Landkreis

Nahverkehrsplan 4. Fortschreibung für den Zeitraum 2017 - 2022

Endfassung nach Beschluss im Kreistag 27.09.2017

Landkreis Eichsfeld

Nahverkehrsplan 4. Fortschreibung für den Zeitraum 2017 - 2022

Endfassung nach Beschluss im Kreistag 27.09.2017

Auftraggeber: Landratsamt Eichsfeld Referat für Wirtschafts- und Wohnungsbauförderung Leinegasse 11 37308

Auftragnehmer: Mathias Schmechtig NahverkehrsConsult Dipl.-Ing. Mathias Schmechtig Wilhelmshöher Allee 274, 34131 Kassel Tel.: 0561 – 988 349-65 Fax: 0561 – 988 349-68 Mail: [email protected]

www.mathias-schmechtig.de

Bearbeiter: Mathias Schmechtig (Projektleitung) Ekaterina Moser

Landkreis Eichsfeld: Nahverkehrsplan - 4. Fortschreibung für den Zeitraum 2017 - 2022 ______

Inhalt:

1 Übergeordnete Rahmenvorgaben ...... 1 1.1 Begriffsbestimmung ...... 1 1.2 Gesetzliche Grundlagen ...... 1 1.2.1 Verordnung (EG) Nr. 1370/ 2007 ...... 1 1.2.2 Personenbeförderungsgesetz ...... 2 1.2.3 Thüringer Gesetz über den öffentlichen Personennahverkehr ...... 2 1.2.4 Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen ...... 3 1.3 Ziele der Raumordnung und Landesplanung ...... 4 1.3.1 Landesentwicklungsprogramm ...... 4 1.3.2 Regionalplan ...... 6 1.4 SPNV-Nahverkehrsplan Thüringen ...... 6 1.5 Klimaschutzkonzept ...... 7 2 Raumstrukturanalyse ...... 8 2.1 Zentralörtliche Gliederung ...... 8 2.2 Siedlungsstruktur und Einwohner ...... 9 2.3 Schulstandorte ...... 12 2.4 Einzelhandel und Versorgung ...... 13 2.5 Tourismus ...... 14 2.6 Motorisierungsgrad ...... 15 3 Analyse des ÖPNV-Angebotes...... 16 3.1 Schienenpersonennahverkehr ...... 16 3.2 Verknüpfung zwischen Bus- und Bahnverkehr ...... 19 3.3 Straßenpersonennahverkehr ...... 21 3.3.1 Organisations- und Tarifstruktur ...... 21 3.3.2 Bedienungsangebot im Busverkehr ...... 23 3.3.3 Prüfauftrag „Modifikationen im Stadtbusverkehr Heilbad Heiligenstadt“ aus dem NVP 2013...... 26 4 Fahrgastnachfrage und Verkehrsleistung ...... 28 4.1 Gesamtnachfrage...... 28 4.2 Räumliche Nachfrage im Jedermannverkehr ...... 29

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4.3 Erfolgskennwerte ...... 31 4.3.1 Fahrplanangebot und Fahrleistung ...... 31 4.3.2 Wirtschaftlichkeit ...... 33 5 Bewertung des StPNV ...... 35 5.1 Fahrzeugausstattung ...... 35 5.2 Entwicklung der Haltestelleninfrastruktur ...... 36 5.3 Erfüllung der Qualitätsstandards des NVP 2013 ...... 37 5.4 Bedienungsqualität...... 41 6 Abschätzung des zukünftigen Fahrgastaufkommens ...... 44 6.1 Bevölkerungsentwicklung ...... 44 6.2 Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Mobilität...... 46 6.3 Prognose der Nachfrageentwicklung ...... 47 7 Verkehrspolitische Zielsetzungen ...... 48 8 Festlegung des integrierten Gesamtnetzes „Regional- und Stadtverkehr Landkreis Eichsfeld“ ...... 50 8.1 Linien des Gesamtnetzes ...... 50 8.2 Grundsätzliche Begründung ...... 51 8.3 Verkehrliche Gründe ...... 52 8.4 Integrierte Dienstleistungen ...... 53 8.5 Betriebliche und ökonomische Gründe ...... 54 8.6 Vergabe ...... 54 9 Anforderungsprofil ...... 55 9.1 Grundsätze ...... 55 9.2 Verfügbarkeit des Fahrplanangebotes und Pünktlichkeit ...... 55 9.3 Anforderungen an die Verkehrsdurchführung ...... 56 9.3.1 Rechnergestütztes Betriebsleitsystem ...... 56 9.3.2 Betriebshof ...... 57 9.3.3 Betriebsleitstelle...... 58 9.3.4 Verantwortlicher Ansprechpartner auf Seiten des Betreibers ...... 59 9.3.5 Betrieb, Verspätungs- und Störfallmanagement ...... 59 9.3.6 Umleitungsmanagement...... 60 9.4 Anforderungen an das Fahrpersonal ...... 60 9.5 Fahrscheinvertrieb ...... 61

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9.6 Kundenservice ...... 61 9.6.1 Beschwerdemanagement ...... 61 9.6.2 Kundenbetreuung und Fahrgastinformation ...... 62 9.6.3 Zusammenarbeit mit lokalen Netzwerken ...... 64 9.6.4 Durchführung von Busschulungen ...... 64 9.7 Fahrzeuganforderungen ...... 65 9.7.1 Allgemein ...... 65 9.7.2 Anforderungen an die Fahrzeugausstattung ...... 65 9.7.3 Werbung an und in den Fahrzeugen ...... 68 9.7.4 Fahrzeugzustand und -reinigung ...... 69 9.8 Qualitätsmanagement/ Berichtswesen ...... 69 9.8.1 Qualitätssicherungsvertrag ...... 69 9.8.2 Berichtswesen ...... 70 9.8.3 Qualitätskontrollen und -sicherung ...... 70 9.9 Anforderungen an die Auslastung der Platzkapazitäten ...... 70 9.10 Anforderungen an die Durchführung des Schulverkehrs ...... 72 10 Barrierefreiheit im StPNV im Landkreis Eichsfeld ...... 73 10.1 Grundlagen ...... 73 10.1.1 Belange der Barrierefreiheit ...... 73 10.1.2 Schaffung barrierefreier Wegeketten ...... 75 10.1.3 Anforderungen von Nutzergruppen mit unterschiedlichen Mobilitätseinschränkungen ...... 76 10.2 Zielsetzungen und Leitsätze zur Schaffung eines „vollständig barrierefreien StPNV“ im Landkreis Eichsfeld ...... 79 10.2.1 Anforderungen an die barrierefreie Ausstattung der Fahrzeuge ...... 83 10.2.2 Anforderungen an die barrierefreie Gestaltung der Haltestellen ...... 83 10.3 Prozess zur Schaffung der Barrierefreiheit an Haltestellen ...... 85 10.3.1 Haltestellenkatalog ...... 87 10.3.2 Ausnahmen von der vollständigen Barrierefreiheit an Haltestellen .... 90 10.3.3 Verfahren zur Prioritätenbildung ...... 91 11 Anregungen der Nachbaraufgabenträger zur Optimierung des StPNV-Angebotes93

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Tabellen

1 Raumstrukturelle Eckdaten (jeweils zum Stichtag 31.12.2015) ...... 9 2 Einwohnerentwicklung der Städte/ Gemeinden/ Landgemeinden >1.500 EW (jeweils zum Stichtag 31.12.) ...... 10 3 Anzahl der Fahrschüler im StPNV je Schulbereich im Landkreis Eichsfeld (Schuljahr 2016/ 17, Stand 12.2016) ...... 13 4 Übersicht SPNV-Angebot (Stand 01.12.2016) ...... 16 5 Übersicht Verknüpfung zwischen Bus- und Bahnverkehr (Stand 01.12.2016) 19 6 Ticketarten und Fahrpreise im StPNV (Stand 01.09.2014) ...... 22

7 Gemeindebezogene Nachfrage (Einsteigerquote im Jedermannverkehr in den Gemeinden und Städten ab 1.000 Einwohner)...... 30 8 Erfüllung der Qualitätsstandards (Fahrzeuganforderungen) des Nahverkehrsplans 2013 – 2018 ...... 38 9 Erfüllung der Qualitätsstandards (Fahreranforderungen) des Nahverkehrsplans 2013 – 2018 ...... 39 10 Erfüllung der Qualitätsstandards (Verkehrsdurchführung) des Nahverkehrsplans 2013 - 2018 ...... 40 11 Erfüllung der Qualitätsstandards (Kundenservice) des Nahverkehrsplans 2013 - 2018 ...... 41 12 Richtwerte für die Bedienungshäufigkeit „Verbindung zum nächsten erreichbaren Mittelzentrum“ nach Ortsgrößenklassen ...... 42 13 Ergebnisse der Analyse der Bedienungshäufigkeit ...... 43 14 Prognose der Nachfrageentwicklung im Jedermannverkehr (Trendprognose) . 47 15 Integriertes Gesamtnetz „Regional- und Stadtverkehr Landkreis Eichsfeld“ ... 50 16 Fahrzeuganforderungen ...... 66 17 Richtwerte zur ausreichenden Auslastung der Bedienungsangebote...... 71 18 Grundanforderungen an die Gestaltung eines „barrierefreien StPNV“ aus Sicht verschiedener Nutzergruppen mit Mobilitätseinschränkungen ...... 76 19 Kategorisierung der Haltestellen ...... 87 20 Ausstattungsstandards für Bushaltestellen ...... 88 21 Kriterien zur Prioritätenbildung für den Haltestellenausbau ...... 92

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Abbildungen

1 Bevölkerungsstruktur nach Altersgruppen (2011, 2013, 2015; jeweils zum Stichtag 31.12.) ...... 11

2 Übernachtungen im Landkreis Eichsfeld (2005 – 2015, jeweils zum Stichtag 31.12.) ...... 14

3 Anzahl der Kraftfahrzeuge im Landkreis (2012 – 2016, jeweils zum Stichtag 01.01.) ...... 15

4 Kraftfahrzeuge pro Einwohner (2015 – 2016, jeweils zum Stichtag 01.01. bei Angaben zu Kraftfahrzeugen und zum Stichtag 31.12. bei Angaben zu Einwohnern) ...... 15 5 ZOB Leinefelde ...... 20 6 ZOB Heilbad Heiligenstadt ...... 20 7 ZOB Dingelstädt ...... 21 8 Der ExpressBus – Premiumprodukt im Landkreis Eichsfeld ...... 23

9 Planungsvorschlag für Neuordnung des Liniennetzes im Stadtbus-System Heilbad Heiligenstadt mit Befahrung der Fußgängerzone in beiden Richtungen ...... 27 10 Entwicklung der Gesamtnachfrage im Jedermannverkehr der EW Bus GmbH 2013 - 2016 ...... 28 11 Entwicklung der Gesamtnachfrage im Schülerverkehr 2013 - 2016 ...... 29 12 Entwicklung der Fahrleistung (Fahrplankilometer) seit 2012 ...... 32 13 Fahrplankilometer pro Einwohner (2015) ...... 33

14 Entwicklung der Kosten und Fahrgelderlöse im Landkreis Eichsfeld (2011 – 2015)34 15 Entwicklung des jährlichen Zuschussbedarfes (2011 – 2015) ...... 34

16 Anzahl der Fahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 5 und Euro 6 (Stand 07.03.2017) ...... 35

17 Anzahl der Fahrzeuge mit Infotainmentsystem und WLAN (Stand 07.03.2017) ...... 36 18 Ausgebaute Bushaltestelle in Kallmerode ...... 36 19 Infrastrukturmaßnahmen der Städte und Gemeinden von 2013 bis 2017 ...... 37 20 Bevölkerungsprognose Landkreis Eichsfeld (2015 bis 2035) ...... 44 21 Bevölkerungsentwicklung (absolut) 2015 bis 2025 nach Altersgruppen ...... 45 22 Bevölkerungsentwicklung (absolut) 2015 bis 2035 nach Altersgruppen ...... 46 23 Entwicklung der Schülerzahlen 2015 bis 2035 (Gruppe „5 bis unter 20- jährige“) ...... 47 24 Mobilitätskette im Öffentlichen Verkehr ...... 75

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25 Ausbildung der Bodenindikatoren im Haltestellenbereich...... 84 26 Umsetzung der Barrierefreiheit an Haltestellen mit Prioritätengruppen und Ausbauplan ...... 86

Bei allen planerischen Projekten gilt es die unterschiedlichen Sichtweisen und Le- benssituationen von Frauen und Männern zu berücksichtigen. Im Sinne des Gleich- behandlungsgrundsatzes werden im vorliegenden Bericht geschlechtsneutrale For- mulierungen bevorzugt, so dass Frauen und Männer gleichermaßen einzuschließen sind. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung, wie z. B. Fahrer/ Innen und Nutzer/ Innen verzichtet.

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1 Übergeordnete Rahmenvorgaben 1.1 Begriffsbestimmung

Der grundsätzliche Inhalt des Nahverkehrsplans wird in § 6 Abs. 1 des Thüringer Gesetzes über den öffentlichen Personennahverkehr (ThürÖPNVG) definiert. Der Seite | 1 Nahverkehrsplan soll „auf der Basis der verkehrspolitischen Zielstellung die mittel- und langfristige Entwicklung“ des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) darstel- len. Neben einer Bestandsanalyse des ÖPNV-Angebots und der Infrastruktur, sowie Schätzungen über den zu erwartenden ÖPNV-Bedarf, den Strategien und den Maß- nahmen zur Organisation des ÖPNV, soll der Nahverkehrsplan auch Aussagen zur Angebotsgestaltung und Infrastrukturentwicklung des ÖPNV im jeweiligen Gebiet des Aufgabenträgers beinhalten.

ÖPNV ist laut ThürÖPNVG „die allgemein zugängliche Beförderung von Personen im Linienverkehr, die überwiegend dazu bestimmt sind, die Verkehrsnachfrage im Stadt-, Vorort- oder Regionalverkehr zu befriedigen“. Eine Reiseweite von 50 Kilo- meter oder eine Reisezeit von über einer Stunde sind dabei nicht zu überschreiten. Auch der Verkehr mit Taxen oder Mietwagen, der den übrigen öffentlichen Verkehr ergänzt, verdichtet oder ersetzt, ist Teil des ÖPNV.

1.2 Gesetzliche Grundlagen

Die Organisation und die Durchführung des Straßenpersonennahverkehrs (StPNV) und der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) beruhen im Wesentlichen auf folgen- den gesetzlichen Grundlagen:

 Verordnung (EG) 1370/ 2007

 Personenbeförderungsgesetz (PBefG)

 Thüringer Gesetz über den öffentlichen Personennahverkehr (ThürÖPNVG)

 Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen (BGG)

Diese Gesetze befinden sich seit einigen Jahren in verschiedenen Novellierungsver- fahren. Nachfolgend werden ihre Inhalte und Ziele dargestellt.

1.2.1 Verordnung (EG) Nr. 1370/ 2007

Das Europäische Parlament und der Rat haben am 23.10.2007 die Verordnung (EG) 1370/ 2007 über öffentliche Personenverkehrsdienste auf Schiene und Straße und zur Aufhebung der Verordnungen (EWG) 1191/ 69 und (EWG) 1107/ 70 beschlos- sen. Sie ist am 03.12.2009 in Kraft getreten und gilt ab diesem Zeitpunkt unmittel- bar in jedem EU-Mitgliedsstaat. Die Verordnung enthält neben beihilferechtlichen Anforderungen an die Finanzierung von Verkehrsdiensten auch Regelungen über die Vergabe. Sie ermöglicht die Direktvergabe der Verkehrsleistungen an einen soge- nannten „internen Betreiber“.

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1.2.2 Personenbeförderungsgesetz

Das Personenbeförderungsgesetz (PBefG) legt den Ordnungsrahmen für den ÖPNV fest. Das PBefG wurde aktuell zum 01.01.2013 im Kontext mit der EU-Verordnung 1370/ 2007 novelliert.

Seite | 2 Die Anforderungen an die Aufstellung und die Inhalte eines Nahverkehrsplans wer- den in § 8, Absatz 3 geregelt. Der Aufgabenträger als zuständige Behörde definiert im Nahverkehrsplan „die Anforderungen an Umfang und Qualität des Verkehrsan- gebotes, dessen Umweltqualität sowie die Vorgaben für die verkehrsmittelübergrei- fende Integration der Verkehrsleistungen“. Der Nahverkehrsplan ist somit das Steuerungsinstrument der Aufgabenträger zur Entwicklung des ÖPNV.

Das PBefG beinhaltet im § 8, Absatz 3 modifizierte, weitreichendere Anforderungen an die Inhalte eines Nahverkehrsplans hinsichtlich der Zielsetzungen der Barriere- freiheit:

„Der Nahverkehrsplan hat die Belange der in ihrer Mobilität oder sensorisch einge- schränkten Menschen mit dem Ziel zu berücksichtigen, für die Nutzung des öffentli- chen Personennahverkehrs bis zum 1. Januar 2022 eine vollständige Barrierefrei- heit zu erreichen. Die in Satz 3 genannte Frist gilt nicht, sofern in dem Nahver- kehrsplan Ausnahmen konkret benannt und begründet werden. Im Nahverkehrs- plan werden Aussagen über zeitliche Vorgaben und erforderliche Maßnahmen ge- troffen.“

Bei der Aufstellung des Nahverkehrsplans sind die im Nahverkehrsraum vorhan- denen Verkehrsunternehmen frühzeitig zu beteiligen. Weiterhin sind Behinderten- beauftragte, -beiräte und – verbände sowie Fahrgastverbände anzuhören.

Die Länder können weitere Einzelheiten über den Inhalt und die Aufstellung der Nahverkehrspläne bestimmen.

1.2.3 Thüringer Gesetz über den öffentlichen Personen- nahverkehr

Der Landkreis Eichsfeld ist nach § 3 des Thüringer Gesetzes über den öffentlichen Personennahverkehr (ThürÖPNVG) Aufgabenträger für den öffentlichen Straßenper- sonennahverkehr (StPNV) und hat gemäß § 5 für seinen Zuständigkeitsbereich ei- nen Nahverkehrsplan (NVP) für diesen aufzustellen.

Nach § 3 Abs. 1 sind in Thüringen Aufgabenträger:

 das Land für den SPNV,

 die Landkreise und kreisfreien Städte für den StPNV,

 die „Großen kreisangehörigen Städte“ nach § 6 Abs. 4 der Thüringer Kommu- nalordnung für den Stadtverkehr, soweit der Stadtrat einen entsprechenden Be- schluss gefasst hat.

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ÖPNV ist dabei nach § 2 Abs. 1 eine Aufgabe der Daseinsvorsorge und soll „im Inte- resse der Herstellung und Sicherung gleichwertiger Lebensbedingungen, der Ver- kehrssicherheit und des Umweltschutzes unter Beachtung des Grundsatzes der Wirtschaftlichkeit und Sozialverträglichkeit eine attraktive Alternative zum motori- sierten Individualverkehr darstellen und damit einen weiteren Anstieg des motori- sierten Individualverkehrs insbesondere in und zwischen den Verdichtungsräumen Seite | 3 verhindern.“.

Hierzu ist der Nahverkehrsplan „für einen Zeitraum von fünf Jahren aufzustellen und bedarfsgemäß fortzuschreiben. Er hat den Zielen der Raumordnung, Landes- entwicklung und Landesplanung unter Beachtung der Belange des Umweltschutzes, der Wirtschaftlichkeit und der Mobilitätsbedürfnisse der Bevölkerung zu entspre- chen.“. Die Landkreise haben als Aufgabenträger die Gemeinden bei der Erstellung ihres Nahverkehrsplans anzuhören. Soweit Gemeinden örtliche Verkehrsleistungen im StPNV erbringen, ist das Einvernehmen zu den ihr Gebiet betreffenden Inhalten des Nahverkehrsplans herzustellen. Benachbarte Aufgabenträger haben sich bei der Aufstellung und Fortschreibung ihrer Nahverkehrspläne abzustimmen.

1.2.4 Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen

Neben dem PBefG und dem ThürÖPNVG sind im „Gesetz zur Gleichstellung behin- derter Menschen“ vom 27.04.2002, letztmalig geändert am 19.12.2007, (Behinder- tengleichstellungsgesetz - BGG) Aussagen zur barrierefreien Gestaltung des ÖPNV festgelegt.

Gemäß § 8 Abs. 2 ist die „Herstellung von Barrierefreiheit in den Bereichen Bau und Verkehr“ zu gewährleisten. Dort heißt es:

 „Sonstige bauliche oder andere Anlagen, öffentliche Wege, Plätze und Straßen sowie öffentlich zugängliche Verkehrsanlagen und Beförderungsmittel im Öffent- lichen Personenverkehr sind nach Maßgabe der einschlägigen Rechtsvorschriften des Bundes barrierefrei zu gestalten. Weitergehende landesrechtliche Vorschrif- ten bleiben unberührt.“

Barrierefreiheit wird im § 4 BGG wie folgt definiert:

 „Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere gestaltete Lebensbereiche, wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind.“

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1.3 Ziele der Raumordnung und Landesplanung

Die Ziele der Raumordnung und Landesplanung für den Nahverkehrsraum orientie- ren sich an den Vorgaben der bundes- und landesrechtlichen Vorschriften des Rau- mordnungsgesetzes (ROG) sowie des Thüringer Landesplanungsgesetzes. Allgemei- Seite | 4 ne Ziele der Raumordnung und Landesplanung für Thüringen sind im „Landesent- wicklungsprogramm Thüringen 2025“ (LEP 2015) festgeschrieben1. Konkrete Ziele und Festlegungen der Raumordnung für den Nahverkehrsraum im Landkreis Eichsfeld sind dem Regionalplan Region Nordthüringen zu entnehmen.

1.3.1 Landesentwicklungsprogramm

In den Leitvorstellungen des Landesentwicklungsprogrammes Thüringen (LEP) 20252 wird festgelegt, dass „ein leistungsfähiges, hierarchisch gegliedertes Netz von Verkehrswegen sowie darauf aufbauende Mobilitätsangebote für Bevölkerung und Wirtschaft“ „zur Inwertsetzung Thüringens und zur europäischen Integration unter vorrangiger Nutzung vorhandener Infrastrukturen gesichert und bedarfsge- recht entwickelt werden“ soll. Außerdem „soll unter Einbeziehung aller Verkehrsträ- ger und Verkehrsarten sowie deren Vernetzung (integrierte Verkehrsentwicklung)“ „die nachhaltige Entwicklung der Verkehrsinfrastrukturen, durch verkehrssparende Siedlungsstrukturen, ressourcenschonende Bündelung von Infrastrukturen, Ver- kehrsverlagerung auf umweltfreundliche Verkehrsträger sowie durch Steigerung der Attraktivität umweltfreundlicher Verkehrsangebote erreicht werden“.

Zudem wird eine weitere für die ÖPNV-Planung relevante Leitvorstellung folgend formuliert. „Die Erschließung mit öffentlichen Verkehrsmitteln und die Sicherung der Erreichbarkeit soll durch vielfältige, in ihrer Funktion und der Nachfrage ange- passte Linienverkehrsangebote und Strukturen auf der Grundlage der historisch gewachsenen polyzentrischen Siedlungsstruktur bedarfsgerecht weiterentwickelt werden. Hierfür soll „bei der Abstimmung von straßen- und schienengebundenem ÖPNV unwirtschaftlicher Parallelverkehr vermieden werden“. „Flexible und alternati- ve Bedienformen sollen zur Sicherung der Erreichbarkeiten beitragen. Dabei sollen die besonderen Belange von Familien und Kindern sowie einer älter werdenden Be- völkerung berücksichtigt werden.“

Im LEP 2025 werden folgende, für die ÖPNV-Planung im Nahverkehrsraum relevan- te Grundsätze zur Entwicklung der Raumstruktur formuliert:

 „Bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen soll der Verkehrsvermei- dung, Verkehrsminimierung sowie der Verkehrsverlagerung auf umweltverträgli- che Verkehrsträger ein besonderes Gewicht beigemessen werden.“

1 Mit Datum vom 5. Juli 2014 ist die „Verordnung über das Landesentwicklungsprogramm 2 Quelle: Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr (2014): Lande- sentwicklungsprogramm Thüringen 2025 – Thüringen im Wandel

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 „Das hierarchisch gegliederte Verkehrsnetz soll den Leistungsaustausch zwi- schen den Zentralen Orten und Teilräumen Thüringens untereinander und mit den Nachbarländern sowie die Einbindung in das nationale und transeuropäische Verkehrsnetz gewährleisten.“

 „Die ÖPNV-Angebote sollen effektiv und bedarfsgerecht gestaltet werden. Raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen zur Sicherung der Daseinsvor- Seite | 5 sorge in nachfrageschwachen Räumen, insbesondere neue und flexible Ange- botsformen sowie neue organisatorische Lösungen, soll bei der Nahverkehrspla- nung besonderes Gewicht beigemessen werden.“

 „Das ÖPNV-Netz soll auf die Mittel- und Oberzentren ausgerichtet, Grundzentren und Gemeinden mit einer überörtlich bedeutsamen Gemeindefunktion sollen funktionsgerecht eingebunden werden. Raumbedeutsame Planungen und Maß- nahmen zum öffentlichen Nahverkehr sollen eine günstige Anbindung zu den anderen Verkehrsträgern, insbesondere dem Rad- und Fußverkehr, an den je- weiligen Zugangsstellen einschließen. Die Zugangsstellen sollen den Bedürfnis- sen mobilitätseingeschränkter Personen Rechnung tragen und städtebaulich in- tegriert werden.“

Im LEP 2025 wird folgende, für die ÖPNV-Planung im Untersuchungsgebiet relevan- te Vorgabe für die Träger der Regionalplanung zur Entwicklung der Raumstruktur formuliert:

 „In den Regionalplänen können regional bedeutsame Verbindungen im öffentli- chen Verkehr zwischen benachbarten Zentralen Orten, zur Anbindung von Ge- meinden mit überörtlich bedeutsamen Gemeindefunktionen an Zentrale Orte sowie an das Schienennetz als Grundsatz der Raumordnung bestimmt werden, sofern dies erforderlich ist.“

In der Begründung wird dargelegt, dass „die Zentralen Orte sowie die Gemeinden mit überörtlich bedeutsamen Gemeindefunktionen“ „wichtige Funktionen im Netz der Thüringer Städte und Gemeinden sowie für die endogene Entwicklung der je- weiligen Teilräume“ übernehmen. „Verschiedene Zentrale Orte sowie ggf. auch Ge- meinden mit überörtlich bedeutsamen Gemeindefunktionen sind jedoch nicht in das Schienennetz eingebunden“, sodass „eine Einbindung dieser Gemeinden in das ÖPNV-Netz […] der Landkreise und kreisfreien Städte erforderlich sein“ kann. Dem- nach sind „die im Regionalplan als Grundsatz bestimmten regional bedeutsamen Verbindungen im öffentlichen Verkehr“ bei „der Nahverkehrsplanung“ zu berück- sichtigen.

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1.3.2 Regionalplan

Konkrete räumliche Ziele der Raumordnung und Landesplanung für den Nahver- kehrsraum sind im Regionalplan für die Region Nordthüringen dargestellt.3

Neben allgemeinen Grundsätzen und Zielen werden folgende für den Nahverkehrs- Seite | 6 plan relevante Aussagen zum ÖPNV getroffen:  „Auf der Schienenverbindung (Kassel) / (Göttingen) – Leinefelde-Worbis – Nordhausen – (Halle) soll der Ausbau fortgeführt sowie zur Entwicklung und Stärkung der Planungsregion eine Einbindung in das Netz des Fernverkehrs vor- genommen werden.“

 „Die Infrastruktur für die Schienenverkehrsangebote auf der Verbindung Leine- felde – Worbis – Mühlhausen – Bad Langensalza – (Gotha) in Verbindung mit der überregional bedeutsamen Schienenverbindung Bad Langensalza – (Kühnhausen) soll gesichert werden.“

 Der Umstieg zwischen Bahn und Bus soll im Landkreis Eichsfeld in Leinefelde, Heilbad Heiligenstadt und Silberhausen erfolgen.

