Tätigkeitsbericht 2015 Weiße Rose Stiftung e.V.

Inhaltsübersicht

1 Zur Einführung 5

2 Chronik und Ausstellungskalender 7

3 Prof. Dr. Wolfgang Huber berichtet 10

4 Joachim Baez in Weingarten 11

5 Nachrufe 12

6 Wanderausstellungen 16 Die Weiße Rose in Deutschland 16 Die Weiße Rose in Israel 19 Die Weiße Rose in Frankreich 23 Die Weiße Rose in Italien 25 Die Weiße Rose in Mittel- und Osteuropa 26 Die Weiße Rose in den USA 30 Die Weiße Rose in Brasilien 34

7 DenkStätte Weiße Rose München 36 Erneuerung der Dauerausstellung in der DenkStätte 40

8 DenkStätte Weiße Rose Ulm 41

9 Historisch-pädagogische Projekte 42 Lehrerfortbildung 42 Auf den Spuren des Nationalsozialismus in München 45 Ein Tag zu in Garmisch 46 Das Dritte Reich – für Kinder erklärt 47 SchülerArbeiten zur Zeitgeschichte 49 Spurensuche – Verlorene Jugend in der NS-Diktatur 50

10 Veranstaltungen 51 Weiße Rose Orgelkonzert zum 18. Februar 1943 51 Konzert mit Lesung „Die Gedanken sind frei“ 52 In Erinnerung an Eugen Grimminger 53 Mozes Ancselovics – Eine Gedenkveranstaltung in Ergoldsbach 54 Werkschau: Sophie Scholl – So entsteht die Comic-Biographie 55 Vortrag: Thomas Mann, Alfred Neumann und die Weiße Rose 57

11 Homepage und Social Media 58

12 Neuerscheinungen 59

13 Kurznachrichten um die Weiße Rose 60

14 Die Weiße Rose Stiftung e.V., ihre Organe und MitarbeiterInnen 65 Die Weiße Rose Stiftung e.V. dankt herzlich allen öffentlichen und privaten Förderern sowie allen Spendern für ihre Zuwendungen.

Impressum Weiße Rose Stiftung e.V. Ludwig-Maximilians-Universität Geschwister-Scholl-Platz 1 80539 München Tel. 089 / 2180-5678 / -5359 Fax 089 / 2180-5346 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.weisse-rose-stiftung.de Facebook: www.facebook.com/WeisseRoseStiftung Redaktion: Ursula Kaufmann M.A., Dr. Hildegard Kronawitter V.i.S.d.P.: Dr. Hildegard Kronawitter Bildnachweis: Moritz Angel, Marcus Antritter, ­Bayerischer Volksbildungsverband e.V., Angela Bottin, Verena Brenneisen, Ghetto Fighters' House, Google Maps, Michael Hein, Catharina Hess, Heike Huslage- Koch (Creative Commons), IMAGO/GEZETT, Initiative Gedenken in Harburg, Max-Josef-Stift München, Barbara Müller, Prof. Dr. Dorothee Ostmeier, Karsten de Riese, ­Farina Simbeck, Christoph Tubbesing, Uni- versity of Portland, Weiße Rose Stiftung e.V.

Schriftsatz: AS-Texte, München Druck und Herstellung: OrtmannTe@m GmbH, Ainring

© 2016 Weiße Rose Stiftung e.V. 1 Zur Einführung Dieser Bericht dokumentiert das arbeitsintensive und ereignisreiche Jahr 2015. Sie, sehr geehrte Lese- rinnen und Leser, sind herzlich eingeladen, sich einen Überblick über unsere verschiedenen Aufgabenfelder zu verschaffen und die jeweiligen Aktivitäten einzu- ordnen. Für unsere Erinnerungsarbeit ist nach wie vor der Gründungsauftrag der Weiße Rose Stiftung e.V. maßgebend: den Widerstand der Weißen Rose im In- und Ausland bekannt zu machen und aus die- ser Erinnerung Impulse für Toleranz, Mitmenschlich- keit und persönliches Engagement in der Gegenwart zu setzen. Diese Zielsetzung schließt unser Engage- ment gegen Rassismus, Menschenfeindlichkeit und Intoleranz ein, wie wir es im Bayerischen Bündnis für Toleranz, Demokratie und Menschenwürde sowie im entsprechenden Münchner Bündnis einbringen. Bedauerlicherweise enthält unser Bericht auch Nachrufe auf die Zeitzeugen der Weißen Rose, wie auf Franz J. Müller und Heiner Guter von der Ulmer Schülergruppe, auf Karin Friedrich, die als 18-Jährige zusammen mit ihrer Mutter das sechste Flugblatt hunderte Male abschrieb und in Berlin verteilte, auf Prof. Dr. Jürgen Wittenstein, der die ikonografisch gewordenen Fotos im Freundeskreis der Weißen Rose aufnahm, sowie auf den großen Zeithistoriker Prof. Dr. Hans Mommsen und den Mitinitiator der Weiße Rose Stiftung e.V. Prof. Dr. Michael Wyscho- grod. Franz J. Müller war von 1987 bis 2004 Vorsit- zender der Weiße Rose Stiftung e.V. und wurde in dieser Funktion maßgeblich von seiner Frau Britta Müller-Baltschun unterstützt, die jahrelang die Ge- schäftsführung unserer Institution wahrnahm. Auch ihren Tod beklagen wir im Jahr 2015. Schon in den letzten Jahren konnten Ausstellungs- präsentationen und Führungen in der DenkStätte nicht mehr wie früher mit authentischen Zeitzeu- gengesprächen ergänzt werden. Die Vermittlung des unmittelbaren Eindrucks von damals Beteiligten wird künftig über Dokumentationen in Filmen und Hör­ stationen erfolgen. Neue Wege gingen wir im Berichtsjahr erstmals in Israel: Aus Anlass des Jubiläums „50 Jahre diploma- tische Beziehungen zwischen Israel und Deutsch- land“ gelang ein Weiße-Rose-Projekt mit Ausstellung und Workshops im Ghetto Fighters‘ House nahe Akko. Deutsche und israelische Zeitungen berichte- ten anlässlich der Ausstellungseröffnung am 17. No- vember 2015 wohlwollend über die Widerstands- gruppe und interpretierten ihre humane Botschaft aus heutiger Sicht. Das Ghetto Fighters‘ House, unser israelischer Partner, zeigt die verkürzte Wei- ße Rose-Ausstellung in Hebräisch und Arabisch bis Ende 2016 und bezieht den Widerstand der Weißen Rose in das fortlaufende Bildungsprogramm mit ein. In anderen Ländern wurde dank der unersetzlichen Mithilfe von Ausstellungspartnern die Präsentation unserer jeweiligen landessprachigen Ausstellung „Die Weiße Rose. Der Widerstand von Studenten gegen Hitler 1942/43“ fortgeführt. Wiederum machte die Ausstellung in zwei großen russischen Städten Station, die von der gemeinnützigen Stiftung Eurasia in Orenburg und Winfrid Vogel im Auftrag der Weiße Rose Stiftung e.V. betreut wurden. Um die Ausstellungen in Lettland und Litauen kümmerte sich Dr. Werner Rechmann namens der Friedrich- Ebert-Stiftung und in den USA koordinierte wiede- rum Angie Kretschmann den Verleih mit dortigen

5 Partnern. Dankbar registrierten wir nerungsgeschichte der Weißen Rose auch die Hilfestellung des Deutschen in der SBZ bzw. der frühen DDR. Bitte Generalkonsulats in Bordeaux für informieren Sie sich in Kapitel 9 über Ausstellungen in Frankreich sowie weitere schulpädagogische Aktivitäten die von Raoul Mille (Institut Français, und in Kapitel 10 über unsere thema- München). Näheres zu unserer inter- tischen Veranstaltungen. Hier spreche nationalen Erinnerungsarbeit kann hier ich lediglich die Konzertlesung „Die ebenso nachgelesen werden wie zu Gedanken sind frei. Widerspruch den erfolgreichen Präsentationen in und Widerstand“ an, die ein beden- Deutschland. Mit unserer Einzelaus- kenswertes geistiges Band von den stellung und einigen thematischen Comedian Harmonists über die Swing Veranstaltungen erfuhr Hans Leipelt Jugend zur Weißen Rose schlug. zum 70. Todestag am 29. Januar in ein würdiges Erinnern. Alle Erneut hoffen wir, dass unsere Akti- Ausstellungseröffnungen wurden mit vitäten Zustimmung der „Städtege- historischen Fachvorträgen, Diskussio­ meinschaft Weiße Rose“ erhalten; nen und Führungen ergänzt, um eine in diesem Verbund unterstützen vertiefte Auseinandersetzung mit der München, Hamburg, Saarbrücken, Widerstandsgruppe zu erreichen. Ulm, Freiburg, Berlin und Gräfelfing unsere Arbeit ideell und finanziell in In der DenkStätte Weiße Rose am Höhe einer Vollzeitstelle. Herzlichen Lichthof der Ludwig-Maximilians- Dank dafür und für ihr Bekenntnis als Universität zählten wir zum zweiten „Weiße-Rose-Stadt“. Mal über 30.000 BesucherInnen aus dem In- und Ausland, die sich in Grup- Die Ludwig-Maximilians-Universität pen oder als Einzelpersonen am Ort fördert die Weiße Rose Stiftung e.V. der Verhaftung von Hans und Sophie in vielfacher Weise: mit der Überlas- Scholl über die Widerstandsgruppe sung der DenkStätte, den zahlreichen informierten. Viele Interessenten technischen Hilfen bei deren Betrieb, nutzten auch unser Führungsange- mit zwei Büroräumen und vielen bot, andere informierten sich anhand Handreichungen bei Veranstaltungen. der Ausstellungstafeln bzw. mit Hilfe Für all diese Unterstützung geht unser des mehrsprachigen Audio Guides. großer Dank stellvertretend an Herrn Großen Dank schulden wir dem Team Präsidenten Prof. Dr. Bernd Huber. der Ehrenamtlichen, das die Erinne- Mein Dank wäre unvollständig, bezö- rungsstätte betreut, sowie den Mit- ge er nicht die vielen Menschen mit arbeiterInnen, die auf Wunsch durch ein, ohne deren Mitwirkung die Weiße die DenkStätte führen. Nach 20 Jah- Rose Stiftung e.V. keine Stätte der Er- ren bedarf unsere Dauerausstellung innerung und Vermittlung sein könnte. jedoch einer zeitgemäßen und mu- Herzlicher Dank deshalb an den Kreis seumsdidaktischen Erneuerung. Eng- der Freunde und Förderer, der Vereins­ lischsprachige Texte, mehr digitales mitglieder und an die vielen Ehren- Angebot und weniger Textlastigkeit amtlichen im Ausstellungsverleih, sind ein „Muss“ für die neu gestalte- in der DenkStätte, in Vorstand und te Ausstellung, an der bereits intensiv Beirat. Ein besonders herzliches Dan- gearbeitet wird. keschön gilt unseren Angestellten und Für unsere schulpädagogische Arbeit freiberuflich Tätigen, die mit ihrem Ein- erhielten wir von der Bayerischen satz den Alltag unserer Erinnerungs- Landeszentrale wiederum Zuspruch, und Vermittlungsarbeit realisieren. fachlichen Rat und hilfreiche finanzi- Sie alle zusammen teilen eine tiefe elle Unterstützung. Die in Kooperation Empathie für die Weiße Rose und mit ihr veranstaltete Lehrerfortbildung ein besonderes Engagement für den erfuhr erneut großen Zuspruch. Mit bleibend richtigen Auftrag „aus der dem Kurt-Huber-Gymnasium – als Geschichte lernen“. weiteres Beispiel aus diesem Ar- beitsbereich – veröffentlichten wir das vierte Heft „SchülerArbeiten zur Zeitgeschichte“. Die neue Ausgabe thematisiert Jugendproteste nach 1945 und richtet den Blick auf die Erin- Dr. Hildegard Kronawitter, Vorsitzende

6 2 Chronik und 22.2.2015 Ausstellungskalender Weiße-Rose-Orgelkonzert mit Lesung im Lichthof der Ludwig-Maximilians- Universität München mit dem Orga­ Chronik der Veranstaltungen 2015 nisten Dr. Martin Welzel und dem Überblick über die Wanderausstel- Theaterregisseur Michael Stacheder, lungen im In- und Ausland Junges Schauspiel Ensemble Mün- → ab S. 16 chen. Eine Kooperation der Ludwig- Maximilians-Universität und der Wei- 8.1.2015 ße Rose Stiftung e.V., Eröffnung der Einzelausstellung → mehr S. 51 „Hans Leipelt und die Weiße Rose“ in Hamburg zum 70. Todestag von Hans 22.2.2015 Leipelt am 29. Januar 1945 in der Bü- Protestveranstaltung gegen die To- cherhalle Hamburg-Harburg mit nach- desstrafe von Amnesty München am folgenden Begleitveranstaltungen. 72. Hinrichtungstag der Geschwister Eine Kooperation der Weiße Rose Stif- Scholl und in Koo- tung e.V. mit der Initiative „Gedenken peration mit der Weiße Rose Stiftung in Harburg“ und der KZ-Gedenkstätte e.V., Neuengamme, → mehr S. 60 → mehr S. 17 24.2.2015 26.1.2015 Konzert mit Lesung „Die Gedanken Vernissage der Ausstellung „Auf den sind frei“ – Widerspruch und Wider- Spuren des Nationalsozialismus in stand. Comedian Harmonists, Weiße München“ in der DenkStätte Weiße Rose, Swing Jugend in der Großen Rose am Lichthof der Ludwig-Maxi- Aula der Ludwig-Maximilians-Univer- milians-Universität von und mit Schü- sität mit dem Gesangsensemble The lerinnen des Gymnasiums Max-Josef- Sixtonics und Katja Schild, Sprecherin Stift München, BR sowie Christian Schuler, Sprecher → mehr S. 45 BR. Eine Veranstaltung der Weiße Rose 27.1.2015 Stiftung e.V., des Bayerischen Volks- Kundgebung auf dem Geschwister- bildungsverbands e.V. und der Gesell- Scholl-Platz der Gemeinschaft Sant` schaft zur Förderung Jüdischer Kultur Egidio. Jugend für den Frieden: GE(H) und Tradition e.V., DENKEN 1945-2015. Für eine Welt → mehr S. 52 ohne Gewalt mit Redebeiträgen von Prof. Dr. Manfred Riegger, Ludwig- 24.2.2015 Maximilians-Universität, Rabbiner Veranstaltung zu Sophie Scholl am St.- Steven Langnas, Israelitische­ Kultus- Irmengard-Gymnasium Garmisch mit gemeinde und Dr. Hildegard Kronawit- Projektpräsentation der SchülerInnen ter, Weiße Rose Stiftung e.V. Anschlie- und Vortrag von Maren Gottschalk zu ßend spricht Rita Prigmore, Sintezza ihrer Sophie Scholl Biografie „Schluss, und Holocaustüberlebende. jetzt werde ich etwas tun“. Eine Koo- peration der Weiße Rose Stiftung e.V. 27.1.2015 mit dem St.-Irmengard-Gymnasium Weiße-Rose-Gedächtnisvorlesung: Garmisch, Prof. Dr. Andreas Wirsching, Direk- → mehr S. 46 tor des Instituts für Zeitgeschichte München-Berlin und Inhaber des 31.3.2015 Lehrstuhls für Neuere und Neueste Eröffnung der Ausstellung „Was Geschichte an der Ludwig-Maximi- konnten sie tun? – Widerstand gegen lians-Universität spricht zum Thema den Nationalsozialismus 1939-45“ im „Grenze und Größe. Zum Problem der Stadtmuseum Geretsried. Schirm- Entscheidung im Nationalsozialismus“. herrschaft und Eröffnungsrede Dr. Hildegard Kronawitter, Vorsitzende der 29.1.2015 Weiße Rose Stiftung e.V. Eine Aus- Vortrag von Prof. Wolfgang Huber, stellung der Stiftung 20. Juli 1944 in 2. Vorsitzender der Weiße Rose Stif- Zusammenarbeit mit der Gedenkstät- tung e.V., an der Hans-Leipelt-Schule te Deutscher Widerstand. Donauwörth anlässlich der Ausstel- lung „Hans Leipelt und die Weiße Rose“ mit szenischer Lesung von Schülern, → mehr S. 10

7 24.4.2015 20.10.2015 Szenische Lesung und Vortrag zu Lehrerfortbildungstag in der „Eugen Grimminger: Von den Innen- DenkStätte Weiße Rose zum Thema seiten antisemitischer Verfolgung zum „Spezifische Herausforderungen Widerstand der Weißen Rose“ in der in der schulischen Vermittlung von DenkStätte Weiße Rose am Lichthof NS-Diktatur und Widerstand in der Ludwig-Maximilians-Universität. der Einwanderungsgesellschaft?“ Eine Kooperation mit dem Scholl- in Zusammenarbeit mit der Baye- Grimminger-Forum , rischen Landeszentrale für politische → mehr S. 53 Bildungs­arbeit, → mehr S. 42 29.4.2015 Gedenkveranstaltung zu Mozes 6.11.2015 ­Ancselovics am 70. Jahrestag der Vortrag von Dr. Kristina Kargl: „Ihr ­Rettung und Befreiung der 13 jü- sollt nicht umsonst gestorben sein! – dischen KZ-Häftlinge in Ergoldsbach ­Thomas Mann, Alfred Neumann und in der Goldbachhalle Ergoldsbach. die Weiße Rose“ in einem Hörsaal der Eine Kooperation mit dem Geschichts­ Ludwig-Maximilians-Universität. arbeitskreis Ergoldsbach und der Mit- Eine Veranstaltung der Weiße Rose telschule Ergoldsbach, Stiftung e.V. in Kooperation mit dem → mehr S. 54 Thomas-Mann-Forum München, → mehr S. 57 30.4.2015 Besuch des französischen Botschaf- 9.11.2015 ters S.E. Philippe Etienne in der Widmungs- und Einweihungsfeier des DenkStätte Weiße Rose, Studentenwohnheims Weingarten mit → mehr S. 36 Enthüllung der Widmungstafeln zu den Studenten der Weißen Rose. Eine 21.5.2015 Veranstaltung des Denkstättenkurato- Werkschau zu „Sophie Scholl – So riums NS Dokumentation Oberschwa- entsteht die Comic-Biografie“ in der ben. Joachim Baez, Familienbeauftrag- DenkStätte Weiße Rose am Lichthof ter von Willi Graf, spricht als Vertreter der Ludwig-Maximilians-Universität der Weiße Rose Stiftung e.V., mit anschließenden Statements und → mehr S. 11 Lesung aus dem Briefwechsel von Sophie Scholl und Fritz Hartnagel von 15.11.2015 Schülerinnen des Sophie-Scholl-Gym- Eröffnungsfeier des Israel Projekts nasiums München, im Rahmen „50 Jahre diplomatische → mehr S. 55 Beziehungen zwischen Israel und Deutschland“: Ausstellungseröffnung 15.-21.6.2015 „Die Weiße Rose“ im Ghetto Fighters´ Bildungscamp München auf dem House nahe Akko vor großem Publi- Geschwister-Scholl-Platz München. kum mit anschließenden Workshops, Die Weiße Rose Stiftung e.V. stellt → mehr S. 19 die Einzelausstellung zu zur Verfügung, Ursula Kaufmann führt 30.11.2015 durch die DenkStätte Weiße Rose, Verleihung des Geschwister-Scholl- → mehr S. 38 Preises an den Historiker und Philo- sophen Achille Mbembe für sein Buch 16.9.2014 „Kritik der schwarzen Vernunft“ in der Verleihung der Alexander-Schmorell- Großen Aula der Ludwig-Maximilians- Stipendien an Studierende der Oren- Universität. Eine Veranstaltung der burger Universitäten durch Dr. Werner Landeshauptstadt München und des Rechmann und Winfrid Vogel im Rah- Börsenvereins des Deutschen Buch- men der russisch-deutschen Kultur- handels, Landesverband Bayern, woche in Orenburg, → mehr S. 61 → mehr S. 27 17.10.2015 Lange Nacht der Münchner Museen: Die DenkStätte Weiße Rose bietet Führungen durch die Ausstellung an und eine Präsentation der Comic-Bio- grafie „Sophie Scholl“ mit Heiner Lün- stedt, Autor und Comic-Fachjournalist und der Illustratorin Ingrid Sabisch, → mehr S. 55

8 Ausstellungskalender 8.9.-2.10.2015 Deutschland École Polytechnique, Île-de-France Paris 9.-12.2.2015 Söderblom Gymnasium, Espelkamp 12.10.-26.11.2015 Institut Heinrich Mann 12.-16.1.2015 Pau Maria-Ward-Gymnasium, Augsburg 1.-19.12.2015 19.-23.1.2015 CDI du lycée Faidherbe Mittelschule, Mindelheim Lille 26.-30.1.2015 Mittelschule, Veitsbronn/Langenzenn Russland 2.-6.2.2015 23.5.-26.5.2015 Gymnasium Stein Landesbibliothek Krasnojarsk 9.-13.2.2015 Krasnojarsk, Sibirien Mittelschule, Altusried 19.11.-19.12.2015 23.-27.2.2015 Landesbibliothek Tscheljabinsk Geschwister-Scholl-Gymnasium, Tscheljabinsk, Ostural Röthenbach 15.2.-31.3.2015 Litauen Landgericht, Coburg 28.5.-15.6.2015 16.-20.3.2015 Kulturzentrum der jüdischen Freiherr-von-Stain-Mittelschule, Gemeinde Ichenhausen Vilnius

