Denkstättenkuratorium NS Dokumentation Oberschwaben

Denkstättenkuratorium NS Dokumentation Oberschwaben

Denkstätte Widerstand Weingarten

Campus Weiße Rose Denkstättenkuratorium NSWidmungshäuser Dokumentation Oberschwaben Dank der Herausgeber

Der Dank der Herausgeber dieser – vor allem dem regionalen und dem studentischen Widerstand gegen das NS-Unrechts- regime gewidmeten – Schrift gilt allen MitbürgerInnen, die gestern,heute und morgen Gestaltung und Pflege des Erin- nerns an die Opfer des Nationalsozialismus stellvertretend für unser Gemeinwesen geleistet haben und leisten: auch denen, die durch Text und Bild zu dieser Gedenkarbeit beigetragen haben. Unser Dank gilt auch allen, die sich des studentischen Widerstandes in der Epoche des Stalinismus in der SBZ und frühen DDR, dem über 70 junge Menschen und Demokraten zum Opfer fielen, ehrend erinnern.

Der Dank gilt auch allen Sponsoren der Erinnerungsarbeit unseres Kuratoriums.

Vor allem aber gedenken wir der Opfer. Wir vergessen sie nicht und handeln in ihrem Sinne, wenn wir gegen ungerechte Gewalt und für Demokratie eintreten.

Denkstättenkuratorium NS-Dokumentation Oberschwaben www.dsk-nsdoku-oberschwaben.de [email protected]

Studentenwerk Weiße Rose e.V. www.studentenwerk-weisserose.de [email protected] Grußwort des Ministerpräsidenten

Winfried Kretschmann

Die Lebensgeschichten der Menschen, die Widerstand leisteten und sich der menschenverachtenden, unterdrückerischen Diktatur der Nationalsozialisten widersetzten, könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie stammten aus dem Arbeiter-, dem bürgerlichen, kirchlich- religiösen, militärischen oder politischen Milieu und doch ist ihnen eines gemein: Sie alle nahmen das Risiko in Kauf und brachten den Mut auf, dem nationalsozialistischen Unrechtsregime die Ge- folgschaft zu verweigern und sich zur Wehr zu setzen. Sie machten für viele in Bedrängnis geratene Mitmenschen den Unterschied aus gegenüber der schweigenden Mehrheit der Bevölkerung, gegenüber den überzeugten Anhängern, den Mitmachern und Mitläufern. Diese Menschen sind heute noch eine Inspiration für uns. Wir sind es ihnen schuldig, dass wir ihr Andenken für künftige Generatio- nen lebendig halten. Denn Hass und Intoleranz sind nicht besiegt, sondern müssen in jeder Generation neu überwunden werden. Die „Widmungshäuser“ der „Denkstätte Widerstand Weingarten (DWW)“ werden diesem Auftrag gerecht, indem sie den ober- schwäbischen Widerstand in unser direktes Lebensumfeld holen und insbesondere jungen Menschen vergegenwärtigen – damit das Gedenken weiter Substanz behält.

Viele haben in der Vergangenheit mit Kraft, Kenntnis und Idealis- mus daran mitgewirkt, diese Idee der DWW-Widmungshäuser zu entwickeln und umzusetzen. Die Stadt Weingarten, die Hochschul- region und die Diözese Rottenburg-Stuttgart ziehen hier gemein- sam an einem Strang. Nachdrücklich und kompetent begleitet und unterstützt das DENKstättenkuratorium NS Dokumentation Oberschwaben das ambitionierte Vorhaben. Allen, die an der Realisierung des Projektes beteiligt sind und es aus der Mitte der Gesellschaft heraus tragen, danke ich für ihr Engagement zuguns- ten einer gelebten Erinnerungskultur in unserem Land.

Winfried Kretschmann, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg

1 Grußwort des OB Ewald (Weingarten)

Grußwort: Markus Ewald Oberbürgermeister der Stadt Weingarten Das Projekt der „Widmungshäuser“ in Weingarten ergänzt das Projekt der Denkorte an oberschwäbischen Erinne- rungswegen. Mit der Begründung der Denkstätte Widerstand Weingarten eh- ren wir die Menschen des Widerstands. Menschen, die sich mutig und entschlos- sen gegen das nationalsozialistische Un- rechtsregime gestellt haben. Markus Ewald

Die Denkstätte Widerstand Weingarten soll ein Appell sein, ihr Erbe, das Erbe von Eugen Bolz, Edith Stein, Dietrich Bonhoeffer und Alfred Delp aufzugreifen und sich für eine offene Gesellschaft einzusetzen.

Für die studentische Generation in der Hochschulstadt Wein- garten ist der Martinsberg für die Dauer ihres Studiums ein Mittelpunkt von Arbeit und Leben. Für die Studierenden, die auch hier wohnen, Tisch und Bett haben, gilt dies in beson- derer Weise.

Dass sie die Zeit ihres Studiums in geistiger Nähe und Nach- barschaft mit Menschen wie und Edith Stein, und Dietrich Bonhoeffer erleben können, mögen sie als Chance für ihr eigenes Leben begreifen.

Ich danke dem Denkstättenkuratorium für seine Arbeit ge- gen das Vergessen und Verdrängen der NS-Gewaltherrschaft, ebenso wie für sein Vertrauen in die heutige studentische Ge- neration, sich an den Menschen des Widerstands orientieren zu können.

Markus Ewald Oberbürgermeister der Stadt Weingarten

2 Grußworte der Träger von Widmungshäusern

Grußwort: Professor Dr. Werner Knapp, Rektor der Pädagogischen Hochschule Weingarten Die jungen Leute, die heute hier auf dem Campus leben und studieren, werden durch die Denkstätte Widerstand an die Menschen erinnert, die sich gegen das Nazi-Regime gewehrt haben und die ihm zum Opfer gefallen sind. Sie erhalten die Möglichkeit, sich aktiv mit diesen Men- schen und ihren Schicksalen zu beschäf-

Werner Knapp tigen. Daraus können sie viel lernen über Menschenwürde, Freiheit und Gleichheit – Grundwerte, auf denen unsere demo- kratische Gesellschaft heute beruht.

Grußwort: Prof. Dr. Ing: Thomas Spägele, Rektor der Hochschule Ravensburg-Weingarten Gebäude der Weingartner Hochschulen und Studierendenwerke sind mutigen und wachsamen Menschen des NS-Wi- derstandes gewidmet. Namen wie Eugen Bolz, Edith Stein und Dietrich Bonhoef- fer stehen dabei für Aufrichtigkeit, Zivil- courage und Mitmenschlichkeit. Die Gedenktafeln sollen uns mahnen und

Thomas Spägele uns stets an unsere Verantwortung erin- nern, junge Menschen mitzunehmen und auszubilden für eine gute Zukunft, die geprägt ist durch unveräußerliche Werte und Toleranz.

3 Grußworte der Träger von Widmungshäusern

Grußwort: Gerd Gerber Vorsitzender Studentenwerk Weiße Rose e. V. Das Studentenwerk Weiße Rose, Träger von Studentenheimen in Weingarten und Ravens- burg, erinnert mit seinem Namen an die Mit- glieder der studentischen Widerstandsgruppe, die ihren Protest gegen das nationalsozialisti- sche Unrechtsregime einst mit dem Leben be- zahlten. Die Werte, für die sie und die anderen Widerstandskämpfer eintraten, nämlich Mut zur Wahrhaftigkeit, Zivilcourage und Opfer- Gerd Gerber bereitschaft um der Mitmenschlichkeit willen ,sollen uns und künftigen Generationen stets Mahnung und Verpflichtung zu gesellschaftli- cher Wachsamkeit und zu aufrechtem bürger- schaftlichem Gang sein. Möge die Denkstätte Widerstand Weingarten diesem Ziel dienen.

Grußwort: Helmut Baumgartl Geschäftsführer Seezeit Studierendenwerk Bodensee Als Studierendenwerk sind wir der Neutrali- tät verpflichtet. Als wir die erste Teilnahme- anfrage für die Widmungshäuser bekom- men haben, waren wir daher zunächst eher zurückhaltend. Doch mit der Erkenntnis des großen Zu- spruches in der Region, verbunden mit dem zunehmenden Respekt vor den Wider- standskämpfern gegen das Unrechtsregime, Helmut Baumgartl wuchs unser Wunsch, mit dabei zu sein. So freuen wir uns heute, dazu beizutragen, die Erinnerung wach zu halten. Gerne erlau- ben wir uns auch, den Studierenden einen Anstoß zu bieten, sich ebenso mit unserer Vergangenheit zu befassen.

4 Inhaltsverzeichnis

Grußwort des Ministerpräsidenten...... Seite 1 Grußwort von OB Ewald (Weingarten)...... Seite 2 Grußworte der Träger von Widmungshäusern. . . Seite 3-4 Inhaltsverzeichnis ...... Seite 5 Einführung: Gedanken zur Weißen Rose, zu Widmen, Widmungshäusern und zur Denkstätte Widerstand Weingarten. . . . Seite 6-10 Zur Topographie der Widmungshäuser...... Seite 11 Erinnerungsorte der Weißen Rose (EOWR): Denkstätte Weiße Rose a. Lichthof d. LMU München. Seite 12 Crailsheim ...... Seite 13 Forchtenberg...... Seite 14 Vhs-Ulm...... Seite 15 Schulen als Pflanzstätten der Erinnerung...... Seite 16 Campus Weiße Rose Weingarten ...... Seite 17 Campus Weiße Rose Geschwister-Scholl-Bau. . .Seite 18-19 Campus Weiße Rose Kurt-Huber-Bau...... Seite 20-21 Campus Weiße Rose Willi-Graf-Bau...... Seite 22 Campus Weiße Rose Hans-Conrad-Leipelt-Bau . . . Seite 23 Campus Weiße Rose Christoph-Probst-Bau . . . . .Seite 24 Campus Weiße Rose Alexander-Schmorell-Bau. . . Seite 25 Denkstätte Widerstand Weingarten (DWW) – Widmungshäuser Eugen-Bolz-Wohnheim ...... Seite 26-27 Edith-Stein-Bau...... Seite 28-29 Dietrich-Bonhoeffer-Bau...... Seite 30-31 Alfred-Delp-Bau...... Seite 32-33 Georg-Elser-Haus...... Seite 34-35 Widerstandswürdigung durch Jutta Limbach. . . . Seite 36 Fridolin-Endraß-Haus...... Seite 37 Paul-Grüninger-Haus...... Seite 38-39 Hans-David-Elkan-Haus...... Seite 40-41 Naphtali-Berlinger-Haus ...... Seite 42-43 Hermann-u. Barbara-Levinger-Haus ...... Seite 44-45 Franz-Klauser-Haus...... Seite 46-47 Haus-Ummenwinkel...... Seite 48-49 Geschw.-Scholl-Schule des KBZO...... Seite 50-51 Edith-Stein-Schule Ravensburg & Aulendorf. . .Seite 52-53 Mensa Weingarten: Ort offenen Gedenkens. . . Seite 54-55 Studentischer Widerstand im Geist der Weißen Rose gegen die NS-Gewaltherrschaft und die Strukturen neuer Diktatur in der SBZ/DDR...... Seite 56-57 Das DENKStättenkuratorium stellt sich vor. . . Seite 58-60

5 Einführung

Gedanken zur Weißen Rose, zu Widmen, Widmungshäusern und zur Denkstätte Widerstand Weingarten Freunde gaben ihrer Gemeinschaft den Namen „Weiße Rose“. Weist der in romantische Gründe? Schätzt er die Reinheit im Weiß? Oder die Widerständigkeit in den Dornen? Ist er prag- matische Tarnung für revolutionäres Handeln? Oder ehrt er - bar allen Instrumentalisierens – sinnvolles Leben auf der „Waage des Daseins“ (Guardini)? Kurz nach dem 2. Weltkrieg verneigte sich Winston Churchill in seiner Züricher Rede vor den Menschen der Weißen Rose als dem edelsten Wider- stand, den es in Deutschland gegen die Gewaltherrschaft der Nazis gab. Viele Schulen in Deutschland tragen inzwischen die Namen von Angehörigen der Weiße Rose Gruppe. Kommt es nicht darauf an, dass junge Menschen die Erinnerung an die Weiße Rose im blutigen Rot der Hakenkreuzjahre bewah- ren und sie aufblühen lassen? In Weingarten war seit einem knappen Jahrzehnt und knappen finanziellen Ressourcen ein nichtöffentliches Studentenwerk unterwegs, das an den Freunden der Weißen Rose Maß nahm und nun endlich das 1. Studierendenwohnheim widmen kann, das allen Ermor- deten der Weiße Rose Gruppe gilt und ihnen gleichen Dank und gleiche Ehre erweisen möchte. Da ist auch Hans Conrad Leipelt dabei: Wien, und München vereint. Und die 70 Studentinnen und Studenten aus der SBZ und frühen DDR, die ihren Widerstand im Geist der Weißen Rose gegen die Anfänge einer neuen Diktatur mit ihrem Leben bezahlen mussten: auch sie werden in diese Erinnerung aufgenommen.

Widmen, Wert und Würde Buchautoren widmen ihr Werk Lesern. Komponisten widmen ihr Werk Hörern oder den unverzichtbaren Menschen – Instru- mentalisten, Sängern, Orchestern, Chören, Dirigenten – die es zur Aufführung bringen. Liebende widmen ihren Geliebten Gaben. Wer widmet gibt etwas – was ihm in gewissem Maße gehört, was ihm etwas wert ist – einem Anderen. In der Regel geht ihm das Gewidmete dabei für sich nicht verloren. Dem Widmenden vermag der Dank des Widmungsadressaten und der Eigenwert des freigegebenen Widmungsinhalts zurückzu- geben, sodass er durch Widmung nicht verarmt. Wer widmet bekundet, dass Widmungsadressat und Widmungsinhalt ihm

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etwas wert sind. So ist Widmen ein achtsamer zwischen- menschlicher Beziehungsvorgang im Bereich des Wertens, der Werte und von Würde. Wer widmet achtet die Würde des Menschen.

Widmen und Erinnern Widmen verlangt Präsenz. Widmende schauen ihren Adres- saten ins Auge wenn sie widmen. Wenn aber Widmende und Widmungsadressaten nicht mehr präsent sind, stehen dann die Widmungen wie Ruinen nutzlos und vergessen im Land herum? Nicht wenn wir erinnern. Das Erinnern vermag für alles Vergangene Präsenz herzustellen. Verdient alles Vergan- gene, dass ihm Präsenz durch Erinnerung verschafft wird? Wohl nicht. Wenn wir widmungsfähigen Heutigen jedoch Menschen wie Dietrich Bonhoeffer, Edith Stein, Paul Grünin- ger, Naphtali Berlinger und die 7 Ermordeten der Weißen Rose erinnern – dann stellen wir Gegenwart für Menschen her, die menschliche Würde unter Konditionen der Unmenschlichkeit gerettet haben, und die geeignet sind Orientierung für uns alle – Junge wie Alte – auch heute zu geben.

Voraussetzungen zu Widmungshäusern in Weingarten In Weingarten gab es über viele Jahrzehnte in verschiede- nen Stadtbereichen zwei Kasernenkomplexe. Sie waren die Basis für die Tradition Weingartens als Garnisonstadt. Die Auflösung beider Kasernen wurde von Vielen als Katastro- phe empfunden. Die dann jedoch vollzogene Konversion der militärischen Gelände und Baulichkeiten in zivilgesellschaft- liche Nutzung kam dem Bildungs- insbesondere dem Hoch- schulbildungsbereich und dem Bereich des Sozialwesens, dem Körperbehindertenzentrum Oberschwaben zugute. Im Zu- sammenhang mit diesem Konversionsvorgang eröffnete sich die Möglichkeit, anonymen Bestandsbauten einen Namen zu geben. Sowohl die Hochschule Ravensburg-Weingarten als auch das KBZO als neue und überwiegende Nutzer solcher Bauten waren bereit, in Kooperation mit dem Denkstätten- kuratorium von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Das Seezeit Studierendenwerk Bodensee schloss sich dem an. Das Studentenwerk Weiße Rose konnte auf diesem Gelände die Er- weiterung um seine Neubauten durchführen. Seine Intention

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war seit Jahren darauf gerichtet, den Mitgliedern der Wider- standsgruppe Weiße Rose München seine Alt- und Neubauten namentlich zu widmen.

