GMIT

Geowissenschaftliche Mitteilungen Heft Nr. 42 (Dezember 2010)

Das gemeinsame Nachrichtenheft von

Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler (BDG)

Deutsche Geophysikalische Gesellschaft (DGG)

Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften (DGG)

Deutsche Mineralogische Gesellschaft (DMG)

Deutsche Quartärvereinigung (DEUQUA)

Geologische Vereinigung (GV)

Paläontologische Gesellschaft

ISSN 1616-3931

Redaktion: Klaus-Dieter Grevel (kdg., Deutsche Mineralogische Gesellschaft) Michael Grinat (mg., Deutsche Geophysikalische Gesellschaft) Christian Hoselmann (ch., Deutsche Quartärvereinigung) Hermann Rudolf Kudraß (hrk., Geologische Vereinigung) Jan-Michael Lange (jml., Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften) Martin Nose (mn., Paläontologische Gesellschaft) Jürgen Pätzold (jp., Geologische Vereinigung) Birgit Terhorst (bt., Deutsche Quartärvereinigung) Hans-Jürgen Weyer (hjw., Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler)

Foto auf der Titelseite: Als jüngste Schauhöhle Deutschlands wurde im Mai 2009 das Herbstlabyrinth bei Breischeid, Hessen, eröffnet. Foto: cavelightingTM

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 1 EDITORIAL

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ältesten Familie der Menschheitsgeschichte gezeigt. Den lebenden Nachfahren wird lebens- im Frühjahr 1972 wurde von Höhlenforschern lang freier Eintritt in das „Museum am Berg“ am nordwestlichen Abhang des unweit der Ort- eingeräumt. schaft Förste gelegenen und von den Resten Ohne Frage ist dies ein herausragendes Beispiel einer mittelalterlichen Burgruine gekrönten für Forschungsergebnisse, die in speläolo- Lichtensteins eine Höhle entdeckt, wie es sie im gischen Aktivitäten ihren Anfang nahmen. Ein Südharzer Gipskarst zuhauf gibt. Es vergingen Beispiel aus jüngerer Zeit ist die höhlenkund- acht Jahre, dann rückte eben diese Höhle liche Untersuchung der Bleßberghöhle, die beim schlagartig in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, Auffahren eines Tunnels für die neue ICE-Trasse als man in bis dahin unzugänglichen Höhlen- Erfurt – Ebensfeld zufällig entdeckt wurde und teilen auf menschliche Knochenreste stieß. sich als größte Karsthöhle Deutschlands ent- Ersten Untersuchungen zufolge ließen sie sich puppte. Über die Tätigkeit der Höhlenforscher etwa 40 verschiedenen Individuen zuordnen, und die Stellung und Bedeutung der Speläolo- die während der späten Bronzezeit, speziell der gie in und für die Geowissenschaften infor- Urnenfelderzeit, in dieser Gegend südlich des miert Sie unser GEOFOKUS in diesem Heft. Lesen Harzes gelebt haben – wohl in einer einige hun- sie selbst! dert Meter entfernten Siedlung im Sösetal, Die GMIT-Redaktion ist mit diesem Heft wieder deren Existenz bereits zuvor bekannt war. komplett. Monatelang war einer der Redakteure Bald zeigte sich, dass eine Sinterschicht, die die infolge schwerer Erkrankung ausgefallen, und menschlichen Knochen bedeckte, eine ausge- die übrigen Mitglieder haben alles getan, die zeichnete Konservierung bewirkt hatte, welche Lücke so gut es ging auszufüllen. selbst die DNS mit einschloss. Die Ergebnisse Weiters kann die Redaktion vermelden: GMIT ist der folgenden DNS-Analysen rückten die Lich- jetzt online (www.gmit-online.de). Die Nach- tensteinhöhle endgültig in den Rang einer Fund- frage nach Sonderdrucken PDF-Dateien stätte von Weltgeltung. Erstmals konnten die von GEOFOKUS-Beiträgen, Buchbesprechungen verwandtschaftlichen Verhältnisse einer drei- oder anderen Artikeln bei der Redaktion wird tausend Jahre alten Menschengruppe rekon- sich dadurch zukünftig erübrigen. Auch wird struiert und die Existenz einer Großfamilie über ein Tagungskalender geboten, der fortlaufend drei Generationen nachgewiesen werden. aktualisiert wird. Für Hinweise zur Verbesserung In Weiterführung der Forschungen wurden im der Internetpräsenz, wofür Sie auch die inter- Jahre 2007 (freiwillige) DNS-Proben der orts- aktive Internetseite selbst direkt nutzen ansässigen Bevölkerung gesammelt und von können, ist die Redaktion dankbar. den Göttinger Anthropologen untersucht. Die Wie immer finden Sie aktuelle Meldungen aus wissenschaftliche Sensation war perfekt, als Wirtschaft, Beruf, Forschung und Lehre in unse- mehrere Personen identifiziert werden konnten, rer GEOAKTIV-Rubrik, diesmal u.a. über Gasaus- deren DNS dieselben genetischen Muster wie tritte im Laacher See, über die „OPAL-Trasse“ in die eines Großteils der Toten aufwies, mit denen Mecklenburg-Vorpommern und über die wieder- sie folglich in gerader Linie verwandt sind. eröffnete Spatgrube Niederschlag in Sachsen. Die Lichtensteinhöhle ist inzwischen zum Natur- Die Gesellschaften informieren ihre Mitglieder in denkmal erklärt worden. Ein begehbares Modell GEOLOBBY. Im GEOREPORT bringen wir Buchbespre- eines Teilabschnitts wurde im HöhlenErlebnis- chungen, Tagungsmitteilungen und Personalia, Zentrum Iberger Tropfsteinhöhle in Bad Grund und den GEOKALENDER finden Sie am Ende. nachgebaut. Neben materiellen Hinterlassen- Viel Spaß mit der neuen Ausgabe sowie einen schaften der bronzezeitlichen Urnenfelderleute guten Start in's Jahr 2011 wünscht Ihnen im werden die wissenschaftlichen Forschungs- Namen der gesamten Redaktion ergebnisse präsentiert und die Crania der Ihr Ulrich Wutzke

2 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 INHALT

Inhalt Seite

Editorial 2

Geofokus 5

Speläologie in Deutschland – ein interdisziplinärer Forschungszweig 6

Geoaktiv – Wirtschaft, Beruf, Forschung und Lehre 19

Frankreichs neuer Großkonzern 20 Bodenschätze im Hochland Papua-Neuguineas 20 Natürliche Gasaustritte im Laacher See, Osteifel 21 OPAL-Trasse in Mecklenburg-Vorpommern 23 Das fossile Madygen-Ökosystem – ein „Solnhofen der Trias“ 24 Neue Potenzialfeldkarten für Deutschland 26 Gletscherschmelze schafft Artenvielfalt 29 Geothermisches Prognosetool für Baden-Württemberg 31 Geowissenschaften unter Druck: Nun sag, wie hast Du’s mit der guten wissenschaftlichen Praxis? 32 Spatgrube Niederschlag wiedereröffnet 33

Geolobby – Gesellschaften, Verbände, Institutionen 35

BDG Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler 36 DGG Deutsche Geophysikalische Gesellschaft 47 DGG Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften 53 DMG Deutsche Mineralogische Gesellschaft 63 DEUQUA Deutsche Quartärvereinigung 73 GV Geologische Vereinigung 82 Paläontologische Gesellschaft 90 Geowissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit 101 Findlinge – Zeugen der Eiszeit 101 Besucher- und Informationszentrum Grube Messel eröffnet 102 grad°wanderung 103 288 Geo-Aktionen zum Tag des Geotops 2010 104 Geowissenschaften kommunizieren – aber wie? 106 GMIT ist jetzt auch online 107

Georeport 109

Neue Bücher 110 Personalia 113

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 3 INHALT

Nachrufe 116 Tagungsberichte 119 BuFaTa Geowissenschaften 119

Leserbriefe 121

Geokalender 123

Ankündigungen 124 77. Jahrestagung der AG Norddeutscher Geologen 2011 124 Zum 16. Mal: Die Fossilienbörse PETREFAKTA 124 „Flügel-Kurs“ 2011 in Erlangen 125 Internationaler Geokalender 126

Impressum 18

Adressen 108

4 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 19 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE

Frankreichs neuer Großkonzern hjw. Die französischen Energiekonzerne Gaz de Frankreich hat mit dieser Fusion neben Elec- France (GDF) und Suez haben sich im Jahre 2008 tricité de France einen zweiten europäischen zu einem neuen Großkonzern zusammenge- Großkonzern auf dem Energiemarkt platziert. schlossen. Die Fusion zu GDF Suez mit Sitz in GDF Suez geht mit der Übernahme des briti- Paris erfolgte mit kräftiger Unterstützung des schen Konzerns daran, sich als erster Strom- französischen Staates und führte zur Bildung und Gasversorger auch weltweit im großen Stil des größten europäischen Energiekonzerns. zu engagieren. International Power ist auf den Im Jahre 2009 hat der deutsche E.ON-Konzern Bau und den Betrieb von Kraftwerken spe- mit einem Umsatz von 82 Mrd. € die Franzosen zialisiert und verfügt über 50 Anlagen in 21 mit einem Umsatz von knapp 80 Mrd. € noch Ländern. Das Engagement der Briten u.a. in knapp hinter sich gelassen. Doch während sich Nordamerika, dem Nahen Osten, Asien und E.ON von Aktivitäten wie dem Stromübertra- Australien würde das der Franzosen gut ergän- gungsnetz in Deutschland trennt, geht der neue zen, die sich neben Europa vor allem in Südame- Konzern GDF Suez aus Einkaufstour, wie wir u.a. rika betätigen. dem Düsseldorfer Handelsblatt vom 20. Juli Konkurrent E.ON konzentriert sich dagegen 2010 entnehmen. Der Energiekonzern will die bewusst auf Europa und ist derzeit dabei, seine Mehrheit des britischen Stromproduzenten In- US-Tochter zu verkaufen, um Schulden abzu- ternational Power übernehmen, der zuletzt rund bauen. 6 Mrd. € umsetzte.

Bodenschätze im Hochland Papua-Neuguineas Ein internationales Geologen-Team (GEOMAP) men an Gold, Kupfer, Nickel und anderen Mine- ist bereits im vierten Jahr damit beschäftigt, in ralen zu erwarten sind. Zum Kauf freigegeben, Kooperation mit dem Bergbauministerium von haben nun namhafte Bergbauunternehmen aus Papua-Neuguinea das Hochland des drittgröß- aller Welt Explorationslizenzen für viele der ten Inselstaates der Welt zu kartieren und Ge- untersuchten Gebiete erworben. steinsproben zu nehmen. Die geochemischen, „Malaria, Helikopter-Absätze, von gigantischen geophysikalischen und geologischen Ergebnisse Regenfällen weggespülte Zelte, Mückenplagen, des auf fünf Jahre ausgelegten Projektes des Stammeskriege. Eine Reihe unglaublich aben- Europäischen Entwicklungsfonds wurden erst- teuerlicher Erlebnisse steckt hinter dem Bericht, mals im März dieses Jahres bei der PDAC den wir an die Regierung von Papua-Neuguinea (Prospectors and Developers Association of übergeben haben. Wir freuen uns, dass die Canada)-Tagung in Toronto präsentiert. Ergebnisse zum wirtschaftlichen Wachstum des Das GEOMAP-Team, bestehend aus Geologen Landes beitragen und wir gleichzeitig die wis- der DMT, des British Geological Survey und des senschaftliche Zusammenarbeit zwischen euro- südafrikanischen Council for Geoscience, hatte päischen Universitäten und Forschungsein- bis dahin insgesamt 40.000 km2 des Urwaldes richtungen des Landes vermitteln konnten“, kartiert und über 5.000 Sedimentproben aus berichtet DMT-Projektleiter Friedrich-Karl Ban- Bachläufen genommen und analysiert. Mitte delow aus Port Moresby, der Hauptstadt von April 2010 überreichte das GEOMAP-Team den Papua-Neuguinea. geowissenschaftlichen Datensatz an den Berg- Mineralische Rohstoffe wie Gold, Kupfer und bauminister von Papua-Neuguinea. Die Daten Erdöl sind für die wirtschaftliche Entwicklung zeigen, dass im Hochland bedeutende Vorkom- Papua-Neuguineas wichtig und machten 2008

20 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE insgesamt 61 % des Exports und 15 % des mehr Beschäftigungsmöglichkeiten zu errei- Bruttoinlandprodukts aus. Nach der 1997 von chen. „El Niño“ ausgelösten Dürre und den durch die Die DMT GmbH & Co. KG (Deutsche Montan Asienkrise hervorgerufenen Einnahmeverlusten Technologie) mit Sitz in Essen ist ein inter- im Bergbau stellte das Land einen erfolgreichen national tätiges, unabhängiges Ingenieur- und Antrag auf Förderung im Rahmen des SYSMIN- Consultingunternehmen. Rund 600 Mitarbeiter Programms des 8. Europäischen Entwicklungs- (davon mehr als 70 % Ingenieure, Naturwissen- fonds. schaftler und Techniker) erbringen ihre Dienst- Die Finanzierung erfolgt nach dem 4. Lomé- leistungen in Form individueller, kundenspezifi- Abkommen gemäß den Bestimmungen des AKP- scher Beratungen und Serviceleistungen sowie EG-Partnerschaftsabkommens im Rahmen des als unabhängige Gutachter. Schwerpunkte lie- „Papua Neuguinea Indicative Programme“. Ein gen auf den Gebieten Rohstofferkundung und Teil der Förderung besteht aus dem „Mining Exploration, Gebäudesicherheit, Bau und Infra- Sector Support-Programm“, das zehn Projekte struktur, Bergbau, Kokereitechnik sowie der beinhaltet. Die Förderung beläuft sich hier auf Produktprüfung und der industriellen Messtech- 50 Mio. € innerhalb von sechs Jahren. Die nik. DMT ist ein Unternehmen der TÜV NORD bewilligten Zuschüsse sollen den Bergbau und Gruppe. (Siehe auch: www.dmt.de) Rohstoffexport stärken bei gleichzeitiger Minde- Friedrich-Karl Bandelow, rung der Umweltauswirkungen. Ein weiteres Ziel Port Moresby, Papua New Guinea ist, eine Verbesserung der Lebensqualität durch [email protected]

Natürliche Gasaustritte im Laacher See, Osteifel Der Laacher See, der größte See in der Osteifel, im Seewasser und auf die Gasflüsse schließen. entstand nach einem Vulkanausbruch vor ca. Im Rahmen des von der Europäischen Union 12.880 Jahren. Er hat heute eine maximale Tiefe geförderten Projektes CO2ReMoVe (www. von ca. 52 m und eine Wasseroberfläche von co2remove.eu) und der Aktivitäten des Exzel- 2 rund 3,31 km . Eine Besonderheit des Laacher lenznetzwerkes CO2GeoNet (www.co2geonet. Sees, einem der jüngsten und aktivsten Vulkane com) hat die Bundesanstalt für Geowissenschaf- in Deutschland, sind die zahlreichen, vor allem ten und Rohstoffe (BGR), Hannover, gemeinsam in den flacheren Bereichen nahe des Ostufers mit internationalen Partnern in den letzten Jah- und der Jägerspitze beobachtbaren, aufsteigen- ren zahlreiche Untersuchungen der aufsteigen- den Gasblasen (Abb. 1). Diese Gase stammen den Gase sowie der Austrittsstellen im Laacher aus magmatischen Prozessen im Erdmantel See und seiner Umgebung durchgeführt. Ziel unter der Eifel und werden mit basischen dieser Untersuchungen war es, a) den Einfluss Magmen in die Erdkuste transportiert. Im Zen- solcher CO2-Flüsse auf terrestrische und limni- trum der Vulkanfelder gelangen diese Gase an sche Ökosysteme zu verstehen und b) Verfahren vielen Stellen an die Erdoberfläche. Sie beste- zur Erfassung von CO2-Austritten an Land und hen aus nahezu reinem Kohlendioxid (CO2). Die am Grund von Gewässern zu entwickeln. Diese meisten der größeren Gasaustritte in der Eifel Verfahren können verwendet werden, um Geo- werden heute industriell genutzt. Außerdem risiken in Bereichen natürlicher Gasaustritte finden die Gase seit langem das Interesse von oder die Dichtigkeit geologischer CO2-Speicher Geochemikern, die beispielsweise anhand der zu überwachen. Spurengaskonzentrationen und Isotopenzusam- Die Arbeiten der BGR am Laacher See konzen- mensetzungen auf die Herkunft der Gase, deren trierten sich zunächst auf die Gebiete mit be- Aufstieg durch die Kruste, deren Anreicherung kannten Gasaustritten im flachen, nordöstlichen

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 21 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE

Abb. 1: Aufsteigende Gasbla- sen am Ostufer des Laacher Sees

Abb. 2: Mini-Tauchroboter mit Vorrichtung zur Gasproben- nahme und Sensor zur Gas- flussmessung Fotos: BGR (2)

Teil des Sees. Durch den Einsatz hydroakusti- erreichen. Um solche Gasaustritte in größeren scher Methoden und eines ferngesteuerten Wassertiefen genauer untersuchen zu können, Mini-Tauchroboters mit Videokamera wurden im wurden von der BGR Geräte zur Gasflussmes- Verlauf der Untersuchungen zahlreiche weitere, sung und -probennahme mittels des Tauch- bisher nicht in der Literatur beschriebene Gas- roboters entwickelt und erfolgreich getestet austritte in den mittleren und tieferen Bereichen (Abb. 2). Mit Hilfe dieses mobilen Systems soll des Sees entdeckt. An den meisten dieser Gas- zukünftig eine detaillierte Erfassung, Beprobung austrittsstellen sind keine aufsteigenden Gas- und Quantifizierung der neu entdeckten Gas- blasen an der Wasseroberfläche sichtbar, da austritte im Laacher See erfolgen. Mit der ver- sich die Gase auf ihrem Weg nach oben im besserten Datengrundlage sollen die aus dem Wasser lösen, bevor sie die Oberfläche des Sees Laacher See austretenden Gasmengen neu

22 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE bilanziert werden. Die Verteilung der Gasaus- Im Rahmen des Anfang 2010 begonnenen EU- trittsstellen könnte zudem Hinweise auf Bruch- Projektes RISCS (Research into Impacts and strukturen und den Bau des Vulkankomplexes Safety during CO2 Storage) werden von der BGR im Untergrund des Sees und somit auf die weitere Untersuchungen zu den Einflüssen Entstehung der Caldera geben. Außerdem die- hoher CO2-Konzentrationen auf terrestrische nen die entwickelten Verfahren dazu, die Dich- und limnische Ökosysteme am und im Laacher tigkeit zukünftiger, geologischer CO2-Speicher See durchgeführt. zu überwachen, eventuell auftretende Gasaus- Heike Rütters, Kai Spickenbom, Ingo Möller, tritte frühzeitig zu entdecken und zu quantifizie- Franz May & Martin Krüger, Hannover ren und somit die Sicherheit der geologischen CO2-Speicherung zu gewährleisten.

OPAL-Trasse in Mecklenburg-Vorpommern Das ab Ende 2011 aus Wyborg (Russland) durch pommern (MV), Brandenburg und Sachsen die ca. 1.220 km lange Ostsee- bzw. Nordstream- verläuft, in der finalen Bau- bzw. Prüfphase. Pipeline nach Lubmin bei strömende Der Geologische Dienst von Mecklenburg-Vor- russische Erdgas trägt wesentlich zur Energie- pommern beteiligt sich an den geologischen sicherung Europas bei. Die Verlegearbeiten sind Begleituntersuchungen dieses bedeutenden in vollem Gange und haben das deutsche Ost- Bauprojektes und hat bereits jetzt für die ober- seeküstengebiet bereits erfasst. Die festländi- flächen- und bodengeologische Landesaufnah- schen Anbindungsleitungen OPAL (Ostsee-Pipe- me wichtige Informationen gewinnen können. line-Anschluss-Leitung) und NEL (Nordeuro- Z.B. wurden in einer ingenieurgeologischen päische Erdgas-Leitung) verlaufen in beträcht- Bohrung im Bereich des unteren -Tales licher Strecke durch Mecklenburg-Vorpommern. westlich fluviatile und fluvio-limnische Zurzeit befindet sich die ca. 470 km lange OPAL- Sedimente der Eem-Warmzeit nachgewiesen, Trasse, die durch die Länder Mecklenburg-Vor- die aus diesem Raum bisher nicht bekannt

OPAL-Trassenaufschluss bei Hammer (Mecklenburg-Vor- pommern) mit aufgeschlos- senem Finow-Boden (braunes Band/Bildmitte) in Haffstau- see-Sedimenten Foto: Andreas Börner

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 23 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE waren. Die länder- und institutionenübergrei- geowissenschaftlichen Informationen, die im fenden Untersuchungen von Meng (Univ. Greifs- Rahmen einer Kooperation zwischen dem Geo- wald), Börner (LUNG/Geol. Dienst MV), Strahl & logischen Dienst MV (Güstrow) und der Univer- Thieke (LBGR Brandenburg; s. Brandenburg. sität Greifswald (Institut für Geographie und Geowiss. Beitr. 16, 1/2, 2009) konnten den Abla- Geologie) zu erwarten sind, werden vorhandene gerungszeitraum dieser Interglazial-Fazies auf quartär- und bodengeologische Karten des Lan- den relativ kurzen Zeitraum zwischen dem Ende des MV ergänzen. Durch die am 24. Juni 2010 in der Pollenzone (PZ) 4 und dem Beginn der PZ 5 Greifswald zwischen der Ernst-Moritz-Arndt- einengen und somit ein Alter von ca. 125 ka für Universität und dem Unternehmen WINGAS ab- die Sedimente einer „präweichselzeitlichen geschlossene Kooperationsvereinbarung zu den Peene“ als wahrscheinlich annehmen. geowissenschaftlichen Begleituntersuchungen Außer diesen, inzwischen auch in Polen vor- in Mecklenburg-Vorpommern werden Mittel u.a. gestellten ersten Ergebnissen, erfolgte eine auch für eine zusammenfassende Publikation umfangreiche feldgeologische Aufschluss-Doku- der Untersuchungsergebnisse der Trassenpro- mentation inkl. Beprobungen für sedimentolo- jekte OPAL und NEL bereitgestellt. gische, bodenkundliche und geochemische Ralf-Otto Niedermeyer (Güstrow) Untersuchungen. Die umfangreichen neuen & Reinhard Lampe (Greifswald)

Das fossile Madygen-Ökosystem – ein „Solnhofen der Trias“ Die Fossillagerstätte Madygen im abgelegenen erforschen Geowissenschaftler die Fossillager- Südwesten Kirgisistans in Zentralasien ist unter stätte Madygen. Paläontologen bekannt für die exzellente Erhal- Was macht Madygen so einzigartig? Es handelt tung pflanzlicher und tierischer Fossilien aus der sich um einen der wenigen Ausstriche kontinen- höheren Trias. Obwohl bereits in den 1960er taler Ablagerungen triassischen Alters in Zen- Jahren russische Paläoentomologen große Gra- tralasien. Die Madygen-Formation repräsentiert bungsexpeditionen durchführten und das Auf- eine bis zu 600 m mächtige Abfolge alluvialer schlussgebiet Ziel einer Kartierung war, fehlten und fluvio-lakustriner Siliziklastika, die unter bis vor kurzem umfassende Informationen zum kühl-temperiertem Klima mit ganzjährigem geologischen Kontext der Fossilfunde. Dies Niederschlag in einem tektonisch aktiven Hin- erschwerte die Interpretation der Madygen- terlandareal abgelagert worden sind. Die beson- Lebensgemeinschaft und verschleierte ihr dere paläogeographische Lage in relativ hoher immenses Potential zur Klärung der evolutiven nördlicher Breite im Einfluss von euramerischen, Bedeutung frühmesozoischer Landökosysteme. sibirischen und pazifischen Faunen- und Floren- Ein multidisziplinärer Ansatz, welcher sowohl elementen bedingt eine unter vielen Aspekten geologische Geländearbeiten, die systematische beispiellose Vergesellschaftung fossiler Biota. Dokumentation, Bergung, Präparation und Be- Die bisherigen Funde des Vorkommens umfas- schreibung der Fossilien als auch geochemische sen, neben mehreren tausend Pflanzenresten Analysen beinhaltet, hat seit der Wiederaufnah- und zahlreichen niederen Invertebraten (Mollus- me der Bearbeitung durch Geowissenschaftler ken, Krustentiere), mehr als 20.000 Objekte mit um Sebastian Voigt ab 2005 unsere Kenntnis Resten terrestrischer Insekten nahezu aller der Fossillagerstätte Madygen wesentlich erwei- bekannten Gruppen des frühen Mesozoikums. tert. Im Rahmen zeitlich aufeinanderfolgender Lakustrine Sedimente enthalten ferner eine DFG-Projekte, die seit 2006 vom Institut für diverse Fischfauna bestehend aus Strahlenflos- Geologie, Bereich Paläontologie, der TU sern, Lungenfischen und Süßwasserhaien mit Bergakademie Freiberg aus geleitet werden, zugehörigen Eikapseln. Tetrapoden sind vertre-

24 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE

Mehrere hundert Meter mäch- tige Serien kontinentaler Ab- lagerungen des Mesozoikums im Typusgebiet der Madygen- Formation, SW-Kirgisistan

ten durch Amphibien, eine Reliktform ursprüng- mit der TU Osh, Kirgisistan, und der Forschungs- licher Reptiliomorpha, säugetierähnliche Repti- stelle für Paläobotanik der Westfälischen Wil- lien, kleinwüchsige Diapsiden von z.T. unklarer helms-Universität Münster. In die Auswertung systematischer Zuordnung sowie urtümliche und Interpretation der Felddaten und Fossilien Herrscherreptilien (Archosaurier der Gruppe in Deutschland sind Wissenschaftler verschiede- Pseudosuchia). Bei Wirbeltierresten aus den ner Universitäten, Museen und Institutionen lakustrinen Feinklastika sind Weichgewebe in einbezogen (u.a. Berlin, Münster, Erlangen, Form von Eindrücken und Hautschatten erhal- Stuttgart, BGR Hannover). ten, was eine auffällige Besonderheit für terre- Die bisherigen Funde und Erkenntnisse ver- strische Fossillagerstätten dieses Alters dar- mitteln schon jetzt ein innovatives Bild der stellt. Die Vielfalt an Formen und ihre besondere Madygen-Lebensgemeinschaft. Aquatische Erhaltung ermöglichen die Rekonstruktion eines Moose, Invertebratenspuren, Muscheln, triassischen Ökosystems in bislang nicht er- Schnecken, Krebstiere als auch verschiedene reichter Detailtreue. Madygen nimmt damit eine Knochenfische und Haie zeugen von vielfältigem herausragende Stellung bei der Erforschung Leben und komplexen Wechselwirkungen im und Bewertung der Evolution kontinentaler triassischen Madygen-See. Neuste Funde und Lebensräume und ihrer Biota ein. Modelle lassen auf ausgeprägte Fisch-Kinder- Ziel der derzeit laufenden Forschungsarbeit der stuben in lakustrinen Uferbereichen schließen. Freiberger Paläontologen ist eine umfassende Während die meisten Fischgattungen endemi- litho- und biofazielle Analyse der Sedimente der sche, also geographisch eng begrenzte Formen Madygen-Formation. Neben der systematischen darstellen, deuten global nachweisbare Haifi- Bergung und Untersuchung von Fossilien sowie sche und Knochenfische wie Saurichthys darauf deren paläobiologischer Deutung beinhaltet hin, dass der Madygen-See über ausgedehnte dies vor allem eine geologische Detailkartierung Flusssysteme mit marinen Gewässern wie bei- des rund 50 km2 großen Arbeitsgebietes und spielsweise der Tethys in Verbindung stand. hoch auflösende Profilaufnahmen zur Schaffung Terrestrische Insekten und Pflanzen finden sich einer lithostratigraphischen Referenz der Abfol- konzentriert vor allem in deltaischen Fein- ge. Die Geländearbeiten erfolgen in Kooperation klastika. Die zugehörigen Organismen sind

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 25 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE

Studentische Teilnehmer und wissenschaftliche Leitung der Madygen-Expedition 2008 der TU Bergakademie Freiberg

vereinzelt mit Leichen kleinerer Tetrapoden über Aus vielschichtigen historischen Gründen her- Flüsse in die randnahen Bereiche des Sees ein- aus ist das Vorkommen Madygen in der wissen- geschwemmt worden. Alle jüngst geborgenen schaftlichen und öffentlichen Wahrnehmung bis Reste größerer Tetrapoden stammen dagegen heute unterbewertet. Angesichts seines Poten- aus dem Bereich fluviatiler Überflutungs- tials ist es jedoch absehbar, dass eine intensi- ebenen. Wenn die Zahl von Landwirbeltieren vierte und kontinuierliche Erforschung dieses bisher auch weit unter jener der Invertebraten einmalige taphonomische Fenster zwanglos in und Fische liegt, zeigt sich jedoch auch hier eine die Liste namhafter Fossillagerstätten wie bemerkenswerte Diversität. Mazon Creek, Solnhofen oder Messel einreihen Die zeitliche Einordnung der Sedimente in die wird. Mit dem Abschluss des laufenden Projek- Mittlere bis Obere Trias nach Makroflorenresten tes werden die Grundlagen gegeben sein, dieses ist nicht zweifelsfrei, da biostratigraphisch rele- außergewöhnlich interessante Ökosystem in vante Faunenelemente mit dem Nebeneinander seiner räumlichen und zeitlichen Entwicklung von urtümlicheren und fortschrittlicheren For- hochauflösend zu rekonstruieren. men teils widersprüchliche Signale liefern. Die Sebastian Voigt, Jan Fischer, Michael Buchwitz radiometrische Datierung von kürzlich nachgewie- & Jörg W. Schneider, Freiberg senen Tuffen in den Seesedimenten ist in Arbeit.

Neue Potenzialfeldkarten für Deutschland Das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik Beide Datensätze sind entsprechend den heute (LIAG, Hannover) hat in 2010 in Zusammenarbeit üblichen internationalen Standards neu berech- mit der Firma Geophysik GGD mbH (Leipzig) net worden und geben die jeweiligen Anomalien neue Potenzialfeldkarten für Deutschland im in einer einheitlichen Form wieder. Maßstab 1:1.000.000 herausgegeben. Der Anomalien des Erdschwerefeldes und des erd- zweiteilige Kartensatz bildet die Anomalien des magnetischen Totalfeldes stellen einen wichti- Erdschwerefeldes (Bouguer-Anomalien) und die gen Beitrag für die Erkundung tektonischer bzw. Anomalien des erdmagnetischen Totalfeldes ab. geologischer Strukturen dar, da sie Informatio-

26 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE

Anomalien des erdmagnetischen Totalfeldes der Bundesrepublik Deutschland. Blaue Farben stel- len magnetische Anomalien kleiner –75 Nanotesla dar (Minimum: –720 nT), während rote Farben Anomalien größer 50 nT beschreiben (Maximum: +1.210 nT).

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 27 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE

Schwerekarte (Bouguer-Anomalien) der Bundesrepublik Deutschland. Die beobachteten Schwere- anomalien variieren von –170 mGal (dunkelblau) in den Alpen bis +40 mGal (orange) im Bereich des Magdeburger Schwerehochs.

28 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE nen über die räumliche Verteilung der wichtigen einheitlich auf das Definitive Geomagnetische gesteinsphysikalischen Größen Dichte bzw. Referenzsystem von 1980 (DGRF1980), Epoche Magnetisierung enthalten. Um verschiedene 1980.0, und auf eine Höhe von 1.000 m NN. Die Datensätze miteinander verknüpfen zu können, Umrechnung der verschiedenen Datensätze auf bedarf es einer einheitlichen Bearbeitung aller die einheitlichen Referenzgrößen erfolgte durch Messungen. Eine besondere Bedeutung kommt Addition des verwendeten magnetischen Nor- dabei den verwendeten Referenzfeldern zu. malfeldes zum jeweiligen Zeitpunkt der Mes- Das LIAG pflegt im Rahmen seines Fachinfor- sung (falls nur Anomalienwerte vorlagen), Be- mationssystems Geophysik umfangreiche rücksichtigung der Säkularvariation bezogen Datensätze, die das Gebiet der Bundesrepublik auf die Epoche 1980.0, Feldfortsetzung auf Deutschland inzwischen vollständig abdecken. 1.000 m NN und Subtraktion des neuen Da die einzelnen Daten unterschiedlichen Eigen- Referenzfeldes (DGRF1980). Bei der Verknüp- tümern gehören (u.a. LIAG, BGR, geologische fung benachbarter Datensätze wurde darauf Dienste, Mitgliedsfirmen des erdölgeologischen geachtet, dass Differenzen im Überschneidungs- Austauschs und Universitätsinstitute), basier- bereich kleiner 5 nT bleiben. ten notwendige Reduktionen und Korrekturen Die Bouguer-Karte basiert auf gut 275.000 nicht grundsätzlich auf denselben mathemati- Schweremessungen, die in den letzten Jahrzehn- schen Algorithmen. Hinsichtlich der verschie- ten durchgeführt wurden. Ergänzt werden diese denen magnetischen Messkampagnen verhin- durch Messpunkte im Ausland, die einzelne derten bisher zusätzlich die Säkularvariation Partnereinrichtungen und das Bureau Gravimé- und unterschiedliche Höhenbezüge eine direkte trique International zur Verfügung gestellt ha- Vergleichbarkeit der Anomalienwerte. ben (etwa 70.000 Punkte). Damit beträgt der Mit dem Ziel, den Geowissenschaften in mittlere Messpunktabstand 2 bis 3 km. In einem Deutschland für angewandte und grundlagen- mehrstufigen Prozess wurden im Rahmen der orientierte Untersuchungen aktuelle und homo- Qualitätssicherung fehlerbehaftete Punkte auf- gene Informationen über die regionalen Anoma- gedeckt. Die anschließende Neuberechnung lien des Erdschwerefeldes und des erdmagne- aller Reduktionsterme (Normalschwere, Niveau- tischen Totalfeldes zur Verfügung zu stellen, reduktion, Bouguer-Platte, Geländekorrektur) sind im Rahmen einer Kooperation des LIAG und orientiert sich an aktuellen internationalen der Geophysik GGD mbH als Vertreter der geolo- Standards. Frühere Inkonsistenzen entlang der gischen Dienste der östlichen Bundesländer in ehemaligen innerdeutschen Grenzen wurden den letzten Jahren die beiden Karten erarbeitet durch diese grundsätzliche Neubearbeitung worden. Die Karte der Anomalien des erdmagne- beseitigt. Beide Karten, deren geographischen tischen Totalfeldes basiert auf 67 see-, boden-, Bezug das WGS 84 bildet, können über den und aeromagnetischen Messkampagnen, die Geoshop Hannover (www.geoshop-hannover.de) zwischen 1961 und 2008 durchgeführt wurden. in unterschiedlichen Auflösungen und Formaten Durch das LIAG wurde in den letzten zwei Jahr- bezogen werden. zehnten großer Aufwand betrieben, um existie- Gerald Gabriel, Piotr Skiba, Detlef Vogel, rende Datenlücken, insbesondere entlang der Thomas Wonik, Charlotte Krawczyk, Rudolf ehemaligen innerdeutschen Grenze, zu schlie- Pucher (Hannover), Reiner Scheibe, Harald ßen. Die dargestellten Anomalien beziehen sich Lindner & Olaf Seidemann (Leipzig)

Gletscherschmelze schafft Artenvielfalt Fast überall auf der Welt nimmt die Artenvielfalt kanischen Pazifikküste. Durch Untersuchungen zu den Polen hin ab, nur nicht an der südameri- an fossilen Muscheln und Schnecken aus Chile

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 29 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE

In diesen Klippen bei Cucao in Südchile fanden die Kieler Forscher Fossilien, die ihnen Einblicke in die Entwicklung der Artenvielfalt dieser Region gewährten. Foto: Sven Nielsen

fanden die Paläontologen Steffen Kiel und Sven Institut für Geowissenschaften nun ein genaue- Nielsen von der Christian-Albrechts-Universität res Urteil. Die Fossilien zeigen deutlich, dass zu Kiel (CAU) Beweise dafür, dass dieser er- beide Hypothesen zur Artenvielfalt in Chile nicht staunliche Gegensatz seinen Ursprung im Ende in Frage kommen. Die geologische Vergangen- der letzten Eiszeit vor zirka 20.000 Jahren hat. heit dieser Region beweist, dass Artenreichtum Die abschmelzenden Gletscher hinterließen eine immer gen Süden hin abnahm, was der Besied- mosaikartige Landschaft aus unzähligen Inseln, lung durch antarktische Arten widerspricht. Buchten und Fjorden, wie sie auch in Skandina- Auch fanden die Forscher heraus, dass der größ- vien zu finden sind. In dieser Vielfalt an neuen te Teil der Arten und Gattungen, die noch vor 16 Lebensräumen konnten – aus geologischer Sicht Mio. Jahren in Südamerika gelebt hatten, schon – innerhalb kürzester Zeit neue Arten entstehen, vor der letzten großen Eiszeit ausgestorben waren. deren Vorfahren die Eiszeit im wärmeren chileni- Die Vorstellung von einem Museum der Arten- schen Norden überdauert hatten. vielfalt kann demnach auch verworfen werden. Die ungewöhnlich hohe Artenvielfalt an der chi- Die artenreichsten Tiergruppen in der südchile- lenischen Südküste ist schon lange bekannt. Mit nischen Inselwelt sind solche, die im flachen über 500 Muschel- und Schneckenarten sind Wasser an Felsküsten leben, also genau in dem hier allein bei diesen Tieren doppelt so viele Lebensraum, der durch den Rückzug der ehe- Arten wie an vergleichbaren Orten zu finden. mals direkt ins Meer mündenden Gletscher frei Über die Ursache dieses Artenreichtums wurde wurde. Molekularbiologische Untersuchungen bisher aber nur spekuliert, berichten Kiel und zu den Verwandtschaftsbeziehungen dieser Nielsen in der Fachzeitschrift Geology. Die gän- Tiere zeigen, dass sie entwicklungsgeschichtlich gigen Meinungen sind, dass entweder die sehr jung sein müssen und von Arten aus Nord- Region um Chile ein „Museum der Artenvielfalt“ chile abstammen. Das stimmt mit den Ergebnis- ist, in dem alte Arten über Jahrmillionen über- sen von Kiel und Nielsen überein. Ihre For- dauerten während neue hinzukamen, oder dass schung zeigt deutlich, dass zum Erhalt der antarktische Arten die Fjordlandschaft von Artenvielfalt nicht nur einzelne Lebensräume, Süden her besiedelten. Die Analyse von rund wie zum Beispiel das Wattenmeer, geschützt 35.000 fossilen Muscheln und Schnecken unter- werden müssen, sondern dass die Vielfalt an schiedlichen Alters, die etwa 400 Arten zugeteilt Lebensräumen selbst den Artenreichtum sichert. werden können, erlaubt den Paläontologen vom Pressemitteilung der CAU, Oktober 2010, Kiel

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Geothermisches Prognosetool für Baden-Württemberg Das Fündigkeitsrisiko stellt bei der Projektie- Zielregionen der Untersuchungen sind die ba- rung geothermischer Anlagen eine entscheiden- den-württembergischen Teile des Oberrhein- de Planungsgröße dar. Im Zuge der Vorberei- grabens und des Südwestdeutschen Molasse- tung von Geothermieprojekten mit hydrother- beckens (Abb.). Das Projekt wurde im Juli 2009 maler Wärmeenergienutzung sind die erreich- begonnen und hat eine Laufzeit von 3 Jahren. bare Förderrate und die Fördertemperatur der Gefördert wird das Vorhaben durch das Bundes- heißen Tiefenwässer die ausschlaggebenden ministerium für Umwelt, Naturschutz und Kenngrößen, wenn es um die Beurteilung des Reaktorsicherheit. Fündigkeitsrisikos geht. Darüber hinaus sind Aus Gründen der Planbarkeit und zur gesicher- Informationen über die hydrochemische Zusam- ten Abschätzung der Wirtschaftlichkeit geo- mensetzung der stellenweise hohen Konzen- thermischer Anlagen ist der Bedarf sehr groß. trationen an Gasen und gelösten Stoffen Ziel des Projekts ist die Ableitung quantitativ be- unverzichtbar. legter Vorhersagen, die den von der Wirtschaft Das Regierungspräsidium Freiburg, Abteilung gestellten inhaltlichen Fragestellungen und qua- Umwelt, entwickelt derzeit im Projekt „Geother- litativen Anforderungen gerecht werden. misches Prognosetool für Baden-Württemberg“ Zielhorizonte sind im Oberrheingraben primär (GeoTool) methodische Ansätze zur standort- der Obere Muschelkalk und der Buntsandstein. bezogenen Abschätzung des Fündigkeitsrisikos. Darüber hinaus werden im Grabenbereich süd-

Lage der baden-württember- gischen Teile des Oberrhein- grabens und des Südwest- deutschen Molassebeckens. Beide Beckenstrukturen bie- ten in Baden-Württemberg die Regionen mit den bedeutend- sten hydrogeothermischen Nutzungspotenzialen.

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 31 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE lich von Straßburg der Hauptrogenstein (Mittel- Muschelkalk sowie das kristalline Grundgebirge jura) sowie nördlich von Baden-Baden sandige die hydrogeothermischen Zielhorizonte. Lagen in der tertiären Schichtenfolge berück- Das Prognosetool wird nach Abschluss der sichtigt. Zusätzlich werden die Schichten des Arbeiten kostenfrei über das Internet potenziel- Rotliegenden und die oberste Zone des kristal- len Interessenten aus Wirtschaft und Forschung linen Grundgebirges einbezogen. Im westlichen zur Verfügung gestellt. Teil des voralpinen Süddeutschen Molasse- Marco Jodocy & Ingrid Stober, Freiburg beckens bilden der Oberjura (Malm), der Obere

Geowissenschaften unter Druck: Nun sag, wie hast Du’s mit der guten wissenschaftlichen Praxis?

Im Juni 2007 hat sich die Arbeitsgruppe „Geowis- verändernden Wissenschaftskultur. Dem wis- senschaftlicher Nachwuchs“ der DFG-Senats- senschaftlichen Nachwuchs kommt dabei eine kommission Geowissenschaftliche Gemein- besondere Rolle zu, da seine Ausbildung und schaftsforschung (Geokommission) formiert. Sie seine Forschung die Zukunft der Geowissen- will geowissenschaftlichen Jungwissenschaftle- schaften bestimmen werden. rinnen und -wissenschaftlern (nach unserer Damit in dieser Zeit großer wissenschaftlicher Interpretation alle Wissenschaftlerinnen und Dynamik auf Dauer wissenschaftlich saubere Wissenschaftler von Diplomand(in) bis Junior- Forschung sichergestellt werden kann, halten professor(in), also alle Akademikerinnen und wir es für notwendig, mögliche Schwachpunkte Akademiker mit befristeter Stelle) eine Lobby und zukünftige Herausforderungen der guten schaffen. Die AG versteht sich als Vertretung wissenschaftlichen Praxis zu identifizieren. des Nachwuchses und hält es in diesem Rahmen Hieraus möchten wir, orientiert an verschiede- gegebenenfalls auch für notwendig, mit Politik nen Phasen wissenschaftlichen Arbeitens: Aus- und Gesellschaft in Dialog zu treten. bildung und Lehre, Rahmenbedingungen der Vom 16.–18. Juli fand in Erfurt ein Rundgespräch Forschung, Dokumentation und Kommunikation dieser Arbeitsgruppe zum im Titel genannten sowie Beurteilung folgende Anregungen zur Thema statt; die von den Teilnehmerinnen und Verbesserung bestehender Strukturen geben: Teilnehmern erarbeiteten Ergebnisse sind im Folgenden zusammengefasst: Ausbildung und Lehre Viele aktuelle und zukünftige gesellschaftliche 1. Die explizite Einbeziehung guter wissenschaft- Herausforderungen erfordern die Kompetenz licher Praxis als Inhalt der Ausbildung, insbeson- der modernen Geowissenschaften, zum Beispiel dere im Bereich der Promotion ist notwendig. in den Bereichen Energieversorgung, Ressour- 2. Öffentliche Kommunikation als eine wesent- cenverfügbarkeit und Klimawandel. Die zentrale liche Aufgabe der (gesellschaftsrelevanten) Rolle der geowissenschaftlichen Forschung ist Forschung ist auch für den wissenschaftlichen mit verstärktem, öffentlichem Interesse verbun- Nachwuchs verpflichtend. Dieser sollte durch den. Daraus ergibt sich ein Druck, Entschei- entsprechende Anleitung in diesen Bereich dungsträgern in kurzer Zeit Forschungsergeb- eingeführt werden. nisse zu liefern, deren Erarbeitung zudem immer engere interdisziplinäre Zusammenarbeit erfor- Rahmenbedingungen der Forschung dert. Damit stehen die Geowissenschaften wie 1. In der interdisziplinär angelegten Forschung kaum eine andere Wissenschaft im Spannungs- müssen nicht nur die einzelnen disziplinären Be- feld gesellschaftlicher Relevanz und einer sich standteile dokumentiert werden; insbesondere

32 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE die Schnittstellen zwischen verschiedenen Kom- 3. Die Inhalte und Einhaltung der guten wissen- ponenten sind klar zu definieren und zu kommu- schaftlichen Praxis sollten auch der Öffentlich- nizieren. So bleibt komplexe Forschung nach- keit klar kommuniziert werden, um das Gewicht vollziehbar. wissenschaftlicher Ergebnisse zu unterstreichen. 2. In komplexen interdisziplinären Forschungs- projekten ist personelle Kontinuität von essen- Beurteilung wissenschaftlicher Leistungen zieller Bedeutung. Um qualifizierten Nachwuchs 1. Bei jeder Beurteilung wissenschaftlicher für zentrale und koordinative Stellen zu gewin- Leistungen sollte die Qualität im Mittelpunkt nen, müssen entsprechende Anreize geschaffen stehen. Dies gilt für Stellenbesetzungen ebenso werden. Ebenso ist die kontinuierliche personelle wie für die Begutachtung von Forschungsan- Betreuung von Gerätschaften sicher zu stellen, trägen. um eine konstante Datenqualität zu garantieren. 2. Lehrleistungen sollten als Bestandteil der 3. Die Vorhaltung und Publikation von wissen- guten wissenschaftlichen Praxis anerkannt schaftlichen Daten sollte verpflichtende Voraus- werden, analog zu “The European Charter for setzung für die Ergebnispublikation sein. Researchers“. Der vollständige Abschlussbericht sowie weiter- Dokumentation und Kommunikation gehende Informationen zur Arbeitsgruppe „Geo- 1. Die quantitative Maximierung von Publika- wissenschaftlicher Nachwuchs“ der DFG Geo- tionszahlen ist nicht sinnvoll. Die Qualität der kommission sind unter www. geonachwuchs.de Forschung ist zu maximieren, nicht die Quantität zu finden. der Veröffentlichungen. Die Teilnehmer(innen) des Rundgespräches 2. Die Anteile einzelner Autor/inn/en an Publi- „Geowissenschaften unter Druck” kationen sollten gekennzeichnet und damit der Arbeitsgemeinschaft „Nachwuchs“ nachvollziehbar werden. Dies kann beispiels- der DFG Geokommission weise über die qualitative Benennung der jewei- Erfurt, Juli 2010 ligen Arbeitsbeiträge geschehen.

