Arbeitsgemeinschaft für die Reinhaltung der Elbe
Schleswig-Holstein
Mecklenburg- Vorpommern
Niedersachsen Brandenburg
Hamburg
Sachsen-Anhalt
Sachsen
Sude, Aland und Havel
- Fischbestandskundliche Untersuchungen sowie Schadstoffbelastung von Brassen, Aal und Zander in den Unterläufen der Elbenebenflüsse -
2001 ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR DIE REINHALTUNG DER ELBE
Sude, Aland und Havel
- Fischbestandskundliche Untersuchungen sowie Schadstoffbelastung von Brassen, Aal und Zander in den Unterläufen der Elbenebenflüsse -
Ministerium für Landwirtschaft, Sächsisches Staatsministerium Umweltschutz und Raumordnung für Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg Wilhelm-Buck-Straße 2 Heinrich-Mann-Allee 103 01097 Dresden 14473 Potsdam Ministerium für Raumordnung, Landwirtschaft Umweltbehörde Hamburg und Umwelt Billstraße 84 des Landes Sachsen-Anhalt 20539 Hamburg Olvenstedter Straße 4 39108 Magdeburg Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern Schloßstraße 6 - 8 Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten 19053 Schwerin des Landes Schleswig-Holstein Mercatorstraße 1 - 3 Niedersächsisches Umweltministerium 24106 Kiel Archivstraße 2 30169 Hannover
Bearbeitet: Aufgestellt:
Dipl.-Biol. Thomas Gaumert Prof. Dr. Heinrich Reincke Dipl.-Ing. Joachim Löffler Wassergütestelle Elbe Dipl.-Ing. Michael Bergemann Neßdeich 120-121 Wassergütestelle Elbe 21129 Hamburg Neßdeich 120-121 21129 Hamburg
Juni 2001 Papier: aus 100% Altpapier, Umschlag aus 100% Sekundärfaser Inhaltsverzeichnis
1. Einführung 1
2. Hydrographische Kurzbeschreibung 1 2.1 Sude 1 2.2 Aland 2 2.3 Havel 2
3. Gütesituation 3 3.1 Sude 3 3.2 Aland 4 3.3 Havel 4
4. Ergebnisse 5
4.1 Sude und Schaalekanal 5 4.1.1 Erfassung der Fischarten 5 4.1.2 Erfassung der Abundanzen 15 4.1.3 Erfassung der Altersstrukturen 18 4.1.4 Erfassung der Artgewichte 19 4.1.5 Einordnung des Untersuchungsbereiches in eine Fischregion 19 4.1.6 Einschätzung des fischökologischen Zustandes 20 4.1.7 Schadstoffuntersuchungen an ausgewählten Zielfischarten 21
4.2 Aland 34 4.2.1 Erfassung der Fischarten 34 4.2.2 Erfassung der Abundanzen 40 4.2.3 Erfassung der Altersstrukturen 40 4.2.4 Erfassung der Artgewichte 42 4.2.5 Einordnung des Untersuchungsbereiches in eine Fischregion 42 4.2.6 Einschätzung des fischökologischen Zustandes 42 4.2.7 Schadstoffuntersuchungen an ausgewählten Zielfischarten 43
4.3 Havel 56 4.3.1 Erfassung der Fischarten 56 4.3.2 Erfassung der Abundanzen 60 4.3.3 Erfassung der Altersstrukturen 62 4.3.4 Erfassung der Artgewichte 62 4.3.5 Einordnung des Untersuchungsbereiches in eine Fischregion 62 4.3.6 Einschätzung des fischökologischen Zustandes 62 4.3.7 Schadstoffuntersuchungen an ausgewählten Zielfischarten 63
5. Zusammenfassung 75
6. Literaturverzeichnis 76
Anlage 1 Fangprotokolle Sude und Schaalekanal Mai 2000 79 Anlage 2 Fangprotokolle Aland Mai 2000 93 Anlage 3 Fangprotokolle Havel Mai 2000 107
Sude, Aland und Havel - Fischbestand und Schadstoffe 1
1. Einführung Aufgrund eines Beschlusses der 11. Minister- • Erfassung der Fischarten inkl. der störungs- konferenz der Elbe-Anliegerländer am 16. Juli empfindlichen Langdistanzwanderfische 1998 in Geesthacht (TOP 2) hat die Wassergüte- (nach EU-Wasserrahmenrichtlinie – EU- stelle Elbe der ARGE ELBE in Zusammenarbeit WRRL) mit den Fischereibiologen Hans-Joachim Schu- • Erfassung der Abundanzen (EU-WRRL) bert (LimnoBios) und Peter-Christian Rathcke • Erfassung der Altersstrukturen (EU-WRRL) (Fischereiwissenschaftlicher Untersuchungs- • Erfassung der Artgewichte Dienst) im Mai 2000 fischbestandskundliche • Einordnung des Untersuchungsbereiches in Untersuchungen in den Unterläufen der Elbe- eine Fischregion nebenflüsse Sude, Aland und Havel durchge- • Einschätzung des fischökologischen Zustan- führt. Dabei wurden auch Proben für Schad- des stoffuntersuchungen an ausgewählten Ziel- • Probengewinnung für Schadstoffunter- fischarten gewonnen. Als Fangmethode kam suchungen an ausgewählten Zielfischarten die Elektrofischerei zum Einsatz, die im Vor- wege durch die zuständigen Fischereibehörden Nachfolgend werden die Ergebnisse der drei genehmigt worden war. Die Befischung erfolgte Elbenebenflussabschnitte mitgeteilt. Zur besse- im Einvernehmen mit den Fischereiaus- ren Einordnung der Untersuchungsbefunde übungsberechtigten. Zusätzlich wurden die wird den entsprechenden Kapiteln eine hydro- erforderlichen Ausnahmegenehmigungen im graphische und gütemäßige Kurzbeschreibung Hinblick auf naturschutzrechtliche Belange ein- des jeweiligen Nebenflusses vorangestellt. geholt.