Warum „Häuser widmen“? Ein Industriewerk, ein Sportstadion, eine Universität, eine Kirche, eine Stadt tragen einen Namen: sie sind damit ei- nem Zweck, einer Person „gewidmet“. Natürlich können auch „Häuser“ gewidmet werden. Ein gewidmetes Haus steht öf- fentlicher, nachhaltiger und gemeinschaftsbezogener vor dem Auge des Betrachters als ein gewidmetes Buch, zugeklappt und im privaten Bücherregal stehend. Mehrere solcher „Wid- mungshäuser“ erfüllen diese Erwartungen noch deutlicher: im städtebaulichen Verbund werden Widmungshäuser unüber- sehbar, ist das was sie zu sagen haben schwerer zu vergessen, wird die nachhaltige Erinnerung an ihren Sinn leichter. Des- halb widmen wir in Weingarten im Jahr 2015 über 20 Häuser Menschen des Widerstandes gegen das menschenfeindliche NS-Regime, Menschen die ihr Anderssein gegenüber ihren Mördern mit ihrem Leben bezahlt haben. Die Weingarten- er Widmungshäuser bleiben im Eigentum ihrer Besitzer. Sie erfüllen auch unbelästigt ihre bisherigen Funktionen. Die meisten von ihnen sind Wohnheime für Studierende. Andere dienen Hochschulzwecken und damit gleichfalls unserer stu- dentischen Generation: deutschen Studierenden und Studie- renden aus aller Welt. Sie werden von ihren Besitzern lediglich „gewidmet“. Freilich legt damit jeder Widmende ein Zeugnis der Achtung vor den Opfern ab, die der Widerstand gegen den Nationalsozialismus gefordert hat. Für dieses Zeugnis danken wir: Dem Land Baden-Württemberg, dem Landkreis Ravens- burg, der Diözese Rottenburg-Stuttgart, dem Körperbehinder- tenzentrum Oberschwaben, dem Seezeit Studierendenwerk Bodensee, dem Studentenwerk Weiße Rose e.V. Weingarten. Nutzer der Widmungshäuser sind vor allem die Studierenden unserer Hochschulen in Weingarten und Ravensburg und Leh- rende dieser Hochschulen. Wir laden sie herzlich ein, sich mit den Namensgebern der Häuser in denen sie leben, wohnen und studieren zu befassen und geistig auseinander zu set- zen. Wir übergeben ihnen diese Broschüre, um ihnen diese Begegnung zu erleichtern und erhoffen, dass die Menschen des Widerstandes unseren Studierenden von heute in deren eigenem Lebensweg zu Freunden werden können. Nutzer von

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Widmungshäusern sind aber auch Asylbewerber und Flüchtlin- ge aus aller Welt. Die starke Fluktuation der Bewohner dieser Häuser lässt nicht zu ihnen Namen zu geben, die einen Bezug zu einer bestimmten Herkunftskultur dieser Bewohner schaffen. Deshalb haben wir einen Widmungsbezug zu Opfergruppen in der NS-Zeit hergestellt, die das Merkmal der „Ausgrenzung“ mit dem Schicksal der Flüchtlinge von Heute verbindet. Die vier in Frage kommenden Häuser sind den Opfergruppen der im Holo- caust ermordeten Juden, der sich durch Suizid der Vernichtung entzogen habenden NS-Verfolgten, der Homosexuellen und der dem NS-Genozid unterworfenen Sinti und Roma zugeordnet. „Ausgegrenzte anerkennen“ leitet uns dabei als politische und moralische Intention, und wir vertrauen darauf, durch eine welt- offene und solidarische studentische Nachbarschaft Verständnis und Unterstützung für gelingende Eingliederung ausgegrenzter Fluchtopfer finden zu können.

Was soll und kann eine „Denkstätte Widerstand Weingarten“ ? Kann es sie geben, weil in Wein- garten der Widerstand besonders intensiv war? Oder weil es hier besonders viele Opfer einer Ge- waltherrschaft gegeben hat, wel- cher der Widerstand von tapferen Menschen zu Recht aber leider zu wenig entgegengesetzt wurde? Beides ist nicht der Fall. Wein- garten war keine Hochburg des Nazismus, vielmehr eine normale angepasste schwäbisch-deut- sche Stadt. Es gab hier keine Hekatomben von Opfern wie an Orten der Vernichtungslager oder in Dachau oder Grafeneck. Hier gibt es einen Stolperstein für den im KZ-Mauthausen ermorde- ten Mitbürger Joachim Brunner aus der Wilhelmstraße. Und hier liegt eine Stolperschwelle für „lediglich“ 156 während des Krie- ges umgekommene Zwangsarbeiter aus dem Osten: „normal“ für ein deutsches Gemeinwesen jener Zeit, in dem die industrielle Kriegswirtschaft weiter funktionieren musste, dem Motto bei der Reichsbahn entsprechend: „Räder müssen rollen für den Sieg“. Hier gibt es aber Menschen, denen diese Normalität nicht schmeckt: Studierende, Lehrende, Bürgerinnen und Bürger. Zu- meist Menschen der Kinder- und Enkelgeneration der Zeitzeugen

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von damals – natürlich aber auch welche von diesen – sie haben keine persönliche Schuld am damaligen Geschehen, sind aber bereit, sich einem Generationen übergreifenden Ver- antwortungszusammenhang einzufügen. Sie entwickeln Em- pathie mit den Opfern. Sie bitten um Vergebung für Vorgänge, an denen sie nicht unmittelbar beteiligt waren, deren Auswir- kungen sie aber noch heute schmerzlich umwabern. Sie bit- ten um Vergebung anstelle der Täter, die darum nicht gebeten haben, oder es nicht mehr können. So kann eine „Denkstätte Widerstand Weingarten“ entstehen. Entsteht sie, lassen sich zusätzliche Reflexionen anstellen: Ist es nicht angemessen, dass Weingarten, die Stadt des Hlg. Blu- tes, die Stadt der alljährlichen Blutreiterprozession auch der Blutopfer gedenkt, die eine NS-Gewaltherrschaft hinterlassen hat? Ist es nicht erfreulich, dass die Konversion von Stätten militärischer zu Stätten zivilgesellschaftlicher Nutzung in Weingarten so dynamisch in die Richtung von Hochschulent- wicklung, Menschenbildung und des sozialen Engagements des KBZO weist? Ist es nicht gut, dass das Martinsdenkmal, das Bürgermeister Braun von Elisabeth Stapp bald nach dem 2. Weltkrieg mit der Inschrift „Barmherzigkeit des Herrn ist es, dass wir nicht vernichtet sind“, erstellen ließ, einen Martin zeigt, dem es gelingt, ohne die Existenz und die Gewalt eines Schwertes das Gewand zu teilen, mit dem hinfort der Arme und er selbst sich zu umhüllen vermag? Steht somit nicht ei- gentlich das Martinsdenkmal und seine Intention am Anfang der Konversion des Martinsberges und seines Garnisonshin- terlands? Und hatten wir nur noch nicht bemerkt, dass damit Widerständigkeit in Weingarten bereits eine Orts-Chance zum Nachdenken erhalten hatte? Wolfgang Marcus

10 Einführung

Topographie der Widmungshäuser Die Widmungshäuser der Denkstätte Widerstand Weingarten liegen in ihrer Mehrzahl im unteren Abschnitt der Lazarettstr. (Sie tragen die postalischen Nummern 1, 3, 5, die Nummern 2, 4, 6. 8 und die Nummern 2/1, 2/2, 4/1 und 4/2 der Lazarettstr.) Die Lazarettstr. schneidet im rechten Winkel und mittig die Hochschulachse Weingartens zwischen dem PH-Komplex auf dem Martinsberg und dem Schwerpunktgelände der Hoch- schule Ravensburg–Weingarten im Töbele (Doggenriedstr.) und der früheren Welfenkaserne. Das Eugen-Bolz-Studentenwohnheim (Eugen-Bolz-Weg 2) und die Alt- und Neubauten im Campus Weiße Rose (bisher Briachstr. 10) arrondieren das zentrale Gelände der Widmungs- häuser innerhalb der Weingartener Hochschullandschaft. Dezentral hierzu liegt die Geschwister-Scholl-Schule des Körperbehindertenzentrums Oberschwaben im Bereich der früheren Argonnenkaserne in Weingarten und liegen die beiden Komplexe der Edith-Stein-Schule in Ravensburg und Aulendorf.

11 Erinnerungsorte der Weißen Rose (EOWR)

DenkStätte Weiße Rose am Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität München „…aus Liebe zu kom- menden Generationen muss nach Beendigung des Krieges ein Exempel statuiert werden, daß niemand auch nur die geringste Lust je ver- spüren wollte, Ähnliches aufs neue zu versuchen.“ (Flugblatt IV)

Die DenkStätte Weiße Rose ist ein Erinnerungs- und Lernort zur Widerstandsgruppe Weiße Rose. Sie liegt am Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität München in unmittelbarer Nähe zum historischen Ort, an dem Hans und Sophie Scholl am 18. Februar 1943 verhaftet wurden. Sie wurde 1997 vom Rektor der Universität, Prof. Dr. Andreas Heldrich, und dem Vorsitzenden der Weiße Rose Stiftung e.V., Franz J. Müller, eingerichtet. Seitdem wird die DenkStätte von einer jährlich wachsenden Besucherzahl aus dem In- und Ausland besucht. Sie alle nutzen das Informationsangebot aus einer umfang- reichen Dauerausstellung, Exponaten, einer Sehstation und fünf Hörstationen, wechselnden Einzelausstellungen und Au- dioguides, um sich über die Kerngruppe des studentischen Widerstandskreises in München, ihren Mitstreitern in ande- ren Städten sowie mit ihren Aktionen, Zielen und Motiven zu beschäftigen. Besonders eindrucksvoll sind die Erinnerungen von Zeitzeugen der Weißen Rose, die in der DenkStätte in Film- und Hördokumenten zugänglich sind. Für Schulklassen und andere Besuchergruppen werden Führungen in Deutsch, Englisch, Italienisch und Französisch angeboten. Erläutert werden auch die Denkmäler an der Universität, die Flugblatt- verteilung von Hans und Sophie Scholl und deren Festnahme im Lichthof der Universität. Geleitet wird die DenkStätte Weiße Rose von der Weiße Rose Stiftung e.V. Ein Team von Ehrenamtlichen betreut während der Öffnungszeiten die Besucher. Text: Weiße Rose Stiftung e. V.

12 Erinnerungsorte der Weißen Rose (EOWR)

Crailsheim Am 29. Juli 1892 wurde Eugen Grim- minger, Finanzier des 5. und 6. Flugblatts der Weißen Rose in Crailsheim geboren. Am 22. September 1918 wurde im heutigen Crailsheimer Stadtteil Ingersheim, Schol- lenberg 6 geboren. Eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus weist darauf hin. In der nahegelegenen Geschwister-Scholl- Schule gibt es ein Scholl-Grimminger- Zimmer mit Mobi- liar aus der Wohnung der Fam. Scholl am Ulmer Münster- platz und aus dem Besitz von Eugen Grimminger und seiner in Auschwitz ermordeten jüdischen Frau Jenny, geb. Stern. Im Crailsheimer Rathaus im Stadtzentrum wurde eine Vitrine eingerichtet mit wechselnden Exponaten, die sich auf die Ge- schwister Scholl und Eugen Grimminger beziehen. Am 23.11.2000 gründete sich aus bürgerschaftlicher Initia- tive der „Weiße Rose Arbeitskreis Crailsheim e.V.“. Er setzte sich die Aufgabe, das eindrucksvolle Beispiel mutiger Frau- en und Männer, die sich in Wort und Tat gegen das Unrecht und die Verbrechen der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland engagierten, weiterzutragen und im öffentlichen Bewusst-Sein zu verankern. Seit dem Jahr 2000 findet jährlich in zeitlicher Nähe zum Ge- burtstag von Hans Scholl der Crailsheimer Tag der Weißen Rose statt. U. a. sprach hier der heutige Bundespräsident Jo- achim Gauck. – Zusammen mit dem Crailsheimer Stadtarchiv hat der Arbeitskreis die Wanderausstellung „Beweist durch die Tat, dass Ihr anders denkt. Der Widerstand der Weißen Rose“ erarbeitet und stellt sie Interessenten zur Verfügung. Text: Ursula Mroßko

13 Erinnerungsorte der Weißen Rose (EOWR)

Forchtenberg Im romantischen Städtchen Forchtenberg, das sich mit seinen Gassen und Trep- pen an den Schlossberg schmiegt, wurde die spätere Widerstandskämpferin So- phie Scholl am 9. Mai 1921 in der Rathauswohnung ge- boren. Die Familie Scholl lebte von 1920 bis Mitte des Jahres 1930 in der geräumigen Stadtschultheisenwohnung im Rathaus, wo sich zugleich die Dienstzimmer des Vaters, des Stadtschultheisen befanden. Die Familie Scholl mit ihrer großen Kinderschar, Inge, Hans, Elisa- beth, Sophie, Werner und Thilde lebte gerne in dem Städtchen. Sie liebten die Natur und verlebten glückliche Kindheitsta- ge. Aus Anlass des 85. Geburtstages von Sophie Scholl, 2006, richtete die Stadt Forchtenberg zusammen mit der Weiße Rose Gedenkstätte, geleitet von der Privatinitiatorin Renate S. Deck, einem Freundeskreis und der örtlichen Industrie einen Erin- nerungsweg ein. Der Erinnerungsweg, der Hans und Sophie Scholl-Pfad, zeigt auf Tafeln, die an mehreren öffentlichen Gebäuden angebracht wurden, Spuren der Kindheit von Hans und Sophie Scholl. Unterwegs auf dem Pfad durch das mittel- alterlich geprägte Städtchen finden sich als Symbol, gepflanz- te weiße Rosen. Eine weiße Rose wurde 2005 auf den Namen Sophie Scholl (Rosenhof Schultheis) getauft und am Erinne- rungspfad gepflanzt als „Wurzeln der Kindheit“. Auf eigene Entdeckungsreise kann der Besucher mit kleinen Texten von Ort zu Ort von den Schollkindern erfahren und zugleich etwas von der Stadtgeschichte. „Lebendige Geschichte“ erlebbar ma- chen, das Interesse an der Geschichte wecken, das möchten die Initiatoren vermitteln. Inzwischen gehört der Pfad als heraus- ragender Anziehungspunkt zu den attraktiven Reisezielen in Hohenlohe. Regelmäßig zu Geburts- und Todestagen werden vielschichtige Programme angeboten: Ausstellungen, Konzer- te, Lesungen und Weiße Rose Stadtführungen. Die Veranstal- tungen werden als Kooperation der Stadt mit Bürgermeister Gysin und Renate S. Deck der Leiterin der Gedenkstätte or- ganisiert. In der Weiße Rose Gedenkstätte, die im Würzbur- ger Stadttor untergebracht und seit 1998 besteht, gibt es eine kleine Ausstellung zum Thema. Text: Renate S. Deck

