B CHUMER ZEIT PUNKTE Beiträge Zur Stadtgeschichte, Heimatkunde Und Denkmalpflege Nr
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B CHUMER ZEIT PUNKTE Beiträge zur Stadtgeschichte, Heimatkunde und Denkmalpflege Nr. 26 3 Heinz-Günter Spichartz Auf den Spuren der Ziegelbäcker in Grumme, Vöde und Bochum, Stadt und Land 25 Hans Joachim Kreppke "Eine solche Fülle an begnadeten Künstlern . " Bochum und die Brüder Busch - Eine Spurensuche 50 WulfSchade Die Bochumer Ausstellung "Das Fremde und das Eigene" Eine Anmerkung zur "Ausstellungsanmerkung" • Bild aufder Titelseite: Ziegelstreicher bei der Arbeit (Sammlung Spichartz) Editorial Lebe Leserinnen und Leser ! die Wirtschaftsgeschichte Bochums gehört in den Zeitpunkten eher zu den Nischen Impressum themen. Dies liegt daran, dass in dieser Disziplin in den vergangeneu Jahren insge Bochumer Zeitpunkte samt relativ wenige Aktivitäten zu verzeichnen waren und auch die schreibenden Beiträge zur Stadtgeschichte, Mitglieder der Kortum-Gesellschaftsich eher anderen Bereichen widmen. Umso Heimatkunde und Denkmalpflege Heft 26, Juli 2011 mehr freue ich mich, dass Heinz-Günter Spichartz in diesem Heftdas Ergebnis sei ner langjährigen Forschungen zur Geschichte der Bochmner Ziegeleien vorstellt. Herausgeber: Wie Zechen und Stahlwerke gehörte die Ziegelproduktion als Teil der Bauwirtschaft Dr. Dietmar Bleidick Yorckstraße 16, 44789 Bochum während der Industrialisierung zu den zentralen Branchen des Ruhrgebiets. Da ihre Tel.: 0234 335406 Untemehmen jedoch in der Regel vergleichsweise klein waren und teilweiseauch nur e-mail: [email protected] für die Kortum-Gesellschaff Bochum als Saisonbetrieb arbeiteten, haben sie kaum Spuren hinterlassen. Ein Blick auf älte e.V., Vereinigung für Heimatkunde, re Karten zeigt jedoch ihre dichte Verteilung über das ganze Stadtgebiet und lässt die Stadtgeschichte und Denkmalschutz Bedeutung des fur den Hoch- wie den Tiefbau bis zum Aufkommen des Betons An Graf-Engelbert-Straße 18 44791 Bochum fang des 20. Jahrhunderts wichtigsten Baumaterials erahnen. Dank Spichartz'Arbeit Tel. 0234 581480 liegt nun erstmals eine Aufstellung der Bochumer Betriebe vor, die neue Einblicke in e-mail: [email protected] die Stadtgeschichte erlaubt. Redaktion: Hans Joachim Kreppke widmet sich in seinem Beitrag der Künstlerfamilie Busch Dr. Dietmar Bleidick, Peter Kracht und ihren engen Beziehungen zu Bochum. Willi Busch kam Ende 1918 mit Saladin Redaktionsschluss: Schrnitt, der die Intendanz des Stadttheaters übemommen hatte, nach Bochum. Beide jeweils 15. April und 15. Oktober hatten zuvor in Belgien Theater fur die deutschen Besatzungstruppengemacht. Willi Druck: spielte nun über Jahre den Rollentyp des jungen Helden, umspäter der Charakterdar A. Budde GmbH steller und Mittelpunkt des Bochumer Hauses zu werden. 1939 avancierte er zum Berliner Platz 6 a, 44623 Herne ersten Leiter der von Schmitt initiierten Bochumer Schauspielschule und erhielt 1945 Verlag: die erste Lizenz zur Wiedereröffnung des Theaters. Peter Kracht '* Verlag Da seine Eltem ebenfalls nach Bochum zogen, wurde die Stadt zumfamiliären An Limbeckstraße 24, 44894 Bochum kerpunkt fur seine international tätigen Geschwister. Fritz Busch gehörte seit den Tel.: 0234 263327 e-mail: [email protected] 1920er-Jahren zu den fuhrenden deutschen Dirigenten. Er inszenierte die Bayreuther Festspiele und leitete u. a. die Dresdner Staatsoper und die Metropolitall Opera. ISSN 0940-5453 Adolf Busch entwickelte sich zu einem anerkannten Geiger und wurde Lehrer von Yehudi Menuhin. 