Die Turmrödel Der Amtes Aarburg
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Die Turmrödel der Amtes Aarburg Autor(en): [s.n.] Objekttyp: Article Zeitschrift: Aarburger Haushalt-Schreibmappe Band (Jahr): - (1966) PDF erstellt am: 05.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-787951 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Paralell mit dieser Beobachtung macht sich eine rückläufige Bewegung in der Zahl der Vergehensfälle bemerkbar, ein Beweis dafür, daß mit Humanität mehr erreicht wird als mit unnachsichtiger Härte. Um die Aburteilung von Verbrechern der lokalen Beeinflussung zu entziehen, wurde die Mitwirkung des Landgerichts, das auch Landtag- oder Male- fizgericht genannt wurde, immer mehr zur bloßen Formalität. Der Entscheid über Leben und Tod lag letzten Endes in den Händen des.Kleinen Rates zu Bern, welchem die vom Landvogt aufgenommenen Verhörprotokolle vorgelegt werden mußten. Die Urteilsfällung erfolgte oft unabhängig von der Meinung des Landvogtes; es konnte sogar vorkommen, daß dieser vom Kleinen Rat wegen mangelhafter Durchführung von Strafuntersuchungen gerüffelt wurde, denn nicht immer verfügten die Landvögte über das erforderliche Maß von Menschen- und Rechtskenntnis. So schrieb z. B. der Landvogt und Kommandant von Steiger auf der Festung Aarburg am 23. Mai 1785 an die Gnädigen Die sich im Staatsarchiv des Kantons den in verkürzter Form wiederzugeben. Herren in Bern wörtlich folgendes: Aargau befindlichen Turmrödel der Land- Laut den vom Chronisten bei den «Ich gestehe aber ganz gern ein, daß vogtei Aarburg enthalten die kriminellen Staatsarchiven der Kantone Aargau und Bern ich vielleicht bei Instrukzion einer Crj- Straffälle und deren Aburteilung. Urteilende eingeholten Berichten wurden weder vor minal-Procedur ungeschickt zu Werke Behörde war ursprünglich das 1606 noch nach 1792 solche Turmrödel gehe, aber nicht aus Vorsatz, viel weniger Landgericht, später die Criminalkammer geführt. Die in der Zeit vor 1606 und aus Gleichgültigkeit oder Nachlässigkeit; der Stadt und Republik Bern. Die zur nach 1792 gefällten Strafurteile ließen darum aber bitte ich um Dero Anwendung gelangenden strafrechtlichen sich vielleicht in den bernischen Rodeln gütige Nachsicht und deutliche Bestimmungen finden sich in den und Criminal-Manualen finden. Der Vorschrift gehorsamst aus.» — Die gedruckten Gerichtssatzungen von 1614 und Zeitaufwand, der zur Sichtung dieses Urteilsvollstreckung war immer Sache des 1761 aufgezeichnet. Es sei diesbezüglich weitläufigen Aktenmaterials erforderlich Landvogtes. auch auf «Die bernische Rechtsgeschichte» wäre, würde sich aber kaum lohnen. Bern 1933, III. Teil, von H. Rennefahrt, Dem aufmerksamen Leser dieser Urteile verwiesen. kann nicht entgehen, wie sich im Verlaufe der Jahrhunderte am Horizont des Turmrodel Aarburg menschlichen Geschehens immer Die Turmrödel des Amtes Aarburg deutlicher die Morgenröte einer neuen Epoche Bd. III (1763—1783) bestehen aus vier Bänden und umfassen abzuzeichnen beginnt, als Vorbote folgende Zeitabschnitte: der in diese Zeit fallenden französischen 10. Mai 1763 Revolution, die auch dem Schweizervolk Mariz Wälchli, von Liebigen, Brittnau. Band I 1606—1703 die Erlösung aus der mittelalterlichen Delikt: Tuch-, Garn- und Kleiderdiebstahl, und begangen aus Band II 1704—1749 leiblichen, geistigen politischen größter Not, wegen Versklavung gebracht und schließlich in der drohendem Schuldverhaft. Band III 1763—1783 Devise «Freiheit, Gleichheit und Strafe: 6 Monate Schallenwerk. Band IV 1784—1792. Brüderlichkeit» ihre Erfüllung gefunden hat. Die ersten Anzeichen humanerer Rechtspflege 8. August 1763 zeigten sich gegen Ende des 17. Hans Conrad Werndli, von Buch. Der großen Bedeutung wegen, die deren Jahrhunderts. Währenddem früher Delikt: Trotzdem er bereits verheiratet Inhalt in rechts- und kulturhistorischer ausschließlich nach dem Grundsatz gehandelt war, versprach er der Verena Eich, die Hinsicht beizumessen ist, und um dem wurde: «Wer so viel stiehlt, wie der von ihm ein Kind erwartete, die Ehe. Zu Laien den Einblick in die Rechtssprechung Strick wert ist, wird gehängt», kommt seiner Entschuldigung gibt er an, daß er der «guten alten Zeit» zu erleichtern, jetzt die Marter nicht mehr zur Anwendung, aus seiner Heimat bannisiert und seine hat sich der Chronist die Mühe sie wird höchstens noch Ehefrau habe ihm nicht folgen wollen. genommen, sämtliche in den vier Turmrö- angedroht. Die Untersuchungen werden Strafe: Bannisation auf ewige Zeiten und deln enthaltenen Urteile im nachstehen¬ überhaupt nachsichtiger und gründlicher Ruten-Streichung. 