Gewerbliche Konversion Am Beispiel Von Burgbrohl-Weiler Von Der ‚Weilerer Fabrik’ Zum Nahversorgungszentrum Brohltal
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Gewerbliche Konversion am Beispiel von Burgbrohl-Weiler Von der ‚Weilerer Fabrik’ zum Nahversorgungszentrum Brohltal Dr. Wolfgang Dietz m März 2008 öffnete in Burgbrohl-Weiler dem sich die Bevölkerung von Burgbrohl und Idas Nahversorgungszentrum Brohltal mit Umgebung mit allen Dingen des täglichen Be- 4 gewerblichen Einheiten: einem Lebensmit- darfs eindecken kann. teldiscounter (Penny), einer Bäckereiketten- Wie im Verlaufe der letzten 125 Jahre das Filiale mit Café- und Bistrobetrieb (Hoefer), Areal in seiner jeweiligen Nutzung in unter- einem Schreib- und Tabakwarengeschäft mit schiedlichster Weise den Menschen im Brohltal Postagentur und Lottoannahmestelle (Schä- diente, soll im Folgenden skizziert werden. fer) sowie einem Getränkemarkt (Getränke- paradies Juchem) auf einem Areal von 8.500 Von einer Mühle zu einem mittelgroßen Quadratmetern mit insgesamt 118 Parkplät- Unternehmen der Steinindustrie zen. Zusammen mit dem schon länger schräg Zwischen dem alten Ortskern von Burgbrohl gegenüber, jenseits von Brohltalbahnstre- und dem früheren Nieder(ober)weiler befanden cke und Brohltalstraße, in den Gebäuden der sich bis ins 19. Jahrhundert hinein 2 Getreide- ehemaligen Werkskantine der Brohltal AG mühlen, Burgmühlen genannt, die vom Brohl- befindlichen Elektrofachgeschäft (Koll) und bach angetrieben wurden. Auf deren Gelände – neuerdings – einem privaten, ambulanten errichtete der Burgbrohler Unternehmer Schoor Krankenpflege-Anbieter (Medic) besteht somit eine Trassmühle, deren Trasszementprodukti- ein Einkaufs- und Dienstleistungskomplex, in on er ab 1885 noch um die Herstellung von Gesamtansicht der ,Weilerer Fabrik‘ von Osten mit Arbeitssied- lung im Hintergrund, 1944 Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2010 u 127 Tonziegeln erweiterte. Eigene Tongruben am 1. Weltkrieg) entwickelte sich die Fabrik der Beunerhof und am Herchenberg lieferten die Stein- und Tonindustrie zum größten Arbeitge- hierzu erforderlichen Rohstoffe. Quarzite aus ber im Brohltal. Durch Aktienübergang an die einer Grube bei Oberzissen ermöglichten die Aciéres Réunies de Burbach-Esch-Dudelange Herstellung feuerfester Mörtel und Steine. (ARBED) zum 29.12.1917 wurde die Firma zu Nachdem am 12.04.1899 in Köln ein Banken- einem luxemburgischen Unternehmen. In den konsortium die ‚Stein- und Thonindustriege- 1930-er Jahren stieg die Gesamtbelegschaft al- sellschaft BROHLTAL’ ins Leben gerufen hat- ler 3 Werke (Burgbrohl, Antweiler und Urmitz) te, um Stein- und Tonlager im großen Stil zu auf über 1300 Mitarbeiter an, wobei allein für pachten und erwerben, mit deren Produkten zu das Stammwerk mit der Zentralverwaltung von handeln und diese Rohstoffe industriell weiter 700 bis 800 Beschäftigten auszugehen wäre. zu verarbeiten, kommt es zu engen Geschäfts- 1963 gehörte das Unternehmen zu den füh- beziehungen zwischen Unternehmer Schoor renden industriellen Repräsentanten des dama- und der neuen Gesellschaft. Diese erwirbt von ligen Kreises Mayen. Schoor das Areal der Trassmühle und errichtet Zum Stichtag 31.12.1970 zählte die inzwischen dort in kurzer Zeit eine Fabrik zur Herstellung