NATIONALPARK HUNSRÜCK

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK UND ZUR ZUKUNFTSFÄHIGEN ENTWICKLUNG DER NATIONALPARKREGION IMPRESSUM

Titel: Nationalpark Hunsrück – Konzept der Landesregierung zur Einrichtung eines Nationalparks im Hunsrück und zur zukunftsfähigen Entwicklung der Nationalparkregion.

Herausgeber: Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz • Kaiser- Friedrich-Straße 1 • 55116 • Internet: www.mulewf.rlp.de • E-Mail: [email protected] • Telefon: 06131/16-0

Bearbeitung: Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz • Projekt- gruppe Nationalpark • unter Mitwirkung der rheinland-pfälzischen Ministerien: Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur • Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung • Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografi e • Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur • Ministerium der Finanzen sowie Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord.

Bildbeiträge: © Gerhard Hänsel, Brücken, Titelbild

Textsatz, Bild- und Grafi kbearbeitung, Gestaltung: Christine Saritas • Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft • Hauptstraße 16 • 67705 Trippstadt

Lektorat: Gisela Hüber

Druck: Görres Druckerei und Verlag GmbH, Niederbieberer Straße 124, 56567 Neuwied, 1. Aufl age, 2500 Exemplare

Mainz, September 2013

Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Landesregierung Rheinland-Pfalz herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch Wahlbewerbern oder Wahlhelfern im Zeitraum von sechs Monaten vor einer Wahl zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags-, Kommunal- und Europawahlen. Missbräuchlich ist während dieser Zeit insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Den Par- teien ist es gestattet, die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer Mitglieder zu verwenden. NATIONALPARK HUNSRÜCK

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK UND ZUR ZUKUNFTSFÄHIGEN ENTWICKLUNG DER NATIONALPARKREGION VORWORT

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

die Bundesrepublik Deutschland hat im Jahr 2007 die Nationale Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt beschlossen. Sie beinhaltet unter anderem das Ziel zehn Prozent des Staatswaldes der freien Entwicklung zu überlassen. Vor diesem Hintergrund hat sich die Landesregierung für die Einrichtung ei- nes Nationalparks in Rheinland-Pfalz ausgesprochen. In unserer Landesverfassung heißt es in Artikel 69 Abs. 1: „Der Schutz der Natur und Umwelt als Grundlage gegenwärtigen und künftigen Lebens ist Pfl icht des Landes, der Gemeinden und Gemeindeverbände sowie aller Menschen.“ Schon die Bezeichnung Nationalpark besagt, dass es sich um ein Vorhaben von nationaler Bedeutung handelt. Von Anfang an hat die Landesregierung hervorgehoben, dass ein Nationalpark großes Poten- zial zur Entwicklung auch einer Nationalparkregion bietet. In unserer einzigartigen Hunsrücklandschaft liegen die Chancen im Gleichklang von Naturschutz, nachhaltigem Tourismus und zukunftsfähiger Regionalentwicklung. Wir wollen den Nationalpark als zentralen Beitrag zur Entwicklung der Region. Der demografi sche Wandel birgt eine Riesenchance, es gilt, die Gelegenheit zu ergreifen, statt sie verstrei- chen zu lassen! Wir wollen die Region noch bekannter machen und zu einem Anziehungspunkt in ganz Deutschland machen. Durch die Fortführung und Verstärkung bereits erfolgreicher Prozesse zur Dorf- und Regionalentwicklung stiften wir regionale Identität und Zusammenhalt. Das Landeskonzept ist ein Angebot an die Region. Es bietet ein kurz-, mittel- und langfristiges Handlungsprogramm. Wer sich der Nationalparkregion zugehörig fühlt, kann und soll sich einbringen. Natürlich werden ein Nationalpark und eine Nationalparkregion auch mit Landesmitteln gefördert. Zudem haben wir keinen Zweifel daran gelassen, dass sämtliche Flächen für einen Nationalpark aus dem Eigentum des Landes gestellt werden. Und für uns der wichtigste Punkt: Ein Nationalpark kann nur dann wirklich erfolgreich sein, wenn er mit den Menschen in der Nationalparkregion gemeinsam gestaltet wird. Nachdem die Hunsrück-Hochwald-Region ihr Interesse an einem Nationalpark bekundet hatte, be- gann ein angelegter Bürgerdialog, der bereits beeindruckende Ergebnisse hervorbrachte. Auch die Kommunen im Naturpark -Hunsrück führen eine zielorientierte Diskussion. Dieser Dialog ist dem rechtsförmlichen Verfahren zur Einrichtung eines Nationalparks vorgeschaltet. Im Sinne von gelebter Bürgerbeteiligung wird der Prozess sicher auch als Vorbild für andere Verfahren dienen.

4 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK Die Ergebnisse dieses Dialoges spiegeln sich wider in dem nun vorgelegten Konzept der Landesregie- rung zur Einrichtung eines Nationalparks im Hunsrück und zur zukunftsfähigen Entwicklung der Nationalparkregion. Es nimmt auf, was die Bürgerinnen und Bürger in der Hunsrück-Hochwald-Region an Zielvorstellungen entwickelt haben. Es nimmt diese Vorstellungen ernst: etwa bei der Gebietskulisse, dem Brennholzkonzept, dem Regelwerk und vielem mehr. Das vorliegende Konzept soll auch verdeut- lichen, dass es sich um den Beginn eines Prozesses handelt. In der weiteren Entwicklung wird niemand ausgeschlossen sein. Kommunikation, Dialog und Beteiligung sollen auch künftig das tragende Prinzip sein. Wir glauben an die beste Lösung durch das aktive und konstruktive Mitdenken und Mithan- deln der Bürgerinnen und Bürger. Die Idee und zugleich die Perspektive eines Nationalparks in Rheinland-Pfalz ist, den Schutz unserer Lebensgrundlagen mit den Chancen für diese einzigartige, ländliche Region zu verbinden. Wenn wir dies gemeinsam wollen und gemeinsam umsetzen, werden wir erfolgreich sein.

Malu Dreyer Ulrike Höfken

Ministerpräsidentin Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 5 INHALTSVERZEICHNIS

1. NEUE WEGE: NACHHALTIGE ENTWICKLUNG IM DIALOG ...... 11

2. ENTWICKLUNG DER NATUR: WILDNIS ZULASSEN - NATURPOTENZIAL NUTZEN ...... 14 2.2 Zonierung ...... 15 2.2.1 Zonen, Defi nitionen ...... 15 2.2.2 Prozessschutz ...... 16 2.2.3 Entwicklung ...... 17 2.2.4 Management ...... 17 2.3 Waldschutz ...... 19 2.4 Wildbestandsregulierung ...... 21 2.5 Forschung / Monitoring ...... 25 2.6 Wegekonzept und Besucherlenkung ...... 27 2.7 Brennholzbereitstellung ...... 29

3. GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG: NEUE CHANCEN FÜR DIE MENSCHEN ...... 31 3.1 Demografi e ...... 32 3.1.1 Bevölkerungsstruktur ...... 32 3.1.2 Gesundheit ...... 34 3.1.3 Arbeitsplatzsituation ...... 35 3.2 Bildung ...... 36 3.2.1 Schulen, Hochschulen ...... 36 3.2.2 Umweltbildung und Naturerleben ...... 38 3.2.3 Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, Info-Stellen ...... 49

6 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 4. ENTWICKLUNG DER REGION: AUF DIE EIGENEN STÄRKEN ZU SETZEN...... 55 4.1 Stadt- und Dorfentwicklung ...... 56 4.1.1 Instrument: Aktion Blau Plus ...... 57 4.1.2 Weitere Instrumente ...... 58 4.2 Wirtschafts- und Strukturentwicklung ...... 61 4.2.1 Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung ländlicher Räume (ELER); ELER-Entwicklungsprogramme PAUL und EULLE ...... 65 4.2.2 Rohstoffi nitiative Holz, Produktinnovation ...... 69 4.2.3 Erneuerbare Energien, Energieeffi zienz, Windkraft...... 71 4.2.4 Breitbandversorgung ...... 73 4.2.5 Wasser ...... 74 4.2.5.1 Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung ...... 74 4.2.5.2 Schutz vor Hochwasser und Überschwemmungen ...... 77 4.3 Regionalvermarktung, Vermarktung der Region – von regionalen Produkten bis hin zur Tourismusentwicklung ...... 78 4.3.1 Regionale Produkte / Vermarktung ...... 78 4.3.2 Tourismus ...... 81 4.4 Mobilität ...... 85 4.4.1 Personennahverkehr ...... 85 4.4.2 Schiene ...... 87 4.4.3 Straßen ...... 88 4.4.4 Radwege ...... 91

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 7 5. IN ALLER FORM: DEN NATIONALPARK AUSWEISEN - DAS NOTWENDIGE REGELN ...... 93 5.1 Gesetz zur Ausweisung des Nationalparks ...... 93 5.2 Auswirkungen auf weitere bestehende Regelungen und Berechtigungen ...... 96 5.3 Rechtsverordnung zur Regulierung der Wildbestände und Wahrnehmung des Jagdrechts im Nationalpark ...... 98 5.4 Staatsvertrag / Rheinland-Pfalz ...... 99

6. ORGANISATION DES NATIONALPARKS: EFFIZIENT UND KOOPERATIV ...... 101 6.1 Organisation des Nationalparkamtes ...... 101 6.2 Arbeitsplatz Nationalparkamt ...... 103 6.3 Forst-Organisation im Umfeld ...... 105 6.4 Haushalt des Nationalparks ...... 107 6.5 Gebäudenutzung für Zwecke des Nationalparks, Flächenmanagement ...... 108 6.6 Kooperation und Partizipation ...... 109

7. GESAMTAUSBLICK: JETZT HAT DIE REGION DAS WORT ...... 111

8. INSTRUMENTEN-STECKBRIEFE ...... 113 8.1 Dorferneuerung ...... 113 8.2 Städtebauliche Erneuerung / Städtebauförderung ...... 115 8.3 Investitionsstock ...... 117 8.4 Baukulturinitiative ...... 118 8.5 Wasserwirtschaftliche Förderung ...... 118 8.6 Expertengruppe „Modell-Dörfer“ ...... 121 8.7 Modellprojekt „Starke Kommunen – Starkes Land“ ...... 121 8.8 US-Modernisierungsprogramm ...... 121

8 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 8.9 Ökopool ...... 122 8.10 Bodenordnung und Waldfl urbereinigung ...... 123 8.11 Nachhaltige Ressourcen- und Landnutzung ...... 125 8.12 Fundraising ...... 127

9. KARTEN UND STATISTIKEN ...... 129 9.1 Übersicht, Lage in der Region ...... 129 9.2 Lage im Naturpark Saar-Hunsrück ...... 130 9.3 Nationalparkregion ...... 131 9.4 Außengrenzen / Luftbild ...... 132 9.5 Außengrenze / topographische Karte ...... 133 9.6 Außengrenzen, Waldbesitzarten und Gemarkungen ...... 134 9.7 Baumartenverteilung ...... 135 9.8 Standorte von Schulen und Kindertagesstätten ...... 136 9.9 Jugendfreizeitstätten und -herbergen ...... 137 9.10 Mögliche Info-Punkte ...... 138 9.11 Bestehende Optionen für Gebäude- und Betriebsstättennutzung ...... 139 9.12 Übersicht Breitbandversorgung ...... 140 9.13 Versuchsfl ächen der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft 142 9.14 Gewässer in der Nationalparkregion ...... 143 9.15 Statistik zu Gäste- und Übernachtungszahlen ...... 144

10. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ...... 146

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 9 10 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 1. NEUE WEGE: NACHHALTIGE ENTWICKLUNG IM DIALOG

Hintergrund Der bisherige Prozess Nachhaltigkeit im umfassenden Sinne heißt heu- Die Landesregierung hat nach einer fachlichen te, die ökonomischen, ökologischen und sozialen Vorklärung zunächst fünf Gebiete in die engere Bedingungen dauerhaft so zu entwickeln und Wahl genommen. Maßgebliche Kriterien für die zu sichern, dass die Bedürfnisse der Gegenwart Suche waren: befriedigt werden, ohne zu riskieren, dass künfti- ■ Die Fläche ist im Landeseigentum. ge Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht ■ Es ist ein zusammenhängender Flächenzu- befriedigen können. schnitt von wenigstens 8.000 bis rund 10.000 Zurzeit erleben wir, dass einerseits urbane Bal- Hektar möglich. lungsgebiete wachsen und andererseits der Anteil ■ Die Fläche ist von großen Infrastruktur-Tras- älterer Menschen an der Bevölkerung spürbar sen weitgehend unzerschnitten. steigt. Die Einwohnerzahl im ländlichen Raum ■ Die Fläche enthält zumindest in großen Teilen sinkt, dass dort die Kaufkraft schwindet. Es gilt, bereits naturnahe Bereiche wie Laubwälder, trotz dieser starken und weiterhin greifenden Moore oder Felsen. Trends zukunftsfähige Perspektiven für struktur- ■ Die Fläche ist ein bedeutender Knoten im schwache ländliche Räume zu entwickeln. überregionalen Biotopverbund für Wälder.

Dies bedeutet, wirtschaftliche und soziale Lebens- Zunächst galt es festzustellen, ob die jeweilige modelle zu entwerfen, die nicht nur leistbar und Region bereit ist, sich gemeinsam mit dem Land auf Dauer bezahlbar sind, sondern die auch Natur auf das Vorhaben einzulassen. Die positiven Rück- und Landschaft aus ihrem Eigenwert als Kapital läufe verdichteten sich auf die Gebiete Soonwald erkennen. Neben dem Nutzungsaspekt gewinnen und Hochwald-Idarwald. Eine klare Interessens- insbesondere die Natürlichkeit und Unberührtheit bekundung für ein eigenständiges Gebiet und eine von Landschaften an Bedeutung. Fortsetzung des Prozesses lag am Ende lediglich Mit der Einrichtung eines Nationalparks will die aus der Hochwaldregion vor. Landesregierung dieser Idee Rechnung tragen. Sie Im Dialog mit der Region folgt dabei den Zielen der im Jahr 2007 verab- schiedeten Nationalen Strategie zur biologischen Ende Mai 2012 startete die Landesregierung die Vielfalt, die durch die „Waldstrategie 2020“ der sogenannte Dialogphase mit der Region. In den Bundesregierung bekräftigt wurde. Im öffentli- umfassenden Beteiligungsprozess waren Bürger- chen Wald, also im Staatswald sollen bis zum Jahr arbeitskreise, die Bürgerinitiative, der Naturpark 2020 landesweit zehn Prozent der Waldfl äche Saar-Hunsrück, kommunale Gremien, Anspruchs- sich frei entwickeln können. Der Nationalpark und Interessengruppen, Betriebe, die Kammern bildet hierbei einen Schwerpunkt. und private Personen eingebunden. Fünf Natio-

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 11 nalparkforen haben unter breiter Beteiligung der Struktur des Konzeptes Öffentlichkeit in der Nationalparkregion jeweils Im Zentrum des Vorhabens „Nationalpark Rhein- Teilergebnisse dieses Konzeptes intensiv disku- land-Pfalz“ steht die Ausweisung eines ökologisch tiert. besonders wertvollen natürlichen Lebensraumes. Der bisherige Weg ist konsequent auf Informa- Die Entwicklung der Natur, der großen Stärke tion, Dialog und Beteiligung ausgerichtet. Die dieses Raumes, greift das Kapitel 2 auf. Da die Dialogphase hat den Weg für eine Kultur des Landesregierung diesen Weg gemeinsam mit der Vertrauens und des Miteinanders bereitet. Sie hat Bevölkerung vor Ort gehen möchte, folgt dann wichtige Ergebnisse zutage gebracht, die Eingang eine Betrachtung der gesellschaftlichen Entwick- in das Konzept des Landes gefunden haben. Auch lung in Kapitel 3. Es gibt einen Einblick in die der weitere Weg zur Einrichtung und zum Be- große Herausforderung, die der demografi sche trieb eines Nationalparks sowie zur Entwicklung Wandel mit sich bringt. Ferner wird die Bildung als und Umsetzung von Projekten in der National- Schlüssel auf dem Weg zur nachhaltigen Entwick- parkregion wird sich an diesen Leitprinzipien der lung unter den bestehenden Voraussetzungen Kooperation und Partizipation orientierten. Der beleuchtet. Hieran schließt sich ein Kapitel an, Dialog geht weiter. das die Bevölkerung explizit eingefordert hat, das durch den Nationalpark aber auch eine neue Das Landeskonzept basiert auf Perspektive erhält: die Entwicklung der Region Dialogergebnissen (Kapitel 4). Der förmlichen Ausweisung und den Ein Projektteam des Ministeriums für Umwelt, Regelwerken widmet sich Kapitel 5. Es folgt in Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Kapitel 6 eine Darstellung der Organisation des sowie alle fachlich betroffenen Ressorts haben Nationalparks, die auch die weitere Beteiligung das Vorhaben begleitet. Das Landeskonzept ist der Region beleuchtet. Den Abschluss bildet ein Entscheidungsgrundlage für die weiteren Schritte. Gesamtausblick in Kapitel 7. Vertiefende Instru- Es bezieht sich zu großen Teilen auf die Ergebnisse mentensteckbriefe sowie Karten und Statistiken des Dialoges und greift auch auf die Struktur- und liefern die Kapitel 8 und 9. analyse aus dem Modellprozess „Mitmachen!“ im Landkreis zurück. Am 23. Mai 2013 Struktur der Kapitel wurde der rheinland-pfälzischen und der saarlän- Eine kurze Hintergrundbeschreibung führt jeweils dischen Landesregierung die Erwartungshaltung in die einzelnen Kapitel ein. Darauf folgt – soweit der Region in Form eines kommunalen Eckpunkte- abbildbar - die Erwartungshaltung der Region, papiers übergeben. Nicht alle einzelnen Gesichts- die aus der Dialogphase erwachsen ist. Anschlie- punkte und Erwartungen der Dialogphase können ßend zeigt die Landesregierung mit ihren Zielen auf wenigen Seiten abgebildet werden. Es ist ein und Grundsätzen, wie sie die beschriebenen Extrakt, der einen Abgleich wesentlicher Vorstel- Erwartungen aufgreift und einschätzt. Vorgestellt lungen der Region mit den rechtlich und fi nanziell werden auch die Instrumentarien, die das Land zur möglichen und politisch notwendigen Rahmen- gemeinsamen Bewältigung dieser Herausforde- bedingungen der Landesregierung vornimmt. Im rungen zur Verfügung stellt. weiteren Prozess wird man sich auch mit darüber hinaus bereits benannten Vorhaben auf kommu- naler Ebene befassen und sie mit Fortgang des Projektes weiter verfolgen.

12 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK Struktur der Instrumente Voraussetzung für alle Maßnahmen ist die jeweili- In allen Handlungsfeldern werden kurz-, mittel- ge Verankerung in den geltenden Haushalten. und langfristig geplante Vorhaben beschrieben. Über dieses Konzept hinausgehende Detailinfor- Hierbei sind folgende Zeithorizonte gemeint: mationen, die die Fachleute des Projektteams bei ■ Kurzfristig: Ab sofort bis zur förmlichen Eröff- den verschiedenen Nationalparkforen vorgestellt nung des Nationalparks. haben, fi nden sich im Internet unter www.nationalpark.rlp.de. ■ Mittelfristig: Vom Start des Nationalparks bis 2020 (ausgerichtet auf die kommende EU- Förderperiode). ■ Langfristig: Über das Jahr 2020 hinaus.

In Kürze:

■ Kernthemen des Landeskonzeptes: Naturschutz, Entwicklung des ländlichen Raums, Naturerleben, Umweltbildung. ■ Die enge Einbindung der kommunalen Gremien und die Bürgerbeteiligung werden auch künftig weitergeführt. ■ Die Bürgerbeteiligung wird auch künftig weitergeführt. ■ Wir stehen am Anfang eines gemeinsamen Prozesses.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 13 2. ENTWICKLUNG DER NATUR: WILDNIS ZULASSEN - NATURPOTENZIAL NUTZEN

Der Nationalpark ist Bestandteil einer großen zusammenhängenden Waldlandschaft. Eingebettet in die- sen Naturraum entfaltet er Wirkungen im Inneren, aber auch vielfältige Wechselwirkungen mit seinem Umfeld. Es folgt zunächst eine Beschreibung des Gebiets, verbunden mit einem Ausblick auf die zu erwartende Entwicklung. Daran schließen sich die Kapitel „Waldschutz“, „Wildbestandsregulierung“ und „Forschung / Monitoring“ an. Sie stellen dar, mit welchen Konzepten Praxis und Wissenschaft die Ent- wicklung begleiten werden. Darüber hinaus zeigen sie auf, wie die Wegeführung das Gebiet einerseits für die Menschen erlebbar macht, andererseits aber auch beruhigen soll. Nicht zuletzt geht es um die Frage, nach welchen Grundsätzen der örtlichen Bevölkerung dauerhaft Brennholz bereitgestellt wird.

2.1 Grenzen, Lage, Kennzahlen der Region. Zugleich sind mit dieser Planung die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung eingefl ossen. Aktueller Abgrenzungsentwurf Die vorläufi ge Fläche des Nationalparks umfasst Der Nationalpark liegt im südwestlichen Huns- auf rheinland-pfälzischem Gebiet insgesamt über rück und umfasst Teile des Hochwaldes. Die 8.000 bis rund 10.000 Hektar. vorgeschlagene Abgrenzung ist das Ergebnis Im Saarland soll der Nationalpark auf der angren- zahlreicher naturschutzfachlicher Prüfungen, viel- zenden Fläche zwischen Neuhütten und Otzen- fältiger Gespräche mit Kommunen, Bürgerinnen hausen fortgeführt werden. Nach derzeitigen und Bürgern sowie Unternehmen. Auch forst- Überlegungen auf saarländischer Seite würde das wirtschaftliche Gesichtspunkte, die sich im Lauf Gebiet hierdurch um weitere circa 940 Hektar der Dialogphase herausgestellt haben, sind mit ergänzt. eingefl ossen. Die endgültige Festlegung erfolgt im Lediglich zwei Straßen haben derzeit mit über rechtsförmlichen Verfahren und kann daher Ände- 1.000 Fahrzeugbewegungen am Tag „zerschnei- rungen unterliegen. Das Gebiet erfüllt in diesem dende“ Wirkung: die B 269 von Idarbrücke Zuschnitt die in Kapitel 1 genannten Kriterien. Richtung Birkenfeld und die B 422 bei Katzenloch. Es umfasst von den Orten Damfl os, Züsch und Dennoch gibt es hier zusammenhängende Wald- Neuhütten im Westen bis nach Mörschied im fl ächen von insgesamt mehreren tausend Hektar, Osten auf circa 27 Kilometer Länge ein zusam- insbesondere in den Bereichen Vorkastell, Fried- menhängendes Gebiet. Westlich der B 269 ist die richskopf und Ruppelstein. Fläche bis auf circa sieben Kilometer Breite etwa zwischen im Norden und im Naturraum Süden geweitet. Die Landschaft ist gekennzeichnet durch große Die Rodungsinseln um die Ortschaften Börfi nk, Höhen- und Klimaunterschiede auf engem Raum. Thranenweier und Muhl sind ausgenommen. Der tiefste Punkt liegt am Idarbach zwischen Östlich der B 269 ist die Fläche schmaler (maxi- Brücke und Katzenloch bei circa 380 mal 2,5 Kilometer breit) und umfasst zusammen- Metern, der Erbeskopf ist höchster Punkt im Ge- hängend die Höhenzüge vom Ringelkopf über die biet und gleichzeitig höchster Berg in Rheinland- Wildenburg bis zur Mörschieder Burr. Pfalz mit 816 Metern NN. Hierdurch unterschei- den sich die mittleren Jahrestemperaturen vom Das Gebiet enthält in diesem Zuschnitt einen tiefsten bis zum höchsten Punkt um nahezu drei bedeutenden Teil der naturnahen Lebensräume Grad Celsius. Die mittleren Jahresniederschläge

14 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK reichen von 820 bis 1.100 Millimeter jährlich. über die Hunsrückhöhen hinweg in West-Ost- Richtung. Als geologisches Ausgangsmaterial fi ndet man vorherrschend den im Zeitalter des Devon entstandenen Taunusquarzit. Daraus haben sich 2.2 Zonierung als Böden überwiegend basenarme Braunerden gebildet. Die vorherrschende natürliche Waldge- sellschaft ist der Hainsimsen-Buchenwald. 2.2.1 Zonen, Defi nitionen Das Gebiet zeichnet sich durch eine Vielzahl von Quellen und Bächen aus. Es bestehen Wasser- Das Bundesnaturschutzgesetz legt in § 24 Absatz scheiden in Richtung , Saar und Mosel. 2 fest, „Nationalparke haben zum Ziel, in einem überwiegenden Teil ihres Gebiets den möglichst Baumartenzusammensetzung ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer Der Anteil der Laubbäume im aktuellen Gebiets- natürlichen Dynamik zu gewährleisten. …“ Von entwurf beträgt 55 Prozent, davon entfallen 48 besonderer Bedeutung sind die internationa- Prozent auf die Buche. Bei den Nadelbäumen do- len Standards der Internationalen Union für die miniert mit einem Gesamtanteil von 37 Prozent Bewahrung der Natur und natürlichen Ressourcen die Fichte. (IUCN). Darüber hinaus liefern die nationalen Der Bestand an Bäumen, die älter als 120 Jahre Standards vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) sind, macht nach den Daten der Forsteinrichtung und von EUROPARC wichtige Hinweise. Die ver- eine Fläche von 2.283 Hektar aus (= 24 Prozent). schiedenen Zonen haben unterschiedliche Funkti- onen und unterliegen daher unterschiedlichen Re- Weitere Schutzgebiete und Biotoptypen gelungen. Auf diese Weise werden die Wildnisziele In der Nationalparkkulisse liegen Naturschutzge- sowie die weiteren Schutz- und Entwicklungsziele biete mit einer Fläche von 529 Hektar. Auf 2.273 des Nationalparks in die umgebende Kulturland- Hektar wurden FFH-Gebiete ausgewiesen. Die schaft integriert. Fläche der kartierten Biotoptypen beträgt 2.115 Im Nationalpark Hunsrück werden zwei Zonenty- Hektar. pen unterschieden: Biotoptypen mit herausragender Bedeutung sind ■ Naturzone: Sie nimmt mindestens 75 Prozent die Hangmoore (Hangbrücher), die Quarzitschutt- der Fläche ein. Hier geht es um dauerhaften halden (Rosselhalden) und die altholzreichen und fl ächendeckenden Prozessschutz, das Laubwälder. Das Gebiet zählt zu den vom Bun- bedeutet: „Natur Natur sein lassen“. desamt für Naturschutz benannten „Hotspots der ■ Pfl egezone: Hier fi ndet eine dauerhafte Biologischen Vielfalt“. Gestaltung und Steuerung statt. Das Ziel ist, pfl egeabhängige Biotope, bestimmte Arten Offenheit als Zukunftsoption oder Erlebnismöglichkeiten für Besucher zu Die derzeit als Nationalpark ausgewählte Hoch- erhalten und zu fördern. waldfl äche bietet Optionen für Gebietserweite- Zusätzlich zu diesen dauerhaften Zonen werden rungen im unmittelbaren Umfeld. Diese können zwei weitere Bereiche eingeführt. Sie sind jedoch sich aus fachlichen Überlegungen ergeben und/ temporär und fl exibel angelegt: oder im Rahmen von Flächentausch zu Zwecken ■ Entwicklungs-Bereiche: Das sind Flächen in der Arrondierung sinnvoll sein. Ebenso bestehen der Naturzone, auf denen übergangsweise Möglichkeiten im Zuge des Biotopverbundes (bis zu 30 Jahre) gezielt Maßnahmen durch- weitere naturschutzfachlich wertvolle Flächen in geführt werden, ehe auch sie in den Prozess- ein entsprechendes Gesamtkonzept einzubinden, schutz übergehen. und zwar sowohl in Nord-Süd-Richtung als auch ■ Rand-Bereich: Der Außenrand des National-

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 15 parks wird in maximal 1.000 m Tiefe gezielt im Verlauf der letzten Jahrhunderte in Mitteleu- auf Waldschädlinge beobachtet. Drohen sich ropa diese urwüchsigen, abwechslungsreichen Schädlinge auszubreiten und umgebende Landschaftsbilder in Kulturwälder umgewandelt Wirtschaftswälder zu gefährden, werden dort worden. So konsequent und fl ächendeckend, Waldschutzmaßnahmen ergriffen. Es kann dass die Erinnerung daran nur noch in Mythen vorsorgend und akut gehandelt werden. und Märchen als Archetypus vom tiefen, geheim- Nachfolgend werden die Ziele und Grundsätze der nisvollen Wald weiterlebt. In einem National- Zonierung erläutert. park wird die Gestaltungskraft der Natur solche ursprüngliche, inspirierende Landschaften auf einer großen, zusammenhängenden Fläche erneut 2.2.2 Prozessschutz entstehen lassen. Es wird ein Geschenk an unsere Kinder und Enkelkinder sein, dieses Faszinosum im Nationalpark als Gegenpol zur Kulturlandschaft Prozessschutz bedeutet das Zulassen aller natürli- erleben zu können. chen, also von selbst ablaufenden Prozesse, ohne direktes Zutun des Menschen. Das umfasst das In der Naturzone unterbleibt die Nutzung von natürliche Wachsen der Vegetation, die natürli- Land. Ausnahmen sind die Einrichtung und che Dynamik von Tierpopulationen, das Zulassen Unterhaltung bestimmter Wege und Plätze, die von Absterben und Selbsterneuerung, Mosaik- den Besuchern freies und stilles Naturerlebnis im Zyklen in unterschiedlichen Maßstäben, die freie Sinne der Gesamtzielsetzung ermöglichen sollen. Entfaltung der Moore und Gewässer sowie die Davon ausgenommen sind auch die erforderlichen Veränderungen in den Felsbereichen. In genutzten Maßnahmen zur Wildbestandsregulierung und Wäldern erfolgt die Entnahme von Bäumen zu Trinkwasser-Entnahme. einem wirtschaftlich optimalen Zeitpunkt, lange Prozessschutz umzusetzen, bedeutet ergebnis- bevor die Bäume ihr natürliches Alter erreicht offen zu sein: Nicht ein bestimmtes Waldbild haben. Die Alt- und Totholzanteile unserer Wälder oder bestimmte Arten sind das Ziel, sondern die werden hierdurch eingeschränkt und mit ihnen fortlaufende und teils zyklische Entwicklung der ihre Lebensgemeinschaften und deren natürliche Natur selbst – mit allen Zufällen, Überraschungen Dynamik. Hier setzt Prozessschutz an. Im Nati- und Zwischenstadien, die ihrerseits viele Arten onalpark fi ndet Prozessschutz fl ächendeckend und Lebensräume beherbergen, sei es ständig in der Naturzone statt und kann mit dem Motto oder vorübergehend. der Nationalparke „Natur Natur sein lassen“ umschrieben werden. Dadurch entsteht eine Langfristig werden nach derzeitigem Kenntnis- sich ständig verändernde „Wildnis“ oder kann stand Buchenwälder den Nationalpark domi- bestehen bleiben. Im Gegensatz zu kleineren nieren. Im Entwicklungsprozess können sich je Prozessschutzfl ächen können in der großen sich nach Dynamik auch Übergangsstadien, andere eigendynamisch entwickelnden Naturzone des Lebensräume und auch offene lichte Stellen Nationalparks natürliche Prozesse ablaufen, die ergeben. Das daraus entstehende, sich immer nicht oder wenig durch Einfl üsse von außen be- wieder verändernde Mosaik ist wesentlicher einfl usst werden. Bestandteil biologischer Vielfalt. Dies gilt auch für die Entwicklung der zu Prozessbeginn noch mit Viele Menschen bewundern ehrfürchtig die Baum- Nadelbäumen bestockten Flächen, die nicht zur riesen, die sich heute noch vereinzelt als Dorfl inde natürlichen Waldgesellschaft gehören. oder alte Huteeiche fi nden lassen. Kaum jemand kann sich vorstellen durch einen heimatlichen Prozessschutz und im Ergebnis „Wildnis“ ist der Wald mit tausenden solcher faszinierenden Kern des Nationalparks. Er schafft Lebensräu- Baumgestalten, unterbrochen von geheimnisvol- me für Arten und Lebensgemeinschaften, die an len Mooren, zu wandern. Kein Wunder, sind doch anderer Stelle keine oder weniger Chancen haben.

16 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK Er liefert unersetzbare Beiträge und Ergänzungen stellt werden. Zur Unterstützung solcher Maß- zur Biodiversität. Im Ergebnis „Wildnis“ entsteht nahmen haben die Stiftung Natur und Umwelt durch den Prozessschutz die einzigartige Erleb- Rheinland-Pfalz und Landesforsten bei der nisqualität des Nationalparks mit Wirkungen für EU-Kommission im Hinblick auf den Nationalpark Tourismus, Bildung und Forschung. Sie bietet die einen gemeinsamen Projektantrag im Rahmen des Möglichkeit, den Unterschied zwischen Kultur- Programms „LIFE“ mit einem Volumen von landschaft und Wildnis zu erfahren. Zugleich 2 Millionen Euro eingereicht. stellt sie die unersetzbare Ergänzung zu genutzten In besonderen Fällen ist auch im Rand- und im Räumen und zu bewirtschafteten Wäldern mit Entwicklungsbereich die Unterpfl anzung mit deren Arten und Lebensräumen dar. Großfl ächi- heimischen Laubbaumarten (meist Buchen-Vor- ger Prozessschutz, wie er in der Naturzone der ausverjüngung) möglich. Naturnahe Entwicklun- Nationalparke zum Zuge kommt, bringt daher gen lassen sich so schneller einleiten. Auch einer mehrfachen Nutzen. Als ein wesentliches, ergän- weiteren Versauerung von Standorten im Einzugs- zendes Element des Naturschutzes dient er der bereich von Trinkwasserentnahmen kann man so Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrate- entgegenwirken. gie sowie auch der Regionalentwicklung und der Bildung. Als großfl ächiges Freilandlabor, in dem Grundsätzlich gilt das Gleiche auch für Bereiche die Natur selber „experimentiert“, können aus einer künftigen Pfl egezone. Dort werden dann dem Nationalpark wichtige Erkenntnisse und Im- jedoch statt einer ergebnisoffenen, natürlichen pulse sowohl für den angewandten Naturschutz Entwicklung ganz gezielt bestimmte Arten und als auch für die naturnahe Forstwirtschaft in der Lebensräume entwickelt und dauerhaft gefördert. Kulturlandschaft kommen. So können degradierte, ehemals magere Wiesen wieder extensiviert oder historische Waldbilder Die Naturzone als Kerngebiet des Prozessschutzes erhalten werden. Auch kulturhistorisch bedeutsa- umfasst nach derzeitigem Entwurfsstand zu Be- me Standorte lassen sich dadurch in neuem Licht ginn der 30-jährigen Übergangsphase insgesamt präsentieren. 2.740 Hektar. Sie wird im Laufe der Zeit auf 7.430 Hektar auf Seiten von Rheinland-Pfalz anwachsen. 2.2.4 Management

2.2.3 Entwicklung Gezielte Gestaltung soll in der Pfl egezone statt- fi nden. Um die Schutzziele des Nationalparks und dessen Verbund mit der umgebenden Kulturland- Während der Übergangsphase ist es möglich, schaft zu erreichen, sind vielfältige Gestaltungs- Entwicklungsbereiche des Nationalparks gezielt zu möglichkeiten denkbar. Vom intensiven Steuern behandeln. Welche Bereiche dafür mit welchem bis zum Ruhenlassen ist hier alles möglich. Ziel und aus welchen Gründen im Detail ausge- wählt werden, regelt der Nationalparkplan. Welche Ziele mit welcher Begründung in der Pfl e- gezone verfolgt werden, regelt der Nationalpark- So kann bei geschädigten Mooren der Wasser- plan nach folgenden Maßgaben und Prinzipien: haushalt wieder naturnah hergestellt werden. Dazu verschließt man Entwässerungsgräben, be- Pfl ege- und nutzungsabhängige sowie kulturhis- vor der Prozessschutz einsetzt. Um die natürliche torisch bedeutsame Arten und Lebensräume soll- Moor-Entwicklung zu beschleunigen, wird in der ten gezielt erhalten oder entwickelt werden. Das Regel der Fremdaufwuchs (zum Beispiel Fichten) gilt insbesondere dort, wo diese standortgerecht entfernt. Solche kurzzeitigen Initialmaßnahmen und heimisch vorkamen oder vorkommen können. sorgen dafür, dass die natürlichen standörtlichen Das können Wiesen, Halboffenländer, (halbwilde) Verhältnisse des Moores schneller wiederherge- Weiden, Arnikawiesen und Borstgrasrasen oder

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 17 schonend genutzte Wälder samt ihrer Biozönosen des Nationalparks zu verbessern. Bei der Planung sein. Die Lebensraumtypen und Arten sind auch solcher vernetzter Biotopsysteme stehen die durch die FFH-Richtlinie geschützt. Daher dienen Lebensraumansprüche der Leitarten im Vorder- insbesondere die Flächen der Pfl egezonen dem Ar- grund. Insbesondere entlang wichtiger Achsen zu ten- und Biotopschutzauftrag eines Nationalparks den hochwertigen Waldlebensräumen sowie den sowie der Umsetzung des europäischen Rechts. Lebensräumen der Gewässerläufe und Talzüge der Das Handeln in den Pfl egezonen ergänzt somit Umgebung ist koordiniertes Handeln des Natio- das Vorgehen in der Naturzone. Hierdurch soll nalparkamtes und der Akteure der Nationalpar- auch das sich ergänzende Gegensatzpaar Wildnis kumgebung entscheidend. Die Tier- und Pfl anzen- – Pfl ege bewusst attraktiv gestaltet und somit die welt „kennt“ keine Nationalparkgrenzen. Erlebnisqualität des Nationalparks weiter erhöht Hervorzuheben ist die geplante, relativ breite werden. Pfl egezone rund um die Orte (alte Rodungsinseln) Die Brennholzbereitstellung für die lokale Bevöl- Thranenweier, Börfi nk und Muhl. Hier liegen auch kerung ist durch Maßnahmen in den Pfl egezonen bedeutende Grünlandlebensräume. Sie werden und der Umgebung des Nationalparks sicher zu in der Nachfolge des EU-LIFE-Projekts „Trocken- stellen. Im Rahmen der waldbaulichen Umset- rasen“ weiter gepfl egt und durch Erlebnispfade zung sind naturnahe Bestände mit hoher Lebens- zunehmend erschlossen und attraktiver. Dabei raumqualität zu entwickeln beziehungsweise wird auf den vorhandenen Bestand aufgebaut. zu erhalten. Sie sollen sowohl Wald-Arten und Rund um diese Rodungsinseln werden zugunsten –Lebensräumen dienen, als auch den Holzbedarf des Landschaftsbildes und im Sinne der Ziele des der lokalen Bevölkerung decken. Arten- und Biotopschutzes die Fichtenbestände der Pfl egezone in Laubholzbestände umgebaut. Der Großteil an Besuchereinrichtungen und An- Auf diese Weise entsteht zugleich eine sinnvol- laufstellen sollte außerhalb der Naturzone liegen. le Pufferung zwischen der Naturzone und den Unter Umständen sind dafür Standorte außerhalb Ortschaften dieser Rodungsinseln. Dieses Vorge- der Nationalparkfl äche in den umliegenden Orten hen entspricht den im Rahmen des Bürgerdialogs (Nationalparkgemeinden) sogar besser geeignet. geäußerten Vorstellungen. Konkretisierungen Hier kann auch das Wegenetz dichter sein als in werden im rechtsförmlichen Verfahren vorgenom- der Naturzone. So könnten sich Naturschutz und men. Naturerlebnisse in der Pfl egezone („Natur und Kultur“, Erlebnisse gestalten) und in der Natur- Die Pfl egezone umfasst nach derzeitigem Ent- zone („Natur an sich“ - besonders stilles Erlebnis wurfsstand insgesamt 1.820 Hektar (20 Prozent und Beobachten) gewinnbringend ergänzen. der Nationalparkfl äche). Hinzu kommen noch circa 50 Prozent als Entwicklungsbereich, der in In der Pfl egezone sollen nicht zuletzt auch alle der bis zu 30 jährigen Übergangsphase gestaltet denkbaren Beeinträchtigungen von Wildnis- werden kann. fl ächen der Naturzone auf die bewirtschaftete Umgebung vorsorgend vermieden werden (siehe Kapitel 2.3; Waldschutzkonzept). Umgekehrt gilt es zugleich, mögliche Störungen und negative Beeinträchtigungen aus der Umgebung auf die Naturzone auszuschließen. So kann die Pfl egezo- ne als wechselseitiger „Puffer“ zwischen Naturzo- ne und Kultur/Siedlungszone fungieren. Die Zielsetzungen und Maßnahmen in der Pfl e- gezone dienen auch dazu, den Biotopverbund mit der genutzten Kulturlandschaft in der Umgebung

18 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK In Kürze:

■ Das Gesamtgebiet des grenzüberschreitenden Nationalparks ist über 8.000 bis rund 10.000 Hektar groß. ■ Es gibt vielfältige Alleinstellungsmerkmale (altholzreiche Buchenwälder, Moore, Rosselhalden, Arnika- und Borstgraswiesen, große Höhen- und Temperaturunterschiede auf engem Raum). ■ Der Biotopverbund reicht über die Grenzen der Hunsrückhöhen hinaus. ■ Schutzzweck der Naturzone ist der Prozessschutz: „Natur Natur sein lassen“. ■ In der Pfl egezone fi ndet dauerhaft Gestaltung zum Erhalt und zur Entwicklung statt. ■ Im Entwicklungsbereich der Naturzone sind Maßnahmen im bis zu 30 Jahre andauernden Über- gangszeitraum möglich. Danach gilt: „Natürliche Entwicklung auf ganzer Fläche“.

2.3 Waldschutz

Ausgangslage Erwartungen der Region Für die Fichten in den rheinland-pfälzischen Wäl- Der Nationalpark beschränkt sich auf Flächen, die dern stellen die rindenbrütenden Borkenkäfer wie als Staatswald im Eigentum des Landes liegen. In Buchdrucker und Kupferstecher eine der größten weiten Bereichen grenzen aber Waldfl ächen nicht Gefährdungen dar. Entscheidende Faktoren für staatlicher Besitzer an die künftigen Außengren- die Vermehrung dieser Borkenkäfer sind einerseits zen des Nationalparks. Diesen Wald sollen die das Angebot an geeignetem Brutmaterial sowie Eigentümer weiterhin gemäß ihrer Zielsetzungen der Witterungsverlauf in der Vegetationszeit. Trifft bewirtschaften können, ohne dass vom National- eine anhaltend warm-trockene Witterung auf ein park eine erhöhte Gefährdung durch Schadorga- erhöhtes Angebot an Brutmaterial, wie es nach nismen, insbesondere Borkenkäfer, ausgeht. Windwürfen auftritt, vermehren sich die Tiere Innerhalb des Nationalparkgebietes liegen verteilt massenhaft. Auch stehende Fichten sind dann vor auf mehrere Rodungsinseln verschiedene Ort- einem Befall nicht sicher. Die gleiche Gefahr geht schaften. Die fi chtenreichen Waldränder zu den für Lärchen vom Großen Lärchenborkenkäfer aus. Offenlandfl ächen um diese Ortschaften herum Das Auftreten weiterer Organismen mit hohem sollen als Pfl egezone ausgewiesen werden. Damit Schadenspotenzial für den angrenzenden Wirt- wird es möglich, sie als alltägliche Sichtkulissen schaftswald ist derzeit nicht absehbar. Es ist aber für die dort lebenden Menschen und unter Beach- unter sich verändernden Umweltbedingungen tung naturschutzfachlicher Belange ästhetisch nicht auszuschließen. Bei Bedarf müssten wei- ansprechend zu entwickeln und gestalten. tere Maßnahmen zum Schutz des angrenzenden Wirtschaftswaldes ergriffen werden. Schäden von Ziele und Grundsätze Schalenwild durch Verbiss oder Schäle gehören Das Waldschutzkonzept dient dem Schutz fi chten- grundsätzlich auch zum Waldschutz. Sie werden in reicher Wirtschaftswälder im Umfeld des Natio- Kapitel 2.4 behandelt. nalparks. Ein Maßnahmenbündel aus

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 19 ■ Vorsorge, Mittelfristig ■ Überwachung und Kontrolle sowie ■ Umsetzung der Planung zur Behandlung des ■ Bekämpfung und Sanierung Nadelholzes gemäß Nationalparkplan. sorgt dafür, diese Wirtschaftswälder vor einer ■ Planung der mit Buche zu unterpfl anzenden erhöhten Schadensgefährdung durch Borkenkä- Fichtenbestände (Buchenvoranbau) im Hin- fer zu bewahren. Im Nationalpark werden keine blick auf die Reduktion der Borkenkäferprob- lematik im Nationalparkplan und Beginn der Pestizide eingesetzt. Umsetzung. Dieses Konzept haben Spezialisten für Wald- ■ Intensivierung von Überwachung und Kon- schutzfragen gemeinsam mit langjährig vor Ort trolle sowie Qualifi zierung von Personal in tätigen Forstleuten erarbeitet. Sie konnten auf Fragen des Waldschutzes und Zuordnung von Erfahrungen aus bereits bestehenden National- Waldschutzkontrollblöcken in einer Größen- parken in Deutschland mit übertragbaren Verhält- ordnung von bis zu 100 Hektar befallsgefähr- nissen zurückgreifen. deter Fichtenfl äche; regelmäßiges Begehen dieser Flächen zur Befallskontrolle im Zeit- raum April bis September sowie Einrichtung eines unverzüglichen und strukturierten Vorhaben Informationsfl usses im Hinblick auf erforder- Kurzfristig liche Maßnahmen. ■ Vorstellung und Diskussion des Konzepts bei ■ Überprüfung und Ergänzung beziehungsweise den betroffenen Forstleuten sowie bei inter- Optimierung der Überwachungsinstrumente essierten Waldbesitzenden. Borkenkäferfallen und Borkenkäferbrutkont- ■ Fortsetzung der bisherigen Überwachung und rollen. Kontrolle des Borkenkäferfl ugs sowie des Be- ■ Beschleunigung des Holzabfl usses durch fallsgeschehens durch Begehungen, Borken- veränderte Organisation der Holzabfuhr im käferfallen, Brutraumkontrollen. Wege der Frei-Werk-Lieferung. ■ Vorsorgender Auszug von stärkerem Nadel- Langfristig holz aus kurzfristig in den Prozessschutz zu ■ Weitere Umsetzung der Planung zur Behand- entlassenen Mischbeständen. lung des Nadelholzes gemäß Nationalpark- ■ Nutzung und unverzüglicher Abtransport des plan. vom Borkenkäfer befallenen Nadelholzes und ■ Weitere Umsetzung des Buchenvoranbaus der daraus aufgearbeiteten Verkaufssorti- gemäß Nationalparkplan. mente vor dem Ausfl ug der Jungkäfer. ■ Überprüfung der Wirksamkeit des Konzepts ■ Massenfang von Borkenkäfern mit Borken- und fortlaufende Optimierung. käferfallen an gegebenenfalls auftretenden Befallsschwerpunkten. ■ Forschungsbasierte Weiterentwicklung zusätzlicher Instrumente zur Überwachung ■ Abgrenzung eines ein Kilometer tiefen Rand- und Kontrolle des Befallsgeschehens durch bereichs als Handlungsraum für Waldschutz- Borkenkäfer zur Praxisreife (Fernerkundungs- maßnahmen. verfahren, Simulationsmodelle). ■ Erstellen von Plänen für die Behandlung der Fichte auf den Nassstandorten (Entwick- lungsbereich), in den Pfl egezonen sowie im Randbereich zur vorsorglichen Reduktion po- tenziellen Brutmaterials im Nationalparkplan und Beginn der Umsetzung.

20 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK In Kürze:

■ Aus dem Nationalpark geht keine Gefährdung vom Borkenkäfer für das Umfeld aus. ■ In den Entwicklungsbereichen erfolgt ein Waldumbau zugunsten der Buche und von Mooren. Fichte wird entnommen. ■ In der künftigen Naturzone wird Nadelholz vorsorgend entnommen. ■ Im ein Kilometer tiefen Randbereich wird dauerhaft gegen Borkenkäfer-Befall vorsorglich und akut vorgegangen. Kontrollen und Maßnahmen werden dokumentiert. ■ Der Nationalpark ist „chemiefrei“. ■ Anfallendes Holz wird unverzüglich abtransportiert

2.4 Wildbestandsregulierung Rotwild innerhalb der letzten sechs Jahre (Jagd- jahre 07/08-12/13) bei ca. 1,6 Stück je 100 Hekt- ar. Es kann derzeit von einer mindestens vorhan- Der Nationalpark ist in eine bislang forstwirt- denen Rotwilddichte von circa vier Stück Rotwild schaftlich und im Umfeld auch intensiv landwirt- je 100 Hektar Waldfl äche ausgegangen werden. schaftlich genutzte Kulturlandschaft eingebettet. Die Schwarzwildstrecke lag mit stärkeren Schwan- Durch diesen Umstand sowie durch seine Größe kungen während der letzten sechs Jahre bei ca. 1,2 und Ausformung sind die Lebensräume für die Stück je 100 Hektar Waldfl äche. Rehwild kommt vorkommenden Wildtierarten innerhalb und au- als typische waldbewohnende Art im Zusammen- ßerhalb des Nationalparks stark vernetzt. Dies gilt spiel mit den anderen Schalenwildarten ebenfalls insbesondere für die Schalenwildarten. Besondere häufi g vor. Zudem sind noch einzelne Erlegungen Bedeutung kommt dem Rotwild und Schwarzwild von Muffelwild (Wildschafe) zu verzeichnen, das zu, das diesen Lebensraum großräumig nutzt und aus dem nicht weit entfernten, südlich gelegenen eine vergleichsweise hohe Einwirkung auf die Bewirtschaftungsbezirk in Einzelfällen überwech- Vegetation innerhalb des Nationalparks sowie auf selt. die umliegende Kulturlandschaft hat. Die Entwicklung der Wildschadenssituation im Ausgangslage Gebiet innerhalb des künftigen Nationalparks ist Der Nationalpark wird mit seiner weitaus über- geprägt durch die Lebensraumbedingungen eines wiegenden Fläche inmitten des Kerngebiets des geschlossenen Waldgebiets. Ausweislich der forst- Rotwildbewirtschaftungsbezirks Hochwald im behördlichen Stellungnahmen zum Einfl uss des Staatswald der Forstämter Birkenfeld, Dhrone- Schalenwilds auf die waldbaulichen Betriebsziele cken, Hochwald und Idarwald liegen. Bislang wa- sind die Gefährdungsgrade aufgrund Schäl- und ren hier nach der noch gültigen Verordnung über Verbissschäden durch Rotwild wie folgt einzustu- die Bewirtschaftungsbezirke Rotwilddichten von fen: Danach gelten circa 60 Prozent der Fläche als zwei Stück Rotwild je 100 Hektar als höchstzuläs- gefährdet und zehn Prozent der Fläche sogar als sige Wilddichte vorgesehen. Tatsächlich lagen die erheblich gefährdet. Gefährdungen durch Rehwild Streckenergebnisse für den Bereich der Regiejagd sind ebenfalls auf 70 Prozent der Fläche festzu- des Staatswaldes der betroffenen Forstämter bei stellen.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 21 Schäden durch Schwarzwild spielen innerhalb des ■ Die angrenzenden Jagdgenossenschaften Waldgebietes zunächst eine untergeordnete Rolle. drängen auf den Erhalt des Werts ihrer Durch die langgestreckte Flächenausprägung ist Jagdbezirke. Befürchtet wird einerseits ein jedoch von einer intensiven Wechselwirkung der drohender Wertverlust durch möglicherweise Lebensräume innerhalb und außerhalb der Gren- ansteigende Wildschäden. Andererseits könn- zen des künftigen Nationalparks auszugehen. So- te aufgrund eines angenommenen Anstieges wohl für Schwarzwild als auch für Rotwild bieten der Rotwildbestände die Attraktivität der angrenzenden Jagdbezirke steigen. die strukturreichen Waldgebiete hoch attraktive Besiedlungs- und Vermehrungsräume. Insbeson- ■ Einzelne Jagdgenossenschaften fordern, die dere die sehr mobilen Arten wechseln zeitweilig Restfl ächen des Staatswaldes außerhalb des während der äsungsarmen Zeit zur Nahrungssu- künftigen Nationalparks künftig den gemein- schaftlichen Jagdbezirken zuzuschlagen, um che in die nahegelegenen landwirtschaftlichen den Wert der Jagden zu erhalten. Flächen. Dies führt zu den vielerorts bekannten Wildschadensbildern, die Schwarz- und Rotwild in ■ Aus dem Kreis der Jägerschaft wird die Er- wartung formuliert, dass ortsansässige Jäger den letzten Jahren zunehmend an den landwirt- an den jagdlichen Maßnahmen zur Wildbe- schaftlichen Kulturen verursachen. standsregulierung beteiligt werden sollen. Die künftig im Nationalpark liegenden Flächen ■ Gewünscht wird zudem eine Ausrichtung der bestehen nahezu ausschließlich aus Eigenjagd- jagdlichen Maßnahmen an den Maßstäben ei- fl ächen des Landes Rheinland-Pfalz, die in Regie ner nachhaltigen Bejagung des Schalenwilds. bejagt werden. Kleinere Teilfl ächen des künftigen Im Vorfeld der anstehenden Abgrenzung Nationalparks im Bereich Rinzenberg und Buhlen- von Rotwildhegegemeinschaften wurde der berg sind derzeit noch Bestandteile gemeinschaft- Wunsch geäußert, die Fläche des künftigen licher Jagdbezirke, die künftig aus diesen heraus- Nationalparks aufzuteilen und in die nördlich zulösen sind. Gleiches gilt für den verpachteten und südlich angrenzenden Hegegemeinschaf- Eigenjagdbezirk Dollberg. ten zu integrieren. ■ Weiterhin besteht die Erwartung, dass den Erwartungen der Region künftigen Besuchern des Nationalparks auch ■ Seitens der Landwirtschaft besteht die große gezielt Wildbeobachtungserlebnisse geboten Sorge, dass eine etwaige Verringerung der werden sollen. jagdlichen Intensität innerhalb des künftigen Ziele und Grundsätze Nationalparks zu vermehrten Wildschäden insbesondere durch Schwarzwild führen Grundsätzlich hat der Nationalpark das Ziel, einen würde. Hier wird eine jagdliche Strategie zum vom Menschen möglichst ungestörten Ablauf der Entgegenwirken und erforderlichenfalls eine natürlichen dynamischen Prozesse zu gewährleis- Schadensausgleichsregelung erwartet. ten und auf Dauer zu schützen. Dazu zählt auch ■ Die angrenzenden Forstbetriebe befürch- der Einfl uss von Schalenwild. Wenn also zu hohe ten hinsichtlich der Wald-Wildschäden eine Wildbestände die Entwicklungsziele des National- ähnliche Entwicklung und fordern ebenfalls parks gefährden, kann eine Bestandsregulierung die Beibehaltung der intensiven Bejagung und von Wildtieren erforderlich werden. Gleiches gilt, Regelungen für den Schadensausgleich. soweit übermäßige Wildschäden im Außenbe- ■ Die Gemeinde Börfi nk ist an einer intensive- reich des Nationalparks drohen oder Tierseuchen ren jagdbetrieblichen Nutzung ihrer derzeit bei Wildtieren zu bekämpfen sind. an den staatlichen Jagdbezirk angegliederten Insbesondere in der Anfangsphase des National- Grundfl äche interessiert. Sie beantragt die parks ist davon auszugehen, dass aufgrund der Abgliederung staatlicher Flächen zur Schaf- fung eines neuen gemeinschaftlichen Jagdbe- bisherigen Wilddichten eine Wildbestandsregulie- zirks. rung unverzichtbar ist. Das gilt sowohl im Hinblick

22 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK auf das Schutzziel des Nationalparks an sich als Die Entwicklung wird durch ein Monitoring inner- auch auf die Wildschadensentwicklung im Au- halb und soweit erforderlich auch außerhalb des ßenbereich. Die Auffassung wird sowohl durch die Nationalparks begleitet. Position der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Es gelten folgende Grundsätze: Nationalparke als auch die IUCN-Richtlinien getragen. ■ Die normativen Bestimmungen zur Ausgestal- tung der Wildbestandsregulierung im Natio- Die Eingriffe in die Schalenwildbestände werden nalpark werden in einer Rechtsverordnung der sich daher oberen Jagdbehörde festgelegt. ■ an den Schutzzielen des Nationalparks und ■ Die Strategien und Methoden der Wildbe- ■ an der Zielsetzung zur Vermeidung von Schä- standsregulierung werden durch die National- den in der umgebenden Kulturlandschaft parkverwaltung in einem Nationalparkplan entwickelt und auf Basis eines jährlichen ■ sowie an tierseuchenrechtlichen Erfordernis- Maßnahmenplans umgesetzt. sen ■ Der jährliche Maßnahmenplan zur Wildbe- orientieren. standsregulierung wird mit den Kreisjagdbei- Die Nationalparkverwaltung führt die Wildbe- räten bei den angrenzenden unteren Jagd- standsregulierung in Eigenregie durch, um Be- behörden unter Einbezug der Vertreter von einträchtigungen und Störungen durch die Jagd Land- und Waldwirtschaft, unter Einbezie- im Nationalpark so gering wie irgend möglich hung der kommunalen und privaten Waldbe- zu halten. Daher ist auch eine Verpachtung oder sitzer und der Jägerschaft, erörtert. sonstige entgeltliche Jagdnutzung der Flächen im ■ Die Nationalparkverwaltung nimmt die Nationalpark nicht möglich Aufgaben der unteren Jagdbehörde für den Bereich des Nationalparks wahr. Auch die Angliederung von Flächen des National- ■ Die Belange Land- und Waldwirtschaft parks an Jagdbezirke außerhalb ist ebenso wie der werden unter Einbezug der kommunalen und Einbezug in Hochwildhegegemeinschaften nicht privaten Waldbesitzer und der Jägerschaft in vorgesehen. In gleicher Weise wird möglichst eine den Nationalparkgremien (kommunale Na- Abgliederung oder Verpachtung staatlicher Eigen- tionalparkversammlung, Nationalparkbeirat, jagden im räumlichen Zusammenhang mit dem Bürgerforum) vertreten und durch bilaterale Nationalpark ausgeschlossen. Eine Beteiligung Zusammenarbeit berücksichtigt. privater Jäger an den Maßnahmen zur Wildbe- ■ Mit den umliegenden Hegegemeinschaf- standsregulierung ist im Rahmen der Zielsetzung ten und den regionalen Organisationen der des Nationalparks erwünscht. Jägerschaft arbeitet das Nationalparkamt eng Die Störungseffekte durch die Wildbestandsre- zusammen. gulierung sind unter optimaler Berücksichtigung ■ Die staatliche Regiejagd im räumlichen des Tierschutzes zu minimieren. Die Ausübung der Umgriff der Gebietskulisse unterstützt die Einzeljagd hat sich hieran zu orientieren. Sie muss Maßnahmen der Wildbestandsregulierung in erforderlichem Maße hinter die effektivere des Nationalparks. Form der in Intervallen betriebenen Gesellschafts- Eine Gliederung des Nationalparks in Naturzo- jagd durch Gemeinschaftsansitz und Bewegungs- ne, Pfl egezone und Entwicklungsbereich führt jagd zurücktreten. Jagdliche Einrichtungen werden in Abhängigkeit von den jeweiligen Zielen und auf das notwendige Maß beschränkt und sollen erforderlichen Maßnahmen langfristig zu einer möglichst unauffällig in das Landschaftsbild ein- unterschiedlichen Intensität der Eingriffe. Wenn gepasst werden. auch in den Naturzonen letztlich das Ziel eines

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 23 Wegfalls jeglicher menschlicher Regulierung Mittelfristig angestrebt wird, werden zumindest in den Rand- ■ Im Nationalparkplan werden die Strategien bereichen langfristig Maßnahmen der Wildbe- und Methoden zur Wildbestandsregulierung standsregulierung zur Sicherung der Ziele in den festgelegt. Pfl egezonen und des Schutzes der außerhalb des ■ Der Maßnahmenplan beinhaltet die jährli- Nationalparks liegenden Bereiche erforderlich chen Abschusszielsetzungen sowie die ein- bleiben. Inwieweit eine Extensivierung der Wild- zelnen Maßnahmen und deren methodische bestandsregulierung möglich sein wird, kann nur Ausgestaltung. im Laufe der Entwicklung und auf der Grundlage ■ Ein Monitoringkonzept liefert notwendige des Monitorings beurteilt werden. Angesichts des Erkenntnisse und schafft die Voraussetzungen hohen Gefährdungspotenzials durch Wildschä- für die Ausrichtung der Wildbestandsregulie- den ist jedenfalls ein Verzicht auf Maßnahmen rung. zur Wildbestandsregulierung auch künftig nicht Langfristig möglich. ■ Monitoring innerhalb und außerhalb des Vorhaben Nationalparks. ■ Eine Evaluierung der normativen Rahmen- Kurzfristig setzungen (Gesetz und Verordnung) trägt ■ Der Erlass einer Rechtsverordnung nach § die Erkenntnisse zum Bedarf für notwendige 24 Abs. 2 Landesjagdgesetz schafft den zur Anpassungen zusammen. Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen der Wildbestandsregulierung erforderlichen normativen Rahmen (siehe Kapitel 5.3).

