Gastropoda (Pulmonata: Stylommatophora) Aus Der Grabung Großweikersdorf C (N.Ö.)
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©Verein zur Förderung der Paläontologie am Institut für Paläontologie, Geozentrum Wien Beitr. Paläont., 21:11-19, Wien 1996 Gastropoda (Pulmonata: Stylommatophora) aus der Grabung Großweikersdorf C (N.Ö.) Gastropoda (Pulmonata: Stylommatophora) from the excavation Großweikersdorf C (Lower Austria) von Christa FRANK* und Adolf PAPP (f) FRANK, Ch. & PAPP, A. (t), 1996. Gastropoda (Pulmonata: Stylommatophora) aus der Grabung Großweikers dorf C (N.Ö.). — Beitr. Paläont., 21:11-19, 3 Tab., Wien. Key words: Mollusca (Gastropoda) - faunal development and reconstruction of former environmental conditions 1. Zusammenfassung of a warmer period in the Middle Wurmian, indicating humidity but also the presence of arid open grasslands, Das vorliegende Molluskenmaterial aus Großweikers marginal formations along a rivulet (bushes, hedge dorf C umfaßt 35 identifizierbare Taxa und nicht be rows) and a locally more developed herbaceous veg stimmbare Nacktschnecken-Schälchen (Farn. Limaci- etation. dae und Agriolimacidae). All the other thanatocoenoses are showing depauperi Dieses Material wurde nach ökologischen und faunen zation and low diversity (2, 3, 4b, 5; 1/6—1/8), indicat genetischen Kriterien analysiert: Die Proben 1/1 und 4 ing cold, but comparatively humid climate, the begin bezeichnen ganz offensichtlich eine ausklingende, wär ning of the cool phase of Later Wurmian. mere Phase im Mittelwürm. Sie sind deutlich feuchte Faunal structure and composition are corresponding to betont, weisen aber gleichzeitig auf das Vorhanden the vertebrate remains, the artefacts and the absolute sein auch trockener, steppenartiger Flächen hin. Busch- data (32 770 ± 240 BP and 31 630 ± 240 BP). und Baumgruppen, vor allem entlang eines kleineren Fließgewässers, gehören ebenso in das ehemalige Habitat, wie eine zumindest lokal reicher entwickelte 3. Einleitung Krautschichte. Dieser Studie liegt ein unveröffentlichtes Manuskript Die übrigen Proben ergaben artenärmere bis -arme des verstorbenen Univ. Prof. Dr. Adolf PAPP (Institut Faunen (2, 3 und 5 bzw. 1/6—1/8), die kaltes, doch noch für Paläontologie der Universität Wien) zugrunde. Der verhältnismäßig feuchtes Lößgebiet, ebenfalls mit Autor untersuchte drei Proben, aus welchen je 5 kg steppenartigen Anteilen, bezeichnen. Sie deuten auf Material geschlämmt wurde. Diese Proben sind ge Klimaverschlechterung in Richtung der Entwicklung meinsam mit Dr. Friedrich Brandtner (Gars/Thunau) zum Spätwürm hin. im Jahre 1957 anläßlich der damaligen Grabungskam Alles in allem korrespondieren die malakologischen pagne entnommen worden. Die zeitliche Einstufung Ergebnisse gut mit der Säugetierfauna, den Stein von Probe 1 war ausklingendes Mittelwürm-Inter artefakten und den Radiokarbondaten (32 770 ± 240 stadial; die Proben 2 und 3 enthielten Lößfaunen. BP und 31 630 ±240 BP). Weiters liegt die malakologische Auswertung eines Profiles von BINDER (1977:18-20) vor. Eine zeitli 2. Summary che Einstufung aufgrund der Artefakte und der zahlrei chen Großsäuger-Reste war mit jüngerem Pleistozän 35 species and subspecies of Gastropoda, as well as