ERNST-MORITZ-ARNDT-UNIVERSITÄT GREIFSWALD INSTITUT FÜR GEOGRAPHIE UND GEOLOGIE

Der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land als Chance oder Hemmnis für eine nachhaltige Regionalentwicklung durch Wassersporttourismus - Aus Sicht der Kommunalvertreter

Bachelorarbeit

Vorgelegt von:

Maria Lindow Matrikelnummer: 127397 Kontakt: [email protected]

Erstgutachterin: Prof. Dr. Susanne Stoll-Kleemann Universität Greifswald, Lehrstuhl für Nachhaltigkeitswissenschaft und Angewandte Geographie

Zweitgutachterin: Clara Buer Universität Greifswald, Lehrstuhl für Nachhaltigkeitswissenschaft und Angewandte Geographie

Greifswald, Dezember 2012 SELBSTSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG

Hiermit versichere ich Eides statt, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit mit dem Thema:

„Der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land als Chance oder Hemmnis für eine nachhaltige Regionalentwicklung durch Wassersporttourismus - Aus Sicht der Kommunalvertreter“ selbstständig verfasst und keine anderen Hilfsmittel als die angegebenen verwendet habe. Die Stellen, die anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinne nach entnommen sind, habe ich in jedem Falle durch Angaben der Quelle als Entlehnung kenntlich gemacht. Die Arbeit hat in dieser oder ähnlicher Form noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegen.

Ort, Datum Maria Lindow

INHALTSVERZEICHNIS

TABELLEN- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS ...... III

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ...... IV

1 EINLEITUNG ...... 1

1.1 Aufbau der Arbeit ...... 2

1.2 Projekthintergrund ...... 3

2 EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK ...... 5

2.1 Nachhaltige Regionalentwicklung ...... 5

2.1.1 Begriffsbestimmung Nachhaltigkeit ...... 6

2.1.2 Nachhaltige Regionalentwicklung im ländlichen Raum ...... 8

2.2 Naturpark ...... 11

2.2.1 Begriffsbestimmung, Aufgaben und Ziele ...... 11

2.2.2 Einführung in das Untersuchungsgebiet Naturpark Stechlin-Ruppiner Land .... 14

2.3 Tourismus ...... 17

2.3.1 Nachhaltiger Tourismus ...... 18

2.3.2 Wassersporttourismus ...... 21

2.3.2.1 Wassersportarten und ihre Motive und Auswirkungen ...... 23

2.3.2.2 Bedeutung der Natur ...... 33

2.4 Tourismus in Schutzgebieten ...... 34

2.4.1 Synergieeffekte und Konfliktpotenziale ...... 35

2.4.2 Lösungsansätze...... 38

3 METHODIK ...... 43

3.1 Interview-Vorbereitung ...... 43

3.2 Qualitative Interviewform und dessen Durchführung...... 46

3.3 Transkription und Software-gestützte Auswertung mit Atlas.ti ...... 48

I

4 INTERVIEW-ERGEBNISSE UND DISKUSSION: NATURPARK STECHLIN-RUPPINER LAND ...... 50

4.1 Voraussetzungen für und Entwicklung des Wassersporttourismus ...... 50

4.1.1 Voraussetzungen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land ...... 51

4.1.2 Infrastrukturangebot ...... 52

4.1.3 Ferienanlagen/Marinen ...... 55

4.1.4 Charterboottourismus ...... 57

4.1.5 Kanutourismus ...... 58

4.1.6 Befahrensbeschränkung Rheinsberger Rhin ...... 59

4.2 Sicht der Kommunalvertreter ...... 61

4.2.1 Stellenwert des Wassersporttourismus ...... 61

4.2.2 Motive der Wassersporttouristen ...... 62

4.2.3 Vorteile Wassersporttourismus ...... 63

4.2.4 Nachteile Wassersporttourismus ...... 64

4.2.5 Naturpark Stechlin-Ruppiner Land als Partner ...... 66

4.3 Bedeutung des Naturparkes für Wassersporttourismus ...... 69

4.3.1 Chancen ...... 69

4.3.2 Hemmnisse ...... 71

4.4 Auswirkungen des Wassersporttourismus auf die nachhaltige Regionalentwicklung ..... 72

5 FAZIT ...... 77

ZUSAMMENFASSUNG ...... 79

ABSTRACT ...... 80

LITERATURVERZEICHNIS ...... 81

ANHANG ...... 92

II

TABELLEN- UND ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Tabelle 1: Kommunen in der Gebietskulisse……………………….……………………………………………….44 Tabelle 2: Kommentierte Code-Liste…………………………….………..……………………………………………97

Abbildung 1: Nachhaltigkeitsdreieck ...... 7 Abbildung 2: Entstehung nachhaltige Regionalentwicklung ...... 9 Abbildung 3: Synergieeffekte zwischen Tourismus und Naturschutz ...... 36 Abbildung 4: Systematisierung Lösungsansätze ...... 42 Abbildung 5: Ökonomische Verflechtung Wassersporttourismus ...... 76 Abbildung 6: Die 10 goldenen Regeln für das Verhalten von Wassersportlern in der Natur .. 92 Abbildung 7: Wasserwanderrastplatz "Altstadt" in Fürstenberg - Blick auf Sitzgruppe und Zeltstellflächen ...... 100 Abbildung 8: Wasserwanderrastplatz "Altstadt" in Fürstenberg - Blick auf Feuerstelle ...... 100 Abbildung 9: Hinweistafel mit Pegelinformation - Zippelsförde ...... 101 Abbildung 10: Wasserrechtliche Allgemeinverfügung Rheinsberger Rhin ...... 102 Abbildung 11: Übersichtskarte Naturpark Stechlin-Ruppiner Land ...... 103

III

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

AUbE Akademie für Umweltforschung und -bildung in Europa e.V.

B Befragter1, 2

BbgWG Brandenburgisches Wassergesetz

BfN Bundesamt für Naturschutz

BinSch- Verordnung über die gewerbsmäßige Vermietung von Sportbooten sowie SportbootVermV deren Benutzung auf den Binnenschifffahrtsstraßen (Binnenschifffahrt- Sportbootvermietungsverordnung) BKT Bundesvereinigung Kanutouristik e.V.

BMJ Bundesministerium für Justiz

BMU Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz

BRAVORS Brandenburgisches Vorschriftensystem

DTV Deutscher Tourismusverband e. V.

DVWK Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau e.V. ehrenamtl. ehrenamtlich et al. lat. et alii (Maskulinum), et aliae (Femininum), et alia (Neutrum) für „und andere“ f. eine folgende Seite

FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund ff. mehrere folgende Seiten hauptamtl. hauptamtlich

Hrsg. Herausgeber

1 Aus Gründen der Anonymitätswahrung wird auf die Angabe des Namens des Interviewpartners verzichtet und stattdessen „B“ für „Befragter“ verwandt 2 In der vorliegenden Arbeit findet zur besseren Lesbarkeit und der Gewährleistung der Anonymität bei allen Personenbezeichnungen die männliche Schreibform Verwendung. Die Ausführungen beziehen sich sowohl auf weibliche als auch auf männliche Personen.

IV

I Interviewer

Int. Interview

IUCN International Union for Conservation of Nature

LBV Landesamt für Bauen und Verkehr

LChartbootV Verordnung zum Führen von Charterbooten ohne Fahrerlaubnis auf ausgewählten schiffbaren Gewässern des Landes Brandenburg LTV Landestourismusverband Brandenburg

LUA Landesumweltamt für Naturschutz Brandenburg

LUGV Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg

MAB Man and Biosphere (Programm „Der Mensch und die Biosphäre“)

MUGV Ministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg

NABU Naturschutzbund Deutschland e.V. o.J. ohne Jahresangabe o.O. ohne Ortsangabe o.S. ohne Seitenangabe (vor allem bei Webseiten und Broschüren)

OPR Landkreis Ostprignitz Ruppin

S. Seite

SoMoNa Leistungen und Potenziale brandenburgischer Naturparke auf gesellschaftlicher Ebene: Ein sozio-ökonomisches Monitoring in drei Pilotregionen UNWTO United Nations World Tourism Organization (Welttourismusorganisation)

VDN Verband deutscher Naturparke e.V. vgl. vergleiche

WaStrG Bundeswasserstraßengesetz

WCPA World Commission on Protected Areas

WTTC World Travel and Tourism Council z.B. zum Beispiel

V

EINLEITUNG 1

1 EINLEITUNG

„Der Trend geht zu naturnahen, mit sportlichen Aktivitäten verbundenen Urlaubsformen wie Wassersportaktivitäten, Rad- und Wandertouren oder das nahe Erleben von Natur.“ (Baumbach, 2007)

So heißt es in der Publikation „Was erwartet der Gast von morgen?“ und es wird deutlich, dass Natur- und Sporttourismus nicht mehr nur Nischenprodukte sind. Doch gleichzeitig bedeutet es auch, dass der Druck auf naturnahe Bereiche steigt. Oftmals sind diese mit verschiedenen Schutzkategorien unterlegt, was zwar für ein Vorhalten der ansprechenden Natur und Landschaft sorgt, jedoch das Konfliktpotenzial zwischen Naturschutz und touristischer Nutzung eher erhöht. Eine Vermittlerrolle können dabei Großschutzgebiete übernehmen, bei denen eine (nachhaltige) touristische Nutzung durchaus erwünscht ist. Das Potenzial von Großschutzgebieten für eine nachhaltige Regionalentwicklung wird in der Literatur kritisch hinterfragt. So belegen Job et al. (2005) bei einer Untersuchung in deutschen National- und Naturparken zwar, dass Großschutzgebiete besonders im touristischen Bereich eine positive Beeinflussung der Wertschöpfung sowie eine erhebliche Beschäftigungswirkung – insbesondere im ländlichen Raum – nach sich ziehen, doch Job et. al geben auch an, dass insbesondere Naturparke eher in eine schwache Großschutzgebiets- kategorie einzuordnen sind, da sie teilweise „einseitig zur (in)direkten Tourismusförderung genutzt wurden“ (Job et al., 2005: 21) und die Naturschutzbestrebungen in den Hintergrund traten. Auch Mose & Weixlbaumer (2003) bemerken, dass oftmals die Umsetzung der Zielvorgaben für die Regionalentwicklung – wie zum Beispiel beim Tourismus – den hohen Anforderungen der Nachhaltigkeit im Allgemeinen nicht gerecht werden kann, da der Druck der verschiedenen Nutzungsansprüche sehr groß ist. In der vorliegenden Arbeit soll untersucht werden, ob und in welcher Form der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land diese hohen Ansprüchen erfüllen kann. Fokussiert werden die Einschätzungen, die Kommunalvertreter bezüglich des Wassersporttourismus und des Naturparkes haben. Dabei wird im Speziellen seine Bedeutung für den Wassersport- tourismus untersucht, da dieser im Gebiet des Naturparkes bereits hohe Relevanz hat und dem einleitenden Zitat entsprechend vermutlich noch weiter zunehmen wird.

EINLEITUNG 2

Folgende Fragen sollen dabei untersucht werden:

 Welchen Stellenwert hat der Wassersporttourismus im Untersuchungsgebiet?  Welche Auswirkungen hat der Wassersporttourismus auf die nachhaltige Regionalentwicklung?  Hat der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land dabei eine fördernde oder hemmende Wirkung auf den Wassersporttourismus?

1.1 Aufbau der Arbeit

Einleitend wird das Projekt, in dessen Rahmen die vorliegende Bachelorarbeit geschrieben wurde, kurz vorgestellt. Zur Einführung in die Thematik wird in Kapitel 2 wird zunächst die nachhaltige Regionalentwicklung mit Hilfe der Begriffsbestimmung von Nachhaltigkeit und ihrer Dimensionen definiert. Anschließend wird die Schutzgebietskategorie des Naturparks genauer erläutert, um dann eine Einführung in das Untersuchungsgebiet Naturpark Stechlin- Ruppiner Land zu geben. Nachdem der Wassersporttourismus im Allgemeinen sowie wichtige gesetzliche Rahmenbedingungen erklärt wurden, werden anhand der Motive und Auswirkungen die Wassersportarten Kanusport, Motorbootsport und Tauchen beschrieben, woraus sich die Bedeutung der Natur für die Wassersporttouristen ergibt. Der einführende Teil schließt nach der Darlegung der Synergieeffekte und Konfliktpotenziale beim Tourismus in Schutzgebieten mit möglichen Lösungsansätzen für die Konflikte ab. In Kapitel 3 wird, unterteilt in Vorbereitung, Durchführung sowie Auswertung, die angewandte Methodik geschildert. Im Anschluss erfolgt in Kapitel 4 die Darstellung und Diskussion der Interview-Ergebnisse. Dabei werden anfangs die Voraussetzungen für und Entwicklung des Wassersporttourismus aufgezeigt, um nachfolgend die Sicht der Kommunalvertreter auf den Wassersporttourismus und den Naturpark als Partner zu strukturieren und zu bewerten. Dem folgend werden die Chancen und Hemmnisse, die der Naturpark auf den Wassersporttourismus hat, umrissen, woraufhin abschließend die Auswirkungen des Wassersporttourismus auf die nachhaltige Regionalentwicklung diskutiert werden. Im Fazit werden schlussendlich die Ergebnisse auf die erwähnten Fragestellungen bezogen und somit noch einmal zusammengefasst.

EINLEITUNG 3

1.2 Projekthintergrund

Der Lehrstuhl für Nachhaltigkeitswissenschaft und Angewandte Geographie an der Universität Greifswald möchte mit dem Projekt SoMoNa („Leistungen und Potenziale brandenburgischer Naturparke auf gesellschaftlicher Ebene: Ein sozio-ökonomisches Monitoring in drei Pilotregionen“) anhand von drei beispielhaft ausgewählten Naturparken in Brandenburg untersuchen, inwieweit diese zur nachhaltigen Regionalentwicklung vor Ort und für das Land Brandenburg beitragen. Es ist bekannt, dass in den brandenburgischen Naturparken das allgemeine Naturparkkonzept besonders gut umgesetzt wird (Stoll- Kleemann; Buer & Stadler, 2012: o.S.). Die Potenziale der Naturparke sind enorm, doch können sie den hohen Erwartungen bei allen betroffenen Akteuren gerecht werden? Zur Beantwortung dieser Frage wird eine umfassende Datengrundlage geschaffen, die in dieser Form noch nicht existiert und den Naturparken, aber auch anderen Akteuren, eine „wissenschaftlich fundierte Diskussionsgrundlage“ und auch Hilfe mit Vorbildfunktion sein kann (Stoll-Kleemann & Buer, 2012, unveröffentlicht: 1). Dazu werden vier verschiedene Instrumente angewandt:

 Workshop zur Managementeffektivität der Naturparke  Quantitative Bevölkerungsbefragung  Qualitative Befragung der Kommunalvertreter  Analyse relevanter soziodemographischer und sozioökonomischer Rahmendaten (Stoll-Kleemann; Buer & Stadler, 2012: o.S.)

Diese wurden beim Projekt „Gesellschaftliche Prozesse in vier deutschen UNESCO- Biosphärenreservaten“ (Kurztitel, Laufzeit: 2009–2012) am Lehrstuhl bereits erfolgreich eingesetzt. Um ein vielfältiges Spektrum abbilden zu können, wurden möglichst unterschiedliche Naturparke ausgewählt, die in ihren natürlichen, kulturräumlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten vergleichsweise stark differieren. Neben den Naturparken Niederlausitzer Heidelandschaft und Barnim repräsentiert der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land vor allem den strukturschwachen und dünn besiedelten ländlichen Raum.

EINLEITUNG 4

Im Zuge der vorliegenden Arbeit wurde für das SoMoNa-Projekt die qualitative Befragung der Kommunalvertreter im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land vorgenommen. Durch leit- fadengestützte Interviews sollten vor allem Berührungspunkte und die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen mit dem Naturpark bzw. der Naturparkverwaltung in Erfahrung gebracht werden. Ebenso galt es zu ergründen, welche Einstellung und Wahrnehmung die jeweiligen Kommunalvertreter gegenüber „ihrem“ Naturpark haben (Stoll-Kleemann & Buer, 2012, unveröffentlicht: 9). Die Kommunalvertreter spielen beim sozioökonomischen Monitoring eine wichtige Rolle, da sie mit Kompetenzen behaftet sind, die positive aber auch negative Auswirkungen auf ein Großschutzgebiet haben können. Nach Buer fungieren sie als gewählte Vertreter der Bevölkerung auch als Stimmungsbarometer. So können sie nicht nur über die Zusammenarbeit mit dem Großschutzgebiet berichten, sondern auch die „Meinungen der Bürgerinnen und Bürger einschätzen“ (Buer, im Druck: 118), insbesondere weil sie oftmals mit der Region verwurzelt sind.

EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK 5

2 EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK

Im Titel der vorliegenden Arbeit werden drei zentrale Begriffe genannt: Naturpark, nachhaltige Regionalentwicklung und Wassersporttourismus. Im Folgenden sollen diese genauer erläutert werden. Dabei wird in Kapitel 2.1 mit der nachhaltigen Regional- entwicklung begonnen, indem vorerst die übergeordnete Bezeichnung „Nachhaltigkeit“ definiert wird, um dann konkret auf die nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum einzugehen. Hierbei spielen auch die im Titel erwähnten Kommunalvertreter eine wichtige Rolle. Dem Nachhaltigkeitsgedanken folgt auch die Großschutzgebietskategorie der Naturparke, was in Kapitel 2.2 dargelegt wird, wo auch das Untersuchungsgebiet „Naturpark Stechlin-Ruppiner Land“ näher beleuchtet wird. Anschließend folgt unter dem Kapitel 2.3 neben dem nachhaltigen Tourismus die nähere Betrachtung des Wassersporttourismus sowie dessen Motive, Auswirkungen und Bedeutung für die Natur. Darüber hinaus werden im abschließenden Kapitel 2.4 der Naturschutzaspekt – meist in Form verschiedener Schutzgebiete – und der Wassersporttourismus zusammen gebracht und mögliche Synergieeffekte, Konfliktpotenziale und Lösungsansätze dieser vorgestellt.

2.1 Nachhaltige Regionalentwicklung

„Nachhaltigkeit“ ist in aller Munde, doch eine einheitliche Definition, die den vielseitigen Verwendungen gerecht wird, lässt sich nur schwer finden. Aufgrund dessen wird sich dem Begriff von zwei Seiten genähert. Zunächst wird die historische Entwicklung der Begriffsverwendung betrachtet, um dies dann mit Hilfe der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit zu vervollständigen. Anschließend wird die nachhaltige Regionalentwicklung, unter Fokussierung auf den ländlichen Raum, genauer vorgestellt.

EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK 6

2.1.1 Begriffsbestimmung Nachhaltigkeit

Begriffsverwendung im Laufe der Geschichte

Der Ursprung des Nachhaltigkeitsbegriffes lässt sich in der Forstwirtschaft finden. 1713 formuliert der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz in „Sylvicultura Oeconomica“ ein Gegenmodell zur damals praktizierten gewinnorientierten, rücksichtslosen Abholzung: Nur so viel Holz zu schlagen, wie durch Aufforstung nachwachsen kann (Hauff & Kleine, 2009: 3). Einer breiten Öffentlichkeit zugänglich wurde der Nachhaltigkeitsbegriff erst rund 300 Jahre später mit der Publikation des Buches „Limits to Growth“ (Grenzen des Wachstums) von Dennis Meadows im Jahre 1972. Die Studie des Club of Rome erregte weltweit Aufmerksamkeit, da die dargestellten Zukunftsszenarien offenbarten, dass ein globales Umdenken stattfinden muss, um nicht an die betitelten Grenzen des Wachstums zu stoßen, denn dies würde weitreichende Folgen nach sich ziehen (Lexikon der Nachhaltigkeit, 2012a: o.S.). Ein weiterer Meilenstein war der 1987 veröffentlichte „Brundtland-Report“, mit dem der Nachhaltigkeitsbegriff in der Politik Einzug hielt. Die von den Vereinten Nationen gegründete Weltkommission für Umwelt und Entwicklung mit ihrer Vorsitzenden Gro Harlem Brundtland3 war beauftragt, einen perspektivischen Bericht zu erarbeiten, der Handlungs- empfehlungen für eine dauerhafte und ressourcenschonende Entwicklung auf globaler Ebene angibt (Lexikon der Nachhaltigkeit, 2012c: o.S.). Im Ergebnisbericht „Our Common Future“4 (Unsere gemeinsame Zukunft) wird erstmals „nachhaltige Entwicklung“ definiert:

“Sustainable development is development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.”

(Quelle: Brundtland-Bericht 1987, S. 54 Absatz 1)5

Auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro führte fünf Jahre später die Verabschiedung der Agenda 21 dazu, dass Nachhaltigkeit als

3 ehemalige Umweltministerin und damalige Ministerpräsidentin Norwegens 4 bekannt als „Brundtland-Report“ nach der Kommissionsvorsitzenden Gro Harlem Brundtland 5 online: http://en.wikisource.org/wiki/Brundtland_Report/Chapter_2._Towards_Sustainable_Development [Stand 18.11.2012]

EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK 7

globales Leitbild des 21. Jahrhunderts definiert wird (Revermann & Petermann, 2003: 136 und Schulz, 2004: 100). Alle 178 teilnehmenden Staaten verpflichteten sich, eigene nationale Strategien zur nachhaltigen Entwicklung auszuarbeiten, wobei die Industrieländer den Entwicklungsländern dabei Unterstützung zusicherten (BMZ, o.J.: o.S.). Die Teilnehmer einigten sich außerdem darauf, dass im Anschluss an die Konferenz eine „Commission for [on] Sustainable Development“ (Kommission für nachhaltige Entwicklung) etabliert werden sollte, die die Umsetzung der in Rio de Janeiro erklärten Ziele, sowie der Agenda 21 überprüfen soll (Aronsson, 2000: 33). Mit der Agenda 21 konkretisierte und etablierte sich darüber hinaus das Modell der drei Dimensionen (Revermann & Petermann, 2003: 136 und Lexikon der Nachhaltigkeit, 2012b: o.S.).

Dimensionen der Nachhaltigkeit

Das Modell der drei Dimensionen hat sich im Nachgang der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 seit Mitte der 1990er Jahre international durchgesetzt (Hauff & Kleine, 2009: 17). Demnach beeinflussen sich die Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales wechselseitig und Nachhaltigkeit kann nur erreicht werden, wenn diese Aspekte gleichwertig in Einklang gebracht werden. Dies veranschaulicht auch das sogenannte Nachhaltigkeitsdreieck in Abbildung 1:

Ökologie

Nachhaltigkeit

Ökonomie Soziales

Abbildung 1: Nachhaltigkeitsdreieck Eigene Darstellung nach Lexikon der Nachhaltigkeit: www.nachhaltigkeit.info

EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK 8

Unter dem ökologischen Aspekt lassen sich der Erhalt des ökologischen Systems mit seiner Artenvielfalt sowie dessen Funktions- und Leistungsfähigkeit für die Gesellschaft, ein schonender Umgang mit Ressourcen und der damit verbundene Ausbau regenerativer Energien und die Reduzierung von Stoffeinträgen in die Umwelt als Beispiele nennen. Unter Ökonomie versteht man im Allgemeinen das Ziel der Aufrechterhaltung beziehungsweise die Sicherung der materiellen und immateriellen Grundbedürfnisbefriedigung aller Menschen zusammenfassen. Die soziale Komponente soll unter anderem die allgemeine Gleich- berechtigung, Bildung, Gesundheit, ein gerechtes Gesellschaftssystem und die Partizipation gewährleisten (Revermann & Petermann, 2003: 137; Schulz, 2004: 100 ff.; Plachter, Kruse- Graumann & Schulz, 2004: 20 ff. und Hauff & Kleine, 2009: 16 ff.). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Nachhaltigkeit „gesellschaftliche Solidarität, ökonomische Effizienz und ökologische Verantwortung“ (Adamowicz, 2009: 8) für die heutige, wie auch für die kommenden Generationen herstellen und sichern soll. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass eine gleichwertige Gewichtung der drei Dimensionen aus zwei Gründen oftmals schwer umsetzbar ist: Es ist in den seltensten Fällen möglich, in einem konkreten Raum allen drei Aspekten hinsichtlich der Nachhaltigkeit absolut gerecht zu werden. Kompromissfindungen oder Ausgleichsleistungen bieten einen Lösungsansatz. Daraus lässt sich der zweite Punkt herleiten, der nicht außer Acht gelassen werden darf: Nachhaltigkeitsstrategien sind raum- beziehungsweise ebenenabhängig. Das heißt, um von einer globalen zur lokalen Nachhaltigkeit zu gelangen, müssen vielfältige Anpassungen vorgenommen werden – ebenso entgegengesetzt (Plachter, Kruse-Graumann & Schulz, 2004: 19).

2.1.2 Nachhaltige Regionalentwicklung im ländlichen Raum

Wie sieht so eine Anpassung des Nachhaltigkeitskonzeptes auf lokaler Ebene aus? Besonders der oftmals eher strukturschwache ländliche Raum bedarf eines adaptierten Nachhaltigkeits- gedankens. Die nachhaltige Regionalentwicklung konkretisiert diesen und unterbreitet Maßnahmen, die die Stärken und Schwächen der regionalen Ebene berücksichtigen. Sie entwickelte sich Anfang der 1990er Jahren im Zuge der Agenda 21 aus der eigenständigen Regionalentwicklung, welche aufgrund der steigenden Disparitäten in den 1970er Jahren die

EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK 9

Dezentralisierung und Eigenverantwortung in den Vordergrund rückte (Revermann & Petermann, 2003: 144). Wie in Abbildung 2 bildlich dargestellt, kommt in Ergänzung zur eigenständigen Regionalentwicklung in der nachhaltigen Regionalentwicklung das ganzheitliche, globale Denken unter Beachtung der drei Dimensionen der Nachhaltigkeit mehr zum Tragen (Adamowicz, 2009: 32).

