Jahresbericht 2019
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Deutsches Polen-Institut 2019 Bericht Deutsches Polen-Institut 2019 Deutsches Polen-Institut 2019 Bericht Geleitwort Ein Jahr der Erinnerung Prof. Dr. Rita Süssmuth, Präsidentin Das Jahr 2019 war in besonderem Maße geprägt von histori- scher Erinnerung, vor allem auch in den deutsch-polnischen Beziehungen: Zum 80. Mal jährte sich der Tag, an dem das Dritte Reich die Zweite Republik Polen überfiel. Trotz aller historischer Aufarbeitung muss doch gesagt werden – das Wissen darum, welches Leid Deutsche Polen innerhalb von knapp sechs Jahren zufügten, ist nach wie vor viel zu gering. Mehrere vielbeachtete Staatsbesuche haben daran hoffent- lich etwas verändert. Schon am 1. und 2. August hatte Außen- minister Heiko Maas Warschau besucht, um des Ausbruchs des Warschauer Aufstands 1944 zu gedenken. Und am 1. Sep- tember reiste nicht nur Bundespräsident Frank-Walter Stein- meier nach Polen, um am Jahrestag des Kriegsbeginns in Wieluń und in Warschau zu sein, sondern auch Bundeskanz- lerin Angela Merkel zeigte durch ihren Kurzbesuch in der pol- nischen Hauptstadt, welche Bedeutung die deutsche Politik der Erinnerung an die tragischsten Jahre im deutsch-polni- schen Verhältnis beimisst. Merkels Besuch in Auschwitz am 6. Dezember zum zehnjährigen Bestehen der Stiftung Ausch- witz-Birkenau war ein weiteres wichtiges Zeichen: Deutsch- land wird nie vergessen! Am 1. September war es dann neben einem Gedenkgottes- dienst im Berliner Dom ein vom Deutschen Polen-Institut or- ganisierter Gedenkakt an der Ruine des Anhalter Bahnhofs, der ein notwendiges Zeichen setzte: Wir müssen diesen Tag, den Tag des Überfalls auf Polen, noch deutlicher in den Ge- denkkalender der Bundesrepublik aufnehmen. Das Jahr 2019 war aber nicht nur ein Jahr der Geschichte, sondern auch der Zukunft: So erreichte der deutsch-polni- sche Handelsaustausch noch nie dagewesene Werte. Und für das Deutsche Polen-Institut war es ein Jahr des Umbruchs: Ende September schied sein langjähriger Direktor Dieter Bin- gen aus dem Amt. Seine Abschiedsfeier in Darmstadt war An- lass, auf zwei erfolgreiche Jahrzehnte zurückzublicken. Sei- nem Nachfolger Peter Oliver Loew wünsche ich eine glückliche Hand – das Institut mit seinem großartigen Team ist für das Miteinander unserer beiden Länder unverändert von zentraler Bedeutung. Einführung Ein Jahr des Wandels Prof. Dr. Peter Oliver Loew, Direktor Zum ersten Mal habe ich das Vergnügen, Sie als Direktor des Deutschen Polen-Instituts dazu einzuladen, sich mit der Tä- tigkeit des Instituts im Jahr 2019 vertraut zu machen. Nach- dem mein Vorgänger Dieter Bingen im September 2019 nach zwanzig Jahren im Amt des Direktors seinen Ruhestand an- trat, stellten sich natürlich Fragen: Was wird neu? Oder bleibt alles beim Alten? Ich würde sagen, dass der goldene Weg in der Mitte liegt. Keine Revolution erwartet das DPI, wohl aber eine Evolution. Das immense symbolische Kapital, welches das Institut unter seinen beiden bisherigen Direktoren Karl Dedecius und Die- ter Bingen angesammelt hat, ist Ansporn, weiter für den deutsch-polnischen Dialog, für die bessere Kenntnis Polens in Deutschland zu arbeiten. Die beiderseitigen Beziehungen haben eine bemerkenswerte Dichte erlangt, verlangen aber nach wie vor eine wohlwollende Begleitung, die auch vor schwierigen Fragen nicht zurückschreckt. Meine ersten drei Amtsmonate im Herbst 2019 waren eine Phase des Übergangs, der Bestandsaufnahme und der Wei- chenstellung zur Vorbereitung neuer Projekte. Da ich aber bereits seit 2002 im DPI arbeite, blicke ich auch mit Stolz und Überzeugung auf all die Projekte zurück, die wir im vergange- nen Jahr entwickelt und umgesetzt haben. Das Gedenken an Polens Erfahrungen unter deutscher Besatzungsherrschaft führt in eine Zukunft besseren Verstehens. Die Forschungs- projekte zu Städtepartnerschaften und Kommunikation er- möglichen es, die bilateralen Beziehungen besser kennenzu- lernen und Handlungsempfehlungen zu geben. Durch unser Engagement in den Schulen erreichen wir tausende junger Menschen und machen sie mit Polen vertraut. Die Ausstellung zu „Polen in RheinMain“ bietet Einblicke in unbekannte Ge- schichten. Unsere Publikationen liefern wertvolle Hinter- grundinformationen. Mit diesen Projekten und mit einer Fülle weiterer Veranstaltungen und Aktivitäten macht Sie der vor- liegende Arbeitsbericht vertraut. Ich freue mich auf die weitere Arbeit mit meinen engagierten Kolleginnen und Kollegen. Wir alle sind neugierig auf Polen und seine Menschen, auf spannende Entdeckungen und die Möglichkeit, all dies an Sie weiterzugeben. Inhalt 1 Unsere Projektarbeit 1.1 Ereignisse des Jahres .....................................................8 1.2 Wissenschaft ............................................................. 