23.-27.3.2015 Lettland Kath. Romano-Guardini-FOS für Sozialwesen, Juni 2015 München Lipke-Museum Riga 27.4.-27.5.2015 Geschwister-Scholl-Schule, Fulda Brasilien 27.-30.4.2015 Pestalozzi-Mittelschule, Oberasbach Mai 2015 Multikulturelles Festival 10.-13.11.2015 „XVI Maifest 2015“ Mittelschule, Zusmarshausen Sao Paulo 15.-30.11.2015 Herz-Jesu-Kirche/Kreisjugendring, Israel Weinheim 15.11.2015-Ende 2016 Ghetto Fighters´House Einzelausstellungen Akko 1.1.-6.2.2015 Hans Leipelt USA Bücherhalle Hamburg-Harburg 1.1.-27.3.2015 10.5.-30.6.2015 University of Oregon Onkel Emil Eugene, Oregon Berliner Philharmonie 9.2.-22.3.2015 2.-16.11.2015 Landmark Center Hans Leipelt St. Paul, Minnesota Denkstätte Widerstand Weingarten 26.3.-21.4.2015 Shaker High School Ausstellungskalender Latham, New York international 1.-30.4.2015 University of Portland Frankreich Portland, Oregon 1.1.-30.3.2015 27.4.-8.5.2015 Université Lille 3 Northampton Area High School Lille Northampton, Pennsylvania 25.6.-31.8.2015 14.-22.11.2015 Maison du Souvenir Fallston High School Maillé Fallston, Maryland

9 3 Prof. Dr. Wolfgang Huber berichtet Am 17. Dezember 2014 drehte der persische Exilsender in London, ­Manoto I, eine Dokumentation über Nazi-Deutschland. Der Moderator unterhielt sich darin mit mir vor lau- fender Kamera über die Weiße Rose. Eine Gruppe amerikanischer Studenten besuchte am 14. Januar 2015 die DenkStätte. Wir sprachen (auf Eng- Prof. Dr. Wolfgang Huber, 2015 lisch) hauptsächlich über die Leibniz- vorlesung meines Vaters (Theodizeé) und über religiöse Fragestellungen innerhalb der Weißen Rose. Am 25. Mai konnte ich eine Grup- Am 20. und 21. Januar hielt ich an der pe Brescianer Radsportler in der Universität in Lille zwei Vorträge über DenkStätte empfangen, die eine Pil- die Weiße Rose, einen zur Eröffnung gerfahrt nach Dachau unternommen der Ausstellung, den Raoul Mille ein- hatten. leitete und Philipp Noble übersetzte, und einen vor Studenten in englischer Unter der Leitung des Bischofs von Sprache. Brescia, Mons. Luciano Monari, kam am 26. Mai eine Gruppe Geistlicher Am 25. und 29. Januar nahm ich an und engagierter Laien im Rahmen ei- der Feier zum Gedenken an Hans Lei- ner Pilgerfahrt nach Dachau zu einem pelt in der KZ-Gedenkstätte Dachau Besuch in die DenkStätte. Luciano teil und hielt einen weiteren Vortrag in Costa stellte mich der Gruppe vor und Donauwörth. leitete die anschließende Diskussion. Ich hielt einen kurzen Vortrag in italie- Vom 26. Februar bis 31. März wurde nischer Sprache. die Weiße Rose Ausstellung in Coburg in den Räumen des Justizgebäudes Am 13. Juli kam Frau Jul Ji vom Chi- gezeigt. Zur Eröffnung hielt ich einen nesischen Fernsehen, China Central Vortrag im Schwurgerichtssaal des Television (CCTV), das ca. 1.2 Milli- dortigen Landgerichts. Meinen Vortrag arden Zuschauer erreicht, zu einem leitete der Präsident des Landge- Interview (in Englisch) in die Weiße richts, Herr Dr. Friedrich Krauß, ein. Rose Stiftung e.V. Das Interview Dabei ging er auch auf die Verhaltens- musste ohne mögliche Zuhörer in weisen von Richtern, Staatsanwälten einem Innenhof der Universität statt- und Verteidigern in der NS-Zeit ein, finden. Frau Jul war vor allem an der was auch in der Coburger Presse Motivation der Studenten der Weißen gewürdigt wurde, da es noch immer Rose interessiert und an der Bedeu- höchst selten passiert, dass sich die tung der Widerstandsgruppe für die Justiz an ihr Versagen in der NS-Zeit heutige Zeit. erinnert. Am 27. Februar hielt ich einen Vortrag vor Coburger Gymnasiasten, Auf Betreiben von Raoul Mille und mit den der Vorsitzende des Coburger Unterstützung des Institut Français Anwaltvereins, Wolfgang Hörnlein, konnte die Weiße Rose Ausstellung einleitete, der sich ebenfalls mit der ab 8. September in der Bibliothek der Aufarbeitung der NS-Zeit befasste. Bei französischen Elite-Universität École beiden Vorträgen war der Saal bis auf Polytechnique gezeigt werden. Bei der den letzten Platz belegt. Besonders Ausstellungseröffnung übermittelte erfreulich war das rege Interesse der Stefan Kern, Premier conseiller chargé Gymnasiasten, die viele, teils gut vor- des affaires scientifiques et techno- bereitete Fragen stellten. logiques, ein Grußwort von der deut- schen Botschaft in Paris. Ich hielt vor Am 25. April kam eine Gruppe jugend- nicht ganz hundert Interessierten den licher Radfahrer aus Brescia auf ihrer Vortrag zur Eröffnung der Ausstellung Friedensfahrt nach Dachau auch in die (auf Englisch). Viele hörten von der DenkStätte. Ich übernahm eine Füh- Weißen Rose zum ersten Mal. Im An- rung und beantwortete Fragen, Alber- schluss an meinen Vortrag gab es eine to Franchi übersetzte. kurze Diskussion und einen Empfang. Am 2. Mai besuchte unter der Leitung Die École unterhält ihren eigenen von Eugenio Ferrari eine Gruppe von Fernsehsender „Xonair“. Mme. Claire ca. 50 Jugendlichen aus Piacenza die Lenz, führte mit mir ein Interview, das DenkStätte. Ich hielt einen einleiten- auf der Homepage der École zu sehen den Vortrag (auf Italienisch) und beant- war. wortete Fragen.

10 4 Joachim Baez in Weingarten Joachim Baez, Neffe von Willi Graf, Beirat und Mitglied der Weiße Rose Stiftung e.V., die er bei diesem Anlass vertrat, berichtet über die Einwei- hungsfeier auf dem Campus Weiße Rose. Am 9. November 2015 fand in Weingarten die Wid- mungs- und Einweihungsfeier für die nach den Mit- gliedern der Weißen Rose benannten neuen Studen- tenwohnheime auf dem Campus Weiße Rose statt; damit wurde die Denkstätte Widerstand Weingarten um fünf zusätzliche Gebäudeteile erweitert. Die Feierstunde am Vormittag wurde mit einem Festvortrag von Prof. Dr. Anselm Doering-Manteuffel zum Thema „Das kulturelle Vermächtnis der Weißen Rose“ eröffnet. Anschließend hatten Familienange- hörige der Protagonisten Gelegenheit, persönliche Worte zu den jeweiligen Namensgebern zu spre- chen; sie nahmen danach auch die Enthüllung der Widmungstafeln vor den entsprechenden Gebäuden vor. Als Beirat und Mitglied der Weiße Rose Stif- tung e.V. überbrachte ich gleichzeitig in Vertretung ihres Vorstands ein Grußwort. Die Vorstellung von Hans Conrad Leipelt übernahm Prof. Dr. Wolfgang Marcus, der als Beauftragter für das Denkstätten­ sekretariat zugleich der spiritus rector, Moderator und Impulsgeber des Gesamtvorhabens war und ist. Die musikalische Begleitung hatte das Duo Christoph Probst / Markus Schwaiger übernommen. Der Nach- mittag war – mit Grußworten der Bauausführenden, Segens­feier und Schlüsselübergabe – der „Inbesitz- nahme“ der Wohnheime gewidmet. Die Arbeit des Denkstättenkuratoriums Oberschwa- ben wird weitergehen: • In Weingarten werden bisher noch nicht benannte Verbindungswege den Mitgliedern der Weißen Rose gewidmet. • Der Widerstand in der ehemaligen DDR wird ver- stärkt in die Denkstättenarbeit mit einbezogen.

Enthüllung des Gedenksteins für Hans Leipelt durch Prof. Dr. Wolfgang Marcus, li. Joachim Baez

Enthüllung des Gedenksteins für Christoph Probst durch ­seinen Enkel Sebastian Probst

11 5 Nachrufe 2015 verstarben vier Zeitzeugen der Weißen Rose: Karin Friedrich, Franz J. Müller, Heiner Guter und Jürgen Wittenstein. Bis ins hohe Alter haben sie sich für die Erinnerung an die Weiße Rose einge- setzt und zahllose Zeitzeugengespräche geführt. Im Beirat und als Mitglied der Weiße Rose Stif- tung e.V. aktiv unterstützt haben uns auch Britta Müller-Baltschun, Prof. Dr. Hans Mommsen und Prof. Dr. Michael Wyschogrod, die ebenfalls 2015 verstorben sind. Der Historiker Christian Petry verfasste einen Nachruf auf Prof. Dr. Jürgen Wit- tenstein, den wir hier veröffentlichen.

Franz J. Müller Am 31. März 2015 verstarb Franz J. Müller, langjäh- riger Vorsitzender und Ehrenvorsitzender der Weiße Rose Stiftung e.V. Als Schüler gehörte er der Abiturientengruppe eines Ulmer Gymnasiums an, die das 5. Flugblatt der Wei- ßen Rose von Sophie Scholl erhielt, hinter der Orgel der Martin-Luther-Kirche in Ulm kuvertierte und mit der Post im Raum Ulm verschickte. Im zweiten Pro- zess des Volksgerichtshofs gegen die Weiße Rose, am 19. April 1943, wurde Franz J. Müller zu fünf Jahren Haft verurteilt. 1945 wurde er von amerika- nischen Soldaten aus dem Gefängnis befreit. 1987 gründete Franz J. Müller mit Inge Aicher-Scholl, Heiner Guter, Dr. h. c. Anneliese Knoop-Graf, Dr. Marie-Luise Schultze-Jahn und anderen die Weiße Rose Stiftung e.V., deren Vorsitzender er bis 2004 war. Mit großem persönlichen Einsatz und pädago- gischem Geschick trug er dazu bei, die Erinnerung an die Weiße Rose wachzuhalten. Er führte unzählige Zeitzeugengespräche, reiste zu Ausstellungseröff- nungen und trat vor Schulklassen auf. Zusammen mit dem damaligen Rektor der Ludwig-Maximilians- Universität Prof. Dr. Andreas Heldrich realisierte er die DenkStätte Weiße Rose am Lichthof der Univer- sität.

Heiner Guter Am 30. März 2015 verstarb der Zeitzeuge Heiner Guter, Gründungsmitglied der Weiße Rose Stiftung e.V. Mit Franz J. Müller und Hans Hirzel gehörte er zu den Ulmer Gymnasiasten, die das 5. Flugblatt der Weißen Rose im Raum Ulm verschickten. „Dem Volksgerichtshof fällt auf, daß aus einer Schulklasse drei Schüler (auch Heinrich Guter) in dieser Sache erscheinen und noch weitere erwähnt wurden! Da muß etwas nicht stimmen, was am Geiste dieser Klasse liegt und was der Senat nicht allein diesen Jungen zur Last legen kann.“ So begründete der Volksgerichtshof am 19. April 1943 seine Bestra- fungsaktion der Ulmer Schülergruppe mit Franz Müller, Hans und Susanne Hirzel sowie Heiner Guter. Dieser hätte gewusst, dass seine Freunde die Flugblätter der Weißen Rose verteilten, es aber nicht angezeigt. Er wurde deshalb mit 18 Monaten Gefängnis bestraft. Heiner Guter brachte seine Kompetenzen als Archi- tekt bei der Gestaltung der DenkStätte Weiße Rose am Lichthof der LMU maßgeblich mit ein.

12 Karin Friedrich Unsere langjährige Wegbegleiterin und Zeitzeugin Karin Friedrich ist Ende November 2015 im Alter von 90 Jahren verstorben. Mehr als zwei Jahrzehnte war sie als Beirätin und Mitglied eine wichtige Unterstüt- zerin der Erinnerungsarbeit der Weiße Rose Stiftung e.V. Sie war mit vielen Anregungen, konstruktiver Kritik, aber auch vielfältiger Ermutigung an unserer Arbeit beteiligt. In ihrer Jugend hatte Karin Friedrich während des Krieges an der Seite ihrer Mutter Ruth Andreas-Fried- rich in Berlin unerschrocken und sehr mutig jüdische Freunde und politisch Verfolgte versteckt und im Untergrund versorgt. Yad Vashem verlieh ihr deshalb den Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“. Der Widerstandskreis „Onkel Emil“ – nach dem da- maligen Warnruf der Gruppe benannt – schrieb das 6. Flugblatt der Weißen Rose mehrfach ab und ver- teilte es. Wahrscheinlich ist, dass das Flugblatt durch den Kontakt der Gruppe zu James Graf von Moltke nach England gelangte. Die Weiße Rose Stiftung e.V. ist dankbar, mit Karin Friedrich die Wanderausstellung „Onkel Emil und die Weiße Rose“ noch im Jahr 2012 erarbeitet zu haben. Sie steht zur Ausleihe bereit.

Britta Müller-Baltschun Britta Müller-Baltschun verstarb am 23. Juli 2015 mit 75 Jahren in München. Seit Bestehen der Wei- ße Rose Stiftung e.V. arbeitete sie an der Seite von Franz J. Müller als Geschäftsführerin. Mit großem Engagement setzte sie sich für die Erinnerungsarbeit ein. Sie verfasste viele Texte u.a. für die Wanderaus- stellung und begleitete und unterstützte Franz Müller bei vielen Zeitzeugengesprächen. © Karsten de Riese

Prof. Dr. Hans Mommsen Hans Mommsen verstarb am 5. November 2015. Er war ein großer Förderer und Begleiter unserer Erinnerungsarbeit. Als langjähriges Beirats- und Ver- einsmitglied hat er in dieser Funktion viele Impulse gegeben und sich darüber hinaus mit Vorträgen, Ver- öffentlichungen und Interviews um die Erinnerung an die studentische Widerstandsgruppe Weiße Rose hochverdient gemacht. Unbestritten gehörte Hans Mommsen zu jenen Repräsentanten der Generation sozialliberaler Histo- riker, die in den 1960er Jahren angetreten waren, die westdeutsche Geschichtswissenschaft von verstaubten Traditionen zu befreien. „Er hat das hi- storische Selbstverständnis der Republik im Sinne einer demokratischen Bürgerkultur geprägt wie kein Zweiter“, so „DIE ZEIT“ in ihrer Hommage zu seinem 80. Geburtstag.

13 Prof. Dr. Michael Wyschogrod Der berühmte jüdische Religionsphilo­ soph Michael Wyschogrod verstarb am 17. Dezember 2015 in Boston. Er war Mitinitiator der Weiße Rose Stif- tung e.V. und von Anfang an Mitglied ihres Trägervereins. 1985 wurde Michael Wyschogrod vom American Jewish Congress als Leiter einer Delegation nach Mün- chen geschickt, um an den Gräbern der Weißen Rose den Protest gegen die Kranzniederlegung des amerika- nischen Präsidenten Ronald Reagan und Bundeskanzlers Helmut Kohl auf dem Soldatenfriedhof in Bitburg, auf dem auch Soldaten der Waffen-SS beerdigt sind, auszudrücken. In diesen © Karsten de Riese Protest waren auch Zeitzeugen der Weißen Rose, u.a. Inge Aicher-Scholl, Anneliese Knoop-Graf und Franz J. Müller einbezogen. Die Delegation kehrte in die USA mit dem Vorha- ben zurück, die Weiße Rose in den USA bekannt zu machen. Deshalb gründeten die amerikanischen Gäste 1987 die Foundation in Washington. Um in Deutschland einen Ansprechpartner für eine Zusammen- arbeit im Zeichen der Weißen Rose zu haben, wurde noch im gleichen Jahr die Weiße Rose Stiftung e.V. in Mün- chen gegründet. Michael Wyschogrod unterstützte in Michael Wyschogrod wurde nach dem den ersten Jahren die Erinnerungs- Wegzug seiner Eltern aus Budapest arbeit in den USA. Mehrere Ausstel- am 28. September 1928 in Berlin lungen über die Weiße Rose wurden geboren. Mit Hilfe eines Bruders der gezeigt und es gelang auch, im Ho- Mutter gelang der Familie 1939 über locaust Museum in Washington mit Polen die Emigration in die USA. Dort Foto und Flugblatt dauerhaft an die wuchs er im New Yorker Stadtteil Widerstandsgruppe zu erinnern. Brooklyn auf. Ab 1946 besuchte er das City College und die Yeshiva Uni- versity in New York. Von 1949 bis zu seiner Dissertation über Søren Kier- kegaard und Martin Heidegger 1953 studierte er an der Philosophischen Abteilung der Columbia University. Am City College, Hunter College und Baruch College der City University of New York lehrte er Philosophie und wurde Leiter der Philosophischen Abteilung des Baruch College. 1992 wurde er als Professor an das nach 33-jähriger Unterbrechung wiederge- gründete Religious Studies Program der University of Houston berufen und leitete von 1996 bis zu seiner Emeri- Protestmarsch auf dem Friedhof tierung im Jahr 2002 das Programm. Perlacher Forst, 1985 Durch seine Arbeit für die jüdisch- li. Michael Wyschogrod christlichen Beziehungen hatte er, © Karsten de Riese wie er selbst schrieb, mit der Evan- gelischen und Katholischen Kirche in Deutschland Kontakt. Henry Sieg- mann, Direktor des American Jewish Congress, beauftragte ihn deswegen, die Reise nach München Ende April 1985 vorzubereiten und die Delegati- on zu leiten.

14 Prof. Dr. George Wittenstein takte mit dem gemeinsamen Freund Hellmut Hartert zu knüpfen. Er fuhr George (Jürgen) Wittenstein ist im deswegen im Herbst 1942 und Januar Juni 2015 im Alter von 96 Jahren in 1943 nach Berlin. Jürgen Wittensteins Santa Barbara, CA verstorben. Momente zu handeln kamen, als nach Jürgen Wittenstein, geb. 1919, stu- der Verhaftung der Geschwister Scholl dierte mit Hans Scholl, Alexander am 18. Februar 1943 Hilfe gebraucht Schmorell, Willi Graf und Christoph wurde: nachweislich half er den Eltern Probst in München Medizin und ge- Scholl, ihre Kinder noch einmal zu se- hörte zu derselben Studentenkompa- hen, er sammelte Geld für die Familie nie. Viele aussagekräftige Fotos hat seines Doktorvaters Professor Huber er damals mit seiner Kamera aufge- und er fand und engagierte einen mu- nommen, darunter auch die ikonogra- tigen und geschickten Rechtsanwalt fischen Bilder zur Weißen Rose. für Marie-Luise Jahn. Das alles war nicht ungefährlich. In große Schwie- rigkeiten ist er beinahe gekommen, als in den Verhören von Hans Leipelts Nachruf auf Jürgen Wittenstein Mutter herauskam, dass er sie in von Christian Petry Schloss Beilstein verstecken wollte, wo Wittenstein aufgewachsen ist. Der Idealismus, den Jürgen Witten- stein mit allen Freunden im Kreis der Es gelang ihm, sich bei seinem kriegs- Weißen Rose teilte, hatte bei ihm gerichtlichen Verhör herauszureden. durch die starke Einbindung in die Der Chef der Studentenkompanie ver- mütterliche Familie Vollmoeller, in anlasste seine Versetzung an die ita- der er als Halbwaise und Einzelkind lienische Front. Schon bald nach dem aufwuchs, und durch seine Erziehung Krieg reifte bei ihm der Entschluss, im Internat Salem 1931 bis 1937 seinem Onkel und Vetter zu folgen eine besondere Farbe entwickelt. Ihn und in die USA zu emigrieren. 1948 prägte die mutige, bisweilen wage- war es dann so weit: Jürgen Wit- mutige Verantwortungsbereitschaft, tenstein erhielt das ersehnte Visum, die er in Salem lernte, und eine große konnte in den USA seine Ausbildung Motivation zu helfen, die er der nazi- fortsetzen und mit Elisabeth Hartert, feindlichen, wohlhabenden, sozial en- der Schwester von Hellmut Hartert, gagierten und breit vernetzten Familie eine Familie gründen. Er wurde ein Vollmoeller verdankte. Jürgen Witten- hochanerkannter Professor für Herz- stein wurde der, der immer zu helfen chirurgie und Psychotherapeut und bereit war, weil ihm dies als guter machte das Helfen zu seinem Beruf. Weg schien, den moralischen Ansprü- Er hinterlässt vier Kinder und Christel chen der Familie zu genügen, und aus Bejenke, seine zweite Frau, die ihm der Einsamkeit heraus zu finden. nach dem frühen Tod von Elisabeth Hartert half, seine Kinder aufzuziehen. Wenn man die Geschichte der Wei- ßen Rose zwischen Frühjahr 1942 Die Zeit von Krieg und Schrecken in und Februar 1943 betrachtet, dann Deutschland ließ ihn nicht los. Sie fällt auf, dass er den Akteuren nahe blieb ein wichtiger Teil der Person stand, offenbar sehr früh alles wuss- auch von „George“ Wittenstein. Ich te, aber in einer gewissen Distanz hoffe, dass diejenigen, die sich um blieb. Er war kein Aktivist und wirkte eine lebendige Erinnerung an die eher vorsichtig. Aber er half ohne Weißen Rose bemühen, auch ihm ein Zögern, als Hans Scholl ihn bat, Kon- ehrendes Gedenken bewahren.

