Islam Und Muslime
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MEDIEN DIENST INTEGRATION HANDBUCH ISLAM UND MUSLIME 1 HANDBUCH ISLAM UND MUSLIME 2 3 HANDBUCH ISLAM UND MUSLIME Herausgeber: Mediendienst Integration, ein Projekt des Rat für Migration e. V. Diese Publikation wurde im Rahmen des Projekts „Informationen für Journalisten zu Islam und Muslimen in Deutschland“ von der Robert Bosch Stiftung gefördert. INHALT VORWORT 11 INHALT WELTRELIGION ISLAM Die Entstehung des Islams 15 Die fünf Säulen des Islams 16 Wichtige islamische Feiertage 17 Glaubensrichtungen im Islam 20 Islamische Essensregeln 22 Islamische Bestattungen 25 Ehe und Familie 26 Homosexualität 31 Was ist die „islamische Welt“? 32 Entwicklung der muslimischen Weltbevölkerung 36 Top-10-Länder der Welt mit muslimischer Bevölkerung 2010 und 2050 (Grafik) 38 ISLAM IN EUROPA Die Geschichte des Islams in Europa 43 Muslime in Europa 52 Top-10-Länder in Europa mit muslimischer Bevölkerung 2010 und 2050 (Grafik) 56 ISLAM IM WANDEL Gibt es einen Euro-Islam? 60 Muslime und Demokratie 60 Islam und Reform 62 Was ist die Scharia? 66 Islam und Menschenrechte aus theologischer Sicht: ein Zwischenruf 69 MUSLIME IN DEUTSCHLAND ANERKENNUNG DES ISLAMS Anzahl der Muslime in Deutschland 79 IN DEUTSCHLAND Wo leben die meisten Muslime in Deutschland? 83 Woher kommen die Muslime in Deutschland? 83 Was fehlt zur rechtlichen Gleichstellung? 169 Wie religiös sind die Muslime in Deutschland? 87 Islamische Wohlfahrtsverbände 181 Wie viele muslimische Frauen tragen ein Kopftuch – und warum? 89 Handlungsfeld Kommune 183 MUSLIME UND TEILHABE ISLAMISMUS Wie „integriert“ sind Muslime in Deutschland? 95 Der Begriff Islamismus 187 Bildungsniveau 96 Klassischer Islamismus 188 Diskriminierung 98 Schiitischer Islamismus 192 Religiosität und Teilhabe 100 Postislamismus 194 Einstellungen zum Kopftuch 101 Salafismus 195 Wo ist das Kopftuch verboten? 103 Islamistischer Terrorismus 199 „Burka“-Verbote 105 Deradikalisierung und Prävention 203 Muslime und Antisemitismus 106 Konvertiten 108 Muslime in den Medien 109 Studien zu Muslimen in den Medien 114 ISLAMFEINDLICHKEIT Islamfeindlichkeit und „Islamkritik“ 211 Islamfeindlichkeit in Deutschland 213 ISLAM IN DEUTSCHLAND Gehört der Islam zu Deutschland? 217 Warum sind islamfeindliche Einstellungen so verbreitet? 218 Geschichte der Moscheen, Gemeinden und Verbände 119 Gewalt gegen Muslime 220 Gemeinnütziges Engagement von Moscheegemeinden 128 Kritik an Verbänden 131 Islamische Religionsgemeinschaften 134 AUTORENVERZEICHNIS 225 Vereine der muslimischen Zivilgesellschaft 143 VORWORT VORWORTLiebe Leserin, lieber Leser, was wissen wir über den Islam als Weltreligion und die Muslime, die in Deutsch- VORWORT land leben? Wie sind sie organisiert? Wie steht es um die rechtliche Anerkennung ihrer Religion? Und welche Rolle spielen islamisch begründeter Extremismus auf der einen und Islamfeindlichkeit auf der anderen Seite? Antworten auf diese und viele weitere Fragen will der Mediendienst Integration mit dem vorliegenden Handbuch geben. Oft ist von „den Muslimen“ die Rede. Das suggeriert eine Eindeutigkeit, die fragwürdig ist. Häufig werden dazu pauschal alle Menschen gerechnet, die aus muslimisch geprägten Ländern