GMIT
Geowissenschaftliche Mitteilungen Heft Nr. 42 (Dezember 2010)
Das gemeinsame Nachrichtenheft von
Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler (BDG)
Deutsche Geophysikalische Gesellschaft (DGG)
Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften (DGG)
Deutsche Mineralogische Gesellschaft (DMG)
Deutsche Quartärvereinigung (DEUQUA)
Geologische Vereinigung (GV)
Paläontologische Gesellschaft
ISSN 1616-3931
Redaktion: Klaus-Dieter Grevel (kdg., Deutsche Mineralogische Gesellschaft) Michael Grinat (mg., Deutsche Geophysikalische Gesellschaft) Christian Hoselmann (ch., Deutsche Quartärvereinigung) Hermann Rudolf Kudraß (hrk., Geologische Vereinigung) Jan-Michael Lange (jml., Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften) Martin Nose (mn., Paläontologische Gesellschaft) Jürgen Pätzold (jp., Geologische Vereinigung) Birgit Terhorst (bt., Deutsche Quartärvereinigung) Hans-Jürgen Weyer (hjw., Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler)
Foto auf der Titelseite: Als jüngste Schauhöhle Deutschlands wurde im Mai 2009 das Herbstlabyrinth bei Breischeid, Hessen, eröffnet. Foto: cavelightingTM
GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 1 EDITORIAL
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ältesten Familie der Menschheitsgeschichte gezeigt. Den lebenden Nachfahren wird lebens- im Frühjahr 1972 wurde von Höhlenforschern lang freier Eintritt in das „Museum am Berg“ am nordwestlichen Abhang des unweit der Ort- eingeräumt. schaft Förste gelegenen und von den Resten Ohne Frage ist dies ein herausragendes Beispiel einer mittelalterlichen Burgruine gekrönten für Forschungsergebnisse, die in speläolo- Lichtensteins eine Höhle entdeckt, wie es sie im gischen Aktivitäten ihren Anfang nahmen. Ein Südharzer Gipskarst zuhauf gibt. Es vergingen Beispiel aus jüngerer Zeit ist die höhlenkund- acht Jahre, dann rückte eben diese Höhle liche Untersuchung der Bleßberghöhle, die beim schlagartig in den Blickpunkt der Öffentlichkeit, Auffahren eines Tunnels für die neue ICE-Trasse als man in bis dahin unzugänglichen Höhlen- Erfurt – Ebensfeld zufällig entdeckt wurde und teilen auf menschliche Knochenreste stieß. sich als größte Karsthöhle Deutschlands ent- Ersten Untersuchungen zufolge ließen sie sich puppte. Über die Tätigkeit der Höhlenforscher etwa 40 verschiedenen Individuen zuordnen, und die Stellung und Bedeutung der Speläolo- die während der späten Bronzezeit, speziell der gie in und für die Geowissenschaften infor- Urnenfelderzeit, in dieser Gegend südlich des miert Sie unser GEOFOKUS in diesem Heft. Lesen Harzes gelebt haben – wohl in einer einige hun- sie selbst! dert Meter entfernten Siedlung im Sösetal, Die GMIT-Redaktion ist mit diesem Heft wieder deren Existenz bereits zuvor bekannt war. komplett. Monatelang war einer der Redakteure Bald zeigte sich, dass eine Sinterschicht, die die infolge schwerer Erkrankung ausgefallen, und menschlichen Knochen bedeckte, eine ausge- die übrigen Mitglieder haben alles getan, die zeichnete Konservierung bewirkt hatte, welche Lücke so gut es ging auszufüllen. selbst die DNS mit einschloss. Die Ergebnisse Weiters kann die Redaktion vermelden: GMIT ist der folgenden DNS-Analysen rückten die Lich- jetzt online (www.gmit-online.de). Die Nach- tensteinhöhle endgültig in den Rang einer Fund- frage nach Sonderdrucken oder PDF-Dateien stätte von Weltgeltung. Erstmals konnten die von GEOFOKUS-Beiträgen, Buchbesprechungen verwandtschaftlichen Verhältnisse einer drei- oder anderen Artikeln bei der Redaktion wird tausend Jahre alten Menschengruppe rekon- sich dadurch zukünftig erübrigen. Auch wird struiert und die Existenz einer Großfamilie über ein Tagungskalender geboten, der fortlaufend drei Generationen nachgewiesen werden. aktualisiert wird. Für Hinweise zur Verbesserung In Weiterführung der Forschungen wurden im der Internetpräsenz, wofür Sie auch die inter- Jahre 2007 (freiwillige) DNS-Proben der orts- aktive Internetseite selbst direkt nutzen ansässigen Bevölkerung gesammelt und von können, ist die Redaktion dankbar. den Göttinger Anthropologen untersucht. Die Wie immer finden Sie aktuelle Meldungen aus wissenschaftliche Sensation war perfekt, als Wirtschaft, Beruf, Forschung und Lehre in unse- mehrere Personen identifiziert werden konnten, rer GEOAKTIV-Rubrik, diesmal u.a. über Gasaus- deren DNS dieselben genetischen Muster wie tritte im Laacher See, über die „OPAL-Trasse“ in die eines Großteils der Toten aufwies, mit denen Mecklenburg-Vorpommern und über die wieder- sie folglich in gerader Linie verwandt sind. eröffnete Spatgrube Niederschlag in Sachsen. Die Lichtensteinhöhle ist inzwischen zum Natur- Die Gesellschaften informieren ihre Mitglieder in denkmal erklärt worden. Ein begehbares Modell GEOLOBBY. Im GEOREPORT bringen wir Buchbespre- eines Teilabschnitts wurde im HöhlenErlebnis- chungen, Tagungsmitteilungen und Personalia, Zentrum Iberger Tropfsteinhöhle in Bad Grund und den GEOKALENDER finden Sie am Ende. nachgebaut. Neben materiellen Hinterlassen- Viel Spaß mit der neuen Ausgabe sowie einen schaften der bronzezeitlichen Urnenfelderleute guten Start in's Jahr 2011 wünscht Ihnen im werden die wissenschaftlichen Forschungs- Namen der gesamten Redaktion ergebnisse präsentiert und die Crania der Ihr Ulrich Wutzke
2 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 INHALT
Inhalt Seite
Editorial 2
Geofokus 5
Speläologie in Deutschland – ein interdisziplinärer Forschungszweig 6
Geoaktiv – Wirtschaft, Beruf, Forschung und Lehre 19
Frankreichs neuer Großkonzern 20 Bodenschätze im Hochland Papua-Neuguineas 20 Natürliche Gasaustritte im Laacher See, Osteifel 21 OPAL-Trasse in Mecklenburg-Vorpommern 23 Das fossile Madygen-Ökosystem – ein „Solnhofen der Trias“ 24 Neue Potenzialfeldkarten für Deutschland 26 Gletscherschmelze schafft Artenvielfalt 29 Geothermisches Prognosetool für Baden-Württemberg 31 Geowissenschaften unter Druck: Nun sag, wie hast Du’s mit der guten wissenschaftlichen Praxis? 32 Spatgrube Niederschlag wiedereröffnet 33
Geolobby – Gesellschaften, Verbände, Institutionen 35
BDG Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler 36 DGG Deutsche Geophysikalische Gesellschaft 47 DGG Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften 53 DMG Deutsche Mineralogische Gesellschaft 63 DEUQUA Deutsche Quartärvereinigung 73 GV Geologische Vereinigung 82 Paläontologische Gesellschaft 90 Geowissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit 101 Findlinge – Zeugen der Eiszeit 101 Besucher- und Informationszentrum Grube Messel eröffnet 102 grad°wanderung 103 288 Geo-Aktionen zum Tag des Geotops 2010 104 Geowissenschaften kommunizieren – aber wie? 106 GMIT ist jetzt auch online 107
Georeport 109
Neue Bücher 110 Personalia 113
GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 3 INHALT
Nachrufe 116 Tagungsberichte 119 BuFaTa Geowissenschaften 119
Leserbriefe 121
Geokalender 123
Ankündigungen 124 77. Jahrestagung der AG Norddeutscher Geologen 2011 124 Zum 16. Mal: Die Fossilienbörse PETREFAKTA 124 „Flügel-Kurs“ 2011 in Erlangen 125 Internationaler Geokalender 126
Impressum 18
Adressen 108
4 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 19 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE
Frankreichs neuer Großkonzern hjw. Die französischen Energiekonzerne Gaz de Frankreich hat mit dieser Fusion neben Elec- France (GDF) und Suez haben sich im Jahre 2008 tricité de France einen zweiten europäischen zu einem neuen Großkonzern zusammenge- Großkonzern auf dem Energiemarkt platziert. schlossen. Die Fusion zu GDF Suez mit Sitz in GDF Suez geht mit der Übernahme des briti- Paris erfolgte mit kräftiger Unterstützung des schen Konzerns daran, sich als erster Strom- französischen Staates und führte zur Bildung und Gasversorger auch weltweit im großen Stil des größten europäischen Energiekonzerns. zu engagieren. International Power ist auf den Im Jahre 2009 hat der deutsche E.ON-Konzern Bau und den Betrieb von Kraftwerken spe- mit einem Umsatz von 82 Mrd. € die Franzosen zialisiert und verfügt über 50 Anlagen in 21 mit einem Umsatz von knapp 80 Mrd. € noch Ländern. Das Engagement der Briten u.a. in knapp hinter sich gelassen. Doch während sich Nordamerika, dem Nahen Osten, Asien und E.ON von Aktivitäten wie dem Stromübertra- Australien würde das der Franzosen gut ergän- gungsnetz in Deutschland trennt, geht der neue zen, die sich neben Europa vor allem in Südame- Konzern GDF Suez aus Einkaufstour, wie wir u.a. rika betätigen. dem Düsseldorfer Handelsblatt vom 20. Juli Konkurrent E.ON konzentriert sich dagegen 2010 entnehmen. Der Energiekonzern will die bewusst auf Europa und ist derzeit dabei, seine Mehrheit des britischen Stromproduzenten In- US-Tochter zu verkaufen, um Schulden abzu- ternational Power übernehmen, der zuletzt rund bauen. 6 Mrd. € umsetzte.
