Lautlingen 16 Margrethausen 18 65 Onstmettingen 19 Bitz 65 Pfeffingen 25 Tailfingen 26 69 Truchtelfingen 29 Burladingen 69 BALINGEN 31 Gauselfingen 73 Hausen im Killertal 75 Balingen mit Heselwangen 31 Hörschwag 76 Endingen 39 Killer 77 Engstlatt 40 Melchingen 80 Erzingen 41 Ringingen 86 Frommern mit Dürrwangen 41 Salmendingen 91 45

INHALT V Starzeln 94 159 Stetten unter Holstein 96 Hausen am Tann 159

DAUTMERGEN 99 161 99 Hechingen 161 101 Bechtoldsweiler 178 Beuren 179 Dormettingen 101 Boll 180 Schlatt 182 105 Sickingen 184 Dotternhausen 105 Stein 185 Stetten bei Hechingen 187 GEISLINGEN 111 Weilheim 192 Geislingen 111 Binsdorf 113 195 Erlaheim 118 Jungingen 195

GROSSELFINGEN 121 MESSSTETTEN 199

Grosselfingen 121 Meßstetten 199 Hartheim 206 127 Heinstetten 208 Haigerloch 127 Hossingen 209 Bad Imnau 140 Oberdigisheim 211 Bittelbronn 143 212 Gruol 144 Unterdigisheim 214 Hart 146 Owingen 149 215 Stetten bei Haigerloch 152 Nusplingen 215 Trillfingen 154 Weildorf 156

VI INHALT 221 277 Obernheim 221 Weilen unter den Rinnen 277 225 281 Rangendingen 225 Bietenhausen 229 Winterlingen 281 Höfendorf 232 Benzingen mit Blättringen 286 Harthausen auf der Scher 288 235 293 Ratshausen 235 Zimmern unter der Burg 293 ROSENFELD 239 ANHANG Rosenfeld 239 Bickelsberg 244 Verzeichnis der ehrenamtlich Brittheim 245 Mitarbeitenden 297 Heiligenzimmern 247 Zu den Herausgebern 299 Isingen 248 Abkürzungen 301 Leidringen 250 Verzeichnis der zitierten Literatur 303 Täbingen 252 Verzeichnis der Kastentexte und SCHÖMBERG 253 historischen Hintergrundinfor- mationen 311 Schömberg 253 Verzeichnis der Kunst- Schörzingen 262 schaffenden 313 Sachthematisches Kleindenkmal- STRASSBERG 271 verzeichnis 327

Straßberg 271 Kaiseringen 274

INHALT VII

GELEITWORT

Kleindenkmale, wie Wegkreuze, Ge- grativem Faktor, denn ehrenamtlich denksteine, Skulpturen oder Brunnen, engagierte Persönlichkeiten aus allen sind Bestandteile des Ortsbildes und Orten des Landkreises wirkten bei der der Landschaft. Sie gehören zum Alltag Erfassung mit. Wir danken an erster der Menschen und leisten einen wichti- Stelle allen, welche die Kleindenkmale gen Beitrag zur regionalen Identität. in oft mühevoller Kleinarbeit vor Ort Diese Denkmale im Zollernalbkreis zu erfassten. Sie sind namentlich in dem erfassen, stellte ein kreisweites Ge- vorliegenden Band aufgeführt. meinschaftsprojekt dar, an dem sich Nun liegt das Ergebnis des großen 116 ehrenamtlich Engagierte aus allen Werks in Form einer gedruckten Publi- Kommunen im Landkreis beteiligten. kation vor, in der ausgewählte Klein- Sie erklärten sich bereit, an dem Unter- denkmale im Zollernalbkreis präsen- nehmen mitzuwirken und die Objekte tiert werden. Alle Städte und Gemein- zu dokumentieren. In ihrer Freizeit wid- den mit ihren Ortsteilen sind in dem meten sich die Ehrenamtlichen dem Buch vertreten. Die „Schätze am We- Projekt und schufen mit großem Enga- gesrand“ werden ins Bewusstsein ge- gement, Fleiß und profundem heimat- rückt und mit ihren häufig spannen- kundlichen und geschichtlichen Wissen den Geschichten vorgestellt. Dies stif- ein Kataster unserer Kleindenkmale. In tet Identität und soll zum Erhalt der den Jahren 2010 bis 2014 dokumentier- Kleindenkmale und der kulturellen ten sie in Text und Bild diese Denkmale Vielfalt im Zollernalbkreis beitragen. im gesamten Zollernalbkreis. Die her- Um ihre Kleindenkmale kümmern sich vorragende Resonanz, die das Projekt vielerorts Privatpersonen, Vereine oder fand, ist überaus erfreulich. Kommunen, denen wir an dieser Stelle Das Gemeinschaftswerk stellt ein be- ebenso herzlich für ihr Engagement merkenswertes Zeichen bürgerschaft- danken. lichen Einsatzes in unserem Landkreis Unterstützt wurde das Projekt unter dar. Es ist zugleich ein Projekt mit inte- anderem vom Schwäbischen Heimat-

GELEITWORT IX bund, vom Landesamt für Denkmal- arbeiterinnen und Mitarbeiter des pflege im Regierungspräsidium Stutt- Thorbecke-Verlags, denen ich danke. gart, dem Schwäbischen Albverein Namentlich nennen dürfen wir Hilmar e. V. – Zollergau, der Heimatkundlichen Hahn, der die meisten Fotografien an- Vereinigung Zollernalb, dem Hohen- fertigte, Konrad Wiget, Ortsvorsteher zollerischen Geschichtsverein, den von Haigerloch-Stetten, der die Aus- Oberschwäbischen Elektrizitätswerken wahl der Kleindenkmale gegenprüfte, (OEW) und dem Zollernalbkreis. Wir sowie die Projektkoordinatoren der danken allen Genannten, die das Pro- Kleindenkmalerfassung im Zollernalb- jekt förderten und mittrugen, nament- kreis, Helmut Lorenz und Kreisarchivar lich Reinhard Wolf als Vertreter der Dr. Andreas Zekorn, die bei der Erarbei- Vereine im Lenkungskreis des landes- tung der vorliegenden Publikation weiten Projekts zur Erfassung der neue Wege beschritten, um die Klein- Kleindenkmale und Dr. Ulrike Plate, die denkmale im Landkreis vorzustellen. dort das Landesamt für Denkmal- Das Buch erscheint in der Reihe B der pflege im Regierungspräsidium Stutt- Zollernalb-Profile, in der unser Land- gart vertritt. kreis mit bestimmten, thematisch ori- Wir danken den Kommunen im Zol- entierten Publikationen erschlossen lernalbkreis, welche die Kleindenkmal- und vorgestellt wird. Wir wünschen erfassung auf vielfältige Art unter- dem vorliegenden Band eine gute Auf- stützten. nahme in der Öffentlichkeit. Den Lese- Von Seiten des Landesamts für Denk- rinnen und Lesern wünschen wir viel malpflege wirkten insbesondere Mar- Freude bei der Lektüre und beim Ent- tina Blaschka M. A., Projektkoordinato- decken von „Schätzen am Wegesrand“. rin Kleindenkmale, und Dr. Eva-Maria Krauße-Jünemann, welche die Ergeb- Günther-Martin Pauli nisse der Kleindenkmalerfassung im Landrat des Zollernalbkreises Zollernalbkreis zu wesentlichen Teilen in Texte fasste, tatkräftig mit. Dr. Andreas Zekorn Zu der vorliegenden Publikation leis- Kreisarchivar teten sehr Viele einen Beitrag, u. a. Mit-