Spatgrube Niederschlag wiedereröffnet Erster großer Erfolg der „Erzgebirgischen Fluss- und Schwerspatcompagnie GEos GmbH“

Im Beisein des sächsischen Finanzministers, von ihren Mut zu langfristigem Denken besonders Landtagsabgeordneten, Landrat und Bürger- gelobt. Diese Gründungsinitiative setzt auch ein meistern sowie von Vertretern des Sächsischen Gegengewicht gegen die weit verbreiteten und Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und kurzsichtigen bergbaufeindlichen Tendenzen in Verkehr sowie des Sächsischen Oberbergamtes, unserer Gesellschaft. der IHK Chemnitz und zahlreichen Vertretern Die Spatlagerstätte Niederschlag – Kovárská des sächsischen Berg- und Hüttenwesens sowie besteht aus einer etwa 5 km langen grenzüber- der Gesellschafter wurde am 28. Oktober 2010 greifenden Gangstruktur mit rd. 3 Mio. t Spat- die Spatgrube Niederschlag bei Bärenstein wie- inhalt im sächsischen Zentralteil bzw. 5 Mio. t in dereröffnet. der Gesamtstruktur. Der Fluoritanteil an der Die Bergwerksneueröffnung war ein großer Tag Gangmasse liegt zwischen 30 und 53 %, der für Sachsens Grundstoffindustrie und auch ein Barytanteil bei ca. 8 %. Es kommen auch Gang- besonderer Tag für die Identitätsfindung der teile mit Barytvormacht vor. Begleiterze (z.B. Bewohner des Erzgebirgskreises. Die privaten Cu) und -rohstoffe (Marmor) werden mit- Gesellschafter und ihre Unterstützer wurden für gewonnen. Die Grobaufbereitung der Gang-

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 33 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE masse, einschließlich optischer Klassifizierung, stätte. Das den Namen des Bergbau („Neu erfolgt umweltschonend unter Tage, die Fein- Straßburger Glück-Rampe“) verhüllende Tuch aufbereitung in der Nickelhütte Aue. Die Auf- war schon bei der Sprengung vor der geplanten bereitungsreste werden in die Grube zurückge- Enthüllung davongeflogen. Ein kräftiges Berg- führt. Flussspat kommt gegenwärtig neben der bier vereinte abschließend die Ehrengäste mit traditionellen Verwendung als Hüttenspat vor- der zurzeit 15-köpfigen Belegschaft, geplant wiegend in der chemischen Industrie zum Ein- sind künftig bis zu 40 Beschäftigte. satz (Goretex, Teflon), Schwerspat dient als Einzelheiten über Geologie und bergwirtschaft- Füllstoff in der Farben-, Papier- und Kunststoff- liche Verhältnisse der Lagerstätte finden sich in industrie, bei der Geräuschdämmung im Fahr- „Bergbaumonographie Band 6“ (LfUG/OBA zeugbau und zur Herstellung von Bohrspü- 2002) und in „Das neue Sächsische Rohstoff- lungen. kataster der Spat- und Erzvorkommen“ (GKZ Dem durch Staatsminister Unland ausgelösten 2008). Erstabschlag folgte die Segnung der Arbeits- Klaus Hoth & Reinhard Schmidt, Freiberg

34 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler Deutsche Geophysikalische Gesellschaft Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften Deutsche Mineralogische Gesellschaft Deutsche Quartärvereinigung Geologische Vereinigung Paläontologische Gesellschaft

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 35 BDG GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN

Seminarprogramm 2011

Thema: Abfallprobenahme nach LAGA PN 98 mit Sachkundenachweis Termin: 28. Januar 2011 Ort: Bonn Thema: Geothermie Teil III Bohrtechnik; Havarien; Verhalten bei Störfällen Termin: 27. Mai 2011 Ort: Fulda Thema: Beprobung von Bodenluft – Probenahme mit Zertifikat Termin: 17. Juni 2011 Ort: Bonn Thema: Geothermie Teil I: ein Betätigungsfeld für Geologen Termin: 16. September 2011 Ort: Bonn Thema: Lagerstättenbewertung, Vorratsberechnung Termin: 14. Oktober 2011 Ort: Bonn Thema: Geothermie Teil II: ein Betätigungsfeld für Geologen Termin: 18. November 2011 Ort: Bonn Thema: Radongas – Aufgabengebiet für ein Geobüro Termin: 25. November 2011 Ort: Bonn Thema: Thema: Rückbau kontaminierter Bausubstanz Teil II Termin: 9. Dezember 2011 Ort: Bonn

Bitte beachten Sie die detaillierten Seminarankündigungen in den BDG-Mitteilungen sowie im Inter- net unter www.geoberuf.de. Anmeldungen zu den o.g. Seminaren sind jederzeit in der Geschäfts- stelle des Berufsverbandes Deutscher Geowissenschaftler, Bildungsakademie e.V., Lessenicher Straße 1, 53123 Bonn, möglich. Telefon: 0228/696601, Telefax: 0228/696603, E-Mail: [email protected] 10 % Frühbucherrabatt bei Anmeldung 2 Monate vor Anmeldeschluss. Stand: 1.12.2010

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Seminarankündigungen der BDG-Bildungsakademie Abfallprobenahme nach LAGA PN 98 mit Sachkundenachweis 28.22 Januar 2011 jn Bonn Die Probenahme ist ein zentrales Element der Analyse und Deklaration von Abfallproben. Für die Probenahme von Abfällen nach LAGA PN 98 ist ein Sachkundenachweis notwendig, der durch eine entsprechende Schulung erworben werden kann. Ziel dieses Seminars ist es, den Teilnehmern eine normen- und akkreditierungsgerechte Herangehensweise an die Planung und Durchführung der Probenahme von Abfall unter besonderer Berücksichtigung der Anforderungen des „Fachmoduls Abfall“ im gesetzlich geregelten Bereich zu vermitteln. Es werden nationale und internationale Stan- dards vorgestellt und praktische Hinweise von einem erfahrenen Diplom-Geologen und langjährigen Begutachter gegeben. Darüber hinaus werden die Anwendungsgrenzen der Verfahren aufgezeigt und Hinweise zur Qualitätssicherung gegeben. Für die Diskussion von Problemen und Fragen ist aus- reichend Zeit vorhanden. Nach einer erfolgreichen Abschlussprüfung erhält jeder Teilnehmer einen personenbezogenen Sachkundenachweis. Zielgruppe: Mitarbeiter in Ingenieurbüros, Laboratorien, Recyclingunternehmen, Abfallverbänden, Umweltämtern, Vollzugsbehörden und Deponienbetrieben Referent::: Dr. Thorsten Spirgath, Berlin Teilnehmerbetrag: 248,– € ; BDG-Mitglieder: 199,– € ; Mitglieder der DGG, GV, Pal.Ges., DMG, DEUQUA, ITVA, VGöD, DGG(Geophysiker): 224,– € . Anmeldeschluss ist der 24. September 2010 Anmeldeschluss: 23. Dezember 2010. 10 % Frühbuchervorteil bis: 23. Oktober 2010

Geothermie III. Praxis in der Bohrtechnik und Verhalten bei Störfällen 27. Mai 2011 in Fulda Bohrungen auf geothermische Energie unterscheiden sich zunächst nicht grundsätzlich von Bohrun- gen auf andere Ziele. Jedoch werden seit Jahren in Deutschland die weitaus meisten Bohrmeter auf Geothermie abgeteuft. Daher treten auch die meisten Störfälle in Zusammenhang mit Geothermie- bohrungen auf. Unfälle wie in Wiesbaden oder Staufen sind dabei die besonders spektakulären Ha- varien. Die meisten Störfälle verlaufen jedoch weit weniger unter öffentlicher Anteilnahme, sind jedoch ebenso ärgerlich für Auftragnehmer, Auftraggeber und Bohrunternehmen. Diese Seminarveranstaltung behandelt die Praxis von Bohrungen für Erdwärmesondenanlagen und beschreibt die unterschiedlichen, vom Gebirge abhängigen Bohrverfahren. Es werden mögliche Stör- fälle und das richtige Verhalten des bohrbegleitenden Geowissenschaftlers erörtert. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Präsentation von Bohranlagen. Die Teilnehmer haben Gelegenheit, auf dem Fir- mengelände Bohrgeräte in Augenschein zu nehmen und zu lernen, worauf beim konkreten Einsatz eines Gerätes zu achten ist. Zielgruppe: Geowissenschaftler, die insbesondere im Rahmen von Geothermieerschließung mit Boh- rungen zu tun haben. Referent: Dipl.-Geologe Uwe Schriefer, Terra Therm Erdwärme GmbH Teilnehmerbetrag: 248,– € ; BDG-Mitglieder: 199,– € ; Mitglieder der DGG, GV, DMG, DEUQUA, ITVA ,Pal. Ges., DGG (Geophys.) oder VGöD: 224,– € . Anmeldschluss: 15. April 2011. 10 % Frühbuchervorteil bis: 15. Februar 2011 Auskunft erteilt die BDG-Geschäftsstelle, Lessenicher Straße 1, 53123 Bonn Tel.: 0228/696601, Fax: 0228/696603 [email protected]

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 37 BDG GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN

Auf ein Wort Liebe Mitglieder und Freunde des BDG, Damit war der BDG erneut wichtiger Impuls- geber und konnte sich mit seinen „klassischen“ Mitte Oktober fand in Darmstadt die diesjährige Themen Berufseinstieg und Karriere erfolgreich gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Ge- platzieren. sellschaft für Geowissenschaften DGG und der Neben dem Vortrags- und Exkursionsprogramm Geologischen Vereinigung GV zusammen mit der bot die Tagung auch Raum für interne Veranstal- European Coal Conference statt, die sich u.a. tungen wie Vorstands- und Beiratssitzungen so- den Fragen der Rohstoff- und Energieversor- wie für Austausch und Vernetzung innerhalb der gung sowie der langfristigen und sicheren Spei- Geowissenschaften ganz allgemein. Dabei zeich- cherung von CO2 widmete — wie der Beitrag net sich immer deutlicher die Notwendigkeit ab, zum Positionspapier Rohstoffe zeigt, ein hoch- gemeinsam eine sinnvolle Bündelung der Kräfte aktuelles Thema. Dort gelang es zum ersten und Neuordnung der Ressourcen innerhalb der Mal, die Mehrzahl der deutschen Geo-Gesell- Geo-Community anzugehen. Diese Zeichen der schaften im Rahmen einer großen gemeinsamen Zeit wurden im BDG schon vor Jahren erkannt Konferenz zum Thema „Geowissenschaften und aufgegriffen – die Kooperationen mit ande- sichern Zukunft“ zu versammeln. Selbst wenn ren Verbänden und Gesellschaften sind sicht- 650 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur eine barer Ausdruck dafür. Wir sind nach wie vor kleine Schnittmenge der in wissenschaftlichen bereit, diesen Prozess zusammen mit anderen Gesellschaften und im BDG organisierten Geo- fortzuführen und aktiv zu gestalten. wissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler in Natürlich darf am Ende eines ereignisreichen Deutschland darstellen, war diese Tagung doch Jahres nicht der Ausblick in das neue fehlen. eine hoffnungsvolle und zukunftsweisende Gleich zu Beginn werden sich Vorstandsmit- Veranstaltung. glieder des BDG zur turnusmäßigen Strategie- Auch der BDG war mit einem Informationsstand sitzung treffen, um die Entwicklung der vergan- bei der Messe und mit einem eigenen Themen- genen Jahre zu reflektieren und neue Ansätze zu block „Studium – und was dann?“ im Programm erarbeiten. In 2011 stehen auch der Geologentag erfolgreich vertreten. Nach einem Überblicks- mit der Mitgliederversammlung und den Vor- vortrag über mögliche Einsatzfelder für Geowis- stands- und Beiratswahlen an: über das Inter- senschaftlerinnen und Geowissenschaftler stell- esse des oder der einen oder anderen von Ihnen ten im Rahmen einer offenen Podiumsdiskus- an einer Funktion im Verband würde ich mich sion zunächst Vertreterinnen und Vertreter der sehr freuen, denn der BDG lebt durch das Enga- vier „Säulen“ des BDG, ihren Ausbildungs- und gement seiner Mitglieder! In diesem Sinne Berufsweg vor und gaben bereitwillig Einblicke wünsche ich Ihnen ein frohes Weihnachtsfest, in persönliche Erfahrungen, z.B. zur Vereinbar- erholsame Feiertage und einen guten Start in keit von Familie und Beruf oder zu Erlebnissen ein erfolgreiches Jahr 2011! beim Auslandseinsatz. Das gut besuchte Audito- rium trug mit seinen interessierten und zahlrei- Ihre chen Fragen zu einem lebhaften Dialog bei. Ulrike Mattig

38 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN BDG

Positionspapier Rohstoffe (hjw.) Folgende Verbände sowie die BGR haben stoffen herzustellen und zu gewährleisten. Hier- nach intensiver Beratung Ende September 2010 bei gilt es u.E., den vorhandenen spezifischen angesichts der aktuellen Situation auf dem inter- Sachverstand zu berücksichtigen und einzu- nationalen Rohstoffmarkt unten stehendes Posi- binden. tionspapier verfasst, das sich u.a. an den Bun- Eine aktuelle Aufgabe besteht darin zu identifi- desverband der Deutschen Industrie VDI, das zieren, welche Expertise bereits zur Verfügung Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit steht, welche Einrichtungen eine aktive Rolle BMZ, das Bundesministerium für Wirtschaft und spielen bzw. wie sie sinnvoll und ordnungs- Technologie BMWi sowie natürlich an die Presse politisch transparent in ein neues Netzwerk richtet. Rohstoffaußenpolitik (und ggf. in weitere Maß- • BDG - Berufsverband Deutscher Geowissen- nahmen) im Rahmen der Rohstoffstrategie inte- schaftler griert werden können. • BGR - Bundesanstalt für Geowissenschaften Vor diesem Hintergrund ist es zweifellos ange- und Rohstoffe raten, Unternehmen und Institutionen speziell • FAB - Fachvereinigung Auslandsbergbau und mit der gefragten Rohstoffexpertise zu nutzen, internationale Rohstoffaktivitäten in der VRB um Doppelstrukturen, Doppelarbeit und Mehr- (Vereinigung Rohstoffe und Bergbau) kosten, die nicht vertretbar wären, unbedingt • VBGU - Verband Bergbau, Geologie und Um- zu vermeiden. welt Deutsche Rohstoffexpertise – auch im weiteren • VBI - Verband Beratender Ingenieure Sinne – ist international anerkannt, sie konzen- triert sich in Rohstoffversorgungssicherheit und Nach- den Consultingverbänden bzw. ihren Mit- haltigkeit – Vorhandene Expertise nutzen gliedsunternehmen Seit dem rohstoffwirtschaftlichen Wetterleuch- der Bundesanstalt für Geowissenschaften ten 2003 – mit drastisch gestiegenen Rohstoff- und Rohstoffe (BGR) und der in der BGR im preisen und Versorgungsengpässen – ist die Aufbau befindlichen Deutschen Rohstoff- Rohstoffversorgungssicherheit als Grundlage agentur und Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit ausgewählten Hochschulen und Forschungs- der Wertschöpfungskette am Industriestandort instituten. Deutschland wieder zunehmend in das Der Begriff Expertise bezieht sich hier auf Akti- Bewusstsein von Industrie, Politik und Öffent- vitäten in Zusammenhang mit mineralischen, lichkeit gerückt und damit einerseits der Wert metallischen und energetischen Rohstoffen und der heimischen Rohstoffgewinnung, anderer- die damit verbundene Nachhaltigkeit, insbeson- seits die Bedeutung des Rohstoffbezugs aus dere auch auf dem Ausland, der hier mit im Vordergrund ste- Angewandte Geowissenschaften hen soll. Rohstoffsuche und -gewinnung Industrie und Bundesregierung entwickeln ver- weitere Projektphasen und relevante Aktivi- antwortungsbewusst eine Rohstoffstrategie. täten. Ein wichtiges Element ist eine von Bundesmini- Die Expertise deutscher Consultingunterneh- sterium für Wirtschaft und Technologie, Auswär- men beim nachhaltigen Vorgehen in allen tigem Amt und Bundesministerium für wirt- Phasen vor, während und nach der Rohstoff- schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gewinnung, einschließlich der Rohstoff- gemeinsam getragene Rohstoffaußenpolitik. veredlung, ist seit Jahren ein international Diese verfolgt das Ziel, die deutsche Industrie in gefragtes Exportgut in den drei Nachhaltigkeits- die Lage zu versetzen, Bezugssicherheit bei Roh- bereichen

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 39 BDG GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN

Mensch – insbesondere Sicherheit und Ge- Auf Initiative des Bundeswirtschaftsministers sundheit wird derzeit in der BGR die Deutsche Rohstoff- Umwelt – u.a. schonender Eingriff, Flankie- agentur aufgebaut, um die deutsche Wirtschaft rung der Gewinnung und Wiedernutzbar- im Rahmen ihrer Rohstoffversorgung zu unter- machung der vorübergehend genutzten stützen. Fläche Sowohl die BGR als auch die Deutsche Rohstoff- Wirtschaft – Steigerung der Effizienz (Roh- agentur in der BGR sind im Vorfeld wirtschaft- stoff-, Ressourcen- und Energieeffizienz, licher Rohstoffaktivitäten aktiv, die sie einver- auch in aufsetzenden Stufen der Wertschöp- nehmlich flankieren, ohne zu Consultingunter- fungskette), nehmen in Konkurrenz zu treten. stets unter Berücksichtigung der erforderlichen Auf der jeweiligen Expertise der BGR und der modernen Technologien und Technik, die von Consultingindustrie gründen fachliche Zustän- den zuständigen Branchen angeboten werden. digkeiten, die zu einer sinnvollen Rollenvertei- Eine Auflistung von beispielhaft genannten lung geführt haben und eine wichtige Grundlage Leistungsfeldern aus dem Bereich der für eine zielführende Zusammenarbeit darstel- Consultingwirtschaft, eine „Übersicht über die len. Aus einem solchen Netzwerk erwächst der Expertise der Consultingverbände“, ist ange- gewünschte Nutzen für die Consultingwirt- hängt. schaft, die Rohstoffindustrie, für die Industrie Die BGR hat gemäß Gründungserlass vom 1. De- entlang der Wertschöpfungskette, damit für die zember 1958 den Auftrag, die Bundesregierung gesamte Wirtschaft. bei der Förderung der Wirtschaftsdynamik, der Dieses Netzwerk für eine gemeinsame Rohstoff- langfristigen Sicherung und Verbesserung der außenpolitik setzt sich neben den Hauptpart- Lebensbedingungen sowie der Erweiterung nern, den genannten Ministerien, zusammen technisch-wissenschaftlicher Erkenntnisse zu aus Botschaften, Außenhandelskammern, gtai, unterstützen. Hierfür nimmt sie folgende Auf- BGR mit der Deutschen Rohstoffagentur, Con- gaben wahr: sultingunternehmen, KfW sowie GTZ/DED/ Beratung der Bundesregierung in allen InWEnt, u.a. zentralen rohstoffwirtschaftlichen und geo- Diese Kräfte sollten u.E. arbeitsteilig und syner- wissenschaftlichen Fragen getisch vorgehen, d.h. Präsenz, Information, Information und Beratung der deutschen Mittleraufgaben, Initiierung von Kontakten und Wirtschaft vor allem bei der Rohstoffexplo- Koordination sollten verknüpft werden mit dem ration einschließlich Meeresforschung Rohstoffsachverstand in den Beratungsunter- Technische Zusammenarbeit mit Entwick- nehmen und der BGR mit der Deutschen lungsländern Rohstoffagentur. Letzteren stünde entspre- internationale geowissenschaftliche Zusam- chend der Zuständigkeiten auch weiterhin die menarbeit etc. Durchführung von Rohstoffprojekten zu. Partner Die Verantwortlichkeit der BGR für die Durchfüh- im Netz wie die GTZ u.a. wären willkommene rung von Projekten der Technischen Zusammen- Türöffner für die Consultingwirtschaft, die BGR arbeit in den Bereichen Geologie, Bergbau und mit der Deutschen Rohstoffagentur – und diese Rohstoffen ist in den Ressortvereinbarungen umgekehrt auch für die anderen Partner, jeweils zwischen BMWi und BMZ vereinbart. Die BGR entsprechend der Zuständigkeiten. Im Falle des verfügt bei der Kooperation mit Entwicklungs- Konsenses aller Beteiligten wäre ein Konkur- ländern über eine mehr als 50-jährige Expertise. renzverzicht bei Rohstoff- und damit zusammen- Hinsichtlich der Kooperation im Rohstoffbereich hängenden Themen überflüssig. werden die Entwicklungsländer bei der nach- Zum Dialog über diesen Themenkreis und die haltigen Nutzung ihrer Rohstoffpotenziale sich anbietende Rollenverteilung sind wir gern unterstützt. bereit. Ebenso bieten wir unsere Mithilfe bei der

40 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN BDG

Bestandsaufnahme und Rollendefinition ent- Qualitätssteuerung, -sicherung sprechend der Expertise und fachlichen Zustän- Abbaukontrolle digkeiten an. Das gemeinsame Ziel ist ein Relevante IT-Sicherung starkes Netzwerk im Rahmen einer neuen Aufbereitung Rohstoffaußenpolitik, aber auch darüber hin- Mineraltransport aus. Abraumtransport Berlin, den 28. September 2010 Offshore-Installation Grundlagen für politische, administrative und Übersicht über die Expertise der Consul- Investitionsentscheidungen, institutionelle Be- tingverbände ratung von Organisationen, Instituten, Behör- Die Mitgliedsunternehmen und Einzelmitglieder den und der Politik der Consultingverbände BDG, FAB, VBGU und Erstellung von geologischen, hydrogeolo- VBI verfügen zusammenfassend betrachtet über gischen und Spezialkarten Expertise und Erfahrung bei Fernerkundung, Fernerkundungskartierungen fossilen Brennstoffen, Geowissenschaftliche Informations- und metallischen (Erze) und sonstigen minerali- Informationsmanagementsysteme, Grund- schen Rohstoffen (Industrieminerale, Natur- wasserinformations- und Grundwasser- werksteine, Baurohstoffe, Steine und Erden, informationsmanagementsysteme, Bergbau- Salze, Edelsteine), kataster, Bergbauinformationssysteme, Geo- geothermischer Energie, observationssysteme, Datenbanken und Flöz- und Grubengas, digitale Karten Wasser, Beratung zu Investitionsmöglichkeiten, Ex- relevanter Infrastruktur und plorationslizenzen und -konzepten verbundener nachhaltiger Entwicklung insbe- Beratung zu Finanzierung, Beteiligung, sondere in folgenden Sektoren: Beteiligungsmanagement Beratung bei Rohstoffprojekten, technische Institutionelle Beratung Assistenz bzw. Ausführung Regional- und Raumplanung, Landschafts- Angewandte geowissenschaftliche Leistun- planung gen Energiekonzeption Prospektion und Exploration Standortberatung Geophysikalische Messungen und Interpre- Zertifizierung von Rohstoffen, Mitarbeit bei tation Extractive Industries Transparency Initiative Software und 3 D-Modellierung (EITI), Rohstoffgovernance Hydrogeologie Beratende und Planungsleistungen im Infra- Bodenmechanik, Gebirgsmechanik, Stand- struktur- und Baubereich, fallweise Ausführung sicherheit Geotechnik Vermessungsleistungen, Laserscanning Erd- und Baugrund Analysen, Lagerstättenbeurteilung, Bewer- Pipelines tung und Due Diligence Studien Hoch- und Tiefbau, Staudämme, Straßen- Abbauplanung und Trassenbau Projektentwicklung, -management, General- Wasser als Ressource, Wasserwirtschaft planung Kavernentechnik, Deponietechnik und Ent- Schachtplanung, Schachtbau, bergbauliche sorgungsplanung, Planung von Sondermüll- Infrastruktur deponien unter Tage, geowissenschaftliche Gewinnung Beratungsleistungen zur übertägigen und Sensorik und Automatisierung geologischen Endlagerung radioaktiver Abfälle Pumptechnik Monitoring

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Geowissenschaftliche Beratung bei Georisiken, Löschen von Kohleflözbränden fallweise Ausführung Effizienzsteigerung und Restrukturierung Hochwasserschutz Steigerung der Energieeffizienz Schutz vor Erdbeben, erdbebensicheres Rückbauplanung, Schließung von Rohstoff- Bauen betrieben und Industriestandorten Vulkanismus Rekultivierung, Sanierung und Flächenrück- Hangrutschungen gabe Erdfälle und Altbergbau Altlastenerkundung und -bearbeitung Offshore-Georisiken Monitoring Versicherungsfragen Entwicklung Monitoring Technologieentwicklung mineralische Roh- Geowissenschaftliche Beratung in den drei stoffe Nachhaltigkeitsbereichen Mensch, Umwelt, wirt- Biotechnologie, Verfahrensentwicklung schaftliche Entwicklung Labor- und Feldversuche Grubensicherheit, Arbeitssicherheit und Ge- GIS-Entwicklungen als Planungsinstrument sundheitsschutz Beratung und Schulung Wetter-, Klimatechnik, Entstaubung und Be- in Zusammenhang mit Rohstoff- und Berg- lüftung bauprojekten Beherrschen von Emissionen und Immissio- in Zusammenhang mit Aufbau und Organi- nen sation von geowissenschaftlichen Hochschul- Strahlenschutz, radiologische Umweltbewer- instituten, einschließlich Lehre tung Beratung, Ausbildung und Schulung zu vor- Umweltschutz, UVP genannten Sektoren Ressourcenschutz Boden- und Grundwasserschutz und -sanie- rung, integriertes Wassermanagement

Der Nationale, Europäische und Globale GeoPark Schwäbische Alb Wie ein 200 km langer, etwa 40 km breiter Riegel baler Geopark ausgewiesen. Dazu schlossen zieht sich die Schwäbische Alb als verkipptes sich die 10 an der Alb beteiligten Landkreise Juraplateau vom Hochrhein im Südwesten bis zu einem Verein zusammen, der den GeoPark zum Nördlinger Ries im Nordosten quer durch Schwäbische Alb betreibt. ganz Südwestdeutschland. Gegen Nordwesten Der Schwerpunkt liegt naturgemäß auf den wird sie von der mehrere hundert Meter hohen Juraablagerungen mit ihren berühmten Fossil- Steilkante des Albtraufs begrenzt, gegen Süd- fundstellen (z.B. Holzmaden, Bad Boll, Dottern- osten durch den Verlauf der Donau, die in etwa hausen, Nusplingen). Die große wissenschaft- das Abtauchen der Juraschichten unter die Abla- liche Bedeutung spiegelt sich darin wider, dass gerungen des Molassebeckens markiert. Diese zwei Stufen des Jura (Pliensbachium, Aalenium) naturräumliche Abgrenzung, die Vielfalt ihrer auf dem Gebiet der Alb definiert sind. Aber auch geologischen Erscheinungen und ihr Fossil- die Karsterscheinungen, der tertiäre Vulkanis- reichtum sind Voraussetzungen, die sie für einen mus und sogar der Einschlagskrater eines Geopark prädestinieren. außerirdischen Himmelskörpers tragen zur geo- Als Ergebnis dahingehender Bemühungen wurde logischen Vielfalt bei. Die wenig besiedelte das Gebiet 2002 als Nationaler und 2004 als von Hochfläche der Alb mit ihren Wacholderheiden der UNESCO unterstützter Europäischer und Glo- lädt zu ausgedehnten Wanderungen ein. Allein

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Albtrauf

sechs Nationale Geotope (Randecker Maar, weil sie leichter verwittern als das umgebende Posidonienschiefer von Holzmaden, Durch- Gestein, nördlich des Albtraufs sind sie dagegen bruchstal der Oberen Donau, Karstquelle Blau- wie z.B. die Limburg kegelförmig herausgewittert. topf, Lonetal, Mössinger Bergrutsch) bilden her- Im Miozän, vor etwa 15 Mio. Jahren, ereignete vorragende Anlaufpunkte. Die Alb zählt zu den sich zudem eine gewaltige Katastrophe, als zwei höhlenreichsten Gebieten Deutschlands. 30 Asteroide das Nördlinger Ries und das davon, teils zu Schauhöhlen ausgebaut, sind be- Steinheimer Becken aussprengten. Letzteres gehbar. Einige von ihnen weisen Superlative auf zählt weltweit zu den besterhaltenen Impact- wie die Laichinger Tiefenhöhle auf der Mittleren Kratern, zudem ist es mit 3,5 km Durchmesser Schwäbischen Alb, die mit über 80 m Tiefe die gut überschaubar. Mit dem ungleich größeren tiefste Schauhöhle Deutschlands ist, oder die Krater des Nördlinger Ries, das als Nationaler Wimsener Höhle, die einzige aktive Wasserhöhle Geopark ausgewiesen ist, unterhält der GeoPark des Landes, die mit dem Boot befahrbar ist. Die enge Beziehungen. Verkarstung hat neben den Höhlen zahlreiche Der GeoPark erklärt aber nicht nur die geolo- weitere Erosionsformen wie Trockentäler, gischen Phänomene, er zeigt, wie Kultur und Dolinen und Erdfälle hervorgebracht. Mit ihr Natur zusammenhängen, und wie wichtig der hängen auch die Karstquellen zusammen, deren Schutz der letzteren für uns alle ist. Drei bedeutendste der romantisch gelegene Blautopf UNESCO-Auszeichnungen kann die Alb vorwei- bei Blaubeuren ist. Spektakulär ist die Donau- sen, die das verdeutlichen: den GeoPark selbst, versickerung talabwärts von Immendingen, bei auf der Mittleren Alb ein Biosphärengebiet und der der Fluss im Sommer fast völlig im Unter- im Bereich der Ostalb den römischen Limes. grund verschwindet. 10 km weiter südlich im Spuren früher menschlicher Besiedelung rei- Aachtopf, der größten Karstquelle Deutsch- chen aber noch wesentlich weiter zurück, bis in lands, taucht das Wasser dann wieder auf. die Zeit der Neandertaler. Etwas jünger sind die Im Miozän begann nicht nur die Heraushebung in Lone-, Ach- und Blautal gefundenen, bis zu der Alb. Damals kam es im Urach-Kirchheimer fast 40.000 Jahre alten, aus Elfenbein gefer- Gebiet zu einer regen vulkanischen Tätigkeit, tigten Tierplastiken und eine erst jüngst bei die durch mehr als 300 Durchschlagsröhren Ausgrabungen im „Hohle Fels“ gefundene dokumentiert ist. Heute bilden diese Durch- Venusfigur. Sie sind weltweit die ältesten von schlagsröhren auf der Albhochfläche Senken, Menschenhand gefertigten Kunstwerke.

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All diese geologischen, naturräumlichen und Auf diese Weise soll die wechselvolle Erdge- archäologischen Besonderheiten werden in schichte der Schwäbischen Alb Besuchern wie etwa 30 lokalen und regionalen Museen präsen- Einheimischen nahe gebracht und gleichzeitig tiert und in zahlreichen, über die ganze Alb ein Beitrag zur Regionalentwicklung geleistet verteilten Lehr- und Themenpfaden erläutert. werden. Gäste- und Landschaftsführer bieten ständige Geschäftsstelle: Altes Lager, Von-der-Osten-Str. und individuelle Programme. Ein im Ausbau 4,6, 72525 Münsingen befindliches Netz von Infostellen, zurzeit deren Ansprechpartner. Kathrin Schiller, Helga Stark, 14, informiert über die Angebote des GeoParks. Tel.: +49(0)7381-501-575, Fax: +49(0)7381-501- Weitere Informationen sind über das Internet 277, [email protected] erhältlich (www.geopark-alb.de).

Studium und was dann? Auch wenn sich Universitäten teilweise intensiv ten Vertreter aus den Bereichen Hochschule, beispielsweise mit Career Centern bemühen, Ämter, Geobüros und Wirtschaft ihre Werde- ihre Absolventen auf den Arbeitsmarkt vorzube- gänge vor und teilten ihre Erfahrungen mit dem reiten, sehen sich immer noch viele gegen Ende Auditorium. Aus der regen Diskussion, die wie- ihres Studiums mit dieser Frage nach dem „Wie“ der einmal deutlich zeigte, wie groß der Bedarf und „Wohin“ konfrontiert. an Informationen ist, gingen viele Hinweise und Der BDG beobachtet schon seit Jahren die Ratschläge an die Zuhörer hervor. Trotz ihrer Tendenzen, die sich auf dem Arbeitsmarkt für unterschiedlichen Tätigkeitsfelder und Hinter- Geowissenschaftler zeigen. Neben der allgemei- gründe konnten sich alle vier Diskussionsteil- nen wirtschaftlichen Situation, die sich auch auf nehmer auf das Erfolgsrezept für einen guten geowissenschaftlich tätige Unternehmen aus- Berufseinstieg einigen: man nehme ein hohes wirken können, gibt es viele, geo-spezifische Maß an sozialer und fachlicher Kompetenz, Entwicklungen, z.B. bei der Situation der geolo- mische diese kräftig mit viel Motivation und gischen Dienste oder der zunehmenden Bedeu- Begeisterung, würze mit einem guten Netzwerk tung bestimmter Themen wie Geothermie. (z.B. über Kommilitonen oder einen Verband) Auf der GeoDarmstadt, auf dem der BDG sich und packe als Dekoration noch ein Praktikum auch mit einem Informationsstand präsentierte, dazu. hat der BDG eine Podiumsdiskussion am 13. Viele aktuelle Informationen zum Arbeitsmarkt Oktober 2010 zu diesem Thema gehalten, Nach finden Sie auf der Homepage des BDG unter einem Impulsvortrag von Dr. Ulrike Mattig stell- www.geoberuf.de. Tamara Fahry-Seelig, Berlin

Euro-Ages-Abschlusskonferenz (hjw.) Zur abschließenden Konferenz des Euro- Consult GmbH (ASIIN ist eine der führenden Ages-Projektes kamen am 23. Oktober 2010 Ver- deutschen Akkreditierungsagenturen, der der treter aus 15 europäischen Ländern und Kanada BDG als einzige geowissenschaftliche Mitglieds- zusammen. Das Projekt diente der beispielhaf- organisation angehört) und der EFG (European ten Entwicklung von sogenannten Learning Out- Federation of Geologists) der Vertretung der comes in der geowissenschaftlichen Universi- europäischen Berufsverbände in Brüssel. Euro- tätsausbildung in Europa. Dabei handelte es Ages ist die Abkürzung für European Accredited sich um ein Gemeinschaftsprojekt der ASIIN Geological Study Programmes. Das Projekt wur-

44 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN BDG de von der EU im Rahmen des Lifelong Learning standards für Kompetenzen, Fähigkeiten und Programmes der Generaldirektion Erziehung Kenntnisse. Dem diente zunächst die Erhebung und Kultur finanziert. Partnerländer im auf zwei des aktuellen Standes der Einführung von BSc- Jahre ausgelegten Vorhaben waren Schweden und MSc-Studiengängen in Europa sowie von mit der Geologischen Abteilung des Verbandes Qualifikationsrahmen im Bereich der Geologie. Schwedischer Naturwissenschaftler SACO, Spa- Darüber hinaus war die Entwicklung einer Orien- nien mit dem geologischen Berufsverband ICOG tierungshilfe für die Entwicklung von (Akkredi- und Ungarn mit der Ungarischen Geologischen tierungs)-Standards, die Verbesserung der Gesellschaft MFT. Dem Projekt stand ein Qualität der geowissenschaftlichen Ausbildung Beratergremium zur Seite (International Advi- sowie die Förderung der Mobilität von Studie- sory Board IAB), dem Prof. Dr. Paul Ryan aus Ir- renden angestrebtes Ziel. Auf der sehr erfolgrei- land, Dr. Luca Demicelli (Italien/Brüssel) und chen Konferenz wurde deutlich, dass diese Ziele BDG-Geschäftsführer Dr. Hans-Jürgen Weyer erreicht worden sind. Die erzielten Ergebnisse angehörten. Paul Ryan war führendes Mitglied wurden in einer Testakkreditierung an der Uni- des Tuning-Projektes, einem Vorläufer-Projekt versität Miskolc in Ungarn erfolgreich angewen- von Euro-Ages (2000–2009), was die Implemen- det und erprobt. tierung des Bologna-Prozesses an europäischen Hochschulen am Beispiel der Geowissenschaf- Die Konferenz ten zum Ziel hatte. Hier liegt eine bemerkens- Nach einem Überblick zum Projekt und dessen werte Abschlussveröffentlichung vor mit dem Verlauf (André Rieck, ASIIN Consult, Düsseldorf) Titel „Tuning Educational Structures in Europe – sowie zu den angestrebten Rahmenbedingun- Reference Points for the Design and Delivery of gen für Qualität und Akkreditierung (Birgit Degree Programmes in Earth Sciences“. Luca Hanny, ASIIN Consult, Düsseldorf) stellte Isabell Demicelli ist Generalsekretär von EuroGeo- Fernandez (EFG, Brüssel) die Ergebnisse der Surveys, der Vertretung der nationalen Geolo- europaweiten Umfragen zum aktuellen Stand gischen Dienste in Brüssel. zur Struktur der Geowissenschaften in Europa mit eindrucksvollen Zahlen vor. Die spezifischen Warum Learning Outcomes? Bedingungen der Partnerländer wurden durch In die neuen BSc- und MSc-Studiengänge flie- Manuel Regueiro (ICOG) für Spanien, Vivi Vajda ßen nicht nur die Elemente der jeweiligen wis- (Univ. Lund) für Schweden und Eva Hartai (Univ. senschaftlichen Disziplin ein, sondern stärker Miskolc) für Ungarn präsentiert. Die angestreb- als früher auch die von den Arbeitgebern defi- ten Mindestqualifikationen wurden aus Sicht nierten Ansprüche an Hochschulabsolventen. der Universitäten von Paul Ryan (Univ. Cork, Dies findet seinen Niederschlag beispielsweise Irland) sowie aus Sicht potentieller Arbeitgeber in Lehrangeboten zu den sogenannten Soft von Luca Demichelli (EuroGeoSurveys, Brüssel) Skills, aber auch in speziellen Angeboten bei- vorgestellt. spielsweise zu GIS, zu rechtlichen Aspekten, zu Die möglichen Auswirkungen der Ergebnisse Angebotskalkulation etc. Die Ansprüche der des Euro-Ages-Projektes auf den EFG-Titel Arbeitgeber definieren sich am besten über die „European Geologist“ wurden von David sogenannten Learning Outcomes. Learning Out- Norburry (Großbritannien), dem hierfür zustän- comes (Lernergebnisse) sind die Dinge, die ein digen Referenten der EFG, beleuchtet. Student nach Abschluss des Studiums können, Die Vorgehensweise Kanadas zur Qualitätssi- verstehen, demonstrieren und beherrschen soll. cherung in der geowissenschaftlichen Hoch- So bestand das Ziel des Euro-Ages-Projektes in schulausbildung stellte Oliver Bonham (Ge- der Entwicklung fachspezifischer Lernergeb- schäftsführer des kanadischen Berufsverbandes nisse jeweils für Bachelor- und Masterstudien- für Geowissenschaftler CCPG) vor. Er machte gänge (= First & Second Cycle) als Qualitäts- den Europäern das Kompliment, mit den Euro-

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Ages-Ergebnissen bereits einen Schritt weiter zu Arbeitgebern, die an diesem Projekt beteiligt sein als Kanada. waren, erarbeitet wurden. Das Verfahren wurde Abschließend zeigte Marino Trimboli aus Italien in einer Testakkreditierung erfolgreich erprobt. (in der EFG zuständig für die Kontakte zur EU- Die Vorgehensweisen und Schwerpunkte in Kommission) als Beispiel die Ausbildungs- den einzelnen Ländern wurden intensiv aus- situation und den Geomarkt in Italien. getauscht und Mindeststandards für die Geo- Die intensive Diskussion und der sich daraus wissenschaftlerausbildung festgelegt. Insge- ergebende Erfahrungsaustausch wurde von der samt ein wichtiges Projekt, das nicht nur Präsidentin der EFG, Ruth Allington (Großbritan- wertvolle Erkenntnisse und Ergebnisse erbracht, nien) moderiert. sondern auch zu vielen neuen Kontakten ge- Nunmehr verfügen die europäischen Länder führt hat. Die wichtigsten Schritte und Ergeb- über definierte Learning Outcomes, die sowohl nisse des Projektes sind auf der Homepage von der Universitätsseite als auch von den www.euro-ages.eu veröffentlicht.