Nachhaltige Globale Regionalentwicklung Eigenständige Nachhaltigkeit - Entwicklung des Raumes Regionalentwicklung - Ökologie - Umsetzung des - Dezentralisierung - Ökonomie Nachhaltigkeitsaspektes - Eigenverantwortung - Soziales - Berücksichtigung der regionalen Stärken & Schwächen

Abbildung 2: Entstehung nachhaltige Regionalentwicklung Eigene Darstellung nach Molitor (1997: 8)

Nach Revermann & Petermann (2003: 145 f.) lassen sich folgende wichtige Aspekte einer nachhaltigen Regionalentwicklung zusammenfassen:

 Schaffung von diversifizierter Wirtschaftsstruktur  Aufbau eines ressourcenschonenden zirkulären Wirtschaftskreislaufes , insbesondere unter Einbeziehung der vorhandenen regionalen Potenziale  Befriedigung der regionalen Bedürfnisse  regionale Vernetzung zur Steigerung der Wertschöpfung  frühzeitige Partizipation der Bevölkerung bereits bei Ziel- und Maßnahmenplanungen  Sicherung der ökologischen Vielfalt

Es lässt sich erkennen, dass die endogenen Potenziale von besonderer Bedeutung sind und verstärkt genutzt werden sollten. Weiterhin sind für Böcher „intakte Umwelt, die Schönheit

EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK 10

der ländlichen Natur, Ruhe [und] hohe Artenvielfalt […] als wichtige Faktoren für eine ländliche Entwicklung einzuschließen“ (Böcher, 2009: 128). Es gibt verschiedene Erfolgsfaktoren, die sich positiv darauf auswirken, diesen hohen Anforderungen gerecht zu werden. Adamowicz hat diese nach Appel (2002), Böcher et. al. (2007), Böcher (2002) und Brendle (1999) zusammengefasst. Dazu gehören unter anderem ein gutes Regionalbewusstsein, starke Partner (vor allem auf kommunaler Ebene), eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung, hohes Engagement bei den Akteuren und Promotoren sowie Kooperationsentwicklung und Win-win-Situationen. Durch ein höheres Regional- bewusstsein wird beispielsweise die Bevölkerung nicht nur mehr an „ihre Region“ gebunden und identifiziert sich mit dieser, sondern es entstehen auch einfacher Kooperationen untereinander, die eine diversifizierte verflochtene Wirtschaftsstruktur enorm fördern (Lotter, 2010: 106). Besonders effektiv wirken diese Erfolgsfaktoren, wenn nach dem sogenannten „Bottom-up- Ansatz“ (von unten nach oben) gehandelt wird (Böcher, 2009: 129). Dabei wird die Initiative idealerweise von lokalen Akteuren ergriffen, da sie eine hohe regionale Identität besitzen und somit am besten um die Probleme und Chancen vor Ort wissen. Ist dabei von Beginn an eine breite Partizipation der Betroffenen vorgesehen, erweist sich dies als besonders erfolgsversprechend, da somit auf der einen Seite Regionalbewusstsein geschaffen wird und andererseits die breite Akzeptanz eine höhere Qualität des Arbeitsprozesses und des Endergebnisses nach sich zieht. Die starken Partner, wie beispielsweise Bürgermeister oder Landräte, haben zwar teils als Entscheidungsträger eine große (politische) Macht, jedoch kann dies zum Vorteil genutzt werden, wenn man sie für die Sache gewonnen hat. Außerdem verfügen sie über die möglicherweise notwendige finanzielle, personelle und informationelle Ausstattung (Adamowicz, 2009: 35 ff. und Böcher, 2009: 29). Bestenfalls ergeben sich nicht nur mit den kommunalen Vertretern, sondern mit allen Beteiligten Win- win-Situationen, denn „nachhaltige Entwicklung stellt durch ihren integrativen Charakter grundsätzlich eine Querschnittsaufgabe dar und erfordert Kooperationen“ (Adamowicz, 2009: 37), sodass im Ergebnis möglichst alle Mitwirkenden positiven Nutzen daraus ziehen und Konflikte gelöst werden. Ganz entscheidend hängt der Erfolg nachhaltiger Regionalentwicklung letztendlich von einzelnen Personen beziehungsweise Akteuren ab, die in hohem Maße Engagement zeigen. Wenn sie bereits bis zu einem gewissen Grad Ansehen, Akzeptanz und Öffentlichkeits-

EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK 11

wirksamkeit erreicht haben, sind sie besonders gut in der Lage andere zu motivieren und zu überzeugen. Oftmals übernehmen sie in diesem Prozess gleich zwei Funktionen: Die des Initiators und des Promotoren. Dabei besteht jedoch das Risiko, dass der gesamte Prozess zu sehr von der einzelnen oder den einzelnen Personen abhängt und im Alleingang umgesetzt wird (Böcher, 2009: 134). Dann ist die Gefahr des Scheiterns eher hoch, denn ohne Kooperationen durch starke Partner und den Rückhalt in der Bevölkerung lassen sich Projekte nicht nachhaltig umsetzen.

2.2 Naturpark

Mittlerweile gibt es in Deutschland 104 Naturparke6, die über ein Viertel der Landesfläche abdecken. Damit sind Naturparke die Schutzkategorie mit der größten flächenmäßigen Ausbreitung in Deutschland. Ähnlich wie Biosphärenreservate fungieren Naturparke als Modellregionen und sind laut Verband deutscher Naturparke „Vorbildlandschaften“. In den kommenden Abschnitten wird vorerst die Schutzgebietskategorie des Naturparkes mit seinen gesetzlichen Anforderungen, Aufgaben und Zielen dargestellt, um anschließend das Untersuchungsgebiet „Naturpark Stechlin-Ruppiner Land“ genauer vorzustellen.

2.2.1 Begriffsbestimmung, Aufgaben und Ziele

Allgemeines

Naturparke sind vom Menschen geprägte Kulturlandschaften, mit einer reizvollen Landschaft und dementsprechend als Erholungs- und Tourismusgebiet von besonderer Attraktivität. Nicht ohne Grund wird auch im Gesetz die Erholungsfunktion, neben dem Natur- und Landschaftsschutz, in den Vordergrund gerückt (Job, 1995: 155). Oftmals übernehmen Naturparke, die im Einzugsbereich von Großstädten oder Agglomerationsräumen liegen,

6 Verband deutscher Naturparke: http://www.naturparke.de [Stand 25.11.2012]

EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK 12

neben der reinen Erholungsfunktion für diese verdichteten Räume auch eine Ausgleichsfunktion (VDN, 2009: 30). Der Mensch steht in den Naturparken also in gewisser Weise im Mittelpunkt – als Präger und Nutzer. Insgesamt soll aber auf nachhaltige Landnutzungsformen Wert gelegt werden, die der Sicherung dieser Kultur- und Naturlandschaften besonders zuträglich sind (Revermann & Petermann, 2003: 8). Unterstützt wird diese Sicherung durch gezielte Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen (VDN, 2009: 12). Darüber hinaus sollen im Naturpark Menschen leben und wirtschaften. Naturparke sind also vergleichsweise offen gegenüber den verschiedensten Nutzungen – von der Landwirtschaft bis zum Tourismus (Revermann & Petermann, 2003: 43).

Aufgaben und Ziele

Der Verband deutscher Naturparke definiert mit dem „Petersberger Programm“ ganz konkret die Ziele der Entwicklung der Naturparke. Erstmals wurde ein solcher Plan 1956 entwickelt. Fünfzig Jahre 2006 später die Aufgaben und Ziele novelliert, als 10-Punkte- Programm abgefasst und „Petersberger Programm“ genannt (vgl. VDN, 2009: 11). Die neu gesetzten Schwerpunkte sind dabei der Erhalt der Biodiversität, eine nachhaltige Regionalentwicklung durch die Integration von Naturschutz und -nutzung sowie die Erholungs-, Informations- und Bildungsfunktion der Naturparke für die Bevölkerung (VDN, 2009: 10). So soll beispielsweise die Zusammenarbeit mit Tourismusorganisationen auf allen kommunalen Ebenen verstärkt werden, um auch mehr in den Marketingkonzepten eben dieser aufzutauchen. Weiterhin wird in Punkt 5 ganz konkret gefordert, dass „Naturparke […] stärker zu Serviceeinrichtungen für Einheimische, Gäste und Kooperationspartner [werden und] die Angebote […] qualifiziert, hochwertig und für alle barrierefrei erlebbar sein“ (VDN, 2009: 11) sollen. Durch die Schaffung von Infrastrukturen jeglicher Art führt dies, neben den Vorteilen für die Touristen, auch zu einer erhöhten Lebensqualität für die ortsansässige Bevölkerung, sodass die Effekte für eine nachhaltige Regionalentwicklung beachtlich ausfallen können. Im Bundesnaturschutzgesetz sind die Anforderungen an Naturparke rechtlich festgehalten:

EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK 13

(1) Naturparke sind einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende Gebiete, die

1. großräumig sind, 2. überwiegend Landschaftsschutzgebiete oder Naturschutzgebiete sind, 3. sich wegen ihrer landschaftlichen Voraussetzungen für die Erholung besonders eignen und in denen ein nachhaltiger Tourismus angestrebt wird, 4. nach den Erfordernissen der Raumordnung für Erholung vorgesehen sind, 5. der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch vielfältige Nutzung geprägten Landschaft und ihrer Arten- und Biotopvielfalt dienen und in denen zu diesem Zweck eine dauerhaft umweltgerechte Landnutzung angestrebt wird und 6. besonders dazu geeignet sind, eine nachhaltige Regionalentwicklung zu fördern.

(2) Naturparke sollen entsprechend ihren in Absatz 1 beschriebenen Zwecken unter Beachtung der Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege geplant, gegliedert, erschlossen und weiterentwickelt werden. (Quelle: BMJ, 2009: BNatSchG Kapitel 4, § 27)

Mit der Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes von 2002 wurden die Förderung des nachhaltigen Tourismus und der nachhaltigen Regionalentwicklung in Absatz 1, Punkt 3 und 6 ausdrücklich als Aufgabe von Naturparken hervorgehoben (VDN, 2002: 15 und LUA, 2004: 67), denn „Naturparke sind durch ihre gleichzeitigen und miteinander verbundenen Funktionen, Kulturlandschaften zu schützen, zu nutzen und zu entwickeln, geradezu prädestiniert, modellhaft für eine integrierte nachhaltige Regionalentwicklung zu stehen“ (LUA, 2004: 19). Sie können als hervorragende Akteure angesehen werden, die in der Rolle des Initiators, Moderators oder Promotoren teilweise über ihre Grenzen hinaus Impulse für die Entwicklung des ländlichen Raumes geben (Adamowicz, 2009: 11). Von Vorteil ist dabei, dass Naturparke nicht durch administrative Grenzen eingeschränkt sind, da die Ausweisung naturräumlichen Gegebenheiten und nicht etwaigen Verwaltungsgrenzen folgt (VDN, 2002: 7). Wie in der Einleitung schon beschrieben, ist jedoch zu bedenken, dass der – nicht nur durch das Gesetz gegebenen – dichotomen Anforderung an Naturparke, auf der einen Seite als touristisch und wirtschaftlich genutztes Erholungsgebiet zu fungieren und andererseits den Naturschutzbestrebungen nachzukommen, nicht immer leicht zu entsprechen ist (Job et al., 2005: 21).

EINFÜHRUNG IN DIE THEMATIK 14

2.2.2 Einführung in das Untersuchungsgebiet Naturpark Stechlin-Ruppiner Land

Lage und Kennziffern

Im Norden , auf der Grenze zwischen den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin und , befindet sich der jüngste Naturpark Brandenburgs – der Naturpark Stechlin- Ruppiner Land. Gegründet im Juli 2001 grenzt er nördlich an die Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern, im Süden an die Stadttore Neuruppins. Wie in der Karte im Anhang (Abbildung 11) zu sehen, bilden im Osten Fürstenberg und Lindow, im Westen Schweinrich, Dorf-Zechlin und Kunsterspring weitere Eckpunkte. Bei einer Größe von 680 km2 ist der Naturpark zu über 60 % mit Wald bedeckt, 17 % sind Ackerflächen und 7 % Gewässer. Mehr als 100 Seen – viele von ihnen seltene Klarwasserseen – verteilen sich über den gesamten Naturpark. Einer der bekanntesten ist der Große Stechlinsee. Das entsprechende Naturschutzgebiet „Stechlin“ nimmt bei seiner Größe von 86,7 km2 derzeit 12,75 % der Naturparkfläche ein und ist bereits seit 1938 unter Schutz gestellt. Der Anteil an Naturschutzgebieten soll laut LUGV noch auf 16 % erhöht werden. Fast der gesamte Naturpark (97 %) ist hingegen mit Landschaftschutzgebieten unterlegt (LUGV, 2008: o.S.). Die vom LUGV angegebene Gemeindeanzahl von 38 ist nicht mehr korrekt. Möglicherweise stammt sie aus einer Erhebung vor der Gemeindereform in den Landkreisen Ostprignitz- Ruppin und Oberhavel. Mit Hilfe des Online-Kartendienstes des LUGV 7 wurden 12 Gemeinden ermittelt, die Anteil am Naturpark Stechlin-Ruppiner Land haben.

Entstehungsgeschichte und naturräumliche Merkmale

„Buchenwälder und Klarwasserseen sind die Markenzeichen des Naturparks“ (LUGV, 2008: o.S.). Der wahrscheinlich beeindruckendste See ist der oligotrophe Große Stechlinsee mit einer Tiefe von bis zu 69 Metern, einer Größe von 425 Hektar und einer eindrucksvollen Sichttiefe von bis zu 15 Metern, was ihn zu einem der klarsten Seen Deutschlands macht (NABU-Stiftung, 2011: o.S. und LUA, 2004: 198). Auch die ausgedehnten Buchenwälder können durchaus als Besonderheit gesehen werden, denn ihr Anteil an der Naturparkfläche ist mit 25 % über 20 Prozentpunkte höher als die Verbreitung der Buchenwälder in

7 http://luaplims01.brandenburg.de/Naturschutz_www/viewer.htm

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Gesamtdeutschland (Nationale Naturlandschaften, 2012: o.S.). So titelt auch der Landkreis Ostprignitz-Ruppin in seinem Landschaftsrahmenplan: „Besonders schön und ökologisch wertvoll sind die großen Buchenwälder“ (OPR, 2009: 137). Die landschaftliche Entstehungsgeschichte reicht bis zur Zeit der letzten Eiszeit, der Weichselkaltzeit, vor 16.000 bis 10.000 Jahren zurück (LUA, 2004: 198). Diese formte das Gebiet des Naturparkes als Jungmoränenland mit fast allen Ausprägungen glazial geformter Landschaften. So entstand eine Vielzahl von Seen durch Toteiskörper, die nach Abschmelzen des Wassers oft zu abflusslosen Hohlformen wurden. Die Seeketten bildeten sich durch abfließendes Schmelzwasser, was unter der Eisformation Rinnen formte (Scholz 1962 zitiert in: OPR, 2009: 9). Folgende naturräumliche Großeinheiten mit den dazugehörigen naturräumlichen Haupteinheiten prägen das Gebiet des Naturparkes:

 Mecklenburgische Seenplatte – Südteil  Neustrelitzer Kleinseenland  Nordbrandenburgisches Platten- und Hügelland  Wittstock-Ruppiner Heide  Granseer Platte (östlich von Lindow, um Baumgarten)  Ruppiner Platte (südlich vom Tornowsee, östlich vom Möllensee) (nach Scholz 1962 zitiert in: OPR, 2009: 13)

Im äußerst vielseitig strukturierten Ökosystem der südlichen Fortsetzung der Mecklenburgischen Seenplatte gehören neben den erwähnten Buchenwäldern ebenso Bruch- und Laubmischwälder sowie wertvolle Moore (Wald- und Niedermoore) zur naturräumlichen Ausstattung (NABU-Stiftung, 2011: o.S.). Zu den bedeutendsten und schützenswerten Tierarten zählen beispielsweise Fischotter, Biber, europäische Sumpf- schildkröte, Fischadler, Kranich, Eisvogel und Hohltaube (OPR, 2009: 137). Das Gebiet stellt durch seine strukturreiche Landschaft mit vielfältigen Gewässern und Wäldern „eines der reizvollsten natürlichen Tourismus- und Naherholungspotenziale im Land Brandenburg“ (LBV, 2006: 281) dar. Aufgrund dessen kann die Region um den Großen Stechlinsee und Rheinsberg auf eine lange Geschichte als Erholungs- und Tourismusdestination zurück

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blicken. Zu DDR-Zeiten wurde die Region besonders vermarktet und zahlreiche FDGB8- Heime, Betriebsferienheime, Ferienlager und Campingplätze prägten neben der Tourismusstruktur auch die Landschaft. Nach der Wende 1990 wurde jedoch ein Großteil dieser Einrichtungen aufgrund der ausbleibenden Gäste geschlossen (LUA, 2004: 201 f.). Das Nordbrandenburgische Platten- und Hügelland hingegen ist durch relative Waldfreiheit gekennzeichnet, wird aber durch vielfältige Alleen, Hecken und Feldgehölze strukturiert (LUA, 2004: 198). Die Wittstocker-Ruppiner Heide ist dementsprechend für ihre langjährige militärische Nutzung bekannt. Demgegenüber werden vor allem die Granseer und Ruppiner Platte seit jeher wegen der vergleichsweise guten Boden- und Standortbedingungen landwirtschaftlich genutzt (OPR, 2009: 11). Abschließend festzustellen ist, dass der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land aufgrund seiner ausgedehnten und abwechslungsreichen Gewässerstruktur sowie der vielfältigen Landschaft ausgesprochen gut für die wassertouristische Erschließung geeignet ist. So bieten sich beispielsweise zum Paddeln besonders die Havel- und Rhingewässer sowie die Rheinsberger Seen an (VDN, o.J.: o.S.).

Verwaltung

Im Land Brandenburg werden alle Großschutzgebiete (derzeit ein Nationalpark, drei Biosphärenreservate und elf Naturparke) in der Abteilung GR (Großschutzgebiete, Regionalentwicklung) des Landesamtes für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz verwaltet. Die Abteilung sieht sich auch für die konkrete Entwicklung und Betreuung der Großschutzgebiete zuständig, die deutschlandweit seit 2005 unter der Dachmarke „Nationale Naturlandschaften“ zusammengefasst sind, um das nationale Naturerbe zu bewerben (LUGV, 2012: o.S.). Für die Naturparke werden in Brandenburg keine eigenen Verordnungen erlassen, sodass rechtlich gesehen vom Naturpark selbst keine Nutzungseinschränkungen ausgehen. „Die Schutzziele, Verbote und unerlaubte[n] Handlungen sind in den Verordnungen der einbezogenen Natur- und Landschafts- schutzgebiete festgelegt“ (LUGV, 2009: o.S.), die mindestens 50 % der Fläche eines Naturparkes ausmachen.

8 Dachverband der Gewerkschaften in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, der unter anderem die Vergabe von Ferien- und Kurplätzen organisierte (Quelle: http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/kontraste/42524/glossar?p=32 [Stand 8.12.2012])

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Die Großschutzgebiete sollen sich bei den Aufgaben und Zielen aufgrund der fehlenden Ordnungen an den internationalen Management-Kriterien der IUCN9 orientieren. Als Basis für Schutz-, Entwicklungs- und Pflegemaßnahmen dienen die Pflege- und Entwicklungspläne der jeweiligen Gebiete (LUGV, 2006a: o.S.). In allen Großschutzgebieten werden durch den brandenburgischen Minister für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz Kuratorien einberufen. Dieses hat während seiner meist halbjährlich veranstalteten Sitzungen vorwiegend eine beratende und informative Funktion. Mitglieder sind neben Ministeriumsvertretern und Angehörigen der Kommunen sowie Fachbehörden auch Vertreter von Tourismus-, Bauern- und/ oder Naturschutzverbänden (LUGV, 2006b: o.S.). Die Verwaltungen der einzelnen Naturparke haben ihren Sitz vor Ort und sind im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land beispielsweise mit dem Naturparkleiter Herrn Dr. Mario Schrumpf und drei weiteren Landesangestellten besetzt. Eine entscheidende Rolle spielt für den Naturpark Stechlin-Ruppiner Land der „Förderverein Naturlandschaft Stechlin und Menzer Heide e.V.“. Dem Verein verdankt er unter anderem die Gründung als Naturpark im Jahre 2001. Außerdem betreibt der Förderverein das NaturParkHaus in Stechlin, welches als Besucherzentrum des Naturparkes fungiert. Er ist ebenso Träger der Regionalwerkstatt Stechlin, die mit Saal und weiteren Räumen als Dorftreffpunkt genutzt wird. In der Regionalwerkstatt hat darüber hinaus die Naturparkverwaltung seit 2005 ihren Sitz (LUGV, 2007: o.S.).

2.3 Tourismus

Der Tourismus in seiner Gesamtheit ist ein großes Feld mit unzähligen Tourismusformen, lokalen bis globalen Statistiken und weltweiter Bedeutung. Um eine dem Thema angemessene Abgrenzung vorzunehmen, wird im folgenden Kapitel das Konzept des nachhaltigen Tourismus sowie der Wassersporttourismus genauer vorgestellt, denn auf der

9 International Union for Conservation of Nature (Weltnaturschutzunion), 1948 gegründet, größte und wichtigste internationale Naturschutzorganisation, Mitglieder sind sowohl Regierungen als auch Nichtregierungsorganisationen (für Deutschland beispielsweise BMU und BfN), eine der sechs Kommissionen ist für die weltweite Auswahl, Errichtung, Betreuung und Beratung von Schutzgebieten zuständig (World Commission on Protected Areas) (BMU, 2011) & (IUCN, 2012)

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einen Seite ist eine nachhaltige Tourismusentwicklung laut Gesetz eines der Ziele für Naturparke. Andererseits spielt im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land aufgrund der natürlichen Gegebenheiten der Wassersporttourismus eine große Rolle. Deshalb wird diese Tourismusform anhand einiger ausgewählter Wassersportarten und ihren Auswirkungen auf die Umwelt erläutert. Da Wassersport in den meisten Fällen eine sehr naturnahe Aktivität ist, gilt es zudem herauszufinden, welche Bedeutung die ihn umgebende Natur für den Wassersportler oder Wassersporttouristen hat.

2.3.1 Nachhaltiger Tourismus

Wie die Begrifflichkeit „nachhaltiger Tourismus“ schlussfolgern lässt, spielt auch hier das Grundkonzept der Nachhaltigkeit mit ihren drei Dimensionen und die inter- sowie intragenerationelle Gerechtigkeit die entscheidende Rolle. Dies spiegelt sich in der von WTTC, UNWTO und dem Earth Council gemeinsam erarbeiteten und in der Agenda 21 vorgestellten Definition für „Sustainable tourism development“ (nachhaltige Tourismus- entwicklung) wider:

“Sustainable tourism development meets the needs of the present tourists and host regions while protecting and enhancing the opportunity for the future. It is envisaged as leading to management of all resources in such a way that economic, social and aesthetic needs can be fulfilled, while maintaining cultural integrity, essential ecological processes, biological diversity and life support systems.”

(Quelle: WTTC, UNWTO & Earth Council, 1995)

Demnach berücksichtigt sie neben der derzeitigen Bedürfnisbefriedigung der Touristen und Gastgeber (Regionen) auch die zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten und versucht diese darüber hinaus zu verbessern. Die Ressourcen sollen so genutzt werden, dass wirtschaftliche, soziale und ökologische Bedürfnisse erfüllt und gleichzeitig kulturelle Integrität, ökologische Prozesse sowie die Biodiversität und Lebensgrundlagen erhalten werden. Dies impliziert, dass besonderer Wert auf den Erhalt der Natur gelegt wird. Um dem gerecht zu werden ist es wichtig, die Tragekapazität der Natur zu beachten, die die maximale Belastbarkeit von Ökosystemen ohne Schädigungswirkung vorgibt (AUbE, 2008: 4). Ein

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weiterer wesentlicher Punkt ist die Intergenerationalität und das globale Denken. Denn im Unterschied zu vorhergehenden alternativen Tourismuskonzepten, wie zum Beispiel dem Sanften Tourismus, ist nachhaltiger Tourismus eine Weiterentwicklung, bei der die ökologische, ökonomische und soziale Dimension dementsprechend nicht nur für die heutige, sondern auch für zukünftige Generationen befriedigt und über die Region hinaus bis hin zu globalen Effekten berücksichtigt werden (AUbE, 2008: 8). Des Weiteren ist nachhaltiger Tourismus fest mit der nachhaltigen Regionalentwicklung verbunden und hat viele Ziele mit dieser gemeinsam. Dies verdeutlichen die nach Revermann & Petermann (2003: 140) und Adamowicz (2009: 17) zusammengefassten Ziele der nachhaltigen Tourismusentwicklung:

 intakte Umwelt, effizienter und schonender Umgang mit Ressourcen und Schutz des Ökosystems  Verringerung von Eingriffen in die Natur, Flächenschonung  Erhalt der naturnahen Kulturlandschaft  Erhalt der Biodiversität  an den Naturraum angepasste Tourismusangebote (z.B. Besucherlenkung)  Senkung des Energie- und Wasserbedarfs  ökonomische Wertschöpfung  diversifizierte Wirtschaftsstruktur  Förderung von Klein- und Mittelstandsunternehmen  breite Verteilung des wirtschaftlichen Nutzens in der Region, Vernetzung mit Nachbarorten/ -regionen  langfristig orientiertes Wirtschaftsverhalten  Unabhängigkeit von Subventionen  Schaffung und Sichern von Arbeitsplätzen (möglichst saisonal-unabhängig sowie ausgewogenes Verhältnis touristische/ nicht touristische Arbeitsplätze)  bestmögliche Bedürfnisbefriedigung der Gäste  individuelle, naturbezogene und gesundheitsfördernde Angebote  verantwortungsbewusstes, umweltfreundliches Verhalten  Bedürfnisbefriedigung bei Einheimischen und Angestellten im touristischen Dienstleistungsbereich

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 Selbstbestimmungsrecht der Einheimischen, Partizipation  Verbesserung der Lebensqualität  soziokulturelle Identitätsstiftung und Regionalbewusstsein  Stärkung des Zusammenhaltes innerhalb der lokalen Bevölkerung

Dem nachhaltigen Tourismus wird jedoch zugeschrieben, dass seine wirtschaftlichen Effekte im Vergleich zu touristischen Großinvestitionen (beispielsweise Ferienparks) zu gering seien und zu wenige Arbeitsplätze geschaffen würden. So beschreibt auch Ziener, dass der nachhaltige Tourismus sich selbst nicht gerecht werden kann. Eine nachhaltige ökonomische Entwicklung sei nur möglich, wenn ein ausreichend quantitativer Ausbau stattfindet, der genügend Arbeitsplätze schafft, denn eine „naturorientierte Erholung allein kann weder die Mehrheit der Erholungsuchenden und Freizeitnutzer zufrieden stellen, noch einen ausreichenden Einkommensbeitrag für die Region erbringen“ (Ziener, 2003: 171). Das infolgedessen erhöhte Gästeaufkommen lässt sich jedoch zunehmend schwerer mit der ökologischen Nachhaltigkeit vereinbaren. Hahne (1995: 33) hingegen meint, dass dieses Argument nicht stichhaltig ist, da ganzheitlich betrachtet beim umweltfreundlichen ländlichen Tourismus die Ausstrahlungseffekte viel größer wären – vor allem bedingt durch die hohe Diversifizierung der regionalen Wirtschaft (vgl. auch Krüger, 1995: 121). Er betont, dass diese regionalen Verflechtungen, wie bereits in Kapitel 2.1.2 beschrieben, für eine nachhaltige Regionalentwicklung unentbehrlich sind und bei nicht nachhaltigen Groß- investitionen oftmals nur ein äußerst geringer Anteil der Wertschöpfung der Region zugutekommt, da sie entweder ein geschlossenes System bilden oder externe Anbieter beziehungsweise Investoren dahinter stehen (Hahne, 1995: 38). Der sogenannte Multiplikator-Effekt darf dabei nicht vernachlässigt werden. Er beschreibt die zunehmende Verringerung der Wertschöpfung in den verschiedenen Ebenen der sekundären Ausgaben. Zu Beginn stehen die (unmittelbaren) touristischen Ausgaben, welche sich in Steuern, Einnahmen für die lokale Wirtschaft sowie Haushalte (Löhne) und Importleistungen aufsplitten. Daraus resultieren sekundäre Ausgaben, die beispielsweise vonnöten sind, um das lokale Wirtschaftsprodukt herzustellen oder anbieten zu können. Auch diese sekundären Ausgaben werden dann wieder in staatliche Einnahmen, Importleistungen und Löhne aufgeteilt. So entsteht eine lange Verkettung, an deren Ende der wirtschaftliche Ertrag immer geringer wird, da die Importleistungen und staatlichen

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Einnahmen keine neue Wertschöpfung generieren (Lotter, 2010: 85). Entscheidend ist also vor allem die Effektivität dieser lokalen Strukturen und Vernetzungen, um die monetären Flüsse möglichst weitgreifend nur innerhalb der Region zirkulieren zu lassen (Lotter, 2010: 84 & 106). So ergeben sich auch für die ortsansässige Bevölkerung Infrastrukturen, im klassischen Sinne sowie im Freizeitbereich, was durchaus positive Impulse auf den Immobilienmarkt und die Geschäftsansiedelung haben kann – auch über den touristischen Sektor hinaus (BKT, 2005: 52). Abschließend lässt sich festhalten, dass nachhaltiger Tourismus keine Tourismusform neben anderen, wie zum Beispiel Strandtourismus, Abenteuertourismus oder Bildungstourismus, ist, sondern eine Entwicklungsstrategie oder ein Ziel. Denn jede Tourismusform kann nachhaltig gestaltet werden (vgl. Scharpf, 1995: 70). Dementsprechend sollte darüber nachgedacht werden, ob man nicht von „Nachhaltigkeit im Tourismus“ oder „Nachhaltigkeit und Tourismus“ spricht, um die Begrifflichkeit besser von den herkömmlichen „Bindestrich- Tourismusformen“ abgrenzen zu können.