Bodenschätze im Hochland Papua-Neuguineas Ein internationales Geologen-Team (GEOMAP) men an Gold, Kupfer, Nickel und anderen Mine- ist bereits im vierten Jahr damit beschäftigt, in ralen zu erwarten sind. Zum Kauf freigegeben, Kooperation mit dem Bergbauministerium von haben nun namhafte Bergbauunternehmen aus Papua-Neuguinea das Hochland des drittgröß- aller Welt Explorationslizenzen für viele der ten Inselstaates der Welt zu kartieren und Ge- untersuchten Gebiete erworben. steinsproben zu nehmen. Die geochemischen, „Malaria, Helikopter-Absätze, von gigantischen geophysikalischen und geologischen Ergebnisse Regenfällen weggespülte Zelte, Mückenplagen, des auf fünf Jahre ausgelegten Projektes des Stammeskriege. Eine Reihe unglaublich aben- Europäischen Entwicklungsfonds wurden erst- teuerlicher Erlebnisse steckt hinter dem Bericht, mals im März dieses Jahres bei der PDAC den wir an die Regierung von Papua-Neuguinea (Prospectors and Developers Association of übergeben haben. Wir freuen uns, dass die Canada)-Tagung in Toronto präsentiert. Ergebnisse zum wirtschaftlichen Wachstum des Das GEOMAP-Team, bestehend aus Geologen Landes beitragen und wir gleichzeitig die wis- der DMT, des British Geological Survey und des senschaftliche Zusammenarbeit zwischen euro- südafrikanischen Council for Geoscience, hatte päischen Universitäten und Forschungsein- bis dahin insgesamt 40.000 km2 des Urwaldes richtungen des Landes vermitteln konnten“, kartiert und über 5.000 Sedimentproben aus berichtet DMT-Projektleiter Friedrich-Karl Ban- Bachläufen genommen und analysiert. Mitte delow aus Port Moresby, der Hauptstadt von April 2010 überreichte das GEOMAP-Team den Papua-Neuguinea. geowissenschaftlichen Datensatz an den Berg- Mineralische Rohstoffe wie Gold, Kupfer und bauminister von Papua-Neuguinea. Die Daten Erdöl sind für die wirtschaftliche Entwicklung zeigen, dass im Hochland bedeutende Vorkom- Papua-Neuguineas wichtig und machten 2008
20 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE insgesamt 61 % des Exports und 15 % des mehr Beschäftigungsmöglichkeiten zu errei- Bruttoinlandprodukts aus. Nach der 1997 von chen. „El Niño“ ausgelösten Dürre und den durch die Die DMT GmbH & Co. KG (Deutsche Montan Asienkrise hervorgerufenen Einnahmeverlusten Technologie) mit Sitz in Essen ist ein inter- im Bergbau stellte das Land einen erfolgreichen national tätiges, unabhängiges Ingenieur- und Antrag auf Förderung im Rahmen des SYSMIN- Consultingunternehmen. Rund 600 Mitarbeiter Programms des 8. Europäischen Entwicklungs- (davon mehr als 70 % Ingenieure, Naturwissen- fonds. schaftler und Techniker) erbringen ihre Dienst- Die Finanzierung erfolgt nach dem 4. Lomé- leistungen in Form individueller, kundenspezifi- Abkommen gemäß den Bestimmungen des AKP- scher Beratungen und Serviceleistungen sowie EG-Partnerschaftsabkommens im Rahmen des als unabhängige Gutachter. Schwerpunkte lie- „Papua Neuguinea Indicative Programme“. Ein gen auf den Gebieten Rohstofferkundung und Teil der Förderung besteht aus dem „Mining Exploration, Gebäudesicherheit, Bau und Infra- Sector Support-Programm“, das zehn Projekte struktur, Bergbau, Kokereitechnik sowie der beinhaltet. Die Förderung beläuft sich hier auf Produktprüfung und der industriellen Messtech- 50 Mio. € innerhalb von sechs Jahren. Die nik. DMT ist ein Unternehmen der TÜV NORD bewilligten Zuschüsse sollen den Bergbau und Gruppe. (Siehe auch: www.dmt.de) Rohstoffexport stärken bei gleichzeitiger Minde- Friedrich-Karl Bandelow, rung der Umweltauswirkungen. Ein weiteres Ziel Port Moresby, Papua New Guinea ist, eine Verbesserung der Lebensqualität durch [email protected]
Natürliche Gasaustritte im Laacher See, Osteifel Der Laacher See, der größte See in der Osteifel, im Seewasser und auf die Gasflüsse schließen. entstand nach einem Vulkanausbruch vor ca. Im Rahmen des von der Europäischen Union 12.880 Jahren. Er hat heute eine maximale Tiefe geförderten Projektes CO2ReMoVe (www. von ca. 52 m und eine Wasseroberfläche von co2remove.eu) und der Aktivitäten des Exzel- 2 rund 3,31 km . Eine Besonderheit des Laacher lenznetzwerkes CO2GeoNet (www.co2geonet. Sees, einem der jüngsten und aktivsten Vulkane com) hat die Bundesanstalt für Geowissenschaf- in Deutschland, sind die zahlreichen, vor allem ten und Rohstoffe (BGR), Hannover, gemeinsam in den flacheren Bereichen nahe des Ostufers mit internationalen Partnern in den letzten Jah- und der Jägerspitze beobachtbaren, aufsteigen- ren zahlreiche Untersuchungen der aufsteigen- den Gasblasen (Abb. 1). Diese Gase stammen den Gase sowie der Austrittsstellen im Laacher aus magmatischen Prozessen im Erdmantel See und seiner Umgebung durchgeführt. Ziel unter der Eifel und werden mit basischen dieser Untersuchungen war es, a) den Einfluss Magmen in die Erdkuste transportiert. Im Zen- solcher CO2-Flüsse auf terrestrische und limni- trum der Vulkanfelder gelangen diese Gase an sche Ökosysteme zu verstehen und b) Verfahren vielen Stellen an die Erdoberfläche. Sie beste- zur Erfassung von CO2-Austritten an Land und hen aus nahezu reinem Kohlendioxid (CO2). Die am Grund von Gewässern zu entwickeln. Diese meisten der größeren Gasaustritte in der Eifel Verfahren können verwendet werden, um Geo- werden heute industriell genutzt. Außerdem risiken in Bereichen natürlicher Gasaustritte finden die Gase seit langem das Interesse von oder die Dichtigkeit geologischer CO2-Speicher Geochemikern, die beispielsweise anhand der zu überwachen. Spurengaskonzentrationen und Isotopenzusam- Die Arbeiten der BGR am Laacher See konzen- mensetzungen auf die Herkunft der Gase, deren trierten sich zunächst auf die Gebiete mit be- Aufstieg durch die Kruste, deren Anreicherung kannten Gasaustritten im flachen, nordöstlichen
GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 21 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE
Abb. 1: Aufsteigende Gasbla- sen am Ostufer des Laacher Sees
Abb. 2: Mini-Tauchroboter mit Vorrichtung zur Gasproben- nahme und Sensor zur Gas- flussmessung Fotos: BGR (2)
