Proteste, Revolutionen, Transformationen - Die Arabische Welt Im Umbruch
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Arbeitsstelle Politik des Vorderen Orients [Hg.] Proteste, Revolutionen, Transformationen - die Arabische Welt im Umbruch Protests, revolutions and transformations - the Arab World in a Period of Upheaval Working Paper No. 1 | July 2011 www.polsoz.fu-berlin.de/vorderer-orient 2 Protests, revolutions and transformations - the Arab World in a Period of Upheaval Working Paper No. 1 | July 2011 3 Working Papers for Middle Eastern and North African Politics Vorwort und Danksagung This Working Paper Series is edited by the Center for Middle Eastern and North African Politics at the Freie Universität Berlin. It presents original research about the social, political, cultural and economic transfor- Cilja Harders mations in the region and beyond. It features contributions in area studies, comparative politics, gender studies and peace and conflict studies, thus representing a broad variety of critical and empirically founded fresh insights on current issues in these fields. Die folgenden Beiträge in dieser ersten Nummer der Arbeitspapiere der Arbeitsstelle Politik des Vorde- Downloads ren Orients, „Proteste, Revolutionen, Transformationen – die Arabische Welt im Umbruch“ sind Produkt The Working Papers are available online on www.polsoz.fu-berlin.de/vorderer-orient/wp. einer ausführlichen und intensiven Diskussion innerhalb der Arbeitsstelle und mit allen Autorinnen und You can order your print copy at [email protected] Autoren. Sie spiegeln eine gemeinsam gesuchte Perspektive „von unten“ und jenseits typischer akade- mischer und medialer Repräsentationen wider. Die Beiträge sind zugleich Ausdruck unterschiedlicher © 2011 by the author(s): Cilja Harders, Carmen Dege, Fadi Bardawil, Anja Zorob, Naoual Belakhdar, Standpunkte und sie stellen für uns alle eher den Beginn eines vertieften Analyseprozesses dar. Wir hof- Anja Hoffmann, Hoda Salah, Jens Heibach, Malika Bouziane, Katharina Lenner, Steffen Hagemann, fen, dass sie in diesem Sinne provozieren und inspirieren können. Shelley Harten, Imad Alsoos, Dora Streubel. Der Titel dieser Zusammenstellung von Beiträgen wirft die alte Frage nach der Region und ihrer Be- Arbeitsstelle Politik des Vorderen Orients [Hg.] (2011): zeichnung auf – wo beginnt und endet sie, wer definiert sie als was, und wie verändern sich infolge der Proteste, Revolutionen, Transformationen - die arabische Welt im Umbruch, Center for North African and Middle Eastern Politics, gegenwärtigen Umbrüche auch die Selbst- und Fremdbeschreibungen? Keine der möglichen Bezeich- Freie Universität Berlin, Berlin, June 2011. nungen der Region ist ‚neutral’, jede produziert latent Ausschlüsse. Wir haben uns dafür entschieden, die ISSN (Print) : 2192-7499 Bezugnahme auf das Arabische als geteilte, reisende Sprache des Protests und die damit verbundenen ISSN (Internet) : 2193-0775 Solidaritäten in den Vordergrund zu stellen. Allerdings ereignen sich, wie in den Beiträgen sichtbar wird, die gegenwärtigen Umbrüche in der Region teils jenseits, in manchen Fällen auch gegen den arabischen Center for Middle Eastern and North African Politics Referenzrahmen. Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften Otto-Suhr-Institute for Political Science Ohne die lebhaften fachlichen Diskussionen, die umfassende technische Unterstützung und ein sorg- Freie Universität Berlin Ihnestr. 22 fältiges Lektorat wären die Arbeitspapiere nicht in dieser Qualität entstanden. Naoual Belakhdar, Malika 14195 Berlin Germany Bouziane, Carmen Dege, Anja Hoffmann, Katharina Lenner und Shelley Harten haben die hier ver- Phone: +49(0) 30 838 56640 sammelten Texte kritisch kommentiert. Mein besonderer Dank geht zudem an Alexandros Tokhi für die Fax: +49(0) 30 838 56637 Email: [email protected] Entwicklung der Gestalt der Arbeitspapiere und an Peter Weissenburger für die sorgsame und rasche Umsetzung dieses Konzeptes. Gizem Adıyaman und Melike Çınar haben für ein hervorragendes Lektorat gesorgt, unterstützt von Laura Lelli Masah und Tobias Röcker. 4 Protests, revolutions and transformations - the Arab World in a Period of Upheaval Working Paper No. 1 | July 2011 5 Inhalt - Table of Contents Cilja Harders Hoda Salah Die Umbrüche in der Arabischen Welt: Revolution gegen Autoritarismus, Patriarchalismus und Tradition in Ägypten 110 Zwischen Revolution und Restauration 10 Jens Heibach Carmen Dege Der Anfang vom Ende? Sie tappen im Dunkeln: der Westen, die Regime, Al-Qaida – Der Jemen nach ÝAlÐ ÝAbdullÁh ÑÁliÎ 130 Zum blinden Fleck gängiger Ägyptenbetrachtungen 38 Malika Bouziane & Katharina Lenner Fadi Bardawil Protests in Jordan: Rumblings in the Kingdom of Dialogue 148 Sunken Mythologies 58 Steffen Hagemann & Shelley Harten Anja Zorob The Lieberman Syndrome 166 Aufstand in der arabischen Welt: Wirtschaftliche Hintergründe und Perspektiven 62 Imad Alsoos Naoual Belakhdar The Palestinian National Movement in the Context of the Arab Spring: „Wir hatten im Oktober 1988 unsere Revolution“. An Internal Perspective 174 Eine Analyse der gescheiterten Protestbewegung in Algerien 2011 82 Dora Streubel Anja Hoffmann Gewalt als Säule des Machterhalts in Syrien 188 Wem gehört der marokkanische Wandel? Eine Analyse des umkämpften politischen Felds in Marokko 92 6 Protests, revolutions and transformations - the Arab World in a Period of Upheaval Working Paper No. 1 | July 2011 7 of the Mediterranean are witnessing their Arab spring, the picture is bleaker on its’ northern coasts. The es- Zusammenfassung der Beiträge - Abstracts say concludes with noting the embarrassment and confusion of European foreign policy vis-à-vis the unfol- ding ‘Arab Spring’ as well as registering the rise in nationalist and right wing forces across the old continent. Cilja Harders diskutiert in ihrem Beitrag die arabischen Proteste als Reaktion auf die Krise des autoritären Tunesien und Ägypten wurden in den letzten Jahren von Weltbank, IWF und ihren Unterstützern immer Sozialvertrags. Die schon seit Jahren beobachtbare „Transformation ohne Transition“ einschließlich der da- gerne als „Erfolgsstories“ bezeichnet. Anja Zorob wirft einen Blick hinter die Kulissen von Wirtschaftswachs- mit verbundenen Adaptionsstrategien kommen an ihr Ende. Der Schwerpunkt der Analyse liegt auf Ägypten tum und Fortschritten in diversen Entwicklungs- und Reformindizes und stellt fest, dass von den neolibe- mit einigen kursorisch-vergleichenden Ausflügen in die Region. Der im Text entwickelte analytische Rahmen ralen Reformen nur wenige profitierten. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung hatte in Bezug auf verknüpft Strukturfaktoren, Akteurskonstellationen und situative Dynamik, um so ein gleichermaßen sys- Wohlstand und Lebensperspektiven immer höhere Einbußen zu verkraften. In Verbindung mit gleichzeitig tematisches wie komplexes Bild von Ursachen und Wirkungen der Umbrüche zu zeichnen. Dies wird mit allenfalls marginalen Zugeständnissen für mehr Bürgerrechte und politische Teilhabe ist vor diesem Hin- systematisierenden Beobachtungen zu den Besonderheiten der Proteste verbunden, um so einen verglei- tergrund der authoritarian bargain früherer Zeiten in Tunesien und Ägypten schließlich gescheitert. Dieser chenden Blick zu ermöglichen. ‚Handel‘, der den Verzicht der Bevölkerung auf politische Mitspracherechte im Austausch gegen ein Min- destmaß an staatlich garantiertem Wohlstand und sozialer Gerechtigkeit impliziert, hatte jahrzehntelang mit Carmen Dege beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit der Frage, wie sich die revolutionären Ereignisse des dazu verholfen, die Stabilität der autoritären Regime aufrechtzuerhalten. arabischen Frühlings in Ägypten für eine Vielzahl der Beobachter_innen derart spontan und unerwartet entfalten konnten. Ein besonderes Augenmerk legt sie auf dominante Perspektiven des Westens, Al-Qaidas, Naoual Belakhdar untersucht in ihrer Analyse zu Algerien, das nach der Flucht des tunesischen Diktators sowie des Mubarak-Regimes selbst. Die Autorin bedient sich dazu einer Tradition innerhalb der Anthropo- als das nächste arabische Land galt, dessen autoritäre Führer durch einen Volksaufstand gestürzt werden logie, die bereits vor einem Jahrzehnt auf eine vielschichtige politische Kultur in Ägypten hinwies. In diesem würden, weshalb es trotz einer täglich zum Ausdruck gebrachten Unzufriedenheit in der Gesellschaft zum Zusammenhang erscheint es unabdinglich, sich von den Dichotomisierungen Moderne versus Tradition Scheitern der Protestbewegung „Koordination für den Wandel und Demokratie“ im Februar 2011 kam. Die bzw. Säkularismus versus Religiösität zu lösen. Indem die Autorin sowohl gängige, jedoch implizite Grund- schwache Mobilisierung wird vor dem Hintergrund der diversen Anpassungsmechanismen des autoritären annahmen (wie etwa die Vorstellung einer schwachen Zivilgesellschaft in Ägypten) offen- und widerlegt, als Regimes sowie der noch nicht verarbeiteten Bürgerkriegserfahrung betrachtet. auch deren Niederschlag in den Perspektiven des Westens, Al-Qaidas und des Mubarak-Regimes aufzeigt, Anja Hoffmann analysiert die aktuellen Ereignisse in Marokko. Wenn am 20. Februar tausende Marok- gelingt ihr eine differenzierte Betrachtung des liberalen Demokratieverständnisses sowie der vielschichtigen kanerInnen „gegen den Absolutismus“ und für mehr politische Rechte protestieren, dann stellt dies eine politischen Strömungen, die diesen Frühling möglich gemacht haben. diskursive Zäsur dar, die sich ohne die Ereignisse in Tunesien und Ägypten wohl kaum zu diesem Zeitpunkt Fadi Bardawil registers how the popular uprisings we have been witnessing in the Arab world are, in ad- ereignet hätte.