2.3.2 Wassersporttourismus

Allgemeines

Wassertourismus umfasst nach Jennings (2007: 10) alle touristischen Aktivitäten, die in oder in Bezug zu Wasserressourcen wie beispielsweise Seen, Kanälen, Bächen, Flüssen, der offenen See, künstlich angelegten Gewässern oder im Küstenbereich ausgeführt werden. Es gibt dementsprechend eine Vielzahl von Wassersportarten, die aktiv betrieben werden. Im Folgenden werden jedoch nur die drei Wassersportarten Kanusport, Motorbootsport und Tauchen genauer vorgestellt, da vorwiegend diese im Untersuchungsgebiet des Naturparkes Stechlin-Ruppiner Land praktiziert werden. Weitere Wassersportarten wie zum Beispiel Segeln, Rafting, Surfen oder Wasserskifahren treten aufgrund der natürlichen und sonstigen Gegebenheiten kaum oder gar nicht im Untersuchungsgebiet auf und sind aus diesem Grund für diese Arbeit zu vernachlässigen.

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Gesetzliche Rahmenbedingungen

Das wichtigste Gesetz für den Wassersport ist das Wasserhaushaltsgesetz, welches den sogenannten Gemeingebrauch oberirdischer Gewässer festsetzt. Dabei stellt das Bundesgesetz seit der Föderalismusreform 2009 den Rahmen, der durch die Länder nur noch ergänzt werden kann. Der Gemeingebrauch umfasst im Brandenburgischen Wassergesetz: „Baden, Tauchen mit Atemgerät, Schöpfen mit Handgefäßen, Viehtränken, Schwemmen, Eissport und Befahren mit Fahrzeugen bis zu 1 500 kg Wasserverdrängung ohne eigene Triebkraft“ (BRAVORS, 2010: BbgWG Kapitel 5, § 43, Absatz 1). Generell ist in Brandenburg also eine wassersportliche Nutzung im Sinne von Baden, Tauchen und der Befahrung mit Kanu, Ruder- oder Schlauchboot und dergleichen auf nahezu allen Gewässern möglich. Durch Einzelfallentscheidung der Wasserbehörde kann auch Fahrzeugen, die nicht den Bestimmungen in Absatz 1 entsprechen, das Befahren von nicht schiffbaren Gewässern gestattet werden (BRAVORS, 2010: BbgWG Kapitel 5, § 43, Absatz 3). Ebenso kann der Gemeingebrauch teilweise oder vollständig durch die Wasserbehörde geregelt, beschränkt oder verboten werden, um

1. die Eigenschaften und den Zustand der Gewässer einschließlich des Gewässerbodens und der Ufer vor nachteiligen Veränderungen zu schützen, 2. zu gewährleisten, dass die Bewirtschaftungsziele und die Vorgaben des Maßnahmenprogramms erreicht werden, 3. Natur und Landschaft zu schützen, zu pflegen und zu entwickeln, 4. Beeinträchtigungen, Belästigungen und Gefahren für die Allgemeinheit oder für Einzelne zu verhindern.

(Quelle: BRAVORS, 2010: BbgWG Kapitel 5, § 44)

Nur auf den Bundeswasserstraßen kann nach Bundeswasserstraßengesetz jeder mit jeglichen Wasserfahrzeugen fahren, sofern sich an die Vorschriften des Schifffahrtsrechtes gehalten wird (BMJ, 2007: WaStrG Abschnitt 3, § 5). Hier kann die grundsätzliche Befahrbarkeit durch das Naturschutzgesetz oder Rechtsverordnungen von Naturschutz- gebieten und Nationalparken eingeschränkt oder ganz verwehrt werden (AUbE, 2004: 39). Je nach Schutzbedarf der Gewässer hat dies somit ebenso Auswirkungen auf die wassertouristische Nutzung. Insbesondere dann, wenn eine zu starke touristische Frequentierung mit den naturschutzfachlichen Interessen kollidiert (BKT, 2005: 15 f.).

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Vorangegangenes trifft auch für die entsprechenden Landeswassergesetze und Landes- naturschutzgesetze zu. Eine weitere wichtige Verordnung, vor allem für den Norden Brandenburgs, ist die Verordnung über die gewerbsmäßige Vermietung von Sportbooten sowie deren Benutzung auf den Binnenschifffahrtsstraßen (Binnenschifffahrt-Sportbootvermietungsverordnung – BinSch-SportbootVermV) aus dem Jahr 2000. Darin ist neben der Beschreibung von allgemeinen Regeln und Bestimmungen zur Vermietung von Sportbooten auch die Einführung der sogenannten Charterbescheinigung enthalten. Diese erlaubt das Vermieten von Sportbooten auch an Personen ohne eine entsprechende Fahrerlaubnis, wenn durch das Vermietungs-Unternehmen die ausreichende Befähigung und Tauglichkeit geprüft und eine amtlich anerkannte Bescheinigung (Charterbescheinigung/Charterschein) ausgestellt wurde (BMJ, 2000: BinSch-SportbootVermV § 9). Nachdem die Charterbescheinigung erst probeweise eingeführt wurde, wurde sie nach der Änderung der Verordnung zum 1. Mai 2012 übernommen. Außerdem wurde die Führerscheinfreigrenze von 5 PS (3,68 kW) auf 15 PS (11,03 kW) angehoben, denn laut Verkehrsminister Ramsauer „erfreut sich [der Wassersporttourismus] zu Recht großer Beliebtheit in Deutschland und ist zudem ein wachsender Wirtschaftszweig“ (BMVBS, 2012: o.S.).

2.3.2.1 Wassersportarten und ihre Motive und Auswirkungen

Wassersport ermöglicht den Nutzern weit in unberührte Natur vorzudringen und „back areas“ zu erkunden. Die Wildnis übt auf den heutigen zivilisierten Menschen einen besonderen Reiz aus (Jennings, 2007: 228). Doch so romantisch das Motiv auch klingen mag, kann die Präsenz des Menschen in derart naturnahen Bereichen zu Beeinträchtigungen für das gesamte Ökosystem führen. Nach Job (1995: 153) sind diese in unmittelbare (Infrastruktur, wie Straßen und Parkplätze, Flächenverbrauch und -versiegelung, Trittschäden, Lärmbelastung) und indirekte Auswirkungen (Überformung und Verfremdung der Landschaft) zu unterteilen. Die indirekten Folgeerscheinungen treten meist zeitlich versetzt auf und sind aus diesem Grund oft nicht unmittelbar wahrnehmbar. Eine andere Form der Unterscheidung stellt Hellberg (1992: 79) in Anlehnung an Freygang (1986) vor. Sie unterscheidet zwischen drei Arten von Belastungen: Die durch An- und Abfahrt, an den Ein- und Ausstiegsstellen sowie jenen an der befahrenen Strecke selbst. Auch anhand der Motive

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der verschiedenen Wassersportler und -touristen werden die Auswirkungen von drei Wassersportarten nachfolgend genauer vorgestellt entsprechend strukturiert.

Kanusport

Der Kanutourismus erfreut sich seit Jahren immer größerer Beliebtheit und ist mit mittlerweile 1,2 Millionen Nutzern in Deutschland als Breitensport anzusehen (DTV, 2011: 2). Beim Kanusport lassen sich im Wesentlichen zwei Bootstypen unterscheiden: Das Kajak und der Canadier. Beide sind – im Vergleich Motorbooten – mit nur relativ geringen Anschaffung- skosten verbunden und es ist mit keinen weiteren Unterhaltungskosten zu rechnen, sollte man über eine eigene Lagerungsmöglichkeit verfügen. Sie lassen sich einfach auf dem Autodach oder einem Anhänger transportieren und je nach Größe auch von einer oder zwei Personen ohne größere Anstrengung tragen (Jennings, 2007: 179) . Das Kajak hat seinen Ursprung bei den Inuit, die es zur Robbenjagd und zum Fischfang einsetzten. Es hat eine geschlossene Bootsform und wird meistens als Einsitzer oder Zweisitzer mit einem Doppelpaddel gefahren, welches auch zur Steuerung genutzt werden kann. Es ist aber auch möglich, eine zusätzliche Steuereinrichtung zu montieren, wobei das Ruder meist über Fußpedale bedient wird. Es werden fast ausschließlich Kunststoffkajaks vertrieben (BfN, o.J.: o.S.). Der Canadier bietet mit seiner offenen Bootsform viel Platz für Mensch und Gepäck (BKT, 2005: 66). Gefahren wird er mit einem Einblatt- beziehungsweise Stechpaddel, ursprünglich kniend, heute jedoch vorwiegend auf eingebauten Bänken sitzend. Der Name und die Bootsform der Canadier gehen auf die indigene Bevölkerung Nordamerikas zurück, die die Boote vor allem zur Jagd und als Transportmittel einsetzten. Auch Canadier werden überwiegend aus Kunststoff hergestellt, es gibt jedoch auch (Sperr-) Holz-Canadier, Aluminium-Canadier und seltener aufblasbare Canadier (Hellberg, 1992: 44 f.). Diese werden jedoch nicht oder nur äußerst selten zum Wasserwandern oder bei Bootsverleihern eingesetzt. Kajak und Canadier unterscheiden sich vor allem hinsichtlich ihrer Zuladung, Wendigkeit, Geschwindigkeit und Kippstabilität. Canadier sind kippstabiler, dafür etwas langsamer und nicht so wendig, nehmen aber eine größere Zuladung auf und lassen sich auch einfacher packen (Müller, o.J.: o.S.).

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Im Tourismus am weitesten verbreitet sind heute das Wasser- beziehungsweise Kanuwandern und das stunden- oder tageweise Verleihen von Booten in einem begrenzten Bewegungsradius. Während beim Wasserwandern ein gewisses Können hilfreich ist, steht beim stunden- oder tageweisen Ausleihen der Spaß im Vordergrund. Jennings bezeichnet es auch als „‘mess around‘ in […] relatively safe water“ (Jennings, 2007: 178). Oftmals sind keine Vorkenntnisse vonnöten und in größeren, organisierten Gruppen (beispielsweise Schulklassen oder Firmen) steht der Team- und erlebnispädagogische Effekt im Vordergrund. Hierbei ist jedoch zu bedenken, dass die „notwendige Kenntnis und Sensibilität für ein richtiges Verhalten in der Natur“ (AUbE, 2004: 45) meist nicht vorhanden ist, die Anbieter durch die stetige Erweiterung des Angebotes aber zu einer vermehrten Frequentierung der Gewässer beitragen.

Motive

Der „klassische“ Kanufahrer bevorzugt besonders naturnahe Gewässer und ist oftmals ein naturbewusster Mensch, der als Hauptmotiv Natur und Landschaft im Allgemeinen oder konkreter das Naturerleben und die Verbundenheit mit Natur und Landschaft angibt (Hellberg, 1992: 42 und BKT, 2005: 43). Zum Naturerleben zählt beim Kanuwandern auch das Campen im Freien, verbunden mit reduzierten Bedürfnissen [„satt, warm und trocken sein“ (Hellberg, 1992: 55)], was manche Menschen mehr zu sich selbst und den menschlichen Ursprüngen führt, die ebenso eine Zufriedenheit herstellen. Übereinstimmend damit ergab eine Befragung von über 2000 Wassertouristen in mehreren wassertouristisch erschlossenen Revieren in Brandenburg, dass Kanuten am häufigsten das Zelt als Übernachtungs- möglichkeit wählen. Zwei Drittel der befragten Kanuten gab an, immer oder meistens im Zelt auf einem Campingplatz zu übernachten (LTV, 2010: 51 f.). Auch speziell ausgewiesene Wasserwanderrastplätze sind zur Übernachtung beliebt. Feste Unterkünfte wie Hotels werden erst mit zunehmendem Alter vermehrt nachgefragt (BKT, 2005: 48). Nach Hellberg (1992: 51) lassen sich des Weiteren das Bedürfnis nach Gemeinschaft, Kommunikation sowie sozialer Anerkennung, nach Bewegung beziehungsweise physischer Anstrengung und nach Risiko und Abenteuer als Motive anbringen. Bei dem bereits erwähnten erlebnispädagogischen Ansatz steht die Gruppe gegenüber der Sportart, des Sportgerätes und der Umwelt im Vordergrund. Durch das gemeinsame Erleben oder

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verschiedene Spiele sollen sich beispielsweise die Teamfähigkeit, das Selbstbewusstsein Einzelner, das Vertrauen und/ oder die Fähigkeit zur Konfliktbewältigung stärken. Die Nutzung des Kanus und der Natur ist dabei eher Mittel zum Zweck. Auch der reine Erholungswert, die Bewegung an der frischen Luft, das Freiheitsgefühl auf dem Wasser und das gemeinsame Erleben mit Familie, Freunden oder Partner spielen als Motive für das Kanufahren eine wichtige Rolle (BKT, 2005: 43). Die Bundesvereinigung Kanutouristik e.V. definiert aus den verschiedenen Motiven heraus, die mit Hilfe einer umfassenden Erhebung 2004 ermittelt wurden, fünf Motivgruppen, die die verschiedenen Beweggründe für den Kanusport gut zusammenfassen:

1. Die Naturliebhaber 2. Die Erholungssuchenden  Wenig frequentiertes Gewässer  Man kann sich gut erholen  Motorbootfreiheit  Es ist gut für die Gesundheit  Einsamkeit, Abgeschiedenheit  Die Schönheit der Landschaft  Die Verbundenheit mit der  Das einfache Leben Natur

3. Die Gemeinschaftsorientierten 4. Die Neugierigen  Gemeinsames Erlebnis mit  Abwechslungsreichtum Familie oder Freunden  Städte und Dörfer  Für Kinder geeignet  Sehenswürdigkeiten  Freizeitmöglichkeiten an Land  Es ist mal etwas Anderes  Restaurants und Cafés  Man lernt Regionen und Städte  Es ist der Wunsch meines kennen Partners/ meiner Partnerin  Es macht den Kindern Spaß

5. Die Sportlichen  Sportlich anspruchsvoll  Sich draußen bewegen  leichte sportliche Aktivität  Das Abenteuer  Die Freiheit auf dem Wasser (Quelle: BKT, 2005: 45)

Die Gruppe der Naturliebhaber stellt die anteilsmäßig größte Gruppe dar. Natürlich sind die Übergänge fließend und diese Kategorisierung ist modellhaft. Doch sie zeigt die Vielfältigkeit der Motivationen, Kanu zu fahren und verdeutlicht, das als Leitthema „das Natur- und

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Gewässererlebnis eindeutig im Mittelpunkt steht“ (BKT, 2005: 45). Teilweise lassen sich die Kategorien durchaus auch auf den Motorbootbereich übertragen.

Auswirkungen in der Umwelt

Der Kanusport zählt zu den infrastrukturextensiven Wassersportarten, das heißt er ist nicht auf eine umfassende Infrastrukturausstattung, wie Steganlagen oder flächenverbrauchende landseitige Liegeplätze angewiesen (Hellberg, 1992: 35). Somit sind die Belastungen für die Umwelt dahingehend eher gering. Erst wenn ein Gebiet stark frequentiert wird, können infrastrukturelle Einrichtungen, wie zusätzliche Parkplätze notwendig werden (AUbE, 2004: 32). Im Folgenden werden die Auswirkungen in Anlehnung an Hellberg (1992) nach den Belastungen durch An- und Abfahrt, an den Ein- und Ausstiegsstellen sowie an der befahrenen Strecke selbst strukturiert. Ein Problem stellt der Transport des Bootes bei der An- und Abfahrt dar, denn dieser erfolgt fast immer mit Hilfe des eigenen Autos – gegebenenfalls mit Anhänger – was sich aufgrund der Größe und Bauweise der Boote sowie der meist längeren An- und Abfahrt auch nur schwer anderwärtig umsetzen lässt. Dies verursacht Luft- und Lärmverschmutzung sowie

CO2-Emissionen. Hellberg zitiert nach Freygang (1986), dass der „kanusportbedingte Autoverkehr […] [jedoch nur] einen ‚verschwindend kleinen Anteil‘ am gesamten Straßenverkehrsaufkommen hat und dadurch nur eine ‚unbedeutende Belastung für schützenswerte Tiere und Pflanzen‘ angenommen werden kann“ (Hellberg, 1992: 80). Gleichwohl weist sie anschließend auf die häufig langen An- und Abfahrten sowie die lokale Lärm- und Schadstoffbelastung hin. Dabei kommt es nicht nur zu Beeinträchtigungen der Natur, sondern auch zur Störung der Anwohner. Die Auswirkungen an Ein- und Ausstiegs- sowie Umtragestellen sind zwar auf einen relativ kleinen Raum begrenzt, können allerdings je nach Frequentierung beträchtliche Ausmaße annehmen. Insbesondere, da die Ein- und Aussatzstellen meistens mit dem Auto erreichbar sein müssen. Durch die PKW-Nutzung und auch die Kanuten selbst wird durch Fahr- und Trittschäden der Boden verdichtet und die Vegetation geschädigt. Verbreitet ist auch das Hinterherziehen der Boote oder das Reinrutschen an steilen Uferböschungen, was zusätzlich den Gewässergrund und die dortige Vegetation schädigt. Fehlen sanitäre Anlagen und

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Abfallbehälter ist mit vielfältigen Verunreinigungen zu rechnen. Zu guter Letzt kommt es bei stark frequentierten Ein- und Ausstiegsstellen zu Beeinträchtigungen und Störungen der Tierwelt (Hellberg, 1992: 81 f. und Strojec & Bauer, 1996: 38). An der befahrenen Strecke selbst kommt es vorwiegend zu mechanischen Wirkungen an Flussbett, Wasserpflanzen und der Ufervegetation. Diese sind jedoch über weite Gewässer- abschnitte gestreut und auch eher als geringfügig einzuschätzen, sodass sie nicht zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung führen (Hellberg, 1992: 87). Besonders die Uferbereiche sind jedoch außerordentlich vielfältig, sensibel und biologisch wertvoll, da sie die Übergangszone vom aquatischen zum terrestrischen Lebensraum darstellen und Laich-, Brut- und Rückzugsgebiet für viele Tierarten sind. Bei wiederkehrender Störung durch Befahrung des Uferbereiches kann es beispielsweise bei Vögeln unter anderem zur Aufgabe von Brutplätzen kommen (DVWK, 1996: 21). Die Beeinträchtigung von Wasservögeln stellt im Allgemeinen einen bedeutenden Konflikt dar, denn unabhängig vom – möglicherweise umweltbewussten – Verhalten, ist schon die bloße Gegenwart eines Wassersportlers, je nach Störtoleranz, Grund für eine Reizung (AUbE, 2004: 33). Durch das Aufwirbeln von Sediment bei Grundberührung oder beim Paddeln kommt es zusätzlich zu einer Trübung, Schichtumlagerung und einer damit verbundenen Nährstoffremobilisierung (DVWK, 1996: 21). Stärkere Belastungen stellt dies – je nach Wasserstand und Jahreszeit – auch für bestimmte Fischarten dar, denn durch die Turbulenzen ist eine damit einhergehende Zerstörung von Laichbetten zu erwarten. Außerdem sind Fische durch die Schallentwicklung unter Wasser, die beim Paddeln entsteht, einem gewissen Stress ausgesetzt, was zu gestörter Nahrungsaufnahme führen kann (Hellberg, 1992: 86 ff.). Laut der AUbE gibt es durch das Kanufahren bei bedachter Fahrweise jedoch keine bedeutenden Beeinträchtigungen auf das Benthos – „unabhängig von der Intensität der Befahrung“ (AUbE, 2004: 32). An Land kommt es durch das Rasten und Campieren – teilweise mit Feuerstellen – zu vielfältigen Beeinträchtigungen für Flora und Fauna. Durch das Sammeln von Feuerholz findet eine Nährstoffentnahme und Biotopzerstörung statt, zusätzlich steigt die Waldbrand- gefahr. Das Liegenlassen von Müll stellt auch für den Menschen eine augenscheinliche Zerstörung des Landschaftsbildes dar. Neben der Gefahr für Tiere zieht der Abfall eine Eutrophierung und Kontaminierung der Umwelt nach sich, wie auch die Nutzung von Seifen und Spülmitteln in Gewässern (Revermann & Petermann, 2003: 96).

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Motorbootsport

Beim Motorbootfahren wird nach Jennings ein Motor „as the key or only means of propulsion“(Jennings, 2007: 48) angewandt. Die Fortbewegung erfolgt also allein aus Motorenkraft. Unterschieden wird bei Motorbooten zwischen Außenbordmotoren und Innenbordmotoren, die sich darin unterscheiden, wo die Antriebsmaschine positioniert ist. Der Propeller beziehungsweise die Schraube ist zweifellos immer außerhalb des Bootskörpers angebracht. Laut DVWK wird „das Motorbootfahren […] größtenteils als reiner Freizeitsport ausgeübt“ (DVWK 1996: 29). Im touristischen Bereich nimmt der sogenannte Charterboottourismus zu, bei dem eine größere Motoryacht mit vergleichsweise geringer Leistung für einen oder mehrere Tage gemietet (gechartert) wird. In einigen Wassersportrevieren ist das Ausleihen von Charterbooten auf der gesetzlichen Grundlage der ab Seite 23 beschriebenen Binnenschifffahrt-Sportbootvermietungsverordnung auch ohne Bootsführerschein möglich.

Motive

Auch bei den Motorbootfahrern gilt das Erleben von Natur und Landschaft als eines der Hauptmotive. „Die Region kennen lernen“ spielt hingegen noch eine größere Rolle als bei den Kanutouristen (BKT, 2005: 43). Ebenso lassen sich im Motorbootsportbereich verschiedene Bootskategorien bilden, anhand derer die Motive deutlich werden. Kleine Boote, häufig mit Außenbordmotoren bis 10 PS, werden vor allem von Anglern genutzt. Dazu zählen auch sporadisch motorisiert betriebene Schlauch- und Ruderboote. Offene Sportboote mit leistungsstärkeren Motoren dienen für Tagesausflüge mit der Möglichkeit zum Baden vom Boot aus oder dem Wasserskilaufen (Beule & Puhl, 2008 und AUbE, 2004: 52). Sie haben keine Ausstattung, die das Übernachten oder die Essenszubereitung an Bord ermöglichen, weswegen sie vor allem zur Freizeitgestaltung und bei Touristen zur Erkundung des Gewässers oder dem Geschwindigkeitserlebnis verwandt werden. Große Motoryachten oder Hausboote hingegen sind umfassend mit Schlafkojen, einer Pantryküche und weiterem Zubehör ausgestattet, da mit ihnen in den meisten Fällen mehrtägige Törns gefahren werden.

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Ähnlich wie beim Kanusport kommen auch bei den Motorbootfahrern Motive, wie geselliges Beisammensein und das gemeinsame Erlebnis zum Tragen. Nicht selten gilt ein Motorboot auch als Statussymbol (Jennings, 2007).

Auswirkungen in der Umwelt

Der Motorbootsport gehört zu den infrastrukturintensiven Sportarten, da man zur Ausübung auf Hafenanlagen angewiesen ist, die vor allem die benötigten wasser- und landseitigen Liegeplätze und Slipanlagen bereitstellen. Angesichts der zusätzlichen Steganlagen, Sanitär- einrichtungen und Clubhäuser kommt es teils zu einem erheblichen Landschaftsverbrauch, Landschaftszerschneidung, Flächenversiegelung und der Zerstörung von Uferbereichen, was als unmittelbare negative Beeinträchtigung der Umwelt gilt (Lamping, 1995: 172). Wie bereits bei den Auswirkungen durch den Kanusport erläutert, können das Fahren in sensible Uferbereiche – wie zum Beispiel Röhrichtzonen – und der Wellenschlag sowie Sog von schnell fahrenden Motorbooten zur Erosion um Uferbereich, Zerstörung wichtiger Lebensräume sowie erheblicher Beeinträchtigung und Störung für die Tierwelt führen. Dies wird zum einen durch Grundberührung des Bootskörpers, zum anderen durch die propeller- bedingten Wasserturbulenzen verursacht (Jennings, 2007: 79). Auch das Ankern destruiert den Gewässergrund (Revermann & Petermann, 2003: 97). Häufig wird die Fluchtdistanz insbesondere von Wasservögeln unterschritten. Dieser zusätzliche Stress durch Flucht- und Abwehrreaktionen führt bei Tieren zu einem erhöhten Energieverbrauch, der eine Beeinträchtigung des normalen Lebensrhythmus, Erschöpfungserscheinungen oder letztendlich den Tod nach sich ziehen kann. Problematisch sind beim Motorbootsport weiterhin die Schadstoffbelastungen in Wasser, Boden und Luft durch Abwässer, Kraftstoffe, Motorenöl und Abgasemissionen (DVWK, 1996: 29). Auch sogenannte Antifouling-Anstriche, die einem zu schnellen Verschleiß durch Organismenbewuchs am Bootskörper entgegen wirken sollen, führen zu erheblichen Gewässerbelastungen sowie Vergiftungserscheinungen bei Flora und Fauna. (Revermann & Petermann, 2003: 97). Das eingesetzte Biozid Tributylzinn kann über die Nahrungskette sogar wieder zurück zum Menschen gelagen und das Hormonsystem schädigen (AUbE, 2004: 49). Da die negativen Folgen nicht unmittelbar sichtbar sind, wird hier von indirekten Auswirkungen gesprochen. Generell lässt sich feststellen, dass in stehenden Gewässern die

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Belastungen schwerwiegender wirken, da im geschlossenen System Prozesse langsamer ablaufen und Schadstoffe somit vermehrt akkumuliert werden. Je größer das Gewässer, desto größer ist jedoch auch seine Belastbarkeit (Kadner, 1978 zitiert in Lamping, 1995: 172 ff.). Neben den Auswirkungen auf die natürliche Umwelt, fühlen sich auch Anwohner oder andere Wassersporttouristen durch den Lärm und die Abgase gestört und sehen sich in Gebieten mit hoch frequentiertem Motorbootaufkommen teilweise auch in ihrer Sicherheit gefährdet (Jennings, 2007: 82 f.). So gefährden schnell fahrende Motorboote durch die entstehenden hohen Wellen zum Beispiel Kanufahrer, bei denen dann – je nach Position zum Wellenkamm – Kentergefahr bestehen kann.

Tauchen

Auch beim Tauchen können Unterscheidungen vorgenommen werden. So gibt es das „Tauchen mit Grundausrüstung (Schnorcheln)“ (DVWK, 1996: 33), bei dem ausschließlich Schnorchel, Maske und Flossen benötigt werden. Dabei ist man durch den Schnorchel relativ an die Wasseroberfläche gebunden, kann aber kurzzeitig zur genaueren Erkundung auch tiefer abtauchen. Eine weitere Form ist das Gerätetauchen, was überwiegend mit Pressluft- atemgeräten durchgeführt wird. Durch den mit Luft gefüllten Vorratsbehälter ist das Abtauchen in größere Tiefen auch über einen längeren Zeitraum möglich (Brümmer & Pütsch, 1996: 91). Als Tauchgewässer sind vornehmlich stehende Gewässer (natürliche, ebenso wie künstlich angelegte), in seltenen Fällen auch Fließgewässer geeignet (Brümmer & Pütsch, 1996: 94). Eine Besonderheit bietet der Tauchsport durch seinen Blick „unter die Oberfläche“. So ist es möglich Freizeittaucher in Monitoring- und Landschaftspflegemaßnahmen mit einzubinden. Beispiele hierfür sind die Kartierung des Gewässers, Dokumentation und Zählungen von Flora und Fauna oder Unterwasserpflanzungen (Brümmer & Pütsch, 1996: 102).

