Elias Inhalt
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Der Messias Felix Mendelssohn Bartholdy G. F. Händel / W. A. Mozart Elias Inhalt Werkeinführung 4 Interview mit Jörg Ritter 18 Libretto 24 Mitwirkende 40 Wir danken unseren Sponsoren: Impressum Herausgeber: Berner Kammerchor Redaktion: Nicolaj Bechtel, Ursina Bechtel-Grosch, Folco Galli, Catherine Germanier Grafik und Layout Programmheft / Plakat: Nicolaj Bechtel, Zürich [email protected] www.bernerkammerchor.ch Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) Elias op. 70 Ein Oratorium nach Worten des Alten Testaments für Solisten, Chor und Orchester Uraufführung am 26. August 1846 beim Birmingham Triennial Music Festival in Birmingham. Elias - Daniel Ochoa, Bass Die Witwe - Martina Jankova, Sopran Obadjah / Ahab - Markus Brutscher, Tenor Die Königin - Franziska Gottwald, Alt Berner Kammerchor Chorsolistinnen: Yvonne Hari, Sopran; Saskia Schröder, Alt Bern Consort Jörg Ritter, Leitung Berner Münster Samstag, 16. Dezember 2017, 20.00 Uhr Sonntag, 17. Dezember 2017, 17.00 Uhr 4 Werkeinführung Werkeinführung zu Elias von Felix Mendelssohn Bartholdy Sein Leben lang schrieb Felix Men- und da Klingemann sich nicht darauf delssohn Bartholdy geistliche Musik. einlassen wollte, scheiterte die Zusam- Meistens entstanden seine kirchenmu- menarbeit der alten Freunde. Schliesslich sikalischen Werke aus eigenem innerem war es Pfarrer Julius Schubring, der Ju- Impuls. Aber auch mit den seltenen gendfreund aus Berliner Tagen, der Men- Auftragswerken – wie dem für das delssohns Wünschen nachkam und das Birmingham Music Festival kompo- Libretto des Oratoriums zusammenstellte. nierten Oratorium Elias – wollte der Mit der Komposition begann Mendels- protestantische Christ jüdischer Ab- sohn jedoch erst, als ihm 1845 angeboten stammung seinem persönlichen Glauben wurde, ein grösseres Werk für das Musik- Ausdruck verleihen. Mendelssohn nahm festival in Birmingham zu komponieren. seine Aufgabe sehr ernst: „Ich halte es für unerlaubt, etwas zu komponieren, Eine grosse Persönlichkeit was ich eben nicht durch und durch Das Libretto setzt sich aus verschiede- fühle. Es ist, als sollte ich eine Lüge nen Episoden aus der im ersten und sagen; denn die Noten haben doch zweiten Buch der Könige überlieferten einen ebenso bestimmten Sinn wie die Elias-Erzählung und betrachtenden Worte, vielleicht einen noch bestimmte- Bibelworten zusammen. Mendelssohn ren.“ Und in einem anderen Brief hielt er hatte klare Vorstellungen vom Charak- fest: „Nur das gilt, was in tiefstem Ernst, ter des Elias: Er wollte seinen biederen aus der innersten Seele geflossen ist.“ Zeitgenossen eine Persönlichkeit grossen Mit wohl keinem anderen Werk hat Formats vorführen. In einem Brief an Mendelssohn so gerungen wie mit dem seinen Librettisten hielt er fest: „Ich Elias. Zehn Jahre beschäftigte er sich – hatte mir eigentlich beim Elias einen zumindest in Gedanken – damit. Bereits rechten Propheten gedacht, wie wir ihn kurz nach der Fertigstellung des Paulus etwa heut’ zu Tage wieder brauchen im Jahr 1836 reifte in Mendelssohn der könnten, stark, eifrig, auch wohl bös und Plan für ein weiteres Oratorium. Zu- zornig und finster, im Gegensatz zum nächst überliess er seinem Freund Karl Hofgesindel und Volksgesindel, und fast Klingemann die Wahl der Hauptperson. zu der ganzen Welt im Gegensatz, und Der Komponist wollte an den grossen doch getragen wie von Engelsflügeln.