proheft_DL07#11 29.06.2007 17:04 Uhr Seite 5

Frieden lernen

Frieden lernen: Die Praxis ten der Gesellschaft trägt dazu bei, eine der Gewaltlosigkeit Kultur des Friedens und der Toleranz zu schaffen. Die Vielfalt der Gesprächspartner im In einer Zeit von Terrorgefahr, Kriegen, Rahmen des Wochenendes „Frieden ler- Armut, wachsender sozialer Ungleichheit nen” zeigt, dass es viele Wege gibt, Frie- und zunehmender Aggressivität im Alltag densarbeit zu leisten: ob in Wissenschaft hat das Thema Gewaltlosigkeit eine immer oder Kunst, in der Arbeit für die Kirche, in größere Bedeutung. Viele Menschen fragen Schule und Familie oder im Engagement für sich, wie sie selbst mehr inneren Frieden fin- Kriegsflüchtlinge, Völkerverständigung, Um- den können. weltschutz und eine humane Globalisie- S.H. der Dalai Lama genießt als buddhi- rung. stischer Mönch und Friedensnobelpreis- träger Vertrauen quer durch die Bevöl- S.H. der Dalai Lama kerungsschichten. Mit seiner Überzeugung: „Der Frieden in der Welt hängt ab vom Frie- S.H. der Dalai Lama, den im Herzen der Menschen” weist er 1935 in Tibet gebo- Wege hin zu einem harmonischen Zu- ren, ist das Oberhaupt sammenleben im Kleinen wie im Großen. der Tibeter, ein Bot- Während der zweitägigen Veranstal- schafter des Friedens tung „Frieden lernen” wird der Dalai Lama und ein weltweit an- Vorträge zu folgenden Themen halten: erkannter spiritueller Samstagvormittag: Lehrer. Die buddhistische Psychologie, die Natur Er durchlief in Lhasa des Geistes und wie der Geist hin zu Jay Ullal/Stern seine Ausbildung in Mitgefühl und Gewaltlosigkeit entwickelt buddhistischer Philosophie und Meditation. werden kann. 1952 wurde er auch als weltliches Samstagnachmittag: Oberhaupt Tibets eingesetzt. Chinesische Ethik im Alltag, wie es möglich ist, Gewalt- Truppen standen bereits in Tibet. 1959 losigkeit im Alltag zu üben und Hass zu flüchtete der Dalai Lama nach Indien, wo transformieren. er eine Exilregierung ins Leben rief. Sonntagvormittag: Die Vision vom Als einer der führenden buddhistischen Frieden, universelle Verantwortung und Lehrer hat er seit 1967 Reisen in die ganze wie wir als Einzelne zum Weltfrieden bei- Welt unternommen. Für seine Bemühung tragen können. um die gewaltlose Lösung des Tibet- problems erhielt er 1989 den Friedens- Dialog über Frieden nobelpreis. S.H. der Dalai Lama verfolgt nach eige- Neben den Vorträgen zu den genannten nen Aussagen drei Lebensziele: An erster Themen wird der Dalai Lama einen Dialog Stelle steht das Fördern menschlicher Werte mit Gesprächspartnern aus verschiedenen wie Mitgefühl und Toleranz, besonders gesellschaftlichen Bereichen führen. Der auch unter Menschen, die sich keiner Austausch zwischen unterschiedlichen Kräf- Religion zugehörig fühlen.

5 proheft_DL07#11 29.06.2007 17:04 Uhr Seite 6

Frieden lernen

Zweitens engagiert er sich für ein harmoni- forschung und Familientherapie am Univer- sches Verhältnis unter den Weltreligionen. sitätsklinikum Heidelberg. Und als tibetisches Oberhaupt kämpft er für Ein wichtiger Schwerpunkt seiner Arbeit ist eine gewaltfreie Lösung des Tibetproblems. die Prävention, z.B. durch die Elternschule, die Eltern-Säuglings-Beratung und die Ge- Der Moderator waltforschung. Er ist Initiator des Projekts „Faustlos” zur Verhütung von Gewalt unter Roger Willemsen, Kindern und Jugendlichen durch Program- 1955 in Bonn gebo- me zur Entwicklung von Empathie, Mit- ren, war Autor, Uni- gefühl und Impulskontrolle in Kindergarten versitätsdozent, Über- und Grundschule. setzer, Herausgeber und Korrespondent, Niklaus Brantschen, ehe er 1991 zum (Samstagvormittag) Fernsehen kam, wo er geboren 1937, Jesui- in den folgenden 15 tenpater und Zenmeis-