Motive

Auch beim Tauchen ist das Naturerleben ein entscheidendes Motiv. Es hält darüber hinaus ganz besondere Reize bereit. Die gefühlte Schwerelosigkeit, durch die man förmlich durch das Wasser schwebt, übt nach Brümmer & Pütsch (1996) eine besondere Anziehungskraft

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aus. Die vielfältige Unterwasserwelt lässt sich aufgrund der physikalischen Gegebenheiten im Wasser hervorragend beobachten. Entfernungen wirken geringer und im Wasser befindliche Objekte erscheinen auf bis zu 4/3 ihrer tatsächlichen Größe vergrößert (Brümmer & Pütsch, 1996: 92 f.). Ein wichtiger Aspekt für das Tauchen ist die Sichttiefe, die in Zusammenhang mit der Wasserqualität steht, da ein Beobachten der Unterwasserflora und -fauna das Tauchen charakterisiert (DVWK, 1996: 33).

Auswirkungen in der Umwelt

Im Gegensatz zum Motorbootsport sind große Infrastruktureinrichtungen explizit für den Tauchsport eher selten vonnöten, da meist vorhandene Steganlagen genutzt werden können. Taucher beeinträchtigen dennoch beim Ein- und Aussteigen die Ufervegetation durch Trittschäden. Durch die Bleibeschwerung wirkt sich die Bodenverdichtung besonders stark aus. Ferner kommt es zu Bleieintragungen im Gewässer (Brümmer & Pütsch, 1996: 96). Wenn die Taucher mit dem Motorboot zur Einstiegsstelle gebracht werden, kommen die Auswirkungen, die durch den Motorbootsport verursacht werden zum Tragen. Während des Tauchvorgangs kann es durch die Anwesenheit und Bewegungen der Taucher sowie durch die aufsteigenden Luftblasen zur Irritation und Beunruhigung der aquatischen Fauna und der Wasservögel kommen, was bis zu einer Artenverschiebung führen kann (DVWK, 1996: 33 und Revermann&Petermann, 2003: 96). Durch unachtsames Verhalten können durch die Flossenschläge bei Grundberührung Vegetationsbereiche und somit potenzielle Lebensräume und Laichgebiete zerstört werden (Jennings, 2007: 232). Die durch Bewegung verursachten Verwirbelungen können zur Trübung, Sediment- und Tiefenwasserverlagerung führen, was die am Grund gehaltenen Nährstoffe freisetzt und so zur Eutrophierung führen kann. Die Pflanzen werden in ihrer Photosynthese beeinträchtigt, da sie mit Sediment bedeckt werden (AUbE, 2004: 56). Je nach Größe und Belastung des Gewässers durch Taucher können weitreichende Folgen, wie die Eutrophierung des Gewässers, die Zerstörung ganzer Lebensräume und die Verringerung der Biodiversität eintreten (Brümmer & Pütsch, 1996: 97). Zudem ist mit einer gewissen Lärmbelastung, beispielsweise durch Kompressoren oder das Ausblasen von Ventilen, zu rechnen.

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2.3.2.2 Bedeutung der Natur

Entsprechend den genannten Motiven überwiegt beim Wassersporttourismus die Bedeutung der Natur als Raum für das Naturerleben. Insbesondere naturbelassene Fließgewässer haben eine hohe Attraktivität. Es wird ein sichtbarer Weg zurückgelegt und es entsteht eine „Kontrastwirkung mit der statisch erscheinenden Umgebung“ (Hellberg, 1992: 60) durch die vielfältige Ufervegetation, die des Öfteren wechselt. Dem Raumverständnis nach werden Natur und Gewässer also als „Erfahrungs- und Naturerlebnisraum“ gesehen (Strojec & Bauer, 1996: 32). Strojec & Bauer (1996: 35) präzisieren dies, indem sie drei verschiedene Formen von Naturerfahrung herausstellen. Zum einen ein ästhetisch-kontemplatives Naturbedürfnis, das die Suche nach völlig unberührter Natur ohne anthropogenen Einfluss beschreibt. Die romantische Auffassung von Entspannung in einer reinen Natur charakterisiert diese Form. Nach Revermann & Petermann besteht dabei jedoch meist kein tiefergehendes Interesse an der Natur und den Vorgängen in diesem Ökosystem, sondern die Landschaft dient als schöne Umgebung und Szenerie, „in der touristische Aktivitäten durchgeführt werden können“ (Revermann & Petermann, 2003: 53). Zum anderen steht für besonders ambitionierte Wassersportler häufig nicht die Natur im Vordergrund, sondern die technisch und sportlich anspruchsvolle Ausübung ihres Sportes. Bei dieser Form der körperlichen Naturerfahrung fungiert die Natur nur als Kulisse oder „Sportstätte“ (Hellberg, 1992: 33), um einen Ausgleich zum bewegungslosen Alltag zu finden. Der Anteil dieser leistungsorientierten Sportler ist jedoch vermutlich im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land eher klein, was sich auch mit der geringen Anzahl an organisierten Wassersportvereinen erklären lässt. Beim stundenweisen Ausleihen von Booten gibt es einen nicht unerheblichen Anteil an Nutzern, bei denen der Spaß im Vordergrund steht und die Natur ebenfalls eher als Kulisse oder „Spaßplatz“ dient (Strojec & Bauer, 1996: 33). Der erlebnispädagogische Ansatz stellt somit die letzte Form dar, die im Ursprung als eine „mehrdimensionale Auseinandersetzung mit dem Erlebnisraum Natur [angedacht war, um] Planungs-, Handlungs- und Verantwortungskompetenzen zu entwickeln, die zu einem ökologischen und landes- pflegerischen Verhalten weiter entwickelt werden könnten“ (Strojec & Bauer, 1996: 36). Wie bereits beschrieben, dominiert jedoch der psychologische Effekt, wie die Herausbildung von

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Teamfähigkeit oder Selbstbewusstsein, und die Natur oder das Natur-Erleben als solches ist in den Hintergrund getreten (Strojec & Bauer, 1996: 36). Es zeigt sich, dass die Bedeutung der Natur und ebenso die Auswirkungen auf diese von der persönlichen Motivation und dem Können des Nutzers abhängen. Denn das Verhalten variiert entsprechend der Vorstellungen von Natur und dem Sport – je nachdem, ob beispielsweise eher das Naturerleben im Vordergrund steht oder das Abenteuererleben, sportlicher Ehrgeiz und soziales Prestige. (Taube, 1987 zitiert in Hellberg, 1992: 38).

2.4 Tourismus in Schutzgebieten

Seit Jahren zählen für mehr als ein Drittel der deutschen Touristen Motive, die Natur und Umwelt als Ursprung haben, zu den Hauptreisemotiven (Revermann & Petermann, 2003: 9). Harmonierend damit bestätigen Untersuchungen, dass das Umweltbewusstsein von Touristen sehr hoch ist und auch zunehmend steigt. Ebenso wird die generelle Bereitschaft bestätigt, das eigene Handeln anzupassen, um etwas zum Schutz der Natur beizutragen. (vgl. Feige, 1995: 133 und Bergsma, 2000 zitiert in Jennings, 2007: 189) „Die umweltbewußten Einstellungen der Bootstouristen sind zwar […] keine Garantien für umweltorientiertes Verhalten, doch sie sind dafür eine wesentliche Voraussetzung“ (Lamping, 1995: 182). Lamping stellte in ihrer Untersuchung des Wasserwandertourismus in der Neustrelitzer Kleinseeplatte schon 1994 fest, dass bei den Touristen zwar ein gewisses Umwelt- bewusstsein vorhanden ist, doch das Verhalten nur entsprechend angepasst werden kann, wenn auch ein adäquates Angebot vorhanden ist. Auch Lotter (2010: 64) bestätigt dies in seinen Ausführungen. In Gebieten, die touristisch genutzt werden und einem Schutzstatus unterliegen, treffen verschiedene, aber ebenso gemeinsame Interessen aufeinander. Sowohl dem Tourismus als auch dem Naturschutz ist der Wunsch nach einer attraktiven und naturbelassenen Landschaft gemeinsam. Trotzdem stehen der Naturschutz, oft in Gestalt von Schutzgebieten, und der Tourismus in einer ambivalenten Relation zueinander. Auf der einen Seite ist der Tourismus vielfach auf eine landschaftlich ansprechende sowie intakte Natur – und somit zur Sicherung auf den

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Naturschutz – angewiesen. Auf der anderen Seite gehört er, je nach Intensität, auch zu den größten Gefahren für die Natur (Adamowicz, 2009: 19). Nicht ohne Grund wird der Naturschutz durch seine strengen Gesetze und entsprechenden Verbotsaussprechungen manchmal als Hemmnis und/ oder Verhinderer einer touristischen Entwicklung angesehen (Revermann & Petermann, 2003: 13). Diese Ambivalenz zwischen touristischer Nutzung und der Erfüllung des Naturschutzauftrages provoziert konfliktbeladene Spannungsfelder aber daneben auch sehr positiv besetzte Synergien, was nachfolgend genauer beleuchtet wird, um abschließend mögliche Lösungsansätze vorzustellen.

2.4.1 Synergieeffekte und Konfliktpotenziale

Betrachtet man die Interessen von Naturschutz und im Speziellen des Wassersporttourismus fällt auf, dass es viele Überschneidungen gibt – insbesondere beim Kanusport und dem Naturschutz. Strojec & Bauer haben diese gleichlaufenden Interessen zusammengefasst: Es ist „der Wunsch nach vielgestaltigen, naturnahen und sauberen Gewässern[,] das Bedürfnis, in Ruhe Natur und Landschaft zu erleben und zu genießen[,] die Möglichkeit, Tiere und Pflanzen zu beobachten [und] das Kennenlernen charakteristischer Naturphänomene“ (Strojec & Bauer, 1996: 31).

Synergieeffekte

Der Tourismus hat dementsprechend positive Auswirkungen für den Naturschutz – ebenso vice versa – woraus sich verschiedene Synergieeffekte ergeben. So trägt der Tourismus dazu bei, dass spezifische Landschaften bewahrt und vor anderer Nutzung, mit negativeren ökologischen Folgen, geschützt werden (Revermann & Petermann, 2003: 94). Der Naturschutz wiederum sorgt für einen qualitativ hochwertigen Erhalt des Naturerbes (Adamowicz, 2009: 234). Auch der finanzielle und wirtschaftliche Aspekt, den eine touristische Nutzung mit sich bringt, darf nicht vernachlässigt werden, wenn es zum Beispiel darum geht, Gelder für Naturschutzmaßnahmen aufzubringen. Vor allem ausgewiesene Schutzgebiete stellen sich durch ihre speziellen Angebote, in Form von Wegen, Informationsangeboten, Aussichtspunkten oder Führungen, mehr und mehr als wichtige Destinationen heraus und ergänzen gegebenenfalls bereits vorhandende

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touristische Angebote. Darüber hinaus wirkt die Kooperation zwischen Tourismus und Schutzgebieten auf Seiten des Naturschutzes akzeptanz- und vertrauensfördernd, da „an einem Strang“ gezogen wird (Breitschuh & Feige, 2003 zitiert in Adamowicz, 2009: 25). Überdies befördert der Tourismus in Schutzgebieten in besonderem Maße das Umweltbewusstsein bei den Reisenden und der lokalen Bevölkerung sowie auch die Steigerung des Bekanntheitsgrades und Wertschätzung der naturräumlichen Potenziale der spezifischen Region (Adamowicz, 2009: 21 ff.). Einige dieser Synergieeffekte, die zwischen Naturschutz und Tourismus entstehen können und deren gleichlaufende Interessen verdeutlichen, sind in Abbildung 3 bildlich zusammengefasst.

Tourismus braucht Naturschutz braucht Naturschutz: Tourismus:

- Sicherung intakter, - - Steigerung des

attraktiver Landschaft Umweltbewusstseins - Schutzgebiete als wichtige - Steigerung der Akzeptanz für Reiseziele Naturschutz

- Schutzgebiete als - Finanzierungsquelle für effekte Gütesiegel Synergie Naturschutzmaßnahmen - Ergänzung des - Beseitigung illegaler touristischen Angebots Ressourcennutzung

Abbildung 3: Synergieeffekte zwischen Tourismus und Naturschutz Eigene Darstellung nach Adamowicz (2009: 24)

Konfliktpotenziale

Dennoch stehen der touristischen Entwicklung in Schutzgebieten oft die ökologischen Schutzziele gegenüber, denn nicht von ungefähr sind in vielen Fällen die landschaftlich reizvollen, aber sensiblen Gebiete für den Tourismus besonders attraktiv (Lamping, 1995: 171). Die Natur ist eine der Hauptgrundlagen des Tourismus, aber gleichzeitig stellt er auch eine Bedrohung für sie dar. Die entsprechenden Auswirkungen auf das Ökosystem durch die touristische Nutzung mit ihren benötigten Infrastruktureinrichtungen sowie dem

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Tourismusbetrieb an sich sind der Hauptkonflikt zwischen Naturschutz und Tourismus. Grund dafür ist ein teilweise vorherrschendes „grenzenlose[s] Raum- und Naturverständnis“ (AUbE, 2004: 10). In Kapitel 2.3.2.1 wurden derartige Beeinträchtigungen des Landschafts- bildes sowie Störwirkungen auf Flora, Fauna und die betroffenen Anwohner am Beispiel des Wassersporttourismus bereits detailliert beschrieben. Um dem Schutz der Natur nachzukommen, werden Einschränkungen festgelegt, die nicht selten auch bei der lokalen Bevölkerung für Unmut sorgen, da diese teils direkt im eigenen Umfeld betroffen ist oder durch die Einschränkung die persönliche (zum Beispiel touristische) Wertschöpfung gefährdet sieht (Revermann & Petermann, 2003: 12 f.). Dabei ist ein intakter Naturraum nicht nur „ökologischer Selbstzweck“, sondern eine bedeutende Ressource für die touristische Nutzung und die Region. Revermann & Petermann (2003: 91) merken aber an, dass trotz der Einschränkungen Naturschutzgebiete, die in Naturparken liegen, höheren Belastungen ausgesetzt sind, als Naturschutzgebiete außerhalb von Naturparken. Dies lässt sich mit der verstärkten touristischen Nutzung begründen, die durch das Leitbild für Naturparke durchaus vorgesehen ist. Ein großes Konfliktpotenzial besteht weiterhin darin, dass Regionen, die durch den Tourismus bereits stark frequentiert und belastet sind, nicht mehr besucht werden, sondern auf neue „unberührtere“ Destinationen ausgewichen wird. Dies zeugt zwar von einem gewissen Umweltbewusstsein der Touristen und einer Sensibilität gegenüber nicht nachhaltiger Nutzung, doch andererseits kommt es so vielfach nur zu einem neuen Konflikt in den häufig naturnaheren Ausweichgebieten. Insbesondere trifft dieser Umstand auf Kanufahrer zu, die – wie auf Seite 25 erwähnt – besonders naturnahe und unverbaute Gewässer bevorzugen (Hellberg, 1992: 42 und Lamping, 1995: 171). Nach Hellberg (1992) entwickelte sich diese Ambivalenz erst in den letzten Jahrzehnten, denn ursprünglich wurde der Kanusport als eine naturverträgliche Aktivität angesehen, die kaum Infrastruktur bedarf. Doch zunehmend sind viele Gebiete vorgeschädigt, Kanufahren wurde zum Massenphänomen und gilt nun auch als negativer Belastungsfaktor – insbesondere in den naturnahen Ausweichgebieten.

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2.4.2 Lösungsansätze

Neuerburg & Thiel (1996) strukturieren die Möglichkeiten zur Förderung des natur- und landschaftsverträglichen Trendsports in vier Bereiche:

 Sicherung der natürlichen und ökonomischen Lebensgrundlagen  Vermeidung von Umweltbelastungen  Entwicklung von Räumen, in denen Trendsport ausgeübt wird  Schaffung von Akzeptanz (auch gegenüber Beschränkungen)

Bei der Sicherung stehen vor allem die Naturräume im Fokus, die durch abgestufte Schutzgebietskategorien eine sporttouristische Nutzung bei gleichzeitigem Schutz sensibler Gebiete ermöglichen. Derartige Zonierungen finden bereits in vielen Schutzgebieten Anwendung. Ein weiterer Lösungsansatz ist die Konzentration von Infrastruktur- einrichtungen in ökologisch weniger sensiblen und somit belastbareren Bereichen, sodass die landschaftlich wertvollen und empfindlichen Gebiete entlastet werden und sich regenerieren können (Lamping, 1995: 177). Bei der Einrichtung von Infrastruktur bietet es sich an diese so zu planen, dass „lokale Akteure privatwirtschaftlichen Nutzen daraus ziehen und somit im eigenen Interesse Verantwortung für diese Einrichtungen übernehmen“ (Biedenkapp & Stührmann, 2004: 62). Maßnahmen zur Förderung des Kanutourismus lassen sich dabei im Vergleich zu anderen Wassersportarten meist ohne großen Aufwand und kostengünstig umsetzen. Dafür keine umfassenden baulichen Vorhaben vonnöten sind, sondern beispielsweise Hinweistafeln oder schon einfach konzipierte Ein- und Ausstiegsstel- len oder Biwakplätze können die Bedingungen in erheblichem Maße verbessern (Thum, 2008: 13 und Int. 12:33).

Um den Zugang zu den sensiblen Lebensräumen möglichst zu unterbinden, bieten sich beispielsweise an Land schwer durchdringbare Heckenpflanzungen, künstlich angelegte Begrenzungsgewässer oder neue Wegführungen an. Im Wasser zeigen vor allem die Belassung von Totholz oder Schwemmbalken und eine genaue Fahrrinnenkennzeichnung Wirkung (Lamping, 1995: 179). Auch Maßnahmen, die bereits im Vorfeld eine gewisse Lenkung vorgeben sind möglich. So schlagen Strojec & Bauer (1996: 44) vor, Parkplätze zu

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verlegen oder zu reduzieren und somit bestimmt Bereiche nur zu Fuß oder mit dem Bootswagen erreichbar zu machen. Daneben kann ein bewusster Einsatz von „Nicht- Information“ ein Mittel sein, um sensible Bereiche zu entlasten. So verhindert ein Verzicht von überregionaler Werbung eine zu hohe Bekanntheit, Popularität und Anziehungskraft von schützenswerten Naturlandschaften, die nicht die entsprechende Tragekapazität haben (BKT, 2005: 16). Außerdem sollten bereits bestehende Anlagen und Flächen erhalten und ausgebaut werden. Die Umweltbelastungen können dabei auf ein Minimum reduziert werden, wenn in empfindlichen Bereichen gegebenenfalls ein Rückbau von Infrastruktur, gezielte Besucher- lenkung und eventuell Zugangsbeschränkungen oder -verbote eingesetzt werden (Neuerburg & Thiel, 1996: 24 ff.).

Eine der wichtigsten Rollen in Großschutzgebieten spielt dabei die Besucherlenkung. Durch sie werden sensible Ökosysteme nicht nur bewahrt, sondern auch revitalisiert. In besonderem Maße, wenn diese Bereiche zuvor einer intensiven Nutzung ausgesetzt waren (Adamowicz, 2009: 45). Durch gezielte Lenkungsmaßahmen können Zugangsverbote und gesetzliche Vollsperrungen umgangen werden, da ein umweltgerechtes Verhalten beim Nutzer erreicht werden soll, was starke Be- und Einschränkungen überflüssig macht (BKT, 2005: 16). Eine Lenkung kann auf vielfältige Weise stattfinden. Sei es durch den Ausbau bestimmter Infrastrukturen, wie zum Beispiel Steganlagen und Ein- und Ausstiegsstellen für Bootsfahrer und Taucher, die gezielte Ausweisung von Parkplätzen, Pflanzungen zur Richtungsweisung oder die klassischen Hinweistafeln.

Bei den Informationsangeboten wie zum Beispiel Hinweistafeln sollte der Tourist bezüglich seiner Wissbegierde an vertiefenden Informationen und seiner Aufnahmefähigkeit jedoch nicht überschätzt werden, denn allzu oft geht bei einem Überangebot von Informationen und langen wissenschaftlichen Texten schnell das Interesse verloren. Vom langwierigen Durchlesen der Ausführungen wird dann meist abgesehen. Effektiver und nachhaltiger sind kurze einprägsame Texte zur Erläuterung der erwünschten Verhaltensweisen und gegebenenfalls der Hinweis, wo es mehr und tiefgründigere Informationen gibt (Feige, 1995: 137). Dies kann beispielsweise das Besucherzentrum, Broschüren oder Verweise auf Internetadressen sein, was im Zeitalter der internetfähigen Smartphones durch das

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sogenannte Mobile-Tagging10 einen schnellen und präzisen Zugang zu den gewünschten Informationen ermöglicht. Denn trotzdem fördert ein gewisser Grad an Wissensvermittlung auch immer die Akzeptanz.

Ein wichtiger Aspekt ist und bleibt deshalb die Aufklärungs- und Informationsarbeit im Allgemeinen zu umweltbewusstem Verhalten. Die „Zehn goldenen Regeln für das Verhalten von Wassersportlern in der Natur“ bieten einen guten Ansatz und wurden auf Anregung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen erarbeitet (siehe Anhang, Abbildung 6). Sie werden mancherorts in Tourismus- und Informationsbroschüren oder auf Hinweistafeln abgedruckt und durch die Wassersportvereine und -verbände verbreitet. Problematisch ist dabei, dass der Großteil der Kanufahrer nicht in Vereinen Mitglied ist. Ganz im Gegensatz zu Segelsportlern, bei denen die „Zehn goldenen Regeln für das Verhalten von Wassersportlern in der Natur“ auch Teil der Sportbootführerscheinprüfung sind. Eine Möglichkeit wäre, vermehrt geführte Kanutouren anzubieten, bei denen in kleinen Gruppen umweltbewusstes Verhalten, eine bedachte Fahrweise und die „Zehn goldenen Regeln für das Verhalten von Wassersportlern in der Natur“ vermittelt werden. Durch Gütesiegel könnten die zertifizierten Anbieter auch überregional für eine qualitative Betreuung werben und so den Kundenkreis erweitern (AUbE, 2004: 46).

Sollten dennoch Zugangs- und Befahrensbeschränkungen notwendig sein, lassen sich diese gut anhand verschiedener Gesetze, wie beispielsweise dem Bundes- oder Landesnatur- schutzgesetz einsetzen und müssen nicht zwangsweise einem Vollverbot gleichkommen. Sie können auch zeitliche, räumliche und pegelstandsabhängige Einschränkungen beschreiben, die eine Nutzung, zum Beispiel außerhalb der Brut- oder Laichzeiten, weiterhin ermöglichen (Strojec & Bauer, 1996: 44). Auch quantitative Beschränkungen, wie zahlenmäßige Obergrenzen von Bootsdurchfahrten oder Kontingentierung sowie qualitative Anforder- ungen, beispielsweise an den Bootstyp oder zertifizierte Führer, sind mögliche Ausprägungen von Befahrensbeschränkungen. Der Deutsche Kanu-Verband versucht möglichst alle Befahrensbeschränkungen oder -verbote online auf seinem Webauftritt zu

10 Beim Mobile-Tagging wird mit Hilfe eines Kamera-fähigen Gerätes ein zweidimensionaler Barcode ausgelesen, mit einem entsprechenden Programm decodiert, um dann die verarbeitete Information auf dem Gerät darzustellen. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um eine direkte Weiterleitung zu einer Internetseite. (Tagnition, 2007)

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veröffentlichen (BKT, 2005: 16 f.). Befahrensbeschränkungen sollten nicht nur als negative Einschränkung verstanden werden, da sie neben ihrem Schutzeffekt oftmals eine wassertouristische Nutzung weiterhin möglich machen. Schließlich ist das Naturerleben das Hauptmotiv der meisten Wassersporttouristen und ein Großteil der Kanuten lehnt derartige Umweltauflagen nicht grundlegend ab, denn andernfalls würde sich der „Kanutourismus sprichwörtlich selbst ‚das Wasser abgraben‘“ (BKT, 2005: 19).

Hat jedoch bereits eine gewisse Schädigung im Ökosystem stattgefunden, gilt es diese durch Renaturierungsmaßnahmen und Ausgleichsflächen aufzufangen oder womöglich wieder- herzustellen. Diese Entwicklungsmaßnahmen umfassen ebenso die Ausweisung von Schutz- gebieten, die Nutzungsumlagerung auf bestehende Räume, die eine höhere Tragekapazität aufweisen oder eine gezielt an den Nachhaltigkeitsaspekt angepasste Angebotsstruktur. Um all dies wirksam und langfristig umsetzen zu können, spielt das Herstellen von Akzeptanz eine entscheidende Rolle. Auf der einen Seite machen Informationen und Erklärungen beispielsweise Verbote effektiver und andererseits können derartige Maßnahmen lokal nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn die Bevölkerung sich damit identifizieren kann und am Planungs- und Durchführungsprozess ausreichend beteiligt wurde (Neuerburg & Thiel, 1996: 24 ff.)

Als weiteren Lösungsansatz schlagen Strojec & Bauer (1996: 44) das Erheben von Gebühren vor, um so zeitlich sowie räumlich eine Begrenzung der Nutzerzahlen in sensiblen Bereichen zu erzielen. Dies ist allerdings eine kritische Angelegenheit, denn die Gefahr die Besucher durch zu einen zu hohen Kostenbeitrag abzuschrecken, ist recht hoch und löst eine weitreichende Verkettung aus. Insbesondere, wenn die jeweilige Region in zu großer Abhängigkeit zur touristischen Wertschöpfung steht.

Um der in vielen touristischen Destinationen stark wirkenden Saisonalität entgegen zu wirken, gibt es verschiedenste Lösungsansätze. So können beispielsweise bestimmte Veranstaltungen bewusst in die Nebensaison gelegt werden oder spezielle Zielgruppen – wie die zeitlich flexiblere ältere Bevölkerung – angesprochen werden. Dementsprechend lassen sich die starken Schwankungen in der Wertschöpfung sowie des Beschäftigtenverhältnisses (arbeitslos, Teilzeit, Vollzeit) minimieren (Lotter, 2010: 108 f.)

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Zusammenfassend sind die verschiedenen Lösungsansätze in Abbildung 4 systematisiert.

Sicherung von Sicherung sensibler ökonomischer Schaffung von Akzeptanz Naturräume Wertschöpfung

- Ausweisung von - Hinweistafeln Schutzgebieten - regionale Verflechtung - Aufklärung und - Konzentration von der Wirtschaftsstruktur Information Infrastruktur in belastbaren Bereichen - Besucherzentren - Nutzung bestehender Anlagen/ bereits verbauter Flächen - (Nutzungs-) Gebühren - Kooperationen mit - Entlastung sensibler lokalen Akteuren & Naturräume Unternehmen

- Renaturierungs- maßnahmen - Saisonalität aufweichen - Partizipation der - Ausgleichsflächen Bevölkerung an Planung & Durchführung

- Besucherlenkung - Entwicklung von - geführte Touren Leitsystemen - Gütesiegel/ Zertifizierungen

- Vollständige Befahrungsverbote - Zugangsbeschränkungen - Gesetze und Verordnungen

Abbildung 4: Systematisierung Lösungsansätze Eigene Darstellung angelehnt an Neuerburg & Thiel (1996) und BKT (2005)

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3 METHODIK

Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen des Projektes SoMoNa („Leistungen und Potenziale brandenburgischer Naturparke auf gesellschaftlicher Ebene: Ein sozio- ökonomisches Monitoring in drei Pilotregionen“) geschrieben. Dieses wurde in Kapitel 1.2 bereits ausführlich beschrieben. In den folgenden Kapiteln 3.1 und 3.2 wird die konkrete Vorbereitung, Vorgehensweise und Methodik der qualitativen Sozialforschung bei den Interviews mit den Kommunalvertretern genauer erläutert. Diese lieferten sowohl Datengrundlagen für das Projekt als auch für die vorliegende Arbeit. Anschließend wird das Verfahren bei der Interview-Auswertung (Kapitel 3.3) dargestellt.