Teil des Sees. Durch den Einsatz hydroakusti- erreichen. Um solche Gasaustritte in größeren scher Methoden und eines ferngesteuerten Wassertiefen genauer untersuchen zu können, Mini-Tauchroboters mit Videokamera wurden im wurden von der BGR Geräte zur Gasflussmes- Verlauf der Untersuchungen zahlreiche weitere, sung und -probennahme mittels des Tauch- bisher nicht in der Literatur beschriebene Gas- roboters entwickelt und erfolgreich getestet austritte in den mittleren und tieferen Bereichen (Abb. 2). Mit Hilfe dieses mobilen Systems soll des Sees entdeckt. An den meisten dieser Gas- zukünftig eine detaillierte Erfassung, Beprobung austrittsstellen sind keine aufsteigenden Gas- und Quantifizierung der neu entdeckten Gas- blasen an der Wasseroberfläche sichtbar, da austritte im Laacher See erfolgen. Mit der ver- sich die Gase auf ihrem Weg nach oben im besserten Datengrundlage sollen die aus dem Wasser lösen, bevor sie die Oberfläche des Sees Laacher See austretenden Gasmengen neu
22 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE bilanziert werden. Die Verteilung der Gasaus- Im Rahmen des Anfang 2010 begonnenen EU- trittsstellen könnte zudem Hinweise auf Bruch- Projektes RISCS (Research into Impacts and strukturen und den Bau des Vulkankomplexes Safety during CO2 Storage) werden von der BGR im Untergrund des Sees und somit auf die weitere Untersuchungen zu den Einflüssen Entstehung der Caldera geben. Außerdem die- hoher CO2-Konzentrationen auf terrestrische nen die entwickelten Verfahren dazu, die Dich- und limnische Ökosysteme am und im Laacher tigkeit zukünftiger, geologischer CO2-Speicher See durchgeführt. zu überwachen, eventuell auftretende Gasaus- Heike Rütters, Kai Spickenbom, Ingo Möller, tritte frühzeitig zu entdecken und zu quantifizie- Franz May & Martin Krüger, Hannover ren und somit die Sicherheit der geologischen CO2-Speicherung zu gewährleisten.
OPAL-Trasse in Mecklenburg-Vorpommern Das ab Ende 2011 aus Wyborg (Russland) durch pommern (MV), Brandenburg und Sachsen die ca. 1.220 km lange Ostsee- bzw. Nordstream- verläuft, in der finalen Bau- bzw. Prüfphase. Pipeline nach Lubmin bei Greifswald strömende Der Geologische Dienst von Mecklenburg-Vor- russische Erdgas trägt wesentlich zur Energie- pommern beteiligt sich an den geologischen sicherung Europas bei. Die Verlegearbeiten sind Begleituntersuchungen dieses bedeutenden in vollem Gange und haben das deutsche Ost- Bauprojektes und hat bereits jetzt für die ober- seeküstengebiet bereits erfasst. Die festländi- flächen- und bodengeologische Landesaufnah- schen Anbindungsleitungen OPAL (Ostsee-Pipe- me wichtige Informationen gewinnen können. line-Anschluss-Leitung) und NEL (Nordeuro- Z.B. wurden in einer ingenieurgeologischen päische Erdgas-Leitung) verlaufen in beträcht- Bohrung im Bereich des unteren Peene-Tales licher Strecke durch Mecklenburg-Vorpommern. westlich Anklam fluviatile und fluvio-limnische Zurzeit befindet sich die ca. 470 km lange OPAL- Sedimente der Eem-Warmzeit nachgewiesen, Trasse, die durch die Länder Mecklenburg-Vor- die aus diesem Raum bisher nicht bekannt
OPAL-Trassenaufschluss bei Hammer (Mecklenburg-Vor- pommern) mit aufgeschlos- senem Finow-Boden (braunes Band/Bildmitte) in Haffstau- see-Sedimenten Foto: Andreas Börner
GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 23 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE waren. Die länder- und institutionenübergrei- geowissenschaftlichen Informationen, die im fenden Untersuchungen von Meng (Univ. Greifs- Rahmen einer Kooperation zwischen dem Geo- wald), Börner (LUNG/Geol. Dienst MV), Strahl & logischen Dienst MV (Güstrow) und der Univer- Thieke (LBGR Brandenburg; s. Brandenburg. sität Greifswald (Institut für Geographie und Geowiss. Beitr. 16, 1/2, 2009) konnten den Abla- Geologie) zu erwarten sind, werden vorhandene gerungszeitraum dieser Interglazial-Fazies auf quartär- und bodengeologische Karten des Lan- den relativ kurzen Zeitraum zwischen dem Ende des MV ergänzen. Durch die am 24. Juni 2010 in der Pollenzone (PZ) 4 und dem Beginn der PZ 5 Greifswald zwischen der Ernst-Moritz-Arndt- einengen und somit ein Alter von ca. 125 ka für Universität und dem Unternehmen WINGAS ab- die Sedimente einer „präweichselzeitlichen geschlossene Kooperationsvereinbarung zu den Peene“ als wahrscheinlich annehmen. geowissenschaftlichen Begleituntersuchungen Außer diesen, inzwischen auch in Polen vor- in Mecklenburg-Vorpommern werden Mittel u.a. gestellten ersten Ergebnissen, erfolgte eine auch für eine zusammenfassende Publikation umfangreiche feldgeologische Aufschluss-Doku- der Untersuchungsergebnisse der Trassenpro- mentation inkl. Beprobungen für sedimentolo- jekte OPAL und NEL bereitgestellt. gische, bodenkundliche und geochemische Ralf-Otto Niedermeyer (Güstrow) Untersuchungen. Die umfangreichen neuen & Reinhard Lampe (Greifswald)
Das fossile Madygen-Ökosystem – ein „Solnhofen der Trias“ Die Fossillagerstätte Madygen im abgelegenen erforschen Geowissenschaftler die Fossillager- Südwesten Kirgisistans in Zentralasien ist unter stätte Madygen. Paläontologen bekannt für die exzellente Erhal- Was macht Madygen so einzigartig? Es handelt tung pflanzlicher und tierischer Fossilien aus der sich um einen der wenigen Ausstriche kontinen- höheren Trias. Obwohl bereits in den 1960er taler Ablagerungen triassischen Alters in Zen- Jahren russische Paläoentomologen große Gra- tralasien. Die Madygen-Formation repräsentiert bungsexpeditionen durchführten und das Auf- eine bis zu 600 m mächtige Abfolge alluvialer schlussgebiet Ziel einer Kartierung war, fehlten und fluvio-lakustriner Siliziklastika, die unter bis vor kurzem umfassende Informationen zum kühl-temperiertem Klima mit ganzjährigem geologischen Kontext der Fossilfunde. Dies Niederschlag in einem tektonisch aktiven Hin- erschwerte die Interpretation der Madygen- terlandareal abgelagert worden sind. Die beson- Lebensgemeinschaft und verschleierte ihr dere paläogeographische Lage in relativ hoher immenses Potential zur Klärung der evolutiven nördlicher Breite im Einfluss von euramerischen, Bedeutung frühmesozoischer Landökosysteme. sibirischen und pazifischen Faunen- und Floren- Ein multidisziplinärer Ansatz, welcher sowohl elementen bedingt eine unter vielen Aspekten geologische Geländearbeiten, die systematische beispiellose Vergesellschaftung fossiler Biota. Dokumentation, Bergung, Präparation und Be- Die bisherigen Funde des Vorkommens umfas- schreibung der Fossilien als auch geochemische sen, neben mehreren tausend Pflanzenresten Analysen beinhaltet, hat seit der Wiederaufnah- und zahlreichen niederen Invertebraten (Mollus- me der Bearbeitung durch Geowissenschaftler ken, Krustentiere), mehr als 20.000 Objekte mit um Sebastian Voigt ab 2005 unsere Kenntnis Resten terrestrischer Insekten nahezu aller der Fossillagerstätte Madygen wesentlich erwei- bekannten Gruppen des frühen Mesozoikums. tert. Im Rahmen zeitlich aufeinanderfolgender Lakustrine Sedimente enthalten ferner eine DFG-Projekte, die seit 2006 vom Institut für diverse Fischfauna bestehend aus Strahlenflos- Geologie, Bereich Paläontologie, der TU sern, Lungenfischen und Süßwasserhaien mit Bergakademie Freiberg aus geleitet werden, zugehörigen Eikapseln. Tetrapoden sind vertre-