 „Für Verbindungen zwischen Mittelzentren mit Teilfunktionen eines Oberzent- rums und Mittelzentren, für die keine Schienenverbindung besteht, sollen regio- nal bedeutsame Verbindungen des öffentlichen Verkehrs als Hauptbuslinien im Taktverkehr eingerichtet werden.“. Im Landkreis Eichsfeld wird im Regionalplan die Verbindung zwischen Leinefelde-Worbis und Duderstadt genannt.

Der Regionalplan Nordthüringen befindet sich, im Bearbeitungszeitraum dieses Nahverkehrsplanes, in der Fortschreibung. Neue oder geänderte Ziele und Grund- sätze der Fortschreibung des Regionalplans aus dem Jahr 2012 sind demnach zu gegebener Zeit zu beachten.

1.4 SPNV-Nahverkehrsplan Thüringen

Wie in Kapitel 1.2.3 „Thüringer Gesetz über den öffentlichen Personennahverkehr“ beschrieben, ist der Freistaat Thüringen für die Organisation des SPNV zuständig. Der Nahverkehrsplan des Landes und die Nahverkehrspläne der anderen Aufgaben- träger sollen sich dabei gegenseitig ergänzen. Der Nahverkehrsplan für den SPNV im Freistaat Thüringen sieht die kritische Prüfung von möglichen Einsparungs- und Optimierungspotenzialen als wesentliche Zielvorstellung.

3 Quelle: Regionale Planungsgemeinschaft Nordthüringen (2012): Regionalplan Nordthürin- gen. PV-Beschluss Nr. 29/05/2012 vom 17.06.2012.

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Hiervon sind auch Bereiche des StPNV betroffen, dazu gehören4:

 „die Entwicklung eines integrierten ÖPNV-Gesamtsystems, in dem die einzelnen Verkehrsmittel

 ihre Systemvorteile optimal ausspielen können,

 die Vernetzung von Bahn und Bus, Seite | 7

 die weitere Optimierung von SPNV-Angeboten in Abhängigkeit der Nachfrage- entwicklung,

 die Auflassung besonders gering frequentierter Zugangsstellen sowie

 die Abbestellung einzelner SPNV-Linien auf besonders gering frequentierten oder parallel durch den StPNV ausreichend bedienten Strecken.“

1.5 Klimaschutzkonzept

Am 04.12.2013 wurde die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes5 in vier Teilkon- zepten als Steuerungsinstrument und Entscheidungsgrundlage für den Landkreis Eichsfeld beschlossen. Die Teilkonzepte werden in den Bereichen „eigene Liegen- schaften“, „klimafreundliche Mobilität“, „erneuerbare Energien“ und „integrierte Wärmenutzung“ erarbeitet. Aus den Teilkonzepten sollen vor allem Projekte entwi- ckelt werden, die den CO2-Ausstoß kurz-, mittel- sowie langfristig vermindern. Zu den Zielen des Teilkonzeptes „klimafreundliche Mobilität“, das von der EW Bus GmbH erarbeitet wurde, gehören:

 die Reduzierung der verkehrsbedingten CO2-Emissionen,

 die Nutzung der Potenziale zur Verkehrsvermeidung und

 die Verlagerung des Individualverkehrs zum nachhaltigeren Mobilitätsverhalten.

Die Zielsetzungen sollen hierbei konzeptionell dargestellt und in Form eines „Pro- jektfahrplans“ erarbeitet werde, so dass die Projekte direkt nach der Fertigstellung des Konzeptes umgesetzt werden können.

4 Quelle: Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Medien: Nahverkehrsplan für den Schienenpersonennahverkehr im Freistaat Thüringen. 2. Fortschreibung (2007- 2012). 5 Quelle: Landkreis Eichsfeld (2017): Homepage. Berichte. Aktuelle Projekte. Klimaschutz- konzept Landkreis Eichsfeld. Zugriff am 28.02.2017

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2 Raumstrukturanalyse 2.1 Zentralörtliche Gliederung

Der Landkreis Eichsfeld liegt im Nordwesten des Freistaates Thüringen und grenzt im Norden und Nordwesten an die niedersächsischen Landkreise Osterode und Göt- Seite | 8 tingen, im Westen und Südwesten an den hessischen Werra-Meißner-Kreis, im Os- ten an den Landkreis Nordhausen und an den Kyffhäuserkreis sowie im Süden an den Unstrut-Hainich-Kreis. Der Landkreis Eichsfeld umfasst 79 Gemeinden, darun- ter drei Städte. Die Gemeinde Vollenborn wurde am 31.12.2013 aufgelöst und in die Gemeinde Deuna eingegliedert.6 Die Kreisstadt ist Heilbad Heiligenstadt.

Als Mittelzentren sind im „Landesentwicklungsprogramm (LEP) Thüringen 2025“7 Heilbad Heiligenstadt und Leinefelde-Worbis ausgewiesen. Die beiden Mittelbereiche entsprechen weitgehend den Altkreisen und unterstreichen die bipolare Struktur des Landkreises. , , Dingelstädt, Küllstedt, , , , und Sonnenstein übernehmen die Funktion eines Grundzentrums.

6 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik (2017): Gebietsveränderungen nach dem 01.07.1994 (Gebietsveränderung als juristisches Wirkungsdatum aufgeführt), Zugriff am 24.01.2017 7 Quelle: Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr (2014): Lande- sentwicklungsprogramm Thüringen 2025 - Thüringen im Wandel vom 05.07.2014.

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Tabelle 1: Raumstrukturelle Eckdaten (jeweils zum Stichtag 31.12.2015)8

Einwohner (EW) 101.325 EW

Fläche 943 km²

Einwohnerdichte 107 EW/ km²

Mittelzentren Heilbad Heiligenstadt, Stadt (16.772 EW) Seite | 9 Leinefelde-Worbis, Stadt (18.684 EW)

Grundzentren Arenshausen (1.021 EW) Breitenworbis (3.331 EW) Dingelstädt, Stadt (4.372 EW) Küllstedt (1.354 EW) Niederorschel (3.095 EW) Schimberg (2.279 EW) Teistungen (2.497 EW) Uder (2.608 EW) Sonnenstein (4.622 EW)

2.2 Siedlungsstruktur und Einwohner

Der Landkreis Eichsfeld hat auf einer Fläche von 943 km² eine Einwohnerzahl von 101.325 (Stand 31.12.2015). Die Einwohnerdichte der im Landkreis zu neun Ver- waltungsgemeinschaften zusammengeschlossenen Gemeinden, den zugehörigen Städten Heilbad Heiligenstadt, Leinefelde-Worbis und den Landgemeinden und Sonnenstein liegt mit 107 Einwohner/km² knapp unter dem Mittel- wert für das Land Thüringen mit 134 Einwohner/km²9.

Die Mittelzentren Heilbad Heiligenstadt sowie Leinefelde-Worbis liegen an der durch die A 38 und die Bahnlinie Halle-Kassel gebildeten großräumigen ost-west- orientierten Verbindungsachse. Eine Nord-Süd-Achse mit überregionaler Bedeutung verbindet Leinefelde-Worbis und das Grundzentrum Dingelstädt. An den beschrie- benen Achsen liegen die einwohnerstarken Siedlungszentren. Im Landesentwick- lungsprogramm (LEP) Thüringen 2025 werden diese beiden Achsen als Entwick- lungskorridore im Bereich Infrastruktur festgelegt.

8 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik (2017): Bevölkerung der Gemeinden, erfüllende Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften nach Geschlecht in Thüringen, Landkreis Eichsfeld, Stand: 31.12.2015, Zugriff am 01.02.2017; Landesamt für Vermessung und Geoinformation (2017): Fläche gerundet, Einwohner je km² berechnet nach Hektar und gerundet nach Gemeinden, Stand: 31.12.2015, Zugriff am 01.02.2017 9 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik (2017): Gebietsstand nach Kreisen in Thürin- gen, Stand 31.12.2015, Zugriff am 01.02.2017

Landkreis Eichsfeld: Nahverkehrsplan - 4. Fortschreibung für den Zeitraum 2017 - 2022 ______

Kennzeichnend für das südwestliche Kreisgebiet sind eine sehr niedrige Bevölke- rungsdichte sowie sehr kleinteilige Gemeindestrukturen.

Die Bevölkerungsentwicklung im Landkreis ist seit dem Jahr 2011 durch einen Rückgang um 0,6 % gekennzeichnet. Dies entspricht einer absoluten Abnahme von rund 580 Einwohnern im gesamten Landkreisgebiet. Der Bevölkerungsrückgang Seite | 10 entspricht in etwa der Bevölkerungsentwicklung im gesamten Freistaat Thüringen, mit einem durchschnittlichen Verlust von 0,5 %. Die negative Einwohnerentwick- lung ist weitgehend im gesamten Kreisgebiet feststellbar. Ein geringer Zuwachs bzw. eine Stabilität ist in den beiden Mittelzentren (Heilbad Heiligenstadt plus 2,8 % und Leinefelde-Worbis plus 0,5 %) sowie überwiegend in den Gemeinden mit weniger 1.000 Einwohnern zu verzeichnen. Die stärksten prozentualen Verluste sind in diesem Zeitraum in den Gemeinden (-9,8 %) und Asbach- Sickenberg (-13,6 %) eingetreten.

Tabelle 2: Einwohnerentwicklung der Städte/ Gemeinden/ Landgemeinden >1.500 EW (jeweils zum Stichtag 31.12.) 10

Stadt/Gemeinde Einwohner Einwohner Entwicklung Entwicklung 2011 2015 2011 - 2015 2011 - 2015 (absolut) (%)

Leinefelde-Worbis, 18.585 18.684 99 0,5 Stadt

Heilbad 16.310 16.772 462 2,8 Heiligenstadt, Stadt

Sonnenstein 4.824 4.622 -202 -4,2

Dingelstädt, Stadt 4.381 4.372 -9 -0,2

Am Ohmberg 3.829 3.803 -26 -0,7

Breitenworbis 3.408 3.331 -77 -2,3

Niederorschel 3.114 3.095 -19 -0,6

Uder 2.542 2.608 66 2,6

Teistungen 2.484 2.497 13 0,5

Schimberg 2.306 2.279 -27 -1,2

Gernrode 1.587 1.526 -61 -3,8

Landkreis Eichsfeld 101.906 101.325 -581 -0,6 (gesamt)

10 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik (2017): Bevölkerung der Gemeinden, erfüllende Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften nach Geschlecht in Thüringen, Landkreis Eichsfeld, Stand: 31.12.2011; 31.12.2015, Zugriff am 01.02.2017

Landkreis Eichsfeld: Nahverkehrsplan - 4. Fortschreibung für den Zeitraum 2017 - 2022 ______

Die Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung nach Altersgruppen (siehe Abbildung 1) zeigt, dass

 die Bevölkerungsstruktur in den Altersgruppen der bis unter 6-jährigen sowie der Altersgruppe der 6- bis 15-jährigen weitestgehend stabil ist, jedoch ist ein kleiner Zuwachs im Jahr 2015 gegenüber den Jahren 2013 und 2011 zu ver- zeichnen, Seite | 11

 in den Altersgruppen 15 bis 18 Jahre ebenfalls ein geringer Zuwachs zwischen den Jahren 2011 und 2013 sowie 2013 und 2015 zu erkennen ist,

 in den Altersgruppen 18 bis 25 Jahre und 40 bis 50 Jahre die größten Verluste in der Bevölkerungsentwicklung eingetreten sind,

 die Bevölkerung der 50- bis 65-jährigen und der 75- bis 85-jährigen am stärks- ten zugenommen und

 die Bevölkerung der 65- bis 75-jährigen demgegenüber einen leichten Rückgang erfahren hat.

Bevölkerungsstruktur nach Altersgruppen 25.000

20.000

15.000

10.000 Anzahl Personen Anzahl 5.000

0 unter 6 6 – 15 15 – 18 18 – 25 25 – 30 30 – 40 40 – 50 50 – 65 65 – 75 75 – 85 85 und mehr

2011 2013 2015

Abbildung 1: Bevölkerungsstruktur nach Altersgruppen (2011, 2013, 2015; jeweils zum Stichtag 31.12.)11

11 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik (2017): Bevölkerung nach Altersgruppen, Land- kreis Eichsfeld, Stand: 31.12.2011; 31.12.2013; 31.12.2015, Zugriff am 02.02.2017

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2.3 Schulstandorte

Im Landkreis Eichsfeld bestanden im Schuljahr 2016/ 1712:

 30 Grundschulen (davon zwei Grundschulen in freier Trägerschaft - davon wird nur an einer Schule unterrichtet) mit insgesamt 3.723 Grundschülern, Seite | 12  14 Regelschulen mit 2.914 Schülern,

 fünf Gymnasien (davon ein Gymnasium in freier Trägerschaft) mit 3.126 Schü- lern,

 sieben Berufsbildende Schulen (davon sechs in freier Trägerschaft) mit 1.523 Schülern,

 zwei Förderzentren mit 192 Schülern und

 zwei Förderschulen für geistig Behinderte in freier Trägerschaft mit 128 Schü- lern

Etwa 5.900 Schüler mit Wohnsitz im Landkreis Eichsfeld haben nach § 4 des Thü- ringer Gesetzes über die Finanzierung der staatlichen Schulen (ThürSchFG) und der Satzung über die Schülerbeförderung im Landkreis Eichsfeld einen Beförderungs- bzw. Erstattungsanspruch, d. h. sind Fahrschüler.

12 Quelle: Statistisches Informationssystem Bildung des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport: Schuljahresstatistik ABS Stichtag 31.08.2016, BBS Stichtag 16.11.2016; Zugriff am 31.01.2017

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Tabelle 3: Anzahl der Fahrschüler im StPNV je Schulbereich im Landkreis Eichsfeld (Schuljahr 2016/ 17, Stand 12.2016)

Ort Fahrschüler im StPNV zu

Grund- Regel- Gym- Förder- Berufs- Gesamt schulen schulen nasien schulen schulen Seite | 13 Arenshausen 176 146 322

Berlingerode 144 247 391

Bischofferode 192 220 412

Breitenworbis 84 131 215

Dingelstädt 118 109 348 575

Ershausen 123 126 249

Heilbad 224 265 776 5 62 1.332 Heiligenstadt

Küllstedt 72 117 189

Leinefelde 120 102 379 156 96 853

Niederorschel 53 64 117

Uder 235 142 377

Worbis 89 59 591 1 740

Gesamt 1.630 1.728 2.094 162 158 5.772

Die in der Tabelle aufgeführten Zahlen an Fahrschülern beinhalten 141 Fahrschüler, die aus dem Unstrut-Hainich-Kreis zum Gymnasium bzw. zur Grund- und Regel- schule in Dingelstädt sowie 77 Fahrschüler, die aus den benachbarten Landkreisen (insbesondere Werra-Meißner-Kreis) zu den Gymnasien nach Heilbad Heiligenstadt pendeln. Weitere 60 Fahrschüler aus dem Unstrut-Hainich-Kreis besuchen die Re- gelschule in Küllstedt. Außerdem fahren weitere 173 Schüler aus dem Landkreis Eichsfeld zum Gymnasium in Lengenfeld u. Stein, 42 Schüler besuchen das Gymna- sium in Bleicherode und 42 Schüler die Klassen 1-10 in Bad Sooden-Allendorf.

2.4 Einzelhandel und Versorgung

Großflächige Einzelhandelseinrichtungen konzentrieren sich im Wesentlichen auf die Mittelzentren Heilbad Heiligenstadt und Leinefelde-Worbis, sowie auf das Grund- zentrum Dingelstädt. Der einzelhandelsrelevante Kaufkraftindex liegt in der Stadt Leinefelde-Worbis mit 85,9 % leicht unter dem kreisweiten Durchschnitt (86,4 %). In der Stadt Heilbad Heiligenstadt beträgt der Kaufkraftindex 88,6 %.13

13 Quelle: Industrie- und Handelskammer Erfurt (2017): Einzelhandelsatlas der Industrie- und Handelskammer Erfurt. Stand 2016. Zugriff am 27.02.2017

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Kleinflächige Einzelhandelseinrichtungen, andere Dienstleister sowie Ärzte befinden sich darüber hinaus verteilt in vielen Gemeinden und Ortschaften innerhalb des Landkreises Eichsfeld.

2.5 Tourismus Seite | 14 Die Zahl der Übernachtungen im Landkreis Eichsfeld verlief bis 2012 steigend. Ab dem Jahr 2012 ist die Zahl der Übernachtungsgäste wieder gesunken (312.249 Übernachtungsgäste im Jahr 2015). Die Dauer des Aufenthalts beträgt im Durch- schnitt 3,2 Tage (2009).

Übernachtungen im Landkreis 400.000

350.000

300.000

250.000

200.000

150.000

100.000

50.000

0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Abbildung 2: Übernachtungen im Landkreis Eichsfeld (2005 – 2015, jeweils zum Stichtag 31.12.)14

Nennenswerte touristische Ziele sind das Heilbad Heiligenstadt, Teistungen (Teistungenburg), Burg Bodenstein, Burgruine Hanstein, Burg Scharfenstein, der Bärenpark Worbis, das Ohmgebirge und der Westerwald. Insgesamt ist jedoch nur eine sehr geringe StPNV-Affinität im Bereich des Touris- mus festzustellen. Problematisch für den StPNV ist insbesondere, dass Touristen- und Gästeströme nicht zeitlich und räumlich gebündelt auftreten, und deshalb ggü. Berufs-, Einkaufs- und Versorgungswegen schwerer als Nutzer zu erfassen sind.

14 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik (2012): Ankünfte, Übernachtungen und Aufent- haltsdauer der Gäste in Beherbergungsstätten (ohne Camping) im Landkreis Eichsfeld. Zugriff am 24.01.2017

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2.6 Motorisierungsgrad

Die Zahl der Kraftfahrzeuge im Landkreis Eichsfeld ist im vergangenen Jahrzehnt kontinuierlich gewachsen. Zum Stichtag am 01.01.2016 waren im Landkreis 74.524 Kraftfahrzeuge (davon 59.103 Personenkraftwagen) angemeldet. Dies entspricht 0,74 Kraftfahrzeuge (bzw. 0,58 Personenkraftwagen) pro Einwohner. Der Thüringer Seite | 15 Durchschnitt fällt mit 0,66 Kraftfahrzeuge (bzw. 0,54 Personenkraftwagen) pro Per- son etwas niedriger aus.

Zahl der Kraftfahrzeuge 75.000

74.000

73.000

72.000

Anzahl Pkw Anzahl 71.000

70.000 2012 2013 2014 2015 2016

Anzahl Pkw

Abbildung 3: Anzahl der Kraftfahrzeuge im Landkreis (2012 – 2016, jeweils zum Stichtag 01.01.)15

Motorisierungsgrad 0,74

0,73 0,72 0,71 0,70

Fzg. pro EW pro Fzg. 0,69 0,68 2011/12 2012/13 2013/14 2014/15 2015/16

Kraftfahrzeuge pro Einwohner

Abbildung 4: Kraftfahrzeuge pro Einwohner (2015 – 2016, jeweils zum Stichtag 01.01. bei Angaben zu Kraftfahrzeugen und zum Stichtag 31.12. bei Angaben zu Einwohnern)16

15 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik (2017): Fahrzeugbestand im Landkreis Eichsfeld. Zugriff am 24.01.2017. Ab 2008 nur noch angemeldete Fahrzeuge, ohne vorü- bergehende Stilllegungen bzw. Außerbetriebsetzungen.

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3 Analyse des ÖPNV-Angebotes 3.1 Schienenpersonennahverkehr

Die Planung und Weiterentwicklung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) liegt in der Aufgabenträgerschaft des Freistaates Thüringen und ist damit nicht unmittel- Seite | 16 bar Gegenstand des Nahverkehrsplanes des Landkreises Eichsfeld. Die Nahver- kehrsservicegesellschaft Thüringen (NVS) nimmt die Regie- und Bestelleraufgaben des Landes war. Das SPNV-Angebot wird hier nachrichtlich dargestellt, da dieses im Sinne eines gesamtheitlichen Nahverkehrskonzeptes von hoher Bedeutung für die Entwicklung des StPNV ist. Der Nahverkehrsplan für den SPNV im Freistaat Thürin- gen wird aktuell fortgeschrieben.

Tabelle 4: Übersicht SPNV-Angebot (Stand 01.12.2016)17

Bahnhöfe im SPNV Verlauf Angebot KBS Nahverkehrsraum

RE 1 Göttingen - Erfurt - 120-Min.-Takt 540.1, Heilbad Heiligenstadt Gera - Glauchau 600, 604 Leinefelde

RE 2 Erfurt - Leinefelde - 120-Min.-Takt 540.1, Arenshausen Kassel-Wilhelmshöhe 600 Uder Heilbad Heiligenstadt Leinefelde Silberhausen

RE 9 Bitterfeld - Halle - 120-Min.-Takt 590, 600, Heilbad Heiligenstadt Nordhausen - Kassel 604 Leinefelde

RE 19 Bitterfeld - Halle - 120-Min.-Takt 590, 600 Heilbad Heiligenstadt Nordhausen - Leinefelde Leinefelde

RB 51 Nordhausen - 120-Min.-Takt 600 Heilbad Heiligenstadt Leinefelde - Bodenrode Eichenberg Beuren Leinefelde Hausen (Eichsfeld)

16 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik (2017): Fahrzeugbestand im Landkreis Eichsfeld und Bevölkerung im Landkreis Eichsfeld. Zugriff am 02.02.2017. Ab 2008 nur noch angemeldete Fahrzeuge, ohne vorübergehende Stilllegungen bzw. Außerbetriebsetzungen. 17 Quelle: Nahverkehrsservicegesellschaft Thüringen mbH (2017): Homepage. Fahrplanbuch Thüringen. Zugriff am 14.02.2017

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Bahnhöfe im SPNV Verlauf Angebot KBS Nahverkehrsraum

Gernrode-Niederorschel Bernterode

RB 52 Leinefelde - Erfurt 120-Min.-Takt 604 Birkungen Seite | 17 Silberhausen

Anmerkung: RE RegionalExpress, RB RegionalBahn

SPNV-Konzept „Dieselnetz Nordthüringen“18

Im 3. Nahverkehrsplan für den Schienenpersonennahverkehr wurde unter anderem das Ziel festgesetzt, das SPNV-Bedienungsangebot in Nordthüringen nachfrageori- entiert zu verbessern. Dieses Ziel wurde mit dem „Dieselnetz Nordthüringen“, das ab Ende 2013 in Betrieb genommen und bis Ende 2025 an die DB Regio AG verge- ben wurde, erfüllt.

Das Netz umfasst die drei Strecken:

 Erfurt – Leinefelde – Heiligenstadt – (Eichenberg - Kassel),

 Gotha – Bad Langensalza,

 Erfurt – Nordhausen.

Das Dieselnetz beinhaltet die Umwandlung der Regionallinie Erfurt - Kassel zu einer Expresslinie. Durch das neue Konzept wurde die Reisezeit in die Oberzentren Erfurt und Kassel signifikant verkürzt. Zudem wird die Bedienung der Haltepunkte Boden- rode, Wingerode und Beuren zwischen Heilbad Heiligenstadt und Leinefelde sowie der Haltepunkt Birkungen zwischen Leinefelde und Silberhausen durch die neue Expresslinie aufgelassen, so dass an diesen Abschnitten das Taktangebot deutlich ausgedünnt wurde.

Mit dem Slogan „Nordthüringenbahn - So einfach, so gut!“ präsentiert sich das Die- selnetz im Außenauftritt. Auf der Internetseite des Betreibers sind neben allgemei- nen Informationen, wie beispielsweise aktuelle Pressemitteilungen oder eine abruf- bare Reiseauskunft, Hinweise zu Ausflugszielen sowie Freizeittipps zu finden. Unter anderem wird mit modernisierten Fahrzeugen (mit Ticketautomaten, akustischen und visuellen Fahrgastinformationen sowie Mehrzweckabteilen für Fahrräder, Kin- derwagen und Rollstühlen), einem Kundenbetreuer in jedem RegionalExpress, einer Kundengarantie und einer Kundenkontaktstelle in Mühlhausen geworben.19

18 Quelle: Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Verkehr (2014): 4. Nah- verkehrsplan für den Schienenpersonennahverkehr im Freistaat Thüringen. (2013-2017). 19 Quelle: DB Vertrieb GmbH: Homepage. Nordthüringenbahn -So einfach, so gut!, Zugriff am 21.04.2017

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Streckennetz

Der Landkreis wird durch zwei, zentral durch das Kreisgebiet führende, überregio- nale Schienenstrecken mit Verbindungsfunktion zu den umliegenden Oberzentren bzw. Mittelzentren erschlossen20:

 KBS 600 (Nordhausen - Leinefelde - Eichenberg) und KBS 590 (Halle - Sanger- Seite | 18 hausen - Nordhausen - Kassel)

 KBS 604 (Kassel/ Göttingen - Leinefelde - Bad Langensalza - Gotha - Erfurt) und KBS 540.1 (Göttingen - Erfurt - Gera - Greiz - Elsterberg/ Altenburg/ Gößnitz - Glauchau)

Bedienungsangebot

Auf den oben genannten Kursbuchstrecken verkehren mehrere überregional bedeu- tende RegionalExpress-Linien (RE) im 120-Minuten-Takt:

 RE 1: Göttingen - Erfurt - Gera - Glauchau

 RE 2: Erfurt - Leinefelde - Kassel-Wilhelmshöhe

 RE 9: Bitterfeld - Halle - Nordhausen - Kassel

 RE 19: Bitterfeld - Halle - Nordhausen - Leinefelde

Die RegionalExpress-Linien 1 und 9 bedienen im Kreisgebiet die Bahnhöfe in Heilig- enstadt und Leinefelde. In den Tagesrandlagen halten außerdem einzelne Fahrten der Linien RE1 und RE9 an den Haltepunkten Uder und Arenshausen sowie die RE1 zusätzlich an dem Haltepunkt Silberhausen. Im gesamten Betriebszeitraum bedient die Linie RE2 die Bahnhöfe sowie Haltepunkte in Silberhausen, Leinefelde, Heilig- enstadt, Uder und Arenshausen. Die RegionalExpress-Linie 19 endet bzw. beginnt in Leinefelde und bedient somit nur einen Bahnhof im gesamten Kreisgebiet.

Durch die Überlagerung der RegionalBahn-Linien RB51 und RB52 mit den Regional- Express-Linien besteht auf den oben genannten Bahnhöfen und Haltepunkten ein ungefähres stündliches Angebot. Zusätzlich werden durch die RegionalBahn-Linie 51 die Haltepunkte Bodenrode, Wingerode, Beuren, Hausen (Eichsfeld), Gernrode- Niederorschel und Bernterode sowie durch die RB52 der Haltepunkt Birkungen im 120-Minuten-Takt bedient:

 RB 51: Nordhausen - Leinefelde - Eichenberg

 RB 52: Leinefelde - Erfurt

Betreiber der RE1, RE2 und RB52 ist die Deutsche Bahn. Die RegionalExpress-Linien 9 und 19 sowie die RegionalBahn-Linie 51 werden von Abellio betrieben.21

20 Quelle: DB Vertrieb GmbH: Homepage. Elektronisches Kursbuch. Interaktive Verbundkar- te, Zugriff am 14.02.2017 21 Quelle: NVS Nahverkehrsgesellschaft Thüringen mbH (2016): Liniennetz - Freistaat Thü- ringen, gültig ab 11.12.2016; Zugriff 25.01.2017

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Die höchste Fahrtenhäufigkeit ist auf der Strecke Leinefelde – Heilbad Heiligenstadt vorhanden. Zwischen Leinefelde und Heilbad Heiligenstadt überlagern sich die Regi- onalBahn-Linie 51 sowie die RegionalExpress-Linien 1, 2 und 9, so dass das Bedie- nungsangebot in diesem Abschnitt auf bis zu zwei Fahrten pro Stunde steigt.

