Festakt 3. Oktober 2020
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Veranstaltungen des Sächsischen Landtags Heft 71 FESTAKT zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2020 Nationalhymne Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland! Danach lasst uns alle streben, brüderlich mit Herz und Hand! Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand: Blüh’ im Glanze dieses Glückes, blühe, deutsches Vaterland! FESTAKT zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2020 im Plenarsaal des Sächsischen Landtags Festredner: Arnold Vaatz, DDR-Bürgerrechtler und Mitglied des Deutschen Bundestages Es musizierte das Streichquartett Crazy Harmony – Rahel Weiler (Violine), Amira Kamil (Violine), Elisa Olbrich (Viola) und Diana Moldovan (Violoncello). Inhalt Begrüßungsrede Impressum: »Friedliche Revolution und parlamentarische Demokratie Herausgeber: Sächsischer Landtag als zivilisatorische Leistungen« Verfassungsorgan des Freistaates Sachsen Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Präsident des Sächsischen Landtags, Protokoll und Besucherdienst Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 Dr. Matthias Rößler ........................................ 6 01067 Dresden Der Freistaat Sachsen wird in Angelegenheiten Ansprache des Sächsischen Landtags durch den Präsidenten Dr. Matthias Rößler vertreten. »Wir leben heute im besten Deutschland, was wir je hatten« Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Tel. 0351 493-50 [email protected] Michael Kretschmer ........................................ 12 www.landtag.sachsen.de twitter.com/sax_lt instagram.com/sachsen_landtag Vorstellung des Festredners V.i.S.d.P.: Ivo Klatte, Sächsischer Landtag, Arnold Vaatz ............................................. 20 Anschrift s. o. Redaktion: Dr. Thomas Schubert, Tabea Buckard, Festrede Sächsischer Landtag, Anschrift s. o. »Die Deutsche Einheit war keineswegs eine zwingende Folge Fotos: Stephan Floss, www.stephanfloss.com; Arnold Vaatz im Porträt: unserer Herbstrevolution« Jan Kopetzky, www.jankopetzky.de DDR-Bürgerrechtler und Mitglied des Deutschen Bundestages, Gestaltung, Satz: Ö GRAFIK agentur für marketing und design, Arnold Vaatz ............................................. 22 www.oe-grafik.de Druck: Sächsischer Landtag, Anschrift s. o. Diese Publikation wird vom Sächsischen Landtag im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit herausgegeben. Sie ist kostenfrei erhältlich. Eine Verwendung für die eigene Öffentlichkeitsarbeit von Parteien, Fraktionen, Mandatsträgern oder zum Zwecke der Wahlwerbung ist – ebenso wie die entgeltliche Weitergabe – unzulässig. | 4 | | 5 | »Friedliche Revolution und parlamentarische Demokratie als zivilisatorische Leistungen« Begrüßungsrede des Präsidenten des Sächsischen Landtags, Dr. Matthias Rößler Liebe Bürgerinnen und Bürger, sehr geehrter Herr Ministerpräsident, sehr geehrter Herr Präsident des Verfassungsgerichtshofes, lieber Arnold Vaatz, verehrte Abgeordnete, Staatsministerinnen und Staatsminister sowie Repräsentanten und Mitglieder der Verfassungsorgane und des Konsularischen Corps, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich, dass Sie meiner Einladung zur Feierstunde des Sächsischen Landtags aus Anlass des 30. Tages der Deutschen Einheit und des 30. Ju- biläums der Wiederbegründung des Freistaates Sachsen gefolgt sind und begrüße Sie ganz herzlich hier im Plenarsaal unseres Parlaments. Heute vor 30 Jahren wurde die gespaltene deutsche Nation unter dem Zutun vieler in Ost und West friedlich wiedervereint. Das Jahr 2020 ist für uns ein besonderes Jubiläumsjahr – in Deutschland wie in Europa. Der »Eiserne Vorhang« hob sich 1990 europaweit, Länder und Völker errangen friedlich ihre Freiheit, ein unverhoffter, aber guter Zeitenbruch durchzog unseren Kontinent. Wir Deutschen fanden uns als freies Land in der Mitte Europas wieder, umgeben von befreundeten Staaten, ausgestattet mit einer großen, vielleicht sogar mit einer einmaligen historischen Chance. Wir können, so sagte es uns Ulrich Wickert hier im letzten Jahr, »stolz sein auf einen Tag, der in der deutschen Identität an eine Friedliche Revolution erinnert und daran, dass das Volk die Freiheit erkämpft hat«. Der 3. Oktober 1990 ist unser aller Tag der Deutschen Einheit. Er ist aber auch ein historisches Datum für den Freistaat Sachsen. An diesem | 6 | Begrüßungsrede des Landtagspräsidenten Tag wurde das Land Sachsen auf der Albrechtsburg zu Meißen wieder- gegründet, der Wiege des sächsischen Staates. Zwar endete in der DDR erneut die jahrhundertealte Tradition sächsischer Staatlichkeit unter der Knute einer Diktatur. Was aber nicht gebrochen werden konnte, das war eine tief verwurzelte sächsische Identität, das war eine lange säch- sische Geschichte. Es ist aus heutiger Sicht somit nicht verwunderlich, damals war es ganz und gar verwegen, dass