“ Erfolg des Paulus anknüpfen und scherz- te, es sei ihm gleich, ob sein Freund Elias, Ein organisches Ganzes Petrus oder gar den Amoriterkönig Og Die biblische Vorlage ist alles andere als von Baschan zur Hauptfigur des neuen abgeschlossen. Die einzelnen Erzählun- Werkes mache. Später war auch noch gen sind sehr unterschiedlich und lassen König Saul im Gespräch. Dann aber sich deshalb nicht leicht zusammenfü- bestand der Komponist auf dem Elias, gen. Manche reflektieren historische Werkeinführung 5 Felix Mendelssohn Bartholdy, Theodor Hildebrandt 1834-1935 6 Werkeinführung Ereignisse und Tatsachen, wie etwa die Stimme, die Seele des Kindes kommt Konfrontationen des Propheten mit wieder! Es wird lebendig! Es wird leben- dem Königshaus. Manche Stücke sind dig!“. Durch diesen Kunstgriff wird aus märchenhaft, so die Geschichte von den dem blossen Tatsachenbericht ein emoti- Raben und der Witwe, die den Prophe- onal aufgeladenes, vergegenwärtigtes Er- ten während der Dürre nähren. Manche eignis, das dem Oratorium die dramati- eher legendenartig, so die Erzählung sche Unmittelbarkeit einer Oper verleiht. über die Entrückung des Propheten im Feuerwagen. Manche sind wunderbar, Ungewöhnlicher Beginn wie die Geschichte über die Erweckung Das Oratorium beginnt höchst un- eines toten Knaben. „Und ein Moment gewöhnlich. Der Komponist führt seine ist mehr als das, ist gänzlich unerhört: Es Hörer mitten in das Geschehen: Vor die ist der Umstand, dass der Prophet von Ouvertüre setzt er ein kurzes, eindrucks- Engeln umgeben ist“, schreibt Will- volles Rezitativ des Propheten, worin er helm Seidel in seinem Aufsatz über die eine Dürrezeit ankündigt. Damit unter- religiöse und musikalische Konzeption streicht der Komponist die einzigartige des Oratoriums. „Historisches, Mär- Stellung Elias’ im Alten Testament und chenhaftes, Legendenhaftes, Wunder- verdeutlicht zugleich, dass für ihn die bares und schlechthin Unerhörtes sind biblische Tradition wichtiger ist als die demnach mit dem Namen des Propheten musikalische Konvention. Ihr erweist er verbunden und mussten von Schubring erst mit der „nachgereichten“ Ouvertüre und Mendelssohn derart miteinander die nötige Ehrerbietung. Ungewöhnlich verknüpft werden, dass ein schlüssi- sind auch die Tritonus-Intervalle, die ges, organisches Ganzes entstand.“ zweimal in der Singstimme und einmal Gegenüber Schubring setzte sich Men- in den Instrumenten auftauchen. Der delssohn für eine möglichst dramatische Tritonus ist nach alter Tradition der Verlebendigung der Elias-Erzählung ein. „diabolus in musica“, und als „Widersa- Deshalb verzichtet das Libretto auf er- cher“, als irdischer Vertreter des Israel zählende Einschübe. Während im Paulus zürnenden Gottes Jahwe agiert Elias an der traditionelle Erzähler die Handlung dieser Stelle. Damit ist klar gestellt, dass vorantreibt, übernehmen diese Aufgabe Elias nur ein Werkzeug Gottes ist – und im Elias die Hauptcharaktere. Häufig nicht jener, der Israel verwirrt, wie ihm wird der Originaltext in die direkte Rede König Ahab vorwirft (Rainer Bartelmus). umformuliert. So wird etwa der originale Die Ouvertüre ist nicht Vorspann Wortlaut des Berichts über die Wieder- zum Oratorium, sondern als Überleitung erweckung des Sohnes („Und der Herr zum nachfolgenden Chor eingebunden. erhörte die Stimme Elias’, und das Leben Der fugierte Satz stellt die Dürre, Not kehrte in das Kind zurück, und es wurde und Verzweiflung des Volkes dar und wieder lebendig.