Und Täglich Grüßt Die

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Und Täglich Grüßt Die REGIERUNG Und täglich grüßt die SPD Die Affäre Edathy nagt an der Koalition: CDU und CSU sehen sich nach dem Rücktritt eines ihrer Minister als Dauerverlierer, und der SPD-Fraktionschef ist schwer angeschlagen. Gemeinsam zittern alle vor den Antworten auf viele offene Fragen. Koalitionäre Steinmeier, Oppermann, Gabriel, Merkel: Angeknackstes Vertrauen u Zeiten der letzten Großen Koali - Wenn Strucks Nach-Nachfolger Tho - ihn ärgert, dass Oppermann am vergan - tion hatten die beiden Fraktions - mas Oppermann nun in Kauders Büro genen Mittwoch im Innenausschuss be - Zchefs einen kleinen Trick, wenn in auf dem Sofa sitzt, bleiben die Münzen hauptete, er habe die Erklärung, die irgendeiner Sache gar nichts mehr zu ge - im Portemonnaie. Denn für Kauder ist schließlich Bundeslandwirtschaftsminis - hen schien. Da nahm der inzwischen ver - der Fall klar: Oppermann hat Fehler ter Hans-Peter Friedrich von der CSU zu storbene SPD-Mann Peter Struck eine gemacht, das Vertrauen ist angeknackst. Fall brachte, auch mit Kauders Büro ab - Euro-Münze und fragte seinen Gegen - Er versteht nicht, warum Oppermann gestimmt. über Volker Kauder (CDU): „Kopf oder nicht frühzeitig zu ihm gekommen ist, Ein Fehler, eine Panne, wie Opper - Zahl?“ um über die heikle Lage zu reden, die mann glaubhaft macht. Aber es ist eben Die Münze wirbelte durch die Luft, sich aus der Affäre um den ehemaligen ein weiterer Lapsus in der langen Reihe Problem entschieden oder zumindest ent - SPD-Abgeordneten Sebastian Edathy für von Widersprüchen, Ungeschicklichkei - schärft. Vertrauenssache. die Große Koalition ergeben hat. Und ten und Ungenauigkeiten, mit denen 20 ( )'!# 9/2014 Deutschland musste Friedrich stündlich damit rechnen, innerte sich Ziercke vergangenen Mitt - dass beim Bundestagspräsidenten ein ent - woch im geheim tagenden Innenausschuss sprechender Brief der Staatsanwaltschaft über Oppermanns Anruf. Oppermann eingeht und er seine Immunität als Ab - habe ihm die Vorwürfe gegen Edathy ge - geordneter verliert. schildert, er selbst habe aber geschwiegen, Ganz anders stehen SPD-Chef Sigmar so der BKA-Chef. „Ich sagte, dass ich das Gabriel, Außenminister Frank-Walter nicht kommentieren werde. Ich muss hier Steinmeier und Oppermann da. Sie sind einräumen, dass ich seine Darstellung mit vertraulichen Informationen über die aber auch nicht dementiert habe.“ Er Ermittlungen gegen Edathy zwar auch habe das Schweigen so verstanden, dass durchaus hemdsärmelig umgegangen. ein Ermittlungsverfahren gegen Edathy Aber sie haben kaum etwas zu fürchten. immerhin möglich sei, erklärte Opper - Denn Kanzlerin Angela Merkel will so mann. Diese Darstellung des Gesprächs - rasch wie möglich zur Tagesordnung zu - verlaufs nutzt beiden. rück, geräuscharm und effizient regieren, Doch ist sie auch glaubwürdig? Für er - wie es ihre Art ist. „Die Leute erwarten, fahrene Innenpolitiker wie Wolfgang Bos - dass wir uns jetzt nicht nur mit dem Fall bach jedenfalls nicht. „Beide haben sich Edathy beschäftigen, sondern unsere Ar - durch ihre Aussagen gegenseitig Absolu - beit machen“, mit diesen Worten ermahn - tion erteilt“, sagt der Chef des Innenaus - te sie die