Außerschulische Bildung 4-2011
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Außerschulische Bildung 4-2011 Materialien zur politischen Jugend- und Erwachsenenbildung Der Vielfalt von Afrika Rechnung tragen Grundlagen und Ziele deutscher Afrikapolitik Beitrag der politischen Stiftun- gen zur Demokratieförderung Ressourcenausbeutung und Menschenrechte Wer hat von der Fußball-WM 2010 profitiert? ISSN 0176-8212 Außerschulische Bildung 4-2011 INHALTSVERZEICHNIS ZU DIESEM HEFT 373 ADB-FORUM Vorstand des Arbeitskreises deutscher Bildungs- SCHWERPUNKT stätten Politische Bildung für Mädchen und Günter Nooke Frauen Grundlagen und Ziele der deutschen Afrika- Plädoyer für eine eigenständige Mädchen- politik und Frauenbildung als Bestandteil politi- Aktuelle Herausforderungen in der Zusam- scher Bildung 423 menarbeit mit Afrika 374 Norbert Reichling/Friedhelm Jostmeier Elke Erlecke/Maria Zandt Die (Un-)Sichtbarkeit politischer Erwachsenen- Politische Bildung in Afrika bildung Der Beitrag der politischen Stiftungen zur Kleine Nachbemerkung zu blinden Flecken im Demokratieförderung 381 Evaluationsgutachten des DIE 426 Rita Schäfer Ressourcenausbeutung und Menschen- ADB-JAHRESTHEMA rechte Fallbeispiel Demokratische Republik Kongo 389 Daniel Möcklinghoff RevierVersion 2.1 – Wir mischen mit! Bettina Waldt Ideenwerkstatt für das Leben im Ruhrgebiet 430 Der Vielfalt von Afrika in der entwicklungs- politischen Bildungsarbeit Rechnung tragen 398 INFORMATIONEN Gerhart Schöll/Christoph Beninde Afrika als Schwerpunkt entwicklungspoliti- Meldungen 433 scher Bildungspraxis Zur Arbeit vom Arbeitskreis Entwicklungs- Aus dem AdB 445 politik mit seinen Kooperationspartnern 405 Personalien 463 Joel Sengi Afrika genau nehmen Bücher 465 Die Mission des Deutsch-Afrikanischen Zen- 414 trums in Bonn Markt 486 Nisa Punnamparambil-Wolf/Dieter Simon Fußball-WM Südafrika 2010 – wer hat profi- IMPRESSUM 491 tiert? 418 Thema des nächsten Heftes: Nachhaltige Klimapolitik mitgestalten 371 372 ZU DIESEM HEFT Was fällt Ihnen zu Afrika stellen, aber auch bereit sein für die Auseinander- ein? Wenn Ihre Anschau- setzung mit den Ursachen von Missständen und ung von diesem Kontinent den Herausforderungen, denen wir in der Annähe- eine ausschließlich medial rung an Afrika begegnen, das sich wie kaum ein vermittelte ist, stellen sich anderer Kontinent als Projektionsfläche für unsere schnell Assoziationen zu Ängste, Sehnsüchte, aber auch Welterrettungs- Hungersnöten, Bürgerkrie- phantasien anzubieten scheint. gen, Flüchtlingslagern, Po- tentaten in Uniform, Ver- Die Beiträge in dieser Ausgabe sollen einen Ein- steppung und Dürre oder druck von den Möglichkeiten einer Beschäftigung sterbenden Kleinkindern mit Afrika in der politischen Bildung vermitteln. Da ein. Oft wird eine afrikani- geht es um die politische Konzeption, die der Afrika- sche Region oder ein Staat mit Katastrophen in politik der Bundesregierung zugrunde liegt, um Verbindung gebracht, die entweder durch mensch- Ansätze der entwicklungspolitischen Bildungs- liches Versagen oder Naturgewalten ausgelöst arbeit, die ja auch zugleich politische Bildung und wurden und in unserem Gedächtnis haften blie- Menschenrechtsbildung ist, um die Unterstützung ben. Und daneben stehen Bilder von grandiosen von Demokratiebestrebungen in Westafrika am Landschaften, fröhlichen, in farbige Gewänder Beispiel der dort tätigen Konrad-Adenauer-Stif- gekleideten Menschen, exotischen Tieren und an- tung und um die von Afrikanern und Deutschen deren fotogenen Safarimotiven. Meryl Streep und gemeinsam geleistete Aufklärung und Information Robert Redford grüßen aus „Jenseits von Afrika.“ über die Situation in den afrikanischen Staaten. Dass die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaft- Was wissen wir eigentlich von Afrika? Was interes- lichen Organisationen in Afrika und mit in siert uns an dieser Weltregion? Wie stark sind Deutschland lebenden Afrikanern und Afrikanerin- unsere Wahrnehmungen reduziert auf ein paar nen den partnerschaftlichen Austausch und gemein- zumeist deprimierende Ausschnitte afrikanischer same Initiativen fördert, wird deutlich in den Berich- Wirklichkeit, die der Komplexität dieses Konti- ten über Projekte und Veranstaltungen. Aber es nents, seiner Vielfalt und seinen Widersprüchen, wird auch nicht verschwiegen, dass im Engage- seinen Defiziten und Potenzialen, seinem Reich- ment für Afrika die Möglichkeit der Enttäuschung tum und den großen Unterschieden zwischen den liegt, wenn die Erwartungen zu hoch gesteckt und Lebensmöglichkeiten seiner Menschen in keiner mit eigenen politischen Zielen verbunden werden, Weise gerecht werden? „Afrika genau nehmen“ ist die der afrikanischen Wirklichkeit nicht angemes- der Titel eines in diesem Heft erscheinenden Bei- sen sind. Dies zu akzeptieren und dennoch in einem trags von Joel Sengi, der auf den