50 10. September 1763 Maria Müller, von Hirschtal, des Alters 22 oder 23 Jahr, Dienstmagd. Delikt: Entwendete ihrem Meister eine Doppel- und eine Einfache Dublone, die sie dem Metzger Hürsch in Zofingen zur Aufbewahrung übergeben. Strafe: Für ein Jahr aus ihr Gnaden Land verwiesen worden. 22. April 1764 An dem hl. Ostertag abends wurde dem Amtsuntervogt Fehlmann in Aarburg gemeldet, daß «eine gewüsse im Weiher Tentsch, Gemeinde Strengelbach, wohnende Salome Linder mit einem toten Knäblein niedergekommen und aller Verdacht vorhanden, daß an selbiges ge- waltthätige Hand gelegt worden seye». Durch Chirurgus Rud. Zimmerli wurde dieser Verdacht bestätigt. Sowohl die Wöchnerin als auch deren Stiefmutter, Maria Lerch, Rudi Binders sei. Wittib, verlegten sich anfänglich aufs Leugnen, gestanden aber nach wiederholten Einvernahmen, daß die Mutter ihr Kind unmittelbar nach der Geburt zweimal auf die Bettstatt geschlagen. Urteil: Die Kindsmutter wurde dem Scharfrichter übergeben, von ihm gebunden auf die Richtstatt geführt, und von ihm alsdann mit dem Schwert vom Leben zum Tod hingerichtet. Die Stiefmutter, nachdem sie die Hinrichtung ihrer Stieftochter mitangesehen, wurde alsdann für ein Jahr der Schallenwerk- derkunft entgegensieht, hat, um die wendet und gestohlen worden seye, also Spinnstube übergeben. Mittel zur Anschaffung einer Montour, daß nicht das Geringste mehr sich in wozu er als Verheirateter verpflichtet dem Trog befinde; Mich den Amtsmann 26. Juni 1764 war, zu beschaffen, zwei Pferdediebstähle um schleunige Hilf und Handbiehtung Schmitter Ulrich, von Strengelbach, ein begangen. ersuchend, um auf die Thäter dieser 16jähriger Knab, hat beim Weiher Spital Strafe: 12 Jahre Schallenwerk mit dem frechen That, und dieses für Sie so wichtigen im Gfill ab der Allmend ein Roß gestohlen, Ring. Diebstahls zu kommen. Brachte mit welchem er sich davon gemacht auch an, daß Sie Verdacht hätten, der bis zum weißen Rößliwirt ohnweit Burgdorf, Kunz selbst, in dessen Spycher gedachte wo er es für 7 Neuthaler zu verkaufen Eine außerordentlich interessante und Gemeinds Kisten verwahret wahre, versuchte. bedeutungsvolle Begebenheit wird unter möchte diesen. Streich begangen haben, Strafe: 4 Jahre Schallenwerk. dem Datum vom 15. Oktober 1768 weil er ein störischer Mann, der sich in protokolliert, die einleitend wörtlich und allen ihren Gemeinds Sachen wieder- 28. September 1764 buchstäblich wie folgt geschildert wird: spänstig erzeige, nebst dem dieser Diebstahl Christen Sollberger, ein Müllerknecht, Information über den im Dorf Strengelbach mit bedenklichen Umständen, wie von Gumiswil. verübten Diebstahl, der in des sich erzeigen werden, bekleidet seye. Delikt: Einbruchdiebstahl in einem Wirtshaus Hanss Kunzen Spycher in einem Woraufhin, Ich, der Amtsmann, in in Oftringen, wo ihm Geld in nicht verschlossenen steinernen Trog verwahrlich instand dem Herrn Untervogt Fehlmann, bestimmtem Betrag in die Hände gefallen. befunden habenden Gemeinds Schriften. hiesiger Landschreiberey, und dem Amts- Strafe: 12 Jahre Schallenwerk. Trotz Auf den 15. hujus (will heißen laufenden weibel Schmid den Befehl erteilt, sich polizeilicher Begleitung gelang es ihm bei Monats), 11 Uhr Vormittags, erschiene auf das Ort zu begeben, alle gebührende der Oberführung nach Bern auszureißen. vor meines Wohledelgeborenen und Information aufzunehmen und sämtliche Hochgeachteten Junker Commandanten Häuser der Dorf-Gemeind mit Ihnen 17. Juli 1766 und Obervogt von Wattenwyls auf Aarburg vorgeschriebenen praecautionen zu visitieren Samuel Huber,