15 6 Wanderausstellungen

Die Weiße Rose in Deutschland Die Wanderausstellung „Die Weiße Rose. Der Wi- derstand von Studenten gegen Hitler, München 1942/43“ wurde 13-mal gezeigt. Im Kontext von Gedenkveranstaltungen waren drei biografische Einzelausstellungen zu sehen. Wir danken allen Kooperationspartnern, die den Ausstellungsver- leih vor Ort ermöglicht haben und auch der Inter- hyp AG München für ihre Spende zur Unterstüt- zung des Ausstellungsverleihs in Deutschland. Besonders erfolgreich war die Präsentation der Wanderausstellung „Die Weiße Rose“ am Söder- v.l.n.r.: Sandra Knösel, Dr. blom Gymnasium in Espelkamp vom 9. Januar bis Hildegard Kronawitter und Britta Barlage, Interhyp AG 12. Februar 2015. Über 2000 Personen besuchten die Ausstellung und das Begleitprogramm mit acht Aufführungen des Theaterstücks „Sophie Scholl. Die letzten Tage“ von Fred Breinersdorfer und Betty Hansel durch die Theatergruppe der Schule. Unter der Leitung ihrer Lehrerin Bärbel Brandt haben 40 SchülerInnen geprobt, geschneidert, komponiert und das Bühnenbild gestaltet. Wir gratulieren zu diesem außergewöhnlichen Projekt. „Die Geschichte von ­Sophie Scholl ist eine ganz bedeutende und ihr Mut sowie ihr Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit machen sie noch heute zu einem Vorbild. Unserer Meinung nach sollten wir Menschen uns wieder mehr für unsere Mitmenschen einsetzen und nicht wegschauen“, so die SchülerInnen in ihrer Pressean- kündigung. Die Managementgruppe für die Ausstellung am Söderblom Gymnasium

Vom 26. Februar bis 31. März organisierte der Cobur- ger Anwaltsverein die Präsentation der Wanderaus- stellung im Atrium des Landgerichts Coburg. Prof. Dr. Wolfgang Huber eröffnete die Ausstellung mit einem Vortrag im Schwurgerichtssaal (siehe Bericht von Prof. Wolfgang Huber). Zum 50-jährigen Jubiläum der Geschwister-Scholl- Schule in Fulda wurde die Ausstellung vom 27. April bis 27. Mai gezeigt. An zwei Projekttagen beschäf- tigten sich SchülerInnen mit dem Thema „Vielfalt, Zivilcourage, Geschwister Scholl“.

Vom 14. bis 29. November wurde die Ausstellung Projekt „Zivilcourage“ vom Bündnis „Weinheim-gegen-rechts“ in Zusam- in Fulda menarbeit mit dem Stadtjugendring in der Herz- Jesu-Kirche gezeigt – als Zeichen gegen den NPD- Bundesparteitag, der in der Stadthalle nebenan am 21. und 22. November stattfand und von der Stadt nicht untersagt werden konnte.

16 Ausstellungstafeln in der Herz-Jesu-Kirche Weinheim

Zum 70. Jahrestag der Hinrichtung des Studenten Hans Leipelt am 29. Januar 1945 wurde die Einzel- ausstellung „Hans Leipelt und die Weiße Rose“ vom 8. Januar bis 5. Februar in der Bücherhalle Hamburg/ Harburg gezeigt. Die Ausstellung wurde in Koope- ration mit der Initiative „Gedenken in Harburg“ und der KZ-Gedenkstätte Neuengamme präsentiert und von einer Veranstaltungsreihe begleitet. Zur Eröff- nung referierten Klaus Möller, Initiative „Gedenken in Harburg“, zu „Hans Leipelt – Kindheit und Jugend in Harburg“ und Herbert Diercks, KZ-Gedenkstätte Neuengamme, zu „Der Hamburger Widerstand und die Weiße Rose“. Das „Haus der Kirche“ am Harburger Ring zeigte den Dokumentarfilm „Die Widerständigen – Zeugen der Weißen Rose“ mit ei- ner Einführung von Angela Bottin. Am 17. Januar bot Klaus Möller eine Führung durch die Ausstellung an und am 25. Januar den Rundgang „Auf den Spuren der Familie Leipelt“. Am 20. Januar sprach Robert M. Zoske im Gemeindesaal der Hauptkirche St. Jakobi über „Hans Scholl: Anklage und Auftrag“. Der Histo- riker Dr. Magnus Koch rundete die Veranstaltungen Flyer zur Hans-Leipelt- Ausstellung in Hamburg mit seinem Vortrag „Das 6. Flugblatt der Weißen Rose in Hamburg – Neue Hoffnungen und das bitte- re Ende“ ab.

Rundgang mit Klaus Möller (Mitte)

Stolpersteine in Hamburg- Harburg für Hans Leipelt, Dr. Katharina Leipelt und ihre Mutter Hermine Baron Für sein ehrenamtliches Engagement in der Initiati- ve „Gedenken in Harburg“ wurde Klaus Möller mit seinen Kollegen im Januar 2016 vom Bezirksamt Hamburg-Harburg ausgezeichnet. Die Weiße Rose Stiftung e.V. gratuliert ganz herzlich und bedankt sich für die gute Zusammenarbeit.

17 Zur Widmungs- und Einweihungsfeier am 9. Novem- ber wurde die Ausstellung „Hans Leipelt und die Weiße Rose“ vom Denkstättenkuratorium NS Do- kumentation Oberschwaben an der Pädagogischen Hochschule Weingarten gezeigt. Einzelne Gebäude des neuen Studentenwohnheims in Weingarten wurden den Mitgliedern der Weißen Rose gewidmet und offiziell als „Campus Weiße Rose“ eingeweiht. Zu diesem Termin erschien die Broschüre „Denkstät- te Widerstand Weingarten – Campus Weiße Rose – Widmungshäuser“, eine Veröffentlichung, für die die Weiße Rose Stiftung e.V. biografische Texte zu den Namensgebern zur Verfügung stellte. Das heraus- ragende Engagement von Prof. Wolfgang Marcus in der Erinnerungsarbeit des Denkstättenkuratoriums soll an dieser Stelle ausdrücklich gewürdigt werden (siehe auch Bericht Joachim Baez). 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges er- innerte die Berliner Philharmonie an ihren ersten Nachkriegsdirigenten Leo Borchard (1899-1945). Die Ausstellung „Leo Borchard – Dirigent, Kosmopolit, Widerständler“ dokumentiert sein Leben, seine künstlerische Karriere und seine Tätigkeit in der Widerstandsgruppe „Onkel Emil“, die Verfolgte im Untergrund versteckte und 1943 das 6. Flugblatt der Weißen Rose vervielfältigte und weitergab. Um in diesem Kontext auch den Widerstand von Leo Borchard zu vertiefen, zeigte die Berliner Philharmo- nie in ihrem Foyer vom 23. Mai bis 28. Juni unsere Einzelausstellung „Onkel Emil und die Weiße Rose“. Wir danken dem Dramaturgen Dr. Helge Grünewald von der Berliner Philharmonie für die gelungene Koo- peration und den Eröffnungsvortrag. Im Schuljahr 2015 führte das Theater EUKITEA sein Einpersonenstück „Sophie Scholl – Innere Bilder“ im Rahmen des Schulprojektes „Mut“ an zehn bay­ erischen Schulen auf. Die Weiße Rose Stiftung e.V. stellte die Wanderausstellung für die jeweiligen Auf- führungstermine zur Verfügung und ergänzte damit im Sinne der Förderung des Kulturfonds Bayern die- ses besondere Schulprojekt. Das Theater bietet den Schulen jeweils drei Vorstellungen, Gespräche zur Nachbereitung der Aufführung und die Präsentation der Weiße Rose Ausstellung an. Theaterstück und Ausstellung wurden gezeigt: Im Januar am Maria-Ward-Gymnasium Augsburg, an der Mittelschule Mindelheim und an der Mittelschule Veitsbronn, im Februar am Gymnasium Stein, an der Mittelschule Altusried und am Sophie-Scholl-Gymna- sium Röthenbach, im März an der Freiherr-von-Stain Mittelschule Ichenhausen und an der Kath. Romano- Guardini-FOS München, im April an der Pestalozzi- Mittelschule Oberasbach und im November an der Mittelschule Zusmarshausen.

Foyer der Berliner Philharmonie

18 Die Weiße Rose in Israel Am 15. November startete unser Weiße Rose Pro- jekt in Israel, das in Kooperation mit dem Ghetto Fighters' House durchgeführt wird. Die Aus- stellung wird bis Ende 2016 im Ghetto Fighters' House nahe Akko in hebräischer und arabischer Sprache gezeigt und in das Bildungsprogramm des Museums integriert. Das Projekt wurde im Rahmen „50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Israel und Deutschland“ vom deutschen Außenministerium und dem Goethe-Institut Isra- el anerkannt und gefördert. Schon lange äußerten Vorstand und Beiratsmit- glieder der Weiße Rose Stiftung e.V. den Wunsch, die Ausstellung „Die Weiße Rose. Der Widerstand von Studenten gegen Hitler 1942/43“ in Israel zu zeigen. Durch die Ausschreibung des deutschen Außenminis­teriums und des Goethe-Instituts für deutsch-israelische Projekte aus Anlass „50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Israel und Deutschland“ konnte diese Idee nun realisiert werden. Unser eingereichtes Kooperationsprojekt erhielt eine Förderzusage. Die Bayerische Landes- zentrale für politische Bildungsarbeit, namentlich Werner Karg, vermittelte das Ghetto Fighters‘ House als Partner und begleitete unsere Antragstellung inhaltlich. Das Goethe-Institut Israel reichte die För- derung aus. Dr. Wolf Iro, Leiter des Goethe-Instituts Israel, gab während der Vorbereitung des Projektes wichtige inhaltliche Hinweise, die für die spätere Akzeptanz des Vorhabens unerlässlich waren. Die notwendigen Eigenmittel konnten wir u.a. dank einer großzügigen Spende finanzieren, die uns Bundes- kanzler a.D. Gerhard Schröder vermittelte. Die Weiße Rose Stiftung e.V. stellte dem Ghetto Fighters' House ihre englischsprachige Ausstellungs- version inklusive der Bildtafeln zur Verfügung sowie die ebenfalls ins Englische übersetzten Flugblätter der Weißen Rose. Eine zusätzliche Ausstellungstafel mit zentralen Informationen zur Widerstandsgruppe wurde in München erarbeitet, übersetzt und in das ausstellungstypische Layout gebracht. Außerdem wurden die Flugblätter der Weißen Rose in München thematisch aufbereitet, mit Hintergrundinformati- onen ergänzt und in englischer Sprache dem Ghetto Fighters' House überlassen. Führung durch die Ausstellung

19 Die MitarbeiterInnen des Ghetto Fighters‘ House veranlassten die Übersetzung aller Ausstellungs- texte ins Hebräische und Arabische und konzipierten und realisierten die Hängung der Ausstellung im Bildungsgebäude nach eigener Schwerpunktset- zung. Die Priorisierung einzelner Themen erfolgte mit Bezug zu Personen der Widerstandsgruppe mit jüdischem Familienhintergrund wie bei Hans Leipelt und Eugen Grimminger. Hervorgehoben wurde auch die Gruppe „Onkel Emil“ und die zentrale Anklage der Ermordung von Juden in Polen als „das fürchter- lichste Verbrechen an der Würde des Menschen“ im zweiten Flugblatt der Weißen Rose. Das Design der Ausstellung blieb mit Rücksicht auf die Bildrechte und das Copyright der gesamten Ausstellung grund- sätzlich unverändert. Bei der Eröffnungsveranstaltung am 15. November 2016 sprachen der deutsche Botschafter in Israel, Dr. Clemens von Goetze, Dr. Wolf Iro namens des Goethe-Instituts und Dr. Anat Livne, CEO des Ghetto Fighters´ House. Den Eröffnungsvortrag „Resistance to Dictatorship and Resistance in a Democracy“ hielt der israelische Historiker Prof. Moshe Zimmermann. Die Projektpartnerschaft der Weiße Rose Stiftung e.V. wurde mit dem Grußwort von Dr. Hildegard Kro- nawitter persönlich vermittelt. Von Anfang an erfuhr die Ausstellung eine überra- schend umfangreiche und positive Medienresonanz. Das Ghetto Fighters‘ House teilte mit, dass in lo- kalen Medien zahlreiche Berichte erschienen. Aber auch überregionale bzw. deutsche Medien griffen das Thema mit größeren Beiträgen auf, so die Jeru- salem Post, die Deutsche Welle, die Internetzeitung haGalil, die Süddeutsche Zeitung und der Münchner Merkur.

Bericht im Münchner Merkur, 17. November 2015

20 Projektteam: v.l.n.r.: Hadas Hochman, Dr. Hilde- gard Kronawitter, Yariv Lapid und Evelyne Akherman

Dankbar registrieren wir, dass das Ghetto Fighters‘ House die Botschaft der Weißen Rose für unsere heutige Zeit in ihr Bildungsprogramm mit ein- bezieht: So schrieb Yariv Lapid, zustän- dig für die pädagogische Arbeit am Ghetto Fighters‘ House, am 12. Janu- ar 2015 an Dr. Hildegard Kronawitter: „Es hat uns alle hier auch sehr be- rührt, mit der Geschichte der Weißen Rose zu arbeiten, uns in die Gedan- ken und Taten ihrer Mitglieder zu vertiefen. Wir freuen uns, dass Sie uns die Gelegenheit dazu gegeben ha- ben. Es sind hier ständig Gruppen für unterschiedliche Aktivitäten und sie schauen sich die Ausstellung an und fragen die Mitarbeiter darüber und be- Abgeordnetengruppe aus dem kommen Erklärungen. Wir haben auch Bayerischen Landtag schon unsere Workshops ausprobiert mit unseren Gruppen und es hat gut funktioniert. Wir arbeiten an manchen neuen Ideen, die auf diesen ersten Er- fahrungen basieren. Dazu aber mehr ein anderes Mal.“

Eröffnung der Ausstellung

21 „So that was immediately something that we wanted to be a part of becau- se most of our visitors are young peo- ple, and we wanted to show young people that every time you are in a radical situation, you have your own choice to make. (…) About 200 people came and most of them said that they had never heard about this group. I believe we can make a lot of educational work from this exhibition with students. The opening was very emotional and intellectual at the same time. The professor who spoke gave a brilliant lecture about resistance in Nazi Ger- many, and which kind of resistance we want to teach the next generation. This was the first time that the White Rose exhibit was shown in Israel, and I believe that it’s a good thing. We want to teach people to be criti- cal; to analyze what’s going on around them and not be so sure about their opinions; to ask themselves where they want to be in the day-by-day. From this exhibit, we have made two workshops.“ Evelyne Akherman, Kuratorin des Evelyne Akherman und Ghetto Fighters‘ House, in der Jerusa- Janina Altman, die über die lem Post am 8. Dezember 2015. Weiße Rose auf Hebräisch veröffentlichte

22 Die Weiße Rose in Frankreich In Frankreich wurde die Ausstellung „La Rose Blanche. La résistance estudiantine à Hitler, Mu- nich 1942/43“ an fünf Orten gezeigt. Für Vermitt- lung und Organisation danken wir besonders Pierre Wolff von der Montgelas-Gesellschaft München und Raoul Mille, Institut Français in München. Am 20. Januar 2015 eröffnete Prof. Wolfgang Huber die französischsprachige Wanderausstellung „La Rose Blanche“ in der Bibliothèque des Sciences de l´Antique der Universität Lille. Dort war sie bis Ende März zu sehen. Die französische Gedenkstätte Maison du Souvenir in Maillé zeigte die Ausstellung bis Ende August. Ein besonderer Dank geht dafür an Herrn Pierre Wolff von der Montgelas-Gesellschaft zur Förderung der bayerisch-französischen Zusammenarbeit e.V. München, der diese Präsentation organisiert hat. Am 25. August 1944 ermordeten deutsche Soldaten 124 Einwohner des Dorfes Maillé bei Tours, darunter viele Frauen und Kinder. Fast alle Gebäude wurden zerstört. Nach jenem von Oradour-sur-Glane war dies das schlimmste Massaker während der deutschen Besatzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg. Doch Maillé geriet im Unterschied zu Oradour für Jahr- zehnte in Vergessenheit. Nach dem Krieg verurteilte ein französisches Militärgericht den ehemaligen deutschen Leutnant Gustav Schlüter zum Tode, doch Schuldfrage und Umstände wurden nicht wirklich geklärt. Erst zwei Ereignisse machten Maillé einer breiten Öffentlichkeit bekannt: 2005 eröffnete die Staatsanwaltschaft Dortmund den Fall Maillé neu und 2008 weihte der französische Staatspräsident Sarkozy in Maillé die Gedenkstätte Maison du Souve- nir ein. In der Ankündigung der Ausstellung durch die Gedenkstätte in Maillé war zu lesen: „Une exposition essentielle qui explore des aspects méconnus de la Seconde Guerre mondiale et amène à une réflexion citoyenne sur la résistance au totalitarisme et sur l’engagement.“

Ausstellung im Maison du Souvenir in Maillé mit u.a.: Robert Hébras, Bernard Eliaume (Bürgermeister von Maillé), Pierre Wolff, Romain Taille- fait (Leiter des Maison du Souvenir), Serge Martin (Überlebender des Massakers von Maillé und Vorsitzender des Maison du Souvenir), 25. August 2015

23 Am 8. September wurde die Aus- stellung „La Rose Blanche“ in der Bibliothek der École Polytechnique Palaiseau eröffnet, einer der ange- sehensten, als „grandes écoles“ bezeichneten Elitehochschulen. Die Ausstellung war dort bis zum 2. Ok- tober zu sehen. Prof. Wolfgang Huber sprach bei der Eröffnung (siehe Be- richt Prof. Wolfgang Huber). Diese Prä- sentation wurde auf Initiative und Ver- mittlung von Raoul Mille vom Institut Français München realisiert, welches die Ausstellung auch mitfinanzierte. Die Organisation der Ausstellung und der Begleitveranstaltungen hatte die Studentenorganisation der grandes écoles GermaniX übernommen: „For an institution like ours, with a strong sense of integrity and responsibility, the history of this movement has par- ticular resonance. The admirable cou- rage of these students gives us food for thought,“ so Grégoire Le Corre, X2013, Präsident von GermaniX. Vom 12. Oktober bis 26. November wurde die Ausstellung über das Insti- tute Heinrich Mann an dem Lycée le batu in Ogeu-les-Bains gezeigt. Hier danken wir besonders dem General- konsulat der Bundesrepublik Deutsch- land in Bordeaux und seiner Mitarbei- terin Mdme Céline Pionneau für die Vermittlung. Der Ausstellungskoffer lagert seit 2013 beim Generalkonsulat. Auch dafür großen Dank an Herrn Ge- neralkonsul Hans-Werner Bussmann. Den Jahresabschluss bildete die zweiwöchige Ausstellung vom 1. bis 19. Dezember am Gymnasium CDI du lycée Faidherbe in Lille.

24 Die Weiße Rose in Italien Die Weichen für das neue Projekt ließen sich stellen, als Dr. Umberto Die Erinnerung an die studentische Lodovici als freiberuflicher Mitarbeiter Widerstandsgruppe Weiße Rose ist bereit war, die Kommunikation mit auch in Italien präsent. Dazu trugen Alessandro Romerini zu übernehmen, Filme und Bücher bei, u. a. „La Rosa das Projekt mitvorzubereiten und die Bianca“ von Paolo Ghezzi. Alljähr- geplanten Workshops an Schulen lich kommen zahlreiche italienische durchzuführen. Umberto Lodovici Besuchergruppen in die DenkStätte brachte dafür gute Voraussetzungen Weiße Rose. So verbinden bei- mit: Als Italiener und promovierter spielsweise viele Schulklassen Philosoph arbeitet er seit einigen aus Oberitalien den Besuch in der Jahren in der pädagogischen Vermitt- KZ-Gedenkstätte Dachau mit einer lung der NS-Geschichte, u.a. an der Führung zur Weißen Rose. Wie KZ-Gedenkstätte Dachau und im NS- früher Franz J. Müller und Anne- Dokumentationszentrum München. liese Knoop-Graf, reiste auch Prof. Wolfgang Huber mehrmals nach Für eine gekürzte Ausstellung stellte Brescia, um dort Vorträge zu halten. die Stadt Pontedera erfreulicherweise Seit über 20 Jahren verleiht das das Eingangsfoyer des Rathauses in Istituto Istoreco in Reggio Emilia Aussicht und bereitete zum 28. Januar die italienische Version der Wander- ein Meeting mit Stadträten und Ver- ausstellung. Im August bahnte sich tretern der regionalen Partisanenver- eine weitere Zusammenarbeit an. bände vor. Bis Ende 2015 produzierten wir in München eine reduzierte und Dr. Alessandro Romerini, Vertreter leicht transportable Bannerversion der Cooperative Sociale Arnera in der italienischsprachigen Ausstellung, Pontedera (Provinz Pisa) bat anlässlich ergänzt mit einer Übersichtstafel, und seines Besuchs in München um ein trafen die Absprache für ihre Präsen- Gespräch mit der Vorsitzenden Dr. tation. Umberto Lodovici sollte die Hildegard Kronawitter. Konkret schlug Weiße Rose Stiftung e.V. auch bei der er vor, die Weiße Rose bei der nächs­ zentralen Veranstaltung am Erinne- ten Erinnerungswoche Ende Januar rungstag vertreten und ein Grußwort 2016 in Pontedera zu thematisieren. der Vorsitzenden übermitteln. Außer- Er sicherte zu, sich mit dem Bürger- dem bereitete er sich gezielt auf die meister der Stadt abzusprechen und landessprachlichen Workshops mit auf italienischer Seite die Koordination Schülern und jungen Erwachsenen zu übernehmen. Auch wolle er gezielt vor, die ein Freiwilliges Soziales Jahr Schulen für Workshops gewinnen. absolvieren. Das klang sehr einladend, allerdings musste die Weiße Rose Stiftung e.V. Über die sehr erfolgreiche Realisie- erst einen Weg finden, auf die an- rung dieses neuen Projektes Ende gebotene Kooperation eingehen zu Januar 2016 werden wir im nächsten können. Jahr berichten.