X GELEITWORT EINLEITUNG

KLEINDENKMALE – WAS IST schüre zur Erfassung von Kleindenk- DARUNTER ZU VERSTEHEN? malen wird folgende Erklärung gege- ben: „Im Allgemeinen werden darunter ortsfeste, freistehende, kleine, von Unter dem Stichwort Denkmal (Plural: Menschenhand geschaffene Gebilde Denkmale und Denkmäler) finden sich aus Stein, Metall oder Holz verstanden, im Deutschen Wörterbuch von Jacob die einem bestimmten Zweck dienten und Wilhelm Grimm aus dem Jahr 1854 bzw. dienen oder an eine Begebenheit folgende Begriffserklärungen: „1. Bau- bzw. an Personen erinnern. […] Klein- werke, Säulen, Statuen, Gemälde, denkmale können für einen bestimm- Grabhügel, bestimmt das Andenken ten Zweck errichtet oder aufgestellt an eine Person oder eine Sache zu er- und in irgendeiner Art und Weise ge- halten, an ein großes Ereignis; […] nutzt worden sein oder noch genutzt 2. eine zur Erinnerung bestimmte Sa- werden; manche sollen jedoch auch – che. […] 3. erhaltene schriftliche Werke ihrer Bezeichnung voll entsprechend – der Vorzeit. […] 4. ganz oder zum Theil zu denken geben.“2 Kleindenkmale erhaltene Bauwerke, Bildhauerarbeiten befinden sich in Wald und Flur sowie in aus der Vorzeit.“1 Wie die Erklärungen besiedelten Gebieten, z. B. auf Dorf- im Grimmschen Wörterbuch zeigen, ist plätzen, an Hauswänden, in Mauern, der Begriff Denkmal vielschichtig und an Brücken, entlang von Straßen. Sie reicht von Bauwerken bis zu schriftli- stellen wichtige Zeugen der Vergan- chen Dokumenten. genheit dar, die vor Verfall und Zerstö- Diese Bedeutungsvielfalt gilt insbeson- rung geschützt werden müssen, auch dere auch für den Begriff „Kleindenk- wenn sie häufig keine Kulturdenkmale mal“, der nicht exakt und einheitlich im Sinne des Denkmalschutzgesetzes definiert ist. In der vom Landesamt für sind.3 Die Definition begreift Klein- Denkmalpflege herausgegebenen Bro- denkmale in einem breit gefassten

EINLEITUNG XI Sinn. Sie galt auch für die Erfassung der denkmale im Landkreis zu schaffen, Kleindenkmale im Zollernalbkreis. Die die einen Beitrag zur dauerhaften Er- Bedingungen „ortsfest“, „freistehend“ haltung dieser Geschichtszeugnisse und „klein“ wurden sehr weit ausge- leistet, insbesondere weil die wenigs- legt. Zudem kann hin und wieder eines ten Kleindenkmale unter Denkmal- der drei Merkmale nicht zutreffen. Ent- schutz stehen. Neben einer umfassen- scheidendes Kriterium war lediglich, den elektronischen Datenbank sollte dass die Kleindenkmale frei von außen aus der Arbeit der Ehrenamtlichen zugänglich sein sollten. auch eine Publikation entstehen, in der ausgewählte Kleindenkmale vorge- stellt werden.4 Diese Zielsetzung wurde nun mit dem vorliegenden DAS PROJEKT ZUR ERFASSUNG Buch umgesetzt. Es bleibt darauf hin- DER KLEINDENKMALE IM zuweisen, dass eine Vollständigkeit bei ZOLLERNALBKREIS der Erfassung zwar angestrebt wurde, aber nicht erreicht werden konnte, weil beispielsweise seit dem Abschluss des Brunnen, Gedenksteine, Feldkreuze Projekts zahlreiche neue Kleindenk- und andere Kleindenkmale gestalten male entstanden sind. Ebenso konnten Kulturlandschaft und sind häufig in die zahllosen Grenzsteine in ihrer Ge- ihrem Bestand gefährdet. Im Jahr 2001 samtheit nicht erhoben werden. riefen der Schwäbische Heimatbund, Ab Oktober 2010 erfassten 116 ehren- der Schwäbische Albverein, der amtlich Tätige die Kleindenkmale im Schwarzwaldverein, die Gesellschaft Zollernalbkreis. Getragen wurde das für Erhaltung und Erforschung der Projekt hier insbesondere vom Schwä- Kleindenkmale und die Badische Hei- bischen Heimatbund, vom Landesamt mat zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungsprä- für Denkmalpflege ein landesweites sidium Stuttgart, dem Schwäbischen Projekt ins Leben, mit dem diese Ob- Albverein e.V. – Zollergau, der Heimat- jekte erfasst werden sollen. Im Zollern- kundlichen Vereinigung Zollernalb, albkreis wurden die Kleindenkmale in dem Hohenzollerischen Geschichts- den Jahren von 2010 bis 2014 flächen- verein und dem Zollernalbkreis. Im deckend inventarisiert und dokumen- Verlauf von rund drei Jahren erfassten tiert. Diese Erfassung konnte nur mit die Ehrenamtlichen 3392 Kleindenk- ehrenamtlichen Helfern geleistet wer- male. Neben 894 Kreuzen verschiede- den, die auf Spurensuche gingen und ner Art, 776 historischen Grenzsteinen, die Inventarisierung nach standardi- 287 Brunnen, 113 Gefallenendenkma- sierten Vorgaben durchführten. Ziel len, 108 Grabsteinen, je 90 Gedenk- war es, eine Dokumentation der Klein- steinen und Bauinschriften und 87 Frei-

XII EINLEITUNG plastiken finden sich auch besondere ziellen Abschlussveranstaltung im Kleindenkmale wie ein Glockenspiel, Landratsamt Zollernalbkreis im No- eine Litfaßsäule, zwei Ofenfüße und vember des genannten Jahres wurde eine Totenleuchte in der Dokumenta- allen Ehrenamtlichen für ihr außeror- tion. Diese Kleindenkmale wurden dentliches Engagement gedankt. nach einheitlichen Vorgaben mit Er- Zugleich konnte Bilanz gezogen und fassungsbögen, Fotos und umfangrei- allen Beteiligten Einblick in die chen Quellenmaterialien beschrieben, Kleindenkmaldokumentation geboten ihr Standort wurde auf Gemarkungs- werden.8 karten festgehalten. Seit Ende 2014 stehen die kompletten Grundlage der Erfassung waren von Unterlagen der Öffentlichkeit im Kreis- den Projektkoordinatoren herausge- archiv zur Verfügung. Zugleich können gebene Erfassungsrichtlinien, die den die Ergebnisse des Kleindenkmalpro- Erfassenden im Zollernalbkreis an die jekts im Internet eingesehen werden. Hand gegeben wurden.5 Die Erfassung Unter http://www.zollernalbkreis.de/ erfolgte mittels der Bögen der Gesell- ,Lde/Startseite/Verwaltung/Projekt+ schaft für Erhaltung und Erforschung Erfassung+der+Kleindenkmale+im+ der Kleindenkmale, die sowohl in Pa- Zollernalbkreis.html sind sowohl eine pierform als auch digital den Mitwir- Statistik als auch ein Gesamtverzeich- kenden zur Verfügung gestellt wur- nis der Kleindenkmale im Zollernalb- den.6 kreis als pdf-Dateien abrufbar. Aller- Mitarbeitende des Landesamts für dings sind in diesen Dokumenten noch Denkmalpflege im Regierungspräsi- keine Fotos oder weitergehenden In- dium Stuttgart in Esslingen bearbeite- formationen enthalten. Zudem ent- ten anschließend die Unterlagen, in- standen seit dem Abschluss des Klein- dem sie die Erfassung vereinheitlichten denkmalprojekts verschiedene neue und umfangreiche Listen und Tabellen Kleindenkmale, die ebenfalls im Kreis- erstellten. 115 unterschiedliche Klein- archiv, aber noch nicht in der im Inter- denkmalarten – von „A“ wie Aushän- net verfügbaren Datei dokumentiert geschild, in der Regel sind dies Wirts- wurden. hausschilder, bis „W“ wie „Widder“, einer hydraulischen Pumpe – belegen die Vielfalt der Kleindenkmale, die un- seren überwiegend ländlichen Raum schmücken.7 Das Ergebnis der Erfassung wurde dem Kreisarchiv Zollernalbkreis in 61 Leitz- ordnern und in digitaler Form im Herbst 2014 übergeben. Bei einer offi-