möglich, das Lößpaket im Hangenden wurde mit some shells of slugs (Limacidae and Agriolimacidae) Mittelwürm eingestuft. were found in the excavation “Großweikersdorf C” Beide Untersuchungen versuchen Koordinierungen mit Ecology and faunal character of the thanatocoenoses in anderen Lößvorkommen. BINDER (1977:19) schreibt the different samples are discussed. auch, daß der Fundpunkt „zwar großklimatisch in der The assemblages 1/1 and 4 are corresponding to the end trockenen Lößlandschaft“ liegt, „durch die Mulden lage erhält er jedoch ein viel feuchteres Gepräge, das * Univ. -Doz. Dr. Ch. Frank, Biozentrum, Althanstraße 14, zu einer unterschiedlichen Ausprägung führt“. Von A-1090 Wien, Österreich solchen Koordinierungen und regionalklimatischen ©Verein zur Förderung der Paläontologie am Institut für Paläontologie, Geozentrum Wien 12 Beitr. Paläont., 21, Wien 1996 Einstufungen wird in der vorliegenden Untersuchung 6. S(Ws): Trocken-sonnige, gehölzfreie Standorte bis Abstand genommen, weil sie m. E. noch die Gefahr der Waldsteppe und lichter Xerothermwald Präjudizierung beinhalten. Auch hat sich durch die 7-16: Offenland Neubearbeitung von 5 Proben einerseits, durch die 7. S(Sf): Trocken-sonnige, gehölzfreie Standorte bis Revision des bereits von Papp determinierten Materia Felssteppe und xerotherme Felsen les andererseits, die Zahl der nachgewiesenen Arten 8. SX: Steppen und trocken-sonnige, gehölzfreie beträchtlich erhöht, und ein Teil der Faunen zeigt so Standorte gar eine ziemlich ausgeprägte Feuchtigkeitsbetonung. 9. S(X): Steppen und trocken-warme Standorte all gemein 10. XS: Trocken-warme Standorte bis Steppen und 4. Ergebnisse gehölzfreie, trockene Standorte Für die jetzigen Untersuchungen lagen folgende Pro 11. X(Sf): Trocken-warme Standorte bis Felssteppe ben vor (jeweils mit dem Originalzitat von den beilie und xerotherme Felsen genden Fundzetteln): 12. O: Offene, gehölzfreie Standorte allgemein; 1. Ziegelei; Kulturschichte; Juni 1957, ca. 15 kg. feuchte Wiese bis Steppe (Schlämmrückstand; A. P.); mit Unterteilung von 13. Of: Offene, nicht unbedingt xerotherme Fels I/1-I/8. biotope verschiedener Art 2. 4 m über Kulturschichte; Ziegelei-S-Wand; Juni 14. O(Ws): Offene, gehölzfreie Standorte allgemein, 1957 (A. P.). bis Waldsteppe und lichter Xerothermwald 3. Ziegelei; 1-1,5 m über der deutlichen Bodenbil 15. Ot(S): Subterran in offenen Biotopen, bis trok- dung; kleiner Aufschluß N der Grube; Juni 1957 ken-sonnige, gehölzfreie Standorte (A. P.). 16. Ot(Ws): Subterran in offenen Biotopen, bis Wald 4. Hohlweg unterhalb der verflossenen Bodenbildung steppe und lichter Xerothermwald mit Holzkohlen; Juni 1957 (A. P.). 17-21: Euryöke 4b. Löß. 17. M : Mesophile, vorwiegend mittelfeuchte Stand 5. Hohlweg über der verflossenen Bodenbildung mit orte Holzkohlen; Juni 1957 (A. P.). 