193 3 emigrierten beide aus Protest gegendie Maßnahmendes NS� Regimes gegen Juden. Der Beitrag zeichnet die Familiengeschichte vom ersten Auf tritt in Bochum 1908 bis in die Nachkriegszeit nach. Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Thnen Schutzgebühr: € 3,00 Für Mitglieder der Kortum Gesellschaft kostenlos. 2 Bochumer Zeitpunkte Nr. 26 Zieaelbäcker0 stammte daher nicht aus dem Ruhrrevier, Heinz-Günter Spichartz sondernwanderte während der Ziegelkampagne zwischen Auf den Spuren der Ziegelbäcker in April und September ein. ImVerlauf meiner Recherchen Grumme, Vöde und Bochum, Stadt löste ein Zeiumgsartikel schon früh das Rätsel ihrer Her kunft auf: ,,Die Lippischen Ziegelbäcker sind wieder und Land 2 I da" . Über die Mitteilungen des Standesamtes imMärki schen Sprecher über Sterbefalle von Zieglern konnte nachgewiesen werden, dass es ein Großteil der Ziegelbä Einführung ckern aus dem Lippischen stanm1te, da die Familien der Verstorbenen dort zu Hause waren. Es wird auch von Beim Wachsen Bachums zur Großstadt arbeiteten Sai Eichsfeldem und Wallonen berichtet. Für die Arbeiter sonarbeiter aus der Provinz Lippe, dem Eichsfeld lmd musste eine eigene Versorgungsinfrastruktur geschaffen Belgien in den Bochumer Ziegeleien. Im Stadtteilladen1 werden. Im Schatten der Ringöfen entstanden Ziegler in der E1mepestraße in Grumme führten im Jahre 2000 wohnhäuser, die wenig Komfort hatten und sehr häufig Studenten der Evangelischen Fachhochschule interes für von der Gewerbeaufsicht beanstandet wurden. Große, sierte Bewohner des Stadtteils GrummeNöde ein Erzähl meist überbelegte Schlafsäle, schlechte Sanitäreinrich cafe ein. Die Anwesenden konnten w1d sollten ihre Er tungen und mangelnde Sauberkeit in den Räumen gehör lebnisse zu einem bestimmten Thema besteuern.Zu den ten zwn üblichen Bild. Wanzen in den Schlafräurnen Erzählcafethemen gehörten die Kaiseraue in Grunm1e, die veranlassten viele, draußen zu schlafen. Die Ziegler wa Zeche Constantin der Große in Grunm1e, der Karneval in ren quasi kaserniert, sie brachten sich die Lebensmittel Grunm1e lmd die Währlmgsreform. Ein Bewohner aus von zu Hause mit bzw. ließen sie sich von dort nachlie Gnmm1e-Vöde regte an, etwas über die Ziegeleien und fern und hatten wenig Kontakte zur einheimischen Be die Ziegeleiarbeiter zu berichten. Nach funfjährigerFor völkerung. Für uns heute ungewöhrilich war die lange schunasarbeit karmich mm die Frage beantworten: "Wo- o Arbeitszeit, die 14 Sumden täglich betrug, der Sonntag her kamen die vielen Ziegeleiarbeiter? war in der Regel arbeitsfrei.In einem Zeitungsbericht lUn Der größte Teil der Ringöfen entstand ab 1895 . Zu die die Jahrhundertwende wurde aus Bergen berichtet, dass ser Zeit reichten die Grenzen der Industriestadt Bochlm1 die Einwohnerzahl während der Sommermonate auf das von der Wattenscheider Straße im Westen bis zur Doppelte anwuchs und dass die Zahl der Gendarmen Grun1mer Grenze an der heutigen