Auswahlgremium für Gestein des Jahres gebildet Auf Initiative des BDG wurde erstmals 2007 ein Expertengruppe Geoparks der GeoUnion AWS „Gestein des Jahres“ kreiert und in der Folge (hier konkret der Vertreter für Tourismus) zu- gemeinsam mit der DGG deklariert. Die Auswahl sammen. Die Beteiligung des Verbandes der erfolgte in der Regel auf kurzem Wege in Abstim- Schulgeographen wird zurzeit noch geprüft. mung zwischen den Vorsitzenden beider Ver- Das Gremium wird aus eigenen sowie von außen eine. Nun wurde ein Fachgremium gebildet, das kommenden Anregungen einen abgestimmten die Auswahl auf etwas breiterer und soliderer Vorschlag erstellen und den Vorständen von Basis gewährleisten soll. Dabei wurde davon BDG und DGG zur Bestätigung vorlegen. Bei der ausgegangen, dass einerseits der geowissen- Auswahl des „Gestein des Jahres“ wird die ge- schaftliche Ansatz prioritär erhalten bleibt, an- samte Breite der Funktionen des jeweiligen derseits aber auch Interessensgruppen beteiligt Gesteins im Naturraum und die Palette seiner werden sollen, die an der Idee „Gestein des Verwendungen in der menschlichen Gesell- Jahres“ partizipieren und sie für eigene, in die schaft berücksichtigt. Das Gestein des Jahres breite Öffentlichkeit gerichtete Aktionen sowie 2011 wird rechtzeitig zum Jahreswechsel in einer für die Produktwerbung nutzen können. Das Pressemitteilung bekannt gegeben. wurde insbesondere im abgelaufenen Jahr deut- Werner Pälchen, Halsbrücke lich, als der „Kalkstein“ als Gestein des Jahres 2010 neben Staatlichen Geologischen Diensten, geowissenschaftlichen Instituten und Museen auch von Rohstoffverbänden und -firmen und (Geo-)Tourismusverbänden mit Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen, in eigene Informations- plattformen übernommen und damit auch in eine Klientel transportiert wurde, die üblicher- weise von geowissenschaftlichen Informationen kaum erreicht wird. Das Auswahlgremium setzt sich aus je zwei Ver- tretern des BDG und der DGG sowie einem Vertreter des Bundesverbandes für Minerali- sche Rohstoffe (MIRO) und einem Vertreter der

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DEUTSCHE GEOPHYSIKALISCHE GESELLSCHAFT

Seite des Präsidenten Liebe Leserin, lieber Leser, Jahres, auf der Vertreter von Hochschulen (sowohl Lehrende als auch Studierende), von „Geophysik-Ausbildung in Gefahr!“ – so der Forschungseinrichtungen, Behörden und aus etwas plakative Titel einer Pressemitteilung der der Industrie eine Bestandsaufnahme des Fa- Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft. ches Geophysik vorgenommen haben. Berück- Hintergrund ist, dass in vielen der in den letzten sichtigt wurden auch aktuelle Strategieschriften Jahren neu entwickelten integrativen Studien- der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gänge Schlüsselqualifikationen, wie eine umfas- und des Bundesministeriums für Bildung und sende mathematisch-physikalische Grundaus- Forschung (BMBF). Sie finden dieses Positions- bildung und das fundierte Wissen um die papier auf den folgenden Seiten. Komplexität der physikalischen Zustände und Vom 20.–24.2.2011 findet in Köln die nächste Prozesse in Raum und Zeit, an Bedeutung verlo- Jahrestagung unserer Gesellschaft statt – nach ren haben. Zwar ist die neue Vielfalt der geowis- vielen Jahren wieder einmal zusammen mit der senschaftlichen Bachelor- und Masterstudien- Arbeitsgemeinschaft Extraterrestrische For- gänge sehr begrüßenswert und der wissen- schung. Weitere Informationen entnehmen Sie schaftliche Austausch zwischen den einzelnen bitte der in diesem Heft abgedruckten Einladung geowissenschaftlichen Disziplinen zur Lösung sowie den entsprechenden Internetseiten. gesellschaftlich drängender Fragestellungen wie Im Anschluss an die Jahrestagung 2010 wurde Klimawandel, Rohstoff- und Energieversorgung zum ersten Mal ein professioneller Workshop sowie Schutz der Umwelt dringend geboten; durchgeführt, damals in Kooperation mit der dennoch ist eine klare Definition des An- Society of Exploration Geophysicists (SEG) zum forderungsprofils eines Geophysikers erfor- Thema „Geophysical Aspects of CO2 Storage – derlich. Challenges and Strategies“. Auch im Anschluss Aus diesem Grunde hat die Deutsche Geophysi- an die Tagung in Köln wird am 25.2.2011 ein kalische Gesellschaft ein Positionspapier zum internationaler Workshop stattfinden – diesmal Berufsbild „Geophysiker“ erarbeitet, in dem u.a. zusammen mit der European Association of Kernaussagen zur Tätigkeit von Geophysikern Geoscientists & Engineers (EAGE). Er wird sich und Empfehlungen für einheitliche Ausbil- mit dem aktuellen Thema „Geophysics for Deep dungsstandards gegeben werden. Dieses Posi- Geothermal Energy“ beschäftigen. Im vorberei- tionspapier basiert auf den Ergebnissen einer tenden Scientific Committee sind u.a. Fachleute zweitägigen Klausurtagung im Sommer dieses der DMT GmbH & Co. KG (Essen), des Leibniz-

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Instituts für Angewandte Geophysik (LIAG ebenfalls Gründungsmitglied der heutigen DGG. Hannover) und des Helmholtz-Zentrums Pots- Mehrere Kisten mit Dokumenten aus seinem dam, Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) Nachlass waren vor zwei Jahren auf abenteuer- vertreten. DMT übernimmt wie auch 2010 wie- liche Weise beim Verein „Wiechert’sche Erd- der die Ausrichtung des Workshops. Zu dieser bebenwarte Göttingen e.V.“ aufgetaucht. Am 21. Veranstaltung möchte ich Sie schon jetzt Juli 2010 sind in Anwesenheit der Mintrop-Erben herzlich einladen. sowie Vertretern der Göttinger Lokalpresse viele Wie in einem der letzten Hefte beschrieben, sind dieser Dokumente an das Archiv der DGG in die langjährigen Bemühungen der DGG, im Jahre Leipzig übergeben worden. Dort findet derzeit 2011 mit einer Sonderbriefmarke der Deutschen eine Sichtung der vielen Tausend Einzelstücke Post an Emil Wiechert aus Anlass seines 150. Ge- statt. burtstags zu erinnern, von Erfolg gekrönt. Emil Im Namen des Präsidiums und des erweiterten Wiechert gelang es als Erstem, Erdbebenwellen Vorstandes der Deutschen Geophysikalischen dauerhaft aufzuzeichnen; er zählt zu den Be- Gesellschaft wünsche ich Ihnen nun erholsame gründern der Geophysik und war der erste Präsi- und frohe Feiertage und alles Gute für das Jahr dent der heutigen Deutschen Geophysikalischen 2011. Gesellschaft. Für herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der Geophysik vergibt die DGG die Glückauf nach ihm benannte Medaille. Die Briefmarke ist Ihr für das 4. Quartal 2011 avisiert; zurzeit läuft ein Ugur Yaramanci Designer-Wettbewerb zu ihrer Ausgestaltung. Ein Schüler Emil Wiecherts ist Ludger Mintrop, der Begründer der Refraktionsseismik und

Positionspapier zum Berufsbild „Geophysiker“ Anlass und Zielsetzung fikationsprofil des Geophysikers1 abgebildet werden. Die Geophysik als Fachdisziplin befindet sich in Vor dem Hintergrund einer sich im Bologna- einem steten, gegenwärtig großen Wandel. Prozess schnell wandelnden Hochschulland- Weltweit rücken geobezogene Fragestellungen schaft findet in der akademischen Ausbildung und Herausforderungen in der gesellschaft- zunehmend eine Vermengung von geowissen- lichen Wahrnehmung in den Vordergrund, so schaftlichen Fachdisziplinen statt. Mit der Auf- etwa beim Klimawandel, der Rohstoff- und hebung der ehemals klassischen Diplom-Stu- Energieversorgung und beim Schutz der Um- diengänge Geologie/Paläontologie, Geophysik, welt. Fächerübergreifende und integrierende Mineralogie/Kristallographie etc. wurden geo- Ansätze sind zur Beantwortung der damit ver- wissenschaftliche Bachelor- und Masterab- bundenen Fragen nötig, um die komplexen schlüsse eingeführt, die sich in ihren Curricula Zukunftsaufgaben zu lösen, die einen ausgewo- sehr deutlich von den früheren Studiengängen genen und nachhaltigen Umgang mit der Erde unterscheiden. Diese grundsätzlich begrüßens- ermöglichen. Geophysikerinnen und Geophysi- werte neue Vielfalt erfordert jedoch eine klare ker als Experten werden ihre Beiträge hierzu nur dann weiterhin leisten können, wenn die gegen- wärtigen und zukünftigen Bedarfsanforde- 1 Mit dem maskulinen Begriff „Geophysiker“ ist rungen an diesen Beruf in Industrie, Behörden, immer gleichrangig auch der feminine Begriff Forschung und Lehre beachtet und im Quali- „Geophysikerin“ gemeint und umgekehrt.

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Definition des Qualifikationsprofils von Geophy- elemente bei, um Zukunftsfragen aus diesen sikern, damit klar erkennbar bleibt, welche Themenbereichen zu beantworten. Mindestkenntnisse und -fähigkeiten von ihnen Die Geophysik beschäftigt sich aber auch mit erwartet werden können. grundlegenden Fragen wie der Struktur und den Die Deutsche Geophysikalische Gesellschaft Eigenschaften des tiefen Inneren der Erde, des (DGG) sieht sich in dieser Situation aufgefor- erdnahen Weltalls und der Planeten. dert, eine Bestandsaufnahme des Faches Geo- Die aktuellen Eckpunkte für die Forschung in physik vorzunehmen und einen Vorschlag zur den Geowissenschaften und damit auch in der Einbettung in und Abgrenzung zu benachbarten Geophysik werden in den beiden jüngsten Disziplinen zu machen. Sie hat daher eine Ar- Strategieschriften2, 3 der Deutschen For- beitsgruppe mit Teilnehmern aus Hochschulen, schungsgemeinschaft (DFG) und des Bundesmi- Forschungseinrichtungen, Behörden und Indu- nisteriums für Bildung und Forschung (BMBF) strie mit der Abfassung des vorliegenden Posi- ausführlich dargestellt. tionspapiers beauftragt. Für den Bereich der Hochschulen waren studentische und lehrende Bedarf Personen vertreten. Der Geo-Markt nimmt in seinem Volumen und seiner gesamtstaatlichen Bedeutung signifikant Aktuelle Forschungsthemen zu. Insbesondere in den Bereichen Erkundung Es ist ein besonderes Anliegen der DGG, die For- und Bewirtschaftung von Lagerstätten, Energie- schung und Entwicklung in der Geophysik kon- speichern, Rohstoffen, Wasser und Abfall sowie struktiv zu begleiten sowie gemeinsam mit dem in der Erforschung von Umweltveränderungen Forschungskollegium Physik des Erdkörpers und Georisiken und deren günstige Beeinflus- e.V. (FKPE) eine Struktur und Plattform für sung ist dies deutlich erkennbar. Dies hat zur Forschungskommunikation und -planung aufzu- Folge, dass sowohl in Forschungseinrichtungen spannen. Die bereits jetzt und in naher Zukunft wie auch in der Industrie und in Behörden ein absehbaren aktuellen Forschungsthemen der Bedarf an ausgebildeten Geophysikern besteht, Geophysik sind im Wesentlichen unter den der derzeit kaum gedeckt werden kann. Auch Oberbegriffen Georessourcen, Naturgefahren von Hochschulen wird berichtet, dass wiederholt und Georisiken, Wasser, Boden, Geotechnolo- wissenschaftliche Projekte mangels geeigneter gie, Globale Beobachtung und Klima zusammen- Bewerber mit geophysikalischer Kern-Quali- zufassen. Die Geophysik trägt in allen Feldern fikation nicht durchgeführt werden konnten. entscheidende und unverzichtbare Wissens- Verschiedene Arbeitgeber haben im Grunde ähnliche Anforderungen an Geophysiker, wenn- gleich tendenziell große Arbeitgeber eher Spe- 2 „Dynamische Erde – Zukunftsaufgaben der Geo- zialisierungen, kleinere eher breit ausgebildete wissenschaften – Strategieschrift“. Senats- Mitarbeiter suchen. Ein als Geowissenschaftler kommission für Geowissenschaftliche Gemein- ausgewiesener Naturwissenschaftler füllt das schaftsforschung (Geokommission) der Deut- Profil eines Geophysikers in der Regel nicht aus. schen Forschungsgemeinschaft (DFG), 367 S., 2010. Kernaussagen zum Beruf des Geophysikers 3 „Zukunftssicherung für Mensch und Erde“. Kon- 1. Ein Geophysiker ist vornehmlich ein Physiker zeption zur Weiterentwicklung des geowissen- für die Erde, wobei der Begriff Erde synonym schaftlichen Forschungs- und Entwicklungspro- steht für Begriffe wie: Feste Erde, Erdkörper, gramms GEOTECHNOLOGIEN des Bundesmini- Geosphäre, Untergrund usw. Dadurch erfolgt steriums für Bildung und Forschung (BMBF) und gegenüber wichtigen und verwandten Nach- der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), bardisziplinen wie z.B. der Meteorologie oder 116 S., 2010. der Ozeanographie eine gute Abgrenzung.

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Teilnehmer der Klausursit- zung in Grubenhagen zur Dis- kussion des Berufsbilds „Geo- physik“ Foto: DGG

Für den Beruf des Geophysikers ist eine len und Informationen zur finanziellen, tech- umfassende mathematisch-physikalische nischen und operationellen Planungssicherheit. Grundausbildung ebenso unverzichtbar wie 5. Geophysikalische Grundlagenforschung er- ein fundiertes Wissen um die Komplexität möglicht Einsichten und ein vertieftes Ver- von physikalischen Zuständen und Prozes- ständnis des dynamischen Systems Erde und sen in Raum und Zeit. trägt vorauswirkend zu den unter 2. und 3. 2. Die Geophysik liefert Erkenntnisse über genannten Kernaufgaben bei. Damit sichert Strukturen, Eigenschaften und Prozesse aus sie zugleich Innovation und gesellschaftliche allen Bereichen des Untergrundes, die nicht Wettbewerbsfähigkeit. direkt zugänglich sind. Dafür sind ein tiefes Verständnis geophysikalischer Methoden Empfehlung für die Ausbildung und Verfahren entscheidend, ebenso deren Vor dem Hintergrund der Bedarfsanalyse und Umsetzung in praktische Anwendungen, der Kernaussagen zum Berufsbild sowie zum deren Weiterentwicklung und Adaptierung an Kompetenzprofil „Geophysiker“ leitet die Ar- konkrete Objekte und Situationen. Der ange- beitsgruppe der DGG konkrete Empfehlungen messene Umgang mit großen, oft inhomo- für die akademische Ausbildung des Master- genen Datenmengen und deren Aus- und Studiengangs Geophysik ab. So werden Mini- Bewertung auf der Basis mathematischer, malforderungen quantifiziert, die mit Leistungs- physikalischer und nicht selten auch ökono- punkten entsprechend der „European Credit mischer Kriterien ist Voraussetzung für Transfer and Accumulation System (ECTS)“- diesen Erkenntnisgewinn. Punkte unterlegt sind. Empfohlen wird ein sig- 3. Die Geophysik liefert substantielle Beiträge nifikanter Anteil der Fächer Mathematik und zu den wichtigen gesellschaftlich relevanten Physik, auf dem das eigentliche Fach Geophysik Themen wie: Rohstoffe, Energie, Wasser, aufbaut. Inhalte der einzelnen Studienfächer, Boden, Abfall, Naturgefahren und Georisiken die für eine Qualifikation als ausgebildeter Geo- und Klimaentwicklung. physiker unverzichtbar sind, werden benannt. 4. Der Mehrwert der Geophysik liegt in der Nicht explizit ausgeführt sind sog. Softskills, Bereitstellung von speziellen Daten, Model- vom zielorientierten Handeln, der Fähigkeit

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Konsekutiver Studiengang Geophysik, Bachelor und Master A: Bachelor (6 Semester) Fach Leistungspunkte Lehrinhalte Mathematik 35 Höhere Mathematik: Lineare Algebra, Vektoranalysis, Differential- und Integralgleichungen, Statistik; Numerische Mathematik: Modellierung und Inversion, digitale Signalverarbeitung, Programmierung u.a. mehr. Physik 45 Mechanik, Elektrik, Magnetik, Thermie, Statisch und dynamisch, sowie theoretisch und experimentell (Praktika). Geophysik 45 Grundlagen zu allen Themenfeldern der Geophysik, Physik der Erde, Seismik, Seismologie, Gravimetrie, Magnetik, Geoelektrik, Elektromagnetik, Geothermie, Mess- und Auswerteverfahren, Datenaquisition und -bewertung, Qualitätsmanagement, Feldpraktika. Wahlfächer 30 Interdisziplinäres Geo-Basiswissen, Geologie, bzw. Nebenfach Geoinformationssysteme, Gesteinskunde, Exkursionen. freie Wahlfächer 13 Geeignete Ergänzungen und Vertiefungen. Bachelorarbeit 12 Eine betreute wissenschaftliche Abschlussarbeit, die weitgehend selbständig angefertigt wird. Summe 180 B: Master (4 Semester) Fach Leistungspunkte Lehrinhalte Geophysik 60 Vertiefung aller Themenfelder der Geophysik (s.o.) mit Schwerpunkt auf mindestens zwei geophysikalischen Methoden. Nebenfach 20 Vertiefung in einem Fachgebiet, vorzugsweise in den Geowissenschaften. freie Wahlfächer 10 Geeignete Ergänzungen und Vertiefungen Masterarbeit 30 Eine betreute wissenschaftliche Abschlussarbeit, die selbständig angefertigt wird. Summe 120 der Selbstorganisation oder dem geeigneten der DGG ausdrücklich begrüßt und unterstützt. Präsentieren wissenschaftlicher Ergebnisse bis Eine solche, vom Geophysikstudiengang im hin zur Teamfähigkeit. Sie sind durchweg für Hauptfach abweichende Ausbildung sollte zum alle wissenschaftlichen Berufe relevant und Ziel haben, die für den jeweiligen Studiengang sollten während des Studiums fortentwickelt bzw. für das jeweilige Arbeitsfeld essentiellen werden. geophysikalischen Grundsätze und Verfahren Ein entsprechender Geophysikstudiengang nach möglichst auch aus praktischer Übung zu diesen Rahmenempfehlungen mag je nach loka- kennen und ihr Einsatzspektrum zu überschau- len Gegebenheiten und Ressourcen geringfügig en. Dadurch wird, wie die Praxis zeigt, auch zur variieren, sollte sie jedoch im Wesentlichen problemorientierten Kommunikation mit Geo- abbilden. physikern befähigt. Geophysik als Kernfach oder Nebenfach wird in manchen geowissenschaftlichen und ingenieur- Schlussbemerkungen wissenschaftlichen Studiengängen in zum Teil Das Positionspapier soll allen Gestaltenden und nennenswertem Umfang gelehrt. Dies wird von Mittragenden in der Geophysik als Denkanstoß,

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 51 DGG GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN

Gesprächsgrundlage und Orientierung dienen. Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel, BGR, Präsidium Mit seinen Kernaussagen und Empfehlungen DGG wird weniger die temporäre Fixierung eines Be- Birger-Gottfried Lühr, GFZ, Präsidium DGG rufsbildes bzw. Ausbildungsgangs beabsichtigt. Prof. Dr. Eiko Räkers, DMT, Präsidium DGG Für bemerkenswert halten die Teilnehmer der Dr. Alexander Rudloff, GFZ, Präsidium DGG Arbeitsgruppe die Konvergenz der Ansichten Theresa Schaller, Universität Kiel zum Berufsbild und zu den notwendigen Ausbil- Dr. Andreas Schuck, GGL dungsinhalten, die sich im Laufe der Beratung Prof. Dr. Ugur Yaramanci, LIAG und TU Berlin, herausstellte und im Papier ihren Niederschlag Präsidium DGG fand. Teilnehmer der DGG-Arbeitsgruppe Abkürzungen: Dr. Paul Althaus, DMT, Moderation BGR Bundesanstalt für Geowissenschaften und Franz Binot, LIAG, Protokoll Rohstoffe Prof. Dr. Torsten Dahm, Universität Hamburg DMT DMT GmbH & Co. KG Prof. Dr. Hans-Jürgen Götze, Universität Kiel, FKPE Forschungskollegium Physik des Erdkör- Vors. FKPE pers e.V. Tobias Horstmann, Universität Karlsruhe GFZ Deutsches GeoForschungsZentrum Prof. Dr. Michael Korn, Universität Leipzig, Vors. GGL Geophysik und Geotechnik Leipzig GmbH FKPE LIAG Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik

71. Jahrestagung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft Vom 21.2. bis 24.2.2011 wird die Jahrestagung Postersessions sowie eine Firmenausstellung der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft, sind geplant. Hier wird die geophysikalische zu der wir Sie herzlich einladen, nach 22 Jahren Industrie ihre Geräte und ihre Dienstleistungen wieder an der Universität zu Köln stattfinden. vorstellen. Nach einigen Jahren Pause wird die Tagung Zusätzlich zu den wissenschaftlichen Vorträgen wieder gemeinsam mit der Jahrestagung der werden namhafte Wissenschaftler aus Deutsch- Arbeitsgemeinschaft Extraterrestrische For- land und aus dem Ausland eingeladen, die in schung (AEF) und dem Fachverband Extraterre- Form von Plenarvorträgen ihre neuesten For- strische Forschung der Deutschen Physikali- schungsergebnisse präsentieren werden. Die schen Gesellschaft (DPG) veranstaltet. wissenschaftlichen Schwerpunkte der Tagung Die Stadt Köln, in der unsere Tagung stattfinden spiegeln die Arbeitsbereiche der Geophysik in wird, ist für ihre 2.000-jährige Geschichte, ihr Köln wider: (a) Elektromagnetische Explora- kulturelles und architektonisches Erbe sowie für tionsverfahren und (b) Planeten. Desweiteren ihre international bedeutenden Veranstaltungen sind Beiträge zu allen aktuellen geophysika- bekannt. Köln besitzt als Wirtschafts- und Kul- lischen Forschungsthemen willkommen. turmetropole internationale Bedeutung und hat Informationen zum Tagungsprogramm, zu den mit der Universität zu Köln, an der mehr als Exkursionen, zur Anmeldung und zur Einrei- 35.000 Studenten eingeschrieben sind, eine der chung der Abstracts finden Sie auf der Webseite größten Universitäten Deutschlands. der DGG-Tagung: Die wissenschaftlichen Vorträge werden in den www.geomet.uni-koeln.de/dgg-2011. Hörsälen der physikalischen Institute, Zülpicher Wir freuen uns auf Ihren Besuch in Köln und Ihre Str. 77, und in dem großen Hörsaal der Geowis- Teilnahme an der DGG-Jahrestagung 2011! senschaften, Zülpicher Str. 49 stattfinden, die Für das Organisationsteam: an zentraler Stelle der Universität gelegen sind. Joachim Saur & Bülent Tezkan, Köln

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Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften 2004 entstanden durch Fusion von Deutscher Geologischer Gesellschaft (DGG, gegründet 1848) und Gesellschaft für Geowissenschaften(GGW)

Wohin geht die Reise der Geowissenschaften? Die große geowissenschaftliche Tagung Versuchen Sie selbst, diese drei Thesen zu GeoDarmstadt 2010 ist gerade vorbei. Die DGG widerlegen. Auch ich möchte sie so nicht stehen hatte sie als ihre Jahrestagung maßgeblich mit- lassen. Sie werden sicherlich von denjenigen in gestaltet. Zusammen mit fast allen geowissen- Frage gestellt, die sich seit Jahren für die Außen- schaftlichen Verbänden wurde das ganze Spek- darstellung und die fachübergreifende Dar- trum der Geowissenschaften auf hohem Niveau stellung der Geowissenschaften einsetzen. Wir geboten. Die Geowissenschaften präsentierten können auf ein sehr erfolgreiches „Jahr der Geo- sich so, wie wir uns selber sehen, wissenschaft- wissenschaften“ (2002) und ein schon weniger lich fundiert, vielseitig, zu aktuellen Themen genutztes „International Year of the Planet Stellung nehmend, praxisrelevant – das ist die Earth“ (2008) zurückblicken, in den es einige Wahrnehmung nach innen, aber wer hat es bedeutende Gemeinschaftsaktionen der Geo- sonst noch mitbekommen? Wie war die Reso- wissenschaften gab. Zu den wenigen übergrei- nanz nach außen? fend tätigen Gruppen zählt die Geokommission Obwohl geowissenschaftliche Themen wie Ener- der DFG. Sie wurde über Jahrzehnte von der DFG gierohstoffe, Klimawandel, Georisiken, Wasser- mit der Begründung unterstützt, dass eine Koor- knappheit etc. seit einigen Jahren deutlich ge- dination der geowissenschaftlichen Gemein- steigerte Präsenz in den Medien und der Politik schaftsaufgaben notwendig sei. Da es eine sol- erfahren – die wichtigste und seit Jahren größte che Kommission aber nicht für die anderen Geotagung fand in den Medien nur lokal ein Naturwissenschaften gibt, stellt die DFG jetzt die Echo. Woran liegt das? Frage, warum die wissenschaftliche Interessen- Lassen Sie mich hierzu drei Thesen aufstellen: vertretung und Außendarstellung des Faches Die Geowissenschaften werden als Sparten- nicht von den wissenschaftlichen und berufs- wissenschaften wahrgenommen, zersplittert in ständigen Fachgesellschaften geleistet wird, so Einzelfächer, die wir selbst oft nicht richtig von- wie es bei den anderen Naturwissenschaften der einander abgrenzen können. Fall ist. Sollte die Geokommission tatsächlich im Die Geowissenschaften haben keine Lobby, kein nächsten Jahr ihre Arbeit einstellen müssen, gemeinsames Sprachrohr und keinen zentralen dann werden die Geowissenschaften ihre wich- Anlaufpunkt für Fragen aus der Öffentlichkeit. tigste Lobbyinstitution verlieren. Auch der Geowissenschaften werden als eine beschrei- GeoUnion – Alfred-Wegener-Stiftung ist es in bende Wissenschaft wahrgenommen, deren den letzten Jahren schwergefallen, mit geringem praktische Relevanz nicht deutlich wird. Die Budget eine schlagkräftige und publikumswirk- Lösungen zu den wichtigen Fragestellungen same Interessenvertretung aufzubauen. Auch (Klimawandel, Katastrophen etc.) bewältigen die einzelnen geowissenschaftlichen Vereine andere, z.B. Ingenieure. und Gesellschaften können für sich genommen

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 53 DGG GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN nur wenig mehr als Einzelaktionen starten, zu- Zum Ende des Jahres möchte ich mich wieder bei mal eine Koordinationsich als schwer erwiesen unseren Mitgliedern für Ihre Unterstützung be- hat. Dies ist nur durch eine gemeinschaftliche danken. Besonders bedanke ich mich bei den Struktur aller geowissenschaftlichen Gesell- ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbei- schaften zu erreichen. Ich denke, man sollte dar- tern in den Fachsektionen, den Arbeitsgruppen, über hinaus auch die geowissenschaftlichen allen Vorstands- und Beiratsmitgliedern sowie Universitätsinstitute, die Forschungsinstitute, den Mitarbeitern in der Geschäftsstelle. Dieses die Geologischen Dienste und vielleicht sogar Jahr hebe ich besonders die Arbeit in den Redak- die Industrie mit einbinden. Eine gemeinsame tionen unserer Zeitschriften um Andreas Hoppe, Struktur ist nicht nur aus Gründen der Außen- Klaus Mahlstede, Heinz-Gerd Röhling und Jan- wirksamkeit geboten, sondern auch die Nutzung Michael Lange hervor, ohne deren Arbeit die Pu- der begrenzten Ressourcen für gemeinsame blikationen der DGG nicht denkbar sind. Aufgaben erscheint wirtschaftlich sinnvoll, wenn Allen Mitgliedern und Freunden der DGG wün- nicht unvermeidlich. Das zu erreichen ist keine sche ich ein beschauliches und friedliches Weih- Aufgabe für das morgen, aber ein gutes Ziel für nachtsfest und uns allen ein erfolgreiches neues das 2. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Jahr. Stefan Wohnlich

Symposium 100 Jahre Hermann-Credner-Stiftung der DGG Anlässlich des 70. Geburtstages von Hermann wird, soll eine Exkursion zu Wirkungsstätten Credner am 01. Oktober 1911 übergaben Schüler Hermann Credners in Leipzig führen. und Freunde dem Jubilar in Anerkennung seiner Weitere Informationen finden Sie demnächst un- Verdienste 20.000 Reichsmark als Kapital für ter www.dgg.de / Veranstaltungen eine Stiftung, die den Namen „Hermann- Werner Ehrmann, Franz Jacobs, Credner-Stiftung“ führen sollte. Die Stifter ver- Jan-Michael Lange & Heinz-Gerd Röhling banden damit die Bitte an Hermann Credner, die Stiftung „der Deutschen Geologischen Gesell- schaft zu Berlin, der Sie seit 1865 ein ebenso eif- riges Mitglied wie ein treuer Freund und Berater waren, zur Verwaltung zu überweisen“. Aus den Erträgen der Hermann-Credner-Stiftung wurden seit 1960 mittlerweile 60 „Hermann- Credner-Preise/-Stipendien“ an junge Wissen- schaftler vergeben, von denen die meisten spä- ter zu Hochschullehrern berufen wurden. Besonders die Preisträgerinnen und Preisträger möchten wir sehr herzlich bitten, sich mit einem Fachvortrag an der Ausgestaltung des Symposi- ums zu beteiligen. Weiterhin sind Beiträge zu Hermann Credner und seinen Arbeitsgebieten willkommen. Während des Symposiums, welches vom 4. bis 6. November 2011 im Institut für Geophysik und Geologie der Universität Leipzig stattfinden

Hermann Credner

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DGG-Mitgliederversammlung am 13. Oktober 2010 in Darmstadt Die Mitgliederversammlung 2010 der DGG fand sitzende hat in diesem Jahr erstmals durch einen im Rahmen der GeoDarmstadt2010 in Darmstadt Brief an die Mitglieder begonnen, die Kontakte statt. Es waren 63 Mitglieder anwesend. Der zu den Mitgliedern zu intensivieren. Über das Vorsitzende, Stefan Wohnlich, begrüßte die an- Informationsforum GMIT hinaus möchte er sich wesenden Mitglieder und eröffnete die Mitglie- auch direkt an die Mitglieder wenden. Er wies dar- derversammlung. In einer Schweigeminute wur- auf hin, dass der Geologische Kalender 2011 am de der seit der letzten Mitgliederversammlung Stand der DGG einzusehen und zu erwerben ist. verstorbenen Mitglieder gedacht. Bei den Kooperationen sprach der Vorsitzende nähere Kontakte zur Geologischen Vereinigung Bericht des Vorsitzenden (GV) an, die in näherer Zukunft aufgenommen In seinem Bericht zum abgelaufenen Geschäfts- werden sollen. Mit der DGGT Deutsche Gesell- jahr ging der Vorsitzende auf die Themen ein, schaft für Geotechnik besteht über die Fach- die im Jahr seit der letzten Mitgliederversamm- sektion Ingenieurgeologie und die Fachsektion lung in drei Vorstands- und Beiratssitzungen in Hydrogeologie eine lebendige Verbindung zur Hannover, in Angermünde und in Frankfurt DGG, u.a. durch eine gemeinsame Ausbildung behandelt worden sind. Er erwähnte den Besuch von Bohrtechnikern im Rahmen von Geother- von Vorstand und Beirat während der Sitzung in miebohrungen. Eine wesentliche Kooperation Angermünde an der Gedenkstätte Leopold von mit dem BDG Berufsverband Deutscher Geowis- Buchs in Stolpe bei Angermünde und er rief senschaftler erfolgt über das Gestein des Jahres, dazu auf, für den Erhalt der Gedenkstätte eine für das mit dem Rochlitzer Porphyrtuff ein Vor- Spende zu tätigen. schlag für 2011 vorliegt; die Abstimmung erfolgt Zu den wesentlichen Themen des vergangenen in der Kommission aus DGG- und BDG-Mitglie- Jahres gehört die Haushaltskonsolidierung, die dern sowie Mitgliedern aus anderen Organisa- durch erhöhte Ausgaben für die ZDGG, aber tionen. Eine Entscheidung hierzu wird Ende auch durch den Börsencrash verursacht worden Oktober erwartet. Mit der GSA Geological war. Nach der ISI-Zertifizierung der ZDGG und ih- Society of America beginnt mit einer gemein- rem nun regelmäßigen Erscheinen sind die Aus- samen Tagung 2011 in München, an der auch die gaben im Geschäftsjahr trotzdem immer noch GV beteiligt ist, eine viel versprechende Koope- höher als die Einnahmen durch Mitgliedsbeiträ- ration. Näheres zur Tagung weiter unten. ge. Durch Verhandlungen mit dem Verlag der Im Vorgriff auf den Tagesordnungspunkt „Eh- ZDGG konnten einerseits die Qualität erhöht rungen“ informierte der Vorsitzende die Mitglie- und andererseits die Kosten leicht gedrückt wer- der über die Ehrungen 2010, die in einer eigenen den. Außerdem gibt es eine gewisse Kompensa- Zeremonie am Mittwochvormittag vorgenom- tion dieses Fehlbetrages durch Anzeigen in den men werden sollen. Prof. Yujiro Ogawa aus To- Zeitschriften sowie Entnahmen aus den Stiftun- kio erhält die Leopold-von-Buch-Plakette, Prof. gen, so dass für das Geschäftsjahr 2011 ein aus- Dr. Georg Kleinschmidt aus Frankfurt erhält die geglichener Haushalt erwartet wird. Dennoch Stille-Medaille, Dr. Christoph Glotzbach aus wird es unumgänglich sein, in absehbarer Zeit Grenoble erhält das Hermann-Credner-Stipen- die Mitgliedsbeiträge zu erhöhen. Auf die ange- dium und Dr. Bertrang Ligouis aus Tübingen er- strebte weitere Internationalisierung der ZDGG hält das R.+M. Teichmüller-Stipendium. Der Vor- wird später noch eingegangen werden. sitzende erinnerte daran, dass jedes Mitglied zu Die Mitgliederzahlen sind konstant geblieben Ehrende vorschlagen kann und bittet um Nen- und zeigen eine leichte Tendenz nach oben, d.h. nungen bis zum 15. Dezember jedes Jahres an die Eintritte überwiegen leicht die Austritte bzw. den stellvertretenden Vorsitzenden Martin Abgänge durch verstorbene Mitglieder. Der Vor- Meschede. Einzelheiten zu den Geehrten und

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 55 DGG GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN zum Prozedere stehen bei www.dgg.de, Ehrun- dass ein zusätzlicher Brief an die Mitglieder, gen (linkes Menü). über den Versand von GMIT hinaus, zusätzliche Zum Abschluss seines Berichts dankte der Vor- Kosten verursache. Dem hielt der Vorsitzende sitzende allen (über die gewählten Vorstands- entgegen, dass für die Einladung zur Mitglieder- und Beiratsmitglieder hinaus) ehrenamtlich täti- versammlung immer noch der Postweg notwen- gen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, vor al- dig sei und durch den diesjährigen Brief keine lem im Hintergrund der Geschäftsstelle. In die- Mehrkosten entstanden seien. Für eine Verbes- sem Zusammenhang lud er alle Mitglieder ein, serung des Informationsflusses zwischen Vor- sich z.B. bei der Redaktion der SDGG und EDGG stand, Geschäftsstelle und Mitgliedern wäre es einzubringen. dennoch wünschenswert, wenn möglichst viele Mitglieder ihre E-Mail-Adresse mitteilen, z.B. Bericht des Schatzmeisters auch, um bei nicht rechtzeitig gemeldeten Der Schatzmeister, Heinz-Gerd Röhling, konnte Adressenänderungen und daher zurückkom- seinen Bericht aus gesundheitlichen Gründen menden Sendungen die neue Adresse abzufra- nicht vortragen. gen (allein dadurch entstehen der DGG erhebli- che Kosten). Bericht zur ZDGG Der Schriftleiter der ZDGG, Andreas Hoppe, be- Entlastung richtete, dass die Zeitschrift durch die ISI- Die Entlastung des Vorstands schloss den Kas- Zertifizierung inzwischen pünktlich erscheint, senbericht aus. Für die anderen Geschäfte er- das 3. Heft 2010 wurde gerade ausgeliefert. Vor- folgte sie mit großer Mehrheit. stand und Beirat haben ausführlich über eine Namensänderung der Zeitschrift diskutiert, um Weiterentwicklung der Zeitschrift sie im internationalen Bereich deutlicher hervor- Zur Weiterentwicklung der Zeitschrift, die vor zuheben. Als Kompromiss wird jetzt ein Jahr lang allem mit der ISI-Zertifizierung zusammenhängt, in der rechten oberen Ecke der Schriftzug informierte der Vorsitzende darüber, dass min- „German Journal of Geosciences“ stehen. Eine destens 50 Prozent der Beiträge in Englisch er- komplette Umbenennung würde die gerade er- scheinen müssen, dass aber entsprechend auch reichte ISI-Zertifizierung zunichte machen und 50 Prozent der Beiträge in Deutsch erscheinen eine erneute Wartezeit von zwei Jahren bedeu- können. Es zeigte sich in der Diskussion, dass ten, nach denen wieder ein Antrag auf immer noch ein großer Teil der Mitglieder eine Zertifizierung gestellt werden könnte. Veröffentlichung in deutscher Sprache bevor- zugt. Die in der ZDGG veröffentlichten Themen Berichte aus den Fachsektionen umfassen vor allem die Geologie von Mitteleuro- Der Vorsitzende verwies darauf, dass das ei- pa einschließlich der an Deutschland angren- gentliche Leben der DGG in den Fachsektionen zenden Länder. Um auch von Wissenschaftlern und Arbeitskreisen der DGG stattfinde. Durch aus dem Rest der Welt wahrgenommen zu wer- die sehr knapp bemessene Zeit, die für die Mit- den, empfiehlt es sich also doch, einen gewissen gliederversammlung zur Verfügung stand, wur- Teil der Beiträge in Englisch zu veröffentlichen. de auf eine ausführliche Berichterstattung ver- Es spräche aber nichts dagegen, Detailarbeiten, zichtet. Auf der Internetseite der DGG vor allem aus der Praxis, nach wie vor in (www.DGG.de) sowie in GMit kann sich jedes Deutsch zu publizieren. Mitglied laufend über diese Aktivitäten informie- ren und daran teilhaben. Satzungsänderungen Die Behandlung der vorgesehenen Satzungsän- Aussprache derungen in den Paragraphen 3 und 15 wurde In der Aussprache wurde darauf hingewiesen, auf die nächste Mitgliederversammlung vertagt.

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Tagungen Tschechischen Geologischen Gesellschaft, geplant. Der Vorsitzende informierte über die laufende und kommende Tagungen. Er dankte den Orga- Verschiedenes nisatoren der Darmstadt-Tagung für ihr Engage- Zum Abschluss der Sitzung fragte der Vorsitzen- ment und die gute Ausführung der Tagung. Für de, ob es noch Fragen gäbe. Es erhob sich die 2011 lud er die Mitglieder nach München ein, wie Frage nach dem Stand der Bibliothek. Hierzu schon eingangs erwähnt. Das Thema der Ta- konnte berichtet werden, dass die ZDGG inzwi- gung, die von Anke Friedrich organisiert und zu- schen fast vollständig gescannt ist und für Mit- sammen mit der Geologischen Vereinigung und glieder im Internet zur Verfügung stehe. Es soll der Geological Society of ‚America ausgerichtet geklärt werden, ob ältere Jahrgänge frei zugäng- wird, lautet „Fragile Earth. Geological Processes lich gemacht werden können. Ein entsprechen- from Global to Local Scales, Associated Hazards der Vorschlag soll auf der nächsten Mitglieder- and Resources“. Die Tagung wird vom 4. bis 7. versammlung zur Abstimmung gebracht werden. September 2011 an der Ludwig-Maximilians-Uni- Der Vorsitzende dankte allen, die sich an den versität in München stattfinden. In Kürze wird Aktivitäten der DGG beteiligen, und beendete hierzu eine eigene Internetseite eingerichtet. die Sitzung. Nähere Informationen gibt es auch bei www. Stefan Wohnlich (Vorsitzender) DGG.de. & Monika Huch (Schriftführung) Für 2012 ist die DGG-Jahrestagung in Hanno- ver und für 2013 in Prag, zusammen mit der

GeoDarmstadt2010: Ehrungen Anlässlich ihrer 162. Jahresversammlung verlieh maringeologischen Forschungsprogrammen. die Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaf- So nahm er bereits am Deep Sea Drilling Projekt ten (DGG) am 14. Oktober 2010 die Leopold-von- (DSDP) mit der Glomar Challenger teil, die ihn Buch-Medaille, die Hans-Stille-Medaille, den als Shipboard Scientist in die Region vor Hermann-Credner-Preis sowie den R.+M. Teich- Guatemala führte. Mehrere weitere Fahrten, müller-Preis. darunter zwei als Co-Chief Scientist, mit dem Die Leopold-von-Buch-Medaille wurde an Prof. Folgeprojekt Ocean Drilling Program (ODP) und Dr. Yujiro Ogawa, Tsukuba (Japan), überreicht. Tauchgänge mit den japanischen Tiefsee- Damit wird er für seine langjährigen Forschungs- tauchbooten „Shinkai 2000“ und „Shinkai arbeiten in der marinen Geologie und 6500“ folgten, alle unter dem Aspekt der kon- Geodynamik geehrt. Professor Ogawa (geboren vergenten Plattenränder, die ihn in seiner wis- 1945 in Tsujido, Japan) war ab 1977 Associate senschaftlichen Laufbahn immer wieder interes- Professor am College of Humanities and sierten und wo er international anerkannte Sciences der Nihon University Tokio. Von 1978 Publikationen von hohem Stellenwert einbrach- bis 1982 war er Associate und später Full Profes- te. Er geht fundamentale Fragen mit unkonven- sor am Department of Geology in der Faculty tionellen Methoden an und hat dabei große of Science der Kyushu Universität in Fukuoka, Erfolge vorzuweisen. Japan. Von 1992 bis zu seiner Emeritierung 2008 Die Hans-Stille-Medaille wurde an Prof. Dr. hatte er den Lehrstuhl für Geologie am Institute Georg Kleinschmidt, Frankfurt, für seine heraus- of Geoscience der Universität von Tsukuba, ragenden wissenschaftlichen Beiträge zur Japan, inne. Die DGG ehrt Professor Ogawa Antarktisforschung und Ostalpenforschung ver- insbesondere für seine maßgebliche Mitarbeit in liehen. Professor Kleinschmidt wurde 1938 in

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Berlin geboren. Er studierte Geologie in Tübin- Der Rolf und Marlies Teichmüller-Preis wurde an gen. Später lehrte er an den Universitäten Darm- Dr. Bertrand Ligouis, Tübingen, für seine her- stadt und Frankfurt am Main. Neben seinen For- ausragenden wissenschaftlichen Leistungen in schungsarbeiten in den Ostalpen nahm er 1979/ der Kohlenpetrographie verliehen. Insbesondere 80 an seiner ersten Expedition in die Antarktis wird die von ihm als Pionier geleistete Übertra- (GANOVEX) teil. Diese Expedition und mehrere gung und Etablierung kohlenpetrographischer Folgeunternehmen führten nach Nordvictoria- Methoden in die Umweltwissenschaften, die Ar- land, wo Georg Kleinschmidt mit struktur- und chäologie, die Bodenkunde und in die Hydro- kristallingeologischen Untersuchungen betraut geologie gewürdigt. Dr. Ligouis wird als einer war. Das damals gerade aufkommende Terrane- der besten (wenn auch wenigen) Kohlenpetro- Konzept in der Plattentektonik wurde von ihm graphen in Deutschland und darüber hinaus aufgenommen und auf die geodynamische Ent- geehrt. Neben seinen vielfältigen Arbeiten in der wicklung Nordvictorialands und des altpaläozo- klassischen Kohlenpetrographie bzw. organi- ischen Ross-Subduktionsorogens angewandt. schen Petrologie hat er diese Methoden als Pio- Seine damals gemeinsam mit dem übrigen nier in den Umweltwissenschaften, der Archäo- GANOVEX-Team entwickelten Ideen und Modelle logie sowie in der Bodenkunde und nicht zuletzt haben bis heute Bestand. auch im Gebiet der Hydrogeologie etabliert. In Der Hermann-Credner-Preis bzw. das Hermann- Böden und in Grundwasserleitern konnte er mit Credner-Stipendium wurde an Juniorprofessor seinen Methoden erstmals verschiedenste na- Dr. Christoph Glotzbach, Hannover, für seine türliche und anthropogene Kohlepartikel identi- herausragenden Forschungsarbeiten im Bereich fizieren, was sehr wesentlich zum Verständnis der Geodynamik, Thermochronologie und nume- des Verhaltens organischer Schadstoffe in der rischen Modellierung verliehen. Die wissen- Umwelt beigetragen hat. Diese Arbeiten werden schaftlichen Arbeiten von Glotzbach stellen inzwischen in den USA und in China kopiert, d.h. einen herausragenden Beitrag zum Verständnis seine Methoden werden inzwischen für Umwelt- des Wechselspiels endogener und exogener fragestellungen sehr verbreitet angewendet. Ei- Prozesse in orogenen Systemen dar. Darüber nen sehr weiten Anwendungsbereich hat er der hinaus ermöglichten diese Ergebnisse wesentli- organischen Petrologie in vielen Fragestellun- che Fortschritte im Verständnis der jüngeren al- gen der Archäologie, insbesondere in der Erfor- pinen Entwicklungsgeschichte. Christoph Glotz- schung der frühen Menschen erschlossen. Dr. bach lehrt und forscht am Institut für Geologie Bertrand Ligouis forscht an der Universität der Universität Hannover. Tübingen.

Aufruf zur Bildung eines Wahlvorstandes für die DGG-Vorstands- und Beiratswahlen 2011

Zur Durchführung der voraussichtlich im Sep- glieder der DGG. Der Wahlvorstand kann weitere tember 2011 stattfindenden Wahl des Vorstan- Personen zur Erledigung der Aufgaben hinzu- des und Beirates der Deutschen Gesellschaft für ziehen. Geowissenschaften, benötigt die DGG gemäß Der Vorstand der DGG ruft deshalb für eine ord- der Wahlordnung der Deutschen Gesellschaft nungsgemäße Durchführung zur Bildung eines für Geowissenschaften (DGG) vom 30.09.2005 Wahlvorstandes aus dem Kreis der Mitglieder einen Wahlvorstand. der DGG auf. Interessenten möchten sich bis Der Wahlvorstand besteht aus dem Wahlleiter 15.01.2011 bei der Geschäftsstelle der DGG und zwei Stellvertretern aus dem Kreis der Mit- (Stilleweg 2, Hannover) melden.

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Wahlaufruf zur Vorstands- und Beiratswahl der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften

Voraussichtlich im September 2011 findet die Zur Bekanntmachung der Kandidaten an die Mit- Wahl des Vorstandes und Beirates der Deut- glieder ist die Veröffentlichung einer Kurzvor- schen Gesellschaft für Geowissenschaften statt. stellung im Mitteilungsorgan GMIT vorgesehen. Sowohl die Wahl des Vorstandes als auch des Der Wahlvorstand und der Vorstand bittet Kan- Beirates erfolgt gemäß der Wahlordnung der didaten aus Praktikabilitätsgründen Unterlagen Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften für die Kandidatenvorstellung (1/4 Seite DIN A4 (DGG) vom 30.09.2005 durch Briefwahl. + Foto) in GMIT bis spätestens 15.01.2011 Mitglieder können bis spätestens 6 Wochen (Redaktionsschluss GMIT) einzureichen: Wahl- (also vsl. 14.07. 2011) vor dem Wahltermin eige- vorstand der DGG c/o Geschäftstelle der DGG, ne Vorschläge für Kandidaten an den Wahlvor- Stilleweg 2, Hannover. stand einreichen. Verbindliche Wahlvorschläge müssen von mindestens zwanzig Mitgliedern der Prof. Dr. Stefan Wohnlich Vorsitzender DGG Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften Dr. Heinz-Gerd Röhling Schatzmeister DGG unterschrieben sein. Dipl.-Geol. Monika Huch Schriftführerin DGG

Fachsektion Hydrogeologie

Fortbildungsveranstaltungen der FH-DGG 2011

Termin Titel Ort Organisation

7.–9.2. Tracertechniken in der Hydrogeologie I Ruhr-Univ. Bochum Prof. Dr. Stefan Wohnlich, Ruhr-Universität Bochum 23.2. Geothermie Messe Offenburg Prof. Dr. Ingrid Stober, (im Rahmen der GeoTherm-Messe) (Regierungspräsidium Freiburg) 16.–19.3. GIS – Werkzeuge f. die hydrogeol. Praxis Hotel Betz Dr. Johannes Riegger Bad Soden-Salmünster Inst. f. Wasserbau, Uni Stuttgart 13.–14.4. Planung und Bemessung von Berlin Dipl.-Geol I. Schäfer, Geol. Erdwärmesondenanlagen Dienst, NRW / Dr. S. Rumohr, HLUG, Wiesbaden 1.-4.6. Angewandte Grundwassermodellierung II Hotel Betz Dr. Johannes Riegger, Bad Soden-Salmünster Inst. f. Wasserbau, Uni Stuttgart 12.10. Hydrogeologie der Festgesteine Freiburg Prof. Dr. Ingrid Stober Regierungspräsidium Freiburg 23.-26.11. Angewandte Grundwassermodellierung III Hotel Betz Dr. Johannes Riegger Bad Soden-Salmünster Inst. f. Wasserbau, Uni Stuttgart In Planung Geothermische Brunnenanlagen In Planung Dr. S. Rumohr HLUG, Wiesbaden

Anmeldungen über die Geschäftsstelle der FH- Detaillierte Informationen zu den Veranstaltun- DGG: Frau Dr. R. Kaufmann-Knoke gen der Fachsektion Hydrogeologie entnehmen Telefon: +49 6321-484-784, Telefax: +49 6321- Sie bitte den Internetseiten der FH-DGG 484-783, E-Mail: [email protected] (www.fh-dgg.de).