EINLEITUNG XIII AUSWAHL VON tektonische Hauselemente. In Balingen KLEINDENKMALEN wurde u. a. an die Bedeutung des Waa- FÜR DIE PUBLIKATION genbaus oder die frühere Nutzung von Schwefelquellen als Heilquellen ge- dacht. In den Gemeinden auf dem Gro- Um die Kleindenkmale im Zollernalb- ßen und Kleinen Heuberg und generell kreis vorzustellen, wurde von Anfang auf der Schwäbischen Alb, wie Bur- an eine Buchveröffentlichung ins Auge ladingen, Meßstetten, Ratshausen, gefasst, die nun vorliegt. Aufgrund der Rosenfeld oder Winterlingen, waren es großen Anzahl und auch der häufigen Denkmale der Wasserversorgung Gleichartigkeit der Kleindenkmale er- (ÊWasserversorgung, S. 201 ff.). In man- schien es sinnvoll, nicht alle Denkmale chen kleineren Kommunen stehen be- aufzunehmen, sondern ausgewählte stimmte Wirtschaftszweige im Vorder- Kleindenkmale eingehender vorzu- grund, beispielsweise in Dotternhau- stellen. Von den knapp 3400 Klein- sen das Zementwerk, in Haigerloch- denkmalen im Zollernalbkreis wählten Bad Imnau die Mineralquellen. In die Projektkoordinatoren für die vor- Burladingen und Jungingen erinnern liegende Publikation etwa 440 Denk- Denkmale an den einst für die Orte im male aus. Eine exakte Zahl ist schwer Killertal wichtigen Hausiererhandel anzugeben, da unterschiedliche Zähl- (ÊHausierer im Killertal, S. 195 f.). weisen möglich sind und verschiedene Auch konnte es bei der Auswahl der Kleindenkmale mehrteilig sind. Zudem Denkmale eine Rolle spielen, histori- werden in der Publikation auch einige sche Zusammenhänge, beispielsweise der neu entstandenen Kleindenkmale die Zugehörigkeit zu einer bestimmten präsentiert. Die Auswahl der Klein- Herrschaft in der Frühen Neuzeit, zu denkmale wurde von bestimmten Ge- dokumentieren. In Haigerloch und He- sichtspunkten geleitet, die im Folgen- chingen sollten sowohl ihre Zeit als den kurz erläutert seien: fürstliche Residenzstädte als auch das Zunächst sollten alle Kommunen mit reichhaltige Erbe der jüdischen Ver- ihren Ortsteilen im Landkreis repräsen- gangenheit dieser Städte gespiegelt tiert sein. Dabei wurde versucht, für werden (ÊJuden in Hohenzollern, die jeweilige Gemeinde typische S. 171 ff.). Bei Schömberg und (Geislin- Denkmale vorzustellen. Zum einen gen-)Binsdorf sollte die Zugehörigkeit spielte der Gesichtspunkt der – histori- zu Vorderösterreich, bei (Schömberg-) schen – Sozial- und Wirtschaftsstruktur Schörzingen zusätzlich die Verbindung eine Rolle. Bei Albstadt waren es bei- zu den Grafen von Hohenberg aufge- spielsweise Denkmale, welche die In- zeigt werden. Die territoriale Vielfalt im dustrialisierung und Gründerzeit doku- Zeitraum vor 1806 wird zudem mit mentieren, wie Grabmale oder archi- Kleindenkmalen u. a. in Nusplingen

XIV EINLEITUNG und Obernheim bewusst, die zur Herr- Gedenksteine bei (Albstadt-)Onstmet- schaft Kallenberg gehörten, die sich tingen (15_15, S. 22 f.; 15_17, S. 23, ÊFrei- wiederum im 18. Jahrhundert zusam- pirsch, S. 23 f.). Auf die Denkmale, die in men mit der Nachbarherrschaft We- Zusammenhang mit Auswanderungen renwag in den Händen der Freiherren stehen, wird ebenfalls eigens einge- von befand (ÊFreiherren von Ulm, gangen (Ê„Auswanderer-Denkmale“, S. 215 f.). Ähnliches gilt für ehemals rit- S. 290 f.). terschaftliche Orte wie Geislingen und Die Vorstellung des örtlichen Brauch- Lautlingen, deren Inhaber die Schen- tums bildete einen weiteren Gesichts- ken von waren Ê( Schen- punkt, der bei der Auswahl der Klein- ken von Stauffenberg, S. 16 f. und denkmale berücksichtigt wurde. So 130_36, S. 175 ff.), Dotternhausen (von stehen insgesamt relativ viele Klein- Cotta) oder Zimmern unter der Burg denkmale, vor allem Brunnen und (Herren von Landenberg) sowie für Skulpturen, in Verbindung mit dem ört- Straßberg, das zum Stift Buchau ge- lichen Fastnachtsbrauchtum. Sie wur- hörte. Gewürdigt wurde nicht zuletzt den in der Regel von den Narrenverei- das Wahrzeichen des Zollernalbkreises, nen initiiert. In diesem Zusammenhang die Burg Hohenzollern (ÊBurg Hohen- sei das Grosselfinger Narrengericht zollern, S. 63 f.). hervorgehoben, das nachweislich auf Bevorzugt ausgewählt wurden Denk- eine jahrhundertealte Tradition zurück- male, die typisch sind für besondere blicken kann und das im Abstand von Aspekte der Regionalgeschichte und etwa vier Jahren an der Fastnacht statt- diese vermitteln. Als Beispiele seien findet. Ein Brunnen auf dem dortigen hier die Denkmale genannt, die an die Marktplatz erzählt von dieser einzigar- zahlreichen Untertanenaufstände in tigen Tradition (100_37, S. 121 f.). Hohenzollern-Hechingen vom 16. bis In die vorliegende Publikation wurden zum Ende des 18. Jahrhunderts erin- auch zahlreiche Skulpturen, die von re- nern. Es sind bemerkenswerterweise gionalen, aber auch überregionalen, oft Kleindenkmale, die in Verbindung mit namhaften Künstlerinnen und Künst- der Fastnacht stehen, so in Bisingen lern geschaffen wurden, aufgenom- der „Nichthuldiger-Brunnen“ (30_15, men. Sie finden sich sowohl in Städten S. 53 f.) und in Haigerloch-Owingen als auch in ländlichen Gemeinden. Sie eine „Fuchskopf-Stele“ (115_39, S. 149 ff.; sollen jeweils zur Verschönerung des ÊUntertanenaufstände in Hohenzol- Ortsbildes beitragen. lern-Hechingen, S. 150 ff.). An den Manche oft unscheinbaren Denkmale Kampf um die Ausübung des Jagd- stehen mit erschütternden Einzel- rechts im Gebiet der Freien Pirsch, der schicksalen oder Unglücksfällen in Ver- über die Jahrhunderte zahlreiche To- bindung. In Burladingen-Melchingen desopfer forderte, erinnern Grenz- und führen eine Hausinschrift und ein