3.1 Interview-Vorbereitung

In Vorbereitung auf die qualitative Befragung der Kommunalvertreter des Naturparkes Stechlin-Ruppiner Land galt es vorerst zu ermitteln, welche Kommunen einen Anteil an der Naturparkfläche von mindestens 10 % der eigenen Gebietsfläche haben. Dies wurde mit Hilfe des Online-Kartendienstes 11 des Landesamtes für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Land Brandenburg analysiert. Dort lassen sich verschiedene Geodaten (Schutzgebiete, Naturräume, Administrative Grenzen) hervorheben und bis zu einem großen Maßstab von 1:5000 darstellen. Aufgrund der entsprechenden Kommunalstruktur in Brandenburg ergab sich ein breites Spektrum an möglichen Interviewpartnern. Von ehrenamtlichen Bürgermeistern kleiner Gemeinden, über Amtsdirektoren bis hin zu hauptamtlichen Landräten. Die besondere Ämterstruktur Brandenburgs unterteilt die Kommunen in amtsfreie Gemeinden, mit hauptamtlichem Bürgermeister und eigener Verwaltung (meist größere Städte) und amtsangehörige Gemeinden, bei denen die ehrenamtlichen Bürgermeister zwar noch die örtliche Entscheidungskompetenz inne haben, Verwaltungsaufgaben aber von den übergeordneten Ämtern übernommen werden. Diesen sitzt ein gewählter Verwaltungsbeamter als Amtsdirektor vor (Buer, im Druck: 121).

11 http://luaplims01.brandenburg.de/Naturschutz_www/viewer.htm

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Interviewpartner aus allen kommunalen Ebenen (Landkreis, Amt, Stadt, Gemeinde), die entsprechend flächenmäßig vom Naturpark tangiert werden, wurden kontaktiert, sodass man zunächst von einer Vollerhebung ausgehen kann. Folgende 15 Kommunen liegen ganz oder teilweise (mind. 10 %) in der Gebietskulisse des Naturparkes Stechlin-Ruppiner Land:

Tabelle 1: Kommunen in der Gebietskulisse Kommune Kreis-/ Kommunalvertreter Status Amtszugehörigkeit Landkreis Ostprignitz-Ruppin - Landrat Ralf Reinhardt hauptamtl.

Landkreis Oberhavel - Landrat Karl-Heinz Schröter hauptamtl.

Amt & Gemeinden Oberhavel Frank Stege hauptamtl.

Amt Lindow Ostprignitz-Ruppin Danilo Lieske hauptamtl.

Stadt Gransee Amt Gransee & Wilfried Hanke ehrenamtl. Gemeinden

Gemeinde Großwoltersdorf Amt Gransee & Ingo Utesch ehrenamtl. Gemeinden Gemeinde Amt Gransee & Ralf Wöller ehrenamtl. Gemeinden

Gemeinde Stechlin Amt Gransee & Wolfgang Kielblock ehrenamtl Gemeinden

Stadt Lindow Amt Lindow (Mark) Wolfgang Schwericke ehrenamtl.

Gemeinde Herzberg Amt Lindow (Mark) Michaela Wolff ehrenamtl.

Gemeinde Vielitzsee Amt Lindow (Mark) Dieter Fischer ehrenamtl.

Stadt Fürstenberg Oberhavel Robert Philipp hauptamtl.

Stadt Neuruppin Ostprignitz-Ruppin Jens-Peter Golde hauptamtl.

Stadt Rheinsberg Ostprignitz-Ruppin Jan Pieter Rau hauptamtl.

Stadt Wittstock Ostprignitz-Ruppin Jörg Gehrmann hauptamtl.

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Hauptsächlich wurden über die Internet-Auftritte der Kommunen die Kontaktdaten der Kommunalvertreter gesucht und daraufhin telefonisch kontaktiert, um einen Termin für das Einzelinterview zu vereinbaren. Beim Amt Gransee und Gemeinden wurde die Terminvergabe für die ehrenamtlichen Gemeinde-Bürgermeister durch das Amt vorgenommen, da zwei der vier Kommunal- vertreter im Amt selbst beruflich tätig sind. Herr Utesch (Gemeinde Großwoltersdorf, Amt Gransee und Gemeinden) war jedoch auch nach mehrmaligen Versuchen nicht zu erreichen und fiel aus diesem Grund als Interviewpartner aus. Ebenso Herr Fischer (Gemeinde Vielitzsee, Amt Lindow [Mark]), welcher zwar zu erreichen war, aber aus Zeitgründen nicht für ein Interview zur Verfügung stand. Beim Landkreis Ostprignitz-Ruppin wurde die Anfrage an den stellvertretenden Landrat Herrn Nüse weitergeleitet, welcher Dezernent für Bauen, Ordnung und Recht im Landkreis sowie Mitglied des Kuratoriums des Naturpark Stechlin-Ruppiner Land ist. Auch im Landkreis Oberhavel war der Landrat selbst nicht für ein Gespräch verfügbar. Der Gesprächstermin wurde an Frau Wortmann vergeben, die im Sachbereich Wirtschaftsförderung und Tourismus des Landkreises tätig ist. Diese Zuweisung ist recht interessant, lässt sie doch beim Landkreis bezüglich des Naturparkes – der als Hauptaugenmerk des Interviews angegeben war – eine Schwerpunktsetzung beim Tourismus vermuten. Wittstocks Bürgermeister Herr Gehrmann teilte mit, dass die Stadt Wittstock inhaltlich sehr wenig mit dem Naturpark Stechlin-Ruppiner Land zu tun habe, dem aber wohlwollend gegenüber stehe. Da auch der flächenmäßige Anteil Wittstocks am Naturpark eher gering ist, wurde von einem Interview abgesehen. Somit reduzierte sich die Zahl auf 13 festgesetzte Interviewtermine mit Kommunalvertretern. Berücksichtigt man den verwendeten qualitativen Methodenansatz, kann man auch mit wenigen, dafür aber ausführlicheren Gesprächen einen auswertbaren Eindruck über die Problematik und die lokalen Bedingungen erlangen (vgl. Adamowicz, 2009: 65).

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3.2 Qualitative Interviewform und dessen Durchführung

Der Interviewleitfaden des Biosphärenreservat-Projektes wurde inhaltlich an das Projekt SoMoNa angepasst, sodass auch die besonderen Merkmale und Ziele eines Naturparkes berücksichtigt wurden. Diesen vorgegebenen Leitfaden erweiterte ich um eigene Fragen zum Thema Wassersporttourismus, verzichtete dabei jedoch darauf, zusätzliche Fragestellungen allgemein zum Naturpark oder der nachhaltigen Regionalentwicklung erneut zu stellen. Informationen darüber ließen sich bereits aus dem projektgegebenen Interviewleitfaden ziehen. Vielmehr sollte explizit die Verbindung zwischen Naturpark und dem Wassersport- tourismus erforscht werden. Eine Annäherung daran fand durch Fragen zu Themenbereichen wie dem Stellenwert des Wassersporttourismus, den Motiven der Wassersporttouristen, den Vor- und Nachteilen eines Naturparkes und der wassertouristischen Infrastruktur in der Gemeinde statt. Wie im Anhang ab Seite 93 zu sehen, ist der gesamte Interviewleitfaden somit in drei Teile gegliedert. Zu Beginn wurden die für das SoMoNa-Projekt relevanten Fragen gestellt, um anschließend relativ nahtlos zum Frageteil des Wassersporttourismus überzugehen. Abschließend folgten einige kurze sozialstatistische Fragen, die vor allem für die Auswertung des SoMoNa-Projektes von Bedeutung sind. Die Form des leitfadengestützten, problemzentrierten Interviews wurde jedoch auch bei den Fragen zum Wassersporttourismus beibehalten. Auf der einen Seite ermöglicht es dem Interviewten auf die offenen Fragen umfassender zu antworten, wohingegen er durch vorgegebene Kategorien in seinen Antwortmöglichkeiten eingeschränkt wäre (Diekmann, 2005: 409). Er kann seiner eigenen Erzähllogik folgen und auch über die Frage hinausgehende Aspekte anbringen, was für den Interviewer durchaus neue Zusammenhänge ergeben kann (Mann, 2006: 69). Andererseits übernimmt der Interviewer eine aktive Rolle und kann das Gespräch beispielsweise durch – der Situation angepasste – Zwischenfragen zurück zur zentralen Thematik lenken (Diekmann, 2005: 451). Außerdem eröffnet der Leitfaden eine größere Flexibilität und Anpassung an die Gegebenheiten, da einzelne Fragen bei Bedarf an anderer Stelle gestellt oder ausgelassen werden können, sollten diese schon beantwortet sein. Durch die gegebene Leitfadenstruktur wird jedoch die Reliabilität gewahrt, da in allen Interviews annähernd die gleichen Themenbereiche besprochen werden (Buer, im Druck: 119).

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Es wurde bewusst darauf verzichtet, den Kommunalvertretern den Interviewleitfaden im Vorhinein oder während des Interviews auszuhändigen. So sollte vermieden werden, dass die Gesprächspartner sich mit Hilfe von Informationen und Daten vorbereiten und dementsprechend zu stark mit Faktenwissen aufwarten. Vielmehr ist das Ziel der Interviews, Erfahrungswissen, spontane Assoziationen und Wertehaltungen zu offenbaren. Aufgrund dessen wurde auch während des Interviews versucht, nicht zu stark auf die gegebenen Antworten einzugehen oder diese womöglich zu bewerten (vgl. Cropley, 2005: 129). Alle Interviews wurden mit Einverständnis der interviewten Personen mit einem hochwertigen Aufnahmegerät aufgezeichnet. Dies hat den Vorteil, dass während der Befragung nicht mitgeschrieben, sondern sich voll und ganz auf das Gespräch konzentriert werden kann. Auch wenn der Projekt-Interviewleitfaden in fast identischer Form schon erfolgreich beim Biosphärenreservats-Projekt eingesetzt wurde, schien es sinnvoll diesen in Zusammenhang mit den Fragen zum Wassersporttourismus einem Pre-Test zu unterziehen. Als geeigneter Gesprächspartner stellte sich Dr. Schrumpf heraus, da er in seiner Funktion als Naturparkleiter viel in Kontakt mit den Kommunalvertretern steht und diesbezüglich über deren Kenntnisstand gut informiert ist. Somit konnte er entsprechend einschätzen, inwieweit die Fragen für die Kommunalvertreter verständlich, sprachlich angemessen und im Allgemeinen der Zielführung dienlich sind. Er brachte an, dass es bei Frage 5 („Wie viel Natur wäre in Ihrer Gemeinde rechtlich unter Schutz gestellt, wenn es hier den Naturpark nicht gäbe?“) gut wäre, zu konkretisieren, was mit der rechtlichen Unterschutzstellung gemeint ist, indem man den Hinweis auf die Schutzgebietskategorien Landschaftsschutzgebiet und Naturschutzgebiet gibt. Dies wurde bei den im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land geführten Interviews so übernommen. Bei Frage 1 der Wassersporttourismus-Fragen – welche nach der Wertschöpfung fragt – ergab sich, dass es sinnvoll ist hinzuzufügen, dass die Angabe sowohl in konkreten Zahlen als auch relativ gemacht werden kann. Andernfalls könnten die Kommunalvertreter unbewusst daran gehindert werden, die Frage zu beantworten, da sie glauben konkrete Zahlen und Statistiken vorweisen zu müssen. Diese Erfahrung bestätigte sich, da einige Befragte erst mit „Das weiß ich nicht“ antworteten. Nach der Anmerkung, dass die Angabe gern auch relativ sein kann, kamen sie aber doch zu einer Einschätzung. Im Großen und Ganzen verlief der Pre-Test somit sehr erfolgreich, da es – bis auf diese zwei Punkte – keine weiteren Verbesserungsvorschläge von Dr. Schrumpf gab, er mit den Fragen

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sehr zufrieden war und sich viele neue Erkenntnisse erhofft. Darüber hinaus konnte Dr. Schrumpf durch seine persönlichen sowie beruflichen Erfahrungen im Wassersport als zusätzlicher Experte hinzugezogen und befragt werden, da er fachlich fundiert im Thema steht. Der Großteil der Interviews erfüllte die gestellten Erwartungen, denn die Kommunalvertreter waren sehr aufgeschlossen und nahmen sich viel Zeit für das Gespräch. Die meisten Befragungen fanden in Räumen der jeweiligen Kommune oder im Büro des Befragten statt. Hierbei ist zu erwähnen, dass zwei ehrenamtliche Bürgermeister in der Amtsverwaltung Gransee und Gemeinden arbeiten und – organisiert durch das Amt selbst – während ihrer Arbeitszeit für das Interview zur Verfügung standen. Ein Interview gestaltete sich jedoch etwas schwierig, da bei der befragten Person scheinbar keine Berührungspunkte und kein Interesse am Naturpark bestand – sowohl privat, als auch in der Funktion als Kommunalvertreter. Dementsprechend begrenzt war beispielsweise das Wissen über die Aufgaben eines Naturparkes sowie auch die Antwortbereitschaft im Allgemeinen. Das Interview war bereits nach circa zehn Minuten beendet, da ein Großteil der Fragen aus Sicht des Befragten nicht beantwortet werden konnten. Da auch der Anteil an der Naturparkfläche vergleichsweise gering ist, wurde in Abstimmung mit den Verantwortlichen des SoMoNa-Projektes beschlossen, dieses Interview zu verwerfen.

3.3 Transkription und Software-gestützte Auswertung mit Atlas.ti

Zur Unterstützung der weiteren Bearbeitung der aufgenommenen Dateien wurde nach jedem Interview ein sogenanntes Postskriptum angefertigt. Darin wurden unter anderem der Ort des Interviews, die ungefähre Dauer, die Atmosphäre, wichtige inhaltliche Aspekte und persönliche Eindrücke über den Gesprächspartner und sein Verhalten festgehalten. Cropley zufolge „[…] werden [so] möglicherweise aufschlußreiche Kontextinformationen dokumentiert, die für die spätere Interpretation der Aussagen im Interview hilfreich sein können“ (Cropley, 2005: 108). Darüber hinaus erwiesen sich die Postskripta in manchen Fällen beim Transkribieren der Aufnahmen als sehr nützlich.

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Bei den Tonaufnahmen wurden überschüssige Informationen (Begrüßung, Erläuterungen zum Projekt, Unterbrechungen) geschnitten, sodass eine Begrenzung auf die fachlich relevanten Gesprächsabschnitte stattfand. Bei einer sich daraus ergebenden durch- schnittlichen Interviewdauer von 53 Minuten resultierten bei zwölf Gesprächen insgesamt knapp 10 Stunden und 40 Minuten Interviewmaterial. Davon transkribierte ich acht Interviews unter Zuhilfenahme des für Transkriptionen gängigen Programmes „F4“, welches durch die Dr. Dresing & Pehl GmbH vertrieben wird. Die transkribierten Texte können unter Beibehaltung des nahezu genauen Wortlautes einfacher als Audiodateien ausgewertet werden. Der Sprachstil wurde insoweit geglättet, dass Füllwörter oder Wortwiederholungen, die den Lesefluss behindern, größtenteils ausgelassen wurden und ich vereinzelt eine behutsame Anpassung der Grammatik zur besseren Verständlichkeit vornahm, ohne dabei den ursprünglichen Sinn zu verfälschen. Die vier verbleibenden Interviews wurden aus Projektmitteln durch einen externen Transkriptor verschriftlicht. Anschließend wurde das Textmaterial unter Anwendung der Analysesoftware „Atlas.ti“ bearbeitet. Kelle betont, dass „im Unterschied etwa zu Statistikprogrammpaketen […] solche Programme […] nicht Werkzeuge zur [direkten] Analyse, sondern zur Strukturierung und Organisation von Textdaten“ (Kelle, 2009: 488) sind. Die Zuordnung von sogenannten Codes zu passenden Textstellen ist eine der Hauptfunktionen der Software und wurde anhand einer erstellten Code-Liste, welche ich während des Kodierungsprozesses noch erweiterte und präzisierte, vorgenommen. Dabei ist jedoch zu bemerken, dass die Kodierarbeit selbst immer noch vom Bearbeiter vorgenommen wird. Dieckmann beschreibt es damit, „die Stärken menschlicher Kodiertätigkeit (Erfassung von Bedeutungen) mit den Vorteilen des Computereinsatzes (logische Verknüpfungen und Analyse von Daten) zu verbinden“ (Dieckmann, 2011: 615). Wie in Tabelle 2 (siehe Anhang, ab Seite 97) in der Codeliste zu sehen, unterteilte ich die Codes in sechs Kategorien: Wassersporttourismus, Infrastruktur- angebote, Naturpark Stechlin-Ruppiner Land, Einschränkungen für Wassersporttourismus, Wassersportarten und Eingriffe durch den Wassersporttourismus. Anschließend lassen sich auf einfache Art und Weise dokumentenübergreifend alle markierten Textstellen eines oder einer Kombination von mehreren Codes darstellen und vergleichend analysieren. Die infolge der Kodierung entstehenden Zitate werden im Verlauf der Arbeit als Kurzverweis angegeben, der sich aus der Interviewnummer und der entsprechenden Zitatnummer im Interview zusammensetzt (zum Beispiel: Int. 1:8).

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4 INTERVIEW-ERGEBNISSE UND DISKUSSION: NATURPARK STECHLIN-

RUPPINER LAND

„Fakt ist eins, es ist für uns ein absolutes Schlüsselthema hier, für die ganze Region und natürlich für das Ruppiner Seenland - Wassertourismus.“ (Int. 3:28)

In den folgenden Kapiteln soll aufgezeigt werden, welche Bedeutung der Wassersporttourismus im Bereich des Naturparkes Stechlin Ruppiner Land tatsächlich hat und in welchem Verhältnis der Naturpark dazu steht. Dazu ist es angebracht, zunächst die Voraussetzungen zu betrachten, die naturräumlich gegeben sind und infrastrukturell bereits geschaffen wurden. Dabei werden die großen Ferienanlagen, der Charterboottourismus und der Kanutourismus gesondert vorgestellt, da sie sich aus den Ergebnissen der Kommunalvertreter-Befragung als die Hauptsegmente des Wassersporttourismus im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land heraus gestellt haben. Die Einschätzungen der Kommunalvertreter, unter anderem zu Vor- und Nachteilen des Wassersporttourismus und dem Naturpark als Partner, werden in Kapitel 4.2 präsentiert und kritisch hinterfragt. Anschließend werden die Chancen und Hemmnisse, die der Naturpark auf die Entwicklung des Wassersporttourismus hat, noch einmal kurz zusammengefasst, um abschließend die Auswirkungen des Wassersporttourismus auf die nachhaltige Regionalentwicklung zu diskutieren. Dabei wird sich auf Grundlage der geführten Interviews sowie einer großangelegten Befragung des Landestourismusverbandes Brandenburg von 2010 vor allem auf den ökonomischen und sozialen Aspekt bezogen, da die ökologischen Auswirkungen des Wassersporttourismus in Kapitel 2.3.2.1 bereits ausführlich beschrieben wurden.

4.1 Voraussetzungen für und Entwicklung des Wassersporttourismus

Da für den Naturpark Stechlin-Ruppiner Land keine expliziten Statistiken, beispielsweise zur Frequentierung oder der Wertschöpfung vorliegen, werden die Ergebnisse einer Befragung von über 2000 Wassersporttouristen in mehreren brandenburgischen Wassersportrevieren

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herangezogen. Diese wurde 2009 im Auftrag des Landestourismusverbandes Brandenburg unter Mitfinanzierung des Tourismusverbandes Ruppiner Seenland e.V. durchgeführt und lässt relativ konkrete Rückschlüsse auf den Bereich des Naturparkes Stechlin-Ruppiner Land zu, da zwei der untersuchten Reviere („Ruppiner Gewässer - Rhin“ und „Obere Havel und Nebengewässer“) große Teile des Naturparkes umfassen.

4.1.1 Voraussetzungen Naturpark Stechlin-Ruppiner Land

Für ganz Brandenburg ergab die Befragung der Wassertouristen, dass das Motiv „Natur und Landschaft“ bei den Kanufahrern, wie auch bei den Motorbootfahrern höchste Priorität besitzt (LTV, 2010: 16). So bietet nach Thum der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land „aufgrund seines Landschaftspotenzials [vgl. Kapitel 2.2.2], […] der großen Zahl der für den Kanutourismus verfügbaren Gewässer und ihrer Struktur, gute Voraussetzungen für den Kanutourismus“ (Thum, 2008: 13). Besonders die abwechslungsreiche Seenlandschaft, die auch durch längere Fluss- und Kanalstrecken verbunden wird, bringt eine hohe Attraktivität mit sich (Thum, 2008: 16). Ebenfalls heben fast alle Kommunalvertreter das große Potenzial des Naturparkes durch die naturräumliche Vielfalt hervor und bestätigen, dass dies die touristische Nutzung besonders befördert. Als erste Assoziationen geben sie hauptsächlich Begriffe wie Wasser, Seen, das komplex zusammenhängende Gewässersystem (Seenlandschaft) und die äußerst ansprechende Landschaft mit abwechslungsreicher Vegetation (reizvolle/ schöne/ grüne Landschaft) vor. Teilweise wird die Vielfältigkeit explizit dem Naturpark zugeschrieben:

„Ich denke mir schon, Natur in dieser Vielfalt, gibt es nur durch den Naturpark.“ (Int. 7:3)

Der als Naturschutzgebiet ausgewiesene Große Stechlinsee als Kernstück des Naturparkes wird ebenso mehrfach explizit erwähnt, da auch er touristisch genutzt wird. Seit Kurzem betreibt die Kommune einen großen Bootsverleih mit sechzig Booten (Int. 3:31 & Int. 10:22), der jedoch erst noch anlaufen muss (Int. 6:6). Außerdem ist er durch seine enormen Sichttiefen von bis zu 15 Metern für Taucher besonders reizvoll (Int. 10:27). Durch das Naturschutzgebiet gibt es allerdings unter anderem eine zahlenmäßige Beschränkung an

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Tauchgängen, die vom dortigen Kommunalvertreter aber wohlwollend betrachtet wird (Int. 10:25).

4.1.2 Infrastrukturangebot

Das Wassersportrevier um den Naturpark Stechlin-Ruppiner Land ist inmitten eines der größten zusammenhängenden Wassersportgebiete Europas gelegen. Durch stetige Erweiterungsmaßnahmen ist es möglich über Berlin und den Oder-Spree-Kanal ins Nachbarland Polen, über die Mecklenburger Seenplatte oder die Oder in die Ostsee, über den Mittellandkanal bis in die Niederlande oder über die Elbe und Hamburg in die Nordsee zu gelangen12. Dieser Umstand wird auch mehrfach durch verschiedene Kommunalvertreter betont (Int. 1:26, Int. 6:19 & Int. 12:12).

Zum Infrastrukturangebot selbst gibt es verschiedene Ansichten. Im Vergleich zu anderen Regionen ist im Bereich des Naturparkes Stechlin-Ruppiner Land die wassertouristische Infrastruktur sicher schon recht gut ausgebaut. Trotzdem sehen einige Akteure noch Verbesserungsmöglichkeiten oder Nachholbedarf und vertreten die Ansicht, dass „sie [die infrastrukturelle Ausstattung] […] ausreichend [ist], aber es […] nicht so gut [ist], dass man es nicht verbessern kann“ (Int. 2:32), „da kann man auch noch viel mehr machen“ (Int. 3:38). So läuft gerade ein Evaluationsverfahren an (koordiniert durch die Wasserinitiative Nordbrandenburg), welches alle wassersportlichen Einrichtungen erfassen soll, um daraus ein Konzept für das gesamte Wassersportrevier im Nordosten Brandenburgs und Süden Mecklenburgs zu entwickeln. Es wird erwartet, dass es vor allem bei Biwakplätzen und Entsorgungsanlagen für Motorboote noch Defizite gibt (Int. 2:33). Vorbildhaft ist hier bei der Erkundung des Untersuchungsgebietes und der Umgebung im Juni 2012 der Wasserwanderrastplatz „Altstadt“ in Fürstenberg aufgefallen. Er beeindruckt mit gepflasterter Feuerstelle, Sanitäranlagen, Informationstafeln und der Möglichkeit, die Boote an einem Bootsständer anzuschließen. Auf den Fotos im Anhang (Abbildung 7 und Abbildung 8) sind außerdem die ebenen Zeltstellflächen und die überdachte Sitzgruppe zu sehen, welche sehr stabil und witterungsfest gebaut wurde.

12 http://www.das-blaue-paradies.de/ & http://www.das-blaue-paradies.de/fileadmin/user_upload/Wege_ins_Blaue_Paradies.pdf [Stand 28.11.2012]

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Die Hauptaufgabe im infrastrukturellen Bereich wird darin gesehen, den Standard nicht nur durch die Schaffung neuer Anlagen zu verbessern, sondern auch alte Einrichtungen anzupassen und entsprechend zu unterhalten (Int. 2:42 & Int. 3:41). Denn bei manchen Einrichtungen oder Anbietern fehlt es aus Sicht von Kommunalvertretern noch an Professionalität (Int. 4:39). Weiterhin wurde die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs mit Anhängern für Boote und Fahrräder angebracht, um mehr Mobilität zu gewährleisten (Int. 8:77), denn „da haben wir noch Reserven, was die Kombination zwischen Rad-, Wasser- und Wandertourismus betrifft. Da kann man noch eine ganze Menge quantifizieren“ (Int. 8:78). Die straßenverkehrliche Anbindung sowie die Bahnanbindung nach Berlin sind jedoch bereits sehr gut und es gibt demzufolge viele Wochenendpendler aus dem Berliner Ballungsraum, die teilweise Wochenendhäuser oder ihre Boote vor Ort haben (Int. 7:29, Int. 12:48 & Int. 12:56).

Rheinsberg ist bereits sehr gut ausgestattet. Es fehlt allein noch eine Tankmöglichkeit für Boote und die Abfallentsorgungsmöglichkeit außerhalb von Vereinsanlagen. Außerdem ist es in der Hochsaison manchmal schwer, einen Anlegeplatz zu finden, doch die Möglichkeiten für Steganlagen sind generell voll ausgeschöpft (Int. 11:42 & Int. 11:45). Neben vielen Liegeplätzen und Sanitäranlagen bei den Wassersportvereinen ist in Rheinsberg bei der Marina des IFA Hafendorf Rheinsberg auch eine feste Krananlage zum zu Wasser Lassen von großen Booten vorhanden, die die ganze Saison über genutzt werden kann. In Lindow wird zwei Mal im Jahr eine mobile Krananlage geordert, jeweils zu Saisonbeginn und -ende. Daneben kann ganzjährig die Slipanlage13 genutzt werden (Int. 4:44). Auch in Lindow war eine größere Marina an der Dampfmühle geplant, doch aufgrund des vehementen Widerstandes, vor allem aus der Bevölkerung, wurde das Projekt nicht weiter verfolgt – auch wenn durchaus Bedarf gesehen wird (Int. 4:3 & Int. 4:38). Ferner sah man die Gefahr, dass attraktive Natur- und Stadtbild Lindows zu zerstören, doch

„das ist immer so eine Gratwanderung. Einerseits sich vielleicht zu öffnen für mehr Wassersporttouristen, aber andererseits auch dieses Flair, was so ein Wasser dann auch erzeugt, nicht auf's Spiel zu setzen“ (Int. 7:35).

13 Schräge, meist betonierte Rampe, die ins Wasser führt und auf der so mit dem Bootsanhänger rückwärtsfahrend die Boote zu Wasser gelassen werden können

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Der südliche Teil des Naturparkes (um Zermützel, Lindow, Molchow und Neuruppin) ist vielleicht auch aufgrund des eher vorsichtigen Ausbaus im Vergleich zum nördlichen Teil (von Rheinsberg bis Kleinzerlang) noch nicht so überlaufen und bietet trotzdem eine ausreichend gut ausgebaute Infrastruktur, sodass es keine langen Wartezeiten an Schleusen und immer ausreichend Liegeplätze gibt (Int. 8:55 & Int. 8:56). Das Gebiet der Ruppiner Gewässer hat sich somit zum Geheimtipp entwickelt und bietet naturnahen Urlaub mit wenig Störung durch „hunderte Boote […], wie es vielleicht in den Rheinsberger Gewässern ist“ (Int. 2:24).