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Tracertechniken in der Hydrogeologie – Grundkurs, 7.–9.2.2011, Bochum

Der FH-DGG-Fortbildungskurs „Tracertechniken schätzung aus Tracerversuchen in Multischicht- in der Hydrogeologie“ stellt die Grundlagen der und Karstaquiferen; Auswertungsübungen am Markierungstechniken ausführlich dar und gibt PC praxisnahe Hinweise für deren Vorbereitung Referenten: Stefan Wohnlich, Piotr Malo- und Durchführung in porösen Medien. Anhand szewski. Der Kurs richtet sich an Naturwissen- von Beispielen und eigenständig durchgeführ- schaftler und Ingenieure aus allen Bereichen der ten Laborversuchen während der Kurswoche Grundwasserwirtschaft, die ihre Kenntnisse im werden Tracerdurchgangskurven mit Hilfe von Bereich der Auswertungen von Tracerversuchen verschiedenen Auswerteverfahren parametri- vertiefen möchten. Außerdem sind Studenten siert. Der Kurs wird durch Übungen, z.T. am PC, und Doktoranden aus dem Bereich der Geowis- begleitet. senschaften angesprochen. Voraussetzungen Inhalte: Grundlagen und Ziele der Markierungs- sind qualifizierte Grundkenntnisse in der technik; Anforderungen an Markierungsmittel; Hydrogeologie und Mathematik. Fluoreszenztracer: Eigenschaften und Mess- Die Teilnahmegebühr von 290 € für Berufstäti- technik; Tracerverhalten in porösen Medien; ge und 110 € für Studenten beinhaltet die Ver- Durchführung von Säulenversuchen (Aufbau, anstaltungsunterlagen. FH-DGG-Mitglieder er- Dimensionierung, Injektion); Ausführung von halten eine Reduktion von 25 €. Der Kurs wird Markierungen im Grundwasser; Durchführung an der Ruhr-Universität Bochum am Institut für eines Tracerversuchs unter Laborbedingungen; Geologie, Mineralogie und Geophysik, Lehrstuhl Grundlagen des Stofftransportes in porösen Angewandte Geologie, Universitätsstr. 150, Ge- Medien; 3D-, 2D-, 1D-Dispersionsgleichungen bäude NA 1/173 durchgeführt. (Dispersionstensor, Geschwindigkeitstensor) Kursbeginn: 07.02.11, 9:00 Uhr, Kursende: für nichtreaktive Tracer 09.02.11, 18:30 Uhr, im Gebäude NA 1/173 Auswerteverfahren (Parametergewinnung), Weitere Informationen: www.rub.de/hydro/ Momentenverfahren, Summenkurvenverfahren, veranstaltung.html. Anmeldung im Sekretariat Anpassung (Kalibrierung) des Modells; Beispiele des Lehrstuhls Angewandte Geologie der Ruhr- der Parameterabschätzung aus verschiedenen Universität Bochum, Frau Dückershoff, Tel: Tracerversuchen (natürliche Fließbedingungen, 0234/32-24503, Fax: 0234/32-14120. Radialzufluss, Säulenversuche); Parameterab- [email protected]

Geothermie, 23.2.2011, Offenburg In der FH-DGG-Fortbildungsveranstaltung Geo- ten, HDR-Verfahren, anhand von Beispielen be- thermie sollen ausgewählte Themen der Ober- sprechen. Die Auslegung von Erdwärmesonden flächennahen und der Tiefen Geothermie behan- zum Heizen und Kühlen ist ein weiterer Schwer- delt werden. Wir wollen die geothermischen punkt unserer Fortbildungsveranstaltung. Be- Grundlagen, wie advektiver und konduktiver messungsgrundlagen für die Auslegung von Wärmetransport, Ursachen von Anomalien, geo- Erdwärmesonden, Berechnungsmethoden, Pro- thermische Parameter verschiedener Gesteine, gramme und Beispiele werden gegeben. Bau diskutieren und die verschiedenen geothermi- und Ausbau von Erdwärmesonden aber auch schen Nutzungsmöglichkeiten, wie z.B. durch von Brunnensystemen werden aufgezeigt, ins- Erdwärmesonden, hydrogeothermische Dublet- besondere unter dem Aspekt der Effizienz der

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Sonde und des Grundwasserschutzes. An Bei- raturänderung (Förderung, Wärmeentzug) auf- spielen wird die Bedeutung der (hydro-) geologi- gezeigt, um entsprechende Maßnahmen gegen schen Standortsituation und der gewählten Aus- Korrosion und Versinterung treffen zu können. baumaterialien (Sondentyp, Verfüllung des Ein weiteres zentrales Thema ist die Durchfüh- Bohrlochs) für die Auslegung der Erdwärmeson- rung und Auswertung von seismischen Messun- den erläutert. Um Aussagen über die zu erwar- gen bis hin zur Anfertigung von geologischen tende Förderrate treffen zu können, sind Kennt- Schnitten. Im Kurs wird auch auf die Seismizität, nisse über Durchführung und Auswertung von die in Zusammenhang mit Projekten der Tiefen Pumpversuchen in der Oberflächennahen und Geothermie auftreten kann, eingegangen. Ab- Tiefen Geothermie von zentraler Bedeutung. An- schließend werden wir uns mit der erforderli- hand von konkreten Wasserdaten von ober- chen Datengrundlage für Realisierung von Pro- flächennahen und tiefen Wässern werden die jekten der Tiefen Geothermie befassen. charakteristischen chemischen Eigenschaften Organisation: Prof. Dr. Ingrid Stober. Anmelde- erläutert und die Auswirkungen bei Gasaus- schluss ist der 4. Februar 2011. Die Teilnehmer- tausch aber auch bei einer Druck- und Tempe- zahl ist auf 50 Personen begrenzt.

GIS – Werkzeuge für die Hydrogeologische Praxis, 16.–19.3.2011, Bad Soden-Salmünster

Die FH-DGG bietet im Frühjahr 2011 wieder einen mit Access und ArcGIS ermöglichen praktische Intensivkurs zur Nutzung von Datenbank- und Erfahrung mit Datenbanken und GIS-Systemen GIS-Systemen in der hydrogeologischen Praxis mit spezieller Ausrichtung auf die Erfordernisse und der Grundwassermodellierung an, der spe- der hydrogeologischen Praxis, der Grundwas- ziell auf die Bedürfnisse der Praxis zugeschnit- ser- und der hydrologischen Modellierung und ten ist. Für einen effizienten Einsatz in der auf eine direkte praktische Umsetzbarkeit. Der hydrogeologischen Praxis sind nämlich über Kurs ist durch seinen Fokus auf eine effiziente eine reine Programmbedienung hinaus zusätz- Datenaufbereitung und -integration eine ideale lich Kenntnisse und Fähigkeiten in Design und Ergänzung zu reinen GW-Modellierungskursen Nutzung hydrogeologischer Datenbanksysteme (wie z.B. Angewandte Grundwassermodellie- bzw. den für den Aufbau von Numerischen rung I–III). Grundwassermodellen notwendigen GIS-Opera- Um auch GIS-Einsteigern bzw ArcView-Umstei- tionen und -Berechnungsmethoden notwendig. gern einen Zugang zu ermöglichen, wird eine Behandelt wird der Aufbau und die Nutzung von spezielle, optionale Vorbereitung (Mittwoch und relationalen Datenbanken, die Erzeugung von Donnerstagmorgen) angeboten. geometrischen Grundlagen und räumlichen Angesprochen sind Hydrogeologen, Ingenieure Datensätzen als Input für Grundwassermodelle in Wasserwirtschaft und Umweltschutz, Inge- (modflow, FEFLOW), GIS-Ansätze zur hydrologi- nieurbüros, Behörden für Umweltschutz und schen Modellierung der GW-Neubildung in ver- Wasserwirtschaft sowie Wasserversorgungs- schiedenen Näherungen. In diesem Kurs wird unternehmen. Die Teilnehmer erhalten ein Zerti- das neue GIS-System ArcGIS eingesetzt werden, fikat. Der Dozent ist Dr. Johannes Riegger (Insti- mit dem ein noch effizienteres Arbeiten möglich tut für Wasserbau, Universität Stuttgart). wird. Anmeldeschluss ist der 18. Februar 2011. Die Der Kurs setzt Grundkenntnisse in ArcGIS, je- Teilnehmerzahl ist auf 14 Personen begrenzt. doch keine Vorkenntnisse in hydrologischer und Die Veranstaltung wird nur durchgeführt, wenn Grundwasser-Modellierung voraus. Übungen mindestens 8 Anmeldungen vorliegen. Die Teil-

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 61 DGG GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN nahmegebühr beträgt 930 € (für Mitglieder der merzahl ebenso auf 14 Personen begrenzt. Diese FH-DGG 800 €). Diese Gebühren beinhalten die Veranstaltung wird ab 4 Anmeldungen durchge- Kursgebühr einschließlich einer zeitlich befriste- führt. Die Teilnahmegebühr für den Vor- ten Kurslizenz für ArcGIS, Veranstaltungsunter- bereitungstag beträgt 260 € (für Mitglieder der lagen, Übernachtungen in einem Tagungshotel FH-DGG 220 €). Die Gebühren beinhalten die einschließlich Vollpension in Bad Soden-Sal- o.g. Leistungen entsprechend für einen Tag. münster. Beim Vorbereitungstag, der zusätzlich Wir bitten die Kursteilnehmer unbedingt einen zur Hauptveranstaltung angeboten wird und ge- eigenen Laptop (Ausstattung: MS-office inkl. sondert gebucht werden kann, ist die Teilneh- Access) mitzubringen.

Planung und Bemessung von Erdwärmesondenanlagen, 13.–14.4.2011, Berlin

In der angebotenen Fortbildungsveranstaltung Durch die Verlängerung des Seminars auf 2 vol- werden das Zusammenspiel der einzelnen Teile le Tage besteht für die Teilnehmer/-innen nun des Gesamtsystems Wärmepumpe – Erdwärme- noch mehr Zeit, das erworbene Wissen und die sonde – Untergrund und deren Bedeutung für vorgestellten Inhalte anhand praktischer Übun- die Planung und Bemessung aufgezeigt und er- gen zu vertiefen und Möglichkeiten der Optimie- läutert. Hierzu wird die Planung einer Erdwärme- rung bzw. Fehlerquellen aufzuzeigen. sondenanlage beginnend mit der richtigen Aus- Referenten sind Dr. Sven Rumohr (HLUG) und wahl der Wärmepumpe und der ersten Prüfung Dipl.-Ing. Ingo Schäfer (Geol. Dienst NRW). Die der Machbarkeit, über die Bemessung bis hin Veranstaltung findet an der TU Berlin statt. zur Inbetriebnahme schrittweise beleuchtet. Es Anmeldeschluss ist der 15. März 2011. Die Teil- wird auf die Aspekte Heizbedarfsermittlung, der nehmerzahl ist auf 30 Personen begrenzt. Die Wärmepumpentechnik, Auslegung, Sonden- Teilnahmegebühr beträgt 410 € (Mitglieder der material und -einbau, geothermische Standort- FH-DGG 350 €). Studentische Mitglieder zahlen bewertung, Anlagenbetrieb und Genehmigungs- 230 € (Studentische Mitglieder der FH-DGG 190 recht eingegangen. Planungshilfen wie die €). Diese Teilnahmegebühr beinhaltet Veran- VDI-Richtlinie 4640 und verschiedene Software- staltungsunterlagen, Pausenverpflegung sowie Tools werden vorgestellt und deren Grundlagen eine Abendveranstaltung. und Anwendung erläutert.

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Seite des Vorsitzenden Liebe Mitglieder der DMG, gebieten. Seine Arbeiten reichen von der rönt- genographischen Kristallstrukturbestimmung die 88. Jahrestagung der DMG fand im Fürst- und Analyse von Kristallbaufehlern mit- bischöflichen Schloss der Universität Münster tels Transmissionselektronenmikroskopie über statt und war mit circa 300 Teilnehmern aus experimentelle und natürliche Gesteins- dem In- und Ausland sehr gut besucht. Im Na- verformung und die Entwicklung von Software- men der DMG möchte ich den diesjährigen Orga- Programmen bis hin zur Geländearbeit. Der nisatoren, C. Meyer, T. John und A. Putnis, für Schwerpunkt seiner Arbeiten liegt eindeutig auf die Ausrichtung der erfolgreichen Jahrestagung der Texturanalyse von Mineralen und Gesteinen. ganz herzlich danken. Es war gerade in Münster Dieses Forschungsgebiet hat er seit Jahrzehnten festzustellen, dass sich der Anteil an studenti- mit unterschiedlichen Methoden wie Röntgen- schen Mitgliedern in unserer Gesellschaft erheb- diffraktometrie, Neutronenbeugung, Synchro- lich erhöht hat. Jedes 4. Mitglied der DMG ist tronstrahlung und Rückstreuelektronen- mittlerweile studentisch, und das hat sich in beugung (EBSD) erfolgreich bearbeitet und einer hohen Anzahl von Beiträgen durch Nach- durch innovative Methodenentwicklungen vor- wuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchs- angetrieben. Herr Wenk hat unter anderem wissenschaftler in Münster niedergeschlagen. fundamentale Beiträge zur Anisotropie des aus Bemerkenswert war auch die erfreulich hohe Nickeleisen bestehenden inneren Erdkerns, Tex- Anzahl von Bewerbungen auf den Nachwuchs- tur von Karbonaten, dem texturellen Erinne- preis der DMG, den Paul-Ramdohr-Preis. Auf der rungsvermögen von Quarziten, der Entstehung Jahrestagung wurden im Rahmen der Eröff- von Pseudotachyliten, Ordnungs-Unordnungs- nungsfeier die Preisträger im Jahr 2010 bekannt phänomenen in Feldspäten und zum Deforma- gegeben und geehrt. tionsverhalten von Post-Perowskit geleistet. Er pflegt seit mehr als 30 Jahren intensive Koopera- DMG-Preisträger 2010 tionen mit deutschen Arbeitsgruppen. Die Abraham-Gottlob-Werner-Medaille in Silber Der Victor-Moritz-Goldschmidt-Preis wurde an ging an Prof. Dr. Hans-Rudolf Wenk von der Dr. Sandro Jahn vom Geoforschungszentrum University of California (Berkeley) für seine um- Potsdam für seine grundlegenden Beiträge auf fangreichen mineralogischen Forschungsarbei- dem Gebiet der atomistischen Modellierung der ten, insbesondere auf dem Gebiet der Gesteins- Strukturen und Eigenschaften von Mineralen, deformation und Defektanalyse von Mineralen. Silikatschmelzen und Fluiden verliehen. Herrn Die wissenschaftlichen Aktivitäten von Herrn Jahn ist es in besonderer Weise gelungen, nicht Wenk sind von ungewöhnlicher thematischer nur molekulardynamische und metadynamische und methodischer Breite und beschränken sich Methoden weiterzuentwickeln, sondern sie ge- nicht nur auf die Mineralogie, sondern liegen zielt als Werkzeuge für das Verständnis geologi- auch auf materialwissenschaftlichen Themen- scher und geodynamischer Prozesse zu nutzen.

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Sandro Jahn (Potsdam), Victor-Moritz-Gold- Hans-Rudolf Wenk (Berkeley), Abraham-Gott- schmidt-Preisträger 2010 lob-Werner-Preisträger 2010

Seine Arbeiten reichen von der Modellierung fe- Preis wird ihm in Anerkennung für seinen Vor- ster Phasen im CMAS-System bei Bedingungen trag „Diffusion-controlled growth of monomine- des unteren Erdmantels über metadynamische ralic Åkermanite reaction rims in the ternary Simulationen zur plastischen Deformation system CaO-MgO-SiO2“, den er auf der 87. Jah- und zu Hochdruck-Phasenumwandlungen von restagung der DMG in Halle gehalten hat, verlie- gesteinsbildenden Silikaten bis hin zur Mole- hen. Im Rahmen seiner Doktorarbeit hat Joachim kulardynamik von einfachen Modellschmelzen. die Entstehung von Åkermanit-Reaktions- Mit Hilfe dieser Berechnungen ist es ihm z.B. ge- säumen um und in Monticellit-Wollastonit- lungen, die displaziven Phasenumwandlungen Paragenesen experimentell simuliert. Die zwischen Ortho-, Klino- und Protoenstatit als gewonnenen Erkenntnisse über Reaktions- Funktion von Druck und Temperatur zu erklä- mechanismen, Diffusionskoeffizienten und ren. Besonders interessant sind auch seine Wachstumsraten sind von großer Bedeutung für rezenten Arbeiten zur Speziation von Lithium in die Rekonstruktion der zeitlichen Druck-Tempe- Hochdruckfluiden, die wichtige Hinweise auf die ratur-Entwicklung von metamorphen Gesteinen. Li-Isotopenfraktionierung bei der Subduktion Mit dem Preis ist ein Geldbetrag von 1.000,– € geben. Mit diesen fundamentalen Arbeiten hat verbunden. Jahn in idealer Weise eine Brücke zwischen Auf einige wenige Punkte und Beschlüsse, die atomistischen Berechnungen und großräumi- Gegenstand der Mitgliederversammlung waren, gen, langzeitlichen Stoffflüssen im Erdinneren möchte ich auch hier noch eingehen. Die im letz- geschlagen. Mit dem Preis ist ein Geldbetrag von ten Jahr beschlossene Einführung der DMG/GV- 3.000,– € verbunden. Doppelmitgliedschaft für Vollmitglieder hat sich Mit dem Paul-Ramdohr-Preis wurde Herr Bastian positiv auf die Mitgliederzahlen ausgewirkt. Im Joachim, Nachwuchswissenschaftler am Geofor- Jahr 2010 sind etwa 120 neue Mitglieder einge- schungszentrum Potsdam, ausgezeichnet. Der treten, so dass die DMG aktuell wieder mehr als

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Bastian Joachim (Potsdam, rechts), Paul-Ramdohr-Preis- träger 2010

1.500 Mitglieder zählt. Die Anzahl der studenti- und einen Nachruf auf Beate Mocek finden Sie schen Mitglieder ist dabei auf circa 370 ange- in diesem Heft. Ich darf Sie ganz herzlich um Un- stiegen. Um dieser Entwicklung Rechnung zu terstützung für die Einrichtung der Stiftung bit- tragen, wurde vorgeschlagen, studentische Mit- ten. Abschließend möchte ich dem Vorstand der glieder in den Vorstand aufzunehmen und im DMG für die exzellente Zusammenarbeit und Un- Jahr 2011 auch eine Wahl studentischer Vertre- terstützung in den vergangenen zwei Jahren ter zu organisieren. Die Mitgliederversammlung herzlich danken. Ihnen wünsche ich eine erhol- hat diesem Vorschlag zugestimmt, ebenso wie same Weihnachtszeit und viel Erfolg für das der Einrichtung einer neuen Stiftung für die För- neue Jahr. derung von Nachwuchswissenschaftlerinnen, Mit herzlichen Grüßen der Beate-Mocek-Stiftung. Einen Spendenaufruf Ihr Falko Langenhorst

Nominierungen für die DMG-Preise und Medaillen 2011 Die Abraham-Gottlob-Werner-Medaille wird als zeichnet haben. Diese Ehrung ist mit einem Anerkennung für hervorragende wissenschaftli- Preisgeld von 3.000,– € verbunden. Nominie- che Leistungen in Silber oder für große Verdien- rungen sollten Lebenslauf und Publikationsliste ste um die Förderung der Mineralogischen Wis- der Kandidatin/des Kandidaten sowie ein Be- senschaft in Gold verliehen. gleitschreiben mit einer 1- bis 2-seitigen Begrün- Die Georg-Agricola-Medaille wird als Anerken- dung umfassen. Weitere Informationen finden nung für hervorragende Leistungen auf dem Sie auf der DMG-Webseite (www.dmg-home.de). Gebiet der Angewandten Mineralogie verlie- Senden Sie Ihre Nominierungen bis spätestens hen. zum 18. Februar 2011 an: Prof. Dr. Rainer Altherr, Der Victor-Moritz-Goldschmidt-Preis wird an Institut für Geowissenschaften, Universität Hei- Nachswuchswissenschaftler(innen) (in der Re- delberg, Im Neuenheimer Feld 234-236, 69120 gel jünger als 38 Jahre) verliehen, die sich durch Heidelberg, besondere wissenschaftliche Leistungen ausge- [email protected].

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Von Staub zu Staub „From Dust to Dust“ – unter diesem Motto rich- durchweg angeregte Diskussionen zu den tete das Institut für Mineralogie der Westfäli- unterschiedlichsten Themen, die oft noch in den schen Wilhelms-Universität Münster (WWU) im Pausen zu Ende geführt wurden. Das wissen- September die 88. Jahrestagung der Deutschen schaftliche Programm wurde abgerundet durch Mineralogischen Gesellschaft (DMG) aus. Die die hervorragenden Plenarvorträge unserer Themenschwerpunkte reichten von der Ent- Gäste aus Amerika und Australien: George stehung des Sonnensystems und seiner Plane- Scherer aus Princeton und Tim McCoy von der ten über Hoch- und Niedrigtemperaturprozesse Smithsonian Institution, USA, sowie Hugh in und auf der Erde bis hin zur Alteration und O’Neill von der australischen Nationaluniver- Verwitterung von Gesteinen und Bauwerken. sität. Deren Beiträge konnten von der Themen-

Diskusssion an den Postern

Insgesamt besuchten 316 Teilnehmer die Ta- wahl her und hinsichtlich des Präsentationsstils gung im Schloss der Universität Münster. Wir kaum unterschiedlicher sein – im positiven haben uns besonders über die große Zahl von Sinne. 117 Studierenden gefreut. Das sind etwa 37 % Am ersten Abend gab es einen öffentlichen der Teilnehmer, was bei etwa 25 % studen- Vortrag von Dr. Andreas Stracke zum Thema tischer Mitglieder in der DMG doch sehr die „Prozesse im tiefen Erdinneren“, zu dem wir Bedeutung der Jahrestreffen für den wissen- auch zahlreiche Gäste begrüßen durften, die schaftlichen Nachwuchs hervorhebt. Etwa 150 nicht der DMG angehören. Die Tagung war ein Teilnehmer hielten einen Vortrag, und 114 ent- voller Erfolg, nicht nur aus wissenschaftlicher schieden sich für einen Posterbeitrag. Ein so Sicht. Mit dem Schloss der WWU hatten wir eine großer Anteil an Posterbeiträgen trägt auf jeden besonders schöne Kulisse, und auch der Fall dazu bei, dass dieses Präsentationsmedium Gesellschaftsabend fand hervorragenden An- auch im Rahmen der DMG-Tagungen eine klang. Wir haben uns ebenso über die zahlrei- größere Bedeutung erlangen kann. Die Vorträge chen Firmen gefreut, die an ihren Ständen eine zeichneten sich durch eine hohe wissenschaft- gute Plattform für intensive Gespräche über liche Qualität aus, aber auch durch sehr gut Forschung, Anwendungen und Lösungsansätze vorbereitete Präsentationen. Es ergaben sich boten. Timm John, Münster

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Ankündigung – DMG-Jahrestagung 2011 Die DMG-Jahrestagung 2011 findet im Rahmen (ÖMG) unter dem Titel „Crystals, Minerals and einer Gemeinschaftstagung mit der Deutschen Materials“ vom 20.–24. September 2011 in Kristallographischen Gesellschaft (DGK) und der Salzburg statt. Weitere Informationen: www. Österreichischen Mineralogischen Gesellschaft salzburg2011.org

Neues elektronisches Mitgliederverzeichnis Wie auf der Mitgliederversammlung in Münster Das Mitgliederverzeichnis enthält grundsätz- berichtet, ist das elektronische Mitgliederver- lich keine Privatanschriften sowie Daten von zeichnis der DMG jetzt freigeschaltet. Das Mit- Mitgliedern, die der Veröffentlichung ihrer gliederverzeichnis ist über die Webseite des Ver- Mitgliedsdaten widersprochen haben. Über eine lages www.schweizerbart.de unter Zeitschrif- Suchroutine können Sie gezielt nach Namen, ten/EJM/Mitgliederzugang zugänglich. Einen Arbeitskreisen sowie Ländern und Orten entsprechenden Link finden Sie auch auf der suchen. Wir würden uns freuen, wenn das Webseite der DMG unter www.dmg-home.de/ elektronische Mitgliederverzeichnis gut auf- mitgliedschaft.html. Falls Sie noch keine Zu- genommen und genutzt wird. gangsdaten zum EJM online haben, so müssen F. Langenhorst, Bayreuth sie sich zunächst registrieren und erhalten dann & A. Nägele, Stuttgart per E-Mail Ihr Passwort.

Sektionstreffen Geochemie 2010 der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft in Berlin

Am 28. und 29. Mai 2010 fand in Berlin nach Gesellschaft statt. Organisiert wurde es von längerer Zeit wieder ein Treffen der Sektion Mitarbeitern und Studenten des Arbeits- Geochemie der Deutschen Mineralogischen bereichs Geochemie am Institut für Geolo-

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 67 DMG GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN gische Wissenschaften der Freien Universität keiten von Selten-Erdelementen im Wasser des Berlin. Rheins wurden in Bezug zu den Konzentrationen Der Key-Note-Vortrag The origin of Archean in Muschelschalen gesetzt. continental crust – insights from geochemisty Weitere Vorträge behandelten die Aktivität von wurde von Hugh Rollinson gehalten. Die Session Mikroben an schwarzen Rauchern und ihre über die frühe Erde bot Vorträge über die Entste- Reaktion auf Kupfer, bakterielle Aktivität und hung der jungen Kruste, Krustenbildung in Arsentransport im Hetao Basin in China, sowie Afrika, Modellierung von archaischem See- Studien über Spurenelemente und stabile Isoto- wasser und Impaktereignisse auf dem Mond pe in Boden- und Grundwasserproben im Kon- und die Bedeutung des primitiven Mantels. Der text von Düngemittelfabriken und Ölschiefern. Austausch über die ersten Eindrücke erfolgte Nach dem Abschlussvortrag über Lu-Hf-Iso- bei einem gemeinsamen Bier in einer Bar nahe topenanalysen von fossilen Knochen wurde der Universität. gemeinsam gegrillt und diskutiert. Der zweite Tag begann mit Vorträgen zur Geo- Hervorheben möchte ich, dass diese Tagung chemie von high-K-Vulkaniten des Sunda-Insel- gerade für Diplomanden und Doktoranden eine bogens, aus Bulgarien und von Santorin. An- gute Möglichkeit ist, den „Wissenschaftler- schließend wurde über die Magmatite der alltag“ besser kennen zu lernen und einen der Raubaul-Caldera in Papua Neuguinea berichtet, ersten Vorträge in ungezwungener Atmo- gefolgt von Untersuchungen an Anorthositen sphäre zu halten. Es wäre schön, wenn es des proterozoischen Kunene-Komplexes in öfter solche Treffen gäbe. Des Weiteren hat Namibia. mir sehr gefallen, dass die Vorträge thema- Danach wandten sich die Vorträge im weitesten tisch so vielseitig waren und so verschiedenste Sinne dem Thema „Wasser“ zu. Nach Spuren- Anwendungsgebiete der Geochemie gezeigt elementanalysen von Atlantikwässern wurde wurden. über Magnesiumisotopenvariationen in Donau, Ein großer Dank geht an die Veranstalter des Elbe und Rhein berichtet. Der Einfluss von Was- Treffens und die Helfer, die uns sehr herzlich die seraufbereitungsanlagen an der Wupper wurde ganze Zeit über versorgt haben. anhand von Gadolinium untersucht und Häufig- Anne Köhler, Universität Bonn

Einladung DMG-Sektionstreffen 2011 Gemeinsamer Workshop der DMG Sektionen Angewandte Mineralogie in Technik und Umwelt (AMITU) und Physik, Chemie und Kristallographie der Minerale (PCKM), 23. Februar 2011 – 25. Februar 2011

In bewährter Tradition veranstalten AMITU und berlin.de) bzw. Richard Wenda (Richard.Wenda PCKM auch 2011 einen gemeinsamen Workshop. @ohm-hochschule.de). Das Treffen wird am Mittwoch, 23.02. mit dem Der Workshop wird, wie 2010, auf der Ebernburg Abendessen und einer zwanglosen Runde begin- (Bad Münster am Stein) stattfinden. Die Kosten nen und am Freitag, 25.02. nach dem Mittages- betragen für 2 Übernachtungen einschl. kom- sen enden. Anmeldungen von Vorträgen (ca. 20 pletter Verpflegung (2 Tage) 138 € im Einzelzim- min.) und Posterbeiträgen aus allen Bereichen mer bzw. 122 € im Doppelzimmer. Studenti- der Technischen Mineralogie, Umweltmineralo- schen Mitgliedern der DMG kann für die Teilnahme gie, Kristallchemie, Mineralphysik und Kristallo- ein Zuschuss von 50 € gewährt werden. graphie von Mineralen werden bis zum 15.1.2011 Susan Schorr, Berlin erbeten an Susan Schorr ([email protected] & Richard Wenda, Nürnberg

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Jahrestreffen der DMG Sektion Petrologie und Petrophysik Das traditionelle Jahrestreffen der Sektion mationen bezüglich der Organisation (Liste mit Petrologie findet 2011 an der Ruhr-Universität Unterkünften, Infos zur Anreise, etc.) werden in Bochum statt. Es wird am Freitag, 1.7. mit dem Kürze auf unserer Webseite (www.gmg. ruhr- Abendessen in einer zwanglosen Runde begin- uni-bochum.de/petrologie/index.html.de) ver- nen und am Samstag, 02.07. mit einem Grill- öffentlicht. Dort werden dann auch zu gegebe- abend abgeschlossen. Anmeldungen von Vorträ- ner Zeit Details zum Ablauf sowie das Programm gen (ca. 20 min.) oder Posterbeiträgen sind aus bekannt gegeben. allen Bereichen der experimentellen und Ralf Dohmen, Sumit Chakraborty, Thomas geländebezogenen Petrologie willkommen und Müller, Thomas Fockenberg, Bochum werden bis zum 1.6.2011 erbeten an Ralf & Alan Woodland, Frankfurt am Main Dohmen ([email protected]). Weitere Infor-

Beate Mocek 1962 – 2010 Am 08. Juli 2010 verstarb Dr. Beate Mocek im Al- pendiums der MPG ab 2001 am Max-Planck- ter von 48 Jahren viel zu früh an den Folgen ei- Institut für Chemie in Mainz in der Gruppe von ner langjährigen Krankheit in Lawrence, Kansas A. W. Hofmann zur Elementverteilung zwischen (USA). Beate Mocek wurde am 16.3.62 in Krefeld Granat und Klinopyroxen in Mantelxenolithen geboren, wo sie ihre Kindheit und Jugend ver- aus Sibirien und Südafrika – ein Thema, das sie brachte. 1981 begann sie das Studium der Geo- auch in späteren Jahren weiterverfolgte. 2004 logie an der Universität Mainz, das sie im Jahre 1989 mit dem Diplom und einer Arbeit zur Petrologie, Geochemie und Tektonik des Böllsteiner Odenwaldes unter Anleitung von A. Kröner, U. Altenberger und W. Todt abschloss. 1989 ging sie mit Prof. Dr. J. Tobschall als wis- senschaftliche Mitarbeiterin an das Institut für Mineralogie, Universität Hannover, wo sie maß- geblich den Aufbau der geochemischen Analytik betreute. Im Rahmen dieser Tätigkeit promovier- te sie zum Dr. rer. nat. mit einer Arbeit zur geo- chemischen Identifizierung der Protolithe der Hochdruckeinheit von Sifnos, Kykladen (Grie- chenland) im Jahre 1994. Von dort wechselte sie ans GEOMAR in die Gruppe von H.-U. Schmincke, wo sie im Projekt zum geochemi- schen Profil des oberen Mantels zwischen Ost- atlantik und Osteuropa, sowie an Projekten zur geochemischen Untersuchung der Vulkanite der Kanarischen Inseln mitwirkte. Im Jahre 1997 folgte sie ihrem späteren Ehemann Andreas Möller nach Sydney, Australien, an die Univer- sity of NSW. Nach ihrer Rückkehr nach Deutsch- land arbeitete sie im Rahmen eines PostDoc-Sti- Beate Mocek

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übernahm sie eine Stelle als Laborleiterin am te. Einen großen Teil ihrer Arbeit widmete sie oft Institut für Geowissenschaften, Universität der Unterstützung von Studierenden und Kolle- Potsdam, organisierte mit dem Institutsdirektor gen in Fragen der geochemischen Analytik sowie den Umzug des Instituts in das neue Gebäude der Organisation des täglichen (Labor-)Lebens und war als „Editorial Assistant“ für das EJM am jeweiligen Institut. Überschattet wurde ihr tätig. 2008 folgte sie ihrem Ehemann nach Leben und ihre wissenschaftliche Arbeit in den Lawrence, Kansas (USA), wo sie das Labor für letzten 13 Jahren von häufigen krankheits- die Separation von kosmogenen Nukliden im bedingten Unterbrechungen, die sie immer wie- Dept. of Geology leitete. der in ihren Arbeiten, ihrer Karriere und ihrer Beate Mocek war exzellent auf dem Gebiet der Motivation zurückwarfen. Bewundernswert war geochemischen Analytik und zeichnete sich dabei ihr Wille, trotz der schweren chronischen durch ihren hohen Anspruch an die Qualität von Krankheit ein aktives Mitglied der geowissen- geochemischen Daten aus. Dieser Anspruch schaftlichen Gemeinschaft zu bleiben und nicht schlug sich nieder in einer wohlbegründeten als kranker Mensch wahrgenommen zu werden. und vorbildlich belegten Interpretation geologi- Wir trauern um eine Kollegin und Freundin, die scher Prozesse auf der Basis von geochemi- aufgrund ihrer Hilfsbereitschaft, ihres kritischen schen Daten. Im Rahmen ihrer Tätigkeit hat sie Blickes, ihres Einfühlungsvermögens und ihrer mit ihrem Know-How und ihrem Bestreben nach fröhlichen Grundeinstellung eine Hilfe für viele hoher analytischer Qualität zu vielen Arbeiten ihrer Mitmenschen war. Wir werden sie stets in von Studierenden und Kollegen signifikant bei- dankbarer und sehr guter Erinnerung behalten. getragen, für die sie immer ein offenes Ohr hat- Max Wilke & Uwe Altenberger, Potsdam

Spendenaufruf für die Gründung der Beate-Mocek-Förderstiftung Am 8. Juli 2010 ist Dr. Beate Mocek nach langer schreibung ihres geplanten Vorhabens unter An- und schwerer Krankheit verstorben. Ihr Ehe- gabe von Referenzen selbst bewerben können. mann Prof. Dr. Andreas Möller, Univ. Kansas, Das Anfangsvermögen wird von Prof. Dr. Möller Lawrence (USA) sowie die Familie der Verstorbe- sowie Familie Mocek gestiftet. Um signifikante nen regen aus diesem Anlass die Gründung ei- Förderbeträge sowie eine jährliche Vergabe des ner Stiftung zur Förderung von Nachwuchs- Stipendiums gewährleisten zu können, bitten wissenschaftlerinnen in der Mineralogie mit dem die Stifter sowie die DMG um zusätzliche Spen- Schwerpunkt Petrologie/Geochemie an. den. Die Spenden können Sie an die Deutsche Die Stiftungsgelder sollen als Stipendium oder Mineralogische Gesellschaft unter Angabe des Preisgeld für Tagungsreisen, Forschungsreisen Verwendungszwecks „Mocek-Stiftung“ auf das oder Geländeaufenthalte im Rahmen von Ma- Konto Nr. 1164003 bei der Deutschen Bank, BLZ ster-, Diplom- oder Dissertationsarbeiten (ggf. 600 700 70 überweisen. Eine steuerlich anre- auch andere Arbeiten) verwendet werden. Die chenbare Quittung wird Ihnen gerne ausgestellt. Stiftung wird durch die DMG verwaltet werden. Mit herzlichem Dank Kandidatinnen sollen sich mit einer Kurzbe- F. Langenhorst & R. Altherr

Bindungen und Brücken – Mineralogie und ihre Anwendungen Unter diesem Motto fand vom 21. bis 27. August General Meeting of the International Mineralo- 2010 an der Eötvös Loránd Universität in Buda- gical Association) statt. Mehr als 1.700 Teilneh- pest (Ungarn) der IMA 2010 Kongress (the 20th mer nahmen an 77 wissenschaftlichen Sympo-

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Roberta Oberti (EMU-Präsi- dentin) verleiht Max Wilke (GFZ Potsdam) die EMU-Me- daille

Die deutsche IMA-Delegation beim 2. Business-Meeting: R. Miletich, K.-D. Grevel, W.U. Reimold, A. Woodland, R. Stalder; davor W. Maresch (IMA Vizepräsident) und M. Mellini (Italien) Fotos: K.-D. Grevel (2)

sien und Sessions teil, ca. 30 Exkursionen in nien, unterstützt durch die entsprechenden Ge- mehrere umliegende Länder wurden erfolgreich sellschaften aus Bulgarien, Slowenien und Ser- ausgerichtet, und die Poster Sessions brachten bien – ein weitreichendes kulturelles Programm weitere Hunderte von wissenschaftlichen Arbei- aufgestellt, inklusive Icebreaker-Party, Bankett, ten zur Diskussion. Darüber hinaus hatten die zahlreichen Musikdarbietungen und einer the- Organisatoren – die Geologischen Gesellschaf- menbezogenen Kunstausstellung. Mit Ausnah- ten von Ungarn (Mineralogical Section), Kroa- me von kleineren anfänglichen projektions- tien, Tschechien, der Slowakei (Mineralogical- technischen Schwierigkeiten lief die gesamte Geochemical Branch) sowie die Mineralogischen Riesenveranstaltung ausgezeichnet ab – den Gesellschaften von Österreich, Polen und Rumä- Organisatoren muss ein gewaltiges Kompliment

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 71 DMG GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN gezollt werden. Bei so vielen Symposien und gresses auch zahlreiche Kommissions-, Arbeits- Einzelbeiträgen bleibt nicht aus, dass Vortrags- gruppen-, Vorstands- und Vollversammlungen und Posterqualität ein gewisses Gefälle zeigen, statt. Etliche DMG-Mitglieder hatten sich freund- aber es war erstaunlich zu sehen, auf welch licherweise bereit erklärt, den IMA-Repräsentan- hohem generellen Niveau die Tagung stattfand. ten der DMG (W.U. Reimold) bei den Vollver- Natürlich – wenn man nörgeln will, wird man sammlungen (Business-Meetings), zu denen die auch hier und da Grund finden – aber uns ist im DMG auf der Basis ihrer Mitgliederzahl 5 Dele- wesentlichen nur ein etwas kritisches Moment gierte stellen darf, zu unterstützen. Dies waren aufgefallen: die Tatsache, dass die Poster beim 1. Business Meeting B. Kreher-Hartmann, Sessions direkt im Anschluss an die Mittagspau- R. Schumacher, G. Simon und K.-D. Grevel, und se angesetzt waren, führte dazu, dass die dar- beim 2. Meeting R. Miletich, R. Stalder, A. auffolgenden Abendsymposia nicht mehr ganz Woodland und K.-D. Grevel. Der IMA-Vorstand so gut besucht wurden (Budapest hat halt auch (Council) hatte etliche Änderungen zur IMA-Sat- Kulturell-Touristisches in hohem Maß anzubie- zung vorgeschlagen, die auf den Business Mee- ten…). Besonders erfolgreiche Innovationen wa- tings ratifiziert wurden. Wichtige Aspekte sind, ren die Elements Plenarvorträge, die vom Ele- dass die Amtszeiten von 4 auf 2 Jahre reduziert ments Editorial Board organisiert wurden und werden, und dass nun alle 2 Jahre Council- und bei denen die Zuhörerschaften dem Namen Business-Meetings anlässlich einer themen- „Plenar“ alle Ehre machten. Ebenso waren die bezogenen internationalen Tagung stattfinden weiteren Plenarvorträge, u.a. von Max Wilke aus sollen. Nach einer „Kampfabstimmung“ wurde Potsdam, der die EMU research excellence in Budapest entschieden, dass die folgende medal (EMU: Europäische Mineralogische Uni- Sitzungsrunde anlässlich des im September on) verliehen bekam, gut besucht. Exzellenten 2012 stattfindenden European Mineralogical Anklang fand auch die täglich zu Tagungsbeginn Congress (eine gemeinsam mit der DMG-Jahres- vorliegende IMA-Info-Zeitung mit zahlreichen tagung durchgeführte Veranstaltung) in Frank- Hinweisen auf kommende wissenschaftliche furt erfolgen soll. und kulturelle Highlights im Tagesprogramm, Während des gesamten IMA-Ereignisses in Bu- mit Rückschau auf gestriges Geschehen inklusi- dapest fand sich immer wieder Gelegenheit, auf ve persönlichen Stimmen zu besonderen Ereig- IMA 2014 hinzuweisen, die in der Region Johan- nissen (Vorstellungen, Plenarvorträge, etc.) und nesburg-Pretoria in Südafrika stattfinden wird. etlichem interessantem nichtwissenschaft- In Kürze werden die ersten Ankündigungen zu lichem „chat“. diesem Kongress erfolgen, und wir werden auch Die DMG war durch eine stattliche Anzahl von in GMit darauf verweisen. Denn nach dem Erfolg Symposien-Mitveranstaltern und Vortragenden der Budapest-Tagung darf man zu Recht auf das an der IMA 2010 beteiligt, wie es einer der drei kommende afrikanische Ereignis gespannt sein. mitgliederstärksten IMA-Trägergesellschaften Wolf Uwe Reimold, Berlin zukommt. Auch in der IMA-Administration ist & Klaus-Dieter Grevel, Jena und Bochum Deutschland wieder stark vertreten: Walter Maresch (Bochum) hat sein Amt als IMA Councillor aufgegeben und die First Vice- Presidency angenommen – das bedeutet, dass er in 2 Jahren dem gerade neu gewählten Präsi- denten Ekkehard Tillmanns (Wien) in diesem Amt nachfolgen wird. Wir wünschen Walter Maresch für die kommenden 6 Jahre an expo- nierter IMA-Front viel Erfolg! Natürlich finden anlässlich eines solchen Kon-

72 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN DEUQUA

DEUTSCHE QUARTÄRVEREINIGUNG

DEUQUA2010 in Greifswald Die 35. Hauptversammlung der Deutschen zepte zum Hochwasser- und Küstenschutz vor- Quartärvereinigung fand Anfang September zu- gestellt. sammen mit dem 12. Treffen der INQUA PeriBaltic Der Westteil der Mecklenburgischen Seenplatte Working Group in Greifswald statt. Mit über 180 war das Ziel einer von Sebastian Lorenz (Greifs- Teilnehmern aus 17 Ländern sowie sieben voll wald) sehr engagiert geführten Exkursion. Das ausgebuchten Exkursionen war die Tagung vielseitige Programm bot einen guten Einblick in schon zu Beginn ein voller Erfolg. Dank Reinhard die holozäne Gewässernetzentwicklung, die eng Lampe (Greifswald) und seinem engagierten mit der Landnutzungsgeschichte verbunden ist. Team haben die Teilnehmer eine bestens orga- Der erste Exkursionspunkt führte zu einem Kliff- nisierte Tagung mit herausragendem Programm abschnitt bei Meschendorf, wo in Folge des und spannenden Exkursionen erlebt. Küstenrückgangs Ablagerungen eines fossilen Traditionell begann die Tagung mit Vorexkursio- Seebeckens angeschnitten wurden. Das gut nen. Reinhard Lampe führte zusammen mit Mi- untersuchte Profil setzt mit spätglazialem chael Naumann (Hannover) die Teilnehmer auf Beckensand ein, der von aquatischen, semiter- die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Am Hohen restrischen und terrestrischen Bildungen über- Ufer bei Ahrenshoop wurden ein spätglaziales lagert wird und damit eine detaillierte Seebecken mit Till des weichselzeitlichen Meck- paläohydrologische Rekonstruktion für diesen lenburger Stadiums, Fließerden, Silikatmudden Landschaftsabschnitt ermöglicht. Die Auswir- aus der ältesten Dryas bis Allerød, „Heidesand“ kungen der stark wechselhaften hydrologischen aus der jüngeren Dryas mit Podsol-Gley aus dem Bedingungen auf die Landschaftsentwicklung Atlantikum sowie im Top des Aufschlusses eine durch den Wechsel von eiszeitlichen zu warm- Kliffranddüne diskutiert. Thomas Leipe vom In- zeitlichen Bedingungen und die intensive an- stitut für Ostseeforschung Warnemünde demon- thropogene Einflussnahme wurden an weiteren strierte am nächsten Stopp einige hoch aufgelö- Exkursionspunkten im Mildenitz-Durchbruchstal ste Sedimentkerne aus dem Ostseebecken, und am Krakower See gezeigt. Der Abschluss welche die Geschichte der Ostsee der letzten der Exkursion führte in die Sandgrube Charlot- 10.000 Jahre zeigte. In Alt-Darß und Neu-Darß tenthal, in welcher der Übergangsbereich des konnte den Exkursionsteilnehmern eindrucks- sub- und interglazialen Schmelzwassersystems voll die jüngste, dynamische Entwicklung des zur proglazialen Zone aufgeschlossen ist. Neben Raums gezeigt werden, die durch starke Erosion gut untersuchten Bereichen gab es auch einige und Akkumulation im Küstenbereich gekenn- neue Aufschlüsse, die Raum für interessante zeichnet wird. Abschließend wurden noch Kon- Diskussionen boten.