3.2 Verknüpfung zwischen Bus- und Bahnverkehr Seite | 19

I. d. R. ist an jedem Bahnhof bzw. SPNV-Haltepunkt im Landkreis Eichsfeld eine Verknüpfung zwischen Bus- und Bahnverkehr möglich. Bei den Verknüpfungspunk- ten spielt die Bus-Anbindung dieser Bahnhöfe bzw. Haltepunkte eine entscheidende Rolle.

Tabelle 5: Übersicht Verknüpfung zwischen Bus- und Bahnverkehr (Stand 01.12.2016)

Bahnhof/ Bahnlinie Bushaltestelle Buslinie Entfernung Haltepunkt

Arenshausen RE 2 Arenshausen Bf 14 unter 50 m

Uder RE 2 Uder Bf 15, 16 ca. 250 m

Heilbad Heiligenstadt RE 1, RE 2, Heiligenstadt ZOB 2, 3, 4, 5, 6, ca. 100 m RE 9, 7, 8, 9, 12, RB 51 13, 15, 16, 20, A, B

Bodenrode RB 51 Bodenrode Mitte 3, 4 ca. 550 m

Wingerode RB 51 Wingerode 4 ca. 400 m Wendeschleife

Beuren RB 51 Beuren 4 ca. 150 m

Leinefelde RE 1, RE 2, Leinefelde ZOB 1, 4, 21, 22, unter 50 m RE 9, 26, 28, 30, RE 19, 31, 32, 38, RB 51, 40 RB 52

Hausen (Echsfeld) RB 51 Hausen (b. Leinefeld) 30, 31 ca. 300 m

Gernrode- RB 51 Niederorschel DB-Bf 30, 31 ca. 250 m Niederorschel

Bernterode RB 51 Bernterode Unter 28, 30 ca. 550 m Eichsfeld

Birkungen Bf. RB 52 Birkungen Siechen 32 ca. 300 m

Silberhausen Bf. RB 52, Silberhausen Bf 35A unter 50 m RE 2

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Die Zentralen Omnibusbahnhöfe (ZOB) befinden sich in Heilbad Heiligenstadt und in Leinefelde in unmittelbarer Bahnhofsnähe. Dadurch ist ein Umstieg von Bus zu Bahn und umgekehrt für den Reisenden mit geringen Wegezeiten (3 bis 5 Minuten) verbunden. Im Durchschnitt fahren von Montag bis Freitag am ZOB Heiligenstadt etwa zehn Busse und vier Bahnen in der Stunde ab. Am ZOB Leinefelde sind es ca. acht Busse und sechs Bahnen stündlich.22 Leinefelde ist der Hauptverknüpfungs- Seite | 20 punkt zwischen Schiene und Bus.

Weitere Omnibusbahnhöfe, die die Verknüpfungsfunktion im Busnetz übernehmen, befinden sich in Worbis, Teistungen und Dingelstädt.

Die Verknüpfung am Haltepunkt Silberhausen ist für alle Zugabfahrten und Zugan- künfte zwischen 05:00 Uhr und 22:30 Uhr durch die RufBus-Linie 35A von und nach Dingelstädt gewährleistet.

Abbildung 5: ZOB Leinefelde

Abbildung 6: ZOB Heilbad Heiligenstadt

22 Quelle: Zweckverband Nahverkehr Nordthüringen (NVN) (2017): Regionalfahrplan Nord- thüringen. Landkreis Eichsfeld. (Gültig ab 11.12.2016).

Landkreis Eichsfeld: Nahverkehrsplan - 4. Fortschreibung für den Zeitraum 2017 - 2022 ______

Seite | 21

Abbildung 7: ZOB Dingelstädt

3.3 Straßenpersonennahverkehr 3.3.1 Organisations- und Tarifstruktur

Organisationsstruktur

Der Straßenpersonennahverkehr (StPNV) in der Aufgabenträgerschaft des Land- kreises Eichsfeld wird von EW Bus GmbH betrieben. Der Landkreis ist Mitglied im Zweckverband Nahverkehr Nordthüringen (NVN).

Tarifstruktur

Die Tarifstruktur der EW Bus GmbH basiert auf dem Teilstreckentarif. Der Tarif er- rechnet sich aus der Anzahl der durchfahrenen Tarifpunkte (Teilstrecken). Die Stadtverkehre in Heilbad Heiligenstadt und Leinefelde-Worbis zählen als eine einzi- ge Teilstrecke. Zudem besteht die Möglichkeit mit einem gültigen Fahrschein aus dem Regionalverkehr in die StadtBus-Linien in Heiligenstadt bzw. in Leinefelde- Worbis einmalig umzusteigen.

Folgende Fahrausweisarten werden für die Teilstrecken 1 bis 14 und mehr angebo- ten:

 Einzelfahrausweis Erwachsene

 10-Fahrten-Karte

 Ermäßigter Einzelausweis Kind

 Ermäßigter Einzelausweis Hund

 Wochenkarte

 Monatskarte

 Jahreskarte im Abonnement (Monatsbetrag)

 Schüler-/ Auszubildende Wochenkarte

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 Schüler-/ Auszubildende Monatskarte

 Schülerfreizeitkarte (ab 13.02.2017)

Seit der 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplans im Jahr 2013 wurden die Fahrprei- se um durchschnittlich 7 % angehoben. Die Preisanhebung ist von Teilstrecke zu Teilstrecke unterschiedlich, jedoch im Vergleich zu den Fahrkartenformen gleich. Seite | 22 Mit 11,8 % wurde der Preis für die Fahrten durch drei Teilstrecken am stärksten erhöht. Hingegen wurden die Preise für die Fahrten durch 14 und mehr Teilstrecken nur um etwa 4,9 % angehoben.

Tabelle 6: Ticketarten und Fahrpreise im StPNV (Stand 01.09.2014)23

Stadttarife Regionalverkehrstarife in Euro in Euro

Einzelfahr- Einzelfahr- Monatskarte Er- Monatskarte Teilstrecken ausweis ausweis wachsene Schüler/Azubi

1 1,40 1,40 39,20 29,40 2 1,50 42,00 31,50 3 1,90 53,20 39,90 4 2,30 64,40 48,30 5 2,70 75,60 56,70 6 3,30 92,40 69,30 7 3,80 106,40 79,80 8 4,20 117,60 88,20 9 4,60 128,80 96,60 10 5,10 142,80 107,10 11 5,50 154,00 115,50 12 5,80 162,40 121,80 13 6,10 170,80 128,10 Ab 14 6,40 179,20 134,40

23 Quelle: EW Bus GmbH (2014): Tarifinformationen (Gültig ab 01.09.2014), Zugriff am 28.02.2017

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3.3.2 Bedienungsangebot im Busverkehr

Produkte

Im Landkreis Eichsfeld werden neben dem klassischen Regionalbus die Produkte

ExpressBus (Linien 1, 6 und 26),  Seite | 23  StadtBus in Heilbad Heiligenstadt und Leinefelde-Worbis und

 RufBus (Linien 27 und 35a sowie als Einzelfahrten auf anderen Linien) angeboten.

Seit März 2017 ist in allen Bussen der EW Bus GmbH kostenloses WLAN verfügbar.

Abbildung 8: Der ExpressBus – Premiumprodukt im Landkreis Eichsfeld

Die Produkte werden zielgerichtet vermarktet (eigenständiges Logo, Kennzeichnung im Liniennetzplan). Die Produktprofilierung ist für die EW Bus GmbH ein wichtiges Marketinginstrument. Herauszustellen ist die seit über zehn Jahren konsequente Qualitätspflege und Kommunikation der Produkte.

Zusätzlich bietet die EW Bus GmbH als Ergänzung zum regulären StPNV den Ge- nussBus sowie WanderBus-Touren an. Die Tagestouren des GenussBusses beinhal- ten ausgewählte kulinarische Zwischenstationen und sowohl kulturelle als auch landschaftliche Ziele. Der WanderBus fungiert als Zubringer für geführte Wande- rungen (Radtouren) in der Region.24

Bedienungsformen

Der Busverkehr im Landkreis Eichsfeld wird im Linienbetrieb mit Genehmigungen nach § 42 PBefG abgewickelt. Als besondere Bedienungsform gibt es in Zeiten schwacher Nachfrage sowie am Wochenende, den RufBus, der auf telefonische An- frage linien- und haltestellenbezogen nach einem vorgegebenen Fahrplan verkehrt.

Der Schülerverkehr ist in den Linienverkehr integriert.

24 Quelle: EW Bus GmbH (2017): Homepage. Angebote im Bereich Bus, Zugriff am 28.02.2017

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Liniennetz

Im Landkreis Eichsfeld bestehen insgesamt 37 Buslinien (inkl. RufBus und Stadt- Bus). Das Rückgrat des Busnetzes stellen drei ExpressBus-Linien dar, welche zwi- schen

 Heilbad Heiligenstadt und Dingelstädt, Seite | 24  Dingelstädt, Leinefelde, Worbis und Duderstadt

 sowie Leinefelde, Worbis und Weißenborn

verkehren.

Darüber hinaus wird der Landkreis von 29 Regionallinien sowie zwei Stadtverkehrs- linien in Heilbad Heiligenstadt und einer Stadtverkehrslinie in Leinefelde-Worbis bedient. Zwei Linien im Landkreis verkehren als reine RufBus-Linien (Linie 27 und 35A).

Sechs weitere Buslinien bedienen aus den Nachbarkreisen kommend einzelne Ort- schaften an den Kreisgrenzen und sind organisatorisch dem jeweiligen Nachbarkreis zuzuordnen.

Die Struktur des Liniennetzes zeigt eine deutliche sternförmige Ausrichtung auf die beiden Mittelzentren Heilbad Heiligenstadt und Leinefelde-Worbis sowie unterge- ordnet im Südkreis auf Dingelstädt. Viele Streckenabschnitte werden durch zwei oder mehrere Linien bedient. Insbesondere in Räumen mit geringer Einwohnerdich- te, wie in den Verwaltungsgemeinschaften Ershausen/ und Westerwald- Obereichsfeld, zeigen einzelne Linien eine starke Verästelung der Linienwege auf.

Bedienungsangebot im regionalen Busverkehr

Die drei ExpressBus-Linien stellen als Ergänzung zum SPNV eine wesentliche Be- deutung für den Nahverkehrsraum dar, insbesondere in der Verbindungsfunktion zwischen den zentralen Orten. Im Rahmen des Konzeptes „ThüringerRegioNetz“ für ein zentralörtliches landesweites Bus-Bahn-Netz im Freistaat Thüringen wurde zu- dem die ExpressBus-Linie 1 mit dem Abschnitt Leinefelde - Worbis - Duderstadt als landesbedeutsame Verbindung eingestuft.25 Aus Sicht des Landkreises sind auch die Abschnitte Heilbad Heiligenstadt – Dingelstädt und Dingelstädt – Leinefelde ZOB der Linie 1 als „landesbedeutsam“ zu bewerten.

Ein großer Teil der Linien im Landkreisgebiet ist weitgehend auf den Schulverkehr ausgerichtet. An Ferientagen und am Wochenende besteht dort ein deutlich redu- ziertes Fahrplanangebot. Insgesamt liegt der Schwerpunkt des Bedienungsangebo- tes im Busverkehr im morgendlichen und (nach-) mittäglichen Schulverkehr. Der Bedienungszeitraum der Linien an Werktagen ist entsprechend den jeweiligen Funk- tionen der Linien sehr unterschiedlich ausgeprägt.

25 Quelle: Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft: StPNV- Finanzierungsrichtlinie; Darstellung des landesbedeutsamen ÖPNV-Netzes (https://www.thueringen.de/mam/th9/tmblv/nahverkehr/anhang_- _landesbedeutsames_opnv-netz.pdf; Zugriff am 06.06.2017)

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Die Bedienung der Linien beginnt weitgehend zwischen 5:00 und 6:00 Uhr und en- det auf vielen Linien zwischen 16:00 und 18:00 Uhr. Nach 18:00 Uhr ist nur auf einzelnen Relationen ein (RufBus-) Angebot vorhanden.

An Samstagen werden zehn Linien (ohne RufBus 35A) sowie sonn- und feiertags fünf Linien mit RufBus-Fahrten bedient. Seite | 25 Angebotsveränderungen gegenüber dem Bedienungsangebot zum Analysezeitpunkt der letzten NVP-Fortschreibung (2013) sind auf den Linien 7, 9, 10, 11, 23, 28, 30 und 36 festzustellen. Die Stichfahrt der Linie 7 nach Büttstedt fällt weg, so dass in Büttstedt nur noch die Linie 36 verkehrt.

Auf der Linie 9 wird die Schlaufenführung über und Dieterode aufgelas- sen, stattdessen beinhaltet die neue Linienführung der Linie 9 eine Stichfahrt nach Schwobfeld. Eine direkte Verbindung zwischen der Gemeinde und dem Ortsteil Großtöpfer wird durch die neue Linienführung der Linie 10 nicht mehr gewährleistet. Desweiteren verkehrt die Linie 11 nicht mehr über Lehna. Der Li- nienverlauf der Linie 36 wird zwischen Dingelstädt und direkt geführt, so dass Kefferhausen nur noch von der ExpressBus-Linie 6 erschlossen wird. Der Li- nienweg der Linie 23 wird bis Gerode verlängert. Ebenso wird die Linienführung auf der Linie 28 bis und auf der Linie 30 bis Bernterode UE ausgeweitet.

StadtBus Heilbad Heiligenstadt

Das Stadtbussystem in Heilbad Heiligenstadt besteht im Wesentlichen aus zwei Ra- diallinien mit großen Schlaufen (Linie A und B), welche jeweils im 30-Minuten-Takt verkehren. Die beiden Linien treffen sich im Rendezvous-Prinzip an der Haltestelle „Rathaus“. Jede viertel Stunde zur Minute .00 und .30 sowie .15 und .45 findet an der Haltestelle Rathaus ein systematischer Anschluss zwischen den beiden Stadt- buslinien statt. Durch zwei Stichfahrten der Linie A, welche vom Stammring der Linie abweichen, werden weitere Gebiete erschlossen. Diese Stichfahrten werden nur mit jeder zweiten Fahrt bedient, so dass die Haltestellen „Hotel am Vitalpark“ und „Brüsseler Str.“ (Einkaufsmärkte) im 60-Minuten-Takt angefahren werden.

An Werktagen beginnt der Betrieb gegen 6:00 Uhr und endet gegen 19:00 Uhr. An Samstagen verkehren die Stadtbuslinien zwischen ca. 8:30 Uhr und 13:00 Uhr. Sonntags ruht der Verkehr. Die StadtBus-Linie A sowie die Linie B verkehren von Montag bis Samstag im 30-Minuten-Takt.

StadtBus Leinefelde-Worbis

Der StadtBus in Leinefelde-Worbis besteht aus einer Linie (Linie 40). Die Stadtlinie verkehrt als Ringlinie zwischen Leinefelde und Worbis. Die Linie 40 fährt von Mon- tag bis Freitag zwischen 6:05 und 18:32 Uhr durchgehend im 60-Minuten-Takt. An Samstagen verkehren die Stadtbuslinien zwischen 8:32 Uhr und 12:43 Uhr. An Sonn- und Feiertagen besteht kein Angebot auf der Stadtlinie. In den Fahrplanme- dien wird die ExpressBus-Linie 1 als Teil des Stadtverkehrs Leinefelde-Worbis kommuniziert.

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Die StadtBus-Linie ist am ZOB in Leinefelde sowie am ZOB in Worbis an die regio- nalen Linien angebunden. Zudem wird ein Anschluss der StadtBus-Linie an die Bahn am Bahnhof in Leinefelde ermöglicht.

3.3.3 Prüfauftrag „Modifikationen im Stadtbusverkehr Seite | 26 Heilbad Heiligenstadt“ aus dem NVP 2013

Hintergrund

Der Nahverkehrsplan 2013 - 2018 enthielt den Prüfauftrag „Modifikationen im Stadtbusverkehr Heilbad Heiligenstadt“. Dieser Prüfauftrag wurde 2014 von der EW Bus GmbH mit Unterstützung des Büros Mathias Schmechtig NahverkehrsConsult abgearbeitet.

Hintergrund des Prüfauftrages waren die Wohngebietsentwicklungen in den Berei- chen Hoher Rain und Hohes Rott sowie die Fertigstellung des Westzubringers L 1074n. Es sollten die mögliche Anpassung der Stadtbuslinien unter Berücksichti- gung der Fahrgastpotenziale und des Nutzen-Kosten-Effektes untersucht werden.

Ergebnisse

Im Rahmen des Prüfauftrages wurde eine große Schleifenführung im westlichen Stadtgebiet untersucht. Die Bewertung ergab, dass durch die verlängerten Fahrzei- ten und den Umwegen, insbesondere im Aufkommensschwerpunkt „Auf den Liethen“, mit wesentlichen Fahrgastrückgängen zu rechnen sei.

Die zusätzlich gewonnene Nachfrage in den neu erschlossenen Gebieten würde deutlich unter den zu erwartenden Nachfrageverlusten liegen, so dass eine solche Ringlinie zur Verbesserung des Stadtbusverkehrs nicht geeignet sei.

Ergänzend wurde im Rahmen des Prüfauftrags die Verbesserung der Innenstadter- schließung untersucht. In der Ist-Situation wird der zentrale Einkaufsbereich nur in der West-Ost-Relation direkt angebunden. Der Maßnahmenvorschlag zeigt, dass durch eine gegenläufige Befahrung der Fußgängerzone (ggf. flankiert mit zusätzli- chen Haltestellen) sinnvollere Bewegungsmuster der Fahrgäste bezüglich des Auf- suchens von Geschäften generieren werden könnten. Die Befahrung der Fußgän- gerzone in beide Fahrtrichtungen ermöglicht weiterhin auch eine modifizierte Netz- struktur mit Anbindung der Liebermannstraße (z. B. betreutes Wohnen).

Die gegenläufige Befahrung der Fußgängerzone würde somit wesentliche Vorteile, wie die direktere Anbindung der zentralen Innenstadt, ein übersichtlicheres und besser begreifbares Liniennetz sowie die Anbindung der Liebermannstraße, ermögli- chen.

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Abbildung 9: Planungsvorschlag für Neuordnung des Liniennetzes im Stadtbus-System Heil- bad Heiligenstadt mit Befahrung der Fußgängerzone in beiden Richtungen26

26 Quelle: Mathias Schmechtig NahverkehrsConsult: Weiterentwicklung und Optimierung des Stadtbus-Systems Heilbad Heiligenstadt - Ist-Bewertung und Maßnahmenvorschläge (Stand 30.10.2015); Auftraggeber: EW Bus GmbH

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4 Fahrgastnachfrage und Verkehrsleistung 4.1 Gesamtnachfrage

Die Gesamtnachfrage im Jedermannverkehr27 hatte 2015 ggü. 2013 einen Rück- gang um 3 % verzeichnen müssen. Da im gleichen Zeitraum die Einwohnerzahlen Seite | 28 um 0,4 %28 gestiegen sind, muss in diesem Zeitraum von einer weiteren nennens- werten Verminderung der StPNV-Nutzung in der Bevölkerung außerhalb des Schul- verkehrs ausgegangen werden. 2016 ist ein signifikanter Anstieg der Jedermannnachfrage festzustellen, die nunmehr wieder über dem Niveau von 2013 liegt.

Entwicklung der Fahrgastzahlen (Gesamt EW Bus) Jedermannverkehr 680.000 675.000 670.000 665.000 660.000 655.000 650.000 645.000 640.000 635.000 630.000 2013 2014 2015 2016

Abbildung 10: Entwicklung der Gesamtnachfrage im Jedermannverkehr der EW Bus GmbH 2013 - 2016 29

Im Jahr 2016 betrug die Gesamtnachfrage der EW Bus GmbH rund 3.910.000 Fahr- gäste, davon sind 83 % Schüler. Im Schülerverkehr ist in den letzten Jahren ein kontinuierlicher Zuwachs herauszustellen.

27 Fahrgastaufkommen ohne Schülerverkehr (Nutzer mit Schülerzeitkarte) 28 Einwohnerzahlen aus dem Jahr 2013 und 2015 29 Quelle: EW Bus GmbH (2017): Entwicklung der Fahrgastzahlen 2002-2016 bei der EW Bus. Stand 31.12.2016 sowie Ergänzung vom 01.06.2017

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Entwicklung der Fahrgastzahlen Schülerverkehr 3.350.000 3.300.000 3.250.000 Seite | 29 3.200.000 3.150.000 3.100.000 3.050.000 3.000.000 2.950.000 2.900.000 2013 2014 2015 2016

Abbildung 11: Entwicklung der Gesamtnachfrage im Schülerverkehr 2013 - 201630

4.2 Räumliche Nachfrage im Jedermannverkehr

Die räumliche Nachfrage im Jedermannverkehr im StPNV wurde nach Gemeinden anhand der Einsteigerquoten im Jahr 2016 ermittelt31. Sie erlaubt in gewissem Um- fang Rückschlüsse auf die Nutzungsintensität des StPNV in den Gemeinden (siehe Tabelle 7; um statistische Ausreißer zu vermeiden, sind ausschließlich Ortschaften mit mehr als 1.000 Einwohnern dargestellt).

Entlang der Strecke der ExpressBus-Linien befinden sich die Orte, die eine Einsteigerquote von bis zu 100 Einsteigern pro 1.000 Einwohner und Jahr aufwei- sen. Hierzu zählen die Städte Leinefelde-Worbis, Heilbad Heiligenstadt und Dingelstädt. Die Gemeinde Bodenrode-Westhausen, die abseits der ExpressBus- Achsen liegt, weist ebenfalls eine hohe Einsteigerquote von über 50 Einsteigern pro 1.000 Einwohner auf.

Gemeinden mit einer sehr geringen Einsteigerquote befinden sich meist an der Pe- ripherie des Landkreises, beispielsweise , oder besitzen einen Bahnan- schluss, wie beispielsweise Arenshausen.

30 Quelle: EW Bus GmbH (2017): Entwicklung der Fahrgastzahlen 2002-2016 bei der EW Bus. Stand 31.12.2016 31 Auswertung der Druckerdaten durch EW Bus GmbH

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Unter den Gemeinden mit mehr als 1.000 Einwohner32 können nur Effelder, Brehme und Bodenrode-Westhausen einen nennenswert hohen Anstieg der Einsteigerquote ggü. 2010 verzeichnen. Mit einem Rückgang von über 25 % ist besonders stark die Gemeinde von Nachfragerückgängen betroffen (siehe Tabelle 7).

Seite | 30 Tabelle 7: Gemeindebezogene Nachfrage (Einsteigerquote im Jedermannverkehr in den Ge- meinden und Städten ab 1.000 Einwohner).

Ein- Einsteiger pro Einsteiger pro 1.000 Verände- Stadt/Gemeinde wohner 1.000 EW und Jahr EW und Jahr rung 2010 (2015) (2010) (2016) - 2016

Leinefelde-Worbis 18.684 101 89 -4,8%

Heilbad Heiligenstadt 16.772 102 9833 -1,2%

Sonnenstein 4.622 19 1434 -8,4%

Dingelstädt 4.372 88 77 -2,9%

Am Ohmberg 3.803 42 4135 3,1%

Breitenworbis 3.331 31 2736 -7,0%

Niederorschel 3.095 42 2837 -16,5%

Uder 2.608 39 3938 1,1%

Teistungen 2.497 53 4339 -15,9%

Schimberg 2.279 34 2940 -8,4%

Gernrode 1.526 28 24 4,6%

Küllstedt 1.354 41 38 3,5%

32 Bei der Bewertung der Einsteigerquote für Heilbad Heiligenstadt, Leinefelde-Worbis und Dingelstädt ist zu berücksichtigen, dass aufgrund des hohen Umsteigeranteils an den Ver- knüpfungspunkten (ZOB) die Einsteigerzahlen nicht mit den Werten anderer Kommunen vergleichbar sind. Bei den Einsteigerquoten von Heilbad Heiligenstadt und Leinefelde- Worbis (OT Leinefelde) gehen die Stadtverkehre in das Ergebnis mit ein.

33 Summe Einsteiger aus den Ortschaften Flinsberg, Günterode, Heiligenstadt, Kalteneber, Rengelrode 34 Summe Einsteiger aus den Ortschaften Bockelnhagen, Holungen, Jützenbach, Silkerode, Stöckey, Weißenborn-Lüderode, Zwinge, Epschenrode, Sonnenstein, Weilrode, Wernige- rode 35 Summe Einsteiger aus den Ortschaften Bischofferode, Großbodungen, Neustadt, Hauröden, Neubleicherode, Wallrode 36 Summe Einsteiger aus den Ortschaften Bernterode, Bernterode Schacht, Bernterode UE, Breitenworbis 37 Summe Einsteiger aus den Ortschaften Niederorschel, Oberorschel, Rüdigershagen 38 Summe Einsteiger aus den Ortschaften Schönau, Uder

39 Summe Einsteiger aus den Ortschaften Bleckenrode, Neuendorf, Teistungen 40 Summe Einsteiger aus den Ortschaften Ershausen, Lehna, Martinfeld, Rüstungen, Wilbich

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Ein- Einsteiger pro Einsteiger pro 1.000 Verände- Stadt/Gemeinde wohner 1.000 EW und Jahr EW und Jahr rung 2010 (2015) (2010) (2016) - 2016

Kirchworbis 1.345 33 26 -6,7%

Hohes Kreuz 1.293 38 2241 -26,2% Seite | 31 Effelder 1.216 25 35 32,5%

Berlingerode 1.209 21 7 -54,1%

Wingerode 1.184 46 31 -19,2%

Deuna 1.176 53 3442 -19,0%

Hundeshagen 1.157 21 21 2,1%

Geismar 1.153 42 3843 -0,7%

Brehme 1.119 20 26 21,8%

Bodenrode- 1.114 5344 Westhausen 37 14,5%

Arenshausen 1.021 7 12 -3,3%

4.3 Erfolgskennwerte 4.3.1 Fahrplanangebot und Fahrleistung

Das Fahrplanangebot der EW Bus GmbH hat sich seit 2012 leicht von 3,34 Mio. Fahrplan-km auf 3,28 Mio. Fahrplan-km vermindert. Überdurchschnittlich angestie- gen ist das Fahrplanangebot im RufBus-Verkehr sowie im Stadtverkehr. Im Ver- gleich zu dem Jahr 2012 sind die Fahrplan-km im RufBus-Verkehr um ca. 11,5 % und im Stadtverkehr um etwa 10,7 % gestiegen. Eine Abnahme der Fahrleistung ist im ExpressBus-Verkehr zu verzeichnen. Hier nahmen die Fahrplankilometer von 624.953 Kilometer im Jahr 2012 auf 558.963 Kilometer im Jahr 2016 ab.

Die in Anspruch genommenen RufBus-Leistungen, d. h. die von Fahrgästen ange- meldeten und nachgefragten Fahrten, sind zwischen 2014 und 2016 von ca. 132.000 auf 172.000 Leistungs-km angestiegen. Die Intensität der RufBus- Inanspruchnahme45 ist dabei von 35,5 % auf 32 % gesunken. Die Entwicklung die- ses Kennwertes ist ein klares Indiz dafür, dass von der EW Bus GmbH Linienverkeh- re mit geringer Fahrgastnachfrage auf RufBus umgestellt wurde.