14 Erinnerungsorte der Weißen Rose (EOWR)

Ulmer DenkStätte Weiße Rose/ vhs Ulm Die Ulmer „DenkStätte Weiße Rose“ befindet sich mit ihrer Dauerausstellung „wir wollten das andere“ im Foyer der Ul- mer Volkshochschule, Kornhausplatz 5 und wurde dort am 19. April 2000 eröffnet. Die Ulmer Volkshochschule steht in der Tradition der „Weißen Rose“, da Inge Scholl, die Schwes- ter von Hans und Sophie Scholl, im April 1946 die vh „...im Geiste der Gemordeten“ mit Otl Aicher und anderen gegründet hat. Initiator der Ausstellung ist Franz J. Müller, der 1943 in Ulm Flugblätter der „Weißen Rose“ verteilte und lange Jahre Vorsitzender der „Weiße Rose Stiftung e. V.“ in München war. Die Ausstellung zeigt neben Hans und Sophie Scholl 26 Ulmer Jugendliche, die im Nationalsozialismus auf ihren Verstand gesetzt haben und nicht in Reih und Glied marschiert sind. Manche waren schlicht eigensinnig, andere leisteten Wider- stand. Sie verhalfen Zwangsarbeitern zur Flucht, schrieben und verteilten Flugblätter, verweigerten den Eid auf Hitler, versteckten jüdische Jugendliche in ihren Jugendgruppen, zo- gen ihre bündischen, christlichen und kommunistischen Grup- pen der HJ und dem BDM vor und gerieten auf unterschied- lichste Art in Konflikt mit dem NS-Staat. Die Ausstellung reißt schlaglichtartig junge Individuen aus der Anonymität. Es wird deutlich, dass man nicht mitlaufen musste, wenn man nur bereit dazu war, weiterzudenken. Der Inhalt der Ausstel- lung ist nahezu zeitlos, denn unabhängig vom historischen Zusammenhang geht es um die Bedeutung von Zivilcourage und politischem Handeln heute. Text: Andreas Lörcher

Beuys, Barbara: Sophie Scholl. Biographie. München, 2010. Breyvogel, Wilfried: Piraten, Swings und Junge Garde. Jugendwider- stand im Nationalsozialismus. Bonn, 1991. Hirzel, Susanne: Vom Ja zum Nein. Eine schwäbische Jugend 1933- 1945. Tübingen, 1998. Jens, Inge (Hrsg.): Hans Scholl, Sophie Scholl. Briefe und Aufzeichnun- gen. Frankfurt, 1984 Klaus, Martin: Mädchen im Dritten Reich. Der Bund Deutscher Mädels. Köln, 1998. Klönne, Arno: Jugend im Dritten Reich. Die Hitler-Jugend und ihre Gegner. Köln, 1999. Scholl, Inge: Die Weiße Rose. Erweiterte Neuausgabe, Frankfurt, 1982. Barbara Schüler: »Im Geiste der Gemordeten...«. Die »Weiße Rose« und ihre Wirkungen in der Nachkriegszeit. Paderborn, 2000. Zankel, Sönke: Mit Flugblättern gegen Hitler. Der Widerstandskreis um Hans Scholl und Alexander Schmorell. Köln, 2008.

15 Erinnerungsorte der Weißen Rose (EOWR)

Schulen als Pflanzstätten der Erinnerung Wenn Zeitzeugen von Ereignissen – Augen- und Ohrenzeu- gen – schwinden und abtreten, bedarf geschichtswirksame Vergegenwärtigung solcher Ereignisse vermehrt der Arbeit der Erinnerung. In allen Schriftkulturen wurde diese Arbeit vornehmlich in SCHULEN geleistet: Hier stehen gesellschafts- beauftragte Traditionswahrer – Lehrer – bereit, die Kultur- kontinuität durch Erinnerungsarbeit zu wahren. Zunehmend öffnet sich die schulische Institutionswelt auf die Pluralität aller Medien hin und bezieht deren Vertreter in diesen Ver- mittlungsprozess ein. Leistet eine Schule nicht nur gelegent- liche Erinnerungs- arbeit an erinne- rungswürdigen Menschen, sondern bekennt sie sich in ihrer Gänze durch Übernahme ihres Namens zu diesen Personen, darf davon Stärkung des Gedenkens erwartet wer- den. Weltweit gibt es z. Zt. etwa 270 Anne-Frank-Schulen, davon 100 in Deutschland. Die Zahl der Schulen, die die Namen von Angehörigen der Weiße Rose Gruppe tragen ist ebenfalls drei- stellig. Im Arbeitsbereich unseres Denkstättenkuratoriums gibt es Schulen, die den Geschwistern Scholl, Eugen Bolz, Reinhold Frank und Edith Stein gewidmet sind. Bei diesen Schulen kann unterstellt werden, dass hier die Pflanzarbeit der Erinnerung besonders intensiv betrieben wird. Aber auch eine Schule wie die Münsterschule in Zwiefalten leistet Vorbildliches: hier hat die Geschichte einer von den Nazis von einer Heilanstalt zu einer T4-Station pervertierten Einrichtung erstaunliche Kräfte heilender Erinnerung entbunden. Vergleichbares ist von einer Schule zu sagen, die den Namen eines Politikers und Märty- rers trägt, der hier als „Heimatsohn“ geachtet ist: das Reinhold Frank Schulzentrum in Ostrach. Entscheidend sind stets engagierte Lehrer – an welcher Schule auch immer sie wirken. Text: Wolfgang Marcus

16 Erinnerungsorte der Weißen Rose (EOWR)

Campus Weiße Rose Weingarten Noch nicht im Status einer „Exzellenzuniversität“ entwickeln sich seit den 60er Jahren des 20. Jh. im Raum Ravensburg- Weingarten junge, überaus dynamische Hochschulen zu Wis- senszentren des vorwiegend ländlichen oberschwäbischen Raumes. Hier ist der Sitz des DENKStättensekretariats des Kuratoriums der NS-Dokumentation Oberschwaben, in dem die gesell- schaftspolitisch-konzeptionelle, wissenschaftliche und admi- nistrative Arbeit des Kuratoriums koordiniert wird. Von hier kommt auch der Impuls zur Dokumentation von über 80 authentischen Denkorten an Geschehnisse während der NS-Zeit in Oberschwaben und ihre Verbindung durch die Anlage der „Oberschwäbischen Erinnerungswege“: die bisher dichteste NS-Dokumentation in einer deutschen ländlichen Großregion. Im Campus Weiße Rose liegt der Ursprungsort der Denkstätte Widerstand Weingarten, in der mit Hilfe des didaktischen In- struments der Widmungshäuser die Eigenart des Widerstands unter einem regionalen Aspekt ins Bild gesetzt und mit der Dokumentation des studentischen Widerstands verknüpft wird. An Orten wie Ulm, Weingarten, Aulendorf, Leutkirch und Krauchenwies weiß sich Oberschwaben schon bisher und zu- nehmend mit dem „Geist der Weißen Rose“ verbunden: ei- nem Geist, der die Anstrengung spezialisierten Wissens nicht scheut, dabei aber nicht in Fachidiotentum abgleitet, weil er bemüht ist , mit Sozialkompetenz und Verantwortung für das Gemeinwohl einherzugehen, den demokratischen Dienst an Frieden und Menschenrechten nicht aus dem Blick zu ver- lieren. In Weingarten, wo bisher schon Häuser studentischen Woh- nens nach Widerstandskämpfern gegen die Nazidiktatur be- nannt waren: nach Eugen Bolz und der Münchner Weiße Rose Gruppe, weitere dem regionalen Arbeiterwiderstand und dem jüdischen Schicksal gewidmet werden, soll nach Kuratoriums- beschluss ein Mahnmal des studentischen Diktaturwiderstands gegen zwei Diktaturen in deutscher Geschichte entstehen: ge- gen die NS-Diktatur und gegen den Stalinismus in der SBZ und frühen DDR (dort haben 70 Studierende und Demokraten ihr Leben als Opfer ungerechter Gewalt verloren). Text: Wolfgang Marcus

17 DWW im Campus Weiße Rose Weingarten

Geschwister-Scholl-Bau Hans Scholl wurde 1918 in Ingersheim in Württemberg geboren und wuchs mit fünf Geschwistern in einem liberalen protestantischen Elternhaus in Ulm auf. 1933 trat er in die Hitler-Jugend ein. Als begeisterter Jungvolkführer stieg er 1935 zum Fähnleinführer auf. Als Anführer war er sehr beliebt, er galt als naturver- bunden und suchte mit seiner Gruppe Abenteuer. Nach seiner Verhaftung wegen „bündischer Umtriebe“ Ende 1937 ging er zunehmend auf Distanz zur nationalsozialistischen Ideologie und Politik. Immer wichtiger wurden jetzt der Zusammenhalt in der Familie und der Austausch mit unabhängig denkenden Freunden. Nach Reichsarbeits- und Wehrdienst studierte Hans Scholl ab Sommer 1939 an der Universität München Medizin und wur- de der 2. Studentenkompanie zugeteilt. In München suchte er Gespräche mit katholischen Religionsphilosophen. Carl Muth wurde neben Theodor Haecker bzw. dem Regimegegner Josef Furtmeier ein wichtiger Mentor. Sie bestärkten ihn in seiner christlich-humanistischen Haltung, die Fundament seines Wi- derstands wurde. 1940 wurde er in Frankreich als Sanitäts- soldat eingesetzt. Im Juni 1941 lernte er Alexander Schmorell kennen, mit dem ihn eine enge Freundschaft verband. Genau ein Jahr später riefen Scholl und Schmorell in München mit den ersten vier Flugblättern der Weißen Rose zum passiven Widerstand gegen die NS-Diktatur auf; nachdrücklich forder- ten sie Freiheit und die sofortige Beendigung des Krieges. Wie auch Alexander Schmorell und Willi Graf wurde Hans Scholl im Herbst 1942 für drei Monate als Sanitätssoldat in der Sowjetunion eingesetzt. Nach ihrer Rückkehr intensivier- ten sie ihren Widerstand. Mit Unterstützung weiterer Freunde produzierten und verteilten sie das fünfte Flugblatt. Anfang Februar 1943 schrieben sie Parolen wie „Freiheit“ oder „Hitler Massenmörder“ an Münchner Hausfassaden. Am 18. Februar 1943 wurden Hans und Sophie Scholl bei der Verteilung des sechsten Flugblattes im Lichthof der Münchner Universität verhaftet. Nur vier Tage später, am 22. Februar 1943, verur- teilte der Volksgerichtshof sie und Christoph Probst zum Tode. Noch am selben Tag wurden sie durch das Fallbeil hingerich- tet. Text: Weiße Rose Stiftung e. V.

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Geschwister-Scholl-Bau Sophie Scholl wurde am 9. Mai 1921 in Forchtenberg geboren. 1934 trat sie in den „Bund Deutscher Mädel“ der Ulmer „Hitler-Jugend“ ein und galt bald als ri- gorose Gruppenführerin, die die Mädchen für abenteuerliche Fahrten zu begeistern verstand. 1937, nach der Verhaftung ihres Bruders Hans Scholl und seiner Freunde wegen „bündischer Umtriebe“, begann sie, sich kritisch mit dem Nationalsozialismus auseinanderzusetzen. Nach dem Abitur 1940 machte sie eine Ausbildung zur Kindergärtnerin. Nach Reichsarbeitsdienst und Kriegshilfsdienst studierte sie ab Mai 1942 in München Biologie und Philosophie. Dem Beginn des Zweiten Weltkrieges im September 1939 sah Sophie Scholl mit Schrecken entgegen. Sie konnte es nicht begreifen, dass nun dauernd „Menschen in Lebensgefahr ge- bracht werden von anderen Menschen“, wie sie in einem Brief an ihren Freund Fritz Hartnagel schrieb. Kritisch setzte sie sich mit seiner Rolle als Berufssoldat auseinander. Im Mai 1942 bat Sophie Scholl ihn um 1000 Reichsmark und einen Be- zugsschein für einen Vervielfältigungsapparat – ein konkreter Hinweis auf ihre frühe Bereitschaft zum Widerstand. Im Januar 1943 wirkte Sophie Scholl an der Herstellung und Verbreitung des fünften Flugblattes mit. Sie besorgte dafür Papier, Briefmarken und Adressen und brachte es nach Augs- burg, Stuttgart und Ulm. Am 18. Februar 1943 verteilte sie mit ihrem Bruder Hans Scholl das sechste Flugblatt im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie wurden entdeckt und festgenommen. Im Verhör gab sie standhaft zu Protokoll: „Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan zu haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte. Ich bereue daher meine Handlungsweise nicht und will die Folgen (…) auf mich nehmen.“ Nur vier Tage später, am 22. Februar 1943, wurden Sophie und Hans Scholl mit Christoph Probst vom Volksgerichtshof in München zum Tode verurteilt und noch am selben Tag im Ge- fängnis München-Stadelheim durch das Fallbeil hingerichtet. Text: Weiße Rose Stiftung e. V.

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Kurt-Huber-Bau Kurt (Ivo, Theodor) Huber- wurde am 24.10.1893 in Chur (Graubünden) geboren, stu- dierte in München Musikwis- senschaft und Philosophie; Promotion 1917 summa cum laude über den Münchner Komponisten Ivo di Vento (1543-1575); 1921 Habilita- tion über Phänomenologie der musikalischen Wahrneh- mung; 1926 außerordentli- cher Professor. 1929 heiratete er Clara Schlickenrieder, mit der er zwei Kinder hatte. Das Zentrum seiner wissen- schaftlichen Arbeit war die Musik: Wahrnehmung von Klän- gen, Tonpsychologie, Musikästhetik, allgemeine Ästhetik. Daneben las er über Psycholo- gie und Philosophie und zum Schluss über ideologisch unver- fängliche formale Logik. Zusammen mit Kiem Pauli wan- derte er durch die bayerischen Berge und schrieb die vielleicht letzten Reste alter Volksmusik auf: Mehrstimmige Lieder, die a capella und ohne Text gesungen wurden. Er machte Musikauf- nahmen in Bosnien und in der Gottschee, einer alten deutschen Sprachinsel. Vorübergehend lei- tete er das Staatliche Institut als Wanderer für deutsche Musikforschung in in Sachen Volksmusik Berlin.

1942 schloss er sich der Widerstandsgruppe Weiße Rose an, redigierte das fünfte Flugblatt und verfasste das sechste. Im Sommersemester 1942 hielt er eine Vorlesung über „Leibniz und seine Zeit“, bei der sich die Studenten der Weißen Rose trafen. Am 27. Februar 1943 wurde er verhaftet und seine

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Frau kam in Sippenhaft. Sein Todesurteil war vom Vorsitzen- den des VGH als Geburtstagsgeschenk für den Führer gedacht. Kurz vor seiner Hinrichtung am 13. Juli 1943 schrieb er im Gefängnis:

„Wenn ich mich frag: Was hab ich hinterlassen? Konzepte. Skizzen nur – Papierne Massen. Kaum eine Reinschrift. Reinschrift meines Lebens Ist nur der Tod – und der war nicht vergebens.“

Text: Wolfgang Huber

Tierfreund Kurt Huber

Literatur: Kurt Huber: Ivo de Vento (ca. 1540-1575) 1918. Diss. München; Der Ausdruck musikalischer Elementarmotive. Eine experimental psy- chologische Untersuchung, Leipzig 1923, Habilitationsschrift; Die Doppelmeister des 16. Jahrhunderts. Eine methodologische Skizze; in: Festschrift Sandberger, München 1918; Herders Begründung der Musikästhetik, in: Archiv f. Musikforschung 1936; Zusammen mit Paul Kiem: Oberbayerische Volkslieder mit Bildern und Weisen, München 1930; Gottschee-Fahrt 1935, Dt. Akademie München 1935; Zusammen mit Walther Wünsch: Bosnienfahrt, in: Dt. e Musikkultur 1938; Joseph Geysers Stellung in Logik und Erkenntnistheorie, in: Philosophia peren- nis, Regensburg 1930; Kurt Huber (posthum); Leibniz – Der Philosoph der universalen Harmonie 1951, 1989, ed. I. Köck und Clara Huber (Piper) München; Grundbegriffe der Seelenkunde – Einführung in die allgemeine; Psychologie 1953 – ed. Aloys Wenzl; Ästhetik 1954 – ed. Otto Ursprung; Musikästhetik 1954 - ed. Otto Ursprung. (Buch-Kunst- verlag Ettal) Ettal; „... der Tod war nicht vergebens“, (Nymphenburger) München. Rosemarie Schumann, 2007. Leidenschaft und Leidensweg. Kurt Huber im Widerspruch zum Nationalsozialismus (Droste Verlag Düsseldorf); Wolfgang Huber 2009; Kurt Huber vor dem Volksgerichts- hof (Die Blaue Eule) Essen.