Das Wasserwanderleitsystem, welches durch den Naturpark initiiert und vorangetrieben wurde, befindet sich noch im Aufbau. Es wird bereits vielfach gelobt, durchaus auch mit dem Verweis auf das besondere Engagement des Naturparkleiters Dr. Schrumpf (Int. 1:39, Int. 3:38, Int. 3:39 & Int. 4:40), der „fast schon mehr der Motor des Ganzen“ (Int. 2:5) ist. Mit seinen über fünfzig Hinweistafeln soll es die Lenkung und Information der Wassersporttouristen erheblich verbessern (Int. 2:43). Zusätzlich soll verstärkt auf landseitige Angebote verwiesen werden, damit die Wertschöpfung durch die Wassertouristen an „sogenannten Geldabwurfstellen“ (Int. 1:31) für die Kommunen und touristischen Dienstleister steigt. Weiterhin soll das Leitsystem dazu dienen, den Besuchern zu verdeutlichen, wo sie sich gerade befinden (Int. 1:39), denn insbesondere beim motorisierten Wasserwandern haben die Revierbezeichnungen einen hohen Wiedererkennungswert (Int. 2:45). Wichtig ist dabei ein einheitliches Design der Hinweistafeln, auch über kommunale Grenzen hinweg, denn Wassersportreviere „machen ja nicht an der Kreisgrenze halt“ (Int. 2:18) und für Touristen spielen bürokratische Verwaltungsgrenzen keine Rolle (Int. 12:14).

Der Naturpark ist außerdem hauptverantwortlich für den Bau von mehreren Ein- und Ausstiegsstellen. Diese sind ganz bewusst am Rheinsberger Rhin installiert worden, damit die Kanufahrer „auf den nächsten fünf Kilometern das Ufer in Ruhe [lassen] und […] da nicht an[legen]. Das ist eigentlich dieser klassische Lenkungseffekt“ (Int. 12:33). Es wird so nicht nur eine Infrastruktur für die touristische Nutzung geschaffen, sondern auch aktiv Naturschutz betrieben.

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Durch die zunehmenden Besucherzahlen werden die Schleusen – allen voran die Schleuse Wolfsbruch bei Kleinzerlang zwischen den Rheinsberger Gewässern und der Mecklenburgischen Seenplatte – immer mehr zu Nadelöhren, an denen es lange Wartezeiten gibt. Pläne, diese auszubauen, gibt es jedoch nicht und so wird ein gewisser Selbstregulierungseffekt erwartet. Es gibt durchaus Beschwerden über die Stauerscheinungen und man spekuliert darauf, dass die Bereiche von erfahrenen Bootsfahrern in Zukunft gemieden werden (Int. 2:69). Doch nicht nur die zahlenmäßige Auslastung spielt eine Rolle. Ein weiteres Problem ergibt sich dadurch, dass die Boote immer größer werden und somit mehr Schleusengänge für die gleiche Anzahl an Booten vonnöten sind. Ein Grund dafür ist die wachsende Zahl an Charterbooten, denn diese sind im Vergleich zu Eignerbooten deutlich größer (LTV, 2010: 10). Mit dem vielfach durch die Kommunalvertreter erwähnten Selbstregulierungseffekt wird das Problem jedoch nur verdrängt. Dabei ist die Gefahr groß, dass sich die Problematik mit dem einhergehenden Attraktivitätsverlust herumspricht und so nachhaltiger bestehen bleibt als vielleicht erwünscht.

4.1.3 Ferienanlagen/Marinen

In der Region des Naturparkes Stechlin Ruppiner Land wurde bereits viel in die (wasser-) touristische Entwicklung investiert. Vor allem große Marinen und Ferienkomplexe, wie die Marina Wolfsbruch und das Hafendorf Rheinsberg haben überregionale Ausstrahlungseffekte und schaffen viele Arbeitsplätze (LUA, 2004: 200). Sie werden von den Kommunalvertretern teils zum Wassersporttourismus zugeordnet, da eine Ausrichtung der Anlagen auf das Segment des Wassersportes nicht von der Hand zu weisen ist (Int. 2:21). Es wird mit der Lage zum Wasser geworben und gezielte Arrangements mit Bootsvermietung angeboten (Int. 2:23). Sie sind nach Meinung der Kommunalvertreter durchaus gut ausgelastet (Int. 11:48 & Int. 11:49), verleihen selbst Boote und werden auch von Charterboottouristen frequentiert, da sie voll ausgestattete Marinen mit vielen Liegeplätzen, Tankmöglichkeit, Bootskran, Reparaturservice und Versorgungs-Anlage bieten (Int. 2:23). Doch für den Kanutourismus spielen sie eher eine untergeordnete Rolle. So bestätigt Thum, dass die Marina Wolfsbruch für den Kanusporttourismus quasi nicht von Bedeutung ist, da für Kanuten keine explizite, gut nutzbare Ein- und Ausstiegsmöglichkeit

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vorhanden ist und „in seiner Konstruktion eine für Kanuten nicht überwindliche, physische Barriere“ (Thum, 2008: 26) darstellt. Dies trifft Thum (2008: 61) zufolge in ähnlicher Weise für das Hafendorf Rheinsberg zu. Die Anlage selbst, in Form der auf den Steganlagen erbauten Ferienhäuser sowie dem Hotelbereich, ist für Kanuten aufgrund der überaus hohen Stege beziehungsweise der Kaimauer nur sehr beschwerlich zu erreichen. Bei einer Besichtigung im Juni 2012 waren jedoch vor einzelnen Ferienhäusern Kajaks festgemacht. Darüber hinaus gehört zur Anlage auch ein vorgelagerter Badestrand mit Bootsverleih, an dem ein Ein- und Ausstieg mit Rücksicht auf eventuelle Badegäste möglich ist. So kann das Gastronomieangebot des Hafendorfs Rheinsberg über diesen Zugang genutzt werden. Von den Kommunalvertretern werden die Großanlagen Marina Wolfsbruch und das Hafendorf Rheinsberg hingegen überwiegend positiv bewertet, wie nachfolgendes Zitat zeigt:

„Also wir brauchen diese Anlagen und diese Einrichtungen, weil wir ansonsten nicht die Masse von Touristen ziehen können. Also deswegen ist es wichtig, dass wir das IFA- Hafendorf haben. […]Das ist schön, das ist ein tolles Objekt. Zumal das auch dafür gesorgt hat, wenn die nicht gekommen wären - das müssen Sie wissen - da stand früher ein 8-etagiger Block14“ (Int. 11:48)

Dabei sind die beiden Anlagen jedoch differenziert zu betrachten. Beim Hafendorf Rheinsberg war durch das FDGB-Heim bereits eine bauliche und anthropogene Vorbelastung gegeben (Int. 12:46). Viele der Ferienhäuser sind mittlerweile an Privatleute verkauft, sodass gegenüber der Urlaubs-Vermietung eine gewisse Beständigkeit gegeben ist und möglicherweise auch die regionalen Angebote außerhalb der Anlage verstärkt genutzt werden. Das hat wesentlich positivere Effekte auf die nachhaltige Regionalentwicklung, als ein Verbleiben der Einnahmen innerhalb des Komplexes (vgl. S.20). Zudem gehört zum Hafendorf Rheinsberg ein großzügiger Strand- und Grünbereich am Rheinsberger See und das Hafendorf hat in dieser Hinsicht – gerade im Sommer – gegenüber der Marina Wolfsbruch einen deutlichen Vorteil. Gelegen am künstlich angelegten Hüttenkanal hat die Marina Wolfsbruch keine eigene Badestelle und wurde in einem zuvor völlig unbelasteten Bereich errichtet, sodass die ökologischen Auswirkungen wesentlich stärker zu bewerten sind als beim Hafendorf Rheinsberg (Int. 12:46).

14 ehemaliges FDGB-Heim mit elf Stockwerken, was durch die Projektgesellschaft des Hafendorfes im Herbst 2002 abgerissen wurde (Quelle: http://www.hafendorf-rheinsberg.de/ueberblick/kurz-historie.html [Stand 27.11.2012])

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4.1.4 Charterboottourismus

Ein im Vergleich zu anderen brandenburgischen Regionen überaus hoher Charterbootanteil von 40 % im Gebiet der Oberen Havel und ihrer Nebengewässer liegt neben der reizvollen Landschaft sicher auch in der Einführung des Charterscheins begründet, der das Fahren ohne Bootsführerschein, wie ab Seite 23 beschrieben, ermöglicht. Mehr als die Hälfte der vermieteten Boote werden an Kunden mit einem Charterschein ausgegeben, wohingegen der Landesdurchschnitt bei nur 37 % liegt und der Charterboottourismus im Allgemeinen im Rest Brandenburgs eher eine untergeordnete Rolle spielt (LTV, 2010: 17). Die Studie bestätigt entsprechend, dass „der Gewässerbereich zwischen Rheinsberg [und] Fürstenberg […] das mit Abstand bedeutendste Zielrevier für den Chartertourismus“ (LTV, 2010: 19) ist. Die Kommunalvertreter haben eine durchaus positive Einstellung zum Charterboot- tourismus, da durch die Möglichkeit des führerscheinfreien Fahrens eine breitere Masse angesprochen wird und die Bedeutung und Wertschöpfung dieses Segmentes folglich wächst (Int. 2:23). Dennoch geben sie zu, dass trotz der Einweisung für den Erhalt des Charterscheins die Charterboottouristen verhältnismäßig am häufigsten durch Fehlverhalten auffallen. Es sind jedoch weniger explizite Naturschutzverstöße, sondern beispielsweise falsches Ankern, fehlerhaftes Verhalten in der Schleuse (Int. 2:64) oder das Fahren in den Schilfgürtel (Int. 5:39). Es lässt sich vermuten, dass die einmalige Einweisung in die Handhabung des Bootes und die Verkehrsregeln (vgl. LChartbootV § 8, Absatz 4) für die Kunden nicht einfach zu verinnerlichen und befolgen ist. Es werden auch durchaus Bedenken geäußert, dass der Charterboottourismus möglicherweise in bestimmten Bereichen (nördlich von Rheinsberg) bereits die Kapazitätsgrenzen überschritten hat (Int. 2:66 & Int. 5:39). Dies bestätigt die Befragung der Wassertouristen von 2009 besonders im Revier der oberen Havel und ihrer Nebengewässer (LTV, 2010: 16 & 76). So werden insbesondere von den Wassersportlern mit eigenem Boot (Motorboot, als auch Kanu) die hohe Frequentierung der Gewässer im Allgemeinen, schnell und rücksichtslos fahrende Motorboote sowie das fehlende Fahrvermögen von Charterbootführern beanstandet und als relevante Nutzungskonflikte angesehen (LTV, 2010: 76). Insbesondere trifft dies auf den Norden Brandenburgs (wozu auch das Gebiet des Naturparkes zählt) während der Hauptsaison zu (LTV, 2010: 83).

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Teils wird jedoch einfach ein Selbstregulierungseffekt, wie bereits auf Seite 55 beschrieben, erwartet (Int. 2:66 & Int. 11:6).

4.1.5 Kanutourismus

Der Kanutourismus hat im Bereich des Naturparkes Stechlin-Ruppiner Land enorm zugenommen – vor allem mit gemieteten Booten. Im Schnitt sind auf den ausgewählten Brandenburger Gewässern 61 % der Kanuten mit gemieteten Booten unterwegs. Im Bereich der Havel-Mecklenburgischen Kleinseeplatte, die sich teilweise bis in den Naturpark Stechlin- Ruppiner Land erstreckt, sind es 60 %, auf den Ruppiner Gewässern sogar 91 % (LTV, 2010: 18). Dieser enorm hohe Anteil an Mietkanus auf den Ruppiner Gewässern lässt sich wahrscheinlich mit der Befahrensbeschränkung des Rheinsberger Rhins begründen, die nur bestimmte Bootstypen erlaubt und unter anderem durch lokale Anbieter kontrolliert wird. Bei der Internetrecherche zeigte sich, dass es demensprechend viele Kanuverleiher gibt. Allein in und nahe Rheinsberg sind es mit „Rheinsberger Adventure Tours“, „Berger Tours- Kanutouristik“, „Hajker’s Reisen“ und dem „Kanuverleih Rheinsberger Seenkette“ vier Anbieter. Sie offerieren geführte Touren mit entsprechenden Mietbooten und überwachen somit gleichzeitig die Befahrensbeschränkungen am Rheinsberger Rhin. Die Touren sind nach Aussagen der Kommunalvertreter sehr gut nachgefragt (Int. 2:30). Differenziert man zwischen Kanuten, die mit dem eigenen Boot unterwegs sind und solchen, die ein Boot leihen, stellt sich heraus, dass bei den Bootseignern 64 % während der Tour übernachten, bei den Mietkanuten hingegen nur 24 % (LTV, 2010: 32). Der Trend beim Kanutourismus, insbesondere in der Region des Naturparkes Stechlin-Ruppiner Land, geht nach der Befragung der Wassertouristen deutlich hin zu Tagestouren mit Mietkanus, denn fast zwei Drittel aller befragten Kanufahrer sind nur einen Tag lang unterwegs. Darauf haben sich die kanutouristischen Anbieter eingestellt und vermieten nicht mehr nur Kanus, sondern bieten Programme zum Naturerleben, geführte Tagestouren oder Spezialangebote in Kooperation mit anderen regionalen Partnern, wie der Fahrgastschifffahrt oder Fahrradverleihern an (Int. 8:51). Durch den Naturpark gab es einige infrastrukturelle Verbesserungen für den Kanusport. So wurden an verschiedenen Stellen Ein- und Ausstiege gebaut, die zusätzlich mit

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Informationstafeln versehen sind und „so hergerichtet [sind], dass es die Leute auch bewusst annehmen, weil sie es sehen“ (Int. 12:33).

4.1.6 Befahrensbeschränkung Rheinsberger Rhin

Der Rheinsberger Rhin ist ein wichtiges Verbindungsgewässer zwischen den Rheinsberger Seen und dem Ruppiner Seengebiet (siehe Karte im Anhang, Abbildung 11). Er ist ein sehr naturnaher, schnellfließender Kleinfluss, der naturschutzfachlich hohen Wert hat, da dort Vorkommen seltener Tierarten, wie der Bachforelle, dem Bachneunauge und der Kleine Flussmuschel zu verzeichnen sind. Der Rheinsberger Rhin gehört unter anderem deswegen zum Naturschutzgebiet „Rheinsberger Rhin und Hellberge“ (MUGV, 2010: o.S.). Um dem Naturschutz gerecht zu werden und trotzdem eine Befahrung des Rheinberger Rhins, der als „Kanugewässer mit überdurchschnittlichem Erlebniswert“ (Thum, 2008: 68) gilt, zu ermöglichen, wurde am 17. April 2002 durch den Landkreis Ostprignitz-Ruppin eine wasserrechtliche Allgemeinverfügung herausgegeben (siehe Abbildung 10 im Anhang). Diese beinhaltet neben Festlegungen zur Befahrung (nur mit 1er und 2er Kajaks ohne Steuervorrichtung, sofern diese tiefer als die Kiellinie ist; nicht entgegen der Strömungsrichtung; nur bei einem Pegelstand von über 65 cm, usw.) auch eine zeitliche Befahrensbeschränkung. Demnach darf der Fluss nur zwischen dem 16. Juni und 31. Oktober von 9:00 bis 19:00 Uhr befahren werden. Hinweistafeln mit entsprechenden Informationen (siehe Abbildung 9 im Anhang) sind an allen offiziellen Ein- und Ausstiegsstellen am Rheinsberger Rhin aufgestellt. Des Weiteren wird Totholz bewusst im Wasser belassen (Int. 11:31), um die Nutzung des Rhins vor allem für unerfahrene Bootsfahrer zu erschweren und somit unattraktiver zu gestalten (vgl. Kapitel 2.4.2, S. 38). Der Naturpark hat an den Modalitäten dieser Befahrensbeschränkung entschieden mitgewirkt. Jedoch nicht nur in naturschutzfachlicher Richtung, sondern auch unter Beachtung der weiteren Ermöglichung einer touristischen Nutzung, denn zuvor war der Rheinsberger Rhin für einige Zeit komplett für den touristischen Gebrauch gesperrt. Nach der Wende nahm die Zahl der Bootsfahrer am Rheinsberger Rhin ein enormes Ausmaß an und eine nachhaltige Schädigung des Ökosystems war abzusehen, sodass die Vollsperrung zunächst als einziger Ausweg erschien und dementsprechend eingesetzt wurde (Int. 12:36). Wie der Naturparkleiter Dr. Schrumpf beschreibt, sah er sich im Zuge dessen in einem

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gewissen Konfliktfeld. Auf der einen Seite hätten die Naturschutzverbände vorzugsweise weiterhin eine Vollsperrung des Rheinsberger Rhins verlangt, auf der anderen Seite erwarteten Kommunen, Bürger, Touranbieter und weitere Tourismusdienstleister eine möglichst un- oder wenig eingeschränkte Befahrung des Rhins (Int. 12:29). Der Naturpark hat durch das Hinarbeiten auf die konsensfähige Kompromisslösung einer Befahrensbeschränkung, anstelle der Vollsperrung, bedeutend dazu beigetragen, dass die Institution Naturpark nicht nur als absoluter Verhinderer gesehen wird und mehr Akzeptanz bei den Akteuren sowie der Bevölkerung erfährt (vgl. Kapitel 2.4.2, S. 40). Denn nach dem Naturparkleiter Dr. Schrumpf wird unter Berücksichtigung der naturschutzfachlichen Aspekte, „auch immer mit dem Sachverstand zu kanutouristischen Dingen“ (Int. 12:43) an derartige Probleme heran gegangen.

Es gab Intentionen einen Rhin-Seiten-Kanal parallel zum Verlauf des Rhins zu bauen, um die direkte Verbindung zwischen den Rheinsberger und Ruppiner Gewässern herzustellen, doch dies war ein sehr strittiges Thema:

„I: Wenn Sie sagen, dass jetzt schon noch ein paar Liegeplätze geplant sind und ein paar Bauvorhaben, geschieht das in Zusammenarbeit mit dem Naturpark oder gibt es da auch Konflikte vielleicht bei manchen Planungsvorhaben? B: Ja, da gibt es Konflikte. Das eine Planungsvorhaben – und da haben die sich doll stark gemacht – da waren wir auch gegensätzlicher Meinung. Das war dieser Rhinseitenkanal von Lindow nach Rheinsberg. Also da gerade die Truppe um Herrn heißt der Stumpf?“ (Int. 8:80)

Aufgrund dessen und der zu erwartenden außergewöhnlich hohen Baukosten von 30 - 40 Millionen Euro wurde das Vorhaben jedoch vorerst wieder verworfen (Int. 4:48 & 7:40):

„Also dann reden wir hier wirklich von einer neuen Wasserstraße, die ein Traum wäre für die Region, also unbenommen. Gar keine Frage. Aber wir reden hier von einer riesen Investition, wo heute noch keiner so richtig weiß, ob es überhaupt machbar ist.“ (Int. 7:40)

„Herr Schrumpf hat da also sehr stark interveniert und hat auch alle seine Beziehungen zu den verschiedenen Gruppen, also ob es Bündnis 90/ DIE GRÜNEN war oder den Bauernverband oder die Tourismusverbände, spielen lassen, um diesen Rhinseitenkanal auch schon in der Planung zu verhindern, weil er gesagt hat: Leute, das ist einfach ökologischer Quatsch, so ein Vorhaben zu machen für über 30 Millionen, um dann vielleicht da 1.000 Boote im Jahr zu haben, die uns dann die Umwelt noch mehr kaputt

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machen. Dass eben der Aufwand zum Nutzen keine Relation hat und unsere Kinder werden uns dafür verfluchen.“ (Int. 8:81)

Aus den Zitaten wird deutlich, wie emotional und mit welchen unterschiedlichen Ansichten das Thema diskutiert wurde und es dementsprechend schwer möglich gewesen wäre, einen Konsens zu finden.

4.2 Sicht der Kommunalvertreter

Die Interviews brachten, wie sich im vorigen Kapitel bereits andeutete, recht verschiedene Ansichten bezüglich des Wassersporttourismus und der Bewertung des Naturparkes Stechlin-Ruppiner Land zu Tage. Relative Einigkeit bestand jedoch darin, dass der Naturpark vor allem als Tourismusakteur wahrgenommen wird. Wenn auch in den Interviews noch andere Anknüpfungspunkte in der Zusammenarbeit oder die Einrichtung des Kuratoriums dargelegt wurden, wird sich im Kapitel „Naturpark Stechlin-Ruppiner Land als Partner“ vorrangig auf die Bedeutung als Partner in wassertouristischer Hinsicht bezogen, da dies für die Fragestellung der Arbeit maßgeblich ist.

4.2.1 Stellenwert des Wassersporttourismus

Im Landkreis Oberhavel wird der Stellenwert des Wassersporttourismus als „sehr hoch“ (Int. 1:25) eingeschätzt, da er eines der Hauptsegmente darstellt und noch an Wachstum zulegt (Int. 1:25). Beim Landkreis Ostprignitz-Ruppin hingegen wird er nur „gefühlt […] [als] der führende Tourismus“ (Int. 2:20) beschrieben, wobei der statistisch größere Anteil am gesamte Tourismusaufkommen, geschätzt mit 2/3, dem Tagestourismus zugeordnet wird, was „natürlich eher nicht Wassersporttouristen sind“ (Int. 2:20). Wie die Aussagen auf Landkreisebene erahnen lassen, wird dem Wassersporttourismus von fast allen befragten Kommunalvertretern ein hoher Stellenwert oder zumindest eine relevante Bedeutung für die Region zugemessen – ebenfalls im Vergleich zum gesamten Tourismusaufkommen (Int. 1:25, Int. 2:20, Int. 3:28, Int. 5:24, Int. 6:13, Int. 7:22, Int. 8:31, Int. 9:12 & Int. 11:22). Wird nach relativen Einschätzungen gefragt, schwanken die Zahlen

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zwischen 25 % (Int. 11:22) bis 80 % (Int. 6:13). Diese großen Schwankungen waren sicher auch vom Bezugsraum abhängig, von dem die Kommunalvertreter jeweils ausgegangen sind – beispielsweise von der eigenen Gemeinde oder der gesamten Region des Naturparkes Stechlin-Ruppiner Land. Abgesehen von den Wassersporttouristen vor Ort, wird der Wassersporttourismus auch als „Aufmacher, […] Wort-Bild-Marke sozusagen“ (Int. 3:28) für andere Tourismusbereiche gesehen und hat somit eine weitgreifendere Bedeutung.

4.2.2 Motive der Wassersporttouristen

In erster Linie betonen die Kommunalvertreter bei der Frage nach den Motiven der Wassersporttouristen das hohe Landschaftspotenzial der Region mit seiner vielfältigen Gewässerstruktur und der weitestgehend unberührten Natur (vgl. Kapitel 4.1.1, S. 51), denn das „Naturerlebnis […] [wird als] DAS Motiv“ (Int. 2:44) der Wassersporttouristen angesehen, genau diese Region zu besuchen (Int. 3:32 & Int. 4:23). Das nachstehende Zitat verschreibt diese Motivation besonders treffend:

„Wir haben viele Menschen aus Deutschland und aus Europa, die sehr industrialisiert sind. Wo sämtliche Flussläufe befestigt, betoniert sind, irgendwelche Leitungen entlang gehen. […] Unberührte Natur. Und das finden die ... Dieser Erholungswert, das zu sehen, das ist eigentlich das, was zieht. Es zieht nicht das Theater oder noch ein Kino oder sonst noch irgendetwas drumherum, sondern die kommen bewusst: Ausspannen, rauf auf das Wasser, niemand sehen, niemand hören, erholen, baden. Und mal was sehen, was man sonst nicht mehr hat.“ (Int. 5:31)

Diese Intentionen lassen sich den auf Seite 26 beschriebenen Motivgruppen der Naturliebhaber und Erholungssuchenden zuordnen und skizzieren anschaulich das in Kapitel 2.3.2.2 dargestellte ästhetisch-kontemplatives Naturbedürfnis. Viele Kommunalvertreter unterscheiden bei den Motiven der Wassersporttouristen zwischen Motorboot- und Kanutouristen. Die Motorbootfahrer wollen sich demnach „zügiger […] und mit weniger Muskelkraft“ (Int. 4:25) bewegen und sind eher die „Sonnen- und Wasserorientierten“ (Int. 4:27), wohingegen die Kanufahrer die Natur in ihrer Komplexität und bewusster erleben sowie dabei abseits der Zivilisation absolute Ruhe haben wollen (Int. 4:24, Int. 4:27, Int. 5:46 & Int. 8:64). Die Kanuten werden infolgedessen häufig als umweltbewusster eingeschätzt (Int. 8:63). Diese Beschreibung stimmt ebenfalls mit den

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Angaben in der Literatur überein. Noch konkreter wird vereinzelt sogar zwischen Bootseignern und Bootsmietern differenziert:

„Die Sportbootfahrer - auch noch ein Unterschied zwischen denen, denen die Boote gehören und denen, die die Boote mieten. Also denen, denen die Boote gehören, die sind noch sensibler mit vielen Sachen als die, die dann mal für eine Woche oder für zwei Wochen so ein Boot gemietet haben für teures Geld. Die denken dann, die haben dann auch gleich den Naturschutz mit gemietet und benehmen sich dann letztendlich daneben.“ (Int. 8:62)

Als weiteres wichtiges Motiv wurde häufig die gute Einbindung in das europäische Wassersportnetz genannt (Int. 1:26, Int. 6:16, & Int. 11:27). Durch Flüsse und Verbindungskanäle sowie das Beseitigen diverser Barrieren sind Fahrten bis in die Nachbarländer Deutschlands sowie in die Nord- und Ostsee möglich, ohne das Wasser verlassen zu müssen (vgl. Kapitel 4.1.2, S. 52). Dabei wird die Möglichkeit des führerscheinfreien Fahrens als besonderer Attraktivitätsfaktor angebracht (Int. 1:35). Eine nicht unerhebliche Rolle spielt nach Meinung vieler Kommunalvertreter auch das vielfältige landseitige Angebot in der Region.

„Gerade auch die Lokalitäten, die sind an dem Wasser auch ausgebaut. Das glaube ich, ist ein Pluspunkt für unsere Region hier“ (Int. 6:16)

Dabei wird vor allem auf die abwechslungsreichen und hochwertigen kulturellen Möglichkeiten in Rheinsberg hingewiesen, denn diese Vernetzung wird als besonderes Qualitätsattribut wahrgenommen, was durchaus als Alleinstellungsmerkmal gegenüber dem nördlichen Teil der Mecklenburgischen Seenplatte gesehen wird (Int. 3:33 & Int. 12:13). Ein weiterer Unterschied „nicht gleich zur Müritz zu fahren, sondern hier in die Region zu kommen [ist], dass [es] noch nicht so überflutet ist“(Int. 8:55).

