Sonntag, 29.Juli 2018 Von der Rietburg nach St. Martin

Streckenwanderung: Rhodt – Villa Ludwigshöhe – Rietburg – Naturfreundehaus – Friedensdenkmal – Kropsburg – St. Martin

Weglänge: ca. 14,0 km Gehzeit: ca. 4 Stunden Profil: mittel Wanderführer: Reinhard Pfeifer und Horst Guhl Treffpunkt: 07:50 Uhr Bahnhof Hemsbach (Abfahrt 8:08 Uhr) Zustieg: Laudenbach 08.05 Uhr / Weinheim 08:13 Uhr Anmeldung: bis Freitag, den 27. Juli Tel. Nr. 06201/42289 oder 73893

Auf ihr Brüder in die Pfalz ! Eine Wanderung in die gastliche Pfalz darf auch 2018 unter keinen Umständen fehlen. Und so lädt auch dieses Jahr der OWK-Hemsbach wieder zu einer Wanderung im Pfälzer-Wald ein.

Wir fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln über Neustadt nach Rhodt a.d. Weinstraße, wo unsere Wanderung beginnt. Unser Weg führt uns durch Weinreben leicht ansteigend hinauf zur Villa Ludwigshöhe, aber nicht ohne dass wir vorher dem romantischen Südfrüchtegarten in Rhodt einen kurzen Besuch abgestattet haben. Vor der Villa Ludwigshöhe haben wir einen kurzen steilen Anstieg zu bezwingen. Für diesen werden wir aber bei einer kleinen Frühstücksrast mit einer überwältigenden Aussicht reichlich belohnt. Die Villa Ludwigshöhe, vor Ort oft auch nur die Ludwigshöhe genannt, ist ein kleines Schloss und der ehemalige Sommersitz des Königs Ludwig I. von Bayern. 1843 fasste König Ludwig I. den Entschluss, sich in der damals zu Bayern gehörenden Pfalz eine Sommervilla bauen zu lassen. Sie sollte am Rande des Gebirgszuges der Haardt liegen. 1845 wurden die benötigten Grundstücke zu Füßen der Rietburg von den Gemeinden Edenkoben und Rhodt erworben Der Bau des Schlosses nach italienischen Anregungen in klassizistischen Stilformen begann mit der Grundsteinlegung 1846. Die Arbeiten nach den Plänen des Architekten Friedrich Wilhelm von Gärtner führte der Baumeister Joseph Hoffmann aus am Rhein aus. Die Vollendung des Baues zog sich bis 1852 hin. Ludwig I. weilte alle zwei Jahre in den Sommermonaten Juli und August in der Villa, wo er dann auch seinen Geburtstag feierte. Sein letzter Besuch der Villa datiert von 1866. So, und nun müssen wir die 220 mtr hinauf zur Rietburg (550 m ü.M.) bezwingen. Gott sei Dank befindet sich wenige Minuten nebenan die Rietburgbahn (doppelsitziger Sessellift) Und so schaffen wir den steilen Anstieg bequem in 8 Minuten. Aber bekanntlich kostet Bequemlichkeit Geld. Doch die € 4,50 sollte uns dies schon wert sein. Oben angekommen genießen wir nochmals die grandiose Aussicht von einer höheren Warte aus. Die Entstehung der Rietburg wird auf 1200 bis 1204 datiert und den Herren von Riet zugeschrieben. Diese waren anfangs Lehnsmannen der nordelsässischen Benediktinerabtei Weißenburg, später Ministerialen und Lehnsmannen der damals staufischen deutschen Herrscher. Die Familie stammte aus der Gegend zwischen und und hatte ihren Namen nach einem mit Ried bewachsenen Herkunftsgebiet am Rhein erhalten. Erstmals wurde sie 1149 in einer Urkunde des südpfälzischen Klosters Außerhalb erwähnt. Erbauer der Burg war Konrad II. von Riet, ältester von sechs Söhnen des gleichnamigen Vaters und dessen Ehefrau Adelheid, die seit 1184 verheiratet waren.