In Kürze:

■ Die Schalenwildbestände werden weiterhin reguliert. ■ Die Entwicklungsziele im Nationalpark und die Vermeidung von Schäden im Umfeld werden mit jagdlichen Methoden sichergestellt. ■ Die Nationalparkverwaltung führt die Wildbestandsregulierung in Eigenregie durch; sie wird dabei durch die staatliche Regiejagd im räumlichen Umfeld der Gebietskulisse unterstützt. ■ Land- und Waldwirtschaft, werden intensiv durch die Kreisjagdbeiräte und Nationalparkgremien eingebunden kommunale und private Waldbesitzer sowie die örtliche Jägerschaft werden einbezogen. ■ Der Austausch und die Abstimmung mit den umliegenden Jagden werden gewährleistet. ■ Die Wildbestandsregulierung wird auf möglichst effektive und zugleich störungsarme Jagdmethoden ausgerichtet. ■ Es wird ein dauerhaftes Monitoring im Gebiet selbst und im Umfeld angelegt.

24 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 2.5 Forschung / Monitoring ■ Untersuchungen und Verfahren zur Renatu- rierung von Hangbrüchern (Mooren). ■ Untersuchungen zum Wasserhaushalt und zur Ausgangslage Kohlenstoffbindung von Hangbrüchern. Der vorgesehene Nationalpark liegt inmitten ei- ■ Monitoring der Aktivitätsphasen und des nes Naturraumes, den das Bundesamt für Natur- Befallsgeschehens durch Borkenkäfer (Buch- schutz im Rahmen eines Projektes als einen von drucker). bundesweit 30 Hotspots der biologischen Vielfalt ■ Untersuchungen zum Überwinterungsverhal- eingestuft hat. Hotspots oder Zentren der biologi- ten des Buchdruckers. schen Vielfalt sind „Regionen mit einer besonders ■ Folgen des Klimawandels für Baumarteneig- hohen Dichte und Vielfalt an charakteristischen nung, Biodiversität, Wasserhaushalt, Wasser- Arten, Populationen und Lebensräumen“. Ein rückhalt und Kohlenstoffspeicherung. geeignetes Monitoring, d.h. langfristig angelegte In der Region gibt es weitere wissenschaftliche Verfahren der Umweltbeobachtung, soll diese Einrichtungen, mit denen die FAWF teilweise Vielfalt in ihrer Ausgangssituation wie auch in schon langjährig erfolgreich zusammenarbeitet. ihrer Entwicklung erfassen. Dies gilt in gleichem Maße für Landesinstitutio- Mit der Forschungsanstalt für Waldökologie und nen wie das Landesamt für Umwelt, Wasserwirt- Forstwirtschaft (FAWF) und dem Rheinland-Pfalz schaft und Gewerbeaufsicht (LUWG) wie auch für Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen in das Landesamt für Geologie und Bergbau (LGB). Trippstadt hat das Land Rheinland-Pfalz dafür geeignete Forschungseinrichtungen. Sie verfügen Erwartungen der Region über ausgewiesene Fachkompetenz und Erfahrung Neben den naturschutzfachlichen Zielen sollen auf dem Gebiet der waldökologischen Forschung mit dem Nationalpark auch strukturpolitische und der Langzeitbeobachtung (Monitoring) von Ziele in der Region erreicht werden. Dazu wird Prozessen und Entwicklungen in Waldökosyste- auch die Forschung im Nationalpark einen Beitrag men. Aus dieser bisherigen Arbeit existieren auch leisten. In der Region ansässige Hochschulen wie in der vorgesehenen Nationalparkfl äche bereits der Umweltcampus Birkenfeld und Forschungs- langjährig eingerichtete Versuchsfl ächen. Sie einrichtungen sollen in die Forschungsaktivitäten können problemlos in die künftige, nationalpark- im Nationalpark eingebunden werden. bezogene Forschung einbezogen werden. Darüber hinaus bieten sie den Vorteil, dass man zumindest Ziele und Grundsätze für einzelne Fragestellungen auf bereits bestehen- Gemäß § 24 Bundesnaturschutzgesetz sollen de Datensätze und Datenzeitreihen zurückgreifen Nationalparke, soweit es der Schutzzweck erlaubt, kann. unter anderem auch der wissenschaftlichen Um- weltbeobachtung (Monitoring) dienen. Folgende Forschungsfelder der FAWF sind dabei von besonderer Relevanz: Die Umweltbeobachtung ist langfristig angelegt. Sie erfasst die Elemente (Lebensräume, Arten) ■ Monitoring und Forschung in repräsentativ ausgewählten und aus der forstlichen Bewirt- und ihre Beziehungen innerhalb der beobachte- schaftung herausgenommenen Waldfl ächen ten Ökosysteme, wie auch deren quantitative im Vergleich zu bewirtschafteten Waldfl ächen und qualitative Entwicklung im Zeitablauf. Diese (Naturwaldreservate/vergleichende Natur- Entwicklungen können interpretiert und mögli- waldforschung). che Konsequenzen daraus abgeleitet werden. Mit ■ (Nähr-)Stoffhaushalt der repräsentativen einer ergänzenden Ökosystemforschung kann Waldtypen der Region (Forstliches Umwelt- die Interpretation von Entwicklungen abgesichert monitoring). werden. Weitergehend können auch Ursache-Wir-

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 25 kungs-Beziehungen zwischen Elementen des Öko- Vorhaben systems erklärt werden. Ein besonderer Fokus soll dabei auf die Hangbrücher (Hangmoore) gelegt Kurzfristig werden. Sie sind für den Naturraum typische aber ■ Beauftragung der FAWF mit der Koordination auch sehr spezifi sche Lebensräume und haben von Forschung und Monitoring im National- eine besondere Bedeutung für die CO2-Bindung park. und den Wasserrückhalt (vorbeugender Hochwas- ■ Kontaktgespräche mit Hochschulen und serschutz; siehe auch Kapitel 4.2.5). Forschungseinrichtungen der Region/des Landes sowie der Landesämter im Hinblick Die FAWF bringt ihre bereits im Nationalparkge- auf Einbeziehung in ein Forschungsnetzwerk biet vorhandenen Versuchseinrichtungen in die Nationalpark. künftige Nationalparkforschung ein. Der FAWF wird von der Nationalparkverwaltung die Koor- Mittelfristig dination externer Forschung im Nationalpark ■ Organisation eines Forschungsverbunds/For- übertragen. Die Umsetzung erfolgt nach Maßgabe schungsnetzwerks Nationalpark. eines von der Nationalparkverwaltung genehmig- ■ Erarbeiten eines Forschungskonzepts in Zu- ten Forschungskonzepts sowie eines jährlichen sammenarbeit mit Nationalparkverwaltung Arbeitsplans. und Nationalparkbeirat. Alle in der Region und im Land vorhandenen For- ■ Erarbeitung und Einrichtung eines abge- stimmten Monitoringverfahrens. schungseinrichtungen wie auch die Landesämter werden bei Interesse in Forschung und Monitoring ■ Einstieg in konkrete Forschungsprojekte ge- im Nationalpark einbezogen. Mit der Nutzung, mäß Forschungskonzept. Zusammenführung und Verknüpfung der vorhan- ■ Einwerben von sog. Drittmitteln zur Kofi nan- denen Kompetenzen soll ein Forschungsverbund/ zierung von Forschungsprojekten. Forschungsnetzwerk Nationalpark eingerich- Langfristig tet werden. Mit der Universität sowie der ■ Fortsetzung der Forschungsprojekte gemäß Fachhochschule Trier, mit dem Umweltcampus Forschungskonzept. Birkenfeld sind im Hinblick darauf hervorragende ■ Regelmäßige Veröffentlichung von For- Ausgangsbedingungen gegeben. Nationalpark- schungsergebnissen in nationalen und inter- themen bieten eine Fülle von Möglichkeiten für nationalen Fachzeitschriften. Praktika, Projekt-, Studien- und Abschlussarbeiten ■ Veranstaltung von Fachtagungen. für die Studierenden der Hochschulen in der Regi- on. Die Hochschulen können dadurch an Attrak- ■ Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung tivität gewinnen. Die Organisation wissenschaft- des Forschungskonzepts. licher Tagungen zu den Forschungsergebnissen ■ Mitwirken bei Maßnahmen der Umweltbil- aus dem Nationalpark bringt Gäste in die Region. dung. Ebenso tragen Veröffentlichungen aus der Natio- ■ Regelmäßige Information der regionalen nalparkforschung den Namen des Nationalparks Bevölkerung über Ergebnisse von Forschung wie auch den der Region „in die Welt“. und Monitoring. Die Ergebnisse aus Forschung und Monitoring bilden eine wesentliche Grundlage für die Wei- terentwicklung des Nationalparkplans. Sie bieten Grundlagen für Umweltbildungsmaßnahmen wie auch für die Öffentlichkeitsarbeit.

26 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK In Kürze:

■ Die bestehenden Forschungsfl ächen und Zeitreihen aus der bereits laufenden Ressortforschung werden genutzt. ■ Der Aufbau eines Forschungsverbundes/Forschungsnetzwerks „Nationalpark“ mit den Hoch- schulen der Region und den Landesanstalten ist geplant. ■ Forschung, Monitoring und Umweltbildung ergänzen sich.

2.6 Wegekonzept und Erwartungen der Region Besucherlenkung ■ Die Bevölkerung erwartet auch weiterhin eine Zugänglichkeit des Gebietes. ■ Strenge Ge- und Verbote werden abgelehnt. Ausgangslage ■ Das Netz an Wanderwegen und Loipen soll Das Gebiet verfügt über einen hohen Erschlie- grundsätzlich erhalten bleiben, wobei auch ßungsgrad mit Forstwegen. Die Wegedichte ohne das Nationalpark-Vorhaben eine Über- erreicht bis zu 50 Laufmeter je Hektar. Diese arbeitung der Gesamtkonzeption in Verbin- entsprechen in der Regel einem hohen Wege- dung mit Premium-Angeboten diskutiert baustandard für den Verkehr mit Holz-LKW. Der wird. Verlauf ist in vielen Fällen hangparallel mit sehr ■ Die Wegeführung soll gastronomische Betrie- gerader Streckenführung. Ein Teil der Wege hat be einbinden. eine Asphaltschicht. Die Hauptachsen wurden ■ Einzelne Gruppen wie Mountainbiker haben schon im 19. Jahrhundert angelegt und sind der Vorschläge entwickelt und möchten diese Bevölkerung als Orientierungslinien bekannt. Für berücksichtigt sehen. Wanderer haben die Forstwirtschaftswege nur Ziele und Grundsätze eingeschränkten Reiz. Man spricht von sogenann- ten „Forstautobahnen“. ■ Dem öffentlichen Verkehr gewidmete Bun- des-, Landes- und Kreisstraßen sind nicht Die Hauptwege verfügen über ein in Jahrzehnten Teil des Nationalparks und werden in ihrem unterhaltenes Grabensystem. Diese Wasserfüh- Bestand nicht berührt. rung bewirkt einen schnellen Abfl uss aus der Flä- ■ Das Wegekonzept wird gemeinsam mit der che in die Vorfl uter. Die Wege schneiden zum Teil Region erarbeitet und durch den Wegeplan die Hangmoore an und entwässern sie. Gleichzei- beschlossen. Die Verzahnung mit dem Umfeld tig wirken sie an vielen Stellen wie ein Damm, der erfolgt in enger Koordination mit dem Natur- den Wasserfl uss in den Hanglagen unterbricht. park Saar-Hunsrück. In der Region verlaufen viele Wanderwege und ■ Bestehende Wege und Loipen genießen bis Loipen. Der Saar-Hunsrück-Steig nebst Traum- dahin Bestandsschutz. schleifen hat überregionale Bedeutung erreicht ■ Eine mithilfe des Wegekonzeptes ausgearbei- und ist fester Bestandteil der touristischen Ver- tete, intelligente Besucherlenkung und Ange- marktung. botsorientierung ermöglicht die Beruhigung größerer Waldareale.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 27 ■ Maßnahmen zur Verkehrssicherung greifen Mittelfristig nur im rechtlich zwingend erforderlichen ■ Ausarbeitung des Wegekonzeptes mit der Rahmen. Gefährdende Bäume werden i.d.R. Region; Einvernehmen mit der kommunalen umgezogen und verbleiben in der Fläche. Nationalparkversammlung. ■ Das sogenannte „Offenlassen“ von Wegen ■ Erstellen eines Konzeptes zur Beschilderung und die damit verbundene natürliche Rück- und Darstellung in Karten. entwicklung durch Zuwachsen hat Vorrang ■ Erstellen eines Konzeptes zur technischen gegenüber technischen Maßnahmen. Ein Umgestaltung der Wasserführung entlang Grundgerüst an Wegen für Versorgung und von Wegen sowie zum erforderlichen Um- Noteinsätze bleibt bestehen. und Rückbau von Wegen im Umfeld von ■ Die der öffentlichen Trinkwasserversorgung Hangbrüchern. Realisierung dieses Vorhabens dienenden Quellen, Pumpwerke und Hochbe- gegebenenfalls im Zuge eines EU-LIFE-Pro- hälter sowie weitere Leitungen der Ver- und jektes. Entsorgung müssen erreichbar bleiben. Der ■ Erstellen eines Perspektiv-Konzeptes zur wei- Verlauf von Leitungen sollte sich grundsätz- teren Aufgabe von Wegen in Abhängigkeit der lich auf bestehende Waldwege konzentrieren. Entwicklung von Kernzonen und auslaufenden Vorhaben Holznutzungen.

Kurzfristig Langfristig ■ Gemeinsame Wegeinventur durch Landes- ■ Evaluierung des Wegekonzeptes. forsten, Kommunen, Naturpark Saar-Huns- ■ Weitere Aufgabe nicht mehr benötigter Wirt- rück und Hunsrückverein. Aufbereitung im schaftswege. Geo-Informationssystem. ■ Aufbereitung von Laser-Scan-Daten zur detaillierten Modellierung der Geländeober- fl äche und des Wasserabfl usses. ■ Bildung einer lokalen Arbeitsgruppe „Wege- konzept“ unter Einbindung aller relevanten Akteursgruppen.

In Kürze:

■ Öffentliche Straßen sind nicht Teil des Nationalparks. Sie sind in ihrem Bestand nicht berührt. ■ Das Wegekonzept wird gemeinsam erarbeitet und im Wegeplan einvernehmlich mit der kommunalen Nationalparkversammlung beschlossen. Die Verzahnung mit dem Umfeld erfolgt in enger Koordination mit dem Naturpark. ■ Die Wegedichte wird Zug um Zug reduziert, beispielsweise durch Aufgabe nicht mehr benötigter Forstwege. ■ Durch geschickte Wegeführung und Besucherlenkung können beruhigte Bereiche entwickelt werden. ■ Wanderpfade werden gegenüber „Forstautobahnen“ bevorzugt. ■ Ein Grundgerüst an Wegen für Versorgung und Noteinsätze bleibt bestehen.

28 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 2.7 Brennholzbereitstellung Ziele und Grundsätze ■ Ziel ist es, dass der Bezug dieser Brennholz- menge auch bei Ausweisung eines Natio- Ausgangslage nalparks weiterhin sichergestellt ist und der Momentan deckt die örtliche Bevölkerung ihren lokalen Bevölkerung langfristig garantiert Bedarf an Brennholz aus allen Waldbesitzarten wird. Diese Garantie wird ein Privileg für die (Staats-, Gemeinde- und Privatwald). lokale Bevölkerung darstellen. ■ Die alljährlich von der Zentralstelle der Forst- Die Ausgangslage ist hierbei extrem unterschied- verwaltung im „Marktbericht Energieholz“ lich. Manche Orte beziehungsweise Ortsteile herausgegebenen Orientierungspreise für (Thranenweier, Börfi nk, Muhl) beziehen ihr Brenn- Energieholz im Staatswald werden auch für holz ausschließlich aus dem umliegenden Staats- die Nationalparkregion gelten. Dadurch wird wald. Andere Orte können ihren Bedarf gänzlich sich die Preisgestaltung nicht von anderen mit Holz aus dem eigenen Gemeindewald decken. Staatswaldgebieten unterscheiden. Als Brennholz wird vornehmlich schwaches bis mittelstarkes Holz sowie Kronenholz verwendet. Vorhaben Eine eigens erstellte Bedarfsanalyse kommt zu dem Ergebnis, dass 19 Ortschaften in der Fra- Kurzfristig ge des Brennholzes von der Ausweisung eines ■ Innerhalb des Nationalparks sind Pfl egezonen Nationalparks direkt betroffen wären. Hierzu defi niert. Pfl egezonen sind Flächen, in denen zählen auch Ortschaften, deren Gemarkung nicht langfristig ohne zeitliche Begrenzung Maß- unmittelbar von der Nationalparkfl äche berührt nahmen durchgeführt werden können. ist, die aber ihr Brennholz zumindest teilweise aus ■ Bei Maßnahmen in den Pfl egezonen wird das der Nationalparkkulisse beziehen (, anfallende Holz in erforderlichem Umfang als Langweiler, Herborn, , ). Brennholz für die lokale Bevölkerung bereit- gestellt. Diese Ortschaften beziehen zurzeit jährlich circa ■ Im Staatswald außerhalb des Nationalparks 8.000 Festmeter Brennholz (fast ausschließlich wurden sogenannte Brennholzzonen festge- Laubholz, besonders Buche) aus dem umliegen- legt. den Staatswald. ■ In diesen Brennholzzonen wird Stammholz Die Zentralstelle der Forstverwaltung (Forstein- „vom unteren Ende her“ so lange ins Brenn- richtungsstelle Koblenz) hat zusammen mit der holz gesteuert, bis der im Jahr 2013 ermittel- örtlichen Forstverwaltung ein Brennholzkonzept te Brennholzbedarf gedeckt ist. erarbeitet. ■ Von jedem Ort sind mehrere Pfl egezonen (in- nerhalb des Gebietes) oder Brennholzzonen Erwartungen der Region (außerhalb des Nationalparks) in wenigen ■ Die Bevölkerung erwartet, dass die Brenn- Kilometern Entfernung erreichbar. holzversorgung wie bisher sichergestellt ist. ■ Das vorrangige Recht zum Kauf haben die ■ Die Konditionen des Brennholzerwerbs sollen Bürger der an den Nationalpark angrenzenden sich nicht verschlechtern. Gemeinden. Das Land sagt die Bereitstellung ■ Vor allem preislich darf die Nationalparkregi- der benötigten 8.000 Festmeter Brennholz on gegenüber anderen Regionen nicht be- zu. Es wird somit weder eine Verknappung nachteiligt werden. noch eine durch den Nationalpark verursach- te Preiserhöhung eintreten. ■ Eine ortsnahe Versorgung (höchstens acht Kilometer Anfahrt) soll weiterhin gewährleis- tet sein.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 29 ■ Den Ortsbürgermeistern der betroffenen ■ Die in den Pfl egezonen (innerhalb des Nati- Gemeinden wurde dieses Konzept zur Brenn- onalparks) liegenden Nadelholzbestände wer- holzbereitstellung vorgestellt. Die Präsenta- den durch eine Unterpfl anzung vornehmlich tionen hierzu liegen den Ortsbürgermeistern mit Buche in Laubholzbestände umgewan- vor und sind im Internet auf der National- delt. Das Brennholzaufkommen erhöht sich parkseite des Landes Rheinland-Pfalz zu dadurch langfristig. fi nden (www.nationalpark.rlp.de).

Mittel- bis langfristig ■ Die Brennholzbereitstellung wird in den jährlichen Plänen des Nationalparkamtes und der umliegenden Forstämter geplant und im Jahresverlauf realisiert.

In Kürze:

■ Die Brennholzbereitstellung für die örtliche Bevölkerung ist dauerhaft und ortsnah sicherge- stellt. Das ist ein Privileg gegenüber anderer Regionen. ■ Wesentliche Instrumente sind: Brennholzbereiche im angrenzenden Wirtschaftswald; Verkauf von für die industrielle Verarbeitung vorgesehenen Holzsortimenten als Brennholz; Brennholzbereiche in den Pfl egezonen.

30 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 3. GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNG: NEUE CHANCEN FÜR DIE MENSCHEN

Die gesellschaftlichen Bedingungen im ländlichen Zu erwähnen ist hier der Wettbewerb „Starke Raum verändern sich. Die Bevölkerung wird „we- Kommunen – Starkes Land“, den das Ministerium niger, bunter, älter“. Alle Beteiligten stehen vor des Innern, für Sport und Infrastruktur (ISIM) im der Herausforderung, den Wandel zu leben und zu Juli 2013 vorgestellt hat: Er wendet sich an Ver- gestalten. Dies betrifft die jetzige Generation wie bandsgemeinden und verbandsfreie Gemeinden. die kommende. Bei dem mehrjährigen Beratungs- und Begleitpro- jekt sollen Modellräume entwickelt werden, die Die folgende Darstellung umreißt die Programme alle Landesteile und ländliche Siedlungsformen und Instrumente, die es in den Bereichen Bildung berücksichtigen. Ein Bewerberpaar, bestehend aus und Soziales bereits gibt. Und sie stellt in An- zwei Verbandsgemeinden oder eine Verbandsge- sätzen dar, inwiefern ein Nationalpark hier neue meinde und einer verbandsfreien Gemeinde, bil- Handlungsfelder eröffnen oder begleiten kann. det dabei einen Modellraum. Zusätzlich kann eine Folgende Themenschwerpunkte werden dabei wie weitere Einrichtung, zum Beispiel eine regionale auch im Bereich der Regionalentwicklung wieder- Hochschule, eine regionale Kammer oder eine kehrend berücksichtigt: weitere Regionalorganisation als dritter Partner a. Generationen, Miteinander, Vielfalt: Hierbei beteiligt werden. Das ISIM ist an mindestens geht es uns um die unterschiedlichen Gene- fünf Modellräumen interessiert. In der National- rationen und ihre Bedürfnisse, um ein Mitein- parkregion könnte ein solcher Modellraum liegen. ander auch zwischen den Generationen sowie Der Landkreis Birkenfeld befi ndet sich in der um die Besonderheiten und Vorteile einer Umsetzungsphase des Modellvorhabens „Land- vielfältigen Gesellschaft. Zukunft“. Das Vorhaben ist eines der Projekte der b. Landesplanung, ländliche Räume, Daseins- Demografi estrategie der Bundesregierung „Jedes vorsorge: Ziel ist es, eine leistungsfähige, aber Alter zählt“. Es dient der Erprobung neuer Wege bezahlbare Infrastruktur auch in ländlichen zur Förderung in der ländlichen Entwicklung. Das Räumen zu erreichen, ebenso bedarfsgerechte Wohnangebote und eine wohnortnahe, gute Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft Gesundheits- und Pfl egeversorgung. und Verbraucherschutz stellt für die Förderregion Birkenfeld 1,8 Millionen Euro zur Verfügung. c. Bildung, Arbeit und Wirtschaft: Alle Men- schen in allen Regionen des Landes sollen Die nachfolgenden Kapitel gehen zunächst die Chance auf ein gute Bildung und Arbeit allgemein auf die gesellschaftlichen Themenfel- haben. Unternehmen im Land sollen die der Demografi e, Gesundheit und Arbeit ein. Sie Fachkräfte bekommen, die sie für ihren Erfolg stellen zudem die in diesen Handlungsfeldern brauchen. bereits bestehenden relevanten Programme und d. Staat, Verwaltung, Soziale Sicherung: Auch in Ansätze vor. Es folgt ein umfassender Abschnitt, Zukunft soll der Staat seinen Bürgerinnen und der sich mit Bildung und speziell den Fragen der Bürgern gute und sichere Lebensbedingungen Umweltbildung und des Naturerlebens befasst. bieten. Hier geht es unter anderem um neue Er schließt bereits konkrete Vorhabenskizzen im Ansätze für eine bürgernahe Verwaltung, um Nationalparkgebiet ein. demografi efeste soziale Sicherungssysteme und den eingeschlagenen Konsolidierungskurs für zukunftsfähige öffentliche Haushalte.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 31 3.1 Demografi e Im Rahmen der Bürgerbeteiligung wurde vorge- schlagen, bestehende Instrumente zum Umgang mit der demografi schen Entwicklung gezielt und Die Gestaltung des demografi schen Wandels modellhaft in der Nationalparkregion zu erpro- muss als Herausforderung aufgebaut werden. ben. Es geht insbesondere um Unterstützung bei Ausgehend von der Entwicklung der Bevölkerung der Entwicklung demografi efester Angebote in wird auf die zwei Schwerpunkte Gesundheit und der Daseinsvorsorge, beim Aufbau neuer Wohn- Arbeit eingegangen. und Lebensformen sowie um eine angemessene Verfügbarkeit moderner Kommunikations- und Informationstechnologien. 3.1.1 Bevölkerungsstruktur Ziele und Grundsätze Ausgangslage In der aktuellen Legislaturperiode hat die rhein- land-pfälzische Landesregierung ihren Willen Eine Abnahme der Bevölkerungszahl hat im Land- erneut unterstrichen, den demografi schen Wandel kreis Birkenfeld im Vergleich zur Bevölkerungsent- gemeinsam mit ihren Partnerinnen und Partnern wicklung von Rheinland-Pfalz früher begonnen. erfolgreich zu gestalten. Vom Demografi eminis- Zwischen 1970 und 2008 ist die Bevölkerung terium (MSAGD) aus entwickelt die Landesregie- nach Angaben des Statistischen Landesamtes um rung ihre ressortübergreifende Demografi estrate- 8,8 Prozent zurückgegangen. Für den Landkreis gie laufend weiter. Birkenfeld hat das Statistische Landesamt für Zeitraum den 2010 bis 2030 einen Bevölkerungs- Dabei verfolgt sie einen zweigeteilten Ansatz: rückgang vorausberechnet, der mit 15,4 Prozent – zum einen den demografi schen Wandel so deutlich über dem Landesdurchschnitt von weit wie noch möglich zu beeinfl ussen, 5,8 Prozent liegt. Ursache ist vor allem eine über- – zum anderen die Auswirkungen des demogra- durchschnittliche Abwanderung aus der Region. fi schen Wandels aktiv zu gestalten. Weil in erster Linie jüngere Menschen abwandern, Ziel ist es, dass Familien gerne in Rheinland-Pfalz wird der Anteil älterer Menschen ab 65 Jahren im leben oder neu ins Land kommen und auf Dau- Landkreis Birkenfeld auch in Zukunft überdurch- er bleiben. Die Rahmenbedingungen sollen in schnittlich stark wachsen: von 22,8 Prozent im allen Politikfeldern so weiterentwickelt werden, Jahr 2010 auf voraussichtlich 32,2 Prozent im Jahr dass alle Generationen auch in Zukunft in allen 2030 (Landesdurchschnitt: 20,6 Prozent in 2010, Landesteilen gut leben können. Die Demografi - 28,7 Prozent in 2030). Für einzelne Gemeinden estrategie legt hierbei ein Hauptaugenmerk auf der Nationalparkregion sind noch deutlichere Regionen, in denen der demografi sche Wandel Veränderungen zu erwarten. schon heute spürbar ist. Mit ihrer seit 1970 rück- Erwartungen und Haltungen der Region läufi gen Bevölkerungsentwicklung gehört auch die Nationalparkregion dazu. Die Nationalparke, die bereits in Deutschland entstanden sind, wurden häufi g auch zu Katalysa- Der Nationalpark kann als Ansatzpunkt für attrak- toren für regionale Entwicklung beispielsweise im tivere Strukturen einen positiven Beitrag leisten, Tourismus. Die Hunsrück-Region verspricht sich dem demografi schen Wandel entgegenzuwirken vom Nationalpark entsprechende Impulse. Der Nationalparkprozess ist Ansatzpunkt für neue Netzwerke, die über bestehende, historisch gewachsene Verwaltungsgrenzen hinweggehen. Die bestehende Verwaltungsstruktur soll dennoch erhalten und gepfl egt werden.

32 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK Laufende Vorhaben des Programms zuständigen Investitions-und ■ Von Nutzen für die Entwicklung neuer Wohn- Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) an. Dort formen können folgende landesweite Bera- sind auch weitergehende Informationen zum tungsangebote sein: Programm und zur Antragsstellung erhältlich. Das Förderangebot unterstützt die Zielset-  Landesberatungsstelle „Pfl egeWohnen“ zung der Landesregierung „ambulant vor für ambulant betreute Wohngemeinschaf- stationär“. ten bei der Landeszentrale für Gesund- heitsförderung Rheinland-Pfalz e.V. (LZG). ■ Ein beispielhafter Ansatz ist das Modellpro- jekt „Neue Nachbarschaftshilfen für den  Landesberatungsstelle „Barrierefrei Bauen Landkreis Birkenfeld“: und Wohnen“ mit insgesamt elf Anlauf- stellen bei der Verbraucherzentrale. ■ Das Projekt zur Nachbarschaftshilfe ist als eine der zahlreichen Ideen der beteiligten Bür-  Landesberatungsstelle „LebensWohn- gerinnen und Bürger aus dem Modellprozess raum“ für gemeinschaftliches, generatio- „Mitmachen!“ hervorgegangen. Nun wird es nenübergreifendes Wohnen beim DRK in realisiert. Ziel ist es, den älteren Menschen in Mainz. den Gemeinden zu ermöglichen, ihre Selbst-  Servicestelle für kommunale Pfl egestruk- ständigkeit und Lebensqualität aufrechtzu- turplanung und Sozialraumentwicklung erhalten und zu Hause wohnen zu bleiben. In bei der Landeszentrale für Gesundheitsför- dem von der Stiftung Pro Alter getragenen derung Rheinland-Pfalz e.V. (LZG). und vom Demografi eministerium mit 20.000 ■ Folgende Förderungen aus dem Bereich sozia- Euro geförderten zweijährigen Projekt sollen le Wohnbauförderung sind möglich: mithilfe eines Kümmerers in allen interessier- ■ Selbstbestimmtes Wohnen und Leben ist ten Kommunen nachbarschaftliche Unter- der Wunsch vieler älterer Menschen und stützungsnetzwerke entwickelt werden. Menschen mit Behinderungen. Mit dem ISB- ■ Niedrigschwellige Betreuungsangebote sind Darlehen Wohngruppen (ISB = Investitions- eine sinnvolle Ergänzung zur Pfl ege und und Strukturbank) Rheinland-Pfalz wird die Betreuung älterer oder pfl egebedürftiger Bildung von Wohnraum unterstützt, der ein Menschen. Sie werden vom Land gefördert. gemeinschaftliches und generationsüber- ■ Bei niedrigschwelligen Betreuungsangebo- greifendes Wohnen ermöglicht. Dabei stehen ten übernehmen qualifi zierte ehrenamtliche Wohngruppen und Wohngemeinschaften Helferinnen und Helfer unter pfl egefachli- mit ambulanter Betreuung im Mittelpunkt. cher Anleitung die Betreuung älterer oder Gefördert wird die Schaffung von Mietwoh- pfl egebedürftiger Menschen in Gruppen oder nungen zur Einrichtung von Wohngruppen zu Hause. Sie entlasten pfl egende Angehö- und Wohngemeinschaften für ältere Men- rige und leisten beratend Unterstützung. Zu schen mit Pfl egebedarf, volljährige Menschen diesen Angeboten zählen Betreuungsgruppen mit Behinderungen und pfl egebedürftige für Personen mit demenziellen Erkrankungen, volljährige Menschen mit Unterstützungsbe- Helfer- und Helferinnenkreise zur stunden- darf, deren Einkommen die Einkommensgren- weisen Entlastung pfl egender Angehöriger, ze nach §9 Abs. 2 WoFG nicht um mehr als Tagesbetreuung in Kleingruppen oder Einzel- 60 Prozent übersteigt. Der Mieter benötigt betreuung. Das Land fördert niedrigschwellige einen Wohnberechtigungsschein. Die kon- Betreuungsangebote in der Nationalparkregi- zeptionelle Ausrichtung der Wohngruppen on. muss bestimmte Voraussetzungen nach dem ■ Komplementäre Angebote tragen im Vor- und Landesgesetz über Wohnformen und Teilha- Umfeld der Pfl ege dazu bei, den Vorrang der be (LWTG) erfüllen. Die Förderung erfolgt häuslichen Pfl ege und Versorgung zu sichern. durch ein in der Regel nachrangig gesichertes Sie werden vom Land gefördert. Darlehen. Investoren melden ihr Bauvorha- ben vor Baubeginn bei der für die Umsetzung

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 33 Dazu zählen ehrenamtliche Besuchs- und Be- Alters, einer Behinderung oder Krankheit auf so- gleitdienste, die die Teilhabe am Leben in der ziale Betreuung im Umfeld der Pfl ege angewiesen Gesellschaft ermöglichen, pfl egende Angehörige sind. Das Land fördert komplementäre Angebote vor Überlastung schützen oder auch einer Ver- in der Nationalparkregion. einsamung entgegenwirken. Die Angebote sollen Menschen zu Gute kommen, die aufgrund ihres

In Kürze:

■ Der demografi sche Wandel soll positiv beeinfl usst werden. ■ Es sollen Maßnahmenbündel entwickelt und Netzwerke geschaffen werden. ■ Es stehen Beratungsangebote für Bürgerinnen und Bürger sowie für die Kommunen zur Verfügung. ■ Es bestehen Fördermöglichkeiten in den Bereichen:  Wohngruppen für unterstützungs- und pfl egebedürftige Menschen,  nachbarschaftliche Unterstützungsnetzwerke (Modellprozess Mitmachen! in Birkenfeld),  Niedrigschwellige Betreuung und  Angebote im Vor- und Umfeld der Pfl ege (komplementäre Angebote).

3.1.2 Gesundheit „Rheinland-Pfalz isst besser“ gibt Tipps, Speisen gesund und lecker anzurichten. Nationalparke bieten vielfältige Möglichkeiten, Eines der wichtigsten Themen bei der Gestaltung Naturerholung, Gesundheits-Tourismus und des demografi schen Wandels ist zweifellos die Wellness-Angebote zu entwickeln. Sie können so- Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum. Wie mit umfassend positive Effekte für die Gesundheit sie in der Nationalparkregion sichergestellt wer- schaffen. Hierin liegt ein großes Potenzial, das im den kann, erläutert das folgende Kapitel. Lauf der Zeit zu entwickeln sein wird. Ausgangslage „Sport ist wirklich oft die beste Medizin“, sagt In den Verbandsgemeinden der Nationalparkregi- Joachim Mester, Institutsleiter an der Deutschen on sind die Krankenhäuser in und Sporthochschule Köln (DSHS). Die National- Birkenfeld als Krankenhäuser der Grund- und Re- parkregion bietet schon heute zahlreiche Ge- gelversorgung angesiedelt. Damit wird die wohn- legenheiten zum Wandern, Joggen, Radfahren, ortnahe Versorgung sichergestellt. Beide Kranken- Langlauf, Reiten, Sport. Die sich entwickelnde häuser arbeiten eng mit Schwerpunktanbietern Infrastruktur eines Nationalparks wird das positiv zusammen, insbesondere in Trier. Damit ist auch unterstützen. eine hochwertige Versorgung gewährleistet. Beide Auch eine gesunde Ernährung mit regionalen Le- Krankenhäuser haben Notarztstandorte. Darüber bensmitteln fördert die Gesundheit. Die Initiative hinaus verfügt Birkenfeld mit dem medizinischen

34 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK Angebot der konservativen Orthopädie über ein denen aufgrund der Altersstruktur der prak- regionales Alleinstellungsmerkmal. In Idar-Ober- tizierenden Hausärztinnen und Hausärzte die stein befi ndet sich ein Schwerpunktkrankenhaus Versorgung auszudünnen droht, können einen mit einem umfassenden medizinischen Angebot. Landeszuschuss erhalten. Aktuell kann in der Nationalparkregion in den Verbandsgemein- Ziele und Grundsätze den und Thalfang am Erbeskopf Zur Stärkung der ambulanten ärztlichen Versor- eine solche Förderung beantragt werden. gung werden in diesem Bereich seit dem Jahr ■ Projekt „Gesundheit und Pfl ege – 2020“: Es 2007 gemeinsam mit Partnern, zum Beispiel der zielt auf eine Schwerpunktbildung zur Siche- Landesärztekammer, auf Basis eines Masterplans rung der medizinischen und pfl egerischen verschiedenste Maßnahmen umgesetzt. Versorgung im ländlichen Raum sowie auf die Entwicklung neuer Versorgungsmodelle. Laufende Vorhaben ■ Landes- Förderprogramm für die hausärzt- liche Versorgung: Hausärztinnen und Haus- ärzte, die sich in bestimmten ländlichen Regionen von Rheinland-Pfalz niederlassen, in

In Kürze:

■ Sicherung der medizinischen und pfl egerischen Versorgung durch Schwerpunktbildung. ■ Förderprojekt zur Ansiedlung von Hausärztinnen und -ärzten kann für die Verbandsgemeinden Herrstein und Thalfang am Erbeskopf genutzt werden.

3.1.3 Arbeitsplatzsituation Erwartungen der Region Es wird erwartet, dass durch die Ansiedlung des Nationalparks die Beschäftigung, vor allem im Ausgangslage Tourismus und in der Gastronomie, steigt. Neue Die Arbeitsmarktsituation in den vier Verbands- Berufsfelder im Bereich der Gästeführung und des gemeinden der Nationalparkregion wird von den Naturerlebens können ergänzend zum Arbeitsfeld Agenturen für Arbeit Trier und Bad Kreuznach Nationalparkamt entstehen. erfasst. Sie ist regional sehr unterschiedlich. Wäh- rend der Arbeitsmarkt in der Region Trier mit einer Ziele, Grundsätze und Instrumente Arbeitslosenquote von 3,8 Prozent unter dem ■ Entsprechend der regionalen Bedarfe können Landesdurchschnitt von 5,3 Prozent (Stand Juni gemeinsam mit den örtlichen Akteuren der 2013) liegt, liegt die Arbeitslosigkeit im Agentur- Arbeitsmarktpolitik gezielt Weiterbildungs- bezirk Bad Kreuznach mit einer Arbeitslosenquote angebote initiiert werden. So werden sich in von 6,2 Prozent über dem Landesdurchschnitt. einem Nationalpark zahlreiche Möglichkeiten

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 35 im Bereich der Umweltbildung und Naher- ■ Ausnahmen vom Sonn- und Feiertagsver- holung (siehe Kapitel 3.2.2) entwickeln. Auch kaufsverbot in einzeln aufgeführten Aus- das Nationalparkamt wird Arbeitgeber für re- fl ugs- und Erholungsorten sollen aufgrund gionales Personal und nach Etablierung dieses der Einkaufsbedürfnisse der Gäste zugelassen selbst ausbilden (siehe Kapitel 6.2). werden. ■ Gemeinsam mit den örtlichen Agenturen für Arbeit, Jobcentern und Bildungsträgern werden die Instrumente der Bundesagen- tur für Arbeit mit Mitteln des europäischen Sozialfonds sowie Landesmitteln initiiert und abgewickelt.

In Kürze:

■ Der Nationalpark bietet neue Berufsfelder auch außerhalb der Nationalparkverwaltung. ■ Entsprechende Weiterbildungsangebote können mit Instrumenten der Bundesagentur für Arbeit initiiert und in Kürze realisiert werden.

3.2 Bildung guten Voraussetzungen bestehen, Natur- und Kulturentwicklung in Forschung, Lehre und Bil- dungsarbeit zusammenzuführen. Bildung ist eine der Grundvoraussetzungen für eine zukunftsfähige Entwicklung der Region. Hier- bei ist zu unterscheiden zwischen der Aus- und 3.2.1 Schulen, Hochschulen Fortbildung, den Angeboten der außerschulischen Bildung und dem thematischen Schwerpunkt der Umweltbildung. Auf rheinland-pfälzischer Seite der National- parkregion bestehen im Schuljahr 2013/2014 ins- Der Nationalpark bietet die Gelegenheit, als gesamt 51 allgemein bildende Schulen mit circa spezifi sches verbindendes Element genutzt zu 13.000 Schülerinnen und Schülern, davon werden. Darüber hinaus bietet er Ansatzpunkte, Unterrichts- und Ausbildungsinhalte speziell in ■ 32 Grundschulen (circa 3.500 Schulkinder), den Themenfeldern Natur, Umwelt und Rohstoff- ■ sieben Realschulen plus (circa 2.800 Schüle- effi zienz zu vertiefen. Einen interessanten Beitrag rinnen und Schüler), liefern dazu auch die Arbeiten der Universität ■ drei Integrierte Gesamtschulen (circa 2.500 Mainz im Zusammenhang mit dem interdiszipli- Schülerinnen und Schüler), nären, landschaftsarchäologischen Forschungs- ■ vier Gymnasien (circa 3.200 Schülerinnen projekt „Mensch und Umwelt“. Sie zeigen, welche und Schüler), davon zwei Netzwerkschu-

36 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK len „Bildung für nachhaltige Entwicklung in Landau, und Mainz fi nden vielfäl- Rheinland-Pfalz“, tige Bezugspunkte zu Vorhaben im Nationalpark. ■ fünf Schulen mit Förderschwerpunkten (circa Auch hier wurden erste Projekte sondiert. 400 Schülerinnen und Schüler) und fünf Seitens des Umweltcampus wurde bereits ein Berufsbildende Schulen (circa 3.300 Schüle- Strategiepapier „Bisherige und mögliche Beiträge rinnen und Schüler). der Hochschule Trier, Standort Umwelt-Campus Der Einzugsbereich umfasst bis zu 25 Kilometer Birkenfeld, zum geplanten Nationalpark Huns- Fahrtstrecke zu einem der möglichen, leicht zu rück“ erarbeitet, welches eine wichtige Plattform erreichenden Nationalparkzugänge. Die Lage der für die Ausgestaltung weiterer Schritte ist. Schulen ist in einer Karte in Kapitel 9 dargestellt. Es bestehen insgesamt hervorragende Möglichkei- Darüber hinaus ist die Hochschule Trier mit dem ten, jungen Menschen in Schule und Ausbildung Studiengang Gestaltung Edelstein und Schmuck die den Nationalpark begleitenden Themenfelder am Campus Idar-Oberstein und mit dem Um- zu vermitteln. Darin liegt auch die Chance, sie an weltcampus Birkenfeld in der Nationalparkregion den Nationalpark als identitätsstiftendes Merk- verankert. mal zu binden. Insbesondere die Fachbereiche Umweltwirtschaft/ Vergleichbare Ansätze bieten sich auch für die Er- Umweltrecht und Umweltplanung/Umwelttech- wachsenenbildung, indem z. B. im Rahmen einer nik am Umweltcampus Birkenfeld wie auch das „Nationalpark-Akademie“ regelmäßig oder an- am Standort Trier angesiedelte Lehr- und For- lassbezogen naturwissenschaftliche oder kultur- schungsgebiet Holz ermöglichen eine Vielzahl an historische Erkenntnisse und Fragestellungen oder Synergien zu den Themen, die sich unmittelbar Projektergebnisse im Kontext der Entwicklung aus dem Rahmen des Forschungs- und Monito- der Nationalparkregion vorgestellt und diskutiert ring-Ansatzes eines Nationalparks ergeben. Die werden. nahe gelegenen Universitäten Trier, Koblenz-

In Kürze:

■ Über Schulen und Ausbildungsstätten besteht Zugang zu weit über 13.000 jungen Menschen in der Region. ■ Das Zusammenkommen mehrerer Einrichtungen über das verbindende Thema „Nationalpark“ bietet vielfältige Chancen und fördert den Netzwerkgedanken. ■ Forschung und Lehre an den Hochschulen lassen sich in hervorragender Weise mit dem Themen- feld nachhaltiger Regionalentwicklung, Rohstoffeffi zienz und Nationalpark ergänzen. ■ Der Umweltcampus Birkenfeld und der Hochschulstandort Trier bieten beste Voraussetzungen für eine enge Kooperation.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 37 3.2.2 Umweltbildung und Naturerleben  Bundesnaturschutzgesetz § 24 Absatz 2 Satz 2 „Soweit es der Schutzzweck erlaubt, sollen Mit konkreten Angeboten und Programmen im Nationalparke auch der wissenschaftli- Handlungsfeld Umweltbildung und Naturerleben chen Umweltbeobachtung, der naturkund- tritt ein Nationalpark mit dessen Ausweisung lichen Bildung und dem Naturerlebnis der sofort - „vom ersten Tag an“ – sichtbar in Er- Bevölkerung dienen.“ scheinung. Auch Themenfelder wie Klimaschutz,  Landesnaturschutzgesetz RLP § 18 Absatz nachhaltige Nutzung und Verwendung des 2 Satz 2 CO2-neutralen Rohstoffes Holz lassen sich in die „Nationalparke dienen nach näherer Be- Umweltbildung aufnehmen und beispielsweise im stimmung in der Rechtsverordnung auch Programm der Nationalparktore darstellen. Diese der wissenschaftlichen Umweltbeobach- werden auch als Ausgangspunkt einer naturtou- tung, der naturkundlichen Bildung sowie ristischen Entwicklung der Region unmittelbar dem Naturerlebnis der Bevölkerung wirksam. Anforderungen aus internationalen und nationa- Mit der aktiven Entwicklung, Förderung und len Richtlinien oder Standards Umsetzung dieser Angebote im künftigen Natio- ■ Die International Union for Conservation of nalpark erfüllt die Landesregierung internationale Nature (IUCN) formuliert die Anforderungen und nationale Anforderungen. Sie entspricht in Bezug auf Nationalparke (Kategorie II der damit auch dem ausdrücklichen, gesetzlichen Schutzgebiete) wie folgt: Auftrag aus Bundes- und Landesnaturschutzge- „Schutzgebiete der Kategorie II sind zur Si- setz. Die Bildungsarbeit folgt dem Anspruch einer cherung großräumiger ökologischer Prozesse Bildung für nachhaltige Entwicklung. ausgewiesene, großfl ächige natürliche oder naturnahe Gebiete oder Landschaften samt Das Land folgt auch im Handlungsfeld Umwelt- ihrer typischen Arten- und Ökosystemaus- bildung und Naturerleben einem kooperativ- stattung, die auch eine Basis für umwelt- und partizipativen Leitgedanken. Zivilgesellschaftli- kulturverträgliche geistig-seelische Erfah- ches Engagement soll im Rahmen vorgegebener, rungen und Forschungsmöglichkeiten bieten übergeordneter oder noch zu vereinbarender sowie Bildungs-, Erholungs- und Besucheran- Standards und Fachkonzepte ermöglicht und gebote machen.“ gefördert werden. Die Zielsetzungen, Aufgaben Als vorrangiges Ziel gilt: „Schutz der natürli- und Methoden der Handlungsfelder Bildung und chen biologischen Vielfalt zusammen mit der Naturerleben werden im Rahmen des hier vorlie- ihr zugrunde liegenden ökologischen Struk- genden Fachkonzeptes gemeinsam behandelt. tur und den unterstützenden ökologischen Prozessen sowie Förderung von Bildung und Der Zusammenarbeit mit dem Naturpark Saar- Erholung.“ Hunsrück kommt auch hier eine besondere Bedeutung zu. ■ EUROPARC Deutschland e.V., der Dachver- Ausgangslage band der Nationalen Naturlandschaften defi niert Qualitätskriterien und Standards für Gesetzliche Anforderungen Nationalparks in Deutschland. Den Hand- Das für Nationalparke in Deutschland einschlägi- lungsfeldern „Bildung“ und „Naturerlebnis und Erholung“ ist jeweils ein eigener Ab- ge Naturschutzrecht defi niert als Zweckbestim- schnitt gewidmet. mung der Parke die den Schutzzweck berücksichti- Im Mittelpunkt steht der Anspruch eines gende „naturkundliche Bildung“. Damit formuliert Beitrags zur nachhaltigen Entwicklung bezie- es einen entsprechenden Auftrag für die Schutz- hungsweise zu einer Bildung für nachhaltige gebietsverwaltung. Entwicklung (BNE). Die Förderung der Na-