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Willi-Graf-Bau Willi Graf wurde am 2. Januar 1918 in Kuchenheim bei Euskirchen geboren und wuchs mit zwei Schwestern in einem ka- tholischen, unpolitischen Elternhaus auf. Bis 1936 war Willi Graf Mitglied im ka- tholischen Schülerbund Neudeutschland und später in der illegalen katholischen Jugendorganisation „Grauer Orden“. Konsequent weigerte er sich, in die Hitler-Jugend einzutreten. Nach Abitur und Reichsarbeitsdienst begann er 1937, in Bonn Medizin zu studieren. Im Rahmen einer Verhaftungswelle ge- gen die „bündische Jugend“, mit der auch kirchliche Jugend- organisationen zerschlagen werden sollten, kam er im Januar 1938 einige Wochen in Untersuchungshaft. Wenige Monate nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wur- de Willi Graf zur eingezogen und als Sanitätssol- dat in Belgien, Südfrankreich, Kroatien, ab Mai 1941 in Po- len und ab Sommer 1941 in der Sowjetunion eingesetzt. Die Grausamkeit des Krieges löste bei ihm Entsetzen aus, das er in seinen Briefen und Tagebucheinträgen andeutete. Im Ap- ril 1942 konnte Willi Graf sein Medizinstudium in München fortsetzen. In der 2. Studentenkompanie lernte er Hans Scholl und Alexander Schmorell kennen, mit denen er Ende Juli bis Ende Oktober 1942 an der Ostfront eingesetzt wurde. Nach der Rückkehr beteiligte sich Willi Graf an der Vervielfältigung und Verbreitung des fünften und sechsten Flugblattes. Mit Flug- blättern und einem Vervielfältigungsgerät im Gepäck, warb er in seinem alten Freundeskreis in Saarbrücken, Köln, Bonn bzw. Freiburg um Mitstreiter. Mit Hans Scholl und Alexander Schmorell schrieb er Parolen wie „Freiheit“ und „Hitler Mas- senmörder“ an Münchner Hausfassaden. Willi Graf wurde am 18. Februar 1943 festgenommen und ge- meinsam mit Prof. Kurt Huber und Alexander Schmorell am 19. April 1943 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 12. Oktober 1943 im Gefängnis München-Stadelheim mit dem Fallbeil hingerichtet. Text: Weiße Rose Stiftung e.V.

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Hans-Conrad-Leipelt-Bau Hans Leipelt kam am 18. Juli 1921 als Kind des katholischen Dipl. Ing. Konrad Leipelt (15.5.1886) und seiner evange- lischen Frau Dr. Katharina Leipelt, geb. Baron, (*28.5.1892) zur Welt. Nach seinem Abitur meldete er sich 1938 zum Reichsarbeitsdienst. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er als Infanterist zu- nächst 1939 in Polen und dann 1940 in Frankreich. Im August 1940 wurde er aus rassischen Gründen – seine Mutter galt in der nationalsozialistischen Terminologie als `Volljüdin´ – trotz zahlreicher militärischer Auszeichnungen – unehrenhaft aus der Wehrmacht entlassen. Das war nicht die erste – und erst recht nicht die letzte – Dis- kriminierung, unter der er zu leiden hatte. Die Sondergeneh- migung, mit der er im Herbst 1940 zunächst seine Zulassung zum Chemiestudium in Hamburg erworben hatte, wurde im Wintersemester 1941/42 nicht verlängert. Daraufhin setz- te er sein Studium am Chemischen Institut der Münchener Universität fort, wo der dortige Institutsleiter Prof. Dr. Hein- rich Wieland sich mutig über die verordnete Diskriminierung „halbjüdischer“ Studenten hinwegsetzte. An diesem Ort lernte Hans Leipelt auch seine Freundin Marie-Luise Jahn kennen. Im Sommer 1942 musste er tatenlos zusehen, wie seine Groß- mutter mütterlicherseits nach Theresienstadt deportiert wurde. Am 18. Februar 1943 fand der Chemiestudent in München das sechste Flugblatt der Weißen Rose in seiner Post. Als er bald darauf die Nachricht von der Hinrichtung der Geschwister Scholl und ihres Freundes Christoph Probst las, entschloss er sich, ihren Widerstand unter dem Motto „…und ihr Geist lebt trotzdem weiter!“ zusammen mit seiner Freundin Marie-Luise Jahn fortzusetzen. Im Herbst 1943 wurden Hans Leipelt, Marie-Luise Jahn und weitere Freunde verhaftet. Katharina Leipelt war zwei Tage nach ihrer Verhaftung nicht mehr am Leben. Im Oktober 1944 verurteilte der Volksgerichtshof den Studenten zum Tode. Das Urteil wurde am 29. Januar 1945 vollstreckt. Text: Klaus Möller

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Christoph-Probst-Bau Christoph Probst wurde am 6. November 1919 in Murnau geboren. Sein Vater, Her- mann Probst, war Privatgelehrter, seine Mutter Lehrerin. Nach der Trennung der Eltern war seine Schulzeit von häufigen Ortswechseln bestimmt. 1928 heirate- te der Vater Elise Rosenthal, eine Jüdin. Nach dem Tod von Hermann Probst im Mai 1936 war Elise Probst antisemitischer Verfolgung ausge- setzt; mit Hilfe einer Familie aus Ruhpolding-Zell konnte sie überleben. 1935 lernte Christoph Probst auf dem Neuen Realgymnasium München Alexander Schmorell kennen, mit dem ihn eine enge Freundschaft verbinden sollte. Nach Reichsarbeitsdienst und Wehrdienst begann er als Sanitätsgefreiter der Luftwaffe in München Medizin zu studieren. 1940 wurde sein erster Sohn Michael geboren, ein Jahr später sein Sohn Vincent. Sein Frau Herta Dohrn kam aus einer regimekritischen Familie. Im Janu- ar 1943 gebar sie das dritte Kind Katharina. Wahrscheinlich wurde Christoph Probst schon früh in die Wi- derstandspläne von Hans Scholl und Alexander Schmorell eingeweiht. Als junger Vater hielt er sich zunächst aus den gefährlichen Widerstandsaktionen heraus. Nach der Landung der Westalliierten in Nordafrika und der Einschließung der 6. Armee in Stalingrad entwarf Christoph Probst ein Flugblatt, das jedoch nicht mehr vervielfältigt und verteilt wurde. Die Gestapo fand diesen hochpolitischen Text nach der Verhaf- tung bei Hans Scholl. Daraufhin wurde Christoph Probst am 19. Februar 1943 in Innsbruck festgenommen und am 22. Feb- ruar 1943 gemeinsam mit Hans und Sophie Scholl vom Volks- gerichtshof zum Tode verurteilt. Noch am selben Tag wurde er in München-Stadelheim hingerichtet. Text: Familie Probst

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Alexander-Schmorell-Bau Alexander Schmorell, 1917 in der russi- schen Stadt Orenburg am Ural geboren, entstammt einer deutsch-russischen Fa- milie, die nach ihrer Flucht ab 1921 in München lebte. Schon als Jugendlicher begann er, in der russischen Literatur seine eigene Welt zu suchen, die er dem immer stärker empfundenen Zwang im nationalsozialistischen Deutschland entgegensetzte. Der deut- sche Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941, der als rassenideologischer Eroberungs- und Vernichtungskrieg ge- führt wurde, belastete ihn persönlich. Nach dem Abitur 1937 wurde Alexander Schmorell zum Reichsarbeitsdienst verpflichtet. Seine Ablehnung des NS- Systems wuchs. Radikal wandte er sich gegen die ideologische Vereinnahmung. Musizieren, Zeichnen und Bildhauerei waren für ihn auch Ausdruck seiner geistigen Unabhängigkeit. Mit Christoph Probst war er seit Schulzeiten eng befreundet. Nach dem Wehrdienst begann Alexander Schmorell 1939 in Hamburg Medizin zu studieren. Als junger Rekrut war er im März 1938 beim Einmarsch in Österreich und im Okto- ber 1938 im Sudentenland eingesetzt. 1939 wechselte er an die Münchner Universität und wurde der 2. Studentenkompa- nie zugeteilt. Im Juni 1941 lernte er Hans Scholl kennen, mit dem er im Sommer 1942 mit den ersten vier „Flugblättern der Weissen Rose“ zum Widerstand aufrief. Im zweiten Flugblatt verurteilten sie die Gewaltverbrechen gegen die jüdische Be- völkerung in Polen als „das fürchterlichste Verbrechen an der Würde des Menschen“. Nach seinem Einsatz als Sanitätssoldat an der Ostfront beteiligte sich Alexander Schmorell im Januar und Februar 1943 an der Herstellung, Vervielfältigung und Verteilung des fünften und sechsten Flugblattes. Nach der Verhaftung von Hans und Sophie Scholl am 18. Feb- ruar 1943 versuchte Alexander Schmorell zu fliehen. Er wurde am 24. Februar in München festgenommen, am 19. April vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 13. Juli 1943 im Gefängnis München-Stadelheim mit dem Fallbeil hingerichtet. Text: Weiße Rose Stiftung e.V.

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Eugen-Bolz-Wohnheim Eugen Bolz wurde am 15. Dez. 1881 in Rottenburg/N. gebo- ren. Als Zentrumspolitiker war er von 1912-23 Mitglied des Reichstags, von 1913-33 Mit- glied des Württbg. Landtags. Von 1919-23 wirkte er als Justiz- und von 1923-33 als Innenminister Württembergs. Von1928-33 war er Staats- präsident von Württemberg. Juni 1933 legte er sein Land- tagsmandat nieder und wurde geschf. Vorstand der Zent- rumspartei auf Reichsebene. Sein Kontakt zum Goerdeler-Kreis trug ihm die Verhaftung am 12. Aug. 1944, Gefängnis in Stuttgart, Ra- vensbrück und Berlin und das Urteil Freislers zum Tod durch das Fallbeil ein. Das Urteil wurde am 23. Januar 1945 in Bln.-Plötzensee voll- streckt.

Eugen Bolz hat sein Leben gegen die nationalsozialistische Diktatur eingesetzt und wurde Opfer ihrer Unrechtsjustiz. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Württembergs Staatspräsident Eugen Bolz eine prägende Persönlichkeit im deutschen Südwesten. Der Zentrumspolitiker Eugen Bolz spielte jedoch auch auf Reichsebene eine führende Rolle. Ihm war es als einzigem Politiker gestattet, parlamentarische Man- date sowohl im Landtag wie im Reichstag wahrzunehmen. Bolz erscheint als ein Mann mit strengen persönlichen Grund- sätzen, festem Glauben und fundierter juristischer Kompetenz. Als 1932 eine Regierungskoalition zwischen Zentrum und NS- DAP erörtert wird, leiten ihn politische Erwägungen, wenn er einen nüchternen Umgang mit der Partei empfiehlt. 1933 wird er zum Mahner, verliert Positionen und Machtbefugnisse, wird bespitzelt und verhaftet. Sein Weg in den aktiven Widerstand wird nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 von den NS-Scher- gen aufgedeckt und geahndet. Text: Stefanie Wahle-Holoch

26 Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser

Eugen Bolz vor Freislers Gericht

Das Eugen-Bolz-Wohnheim und der Alfred-Delp-Bau der Denkstätte Widerstand Weingarten weisen über sich hinaus auf das im deutschen Südwesten dichtere Widerstandspotenti- al aus katholisch-kirchlichen Traditionen als in anderen Lan- desteilen hin. Hier ist nicht nur der „Bekennerbischof“ Johann Baptist Sproll zu nennen, sondern Menschen wie die Jesuiten Pater Rupert Mayer, Pater Rösch, der von den Nazis vertrie- bene Erzabt von Beuron Raphael Walzer OSB: vor allem aber die für den traditionellen Katholizismus nahezu exotische katholisch-pazifistische Gruppe der Christkönigsgesellschaft/ Meitingen ihres Gründers Max Josef Metzger, der auch der Oberschwabe Josef Ruf und der Allgäuer Michael Lerpscher angehörten, die allesamt – dem Oberösterreicher Franz Jäger- stetter ähnlich – dem NS-Fallbeil zum Opfer fielen.

Literatur: Köhler, Joachim (Hg.), Christentum und Politik. Dokumente des Wider- stands, Sigmaringen 1985 Ders., Eugen Bolz, in: Joachim Mehlhausen (Hg.), Zeugen des Wider- stands, Tübingen 1996, S. 111-141 Frank Raberg, Eugen Bolz, Zwischen Pflicht und Widerstand= Prägende Köpfe aus dem Südwesten, Bd. 3, Leinfelden 2009 Joachim Sailer, Eugen Bolz und die Krise des politischen Katholizismus in der Weimarer Republik, Tübingen199

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Edith-Stein-Bau Edith Stein wurde am 12. Oktober 1891 in Breslau als Jüdin geboren. Sie war die Jüng- ste unter sieben Geschwistern. 1911 nimmt sie – nach dem Abitur – ihr Studium der Philosophie, Psychologie, Germanistik und Geschichte in Breslau auf, das sie von 1913- 15 in Göttingen fortsetzt und mit dem Staats- examen beschließt. Nach Lazarettdienst im 1. Weltkrieg und Referendariat in Breslau promoviert sie 1916 bei dem phänomenologischen Philosophen Edmund Husserl in Freiburg i. Br. mit Auszeichnung (summa cum laude), was ihr eine Lehrtätigkeit an der Univ. Freiburg, eine Assistenz bei Husserl und weitere wissenschaftliche Arbeit eröffnet (1916-1923). Das Jahr 1921 wird zum Jahr ihrer Bekehrung zum Christentum – nach einer 15-jährigen Phase des Atheis- mus. Edith Stein hatte sich bereits vor Aufnahme ihres Studiums vom Glauben ihres Elternhauses abge- Edith-Stein-Geburtshaus wandt. Nun lässt sie sich 1922 tau- in Breslau fen und wird von 1923-31 Lehrerin an der Lehrerinnenbildungsanstalt der Dominikanerinnen in Speyer, Referentin zur Frauenfrage, und 1932-33 ist sie Dozentin in Münster. 1933 tritt sie als Schwester Teresia Benedicta vom Kreuz in das Kölner Kar- melkloster ein. 1938 übersiedelt sie in das Karmelkloster von Echt/Niederlande. Von da wird sie 1942 von den Nazis nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Unter dem Eindruck der NS-Judenverfolgung bekennt sich Edith Stein als Christin zu ihrem jüdischen Volk und sieht ihren Tod als Opfer für dieses Volk an. 1987/98 wird Edith Stein selig- und heiligge- sprochen, 1999 als Mit-Patronin Europas geehrt. Edith Stein hinterlässt ein bedeutendes – vor allem philosophisches, aber auch biographisches, pädagogisches, anthropologisches und mystisches – Werk, das in 28 Bänden der ESGA (Edith Stein- Gesamtausgabe bei Herder) wissenschaftlich ediert wurde. Text: Beate Beckmann-Zöller

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Ziele der Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland e. V. (ESGD) 1. Die Erinnerung an die hl. Edith Stein als Tochter des jüdi- schen Volkes, als Philosophin und als Karmelitin vertiefen; ihr philosophisches, pädagogisches und religiöses Erbe zu erschließen und zu pflegen. 2. Völkerverständigung und Verwirklichung eines vereinten Europa, in dem die Menschenrechte unabhängig von be- stehenden Grenzen und nationalen, religiösen, politischen oder wirtschaftlichen Unterschieden geachtet werden; be- sonders: christlich-jüdischer und deutsch-polnischer Dia- log, sowie Dialog mit der säkularen Welt.

