Bahn GRIMSELTUNNEL

Grimseltunnel verbindet Schmalspurnetze im Alpenraum

Tragende Idee des Grimseltunnels ist die gemeinsame Heutiges Angebotskonzept – lange Wintersperre Nutzung durch eine Schmalspurbahn und durch die Der Grimseltunnel verbindet das östliche Berner Oberland heute über die Grimsel laufende Höchstspannungs­ und das Goms – zwei Regionen, die heute während rund leitung. Dank der Synergie der Parallelführung liegen 7 Monaten keine Verbindung haben. Die Kantonsstrasse auf die Kosten für beide Infrastrukturen auf einem attrak­ der Berner Seite ist zudem stark Naturgefahren ausgesetzt. tiven Niveau. Das vorliegende «Faktenblatt Bahn» Das führt im Winter wie im Sommer öfters zu Sperrungen. thematisiert verschiedene Bahn-Aspekte. Wegen Lawinengefahr ist das Obergoms im Winter häufig weder auf der Strasse noch per Bahn erreichbar. Im Alpenraum sind die die Schweizer Schmalspurbahnen das Rückgrat der Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr. Zwischen (BE) und Innertkirchen (BE) verkehrt die Die Rhätische Bahn (RhB), die Zentralbahn (zb), die Matter- Meiringen-Innertkirchen-Bahn (MIB) tagsüber halbstündlich. horn-Gotthard-Bahn (MGB) und die Montreux-Berner Ober- Postautos ab Innertkirchen bis (BE) verkehren land-Bahn (MOB) stellen den entsprechenden Service public übers ganze Jahr hinweg täglich 9 Kurspaare. Im Sommer sicher. Der Grimseltunnel verbindet diese Schmalspurnetze sind es bis zu 14 Kurspaare, 13 davon bis Handeck (Gelmer- zu einem einzigen zusammenhängenden, 850 Kilometer bahn). In Meiringen schliessen die Linien der Zentralbahn langen Bahnnetz im Alpenraum und verbessert so die nach (IR und Regio) sowie Luzern (IR) an. Die MIB Erreichbarkeit dieser Regionen. vermittelt primär Anschlüsse auf die Züge von/nach Interlaken.

Abb. 1: Der Grimseltunnel zwischen Meiringen und Oberwald verbindet die Schmalspurnetze im zentralen Alpenraum. Hier ein Ausschnitt aus dem aktuellen grafischen Fahrplan der Schweiz (Quelle: sma+Partner).