Mit der Befischung der einzelnen Standorte waren folgende Arbeitsziele verbunden:
2. Hydrographische Kurzbeschreibung 2.1 Sude Das Quellgebiet der Sude liegt ca. 12 km öst- des Kraaker Mühlenbaches wendet sich die lich der Stadt Schwerin auf dem südlichen Sude nach Südosten und tritt schließlich bei Randhügelzug der Mecklenburgische Seen- Redefin in die Elbetalniederung ein. Bei platte auf einer Höhe von ca. 65 m über NN Bandekow fließt ihr rechtsseitig die Schmaar (KÖNIGLICHE ELBSTROMBAUVERWAL- (Kleine Sude) zu, die auf einer Fließlänge von TUNG ZU MAGDEBURG 1898). Nach einer 15 km ein Einzugsgebiet von 103 km2 entwäs- Fließstrecke von ca. 3 km tritt sie von Norden sert (DIE UMWELTMINISTERIN DES LAN- her in den Dümmer See ein, den sie in der Mit- DES MECKLENBURG-VORPOMMERN 1992). te bei der Ortschaft Dümmer in östlicher Rich- Linksseitig folgt weiter flussab bei Sückau die tung wieder verläßt. Den ersten größeren Einmündung der Rögnitz, die eine Fließlänge Zufluss erhält die Sude linksseitig durch die rd. von 52 km und ein Einzugsgebiet von 504 km2 11 km lange Zare (KÖNIGLICHE ELBSTROM- aufweist (DIE UMWELTMINISTERIN DES BAUVERWALTUNG ZU MAGDEBURG 1898), LANDES MECKLENBURG-VORPOMMERN die oberhalb Wahlsmühlen einmündet. Unter- 1992). Auf ihrem nunmehr nordwestlich gerich- halb Wahlsmühlen durchfließt die Sude zu- teten Verlauf nimmt die Sude oberhalb der Ort- nächst das Krummbecker Moor; sie schlägt schaft Besitz als nächsten bedeutenden Neben- dann eine südöstliche und später bis Bandenitz fluss ebenfalls linksseitig die Krainke mit einem eine südliche Richtung ein. Bei Sudenhof er- Einzugsgebiet von 101 km2 und einer Fließlänge reicht sie die Mecklenburgische Heideebene. von 35 km auf (DIE UMWELTMINISTERIN Nach linksseitiger Aufnahme des Klüßer und DES LANDES MECKLENBURG-VOR- 2
POMMERN 1992). Knapp 5 km weiter mündet Vom Quellgebiet bis zur Mündung weist die von rechts die 33 km lange Schaale, die als größ- Sude eine Lauflänge von rd. 90 km mit einem ter Nebenfluss der Sude ein Einzugsgebiet von Einzugsgebiet von 2.253 km2 auf (DIE UM- 682 km2 entwässert (SCHUBERT 2001). WELTMINISTERIN DES LANDES MECKLEN- BURG-VORPOMMERN 1992). Unter Berück- Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts wur- sichtigung der Pegel Garlitz (Sude), Laave de die Mündung der Sude in die Elbe bei (Rögnitz) und Klein Bengerstorf (Schaale) be- Gothmann verlegt, und zwar 2,8 km weiter trägt der ermittelte langjährige Abfluss an der 3 stromab in den Boizenburger Hafen. Dort wur- Sudemündung MQlangjährig = 13,8 m /s (STAAT- de mit dem Hochwasserschutzvorhaben „Un- LICHES AMT FÜR UMWELT UND NATUR tere Sude” ein Abschlusswehr errichtet, das als SCHWERIN 1999 a). Sommerstau für die Bevorteilung landwirt- schaftlicher Nutzflächen dient.