38 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK turerfahrung wird den Nationalparken eben- Nationalparks ist der Verein Zertifi zierte falls als eine Hauptaufgabe zugewiesen. Natur- und Landschaftsführer Rheinland- „Zielgruppenspezifi sche Konzepte für na- Pfalz e.V., Regionalgruppe Hunsrück, idealer tionalparkspezifi sche Bildungsarbeit sind Partner. vorhanden und werden umgesetzt. […] ■ Als aktive „Schulnahe Umwelterziehungsein- Bildungsangebote werden durch die National- richtung“ (SchUR-Station) durch das Bil- park-Verwaltung koordiniert, abgestimmt und dungsministerium anerkannt sind: periodisch evaluiert. Die Bildungsangebote  Hunsrückhaus am Erbeskopf (kommunaler informieren über Ziele, Aufgaben und Inhalte Zweckverband). des Nationalparks, wobei im Mittelpunkt die Hauptbotschaft des Nationalparks steht.“  Naturpark-Infozentrum in Hermeskeil Für die Besucherbetreuung sind die Konzepte (Naturpark Saar-Hunsrück e. V.). für Rangerarbeit, Bildung und weitere Be-  Wildfreigehege Wildenburg mit Wildkat- sucherbetreuung miteinander abgeglichen. zenzentrum (Hunsrückverein e. V.) (Aner- Die beteiligten Personen kennen die jeweils kennung beantragt). anderen Arbeitskonzepte. Die allgemeine  Forstämter Birkenfeld und Idarwald. Besucherbetreuung fi ndet im Informations- ■ Neben den SchUR-Stationen bieten weitere zentrum sowie in den einzelnen Informations- wichtige Akteure Potenzial für die Bildungs- stellen statt. landschaft und die Zusammenarbeit in einer […] künftigen Nationalparkregion: Zudem arbeitet die Nationalpark-Verwaltung  Umweltcampus Birkenfeld mit Forschung mit Kulturanbietern der Region zusammen und Lehre in verschiedenen, umweltbezo- und verbindet, wo angemessen und mit dem genen Disziplinen (einschließlich Ma- Schutzzweck vereinbar, Kultur- und Naturer- nagement- und Medienkompetenz sowie lebnisse.“ Bildung für eine nachhaltige Entwicklung) Im Handlungsfeld „Kooperation und Partner“ und einem Engagement für allgemein der EUROPARC-Kriterien wird für alle Auf- bildende Schulen in Form der jährlichen gabenbereiche von Nationalparken der Wert „Kinder-Uni“. von Kooperationen und Partnerbeziehungen betont. Auch der Wert des Engagements  Kreisvolkshochschulen Birkenfeld (mit Au- Freiwilliger als besondere Bereicherung der ßenstellen Birkenfeld und Idar-Oberstein), Nationalpark-Aktivitäten herausgestellt. Trier-Saarburg (mit Außenstelle Hermes- keil), Bernkastel-Wittlich (mit Außenstelle Akteure der außerschulischen Umweltbildung Thalfang). ■ In der Nationalparkregion ist bereits eine  Elisabethstiftung Birkenfeld als Träger des Grundstruktur an Partnern außerschulischer Berufsförderungswerkes. Umweltbildung vorhanden. Sie ist in eher  Internationaler Bund (IB) als freier Träger loser Form vernetzt und tritt insbesondere der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit mit naturbezogenen Kulturthemen, geführten mit Einrichtungen in Birkenfeld und Idar- Wanderungen oder sportlichen Angeboten Oberstein. (Mountain-Biking, Nordic-Walking) in Er-  „LIVE Soziale Chancen e. V.“ scheinung.  Schwalbenhof Berschweiler als „Lernort ■ Für den Raum Trier existiert ein „Netzwerk Bauernhof“ im gleichnamigen rheinland- Umweltbildung Region Trier“. Durch die Mit- pfälzischen Netzwerk. gliedschaft von Naturpark Saar-Hunsrück und Hunsrückhaus wirkt es spürbar in die unmit-  Anerkannte Naturschutzverbände (insbe- telbare Nationalparkregion. sondere BUND, NABU, Pollichia, GNOR, SDW, LJV). ■ Für Aktivitäten der Umweltbildung und des Naturerlebens auf der Fläche des möglichen

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 39 Für ein Engagement Jugendlicher im Freiwilligen Betten/ 25 Hüttenplätze, Voll- und Selbstver- Ökologischen Jahr (FÖJ) stehen in der Region pfl egung). aktuell folgende Einsatzstellen zur Verfügung: ■ Freizeitzentrum Idarwald (13 Zimmer/ 66 ■ Diakonie Werkstätten Bad Kreuznach, Asba- Betten, Voll- und Selbstverpfl egung). cher Hütte (Nähe Idar-Oberstein), landwirt- ■ Jugendherberge Hermeskeil (122 Betten, schaftlicher Betrieb mit Hofl aden –Träger Frühstück, Halb- und Vollverpfl egung). Ev.Landjugendakademie. ■ Jugendherberge Idar-Oberstein (129 Betten, ■ Imkerei Robert Friedrich in Berschweiler Frühstück, Halb- und Vollverpfl egung). (Nähe Kirn) – Träger NABU. Die Lage der Einrichtungen ist in einer Karte in ■ Verbandsgemeinde Kirn-Land – Träger FBZ. Kapitel 9 dargestellt. ■ Umweltcampus Birkenfeld. Erwartungen der Region Schulen und Kindertagesstätten im Einzugsgebiet Mit den Perspektiven von Umweltbildung und Na- des Nationalparks turerleben in einem künftigen Nationalpark und ■ Eine der Schwerpunkt-Zielgruppen für die einer Nationalparkregion haben sich die Bürge- Angebote der Umweltbildung und des Na- rinnen und Bürger in den Dialogveranstaltungen, turerlebens in einem künftigen Nationalpark Arbeitskreise des Naturparks sowie Bürger-Ar- bilden die 51 Schulen der Region (siehe Kapi- beitskreise intensiv befasst. Darüber hinaus liegen tel 3.2.1 und Kapitel 9). Positionen vor allem der Bürgerinitiative (heute: ■ Von den über 70 Kindertagesstätten der Re- Freundeskreis) sowie des Landesjagdverbandes, gion liegen acht in unmittelbarer Nähe (circa Kreisgruppe Birkenfeld vor. zwei Kilometer Luftlinie) zum Nationalpark, sodass dieser mit geringem Aufwand (fußläu- Gemeinsam ist allen Äußerungen, der Wunsch fi g, erweiterter Eltern-/Bustransport) erreich- an vorhandene Strukturen anzuknüpfen. Be- bar wäre. Es sind dies die Kindertagesstätten stehende Netzwerke und Einrichtungen sollen in , Brücken, , Kirsch- genutzt werden, statt mit Aufwand Neues und weiler, , Neuhütten, und im schlimmsten Fall Konkurrierendes ins Leben ). Die Lage der Einrichtungen ist in zu rufen. Zugunsten eines einheitlichen Auftritts einer Karte in Kapitel 9 dargestellt. in einer Nationalparkregion sollen insbesondere Beherbergungsangebote für Gruppenaufenthalte Nationalpark und Naturpark eng kooperieren. In die Bildungsarbeit des künftigen Nationalparks In der Nationalparkregion (20 Kilometer Zone) sollen Bildungs-Akteure der Region eingebunden befi nden sich zwei Jugendherbergen und fünf werden, die den Nationalpark-Gedanken mittra- weitere Einrichtungen unterschiedliche Größe gen und aktiv vertreten. und Ausprägung in kommunaler, privater oder kirchlicher Trägerschaft, die für die mehrtägige Im kommunalen Eckpunktepapier des Naturparks Unterbringung von Schulklassen und Jugendgrup- ist der Wunsch formuliert, die Koordinierung der pen geeignet sind. gesamten Umweltbildungsarbeit - auch für den Nationalpark - beim Naturpark anzusiedeln. Er ist ■ Jugendfreizeitstätte (9 Zimmer/ 67 Betten, Voll- und Selbstverpfl egung). gekoppelt an die hierzu erforderliche (zusätzliche) Personalausstattung der Naturparkgeschäftsstel- ■ Freizeitheim Heiligenbösch (16 Zimmer/ 47 le. Bürgerinitiative und Bürger-Arbeitskreise sehen Betten, Selbstverpfl egung). an dieser Stelle in erster Linie die Nationalpark- ■ Jugendhaus Rascheid (5 Zimmer/ 34 Betten, verwaltung in der Verantwortung. Voll- und Selbstverpfl egung). ■ Landheim (4 Zimmer/ 16 Betten, Dem kommunalen Eckpunktepapier und den Selbstverpfl egung. Ergebnissen des Bürgerdialoges ist der Wunsch gemeinsam, Natur- und Umweltbildung frü- ■ Kreisjugendhaus Kell am See (14 Zimmer/ 44

40 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK hestmöglich auch in den Kindertagesstätten lungen. Sie bewirken aber durch Wahrnehmung und Schulen der Region zu verankern und hierzu ästhetischer Aspekte oder durch prägende Erfah- spezifi sche Profi le zu erarbeiten. Es wurde bereits rungen eine emotionale Zuneigung zur Natur. eine Fülle konkreter Angebotsideen und Themen Hierzu gesellt sich oft der Wunsch, mehr über die geboren. erlebte Natur zu wissen. Naturerlebnisse wecken deshalb oft eine Nachfrage nach Bildungsange- Ziele und Grundsätze boten. Sie wirken insofern als Türöffner für die Bildung und Naturerleben im Nationalpark nut- umweltbezogene Bildung und ihre Ziele. zen unter Berücksichtigung der Schutzziele die Durch die Vermittlung grundlegender Sachin- natürlichen Gegebenheiten des Nationalparks. formationen schaffen Bildung und Naturerleben Sie setzen diese in einen themenübergreifenden, Orientierungshilfen in der Urteilsbildung und zeitlichen und räumlichen Kontext. Wertefi ndung und fördern die Dialogfähigkeit. Der Nationalpark stellt einen originären Erfah- Handlungs- und erlebnisorientierte Methoden rungsraum im Sinne der Umweltbildung dar und ermöglichen praktische Naturerfahrungen und eignet sich damit vortreffl ich als außerschuli- fördern Fertigkeiten, Entscheidungs- und Hand- scher Lernort insbesondere für Schülerinnen und lungsvermögen. Sie dienen so der positiven Schüler der Region. Die Umweltbildung ist eine Persönlichkeitsentwicklung und schaffen soziale der wichtigsten Säulen der Bildung für nachhaltige Kompetenz. Bildung und Naturerleben im Nati- Entwicklung. Sie soll einen verantwortungsvollen onalpark dienen im Rückschluss der Akzeptanz Umgang mit der Umwelt und den natürlichen der internationalen wie regionalen Schutz- und Ressourcen vermitteln. Entwicklungsziele und der daraus abgeleiteten Maßnahmen. Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nachhal- Die Entwicklung des Handlungsfeldes Umwelt- tiges Denken und Handeln. Sie versetzt Menschen bildung und Naturerleben im Nationalpark folgt in die Lage, Entscheidungen für die Zukunft zu einem gemeinsam zu erarbeitenden Leitbild. treffen und dabei abzuschätzen, wie sich das Einzubeziehen sind pädagogische Landesein- eigene Handeln auf künftige Generationen oder richtungen (u.a. Pädagogisches Landesinstitut das Leben in anderen Weltregionen auswirkt. Rheinland-Pfalz, Landesinstitut für Pädagogik und Dementsprechend zielt Bildung für nachhaltige Medien des Saarlandes), die örtlichen und regio- Entwicklung auf Gestaltungskompetenz, auf die nalen Akteuren der schulischen, außerschulischen Fähigkeit, Wissen über nachhaltige Entwicklung und freien Umweltbildungsarbeit (insbesondere anzuwenden und Probleme nicht nachhaltiger auch der Naturpark Saar-Hunsrück e. V.) sowie Entwicklung erkennen zu können. Sie umfasst gegebenenfalls auch touristischer Akteure. beispielsweise die Fähigkeiten vorausschauend Das Leitbild soll sich an den Zielen einer Bildung zu denken, Wissen interdisziplinär zu verarbeiten, für nachhaltige Entwicklung und an der Leitidee autonom zu handeln und an gesellschaftlichen von Arbeitsteilung und Kooperation in der künfti- Entscheidungsprozessen zu partizipieren. gen Nationalparkregion orientieren. Weitere Themenfelder der Bildung für nachhaltige Die Nationalparkverwaltung beschäftigt für den Entwicklung wie Globales Lernen, Gesundheitsför- Aufbau, die Entwicklung und Umsetzung der derung, ökonomische Bildung und Verbraucherbil- Bildungs- und Erlebnisangebote hauptamtliches dung sowie die Verkehrs- und Mobilitätserziehung Personal. Es wird in einem für Umweltbildung, sollen nach und nach Bestandteil des Bildungs- Naturerleben und Kommunikation verantwort- konzeptes des Nationalparks werden. lichen Fachgebiet tätig. In der Bildungsarbeit Naturerlebnisse sind weitgehend frei von formali- engagieren sich hier insbesondere zu „Geprüften sierter Beschäftigung mit ökologischen Fragestel- Natur- und Landschaftspfl egern“ (GNL) fort-

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 41 gebildete Forstwirte und Forstwirtinnen sowie schaftsführerin“ oder „Zertifi zierter Waldpädago- Forstwirtschaftsmeister und -meisterinnen, die als ge/ zertifi zierte Waldpädagogin“. Ranger oder Rangerin zum Einsatz gelangen sowie Kurse, die zu einem dieser Abschlüsse führen, sol- Zertifi zierte Waldpädagoginnen und -pädagogen. len ab 2014 vor Ort in der Nationalparkregion ab – auch für kleinere Gruppen - angeboten werden. Ein starkes und qualitativ hochwertiges, ehren- amtliches Engagement interessierter Menschen Qualifi zierung zum Nationalparkführer/ zur der Region ist eine unabdingbare Voraussetzung Nationalparkführerin für die Akzeptanz des Nationalparks bei Einheimi- Auf diese Grundqualifi zierung baut ein gemein- schen und Gästen. Auch für ein breit aufgestelltes, sames, voraussichtlich zwei- bis dreitägiges den Bedürfnissen und Wünschen der Zielgruppen Modul „Nationalpark“ auf, das dazu berechtigt, gerecht werdendes Bildungsangebot ist es uner- als Nationalparkführer oder –führerin Angebote lässlich. unterbreiten zu können. Die Nationalparkverwaltung ist verantwortlich für Das aktive Bewerben der Angebote ist Aufgabe die Qualifi zierung der Akteure, die Vernetzung und des Nationalparkamts und der Informationsein- Bewerbung sowie der konkreten Vermittlung der richtungen im Nationalpark. Die gruppenspezifi - Angebote. Sie trägt Sorge zudem für eine vertrau- sche Beratung und das Vermitteln beziehungswei- ensvolle Zusammenarbeit zwischen Haupt- und se die Buchung der Führungen erfolgen über feste Ehrenamt zum Nutzen der Region. Ansprechpartnerinnen oder Ansprechpartner im Nationalparkamt. Vorhaben und Instrumente Zertifi zierte Nationalpark-Partner Qualifi zierung und Zertifi zierung der Akteure Diejenigen Akteure, die sich im Angebotsnetzwerk Insbesondere die individuell zu vereinbarenden zum Beispiel als Bildungseinrichtung, SchUR-Sta- Bildungs- und Naturerlebnisangebote für Grup- tion, Einrichtung der Jugendarbeit oder Gästeein- pen - von der Kindertagesstätte über Schulklassen richtung für Kinder- und Jugendgruppen profi lge- bis zum Betriebsausfl ug - fußen auf dem Engage- recht engagieren wollen, werden als Partner des ment ehrenamtlicher, neben- oder freiberufl icher Nationalparks geführt und beworben. Nationalparkführerinnen und –führer. Grundlage ist ein gemeinsam zu erarbeitender Es ist Aufgabe des Nationalparkamtes, diese Qualitätsstandard mit einer entsprechenden gemeinsam mit Partnern auf ihre Aufgaben best- Selbstverpfl ichtung der jeweiligen Träger. möglich vorzubereiten. Dazu gehört, sie unterei- nander sowie mit den hauptamtlichen Akteuren Angebotsstruktur im künftigen Nationalpark des Nationalparks zu vernetzen. So können auch die nationalparkspezifi schen Inhalte und die not- Fest terminierte Gästeangebote wendigen Qualitätsstandards der umweltpädago- (ohne Anmeldung) gischen Angebote im Hinblick auf eine Bildung für Es handelt sich um Angebote für individuell inte- nachhaltige Entwicklung von Anfang an berück- ressierte Gäste der Region und Kleingruppen, die sichtigt werden. zu festen Zeiten und an defi nierten Orten ohne jegliche Voranmeldung in Anspruch genommen ZNL und ZWP – als Zertifi kate bewährt werden. Dabei soll auf vorhandene und in Rheinland-Pfalz Hierzu zählen insbesondere Rangertouren oder bewährte Qualifi zierungen und Zertifi kate gesetzt vergleichbare Angebote auf attraktiven, ausge- und aufgebaut werden. wählten oder individuell vereinbarten Routen, die Künftige Nationalparkführerinnen und –führer auch an Orte führen, deren Reiz sich nicht ganz besitzen den Abschluss „Zertifi zierter Natur- und von alleine offenbart. Die Führerin oder der Führer Landschaftsführer/ zertifi zierte Natur- und Land- helfen dabei, die Schönheiten und Eigenarten des

42 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK Naturraumes zu erschließen, die Natur zu entde- ■ Buchbare Gruppenangebote cken und zu erleben. Sie oder er lenkt behutsam Solche Angebote richten sich an unterschiedli- die Sinne der Gäste und unterstützt bedürfnis- che Zielgruppen, die in der Nationalparkregion gerecht deren Lernprozesse. Eine gute Führung beheimatet oder als Gäste unterwegs sind liefert nicht nur naturkundliche Informationen aus - von der Schulklasse am Wandertag bis zum erster Hand und zeigt – im Sinne einer Bildung für Betriebsausfl ug. So vielfältig wie die Zielgrup- nachhaltige Entwicklung - Querverbindungen zu pen und ihre Interessen, so vielfältig soll auch anderen oder übergeordneten Handlungsfeldern das Angebot sein, das jeweils individuell über auf. Sie erzeugt vielmehr auch eine emotionale die Nationalparkverwaltung vermittelt wird. Verbundenheit zum Nationalpark und weckt den Um Gruppen bestmöglich beraten zu können, Wunsch zu bleiben oder wiederzukehren. wird diese Aufgabe im Idealfall in den Händen Die Angebote starten von gut erreichbaren Stand- einer einzigen Ansprechpartnerin oder eines orten, an denen Fahrzeuge des Individualverkehrs Ansprechpartners (mit Vertretung) gebündelt. oder Busse parken können. Ein Teil der Standor- Eine Erstberatung in Informationseinrichtun- te ist langfristig im Idealfall durch öffentlichen gen des Nationalparks oder des Naturparks Personennahverkehr (ÖPNV) erschlossen. Durch sollte selbstverständlich sein. den Aufbau einer eigenen Nationalpark(bus)linie Gerade in diesem Segment hängt die Attrak- könnten die Standorte zu einem späteren Zeit- tivität, Breite und Qualität des Angebotes von punkt miteinander vernetzt werden. der intensiven Zusammenarbeit ehrenamtli- Der Treffpunkt ist in einheitlichem Erscheinungs- cher Nationalparkführerinnen und -führer mit bild (zum Beispiel mit Hilfe eines attraktiven dem hauptamtlichen Personal ab. Hier sind im Schutzwagens oder einer stilisierten Rangerfi gur) Sinne der Bildung für eine nachhaltige Ent- gut sichtbar und wieder erkennbar zu gestalten. wicklung eine Fülle unterschiedlicher Kompe- Eine Informationstafel gibt dort Aufschluss zu tenzen gefragt - von Heimatkunde und Natur- Terminen, Dauer, Themen und Schwierigkeitsgrad wissen über geologische und kulturhistorische der Wanderungen. Kenntnisse bis hin zu methodisch-didaktischen Fähigkeiten und dem Beherrschen von Fremd- Beispiele für Ranger-Führungen sprachen.  Alles Bruch!? – Wanderung zum Springen- Mit dem gemeinsamen Aufbau eines thema- bruch, einem Hangmoor im Nationalpark tisch und räumlich differenzierten Angebots  Blick in die Zukunft – So kann National- werden Vielfalt und Alleinstellungsmerkmale park aussehen: Wanderung zur Naturwald- des Nationalparks sichtbar. Individuell zuge- parzelle Springenkopf schnittene und vereinbarte Führungen runden  Über den Berg – Wanderung über den das Programm ab. höchsten Streckenabschnitt des Saar- Themen-Beispiele Hunsrück-Steiges am Erbeskopf  Buch-Führung! Ökologie in Zahlen,  Wildnis-Trail – Exklusive Ranger-Führung anschaulich dargestellt in der Natur: Wie abseits der Wege viel Sauerstoff produziert eine Buche? Wie  Auf leisen Pfoten – Unterwegs im Reich viele Tierarten leben im Buchenwald? Wie der Wildkatze viel wiegen alle Tiere zusammen, die auf  Der frühe Vogel … – Vogelstimmenwande- einem Hektar Buchenwald leben? rung bei Sonnenaufgang  Buch-stäblich! Nicht nur die sprichwörtli-  Abwärts mit der Hunsrückforelle – Unter- che Deutsche Eiche hat Spuren in unserer wegs entlang eines Nationalparkgewäs- Kultur hinterlassen. Was die Buche mit sers Büchern zu tun hat!

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 43  Auf dem Holzweg? Wildnis oder Forst- ■ Bildungsprojekte und –kooperationen (bei- wirtschaft – eine kritische Auseinanderset- spielhafte Nennung) zung mit dem Nationalparkgedanken.  Nationalpark macht Schule (Arbeitstitel)  Walkabout – Talkabout! Eine Diskussions- Unter diesem Arbeitstitel werden spezi- wanderung für kritische Jugendliche: Was fi sche Angebote der Umweltbildung und bringt ein Nationalpark für den Natur- Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) schutz? zur Unterstützung der schulischen Arbeit Die Themen der Gruppenangebote gehen weit zusammengefasst, die in Zusammenarbeit über diese Liste hinaus und erschließen nicht mit der jeweiligen Lehrkraft abgestimmt, nur die naturräumlichen und naturkundli- vorbereitet und durchgeführt werden. chen Besonderheiten oder die ungesteuerte Wildnis-Entwicklung im Nationalpark, sondern Die Angebote sind fl exibel terminierbar und eröffnen in Kooperation mit dem Naturpark sowohl für die Halbtagsschule als auch für den Zugang zu dem geologischen und kultur- die neue Ganztagsschule - auch in Projekt- historischen Erbe der Region. form - geeignet.  Zertifi zierte Nationalpark-Schule Im Sinne einer Bürgerbeteiligung in den Wäl- dern des Nationalparks gilt es, auch ein regel- Die Schulen der Nationalpark-Region aber mäßiges Angebot ausschließlich und speziell auch darüber hinaus können sich auf den für die Bürgerinnen und Bürger der Region auf- Weg zur Nationalpark-Schule machen. In zubauen. Mit dessen Hilfe können die Diskus- enger Zusammenarbeit mit den Umwelt- sionen der Dialog- und Startphase fortgeführt bildnern des Nationalparks können sie und vor allem die Veränderungsprozesse im damit ein spezifi sches Schulprofi l aufbauen. Gebiet sichtbar und erlebbar gemacht werden. Der Nationalpark bietet als Anschauungs- objekt hervorragende Möglichkeiten für die ■ Mehrtagesangebote für Gruppen naturwissenschaftlichen, aber auch für die Mehrtagesangebote für Gästegruppen wie sozialwissenschaftlichen Fächer sowie für Schulklassen oder Jugendgruppen von außer- die fächerübergreifende Projektarbeit. halb der Nationalparkregion setzen Übernach- tungs- und Verpfl egungskapazität in geeigne- Das Konzept lehnt sich an das gleichnamige ten Einrichtungen voraus. Projekt im Nationalpark Eifel an. Es bietet die Möglichkeit einer intensiveren und Die Nationalparkkonzeption folgt hierbei dem dauerhaften Auseinandersetzung mit den Prinzip, auf vorhandenen Strukturen aufzubau- Zielen und Aufgaben von Nationalparken en und existierende Einrichtungen zu nutzen, sowie der Idee „Natur Natur sein lassen“ statt in neue Infrastruktur zu investieren und inmitten unserer, im Übrigen durch den damit gegebenenfalls in Konkurrenz zu beste- Menschen gestalteten Kulturlandschaft. henden Häusern zu treten. Durch die längerfristige Befassung - bis hin Der Aufbau von Partnerschaften zum Beispiel zu Schülerpraktika im Nationalpark - erge- zu den weiter oben genannten Jugendgäste- ben sich für die Schülerinnen und Schüler häusern verbindet in idealer Weise die Kom- besonders gute Möglichkeiten des Kom- petenzen der gastgebenden Einrichtungen mit petenzerwerbs im Sinne einer Bildung für denen des Nationalparkpersonals und seiner nachhaltige Entwicklung. ehrenamtlichen Nationalparkführerinnen und –führer.

44 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK Der Titel Nationalpark-Schule wird als wohnen. Sie treffen sich regelmäßig und Auszeichnung verliehen, wenn defi nierte über einen längeren Zeitraum vorwiegend Kriterien und Anforderungen nachgewiesen in der Natur. Sie führen Projekte durch, werden. Diese stecken zwar einen einheit- lösen Aufgaben, erleben Abenteuer, Spiel lichen Rahmen ab, lassen aber bewusst und Spaß und lernen dabei ihre Nationale ausreichend Spielraum. So kann jede Schule Naturlandschaft mit deren Besonderheiten den zu ihrem Standort und ihren Möglich- und Zusammenhängen kennen und kön- keiten passenden Weg gehen und gestal- nen sich zu „Junior Rangern“ qualifi zieren.“ ten. (Quelle und weitere Informationen: www.junior-ranger.de) Das Projekt wird unterstützt durch das Pä- dagogische Landesinstitut Rheinland-Pfalz  Senior-Ranger (Projektidee) und das Landesinstitut für Pädagogik und Die Idee knüpft an das existierende Junior- Medien des Saarlandes sowie die jeweilige Ranger Programm an und könnte sich Fachberatung. beispielsweise an dem Modell der Was-  Nationalpark -Kindergarten sertrainerinnen und –trainer, einem vom Umweltministerium geförderten Projekt Für die in unmittelbarer Nähe zum Nati- des NABU-Naturschutzzentrums Rheinau- onalpark gelegenen Kindertagesstätten en orientieren. (Abentheuer, Brücken, Kempfeld, Kirsch- Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass weiler, Malborn, Neuhütten, Sensweiler auch in ländlichen Räumen Kinder in ihrem und Schwollen) eröffnet sich die Chance, Alltag nur noch selten mit Natur in Kontakt die Themen Wald, Wildnis und National- kommen, viele Seniorinnen und Senioren park in die erzieherische Arbeit zu integ- hingegen aus ihrer Lebenserfahrung heraus rieren. In Zusammenarbeit zum Beispiel über hervorragende Natur- und Heimat- mit Rangern, Nationalparkführerinnen und kenntnisse verfügen. So ließen sich in -führern oder Senior-Rangern können sie einem generationenübergreifenden Dialog ein Profi l „wilder Kindheit“ unmittelbar „vor Kinder für die Natur und ihre Heimat ge- der Haustüre“ entwickeln. winnen. Gleichzeitig könnte die lebens- und Wenn Elternschaft sowie Erzieherinnen erfahrungsgestützte Kompetenz älterer und Erzieher sich davon begeistern lassen, Menschen anerkannt und aufgewertet kann das Ziel der Aufbau eigener „Wildnis- werden. Gruppen“ sein. ■ Zentrale Bildungsveranstaltungen  Junior-Ranger Programm Zentrale Angebote mit Veranstaltungscharak- Das Junior-Ranger Programm ist ein von ter machen als Türöffner auf vertiefende Bil- EUROPARC Deutschland und dem World dungsangebote und –projekte im Nationalpark Wide Fund For Nature (WWF) gemein- aufmerksam und richten sich überwiegend an sam entwickeltes Angebot für Kinder und die Menschen der Region. Jugendliche, die sich in Nationalen Natur- landschaften (NNL) oder im Kontext NNL  Nationalpark-Spiele aktiv einbringen und engagieren wollen. Ein nationalparkspezifi sches Umwelt- Das Programm besteht aus mehreren Ele- bildungsangebot für Schulklassen wird menten, von denen im Nationalpark vor- in Anlehnung an die in Rheinland-Pfalz rangig die Projektsäule „Junior-Ranger-Re- besonders erfolgreichen und mit jährlich gion” umgesetzt werden soll. Diese „richtet rund 22.000 Schülerinnen und Schülern sich an Kinder und Jugendliche, die in der überdurchschnittlich nachgefragten Wald- Nähe einer Nationalen Naturlandschaft Jugendspiele entwickelt. Es bietet eine

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 45 Mischung aus Naturerleben, Wissensver- erstes Projekt zur Wiedervernässung der mittlung, Spiel und Wettbewerb entwickelt Hangmoore. und wird einmal im Jahr ausgerichtet. ■ Wild(nis) erleben, Kulturgeschichte erfahren Die Spiele machen unter anderem gezielt (Projektideen) auf das Junior-Ranger Programm aufmerk-  Wild(nis) beobachten sam. „Bewaffnet“ mit Ferngläsern lassen sich  Nationalpark-Ferien von speziellen und geräumigen Beobach- Pädagogisch betreute Ferienwochen im tungskanzeln oder –plattformen aus die im Nationalpark ergänzen das Bildungs- und Nationalpark vorkommenden Wildarten Erlebnisangebot für die Kinder der Region beobachten. Einen besonderen Augen- und außerhalb der Schulzeiten. Sie eröffnen zu- Ohrenschmaus verspricht dabei die Brunft- gleich eine neue Form von Betreuungsmög- zeit unserer größten, frei lebenden Wildtie- lichkeit für berufstätige Eltern, die nicht re - des Rotwildes - in den Herbstmonaten auf familiäre Unterstützung zurückgreifen September und Oktober. können.  Wildnis erwandern  Nationalpark-Camp Abseits der gut ausgebauten, ehemali- Die Einrichtung eines temporären Camps gen Forstwirtschaftswege erschließt ein (Zeltlagers) insbesondere während der anspruchsvoller Wildnistrail die Natur des Schulsommer- oder –herbstferien schafft Nationalparks (und des Naturparks). Ein- die Voraussetzung für umweltpädagogische fachste „Camps“ mit minimalem Komfort Mehrtages- oder Wochenprogramme mit ermöglichen die Übernachtung inmitten abendlichen oder nächtlichen Programm- der Hunsrückwälder. Ein Zugang ist nur für Elementen. Hier können Kinder die be- angemeldete Trekkinggäste möglich, die sondere Erfahrung der Übernachtung in sich zum Einhalten der Regeln des Natio- der aufregenden Stille des Nationalparks nalpark-Trekkings verpfl ichten. machen. Vorbild ist das erfolgreiche, zusammen mit  Freiwilligen-Projekt „Zurück zur Wildnis“ Landesforsten entwickelte Trekking-Projekt im Pfälzerwald (http://www.trekking-pfalz. In Kooperation mit dem bekannten Berg- de/). wald-Projekt engagieren sich Freiwillige (junge und ältere Erwachsene ab 18 Jahre)  Wildnis „erfahren“ im Urlaub oder in den Ferien aktiv in Pro- Für Menschen, die „Schusters Rappen“ jekten innerhalb des Management-Plans einmal Ruhe gönnen möchten, bieten die des Nationalparks. Sie unterstützen mit ausgezeichnet befahrbaren (zum Teil as- ihren Arbeitseinsätzen den Waldumbau in phaltierten) Erschließungswege die Mög- den Entwicklungsbereichen des National- lichkeit, andere, naturschonende Transport- parks. mittel zu nutzen. Diese Nutzungen werden Übernachtet wird in einfachen Unter- im Wegeplan auszuweisen. künften (Forst-, Jagdhütten, Zelte) in der Kutschfahrten, Inliner- oder Segway-Touren Nähe der Einsatzorte. Dort wird auch die in Kooperation mit privaten Anbietern Gemeinschaftsverpfl egung zubereitet und eröffnen ungewöhnliche Nationalpark- eingenommen. perspektiven, gerne auch begleitet von Bereits seit 2012 gibt es in der Region in Nationalparkführerin, Nationalparkführer Zusammenarbeit mit der Stiftung Natur oder Ranger. und Umwelt Rheinland-Pfalz auch ein Für die sportlich aktiven Gäste bietet

46 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK der Nationalpark in Verbindung mit dem Der Nationalpark selbst und die ihn um- umgebenden Naturpark unter anderem die gebende Region warten mit einer heraus- Möglichkeit des (Mountain-)Bikings oder ragenden Kulturgeschichte auf, die erst in des Skifahrens (Abfahrt und Langlauf). der jüngsten Vergangenheit (zum Beispiel  Wilder Hunsrück – auf dem Rücken der im Kontext des Projektes „Mensch und Um- Pferde welt“ der Universität Mainz) systematisch erforscht wird. Neben den im Nationalpark So genannte „Horse-Trails“ erschließen das selbst angesiedelten, keltischen Höhenfes- künftige Nationalparkgebiet (und angren- tungen („Hunnenring“, „Mörschieder Burr“) zende Räume im Naturpark). Sie schaffen bietet auch die Entdeckung des größten durch die Vernetzung interessierter Hofbe- römischen Heerlagers nördlich der Alpen sitzenden und Reitenden entlang der Stre- Ansatzpunkte für spannende Zeitreisen bis cke die Voraussetzungen für gastfreundli- hin zur Teilnahme am wiederbelebten La- che Übernachtungsmöglichkeiten für „Ross gerleben von Römern, Kelten oder Galliern. und Reiter“.  Zeitreise - Edelsteine der Geologie Durch die Qualifi zierung interessierter und ortskundiger Reiterinnen und Reiter zu Grundlage der weltbekannten Edelstein- berittenen Nationalparkführerinnen oder region Idar-Oberstein sind die in Folge des –führern können spezielle Bildungs- und Vulkanismus in Blasen mächtiger Lavaströ- Erlebnisangebote für reitbegeisterte Natio- men ausgebildeten Achate, Amethyste und nalparkbesuchende geschaffen werden. Jaspisse. Hier setzen Angebote ein, die das Erleben  Wildnis-Caching der Schatzkästchen der Nationalpark-Natur Eine sanfte Abwandlung des Geo-Cachings mit den Schätzen der Edelsteinregion und erlaubt den Fans dieses Hobbys, sich den ihrer Kultur verbinden. Natur- und Kulturschätzen des National- parks technikunterstützt auf speziellen, Vorhaben durch die Nationalparkverwaltung ange- Kurzfristig legten Routen zu nähern. Die Standorte der Caches sind (überwiegend entlang der ■ Vernetzung der interessierten Akteure zum Beispiel über die Bildung von Arbeitskreisen. Wege) so ausgewählt, dass niemand Sorge haben muss, die Tier- oder Pfl anzenwelt des ■ Entwickeln der fachlichen Grundlagen für Nationalparks zu stören. Im Gegenzug gibt Bildung und Naturerleben im Nationalpark es Top-Informationen und Geheimtipps aus sowie Erstentwurf eines Leitbildes gemein- sam mit interessierten Akteuren. erster Hand. ■ Abstimmung der Konzepte mit den Maßnah-  Wildnisführung – elektronisch men zur Besucherlenkung und Wegeführung. Neben dem skizzierten Caching-Angebot ■ Aufbau der zum Starttermin Nationalpark bedienen Angebote wie Hörtouren oder unbedingt notwendigen Angebote und erste Nationalpark-Apps technikaffi ne Ziel- Testläufe. gruppen oder Menschen, die in erster Linie  Rangertouren als fest terminierte und individuell und „auf eigene Faust“ im Na- verortete Gäste-Angebote ohne Anmel- tionalpark unterwegs sein möchten, ohne dungspfl icht. auf hochwertige Informationen verzichten  Grundstock an buchbaren Gruppenange- zu wollen. boten für verschiedene Zielgruppen.  Zeitreise - Auf den Spuren der Kulturge-  Kurzzeitangebote für Schulklassen und schichte vergleichbare Zielgruppen.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 47 ■ Start von Qualifi zierungsangeboten zum gruppen. zertifi zierten Natur- und Landschaftsführer ■ Aufbau von Mehrtagesangeboten für Schulen beziehungsweise zur zertifi zierten Natur- und und vergleichbare Zielgruppen. Landschaftsführerin (ZNL) oder zum zerti- ■ Aufbau erster Nationalpark-Schulen. fi zierten Waldpädagogen/ zur zertifi zierten Waldpädagogin (ZWP). ■ Konzeption und Einführen der Nationalpark- Spiele. ■ Entwicklung einer Aufbauqualifi zierung für ZNL und ZWP (zum Beispiel in Form eines ■ Konzeption und Einführen der Nationalpark- gemeinsamen D-Moduls „Nationalpark“). Ferien. ■ Einstieg in das Junior-Ranger-Programm. Mittelfristig ■ Projektierung des Senior-Ranger. ■ Ausbau und Anpassen der Rangertouren an ■ Entwickeln eines mit dem Nationalpark-We- die Erfahrungen im Echtbetrieb. geplan abgestimmten Konzeptes von Wildnis- ■ Aufbau, Erproben, Ausbau und Weiterentwi- Angeboten. ckeln der buchbaren Zielgruppenangebote. ■ Priorisieren, Projektieren und Umsetzen erster ■ Systematischer Aufbau eines Netzwerkes Wildnis-Angebote. qualifi zierter Nationalparkführerinnen und -führer; Aufbau von Vernetzungsinstrumenten Langfristig wie „Runder Tisch“ oder Newsletter, Aufbau ■ Evaluierung, bedarfsgerechter Ausbau und und Ausrichten von Weiterbildungsangebo- Optimierung der Maßnahmen und Angebote ten. der ersten Betriebsjahre. ■ Systematischer Auf- und Ausbau der Bera- ■ Ausbau des Netzes an Nationalpark-Schulen. tungs-, Buchungs- und Vermittlungsstruktu- ■ Ausbau des Junior-Ranger-Programms durch ren in der Nationalparkverwaltung und in den weitere Gruppen und Elemente des Gesamt- Informationseinrichtungen. programms. ■ Verabschieden eines Leitbildes für Bildung ■ Qualifi zierung zum Senior-Ranger und Start und Naturerleben im Nationalpark. des Einsatzes. ■ Aufbau eines Netzes zertifi zierter Bildungs- ■ Konzeption und Einführen eines National- partner (zum Beispiel Volkshochschulen). park-Camps (zunächst als temporäre Einrich- ■ Aufbau weiterer zertifi zierter Schulnaher tung beziehungsweise Programm, gegebe- Umweltbildungseinrichtungen (SchUR-Stati- nenfalls als dauerhafte Einrichtung). onen) ■ Umsetzen weiterer Wildnis-Angebote. ■ Aufbau und Zertifi zierung von Nationalpark- ■ Entwickeln neuer Projektideen. gastgebern für Jugend- und Erwachsenen-

48 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK In Kürze:

■ Der Nationalpark eröffnet große Chancen für Naturerlebnisse und eine Bildung für nachhaltige Entwicklung. ■ Bildungs- und Naturerlebnisangebote sind Ziele für den Natur-Tourismus und so ein wichtiger Impuls für eine zukunftsfähige Entwicklung der Region. Sie nutzen und erschließen auch das geologische (Edelsteinregion Idar-Oberstein) und kulturhistorische Erbe (Kelten und Römer) der Region ■ Programme starten unmittelbar mit der Eröffnung des Nationalparks, das Angebot ist vielfältig und zielgruppenspezifi sch aufgebaut. ■ Schulen und Kindertagesstätten können ein spezifi sches Profi l als zertifi zierte „Nationalpark- Schule“ oder als „Nationalpark-Kindergarten“ entwickeln. ■ Die Entwicklung und Realisierung der Bildungs- und Naturerlebnisangebote erfolgt in enger Vernetzung mit dem Naturpark, den Akteuren und Einrichtungen der Region. ■ Hauptamtliches Personal, ehrenamtlich, neben- und freiberufl iche Engagierte arbeiten im Nati- onalpark eng zusammen. ■ Die Qualifi zierung zu Nationalparkführerinnen und –führern kann bereits im Jahr 2014 beginnen.

3.2.3 Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, wichtiger Erfolgsfaktor ist dabei, dass auch die Info-Stellen Zusammenarbeit in der Region bereits ein Stück weit geübt werden konnte. Ein Teil der künftig miteinander arbeitenden Menschen durfte sich Ausgangslage bereits kennen lernen. Die Kommunikation ist für den Erfolg von Na- Die Nationalparkverwaltung beschäftigt für den tionalparken von besonderer Bedeutung. Das Aufbau, die Entwicklung und Umsetzung der verdeutlichen auch die von EUROPARC heraus- Kommunikationskonzepte hauptamtliches Per- gegebenen Qualitätskriterien für Nationalparke sonal in einem für Umweltbildung, Naturerleben in Deutschland. Dabei komme es insbesondere und Kommunikation verantwortlichen Fachgebiet. darauf an, „das Alleinstellungsmerkmal des Natio- nalparks heraus [zu stellen]“ und „seine Produkt- Erwartungen der Region und Imageposition [zu stärken]“. Die Bedeutung Insbesondere das kommunale Eckpunkte-Papier des unmittelbaren Dialogs als wichtige Kommuni- setzt sich in mehreren Themenfeldern (Prozess- kationsform wird besonders betont. schutz und naturnahe Entwicklung, Natur- und Besonderer Wert wird auf die Anwendung des Umweltbildung, naturverträgliche Erholung und Erscheinungsbilds für „Nationale Naturlandschaf- Tourismus) auch mit Fragen der künftigen Kom- ten“ in Deutschland gelegt. munikation auseinander. Das Themenfeld „verant- wortungsvolle und kooperative Zusammenarbeit An die in der Phase der Interessensbekundung, und Kommunikation“ blickt in die National- vor allem aber in der Dialogphase gesammel- parkregion hinein. Es beleuchtet ganz dezidiert die ten Erfahrungen in der Kommunikation, mit den Notwendigkeit einer „vertrauensvolle[n] Zusam- verschiedenen Kommunikationsformen und – menarbeit und wertschätzende[n] Umgangswei- medien kann unmittelbar angeknüpft werden. Ein

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 49 se“ und fordert, einen „dauerhafte[n] Kommu- Neben den engeren naturschutzfachlichen und nikationsprozess zwischen den verschiedenen landschaftsbezogenen Themen sind dabei auch Organisationseinheiten zu verankern“. die vermarktbaren Alleinstellungsmerkmale des Gebietes herauszuarbeiten. Hierzu zählen die be- Das Wir-Gefühl soll gestärkt werden, so dass nach sonderen regionalen Bezüge zur Kulturgeschichte außen sichtbar wird, dass sich viele Menschen sich (beispielsweise Kelten, Römer, Sponheimer, Fran- mit dem Nationalpark identifi zieren („Wir sind zosen, Oldenburger, Amerikaner), zur Geologie Nationalpark“). (Mineralien, Edelsteine, Eisen- und Kupferverhüt- In der externen Kommunikation geht es dar- tung) und zum Wasser. um, das Profi l und die Alleinstellungsmerkmale Auf dieser Basis kann eine gemeinsame wie des Nationalparks herausarbeiten und für eine arbeitsteilige Kommunikation nach außen so geschlossene Kommunikation unter dem Dach organisiert werden, dass sich die institutionelle eines einheitlichen Corporate Designs nutzbar zu Kommunikation zum Beispiel von Nationalpar- machen. Die Kommunikation und das Marketing kamt, Naturpark, Nationalpark-Freundeskreis sollen die gesamte Region erfassen. Sie sollen oder Tourismus ergänzt und gegenseitig verstärkt. professionell organisiert sein und das bestehende, gut eingespielte Kooperationsnetz des Natur- Vorhaben, Instrumente parks nutzen. Naturpark und Nationalpark sollen im Außenmarketing gemeinsam auftreten, „der Erscheinungsbild Nationalpark soll als eigene Marke vorangetrieben Seit dem Jahr 2005 treten Nationalparke in werden, die für hohe Qualität, Innovation und Deutschland, (aber auch andere Großschutzge- Nachhaltigkeit steht.“ biete, wie Biosphärenreservate und Naturparke) Der Nationalpark soll nach dem Wunsch des unter der Dachmarke „Nationale Naturlandschaf- Eckpunkte-Papiers „über alle modernen Kommu- ten“ (www.nationale-naturlandschaften.de) auf. nikationsmittel […] verfügen, „Lob, Anregungen Die Nationalen Naturlandschaften verfügen über und Kritik [sollen auch] von außen in einen zu ein gemeinsames Erscheinungsbild, das gleichzei- gründenden Nationalpark gelangen können.“ tig Freiraum für Individualisierungen eröffnet. Die Für die Nationalpark-Information sollen vorhan- Gestaltung ist gekennzeichnet durch einen drei- dene Einrichtungen genutzt werden. farbigen Punkt, ein einfaches und sehr prägnantes Logo. Zusätzlich lädt ein schwungvoll gestalteter, Ziele und Grundsätze stilisierter Weg ein, Natur und Landschaft zu Eine Informations- und Öffentlichkeitsarbeit, entdecken. die bedürfnisgerecht, zielgruppenspezifi sch und Jedes Schutzgebiet besitzt seinen eigenen, farblich kontinuierlich arbeitet, zählt zu den Schlüsselfak- individuell gestalteten Punkt. toren für den Erfolg eines Nationalparks und einer Nationalparkregion. Ein neuer Nationalpark im Hunsrück soll sich eingliedern in die Nationalen Naturlandschaften Diese muss einem Kommunikationskonzept fol- Deutschlands. So kann seine Kommunikation vom gen, das sowohl die nach innen als auch die nach ersten Tag an von der gemeinsamen Dachmarke außen gerichtete Kommunikationsarbeit struktu- und der Vernetzung über diese Marke profi tieren. riert. Die Individualisierung des Logos mit „hunsrück- Wichtige „interne“ Zielgruppen sind beispielswei- typischen“ Farben soll gemeinsam mit der Region se das Nationalparkamt selbst, seine Gremien und festgelegt werden. Partner, der Naturpark, die Kommunen, die regio- nalen Akteure und die Bürgerinnen und Bürger der Start-Medien Region. Zum offi ziellen Start der Arbeit des Nationalparks muss ein Paket an Start-Medien zur Verfügung

50 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK stehen. Die Entwicklung soll beginnen, sobald das zu betrachten. Hier ist vor allem das System der Votum der Region zur Ausweisung des National- Wanderwege zu nennen. parks vorliegt. Formen von Einrichtungen ■ Internetauftritt: Entsprechende Domains (zum Beispiel www.nationalpark-hunsrueck. Konzeptionell und in Bezug auf ihre Funktion sind de) sind reserviert, Inhalte des bestehenden zu unterscheiden: Auftritts zur Entwicklung eines Nationalparks ■ Nationalpark-Zentrum in Rheinland-Pfalz (www.nationalpark.rlp.de) ■ Nationalpark-Tor können genutzt werden. ■ Nationalpark-Info ■ Print-Medien: z. B. eine Nationalpark-Wan- derkarte, eine leicht multiplizierbare Ausstel- Unter Nationalpark-Zentrum wird eine (einzige) lung sowie Foto- oder Filmangebote. zentrale Nationalparkeinrichtung verstanden. ■ Bewerbung durch Akteure der Region (insbe- Sie umfasst ein überdurchschnittlich attraktives sondere der Naturpark, große Unternehmen, Informationsangebot zu Zielen, Aufgaben, Attrak- Verwaltungen, touristische Organisationen tionen und Besonderheiten des Nationalparks oder einzelne Gastgeber) die landesweit in und soll sich zu einem beinahe verpfl ichtenden ihren jeweiligen Medien auf den Nationalpark Programmelement eines jeden Nationalpark-Erst- aufmerksam machen und auf seine Angebote besuchs etablieren. Dieses Konzept wird aktuell und Möglichkeiten hinweisen. Dies gilt vor für einen möglichen Nationalpark im Hunsrück allem auch für die Medien des touristischen allerdings nicht verfolgt, um dem dezentralen Marketings außerhalb unseres Bundeslandes. Ansatz und der Idee der Berücksichtigung vor- ■ Nationalpark-Newsletter und Nationalpark- handener Infrastruktur besser gerecht werden zu zeitung (als Beilage zur Tageszeitung). können. Veranstaltungen Als Nationalpark-Tor bezeichnet man eine von Mit geeigneten und gemeinsam mit Naturpark mehreren dezentralen Einrichtungen, die aus und Freundeskreis sowie weiteren Partnern ausge- verschiedenen Richtungen anreisende Gäste richteten Nationalpark-Veranstaltungen (z. B. in begrüßen und empfangen. Tore bieten neben Form von Nationalparkfesten) wird die Identifi ka- einer Grundinformation über den Nationalpark tionsbasis der Region weiter gestärkt und auch für und die Region die erste persönliche Beratung zur Gäste sichtbar gemacht. Gestaltung eines Aufenthaltes und zur Buchung von Angeboten. Sie laden weniger zum Verweilen Informationseinrichtungen im Nationalpark in der Einrichtung, sondern zum Besuch des Na- Feste (ortsgebundene) Informationseinrichtungen tionalparks und der Region ein. Im Idealfall sind sind für Nationalparke von großer Bedeutung. Bei ein kleiner Nationalpark-Shop und eine einfache entsprechender Konzeption sind sie in der Lage, Form von Nationalparkgastronomie integriert drei von zehn wichtigen Nationalpark-Handlungs- oder in unmittelbarer Nähe angegliedert. Durch felder (gemäß der Qualitäts-Kriterien für Nati- die Möglichkeit zur Vermarktung und Verkostung onalparke von EUROPARC) zu bedienen oder zu regionaler Produkte werden Nationalpark-Tore zu unterstützen. einem wirkungsvollen Schaufenster der Region. Solche Tore sollen auch im Nationalpark Huns- ■ Naturerlebnis und Erholung rück eingerichtet werden. ■ Bildung Nationalpark-Info ist die Sammelbezeichnung für ■ Kommunikation eine Vielzahl von Informationstellen in der Region, Die Lage und Ausstattung der Einrichtungen ist aber auch außerhalb der Nationalparkregion im immer auch im Zusammenhang mit anderen engeren Sinne. Sie besitzen den Charakter einer Infrastruktureinrichtungen des Nationalparks „Tourist-Info“ und bieten – häufi g im Verbund mit

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 51 anderen Informationsangeboten – eine standardi- Die Einrichtung von Nationalpark-Toren soll auf sierte Grundinformation zum Nationalpark in der der Basis vorhandener Einrichtungen erfolgen. Regel in Form eines Medienpakets (zum Beispiel Dies entspricht den praktisch gleichlautenden Flyer, Karten, Info-Bildschirm, Roll-Ups). Auch Äußerungen und Wünschen aller Akteure im dieses dezentrale Informationskonzept verfolgt Beteiligungsprozess. In diesem Kontext wurden der Nationalpark Hunsrück. auf rheinland-pfälzischer Seite in erster Linie das Hunsrückhaus am Erbeskopf, das entstehende Konzept der Nationalpark-Tore Infozentrum Hattgenstein, das Wildfreigehege Der Aufbau der Nationalpark-Tore erfolgt nach Wildenburg, aber auch das Naturparkhaus in einem in der Region und mit den Nationalpark- Hermeskeil genannt. gremien abzustimmenden Verfahren. Er wird im Konkrete Sondierungs- und Kooperationsgesprä- Rahmen eines mindestens fünfjährigen mit den che mit diesen und gegebenenfalls weiteren inte- Nationalparkgremien und dem Naturpark abge- ressierten Einrichtungen werden aufgenommen, stimmten Arbeits- und Finanzplan zu bewältigen wenn die Phase der rechtsförmlichen Ausweisung sein. Außerdem hängt er von der Zahl der Stand- beginnt. Ziel wird sein, die Eignung der jeweiligen orte und dem jeweiligen Investitionsbedarf ab. Einrichtung zu prüfen, den notwendigen Investiti- Nationalpark-Tore müssen, um den oben formu- onsbedarf zu ermitteln und eine Reihenfolge zum lierten Funktionen gerecht werden zu können, Auf- beziehungsweise Ausbau als Nationalpark- eine Reihe von Anforderungen erfüllen: Tor festzulegen. ■ Aus Gästesicht öffnet das Nationalpark-Tor Der Betrieb der Nationalpark-Tore soll dabei die Tür zum Nationalpark, im übertragenen dem Prinzip folgen, die Kräfte der Region und wie im wörtlichen Sinne. Nationalpark-Tore des Landes erfolgreich zu bündeln. Interessierten liegen daher unmittelbar am oder im Na- Bürgerinnen und Bürgern wird die Gelegenheit zur tionalpark. Das Gebiet muss in jedem Fall Mitentwicklung und späteren Mitwirkung gege- fußläufi g mit vertretbarem Zeitaufwand (im ben. Rahmen eines kurzen Spaziergangs) erreich- bar sein. Die bisherigen Überlegungen zum Betrieb der Tore orientieren sich stark an der sehr erfolgreichen ■ Nationalpark-Tore müssen ausreichend Raum Referenz des Nationalparks Eifel. und Räume für die dauerhafte Präsentation von Informations- und Ausstellungsmedien Dort werden die Nationalparktore in Trägerschaft aufweisen. der jeweiligen kommunalen Eigentümer betrie- ■ Das Raumangebot muss ausreichend groß ben. Bei dem Personal am Counter handelt es sein, um einen Info-Counter betreiben zu sich um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der können, an dem jeweils aktuelle Informati- örtlichen oder regionalen Tourist-Informationen, onsmaterialien vorgehalten werden. die von der Nationalparkverwaltung spezifi sch ■ Eine geeignete personelle Besetzung muss an weiterqualifi ziert wurden und werden. grundsätzlich sieben Wochentagen sicherge- Die Konzeption, Realisierung sowie Pfl ege und stellt sein. Die Beratung der Besucher muss in Aktualisierung der nationalparkspezifi schen Infor- praktisch allen, einen Nationalparkaufenthalt mationsangebote (Web Angebote, Ausstellungen, betreffenden Fragen gewährleistet sein. Filme, Multivision, Print-Medien etc.) ist Aufgabe ■ Nationalpark-Tore sind im Idealfall an den der Nationalparkverwaltung. Sie übernimmt auch ÖPNV angeschlossen beziehungsweise es deren Finanzierung und laufende Betreuung. besteht eine künftige Anschlussoption. ■ Die Angebote der Nationalpark-Tore sind barrierefrei zugänglich.