1 Grimseltunnel verbindet Schmalspurnetze im Alpenraum

Während 4 Monaten im Sommer verkehren über die Grimsel- der vom Volk gutgeheissenen Vorlage zur Finanzierung und Passstrasse 4 Postauto-Kurspaare von Meiringen nach Ober- zum Ausbau der Bahninfrastruktur (FABI) der strategischen wald (VS). Ab Oberwald besteht während dieser Zeit Stossrichtung «Die Erreichbarkeit der Tourismusregionen Anschluss zu den Zügen der Matterhorn-Gotthard-Bahn und die Grundversorgung ländlicher Räume sind sicherzu- nach Brig und Andermatt. Abbildung 1 zeigt das heutige stellen» zuordnen. Angebot. Eingleisige Neubaustrecke Neues Angebotskonzept – Stundentakt Der Grimseltunnel ist das zentrale Element einer rund Das neue Angebot dank Grimseltunnel bietet stündliche Zug- 22,6 km langen Schmalspur-Neubaustrecke (1-m-Spur). verbindungen zwischen Meiringen und Oberwald. Zwischen Die Neubaustrecke liegt zwischen der heutigen Haltestelle Meiringen und Innertkirchen verdichtet eine Verlängerung «Innertkirchen (KWO)» der Meiringen-Innertkirchen-Bahn der heutigen Regionalzüge Interlaken-Meiringen das Angebot (MIB) und der östlichen Einfahrt in den Bahnhof Oberwald nach Innertkirchen, so dass das heutige Angebot beibehal- der Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB). Von diesen 22,6 km ten wird. Die Züge Meiringen-Oberwald haben in Meiringen verläuft die Neubaustrecke über rund 21,7 km in einem gute Anschlüsse von/nach Luzern sowie Interlaken. In Ober- Einspurtunnel. Beide Bahnen (zb und MGB) fahren mit wald gibt es Anschlüsse nach Brig und Andermatt. Direkte Wechselstrom. Die Stromspannung bei der zb beträgt Verbindungen sind in Zeiten mit grosser Nachfrage anzustre- 15 Kilovolt / 16,7 Hertz und bei der MGB 11 Kilovolt / 16,7 ben. So erhalten Interlaken und Luzern direkte Anschlüsse Hertz. Die neue Strecke wird mit Wechselstrom gespiesen. an den Glacier Express. Bei der MIB braucht es eine Umspannung von heute Gleichstrom 1200 Volt auf Wechselstrom. Somit können Die Neubaustrecke Innertkirchen-Oberwald schliesst die beide Bahnen die gesamte Strecke von Meiringen nach Schmalspurbahnlücke zwischen der Zentralbahn und der Oberwald fahren. Matterhorn-Gotthard-Bahn. Damit lassen sich attraktive und schnelle Verbindungen realisieren (Abbildung 2). Für Luzern die folgenden 5 Verbindungen hat die SBB im Auftrag der 39 55 21 05 Grimselbahn AG in enger Zusammenarbeit mit der Zentral- 12 6 19 42 bahn und der Matterhorn-Gotthard-Bahn eine detaillierte 41 16 04 2 36 Fahrplanstudie durchgeführt. 5533 7 2206 Interlaken Ost 24 51 Meiringen 14 45 – Andermatt-Oberwald-Meiringen 45 10

– Andermatt-Oberwald-Meiringen-Interlaken 5

– Brig-Oberwald-Meiringen 03 34 53 21 Innertkirchen – Brig-Oberwald-Meiringen-Interlaken 03 54 – Andermatt-Oberwald-Meiringen-Brünig-Luzern Neuer Grimseltunnel Haltestelle Guttannen Länge: 21.7 km Haltestelle Handeck Die Studie zeigt: Der Grimseltunnel verbessert die Erschlies- 40 20 sung von Guttannen und macht sie wintersicher. Gleich­ 50 17 04 06 2 34 40 20 17 24 35 19 36 2 42 17 zeitig verbessert sich die Vernetzung des östlichen Berner Brig (MGB) 10 52 52 39 23 Andermatt 30 08 Oberlands und des Oberwallis mit der Gotthardregion und Oberwald 54 der Zentralschweiz deutlich. Interlaken und Luzern erhalten einen direkten Anschluss an den Glacier Express. Fahrzeiten Abb. 2: Das neue Angebotskonzept. Lesebeispiel: In Innertkirchen fährt verkürzen sich (Abbildung 3). Zudem ermöglicht der Grimsel- der Zug um .03 h ab und kommt um .40 h in Oberwald an. In Oberwald tunnel die schnellste Verbindung aus dem Berner Oberland fährt der Zug um .04 h oder .35 h weiter Richtung Brig. In Richtung (inkl. Thun) in die Leventina. Das Projekt lässt sich gemäss Andermatt verlässt der Zug Oberwald um .52 h oder .19 h.

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Heute 2 h 39' Interlaken–Oberwald Nachher 1 h 16'

Heute 4 h 05' Interlaken–Airolo Nachher 2 h 59'

Heute 3 h 20' Interlaken–Andermatt Nachher 2 h 10'

Heute 3 h 17' Meiringen–Oberwald Nachher 35'

Heute 2 h 22' Oberwald–Thun Nachher 1 h 52'

Abb. 3: Der Grimseltunnel verkürzt Fahrzeiten bis zu mehreren Stunden.

