NORDOSTEUROPA ALS GESCHICHTSREGION NORDOSTEUROPA ALS GESCHICHTSREGION Aue-Säätiön Julkaisuj a Skrifter Utgivna Av Aue-Stiftelsen Veröffentlichungen Der Aue-Stiftung
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t M A NSI NORDOSTEUROPA ALS GESCHICHTSREGION NORDOSTEUROPA ALS GESCHICHTSREGION Aue-Säätiön julkaisuj a Skrifter utgivna av Aue-Stiftelsen Veröffentlichungen der Aue-Stiftung 17 NORDOSTEUROPA ALS GESCHICHTSREGION NORDOSTEUROPA ALS GESCHICHTSREGION Beiträge des III. Internationalen Symposiums zur deutschen Kultur und Geschichte im europäischen Nordosten vom 20.-22. September 2001 in Tallinn (Estland) Veranstalter: Aue-Stiftung (Helsinki) Lehrstuhl für osteuropäische Geschichte der Universität Greifswald Stadtarchiv Tallinn Herausgegeben von Jörg Hackmann und Robert Schweitzer Redaktion: Uta-Maria Liertz Aue-Stiftung • Helsinki Verlag Schmidt-Römhild • Lübeck 2006 Unter dem Serientitel Aue-Säätiön julkaisuja / Skrifter utgivna av Aue-Stiftelsen / Veröffentlichungen der Aue-Stiftung wird seit der Namensänderung des Urhebers die Schriftenreihe Saksalaisen kulttuurin edistämissäätiön julkaisuja / Skrifter utgivna av Stiftelsen för främjande av tysk kultur / Veröffentli- chungen der Stiftung zur Förderung deutscher Kultur ab Stück 10 fortgesetzt. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 10: 3-7950-7042-2 ISBN 13: 978-3-7950-7042-7 ISSN: 1237-7422 © 2006 Aue-Stiftung und die Herausgeber Jörg Hackmann Robert Schweitzer Umschlaggestaltung: Werner Knopp unter Verwendung von Reproduktionen der ältesten gedruckten Karte der Welt aus dem Rudimentum novitiorum, Lübeck 1475 (Lukas Brandfis) und der Verkehrskarte der Ostseeländer, Berlin: Flemming & Wiskott (ca. 1930) (mit Genehmigung der Bibliothek der Hansestadt Lübeck) Druck: Schmidt-Römhild, Lübeck Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung der oben genannten Inhaber des Copyrights unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mi- kroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Klaus Zernack zum 75. Geburtstag Inhalt Zur Einführung Jörg Hackmann, Robert Schweitzer Nordosteuropa als Geschichtsregion — ein neuer Blick auf den Ostseeraum? 13 Urmas Oolup Paul Johansen und Estland 26 Klaus Zernack Im Zentrum Nordosteuropas 29 Paul Johansen — Beiträge zu seiner Biographie und seinen Forschungen zur Geschichte Nordosteuropas Lea Köiv Paul Johansen und das Stadtarchiv Reval / Tallinn 45 Jüri Kivimäe Fremdenangst und/oder akademische Intrige? Paul Johansens Bewerbung um die Professur für mittelalterliche Geschichte an der Universität Tartu 60 Eugen Helimski Paul Johansen als Etymologe 72 Ulla Johansen Paul Johansens Lebensweg im Zweiten Weltkrieg 85 Heinz von zur Mühlen (1) Paul Johansen und die sogenannten Undeutschen in Reval/Tallinn (Aus der Sicht eines Beteiligten) 103 Norbert Angermann Paul Johansen und Leonid Arbusow jun. 112 7 Enn Tarvel Paul Johansen als Siedlungshistoriker Estlands 119 Klaus Friedland Erinnerungen an Paul Johansen 126 Elemente der Raumkonstitution Nordosteuropas Ralph Tuchtenhagen Historische Verkehrsgeographie Nordosteuropas 133 Manfred Gläser Die mittelalterliche Großstadt Lübeck — Vorbild und Muster für die Ostseestädte? 172 Ulrich Müller Regionalität und die „Archäologie des Hanseraums" 193 Jens E. Olesen Nordosteuropa in der Zeit der Kalmarer Union. Dänische Versuche zur Revindikation Estlands 223 Tiit Rosenberg Zur Raumkonstitution in den Briefen eines livländischen Magnaten Ende des 18. Jahrhunderts 241 Valters gYerbinskis Die Entwicklung der technischen Kommunikations- und Verkehrsmittel zwischen Lettland und den nordischen Ländern 1918-1940 254 Außen- und Binnengrenzen Nordosteuropas Jukka Korpela Die schwedische Ostgrenze von Nöteborg bis Kardis 1323-1660: Kirchengrenze, politische Grenze oder Kulturgrenze? Eine Region des Ost-West-Gegensatzes? 267 8 Anti Selart Russen und Rus' in den livländischen Quellen um die Wende des 13. zum 14. Jahrhundert 287 Jürate Kiaupien Das Großfürstentum Litauen und Nordosteuropa 297 Aleksandr Myl 'nikov (t) Nordosteuropa — Raum ethnokultureller Synthese: Vom Frühmittelalter bis in die Frühe Neuzeit 308 Janis Kreslins Konfessionelles Engagement und Historische Identität: Religion, Kommunikationskultur und „Nordosteuropa als Geschichtsregion" 321 Nordosteuropa als Objektraum Jürgen Heyde Die Livlandpolitik der polnisch-litauischen Adelsrepublik 333 Boguslaw Dybas Polen-Litauen und Livland im 17. und 18. Jahrhundert — drei Formen ihrer Verbindung 343 Kristian Gerner Nordosteuropa und schwedische Großmachtpolitik: Reflektionen zum historischen Bewusstsein 353 Michael North Die Niederlandisierung des Ostseeraumes 368 Robert Schweitzer Nordosteuropa: Ergebnis „unvollendeter Penetration" oder „korrekten Nachfolgestaatsverhaltens"? 