24 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE
Mehrere hundert Meter mäch- tige Serien kontinentaler Ab- lagerungen des Mesozoikums im Typusgebiet der Madygen- Formation, SW-Kirgisistan
ten durch Amphibien, eine Reliktform ursprüng- mit der TU Osh, Kirgisistan, und der Forschungs- licher Reptiliomorpha, säugetierähnliche Repti- stelle für Paläobotanik der Westfälischen Wil- lien, kleinwüchsige Diapsiden von z.T. unklarer helms-Universität Münster. In die Auswertung systematischer Zuordnung sowie urtümliche und Interpretation der Felddaten und Fossilien Herrscherreptilien (Archosaurier der Gruppe in Deutschland sind Wissenschaftler verschiede- Pseudosuchia). Bei Wirbeltierresten aus den ner Universitäten, Museen und Institutionen lakustrinen Feinklastika sind Weichgewebe in einbezogen (u.a. Berlin, Münster, Erlangen, Form von Eindrücken und Hautschatten erhal- Stuttgart, BGR Hannover). ten, was eine auffällige Besonderheit für terre- Die bisherigen Funde und Erkenntnisse ver- strische Fossillagerstätten dieses Alters dar- mitteln schon jetzt ein innovatives Bild der stellt. Die Vielfalt an Formen und ihre besondere Madygen-Lebensgemeinschaft. Aquatische Erhaltung ermöglichen die Rekonstruktion eines Moose, Invertebratenspuren, Muscheln, triassischen Ökosystems in bislang nicht er- Schnecken, Krebstiere als auch verschiedene reichter Detailtreue. Madygen nimmt damit eine Knochenfische und Haie zeugen von vielfältigem herausragende Stellung bei der Erforschung Leben und komplexen Wechselwirkungen im und Bewertung der Evolution kontinentaler triassischen Madygen-See. Neuste Funde und Lebensräume und ihrer Biota ein. Modelle lassen auf ausgeprägte Fisch-Kinder- Ziel der derzeit laufenden Forschungsarbeit der stuben in lakustrinen Uferbereichen schließen. Freiberger Paläontologen ist eine umfassende Während die meisten Fischgattungen endemi- litho- und biofazielle Analyse der Sedimente der sche, also geographisch eng begrenzte Formen Madygen-Formation. Neben der systematischen darstellen, deuten global nachweisbare Haifi- Bergung und Untersuchung von Fossilien sowie sche und Knochenfische wie Saurichthys darauf deren paläobiologischer Deutung beinhaltet hin, dass der Madygen-See über ausgedehnte dies vor allem eine geologische Detailkartierung Flusssysteme mit marinen Gewässern wie bei- des rund 50 km2 großen Arbeitsgebietes und spielsweise der Tethys in Verbindung stand. hoch auflösende Profilaufnahmen zur Schaffung Terrestrische Insekten und Pflanzen finden sich einer lithostratigraphischen Referenz der Abfol- konzentriert vor allem in deltaischen Fein- ge. Die Geländearbeiten erfolgen in Kooperation klastika. Die zugehörigen Organismen sind
GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 25 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE
Studentische Teilnehmer und wissenschaftliche Leitung der Madygen-Expedition 2008 der TU Bergakademie Freiberg
vereinzelt mit Leichen kleinerer Tetrapoden über Aus vielschichtigen historischen Gründen her- Flüsse in die randnahen Bereiche des Sees ein- aus ist das Vorkommen Madygen in der wissen- geschwemmt worden. Alle jüngst geborgenen schaftlichen und öffentlichen Wahrnehmung bis Reste größerer Tetrapoden stammen dagegen heute unterbewertet. Angesichts seines Poten- aus dem Bereich fluviatiler Überflutungs- tials ist es jedoch absehbar, dass eine intensi- ebenen. Wenn die Zahl von Landwirbeltieren vierte und kontinuierliche Erforschung dieses bisher auch weit unter jener der Invertebraten einmalige taphonomische Fenster zwanglos in und Fische liegt, zeigt sich jedoch auch hier eine die Liste namhafter Fossillagerstätten wie bemerkenswerte Diversität. Mazon Creek, Solnhofen oder Messel einreihen Die zeitliche Einordnung der Sedimente in die wird. Mit dem Abschluss des laufenden Projek- Mittlere bis Obere Trias nach Makroflorenresten tes werden die Grundlagen gegeben sein, dieses ist nicht zweifelsfrei, da biostratigraphisch rele- außergewöhnlich interessante Ökosystem in vante Faunenelemente mit dem Nebeneinander seiner räumlichen und zeitlichen Entwicklung von urtümlicheren und fortschrittlicheren For- hochauflösend zu rekonstruieren. men teils widersprüchliche Signale liefern. Die Sebastian Voigt, Jan Fischer, Michael Buchwitz radiometrische Datierung von kürzlich nachgewie- & Jörg W. Schneider, Freiberg senen Tuffen in den Seesedimenten ist in Arbeit.
Neue Potenzialfeldkarten für Deutschland Das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik Beide Datensätze sind entsprechend den heute (LIAG, Hannover) hat in 2010 in Zusammenarbeit üblichen internationalen Standards neu berech- mit der Firma Geophysik GGD mbH (Leipzig) net worden und geben die jeweiligen Anomalien neue Potenzialfeldkarten für Deutschland im in einer einheitlichen Form wieder. Maßstab 1:1.000.000 herausgegeben. Der Anomalien des Erdschwerefeldes und des erd- zweiteilige Kartensatz bildet die Anomalien des magnetischen Totalfeldes stellen einen wichti- Erdschwerefeldes (Bouguer-Anomalien) und die gen Beitrag für die Erkundung tektonischer bzw. Anomalien des erdmagnetischen Totalfeldes ab. geologischer Strukturen dar, da sie Informatio-
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Anomalien des erdmagnetischen Totalfeldes der Bundesrepublik Deutschland. Blaue Farben stel- len magnetische Anomalien kleiner –75 Nanotesla dar (Minimum: –720 nT), während rote Farben Anomalien größer 50 nT beschreiben (Maximum: +1.210 nT).
GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 27 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE
Schwerekarte (Bouguer-Anomalien) der Bundesrepublik Deutschland. Die beobachteten Schwere- anomalien variieren von –170 mGal (dunkelblau) in den Alpen bis +40 mGal (orange) im Bereich des Magdeburger Schwerehochs.