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 73 DEUQUA GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN

Die DEUQUA-Tagung 2010 in Greifswald; Foto: H. J. Paede

Am Abend wurde im Pommerschen Landesmuse- gab sich ausführlich mit alten und neuen um von Jan Harff (Warnemünde) der öffentliche Bekannten auszutauschen und Themen weiter Vortrag zum Thema „Nacheiszeitliche Entwick- zu vertiefen. lung des südlichen Ostseeraumes: in 15.000 Jah- In den beiden folgenden Tagen fanden fünf ren vom Eisstausee zum Brackwassermeer“ ge- Nachexkursionen statt. Unter der Leitung von halten. Nach verschiedenen Grußworten wurde Ralf-Otto Niedermayer (Güstrow) wurden die dann die Tagung offiziell mit einem Empfang im seit mehr als 100 Jahren untersuchten quartären Museum eröffnet. Aufschlüsse und Landformen auf der Halbinsel In den beiden folgenden Tagen fand die Vor- , Nordost-Rügen, besucht. Der erste tragsveranstaltung der Tagung statt. In den Räu- Stopp auf dem Tempelberg Bobbin, mit 161 m men der Universität Greifswald wurden über 50 die höchste Erhebung Rügens, diente der gene- Themen in zwei Parallelsessions sowie über 60 rellen Orientierung und Ansprache der Geomor- Poster präsentiert. Schwerpunkte der einzelnen phologie. Vortragsblöcke waren u.a. die Glazial- und Peri- Am Exkursionspunkt Lome wurde ein eindrucks- glazialmorphologie, Seesedimente als hoch auf- voller Kliffabschnitt besucht, an dem im Frühjahr gelöste Geoarchive, Geochronologie und Strati- 2005 ein großer Teil abbrach und ein Haus graphie, das weichselzeitliche Eisschild und mitriss. Anschließend stand der klassische Paläoumwelt, Küsten- und Schelfgeologie, die Pleistozänstreifen 4 im Mittelpunkt, welcher spätpleistozäne und holozäne Paläohydrologie eine Faltenmulde mit eingeschlossenem Kreide- sowie Paläoumweltstudien in Eurasien. Im felsen darstellt. Am letzen Halt am Kliff bei Anschluss an die Mitgliederversammlungen der Dwasieden konnten neueste OSL-Datierungen DEUQUA und der INQUA PeriBaltic Working im Hinblick auf schnelle Eisrand-Oszillationen in Group stand das Conference-Dinner auf dem sub- und proglazialen Sedimenten diskutiert Programm, das den Teilnehmern die Gelegenheit werden.

74 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN DEUQUA

Unter der Führung von Andreas Buddenbohm wird das in weiten Teilen nicht vorhandene (Neubrandenburg) fand eine Exkursion in das Interesse der Landes- und Regionalpolitik Gebiet des Geoparks Mecklenburgische Eiszeit- bemängelt. landschaft statt. Erster Stop war der morpholo- Die Exkursion zur Insel wurde von gisch auffällige Rühlower Os, dessen Genese Gösta Hoffmann (Muscat, Oman) geleitet und ausführlich diskutiert wurde. Die Vorstellungen bot ein abwechslungsreiches wissenschaftli- zur Genese der Tollense-Rinne als subglaziale ches Programm, das mit Erläuterungen zum Rinne, die während des Elster-Glazials angelegt Küstenschutz abgerundet wurde. Am ersten wurde, stellte Klaus Granitzki (Neubrandenburg) Exkursionspunkt, am Steilufer der Halbinsel vor. Ein interessantes Eem-Profil wurde am Auf- Gnitz, wurden die pleistozänen Sediment- schluss Hinterste Mühle bei Neubrandenburg strukturen begutachtet, die abschnittsweise vorgestellt. Ein weiteres Ziel der Exkursion war durch Deformationen charakterisiert sind. Mit die pommersche Hauptendmoräne in der Feld- einer Vielzahl von Maßnahmen versucht der berger Geotop-Landschaft. In diesem Gebiet gibt Mensch sich vor Sturmfluten zu schützen. Am es einige bis zu 30 m tiefe Hohlformen, in deren Strand von Koserow wurden die verschiedenen Sedimenten die spätglaziale und holozäne Vege- Küstenschutzanlagen vorgestellt und das Denk- tationsentwicklung untersucht worden ist. Zum mal des ehemaligen Dorfes Damerow besucht, Abschluss der Exkursion wurde der Findlings- das durch die schwere Sturmflut 1874 zerstört garten Schwichtenberg besucht. Beim Besuch wurde. Von der Anhöhe des Streckelsberges des Geoparks Mecklenburgische Eiszeitland- sind die Wellenbrecher sichtbar, die in 200 m schaft darf nicht unerwähnt bleiben, dass trotz Entfernung von der Küste die Seegangsenergie durchweg positiver nationaler sowie internatio- am Klifffuß reduzieren. Gegen Mittag erreichte naler Resonanz, der Geowissenschaftliche Ver- die Exkursion den Usedomer Gesteinsgarten am ein Neubrandenburg im Sommer 2009 das Geo- Forstamt Neu Pudagla. Die Wanderung durch park-Büro, aufgrund fehlender finanzieller die Herkunftsgebiete von über 140 Groß- Zuschüsse, schließen musste. Das UNESCO- geschieben gab einen umfassenden Einblick Label des Geoparks musste somit aufgegeben in das Spektrum der Geologie Skandinaviens. werden. Trotz hoher touristischer Attraktivität Mit Blick auf das Oder-Haff wurden die holo-

Der Rühlower Os im Geopark Mecklenburgische Eiszeiten- landschaft Foto: C. Hoselmann

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 75 DEUQUA GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN

Tunneltal im Westteil der Meck- lenburgischen Seenplatte Foto: H. J. Elbracht

Karsten Obst erläutert das Kliffprofil an der SE-Seite der . Foto: Christian Hoselmann

zäne Entwicklung der Swine-Niederung und teil der Insel Rügen, in sowie am die Umweltprobleme im Bereich des Haffs Greifswalder Bodden wurden anhand von ein- erläutert. drucksvollen Aufschlüssen, Pollenprofilen, Da- Der inhaltliche Fokus der Exkursion, die von tierungen, geophysikalischen Messergebnissen Reinhard Lampe unter Mitwirkung von Wolfgang und archäologischen Grabungsbefunden neue- Janke, Thomas Terberger, Andreas Kotula und ste Forschungsarbeiten zur spätglazialen und Kay Krienke geleitet wurde, war auf die Küsten- holozänen Landschaftsentwicklung vorgestellt. und Meeresspiegelentwicklung sowie die meso- Intensiv beleuchtet und diskutiert wurden in lithische Besiedelung im Exkursionsgebiet aus- diesem Zusammenhang auch die komplexen gerichtet. An fünf Exkursionspunkten im West- Wechselwirkungen zwischen Reliefbedingun-

76 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN DEUQUA gen, Sedimentationsvorgängen, glazialisosta- werden. Die Aschen wurden in Zusammenhang tischen Ausgleichsbewegungen und dem rezen- mit Riftprozessen vor rund 54 Mio. Jahren im ten Anstieg des Meeresspiegels in der südlichen Nordatlantik gebildet. Weiterhin sind auch Ostsee. Durch die Verknüpfung von quartär- kreidezeitliche Sedimente in Schollen eingear- wissenschaftlichen Fragestellungen mit aktuel- beitet. Da die primären Sedimentationsgefüge in len Prozessen ist eine spannende und informati- den Gesteinen gut zu erkennen sind, werden für ve Exkursion gelungen, die darüber hinaus auch die präpleistozänen Gesteine der Greifswalder bestens organisiert war. Oie nur kurze Transportwege angenommen. Ein absoluter Höhepunkt der DEUQUA2010 war Große Bedeutung erlangt auch der Fund eines sicherlich die Exkursion zur Greifswalder Oie. Schulterblatt-Knochens von einem Riesen- Die 0,6 km2 große Insel liegt im Ausgangs- hirsch, der oberhalb eines saalezeitlichen bereich des Greifswalder Boddens zur Geschiebemergels geborgen wurde. Zum Pommerschen Bucht und wird in 1,5 Stunden per Abschluss der Exkursion wurde der 1853–1855 Schiff von Freest angefahren. Die gesamte Insel erbaute Leuchtturm sowie die Station Jordsand ist Naturschutzgebiet, so dass an der SE-Seite besucht, in deren Ausstellung die Teilnehmer der Insel die rezenten Küstenabbrüche sehr sich einen guten Überblick über die Fauna und gute Kliffprofile ergeben. Die Exkursionsleiter Flora der Insel verschaffen konnten. Karsten Obst (Güstrow) und Jörg Ansorge Sämtliche Exkursionen sind ausführlich im her- (Greifswald) gaben den Teilnehmern einen aus- vorragend gestalteten Exkursionsführer „Eis- gezeichneten Einblick in den geologischen Auf- landschaften in Mecklenburg-Vorpommern“ er- bau der Greifswalder Oie und in die derzeit lau- läutert. Der Band kann kostenfrei als PDF oder fenden wissenschaftlichen Untersuchungen. In für 34,– € gedruckt unter www.geozon.info/ die stark deformierten pleistozänen Geschiebe- publikationen bezogen werden. mergel sind präpleistozäne Schollen eingela- Bodo Damm, Vechta/Göttingen, Jörg Elbracht, gert. Von besonderer Bedeutung sind hierbei die Hannover, Christian Hoselmann, Wiesbaden, untereozänen, karbonatisch zementierten Sven Lukas, London Aschetuffe, die als Zementsteine bezeichnet & Michael Weidenfeller, Mainz

Protokoll zur Zweijahres-Mitgliederversammlung der Deutschen Quartärvereinigung (DEUQUA, e.V.) am 15. September 2010, Universität Greifswald, 2. Protokoll der letzten Mitgliederver- Hörsaal der Biochemie, Beginn: 16.00 Uhr sammlung

1. Ehrungen Ein Protokoll wurde angefertigt und das Proto- Die Albrecht-Penck-Medaille wird an Prof. Dr. koll wird einstimmig angenommen. Klaus-Dieter Meyer und Dr. Hansjörg Streif ver- geben. Prof. Dr. Ernst Brunotte wird zum Ehren- 3. Tagesordnung mitglied ernannt und Dr. Ronny Boch wird mit Eine Tagesordnung liegt vor und wird ohne Er- dem Paul-Woldstedt-Preis ausgezeichnet. Die gänzungen angenommen. Präsidentin der DEUQUA, Prof. Dr. Margot Böse, bedenkt die Geehrten mit einer individuell ge- 4. Bericht der Präsidentin stalteten Laudatio. M. Böse erinnert an die Verstorbenen der letzten beiden Jahre und in einer Gedenkminute wird die- ser gedacht. Die Anwesenden erheben sich hierzu.

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 77 DEUQUA GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN

Die Veröffentlichungen in der Zeitschrift Eiszeit- Die Kassenprüfer (G. Herrendorf und G. Caspers, alter und Gegenwart, E & G Quaternary Science letzterer als Vertretung von R. Pott) entlasten Journal, werden fortan vom Verlag Geozon den Schatzmeister. durchgeführt. Artikel können nun mittels Online- Die DEUQUA-Bibliothek wurde in die Universi- Submission (über das Internet) eingereicht wer- täts- und Landesbibliothek in Halle übersiedelt den und der Zugang zu allen bisher publizierten und integriert. Hinsichtlich wissenschaftlicher Artikeln findet auf Open-Access, also freier Fachliteratur sind 45 Tauschpartner verzeichnet Basis statt. und aktiv. Die DEUQUA zieht für die Zukunft eine intensive- re Unterstützung kleinerer, spezialisierter Ar- 6. Bericht des Schriftleiters von E & G beitsgruppen (z.B. AGAQ, Norddeutsche Geolo- Nach gescheiterten Verhandlungen mit dem Ver- gen) in Betracht. lag Schweizerbart fand ein Wechsel zu Geozon Für die GeoDarmstadt 2010 ist eine Sitzung statt. Im Zuge des Verlagswechsels ergeben sich angemeldet und M. Böse wird diese leiten. C. Änderungen im Layout der Zeitschrift sowie eine Schlüchter, Professor an der Universität Bern, neue und erweiterte Internetpräsenz. Die aktu- wird auf der GeoDarmstadt einen Abendvor- ellen, wie auch ältere Ausgaben (Archiv) sind be- trag halten mit dem Thema: Eiszeit und Gegen- reits online gestellt. Die Internetplattform bietet wart. interessante Features (zur erleichterten Daten- Für die kommende INQUA in Bern plant die handhabung), die Möglichkeit der Online-Sub- DEUQUA eine Exkursion mit entsprechendem mission von Beiträgen und einen Zugang auf Exkursionsführer anzubieten. Es wird weiters Open-Access-Basis. Weiters gilt es, das E & G auf die in den nächsten Jahren anstehenden Journal auf dem Publikationsmarkt zu positio- DEUQUA Tagungen in Bayreuth (2012) und Inns- nieren, eine Notierung im Science Citation Index bruck (2014) hingewiesen. (SCI) wird angesprochen. 5. Bericht des Schatzmeisters/der Ge- 7. Bericht über die Geowissenschaftlichen schäftsstelle Mitteilungen (GMIT) Die DEUQUA zählt gegenwärtig 543 Mitglieder, 40 Ausgaben sind bereits erschienen und es wovon 487 persönliche Mitglieder sind. Betref- werden über dieses Medium etwa 9.000 Geowis- fend die Entwicklung der Mitgliederzahl ist ein senschafter erreicht. Es wird dazu aufgerufen, leichter Aufschwung festzustellen. Seit der letz- das Medium dementsprechend, also verstärkt ten Versammlung sind 20 Neuzugänge zu ver- zu nutzen. zeichnen und 17 Abgänge. Letztere inkludieren sechs Todesfälle. 8. Aussprache über die Berichte In der Kassenübersicht werden die Einnahmen Es wird angeregt, E & G in die Liste anerkannter und Ausgaben tabellarisch gegenüber gestellt. wissenschaftlicher Zeitschriften aufzunehmen. Die Einnahmen ergeben sich vor allem aus den Bezüglich des geänderten Formats von E & G er- Mitgliedsbeiträgen sowie aus dem Merchandi- gibt sich eine Frage im Zusammenhang mit einer sing (z.B. Verkauf von T-Shirts). Bei den Ausga- etwaigen Buchbindung mehrerer Ausgaben. ben dominieren die Druckkosten, der Internet- Diesbezügliche Probleme scheinen allerdings auftritt von E & G (inklusive Zeitschriften- die Vorteile des Wechsels zu Geozon und des archiv), die Kosten für Steuerberatung und Hilfs- damit verbunden neuen Layouts nicht aufzuwie- personal, sowie Kosten für den Versand (Porto). gen und die Neugestaltung mit Geozon soll des- Der Kassenstand zum 31.8.2010 beläuft sich auf halb akzeptiert werden. 22.845,73 €. Mit der damit eingetretenen Redu- Hinsichtlich der Website der DEUQUA wird von zierung des Vereinsvermögens werden entspre- S. Lorenz darauf hingewiesen, dass ein roter chende Zusagen an das Finanzamt umgesetzt. Faden nicht ersichtlich ist. Auch das Problem

78 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN DEUQUA einer notwendigen, regelmäßigen Aktualisie- stätigt. Es gibt eine Enthaltung. Er nimmt die rung wird angesprochen. Wahl an. 9. Entlastung des Vorstandes 14. Wahl der Schriftleitung C. Schlüchter macht einen Antrag zur Entlastung H. Freund wird in einer Abstimmung mittels des Vorstandes. Diesem Antrag wird stattgege- Handzeichen bestätigt. Es gibt eine Enthaltung. ben. Es gibt keine Gegenstimmen. Er nimmt die Wahl an. 10. Abstimmung über Satzungsänderungen 15. Wahl von sechs „weiteren Vorstands- Es wird auf die Gleichstellung von Mann und mitgliedern“ Frau (Gender-Thematik) im Satzungstext hinge- Vorgeschlagen werden C. Hoselmann, R. Lampe, wiesen. Die Kriterien zur Vergabe des Paul F. Preusser, D. Sauer, B. Terhorst und St. Wansa. Woldstedt-Preises sind nun in der Satzung ver- Die Mitglieder der DEUQUA stimmen mittels Hand- ankert. Die vereinseigene Zeitschrift E & G wird zeichen dafür, niemand ist dagegen, es gibt fünf im Satzungstext erweitert nun auch als „Quater- Enthaltungen. Die Kandidaten nehmen die Wahl an. nary Science Journal“ angesprochen. Der Zeit- punkt der Entrichtung des Jahresbeitrages wird 16. Wahl von zwei Kassenprüfern und zwei festgelegt. Die Funktion und damit einhergehen- Vertretern de Satzungsregelungen des Archivars werden Vorgeschlagen werden M. Frechen, J. Winse- abgeschafft. Der Vorstand wird in der Satzung mann, G. Herrendorf und G. Caspers. Erstere durch sechs „weitere Mitglieder“ ergänzt. Es beide werden als Kassenprüfer ohne Gegenstim- wird darauf hingewiesen, dass der Schatzmei- me bestätigt. Es gibt eine Enthaltung. Letztere ster nach wie vor Bürger der Bundesrepublik beide werden ohne Gegenstimme und ohne Ent- Deutschland sein muss. In der Satzung ist jetzt haltung bestätigt. auch verankert, dass die beiden Kassenprüfer alle vier Jahre gewählt werden. 17. DEUQUA 2012/Verschiedenes Es wird über die Satzungsänderungen abge- L. Zöller lädt zur DEUQUA 2012 nach Bayreuth. stimmt. Einstimmig wird den Änderungen statt- Diese Einladung wird durch den Lehrstuhl für gegeben. Geomorphologie der Universität Bayreuth aus- gesprochen. In einer Powerpoint-Präsentation 11. Wahl des Präsidenten/der Präsidentin wird über die Tagungslokalität aufgeklärt: „Was L. Zöller dankt M. Böse und schlägt sie für eine haben wir nicht/haben wir?“ und „Was bieten weitere Amtsperiode vor. Es wird folglich über wir?“ L. Zöller schlägt weiters eine Special Ses- eine weitere Periode abgestimmt. M. Böse wird sion „Neotectonics, Quaternary Volcanism, and einstimmig (ohne Gegenstimmen) in ihrem Amt Human Environment“ vor. bestätigt und nimmt die Wahl an. Im Anschluss an die Präsentation möchte ein Mitglied den genauen Termin der Tagung in Bay- 12. Wahl der Vizepräsidenten reuth wissen. Dieser steht zu diesem Zeitpunkt L. Zöller und C. Spötl werden für dieses Amt vor- noch nicht fest. geschlagen. Beide werden in einer Abstimmung Abschließend spricht M. Böse einen herzlichen mittels Handzeichen bestätigt. Es gibt eine Ent- Dank an R. Lampe aus und beendet die Zwei- haltung. L. Zöller nimmt die Wahl an. (Schriftli- jahres-Mitgliederversammlung in Greifswald um che Annahme der Wahl von C. Spötl am 20.9.2010). 18.10 Uhr. Protokoll geführt von Ronny Boch 13. Wahl des Schatzmeisters Berlin, den 22. September 2010 J. Elbracht wird in einer Abstimmung mittels Univ.-Prof. Dr. Margot Böse Handzeichen für eine weitere Amtsperiode be- Präsidentin der DEUQUA

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 79 DEUQUA GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN

Subkommission Quartär – Sitzung in Wiesbaden (ch.) Die Subkommission Quartär (SKQ) der (Wilhelmshaven) berichtet, dass alle Vorträge Deutschen Stratigraphischen Kommission (DSK) publiziert werden sollen. hat sich Ende September 2010 zu ihrer jährli- Für die Homepage der SKQ werden zur Zeit vom chen Sitzung in Wiesbaden getroffen. Die Be- Vorsitzenden Änderungshinweise und neue In- sprechung fand in den Räumen des Hessischen formationen gesammelt. Landesamtes für Umwelt und Geologie (HLUG) Frau Böse (Berlin) informiert über Ergebnisse statt. Insgesamt haben 16 Mitglieder sowie ein zur Datierung von Eisrandlagen im Jungmorä- Gast an der Sitzung teilgenommen. nengebiet mittels 14C, OSL (multi und single Zum Beginn der Sitzung stellt Herr Hanewald grain OSL analyses) sowie 10Be. das am HLUG angesiedelte Fachzentrum Klima- Herr Richter (Dresden) berichtet über chrono- wandel vor. Er erläutert neben fachlichen Grund- stratigraphische Fragen in NW-Afrika, bearbeitet lagen vor allem die Aufgaben und die For- über OSL-Datierungen an archäologischen schungsschwerpunkte bis hin zur Entwicklung Fundplätzen. von Anpassungsstrategien. Frau Urban (Suderburg) erläutert Verbund- Im Anschluss gedenken die Sitzungsteil- projekte zu Fragen der Klimaanpassung. Infor- nehmer den verstorbenen Mitgliedern der SKQ mationen zu den über fünf Jahre geförderten Prof. Dr. Dr. hc. Burkhard Frenzel und Prof. Dr. Projekten können unter www.klimzug.de abge- Gerd Lüttig. rufen werden. Herr Wansa (Halle/Saale), der Vorsitzende der Herr Katzschmann (Weimar) informiert über die SKQ, verweist nochmals auf die Beschlüsse der im Raum Voigtstedt laufenden Untersuchungs- ICS zum Beibehalt des Quartärs als chronostra- arbeiten. tigraphische Einheit und der Verlegung der Herr Stephan (Kiel) schildert, dass in Nord- Quartär/Neogen-Grenze auf 2,58 Mio. Jahre. deutschland Probenahmen und Datierungen für Weiterhin berichtet er über die letzte DSK-Sit- den Grenzbereich Spätsaale/Eem/Frühweichsel zung in Kassel. Im Rahmen dieser Sitzung wur- gemeinsam mit Herrn Frechen (Hannover) fort- den u.a. folgende Punkte besprochen: gesetzt werden. Die Neuauflage der stratigraphischen Tabelle Ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeiten der SKQ von Deutschland wird nicht vor 2014 erschei- ist weiterhin die Erstellung von Definitionen für nen. Hier sollen für das Quartär verstärkt das Lithostratigraphische Lexikon (LithoLex). auch lithostratigraphische Begriffe aufge- Herr Hoselmann berichtet zum aktuellen Stand nommen werden. der Arbeiten im nördlichen Oberrheingraben. Es wird zur Geo-Darmstadt durch die DSK Vier Vorschläge (Mannheim-, Ludwigshafen-, eine Stratigraphie-Session ausgerichtet. Aus Viernheim- und Iffezheim-Formation) werden dem Kreis der SKQ werden durch D. diskutiert und für die Veröffentlichung im Ellwanger (Freiburg) und C. Hoselmann LithoLex angenommen. (Wiesbaden) zwei Vorträge aus dem Bereich Herr Doppler (München) erläutert, dass für das des Oberrheingrabens gehalten. bayerische Alpenvorland die bisher gültigen tra- Die Kurzversion der Thesen zur Stratigraphie ditionellen Begriffe als informelle Einheiten defi- in Deutschland wird breit gestreut. Die Lang- niert werden sollen und stellt zwei Beispiele vor. version verbleibt als internes Papier. Eine Herr Ellwanger erklärt ausführlich das litho- weitere Kurzfassung erschien im September stratigraphische Gliederungskonzept für den in GMIT 41. südlichen Oberrheingraben und das angrenzen- Am 30.10.2009 fand in Hannover ein Workshop de Gebiet des Rheingletschers. Es basiert auf zur „Chronologischen Einordnung der paläolithi- Unconformity-units. Insgesamt sieben litho- schen Funde von Schöningen“ statt. Herr Behre stratigraphische Einheiten werden vorgestellt,

80 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN DEUQUA

Die Mosbacher Sande im Dyckerhoff-Steinbruch mit dem Fund eines Nashorn- Unterkiefers Foto: Norbert Henkel

über die im E-Mail-Umlaufverfahren abgestimmt Dolinenfüllungen zu sehen. Herr Hoselmann werden soll. zeigt die im Hangenden folgenden unter- und Die nächste Sitzung der SKQ soll im Frühjahr mittelpleistozänen Mainterrassensedimente 2011 in der Region Schöningen stattfinden. und die Mosbacher Sande. Er charakterisiert Am zweiten Tag erfolgte eine Exkursion in den den Ablagerungsraum als Verzahnungsgebiet Dyckerhoff-Steinbruch in Wiesbaden-Biebrich von Main und Rhein. Herr Keller und Frau mit einer ausführlichen Diskussion der Tertiär- Sander erläutern den weltbekannten Fossil- und Quartärprofile. Die Führung im Aufschluss inhalt der Mosbacher Sande. erfolgt durch Frau Radtke (HLUG), Herrn Hosel- Abschließend erläutert Herr Hoselmann die an- mann, Herrn Keller und Frau Sander (Landesamt stehenden Mittelterrassen des Mains sowie die für Denkmalpflege). Frau Radtke erläutert sie überlagernden Deckschichten und die in die- Lithologie und Fossilführung der kalktertiären sen entwickelten Paläoböden. Ablagerungen des Mainzer Beckens einschließ- Beim hier vorliegenden Text handelt es sich um lich der litho- und chronostratigraphischen Ein- eine Zusammenfassung des Protokolls, das stufung sowie der paläogeographischen Situati- vom Sekretär der SKQ, Lutz Katzschmann, on. Im Aufschluss sind neben der Schichtenfolge erstellt worden ist. (Kalksteine, Mergelsteine) auch Algenriffe und

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 81 GV GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN

Seite des Vorsitzenden In diesem Jahr wurde das 100-jährige Jubiläum schen Gesellschaft für Geowissenschaften und der Geologischen Vereinigung mit einer Festver- der „8th European Coal Conference“ mit Betei- anstaltung am 10. Oktober im Senckenberg For- ligung zahlreicher Geo-Gesellschaften und schungsinstitut und Naturmuseum als Teil der Institutionen mit etwa 800 Teilnehmern im hoch- Tagung GeoDarmstadt2010 feierlich begangen. modernen Tagungszentrum Darmstadtium statt, In kurzen Beiträgen berichteten Friedhelm von effizient und hervorragend organisiert von An- Blanckenburg, Mark Handy, Gerald Haug und dreas Hoppe und Christoph Schüth und ihrem Hildegard Westphal über neueste Ergebnisse Team. Die Tagung bot Jung und Alt vielfältige aus unterschiedlichen Bereichen der Geowis- Möglichkeiten zur Präsentation neuer wissen- senschaften. In einem spannenden und provo- schaftlicher Ergebnisse und zu anregenden zierenden Vortrag blickte Celâl Sengör auf 100 Diskussionen. Jahre Geologie-Geschichte zurück. Eingebunden Auf der Mitgliederversammlung der GV am 12. in die Festveranstaltung war die Verleihung von Oktober zogen Vorstand und Beirat Bilanz über Auszeichnungen: die Gustav-Steinmann-Medail- die letzten Jahre. Seit 1985 wird 2010 zum ersten len erhielten Judy McKenzie aus Zürich und Celâl Mal ein Mitgliederzuwachs von mehr als 170 Sengör aus Istanbul, die Bernd-Rendel-Preise Personen erreicht. Das International Journal of gingen an Juliane Hinz aus Tübingen, Olga V. Earth Sciences (Geologische Rundschau) ent- Narygina aus Edinburgh, Rebekka Steffen aus wickelt sich zu einer international attraktiven Calgary und Claudia Wrozyna aus Braunschweig Zeitschrift mit einem Impact-Faktor von 2,4. Die und den Albert-Maucher-Preis erhielt Ulrike neugestaltete Webseite ist zu einer gefragten Herzschuh aus Potsdam. Im Anschluss an die Informationsbörse geworden. Als sehr attraktiv Jubiläumsveranstaltung bestand die Möglichkeit erweist sich die Doppelmitgliedschaft in der des Gedankenaustausches bei der Icebreaker- Deutschen Mineralogischen Gesellschaft und Party in der Dinosaurierhalle des Senckenberg- der GV, insbesondere für Studierende. Die Instituts. Der Leitung des Senckenberg-Instituts Sektion Sedimentologie nimmt mit ihren in Frankfurt sei an dieser Stelle sehr herzlich für Spezialveranstaltungen bereits nach kurzer Zeit die Gastfreundschaft gedankt. einen festen Platz in der GV ein. Nach dem Festakt fand vom 11.–13. Oktober die Während der Mitgliederversammlung wurde ein 100. Jahrestagung der Geologischen Vereinigung neuer Vorstand und Beirat gewählt. Nach sechs „GeoDarmstadt2010“ zusammen mit der Deut- Jahren übergebe ich das Amt des Vorsitzenden

82 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN GV an Ralf Littke von der RWTH Aachen. Ich bedan- Leitungsteam viel Erfolg und alles Gute für die ke mich sehr herzlich bei Vorstand und Beirat nächsten Jahre. und insbesondere bei Frau Rita Spitzlei für die Beste Grüße vertrauensvolle und stets unterstützende Zu- Ihr Gerold Wefer sammenarbeit und wünsche dem neuen

Gustav-Steinmann-Medaillen an A. M. Celâl Sengör und Judith A. McKenzie jp. Die Geologische Vereinigung hat anlässlich rer die „Tectonique de l’Asie“ von Argand neu der Festveranstaltung zum 100-jährigen Jubi- belebt. Weitere seiner Arbeiten behandeln in läum im Forschungsinstitut und Naturmuseum exemplarischer Weise geodynamische Prozesse Senckenberg in Frankfurt am Main die Gustav- wie die Bildung von Mélanges oder Akkretions- Steinmann-Medaille an A. M. Celâl Sengör verlie- keilen, von Rift-Becken oder die Rolle von hen. Celâl Sengör ist einer der besten Kenner intrakontinentalen, „epirogenetischen“ Bewe- der Geologie von Asien, das er selbst intensiv gungen. Sengör lebt true scholarship, und das bereist und erforscht hat. Das zentrale Thema mit großer Leidenschaft. Er stellt alle seine seiner Forschung ist die Rekonstruktion der Betrachtungen in einen historischen Zusammen- Plattenbewegungen vom Paläozoikum bis heu- hang und ist dem historischen Erbe, der Ge- te, die zur heute vorliegenden Collage von kon- schichte unserer Wissenschaft verpflichtet. Er tinentalen Fragmenten, „islands arcs“ und ozea- lehrt seit 1981, seit 1992 als Professor, an der nischen Resten der verschiedenen und verschie- Technischen Universität Istanbul, wo er durch den alten Tethys-Arme geführt haben. Seine seine Tätigkeit viel für den Anschluss seines grundlegenden Arbeiten decken fast den ganzen Landes an die moderne Geologie bewirkt und Raum zwischen den Suturen von Südwest-China sich mit Zivilcourage für die Freiheit der Wissen- über Tibet bis nach Iran und in die Türkei ab. Mit schaft eingesetzt hat. Sein Engagement für diesen Arbeiten hat Celâl Sengör wie kein ande- unsere Wissenschaft hat ihm viele internationa-

Verleihung der Gustav-Stein- mann-Medaille an A. M. Celâl Sengör (rechts) und Judith A. McKenzie (Mitte) während der Jubiläumsveranstaltung der Geologischen Vereinigung in Frankfurt am Main Foto: Angela Spitzlei

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 83 GV GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN le Ehrungen eingetragen. Mit der Geologischen In diesem Jahr konnte auch die Gustav-Stein- Vereinigung ist Celâl Sengör, nicht zuletzt durch mann-Medaille an Judith A. McKenzie persönlich seine Initiative zur Publikation der „Milestones übergeben werden. Die Geologische Vereini- in Geosciences“, seit Jahren verbunden. Durch gung wählte Judy McKenzie bereits im Jahr 2008 die Verleihung der Gustav-Steinmann-Medaille in Würdigung ihrer herausragenden Arbeiten auf möchte die Geologische Vereinigung die weg- den Gebieten der Biogeochemie, der Geomikro- weisenden Beiträge von Celâl Sengör zum Ver- biologie und der Klima- und Umweltgeschichte ständnis der Tektonik asiatischer Gebirge und für die Gustav-Steinmann-Medaille aus (siehe zur Geschichte der Geologie würdigen und ihn GMIT 34). als herausragenden Geologen seiner Generation ehren.

Auszeichnung von Posterbeiträgen auf der GeoDarmstadt2010 Während der diesjährigen gemeinsam ausge- Arbeitskonzeptes, der angewandten Methoden richteten Jahrestagung der Deutschen Gesell- sowie der Ergebnisse berücksichtigte, insbeson- schaft für Geowissenschaften (DGG), der Geo- dere aber auch die Innovation und den wissen- logischen Vereinigung (GV), sowie der 8th Euro- schaftlichen Wert der Arbeit einforderte. pean Coal Conference, der „GeoDarmstadt Den ersten Preis erhielt Philipp Rene Meissner 2010“, wurden drei studentische Posterbeiträge (Ruhr-Universität Bochum) zusammen mit sei- aus insgesamt 30 Postern prämiert. Die Auswahl nen Kollegen Detlev-Konrad Richter und Adrian der Preisträgerinnen und Preisträger erfolgte Immenhauser für die Arbeit: „Cryogenic calcites durch eine vierköpfige Posterjury (Ch. Breit- in caves of the Rhenish Slate Mountains – A case kreuz, A. Götz, M. Hinderer, S. Heim), die einer- study from Herbstlabyrinth-Advent Cave seits die Darstellung des zu Grunde liegenden system“. Das Poster überzeugte durch die gut

Philipp Rene Meissner Iria Costas

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Ramona Baran Sascha Gast; Fotos: Ingrid Hirsmüller (4) gelungene Darstellung der Studie zur Verwen- ring the Nature of Short-Term Erosion and Sedi- dung kryogener Kalzite zur Rekonstruktion des ment Transport in two pre-Alpine Channel Beds, Paläoklimas im gemäßigten Klimabereich. Erlenbach and Vogelbach, Switzerland“, auf Der zweite Preis wurde an Iria Costas (Universi- dem sehr anschaulich über das Monitoring der tät Hamburg) und ihre Kollegen Juliane Ludwig, Dynamik von Transportvorgängen in voralpinen Sebastian Lindhorst, Christian Betzler, H. Chri- Fließgewässern für unterschiedlich lange Zeit- stian Hass, Hans von Storch, Tony Reimann und räume berichtet wurde. Manfred Frechen für ihre Arbeit zum Thema Der allgemeine Posterpreis/Best Poster Award, „Climate Archive Dune (ClimAD)“ verliehen. Das ausgewählt von allen Tagungsteilnehmern, wur- Poster überzeugte durch seinen innovativen Ein- de Sascha Gast und seinen Co-Autoren Holger satz von Standardmethoden zur Nutzung des Wirth, Karolin Weber, Annette E. Götz für das Migrationsverhaltens äolischer Dünen als wich- Poster zum Thema: „Die lithologisch-paläogeo- tige Archive. graphischen Karten von Nordostdeutschland: Den dritten Poster-Preis erhielten Ramona Eine digitale Aufarbeitung“ verliehen. Baran und ihre Co-Autoren Brian W. McArdell, Wir beglückwünschen die Preisträger und wün- Fritz Schlunegger, Thomas A. Wunderlich, Anke schen ihnen weiterhin gute Erfolge in ihrer wis- M. Friedrich für ihr Poster zum Thema „Monito- senschaftlichen Arbeit. Sabine Heim, Aachen

Protokoll der Mitgliederversammlung anlässlich der 100. Jahres- tagung am 12. Oktober 2010 in Darmstadt

Zeit: 12. Oktober 2010, 12:40-13:40 Uhr 1. Feststellung der ordnungsgemäßen Ein- Ort: Wissenschafts- und Kongresszentrum berufung und Beschlussfähigkeit der Mit- Darmstadt, Kongresshalle Spectrum, Schloss- gliederversammlung graben 1, 64283 Darmstadt Der Vorsitzende G. Wefer begrüßt die anwesen-

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 85 GV GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN den Mitglieder und Gäste und stellt die ord- Sciences (Geologische Rundschau) und verweist nungsgemäße Einberufung und Beschlussfähig- auf TOP 4. keit der 100. Mitgliederversammlung fest. 4. Bericht des Schriftleiters 2. Genehmigung der Tagesordnung Der Schriftleiter W.-Chr. Dullo legt den Bericht Die Tagesordnung wird in der vorgeschlagenen für das International Journal of Earth Sciences Form genehmigt. Das Protokoll der letzten Mit- vor. Die Zeitschrift befindet sich weiterhin auf gliederversammlung (siehe GMit Nr. 32, Dezem- einem guten Weg. Um der nach wie vor steigen- ber 2009, S. 74–77) anlässlich der 99. Jahres- den Nachfrage gerecht zu werden, werden künf- hauptversammlung am 6. Oktober 2009 in Göt- tig jeweils abwechselnd ein Band mit knapp 200 tingen wird ohne Gegenstimme angenommen. Seiten und ein Band mit bis zu 350 Seiten er- scheinen. Dadurch wird auch auf die große 3. Bericht des Vorsitzenden Nachfrage nach Themenbänden reagiert. Die Mitgliederversammlung gedenkt der seit der Zur GeoDarmstadt2010-Tagung erschien das letzten Mitgliederversammlung verstorbenen Sonderheft „100 Jahre Geologische Rundschau Mitglieder der Geologischen Vereinigung: und Geologische Vereinigung“. Heft 7 des Jahres Hans Dirk Ebert, Rio Claro, São Paulo, Brasi- 2010 ist ein Themenheft mit dem Titel „Long- lien term rift evolution“ mit knapp 200 Seiten, das Adolf Elborg, Bonn von D. Köhn, F. Bauer und U. Glasmacher her- Hans-Joachim Lippert, Wiesbaden ausgegeben wird. Heft 8 enthält freie Beiträge Erich Schroeder, Berlin und wird deutlich über 300 Seiten umfassen. Als Ernst K. Sturmfels, Diamond Creek, Austra- Themenheft ist in Vorbereitung ein Band über lien den „Alpine Workshop“, der dem verstorbenen Johannes Zimdars, Hannover Steinmann-Medaillenträger R. Trümpy gewidmet Der Vorsitzende G. Wefer gibt eine Zusammen- werden wird. Der in Vorbereitung befindliche fassung seiner Tätigkeit während der letzten Themenband „Tectonic setting and ophiolite sechs Jahre und erinnert an die Ziele der Geolo- formation“, welcher von A. Robertson, D. gischen Vereinigung. Die Jahrestagungen bilden Kostopoulos sowie A. Rassios herausgegeben einen wesentlichen Kern in den Aktivitäten der wird, wird kleiner ausfallen und mit freien Bei- GV. Sie finden in der Regel Ende September oder trägen kombiniert werden. Ein weiteres Themen- Anfang Oktober statt und werden gemeinsam heft „Accretional Tectonics in the Rio de la Plata mit anderen Gesellschaften durchgeführt. Ab- Region“, ist bereits sehr weit vorangeschritten. sprachen sind bereits für die kommenden vier Es wird von S. Siegesmund und A.S. Basei her- Jahrestagungen vorgenommen worden (siehe ausgegeben. Ein weiteres Heft zum Thema TOP 8). Durch gemeinsame Tagungen werden „Paläomagnetik“ ist mit den Editoren M. sich die geowissenschaftlichen Gesellschaften Chadima, R. Greiling und H. de Wall in Planung. weiter aufeinander zu bewegen. Im Jahr 2009 wurden insgesamt 203 Manuskrip- Der seit einiger Zeit anhaltende Abwärtstrend te beim International Journal of Earth Sciences der Mitgliederzahlen konnte in den vergangenen eingereicht. Zum Stand vom 3. Oktober 2010 wa- Jahren aufgehalten werden. Die Mitgliederzahl ren es 195 Manuskripte. Im Review-Verfahren der GV hat sich in den letzten Jahren stabilisiert. befinden sich 94 Manuskripte, während sich 37 2010 sind erstmals nach 1985 wieder über 170 Manuskripte bei den jeweiligen Autoren zur Mitglieder in die Geologische Vereinigung einge- Überarbeitung befinden. Abgelehnt wurden treten, überwiegend Studierende. Dies wird vor im Jahr 2010 bislang 124 Manuskripte. Die allem u.a. auch auf die Doppelmitgliedschaft in Ablehnungsrate ist im vergangenen Jahr um fast GV und DMG zurückgeführt. Ein Aushängeschild 5 % gestiegen und beläuft sich zurzeit auf mehr der GV sei das International Journal of Earth als 50 %.

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Die beste Nachricht aber ist der wiederum ge- nahezu € 6.000 höher als geplant. Die Tagungs- stiegene Impact Faktor, der jetzt bei 2,4 liegt. kosten für die Tagung Göttingen (studentische Damit rangiert das International Journal of Earth Zuschüsse und Posterpreise) lagen mit € 5.800 Sciences unter 146 ausgewerteten wissen- etwa € 4.300 höher als geplant. Die Kursauf- schaftlichen Zeitschriften unter der Gesamt- wendungen blieben mit Aufwendungen von € rubrik „Geoscience multidisciplinary“ auf Rang 5.025 im Budget, währen die Kosten für Perso- 28. Dieses sehr schöne Ergebnis ist aber nur nal, Büro und Reisen (Vorstand und Beirat) mit möglich durch die zahlreichen Gutachter und die € 42.500 um € 2.000 über dem Plan lagen. Für unermüdlichen Topic-Editoren, die dem Haupt- Ehrungen fielen erwartungsgemäß € 11.700 an. schriftleiter bei der umfangreichen Arbeit bei der Der auf die GV entfallende Anteil an GMIT und Gestaltung des Journals sehr zur Hand gehen. der an die GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung Ohne deren tatkräftige Unterstützung wäre das gezahlte Zuschuss von insgesamt € 14.464 Journal nicht das, was es heute ist. Der Haupt- blieben im Plan. schriftleiter beendet seinen Bericht mit einem Die Prüfung des Kassen- und Jahresberichtes ganz herzlichen Dank an die Topic-Editoren und 2009 erfolgte am 17.02.2010 in Mendig durch an die ausgewählten Gutachter. die Rechnungsprüfer, Prof. Dr. Kurt Poll und Prof. Dr. Gerd Tietz. Der Bericht der Rechnungs- 5. Bericht des Kassenführers und der Rech- prüfer wurde den Mitgliedern vorgelegt und die nungsprüfer Ordnungsmäßigkeit bestätigt. Der Kassenführer G. Greiner stellt den Kassen- Die Mitgliederversammlung der GV stimmt auf und Jahresbericht vor und erläutert die Bilanz. Antrag einstimmig ohne Gegenstimme den fol- Das Jahr 2009 wurde mit einer Unterdeckung genden Punkten zu: von € 15.298,07 abgeschlossen, bei Einnahmen Feststellung des Kassen- und Jahresberichtes von € 123.672,88 und Ausgaben von € in der von den Rechnungsprüfern geprüften 138.970,95. Damit ergab sich am 31.12. 2009 ein und uneingeschränkten Form, Vermögensstand der Geologischen Vereinigung Entlastung des Vorstandes für das Jahr 2009, von € 239.908,58. Genehmigung des Budgets 2010, Die Mitgliederzahl der GV hat sich in den letzten Bestimmung der Herren Prof. Dr. Kurt Poll Jahren weiterhin stabilisiert. Insgesamt traten im und Prof. Dr. Gerd Tietz als Rechnungsprüfer Laufe des Jahres 2009 100 Neumitglieder in die für den Kassen- und Jahresbericht 2010. Geologische Vereinigung ein, davon 40 studen- Der Vorsitzende dankt G. Greiner und Frau tische Neumitglieder und 52 studentische R. Spitzlei für die sorgfältige Ausübung ihrer Doppelmitglieder mit der DMG. Es traten weiter- Tätigkeit für die Geologische Vereinigung hin 8 ordentliche Mitglieder der Gesellschaft bei, so dass sich bei 105 Abgängen durch Kündigun- 6. Zusammenarbeit mit anderen Gesell- gen, Ableben und Umbuchungen zum Jahresen- schaften de ein Stand von 1.565 Mitgliedern ergab. A. Friedrich berichtet darüber, dass die GV eine Die gebuchten Mitgliederbeiträge betrugen € „Associate Membership“ mit der Geological 74.158,70. Die Royalties und der Redaktions- Society of America (GSA) hat. Vom 4.–7. Septem- zuschuss des Springer-Verlags waren mit € ber 2011 wird in München eine gemeinsame 43.498 durch zusätzliche Vergütungen aus ver- Tagung der GV und der DGG mit der GSA statt- gangenen Jahren um über € 10.000 höher als finden (siehe TOP 8). geplant. Die Zinserträge aus dem Vermögen der M. Hinderer berichtet von der Beziehung der Vereinigung waren dagegen um etwa € 1.200 GV-Sektion Sedimentologie zur SEPM. Die letzte niedriger. Die Aufwendungen für die Druckko- SEDIMENT-Tagung fand in der Zeit vom 25.– sten und den Versand des International Journal 27.6.2010 an der Universität Potsdam statt (M. of Earth Sciences mit € 56.733,91 waren um Mutti). Auf einer Klausurtagung vom 3. bis 4.12.

