Die Turmrödel der Amtes

Autor(en): [s.n.]

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Aarburger Haushalt-Schreibmappe

Band (Jahr): - (1966)

PDF erstellt am: 05.10.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-787951

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http://www.e-periodica.ch durchgeführt; auch den Zeugeneinvernahmen Die wird vermehrte Aufmerksamkeit Turmrödel geschenkt. Mildernde Umstände werden mehr und mehr zugebilligt, namentlich des jugendlichen Rechtsbrechern gegenüber. Amtes Selbst Verbrechen mit tötlichem Ausgang werden selten mehr mit dem Tode Aarburg bestraft. Paralell mit dieser Beobachtung macht sich eine rückläufige Bewegung in der Zahl der Vergehensfälle bemerkbar, ein Beweis dafür, daß mit Humanität mehr erreicht wird als mit unnachsichtiger Härte. Um die Aburteilung von Verbrechern der lokalen Beeinflussung zu entziehen, wurde die Mitwirkung des Landgerichts, das auch Landtag- oder Male- fizgericht genannt wurde, immer mehr zur bloßen Formalität. Der Entscheid über Leben und Tod lag letzten Endes in den Händen des.Kleinen Rates zu Bern, welchem die vom Landvogt aufgenommenen Verhörprotokolle vorgelegt werden mußten. Die Urteilsfällung erfolgte oft unabhängig von der Meinung des Landvogtes; es konnte sogar vorkommen, daß dieser vom Kleinen Rat wegen mangelhafter Durchführung von Strafuntersuchungen gerüffelt wurde, denn nicht immer verfügten die Landvögte über das erforderliche Maß von Menschen- und Rechtskenntnis. So schrieb z. B. der Landvogt und Kommandant von Steiger auf der Festung Aarburg am 23. Mai 1785 an die Gnädigen Die sich im Staatsarchiv des Kantons den in verkürzter Form wiederzugeben. Herren in Bern wörtlich folgendes: befindlichen Turmrödel der Land- Laut den vom Chronisten bei den «Ich gestehe aber ganz gern ein, daß vogtei Aarburg enthalten die kriminellen Staatsarchiven der Kantone Aargau und Bern ich vielleicht bei Instrukzion einer Crj- Straffälle und deren Aburteilung. Urteilende eingeholten Berichten wurden weder vor minal-Procedur ungeschickt zu Werke Behörde war ursprünglich das 1606 noch nach 1792 solche Turmrödel gehe, aber nicht aus Vorsatz, viel weniger Landgericht, später die Criminalkammer geführt. Die in der Zeit vor 1606 und aus Gleichgültigkeit oder Nachlässigkeit; der Stadt und Republik Bern. Die zur nach 1792 gefällten Strafurteile ließen darum aber bitte ich um Dero Anwendung gelangenden strafrechtlichen sich vielleicht in den bernischen Rodeln gütige Nachsicht und deutliche Bestimmungen finden sich in den und Criminal-Manualen finden. Der Vorschrift gehorsamst aus.» — Die gedruckten Gerichtssatzungen von 1614 und Zeitaufwand, der zur Sichtung dieses Urteilsvollstreckung war immer Sache des 1761 aufgezeichnet. Es sei diesbezüglich weitläufigen Aktenmaterials erforderlich Landvogtes. auch auf «Die bernische Rechtsgeschichte» wäre, würde sich aber kaum lohnen. Bern 1933, III. Teil, von H. Rennefahrt, Dem aufmerksamen Leser dieser Urteile verwiesen. kann nicht entgehen, wie sich im Verlaufe der Jahrhunderte am Horizont des Turmrodel Aarburg menschlichen Geschehens immer Die Turmrödel des Amtes Aarburg deutlicher die Morgenröte einer neuen Epoche Bd. III (1763—1783) bestehen aus vier Bänden und umfassen abzuzeichnen beginnt, als Vorbote folgende Zeitabschnitte: der in diese Zeit fallenden französischen 10. Mai 1763 