Kontakt: Edith-Stein-Gesellschaft Deutschland e.V., Postfach 1180, 67326 Speyer. Tel. (+49)-62 32- 10 22 81. E-Mail: [email protected]; Internet: www.Edith-Stein-Gesellschaft.de Dr. Beate Beckmann-Zöller (Vize-Präsidentin)

Literatur: Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Unerbittliches Licht. Edith Stein: Philosophie, Mystik, Leben, Mainz 1999 Andreas Uwe Müller, Maria Amata Neyer: Edith Stein über das Leben einer ungewöhnlichen Frau. Düsseldorf 2002 Beckmann-Zöller, Beate / Gerl-Falkovitz, Hanna-Barbara: Edith Stein -Themen, Kontexte, Materialien, Dresden 2015

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Dietrich-Bonhoeffer-Bau „Dietrich Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 in Breslau geboren. Zu- sammen mit seiner Zwil- lingsschwes- ter und sechs weiteren Ge- Dietrich Bonhoeffer mit seinen Geschwistern schwistern wuchs er seit 1912 in Berlin auf, da der Vater Professor für Psychiatrie an der Charité geworden war. Bonhoeffer studierte Evangelische Theologie; nach früher Promotion und Habilitation schien eine akademische Karriere naheliegend. Als Pastor begeisterte er junge Konfirmanden aus proletarischen Familien, als Dozent sammelte er einen Kreis von Theologiestudierenden um sich. 1933 gründete Bonhoeffer mit anderen den Pfarrernotbund, aus dem 1934 die »Bekennende Kirche« entstand. Er selbst ging 1933 ins Auslandspfarramt nach London und engagierte sich intensiv in der Ökumene mit dem Aufruf an die Kirchen gegen einen drohenden Krieg einzu- treten. 1935 kehr- te er zurück, um ein Pre- digersemi- nar der Be- kennenden Kirche in Finkenwal- de bei Stet- Bonhoeffer mit seinem Freund Eberhard Bethge tin zu leiten. Eberhard Bethge wurde Bonhoeffers kongenialer Mitarbeiter und Freund. Nach Schließung des Seminars durch die Gestapo 1937 arbeitete man bis 1940 in illegalen „Sammelvikariaten“ weiter.

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Nach Kriegsausbruch beteiligte er sich, durch seinen Schwager Hans von Dohnanyi vermittelt, am politischen Widerstand um Admiral Canaris. Im Februar 1943 wurde Bon- hoeffer verhaftet. Kurz zuvor hatte er sich mit der 18 Jahre jüngeren Maria von Wedemey- er verlobt. Nachdem bekannt geworden war, dass Bonhoeffer zu der Attentatsgruppe des 20. Juli 1944 gehörte, brachte man ihn in das berüchtigte Gefäng- nis in der Prinz-Albrecht-Straße, später ins KZ Buchenwald. Am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossen- bürg erhängt“.

Die internationale Bonhoeffer-Gesellschaft (ibg) wurde 1973 in Düsseldorf gegründet. Sie ist eine wissenschaftliche Verei- nigung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Erbe des evangeli- schen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoef- fer zu bewahren und für die Gegenwart fruchtbar zu machen. Die deutschsprachige Sektion hat zurzeit über 450 Mitglieder. Weitere Sektionen gibt es in Brasilien, Japan, Südkorea, den Niederlanden, Polen und den USA. Darüber hinaus bestehen Kontakte zu zahlreichen Einzelpersonen und Gruppen in aller Welt. Die ibg veranstaltet regelmäßig Tagungen, fördert Untersu- chungen zu Bonhoeffers Leben und Werk und steht bei An- fragen von Einzelpersonen, Gemeinden, Universitäten u.a. zur Beratung zur Verfügung. Die Arbeitsgruppen Gedenkstätten und Schulen vernetzen Gedenkorte und sichten Arbeitsmate- rialien zu Bonhoeffer. Die ibg gibt drei- bis viermal im Jahr einen Rundbrief heraus mit eigenen Beiträgen, Nachrichten, Hinweisen auf Neuerscheinungen und Tagungsberichten. Sie war maßgeblich beteiligt an der Herausgabe der Dietrich Bon- hoeffer Werke, die seit 1998 in einer 17-bändigen Gesamt- ausgabe (erschienen im Chr. Kaiser Verlag/Gütersloher Ver- lagshaus) vorliegen. Text: Christiane Tietz

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Alfred-Delp-Bau Alfred Delp wurde am 15. September 1907 in Mann- heim als Sohn eines protes- tantischen Vaters und einer katholischen Mutter geboren. Katholisch getauft, protestan- tisch erzogen und konfirmiert wuchs er in kleinbürgerlichen Verhältnissen in Südhessen auf. Durch seinen Anschluss an den aus der Jugendbe- wegung hervorgegangenen katholischen „Bund Neu- Deutschland“ im Konvikt in Alfred Delp mit jungen Menschen Dieburg entzog er sich dem auf der Kampenwand bei Aschau konfessionalistischen Gezänk am Chiemsee in seiner Familie: er suchte eine in Christus gründende Einheit jenseits der Konfessionen. Früh trat er in den Jesuitenorden ein, in dessen Spirituali- tät er sich bereits im Jugendbund ND eingelebt hatte. Seine Priesterweihe 1937 stand unter dem Eindruck der Enzyklika „Mit brennender Sorge“, in der sich Papst Pius XI mit dem Nationalsozialismus auseinander setzte. Delp war von seinem Orden zur weiteren Ausbildung für soziale Fragen auserse- hen. Als Redakteur der angesehenen Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ machte er sich in kurzer Zeit einen Namen als Inter- pret der kath. Soziallehre. Nach ihrem Verbot durch den NS- Staat beauftragte ihn sein Ordensoberer 1942 zur Mitarbeit im „Kreisauer Kreis“, in dem Delp Konzepte für den Neuaufbau Deutschlands und Europas nach der Überwindung des NS- Systems entwickelte. Nach dem misslungenen Attentat vom 20. Juli wurde Delp mit anderen Kreisauern verhaftet und in Plötzensee am 2. Februar 1945 erhängt. Seine im Gefängnis mit gefesselten Händen geschriebenen Meditationen – bereits 1947 unter dem Titel „Im Angesicht des Todes“ veröffentlicht, haben ungezählten Menschen Orientierung gegeben. Sie ge- hören zum „geistlichen Weltkulturerbe“. Delp im letzten Brief an seine Freunde: „Es sollen andere einmal besser und glück- licher leben dürfen, weil wir gestorben sind.“ Text: Günther Saltin

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Die ALFRED-DELP-GESELLSCHAFT MANNHEIM E.V. Im Hinblick auf das Jahr 2007 – 100. Geburtstag Alfred Delps – gründeten 19 Bürger die Alfred-Delp-Gesellschaft Mann- heim e. V. Sie hat sich dem Ziel verschrieben, die Erinnerung an diesen großen „Sohn Mannheims“ lebendig zu erhalten und sein geistiges Erbe zu aktualisieren. Ersterem dient z. B. die Stiftung einer Delp-Büste des Künstlers Karlheinz Oswald (Mainz/Rom) für die Mannheimer Jesuitenkirche (Taufge- meinde Delps), letzterem das seit 2005 erscheinende Alfred- Delp-Jahrbuch (LIT Verlag Münster/Berlin). Kontakt: lic. theol. Günther Saltin, Weidenstr. 27, 67141 Neuhofen/Pfalz, 06236 53593, [email protected]

Kassiber Delp‘s vom 10. Dezember 1944 aus der Haftanstalt Tegel an einen Kreis von Helferinnen außerhalb des Gefängnisses (Quelle für Bild und Kassiber: Archiv der Deutschen Provinz der Jesuiten, München)

Literatur: Roman Bleistein: Alfred Delp – Geschichte eines Zeugen. Frankfurt am Main 2. Auflg.(1985) Günter Brakelmann: Helmut James von Moltke 1907-1945. Eine Bio- graphie. München 2007 Günther Saltin: Gesang im Feuerofen. Die ökumenische Bibellektüre von Helmuth James von Moltke, Alfred Delp, Eugen Gerstenmaier und Joseph Ernst Fugger von Glött in der Haftanstalt Tegel. Würzburg 2014

33 Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser

Georg-Elser-Haus Georg Elser war eine herausragen- de Persönlichkeit im Kampf gegen den Nationalsozialismus, die spät erst ihren Platz in der Geschichte fand. Er kam dem Ziel, Adolf Hitler zu töten, so nahe wie Jahre später Graf Stauffenberg. Dabei wurde er von starkem Gerechtigkeitssinn getrieben und wollte den schon begonnenen Krieg verhindern. Elser – Jahrgang 1903 – wuchs in Königsbronn im Kreis Heiden- heim auf und erwarb als Schrei- ner den Ruf eines Perfektionisten. Der Handwerker, von Anbeginn Gegner des Regimes, wählte mit sicherem Blick den „Bürgerbräukeller“ in München als Ort des Attentats, höhlte in über 30 Nächten die Säule am Red- nerpult aus und baute seinen Sprengapparat ein. Diese Bombe explodierte am 8. November 1939, dem Tag der Rede Hitlers vor „alten Kameraden“, nach Plan um 21.20 Uhr. Doch über- raschend hatte der „Führer“ 13 Minuten zuvor den Saal ver- lassen. Wegen des geplanten Angriffs auf Frankreich wollte er rasch nach Berlin. Bei der Explosion starben acht Menschen, mehr als 60 wurden verletzt. Am gleichen Abend wurde Elser auf der Flucht in Konstanz festgenommen. Er wurde gefoltert, die Gestapo vermutete den britischen Geheimdienst hinter dem Anschlag, doch er beharrte auf seiner Alleintäterschaft. Im Konzentrationslager Sachsenhausen sollte er für einen Prozess nach dem „Endsieg“ bereit gehalten werden. Als sich das Kriegsende abzeichnete, wurde er am 9. April 1945 im KZ Dachau ermordet. Noch nach dem Krieg wurde Elser ein Opfer der Propaganda der Nazis und ihrer Gegner: Die einen hielten ihn für einen Handlanger ausländischer Mächte, die anderen für ein Werk- zeug der Nationalsozialisten, die den Anschlag selbst insze- niert hätten. Erst ab dem Jahr 1970 – da wurde das Proto- koll der Vernehmung Elsers veröffentlicht – kam mühsam die Wahrheit ans Licht, die sich in den 1990er Jahren endgültig durchsetzte. Heute gilt Elser als rehabilitiert: In 70 Städten wurden Straßen nach ihm benannt, an vielen Orten erinnern Denkmale an ihn. Text: Ulrich Renz

34 Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser

Georg Elser Gedenkstätte Königsbronn

Skulptur von Georg Elser in Königsbronn (siehe die Würdigung von Jutta Limbach Seite 36)

Literatur: Schriftenreihe der Georg Elser Gedenkstätte Königsbronn: Band 1 – 13; Gruchmann, Lothar: Autobiographie eines Attent äters, Stuttgart 1989; Haasis, Hellmut G.: Den Hitler jag´ ich in die Luft, Ham- burg 2009; Renz, Ulrich: Georg Elser – Allein gegen Hitler, Stuttgart 2015; Peter Steinbach/Johannes Tuchel: Georg Elser – Der Hitler-Atten- täter, Berlin 2010.

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Jutta Limbach: Würdigung des Widerstands „einfacher Leute“ (aus Anlaß der Elser Skulptur) „Keiner der Attentäter, die Hitlers Leben gewaltsam beenden wollten, ist so missachtet und unterschätzt worden wie Georg Elser. Vielen erschien es undenkbar, dass sich ein einfacher Mann aus dem Volke zu einer solchen Tat aufraffen und – völ- lig auf sich gestellt – das Todeswerkzeug konstruieren und in- stallieren konnte. Man bezweifelte vor allem, dass ein aus ein- fachsten Verhältnissen stammender Handwerksgeselle die Gefahr erkannt hat, die die Herrschaft Hitlers für den Weltfrieden be- deutete. Doch der unersättliche Expansionsdrang Hitlers war sein erklärter Beweggrund zur Tat. Diese Voraussicht künfti- gen Unheils beschämte offenbar – man möchte fast sagen: kränkte – all jene, die den verbrecherischen Charakter des Na- tionalsozialismus angeblich nicht oder zu spät erkannt haben. Hier liegt wohl der tiefere Grund dafür, dass Elsers Anschlag auf Hitler gern vergessen oder auf angebliche Hintermänner zurückgeführt worden ist. Denn Elsers Feinnervigkeit und Ent- schlusskraft stellten die Glaubwürdigkeit und den Verantwor- tungssinn vieler seiner Zeitgenossen in Frage. Georg Elser ist uns in vieler Hinsicht ein Vorbild. Er zeichnete sich durch Mut, Verantwortungsbereitschaft und Friedenssehnsucht aus. Dem einfachen Mann aus dem Volke war ein feinfühliges Gewissen eigen. Er nahm sich die Freiheit heraus, als Einzelner einem staatlich gewandeten Rassisten und Mörder das Handwerk zu legen. Nur sehr allmählich hat sich in der Bundesrepub- lik ein Umdenken angebahnt. Seit den neunziger Jahren sind wir dabei, nicht nur dem „kleinen“ Widerstand, sondern auch einem aufbegehrenden Mann aus dem Volke wie Georg Elser Gerechtigkeit widerfahren zu lassen Der Ungehorsam und die Gegenwehr der „kleinen Leute“ boten moralische Gegenbilder zu dem angstbeherrschten Opportunismus in Zeiten der Dik- tatur. Das Erinnern an Georg Elser ermahnt uns alle, unsere staatsbürgerlichen Rechte aktiv wahrzunehmen und durch unseren Widerspruchsgeist Eingriffe in Verfassungsrechte ab- zuwehren. Auf dass wir staatlichen Machtmissbrauch nicht erst dann abzuwehren versuchen, wenn es zu spät ist, weil bereits Angst und Schrecken das gesellschaftliche Denken und Meinen beherrschen.“

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Fridolin-Endraß-Haus Fridolin Endraß, geboren am 5.3.1893 in Eriskirch am Bo- densee, wohnhaft in Fried- richshafen und von Beruf Schlosser, durchlief alle da- mals für einen Arbeiter typi- schen Stationen: Lehre mit gleichzeitigem Besuch der Gewerbeschule, Wanderschaft, Millitärdienst im 1. Weltkrieg, wo er zum Unteroffizier beför- dert wurde, Aufbau einer be- ruflichen Existenz. Im Reichs- bahn-Ausbesserungswerk in Friedrichshafen, wo er schließlich arbeitete, stieg er rasch zum Vorhandwerker auf. Mitglied einer Partei wurde Endraß nicht, auch wenn er der SPD gesinnungsmäßig nahe stand. In der Eisenbahnergewerkschaft engagierte er sich dafür überdurch- schnittlich und brachte es 1931 sogar zum Bevollmächtigten in Friedrichshafen. In dieser 1933 aufgelösten Gewerkschaft liegt auch die Wurzel von Endraß‘ Widerstandsarbeit gegen das NS-Regime. Er wurde zu einem wichtigen Mitglied der vor allem in Südwürttemberg im Untergrund agierenden so- genannten Molt-Gruppe, die hauptsächlich aus ehemaligen Eisenbahnergewerkschaftern bestand und ihre Aufgabe darin sah, einerseits durch die Verteilung von Druckschriften vor allem aus der Schweiz die Arbeiter von der Arbeiterfeindlich- keit des Nationalsozialismus zu überzeugen und andererseits durch das Sammeln und Weitergeben von entsprechenden Informationen Hitlers heuchlerische Friedensbeteuerungen zu entlarven und sein wahres Ziel, Krieg um jeden Preis, offen- zulegen. Nachdem es der Gestapo gelungen war, einen Spitzel in sei- ne Gruppe einzuschleusen, wurde Endraß am 21. Juli 1938 verhaftet, am 25. November 1939 wegen Landesverrat und Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt und am 23. Februar 1940 in Plötzensee hingerichtet. Er hinterließ seine Frau und eine Tochter. Text: Gerhard Raichle, Friedrichshafen