2.2 Aland
Das Gewässersystems des Alands besteht aus se in der Nähe der Ortschaft Gladigau von links Milde/Biese, der Uchte und dem Aland selbst. den Augraben mit einem Einzugsgebiet von rd. Das Quellgebiet der Milde befindet sich rd. 9 111 km2 auf (LANDESAMT FÜR UMWELT- km südöstlich der Stadt Gardelegen in der SCHUTZ SACHSEN-ANHALT 1996). Bei Colbitz-Letzlinger Heide auf einer Höhe von Osterburg wendet sich die Biese nach Norden. rd. 70 m über NN (KÖNIGLICHE ELBSTROM- Dort vereinigt sie sich auf dem rechten Ufer mit BAUVERWALTUNG ZU MAGDEBURG 1898). ihrem wichtigsten Nebenfluss, der Uchte, die Als erstes größeres Nebengewässer nimmt die eine Lauflänge von rd. 54 km (KÖNIGLICHE Milde oberhalb von Gardelegen den von links ELBSTROMBAUVERWALTUNG ZU MAGDE- zufließenden Weteritzbach auf. In Gardelegen BURG 1898) aufweist und ein Einzugsgebiet folgt dann der von rechts einmündende Lauge- von rd. 507 km2 (LANDESAMT FÜR UM- bach. Bis Kalbe nimmt sie einen nördlich ge- WELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT 1996) richteten Verlauf an, danach fließt sie zunächst entwässert. Unterhalb Seehausens biegt der bis Höhe der Ortschaft Karritz in östlicher, dann Fluss, der nun den Namen Aland trägt, nach in nordöstlicher Richtung weiter. Unterhalb Nordwesten um und hält diese Richtung bis zur Kalbe in Höhe der Ortschaft Poritz mündet Einmündung in die Elbe bei Schnackenburg rechtsseitig der Schaugraben/Secantsgraben unter Aufnahme weiterer kleiner Seitenzuflüsse ein, der ein Einzugsgebiet von rd. 195 km2 ent- bei. Die Mündung des Alands liegt bei mittle- wässert (LANDESAMT FÜR UMWELT- ren Abflussverhältnissen der Elbe in etwa bei SCHUTZ SACHSEN-ANHALT 1996). Weiter 16,5 m über NN (WASSERGÜTESTELLE ELBE flussab folgt linksseitig die Entwässerung des 2001 a). Der mittlere Abfluss des Alands beträgt Einzugsgebietes der Unteren Milde mit einer dort rd. 7 m3/s (WASSERGÜTESTELLE ELBE Fläche von rd. 172 km2 (LANDESAMT FÜR 2001 b). Seine Lauflänge beträgt insgesamt rd. UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT 110 km. (STAATLICHES AMT FÜR UMWELT- 1996). Ab der Ortschaft Beese bis zur Einmün- SCHUTZ MAGDEBURG 1997). Das Einzugsge- dung des Tauben Alands knapp oberhalb von biet weist eine Größe von ungefähr 1.864 km2 Seehausen trägt das Fließgewässer den Namen auf (LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ Biese. Auf dem Verlauf dorthin nimmt die Bie- SACHSEN-ANHALT 1996).