Ankündigungsplakat der Ausstellung in Italien

25 Die Weiße Rose in Mittel- und Osteuropa Die plötzlich instabiler gewordene Situation in Nahost sowie auch in der EU und in Osteuropa haben bei den Begleitveranstaltungen zu zahlreichen Fragen zur gegenwärtigen Politik der Bundesrepublik Deutsch- land und der EU an den Referenten geführt. Das ist eine neue Situation. Auch die schon im Bericht 2014 erwähnte Besorgnis über die Entfremdung der Po- litik zwischen Deutschland und Russland ist leider nicht kleiner geworden. Der deutsche Botschafter in Moskau unterstützt unsere Arbeit in der Russischen Föderation jedoch weiterhin mit Nachdruck. Ungeachtet dieser Problematik blieb das Interesse am Thema „Widerstand im Dritten Reich 1933-1945“, die Rolle der Studentengruppe Weiße Rose und die Aufarbeitung des Geschehenen nach Kriegsende in der Bundesrepublik ungebrochen. Die Anzahl der für unsere Arbeit zur Verfügung ste- henden Spielfilme und Fernsehproduktionen hat sich vor allem in Russland vergrößert. Diese sind zum Teil mit Untertiteln in Englisch und Deutsch verse- hen, was ihre Einsatzmöglichkeit auch außerhalb der ­Russischen Föderation möglich macht.

Russische Föderation Die Sanktionen der EU gegen die Russische Födera- tion haben zwar besonders die Bevölkerung getrof- fen, aber eher zu tapferem „Zusammenstehen“ als zu negativen Reaktionen geführt. Das Interesse an unserer Ausstellung ist ungebrochen, ebenso die Un- terstützung und Gastfreundschaft der Universitäten und Oblast-Bibliotheken. Deutschland bleibt ein be- freundeter und immer noch bewunderter Staat.

Krasnojarsk Die Millionenstadt Krasnojarsk, inmitten Sibiriens ge- legen, war bis vor gut 20 Jahren als wichtiges Indus- triezentrum eine „geschlossene Stadt“, d. h. sie war auch für Sowjetbürger nicht zugänglich, geschweige denn für Reisende und Touristen. So herrscht dort auch heute noch großes Interesse an allem, was „draußen“ geschieht. Dies gilt im Besonderen für die Studentengruppe der Weißen Rose. Die Heilig- sprechung Alexander Schmorells – landesweit im Fernsehen gezeigt und durch die einflussreiche Or- thodoxe Kirche „betreut“ – sichert ein reges Interes- se. Gegründet wie viele Städte in Sibirien 1628 durch Kosaken, gibt es in der gewaltigen Industriestadt Krasnojarsk am 2 km breiten Jenissej ein reiches Kulturleben: mehrere Universitäten, Oper und Theater und einen Nationalpark mit frühen Felszeichnungen. Dieses offene geistige Klima prägt die Stadt. Ausstellungsort war die Oblast-Bibliothek (Landesbi- bliothek), modern mit aller Elektronik für Studenten ausgerüstet, zentral in der Stadt gelegen. Der mäch- tige Bau im Stil des „Stalin-Klassizismus“ bot uns hervorragende Räume und Möglichkeiten für das Begleitprogramm. Die Leitung der Bibliothek hatte – unsere Ausstellung ergänzend – ein Videoprogramm zu den bekannten Widerstandsorganisationen im nationalsozialistischen Deutschland erarbeitet, das die Besucher im Eingang einstimmte. Eine große Literatursammlung zu Krieg und Widerstand bot die Möglichkeit zu Detailstudien. Etwa 220 Personen, die Hälfte Studenten, erschienen zur Eröffnung am 25. Mai. Bis Anfang August wurde der Besuch als ausgesprochen rege geschildert.

26 Tscheljabinsk Durch Kontakte der Bibliothek der Oblast Krasnojarsk mit der Schwesterbibliothek der Oblast ­Tscheljabinsk entstand die Einladung in die Millionenstadt am Ostrand des Mittleren Ural. Diese Region am äußersten Westrand Sibiriens ist überreich an Metallen, Kohle, Uran, Edelmetallen, Gas und Öl. So wurde die Waffenproduktion zu einem wichtigen Industriegut der Sowjetunion. Wie alle Städte, die Kriegsgüter und sensible Industrie- waren herstellen, war auch Tscheljabinsk wie die Nachbarstadt Magnetogorsk eine „verbotene Sied- lung“. Auch dort erlaubt der Reichtum ein beeindru- ckendes Kulturleben. Ebenso wie in Krasnojarsk hatte die Leitung der Biblio­thek hier Vitrinen mit Erinnerungen an den „Großen Vaterländischen Krieg“ gestaltet und ein großes Literaturangebot präsentiert. Trotz der plötzlich eingebrochenen Kälte von minus 28 Grad war die Eröffnung am 19. November von Vertretern von Oblast, Stadt, Kirche und vielen Stu- denten gut besucht. Die Ausstellung verblieb dort bis Ende Januar 2016.

Russisch-deutsche Kulturwoche Orenburg Die diesjährige Kulturwoche stellte wegen einiger Besonderheiten hohe Anforderungen an die Organi- satoren der Stiftung Eurasia, unseres Partners: • die Größe der Delegation, bestehend aus Schau- spielern des neuen deutschen Spielfilms „Frei- statt“ • Delegation Generalkonsulat Jekaterinburg • Produzent Russische TV-Produktion „Weiße Rose“ • Vertreter der Weiße Rose Stiftung e.V. Im Programm: • Treffen mit Kultusministerin der Oblast Orenburg; Theaterstück in deutscher Sprache, inszeniert und gespielt von Schülern, Studenten, Kadetten • Theaterstück „Ruf mich in die Vergangenheit“, gespielt vom Theater der Oblast. Inhalt: Erinne- rungen an den Krieg 1941-1945 mit einer Szene über • Premiere TV-Produktion „Weiße Rose“ des ­Russischen Staatsfernsehens

Kadetten beim Besuch des Theaterstücks mit Winfrid Vogel, Dr. Werner Rechmann und Dr. Igor Chramow

27 Winfrid Vogel, Kulturattachee Sebastian Reinhold und die Leiterinnen der Fremdsprachenfakultät

Während der Preisverleihung der Alexander Schmo- rell Stipendien am 16. September durch den Kulturat- taché des Generalkonsulats, den Stellvertr. Gouver- neur, den Oberbürgermeister von Orenburg und die Vertreter der Weiße Rose Stiftung e.V. wurde auch der 15-jährigen Zusammenarbeit mit der Stiftung Eurasia in Orenburg gedacht, die im Dezember 2015 seit 15 Jahren als Werk ihres Präsidenten Dr. Igor Chramow, unseres Partners und Freundes, besteht.

v.l.n.r.: Alexander Nachtigall, Deutsches Kulturzentrum, Dr. Igor Chramow und Metropolit Arkadij Borjakin

Besonderer Dank gilt der Deutschen Botschaft und dem Generalkonsulat für ihre finanzielle Unterstüt- zung, die es auch erlaubte, den Schauspieler Alexan- der Held und seine Partnerin Anna Bullard-Werner an der Kulturwoche teilnehmen zu lassen. Sie dauerte vom 14. bis 18. September.

Litauen Neben der erfolgreichen 2014 in Lettland begon- nenen Wanderausstellung gelang es Dr. Werner Rechmann, Resident der Friedrich-Ebert-Stiftung, eine zweite mehrsprachige Ausstellung für Litau- en herstellen zu lassen und deren Finanzierung durch seine Stiftung sicherzustellen. Sie wurde am 28. April 2015 in Vilnius, der Hauptstadt Litauens, in Anwesenheit der stellvertretenden Botschafter Israels und der Bundesrepublik Deutschland durch die Präsidentin der Jüdischen Gemeinde Litauens eröffnet. Ausstellungsort war wie in Riga das Kul- turzentrum der Jüdischen Gemeinde, das nach der Trennung Litauens von der Sowjetunion wieder in ihr Eigentum überführt wurde. Durch die Eingliederung in die Sowjetunion und den deutschen Überfall am 22. Juni 1941 wurde jüdisches Leben in diesen Staaten nahezu völlig aus- gelöscht – auch unter Beteiligung der Bevölkerung. So stellt die Ausstellung über die Weiße Rose auch eine Anerkennung deutscher Schuld und ein Zeichen der Versöhnung dar. General a.D. Winfrid Vogel, Beauftragter der Weiße Rose Stiftung e.V. in Mittel- und Osteuropa, schilder- te den Fall des Feldwebels der Anton Schmid, der im Raum Vilnius als Leiter einer logis- tischen Dienststelle (Reparaturbetrieb) eingesetzt

28 war. Die Gräuel des Holocaust in Litauen waren auch für ihn als niederer Dienstgrad nicht zu übersehen. Er beschloss zu helfen. Durch Verschleierung seiner Tätigkeit und die der jüdischen Arbeiter in seiner „Versprengten-Sammelstelle“ genannten Dienststel- le gelang es ihm, rund 300 Juden ab Oktober 1941 zu retten. Am 25. Februar 1942 wurde Feldwebel Schmid vom Feldgericht der Wehrmacht wegen „Ret- tung von rund 300 Ghettogefangenen“ zum Tode verurteilt und erschossen. Yad Vashem in Israel ehrte ihn sehr früh. Die Bundes- wehr benannte nach langem Zögern eine Kaserne nach ihm.

Polen In Wroclaw beteiligte sich das Dom Edith Stein mit der dortigen DenkStätte Weiße Rose an den Feier- lichkeiten der Stadt zu Ehren Pfarrer Dietrich Bon­ hoeffers. Wegen Umorganisation in Haus und Stif- tung fiel die geplante Ausstellung in Lodz aus. Im Raum Krakau und Galizien verfügen wir nun unter der Leitung von Maria Szymanska über eine neue Ausstellung für Schulen. Die polnische Pädagogin beschäftigte sich vom 13. Juli bis 7. August im Büro der Weiße Rose Stiftung e.V. mit der studentischen Widerstandsgruppe, um Ausstellungsprojekte zur Weißen Rose an polnischen Schulen vorzubereiten. „Das Thema der deutschen Widerstandsbewegung wird in unserem Land eher verschwiegen. Für mich als Deutschlehrerin ist es sehr wichtig, dass die pol- nischen Jugendlichen ein umfassenderes Bild über Deutschland erhalten,“ begründete Maria Szymanska ihr Engagement.

Maria Szymanska bei Ihrem Besuch in München

Erst 2012 hatte sie selbst zum ersten Mal die Gele- genheit, bei einem Besuch in der DenkStätte Weiße Rose in München vom studentischen Widerstand gegen die NS-Diktatur zu erfahren. Sofort entstand bei ihr die Idee, die Ausstellung an polnischen Schu- len zu zeigen und dieses Thema dort auch in den Deutschunterricht zu integrieren. In Kooperation mit der Weiße Rose Stiftung e.V. wurden nun Termine für die neue Wanderausstellung und pädagogisches Begleitmaterial dazu vorbereitet. Winfrid Vogel, Beauftragter für Mittel- und Osteuropa der Weiße Rose Stiftung e.V.

29 Die Weiße Rose in den USA 2015 wurde die englische Wanderausstellung „White Rose. The student resistance against Hit- ler, Munich 1942/43“ an sechs Stationen in den USA gezeigt. Somit war sie seit 2011 an insge- samt 46 Universitäten, Colleges, Schulen, Mu- seen und Kulturzentren in 21 Staaten zu sehen. Das Interesse der amerikanischen Bevölkerung an diesem Thema ist weiterhin groß und alle Aus- steller berichten erfreulicherweise über einen oft unerwartet hohen Besucherandrang. Im Namen der Weiße Rose Stiftung e.V. geht an dieser Stelle erneut Dank an die AATG (American As- sociation of Teachers of German), besonders an ihre Chapter Presidents, die sich in ihren Regionen für die Ausstellung einsetzen. Auch engagieren sich seit Jahren viele Ehrenamtliche. Ohne deren wertvolle Unterstützung wäre die Organisation von München aus weitaus schwieriger. Ebenfalls danken wir dem Unternehmen BMW herzlich, das mit einer großzü- gigen Spende die Organisation der Ausstellungster- mine ermöglichte. Erste Station 2015 war vom 1. Januar bis 27. März die Bibliothek der Universität Oregon, Eugene. Initi- iert wurde die Ausstellung dort vom AATG Chapter President für Oregon und dem Mitarbeiter der Uni- versität, Matthias Vogel. Die Germanistin Prof. Do- rothee Ostmeier und die Biblotheksleiterin Yen Tran betreuten die Ausstellung vor Ort. Zur Eröffnungsfeier am 13. Januar 2015 fand eine Podiumsdiskussion unter aktiver Beteiligung des Pu- blikums statt, an der die Professoren der Universität Oregon, John McCole, David Luebke und Jeffrey Librett zusammen mit Matthias Vogel teilnahmen. Es wurden u.a. folgende Fragestellungen diskutiert: „What do we know about the mentality of „ordi- nary“ people in the Third Reich? Who knew what and when about the Holocaust? What do new do- cuments about resistance against the Nazis reveal? Resistance to Dehumanization.“

Die Knight Library der University of Oregon in Eugene

Prof. Dorotee Ostmeier (re.) mit ihrem Team

30 Parallel dazu organisierte Prof. Dorothee ­Ostmeier in Zusammenarbeit mit dem Universitätsarchiv in Ore- gon die Ausstellung „Dissent and Defiance: Pacifists, Student Protesters and Advocates for Economic Justice“ zum Thema ziviler Widerstand. Gezeigt wur- den u.a. Dokumente zum „CPS Camp #56“ an der Küste Oregons während des Zweiten Weltkrieges sowie zum Anti-Vietnam-Protest der Studenten der Universität Oregon und, ganz aktuell, zur Occupy Bewegung in Eugene. „I have always thought that the movement of the White Rose has to be part of the discussion about fascism in the US, because this movement asks us how to deal with tyrannical, brutal, and oppressive political realities. There are too many and diverse victims of the Holocaust and we owe it to them to keep their stories alive. History is never over and done with. It lives on in us as soon as we start reflecting about it“, erklärte Prof. Ostmeier in der Universitätszeitung. Herzlichen Dank dem Aus- wärtigen Amt, das unsere Ausstellung wieder auf seiner Webseite ankündigte.

Zweiter Ausstellungsort war das Landmark Center in St. Paul, Minnesota. Dort organisierte und betreute das Germanic American Institute unter der Leitung der Veranstaltungskoordinatorin Amanda Wolfson die Ausstellung vom 9. Februar bis 22. März. Das Land- mark Center ist im Stadtzentrum der „Twin Cities“ St. Paul und Minneapolis gelegen und damit ein idea- ler Ort, um die Ausstellung einer breiten Öffentlich- keit zugänglich zu machen. Diese wurde sehr positiv angenommen.

Landmark Center in St. Paul, Minnesota

31 Vom 26. März bis 21. April wurde die Ausstellung dank der Initiative der Deutschlehrerin Brenna Mul- doon an der Shaker High School im Staat New York gezeigt. Thea MacFawn, Deutschlehrerin und Mit- glied des Organisatorenteams, stellte fest: „There is this sense from our students of wanting to know more about these people, who in the face of incre- dible danger were willing to put themselves at risk to help raise a flag of concern to help prevent atroci- ties.” Brenna Muldoon fügte hinzu: „One of the most powerful things for high school students is that the- se people were students. My hope is that the take away from the exhibit is to stand up for your own beliefs. It doesn’t have to be on this grand scale.” Auch die Fremdsprachenleiterin der Schule, Galina Kats, zeigte sich von der Ausstellung beeindruckt: „We felt very fortunate that we were able to get that exhibit in here.” Zum Anlass der Holocaust Remem- brance Ceremony der Schule wurde die Ausstellung am 15. April der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Innerhalb des zweistündigen Rahmenprogramms sprach u.a. der Holocaust-Überlebende Ivan Vamos. Die Ausstellung war sowohl bei den Schülern als auch bei den Lehrern und eingeladenen Gästen ein großer Erfolg. Die Weiße Rose war den Schülern bislang so gut wie nicht bekannt. „We learned about it in German class. We didn’t spend much time with it, at least I didn’t, in history. It was brought up may- be once,” sagte die Shaker High School Schülerin ­Minnie Shupp.

Präsentation zur Weißen Rose an der Shaker High School in Latham, NY

Anschließend, vom 1. bis 30. April 2015, wurde das zweite Ausstellungsset in der Clark Library der Uni- versity of Portland in Oregon präsentiert. Auch hier war die Ausstellung Teil des Programms zum Holo- caust Remembrance Day. Die Eröffnungsrede am 13. April hielt die Professorin für International Lan- guage and Cultures und Ausstellungskoordinatorin vor Ort, Laura McLary. Das Rahmenprogramm bein- haltete u.a. die Vorführung des Films „Sophie Scholl. Die letzte Tage“ sowie zahlreiche themenbezogene Vorträge, wie z. B. von der Autorin und Holocaust- Überlebenden Miriam Greenstein.

32 Impressionen aus der Clark Library der University of Portland in Oregon

Die zwei letzten Stationen 2015 waren die High Schools in Northampton, Pennsylvania und in Fall- ston, Maryland. Die Lehrerinnen Theresa Wenck und April Krempasky brachten die Ausstellung nach Northampton, wo sie vom 27. April bis 8. Mai gezeigt wurde. An der Fallston High School in Maryland koordinierte der Deutschlehrer Rick Jones die Aus- stellung vom 14. bis 22. November. „What is so po- werful about the story is that it deals with students who were swept up in the events of the Nazi period, and these students decided to take a stand against such oppression and tyranny. The people around So- phie and the others were impressed with the quiet grace and dignity they exhibited as they faced their own deaths,” sagte Mr. Jones bei der Eröffnung. Und weiter: „We are excited that Fallston High has the opportunity to present this exhibit. English, social studies and world languages departments have all contributed to this special event.” Die Ausstellung war im Theater der Schule installiert und einen Tag lang der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Innerhalb des Rahmenprogramms besuchte der Ho- locaust-Überlebende Rubin Sztajer die Ausstellung und diskutierte mit Schülern. Angie Kretschmann

33 Die Weiße Rose in Brasilien 2013 begann das Weiße Rose Projekt in Brasilien mit der Initiative junger Germanistikstudentinnen der Universität Sao Paulo und ihrer Dozentinnen. Sie gaben eine brasilianische Übersetzung des Buches von Inge Aicher-Scholl „Die Weiße Rose“ in Brasilien heraus, die bereits in zweiter Auflage erscheint. Das Buch „A Rosa Branca“ wird zusam- men mit unserer Wanderausstellung präsentiert. Wir danken dem Goethe-Institut São Paulo für seine Unterstützung, durch die die Widerstands- gruppe Weiße Rose in Brasilien erstmals eine größere Aufmerksamkeit erfährt. Auf Einladung der Deutsch-Brasilianischen Gesell- schaft e.V. stellte Prof. Dr. Tinka Reichmann am 29. Januar 2015 die brasilianische Ausgabe des Buches von Inge Aicher-Scholl in der Brasilianischen Botschaft in Berlin vor. Ihr Vortrag „Übersetzung und Rezeption des Buches „Die Weiße Rose“ von Inge Scholl in Brasilien“ wurde anschließend im Plenum diskutiert.

Vortrag von Prof. Dr. Tinka Reichmann in der Brasiliani- schen Botschaft in Berlin

Am 15. Mai wurde der Film „Die Weiße Rose” von Michael Verhoeven im Museum der Immigration (Museu da Imigração, São Paulo) gezeigt. Anschlie- ßend hielten die Studentinnen und Übersetzerinnen von Inge Scholls Buch, Yasmin Cobaiachi Utida und Janaina Lopes Salgado, einen Vortrag über die Wider- standsgruppe Weiße Rose. Die Veranstaltung endete mit einer Diskussionsrunde zum Thema „Deutscher Widerstand” und „Einwanderung in Brasilien wäh- rend des Dritten Reiches”.

