Jahresbericht 2004-2005
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DEUTSCHES BERICHT 2004 2005 POLEN INSTITUT DARMSTADT Inhalt 3 Geleitwort 16 Chronik 2004 –2005 37 Gremien 4 Einführung 28 Öffentlichkeitsarbeit 38 Das Institut 6 Veröffentlichungen 29 Bibliothek und Archiv 39 Anhang 11 Forum für Kultur, Politik, Wissenschaft 32 Finanzen 41 Vorträge der Mitarbeiter 15 Öffentliche Veranstaltungen 35 Satzung 46 Veröffentlichungen der Mitarbeiter Geleitwort Mit aller Nüchternheit ist wohl zur Kennt- einerseits und der immer noch viel zu nis zu nehmen, dass in Polen und in unbekannten oder mit relativ geringem Deutschland im Augenblick unterschied- Interesse registrierten Ebene der vielen liche Modernisierungskonzeptionen vor- unspektakulären, funktionierenden ge- herrschen – in Deutschland eine harmo- sellschaftlichen, kulturellen und wirt- nistische und Brüche vermeidende, vor- schaftlichen deutsch-polnischen Verflech- sichtig korrigierende Strategie, in Polen tungen andererseits. Es ergeben sich eine Idee der moralischen und politischen immer wieder neu und überraschend Reinigung. Der Umgang mit der Ungleich- Gelegenheiten, in eine dauerhafte Ver- zeitigkeit der Diskurse in Deutschland änderung der bilateralen Beziehungen und in Polen wird über den Erfolg bei der ins Positive zu investieren und neue Mit- Suche nach den Gemeinsamkeiten von spieler zu finden. Dabei bleibt es nach Deutschen und Polen entscheiden. Ich wie vor die Hauptaufgabe, falsche Bilder habe allerdings nicht den Eindruck – und vom Nachbarn durch neue Wissensbe- Vor zwei Jahren formulierte mein Vor- der wird durch unzählige Begegnungen stände und durch Fördern von emotiona- gänger als Präsident des Deutschen in Polen und in Deutschland in der jüngs- ler Nähe zu korrigieren. Polen-Instituts, Hans Koschnick, im Ge- ten Zeit untermauert – , dass dieser Dis- Das DPI möchte dabei weiter an vor- leitwort zu dem Arbeitsbericht 2002/ sens von den Menschen an der Basis in derster Stelle mit vielen Verbündeten in 2003 mit einer gewissen Besorgnis: Polen und Deutschland keineswegs ge- Deutschland und Polen wirken. Und es »Offenbar bewegen sich die deutsch-pol- wünscht wird; noch viel weniger wird er ist zuversichtlich, dass es diese Aufgabe nischen Beziehungen in den ersten Jah- in der direkten Begegnung empfunden. auch in Zukunft mit der öffentlichen Zu- ren des 21. Jahrhunderts in schwierigeren Im Gegenteil, die vielen Engagierten »an wendung, der immateriellen wie der ma- Fahrwassern«. Dem könnte von mir der Basis« versuchen glücklicherweise – teriellen, meistern kann, die ihm bisher heute hinzugefügt werden: Daran hat sich wie mir scheint, bisher mit Erfolg – , den diesen höchst politischen Auftrag umzu- nichts geändert, dabei ist es geblieben. Schaden zu begrenzen. Das deutsch-pol- setzen erlaubt hat – unbeschadet dessen, Die Parallelität politischer Ereignisse in nische Netzwerk wirkt unbeirrt weiter. dass zunehmend andere Förderer dort in Polen und Deutschland: die fast gleich- Es hat sich bewährt, dass die deutsch- die Bresche springen, wo die öffentliche zeitig abgehaltenen Parlamentswahlen polnischen Beziehungen nach 1990 ent- Hand an ihre Grenzen stößt. Ihnen allen und die Regierungsübernahme durch Po- staatlicht wurden und gesellschaftliches, sei gedankt für die Unterstützung, die es litiker, die aus anderen politischen Lagern bürgerschaftliches Engagement im ermöglicht, heute eine Bilanz vorzulegen, als die jeweilige Vorgängerregierung deutsch-polnischen Verhältnis ein weit- die hoffentlich Ihr Interesse und Ihren stammen – wobei dies in Deutschland gehend autonomes Eigenleben führen Zuspruch findet. nur zum Teil zutrifft – , rückt die Frage kann. Aber natürlich fühlen sich viele Men- nach den Perspektiven der deutsch-polni- schen in Deutschland und Polen von »de- Prof. Dr. Rita Süssmuth schen Beziehungen in ein neues Licht. nen da oben« nicht unbedingt ermutigt. Präsidentin Hinter uns liegt eine längere Phase der Das Deutsche Polen-Institut sieht sich in Vertrauenskrise in den bilateralen Bezie- dieser Zeit fortwährender Umbrüche und hungen, hervorgerufen durch Interessen- Infragestellungen von bisherigen Selbst- divergenzen in der Irakkrise und in den verständlichkeiten und Gewohnheiten, transatlantischen Beziehungen, wie auch die Deutsche wie Polen betreffen, in der in der Geschichtspolitik und zuletzt noch Pflicht, wichtige Beiträge zu leisten, um in der Energiepolitik. die Kluft zwischen den verschiedenen Ebenen nicht allzu groß werden zu lassen, den Ebenen der symbolischen Politik, der politischen Interessen und der medialen Darstellungen des jeweiligen Nachbarn 3 Einführung Geht es wirklich um eine Infragestellung in ihrer Unterschiedlichkeit verbinden kann. der »deutsch-polnischen Interessenge- Daran hat das Deutsche Polen-Institut meinschaft« der letzten 15 Jahre