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Paul-Grüninger-Haus In Diepoldsau, auf der Brücke zwi- schen Österreich und der Schweiz, wird seit 2012 an den einstigen St. Galler Polizeikommandanten Paul Grüninger erinnert: Hauptmann Grüninger (1891–1972) rettete in den Jahren 1938 und 1939 einige hundert, vielleicht mehrere tausend jüdische und andere Flüchtlinge vor der nationalsozialistischen Ver- folgung und Vernichtung. Trotz schweizerischer Grenzsperre nahm er sie im Kanton St. Gallen auf, missachtete die Weisun- gen des Bundes und übertrat auch Gesetze, um die Flüchtlinge zu schützen. In Diepoldsau, wo die meisten jüdischen Flücht- linge über die Grenze kamen, wurde für sie ein Auffanglager eingerichtet. Viele reisten später weiter und überlebten in der Schweiz, in Frankreich, in England, im damaligen Palästina oder in Amerika. Auf Betreiben der Eidgenössischen Frem- denpolizei wurde Paul Grüninger im Frühjahr 1939 von der St. Galler Regierung fristlos entlassen. 1940 verurteilte ihn das Bezirksgericht St. Gallen wegen Amtspflichtverletzung und Urkundenfälschung. Grüninger wurde verfemt und bald ver- gessen; mit seiner Frau lebte er lange Zeit in bitterer Armut. Erst ab 1968 gab es wieder Stimmen, die öffentlich für Paul Grüninger eintraten. Rufe nach einer Rehabilitation wurden laut, Yad Vashem in Israel zeichnete den St. Galler Polizei- hauptmann als «Gerechten» aus. Wenige Monate vor seinem Tod erklärte Paul Grüninger auf die Frage eines Reporters, er würde in der selben Situation genau das gleiche noch einmal tun. Paul Grüninger starb – in der Welt bereits hochgeachtet, aber in St. Gallen nicht rehabilitiert – im Februar 1972 im Rheintaler Dorf Au, wo er die letzten Jahrzehnte in der Nähe seiner Tochter gewohnt hatte. Polizeikommandant Paul Grüninger (1891-1972) liegt auf dem Friedhof von Au neben seiner Frau Alice Grüninger-Federer begraben. Die letzte Ruhestätte wurde vor einigen Jahren vom Künstler Norbert Möslang gestaltet. Im Rheintaler Dorf Au ist auch das letzte Wohnhaus Paul Grüningers mit einer Tafel gekennzeichnet (gegenüber dem Gemeindehaus). Nach einer langen politischen Kampagne und der historischen Rekonst- ruktion seiner Geschichte entschloss sich die St. Galler Kan-

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tonsregierung 1993 doch noch, den Flüchtlingsretter politisch zu rehabilitieren. 1994 hat der Schweizer Bundesrat eine Eh- renerklärung für Paul Grüninger veröffentlicht. 1995 hat das Bezirksgericht St. Gallen Hauptmann Paul Grüninger mit der Wiederaufnahme seines Prozesses und mit einem Freispruch auch juristisch rehabilitiert. 1998 stimmte der Grosse Rat des Kantons St. Gallen einer materiellen Wiedergutmachung zu und entschädigte die Nachkommen Paul Grüningers für die durch die fristlose Entlassung des Hauptmanns entstandenen Lohn- und Pensionseinbußen. Der ganze Betrag wurde von den Nachkommen des Hauptmanns in die Paul Grüninger Stif- tung eingebracht. Diese verleiht seither periodisch einen Preis für besondere Menschlichkeit und besonderen Mut im Sinne Paul Grüningers. Die Stiftung unterstützt auch Projekte zur Erforschung und Darstellung von historischen und gegenwär- tigen Bestrebungen im Dienste der Menschenrechte.

An vielen Stel- len sind heute Gedenkorte für Paul Grüninger errichtet: Eine Grenzbrücke zwischen Hohen- ems und Die- poldsau, eine Ruth Roduner auf der Brücke ihres Vaters Schule in Wien, Straßen in Zü- rich und Stuttgart, ein Platz und eine Straße in Israel, ein Platz, ein Weg und ein Fußballstadion in St. Gallen wurden nach dem Mann benannt, dem so viele Opfer des Nationalso- zialismus ihr Leben verdankten. Nunmehr ist auch ein Wohnheim für Studierende im ober- schwäbischen Weingarten nach Paul Grüninger benannt – es lädt junge Menschen ein an seinem Mut Maß zu nehmen. Text: Stefan Keller

Literatur: Stefan Keller: Grüningers Fall, Rotpunkt Verlag Zürich, 4. Auflage 1998 Wolf Bickenbach: Gerechtigkeit für Paul Grüninger, Böhlau Verlag Köln, Weimar, Wien 2009

39 Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser

Hans-David-Elkan-Haus Hans Elkan wurde im Jahr 1900, als Sohn des letzten Vor- stehers der Israelitischen Kul- tusgemeinde Theodor Elkan, geboren. Er studierte, u. a. bei Heidegger und Husserl, Philo- sophie an der Universität Frei- burg – eine für Vorarlberger Verhältnisse ungewöhnliche, aber der aufklärerischen Tra- dition des liberalen Hohenem- ser Judentums entsprechende Wahl. Dieses Studium schloss er mit einer Dissertation über Platon ab. 1934 erlangte er die österreichische Lehrbefugnis an der Universität Innsbruck und unterrichtete einige Jahre als Probelehrer (ohne Bezahlung). Eine ordentliche Lehrerstel- le wurde ihm jedoch verweigert. Gleichzeit schrieb er an Aufsätzen, wie dem zum 175. Ge- burtstag von Friedrich Schiller, las Wilhelm von Humboldt, Hölderlin, Mörike und Kierkegaard und er arbeitete an einer historischen Kartensammlung für das Landesarchiv. Auf das Haus seiner Familie in Hohenems wurde von illegalen Nationalsozialisten einer der berüchtigten Böller-Anschläge verübt, eine Warnung vor dem, was noch kommen sollte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten durfte El- kan nicht mehr unterrichten. In seinen letzten Jahren beschäf- tigte er sich viel mit Gartenpflege. Gemeinsam mit seinem Vater kümmerte er sich um die letz- ten Gemeindeangelegenheiten. So versuchten sie nach 1939 die Torarollen aus der Hohenemser Synagoge vergeblich nach St. Gallen in Sicherheit zu bringen. Außerdem kümmerten sie sich um den alleine und verlassen in der Nervenheilanstalt dahin vegetierenden Lehmann Lev Heilbronner, der dort bald sterben sollte. Elkan und seine Eltern wollten Hohenems nicht verlassen – im Mai 1940 wurden sie nach Wien zwangsumge- siedelt. 1942 wurde die Familie ins KZ Theresienstadt depor- tiert, wo sie 1944 zu Tode gebracht wurden. Text: Thomas Fruhmann

40 Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser

Die Jüdin Hannah Arendt und der Jude Hans Elkan haben Martin Heidegger in Freiburg als Philosophielehrer erlebt. Noch bevor er seine Rektoratsrede gehalten hat, von der wir – nach Erscheinen der „Schwarzen Hefte“, der Bände 94 –96 der Gesamtausgabe – wissen, dass sie kein Betriebsunfall gewesen ist. Beide sind von seinem philosophisches Denken beeindruckt gewesen. Von Elkan sind mir keine abschätzigen Wertungen Heideggers bekannt. Der feinsinnige und zutiefst in deutscher Geistes- und Kul- turgeschichte, Literatur und Kunst verwurzelte Hebräer Hans Elkan aus der Hohenemser liberalen Israelitischen Kultusge- meinde, dessen Freiburger Dissertation zu Platon ihn als ge- diegen Wissenden um die geistigen Wurzeln Europas ausweist, bleibt in seiner Melancholie großmütig und in seinem tragi- schen Weg in den Tod von Theresienstadt verwurzelt in der Treue zum Bundesgott seines Volkes. Wenn Philosophie zwar auch eine Wissensform – aber mehr noch eine reflektierende und meditierende Lebensform ist, be- gegnen wir in Hans Elkan einem staunensfähigen philosophi- schen Menschen. Der die Intentionen der Husserlschen Phäno- menologie glaubwürdiger umgesetzt hat als sprachspielende Artisten im Umgang mit dem Jargon der Eigentlichkeit und fragwürdigem archaischem Bodengewurzel. Die Philosophen-Gemeinde rund um den See und in weiteren vorderösterreichischen Gefilden – von Freiburg bis Weingar- ten und von Meßkirch über Konstanz, St. Gallen nach Hohen- ems – ehrt nicht nur den Gärtner und Philosophen Elkan: sie liebt ihn. Und sie nimmt – vergleichbar mit der von Hannah Arendt wahrgenommenen Banalität des Bösen – die Banali- tät einer politischen Kultur zur Kenntnis, in der partiell ge- niale Leistung unintegriert neben primitiven antisemitischen oder antiziganischen Denkkonstrukten in den Gehirnregalen menschlicher Köpfe zu stehen vermag – und der Kopf eines Martin Heidegger oder eines Richard Wagner davon nicht aus- genommen werden kann. Text: Wolfgang Marcus

41 Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser

Naphtali-Berlinger-Haus – Ein Mann der Weisheit und der Thora Naphtali Berlinger wurde am 4. Dezember 1876 in Braunsbach am Kocher geboren. Nach sei- nem Studium trat er 1902 eine Stelle als Lehrer und Vorsänger in Hohebach an, bevor er 1908 nach Buttenhausen umzog, in die Heimat seiner Frau Hanna, die er 1901 geheiratet hatte. Sehr schnell erwarb sich Berlinger in seiner neuen Gemeinde durch seine Klugheit und seinen unerschütterlichen Glauben großen Respekt.

Mit Beginn der NS- Diktatur trafen auch Berlinger die ers- ten Schikanen. 1933 wurde er aus dem Schuldienst entlassen, wenig später musste er auch seine Dienst- wohnung aufgeben und mit seiner Familie Hanna und Naphtali Berlinger ins Rabbinatsgebäude umziehen. 1934 starb Berlingers Frau Hanna an einem Ge- hirnschlag und ließ ihren Mann mit 8 Kindern allein zurück. Im Zuge des Novemberpogroms brannte auch in Buttenhausen die Synagoge ab; Berlinger musste dem machtlos zusehen.

Während es fast allen Kin- dern Berlingers gelang, rechtzeitig ins Ausland zu emigrieren, wollte er in der schweren Zeit bei sei- ner Gemeinde bleiben. So wurde er mit dem letzten Transport Buttenhause- Ehepaar Berlinger mit seinen 8 Kindern ner Juden am 22. August

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1942 ins KZ Theresienstadt deportiert, wo er ein halbes Jahr später verstarb. Aus 4 Briefen, die er von dort an seine Kinder schrieb, geht hervor, dass er den schweren Weg mit Gottver- trauen zu Ende ging. Text: Eberhard Zacher

Berlinger mit seiner Schulklasse 1927

Berlinger an seinem Schreibtisch im Rabbinat

1) Deigendesch, Roland (Hrsg.), Juden in Buttenhausen, Ständige Ausstellung in der Bernheimer‘schen Realschule, Ausstellungskatalog, Münsingen 2004 2) Efinger, Manfred, Das Leben des Dr. Jakob Berlinger, in: Münsinger Jahrbuch, hrsg. vom Geschichtsverein Münsingen, 3./4. Jg. 1010/11 3) Friz, A., Geschichte und Entwicklung der Juden in Buttenhausen, Diss. Hohenheim, 1938 4) Gut, Jetta, Zürich, Brief vom 26.3.1980 an die Klasse 10b der Real- schule Engstingen 5) Marx, Werner L., The history of a former German-Jewish Community, Personal reflections and recollections, 1996 6) Randecker, G., Juden und ihre Heimat Buttenhausen, Hrsg. von der Stadt Münsingen, 1987 7) Weglein, Resi, Als Krankenschwester im KZ Theresienstadt, Erinne- rungen einer Ulmer Jüdin, hrsg. von Silvester Lechner und Alfred Moos, Schriftenreihe des Dokuzentrums Oberer Kuhberg e.V., Bd. 2, Stuttgart 1988 8) Zacher, Eberhard, Der Pogrom des 9./10. November 1938 in But- tenhausen, in: Münsinger Jahrbuch, 2.Jg., hrsg. vom Geschichtsverein Münsingen 2009 9) Zacher, Eberhard, „Wir als Juden können diese Zeit nie vergessen“, Die Juden von Buttenhausen - Vom Leben und Untergang einer Land- gemeinde in Württemberg, Materialien der Landeszentrale für politische Bildung, Stuttgart, 2. Auflage 2013

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Hermann- und Barbara-Levinger-Haus Hermann Levinger stamm- te aus einer jüdischen Fa- milie aus Karlsruhe und wurde 1865 geboren. Er konvertierte schon wäh- rend seines Jurastudiums zum protestantischen Christentum, von 1898 Hermann und Barbara Levinger (rechts) bis 1902 war er als Amt- im Kurgelände von Überlingen mann beim Bezirksamt in Überlingen angestellt. Zwischen 1902 und 1908 arbeitete Hermann Levinger am Bezirksamt Mannheim. 1902 heiratete er die verwitwete Maria Karolina von Bünau, geborene Staib. Am 26.12.1904 wurde die Tochter Barbara Levinger geboren. Von 1908 an war Hermann Levinger Amtsvorstand des Bezirksamts in Überlingen. In der Zeit seines Wirkens bis 1930, während der großherzoglichen bzw. Kaiserzeit ebenso wie während der republikanischen Weimarer Zeit, bewirkte er viel Positives in der Stadt Überlingen und im Amtsbezirk bzw. Landkreis, unter anderem war er einer der Mitbegründer der Unteruhldinger Pfahlbauten. Die Familie Levinger lebte im Obergeschoß des Bezirksamts in der Bahnhofstraße, hier wuchs auch Barbara Levinger auf, die in den zwanziger Jah- ren als Schriftstellerin und Schauspielerin tätig war. Nach seiner Pensionierung im September 1930 zog Hermann Levinger mit seiner Familie nach Wiesbaden. Dort lebte die Familie zurückgezogen, Maria Levinger starb 1933. Hermann Levinger galt nach den rassistischen Gesetzen des Dritten Reiches als Jude, Barbara Levinger als Halbjüdin. Als den bei- den die Deportation bevorstand, nahmen sie sich im Dezember 1944 mit Gift das Leben. Beide hatten bis an ihr Lebensende engen Kontakt zu Men- schen in Überlingen gepflegt, sie hatten auch dafür gesorgt, daß sie, wie schon zuvor Maria Levinger, in Überlingen be- stattet wurden. Überlingen war die Heimat und der Lebensmit- telpunkt dieser Familie. Text: Oswald Burger

44 Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser

Zur NS-Opfergruppe der in den Suicid Gegangenen: In „Selbstmord im Dritten Reich“ (Suhrkamp, Berlin) fügt Christian Goeschel zwei Aspekte von Freitod während dieser Epoche zusammen: den Freitod von Verfolgten der Nazis und deren eigenen Freitod in der Verlustphase ihrer Gewaltherr- schaft 1945. In der Zeit der Deportationen zwischen 1941 und 1943 gingen mehrere tausend Juden in den Freitod. Ihr Motiv war nicht nur das Ausweichen vor wohl noch schmerzvollerem Schick- sal, sondern der Freitod als Akt der Selbstbehauptung. „Ich will nicht leben ohne Vaterland, ohne Heimat, ohne Wohnung, ohne Bürgerrecht, geächtet und beschimpft“. Dies schrieb die Berliner Jüdin Hedwig Jastrow kurz nach der Reichspogrom- nacht in einem Abschiedsbrief vor ihrem Freitod. Auch po- litische Gegner der Nazis, Homosexuelle und andere Ausge- grenzte wählten diesen Weg zur Bewahrung von Würde und Selbstbestimmung. Auf seinem Weg zur Macht sprach Hitler verachtungsvoll von der Zunahme von Selbstmorden während der Weimarer Re- publik – ein Zeichen ihrer Dekadenz. Die kranke Psyche von Selbstmördern war für ihn Ausdruck eines kranken Systems. Als es 1945 auf ihr eigenes Ende zuging, töteten sich nicht nur die obersten Repräsentanten der NS-Führung, sie rissen vielmehr weit in die Reihen ihrer Gefolgschaft ihre Opfer in den Untergangsstrudel mit herein.