52 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK Konzept der Nationalpark-Info Einrichten einer vorläufi gen Info-Stelle Die Nationalpark-Info versteht sich als partnero- Die Vorarbeiten zur Einrichtung einer vorläufi gen rientiertes, offenes und fl exibles Angebot. Hierzu Nationalpark-Info-Stelle können beginnen, sobald wird die Nationalparkverwaltung in Abstimmung ein positives Votum der Region vorliegt. mit dem Naturpark auf bestehende Informations- Die von einem „Start-Team“ der Nationalparkver- einrichtungen und –stellen zugehen. Dabei wird waltung betriebene Info-Stelle soll erste Anlauf- sie das Interesse an einer Funktion als National- stelle für alle Fragen rund um den entstehenden park-Info sondieren und diese gemeinsam mit Nationalpark sein. Sie soll dabei sowohl der dem jeweiligen Betreiber entwickeln. Nationalparkregion selbst im Sinne eines „Bürger- In Frage kommen verschiedene Formen bereits büros“ als auch Gästen der Region zur Verfügung bestehender Anlauf- und Informationseinrich- stehen. tungen in unterschiedlicher Trägerschaft (z. B. des Naturparks, des Tourismus, der Kommunen, Vorhaben Verbände, Vereine oder anderer Interessierter Kurzfristig wie beispielsweise Hotelbetriebe oder Dorfl äden ■ Entwickeln und Abstimmen des vorläufi gen (siehe Kapitel 4.2). Voraussetzung ist eine ausrei- Kommunikationskonzeptes. chend frequentierte Lage und/ oder eine bereits eingeführte und in Anspruch genommene Funkti- ■ Entwickeln und Abstimmen des Nationalpark- Erscheinungsbildes. on als Informations- oder Auskunftsstelle. ■ Inbetriebnahme einer vorläufi gen Info-Stelle. Mit einem Netz dieser Einrichtungen soll die Flä- ■ Entwicklung und Realisierung der wesentli- che der Nationalparkregion erschlossen werden. chen Start-Medien. Darüber hinaus wird es wichtig sein, im Umland ■ Entwickeln eines Beschilderungskonzepts und der Nationalparkregion geeignete Orte zu iden- Umsetzen zum Stichtag der Inbetriebnahme. tifi zieren, an denen potenzielle Gäste angespro- chen werden können. Das können zum Beispiel ■ Aufbau eines Netzwerkes relevanter Medien und Journalisten. Ausfl ügler in den Regionen des Nahelandes, der Mosel oder der Edelsteinregion auf der Suche ■ Start einer systematischen Presse- und nach weiteren Ausfl ugszielen sein. Medieninformation „aus der Werkstatt des Nationalparkaufbaus“. Dazu entwickelt die Nationalparkverwaltung eine ■ Entwickeln und Abstimmen des Konzepts Basisausstattung an Informationsmedien und der Nationalpark-Info und Ausstatten erster ein Standarderscheinungsbild, das sie für diesen Standorte. Zweck zur Verfügung stellt. ■ Entwickeln und Abstimmen des Konzepts der Von Seiten der beteiligten Einrichtung ist der Nationalpark-Tore – auch in Verbindung mit entsprechende Flächenbedarf (5 bis 6 m²) und dem Wegekonzept. die Pfl ege des Informationsangebotes zu ge- Mittelfristig währleisten. Die Info-Stellen werden über das Internetangebot des Nationalparks und mit den ■ Feinkonzeption der Kommunikationsarbeit, Konzept der Zusammenarbeit und Arbeitstei- Informationen des Naturparks vernetzt. Die Wei- lung der relevanten Akteure. terentwicklung einer Nationalpark-Info zu einem Nationalpark-Tor ist im Einzelfall im Rahmen des ■ Systematischer Auf- und Ausbau der Kom- munikationsmedien zum Nationalpark und Konzepts denkbar. systematische Vernetzung in der Kommuni- (Die Standorte möglicher Informationsstellen sind kationslandschaft einschließlich Presse- und beispielhaft und ohne Anspruch auf Vollständig- Medienarbeit. keit in einer Karte in Kapitel 9 aufgeführt.) ■ Konzeption und Umsetzung von National-

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 53 parkfesten oder anderen Veranstaltungen Langfristig zum Aufbau oder zur Verstärkung der regi- ■ Weiterer, systematischer Auf- und Ausbau der onalen Identifi kationsbasis und zur Bewer- Kommunikationsmedien zum Nationalpark bung des Nationalparks beziehungsweise der und systematische Vernetzung in der Kom- Region (Partnerkonzept u. a. mit Naturpark munikationslandschaft. und Freundeskreis). ■ Konzeption und Realisierung weiterer Nati- ■ Flächendeckender Aufbau der Nationalpark- onalpark-Informationseinrichtungen (Natio- Info. nalpark-Info, Nationalpark-Tor). ■ Feinkonzeption des ersten/ der ersten Na- tionalpark-Tore, Projektbeschreibung und Akquise von Fördermitteln. ■ Umsetzen des Konzepts der Nationalpark- Tore an mindestens einem Standort. ■ Bewerbung des Nationalparks auf externen Veranstaltungen (zum Beispiel Messen).

In Kürze:

■ Systematische und unter den Akteuren abgestimmte Kommunikation entfaltet Wirkung für die Nationalparkregion. ■ Sie schafft Akzeptanz und Identifi kation, informiert über den neuen Nationalpark, stellt seine Alleinstellungsmerkmale heraus, bewirbt seine Angebote und die der Region. ■ Der Nationalpark gliedert sich ein in die Nationalen Naturlandschaften Deutschlands und profi - tiert von deren Image. ■ Informationseinrichtungen wie „Nationalpark-Info“ und „Nationalpark-Tor“ werden eingerichtet und im Kooperationsmodell betrieben. ■ Nationalpark-Tore wirken als „Schaufenster der Region“ und unterstützen die Vermarktung von regional erzeugten Lebensmitteln und anderen Produkten. ■ Ein Startpaket an Kommunikationsmitteln soll zur Eröffnung des Nationalparks zur Verfügung stehen, im weiteren Ausbau sind unter anderem Newsletter und Nationalparkzeitung geplant.

54 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 4. ENTWICKLUNG DER REGION: AUF DIE EIGENEN STÄRKEN ZU SETZEN

Hintergrund zu konzentrieren“ und „bestehende Defi zite“ in Vorrausetzung für eine nachhaltige Regionalent- Nahversorgung und Infrastruktur zu beheben. wicklung ist eine detaillierte Auseinandersetzung Darüber hinaus wurde dem Thema „Naturverträg- mit den vorhandenen Potenzialen. Auf einem liche Erholung und Tourismus“ ein eigenständiges Großteil der Fläche ist eine umfassende Poten- Kapitel gewidmet, da sich die Kommunen hiervon zialanalyse der Nationalparkregion im Rahmen „beachtliche wirtschaftliche Effekte“ versprechen. des Modellprojektes „Mitmachen!“ im Landkreis Birkenfeld bereits für das Gebiet des Landkreises Mit der Entwicklung der Region haben sich die Birkenfeld in den Jahren 2010 und 2012 erfolgt. Bürgerinnen und Bürger im Rahmen des Bürger- Strukturschwache, ländliche Räume haben sich dialogs intensiv beschäftigt und auch eine Vision grundsätzlich mit einer rückläufi gen Bevölke- für die Region skizziert. rungsentwicklung auseinanderzusetzen. Sie sind Ziele und Grundsätze damit häufi g auch früher als andere Räume mit einem Fachkräftemangel konfrontiert. Im Huns- Die Landesregierung möchte die Region mit Ihren rück kommt dazu noch ein erheblicher Kaufkraft- Bürgerinnen und Bürgern bei dem Prozess der verlust, der sich infolge des Truppenabzugs weiter nachhaltigen Regionalentwicklung unterstützen. verstärkt. Umso wichtiger ist es, die vorhandenen Sie orientiert sich am Leitbild der nachhaltigen Mittel effi zienter zu nutzen und bestehende Entwicklung. Dazu gehört eine ganzheitliche Strukturen gezielt zu unterstützen (wie im Bereich Betrachtung der Region, die insbesondere auch Umweltcampus Birkenfeld - im Rahmen der Kon- den Naturpark als Modellregion für eine zukunfts- version). Die naturräumliche Ausstattung (siehe fähige Entwicklung einbezieht. Wichtige Ziele der Kapitel 2) bietet ein großes Naturkapital. Mit der Landesregierung sind: Option „Nationalpark“ ist eine neue Diskussion 1. Dörfer und Städte sind Ausgangspunkt gesell- über die Perspektive dieses Kapitals in der Region schaftlichen Lebens. Ihre Entwicklung gilt es entfacht. Die Auseinandersetzung wurde durch zu verbessern. zahlreiche Bürgerdialogveranstaltungen profes- 2. Eine Wirtschaftsentwicklung zu fördern, die sionell begleitet und bietet nun Anhaltspunkte auf vorhandenes Potenzial (auch in Klein- für vielfältige Aktivitäten, um die in der Region und Kleinststrukturen) setzt. Es geht darum, liegenden Potenziale zu nutzen. Sie bietet Chan- Wirtschaftskreisläufe in Bewegung zu bringen cen für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort – im und dabei die Natur auch monetär in Wert Zusammenspiel mit der Natur. zu setzen. Große Chancen bieten der Ausbau der dezentralen Energieversorgung und eine Erwartungen der Region schrittweise Entwicklung als Energiegewinn- region mit Bioenergiedörfern. Im kommunalen Eckpunktepapier wurden unter dem Thema „Nachhaltige Regionalentwicklung 3. Eine kohärente Erarbeitung regionaler Ver- und Versorgung“ die Themenfelder: a) Regionale marktungsmöglichkeiten in Verbindung mit touristischen Perspektiven ermöglicht eine Identität und Kultur stärken, b) die Infrastruk- Steigerung der Wertschöpfung in der Region. tur und Nahversorgung verbessern und c) die Die Region soll nicht nur Gastgeber sein, son- Regionale Wirtschaft stärken, genannt. Es sei dern auch von den Gästen profi tieren. erforderlich, „sich auf die regionalen Stärken der 4. Dauerhaft die Mobilität für die Bevölkerung gemeinsamen Identität, Kultur und Naturschätze und Gäste sicherzustellen. Mobilität lang-

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 55 fristig klimaneutral und innovationsfreudig Potenzialen, Infrastrukturen und Institutionen. auszugestalten, zählt gerade in struktur- Die Kommunen und Kreise sind dabei gefragt, schwachen Räumen zu den großen Heraus- diese Instrumente zu nutzen. Die Landesregierung forderungen. Vor dem Hintergrund des demo- will die Synergien deutlich machen, um neben grafi schen Wandels wird dies umso wichtiger. der Natur und der Gesellschaft auch die Region Lösungswege als Ganzes auf dem Weg zur Nachhaltigkeit zu begleiten. Dazu bietet sie eine Premiumberatung In diesen vier Kernthemen bietet die Landesre- an. Dort, wo bestehende Instrumente nicht aus- gierung eine Vielzahl von Möglichkeiten auf dem reichen, werden passgenaue Instrumente geprüft Weg zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung und weiterentwickelt. an. Sie orientieren sich an den bestehenden

Ein Nationalpark bietet erhebliche Chancen für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Die Landesregierung beabsichtigt, die Nationalparkregion gesetzlich festzulegen. Damit schafft sie die Voraussetzung, in den vielfältigen Förderprogrammen Bezug hierauf zu nehmen. Die Nationalparkregion soll besonders bei Programmen, die der Entwicklung des ländlichen Raums dienen, unter Einhaltung der jeweiligen Förderrichtlinien und -systematiken sowie unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel priorisiert werden. Nähere Ausführungen zur Defi nition der Nationalparkregion fi nden sich im Kapitel 5.1. Eine kartographische Darstellung fi ndet sich in Kapitel 9.

4.1 Stadt- und Dorfentwicklung Die Nationalparkregion ist administrativ in die Verbandsgemeinden Birkenfeld, Herrstein, Her- meskeil und Thalfang am Erbeskopf gegliedert. Ausgangslage Die dem Landkreis Birkenfeld angehörige Stadt Die Nationalparkregion befi ndet sich in einem Idar-Oberstein grenzt direkt an. Im Landesent- ländlich strukturierten Raum mit einem hohen wicklungsprogramm Rheinland-Pfalz (LEP IV) sind Anteil an hochwertigen Natur- und Kulturland- Idar-Oberstein und Birkenfeld als kooperierende schaften. Die Bevölkerungsdichte (Landkreis Mittelzentren und Hermeskeil als Mittelzentrum Birkenfeld 105 Einwohner/Quadratkilometer)1 ausgewiesen. Die Regionalplanung legt Thalfang liegt deutlich unter dem landesweiten Durch- und Herrstein als Grundzentren mit Funktionen schnitt (200 Einwohner/Quadratkilometer) . Der der Daseinsvorsorge fest. überwiegende Teil der Gemeinden im näheren Der beschriebene Raum gehört zu den rheinland- Umfeld des Nationalparks hat weniger als 500 pfälzischen Gebieten, die besonders stark vom Einwohner, ein nennenswerter Anteil sogar unter demografi schen Wandel betroffen sind. Rückgang 200 Einwohner. und Alterung der Bevölkerung fi nden bereits ihren

1 Statistisches Landesamt, Statistische Berichte, Bevölkerung der Gemeinden am 30. Juni 2012, 2012

56 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK Ausdruck in leer stehenden Gebäuden und Sied- oder Gaststätten nicht gelingen, sollten sich lungsfl ächenpotenzialen. Auch die Versorgung der auch Kommunen und regionale Institutionen Bevölkerung mit Einrichtungen und Leistungen mit darum kümmern, Angebote zu schaffen der Daseinsvorsorge in zumutbarer Erreichbarkeit (vergleiche Eckpunktepapier Seite 26). verschlechtert sich zusehends. Bei den Ortsge- Ziele und Grundsätze meinden fällt auf, dass ein Großteil keine Nahver- sorgungsangebote mehr vorweisen kann. Darüber Ziel der Landesregierung ist es, die ländlichen stellen die Voraussetzungen des Personennah- Räume auf der Grundlage ihrer Stärken nachhaltig verkehrs eine große Herausforderung dar (siehe weiter zu entwickeln (Stärken stärken), dies unter- Kapitel 4.4). Zusammen stellt das ein ernsthaftes streicht Ministerpräsidentin Malu Dreyer in ihrer Problem dar, vor allem für die wachsende Gruppe Regierungserklärung. Die regionalen Besonder- weniger mobiler Senioren. heiten sollen entdeckt, Stärken und Schwächen identifi ziert werden. Auf dieser Basis soll in einem Zu den Hauptaufgaben der Kommunen gehört es, partnerschaftlichen Ansatz „von unten nach oben“ die Daseinsvorsorge zu sichern. Dazu zählen ins- eine individuelle lokale und regionale ländliche besondere Angebote von Leistungen der Kinder- Entwicklungsstrategie erarbeitet und umgesetzt betreuung, im Bildungs- und Gesundheitswesen werden. Innerhalb der Nationalparkregion bieten sowie der technischen Infrastruktur. sich dazu gute Voraussetzungen. So wurde bei- In den vergangenen Jahren hat sich in den Ver- spielsweise durch den Modellprozess Mitmachen! waltungshaushalten ein hoher Gesamtfehlbetrag eine sehr ausführliche Strukturanalyse vorgenom- aufgestaut, der trotz intensiver Sparbemühungen men, die Stärken und Schwächen herausarbeitet. nicht kompensiert werden konnte. Die rechtlichen und fi nanziellen Rahmenbedin- gungen für eine eigenverantwortliche Entwicklung Erwartungen der Region der kommunalen Gebietskörperschaften sollen ■ Gemeinsame Identität steigern - Die Natio- geschaffen, gesichert und weiterentwickelt wer- nalpark-Region beherbergt einige besondere den. kulturelle und identitätsstiftende Merkmale. Sie hat keltische und römische Wurzeln. Die Die Dörfer sollen als eigenständiger Wohn-, Edelsteingeschichte, der Schieferabbau und Arbeits-, Sozial- und Kulturraum nachhaltig und die Fossilienfunde sind ebenso zu benennen. zukunftsbeständig erhalten und weiterentwickelt (vergleiche Eckpunktepapier Seite 25). werden. Bei der Bewältigung des wirtschafts- ■ Regionale Baukultur bewahren - Die Dörfer strukturellen und demografi schen Wandels sowie können auf eine traditionelle Baukultur mit der Folgen des Truppenabzugs im Rahmen der Fachwerkbau und Schiefereindeckung aus Konversion sollen Städte und Gemeinden unter- eigenen Gruben zurückblicken (vergleiche stützt werden. In diesem Zusammenhang wird der Eckpunktepapier Seite 25). Innenentwicklung Vorrang vor der Außenentwick- ■ Infrastruktur langfristig ausbauen - Öffentli- lung eingeräumt. che Infrastrukturen sollen in ausreichendem Umfang angeboten werden (vergleiche Eck- punktepapier Seite 26). 4.1.1 Instrument: Aktion Blau Plus ■ Regionale Nahversorgung verbessern - Die regionale Nahversorgung sollte zukünftig Mit dem Aktionsprogramm „Aktion Blau Plus“ über private Angebote nachhaltig gesichert zielt die Landesregierung auf die Wiederherstel- und attraktiv gestaltet werden. Sollten ent- lung natürlicher und naturnaher Gewässer und sprechende Angebote durch Dorfl äden, Cafés ihrer Auen. Alle Maßnahmen befassen sich stets

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 57 auch mit dem Umfeld. Es geht um Gewässer- den Kommunen und den Dorferneuerungsbeauf- renaturierung plus Naturschutz, plus Dorfi n- tragten. nenentwicklung, plus Hochwasserschutz, plus außerschulischer Lernort, plus Tourismus, plus Bürgerbeteiligung plus vieles mehr (siehe auch 4.1.2 Weitere Instrumente Karte der Nationalparkgewässer in Kapitel 9). Mit dieser Förderung der Wasserwirtschaftsver- Die Landesregierung stellt für die Entwicklung der waltung wird die Multifunktionalität der Gewäs- Städte und Dörfer ein Bündel maßgeschneiderter serentwicklungsmaßnahmen hervorgehoben. Instrumente zur Verfügung, die eine zielgerichtete ■ In der Nationalparkregion werden die Pro- Entwicklung in der Nationalparkregion unter- jekte im Regelfall mit einer Förderung von stützen. Der Nationalparkregion wird darüber bis zu 90 Prozent unterstützt. Der Rest ist als hinaus durch das Nationalparkamt und direkte Eigenanteil der Kommune zu erbringen, kann Ansprechpartner eine Premiumberatung ange- aber auch aus Ökokonten, Kompensations- boten. Zukunftsfähige und nachhaltige Einzel- maßnahmen oder Ersatzzahlungen fi nanziert maßnahmen können damit umgesetzt werden. werden. Hier eine Übersicht, ausführliche Steckbriefe der ■ Nach den Förderrichtlinien der Wasserwirt- Instrumente fi nden sich im Kapitel 8. schaftsverwaltung können Modellvorha- ben im Rahmen der Aktion Blau Plus in der ■ Die Dorferneuerung (siehe auch Kapitel 8.1) Nationalparkregion künftig exklusiv mit 100 ist ein Instrument zur Unterstützung der Prozent gefördert werden (siehe hierzu auch Gemeinden, die ihre strukturelle Entwicklung Karte „Nationalparkgewässer“ Kapitel 9). als Selbstverwaltungsaufgabe wahrnehmen. Sie ist Teil einer aktiven Strukturpolitik für ■ Bisher wurden in der Nationalparkregion ländliche Räume. Zu ihren Aufgabenschwer- bereits über 2,7 Millionen Euro Fördermit- punkten zählen insbesondere strukturverbes- tel über die Aktion Blau verausgabt. Erste sernde Maßnahmen, die vor allem auch zur Maßnahmen der Aktion Blau Plus werden im Stabilisierung beziehungsweise Stärkung der Jahr 2013 bereits umgesetzt. Hierfür stehen – Ortskerne beitragen. Die Förderung setzt ein Stand 01.08.2013 – 1,2 Millionen Euro für die ganzheitliches Dorferneuerungs-/Dorfent- Nationalparkregion zur Verfügung. wicklungskonzept der Gemeinde voraus. Die Wasserwirtschaftsverwaltung hat eine Poten- Ortsgemeinden mit größeren strukturellen zialstudie in Auftrag gegeben, um herauszufi nden, Mängeln können in diesem Programm als Investitions- und Maßnahmenschwerpunkt welche Dorfentwicklungsmaßnahmen ausgehend für die Dauer von sechs Jahren anerkannt vom Gewässer durch die „Aktion Blau Plus“ initi- werden. Für die so geförderten Gemeinden iert werden können. Die Erhebung wird Maßnah- besteht die Gelegenheit ganzheitlich angeleg- menvorschläge speziell für die Nationalparkregion te Konzepte im Rahmen einer aktiven Dorfer- für die folgenden Jahre sammeln. Die Auswahl neuerung zu realisieren. und Umsetzung erfolgt in enger Abstimmung mit Von den Belegenheits- und Anrainerge- meinden der Nationalparkkulisse sind 20

Die Wasserwirtschaftsverwaltung hat eine Potenzialstudie in Auftrag gegeben, um herauszufi nden, welche Dorfentwicklungsmaßnahmen ausgehend vom Gewässer durch die „Aktion Blau Plus“ initiiert werden können. Die Erhebung wird Maßnahmenvorschläge speziell für die Nationalparkregion für die folgenden Jahre sammeln. Die Auswahl und Umsetzung erfolgt in enger Abstimmung mit den Kommu- nen und den zuständigen Dorferneuerungsbeauftragten. .

58 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK ■ Mit der Baukulturinitiative (siehe auch Kapitel Gemeinden im Rahmen der Dorferneuerung 8.4) richtet die Landesregierung ihren Fokus anerkannt, darunter eine Gemeinde als auf Konzepte und Projekte im Wohnungs- Schwerpunktgemeinde. In diesen Gemein- und Siedlungsbau. Die Bauabteilung des Fi- den wurden im Zeitraum von 2006 bis 2012 nanzministeriums fördert über diese Initiative Zuwendungen in Höhe von rund 4.650.000 innovative Modellprojekte in den Ortskernen Euro bewilligt. zum Generationen- und Seniorenwohnen ■ Das Instrument der Städtebauförderung sowie zum energieoptimierten Bauen. Die (siehe auch Kapitel 8.2) zielt generell auf die Projekte sollen von hoher Qualität sein und Erhaltung, Erneuerung und Entwicklung von das „baukulturelle Image“ verbessern. Auch Städten und Gemeinden mit zentralörtlicher Wettbewerbe und die Entwicklung von Pla- Funktion ab. Durch die grundsätzlich auf nungskonzepten werden unterstützt. ein abgegrenztes Stadterneuerungsgebiet ■ ELER-Entwicklungsprogramm EULLE (siehe bezogene Förderung können insbesondere für auch Kapitel 4.2.1): Für die neue Förderpe- die Innenstädte und Ortskerne ganzheitliche riode 2014 – 2020 dieses aus EU-Mitteln Konzepte entwickelt und realisiert werden. fi nanzierten Programms beabsichtigt Rhein- Städtebaufördermittel wurden beziehungs- land-Pfalz die Umsetzung lokaler ländlicher weise werden in der Nationalparkregion für Entwicklungsstrategien für naturräumliche städtebauliche Maßnahmen in der Stadt homogene Regionen zu fördern und die Idar-Oberstein und den Verbandsgemeinden eigenverantwortliche Entwicklung ländlicher Hermeskeil und Birkenfeld bereitgestellt. Für Regionen zu stärken. Dazu gehören auch die Mittelzentren Idar-Oberstein, Birkenfeld ganzheitliche Strategien, um die endogenen und Hermeskeil sowie für weitere Maßnah- Potenziale der Regionen zu aktivieren und men in der Verbandsgemeinde Birkenfeld in regionale Wertschöpfungsketten zu stärken. Verbindung mit Konversionsprojekten sind Auch Aktivitäten zur Anpassung der Infra- von 2006 bis 2012 circa 13,2 Millionen Euro strukturen der Daseinsvorsorge sowie Tätig- bewilligt worden. keiten zur Wiederherstellung und Verbesse- ■ Der Investitionsstock (siehe auch Kapitel 8.3) rung des natürlichen und kulturellen Erbes ist ein wirkungsvolles Instrument, das vor- der Dörfer und der ländlichen Landschaften. rangig dem Ziel dient, landesweit annähernd Damit werden erfolgreiche Ansätze der gleichwertige Lebensbedingungen zu schaf- laufenden EU-Förderperiode (u.a. LEADER- fen. Mit dem Investitionsstock werden Kom- Ansatz des Entwicklungsprogrammes PAUL) munen unterstützt, die notwendige Grund- fortgesetzt. infrastruktur zu schaffen. Typische Vorhaben ■ Der Landkreis Birkenfeld und die Landesre- sind beispielsweise bauliche Maßnahmen an gierung haben im Jahr 2010 gemeinsam den Rathäusern, kommunalen Verwaltungsgebäu- laufenden Modellprozess Mitmachen! im den und innerörtliche Ausbaumaßnahmen Landkreis Birkenfeld initiiert. Das Vorhaben an Anliegerstraßen, Wegen und Plätzen. Eine trägt insbesondere den Folgen des demogra- Förderung ist nur möglich, wenn kein anderes fi schen Wandels Rechnung. Mitmachen! kann Instrument greift. Eine Doppelförderung ist und soll als Plattform auch für die Entwick- ausgeschlossen. lung des Nationalparks Hunsrück und die Im Zeitraum 2006 bis 2013 wurden aus dem strukturelle Aufwertung genutzt werden. Investitionsstock den Kommunen der Ver- ■ Die Initiative M.Punkt RLP – Mach Dein bandsgemeinden Birkenfeld und Herrstein Dorf – hat sich zum Ziel gesetzt, Gemeinden sowie den Belegenheitsgemeinden in den in Rheinland-Pfalz bei der Gründung und Verbandsgemeinden Hermeskeil und Thalfang Betreibung von Dorfzentren und Dorfl äden zu am Erbeskopf 12,6 Millionen Euro zur Verfü- unterstützen. Damit richtet sich das Projekt gung gestellt. sowohl an Betreiber als auch an die politisch

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 59 Verantwortlichen vor Ort sowie an interes- ■ Starke Kommunen – Starkes Land (siehe sierte und engagierte Bürgerinnen und Bürger. auch Kapitel 8.7): Zur Gestaltung des demo- M.Punkt RLP fungiert als Anlaufstelle rund grafi schen Wandels ist es unerlässlich, dass um das Thema „Dorfzentren und Dorfl äden Kommunen stärker kooperieren und regionale in Rheinland-Pfalz“. Es berät und unterstützt, Entwicklungskonzepte erarbeiten. Das neu koordiniert und vernetzt, qualifi ziert und einberufene Demografi ekabinett hat daher schult. Die Dorfl äden und –zentren sind auch in seiner ersten Sitzung die Zukunftsinitiative in besonderer Form als Infostelle für den Na- „Starke Kommunen – Starkes Land“ be- tionalpark geeignet. Kooperationen können schlossen. In dieser Zukunftsinitiative sollen geprüft werden. modellhafte Formen der interkommunalen ■ Nach der Ausweisung des Nationalparks wird Zusammenarbeit zwischen Kommunen und die Kulisse des Nationalparks als Fachbeitrag der Bürgerbeteiligung in mindestens fünf aus- in die Regionalplanung übernommen. Darü- gewählten Modellräumen entwickelt werden. ber hinaus können für die Gebietskulisse und Ein Bewerberpaar, bestehend aus zwei Ver- das Gebiet der Nationalparkregion weitere bandsgemeinden oder einer Verbandsgemein- Grundsätze und Ziele der Raumordnung in die de und einer verbandsfreien Gemeinde, bilden Raumordnungspläne aufgenommen werden. dabei einen Modellraum. Die Teilnehmer erhalten professionelle Hilfe und Moderati- ■ Expertengruppe „Modell-Dörfer“ (siehe auch on und eine weitreichende Ko-Finanzierung Kapitel 8.6): Für eine erfolgreiche Umsetzung durch das ISIM. von Vorhaben und die gezielte Nutzung von Förderprogrammen ist es wichtig, neben den ■ US-Modernisierungsprogramm (siehe auch guten Ideen und Instrumenten ein gut funk- Kapitel 8.8): Das Innenministerium fördert im tionierendes Behördennetzwerk aufzubauen. Rahmen des US-Modernisierungsprogramms Dieses ist ein weiterer Beitrag der Premi- private Modernisierungen von Wohnraum, der umberatung, der einer Nationalparkregion durch US-Mieter genutzt wird. Die Förderung exklusiv zur Verfügung gestellt werden würde. ist grundsätzlich in allen Umlandgemeinden Für Vorhaben in der Nationalparkregion wird des US-Standortes möglich. Die ein Expertennetzwerk als stetige Einrichtung Eignungsprüfung erfolgt durch die Kreis- gebildet. Mitarbeiterinnen und Mitarbei- verwaltung Birkenfeld. Der Höchstsatz der tern der Fachministerien, der Aufsichts- und Förderung liegt bei 20.452 Euro pro Wohn- Dienstleistungsdirektion (ADD), der Struk- einheit (bei unter Denkmalschutz stehenden tur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Gebäuden bis zu 25.000 Euro). Im Rahmen Nord), den Kommunen, den Kammern und der Förderung besteht eine Zweckbindungs- Wirtschaftsförderer arbeiten in der Exper- frist von zehn Jahren für die Vermietung an tengruppe eng zusammen. Sie begleitet und Angehörige der US-Streitkräfte. unterstützt Modellprojekte und Vorhaben, die beispielgebend für andere Kommunen sein und hohe Multiplikatorenwirkung entfalten sollen.

60 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK In Kürze:

■ Die Aktion Blau Plus kombiniert bei hohen Fördersätzen Gewässerrenaturierung und Dorfent- wicklungsmaßnahmen. ■ Mit der „Expertengruppe Modell-Dörfer“ wird der Nationalparkregion eine Premiumberatung für die Instrumente angeboten. ■ Die Dorferneuerung und Städtebauförderung sind wichtige Hilfen zur Stärkung der Stadt- und Ortskerne. Es greifen bereits viele Maßnahmen in der Region. Diese Grundlagen gilt es zu nutzen und auszubauen. ■ Der Investitionsstock stärkt in erheblichem Umfang wichtige Vorhaben. ■ Die Baukulturinitiative hilft, neue Ansätze von Bauen und Wohnen zu unterstützen. ■ Der Modellprozess „Mitmachen!“ im Landkreis Birkenfeld ist eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche Kommunal- und Regionalentwicklung. ■ Die Initiative „M.Punkt RLP – Mach Dein Dorf“ ist eine wichtige Anlaufstelle rund um das Thema Dorfzentren und Dorfl äden. ■ Die Regionalplanung wird die Gebietskulisse des Nationalparks nach der Ausweisung als Fach- beitrag in ihre Pläne übernehmen. Weitere Erfordernisse der Raumordnung, auch für die Natio- nalparkregion, können in die Raumordnungspläne aufgenommen werden. ■ Die Zukunftsinitiative „Starke Kommunen – Starkes Land“ hilft, neue Formen der interkommu- nalen Zusammenarbeit zu entwickeln. ■ Das US-Modernisierungsprogramm soll im Bereich der Umlandgemeinden von US-Standorten besonders attraktiven Wohnraum für US-Mieter schaffen.

4.2 Wirtschafts- und Mit der Umnutzung militärischer Liegenschaften Strukturentwicklung wurden neue wirtschaftliche Impulse gesetzt. Auf einem ehemaligen Standort der amerikanischen Streitkräfte in Hoppstädten-Weiersbach bei Ausgangslage Birkenfeld wurde der Umwelt-Campus Birkenfeld Die wirtschaftliche Entwicklung in der National- gegründet. Hier entwickelt sich ein neuer Bran- parkregion ist geprägt von der Randlage abseits chenschwerpunkt im Kompetenzfeld Umwelt der großen Zentren. Zudem ist die Region von und regenerative Energien. Als ein ökologisches den Folgen des militärischen Truppenabbaus stark Modellprojekt des Landes wurde die Konversion betroffen. Trotz des Rückzugs des Militärs be- eines ehemaligen Munitionsdepots in Morbach steht jedoch immer noch eine starke Präsenz. Im gestartet. Mit der Morbacher Energielandschaft Landkreis Birkenfeld betreibt die Bundeswehr die konnte ein landesweit bedeutender und weit Rilchenberg- und Klotzbergkaserne in Idar-Ober- ausstrahlender Schwerpunkt in der Forschung und stein, die Lager Aulenbach und Wilhelmswald in Erzeugung regenerativer Energieformen geschaf- Baumholder. Die U.S. Army unterhält mit der Gar- fen werden. Zwischen dem Umwelt-Campus und nison Baumholder ebenfalls einen Militärstandort der Energielandschaft hat sich bereits eine enge in der Region. Kooperation etabliert. Das Institut für angewand- tes Stoffstrommanagment berät und unterstützt

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 61 in Morbach. Im Gegenzug können Studenten dort erhofft man sich sogenannte „grüne“ Arbeits- umgesetzte Projekte in der Praxis sehen. Durch plätze. Die Ansiedlung „Grüner Unternehmen“ den Nationalpark besteht die Möglichkeit solche solle gezielt gefördert werden, damit hochwertige Synergien zu verstärken. Weitere neue Impulse Arbeitsplätze in der Region entstehen. werden auch im Landkreis Birkenfeld mit der Der Tourismus ist als Bestandteil einer gesamten Initiative des MWKEL „Regenerative Energien und Regional- und Wirtschaftsentwicklung ein beson- Konversion“ gesetzt. Im Zusammenhang mit der deres Segment und kann auch eine Schlüsselrolle Konversion der Heinrich-Herz-Kaserne in Birken- für eine nachhaltige Regionalentwicklung einneh- feld soll ein Modellprojekt im Bereich erneuerbare men. Die Bereiche Regionalvermarktung und Tou- Energien entwickelt werden. rismus werden aufgrund ihrer besonderen Bedeu- Idar-Oberstein hat sich zum Zentrum der tung für die Region im Kapitel 4.3 abgehandelt. Schmuckindustrie entwickelt. Die Branche wird unterstützt durch Forschungs- und Ausbildungs- Ziele und Grundsätze stätten in diesem Bereich. So hat sich beispiels- Im kommunalen Eckpunktepapier heißt es, dass weise ein kleines Cluster in der Bearbeitung hart- sich „jegliche Investitionen und Verausgabung spröder Oberfl ächen herausgebildet. öffentlicher und privater Gelder“ (S.27) positiv auf Eine wichtige Rolle für den Wirtschaftsstandort die Wirtschaft auswirke. Das darf jedoch nicht nur spielen auch Metall verarbeitende Betriebe, die ein kurzfristiger Impuls sein. Die Landesregierung überwiegend als Automobilzulieferer agieren und verfolgt im Sinne einer nachhaltigen Regionalent- in der Haushaltswarenproduktion tätig sind. Die wicklung das Ziel, regionale Wirtschaftskreisläufe natürlichen Mineralwasservorkommen im Hoch- zu stärken. Geld soll nicht nur in die Region geholt wald waren Voraussetzung für die Entwicklung werden, sondern auch dort gehalten werden. der Sprudelindustrie mit heute überregionaler Jeder Euro, der in der Region den Besitzer wech- Bedeutung. selt, ist ein guter Euro. Der Wertschöpfungseffekt für die Region ist gering, wenn beispielsweise das Auf dem Arbeitsmarkt ist ein deutlicher Fach- und Holz aus dem Wald geholt und danach verbrannt Führungskräftemangel spürbar. Für die Unterneh- oder als Rundholz verkauft wird. Erst wenn durch men wird es zunehmend schwieriger, Personal au- die endogenen, also die in der Region vorhande- ßerhalb der Region zu rekrutieren und zu binden. nen Potenziale tiefergehende Wertschöpfungs- strukturen geschaffen sind, bringt dies zusätzliche Erwartung der Region Kaufkraft durch die öffentliche Hand, Investoren, Die Region erwartet, dass es keine grundsätzli- Käufern regionaler Produkte aber auch Touristen chen Konfl ikte bei der Wassernutzung für Trink- tatsächlich einen langfristigen Nutzen. wasserversorgung und für die Sprudelindustrie Eine intakte Regionalwirtschaft braucht deshalb geben soll. Eine eingeschränkte Nutzung der nachhaltige Strukturen, die die Kommunen mit Windenergie in der Nationalparkregion soll ihrer Standortpolitik maßgeblich beeinfl ussen möglich sein. Da die Nutzung von Windenergie können. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) innerhalb des Nationalparks ausgeschlossen ist, reagieren fl exibel und innovativ auf die Entwick- verbleiben Möglichkeiten der Nutzung in den lungen des Marktes und sind daher eine we- Gemeinden außerhalb des Nationalparks. Dabei sentliche Stütze der regionalen Entwicklung. Die solle darauf geachtet werden, dass keine „Ver- Landesregierung setzt deshalb auf die Förderung spargelung“ der Landschaft entsteht. Innovative von kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) Technologien zur effi zienten Produktion und und auch von Kleinstbetrieben (Kapitel 4.2.1). Nutzung von Bioenergien sollen insbesondere in Zusammenarbeit mit der angewandten Forschung Das Leben soll auch neben der Arbeit attraktiv der Hochschule Trier und dem Umwelt-Campus sein. Das ist wichtig, um jungen Menschen die Birkenfeld erprobt und realisiert werden. Dadurch Entscheidung zu erleichtern, nach Ausbildung

62 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK oder Studium in der Region zu bleiben oder Rahmen des Entwicklungsprogramms EULLE hierhin zu kommen. Der Nationalpark kann hier (siehe auch Kapitel 4.2.1). in vieler Hinsicht ein Standortvorteil werden: von ■ Mit dem EFRE-Programm „Wachstum durch der Natur (Kapitel 2) über das gesellschaftliche Innovation“ der Förderperiode 2007 – 2013 Leben (Kapitel 3) bis hin zum Mittelpunkt des unterstützt das MWKEL die Stärkung der wirtschaftlichen und sozialen Lebens, den Städten Wettbewerbsfähigkeit und setzt Impulse für und Dörfern (Kapitel 4.1). All diese Bereiche profi - nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung in tieren vom Nationalpark und stärken damit auch ländlichen Räumen. den Wirtschaftsstandort Hunsrück. ■ Auch die bestehende Wirtschaftsförderung durch das Wirtschaftsministerium (MWKEL) Die Landesregierung setzt auf eine Vielzahl von ist hier ausdrücklich zu betonen. Die Förder- Instrumenten, die zusammenwirken. Das Poten- programme sollen Existenzgründer ebenso zial in der Region soll gut genutzt und bewahrt ansprechen wie bereits langjährig am Markt werden. Für einige Sektoren sollen auch organi- tätige Unternehmerinnen und Unternehmer, sche Wachstumspfade ermöglicht werden. Durch die ihren bestehenden Geschäftsbetrieb die Stärkung einer regionalen Identität und Kultur erweitern wollen oder eine Neuerrichtung wird die Bindung der Unternehmen an die Region planen. Abhängig von den individuellen Erfor- gefestigt und ihre Investitionsbereitschaft erhöht. dernissen für das geplante Vorhaben stehen Zuschüsse, Beteiligungen oder Bürgschaften Die Einbindung von Unternehmerinnen und als Fördermittel zur Verfügung. Der Weg zur Unternehmern in die Regionalentwicklung ist von Hausbank ist für viele Unternehmen immer entscheidender Bedeutung: Die Landesregierung noch der schnellste und einfachste Weg, um begrüßt deshalb ausdrücklich die Gründung des die Liquidität zu sichern und Investitionen in Regionalrats Wirtschaft im Landkreis Birkenfeld, die Zukunft tätigen zu können. der im Vorfeld maßgeblich an der erfolgreichen ■ Für Unternehmen bieten sich zudem Finan- Bewerbung beim Modellvorhaben „LandZukunft“ zierungsmöglichkeiten über die landeseigene des Bundes beteiligt war. Hier wird eine enge Investitions- und Strukturbank (ISB) und die Zusammenarbeit angestrebt. bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau Die Landesregierung unterstützt Investitionen, (KfW). Hier gelten bereits Haftungsfreistel- Innovationen und Gründergeist. Gerade um die lungen von bis zu 80 Prozent für die Hausban- endogenen Potenziale zu fördern, ist eine Stär- ken, damit sie auch im Falle geringer Eigenka- kung der regionalen Eigenverantwortlichkeit pitalquoten Kredite durchreichen können. Die Landesregierung prüft derzeit, wie sie erforderlich. Interkommunale Zusammenarbeit wird im Rahmen der Globalisierung bei gleichzei-  bestehende Angebote transparenter dar- tiger Regionalisierung zu einem entscheidenden stellen, Standortvorteil. Der Nationalparkregion wird hier  die Durchlässigkeit bis hin zum Vertrieb eine besondere Rolle zukommen. erhöhen (zum Beispiel Schulungsangebote für Kundenberatung) und Instrumente  die Angebote bedarfsgerecht weiterentwi- ■ Das Umweltministerium (MULEWF) unter- ckeln kann. stützt die Regionen bei der Umsetzung integ- ■ Neben betrieblichen Investitionen fördert das rierter ländlicher Entwicklungskonzeptionen Land das Beratungs- und Informationswesen, oder der interkommunalen Zusammenarbeit die Schaffung von Ausbildungsplätzen, die insbesondere im Rahmen des LEADER-Ansat- Beteiligung an Messen und sonstige Maß- zes. Unternehmen und Kommunen fördert es nahmen zur Leistungssteigerung der mittel- über einen neuen Programmbaustein „Förde- ständischen Wirtschaft. Die Investitions- und rung der lokalen ländlichen Entwicklung“ im Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) wurde

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 63 vom MWKEL mit der Bearbeitung der Wirt- auch Kapitel 8.11). Ausgewählte Vorhaben schaftsförderungsprogramme beauftragt. werden über LEADER gefördert (Bsp.: Un- Unternehmerinnen und Unternehmer werden terstützung der Streuobstinitiative im Raum bei Ihren Anliegen jederzeit gern beraten. Die Birkenfeld). ISB garantiert dabei schnelle Bearbeitungs- ■ Der Naturpark Saar-Hunsrück wird künftig zeiten. Mehr Informationen über Zielgruppen, stärker gefördert, um die Möglichkeit zu Fördermöglichkeiten und Ansprechpartner schaffen, zusätzliche Beratungskapazitäten unter http://isb.rlp.de/de/wirtschaft/ . aufzubauen, etwa bei Vorhaben im Zusam- ■ Die Region weiß um die Potenziale aus der menhang der Regionalentwicklung und bei Energiewende. Dezentrale Energieversorgung spezifi schen Förderprogrammen. sorgt nicht nur dafür, dass Geld in der Region ■ Die Landesregierung plant zudem ein Instru- bleibt, sondern gewährt auch mehr Planungs- ment Fundraising. Das umfasst das Einwerben sicherheit. Energieeffi zienz und eine geringe öffentlicher und privater Mittel. Fundraising Abhängigkeit vom Öl sorgen schon jetzt für ist ein Gewinn für beide beteiligten Seiten. gesenkte Betriebskosten. Doch es ergeben Der Nationalpark bietet hervorragende Mög- sich auch Möglichkeiten zur regionalen Be- lichkeiten, Produkte gezielt zu bewerben und schäftigung (siehe auch Kapitel 4.2.3). Imagepfl ege in Sachen Natur, Gesundheit und ■ Mit dem Instrument Ökopool können Kom- Umwelt zu betreiben. Auch die Partizipation pensationsmaßnahmen für Eingriffe in Natur zivilgesellschaftlicher Akteure soll hierbei ge- und Landschaft und die Verwendung von fördert werden. Sie sollen in die Lage versetzt Ersatzgeld im Nationalpark und der National- werden, eigenständig Mittel zu akquirieren parkregion konzentriert werden. Der Maß- und so konkrete und aktive Beiträge zum nahmenschwerpunkt liegt im Ausgleich von Nationalpark zu leisten. Hierfür stellt die Beeinträchtigungen der Boden- und Wasser- Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz haushaltsfunktion. Mit der Betrachtungsebe- bis zu zehn Stipendien zur Ausbildung an der ne „Naturraum“ eröffnet sich ein größeres Fundraising Akademie bereit. Einzugsgebiet. Die Inanspruchnahme land- Neben diesen Instrumenten, die sich durch die wirtschaftlicher Flächen für den Ausgleich Inwertsetzung von Naturkapital ergeben, ist eine geht zurück (siehe auch Kapitel 8.9). wesentliche Voraussetzung für Bürgerinnen und ■ Das Angebot, einen Schwerpunkt der Wald- Bürger, Unternehmerinnen und Unternehmer fl urbereinigung auch in die Nationalparkregi- aber auch für Reisende ein schneller Zugang zum on zu legen, bietet privaten Waldbesitzenden Internet. Das Thema Breitband fordert die Region erweiterte Möglichkeiten zur Bewirtschaftung (kommunales Eckpunktepapier, S. 26) ebenso. Die ihrer Wälder. Mit Maßnahmen des Bodenma- Landesregierung treibt auch hier Lösungen unter nagements im Offenlandbereich lassen sich schwierigen Voraussetzungen voran (siehe Kapitel Projekte der Landschaftspfl ege und Kultur- landschaft gezielt verbessern. Hierdurch wird 4.2.4). gleichzeitig der Beitrag zum Biotopverbund verbessert (siehe Kapitel 8.10). ■ Es gibt auch weitere Instrumente der nach- haltigen Ressourcen- und Landnutzung. Mit der Verbindung von Naturwald und ökolo- gisch wertvoller Kulturlandschaft, Wald und Offenland sowie traditionellen Bewirtschaf- tungsformen werden die Attraktivität der Landschaft und die Möglichkeiten der Erzeu- gung regionaler Produkte gesteigert. (siehe

64 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK In Kürze:

■ Die Entwicklung lokaler und regionaler Infrastrukturen und Basisdienstleistungen, einschließ- lich Freizeit, Tourismus und Kultur sowie Tätigkeiten zur Stabilisierung, Wiederherstellung und Verbesserung des natürlichen und kulturellen Erbes der Dörfer und der ländlichen Landschaften werden über das neue ELER-Entwicklungsprogramm EULLE in der Förderperiode 2014-2020 gefördert. ■ Förderprogramme des Landes und des Bundes auch für touristische Unternehmen stehen zur Verfügung. ■ Instrumente wie Ökopool, Waldfl urbereinigung und Initiativen zur nachhaltigen Ressourcen- und Landnutzung ergänzen sich mit dem Nationalpark. ■ Zum Aufbau von Beratungskapazitäten im Hinblick auf Regionalentwicklung und spezifi scher Förderprogramme erhält der Naturpark Saar-Hunsrück künftig eine stärkere Förderung. ■ Eine Qualifi zierung zivilgesellschaftlicher Akteure und der Aufbau einer Organisation zum Fund- raising werden angeboten. ■ Die Landesregierung setzt sich für schnelles Internet auch in der Region ein.

4.2.1 Europäischer Landwirtschaftsfonds für len Charme und dem Potenzial der dort lebenden die Entwicklung ländlicher Räume (ELER); und arbeitenden Menschen. ELER-Entwicklungsprogramme PAUL und Auch die Europäische Union legt besonderen Wert EULLE auf eine ganzheitliche und zukunftsfähige Ent- wicklung ländlicher Räume. Schließlich lebt und arbeitet dort ein großer Teil der Gesamtbevölke- Europäischer Landwirtschaftsfonds für die rung der mittlerweile 28 Mitgliedsstaaten. Entwicklung ländlicher Räume (ELER) In Rheinland-Pfalz dominieren land- und forst- Mit dem „Europäischen Landwirtschaftsfonds für wirtschaftlich geprägte, ländliche Regionen. Mit die Entwicklung ländlicher Räume (ELER)“ wird circa 17 Prozent lebt nur ein geringer Teil der Ge- der thematische und fi nanzielle Rahmen vorge- samtbevölkerung in „Großstädten“ mit mindes- geben. Was in den einzelnen Regionen konkret tens 100.000 Einwohnern. Die Nationalparkregi- gefördert werden kann, welche Maßnahmen on ist vollständig als ländlicher Raum anzusehen. angeboten werden und wie hoch die fi nanzielle Sie weist zudem eine für Rheinland-Pfalz ver- Unterstützung in den jeweiligen Bereichen ist, gleichsweise große Entfernung zu europäischen legen regionsspezifi sche Entwicklungsprogramme Metropolregionen auf. fest. Ländliche Regionen erfüllen eine Vielzahl wichti- Förderperiode 2007 – 2013: Entwicklungs-Pro- ger Funktionen. Sie sind Lebens-, Arbeits-, Natur-, gramm Agrarwirtschaft, Umweltmaßnahmen, Wirtschafts- und Wohnraum für zahlreiche Men- Landentwicklung (PAUL) schen. Ein elementares Anliegen der rheinland- In der Förderperiode 2007 – 2013 wird ELER in pfälzischen Landesregierung ist die Förderung Rheinland-Pfalz mit dem Entwicklungs-Programm ländlich geprägter Regionen mit ihrem individuel- Agrarwirtschaft, Umweltmaßnahmen, Land-

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 65 entwicklung (PAUL) umgesetzt. Folgende Ziele lungsprogramms PAUL gefördert werden. Dies gilt wurden zur Förderung des ländlichen Raums gerade auch beispielsweise für die Förderung der formuliert: Breitbandversorgung oder der LEADER-Förderung. ■ Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von Förderperiode 2014 – 2020: Entwicklungspro- Land- und Forstwirtschaft gramm „Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwick- ■ Verbesserung der Produktqualität durch Ma- lung, Landwirtschaft, Ernährung“ (EULLE) nagementsysteme Für die kommende EU-Förderperiode 2014 – ■ Verbesserung der Umweltsituation, insbeson- 2020 erarbeitet die Landesregierung derzeit, dere Naturschutz durch land- und forstwirt- schaftliche Nutzung federführend durch das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten ■ Sicherung einer fl ächendeckenden Landbe- (MULEWF), das rheinland-pfälzische Entwick- wirtschaftung einschließlich Umweltschutz lungsprogramm für den Europäischen Landwirt- sowie Maßnahmen der EG-Wasserrahmen- richtlinie schaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raumes (ELER). ■ Erhaltung und Pfl ege der Kulturlandschaft ■ Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedin- Der Ministerrat hat am 18. März 2013 die Eck- gungen im ländlichen Raum punkte für die Aufstellung des neuen rhein- ■ Schaffung von Einkommensalternativen land-pfälzischen Entwicklungsprogramms Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Diese Ziele werden über drei thematische und Landwirtschaft, Ernährung“ (EULLE) festgelegt. einen methodischen Schwerpunkt umgesetzt. Die Erstellung des Entwicklungsprogramms EULLE Rheinland-Pfalz als ländlich strukturiertes Bun- erfolgt in einem partnerschaftlichen Prozess mit desland stellt mit dem Entwicklungsprogramm den betroffenen Akteuren. Dazu zählen insbe- PAUL ein ausgewogenes Paket an Maßnahmen2 sondere die Wirtschafts- und Sozialpartner, die zur Verfügung. PAUL ist dabei ein Baustein zur zuständigen regionalen, lokalen, städtischen und Förderung der Entwicklung ländlicher Räume anderen Behörden sowie Stellen, die die Zivilge- durch das Land. Zwei Drittel dieser Mittel sind sellschaft vertreten, unter anderem Partner des bereits verausgabt. Bis 2015 können noch Mittel Umweltbereichs, Nichtregierungsorganisationen bewilligt und verausgabt werden. Auch wenn drei und Stellen für die Förderung von Gleichstellung Viertel der Förderperiode bereits abgeschlossen und Nichtdiskriminierung. Zur Erleichterung einer sind, stehen gerade für Maßnahmen zur Förde- zielgerichteten Diskussion wurden Projektgruppen rung der integrierten ländlichen Entwicklung noch eingerichtet, die den Förderbedarf, Prioritäten und ELER-Mittel zur Verfügung, die bis 2015 genutzt erforderliche Maßnahmen analysieren. werden können (beispielsweise Förderung der Bei der thematischen Ausgestaltung des künftigen Breitbandversorgung, LEADER-Ansatz). ELER-Entwicklungsprogramms ist ein besonde- Die Nationalparkregion partizipiert bereits heute res Augenmerk auf die Erreichung der Ziele der an diesen Förderangeboten. So zählt sie beispiels- Europa 2020-Strategie und eine noch stärkere weise zu den von der Natur benachteiligten Regi- Ziel- und Ergebnisorientierung zu legen. Für die onen oder den LEADER-Regionen. Für Vorhaben Förderung der Entwicklung des ländlichen Raums in der Nationalparkregion können insofern bis zur durch den ELER wurden hierzu von der EU drei Inkraftsetzung des neuen ELER-Entwicklungspro- Ziele vorgegeben: gramms Vorhaben noch im Rahmen des Entwick-

2 Einzelbetriebliche Investitionsförderung der Landwirtschaft, Infrastruktur-Förderung im Bereich Land- und Forstwirtschaft, Agrarumweltmaßnahmen, Förderung der Breitbandversorgung, Förderung der Diversifi zierung, LEADER-Ansatz,...

66 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK ■ „Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft“, ■ Sicherung des ökologischen Potenzials ■ „nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen ■ Nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen Ressourcen und Klimaschutzpolitik“ sowie ■ Erhöhung der Wertschöpfung in ländlichen ■ „ausgewogene räumliche Entwicklung der Räumen ländlichen Gebiete“. ■ Auf- und Ausbau von Wertschöpfungsketten Mindestens 30 Prozent der Mittel sind für den in der Agrarwirtschaft Klimaschutz, insbesondere für Agrarumwelt- ■ Lokale Innovation und Kooperation und maßnahmen einzusetzen. Für den ELER ist in ■ Stärkung des bürgerlichen Engagements. diesem Zusammenhang auch die Stärkung des LEADER-Ansatzes zur Umsetzung der integrierten Die fi nanzielle Ausstattung von EULLE für ländlichen Entwicklung nach dem LEADER-Prinzip Rheinland-Pfalz konnte noch nicht abschließend (Bürgerbeteiligung durch Bildung lokaler Akti- ermittelt werden. Nach dem aktuellen Kennt- onsgruppen, regionale Entwicklungskonzeptio- nisstand (Stand: 10. Juli 2013) ist im Vergleich nen, Projektauswahl durch LAG…) obligatorisch zur Mittelausstattung im Jahre 2013 mit einem vorgesehen. Rückgang von mindestens 15 Prozent auszuge- hen. Für landwirtschaftsnahe Fördermaßnahmen Um eine nachhaltige Entwicklung der ländlichen erfolgt die nationale Kofi nanzierung aus Mitteln Gebiete zu ermöglichen, soll in Rheinland-Pfalz der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der die Förderung unter Berücksichtigung der EU-Zie- Agrarstruktur und des Küstenschutzes“. le auf sechs Kernprioritäten ausgerichtet sein:

In Kürze:

■ Restliche Mittel im Entwicklungsprogramm PAUL können noch bis zum Ende der Förderperiode im Jahr 2015 genutzt werden. ■ Die Nationalparkregion wird auch künftig in besonderem Maße von der ELER-Förderung partizi- pieren. ■ Bei der Auswahl zu fördernder Vorhaben wird in den Projekten der Nationalparkregion bei sonst gleichen Voraussetzungen ein Vorrang eingeräumt. ■ Vorgesehen sind neue spezifi sche Förderangebote, die den Bedarf und die Chancen der Natio- nalparkregion berücksichtigen.