28 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE nen über die räumliche Verteilung der wichtigen einheitlich auf das Definitive Geomagnetische gesteinsphysikalischen Größen Dichte bzw. Referenzsystem von 1980 (DGRF1980), Epoche Magnetisierung enthalten. Um verschiedene 1980.0, und auf eine Höhe von 1.000 m NN. Die Datensätze miteinander verknüpfen zu können, Umrechnung der verschiedenen Datensätze auf bedarf es einer einheitlichen Bearbeitung aller die einheitlichen Referenzgrößen erfolgte durch Messungen. Eine besondere Bedeutung kommt Addition des verwendeten magnetischen Nor- dabei den verwendeten Referenzfeldern zu. malfeldes zum jeweiligen Zeitpunkt der Mes- Das LIAG pflegt im Rahmen seines Fachinfor- sung (falls nur Anomalienwerte vorlagen), Be- mationssystems Geophysik umfangreiche rücksichtigung der Säkularvariation bezogen Datensätze, die das Gebiet der Bundesrepublik auf die Epoche 1980.0, Feldfortsetzung auf Deutschland inzwischen vollständig abdecken. 1.000 m NN und Subtraktion des neuen Da die einzelnen Daten unterschiedlichen Eigen- Referenzfeldes (DGRF1980). Bei der Verknüp- tümern gehören (u.a. LIAG, BGR, geologische fung benachbarter Datensätze wurde darauf Dienste, Mitgliedsfirmen des erdölgeologischen geachtet, dass Differenzen im Überschneidungs- Austauschs und Universitätsinstitute), basier- bereich kleiner 5 nT bleiben. ten notwendige Reduktionen und Korrekturen Die Bouguer-Karte basiert auf gut 275.000 nicht grundsätzlich auf denselben mathemati- Schweremessungen, die in den letzten Jahrzehn- schen Algorithmen. Hinsichtlich der verschie- ten durchgeführt wurden. Ergänzt werden diese denen magnetischen Messkampagnen verhin- durch Messpunkte im Ausland, die einzelne derten bisher zusätzlich die Säkularvariation Partnereinrichtungen und das Bureau Gravimé- und unterschiedliche Höhenbezüge eine direkte trique International zur Verfügung gestellt ha- Vergleichbarkeit der Anomalienwerte. ben (etwa 70.000 Punkte). Damit beträgt der Mit dem Ziel, den Geowissenschaften in mittlere Messpunktabstand 2 bis 3 km. In einem Deutschland für angewandte und grundlagen- mehrstufigen Prozess wurden im Rahmen der orientierte Untersuchungen aktuelle und homo- Qualitätssicherung fehlerbehaftete Punkte auf- gene Informationen über die regionalen Anoma- gedeckt. Die anschließende Neuberechnung lien des Erdschwerefeldes und des erdmagne- aller Reduktionsterme (Normalschwere, Niveau- tischen Totalfeldes zur Verfügung zu stellen, reduktion, Bouguer-Platte, Geländekorrektur) sind im Rahmen einer Kooperation des LIAG und orientiert sich an aktuellen internationalen der Geophysik GGD mbH als Vertreter der geolo- Standards. Frühere Inkonsistenzen entlang der gischen Dienste der östlichen Bundesländer in ehemaligen innerdeutschen Grenzen wurden den letzten Jahren die beiden Karten erarbeitet durch diese grundsätzliche Neubearbeitung worden. Die Karte der Anomalien des erdmagne- beseitigt. Beide Karten, deren geographischen tischen Totalfeldes basiert auf 67 see-, boden-, Bezug das WGS 84 bildet, können über den und aeromagnetischen Messkampagnen, die Geoshop Hannover (www.geoshop-hannover.de) zwischen 1961 und 2008 durchgeführt wurden. in unterschiedlichen Auflösungen und Formaten Durch das LIAG wurde in den letzten zwei Jahr- bezogen werden. zehnten großer Aufwand betrieben, um existie- Gerald Gabriel, Piotr Skiba, Detlef Vogel, rende Datenlücken, insbesondere entlang der Thomas Wonik, Charlotte Krawczyk, Rudolf ehemaligen innerdeutschen Grenze, zu schlie- Pucher (Hannover), Reiner Scheibe, Harald ßen. Die dargestellten Anomalien beziehen sich Lindner & Olaf Seidemann (Leipzig)
Gletscherschmelze schafft Artenvielfalt Fast überall auf der Welt nimmt die Artenvielfalt kanischen Pazifikküste. Durch Untersuchungen zu den Polen hin ab, nur nicht an der südameri- an fossilen Muscheln und Schnecken aus Chile
GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 29 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE
In diesen Klippen bei Cucao in Südchile fanden die Kieler Forscher Fossilien, die ihnen Einblicke in die Entwicklung der Artenvielfalt dieser Region gewährten. Foto: Sven Nielsen
fanden die Paläontologen Steffen Kiel und Sven Institut für Geowissenschaften nun ein genaue- Nielsen von der Christian-Albrechts-Universität res Urteil. Die Fossilien zeigen deutlich, dass zu Kiel (CAU) Beweise dafür, dass dieser er- beide Hypothesen zur Artenvielfalt in Chile nicht staunliche Gegensatz seinen Ursprung im Ende in Frage kommen. Die geologische Vergangen- der letzten Eiszeit vor zirka 20.000 Jahren hat. heit dieser Region beweist, dass Artenreichtum Die abschmelzenden Gletscher hinterließen eine immer gen Süden hin abnahm, was der Besied- mosaikartige Landschaft aus unzähligen Inseln, lung durch antarktische Arten widerspricht. Buchten und Fjorden, wie sie auch in Skandina- Auch fanden die Forscher heraus, dass der größ- vien zu finden sind. In dieser Vielfalt an neuen te Teil der Arten und Gattungen, die noch vor 16 Lebensräumen konnten – aus geologischer Sicht Mio. Jahren in Südamerika gelebt hatten, schon – innerhalb kürzester Zeit neue Arten entstehen, vor der letzten großen Eiszeit ausgestorben waren. deren Vorfahren die Eiszeit im wärmeren chileni- Die Vorstellung von einem Museum der Arten- schen Norden überdauert hatten. vielfalt kann demnach auch verworfen werden. Die ungewöhnlich hohe Artenvielfalt an der chi- Die artenreichsten Tiergruppen in der südchile- lenischen Südküste ist schon lange bekannt. Mit nischen Inselwelt sind solche, die im flachen über 500 Muschel- und Schneckenarten sind Wasser an Felsküsten leben, also genau in dem hier allein bei diesen Tieren doppelt so viele Lebensraum, der durch den Rückzug der ehe- Arten wie an vergleichbaren Orten zu finden. mals direkt ins Meer mündenden Gletscher frei Über die Ursache dieses Artenreichtums wurde wurde. Molekularbiologische Untersuchungen bisher aber nur spekuliert, berichten Kiel und zu den Verwandtschaftsbeziehungen dieser Nielsen in der Fachzeitschrift Geology. Die gän- Tiere zeigen, dass sie entwicklungsgeschichtlich gigen Meinungen sind, dass entweder die sehr jung sein müssen und von Arten aus Nord- Region um Chile ein „Museum der Artenvielfalt“ chile abstammen. Das stimmt mit den Ergebnis- ist, in dem alte Arten über Jahrmillionen über- sen von Kiel und Nielsen überein. Ihre For- dauerten während neue hinzukamen, oder dass schung zeigt deutlich, dass zum Erhalt der antarktische Arten die Fjordlandschaft von Artenvielfalt nicht nur einzelne Lebensräume, Süden her besiedelten. Die Analyse von rund wie zum Beispiel das Wattenmeer, geschützt 35.000 fossilen Muscheln und Schnecken unter- werden müssen, sondern dass die Vielfalt an schiedlichen Alters, die etwa 400 Arten zugeteilt Lebensräumen selbst den Artenreichtum sichert. werden können, erlaubt den Paläontologen vom Pressemitteilung der CAU, Oktober 2010, Kiel
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Geothermisches Prognosetool für Baden-Württemberg Das Fündigkeitsrisiko stellt bei der Projektie- Zielregionen der Untersuchungen sind die ba- rung geothermischer Anlagen eine entscheiden- den-württembergischen Teile des Oberrhein- de Planungsgröße dar. Im Zuge der Vorberei- grabens und des Südwestdeutschen Molasse- tung von Geothermieprojekten mit hydrother- beckens (Abb.). Das Projekt wurde im Juli 2009 maler Wärmeenergienutzung sind die erreich- begonnen und hat eine Laufzeit von 3 Jahren. bare Förderrate und die Fördertemperatur der Gefördert wird das Vorhaben durch das Bundes- heißen Tiefenwässer die ausschlaggebenden ministerium für Umwelt, Naturschutz und Kenngrößen, wenn es um die Beurteilung des Reaktorsicherheit. Fündigkeitsrisikos geht. Darüber hinaus sind Aus Gründen der Planbarkeit und zur gesicher- Informationen über die hydrochemische Zusam- ten Abschätzung der Wirtschaftlichkeit geo- mensetzung der stellenweise hohen Konzen- thermischer Anlagen ist der Bedarf sehr groß. trationen an Gasen und gelösten Stoffen Ziel des Projekts ist die Ableitung quantitativ be- unverzichtbar. legter Vorhersagen, die den von der Wirtschaft Das Regierungspräsidium Freiburg, Abteilung gestellten inhaltlichen Fragestellungen und qua- Umwelt, entwickelt derzeit im Projekt „Geother- litativen Anforderungen gerecht werden. misches Prognosetool für Baden-Württemberg“ Zielhorizonte sind im Oberrheingraben primär (GeoTool) methodische Ansätze zur standort- der Obere Muschelkalk und der Buntsandstein. bezogenen Abschätzung des Fündigkeitsrisikos. Darüber hinaus werden im Grabenbereich süd-
Lage der baden-württember- gischen Teile des Oberrhein- grabens und des Südwest- deutschen Molassebeckens. Beide Beckenstrukturen bie- ten in Baden-Württemberg die Regionen mit den bedeutend- sten hydrogeothermischen Nutzungspotenzialen.
GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 31 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE lich von Straßburg der Hauptrogenstein (Mittel- Muschelkalk sowie das kristalline Grundgebirge jura) sowie nördlich von Baden-Baden sandige die hydrogeothermischen Zielhorizonte. Lagen in der tertiären Schichtenfolge berück- Das Prognosetool wird nach Abschluss der sichtigt. Zusätzlich werden die Schichten des Arbeiten kostenfrei über das Internet potenziel- Rotliegenden und die oberste Zone des kristal- len Interessenten aus Wirtschaft und Forschung linen Grundgebirges einbezogen. Im westlichen zur Verfügung gestellt. Teil des voralpinen Süddeutschen Molasse- Marco Jodocy & Ingrid Stober, Freiburg beckens bilden der Oberjura (Malm), der Obere
Geowissenschaften unter Druck: Nun sag, wie hast Du’s mit der guten wissenschaftlichen Praxis?
Im Juni 2007 hat sich die Arbeitsgruppe „Geowis- verändernden Wissenschaftskultur. Dem wis- senschaftlicher Nachwuchs“ der DFG-Senats- senschaftlichen Nachwuchs kommt dabei eine kommission Geowissenschaftliche Gemein- besondere Rolle zu, da seine Ausbildung und schaftsforschung (Geokommission) formiert. Sie seine Forschung die Zukunft der Geowissen- will geowissenschaftlichen Jungwissenschaftle- schaften bestimmen werden. rinnen und -wissenschaftlern (nach unserer Damit in dieser Zeit großer wissenschaftlicher Interpretation alle Wissenschaftlerinnen und Dynamik auf Dauer wissenschaftlich saubere Wissenschaftler von Diplomand(in) bis Junior- Forschung sichergestellt werden kann, halten professor(in), also alle Akademikerinnen und wir es für notwendig, mögliche Schwachpunkte Akademiker mit befristeter Stelle) eine Lobby und zukünftige Herausforderungen der guten schaffen. Die AG versteht sich als Vertretung wissenschaftlichen Praxis zu identifizieren. des Nachwuchses und hält es in diesem Rahmen Hieraus möchten wir, orientiert an verschiede- gegebenenfalls auch für notwendig, mit Politik nen Phasen wissenschaftlichen Arbeitens: Aus- und Gesellschaft in Dialog zu treten. bildung und Lehre, Rahmenbedingungen der Vom 16.–18. Juli fand in Erfurt ein Rundgespräch Forschung, Dokumentation und Kommunikation dieser Arbeitsgruppe zum im Titel genannten sowie Beurteilung folgende Anregungen zur Thema statt; die von den Teilnehmerinnen und Verbesserung bestehender Strukturen geben: Teilnehmern erarbeiteten Ergebnisse sind im Folgenden zusammengefasst: Ausbildung und Lehre Viele aktuelle und zukünftige gesellschaftliche 1. Die explizite Einbeziehung guter wissenschaft- Herausforderungen erfordern die Kompetenz licher Praxis als Inhalt der Ausbildung, insbeson- der modernen Geowissenschaften, zum Beispiel dere im Bereich der Promotion ist notwendig. in den Bereichen Energieversorgung, Ressour- 2. Öffentliche Kommunikation als eine wesent- cenverfügbarkeit und Klimawandel. Die zentrale liche Aufgabe der (gesellschaftsrelevanten) Rolle der geowissenschaftlichen Forschung ist Forschung ist auch für den wissenschaftlichen mit verstärktem, öffentlichem Interesse verbun- Nachwuchs verpflichtend. Dieser sollte durch den. Daraus ergibt sich ein Druck, Entschei- entsprechende Anleitung in diesen Bereich dungsträgern in kurzer Zeit Forschungsergeb- eingeführt werden. nisse zu liefern, deren Erarbeitung zudem immer engere interdisziplinäre Zusammenarbeit erfor- Rahmenbedingungen der Forschung dert. Damit stehen die Geowissenschaften wie 1. In der interdisziplinär angelegten Forschung kaum eine andere Wissenschaft im Spannungs- müssen nicht nur die einzelnen disziplinären Be- feld gesellschaftlicher Relevanz und einer sich standteile dokumentiert werden; insbesondere
32 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE die Schnittstellen zwischen verschiedenen Kom- 3. Die Inhalte und Einhaltung der guten wissen- ponenten sind klar zu definieren und zu kommu- schaftlichen Praxis sollten auch der Öffentlich- nizieren. So bleibt komplexe Forschung nach- keit klar kommuniziert werden, um das Gewicht vollziehbar. wissenschaftlicher Ergebnisse zu unterstreichen. 2. In komplexen interdisziplinären Forschungs- projekten ist personelle Kontinuität von essen- Beurteilung wissenschaftlicher Leistungen zieller Bedeutung. Um qualifizierten Nachwuchs 1. Bei jeder Beurteilung wissenschaftlicher für zentrale und koordinative Stellen zu gewin- Leistungen sollte die Qualität im Mittelpunkt nen, müssen entsprechende Anreize geschaffen stehen. Dies gilt für Stellenbesetzungen ebenso werden. Ebenso ist die kontinuierliche personelle wie für die Begutachtung von Forschungsan- Betreuung von Gerätschaften sicher zu stellen, trägen. um eine konstante Datenqualität zu garantieren. 2. Lehrleistungen sollten als Bestandteil der 3. Die Vorhaltung und Publikation von wissen- guten wissenschaftlichen Praxis anerkannt schaftlichen Daten sollte verpflichtende Voraus- werden, analog zu “The European Charter for setzung für die Ergebnispublikation sein. Researchers“. Der vollständige Abschlussbericht sowie weiter- Dokumentation und Kommunikation gehende Informationen zur Arbeitsgruppe „Geo- 1. Die quantitative Maximierung von Publika- wissenschaftlicher Nachwuchs“ der DFG Geo- tionszahlen ist nicht sinnvoll. Die Qualität der kommission sind unter www. geonachwuchs.de Forschung ist zu maximieren, nicht die Quantität zu finden. der Veröffentlichungen. Die Teilnehmer(innen) des Rundgespräches 2. Die Anteile einzelner Autor/inn/en an Publi- „Geowissenschaften unter Druck” kationen sollten gekennzeichnet und damit der Arbeitsgemeinschaft „Nachwuchs“ nachvollziehbar werden. Dies kann beispiels- der DFG Geokommission weise über die qualitative Benennung der jewei- Erfurt, Juli 2010 ligen Arbeitsbeiträge geschehen.