nach Urmitz übergesiedelte Brohltal AG 149 von Schamotte- und Silikasteinen. Zudem Angestellte, 651 Arbeiter und 30 Lehrlinge. kauft sie große Mengen des hierzu benötigten Aus den Brohltalgemeinden Burgbrohl, Wei- Herchenberger Tons sowie Findlingsquarzite ler, Glees, Wehr, Nieder- und Oberzissen, Nie- an. der- und Oberdürenbach, Galenberg, Brenk, Steigende Nachfrage sowie wachsende Qua- Nieder- und Oberlützingen wurden täglich 60 litätsansprüche erforderten zum einen den Angestellte und 150 Arbeiter mit angemie- Ankauf eigener Gruben bei Stein (1900), Rin- teten Bussen nach Urmitz und wieder zurück gen (1912), Weitefeld (1924) und Herschbach gebracht. Darüber hinaus gab es eine Reihe von (1929), zum anderen die Ausweitung der Pro- Selbstfahrern, die auch aus dem Brohltal mit duktion, so dass die Fabrikanlagen bis 1913 eigenem PKW zur neuen Arbeitsstätte fuhren. auf ihre maximale Größe und Kapazität von 3 Von diesen nicht im einzelnen räumlich er- Brennöfen angewachsen war. Ungeachtet aller fassten Pendlern registrierte die Firma bis zu Rückschläge (2 größere Brände vom 17.06.1912 140 geparkte Fahrzeuge auf dem Firmenpark- und 18.07.1915; Versorgungsengpässe im platz vor den Werkstoren. Güterbahnhof Weiler mit Hochsilos, 1977 128 u Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2010 Über Gleisanschlüsse der annähernd zeitgleich Hochöfen, Winderhitzern, Siemens-Martin- mit der Fabrik errichteten Brohltal-Eisenbahn Öfen, Roheisen-Pfannen, Kupol-, Schmelz- und (1901/02) sowie eine eigene Feldbahn zur Schweißöfen, metallurgischen Öfen sowie bei Grube Herchenberg fanden alle benötigten säure- und laugenbeständigen Belägen oder Komponenten den Weg in die ausgedehnten feuerfesten Auskleidungen aller Art bis hin zu Bunkeranlagen des werkseigenen Rohstoffla- Feuerschirmen von Dampflokomotiven. gers im Bereich der heute noch existierenden Nach dem 2. Weltkrieg kann die Brohltal AG in massiven Gebäudeteile des ehemaligen Rho- Burgbrohl als luxemburgisches Unternehmen dius-Werks II am nach Burgbrohl hin ausge- infolge geringer Kriegsschäden die Produkti- richteten Ende des Werksareals. Beiderseits on bereits 1945 wieder aufnehmen und bald des Brohltalbahn-Streckengleises stehen noch wieder auf volle Kapazität bringen. So sind die 3 Pfeiler der ehemaligen Feldbahn ins Werk 1950-er Jahre von einer florierenden Aufwärts- hinein. Auch die Steinkohle für die Gas-Gene- entwicklung im Zuge des allgemeinen Wieder- ratoren der 3 Brennöfen nahmen den gleichen aufbaus vor allem auch in der Montan- Metall- Weg per Bahn ins Werk hinein. Am anderen und Autoindustrie gekennzeichnet – Stichwort: Ende des Werksgeländes, schon auf dem Ge- Wirtschaftwunder. biet der ehemaligen Gemarkung Niederober- 1960 verkaufte die ARBED je 1/3 ihrer Aktien weiler – daher auch die landläufige Bezeich- an der Brohltal AG an die Veitscher Magne- nung ‚Weilerer Fabrik’ – , befanden sich Tor, sit-Werke in Radenthein (Österreich) und die Pförtnerhaus, Bürogebäude sowie die Hallen zur US-Gruppe GREFCO gehörende Deutsche des ausgedehnten Fertiglagers (heutige Bebau- Mag-nesit AG (DEUMAG). Zur Kosteneinspa- ung des Nahversorgungszentrums Brohltal und rung und wegen fehlender Ausdehnungsmög- Südhälfte des Parkplatzes). Von dort führten lichkeiten an den Altstandorten