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2010 wird sich die Gruppe der Sedimentologen Kandidaten werden einstimmig ohne Enthaltun- beraten, wie sie sich weiter aktiv in die GV gen und ohne Gegenstimmen bei Enthaltung der einbringen wird. Für das Jahr 2011 ist noch eine anwesenden Vorgeschlagenen wiedergewählt. eigene Tagung in Leipzig geplant (Organisation: T. Brachert). 2012 wird die SEDIMENT-Tagung 8. Programm der Jahrestagung 2011 und einen Tag vor der GV-Jahrestagung in Hamburg weitere Tagungen und in 2013 als Teil der GV/DMG-Jahrestagung Folgende Jahrestagungen sind in Vorbereitung in Tübingen stattfinden. und Planung: 04.–07.09.2011 München: GV/DGG/GSA-Ta- 7. Wahlen zur Nachfolge der aus dem Vor- gung „Fragile Earth. Geological processes stand und Beirat ausscheidenden Mitglieder from global to local scales and associated Die aktuelle Zusammensetzung von Vorstand hazards & resources“. Ludwig-Maximilians- und Beirat der Geologischen Vereinigung wird Universität München. Kontakt: A. Friedrich, dargestellt. Im Vorstand endet 2010 die September 2012 Hamburg: GV-Jahrestagung Funktionsperiode für Gerold Wefer, Friedhelm und SEDIMENT 2012. Organisation: Chr. von Blanckenburg, Mark Handy, Hermann Ru- Betzler, dolf Kudraß und Jürgen Pätzold, im Beirat für Da- September 2013 Tübingen: Gemeinsame Jah- niel Bernoulli, Anke Friedrich, Gerald Haug und restagung von GV und DMG, Organisation: M. Reinhold Leinfelder. Sabine Heim wird als 1. Kucera und T. Aigner, Schriftführerin sowie F. von Blanckenburg und September 2014 Frankfurt: Gemeinsame Jah- H.R. Kudraß zur Wiederwahl vorgeschlagen. Ein restagung von GV, DGG und PalGes. Organi- vorzeitiger Wechsel in den Vorstand wird für Ralf sation: G. Zulauf und A. Mulch. Littke und Hildegard Westphal vorgeschlagen. Für den Beirat werden Gerold Wefer, Hedi Ober- 9. Verschiedenes hänsli, Christian Betzler, Jonas Kley und Mark Keine Beiträge. Handy genannt. Alle Personen sind bereit zu kandidieren. Der Wahlleiter stellt den Antrag, Bremen, 31. Oktober 2010 die Wahlen gemäß den Vorschlägen des Vor- G. Wefer J. Pätzold standes durchzuführen. Alle vorgeschlagenen (Vorsitzender) (1. Schriftführer)

GV-Jubilare 2010 Wir gratulieren unseren Mitgliedern zum 70- 70 Jahre bzw. 50-jährigen Jubiläum der GV-Mitglied- Karl-Otto Kopp, Obersdorf schaft, bedanken uns herzlich für die jahrzehn- 50 Jahre telange Treue und wünschen alles erdenklich Zoltan de Cserna, Mexico Gute. Unsere Jubilare 2010: Klaus Landwehr, Oberbronn Wolfgang Zacher, Gauting

GV-Kurs-/Tagungszuschuss für Studierende 2011 Die Geologische Vereinigung (GV) zahlt studie- oder direkt nach der Veranstaltung möglich. Bei renden GV-Mitgliedern bei Teilnahme an einer kostenfreien Kursen/Tagungen wird die Unter- unterstützten Veranstaltung einen Zuschuss in stützung nicht an Studierende der ausrichten- Höhe von € 75,–. Der Beitritt zur GV ist während den Universität gezahlt. Der Zuschuss wird nach

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Zusendung einer Teilnahmebescheinigung, glieder überwiesen. Bisher geplante Kurs- und eines Studiennachweises und der Bankverbin- Tagungsunterstützung 2011 dung an studierende Mitglieder und Neumit-

CoDaWork Compositional Data Analysis Barcelona Univ. Barcelona Several Ecolmas-Courses Bremen ECOLMAS Marine Geoscience Dänemark / Sylt S. Lindhorst Flügel-Karbonatfazies-Kurs Erlangen FG Paläoumwelt Introduction to Volcanology and Volcanic Textures Freiberg C. Breitkreuz Geochemie in der Erdöl/Erdgas-Exploration Göttingen Th. Schwarzkopf / J. Rückheim Summer School Sequenzstratigraphie Hamburg C. Betzler LAK 2011 Heidelberg W. Stinnesbeck / S. Götz Sediment 2011 Leipzig T. Brachert Physische Vulkanologie Mendig A. Freundt / S. Kutterolf Melts, Glasses, Magmas München D. Dingwell Einführung in die Geomechanik Potsdam G. Dresen Bilanzierte Profile Potsdam O. Oncken MATLAB recipes for earth sciences Potsdam M. Trauth

Termine und aktuelle Informationen zu den Ver- anstaltungen unter: www.g-v.de, Rubrik „Spon- sored Short Courses and Events“.

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 89 PALÄONTOL. GESELL.GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN

PALÄONTOLOGISCHE GESELLSCHAFT

Seite des Präsidenten Liebe Mitglieder, liebe Studierende, liebe Kolle- heide und Michael Krings stellte ein spannendes ginnen und Kollegen, und hochaktuelles Programm mit internationa- unsere Herbsttagung in München liegt hinter len Keynote-Speakern zusammen, auch von die- uns, der Alltag hat uns wieder. Das Organisa- ser Stelle aus Ihnen allen noch einmal ein ganz tionsteam um Bettina Reichenbacher, Gert Wör- herzliches Dankeschön der Gesellschaft für Ihr Engagement. Das Themenspektrum reichte von Prozessen der biologischen Mineralisation als Paläoarchive über die Rolle einer hohen Diversität als Erfolgs- modell bei Mollusken, bis hin zu Large-scale- Prozessen im Neogen Eurasiens (weitere Themen unter: www.palaeontologie. geowissenschaften. uni-muenchen.de/palges/index.html). Alles Themen, die eine hohe gesellschaftliche Relevanz aufweisen, angesichts der vorherseh- baren Verknappung essentieller Rohstoffe für die Ernährung (Phosphate), der Notwendigkeit zur künstlichen Entwicklung biogener Komposit- werkstoffe, z.B. für medizinische Zwecke und dem Verständnis und der eventuellen Vorhersa- ge der künftigen Entwicklung der unterschied- lichsten heutigen Ökosysteme, angesichts der Klimaveränderung und des immer noch an- wachsenden „ökologischen Fußabdrucks“ der Menschheit. Das Tagungsmotto „Paläontologie im Blickpunkt“ drückte es aus: auch im Bereich der Paläontologie werden die nötigen Werk-

Die Jahrestagung 2010 im Ambiente des Palä- ontologischen Museums München Foto: C. Nyhuis

90 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN PALÄONTOL. GESELL. zeuge und Methoden zur Zukunftsbewältigung Zum Jahresende wird auch unsere neu gestalte- mit entwickelt. te Homepage für Sie alle verfügbar sein, die eine Besonders dankbar sind Vorstand und Beirat für Reihe von neuen Möglichkeiten beinhalten wird, die Zustimmung der Mitgliederversammlung zu seien Sie gespannt. einer moderaten Erhöhung der Mitgliedsbeiträ- Zu guter Letzt bleibt mir nur, Ihnen allen frohe ge, die es uns ermöglicht, die Arbeit für die Ge- Feiertage und einen guten Rutsch in das Neue sellschaft professioneller zu gestalten. Zu- und Jahr zu wünschen, mit viel Erfolg für alle Ihre Mitarbeit aus den Reihen der Mitglieder ist not- Vorhaben. wendig und erwünscht! Ihr Michael Wuttke

Korrespondierende Mitgliedschaft für Euan N. K. Clarkson Im letzten Jahr waren Euan Clarkson und ich ge- wo man auch hinkommt, auf allen internationa- meinsam in Banff, Kanada, auf der internationa- len Konferenzen, wenn dort ein hervorragender len Walcott Burgess Shale Konferenz. Wir stan- Redner spricht, hört man ihn mit seinem für ihn den in einem Aufzug, der mit Leuten gefüllt war. so typischen Lächeln leise flüstern: „Das ist Wir alle trugen unsere Namensschilder, man be- einer von meinen...“. grüßte sich, und jeder versuchte irgendwie die Clarkson, der so viele wichtige Publikationen Namen auf den Schildern der anderen zu erspä- und Bücher geschrieben hat, der Herausgeber hen, als plötzlich eine Frau ein wenig zaghaft und Gutachter weltweit gewesen ist, begann sagte: „Clarkson? Euan Clarkson? Sind Sie derje- sich als research student auf die funktionelle nige mit dem Buch?“. Morphologie von Trilobiten zu spezialisieren. Ja, er ist derjenige mit dem Buch, das in den Re- Dies führte zu seinen bedeutenden Untersu- galen von uns allen steht, dem Lehrbuch: „Inver- chungen über das Sehsystem der Trilobiten, ein tebrate Palaeontology and Evolution“, das wohl Gebiet, das von ihm noch heute bearbeitet wird. in allen Universitäten Europas verwandt wird, Er war einer der ersten, die nicht nur nach der auch in Amerika, Australien und sicherlich ge- Bedeutung der Morphologie von Fossilien für nauso in Asien. Was wären wir Invertebraten- Systematik oder Stratigraphie fragte, sondern paläontologen ohne dieses Buch – und Euan auch nach deren Relevanz für den Lebensstil der Clarkson? Tiere. Darüber hinaus verdanken wir ihm bedeu- Clarkson wurde in Newcastle upon Tyne tende und weitreichende Beiträge über Evolu- geboren, in exzellenten Schulen unterrichtet, tion von Trilobiten, ihre Paläoökologie und Onto- und wir schulden John Woodroffe großen Dank, genie, aber auch generell zur paläozoischen einem Lehrer, der den talentierten Jungen dazu Stratigraphie, im Speziellen der Skandinaviens brachte, zum ersten Mal durch ein Mikroskop zu und Schottlands. schauen und fasziniert davon zu sein, in den In besonderer Weise ist hervorzuheben, dass Kosmos der Wissenschaften einzutauchen. er es war, der während der eingehenden Zum Abschluss seines Studiums wurde Clarkson Erforschung der karbonzeitlichen Granton in Cambridge, wo noch heute ein Bild von ihm Shrimp Beds nahe Edinburgh die wichtige hängt, mit einem erstklassigen Examen aus- Entdeckung eines „aalähnlichen“ Tierchens gezeichnet. Dort erhielt er seinen Doktortitel, machte: dem „Conodontentier“. Die biolo- einen weiteren von der Universität Edinburgh, gische Affinität der Conodonten, zahnähn- wo er Professor wurde. Hier baute er ein welt- licher Mikrofossilien, die als Marker in der weit beachtetes Institut für Paläontologie auf. paläozoischen Stratigraphie von größter Seine Grundstudiumskurse wurden mitunter Bedeutung sind, war über ein Jahrhundert von mehr als 120 Studenten besucht, und heute, lang Gegenstand heftiger Diskussionen, bis

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 91 PALÄONTOL. GESELL.GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN

Lithologie oder andere lokale Bedingungen. Sein Werk „Die Juraformation Englands, Frankreichs und des südwestlichen Deutschlands“ (1856- 1858) ist einer der ultimativen Klassiker paläon- tologischer und stratigraphischer Literatur. Zum anderen ist es Charles Lapworth (1842-1920), der mit als erster Graptolithen stratigraphisch nutzte. Darüber hinaus, gegen den Widerstand der Wissenschaftler seiner Zeit, begründete Lapworth das Ordovizium. Euan Clarkson ist ein Kosmopolit wie seine Trilobiten. Seit jeher besteht eine große Verbin- dung zur deutschen Paläontologie, nicht erst seit er am Senckenberg Museum gearbeitet hat, oder durch unser Land reiste (Bonn, München, Tübingen, Erlangen und viele andere Orte), um die deutschen Paläontologen einzuladen, im Jahre 1983 nach Edinburgh zu kommen, zur Royal Society of Edinburgh Konferenz: „Fossil arthropods as living organisms“ (Fossile Arthro- poden als lebende Organismen). Seit jenen Tagen besteht eine lebhafte Zusammenarbeit Euan N. K. Clarkson bei seiner Ehrung auf der mit vielen deutschen paläontologischen Arbeits- Jahrestagung gruppen. Euan Clarkson ist ein exzellenter Wissenschaft- ler mit einem enzyklopädischen Wissen. Seine Clarkson das „Conodontentier“ entdeckte und Person ist durch eine unübertroffene Warm- verstand. herzigkeit und Integrität gekennzeichnet. Vorbilder Clarksons sind zum einen der deut- Die Paläontologische Gesellschaft verlieh Euan sche Paläontologe Albert Oppel (1831-1865), der N. K. Clarkson anlässlich ihrer Jahrestagung in als erster eine detaillierte Zeitskala erstellt hat, München die korrespondierende Mitgliedschaft! die auf Ammoniten basiert, unbeeinflusst durch Brigitte Schoenemann, Bonn

Korrespondierende Mitgliedschaft für Philip D. Gingerich Philip D. Gingerich ist einer der führenden des Treatease und der Zeitschriften Paleobio- Säugetierpaläontolgen in Amerika, hat in Prince- logy, Journal of Paleontology und Paleontologia ton und Yale studiert und ist jetzt Professor für electronica bekannt ist. Weiterhin möchte ich Paläontologie an der Michigan University in Ann erwähnen, dass er als Preisträger der Alexander Arbour und gleichzeitig der Direktor des dorti- v. Humboldt Gesellschaft ausgezeichnet wurde gen Paläontologischen Museums. Er hat zahlrei- und 2006 zu einem längeren Forschungsaufent- che Auszeichnungen in Amerika bekommen, u.a. halt nach Bonn kam. Er und seine Familie ent- wurde er im letzten Jahr zum Mitglied der höchst wickelten eine große Zuneigung zu Deutsch- renommierten American Philosophical Society land, so dass er bislang jedes Jahr, zum Teil gewählt. Zurzeit ist er President elect der Pale- sogar mehrfach, nach Deutschland gekom- ontological Society, die uns als Herausgeber men ist.

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Philip D. Gingerich ist wissenschaftlich unge- heuer produktiv. Auf seiner Homepage sind mehr als 480 Arbeiten aufgelistet. Darunter sind viele von großer Bedeutung. Das lässt einen fragen, woher er die Energie nimmt. Dabei sitzt er keineswegs immer am Schreibtisch, sondern macht – der amerikanischen Tradition gemäß – intensive Geländearbeit. Eines seiner wichtigen Arbeitsgebiete ist das Alttertiär von Wyoming. Seine Arbeiten hierzu gehen weit über das Be- schreiben vieler neuer Taxa hinaus. Er hat viele mathematisch basierte Methoden entwickelt, z.B. wie man aufgrund bestimmter Mess- strecken in der multivariaten Analyse die Bewegungsformen fossiler Säuger ermitteln kann. Ihn interessiert besonders die Rekon- struktion der Körpergröße fossiler Säugetiere, und er leitet daraus quantifizierte Daten zur Evolutionsgeschwindigkeit ab. Unter Einbezie- hung aller modernen Methoden, besonders der Geochemie, geht es ihm auch um Fragen der Klimaentwicklung und des Paleoenvironment. Viele wichtige Daten konnte er zum kurzfristigen Klimaoptimum an der Grenze vom Paleozän zum Philip D. Gingerich im Wadi Hitan (Tal der Eozän in Wyoming liefern. Wale), Ägypten. Foto: W. v. Koenigswald Seine umfangreiche Geländearbeit in Ägypten und Pakistan gilt einer ganz anderen Fragestel- lung, nämlich die Evolution der Wale. Unver- Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit sind die gesslich ist mir ein Besuch in seinem Arbeitsge- Primaten des Eozäns. Jüngst hat er sich an der biet im Fayum, wo wir an einem Tag in den Ausdeutung des so heiß diskutierten Skelettes Nummulitenschichten des Wadi Hitan über hun- von Darwinius aus Messel beteiligt. Dieses klei- dert Walskelette, meist von dem großen ne Affen-Mädchen – manche personifizierten es Basilosaurus einmessen konnten. 1990 gelang als „Ida“ – wird einerseits als das 8. Weltwun- Gingerich und seiner Arbeitsgruppe der Nach- der, als der Stern von la Rosette, als Mona Lisa weis der kleinen noch vollständig ausgebildeten der Paläontologie, vor allem aber als „missing Hinterbeine dieser Urwale. In den etwas älteren link“ in der Geschichte der ganz, ganz frühen eozänen Ablagerungen in Pakistan entdeckte er Vorfahren des Menschen bejubelt, oder aber 2001 zusammenhängende Skelettreste von Wal- traditionell als Halbaffe, als Lemuren-Verwand- verwandten, die sogar noch vier tragfähige Bei- ter, abgetan. Die vorzügliche Erhaltung des ne aufweisen und damit den Entwicklungsweg Fossils hat zumindest die überragende Bedeu- der Wale erkennen lassen. Dabei ist der Nach- tung der Grube Messel, um deren Erhalt viele weis des Astragalus mit den zwei Gelenkrollen deutsche Paläontologen mit großer internatio- im Skelettverband als ganz besonderer Erfolg zu naler Hilfe gekämpft haben, vollauf bestätigt. werten. Denn damit wurde die enge verwandt- Was nun die Stellung von Darwinius betrifft, so schaftliche Beziehung zu den Artiodactyla steht Philip D. Gingerich mitten im Zentrum der deutlich und die Frage nach der Herkunft der aktuellen Diskussion. Schließlich kennt er diese Wale klar. Primaten dank seiner grundlegenden Arbeiten

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über die Plesiadapiden und die europäischen sionspartner, der sich durch eine ungeheure Adapiden, besonders jenen aus dem Geiseltal, Fairness auszeichnet. Das macht alle Zusam- aus seinen früheren Studien sehr genau. Im menarbeit mit ihm so bereichernd und zu einer Rahmen dieser Arbeit an Darwinius, die noch großen Freude. Ich hoffe, viele unserer jungen andauert, kam es oft zwischen uns – das muss Paläontologen können auch davon profitieren. ich hier zugeben – zu intensiven Diskussionen Gerade deswegen ist seine Ehrung als korre- gegensätzlicher Standpunkte. Mit Philip zu dis- spondierendes Mitglied ein großer Zugewinn für kutieren, war ein großartiges Erlebnis, denn er unsere Gesellschaft. ist ein hervorragender, sehr bedachter Diskus- Wighart v. Koenigswald, Bonn

Zittel-Medaille 2010 an Armin Scherzinger Bei der 80. Jahrestagung der Paläontologischen dem Stuttgarter Naturkundemuseum zustande. Gesellschaft in München wurde die Karl Alfred Mittlerweile ist er dort ehrenamtlicher Mitarbei- von Zittel-Medaille an Dipl.-Ing. FH Armin ter und mir über das Fachliche weit hinausge- Scherzinger verliehen. Schon seit seiner Kind- hend ein sehr guter, geschätzter Freund gewor- heit interessiert sich Armin Scherzinger, gebo- den. Sein Interesse an Fossilien, schon im Alter ren 1972 in Tuttlingen, für Fossilien, vor allem von etwa 10 Jahren durch einen Fossilien sam- für diejenigen aus seiner Heimat, dem Gebiet melnden Pfarrer geweckt, mündete rasch in der Oberen Donau und des nördlichen Hegaus. ernsthafte wissenschaftliche Auseinanderset- Schon im Jahr 1993 kam ein sehr enger, heute zung mit offenen biostratigraphischen Fragen, könnte man sagen, „nachhaltiger“ Kontakt mit die gerade in Diskussion waren, als er 1995 an einer Tagung der Deutschen Subkommission für Jurastratigraphie in Beuron teilnahm. Zunächst arbeitete er sich intensiv in die Ammoniten- faunen des Oberen Weißjura ein. Waren bis in die 1990er Jahre aus der jüngsten Formation des Schwäbischen Oberjura nur einige Dutzend Ein- zelstücke an Ammoniten bekannt, konnte er die Zahl der Belege inzwischen vervielfachen. Aus dem Oberen Weißjura insgesamt umfasst seine Spezialsammlung etwa 8.000 Stücke und ist die wohl größte Privatsammlung auf diesem Gebiet. Außerdem kamen noch tertiäre Wirbeltierreste, auf die er in Karstspalten in den Jurakalken gestoßen war, als weiterer Sammlungs- schwerpunkt hinzu. Auf beiden Feldern wurden von ihm, zusammen mit ihm oder mit seiner Hilfe wesentliche neue Erkenntnisse gewonnen, die in über 25 Artikeln in verschiedenen nationalen und internationalen Fachzeitschriften publiziert wurden; weitere sind im Druck oder in Vorberei- tung. Sein Interesse an Oberjura-Ammoniten –

Armin Scherzinger bei einer Geländekampagne in Russland

94 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN PALÄONTOL. GESELL. eine Art davon trägt sogar seinen Namen – gruppen ein, deren Mitglied er geworden ist. beschränkte sich nicht nur auf seine engere Hei- Aber auch an der Vermittlung geologisch-palä- mat, sondern dehnte sich auf den Fränkischen ontologischer Inhalte an die breite Öffentlichkeit Jura aus, wo sein besonderes Augenmerk den al- hat sich Armin Scherzinger erfolgreich beteiligt. lerjüngsten Ammonitenfaunen Süddeutschlands So tragen die beiden Geolehrpfade von Nus- in der tithonischen Neuburg-Formation gilt, plingen und Steinheim am Albuch seine Hand- deren gemeinsame Neubearbeitung noch nicht schrift, und in Museen in Konstanz und in ganz abgeschlossen ist. Später kam er mit Fach- Dotternhausen waren größere Ausstellungen kollegen aus Russland, England, Frankreich, mit seinen beeindruckenden Fossilfunden zu Ungarn und Argentinien in Kontakt. Hieraus sehen. Die Verleihung der Zittel-Medaille krönt erwuchsen nicht nur weitere enge Freundschaf- somit nicht von ungefähr seine bisherigen Ver- ten, sondern auch teilweise abenteuerliche Ex- dienste um die Paläontologie, die er neben der peditionen in den Jura der Russischen Tafel und Einspannung in Ausbildung und Beruf als des Neuquén-Mendoza-Beckens in Argentinien. Landschaftsarchitekt und -planer zu leisten Seine Kenntnisse und Erfahrungen bringt er in vermochte – herzliche Gratulation zu dieser nationalen und internationalen Jura-Arbeits- Auszeichnung! Günter Schweigert, Stuttgart

Protokoll der ordentlichen Mitgliederversammlung der Paläonto- logischen Gesellschaft am 7.10.2010 in München

Beginn der Sitzung: 18:35 Uhr TOP 2: Genehmigung des Protokolls der or- dentlichen Mitgliederversammlung in Bonn TOP 1: Feststellung der Tagesordnung 2009 (veröffentlicht in GMIT 38: 82–84) Die Tagesordnung wird wie folgt geändert und angenommen: Das Protokoll wird ohne Gegenstimmen ange- TOP 2: Genehmigung des Protokolls der or- nommen. dentlichen Mitgliederversammlung in Bonn 2009 TOP 3: Bericht des Präsidenten TOP 3: Bericht des Präsidenten In Vertretung des ehem. Präsidenten Prof. Dr. TOP 4: Paläontologische Zeitschrift und GMIT Jes Rust (Bonn) gibt Vizepräsident Dr. Thomas 4.1 Bericht der Schriftleitung der Pal. Z. Mörs (Stockholm) einen Bericht für das 4.2 Bericht der Schriftleitung von GMIT Berichtsjahr 2009: TOP 5: Arbeitskreise und Fachsektionen bei Fossil des Jahres 2009 war das bisher einzige der Paläontologischen Gesellschaft Exemplar des kleinen theropoden Dinosauriers TOP 6: Bericht des Schatzmeisters und der Juravenator starki im Jura-Museum in Eichstätt. Kassenprüfer Die Vertretung der Paläontologischen Gesell- TOP 7: Entlastung des Vorstandes schaft bei der Präsentation in Eichstätt wurde TOP 8: Ehrungen von Dr. Ralf Werneburg (Schleusingen) über- TOP 9: Satzungsänderungen & Beitragsanpas- nommen. sungen Während der Jahrestagung 2009 in Bonn wur- TOP 10: Wahlen den die Kollegen Prof. Dr. Klaus J. Müller, Bonn TOP 11: Öffentlichkeitsarbeit (Laudatio Prof. Dr. W. Langer, Bonn) und Prof. TOP 12: Zukünftige Jahrestagungen Dr. Otto Heinrich Walliser, Göttingen, (Laudatio TOP 13: Verschiedenes Prof. Dr. Hans-Peter Schultze, Lawrence, Kan- sas) mit der Ehrenmitgliedschaft geehrt. Zu

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 95 PALÄONTOL. GESELL.GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN korrespondierenden Mitgliedern der Paläontolo- Paläontologie“ vertreten sein wird. Die Organi- gischen Gesellschaft wurden Prof. Dr. Else Marie sation hat Dr. Gudrun Radtke (Wiesbaden) über- Friis, Stockholm (Laudatio Prof. Dr. Hans Kerp, nommen. Münster) und Prof. Dr. David L. Bruton, Oslo Die 15. Internationale Jahrestagung der Fach- (Laudatio Prof. Dr. Martin Sander, Bonn) er- sektion Geotop der Deutschen Geologischen nannt. Der Tilly Edinger-Preis 2009 ging an Gesellschaft findet vom 02.–04.06.2011 im Joachim Haug (Ulm). Die Zittel-Medaille erhielt Geopark Nördlinger Ries statt. Herr Klaus-Dieter Weiß, (Kelkheim-Fischbach Der Präsident erinnert an die Verleihung des (Laudatio Dr. Angelika Hesse, Dessau). Tilly Edinger-Nachwuchspreises 2011 und ruft zu Die Jahrestagung vom 5.–10.10.2009 in Bonn Eigenbewerbungen auf, aber auch die Dozenten hatte 270 Teilnehmer. Im Rahmen von 13 Sym- sollten die Studierenden auf die Möglichkeit posien wurden mehr als 100 Vorträge gehalten einer Bewerbung aufmerksam machen. und mehr als 80 Poster präsentiert. Für das Fossil des Jahres 2011 gingen nur wenige Die Paläontologische Gesellschaft wird durch Bewerbungen ein. Daher ruft der Präsident zur folgende Personen in den einzelnen Gremien Bewerbung für das nächste Jahr auf und bittet vertreten: Alfred-Wegener-Stiftung/GeoUnion die Kriterien zu beachten. Er weist darauf hin, (Prof. Dr. Rainer Springhorn, Detmold), Fach- das „Juravenator“ (2009, Eichstätt) und „der sektion Geodidaktik & DGG (Dr. Eckhard größte Calamit der Welt“ (2010, Chemnitz) eine Mönnig, Coburg), Geotope (Dr. Angelika Hesse), sehr positive und umfangreiche nationale und GV und Fachsektion Geobiologie (Prof. Dr. internationale Presse hatten. Joachim Reitner, Göttingen), BDG (Prof. Dr. Als Vorgriff auf TOP 12 teilt der Präsident mit, Rainer Springhorn, Detmold), GfBS (Prof. Dr. dass für das Jubiläumsbuch ein Angebot des Thomas Martin, Bonn). Bei speziellen Fragen zu Pfeil-Verlages vorliegt [Buchgröße DIN A4 den einzelnen Gremien, mögen sich die Mitglie- (hoch), max. 24 × 32cm, 4-Farbdruck, 150–160 der bitte an diese Personen wenden. Seiten (1 Seite Text, 1 Seite Bild) mit einem Für das laufende Jahr berichtet der Präsident Dr. anvisierten Verkaufspreis unter 30,– €]. Hierzu Michael Wuttke (Mainz), dass Vorstand und müsste die Gesellschaft jedoch einen Zuschuss Beirat beschlossen haben, diese Personen auch geben. Es wird vorgeschlagen, Sponsoren zu weiterhin mit den o.g. Gremienrepräsentanzen suchen, da die Haushaltslage recht eng ist. Vize- zu betrauen. Dies wird einstimmig von den Mit- präsident Prof. Dr. Thomas Martin schlägt vor, gliedern bestätigt. über einen Aufruf an die Mitglieder entspre- Die Paläontologische Gesellschaft trauert um chende Gelder einzuwerben; dieser Aufruf ihre verstorbenen Mitglieder Wolf-Ernst Reif (Tü- könnte z.B. mit der Jahresrechnung 2011 ver- bingen), Harry Kronenberger (Seligenstadt), Karl schickt werden. Der Präsident ruft erneut dazu Hünermann (Mellingen, Schweiz), Arno Heinrich auf, Vorschläge und attraktive Bilder an Prof. Dr. (Bottrop), Volker Fahlbusch (München). Die Mit- Thomas Martin zu schicken [Fossilien aus dem glieder erheben sich zu einer Schweigeminute. mitteleuropäischen Raum, regional und taxono- Der Präsident weist auf die online und nunmehr misch gut gestreut]. Hierbei muss das Eigentum auch gedruckt (Schutzgebühr 3,– € zzgl. Ver- der entsprechenden Bildrechte berücksichtigt sandkosten) verfügbare Strategieschrift der werden, sowie eine sehr gute, hochaufgelöste Geokommission mit dem Titel „Dynamische Erde Qualität der einzureichenden Druckvorlagen. – Zukunftsaufgaben der Geowissenschaften“ Als Deadline wird Ende März 2011 angesetzt. Zur hin (abrufbar unter www.geokommission.de/ Vereinfachung schlägt Prof. Dr. Wighart von Dynamische_Erde.html). Koenigswald (Bonn) vor, dass zunächst nur Bild- Der Präsident berichtet, dass die Paläontologie vorlagen mit einer Stichwortliste eingereicht auf der GeoDarmstadt 2010 (10.–13. Oktober) werden (an Prof. Dr. Thomas Martin, Prof. Dr. Wig- durch ein Symposium zum Thema „Angewandte hart von Koenigswald oder Dr. Gudrun Radtke).

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TOP 4: Bericht der Schriftleiter von Paläon- Schriftleiter Dr. Martin Nose (München) den tologische Zeitschrift und GMIT Bericht. Herr Nose bittet darum, dass eine zweite Person 4.1 Bericht der Schriftleitung der Pal. Z. in die Schriftleitung mit einsteigt und die redak- Dr. Oliver Rauhut (München) geht zunächst auf tionelle Betreuung von zwei der vier Hefte pro das aktuelle Jahr ein und erläutert, dass aufgrund Jahr übernimmt. Er würde diese Person einarbei- eines Computerfehlers beim Verlag „Springer“ ten und strebt langfristig die komplette Über- viele Mitglieder das letzte Heft (3/2010) doppelt, gabe der Schriftleitung für den Gesellschaftsteil teilweise sogar dreifach erhalten haben. Sprin- der Pal. Ges. an. ger arbeitet an diesem Problem und will dafür Herr Nose bittet darum, mehr Artikel einzusen- Sorge tragen, dass dieser Fehler künftig nicht den. Im letzten Heft erschien kein Beitrag der mehr auftritt. Insgesamt läuft die Zusammenar- Pal. Ges. Der Gesellschaft stehen acht Seiten zur beit mit dem Verlag sehr gut. Das elektronische Verfügung, welche für die Pal. Ges. mit einem System wurde vereinfacht (state of the art). Der hohen Kostenaufwand verbunden sind. Möglich- Impact Factor ist von 0,419 in 2008 auf 0,634 in keiten der Kostenoptimierung sollen gemeinsam 2009 gestiegen. Es sind sehr viele Manuskripte mit den weiteren Trägern geprüft werden. Ein eingegangen und die Auswahlkriterien sind Ausstieg wird derzeit nicht in Erwägung gezo- strenger geworden. Dieser Zuwachs an Manu- gen, da die Vernetzung mit den anderen Gesell- skripten führt mittlerweile auch dazu, dass viele schaften einen hohen Wert hat. sehr gute, publikationswürdige Arbeiten zurück- gewiesen werden müssen. Dr. O. Rauhut stellt TOP 5: Arbeitskreise und Fachsektionen bei fest, dass man ausgehend von dieser Situation der Paläontologischen Gesellschaft problemlos ein 5. oder gar 6. Heft pro Jahr füllen Dr. Lutz Kunzmann (Dresden) berichtet über die könnte. Dies würde jedoch weitere Kosten Aktivitäten des AK Paläobotanik und Palynologie erzeugen, was insgesamt mit dem Budget des und merkt an, dass es sich positiv bewährt hat, Vereins abgestimmt werden muss. die Treffen des Arbeitskreises wieder an die Jah- Von einigen Mitgliedern wurde die Vermutung restagung anzubinden. Wie im letzten Jahr war geäußert, dass Arbeiten zur Wirbeltierpaläon- das paläobotanische Beitragsaufkommen er- tologie bevorzugt würden. Oliver Rauhut führte freulich hoch. Auf der Homepage der Paläontolo- daraufhin aus, dass dies nicht an einer „Bevor- gischen Gesellschaft kann man den Newsletter zugung“ liege, sondern schlicht und einfach des AK einsehen (www.palaeontologische- daran, dass entsprechend mehr Manuskripte gesellschaft.de/palges/app/), weiterhin besteht aus diesem Bereich eingereicht werden. So die Möglichkeit als informelles Mitglied in einen wurden z.B. in 2010 bisher 14 Invertebraten-, Emailverteiler aufgenommen werden. aber 26 Vertebratenarbeiten eingereicht, wo- Prof. Dr. Wighart von Koenigswald berichtet durch sich das Ungleichgewicht leicht erklären über das Frühjahrstreffen des AK Wirbeltier- lässt. Daher ergeht die Bitte von Dr. O. Rauhut, paläontologie in Wien. Das Frühjahrstreffen 2011 gute Arbeiten aller paläontologischer Diszipli- wird seit langem wieder gemeinsam mit der nen bei der Pal. Z. einzureichen und auch inter- „PalHerp“ in Eichstätt stattfinden. nationale Kollegen verstärkt auf die Pal. Z. als Dr. Cornelia Kurz (Kassel) berichtet über den auf international anerkanntes und wirksames Publi- der letzten Jahrestagung in Bonn neu gegrün- kationsorgan aufmerksam zu machen. deten AK Öffentlichkeitsarbeit. Die Haupt- Dr. Oliver Rauhut dankt den Ko-Editoren und aktivität lag bisher bei der Zusammenarbeit den weiteren Mitwirkenden für ihre Arbeit im mit der Zeitschrift Fossilien (zwei Kinderseiten Jahr 2009. pro Heft). Der Workshop auf der diesjährigen 4.2 Bericht der Schriftleitung von GMIT Tagung hatte mit 25 Personen einen guten Der Präsident verliest für den entschuldigten Zuspruch.

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 97 PALÄONTOL. GESELL.GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN

TOP 6: Bericht des Schatzmeisters und der nannt, die Laudatio hält Prof. Dr. Wighart von Kassenprüfer Koenigswald (Bonn). Ebenfalls als korrespon- dierendes Mitglied wird Prof. Dr. Euan N. K. Der Schatzmeister Dr. Michael Gudo gibt seinen Clarkson (Edinburgh) ernannt, die Laudatio hält Bericht über die Finanzen und die Mitglieder- Dr. Brigitte Schönemann (Bonn). bewegungen für das Jahr 2009. Die Zittel-Medaille wird an Herrn Dipl.-Ing. (FH) Die Einnahmen in 2009 betrugen 51.969,20 €, Armin Scherzinger (Hattingen) verliehen; die die Ausgaben 61.697,49 €. Das Vereinsergebnis Laudatio hält Dr. Günter Schweigert (Stuttgart). für 2009 beträgt somit – 9.728,29. Dieser im Vergleich zu den Vorjahren auffällig hohe nega- TOP 9: Satzungsänderungen & Beitrags- tive Vereinsergebnis geht vor allem darauf zu- anpassungen rück, dass das Heft 4/2008 erst im Januar 2009 9.1. Satzungsänderungen abgerechnet wurde und zugleich – bedingt Dr. Michael Gudo berichtet, dass laut eines durch den Verlagswechsel – der komplette Jahr- Schreibens des Bundesfinanzministeriums vom gang 2009 von Springer berechnet wurde. Somit 14.10.2009 neue Anforderungen an die Veranke- sind insgesamt rund 8.000,– € Mehrkosten rung des Aufwendungsersatzes an für die Ge- im Jahr 2009 entstanden als dies eigentlich zu sellschaft tätige Mitglieder in der Satzung von erwarten wäre. Der Kassenstand zum Jahres- gemeinnützigen Vereinen gestellt wurden und abschluss 2009 betrug + 40.807,54 €, der aktu- eingehalten werden müssen, damit die steuer- elle Kassenstand liegt bei rund 76.000 €. rechtliche Privilegierung der Gemeinnützigkeit Die Prognose bis zum 31.12.2010 sieht noch Aus- nicht verloren geht. Um dies zu gewährleisten gaben für Pal. Z. und GMIT vor, so dass das Gut- müssen die entsprechenden Satzungsänderun- haben der Gesellschaft zum Jahresabschluß gen noch im Jahr 2010 vollzogen werden. Die 2010 bei rund 39.000 € liegen sollte, sofern alle hierzu nötigen Satzungsänderungen wurden ausstehenden Beiträge eingehen. den Mitgliedern im Vorfeld schriftlich mitgeteilt. Die Mitgliederzahl am 31.12.2009 lag bei 1035 Dr. Gudo erläutert nochmals die Notwendigkeit Mitgliedern; die aktuelle Mitgliederzahl beträgt der Satzungsänderungen und verliest die betref- 1061 Mitglieder. Die Struktur der Mitglieder hat fenden Abschnitte der Satzung in alter, sowie in sich seit der letzten Jahrestagung geändert, da der zum Beschluß vorgeschlagenen Fassung. die Vergünstigungen überprüft wurden und ins- Nach Diskussion werden in der anschließenden besondere Mitglieder mit Studentenstatus ge- Abstimmung hierzu die Satzungsänderungen zielt angeschrieben wurden. Es wurde nochmals einstimmig beschlossen. darauf hingewiesen, dass die Ermäßigung für 9.2. Beitragsanpassungen Studenten nur bis zum 20. Semester gewährt Der Schatzmeister Dr. Michael Gudo kommt auf wird. die finanzielle Situation der Gesellschaft zu Die Kassenprüfer bestätigen dem Schatzmeister sprechen und stellt die Entwicklung der Einnah- eine ordnungsgemäße Kassenführung. men/Ausgaben der letzen Jahre grafisch vor. An dieser Darstellung ist deutlich zu erkennen, TOP 7: Entlastung des Vorstandes dass die Ausgaben der Gesellschaft kontinuier- Prof. Dr. Wighart von Koenigswald stellt den An- lich gestiegen sind, während die Einnahmen nur trag den Vorstand für seine Arbeit im Jahr 2009 langsam durch leichte Beitragsanpassungen in zu entlasten. Dieser Vorschlag wird von der Mit- den vergangenen Jahren erhöht werden konn- gliederversammlung einstimmig angenommen. ten. Dieser Diskrepanz zwischen Einnahmen und Ausgaben zur Folge ist das Vermögen der Gesell- TOP 8: Ehrungen schaft von rund 65.000 € im Jahr 2002 auf der- Als korrespondierendes Mitglied wird Prof. Dr. zeit 40.000 € gesunken. Vor allem ein Vergleich Philip D. Gingerich (Ann Arbor, Michigan) er- der Beiträge und Kosten für den Zweckbetrieb

98 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN PALÄONTOL. GESELL. des Vereines aus den Jahren 2007–2009 zeigen, übernommen. Alle anwesenden Mitglieder ha- dass hier eine Gegenfinanzierung des Druckes ben jeweils 4 Stimmen, die sie beliebig auf die von Pal. Z. und GMIT, sowie weiterer ideeller Kandidaten verteilen können. Alle Stimmen Aktivitäten des Vereins (insbesondere Preise für werden in einem einzigen Wahlgang abgegeben. Nachwuchsförderung, Publikationen und Öf- Nach §8 Abs. 2 und §10 Abs. 4c der Satzung ist fentlichkeitsarbeit) aus dem Vereinsvermögen ein Kandidat mit dem Erhalt der einfachen Mehr- notwendig ist. Um somit in Zukunft dieses finan- heit der abgegebenen Stimmen der anwesenden zielle Polster des Vereins, das vor allem für Mitglieder gewählt. Von den 83 anwesenden Sonderaktivitäten gedacht ist, nicht restlos auf- stimmberechtigten Mitgliedern wurden insge- zubrauchen, bittet der Schatzmeister darum, samt 78 gültige Stimmzettel abgegeben. Es wur- eine Anpassung der Beiträge zu diskutieren. den dementsprechend als neue Beiräte gewählt: Der Schatzmeister schlägt folgende Anpassung Dr. Sven Baszio (69 Stimmen), Kai Jäger (59 der Beiträge vor: Vollmitglieder (alt: 50 €, neu: Stimmen), Dr. Alexander Nützel (43 Stimmen) 60 €); Studenten (bis 20. Sem., alt: 20 €, neu: und Dr. Ursula Göhlich (41 Stimmen). 25 €); Promotionsstudenten (alt: 30 €, neu: Die nach Stimmenmehrheit gewählten Kandida- 35 €); Pensionäre (alt: 30 €, neu: 35 €); Fir- ten wurden einzeln gefragt, ob Sie die Wahl men/Verlage (alt: 60 €, neu: 100 €); Institute annehmen. Alle gewählten Kandidaten haben (alt: 60 €, neu: 75 €); Ehepartner/Arbeitslose die Wahl angenommen. (alt: 20 €, neu: 25 €). Nach ausführlicher Diskussion wird die vorge- TOP 11: Öffentlichkeitsarbeit schlagene Beitragsanpassung einstimmig ange- Da der Webseitenbeauftragte August Ilg nommen und soll somit erstmals zum Jahr 2011 leider nicht an der Tagung und Mitgliederver- wirksam werden. sammlung teilnehmen konnte, berichtet Dr. Michael Gudo über den Internetauftritt der Ge- TOP 10: Wahlen sellschaft. Der Vorstand hatte schon auf seiner Schatzmeister Frühjahrssitzung beschlossen, die Internet- Nach §8 Abs. 3 der Satzung wird der Schatzmei- präsenz der Gesellschaft gründlich zu überarbei- ster der Gesellschaft Dr. Michael Gudo für weite- ten. M. Gudo hat hierzu ein Partnerunternehmen re drei Jahre von den Mitgliedern einstimmig per beauftragt, einen Strukturentwurf zu machen. Abstimmung bestätigt. Gudo stellt diesen Strukturentwurf vor und Beirat erläutert, dass auch juristische Aspekte bei der Der Beirat der Pal. Ges. besteht gemäß §9 Abs. 1 Gestaltung der neuen Webseite eine wichtige der Satzung aus 9–11 gewählten Mitgliedern. Rolle spielen. Zum Ende des Jahre 2010 scheiden insgesamt Die Webseite soll in ihrer Basisstruktur von der vier Beiratsmitglieder gemäß des in der Satzung Geschäftsstelle und dem Vorstand/Beirat be- §9 Abs. 2 festgelegten Turnus aus und können treut werden. Hierbei wird zunächst Wert darauf gemäß der in der Satzung §9 Abs. 2 festgelegten gelegt, dass wesentliche Inhalte über die Gesell- Vorgabe nicht wiedergewählt werden. Für die schaft enthalten sind, um die Gesellschaft insgesamt vier neu zu wählenden Beiräte stehen optimal zu präsentieren. Sukzessive werden die Dr. Sven Baszio, Bonn; Prof. Dr. Thomas Becker, neuen Webseiten dann mit weiteren Inhalten be- Münster; Dr. Ursula Göhlich, Wien; Kai Jäger, füllt; hierbei sollen auch Inhalte der bisherigen Bonn; Annika Maier, Freiburg; Dr. Alexander Webseite integriert und auf der neuen Webseite Nützel, München; Dr. Gertrud Rößner, München archiviert werden. und Dr. Daniela Schwarz-Wings, Berlin zur Auf den Webseiten soll es künftig auch eine Verfügung. Möglichkeit geben, den Jahresbeitrag über Die Wahlleitung für die neu zu wählenden Onlinebezahlsysteme zu begleichen, was vor Beiratsmitglieder wird von Dr. Gudrun Radtke allem die Kosten für Kreditkartenzahlungen

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 99 PALÄONTOL. GESELL.GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN reduzieren wird und weitere Vereinfachungen Dr. Gudrun Radtke merkt an, dass auf der dies- für den Zahlungsverkehr bringen soll. jährigen Jahrestagung zu viele Vorträge in Auf Beschluss der Vorstandssitzung vom 27.02. Englisch gehalten wurden und schlägt vor, die 2009 wurde bereits in der Mitte des Jahres 2009 PowerPoint-Präsentation zwar in englisch zu ge- damit begonnen, studentische Hilfskräfte für stalten, aber den Vortrag auf deutsch zu halten. einige Arbeiten in der Geschäftsstelle einzuset- Dies wird von vielen unterstützt. zen. Zum Beginn des Jahres 2010 wurde schließ- lich eine Mitarbeiterin für die Gesellschaft fest Ende der Sitzung: ca. 21:15 Uhr eingestellt um viele der täglich anfallenden Cornelia Kurz (Kassel) & Alexander Gehler Arbeiten der Geschäftsstelle zu professionalisie- (Göttingen) ren. Im Zuge des Aufbaus einer neuen Internet- präsenz wurden auch E-Mailadressen eingerich- tet unter denen die Geschäftsstelle und der Vorstand leicht und gezielt erreichbar sind: [email protected], [email protected], [email protected]. Auf den neuen Webseiten werden diese und ggf. auch weitere Kontaktadressen einen noch schnelleren Kontakt zwischen Mitgliedern und Interessenten an der Pal. Ges. ermöglichen. TOP 12: Künftige Jahrestagungen Die nächste Jahrestagung findet vom 12.– 15.09.2011 im Geozentrum der Universität Wien statt. Prof. Dr. Jürgen Kriwet lädt im Namen von Prof. Dr. Doris Nagel dazu ein. Im Jubiläumsjahr 2012 findet die Jahrestagung in Berlin in Zusammenarbeit mit der Universität Greifswald statt. Für 2013 lädt Prof. Dr. Joachim Reitner nach Göttingen ein. Diese Tagung soll in Kooperation mit der Chinesischen Paläontologischen Gesell- schaft stattfinden. Für 2014 liegt eine Einladung aus Frankfurt vor, gemeinsam eine Jahrestagung von Paläontolo- gischer Gesellschaft, Deutscher Gesellschaft für Geowissenschaften und Geologischer Vereini- gung abzuhalten. Die Einladungen für 2013 und 2014 werden ein- stimmig angenommen. TOP 13: Verschiedenes Der Präsident dankt den Organisatoren und - fern der Tagung, sowie allen Wahlhelfern und den ausgeschiedenen Mitgliedern aus dem Beirat für ihre geleistete Arbeit.