16 1.3 Rund um die Politik .................................................. 20 1.4 Bildung und Schule ................................................... 22 1.5 Publikationen ........................................................... 26 1.6 Öffentliche Veranstaltungen ........................................ 32 1.7 Chronik ................................................................... 44 2 Unsere Infrastruktur 2.1 Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ................................. 50 2.2 Spezialbibliothek / Archive ......................................... 52 2.3 Zahlen & Fakten ....................................................... 54 3 Anhang 3.1 Lehrveranstaltungen, Vorträge, Veröffentlichungen, Auszeichnungen ....................................................... 60 6 1 Unsere Projektarbeit 1.1 Ereignisse des Jahres Im Leben jeder Einrichtung gibt es ganz besondere Ereignisse. Das DPI hatte 2019 mehrere davon. Ein- schneidend war sicherlich der Wechsel in der Instituts- leitung. Auf andere Weise wichtig war das vom DPI initiierte Gedenken zum 1. September vor der Ruine des Anhalter Bahnhofs in Berlin, dem für ein Mahnmal Dr. Peter Oliver Loew an die Opfer Polens im – neuer Direktor des Zweiten Weltkrieg vorge- Deutschen Polen- schlagenen Platz. Instituts Dr. Peter Oliver Loew übernahm am 1. Oktober 2019 die Amtsgeschäfte als neuer Direktor des Deutschen Polen-Insti- tuts. Das Kuratorium des Instituts hatte Loew bereits im Mai 2019 zum Nachfolger von Prof. Dr. Dieter Bingen gewählt. Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch ist davon überzeugt, dass mit Peter Oliver Loew ein hervorragender Kandidat ausgewählt wurde, der die Arbeit des Deutschen Po- len-Instituts künftig mit seiner Fachkenntnis und großem En- gagement gestalten wird. Peter Oliver Loew war seit 2002 Stellvertreter des Direktors des Deutschen Polen-Instituts in wissenschaftlichen Fragen. Zur Zukunft des Deutschen Polen-Instituts sagte Loew zu sei- nem Amtsantritt: „Keine Revolutionen! Das bisher schon sehr gut aufgestellte Institut soll sich in den nächsten Monaten und Jahren harmonisch weiterentwickeln. Schwerpunkte sind auch weiterhin die politische Analyse und die Begleitung po- litischer Prozesse, die Vernetzung polenbezogener Wissen- schaft sowie Schule, Bildung und Kultur. Neue Veranstal- tungsformate, Publikationsformen und Forschungsprojekte werden das Instituts-Portfolio ergänzen“. 8 Die Staatsministerin im Hessischen Ministerium für Wissen- Verabschiedung schaft und Kunst, Ayse Asar, sprach von der Rolle des Instituts als Katalysator der guten hessisch-polnischen Beziehungen, Prof. Dr. Dieter Bingen die sich vor allem in der aktiven Begleitung der intensiven Partnerschaft mit der Region Wielkopolska durch Dieter Bin- Am 26. September 2019 verabschiedeten ca. 250 Gäste aus gen und das Institut wiederspiegele. Die Beauftragte für in- ganz Deutschland und aus Polen in einer feierlichen Veran- ternationale Beziehungen bei der Kultusministerkonferenz staltung im Kongresszentrum darmstadtium Prof. Dr. Dieter Angela Krill de Capello würdigte anschließend die Bedeutung Bingen als Direktor des Deutschen Polen-Instituts. des Instituts für die deutschen Bundesländer. Sie erwähnte ein von ihr während einer Zugfahrt aufgeschnapptes Ge- Darmstadts Oberbürgermeister und DPI-Kuratoriumsvorsit- spräch unter Jugendlichen, die auf die hervorragende Tätig- zender Jochen Partsch begrüßte den scheidenden Direktor keit des PolenMobils zu sprechen kamen. Und schließlich und die Gäste. In seiner Ansprache würdigte Partsch die viel- sprach Cornelia Pieper, deutsche Generalkonsulin in Danzig fältigen Projekte des Instituts, die unter der Leitung Dieter und ehemalige Staatssekretärin im Auswärtigen Amt, über die Bingens entwickelt wurden. Über die Bedeutung Bingens als Aufnahme des Instituts in den Bundeshaushalt. „Ohne die Be- engagiertem Demokraten, dem die Freundschaft mit Polen harrlichkeit von Dieter Bingen damals“, so Pieper, „hätten wir stets am Herzen lag, sprach DPI-Präsidentin Rita Süssmuth. das gemeinsame Ziel nicht erreicht!“ Sie habe, so Süssmuth, Bingen immer als leidenschaftlichen Fürsprecher unseres Nachbarlandes empfunden und glaube Auch die aktuellen und ehemaligen Mitarbeiterinnen und nicht an den „wohlverdienten Ruhestand“. Vielmehr erwarte- Mitarbeiter verabschiedeten sich von ihrem langjährigen Di- ten ihn weitere Aufgaben, etwa die Überzeugungsarbeit für rektor: Neben einer Foto-Präsentation, die von Andrzej Kaluza ein Polen-Denkmal in Berlin. und Matthias Kneip kommentiert wurde, überreichten sie Dieter Bingen ein reich illustriertes Erinnerungsalbum und In der Grußadresse des deutschen Botschafters in Warschau, sangen ihm mit „Sto lat“ ein traditionelles Ständchen, dem Rolf Nikel, der wegen einer Erkrankung nicht an der Feier teil- sich alle Gäste anschlossen. > nehmen konnte,