EINLEITUNG XV Wirtshausschild zur Verbrennung einer kommene Arbeitsdienstmänner er- Frau als angebliche Hexe im Jahre 1596 richtet. Derartige Denkmäler für Un- (55_25 und 55_11, S. 82 f.). Ebenso findet glücksfälle konnten zwar nicht in ihrer sich in dem Ort ein Sühnekreuz Gesamtheit in die Publikation aufge- (55_18_19, S. 80 f.), das mit einem tat- nommen werden, doch wurde ver- sächlichen Sühnevertrag aus dem Jahr sucht, eine repräsentative Auswahl zu 1473 wegen eines Totschlags in Verbin- treffen. dung zu bringen ist (ÊSühnekreuz für Ausgewählt werden musste auch bei einen Totschlag, S. 81 f.). Für den 1843 Kleindenkmalarten, die sehr häufig ermordeten Bauern Johannes Stiefel vorkommen. Hier werden nach Mög- steht bei Burladingen-Hermannsdorf lichkeit besondere Denkmale vorge- ein Gedenkstein (50_9, S. 73). Bei stellt. Von den unzähligen Grenzstei- Albstadt-Onstmettingen erinnert der nen wurden beispielsweise nur solche „Kohlwinkelfelsen mit schwarzer in die Publikation aufgenommen, die Hand“ an die Mordtat, die eine bitter- eine Besonderheit aufweisen, wie bei- arme, hochschwangere Frau an ihrer spielsweise das Alter – so ist das dritt- Stieftochter beging (15_32, S. 21 f.). In älteste Kleindenkmal im Landkreis ein Rosenfeld steht ein Ehrenmal für neun Grenzstein (130_100, S. 177 f.) –, oder bei einem Marsch am 31. Juli 1873 an solche Grenzsteine, die historische Hitzschlag verstorbene Musketiere Landesgrenzen markieren, etwa zwi- (200_25, S. 239 f.). In Straßberg-Kaiserin- schen den seit 1850 zum Königreich gen findet sich der Startplatz der „Nat- Preußen gehörenden Hohenzollern- ter“, an dem kurz vor Ende des Zweiten schen Landen und dem Königreich Weltkriegs am 1. März 1945 noch ein Württemberg (u. a. 203_38, S. 247 f.). Die bemannter Raketentestflug stattfand, Grenzsteine bei Zimmern unter der den der Testpilot mit seinem Leben Burg mit dem Wappen mit den drei bezahlte (ÊRaketen-Flugzeug Natter, Ringen verweisen auf die Herren von S. 275). In Straßberg-Kaiseringen (221_5, Landenberg, die den Ort von 1549 bis S. 276) und Weilen unter den Rinnen 1657 innehatten (60_2, S. 100 und (230_2, S. 278) zeugen Gedenksteine 250_29, S. 295). von zwei tragischen Flugzeugabstür- Im ländlichen Raum wurden insbeson- zen in den Jahren 1981 bzw. 1977. Wei- dere Wegkreuze berücksichtigt, wel- tere Denkmale erinnern an bei Un- che die konfessionelle Prägung der glücksfällen Verstorbene, z.B. an von Orte vermitteln und von denen der Bäumen (55_21, S. 84 f.) oder dem Blitz historische Kontext bekannt ist, bei- (134_6, S. 183; 150_9a, S. 205) erschla- spielsweise wer sie stiftete oder warum gene Personen. Ein Gedenkstein ist bei sie errichtet wurden. Nur die älteren Balingen-Stockenhausen für zwei 1932 Steinkreuze aus der Zeit vor 1800 wur- bei Straßenbauarbeiten ums Leben ge- den fast alle aufgenommen (ÊStein-

XVI EINLEITUNG kreuze, S. 66 ff.). Diese Kreuze ebenso Etwa 4 km nordöstlich der Stadt He- wie die zahlreichen Kreuzwege und chingen auf der aktuellen Gemeinde- kleineren Kapellenbauten aus jüngerer grenze zwischen Hechingen (Zollern- und älterer Zeit stellen eindrucksvolle albkreis) und Mössingen (Landkreis Zeugnisse der Frömmigkeit dar.9 Tübingen), die zugleich Kreisgrenze ist, Da sich in jedem Ort Gefallenendenk- steht im Gewann Tiroler Kopf ein ehe- male finden, wurden hier ebenfalls be- maliger Grenzstein mit der Jahreszahl sondere Denkmale ausgewählt, so be- 1494, der wohl zugleich die frühere vorzugt die eher seltenen Denkmale Grenze zwischen der Grafschaft Zol- für die Kriege im 19. Jahrhundert oder lern, dem späteren Fürstentum Hohen- Denkmale, von denen die Künstler be- zollern-Hechingen, und Württemberg kannt sind. Diese Denkmale sollten uns markierte (130_100, S. 177 f.). Die jüngs- heute – unabhängig und ungeachtet ten in die Publikation aufgenomme- ihres historischen und ideologischen nen Kleindenkmale datieren aus dem Entstehungskontextes – mahnen, den Jahr 2015, so der Skulpturenpanorama- Frieden zu wahren. Ähnliches gilt für weg in Meßstetten (150_8, S. 204) und die KZ-Friedhöfe, die als Gedenk- die Gedenkstelen für die Opfer des stätten an Opfer des Nationalsozialis- Unternehmens „Wüste“ in den Orts- mus erinnern. Diese Gedenkstätten teilen von Balingen (24_8, S. 41 f.). bei Bisingen, Schömberg, Schömberg- Nicht zuletzt verfolgten die Herausge- Schörzingen und Dormettingen mit ber das Ziel, die Vielfalt der Kleindenk- ihren unterschiedlichen Kleindenkma- male vorzustellen und möglichst alle len sowie die Erinnerungsorte in Balin- Denkmalarten in dem Band zu reprä- gen (24_28, S. 41 f., exemplarisch die sentieren. Dennoch ist darauf hinzu- Gedenkstele in Balingen-Frommern) weisen, dass es sich letztlich um eine werden eingehender dargestellt (ÊUn- subjektive Auswahl handelt, über die ternehmen „Wüste“, S. 269 f.). stets diskutiert werden kann. Die voll- Hingewiesen sei auf die drei ältesten ständige Liste der erfassten Kleindenk- Kleindenkmale im Zollernalbkreis: In male kann wie bemerkt im Internet Rangendingen-Bietenhausen findeteingesehen werden. sich an der Pfarrkirche St. Agatha ein Zu bestimmten Kleindenkmalen wur- romanisches Tympanonfeld aus der den vertiefende Informationen in ins- zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gesamt 22 Kästen zusammengefasst, eingemauert, das wohl das älteste um Hintergrundwissen für verschie- Kleindenkmal im Zollernalbkreis dar- dene Kleindenkmale und Kleindenk- stellt (181_1, S. 229 f.). In Rosenfeld ist malarten zu vermitteln. Außer den be- die Brunnenstube des sogenannten reits erwähnten Kästen finden sich In- „Kindlesbrunnens“ (200_6, S. 239) laut formationen zu „Arma-Christi-Kreu- Inschrift auf das Jahr 1421 zu datieren. zen“ (S. 264), den Jakobusdenkmalen

EINLEITUNG XVII (S. 79 f.) und der Verwendung des Dop- Band die „Schätze am Wegesrand“ im peladlers als Wappentier (S. 83). Erläu- Zollernalbkreis, die uns täglich begeg- tert werden bestimmte historische nen, ins Bewusstsein gerückt würden. Sachverhalte, so die Hochwasserkata- „Man sieht nur, was man weiß“, meinte strophe von 1895 (S. 13 f.), die Nacht- Johann Wolfgang von Goethe, der da- jagdstellung bei Burladingen-Ringin- mit die Tatsache beschreibt, dass uns gen (S. 88 f.) oder das ehemalige Do- nur Dinge auffallen können, über die minikanerinnenkloster in Hechingen- wir Hintergrundwissen besitzen. Somit Stetten (S. 189). Ebenso werden einige soll das Buch einen Beitrag dazu leis- Persönlichkeiten mit knappen Biogra- ten, sich des Werts der Kleindenkmale fien vorgestellt, etwa Friedrich Wilhelm bewusst zu werden und diese Werte von Steuben (1730–1794), Hofmarschall dauerhaft zu erhalten. des Fürsten von Hohenzollern-Hechin- Wie leicht Kleindenkmale im Übrigen gen in den Jahren 1764 bis 1776 verschwinden oder an ihnen Änderun- und später „Organisator“ der amerika- gen vorgenommen werden können, nische Armee im Unabhängigkeits- war bei der Abfassung des vorliegen- krieg (S. 166), oder der Kirchenmaler den Bandes wiederholt festzustellen, August Blepp (1885–1949) in seinem z. B. sind Inschriften oft nicht mehr les- Geburtsort Weilen unter den Rinnen bar, Holzkreuze mussten ersetzt wer- (S. 277 f.). den, manches Kleindenkmal oder ein In einem Künstlerverzeichnis finden Bestandteil davon verschwand seit der sich Kurzbiografien mit den Lebensda- Erfassung. ten von Kunstschaffenden und Hand- werkern, sofern diese Daten mit einem zu rechtfertigenden Zeitaufwand zu ermitteln waren, sowie die Nennung ZUM AUFBAU DER ARTIKEL der von ihnen geschaffenen und im ZU DEN EINZELNEN Buch präsentierten Denkmale. Dieses KLEINDENKMALEN Verzeichnis ermöglicht es unter ande- rem, Querverbindungen herzustellen, z. B. bei Bildhauern, die mehrere Krie- Jedes Kleindenkmal erhielt bei der Er- gerdenkmale oder Brunnen schufen. fassung im Denkmalamt eine eindeu- Ein sachthematisches Verzeichnis nach tige Identifikationsnummer. Diese der Art der Kleindenkmale dient Nummer wurde in der vorliegenden gleichfalls dem eben genannten Ziel Publikation beibehalten, um Verweise und ermöglicht es, sich zu bestimmten zu ermöglichen und auf die Kleindenk- Kleindenkmalarten zu orientieren. maldokumentation im Kreisarchiv Zol- Die Projektkoordinatoren würden sich lernalbkreis und die Denkmalliste im freuen, wenn mit dem vorliegenden Internet zurückgreifen zu können.