Literatur: Die Levingers Bild: Fotoalbum Fam. Egon Kohler, Überlingen

45 Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser

Franz-Klauser-Haus Franz Klauser wurde am 11. März 1907 in Seebach im Kreis Bühl in Baden geboren. Dort ging er auch in die Schule. Er wurde Hausdiener in verschiedenen Hotels und Kranken- häusern. Am 8. Mai 1937 begann er seine Arbeit als Hausdiener im spitä- lischen Krankenhaus in Überlingen. Er hatte auch sein Zimmer im Kran- kenhaus in der St. Ulrichstr. 20. Franz Klauser, Franz Klauser war katholisch und Anfang der 30iger Jahre sehr religiös. Seine Homosexualität brachte ihn in schwere moralische Konflikte. Am 8. Januar 1942 wurde er „nach der Messe abgefangen und verhaftet“, wie sich seine Nichte erinnert. Es wurde ihm „widernatürli- che Unzucht“ mit einem anderen Mann vorgeworfen, die nach dem damals geltenden § 175 des Strafgesetzbuches mit Gefängnis bestraft wurde (der § 175 galt bis 1994). Es muss sich um einen sexuellen Kontakt zu einem erwachsenen Mann gehandelt haben, denn wenn Franz Klauser sich an Abhängi- gen oder Jugendlichen vergriffen hätte, wäre er nach § 175a zu einer Zuchthausstrafe verurteilt worden. Das Landgericht Konstanz verhängte am 20. März 1942 gegen Franz Klauser eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren und drei Monaten, die er im Gefängnis in Mannheim abbüßen musste . Er wurde aber danach nicht in die Freiheit entlassen, sondern vom Gefängnis am 31. Mai 1944 in das KZ Natzweiler im Elsass überstellt. Von dort kam er mit einem Transport von 250 Häftlingen am 25. September 1944 in das KZ Dachau, wo er die Häftlingsnummer „111 522 Homosexuell“ erhielt. Einen Monat später wurde er für nur wenige Tage in das KZ Neuen- gamme bei Hamburg verlegt. Schon am 1. oder 2. November 1944 kam er in das Außenlager Ladelund. Dort starb er bereits am 6. November als Siebenunddreißigjähriger. Der SS-Oberscharführer Friedrich Otto Dörge gab dem Stan- desamt als Todesursache „Pneumonie“ an. Auf einer Gedenk- tafel auf dem Friedhof Ladelund wird sein Name neben 300 anderen Toten des Lagers Ladelund genannt. An seinem letz- ten frei gewählten Wohnort Überlingen wird nun auch an ihn erinnert. Text: Oswald Burger Bild: Stadtarchiv Überlingen

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Zur NS-Opfergruppe der deutschen Homosexuellen: Im 3. Reich wurden über 100000 schwule Männer in den „rosa Listen“ polizeilich erfasst. Grundlage dazu war die 1935 voll- zogene Verschärfung des § 175 des RStGB, die homosexuelle Handlungen u. a. von Vergehen zu Verbrechen werden ließ. Auf dieser juristischen Basis wurden 53000 Urteile ausgespro- chen. Hunderte schwuler Männer wurden gemäß gerichtlicher Anordnung kastriert. Eine nicht bekannte Zahl wurde in psy- chiatrische Anstalten eingewiesen. Nach Rüdiger Landmann sind 10-15000 homosexuelle Männer in Konzentrationslager verschleppt worden. Sie wurden mit dem „rosa Winkel“ ge- kennzeichnet, vegetierten auf der untersten Ebene der KZ- Lagerhierarchie: die Hälfte von ihnen kam um. Die NS-Homosexuellenpolitik war nicht aus einem Guss, sie blendete Lesben aus und war auch von ihrer männerbünd- lerischen Entstehungsgeschichte (Ernst Röhm und die SA) her widersprüchlich. Am schlüssigsten wirkt sie, wenn sie als Produkt der NS-Rassenideologie interpretiert wird: für die Fruchtbarkeit des arischen Herrenvolkes waren Schwule „bevölkerungspolitische Blindgänger und damit Staatsfeinde“. Zusätzlich galt es im arischen Volkskörper die Minderwertigen und Entarteten zu bekämpfen und sie daran zu hindern die Gesunden anzustecken.

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Haus Ummenwinkel Ravensburger Sinti Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Ravens- burg für zahl- reiche Sinti- Familien zum Ausgangspunkt für ihre gewerb- liche Tätigkeit und zum Stand- ort ihrer Wägen. Unter den Ravensburger Sinti waren die Familien Reinhardt und Guttenberger, die als Holzschnitzer, Musiker, Schirmhersteller und Handelsleute arbeiteten, beson- ders stark vertreten. Die Standorte ihrer Wägen waren beim Bruderhaus, bei den Sandsteinhöhlen an der Berger Straße, am Weißenauer Schuttplatz, in der städtischen Kiesgrube, der Oberzeller Straße, der Kanalstraße, an der Mühlbruck und im Ummenwinkel. 1937 wurden die 117 Ravensburger Sinti von den nationalso- zialistischen Machthabern ihrer Wägen und damit ihrer Mo- bilität beraubt und im eigens errichteten Barackenlager Um- menwinkel zusammengepfercht. In dem eingezäunten Lager wurden sie kontrolliert, schikaniert, diskriminiert, zu Zwangs- arbeiten gezwungen und zahlreicher Elemente ihrer Kultur beraubt. Am 13. März 1943 wurden 35 Ravensburger Sinti, Frauen, Männer und Kinder, in das Konzentrationslager Auschwitz- Birkenau deportiert, 29 der Ravensburger Sinti wurden dort ermordet, sechs Ravensburger Sinti haben die Torturen des Vernichtungslagers überlebt. Trotz dieser traumatischen Erfahrungen haben die Ravensbur- ger Sinti nach dem Zweiten Weltkrieg im Ummenwinkel eine neue Lebensgrundlage aufgebaut. Auf Anregung von Dorothea Kiderlen wurde in Zusammenar- beit mit den Ravensburger Sinti, der Stadt Ravensburg und der Pfarrgemeinde St. Jodok im Jahre 1999 ein Mahnmal zur Er- innerung an die in Auschwitz ermordeten Ravensburger Sinti errichtet. Den Namen der 29 Opfern der NS-Gewaltherrschaft ist der Text vorangestellt: Zum Gedenken an die 29 Ravens-

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burger Sinti, die am 13. März 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert und in den Jahren 1943 und 1944 ermordet wurden. Sie alle waren Bürgerinnen und Bür- ger der Stadt Ravensburg und gehörten zur Pfarrgemeinde St. Jodok. Text: Andreas Schmauder

Sichtwand im Mahnmal für die europäischen Sinti und Roma in Reichstagsnähe in Berlin

Zur NS-Opfergruppe der deutschen und europäischen Sinti und Roma: In unmittelbarer Nähe des Berliner Reichstags erinnert eine würdige Gedenkstätte an den Genocid, den der NS-Rassen- wahn an 500000 Roma und Sinti im zeitweiligen europäi- schen Machtbereich der Nazis zwischen 1941 und 1945 vor- genommen hat, und dem auch die Ravensburger Sinti aus dem Ummenwinkel zum Opfer fielen. Geschätzt sechs Millionen Romanes sprechende Menschen le- ben heute in den Staaten der EU ohne eigenen Nationalstaat und als sozialschwache, weithin diskriminierte Minderheit. Die Definition eines „sicheren Herkunftslandes“ geht an ihren Lebensumständen völlig vorbei. Ihre jeweiligen Mehrheits- völker und deren Staaten sind ihnen gegenüber zunächst im Obligo. Darüber hinaus aber schuldet die europäische Uni- on ihnen Subsidiarität in einem gemeinsamen europäischen Sozialprogramm.

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Geschwister-Scholl-Schule der Stiftung KBZO: Mehr als nur ein Schulname Seit dem 8. Juli 2011 hören die allgemeinbildenden Schulen der Stiftung KBZO auf den Namen Geschwister-Scholl-Schule. Benannt nach Sophie und Hans Scholl, den bekanntesten Mit- gliedern der Widerstandsbewegung „Weiße Rose“. Ihre Aufleh- nung richtete sich gegen das diktatorische Nazi-System, das auch die Rechte und die Würde von Menschen mit Behinde- rung auf unmenschlichste Weise missachtete. „Ein Name, der verpflichtet und der zu uns passt“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Stiftung KBZO, Dr. Ulrich Raichle. „Denn die Geschwister Scholl sind Vorbilder für selbststän- diges, eigenverantwortliches und kritisches Handeln und den Mut, für eigene Überzeugungen einzustehen.“ Sie stehen da- mit für erzieherische Werte, die im direkten Zusammenhang gesehen werden können mit der im Leitbild der Stiftung KBZO formulierten zentralen pädagogischen Aufgabe, „die Kinder und Jugendlichen in ihrer Individualität zu erfassen, soziale und lebenspraktische Fähigkeiten zu vermitteln mit dem Ziel, in weitest gehender Selbstständigkeit ein eigenständiges und eigenverantwortliches Leben zu gestalten“. Schüler und Lehrer hatten sich bei der Vorbereitung auf die Namensgebung viele Gedanken gemacht und in Wort, Bild und Gesang mit dem Thema auseinandergesetzt. Ein Höhe- punkt dabei: Der Briefwechsel von Schülern mit Franz J. Mül- ler, dem damals letzten noch lebenden Mitglied der Wider- standsgruppe. Müller, der am 31. März 2015 im Alter von 90 Jahren verstor- ben ist, schrieb den Schülern: „(…) Ich erfuhr als Jugendlicher von der Tötung, vielmehr der Ermordung geistig Behinder- ter: In unmittelbarer Nähe, keine zwei Kilometer entfernt von unserem Bauernhof in Einsingen bei Ulm lag der ,Riedhof‘. Man erzählte, dass von dort geistig Behinderte abtransportiert würden und nie wieder etwas von ihnen gehört wurde. Meine Mutter sagte damals: ,Von denen kann man auch nichts mehr hören. Sie werden umgebracht.‘ Bei Nacht und Nebel wurden sie abgeholt, weil die Bevölkerung nichts mitbekommen sollte. Ich hörte die Leute aber trotzdem davon reden, dass die sen- siblen Behinderten scheinbar wohl geahnt hatten, was ihnen bevorstand und sich deshalb laut schreiend gegen den Ab- transport zu wehren versucht hätten. Das bestärkte mich in meiner Anti-Haltung gegen Hitler und seine Nazis. (…)“

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Franz J. Müller, damals Mitglied der „Ulmer Abiturienten- gruppe“ der Weißen Rose und 1986 Gründer der Weiße Rose Stiftung, lobte die Intensität, mit der sich die KBZO-Schüle- rinnen und Schüler der Thematik widmeten. Weshalb er sich zuversichtlich äußerte, dass „die Schule dem Namen sicherlich gerecht werden“ wird.

„Gelebte Erinnerungskultur“ Darauf sind Kol- legium und Schü- lerschaft auch bedacht. Ein groß- formatiges Bild in der Eingangshalle erinnert an die Na- menspatrone und damit zugleich an das Thema Verantwortung; Gedenktage zu entsprechenden Daten werden mit Schülerveranstaltungen begangen; die zur Schultaufe gepflanzten weißen Rosen werden rührig umsorgt. „Wir wollen aber keine schlichte Gedenkkultur, sondern ge- lebte Erinnerungskultur“, betont der stellvertretende Schullei- ter der Heimsonderschule, Wolfgang Greshake. „Verantwor- tung für sich und andere übernehmen“ laute das in diesem Zusammenhang pädagogisch überdauernde Thema. „Das passt sehr gut zu unserem Gesamtauftrag, Aktivität und Teilhabe‘“, sagt Greshake. „Wir wünschen uns, dass wir die Schule stachelig wie Rosen, aber mit einer weißen Weste verlassen“, sagte Daniel aus der 9. Realschulklasse am 8. Juli 2011 anlässlich der feierlichen Schultaufe. Text: Clemens Riedesser

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Edith-Stein-Schule Edith Stein wurde am 12. Oktober 1891 in Breslau als elftes Kind einer jüdischen Fami- lie geboren. Sie konvertierte 1922 zur katho- lischen Kirche. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde sie zum Opfer des Holocaust und am 9. August 1942 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau in den Gaskammern ermordet. Papst Jo- hannes Paul II. sprach Teresia Benedicta vom Kreuz (so ihr Ordensname) am 1. Mai 1987 selig und am 11. Oktober 1998 heilig. Ihr römisch-katholischer und evangelischer Gedenktag ist der 9. August. Die ursprünglich Haus- und Landwirtschaftliche Schule Ravensburg trägt seit dem 19. März 1983 den Namen EDITH-STEIN-SCHULE. Zur Namensfindung wurden Schüler- und Lehrerschaft sowie Eltern aufgerufen. Der Prozess dauerte ca. ein Jahr. In den Unterlagen der Schule werden für die Wahl des Namens EDITH-STEIN-SCHULE folgende Gründe angegeben: „Wir wünschen für Schüler und Lehrerkollegium einen Schul- namen mit Vorbildwirkung: Edith Stein vereint in ihrem Charakter, Schaffen und Lebensweg verschiedenste Aspekte wünschenswerter menschlicher Tugenden und menschlicher Größe.“ Diese für uns zentralen Aspekte ihrer Persönlichkeit haben wir in einem Text, der an einer gut sichtbaren Stelle im Schulhaus angebracht ist, zusammengefasst: Als Philosophin war sie eine große Wahrheitssuchende, die sich mit vordergründigen und oberflächlichen Antworten nicht zufrieden gab. Als emanzipierte Frau war sie eine der ersten Frauen in Deutschland, die studiert und promoviert hat und die als Red- nerin und Dozentin entschieden für die Rechte und die Bil- dung der Frau eingetreten ist. Als Lehrerin an einer Bildungsstätte der Dominikanerinnen hat sie acht Jahre lang Mädchen in Deutsch, Geschichte und Pädagogik mit großer Hingabe unterrichtet.

52 Denkstätte Widerstand Weingarten – Widmungshäuser

Als Opfer der Judenverfolgung des Nationalsozialismus, des- sen Ungeist sie von Anfang an klar durchschaut hat, soll sie uns Mahnung sein, dass ihr Schicksal in unserem Land nie- mandem mehr zugefügt werden darf. Zu Beginn eines jeden Schuljahres werden die Schülerinnen und Schüler, die neu an unsere Schule kommen, mit Edith Stein vertraut gemacht. Dabei ist auch der oben aufgeführte Text von Bedeutung. Diese Annäherung erfolgt im Religions- bzw. Ethikunterricht, wo über die Kenntnisnahme von Edith Steins Lebenslauf hinaus nach Impulsen gefragt wird, die die Schülerinnen und Schüler in die heutige Zeit umsetzen kön- nen. Diese Auseinandersetzung gewinnt angesichts der Tatsa- che, dass an unserer Schule ein deutlicher Mädchenüberhang vorhanden ist und unsere Profile und Ausbildungsberufe auf dem sozialen und gesundheitlichen Sektor angesiedelt sind, besondere Bedeutung. Hinzu kommt, dass wir in den letzten Jahren vor der Herausforderung stehen, die wachsende Zahl an Migrantenklassen in unsere Schulgemeinschaft zu integrie- ren. Wie Edith Stein sind sie auf der Flucht. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass unsere Schulgemeinschaft diese Menschen willkommen heißt. Auch hier ist Edith Stein Mah- nung und Vorbild zugleich. Die Edith-Stein-Schule heute ist auf 2 Standorte verteilt: auf das Hauptgebäude auf der Burachhöhe in Ravensburg und auf die Außenstelle Aulendorf. In Ravensburg besuchen ca. 900 Schülerinnen und Schüler berufliche Vollzeitschulen vom Berufseinstiegsjahr bis zum beruflichen Gymnasium mit 5 unterschiedlichen Profilen. In Aulendorf sind es knapp 1000 Berufschülerinnen und –schüler in Gesundheitsberufen sowie dem Sozialwissenschaftlichen Gymnasium. Es ist eine Ehre für unsere Schule, den Namen EDITH STEIN führen zu dürfen. Text: Hildegard Sorg-Köberle / Silke Freund

53 Mensa Weingarten: Ort offenen Gedenkens

Gäste erinnern den Widerstand der Familie von Haeften: Agnes, Hans-Bernd und Werner Eine Mensa ist of- fen für alle. Es gibt keine nummerier- ten Plätze. Jeder kann sich setzen. Es gibt Essen und Trinken. Hier erle- ben wir Gemein- schaft, Austausch, Freundschaft. In der familiären Atmosphäre der Mensa Weingarten finden sich immer wieder Gäste zusam- men, die um das „offene Haus“, um die Gastfreundschaft der Familie von Haeften – insbesondere der Mutter Agnes aber auch ihrer Söhne Hans-Bernd und Werner von Haeften wis- sen, Beide Brüder waren unmittelbar am Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligt: sie wollten das durch die Nazis isolierte deutsche Volk in die Tischgemeinschaft der friedlichen Völker zurückbringen.