2.3 Havel
Die nachfolgende Ausführung zur Hydrogra- Deutschen Gewässerkundlichen Jahrbuch – phie entstammt in wesentlichen Teilen dem Elbegebiet, Teil II – Havel mit deutschem Oder- Sude, Aland und Havel - Fischbestand und Schadstoffe 3
gebiet (LANDESUMWELTAMT BRANDEN- tigste Zuflüsse im unteren Havelabschnitt mit BURG 1998). Einzugsgebietsgrößen von jeweils über 1.000 km2 sind die Nuthe und der Rhin. Die Havel entspringt im Gebiet der Havelquell- seen bei Dambeck in Mecklenburg-Vorpom- Die Havel ist ein ausgesprochenes Flachland- mern, durchfließt zahlreiche Seen im Havelland gewässer. Sie verläuft überwiegend in pleisto- und mündet bei Havelberg sowie über den zänen Sander- und Urstromtalbildungen mit Gnevsdorfer Vorfluter in die Elbe. Ihre Lauf- außergewöhnlich niedrigem mittleren Gefälle länge von der Quelle bis zur Mündung in die und sehr geringer Fließgeschwindigkeit. Das Elbe bei Gnevsdorf beträgt nach SIMON (2001) stark verzweigte Gewässersystem sowie zahl- 356 km. Sie besitzt ein 24.096 km2 großes Ein- reiche Seen und seenartige Erweiterungen stel- zugsgebiet, welches sich mit 73 % auf Branden- len in dem ohnehin niederschlagsarmen Gebiet burger Gebiet befindet. Der verbleibende erhebliche Zehrflächen dar. Der Abflussprozess Gebietsanteil verteilt sich auf die Bundeslän- wird durch eine Vielzahl von Nutzungen und der wie folgt: Berlin mit 5 %, Freistaat Sachsen Stauhaltungen sowie durch ein weitgehend mit 8 %, Mecklenburg-Vorpommern mit 7 % kanalisiertes Gewässersystem geprägt. und Sachsen-Anhalt mit 6 %. 1 % des Flächen- anteils entfällt auf die Tschechische Republik. Schifffahrtsstraßen wie der Elbe-Havel-Kanal, der Oder-Havel-Kanal, der Müritz-Havel-Ka- Bedeutendster Zufluss zur Havel ist die Spree, nal und der Oder-Spree-Kanal verbinden das die mit ihrem 10.137 km2 umfassenden Einzugs- Haveleinzugsgebiet mit den benachbarten gebiet ca. 42 % des Haveleinzugsgebietes aus- Flussgebieten. macht. Ihre Einmündung gliedert die Havel in den oberen und unteren Havelabschnitt. Wich-
3. Gütesituation 3.1 Sude
Zeugnis von der Gütesituation der Sude zum Abwässer der Stadt Hagenow übermäßig ver- Zeitpunkt der Wiedervereinigung Deutsch- schmutzt (Güteklasse IV) und im Sommer oft lands gibt die Gewässergütekarte der Bundesre- sauerstofffrei. publik Deutschland 1990 (LÄNDERARBEITS- Die Selbstreinigung der Sude bewirkt jedoch GEMEINSCHAFT WASSER – LAWA – 1991), einen schnellen Abbau dieser Belastung und die in der erstmalig für die neuen und alten Bun- Güteklasse II bleibt bis zur Einmündung in die desländer gemeinsam der Stand im Jahr 1989 Elbe erhalten. dokumentiert wurde. Dort wird für die Sude In der Schaale sind längere Strecken noch in und Nebengewässer Folgendes ausgeführt: einem naturnahen Zustand. Größere Abwasser- einleitungen fehlen, so dass sie im Oberlauf der Güteklasse I-II (gering belastet), im übrigen „Aufgrund diffuser Belastungen aus dem in- Bereich der Güteklasse II (mäßig belastet) ent- tensiv landwirtschaftlich genutzten Einzugsge- spricht.” biet muss die Sude im Oberlauf der Güteklasse II-III (kritisch belastet) zugeordnet werden. Im weiteren Verlauf entspricht sie überwiegend Nach einer schriftlichen Mitteilung des STAAT- der Güteklasse II (mäßig belastet), teilweise LICHEN AMTES FÜR UMWELT UND NATUR sogar der Güteklasse I-II (gering belastet). SCHWERIN (1999 b) und nach Aussagen der Stark verschmutzt (Güteklasse III) ist der Be- Gewässergüteberichte des Landes Mecklen- reich unterhalb der Mündung der Schmaar. burg-Vorpommerns weist der Mittel- und Un- Diese ist durch die unzureichend gereinigten terlauf der Sude gegenwärtig die Güteklasse 2 4
(„Vorläufige Richtlinie zur Klassifizierung nach Hinsichtlich der Schmaar (s. o.) ist festzuhal- Sauerstoffhaushalt und organischer Bela- ten, dass sich ihre Beschaffenheit nach der Mo- stung”) auf. Es wird darauf hingewiesen, dass dernisierung der Kläranlage Hagenow im Jahr das Einzugsgebiet der Sude, in dem rd. 79.600 1996 deutlich verbessert hat. Sie weist nunmehr Einwohner leben, überwiegend landwirtschaft- die Güteklasse II-III (kritisch belastet) auf. lich genutzt wird (67,1 %). Da auch keine be- deutenden industriellen Einleiter vorkommen, Für den in Kap. 2.1 erwähnten Klüßer Mühlen- gibt es in der Sude auch keine auffälligen bach ist erwähnenswert, dass er das übergelei- Schadstoffkonzentrationen, z. B. bei den teten Abwasser aus der Kläranlage Schwerin Schwermetallen, Arsen und den organischen (200.000 EW) aufnimmt, das entsprechend den Schadstoffen. Verwaltungsvorschriften gereinigt ist.