nach dem Fall der Berliner Mauer am 9. Novem- ber 1989 alsbald Rufe nach einer Wiedererrichtung des Landes Sachsen laut wurden. Neben der Freiheit war 1989/1990 die Länderneubildung eine entscheidende Errungenschaft. Wir kehrten zur historischen Normalität sächsischer Staatlichkeit zurück. Begrüßungsrede des Landtagspräsidenten | 7 | Seien wir dankbar, dass für uns vor 30 Jahren die Geschichte so gut aus- gegangen ist. In Belarus sehen wir heute, wie hart der friedliche Kampf für Demokratie und Freiheit sein kann. Hier müssen wir demokratische Soli- darität zeigen, das lehrt uns die eigene Vergangenheit. Das weißrussi sche Volk soll sehen, dass es in seiner friedlichen Revolution nicht alleinsteht. Vor diesem Hintergrund und weil unsere Errungenschaften des Jahres 1990 heute zu unserem großen Glück für die allermeisten eine Selbst- verständlichkeit sind, weil man in Sachsen gut lebt, weil man hier seine Heimat hat, weil man hier Freiheit und Stabilität genießt, ist es immer wieder geboten, auf die Anfänge zu schauen. Die Menschen in der DDR haben sich 1989 selbst aus der Diktatur befreit, sie haben die Gunst des historischen Augenblicks genutzt. In der Friedlichkeit ihres Vorgehens lag eine ungemeine zivilisatorische Leis- tung. Es war zuerst ein ziviler Ausbruch »vieler Unbekannter, zahlloser Namenloser«, dann ein politischer Aufbruch einiger Engagierter und Motivierter. In Sachsen haben die Akteure der Friedlichen Revolution maßgeblich die Landesgründung 1990 mitbestimmt und sie nicht jenen überlassen, die in den Jahren zuvor politisch wie moralisch gescheitert waren. Sachsen wurde 1990 im Geiste der Friedlichen Revolution demo- kratisch wiedererrichtet. Das ist und bleibt unsere große zivilisatorische Errungenschaft und die historische Leistung der Sachsen selbst! Das Wissen um diese Wiederentstehung des Landes Sachsen, um die Herkunft unserer politischen Selbstbestimmung muss ein fester Teil unseres historischen Erbes, unserer Erinnerungskultur sein. Was 1990 zur Wiedergründung Sachsens führte, das wurzelte in einem tiefen zivilen Bürgersinn. Er leitete das Denken und Handeln vor 30 Jahren. Er ließ damals Menschen wie den heutigen Festredner Arnold Vaatz vorwärtsdrängen. Dieser zivile Bürgersinn bewirkte den couragierten Auf- bau der parlamentarischen Demokratie als eine für die Freiheit und ge- gen jedwede Diktatur aufgestellte Regierungsform. Von Karl Popper stammt der Satz: »Institutionen sind wie Festungen. Sie müssen nach einem guten Plan entworfen und mit einer geeigneten Mannschaft besetzt sein.« Genau darum ging es uns 1990. Das neue politische Gemeinwesen sollte nach bestem Wissen und Gewissen be- schaffen sein. Es sollte möglichst wenig von dem Alten und viel Neues haben. Die Institutionen und Verfahren der Demokratie sollten den Bürgern dienen, ihnen Freiheit und damit Wohlstand ermöglichen. | 8 | Begrüßungsrede des Landtagspräsidenten Mit einer gehörigen Portion Demut sehe ich heute, 30 Jahre später, wie die damals geschaffene parlamentarische Demokratie diesen hehren Anspruch weithin erfüllt, wie sie gesund atmet, wie sie lebt, wie sie in Problemlagen handelt und die Zukunft im Blick hat. Nehmen Sie etwa die Corona-Krise, die so viele Menschen in ihrem Leben hart getroffen hat. Wir haben sie in Deutschland bislang unter dem Einsatz großer Kräfte gut beherrschen können – bei allen mensch- lichen Irrtümern in so einer Situation. Eben weil unsere Wirtschaft stark, unser Sozialsystem belastbar ist, weil wir ein leistungsfähiges Gesund- heitssystem haben, weil die politischen Institutionen ihre Arbeit tun, weil die allermeisten Menschen vernünftig und solidarisch sind. Es gibt viele Gründe, um im 30. Jahr der Einheit auf unser Land und seine Menschen stolz zu sein, die breite Solidarität in der Corona-Pande mie ist ein solcher Grund. Es ist eine »aufregende und vor allem aufgeregte Zeit«, wie der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse neulich schrieb, eine Zeit voller Streit, Kritik und Wut. Es ist aber in erster Linie eine Zeit, in der sich unsere demokratische Gesellschaft bewährt, da bin ich mir sicher. Zu Beginn dieses Jahres habe ich betont, verantwortlich handelnde Politik heißt immer positive Verantwortung den Menschen und dem Land Begrüßungsrede des Landtagspräsidenten | 9 | gegenüber. Sie meint ebenso Zuversicht und Zukunftswille. Ich wieder- hole das, weil ich finde, dass in unserem Land zu viel von Abstieg und Niedergang geredet wird, erst recht seit Ausbruch der Corona-Krise. Wo man nur hinsieht, finden sich negative Projektionsflächen für alles Mög- liche. Meine Damen und Herren, 30 Jahre nach der Deutschen Einheit und der Wiedergründung des Freistaates Sachsen sollten wir alle miteinander mehr Zutrauen in unser Land und seine Menschen haben – erst recht, wenn es mal schwierig wird. Ein vernünftiges, ein maßvolles Herangehen zeichnet nämlich