Revolution, die auch dem Schweizervolk Mariz Wälchli, von Liebigen, . Band I 1606—1703 die Erlösung aus der mittelalterlichen Delikt: Tuch-, Garn- und Kleiderdiebstahl, und begangen aus Band II 1704—1749 leiblichen, geistigen politischen größter Not, wegen Versklavung gebracht und schließlich in der drohendem Schuldverhaft. Band III 1763—1783 Devise «Freiheit, Gleichheit und Strafe: 6 Monate Schallenwerk. Band IV 1784—1792. Brüderlichkeit» ihre Erfüllung gefunden hat. Die ersten Anzeichen humanerer Rechtspflege 8. August 1763 zeigten sich gegen Ende des 17. Hans Conrad Werndli, von Buch. Der großen Bedeutung wegen, die deren Jahrhunderts. Währenddem früher Delikt: Trotzdem er bereits verheiratet Inhalt in rechts- und kulturhistorischer ausschließlich nach dem Grundsatz gehandelt war, versprach er der Verena Eich, die Hinsicht beizumessen ist, und um dem wurde: «Wer so viel stiehlt, wie der von ihm ein Kind erwartete, die Ehe. Zu Laien den Einblick in die Rechtssprechung Strick wert ist, wird gehängt», kommt seiner Entschuldigung gibt er an, daß er der «guten alten Zeit» zu erleichtern, jetzt die Marter nicht mehr zur Anwendung, aus seiner Heimat bannisiert und seine hat sich der Chronist die Mühe sie wird höchstens noch Ehefrau habe ihm nicht folgen wollen. genommen, sämtliche in den vier Turmrö- angedroht. Die Untersuchungen werden Strafe: Bannisation auf ewige Zeiten und deln enthaltenen Urteile im nachstehen¬ überhaupt nachsichtiger und gründlicher Ruten-Streichung.

50 10. September 1763 Maria Müller, von Hirschtal, des Alters 22 oder 23 Jahr, Dienstmagd. Delikt: Entwendete ihrem Meister eine Doppel- und eine Einfache Dublone, die sie dem Metzger Hürsch in zur Aufbewahrung übergeben. Strafe: Für ein Jahr aus ihr Gnaden Land verwiesen worden.

22. April 1764 An dem hl. Ostertag abends wurde dem Amtsuntervogt Fehlmann in Aarburg gemeldet, daß «eine gewüsse im Weiher Tentsch, Gemeinde Strengelbach, wohnende Salome Linder mit einem toten Knäblein niedergekommen und aller Verdacht vorhanden, daß an selbiges ge- waltthätige Hand gelegt worden seye». Durch Chirurgus Rud. Zimmerli wurde dieser Verdacht bestätigt. Sowohl die Wöchnerin als auch deren Stiefmutter, Maria Lerch, Rudi Binders sei. Wittib, verlegten sich anfänglich aufs Leugnen, gestanden aber nach wiederholten Einvernahmen, daß die Mutter ihr Kind unmittelbar nach der Geburt zweimal auf die Bettstatt geschlagen. Urteil: Die Kindsmutter wurde dem Scharfrichter übergeben, von ihm gebunden auf die Richtstatt geführt, und von ihm alsdann mit dem Schwert vom Leben zum Tod hingerichtet. Die Stiefmutter, nachdem sie die Hinrichtung ihrer Stieftochter mitangesehen, wurde alsdann für ein Jahr der Schallenwerk- derkunft entgegensieht, hat, um die wendet und gestohlen worden seye, also Spinnstube übergeben. Mittel zur Anschaffung einer Montour, daß nicht das Geringste mehr sich in wozu er als Verheirateter verpflichtet dem Trog befinde; Mich den Amtsmann 26. Juni 1764 war, zu beschaffen, zwei Pferdediebstähle um schleunige Hilf und Handbiehtung Schmitter Ulrich, von Strengelbach, ein begangen. ersuchend, um auf die Thäter dieser 16jähriger Knab, hat beim Weiher Spital Strafe: 12 Jahre Schallenwerk mit dem frechen That, und dieses für Sie so wichtigen im Gfill ab der Allmend ein Roß gestohlen, Ring. Diebstahls zu kommen. Brachte mit welchem er sich davon gemacht auch