“) im Libretto in eine di- kulminiert schliesslich im ersten Chor- rekte, an Elias gewandte Rede der Mutter einsatz: Hilf Herr! fleht das Volk der umgeschrieben: „Der Herr erhört deine Israeliten. Die Klage um die verlorene Werkeinführung 7 Elias am Bach Kerit, Johann Wilhelm Schirmer ca. 1851 8 Werkeinführung Ernte und die eindringliche Bitte um Doppelquartett der Engel (Denn er hat Hilfe veranschaulichen die Notlage seinen Engeln befohlen) begleitet seinen des Volkes Israel. Die Bitte des Chores Weg. Das Doppelquartett, das zu den wird in intimerer Form als Duett zweier schönsten Sätzen des Elias gehört, ist Soprane wiederholt. Dem wohlklingen- eine Neubearbeitung einer A-cappella- den, liedhaften Duettieren ist der Chor Motette, die Mendelssohn 1844 unter gegenübergestellt, der mit einem kurzen, dem Eindruck eines fehlgeschlagenen At- archaisch wirkenden Motiv (Herr, höre tentats auf den Preussenkönig Friedrich unser Gebet) am Geschehen beteiligt ist. Wilhelm IV. komponiert hatte. Die Dis- Nach den kollektiven Äusserungen position steht in der Tradition barocker der Verzweiflung tritt ein Einzelner auf: Doppelchörigkeit: Frauen- und Männer- Obadja führt dem Volk die eigene Schuld chor tragen ihre liedhaften Phrasen im vor Augen und mahnt zugleich zur Rück- Wechsel vor, um sich anschliessend zur kehr zu Gott. Diese Rolle des Obadja, der Achtstimmigkeit oder zu anderen dop- ein Gefährte des Elias ist und sich zum pelchörigen Kombinationen zu vereinen. Monotheismus bekennt, hat mit der bib- lischen Überlieferung nichts zu tun und … und bei der Witwe ist im Oratorium frei erfunden. Die Te- Nachdem der Bach vertrocknet ist, weist nor-Arie So ihr mich von ganzem Herzen der Engel Elias weiter nach Zarpath. suchet gibt der Gottessehnsucht Obadjas Dort nimmt ihn eine Witwe auf, deren Ausdruck. Die emphatisch geschwun- verstorbenen Sohn der Prophet durch sein gene Melodie wird von einer wiegenden Gebet ins Leben zurückruft. Die Szene Begleitung getragen, aus der die Holz- ist in einem dramatischen Duett (Was blasinstrumente solistisch hervortreten. hast du an mir getan) geschildert, das Das Volk antwortet mit dem ver- die Klagen der Trauernden, das Gebet zweifelt erregten Chorsatz Aber der des Elias’ und den jubelnden Dank der Herr sieht es nicht, er spottet unser, der Mutter in einer grossartigen Steigerung die musikalische Ausgestaltung der zusammenfasst. Der Chor fällt ein mit Dürre abschliesst. „Seine auffällige einem von fliessenden Sechzehntelfiguren formale Zweiteilung in ein polyphones der tieferen Streicher begleiteten Dank- Allegro vivace und in ein homophon- lied: Wohl dem, der den Herrn fürchtet choralartiges Grave, das sich gegen Ende – „ein lyrisch-heiteres, im Mittelteil mit hymnisch nach C-Dur aufhellt, stellt einem