XVIII EINLEITUNG Zunächst werden jeweils die Klein- DANK denkmale im Kernort vorgestellt, dann folgen die Ortsteile in alphabetischer An erster Stelle und in besonderem Reihenfolge. Kleine Karten am Anfang Maße ist den zahlreichen ehrenamtlich eines Kapitels zeigen die Lage des Or- an der Kleindenkmaldokumentation tes im Landkreis. Begonnen wird je- Beteiligten zu danken. Alle, die hierbei weils mit der Beschreibung der inner- mitwirkten, werden in einem eigenen halb des Ortes gelegenen Denkmale, Verzeichnis aufgeführt. Die vorlie- anschließend folgen die Denkmale gende Publikation ist insofern ein Ge- außerorts und zwar in der Reihenfolge meinschaftswerk, zu dem alle Erfas- eines virtuellen Spaziergangs. senden beitrugen. Der Standort jedes Denkmals ist mög- In diesem Zusammenhang sei auch all lichst eindeutig beschrieben. Innerorts denjenigen Vereinigungen und Perso- dienten dazu Straßennamen und nen gedankt, die sich vor Ort engagiert Hausnummern. Bei Lagen außerorts um den Erhalt von Kleindenkmalen wurden in Einzelfällen die Geodaten kümmern. Ohne sie wären viele der in angegeben, falls die Beschreibung der Publikation vorgestellten Denk- nicht hinlänglich erschien. male nicht mehr oder nicht in einem so Bei jedem Denkmal sind – sofern es guten Zustand erhalten. Gleicherma- mit vertretbarem Aufwand möglich ßen sei den genannten Vereinigungen war – die Maße angegeben, und zwar gedankt, die das Projekt zur Erfassung in der Reihenfolge Höhe, Breite und der Kleindenkmale im Zollernalbkreis Tiefe. mittrugen. Enthalten die Kleindenkmale Inschrif- Zu danken ist dem Lenkungskreis für ten, so wurden diese nach Möglichkeit das landesweite Projekt Kleindenk- in die vorliegende Publikation aufge- male, namentlich Reinhard Wolf als nommen. Nicht wiedergegeben wur- Vertreter der Vereine und Dr. Ulrike den aufgrund ihrer großen Anzahl in Plate, Landesamt für Denkmalpflege der Regel Personennamen, insbeson- im Regierungspräsidium Stuttgart. dere auf Gefallenendenkmalen. Man- Für die meisten Fotos der Kleindenk- che Inschriften sind ganz oder in Teilen male in dem vorliegenden Band ist unlesbar. Hilmar Hahn, Balingen, zu danken, der Schließlich wurden auch Quellen- und sich auf mehrere Fahrten durch den Literaturbelege hinzugefügt, sofern Landkreis begab, um die Kleindenk- diese für die weiterführende Beschäfti- male auf einem aktuellen Stand im Bild gung mit bestimmten Denkmalen zu dokumentieren. sinnvoll erschienen. Für die weitreichende Unterstützung und die Bereitstellung von Karten und Plänen sowie des Geoinformationssys-

EINLEITUNG XIX tems (GIS) durch das Amt für Vermes- zu prüfen, wofür ihm ebenfalls zu dan- sung und Flurneuordnung ist nament- ken ist. lich Jürgen Clesle zu danken. Ein ganz besonderer Dank gilt Martina Dank geht auch an alle, die mit Infor- Blaschka M.A., Projektkoordinatorin mationen jeglicher Art zu der vorlie- Kleindenkmale beim Landesamt für genden Publikation beitrugen und die Denkmalpflege, für die hervorragende in ihrer Gesamtheit nicht namentlich Kooperation und Dr. Eva-Maria Krauße- erwähnt werden können. Jünemann, Landesamt für Denkmal- Die Auswahl der Denkmale für die vor- pflege im Regierungspräsidium Stutt- liegende Publikation wurde den Bür- gart, welche die Erfassungsergebnisse germeisterämtern zur Stellungnahme in Esslingen bearbeitete. Ihre wertvol- zugeleitet. Ihnen sei für die gute Ko- len, kunsthistorisch qualifizierten Texte operation bei dem gesamten Projekt lieferten einen wichtigen Grundstock besonders gedankt, beispielsweise in- für die vorliegende Publikation. dem sie unproblematisch Einsicht- Nicht zuletzt ist dem Zollernalbkreis nahme in ihre Archive gewährten. Her- für die Drucklegung der vorliegenden vorzuheben ist in diesem Zusammen- Publikation zu danken, stellvertretend hang, dass sich die Kommunen vielfach Landrat Günther-Martin Pauli, der als maßgeblich um die Sicherung und den Schirmherr das Projekt zur Erfassung Erhalt ihrer Kleindenkmale kümmern. der Kleindenkmale im Zollernalbkreis Die vorliegende Publikation mag ein von Anfang an mittrug und unter- Ansporn sein, in diesen Bestrebungen stützte. fortzufahren und sich um ihre „Schätze“ zu kümmern. Helmut Lorenz, Dr. Andreas Zekorn Konrad Wiget, Ortsvorsteher von Hai- Projektkoordinatoren gerloch-Stetten, half engagiert, die Kleindenkmale im Zollernalbkreis getroffene Auswahl der Kleindenkmale

XX EINLEITUNG DIE HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES ZOLLERNALBKREISES

Andreas Zekorn

Die folgende kurze Darstellung der Ge- stein) kreuzten. Sodann existierten schichte des Zollernalbkreises soll den mehrere Siedlungen und Gutshöfe, historischen Kontext vorstellen, in dem deren bekanntester sich bei Hechin- die Kleindenkmale stehen. Der histori- gen-Stein (136_13, S. 185 f.) befindet (um sche Abriss ist insofern auf eine Rele- 90 n. Chr. bis um 260 n. Chr.). Es gab da- vanz hinsichtlich der Kleindenkmale mit in römischer Zeit eine leistungsfä- ausgerichtet. hige Infrastruktur aus Siedlungen, Mili- täranlagen und Verkehrswegen. Bis weit ins 3. Jahrhundert hinein gehörte der überwiegende Teil des Kreisgebiets FRÜHGESCHICHTE wohl zur römischen Provinz Germania (RÖMISCHE ZEIT) Superior (Obergermanien).