stammen – selbst dann, wenn sie gar keine Mus- lime oder nicht gläubig sind, oder sich selbst zumindest nicht in erster Linie als Muslime bezeichnen würden. Viele Menschen leben ihr Leben, ohne ihrer Religi- onszugehörigkeit dabei ein besonderes Gewicht beizumessen. Diese Menschen bleiben in den Berichten und Debatten um Islam und Muslime in Deutschland häufig unsichtbar. Auch dieses Buch konzentriert sich auf jene Muslime, die ihre Religion sichtbar leben – sei es in Moscheegemeinden und islamischen Verbänden oder in Verei- nen und Initiativen, die aus einer religiösen Motivation heraus entstanden sind. In vielen Debatten werden Migranten (oder Flüchtlinge) mit Muslimen gleichgesetzt. Doch weder sind die meisten Migranten (oder alle Flüchtlinge) in Deutschland Muslime, noch handelt es sich bei Muslimen in Deutschland zwangsläufig um Ein- wanderer und deren Nachkommen. Etwa die Hälfte aller Muslime sind deutsche Staatsbürger, viele leben hier in zweiter und dritter Generation. Hinzu kommen Konvertiten. Dieses Buch will ein Nachschlagewerk zu den verschiedenen Facetten muslimi- schen Lebens in Deutschland sein. Es bietet Journalisten – aber auch allen ande- ren Interessierten – Grundlagen und Hintergrundinformationen und schöpft dabei aus dem reichhaltigen Fundus an wissenschaftlichen Studien, die es zu Islam und Muslimen in Deutschland gibt. Manche Begriffe sind unter Wissen- schaftlern umstritten. Das gilt insbesondere für den Begriff der „Integration“, der sich in den medialen und politischen Debatten großer Beliebtheit erfreut. Dar- unter kann man Unterschiedliches verstehen. Im wissenschaftlichen Diskurs ist dagegen häufiger von „Teilhabe“ und „Partizipation“ die Rede. Ähnliches gilt für Begriffe wie „Islamismus“ oder „politischer Islam“. Viele Fachleute sprechen lieber von „religiös begründetem Extremismus“, um deutlich zu machen, dass dieser 11 VORWORT keine islamische Spezialität ist. Auch der Begriff „Islamfeindlichkeit“ ist umstrit- ten. Viele Experten aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft sprechen eher von „antimuslimischem Rassismus“, den sie als eine Form eines modernen Rassismus betrachten, der Menschen aufgrund ihrer vermeintlichen „Kultur“ oder Religion WELT- abwertet. Alle hier versammelten Beiträge geben ausschließlich die Meinung der Autoren wieder. Bei ihnen möchten wir uns ganz herzlich bedanken. Unser ganz beson- derer Dank geht an Volker Nüske und die Robert Bosch Stiftung, die dieses Buch durch ihre finanzielle Unterstützung ermöglicht hat. Ganz besonders danken wir RELIGION auch dem Rat für Migration, insbesondere Riem Spielhaus und Werner Schiffauer, die uns mit Rat und Tat zur Seite standen. Unser Dank gilt auch Thomas Loben- wein, von dem die Fotos in diesem Buch stammen. Sie sind bei diversen Presse- veranstaltungen für Journalisten des MEDIENDIENST INTEGRATION entstanden. Ganz besonders danken möchten wir, last but not least, Dr. Timo Tonassi, der für den MEDIENDIENST das erste „Journalisten-Handbuch zum Thema Islam“ verant- ISLAM wortet hat. Es bildete die Grundlage für das „Handbuch Islam und Muslime“, das Ihnen nun vorliegt. Ihr Mediendienst Integration WELTRELI- GION IS- LAM 12 die entstehung des islams DIE ENTSTEHUNG DES