Burgbrohl und insgesamt 3 Anschlussgleise (2 x Verladerampe Antweiler traf die Geschäftsleitung ebenfalls / 1 x Lager) zum ehemaligen Personenbahnhof 1960 den Beschluss, die Werke Antweiler und Weiler der Brohltalbahn, wo die Lokomotiven Burgbrohl zugunsten einer zentralen Fertigung umsetzten und die mit feuerfesten Steinen und aller Produkte im Werk Urmitz aufzugeben und Mörtel beladenen Züge nach Brohl brachten, dort die Anlagen für Fertigungslinien Magnesit von wo aus der Weiterversand per Staatsbahn und Schamotte zu modernisieren bzw. neu zu (Umladebahnhof) oder Schiff (Brohler Hafen) schaffen. zum Endkunden erfolgte. 1964/65 sind dort die neuen Produktionshal- Zu dem Stammwerk Burgbrohl und der im len mit ihren Öfen, Trocknern und sonstigen Jahre 1900 angekauften Fabrik der Antweiler Einrichtungen fertiggestellt, so dass sukzessive Thon- und Chamottewerke GmbH kam noch die Verlegung der Abteilungen von Antweiler eine dritte Produktionsstätte hinzu: Auf einem und Burgbrohl nach Urmitz beginnt. Als letzte 1920 erworbenen Areal in Urmitz-Rhein bei räumen Geschäftsleitung und Verwaltung ter- Koblenz errichtete die Stein- und Thonindus- mingerecht zum 01.01.1968 ihr Bürogebäude trie-Gesellschaft Brohltal eine moderne Silika- in Burgbrohl-Weiler. stein-Fabrik, die 1923 ihre Arbeit aufnahm. Mit Mit der Übernahme in die GREFCO-ÖAMAG- diesen 3 Fabriken deckte die ‚Brohltal AG für DEUMAG-Gruppe wird die Brohltal AG letzt- Stein- und Tonindustrie Burgbrohl’ – so der lich zu einem US-Unternehmen. 1973 verlegt Name seit 1938 – eine breite Sortimentspalette die Verkaufsorganisation DEUMAG ihren Sitz von basischen und halbsauren Schamottestei- von München nach Urmitz und fusioniert 1974 nen, Feuerfest-Leichtsteinen, Silika- und mit der Brohltal AG zur ‚BROHLTAL-DEUMAG Mag-nesitsteinen, Chromerz-, Chrommagne- Aktiengesellschaft für feuerfeste Erzeugnisse’. sit-, und hochfeuerfesten Sondersteinen sowie Nach einigen weiteren Umstrukturierungen und feuerfesten Mörteln und Stampfmassen ab. Namensänderungen (RADEX Deutschland AG) Verwendung fanden diese Produkten in Feu- firmiert das Urmitzer Unternehmen inzwischen erungsanlagen und Industrieöfen aller Art wie (2009) als RHI-Refractories. Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2010 u 129 Verkauf an und Nutzung durch die Produktlinie endete 2003. Seitdem wurde der Rhodius-Gruppe untere Bereich des ehemaligen Werkes II als 1966 erwerben die Gebrüder Rhodius in Burg- Leergutlager von der Rhodius-Mineralquellen brohl Werk und Areal von der Brohltal AG und und Getränke GmbH genutzt. Zu diesem Zweck beginnen noch während der Übergangsphase wurden am 10.04.2006 auch zwei Lagerzelte 1966/67 mit dem Abriss der Ofengebäude 1 für 2 Jahre angemietet, die auf der durch Abriss und 3, der Sprengung des Schornsteins 3 (1967) gewonnenen Freifläche errichtet wurden. Sie sowie der Umgestaltung der Gebäude für ih- dienten bis zur Fertigstellung des neuen Rho- re Zwecke. Schornstein 1 wird freigelegt und dius-Getränke-Logistik-Zentrums (Offizielle bleibt ohne Funktion bis 1993 stehen. Schorn- Eröffnung: 09.05.2008) als Übergangslösung stein 2 hingegen wird noch längere Zeit ge- und Provisorium zur Entlastung des Getränke- nutzt. Das Werkstor wird an die durch Abriss Versands und -Verpackungs-Managements