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Geowissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit

Findlinge – Zeugen der Eiszeit Zum nationalen „Tag des Geotops 2010“ am 19. September

Noch vor 15.000 Jahren bedeckte Inlandeis zeitlichen Großsteingräber. Später waren unser gesamtes vorpommersches Küstengebiet. Geschiebe begehrtes Baumaterial – das einzige Als das Eis dann vor etwa 12.000 Jahren end- harte Gestein, das es hier gab. Aus Findlingen gültig schmolz, „dekorierte“ es die von ihm ge- wurden Fundamente, Mauern, Gehwege, Stra- formte Oberfläche der Landschaft mit zahllosen ßenpflaster… Steinschläger, ein heute längst Findlingen – mit großen Geschieben. Diese vergessener Beruf, spalteten die meist aus Gesteinsbrocken unterschiedlichster Art und Granit oder Gneis bestehenden Geschiebe, Größe hatte das Eis vom Norden mitgebracht, brachten sie in die gewünschte Form. Im Laufe aus Skandinavien und aus dem Ostseeraum. Sie der Zeit wurden die Findlinge knapp. Man holte sind auch deshalb interessant, weil man von sie mit Steinzangen vom Meeresgrund und vielen den genauen Heimatort kennt, der sich machte auch vor jenen nicht halt, aus denen die oft hunderte Kilometer weit vom Fundort ent- Großsteingräber errichtet waren. Heute werden fernt befindet. Findlinge kaum noch als Baumaterial verwen- det, dafür sehr gern als Dekoration für Vor- Findlinge als Baumaterial gärten. Einst lagen die Findlinge in großer Zahl überall in der norddeutschen Landschaft. Aus ihnen wur- Findlinge als Geotope den schon vor rund 6.000 Jahren die ältesten Während in den eiszeitlichen Moränen und Bauwerke unserer Heimat errichtet: die stein- Schmelzwasserablagerungen unter unseren

M-V-Geotop G2 Nr. 68: Der Söbensniedersteen am Gell Ort nahe Kap Arkona (Granit, Masse 61 Kubikmeter, Ge- wicht 165 t) ist einer der größ- ten Findlinge Vorpommerns und markiert zuverlässig die nördlichste Stelle der Insel Rügen.

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Füßen noch immer große Mengen von großen man in jüngster Zeit beim Kiesabbau in der Nähe Geschieben stecken, sind heute an der Ober- von Franzburg. Mit ihnen wurde 2003 in den fläche nur noch wenige dieser einst so häufigen Hellbergen nahe Franzburg die Freiluftaus- schwergewichtigen „Boten aus dem Norden“ zu stellung „Nordische Geschiebe“ gestaltet. Weil finden. Daher stehen die größten von ihnen es nicht möglich war, die Exposition an dieser längst unter Schutz – auch diejenigen, die bei Stelle auf Dauer zu erhalten, erfolgte 2008 eine Tiefbauarbeiten oder beim Kiesabbau neu ge- Überführung der Geschiebe in den Tierpark funden werden. Die größten Findlinge (über 200 Stralsund. in M-V) haben inzwischen sogar den Status „Geotop“. Geotope sind besonders interessante Findlingspfad im Tierpark und daher geschützte geologische Einzelobjek- In den vergangenen Monaten konnte nun die te, Aufschlüsse oder auch ganze Landschaften Ausstellung, auch dank der maßgeblichen Un- wie die Kreideküste oder der Neudarß. Am „Tag terstützung durch den Verein der Freunde und des Geotops“, der in diesem Jahr am 19. Septem- Förderer des Tierparks Stralsund, neu gestaltet ber stattfand, wird alljährlich auf diese Natur- werden. Anlässlich des „Tages des Geotops schätze hingewiesen. Dazu gibt es bundesweit 2010“ wurde sie im September als „Findlings- zahlreiche Veranstaltungen, in diesem Jahr auch pfad“ am neuen Standort im Tierpark Stralsund eine zu den Geschieben in unserem Umfeld im offiziell eröffnet. Anschließend gab es einen in- Stralsunder Tierpark. teressanten Diavortrag zum Thema „Küsten der Besonders interessante Geschiebe werden an Ostsee – Heimat der Geschiebe“, bei dem viele einigen Orten gesammelt und in „Findlings- der Herkunftsgebiete von Findlingen zu sehen gärten“ aufgestellt. Eine beachtliche Zahl fand waren. Text und Foto: Rolf Reinicke

Besucher- und Informationszentrum Grube Messel eröffnet Am 26. August 2010 wurde das Besucher- und der der Nachweis gelang, dass es sich bei der Informationszentrum Grube Messel vom schei- Fossillagerstätte Messel um einen ehemaligen denden Hessischen Ministerpräsidenten, Roland Maarsee handelt. Daneben wird auch eine Koch, und der Hessischen Ministerin für Wissen- kleine, aber feine Auswahl attraktiver Fossilien schaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann, feierlich aus Messel gezeigt. eröffnet. Damit erhält die Grube Messel, die von Von den zahlreichen Festrednern wies lediglich der Hessischen Landesregierung zunächst als der Landrat des Kreises Darmstadt-Dieburg, Mülldeponie vorgesehen war und 1995 in die Klaus Peter Schellhaas, auf die alles entschei- Liste der UNESCO-Welterbestätten aufgenom- dende Rolle engagierter Bürger für die Rettung men wurde, nach langen Jahren des Provisori- der Grube Messel hin. Denn es war keineswegs ums eine angemessene Informationsstätte vor die Einsicht in die überragende wissenschaft- Ort. Der unmittelbar am Rand der Grube Messel liche Bedeutung von Messel, die 1989 zur Auf- gelegene Bau von Landau & Kindelbacher greift gabe der Mülldeponie-Planung geführt hatte. Es in seiner Architektur die Schichtung des war vielmehr die gerichtlich verfügte Aufhebung Ölschiefers auf und kann als sehr gelungen des Planfeststellungs-Beschlusses wegen des- bezeichnet werden. Das von der Welterbe Grube sen Fehlerhaftigkeit, die die Verantwortlichen Messel gGmbH betriebene Besucherzentrum zur Aufgabe der Deponieplanung zwang. Den informiert anschaulich zur Geologie der Grube Prozess dazu hatte eine Gruppe verantwor- Messel und zur Entstehung von Maaren. Unter tungsvoller Bürger um den inzwischen verstor- anderem wird ein Bohrkern aus der 2001 benen ehemaligen Leiter der Geologisch-Paläon- abgeteuften Forschungsbohrung gezeigt, mit tologischen und Mineralogischen Abteilung des

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Besucherandrang im Foyer des Informationszentrums Grube Messel bei der feier- lichen Eröffnung am 26. August 2010 Foto: T. Martin

Hessischen Landesmuseums, Reinhard Heil, an- Das Besucherzentrum ist täglich von 10.00 bis gestrengt, aus deren Reihen auch eine Spende 17.00 Uhr geöffnet und der Eintritt kostet 10,– €, im fünfstelligen Bereich zur Begleichung der ermäßigt 8,– €, Familien 7,– € pro Person. Anwaltskosten kam. Thomas Martin, Bonn grad°wanderung Das Staatliche Museum für Naturkunde Stutt- und es ist umstritten. Dem trägt das Naturkun- gart zeigt noch bis zum 22.5.2011 unter dem demuseum Stuttgart Rechnung, indem es Titel grad°wanderung eine Ausstellung zum erstmals eine Sonderausstellung gleichzeitig in Klimawandel. beiden Häusern, dem Museum am Löwentor und Was haben die berühmten Winterbilder der dem Schloss Rosenstein, zeigt: Breughel-Familie des 16. und 17. Jahrhunderts Klimafaktor Sonne. – Von einem erträglichen mit Klimawandel zu tun? Einiges, denn die dar- Klima ist das Leben auf unserer Erde abhängig. gestellten Schlittschuhläufer sind ein guter Be- Wichtigste Voraussetzung dafür ist die Sonne. leg für die „Kleine Eiszeit“, welche in Europa zu Atmosphäre und Klima, wie wir sie heute ken- Seuchen, Kriegen und politischen Umwälzungen nen, sind undenkbar ohne sie. Aber darüber geführt hat. Das Klima trieb also den Menschen hinaus gibt es eine Vielzahl anderer astrono- an! Treibt heute der Mensch das Klima an? Mit mischer, geologischer und biologischer Stell- derartigen Verknüpfungen wird dem Besucher schrauben, die das Erdklima über hunderte Jahr- die Entstehung und Entwicklung von Klima nä- millionen hinweg gesteuert haben, wie die her gebracht, beginnend mit der basalen Frage, Ausstellung im Museum am Löwentor zeigt. was denn Klima überhaupt ist und wie das gan- Klimafaktor Mensch. – Seit Beginn der Indu- ze mit der Chaostheorie zusammenhängt. Aber strialisierung verbrennt der Mensch Kohle, Gas auch die Frage, was der Mensch mit dem Klima und Öl, um Energie zu gewinnen. Dabei entste- der Gegenwart und der Zukunft zu tun hat, wird hen größere Mengen des Treibhausgases CO2, ausführlich beleuchtet. Das Thema ist vielfältig welches heute als wesentliche Ursache für den

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Die „Kleine Eiszeit“ in Hol- land. Zum Eislaufen wurden, wie in Deutschland, Schweine- knochen als Kufen verwendet. Wahrscheinlich stammt daher der Begriff „Eisbein“ (Jan Brueghel der Jüngere, 1601– 1678; Museumslandschaft Hessen Kassel, Gemäldegale- rie Alte Meister)

Klimawandel gilt. Die Ausstellung im Schloss suche bringen dem Besucher die Stellschrauben Rosenstein zeigt, wie sich unsere Umwelt unter des Klimas näher. Zusätzlich gibt es Versuche in dem Einfluss des Klimawandels verändert. Sie einem Workshopbereich sowie ein betreutes wagt einen Blick in die Zukunft und will Wege Klimalabor für Schulklassen. aufzeigen, wie wir die Folgen des Klimawandels Zu dem Thema erscheint auch ein Sonderheft in möglichst gering halten können. den Stuttgarter Beiträgen zur Naturkunde-Serie Zusätzlich zu klassischen Ausstellungsobjekten C, erhältlich über die Emailadresse meike.rech zeigt das SMNS zahlreiche multimediale Statio- @smns-bw.de; weitere Informationen zur Aus- nen, etwa eine paläogeografische Animation auf stellung unter www. gradwanderung.de. einer zwei Meter großen Halbkugel. Sechs Michael W. Rasser, Stuttgart stationäre, großteils interaktive, chemische Ver- ([email protected])

288 Geo-Aktionen zum Tag des Geotops 2010 Wie in den vergangenen Jahren luden auch heu- übernommen. Sie würdigte damit nicht nur das er die Fachsektion GeoTop der DGG, die Akade- Engagement vieler Akteure, sondern unterstrich mie für Geowissenschaften und Geotechno- so auch die Bedeutung der Geowissenschaften logien e.V. und die Paläontologische Gesellschaft und unserer geologischen „Schätze“. am 3. Sonntag im September zum bundesweiten Auch dieses Jahr konnten die Veranstaltungen Tag des Geotops ein. Und die Aktion wurde er- wieder zentral über die Internetseite www.tag- neut ein voller Erfolg! Mit insgesamt 288 Ver- des-geotops.de eingegeben und recherchiert anstaltungen in allen Bundesländern und damit werden. Und Dank des guten Wetters in fast 12 mehr als im vorigen Jahr gab es wieder einen ganz Deutschland waren die vielen Aktionen in neuen Rekord. Der Tag des Geotops wurde im freier Natur meist auch gut besucht. Dabei belie- Jahr 2010 bereits zum 9. Mal in Deutschland ver- fen sich die Teilnehmerzahlen in der Regel auf 10 anstaltet. Wie schon 2009 hatte auch heuer die bis zu 1.000 Personen. Bundesministerin für Bildung und Forschung, Beispielsweise kamen in Niedersachsen knapp Prof. Dr. Annette Schavan, die Schirmherrschaft 1.000 Besucher in den Steinbruch Höver und in-

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Die inzwischen wieder frei- gelegte Basaltrose am Heller- berg im Saarland wurde offi- ziell zum Tag des Geotops der Öffentlichkeit präsentiert Foto: Achim Später

formierten sich über Haifischzähne und Donner- Cottbus. Unter dem Motto „Kunst und Geologie“ keile. Nicht nur die Info-Veranstaltung im Wei- kamen Hunderte in den großen Kalksteinbruch marer Steinbruch Ehringsdorf, auch die neu bei Blaubeuren in Baden-Württemberg, um die erschienene Karte „Geologische Besonderhei- Entwicklung der Erde und des Lebens „vor Ort“ ten in Thüringen“ fand großes Interesse. In zu erkunden. Und schließlich bildete der „Vul- Sachsen war die Drachenhöhle Syrau mit kanausbruch“ den Abschluss eines erfolg- Sonderführungen und Vorträgen der Renner, reichen Tages und die Abend-Sensation in während in Nordrhein-Westfalen und Bayern Büdingen am Vogelsberg. Geotope öffentlichkeitswirksam mit Schautafeln Dieser Überblick ließe sich um viele weitere der Allgemeinheit vorgestellt wurden. So prä- spannende Aktionen erweitern. Auf der mierte beispielsweise Umweltminister Dr. Mar- Internetseite www.tag-des-geotops.de sind un- kus Söder die Sulzheimer Gipshügel im Land- ter „Feedback und Presse zum Geotoptag 2010“ kreis Schweinfurt als eines von Bayerns einige Zeitungsartikel und Fotos eingestellt. schönsten Geotopen und enthüllte dort die da- Dort können auch die bundesweiten Veranstal- für angefertigte Infotafel. Der Parkstein in Bay- tungen von 2010 nochmals eingesehen und wei- ern lockte seine Besucher mit Gold und der be- tere Informationen rund um Geotope abgerufen teiligte Bayerisch-Böhmische Geopark bot als werden. Einzelveranstalter deutschlandweit die meisten Erneut umfasste das diesjährige Programm die Aktionen zum Tag des Geotops an. unterschiedlichsten Veranstaltungen für Jung Mehrfach berichtete die Presse über die Kalk- und Alt. Auch die Plakate zum Tag des Geotops grube und den Findlingsgarten Lieth in Schles- sowie die Faltblattvorlagen, die von den Veran- wig-Holstein. Einige Hundert Besucher nutzten staltern individuell zu gestalten waren, wurden den Tag, um die UNESCO-Weltnaturerbe-Grube- gut angenommen. Messel in Hessen und das neue Infozentrum Als Fazit für 2010 bleibt festzuhalten, dass der kennen zu lernen. Auch in Mecklenburg-Vor- Tag des Geotops sichtlich immer größere Bedeu- pommern steigt das Besucherinteresse stetig, tung gewinnt und in zunehmendem Maße Veran- so beispielsweise im Findlingsgarten in Schwarz stalter wie Besucher anzieht. Durch den Einsatz bei Mirow. Brandenburg lockte mit einer Zentral- der zahlreichen freiwilligen Akteure ist er auch veranstaltung viele Interessierte ins Landesamt heuer wieder erfolgreich verlaufen und es ge- für Bergbau, Geologie und Rohstoffe nach lang, der breiten Öffentlichkeit erneut die

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Geowissenschaften mit viel Informationen und senschaften und Geotechnologien e. V. und die großem Engagement ein Stück näher zu Paläontologische Gesellschaft – danken allen bringen. Akteuren für ihr großartiges Engagement! Immer wichtiger werden die Kooperationen mit Wir freuen uns bereits heute auf den 10. Tag des Naturwissenschaftlichen Vereinen, Geoparks, Geotops, der am 18. September 2011 stattfinden Rohstoffunternehmen, Tourismus- und Bil- wird. Veranstaltungen, die im Zeitraum 9. bis dungseinrichtungen und vielen mehr. Ohne de- 25. September 2011 geplant sind, können in die ren Mithilfe wären viele Ideen nicht umzusetzen. Veranstaltungs-Datenbank unter www.tag-des- Die Initiatoren des Tags des Geotops – die Fach- geotops.de aufgenommen werden. sektion Geotop der Deutschen Gesellschaft für Christa Schindelmann, Hof, Ulrich Lagally, Geowissenschaften, die Akademie für Geowis- München & Rosemarie Loth, Hof

Geowissenschaften kommunizieren – aber wie? Während der GeoDarmstadt2010 fand unter Lei- Klimawandel. Dem gestiegenen Interesse der tung der Autoren ein Workshop zur Öffentlich- Bevölkerung tragen bereits einige größere Pro- keitsarbeit in den Geowissenschaften statt. jekte, wie das Jahr der Geowissenschaften, der Ausgangspunkt war die Tatsache, dass das Tag des Geotops oder der Tag der Steine in der öffentliche Interesse an geowissenschaftlichen Stadt, aber auch viele kleine Aktionen erfolg- Themen in den vergangenen Jahren deutlich zu- reich Rechnung. Die Frage ist, wie diese Kommu- genommen hat – nicht zuletzt aufgrund der nikation zwischen den Geowissenschaften und gehäuften Berichterstattung vieler Medien über unterschiedlichen Zielgruppen in der Öffentlich- Natur- und Baugrundkatastrophen, den wach- keit ausgebaut und intensiviert werden kann. senden Bedarf an Bodenschätzen oder über den Die Session wollte all jenen Geowissenschaft-

Ingrid Hemmer (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt) (links) und Lutz Geißler (Netzwerk für geowissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit) (rechts) während der Diskussion des Vortrags von Frau Hemmer „Wie kann Geodidaktik bei der Planung von Ausstellungen helfen?“; Foto: Netzwerk für geowissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit

106 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN lern und Öffentlichkeitsarbeitern ein Forum keitsarbeiter der verschiedenen Medien und geben, die sich in Museen, Schulen, For- Kommunikationsbereiche vernetzen soll. Eine schungseinrichtungen, Behörden, Vereinen, als Basis hierzu kann das Netzwerk für geowissen- Kleinunternehmer oder ehrenamtlich an der schaftliche Öffentlichkeitsarbeit sein, das über Schnittstelle zwischen Fachwissenschaft und www.geonetzwerk.org erreicht wird. Hier exi- Öffentlichkeit engagieren. Während der Session stiert bereits eine Informationsplattform für Öf- wurden verschiedenste Projekte aus der geo- fentlichkeitsarbeiter, die für den Austausch von wissenschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit vor- Informationen genutzt werden kann. Es bestand gestellt, Forschungsergebnisse präsentiert und Einigkeit, sich an der nächsten DGG-/GV-Tagung mit dem Plenum diskutiert. Abschließend wur- wieder mit einem Workshop zur geowissen- den auch aktuelle Tendenzen, Probleme, Visio- schaftlichen Öffentlichkeitsarbeit zu beteiligen. nen und Ideen der Wissenschaftskommuni- Monika Huch, Adelheidsdorf; Lutz Geißler, kation angesprochen. Freiberg & Albert Gerdes, Bremen Als Ergebnis der Diskussionen wird ein dauer- haftes Forum angestrebt, das die Öffentlich-

GMIT ist jetzt auch online

Die geowissenschaftlichen Mitteilungen GMIT Auf der neuen Netzseite finden Sie neben den sind nun auch im Internet zu finden. Die am Hinweisen auf die an GMIT beteiligten Gesell- Nachrichtenheft beteiligten Gesellschaften be- schaften erstmals einen umfassenden nationa- treiben die gemeinsame Netzseite www.gmit- len und internationalen geowissenschaftlichen online.de. Frühere GMIT-Hefte sind damit zum Tagungskalender. Die Veranstaltungen der ein- Teil im Internet verfügbar. Die verstärkte Nach- zelnen Gesellschaften werden gesondert aus- frage nach früheren Geofokus-Artikeln hat uns gewiesen. Daneben finden sich auch Workshop weiterhin dazu veranlasst, diese gesondert als Ankündigungen für Studenten und Doktoranden PDF zur Verfügung zu stellen. Wir möchten dar- und Links auf Netzseiten mit Stellenanzeigen auf aufmerksam machen, dass das gedruckte im geowissenschaftlichen Bereich. Vereinzelt GMIT-Heft nicht durch die neue Netzseite ersetzt erscheinen auch aktuelle Kurzmeldungen. werden soll. Die aktuellen GMIT-Hefte werden Die Redakteure von GMIT somit auch nicht sofort, sondern leicht verzögert verfügbar sein.

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Adressen

BDG DGG (Geologie)

Vorsitzende: Dr. Ulrike Mattig, Wiesbaden Vorsitzender: Prof. Dr. Stefan Wohnlich, Bochum BDG-Geschäftsführer und GMIT-Redaktion: Dr. DGG-Geschäftsstelle: Karin Sennholz, Stilleweg 2, Hans-Jürgen Weyer; BDG-Geschäftsstelle, Les- 30655 Hannover; Tel.: 0511/643-2507 senicher Straße 1, 53123 Bonn info.dgg @bgr.de Tel.: 0228/696601 GMIT-Redaktion: Dr. Jan-Michael Lange, Sen- [email protected]; www.geoberuf.de ckenberg Naturhistorische Sammlungen Dres- Die BDG-Geschäftsstelle ist gleichzeitig An- den, Königsbrücker Landstraße 159, 01109 Dres- sprechpartner für die Publikationsorgane GMIT den; Tel.: 0351/8926414 und BDG-Mitteilungen sowie zuständig für deren [email protected] Anzeigengestaltung und für die Rubrik „Stellen- markt“. DMG

DEUQUA Vorsitzender: Prof. Dr. Falko Langenhorst, Bay- reuth Präsidentin: Prof. Dr. Margot Böse, Berlin GMIT-Redaktion: PD Dr. Klaus-Dieter Grevel, Geschäftsstelle: DEUQUA-Geschäftsstelle: Dr. Ruhr-Universität Bochum, Institut für Geologie, Jörg Elbracht, Stilleweg 2, D-30655 Hannover Mineralogie und Geophysik, D-44780 Bochum; www. deuqua.de Tel. 0234/32 23517; [email protected] GMIT-Redaktion: Prof. Dr. Birgit Terhorst, Geo- graphisches Institut der Universität Würzburg, GV Am Hubland, 97074 Würzburg Tel.: 0931-888-5585 Vorsitzender: Prof. Dr. Gerold Wefer, Bremen [email protected] GV-Geschäftsstelle: Rita Spitzlei, Vulkanstraße Dr. Christian Hoselmann, Hessisches Landesamt 23, 56743 Mendig; Tel.: 02652/989360 für Umwelt und Geologie, Postfach 3209 [email protected] 65022 Wiesbaden GMIT-Redaktion: Dr. Hermann-Rudolf Kudraß, Tel.: 0611-6939-928 Bundesanstalt für Geowissenschaften und Roh- [email protected] stoffe, Stilleweg 2, 30655 Hannover Tel.: 0511/312133; [email protected] DGG (Geophysik) Dr. Jürgen Pätzold, Fachbereich 5 – Geowissen- schaften, Universität Bremen, Postfach 330440 Präsident: Prof. Dr. Ugur Yaramanci, Hannover 28334 Bremen; Tel.: 0421-218-65060 Geschäftsstelle: Birger-Gottfried Lühr, Deut- [email protected] sches Geo-ForschungsZentrum – GFZ, Telegra- fenberg, 14473 Potsdam; Tel.: 0331/288-1206 Paläontologische Gesellschaft [email protected], www.dgg-online.de GMIT-Redaktion: Michael Grinat, Leibniz-Institut Präsident: Dr. Michael Wuttke, Mainz für Angewandte Geophysik, Stilleweg 2, 30655 GMIT-Redaktion: Dr. Martin Nose; Bayerische Hannover; Tel.: 0511/643-3493 Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, [email protected] Richard-Wagner-Straße 10, 80333 München; Tel.: 089/2180-6632; [email protected]

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GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 109 GEOREPORT – MULTIMEDIA · PERSONALIA · VERANSTALTUNGEN

Neue Bücher (S. 341–344), die erfahrungsgemäß Verständnis- schwierigkeiten bei den Lernenden verursa- Einführung in die Kristallogra- chen. An vielen Stellen sind Formeln aus dem laufenden Text herausgenommen und in eine phie Extrazeile gestellt worden. Das trägt sehr zur Lesbarkeit des Textes bei. Die vom Verlag ge- Will Kleber, Hans-Joachim Bautsch, Joachim wählte Drucktechnik lässt die zahlreichen Dia- Bohm und Detlef Klimm: Einführung in die Kri- gramme, Strichzeichnungen und Kristallstruktu- stallographie. 19. Aufl., München (Oldenbourg- ren erheblich kontrastreicher und daher klarer Verlag). ISBN 978-3-486-59075-3 · Preis: 69,80 € erscheinen als die der 18. Auflage, während un- glücklicherweise die meisten Halbtonfotos nun Der Klappentext sagt, äußerst missverständlich: verwaschen und kontrastarm erscheinen. Auch „Dieses Buch ist ein historisches Dokument“. die Farbtreue der Interferenz-Farbtafel, die wie Gemeint hat der Oldenbourg-Verlag sicherlich bisher als loses Blatt beigelegt ist, lässt zu wün- „zeitlos“ oder „klassisch“, denn „historisch“ ist schen übrig. Der Text enthält erfreulich wenige definiert als ein „Ereignis oder eine Sache, die in Druckfehler, was für sehr sorgfältiges Korrektur- der Vergangenheit liegt und dem unmittelbaren lesen durch die Bearbeiter spricht. In einigen Erleben nicht mehr zugänglich ist“. Das ist „der wenigen Fällen wurde jedoch die im Text erfolg- Kleber“ natürlich gerade nicht, der nun in der 19. te Änderung der Numerierung der Referenzen (!) Auflage erschienen ist und sich jetzt als „Drei- nicht auf die Legende von damit im Zusammen- generationen“-Werk präsentiert. Dieses Lehrbuch hang stehenden Abbildungen übertragen. Bei hat seit über 50 Jahren zahllosen Studenten der der Beschreibung der Phasenübergänge (Kapitel Mineralogie, Chemie, Physik und Materialwis- 3.3.2) wird zwar der (makroskopische) Ordnungs- senschaft die Grundzüge der Kristallstrukturlehre parameter angesprochen, jedoch hätte hier (und und Kristallmorphologie (jetzt 93 S.), Kristall- bei der Besprechung der ferroelektrischen chemie (77 S.), physikalisch-chemischen Kristal- Phänomena in Kapitel 4.3.2) eine explizite Be- lographie (67 S.), Kristallphysik (97 S.) und schreibung der (Gibbs) freien Energie als Funk- Strukturanalyse von Kristallen (64 S.) erschlos- tion einer Taylor-Serie des Ordnungsparameters sen. Zusammen mit einer Einleitung, einem Q nach der Landau-Theorie hinzugefügt werden Literaturverzeichnis, einem knapp gehaltenen können. Auch die Darstellung von strukturellen Sachwörterverzeichnis und einem Tabellenan- displaziven Phasenübergängen z.B. der Tief-Hoch- hang sind das 470 S. kondensierte, ausgewo- Umwandlung von Quarz nach dem RUM (rigid gene und moderne Information über ein Gebiet, unit mode)-Modell hätte einen zusätzlichen Er- dessen Kenntnis zur Beschreibung der Struktur kenntnisgewinn erbracht. Während die Angaben und der Eigenschaften der uns umgebenden zur weiterführenden Literatur (Lehrbücher und kristallinen Materie unverzichtbar ist. Der Text Monographien) befriedigend aktualisiert sind, ist gegenüber der 18. Aufl. von 1998 im Wesent- bezieht sich die zitierte Literatur ganz überwie- lichen unverändert geblieben, nur das Kapitel gend auf Zeitschriftenbeiträge der fünfziger bis 3.2.6 (Epitaxie, Topotaxie) wurde um die Mecha- achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Hier nismen der Heteroepitaxie als Funktion des Ver- wäre eine Aktualisierung wünschenswert. Das hältnisses der spezifischen freien Oberflächen- sind jedoch nur kleine Mängel, die den hohen energien von Substrat und aufwachsender Wert des vorgelegten Werkes in keiner Weise Schicht erweitert, und Kapitel 4.3 (Elektrische schmälern. Der „Kleber“ ist und bleibt ein didak- Eigenschaften von Kristallen) enthält nun eine tisch außerordentlich geschickt gestaltetes Erweiterung der Matrixschreibweise nach dem Lehrbuch, das allen Studierenden der Geo- Voigtschen Tensorformalismus. Exzellent ist die und Werkstoffwissenschaften warm empfohlen Darstellung der AS(Antisymmetrie)-Elemente werden kann. Robert B. Heimann, Görlitz

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Aachen und Umgebung ter die Ergebnisse zahlreicher Diplom- und Dok- torarbeiten, sozusagen Relikte einer besseren Walter, Roland: Aachen und südliche Umge- Zeit, in der die Regionale Geologie noch nicht bung. - Slg. geol. Führer, 100,100100 VIII + 360 S., 122 mit dem Diktum einer provinziellen Beschäfti- sw-Abb., 102 Farbabb.; Berlin - Stuttgart (Gebr. gung versehen war. Borntraeger) 2010 Wie immer bei so umfangreichen Werken gibt es ISBN 978-3-443-15086-0 · Preis 29,90 € einige Kinderkrankheiten, die in einer zweiten Walter, Roland: Aachen und nördliche Umge- Auflage leicht zu beheben sind: So sind in Bd. bung. - Slg. geol. Führer, 101,101101 X + 214 S., 76 sw- 100 auf S. 83 die Zahlen in den chemischen Abb., 77 Farbabb.; Berlin - Stuttgart (Gebr. Born- Formeln nicht tief gestellt, ist „Jordanait“ statt traeger) 2010 „Jordanit“ und „Vaseit“ statt „Vaesit“ zu lesen, ISBN 978-3-443-15087-7 · Preis 25,90 € auch hat der Jordanit eine falsche Formel erhal- ten. In beiden Bänden sind in der jeweiligen 113 Jahre nach dem ersten Band der renommier- Abb. 2 leider nicht die Exkursionsrouten, son- ten Reihe „Sammlung Geologischer Führer“ legt dern nur Symbole für die jeweilige Exkursion der Verlag Gebr. Borntraeger nunmehr den ein- eingetragen. Leider zeichnen sich beide Bände hundertsten Band vor. Der Jubiläumsband bildet durch Neuerungen im Vergleich zu den Vor- zusammen mit dem Band 101 einen themati- gängerbänden der Reihe „Sammlung Geologi- schen Doppelband. Die beiden ersetzen Band 48 scher Führeraus, die beim Rezensenten nachhal- dieser Reihe (Aachen und Umgebung), der 1969 tig Ärgernis hervorgerufen haben. So werden im erschienen ist und bis 1985 insgesamt drei Auf- Text beider Bände fast niemals Literaturzitate lagen erlebte. Band 100 behandelt die südliche, angegeben; dies ist besonders ärgerlich bei den Band 101 die nördliche Umgebung von Aachen. Exkursionsbeschreibungen, denn gerade beim Beiden Bänden ist eine geologische Einführung Vorbereiten von Exkursionen freut man sich in das Exkursionsgebiet vorangestellt, der sich über die Angabe weiterführender Literatur. Auch zwölf bzw. sieben Exkursionsbeschreibungen fehlen Literaturverzeichnisse am Schluss der anschließen. Der stratigraphische Schwerpunkt beiden Bände; statt dessen werden Literaturzi- liegt in Band 100 auf dem Paläozoikum (Nord- tate an das Ende einiger Kapitel gestellt. In Bd. eifel, Nordost-Ardennen), doch wird auch der 100 finden sich zehn solcher Bonsai-Literatur- postvariscischen Entwicklung der Nordeifel und verzeichnisse, nämlich am Ende der Kapitel 3 bis der Nordost-Ardennen sowie der rezenten 12, nicht jedoch am Ende der zwölf Exkursionen. Aachener Thermalwässer Raum eingeräumt. Das Dies führt zu zahlreichen Redundanzen (so wird in Band 101 beschriebene Deckgebirge (Mecher- das Zitat Walter et al. 1985 auf den S. 23, 31, 44, nicher Voreifel, Aachen-Südlimburger Hügel- 56, 67 etc. genannt) und zu einer ermüdenden land) umfasst Trias und Kreide, während die Sucherei: Das als Referenz für die Abb. 10 ange- westliche Niederrheinische Bucht den Zeitab- gebene Zitat (in Kap. 4) findet man im Schriften- schnitt Tertiär bis Quartär betrifft. verzeichnis erst hinter Kap. 5, und für die Zitate Beide Bände sind mit zahlreichen Abbildungen, in den Abbildungen im Exkursionsteil müssen darunter erfreulich viele Farbabbildungen (hier alle zehn Literaturverzeichnisse durchsucht fehlt leider häufig ein Maßstab, auch sind werden. Am Rande sei angemerkt, dass dem manche der Bilder mit kleinem Format nicht aus- Verlag Borntraeger inzwischen leider auch die sagekräftig), sowie mit Stichwortverzeichnis Kapitälchen ausgegangen sind. Ebenfalls eine und Ortsregister ausgestattet. Aus der Aachener extrem leserunfreundliche Neuerung ist die Lehr- und Forschungstätigkeit von Prof. Walter, Angabe der Koordinaten, die nicht mehr – wie in aber auch seiner Kollegen Friedrich, Kasig, den Geowissenschaften in Deutschland üblich – Muller und Spaeth fließt viel Neues und bislang durch Gauß-Krüger-Koordinaten (oder meinet- nicht Publiziertes in die neuen Führer ein, darun- wegen auch UTM-Koordinaten) erfolgt, sondern

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 111 GEOREPORT – MULTIMEDIA · PERSONALIA · VERANSTALTUNGEN in Form dezimaler Geographischer Koordinaten. sowie zur Palaöobiogeographie der Schildkröten So muss man erst einen Taschenrechner bemü- stellen Übersichtsarbeiten zur bestehenden hen, um die Nachkommastellen in Minuten und Datenlage dar und integrieren neue Daten, die Sekunden umzurechnen; auch bieten die in die bisherigen Kenntnisse ergänzen und teilwei- Deutschland erhältlichen Topographischen Kar- se neue Interpretationen insbesondere zur ten 1:25.000 kein aufgedrucktes Gitternetz für Klimageschichte eines der größten kontinenta- die Geographischen Daten an: Statt also Grad, len Sedimentbecken Mittelasiens erlauben. Die Minuten und Sekunden anzugeben (z.B. 50° 30’ Entwicklung der Flora von der Obertrias bis in 41,4’’), bieten beide Bände als unselige Mixtur den Mittleren Jura sowie die Rekonstruktion den Wert 50,5115° an. eines oberjurassischen Waldes anhand der Der Leser möge sich durch diese harsche Kritik Vegetationsmuster bringen wesentliche paläo- nicht vom Kauf der Bände abhalten lassen. In- botanische Aspekte zur Klimarekonstruktion. haltlich sind die beiden Führer nämlich auf der Erstmals wird eine oberjurassische Süßwasser- Höhe der Zeit und äußerst wertvoll. Ihre An- Haifisch-Vergesellschaftung aus dem Junggar schaffung ist Pflicht für Geowissenschaftler, die Becken vorgestellt. Ebenso faszinieren die nach im Aachener Raum arbeiten oder diese Region bisheriger Kenntnis frühsten Eidechsenfunde besuchen, für Studenten geowissenschaftlicher aus dem späten Jura. Schließlich ergänzen neue Fächer im Dreiländereck Deutschland – Belgien Funde von Krokodilzähnen sowie von Zähnen – Niederlande, aber auch für alle an der Geolo- und Kieferfragmenten früher Säugetiere die gie dieser Region interessierten Laien, und na- Kenntnis zur Faunendiversität dieses Beckens. türlich auch für Bibliotheken. In diesem Sinne Mögen diese interdisziplinären Untersuchungen wünsche ich beiden Bänden eine wohlwollende auch in Zukunft basierend auf den erfolgreichen Aufnahme, eine weite Verbreitung und eine Arbeiten der „Sino-German Joint Group“ geför- baldige, revidierte Neuauflage, zumal auch die dert werden und das vorliegende Heft Anstoß zu Verkaufspreise durchaus fair sind. neuen Projekten bieten. Thomas Kirnbauer, Bochum Annette E. Götz, Darmstadt

Trias und Jura des Junggar Marmor im Erzgebirge Beckens, NW China Hoth, Klaus; Krutsky, Norbert; Schilka, Wolf- gang; Schellenberg, Falk, u.a.: Marmor im Erz- T. Martin, G. Sun & V. Mosbrugger (Gast-Hrsg.): gebirge. Bergbau in Sachsen, Band 16, Bergbau- Triassic-Jurassic biodiversity, ecosystems, and monographie, Landesamt für Umwelt, Land- climate in the Junggar Basin, Xinjing, Northwest wirtschaft und Geologie; Oberbergamt, Freiberg China. - Palaeobiodiversity and Palaeoenviron- 2010, 224 Seiten, dazu eine CD mit 27 Seiten, 3 ments, Sonderband, Vol. 90, (3), Springer 2010; Beilagen; 72 Abb. Preis: 29,40 € ISBN 978-3-9812792-2-1, 600 Exemplare, 25,– €

Mit diesem Band liegt nun erstmals eine Über- In dieser umfassenden Monographie werden sicht zur triassisch-jurassischen Entwicklung alle bekannten Marmorvorkommen, die seit der des südlichen Junggar Beckens im nordwestli- Besiedlung des Erzgebirges als vielseitig ver- chen China vor. Neun Fachartikel beleuchten die wendbarer Kalkrohstoff gefunden worden sind Beckenentwicklung, die Vegetationsgeschichte, und von denen zwei größere Marmorlager- das Paläoklima und die Paläobiogeographie so- stätten heute noch in Abbau stehen, von den wie die Paläoökologie mittels Fauna und Flora. Autoren unter Leitung von Kl. Hoth behandelt. Die Beiträge zu Sedimentologie und Palynologie Insgesamt 93 sächsische und 16 tschechische

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Vorkommen sind im Hauptteil katalogmäßig ent- die offenen Fragen zum komplexen geologi- sprechend ihrer Bedeutung nach bis zu ca. 35 schen Rahmen der Marmore - also zum Bau des historischen, geologisch-lagerstättenkundlichen, Erzgebirges – darzustellen. Dabei werden vor bergtechnischen und wirtschaftlichen Aspekten allem die Methoden und Interpretationsgrund- mit ausführlichen Quellenangaben kenntnis- lagen der einzelnen Bearbeiter erkennbar. Aus reich beschrieben. Berücksichtigt werden nicht dem erschöpfenden Quellenverzeichnis lassen nur die bebauten Vorkommen, sondern auch sich darüber hinaus die Erkundungsphasen zu jene, die beim Stollenvortrieb wie etwa in den Marmorlagerstätten ableiten. Es liest sich Ehrenfriedersdorf oder im Neunzehnhainer wie eine Geschichte der Marmor-Rohstoffsuche Stolln durchörtert worden sind. Die Gruppierung mit einem Schwerpunkt zwischen 1950 und der Marmorvorkommen folgt sinnvollerweise 1990. Kl. Hoth war seit den 1950er Jahren hier dem aktuellen Kenntnis- und Diskussionsstand federführend tätig, F. Schellenberg setzte diese der lithostratigraphischen Gliederung der meta- Arbeiten in den 1980er Jahren fort, W. Schilka morphen Formationen im Erzgebirge. Von den leitete in jüngster Zeit die erzgebirgischen Kalk- geologischen Aspekten werden durchgehend werke, N. Krutsky bearbeitete die tschechischen behandelt: Typusgesteine, Stoffbestand des Vorkommen im Rahmen der Rohstoffsuche. Auch Marmors (Typ), Verskarnung, Lithologie, Geo- alle weiteren Autoren von Beiträgen schöpfen chemie, post-regionalmetamorphe Umbildun- aus einem Berufsleben als Erkundungsgeologe gen, Lageraufbau, Nebengesteine, Tektonik, im Erzgebirge, so dass der Band zugleich eine stratigraphische Stellung und Verbreitung. Zusammenfassung dieser letzten, umfangrei- Wenn Daten vorliegen, werden auch die Fossil- chen Erkundungsphase zum Marmor aus beru- führung, radiometrische Daten, die Genese und fenem Mund ist. Schon daraus ergibt sich der der Primärchemismus angesprochen. Nutzen für die weiterführende geologische For- Die beiden kurzen, prägnanten Kapitel zur Berg- schung, auch wenn mit dem Band zugleich die bau-/Verwendungsgeschichte bzw. zum geolo- künftige Rohstoffnutzung befördert werden soll. gischen Rahmen der Marmore korrespondieren Wertvoll ist die Bergbaumonographie zum hervorragend mit den vielen Einzeldaten, die bei Marmor im Erzgebirge genauso für die Kulturge- der Beschreibung der Vorkommen hinzutreten, schichte und Landschaftspflege wegen der auf- so dass ein vielseitiges und detailreiches Bild zu genommen bergbauhisto- rischen Daten und beiden Sachthemen entsteht. Den Autoren ist es technischen Denkmale sowie der Beschreibung zudem in geologischer Hinsicht gelungen, sehr der Biotope und Geotope an den Marmorvor- genau den Kenntnisstand und vor allem auch kommen. Rainer Sennewald, Freiberg

Personalia

Vier Forscherinnen erhielten Bernd Rendel-Preis 2010 (jp.) Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und soll den Preisträgerinnen die Teilnahme an (DFG) zeichnete vier Nachwuchswissenschaftle- internationalen Kongressen und Tagungen er- rinnen aus den Geowissenschaften mit dem möglichen. Die jungen diplomierten, aber zum Bernd Rendel-Preis 2010 aus. Die Forscherinnen Zeitpunkt der Antragstellung noch nicht promo- haben bereits früh in ihrer wissenschaftlichen vierten Forscherinnen erhalten den Preis für Karriere wichtige und originelle Beiträge zur herausragende Diplomarbeiten, laufende Dis- geologischen Grundlagenforschung geleistet. sertationen oder andere Forschungsarbeiten. Der Bernd Rendel-Preis ist mit je € 2.000 dotiert Die Preise wurden am 10. Oktober 2010 im

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Rahmen der Jubiläumsveranstaltung zum 100- Unterschied für die Bewegungsmuster von Dino- jährigen Bestehen der Geologischen Vereini- sauriern und Säugetieren bedeutet. gung in Frankfurt am Main verliehen. Olga Narygina ist eine Grenzgängerin zwischen Die diesjährigen Preisträger sind: Diplom-Geolo- Physik und Mineralogie. In ihrer Doktorarbeit gin Juliane Hinz (27), Eberhard Karls Universität am Bayerischen Geoinstitut untersuchte sie mit Tübingen; Olga Narygina (27), Master of Scien- außergewöhnlichem Geschick die Beschaffen- ces in Physik, University of Edinburgh; Diplom- heit des Erdkerns in Experimenten unter extre- Geophysikerin Rebekka Steffen (24), University men Drücken und Temperaturen. Ihre Arbeiten of Calgary; Diplom-Geoökologin Claudia Wro- trugen unter anderem zu der Entdeckung bei, zyna (28), Technische Universität Braunschweig. dass der überwiegende Teil der Minerale im Erd- Juliane Hinz beschäftigt sich mit der Rekonstruk- kern trotz hohen Drucks für Wärme und Licht tion fossiler Wälder. In ihrer Diplomarbeit hat sie transparent bleibt. Daher könnte der Wärme- mithilfe moderner 3D-Techniken aus Funden fluss vom Erdkern in den Erdmantel bis zu 50 einen oberjurassischen Araukarienwald aus dem Prozent höher sein als bislang angenommen. chinesischen Junggar-Becken abgebildet. Dabei Diese Erkenntnisse liefern einen wichtigen modellierte sie die einzelnen Pflanzen detail- Beitrag für das Verständnis der Entstehung von getreu und führte diese dann mit Geländedaten sogenannten thermalen „Superplumes“ im zusammen, um ein möglichst wirklichkeitsge- Erdmantel. Weiterhin beschäftigt sich Frau Nary- treues Bild des Waldes zu erhalten. Ihre Arbeits- gina mit Synchrotronstrahl-Untersuchungen von weise, moderne Modellierungsmethoden auf die Silikat-Perowskit, dem Hauptbestandteil des un- Paläontologie anzuwenden, ermöglicht ein teren Erdmantels, unter den dort herrschenden umfassenderes Verständnis von Paläo-Ökosy- Druck- und Temperaturbedingungen. stemen. In einem weiteren Themenschwerpunkt Die Grenze zwischen Erdmantel und -kruste war vergleicht Juliane Hinz die Biomechanik des das Thema der Diplomarbeit von Rebekka Hüftgelenks von Dinosauriern und Säugetieren. Steffen. Sie kombiniert darin Bodenmessungen Bei Säugetieren bildet das Becken eine stabile mit Satellitenmessungen im Gebiet Tian-Shan in Querverbindung, während die Beckenknochen Zentralasien und der Erdbebenregion Almaty der meisten Dinosaurier nicht verbunden waren. (Kasachstan). Damit gelang es ihr, auch diese Eine detaillierte Analyse soll klären, was dieser unzugängliche Region dreidimensional abzubil-