41 Summe Einsteiger aus den Ortschaften Bischhagen, Mengelrode, Siemerode, Streitholz 42 Summe Einsteiger aus den Ortschaften Deuna, Vollenborn 43 Summe Einsteiger aus den Ortschaften Döringsdorf, Geismar, Großtöpfer 44 Summe Einsteiger aus den Ortschaften Bodenrode, Westhausen 45 Verhältnis „gefahrene RufBus-km“ zu „angebotenen RufBus-Fahrplan-km“

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Fahrplanangebot EW Bus GmbH 2.500.000

2.000.000

Seite | 32 1.500.000

1.000.000 Kilometer

500.000

0 2012 2013 2014 2015 2016 Stadtverkehr 153.818 154.056 153.298 169.257 170.326 Regionalverkehr 2.078.939 2.073.439 1.984.086 2.013.924 2.017.425 Expressbus 624.953 665.075 633.323 556.748 558.963 Rufbus 481.893 493.958 519.239 510.878 537.207

Abbildung 12: Entwicklung der Fahrleistung (Fahrplankilometer) seit 2012

Im Auftrag des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft wurde 2015, wie auch in den Vorjahren, eine Finanzuntersuchung zum Straßenpersonen- nahverkehr im Freistaat Thüringen durchgeführt46. Hier werden statistische Werte des StPNV einzelner Landkreise untereinander und mit dem Landesdurchschnitt verglichen.

Die Untersuchung zeigt, dass im Landkreis Eichsfeld 2015 im Vergleich zum Durch- schnitt in Thüringen, weniger Fahrplankilometer pro Einwohner angeboten werden. Der Wert im Landkreis Eichsfeld beträgt 32,1 Fahrplankilometer pro Einwohner und im Thüringer Durchschnitt 36,7 Fahrplankilometer pro Einwohner. Es besteht somit im Landkreis Eichsfeld ein leicht unterdurchschnittliches Leistungsangebot in Bezug zur Einwohnerzahl.

46 Quelle: Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft. Abteilung Schienen- verkehr, ÖPNV (2016): Finanzuntersuchung des straßengebundenen ÖPNV im Freistaat Thüringen 2015. Kurzbericht für den Aufgabenträger Landkreis Eichsfeld von 21. Dezem- ber 2016. Durchführung der Untersuchung: ISUP Ingenieurbüro für Systemberatung und Planung GmbH (Dresden).

Landkreis Eichsfeld: Nahverkehrsplan - 4. Fortschreibung für den Zeitraum 2017 - 2022 ______

Fahrplankilometer pro Einwohner 40 35

30

25 Seite | 33 20

15 Kilometer 10 5 0 Lk Eichsfeld Ø Thüringen

Fahrplankilometer 2015

Abbildung 13: Fahrplankilometer pro Einwohner (2015)

4.3.2 Wirtschaftlichkeit

Die EW Bus GmbH ist im Vergleich zum thüringischen Durchschnitt durch einen un- terdurchschnittlichen Kostenkennwert gekennzeichnet. Die Kosten pro Fahrplanki- lometer im Landesdurchschnitt sind 2015 ggü. dem Vorjahr von 2,54 Euro auf 2,55 Euro minimal gestiegen (plus 0,4 %), während bei der EW Bus GmbH die Kosten nur von 2,04 Euro auf 2,13 Euro gewachsen sind (plus 4 %)47.

Die Fahrgelderlöse pro Fahrplankilometer sind im Betrachtungszeitraum leicht um neun Cent angestiegen. Im Vergleich zum Mittelwert in Thüringen sind jedoch deut- lich unterdurchschnittliche Fahrgelderlöse in Bezug zur Einwohnerzahl herauszustel- len.

Der Kostendeckungsgrad im Landkreis Eichsfeld beträgt 44,1% (2014: 41,7 %, 2012: 41,7 %, 2011: 40,8 %). Im Vergleich zum Landesdurchschnitt ist die Kos- tendeckung leicht überdurchschnittlich (35,7 %)48.

47 ebenda

48 ebenda

Landkreis Eichsfeld: Nahverkehrsplan - 4. Fortschreibung für den Zeitraum 2017 - 2022 ______

Kosten und Erlöse

2,00 2,13 1,96 1,99 2,04 1,50

Seite | 34

1,00 Euro 0,94 0,80 0,83 0,85 0,50

0,00 2011 2012 2014 2015

Fahrgelderlöse pro Fplkm. Kosten pro Fplkm.

Abbildung 14: Entwicklung der Kosten und Fahrgelderlöse im Landkreis Eichsfeld (2011 – 2015)

Der Zuschussbedarf pro Einwohner liegt mit einem Wert von 18,90 Euro deutlich unter dem thüringischen Mittelwert (35,38 Euro). Auffällig ist, dass dieser Kennwert des Landkreises 2015 im Vergleich zum Trend der Vorjahre gesunken ist, während der Vergleichswert für Thüringen durch einen Anstieg gekennzeichnet ist.

Jährlicher Zuschussbedarf pro EW 40 35 36,14 € 35,22 € 35,38 € 30 34,69 €

25 20 21,74 € Euro 20,34 € 20,37 € 15 18,90 € 10 5 0 2011 2012 2014 2015

Lk Eichsfeld Ø Thüringen

Abbildung 15: Entwicklung des jährlichen Zuschussbedarfes (2011 – 2015)

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass im Landkreis Eichsfeld ein leicht unterdurchschnittlicher Markterfolg bei überdurchschnittlicher Wirtschaftlichkeit erreicht wird.

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5 Bewertung des StPNV 5.1 Fahrzeugausstattung

Zum Analysezeitpunkt (Stand 07.03.2017) umfasst die Fahrzeugflotte der EW Bus GmbH, die ein Durchschnittsalter von 7,1 Jahren besitzt, 52 Fahrzeuge. Das Durch- Seite | 35 schnittsalter der 40 Fahrzeuge der Nachauftragnehmer der EW Bus ist mit etwa 11 Jahren deutlich älter als die Fahrzeugflotte der EW Bus.

Von den 52 Fahrzeugen der EW Bus GmbH verfügen 38 Fahrzeuge über Niederflur- technik und sind damit für Rollstuhlfahrer und Personen mit Gehbehinderung barrierefrei nutzbar. Der Anteil der mit Niederflurtechnik ausgestatteten Fahrzeuge der Auftragsunternehmen liegt hingegen bei nur 10 %.

24 Fahrzeuge der Fahrzeugflotte der EW Bus GmbH entsprechen der Abgasnorm Euro 5 oder besser, von denen acht Fahrzeuge den Anforderungen der Abgasnorm Euro 6 erfüllen.

Abgasnorm der Fahrzeugflotte der EW Bus GmbH

30

25

20

15

10

5 Anzahl der Fahrzeuge der Anzahl

0 Euro 5 Euro 6

Abbildung 16: Anzahl der Fahrzeuge mit der Abgasnorm Euro 5 und Euro 6 (Stand 07.03.2017)

Weitere nennenswerte Merkmale der Fahrzeuge der EW Bus GmbH ist die Ausstat- tung mit Infotainmentsystem und WLAN. Von den insgesamt 52 Fahrzeugen sind 24 Fahrzeuge mit einem Infotainmentsystem und alle Standardlinienbusse mit WLAN ausgestattet.

Ab 2013 wurden Anschaffungen von insgesamt 23 Fahrzeugen, davon 17 Nieder- flurbusse, realisiert. Von den 18 der EW Bus GmbH angeschafften Fahrzeugen sind 15 Standardlinienbusse und drei Midibusse, alle in Niederflurbauweise.

Landkreis Eichsfeld: Nahverkehrsplan - 4. Fortschreibung für den Zeitraum 2017 - 2022 ______

Ausstattung der Fahrzeuge der EW Bus GmbH

60

50 Seite | 36 40

30

20

10 Anzahl der Fahrzeuge der Anzahl

0 Infotainmentsystem WLAN

Abbildung 17: Anzahl der Fahrzeuge mit Infotainmentsystem und WLAN (Stand 07.03.2017)

5.2 Entwicklung der Haltestelleninfrastruktur

Seit dem Jahr 2013 wurden insgesamt 50 Anträge für Haltestellenmaßnahmen von 22 Städten und Gemeinden im Landkreis Eichsfeld gestellt. Zu den Infrastruktur- maßnahmen gehören u. a.:

 Neubau von barrierefreien Bushaltestellen,

 Umbau/ Erneuerung von Bushaltestellen mit Schaffung eines barrierefreien Zu- gangs,

 Sanierung von Bushaltestellen.

Abbildung 18: Ausgebaute Bushaltestelle in Kallmerode

Landkreis Eichsfeld: Nahverkehrsplan - 4. Fortschreibung für den Zeitraum 2017 - 2022 ______

Von den insgesamt 50 beantragten Infrastrukturmaßnahmen wurden bis Mai 2017 insgesamt 20 Maßnahmen umgesetzt. In der Stadt Heilbad Heiligenstadt (im Jahr 2014) wurden fünf und in Berlingerode (im Jahr 2015) drei Bushaltestellen barrierefrei umgebaut. In Laufe der letzten Jahre wurde mindestens eine behinder- tengerechte/ barrierefreie Bushaltestelle in weiteren Städten und Gemeinden einge- richtet. Die Stadt Leinefelde-Worbis hat für das Jahr 2017 den Neubau von drei Seite | 37 barrierefreien Bushaltestellen beantragt.

Infrastrukturmaßnahmen der Städte und Gemeinden 16 14 15 12 14 10 12 8 9 6 8 6 4 5 2 1 0 0 2013 2014 2015 2016 2017

Antrag gestellt Umgesetzt

Abbildung 19: Infrastrukturmaßnahmen der Städte und Gemeinden von 2013 bis 2017

5.3 Erfüllung der Qualitätsstandards des NVP 2013

Im Nahverkehrsplan 2013 wurden Anforderungen an die Verkehrsdurchführung festgelegt. Die Qualitätsstandards beinhalten die Fahrzeuganforderungen nach Pro- dukten, Anforderungen an das Fahrpersonal sowie an den Kundenservice.

Nachfolgend wird die Erfüllung der Anforderungen als Bilanz dargestellt.

Landkreis Eichsfeld: Nahverkehrsplan - 4. Fortschreibung für den Zeitraum 2017 - 2022 ______

Tabelle 8: Erfüllung der Qualitätsstandards (Fahrzeuganforderungen) des Nahverkehrsplans 2013 – 2018

Fahrzeuganforderungen NVP 2013 erfüllt zum Teil erfüllt

Seite | 38 Regionalverkehr

Standardlinienbusse oder Kombibusse x

Höchstalter: max. 12 Jahre (bei Renovierung max. 18 Jahre) 80%

mindestens Euro III-Norm (renovierte Fahrzeuge Euro II-Norm) 80%

ausreichende Motorisierung für die topografische Situation X

max. Einstiegshöhe 0,34 m X

mind. zwei Türen (davon mind. eine Doppeltür mit zweiflügeligen Türen 95% und Durchgangsmaß mind. 1.200 mm)

Bordrechner mit Fahrscheindruckerfunktion X

Fläche für Rollstuhl X

digitale Fahrgastinfo Innen und Außen (visuell und akustisch) 95%

max. Einstiegshöhe 380 mm, max. jeweils 3 Stufen an beiden Türen X

RBL-Ausstattung X

ExpressBus

EURO-IV-Norm oder besser X

Höchstalter: max. 10 Jahre X

Busse in Niederflurtechnik/ Low-Entry-Busse X

Kneeling und mechanische Rampe X

Mehrzweckfläche entsprechend EU-Richtlinie 2001/ 85/ EG X

Bordrechner mit Fahrscheindruckerfunktion X

digitale Fahrtzielanzeige außen (vorn, eine Seite und hinten) X

digitale Fahrgastinformation visuell und akustisch im Fahrzeuginneren X

Bestuhlung mit Sitzpolstern X

StadtBus

EURO-IV-Norm oder besser X

Leinefelde-Worbis: Midibus X

Heilbad Heiligenstadt: Midibus X

Höchstalter: max. 12 Jahre (bei Renovierung max. 18 Jahre) X

Busse in Niederflurtechnik X

Kneeling und mechanische Rampe X

Mehrzweckfläche entsprechend Richtlinie 2001/ 85/ EG X

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Bordrechner mit Fahrscheindruckerfunktion X digitale Fahrtzielanzeige außen (vorn, beide Seiten und hinten) X digitale Fahrgastinformation visuell und akustisch im Fahrzeuginneren X

Bestuhlung mit Sitzpolstern X

RufBus Seite | 39

Zulassung für Linienverkehr X mind. acht Fahrgastsitzplätze X

Bordrechner mit Fahrscheindruckerfunktion 80%

Fahrtzielanzeige „ Frontanzeige“ (Matrixanzeige) 95%

Mitnahme von Rollstühlen 50%

Allgemeine Anforderungen

Vorgaben Werbung X

Werbung im Bereich der Fensterflächen sind Folien so anzuordnen bzw. zu gestalten, dass sie die Orientierungsmöglichkeiten und das Sicher- X heitsempfinden der Fahrgäste nicht negativ beeinflussen.

Tabelle 9: Erfüllung der Qualitätsstandards (Fahreranforderungen) des Nahverkehrsplans 2013 – 2018

Fahrzeuganforderungen NVP 2013 erfüllt zum Teil erfüllt

Tariftreue in der Entlohnung entsprechend der jeweiligen gesetzlichen X Vorgaben in Freistaat Thüringen ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache in Wort und Schrift X umfassende Orts-, Verkehrs- und Tarifkenntnisse X weitgehend einheitliche Fahrerbekleidung 80% gepflegtes und seriöses Erscheinungsbild des Fahrpersonals X

Durchführung mindestens einer Fahrerschulung pro Jahr zu Orts-, 50% Verkehrs- und Tarifkenntnissen serviceorientiertes Verhalten gegenüber den Fahrgästen 90%

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Tabelle 10: Erfüllung der Qualitätsstandards (Verkehrsdurchführung) des Nahverkehrsplans 2013 - 2018

Fahrzeuganforderungen NVP 2013 erfüllt zum Teil erfüllt

Seite | 40 Rechnergestütztes Betriebsleitsystem (RBL) mit Integration aller X eingesetzten Fahrzeuge

Betriebsleitstelle im Kreisgebiet mit ausreichender X Entscheidungskompetenz zur Gewährleistung eines störungsfreien Betriebes und einer permanenten Kommunikation zu allen eingesetzten Fahrzeugen vorzuhalten

Gewährleistung eines pünktlichen Fahrplanbetriebs mit Pünktlichkeits- X und Störungsmanagement:  bei ungeplanten Betriebsunterbrechungen ist kurzfristig zu reagieren und Maßnahmen zur Sicherstellung der Fahrgastbeförderung einzuleiten,  bei Ausfall eines Fahrzeuges bzw. gravierenden Verspätungen ist der unverzügliche Einsatz eines Ersatzfahrzeuges im Umlauf sicherzustellen (spätestens nach 60 Minuten),  Fahrgäste sind über eingetretene bzw. absehbare Störungen, Fahrplanabweichungen und Fahrtausfälle zu informieren.

Gewährleistung der vollständigen Funktionstüchtigkeit der X Fahrscheindrucker (RBL), der betrieblichen Kommunikationstechnik, der Fahrgastinformationstechnik sowie (soweit vorhanden), der Rampe (Einstieghilfe) und der Kneeling-Funktion

Einsatz der Kneeling-Technik ist bei Bedarf (Ein- und Aussteigen von 70% erkennbar mobilitätsbeeinträchtigten Fahrgästen)

angemessene klimatische Verhältnisse in den Fahrzeugen 90%

sauberer Zustand der Fahrzeuge während des Einsatzes, gravierende X Verunreinigungen des Fahrzeuginnenraumes sind bei nächstmöglicher Gelegenheit zu beseitigen, grobe Vandalismusschäden sind kurzfristig, möglichst direkt, zu beseitigen.

Fahrzeuge sind regelmäßig außen und innen zu reinigen X („Winterzeitraum“ mindestens zweimal wöchentlich und „Sommerzeitraum“ mindestens einmal wöchentlich Außenwäsche)

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Tabelle 11: Erfüllung der Qualitätsstandards (Kundenservice) des Nahverkehrsplans 2013 - 2018

Fahrzeuganforderungen NVP 2013 erfüllt zum Teil erfüllt

Im Bereich des Kundenservice sind folgende Anforderungen zu erfüllen: X Seite | 41  Kundenzentrum am ZOB in Leinefelde (Dienstleistungen: Fahrscheinvorverkauf, Fahrgastinformation, Tarifberatung, Annahme von Kundenresonanzen und Fundbüro),  Bereitstellung von Fahrgastinformationen im Internet,  Betrieb eines Servicetelefons an Werktagen zwischen 7:00 und 16:00 Uhr (Fahrplan- und Tarifauskünfte sowie Auskünfte zur Verkehrssituation, wie Verspätungen, Sperrungen, Umleitungen, Haltestellenverlegungen usw.).

Annahme und Bearbeitung von Kundenresonanzen; Reaktion auf X Beschwerden und Hinweise spätestens innerhalb von 14 Tagen in Form einer Beantwortung oder einer Zwischennachricht

5.4 Bedienungsqualität

Methodik der Analyse

Die Einschätzung der Bedienungsqualität erfolgt differenziert für Gemeinden und Städte in Abhängigkeit der Einwohnergröße bzw. der Funktion als zentraler Ort (Richtwerte differenziert nach Ortsgrößenklassen). Die Methodik der Bewertungs- matrix zur Einschätzung der Bedienungsqualität wurde aus dem Nahverkehrsplan 2013 übernommen.

Für jede Stadt bzw. Gemeinde wird die Erreichbarkeit des zugehörigen Mittelzent- rums bewertet. Die Einschätzung der Bedienungsqualität wird für direkte (oder bei fehlender Direktanbindung die kürzeste Verbindung mit Umsteigenotwendigkeit) Bus- und Bahnverbindungen durchgeführt. Betrachtet werden die Bedienungshäu- figkeiten an Schultagen von montags bis freitags zwischen 5:00 und 20:00 Uhr (5:00 bis 9:00 Uhr, 9:00 bis 15:00 Uhr und 15:00 Uhr bis 20:00 Uhr).

Damit eine Verbindung in der Auswertung erfasst wird, darf die Reisezeit zum Mit- telzentrum nicht mehr als zwei Stunden betragen. Hierzu zählt auch die Wartezeit bei einem notwendig werdenden Umstieg. Verbindungen mit mehr als zwei Umstie- gen werden zudem nicht berücksichtigt. Die Wartezeit pro Umstieg darf dabei ma- ximal 15 Minuten betragen.

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Tabelle 12: Richtwerte für die Bedienungshäufigkeit „Verbindung zum nächsten erreichbaren Mittelzentrum“ nach Ortsgrößenklassen

Bedienungshäufigkeit Größenklasse der Siedlungseinheit (Einwohner)

bis 500 500 bis 1.000 bis 2.000 bis 3.000 und Seite | 42 unter unter unter darüber 1.000 2.000 3.000

Verbindung zum nächsten erreichbaren Mittelzentrum

Tagesart Fahrten

Mo – Fr 4 4-5 6-9 10-13 13-19

Sa 0 0 2 2 4

So 0 0 2 2 4

Verteilung der Fahrten auf die Tageszeit

Montag – Freitag Fahrten

05:00 – Hin 1 1 1 2 3 09:00 Uhr Rück 0 0 1 2 2

09:00 – Hin 1 1 1-2 2-3 2-3 15:00 Uhr Rück 1 1 1-2 2-3 3-4

15:00 – Hin 0 0 1 1 1-2 20:00 Uhr Rück 1 1-2 1-2 1-2 2-3

Samstag/ Sonntag RufBus-Verkehr

Ergebnisse

Die im Nahverkehrsplan 2013 festgelegten Richtwerte an die Bedienungsqualität werden im Landkreis Eichsfeld vollständig erfüllt und oftmals übertroffen (siehe Tabelle 13).

Anzumerken ist, dass vor allem nach 18:00 Uhr, viele Gemeinden und Ortschaften nicht mehr an das Netz des StPNV angebunden sind, dies betrifft hauptsächlich Ort- schaften ohne Zugang zum SPNV. Nur auf einzelnen Linien im Landkreis Eichsfeld werden zwischen 18:00 und 19:00 Uhr Fahrten als RufBus angeboten.

Eine detaillierte Übersicht aller ausgewerteten Relationen befindet sich im Anhang.

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Tabelle 13: Ergebnisse der Analyse der Bedienungshäufigkeit

Gemeinde/ Ortschaften Erfüllung des Richtwertes (Montag-Freitag)

Fahrten Ergebnis

Größenklasse Analysierte 4 4-5 6-9 10-13 13-19 erfüllt nicht Seite | 43 (Einwohner) Ortschaften erfüllt

Kreisstadt ist nächstes Mittelzentrum bis 500 30 x 30 0

500 bis 999 14 x 14 0

1.000 bis 1.999 8 x 8 0

2000 bis 2.999 2 x 2 0

über 3.000 1 x 1 0

Leinefelde-Worbis ist nächstes Mittelzentrum bis 500 5 x 5 0

500 bis 999 7 x 7 0

1.000 bis 1.999 5 x 5 0

2000 bis 2.999 1 x 1 0

über 3.000 6 x 6 0

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6 Abschätzung des zukünftigen Fahrgastaufkommens 6.1 Bevölkerungsentwicklung

Die Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Eichsfeld wird in den nächsten Jahren weiter rückläufig sein. Nach aktuellen Prognosen des Statistischen Landesamtes Seite | 44 Thüringen wird die Einwohnerzahl in dem Zeitraum 2015 bis 2025 um rund 5.800 Einwohner (minus 5,8 %) abnehmen. Langfristig (2035) wird der Rückgang rund 13.300 Einwohner (minus 13,3 %) betragen.49

Laut den Prognosen aus dem Nahverkehrsplan 2013 sollte sich die Einwohnerzahl im Jahr 2015 auf etwa 100.000 Einwohner und im Jahr 2025 auf ca. 91.000 Ein- wohner belaufen. Die aktuelle Bevölkerungsprognose geht von einer „gedämpften“ Schrumpfung aus. Im Jahr 2025 sollen rund 94.000 Einwohner im Landkreis leben.

Entwicklung der Einwohnerzahlen im Landkreis Eichsfeld (2015 - 2025 - 2035) 110.000

100.000

90.000

80.000

70.000

2032 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2033 2034 2035

Abbildung 20: Bevölkerungsprognose Landkreis Eichsfeld (2015 bis 2035)

49 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik (2017): Voraussichtliche Bevölkerungsentwick- lung 2014 bis 2035 nach Kreisen, Basisjahr 31.12.2013, jeweils zum Stichtag 31.12., Zu- griff am 28.04.2017

Landkreis Eichsfeld: Nahverkehrsplan - 4. Fortschreibung für den Zeitraum 2017 - 2022 ______

Die Altersgruppe der 20- bis 30-jährigen, welche allgemein durch eine ausgeprägte, überdurchschnittliche Mobilitätsrate gekennzeichnet ist, nimmt bis 2025 um über 1.700 Einwohner (minus 19,3 %) ab50. Die Gruppe der Senioren und Hochbetagte erfährt dagegen einen Zuwachs um rund 2.200 Einwohner.

Seite | 45 Bevölkerungsentwicklung Landkreis Eichsfeld 2015 - 2025

unter 5 Jahre

5 - 15 Jahre

15 - 20 Jahre

20 - 30 Jahre

30 - 45 Jahre

45 - 65 Jahre

65 - 80 Jahre

über 80 Jahre

-6.000 -4.000 -2.000 0 2.000 4.000

Abbildung 21: Bevölkerungsentwicklung (absolut) 2015 bis 2025 nach Altersgruppen

Bis 2035 wird sich der Trend der Bevölkerungsentwicklung zunehmend fortsetzen:

 Rückgänge in den mittleren Altersgruppen und

 Zuwächse bei den Senioren und Hochbetagten.

Darüber hinaus ist ab 2025 mit sukzessiv zunehmenden Verlusten bei den Schul- pflichtigen zu rechnen (minus 16,7 %).

50 ebenda

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Bevölkerungsentwicklung Landkreis Eichsfeld 2015 - 2035

unter 5 Jahre

5 - 15 Jahre Seite | 46 15 - 20 Jahre

20 - 30 Jahre

30 - 45 Jahre

45 - 65 Jahre

65 - 80 Jahre

über 80 Jahre

-10.000 -8.000 -6.000 -4.000 -2.000 0 2.000 4.000 6.000

Abbildung 22: Bevölkerungsentwicklung (absolut) 2015 bis 2035 nach Altersgruppen

6.2 Auswirkungen des demografischen Wandels auf die Mobilität

Der demografische Wandel hat bereits in den letzten Jahren spürbare Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten und damit auf das StPNV-Aufkommen im Landkreis Eichsfeld gehabt. Diese Entwicklung wird sich im ländlichen Raum in den nächsten Jahren fortsetzen.

Es ist davon auszugehen, dass der Pkw in der Mobilität der älteren Generation wei- ter an Bedeutung gewinnen wird. Der StPNV wird es zunehmend schwerer haben, Fahrgäste in den älteren Zielgruppen zu generieren.

Die Entwicklung der Rahmenbedingungen wird mit hoher Wahrscheinlichkeit fol- gende Auswirkungen auf die zeitliche und räumliche Verkehrsverteilung haben:

 der Einkaufs- und Freizeitverkehr gewinnt in der Gesamtmobilität gegenüber dem Berufsverkehr an Bedeutung,

 die „klassischen“ Verkehrsspitzen, insbesondere im Berufsverkehr, gehen zurück, während in den bisherigen Schwachverkehrszeiten die Nachfrage zunimmt,

 die Dezentralität der Verkehrsverteilung im Einkaufs- und Freizeitverkehr nimmt zu und erschwert damit eine Bündelung der Verkehrsströme.

Zusammenfassend kann abgeleitet werden, dass der StPNV vor dem Hintergrund der absehbaren Entwicklungen mehr Fahrgäste als die Regionen Einwohner verlie- ren wird. Der Modal-Split verändert sich zuungunsten des StPNV, da der Anteil der „StPNV-Gebundenen“ abnimmt.

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6.3 Prognose der Nachfrageentwicklung

Aufgrund des demografischen Wandels und dem damit verbundenen Bevölkerungs- rückgang sowie der Veränderung des Mobilitätsverhaltens ist im Landkreis Eichsfeld im Jedermannverkehr bis 2025 mit einem Nachfragerückgang um rund 8 % zu rechnen. Seite | 47

Tabelle 14: Prognose der Nachfrageentwicklung im Jedermannverkehr (Trendprognose)

Prognosehorizont Bevölkerungsentwicklung Nachfrage im über 20-jährige Jedermannverkehr (Bezug 2015) (Bezug 2015)

2025 minus 6,3 % minus 8 %

Der Schülerverkehr wird in den nächsten Jahren bis 2022 leicht steigen. Mittelfris- tig, spätestens ab 2025, kommt es jedoch auch hier wieder zu Rückgängen.

Entwicklung der Schülerzahlen im Landkreis Eichsfeld (Indikator "5 bis unter 20-jährige") 14.000 13.000 12.000 11.000 10.000 9.000 8.000

7.000

2020 2015 2016 2017 2018 2019 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029 2030 2031 2032 2033 2034 2035

Abbildung 23: Entwicklung der Schülerzahlen 2015 bis 2035 (Gruppe „5 bis unter 20- jährige“)

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7 Verkehrspolitische Zielsetzungen

Die im Nahverkehrsplan 2013 formulierten verkehrspolitischen Zielsetzungen wer- den unter Berücksichtigung der nur leicht veränderten verkehrsplanerischen, wirt- schaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen fortgeschrieben.