3.2 Aland
Über die Gütesituation des Alands zum Zeit- Befunden , die auch in den vorangegangenen punkt der Wiedervereinigung Deutschlands Jahren festgestellt wurden. Nur im Oberlauf des gibt die Gewässergütekarte der Bundesrepublik Gewässersystems konnten einzelne Abschnit- Deutschland 1990 Auskunft (LÄNDERAR- te (Milde oh. von Gardelegen und Biese oh. BEITSGEMEINSCHAFT WASSER – LAWA – Osterburg) der Gewässergüteklasse II zugeord- 1991), in der erstmalig für die neuen und alten net werden. Nach dem Zufluss der kritisch be- Bundesländer gemeinsam der Stand im Jahr lasteten Uchte (GK II-III) verschlechterte sich 1989 dokumentiert wurde. Danach weist der die Beschaffenheit der Biese wieder auf die GK Unterlauf des Alands eine Güteklasse III (stark II-III. verschmutzt) bzw. Güteklasse II-III (kritisch belastet) auf. Auch hinsichtlich der chemischen Beschaffen- heit hat sich die Belastungssituation des Alands Auskunft über die gegenwärtige Beschaffenheit in den letzten Jahren nicht wesentlich verän- von Milde/Biese/Aland geben die jährlichen dert, so dass Konzentrationsschwankungen Gewässergüteberichte des Landes Sachsen- innerhalb eines Jahres, aber auch im Vergleich Anhalt. Im Gewässergütebericht für das Jahr der Jahre, ganz entscheidend von den jeweili- 1998 (LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ gen hydrologisch-meteorologischen Bedingun- SACHSEN-ANHALT 1999) wird ausgeführt, gen bestimmt werden. So wurde 1998 der Aland dass die biologische Beschaffenheit von Milde/ bei Wanzer in folgende chemische Gewässer- Biese/Aland durch landwirtschaftliche Einträ- güteklassen eingestuft: ge und Einleitungen aus den Kommunen und Güteklasse durch den teilweise naturfernen Ausbau des Sauerstoffgehalt: II-III Gewässers beeinträchtigt wird und somit über- Organische Belastung (TOC): III wiegend in die Gewässergüteklasse II-III ein- Ammonium: III zustufen ist. Dieses Ergebnis entspricht den Nitrat und Gesamtstickstoff: III
3.3 Havel
Über die Gütesituation der Havel zum Zeit- 1989 dokumentiert wurde. Danach weist der punkt der Wiedervereinigung Deutschlands Unterlauf der Havel eine Güteklasse II-III (kri- gibt die Gewässergütekarte der Bundesrepublik tisch belastet) auf. Deutschland 1990 Auskunft (LÄNDERAR- BEITSGEMEINSCHAFT WASSER – LAWA – Auskunft über die gegenwärtige Beschaffenheit 1991), in der erstmalig für die neuen und alten der Havel in ihrem Unterlauf bei Toppel geben Bundesländer gemeinsam der Stand im Jahr die Gewässergüteberichte des Landes Sachsen- Sude, Aland und Havel - Fischbestand und Schadstoffe 5
Anhalt. Im Gewässergütebericht für das Jahr der Havel in den letzten Jahren keine wesentli- 1998 (LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ che Änderung erfahren hat. Festgestellte Ver- SACHSEN-ANHALT 1999) wird darauf hinge- änderungen werden in erster Linie durch sich wiesen, dass die Havel als typischer Tief- ändernde Abfluss- und Wassertemperatur- landfluss nur eine geringe Strömungsgeschwin- verhältnisse hervorgerufen. Die Schwermetall- digkeit aufweist, die sich im Untersuchungs- belastung in der Wasserphase wurde auch für bereich aufgrund der Wehrgruppe Quitzöbel das Jahr 1998 als niedrig eingeschätzt. Die Ziel- noch weiter verringert. Das Umfeld wird land- vorgaben hierfür (Güteklasse II und besser) wirtschaftlich, zumeist extensiv, genutzt. Zeit- wurden mit Ausnahme des Zinks (Güteklasse weise sind Algenmassenentwicklungen als eine III) erfüllt. Die spezifischen organischen Stoffe typische Folgeerscheinung eines eutrophen bis lagen überwiegend im Konzentrationsbereich polytrophen Gewässers zu verzeichnen. Bereits der Bestimmungsgrenze. Trotz der hohen in Brandenburg ist die Havel durch Nährstoffe Nährstoffgehalte, die an der Untersuchungs- und organische Verbindungen belastet. Beim stelle Toppel 1998 z. B. für Gesamt-Phosphor Verlassen des Bundeslandes Brandenburg wird und Ortho-Phosphat eine Einstufung in die sie in die Gewässergüteklasse II-III (kritisch chemische Gewässergüteklasse III und für belastet) eingestuft, die sie auch auf ihrem re- Ammonium in die GK II-III erforderlich mach- lativ kurzen Weg durch Sachsen-Anhalt beibe- ten, ist die Havel durch relativ gute Sauerstoff- hält. verhältnisse (GK II) gekennzeichnet.