Nicht weit von der Mensa Weingarten entfernt, in Großschö- nach im Linzgau oberhalb des Bodensees, befindet sich das Grab der Agnes von Haeften, geborene Brauchitsch (17.11.1869 – 05.12.1945). Ihr Bruder Walther von Brauchitsch war Gene- ralfeldmarschall und Oberbefehlshaber des Heeres zwischen 1939 und 1941. Agnes heiratete 1903 den späteren General- major Hans von Haeften. Er gründete das Bild- und Filmamt (Bufa), aus dem 1918 die UFA hervorging, und war bis 1934 Präsident des Reichsarchivs

Der protestantische Glaube bildete ein wichtiges Fundament der Familie von Haeften. Die beiden ältesten Kinder Elisabeth und Hans-Bernd von Haeften wurden 1921 gemeinsam mit Dietrich Bonhoeffer in Berlin-Grunewald konfirmiert. Hans- Bernd und Werner engagierten sich später in der Bekennenden Kirche bei Pfarrer Martin Niemöller in Berlin-Dahlem.

Hans-Bernd von Haeften, 1905 geboren, studierte Jura und ging in den diplomatischen Dienst. Nach Stationen in Kopen-

54 Mensa Weingarten: Ort offenen Gedenkens

hagen, Wien und Bukarest wechselte er ins Auswärtige Amt nach Berlin. Aus der Ehe mit Barbara Curtius, Tochter des frü- heren Außenministers Julius Curtius, entstammten fünf Kin- der. Hans-Bernd von Haeften gehörte zum „Kreisauer Kreis“ und wurde am 23. Juli 1944 verhaftet. Vor dem Volksgerichts- hof bezeichnete er Adolf Hitler als „Vollstrecker des Bösen“. Wegen seiner Beteiligung am Staatsstreich wurde er zum Tode verurteilt und am 15. August 1944 in Berlin-Plötzensee hin- gerichtet.

Der 1908 geborene Werner von Haeften, ebenfalls Jurist, war im Zweiten Weltkrieg Oberleutnant im 154. Infanterieregi- ment. Nach einer schweren Verwundung 1942 vor Leningrad wurde er Adjutant von Oberst Claus Schenk Graf von Stauf- fenberg im Generalstab des Befehlshabers des Ersatzheeres. Hier war er maßgeblich an der Planung und Ausführung der „Operation Walküre“ vom 20. Juli 1944 beteiligt. Nach de- ren Scheitern wurde er noch in der Nacht zum 21. Juli 1944 zusammen mit Stauffenberg, General Ludwig Beck, General Friedrich Olbricht und Oberst Albrecht Mertz von Quirnheim im Hof des Bendlerblockes standrechtlich erschossen.

Die leidgeprüfte Mutter Agnes von Haeften wurde mit ihrer Tochter Elisabeth – seit 1929 mit dem Mediziner Hans Harm- sen verheiratet- sowie der Schwiegertochter Barbara in Sip- penhaft in Berlin-Moabit genommen. Nach Kriegsende er- möglichte der Gründer der Schule Schloss Salem, Kurt Hahn, ihre Übersiedlung an den Bodensee. Auf dem Hermannsberg, dem ehemaligen Besitz von Kurt Hahn, starb Agnes von Ha- eften am 5. Dezember 1945 und wurde auf dem Schönacher Friedhof beerdigt. Text: Rieke C. Harmsen

Literatur: Barbara von Haeften: Aus unserem Leben 1944 – 1950, im Eigenverlag, Tutzing, 4. Aufl. 1989. Barbara von Haeften: „Nichts Schriftliches von Politik“ – Hans Bernd von Haeften. Ein Lebensbericht, Verlag C.H. Beck, München 1997. Kurzbiografien zu Werner und Hans-Bernd von Haeften in: Harald Schultze, Andrea Kurschat (Hrsg.): „Ihr Ende schaut an…“ Evangelische Märtyrer des 20. Jahrhunderts, Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig 2008.

55 Studentischer Gewissenswiderstand

Studentischer Widerstand im Geist der Weißen Rose gegen die NS-Gewaltherrschaft und die Strukturen neuer Diktatur in der SBZ/DDR: SIE FOLGTEN IHREM GEWISSEN Das Verhalten der mit universitären Karrieren verbundenen deutschen Intelligentsia in den Zeiten des NS-Unrechtsregimes ist kein Ruhmesblatt der deutschen Sozialgeschichte. Die durch Entjudung und politische Säuberungen freiwerdenden Planstellen und beruflichen Positionen eröffneten parteinahen Artbewussten mit auskömmlichen Einkommen verbundenes gesellschaftliches Ansehen. In der zielstrebigen totalitären Ju- gendpolitik der Nazis kam dem NSDStB eine zentrale Rolle zu. Bereits kurz nach 33 hatten die NS-Studenten die Allgemeinen Studentenausschüsse „erobert“, im Sinne des NS-Systems um- strukturiert und begannen ihre Kontroll- und Druckposition gegenüber weltanschaulich noch zurückhaltenden Teilen der Hochschullehrkörper und Kommilitonen „unterentwickelten“ Bewusstseins deutscher Art zu entwickeln. Der sehr einsame Widerstand der Weiße-Rose-Studenten muss auf diesem Hintergrund gesehen und in seiner Größe gewür- digt werden. Ebenso das Handeln von Kurt Huber. Der Widerstand von Studierenden in der SBZ/frühen DDR ab Eröffnung der Hochschulen 1945/46 stand von vornherein unter offeneren Bedingungen. Die studentische Nachkriegs- generation der SBZ/DDR hatte eine Diktatur und ihr Ende erlebt, erhoffte Teilhabe und Demokratie und war gewillt, auch unter sowjetischer Besatzung für ihre politischen Ideale einzutreten. Die Hochschulgruppen der von der Besatzungs- macht zugelassenen „bürgerlichen Parteien“ (vor allem LDPD und CDU) entfalteten eine erhebliche Dynamik, die früher oder später für die Staatspartei und für die Besatzungsmacht die „Machtfrage“ auslöste. In dem noch nicht durch die Mauer ge- trennten Berlin prallten die Gegensätze besonders heftig auf- einander. An Institutionen wie der Humboldtuniversität, der FU in Dahlem und der DHfP kam dies zu strittigem Austrag. Bis zum Tode Stalins 1953 erstreckte sich dieser Prozess. in dem die studentische Opposition der SBZ/DDR unter Einsatz von Gewalt und Repressalien zum Schweigen gebracht wurde.

Unsere Weingartener – dem studentischen Diktaturwiderstand gewidmete – Denkstätte erinnert an 76 Todesopfer – Studen-

56 Studentischer Gewissenswiderstand

tinnen und Studenten – die es für wert hielten, sich staatlicher und parteilicher Unterdrückung um geistiger und politischer Freiheit willen zu widersetzen. Dabei stehen den sieben Er- mordeten der Weißen Rose rund siebzig Hingerichtete und Umgekommene aus dem Osten unseres gemeinsamen Vater- landes zur Seite. Zu der einen Frau – Sophie Scholl – treten drei hinzu: Edeltraud Eckert (Berlin), Jutta Erbstösser (Leipzig) und Christel Aurich. Zu den fünf männlichen Studenten der Weißen Rose kommen 36 – zumeist in Moskau durch Erschie- ßen Hingerichtete – und weitere 31 – vornehmlich in Lagern umgekommene und ermordete – Studenten aus allen Hoch- schulregionen der SBZ/DDR und Gesamtberlins.

Die Bundesländer Baden-Württemberg und der Freistaat Sach- sen verbindet seit der Wiederherstellung der deutschen Einheit 1990 eine Länderpartnerschaft. In deren Rahmen zeigte sich der Sächsische Landtag an einer gemeinsamen Ehrung des studentischen Widerstandes gegen zwei Diktaturen in deut- scher Geschichte – zusammen mit den im Denkstättenkura- torium vertretenen vier Fraktionen des Landtags von Baden- Württemberg interessiert. Die Eröffnung des Campus Weiße Rose in Weingarten am 9. November 2015 öffnet die Tür zu dieser Ehrung. Wolfgang Marcus

Flugblätter der Weißen Rose: Bodendenkmal vor dem Haupt- eingang der Ludwig-Maximilians-Universität in München

57 Wissenschaftlicher Beirat

Das Kuratorium beschloss am 11.02.2011 einen Wissenschaft- lichen Beirat einzusetzen. Folgende – im deutschen Sprach- raum führenden – wissenschaftlichen Institute waren bereit, im Wissenschaftlichen Beirat des Kuratoriums zusammen- zutreten. Seine Direktoren bzw. deren Vertreter wurden vom Vorsitzenden Rudolf Köberle, Minister für den ländlichen Raum Baden-Württbg., in den Beirat berufen :

Institut für Zeitgeschichte München – Berlin Direktor Prof. Dr. Andreas Wirsching Institut für Zeitgeschichte der Univ. Wien Direktor Prof. DDr. Oliver Rathkolb Seminar für Zeitgeschichte an der Univ. Tübingen Direktor Prof. Dr. Anselm Doering-Manteuffel Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der TU Dresden Direktor Prof. Dr. Günther Heydemann Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur an der Univ.Leipzig Direktor Prof. Dr. Dan Diner

Dem Wissenschaftlichen Beirat gehören ferner an : Prof. Dr. Waldemar Grosch, PH Weingarten, Fachbereich Zeitgeschichte Dr. Stefan Feucht , Gesellschaft Oberschwaben e.V. Prof. Dr. Wolfgang Marcus, Beauftragter des Kuratoriums für das Denkstättensekretariat.

Dr. Stefan Feucht Prof. Dr. Wolfgang Marcus

58 Wissenschaftlicher Beirat

Prof. Dr. Andreas Wirsching Prof. DDr. Oliver Rathkolb

Prof. Dr. Günther Heydemann Prof. Dr. Dan Diner

Prof. Dr. Anselm Doering-Manteuffel Prof. Dr. Waldemar Grosch

59 Bisherige Vorsitzende des Kuratoriums

Minister a. D. Rudolf Köberle Ministerin Theresia Bauer 2011 – 2012 ab 2012 Mitglieder

Mitglieder des DENKStättenkuratoriums zur NS-Dokumentation Ober- schwaben/ DENKStätte Widerstand Weingarten 1) – 4) Die vier Fraktionen des Stuttgarter Landtags (CDU, GRÜNE, SPD, FDP) 5) Sächsischer Landtag 6) Landkreis Ravensburg 7) Landkreis Bodenseekreis 8) Landkreis Sigmaringen 9) Landkreis Biberach 10) Landkreis Alb-Donau 11) Landkreis Reutlingen 12) Landkreis Lindau 13) Stadt Aulendorf 14) Stadt Bad Buchau 15) Stadt Bad Saulgau 16) Stadt Bad Schussenried 17) Stadt Bad Waldsee 18) Stadt Bad Wurzach 19) Stadt Biberach 20) Stadt Forchtenberg 21) Stadt Friedrichshafen 22) Stadt Gammertingen 23) Stadt Hohenems (A) 24) Stadt Isny 25) Stadt Laupheim 26) Stadt Leutkirch 27) Stadt Münsingen (Buttenhausen) 28) Stadt Ravensburg 29) Stadt Sigmaringen 30) Stadt Tettnang 31) Stadt Überlingen 32) Stadt Ulm 33) Stadt Wangen 34) Stadt Weingarten 35) Gemeinde Aitrach 36) Gemeinde ALtshausen 37) Gemeinde Baienfurt 38) Gemeinde Blaustein 39) Gemeinde Herdwangen-Schönach 40) Gemeinde Ilmensee 41) Gemeinde Königsbronn 60 Mitglieder

42) Gemeinde Krauchenwies 43) Gemeinde Maselheim 44) Gemeinde Meckenbeuren 45) Gemeinde Ostrach 46) Gemeinde Salem 47) Gemeinde Schemmerhofen 48) Gemeinde Stetten a. k. M. 49) Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen 50) Gemeinde Waldburg 51) Gemeinde Wilhelmsdorf 52) Gemeinde Zwiefalten 53) Hochschule Biberach 54) Pädagogische Hochschule Weingarten 55) Hochschule Ravensburg-Weingarten 56) UStA der PH Weingarten 57) UStA der Hochschule Ravensburg-Weingarten 58) Seezeit Studierendenwerk Bodensee 59) Studentenwerk Weiße Rose e.V. 60) Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg 61) Sächsische Landeszentrale für politische Bildung 62) Stiftung Sächsische Gedenkstätten 63) Akademie für politische Bildung Tutzing 64) Weiße Rose Stiftung e.V. München 65) Denkstätte Weiße Rose/vh Ulm 66) Arbeitskreis Weiße Rose e.V. Crailsheim 67) Diözese Rottenburg-Stuttgart 68) Evangelische Landeskirche in Württemberg (Präl. Ulm) 69) Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs (irgw) 70) Zentralrat deutscher Sinti und Roma 71) Paul Grüninger Stiftung, St. Gallen (CH) 72) Jüdisches Museum Hohenems (A) 73) Museum zur Geschichte von Christen und Juden, Laupheim 74) Gesellschaft f. Christl.-Jüd. Begegnung in Oberschwaben e.V. 75) Diyanet – Türkisch-Islamischer Kulturverein Ravensburg e.V. 76) DRK Landesverband Baden-Württemberg 77) Zentrum für Psychiatrie Südwürttemberg (ZfP) 78) Stiftung Liebenau 79) St. Elisabeth-Stiftung, Bad Waldsee 80) Stiftung Körperbehindertenzentrum Oberschwaben (KBZO) 81) Mariaberg e.V. / Klosterhof 1, 72501 Gammertingen 82) Die Zieglerschen e.V.- Wilhelmsdorfer Werke evgl. Diakonie 83) Diakonie Pfingstweid e.V., Tettnang 84) Christkönigs-Institut, Meitingen 85) Pax Christi (Diözese Rottenburg-Stuttgart) 86) Katholisches Schulwerk Ravensburg-Weingarten e.V. 87) Schule Schloss Salem 88) Haus Unterm Regenbogen e.V. Blaustein 89) Gedenkstätte Grafeneck e.V. 90) Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg Ulm 91) Doku-Stätte Goldbacher Stollen / KZ Aufkirch e.V., Überlingen 92) Georg-Elser-Gedenkstätte Königsbronn 93) Gegen das Vergessen – für Demokratie e.V. 94) Gesellschaft Oberschwaben e.V. 95) Geschichtsverein Zwiefalten e.V. 96) Freundeskreis Mooshausen e.V. 97) Adolf Reichwein-Verein 98) Alfred Delp Gesellschaft e.V. Mannheim 99) Edith Stein Gesellschaft Deutschland 100) DGB Bezirksverband Südwürttemberg 101) Südwestmetall Bezirksgruppe Bodensee-Oberschwaben Denkstättenkuratorium NS Dokumentation Oberschwaben

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