4.2.3 Vorteile Wassersporttourismus

Als Tourismusform bringt der Wassersport auf vielfältige Weise zusätzliche Einnahmen für die Region, wie das nachstehende Zitat veranschaulicht:

„Aber das muss man auch sagen, denn sicherlich, er lässt ja auch Geld, wenn er einkaufen geht, wenn er in die Tankstelle geht, wenn er in den Friseurladen geht, wenn er essen geht und so weiter und so fort. Oder wenn das Hafenbistro aufsucht. Also da ist schon ein absolut positiver Effekt.“ (Int. 7:25)

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Durch „sogenannte Geldabwurfstellen“ (Int. 1:33), die am Wasser verstärkt beworben werden sollen, erhofft man sich verschiedenste landseitige Angebote, wie Übernachtungsmöglichkeiten, Gastronomie oder auch Fahrradverleiher, besser in den Wassersporttourismus zu integrieren. So werden die Wertschöpfungsmöglichkeiten diversifiziert und breiter in der Region gestreut, was den in Kapitel 2.1.2 ab Seite 9 vorgestellten Zielen der nachhaltigen Regionalentwicklung entspricht und somit als sehr positiv zu bewerten ist. Dem Kanutourismus wird vereinzelt ein stärkerer regionaler Einkommenseffekt zugesprochen, da sich für die Bevölkerung viele neue Arbeitsfelder und Möglichkeiten in der Selbstständigkeit ergeben. Vor allem wird dies auf die Verleiher bezogen, denn „da bleibt schon […] auch eine Menge Wertschöpfung dann […] vor Ort“ (Int. 2:31) und viele „leben hier auch […] davon“ (Int. 2:26). Darüber hinaus werden bei den Kanutouristen die Auswirkungen auf das Ökosystem als geringfügiger eingeschätzt (Int. 7:42, Int. 8:64).

4.2.4 Nachteile Wassersporttourismus

Es wird mehrfach erwähnt, dass die Wertschöpfung durch den Wassersporttourismus eher unbefriedigend ist (Int. 4:18 & Int. 11:24), da vor allem die Einnahmen für Übernachtungen größtenteils wegfallen (Int. 1:29). Einige Kommunalvertreter sprechen den Wassersporttouristen darüber hinaus geizige oder sparsame Eigenschaften zu, wie das folgende Zitat zeigt:

„Bootseigentümer und Bootscharterer sind geizig. Die gehen nicht in so ein 4-Sterne- Hotel. Die gehen auch nicht in so ein Thermalbad, das 25 Euro am Tag kostet, weil die schon vorher ausgerechnet haben: Das ist alles ganz schön teuer. So ein Boot kostet in der Woche ja auch über 1.000 Euro, und dann wird da gespart. Wird jeden Tag Spaghetti gegessen.“ (Int. 8:90)

Viele der Kommunalvertreter teilen die Ansicht, dass Wassersporttouristen größtenteils Selbstversorger sind, die die notwendigen Lebensmittel vor allem aus Supermärkten beziehen und demensprechend seltener in Restaurants einkehren (Int. 4:19 & Int. 11:24):

„Die Gastronomie und die Touristiker werden am wenigsten davon partizipieren. Vielleicht der Lidl- und Aldi-Markt, der in der Nähe der Stadt ist, wo dann mal wieder eingekauft wird, um die Versorgung hinzubekommen, aber der Gastronom oder Hotelier eigentlich null.“ (Int. 8:44)

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Diese Einschätzung wird durch verschiedene Umfragen unter Wassersporttouristen bestätigt (vgl. BKT, 2005 und LTV, 2010). Um die geringen Ausgaben der Wassersporttouristen auszugleichen, wird eine Besteuerung oder Tourismusabgabe vorgeschlagen (Int. 7:36 & Int. 7:43). „Diese Einnahmen [sollen] nicht dazu dienen, irgendwo ein Haushaltsloch zu stopfen“ (Int. 7:39), sondern für die Verbesserung der wassertouristischen Infrastruktur verwandt werden (Int. 7:39). Derartiges lässt sich im wassertouristischen Bereich jedoch schwerlich umsetzen, da Zugriffspunkte fehlen, um die Tourismusabgabe einzunehmen, denn die Wassersporttouristen stellen – wie sich bereits in der Arbeit gezeigt hat – eine sehr heterogene Gruppe dar:

 Bootseigner/ Bootsmieter  motorisiert/ nicht motorisiert  verschiedenste Buchungs- und Anreiseformen (individuell/ über Reisebüros oder Touranbieter)  hoher Anteil an Individualtouristen auch vor Ort  teilweise Übernachtung in Unterkünften/ mehrheitlich im Zelt oder auf dem Boot  Bewegungen auf dem Wasser sind nur schwer nachzuvollziehen

Als weitere Nachteile werden mögliche negative Einflüsse auf das Ökosystem und auch auf den Menschen von den Kommunalvertretern ebenso nicht außer Acht gelassen:

„Vom Benzin angetriebenen Motor bis hin zu der Schraube, die hinten ist und die Schlingpflanzen und die Wasserrosen und alles kaputt macht.“ (Int. 8:38)

Die Gewässer werden durch den motorisierten Bootsverkehr mit Sprit und Öl- Ausfluss sowie den verklappten Fäkalien verunreinigt (Int. 5:51 & Int. 8:59) und am Großen Stechlinsee wird ein vermehrtes Algenwachstum durch den zunehmenden Tourismusandrang befürchtet (Int. 10:32). Häufig beziehen sich die Kommunalvertreter dabei auf die steigenden Besucherzahlen und die entsprechend hohe Frequentierung mit Booten (Int. 4:4 & Int. 5:39). Beanstandet wird hier unter anderem das Verhalten der Wassersporttouristen, die ihren „Müll zwischendurch abladen, wo man es nicht soll“ (Int. 2:65) und die Natur generell nicht so hinterlassen, „wie sie [sie] eigentlich […] vorgefunden haben“ (Int. 8:59). Im Speziellen bei den motorisierten Wassersporttouristen spielt „sicher Lärm auch eine Rolle“ (Int. 4:32). Die nötige Infrastruktur zerstöre außerdem das Naturbild und „auch dieses Flair, was so ein

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Wasser dann auch erzeugt“ (Int. 7:35). Durch die vielen Liegeplätze und großen Marinen sowie die teils überfüllten Gewässer entsteht ein Widerspruch zwischen dem propagierten naturnahen Tourismus und der massentouristisch anmutenden Realität (Int. 8:91). Damit erwähnen die Kommunalvertreter viele der in Kapitel 2.3.2.1 beschriebenen negativen Auswirkungen des Wassersporttourismus auf die Natur, was von einem guten Umweltbewusstsein zeugt.

4.2.5 Naturpark Stechlin-Ruppiner Land als Partner

Der Naturpark wird bei den Kommunalvertretern in erster Linie als Tourismuspartner und Imageträger der Region gesehen (Int. 1:24 & Int. 2:12), was anhand der nachstehenden zwei Zitate ebenfalls deutlich wird:

„I: Also zusammenfassend sind für Sie die Aufgaben eines Naturparkes nicht nur sozusagen der Naturschutz, sondern auch die regionale Seite? B: Die touristische Seite - eine ganz erhebliche.“ (Int. 10:10)

„Zweitens, hatte ich ja schon gesagt, ist es ein entscheidender Imagegewinn, wenn man auch Zeitungen liest, bis hin zu Brigitte und was es da alles gibt, die werden nicht das Amt Gransee aufrufen, weil das ist kein Thema, sondern wenn man dort Ausflugstipps gibt, ist es eben der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land mit dem Stechlinsee und Schloss Meseberg vielleicht.“ (Int. 3:17)

Besonders hervor gehoben wird von den Kommunalvertretern weiterhin die Öffentlichkeitsarbeit des Naturparkes, die bei der Bevölkerung, beispielweise durch frühzeitige Beteiligung an Projekten oder Vorhaben, zunehmend für Akzeptanz sorgt (Int. 8:27 & Int. 11:19). Überdies hat er maßgeblich bei der Einführung des Wasserwander- leitsystems mitgewirkt (vgl. ab S. 54 & S. 70), was durch die Kommunalvertreter auch entsprechend honoriert wird: „Also da leistet der Naturpark schon eine ganze Menge.“ (Int. 7:30). Zusätzlich wurden weitere touristische Angebote geschaffen, bespielsweise Führungen mit Naturwächtern, ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm oder infrastrukturelle Maßnahmen wie der Bau von Ein- und Ausstiegsstellen, was im Zusammenhang mit anderen Tourismusdienstleistern zu einem homogeneren Gesamtangebot geführt hat (Int. 2:48 & Int. 5:17).

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Außerdem sorgt der Naturpark den Kommunalvertretern zufolge für den Erhalt der Natur und Landschaft, was Grundlage für den Wassersporttourismus ist:

„Der Naturpark kümmert sich möglichst um den Schutz des "Drumrums". Das sind auch die Fachleute, die wissen dann an welcher Stelle lohnt sich das Anfassen und wo nicht. Und davon profitieren wir wiederum, indem wir einfach einen Naturraum anbieten können, der toll ist.“ (Int. 5:7)

Die Zusammenarbeit wird mehrheitlich als positiv und konstruktiv beschrieben (Int. 2:14, Int. 3:4 & Int. 5:50). So führen Kommunen Maßnahmen zur Gewässerrekultivierung und Flächen- renaturierung häufig gemeinsam mit dem Naturpark durch und sorgen so für den Erhalt der attraktiven naturnahen Landschaft (Int. 4:8 & Int. 10:20), was ebenso im touristischen Interesse liegt, wie beispielsweise das Zurückschneiden des Schilfgürtels im Promenaden- bereich (Int. 4:10). Einzelne Kommunalvertreter betonen deshalb explizit, dass sie nicht der Meinung sind, „dass der Naturpark […] der Verhinderer wäre“ (Int. 4:37) und dement- sprechend gute Kompromisslösungen gefunden werden (Int. 1:48, Int. 5:37 & Int. 7:12). Außerdem fühlen sie sich gut über Vorhaben des Naturparkes informiert (Int. 1:17, Int. 3:15, Int. 5:12 & Int. 11:16) und sehen ihn als starken Partner in naturschutzfachlichen sowie auch touristischen Belangen (Int. 1:8, Int. 2:12, Int. 8:9 & Int. 10:31):

„Und ich glaube, das kann man hier beim Naturpark Stechlin auch sagen. Da gibt es eigentlich nichts zu meckern. Die machen eine gute Arbeit und machen auch eine gute Lobbyarbeit und versuchen sich auch einzumischen, wenn sie merken, es geht über ihr Gebiet hinaus und könnte aber für ihr Gebiet auch negative Auswirkungen haben.“ (Int. 8:20)

Dennoch wird betont, dass der Naturpark als solches nicht überhöht oder überbewertet werden sollte und kein „Allheilmittel“ ist (Int. 3:17 & Int. 9:1). Bemängelt wird vereinzelt die fehlende oder nicht ausreichende Kontrolle von Naturschutzverstößen (Int. 3:9), was jedoch mehr auf die Naturwacht zurück fällt. Andere Kommunalvertreter bestätigen hingegen, insbesondere am Rheinsberg Rhin, eine gute Überwachung durch die Naturwacht, sowie auch durch Anwohner und Touranbieter selbst, bei denen sich ein enormes Bewusstsein für Verstöße auf dieser Strecke heraus gebildet hat (Int. 2:61 & Int. 4:51). Im Zusammenhang mit den Naturschutzverstößen wird kritisiert, dass die Naturwacht sowie die Naturparkverwaltung an Wochenenden oder in den späten Nachmittagsstunden nicht mehr zu erreichen sind (Int. 3:25 & Int. 3:36). Ein Vergleich mit anderen touristischen Dienstleistern, wie Gastronomen (Int. 3:9), wird angebracht, doch dies

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ist ein eher schwaches Argument. Die Nicht-Erreichbarkeit ist vermutlich den Arbeitszeiten im öffentlichen Dienst geschuldet und grobe Verstöße werden auch nicht durch die Naturwacht oder den Naturpark geahndet, sondern sind als Ordnungswidrigkeit Aufgabe der unteren Naturschutzbehörde. Diese ist außerhalb der Öffnungszeiten der Verwaltung vermutlich über einen Bereitschaftsdienst erreichbar. Außerdem wird eine bessere Begleitung und Information der Touristen gefordert (Int. 3:9), doch angesichts der Vielzahl an Hinweistafeln an allen relevanten Ein- und Ausstiegsstellen, die bei der Befahrung des Untersuchungsgebietes im Juni 2012 gesichtet wurden, erscheint dies bereits erfolgreich umgesetzt zu sein. Darüber hinaus gibt es Vereinbarungen mit den Verleihern und Touranbietern, die Nutzer ausreichend einzuweisen und auf umweltbewusstes Verhalten hinzuweisen (Int. 2:61).

Überwiegend wird dem Naturpark dennoch ein gutes bis sehr gutes Image zugesprochen, sowohl bei der Bevölkerung als auch bei der Außenwirkung auf die Touristen. Stark negative Einstellungen gegenüber dem Naturpark waren nicht zu vernehmen, lediglich eine gewisse Gleichgültigkeit oder geringe Bedeutungszuweisung. Eine Ausnahme bildete ein Interviewpartner, der sich förmlich in Rage redete über präsente Konflikte – wie sich herausstellte jedoch nicht mit dem Naturpark, sondern mit der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises. Meuser und Nagel (1991 zitiert in Flick, 1996) beschreiben diese Problematik als Form des Misslingen des Interviews, wenn der Gesprächspartner sich in „aktuellen Konflikten, […] Interna und Verwicklungen seines Arbeitsfeldes [verliert], statt über das Thema des Interviews [zu sprechen]“ (Flick, 1996: 110). Es zeigt sich auch bei anderen Interviews, dass Kommunalvertreter teilweise nicht genau zwischen Naturpark, Naturschutzgebiet und der unteren Naturschutzbehörde unterscheiden. Insbesondere ist dies der Fall, wenn es um Konflikte geht oder es Vorbehalte gegenüber diesen Einrichtungen gibt. „Das sind die Grünen“ (Int. 11:9) war so oder in ähnlicher Form vielfach zu hören. Oftmals beruht dies auf geringen oder fehlenden Kenntnissen bezüglich der gesetzlich festgehaltenen Aufgaben und Abgrenzung zwischen den Institutionen. Der Großteil der Kommunalvertreter weiß jedoch den Naturpark abzugrenzen und denkt, dass auch die Bevölkerung und Touristen differenzieren können. Dies machen die folgenden zwei Zitate besonders gut deutlich:

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„Der Naturpark nach draußen ist natürlich eine riesen Imagefrage. Also Naturpark- Region tragen wir schon auch erst mal formal. Also Wort-Bild, was erscheint da oben im Kopf. Das ist schon erst einmal sehr positiv besetzt. Das ist schon anders besetzt als Naturschutzgebiet. Naturpark hat ein entschieden besseres Image.“ (Int. 3:6)

„Zu allererst hat man mit dem Naturpark immer Ärger verstanden, weil Naturpark führt dazu, dass die Leute angeblich nicht mehr dahin gehen, wo sie schon IMMER gewesen sind. Das geht los. Wobei die Bevölkerung nicht differenziert zwischen Naturpark und zum Beispiel NABU-Stiftung. Da ist das egal - das sind die Grünen. Und DIE haben uns jetzt verboten am Wittwesee angeln zu gehen. So. Das ist erst mal drin. Aber mittlerweile nehmen die das auch an.“ (Int. 11:8)

Es lässt sich erkennen, dass die zunehmende Akzeptanz und Differenzierung zwischen dem Naturpark und anderen Naturschutzinstitutionen in einem Entwicklungsprozess erst entstehen und hart erkämpft werden musste. Doch offenbar ist die Stärkung der regionalen Identität bei einigen bereits erfolgreich gelungen:

„Für mich ist Naturpark eine, ich sage mal so, eine Art Auszeichnung, dass man dort in dieser Region lebt.“ (Int. 7:1)

4.3 Bedeutung des Naturparkes für Wassersporttourismus

Dem Naturpark wird durch viele Kommunalvertreter eine große touristische Bedeutung zugemessen. Doch daneben hat er, wie in Kapitel 2.2 beschrieben, auch eine Schutzfunktion für den Landschaftsraum, was bisweilen schwer mit einer starken touristischen Nutzung vereinbar ist. In Bezug auf den Wassersporttourismus ergeben sich folglich sowohl Chancen als auch Hemmnisse, wie in den vorangegangenen Kapiteln bereits deutlich wurde.

4.3.1 Chancen

Für den Wassersporttourismus ist eine ansprechende, naturnahe Landschaft mit attraktiver Gewässererlebbarkeit eine Grundvoraussetzung (BKT, 2005: 62). Der Naturpark spielt dementsprechend als „Schützer“ der Natur sowie Initiator und Begleiter einer nachhaltigen (touristischen) Entwicklung der Region eine bedeutende Rolle. Schließlich bewahrt und

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revitalisiert er diese Basis, was im absoluten Interesse des Wassersporttourismus liegt. Dies bestätigen einige Kommunalvertreter:

„Nein. Einschränkungen überhaupt nicht. Und wenn es Einschränkungen sind, sagte ich ja eingangs, dass die aus meiner Sicht nicht gegen die Menschen gerichtet sind, sondern für die Natur, für den Erhalt der Natur.“ (Int. 3:23)

„Aber andersrum sage ich wieder, der Wutzsee ist ja auch von jeglichem Motorbootverkehr frei, aber der ist auch als geschlossenes Gewässer entsprechend sauber. Also der kommt ja fast nach dem Stechlinsee. Da halte ich solche Sachen auch für wichtig und richtig.“ (Int. 7:46)

Im besonderen Maße sind das Engagement bei der Durchsetzung des umfassenden Wasserwanderleitsystems mit seinen über fünfzig Hinweistafeln und der Bau von einfachen, aber effektiven Infrastruktureinrichtungen wie Ein- und Ausstiegsstellen für Kanuten hervorzuheben. Das Wasserwanderleitsystem wurde ab Seite 54 bereits etwas ausführlicher beschrieben. Neben Karten und Streckenhinweisen werden auch Informationen über die umgebende Natur und Landschaft sowie Hinweise zum umweltbewussten Verhalten gegeben. Oftmals liegt das Fehlverhalten bei Touristen in der Unwissenheit begründet und durch kurze, einprägsame Hinweise wird dem entgegen gewirkt und die negativen Auswirkungen werden so vermindert (vgl. Kapitel 2.4.2, S. 39). Weitere Elemente des umfassenden Leitsystems sind:

 Zusammenarbeit mit anderen Naturparkverwaltungen, wassertouristischen Anbietern, Campingplätzen und den Tourismusvereinen  Pegelstandsinformation für den Rheinsberger Rhin über Telefon und direkt an der Strecke  Shuttle Service am Rheinsberger Rhin zwischen Rheinsberg und Zippelsförde  Alternativrouten in weniger sensiblen Bereichen  Biwakplätze (verhindern als Lückenfüller im Angebot von Übernachtungen das Wildcampen)  Gebietskontrolle durch die Naturwacht (Schrumpf, 2007) Somit sorgt das Wasserwanderleitsystem, neben dem Naturschutz und der Besucherlenkung, durch die vielfältigen Kooperationen für erhebliche infrastrukturelle

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Verbesserungen – ebenso wie die bereits beschriebenen weiteren Zusatzangebote durch den Naturpark (vgl. S. 66). Die gute Zusammenarbeit des Naturparkes mit den Tourismusverbänden, dem Deutschen Kanu Verband und anderen Vermarktungsinstitutionen sorgt durch den Auftritt auf Messen, im Internet und in Druckerzeugnissen für ein äußerst wirksames und überregionales Marketing für die Region (Int. 8:27, Int. 12:34 & Int. 12:41). Der Webauftritt des Naturparkes selbst ist jedoch leider umständlich strukturiert und wirkt deswegen für Touristen, die sich im Voraus im Internet informieren wollen, vermutlich weniger ansprechend. Weiterhin hat der Naturpark eine Bestandsanalyse und ein daraus entwickeltes Konzept (Thum, 2008) für den Bereich des Naturparkes Stechlin-Ruppiner Land erstellen lassen, auf dessen Grundlage das Wasserwanderleitsystem stetig verbessert wird (Int. 12:31). Solche Pläne und Leitfäden sind besonders wichtig für eine erfolgreiche Umsetzung und Verbesserung der touristischen Infrastruktur, sodass hier enorm vom Naturpark profitiert werden kann. Auch finanziell ergeben sich durch den Naturpark für den Wassersporttourismus und die Kommunen Vorteile, wenn es um die Generierung von Fördermitteln geht. So wurde beispielsweise der Bau einer neuen Steganlage am Stechlinsee durch den Naturpark unterstützt (Int. 10:26).

4.3.2 Hemmnisse

Eine hemmende Wirkung hat der Naturpark für die Kommunalvertreter hauptsächlich dann, wenn Bereiche (an Land wie im Wasser) gesperrt werden und so die touristische Nutzung stark beeinträchtigt wird (Int. 1:15, Int. 2:53, Int. 9:17. & Int. 10:7):

„Aus naturschutzfachlicher Sicht habe ich dafür teilweise Verständnis, aber nur teilweise, weil ich davon zu wenig Ahnung habe. Aber für den Touristiker ist es schon ein schwieriger Fall, was da passiert ist. Gut, nun gibt es ja diesen Kompromiss mit der teilweisen Sperrung und so weiter. Aber es gibt auch Nachteile, aber die sind nicht kriegsentscheidend, sage ich mal.“ (Int. 3:40)

Vor allem die Befahrensbeschränkung am Rheinsberger Rhin wird als nachteilig für den Kanutourismus empfunden, da er „früher nicht so stark reglementiert [war], wie [er] heute ist“ (Int. 2:55).

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Abgesehen vom Rheinsberger Rhin betreffen weitere Befahrungsverbote oder -einschränkungen vor allem den motorisierten Bootsverkehr abseits der Bundes- und Landeswasserstraßen (Int. 7:44). Die Beschränkungen gehen jedoch nicht zwangsweise vom Naturpark aus, sondern ergeben sich in den meisten Fällen durch das darunter liegende Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebiet. Dies ist bei der Sperrung des Kanals zwischen dem Großen Stechlinsee und dem Nehmitzsee der Fall. Dennoch wird die dortige Sperrung als Hemmnis gesehen und „für ein Unding [gehalten, da] nicht solche Massen an Leuten da [sind]. […] [D]ie paar, die da auf dem Stechlinsee mit dem Boot fahren, denen kann man nicht vorbehalten auf diesem Kanal in Richtung Nehmitzsee zu fahren“ (Int. 3:45). Da der Nehmitzsee (bis auf einen Kanal zum Roofensee) keine weitere Anbindung an das Wassersportrevier hat, stellt sich dabei die Frage, warum eine Freigabe für die touristische Entwicklung so entscheidend wäre oder ob nicht eher private Interessen, zum Beispiel von Anglern, eine Rolle spielen. Einigen Kommunalvertretern ist aber durchaus bewusst, dass nicht der Naturpark über diese Einschränkungen verfügt (Int. 11:39):

„Also ich glaube, dass wir da durch den Naturpark keine größeren Restriktionen hätten, als wir nicht sonst auch hätten.“ (Int. 3:11)

„Obwohl sicherlich da ein Spannungsfeld da ist, wobei das Spannungsfeld sich oft eher zwischen den hoheitlich handelnden Naturschutz- und Wasserbehörden und den Touristen aufbaut, als unbedingt zum Naturpark, der ja auch mehr auf die naturverträgliche Vermarktung hinarbeitet.“ (Int. 2:49)

4.4 Auswirkungen des Wassersporttourismus auf die nachhaltige Regionalentwicklung

Wie sich bei der Interviewauswertung in den vorangegangen Kapiteln zeigte, gibt es verschiedene Ansichten darüber, ob der Wassersporttourismus eine ausreichende Wertschöpfung mit sich bringt und sich somit positiv auf den ökonomischen Aspekt der nachhaltigen Regionalentwicklung auswirkt.

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Der brandenburgische Landestourismusverband ermittelte bei der Befragung von Wassersporttouristen 2009 die täglichen Ausgaben von Kanu- und Motorbootfahrern. Im Durchschnitt gibt ein Motorbootfahrer in Brandenburg (ohne eventuelle Bootsmiete und Anfahrtskosten) 23,00 Euro, ein Kanufahrer etwa vier Euro weniger aus. Laut der Studie ergeben sich die Mehrkosten bei den motorisierten Bootsfahrern hauptsächlich durch die zusätzlich anfallenden Treibstoffkosten. Außerdem wurde zwischen Eignern und Charter-/ Mietkunden differenziert, wobei die Charterbootfahrer und Mietkanuten durchschnittlich bis zu drei Euro mehr ausgeben, als die Wassersporttouristen mit eigenem Boot. Dafür sind diese aber länger unterwegs (LTV, 2010: 55). Als positiver Aspekt für die nachhaltige Regionalentwicklung kann das Ergebnis gesehen werden, dass jeder fünfte Charterbootkunde in Brandenburg seine (mehrtägige) Wassersportaktivität mit einem Urlaub an Land kombiniert und so in stärkerem Maße zu einer touristischen Wertschöpfung für die Region beiträgt (LTV, 2010: 85). Im Tourismusbereich nehmen Übernachtungskosten in der Regel den größten Teil der Ausgaben ein. Beim klassischen Wassersporttourismus entfallen die Übernachtungen jedoch für gewöhnlich, da Charter- und Motorbootfahrer häufig durch eine entsprechende Ausstattung die Möglichkeit haben, an Bord zu nächtigen. Sie liegen dafür lediglich im Hafen oder in geschützten Buchten vor Anker; Kanufahrer praktizieren mehrheitlich, wie bereits in Kapitel 2.3.2.1 auf Seite 25 und durch die Kommunalvertreter erläutert, das Campieren im Freien (Int. 1:29). Wie von den Kommunalvertretern erwähnt, haben die großen Übernachtungskomplexe Marina Wolfsbruch und das Hafendorf Rheinsberg hingegen entsprechend positive Auswirkungen auf die Wertschöpfung sowie auch die Beschäftigungsstruktur in der Region (LUA, 2004: 200). Bei den großen Bettenzahlen lässt sich jedoch schon fast von Massentourismus sprechen (Int. 8:91), der generell von vielen Kommunalvertretern eher abgelehnt wird, da dadurch ein Attraktivitätsverlust der Region bei naturnah orientierten Touristen befürchtet wird:

„Und davon leben wir eigentlich, dass wir hier doch eine große Fläche haben und noch nicht so viele Touristen.“ (Int. 8:15)

Auch Lotter (2010: 92) und die BKT (2005: 19) beschreiben dieses Phänomen. Es sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass besonders Kanuten bei der Auswahl des Paddelreviers zunehmend stärker auf die Frequentierung des Gewässers durch andere Nutzer – im

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Besonderen sowohl Motorboote als auch andere Kanufahrer – achten und wenig touristisch erschlossene Gewässer bevorzugen. Dies liegt in der auf Seite 25 beschriebenen grund- legenden Motivation der meisten Kanuten begründet.

Allerdings beanstanden die Kommunalvertreter beim „klassischen“ und naturnahen Wassersporttourismus, wie dem Motoryacht- oder Kanutourismus, die geringen Einnahmen. Eine weitere eher negative Auswirkung beim Tourismus und insbesondere beim Wassersporttourismus stellt der hohe Grad an Saisonalität dar, denn so ist die ökonomische Wertschöpfung nur sehr ungleich über das Jahr verteilt und „ökonomisch ineffizient“ (Lotter, 2010: 108). Dies verursacht einen hohen Anteil an saisonalen Arbeitsplätzen. Oftmals wird versucht, dies durch ein besonders breites Angebot für verschiedenste Zielgruppen aufzufangen, was in den großen Ferienanlagen sicher einfacher umzusetzen ist. So ist bei der Marina Wolfbruch „neben dem Juni […] mittlerweile der Oktober der stärkste Monat des Hotels“ (Schäfer, 2012: o.S.). Doch insbesondere in Hinblick auf die ökologische Dimension darf nicht vernachlässigt werden, dass die Nebensaison häufig eine wichtige Ruhe- und Rekultivierungszeit darstellt (Swarbrooke, 1999 zitiert in Lotter, 2010: 108).

