SWR2 Musikstunde

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SWR2 Musikstunde 1 SWR2 MANUSKRIPT SWR2 Musikstunde „Spazierstock, Hut und Notenpapier“ – Musiker Museen im Lande (2) Gebrüder Busch Gedenkstätte in Siegen Mit Antonie von Schönfeld Sendung: 7. Februar 2017 Redaktion: Dr. Ulla Zierau Produktion: SWR 2017 Bitte beachten Sie: Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers bzw. des SWR. Service: SWR2 Musikstunde können Sie auch als Live-Stream hören im SWR2 Webradio unter www.swr2.de Kennen Sie schon das Serviceangebot des Kulturradios SWR2? Mit der kostenlosen SWR2 Kulturkarte können Sie zu ermäßigten Eintrittspreisen Veranstaltungen des SWR2 und seiner vielen Kulturpartner im Sendegebiet besuchen. Mit dem Infoheft SWR2 Kulturservice sind Sie stets über SWR2 und die zahlreichen Veranstaltungen im SWR2-Kulturpartner-Netz informiert. Jetzt anmelden unter 07221/300 200 oder swr2.de 2 „Spazierstock, Hut und Notenpapier“ - Musiker Museen im Lande (2) Gebrüder Busch Gedenkstätte in Siegen Signet ...mit AvS „Spazierstock, Hut und Notenpapier“ ist das Thema dieser Woche, wir besuchen Musiker-Museen im Lande, immer neugierig auf das, was es zu sehen gibt in den Vitrinen eines Ausstellungsortes und wie der jeweilige Musiker, die jeweiligen Musiker uns Besuchern dargestellt und nähergebracht werden. Titelmusik Schumann - die Brüder Busch - Beethoven - Joseph Martin Kraus - Friedrich Silcher – das ist etwa unsere Besuchsroute in dieser SWR2-Musikstunden-Woche, sie führt vom Rheinland nach Süden, mit kleinen Schlenkern: Nach dem Auftakt gestern bei den Schumanns in Düsseldorf und vor Beethoven in Bonn morgen geht es heute, in der 2. Folge, nach Siegen, in die Gedenkstätte der Brüder Busch. Wir lassen den Rhein also hinter uns und fahren in Richtung Sauerland und noch ein kleines Stück weiter ins Siegerland. Ein kleines Stückchen, das einen großen Unterschied macht, denn historisch und religiös grenzen sich beide Regionen voneinander ab, sprachlich und kulturell orientiert sich das Siegerland nicht am Sauerland, sondern eher am südlich gelegenen Westerwald. Die Stadt Siegen – Namensgeber ist das Flüsschen Sieg – liegt eingebettet in den Tälern und Mulden dieser Mittelgebirgsregion, eine wunderbare Gegend zum Laufen. Wanderfreunde kennen vielleicht den Rothaarsteig - doch wirklich bekannt sind weder Stadt noch Umland, dabei verbinden sich mit Siegen einige bekannte Namen: Der Maler Peter Paul Rubens ist hier auf die Welt gekommen, die Stadt veranstaltet alle zwei Jahre im Sommer ein Rubensfest und alle fünf Jahre wird der Rubenspreis an herausragende Maler oder Graphiker verliehen. Rubens war flämischer Herkunft, 3 er lebte später in Italien und in den Niederlanden. Im Siegerlandmuseum im Oberen Schloss sind einige Gemälde von ihm zu sehen. Aus Siegen - ich springe in unsere Zeit - kommt auch der Literat und Orientalist Navid Kermani. Er ist Sohn iranischer Eltern, weiß wunderbar zu schreiben und meldet sich in politisch-gesellschaftlichen Fragen immer wieder kritisch zu Wort. 2015 hat Kermani den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommen. Und zwischen 1880 und 1900 wurden hier fünf Brüder geboren, die sich den darstellenden Künsten verschrieben haben, dem Theater und vor allem der Musik - die Gebrüder Busch: ________________________________________________________ Musik 1 Adolf Busch 0`45 <1> Introduzione: Vivace, ma non troppo aus: Hausmusik - Duett Nr. 1 op. 26a (1921) Bettina Beigelbeck, Klarinette Yasushi Ideue, Violine M0346229 001 TOCC 0085, LC 14674 ______________________________________________________ 1890 wurde in Siegen Fritz Busch geboren, der spätere Dirigent, 1891 – Adolf Busch, Geiger und Komponist, 1893 – Willi Busch, der Schauspieler 1894 - Elisabeth, die ebenfalls zum Theater ging 1897 – Hermann Busch, der Cellist 1900 - Heinrich Busch, der Pianist und auch Komponist und im Jahr 1904 - schließlich die Jüngste, Magdalene, die eine Ausbildung zur Balletttänzerin gemacht hat. Vor allem die beiden ältesten Brüder, Fritz und Adolf Busch, Dirigent und Geiger, sind als Musiker weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt geworden. Heinrich, der Pianist, starb - wie die Schwester Magdalene - noch vor dem 30. Lebensjahr, Elisabeth ging wie ihr Bruder Willi zum Schauspiel und der Cellist Hermann Busch war über viele Jahrzehnte ein geschätzter Kammermusikpartner seines Bruders Adolf. 