Juliana Perez (rechts) mit Studentinnen des Übersetzungsprojekts

Am 16. Mai sprach Prof. Dr. Juliana P. Perez vor Stu- dierenden der Medizinischen Fakultät der USP in ­Ribeirão Preto (Bundesstaat São Paulo) zum Thema „A Rosa Branca: uma história e um desafio“ (Die Weiße Rose: eine Geschichte und eine übersetze- rische Herausforderung).

34 Impressionen vom Maifest in São Paulo

Die Erinnerung an die Weiße Rose erhielt auf dem multikulturellen Festival „XVI Maifest 2015“ in São Paulo einen besonderen Platz: Die Veranstalter wür- digten das Übersetzerteam des Buches von Inge Aicher-Scholl und präsentierten „A Rosa Branca“ zu- sammen mit der Ausstellung „Die Weiße Rose. Der Widerstand von Studenten gegen Hitler, München 1942/43“ in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Insti- tut São Paulo. Das Maifest fand am 23. und 24. Mai im Stadtviertel Brooklin statt, wo sich viele deutsche Einwanderer ansiedelten. Das Theaterstück „Pétalas Vivas de Rosa Branca“ (Lebendige Blütenblätter der Weißen Rose) von Leslie Marko wurde am 26. Juni erneut im Goethe- Institut São Paulo vor einem großen und begeister- ten Publikum aufgeführt. Zum Schluss gab es eine Diskussionsrunde mit den SchauspielerInnen und mit der Regisseurin. Am 12. August verteidigte Anna Carolina Schäfer ihre Magisterarbeit „Quando a tradução (re)conta a História: análise textual e tradução comentada de in- terrogatórios da Rosa Branca” (Wenn eine Überset- zung die Geschichte (nach)erzählt: Textanalyse und kommentierte Übersetzung von Verhörprotokollen der Weißen Rose) an der Universität São Paulo. Die Arbeit zielte darauf ab, eine kommentierte Über- setzung der Verhörprotokolle von Hans und Sophie Scholl anzufertigen. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Tinka Reichmann betreut. Weiterhin haben die Studentinnen Anna Carolina Schäfer, Janaina Lopes Salgado und Yasmin Cobaia- chi Utida beim 9. Brasilianischen Deutschlehrerkon- gress (São Leopoldo, Bundesstaat Rio Grande do Sul) vom 25. bis 27. Juli und beim 1. Kongress des Brasilianischen Germanistenverbands in São Paulo vom 9. bis 10. November ihre laufenden wissen- schaftlichen Arbeiten zum Thema „Die Weiße Rose“ vorgetragen. Anna Carolina Schäfer und Yasmin Cobaiachi Utida

35 7 DenkStätte Weiße Rose München In diesem Jahr zählte die Denk­ Stätte Weiße Rose am Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität wieder über 30 000 Besucher. Zahlreiche Führungen und Bera- tungsgespräche wurden von Dr. Eva Hoegner,­ Ursula Kaufmann M.A. und Uli Müller­ übernommen. Gruppen aus den USA, England, Italien und Frankreich führten Dr. Eva ­Hoegner, Stefania Zuber und Dr. Umberto ­Lodovici. Der deutsch- und englischsprachige Audioguide, mit dem ein eigenständiger Rund- gang durch die DenkStätte und den Lichthof der LMU möglich ist, liegt nun auch auf Italienisch vor. Insgesamt zählten wir 569 Besucher­ gruppen. 117 Schulklassen verschie- dener Schulen waren direkt aus München, 113 Klassen kamen aus anderen Orten in Deutschland und 126 ausländische Schulklassen reisten überwiegend aus Italien, Frankreich, der Schweiz und Großbritannien an. Im Frühjahr gab es einen wahren Besucheransturm in der DenkStätte Weiße Rose. So sahen sich allein am 24. März 2015 150 französische SchülerInnen aus unterschiedlichen Lycées und Collèges sowie 110 SchülerInnen aus italienischen Städ- ten die Dauerausstellung über die Widerstandsgruppe an – zum Teil tengruppen kamen durch Vermittlung mit landessprachlichen Führungen. der LMU, die meisten ausländischen Dieser Ansturm zeigte uns erneut, Studierenden stammten aus den USA welche Aufmerksamkeit die Wider- und Italien. Auf Studienreise kamen standsgruppe Weiße Rose gerade von z.B. amerikanische StudentInnen der jungen Menschen erfährt und welche Upper Midwest Association for Inter- Botschaft von Zivilcourage und frei- cultural Education zum Thema „Geno- heitlichem Denken sich auch im euro- zid and God“ sowie StudentInnen der päischen Kontext über sie vermitteln Iowa State University in Ames zum lässt. Thema Rechtsextremismus. Zu Film- aufnahmen und Interviews mit Prof. Aber auch SchülerInnen aus den Dr. Wolfgang Huber und Dr. Hildegard Arabischen Emiraten, aus Armenien, Kronawitter kam ein chinesisches Australien, Costa Rica, Japan, Israel, Fernsehteam. Von beruflichem Inte- Kasachstan, der Ukraine und Kolum- resse war die Weiße Rose auch für bien besuchten die Ausstellung in der eine Gruppe japanischer Anwälte und DenkStätte Weiße Rose. Viele Studen- brasilianischer JournalistInnen.

Stefania Zuber mit einer Schülergruppe Ursula Kaufmann

36 Am 30. April 2015 besuchte der Französische Bot- schafter S.E. Philippe Etienne die DenkStätte Weiße Rose. Der hohe französische Diplomat zeigte sich sehr bewegt, genau an dem Ort zu sein, an dem sich junge deutsche Studenten entschlossen haben, Wi- derstand gegen das NS-Regime zu leisten, wie er ins Gästebuch schrieb. Die Botschaft der Weißen Rose sei heute für die europäische Jugend von großer Bedeutung, betonte auch der französische General- konsul Jean-Claude Brenet, der S.E. Philippe Etienne begleitete.

v.l.n.r.: Generalkonsul Jean-Claude Brenet, S.E. Philippe Etienne und Dr. Hildegard Kronawitter

37 Der Besuch der DenkStätte Wei- ße Rose ist fester Programmpunkt vieler Bildungseinrichtungen: Dazu gehören neben dem Goethe-Institut die Euregio Egrensis, diverse Spra- chen- und Dolmetscherschulen, die Arbeiterwohlfahrt, die Münchner Volkshochschule, Münchner Stadt- rundfahrten und viele internationale Reiseveranstalter. Wir danken auch Israelische LehramtsstudentInnen­ dem internationalen Universitätsclub während des Besuchs München, dem Studentenwerk, dem in München Akademischen Austauschdienst, den Referaten „Internationale Angelegen- heiten“ und „Interne Weiterbildung“ sowie der Hochschulgruppe RCDS für ihre regelmäßigen Besuche in der DenkStätte Weiße Rose. Im Sommer schlug das Bildungscamp auf dem Geschwister-Scholl-Platz seine Zelte auf und zeigte dort un- sere Ausstellung „Hans Scholl und die Weiße Rose“. Auf seinem Pro- gramm stand eine Führung durch die DenkStätte. An dem Projekt „Unitag“, das die LMU zwei Mal im Jahr für hochbegabte SchülerInnen veranstal- tet, führten wir durch die Ausstellung, ebenso an den beiden Einführungs- tagen für neue MitarbeiterInnen der LMU. Ende des Jahres kamen Mitar- beiter des Referat VII.6 und der Leon- Bildungscamp hard Moll Stiftung, die osteuropäische StudentInnen an der LMU unterstützt, für eine Führung in der DenkStätte. Lebhaft und mit großem Interesse Besonders gefreut hat uns auch der diskutierten auch junge französische erneute Besuch israelischer Lehramts- SchülerInnen aus Tours über die studentInnen verschiedener Universi- Widerstandsgruppe. Ihre Geschichts- täten, die von der Organisation „living lehrerin hatte unsere französische together“ zu einer Studienwoche in Wanderausstellung letzten Sommer München eingeladen waren. Nach in Maillé besucht und sich daraufhin einer Führung durch die Ausstellung entschlossen, mit ihren SchülerInnen diskutierten sie mit Dr. Hildegard nach München zu reisen. ­Kronawitter zu Fragen der Geschichte Kurz vor Jahreswechsel stellte Leonid und Gegenwart. Hrytsak, Absolvent der Münchner Kunstakademie, seine Weiße Rose Videoprojektion Videoprojektion für den Eingangsbe- von Leonid Hrytsak reich der DenkStätte zur Verfügung: ein „tanzender“, sich drehender Blick- fang und eine Einladung, die Ausstel- lung zu besuchen. Auf der am 17. Oktober wie immer gut besuchten „Langen Nacht der Münch- ner Museen“ wurde dieses Jahr die neue Sophie Scholl Comic-Biografie von Heiner Lünstedt (Autor) und Sa- bine Sabisch (Illustratorin) vorgestellt. Auf Grund der großen Nachfrage führten Dr. Eva Hoegner und Ulrich Müller mehrere Gruppen durch die Ausstellung. Großer Dank geht auch dieses Jahr wieder an Michael Strauch von der Hausverwaltung der LMU, an die Hörsaaltechnik und die Hausmeiste- rei für ihre große Hilfsbereitschaft und tatkräftige Unterstützung in der DenkStätte Weiße Rose.

38 Dank an die Ehrenamtlichen Ein engagiertes Team aus ehrenamtlichen Mitar- beiterInnen ermöglicht Montag bis Samstag die Öffnung der DenkStätte Weiße Rose. Regelmäßig und sehr verlässlich übernehmen die Damen und Herren wöchentlich jeweils einen halben Tag Dienst. Flexibel decken sie auch Urlaubs- und Krankheitstage ab. Sie geben bereitwillig Auskunft, beaufsichtigen diskret den Ausstellungsraum und kümmern sich um die Präsenzbibliothek. Barbara Keim und Brigitte Schmid übernehmen zusätzlich Kassenführung bzw. Besucherstatistik. Christa Nickisch organisiert den jeweiligen Wochenplan. Mitunter ist der Dienst in der DenkStätte herausfordernd, denn selbst im Wirrwarr von munteren Schülergruppen müssen die ehren- amtlichen MitarbeiterInnen den Überblick und einen kühlen Kopf behalten. Erstmals wurde beim vorweihnachtlichen Beisam- mensein jenen MitarbeiterInnen, die länger als zehn Jahre Dienst tun, die Auszeichnung „München dankt!“ der Landeshauptstadt München durch die Vorsitzende überreicht. Diese Ehrung erhalten Ehren- amtliche ausschließlich für besonders langjähriges und intensives Engagement. Im Namen meiner Vorstandskollegen und unserer angestellten Mitarbeiterinnen, und vor allem auch persönlich, danke ich sehr herzlich dem unentgeltlich arbeitenden DenkStätten-Team Alfons Balthesen, Susanne Bergmann, Irene von Denffer, Gerda Eier­ stock, Barbara Keim, Dr. Maren Killmann, Marie Lohmeyer, Ellen Moll, Christa Nickisch, Carolin ­Pflüger, Horst Plotzki, Ingeborg Rubner, Brigitte ­Schmid und Dr. Gotthilf Walz. Dr. Hildegard Kronawitter

Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Weiße Rose Stiftung e.V.

39 Erneuerung der Dauerausstellung bürgermeister Christian Ude sowie an in der DenkStätte Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle; beide setzten sich persönlich für die Nach 20 Jahren wird die Daueraus- Förderung ein, die dann dankenswer- stellung in der DenkStätte Weiße terweise vom Landtag und Stadtrat Rose am Lichthof der LMU erneuert genehmigt wurden. und auf den aktuellen museums­ pädagogischen Standard gebracht. Im Januar 2015 wurde in enger Ab- Die Landeshauptstadt München, stimmung mit den Geldgebern Dr. das ­Bayerische ­Staatsministerium Simone Erpel als Kuratorin durch den für Unterricht und Kultus und die Vorstand berufen. Sie wird unterstützt Ludwig-Maximilians-Universität er- von Beatrice Wichmann, M.A., die ab möglichen das Vorhaben ­finanziell April als Ausstellungsassistenz mit und begleiten den Gestaltungs­ einer Halbtagsstelle tätig ist. Für das prozess inhaltlich. Gestaltungsbüro Hinz & Kunst nah- men Isabell Bischoff und Axel Pohl Über längere Zeit machten Fachleute die Arbeit auf. Kuratorin und Gestal- der Museums- und Gedenkstätten- tungsbüro arbeiten Hand in Hand in pädagogik auf Defizite der Dauer- enger Abstimmung mit dem Vorstand ausstellung in der DenkStätte Weiße und einem fachlich ausgerichteten Rose aufmerksam. Moniert wurden Beratungsgremium. Dieses wurde insbesondere fehlende englische Aus- auf Wunsch und im Einklang mit den stellungstexte – obgleich über 30 Pro- Geldgebern vom Vorstand berufen. zent der Besucher aus dem Ausland In mehreren Sitzungen im Berichts- kommen –, eine Textlastigkeit der jahr diskutierte das Gremium die von Tafeln, unklare Besucherführung durch Kuratorin und Gestaltungsbüro vorge- die Ausstellung und Exponate ohne legten (Teil-)Entwürfe und schlug kon- textliche Zuordnung. Eine Besucher- zeptionelle Veränderungen vor. Für die befragung, finanziert durch Sondermit- LMU bringt sich Dr. Matthias Fahrmeir tel der Landeshauptstadt München, in den Erneuerungsprozess maßgeb- bestätigte die reklamierten Mängel. lich ein; die Familien der Weißen Rose Mit dem Einsatz weiterer städtischer sind durch Prof. Wolfgang Huber und Sondermittel konnte bereits im Jahr Markus Schmorell vertreten. 2013 eine begrenzte Ausschreibung für die Neugestaltung erfolgen. Von Im ersten Halbjahr des Jahres 2016 den eingereichten fünf Vorschlägen werden die konzeptionellen Vorarbei- der verschiedenen Gestaltungsbüros ten abgeschlossen, die Gestaltung entschied sich eine Fachjury für das im Detail festgelegt und die Aus- Gestaltungskonzept von Hinz & Kunst. stellungstexte auch ins Englische übersetzt sein. Ab August 2016 ist Die öffentliche Förderung für eine die DenkStätte bis Ende des Jahres neue Dauerausstellung konnte im geschlossen, um die notwendigen Jahr 2014 abgesichert werden – 50 baulichen Änderungen sowie die Aus- Prozent der maßgeblichen Kosten stellung selbst zu implementieren. werden vom Land Bayern über die Die Eröffnung der neuen Daueraus- Bay­erische Landeszentrale für poli- stellung ist zu Beginn des Jahres 2017 tische Bildungsarbeit übernommen geplant. und 50 Prozent von der Landeshaupt- Freundlicherweise stellt für die stadt München. Ergänzend dazu über- Dauer des Umbaus die Universität nimmt die Ludwig-Maximilians-Univer- München die Thomas-Mann-Halle in sität alle handwerklichen Leistungen ihrem Hauptgebäude (1. Stock) für und bautechnischen Veränderungen. die bisherigen Ausstellungstafeln zur Schließlich wird die Weiße Rose Stif- Verfügung. Deshalb können auch im tung e.V. selbst aus ihren materiellen zweiten Halbjahr Führungen zur Ge- Reserven einen finanziellen Betrag schichte der Weißen Rose stattfinden. aufbringen. Unser Dank richtet sich insbesondere an den damaligen Ober-

40 8 DenkStätte Weiße Rose Ulm Im Jahr 2000 wurde die Ausstel- lung „wir wollten das andere – ­Jugendliche in Ulm 1933 bis 1945“ von der Weiße Rose Stiftung e.V. in Kooperation mit der Ulmer Volkshochschule und der Stadt Ulm eingerichtet. Seit 15 Jahren wird dort nun in Führungen, Pro- jekten und Vorträgen zum Thema National­sozialismus und Wider- stand gedenk­pädagogische Arbeit geleistet. 2015 wurden 27 Führungen mit DenkStätte in Ulm 660 Personen durchgeführt. Neben Gruppen aus Ulm/Neu-Ulm und der Schwäbischen Alb kamen Gruppen aus Tübingen, Crailsheim, Bad Urach, Herrenberg, und Israel sowie eine internationale Stipendiatengrup- pe der Konrad-Adenauer-Stiftung. Aufgrund von Projektarbeiten und Referaten als Leistungsnachweise an Schulen blieb die Anzahl an Füh- gen. Durch zivilgesellschaftliches En- rungen, die SchülerInnen selbst über gagement und die Unterstützung der die Weiße Rose hielten, auf hohem Kommune wurde nun die Neukonzep- Niveau konstant. Damit blieb auch der tion der Ausstellung durchgesetzt. Die Betreuungsaufwand für SchülerInnen DenkStätte Weiße Rose übernimmt an der Ulmer DenkStätte Weiße Rose dabei die wissenschaftliche und kri- relativ hoch. Die Anzahl der Einzelper- tische Aufarbeitung des Themas und sonen, die im Foyer der Ulmer Volks- beteiligt sich an der Erarbeitung der hochschule unsere Ausstellung sahen, Ausstellungskonzeption nach moder- belief sich auf ca. 15 Personen am Tag nen museumspädagogischen Ge- – bei 270 Tagen macht das über 4000 sichtspunkten. Diese Arbeit wird auch weitere BesucherInnen. Mit zahl- im Jahr 2016 fortgesetzt. reichen EinzelbesucherInnen entstan- den Gespräche über Ulm während der Mit SchülerInnen des Aicher-Scholl- Zeit des Nationalsozialismus und der Kollegs wurde ein Forschungsprojekt Nachkriegszeit sowie über die Oppo- zum Thema Machtergreifung der Na- sition Jugendlicher in Ulm. Insgesamt tionalsozialisten in Ulm durchgeführt. gehen wir von einer Gesamtbesucher- Insbesondere wurden Aktivitäten der zahl von ca. 5000 Personen aus. Viele nationalsozialistischen Kulturpolitik SchülerIinnen wurden auch bei Haus- und deren zentralistische, autoritäre und Facharbeiten bzw. Schulreferaten und intolerante Ausrichtung in Ulm unterstützt. Themen waren hier v. a. untersucht. Dazu wurde im Stadtar- die Ulmer Lokalgeschichte im Dritten chiv mit Unterstützung von Archivpä- Reich und die Weiße Rose. dagogen anhand von entsprechenden Zeitdokumenten gearbeitet. Die For- Seit Januar 2015 ist die Ulmer schungsergebnisse wurden am Ende DenkStätte maßgeblich an der kri- des Projekts von den SchülerInnen tischen Überarbeitung der Daueraus- präsentiert. stellung über Generalfeldmarschall Erwin Rommel in der Villa Lindenhof In Kooperation mit einer Ulmer Real- in Herrlingen bei Ulm beteiligt. Da schule wurde 2015 ein Forschungs- Erwin Rommel in Herrlingen bis zu projekt konzipiert, bei welchem seinem Tod in einer vormals jüdischen SchülerInnen einer zehnten Klasse Villa wohnte und dort auch begraben Biografien von Personen erforschten, ist, entstand nach Kriegsende ein die in Ulm während des Nationalso- regelrechter Tourismus von Milita- zialismus Widerstand leisteten. Dazu risten und Neonazis, die das Grab des wurden von der DenkStätte entspre- Generalfeldmarschalls regelmäßig chende Aktenbestände im Stadtarchiv, besuchten. Eine unkritische, heroi- im Archiv der ehemaligen Hochschule sierende und kriegsverherrlichende für Gestaltung Ulm sowie im Archiv Ausstellung in der Villa Lindenhof über des Dokumentationszentrums Oberer Erwin Rommel trug dazu bei, den im Kuhberg ausfindig gemacht und vor- Nationalsozialismus gepflegten „My- bereitet. Das Projekt wird voraussicht- thos Rommel“ und den Mythos einer lich im Sommer 2016 durchgeführt. „sauberen Wehrmacht“ weiterzutra- Dr. Andreas Lörcher

41 9 Historisch-pädagogische Projekte

Lehrerfortbildung Die Fortbildung für Lehrkräfte in Bayern am 20. Oktober in der DenkStätte Weiße Rose stand unter dem Motto „Spezifische Herausforderungen in der schulischen Vermittlung von NS-Diktatur und Widerstand in der Einwanderungsgesell- schaft?“ Besonderer Dank geht an die Referenten Prof. Dr. Magnus Brechtken, Stellv. Direktor am Institut für Zeitgeschichte, Dr. Angela Kühner, Jo- hann-Wolfgang-von-Goethe Universität Frankfurt, und Dr. Robert Sigl, Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. Dessen Kollege, Ltd. RD Werner Karg, hatte das Programm der Fortbil- dung zusammen mit Dr. Hildegard Kronawitter entwickelt. Nach der Begrüßung und Einführung durch Dr. Hilde- gard Kronawitter und Ltd. RD Werner Karg gab Prof. Magnus Brechtken einen Überblick über die ver- schiedenen Phasen der Entwicklung der juristisch- politischen und geschichtswissenschaftlichen Aufar- beitung der Verbrechen der Nationalsozialisten. Nach den „Nürnberger Prozessen“ 1945/46 wurde 1958 in Ludwigsburg die Zentrale Stelle der Landesjustiz- verwaltungen zur Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen gegründet, die Ermittlungsakten über Belastete zusammentrug. 1963-1965 fand in Frank- furt a.M. der von Generalstaatsanwalt Fritz Bauer initiierte Auschwitz-Prozess statt. In dieser frühen Phase des „kommunikativen Beschweigens“ habe sich jedoch ein Entlastungsnarrativ für die deutsche Gesellschaft entwickelt, das u.a. zur Folge hatte, dass an den Universitäten keine Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit stattfand. Vor diesem Hin- tergrund wurde 1947-49 das Institut für Zeitgeschich- te München (IfZ) gegründet; es erstellt bis heute zu unterschiedlichsten historischen Fragestellungen wissenschaftliche Gutachten. Bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung spielte der amerikanische Historiker und Holocaustforscher Raul Hilberg eine große Rolle. Seine Dissertation zur Vernichtung der europäischen Juden 1954 („The Destruction of the European Jews“) wurde 1961 in den USA und erst 1982 in Deutschland veröffentlicht. Als erster Zeithistoriker beschrieb Hilberg anhand von Beuteakten im Federal Records Center in Virginia, USA, wie der Vernichtungsprozess in aufeinander aufbauenden Phasen ablief. Von Martin Brozsat he- rausgegeben, erschien 1958 die Monografie „Rudolf Höß: Kommandant in Auschwitz. Autobiographische Aufzeichnungen“. Hannah Arendt veröffentlichte