Eine weitere Rolle neben den fehlenden Einnahmen durch Übernachtungen spielt auch die gastronomische Versorgung. Die Befragung der Wassertouristen in Brandenburg ergab, dass zwar 82 % gastronomische Einrichtungen besuchen, je länger der Bootsurlaub aber andauert, desto weniger werden diese genutzt und es wird vermehrt zur Selbstversorgung übergegangen. Bei größeren Motor- oder Hausbooten wird erwartungsgemäß von den oftmals hervorragend ausstatteten Pantryküchen Gebrauch gemacht, die alles Nötige zur Versorgung auch von mehreren Personen bereitstellen (LTV, 2010: 53). Bei den Kanuten lässt sich der hohe Selbstversorgungsgrad bei Mehrtagestouren darauf zurückführen, dass es neben der Kostenfrage auch dem Wunsch nach ursprünglichen Naturerleben näher kommt und beim Campen in der Natur nicht immer gastronomische Einrichtungen zu Fuß erreichbar sind (vgl. Hellberg, 1992). Trotzdem spielen Einkaufsmöglichkeiten für die Selbstversorgung eine wichtige Rolle und sind für Kanufahrer ein Hauptgrund für den Landgang. Eine Ursache dafür ist das geringe Platzangebot und die fehlende Kühlmöglichkeit im Kanu (BKT, 2005: 48). Die Nutzung gastronomischer Angebote ist dementsprechend aufgrund der Unkompliziertheit bei Tagestouren am höchsten (LTV, 2010: 53). Dies scheint den

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Kommunalvertreter nicht bewusst zu sein, denn sie gehen generell von einer Selbst- versorgung bei fast allen Wassersporttouristen aus (vgl. S. 64). In dieser Hinsicht besteht folglich durchaus noch Entwicklungspotenzial. Ansätze dafür sind bereits bei der geplanten besseren Integration der landseitigen Angebote zu erkennen (vgl. S. 64).

Auch wenn die Befahrensbeschränkung am Rheinsberger Rhin auf den ersten Blick hemmend auf den Wassersporttourismus und die Wertschöpfung erscheinen mag, bietet sie doch mehreren kanutouristischen Anbietern zusätzliches Einkommen. Einerseits „leben hier auch viele davon, indem sie da natürlich organisierte Touren anbieten“ (Int. 2:26) und andererseits ergeben sich durch die notwendigen Shuttle- und Transportdienste, wenn Kanuwanderer den Rhin entgegen seiner Fließrichtung passieren wollen, weitere Einnahmen (Int. 2:28). Positive ökonomische Auswirkungen auf die nachhaltige Regionalentwicklung sind also durch die ökologisch begründete Befahrensbeschränkung entstanden und fördern im Besonderen die lokale Wertschöpfung. Insgesamt führt der auf Seite 58 bereits erwähnte „weit qualifizierte[…] Kanutourismus“ (Int. 8:50) durch sein diversifiziertes Angebot mit lokalen Kooperationspartnern zu einer gut verflochtenen, regionalen Wirtschaftsstruktur und hat somit ebenso äußerst positive Effekte auf die nachhaltige Regionalentwicklung. Durch die gesteigerte Attraktivität und unter Voraussetzung einer breit diversifizierten Wirtschaft siedeln sich weitere Unternehmen an, was zu einer Stärkung des lokalen Mittelstandes führt (BKT, 2005: 52). Insgesamt steigt so auch die Lebensqualität und Zufriedenheit der Bevölkerung und aufgrund der ausgeprägten Vernetzung fühlt sie sich stärker mit der Region verbunden.

Vorwiegend profitieren demzufolge der Einzelhandel, das Gastgewerbe und die Anbieter von wassertouristischen Dienstleistungen, wie Verleiher oder Campingplatzbetreiber vom Wassersporttourismus. Weiterführend verteilt sich die Wertschöpfung durch sekundäre Ausgaben (vgl. S. 20) in andere Wirtschaftsbereiche, was in Abbildung 5 verdeutlicht wird.

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Gastgewerbe - Campingplätze/ Wasserwanderrastplätze - Hotels/ Pensionen - Sportboothäfen - Restaurants/ Cafés/ Imbiss - Catering für organisierte Touren

Einzelhandel Dienstleistungen - Lebensmittel/ Waren - Bootsvermieter des täglichen Bedarfs - Kanu-/ Tauchschulen - Souveniers/ Verflechtung - Touranbieter Druckerzeugnisse (Karten) von Wirtschaft - Liegeplätze - Fotozubehör & Wassersport- - Transportunternehmen - Ausrüstung/ Zubehör/ tourismus Ersatzteile - Ver- und Entsorgung - Reparatur

Baugewerbe - Ein- und Ausstiegsstellen - Wasserwanderrastplätze - Beschilderung - Hafenanlagen - Übernachtungsinfrastruktur - Wege-/ Straßenbau - Grünmaßnahmen/ Besucherlenkung

Abbildung 5: Ökonomische Verflechtung Wassersporttourismus Eigene Darstellung nach BKT (2005: 52)

FAZIT 77

5 FAZIT

Bei der Auswertung der Ergebnisse wurde deutlich, dass der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land die verschiedenen an ihn gestellten Ansprüche durch Kompromissfindungen in hohem Maße erfüllen kann und demnach die in Kapitel 2.2.1 beschriebenen Ziele von Naturparken erfolgreich umsetzt. Er fördert dementsprechend als Initiator und Begleiter auch die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus. Dabei finden die auf Seite 10 beschriebenen Erfolgsfaktoren für eine nachhaltige Regionalentwicklung effektiv Anwendung, was durch die Gespräche untermauert wurde.

Überraschenderweise ist der Naturpark bei allen Kommunalvertretern sehr präsent und sie sehen ihn vorwiegend als touristischen Partner. Wider Erwarten fällt die Einschätzung der Kommunalvertreter zu hemmenden Wirkungen des Naturparkes, abgesehen von den erwähnten Befahrungsbeschränkungen, sehr mild aus und liegt darüber hinaus meist in den darunter liegenden Naturschutz- oder Landschaftsschutzverordnungen begründet, was nicht wenigen Kommunalvertretern durchaus bewusst ist. Dies liegt sicher auch in der transparenten, konstruktiven Gesprächspolitik und der aktiven Kommunikation des Naturparkes in alle Richtungen begründet. Dabei wird Dr. Schrumpf von den Kommunalvertretern durchaus als einflussreich, aber äußerst kompromissbereit angesehen (Int. 8:83):

„Deshalb sind solche Leute, die sich da mit dem Naturschutz professionell befassen, nicht zu unterschätzen. Die sind wirklich sehr wichtig, um entsprechende Kompromisse zwischen Tourismus und Natur auch hinzubekommen.“ (Int. 8:17)

Als Fazit der Kommunalvertreterbefragung lässt sich festhalten, dass der Naturparkleiter Dr. Schrumpf die entscheidende Schlüsselfigur für die positive Entwicklung des Vereinbarens von Naturschutz und Tourismus ist. Insbesondere im Wassersporttourismus, da Dr. Schrumpf – selbst aktiver Wassersportler – durch die persönliche Beziehung zum Wassersport und sein außerordentliches Engagement in den verschiedensten Gremien (z.B. Wassertourismusbeauftragter der Brandenburger Großschutzgebiete in der AG Natursport und Naturschutz, Mitglied Kanuinitiative Ruppiner Seenland [Int. 3:38 & Int. 12]) für

FAZIT 78

Kompromisslösungen mit Nachhaltigkeit auf allen Seiten eintritt und stetig durch neue Ideen und Vorhaben die Entwicklung befördert. Kernstück seiner Arbeit und mustergültig ist dabei das umfassende Wasserwanderleitsystem mit all seinen Komponenten.

Hinsichtlich der nachhaltigen Regionalentwicklung durch den Wassersporttourismus wird deutlich, dass die klassische Form des Wassersporttourismus zwar ökologisch verträglicher ist, aber aufgrund fehlender Übernachtungseinnahmen zu wenig Wertschöpfung für die Regionalentwicklung bringt. Dennoch sorgt der naturnahe Bootstourismus für eine diversifizierte Wirtschaftsstruktur und stärkt lokale Kooperationen. Darauf sollte aufgebaut werden, um eine noch größere Vernetzung auch außerhalb des Wassersporttourismus zu erreichen und somit die positiven Auswirkungen auf die nachhaltige Regionalentwicklung zu verstärken. Große Hotelanlagen mit wassertouristischer Ausrichtung versprechen hingegen mehr Einnahmen, aber führen ökologisch zu größeren Belastungen sowie Eingriffen in die Natur und könnten auch in Bezug auf die Wertschöpfung weniger nachhaltig wirken, da der Trend vom Massentourismus zum bewussten Natururlaub geht. Es wird zwar angebracht, dass „sich ganz viel innerhalb der Anlage ereignet“ (Int. 11:49), was auf den reinen Hotelbetrieb auch zustimmen mag, doch die umfassend ausgestatteten Marinen der beiden Komplexe sorgen durchaus für einen verstärkten Zustrom von Charterboottouristen. Für die ökonomische Regionalentwicklung ist dies durchaus zuträglich, doch es lässt sich aufgrund fehlender biologischer Untersuchungen schwer sagen, inwieweit das Ökosystem bereits nachhaltige Schäden durch den verstärkten Wassersporttourismus davongetragen hat, denn laut der Kommunalvertreter hat der Charterboottourismus die Kapazitätsgrenzen bereits erreicht oder zeitweise sogar überschritten. In Bezug darauf überrascht die kritische Betrachtungsweise der Kommunalvertreter, die sich durchaus angesichts der Auswirkungen auf die Umwelt und des Attraktivitätsverlustes für die Region sorgen. Bei vielen Gesprächspartnern fiel die hohe regionale Identität und ein starkes Heimatbewusstsein auf, was eine mögliche Erklärung für diese Einschätzung bietet.

ZUSAMMENFASSUNG 79

ZUSAMMENFASSUNG

Naturparke sind in der Regel großräumige, vom Menschen geprägte Kulturlandschaften mit einer reizvollen Landschaft und dementsprechend als Erholungs- und Tourismusgebiet von besonderer Attraktivität. Nicht ohne Grund wird auch im Bundesnaturschutzgesetz die Erholungsfunktion, neben dem Natur- und Landschaftsschutz, als Nutzung in den Vordergrund gerückt. Naturparke sind dabei laut Gesetz besonders für die nachhaltige Regionalentwicklung prädestiniert. Naturschutz und Tourismus stehen jedoch häufig in einer ambivalenten Relation zueinander und es ergeben sich somit Konfliktpotenziale. Mit der vorliegenden Arbeit sollte untersucht werden, wie im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land mit diesen verschiedenen Nutzungsansprüchen umgegangen wird. Dazu wurde der Fokus auf den Wassersporttourismus gelegt, der im Untersuchungsgebiet eines der Haupt- tourismussegmente darstellt. Zielstellung war es, durch Einschätzungen von Kommunal- vertretern herauszufinden, welche Auswirkungen der Wassersporttourismus auf die nachhaltige Regionalentwicklung hat und ob der Naturpark dabei eher fördernd oder hemmend wirkt. Dazu wurden mit den Kommunalvertretern leitfadengestützte qualitative Interviews geführt, die anschließend mit der Software Atlas.ti kodiert und entsprechend ausgewertet wurden. Die Auswertungsergebnisse ergaben, dass der klassische Wassersporttourismus aufgrund der entfallenden Übernachtungseinnahmen eher weniger Wertschöpfung mit sich bringt. Dennoch sorgt der naturnahe Bootstourismus für eine diversifizierte Wirtschaftsstruktur und stärkt lokale Kooperationen. Hieran kann angeknüpft werden, um die touristischen Ein- nahmen zu erhöhen. Der Charterboottourismus hat hingegen bereits seine Kapazitäts- grenzen erreicht. Der Naturpark ist bei den Kommunalvertretern sehr präsent und wird überraschenderweise vorwiegend als touristischer Partner gesehen. Jedoch empfinden die Kommunalvertreter ihn schnell als Hemmnis bei der touristischen Entwicklung, sobald er naturschutzfachliche Einschränkungen vorgibt. Dennoch hat sich die Akzeptanz bereits bedeutend verbessert, denn der Naturpark fördert als Initiator und Begleiter erheblich die Entwicklung des Wassersporttourismus – vorbildhaft ist dabei das Wasserwanderleitsystem. Es stellte sich heraus, dass die entscheidende Schlüsselrolle dem Naturparkleiter Dr. Schrumpf zukommt, der durch sein außerordentliches Engagement für Kompromisslösungen mit Nachhaltigkeit auf allen Seiten eintritt und stetig durch neue Ideen und Vorhaben die Entwicklung voran treibt.

ABSTRACT 80

ABSTRACT

Nature parks are spacious cultural landscapes, which have been partially created and shaped by man. Due to the appealing structures and landscapes these areas are popular tourist and recreation destinations. In order to emphasize the recreational function besides the nature and landscape protection it is part of the Federal Act for Protection of Nature. According to that act, nature parks are especially predestined for regional development. However, tourism and actions to protect nature often contradict each other leading to arising conflicts. The goal of this Bachelor thesis is to investigate the handling of the different usage claims in the Naturpark Stechlin-Ruppiner Land, with a special focus on water-based tourism as a main tourism segment in this region. Furthermore the aim of this analysis is to determine the effects of water-based tourism for the regional development by considering the estimates of local council representatives. Moreover, the question is raised whether the nature park affect the regional development in a rather conducive or inhibiting way. Analysis of guided interviews with the representatives of local councils is supposed to give the desired information. By using the software Atlas.ti those interviews were encoded, analyzed and evaluated. The results show that a lack of revenues in the hospitality sector leads to low profitability of traditional water-based tourism. However, the local boat tourism ensures a diversified economic structure and strengthens local collaborations. That could be used in order to increase the revenues in tourism, even though the charter boat tourism has already reached its capacity limits. In the eyes of the council representatives, the nature park is of considerable interest and is, surprisingly, primarily seen as tourism partner. Nevertheless, it is seen as an obstacle in terms of tourism development as soon as nature conservation restrictions have to be applied. However, the acceptance has been significantly improved, mainly because of the role nature parks play as initiator and partner in the positive development of water-based tourism. A great role model for that is the well-structured water guidance system for tourists. It turned out that Dr. Schrumpf, head of the nature park, is of main importance in this process. Due to his extraordinary commitment he contributes effectively to sustainable solutions for all parts and advances new ideas for development projects.

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ANHANG 92

ANHANG

Abbildung 6: Die 10 goldenen Regeln für das Verhalten von Wassersportlern in der Natur Quelle: http://www.mugv.brandenburg.de/cms/media.php/2338/goldkanu.pdf

ANHANG 93

Interviewleitfaden Kommunalvertreter

Herzlichen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen unsere Fragen zu beantworten.

Einleitung und Verbindung zur Region/ zum Naturpark 1. Seit wann sind Sie Bürgermeister dieser Gemeinde und wo sehen Sie Ihre Arbeitsschwerpunkte? Was sind die größten Herausforderungen für Ihre Gemeinde?

2. Was schätzen Sie besonders an der Region Naturpark Stechlin-Ruppiner Land?

3. Nun zum Thema Naturpark: Was verbinden Sie als erstes mit dem Naturpark Stechlin- Ruppiner Land?

4. Unabhängig vom konkreten Naturpark Stechlin-Ruppiner Land, was sind für Sie die wichtigsten Aufgaben von Naturparken allgemein?

5. Wie viel Natur wäre in Ihrer Gemeinde rechtlich unter Schutz gestellt, wenn es hier den Naturpark nicht gäbe?

Einschätzung der Naturpark-Arbeit und der Zusammenarbeit von Naturpark und Gemeinde 6. Wissen Sie, wann der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land in ihrer Gemeinde ausgewiesen wurde? Wenn ja, können Sie sich erinnern, ob und, wenn ja, wie die Gemeinde beteiligt wurde?

7. Nun einige Fragen zur Zusammenarbeit mit dem Naturpark: Haben Sie als Bürgermeister bzw. ihre Gemeinde Kontakt mit der Verwaltung des Naturparkes? 7a. Haben Sie in den letzten fünf Jahren größere Planungen in der Gemeinde gehabt, bei dem der Naturpark beteiligt wurde bzw. beteiligt war?

7b. Wurden in den letzten fünf Jahren bestimmte Naturschutzmaßnahmen des N Naturparkes in Ihrer Gemeinde umgesetzt?

ANHANG 94

7c. Wie sieht es mit der wirtschaftlichen und touristischen Entwicklung in ihrer Gemeinde aus, gibt es dabei Berührungspunkte mit dem Naturpark? Vor allem in Bezug auf eine umweltgerechte Landnutzung und nachhaltigenbTourismus?

7d. Und wie sieht es mit Aktivitäten zu Umweltbildung aus?

7e. Gibt es weitere Anknüpfungspunkte mit dem Naturpark?

8. Gibt es Projekte Ihrer Gemeinde, die im Sinne des Naturparkes sind, aber auf Ihre Initiative zurückgehen? Wenn ja, setzen Sie diese Projekte selbstständig oder gemeinsam mit dem Naturpark um?

9. Wie bekommen Sie Informationen über Aktivitäten des Naturparkes? Werden Sie direkt von der Naturparkverwaltung informiert, (bei ehr. BM: über die Ämter) oder bemühen sie sich selbstständig um Informationen?

10. Welche Vorteile ergeben sich für Ihre Gemeinde, dadurch dass sie teilweise im Naturpark liegt? Und welche Nachteile? 10a. Überwiegen Ihrer Meinung nach die Vorteile oder die Nachteile?

11. Welche Unterstützung wünschen Sie sich vom Naturpark? Haben Sie Ideen für gemeinsame Initiativen? Was sollte die Naturparkverwaltung verbessern, um mit Ihrer Gemeinde mehr zusammenzuarbeiten?

12. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Naturparkes und der Naturwacht? Gibt es direkten Kontakt? 12a. Kennen Sie die Mitarbeiter der Naturparkverwaltung und der Naturwacht persönlich? Vereinfacht der persönliche Kontakt die Zusammenarbeit?

13. Hatten Sie als Privatperson schon Berührungspunkte mit dem oder Einschränkungen durch den Naturpark?

ANHANG 95

Einschätzung der Bürger & Nachbargemeinden 14. Nun ein paar Fragen zu den Bürgern in ihrer Gemeinde: 14a. Kennen die Bürger den Naturpark und wissen sie, dass sie darin leben? 14b. Wie sind die Meinungen der Bürger über den Naturpark? Wenden sich Bürger aktiv an Sie mit Anliegen, die den Naturpark betreffen?

15. Wenn Sie an Ihre Gemeinde denken, bevor es den Naturpark gab und heute, können Sie Unterschiede wahrnehmen? In der Natur und Landschaft oder bei den Menschen?

16. Wie sieht die Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden aus? Arbeiten Sie öfters zusammen? Wenn ja, wird dies aufgrund des Naturparkes verstärkt?

17. Ist der Naturpark Thema bei Ihren Kollegen in den Nachbargemeinden? Gibt es dort besondere Berührungspunkte mit dem Naturpark?

Einschätzung des Wassersporttourismus 1. Wie hoch ist aus Ihrer Sicht der Stellenwert des Wassersporttourismus am gesamten Tourismusaufkommen in Ihrer Gemeinde? Wie schätzen Sie die Wertschöpfung aus dem Wassersporttourismus ein?

2. Was sind Ihrer Meinung nach die Motive der Wassersporttouristen diese Region zu besuchen? 2a. Ist Ihrer Einschätzung nach den Touristen bewusst, dass sie sich in einem Naturpark befinden? Wodurch?

3. Welche Vorteile bietet die Einrichtung des Naturparkes bezüglich des Wassersporttourismus? Welche Nachteile?

4. Wie schätzen Sie die Infrastruktur für Wassersportler in Ihrer Gemeinde ein? (Wasserrastplätze, Ein- und Ausstiegsstellen, Umtragestellen, Liegeplätze, Bootsverleih/-schulen, gastronomische Versorgung, PKW-Parkplätze, Informationstafeln, ausgewiesene Angelplätze, Besucherlenkung …)

ANHANG 96

5. Gibt es Pläne weitere Angebote für den Wassersporttourismus zu schaffen? Geschieht dies in Zusammenarbeit mit dem Naturpark/ Wird dabei die Naturparkverwaltung mit einbezogen?

6. Gab/Gibt es Konflikte mit dem Naturpark bei Planungsvorhaben für den Wassersporttourismus? Oder Positivbeispiele?

7. Sind Ihnen Maßnahmen bekannt, die die Nutzung durch Wassersportler: 7a. Vermindern/einschränken sollen? 7b. Steigern sollen? 8. Gibt es Befahrensverbote oder -beschränkungen? Von wem wurden diese angebracht? Wer kontrolliert dies?

9. Gibt/Gab es grobe Verstöße gegen die Schutzgebietsverordnung/gegen das Naturschutzgesetz? Wurden diese geahndet? Durch wen?

Einige allgemeine Fragen zum Abschluss

Name: ______Geschlecht: ______Funktion: ______Alter: ______Amtsdauer: ______

Wie viele Jahre sind Sie in der Gemeindevertretung? ______Gehören Sie einer Partei an? Wenn ja, welcher? ______Ehrenamtlicher oder hauptamtlicher Bürgermeister? ______Wenn ehrenamtlich, welchen Beruf üben Sie aus? ______Welchen Beruf haben Sie gelernt bzw. was haben Sie studiert? ______Seit wie viel Jahren leben Sie in der Gemeinde? ______Sind Sie hier in der Region aufgewachsen (Ja/Nein)? ______

Vielen Dank für das Interview!

ANHANG 97

Tabelle 2: Kommentierte Code-Liste Code Kommentar A) Naturpark als Chance für - Aspekte, wo sich Einrichtung eines NP in Bezug auf WST als Wassersporttourismus vorteilhaft erweist - 3.2. konkret im NP Stechlin-Ruppiner Land B) Naturpark als Hemmnis für - Aspekte, wo sich Einrichtung eines NP in Bezug auf WST als Wassersporttourismus nachteilig erweist - 3.3. konkret im NP Stechlin-Ruppiner Land

1. Wassersporttourismus 1.1. Stellenwert Wassersporttourismus - Stellenwert des WST am gesamten Tourismusaufkommen - relativ oder prozentual - Stellenwert kann je nach Befragten unterschiedlich definiert sein 1.2. Wertschöpfung durch - evtl. auch im Vergleich zum gesamten Wassersporttouristen Tourismusaufkommen oder anderen Tourismusarten - konkret oder relativ 1.3. Motive der Wassersporttouristen - auch im Speziellen die Motive, genau diese Region zu besuchen 1.4. Vorteile Wassersporttourismus - positiven Aspekte des WST ganz allgemein - z.B. für die Region oder die allgemeine Wertschöpfung usw. 1.5. Nachteile Wassersporttourismus - negativen Aspekte des WST ganz allgemein - z.B. für die Region oder die allgemeine Wertschöpfung usw. 1.6. Akteure - Akteure, die sich im WST einbringen (abgesehen, von denen, die direkte Infrastrukturangebote schaffen, wie z.B. Bootsverleiher) - z.B. WIN, Tourismusverbände (hier vorwiegend Marketingaktivitäten)

2. Infrastrukturangebote

2.1. Qualität der Infrastruktur

2.2. „Bereitsteller“ der - durch wen wurde die Infrastruktur für den WST Infrastrukturangebote geschaffen? - durch wen wird sie unterhalten? - gibt es Kooperationen?

ANHANG 98

2.3. Verkehrliche Infrastruktur - Wasserstraßen (-ausbau, -durchgängigkeit usw.) - Schleusen - Straßen, Zuwegungen, Parkplätze (wenn explizit in Zusammenhang mit WST erwähnt) 2.4. Tour-Anbieter - z.B. für Kanutouren - Bootsverleiher (vorwiegend Kanu -> Charterboote unter 2.9.) 2.5. Camping/Wasserwanderrastplätze 2.6. Hotellerie - Hotels, die im Speziellen von Wassersporttouristen genutzt werden oder besondere Angebote für Wassersporttouristen haben 2.7. Gastronomie - Gastronomie, die von Wassersporttouristen genutzt wird - auch Supermärkte, die zur Bedarfsdeckung genutzt werden 2.8. Liegeplätze - Liegeplätze vor allem für Motorboote, Charterboote usw. - Marinas - auch Entsorgung, Toiletten, Tankmöglichkeiten usw. 2.9. Charterboote - Anbieter - hier auch Probleme, Vorteile usw., die in direktem Zusammenhang mit dem führerscheinlosen Fahren von Charterbooten in dieser Region stehen 2.10. Wasserwanderleitsystem - z.B. Hinweisschilder - Besucherlenkung

3. Naturpark Stechlin-Ruppiner Land 3.1. Image/Besonderheiten Naturpark - Konkrete Besonderheiten des NP Stechlin-Ruppiner Land 3.2. Vorteile Naturpark in Bezug auf - wie trägt im Speziellen der NP Stechlin-Ruppiner Land dazu Wassersporttourismus bei, den WST zu verstärken oder positiv zu beeinflussen - bezieht sich direkt auf NP Stechlin-Ruppiner Land, A nur auf NP allgemein 3.3. Nachteile Naturpark in Bezug auf - bezieht sich direkt auf NP Stechlin-Ruppiner Land, B nur auf Wassersporttourismus NP allgemein 3.4. „Naturpark-Bewusstsein“ der - ist den Wassersporttouristen bewusst, dass sie sich in Wassersporttouristen einem NP befinden - Wie verhalten sie sich? - evtl. wodurch? 3.5. Berührungspunkte mit Naturpark - entspricht 6.5. der unten stehenden Code-Liste - persönliche Berührungspunkte des Interview-Partners - Berührungspunkte zwischen der Kommune und dem NP, abgesehen von der direkten Zusammenarbeit

ANHANG 99

-> Schnittstellen, die sich unbewusst/zwangsweise ergeben 3.6. Konflikte mit Naturpark - entspricht 3.4. der unten stehenden Kode-Liste (- konkrete und grundsätzliche Konfliktkonstellationen, die explizit genannt werden) 3.7. Zusammenarbeit mit Naturpark - entspricht 3.3. der unten stehenden Kode-Liste (- Zusammenarbeit und auch Art und Weise der Kommunikation insgesamt zu NP-Themen, ggf. mit spez. Akteuren - Bewertung der Zusammenarbeit über "rechtliche Beteiligung" hinaus oder nur als TöB - auch keine Zusammenarbeit, z.B. keine gemeinsamen Projekte) 3.8. Naturpark & Infrastrukturangebote - hemmt oder beteiligt sich der NP an der Schaffung von Infrastrukturangeboten für den WST - In welcher Form?

4. Einschränkungen für Wassersporttourismus 4.1. Befahrensverbote/-beschränkungen - Gibt es solche? - durch wen wurden sie eingesetzt - evtl. Konkretisierungen - Werden sie geahndet? 4.2. Kontrolliert durch wen? - Wer kontrolliert die Befahrensverbote oder - beschränkungen

5. Wassersportarten 5.1. Kanu 5.2. Motorboot - auch Charterboote & Hausboote 5.3. Tauchen 5.4. Angeln 5.5. Segeln 5.6. Baden

6. Eingriffe durch Wassersporttourismus 6.1. Wasser 6.2. Flora/Boden/Landschaft 6.3. Fauna 6.4. Lärm

ANHANG 100

Abbildung 7: Wasserwanderrastplatz "Altstadt" in Fürstenberg - Blick auf Sitzgruppe und Zeltstellflächen Eigene Aufnahme am 6. Juni 2012

Abbildung 8: Wasserwanderrastplatz "Altstadt" in Fürstenberg - Blick auf Feuerstelle Eigene Aufnahme am 6. Juni 2012

ANHANG 101

Abbildung 9: Hinweistafel mit Pegelinformation - Zippelsförde Eigene Aufnahme am 5. Juni 2012

ANHANG 102

Abbildung 10: Wasserrechtliche Allgemeinverfügung Rheinsberger Rhin Quelle: Thum (2008: A-2)

ANHANG 103

Abbildung 11 : Übersichtskarte Naturpark Stechlin-Ruppiner Land Quelle: http://www.mugv.brandenburg.de/cms/media.php/lbm1.a.2338.de/k_stechl.pdf