Förderung der lokalen ländlichen Entwicklung ländlicher Räume, der Klimawandel sowie Globa- im Rahmen des ELER Entwicklungsprogramms lisierung und Regionalisierung die Rahmenbedin- EULLE gungen für die Entwicklung ländlicher Räume. Die Die ländlichen Gebiete in Rheinland-Pfalz stehen Nationalparkregion zählt - wie fast alle westlichen in den nächsten Jahren vor besonderen Heraus- Landkreise und die Mittelgebirgsregion des Landes forderungen. So verändern der demografi sche - zu den ländlichen Räumen, die hiervon, und ganz Wandel, die Siedlungsentwicklung peripherer besonders vom demografi schen Wandel stark

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 67 betroffen sind3 . Doch diese ländlichen Regionen Verbindung mit touristischen Angeboten vorzu- prägen unser Land und verfügen über ein hohes sehen. Desgleichen, um Infrastrukturmaßnahmen Naturpotenzial. an den ländlichen Charakter anzupassen. Gemein- same Ziele sind dabei, land-, forstwirtschaftliche Für die Zukunft sind daher neue Ideen einer loka- oder touristische Entwicklungspotenziale zu er- len ländlichen Entwicklung gefragt. In Ergänzung schließen. Möglichkeiten zur Einkommensdiversi- sektorspezifi scher Planungen und Förderangebote fi zierung land- oder forstwirtschaftlicher Betriebe (zum Beispiel Agrar- und Forstförderung, Förde- zu erweitern sowie die Perspektiven für kleinere rung der Breitbandversorgung) geht es darum, das und mittlere Unternehmen zu verbessern. eigene Potenzial ländlicher Regionen zu aktivie- ren. Dies soll nach dem Bottom up-Ansatz mit Für die Nationalparkregionen sind folgende Rege- den Akteuren vor Ort geschehen. lungen von besonderer Bedeutung: Ziel ist es, die jeweiligen regionalen Besonderhei- ■ Im Rahmen des ELER-Entwicklungspro- ten zu entdecken. Es gilt, die Stärken und Schwä- gramms EULLE wird bei der Festlegung chen zu identifi zieren und auf dieser Grundlage der Auswahlkriterien - soweit dies fachlich von unten nach oben (partnerschaftlicher Ansatz) sinnvoll ist - neben den Fachkriterien als eine individuelle, lokale, ländliche Entwicklungs- positives zusätzliches Auswahlkriterium strategie zu erarbeiten und umzusetzen. Ideen aus die Belegenheit in der Nationalparkregion berücksichtigt. Im Rahmen der Anhörungen Wirtschaft, Tourismus, Naturschutz sowie Forst- zum Entwicklungsprogramm EULLE wird und Landwirtschaft sollen in eine Gesamtstra- daher beispielsweise auch für die Auswahl der tegie einfl ießen. Dazu zählen etwa ganzheitliche LEADER-Aktionsgruppen das Kriterium „Re- Strategien zur Aktivierung der Innenentwick- gion umfasst Teile einer Nationalparkregion“ lungspotenziale der Dörfer oder Konzepte, wie als Auswahlkriterium vorgeschlagen. die Daseinsvorsorge an die Erfordernisse einer ■ LEADER-Aktionsgruppen, die Teile der Nati- älter werdenden Bevölkerung anzupassen ist. Es onalparkregion umfassen, bekommen neben geht um die Stärkung des ehrenamtlichen Enga- der üblichen Mittelausstattung zusätzliche gements, den Ausbau erneuerbarer Energien oder ELER-Mittel zu Verfügung gestellt. Für die die Diversifi zierung der Einkommenspotenziale Förderperiode 2014-2020 sollen hierfür ländlicher Räume (zum Beispiel nachhaltiger insgesamt 1,5 Millionen Euro an ELER-Mitteln ländlicher Tourismus, Regionalvermarktung). All zusätzlich bereitgestellt werden, die zweck- dies können Elemente einer regionsspezifi schen gebunden zur Entwicklung der National- Entwicklungsstrategie sein. parkregion eingesetzt werden können. Für die neue EU-Förderperiode 2014 - 2020 ■ Das Förderprogramm „Förderung der lokalen beabsichtigt Rheinland-Pfalz, im Rahmen seines ländlichen Entwicklung“ (FLLE) (im Rahmen ELER-Entwicklungsprogramms EULLE die Umset- des ELER-Entwicklungsprogramms EULLE) wird die Entwicklung lokaler Infrastrukturen zung lokaler ländlicher Entwicklungsstrategien für und Basisdienstleistungen unterstützen. Das naturräumlich homogene Regionen (National- betrifft Freizeit, Tourismus und Kultur wie parkregion, LEADER-Regionen,…) in Ergänzung auch Tätigkeiten zur Wiederherstellung und der bestehenden Mainstreamförderung zu för- Verbesserung des natürlichen und kulturellen dern. Damit will sie auch die eigenverantwortliche Erbes der Dörfer und der ländlichen Land- Entwicklung ländlicher Regionen stärken. Spezi- schaften. Das Programm umfasst auch die fi sche zielgerichtete Förderangebote sind gerade Förderung nichtlandwirtschaftlicher KMU, um auch für die Vermarktung regionaler Produkte in die Beschäftigung zu fördern und qualitativ

3 Gemeinsame sozioökonomische Analyse und SWOT-Analysen zur Vorbereitung der Ex-ante Evaluierung zur Programmierung der Operationellen Programme des EFRE und ELER in Rheinland-Pfalz in der Förderperiode 2014 bis 2020, [email protected]

68 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK hochwertige Arbeitsplätze in ländlichen Ge- ■ Förderfähig sind bieten zu schaffen sowie bereits bestehenden  kleine private wie öffentliche Investitionen Arbeitsplätze zu erhalten. in die Freizeit- und touristische Infrastruk- ■ Das Förderprogramm „Förderung der lokalen tur, ländlichen Entwicklung“ (FLLE) soll landesweit  kleinere lokale Infrastrukturmaßnahmen in der neuen Förderperiode ab 2015 mit jähr- beziehungsweise Investitionen in lokale lich drei bis fünf Millionen Euro ausgestattet Basisdienstleistungen sowie sein.  Unternehmensinvestitionen im Bereich ■ Vorhaben aus der Nationalparkregion erhal- regionaler Produkte und ten bei sonst gleicher Wertigkeit Vorrang. Es  Investitionen zur Schaffung und Entwick- ist daher zu erwarten, dass ein nennenswer- lung nichtlandwirtschaftlicher Tätigkeiten ter Teil der Mittel in der Nationalparkregion wie beispielsweise eines nachhaltigen und verausgabt wird. verantwortungsvollen Tourismus. ■ Um einen Mehrwert zu erzielen, müssen die Im Rahmen der partnerschaftlichen Erstellung des Vorhaben einer lokalen, ländlichen Ent- Entwicklungsprogramms EULLE wird die Landes- wicklungsstrategie (zum Beispiel National- parkregion, LEADER-Entwicklungsstrategie) regierung mit den Wirtschaft- und Sozialpartnern entsprechen und dürfen in den Mainstream- und den Vertretern der lokalen Behörden die wei- förderprogrammen nicht förderfähig sein. teren Details des Förderprogramms „Förderung der lokalen ländlichen Entwicklung“ abstimmen.

In Kürze:

■ Vorhaben in der Nationalparkregion sollen bei sonst gleicher Wertigkeit Vorrang haben. ■ Die LEADER-Mittel können im Entwicklungsprogramm EULLE exklusiv für die Nationalparkregi- on um insgesamt 1,5 Millionen Euro erhöht werden. ■ Es wird ab dem Jahr 2015 ein neues Programm „Förderung der lokalen ländlichen Entwicklung“ (FLLE) mit jährlich drei bis fünf Millionen Euro aufgelegt.

4.2.2 Rohstoffi nitiative Holz, Produktinnovation die Baumarten Fichte, Douglasie und Kiefer aus- gerichtet. Sie fordert unabhängig von der Frage eines zu gründenden Nationalparks einen Wandel Ausgangslage und Erwartungen in der Waldbaustrategie hin zu mehr Nadelholz. Die Einrichtung eines Nationalparks bewirkt, Auswirkungen durch die Ausweisung eines Natio- dass latente Fragen nach Holzaufkommen und nalparks und allgemeine Trends Holzverwendung nun wesentlich gezielter gestellt werden. ■ Die Ausweisung eines Nationalparks in der Hochwald-Region wirkt sich mittelfristig vor Die heimische Sägeindustrie ist überwiegend auf allem auf die Menge an Fichtenholz aus: In

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 69 der Anfangsphase ist zunächst davon aus- Kurz- bis mittelfristig wirkendes Instrument: Pri- zugehen, dass durch Renaturierungs- und vatwaldbetreuung Waldumbaumaßnahmen die Nadelholzernte Im Privatwald sind die Fichten-Holzvorräte mit dem bisherigen Einschlag mindestens mittlerweile höher als im Staatswald. Oft gibt es vergleichbar ist. Nach spätestens 30 Jahren jedoch wegen kleinparzelliertem Besitz Vermark- wird die Nutzung auf 75 Prozent der Fläche tungsprobleme. Um diese Strukturprobleme zu eingestellt. überwinden, unterstützt vor allem die Stärkung ■ Der heute auf dieser Fläche noch stattfi nden- der Privatwaldbetreuung, die Entwicklung leis- de Nadelholzeinschlag liegt bei circa 40.000 tungsfähiger Holzverkaufsorganisationen und die Kubikmeter. Waldfl urbereinigung. ■ Landesforsten Rheinland-Pfalz betreibt seit Ende der 1980er Jahre einen Waldumbau in Kurz- bis mittelfristig wirkendes Instrument: Inno- den Fichtenwäldern und bringt vorrangig die vation in Verwendung und Produktion Baumart Buche ein. Hinzu kommt, dass infol- ge eines Überhanges an alten Fichtenbestän- Die landes- und deutschlandweit eintretende den der heutige Einschlag im Nationalpark- Veränderung des Holzaufkommens nach Art und gebiet höher ist, als er auf Dauer wäre. Dies Menge macht es erforderlich, sowohl die stoff- bedeutet, dass auch im Wirtschaftswald das liche als auch die energetische Verwendung der Aufkommen an Fichtenholz spürbar zurück- heimischen Hölzer in ihrer Effi zienz zu steigern gehen würde. und – hier vor allem bei der Buche – in techni- ■ Zusätzlich werden die klimatischen Verände- schen Anwendungen zu erhöhen. Die Landesre- rungen die Fichtenfl äche in Rheinland-Pfalz gierung beabsichtigt, mit Unterstützung aus dem verringern. Das zeigen Ergebnisse der Klima- Europäischen Fonds für regionale Entwicklung wandel-Forschung. (EFRE) die Arbeit im Holzbau-Cluster Rheinland- Pfalz auch in der Förderperiode 2014 bis 2020 Instrumente fortzuführen. Ziel ist es, die Holzbaubranche zu Langfristig wirkendes Instrument: Regionale stärken und vorhandene Netzwerkstrukturen Waldbauplanung weiterzuentwickeln. Elementare Grundlagen zur Weiterentwicklung des rheinland-pfälzischen Landesforsten hat mit der Erarbeitung einer Holzbauclusters sind Forschung und Entwicklung sogenannten Regionalen Waldbauplanung sowie Kompetenzaufbau innerhalb der Branche. begonnen. Mit ihrer Hilfe werden für die ver- Durch innovative Modell- und Demonstrations- schiedenen Wuchsräume im Land Leitbilder für projekte sollen „Leuchttürme“ entstehen, die so- die Forstplanung und -praxis entwickelt. Ziel ist wohl nach innen in die Holzbaubetriebe, als auch es, auch weiterhin naturnahe, gemischte und nach außen in die Öffentlichkeit strahlen (www. produktive Wälder zu bewirtschaften. Ausgehend holzbaucluster-rlp.de). Auf diese Weise soll die von Trendaussagen für ein Mehr oder Weniger an Verwendung des Rohstoffes Holz in langlebigen bestimmten Baumarten in einer Region werden Produkten und damit auch die langfristige CO2- auch die Bereiche identifi ziert, die sich weiterhin Bindung als Beitrag zum Klimaschutz gefördert für Nadelbäume eignen. Dort sollen entsprechen- werden. de Schwerpunkte gesetzt werden. So bietet sich in den Mittelgebirgen an, neben der Buche vor allem Das Nationalparkgebiet eignet sich in hervor- auch die Tanne in die Fichtenwälder zu integrieren ragender Weise, Modellvorhaben mit großer und somit einen Beitrag zu Versorgung der heimi- Aufmerksamkeit zu entwickeln. schen Werke zu leisten.

70 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 4.2.3 Erneuerbare Energien, Energieeffi zienz, spielt der Rohstoff Holz eine große Rolle. In Windkraft Rheinland-Pfalz wurden im Jahr 2012 knapp 3,6 Millionen Kubikmeter Holz eingeschlagen. Davon wurden rund 641.000 Kubikmeter als Energieholz D ie Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, genutzt. bis zum Jahr 2030 bilanziell 100 Prozent der Stromversorgung aus erneuerbaren Energien zu Das Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, erreichen. Die Windkraft wird dabei eine tragende Energie und Landesplanung (MWKEL) unter- Rolle spielen. Im Jahr 2030 soll Strom aus Wind- stützt über die Förderrichtlinie „Zinszuschüsse für energieanlagen circa zwei Drittel des gesamten Investitionen im Bereich der Energieeffi zienz und Stromverbrauchs in Rheinland-Pfalz decken, der der Energieversorgung einschließlich der Erneuer- Strom aus Photovoltaikanlagen ein weiteres baren Energien“ vom August 2009 unter anderem Viertel. den Bau von Holzhackschnitzel- oder Pelletanla- gen. Auch dazugehörige Wärmenetze zur effi zien- Die Energiewende soll dezentral organisiert wer- ten Nutzung von Bioenergie werden gefördert. In den. Dies eröffnet große Chancen für heimische den Jahren 2011 bis 2013 wurden dadurch rund 30 Betriebe, die am Bau und der Anlagenwartung Wärmenetze errichtet. beteiligt sind. Auch für Kommunen in struktur- schwachen Regionen erschließen sich dadurch Erwartungen und Haltungen der Region neue Einnahmequellen. Die Energiewende lohnt ■ Förderung neuer Technologien und land- sich nicht nur ökologisch, sondern auch ökono- schaftsverträglicher Umgang im Bereich misch. Denn sie ist die langfristige Garantie dafür, Bioenergie (Wind, Sonne, Wasser, Biomasse) dass die Energiepreise stabil bleiben, indem wir ■ Förderung energieeffi zienter Technologien Alternativen zu den endlichen fossilen Rohstoffen wie LED-Beleuchtungskonzepten oder der wettbewerbsfähig machen. Einsatz von E-Bikes Um den dynamischen Ausbau der erneuerbaren ■ Ausrüstung der Nationalpark-Infrastruktur Energien auf dem prognostizierten Pfad zu halten, mit neuen Technologien wird es entscheidend sein, die hohe Akzeptanz ■ Ausschluss der Windenergienutzung im Nati- erneuerbarer Energien im Land zu erhalten. onalpark, Nutzung in angrenzenden Flächen Neben politischen Weichenstellungen, die eine in landschaftsverträglicher Weise faire Verteilung von Kosten und Lasten bewirken, ■ Stimmen für und wider eine übergeordnete ist dafür ein sorgfältig geplanter und möglichst Planung für erneuerbare Energien effektiver Ausbau der Windenergie geboten. Der ■ Stimmen für und wider eine Abstandsrege- Schutz von Natur- und Kulturlandschaften spielt lung für Windenergieanlagen für die Akzeptanz vor allem der Windenergie eine ■ Standortgerechtigkeit und –ausgleich, Soli- entscheidende Rolle. Das Gebiet des National- darpakte der Gemeinden im Hunsrück parks wird vollständig von der Windenergienut- ■ Beratung und Unterstützung bei Projekten zur zung ausgenommen. Windenergienutzung In der Teilfortschreibung des Landesentwicklungs- ■ Errichtung von Windenergieanlagen im Na- programms IV, Kapitel Erneuerbare Energien, wird turpark entlang der , Möglichkeiten das Gebiet des Nationalparks als Standort für zur Befreiung Windenergieanlagen ausgeschlossen. Dennoch ■ Zero-Emissions-Nationalparkregion möchte die Nationalparkregion an der Energie- wende teilhaben. In der waldreichen Region um den Nationalpark

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 71 Ziele und Grundsätze sind im jeweiligen Planungszeitraum im Sinne ■ In der Nationalparkregion bieten sich Koope- einer effektiven Energieausbeute die Gebie- rationen des Nationalparks mit bestehenden te mit hoher Windhöffi gkeit vorrangig zu Institutionen wie dem Umweltcampus Bir- sichern. kenfeld, der Energielandschaft Morbach und ■ Außerhalb dieser Vorranggebiete leisten die dem in Gründung befi ndlichen Regionalbüro Gemeinden über die Darstellung von Konzen- der Energieagentur Rheinland-Pfalz an. trationsfl ächen für die Windenergienutzung ■ Die Kompetenzen des Umweltcampus im in den Flächennutzungsplänen ihren Beitrag Bereich innovative Gebäudetechnik sollen in zur Energiewende. Die Konzentrationsfl ächen Modellprojekten genutzt werden. sollen eine planerische Bündelung der Wind- kraftanlagen gewährleisten. Die beteiligten ■ Der Landkreis Birkenfeld ist Partner der Gemeinden sollen Möglichkeiten der inter- Bioenergieregion Landkreis Cochem-Zell, der kommunalen Kooperation und des Inter- unter der Strategie „Null-Emissions-Landkreis essensausgleichs nutzen, um eine gerechte Cochem-Zell“ bereits als Vorreiter im Kli- Verteilung von Nutzen und Lasten der betrof- ma- und Ressourcenschutz gilt. Morbach und fenen Gebietskörperschaften zu erreichen. Preist bei Bitburg als Bioenergiedörfer streben Energieautarkie auf Basis erneuerbarer Ener- ■ Zur Förderung einer geregelten Entwicklung gien an. Es ist wünschenswert, dass weitere der Windenergienutzung ist Landesforsten Bioenergiedörfer und –regionen in der Na- Rheinland-Pfalz bereit, sich an Solidarpakten tionalparkregion entstehen. Eine Förderung zu beteiligen und auch Standorte in kommu- durch das Bundesministerium für Ernährung, nale Energieprojekte einzubringen. Landwirtschaft und Verbraucherschutz ist seit Vorhaben 2009 möglich und wird durch die Energie- agentur Rheinland-Pfalz unterstützt. Kurzfristig ■ Die Regionalbüros der Energieagentur Rhein- ■ Interkommunale Abstimmung. land-Pfalz bringen die Energiewende zu den ■ Fortschreibung von Flächennutzungsplänen Menschen vor Ort. Sie setzen sie bürgernah, für die Nutzung Erneuerbarer Energien. konsequent, fl ächendeckend um und unter Berücksichtigung der jeweils unterschiedli- ■ Vereinbaren von Solidarpakten. chen regionalen und lokalen Gegebenheiten. ■ Weitere Bürgerbeteiligung zum Thema Wind- Die Regionalbüros sollen bereits bestehende kraft. lokale und regionale Aktivitäten unterstützen ■ Die regionale Energieagentur ist im Aufbau, und koordinieren sowie neue gemeinsame ein Regionalbüro wird am Umweltcampus Plattformen initiieren. Die Mitarbeiterinnen Birkenfeld eingerichtet. und Mitarbeiter der Regionalbüros der Ener- gieagentur Rheinland-Pfalz arbeiten dabei Mittelfristig eng mit allen regionalen Akteuren zusammen, ■ Die Regionalen Raumordnungspläne sind zu denen in Zukunft auch der Nationalpark gemäß den Zielen des LEP IV fortzuschreiben. Hunsrück gehören wird. ■ Förderung neuer Technologien im Bereich Bio- ■ Die Region leistet entsprechend ihrer na- energie (Wind, Sonne, Wasser, Biomasse) und türlichen Voraussetzungen einen anteiligen Projektierung von Energiegewinn-Dörfern. Beitrag zur Energiewende und insbesondere ■ Energieeinspar- und Effi zienzkonzepte können auch zur Windenergienutzung. in der Region des Nationalparks in Modellpro- ■ In den Regionalplänen sind zur Umsetzung jekten erprobt und umgesetzt werden. der Klimaschutzziele Vorranggebiete für die Windenergienutzung auszuweisen. Dabei

72 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK In Kürze:

■ Erneuerbare Energien können auch in der Nationalparkregion dauerhaft Beiträge zur lokalen Wertschöpfung leisten. ■ Windenergieanlagen sind in der Nationalparkregion im Einklang mit Umwelt und Natur, aber nicht im Nationalpark selbst, zulässig. ■ Ziel ist die Konzentration von Anlagen an windhöffi gen Standorten. Solidarpakte zwischen Kommunen mit und ohne Windenergiestandorte werden gefördert. ■ Die regionale Energieagentur ist im Aufbau, ein Regionalbüro wird am Umweltcampus Birkenfeld eingerichtet. ■ Gemeinsam entwickelte Modellvorhaben werden in der Nationalparkregion erprobt.

4.2.4 Breitbandversorgung Instrumente Die Landesregierung hat im Innenministerium (ISIM) ein Breitbandprojektbüro als Stabsstelle Ausgangslage eingerichtet. Die Mitarbeiter beraten Kommunen In den meisten Bereichen der Nationalparkregion in technischer und förderrechtlicher Hinsicht. ist die Grundversorgung der Breitbandinfrastruk- tur mit mindestens zwei MBit/s bereits vorhan- In nicht grundversorgten ländlichen Gebieten den. Darüber hinaus wurden bereits mehrere gewährt das Land Zuwendungen für die Schaffung Gemeinden mit hochbreitbandigen Internetzu- leistungsfähiger Breitbandinfrastrukturen. Hierzu gängen (bis 100 MBit/s) ausgebaut (vergleiche werden Mittel im Rahmen des Programms zur hierzu die Tabelle und die Übersichtskarte im „Förderung der Breitbandversorgung ländlicher Kapitel 9). Räume“ bereitgestellt. Grundlage für dieses För- derangebot ist der in der Gemeinschaftsaufgabe Erwartungen der Region „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küsten- Der Ausbau der Breitbandversorgung als Teil der schutzes“ (GAK) und dem ELER-Entwicklungspro- öffentlichen Infrastruktur ist unbedingt erforder- gramm PAUL entsprechende Fördergrundsatz. Im lich, um die Region attraktiv zu halten oder gar Rahmen dieser Förderung werden Zuschüsse in erst wieder werden zu lassen, heißt es im Eck- Höhe von 65 Prozent der förderfähigen Kosten für punktepapier. die Schließung der Wirtschaftlichkeitslücke bei Investitionen in leitungsgebundene oder funkba- Ziele und Grundsätze sierte Breitbandinfrastrukturen oder die Verlegung Schnelle Datenübertragung ist eine Vorausset- von Leerrohren gewährt. Auch für Informations- zung für zeitgemäße Formen digitaler Kom- veranstaltungen, Machbarkeitsuntersuchungen munikation. Elektronischer Datenaustausch ist sowie Planungsarbeiten gibt es Zuschüsse. notwendig für die wirtschaftliche Entwicklung, die Es handelt sich dabei um ein sogenanntes An- Zukunft des ländlichen Raums, stärkere Partizipa- tragsverfahren, bei dem Kommunen antrags- tion der Bürgerinnen und Bürger und vieles mehr. berechtigt sind. Gemeinden, die in der Gebiets- Eine gut ausgebaute Breitbandinfrastruktur ist kulisse eines Nationalparks liegen, erhalten in entscheidend für eine gute Zukunft von Rhein- einem Auswahlverfahren, das einer Bewilligung land-Pfalz.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 73 vorgeschaltet ist, einen Bonuszuschlag gegenüber meinde Börfi nk durch die funkgebundene LTE- anderen antragstellenden Gemeinden. Technik [Long Term Evolution] ermöglicht. Des Weiteren wird angestrebt, den Kommunen ab Mittelfristig dem Haushaltsjahr 2014 zusätzliche Finanzmittel ■ Koordinierung und fi nanzielle Förderung von im Landeshaushalt für die Förderung von Hoch- Maßnahmen mit dem Ziel der angestrebten geschwindigkeitsnetzen der nächsten Generation schnellen Internetzugänge („Next Generation (NGA-Netze), zur Verfügung zu stellen. Access“; NGA).

Vorhaben Langfristig ■ Im Rahmen der fi nanziellen Möglichkeiten ein Kurzfristig fl ächendeckendes, schnelles Breitbandnetz. ■ Die fl ächendeckende Breitbandgrundversor- gung soll sichergestellt werden. Bereits im Beratungsprozess konnte ein Lösung gefun- den werden, die eine Versorgung der Kernge-

In Kürze:

■ Die fl ächendeckende Grundversorgung mit Breitband soll sichergestellt werden. ■ Die nächsten Schritte zum Hochgeschwindigkeitsnetz stehen an und werden von der Landesre- gierung unterstützt.

4.2.5 Wasser 4.2.5.1 Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Wasser ist die Grundlage des Lebens für Men- Unsere Gewässer dienen neben ihrer generel- schen, Tiere und Pfl anzen. Die Nationalparkkulisse len ökologischen Bedeutung unterschiedlichen wird durch Hangbrücher, Quellen und Bäche ge- Nutzungen. Dazu gehört zum Beispiel die Wasser- prägt. Die Nationalparkregion nutzt es vielfältig. versorgung zu Trink- und Brauchwasserzwecken Gleichzeitig muss vor den Gefahren durch Hoch- oder auch die Einleitung gereinigter Abwässer. wasser Vorsorge getroffen werden. Dies unter- Der Schutz der Gewässer als wichtiger Bestand- stützt auch die „Aktion Blau Plus“ mit ihrem Ziel teil des Naturhaushaltes ist daher zur Sicherung der Gewässerrenaturierung (siehe Kapitel 4.1.1). der Gesundheit der Bevölkerung, zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen sowie auch als Grundlage für die wirtschaftliche Entwicklung unverzichtbar.

74 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK Mit dem kontinuierlichen Ausbau der Abwasser- bachtalsperre (bei Idar-Oberstein) und weitere anlagen und den damit verbundenen hohen Inves- umfangreiche Ausbaumaßnahmen im gesamten titionen wurde in Rheinland-Pfalz ein hoher Stand Versorgungsnetz. der Abwasserbeseitigung erreicht. Mittlerweile An den Investitionskosten von etwa 52 Millionen sind rund 99 Prozent der rheinland-pfälzischen Euro beteiligt sich das Land Rheinland-Pfalz mit Bevölkerung an die Kanalisation und an leistungs- einer höchstmöglichen Förderung in Höhe von 34 fähige kommunale Kläranlagen angeschlossen. Millionen Euro (60 prozentiger Zuschuss und ei- Nun gilt es, unter Berücksichtigung des demo- nem zinslosen Darlehen in Höhe von 20 Prozent). grafi schen Wandels das erreichte hohe Niveau Diese werden bis zum Jahre 2020 auf den jewei- dauerhaft sicherzustellen und die bestehenden ligen Baufortschritt bezogen bewilligt werden. Anlagen wirtschaftlich und verfahrenstechnisch Somit ist die hochwertige Trinkwasserversorgung zu optimieren. Dazu ist es erforderlich, dass die in der Region auch bei zurückgehender Bevölke- notwendigen Investitionen kontinuierlich getätigt rungszahl mittel- und langfristig sichergestellt. und Optimierungsmöglichkeiten genutzt werden. Nur so lassen sich höhere Kosten für die Zukunft Erwartungen der Region vermeiden. Mit den Menschen an der Zukunft arbeiten Ausgangslage Nachhaltiges, Ressourcen schonendes Handeln ist ein Hauptanliegen der Menschen der Regi- Die wasserwirtschaftliche Infrastruktur wird erhal- on. Die regionale Wertschöpfung erhalten und ten und ausgebaut ausbauen, neue Wirtschaftszweige entwickeln, die Eine funktionierende wasserwirtschaftliche Inf- Infrastruktur bezahlbar und modern gestalten, die rastruktur ist für ein Gemeinwesen unersetzlich Menschen ernst nehmen und am Prozess wirklich und Grundlage für die Weiterentwicklung eines beteiligen, so lauten einige Ergebnisse des Bürger- Siedlungsraums. Die Wasserwirtschaftsverwal- dialogs. tung Rheinland-Pfalz hat in den Jahren 1989 bis 2012 Förderungen von über 125 Millionen Euro für Ziele und Grundsätze Maßnahmen der Trinkwasserversorgung und der Ein wesentliches Ziel des Landes im Bereich der Abwasserbeseitigung in der Nationalparkregion Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung ausgesprochen. ist es, die kommunalen Maßnahmenträger bei den erforderlichen Investitionen fi nanziell so zu Das Premiumförderprojekt neue Trinkwasserversor- unterstützen, dass die von den Bürgerinnen und gung in der Nationalparkregion Bürgern dafür zu zahlenden Entgelte vertretbar Ein besonderes Großprojekt im Bereich Trinkwas- bleiben. serversorgung befi ndet sich im Bau und wird bis 2019 fertig gestellt: die Sicherung der Wasserver- sorgung im Landkreis Birkenfeld durch eine neue Trinkwasserversorgungsleitung von der Prims- talsperre in (Saarland) zur Stein-

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 75 Vorhaben

Kurzfristig

Im Förderprogramm 2013 des Landes sind folgende Abwasserbeseitigungs- und Wasserversorgungsprojekte der Nationalparkregion aus dem Landkreis Birkenfeld enthalten:

Max. Förderfähige Träger Maßnahme Fördersatz Förderbereich-Name Baukosten [%] [Euro]

Abw.-Anl. VG Herrstein, Ausbau von Abwasserbe- VG Herrstein Regenüberlaufbecken 80 325.000 seitigungsanlagen (FöRiLi 2.2.2) Sicherung der Wasser- Wasserzweck- versorgung im Ausbau von Wasserver- verband 80 3.000.000 LK Birkenfeld sorgungsanlagen (FöRiLi 2.2.1) Birkenfeld -WZV-BIR-

Im Förderprogramm 2013 des Landes sind folgende Abwasserbeseitigungs- und Wasserversorgungsprojekte der Nationalparkregion aus dem Landkreis Bernkastel-Wittlich enthalten:

Max. Förderfähige Träger Maßnahme Fördersatz Förderbereich-Name Baukosten [%] [Euro]

VG Thalfang Abwasserprojekt Herstellung von Abwasserbe- 100 192.401 am Erbeskopf Gräfendhron seitigungsanlagen (FöRiLi 2.2.2)

Im Förderprogramm 2013 des Landes sind folgende Abwasserbeseitigungs- und Wasserversorgungsprojekte der Nationalparkregion aus dem Landkreis Trier-Saarburg enthalten:

Max. Förderfähige Träger Maßnahme Fördersatz Förderbereich Name Baukosten [%] [Euro]

Abwasserbeseitigung Herstellung von Abwasserbe- VG Hermeskeil von Außenbereichs- 100 50.000 seitigungsanlagen (FöRiLi 2.2.2) anwesen ohne An- schluss 2013

Mittel- und Langfristig fehlenden Anschluss beziehungsweise dezentrale Bis zum Jahr 2015 soll die Erstausstattung der Lösungen. Dabei ist die wirtschaftlichste Lösung Abwasserentsorgungsanlagen abgeschlossen sein. anzustreben. Um dieses Ziel zu erreichen, unterstützt die rhein- land-pfälzische Wasserwirtschaftsverwaltung vor allem in ländlichen Gebieten massiv den noch

76 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK In Kürze:

■ In den Jahren 1989 bis 2012 fl ossen für Maßnahmen der Trinkwasserversorgung und der Abwas- serbeseitigung in der Nationalparkregion Förderungen in Höhe von über 125 Millionen Euro, damit vor dem Hintergrund der demografi schen Entwicklung die Entgeltbelastung der Bürgerin- nen und Bürger vertretbar bleibt. ■ Weitere umfangreiche Maßnahmen stehen an und werden mit hoher Priorität gefördert. ■ Das Land fi nanziert bis zu 90 Prozent von den Kommunen in Auftrag gegebene Untersuchungen, die die Stärkung der interkommunalen Zusammenarbeit zum Ziel haben.

4.2.5.2 Schutz vor Hochwasser und Erwartungen in der Region Überschwemmungen Die Siedlungen an der Nahe und am Idarbach waren in der Vergangenheit wiederholt von Überschwemmungen auch größeren Ausmaßes Hochwasser lässt sich nicht verhindern und der betroffen. Hier besteht der Wunsch nach Hoch- technische Hochwasserschutz hat seine Grenzen. wasserschutzanlagen und Maßnahmen zum Ein Hochwasserrisiko bleibt immer bestehen. Wasserrückhalt im Einzugsgebiet, also auch im Durch ein ganzheitliches Hochwasserrisikoma- Nationalpark. nagement, das ein Bündel von Vorsorgemaß- nahmen umfasst, sollen die Risiken vermindert Ziele und Grundsätze werden. Um das Hochwasserbewusstsein zu stärken und Ausgangslage Vorsorgemaßnahmen auf den Weg zu bringen, ist die Zusammenarbeit von Land, Kommunen Hochwasserschäden treten in größerem Ausmaß und Betroffenen, verbunden mit einer intensiven in den Siedlungen an größeren Flüssen auf. In der Kommunikation erforderlich. Die Wasserwirt- Nationalparkregion besteht an der Nahe und ih- schaftsverwaltung berät die Bürgerinnen und ren Nebenfl üssen Idarbach (im Unterlauf ab Idar) Bürger sowie die Kommunen, wie sie ihre Vorsor- und am Steinaubach in Birkenfeld ein signifi kantes ge verbessern können. Das Ziel ist, das Hochwas- Hochwasserrisiko. Mit dem Ziel, Maßnahmen zur serbewusstsein zu schärfen, die Eigenvorsorge Verminderung möglicher Hochwasserschäden unserer Bürgerinnen und Bürger in Gang zu setzen zu entwickeln, wurde 2011 die Hochwasserpart- und Maßnahmen der Kommunen zu initiieren nerschaft „Obere Nahe“ ins Leben gerufen. Dort sowie fi nanziell zu fördern. arbeiten die betroffenen Kommunen mit den Fachbehörden zur Verbesserung der Gefahrenab- Vorhaben wehr, zur Anpassung der kommunalen Planungen und zur Hochwasservorsorge zusammen. Kurzfristig Starkregenereignisse (zum Beispiel örtliche Gewit- ■ Weiterführung der Entwicklung von Maßnah- terregen) können alle Ortschaften im National- men in der Hochwasserpartnerschaft „Obere parkgebiet und in der Region treffen und Schäden Nahe“. durch Überfl utung verursachen. ■ Maßnahmen zur Lösung von Problemen bei örtlichen Starkregen in Neuhütten.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 77 Mittel- und langfristig ■ Erarbeiten von Maßnahmen zur Lösung von ■ Verbesserung des Wasserrückhalts in der Problemen bei örtlichen Starkregen in weite- Fläche und in den Gewässerauen (zum Bei- ren betroffenen Ortschaften im Rahmen der spiel durch Maßnahmen der Aktion Blau Plus, Expertengruppe „Modellkommunen“. siehe dort, und Umsetzung des LIFE-Projekts „Wiederherstellung und Erhalt von Hang- und Zwischenmooren im Hochwald (Hunsrück)“).

In Kürze:

■ Wasserrückhalt beginnt am Ursprungsort. Die Wiederherstellung von Mooren und das Verschlie- ßen von Gräben im Nationalpark sind wichtige Maßnahmen, die zum Schutz der Unterlieger beitragen. ■ Den Bächen wird Platz gegeben. Die Aktion Blau Plus ermöglicht die Umsetzung. ■ Die Wasserwirtschaftsverwaltung unterstützt Private und Kommunen bei Vorsorgemaßnahmen.

4.3 Regionalvermarktung, 4.3.1 Regionale Produkte / Vermarktung Vermarktung der Region – von regionalen Produkten bis hin zur Hintergrund Tourismusentwicklung Zahlreiche Umfragen und Studien4 belegen, dass Regionalität ein stabiler Trend ist. Neben diesen Neben dem Ziel regionale, dezentrale Wirt- theoretischen Abhandlungen, die meist auf Ver- schaftsstrukturen zu stärken, unterstützt die braucherbefragungen basieren, zeigten aber auch Landesregierung die Nationalpark-Region auch der Erfolg von Regionalmarken und das Verhalten bei der gezielten Vermarktung regionaler Produk- des Lebensmitteleinzelhandels, dass es hier ein te (aus der Landwirtschaft). Das gilt auch für die interessantes Marktsegment gibt: Die Entwicklung eigene und im Rahmen einer ganzheitlichen und der Regionalmarken SooNahe und „Ebbes von in Verbünden gedachten (touristischen) Vermark- hei“, erfolgreiche Streuobstinitiativen, wie vom tung der Regionen. Landschaftspfl egeverband Birkenfeld e.V., und

4 Emnid-Umfrage 2011, im Auftrag des BMELV, zu fi nden unter www.bmelv.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/2012/24-AI-Regionalkennzeichnung.html Nestlé-Studie 2011 „So is(s)t Deutschland“, zu fi nden unter www.nestle.de/Unternehmen/Nestle-Studie/Nestle-Studie-2011/Documents/Nestle_Studie_2011_Zusammenfassung.pdf DLG-Studie 2011 „Regionalität aus Verbrauchersicht“, zu fi nden unter www.dlg.org/39.html?detail/dlg.org/4/1/4479

78 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK nicht zuletzt die Regionalinitiativen des Lebens- Ziele und Grundsätze mitteleinzelhandels belegen den Stellenwert re- Über die Unterstützung von Dorfl äden (siehe gionaler Produkte für die regionale Wertschöp- auch Kapitel 4.1) sollen Möglichkeiten geschaffen fung. Die Handelsmarke „Unsere Heimat – echt werden, regionale Produkte auch wieder pro- und gut“ gilt als Vorreiter. Unter diesem Label duktionsnah abzusetzen. Regionale Vermarktung werden nur Lebensmittel mit garantierter Her- funktioniert nur dann nachhaltig, wenn sie aus der kunft im Verbreitungsgebiet von einem genossen- Region erwachsen ist. schaftlich geprägten Einzelhandel vermarktet. In unmittelbarer Nachbarschaft beziehungswei- Viele Agrarregionen in Rheinland-Pfalz sind se überschneidend mit der Nationalpark-Kulisse aufgrund historischer (Realteilung) oder natur- liegen die Gebietskulissen der bestehenden Regi- räumlicher Bedingungen (Mittelgebirgslage) onalinitiativen „SooNahe“ und „Ebbes von hei“. strukturell benachteiligt. Die Ackerbau- und Hier werden neue Perspektiven gesehen, wenn Tierhaltungsbetriebe können aufgrund ihrer Grö- die Akteure vor Ort Synergien nutzen, bestehen- ßen- und Kostenstrukturen häufi g nicht für einen des Know-how austauschen und gemeinsame anonymen Markt produzieren, auf dem vorrangig transparente Qualitäts- und Herkunftskriterien der Preis über den Markterfolg entscheidet. Eine entwickeln. Beide Initiativen werden bereits funktionierende Regionalvermarktung mit klaren (fi nanziell beziehungsweise beratend) von der Herkunfts- und seriösen Qualitätsaussagen kann Landesregierung unterstützt. Die Vernetzung über diesen Betrieben Perspektiven eröffnen. den gesamten Hunsrück und die Zusammenarbeit Die Bildung von regionalen Wertschöpfungsketten mit dem Saarland und auch der Moselregion wäre zwischen Erzeugern, Verarbeitern, Vermarktern, wünschenswert. Touristikern und Gastronomie wirkt sich positiv Ansätze für besondere Wertschöpfung von auf die regionale Wertschöpfung aus. Damit wer- Lebensmitteln gibt es in den Bereichen Wildbret- den Geld und Strukturen in der Region gehalten. vermarktung, Streuobst, Direktvermarktung von Den Menschen wird eine Perspektive gegeben, in Lebensmitteln tierischer Herkunft, Honig und diesen Regionen zu bleiben. Für Verbraucherinnen Fische (Teichwirtschaft). Es bestehen Potenzia- und Verbraucher stellen Lebensmittel aus der le, auch neue Produkte wie die Hunsrückforelle Region einen Bezug her zu ihrer unmittelbaren bekanntzumachen. Besonders eignen sich dafür Umgebung und zu den Menschen, die die Lebens- die vor Ort bekannten Bauernmärkte. Die Spru- mittel produzieren. Frische und verbrauchernah delbetriebe sehen große Chancen, bei Wasser erzeugte und verarbeitete Lebensmittel sind die aus der Nationalparkregion besondere Qualitäts- Basis einer gesunden, hochwertigen Ernährung. merkmale herauszustellen. Neben dem Konsum vor Ort (Direktvermarkter, Ernährungshandwerk, Erwartung der Region Hotellerie und Gastronomie) eignen sich haltbare In der Kurzfassung des kommunalen Eckpunkte- Regionalprodukte auch als kulinarische Souvenirs. papier heißt es, es sei „kein stationäres Lebens- Es ist zu prüfen, inwieweit Konzepte einer Qua- mittelangebot“ vorhanden, es könne „keine aus- litätsgastronomie einschließlich entsprechender reichende Grund- und Nahversorgung“ geboten Zertifi zierungssysteme aus anderen erfolgreichen werden (vergleiche dazu S. 26.). Deshalb soll die Regionen adaptiert werden können. In Rheinland- regionale Nahversorgung nachhaltig gesichert Pfalz haben die Träger der Dachmarken EIFEL (vergleiche S: 26 ff.) und die Regionalvermarktung und Kräuterwind bereits wertvolle Erfahrungen gestärkt werden (vergleiche S. 29). Der Regional- gesammelt. In der Gastronomie sieht die Lan- vermarktung wird ein „sehr wichtiger Beitrag zur desregierung generell einen wichtigen Absatz- Regionalentwicklung“ beigemessen. Neben einer markt regionaler Produkte. Die regionale und Regionalmarke soll auch die Direktvermarktung saisonale Küche ist zunehmend gefragt. Neben einbezogen werden.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 79 den Produkten mit unmittelbarer Herkunft aus Instrumente der Nationalparkregion bieten die angrenzenden ■ Für die neue EU-Förderperiode 2014 bis 2020 Weinanbauregionen Mosel und Nahe Möglichkei- beabsichtigt Rheinland-Pfalz, die regionale ten die regionale Wirtschaft zu stabilisieren und Vermarktung durch ein zielgerichtetes För- zu stärken. Neben der Gastronomie besteht auch derangebot (Investitions-, Clusterförderung, in der Gemeinschaftsverpfl egung großes Poten- LEADER…) im Rahmen seines ELER-Entwick- zial, die Nachfrage regionaler Produkte weiter zu lungsprogramms EULLE zu unterstützen. unterstützen. Im Rahmen der Landeskampagne ■ Mit dem Instrumentarium des Agrarmarke- „Rheinland-Pfalz isst besser“ unterstützt das tings können zudem Initiativen zur Verbesse- MULEWF daher die Ernährungsbildung – sowohl rung der regionalen Wertschöpfung gefördert für Kinder als auch für Erwachsene. So kommt werden. Dazu zählen der Kochbus beispielsweise zu den Menschen vor  technische Hilfen zur Verbesserung der Ort. Als mobiler Botschafter für die Wertschät- Effi zienz und Professionalität (zum Beispiel zung von Lebensmitteln, eine gute Ernährung, Teilnahme an Messen, Informationsveran- regionale Produkte und nachhaltige Lebensmit- staltungen, Machbarkeitsstudien, Markt- telproduktion sind auch gemeinsame Aktionen analysen etc.) sowie des Kochbusses mit den Erzeugern, Verarbeitern  Werbemaßnahmen und Presse- und und Vermarktern vor Ort sehr gut möglich, um im Öffentlichkeitsarbeit zur Unterstützung Rahmen der Premiumberatung authentische kuli- regionaler und saisonaler Produkte, die de- narische Angebote für die Nationalparkregion mit fi nierten Qualitätsstandards entsprechen. zu entwickeln, zu entdecken und auszuprobieren.

In Kürze:

■ Die Regionalerzeugung, -verarbeitung und -vermarktung wird durch Angebote des MULEWF gestärkt und unterstützt. ■ LEADER bietet den Regionen durch umfassende Fördermöglichkeiten beste Voraussetzungen eigener Schwerpunktsetzungen. ■ Synergieeffekte mit bestehenden Regionalinitiativen (auch private Unternehmen) und der Her- kunft „Nationalparkregion“ sollen genutzt werden. ■ Zielgerichtete Fördermöglichkeiten können im Rahmen des neuen ELER-Entwicklungspro- gramms EULLE genutzt werden. ■ Konzepte zur Qualitätsgastronomie werden in der Region auf Anwendbarkeit geprüft. ■ „Rheinland-Pfalz isst besser“ unterstützt die Ernährungsbildung.

80 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 4.3.2 Tourismus kehrsdienstleister, Kultureinrichtungen und viele andere Branchen. Tourismus kann bestehende Strukturen stabilisieren und so zum organischen Die Bedeutung des Tourismus reicht weit über Wachstum beitragen. Insbesondere für Handel die unmittelbaren wirtschaftlichen Effekte hin- und Gewerbe lässt sich der Nutzen durch Touris- aus. Der Tourismus in Rheinland-Pfalz baut auf mus noch deutlich steigern. Hier können Informa- herausragende landschaftliche und kulturelle tion, Sortimente und Service deutlich stärker als Potenziale auf. Auf dieser Grundlage trägt der bisher auf Touristen ausgerichtet werden. Tourismus entscheidend zu einer Erhöhung der Attraktivität und Lebensqualität der Regionen Die Nationalparkregion nimmt mit ca. 340 im Land und damit zur Sicherung des Lebens-, Quadratkilometern der Gemarkungen der Anlie- Wohn-, und Wirtschaftsstandortes bei. Tourismus gergemeinden circa 1,7 Prozent der knapp 20.000 ist eine Querschnittsbranche, von der nicht nur Quadratkilometer Landesfl äche von Rheinland- die touristischen Leistungsanbieter profi tieren. Pfalz ein. Mit circa 636.000 Übernachtungen im Von 100 umgesetzten Euro fallen etwa 38 Euro Jahr 2012 entspricht das einem Anteil von knapp innerhalb dieser sogenannten ersten Umsatzstufe 3 Prozent der Übernachtungen in Rheinland-Pfalz. an. Von den restlichen 62 Euro profi tieren noch Vor allem in der Verbandsgemeinde Birkenfeld viele andere Branchen, insbesondere Handel und konzentrieren sich die Übernachtungszahlen. Gewerbe. Sie machen fast die Hälfte (42,2 Prozent im Jahr 2012) der jährlichen Übernachtungen aus (siehe Durch die Verwendung lokaler und regionaler Tabelle im Kapitel 9). Produkte touristischer Leistungsanbieter profi tie- ren nicht nur die regionalen Produzenten, sondern Bezogen auf die Nationalparkregion spielt der bei geschlossenen Wirtschaftskreisläufen in der Premium-Wanderweg Saar-Hunsrück-Steig eine Region noch viele weitere Akteure. Auch die Gäste ganz wichtige Rolle. Das Thema Wandern ist einer schätzen die Verwendung von authentischen von vier thematischen Schwerpunkten in der Tou- Produkten aus lokaler und regionaler Erzeugung. rismusstrategie 2015 des Landes www.mwkel.rlp. Die Nutzung der Regionalität für den Tourismus de/Wirtschaft/Tourismus. beginnt damit, dass sich alle Akteure der eigenen Werte bewusst werden, ihre eigene Regionalität Erwartungen der Region verinnerlichen und in Wert setzen. Gerade in Das kommunale Eckpunktepapier enthält ein ei- strukturschwachen Räumen mit hohen Kaufkraft- genständiges Kapitel mit dem Titel „Naturverträg- verluste infolge einer nicht mehr adäquat funktio- liche Erholung und Tourismus“. Von diesem Sektor nierenden Nahversorgung ist dieses von entschei- verspricht man sich in der Region „beachtliche dender Bedeutung. So kann der Tourismus auch wirtschaftliche Effekte“ (S. 18). Darunter fallen die ein Motor der nachhaltigen Entwicklung werden. Themen: a) Touristische Rahmenbedingungen de- fi nieren, b) Nationalpark spezifi sche touristische Hintergrund Potenziale nutzen, c) Nationalpark spezifi sche Rheinland-Pfalz lebt ganz wesentlich vom Touris- touristische Produkte entwickeln, d) Touristisches mus. Neben den 2011 erstmals über acht Millio- Innen- und Außenmarketing vorantreiben und e) nen Gästen und über 22 Millionen Übernachtun- Touristische Servicekette verbessern (S. 18 f). gen sind hier vor allem die schätzungsweise 200 Im Rahmen der Vision, die in den Bürgerdialogen Millionen Tagesgäste pro Jahr zu nennen. 190.000 erarbeitet wurde, wünscht sich die Region eine Arbeitsplätze können dem Tourismus direkt und Gastronomie, die mit lokalen Spezialitäten wirbt indirekt zugerechnet werden. Vom touristischen und mit regionalen Produkten arbeitet. Die Na- Umsatz in Höhe von etwa 7,3 Milliarden Euro tionalparkregion „ist vernetzt“ mit umliegenden pro Jahr profi tieren neben Beherbergungs- und touristischen Destinationen. Der Nationalpark Gastronomiebetrieben auch der Handel, Ver- erzeugt eine heimatbindende Atmosphäre. Der

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 81 Aufenthalt in der Natur wirkt ausgleichend auf Sowohl die Hunsrück Touristik GmbH als auch die den Menschen und ist für ihn eine kraftschöp- Naheland Touristik GmbH haben im Anschluss fende Komponente. In der Nationalparkregion ist gemeinsam mit vielen Akteuren für die jeweilige das Zusammenspiel von Naturentwicklung und Region einen Handlungsleitfaden entwickelt. Kulturgeschichte in einzigartiger Weise erlebbar. Darin ist das touristische Leitbild verankert und Durch einladende Aufarbeitung und geschichtli- die Themenschwerpunkte sind defi niert ( www. che Inwertsetzung der ursprünglichen Industrie hunsruecktouristik.de und www.naheland.net). in der Region – zum Beispiel Edelsteinindustrie, Die Tourismusstrategie 2015 konzentriert sich auf Montan-Geschichte, Schieferbergwerke, Holz- die landesweit chancenreichsten Themen Wan- verarbeitung – erhält die Region eine besondere dern, Radwandern, Wein und Weinkulturland- Attraktivität. Die geschichtliche Aufarbeitung der schaft sowie Gesundheitstourismus. Regionale Keltenzeit, der römischen Besatzungszeit und der Identität, Kultur und Natur sind bei allen Themen germanischen Völkerwanderung verbindet mit der Schlüssel zur Profi lierung und Wertschöpfung. den Nachbarn. Mit der Fortschreibung der Tourismusstrate- Die Erfahrung der deutschen Nationalparke zeigt, gie wurde die Verpfl ichtung zur Nachhaltigkeit dass mit dem Titel Nationalpark nicht zwangs- festgelegt. Sie umfasst die Umsetzung eines läufi g eine erfolgreiche touristische Destination ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen verbunden ist. Der Titel „Nationalpark“ wirkt sich Tourismus. „Die erfolgreiche Einrichtung eines zwar positiv auf die Besucherentscheidung aus. Nationalparks kann darüber hinaus eine große Umfragen zeigen aber auch, dass er als einziges Chance für die nachhaltige Gesamtentwicklung Motiv nur eine kleine Zielgruppe bewegt, die Regi- der Nationalparkregion bedeuten, wenn sie von on zu besuchen. Es wird immer darauf ankom- der Bevölkerung vor Ort mitgetragen wird. Die men, mit welcher Überzeugung und wie stark Realisierung eines Nationalparks ist für das touris- eine Region den Nationalpark in ihre touristische tische Image des Landes und seiner Regionen von Kommunikation und Produktgestaltung einbinden großer Bedeutung.“( Tourismusstrategie 2015 des kann. Mit entscheidend ist auch, welche touris- Landes Rheinland-Pfalz, S. 23). Der Nationalpark tischen Alleinstellungsmerkmale schon vor der kann also auch über die Region hinaus wirken und Nationalparkausweisung bestanden. Hierzu sind Synergien erzielen, wenn er als ein zusätzliches genauere Analysen für den Bereich Tourismus Element der touristischen Vermarktung gesehen notwendig. Solchen Fragestellungen - auch das wird. Eckpunktepapier betreffend - soll ein Gutachten nachgehen, das das Ministerium für Wirtschaft, Instrumente Klimaschutz, Energie und Landesplanung in Auf- Ausgangsbasis für eine nachhaltige touristische trag gegeben hat. Ergebnisse sollen bis Ende des Entwicklung wird das vom Ministerium für Wirt- Jahres vorliegen. schaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung (MWKEL) beauftragte touristische Gutachten Ziele und Grundsätze sein. Dem Gutachten werden unter anderem die Seit dem Jahr 2008 verfolgt das Land Rheinland- Tourismusstrategie 2015 sowie der Modellprozess Pfalz die Tourismusstrategie 2015 - gemeinsam Mitmachen! im Landkreis Birkenfeld zugrunde mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenver- liegen. Das Gutachten soll damit wesentliche band Rheinland-Pfalz (DEHOGA), dem Tourismus- Hinweise für die stimmige Anwendung von und Heilbäderverband Rheinland-Pfalz e.V. (THV), Instrumenten im Rahmen einer ganzheitlichen, der Rheinland-Pfalz-Tourismus GmbH (RPT) touristischen Entwicklung liefern. Anschließend und der Arbeitsgemeinschaft der Industrie- und kann eine weitere Planung unter Berücksichtigung Handelskammern. Damit sind das touristische der Ziele und Grundsätze der Tourismusstrategie Leitbild und ein Handlungskonzept vorgegeben. 2015 erfolgen.