42 1961/62 „Eichmann in Jerusalem“ und „Othering“ gelte für eine solche stig- thematisierte dort u.a. die Rolle der matisierende Wirkung von Unterschei- Judenräte als Teil des Vernichtungspro- dung. Zur Untersuchung der Denkge- zesses. Nach weiteren wissenschaft- wohnheiten, dem „Blickregime“ im lichen Veröffentlichungen lösten die Umgang mit „unserer“ Vergangenheit, Filme „Holocaust“ von Marvin Choms- habe DIE ZEIT im Jahre 2010 unter ky und „Shoah“ von Claude Lanzmann „Deutschtürken” eine Umfrage durch- 1985 große öffentliche Diskussionen geführt. Die Ergebnisse zeigen, dass aus. Erst 1984 fand die erste Holo- Menschen mit Migrationshintergrund caust-Konferenz in Deutschland statt. den Umgang der Deutschen mit ihrer 1993 erschien die „Enzyklopädie des Vergangenheit durchaus kritisch und Holocaust“, 1998 bis 2006 wurden die nicht durchgängig als positiv oder vor- Arbeiten des israelischen Historikers bildlich bewerten. Ob nun die zuneh- Saul Friedländer veröffentlicht. Im Fo- mende Einwanderung auch den Erin- kus standen hier v. a. die Stimmen der nerungsdiskurs verändere, war Thema Opfer des Holocaust und nicht nur die einer Interviewstudie, die in Bayern politischen Entwicklungen. Seit 2008 zum Vergleich von unterschiedlichen arbeitet das IfZ an dem Projekt „Die Erinnerungskulturen durchgeführt Verfolgung und Ermordung der euro- wurde. Festzuhalten sei hier, dass die päischen Juden“. Einwanderung für die eigene Reflexion über die Geschichtsvermittlung neue Abschließend sprach Prof. Magnus Chancen biete. Eine adäquate Vermitt- Brechtken über die Entwicklung der lung der NS-Vergangenheit erfordere - Widerstandsforschung zwischen Dif grundsätzlich einen stabilen Verant- famierung, Verdrängung und Rehabili- wortungskonsens. tation. Auch Nachkommen und Ange- hörige des 20. Juli seien wegen Aus- In der anschließenden Diskussion grenzung und Diffamierung nach 1945 wurde von einigen Lehrkräften betont, traumatisiert gewesen. Beispielhaft dass unterschiedliche nationale Hin- für mehrere Prozesse wegen Volksver- tergründe der SchülerInnen für das hetzung und Diffamierung deutscher Verständnis der NS-Vergangenheit Widerstandskämpfer als „Landesver- keine übergeordnete Rolle spielten. räter“ nannte er das Verfahren gegen Wichtiger seien vielmehr Sprach- Otto Ernst Remer. Georg Elser erhielt kenntnisse, Empathie und Bildung. erst durch Spielfilme in den letzten Schon heute empfänden Jugendliche Jahren öffentliche Anerkennung. eher eine große Distanz zur NS-Zeit. Konflikte im Unterricht gäbe es be- Dr. Angela Kühner, Sozialpsychologin sonders dann, wenn Migranten die an der Johann-Wolfgang-von-Goethe aktuellen politischen Konflikte ihrer Universität Frankfurt, sprach zu dem Heimatländer in die Schule trügen. Thema „Othering: Erinnern sich Mi- grantenkinder wirklich anders?“ Dafür Angela Kühner betonte abschließend, fasste sie einschlägige Fragestel- dass in pädagogischen Situationen die lungen und Ergebnisse wissenschaft- Wirkung von Stigmatisierungen oft licher Studien zusammen. Die grund- unterschätzt würde. Solche Prozesse sätzliche Überlegung, wo, wann und würden trotz der ernsthaften Absicht wofür es sinnvoll sei, zwischen Men- der Gleichbehandlung subtil ablaufen. schen mit oder ohne familiäre Migrati- onserfahrung zu unterscheiden, zeige, Dr. Robert Sigl stellte am Nachmittag dass es einerseits Unterschiede gäbe, seinem Vortrag zum Thema „Brauchen die eine Differenz- und Migrationssen- wir ein neues Geschichtsnarrativ? sibilität erforderlich machen; anderer- Veränderte Bedingungen schulischer seits bestehe aber die Gefahr, „die An- Bildungsprozesse in der Einwan- deren“ dadurch erst zu „Anderen“ zu derungsgesellschaft“ eine Übung machen. Der wissenschaftliche Begriff voraus, in der die Teilnehmer die Ge-

43 schichte ihrer Familie in den letzten In der anschließenden Diskussion 75 Jahren spontan skizzieren sollten. wurde auf die Gefahr hingewiesen, Dabei wurde deutlich, wie schwierig das deutsche Narrativ zu relativieren, es ist, Geschichte zu schreiben, da wenn es zu einem europäischen Nar- jeder sein eigenes Narrativ habe und rativ werde. Entscheidende Fragen dementsprechend auswähle und müssten weiterhin bestehen bleiben, sinnstiftend werte. Im Prozess der wie z. B.: Wie wurden Täter zu Tätern? Geschichtsschreibung seien Histori- Welche spezifischen politischen Vo- kerInnen die handelnden Experten. raussetzungen begünstigten damals in Ihr Handeln fände nicht im leeren Deutschland eine solche Entwicklung? Raum statt, sondern innerhalb kon- Weiterhin wurde mehr Inklusion statt kreter Gesellschaften. Das Resultat Integration und damit eine Blickände- dieses Handelns sei die Geschichte, rung in Richtung „Schule der Vielfalt“ die geschrieben und vermittelt wird: gefordert: Wir selbst müssten unser eben nur ein bestimmtes historisches Narrativ überprüfen und den Schü- Narrativ. Bei der heutigen NS-Ge- lerInnen eine Orientierung bieten. schichtsschreibung habe sich unsere Als gelungenes Beispiel dafür wurde Gesellschaft auf ein Narrativ geeinigt, auf ein Stolperstein-Projekt mit mus- das z.B. in den 1960er Jahren noch limischen und russisch-orthodoxen anders ausgesehen habe. Ursachen SchülerInnen hingewiesen. Sponta­ des veränderten Narrativs lägen im neität, Offenheit und die Einbeziehung gesellschaftlichen Wandel. Insbeson- der Metaebene seien wichtig. dere der Geschichtsunterricht sei auf- gefordert, eine Art historisches Basis- Robert Sigl referierte abschließend, narrativ zu vermitteln. Es gehe dabei dass seit ca. 20 Jahre ein Prozess um eine Darstellung, die Orientierung der Transnationalisierung stattfände. vermittle und Perspektiven aufzeige. Die Lehrpläne seien zunehmend kompetenz­orientierter und weniger Die IHRA – International Holocaust auf reine Wissensvermittlung ausge- Remembrance Alliance (gegr. 1998, richtet. Geschichte dürfe dabei nicht 32 Mitgliedsstaaten) legte das europä- nur als Nebenfach betrachtet werden. ische Narrativ zur NS-Geschichte und In der Feedbackrunde wurde der Wei- zum Holocaust fest. Die Stockholm ße Rose Stiftung e.V. für die Organi- Deklaration beschloss im Januar 2000 sation der Fortbildung gedankt. Es sei Richtlinien, die folgende Fragestel- lungen beantworten: 1. Why to teach deutlich geworden, wie gesellschafts- about the Holocaust?, 2. What to te- relevant das Fach Geschichte sei, in ach about the Holocaust?, 3. How to dem die Achtung der Menschenwürde teach about the Holocaust?. Der Be- als Basis des Zusammenlebens ver- griff „Holocaust“ wird als „Völkermord mittelt werden könne. Denn nur unter an den europäischen Juden” definiert. Anerkennung einer gemeinsamen Weiterhin wurde festgelegt, dass alle Werteordnung ließe sich in Zukunft Mitglieder der EU auch Mitglieder der Vielfalt leben. Dieses Ziel lasse sich IHRA sein müssen. jedoch nur schwer erreichen, wenn Geschichte ein zweistündiges Neben- Aus der Überlegung, welches Narra- fach bliebe. tiv haben wir und welches haben die SchülerInnen mit Migrationshinter- grund, ergäbe sich eine Gegenüber- stellung von „Wir“ und „die Anderen“, von „Eigenem“ und „Fremdem“. Diese Diskussion sei wichtig, denn daraus erfolge die Einsicht: Wir sind nicht alle gleich, auch „die Anderen“ nicht. Auch verändere sich unser deutsches Narrativ mehr und mehr zu einem eu- ropäischen.

44 Auf den Spuren des Nationalsozialismus in München Vom 26. bis 31. Januar 2015 zeigten acht Schü- lerinnen des Mädchengymnasiums Max-Josef- Stift München in der DenkStätte Weiße Rose am Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität ihre selbst erarbeitete Ausstellung über Münchner Gebäude während der NS-Zeit und heute. Die Ausstellung „Auf den Spuren des Nationalsozia- lismus in München“ ist das Ergebnis eines zwei- jährigen P-Seminars in Geschichte. Die Süddeut- sche Zeitung berichtete. Unter der Leitung ihrer Geschichtslehrerin Elena Schedlbauer recherchierten die Schülerinnen zu acht geschichtsträchtigen Gebäuden und Orten der Stadt, die eine herausragende Position in der NS- Zeit innehatten. Auch das eigene Schulgebäude war darunter, das über der Pforte die Inschrift trug: „Das Ziel der weiblichen Erziehung hat unverrückbar die kommende Mutter zu sein“. Auf acht Stellwänden präsentierten die Schülerinnen ihre Ergebnisse, die sie mit Bildmaterial, Dokumenten und Erläuterungen ergänzten. Monatelang hatten die Schülerinnen einen Ausstel- lungsort gesucht. Nun waren sie die ersten, die in der DenkStätte Weiße Rose eine eigene Ausstellung zeigen konnten. Dazu boten sie auch Führungen an, in denen sie zusätzliche Details ihrer Recherchen und Dokumentationen erläuterten.

Schülerinnen des Max-Josef-Stifts beim Aufbau der Ausstellung

45 Ein Tag zu Sophie Scholl in Garmisch Einen „Denktag 2015“ zur Widerstandsgruppe Weiße Rose veranstaltete das St.-Irmengard- Gymnasium in Garmisch am 24. Februar mit einem Tag zu Sophie Scholl. Michael Hein, Ge- schichtslehrer am Gymnasium, bereitete die Ver- anstaltung mit seiner 9. Klasse in Workshops vor. Eingeladen wurde die Autorin Maren Gottschalk, um über die Entstehungsgeschichte ihrer Sophie- Scholl-Biografie „Schluss, jetzt werde ich etwas tun“ zu sprechen. Eine Kooperation der Weiße Rose Stiftung e.V. mit dem St.-Irmengard-Gymna- sium Garmisch. Nach einleitenden Worten von Schulleiter Otmar Würl und Dr. Hildegard Kronawitter präsentierten Schülerinnen der 9. Klasse Beispiele aus dem Wi- derstand von der NS-Zeit bis heute. So stellten sie einzelne Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose und der Edelweißpiraten vor sowie als aktu- elles Beispiel die pakistanische Kinderrechtsaktivistin ­Malala Yousafzai, die mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Unter dem Motto „Auch Sophie Scholl war ein normales Mädchen“ sprach anschließend Maren Gottschalk über den Widerstand von Sophie Scholl, über ihren außerordentlichen Mut und ihre felsenfeste Entschlossenheit. Mit Episoden aus Sophies Leben, Geschichten über ihre Familie, Kindheit und Schulzeit verdeutlichte sie den Schü- lern, dass hinter der bekannten Gegnerin der Natio- nalsozialisten auch ein Mensch mit Träumen, Plänen, Ängsten und Zweifeln steckte. Gerade die Tatsache, dass sie ein ganz „normales“ Mädchen war, zeige uns, dass auch jeder von uns seinen Mund aufma- chen könne, um auf Unrecht hinzuweisen, so Maren Gottschalk.

Garmisch-Partenkirchner Tagblatt, 26. Feburar 2015

46 Das Dritte Reich – für Kinder erklärt Im Rahmen eines P-Seminars der gymnasialen Oberstufe wurde von Schülern der 11. und 12. Jahrgangstufe am Dürer-Gymnasium Nürnberg und am Gymnasium Weilheim der „­Aktionskoffer Wie war das damals?“ zu Fragen der NS-Ge- schichte für SchülerInnen im Alter von 9-13 Jah- ren entwickelt. Das P-Seminar am Gymnasium Weilheim, unter der Leitung von Verena Brenn­ eisen, stellte sich in Kooperation mit der Weiße Rose Stiftung e.V. der Herausforderung, das The- ma Widerstand und historisches Grundwissen aufzubereiten. Das P-Seminar am Dürer-Gymnasi- um Nürnberg erarbeitete in Kooperation mit dem Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Rollenspiele zu den Themen „Propaganda“ und „Nürnberger Prozesse“. Immer wieder wurden wir Geschichtslehrer von SchülerInnen der 5. und 6. Klassen auf die NS-Zeit angesprochen, auf Personen oder Ereignisse, aber auch auf die Auswirkung der Ereignisse auf unsere Gegenwart. Oft wurden die SchülerInnen dann ver- tröstet, diese Epoche werde zu einem späteren Zeit- punkt behandelt, es blieben somit offene Fragen und ratlose Kinder zurück. Mit gutem Grund ist die Epoche des Nationalsozia- lismus in den Lehrplänen der bayerischen Schulen in den höheren Jahrgansstufen verortet: Ein Begreifen der erschreckenden Ausmaße und der eigentlich unbegreiflichen Taten des NS-Regimes ist Kindern vielleicht möglich, aber schlichtweg noch nicht zuzu- muten. Gerade der Holocaust und die NS-Kriegsver- brechen setzen in der Auseinandersetzung wohl ein höheres Maß an Reife und Stabilität voraus, als dass man dies entwicklungspsychologisch von Kindern bis 13 Jahren erwarten kann. Mit den Materialien dieses Koffers, (…) versuchen wir nun einen Mittelweg zu gehen. Weder wollen wir die fragenden Kinder ratlos zurücklassen, noch wollen wir sie mit historischen Details überfrachten, denen sie wohl noch nicht gewachsen sein können. Dies erforderte Mut zur didaktischen Reduktion: Auch wenn die erschreckenden Ereignisse der Shoah wohl im Zentrum einer Auseinandersetzung stehen müssten, sind sie hier aus oben genannten Gründen ausgespart. Vielmehr werden hier Themenkomplexe ins Zentrum gerückt, die zur politischen Bildung ge- hören: • Wie entsteht eine Diktatur im Allgemeinen, wie der Nationalsozialismus im Speziellen? • Welche propagandistischen Mittel wurden einge- setzt, um die Menschen im Sinne des National­ sozialismus zu manipulieren? • Wieso gab es eine derartige Begeisterung für ­solch ein schreckliches Regime? • Wieso ist Widerstandleisten in einer derartigen Diktatur so schwer – und trotzdem möglich? • Wie können Täter eines derartigen Regimes ­gerecht bestraft werden? Der Koffer bietet einen Film, Audiodateien, Photos, Rollenspiele und andere spielerische Zugänge an: Anhand dieser altersgerechten Methoden werden die oben genannten Fragestellungen aufgeworfen. Anschließend erfolgt die Übertragung auf die kon- kreten Ereignisse im NS-Staat; dabei werden auch

47 die entsprechenden historischen Hintergründe mit- geliefert. Möglichst altersgerecht soll auch vermittelt werden, wie der NS-Staat funktioniert hat. Wenn man den Koffer nicht nur im Klassenzimmer, sondern vor Ort einsetzen will (oder in Kombination), sind von den Schülern folgende Geschichtsorte aus- gewählt worden: In Nürnberg das Dokumentationszentrum Reichspar- teitagsgelände und das Memorium Nürnberger Pro- zesse, in München die DenkStätte Weiße Rose. Verena Brenneisen

Die SchülerInnen des P-Seminars unterzogen das erarbeitete pädagogische Material einem Praxistest mit einer Klasse jüngerer Schüler am Weilheimer Gymnasium

Der kreative Ansatz für die Vermittlung der NS- Geschichte für SchülerInnen im Alter von 9 bis 13 Jahren verdient in den Augen der Weiße Rose Stif- tung e.V. große Beachtung. Wir hoffen, dass das pädagogische Angebot nach der Fertigstellung 2016 im Schulunterricht und in Seminaren Verwendung findet.

48 SchülerArbeiten zur Zeitgeschichte Das Kurt-Huber-Gymnasium Grä- felfing und die Weiße Rose Stiftung e.V. geben seit 2012 die Schriften- reihe „SchülerArbeiten zur Zeitge- schichte“ heraus. Das nun vorlie- gende vierte Heft „Bewegte Jugend in Deutschland nach 1945 zwischen Krawall, Protest und Widerspruch“ beinhaltet drei überarbeitete Se- minararbeiten zum Jugendprotest v.l.n.r.: Felix Staller, Luise nach 1945 in West-Deutschland. Möhring, Dr. Hildegard Krona- Die Arbeiten wurden im wissen- witter und Dr. Gregor Pelger schaftspropädeutischen Seminar mit dem Titel „Macht kaputt, was euch kaputt macht! Jugendprotest in Deutschland vom Sturm und Drang bis Attac“ 2013 bis 2015 am Kurt-Huber-Gymnasium Gräfelfing verfasst. Dr. Gregor Pelger ergänzt die Arbeiten der Schüler mit einem historisch fundierten Aufsatz zur Rezeption der Weißen Rose in der frühen DDR. Die Präsentation erfolgte am 27. Ja- nuar 2016 in der Bibliothek des Kurt- Valentina Amberger beschäftigte Huber-Gymnasiums Gräfelfing. sich mit der Rezeption des Films „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ (1955) in der jungen Bundesrepublik Deutschland, Luise Möhring schrieb „Exemplarisch zeigen die Aufsätze, über die Schwabinger Krawalle (1962) welch große Spielräume heranwach- und Felix Staller nahm die Schülerpro- sende Jugendliche in einer demo- teste am -Gymnasium 1968 kratischen, von der Freiheitsordnung in den Blick. Dabei näherten sich die des Grundgesetzes bestimmten Ge- Schüler auf jeweils ganz individuelle sellschaft ausloten konnten und wie Weise ihren Themen an: Während bei wenig Möglichkeiten Jugendliche in Valentina Amberger das Interview mit der SBZ bzw. der DDR hatten. Dort dem Regisseur Joseph Vilsmaier als begannen junge Menschen, wie Flug- Zeitzeugen im Mittelpunkt steht, führt blätter von einzelnen Jugendgruppen Luise Möhring eine vergleichende zeigen, den eigenen Staat DDR auch Analyse der Tagespresse durch. Felix an jenen Werten zu messen, für die Staller ist im Schularchiv des KHG auf die Weiße Rose stand (und steht) und wertvolle Materialien gestoßen, die er denen der junge Staat nicht mehr seiner Untersuchung zugrunde legt. gerecht wurde. Die sich etablieren- Alle drei Arbeiten verbindet die Frage de Diktatur engte nach und nach die nach Ursache und vor allem Wirkung Freiheit zur Kritik am System ein; der Aktionen durch Jugendliche. Da- staatliche Repression ließ Proteste, mit liefern die drei Autoren besonders die sich u. a. die Weiße Rose zum bemerkenswerte Kleinstudien zur Pro- Vorbild nahmen, ab 1950 höchst risi- testkultur in Deutschland nach 1945, koreich werden. Der Beitrag von Dr. die zudem die Zielsetzungen der Gregor Pelger „Rezeption der Weißen „SchülerArbeiten“ erfüllen, indem sie Rose in der SBZ und frühen DDR – „sich grundsätzlich mit gesellschaft- zwischen verordneter Erinnerung und lichen Fragen beschäftigen und einen Vorbild zum Widerstand“ ist daher Beitrag zur Erforschung bürgerschaft- von besonderer Relevanz für die Erin- lichen Engagements und politischer nerungsgeschichte der Weißen Rose. Partizipation leisten“. (…) Mein großer Dank gilt Herrn Dr. Gre- Dr. Gregor Pelger, der das Seminar lei- gor Pelger und seinen ehemaligen tete, untersucht in einem eigenen Bei- Kolleginnen am Kurt-Huber-Gymnasi- trag die Rezeption der Weißen Rose um, Frau Dr. Marianne Ott-Meimberg in der sogenannten Sowjetischen und Katharina Fischer. Sie haben auch Besatzungszone und frühen DDR. Zu- den vierten Band der SchülerArbeiten erst als Vorbild propagiert, wurde sie umsichtig und kenntnisreich aufberei- schnell wieder verschwiegen, als sich tet und damit eine interessante Veröf- junge Menschen in ihrer Auflehnung fentlichung ermöglicht. Möge sie das gegen das DDR-Regime an der Wei- Interesse an der jüngeren (lokalen) ßen Rose orientierten und deswegen Zeitgeschichte fördern!“ verfolgt wurden. Aus dem Grußwort von Dr. Hildegard Kronawitter