Haltestellen sind in Guttannen, und Handeck geplant. Im Fahrplanangebot mit maximal 1.5 Millionen Plätzen Tunnel ist eine Kreuzungsstelle vorgesehen. Das maximale Für das Fahrplanangebot wurde mit folgenden Zugzahlen Längsgefälle beträgt 59 ‰. Demnach kann die ganze gerechnet: Neubaustrecke im Adhäsionsbetrieb gefahren werden. Das – Meiringen-Oberwald: 14 Züge/Tag und Richtung Lichtraumprofil entspricht den Ausführungsbestimmungen – Oberwald ab, jeweils von 06.40 h – 19.40 h zur Eisenbahnverordnung des Bundesamts für Verkehr (BAV) – Meiringen ab, jeweils von 06.45 h – 19.45 h für das Meterspurprofil A. Da zb und MGB über ungleiche Zahnstangensysteme verfügen, sind durchgehende Fahrten Pro Jahr ergibt das gemeinsam in beide Richtungen 10 220 (z.B. Zermatt-Luzern) nicht möglich. Es müsste je nach Fahr- Züge. Das entspricht einem maximalen Platzangebot von ca. plankonzept in Oberwald oder in Meiringen umgestiegen 1,5 Millionen Plätzen pro Jahr bei einer vollen Auslastung werden. aller Züge.

Wird in einem späteren Zeitpunkt das Rollmaterial der Gesellschaften zb, MGB und RhB harmonisiert – entspre- chende Abklärungen sind im Gang –, müsste je nach Verbin- dung in Meiringen oder in Oberwald nicht mehr umgestie- gen werden. Gegenüber der aktuellen Projektauslegung liessen sich mit neuem Rollmaterial auch höhere Geschwin- digkeiten bei talwärts fahrenden Fahrzeugen erreichen. Beide Effekte zusammen führen zu kürzeren Fahrzeiten (neu Oberwald-Meiringen in ca. 26 statt 35 Minuten), besserem Kundennutzen und einer wirtschaftlicheren Produktion.

Mögliches Rollmaterial Aufgrund des Meterspurprofils A und des Wechselstrom- Betriebs wurde für die weitere Projektauslegung ein Zugstyp für Adhäsion und Wechselstrom zugrunde gelegt. Die Zugs- länge wurde mit 54 m definiert. Ein Zug hat eine Sitzplatz- kapazität von 147 Personen. Die Gemeinde Guttannen erhält eine wintersichere Bahnverbindung.

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Das Fahrplanangebot stützt sich auf das mögliche Potenzial Es sind keine Güterzüge vorgesehen. Ausnahmen (z.B. Son- des Personenaufkommens, das die Universität St. Gallen dertransporte der Kraftwerke AG KWO) wären ermittelt hat (Institut für Systemisches Management und ausserhalb der Betriebszeiten möglich. Eine separate Studie Pubic Governance, Tourismus und Dienstleistungsmanage- weist nach, dass ein Autoverlad nicht wirtschaftlich betrie- ment, Prof. Dr. Christian Laesser). Die Studie rechnet mit ben werden kann. einem jährlichen Potenzial von 400 000 Personendurch- schnittlich tägliche Verkehrsstärke. Gemäss der Zeitschrift Mögliche Betreiber «Regionale Schienen» (Ausgabe 2-2016) handelt es sich Welche Gesellschaft dereinst die Infrastruktur bauen und dabei um eine konservative Schätzung. Die Grimselbahn AG betreiben wird, ist heute noch offen. Die beiden Gesell- hat sämtliche Berechnungen (u.a. quantitative Risiko­analyse) schaften zb und MGB bekunden Interesse. Die Frage muss für das Projekt auf der Basis dieses Passagieraufkommens mit dem Bundesamt für Verkehr abgesprochen werden. durchgeführt. Welche Destinationsverbindungen sich künf- tig prioritär entwickeln, hängt nebst der Basiserschliessung auch stark von den touristischen Angeboten ab. Im Abschnitt Innertkirchen-Guttannen wird von einer täglichen Nachfrage von 1205 Personen pro Tag (durchschnittlich tägliche Ver- kehrsstärke DTV) ausgegangen, im Abschnitt Guttannen- Oberwald von 1014 Personen.

Grimselbahn AG, Weitere Informationen 20.09.2018 Grimseltunnel-Komitee@grimseltunnel unter www.grimseltunnel.ch 4