378 Karsten Brüggemann Das Baltikum im russischen Blick: Rußland und sein Anspruch auf die baltischen Staaten in der Perspektive des 19. Jahrhunderts 392 9 Reinhard Nachtigal Russlands Interesse am westlichen Weißmeergebiet (bis 1941) 412 Olaf Mertelsmann Sowjetisierung als Faktor nordosteuropäischer Geschichte. Das Beispiel Estland 433 Nordosteuropa als Subjektraum Kalervo Hovi Nordosteuropa als Akteur: War die „Randstaatenpolitik" eine Illusion oder versäumte Chance? 447 Michael Garleff Deutschbalten als Träger eines nordosteuropäischen Identitätsgedankens? 452 Jörg Hackmann Vom Objekt zum Subjekt. Kleine Nationen als konstituierender Faktor der Geschichte Nordosteuropas 458 Schlussbetrachtung Matti Klinge Der Ostseeraum als Kulturraum 487 Manko Lehti Paradigmen ostseeregionaler Geschichte: Von Nationalgeschichten zur multinationalen Historiographie 494 Anhang Kurzbiographien der Autoren und Herausgeber 513 10 Paul Johansen Jörg Hackmann, Robert Schweitzer Nordosteuropa als Geschichtsregion — ein neuer Blick auf den Ostseeraum? Es ist längst ein Gemeinplatz, dass sich die Ostseeregion im neuen Völ- kerfrühling von 1989 bis 1991, der das Eis des Kalten Krieges und der sowje- tischen Hegemonie im östlichen Europa abgeschmolzen hat, als erfahrbarer Raumzusammenhang und als politischer Aktionsraum neu konstituiert hat. Po- litisch, geographisch und kulturell wird der Ostseeraum heute als eine Einheit angesehen. Während es aus einem politischen Blickwinkel noch recht einfach sein mag, die Region abzugrenzen,' so führt die wissenschaftliche Annäherung an diese Frage dagegen zu zahlreichen, recht unterschiedlichen Ansätzen. Der heutige Diskurs über die Ostseeregion macht sich in erster Linie an solchen Politikfeldern wie wirtschaftliche Integration, Sicherheit, Um- weltschutz, Aufbau einer Zivilgesellschaft usw. fest. In diesem Kontext wird die Geschichte in der Regel als Grundlage einer gemeinsamen kultu- rellen Identität herangezogen. In Anknüpfung an die Gedenkschrift für Hugh Seton-Watson2 ließe sich behaupten, dass Historiker in diesem Kontext nicht mehr die Rolle der nation-builder spielen, sondern nun region-builder wer- den. Auch wenn der Stellenwert solcher Beiträge zu einer gemeinsamen Ge- schichte des Ostseeraums im Verhältnis zu den nach wie vor gefragten Na- tionalgeschichten noch näher zu bestimmen wäre, so ist doch zu erkennen, dass sich die geschichtswissenschaftliche Produktion seit der Epochen- wende von 1989 nicht mehr nur auf die Dekonstruktion nationaler oder in anderer Weise ideologisch gefärbter Geschichtsbilder beschränkt. Viel- mehr findet die Forderung nach der historischen Unterfütterung einer ge- meinsamen Identität ihr Pendant in der postmodernen Auffassung, dass Historiker mit Narrativen operieren und dass Geschichtsschreibung im- mer auf Konstruktionen basiert. Das heißt freilich nicht, dass solche Kon- struktionen gänzlich beliebig sind, beruht doch die Stärke ihrer Glaubwür- digkeit nicht zuletzt auch auf wissenschaftlicher Haltbarkeit. Daraus folgt also, dass man auf eine wissenschaftliche Diskussion von Geschichts- raumbildungen nicht wird verzichten können und dass die Frage, wel- che Determinanten für die Postulierung einer Geschichtsregion als konsti- 1 Allerdings umfasst der Ostseerat als Zusammenschluss der Ostseeanrainerstaaten neben Norwegen auch noch Island, und zeigt damit, dass es sich auch dort nicht um ein einfaches Abbild geographischer Gegeben- heiten handelt. 2 Historians os Nation-Builders: Central and South-East Europe / hrsg. v. Dennis Deletant, Harry Hanak, London 1988. 13 Jörg Hackmann, Robert Schweitzer tutiv betrachtet werden können, über den akademischen Raum hinausweist. Das neue Interesse an kultur- und geschichtsräumlichen Zusammenhängen jenseits vermeintlich klarer nationaler oder staatlicher Abgrenzungen geht einher mit einer vertieften Diskussion über die Rolle räumlicher Aspekte in den Geistes- und Sozialwissenschaften. Hatte Reinhart Koselleck 1986 noch konstatiert, dass die Historiker, vor die Wahl zwischen Raum und Zeit als Leitkategorien gestellt, sich eher für die Dimension der Zeit entscheiden,' so lassen die Diskussionen der letzten Jahre über den spatial oder topographi- cal turn eine deutliche Akzentverschiebung, nicht zuletzt mit Blick auf das östliche Europa und den Ostseeraum, erkennen.4 Eine solche Neubewertung der Kategorie des Raums' ist zwar nicht unumstritten, allerdings kann man diese Ansätze keineswegs mit dem Argument vom Tisch wischen, die osteu- ropäischen Regionalstudien hätten angesichts des Zerfalls der sowjetischen Hemisphäre versagt. Vielmehr sehen wir eine fächerübergreifende Entwick- lung, in der die historischen