82 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK Es gibt verschiedene Fördermöglichkeiten, die sich kann es von Bedeutung sein, auch Projekte, je nach Zielrichtung unterscheiden. Hinsichtlich die keine überregionale Ausstrahlungskraft der einzelnen EU-Fonds, dem Europäischen Fonds (Fördervoraussetzung gemäß „Regionales für regionale Entwicklung (EFRE), dem Europäi- Förderprogramm“, Verwaltungsvorschrift des schen Fonds zur ländlichen Entwicklung (ELER) MWKEL vom 15. März 2010) haben, zu för- und dem Europäischen Sozialfonds (ESF), gelten dern. Bisher hätten so nur Betriebe mit mehr die Operationellen Programme als Grundlage. Das als 25 Betten eine Förderung erhalten können (siehe auch Kapitel 4.2.1). EFRE-OP bedarf der Genehmigung durch die EU- Kommission. Aktuell ist vorgesehen, den Entwurf ■ Über die ELER-Entwicklungsprogramme PAUL des OPs im Herbst 2013 bei der EU-Kommission und EULLE in Kombination mit der Gemein- zur Genehmigung vorzulegen. Bis zur Genehmi- schaftsaufgabe Agrar- und Küstenschutz (GAK) sind produkt- und einkommensdiversi- gung können die angedachten Förderinhalte nur fi zierende Maßnahmen in der Landwirtschaft als vorläufi g betrachtet werden. Gleiches gilt für förderfähig. die OP des ELER, des ESF und GRW. ■ Das Sozialministerium (MSAGD) erkennt die ■ Das MWKEL erarbeitet federführend inner- touristische Entwicklung mit seinen positiven halb der Landesregierung das Operationelle Beschäftigungseffekten neben den neuen Programm (OP) für den Europäischen Fonds Berufsfeldern wie zum Beispiel Rangern für regionale Entwicklung (EFRE) für die ausdrücklich an. Im Rahmen des Europäischen Förderperiode 2014 bis 2020. Der bisher Sozialfonds (ESF) werden daher Weiterbil- erarbeitete Programmentwurf sieht die För- dungs- und Qualifi zierungsmaßnahmen für derung investiver Maßnahmen im Bereich der entsprechende Zielgruppen geprüft. barrierefreien touristischen Infrastruktur vor. Ausgehend vom derzeitigen Programment- Die für das landesweite touristische Marketing wurf erscheint eine Nutzung der EFRE-Mittel zuständige Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH für die Nationalpark-Region denkbar, sofern (RPT) wird den Nationalpark in ihr Portfolio eine Gesamtkonzeption zur barrierefreien aufnehmen. Dies gilt auch für die beiden für die Erschließung existiert. regionale Vermarktung zuständigen touristischen ■ Des Weiteren gehört der Landkreis Birken- Regionalagenturen Hunsrück-Touristik GmbH und feld möglicherweise zur Gebietskulisse, die Naheland-Touristik GmbH. Es wird darüber hinaus eine Förderung über Bundesmittel aus der als sinnvoll erachtet, für alle touristischen Partner Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der re- beziehungsweise für die touristische Vermarktung gionalen Wirtschaftsstruktur (GRW) zulässt. eine gemeinsame Struktur für Internetplattfor- Vorstellbar wäre also eine Förderung von men zu erstellen, die relevante Informationen touristischen Infrastrukturmaßnahmen über bündelt. Dazu gehören Informationen über GRW-Mittel. Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen, Gastrono- ■ Die Fördersätze für die genannten Program- mie und Übernachtungsbetriebe aus dem landes- me liegen derzeit im Schnitt zwischen 60 bis weiten Informations- und Reservierungssystem 65 Prozent. Für die Nationalparkregion wird Deskline, des Weiteren Informationen zu den prä- eine Erhöhung der Fördersätze auf bis zu 80 dikatisierten Kurztouren und Fernwanderwegen Prozent der förderfähigen Kosten geprüft. wie zu den Radwegen sowie die Darstellung dieser ■ Im Rahmen des ELER-Entwicklungspro- Inhalte auf einer einheitlichen Kartengrundlage. gramms EULLE wird das MULEWF neben dem Die optische Darstellung der Inhalte kann an ört- für Tourismusförderung relevanten LEADER- liche, regionale und landesweite Gegebenheiten Ansatz auch im Förderprogramm der lokalen angepasst werden, die inhaltliche Struktur wäre ländlichen Entwicklung (FLLE) Förderungen von Kleinstvorhaben gerade für Attraktivitä- dann aber, gleich an welcher Stelle sich der Gast ten im touristischen Bereich anbieten. Für die informiert, identisch. Inwertsetzung bestehender Infrastrukturen Das Bundeswirtschaftsministerium und der Deut-

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 83 sche Reiseverband (DRV) haben in einer Experten- Hermeskeil, veranstaltet durch den Naturpark runde mit dem Projekt „Tourismusperspektiven Saar-Hunsrück, die Möglichkeit, praxisrelevante im ländlichen Raum“ einige Hinweise in einem Hinweise zu bekommen und einen Know-how- best-practice-Leitfaden aufbereitet. Derzeit läuft Transfer in die Region sicherzustellen. Zudem eine Bewerbungsphase für zehn „Roadshows“. rückt die Region damit in den Fokus der Touris- Für die Nationalparkregion wurde eine Bewer- muspolitik, wird zum Ort eines überregionalen In- bung vorbereitet und durch die Premiumberatung teresses und kann als Ausgangspunkt für weitere der Landesregering unterstützt. Es besteht am Ideen im ganzen Land dienen. 09.12.2013 im Naturpark-Informationszentrum

In Kürze:

■ Tourismusstrategie 2015 RLP richtet sich auf ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltigen Tourismus aus. Somit kann sich der Nationalpark zum wichtigen Beitrag entwickeln. ■ Ein Gutachten zur Analyse des Sektors Tourismus in der Nationalparkregion ist bereits in Auftrag gegeben worden. Ergebnisse werden bis Ende 2013 erwartet. Sie werden die Grundlage für weitere Schritte sein. ■ Geplant ist die Förderung barrierefreier touristischer Infrastruktur über EFRE. ■ Zusätzlich besteht eine Fördermöglichkeit im GRW Programm des Bundes. Eine Erhöhung der Förderquote von 60-65 Prozent auf bis zu 80 Prozent wird derzeit geprüft. ■ Förderung von Klein- und Kleinstvorhaben sollen im Rahmen des neuen ELER-Entwicklungspro- grammes EULLE (LEADER, FLLE ...) ermöglicht werden. ■ Möglich ist die Förderung produkt- und einkommensdiversifi zierender Maßnahmen in der Landwirtschaft über die GAK in Verbindung mit dem ELER-Entwicklungsprogramm. ■ Im Rahmen des ESF werden Weiterbildungs- und Qualifi zierungsmaßnahmen für entsprechende Zielgruppen geprüft. ■ Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH (RPT) und Regionalagenturen werden den Nationalpark bewerben. ■ Gemeinsame Struktur der Internetplattform für RPT und touristische Regionalagenturen . ■ Finanzielle Förderprogramme auch für touristische Unternehmen werden von bundes- und lan- deseigenen Kreditinstituten unterstützt. Die Weiterentwicklung für eine passgenaue Förderung wird geprüft. ■ Veranstaltung des DRV-Projekts „Tourismusperspektiven im ländlichen Raum“ am 09.12.2013 in Hermeskeil.

84 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 4.4 Mobilität

Im Hinblick auf Verkehr und Mobilität sind bereits auf: in zwei Regionale Planungsgemeinschaften, jetzt große Herausforderungen absehbar. Sie sind drei Landkreise, vier Verbandsgemeinden, zwei in der peripheren Lage und dispersen Siedlungs- Zweckverbände Schienenpersonennahverkehr, struktur sowie den Folgen der demografi schen mehrere Verkehrsverbünde (VRT und RNN) und und gesellschaftlichen Entwicklungen begründet. zwei regionale Tourismusorganisationen. Ehemali- Die Optimierung vorhandener Verkehrsinfra- ge Grenzen wie die der früheren Regierungsbezirke strukturen ist notwendig, um wirtschaftlichen wirken zum Teil noch nach. Auch die Sichtweisen wie sozialen Bedürfnissen auch zukünftig ge- „vor dem Wald“ und „hinter dem Wald“ sind recht zu werden, ohne dabei den fi nanziellen durchaus noch ein Begriff. Dieser Hintergrund Spielraum zu sprengen.5 „Die Landesregierung erschwert eine interkommunale Zusammenarbeit, wird eine Infrastrukturpolitik verfolgen, die eine die im Hinblick auf einen nachhaltigen ÖPNV für nachhaltige Mobilität sichert und den öffentli- die Bevölkerung erforderlich ist. Eine touristische chen Verkehr stärkt. (...) Dörfer und kleine Städte Nutzung des ÖPNV ist nur einschränkt möglich. wollen wir auch in Zukunft als attraktive Wohn-, Eine interkommunale und -modale Verkehrsab- Arbeits- und Lebensstandorte erhalten.“ (Koaliti- stimmung ist derzeit kaum vorhanden. onsvertrag, S.58) Das gilt auch und gerade für die Nationalparkregion. Erwartungen der Region Während im kommunalen Eckpunktepapier der Im Rahmen des kommunalen Eckpunktepapiers Bedarf nach ÖPNV betont wird, forderten vor heißt es, dass Infrastruktur für Bewohner und allem einige Bürgermeister im Rahmen weiterer Besucher langfristig ausgebaut werden soll (ver- Gespräche auch Vorhaben zur Straßeninfrastruk- gleiche S. 26). Der verstärkte „ÖPNV im Natio- tur in Verbindung mit dem Nationalpark. Dazu sei nalparkgebiet“ sei „unbedingt erforderlich“. „Ziele vorangestellt, dass das Thema der nachhaltigen und Wege der konkreten Entwicklung“ seien „mit Regionalentwicklung bereits zu einem erhebli- dem Land zu vereinbaren und die fi nanzielle und chen Paradigmenwechsel beigetragen hat. Eine fachliche Unterstützung des Landes sicherzustel- nachhaltige Mobilität ist vor allem durch ein len.“ Zusammenspiel der verschiedenen Verkehrsträger Ziele und Grundsätze geprägt. Es heißt also intermodale und intelligen- te Verkehrskonzepte für die Region zu entwickeln. Die Landesregierung setzt auf ein Verkehrssystem, Dieser Prozess wird durch das Nationalparkamt das die Mobilität aller Menschen möglichst fl ä- begleitet chendeckend, umweltverträglich, sozialverträglich und barrierefrei gewährleistet. Das gilt auch für die zukünftige Nationalparkregion. Die Mobili- 4.4.1 Personennahverkehr tätsbedürfnisse, insbesondere in den ländlichen Räumen, werden sich in den kommenden Jahren – auch wegen des demografi schen Wandels – verän- Hintergrund dern. Ziel ist es, den Personennahverkehr sowohl Einer koordinierte Abstimmung des Personennah- in den Ballungsräumen als auch in der Fläche zu verkehrs in der Nationalparkregion bringt einige erhalten. Es sollen den Menschen ergänzend zum Herausforderungen mit sich. Auf rheinland-pfäl- Linienverkehr durch alternative Bedienangebote zischer Seite teilt sich die Zuständigkeit vielfach eine bequeme, umweltverträgliche und kosten-

5 http://www.mwkel.rlp.de/File/Landesplanung,-Mitmachen-Strukturanalyse-1-27-pdf/, S.6

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 85 günstige Fortbewegung gesichert werden. Es gilt, kommunale Gebietskörperschaften oder Ver- die verschiedenen Verkehrssysteme intelligent zu kehrsunternehmen (zum Beispiel DB Station & kombinieren und zu verknüpfen. Dadurch lassen Service AG). Der Fördersatz liegt bei kommunalen sich ebenso wie durch interkommunale Zusam- Antragstellern derzeit bei 85 Prozent der zuwen- menarbeit, die es gerade im Bereich des ÖPNVs dungsfähigen Kosten. zu beachten gilt, Synergien erzielen. Gefördert werden beispielsweise der Bau oder Die Bewohner und Besucher der National- Ausbau von Bahnhöfen, zentralen Omnibusbahn- parkregion sollen nicht an Kreisgrenzen den Bus höfen und Haltestelleneinrichtungen, soweit sie wechseln müssen. Das ist nicht zeitgemäß und dem öffentlichen Personennahverkehr dienen. schon gar nicht nachhaltig. Auch der Bau von Umsteigeparkplätzen zur Ver- ringerung des motorisierten Individualverkehrs Instrumente („Park & Ride“) ist förderungsfähig. Zur Finanzierung erhalten die Kreise jährlich für Für die baulichen Anlagen des ÖPNV/SPNV die Nahverkehrsplanung vom Land aufgrund § 10 wurden im Landkreis Birkenfeld im Zeitraum von NVG einen Festbetrag von 1,13 Euro je Einwohner 2008 - 2012 Fördermittel von über einer Million beziehungsweise mindestens 112.749,75 Euro je Euro ausgezahlt Landkreis. Es ist beabsichtigt nach der Tourismusstudie Die Landkreise sind nach §§ 4 und 5 NVG als des MWKEL eine Studie, die sich besonders mit Aufgabenträger für die Planung, Gestaltung und Freizeitverkehren und Naturverkehren beschäftigt, Finanzierung des ÖPNV als freie Selbstverwal- in Auftrag zu geben. Synergien zweier Zielgruppen tungsaufgabe zuständig. könnten genutzt werden: durch den Tourismus Rechtsgrundlagen zur Förderung von baulichen neu generierte Fahrgastpotenziale sollen auch Anlagen des ÖPNV/ SPNV sind 1) das Lan- dem Erhalt und der Stärkung der Alltagsverkeh- desverkehrsfi nanzierungsgesetz - Kommunale re dienen und damit der Region einen direkten Gebietskörperschaften (LVFGKom) vom 26. Mai Mehrwert bieten. Neue oder veränderte Linien- 2009, 2) das Landesfi nanzausgleichgesetz (LFAG) führungen modellhaft zu konzeptionieren und zu und 3) die Verwaltungsvorschrift zur Förderung erproben, die sich am Wegeplan und Alltagszielen des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) orientieren sowie alternative Angebotsformen des einschließlich des Schienenpersonennahverkehrs ÖPNV mit differenzierter Bedienung. (SPNV) - VV ÖPNV/SPNV. Antragsteller sind

In Kürze:

■ Die Förderfähigkeit von baulichen Maßnahmen bei kommunalen Antragstellern liegt derzeit bei 85 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. ■ Es ist beabsichtigt, eine Studie zur Verbesserung der ÖPNV Nutzung im Zusammenspiel mit vorhandenen touristischen Potenzialen zu beauftragen.

86 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 4.4.2 Schiene 26) ist zu schließen, dass sich die Region eine in- termodale Abstimmung ebenso wünscht, wie eine dauerhaft zuverlässige Anbindung an die Schiene. Hintergrund So heißt es: „Die zukünftige Nationalparkregi- Die Erreichbarkeit des Nationalparks macht ein on ist mit Unterstützung der Länder besser als intermodales Zusammenspiel erforderlich, das bisher auszustatten und attraktiv mit öffentlicher mehrere Verkehrsträger sinnvoll kombiniert. Die Infrastruktur zu versorgen.“ Die Region erwartet Nationalparkregion ist über die Schiene durch drei „Ziele und Wege der konkreten Entwicklung (...) Bahnhöfe erreichbar. Der Ausbau des Bahnhofs mit dem Land zu vereinbaren und die fi nanzielle Neubrücke wurde inklusive Bahnhofsumfeld 2005 und fachliche Unterstützung des Landes sicherzu- fertiggestellt, um insbesondere den FH-Umwelt- stellen.“ (S.26) Campus Birkenfeld (siehe Kapitel 3.2) besser an den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) anzu- Ziele und Grundsätze binden. Dabei wurden Bahnsteige angehoben, Es gelten die gleichen Grundsätze und Ziele wie eine behindertengerechte Erschließung durch den für den Personennahverkehr (Kapitel 4.4.1), da Einbau von Personenaufzügen geschaffen und der die Synergie der beiden Verkehrsträger für eine Bahnhofsvorplatz mit Bushaltestellen und Bus- nachhaltige Mobilität entscheidend ist. wendeschleife neu gestaltet. Der Ausbau umfass- te auch die Einrichtung von 64 P+R-Stellplätzen Instrumente und Behindertenparkplätzen sowie einer Fahr- Es gelten die gleichen Rechtsgrundlagen und För- radabstellanlage. In der Summe ergeben sich für dermöglichkeiten wie für den Personennahverkehr die beiden Bauabschnitte Gesamtkosten in Höhe (Kapitel 4.4.1), da hier bereits die Abstimmung auf von rund 4,2 Millionen Euro, von denen das Land die beiden Verkehrsträger aufeinander in den be- rund 2,26 Millionen Euro übernommen hat. Auch stehenden Landesprogrammen erfolgte. Gerade ein Umbau des Bahnhofes Fischbach-Weierbach durch die komplizierte Ausgangslage soll die Nati- inklusive Umfeld wurde 2009/2010 bei Gesamt- onalparkverwaltung die Kreise hier bei der besse- kosten von 1.340.000 Euro mit einer ausgezahl- ren intermodalen Abstimmung unterstützen.. ten Landeszuwendung von 887.758 Euro realisiert. Einen Förderschwerpunkt bilden der Ausbau und Der Umbau des Bahnhofes Idar-Oberstein wurde die Modernisierung der Bahnhöfe sowie Bahn- mit Einbau von zwei Personenaufzügen zur be- haltepunkte in Rheinland-Pfalz. Dies beinhaltet hindertengerechten Erschließung der Bahnsteige insbesondere die Umgestaltung der Bahnhöfe im Jahr 2008 begonnen. Das Vorhaben wurde in und Haltepunkte zu Verknüpfungspunkten für alle Trägerschaft der Deutschen Bahn Station&Service Verkehrsträger durch AG realisiert. Von den Gesamtkosten von rund 921.000 Euro wurden rund 105.000 Euro aus ■ den Ausbau der Bahnsteiganlagen, Landeszuwendung sichergestellt. ■ den Bau und Ausbau von Bushaltestellen be- ziehungsweise zentralen Omnibusbahnhöfen, Über die Nahestrecke Mainz – Saarbrücken mit ■ die Errichtung von Taxi-, Park & Ride-, Kurz- den Bahnhöfen Idar-Oberstein und Neubrücke ist zeitparkplätzen und überdachten Fahrradab- das Nationalparkgebiet gut über den Schienen- stellanlagen, weg zu erreichen. Vom Bahnhof muss dann auf ■ die Beseitigung von Zugangshemmnissen für den Bus umsteigen. mobilitätsbehinderte Menschen.

Erwartungen der Region Eine bedarfsgerechte Erweiterung des Park & Ride Aus denen Formulierungen zur Infrastruktur mit – Parkplatzes am Bahnhof Neubrücke (VG BIR) ist Fokus auf den Öffentlichen Personennaheverkehr in Planung. (ÖPNV) im kommunalen Eckpunktepapier (vgl. S.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 87 Zu Bau und Fertigstellung der Hunsrückbahn in Verkehrskonzepte ergeben, strebt die Landesre- Bezug auf eine verbesserte Schienenanbindung gierung an, das „Fahrtziel Natur“ bei den Trägern lässt sich noch keine konkrete Aussage treffen. DB AG, dem VCD und dem BUND und NABU zu Die Hunsrückbahn befi ndet sich noch im Bau- bewerben. Damit lässt sich weitere Aufmerksam- rechtsverfahren. Eine konkrete Aussage ist erst keit – auch im touristischen Sinne – auf die Region nach Erlangen des Baurechts möglich. lenken. Sollte sich im Rahmen der Nationalparkauswei- Die Verknüpfung der Verkehrsträger wird durch sung im Hunsrück die Verbesserung intermodaler die Nationalparkverwaltung unterstützt.

In Kürze:

■ Die Förderfähigkeit von baulichen Maßnahmen bei kommunalen Antragstellern liegt derzeit bei 85 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten. ■ Eine bedarfsgerechte Erweiterung des Park & Ride – Parkplatzes am Bahnhof Neubrücke ist in Planung. ■ Die Hunsrückbahn befi ndet sich noch im Baurechtsverfahren. ■ Die Landesregierung strebt eine Bewerbung zum „Fahrtziel Natur“ an. ■ Die Erarbeitung intermodaler Verkehrskonzepte wird durch die Nationalparkverwaltung beglei- tet.

4.4.3 Straßen Erwartungen der Region Im Rahmen der erweiterten Diskussionen mit den Kommunen wurden zahlreiche Wünsche bezüglich Hintergrund Straßensanierung und -neubau geäußert. Wesentliche Grundvoraussetzung auch für einen leistungsfähigen ÖPNV ist der Erhalt des vorhan- Ziele und Grundsätze denen Straßennetzes. Der Zustand der Straßen- Die Zielsetzung der Landesregierung ist es, ver- infrastruktur ist vergleichsweise gut. Ihn weiter stärkt in den Unterhalt von Landesstraßen und zu erhalten, ist eine erhebliche politische Kraft- Brücken statt in den Neubau zu investieren. Das anstrengung, da die Nutzungskosten pro Kopf macht gerade vor dem Hintergrund der demo- für den Unterhalt der bestehenden Infrastruktur grafi schen Entwicklung Sinn. Der Nationalpark durch immer weniger Einwohner steigen. ist pure Natur und ein Quell der Ruhe. Ein über- Die Erreichbarkeit des Nationalparks über die dimensionaler Ausbau der Verkehrsinfrastruktur Straße ist gerade überregional betrachtet sicher- würde Zielkonfl ikte verursachen. gestellt (siehe Karte in Kapitel 9). Dennoch gibt es im bestehenden Straßensystem Für den kommunalen Straßenbau im Landkreis Optimierungsmöglichkeiten. Bei einem positiven Birkenfeld wurden im Zeitraum 2008 – 2012 8,7 Beschluss zur Einrichtung des Nationalparks kann Millionen Euro Fördermittel ausgezahlt. im Rahmen der bestehenden Förderinstrumente

88 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK und der zur Verfügung stehenden Haushaltmittel LFAG investive, kommunale Verkehrsinfrastruk- bei gleicher Wertigkeit von Projekten eine Prio- turvorhaben. Der Förderbereich erfasst dabei risierung in der Nationalparkregion angegangen neben der „Förderung von baulichen Anlagen werden. des ÖPNV/SPNV“ auch die „:Förderung des kommunalen Straßenbaus“. Rechtsgrundlagen Im Bereich der Bundes- und Landesstraßen sind sind das LVFGKom, das LFAG und die Verwal- für das Gebiet des geplanten Nationalparks tungsvorschrift zur Förderung des kommunalen Maßnahmen vorgesehen, die der Erhaltung wie Straßenbaus (VV-GVFG/FAG-Stb). Antragsteller auch dem Um- und Ausbau dienen. Die Baupro- sind kommunale Gebietskörperschaften (Kreise, gramme bei Bundes- und Landesstraßen richten kreisfreie Städte, Gemeinden). sich zunächst nach dem Straßenzustand. Hierzu werden turnusmäßig eine Zustandserfassung und ■ Gefördert wird insbesondere der Bau oder eine Zustandsbewertung durchgeführt. Weitere Ausbau von verkehrswichtigen innerörtlichen Kriterien, die bei der Priorität der Maßnahmen Straßen und kommunalen Radwegen, die eine Rolle spielen sind zum Beispiel die Verkehrs- grundlegende Sanierung von Brücken und belastung oder die Unfallhäufi gkeiten. Vorausset- der Neubau von Ortsentlastungsstraßen in zung für die Umsetzung einer Maßnahme ist die kommunaler Baulast. Bereitstellung von Finanzmitteln in den jeweiligen ■ Beim Um- und Ausbau von kommunalen Stra- Haushaltsplänen, vorhandenes Baurecht und der ßen bildet das rund 7.000 Kilometer lange notwendige Grunderwerb. Kreisstraßennetz einen Förderschwerpunkt. Die Landkreise entscheiden in eigener Verant- Instrumente überregionaler Bedeutung wortung und Zuständigkeit, welche Kreisstra- ßen ausgebaut werden. Ein maßgebliches Instrument für die großräumige Entwicklung und den Ausbau der Verkehrsin- ■ Die Grundfördersätze hängen grundsätzlich von der Steuereinnahmekraft der Antragstel- frastruktur in Deutschland stellt der Bundesver- ler ab. Sie liegen derzeit zwischen 55 Prozent kehrswegeplan (BVWP) dar. Beim BVWP handelt und 70 Prozent (bezogen auf die zuwen- es sich um ein Rahmenprogramm und Planungs- dungsfähigen Kosten). instrument. Er ist jedoch kein Finanzierungsplan oder -programm und hat keinen Gesetzescharak- Im Bereich Kreisstraßenbau werden die jeweiligen ter. Er gilt für den angegebenen Zeitraum (in der auf mehrere Jahre angelegten Kreisstraßenpro- Regel 10 bis 15 Jahre), in jedem Fall aber so lange, gramme zwischen den 24 Landkreisen und dem bis es einen neuen Bundesverkehrswegeplan gibt. Landesbetrieb Mobilität regelmäßig intensiv ab- Von Seiten des Landes wurden Verkehrsprojekte gestimmt. Dagegen ist eine adäquate mittelfris- angemeldet. Darüber hinaus stellt der Bund das tige „maßnahmenscharfe“ Finanzplanung für die Bauprogramm für Um- und Ausbau jährlich auf. Projekte der rund 2.300 Städte und Gemeinden kaum möglich. Instrumente regionaler Bedeutung Geplante Maßnahmen6 Bei den Landesstraßen wird das Bauprogramm im Rahmen des Doppelhaushaltes aufgestellt. Kurz bis mittelfristige Realisierungschance: Derzeit läuft das Aufstellungsverfahren für den ■ B 327 / B 269, Verbesserung des Knoten- Doppelhaushalt 2014 / 2015, genauere Angaben punkts durch Bau eines Rechtseinbiegers können erst nach Beschluss des DHH 2014 / 2015 ■ B 327, OD Hermeskeil, 2. Teilabschnitt gemacht werden. ■ Der Landkreis Birkenfeld plant zur Zeit im Das Land fördert auf Grundlage des Landesver- Kreisstraßenbau zwei Ausbaumaßnahmen im kehrsfi nanzierungsgesetzes (LVFGKom) und des

6 „Maßnahmen sind zum Teil abhängig von Entscheidungen auf Bundesebene“

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 89 angesprochenen Bereich (Ausbauprogramm ■ Verbesserung der Verbindung zwischen B 41 2011 - 2015). und B 50 unter weitestgehender Einbindung  K 48 OD Börfi nk (Ausbaubeginn voraus- vorhandener Straßen. Konzentration auf die sichtlich noch in 2014). drei Abschnitte unterteilt: 1) L 190 Süd, 2) L 190 Ortsumgehung und 3) L 190  K 21 zwischen Herborn und Mörschied Nord. (voraussichtlich 2014/15). ■ Der Landkreis Bernkastel-Wittlich plant im Langfristig: Kreisstraßenbau zur Zeit drei Ausbaumaßnah- ■ Neubau der Ortsumgehungen Rötsweiler, men im angesprochenen Bereich: , auf der B41:  K 123 bei Morbach (voraussichtlich ab In den Planunterlagen für das anstehende 2014). Raumordnungsverfahren ist als Vorzugsvari-  K 116/K 117 bei Deuselbach (geplant ab ante eine relativ ortsnahe Südumgehung von 2014 ff). Nieder- und Oberbrombach mit Kosten in  K 116/117 Ortsdurchfahrt Deuselbach (ab Höhe von circa 51 Millionen Euro enthalten. 2014 ff.). ■ Die Stadt Birkenfeld plant als Vorhabenträger den Bau der Südwestspange Birkenfeld. Mittelfristig ergeben sich weitere Verkehrs- projekte: ■ Punktuelle Streckenverbesserungen (Über- holstreifen in den Steigungsstrecken, höhen- freie Anschlüsse) an der bestehenden B 50 von Longkamp in östlicher Richtung.

In Kürze:

■ Förderung von Bau oder Ausbau verkehrswichtiger innerörtlicher Straßen und kommunaler Radwege, grundlegende Sanierung von Brücken und der Neubau von Ortsentlastungsstraßen abhängig von der Steuereinnahmekraft der Antragsteller zwischen 55 Prozent und 70 Prozent. ■ Geplante Maßnahmen in der Nationalparkregion*:  Verbesserung des Knotenpunkts B 327 / B 269 und Ausbau der B327 in Hermeskeil.  Punktuelle Streckenverbesserung zwischen Longkamp und Flughafen Hahn.  Um- und Ausbau der Knotenpunkte zwischen Longkamp und Flughafen Hahn.  Die Verbesserung der Verbindung zwischen der B 41 und der B 50 erleichtert die Wege zwi- schen Naheraum und Hunsrück.  Neubau der Ortsumgehungen Rötsweiler, Niederbrombach, Oberbrombach auf der B41.  Planung der Südwestspange Birkenfeld durch die Stadt Birkenfeld.  Der Landkreis Birkenfeld plant zurzeit im Kreisstraßenbau Ausbaumaßnahmen im Bereich der K 48 OD Börfi nk und der K 21 zwischen Herborn und Mörschied (vorausichtlich 2014/15).  Der Landkreis Bernkastel-Wittlich plant Ausbaumaßnahmen im Bereich der K 123 bei Mor- bach ab 2014, der K 116/K 117 bei Deuselbach und der K 116/117 Ortsdurchfahrt Deuselbach ab 2014 ff.

* Maßnahmen sind zum Teil abhängig von Entscheidungen auf Bundesebene.

90 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 4.4.4 Radwege fußgängerfreundlicher machen. Mit der fortlau- fenden Aktualisierung des Radwegeverkehrsplan Rheinland-Pfalz soll auch der Alltagsradverkehr Hintergrund verstärkt berücksichtigt werden. Dabei soll vor Radfahren in Freizeit und Urlaub boomt. allem auch die Radwegeinfrastruktur auf der Rheinland-Pfalz setzt daher konsequent auf den Grundlage einer vernetzten und gemeindeüber- Ausbau des Radwegenetzes, unter touristischen greifenden Planungskonzeption unter besonderer Aspekten. Unter www.radwanderland.de bietet Berücksichtigung des Alltagsradverkehrs weiter- das Land ein umfassendes Informationsportal entwickelt werden. für interessierte Radfahrerinnen und Radfahrer. Darin fi nden sich Informationen über Radrouten, Instrumente zum Radwegenetz und ein Radroutenplaner für Seit 1979 gibt es in Rheinland-Pfalz ein fl ächen- die individuelle Tourenplanung. In der Region deckendes Konzept zur Planung und zum Ausbau gibt es mit dem Erbeskopfmarathon bereits eine von Radwegeverbindungen, das „Großräumige einschlägige Sportveranstaltung, die sich wach- Radwegenetz Rheinland-Pfalz“. In Abstimmung sender Beliebtheit erfreut. Im Jahr 2013 haben auf mit den Kommunen wird das Radwegenetz verschiedenen Streckenlängen knapp 1.000 Teil- Rheinland-Pfalz fortwährend weitentwickelt. nehmer daran teilgenommen. Elektrofahrräder, Grundsätzlich verbessert die Berücksichtigung die sogenannten Pedelecs, bieten gerade in einer eines Radweges im Radwegenetz Rheinland-Pfalz Mittelgebirgslandschaft noch mehr Möglichkeiten seine Umsetzungschancen deutlich, sei es als – beispielsweise um das Problem der letzten Meile selbstständiger (unabhängig von einer Straße) zu überwinden. Das Fahrrad ist bestens geeignet, oder als unselbstständiger Radweg (im Verlauf um im Alltag mobil zu sein, als Sportgerät oder einer Straße). Fortbewegungsmittel für kurze Strecken, sowie in Unselbstständige Radwege im Zuge von Bun- Verbindung mit dem SPNV oder ÖPNV. Daher soll des- oder Landesstraßen plant der Landesbetrieb der Radverkehr der bestehenden und auszubauen- Mobilität (LBM) in eigener Zuständigkeit oder den Wegeinfrastruktur auch unter dem Aspekt der als Auftragsverwaltung des Bundes. Gebaut und Verkehrssicherheit stärker als bisher berücksich- fi nanziert werden sie mit den entsprechenden tigt werden. Mitteln des Bundes- oder des Landesstraßenhaus- Erwartungen der Region mit Einschätzungen haltes. des Landes Kommunale Radwege können fi nanziell geför- Im Zuge des Dialoges zwischen Landesregierung dert werden, unabhängig davon, ob es sich um und Kommunen wurden bereits verschiedene Pro- unselbstständige Radwege im Zuge von Kreisstra- jekte für den Radverkehr genannt, die insbesonde- ßen oder um selbstständige Radwege handelt. re aus Sicht der Kommunen weiterverfolgt werden In Rheinland-Pfalz ist bei den Instrumenten zur sollen. Hierzu ist es von vorrangiger Bedeutung, fi nanziellen Förderung von Radwegen an erster dass die Gemeinden in erster Linie den fachlichen Stelle das Landesverkehrsfi nanzierungsgesetz Austausch mit dem regional zuständigen Landes- kommunaler Gebietskörperschaften (LVFGKom) betrieb Mobilität suchen, um die Realisierungs- zu nennen. Erster Ansprechpartner ist der regional chancen zu prüfen. zuständige Landesbetrieb Mobilität. Für kommunale Radwege gibt es aber auch wei- Ziele und Grundsätze tere Fördermöglichkeiten die von anderen Stellen Das Radwegenetz in Rheinland-Pfalz soll weiter als dem LBM verwaltet werden: ausgebaut und die Verknüpfung zwischen ÖPNV und Radverkehr intensiviert werden. Die Lan- ■ Selbstständige und gemarkungsübergreifende Radwege können als kombinierte Rad- und desregierung will Rheinland-Pfalz fahrrad- und

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 91 Wirtschaftswege von den zuständigen Dienst- Energie und Landesplanung aufnehmen. leistungszentren Ländlicher Raum (DLR) über ■ Eine weitere Fördermöglichkeit der EU für die GAK (Gemeinschaftsaufgabe „Verbesse- Radwegemaßnahmen ist das ELER-Entwick- rung der Argrarstruktur und des Küstenschut- lungsprogramm PAUL. Bewilligungsstelle ist zes“) in Verbindung mit dem ELER-Entwick- die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion lungsprogramm gefördert werden. (ADD). Die förderfähigen Gesamtkosten sind ■ Weiterhin können Radwege mit EU-Mitteln grundsätzlich auf 150.000 Euro begrenzt. noch nach dem EFRE-Programm 2007 - 2013 gefördert werden. Fördertatbestände sind die Verbesserung der Wegeinfrastruktur an Radwegen, touristischen Themenrouten oder touristisch bedeutenden Verbindungen. Inte- ressierte Kommunen sollten daher bei Bedarf unmittelbar Kontakt mit dem zuständigen Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz,

In Kürze:

■ Berücksichtigung eines Radweges im Plan „Großräumiges Radwegenetz Rheinland-Pfalz“ erhöht Umsetzungschancen. ■ Mögliche Finanzierung beziehungsweise Förderung in Abhängigkeit von Verantwortlichkeiten:  Finanzierung von Radwegen an klassifi zierten Bundes-/ Landesstraßen durch Bund/ Land,  über das Landesverkehrsfi nanzierungsgesetz für kommunale Gebietskörperschaften durch den Landesbetrieb Mobilität,  über die GAK in Verbindung mit dem ELER-Entwicklungsprogramm selbstständige Radwe- ge als kombinierte Rad- und Wirtschaftswege über das Dienstleistungszentrum ländlicher Raum,  EFRE-Förderung über das MWKEL bis zum Abschluss des Programms „Wachstum durch Innovation“ 2007 - 2013 und  ELER-Entwicklungsprogramm PAUL über die ADD für Vorhaben bis zu 150.000 Euro Gesamtkosten ist grundsätzlich möglich.

92 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 5. IN ALLER FORM: DEN NATIONALPARK AUSWEISEN - DAS NOTWENDIGE REGELN

Die Gründung des Nationalparks erfolgt durch ein die Region hinaus. Umso mehr gilt dies für einen Gesetz, in dem der Landtag das Nationalparkge- grenzüberschreitenden Nationalpark gemeinsam biet förmlich ausweist und das rechtliche Regel- mit dem Saarland. Er soll die Natur schützen und werk zum Nationalpark beschließt. Damit werden erlebbar machen. Um den Nationalpark zu errich- rechtsverbindlich bestimmt: ten, zu betreiben und zu organisieren, braucht es Regelungen. Ein Nationalparkgesetz betont die b) das Gebiet und die Gliederung des Natio- überregionale Bedeutung des Nationalparks und nalparks, nebst der dort geltenden Grund- steigert dessen Bekanntheitsgrad von Beginn an. sätze zu Gebietsschutz und -entwicklung, Vor diesem Hintergrund wird die Landesregierung c) die Nationalparkziele, die Planungs- und ein Gesetz vorlegen, das auch internationalen Entwicklungsgrundsätze sowie die Mitwir- Kriterien nach IUCN und EUROPARC genügt. kungsmöglichkeiten der Bevölkerung und der Kommunen, Erwartungen der Region d) die Schutz- und Pfl egevorschriften im Nati- Die Bürgerinnen und Bürger sowie die kommu- onalpark, nalen Gebietskörperschaften der Region haben vielfältige Vorstellungen zu den Inhalten der e) die bestehenden und künftigen Nutzungen Regelungen geäußert. Wichtig ist ihnen ein Natio- und Berechtigungen im Nationalpark, nalpark, in dem auf größerer, unzerschnittener f) die rechtliche Ausgestaltung der Wildbe- Fläche die natürlichen Prozesse unbeeinfl usst standregulierung und des Waldschutzes, ablaufen können. Wie bisher soll es möglich sein, das Nationalparkgebiet kostenfrei und uneinge- g) die Organisation und Verwaltung des Nati- schränkt zu betreten, sowie Walderzeugnisse wie onalparks sowie Pilze und Beeren weiterhin zu nutzen. Auch die si- h) die notwendigen Vereinbarungen mit dem chere Versorgung der einheimischen Bevölkerung Saarland zum Aufbau eines grenzüber- mit Brennholz hat einen hohen Stellenwert. schreitenden Nationalparks. Darüber hinaus sprechen sich die Bürgerinnen und In dem Regelwerk werden die in der Dialogphase Bürger für eine aktive Fortsetzung des bisherigen diskutierten Möglichkeiten und formulierten Er- Bürgerdialogs aus. Sie erwarten eine weitgehen- wartungen aufgegriffen und weitgehend berück- de, aktive Beteiligung an der Entwicklung des sichtigt. Nationalparks mit direktem Informationsfl uss auch an das Bürgernetzwerk. Dazu wollen sie die Erfahrungen sowie die regionalen Kenntnisse der 5.1 Gesetz zur Ausweisung des Menschen vor Ort bei der Umsetzung des Nati- Nationalparks onalparks einbezogen sehen. Die Gebietskörper- schaften haben im Kommunalen Eckpunktepapier zudem artikuliert, dass ein Nationalpark klare und Ausgangslage eindeutige Ziele benötigt und eine enge Koopera- Ein Nationalpark im Hunsrück hat eine herausge- tion mit den Naturpark-Saar-Hunsrück erfolgen hobene nationale Bedeutung als Leuchtturmpro- soll. Die kommunalen Gebietskörperschaften jekt im Herzen Europas und wirkt damit weit über wollen mitentscheiden und erwarten daher, in alle

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 93 grundsätzlichen Belange einbezogen zu werden. Deutschland e.V. Richtlinien gehört auch das Handlungsfeld Regionalentwicklung dazu. Ziele und Grundsätze Die im Nationalparkgebiet liegenden kultur- Die Erwartungen, Wünsche und Vorstellungen der historisch und naturgeschichtlich wertvollen Bürgerinnen und Bürger sowie der kommunalen Denkmale und Flächen sollen zugänglich sein. Gebietskörperschaften geben wertvolle Hinweise Dazu wird der Nationalpark frei betretbar für die Ausgestaltung eines Nationalparkgesetzes. sein und keinen Eintritt kosten. Ein Besuch ist ausdrücklich erwünscht. Als einer von weni- Neben dem primären Zweck des Nationalparks - gen in Deutschland wird der Nationalpark im einer unbeeinfl ussten naturdynamischen Entwick- Hunsrück ohne ein Wegegebot auskommen; lung – will die Landesregierung diese Anregungen er darf also auch abseits der Wege betreten möglichst weitgehend berücksichtigen. Dies werden. Ausnahmsweise können jedoch vor- betrifft die Mitwirkung und Mitentscheidung über übergehend einzelne Bereiche des National- Pläne und Maßnahmen in Nationalpark, wie auch parkgebiets gesperrt werden, wenn besondere Regelungen hinsichtlich der aktiven Nutzung des Situationen dies erfordern, zum Beispiel um Nationalparks (Wegeplan, Brennholzkonzept. einen Schwarzstorch-Horst vor Störungen zu schützen. Inhalt des Gesetzes ■ Um einen möglichst ungestörten Ablauf der Das Nationalparkgesetz wird alle für den Natio- Naturvorgänge zu gewährleisten, dürfen Tiere nalpark relevanten Regelungen enthalten. Dazu und Pfl anzen nicht beschädigt oder zerstört zählen so grundlegende Aspekte wie der Name sowie die Ruhe in der Natur durch Lärm nicht des Nationalparks, das Gebiet, sein Zweck und die erheblich beeinträchtigt werden. Das Sam- Bestimmung der Nationalparkregion. meln von Beeren, Pilzen und anderen Wald- früchten für den privaten Bedarf wird möglich ■ Zur Nationalparkregion soll das Gebiet aller sein, auch bestimmte Sportarten können Verbandsgemeinden gehören, die ganz oder auf ausgewiesenen Flächen ausgeübt wer- teilweise im Gebiet des Nationalparks liegen. den. Insgesamt sind die Besucherinnen und Zusätzlich können Ortsgemeinden, Ver- Besucher im Nationalpark aufgefordert, sich bandsgemeinden, verbandsfreie Gemeinden so rücksichtsvoll zu verhalten, wie sie dies und Städte, die an die Nationalparkregion auch sonst in der freien Natur tun sollten. Der angrenzen, auf Antrag von der obersten Schutz des Nationalparks erfolgt durch ein Naturschutzbehörde zur Nationalparkregion Miteinander von Mensch und Natur. zugehörig erklärt werden. Dies ist möglich, wenn Gemeinde- oder Stadtrat die Unterstüt- ■ Ein Nationalparkplan soll den Zustand von zung des Nationalparks beschlossen haben Natur und Umwelt darstellen sowie Ziele und und die Kommunen Infrastruktur bereitstel- Maßnahmen des Nationalparks bestimmen. len, die auch dem Nationalpark dient. So soll Der Plan enthält besonders etwa Idar-Oberstein zur Nationalparkregion  die Schutz-, Pfl ege und Entwicklungsmaß- gehören. nahmen, die Grundsätze für die Erschlie- ■ Der Zweck des Nationalparks soll darin ßung und Besucherlenkung, bestehen, als Entwicklungsnationalpark in  die Maßnahmen zur Wildbestandsregulie- einem überwiegenden Teil des Gebiets (75 rung und zum Waldschutz (vor allem zum Prozent) den möglichst ungestörten Ablauf Schutz von Flächen außerhalb des Natio- der Naturvorgänge zu gewährleisten, die nalparks), Erholung der Bevölkerung zu ermöglichen,  die Konzepte zur Versorgung der National- naturkundliche Bildung zu unterstützen parkregion mit Brennholz sowie und wissenschaftliche Beobachtung durch-  die Ausweisung von Flächen, auf denen zuführen. Nach den Qualitätskriterien und das Sammeln von Pilzen und Beeren ge- –standards für Deutsche Nationalparks der stattet ist. Nationalen Naturlandschaften, EUROPARC

94 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK ■ Der Plan soll die im Bürgerdialog und im  Kommunale Nationalparkversammlung Kommunalen Eckpunktepapier artikulierten Die kommunale Nationalparkversammlung Wünsche berücksichtigen. Der Nationalpark- setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern plan enthält demnach das Arbeitsprogramm der Landkreise sowie der Verbands- und des Nationalparkamts. Er wird öffentlich und Ortsgemeinden zusammen. Sie kann auch gemeinsam mit dem Naturpark Saar-Huns- Bürgerinnen und Bürger einbeziehen. Die rück und den Nationalparkgremien erarbeitet und bedarf der Zustimmung der kommunalen kommunale Nationalparkversammlung Nationalparkversammlung. Der National- wird vom Nationalparkamt in alle wichti- parkplan wird spätestens alle zehn Jahre neu gen Planungen und Maßnahmen im Na- aufgestellt. tionalpark frühzeitig eingebunden. Damit ■ Wichtig für die Infrastruktur im National- Nationalparkplan und Wegeplan in Kraft parkgebiet wird der Wegeplan sein. Er wird treten können, muss die Nationalparkver- Wald-, Wander-, Rad- und Reitwege sowie sammlung zustimmen. Die Entwicklung Loipen umfassen. Der Wegeplan dient dem des Nationalparks und das Wegesystem Ziel, den Nationalpark für die Allgemeinheit werden auf diese Weise mit den Bedürfnis- zum Naturbeobachten und –erleben sowie sen der Region in Einklang gebracht. zur Erholung zugänglich zu machen. Um den  Nationalparkbeirat Erwartungen der Region gerecht zu werden, soll das Nationalparkamt die Nationalpark- Der Nationalparkbeirat berät als sachver- gremien in die Entwicklung explizit einbinden ständiges Gremium das Nationalparkamt und ihnen eine Mitgestaltung ermöglichen. zu grundlegenden Fragen der Erhaltung und Der Wegeplan bedarf der Zustimmung der Entwicklung des Nationalparks. Der Beirat kommunalen Nationalparkversammlung, er wird vom Nationalparkamt eingerichtet. kann nur im Einvernehmen verabschiedet Die Berufung der Mitglieder erfolgt nur mit werden. Zustimmung der kommunalen National- ■ Die Organisation des Nationalparks ist durch parkversammlung. Mitwirkung und Beteiligung geprägt. Diesem  Bürgerforum / Bürgerbeteiligung Ziel wird das Nationalparkgesetz Rechnung Das Nationalparkamt führt mindestens tragen: einmal jährlich eine öffentliche Versamm-  Nationalparkamt lung für alle interessierten Bürgerinnen und Das Nationalparkamt leitet und organisiert Bürger durch. Dieses Bürgerforum dient den Nationalpark und hat zugleich die dazu, über die Ziele, Planungen, Entwick- Funktionen der unteren Forst- und Jagdbe- lungen und Maßnahmen im Nationalpark hörde inne. Es plant, betreibt und unterhält frühzeitig zu unterrichten und die Men- den Nationalpark; den Bürgerinnen und schen der Region aktiv einzubeziehen. Die Bürgern steht das Nationalparkamt als Bürgerinnen und Bürger sollen Gelegenheit Ansprechpartner zur Verfügung. Es wird in haben, direkt zu fragen, Vorschläge zu der Region verankert und ist dem Umwelt- machen und die Maßnahmen zu erörtern. ministerium unmittelbar zugeordnet. Mit Dies gilt insbesondere für die Aufstellung dem Naturpark Saar-Hunsrück und den des Nationalparkplans und des Wege- Nationalparkgremien wird es vertrauens- plans. Zudem hat das Nationalparkamt voll zusammenarbeiten. Bei den Gremien die gesetzliche Pfl icht, weitere Formen der handelt es sich um die kommunale Nati- Bürgerbeteiligung und des zivilgesellschaft- onalparkversammlung, den Nationalpark- lichen Engagements der Bürgerinnen und beirat und das Bürgerforum. Gemeinsam Bürger aktiv zu unterstützen. bilden sie das organisatorische Gerüst des Nationalparks.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 95 Insgesamt ermöglichen die Nationalparkgremien der Region nach intensiver Einbindung auch in damit kommunalen Gebietskörperschaften und künftige Belange des Nationalparks umfassend Bürgerinnen und Bürgern mit unterschiedlichen Rechnung. Interessen weitreichende Partizipationsmög- lichkeiten für den Nationalpark. Auch Vereine, Vorhaben Verbände und andere organisierte Akteure können Die Landesregierung wird zeitnah einen Gesetz- sich wirksam einbringen. Diese Organisations- entwurf für ein Nationalparkgesetz vorlegen, in form mit ihren vielfältigen Mitwirkungs- und auch der Region zur Diskussion stellen und das Gesetz- Mitentscheidungspotenzialen für unterschiedliche gebungsverfahren einleiten. Gruppen von Stakeholdern geht deutlich über die entsprechenden Rechte in anderen deutschen Nationalparken hinaus. Dies trägt dem Anliegen

In Kürze:

■ Im Nationalparkgesetz werden Zweck und Regeln bestimmt. ■ Die regionale Entwicklung zählt zu den Zielen. ■ Die Nationalparkregion wird defi niert. ■ Die Zugänglichkeit des Gebietes ist garantiert. ■ Leitgedanken sind Kooperation und Partizipation. ■ Das Nationalparkamt arbeitet eng mit dem Naturpark Saar-Hunsrück zusammen. ■ Das Nationalparkamt ist die Verwaltung des Gebietes; es ist zugleich untere Forst- und untere Jagdbehörde. ■ Die kommunale Nationalparkversammlung, der Nationalparkbeirat, das Bürgerforum und die Bürgerbeteiligung sind rechtlich verankerte Entscheidungs- und Mitwirkungsgremien. ■ Der Nationalparkplan (spätestens alle zehn Jahre neu) und der Wegeplan (Grundsätze der Besu- cherlenkung) werden gemeinsam erstellt und im Einvernehmen mit der Nationalparkversamm- lung beschlossen.

5.2 Auswirkungen auf weitere oder Telekommunikation, aber auch punktuelle bestehende Regelungen und Nutzungen wie Brunnen, Hütten oder Sendemas- Berechtigungen ten. Darüber hinaus gibt es Regelungen zur Mit- benutzung von Wegen. Auch etliche Wanderwege, darunter der Saar-Hunsrück-Steig als Premium- Ausgangslage wanderweg, führen durch die Region. Einige Lan- desfl ächen wie zum Beispiel Wiesen sind an Dritte Im Gebiet des Nationalparks existieren unter- verpachtet. Im Bereich des Nationalparkgebiets schiedliche Nutzungsrechte. Dazu zählen ins- im Forstamt Birkenfeld bestehen ferner altrecht- besondere solche für militärische Nutzungen, liche Nutzungen aus dem 19. Jahrhundert, die im Leitungsanlagen für Strom, Ver- und Entsorgung

96 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK Grundbuch dinglich gesichert sind. So gibt es auf Die große Bandbreite der bestehenden Regelun- bestimmten Grundstücken ein Raff- und Lese- gen und Berechtigungen erfordert eine differen- recht von Holz und das Recht der Schmalzweide zierte Betrachtung, wie künftig damit verfahren von Schweinen im Wald. werden soll: ■ Bei befristeten Verträgen, wie zum Beispiel Erwartungen der Region bei Leitungsverträgen, soll am Ende der ■ Zum einen legt die Region großen Wert auf Vertragslaufzeit mit dem Vertragspartner eine großfl ächige, zusammenhängende und erörtert werden, ob eine Verlängerung des unzerschnittene Naturzone im Nationalpark. Vertrages erforderlich ist, oder ob das Ver- Dabei soll in die natürlichen Prozesse so we- tragsverhältnis beendet werden kann. Dabei nig wie möglich eingegriffen werden. ist auch zu prüfen, ob eine optimierte Lösung ■ Zum anderen besteht ein zentrales Anliegen möglich ist, die den Belangen der Region und in eine Entwicklung der Region, um diese dem Nationalpark besser Rechnung trägt als für Ortsansässige und Besucher dauerhaft die bisherige Lösung. attraktiv zu gestalten. Dazu gilt es, eventuell ■ Insbesondere bei Landpachtverträgen muss auftauchende Umsetzungsprobleme zu lösen. geprüft werden, ob sie eventuell dem Schutz- Der Erhaltung und dem Ausbau einer moder- zweck des Nationalparks entgegenstehen und nen Infrastruktur kommt dabei eine besonde- daher schrittweise aufgelöst werden sollen. re Bedeutung zu. ■ Die dingliche Sicherung der altrechtlichen Ziele und Grundsätze Nutzungen aus der Zeit vor der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuchs im Grundbuch Die bestehenden Regelungen und Berechtigungen steht einer Ablösung dieser Rechte entgegen. ■ sollen die Entwicklung der Region unterstüt- Gleichwohl sind die Bedeutung des Sammelns zen und gleichzeitig nach Möglichkeit dem von Raff- und Leseholz und der Schmalzweide Schutzzweck des Nationalparks nicht entge- im Laufe der Zeit so gering geworden, dass genstehen; die Rechte heute praktisch nicht mehr ausge- ■ bedürfen deshalb gegebenenfalls einer Prü- übt werden. fung im Einzelfall, ob ein Fortbestand erfor- Im Übrigen erfolgt eine Entscheidung im Einzelfall derlich ist oder ob im Sinne der Regionalent- auf der Basis der genannten Ziele und Grundsätze. wicklung und des Schutzzwecks eine bessere Lösung möglich und umsetzbar ist.

Instrumente Es ist beabsichtigt, im Nationalparkgesetz be- standskräftige Zulassungen, den eigentumsrecht- lichen Bestandsschutz und nach altrechtlichen Regelungen zulässige Maßnahmen in bisherigem Umfang unberührt zu lassen.

Vorhaben Der künftige Umgang mit bestehenden Regelun- gen und Berechtigungen auf Flächen im Eigentum des Landes bedarf einer Prüfung im Einzelfall; eine gesetzliche Regelung kann dies nicht leisten und trifft daher keine generelle Festlegung.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 97 In Kürze:

■ Versorgungseinrichtungen und Berechtigungen haben Bestandsschutz. ■ Pachtverträge und andere Vereinbarungen werden bei Ende der Laufzeit einzelfallweise geprüft.

5.3 Rechtsverordnung zur des Jagdrechts im Nationalpark obliegt dem Regulierung der Wildbestände Nationalparkamt. und Wahrnehmung des Jagdrechts ■ Bestimmte sachliche Einschränkungen wie im Nationalpark das grundsätzliche Verbot der Fallenjagd sol- len in der Verordnung geregelt werden. ■ Die Rechtsverordnung soll vorgeben, dass Die Bestandsregulierung wildlebender Tiere mit das Nationalparkamt Wildruhezonen sowie jagdlichen Mitteln im Nationalpark unterliegt Zonen, in denen das Wild vertraut beobach- klaren Zielen. Dazu zählen die Sicherung der Ziele tet werden kann, einrichten soll. Bedingung des Nationalparks und die Vermeidung übermä- ist, dass es den Zwecken des Nationalparks, ßiger Wildschäden außerhalb sowie zur Vorbeu- der Vermeidung übermäßiger Wildschäden gung und Bekämpfung von Tierseuchen. Die obere außerhalb und Vorbeugung von Tierseuchen Jagdbehörde wird nähere Regelungen über eine nicht zuwider läuft. In diesen Zonen darf die Rechtsverordnung nach § 24 Abs. 2 Landesjagd- Jagd nicht ausgeübt werden. gesetz treffen. Die jagdrechtlichen Bestimmungen ■ Bestimmte Regelungen des Landesjagdge- des Landesjagdgesetzes und der Landesjagd- setzes wie die Bestimmungen zur Abschuss- verordnung müssen in bestimmten Bereichen planung und zur Bildung von Hegegemein- konkretisiert werden, im Hinblick auf das vorran- schaften sollen im Nationalpark nicht gelten. An die Stelle der Abschussplanung tritt der gige Ziel des Nationalparks eines möglichst vom entsprechende Teil des Maßnahmenplans zur Menschen ungestörten Ablaufs der natürlichen Jagdausübung auf der Grundlage des Natio- dynamischen Prozesse durch die Rechtsverord- nalparkplans. nung. ■ Die Steuerung der Wildbestandsregulierung ■ Die Rechtsverordnung soll regeln, welche erfolgt auf der Grundlage eines Monitorings. Wildarten im Nationalpark der Regulierung Es erfasst neben der Wildbestandsentwick- unterliegen. Insbesondere die Schalenwildar- lung und den Wirkungen des Wildes im Nati- ten (Reh-, Rot-, und Schwarzwild) werden onalpark auch die Wildschadensentwicklung hiervon erfasst. außerhalb. Die Ergebnisse des Monitorings ■ Das Nationalparkgesetz soll festlegen, dass bilden eine Grundlage für den Plan zur Wild- die innerhalb des Nationalparks gelegenen bestandsregulierung. Flächen an den staatlichen Eigenjagdbezirk ■ Die Aufgaben des Nationalparkamts bei der angegliedert werden. In der Rechtsverord- Wildbestandsregulierung müssen bestimmt nung werden Regelungen für den Übergang werden. Zu regeln ist auch die Zusammen- und den künftigen Wegfall der Verpachtung arbeit mit den angrenzenden Hegegemein- getroffen. Eine kommerzielle Jagdnutzung, schaften sowie den benachbarten land- und etwa durch entgeltliche Jagderlaubnisse wird forstwirtschaftlichen Nutzern wird geregelt. ebenfalls ausgeschlossen. Die Wahrnehmung

98 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK ■ Bestimmungen zur Qualifi kation und Fortbil- ■ Die Jagd wird nicht an Trophäenträgern aus- dung der mit Aufgaben der Wildbestandsre- gerichtet. Soweit Trophäen anfallen, werden gulierung im Nationalpark betrauten Jägerin- diese nicht vermarktet. Das Wildbret wird nen und Jäger werden getroffen. jedoch verwertet. ■ Um die Zielsetzung des Nationalparks zu ■ Kanzeln und Hochsitze für die Einzeljagd sol- verwirklichen, werden Einschränkungen und len nur im notwendigen Umfang aufgestellt Aufl agen bei der Ausübung der Jagd erfor- werden. Sie sollen in offener Bauausführung derlich. So wird der Schwerpunkt bei den und aus landschaftstypischem Baumaterial anzuwendenden jagdlichen Methoden bei errichtet werden und sich möglichst unauffäl- der Bewegungsjagd und dem Gruppenansitz lig in die Landschaft einfügen. liegen.