Im 1. Jahrhundert nach Christus wurde das Voralpenland von den Römern in TERRITORIALE VIELFALT Besitz genommen und in das römische VOM MITTELALTER BIS INS Reich eingegliedert. Das heutige Ge- 19. JAHRHUNDERT: WÜRTTEM- biet des Zollernalbkreises wurde da- BERG, HABSBURG UND mals von römischen Verbindungsstra- HOHENZOLLERN ßen durchschnitten, von denen sich die Straßen von Sulz – Häsenbühl (Ê91_36, S. 116 f.) – Lautlingen – Winterlingen – Seit dem 11. bzw. 14. Jahrhundert kann Donau/Laiz und von (b) Rottenburg die Geschichte des Kreisgebiets mit (Sumelocenna) – (Arae Flaviae) drei wichtigen Adelshäusern in Ver- bei Geislingen am Häsenbühl (Kaiser- bindung gebracht werden, die hier Be-

DIE HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES ZOLLERNALBKREISES XXI sitzungen hatten: Württemberg, Habs- anderem mit Dormettingen, Erlaheim, burg und Hohenzollern. Nusplingen und Obernheim (ÊFreiher- Der Raum um die Städte Balingen, ren von Ulm, S. 215 f., und 151_27, S. 206 f.). Ebingen und Rosenfeld gehörte seit Für die unmittelbar unter österreichi- dem Spätmittelalter vornehmlich zu scher Landeshoheit stehenden Orte der Württemberg, das dort im 14. und Grafschaft Hohenberg und die Städte 15. Jahrhundert bedeutende Erwer- Schömberg und Binsdorf war das Ober- bungen tätigen konnte, z. B. die Herr- amt Rottenburg zuständig. schaften Rosenfeld und Schalksburg Hingewiesen sei an dieser Stelle auf die mit Balingen (1403) oder die Stadt Ebin- ritterschaftlichen Gebiete und Familien, gen. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts z. B. die Herren von Bubenhofen, die im waren die genannten Orte (Ober-) Mittelalter u. a. im Besitz von Geislin- Amtsstädte mit gewissen zentralörtli- gen, Grosselfingen, Dotternhausen und chen Funktionen. Von diesen Amts- Roßwangen waren, oder die Schenken städten blieb nur Balingen als Verwal- von Stauffenberg; letztere besaßen tungssitz erhalten. Württemberg be- Lautlingen und Margrethausen (ab saß damit im Kreisgebiet etwa ab dem 1625) sowie Geislingen (ab 1697/98) 16. Jahrhundert die qualitativ verdich- (ÊSchenken von Stauffenberg, S. 16 f., tetste Landesherrschaft und Verwal- 90_36, S. 111, 130_36, S. 175 ff.). Diese rit- tung. Die Geschichte dieses württem- terschaftlichen Gebiete entstanden in bergischen Kreisanteils verlief im Rah- einer Art Pufferzone zwischen den in men der allgemeinen württembergi- der Gegend führenden Mächten Habs- schen Historie, was unter anderem burg und Württemberg. bedeutete, dass hier ab 1534 die Refor- Von den kirchlichen Herrschaften und mation durchgeführt wurde. Klöstern ragt die Herrschaft Straßberg Ein wesentlicher Teil des heutigen Kreis- (Ê220_8, S. 271 f.) mit Straßberg, Kaise- gebiets ist mit Habsburg verbunden, ringen und Frohnstetten hervor, die das 1381 die Herrschaft Hohenberg von seit dem 13./14. Jahrhundert dem Stift dem gleichnamigen Adelsgeschlecht Buchau gehörte und zunächst als Le- erwarb (Êz. B. 210_49, S. 255 f., und 211_9, hen vergeben war; ab 1625 wurde sie S. 262 f.). Österreich übte die Herrschaft als eigenes Amt unter direkte Verwal- zum Teil direkt aus, beispielsweise über tung des Stifts gestellt. Die Herrschaft die Städte Schömberg und Binsdorf, Straßberg gelangte infolge von Säkula- zum Teil verpfändete es die Herrschaf- risation und Mediatisierung zu Beginn ten bzw. vergab sie als Lehen, wie etwa des 19. Jahrhunderts über die Fürsten die Herrschaft Werenwag, zu der unter von Fürstenberg an Hohenzollern-Sig- anderem Hartheim, Heinstetten und maringen. Unterdigisheim (heute Stadt Meßstet- 1805/06 fielen die österreichischen und ten) gehörten, oder Kallenberg unter ritterschaftlichen Orte infolge der Me-

XXII DIE HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES ZOLLERNALBKREISES diatisierung (der Unterstellung eines loch. Bei der Erbteilung von 1576 ent- bisher unmittelbaren Standes unter standen drei zollerische Linien, von die Landeshoheit eines anderen denen die Haigerlocher 1634 wieder Reichsstandes) im Wesentlichen an erlosch. Im Wesentlichen bestanden Württemberg. Man teilte sie den Ober- ab 1623/34 die beiden Fürstentümer ämtern Balingen, Rottweil, Spaichin- Hohenzollern-Hechingen und Hohen- gen und Sulz zu. 1938 wurde dann der zollern-. Insbesondere in Kreis Balingen in dem Umfang gebil- Hohenzollern-Hechingen kam es vom det, wie er 1973 im Zollernalbkreis auf- 16. bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ging. Hartheim und Heinstetten ka- zu teils heftigen Auseinandersetzun- men allerdings 1810 an Baden und da- gen zwischen Herrschaft und Unterta- mit erst 1973 zum Zollernalbkreis. nen (ÊUntertanenaufstände in Ho- Schließlich muss von den Hohenzol- henzollern, S. 155 ff.). lern die Rede sein, die im heutigen Derartige Auseinandersetzungen zwi- Zollernalbkreis ihre Stammburg besit- schen Herrschaft und Untertanen gab zen, die zum Wahrzeichen des Land- es aber auch in anderen Herrschafts- kreises wurde (ÊBurg Hohenzollern, gebieten, z. B. in Sigmaringen oder S. 63 f.). Um 1170 spaltete sich die ho- Kallenberg, allerdings verliefen gerade henbergische Linie ab, die als – im Ge- in diesen Gebieten die Konflikte dank gensatz zu den Zollern – staufertreue österreichischer Einflussnahme in ab- Linie den wichtigeren Besitz erhielt. gemildeter Form. Anzumerken bleibt, Diese Linie hatte Oberhohenberg (bei dass auch in den hohenzollerischen Schömberg-Schörzingen) als Stamm- Fürstentümern über die dortigen burg und dehnte ihren Herrschaftsbe- „Landschaften“ begrenzte Mitwir- reich über Haigerloch nach Rottenburg kungs- und Mitsprachemöglichkeiten aus. Die Grafen von Hohenberg veräu- für die Untertanen vorhanden waren. ßerten wohl infolge einer Finanzkrise die Grafschaft im Jahre 1381 an Habs- burg. Aus der zu Beginn des 13. Jahrhunderts DER HOHENZOLLERISCHE abgespaltenen fränkischen Linie der SONDERWEG Hohenzollern gingen die Markgrafen und Kurfürsten von und das spätere preußische Königs- und Die hohenzollerischen Fürstentümer Kaiserhaus hervor. Die schwäbische Li- beschritten ab 1806 einen Sonderweg: nie der Zollern blieb im Raum ansässig Sie wurden nicht – wie andere ver- und konnte nach 1430 ihr Herrschafts- gleichbare Fürstentümer – mediatisiert, gebiet konsolidieren und erweitern, d. h. einem größeren Staatswesen ein- etwa 1497 um die Herrschaft Haiger- gegliedert, sondern sie blieben zu-