an, daß Sie Verdacht hätten, der bis zum weißen Rößliwirt ohnweit Burgdorf, Kunz selbst, in dessen Spycher gedachte wo er es für 7 Neuthaler zu verkaufen Eine außerordentlich interessante und Gemeinds Kisten verwahret wahre, versuchte. bedeutungsvolle Begebenheit wird unter möchte diesen. Streich begangen haben, Strafe: 4 Jahre Schallenwerk. dem Datum vom 15. Oktober 1768 weil er ein störischer Mann, der sich in protokolliert, die einleitend wörtlich und allen ihren Gemeinds Sachen wieder- 28. September 1764 buchstäblich wie folgt geschildert wird: spänstig erzeige, nebst dem dieser Diebstahl Christen Sollberger, ein Müllerknecht, Information über den im Dorf Strengelbach mit bedenklichen Umständen, wie von Gumiswil. verübten Diebstahl, der in des sich erzeigen werden, bekleidet seye. Delikt: Einbruchdiebstahl in einem Wirtshaus Hanss Kunzen Spycher in einem Woraufhin, Ich, der Amtsmann, in in , wo ihm Geld in nicht verschlossenen steinernen Trog verwahrlich instand dem Herrn Untervogt Fehlmann, bestimmtem Betrag in die Hände gefallen. befunden habenden Gemeinds Schriften. hiesiger Landschreiberey, und dem Amts- Strafe: 12 Jahre Schallenwerk. Trotz Auf den 15. hujus (will heißen laufenden weibel Schmid den Befehl erteilt, sich polizeilicher Begleitung gelang es ihm bei Monats), 11 Uhr Vormittags, erschiene auf das Ort zu begeben, alle gebührende der Oberführung nach Bern auszureißen. vor meines Wohledelgeborenen und Information aufzunehmen und sämtliche Hochgeachteten Junker Commandanten Häuser der Dorf-Gemeind mit Ihnen 17. Juli 1766 und Obervogt von Wattenwyls auf Aarburg vorgeschriebenen praecautionen zu visitieren Samuel Huber, von Muhen, hat gestanden, Audienz Hanss Jakob Bachmann und zu ersuchen; Welche mir dann sich mit verbotenen Künsten und von Strengelbach, Nahmens der Dorf- die Relation ihrer Verhandlungen diesen Beschwörungen und Allraungraben befaßt Gemeind daselbst, und zeigte an, daß Morgen den 17. hujus schriftlich, folgenden zu haben. In Kölliken und Brittnau sie eben diesen Morgen erfahren, wie Inhalts eingehändigt haben: In versuchte er Diebe zu bannen. Er bediente daß Ihnen Ihr Gemeind Stein, welcher diesem ausführlich gehaltenen sich dabei eines besonderen Büchleins. sich in des Hanss Kunzens Spycher Untersuchungsbericht verstärkt sich der Strafe: 6 Monate Schallenwerk. befinde, und mit 3 Schlößeren wohl verwahret Verdacht gegen den vorgenannten Hanss gewesen, gewaltthätiger Weise seye Kunzen, der denn auch gefänglich 12. Oktober 1767 aufgebrochen und sämtliche sich in eingezogen und vom Obervogt einvernommen Christen Tschanz, von Siegriswil, 18 Jahre demselben befindenden Gemeinds-Schriften, wurde. Kunz bestritt nicht nur die alt, verheiratet, dessen Frau der Nie¬ Rechtsame, Brief und Siegel daraus ent¬ Täterschaft, sondern behauptete vielmehr,

51 es seien auch ihm verschiedene Sachen viel in hiesigem Amt Männiglich bekannt Bodens gefänglich einzuziehen und nach aus dem Spycher gestohlen worden. Der ist, sich bishin wohl, ehrlich und gegen Bern zu melden. Verdacht verdichtete sich aber immer Jedermann aufrichtig aufgeführt habe, mehr und schließlich verlangte Kunz am sich wohl bisweilen in ihren Gemeinds- 1. Dezember 1769 24. Oktober morgens früh sofort vor den Angelegenheiten störrisch und seltsam Woodtli Hans, von Strengelbach, ein Vogt geführt zu werden, da er etwas erzeiget, aber