ISLAMS Der Islam entstand auf der Arabischen Halbinsel zu Beginn des 7. Jahrhunderts nach Christus: Dort wurde 570 n. Chr. in Mekka der Religionsgründer Mohammed geboren. Mohammed stammte aus einer angesehenen, aber armen Familie. Zwar fühlte Mohammed sich jüdischen und christlichen Glaubensüberzeugungen verwandt. Andere Glaubenspraktiken in seiner Heimatstadt, allen voran die Viel- götterei, kritisierte er jedoch vehement. Das friedliche Nebeneinander der Religi- onen war aber die Grundlage des wirtschaftlichen Erfolgs der Stadt Mekka: Denn rund um das zentrale Heiligtum der Kaaba wurden Handelsmessen durchgeführt. Die Teilnehmer der Messen waren traditionell zu religiöser Toleranz verpflichtet: Unterschiedliche Stammesreligionen, Vielgötterei, der Glaube an übernatürliche Mächte in Himmelskörpern, Bäumen, Gewässern und anderen Naturerscheinun- gen, das Juden- und Christentum – auf den Handelsmessen pflegten sie ein fried- liches Miteinander. Um das Jahr 610 n. Chr. hatte Mohammed eine Vision, in der ihm der Engel Gabriel die ersten Verse des Korans (Sure 96, 1 bis 5) kundtat. Mohammeds Offenbarungen setzten sich bis zu seinem Tod im Jahr 632 n. Chr. fort. Letzt- lich umfasste der aus den Visionen entstandene Text – der Koran – 114 einzelne Kapitel (Suren), die wiederum aus circa 6.200 Versen bestehen. Nach einer Phase der Unsicherheit begann Mohammed in Mekka den Koran zu predigen. Er lehrte, dass es nur einen Gott geben könne sowie die Erwartung des Jüngsten Gerichts, bei dem dieser eine Gott die Guten mit dem Eintritt ins Paradies belohnt und die Bösen zur Hölle verdammt. Der Islam verkündete also eine Heilserwartung, die vor allem bei armen Menschen Anklang fand, denn Mohammeds Lehren eröffneten ihnen die Hoffnung auf ein besseres Leben im Jenseits. Mohammeds radikaler Monotheismus kollidierte mit den Wirtschaftsinteressen vieler Mekkaner. Als die Zahl seiner Anhänger wuchs, ließen die führenden Fami- lien Mekkas Mohammed und seine Anhänger verfolgen und aus der Stadt ver- treiben. Diese sogenannte Hijra fand im Jahr 622 n. Chr. statt. Mit diesem Jahr beginnt die islamische Zeitrechnung. Mohammed und seine Anhänger bega- ben sich in die rund 300 Kilometer von Mekka entfernte Stadt Yathrib, die bald den Namen Medina erhielt. Hier entwickelte sich unter der Führung des Prophe- ten Mohammed ein erstes muslimisches Gemeinwesen. Besucher der Abu-Bakr-Moschee in Frankfurt am Main, Mai 2019. 14 15 WELTRELIGION ISLAM wichtige islamische feiertage Mohammeds Offenbarungen setzten sich in Medina fort. Ging es zuvor um die Während des Fastenmonats Ramadan dürfen gläubige Muslime vom Beginn der Einheit und Einzigkeit Gottes und um die Vorstellung vom Jüngsten Gericht, Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang keine Nahrung oder Flüssigkeit zu standen in den Offenbarungen in Medina Fragen des sozialen, politischen und sich nehmen, auch Geschlechtsverkehr und der Konsum von Nikotin sind ihnen wirtschaftlichen Lebens der Muslime im Vordergrund. Es ging um die Rolle von in dieser Zeit untersagt. Selbstbeherrschung wird im Ramadan allerdings nicht Mann und Frau sowie um das Erb- und Strafrecht. Angesprochen wird auch die nur physisch, sondern auch psychisch praktiziert: Muslime