4 Adolf Busch aber war nicht nur Geiger, er hat auch komponiert: In den letzten Jahren werden seine Werke zunehmend wiederentdeckt und eingespielt, so wie das Duett für Klarinette und Geige, von ihm selbst als „Hausmusik“ bezeichnet, von 1926. Auf die kurze Einleitung folgt jetzt der zweite Satz - Thema mit Variationen: ________________________________________________________ Musik 2 Adolf Busch 4´14 <2> Tema con variazioni: Tempo di Minuetto aus: Hausmusik - Duett Nr. 1 op. 26a (1921) Bettina Beigelbeck, Klarinette Yasushi Ideue, Violine M0346229 002 cpo 777 528-2, LC 8492 ________________________________________________________ „Hausmusik“ – das war aus dem Duett für Klarinette und Geige von Adolf Busch von 1926 der zweite Satz „Tema con variazioni“. In einer Ersteinspielung hörten Sie Bettina Beigelbeck, Klarinette, und Yasushi Ideue, Violine. Hausmusik, Musik im Haus Busch war den Brüdern ein Bedürfnis, sie gehörte einfach zum musikalischen Leben. Kamen die Busch-Brüder zusammen und vielleicht noch musizierende Freunde dazu, so wurden die Instrumente ausgepackt, gestimmt und Musik gemacht. Dabei waren keineswegs nur Streichinstrumente und Klavier gefragt: Frieda, die erste Frau von Adolf Busch, spielte Klarinette und er hat viel für dieses Instrument geschrieben, in seinen Werken überhaupt Bläser gern mit Streichern kombiniert. In erster Linie aber war Adolf Busch Geiger: Mit dem legendären Busch-Quartett hat er Maßstäbe gesetzt, die weit über das Bestehen des Ensembles hinausreichen. Gegründet wurde es 1912 zunächst als „Wiener Konzertvereinsquartett“ und erst 1919 umbenannt in Busch-Quartett. Die feste Klammer in den ersten Jahren waren Adolf Busch als Primarius und Paul Grümmer als Cellist, erst 1930 übernahm der jüngere Bruder Hermann den Cellopart; die Mittelstimmen, vor allem die zweite Geige, wurden häufiger umbesetzt - Kriegsdienst, Umzug, es gab viele Gründe. Die folgende Aufnahme des Scherzos aus dem Streichquartett G-dur von Franz Schubert ist im November 1938 in den Londoner Abbey Road Studios entstanden: 5 Die Tonqualität ist im Vergleich zu heutigen Standards natürlich schlechter, doch das mindert in keiner Weise den Eindruck des filigranen Musizierens, wenn beispielsweise die beiden Violinen in dem durchaus derben Ländler zu Beginn über längere Passagen in Oktaven parallel geführt werden oder wenn alle vier Spieler an der Stelle im Menuett, an der Schubert die Musik gleichsam anhält, scheinbar in einem Atem zurückgehen in Tempo und Dynamik, eben bis zum Stillstand - bevor dann die Melodielinie wieder aufgenommen wird. ________________________________________________________ Musik 3 Franz Schubert 4´30 CD5 <3> 3. Satz: Menuetto - Allegro-Trio aus: Streichquartett B-Dur D 112 Busch Quartett Warner 08256-46019311, LC 2822 _______________________________________________________ Franz Schubert - Scherzo und Trio aus dem Streichquartett B-Dur in einer Aufnahme von 1938 mit dem Busch-Quartett. Die Musik, überhaupt die Kunst ist den Busch-Brüdern nicht unbedingt in die Wiege gelegt worden, sie kamen aus eher einfachen Verhältnissen: Die Mutter hatte ein Geschäft mit Strickwaren, der Vater war Schreiner - allerdings mit Ambitionen: Wilhelm Busch hatte einen Wunsch, den er beharrlich verfolgte: vom Schreiner hat er sich autodidaktisch weitergebildet zum Instrumentenbauer. - In der Gebrüder-Busch Gedenkstätte liegt in einer Vitrine eine seiner Geigen, allerdings ist nicht klar, ob Adolf Busch je auf diesem Instrument gespielt hat. Der Geiger Florian Geldsetzer hat diese und zwei andere Geigen von Wilhelm Busch einmal angespielt, er beurteilt ihre Qualität als eher mittelmäßig. Das mag zum einen an unterschiedlichen Entstehungsdaten der Instrumente liegen, zum anderen aber auch an der Geschichte ihrer Erhaltung: Stimmen die Bedingungen nicht, leidet ein solches Instrument, etwa wenn es zu trocken oder zu feucht gelagert wird. -Vielleicht aber liegt es auch einfach an geigenbautechnischen Problemen, schließlich war Wilhelm Busch in dieser Hinsicht mehr oder minder Autodidakt. 6 Doch in den frühen Jahren seiner Karriere hat Adolf Busch eine Geige seines Vaters gespielt, auch als er schon solistisch auftrat. Erst 1913 haben ihm Freunde zu einer Stradivari verholfen, 1913 - da war er schon ein Jahr Konzertmeister des Wiener Konzertvereins-Orchesters, den heutigen Wiener Symphonikern, und es gab auch schon sein Streichquartett. Die ersten Schallplattenaufnahmen mit Adolf Busch übrigens werden auf 1921 datiert, auch bei der Schubert-Einspielung von 1938 wird er längst auf seiner Stradivari gespielt haben: ________________________________________________________ Musik 4 Franz Schubert 3´35 CD5 <4> 4. Satz: Presto aus: Streichquartett B-Dur D 112 Busch Quartett Warner 08256-46019311, LC 2822 ________________________________________________________ Franz Schubert - Presto aus dem Streichquartett B-Dur in einer Aufnahme von 1938 mit dem Busch Quartett. Wer sich in ihrer Vaterstadt über die Gebrüder Busch informieren möchte, der wird fündig im Zentrum der Oberstadt von Siegen: Im sog. KrönchenCenter, gleich vis-à-vis von Rathaus und Nikolaikirche am Markt, sind seit fast zehn Jahren unter
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