49 Spurensuche – Verlorene Jugend in mentationszentrum München. Sie der NS-Diktatur machte eine Exkursion zum Gedenk­ ort Schloss Hartheim, führte Zeit- „Spurensuche“ ist ein schulüber- zeugengespräche und recherchierte greifendes theaterpädagogisches auch in den eigenen Familien zur Projekt über Jugendliche in der NS-Vergangenheit. NS-Zeit nach einer Idee der Theater- pädagogin Farina Simbeck, das von Ziel des Projekts ist eine eigene In- der Theatergruppe des Ernst-Mach- szenierung, in der die SchülerInnen Gymnasiums Haar und der dortigen ihre Fragestellungen und Standpunkte Mittelschule unter der Leitung von sichtbar machen. „Das Thema finden Farina Simbeck und Thomas Rit- die Schüler selbst“, so Thomas Ritter. ter realisiert wird. Die Weiße Rose In der Aufführung soll auch der Bogen Stiftung e.V. begleitet das Projekt zur Gegenwart gespannt werden. konzeptionell und kooperiert dabei „Mir geht es darum, dass die Jugend- mit der Bürgerstiftung Haar, der lichen erkennen, in welchen Situa- Volkshochschule Haar, der Gemein- tionen sie heute Mut brauchen“, so de Haar sowie der Sparkasse Mün- Farina Simbeck. chen-Starnberg-Ebersberg. Die Uraufführung des Stücks findet „Wie war das damals im Krieg? Mit am 25. April 2016 in der Aula des den Nazis? Und mit den Juden? Ernst-Mach-Gymnasiums Haar statt. Was habt ihr erlebt? Was habt ihr ge- macht?“. Mit diesen Fragen begaben „Bei unserem Besuch in der sich Jugendliche der Theatergruppe DenkStätte Weiße Rose, der sehr am Ernst-Mach-Gymnasium Haar und interessant und inspirierend für uns Schüler der dortigen Mittelschule auf alle war, haben wir im Anschluss per- „Spurensuche“, um herauszufinden, formativ gearbeitet. Die Jugendlichen wie das Leben damals im National- haben sich je einen Satz überlegt, der sozialismus war und wie sich die für sie das eben Erlebte widerspie- heutige Jugend von der damaligen gelt, und schließlich einen von allen unterscheidet. ausgewählt: ‚Die Nacht ist des Freien Freund‘. Diesen Satz erst flüsternd, Das Projekt wurde bei der Stiftung dann immer lauter sprechend bis ru- ­Erinnerung, Verantwortung und Zu- fend, haben die SchülerInnen dann, kunft (evz) im Jahr 2014 im Rahmen während sie durch den Lichthof und der Ausschreibung „Theaterprojekte alle Stockwerke gingen, ausgespro- mit Zeugnissen von Opfern des Natio- chen. Teilweise einzeln, dann wieder nalsozialismus“ eingereicht. Nachdem in Gruppen. Auf ein Zeichen hin ka- eine Förderung durch die evz nicht men alle wieder unten im Lichthof zustande kam, einigten sich die Koo- zusammen, stellten sich gemeinsam perationspartner darauf, das Projekt als Gruppe auf, froren ein mit Blick auf dennoch durchzuführen und den finan- die Treppe, und verharrten einige Au- ziellen Bedarf selbst abzudecken. genblicke. Dann haben sie im Lichthof eine Körperhaltung eingenommen, Das Projekt startete mit einem Be- mit der sie sich selbst zum oder als such in der DenkStätte Weiße Rose, Gedenken an die Weiße Rose als der den SchülerInnen einen ersten ‚Denkmal‘ positionierten – angeregt Einblick in das Thema Widerstand und durch die Führung von Ursula Kauf- NS-Diktatur gab. mann, in der sie über die verschie- Für weitere Recherchen besuchte die denen Art und Weisen sprach, der Theatergruppe u.a. das Psychiatrie­ Erinnerung Ausdruck zu verleihen.“ museum Haar und das NS-Doku- Farina Simbeck

Spurensuche in der Ludwig- Maximilians-Universität

50 10 Veranstaltungen

Weiße Rose Orgelkonzert zum 18. Februar 1943 Am 22. Februar 2015 erklang die Weiße Rose Orgel im Lichthof der LMU zum Gedenken an die Widerstands­gruppe Weiße Rose. Es spielte der international bekannte Organist Dr. Martin Welzel. Michael Stacheder, Theaterregisseur des Jungen Schauspiel Ensembles München, las dazu aus Doku- menten der Widerstandsgruppe. Eine Veranstaltung des Liegen- schaftsdezernats der LMU und der Weiße Rose Stiftung e.V. mit Unter- stützung des Uni Sommerfest e.V., des Zentrums Seniorenstudium und des Departements Kunstwis- senschaften. Als klingendes Denkmal für die Wider- standskämpfer der Weißen Rose wur- de im Lichthof der Ludwig-Maximili- ans-Universität 1960 eine Orgel ein- gebaut. Das erste Gedenkkonzert für die Weiße Rose fand am 23. Februar 1961 statt. Rektor Joseph Pascher, der Initiator der Orgel, erläuterte in seiner Rede damals die Idee des Instruments: „Am 18. Februar 1943 war dieser festliche Hof Schauplatz eines unvergesslichen Zeugnisses und eines unüberhörbaren Aufrufs zur Freiheit. Es war die Stimme der Wei- ßen Rose, als die Geschwister Hans und Sophie ihre Flugblätter warfen, und es war die Stimme der Freiheit überhaupt. Um diese Stimme ging es, als der Plan entstand, dieser Halle eine Orgel zu geben, die Königin der Instrumente.“ Auf dem gut besuchten Gedenkkon- zert spielte Dr. Martin Welzel Werke von Joseph Bonnet, Josef Rheinber- ger, Louis Vierne, Gerre Hancock und Felix Mendelssohn-Bartholdy. Micha- el Stacheder las Auszüge aus den Verhörprotokollen von Hans Scholl, Sophie Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf, aus dem Entwurf des 7. Flugblatts von Christoph Probst und der Verteidigungsrede von Prof. Kurt Huber vor dem Volksgerichtshof. 2014 gab das Universitätsarchiv den 14. Band von LMUniversum mit dem Titel „Die Weisse-Rose-Orgel der Ludwig-Maximilians-Universität. Do- kumentation über Geschichte und Ge- stalt“ heraus. Er ist in der DenkStätte Weiße Rose erhältlich.

51 Konzert mit Lesung „Die Gedanken brecherischer Gewaltstaaten, das sind sind frei“ die Grundlagen des neuen Europas.“ Am 24. Februar 2015 fand in der Die Konsequenz zum lebensgefähr- Großen Aula der Ludwig-Maximi- lichen Widerstand mit Flugblättern lians-Universität ein Konzert mit und Mauerinschriften war der ­Swing Lesung statt unter dem Motto „Die Jugend nicht eigen. Sie setzte dem Gedanken sind frei“ mit dem En- Gewaltregime individuelles Protest­ semble „The Sixtonics“ und den verhalten durch nichtkonforme Sprechern des Bayerischen Rund- Kleidung, verbotene Jazzmusik und funks Katja Schild und Christian wilden Tanz entgegen. Selbstbewusst Schuler. Textauswahl und Arrange- inszenierte sie sich in Gegensatz und ment von Martina Missel. Eine Ko- Abgrenzung zur Hitler-Jugend. Jazz- operationsveranstaltung der Weiße musik und A-cappella-Gesang nach Rose Stiftung e.V., dem Bayerischen amerikanischem Vorbild wiederum Volksbildungsverband e.V. und war für die Comedian Harmonists der Gesellschaft zur Förderung jü- Ausdruck künstlerischer Freiheit, discher Kultur und Tradition e.V. die Solidarität mit ihren jüdischen Künstlerkollegen einschloss. Die re- Über 300 Personen besuchten die nommierten und gefeierten Sänger Konzertlesung in der Großen Aula stellten sich gegen deren Ausgren- der LMU, die einen Bogen von den zung und verweigerten die erwartete unangepassten Comedian Harmonists Anpassung an das NS-Regime. über die rebellische Swing Jugend zur Weißen Rose spannte. Die Mischung Auch dieses Zeugnis des Widerspruchs aus vergnüglichen Melodien und sehr hätte damals ebenso der Nachahmung ernsten Texten vermittelte eindrück- bedurft wie jenes der Swing Jugend. lich, was Widerspruch und Widerstand Es vermag uns noch heute eine Bot- in der NS-Diktatur für sie alle bedeu- schaft für Toleranz und Zivilcourage zu teten. sein. Die Weiße Rose vermittelt uns darüber hinaus eine Ahnung davon, Vordergründig scheinen Welten zwi- welcher Heroismus in einem Unter­ schen den Comedian Harmonists, der drückerstaat notwendig war und ist, Swing Jugend und der studentischen um Verbrechen anzuklagen sowie Frei- Widerstandsgruppe Weiße Rose zu heit und Toleranz einzufordern. liegen. Dennoch verbindet sie ein geistiges­ Band. Auf je eigene Weise Großer Dank an den Bayerischen und zu unterschiedlichen Zeiten haben Volksbildungsverband, der die Idee sich diese drei Gruppen mit der NS- zur Veranstaltung einbrachte und die Diktatur kritisch auseinandergesetzt. Organisation weitgehend übernahm, Sie verlangten Toleranz gegenüber ebenso an Ilse Snopkowski, Vorsit- Andersdenkenden und Respekt für zende der Gesellschaft zur Förderung ihren eigenen Lebensentwurf. Unein- jüdischer Kultur und Tradition e.V. als geschränkter Kunstgenuss und Vielfalt Mitveranstalterin. Ganz besonders an individueller Lebensgestaltung danken wir Martina Missel, die als waren für sie selbstverständlich. Sie Dramaturgin für Inhalt und Ablauf der beanspruchten Freiheit für sich selbst Konzertlesung verantwortlich war. und ihre Mitmenschen. In diesem Punkt war die Weiße Rose vergleichs- weise am klarsten und offensivsten. Freiheit war für sie die zentrale Bot- schaft an die Gesellschaft und an den Unterdrückungsstaat. So heißt es im 5. Flugblatt: „Freiheit der Rede, Frei- heit des Bekenntnisses, Schutz des Katja Schild und Christian Schuler einzelnen Bürgers vor der Willkür ver-

The Sixtonics

52 In Erinnerung an Eugen Freunden mit Hilfe von gefälschten Grimminger Pässen zur Flucht zu verhelfen. Am 24. April 2015 gaben Schüler­ Nach seiner Verhaftung am 2. März Innen der Geschwister-Scholl-Schu- 1943 wurde auch Jenny Grimminger le Ingersheim in der DenkStätte festgenommen und im Dezember Weiße Rose eine szenische Lesung 1943 in Auschwitz ermordet. Seine zu Eugen Grimminger nach einem Schwägerin und ihre vier Kinder wa- Arrangement von Hannes Hartleit- ren bereits Ende 1942 nach Riga de- ner: „Von den Innenseiten antisemi- portiert worden. tischer Verfolgung zum Widerstand der Weißen Rose“. Eine Kooperation „Senta war Witwe und die Kinder des Scholl-Grimminger Forums hießen dem Alter nach Trudel, 16 Jah- Crailsheim mit der Geschwister- re, Fritz, 14 Jahre, Lore, 10 und Ilse, Scholl-Schule Ingersheim. 7 Jahre alt. Sie wurden mit einem Sammeltransport von Stuttgart aus Vor 70 Jahren, am 25. April 1945, nach Riga abtransportiert. Die Samm- wurde Eugen Grimminger, der die lung der Stuttgarter Juden erfolgte auf Flugblattaktion der Weißen Rose maß- dem Höhenpark Killesberg, wo nun geblich finanziell unterstützte, von eine Gedächtnistafel an das schmach- amerikanischen Soldaten aus einem volle Geschehen erinnert. Ich habe sie Gefangenentransport in Donauwörth damals noch zum Killesberg begleitet befreit. Er war im zweiten Weiße und habe mir mit ihrem Davidstern Rose Prozess am 19. April 1943 vom Anrempelungen und Frechheiten von Volksgerichtshof wegen „Unterstüt- SS-Leuten gefallen lassen müssen.“ zung zum Hochverrat“ zu zehn Jahren Aus den Erinnerungen von Eugen Zuchthaus verurteilt worden. Eugen Grimminger Grimminger starb 1986. Am gemeinsamen Geburtsort von Hans Scholl und Alexander Schmorell Hans Scholl und Eugen Grimminger hatten ihn im Sommer 1942 in die erinnert das Scholl-Grimminger-Forum Flugblattaktion eingeweiht. Die Ver- Crailsheim an die Weiße Rose und ih- bindung zwischen ihnen ergab sich, ren Unterstützer Eugen Grimminger. als Eugen Grimminger die Geschäfts- führung des Steuerbüros von Robert Nach der Begrüßung durch Dr. Hilde- Scholl während dessen Inhaftierung gard Kronawitter sprach Hannes Hart- von August bis Oktober 1942 über- leitner vom Scholl-Grimminger-Forum nommen hatte. über Leben und Schicksal von Eugen Grimminger und seiner Familie. In Eugen Grimminger war seit 1922 mit eindrucksvollen Sprechszenen lasen Jenny Stern verheiratet, die aus einer SchülerInnen aus Crailsheim anschlie- jüdischen Familie stammte. Er war ßend aus Dokumenten und selbstver- Pazifist und galt ab 1933 als „politisch fassten Texten. unzuverlässig“. Seine Frau und ihre Familie litten unter zunehmender antisemitischer Verfolgung. 1938 ge- lang es Eugen Grimminger, einzelnen jüdischen Verwandten und jüdischen

SchülerInnen der Geschiwster- Scholl-Schule Ingersheim

53 Mozes Ancselovics – Eine Gedenkveranstaltung in Ergoldsbach Am 29. April 2015, dem 70. Jahrestag der Rettung und Befreiung der 13 jüdischen KZ-Häftlinge in Ergoldsbach, wurde die Ausstellung „weiterLe- ben“ mit einer neuen Tafel zu Mozes Ancselovics in der dortigen Goldbachhalle gezeigt. Eine Ko- operation des Geschichtsarbeitskreises Ergolds- bach und der Mittelschule Ergoldsbach mit der Weiße Rose Stiftung e.V. 2011 recherchierte der Geschichtsarbeitskreis Er- goldsbach in Zusammenarbeit mit der Weiße Rose Stiftung e.V. zu den Biografien von 13 jüdischen KZ-Häftlingen, die Ende April 1945 auf dem Todes- marsch in der Nähe von Ergoldsbach von drei Einhei- mischen versteckt und damit gerettet wurden. Zwei Jahre später erreichte den Geschichtsarbeits­ kreis Ergoldsbach die Nachricht, dass Mozes ­Ancselovics, einer der damals Geretteten, heute in den USA lebt. Sein weiterer Lebensweg nach 1945, bis dahin unbekannt, wurde nun mit einer neuen Tafel in die Ausstellung „weiterLeben“ aufgenom- men. Mozes Ancselovics schickte für diesen beson- deren Abend eigens eine Video-Grußbotschaft, in der er berührend seine Rettung und anschließenden Aufenthalt im Ort beschrieb und seinen Rettern in Ergoldsbach herzlich dankte. Dr. Gerhard F. Strasser sprach dazu eine Einführung; er hatte die Botschaft auch übersetzt. Nach der Begrüßung durch Josef Wargitsch, Schul- leiter der Mittelschule Ergoldsbach, sprach der Erste Bürgermeister Ludwig Robold, ein Vertreter der Regierung von Niederbayern und Dr. Hildegard ­Kronawitter, Vorsitzende der Weiße Rose Stiftung e.V., Mitglieder der Familie Rauchwerk führten in die anschließende Szenische Lesung ein, die von Schülern der 10. Klasse der Mittelschule Ergoldsbach präsentiert wurde. Grundlage für die Lesung bildete eine College-Arbeit von Autumn Rauchwerk, der Enkelin von Andrew Rauchwerk, einem der 13 Überlebenden. Darin beschreibt sie das Schicksal ihres Großvaters „Pop Pop“ und seine Rettung. Abschließend sprach Gisela­ Kuck, ehemalige Mitarbeiterin des israelischen Bot- schafters Avi Primor, zu „Gerechte unter den Völkern – Bedeutung und Aktualität dieses Begriffs in heu- tiger Zeit“.

Hochzeitsfoto von Mozes Ancselovics, 1952

54 Werkschau: Sophie Scholl – So entsteht die Comic-Biographie Am 21. Mai wurde die Werkschau zur Comic-Biographie Sophie Scholl in der DenkStätte Weiße Rose eröff- net. Nach den einführenden Worten des Comic-Autors Heiner Lünstedt und des Lektors Marc-Frederic ­Schmid vom Knesebeck Verlag trugen Schülerinnen des Sophie- Scholl-Gymnasiums München per- sönliche Statements und Texte aus Briefen von Sophie Scholl vor. Die Werkschau wurde bis zum 29. Juni 2015 gezeigt. Eine Veranstaltung im Rahmen des Comicfestivals Mün- chen 2015 in Zusammenarbeit mit dem Knesebeck Verlag München. Die Werkschau „So entsteht die Comic-Biografie“ gab einen Einblick in den Entstehungsprozess des Sophie Scholl Comics von Heiner Lünstedt Seite aus der Comic-Biografie und Ingrid Sabisch, der im Septem- über Sophie Scholl ber 2015 im Münchner Knesebeck Verlag herausgegeben wurde. Auf der Veranstaltung stellte Heiner Lünstedt erste Skizzen und Entwürfe sowie einige fertiggestellte Seiten aus dem Comic vor. Heiner Lünstedt ist Comic- Fachjournalist und einer der beiden Leiter des Comicfestivals München. 2013 gab er mit der Illustratorin Ingrid Sabisch eine Comic-Biografie zu Willy Brandt heraus. Fritz Hartnagel zu beschäftigen. Auf Zentrales Element des Comics ist die der Veranstaltung lasen sie Auszüge Beziehung zwischen Sophie Scholl aus den Briefen vor, die ihnen beson- und ihrem Freund Fritz Hartnagel, Of- ders wichtig waren, und kommen- fizier der Deutschen Wehrmacht. Das tierten sie mit eigenen Statements. nahmen Schülerinnen des Sophie- Auf eindrückliche Weise machten sie Scholl-Gymnasiums unter der Leitung Persönlichkeit, Wertvorstellungen und ihres Geschichtslehrers Frank Häuser Motivationen von Sophie Scholl sicht- zum Anlass, sich eingehend mit dem bar, einer jungen Frau, die nur wenige Briefwechsel von Sophie Scholl und Jahre älter war als sie selbst.