Spatgrube Niederschlag wiedereröffnet Erster großer Erfolg der „Erzgebirgischen Fluss- und Schwerspatcompagnie GEos GmbH“
Im Beisein des sächsischen Finanzministers, von ihren Mut zu langfristigem Denken besonders Landtagsabgeordneten, Landrat und Bürger- gelobt. Diese Gründungsinitiative setzt auch ein meistern sowie von Vertretern des Sächsischen Gegengewicht gegen die weit verbreiteten und Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und kurzsichtigen bergbaufeindlichen Tendenzen in Verkehr sowie des Sächsischen Oberbergamtes, unserer Gesellschaft. der IHK Chemnitz und zahlreichen Vertretern Die Spatlagerstätte Niederschlag – Kovárská des sächsischen Berg- und Hüttenwesens sowie besteht aus einer etwa 5 km langen grenzüber- der Gesellschafter wurde am 28. Oktober 2010 greifenden Gangstruktur mit rd. 3 Mio. t Spat- die Spatgrube Niederschlag bei Bärenstein wie- inhalt im sächsischen Zentralteil bzw. 5 Mio. t in dereröffnet. der Gesamtstruktur. Der Fluoritanteil an der Die Bergwerksneueröffnung war ein großer Tag Gangmasse liegt zwischen 30 und 53 %, der für Sachsens Grundstoffindustrie und auch ein Barytanteil bei ca. 8 %. Es kommen auch Gang- besonderer Tag für die Identitätsfindung der teile mit Barytvormacht vor. Begleiterze (z.B. Bewohner des Erzgebirgskreises. Die privaten Cu) und -rohstoffe (Marmor) werden mit- Gesellschafter und ihre Unterstützer wurden für gewonnen. Die Grobaufbereitung der Gang-
GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 33 GEOAKTIV – WIRTSCHAFT, BERUF, FORSCHUNG UND LEHRE masse, einschließlich optischer Klassifizierung, stätte. Das den Namen des Bergbau („Neu erfolgt umweltschonend unter Tage, die Fein- Straßburger Glück-Rampe“) verhüllende Tuch aufbereitung in der Nickelhütte Aue. Die Auf- war schon bei der Sprengung vor der geplanten bereitungsreste werden in die Grube zurückge- Enthüllung davongeflogen. Ein kräftiges Berg- führt. Flussspat kommt gegenwärtig neben der bier vereinte abschließend die Ehrengäste mit traditionellen Verwendung als Hüttenspat vor- der zurzeit 15-köpfigen Belegschaft, geplant wiegend in der chemischen Industrie zum Ein- sind künftig bis zu 40 Beschäftigte. satz (Goretex, Teflon), Schwerspat dient als Einzelheiten über Geologie und bergwirtschaft- Füllstoff in der Farben-, Papier- und Kunststoff- liche Verhältnisse der Lagerstätte finden sich in industrie, bei der Geräuschdämmung im Fahr- „Bergbaumonographie Band 6“ (LfUG/OBA zeugbau und zur Herstellung von Bohrspü- 2002) und in „Das neue Sächsische Rohstoff- lungen. kataster der Spat- und Erzvorkommen“ (GKZ Dem durch Staatsminister Unland ausgelösten 2008). Erstabschlag folgte die Segnung der Arbeits- Klaus Hoth & Reinhard Schmidt, Freiberg
34 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler Deutsche Geophysikalische Gesellschaft Deutsche Gesellschaft für Geowissenschaften Deutsche Mineralogische Gesellschaft Deutsche Quartärvereinigung Geologische Vereinigung Paläontologische Gesellschaft
GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 35 BDG GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN
Seminarprogramm 2011
Thema: Abfallprobenahme nach LAGA PN 98 mit Sachkundenachweis Termin: 28. Januar 2011 Ort: Bonn Thema: Geothermie Teil III Bohrtechnik; Havarien; Verhalten bei Störfällen Termin: 27. Mai 2011 Ort: Fulda Thema: Beprobung von Bodenluft – Probenahme mit Zertifikat Termin: 17. Juni 2011 Ort: Bonn Thema: Geothermie Teil I: ein Betätigungsfeld für Geologen Termin: 16. September 2011 Ort: Bonn Thema: Lagerstättenbewertung, Vorratsberechnung Termin: 14. Oktober 2011 Ort: Bonn Thema: Geothermie Teil II: ein Betätigungsfeld für Geologen Termin: 18. November 2011 Ort: Bonn Thema: Radongas – Aufgabengebiet für ein Geobüro Termin: 25. November 2011 Ort: Bonn Thema: Thema: Rückbau kontaminierter Bausubstanz Teil II Termin: 9. Dezember 2011 Ort: Bonn
Bitte beachten Sie die detaillierten Seminarankündigungen in den BDG-Mitteilungen sowie im Inter- net unter www.geoberuf.de. Anmeldungen zu den o.g. Seminaren sind jederzeit in der Geschäfts- stelle des Berufsverbandes Deutscher Geowissenschaftler, Bildungsakademie e.V., Lessenicher Straße 1, 53123 Bonn, möglich. Telefon: 0228/696601, Telefax: 0228/696603, E-Mail: [email protected] 10 % Frühbucherrabatt bei Anmeldung 2 Monate vor Anmeldeschluss. Stand: 1.12.2010
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Seminarankündigungen der BDG-Bildungsakademie Abfallprobenahme nach LAGA PN 98 mit Sachkundenachweis 28.22 Januar 2011 jn Bonn Die Probenahme ist ein zentrales Element der Analyse und Deklaration von Abfallproben. Für die Probenahme von Abfällen nach LAGA PN 98 ist ein Sachkundenachweis notwendig, der durch eine entsprechende Schulung erworben werden kann. Ziel dieses Seminars ist es, den Teilnehmern eine normen- und akkreditierungsgerechte Herangehensweise an die Planung und Durchführung der Probenahme von Abfall unter besonderer Berücksichtigung der Anforderungen des „Fachmoduls Abfall“ im gesetzlich geregelten Bereich zu vermitteln. Es werden nationale und internationale Stan- dards vorgestellt und praktische Hinweise von einem erfahrenen Diplom-Geologen und langjährigen Begutachter gegeben. Darüber hinaus werden die Anwendungsgrenzen der Verfahren aufgezeigt und Hinweise zur Qualitätssicherung gegeben. Für die Diskussion von Problemen und Fragen ist aus- reichend Zeit vorhanden. Nach einer erfolgreichen Abschlussprüfung erhält jeder Teilnehmer einen personenbezogenen Sachkundenachweis. Zielgruppe: Mitarbeiter in Ingenieurbüros, Laboratorien, Recyclingunternehmen, Abfallverbänden, Umweltämtern, Vollzugsbehörden und Deponienbetrieben Referent::: Dr. Thorsten Spirgath, Berlin Teilnehmerbetrag: 248,– € ; BDG-Mitglieder: 199,– € ; Mitglieder der DGG, GV, Pal.Ges., DMG, DEUQUA, ITVA, VGöD, DGG(Geophysiker): 224,– € . Anmeldeschluss ist der 24. September 2010 Anmeldeschluss: 23. Dezember 2010. 10 % Frühbuchervorteil bis: 23. Oktober 2010
Geothermie III. Praxis in der Bohrtechnik und Verhalten bei Störfällen 27. Mai 2011 in Fulda Bohrungen auf geothermische Energie unterscheiden sich zunächst nicht grundsätzlich von Bohrun- gen auf andere Ziele. Jedoch werden seit Jahren in Deutschland die weitaus meisten Bohrmeter auf Geothermie abgeteuft. Daher treten auch die meisten Störfälle in Zusammenhang mit Geothermie- bohrungen auf. Unfälle wie in Wiesbaden oder Staufen sind dabei die besonders spektakulären Ha- varien. Die meisten Störfälle verlaufen jedoch weit weniger unter öffentlicher Anteilnahme, sind jedoch ebenso ärgerlich für Auftragnehmer, Auftraggeber und Bohrunternehmen. Diese Seminarveranstaltung behandelt die Praxis von Bohrungen für Erdwärmesondenanlagen und beschreibt die unterschiedlichen, vom Gebirge abhängigen Bohrverfahren. Es werden mögliche Stör- fälle und das richtige Verhalten des bohrbegleitenden Geowissenschaftlers erörtert. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Präsentation von Bohranlagen. Die Teilnehmer haben Gelegenheit, auf dem Fir- mengelände Bohrgeräte in Augenschein zu nehmen und zu lernen, worauf beim konkreten Einsatz eines Gerätes zu achten ist. Zielgruppe: Geowissenschaftler, die insbesondere im Rahmen von Geothermieerschließung mit Boh- rungen zu tun haben. Referent: Dipl.-Geologe Uwe Schriefer, Terra Therm Erdwärme GmbH Teilnehmerbetrag: 248,– € ; BDG-Mitglieder: 199,– € ; Mitglieder der DGG, GV, DMG, DEUQUA, ITVA ,Pal. Ges., DGG (Geophys.) oder VGöD: 224,– € . Anmeldschluss: 15. April 2011. 10 % Frühbuchervorteil bis: 15. Februar 2011 Auskunft erteilt die BDG-Geschäftsstelle, Lessenicher Straße 1, 53123 Bonn Tel.: 0228/696601, Fax: 0228/696603 [email protected]
GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 37 BDG GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN
Auf ein Wort Liebe Mitglieder und Freunde des BDG, Damit war der BDG erneut wichtiger Impuls- geber und konnte sich mit seinen „klassischen“ Mitte Oktober fand in Darmstadt die diesjährige Themen Berufseinstieg und Karriere erfolgreich gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Ge- platzieren. sellschaft für Geowissenschaften DGG und der Neben dem Vortrags- und Exkursionsprogramm Geologischen Vereinigung GV zusammen mit der bot die Tagung auch Raum für interne Veranstal- European Coal Conference statt, die sich u.a. tungen wie Vorstands- und Beiratssitzungen so- den Fragen der Rohstoff- und Energieversor- wie für Austausch und Vernetzung innerhalb der gung sowie der langfristigen und sicheren Spei- Geowissenschaften ganz allgemein. Dabei zeich- cherung von CO2 widmete — wie der Beitrag net sich immer deutlicher die Notwendigkeit ab, zum Positionspapier Rohstoffe zeigt, ein hoch- gemeinsam eine sinnvolle Bündelung der Kräfte aktuelles Thema. Dort gelang es zum ersten und Neuordnung der Ressourcen innerhalb der Mal, die Mehrzahl der deutschen Geo-Gesell- Geo-Community anzugehen. Diese Zeichen der schaften im Rahmen einer großen gemeinsamen Zeit wurden im BDG schon vor Jahren erkannt Konferenz zum Thema „Geowissenschaften und aufgegriffen – die Kooperationen mit ande- sichern Zukunft“ zu versammeln. Selbst wenn ren Verbänden und Gesellschaften sind sicht- 650 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur eine barer Ausdruck dafür. Wir sind nach wie vor kleine Schnittmenge der in wissenschaftlichen bereit, diesen Prozess zusammen mit anderen Gesellschaften und im BDG organisierten Geo- fortzuführen und aktiv zu gestalten. wissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler in Natürlich darf am Ende eines ereignisreichen Deutschland darstellen, war diese Tagung doch Jahres nicht der Ausblick in das neue fehlen. eine hoffnungsvolle und zukunftsweisende Gleich zu Beginn werden sich Vorstandsmit- Veranstaltung. glieder des BDG zur turnusmäßigen Strategie- Auch der BDG war mit einem Informationsstand sitzung treffen, um die Entwicklung der vergan- bei der Messe und mit einem eigenen Themen- genen Jahre zu reflektieren und neue Ansätze zu block „Studium – und was dann?“ im Programm erarbeiten. In 2011 stehen auch der Geologentag erfolgreich vertreten. Nach einem Überblicks- mit der Mitgliederversammlung und den Vor- vortrag über mögliche Einsatzfelder für Geowis- stands- und Beiratswahlen an: über das Inter- senschaftlerinnen und Geowissenschaftler stell- esse des oder der einen oder anderen von Ihnen ten im Rahmen einer offenen Podiumsdiskus- an einer Funktion im Verband würde ich mich sion zunächst Vertreterinnen und Vertreter der sehr freuen, denn der BDG lebt durch das Enga- vier „Säulen“ des BDG, ihren Ausbildungs- und gement seiner Mitglieder! In diesem Sinne Berufsweg vor und gaben bereitwillig Einblicke wünsche ich Ihnen ein frohes Weihnachtsfest, in persönliche Erfahrungen, z.B. zur Vereinbar- erholsame Feiertage und einen guten Start in keit von Familie und Beruf oder zu Erlebnissen ein erfolgreiches Jahr 2011! beim Auslandseinsatz. Das gut besuchte Audito- rium trug mit seinen interessierten und zahlrei- Ihre chen Fragen zu einem lebhaften Dialog bei. Ulrike Mattig
38 GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN BDG
Positionspapier Rohstoffe (hjw.) Folgende Verbände sowie die BGR haben stoffen herzustellen und zu gewährleisten. Hier- nach intensiver Beratung Ende September 2010 bei gilt es u.E., den vorhandenen spezifischen angesichts der aktuellen Situation auf dem inter- Sachverstand zu berücksichtigen und einzu- nationalen Rohstoffmarkt unten stehendes Posi- binden. tionspapier verfasst, das sich u.a. an den Bun- Eine aktuelle Aufgabe besteht darin zu identifi- desverband der Deutschen Industrie VDI, das zieren, welche Expertise bereits zur Verfügung Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit steht, welche Einrichtungen eine aktive Rolle BMZ, das Bundesministerium für Wirtschaft und spielen bzw. wie sie sinnvoll und ordnungs- Technologie BMWi sowie natürlich an die Presse politisch transparent in ein neues Netzwerk richtet. Rohstoffaußenpolitik (und ggf. in weitere Maß- • BDG - Berufsverband Deutscher Geowissen- nahmen) im Rahmen der Rohstoffstrategie inte- schaftler griert werden können. • BGR - Bundesanstalt für Geowissenschaften Vor diesem Hintergrund ist es zweifellos ange- und Rohstoffe raten, Unternehmen und Institutionen speziell • FAB - Fachvereinigung Auslandsbergbau und mit der gefragten Rohstoffexpertise zu nutzen, internationale Rohstoffaktivitäten in der VRB um Doppelstrukturen, Doppelarbeit und Mehr- (Vereinigung Rohstoffe und Bergbau) kosten, die nicht vertretbar wären, unbedingt • VBGU - Verband Bergbau, Geologie und Um- zu vermeiden. welt Deutsche Rohstoffexpertise – auch im weiteren • VBI - Verband Beratender Ingenieure Sinne – ist international anerkannt, sie konzen- triert sich in Rohstoffversorgungssicherheit und Nach- den Consultingverbänden bzw. ihren Mit- haltigkeit – Vorhandene Expertise nutzen gliedsunternehmen Seit dem rohstoffwirtschaftlichen Wetterleuch- der Bundesanstalt für Geowissenschaften ten 2003 – mit drastisch gestiegenen Rohstoff- und Rohstoffe (BGR) und der in der BGR im preisen und Versorgungsengpässen – ist die Aufbau befindlichen Deutschen Rohstoff- Rohstoffversorgungssicherheit als Grundlage agentur und Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit ausgewählten Hochschulen und Forschungs- der Wertschöpfungskette am Industriestandort instituten. Deutschland wieder zunehmend in das Der Begriff Expertise bezieht sich hier auf Akti- Bewusstsein von Industrie, Politik und Öffent- vitäten in Zusammenhang mit mineralischen, lichkeit gerückt und damit einerseits der Wert metallischen und energetischen Rohstoffen und der heimischen Rohstoffgewinnung, anderer- die damit verbundene Nachhaltigkeit, insbeson- seits die Bedeutung des Rohstoffbezugs aus dere auch auf dem Ausland, der hier mit im Vordergrund ste- Angewandte Geowissenschaften hen soll. Rohstoffsuche und -gewinnung Industrie und Bundesregierung entwickeln ver- weitere Projektphasen und relevante Aktivi- antwortungsbewusst eine Rohstoffstrategie. täten. Ein wichtiges Element ist eine von Bundesmini- Die Expertise deutscher Consultingunterneh- sterium für Wirtschaft und Technologie, Auswär- men beim nachhaltigen Vorgehen in allen tigem Amt und Bundesministerium für wirt- Phasen vor, während und nach der Rohstoff- schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gewinnung, einschließlich der Rohstoff- gemeinsam getragene Rohstoffaußenpolitik. veredlung, ist seit Jahren ein international Diese verfolgt das Ziel, die deutsche Industrie in gefragtes Exportgut in den drei Nachhaltigkeits- die Lage zu versetzen, Bezugssicherheit bei Roh- bereichen
GMIT · NR. 42 · DEZEMBER 2010 39 BDG GEOLOBBY – GESELLSCHAFTEN · VERBÄNDE · INSTITUTIONEN