Hinsichtlich der chemischen Beschaffenheit wird mitgeteilt, dass die Belastungssituation
4. Ergebnisse 4.1 Sude und Schaalekanal 4.1.1 Erfassung der Fischarten
Die fischbestandskundlichen Untersuchungen An limnischen Arten wurden erfasst: Hecht, im Unterlauf der Sude (km 0,2 bis 12,8 ober- Plötze, Hasel, Döbel, Aland, Rotfeder, Schleie, halb der Mündung) und im Schaalekanal (km Gründling, Ukelei, Güster, Brassen, (Spiegel-) 0,4 bis 1,3 oberhalb der Mündung) wurden am Karpfen, Steinbeißer, Wels, Quappe, Fluss- 8. und 9. Mai 2000 durchgeführt. Aus Abb. 1 barsch, Zander und Kaulbarsch. Für die Grup- sind der Gesamtfangbereich sowie die dort an- pe der euryhalinen Arten sind lediglich der Aal getroffenen Fischarten und Rundmäuler er- und der Dreistachlige Stichling zu nennen. (Bei sichtlich. Nachfolgend werden die Ergebnisse der letzgenannten Art kann es sich möglicher- der einzelnen Fangfahrten für jeden der beiden weise auch um die stationäre Binnenform han- Untersuchungsbereiche zusammengefasst ab- deln, die der limnischen Kategorie zuzuordnen gehandelt. wäre.) Aus Sicht des Naturschutzes ist positiv zu vermerken, dass keine allochthonen Arten Im Unterlauf der Sude (Abb. 2 u. 3) wurden in den Fängen vertreten waren. insgesamt 20 Fischarten festgestellt, von denen in Anlehnung an CYRUS & BLABER (1992) 18 Die ökologische Klassifizierung im Hinblick auf Arten zu den limnischen Vertretern (Süßwas- die Habitatbindung bzw. auf die Strömungs- ser bevorzugend) und 2 zu den euryhalinen verhältnisse ergab, dass die eurytopen Vertre- Vertretern (hohe Toleranz gegenüber wechseln- ter, also diejenigen, die keine Präferenz im Hin- den Salzgehalten) zu rechnen sind (Abb. 4a u. blick auf die Strömung aufweisen, bei weitem b). Zu der letztgenannten Gruppe werden überwogen (60 %). In diesem Zusamenhang Langdistanzwanderfische gezählt, die mit den sind Hecht, Plötze, Ukelei, Güster, Brassen, störungsempfindlichen Arten nach EU-WRRL (Spiegel-)Karpfen, Wels, Flussbarsch, Zander, gleichgesetzt werden können. Kaulbarsch, Aal und Dreistachliger Stichling 6
N
Neue Elde mitz
km 505 ö
Sude D
Löcknitz
2
n=3
n=14
km 510
er
km 515
ß
barsch
neunauge
ndling
tze
ß
ß
ster
bel
ü
ö
ü
ö
Rögnitz
n gesamt = 17
Limnische Arten Bachneunauge Hecht Pl D
Aland Schleie Gr Ukelei G Brassen Steinbei Quappe Flu
Kaulbarsch
Euryhaline Arten Flu
Aal Dreistachliger Stichling
Schaalekanal 0,4 - 1,3 km oh. Mdg.
km 520
1
n=2
n=18
er
ß
km 525
barsch
ndling
tze
ß
ster
bel
ü
ö
ü
ö
Krainke
n gesamt = 20
Limnische Arten Hecht Pl Hasel D Aland Rotfeder Schleie Gr Ukelei G Brassen Spiegelkarpfen Steinbei Wels Quappe Flu
Zander Kaulbarsch
Euryhaline Arten Aal Dreistachliger Stichling
Sude 0,2 - 12,8 km oh. Mdg. Hitzacker
km 530
Elbe
km 535
Schaale
2
km 540
Sude
1
km 545
Boize
Artenspektren in der Sude und dem Schaalekanal – Befischung vom 8. bis 9. Mai 2000
km 555
km 550
km 560
Bleckede Boizenburg
Stecknitz
km 565
WGE Ehr 25.01.01
0246810 km 0246810 Lauenbg.