Seite | 48 Das StPNV-Angebot soll auch künftig

 der öffentlichen Daseinsvorsorge entsprechen,

 im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten für eine hohe Lebensqualität weitrei- chend in den Teilräumen sorgen,

 bei der Planung als Standortfaktor der Bevölkerungs-, Wirtschafts- und Frem- denverkehrsentwicklung beachtet sowie

 auf den Hauptachsen und in den Stadtverkehren als nutzbare Alternative zum motorisierten Individualverkehr einen hohen Stellenwert behalten,

 zur Erreichung der Ziele der Regionalentwicklung, niedergelegt im Landesent- wicklungsprogramm Thüringen 2025 und im Regionalplan Nordthüringen (2012) im Rahmen der Möglichkeiten des Landkreises Eichsfeld beitragen.

Der NVP stellt hohe Anforderungen bei der Umsetzung

 der verkehrspolitischen Ziele, die möglichst ohne finanzielle Mehrbelastung des Aufgabenträgers erreicht werden sollen,

 bedarfsgesteuerter Bedienungsformen (RufBus), die vor dem Hintergrund der weiter zurückgehenden StPNV-Nachfrage zur Sicherstellung der Grundversor- gung weiter an Bedeutung gewinnen werden,

 der Belange mobilitätseingeschränkter Personen, die weitreichend berücksichtigt werden,

 der Barrierefreiheit an StPNV-Zugangsstellen mit hoher Fahrgastfrequentierung und an Verknüpfungspunkten,

 einer Tarifentwicklung, die eine hohe Ergiebigkeit bei gleichzeitig angemessener Sozialverträglichkeit verfolgt,

 einer leistungsfähigen, dem ländlichen Raum angemessenen Schülerbeförde- rung,

 der Festlegungen aus dem Kooperationskonzept des NVN, soweit diese für den Landkreis Eichsfeld relevant und sinnvoll sind.

Bei der Weiterentwicklung des StPNV ist das Leitbild des Landkreises Eichsfeld zu berücksichtigen.

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Weitere Zielsetzungen der Nahverkehrsplanung

Das StPNV-System im Landkreis Eichsfeld ist – bezogen auf die heute bestehenden Randbedingungen am Verkehrsmarkt – grundsätzlich als etabliert zu bewerten.

Vor diesem Hintergrund werden für die Weiterentwicklung des StPNV im Planungs- zeitraum folgende Handlungsschwerpunkte fortgeführt: Seite | 49  Pflege bestehender Qualitäten unter weiterer Beachtung wirtschaftlicher Ge- sichtspunkte, insbesondere in den Bereichen Tarif, Fahrgastinformation, Kun- denfreundlichkeit, Pünktlichkeit, Service und Komfort,

 gezielte Optimierung bzw. Anpassung der Bedienungsangebote entsprechend der Nachfrageentwicklung und der Fahrgastakzeptanz,

 Weiterentwicklung und Optimierung des StPNV unter Berücksichtigung der vor- handenen Strukturen.

Zusätzlich wird der Schwerpunkt der Entwicklung und Gestaltung eines für alle Menschen mit Mobilitätseinschränkungen „vollständig barrierefreien StPNV“ festge- setzt.

Folgende Schwerpunkte werden bei der Weiterentwicklung des StPNV-Bedienungs- angebotes im Landkreis Eichsfeld weiterverfolgt:

 Sicherung und Verbesserung der Erreichbarkeit der relevanten Mittelzentren Heilbad Heiligenstadt und Leinefelde-Worbis,

 ausgehend von der Sicherstellung der Grundversorgung im Nahverkehrsraum nachfrageorientierte Ausgestaltung des StPNV-Netzes und –Angebotes,

 Pflege des Premiumproduktes ExpressBus in seinem bestehendem Produktprofil,

 Prüfung des weiteren Ausbaus des RufBus-Verkehrs zur Sicherstellung der Grundversorgung und zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit (Umstellung un- zureichend ausgelasteter Linienverkehre).

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8 Festlegung des integrierten Gesamtnetzes „Regional- und Stadtverkehr Landkreis Eichsfeld“ 8.1 Linien des Gesamtnetzes

Seite | 50 Der Landkreis Eichsfeld als Aufgabenträger beabsichtigt für seinen Nahverkehrs- raum die Bereitstellung und Gewährleistung eines für den Fahrgast attraktiven, ab- gestimmten Leistungsangebotes „aus einem Guss“. Besondere Bedeutung hat dabei der Aspekt der Integration, die den Zugang zum StPNV für den Fahrgast weitrei- chend einfach machen. Dieses zusammenhängende Liniennetz wird mit den Linien in der bestehenden Situation festgelegt (siehe Tabelle 15).

Im Falle einer Umsetzung von Veränderungen in der Netzstruktur wird die Festle- gung entsprechend angepasst.

Die den Landkreis bedienenden Linien der Regionalbus GmbH (Linien 171), der Ver- kehrsverbund Süd-Niedersachsen GmbH (Linie 155) und der Verkehrsbetriebe Nordhausen GmbH (Linien 25, 27, 262 und 272) werden nicht in das Gesamtnetz integriert, da sie ihre überwiegenden Verkehrsaufgaben außerhalb des Landkreis- gebietes erfüllen.

Tabelle 15: Integriertes Gesamtnetz „Regional- und Stadtverkehr Landkreis Eichsfeld“

Produkt Linie Linienführung

ExpressBus 1 Duderstadt - Worbis - Leinefeld - Dingelstädt

6 Dingelstädt - - Heiligenstadt

26 Weißenborn - Großbodungen - Worbis - Leinefelde

StadtBus A Th.-Strom-Str. - Rathaus - Brüsseler Str./ Hotel am Vitalpark (Ring- linie)

B Dingelstädter Str. - Rathaus - Friedhof

40 Leinefelde - Worbis

Regionalbus 2 - Günterode - Siemerode - Mengelrode - Heiligenstadt

3 Glasehausen - Günterode - Steinbach - Bodenrode - Heiligenstadt

4 Leinefelde - Heiligenstadt

5 Flinsberg - - Heiligenstadt (nur an Schultagen)

7 Effelder - Wachstedt - Heiligenstadt

8 Döringsdorf - Geismar - Erhausen - Heiligenstadt

9 Kella - Ershausen - Rüstungen - Heiligenstadt

10 Kella - Geismar - Lengenfeld/ Stein

11 Schwobfeld - Krombach - Ershausen - Lengenfeld/ Stein

12 Kalteneber - Lutter - Rengelrode - Heiligenstadt

13 Bad Sooden-Allendorf - Wüstheuterode - Heiligenstadt

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14 Arenshausen - -

15 Schönhagen/ - Uder - Heiligenstadt

16 - Arenshausen - - Heiligenstadt

20 - Teistungen - Heiligenstadt

21 Ecklingerode - Brehme - - Worbis - Leinefelde Seite | 51

22 Weilrode - Weißenborn - Jützenbach - Worbis - Leinefelde

23 Weißenborn - Holungen - Kaltohmfeld - Worbis

24 Weißenborn - Stöckey - Großbodungen

25 Duderstadt - Ecklingerode - Großbodungen

28 Bernterode/ - Worbis/ Gernrode - Leinefelde

30 Gerterode - Niederorschel - Leinefelde

31 Vollenborn - Niederorschel - Leinefelde/Worbis

32 Vollenborn - Niederorschel - Reifenstein - Leinefelde

34 Hüpstedt - Dingelstädt (nur an Schultagen)

35 Zella - Helmsdorf - Dingelstädt

36 Bickenriede - Büttstedt - Dingelstädt

37 Lengenfeld/Stein - Geismar/Großbartloff - Dingelstädt

38 Neuendorf/ Böseckendorf - Teistungen - Hundeshagen/ Ferna - Leinefelde/Worbis

RufBus 27 Bleicherode - Buhla - Worbis

35A Dingelstädt - Silberhausen Bahnhof

8.2 Grundsätzliche Begründung

Mit der Erbringung des integrierten Gesamtnetzes im Landkreis Eichsfeld durch ei- nen Betreiber kann

 zum einen der administrative Aufwand des Aufgabenträgers für die Durchfüh- rung der beabsichtigten Direktvergabe und für die Steuerung der Verkehrser- bringung während der ÖDA-Laufzeit minimiert,

 zum anderen das komplexe Gesamtnetz mit den integrierten Dienstleistungen zum Vorteil des Fahrgastes „aus einer Hand“ durchgeführt werden.

Die verkehrlichen Funktionen im integrierten Gesamtnetz „Landkreis Eichsfeld“ er- fordern eine umfangreiche Koordination und Steuerung, die in der jetzigen Struktur nicht von der Kreisverwaltung erbracht werden kann. Der Aufgabenträger müsste im Falle der Betriebsdurchführung durch mehrere Verkehrsunternehmen zusätzliche Ressourcen schaffen, welche neben der übergreifenden Planung auch die Koordinie- rung der Tätigkeit der Verkehrsunternehmen sicherstellen müsste.

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Für das integrierte Gesamtnetz im Landkreis Eichsfeld sind folgende Aspekte im Status Quo relevant.

 Die Buslinien treten unter dem Gesichtspunkt der Verkehrsintegration sowie der Fahrgastinformation in einem einheitlichen Marktauftritt als ein System auf.

 Es bestehen an mehreren Haltestellen Verknüpfungsmöglichkeiten. Seite | 52  Es existiert eine einheitliche Tarifstruktur.

 Die Umläufe der Fahrzeuge können aufgrund der Verflechtungen sinnvoll mitei- nander verknüpft werden, so dass eine Optimierung des notwendigen Fahrzeug- einsatzes und der bereitzustellenden Reservekapazitäten gewährleistet werden kann.

 Das bestehende Rechnergestützte Betriebsleitsystem (RBL) wird mit seinen Komponenten (insbesondere Anschlusskoordinierung, Digitale Fahrgastinformati- on an wichtigen Haltestellen) „aus einer Hand“ gewährleistet.

8.3 Verkehrliche Gründe

Im Kreisgebiet Eichsfeld bestehen komplexe Mobilitätsstrukturen sowohl mit Aus- richtung der Mobilität auf die Kreisstadt Heilbad Heiligenstadt sowie auf das Mittel- zentrum Leinefelde-Worbis. Das integrierte Gesamtnetz verbindet die einzelnen Ortschaften mit den zentralen Orten im Kreisgebiet. Darüber hinaus werden rele- vante Schulstandorte in Heilbad Heiligenstadt, Uder, Arenshausen, Ershausen, Lei- nefelde, Worbis, Dingelstädt, Breitenworbis, Niederorschel, Berlingerode, Bischofferode und Küllstedt in das Gesamtnetz integriert. Diesen vielfältigen Mobili- tätsstrukturen kann im Kontext mit der Zielsetzung einer optimalen Marktausschöp- fung am besten in einem Gesamtnetz mit Betrieb und Planung durch ein Verkehrs- unternehmen gerecht werden.

Das Gesamtnetz im Landkreis Eichsfeld besteht aus einem integrierten Netz:

 Die ExpressBus-Linien sind auf die beiden Mittelzentren Heilbad Heiligenstadt und Leinefelde-Worbis sowie untergeordnet auf Dingelstädt, Weißenborn- Lüderode und Duderstadt im Landkreis Göttingen ausgerichtet und sind mit ih- rer Verbindungsfunktion ergänzend zum SPNV ein wichtiger Bestandteil des Nahverkehrsraumes im Landkreis Eichsfeld. Diese langlaufenden Linien ver- knüpfen nicht nur die zentralen Orte im Kreisgebiet miteinander, sondern er- schließen zudem weitere Ortschaften. Die Linien 1 und 6 sind an dem Verknüp- fungspunkt ZOB in Dingelstädt miteinander verknüpft. An den Netzknoten in Heilbad Heiligenstadt und in Leinefelde sowie an weiteren Verknüpfungspunkten in Worbis und Teistungen sind weitere Verknüpfungen zwischen den Express- Bus-Linien und den Regionalbus-Linien vorhanden, wodurch sie zu einem wirk- samen System werden.

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 Im Landkreis Eichsfeld existieren zwei StadtBus-Systeme: zwei StadtBus-Linien A und B in Heilbad Heiligenstadt sowie eine StadtBus-Linie als Bestandteil der ExpressBus-Linie 1 in Leinefelde-Worbis. An den Netzknoten ZOB Heilbad Heiligenstadt sowie ZOB Leinefelde und ZOB Worbis erfolgt die Verknüpfung mit anderen regionalen Linien im Gesamtnetz.

 Die Regionalbus-Linien sind sternförmig auf die Netzknoten in Heilbad Heiligen- Seite | 53 stadt und in Leinefelde sowie auf die ergänzenden Verknüpfungspunkte in Dingelstädt, Worbis, Teistungen und Weißenborn-Lüderode ausgerichtet. Nur die Linien 10 und 14 besitzen keine Ausrichtung auf diese Netzknoten und Verknüp- fungspunkte. Die Regionalbus-Linien sind weitgehend auf den Schulverkehr ausgerichtet. Neben der Funktion der Ortsteilerschließung, besitzen die Regio- nalbus-Linien eine Verbindungsfunktion (sowohl die Verbindung der Ortsteile mit den zentralen Orten im Kreisgebiet als auch die Verbindung der Ortschaften mit den Schulstandorten).

Durch einen Betreiber können in diesem komplexen Netz die vielfältigen Verflech- tungen, Verknüpfungen und Anschlüsse optimal geplant und im Betrieb mit den Instrumenten der Anschlusskoordinierung (einheitliches RBL-System) gewährleistet werden.

8.4 Integrierte Dienstleistungen

Bei einem „Betrieb aus einer Hand“ können die Dienstleistungen im Bereich „Ver- trieb, Fahrgastinformation und Kundenservice“ dem Fahrgast wiedererkennbar in einer gleichen Qualität und in einer einheitlichen Struktur erbracht werden.

Dies betrifft bspw.

 Fahrgastinformation/ Kommunikation,

 Dynamische Fahrgastinformation in Verbindung mit RBL-System (Bereitstellung von Echtzeitdaten),

 Beschwerdemanagement,

 telefonische Auskunft,

 Verkehrsmeldungen über Homepage,

 Kundenzentrum,

 Vertriebswege und Vertriebsstellen,

 Mobilitätsberatung.

Die Fahrgäste haben somit für ihre Belange nur einen Ansprechpartner.

Im Falle von Störungen und Notfällen können durch ein Verkehrsunternehmen übergreifende Konzepte des Störungsmanagements zur Anwendung kommen.

Landkreis Eichsfeld: Nahverkehrsplan - 4. Fortschreibung für den Zeitraum 2017 - 2022 ______

Der Betrieb durch ein Verkehrsunternehmen gewährleistet eine Maximierung der Kundennähe durch

 eindeutige Ansprechpartner (Beschwerdemanagement, Kundenzentrum usw.),

 Sicherung einer einheitlichen Qualität und

Seite | 54  Vermarktung eines Gesamtproduktes

8.5 Betriebliche und ökonomische Gründe

Mit der Durchführung des integrierten Gesamtnetzes im Landkreis Eichsfeld durch einen Betreiber können wesentliche Synergieeffekte genutzt werden.

 Für alle Linien kann eine gemeinsame Leitstelle genutzt werden.

 Das Kundenzentrum ist für alle Linien im Gesamtnetz zuständig.

 Die vorhandenen betrieblichen Einrichtungen können gemeinsam genutzt wer- den (z. B. Betriebshof in Leinefelde).

 Bei nur einem Betreiber kann eine optimierte Betriebsplanung sichergestellt werden.

 Bei der Personalvorhaltung in der technischen Instandhaltung, in der Leitstelle, in der operativen Planung, im IT-Service, im Beschwerdemanagement und beim Qualitätsmanagement sind entsprechende Synergieeffekte bei Betriebsdurchfüh- rung durch nur einen Betreiber generierbar.

 Durch den Betrieb in einer Hand können im ökonomischen Ergebnis ertrags- schwache Linien im Verbund durch ertragsstarke Linien ausgeglichen werden.

8.6 Vergabe

Der Landkreis Eichsfeld beabsichtigt eine Direktvergabe der Genehmigung im Bus- verkehr im Gesamtnetz an einen internen Betreiber entsprechend Artikel 5 Absatz 2 der EU-Verordnung 1370/ 2007 bzw. § 8a Absatz 3 PBefG. Der Betreiber ist eine „rechtlich getrennte Einheit“, über die der Landkreis Eichsfeld als zuständige Behör- de eine „Kontrolle“ ausüben wird, die der Kontrolle über ihre eigenen Dienststellen entspricht.“

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9 Anforderungsprofil 9.1 Grundsätze

Der Nahverkehrsplan des Landkreises Eichsfeld ist das Steuerungsinstrument des Aufgabenträgers zur Weiterentwicklung des StPNV. Er konkretisiert das öffentliche Seite | 55 Verkehrsinteresse durch Qualitätsstandards für die Durchführung des StPNV.

Die nachfolgend definierten Qualitätsstandards gelten verbindlich für die Erbringung der Verkehrsleistungen und der integrierten Leistungen im Gesamtnetz (siehe Ka- pitel 8) für alle Verkehre in der Aufgabenträgerschaft des Landkreises. Von Nach- auftragnehmern durchgeführte Leistungen müssen vollumfänglich den hier be- schriebenen Qualitäten entsprechen.

Die Anforderungen gelten nicht, wenn in Betrauungen bzw. Dienstleistungsaufträ- gen andere Regelungen verankert sind.

9.2 Verfügbarkeit des Fahrplanangebotes und Pünktlich- keit

Verfügbarkeit des Fahrplanangebotes/ Ausfallquote

Die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit des Fahrplanangebotes ist die Basisleistung des Betreibers und steht im Zentrum der Kundenwahrnehmung. Der Fahrgast erlebt neben den nicht durchgeführten Fahrten auch verfrühte und stark verspätete Fahr- ten als ausgefallen.

Als Anforderung wird festgelegt, dass die im Fahrplan aufgeführten Fahrten statt- finden. Bei geplanten Betriebsunterbrechungen51 werden Ersatzverkehr gemäß Fahrplan durchgeführt. Bei ungeplanten Betriebsunterbrechungen52 erfolgt - soweit sinnvoll - unverzüglich die Sicherung des Betriebsablaufs durch Ersatzverkehre oder Anschlussmöglichkeiten.

Als Messkriterium wird die Differenz zwischen der Soll-Fahrplanleistung (gem. Fahr- plan) gesamt und der tatsächlichen Ist-Leistung gesamt betrachtet (Auswertung mit RBL). Fahrten gelten als ausgefallen, wenn sie gar nicht bzw. nur teilweise (Teilausfälle) durchgeführt werden. Die zulässige Ausfallquote wird als Zielwert auf eine Obergrenze von 1 % festgelegt.

51 Geplante Unterbrechungen sind z. B. Baustellen oder Großveranstaltungen, bei denen ein Umleitungsfahrplan mind. zwei Tage vor der Unterbrechung erstellt und veröffentlicht werden muss. Der Betreiber ist für das Umleitungsmanagement verantwortlich. 52 Ungeplante Unterbrechungen treten ohne bzw. mit geringer Vorwarnzeit ein (z. B. Fahrzeugausfall, nicht gemeldete Demonstrationen, Unfall, Notarzteinsatz im Fahrzeug). Diese Unterbrechungen können sowohl im oder außerhalb des Einflussbereiches des Betreibers liegen und erfordern keinen Ersatzfahrplan. Jedoch ist eine entsprechende Kommunikation sicherzustellen.

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Die Ausfallquote und die Ausfälle differenziert nach Art des Ausfalls sind quartals- weise im Qualitätsbericht zu dokumentierten.

Pünktlichkeit

Seite | 56 Die Fahrten im integrierten Gesamtnetz im Landkreis Eichsfeld sind pünktlich zu erbringen. Als pünktlich wird eine Verspätung bis maximal 5 Minuten sowie eine Verfrühung unter 1 Minute gewertet. Nicht gewertet werden Unpünktlichkeiten be- dingt durch äußere Einflüssen (Streik, Unwetter, Naturgewalten und Bombendro- hungen).

Die Vorgaben zur Pünktlichkeit gelten ausdrücklich auch bei geplanten Abweichun- gen vom Regelfahrplan, für die ein Fahrplan erstellt und kommuniziert wird.

Als Qualitätsziel wird für die aktuell vorhandene StPNV-Infrastruktur eine Pünktlichkeitsquote als Jahreswert

 von 87 % im Gesamtnetz (alle Linien) und

 von 90 % auf den ExpressBus-Linien

festgelegt.

9.3 Anforderungen an die Verkehrsdurchführung 9.3.1 Rechnergestütztes Betriebsleitsystem

Zur Effektivitätssteigerung der Betriebsdurchführung sowie zur Datenbereitstellung für Echtzeit-Fahrgastinformationen hat der Betreiber ein Rechnergestütztes Be- triebsleitsystem (RBL/ ITCS) mit Integration aller eingesetzten Fahrzeuge zu be- treiben.

Das RBL/ ITCS-System muss mindestens folgende Anforderungen erfüllen:

 Kontrolle der Fahrplandurchführung (Verfolgung der Fahrzeuge in Echtzeit),

 Warnungen für Nichtanmeldungen zum Dienst,

 Kommunikation der Leitstelle mit dem Fahrpersonal,

 Rückmeldung vom Fahrpersonal mittels Textmitteilungen direkt auf den Bord- rechner oder Anruf vom Bordrechner,

 Steuerung der Dynamischen Fahrgast Informationssysteme (DFI) und Versor- gung mit Echtzeitdaten, DFI an folgenden Busbahnhöfen:

o Leinefelde o Heilbad Heiligenstadt o Worbis o Dingelstädt o Teistungen

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 mandantenfähig (Authentifizierung durch Benutzeranmeldung und Vergabe von separaten Benutzerrechten),

 statistische Auswertungen der Fahrplandurchführung und Kommunikationsfälle,

 Schnittstellen VDV452/ VDV454 zur Lieferung und Abnahme von Daten an die/ von der Datendrehscheibe Thüringen in Echtzeit, Seite | 57 Vor Ort ist vom Betreiber ein technischer Ansprechpartner zu bestellen.

Die Fahrer sind mit einem „öVPad“ auszustatten. Dieses dient als Informations- und Kommunikationsplattform des Fahrpersonals mit dem Verwaltungspersonal mittels mobiler Endgeräte. Folgende Anforderungen sind zu erfüllen:

 kompatibel zu allen Mobile OS Anbietern (iOS, Android, Windows),

 Offlineverfügbarkeit des Content,

 automatisches Update des Content,

 Absicherung des mobilen Endgerätes und der firmeneigenen Infrastruktur durch diverse Sicherheitsmechanismen z. B. HHTPs, Authentisierung und Autorisierung usw.,

 Wiedergabe/ Darstellung unterschiedlicher Dateiformate (Bilder, Videos, Doku- mente),

 mindestens tagesaktuelle Bereitstellung digitaler Dokumente zum Fahrplan, Än- derungen, Umleitungen usw.,

 Unfalldokumentation und –protokollierung,

 Formularwesen,

 Gültigkeitszeiträume/ Ablaufdaten der Informationen/ Dokumente,

 Vordatieren der Informationen/ Dokumente,

 erweiterbar mit neuen Funktionen,

 Authentifizierung durch Benutzeranmeldung und Vergabe von separaten Grup- pen- und/ oder Benutzerrechten.

9.3.2 Betriebshof

Der Betreiber hat einen Betriebshof im Landkreis Eichsfeld zu unterhalten.

In dem Betriebshof sind ausreichend Räumlichkeiten für

 Verkehrsmanagement,  Werkstatt,  Ersatzvorhaltung,  Datenerfassung/ Speicherung,

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 Sozialräume für das Personal sowie  ausreichend Stauraum für Fundsachen vorzuhalten.

Zudem sind eine zweite Außenstelle für Einrichtungen wie Waschanlage oder Tank- Seite | 58 stelle sowie weitere Busabstellplätze zulässig.

9.3.3 Betriebsleitstelle

Der Betreiber hat weiterhin im Betriebshof oder an einer anderen Stelle im Kreisge- biet eine Betriebsleitstelle mit ausreichender Entscheidungskompetenz zur Gewähr- leistung eines störungsfreien Betriebes und einer permanenten Kommunikation ein- zurichten und zu betreiben, welche eine weitgehend flächendeckende und perma- nente Betriebskommunikation im Kreisgebiet zu allen eingesetzten Fahrzeugen si- cherstellt.

An diese Betriebsleitstelle bestehen folgende Anforderungen:

 Besetzung während der Betriebszeiten der Linien (Mo. – Fr. zwischen 04:30 und 19:30 Uhr und Sa. zwischen 07:00 und 18:00 Uhr; inkl. 30 Minuten vor der ers- ten Fahrplanfahrt zur Überwachung der täglichen Betriebsvorbereitung),  Steuerung und Durchführung eines ordnungsgemäßen Fahrbetriebes,  Entscheidungen zur Anschlusskoordinierung im Verspätungsfall,  Planung und Umsetzung von Maßnahmen bei Abweichungen vom Regelfahrplan,  Steuerung und Durchführung der Verkehrsüberwachung (mobile Verkehrsauf- sicht),  Sicherstellung aktueller Fahrgastinformation bei Störungen etc.,  Einrichtung/ Verlegung von Haltestellen bei Umleitungen,  Koordination von Verkehren bei Sonderveranstaltungen/ Baumaßnahmen ein- schließlich notwendiger Abstimmungen mit Polizei, Ordnungsamt bzw. sonstigen städtischen Ämtern,  Pflege und Weiterentwicklung RBL,  RufBus-Disposition (inkl. EDV-gestützter Disposition und Dokumentation),  Unterstützung beim Fundsachenmanagement. Die Leitstellenmitarbeiter müssen die deutsche Sprache in Wort und Schrift mit „fachkundigen Sprachkenntnissen“ sicher beherrschen und über umfassende Kenntnisse zur Bedienung des Kommunikationssystems verfügen. Die Mitarbeiter müssen weiterhin fundierte Betriebs- und Netzkenntnisse besitzen und mindestens drei Jahre Berufserfahrung als Busfahrer vorweisen können.

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9.3.4 Verantwortlicher Ansprechpartner auf Seiten des Betreibers

Am Ort des Betriebshofs ist ein festangestellter Mitarbeiter des Betreibers mit aus- reichender Fach-, Entscheidungs- und Handlungskompetenzen zu bestellen. Dieser muss die deutsche Sprache in Wort und Schrift mit „fachkundigen Sprachkenntnis- Seite | 59 sen“ ausgeprägt und sicher beherrschen.

Bei Störungen und in Notsituationen muss dieser Ansprechpartner oder ein anderer entscheidungs- und handlungsbefugter Mitarbeiter des Betreibers zu den üblichen Bürozeiten unmittelbar vor Ort persönlich verfügbar sein. Der verantwortliche An- sprechpartner darf deshalb nicht planmäßig als Disponent in der Leitstelle einge- setzt werden.

9.3.5 Betrieb, Verspätungs- und Störfallmanagement

Der Betreiber ist verpflichtet, den Fahrplan einzuhalten und einen pünktlichen und störungsfreien Betrieb zu gewährleisten (Pünktlichkeitsstandards siehe Kapitel 9.2).

Das Verspätungsmanagement obliegt dem Betreiber. Es hat dazu die Verfügbarkeit von Reservefahrzeugen zur Sicherstellung der Fahrgastbeförderung bei ungeplanten Betriebsunterbrechungen in einer Höhe von 10 % der in der Spitzenlast eingesetz- ten Fahrzeuge während der gesamten täglichen Betriebszeit zu gewährleisten. Bei Ausfall eines Fahrzeuges bzw. gravierenden Verspätungen, die auf die Pünktlichkeit der nächstfolgenden Fahrplanfahrt des betroffenen Fahrzeuges übertragen würden, ist der unverzügliche Einsatz eines Reserve- und Ersatzfahrzeuges im Umlauf si- cherzustellen. Dies gilt auch, wenn die Verspätung bzw. der Fahrzeugausfall nicht vom Betreiber zu vertreten ist.53

Der Einsatz von Einsatzfahrzeugen ist bei Überlastungen innerhalb von max. 60 Minuten zu veranlassen.