oder auch in den Berichtsjahren 2004/2005 nicht vielmehr – die Frage positiv gewen- mit einer weiteren Schärfung des Profils det – darum, eine Formel der Zusammen- in den Programmbereichen gearbeitet. arbeit für die nächsten Jahre zu finden? Schwerpunkte und Programme Oder wird diese Antwort nicht heute schon von den Menschen in Polen und in Das editorische Profil des DPI ist seit der Deutschland gegeben, die sich nicht von Gründung vor 25 Jahren sehr ausgeprägt. den Populisten und Rattenfängern mit Unverändert bleibt die Herausgabe, Ver- den einfachen Antworten einfangen las- breitung und Popularisierung von hervor- sen, sondern viel normaler, entspannter ragenden schriftlichen Erzeugnissen in und selbstbewusster miteinander umge- den Gebieten Geschichte, Kultur, Politik, hen als es Schlagzeilenlieferanten in den Gesellschaft und Belletristik, die ansonsten Medien und Politiker vermitteln, die nicht nur schwer oder gar nicht den Weg zu ohne Feindbilder leben können. Das gera- deutschen Leserkreisen finden, eine Kern- dezu sensationelle Ergebnis einer reprä- aufgabe des DPI. sentativen Meinungsumfrage in Polen Zu einem neuen Flaggschiff der translato- vom Februar 2006 gibt bereits eine Teil- Das Verhältnis zwischen Deutschen und rischen Arbeit hat sich die auf 15 Bände antwort. Danach stieg zwischen 2004 Polen wurde in den Jahren 2004 und angelegte Reihe Denken und Wissen. und 2006 die Zahl jener Polen, die der 2005 durch zwei Eckdaten und ihre Aus- Eine Polnische Bibliothek im Suhrkamp Meinung sind, dass Deutschland der beste wirkungen besonders geprägt. Am 1. Mai Verlag entwickelt, in der im Berichtszeit- Verbündete Polens in der EU ist, von 19 2004 trat Polen zusammen mit weiteren raum weitere vier Bände erschienen sind, auf 35 Prozent, womit Deutschland im sieben ostmitteleuropäischen Staaten darunter pünktlich zum EU-Beitritt Polens Ranking Platz Eins vor Großbritannien der Europäischen Union bei. Im Herbst im Frühjahr 2004 die Themenanthologie (von 26 auf 28 Prozent) und Frankreich 2005 fanden fast gleichzeitig nationale Polen denkt Europa. Zum editorischen (von 10 auf 19 Prozent) einnimmt. Parlamentswahlen in Deutschland und in Profil trugen des weiteren bei: die Her- Polen statt. Zudem wurde in Polen nach Einer drohenden katastrophistischen ausgabe einer Bilanz deutsch-polnischer der zehnjährigen Amtszeit von Aleksander Sicht von Stand und Perspektiven der Beziehungen 1998–2004, eines Tagungs- Kwaśniewski ein neuer Präsident gewählt. deutsch-polnischen Beziehungen ist also bands zum Thema Zerstörung und Wie- Ein polnischer Traum ging im Frühjahr entgegenzuhalten, dass die deutsch-pol- deraufbau historischer Bauten in Deutsch- 2004 in Erfüllung – aber von Begeisterung nischen Beziehungen seit der Wende vor land und Polen sowie der soziologischen keine Spur. Wahrnehmungen, von denen 16 Jahren zu einem gesellschaftlichen Studie von Maria Jarosz über Macht, die Substanz der deutsch-polnischen Ver- Projekt geworden sind, mit Entwicklungs- Privilegien und Korruption in der Reihe hältnisse nicht unberührt bleibt, waren: potenzialen, die vordem undenkbar Veröffentlichungen des DPI und von Katzenjammer allerorten, Verlust euro- schienen. Die Felder der Annäherung zwei weiteren Jahrbüchern Ansichten. päischer Einigungsdynamik, europäische und Zusammenarbeit haben einen Um- Zu einer besonders gefragten Publikation Solidarität klein geschrieben, Rückkehr fang und sogar – man kann sagen: Gott entwickelte sich eine reich illustrierte der Gespenster des nationalen Egoismus, sei Dank – eine Unüberschaubarkeit er- kurze Geschichte Polens, die ursprüng- zunehmende Festungsmentalität mit reicht, die staunen lassen. lich als Begleitbroschüre zu der großen Ausstellung Imago Poloniae im Frühjahr unterschiedlichen Auswirkungen in Aber richtig ist, es bedarf – diese These 2004 im Hessischen Landesmuseum Deutschland und in Polen, wobei die auf sei gewagt – wieder deutlicher der Pfad- Darmstadt gedacht war. der Hand liegenden Vorteile der EU-Mit- finder und der Sensoren, die aufspüren, gliedschaft sowohl im Altmitgliedsland wo es hakt, im Alltag zwischen Deutschen Wie bereits die 2003 erschienene Publi- Deutschland wie vom Neumitglied Polen und Polen, aber auch im Grundsätzlichen kation Polnische Literatur und deutsch- gerne und selbstverständlich eingestri- der Agenda, und die sich das gegenseitig polnische Literaturbeziehungen im chen werden. – So also könnten Stich- vertrauensvoll deutsch-polnisch sagen Deutschunterricht verlieh auch das im worte einer Bilanz der Unlust lauten. können. Es bedarf einer vielfältigen Berichtszeitraum konzipierte Lehrerheft Driften Deutschland und Polen wieder Agenda, um gegenzusteuern bzw. ganz für den Geschichtsunterricht einer neuen auseinander? unaufgeregt das Selbstverständliche und Gewichtung des Bereichs Bildung und Richtige zu