In Kürze:

■ Es wird eine Verordnung zur Durchführung der Wildbestandsregulierung im Nationalpark durch die Obere Jagdbehörde erlassen. ■ Die Wildbestandsregulierung konzentriert sich auf Reh-, Rot- und Schwarzwild. ■ Die Wildbestandsregulierung erfolgt in Eigenregie durch das Nationalparkamt. ■ Es fi ndet keine kommerzielle „Verkaufsjagd“ statt. ■ Die enge Einbindung heimischer Jäger ist ein wichtiger Grundsatz. ■ Die enge Abstimmung mit Hegegemeinschaften und Nachbarjagden ist vorgesehen. ■ Es sollen Wildruhezonen eingeführt werden. ■ Ein Wildtier-Monitoring fi ndet innerhalb und außerhalb des Gebietes statt.

5.4 Staatsvertrag Saarland / lieren und damit Entwicklungschancen für den Rheinland-Pfalz Hunsrück zu schaffen – unabhängig davon, ob die Flächen zu Rheinland-Pfalz oder dem Saarland gehören. Ausgangslage Erwartungen der Region Der Hunsrück als Region mit eigener Identität macht nicht vor Verwaltungsgrenzen halt. Er Der Nationalpark soll mit seinen vielfältigen umfasst sowohl Teile von Rheinland-Pfalz als auch Möglichkeiten, Angeboten und Effekten die Iden- des Saarlandes. Dementsprechend wurde bereits tität und die Entwicklung der Nationalparkregion 1980 der Naturpark Saar-Hunsrück ausgewiesen, befördern. Auf die positiven Erfahrungen mit der der Gebiete in beiden Ländern umfasst. Er darf langjährigen und vertrauensvollen Zusammenar- als langjähriges Erfolgsmodell für eine grenzüber- beit im Naturpark Saar-Hunsrück kann und soll schreitende Zusammenarbeit im Sinne der Region auch ein grenzüberschreitender Nationalpark gelten. Es sprechen viele Gründe dafür, nun auch zurückgreifen. Folglich beziehen sich die Erwar- den Nationalpark grenzüberschreitend zu etab- tungen, Wünsche und Vorstellungen aus dem

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 99 kommunalen Eckpunktepapier und dem Bürger- Als Vorbild kann dabei der Nationalpark Harz die- dialog auf das Nationalparkgebiet als Ganzes. Sie nen, bei dem Niedersachsen und Sachsen-Anhalt unterscheiden nicht zwischen beiden Ländern, in ebenfalls jeweils eigene, aber nahezu gleichlau- denen die jeweiligen Flächen liegen. Damit wird tende Gesetze über den Nationalpark parallel das Nationalparkgebiet von Anfang an als einheit- verabschiedet und dann die Kooperation in einem licher Raum verstanden, der in seiner Gesamtheit Staatsvertrag geregelt haben. zu betrachten ist. Vorhaben Ziele und Grundsätze Zur Vorbereitung der Gesetzentwürfe für den Die Etablierung eines Nationalparks in Rheinland- Nationalpark fi ndet zwischen Rheinland-Pfalz Pfalz und dem Saarland und dem Saarland bereits eine enge und intensive ■ erfordert einheitliche Standards für das ge- Zusammenarbeit statt. Hier erscheint es zielfüh- samte Nationalparkgebiet, um eine kohären- rend, mit abgestimmten Gesetzentwürfen und in te Entwicklung des Gebiets zu gewährleisten; zeitlicher Übereinstimmung das Gesetzgebungs- verfahren durchzuführen. Damit soll gewährleistet ■ bedarf daher eines aufeinander abgestimm- ten und miteinander verzahnten, rechtlichen werden, dass das gesamte Nationalparkgebiet Regelwerks in Rheinland-Pfalz und dem eine nahezu einheitliche Gesetzesgrundlage Saarland. besitzt. Darüber hinaus bedarf es zusätzlich eines Staats- Instrumente vertrages zwischen Rheinland-Pfalz und dem Nationalparkgesetze können als Landesgesetze Saarland, um die gesetzlichen Regelungen beider nur im eigenen Bundesland gelten. Rheinland- Länder miteinander zu verzahnen und damit das Pfalz und das Saarland müssen daher jeweils Gebiet formal und organisatorisch zu einem Na- eigene Nationalparkgesetze verabschieden. Dabei tionalpark zusammenzuführen. Der Staatsvertrag wird darauf zu achten sein, dass beide National- regelt insbesondere Fragen der Finanzierung, des parkgesetze möglichst identisch ausgestaltet sind, Einsatzes und der Befugnisse des Personals sowie um für das ganze Nationalparkgebiet einheitli- des Aufbaus und Ablaufs der Organisation im Na- che Regelungen zu Standards, Organisation und tionalpark. Ziel ist es, einen Staatsvertrag zeitnah Verfahren festzulegen. Die Zusammenarbeit der nach dem Inkrafttreten der beiden Nationalpark- beiden Länder wird durch einen Staatsvertrag zu gesetze zu verabschieden. Erst dann erlangt der regeln sein, den Rheinland-Pfalz und das Saarland Nationalpark als eigene und einheitliche Einrich- für den gemeinsamen Nationalpark abschließen tung seine volle Handlungs- und Gestaltungsfä- wollen. higkeit.

In Kürze:

■ Vorbild für die Vorgehensweise sind die Gesetze zum grenzüberschreitenden Nationalpark Harz (Niedersachsen und Sachsen-Anhalt). ■ Ziel ist es, identische Gesetze in Rheinland-Pfalz und im Saarland zu verabschieden. ■ Der Staatsvertrag regelt die gemeinsame Organisation des Nationalparks.

100 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 6. ORGANISATION DES NATIONALPARKS: EFFIZIENT UND KOOPERATIV

Die Einrichtung eines Nationalparks erfordert  Schutz der natürlichen biologischen Viel- falt und Dynamik, a. die Nationalparkverwaltung aufzubauen,  Kooperation und Partner, b. geeigneter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen und qualifi zieren,  Kommunikation, c. die Forst-Organisation nach Revieren und  Bildung, Forstämtern im Umfeld organisieren,  Naturerlebnis und Erholung, d. den Nationalpark zweckmäßig im Landes-  Monitoring und Forschung, haushalt einbinden,  Regionalentwicklung. e. die Nutzung von Gebäuden für die National- ■ Diese Handlungsfelder kann das Nationalpar- parkverwaltung und ein Grundstücksmanage- kamt ohne weiteres abdecken, wenn ment konzipieren sowie 1. zunächst überwiegend auf vorhandenes, f. ein Leitbild zu etablieren, das Kooperation qualifi ziertes Personal von Landesforsten und Partizipation im Zielsystem des National- Rheinland-Pfalz zurückgegriffen wird, parks fest verankert. 2. Synergieeffekte bei Prozessen in der Die nachfolgenden Abschnitte zeigen, wie aus- Zusammenarbeit mit weiteren Dienst- gehend von den in der Dialogphase geäußerten stellen von Landesforsten Rheinland-Pfalz Erwartungen - der Nationalpark und das Natio- genutzt werden und nalparkamt organisatorisch gegründet werden 3. Kooperationen mit Verbänden, Vereinen sollen. und Kommunen gezielt aufgebaut und weiterentwickelt werden. ■ Andere Landesdienststellen (beispielsweise 6.1 Organisation des Forschungsanstalt für Waldökologie und Nationalparkamtes Forstwirtschaft (FAWF) Trippstadt, Landes- amt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Ge- werbeaufsicht (LUWG) Mainz, Forstplanung Unter „Organisation“ wird im Folgenden die Koblenz) haben Potenziale, die Leistungsfä- Organisation des Nationalparks im engeren Sinne higkeit des Nationalparkamtes durch Unter- verstanden. Dabei geht es um die Organisation stützungsleistungen zu stärken. des Nationalparkamtes, ohne einzurichtende Gre- mien wie die Nationalparkversammlung. Erwartungen der Region Die Nationalparkverwaltung soll Die personellen und organisatorischen Anteile eines möglichen saarländischen Teils des Natio- ■ eine eigenständige Ausrichtung haben, nalparks werden zunächst ausgeklammert. ■ kein umbenanntes Forstamt sein, ■ den Dienstsitz im Bereich Birkenfeld haben, Ausgangslage ■ direkt dem Umweltministerium zugeordnet ■ Auf nationaler Ebene liegen Qualitätskriterien sein und und –standards für deutsche Nationalparke ■ Nationalparkamt mit Behördenstatus sein. vor. Danach gehören unter anderem folgende Handlungsfelder zum Aufgabengebiet einer Nationalparkverwaltung:

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 101 Ziele und Grundsätze besteht aus der Nationalparkleitung und der ■ Das Nationalparkamt soll effi zient und ko- drei folgenden Fachabteilungen: operativ arbeiten: 1. Querschnittsaufgaben: ■ Das Nationalparkamt übernimmt die Ge- hoheitliche Aufgaben, Personalmanage- samtsteuerung des Nationalparks. Service- ment, Qualitätsmanagement, Organisa- stellen von Landesforsten Rheinland-Pfalz tion, Finanzen, Beschaffungen, Vergaben, leisten unterstützende Aufgaben für den Einsatzsteuerung, Fuhrpark, Liegenschaf- Nationalpark, die das Nationalparkamt, der Größe wegen, nicht effi zient genug durch- ten, Büroservice. führt. Das betrifft zum Beispiel Holzerntear- 2. Umweltbildung, Naturerleben und Kom beiten und Holzverkauf sowie Informations- munikation: technologie. Marketing, umweltpädagogische Angebote, ■ Das Nationalparkamt kooperiert mit Verbän- Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Medien, den, Vereinen, kommunalen Körperschaften Ausstellungen, Naturerlebnisangebote. und Bildungseinrichtungen insbesondere dort, wo damit ein Mehrwert im Interesse des 3. Forschung, Biotop-, Wildbestands- Nationalparks und der Nationalparkregion regulierung: erzielt werden kann. Biotopmanagement, Waldentwicklung, ■ Das Nationalparkamt ist organisatorischer Wildbestandsregulierung, Maßnahmenpla- Bestandteil der Forstverwaltung des Landes nung, Verkehrssicherung, Forschungspro- Rheinland-Pfalz und dem für Forsten zu- jekte, Inventuren, Monitoring. ständigen Ministerium direkt zugeordnet. Es

In Kürze:

■ Es entsteht ein kompaktes Nationalparkamt mit drei Abteilungen:  Fachabteilung Organisation / Verwaltung / Hoheitliche Aufgaben  Fachabteilung Umweltbildung / Naturerleben / Kommunikation  Fachabteilung Forschung, Biotopmanagement, Waldentwicklung und Wildbestandsregulie- rung ■ Es wird von Servicestellen von Landesforsten Rheinland-Pfalz und anderen Landesdienststellen unterstützt.

102 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 6.2 Arbeitsplatz Nationalparkamt ■ Vor Ort tätigem Personal, das seine berufl i- che Tätigkeit nicht im Nationalpark, sondern in einem Forstamt fortsetzen will, werden Ausgangslage berufl iche Perspektiven in den angrenzenden Forstämtern eröffnet. ■ Neben den Mitarbeiterinnen und Mitarbei- tern von Landesforsten Rheinland-Pfalz aus Vorhaben der Nationalparkregion und deren Umfeld ■ Bisherige Forstwirte von Landesforsten Rhein- werden voraussichtlich auch Mitarbeiterinnen land-Pfalz sollen, zusätzlich umfangreich qua- und Mitarbeiter von weiter her Interesse an lifi ziert, zukünftig als Ranger im Nationalpark der Arbeit im Nationalpark zeigen. eingesetzt werden. ■ Von den „direkt“ betroffenen Mitarbeiterin- ■ Beamtinnen und Beamte sowie Beschäftigte nen und Mitarbeitern in den Forstrevieren von Landesforsten Rheinland-Pfalz sollen im und den Forstamtsbüros wird auch ein Teil Nationalpark zum Einsatz kommen, gege- die Arbeit in einem Forstamt der Tätigkeit in benenfalls auch eine geringe Anzahl von einem Nationalpark vorziehen. Personen aus anderen Verwaltungen des ■ Maßnahmen zur Personalentwicklung für Umweltressorts. Neueinstellungen sind im das Nationalparkamt kommt daher in der Doppelhaushalt 2014/2015 zunächst im Um- Startphase des Nationalparks eine besondere fang von drei Stellen vorgesehen. Es ist daher Bedeutung zu. Sie werden zeitig eingelei- möglich, Fachkräfte (wie Biologen/Biologin- tet; das betrifft insbesondere den Start der nen, Geografen/Geografi nnen oder Landes- Qualifi zierung von Forstwirten zum geprüften pfl eger/Landespfl egerinnen) einzustellen, Natur- und Landschaftspfl eger (Ranger), Die die nicht aus dem Zuständigkeitsbereich des erforderliche Fortbildung ist bundeseinheit- Umweltressorts gewonnen werden können. lich geregelt, sie umfasst mindestens 640 ■ Die Anzahl der eingeplanten Ranger basiert Stunden. auf der Grundannahme, dass nach einer ■ Der Nationalpark und die Entwicklung um Aufbauphase, die auch entsprechende Qua- den Nationalpark werden auch Freiberufl ern lifi zierungen einschließt, Führungen nicht und Selbstständigen Möglichkeiten eröffnen nur durch Ranger des Nationalparkamtes, (siehe auch Kapitel 3.1.3 und 3.2.2). sondern auch durch ehrenamtliche National- parkführer abgedeckt werden. Erwartungen der Region ■ Stellenplan ■ In der Nationalparkverwaltung ist vor allem Personal aus der Region einzusetzen, Der Stellenplan des neuen Nationalparkka- pitels 1411 im Doppelhaushalt 2014/2015 ■ der Nationalpark wird als Arbeitgeber wahr- beinhaltet zunächst nur Mittel und Stellen genommen, für extern anzuwerbendes Personal. Wenn ■ regionale Akteure werden eingebunden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem ■ Ausbildungsplätze werden zur Verfügung Stellenplan im Kapitel 1410 (Landesforsten) gestellt. oder anderen Verwaltungen im Umweltressort Ziele und Grundsätze zur Nationalparkverwaltung wechseln, werden Stellen und die dazugehörigen Finanzmittel in ■ Das Personal wird so ausgewählt und zusätz- lich qualifi ziert, dass das Team des National- den Nationalparkhaushalt umgesetzt. Dieser parkamtes für die besonderen Anforderungen Prozess wird sich über einen Zeitraum von in der Startphase gut aufgestellt ist. bis zu drei Jahren erstrecken. Das National- parkamt ist organisatorischer Bestandteil der ■ Es werden Ausbildungsplätze im dualen System aufgebaut und Plätze im Freiwilligen- Forstverwaltung des Landes Rheinland-Pfalz dienst sowie Praktikumsplätze angeboten. und dem für Forsten zuständigen Ministerium

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 103 direkt zugeordnet. Die aus dem Kapitel 1410 setzt werden, die später als Rangerin National- wechselnden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter park zum Einsatz kommen sollen. bleiben daher Bedienstete der Landesforstver- ■ Praktika, Freiwilligendienst waltung. Die Betreuung von Praktikanten, von Teilneh- ■ Personalentwicklung, Qualifi zierung von mern am Freiwilligen Ökologischen Jahr sowie Forstwirten von studentischen Arbeiten und Forschungs- Das zukünftige Personal des Nationalparks arbeiten wird eine Daueraufgabe im National- wird durch Personalentwicklungsmaßnahmen park sein. bei der Übernahme der neuen Funktionen durch unterstützt. Alle Forstwirte, die zukünf- ■ Qualifi zierung weiterer Gruppen tig als Ranger im Nationalpark tätig werden, Es ist vorgesehen, Zusatzqualifi kationen auch werden gezielt zum/zur „Geprüften Natur- und einem erweiterten Personenkreis anzubieten. Landschaftspfl eger/Landschaftspfl egerin“ Beispielhaft sind ehren- oder nebenamtli- (Ranger) fortgebildet. chen Nationalparkführerinnen und -führer zu nennen. Die verschiedenen Stellen der Landes- ■ Ausbildung verwaltung werden hierzu ihren Beitrag leisten Das Nationalparkamt soll auch ausbilden, (siehe auch Kap. 3.2.2). Eine konkrete Planung zum Beispiel Verwaltungsfachangestellte oder wird das künftige Nationalparkamt erstellen. Bürokaufl eute. Hinsichtlich der Ausbildung von Forstwirten wird die Nationalparkverwaltung mit den Forstämtern im Umfeld kooperieren. Um den Frauenanteil bei den Rangern zu er- höhen, sollen ab 2014 Ausbildungsplätze zum Forstwirt in Nachbarschaft des Nationalparks vermehrt mit weiblichen Auszubildenden be-

In Kürze:

■ Beschäftigte von Landesforsten Rheinland-Pfalz – möglichst aus der Region - oder anderen Verwaltungen im Umweltressort können sich für Tätigkeiten in der Nationalparkverwaltung bewerben. ■ Es ist eine umfangreiche Weiterqualifi zierung von Forstwirtinnen und Forstwirten zu Rangern geplant. ■ Es können auch Fachkräfte eingestellt werden, die nicht bereits dem Zuständigkeitsbereich des Umweltressorts angehören. ■ Der Nationalpark soll Ausbildungsplätze für Verwaltungskräfte anbieten und sich an der Ausbil- dung von Forstwirtinnen und Forstwirten beteiligen. ■ Es sollen vermehrt Forstwirt-Ausbildungsplätze mit weiblichen Auszubildenden mit dem späte- ren Verwendungsziel Ranger besetzt werden. ■ Es werden weitere Ausbildungsangebote zum ehrenamtlichen Nationalparkführer gemacht.

104 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 6.3 Forst-Organisation im Umfeld ■ Direkt betroffene Forstämter und Forstreviere Die nachstehende Tabelle enthält die Holzbo- denfl äche (= Waldfl äche ohne Wege, Wiesen Ausgangslage u.a.) für die betroffenen Forstämter, die darin ■ Forstämter enthaltene voraussichtliche Nationalpark- Im aktuellen Entwurf beträgt die rheinland- fl äche, die Anzahl der direkt, meist anteilig, pfälzische Nationalparkfl äche zwischen 8.000 betroffenen Forstreviere und die Anzahl der in bis rund 10.00 Hektar. Sie ist bisher vier ver- diesen Revieren liegenden Gemeindewaldbe- schiedenen Forstämtern zugeordnet: 55 Pro- triebe. zent der Fläche liegen im Forstamt Birkenfeld Innerhalb der vier betroffenen Forstamtsbezirke (Standort Birkenfeld), 18 Prozent im Forstamt liegen die Nationalparkfl ächen in 13 Forstrevieren. Hochwald (Standort Hermeskeil), 17 Prozent In diesen Revieren liegen wiederum 56 Gemeinde- im Forstamt Idarwald (Standort Rhaunen) und waldbetriebe sowie vier sonstige Körperschafts- 10 Prozent im Forstamt (Standort waldbetriebe. Bei der Revierneubildung im Umfeld Dhronecken). Eine Veränderung der Forstorga- des Nationalparks werden jedoch etwa doppelt so nisation auf der Fläche dieser vier Forstämter viele Gemeindewaldbetriebe beteiligt sein, da die ist notwendig, da die Nationalparkfl ächen Veränderungen der Revierabgrenzungen weitere nicht mehr zu den bisherigen Forstamtsbezir- Kreise ziehen. ken gehören werden. ■ Forstreviere Die Grenzen des Nationalparks „schneiden“ bisherige Forstreviere, da sie nicht den bisheri- gen Reviergrenzen folgen können. Die Revier- organisation außerhalb des Nationalparks muss daher verändert werden.

Reviere mit Hektar Holzboden Nationalparkfl ächen Anzahl Forstamt Forstamtsfl äche* Nationalparkfl äche** Anzahl Reviere Gemeindewald-Betriebe Birkenfeld 19.204 4.953 6 37 Dhronecken 15.292 896 2 2 Hochwald 15.328 1.574 2 4 Idarwald 13.299 1.534 3 13 Summe 63.124 8.958 13 56 *: Quelle Automatisierte Flächenübersicht „AFLUE“ 2012 **: vorläufi ge Auswertung Forsteinrichtung (23.04.13), teilbetroffene Flächen hier vorläufi g überschlägig zu 50 Prozent

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 105 Ziele und Grundsätze Vorhaben ■ Forstamtsabgrenzung ■ Zeitraum der Forstorganisation  Die Anzahl der staatlichen Dienststellen Mit der materiellen Gründung des National- der Forstverwaltung des Landes Rhein- parks treten auch die forstorganisatorischen land-Pfalz (Forstämter plus Nationalpar- Änderungen in Kraft. Die dazu nötigen Vor- kamt) bleibt unverändert, das heißt aus arbeiten sollen daher frühzeitig parallel zur vier Forstämtern werden drei Forstämter Einleitung des rechtsförmlichen Verfahrens und ein Nationalparkamt entwickelt. Eine beginnen. Veränderung der Forstamtsgrenzen über den Bereich der direkt betroffenen vier ■ Forstrevierabgrenzung Forstämter hinaus soll vermieden werden. Die Neuabgrenzung der Forstreviere innerhalb der neu abgegrenzten Forstämter nehmen die  Die neuen Forstamtsgrenzen sollen gute Waldbesitzenden nach dem festgelegten Ver- organisatorische Lösungen auf Revierebe- fahren vor. Die Forstämter unterstützen dabei ne ermöglichen. und wirken zusammen mit der Zentralstelle ■ Revierabgrenzung der Forstverwaltung insbesondere darauf Das Verfahren der Revierneuabgrenzung hin, dass die Ausgaben der Gemeinden für die erfolgt nach den Vorgaben des Landeswald- staatliche Beförsterung infolge der national- gesetzes durch die Waldbesitzenden. Die parkbedingten Umorganisation nicht steigen. Reviergröße hat Auswirkungen auf die Be- triebskostenbeiträge, die von Gemeinden mit staatlicher Beförsterung zu erstatten sind. Bei der notwendigen Veränderung der Revier- strukturen um den Nationalpark herum wird Landesforsten Rheinland-Pfalz organisato- rische Lösungen unterstützen. Es soll darauf hingewirkt werden, dass die Ausgaben der Gemeinden für die staatliche Beförsterung das bisherige Niveau nicht übersteigen.

In Kürze:

■ Aus den vier betroffenen Forstämtern werden drei Forstämter und zusätzlich das Nationalpar- kamt entwickelt. ■ Der Neuzuschnitt von Revieren wird nach bewährtem Verfahren vorgenommen. ■ Die bisherigen Rahmenbedingungen für Reviere bleiben unverändert; die Kosten für Revierdienst sollen sich durch die Gründung des Nationalparks nicht verändern.

106 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 6.4 Haushalt des Nationalparks ■ Personelle Ausstattung Der Budget- und Stellenansatz stellt einen ■ Nationalparkbudget 2013 – 2015 Rahmen dar, der entsprechend der weiteren Entwicklung des Nationalparks ausgefüllt wer- Erstmals wurde im Haushalt 2013 ein Budget den wird. Zur personellen Ausstattung der Na- in Höhe von 500.000 Euro für die Errichtung tionalparkverwaltung sind im Doppelhaushalt eines Nationalparks zur Verfügung gestellt. Im 2014/2015 zunächst drei Stellen einschließlich Doppelhaushalt 2014/2015 ist vorgesehen, das Budget neu ausgebracht. Mit dem weiteren Budget für Investitions- und Sachausgaben um Aufbau des Nationalparks werden Zug um eine Millionen Euro auf 1,5 Millionen Euro pro Zug Stellen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Haushaltsjahr aufzustocken. Darüber hinaus sowie Budgetmittel vom Kapitel 1410 – Lan- sind 0,25 Millionen Euro pro Haushaltsjahr für desforsten Rheinland-Pfalz - in das Kapitel Personalausgaben vorgesehen. 1411 – Nationalpark - auf der Grundlage der ■ Einrichtung eines eigenen Nationalparkkapi- haushaltsrechtlichen Ermächtigung umgesetzt. tels Die Veranschlagung erfolgt in einem neuen Kapitel 1411 „Nationalpark“. Die Mittel sind im Wesentlichen für Basisleistungen und Infrastrukturausgaben für die Nationalpark- verwaltung im engeren Sinn vorgesehen, Investitionskosten und laufende Kosten, die durch Einrichtungen zur Errichtung des Natio- nalparks entstehen. Das Kapitel 1411 ist auch als Entwicklungs- und Bilanzierungskapitel zu verstehen.

In Kürze:

■ Im Landeshaushalt wird ein eigenes Kapitel 1411 für den Nationalpark eingerichtet. ■ Es ist vorgesehen, im Doppelhaushalt 2014/2015 pro Haushaltsjahr 1,75 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. ■ Es sind zunächst drei neue Stellen mit Budget veranschlagt. ■ Der Budget- und Stellenansatz stellt einen Rahmen dar, der entsprechend der Entwicklung aus- gefüllt werden wird.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 107 6.5 Gebäudenutzung für Zwecke des Hier werden Kooperationen gemeinsam Nationalparks, Flächenmanage- mit Initiativen aus der Region angestrebt. ment Konkrete Entscheidungen sollen im Zuge der Konkretisierung von Konzepten etwa zur Umweltbildung, erfolgen. ■ Es liegt im Interesse des Landes sowie der Re- ■ Standorte des Nationalparkamtes gion, vorhandene Gebäude und Einrichtungen vernetzt zu nutzen, gegebenenfalls zu ergän- Wegen des hohen Anteils an Nationalpark- zen und damit aufzuwerten. Das bezieht sich fl ächen im Kreis Birkenfeld sowie sonstiger auf alle Gebäude, die für Nationalparkzwe- Standortvorteile und Synergieeffekte wird die cke im engeren und weiteren Sinne genutzt Einrichtung des Nationalparkamtes am Sitz werden des Umweltcampus Birkenfeld favorisiert. Das ■ Die Nutzung von Gebäuden im Nationalpar- ermöglicht auch eine enge Kooperation mit kinteresse dient zwei Hauptzwecken: dem Regionalbüro der Energieagentur.  Gebäude für die Nationalparkverwaltung. ■ Flächenmanagement Für die Grundfunktionen der Nationalpark- Hier liegt der Schwerpunkt bisher auf der Fest- verwaltung werden Gebäude benötigt, die legung der Außengrenzen und der Erfassung Büroräume und Werkstattarbeitsplätze bestehender vertraglicher Bindungen sowie aufweisen. Auswahlkriterien sind Zweck- von Nutzungsrechten im voraussichtlichen dienlichkeit, Verteilung, Lage, Zugäng- Nationalparkgebiet. Die Außengrenzen des lichkeit und Kosten für eine Nutzung der Nationalparks werden insbesondere an natür- Nationalparkverwaltung. Eine Prüfung der lichen Gegebenheiten und an den Eigentums- entsprechenden Liegenschaften wurde verhältnissen ausgerichtet. Die so erarbeiteten bereits eingeleitet. Die bisherigen Ergeb- Außengrenzen können zum Teil noch durch nisse lassen den Schluss zu, dass geeignete geringfügige Arrondierungen optimiert wer- Räumlichkeiten, zum Teil in der Region den. Dafür notwendiger Flächentausch und/ ausreichend vorhanden sind. Dies gilt auch oder –ankauf kann auch nach dem Start des für eine mögliche Beteiligung des Saarlan- Nationalparks nicht bedarfsgerecht Zug um des am Nationalpark. Zug umgesetzt werden. In diesem Zusammen-  Gebäude, die ganz oder zum Teil genutzt hang bietet sich die Einrichtung einer „Wald- werden, für darüber hinausgehende Funk- börse“ an. tionen, wie zum Beispiel Erstinformation für Besucher oder Umweltbildung, Natio- nalparktore, Rangerstationen.

In Kürze:

■ Mögliche Standorte für das Nationalparkamt und für Rangerstationen sind in ausreichender Anzahl vorhanden. ■ Als Standort des Nationalparkamtes wird der Umweltcampus Birkenfeld vorgeschlagen. ■ Sofern sich für geringfügige Arrondierungen noch weiterer Bedarf ergibt, wird eine Waldbörse für möglichen Flächentausch eingerichtet.

108 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 6.6 Kooperation und Partizipation Dabei sind sie sich bewusst, dass die Struktur der Organisation eines Nationalparks […] eine genauso wichtige Rolle für die hohe Qualität der Der Weg zu einem möglichen Nationalpark in Zusammenarbeit spielt wie die Vernetzung der Rheinland-Pfalz war und ist auf Beteiligung und beteiligten Akteure […]“. Daraus leitet sich auch ein Miteinander ausgerichtet. Die Landesregie- der Wunsch nach einem „dauerhafte[n] Kom- rung lässt sich an ihrer Zusage messen, einen munikationsprozess zwischen den verschiedenen Nationalpark „nicht gegen den Willen der Region“ Organisationseinheiten“ ab. einzurichten. Die Dialogphase hat den Weg für eine Kultur des Vertrauens, der Kommunikation „Aufgrund seines ähnlich gelagerten Aufgaben- und Kooperation bereitet. Sie hat Ergebnisse spektrums ist der Naturpark [...] eng in die Zusam- zutage gefördert, die Eingang in das Konzept des menarbeit mit dem Nationalpark einzubinden, um Landes gefunden haben. Synergien zu nutzen.“ In der Petition der Arbeitskreise wünschen sich die Ausgangslage Bürgerinnen und Bürger sehr konkret: Die von EUROPARC herausgegebenen Qualitäts- ■ „eine weitere aktive Beteiligung […] an der standards beschreiben in mehreren Handlungsfel- Entwicklung des Nationalparks dern das Ziel einer Beteiligungskultur in deut- ■ „direkten Informationsfl uss […]“ schen Nationalparken. ■ „fi nanzielle und strukturelle Unterstützung, So werden „Beiräte, Kuratorien und andere um Ideen […] weiterentwickeln zu können beratende Gremien“ empfohlen, um den Nati- ■ „ dass das Bürgernetzwerk eine Stimme in onalpark einzubinden. Um „möglichst alle rele- der zu gründenden Nationalparkverwaltung vanten gesellschaftlichen Gruppierungen für die erhält […]“ Gestaltung des Nationalparks und dessen Umfeld ■ Als Vision für das Jahr 2030 wurde formuliert: unterstützend zu gewinnen“, sollen Nationalpark- ■ Leitung und Belegschaft des Nationalparkam- verwaltungen aktiv Kooperationen und Partnerbe- tes leben Beteiligung im Innen- und Außen- ziehungen mit den Akteuren der Region eingehen. verhältnis Darüber hinaus soll sich die Nationalpark-Verwal- tung in Arbeitsgruppen und Netzwerken engagie- ■ Informieren, Zuhören, Aufnehmen, Einbinden, Zusammenarbeiten ist Aufgabe aller jenseits ren. In der Kommunikation mit dem Umfeld soll von Zuständigkeiten oder Gremienarbeit der „unmittelbare Dialog“ gepfl egt werden. ■ zivilgesellschaftliches Engagement bereichert Nationalparke sollen darüber hinaus das Engage- die Nationalparkregion ment Freiwilliger gezielt fördern und „die Zusam- ■ Arbeitskreise entwickeln Projektvorschläge, menarbeit mit Freiwilligen als Bereicherung ihrer über die transparent entschieden wird, Pro- Aktivitäten und als Verankerung des Schutzgebie- jektgruppen setzen um oder unterstützen tes in der Region“ verstehen. ■ der Freundeskreis fördert zivilgesellschaftli- ches Engagement Erwartungen der Region ■ alle Beteiligten sind authentische Botschafter Das kommunale Eckpunktepapier formuliert im von Nationalpark und Region Themenfeld „Verantwortungsvolle und koopera- ■ Einheimische und Gästen nehmen ein wohl- tive Zusammenarbeit und Kommunikation“ als tuendes Wir-Gefühl wahr, das ansteckend grundlegendes Ziel: wirkt „Die kommunalen Gebietskörperschaften […] wünschen sich eine verantwortungsvolle und kooperative Zusammenarbeit untereinander und mit den verantwortlichen Stellen der Länder.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 109 Ziele und Grundsätze ■ Wie die Zusammenarbeit zwischen Nati- Beteiligung kann nicht verordnet, sondern muss onalpark- und Naturparkverwaltung oder gelebt werden. Beteiligung soll unterstützen, zwischen Nationalparkamt und Freundeskreis entlasten und verbessern. Sie muss so orga- oder anderen Organisationen, Behörden, Vereinen oder Verbänden gestaltet wird, wird nisiert werden, dass die Ängste vor Belastung, bewusst nicht gesetzlich geregelt, sondern Anspruchsdenken und Hineinreden sich nicht unterliegt der jeweiligen, pragmatischen Ver- bewahrheiten und ein erlebter Mehrwert für alle einbarung. Um Kooperation aufzubauen und Menschen in der Region entsteht. zu praktizieren, sind aus heutiger Sicht keine weiteren, formalisierten Strukturen, Gremien Vorhaben und Instrumente oder Ausschüsse erforderlich. ■ Der Entwurf eines Nationalparkgesetzes ■ Auch die weitere Ausgestaltung einer umfas- sieht vor, die Tätigkeit des Nationalparkam- senden Bürgerbeteiligung nach Einrichtung tes durch die kommunale Nationalparkver- eines Nationalparks wird nicht durch das Land sammlung, den Nationalparkbeirat und das beschlossen und vorgegeben, sondern mitein- Bürgerforum zu unterstützen. Gemeinsam ander zu entwickeln und zu vereinbaren sein. bilden sie das organisatorische Gerüst des Nationalparks. ■ Um zu tragfähigen Strukturen und zur Ver- ankerung und Verstetigung des Engagements ■ Insgesamt ermöglichen die Nationalpark- der Bürgerinnen und Bürger zu gelangen, kön- gremien damit kommunalen Gebietskörper- nen Coaching, Praxistraining und vergleichba- schaften, Vereinen, Verbänden und anderen re Instrumente unterstützen. organisierten Akteuren sowie Bürgerinnen und Bürgern mit unterschiedlichen Interessen ■ Darauf aufbauend sollen eigentliche Qua- weitreichende Partizipationsmöglichkeiten. lifi zierungsmaßnahmen in Kooperation mit Diese Organisationsform mit ihren vielfäl- örtlichen Trägern das Rüstzeug für die weitere tigen Mitwirkungs- und auch Mitentschei- Arbeit und das zivilgesellschaftliche Engage- dungsmöglichkeiten für unterschiedliche ment liefern. Die Qualifi zierung durchlaufen Stakeholder geht deutlich über die entspre- interessierte Menschen der Region gemein- chenden Rechte in anderen deutschen Nati- sam mit Interessierten aus der künftigen onalparken hinaus. Dies trägt dem Anliegen Nationalparkverwaltung. der Region nach intensiver Einbindung auch in ■ Mit dem „Ja“ der Region zum Nationalpark künftige Belange des Nationalparks umfas- beginnt ein Startteam des Nationalparkam- send Rechnung. tes mit der Arbeit und der Umsetzung erster Projekte.

In Kürze:

■ Eine Beteiligungskultur wird zusammen mit der Region vor Ort entwickelt. ■ Das Nationalparkamt verankert eine Beteiligungskultur im Innen- und Außenverhältnis. ■ Das Engagement der Bürgerinnen und Bürger soll beispielsweise durch Coaching und Praxistraining unterstützt werden

110 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 7. GESAMTAUSBLICK: JETZT HAT DIE REGION DAS WORT

Das weitere Verfahren Die in der Vorbereitungsphase geübte Partizipa- Dieses vom Ministerrat beschlossene Konzept ist tion wird fortgesetzt. Dies gilt für die weiteren ein Angebot des Landes an die Hunsrück-Hoch- Schritte auf dem Weg zur Gründung und auch die wald-Region. Die Landesregierung will damit eine später vorgesehene Beteiligung im Rahmen der zukunftsfähige Entwicklung der strukturschwa- Nationalparkorganisation. chen Nationalparkregion (Verbandsgemeinden Birkenfeld, Herrstein, Hermeskeil, Thalfang am Weitere Arbeitsschritte Erbeskopf, Stadt Idar-Oberstein, eventuell auch Parallel zum Fortgang des Verfahrens wird der Gemeinde Morbach) ermöglichen und konkret Ansatz der Expertengruppe „Modell-Dörfer“ mit unterstützen. Die kommunalen Gebietskörper- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Ver- schaften in der Nationalparkregion sind aufgeru- waltungen und den Kommunen weiter verfolgt. fen, dieses Angebot zu erörtern. Die Arbeitskreise Gleiches gilt für die Konkretisierung zusätzlicher aus dem Prozess der Bürgerbeteiligung mögen bereits identifi zierter Vorhaben der Aktion Blau eine Bewertung vornehmen. Die Landesregierung Plus, wie beispielsweise im Zusammenhang mit erwartet eine Positionierung. der Außengebietsentwässerung in Neuhütten. Es geht darum, ein Gesamtbild aus der Region in Die Potenzialstudie „Aktion Blau Plus“ zu darü- Erfahrung zu bringen. ber hinausgehenden Maßnahmen in der Region Bei der Gründung eines Nationalparks gilt es sowie die Tourismusstudie zur Nationalparkregion auch, die übergeordnete Interessenslage aus Sicht sind beauftragt. Die Ergebnisse werden frühzeitig des Landes und des Bundes zu berücksichtigen. vorgestellt und in den Gesamtprozess eingesteu- Die Landesregierung beabsichtigt daher, einen Ge- ert. Aufbauend auf die Tourismusstudie soll die setzentwurf zur Gründung eines Nationalparks im Mobilitätsstudie in Auftrag gegeben werden. Hunsrück und zur nachhaltigen Entwicklung der Die Zusammenarbeit mit dem Regionalrat Wirt- Nationalparkregion in den Landtag einzubringen. schaft im Landkreis Birkenfeld wird intensiviert. Damit sollen auch die gewählten Vertreterinnen Das dort entwickelte Strategiepapier zur nachhal- und Vertreter aller Bürgerinnen und Bürger des tigen Entwicklung der Region bündelt wesentliche Landes Rheinland-Pfalz Gelegenheit haben, an der Ergebnisse der Dialogphase. Es bietet hervorra- Gründung mitzuwirken. Das stärkt den Rückhalt gende Ausgangsbedingungen, um private Initiati- für den Nationalpark Hunsrück im Land und fes- ven, gewerbliches und kommunales Engagement tigt den Ansatz der Regionalentwicklung und die sowie die Unterstützung durch die Landesre- Langfristigkeit des Vorhabens. gierung besser ineinander greifen zu lassen und Sofern eine Verabschiedung durch den Landtag Mehrwerte zu erzeugen. im Jahr 2014 erfolgt, sind zeitnah die organisa- Der Naturpark Saar-Hunsrück wird künftig stärker torisch-materiellen Schritte zur Gründung des gefördert, um die Möglichkeit zu schaffen, zusätz- Nationalparks einzuleiten. Bei zügiger Umsetzung liche Beratungskapazitäten aufzubauen, etwa bei kann hiermit zu Beginn des Jahres 2015 gerechnet Vorhaben im Zusammenhang der Regionalent- werden. wicklung und bei spezifi schen Förderprogrammen.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 111 Die nachfolgende Grafi k verdeutlicht in einer ■ in die zur Verfügung stehenden weiteren nicht abschließenden Aufl istung die Einbettung Förder- und Finanzierungsinstrumente auf nationaler und europäischer Ebene. ■ des Nationalparks als Organisation in die direkt betroffenen Aufgabenfelder des Allein die Vielzahl der Schnittstellen und Ströme Umweltministeriums und in den Naturpark macht deutlich, dass nur im engen Zusammenwir- Saar-Hunsrück, ken aller Akteure das Gesamtvorhaben zum Erfolg ■ der Nationalparkregion in die weiteren, ein- führen wird. schlägigen Schwerpunkthemen der Landesre- Der Gesamtprozess soll beispielgebend auch für gierung und andere Regionen des Landes sein.

112 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 8. INSTRUMENTEN-STECKBRIEFE

8.1 Dorferneuerung gen in unseren ländlichen Regionen wird dem The- ma Innenentwicklung vor Außenentwicklung ein erhöhter Stellenwert beigemessen. Die Innenent- Die Dorferneuerung ist ein Förderinstrument des wicklung unserer Dörfer ist Arbeitsschwerpunkt in Landes zur Unterstützung der Gemeinden, die ihre der Dorferneuerung und ein Hauptbestandteil der strukturelle Entwicklung als Selbstverwaltungs- Dorferneuerungskonzepte. Die Innenentwicklung aufgabe wahrnehmen. Sie ist zugleich Teil einer ist auch künftig aus ökonomischen, ökologischen, aktiven Strukturpolitik für die ländlichen Räume. städtebaulichen und sozialen Gründen in unse- Hierzu gewährt das Land Zuwendungen nach § 18 ren Dörfern notwendig. Hauptbestandteil einer Abs. 1 Nr. 10 des Landesfi nanzausgleichsgesetzes solchen Innenentwicklung ist ein kommunales und dem Gesetz über die Gemeinschaftsaufgabe Flächenmanagement mit dem Ziel, das innerörtli- »Verbesserung der Agrarstruktur und des Küsten- che Entwicklungspotenzial / Baulandpotenzial zu schutzes«. Grundlage für eine Förderung ist die mobilisieren (zum Beispiel Baulücken, Brachfl ä- Verwaltungsvorschrift »Förderung der Dorferneu- chen, leerstehende Gebäude). erung« (VV-Dorf) in der Fassung vom 27. August Hierzu zählen zum Beispiel 2010. ■ die Schaffung bzw. Sicherung wohnstätten- Zuwendungsempfänger sind: naher Arbeitsplätze. ■ die Gemeinden und Verbandsgemeinden, ■ die Sicherung bzw. Wiederherstellung der auch als Beteiligte bei privaten Vorhaben, örtlichen Grundversorgung mit Gütern des ■ natürliche und juristische Personen, Perso- täglichen Bedarfs. nengemeinschaften des privaten Rechts (Per- ■ die Umnutzung leerstehender, ortsbild- sonenvereinigungen und Zusammenschlüsse) prägender Bausubstanz zum Wohnen und ■ Körperschaften des öffentlichen Rechts, Arbeiten. wenn ihr Rechtsstatus unmittelbar durch das ■ die Sicherung und Verbesserung des Dorfbil- Grundgesetz gewährleistet ist, des und der baulichen Ordnung. soweit sie Eigentümer oder Träger der Baulast ■ die Erhaltung und Erneuerung ortsbildprägen- sind, für die eine Zuwendung beantragt wird. der wie regional typischer Bausubstanz und Siedlungsstrukturen. Ziele und Grundsätze ■ die Wiederherstellung oder Erhaltung der Ziel der rheinland-pfälzischen Dorferneuerung Einheit von Dorf und Landschaft. ist es, eine nachhaltige und zukunftsbeständi- ■ die Förderung der Einsatzbereitschaft und ge Entwicklung der Dörfer zu unterstützen. Die der Eigeninitiativen der Dorfbewohner für die Dörfer sollen als eigenständiger Wohn-, Arbeits-, Belange ihres Dorfes. Sozial- und Kulturraum erhalten und weiterent- ■ die Durchführung einer umfassenden Infor- wickelt werden. Zu den Aufgabenschwerpunkten mations-, Bildungs- und Beratungsarbeit im der Dorferneuerung zählen insbesondere struk- Rahmen der Dorfmoderation. turverbessernde Maßnahmen, die vor allem auch zur Stabilisierung beziehungsweise. Stärkung der Ortskerne beitragen. Im Zusammenhang mit der Diskussion um die demografi schen Veränderun-

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 113 Voraussetzung den wird ein Teil des zur Verfügung stehenden Be- Die Förderung setzt ein ganzheitliches Dorferneu- willigungskontingents reserviert. Für die geförder- erungs-/Dorfentwicklungskonzept der Gemeinde te Gemeinde besteht die Gelegenheit, nicht nur voraus, das nach Abwägung aller berührten we- punktuell Einzelprojekte, sondern umfassende, sentlichen fachlichen Belange und in Abstimmung ganzheitlich angelegte Konzepte im Rahmen einer mit den betroffenen Behörden und sonstigen aktiven Bürgerbeteiligung (Dorfmoderation) zu Stellen aufgestellt wurde. realisieren. Die Anerkennung als Investitions- und Maßnahmenschwerpunkt erfolgt durch das Minis- Verfahren terium des Innern, für Sport und Infrastruktur auf Koordiniert werden die Förderanträge durch den Vorschlag der jeweiligen Kreisverwaltung. Dorferneuerungsbeauftragten der jeweiligen In der nachstehenden Aufl istung sind die Dorfer- Kreisverwaltung. Nach fachlicher Stellungnahme neuerungsgemeinden (DE) und Schwerpunktge- durch den Dorferneuerungsbeauftragten, ob die meinden (IMS) gekennzeichnet. zu fördernde Maßnahme den Voraussetzungen der Verwaltungsvorschrift VV-Dorf entspricht, er- Nationalparkkulisse Hunsrück stellt jeder Landkreis in Abstimmung mit der Auf- Belegenheits- (B) und Anrainergemeinden (A) sichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland- im Bereich der möglichen Nationalparkkulisse in Pfalz (ADD) eine Prioritätenliste der beantragten Rheinland-Pfalz: Maßnahmen. Über die zu fördernden Maßnahmen Landkreis Birkenfeld im Programmjahr entscheidet das Ministerium Verbandsgemeinde Herrstein des Innern, für Sport und Infrastruktur. Über die Förderung privater Vorhaben entscheidet die  (B) DE Kreisverwaltung in eigener Zuständigkeit. Bei  (B) DE kommunalen Vorhaben richtet sich die Höhe der  Sensweiler (B) Zuwendung nach der allgemeinen fi nanziellen  Kempfeld (B) Leistungsfähigkeit der Gemeinde (hierzu bedarf  Mörschied (B) DE IMS seit 2011 es einer kommunalaufsichtlichen Stellungnahme  Herborn (A) DE der Kreisverwaltung) und dem Landesinteresse  (B) an der Ausführung des Vorhabens. Der Förder-  Kirschweiler (B) DE satz beträgt bis zu 65 Prozent der förderfähigen  (A) Gesamtkosten.  Hettenrodt (B) Nicht gefördert werden Vorhaben Verbandsgemeinde Birkenfeld ■ die ganz oder überwiegend Schönheitsrepa- raturen darstellen oder der Bauunterhaltung  (B) DE dienen,  (B) DE ■ in Neubaugebieten,  Schwollen (B) DE ■ die bereits begonnen wurden.  Hattgenstein (B) DE  (B) DE Investitions- und Maßnahmenschwerpunkt  Rinzenberg (B) DE (Schwerpunktgemeinden)  (B) DE Im Rahmen der Dorferneuerung können Orts-  Abentheuer (B) DE gemeinden mit größeren strukturellen Mängeln  Brücken (B) DE durch die Anerkennung als Investitions- und Maß-  Achtelsbach (B) DE nahmenschwerpunkt für die Dauer von sechs Jah-  Börfi nk (B) DE ren in die Lage versetzt werden, die bestehenden Defi zite abzubauen. Für die Schwerpunktgemein-

114 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK Landkreis Trier-Saarburg  für 9 private Projekte mit Gesamtkosten Verbandsgemeinde Hermeskeil von 800.647 Euro insgesamt 114.927 Euro Zuwendungen  Neuhütten (B) ■ im Bereich der Verbandsgemeinde Thalfang  Züsch (B) DE am Erbeskopf  Damfl os (B) DE  für 12 öffentliche Projekte mit Gesamt- Landkreis Bernkastel-Wittlich kosten von 1.028.919 Euro insgesamt 459.325 Euro Zuwendungen Verbandsgemeinde Thalfang am Erbeskopf  für 11 private Projekte mit Gesamt-  Malborn (B) DE kosten von 1.601.066 Euro insgesamt  (B) DE 172.406 Euro Zuwendungen

DE = Dorferneuerungsgemeinde mit Konzept IMS = Investitions- und Maßnahmenschwer punkt für die Dauer von sechs Jahren 8.2 Städtebauliche Erneuerung / (Schwerpunktgemeinde) Städtebauförderung Von den 24 Belegenheits- und zwei Anrainer- gemeinden im Bereich der potenziellen Natio- nalparkgebietskulisse Hunsrück sind aktuell 20 Die Städtebauförderung ist im Rahmen der Stadt- Gemeinden im Rahmen der Dorferneuerung an- entwicklung ein Förderinstrument des Landes erkannt, darunter eine Gemeinde (Ortsgemeinde zur Unterstützung von Städten und Gemeinden. Mörschied) seit März 2011 für die Dauer von sechs Sie zielt generell auf die Erhaltung, Erneuerung Jahren als sogenannte Schwerpunktgemeinde und Entwicklung der Städte und Gemeinden mit [Stand: 09.07.2013]. zentralörtlichen Funktionen ab. Hierzu gewährt das Land Zuwendungen nach § 18 Abs. 1 Nr. 11 Aus dem Dorferneuerungsprogramm wurden im des Landesfi nanzausgleichsgesetzes. Grundlage Zeitraum von 2006 bis 2012 folgende Zuwendun- für eine Förderung ist das „Besondere Städte- gen bewilligt: baurecht“ des Baugesetzbuches und die Verwal- ■ im Bereich der Verbandsgemeinde Birkenfeld tungsvorschrift zur Förderung der städtebaulichen  für 19 öffentliche Projekte mit Gesamt- Erneuerung (VV-StBauE) in der Fassung vom kosten von 2.179.832 Euro insgesamt 22.3.2011. 1.261.686 Euro Zuwendungen Ziele und Grundsätze  für 138 private Projekte mit Gesamtkosten von 4.723.800 Euro insgesamt 831.697 Im Mittelpunkt der Förderung stehen die Innen- Euro Zuwendungen städte und Ortskerne der Oberzentren sowie ■ im Bereich der Verbandsgemeinde Herrstein Mittelzentren und Grundzentren mit städtischem Gepräge. Die wesentlichen Ziele der Städte-  für 15 öffentliche Projekte mit Gesamt- kosten von 678.492 Euro insgesamt bauförderung sind 374.493 Euro Zuwendungen  Erhalt und Sicherung der Funktionsfähig-  für 137 private Projekte mit Gesamt- keit der Stadtkerne der zentralen Orte, kosten von 3.160.417 Euro insgesamt  Steigerung der Aufenthalts-, Wohn- und 689.312 Euro Zuwendungen Erlebnisqualität, ■ im Bereich der Verbandsgemeinde Hermeskeil  Sicherung der Handels- und Dienstleis-  für 6 öffentliche Projekte mit Gesamt- tungsfunktionen in den Innenstädten, kosten von 1.440.405 Euro insgesamt  Schaffen der öffentlichen Voraussetzun- 741.100 Euro Zuwendungen gen für private Investitionen,

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 115  Bewahren des historischen Erbes, Sie dienen als Steuerungsinstrument und werden  Schaffung von touristischen Angeboten, jährlich fortgeschrieben.  Verbesserung der Infrastruktur. Vorhaben Durch die grundsätzlich auf ein abgegrenztes Städtebaufördermittel wurden beziehungswei- Stadterneuerungsgebiet bezogene Förderung se werden in der geplanten Nationalparkregion können insbesondere für die Innenstädte ganz- für städtebauliche Maßnahmen in der Stadt heitliche Konzepte entwickelt und realisiert Idar-Oberstein und den Verbandsgemeinden werden. Die Städte haben durch die Anwendung Birkenfeld und Hermeskeil bereitgestellt. Für des besonderen Städtebaurechts - insbesondere die Mittelzentren Idar-Oberstein, Birkenfeld und über die Ausweisung von Sanierungsgebieten - ein Hermeskeil sowie für weitere Maßnahmen in der vielseitiges und effektives Instrumentarium, das Verbandsgemeinde Birkenfeld in Verbindung mit ihnen Steuerungsrechte und Fördermöglichkeiten Konversionsprojekten sind von 2006 bis 2012 eröffnet. Auf dieser Grundlage unterstützt das circa 13,2 Millionen Euro bewilligt worden. Land die Städte mit Städtebauförderungsmitteln Für verschiedene Maßnahmen in der Stadt Idar- des Landes und gegebenenfalls des Bundes. Im Oberstein wurden von 2006 bis 2012 Städte- Einzelfall können ergänzend zu abgegrenzten bauförderungsmittel in Höhe von circa 3,7 Millio- Stadterneuerungsgebieten auch bedeutende nen Euro bereitgestellt. Im Mittelpunkt stehen die kommunale städtebauliche Einzelvorhaben ge- Entwicklung der Innenstadt im Stadtteil Oberstein fördert werden, über die bereits wesentliche Ziele sowie begleitende tourismusfördernde Infrastruk- der Stadtentwicklung zu erreichen sind. turmaßnahmen wie das Industriedenkmal Bengel Verfahren oder die Edelsteinminen Steinkaulenberg. Die Voraussetzung für eine Programmaufnahme Stadt Idar-Oberstein ist seit 2009 Förderstadt im ist die Vorlage einer Bewerbung. Darin legt die Bund-Länder-Programm „Aktive Stadtzentren“. Bewerberstadt die städtebauliche Situation, Für verschiedene Maßnahmen in der Verbands- den städtebaulichen Handlungsbedarf sowie die gemeinde Birkenfeld wurden von 2006 bis 2012 Durchführbarkeit und Finanzierbarkeit der beab- Städtebauförderungsmittel in Höhe von circa 6,5 sichtigten mehrjährigen Gesamtmaßnahme dar. Millionen Euro bereitgestellt. Im Mittelpunkt ste- Voraussetzung für eine Förderung von Einzelmaß- hen die Entwicklung der Innenstadt in Birkenfeld, nahmen innerhalb des abgegrenzten Stadterneu- Maßnahmen im Umfeld des Umweltcampus und erungsgebietes ist die Erarbeitung eines integ- touristische Maßnahmen in Verbindung mit dem rierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes. Regionalerbekonzept (Thema Römer und Kelten) Es fußt als Ergebnis auf vorbereitenden Unter- in Birkenfeld, Hattgenstein und Leisel/Heiligen- suchungen, die mit breiter Bürgerbeteiligung bösch. In Birkenfeld ist die Sanierungsmaßnahme durchgeführt werden. Förderungsfähige Einzel- in der Innenstadt abgeschlossen. Die Stadt strebt maßnahmen können Untersuchungen, Konzepte, eine weitere Entwicklung im Bund-Länder-Pro- Planungen, Erschließungs- und Ordnungsmaß- gramm „Aktive Stadtzentren“ an. nahmen, Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtungen Für verschiedene Maßnahmen in der Verbands- sowie öffentliche und private Modernisierungs- gemeinde Hermeskeil wurden von 2006 bis 2012 maßnahmen sein. Städtebauförderungsmittel in Höhe von circa Die Aufsichts- und Dienstleitungsdirektion koordi- 3 Millionen Euro bereitgestellt. Im Mittelpunkt niert die Bewerbungen und Förderanträge. Grund- steht die Entwicklung der Stadt Hermeskeil mit lage der Ermittlung des jährlichen Fördermittel- Maßnahmen wie der Errichtung eines Feuerwehr- bedarfs sind die auf die Stadterneuerungsgebiete museums und von Freizeiteinrichtungen. bezogenen Kosten- und Finanzierungsübersichten.