Die Schülerinnen des Sophie-Scholl-Gymnasiums mit Frank Häuser, OStD Bernhard Vonbrunn und Heiner Lünstedt

55 „Für mich ist Sophie Scholl in erster „Sophie Scholl ist für mich eine Frau, Linie eine überzeugte Widerstands- die nicht die allgemeinen Vorstel- kämpferin mit Mut und Hartnäckig- lungen der damaligen Zeit übernom- keit, die für ihre Ziele kämpfte, aber men hat, sondern die Dinge hinter- andererseits auch eine Frau, die von fragte und sich ihre eigene Meinung ständiger Angst begleitet wurde. Die bildete. Diese Meinung hat sie bis zu Angst um ihr Leben und ihre Überzeu- ihrer Hinrichtung vertreten. Deshalb gung im Widerstand. Die Angst, Fritz verdient sie meiner Ansicht nach Hartnagel nie wiederzusehen oder ihn unseren uneingeschränkten Respekt an die falsche Seite zu verlieren.“ und unsere größte Anerkennung. Be- sonders fasziniert hat mich der Satz: Il faut avoir un esprit dûr et le coeur tendre.“ „Für mich ist Sophie Scholl ein Mensch, der sich Gedanken macht und Verständnis für ihre Mitmenschen hat. Sie ist eine mutige, intelligente und emanzipierte Frau und dadurch ein Vorbild vor allem für Frauen und Mädchen. Für mich ist Sophie Scholl ein Ausdruck von Stärke und eine selbstbewusste Freiheitskämpferin, die aber auch Selbstzweifel hat.“ „Sophie Scholl bedeutet für mich Mut, aber auch die Kraft, sich zu widersetzen in einer Zeit, in der Wi- derstand den Tod bedeuten konnte. Gleichzeitig ist sie aber auch nur eine junge Frau mit Träumen, die über sich hinausgewachsen und für ihre Ideale eingestanden ist. Sie hat geliebt, an der Liebe gezweifelt und mit ihrer Mo- ral gehadert.“ „Für mich ist Sophie Scholl eine tap- fere und selbstbewusste Frau, die ihre zum Hitlerregime konträre, eigene Meinung vertrat und damit ihr Leben aufs Spiel setzte. Sie bedeutet für mich die Freiheit, den Mut zu haben, sich selbst zu äußern.“ Statements von Schülerinnen des Sophie-Scholl-Gymnasiums

Skizzen zur Comic-Biografie

56 Vortrag: Thomas Mann, Alfred Neumann und die Weiße Rose Am 6. November 2015 referierte Dr. Kristina Kargl in einem Hörsaal der LMU zu Thomas Mann, ­Alfred Neumann und der Weißen Rose. Ihrem Vortrag „Ihr sollt nicht umsonst gestorben sein!“ liegt ihre Dissertation „Die Weiße Rose – Defizite einer Erinnerungskultur. Einfluss und Wirkung des Exils auf die Publizität der Münchner Wider- standsgruppe“ zugrunde, die 2014 in der Wissen- schaftsreihe bavaria des Allitera Verlags München veröffentlicht wurde. Eine Kooperation mit dem Thomas-Mann-Forum München e.V. Nach der Begrüßung durch Dr. Hildegard Kronawitter und einer Einführung von Dr. Dirk Heißerer, Vorsit- zender des Thomas-Mann-Forums e.V., präsentierte Dr. Kristina Kargl dem zahlreichen Publikum wesent- liche Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit zur frühen Phase der Erinnerung an die Weiße Rose von 1943 bis 1948/49. Besonders die BBC-Rede von Thomas Mann vom 27. Juni 1943, in der er den studentischen Widerstand in München würdigte, gäbe einen Hin- weis darauf, wie gut man im Ausland über den Wi- derstand der Weißen Rose informiert sein konnte. In ihrem Vortrag zeigte Kristina Kargl auf, wie die In- formationen über den Widerstand der Weißen Rose und ihrer Mitglieder ins Ausland gelangten und wie die Berichte in der amerikanischen Presse von den Exilautoren und Freunden Thomas Mann und Alfred Neumann schon ab 1943 dokumentarisch und litera- risch umgesetzt wurden, so z.B. in den damals zeit- gleich begonnenen Romanen „Doktor Faustus“ und „Es waren ihrer sechs“. Der Roman von Alfred Neumann erschien erst 1947/1949 in Deutschland und wurde insbeson- dere von Angehörigen der hingerichteten Weiße Rose Mitglieder wegen mangelnder Historizität als „Schundroman“ abgelehnt. Inge Aicher Scholl sah sich schließlich veranlasst, in ihrem Buch „Die Weiße Rose“ die Geschichte ihrer Geschwister aus ihrer Sicht als Zeitzeugin dagegenzusetzen. Auf diese Weise legte sie den Grundstein für eine bis heute prägende, familienbezogene Erinnerungskultur, in der die wichtigen Einflüsse des Exils fehlen.

Alfred Neumann und Thomas Mann, 1951

57 11 Homepage und Social Media Mit Informationen rund um die Weiße Rose zu Jahrestagen, Aus- stellungseröffnungen im In- und Ausland, Theaterstücken und Neu- erscheinungen auf dem Buchmarkt wollen wir auch im Internet Interes- se für die Weiße Rose wecken. Unsere Homepage www.weisse- rose-stiftung.de wird monatlich an die 3000 Mal aufgerufen. Für alle, die zum Beispiel eine unserer vielen Aus- stellungen ausleihen wollen, ist hier eine Fülle von Informationsmaterial zu finden. Vorträge, Lesungen und Ar- beitsblätter für den Unterricht stehen zum Download zur Verfügung. Das in die Homepage integrierte „Netz- werk Weiße Rose“ ist eine Plattform für Schulen, um eigene Projekte zur Weißen Rose einzustellen und sich Anregungen für die eigene Arbeit zu holen. Seit diesem Jahr gibt es auf der Homepage nun auch Informatio- nen in Englisch, Italienisch, Polnisch und Französisch. Die Facebook-Seite www.facebook. com/WeisseRoseStiftung hat inzwi- schen an die 2500 Freunde, 40% sind jünger als 35 Jahre alt. Ausländische FreundInnen stammen überwiegend aus den USA, Österreich, Italien, England, Brasilien, Frankreich und der Schweiz. Besonders gefreut hat uns die Nachricht eines Facebook-Freun- des aus der Türkei, dass die Künstlerin Eylül Ceren Ersöz im Zorlu Center in Istanbul eine Ausstellung mit eigenen Arbeiten zur Weißen Rose (Beyaz Gül) zeigte. Unser Newsletter erscheint viermal im Jahr und wird an knapp 1000 AbonnentInnen verschickt. Auch hier berichten wir zeitnah über be- vorstehende Veranstaltungen und Ausstellungen. Die aktuelle Ausgabe des Newsletters ist auch auf der Homepage zu lesen.

Aus der Ausstellung der Künst- lerin Eylül Ceren Ersöz im Zorlu Center in Istanbul

58 12 Neuerscheinungen Denkstättenkuratorium NS-Dokumentation Ober- schwaben Denkstätte Widerstand Weingarten – Campus Weiße Rose – Widmungshäuser Veröffentlichung anlässlich des Festakts 2015 Günther Hockerts Die Flugblätter der Weißen Rose, in: Ein Museum der bayerischen Geschichte hrsg. von Katharina Weigand und Jörg Zedler München 2015. Dieser Band ist eine Zusammenfassung der gleich- namigen Ringvorlesung an der Ludwig-Maximilians- Universität München. Ingrid Sabisch, Heiner Lünstedt Sophie Scholl – Eine Comic-Biografie Knesebeck Verlag, München 2015 mit einem Nachwort von Hildegard Kronawitter. Klaus G. Saur (Hrsg.) Widerstand im „Dritten Reich“. Kolloquium an der Staatsbibliothek zu Berlin, Mai 2014 Verlag Vittorio Klostermann, RoteReihe 78, 2015 mit Beiträgen von Andreas Heusler, Bischof Wolf- gang Huber, Hildegard Kronawitter, Hans Maier, Georg Ruppelt, Martin Sabrow, Klaus G. Saur, Peter Steinbach und Jürgen Zarusky. Jutta Schubert Zu blau der Himmel im Februar: Die letzten Tage der Weißen Rose. Hörbuch, gelesen von Bettina Römer thono-audio-verlag 2015 nach dem gleichnamigen Buch, das 2013 im Kultur- maschinen Verlag Berlin erschien. Barbara Stambolis (Hrsg.) Die Jugendbewegung und ihre Wirkungen. Prägungen, Vernetzungen, gesellschaftliche Einflussnahmen. Formen der Erinnerung, Band 058 V&R unipress, 2015 Eric Werner Le temps d´Antigone. Essai Editions Xenia, 2015 Der Autor verbindet darin die antike Tragödie Anti- gone mit dem Widerstand von Sophie Scholl. DUST Magazine, issue 8, London/Berlin 2015 „Es lebe die Freiheit. Die Weiße Rose“. A dialogue realized in association with Ursula Kauf- mann of the White Rose Foundation Die internationale Zeitschrift für Mode, Kunst und Fotografie, hrsg. von Luigi Vitali, veröffentlichte ein Gespräch zwischen Markus Schmorell, Neffe von Alexander Schmorell, und Michael Stacheder, Junges Schauspiel Ensemble München. Das Gespräch wur- de im Frühjahr 2015 aufgezeichnet.

59 13 Kurznachrichten um die Weiße Rose

Weiße Rose Gedächtnisvorlesung 2015 Am 27. Januar 2015 hielt Prof. Dr. Andreas Wirsching, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte München – Berlin und Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der LMU die Weiße Rose Gedächtnisvorlesung „Grenze und Größe. Zum Pro- blem der Entscheidung im Nationalsozialismus“ im Audimax der LMU. Die Rede ist auf www.weisse- rose-stiftung.de nachzulesen.

Amnesty International protestiert gegen die ­Todesstrafe Am 22. Februar 2015 setzt die Gruppe 1458 von Amnesty International alljährlich ein Zeichen gegen die Todesstrafe: Am Jahrestag der Hinrichtung der Geschwister Scholl und Christoph Probsts werden in München in der Veterinärstraße und im Englischen Garten weiße Rosen an Passanten verteilt.

Stele für das 6. Flugblatt der Weißen Rose in Gräfelfing Im Rahmen eines P-Seminars recherchierten Schüler des Kurt-Huber-Gymnasiums Gräfelfing zur Geschich- te des Ortes. Unter der Leitung von Dr. Gregor Pel- ger und Thomas Langhof trugen sie Fakten zusam- men, die sie auf zehn Stelen präsentierten. Die dritte Stele in der Prof.-Kurt-Huber-Straße erinnert an das sechste Flugblatt der Weißen Rose.

Gedenktafel für Christoph Probst Christoph Probst wurde am 6. November 1919 in Murnau geboren. An seinem Geburtshaus wurde deshalb eine Gedenktafel angebracht.

Jeder Mensch hat einen Namen An der alljährlichen Namenslesung am Gedenkstein der ehemaligen Hauptsynagoge am 9. November wurde 2015 an die Münchner Todesopfer der soge- nannten „Schutzhaftaktion“ erinnert, die den Miss- handlungen vor Ort bzw. ihren Verletzungen nach der Verschleppung ins KZ Dachau erlagen oder sich in ihrer Verzweiflung das Leben nahmen. Dr. Hildegard Kronawitter ist Mitglied der Arbeitsgruppe „9. No- vember“.

60 Geschwister-Scholl-Preis für Achille Mbembe Am 30. November 2015 erhielt der Historiker und Philosoph Achille Mbembe den Geschwister-Scholl- Preis für sein Buch „Kritik der schwarzen Vernunft“. Der Preis wird seit 35 Jahren von der Landeshaupt- stadt München und dem Börsenverein des Deut- schen Buchhandels, Landesverband Bayern, verge- ben. Er steht für „geistige Unabhängigkeit, bürgerli- che Freiheit sowie für moralischen und intellektuellen Mut.“

Michael Then, Vorsitzender des Börsenvereins des Deut- schen Buchhandels, Achille Mbembe und Dieter Reiter, OB der Landeshauptstadt München

„Die Widerständigen II, also machen wir das weiter“ 2015 lief der zweite Teil der Dokumentarfilmreihe „Die Widerständigen“ auf der Berlinale und in deut- schen Kinos. Angela Bottin hatte diesen Film wissen- schaftlich begleitet und führte bei Erstvorstellungen in den Film ein. „Die Filme, die ich mache, müssen gemacht wer- den, denn wenn die Menschen tot sind, sind sie tot, dann haben wir nur noch die -Protokolle, die Protokolle der Täter, das geht doch nicht.“ Dieses Zitat der am 27. Juni 2012 verstorbenen Regisseurin Katrin Seybold steht am Anfang ihres Films, den ihre Angela Bottin langjährige Freundin und Kollegin Ula Stöckl jetzt vollendete. Als Katrin Seybold überraschend starb, hinterließ sie umfangreiches Material. Dieses Puzzle konzentrierter Schilderungen der Ereignisse nach der Hinrichtung der Geschwister Scholl und ihres Freun- des Christoph Probst arrangierte die Regisseurin Ula Stöckl mit Beratung von Angela Bottin zu einem fesselnden zweiten Teil. „Die Widerständigen II‚ also machen wir weiter“ thematisiert den „Hamburger Zweig der Weißen Rose“ und seine Verbindungen nach München. Hier spielt Traute Lafrenz, Hans Leipelt und Marie-Luise Jahn eine zentrale Rolle. „Und ihr Geist lebt trotzdem weiter“, setzen Hans Leipelt und Marie-Luise Jahn als Überschrift über das 6. Flugblatt, das sie mehrfach abtippen und auch nach Hamburg bringen.

61 Weiße Rose i-Punkt Forchtenberg Am 7. April 2015 wurde Renate Deck für ihre langjäh- rige ehrenamtliche Erinnerungsarbeit zu Hans und Sophie Scholl in Forchtenberg mit dem Bundesver- dienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Die Verleihung fand im Rathaus Forchtenberg durch Regierungsprä- sident Johannes Schmalzl und Landrat Dr. Matthias Neth statt. Renate Deck gründete 2004 in Forchten- berg die Erinnerungsstätte „Weiße Rose i-Punkt“ und bietet dort historische Spaziergänge zur Familie Scholl, Ausstellungen und Lesungen an. Auszeichnung für Renate Deck Zum 70. Todestag von Theodor Haecker am 9. April 1945 wurde an seinem Geburtshaus in Eberbach/ Mulfingen eine „Sophie-Scholl-Rose“ gepflanzt. Im Anschluss an die Rosenpflanzung mit Robert Böhnel, Bürgermeister von Mulfingen, sprachen Bernhard Woll und Renate Deck in der Kirche in Eberbach zu Theodor Haecker. Am 14. Mai 2015, aus Anlass des 94. Geburtstags von Sophie Scholl, las Barbara ­Beuys aus ihrer Sophie Scholl Biografie und ihrem neuen Buch „Die neuen Frauen“ im Rathaus Forchtenberg. Am 7. Juni veranstaltete Renate Deck in Langenburg einen „hohenlohischen Spaziergang“ zu den Freundinnen Lisa Remppis und Sophie Scholl. Am 31. Oktober hielt sie im Rathaus Ustersbach bei Augsburg einen Vortrag zu Theodor Haecker und er- öffnete die Ausstellung „Die Scholls in Forchtenberg – 25 Jahre Weiße Rose Erinnerungsarbeit in Hohen- lohe“.

Ausstellung in Forchtenberg

Originaldokumente zur Weißen Rose Im Nachlass von Dr. Hertha Engelbrecht (1922-2012), ehem. Justizsenatorin in Hamburg und Ehrenvor- sitzende des Deutschen Juristinnenbundes, befand sich ein Original des abgeworfenen Flugblattes mit der handschriftlichen Bemerkung „Feindpropagan- da!“. Ihre Nichte Franziska Engelbrecht-Ostertag übergab der Weiße Rose Stiftung e.V. dieses Flug- blatt zusammen mit einem weiteren, das sich an die „Zivilbevölkerung der deutschen Industriegebiete“ wandte. Sie teilte uns mit, ihr Vater habe damals in Hannover studiert und das Flugblatt sehr wahrschein- lich dort aufgelesen. Der Fund zeige, dass ihr Vater es an seine Schwester, die in Heidelberg studierte, weitergegeben habe. Möglicherweise habe er zu seinem eigenen Schutz „Feindpropaganda!“ darüber geschrieben. In privaten Nachlässen tauchten Dokumente zur Wi- derstandsgruppe Weiße Rose auf. Ein Exemplar des 6. Flugblattes der Weißen Rose, zwei Bücher von Willi Graf und seine polizeiliche Anmeldebescheini- gung von 1942 aus München sowie die von Sophie Scholl wurden der Weiße Rose Stiftung e.V. überge- ben.

62 Willi Graf wohnte ab 10. November 1942 zur Unter- miete bei der Familie Lösch-Berrsche in der Man- delstraße 1 in München. Im Nachlass dieser Familie fanden sich Originaldokumente und zwei Bücher aus seinem Besitz, ein „Lehrbuch der Psychologie“, 1942, und „Die Deutsche Dichtung der neuesten Zeit“, 1939. Peter Lösch-Berrsche berichtete uns über sei- ne frühen Erinnerungen an Willi Graf und überreichte uns die Stücke für die Ausstellung.

Ebenso erhielten wir acht Jahrgänge der katho- lischen Mädchenzeitschrift „Die Weiße Rose“ aus den Jahren 1929 bis 1936. 1906 gründete sich der katholische Jungmädelverband „Weiße Rose“ in ­Bayern, um gemeinsam zu singen und zu beten. 1931 konnten in ganz Süddeutschland 28 000 Mit- glieder gezählt werden. Selbst als 1937 ein Verbot des Vereins abzusehen war, gab es allein in den Erzdiözesen München und Freising noch 107 Vereine mit 5500 Mitgliedern. Einzelne Gruppen konnten bis 1939 weiterbestehen.

63 Korrektur zum Tätigkeitsbericht 2014 Der Bericht zur Buchvorstellung der Edition „Josef Gieles. Studentenbriefe 1939-1942. Widerständiges Denken im Umfeld der Weißen Rose“, 2. durchge- sehene Auflage, Peter Lang Verlag, Frankfurt a.M., 2013, hrsg. von Prof. Heinrich Kanz, im Tätigkeits- bericht 2014 verwendet Formulierungen aus der Rezension der Briefausgabe von Christiane Moll im Internet Rezensionsjournal „sehepunkte“. Im Bericht wurde eine Quellenangabe mit entsprechender ­Zitierweise versäumt.

64 14 Die Weiße Rose Stiftung e.V., ihre Organe und MitarbeiterInnen

Der Vorstand Dr. Hildegard Kronawitter, 1. Vorsitzende (ehrenamtliche Geschäftsführung) Prof. Dr. Wolfgang Huber, 2. Vorsitzender Dr. Werner Rechmann, 3. Vorsitzender (Schatzmeister) Franz J. Müller, Ehrenvorsitzender (†)

Die Mitglieder Joachim Baez, Heinz Beumer, Dr. Igor Chramow, Karin Fried- rich (†), Thomas Guckenbiehl, Heiner Guter (†), Dr. Klaus Hahnzog, Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Prof. Dr. Wolfgang Huber, Dr. Thomas Kiepe, Prof. Dr. Marita Krauss, Dr. Hil- degard Kronawitter, Dr. Traute Lafrenz-Page, Dr. Silvester Lechner, Prof. Dr. Hans Mommsen (†), Franz J. Müller (†), Dr. ­David Müller, Jula Müller, Britta Müller-Baltschun (†), Johannes Nebmaier, Christa Nickisch, Christian Petry, Dr. Werner Rechmann, Dr. Rachel Salamander, Prof. Dr. h.c. Klaus Saur, Markus Schmorell, Heino Seeger, Alexander ­Stuwe, Frank Trümper, Winfrid Vogel, Christian Vorländer, Prof. Dr. Michael Wyschogrod (†)

Der Beirat Joachim Baez, Angela Bottin, Karin Friedrich (†), Dr. Klaus Hahnzog (Vorsitzender), Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Sabine Leutheusser-Schnarren­ berger, Prof. Dr. Hans Mommsen (†), Prof. Dr. Heribert Prantl, Dr. Rachel Salamander (stellv. Vorsitzende), Prof. Dr. h.c. Klaus Saur (stellv. Vorsitzender), Dr. Christof Schmid, Markus Schmorell, Dr. Ludwig Spaenle, Alexander Stuwe, Prof. Dr. Margit Szöllösi-Janze, Erwin Teufel, Christian Ude, Dr. Michael Verhoeven, Dr. Hans-Jochen Vogel, Winfrid Vogel, Dr. Beatrice von Weizsäcker

MitarbeiterInnen (in Teilzeit) Christine Fiala-Köfer: Finanzen und Verwaltung Ursula Kaufmann: Einzelausstellungen, pädagogische Projekte, Führungen, Kommunikation Sandra Knösel: Ausstellungsverleih, Netzwerk Weiße Rose, Lehrerfortbildung Dr. Eva Hoegner: Führungen und pädagogische Projekte Ulrich Müller: Archiv, Führungen Ferdinand Kramer: studentische Aushilfe Jana Augustin, Eline de Assis Alves, Ivonne Schäfers: Praktikum Angie Kretschmann, Dr. Umberto Lodovici, Annette Scholz, Stefania Zuber: freiberufliche Mitarbeit Ehrenamtliche MitarbeiterInnen in der DenkStätte Weiße Rose: Alfons Balthesen, Susanne Bergmann, Irene von Denffer, Gerda Eierstock, Barbara Keim, Dr. Maren Killmann, Marie Lohmeyer, Ellen Moll, Christa Nickisch, Carolin Pflüger, Horst Plotzki, Ingeborg Rubner, Brigitte Schmid, Dr. Gotthilf Walz Vereinsregister Amtsgericht München VR 12214 Finanzamt München Steuer-Nr. 143/224/40546 Die Weiße Rose Stiftung e.V. ist zur Entgegennahme von Spenden und Bußgeldern gemäß Freistellungsbescheid vom 30.12.2014 berechtigt. Spenden werden für die satzungsgemäßen Aufgaben ver- wendet. Spendenkonto und Bankverbindung: Stadtsparkasse München, IBAN: DE68 7015 0000 0000 0008 85, BIC: SSKMDEMM

65 Rose Stiftung e.V. und Förderer der Weiße zum KreisderFreunde Beitrittserklärung Institution PLZ, Ort Straße E-Mail Telefon Beruf Vorname Name BIC IBAN Bank Unterschrift Datum eingezogen werden. per Lastschrift Die Beiträge sollen € Meine Spende € Meine Spende € Mein Jahresbeitrag der Freunde undFörderer unterstützen. Ich möchte die Arbeit der Weiße Rose Stiftung e.V. überdenKreis Spendenquittung wirdzugesandt. (einmalig) (jährlich) (€ 35,–Studierende) (€ 65,–odermehr) BIC: SSKMDEMM 85 IBAN: DE687015 0008 0000 0000 MünchenStadtsparkasse www.facebook.com/WeisseRoseStiftung www.weisse-rose-stiftung.de E-Mail [email protected] Telefax 089/2180--5346 Telefon 089/2180-5359, 2180-5678 D-80539 München Geschwister-Scholl-Platz 1 Ludwig-Maximilians-Universität Weiße RoseStiftung

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