km 570
Abb. 1 Fangbereiche und Sude, Aland und Havel - Fischbestand und Schadstoffe 7
Abb. 2 Sude bei Groß Timkenberg
Abb. 3 Sude bei Boizenburg oberhalb des Abschlussbauwerkes 8
Hecht (Esox lucius (L.)) 25 - 55 cm
Rotfeder (Scardinius erythrophthalmus (L.)) 20 - 30 cm
Plötze, Rotauge (Rutilus rutilus (L.)) 25 - 30 cm Schleie (Tinca tinca (L.)) 20 - 30 cm
Hasel (Leuciscus leuciscus (L.)) 15 - 20 cm Gründling (Gobio gobio (L.)) 8 - 14 cm
Döbel (Leuciscus cephalus (L.)) Ukelei, Laube (Alburnus alburnus (L.)) 30 - 40 cm 12 - 15 cm
Aland (Leuciscus idus (L.)) Güster, Blicke (Abramis björkna) 30 - 40 cm 20 - 30 cm
Abb. 4a Fischarten der Sude (© Wendler) Sude, Aland und Havel - Fischbestand und Schadstoffe 9
Quappe, Rutte (Lota lota (L.)) 30 - 60 cm
Brassen, Blei (Abramis brama (L.)) 30 - 40 cm
Flußbarsch (Perca fluviatilis (L.)) um 25 cm
Spiegelkarpfen (Cyprinus carpio (L.)) 30 - 40 cm
Zander, Schill (Stizostedion lucioperca (L.)) Steinbeißer (Cobitis taenia (L.)) 40 - 50 cm 5 - 10 cm
Wels, Waller (Silurus glanis (L.)) ca. 100 cm Kaulbarsch (Gymnocephalus cernuus (L.)) 12 - 15 cm
Aal (Anguilla anguilla (L.)) Dreistachliger Stichling Männchen 29 - 51 cm (Gasterosteus aculeatus (L.)) Weibchen 42 - 100 cm 5 - 8 cm
Abb. 4b Fischarten der Sude (© Wendler) 10
aufzuführen. Dieses Ergebnis entspricht den kung, dass der zurückliegende Nachweis ca. 18 Erwartungen für einen schwachströmenden Jahre alt ist), Meerneunauge (1995), Bachforel- Niederungsfluss des Norddeutschen Tief- le (selten, Tendenz unbekannt, natürliche Fort- landes. pflanzung), Rapfen (selten, Tendenz unbe- kannt, natürliche Fortpflanzung), Moder- Zu den limnophilen Arten, also solche, die Still- lieschen (selten, Tendenz unbekannt, natürliche wasser bevorzugen, sind die Rotfeder und die Fortpflanzung), Zope (selten, Tendenz unbe- Schleie zu rechnen (10 %). kannt, natürliche Fortpflanzung), Barbe (ver- schollen seit ca. 1980), Karausche (selten, Ten- Aus der Gruppe der rheophil-B-Arten, die nicht denz unbekannt, natürliche Fortpflanzung), in allen Lebensstadien an strömendes Wasser Bachschmerle (regelmäßig, Tendenz unbe- gebunden sind, wurden Döbel, Aland, Gründ- kannt, natürliche Fortpflanzung) und Neun- ling, Steinbeißer und Quappe nachgewiesen stachliger Stichling (selten, Tendenz unbekannt, (25 %). natürliche Fortpflanzung).
An rheophil-A-Arten, die dadurch charakteri- Die durch die aktuelle Befischung nachgewie- siert sind, dass alle Lebensstadien strömendes senen Arten Wels (2 Exemplare) und (Spiegel-) Wasser bevorzugen, ist der Hasel zu erwähnen Karpfen (1 Exemplar) sind in den Angaben (5 %). HAMANNs nicht aufgeführt.