Da wir nun bereits 550 mtr hoch sind, kann es eigentlich gar nicht mehr höher gehen. Und tatsächlich von nun an geht es auf schmalem Pfad, über eine Stunde immer leicht abwärts, durch den so typischen Pfälzer Wald, der uns angenehmen Schatten spendet. Im Edenkobener Tal angekommen treffen wir auf das „Edenkobener Naturfreundehaus“, in das wir aber leider aus Zeitmangel nicht einkehren werden. Wir nehmen an den Tischen und Bänken außerhalb Platz, auf denen wir unter schattigen Bäumen unserer mitgebrachten Rucksackverpflegung zuzusprechen. (Natürlich besteht immer noch die Möglichkeit sich in der Hütte eine kühle Rieslingschorle zu holen.) Gut gestärkt und ausgeruht setzen wir unsere Wanderung fort. Wir folgen auf einem Wasserlehrpfad dem munter dahinplätschernden Tiefenbach immer wieder mal auf schalem Steg die Seite wechselnd. Doch so kann es einfach nicht weiter gehen. Ein klein bissel müssen wir halt doch noch steigen. Aber nicht als zu steil! Auf breitem Forstweg gewinnen wir wieder etwas Höhe. Bald haben wir auch schon das Hinweisschild zum Friedensdenkmal erreicht. Wir werden den kleinen Abstecher von 20 min. nicht scheuen. Das Sieges- und Friedensdenkmal in Edenkoben wurde 1899 auf dem Werderberg bei Edenkoben zur Erinnerung an den Sieg im Krieg von 1870/71 errichtet. Heute wird das Denkmal meist nur „Friedensdenkmal“ genannt. Der Werderberg wurde gewählt, weil man von dort aus die Signale des Sieges über die Franzosen, die in Straßburg gegeben wurden, sehen konnte. Bei der Reiterfigur handelt es sich um einen nackten Jüngling, der einen Ölzweig in der Hand hält und als Zeichen des Friedens emporstreckt. Das Denkmal zeigt eine offene Bauweise. Es ist mit Ornamenten und Fresken verziert. Es sind die Wappen der ehemaligen deutschen Staaten und deren Vereinigung zum Deutschen Reich dargestellt. Oberhalb der Kuppeldecke des Innenraums befindet sich eine Aussichtsplattform, die über eine Außentreppe auf der Rückseite des Denkmals zu erreichen ist. Wieder zurück auf unserem Wanderweg haben wir nur noch 25 min. Weg zurückzulegen bis wir die Kropsburg erreicht haben. Hier werden wir im lauschigen Biergarten der Burgschänke zu unserer Abschlußrast erwartet. Die Errichtung der Kropsburg geht auf die Staufer zurück und wird auf die Zeit um 1200 datiert; damals entstand zur Abschirmung der etwa 20 km entfernt gelegenen Reichsburg Trifels ein ganzer Kranz von Burgen. Ähnlich wie das nördlich gelegene Hambacher Schloss und die Rietburg südlich bot sie einen weiten Ausblick in die Rheinebene. Anfangs war die Kropsburg Sitz eines Ministerialen. Später wurde sie unter den Nachkommen der Lehnsleute weitervererbt und so zur Ganerbenburg mit gleichzeitig mehreren Eigentümern, die sie zu einer Ober- und einer Unterburg ausbauten. Nach dem Ende des Staufergeschlechts in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts kam sie in den Besitz des Hochstifts Speyer; dieses gab sie an verschiedene Adelshäuser zu Lehen. 1441 wurde die Familie von Dalberg Eigentümerin, deren Repräsentanten als Verwaltungsbeamte südwest- deutscher Bischöfe tätig waren. Von 1492 bis 1531 war Ritter Hanns von Dalberg Herr auf der Kropsburg und in St. Martin, wo in der dortigen Martinskirche sein prächtiges Grabmal erhalten ist. Während die Kropsburg im 16. bzw. 17. Jahrhundert die Wirren des Bauern- und des Dreißigjährigen Kriegs nahezu unbeschadet überstand, wurde sie 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch französische Truppen vollständig und endgültig zerstört. Sicherlich wird es uns schwer fallen diesen gemütlichen und gastlichen Ort zu verlassen, aber wir müssen schweren Herzens aufbrechen und nach St. Martin hinabsteigen, um noch rechtzeitig den Bus nach Neustadt zu erreichen. Ein wunderschöner Wandertag geht leider zu Ende.

Gäste sind wie immer herzlich willkommen