doch niemandem jemals rückfälliger Dieb, welcher beim Versuch anzubringen habe. einiges Leid zugefügt und .zu keinen einen Sack Heu aus des Nachbars «Bei seinem Eintritt in die Audienz Stuben Zeiten für einiges strafwürdiges Betragen Scheune zu stehlen, ertappt wurde, wird (Kunz) sich Weynend und fußfällig vor dem Richter erschienen seye. mit einer ihm auf das Haupt gebundenen erkläret, daß er die begangene That Welcher zu einer gnädigen und milderen Mütze von Heu, in Begleitung eines aufrichtig und mit allen Umständen bekennen Urtheil bewögenden Umständen (derer Tambours und Soldaten zu seiner gerechten wolle und dieselbe, da ihm der gütige keine zu Gunsten eines Criminalen, von Straf und Schande durch Aarburg Gott die Gnad erwiesen, sich zu begreifen, dem den Proceß instruierenden Examinatoren geführt und kostenfällig erklärt. von Grund seines Herzens und sollen vergessen werden).» wehmütig bereue.» — Diesem Geständnis Der Delinquent wurde verurteilt zu 14tägi- 24. Juni 1770 folgt eine längere Erklärung der Beweggründe ger Gefangenschaft bei Wasser und Brot Christine Suter, Ehefrau des Daniel Su- zu dieser Tat. «Er seye darzu in Aarburg, und nachgehends zu einer ter, von Stocken, Corporal auf Ihr Gnaden verleitet worden aus Eifersucht, Unwillen jährigen Gefangenschaftsstrafe auf seine Vestung Aarburg, hat, unter Zuhilfenahme und Feindschaft gegen eint und eigenen Kosten in hiesiges äußeres von Messer und Scheere, einen andere Gemeinds Genossen», die es Zuchthaus (in Bern) sowie auch zum Selbstmordversuch unternommen und verstanden hätten, sich aus dem Gemeindsgut Abtrag aller dieser Procedur und übrigen sich dabei schwer verletzt. Diese Tat verschiedene Vorteile zu verschaffen, dieß Geschäfts.halb ergangenen Kosten.» beging sie aus Verzweiflung, weil man sie wovon man ihn vorsätzlich ausgeschlossen ihrer Schulden und begangener habe. Diebstähle wegen in Bedrängnis gebracht. Zur gleichen Zeit, da Kunz dieses Urteil: Einsperrung im äußern Zuchthaus Bekenntnis ablegte, wurden die abhanden Anmerkung zu obstehendem Urteil: für sechs Monate. gekommenen Gemeindedokumente in dem in der Nähe seines Hauses befindlichen Diese harmlos verlaufene 20. Juli 1771 «Pflanz-Pläz» allwo allerhand Gstied Diebstahlsangelegenheit hätte für Strengelbach Christen Heß, von Eriswil, 23 Jahre alt. in einer Trucken gefunden, worinnen die aber schwerwiegende Folgen haben können, Delikt: Pferdediebstahl. Briefe waren.» Ein großer pergamentener wenn die Urkunden nicht wieder Urteil: 8 Jahre Landesverweisung. Brief, samt einem eingebundenen Buch beigebracht worden wären, weil bei den befand sich aber auf dem «Trucken- spätem Auseinandersetzungen zur Zeit 1. Oktober 1771 Deckel, welche beide Stück ganz naß der Helvetik und der Neugestaltung des Cathrine Häfliger, geb. Zimmerli, von waren.» Alsdann wurde die Trucke in Kantons Aargau über die den Gemeinden , 39 Jahre alt, Mutter von 8 das Schulhaus verbracht und deren des Amtes Aarburg an den Waldungen Kindern, deren Ältestes 15 Jahre zählt, hat Inhalt zum Trocknen aufgehängt, wobei zustehenden althergebrachten Rechte aus offensichtlicher Notlage verschiedene festgestellt wurde, daß nichts abhanden nur so weit anerkannt wurden, als sie Diebstähle begangen. gekommen war. In seinem, über diesen urkundlich glaubhaft gemacht werden Urteil: nicht protokolliert. Fall erstatteten Rapport an die