Bei umfassenderen, absehbar längeren Störungen sind unverzügliche Ersatzverkeh- re einzurichten. Die Fahrgäste sind unverzüglich mit aktuellen Informationen über Störungen und Ersatzverkehre zu versorgen (im Bus, an Haltestellen mit DFI, im Kundenzentrum, im Internet, ggf. Radio).

Die Betriebs- und Verspätungssituation im Bahnverkehr ist permanent mit Hilfe von einschlägigen Internetseiten der Betreiber zu beobachten.

Bei Verspätungen ist bei Umsteigern eine Abstimmung zwischen den Fahrzeugen über die Gewährleistung des Umsteigens der betroffenen Fahrgäste herbeizuführen. Die Entscheidung bzgl. des Abwartens auf Umsteiger obliegt der Betriebsleitstelle des Betreibers.

53 Bei extremen Verhältnissen, wie Glatteis, unvorhergesehenem Wintereinbruch, Sturmbö- en, unvorhersehbaren gravierenden Verkehrsstaus, verspätungsrelevanten Tagesbaustel- len usw. können mit dem Aufgabenträger Ausnahmeregelungen zu den Regelungen im Verspätungsmanagement abgestimmt werden.

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Zum Zwecke der Betriebssteuerung sind die Fahrzeuge mit Funk oder Mobilfunk auszurüsten, um die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen im integrierten Ge- samtnetz im Landkreis Eichsfeld untereinander und zu der Betriebsleitstelle sicher zu stellen. Mit Betreibern anderer Buslinien sind Abstimmungen im Störungs- bzw. Verspätungsfall bei Fahrgastbetroffenheit, soweit eine Abstimmung nicht unmittel- bar zwischen den Fahrzeugen mit Funk möglich ist, mit deren Leitstelle herbeizu- Seite | 60 führen.

9.3.6 Umleitungsmanagement

Der Betreiber ist für das Umleitungsmanagement im Falle von Baustellen, Veran- staltungen oder anderen Straßensperrungen auf den Linienwegen zuständig. Erfor- derlich ist dazu eine aktive Abstimmung mit den Straßenbaulastträgern.

Der Betreiber hat dazu Ersatzfahrpläne zu erstellen. Die Fahrgäste sind rechtzeitig, bis mindestens eine Woche vor Inkrafttreten der Änderungen bzw. bei kurzfristig angekündigten Maßnahmen unverzüglich nach Bekanntwerden des Ereignisses in geeigneter Form zu informieren (Fahrplanaushang an den betroffenen Haltestellen, Internetseite, Presseinformation).

9.4 Anforderungen an das Fahrpersonal

Vom Betreiber dürfen grundsätzlich nur umfassend ausgebildete und geschulte Fah- rer eingesetzt werden. Die Tariftreue in der Entlohnung ist entsprechend der jewei- ligen gesetzlichen Vorgaben in Freistaat Thüringen zu beachten.

Die nachfolgend definierten Anforderungen sind zu gewährleisten:

 Das Fahrpersonal hat eine einheitliche, branchenübliche und mit dem Aufgaben- träger abgestimmte Dienstkleidung zu tragen (Ausnahmen sind nur für Verstär- kerverkehre mit kurzzeitigem Einsatz zulässig). Zu gewährleisten ist ein ge- pflegtes und seriöses Erscheinungsbild der mit Kundenkontakt tätigen Mitarbei- ter.

 Das Fahrpersonal muss für den Fahrscheinverkauf, für die Haltestellendurchsa- gen bei Ausfall der digitalen Haltestellenansage, für die Erteilung von Auskünf- ten, für die Kommunikation mit der Betriebsleitstelle sowie bei Konfliktsituatio- nen die deutsche Sprache sicher in Wort und Schrift beherrschen.  Das Fahrpersonal hat besondere Rücksicht auf mobilitätseingeschränkte Fahr- gäste zu nehmen. Personen mit Mobilitätseinschränkungen, Personen mit Rollator sowie Personen mit Kinderwagen sind beim Ein- und Ausstieg nötigen- falls zu unterstützen.  Dem Fahrpersonal müssen die wichtigsten Verhaltensregeln im Umgang mit mobilitätseingeschränkten Personen bekannt sein und von ihnen angewendet werden. Dazu gehört die (ggf. nachzuweisende) Teilnahme an jährlichen Schu- lungen gemeinsam mit Mobilitätseingeschränkten aus dem Landkreis Eichsfeld.

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 Die Fahrer haben sich gegenüber den Fahrgästen und anderen Verkehrs- teilnehmern freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit, insbesondere in Stress- situationen, zu verhalten.  Das Fahrpersonal hat sich einer besonderen Verantwortung für Kinder und Ju- gendliche bewusst zu sein. Diese Verantwortung bedeutet u. a., dass Kinder und Jugendliche auch bei fehlenden Fahrausweisen nicht von der Beförderung aus- Seite | 61 geschlossen werden, wenn dies zu einer Gefährdung oder zu einer unzumutba- ren Situation für die Kinder und Jugendlichen führen kann.

 Erforderlich sind weiterhin ausreichende Kenntnisse des Fahrpersonals hinsicht- lich der Netz- und Tarifstruktur sowie Grundkenntnisse in der Ortskundigkeit.  Das Fahrpersonal muss die Fahrgäste in Bezug auf die Tarifstrukturen und die unterschiedlichen Tickets beraten können.  Das Fahrpersonal muss in der Lage sein, die Informations- und Verkaufseinrich- tungen umfassend und sicher bedienen zu können. Zudem muss das Fahrperso- nal über die Fähigkeit verfügen, Fehlfunktionen oder Ausfälle direkt zu erkennen und der Betriebsleitstelle zu melden.

 Das Fahrpersonal muss mindestens an einer Fahrerschulung pro Jahr zu Orts-, Verkehrs- und Tarifkenntnissen teilnehmen.

9.5 Fahrscheinvertrieb

Der Ticketvertrieb ist unter Anwendung des Teilstreckentarifs in der jeweils gültigen Fassung abzusichern:

 in den Fahrzeugen durch den Fahrer (Fahrscheindrucker oder über einen Fahr- scheinautomaten),  über ein eigenes Kundencenter in Leinefelde am ZOB,  in der Betriebsstelle (telefonisch).

9.6 Kundenservice 9.6.1 Beschwerdemanagement

Die Annahme und Bearbeitung von Kundenresonanzen (Beschwerden und Hinweise der Fahrgäste) liegt im Verantwortungsbereich des Betreibers, welcher hierfür ein eigenes Beschwerdemanagement vor Ort im Landkreis Eichsfeld vorzuhalten hat. Im Beschwerdemanagement sind vom Betreiber die nachfolgend definierten Leis- tungen zu erbringen.

 Für die Annahme von Kundenresonanzen sind grundsätzlich alle eingesetzten Personale verantwortlich. Auch das Fahrpersonal muss Beschwerden und Hin- weise aufnehmen, soweit bzw. sobald es die Betriebslage zulässt.  Als Kundenresonanzen sind alle eingehenden schriftlichen, telefonischen und mündlichen Beschwerden und Hinweise aufzunehmen.

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 Die eingegangenen und aufgenommenen Beschwerden und Hinweise sind EDV- gestützt in der Aufnahme und Bearbeitung zu dokumentieren (inkl. Beantwor- tung und Reaktion).  Stellungnahmen zu allen Kundenbeschwerden, welche die Verkehrsdurchfüh- rung betreffen, sind innerhalb von 14 Tagen zu bearbeiten und zu beantworten Seite | 62 (in Form einer Beantwortung oder einer Zwischennachricht). Kundenresonanzen sind spätestens innerhalb von vier Wochen abschließend zu bearbeiten.

 Über Eskalationen o. Ä. im Zusammenhang mit der Annahme von Kundenreso- nanzen ist der Aufgabenträger unverzüglich zu informieren. Die Kundenresonanzen sind quartalsweise aufzubereiten und in abgestimmten Ka- tegorien dem Aufgabenträger zur Verfügung zu stellen.

9.6.2 Kundenbetreuung und Fahrgastinformation

Im Bereich der Kundenbetreuung und Fahrgastinformation sind folgende Anforde- rungen zu erfüllen:

 Betrieb eines Kundenzentrums (Mobilitätszentrale),

 Bereitstellung von Fahrgastinformationen im Internet,

 Herausgabe eines jährlichen Fahrplanbuches,

 Betrieb eines Servicetelefons.

Kundenzentrum

Das Kundenzentrum des Betreibers, welches am ZOB in Leinefelde zu verorten ist, muss an Werktagen zwischen 07:00 und 19:30 Uhr betrieben werden.

Im Kundenzentrum sind folgende Dienstleistungen anzubieten:

 Fahrplan- und Tarifauskünfte,

 Fahrscheinvorverkauf/ Abo-Vertrieb,

 Tarifberatung,

 Auskünfte zur Verkehrssituation wie Verspätungen, Sperrungen, Umleitungen, Haltestellenverlegungen usw.,

 Entgegennahme von Beschwerden und Weiterleitung an das Beschwerdemana- gement,

 Fundsachenmanagement und -ausgabe,

 RufBus-Management,

 FahrradBus-Management (Gruppenanmeldungen).

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Internetseite

Vom Betreiber ist eine Internetseite mit Fahrgastinformationen in Echtzeit und ak- tuellen Information zur Betriebssituation bei Abweichungen zu betreiben, welche auch für mobile Endgeräte tauglich ist. Es ist ein unmittelbares Einpflegen von Ver- kehrsmeldungen in einen Ticker o. ä. vorzusehen. Seite | 63 Die Fahrplaninformationen der Internetseite sind barrierefrei zu gestalten, alterna- tiv ist eine Verlinkung auf eine barrierefreie Internetseite vorzusehen.54

Servicetelefon

Der Betreiber hat die technische Erreichbarkeit und personelle Besetzung eines Servicetelefons zu gewährleisten:

 Montag bis Freitag 04:30 bis 19:30 Uhr,

 Samstag 06:00 bis 18:30 Uhr,

 Sonn- und Feiertage: 09:00 bis 19:00 Uhr,

Das Servicetelefon muss für Kunden innerhalb einer Reaktionszeit von 15 Minuten über Mobilfunk und aus dem öffentlichen Netz erreichbar sein (max. Wartezeit für Annahme des Anrufs) sowie eine leicht merkbare Nummer besitzen.

Fahrgastinformation

Die Maßnahmen im Bereich der Fahrgastinformation und der Kundenkommunika- tion, inkl. der Erstellung der Fahrplanaushänge an den Haltestellen sowie der Er- stellung und Herausgabe eines Fahrplanbuches, werden vom Betreiber entwickelt, koordiniert und durchgeführt.

Servicepersonal

Das Servicepersonal (Servicetelefon und Kundenzentrum) muss in jedem Einzelfall kompetent, freundlich und hilfsbereit auf die persönlichen StPNV-Bedürfnisse der Fahrgäste eingehen sowie eine hohe Dienstleistungsbereitschaft ausstrahlen. Über die reinen Verkaufstätigkeiten hinaus erbringt das Personal als Ansprechpartner für alle Kundenbelange in Bezug auf Tarif und Fahrplan Beratungsleistungen.

Das sichere Beherrschen der deutschen Sprache mit „fachkundigen Sprachkenntnis- sen“ ist zwingend erforderlich.

54 Kriterien siehe: BITV 2.0 - Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem Behindertengleichstellungsgesetz (Barrierefreie-Informationstechnik- Verordnung) vom 12. September 2011 und Hegner, Marcus (2005): Gestaltung barrierefreier Webseiten; Informationszentrum Sozialwissenschaften der Arbeitsgemein- schaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI) IZ-Arbeitsbericht Nr. 35; April 2005 (http://www.gesis.org/fileadmin/upload/forschung/publikationen/gesis_reihen/ iz_arbeitsberichte/ab_35.pdf; Download 13.03.2014).

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Das Personal im Kundenzentrum hat eine einheitliche, branchenübliche und mit dem Aufgabenträger abgestimmte Dienstkleidung zu tragen. Zu gewährleisten ist ein gepflegtes und seriöses Erscheinungsbild der mit Kundenkontakt tätigen Mitar- beiter.

Die Mitarbeiter sind regelmäßig und anlassbezogen bzgl. betrieblicher und Seite | 64 verkehrlicher Themen sowie Kundenorientierung zu schulen (mindestens halbjähr- lich).

9.6.3 Zusammenarbeit mit lokalen Netzwerken

Der Betreiber hat einen regelmäßigen Kontakt zu örtlichen Interessensvertretern (z. B. Interessensvertreter mobilitätseingeschränkter Menschen, DRK, Fahrgastver- bänden etc.) zu pflegen. Eine Teilnahme an Arbeitsgruppen zum Thema „Barrierefreiheit“/ „barrierefreies Bauen“ ist zu gewährleisten.

Weiterhin ist ein regelmäßiger Kontakt mit den zuständigen Polizeidienststellen im Landkreis Eichsfeld (insbesondere vor/ bei Veranstaltungen) abzusichern.

9.6.4 Durchführung von Busschulungen

Vom Betreiber sind regelmäßig zielgruppenspezifische Schulungsangebote für

 Grundschüler an allen Grundschulen zu Beginn jedes Schuljahres

 und Senioren und Mobilitätseingeschränkten einmal im Quartal

anzubieten und bei Bedarf durchzuführen.

Der Betreiber stellt für die gesamte Schulungsdauer jedes Schulungstermins ein Fahrzeug sowie das Schulungs- und Fahrpersonal. Für die Schulung darf nur ausrei- chend ausgebildetes Personal eingesetzt werden.

Der Betreiber hat ein Schulungskonzept (Schulungsleitfaden) zu erstellen, welches den branchenüblichen Anforderungen an eine „Busschule“ zu entsprechen hat55.

Folgende Schulungs- und Übungsinhalte sind mindestens zu erfüllen:

 Verhalten an der Haltestelle: - Haltestellenbeschilderung - Platzbedarf eines Busses und Sicherheitsabstand zur Bordsteinkante - Toter Winkel - Überqueren der Fahrbahn an der Haltestelle

 Ein- und Aussteigen: - geordnetes Einsteigen - sicheres Aussteigen

55 Siehe: http://www.schulbusprojekte.de/aktiv-werden/busschulen/index.html

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 während der Fahrt: - sicherer Sitz- und Stehplatz

 Orientierung im Bus: - Haltstellenanzeige - Haltestellenwunschknopf - Piktogramme Seite | 65 - Nothammer und Notausstieg

 Soziales Verhalten: - Essen und Trinken im Bus - Abfallvermeidung und –entsorgung - Rücksichtsvolles Verhalten gegenüber anderen Fahrgästen

9.7 Fahrzeuganforderungen 9.7.1 Allgemein

Der Fahrzeugeinsatz soll bei den im Gesamtnetz „Regional- und Stadtverkehr Land- kreis Eichsfeld“ eingesetzten Fahrzeugen, soweit es die betrieblichen Belange zulas- sen, nach einem weitgehend einheitlichen Standard erfolgen. Ausgenommen sind von dieser Forderung lediglich die Verstärker- und Reservefahrzeuge.

Alle Fahrzeuge müssen betriebssicher und fahrbereit sein. Die Fahrzeuginstandhal- tung und -wartung unterliegt der Aufsichts- und Sorgfaltspflicht des Betreibers.

9.7.2 Anforderungen an die Fahrzeugausstattung

Für die Fahrzeugausstattung werden die Anforderungen produktspezifisch als Min- deststandards definiert.

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Tabelle 16: Fahrzeuganforderungen

Regionalverkehr

• Standardlinienbusse (Kombibusse oder Reisebusse nur als Ersatzfahrzeug zulässig) • Regelfahrzeug mit Niederflurtechnik/ Low-Entry-Busse56 Seite | 66 • Höchstalter: zum Einsatzzeitpunkt max. 12 Jahre (bei Renovierung max. 18 Jahre57) • mindestens Euro IV-Norm, ab 2022 mindestens 50 % der Fahrzeuge mindestens mit EuroV-Norm (Euro II-Norm nur für Fahrzeuge mit kurzeitigem Einsatz (< zwei Stunden pro Tag) zulässig) • ausreichende Motorisierung für die topografische Situation • mind. zwei Türen für den Fahrgastwechsel, davon mind. eine Doppeltür mit zweiflügeligen Türen und Durchgangsmaß mind. 1.200 mm • RBL-Bordrechner mit elektronischer Fahrscheindruckerfunktion • digitale Fahrtzielanzeige außen (vorn und rechte Seite) • digitale Fahrgastinformation visuell und akustisch im Fahrzeuginneren • digitale Haltestellen-Innenanzeigen in Kombination mit Innenbildschirm • digitale Haltestellenansage • Bestuhlung mit Sitzpolstern • WLAN

ExpressBus

Zusätzliche Anfordungen ggü. Regiolverkehr • Höchstalter: zum Einsatzzeitpunkt max. 10 Jahre • mindestens Euro V-Norm • Busse in Niederflurtechnik/ Low-Entry-Busse

StadtBus

Zusätzliche Anfordungen • Leinefelde-Worbis: Midibus • Heilbad Heiligenstadt: Midibus • Höchstalter: zum Einsatzzeitpunkt max. 12 Jahre (bei Renovierung max. 18 Jahre58) • mindestens Euro V-Norm • Busse in Niederflurtechnik (durchgängig)

56 Niederflurtechnik: maximale Fußbodenhöhe 33 cm über Fahrbahn ohne Kneeling zur Si- cherstellung niveaugleicher Ein- und Ausstiege; Ausstattung Bus mit Kneeling und me- chanischer Rampe (siehe EU-Richtlinie 2001/85/EG) 57 Mindestanforderungen an die Renovierung: komplette Rostbeseitigung, Sitzpolstererneu- erung, Erneuerung abgenutzten oder schadhaften Fußbodens, Erneuerung abgenutzter oder schadhafter Sitzlehnen und Sitze, Erneuerung schadhafter Griffe oder Haltestangen, Erneuerung oder Neulackierung abgenutzter Griffe oder Haltestangen, Erneuerung schad- hafter/ zerkratzter Scheiben, Erneuerung der Verschleißteile 58 ebenda

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RufBus

• Zulassung für Linienverkehr • mind. acht Fahrgastsitzplätze • RBL-Bordrechner mit elektronischer Fahrscheindruckerfunktion • Fahrtzielanzeige „ Frontanzeige“ (Matrixanzeige) Seite | 67 • Bereich für Fahrradmitnahme/ Rollstühle • elektrisch betätigbare Tür (oder Öffnen und Schließen der Tür durch Fahrer beim Fahrgastwechsel).

Bei Neuanschaffung von Fahrzeugen ist der Videoschutz vorzurüsten.

Von besonderer Bedeutung für eine barrierefreie Nutzbarkeit für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sind darüber hinaus folgende Ausstattungsmerkmale (EU-Richtlinie 2001/85/EG) zu beachten59:

 Niederflurtechnik: maximale Fußbodenhöhe 33 cm über Fahrbahn ohne Kneeling zur Sicherstellung niveaugleicher Ein- und Ausstiege ohne Stufen an allen Türen; Ausstattung Bus mit Kneeling und mechanischer Rampe; leicht zu erreichende Festhaltemöglichkeiten im Türbereich (auch für Rollstuhlfahrer und Kleinwüchsi- ge geeignet),

 Ausgewiesene flexible Mehrzweckfläche/ Sondernutzungsfläche für Rollstuhlfah- rer mit absoluter Mindestfläche 900 x 1.300 mm mit niveaugleichem, kurzem Zugang zu einer Tür,

 klappbare Rollstuhlrampe (Ausführung ca. 905 x 980 mm breit),

 Sitzplätze für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste zwischen Tür 1 und Tür 2 im Sichtbereich des Fahrers,

 kontrastreiche und taktile Markierung/ Gestaltung der Eingangsbereiche, Halte- griffe und -stangen, Kanten, Bedienelemente, Taster usw. mit (sukzessiver) Verwendung einer einheitlichen Signalfarbe in und an allen Fahrzeugen,

 kontrastreiche Kennzeichnung der Türen und der Taster von außen,

 ausreichende Durchsichtigkeit der Scheiben im Bereich zwischen Tür 1 und Tür 2 zur Gewährleistung eines unbeeinträchtigten Blickes aus dem Fahrzeug (barrierefreie Orientierbarkeit für Sehbehinderte),

 durchgängige Haltemöglichkeiten im Fahrzeug mit „Leitfunktion“ (auch für Kleinwüchsige und Kinder nutzbar, kontrastreiche Farbgebung), Haltegriffe im Bereich der Türen für Ein- und Ausstieg,

59 Richtlinie über besondere Vorschriften für Fahrzeuge zur Personenbeförderung mit mehr als acht Sitzplätzen außer dem Fahrersitz und zur Änderung der Richtlinien 70/156/EWG und 97/27/EG (Richtlinie 2001/85/EG des Europäischen Parlaments und des Rates) i. d. Fassung vom 18. Mai 2004. Die Richtlinie beinhaltet u. a. Regelungen über technische Einrichtungen für Personen mit eingeschränkter Mobilität, wie z. B. behindertengerechte Einstiege, Einstiegshilfen (Ram- pen, Absenkvorrichtungen, etc.), tlw. stufenfreie Sitzbereiche in Türnähe usw.

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 Darreichung nutzungsrelevanter Fahrgastinformationen sowohl in visueller als auch in akustischer oder taktiler Form („Zwei-Sinne-Prinzip“60),

 Fahrtzielanzeige innen und außen kontrastreich mit ausreichend großen Schriften und leicht erfassbar/ verständlich (Innenanzeigen von allen Fahrgastplätzen gut lesbar), Seite | 68  akustische Fahrgastinformation (Ankündigung Haltestellenansage mit einem akustischem Signal),

 ausreichende, durchgängige Beleuchtung im Fahrzeug sowie Ausleuchten der Bereiche an den Türen außerhalb des Busses beim Türöffnen.

9.7.3 Werbung an und in den Fahrzeugen

Hinsichtlich der Werbung an und in den Fahrzeugen sind die nachfolgend erläuter- ten Anforderungen zu beachten.

 Die Werbung darf nicht gegen die Interessen des Landkreises Eichsfeld, seiner kommunalen Unternehmen und der kreisangehörigen Kommunen gerichtet sein. Die Werbung muss legal, schicklich, redlich, wahrheitsgemäß und mit dem Ziel sozialer Verantwortlichkeit verfasst sein. Sie muss die allgemein anerkannten Werbegrundsätze und ethnische Grundsätze berücksichtigen. Unzulässig sind Ni- kotinwerbung sowie Werbung mit politischem und/ oder gewaltverherrlichendem Inhalt. Die Werbung darf weder diskriminieren hinsichtlich Rasse, Geschlecht, Religion oder Nationalität noch Menschen wegen ihrer religiösen oder politischen Denkweise angreifen.

 Im Bereich der Fensterflächen sind Folien so anzuordnen bzw. zu gestalten, dass sie die Orientierungsmöglichkeiten und das Sicherheitsempfinden der Fahrgäste nicht negativ beeinflussen. Aus dem Fahrzeug muss der Blick nach außen auch bei Dunkelheit und bei Niederschlag grundsätzlich gewährleistet sein.

60 Wesentliche Informationen und Orientierungshilfen sind mindestens mit zwei der drei Sinne „Hören“, „Sehen“ und „Tasten“ darzureichen. (Siehe: Barrierefreiheit im öffentli- chen Verkehrsraum für seh- und hörgeschädigte Menschen: Schriftenreihe „direkt“ des Bundesministeriums für Verkehr-, Bau- und Stadtentwicklung; Heft 64/ 2008).

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9.7.4 Fahrzeugzustand und -reinigung

Die Fahrzeuge sind vom Betreiber vor Ort zu warten und Instand zu halten.

Für den Zustand der Fahrzeuge und deren Reinigung werden folgende Anforderun- gen definiert: Seite | 69  In den Fahrzeugen sind möglichst angemessene klimatische Verhältnisse, bezo- gen auf die jeweilige Jahreszeit, zu gewährleisten.

 Zum täglichen Betriebsbeginn müssen die Fahrzeuge innen und außen in einem optisch sauberen Zustand sein. Neben den für die technische und verkehrliche Sicherheit relevanten Einrichtungen müssen alle fahrgastrelevanten Ausstat- tungselemente funktionstüchtig sein.

 Eine vollständige Funktionstüchtigkeit der betrieblichen Kommunikationstechnik, der Fahrgastinformationstechnik (soweit vorhanden), der Rampe (Einstieghilfe) und der Kneeling-Funktion muss gewährleistet werden (ausgenommen kurzeiti- ge Störungen während des Betriebs und höhere Gewalt).

 Gravierende Verunreinigungen des Fahrzeuginnenraumes während der Ver- kehrsdurchführung sind bei nächstmöglicher Gelegenheit zu beseitigen, wenn ein schnellstmöglicher Fahrzeugaustausch betrieblich nicht realisierbar ist.

 Defekte Fahrscheindrucker (Bordcomputer) sind unverzüglich auszuwechseln.

 Grobe Vandalismusschäden und großflächige Schmierereien sind unverzüglich zu beseitigen.

 Die Fahrzeuge sind regelmäßig außen und innen zu reinigen („Winterzeitraum“ mindestens zweimal wöchentlich und „Sommerzeitraum“ mindestens einmal wöchentlich Außenwäsche).

Die Kneeling-Technik ist bei Bedarf (Ein- und Aussteigen von erkennbar mobilitäts- beeinträchtigten Fahrgästen) einzusetzen. Die Rampe ist vom Fahrpersonal beim gewünschten Ein- oder Ausstieg von mobilitätsbeeinträchtigten Personen, die auf diese Ein-/ Ausstiegshilfe angewiesen sind, auszuklappen.

9.8 Qualitätsmanagement/ Berichtswesen 9.8.1 Qualitätssicherungsvertrag

Um den Anforderungen an die Qualitätssicherung gerecht zu werden, erklärt sich der Betreiber damit einverstanden, dass sämtliche Zusicherungen in einem Quali- tätssicherungsvertrag zusammengefasst werden und der Aufgabenträger auch im Falle einer eigenwirtschaftlichen Genehmigung einen eigenen vertraglichen An- spruch auf Information und Zustimmungsvorbehalte über Änderungen von Fahr- plan, Kapazitäten und sonstige Standards sowie ein Anspruch auf regelmäßige Be- richte über die erbrachte Qualität (siehe Kapitel 9.8.2) erhält. Der Betreiber erklärt sich weiterhin damit einverstanden, dass die im Rahmen des Qualitätssicherungs- vertrags erhaltenen Informationen zwischen Aufgabenträger und Genehmigungsbe- hörde umfänglich ausgetauscht werden dürfen.

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9.8.2 Berichtswesen

Der Betreiber ist dem Aufgabenträger gegenüber zur Berichterstattung verpflichtet. Bei besonderen Vorkommnissen, längeren Betriebsunterbrechungen und schweren Unfällen ist der Aufgabenträger unverzüglich zu informieren.

Seite | 70 Der Betreiber hat quartalsweise dem Aufgabenträger einen standardisierten Status- Bericht zu erstellen und fristgerecht vorzulegen.

Dieser Bericht hat zu beinhalten:

 Erfüllung des Zielwertes „Ausfallquote“,

 Erfüllung des Zielwertes „Pünktlichkeitsquote“,

 Erfüllung der Qualitäts- und Leistungsstandards (Darlegung der Nicht- und Schlechtleistungen),

 Entwicklung Fahrgastnachfrage,

 Aufbereitung der Kundenresonanzen in Kategorien (Beschwerdemanagement),

 Leistungsdaten,

 Entwicklung Fahrzeugbestand und Umweltstandards,

 Stand „Barrierefreiheit“,

 besondere Ereignisse.