Punkt bringt, was empathischen Interesse an Afrika nicht nachzulas- Ziel und Inhalt politischer Bildung zu Afrika sein sen, ist eine Aufgabe, die sich vor allem in der ent- sollte: Genau hinsehen, offen sein für Informatio- wicklungspolitischen Bildungsarbeit stellt. nen und Eindrücke, vor allem solche, die die tradi- tionell vermittelten Klischees über Afrika in Frage Ingeborg Pistohl 373 SCHWERPUNKT Grundlagen und Ziele der deutschen Afrikapolitik Aktuelle Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit Afrika Günter Nooke Die Politik der Bundesregierung gegenüber Afrika Louis Vuitton für seine edlen Produkte mit dem soll fordern und fördern, die Potentiale des Konti- Slogan „Every journey began in Africa“. Afrika ist nents erschließen helfen und sich an den Interes- der Kontinent, wo europäische Kolonialsysteme zu sen und Werten der Bundesrepublik Deutschland schlimmsten Auswüch- orientieren. Günter Nooke erläutert, was dies kon- Afrika kann zu Recht sen eskalierten. Gleich- kret unter den aktuellen Bedingungen in Afrika auf eine reiche, eigene zeitig kann er zu Recht bedeutet, und verschweigt dabei nicht die Proble- Kultur und eine alte, auf eine reiche, eigene me, die sich stellen. Mit Blick auf die neuen politi- reiche Geschichte Kultur und eine alte, rei- schen Entwicklungen geht er auf die Herausforde- verweisen che Geschichte verwei- rungen in der Zusammenarbeit mit Afrika ein, sen. Häufig wird jedoch wobei er zwischen verschiedenen Regionen des die historische und aktuelle Bedeutung vorstaat- Kontinents differenziert. Besonderes Augenmerk licher Ordnungen und Zugehörigkeiten übersehen widmet er dem politischen Umbruch in den nord- oder unterschätzt. Die Geschichte Afrikas beginnt afrikanischen Staaten, der Anlass zur Hoffnung nicht mit der Kolonialisierung durch die Europäer, gibt, auch wenn sein Ausgang noch ungewiss ist. dem Sklavenhandel oder dem Erreichen der staat- lichen Unabhängigkeit seit den 50er Jahren, son- dern ist erheblich vielfältiger als allgemein ange- Afrika zwischen Mythos und Wirklichkeit nommen wird. Afrika ist seit jeher Projektionsfläche zahlreicher Es gibt viele Afrikas! Wir erkennen heute in Afrika Mythen und Träume. In der Reise- und Abenteuer- nicht nur die staatliche Souveränität von 54 Staa- literatur über Afrika kehren zahlreiche Motive ten an, sondern kennen auch über 2000 Ethnien und immer wieder auf. Afrika ist darin geheimnisvoll Sprachen auf dem Konti- und dunkel, im gleichen Atemzug lebensfroh und Afrika ist nicht nur nent. Nordafrika unter- bunt. Reiseanbieter für Afrika-Reisen locken nicht vielfältig, es ist auch scheidet sich maßgeblich selten mit dem Zauber einer anderen Welt zwischen in weiten Teilen sehr von den Ländern des süd- Voodoo und Großwildjagd. Aber auch die histo- anders als Europa! lichen Afrikas. Neben der rische und politische Auseinandersetzung mit Afri- größten Wüste der Welt ka regt zur Stereotypenbildung an. Afrika ist Wie- gibt es hier die wasserreichsten Regionen der Erde, ge der Menschheit. Heute wirbt der Stardesigner einen Großteil des Tropenwaldes und fruchtbare Böden, die nicht vergleich- ©Pers. Afrikabeauftragter der BKin bar sind mit den zahlreichen verödeten Landstrichen am Horn von Afrika. Auch die Herrschaft der unterschied- lichen Kolonialmächte Frank- reich, Großbritannien, Bel- gien, Portugal, Spanien und Deutschland wirkte nicht im gleichen Maße. Afrika ist nicht nur vielfältig, es ist auch in weiten Teilen sehr anders als Europa! Deutsche Afrikapolitik Unsere Afrikapolitik wird von unseren ureigenen In- teressen und Werten gelei- tet. Neben dem Schutz ele- Der Matopos National Park liegt in Matabeleland in Simbabwe. Die San lebten hier mentarer Menschenrechte vor 2000 Jahren und haben ein reiches Erbe an Felszeichnungen hinterlassen. Cecil und der Wahrung des Frie- Rhodes, dessen Grab sich hier befindet, nannte diesen Ort wegen seiner atemberau- dens und der Sicherheit benden Aussicht ‚View Of The World'. Die Shona und viele andere Stämme im süd- sind das die wirtschaftliche lichen Afrika betrachten Matopos als Heiligtum. und soziale Prosperität un- 374 SCHWERPUNKT Unsere Afrikapolitik seres Nachbarkontinents Quote. Der Kontinent ist in den letzten Jahren wird von unseren urei- und der Schutz der auch als Partner für die deutsche Wirtschaft inter- genen Interessen und natürlichen Ressourcen. essanter geworden. Die Bundesregierung hat dem Werten geleitet Auch die Arbeit der in den letzten zwei Jahren verstärkt Rechnung deutschen Botschaften getragen. Denn nachhaltiges und breitenwirksames vor Ort spielt natürlich eine besondere Rolle und Wachstum beginnt mit kennzeichnet unsere Afrikapolitik. Unsere gegen- Nachhaltiges und brei- dem Aufbau von Pro- seitigen Wahrnehmungen prägen auch die prakti- tenwirksames Wachs- duktionsstrukturen, der sche Politik und sind Herausforderung und