116 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 8.3 Investitionsstock phen (Windwurfschäden, Hochwasserschä- den).

Der Investitionsstock ist ein im Landesfi nanz- Verfahren ausgleichsgesetz (LFAG) verankertes Förderinst- Eine Förderung aus dem Investitionsstock setzt rument des Landes. Defi niert wird der Investiti- unter anderem voraus, dass onsstock in Nr. 6 der Aufzählung des § 18 Abs. 1 ■ die jeweilige Maßnahme grundsätzlich förder- LFAG. Danach werden Mittel bereitgestellt für fähig ist, „sonstige kommunale Vorhaben oder kommunale ■ eine positive kommunalaufsichtliche Stel- Beteiligungen an Vorhaben, die das Gemein- lungnahme vorliegt, wohl erfordert (Investitionsstock)“. Die Aufgabe des Investitionsstocks ergibt sich damit bereits ■ ein hohes Landesinteresse an der Verwirkli- chung des Projekts besteht und abschließend aus dem Gesetz: Mit den hierfür veranschlagten Mitteln sollen diejenigen kommu- ■ vom Landkreis ausreichende Priorität einge- nalen Vorhaben gefördert werden, für die keine räumt wird. anderen Landesmittel ausdrücklich bereitgestellt Vorhaben werden. Aus der generalklauselartigen Formulie- Die Kommunen in der geplanten National- rung und dem in § 18 Abs. 2 LFAG enthaltenen parkregion haben in der Vergangenheit - wie alle Verbot der Doppelförderung ergibt sich auch, dass anderen kommunalen Gebietskörperschaften eine Förderung aus dem Investitionsstock immer auch - von den Mitteln des Investitionsstocks nur nachrangig erfolgen kann. Soweit Fördermit- partizipiert. tel aus anderen Programmen gewährt werden, ist eine Förderung aus dem Investitionsstock ausge- Im Zeitraum von 2006 bis 2013 wurden im Be- schlossen. reich der gesamten Verbandsgemeinde Birkenfeld für insgesamt 60 Einzelvorhaben mit zuwen- Ziele und Grundsätze dungsfähigen Gesamtkosten von fast zwölf Millio- Der Investitionsstock dient vorrangig dem Ziel nen Euro Zuwendungen aus dem Investitionsstock des Landesfi nanzausgleichsgesetzes, landesweit von mehr als vier Millionen Euro bewilligt. Im annähernd gleichwertige Lebensbedingungen zu gleichen Zeitraum wurden für 40 Vorhaben von schaffen. Die kommunalen Gebietskörperschaften Gemeinden der (gesamten) Verbandsgemeinde sind regelmäßig nur aufgrund der fi nanziellen Hil- Herrstein mit Kosten von insgesamt mehr als 4,3 fen des Investitionsstocks in der Lage, die notwen- Millionen Euro fast zwei Millionen Euro aus dem dige kommunale Grundinfrastruktur zu schaffen Investitionsstock zur Verfügung gestellt. und vorzuhalten. Für vier Einzelmaßnahmen mit zuwendungsfä- Typische kommunale Vorhaben, für die Zuwen- higen Gesamtkosten von mehr als 8,3 Millionen dungen aus dem Investitionsstock gewährt wer- Euro wurden der Stadt Idar-Oberstein zwischen den, sind beispielsweise: 2006 und 2013 insgesamt Mittel des Investitions- stocks in Höhe von rund 6,3 Millionen Euro ge- ■ Rathäuser und kommunale Verwaltungsge- währt. Herausragendes Einzelprojekt war hierbei bäude, der Neubau einer Multifunktionshalle mit Kosten ■ Dorfgemeinschaftshäuser, Mehrzweckhallen von mehr als 6,5 Millionen Euro. Als Einzelprojekt und Stadthallen, zur Bewältigung der Konversionsfolgen wurde ■ innerörtliche Ausbaumaßnahmen an Anlie- dieses Vorhaben aus Konversionsmitten des In- gerstraßen, Wegen und Plätzen, vestitionsstocks in Höhe von insgesamt 5.160.000 ■ Friedhofsmaßnahmen und Euro gefördert. ■ (investive) kommunale Maßnahmen zur Schadensbeseitigung nach Naturkatastro-

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 117 Den beiden Belegenheitsgemeinden Malborn und begegnen ist. An dem Beispiel Welterbe Oberes Hilscheid (Verbandsgemeinde Thalfang am Erbes- Mittelrheintal oder auch Initiativen in Voralberg/ kopf) wurde im Betrachtungszeitraum jeweils eine Österreich kann man sehen, wie dies gelingen Zuwendung aus dem Investitionsstock gewährt. kann. Insgesamt wurden Mittel in Höhe von 168.000 Euro bei zuwendungsfähigen Gesamtkosten von Ziele und Grundsätze 667.500 Euro bewilligt. Je mehr neben die Idee des allgemeinen Standards Weiterhin wurden den Belegenheitsgemeinden der Gedanke einer fall- oder ortsspezifi schen Neuhütten und Damfl os (Verbandsgemeinde Lösung tritt, desto mehr ist Selbstverantwortung Hermeskeil) ebenfalls Zuwendungen aus dem vor Ort gefordert: Investitionsstock bewilligt. Zwei Vorhaben mit ■ im Sinne der Ideenfi ndung, Gesamtkosten von insgesamt rund 280.000 Euro ■ der Entscheidungsfi ndung, konnten mit 150.000 Euro gefördert werden. ■ der Verantwortungsübernahme. Insgesamt wurden somit im Zeitraum 2006 Kommunales und zivilgesellschaftliches Engage- bis 2013 mehr als 12,6 Millionen Euro aus dem ment müssen gemeinsame Lösungen entwickeln. Investitionsstock den Kommunen der Verbands- gemeinden Birkenfeld und Herrstein sowie den Instrumente Belegenheitsgemeinden in den Verbandsgemein- Das Land fördert innovative Modellprojekte in den den Hermeskeil und Thalfang am Erbeskopf zur Ortskernen zum Verfügung gestellt. ■ Generationen- und Seniorenwohnen sowie Informationen über konkrete Vorhaben, die zum zukünftig von den Belegenheitsgemeinden des ■ energieoptimierten Bauen, geplanten Nationalparks an den Investitionsstock die von hoher Qualität sind und das „baukulturel- gerichtet werden sollen, liegen dem ISIM zurzeit le Image“ verbessern. noch nicht vor. Neben der Förderung von Einzel(Bau)projekten werden auch Wettbewerbe und die Entwicklung 8.4 Baukulturinitiative von Planungskonzepten unterstützt. Zuständige Stelle ist die Bauabteilung des Finanzministeri- ums. Insbesondere in den peripheren und struktur- schwachen Räumen sind die Auswirkungen des demografi schen und des wirtschaftsstrukturellen 8.5 Wasserwirtschaftliche Förderung Wandels schon heute sehr konkret. Im Rahmen einer vorausschauenden Planung müssen sie daher aufgrund der absehbaren Folgen stärker ins Auf der Grundlage der Förderrichtlinien der Was- Blickfeld rücken. Kommunen und Kreisen sowie serwirtschaftsverwaltung können die Kommunen private und öffentliche Projektträger müssen als Träger von Wasserversorgungs-, Abwasser-, umdenken und neue Formen der Kooperation örtlichen Hochwasser- oder Gewässermaßnah- fi nden. Es geht darum, die künftige Entwicklung men Zuwendungen erhalten. Das Fördervolumen zu steuern und die vielfach neuen Chancen, die beträgt jährlich etwa 80 Millionen Euro. Das sich daraus ergeben, zu sichern. Mit dem Beitrag 1994 gestartete Landesaktionsprogramm „Aktion der Baukulturinitiative richtet die Landesregierung Blau – Gewässerentwicklung in Rheinland-Pfalz“, den Fokus auf Konzepte und Projekte im Woh- verfolgt die landesweite Wiederherstellung natür- nungs- und Siedlungsbau. Sie zeigen, wie dem licher oder naturnaher Gewässer und ihrer Auen. Problemdruck frühzeitig und vorausschauend zu Seit 2011 wird die Aktion Blau zur Aktion Blau Plus

118 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK weiterentwickelt. Sie will nun verstärkt wichtige (zum Beispiel Dorferneuerung, Tourismusförde- Schnittstellen zu Handlungsfeldern und Politikbe- rung) - sind viele kleinere und größere Projekte reichen im Umfeld der Gewässer miteinander ver- umsetzbar. Dabei können Eigenleistungen und netzen. Gewässerentwicklung und beispielsweise ehrenamtliches Engagement, zum Beispiel von Dorferneuerung oder Umweltbildung sollen mehr Bachpaten, mit gefördert werden. noch als bisher miteinander verbunden und die Die Aktion Blau Plus bietet wie kaum ein anderes Mehrwerte in den Vordergrund gestellt werden. Instrument die Möglichkeit, die geforderte aktive Die Aktion Blau Plus ist ein hochwirksames Instru- Bürgerbeteiligung lebendig zu machen. Bürgerbe- ment, mit dem nicht nur die Gestaltung naturna- teiligung ist hier nicht nur zugelassen, sie ist aus- her Gewässer in der freien Landschaft oder in der drücklich erwünscht und gewollt. Die engagierte Ortslage umgesetzt werden kann. Auch Erho- Mitarbeit so vieler Menschen aus der Region beim lungs- und Spielräume im Dorf können entstehen, Bürgerdialog, hat gezeigt, wie wertvoll eine offene sofern ein Bezug zum Gewässer gegeben ist. Diskussion sein kann. Diese Kultur des offenen Über die Aktion Blau Plus können Kommunen Umgangs miteinander, des sich Einbringens in die mit Unterstützung der Oberen Wasserbehörde Belange seiner Heimat will die Landesregierung (SGD Nord) Renaturierungsprojekte an ihren unter anderem mit Projekten der Aktion Blau Plus Gewässern planen (lassen) und umsetzen. Die weiterführen. Bürgerbeteiligung konkret wol- Wasserwirtschaftsverwaltung des Landes unter- len wir mit den Menschen vor Ort leben. Wenn stützt diese Projekte mit einem Fördersatz von bis zum Beispiel Maßnahmen entlang eines Baches zu 90 Prozent, bei Modellprojekten sogar mit 100 oder zur Umgestaltung der Dorfmitte anstehen, Prozent. Den Rest hat die Kommune als Eigenan- können Kinder und Jugendliche, Bürgerinnen und teil zu erbringen. Sie muss ihn aber nicht aus dem Bürger mitwirken und sich einbringen, denn sie laufenden Gemeindehaushalt aufbringen, sondern kennen ihr Dorf am Besten. So lässt sich auch im kann ihn auch über Ökokonten, Kompensations- Kleinen Bürgerbeteiligung mit Umweltbildung maßnahmen oder Ersatzzahlungen fi nanzier. Bis- koppeln. Die örtliche Grundschulklasse könnte her wurden in der Nationalparkregion bereits über beispielsweise bei der Renaturierung eines Ge- 2,7 Millionen Euro Fördermittel über die Aktion wässerabschnitts mitwirken. Die Kinder lernen die Blau verausgabt. wertvolle Ressource Wasser kennen und schätzen, können praktisch bei Pfl anzungen mithelfen oder Ziele und Grundsätze planen ihren eigenen Erlebnisplatz am Wasser. Das Wasser wieder erlebbar machen Vorhaben Ziel der Aktion Blau Plus ist es, naturnahe Ge- Bereits in 2013 werden die ersten Maßnahmen wässerentwicklung voranzubringen und dieses der Aktion Blau Plus in der Nationalparkregion Anliegen mit den Belangen der Dorfentwicklung, umgesetzt. Wichtiger Stichtag für die Förderung der Umweltbildung, der Landwirtschaft und des ist der 30.6. eines jeden Jahres, um im folgenden Naturschutzes zu verbinden. Das erfordert die Jahr in den Genuss von Fördergeld zu kommen. aktive Mitarbeit der kommunalen Entscheidungs- träger und der interessierten Öffentlichkeit. Diese Projekte sind bereits bewilligt worden, sodass noch 2013 die Umsetzung beginnen kann. Gewässerentwicklung bezieht sich explizit nicht Eine zweite Tranche Projekte wird voraussichtlich nur auf Bachläufe im Wald oder in der freien bis Ende Juni 2013 bewilligt werden und kann Landschaft. Ganz bewusst soll auch in den Dör- dann in die Detailplanung und Umsetzung gehen. fern und Städten das Wasser erlebbar gemacht werden, dort wo die Menschen leben. Damit fl ießen allein über die Aktion Blau Plus in den Jahren 2013 folgende (je nach Bauabschluss) Durch eine Förderung von bis zu 90 Prozent - über 1.269.000 Euro in die Nationalparkregion. auch in Kombination mit anderen Fördertöpfen Insgesamt werden 2013 in den Landkreis Birken-

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 119 Max. Förderfähige Träger Maßnahme Fördersatz Förderbereich-Name Baukosten [%] [Euro]

Aktion Blau ,Technischer Landkreis Hochwasserschutzmaßn. HW-Schutz, 60 75.000 Birkenfeld a.d. Nahe/Idar-Oberstein Gewässerausbau-/ unterhaltung,

Landkreis Wiederherstellung der Durch- WRRL: Hydromorphologie/ 90 50.000 Birkenfeld gängigkeit des Idarbaches Durchgängigkeit

Gewässerpfl ege- und Ent- Landkreis wicklungs- WRRL: Hydromorphologie/ 90 240.000 Birkenfeld massnahmen am Oberlauf der Durchgängigkeit Nahe

Umsetzung WRRL "neue Wasserkörper" WRRL: Hydromorphologie/ VG Birkenfeld 90 342.000 (Hambach, Schwollbach, Durchgängigkeit Siesbach)

Aktion Blau, Renaturierung Mörschbach Technischer HW-Schutz, VG Birkenfeld () 90 50.000 Gewässerausbau-/ unterhaltung,

Aktion Blau, Technischer Strukturverbesserungen am HW-Schutz, VG Herrstein Lauf des Mühlengrabens in 90 38.000 Gewässerausbau-/ Allenbach unterhaltung,

Landkreis Umgestaltung des Nahewehres WRRL: Hydromorphologie/ 90 355.000 Birkenfeld 26, Kunz, Durchgängigkeit

Gewässerunterhaltungs- Landkreis maßnahme an der Nahe, WRRL: Hydromorphologie/ 90 51.000 Birkenfeld Bereich Nohen Durchgängigkeit "Vorrangstrecke 9"

WRRL = EG-Wasserrahmenrichtlinie´, HW-Schutz = Hochwasserschutz

feld für Maßnahmen der Abwasserbeseitigung, phase. Die Wasserwirtschaft hofft hier im nächs- der Trinkwasserversorgung und für Maßnahmen ten Jahr tätig werden zu können und arbeitet mit des Hochwasserschutzes, beziehungsweise für den Projektpartnern an Projektideen. Renaturierungen 5.431.000 Euro fl ießen. Es ist vorgesehen, Mittel in mindestens der bishe- In den Verbandsgemeinden Hermeskeil (Landkreis rigen Höhe in den folgenden Jahren ebenfalls zur Trier-Saarburg) und Thalfang am Erbeskopf (Land- Verfügung zu stellen. Vorhaben in der National- kreis Bernkastel-Wittlich) sind 2013 noch keine parkregion werden mit besonderer Priorität in der Projekte der Aktion Blau Plus in der Bewilligungs- Förderung berücksichtigt.

120 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 8.6 Expertengruppe „Modell-Dörfer“ Neben privaten Investitionen werden im Natio- nalpark auch Projekte von kommunalen Gebiets- körperschaften zur Umsetzung kommen. Hier Für eine erfolgreiche Umsetzung von Vorhaben in steht die Investitions- und Strukturbank (ISB) mit der Fläche und die gezielte und koordinierte Nut- Kommunalkrediten zur Verfügung. zung von Förderprogrammen ist es wichtig, neben den Konzepten und fl ankierenden Instrumenten auch das behördliche Handeln besser zu vernet- 8.7 Modellprojekt „Starke Kommunen zen. Das betrifft die Ebenen der Fachberatung, der – Starkes Land“ fachlichen Stellungnahme, der Priorisierung und Bewertung wie auch der Kommunalaufsicht und Förderung. Das Innenministerium hat einen Wettbewerb zur Teilnahme am Beratungs- und Begleitprojekt Für Vorhaben in der Nationalparkregion wird „Starke Kommunen – Starkes Land“ gestartet. In dazu ein Experten-Netzwerk gebildet. Es besteht der ersten Stufe richtet er sich an Verbandsge- aus Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der ADD, meinden und verbandsfreie Gemeinden. Mögliche der SGD-Nord, den Fachministerien, Kammern, Bewerberpaare sind zwei Verbandsgemeinden Wirtschaftsförderern und lokalen Beratungsstel- beziehungsweise eine Verbandsgemeinde und len. Sie sollen insbesondere auch Modell-Projekte eine verbandsfreie Gemeinde. begleiten und unterstützen. Auch die Einbindung der Hausbanken und des im Landkreis Birkenfeld In dieser Zukunftsinitiative „Starke Kommunen gegründeten regionalen Wirtschaftsrates wird – Starkes Land“ sollen modellhafte Formen der wichtig sein. Angeboten werden direkte Vor-Ort- interkommunalen Zusammenarbeit und der Bür- Beratungen. Die Vorhaben sollen jeweils beispiel- gerbeteiligung in mindestens fünf ausgewählten gebend für andere Kommunen sein und Multipli- Modellräumen bis zum Sommer 2016 entwickelt katorenwirkung entfalten. werden. Die Kenntnis von Orten, Sachverhalten, Program- Ziel ist es, Wege zu einer intensiven und dauer- men und Akteuren soll die Verfahren effi zient und haften interkommunalen Zusammenarbeit zu schnell gestalten. „Das Mögliche ermöglichen“ erkunden. Dazu gehört auch eine effi ziente und dient hierbei als Leitbild. abgestimmte regionale Infrastrukturförderung, die musterhaft für alle Regionen im Land ist. Zu nennen sind hier insbesondere die folgenden Programme: Die erarbeiteten Vorschläge werden getestet und wissenschaftlich ausgewertet. ■ Regionalförderung ■ Mittelstandsförderung ■ Bürgschaftsprogramme 8.8 US-Modernisierungsprogramm ■ Innovationsförderung ■ Venture Capital Im Rahmen des US-Modernisierungsprogramms Das Informationsangebot ist nicht nur als Wirt- werden Zuwendungen für private Modernisie- schaftsförderungsprogramm zu verstehen. rungsvorhaben von durch US-Mieter genutztem Vielmehr solle mit den Instrumenten aus der Wohnraum gewährt. Ziel ist die Schaffung moder- Wohnraumförderung auch Privathaushalte an- nen Wohnraums für Angehörige der US-Streitkräf- gesprochen werden, die Wohneigentum schaffen te in den Umlandgemeinden der Standorte. oder Modernisierungsmaßnahmen umsetzen möchten.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 121 In Anlehnung an die Verwaltungsvorschrift der 8.9 Ökopool Dorferneuerung beträgt die Höhe der Zuwen- dungen je Modernisierungsprojekt 30 Prozent der förderfähigen Kosten. Der Höchstsatz der Förde- Für die Durchführung von Naturschutzmaßnah- rung liegt bei 20.452 Euro pro Wohneinheit (bei men bietet die naturschutzrechtliche Eingriffsre- unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden bis zu gelung mehrere Ansätze. 25.000 Euro). Im Rahmen der Förderung besteht So können Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen eine Zweckbindungsfrist von zehn Jahren für die für Eingriffe in Natur und Landschaft in Genehmi- Vermietung an Angehörige der US-Streitkräfte. gungsverfahren oder aufgrund einer Bauleitpla- Die modernisierten Wohneinheiten stehen somit nung gezielt für Maßnahmen der Landschaftsent- für diesen Zeitraum der US-Seite exklusiv zur wicklung in der Nationalparkregion ausgestaltet Verfügung. werden. Die US-Streitkräfte profi tieren dadurch von Die Pfl ege- und Entwicklungszonen des Groß- modernen und verbindlich verfügbaren Wohn- schutzgebietes bieten vielfältige Ansätze für die einheiten in den Umlandgemeinden. Der Bedarf Umsetzung von Kompensationsmaßnahmen zum Neubau beziehungsweise der Modernisierung aus anstehenden Bauprojekten. Das gilt auch für eigener Wohneinheiten auf dem Gelände des Maßnahmen, die aus Ersatzzahlungen fi nanziert US-Standorts sinkt. Das Land leistet hiermit im werden können. Rahmen des US-Stabilisierungsprogramms einen Innerhalb der Naturzone sind die Möglichkeiten Beitrag zur Stärkung der US-Standorte und den eher begrenzt, soweit es dort um eine Verbesse- damit verbundenen Arbeitsplätzen in der Region. rung des Naturhaushalts durch Nutzungsunterlas- Für das Land Rheinland-Pfalz ergeben sich sung im Sinne der Ziele des Nationalparkgesetzes ebenfalls Vorteile: Der Wohnungsmarkt wird im geht und diese ohnehin geboten sind. Bestand unterstützt; die regionale Wertschöpfung Anders verhält es sich mit Maßnahmen, die aus Mieteinnahmen wird gestärkt. Gleichzeitig zusätzlich zum Tragen kommen, beispielsweise profi tieren die regionale Baubranche und das die Beeinträchtigung von Boden- oder Wasser- Handwerk durch die ausgelösten Investitionen der haushaltsfunktionen ausgleichen sollen. Etwa Wohnungsmodernisierungen. Die Kommunen in im Bereich der Renaturierung von Mooren und der Region werden als attraktive Wohnstandorte Gewässern bieten sich hier im Nationalparkge- im Sinne der Innenentwicklung gefördert. Ein Zu- biet und den umliegenden Bereichen vielfältige zug von US-Familien in die Ortskerne wird unter- Möglichkeiten. Dadurch lässt sich auch die Inan- stützt, einer Ghettoisierung von US-Amerikanern spruchnahme landwirtschaftlicher Flächen bei entgegengewirkt, Integration gefördert. Ausgleichsmaßnahmen reduzieren. In Bezug auf die Nationalparkregion ist eine Maßnahmen der Kompensation müssen zu einer Förderung grundsätzlich in allen Umlandgemein- naturschutzfachlich begründeten Aufwertung den des US-Standorts Baumholder möglich. Die des Zustandes von Natur und Landschaft führen Eignung einzelner Modernisierungsvorhaben prüft und über die Anforderungen der guten fachlichen jedoch einzelfallbezogen die Kreisverwaltung Bir- Praxis hinausgehen. Die „Hinweise zur Durchfüh- kenfeld in Abstimmung mit dem US-Wohnungs- rung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen im amt. Auch Bewilligungen spricht die Kreisverwal- Wald“ (http://www.mulewf.rlp.de/natur/eingriffe- tung Birkenfeld aus. in-natur-und-landschaft/durchfuehrung-von- kompensationsmassnahmen-im-wald/) bieten in Verbindung mit dem Rundschreiben zur „Zusam-

122 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK menarbeit der Forst- und Naturschutzbehörden von Naturschutzmaßnahmen über den Einnah- im Vollzug der Eingriffsregelung“ (http://www. mestand des Kreises hinaus. So können vor- mulewf.rlp.de/fi leadmin/mufv/img/inhalte/natur/ zugsweise auch kreisübergreifende und größere Zusammenarbeit.pdf) eine Reihe von Optionen Naturschutzprojekte(Ökopools) realisiert werden. für geeignete Maßnahmen. Es besteht also die Möglichkeit, Zahlungen, die für Eingriffe im Naturraum geleistet werden, für Ökokonto Maßnahmen in der Nationalparkregion zu bün- Maßnahmen des Ökokontos im Sinne des § deln. Die Naturschutzverwaltung wird hierbei 11 BNatSchG umfassen die kompensatorische einen Schwerpunkt setzen. Aufwertung von Natur und Landschaft im zeitli- chen Vorgriff eines künftigen Eingriffs. Sie können selbstverständlich auch im Umfeld des Natio- 8.10 Bodenordnung und nalparks realisiert werden. Es gelten die gleichen Waldfl urbereinigung Anforderungen wie bei Ausgleichs- und Ersatz- maßnahmen (s. o.). ■ Durch Bodenordnung und Flächenmanage- Ersatzzahlung ment kann die Innenentwicklung von Dörfern Soweit Eingriffe nicht oder in nicht angemesse- begleitet werden. ner Frist kompensiert werden können, hat der ■ Durch Erschließungsmaßnahmen können Verursacher des Eingriffs eine Ersatzzahlung Privatwaldbestände zugänglich gemacht nach § 15 Abs. 6 BNatSchG zu leisten. Nach den werden. Bestimmungen der Landesverordnung über die ■ Durch Waldfl urbereinigung entstehen wirt- Ausgleichszahlung nach § 5 a Landespfl egegesetz schaftliche und besser nutzbare Grundstücks- in der Fassung vom 28.08.2001 werden die Er- formen. satzzahlungen vom Land vereinnahmt und bei der ■ In dem überwiegenden Teil der Gemeinden Landesoberkasse (LOK) in Koblenz geführt. der Verbandsgemeinde Birkenfeld wurden die landwirtschaftlichen Nutzfl ächen in Die Zahlungen sind nach den Vorgaben des dem Zeitraum zwischen 1950 und 1965 im BNatSchG wiederum zweckgebunden für staat- Rahmen von beschleunigten Zusammen- liche Maßnahmen des Naturschutzes und der legungsverfahren neu geordnet. Ortslagen Landschaftspfl ege in dem vom Eingriff betrof- und Privatwaldfl ächen waren zumeist ausge- fenen Naturraum zu verwenden. Projekte und schlossen. Auch im Ostteil der Verbandsge- Maßnahmen aus Mitteln der Ersatzzahlung meinde Herrstein fanden die Neuordnungen werden in der Trägerschaft der Unteren Natur- in den 50 iger und 60er-Jahren statt, wobei schutzbehörde in Auftragsangelegenheit für das sich aber klassische Flurbereinigung und Land durchgeführt; die Unteren Naturschutzbe- beschleunigte Zusammenlegung in etwa die hörden reichen entsprechende Projektanträge ein; Waage halten. Bewilligungsbehörde ist das MULEWF als oberste ■ Die Nachfrage nach Bodenordnung in den Naturschutzbehörde. landwirtschaftlichen Nutzfl ächen der beiden Verbandsgemeinden ist trotz der langen Zeit- Einnahme- und Ausgabestand der Ersatzzahlung räume seit Durchführung der beschleunigten werden im MULEWF für den Zuständigkeitsbe- Zusammenlegungsverfahren eher zurück- reich jeder unteren Naturschutzbehörde geson- haltend. Als Ursache ist anzunehmen, dass dert dokumentiert, sodass ein Mittelrückfl uss in in vielen Gemarkungen nur noch ein bis zwei die Region jederzeit gewährleistet ist. Bewirtschafter auftreten beziehungsweise Die zentrale Verwaltung der Ersatzzahlung als durch Pachttausch unter den Landwirten eine Gesamtbudget durch das MULEWF erlaubt aber hinreichende Arrondierung erreicht wurde. gegebenenfalls auch eine (Vor-)Finanzierung

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 123 ■ Im Kreis Birkenfeld gibt es umfangreiche Diedesbachtales sowie zur Förderung des Privatwaldfl ächen, die überwiegend von Streuobstanbaus. unzureichender oder fehlender Erschließung, ■ Unteres Trauntal: Waldumbau von Fichten- ungünstigen Grundstücksformen und Gemen- beständen, Ausweisung von Uferrandstrei- gelage geprägt sind. Ohne Berücksichtigung fen der Quellbäche und Entwicklung einer der Heckengemeinschaften gibt es allein standortgerechten Ufervegetation, Erhalt und in der Verbandsgemeinde Birkenfeld rund Verbesserung der Lebensbedingungen der 2.880 Hektar und in der Verbandsgemein- typischen Waldtiere sowie der naturnahen de Herrstein rund 1.590 Hektar Privatwald. Waldbiotope (rund 1.150 Hektar Waldfl urbe- Diese Flächen stellen ein großes Potenzial zur reinigung, geplante Einleitung Ende 2013). Steigerung der Holznutzung dar. ■ Mackenrodt: dezentraler regionaler Hochwas- ■ Mit wenigen Ausnahmen fand in den Ortsla- serschutz im Siesbachtal, Bodenmanagement gen der der Verbandsgemeinden Birkenfeld im Streuobstbereich zur Realisierung eines und Herrstein noch keine Dorffl urbereinigung Streuobstlehrpfades als „Bürgerpark“ (PU für statt. Wie in den meisten Gemeinden des gesamte Gemarkung beantragt, rund 400 ländlichen Raumes sind auch hier die Dörfer Hektar, davon 250 Hektar Wald, PU in 2014, durch Abwanderung und Leerstände in den geplante Einleitung 2014). Ortskernen geprägt. ■ : bisher keine Flurbereinigung; Ziele und Grundsätze PU für gesamte Gemarkung einschl. Ortslage beantragt; rund 240 Hektar (jeweils rund 100 ■ In einigen Modelldörfern kann die Innenent- Hektar Landwirtschaftliche Nutzfl äche und wicklung durch Dorffl urbereinigung unter- Wald) PU in 2014; Einleitung 2015. stützt werden. ■ : Antrag einer PU für Waldfl ächen ■ Je nach Bedarf kann Bodenordnung in den (rund 100 Hektar); gegebenenfalls auch Bo- kommenden Jahrzehnten bedarfsgerechte denordnung in LandwirtschaftlichenNutzfl ä- Infrastruktur ermöglichen. chen (rund 200 Hektar) möglich; Einleitung ■ Wasserwirtschaftliche Maßnahmen können frühestens 2015. durch Flächenmanagement unterstützt wer- ■ : Antrag einer PU für Waldfl ä- den (Unterstützung der Aktion Blau Plus und chen, gegebenenfalls auch Bodenordnung Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie). für Landwirtschaftliche Nutzfl ächen (jeweils ■ Die Landesregierung setzt hierfür in der Na- rund 200 Hektar); Einleitung frühestens 2015 tionalparkregion einen besonderen Schwer- gegebenenfalls mit Rimsberg. punkt. ■ Hoppstädten-Weiersbach: Antrag PU für Vorhaben Waldfl ächen liegt vor (rund 700 Hektar); PU nicht vor 2015. Zurzeit befi nden sich folgende Bodenordnungs- verfahren in der Bearbeitung, Vorbereitung bezie- Weitere Maßnahmen hungsweise es sind Anträge auf Projektbezogene ■ Allenbach-Wirschweiler: Erweiterung einer Untersuchung (PU) gestellt: bestehenden Freizeitanlage durch Flächen- ■ Nohen-Naheprogramm: Ausweisung von management zur Anlage eines „Naturent- Uferrandstreifen durch Bodenmanagement deckungspfad“ in den ökologisch hoch- und Durchführung von wasserbaulichen Maß- wertigen Talwiesen; Nutzungskonzept für nahmen durch die Kreisverwaltung Birkenfeld artenreiche Pfeifengraswiesen; Reaktivierung (weiterhin Ausweisung von weiteren Ufer- einer Heidefl äche; Lenkung der Anlage von randsteifen an der Nahe einschließlich der Weihnachtsbaumkulturen durch Ausweisung Zufl üsse). von Aufforstungsblöcken; Ausweisung von ■ Veitsrodt-Mörschied-Herborn: Durchfüh- Uferrandstreifen. rung von Maßnahmen zur Offenhaltung des ■ Börfi nk: In der vom geplanten Nationalpark

124 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK umschlossenen Rodungsinsel Börfi nk befi n- Diese Wertigkeit ist sowohl durch Nutzungsauf- den sich großfl ächige Arnikawiesen, teilweise gabe als auch Nutzungsintensivierung bedroht. als Naturschutzgebiet ausgewiesen: Erwei- Die vorhandenen Niederwälder werden nicht terung des Naturschutzgebietes („Wiesen genutzt. Die vorhandenen Streuobstwiesen sind am Einschieder Hof“), Nutzungsentfl echtung überaltert und teilweise in einem schlechten durch Bodenmanagement, Beseitigung von Pfl egezustand. Das vorhandene, naturschutzfach- Störparzellen, Legitimation einzelner Flurstü- lich hoch wertvolle artenreiche Grünland ist durch cke mit unbekannten Besitzverhältnissen. Nutzungsaufgabe oder Nutzungsintensivierung ■ Unteres Trauntal südlich Abentheuer: Grund- akut in seinem Bestand bedroht. Es wird verstärkt erwerb, Bodenmanagement, Extensivierung, Grünland umgebrochen und die Anbaufl äche mit Offenhaltung ggf. auch durch extensive Energiepfl anzen – vor allem Mais – nimmt zu. Beweidungsprojekte. Vorhandene Schutzgebietsausweisungen, die Arbeit der Biotopbetreuung und Naturschutzpro- 8.11 Nachhaltige Ressourcen- und jekte tragen dazu bei, ihren Bestand zu sichern. In Landnutzung der Praxis reicht das aber nicht aus. Dem Ansatz, naturschutzorientierte Bewirtschaftungskonzepte wie das Bergwiesenheu und das Streuobstprojekt Die Region Hunsrück hat eine herausragende des Landschaftspfl egeverbandes Birkenfeld zu Bedeutung für den bundes- und landesweiten etablieren, kommt daher eine besondere Bedeu- Biotopverbund. Die hohe naturschutzfachliche tung zu. In diesen Bewirtschaftungs- und Ver- Wertigkeit des Gesamtgebietes basiert auf exten- marktungsinitiativen wird der Naturschutzaspekt siven, historisch geprägten Nutzungsformen in erfolgreich als Alleinstellungsmerkmal neben der großen Teilen des Offenlandes wie auch innerhalb Regionalität eingesetzt. der Wälder. Eine verbindende Klammer zwischen National- Wertgebend für den Biotopverbund des National- park und Nationalparkregion ist auch der Erhalt parks mit der Nationalparkregion ist die Vernet- der Biodiversität und der Artenvielfalt. In dem zung aus Waldbiotopen mit Offenlandbiotopen. Nationalpark erfolgt dies in den Naturzonen Sie erstrecken sich von den Höhenlagen des durch natürliche Entwicklung. In den Pfl egezonen Hunsrücks mit ihren Borstgrasrasen und Moors- des Nationalparks und der Kulturlandschaft der tandorten über die Hangfl anken und Quellmulden Nationalparkregion stehen dagegen extensive, der Bachtäler bis in die Seitentäler und über die am Naturschutz orientierte Produktionsweisen Nahe hinweg. im Vordergrund. Sie greifen beispielsweise zurück Neben den geplanten Wildniszonen kommt auf alte Haustierrassen in der Tierhaltung und alte hierbei wertvollen Elementen der gewachsenen Sorten im Getreide, Obst- und Nutzpfl anzenan- Kulturlandschaft wie Arnikawiesen, artenreichem bau. Grünland, Streuobstwiesen und Niederwäldern Es sind bereits erste Lösungsansätze in der Region eine herausragende Bedeutung zu. erarbeitet worden. Vor allem an den Hängen der Seitenbäche von ■ Artenreiches Grünland: In Kooperation mit Nahe und Mosel war die Niederwaldnutzung den Landkreisen Bernkastel-Wittlich und Bir- eine landschaftsbildprägende historische Bewirt- kenfeld sowie der Gemeinde Morbach erstellt schaftungsform mit hoher Bedeutung für den der Landschaftspfl egeverband Birkenfeld e.V. Naturschutz und den Biotopverbund. Im Zuge als Projektträger zurzeit einen Projektantrag des steigenden Brennholzbedarfs kommt der für ein Entwicklungs- und Erprobungsverfah- Niederwaldbewirtschaftung wieder ein stärkeres ren „Synergien zwischen Klimaschutz und Gewicht zu. Grünlandpfl ege“ des Bundesamtes für Natur- schutz. Ziel ist es, durch die energetische Ver-

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 125 wertung des Aufwuchses von artenreichem, tung, energetische Verwertung, Weidefl eisch- naturschutzfachlich wertvollem Grünland vermarktung) teilweise gedeckt werden. dessen rapiden Rückgang zu stoppen und betriebswirtschaftlich tragfähige Bewirtschaf- Vorhaben tungskonzepte zu erarbeiten. Kurzfristig ■ Biotopverbund: Aus einem gemeinsamen An- ■ Sichtung und Bewertung der Flächenpotenzi- trag im Rahmen des Wettbewerbs IDEE.NA- ale durch Land, Kreise und Verbände. TUR des Bundesamtes für Naturschutz ist in der Region folgende Idee entstanden: Es soll ■ Ideensammlung für neue Produkte, Modell- ein großfl ächiger Biotopverbund vom Trup- vorhaben und die Sicherung bestehender penübungsplatz über den Hunsrückkamm Konzepte. Beispielhaft seien genannt: bis hin zur Mosel im Rahmen eines Natur-  Nationalparkbauernhof mit alten Rassen schutzgroßprojektes „Bänder des Lebens im als Musterbetrieb der Biodiversität in Hunsrück“ mit gesamtstaatlicher Bedeutung der Kulturlandschaft und touristisches umgesetzt werden. Die erstellte Projektskizze Zentrum mit Einsatz alter Haustier- und ist auf großes Interesse gestoßen. Pfl anzensorten ■ Niederwald: In der Ortsgemeinde und He-  Waldweideprojekt mit alten Haustierras- ckengesellschaft Mackenrodt besteht eine sen (Glanvieh) oder Wisente als erlebbare große Verbundenheit mit dem Wald. Es be- Waldgeschichte steht Interesse daran, die Niederwaldnutzung  Extensive Rinderweide- und Hüteschaf- unter naturschutzfachlichen Aspekten wieder haltung unter Beteiligung mehrerer aufzunehmen. Schaf- und Rinderhalter zur Erzeugung von hochwertigem Weidefl eisch Ziele und Grundsätze  Anbau alter Getreidesorten (Einkorn, ■ Die unterschiedlichen Kulturlandschaften Emmer, Dinkel, usw.) / Ackerpfl anzen der sollen dauerhaft erhalten und der Erfolg eines Kelten mit interessanten Ableitungspro- regionalen und überregionalen Biotopverbun- dukten wie spezielle Biere, Backerzeugnis- des zwischen Nationalpark und ihn umge- se, Bierbrände bender Kulturlandschaft nachhaltig gesichert  Hunsrücker Köhler-Kohle aus dem tra- werden. Dazu müssen und sollen alte Nut- ditionellen Kohlenmeiler (Langweilerer zungsformen reaktiviert und mit moderner Köhlerfest, In-Wertsetzung vorhandener Technik revitalisiert werden. Außerdem sind Traditionen) neue, innovative Nutzungskonzepte zu entwi- ckeln und zu etablieren.  Nationalparkheu als Premiumprodukt für Pferde- und Kleintierhalter im Rahmen ■ Die Projektentwicklung, -umsetzung und -trä- der Vermarktungsinitiative „Hunsrücker gerschaft erfolgt mit Partnern aus der Region. Bergwiesen-Heu“ ■ Wo möglich und in fi skalischem Eigentum  Marketing-Offensive „Brennholz um die werden die Offenlandfl ächen in den National- Ecke aus der Hecke“ für Niederwaldnut- park aufgenommen und als Pfl egezone aus- zung in der Nationalparkregion gewiesen (Wiesen bei Thranenweier, Wiesen am Neuhof).  Modelldorf Mackenrodt, Streuobst und Niederwald - historische Kulturlandschaft ■ Die naturschutzgemäße Bewirtschaftung die- mit neuem Leben erfüllen ser Flächen erfolgt in Eigenregie oder durch fachlich kompetente Partner (beispielsweise  Energetische Nutzung des Aufwuchses Landschaftspfl egeverbände) von Offenlandbiotopen der Pfl egezone des Nationalparks im Rahmen des E+E- ■ Anfallende Pfl egekosten sollen durch einen Projektes nutzungsorientierten Ansatz (Heuvermark-

126 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK ■ Sichtung von Fördermöglichkeiten und Erstel- entsteht. Er kann gegebenenfalls auch für das len von Vorab-Skizzen für Förderanträge. Fundraising qualifi ziert werden und Maßnahmen Mittelfristig umsetzen. ■ Zusammenfassung der Skizzen zu einem Fundraising soll eine „Win-Win-Situation“ ermög- Gesamtkonzept („Natürlich Natur - Natio- lichen. Nicht nur der Beitrag für den Nationalpark, nalpark Hunsrück“, „Nationalpark Hunsrück sein Umfeld und seine Entwicklung sind ein Ge- – Lebendige Arche“) winn. Auch die Mittelgeber können insbesondere ■ Überführung der Vorab-Skizzen in konkrete in Form von Produktbewerbung und Imagepfl ege Förderanträge profi tieren. ■ Wiederaufnahme der Planungen zum Projekt „Bänder des Lebens im Hunsrück“ Ziele und Grundsätze Bürgerbeteiligung und ehrenamtliches Engage- Langfristig ment sind ein tragender Pfeiler der Organisation ■ Infrastrukturmaßnahmen und Flurbereini- des Nationalparks. gungsverfahren zur besseren Nutzung des Potenzials im Kleinprivatwald Als Fundraising wird die Mittelakquise für den Dritten Sektor (Zivilgesellschaft) verstanden. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Finan- 8.12 Fundraising zierung durch den Ersten Sektor (Staat) für die Arbeitsfähigkeit und Ausstattung der behördli- chen Aufgaben auch von dort geleistet wird. Diese Bei der Standortfi ndung eines möglichen Nati- Aufgabe soll ergänzt werden durch zivilgesell- onalparks in Rheinland-Pfalz wurde der strate- schaftliches Engagement. gische Ansatz einer breiten Kommunikation und Partizipation gewählt. Dies soll sich auch beim Aufgabe des Staates muss es sein, Strukturen zu Aufbau und Betrieb des Nationalparks in Zukunft schaffen und Akteure zu befähigen, sich die Mög- fortsetzen. Das Verständnis von Fundraising für lichkeiten des Fundraisings für den Nationalpark den Nationalpark knüpft hier an. Es will die Parti- zu erschließen. zipation zivilgesellschaftlicher Akteure für den Na- tionalpark fördern und sie in die Lage versetzen, Vorhaben auch eigenständig Mittel zu akquirieren und so Bevor Fundraising-Maßnahmen entwickelt konkrete und aktive Beiträge zu leisten. werden können, ist über eine Organisationsent- wicklung in der Region ein Träger aufzubauen, der An der Schnittstelle Staat/Zivilgesellschaft exis- später Fundraising betreiben kann. Für den Aufbau tieren in der Region Organisationen, die in diesem einer entsprechenden Institution sind daher be- Sinne die Aufgabe des Fundraisings übernehmen reits Finanzierungen erforderlich. Die benötigten könnten. Dies sind sowohl privatrechtliche Orga- Mittel könnten über bestehende Förderinstru- nisationen mit öffentlich/rechtlichen Mitgliedern mente des Landes bereitgestellt werden. Bereits (zum Beispiel Naturpark Saar-Hunsrück) als auch jetzt haben einzelne bundesweite Akteure Interes- öffentlich-rechtliche Institutionen mit zivilge- se daran, dies zu unterstützen. sellschaftlicher Beteiligung (zum Beispiel Kirche oder Stiftungen). Aktuell entwickeln sich weitere Die Zoologische Gesellschaft (ZGF) zivilgesellschaftliche Akteure, die diese Aufga- entwickelt eigenständige Finanzierungswege, um be wahrnehmen könnten. Die Gründung eines den Prozess der Wildnisentwicklung zu begleiten „Freundeskreis Nationalpark Hunsrück e. V.“ lässt und Akteure zu qualifi zieren. Der WWF Deutsch- erwarten, dass hier ein institutionalisierter Träger land möchte die Entwicklung des Nationalparks unterstützen.

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 127 Fundraising bedarf einer guten Qualifi zierung. Hierzu stellt die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz bis zu zehn Stipendien für die Ausbildung an der Fundraising Akademie be- reit. Die Kosten für das Studium liegen bei circa 10.000 Euro pro Person. Die berufsbegleitende Ausbildung dauert zwei Jahre und erfordert eine Anwesenheit in vier einwöchigen Präsenzphasen.

128 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 9. KARTEN UND STATISTIKEN

9.1 Übersicht, Lage in der Region

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 129 9.2 Lage im Naturpark Saar-Hunsrück

130 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 9.3 Nationalparkregion Kilometer , 13.08.2013 Potenzielles Nationalparkgebiet RLP Nationalparkgebiet Potenzielles SL Nationalparkgebiet Potenzielles Verbandsgemeindegrenzen 1 Nationalpark in Rheinland-Pfalz Landeskonzept Hunsrück NLP Verbandsgemeinden / Region Maßstabsleiste 02468 Zeichenerklärung Landesforsten Rheinland-Pfalz - Zentralstelle der Forstverwaltung (ZdF) Forsteinrichtung Koblenz Diese Karte ist gesetzlich geschützt. Vervielfältigungen nur mit Erlaubnis des Herausgebers. - geltenAls Vervielfältigung - auchTeilen z.B. Nachdruck, von Fotokopie, Mikroverfilmung, Digitalisierung, Scannen Speicherung sowie auf Datenträger. Datenquelle Geobasisdaten: Geobasisinformation der undVermessungs- Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz - © 11/2001 Herrstein Idar-Oberstein Herrstein Birkenfeld Morbach Thalfang am Erbeskopf am Thalfang Hermeskeil

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 131 9.4 Außengrenzen / Luftbild

132 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 9.5 Außengrenze / topographische Karte

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 133 9.6 Außengrenzen, Waldbesitzarten und Gemarkungen

134 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 9.7 Baumartenverteilung

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 135 9.8 Standorte von Schulen und Kindertagesstätten

136 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 9.9 Jugendfreizeitstätten und -herbergen

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 137 9.10 Mögliche Info-Punkte

138 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 9.11 Bestehende Optionen für Gebäude- und Betriebsstättennutzung

Landesforsten Rheinland Pfalz

LBB Rheinland-Pfalz Kommune Zweckverband …

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 139 9.12 Übersicht Breitbandversorgung

140 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK Breitbandversorgung über alle Technologien

[in % der Haushalte] ≥ 1 ≥ 2 ≥ 6 ≥ 16 ≥ 50 Kreis VWG Gemeinde Mbit/s Mbit/s Mbit/s Mbit/s Mbit/s Birkenfeld Birkenfeld Abentheuer 96 96 96 80 80 Achtelsbach 91 91 85 0 0 Börfi nk 3 2 2 1 0 Brücken 100 100 100 91 91 Buhlenberg 100 99 99 99 99 Hattgenstein 100 100 100 99 99 Leisel 100 100 100 100 100 Oberhambach 100 100 100 100 100 Rinzenberg 90 57 9 0 0 Schwollen 100 100 100 100 100 Siesbach 89 89 89 87 0 Herrstein Allenbach 100 100 100 99 99 Herborn 82 65 63 62 0 Hettenrodt 100 86 54 51 0 Kempfeld 98 98 95 93 4 Kirschweiler 92 80 70 69 0 Mörschied 99 95 68 63 0 Mackenrodt 84 73 70 68 0 Sensweiler 99 99 95 50 0 Veitsrodt 73 69 66 65 0 Wirschweiler 100 100 66 2 1

Trier-Saarburg Hermeskeil Damfl os 100 100 100 100 16 Neuhütten 100 100 100 99 17 Züsch 100 100 100 96 9

Bernkastel-Wittlich Thalfang am Erbeskopf Hilscheid 99 97 93 0 0 Malborn 100 100 100 93 8

Datenquelle :

Stand der Erhebung: Ende 2012

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 141 9.13 Versuchsfl ächen der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft

142 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 9.14 Gewässer in der Nationalparkregion

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 143 9.15 Statistik zu Gäste- und Übernachtungszahlen

2009

Gäste Übernachtungen Angebotene Betten VG Herrstein 21.896 90.919 911 VG Birkenfeld 65.524 252.438 1.712 VG Thalfang 20.217 93.269 1.025 VG Hermeskeil 18.331 42.180 583 Idar-Oberstein 35.297 68.873 1.002 Morbach 21.564 56.344 596

2010

Gäste Übernachtungen Angebotene Betten VG Herrstein 26.647 106.044 931 VG Birkenfeld 65.200 264.852 1.650 VG Thalfang 18.017 83.802 944 VG Hermeskeil 18.420 43.365 589 Idar-Oberstein 35.092 69.132 941 Morbach 21.880 61.253 644

2011

Gäste Übernachtungen Angebotene Betten VG Herrstein 28.435 111.112 987 VG Birkenfeld 67.069 284.456 1.664 VG Thalfang 18.830 82.195 884 VG Hermeskeil 16.992 39.529 549 Idar-Oberstein 41.327 79.594 938 Morbach 25.463 68.082 625

2012

Gäste Übernachtungen Angebotene Betten VG Herrstein 27.258 107.619 890 VG Birkenfeld 59.677 268.486 1.666 VG Thalfang 17.919 80.735 839 VG Hermeskeil 16.278 36.508 534 Idar-Oberstein 38.414 76.336 919 Morbach 20.516 66.235 593

Quelle: Statistisches Landesamt, Statistische Berichte; erfasst werden Betriebe mit mehr als 9 Betten)

144 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 80000

70000

60000

50000 2009 2010 40000 2011 30000 2012

20000

10000

0

Morbach VG Thalfang VG HerrsteinVG Birkenfeld Idar-Oberstein VG Hermeskeil

Diagramm Gästezahlen

300.000

250.000

200.000 2009 2010 150.000 2011 2012 100.000

50.000

0

Morbach VG Thalfang VG HerrsteinVG Birkenfeld Idar-Oberstein VG Hermeskeil

Diagramm Übernachtungszahlen

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 145 10. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

ISIM Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur MULEWF Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten MWKEL Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung MSAGD Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografi e ELER Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums EFRE Europäischer Fonds für regionale Entwicklung ESF Europäischer Sozialfonds GAK Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes GRW Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ EULLE Entwicklungsprogramm Umweltmaßnahmen, Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Ernährung PAUL Entwicklungsprogramm Agrarwirtschaft, Umweltmaßnahmen und Landwirtschaft LEADER Liaison entre actions de développement de l’économie rurale (Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft) FLLE Förderprogramm der lokalen ländlichen Entwicklung OP Operationelles Programm ISB Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau RPT Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH DEHOGA Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V. IUCN International Union for Conservation of Nature (internationale Union für die Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen) EUROPARC Dachverband der Nationalen Naturlandschaften BfN Bundesamt für Naturschutz NNL Nationale Naturlandschaften NSG Naturschutzgebiet LNatSchG Landesnaturschutzgesetz BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz LZG Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. DRK Deutsches Rotes Kreuz BNE Bildung für nachhaltige Entwicklung GNL Gesellschaft für Naturschutz und Landschaftsökologie e.V. ZNL Zertifi zierte Natur- und Landschaftsführer ZWP Zertifi zierte Waldpädagogen SchUR Schulnahe Umwelterziehungseinrichtung IB Internationaler Bund FÖJ Freiwilliges Ökologisches Jahr FBZ Fortbildungszentrum ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr SPNV Schienenpersonennahverkehr VV-GVFG/ FAG-Stb Verwaltungsvorschrift zur Förderung des kommunalen Straßenbaus

146 KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK LFAG Landesfi nanzausgleichsgesetz LVFGKom Landesverkehrsfi nanzierungsgesetz – Kommunale Gebietskörperschaften BVWP Bundesverkehrswegeplan ODR Richtlinien für die rechtliche Behandlung von Ortsdurchfahrten LBM Landesbetrieb Mobilität GRW Grundsätze und Richtlinien für Wettbewerbe auf den Gebieten der Raumplanung, des Städtebaus und des Bauwesens DHH Doppelhaushalt KV Kreisverwaltung PU Projektbezogene Untersuchung LN Landwirtschaftliche Nutzfl äche NN Normal Null LIFE L'instrument fi nancier pour l'environnement FFH Flora-Fauna-Habitat FAWF Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft LUWG Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht LGB Landesamt für Geologie und Bergbau LWTG Landesgesetz über Wohnformen und Teilhabe DSHS Deutsche Sporthochschule Köln BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland NABU Naturschutzbund Deutschland POLLICHIA Naturschutzverein in Rheinland-Pfalz GNOR Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz SDW Schutzgemeinschaft deutscher Wald LJV Landesjugendvertretung WWF Worldwide Fund for Nature ADD Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion SGD Struktur und Genehmigungsdirektion KMU Kleine und mittlere Unternehmen LAG LEADER-Aktionsgruppe SWOT Analyseinstrument für strategische Planung LEP IV Landesentwicklungsprogramm 4 NGA Next Generation Access LTE Long-Term-Evolution LK Landkreis Abw.-Anl. Abwasser-Beseitigungsanalyse FöRiLi Förderrichtlinie WZV Wasserzweckverband BMELV "Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz" DLG Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft THV Tourismus- und Heilbadverband Rheinland-Pfalz DRV Deutscher Reiseverband VRT Verkehrsverbund Region Trier RNN Rhein-Nahe-Nahverkehrsverbund NVG Nahverkehrsgesetz DB AG Deutsche Bahn AG

KONZEPT DER LANDESREGIERUNG ZUR EINRICHTUNG EINES NATIONALPARKS IM HUNSRÜCK 147 VCD Verkehrsclub Deutschland GRW Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ DLR Dienstleistungszentren ländlicher Raum AFLUE Automatisierte Flächenübersicht VV-Dorf Verwaltungsvorschrift der Dorferneuerung DE Dorferneuerungsgemeinde mit Konzept IMS Investitions- und Maßnahmenschwerpunkt (Schwerpunktgemeinde) WRRL Wasserrahmenrichtlinie HW-Schutz Hochwasserschutz LOK Landesoberkasse ZGF Zoologische Gesellschaft Frankfurt

Kaiser-Friedrich-Straße 1 55116 Mainz

[email protected] www.mulewf.rlp.de