18. M(W): Mesophile, vorwiegend mittelfeuchte Das Material umfaßte vor allem die unausgesuchten Standorte bis Waldstandorte Schlämmrückstände; weiters vorsortierte Serien und 19. Mf: Mesophile Felsen determinierte Individuen. Von Papp wurden bei der 20. MOt: Subterran in mesophilen, vorwiegend mit Auswertung nur ganze Schalen und signifikante Frag telfeuchten Biotopen mente berücksichtigt. Nun wurden auch die kleinen 2LM(X): Mesophile, vorwiegend mittelfeuchte Schalenfragmente, die größtenteils gut erhalten und Standorte bis trocken-warme Standorte damit identifizierbar waren, mitberücksichtigt, ausge 22-24: Stark feuchte Lebensräume zählt und nach LOZEK (1964:47-49) auf ganze Indi 22. H: Stark feuchte Standorte viduen umgerechnet. Dadurch konnte das Faunenbild 23. H(M): Stark feuchte bis mittelfeuchte Standorte ergänzt und wesentlich bereichert werden. 24. P: Sümpfe, Naßwiesen, Auen und Uferbiotope. In den folgenden Tabellen werden zur Kurzkenn Quartärklimatologische Symbole zeichnung der ökologischen Ansprüche der Arten Buch ++ Löß-Leitarten. stabensymbole, zur Kennzeichnung der quartärklima- + Löß-Arten. tologischen Aspekte Zeichensymbole verwendet. Die (+) Lokale Löß-Arten. se Symbole gehen auf LOZEK (1964,1982 und andere G Während der Kaltzeit außerhalb der Lößgebiete Arbeiten), weiters auf FALKNER (1990) zurück und verbreitet. wurden - zum Teil leicht modifiziert - zur besseren (G) Außerhalb der Lößgebiete während der Kaltzeiten Vergleichbarkeit der Ergebnisse auch von FRANK als Relikte erhalten. (1990, 1992) verwendet. ! Bezeichnende warmzeitliche Arten. (!) Genügsame warmzeitliche Arten (auch in Randab Vier ökologische Großgruppen werden wie folgt schnitten der Warmzeiten bzw. im klimatischen Op unterteilt: timum von Interstadialen auftretend. 1-6: Wald 1. W: Waldstandorte s. str. 4.1. Die rezente Fauna des Gebietes 2. Wf: Wald und mittelfeuchte Felsen Die Angaben beruhen auf: 3. W(M): Wald bis mittelfeuchte Standorte allgemein 4. WOt: Wald bis subterran in offenen Biotopen 1. Gastropoda (leg. Brandtner und Papp, 1957; mit 5. Ws(S): Waldsteppe und lichter Xerothermwald bis Angabe der Individuenzahl) trocken-sonnige, gehölzfreie Standorte 2. KLEMM (1974) ©Verein zur Förderung der Paläontologie am Institut für Paläontologie, Geozentrum Wien FRANK, Ch. & PAPP, A. Gastropoda 13 Tabelle 1. Die aus Großweikersdorf rezent bekannten Arten. Art 1 2 3 4 Ökologie Verbreitung Chondrinidae Granaria frumentum (DRAPARNAUD, 1801) 26 S(Sf) n-alp., e- u. m-europ. Ferussaciidae Cecilioides acicula (0. F. MÜLLER, 1774) + Ot(S) med., m- u. w-europ. Zonitidae Oxychilus inopinatus (ULICNY, 1887) 1 Ot(Ws) balkan.-karpat. Milacidae Tandonia budapestensis (HAZAY, 1881) + M se- u. m-europ. Boettgerillidae Boettgerilla pallens SIMROTH, 1912 + WOt kaukas., e- u. m-europ. Limacidae Limax maximus LINNAEUS, 1758 + M med., w- u. m-europ. Limacusflavus (LINNAEUS, 1758) + + MOt ursprünglich med. Agriolimacidae Deroceras laeve (O. F. MÜLLER, 1774) + P holarkt. Deroceras reticulatum (0. F. MÜLLER, 1774) + europ. Arionidae Arion lusitanicus MABILLE, 1868 + M atlant., w- u. m-europ. Arion fasciatus (NILSSON, 1823) + M nw- u. m-europ. Arion distinctus MABILLE, 1868 + O sw- u. m-europ. Hygromiidae Helicopsis striata (O. F. MÜLLER, 1774) 3 S(X) (w-)m-europ. Xerolenta obvia (MENKE, 1828) 9 + S(X) se- u. m-europ. Euomphalia strigella (DRAPARNAUD, 1801) 1 Ws(S) e- u. m-europ. Helicidae Cepaea vindobonensis (FÉRUSSAC, 1821) 1 S(Ws) e- u. se- bis m-europ. 16 Arten 3. REISCHÜTZ (1977) 5. Auswertung 4. REISCHÜTZ (1986) Die Proben 1,1/1 und 4 sind mit 31,26 und 24 Arten die reichsten. Die Proben I—1/5 und 4 zeigen