Josephinenstraße im aufgrund der sprunghaft ansteigenden Kriminalität ver Osten und vom neuen Stadtparkteich im Norden bis in doppelt werden mussten. Häufig nahmen die Ziegehneis etwa zur Eisenbahnstrecke in Wiemelhausen im Süden. ter, die etwa aus der Provinz Lippe stammten, ihren fes Danm1 reihten sich die Landgemeinden des Landkreises ten Walmsitz in Bochum. Sie stellten die Ziegelbäcker ein Bochum; die letzte Eingemeindung (außer Wattenscheid) und hatten das uneingeschränkte Sagen auf der Ziegelei, war imJahre 1929. was die Arbeitsordmmgen eindrucksvoll belegen. Es gab Eine Frage, die häufig gestellt wurde, wofur wurden die aber auch Ziegelmeister, die nur während der Kampagne Steine eigentlich gebraucht? iri Bochurn arbeiteten. Immittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bochurnwüte Die Frage nach der Gesamtzahl der Ziegeleien im Bo ten mehrere Brände, die sich unter den vielfach mit Stroh chwner Raurnzu eillern bestimmten Zeitpunktist schwer oder Reed gedeckten Fachwerkhäusern rasch ausbreite zu beantworten. In GrulmneNöde gab es zwischenzeit ten. Auch in den folgendenJahrhunderten bildeten Ge lich 14 Ziegeleien, die teilweise im Laufe der Jahre auf bäude aus Bruchsteinen oder Ziegeln noch die Ausnahme. andere Besitzer übergingen. 1900 waren im Landkreis Erst während der Industrialisierung verdrängten Ziegel Bochurn 65 Ziegeleien mit 1.900 Beschäftigten regist steine und Dachziegel die traditionellen Baustoffe. Fab riert.3 Viele Ziegeleien hatten Verkaufskontore in der rikgebäude, Wohnhäuser und die neuen Tiefbauzechen Stadt, deren Adresse nicht identisch mit der Anschrift benötigte Millionen von Ziegelsteinen. Zudem wurde in bzw. mit dem Standort der Ziegelei war, der mitlmter Bochwn eine unterirdische Kanalisation geschaffen.Der nicht zu ermitteln war. Bedarf wurde durch zahlreiche Ziegeleibetriebe gedeckt, die sich rasch in1 gesamten Stadtgebiet verbreiteten. Mit te der 1930er Jahre kamen noch Bunker- und Stollenbau ten unter der Erde dazu. Die Ziegelproduktion war eine typische Saisonarbeit, die fachliche Kompetenz erforderte. Ein großer Teil der 2 WestflilischeVolkszeitung vom 3. April l936. 1 Begegnungsstätte des "Fördervereins Grumme e.V. - Leben im 3 Fritz Barte!UEckhard Schinkel, Gut Brand!. Leben und Arbeitder Stadtteil" und der Ev. Kirchengemeinde Bochum (Bezirk Joham1es). Lipper Ziegler um 1900, Hagen 1986. Bochumer Zeitpunkte Nr. 26 3 • Fe uerschutz und Bauwesen in Bochum Elend voll zu machen, heulte am 28. September 1581 wieder die Brandglocke in Bochum: der Feuerstrom Die Ziegelherstellung ist keine Erfindung der Neuzeit. ergoss sich bei den mangelhaften Löschvorrichtungen Die Bezeichnung Ziegel stammt aus dem lateinischen ungehindert über die noch mit Stroh gedeckten Gebäu "tegula" und bedeutet ursprünglich nur Dachziegel,abge de und binnen kurzem lagen 110 Häuser in leitet vom lateinischen "tegere" fürdecken oder "tectum" Asche. 8 Darpe berichtet weiter, dass nach den großen für Dach. In der Bibel4 wird schon beim Turmbau zu Bränden seitens des Magistratsbesondere Bauvorschrif Babel von der Ziegelherstellung gesprochen. So heißt es ten erlassen wurden, nach denen zum Nachbarn ein ge im 1. Buch Mose Kapitel ll, Vers 3 ff.: "Und sie sp ra wisses