Bernd Rendel-Preisträgerin- nen 2010 (v.l.) Kristian Remes (DFG), Claudia Wrozyna, Rebekka Steffen, Olga V. Narygina, Ju- liane Hinz, Gerold Wefer (GV) Foto: Angela Spitzlei

114 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOREPORT – MULTIMEDIA · PERSONALIA · VERANSTALTUNGEN den und Aussagen über die Beschaffenheit der genannter Ostrakoden sowie größerer Verbünde Erdkruste zu treffen. In ihrer Doktorarbeit dieser Lebewesen ermöglicht es, sowohl das befasst sich Steffen außerdem mit der Hudson Paläoklima als auch die Zusammensetzung der Bay als einem der seismisch aktivsten Gebiete Ökosysteme zu rekonstruieren. Ein Ziel ihrer Kanadas. Dort untersucht sie vor allem die Inter- Arbeit ist es herauszufinden, welchen Einfluss aktion zwischen abschmelzenden Gletschern der Mensch auf die ökologischen Veränderun- und der Erdkruste. Ziel ist es, die Entstehung der gen dort und somit in der Folge auch auf das Beben besser zu verstehen. Eine mögliche An- asiatische Monsunsystem hat. wendung der Erkenntnisse: Regionen für erd- Der Bernd Rendel-Preis wird seit 2002 verliehen. bebensichere Endlager radioaktiven Abfalls aus- Er erinnert an den früh verstorbenen Geologie- zumachen. studenten Bernd Rendel, dessen Angehörige Anhand von Muschelkrebsen auf dem Tibeti- eine Stiftung gleichen Namens ins Leben riefen, schen Hochplateau untersucht Claudia Wrozyna die jährlich die Mittel für den Preis bereitstellt. langfristige Veränderungen der Umwelt sowie Weiterführende Informationen zum Bernd kurzfristige Ereignisse der letzten rund 8.000 Rendel-Preis sowie zu den diesjährigen Preisträ- Jahre, die aus den Sedimenten des Nam-Co-Sees gerinnen finden Sie im Internet unter: www.dfg. auf dem „dritten Klimapol der Erde“ ableitbar de/gefoerderte_projekte/wissenschaftliche_ sind. Denn die genaue Betrachtung einzelner so- preise/rendel-preis/index.html

Albert Maucher-Preis 2010 an Potsdamer Paläoklimatologin (jp.) Ulrike Herzschuh erhielt am 10. Oktober und der Universität Potsdam als Juniorprofes- 2010 den Albert Maucher-Preis für Geowissen- sorin tätig ist, für exzellente Forschungsarbeit in schaften. Mit dem Preis, der im Rahmen der Jubi- verschiedenen DFG-geförderten Projekten aus. läumsveranstaltung zum 100-jährigen Bestehen Den mit € 10.000 dotierten Preis stiftete der der Geologischen Vereinigung in Frankfurt am Münchner Geologe Albert Maucher, der zu Be- Main verliehen wurde, zeichnet die DFG die Wis- ginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn durch senschaftlerin, die in gemeinsamer Berufung die DFG gefördert wurde. Nach dem Willen des Alfred-Wegener-Instituts Potsdam (AWI) Mauchers würdigt die Auszeichnung ausdrück-

Verleihung des Albert Mau- cher-Preises 2010 an Ulrike Herzschuh, Potsdam, während der Jubiläumsveranstaltung zum 100-jährigen Bestehen der Geologischen Vereinigung in Frankfurt am Main (v.l.) Birgit Scheibner-Münker (DFG), Ulrike Herzschuh, Ge- rold Wefer (GV) Foto: Angela Spitzlei

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 115 GEOREPORT – MULTIMEDIA · PERSONALIA · VERANSTALTUNGEN lich auch unkonventionelle Forschungsansätze fokussiert sie auf die Rolle des Permafrosts und und -methoden. das Klima der Polargebiete. Ulrike Herzschuh (35) untersucht als Juniorpro- Für den Preis empfahl sich die junge Wissen- fessorin für Paläoökologie und Paläoklimato- schaftlerin und zweifache Mutter auch aufgrund logie im Institut für Geowissenschaften der Uni- ihrer vielfältigen internationalen Kooperationen versität Potsdam das Klima der Vorzeit. Dazu und ihrer herausragenden Publikationsleistung. forscht sie in Asien (Tibetisches Hochplateau, Hinzu kommt das erfolgreiche Einwerben und China, Mongolei und Sibirien) und leitet aus Durchführen eigener Projekte und ihr Engage- fossilen Funden wie Pollen oder Zuckmücken ment in der akademischen Lehre und der univer- (Chironomidae) in Seesedimenten die vergan- sitären Selbstverwaltung. genen klimatischen Verhältnisse ab. Hinzu Weitere Informationen zur Preisträgerin und kommen Daten aus Isotopenuntersuchungen dem Albert Maucher-Preis finden Sie im Inter- und der Analyse von Biomarkern in organischen net unter: www.dfg.de/gefoerderte_projekte/ Bestandteilen der Sedimente. In einem weiteren wissenschaftliche_preise/maucher-preis/ Schritt erforscht Herzschuh, was diese Ergebnis- index.html se über das globale Paläoklima aussagen. Dabei

Nachrufe

Gerd Lüttig 1926 – 2010 Am 2. August 2010 nahm eine große Trauer- wies er darauf hin, dass er sein Lebenswerk gemeinde auf dem Waldfriedhof in Celle noch nicht als vollendet ansah. Abschied von Prof. Dr. Gerd Lüttig, der am 16. Nun hat sich ein Lebenskreis geschlossen, der Juli 2010 unerwartet verstorben ist. Seine letzte am 21. September 1926 in Lindenthal/Leipzig Ruhestätte liegt in einer Heidelandschaft, wie seinen Anfang nahm. In Lindenthal und Leipzig sie für die Lüneburger Heide typisch ist: ein- besuchte Gerd Lüttig von 1933 bis 1944 die zelne hochgewachsene Wachholder auf der Volks-, Mittel- und Oberschule. 1944 zur Wehr- weiten Fläche, große Eichen und Kiefern am macht eingezogen, kehrte er 1946 aus der Übergang zum Wald, ein kleiner See mit See- Kriegsgefangenschaft zurück, legte die Reife- rosen – Niederhaverbeck in etwas kleinerer prüfung ab und nahm im Sommersemester Ausgabe. desselben Jahres das Studium der Geologie und In Niederhaverbeck fühlte sich der begeisterte Paläontologie in Freiberg/Sachsen auf. Sein Stu- und begeisternde Quartärgeologe zu Hause. dium setzte er in Freiburg i. Br. und in Göttingen Hier hat er über viele Jahre Studentinnen und fort. 1952 heiratete Gerd Lüttig; aus der Ehe sind Studenten in die Geheimnisse der eiszeitlich zwei Söhne hervorgegangen. geprägten Landschaft eingeführt, hier hat er in Im Jahr seiner Eheschließung legte Lüttig das einem großen Freundeskreis seinen achtzigsten Examen zum Diplom-Geologen und Dr. rer. nat. Geburtstag gefeiert. Dieses Fest ist vielen, die an der Universität Göttingen ab. Das Thema sei- die Freude hatten, teilnehmen zu dürfen, in ner Dissertation lautet „Alt- und mittelpleisto- lebendiger Erinnerung. Es war Anlass, auf einige zäne Eisrandlagen zwischen Harz und Weser“, Aspekte des Schaffens von Gerd Lüttig zurück- ein Werk, das heute noch viel zitiert wird. zublicken, aber eine Gesamtbetrachtung Zum 1. Februar 1953 trat Lüttig in das damalige wünschte er seinerzeit nicht. „Das könnt Ihr Amt für Bodenforschung ein. Auf einer Stelle in später einmal machen“ – mit diesen Worten der Kartierabteilung erhielt er die übliche Ausbil-

116 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOREPORT – MULTIMEDIA · PERSONALIA · VERANSTALTUNGEN dung in sämtlichen Abteilungen mit Schwer- punkten in der geologischen Landesaufnahme, in der Hydrogeologie und in der Lagerstätten- kunde. 1956 legte er das zweite Staatsexamen mit Auszeichnung ab und wurde zunächst als außerplanmäßiger und ab 1958 als planmäßiger Landesgeologe in den Dienst des Landes Nieder- sachsen übernommen. 1962 wurde Lüttig Leiter der Kartierabteilung, 1967 Leitender Direktor der Hauptabteilung Landesaufgaben. Im Jahr 1970 wurde ihm in Personalunion der Posten des Vizepräsidenten des Niedersächsischen Landes- amtes für Bodenforschung und der Bundesan- stalt für Geowissenschaften und Rohstoffe übertragen. Schon ab 1963 nahm Gerd Lüttig Lehraufgaben wahr, zunächst an der TU Braunschweig, an der er 1969 die Habilitation erlangte und 1973 zum außerplanmäßigen Professor für Geologie und Paläontologie ernannt wurde. Kurzfristig hatte er auch einen Lehrauftrag an der TU Hannover inne. Ab 1967 widmete er sich in größerem Umfang der Lehre am Geologisch-Paläontolo- gischen Institut in Göttingen; dort wurde er im Jahr 1974 zum Honorarprofessor ernannt. Eine Gastprofessur an der Freien Universität Brüssel bekleidete er von 1988 bis 1994. Seine Studen- Gerd Lüttig ten profitierten in hohem Maße von Lüttigs Kon- takten zu Wirtschaftsunternehmen, zur Politik und zu Persönlichkeiten des öffentlichen Nürnberg berufen, nachdem er zuvor Rufe nach Lebens. Ein freundschaftliches Verhältnis zum Kiel und Hamburg abgelehnt hatte. In Erlangen großen Mäzen der Lüneburger Heide, Alfred-Carl fand er gute Voraussetzungen, um seine vielfäl- Töpfer, ermöglichte zum Beispiel eine Reihe von tigen Interessen, vor allem sein Engagement in hochkarätigen Seminaren des Europarates für den zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaf- Dozenten und Studenten aus ganz Europa. In ten wahrzunehmen. Die dort seit längerer Zeit diesem Umfeld bewegte sich Lüttig gewandt und brach liegende Angewandte Geologie füllte er beeindruckte seine Studenten durch Sprach- umgehend mit einer Vielzahl an Lehr- und kenntnisse, indem er mit dem rechten Nachbarn Exkursionsangeboten aus – zum großen Nutzen auf Englisch, mit der linken Nachbarin auf Fran- der Studentinnen und Studenten. Dabei kamen zösisch und dem Gegenüber auf Italienisch par- ihm seine vielfältigen, national und international lierte. Diese Gespräche hatten nicht nur geo- dicht geknüpften Netzwerke zu Gute. Legendär logische Fachthemen zum Inhalt hatte, auch in waren die zweimal jährlich stattfinden Kartier- gesellschaftlich relevanten Dingen führte Gerd kurse in der Lüneburger Heide sowie die Lüttig ein sicheres Wort. Industrieminerale-Exkursionen, die sich bei den Zum 1. Oktober 1980 wurde Gerd Lüttig als Ordi- Studenten – nicht zuletzt wegen der guten Ver- narius und Inhaber des Lehrstuhles für Ange- sorgungslage – größter Beliebtheit erfreuten. wandte Geologie an die Universität Erlangen- Sein Ansehen, das er als akademischer Lehrer

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 117 GEOREPORT – MULTIMEDIA · PERSONALIA · VERANSTALTUNGEN unter den Studierenden genoss, kommt nicht Kommission für die Internationale Geologische zuletzt in der Zahl der betreuten wissenschaft- Karte der Welt der IUGS sowie Vizepräsident der lichen Arbeiten – im Laufe seiner Karriere mehr Stratigraphischen Kommission der DUGW. Be- als 120 Doktoranden und Diplomanden – zum sondere Bedeutung hatten für ihn die Vize- Ausdruck. präsidentschaft in der Deutschen Quartär- Am 31. Oktober 1992 trat Lüttig in den Ruhe- vereinigung (DEUQUA) sowie der Vorsitz der von stand und kehrte an seinen früheren Wohnort ihm gegründeten Deutschen Gesellschaft für Celle zurück. Dort konnte man ihn in den letzten Moor- und Torfkunde (DGMT). Die International Jahre fast täglich um die Mittagszeit ohne große Peat Society hat sein langjähriges Wirken als Voranmeldung beim Schweine-Schulze treffen, Vizepräsident der Gesellschaft mit einer wenn Gesprächsbedarf bestand. Auch in der Ehrenmitgliedschaft gewürdigt. Bibliothek des Amtes (heute GeoZentrum Han- Andere Auszeichnungen Lüttigs umfassen den nover) war Lüttig bis zuletzt ein regelmäßiger Alexander von Humboldt-Preis des Französi- und gern gesehener Gast, der diese Gelegenhei- schen Ministeriums für Forschung und Techno- ten auch dazu nutzte, um mit früheren Kollegen logie (1986), die C. A. Weber-Medaille der DGMT, und Mitarbeitern den Kontakt zu pflegen verbunden mit der Ehrenmitgliedschaft in der Das wissenschaftliche Werk Lüttigs umfasst Gesellschaft (1994), die Lászlo-Emszt-Medaille etwa 400 Publikationen. In der chronologischen des Ungarischen Nationalkomitees der Interna- Entwicklung behandelt es die Themenfelder tional Peat Society verbunden mit der Ehrenmit- Paläontologie, Quartärstratigraphie, Prinzipien gliedschaft in der Ungarischen Balneologischen der Stratigraphie, Geschiebekunde, Geröllana- Gesellschaft (1994), die Leonardo da Vinci- lyse, Geomorphologie, geologische Landesauf- Medaille des Bundesverbandes der Deutschen nahme unter den Aspekten Kartographie und in- Sand- und Kiesindustrie (1995) und die Albrecht ternationale Karten, Hydrogeologie, Limnologie, Penck-Medaille der DEUQUA (1997). regionale Geologie von Europa, Braunkohle- „Steh gerade oder zerbrich“ haben die Söhne Prospektion und -Lagerstättenkunde, Moor- und Gerd Lüttigs als Überschrift auf die Traueranzei- Torfkunde, Geologie der Industrie-Minerale, Um- ge gesetzt. Dabei handelt es sich um die In- welt-Geologie, geologische Aspekte in der Lan- schrift auf einem Stein, den Lüttig einst von desplanung, Wirtschaftsgeologie der Entwick- einem Doktoranden geschenkt bekam und der lungsländer, Rohstoff- und Energie-Prognosen, lange Jahre über der Tür zu seinem Zimmer in Geothermie, Beseitigung und Wiederverwertung der Universität Erlangen hing und später auf von Abfallstoffen, Lagerstättenbewertung und seinem Schreibtisch lag. -sicherung, Balneologie und Moortherapie. Auf Gerd Lüttig hat in seinem Leben stets den gera- vielen dieser Themenfelder hat Lüttig deutliche den Weg gewählt und seine Wegbegleiter nicht Akzente gesetzt und für jedes, das ihm beson- zuletzt durch diese Geradlinigkeit beeindruckt. ders wichtig war, hat er beizeiten einen Fach- Gerfried Caspers, Michael Kosinowski kollegen oder eine Fachkollegin gefunden und & Ulrike Mattig motiviert, sein Werk fortzusetzen. Seine be- stimmte, aber immer freundliche Art, derartige Bitten vorzutragen, hat es vielen von uns un- möglich gemacht, sich diesen Ansinnen zu entziehen. Gerd Lüttig nahm viele Funktionen im wissen- schaftlichen Umfeld wahr, unter anderem war er Präsident der Kommission für die Internationale Geologische Karte von Europa des Internatio- nalen Geologenkongresses, Vizepräsident der

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Tagungsberichte

BuFaTa Geowissenschaften Die Bundesfachschaftstagung (BuFaTa) der botanisch ausgerichtete Exkursion zur RAG nach Geowissenschaften fand im Sommersemester Ibbenbüren. Nach einem gemeinsamen Abend- 2010 vom 22. bis 25. April in Münster statt. An essen in der Mensa am Aasee folgte das kultu- der studentischen Tagung nahmen insgesamt relle Abendprogramm in Münsters Altstadt. 65 Geo-Studenten von 16 verschiedenen Univer- Nachdem die Studierenden die Gelegenheit, un- sitäten teil. Organisiert wurde die Veranstaltung tereinander Kontakte zu knüpfen und studien- von der Münsteraner Fachschaft Geowissen- relevante Fragen anzusprechen, im Zuge des schaften. Allen freiwilligen Helfern sei an dieser Rahmenprogramms der ersten beiden Tage Stelle für ihr Engagement gedankt! bereits ausgiebig genutzt hatten, stand der Am Anreisetag konnten sich die Tagungsteilneh- Samstagvormittag für zielorientierte Diskussio- mer bei bestem Wetter während eines Grill- nen verschiedener Themen in Workshops zur abends und zu späterer Stunde am Lagerfeuer Verfügung. Während sich einige Studenten eine kennenlernen. Um die Studenten mit den geolo- Übersicht über die geowissenschaftlichen BSc- gischen Besonderheiten des Münsterlandes ver- und MSc-Studiengänge in Deutschland ver- traut zu machen, wurden am Freitag thematisch schafften, diskutierten andere über Probleme unterschiedliche Exkursionen unter professio- bei Studienortwechsel und Auslandssemester. neller Leitung angeboten. Zur Auswahl standen Wie ist das Master-Programm, das in der Hoch- Fahrrad-Exkursionen in die Baumberge sowie in glanzbroschüre so toll klingt, wirklich? Die Stu- die Rieselfelder und in Münsters Innenstadt, denten tauschten Informationen darüber aus, eine Fossiliensuche in der Münsterländer Kreide ob ein gezielter Studienortwechsel nach dem und im Teutoburger Wald sowie eine paläo- Bachelor möglich und im Einzelfall auch sinnvoll

BuFaTa-Teilnehmer(innen) in der Münsteraner Innenstadt, Foto: R. Tordy, Köln

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 119 GEOREPORT – MULTIMEDIA · PERSONALIA · VERANSTALTUNGEN ist. Dabei wurde deutlich, dass der Uniwechsel für kommende BuFaTas, die auch auf der Home- sich meist eher schwierig gestaltet, da die Aus- page www.bufata-geowissenschaften.de.vu nach- stellung des zur Bewerbung notwendigen zulesen sind, zusammengefasst vorgestellt. Die Bachelor-Zeugnisses meist erst nach Ende der nächste Winter-BuFaTa findet vom 29. Oktober Bewerbungsfrist erfolgt. Ein weiteres Problem bis 1. November 2010 in Freiburg statt. Dort wird der kürzeren und zeitaufwändigeren Studien- auch die Jahreshauptversammlung des Eugen gänge zeigt sich in der Zurückhaltung des stu- e.V. stattfinden. dentischen Engagements in den Fachschaften Finanzielle Unterstützung erhielten die Studie- und anderen universitären Gremien. renden von der Kommission für Forschung, Am Samstagnachmittag konnten die Tagungs- Personal und Internationales (KFPI) der West- teilnehmer dann die Geowissenschaften in fälischen Wilhelms-Universität Münster, der Münster kennenlernen. Neben den angebote- Deutschen Mineralogischen Gesellschaft (DMG) nen Institutsführungen berichteten Lehrende und der Geologischen Vereinigung (GV). Die der Institute für Geologie und Paläontologie, Tagungsteilnehmer konnten in einem leerste- Mineralogie und Planetologie über aktuelle henden Wohnheim, das vom Studentenwerk Forschungsinhalte. Die Vorsitzende des Eugen Münster zur Verfügung gestellt wurde, unterge- e.V. warb in einem Vortrag für das europaweite bracht werden. Netzwerk der Geo-Studenten. Beim anschlie- Rebecca Bast, Fachschaft Geowissenschaften, ßenden Abschlussplenum wurden die Work- Uni Münster shop-Ergebnisse sowie Verbesserungsvorschläge

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Leserbriefe

Diskussion beendet?

Im GMIT 40 (Wansa & Strahl, S. 57–58) war zu geohistorischen Zuordnung nicht überzeugen. lesen: „Im Ergebnis gilt nunmehr die Isochronie So wird uns immer wieder vorgehalten, dass der Beckensedimente von NN 1 und NN 2 sowie es zwischen Saalevereisung/Hauptvorstoß und ihre Einordnung in die Eemwarmzeit als erwie- dem typischen Eem keine weitere Warmzeit sen“. Diese recht kategorische und einseitige geben kann. Ein anderes Argument bedient sich Feststellung suggeriert, dass „die Diskussion eines stratigraphischen Indizes mit sekundärer um die Quartärstratigraphie von Neumark- Bedeutung, wie es Pollensukzessionen sind. Die Nord“ beendet sei. Sie stützt sich auf eine Ta- Ähnlichkeit der Pollensukzession der Warmzeit gung, die vom 8. bis 10.3.2010 in Halle stattfand von NN 1 mit der typischen Eemsukzession be- und vorwiegend Ergebnisse von Arbeiten betraf, ruht lediglich auf dem allgemeinen Verlauf der die in den letzten Jahren unter Leitung von Frau pleistozänen Grundsukzession. Eine Synchroni- Prof. Gaudzinski-Windheuser in einem eem-früh- sierung der Eemwarmzeit, z.B. jener aus dem weichselzeitlichen Becken (Neumark-Nord 2) Becken NN 2, mit der Warmzeit aus dem Becken durchgeführt wurden. Unsere Untersuchungen NN 1 mit Hilfe der Ähnlichkeit ihrer Pollen- im Tagebau Neumark-Nord (Arbeitsgruppe sukzessionen vornehmen zu wollen, richtet sich „Bilzingsleben/ Neumark-Nord“ unter Mania/ gegen die Grundprinzipien geologischer Stra- Thomae) erstreckten sich ab 1995 nicht nur auf tigraphie. Und sollten wir leichtfertig diese dieses Becken NN 2, sondern betrafen seit 1986 Ansicht übernehmen, würden wir die verant- umfassend, flächendeckend und interdisziplinär wortungsvolle, jetzt schon 20-jährige Arbeit das größere Becken NN 1. Erst jetzt ist es mög- unserer Arbeitsgruppe im Tagebau Neumark- lich, das umfangreiche Material endgültig zu be- Nord in Frage stellen: Es wären Manipula- arbeiten und zu publizieren. Ausdruck dafür ist tionen unserer geologischen und paläonto- z.B. die Ausstellung über die Elefanten von Neu- logischen Dokumentation notwendig. Andrer- mark-Nord, die zur Zeit im Landesmuseum für seits jedoch müssen die Pollenanalysen der Vorgeschichte in Halle stattfindet. Abgesehen Beckenfolge von NN 2 diskutiert werden. Uns von Einzelartikeln, wird eine Monographie über sind drei Sukzessionen bekannt. C.V. Kre- die Geologie von Neumark-Nord in den Veröf- menetski und E. Novenko, beide Moskau, haben fentlichungen des Landesmuseums im kommen- noch in unserem Auftrag im Abstand von 6 Jah- den Jahr erscheinen. Nicht allein diese Hinweise, ren an einem Profil gearbeitet. Dasselbe wurde sondern vor allem auch die Abwesenheit einiger in letzter Zeit von J. Strahl bearbeitet und auf der wichtiger Mitarbeiter der Bilzingslebener Tagung im März vorgelegt. Alle drei Diagramme Arbeitsgruppe auf der genannten Tagung bezeu- sind voneinander so verschieden, dass gewisse gen, dass die erwähnte Diskussion gar nicht Zweifel an der Zuverlässigkeit der Pollenanalye abgeschlossen sein kann. Wir haben eine ganze aufkommen. Hier ist kein Platz, die wirklich not- Reihe von Indizien, die für die warmzeitliche Fol- wendige Diskussion über Neumark-Nord auszu- ge im Becken NN 1 ein intrasaalezeitliches Alter führen. Doch eins sei noch zum Beitrag in GMIT belegt. Dabei haben die geologischen Befunde 40 gesagt: Im Laufe der letzten Jahre bildeten eindeutig den Vorrang. Die Kritik weiß inzwi- sich die beiden Arbeitsgruppen von S. Wansa schen jedoch besser als wir über die stratigra- und S. Gaudzinski-Windheuser heraus, um vor- phischen Verhältnisse Bescheid (siehe oben). nehmlich im Bereich des Beckens NN 2 zu arbei- Allerdings geht sie von Argumenten aus, die hin- ten. Leider wurde dabei kein Kontakt zu unserer sichtlich einer verantwortungsvoll angewandten ursprünglichen Arbeitsgruppe „Bilzingsleben/

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Neumark-Nord“ aufgenommen. Also: Diskus- Saale-Vergletscherung auf einen relativ kurzen sion beendet? Sie fand eigentlich noch gar nicht Zeitraum unmittelbar vor dem Eem-Interglazial statt. eingegrenzt werden konnte. Nach den marinen Dietrich Mania, Jena, Karsten Sommerwerk, Sauerstoff-Isotopenkurven gab es in diesem Halle/Saale Zeitraum (oberer Teil von MIS 6) keine Warm- & Matthias Thomae, Halle/Saale zeiten. Die Stratigraphie von Neumark-Nord wurde seit Kommentar zu D. Mania, K. Anfang der 1990er Jahre (u.a. Exkursion zur DEUQUA Leipzig 1994, Publikationen) kontro- Sommerwerk & M. Thomae vers diskutiert. Nach dem Neuaufschluss des Beckens NN2 ist die Diskussion seit 2003 auf In GMIT 40, S. 57–58 wird das stratigraphische mindestens vier wissenschaftlichen Symposien/ Fazit einer Arbeitstagung zum Quartär von Kolloquien fortgesetzt worden. Die Arbeitsta- Neumark-Nord in korrekter Weise wiederge- gung im März 2010 führte zu dem in GMIT 40 dar- geben und in den Kontext mit vorangegangenen gestellten Ergebnis. Demnach besteht in Neu- Untersuchungen gestellt. mark-Nord keine „stratigraphische Ausnahme- Die Kritiker ignorieren die koinzidierenden situation“ und die Debatte darüber kann als ob- physikalischen Altersdaten aus den Becken NN1 solet angesehen werden. und NN2 ebenso wie die mittlerweile verläss- Stefan Wansa, Halle/Saale liche Datierung der Saale-Vergletscherung in & Jaqueline Strahl, Cottbus das Marine Sauerstoff-Isotopenstadium 6. Zu- dem versuchen sie die Pollenanalyse als strati- graphische Methode zu diskreditieren, obwohl gerade diese Methode für die Definition und Charakterisierung quartärer Warmzeiten her- ausragende Bedeutung besitzt. In Neumark- Nord konnte u.a. gezeigt werden, dass die von D. Mania und M. Seifert als „eemuntypisch“ angesehene Vegetationsentwicklung im Becken NN1 auch im Becken NN2 auftritt, wo sie zwei- felsfrei als Eemsukzession akzeptiert wird. D. Mania und M. Thomae haben wiederholt synoptische Schnitte publiziert, nach denen das Becken NN2 jünger sein soll als das Becken NN1. Sie weisen in Neumark-Nord zwischen der Saa- le-Grundmoräne (Zeitz-Phase, Drenthe-Stadium) und Seeablagerungen aus der Eem-Warmzeit Bildungen aus zwei weiteren Warmzeiten aus. Diese Darstellung war schon lange umstritten und ist nach den Ergebnissen der Arbeitstagung nicht länger haltbar. In den vergangenen Jahrzehnten gab es im nörd- lichen Mittel- und Osteuropa zahlreiche Versu- che, im glaziären Teil des Saale-Komplexes (ins- besondere zwischen dem Drenthe-Stadium und dem Warthe-Stadium) Warmzeiten nachzuwei- sen. Sie sind alle gescheitert schon bevor die

122 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 123 GEOKALENDER – TERMINE · TAGUNGEN · TREFFEN

Ankündigungen

77. Jahrestagung der AG Norddeutscher Geologen 2011 Das Landesamt für Bergbau, Geologie und (Oder) vorgestellt hat, werden diesmal Themen Rohstoffe Brandenburg (LBGR) erklärt sich be- der Geologie und des Bergbaus in der Lausitz reit, Ausrichter der Tagung im Jahr 2011 zu sein. die Schwerpunkte der Vorträge und Exkursionen Die Veranstaltung wird in Cottbus stattfinden, bilden. jedoch ausnahmsweise an zwei Tagen im Sep- Mit der Bereitschaft des LBGR verbindet sich tember (voraussichtlich am 22.09. und auch die Hoffnung, dass zumindest der zweijäh- 23.09.2011). Die 77. Jahrestagung soll mit der rige Rhythmus der Tagung aufgegriffen und die Einweihung des Ergänzungsbaus für den Be- Rückkehr zur traditionellen Tagungszeit in der reich Geologie am Standort Cottbus des LBGR in Woche nach Pfingsten, dann also 2013, wieder der Inselstraße 26 verknüpft werden, welcher im aufgenommen werden kann. Für Rückfragen zur August 2011 fertiggestellt wird. Organisation der Tagung steht Ihnen Frau A. Sei- Nachdem Brandenburg in vorherigen Tagungen demann (Tel.: 0355 48640-140) zur Verfügung. bereits die Regionen Potsdam und Frankfurt Klaus Freytag, Cottbus

Zum 16. Mal: Die Fossilienbörse PETREFAKTA Als wichtigster Termin für Urzeitfreunde und 2.000 qm ein vielfältiges und qualitativ hoch- Fossilienbegeisterte ist auch im Jahr 2011 wieder wertiges Angebot. das letzte Märzwochenende zu notieren: Am Sammler finden hier lang ersehnte Stücke, die 26./27. März findet die beliebte Fossilienbörse ihnen noch fehlen, können sich austauschen PETREFAKTA bereits zum 16. Mal statt; Veran- und neue Kontakte knüpfen oder alte auffri- staltungsort ist wie immer die Filderhalle schen. Aber auch Naturfreunde, die sich einfach (Bahnhofstr. 61) in Leinfelden-Echterdingen bei nur an der Vielfalt der versteinerten Zeugen Stuttgart. Rund 80 Aussteller aus ganz Europa urzeitlichen Lebens erfreuen möchten, kommen präsentieren auf einer Ausstellungsfläche von voll auf ihre Kosten. Von den vielen anderen

Reges Treiben auf der Petre- fakta in der Filderhalle Lein- felden Foto: G. Stahl/Quelle & Meyer Verlag

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Börsen unterscheidet sich diese DMF-empfoh- der ein attraktives Begleitprogramm für die gan- lene Veranstaltung durch die Beschränkung des ze Familie, wie spannende Berichte von Samm- Angebots auf Fossilien und alles, was zum lern und Paläontologen. Weiterhin gibt es Fossiliensammeln benötigt wird. Präparationsvorführungen, Verlosungen mit In der Sonderausstellung, die auf dieser PETRE- attraktiven Preisen, Fachberatung von Experten FAKTA unter dem Motto „Fossile Kunst“ steht, und vieles mehr. ist etwas ganz Besonderes von großem ästheti- Öffnungszeiten: Samstag 10–18 Uhr, Sonntag schen Reiz zu sehen: Unter dem Mikroskop foto- 11–17 Uhr. grafierte Dünnschliffe von Fossilien werden in Kontakt und Ausstelleranmeldung: Susanne farbenprächtigen und ausdrucksstarken Bildern Müller, edition Goldschneck im Quelle & Meyer- präsentiert, die nicht nur den Fossilieninteres- Verlag, Industriepark 3, 56291 Wiebelsheim sierten, sondern auch den Kunstliebhaber an- Tel. 06766/903249, Fax: 06766/903320 sprechen werden. Zur Ausstellung gibt es wie- [email protected]

„Flügel-Kurs“ 2011 in Erlangen Die Fachgruppe Paläoumwelt des GeoZentrums Färbemethoden für Dünnschliffe Nordbayern (Universität Erlangen-Nürnberg) Stabile Isotope in der Karbonatsedimentologie veranstaltet seit 1974 interuniversitäre Karbo- Fallbeispiele aus verschiedenen Zeiten der natfazies-Kurse, nunmehr unter dem Schirm der Erdgeschichte Geologischen Vereinigung. Diese unter dem Be- Seep-Karbonate griff „Flügel-Kurse“ (benannt nach ihrem „Erfin- Bioerosion der“ Prof. Dr. Erik Flügel) auch international Bei Bedarf wird der Kurs auf Englisch gehalten. bekannten Veranstaltungen wurden bisher von Kosten: Für Studenten 120,– €, für Hochschul- über 1.500 Kolleginnen und Kollegen sowohl aus angehörige 250,– €, für Industrieangehörige Hochschulen als auch der Industrie besucht. 450,– € (die Zahl der Teilnehmer ist begrenzt. Der nächste Kurs findet vom 21. bis 25. Februar Entscheidend ist der Eingang der verbindlichen 2011 (Montag bis Freitag) statt. Zu verschiede- Anmeldung). nen Themenkomplexen werden kurze Referate Die Geologische Vereinigung (GV) zahlt Studen- gehalten, die dann in gemeinsamen Übungen ten, die GV-Mitglieder sind oder während der am Mikroskop mit Hilfe von Dünnschliffen und Veranstaltung der GV beitreten, einen Zuschuss Lockersedimentproben intensiviert werden. Gro- in Höhe von 75,– €. Der Zuschuss wird nach ßer Wert wird auf die jüngsten Entwicklungen Zusendung einer Kursbescheinigung, eines der Karbonatsedimentologie (z.B. Kaltwasser- Studiennachweises und der Bankverbindung karbonate, Tiefwasserriffe, Bioerosion, Cold- an studentische Mitglieder und Neumitglieder seep-Karbonate) gelegt. Das Erlanger GeoZen- überwiesen. trum verfügt über eine weltweit einzigartige Eine bequeme Möglichkeit der Zimmer- Sammlung an karbonatischen Dünnschliffen reservierung bietet die Homepage der Stadt und Lockersedimentproben. Es besteht zudem (Stichwort „Tourismus“) unter www. erlangen.de. die Möglichkeit, eigene Schliffe mitzubringen Es besteht die Möglichkeit einer preiswerten und zu diskutieren. Unterkunft in der Jugendherberge sowie im Der Kurs beinhaltet u.a.: Jugendgästehaus der Stadt Erlangen (Tel. Grundlagen der Karbonatsedimentologie 09131/862555). Faziesmodelle (Warm-, Kalt- und Tiefwasser) Anmeldeformulare finden sich unter www.gzn. Mikrofaziesanalyse von Dünnschliffen uni-erlangen.de/palaeoumwelt/ oder auf Anfra- Diagenese ge ([email protected]).

GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 125 GEOKALENDER – TERMINE · TAGUNGEN · TREFFEN

Internationaler Geokalender

Um den Service eines möglichst umfassenden Geo- nicher Straße 1, 53123 Bonn; Tel.: 0228/696601, Kalenders für die Geo-Gemeinde aufrecht erhalten Fax: 0228/696603; E-Mail: [email protected] zu können, bitten wir Sie, uns Ihre Informationen Bei Fragen zu den nachfolgend aufgeführten Ver- zu georelevanten Veranstaltungen über die nach- anstaltungen wenden Sie sich bitte direkt an den folgend aufgeführten Adressen zukommen zu las- jeweils angegebenen Veranstalter. sen. Dies gilt auch für den Fall, dass Sie Veranstal- Für die Vollständigkeit und Richtigkeit der Anga- tungen vermissen sollten. ben können wir keine Gewähr übernehmen. Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften, In- Der Internet-Auftritt www.gmit-online.de führt ternationaler Geokalender, Postfach 510153, 30631 einen Tagungskalender, so dass alle Redakteure Hannover Tel.: 0511/643-2507/-3567; Fax: 0511/ dort Ankündigungen eingeben können. Bitte sen- 643-2695/-3677 oder BDG-Geschäftsstelle, Lesse- den Sie Ihre Ankündigungen an Ihre Redaktion.

2010

Januar 2011 30.1.–4.2.: Ventura (CA, USA) – Gordon Research 16.–20.1.: Istanbul (Türkei) – Borehole Geophysics Conference: Geobiology. - : www.grc.org/ Workshop „Emphasis on 3D VSP”. - : www.eage.org programs.aspx?year=2011&program=geobiology

18.–19.1.: Potsdam – 11. Forum Katastrophenvor- Februar 2011 sorge: Risiko 2.0 – Neuer Umgang „mit alten 2.–11.2.: Delhi (Indien) – International Symposium Naturgefahren. - : Deutsches Komitee Katastro- on Precambrian Accretionary Orogens and Field phenvorsorge e.V. (DKKV), www.dkkv.org Workshop in the Dharwar craton, Southern India. - : University of Delhi, M. Jayananda, 24.–27.1.: Oxnard (CA, USA) – AGU Chapman [email protected] oder mjayan.geol Conference on Source to Sink Systems around the @gmail.com World and through Time: Recent Advances in Und- erstanding Production, Transfer and Burial of 13.–18.2.: San Juan (Puerto Rico) – ASLO 2011 Terrestrial and Marine Materials on the Earth Aquatic Sciences Meeting. Limnology & Oceano- Surface. - : [email protected], graphy in a Changing World. - : H. S. Lemay, www.agu.org/meetings/chapman/2011/acall/ [email protected], Tel 254-399-9635, www.aslo. org/meetings/sanjuan2011 25.–27.1.: Leipzig – enerTec – Internationale Fach- messe für Energie und TerraTec – Internationale 21.–24.2.: Köln – 71. Jahrestagung der Deutschen Fachmesse für Umwelttechnik und -dienstleistun- Geophysikalischen Gesellschaft in Kooperation gen. - : www.enertrec-leipzig.de und www. mit der Arbeitsgemeinschaft Extraterrestrische terratec-leipzig.de Forschung. - : www.geomet.uni-koeln.de/dgg- 2011/ 26.1.: Brüssel (Belgien) – The 2nd Annual Brussels Carbon Capture & Storage Summit 2011. - : 21.–27.2.: Berlin – BioSystematics Berlin 2011. -7th www.eu-ems.com/summary.asp?event_id= International Congress of Systematic and Evolutio- 61&page_id=409 nary Biology (ICSEB VII) of IOSEB (International

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Organization for Systematic and Evolutionary @ogv-online.de und E. Villinger, Tivolistr. 28, Biology), 12th Annual Meeting of the Society of 79104 Freiburg, Tel.: 0761/796624, vorsitzender Biological Systematics (GfBS), and 20th Internatio- @ogv-online.de nal Symposium “Biodiversity and Evolutionary Biology” of the German Botanical Society (DBG). - Mai 2011 : http://www.biosyst-berlin-2011.de/ 2.–5.5.: Berlin – Wasser Berlin International 2011. Fachmesse und Kongreß Wasser und Abwasser. - März 2011 : Tel.: 030/2148 oder -2142, wasser@messe- 21.–25.3.: Sante Fe (New Mexico, USA) – AGU berlin.de, www.wasser-berlin.de Chapman Conference on Climates, Past Lands- capes, and Civilizations. - : www.agu.org/ 19.–20.5.: Augsburg – DCONex – 2. Messe und meetings/chapman/2010/ecall/ Kongreß rund um das Schadstoffmanagement. - : www.dconex.de 28.3.–8.4.: Tübingen – 4th Intensive Training Course on Soil Micromorphology. - : D Sauer, 23.–26.5.: Wien (Österreich) – 73rd EAGE Confe- [email protected] rence & Exhibition incorporating SPE EUROPEC 2011. - : www.eage.org 31.3.–3.4.: Mainz – 6. Arbeitstagung „Netzwerk Steine in der Stadt“. - : J. H. Schroeder, TU Ber- 25.–27.5.: Ottawa (Kanada) – Navigating Past and lin, Inst. f. Angewandte Geowissenschaften, Sekr. Future Change. Joint Annual Meeting of the Geo- ACK 9, Ackerstr. 76, 13355 Berlin, Tel. 030/314- logical Association of Canada, The Mineralogical 24424, [email protected] Association of Canada, The Society of Economic Geologists, and the Society for Geology Applied to April 2011 Mineral Deposits. - : University of Ottawa, www. 30.3.–1.4.: Heidelberg – LAK2011, 22. Lateiname- gacmacottawa2011.ca rika-Kolloquium. Universität Heidelberg. - : W. Stinnesbeck, S. Götz, [email protected] Juni 2011 heidelberg.de, lak2011.uni-hd.de 14.–17.6.: Aachen – 5th International Conference “Sustainable Development in the Minerals 3.–8.4.: Wien (Österreich) – EGU 2011. European Industry” – From Primary Production to Sustain- Geosciences Union General Assembly 2011. - : able Supply Chains. - : RWTH Aachen, Institute meetings.copernicus.org/egu2010 of Mining Engineering 1, Wüllnerstr. 2, 52056 Aachen, Tel.: 0241/80-95673, Fax: 0241/80-92272, 6.–8.4.: Neustadt/Weinstr. – Neustadt-Seminar [email protected], www.aims.rwth- Ingenieurgeophysik mit Schwerpunkt Ober- aachen.de flächenwellenseismik. - : reinhard.kirsch@llur. landsh.de 16.–18.6.: Tübingen – PERALK-CARB 2011, Work- shop on peralkaline rocks and carbonatites. - 0.4.–13.4.: Nafplio (Griechenland) – EAGE Work- : Institut für Geowissenschaften Universität shop on Naturally & Hydraulically Induced Tübingen, Michael Marks, michael.marks@ Fractured Reservoirs („From NanoDarcies to uni-tuebingen.de, www.ifg.uni-tuebingen.de/ Darcies”). - : www.eage.org departments/min/petrology/peralk-carb-2011/ index.html 26.–30.4.: Ulm – 132. Tagung des Oberrheinischen Geologischen Vereins: „Geologie in Ulm, um Ulm 21.–24.6.: Aberystwyth (Wales, UK) – The Mine- und um Ulm herum“. - : H.-U. Kobler, Kießstr. 24, ralogical Society´s Annual Meeting. Frontiers in 70597 Stuttgart; Tel.: 0711/69338990, schatzmeister Environmental Geoscience. - : University of

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Aberystwyth, Kare Hudson-Edwards, Birkbeck Col- [email protected], www.physchemgeo. lege, University of London, UK, www.minersoc.org/ com/ECMS/ pages/meetings/frontiers-2011/frontiers-2011.html 12.–14.9.: Leicester (UK) – Near Surface 2011. - : 26.6–1.7.: Antalya (Türkei) – Euroclay 2011. - : www.eage.org www.euroclay2011.org 19.–24.9.: Corinth (Griechenland) – 2nd INQUA- Juli 2011 IGCP 567 International Workshop on Active 20.–27.7.: Bern (Schweiz) – XVIII. INQUA-Con- Tectonics, Earthquake Geology, Archaeology and gress. - : www.inqua2011.ch Engineering. - : [email protected], www.paleoseismicity.org oder www.nug.rwth- August 2011 aachen.de 6.–9.8.: Mariánské Lázne (Czech Republic) – 9th International Eclogite Conference. - : petrol. 20.–24.9.: Salzburg (Österreich) – 89. Jahresta- natur.cuni.cz/eclogites/index.php/ice/2011 gung der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft (DMG) in Kooperation mit der Deutschen Kristallo- 8.8.–12.8.: London (UK) – 74th Annual Meeting of graphischen Gesellschaft (DGK) und der Österrei- the Meteoritical Society. - : www.metsoc2011. chischen Mineralogischen Gesellschaft (ÖMG) un- org/London_Met_Soc_2011/Welcome.html ter dem Titel „Crystals, Minerals and Materials“. - : www.salzburg2011.org 14.–19.8.: Prag (Czech Republic) – 21st Annual Goldschmidt Conference. European Association 20.–25.9.: Bari (Italien) – 4th International Confe- of Geochemistry and Geochemical Society. - : rence on Medical Geology. - : chair@geomed Martin Novak, www.goldschmidt2011.org/ 2011. it, http://www.geomed2011.it/

22.8.–26.8.: Rovaniemi (Finnland) – 25th Inter- 25.9.–30.9.: Lake Tahoe (Nevada, USA) – The Clay national Applied Geochemistry Symposium. IAGS Minerals Society Annual Meeting. - : www. 2011. - : www.iags2011.fi/ clays.org September 2011 Oktober 2011 4.–7.9.: München – Fragile Earth: Geological Pro- 9.–12.10.: Minneapolis (Minnesota, USA) – Geo- cesses from Global to Local Scales and Associated logical Society of America Annual Meeting 2011. Hazards. Gemeinsame Jahrestagung der Geolo- Archaean to Anthropocene. The Past is the Key for gischen Vereinigung (GV) und der Deutschen Geo- the Future. - : www.geosociety.org/meetings/ logischen Gesellschaft (DGG) zusammen mit der 2011/index.htm Geological Society of America (GSA). Ludwig-Maxi- milians Universität München (LMU). - : Prof. 21.–22.10.: Köln – 7. Deutscher Geologentag mit Anke Friedrich, Geology Department of Geo- Mitgliederversammlung des BDG Berufsverband andEnvironmental Sciences, Faculty of Geo- Deutscher Geowissenschaftler, der BDG-Bildungs- sciences, LMU Munich, GeoCenter Munich. akademie, Arbeitskreis- und Ausschußsitzungen [email protected], www.geosociety.org/meetings/ sowie einer Vortragsveranstaltung mit Verleihung 2011munich/ des Preises „Stein im Brett“. - : BDG Berufsver- band Deutscher Geowissenschaftler, Lessenicher 4.–7.9.: Potsdam – 7th International Conference on Straße 1, 53123 Bonn; Tel.: 0228/696601, Fax: Mineralogy and Spectroscopy (ECMS 2010). GFZ 0228/696603; [email protected] German Research Center for Geosciences. - : M. Koch-Müller, Tel.: +49(0)331-288-1492/1402,

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