9.8.3 Qualitätskontrollen und -sicherung

Die definierten Qualitätsstandards sind durch den Betreiber selbständig zu überwa- chen. Es sind Maßnahmen zur Sicherung und ggf. zur Erhöhung der Qualität zu er- greifen. Zur Beseitigung der festgestellten Mängel bzw. zur Erfüllung der Zielwerte sind Verfahren (z. B. Qualitätsarbeitskreis) zu entwickeln und durchzuführen.

9.9 Anforderungen an die Auslastung der Platzkapazitä- ten

Vom Betreiber ist eine ausreichende Auslastung der Verkehrsangebote sicherzustel- len. Nicht zulässig ist eine regelmäßige Überlastung der eingesetzten Platzkapazitä- ten.

Die nachfolgend definierten Richtwerte sind als „Orientierungswerte“ für die regel- mäßige Prüfung des Leistungsangebotes hinsichtlich der Auslastung zu verstehen.

Wird regelmäßig (d. h. bei mehreren Tagen im Jahresverlauf) und ausgeprägt (mindestens mehr als 25 %) eine Nachfrage über dem Niveau der Richtwerte er- reicht, ist eine Angebotsverdichtung und/ oder eine Erhöhung der Platzkapazitäten umzusetzen.

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Die Angebotsanpassungen bzw. die Anpassungen im Fahrzeugeinsatz können sich, je nach Ausprägung der Nachfrage im Tagesverlauf, auf das gesamte Betriebszeit- fenster oder auch auf kurze Betriebszeiträume beziehen.

Tabelle 17: Richtwerte zur ausreichenden Auslastung der Bedienungsangebote maximale Besetzung in  100 % der Sitzplätze und 75 % der vom Hersteller aus- Seite | 71 der Hauptverkehrszeit gewiesenen Stehplätze als Mittelwert über die Spitzen- stunde (Schulbeginn und –ende) maximale Besetzung in  50 % der Sitz- und Stehplätze als Mittelwert über eine der Normalverkehrszeit Stunde (vormittags und nachmittags)  bei Fahrten mit einer Fahrzeit von über 15 Minuten soll jedem Fahrgast ein Sitzplatz zur Verfügung stehen maximale Besetzung in  jedem Fahrgast soll ein Sitzplatz zur Verfügung stehen der Schwachverkehrs- zeit

Ausnahmeregelungen  In der Hauptverkehrszeit können aus Gründen der Wirt- schaftlichkeit und bestimmter planerischer Überlegungen die Richtwerte für kurze Streckenabschnitte (maximal 10 Minuten Fahrzeit) überschritten werden.  Bei Großveranstaltungen und Sondersituationen (z. B. extreme Witterung) gelten die definierten Qualitätsmaß- stäbe ausdrücklich nicht.

Eine Umstellung von Linienverkehrsangeboten auf RufBus kann

 für einzelne Fahrten bzw. vollständige Linien,

 für einzelne Verkehrstage,

 für bestimmte Zeiträume (z. B. Ferien, Sommerhalbjahr) erfolgen.

Die Umstellung ist zu überprüfen, wenn:

 die Nachfrage im Jahresverlauf gravierenden Schwankungen unterliegt bzw. zu bestimmten Zeiten die Nachfrage sehr gering ist (z. B. Ferien),

 die Frequentierung der Einzelfahrt regelmäßig weniger als fünf Fahrgäste be- trägt,

 regelmäßig Linienabschnitte ohne Fahrgäste befahren werden.

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9.10 Anforderungen an die Durchführung des Schulver- kehrs

Die „Satzung über die Schülerbeförderung im Landkreis Eichsfeld“ vom 17.12.2008 beinhaltet in § 7 folgende Regelungen zu Wartzeiten: Seite | 72 (1) Folgende Wartezeiten sind den Schülern zuzumuten: a) Wartezeiten vor Unterrichtsbeginn - 1. bis 4. Schuljahr 15 Minuten - ab 5. Schuljahr 30 Minuten

b) Wartezeiten nach Unterrichtsschluss - 1. bis 4. Schuljahr bis zu 20 Minuten

- ab 5. Schuljahr bei Unterrichtsschluss vor der 6. Unterrichtsstunde 60 Minuten nach der 6. Unterrichtsstunde und alle weiteren 30 Minuten

(2) Bei der Beförderung der Schüler im öffentlichen Personennahverkehr, bei dem der Buseinsatz zu fahrplanmäßig vorgegebenen Zeiten erfolgt, sind län- gere als die o. g. Wartezeiten zumutbar, wenn aufgrund öffentlicher Interes- sen eine Verlegung der Fahrzeiten nicht zu vertreten ist.

Im Nahverkehrsplan werden im Sinne einer Satzung weitere Anforderungen an die Durchführung des Schulverkehrs festgelegt. Diese Anforderungen gelten als Min- deststandards verbindlich für den Betreiber.

Die maximale Schulwegzeit (Geh-, Warte- und Fahrzeit) soll jeweils für den Hin- bzw. den Rückweg

 bei Grundschülern 30 Minuten,

 bei Regelschulen 45 Minuten und

 bei allen anderen Schülern 60 Minuten

nicht überschreiten.

Die Verkehrsunternehmen haben mindestens folgende Schulanfahrten und –abfahrten abzusichern:

 für alle Schulen eine Hinfahrt,

 für Grundschulen zwei Rückfahrten (zzgl. 1 Rückfahrt bei Hortangebot),

 für Regelschulen zwei Rückfahrten,

 für Gymnasien drei Rückfahrten und

 für Schulen mit Ganztagsunterricht eine Rückfahrt

Beim Umsteigen soll die Wartezeit für Schüler 15 Minuten nicht überschreiten.

In den Fahrzeugen ist bei Fahrzeiten von über 10 Minuten (bezogen auf 80 % der jeweils zu befördernden Schüler) eine Auslastung der im Fahrzeugschein ausgewie- senen Stehplatzkapazitäten von höchstens 75 % zu gewährleisten.

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10 Barrierefreiheit im StPNV im Landkreis Eichsfeld 10.1 Grundlagen 10.1.1 Belange der Barrierefreiheit

Der Begriff „Barrierefreiheit“ wurde im Verkehrsbereich in der Außendarstellung in Seite | 73 der Vergangenheit meist vordergründig auf die Nutzergruppen der Rollstuhlfahrer sowie teilweise auch der Gehbehinderten und der zeitweise Mobilitätseingeschränk- ten (Personen mit Kinderwagen oder schwerem Gepäck) fokussiert („behinderten- gerecht“ gleich „rollstuhlgerecht“). Das Verständnis zur Barrierefreiheit im StPNV geht jedoch weiter. In der konsequenten Umsetzung des Behindertengleichstel- lungsgesetzes (BGG, § 4) umfasst die Barrierefreiheit grundsätzlich alle Benutzer- gruppen mit eingeschränkter Mobilität (z. B. auch hochbetagte Nutzer, gehörlose Personen, greifbehinderte Personen, Personen mit Konzentrations- und Orientie- rungsbeeinträchtigung)61.

Für diese ist in der Konsequenz die Möglichkeit zur eigenständigen, selbstbestimm- ten, unabhängigen und sicheren

 Auffindbarkeit,

 Zugänglichkeit und

 Nutzbarkeit des StPNV zu gewährleisten.

Das Personenbeförderungsgesetz (PBefG) präzisiert in der aktuellen Fassung mit Gültigkeit ab dem 01.01.2013 in § 8 „Förderung der Verkehrsbedienung und Aus- gleich der Verkehrsinteressen im öffentlichen Personennahverkehr“ im Absatz 3 die Anforderungen an den von den zuständigen Behörden (Aufgabenträgern) aufzustel- lenden NVP. Dieser muss mit den hier geregelten gesetzlichen Vorgaben die zentra- le Planungsfunktion zur Schaffung eines „vollständig barrierefreien StPNV“ über- nehmen. Er muss daher aufzeigen

 in welchen Zeiträumen bzw. nach welcher Priorisierung die Barrierefreiheit im StPNV hergestellt werden soll und

 wo aus welchen Gründen die Barrierefreiheit als Ausnahme noch nicht erreicht werden kann.

61 Quelle: Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehrsraum für seh- und hörgeschädigte Men- schen: Schriftenreihe „direkt“ des Bundesministeriums für Verkehr-, Bau- und Stadtent- wicklung; Heft 64/ 2008.

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Mit der Novellierung des PBefG sind die Aufgabenträger vordergründig für die Pla- nung (Planungsgebot), nicht aber für die Umsetzung der „vollständigen Barriere- freiheit“ zuständig. Aus dem NVP ergibt sich kein subjektiver Anspruch zur Umset- zung von Maßnahmen.62

Zuständig für die Umsetzung im StPNV sind: Seite | 74  die Verkehrsunternehmen für den Bereich der Fahrzeuge,

 die Straßenbaulastträger (Städte, Kreis, Land und Bund) für die Haltestellen,

 die Verkehrsunternehmen für die Fahrgastinformation,

 die Verkehrsunternehmen für die Schulung des Fahr- und Servicepersonals (und somit für deren Kenntnisse und Fähigkeiten).

Der Aufgabenträger Landkreis Eichsfeld formuliert über den NVP, die Vorabbe- kanntmachung und/ oder über die Vergabeunterlagen (ÖDA) seine Anforderungen an die Fahrzeugausstattung, die Fahrgastinformation und die Personalschulung (An- forderungen siehe Kapitel 9.4).

Der Gesetzgeber hat mit der Novellierung des PBefG keine neue fachliche Qualität für Barrierefreiheit definiert. „Barrierefreiheit“ bleibt ein Prozess und wird sich auch in Zukunft mit dem Stand der Technik weiter entwickeln63. Die Schaffung der „Barrierefreiheit“ ist auch immer ein planerischer Kompromiss der verschiedenen Anforderungen der unterschiedlich mobilitätseingeschränkten Fahrgäste (siehe Ka- pitel 10.1.3). Der Anspruch ist somit, ein Optimum für möglichst viele Menschen zu erreichen. Eine „vollständige Barrierefreiheit“ im Sinne einer absoluten Freiheit von Hemmnissen für alle Formen von Mobilitätseinschränkungen ist dagegen auf abseh- bare Zeit (noch) nicht möglich. Die Schaffung der Barrierefreiheit im StPNV dient dabei nicht nur den Nutzern mit Beeinträchtigungen, sondern allen Fahrgästen.

62 Quelle: Bundesarbeitsgemeinschaft ÖPNV der kommunalen Spitzenverbände (BAG): Voll- ständige Barrierefreiheit im ÖPNV - Hinweise für die ÖPNV-Aufgabenträger zum Umgang mit der Zielbestimmung des novellierten PBefG; Handreichung, erstellt durch eine Ad- hoc-Arbeitsgruppe, September 2014 63 ebenda

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10.1.2 Schaffung barrierefreier Wegeketten

Die Barrierefreiheit im StPNV-System wird nur vollständig sichergestellt, wenn die Wegekette durchgängig, ohne Lücken barrierefrei bezüglich der jeweiligen Mobili- tätseinschränkung ist Seite | 75

Abbildung 24: Mobilitätskette im Öffentlichen Verkehr 64

64 eigene Darstellung nach: VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen: Barrierefreier ÖPNV in Deutschland, Alba Fachverlag GmbH & Co. KG; 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2012

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10.1.3 Anforderungen von Nutzergruppen mit unter- schiedlichen Mobilitätseinschränkungen

Die Anforderungen von Nutzergruppen hinsichtlich einer barrierefreien Nutzbarkeit können sehr unterschiedlich, tlw. sogar divergierend, sein. Die barrierefreie Gestal- Seite | 76 tung des StPNV hat sich vor diesem Hintergrund am Prinzip des „universellen De- signs“ zu orientieren, d. h. die Infrastrukturen und Informationen sollen von allen Fahrgästen möglichst weitgehend ohne eigene Anpassung oder ein spezielles De- sign genutzt werden können. Weder Gesamtlösungen noch Einzellösungen dürfen zugunsten einzelner Personengruppen optimiert werden, wenn dies zu merklichen Nutzungsnachteilen für andere Fahrgäste führt65.

Im Einzelfall ist zu entscheiden, welche Anforderungen im Kontext mit dem Prinzip des „universellen Designs“ zu berücksichtigen sind.

Tabelle 18: Grundanforderungen an die Gestaltung eines „barrierefreien StPNV“ aus Sicht verschiedener Nutzergruppen mit Mobilitätseinschränkungen

Benutzergruppe mit wesentliche Grundanforderung an die Mobilitätseinschränkung66 Gestaltung der StPNV -Infrastruktur aus Sicht der jeweiligen Nutzergruppe67

Gehbehinderte Personen mit  niveaugleiche, nahezu spaltfreie sowie und ohne Rollator/ Gehwagen neigungsarme (< 6 %) Erreichbarkeit der Bahn- (auch Fahrgäste mit bzw. Bussteigkante Kinderwagen bzw. sperrigem  niveaugleicher, nahezu spaltfreier sowie Gepäck) neigungsarmer Einstieg in das Fahrzeug  niveaugleiche, nahezu spaltfreie sowie neigungsarme Erreichbarkeit der geeigneten Sitzplätze/ Stellflächen im Fahrzeug  Haltestangen und –griffe im Eingangsbereich der Fahrzeuge/ Stellflächen  rutschfeste/ rutschhemmende Oberflächen

65 Quelle: VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen: Barrierefreier ÖPNV in Deutsch- land, Alba Fachverlag GmbH & Co. KG; 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Aufla- ge 2012

66 nach: Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehrsraum für seh- und hörgeschädigte Men- schen: Schriftenreihe „direkt“ des Bundesministeriums für Verkehr-, Bau- und Stadtent- wicklung; Heft 64/ 2008. 67 nach: Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehrsraum für seh- und hörgeschädigte Men- schen: Schriftenreihe „direkt“ des Bundesministeriums für Verkehr-, Bau- und Stadtent- wicklung; Heft 64/ 2008 und Deutscher Behindertenrat (DBR); Standards der Barrierefreiheit für den öffentlichen Personennahverkehr (http://www.vdk.de/deutscher- behindertenrat/mime/26375D1086261559.pdf).

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Benutzergruppe mit wesentliche Grundanforderung an die Mobilitätseinschränkung Gestaltung der StPNV -Infrastruktur aus Sicht der jeweiligen Nutzergruppe

Blinde und sehbehinderte  (visuell und taktil) kontrastierende Gestaltung der Personen Anlagen und Elemente  (visuelle und taktile) Wahrnehmbarkeit von Seite | 77 Einbauten, räumlichen Einschränkungen usw. (z. B. Möblierung)  durchgängige, lückenlose Orientierbarkeit/ Wegleitung zur Bahn- bzw. Bussteigkante  Wahrnehmbarkeit der Einstiegsbereiche und der Fahrzeugtüren  Wahrnehmbarkeit der wesentlichen Bedienelemente, möglichst einheitliche Gestaltung der Bedienelemente aus Gründen der Merkbarkeit und Wiedererkennbarkeit  Wahrnehmbarkeit von Informationen („Zwei- Sinne-Prinzip“)

Personen mit Rollstuhl  niveaugleiche, nahezu spaltfreie sowie neigungsarme (< 6 %) Erreichbarkeit der Bahn- bzw. Bussteigkante (Aufzüge, ggf. Rampen)  niveaugleicher, nahezu spaltfreier sowie neigungsarmer Einstieg in das Fahrzeug  niveaugleiche, nahezu spaltfreie und neigungsarme Erreichbarkeit von Infrastrukturelementen im Haltestellenbereich, wie Witterungsschutz, Fahrscheinautomat, Rufsäule bzw. Notruftaster  niveaugleiche, schwellenlose und neigungsarme Erreichbarkeit der (direkt an den Türen anzuordnenden) Mehrzweckflächen im Fahrzeug  ausreichende Bewegungsflächen, z. B. im Fahrzeug, im Einstiegsbereich und an Fahrstühlen (180°-Wende ermöglichen)  niveaugleiche, nahezu spaltfreie und neigungsarme Erreichbarkeit von Infrastrukturelementen im Fahrzeug, wie Taster, Notruf-Sprech-Anlagen, Vertriebstechnik  leicht befahrbare Oberflächen (rutschhemmend, erschütterungsarm)  ausreichende Durchfahrtsbreiten (> 90 cm)  horizontale Erreichbarkeit von Bedienelementen (Höhe 0,85 m)  Sicherung von Sichtbeziehungen (Vermeiden von Sichthindernissen unterhalb einer Höhe von 0,85 m)

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Benutzergruppe mit wesentliche Grundanforderung an die Mobilitätseinschränkung Gestaltung der StPNV -Infrastruktur aus Sicht der jeweiligen Nutzergruppe

Schwerhörige bzw. gehörlose  Wahrnehmbarkeit der Fahrgastinformationen Personen („Zwei-Sinne-Prinzip“) Seite | 78  visuell wahrnehmbare Warnhinweise Greifbehinderte Personen  Erreichbarkeit und Benutzbarkeit von Bedienelementen (ausreichende Größe)  Benutzbarkeit von Handläufen und Festhaltemöglichkeiten

Kleinwüchsige Personen  Erreichbarkeit und Benutzbarkeit von Bedienelementen (Höhen über 0,85 cm vermeiden)  Erreichbarkeit und Benutzbarkeit von Sitzmöglichkeiten  Erreichbarkeit von Handläufen und Festhaltemöglichkeiten  Sicherung von Sichtbeziehungen (Vermeiden von Sichthindernissen unterhalb einer Höhe von 0,85 m)

Personen mit Konzentrations-  Übersichtlichkeit in baulichen Anlagen, einfaches und Orientierungsbeein- Auffinden von Ausgängen, Fahrstühlen usw.; trächtigungen Vermeiden von engen, unzureichend beleuchteten Bereichen  ausreichende Bewegungsflächen68  einfache, selbsterklärende Bedienbarkeit von Fahrscheinautomaten, Rufsäulen, Fahrstühlen usw.  einfache, unzweifelhafte Erkenn- und Wahrnehmbarkeit von statischen und dynamischen Informationen (visuelle und akustische Informationen69)

Personen mit Gleichgewichts-  ausreichend breite Bewegungsflächen störungen  zusätzliche Haltemöglichkeiten (z. B. auf schmalen Bewegungsflächen, durchgängige Geländer an Treppen)  Absicherung von Höhenunterschieden

68 Personen mit Konzentrations- und Orientierungsbeeinträchtigungen benötigen größere Bewegungskorridore, da sie längere Zeiträume zum Begreifen der jeweiligen Situation (z. B. nach dem Aussteigen, Orientierung auf dem Bahn- oder Bussteig) benötigen. 69 Vor diesem Hintergrund sind akustische Fahrgastinformationen mit höchstmöglicher Qua- lität vorzusehen (d. h. keine Dialekte oder Stimmimitatoren).

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Benutzergruppe mit wesentliche Grundanforderung an die Mobilitätseinschränkung Gestaltung der StPNV -Infrastruktur aus Sicht der jeweiligen Nutzergruppe

Personen mit kognitiver  einfache, selbsterklärende Bedienbarkeit von Beeinträchtigung/ Personen mit Fahrscheinautomaten, Rufsäulen, Fahrstühlen Lernschwierigkeiten usw. Seite | 79  einfache, unzweifelhafte Erkenn- und Wahrnehmbarkeit von statischen und dynamischen Informationen (visuelle und akustische Informationen)  standardisierte Informationen (Piktogramme)  leichtverständliche Sprache

Neben Mobilitätsbeeinträchtigungen im engeren Sinne können weitere StPNV - Nutzer als mobilitätsbehindert im weiteren Sinne des Begriffs eingeschätzt werden, denen die Schaffung eines barrierefreien StPNV die Nutzbarkeit wesentlich erleich- tert, z. B.:

 Fahrgäste mit Gepäck,

 Fahrgäste mit Kinderwagen,

 Fahrgäste mit Fahrrädern,

 Fahrgäste mit Einkaufstrolleys,

 Schwangere,

 ortsunkundige Menschen,

 Menschen mit temporären Einschränkungen (z. B. nach Operationen).

10.2 Zielsetzungen und Leitsätze zur Schaffung eines „vollständig barrierefreien StPNV“ im Landkreis Eichsfeld

Der Landkreis Eichsfeld verfolgt als Oberziel für den langfristigen Planungshorizont die Entwicklung und Gestaltung eines für alle in ihrer Mobilität oder sensorisch ein- geschränkten Personen „vollständig barrierefreien StPNV“. Zu diesem Personenkreis gehören ausdrücklich auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen.

Während bei den Fahrzeugen ein Grundstandard in der Barrierefreiheit bereits weit- gehend erreicht ist, wird bei den Haltestellen der Umsetzungsprozess nach heuti- gem Stand noch einige Jahre in Anspruch nehmen.

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Unter Berücksichtigung dieser Rahmenbedingungen gilt es die Zielsetzung kontinu- ierlich und sukzessive

 im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten des Landkreises als Besteller der Bus- verkehre sowie der kreisangehörigen Städte und Gemeinden als Baulastträger der Haltestelleninfrastruktur, Seite | 80  unter Berücksichtigung des noch erforderlichen Ausbaubedarfs,

 in einem kontinuierlichen Anpassungsprozess und

 in Abstimmung mit den Verfahrensbeteiligten (insbesondere den Interessenver- tretungen der Mobilitätseingeschränkten)

zu erreichen.

Da das politisch vom Gesetzgeber im PBefG formulierte Ziel der „vollständigen Barrierefreiheit“ bis zum Jahr 2022 im Landkreis Eichsfeld unter den aktuellen Rahmenbedingungen noch nicht erreicht werden kann, gilt es darüber hinaus, unter Berücksichtigung des noch erforderlichen Ausbaubedarfs, begründete Ausnahmen von den zeitlichen Vorgaben des PBefG festzulegen (siehe Kapitel 10.3.2).

Folgende Leitsätze werden vom Landkreis Eichsfeld formuliert.

1. Schaffung eines vollständig barrierefreien StPNV im Kreisgebiet

Der Landkreis Eichsfeld verfolgt in seinem Verantwortungsbereich als Aufga- benträger für den Straßenpersonennahverkehr gemeinsam mit dem Verkehrs- unternehmen, den Städten sowie den Straßenbaulastträgern langfristig die Entwicklung und Gestaltung eines für alle Mobilitätseingeschränkte „vollständig barrierefreien StPNV“. Dies hat gleichzeitig eine Verbesserung der Nutzbarkeit für alle Fahrgäste zur Folge70.

Die Erreichung des Ziels soll kontinuierlich und ohne vermeidbare Verzögerun- gen erreicht werden.

Hiermit verbunden ist die Schaffung

 einer barrierefreien Auffindbarkeit, eines barrierefreien Zugangs und einer barrierefreien Nutzbarkeit,

 für alle Benutzergruppen,

 entsprechend dem aktuellen Stand der Technik,

 mit einer flächendeckenden Gewährleistung im Kreisgebiet (mit Ausnahme von Haltestellen und Fahrzeugen ohne (erkennbare) Bedeutung für Mobili- tätseingeschränkte).

70 Es handelt sich um einen globalen Zusammenhang. Im Einzelfall können barrierefreie Lösungen die Qualität der Nutzbarkeit des StPNV einschränken. Die Sicherung einer barrierefreien Zugänglichkeit und Nutzbarkeit ist dabei höher zu bewerten im Vergleich zu Komforteinbußen für andere Fahrgäste (z. B. weniger Sitzplätze infolge einer größeren Sondernutzungsfläche). Grundsätzlich sind barrierefreie Lösungen anzustreben, ggf. auch durch die räumliche Verlegung von Haltestellen.

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2. Gewährleistung durchgängig barrierefreier Mobilitätsketten

Im StPNV -System sind die Mobilitätsketten (siehe Abbildung 24) inkl. der zu- gehörigen Informationsketten grundsätzlich durchgängig, d. h. lückenlos, barrierefrei zu gestalten. Die außerhalb des unmittelbaren Regelungsbereichs des NVP liegenden Abschnitte der Mobilitätsketten sind bei allen Planungen und Vorhaben zu berücksichtigen und Abstimmungen mit den betroffenen Trägern Seite | 81 zur Schaffung barrierefreier Lösungen zu treffen.

3. Orientierung am Leitbild einer „vollständigen Teilhabe“ und eines „De- sign für alle“

Bei der Schaffung einer „vollständigen Barrierefreiheit“ sind die Belange aller Nutzergruppen umfassend und diskriminierungsfrei zu berücksichtigen, soweit der „Stand der Technik“ dies ermöglicht und die Maßnahme nicht zu wesentli- chen Nachteilen für eine andere Nutzergruppe führt. Es wird ausdrücklich da- rauf verwiesen, dass der „Stand der Technik“ ggf. für einzelne Mobilitätsbeein- trächtigungen aktuell keine optimale Lösung ermöglicht, jedoch unabhängig davon die grundsätzliche Zielsetzung verfolgt wird.

Bei Zielkonflikten zwischen den Anforderungen der Barrierefreiheit und anderen Nutzungsansprüchen sollen kreative, wirkungsvolle Kompromisslösungen ange- strebt werden. Die barrierefreie Gestaltung des StPNV ist ein Prozess der Annä- herung an ein Ideal und ist ein Kompromiss zwischen den Bedürfnissen ver- schiedener Nutzergruppen.

4. Sicherung einer anhaltenden Nutzbarkeit

Die barrierefreie Nutzbarkeit des StPNV wird nicht nur durch die Schaffung bau- licher und technischer Voraussetzungen gewährleistet, sondern ist durch

 eine regelmäßige Reinigung,

 eine turnusmäßige Wartung,

 eine unverzügliche Schadensbeseitigung und

 einen ausreichenden Winterdienst

konsequent zu sichern.

5. Zielsetzung: Bis 2022 in jeder großen und mittelgroßen Ortschaft eine Mindestanzahl an barrierefreien Haltestellen schaffen

Es wird als Zielsetzung formuliert, dass im Kreisgebiet bis Januar 2022

 in jeder Ortschaft mit über 500 Einwohnern mind. eine Haltestelle,

 in Orten/ Stadtteilen mit über 1.500 Einwohnern mind. zwei Haltestellen,

 in Orten/ Stadtteilen mit über 3.000 Einwohnern mind. drei Haltestellen und

 in Orten/ Stadtteilen mit über 7.000 Einwohnern mind. fünf Haltestellen

mit hohem Fahrgastaufkommen in jeweils zentraler Lage bzw. an nutzerrele- vanten Einrichtungen barrierefrei ausgebaut werden.

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6. Weiterführende Umsetzung mit Priorisierung nachfragestarker bzw. bedeutsamer Haltestellen

Über den in Leitsatz 5 beschriebenen Ansatz zur Mindestausstattung soll in den Städten und Gemeinden sukzessive ein weiterer Ausbau verfolgt werden.

Hierbei ist der Fokus auf die Haltestellen mit hoher Fahrgastnachfrage und auf Seite | 82 weitere Haltestellen mit besonderer/ spezifischer Bedeutung für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zu legen.

7. Konsequente Umsetzung einer durchgängigen Barrierefreiheit bei neu- en Anlagen und Neufahrzeugen

Beim Neubau bzw. grundhaftem Ausbau von Verkehrsanlagen bzw. bei der Neuanschaffung von Fahrzeugen sollen diese entsprechend des aktuellen Stan- des der Technik durchgängig barrierefrei gestaltet werden.

8. Verbesserungen an bestehenden Anlagen

Ergänzend zum Infrastrukturausbau bzw. zur Fahrzeugneubeschaffung ist in bestehenden Verkehrsanlagen eine Verbesserung der Nutzbarkeit durch (ggf. punktuelle/ kostengünstige) Maßnahmen an der vorhandenen Infrastruktur vorzusehen, welche als zielführende Zwischenlösungen ggf. auch provisori- schen Charakter haben können.