Steinmetz, Fischer Verlag Jahren gut zweitau- ter, wirkte viele Jahre send Interviews führ- als Direktor des Bil- te, Kultursendungen produzierte, Filme dungshauses Bad drehte. Er interviewte u.a. Audrey Hep- Schönbrunn. 1993 po- burn, Yassir Arafat, Michail Gorbatschow, sitionierte er das Haus Madonna, Yehudi Menuhin, Pierre Boulez, neu als Zentrum für Margaret Thatcher und den Dalai Lama. Marcel Kaufmann Spiritualität und sozia- Willemsen wurde mehrfach ausgezeichnet, les Bewusstsein und u.a. mit dem Grimme-Preis in Gold. gab ihm den Namen jenes Mannes, der für Inzwischen steht er mit „Stand up-Pro- den interreligiösen Dialog bekannt gewor- grammen” auf deutschen Bühnen. Seine den ist: Hugo Enomiya Lassalle. Vor zehn Bücher wurden in viele Sprachen über- Jahren gründete Niklaus Brantschen zusam- setzt. Zuletzt erschienen „Afghanische men mit Pia Gyger das Lassalle-Institut für Reise” und „Hier spricht Guantánamo”. Zen-Ethik-Leadership, ein Zentrum für Be- wusstseinsbildung in Politik und Wirtschaft. Die Dialogpartner Hier engagiert er sich zurzeit besonders für das Projekt „Jerusalem – offene Stadt zum Prof. Dr. Manfred Erlernen des Friedens in der Welt”. Cierpka, (Samstagvor- Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. beim mittag) Jahrgang 1950, Kösel-Verlag: „Auf dem Weg des Zen. Als ist Arzt für Psychiatrie, Christ Buddhist”, „Vom Vorteil, gut zu sein” Psychoanalytiker und und „Das Viele und das Eine. Für eine welt- Familientherapeut. offene Spiritualität.” Seit 1998 ist er Ärztli- cher Direktor des In- stituts für Psychosoma- Uniklinikum HD tische Kooperations-

6 proheft_DL07#11 29.06.2007 17:04 Uhr Seite 7

Frieden lernen

Wolfram Weiße, aktive Elternvertreterin in Kindergarten, (Samstagnachmittag) Grundschule und Gymnasium. Sie initiierte Wolfram Weiße, ge- u.a. Mediation bei Klassenkonflikten und boren 1945 in Frank- Disziplinproblemen. furt/Main, ist Profes- sor für Erziehungswis- Annegrethe senschaft und Religi- Stoltenberg, onspädagogik an der (Samstagnachmittag), Universität Hamburg geb. 1950, ist seit sie-

Privat und Direktor des in- ben Jahren Landespas- terdisziplinären Zen- torin und Vorstands- trums „Weltreligionen im Dialog”. vorsitzende der Diako Wolfram Weiße hat an der Ausarbeitung nie in Hamburg. In des dialogorientierten „Hamburger Religi- dieser Funktion setzt

onsunterrichts für alle” wesentlich mitge- DW-Hamburg sie sich für benach- wirkt. Kernpunkt ist das von ihm geleitete teiligte und hilfebe- interdisziplinäre Forschungsprojekt „Ju- dürftige Menschen ein. Sie ist u.a. Heraus- gend – Religion – Unterricht in einer von geberin der Obdachlosen-Zeitschrift Hinz & sozialen Disparitäten geprägten multikultu- Kunzt. rellen Gesellschaft”. Er hat Forschungs- Annegrethe Stoltenberg trat mit 18 Jahren mittel in Millionenhöhe für internationale aus der Kirche aus. Mit 29 Jahren reiste sie Analysen zur Frage, wie Religionsunterricht durch Asien und lernte andere Religionen zur Verständigung beitragen kann, gesam- kennen. Ihre Erfahrungen ließen in ihr den melt. Weiße ist auch Initiator der „Aka- Entschluss aufkommen, sich ihrer Her- demie der Weltreligionen”, die aus dem kunftsreligion erneut zuzuwenden. Sie trat interdisziplinären Zentrum „Weltreligionen wieder in die Kirche ein und studierte im Dialog” hervorgehen soll. evangelische Theologie. Schließlich wurde sie Pastorin und arbeitete zunächst am Beate Strenge, Hamburger Michel, dann war sie im (Samstagnachmittag), Kirchenamt der Evangelischen Kirche in 1955 geboren, ist Deutschland für die Bildungsarbeit verant- Journalistin, Lehrerin wortlich. und Mutter. Seit 1985 arbeitet sie als Wis- Jakob von Uexküll, senschafts- und Nach- (Sonntagvormittag) richtenjournalistin, u.a. 1944 geboren in Upp- für Deutschlandradio sala, Schweden, ist