Der Schutzstatus der einzelnen Fischarten nach Im Rahmen einer im Juni 1999 durchgeführten der Roten Liste Mecklenburg-Vorpommerns Watfischerei in der unteren Sude zwischen der (Stand 4/99) und Deutschlands (Stand 4/99) ist Ortschaft Gothmann und dem Abschlusswehr aus Abb. 5 ersichtlich. Nach der Roten Liste beim Hafen Boizenburg konnte WINKLER Mecklenburg-Vorpommerns kommt dem Ha- (2001) mit seinen Mitarbeitern insgesamt 15 sel und dem Wels der Status „stark gefährdet” Arten nachweisen. Gegenüber den Befunden zu. Die beiden Arten Steinbeißer und Quappe der Wassergütestelle Elbe unterschied sich sein sind als „gefährdet” eingestuft, der Döbel gilt Befischungsergebnis dadurch, dass ein zusätz- als „potenziell gefährdet”. licher Nachweis für das Moderlieschen gelang. Hasel, Schleie, Gründling, Ukelei, Wels und Nach der Roten Liste Deutschlands sind Stein- Zander wurden demgegenüber von ihm nicht beißer, Wels und Quappe in die Kategorie festgestellt. „stark gefährdet” einzuordnen. Als „gefährdet” gelten Hecht, Hasel, Aland und Aal. Im Unterlauf der Schaale (Abb. 6 u. 7), die in diesem Bereich kanalisiert ist, wurden insge- Von den Fischarten, die in der europäischen samt 17 verschiedene Fischarten und Rund- Fauna/Flora-Habitatrichtlinie (Stand 1997) mäuler festgestellt, von denen in Anlehnung an aufgeführt sind, wurde der Steinbeißer nach- CYRUS & BLABER (1992) 14 Arten zu den lim- gewiesen, „eine Art von gemeinschaftlichem nischen Vertretern und 3 zu den euryhalinen Interesse, für deren Erhaltung besondere Vertretern zu rechnen sind (Abb. 8a u. b). Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen (Anhang II, nicht in Anhang IV oder V aufge- An limnischen Arten wurden erfasst: Hecht, führt)”. Plötze, Döbel, Aland, Schleie, Gründling, Ukelei, Güster, Brassen, Steinbeißer, Quappe, Laut Archiv der AG „Heimische Wildfische” Flussbarsch und Kaulbarsch. e.V. Mecklenburg-Vorpommern, unabh. Ge- meinschaft für Fischkunde und Naturschutz, Für die Gruppe der euryhalinen Arten sind sind über die o. a. Funde hinaus folgende Ar- Flussneunauge, Aal und Dreistachliger Stich- ten für die gesamte Sude bekannt (HAMANN, ling zu nennen. (Bei der letztgenannten Art schriftl. Mitt. 1998, Fischliste von 1991, überar- kann es sich möglicherweise auch um die sta- beitet 1996): Flussneunauge (mit der Anmer- tionäre Binnenform handeln, die der limnischen Sude, Aland und Havel - Fischbestand und Schadstoffe 11
Ergebnis der Befischung der Sude vom 8.5. bis 9.5.2000 WGE (0,2 bis 12,8 km oberhalb der Mündung) Ehr 22.01.01 (Elektrofischerei)
Fischart Anteil Dominanz- Rote Liste Fischart Anteil Dominanz- Dominanzklassen (%) klasse MV D (%) klasse Plötze 36,2 Aland 18,2 >10 % eudominant Flußbarsch 16,1 Güster 13,7 ≤10 % dominant Güster 11,1 Aal 13,0 ≤5 % subdominant
Hecht 6,6 y3 Brassen 12,1 ≤2 % rezedent yy Brassen 6,6 Hecht 11,9 ≤1 % subrezedent Ukelei 6,2 Zander 9,4 Aland 5,2 3 Flußbarsch 8,4 Aal 3,9 3 Plötze 6,5 MV = Rote Liste Mecklenbg.-Vorp. *
Steinbeißer 3,0 y32 Spiegelkarpfen yy3,0 D = Rote Liste Deutschland * Gründling y1,6 Schleie y0,9 Gefährdungsgrad Quappe 0,9 3 2 Ukelei 0,8 0 = ausgestorben oder verschollen Döbel 0,9 P Quappe 0,8 1 = vom Aussterben bedroht Kaulbarsch 0,6 Döbel 0,4 2 = stark gefährdet Rotfeder 0,5 Steinbeißer 0,3 3 = gefährdet Schleie 0,2 Kaulbarsch 0,2 P = potenziell gefährdet Hasel 0,08 23 Gründling 0,2 * Stand 4/99 Zander 0,08 Rotfeder 0,1
Wels y0,08 22 Wels 0,1 y Spiegelkarpfen 0,04 Hasel 0,007 Dreistachliger Stichling 0,04 Dreistachliger Stichling 0,001
Dominanzklassen nach Anzahl pro Art Dominanzklassen nach Gewicht pro Art
Abb. 5 Dominanzklassen und Gefährdungsgrad der einzelnen Fischarten der Sude
Kategorie zuzuordnen wäre.) Der fehlende An rheophil-A-Arten, die dadurch charakteri- Nachweis von allochthonen Arten entspricht siert sind, dass alle Lebensstadien strömendes den Gegebenheiten im beprobten Sudeab- Wasser bevorzugen, sind das Bachneunauge schnitt. und das Flussneunauge (1 Totfund) zu erwäh-