Unionsfraktion am vergangenen schusses. Ebenfalls schwer zu erklären Dienstag. Aber Merkel weiß auch: Auf sei, warum Ziercke keinen Vermerk über der Tagesordnung für diese Arbeit, von das Telefonat angelegt haben will, wie er Energiewende über Doppelpass bis zur im Ausschuss sagte. Dabei hatte ihm der Rente mit 63, suchen Unions-Spitzenleute Anruf Oppermanns klargemacht, dass derzeit nach Punkten, wo sie auch einmal binnen eines Tages seine vertrauliche In - als Gewinner dastehen könnten – und sei formation vom Innenminister gestreut es nur, indem sie die Pläne eines SPD- worden war und deshalb sogar an Edathy Kabinettsmitglieds durchkreuzen. selbst gelangt sein könnte. Viele in der Union fragen nämlich, was Diesem Verdacht hat die eigentliche eigentlich vom grandiosen Sieg bei der Hauptfigur in der Affäre, Sebastian Edathy, Bundestagswahl geblieben ist. Damals zwar widersprochen (SPIEGEL 8/2014). holte die Union beinahe 42 Prozent, Aber neue Hinweise ziehen das in Zweifel. schrammte an der absoluten Mehrheit der Edathy hält seinen Aufenthaltsort, ver - Sitze nur knapp vorbei. Doch der Koali - mutlich im europäischen Ausland, weiter tionsvertrag trägt die Handschrift der So - geheim. Inzwischen habe er etliche Mord - zialdemokraten, und deren Minister ma - drohungen per Telefon erhalten, ließ er chen mit ihren Themen deutlich mehr den SPIEGEL wissen. Der Verdacht auf von sich reden als das bislang blasse Besitz kinderpornografischen Materials Unionspersonal. Und selbst wenn ein hat seine politische Existenz ruiniert. SPD-Mann wegen des Verdachts auf Be - Dass er – angeblich legale – Bilder von sitz von Kinderpornografie am Pranger nackten Jungen erworben hat, räumt steht, so die Lesart der vergrätzten Ab - Edathy ein. Er könne aber nicht nach geordneten von CDU und CSU, muss am Deutschland, weder nach Hause noch Ende ein Minister der Union den Hut nach Berlin. nehmen. Täglich grüßt das Murmeltier, Auch seine Spuren im Bundestag ver - beziehungsweise die SPD. wehten mit bemerkenswerter Geschwin - Es herrscht Misstrauen. Und die vielen digkeit: Nur sechs Tage nachdem er vor offenen Fragen in der Affäre dürften je - einem Berliner Notar den Mandatsver - nen, die auf Revanche sinnen, noch einige zicht erklärt hatte und anschließend ab - Zeit verschaffen. getaucht war, übernahm Edathys Nach - Manche dieser Fragen richten sich di - folgerin Gabriele Groneberg sein Abge - rekt an Oppermann. Im vergangenen Ok - ordnetenbüro. Als sie das Zimmer betrat, K C E B tober hatte Friedrich als Innenminister so Groneberg, seien dort nur noch einige M A L den SPD-Chef Gabriel gewarnt, dass der „Kartons vorhanden“ gewesen, „deren In - P C H Name Edathys im Zuge von Ermittlungen halt ich nicht kenne“. Diese seien „zwi - wegen Kinderpornografie aufgetaucht sei. schenzeitlich durch die Bundestagsver - Gabriel informierte den damaligen Frak - waltung abgeholt worden“. SPD-Fraktionschef Oppermann durch tionschef Steinmeier und Oppermann. Die Staatsanwaltschaft hat jetzt mit der den Fall Edathy stolpert. Binnen Stunden wollte sich dieser beim nur noch schwer zu klärenden Frage zu Bislang hat allerdings allein das Unions - Präsidenten des Bundeskriminalamts tun, was sich in den sechs Tagen – zwi - lager messbaren Schaden