DIE HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES ZOLLERNALBKREISES XXIII nächst als selbstständige Staaten be- im Großen und Ganzen den 1925 ge- stehen, dank persönlicher Beziehun- bildeten Kreis Hechingen. gen zu über Fürstin Amalie Zephyrine von Hohenzollern-Sigmarin- gen, aber auch dank tatkräftiger ho- DAS 20. JAHRHUNDERT henzollerischer Beamter und preußi- scher Schützenhilfe. Obendrein erhiel- Aus der Zeit des nationalsozialistischen ten sie durch Säkularisation und Media- Unrechtsregimes seien zwei Komplexe tisierung sogar Besitzzuwachs, Sig - hervorgehoben: die Deportation und maringen u. a. fürstenbergische Herr- Ermordung der Haigerlocher und He- schaftsgebiete (im Kreisgebiet: Mel- chinger Juden (ÊJuden in Hohenzol- chingen, Ringingen, Salmendingen). lern, S. 171 ff.) sowie die Konzentrations- Die Revolution 1848/49 brachte den lager des Unternehmens Wüste (ÊUn- beiden kleinen Duodezfürstentümern ternehmen „Wüste“, S. 269 f.). Beide einen Modernisierungsschub. Hohen- Komplexe werden in den genannten zollern-Hechingen erhielt z. B. eine Kästen mit genaueren Hintergrundin- Verfassung. Als Folge der Revolution formationen dargestellt. und aus der Einsicht heraus, dass der- Nach dem Ende des Zweiten Welt- artige kleine Staaten nicht mehr le- kriegs gehörten der Landkreis Balin- bensfähig waren, traten die zoller- gen und die „zollerischen“ Landkreise ischen Fürsten ihre Fürstentümer auf Hechingen und Sigmaringen zur fran- der Grundlage alter Erbverträge an die zösischen Besatzungszone. Mit der preußischen Vettern ab. Als „Hohen- Gründung (Süd-)Württemberg-Hohen- zollerische Lande“ wurden die Fürsten- zollerns 1947 fanden die benachbarten tümer 1850 in den preußischen Staat Kreise erstmals in einem gemeinsamen eingegliedert, wo sie einen gewissen Land zusammen. Kurz darauf, 1952, Sonderstatus, vergleichbar demjeni- gingen ehemals württembergische gen einer preußischen Provinz, und und zollerische Gebiete im neuen Süd- Selbstverwaltungsrechte genossen. weststaat Baden-Württemberg auf. Bei Mit der Zerschlagung Preußens 1945/47 der Kreisreform entstand der neue kamen die Hohenzollerischen Lande, Zollernalbkreis zum 1.1.1973 aus dem d. h. die Landkreise Hechingen und Kreis Balingen, dem Großteil des Krei- Sigmaringen, zum 1947 gebildeten ses Hechingen sowie einzelnen Orten Land (Süd-)Württemberg-Hohenzol- der alten Landkreise Rottweil, Stock- lern. Die letzten Reste der hohenzolle- ach und Sigmaringen. rischen Sonderstellung wurden 1972 Die Geschichte der einzelnen Kreisteile im Zusammenhang mit der Kreisre- spiegelt sich im Wappen des Zollern- form beseitigt. Der ehemals hohenzol- albkreises wider: Das gespaltene Land- lerische Teil des Landkreises umfasst kreiswappen verbindet den von Silber

XXIV DIE HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES ZOLLERNALBKREISES (Weiß) und Schwarz gevierten Zollern- (Schuhmacherei), das Holzgewerbe schild mit dem württembergischen sowie die Elektrotechnik. Stammwappen, das drei Hirschstangen Die unterschiedliche Geschichte macht enthält. Der Zollernschild befindet sich sich ebenfalls bei der konfessionellen damit in der vorderen und das würt- Zusammensetzung der Bevölkerung tembergische Wappen in der hinteren bemerkbar: Die Konfessionszugehörig- Schildhälfte. Es wird so auf die bedeu- keit im altwürttembergischen Teil des tendsten Territorialherrschaften hinge- Altkreises Balingen, wo die Reforma- wiesen, welche die Geschichte des tion durchgeführt wurde, war über- Kreisgebiets prägten. Das Innenminis- wiegend evangelisch; im Altkreis He- terium Baden-Württemberg verlieh chingen und in den neuwürttembergi- dem Zollernalbkreis am 2. August 1974 schen Gebieten war die Konfession das Recht zur Führung dieses Wappens. vorwiegend katholisch. Besonders hervorzuheben sind die jü- dischen Gemeinden in Haigerloch und Hechingen, die dort seit dem 16./17. Jahrhundert existierten und über die gesondert informiert wird Wappen des Zollernalbkreises: In gespaltenem (ÊJuden in Hohenzollern, S. 171 ff.). Das Schild vorne von Silber (Weiß) und Schwarz ge- Ende dieser jüdischen Gemeinden kam viert, hinten in Gold (Gelb) drei liegende 1941 mit der nationalsozialistischen Un- schwarze Hirschstangen übereinander. rechtsherrschaft, die durch die Ermor- dung der Juden auch ein reiches kul- turelles Erbe vernichtete. WIRTSCHAFT – KONFESSIONEN Die verschiedenartige Geschichte und UND RELIGIONEN – KULTUR Konfessionszugehörigkeit wirkte sich auf die Gestaltung der Kulturland- Die unterschiedliche Vergangenheit schaften „mit eigenständigen Traditio- der einzelnen Gebiete des Zollernalb- nen in Sitte und Brauchtum, Lebensart kreises wirkte sich u. a. dahingehend und Lebensauffassung“ (Seigel) aus. aus, dass der ehemals württembergi- Ganz deutlich wird dies etwa bei der sche Teil im 19. und 20. Jahrhundert Fastnacht, die im katholischen Raum eine andere Wirtschaftsstruktur auf- fest verankert ist und erst in jüngerer wies als der hohenzollerische und Zeit auch in evangelischen Gebieten wohl früher industrialisiert wurde. Do- Wurzeln schlägt. minierend war vielfach die Textilindus- Die unterschiedliche Geschichte zeigt trie; hervorzuheben sind ebenfalls die ihre Auswirkungen dann insbesondere feinmechanische Industrie (Waagen- auch bei den vorhandenen Kunstdenk- bau), das lederverarbeitende Gewerbe mälern und Sehenswürdigkeiten, zu-

DIE HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES ZOLLERNALBKREISES XXV nächst – relativ einfach – an den unter- baulich ausgestaltet sind, sowie mit schiedlichen Ausgestaltungen der Balingen, Ebingen und Rosenfeld drei evangelischen und katholischen Kir- ehemalige württembergische Amts- chen. Äußerlich kenntlich sind die ka- städte. Es sind Klosterbauten (z. B. St. tholischen Gebiete zudem häufig an Luzen, Rangendingen, Margrethausen, den errichteten Feldkreuzen. Spuren Binsdorf) und Reminiszenzen der jüdischen Lebens finden sich noch in Reichsritter (z. B. Schlösser in Lautlin- Hechingen und Haigerloch (Synago- gen, Geislingen, Zimmern u.d.B., Dot- gen, jüdische Friedhöfe). Der Zollern- ternhausen) vorhanden. Im industriali- albkreis kann mit Haigerloch und He- sierteren württembergischen Teil fin- chingen zwei ehemalige Residenz- den sich entsprechende repräsentative städte vorweisen, die entsprechend Industriebauten und -denkmäler.

ZEITTAFEL

1061 Erste Erwähnung der Hohenzollern Um 1170 Abspaltung der hohenbergischen Linie von den Zollern (Stammburg Hohenberg bei Schömberg-Schörzingen) Abspaltung der fränkischen Linie der Hohenzollern nach der Ehe Graf Friedrichs I. von Zollern mit der Tochter des letzten Burggrafen von Nürnberg aus dem Hause Raabs 1192; aus dieser Linie ging das spätere preußische Königs- und Kaiserhaus hervor 1317 Erwerb der Herrschaft Rosenfeld durch Württemberg von den Her- zögen von Teck 1367 Erwerb der hohenbergischen Stadt Ebingen durch Württemberg 1381 Verkauf der Herrschaft Hohenberg, inklusive der Herrschaft Haiger- loch, an Habsburg durch die Hohenberger; zum Teil Weiterveräuße- rung oder Verpfändung der Neuerwerbungen 1403 Erwerb der zollerischen Herrschaft Schalksburg (mit Balingen) durch Württemberg 1497 Erwerb der österreichischen Herrschaft Haigerloch durch Zollern 1534/36 Durchführung der Reformation in den württembergischen Gebieten Belehnung der Zollern mit den Grafschaften Sigmaringen und Verin- gen (davon heute im Zollernalbkreis: Winterlingen-Benzingen und -Harthausen) 1576 Bildung der drei zollerischen Linien Haigerloch (Herrschaften Haiger- loch und Wehrstein), Hechingen (Grafschaft Zollern) und Sigmaringen (Grafschaften Sigmaringen und Veringen)