Privat Kultur und die „taz”. Gründer des „Alter- Seit 2006 ist sie als nativen Nobelpreises”. Integrationslehrerin für Migrantinnen (Müt- Die Ehrung wird jedes terkurse) in Berlin-Wedding tätig. Beate Jahr an jene vergeben, Strenge hat eine Tochter (17) und einen die „beispielhafte Ant- Sohn (10) und verfügt über viel Erfahrung als WFC worten für die dring-

7 proheft_DL07#11 29.06.2007 17:04 Uhr Seite 8

Frieden lernen

lichsten Fragen unserer Zeit finden und Judith Holofernes, umsetzen.” In den letzten Jahren konzen- (Sonntagvormittag) trierte sich Jakob von Uexküll darauf, den 1976 in Berlin gebo- „Weltzukunftsrat” ins Leben zu rufen. ren, ist Sängerin und Dieses globale Forum, das seit Mai 2007 Texterin der Band seinen Hauptsitz in Hamburg hat, soll „.“ Weltgewissen und Sprachrohr zukünftiger Judith Holofernes trat Generationen sein. 50 bis 100 angesehene mit ihren deutsch- globale Vorreiter und junge Visionäre aus sprachigen Liedern

der ganzen Welt sollen sich mit wichtigen Gerald von Foris zunächst alleine auf Themen wie Frieden, Gerechtigkeit, men- und erspielte sich eine schliche Entwicklung, Umwelt, Menschen- kleine Fangemeinde. Im Sommer 2000 rechte und Gesundheit befassen und lernte sie die künftigen Mitglieder ihrer Lösungsvorschläge erarbeiten und umset- Band kennen und gründete „Wir sind zen helfen. Helden”. Die Band landete 2003 einen Überraschungserfolg mit dem „Die Bosiljka Schedlich, Reklamation,“ nachdem zuvor ihre erste (Sonntagvormittag) Single „“, ein Lied über falsche geboren 1948 in Kro- Konsumversprechen, ohne Plattenfirma im atien, kam 1968 nach Radio und im Musikfernsehen lief. Berlin. Sie studierte Die „Helden” stehen seitdem für eingängi- Germanistik und ar- ge, verspielte Musik sowie kritische, nach- beitete als Dolmet- denkliche und humorvolle Texte – und für scherin. Sie ist Mit- eine Erfolgsgeschichte jenseits der Mecha- gründerin und Ge- nismen der Popindustrie. Privat schäftsführerin des Die beiden Alben „“ und Vereins Südost Europa „“ verkauften sich über Kultur e.V. in Berlin. Der Verein leistet 800.000 mal, das dritte Album „“ Traumaarbeit mit Kriegsflüchtlingen aus erschien im Mai 2007. Judith Holofernes ist dem ehemaligen Jugoslawien und Inte- mit Pola Roy, dem Schlagzeuger von „Wir grationshilfe. Er fördert Toleranz und sind Helden” verheiratet, das Paar bekam Verständigung zwischen den verschiede- im November 2006 einen Sohn. Beide sind nen nationalen und religiösen Gruppen. Im seit etwa fünf Jahren praktizierende Mai 2007 gründete Bosiljka Schedlich die Buddhisten. Stiftung „Überbrücken”, um Menschen, die Krieg und Vertreibung erlitten haben, Heilung und die Transformation von Wut und Ressentiments zu ermöglichen. Frau Schedlich wurde 2000 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausge- zeichnet. Sie gehört zu den „1000 Frauen für den Weltfrieden”, die 2005 für den Friedensnobelpreis nominiert wurden.

8