9. Buskap als Regelanwendung für barrierefreie Haltestellen

Buskaps werden vor dem Hintergrund ihrer Vorzüge zur Gewährleistung einer spaltfreien Anfahrbarkeit als Regelanwendung für die Schaffung eines barrierefreien StPNV vorgesehen. Busbuchten erfordern wegen der Fahrdyna- mik der Busse große Flächen71 und sind innerhalb bebauter Gebiete für eine barrierefreie Haltestellengestaltung und einen darauf ausgerichteten Busbetrieb generell nur im Ausnahmefall (z. B. Haltestellen mit betrieblich erforderlichen Standzeiten) geeignet72.

10. Frühzeitige und intensive Beteiligung der Interessenvertreter

Die Programme und Maßnahmen zur Schaffung eines barrierefreien StPNV sind frühzeitig mit Interessenvertretern der Mobilitätseingeschränkten und der Fahr- gastverbände abzustimmen73.

71 Hinweis: Busbuchten müssen bspw. für Standardlinienbusse eine Gesamtlänge von 88,70 m aufweisen (siehe: Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (Herausge- ber): EAÖ Empfehlungen für Anlagen des öffentlichen Personennahverkehrs; Köln 2013 72 VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen: Barrierefreier ÖPNV in Deutschland, Alba Fachverlag GmbH & Co. KG; 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2012 73 Hinweis: Sicherheitsrelevante sowie haftungs- und versicherungsrechtliche Sachverhalte liegen grundsätzlich in der alleinigen Entscheidungshoheit der haftungsverantwortlichen Maßnahmenträger.

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10.2.1 Anforderungen an die barrierefreie Ausstattung der Fahrzeuge

Die Anforderungen an die Gestaltung und Ausstattung der Fahrzeuge zur Gewähr- leistung einer barrierefreien Nutzbarkeit sind im Kapitel 9.7 aufgelistet. Seite | 83

10.2.2 Anforderungen an die barrierefreie Gestaltung der Haltestellen

Nachfolgend werden die grundsätzlichen Anforderungen an eine barrierefreie Ge- staltung von Haltestellen nach dem aktuellen „Stand der Technik“ aufgezeigt. Im Nahverkehrsplan werden die Ausnahmen, bei denen diese Anforderungen unter- schritten werden können, formuliert (siehe Kapitel 10.3.2).

Zu beachten sind bei der Planung und Mittelbeantragung die Checklisten des Frei- staates Thüringen 74

Für die Bushaltestellen bestehen folgende Anforderungen als Optimallösung75:

 Regelausbildung als Buskap, Sicherstellung einer bordstein-parallelen (spaltfrei- en) Anfahrbarkeit76

 niveaugleicher Ein- und Ausstieg (Reststufe/ Restspalte < 5 cm) an allen Türen, Höhendifferenzen > 10 cm sind zu vermeiden77

 Verwendung von niederflurgerechten Bordsteinen (z. B. Buskapsteinen/ „Kasse- ler Sonderbord“ o. Ä. (Höhe mind. 18 cm))78

 Verstärkung des Fahrbahnaufbaus zur Vermeidung von Spurrillen

74 siehe: http://www.thueringen.de/th9/tmil/verkehr/oepnv/investition/checklisten/ 75 Quellen: VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen: Barrierefreier ÖPNV in Deutschland, Alba Fachverlag GmbH & Co. KG; 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage 2012 76 Hinweis: Busbuchten müssen eine Länge von mindestens 88,70 m aufweisen, um einem Standardlinienbus eine parallele, spaltarme Anfahrt an den Bordstein ermöglichen zu kön- nen. 77 Erläuterung: unter Beachtung des Absenkens der Busse auf ca. 27 cm Höhe an der zwei- ten Tür sind Bordhöhen unter 17 cm ungeeignet; der Einsatz der Rampe als Hilfsmittel ermöglicht einen Zugang für Rollstuhlfahrer, Rampen schaffen jedoch keine barrierefreie Nutzbarkeit, da sie nicht „ohne fremde Hilfe“ direkt vom Rollstuhlfahrer bzw. vom Fahrer von seinem Arbeitsplatz einsetzbar sind 78 Hinweis: An spaltfrei anfahrbaren Kaphaltestellen mit Bordhöhen von 22 cm ist, bedingt durch eine Resthöhe von rund 5 cm, der Einsatz der Klapprampe generell nicht erforder- lich.

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 taktil und visuell kontrastierende Leitsysteme (Bodenindikatoren)79:

o Auffindestreifen am Gehweg (Rippenplatten, Rippen parallel zur Haltestel- lenkante, Breite mindestens 60 cm, 90 cm als Regelanwendung an aufkom- mensstarken Haltestellen, über die gesamte Breite des Gehweges bis zur Gebäudekante bzw. zu Grundstücksbegrenzungen), möglichst ohne Unter- Seite | 84 brechung durch Radwege o. ä. (im Bereich von Radwegen ggf. Ausbildung mit Natursteinpflaster),

o Einstiegsfeld (Größe 120 x 90 cm Rippenplatten, Rippen parallel zur Halte- stellenkante)

o Leitstreifen (Rippenplatten, Rippen parallel zur Haltestellenkante, 30 cm breit, gesamte Länge der Haltestellenkante, Abstand zur Verkehrsfläche mind. 60 cm)

o an Haltestellen auf schmalen Gehwegen kann der Auffindestreifen ohne Ein- stiegsfeld ausgebildet werden

o an Umsteigehaltestellen mit mehreren Haltepositionen taktile Wegweisungs- systeme mit Abzweigfeldern (Noppen) und Leitstreifen (Rippen)

Abbildung 25: Ausbildung der Bodenindikatoren im Haltestellenbereich80

 unter Beachtung der örtlichen Gegebenheiten 2,00 m Mindesttiefe der Aufstell- fläche; Durchgangsbreiten mind. 1,50 m, Mindestdurchgangsbreite an Hinder- nissen von 0,90 m

 ausreichende Bewegungsräume für Personen mit Rollstuhl (insbesondere für 180°-Wende im Bereich der zweiten Tür mit mind. 2,00 x 2,00 m)

79 siehe: DIN 32984 Bodenindikatoren im öffentlichen Raum, Oktober 2011 80 eigene Darstellung nach: DIN 32984 Bodenindikatoren im öffentlichen Raum, Oktober 2011

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 Bussteigkanten in rutschfester Ausführung (Anwendung spezieller Bordstein)

 visuell und taktil erkennbare Haltestellenkanten

 visuelle und akustische DFI an Verknüpfungspunkten

 Beleuchtung der Haltestellen

 stufenfreie Erreichbarkeit des Fahrgastunterstandes Seite | 85

 an Fahrgastunterständen mit Glasscheiben zwei kontrastreiche Streifen (Anord- nung in Höhe 1,3 bis 1,5 m und 0,4 bis 0,6 m)

 beleuchtete Fahrgastinformationsvitrinen in Wartehallen in mittlerer Lesehöhe von 1,3 m; freie Zugänglichkeit der Fahrgastinformationsträger (möglichst keine Anordnung hinter Sitzen o. Ä., Aushänge plan direkt hinter der Scheibe)

 Sitzplätze mit Aufstehhilfen

 rutschfeste Bodenbeläge

 Führung des Radverkehrs im Haltestellenbereich auf der Fahrbahn oder hinter dem Aufstellbereich der Fahrgäste (bei engen Verhältnissen Aufhebung des Radweges im unmittelbaren Haltestellenbereich als Alternativlösung)

10.3 Prozess zur Schaffung der Barrierefreiheit an Halte- stellen

Die bauliche Umsetzung der Barrierefreiheit an den Haltestellen ist ein mehrjähriger Prozess, für den zeitnah die planerischen Grundlagen erarbeitetet werden müssen (siehe Abbildung 26). Im NVP wird das „Handwerkszeug“ zur Prioritätenbildung für die Straßenbaulastträger bereitgestellt.

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Abbildung 26: Umsetzung der Barrierefreiheit an Haltestellen mit Prioritätengruppen und Ausbauplan

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10.3.1 Haltestellenkatalog

Die Standards für die Ausgestaltung der Haltestellen werden differenziert nach der Bedeutung und Funktion einer Haltestelle definiert. Für den Landkreis Eichsfeld werden drei Haltestellenkategorien vorgesehen. Seite | 87 Tabelle 19: Kategorisierung der Haltestellen

Kategorie Merkmale

Wichtige Verknüpfungspunkte Bus/ Schiene und zentrale Um- steigehaltestellen in den Zentren (Zentrale Omnibusbahnhöfe)  Leinefelde ZOB

Kategorie I  Worbis ZOB  Heilbad Heiligenstadt ZOB  Dingelstädt ZOB  Teistungen ZOB

Standardhaltestellen (alle Haltestellen, die nicht zu den Katego- Kategorie II rien I und III gehören)

Haltestellen mit einem sehr geringen Fahrgastaufkommen Kategorie III (< 50 Ein- und Aussteiger pro Tag)

Die nachfolgend festgelegten Ausstattungsstandards sollen im Sinne einer einheit- lichen Lösung im Landkreis Eichsfeld von den Straßenbaulastträgern bei Neubau und grundhaften Ausbaumaßnahmen realisiert werden. Vorhandene Haltestellen, welche nicht den Standards entsprechen, sollen, soweit es die finanziellen Möglich- keiten und die Fördersituation ermöglichen, angepasst werden.

Abweichungen von den dargestellten Standards sind bei der Neueinrichtung einer Haltestelle für eine Testphase (max. drei Jahre) möglich. Hier können übergangs- weise die Standards der Kategorie III angewendet werden.

Bei Änderungen des „Standes der Technik“ oder bei Anpassung der Regelwerke ist zu entscheiden, ob und welcher Form eine Anpassungen der hier formulierten An- forderungen erfolgen soll.

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Erläuterung für die nachfolgende Tabelle:

 erforderliche Ausstattung

 anzustrebende Ausstattung

 im Einzelfall zu prüfen

Seite | 88 - nicht erforderliche Ausstattung

Bei Haltestellen im Bereich von Einrichtungen mit Relevanz für mobilitätseinge- * schränkte Personen „erforderliche Ausstattung“

Tabelle 20: Ausstattungsstandards für Bushaltestellen

Ausstattungsmerkmal Kategorie

I II III

Barrierefreiheit

barrierefreie Zugangswege im Nahbereich der Haltestelle   *

Bushaltestellen in der Regel als Buskap oder als Fahrbahnrandhaltestellen,   * Sicherstellung einer bordsteinparallelen Anfahrbarkeit

81 Hochbord als Formstein; Buskapstein als Regelanwendung   -* (Bordhöhe: mindestens 18 cm82; bei Buskaps mit direkter Anfahrbarkeit und Übergangsteinen sind 21 cm anzustreben)

durchgängige taktile Leitsysteme (Auffindestreifen, Einstiegsfeld, Leitstrei-  - - fen)

taktiles Leitsystem im Einstiegsbereich (Auffindestreifen und Einstiegsfeld)   -*

visuell und taktil erkennbare Haltestellenkanten   

akustische Fahrgastinformation für Blinde und Sehbehinderte (DFI mit  - - Sprachausgabe, Rufsäule mit Gegensprechanlage oder Lautsprecher bzw. alternativer Ansatz mit Außenlautsprecher am Fahrzeug); Berücksichti- gung der Umfeldsensibilität

kontrastierende Markierung von Stufen, Einbauten und   -* Möblierung

Verstärkung des Fahrbahnaufbaus zur Vermeidung von Spurrillen   -

ausreichende Bewegungsräume für Rollstuhlfahrer   -* (insbesondere für 180°-Wende im Bereich der Tür an der fahrzeugseitigen Mehrzweckfläche mit mind. 1,50 x 1,50 m unter Beach- tung der Auskragung der Rampe)

81 Vorzusehen sind Bordsteine, die ein Heranfahren des Busses an die Haltestellen mit ge- ringem Spalt zwischen Fahrzeug und Bordsteinkante ermöglichen, beim Kneeling Verlet- zungsgefahren für die Fahrgäste ausschließen sowie eine Beschädigung der Reifenflanken und ein Klettern der Reifen verhindern. 82 Bei Busbuchten 16 cm (Gewährleistung des fahrdynamisch ggf. erforderlichen „Überfah- rens“ der Haltestellenbereiche).

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Ausstattungsmerkmal Kategorie

I II III

Bussteigkanten in rutschfester Ausführung (Anwendung spezieller Bord-   - steine)

fester, erschütterungsarmer und rutschhemmender Oberflächenbelag   -* Seite | 89

Komfort, Kundenservice und Sauberkeit

83 Witterungsschutz und Sitzgelegenheit für relevante Einstiegsrichtungen   -

ausreichende und blendfreie Beleuchtung der Haltestelle   -*

Abfallbehälter    Fahrgastinformation

Haltestellenmast/ -schild    Haltestellenbezeichnung    Fahrplaninformationen an jedem Bussteig    Dynamische Fahrgastinformation am Bussteig oder an einem zentralen  - - Punkt inkl. Uhr Sicherheit

transparente Gestaltung des Fahrgastunterstandes mit Einsicht von min-   - destens drei Seiten und kontrastreiche Warnmarkierung für Sehbehinderte an den Scheiben (im Falle der Realisierung eines Fahrgastunterstandes)

Die Betreiber sind zuständig für die Anbringung und Instandhaltung (Pflege und Wartung) der Haltestellenmasten- und Schilder84 und haben die Haltestellen hin- sichtlich der Fahrgastinformationen auf Vollständigkeit und Beschädigungsfreiheit zu kontrollieren. Im laufenden Betrieb sind fehlende oder beschädigte Aushänge an Haltestellen unverzüglich auszutauschen bzw. zu ersetzen. Zum jährlichen Fahr- planwechsel ist vom Betreiber an den von ihm bedienten Haltestellen der Austausch der gesamten Fahrgastinformationen rechtzeitig vor dem Fahrplanwechsel sicherzu- stellen. Die Fahrgastinformationen zum Aushängen sind vom Betreiber zu produzie- ren.

83 Im Einzelfall kann die Anforderung unterschritten werden, wenn die spezifischen Straßen- raumverhältnisse die Realisierung nicht ermöglichen. 84 Verkehrszeichen 224 StVO

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10.3.2 Ausnahmen von der vollständigen Barrierefreiheit an Haltestellen

Gemäß § 8 Abs. 3 PBefG in der aktualisierten Fassung mit Gültigkeit ab dem 01.01.2013 müssen im Nahverkehrsplan Ausnahmen von der „vollständigen Seite | 90 Barrierefreiheit“ konkret benannt und begründet werden, wenn das politische Pla- nungsziel einer Zielerfüllung bis zum Jahr 2022 ausdrücklich nicht realisiert werden kann.

Auf einen barrierefreien Ausbau von Haltestellen kann, wenn alternativ eine klein- räumige Verlegung der Haltestelle nicht realisierbar ist, aus Sicht des Aufgabenträ- gers verzichtet werden, wenn

 die Verkehrsbedeutung der Haltestelle sehr gering ist (< 50 Ein- und Aussteiger pro Tag)85,

 die räumlichen Randbedingungen problematisch sind (z. B. zu schmaler Gehweg für Benutzung mit Rollstuhl),

 die Kosten für den Ausbau unverhältnismäßig hoch ausfallen würden (Orientie- rungswert: doppelte Kosten eines „normalen Ausbaus“ an anderen, vergleichba- ren Haltestellen; im Falle bautechnisch problematischer Situationen Einzelfallbe- trachtung),

 in unmittelbarer Nähe eine Haltestelle mit barrierefreiem Ausbau zur Verfügung steht und die Nutzung dieser Haltestelle für Mobilitätseingeschränkte zumutbar ist (Prüfung der Wegeverbindung),

 die Haltestelle aufgrund der topografischen und/ oder der räumlichen Situation für Mobilitätseingeschränkte objektiv nicht oder nur stark eingeschränkt nutzbar ist) oder

 die Haltestelle möglicherweise im Zuge von absehbaren Linienwegsänderungen aufgelassen werden soll.

Hinsichtlich der baulichen Ausgestaltung der Haltstellen werden die folgenden Grundsätze formuliert.

 Von einem Anheben der Haltestellenplattform/ -fläche ist abzusehen, wenn die Schnittstellen zum Umfeld nicht barrierefrei hergestellt werden können (z. B. Haltestellen an unbefestigten Randstreifen).

 Haltestellen, die nicht optimal fahrdynamisch an allen Türen spaltfrei anfahrbar sind, sollten nicht mit niederflurgerechtem Hochbord ausgebaut werden.

85 Der in Leitsatz 5 beschriebene flächendeckende Ansatz zur Schaffung einer Mindestanzahl an barrierefreien Haltestellen in jeder großen und mittelgroßen Ortschaft ist hiervon un- benommen (vgl. Kapitel 10.2).

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 An Gehwegen, die im Bereich der Tür 2 eine Breite von unter 1,5 m aufweisen (und somit auf diesen ein Manövrieren mit dem Rollstuhl nicht möglich ist) und/ oder die durchgängig keine Mindestbreite von 0,90 m besitzen sollten Haltestel- len ohne niederflurgerechten Bord ausgebaut werden (wenn die Haltestelle nicht kleinräumig verlegbar ist).

 Durch die Errichtung von Wartehallen darf die Haltestellennutzung für Rollstuhl- Seite | 91 fahrer nicht unmöglich gemacht werden. Auf Wartehallen ist zu verzichten, wenn diese eine Haltestellennutzung durch Rollstuhlfahrer unmöglich machen und die Haltestelle alternativ nicht kleinräumig verlegbar ist.

Grundsätzlich sollte anstelle eines Nichtausbaus prioritär eine kleinräumige Verle- gung in einen geeigneteren Bereich vorgesehen werden. Eine pragmatische „barrierearme“ Lösung mit Verbesserungen in der Nutzbarkeit sollte i. d. R. Lösun- gen ohne Ausbau vorgezogen werden.

10.3.3 Verfahren zur Prioritätenbildung

Für die Festlegung der Reihenfolge für den barrierefreien Ausbau von Haltestellen sowie für die Erstellung und Fortschreibung einer jeweils gemeindespezifischen Pri- oritätenliste wird im Nahverkehrsplan ein kreiseinheitliches Punktesystem vorge- sehen. Dieses berücksichtigt für die zu betrachtende Haltestelle drei Kriterien

 die Fahrgastnachfrage,

 das Vorhandensein von Einrichtungen mit Bedeutung für Mobilitätseingeschränk- te und Senioren im Nahbereich,

 die Einstiegssituation an der vorhandenen Haltestelle.

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Tabelle 21: Kriterien zur Prioritätenbildung für den Haltestellenausbau

Kriterium Bewertung (Punkte)

Fahrgastnachfrage 1 Punkt 50 – 100 Ein- und Aussteiger pro Tag

2 Punkte 100 – 250 Ein- und Aussteiger pro Tag

Seite | 92 3 Punkte 250 – 500 Ein- und Aussteiger pro Tag

4 Punkte 500 – 750 Ein- und Aussteiger pro Tag

5 Punkte 750 – 1.000 Ein- und Aussteiger pro Tag

6 Punkte > 1.000 Ein- und Aussteiger pro Tag

Bedeutung als 0,5 Punkte Haltestelle mit systematischer Verknüpfung Umsteigehaltestelle von zwei Buslinien

1,0 Punkt Haltestelle mit systematischer Verknüpfung von drei oder mehr Buslinien

1,5 Punkte zentraler Verknüpfungspunkt und/ oder Haltestelle mit systematischer Verknüpfung Bus/ SPNV

Einrichtungen mit Bedeu- 1,0 Punkte einzelne Einrichtungen im Nahbereich tung für Mobilitätseinge- 1,5 Punkt Orts- bzw. Stadtzentrum und/ oder mehrere schränkte und/ oder für Einrichtungen im Nahbereich und/ oder Senioren im Nahbereich Einrichtung mit regionaler Bedeutung im Nahbereich (z. B. Krankenhaus)

2,0 Punkte Stadtzentrum

Einstiegssituation an der 0,5 Punkte Bordsteinniveau 10 – 15 cm vorhandenen Haltestelle 1,0 Punkt Bordsteinniveau 5 – 10 cm

1,5 Punkte Einstieg vom Fahrbahnniveau bzw. Bordstein < 5 cm

Anhand des Bewertungsverfahrens sollen gemeindespezifisch alle Bushaltestellen beurteilt werden. Der barrierefreie Umbau soll, unter Berücksichtigung der Stra- ßenbauprogramme, anhand der objektiv ermittelten Dringlichkeit erfolgen. Von die- ser Priorisierung soll aus Sicht des (nach PBefG für die Planung der „vollständigen Barrierefreiheit“ zuständigen) Aufgabenträgers Landkreis Eichsfeld nur dort abgewi- chen werden, wo unmittelbar Straßenumbau- oder -sanierungsmaßnahmen anste- hen.

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11 Anregungen der Nachbaraufgabenträger zur Optimierung des StPNV-Angebotes

Nordhessischer Verkehrsverbund (NVV)

Überprüfung der Anschlüsse der Linie 12 zur Bahnlinie R7 in Bad Sooden-Allendorf. Seite | 93 Beispiel: Derzeit eine Abfahrt der Linie 13 um 13.05 Uhr ab Bad Sooden-Allendorf Bahnhof, während zur gleichen Zeit eine Ankunft der Linie R7 aus Göttingen erfolgt. Ein Umstieg ist in diesem Fall nicht möglich. Auch in anderen Zeitlagen werden mögliche Umstiege zum Teil knapp verfehlt.

Alternativ könnten auch Anschlüsse an die regionale NVV-Linie 220 von/ nach Witzenhausen und Eschwege betrachtet werden. Die Anregung des NVV ist im Gel- tungszeitraum des Nahverkehrsplans vom beauftragten Verkehrsunternehmen EW Bus GmbH im Hinblick auf eine Umsetzung zu prüfen.

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Anhang 1: Auswertung „Bedienungshäufigkeit in der Anbindung an das zuge- hörige Mittelzentrum“

Mittel- Hinfahrten Rückfahrten Sal- Ein- Richt zent- do Stadt/Gemeinde wohner 5-9 9-15 15-20 5-9 9-15 15-20 wert rum Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr Uhr H+R Seite | 95 Dieterode 71 H 3 0 0 0 4 2 9 4

Eichstruth 86 H 5 0 0 1 4 2 12 4

Asbach-Sickenberg 102 H 4 0 0 0 2 1 7 4

Schwobfeld 113 H 6 1 0 1 5 3 16 4

Dietzenrode/ Vatter- 128 H 4 1 0 1 4 2 12 4 ode

Sickerode 146 H 2 3 1 1 2 2 11 4

Schönhagen 148 H 3 2 1 1 4 2 13 4

Fretterode 167 H 3 0 0 0 4 1 8 4

Glasehausen 174 H 4 3 0 0 3 4 14 4

Krombach 179 H 3 2 0 0 4 2 11 4

Wiesenfeld 224 H 3 4 0 1 3 3 14 4

Volkerode 225 H 4 2 1 0 2 2 11 4

Burgwalde 226 H 4 3 1 3 4 3 18 4

Rohrberg 234 H 4 3 1 3 5 3 19 4

Röhrig 236 H 4 1 0 1 3 1 10 4

Bernterode ( bei Heil- 237 H 3 3 3 2 4 4 19 4 bad Heiligenstadt )

Tastungen 237 L 3 4 2 1 3 3 16 4

Schachtebich 240 H 4 3 1 3 4 3 18 4

Lindewerra 247 H 3 1 0 1 7 2 14 4

Steinheuterode 262 H 4 3 1 1 4 0 13 4

Freienhagen 282 H 4 3 1 3 4 3 18 4

Bornhagen 302 H 3 2 1 2 2 1 11 4

Lenterode 303 H 5 1 0 2 5 3 16 4

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Wahlhausen 304 H 3 1 0 1 7 2 14 4

Mackenrode 308 H 4 1 0 1 4 2 12 4

Pfaffschwende 330 H 4 2 1 0 2 2 11 4

Seite | 96 Marth 339 H 4 3 1 2 6 2 18 4

Gerterode 358 L 2 2 0 0 1 0 5 4

Thalwenden 364 H 3 2 1 1 4 2 13 4

Wehnde 394 L 3 4 2 1 3 3 16 4

Hausen 405 L 1 3 1 2 5 1 13 4

Kleinbartloff 426 L 4 7 2 3 9 2 27 4

Rustenfelde 482 H 5 3 1 3 5 3 20 4

Wachstedt 487 H 3 0 2 0 3 0 8 4

Kella 500 H 4 2 0 1 2 2 11 4

Buhla 512 L 2 1 0 0 4 3 10 5

Helmsdorf 512 L 2 2 0 0 3 2 9 5

Steinbach 542 H 5 3 1 1 5 4 19 5

Birkenfelde 567 H 3 2 1 1 4 2 13 5

Kirchgandern 570 H 4 2 0 0 4 2 12 5

Ferna 580 L 7 6 5 5 9 5 37 5

Hohengandern 582 H 4 2 1 2 4 2 15 5

Gerbershausen 599 H 3 1 1 0 3 1 9 5

Kallmerode 606 L 4 8 6 4 6 4 32 5

Wüstheuterode 611 H 5 1 0 1 4 3 14 5

Silberhausen 626 L 4 2 0 0 3 2 11 5

Haynrode 638 L 3 5 2 4 4 1 19 5

Lutter 708 H 3 4 2 1 5 2 17 5

Ecklingerode 727 L 4 4 1 1 3 3 16 5

Heuthen 728 H 6 6 5 4 10 5 36 5

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Kefferhausen 729 H 3 6 5 3 6 4 27 5

Kreuzebra 733 H 3 6 5 3 6 4 27 5

Reinholterode 766 H 5 5 2 2 8 6 28 5

Büttstedt 868 H 1 0 1 1 2 2 7 5 Seite | 97

Großbartloff 935 H 3 1 1 0 5 2 12 5

Geisleden 990 H 4 5 4 4 5 4 26 5

Arenshausen 1.021 H 2 3 1 1 3 2 12 9

Bodenrode- 1.114 H 5 6 3 3 9 7 33 9 Westhausen

Brehme 1.119 L 4 4 0 1 3 2 14 9

Geismar 1.153 H 4 3 4 1 5 4 21 9

Hundeshagen 1.157 L 3 4 1 0 4 3 15 9

Deuna 1.176 L 4 5 6 4 7 4 30 9

Wingerode 1.184 H 3 5 3 3 5 3 22 9

Berlingerode 1.209 H 2 4 1 1 4 2 14 9

Effelder 1.216 H 4 1 0 0 4 1 10 9

Hohes Kreuz 1.293 H 2 4 2 2 2 2 14 9

Kirchworbis 1.345 L 6 8 4 6 8 4 36 9

Küllstedt 1.354 H 3 2 3 1 5 2 16 9

Gernrode 1.526 L 4 3 4 2 1 1 15 9

Schimberg 2.279 H 4 3 3 2 4 4 20 13

Teistungen 2.497 L 6 6 5 5 8 5 35 13

Uder 2.608 H 14 7 5 5 11 3 45 13

Niederorschel 3.095 L 4 12 5 7 12 4 44 19

Breitenworbis 3.331 L 6 9 4 6 9 3 37 19

Am Ohmberg 3.803 L 3 9 3 4 7 4 30 19

Dingelstädt 4.372 L 5 7 5 5 6 5 33 19

Sonnenstein 4.622 L 5 5 2 3 9 3 27 19

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Heilbad Heiligenstadt 16.772 L 9 17 13 12 20 15 86 19

Leinefelde-Worbis 18.684 H 12 20 15 9 17 13 86 19

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