gnädigen konnten. Herren in Bern gab der Landvogt zu Strengelbach war dabei in doppelter 26. Dezember 1775 bedenken: Hinsicht interessiert, einerseits als Andreas Flückiger von Rohrbach und Gemeinde, anderseits als sogenannte Dörfli- Nikiaus Siegrist von (Vordem)-Wald, genossenschaft. Im Hinblick hierauf hat haben mit dem flüchtigen Jacob Siegrist 1. «Daß dieser Hans Kunz nach allgemeinen sich der Chronist mit .diesem Fall etwas aus einer Wäbstuben 28 Ell Strichlituch Rüg und Sag nicht durchaus ausführlicher befaßt. gestohlen und einem Krämer in Solothurn gescheid und zu verschiedenen Zeiten verkauft, wofür beide an den Pranger gleichsam verwirrt gewesen seye, 14. März 1769 gestellt und die Kosten zu tragen haben. welches mir sowohl von hiesigen Vorgesetzten Der wegen vielen begangenen Diebstählen als aber auch dem Gerichtssäß seines inhaftierte und hernachmals in das 28. Januar 1777 Orts Rudolf Dätwiler gewüssenhaft ist Schallenwerk abgeführte Jacob Hofer, Hans Hofer hat auf der Rieshalden aus attestiert worden und ich selbst bei der sogenannte Cappel-Joggeli von Nie- einer Stuben 26 Spuhlen Türken- und aufgenommenem Examen, seinen äußerlichen derwil, ist samt seinen Söhnen Heinrich, 7 Hampfeien Spindgarn entwendet. Gebärden und Aussicht nach zu Hans und Samuel neuerdings in Urteil: Wird für 10 Jahre aus unserer urtheilen gewahret habe. Untersuchung gezogen worden. Nach Médiat und Immédiat Landen verwiesen und achtmaligem Verhör dieses Diebeskomplotts hat den Wert des Entwendeten zu 2. Soll ich Euer Hohen Gnaden den «hat es sich erwahret, daß in der Zeit von restituieren, unter Commination härterer Strafe, Bericht abstatten, daß er nach eingelangtem 14 Tagen 23 Klagpunkte, als so viel auf falls er das Landesverbot übertreten Rapport noch vor Ablauf dieses Schreibens diese Leuth verdachtete Diebstähle sind sollte. die der Gemeind Strengelbach eingeleget worden.» entwendeten Titul und Schriften, nicht nur Urteil: Vater Jacob Hofer erhält 15 Jahre 26. Juni 1778 wie in der Procedur gedacht wird, alle Schallenwerk mit dem Ring. Einer Reihe begangener Diebstähle vorhanden, sondern auch sämtlich Der Sohn Heinrich, der obwohlen er wegen (Tuch, Garn, Werkzeuge und Honig) unversehrt seyen. bekennt, mehrere Diebstähle begangen zu werden verurteilt: haben, als sein Vater, wird, in Würdigung Caspar Zimmerli zu 20 Jahren Schallenwerk 3. Und endlichen dann, erachte ich mich des Umstandes, daß er vom Vater mit Ring. schuldig, Euer Hohen Gnaden meiner, verführt worden und Reue bezeugt hat, zu Jacob Lienhard (seines jugendlichen über das sittliche Betragen dieses Mannes 4 Jahren Zuchthaus verurteilt. Alters wegen) nur zu 2 Jahren Zuchthaus. aufgenommenen Information, den Die flüchtigen Söhne Hans und Samuel Heinrich Zimmerli und Hans Jak. Graber Rapport abzustatten, daß derselbe, so sind bei Wiederbetreten des heimatlichen zu je 4 Jahren Schallenwerk mit Ring,