erlitten, den (BKA) Jörg Ziercke rückversichern – oder schen dem 6. und dem 12. Februar – im Rücktritt des CSU-Agrarministers. Mehr auch nicht. Oppermann gab verschiedene Berliner Paul-Löbe-Haus, Raum 7743, ab - noch: Gegen Friedrich könnte die Berli - Versionen des Telefonats zu Protokoll. gespielt hat. Da es die Ermittler versäumt ner Staatsanwaltschaft schon in Kürze ein Nach dem letzten Stand rief Opper - haben, Edathys Bundestagsbüro rechtzei - Ermittlungsverfahren wegen des Ver - mann am 17. Oktober gegen 15.30 Uhr bei tig versiegeln zu lassen, sind dort womög - dachts auf Verrat von Dienstgeheimnis - Ziercke an. Der Politiker wollte vom lich wichtige Beweise verlorengegangen. sen eröffnen, sofern die gesetzlich vor - obersten Polizisten wissen, wie er den Da geht es um den Versand jenes Tele - geschriebene Ermächtigung dafür vor - Verdacht gegen Edathy einzuordnen faxes, das am Mittwoch, den 12. Februar, liegt. Schon seit Ende vergangener Woche habe. „Ich war wirklich überrascht“, er - um 12.26 Uhr aus Edathys Büro an ein IT- ( )'!# 9/2014 21 Deutschland Referat des Deutschen Bundestags ver - schickt wurde. Eine ihrer Mitarbeiterin - KOMMENTAR nen, so Groneberg, habe es im verwaisten Büro vorgefunden, versehen mit einer Anweisung Edathys, das Fax abzusenden. „Seit wann genau das Fax mit der Anwei - Alles ganz normal sung in dem Büro lag, kann weder ich Von Nikolaus Blome noch meine Mitarbeiterin feststellen“, sagt Groneberg. In den Tagen zuvor hät - ten weder sie noch ihre Mitarbeiterin das as Brisante ist das Beiläufige. sparen wollte. Parteifürsorge ging vor Büro betreten. Von der ersten Koalitionskrise Rechtspflege. Und der Anruf Thomas Das Schreiben ist auf den 11. Februar Dbleiben nicht Ministerrücktritt Oppermanns war nicht die Vermen - datiert und trägt die handschriftliche Si - oder Regierungskrach haften, sondern gung von Politik und Strafverfolgung gnatur Edathys. In dem Sechszeiler teilt die Behauptung, eigentlich sei alles inklusive grotesker Erklärungsversu - er mit, dass ihm am 31. Januar sein Bun - doch „ganz normal“ gelaufen. che im Nachgang – sondern das ver - destags-Laptop gestohlen worden sei – Der damalige Innenminister Hans- ständliche Anliegen, sich für Koali - „während einer Bahnfahrt im Intercity Peter Friedrich empfand es als normal, tionsgespräche Sicherheit zu verschaf - auf der Strecke Hannover–Amsterdam“. sehr, sehr früh den möglichen Koali - fen. Auch er wollte nur Schaden Eine „sofortige Suche“ sei leider erfolglos tionspartner von der SPD über Ermitt - abwenden, heißt es, und zwar vom geblieben. Wegen des Verlusts möge bitte lungen gegen einen der ihren in Kennt - deutschen Volke, das Anspruch auf „alles Notwendige“ veranlasst werden. nis zu setzen. Der SPD-Vorsitzende eine ruhige Regierungsbildung habe. Den Ermittlern erscheint es seltsam, Sigmar Gabriel hielt es für normal, die Verblasener geht es nicht. Dafür dass sich ein erfahrener Innenexperte mit vertraulichen Informationen binnen werden Politiker nicht gewählt und intimen Kenntnissen der Neonazi-Mord - Stunden weiterzutragen, anstatt zu darauf Minister nicht vereidigt. serie des NSU so viel Zeit lässt, bevor er warten, ob der Fall, für den
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