XXVI DIE HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES ZOLLERNALBKREISES 1623 Erhebung der Grafen von Zollern Hechingen und Sigmaringen in den Reichsfürstenstand 1634 Erlöschen der Linie Hohenzollern-Haigerloch und Übergang des Be- sitzes an Hohenzollern-Sigmaringen 1795/98 Stadt- bzw. Landesvergleich zwischen dem Fürsten von Hohenzollern- Hechingen und der Stadt Hechingen sowie den Untertanen auf dem Lande zur Beilegung der wiederholten Bauernunruhen in Hohenzol- lern-Hechingen, die teils gewaltsam, teils rechtlich ausgetragen wer- den. Sie entzünden sich in Hechingen u. a. an Fronleistungen (1619 für die Burg Hohenzollern), Steuern, Leibeigenschaftsfragen und dem Jagdrecht. Derartige Unruhen gab es auch in anderen Herrschaften. 1803/06 Säkularisation und Mediatisierung u.a. – nur Baden, Württemberg und die beiden hohenzollerischen Fürs- tentümer bleiben als selbstständige Staaten im deutschen Süd- westen erhalten; die beiden Hohenzollern mit Aufnahme in den Rheinbund und später in den Deutschen Bund – Übergang der vorderösterreichischen und reichsritterschaftlichen (z. B. Geislingen, Lautlingen, Dotternhausen, Zimmern u.d.B.) Ge- biete an Württemberg (Hartheim und Heinstetten 1810 an Baden) – Säkularisation der Klöster (z. B. Binsdorf, Margrethausen an Würt- temberg; St. Luzen, Rangendingen, Stetten b. Hechingen an Ho- henzollern-Hechingen) Herrschaft Straßberg des Stifts Buchau an Thurn und Taxis; 1806/1836 an Hohenzollern-Sigmaringen – Fürstenbergische Herrschaftsgebiete (Trochtelfingen, Jungnau) und die Freiherrlich von Spethschen Besitzungen an Sigmaringen 1848/49 Revolution (heftiger Verlauf vor allem in den hohenzollerischen Fürs- tentümern) 1850 Übergang der hohenzollerischen Fürstentümer Hechingen und Sig- maringen an Preußen infolge der Revolution 1848/49 1925 Bildung des Kreises Hechingen 1938 Kreisreform Balingen Ab 1945 Nach Kriegsende: Zugehörigkeit zur franzöischen Besatzungszone. Mit der Zerschlagung des preußischen Staates 1945/47 kommen die hohenzollerischen Landkreise Hechingen und Sigmaringen zum Land Württemberg-Hohenzollern 1972/73 Die hohenzollerischen Landkreise verlieren u. a. mit der Aufhebung des Landeskommunalverbandes letzte Reste ihres Sonderstatus 1973 Bildung des Zollernalbkreises.

DIE HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES ZOLLERNALBKREISES XXVII LITERATUR ZUR GESCHICHTE ANMERKUNGEN DES ZOLLERNALBKREISES 1 Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm (IN AUSWAHL) Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961. Quellenverzeichnis, Leipzig 1971. Online-Version vom 18.12.2017: Bd. 2, Sp. 941 bis 942 (http:// www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=denkmal; Der Zollernalbkreis, hg. v. Heinrich http://www.woerterbuchnetz.de/DWB?bookref Haasis, Stuttgart 1989; darin besonders: =2,941,29). 2 Definition zit. nach: Reinhard Wolf, Martina Rudolf Seigel, Die alten Herrschaftsge- Blaschka, Kleindenkmale in Baden-Württemberg. biete des Zollernalbkreises, S. 79–124. Anleitung zur Erfassung und Dokumentation. Stuttgart 2001, völlig überarbeitete Neuauflage 2010). – Abrufbar unter: http://www.zollernalb- Helber, Kunst- und Kulturdenkmale im kreis.de/site/LRA-ZAK-ROOT/node/106112/ Zollernalbkreis Lde?QUERYSTRING=Kleindenkmale. 3 Allgemein: http://www.kleindenkmale-bw.de/. 4 Kleindenkmale im Zollernalbkreis. Informatio- KB BL I, KB BL II: Der Landkreis Balin- nen zum Projekt und Erfassungsrichtlinien für den Zollernalbkreis, Stand: 17.11.2010 (http://www.zol- gen. Amtliche Kreisbeschreibung lernalbkreis.de/site/LRA-ZAK-ROOT/get/params_ E2083804573/106126/Projektreader.pdf). – Martina Blaschka, Helmut Lorenz, Andreas Zekorn: Erfas- Kallenberg (Hrsg.), Hohenzollern sung der Kleindenkmale im Zollernalbkreis, in: Hohenzollerische Heimat. – 61 [i.e. 60]. 2010, 3. – S. 52–53. Möglichkeiten des Erinnerns. Orte jü- 5 Kleindenkmale im Zollernalbkreis, Projektrea- dischen Lebens und nationalsozialisti- der.pdf (wie Anm. 4). schen Unrechts im Zollernalbkreis und 6 http://www.zollernalbkreis.de/site/LRA-ZAK- ROOT/node/106112/Lde?QUERYSTRING=Kleindenk- im Kreis Rottweil male. 7 Dazu: Dr. Eva-Maria Krauße-Jünemann, Landes- amt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Morrissey: Zollernalbkreis. Führer zu Stuttgart: Vortrag zur Abschlussveranstaltung des archäologischen Denkmälern Kleindenkmalprojekts im Zollernalbkreis in Balin- gen, 20.11.2014 (http://www.zollernalbkreis.de/site/ LRA-ZAK-ROOT/get/params_E2045552435/10633615/ Verblendung, Mord und Widerstand. 03_Krausse_Juenemann_Rede_Balingen.pdf). 8 Dr. Andreas Zekorn, Kreisarchiv Zollernalbkreis: Aspekte nationalsozialistischer Un- Erfahrungsbericht: Die „Erfassung der Kleindenk- rechtsherrschaft male im Zollernalbkreis“. Abschlussveranstaltung des Projekts „Kleindenkmale im Zollernalbkreis“ Donnerstag , 20. November 2014, 19.30 Uhr im Blau-Weiß-Rot: Leben unter der Triko- Landratsamt Zollernalbkreis (http://www.zollern- lore. Die Kreise Balingen und Hechin- albkreis.de/site/LRA-ZAK-ROOT/get/params_ E1166174545/10633579/00_Zekorn_Erfahrungsbe- gen in der Nachkriegszeit 1945 bis 1949 richt%20Kleindenkmale.pdf). – Ders., Von „A“ wie Aushängeschild bis „W“ wie „Widder“ – Abschluss des Projekts Erfassung der Kleindenkmale im Zol- Zekorn/Rüth/Schuster/Weber (Hgg.), lernalbkreis. Vorderösterreich an oberem 9 Vgl. das sachthematische Verzeichnis der Klein- und oberer Donau denkmale, S. 333 ff.

XXVIII DIE HISTORISCHE ENTWICKLUNG DES ZOLLERNALBKREISES ALBSTADT

BURGFELDEN

10_5 In der Ortsmitte vor dem Bür- gerhaus (Burgweg 4) steht die 170 cm hohe Bronzeplastik „Großer Lauten- spieler“. Dargestellt ist ein unbekleide- ter, Laute spielender Mann, der auf einem ebenfalls aus Bronze gearbeite- ten Pfeiler sitzt. Das in leicht abstra- hierter Formensprache gestaltete Ob- jekt schuf 1966 der Hamburger Bild- hauer ÊFritz Fleer (* 1921, † 1997). Die Plastik wurde anlässlich der Einwei- hung des Bürgerhauses im Jahr 1985 von Ernst Adolf Groz (* 1931, † 1998) gespendet, der ein Mäzen und Förde- rer von Burgfelden sowie von 1987 bis 1995 erster Vorsitzender des Förderver- 10_5 eins Burgfelden war. Groz, Sohn des ehemaligen Oberbürgermeisters der Stadt Ebingen und Geschäftsführers der Firma Groz-Beckert, Walther Groz, war von 1974 bis 1996 Mitglied der Ge- schäftsführung und persönlich haften- der Gesellschafter von Groz-Beckert, eines Unternehmens für industrielle Maschinennadeln, Präzisionsteile und Feinwerkzeuge. 10_7

10_7 Das Burgfelder Waaghaus Holzbau mit ziegelgedecktem Sattel- (Burgweg 6) ist ein kleiner, rechteckiger dach (Innenmaße: 335 × 294 × 247 cm).

BURGFELDEN 1