52 und alle zusammen zur Leistung von Eichenberger, von Beinwil, in Strengelbach, wesen, so nehme die Freyheit, diesen Schadenersatz und Kostentragung. als sich dieser von seinem unglücklichen Jüngling dero Hohen Gnaden Arbeitsplatz in der Mühle zu Zofingen auf zu empfehlen; in vollkommen 2. Februar 1780 dem Heimweg befand. Der Überfallene ähnlichen Umständen ist auch der Erschossene, Heinrich Hermann, von Schottland, ein ist nach einigen Tagen an innern er war auch bei seinen Eltern, die Mauser, 19 Jahre alt, aber noch nicht Verletzungen, die ihm durch Schläge äußerst arme Leuthe sind.» unterwiesen, hat unter verschiedenen Malen beigebracht wurden, gestorben. Die hohe Obrigkeit scheint die Stellungnahme aus dem Magazin des Johann Schmitter, Der Landvogt schließt seinen des Landvogts geteilt zu haben. Handelsmann, in Aarburg, zirka 60 Untersuchungsbericht am 29. Juni 1782 mit Pfund Garn gestohlen, welches er in den Worten: «es ist aber ohngeachtet 12. Dezember 1782 Zofingen verkaufte. aller der schärfsten Exkortationen nichts wurden bei Nacht vor dem Wirtshaus zu Urteil: 1 Jahr Schallenwerk mit Ring. anderes an den Tag kommen, dadurch ab des Fuhrmann Pflegers von Die Käufer des gestohlenen Gutes der Täter dieses tötlichen Streichs hatte Aarau Güterwagen, aus einem Ballot (Handelsleute in Zofingen), welche das Garn können entdeckt werden.» folgende Waren entwendet: weit unter dem wirklichen Wert erstanden, 1 Dutzend baumwollene Strümpf mit wurden verpflichtet, dasselbe Herrn 15. November 1782 Zwicken; Schmitter zurückzugeben. als er sich mit einigen zugeordneten 2 Dutzend baumwollene rauhe Strümpf Burgeren in den äußern Zofinger mit Zwicken; 23. Juli 1780 Waldungen auf der Nachtwacht befand, ist 1 Dutzend baumwollene Weiberstrümpf Anna Kunz, des Jörg Zimmerli Eheweib, Heinrich Lang, Bannwart, von Zofingen, weiß mit Zwicken; von Ryken, erstattet die Anzeige, daß auf der sogenannten Scheiben in Y2 Dutzend baumwollene Weiberstrümpf sie mit ihrem Mann und ihrer Magd , durch eine stärkere Rotte Männer, weiß mit Zwicken; Verena Christen in der Pinte zu Brittnau welche die Röcke über den Kopf 6 Dutzend baumwollene Kappen mit cha- gegen 7 Uhr abends eingekehrt sei, wo geworfen, überfallen worden, welche mit tierten Strichen; sie zusammen eine halbe Maß Wein Steinen, Stöcken und Scheitern auf ihn 1 Dutzend baumwollene Kappen mit cha- getrunken. Unter den anwesenden Gästen und seine Kameraden losgestürmt seien, tierten Strichen. befanden sich mehrere junge Burschen. wobei er schwere Verletzungen erlitten Als Täter konnte eruiert werden: Ungefähr um 9 Uhr wollten sie den Heimweg habe. Als dieser Tat verdächtig wurden Hans Jakob Ott, Bösenwil, Gemeinde antreten; mit ihnen seien auch einige gefänglich eingezogen: Die Gebrüder Brittnau. Nach seiner Inhaftierung legte der jungen Burschen zur Türe hinaus Jakob und Samuel Rüegger, auf der er ein vollständiges Geständnis ab und gegangen. Es war eine sehr dunkle Scheiben, Gemeinde Vordemwald, und bekundete aufrichtige Reue. Die Tat Nacht. Als sie mit ihrem Mann kaum 15 Jakob Künzli, von Riken. Alle drei beging er, weil er sich in größter Armut Schritte von der Pinte entfernt gewesen bestritten, an dieser Schlägerei beteiligt befunden und seine Ehefrau in jener Nacht seien, so hörten sie die hinter ihnen gewesen zu sein und machten gegenteils mit Zwillingen niedergekommen sei, für hergehende Jungfrau (Verena Christen) geltend, daß sie in jener Nacht, als sie deren Pflege es ihm an allem und jedem «erbärmlich schreyen», worauf sie sofort sich morgens 2 Uhr von einem Chiltgang gemangelt hatte. Die gestohlenen Sachen der Magd, die sie «in den Händen dreier auf dem Heimweg befanden, selber von machte er sofort zu Geld, um die Familie Gesellen, welche sie herum schleipften, einer Rotte, die Hunde mit sich führte, mit den dringendsten Bedürfnissen antraf», zu Hilfe eilen wollte. Gleichzeitig mißhandelt worden seien. versehen und Schulden bezahlen zu können. hörte sie aber ihren Mann Weder im einen noch andern Fall konnten Angesichts der offenkundigen Notlage «entsetzlich schreyen O, Herr Jesus», die an den Schlägereien Beteiligten und des sonst unbescholtenen welchen sie in einer Güllen liegend, bewußtlos, ermittelt werden. Doch förderte- die Leumunds, empfahl der Landvogt den hohen und von Schlägen übel mißhandelt, Untersuchung einige in den Zofinger Richtern Gnade walten zu lassen. Wie angetroffen habe. Die Täter seien in der Waldungen vorgekommene Holzfrevel zu das Urteil ausgefallen, ist nicht ersichtlich. Dunkelheit bereits verschwunden gewesen. Tage, die mit Geldbußen geahndet wurden. Zimmerli ist an der erlittenen Solche Fälle scheinen in jener Zeit Der dritte Band der Aarburger Turmrödel Kopfverletzung gestorben. Die vom Landvogt an der Tagesordnung gewesen zu sein; schließt mit der Schilderung einer sofort eingeleitete Untersuchung, die es wurden sogar Saghölzer gefällt und bösen Schlägerei, die sich am 30. März sich auf eine ganze Reihe von Personen mit Roß und Wagen nächtlicherweise 1783 in Roggwil zugetragen und die an erstreckte, verlief ergebnislos. Die an abtransportiert. zwei amtsaarburgischen Angehörigen, diesem Totschlag beteiligten Brittnauer Hans Jakob Lerch, 24 Jahre alt, und Burschen, hielten dicht und konnten sich 24. Juni 1781 Caspar Lerch, a,us der Glashütten, von der irdischen Gerechtigkeit entziehen. fand auf dem Schießplatz in Vordemwald Roggwiler Nachtbuben verübt worden «die Ordinarj Schießmusterung» der war. Die beiden Lerch begaben sich 8. Dezember 1780 drei Gemeinden Ryken, Wald und ziemlich spät des Nachts zum Schneider Hans Weber, ein von Hans Weber von Strengelbach statt. Dabei hat es sich in Roggwil, um ihn auf die «Stöhr» heißen Vordemwald, mit Marey Merz, von Ry- unglücklicherweise zugetragen, daß ein junger zu kommen. Auf dem Heimweg durch nach, Amt Lenzburg, in Ehebruch erzeugter Mensch mit Namen Hans Jakob Bachmann, das Dorf riefen sie noch eine ihnen Knabe, 1iy2 Jahre alt, hat seinen von Strengelbach, von einem bekannte Tochter hinaus, was von den Pflegeeltern auf dem Rümlisberg das gewissen Binder, auch in Strengelbach, ihnen eifersüchtig nachspürenden Rogg- Haus angezündet, ohne die geringste «aus Ohnbedacht und unvorsichtigerweis wilern erlauscht und diese zum Drein- Veranlassung dazu gehabt zu haben. ist todgeschossen worden». schlagen veranlaßte, was so gründlich Wie dieser Fall erledigt wurde, läßt sich Der Untersuchungsbericht schließt: geschah, daß die beiden Lerch längere nicht feststellen. «Samuel Binder, der diesen unglücklichen Zeit bewußtlos liegen geblieben, ohne Schuß getan, ist ein etwas einfältiger daß sich jemand um sie gekümmert 8. Juni 1782 Jüngling, der bei seinen Eltern ist, die hätte. machte Pfarrer Samuel Imhof zu Zofingen ganz mittellose Leuthe sind, und da die Die Urteilsfällung erfolgte vermutlich in dem Junker Landvogt von Steiger weit vorhanden einmütige Rede ist und Aarwangen, weil die Tat in diesem Amt Mitteilung, von einem in der Nacht des der höchste Grad wahrscheinlich ist, es geschehen, und sie ist deshalb im hiesigen 31. Mai erfolgten Überfall auf Jakob seye nit der wenigste böse Vorsatz ge¬ Turmbuch nicht ersichtlich.

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