INDUSTRIESTANDORT SCHWARZWALD 2030

Perspektiven, Handlungsbedarfe und Strategiebausteine Inhalt

Nachhaltig- Der Schwarzwald ist ein Industriestandort Seite 4 keit Zusammenfassung Seite 6 1. Einleitung Seite 8 Chancen 1.1 Ausgangslage Seite 8 1.2 Zielsetzung und Aufgabenstellung Seite 8 Engagement 1.3 Methodisches Vorgehen Seite 9 2. Industriestandort Schwarzwald im Porträt Seite 10

2.1 Räumliche Abgrenzung Seite 10 2.2 Strukturelle Charakteristika und Besonderheiten Seite 11 Qualität 2.3 Erfolgsmodell Industriestandort Schwarzwald Seite 11 Erfolg 3. Megatrends und ihre Auswirkungen Seite 12 3.1 Warum Megatrends wichtig sind Seite 12 3.2 Die wichtigsten Megatrends für den Industriestandort Schwarzwald Seite 14 Möglich- 3.3 Auswirkungen der Megatrends aus Unternehmenssicht Seite 17 keiten 3.4 Zwischenfazit Seite 20 4. Handlungsbedarfe für den Industriestandort Schwarzwald Seite 22

4.1 Relevante Handlungsfelder Seite 22 4.2 Thesen zur Entwicklung des Industriestandorts Schwarzwald Seite 32 Zukunft 4.3 Schlussfolgerungen Seite 35 5. Industriestandort Schwarzwald 2030: Strategiebausteine Seite 36 Schluss- 5.1 Ein neues Entwicklungsmodell Seite 37 5.2 Neue Formen der Zusammenarbeit Seite 39 folgerung 5.3 Themenschwerpunkte Seite 40 6. Anhang Seite 42 Trend

2 Obwohl aus Gründen der Lesbarkeit im Text die männliche Form gewählt wurde, beziehen sich die Angaben 3 auf Angehörige beider Geschlechter. Der Schwarzwald ist ein Industriestandort

5G-Technologie, Nahversorgung und Wohnen: Das sind die zentralen Handlungsfelder von regionaler Wirtschaft und kommunaler Familie zur Zukunftssicherung des Industrie- standorts Schwarzwald. Zu diesem Ergebnis führt uns die Nahversorgung Studie „Industriestandort Schwarzwald 2030“. Sie ist das Ergebnis einer Unternehmensbefragung, welche wir als IHK gemeinsam mit den Schwarzwald-Kommunen, den Land- kreisen und der Universität St. Gallen durchgeführt haben. Über 700 IHK-Mitglieder zwischen Schiltach und Vöhrenbach 2030 wurden beteiligt, ein gutes Dutzend Hintergrundgespräche mit Unternehmerinnen und Unternehmern der Teilregion ge- führt. Für dieses gemeinsame Engagement sagen wir Danke, diese Unterstützung hilft uns. Schwarzwald Der Schwarzwald wird weiter Tourismusdestination sein. Er wird aber auch zu einem attraktiven Raum zum Wohnen aufsteigen. Der Schwarzwald ist eine lebenswerte Region, in der starke Betriebe und leistungsfähige Kommunen ihre Heimat haben. Er ist ein Ort starker Arbeitgeber, 5G-Technologie zukunftsfester Ausbildung und ständiger Innova- tion. Dieses Engagement ist die Triebfeder weiter zu denken, weiter zu gehen, weiter an sich zu arbeiten. Wir werden den Schwarzwald weiter mit voller Kraft bestmöglich vorantreiben. Der Schulterschluss von Wirtschaft regionaler Wirtschaft und Politik ist schon heute beim Ausbau der Breitband- versorgung zu spüren. Beim Thema Mobilfunk werden wir ihn fortset- Politik zen und auf die Felder „Wohnen“ und „Bauen“ übertragen. Bauen Wir wagen gemeinsam Neues, wir packen Poten- ziale gemeinsam an. Dieser INDUSTRIESTANDORT Grundsatz bietet die Chance zur Beteiligung. Industrie- Wir sind dankbar für die Im- SCHWARZWALD 2030 pulse aus der Unternehmerschaft. standort Sprechen Sie uns an, wenn Sie den Schwarzwald weiter mit uns Thomas Albiez | Hauptgeschäftsführer entwickeln möchten. Wir freuen Birgit Hakenjos-Boyd | Präsidentin uns auf die Zusammenarbeit bis mindestens ins Jahr 2030. Wohnen

4 5 Zusammenfassung

Ausgangslage und Zielsetzung Auswirkungen der Megatrends Industriestandort Schwarzwald 2030: industrielle Fertigung, die Logistik aber auch für neue Strategiebausteine Anwendungen und digitale Geschäftsmodelle sein. Die Unternehmensinterviews machen deutlich, dass die Die regionalen Akteure sollten in diesem Zusammenhang prüfen, inwieweit der Industriestandort Schwarzwald Die im Schwarzwald gelegenen Städte identifizierten Megatrends vielfache Auswirkungen auf die Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung machen drei eine Modellregion darstellen könnte, in der die spezifischen und Gemeinden der Region Schwarzwald- Firmen des Industriestandorts Schwarzwald haben. Den damit Herausforderungen deutlich, die aus Sicht der befragten Möglichkeiten des industriell geprägten, ländlichen Raumes verbundenen Herausforderungen begegnen sie bereits vielfach Unternehmen sowohl für die Entwicklung des eigenen Unter- Baar-Heuberg sind durch einen starken und prototypisch erprobt und demonstriert werden. mit entsprechenden Strategien und Aktivitäten. nehmens wie der Region Schwarzwald als Industriestandort dynamischen industriellen Sektor geprägt. als besonders relevant angesehen werden. Dies sind die Digi- • Nahversorgung Schwarzwald 4.0: Der demografische Sowohl der demografische Wandel, Veränderungen in den talisierung mit ihren weitreichenden Konsequenzen für Infra- Wandel verschärft die Herausforderungen, Infrastruk- Hier finden sich zahlreiche, vorwiegend mittelständisch Wertvorstellungen aber auch die Konkurrenz mit Ballungs- struktur, Geschäftsmodelle und Qualifikationserfordernisse, turen und Daseinsvorsorge, wie etwa die Nahversorgung, geprägte Unternehmen in den Bereichen Maschinenbau, räumen und die zunehmende Bedeutung des Wissens als Pro- der demografische Wandel mit seinen Auswirkungen auf das die Hausarztversorgung oder den öffentlichen Personen- Elektrotechnik/Nachrichtentechnik, Feinmechanik/Optik/Uhren. duktionsfaktor rücken das Thema Personal zukünftig verstärkt Erwerbstätigenpotenzial und der Wettbewerb der Region mit nahverkehr vorzuhalten. Ein guter Versorgungsstandard Vor dem Hintergrund der spezifischen siedlungsstrukturellen in den Fokus verschiedenster betrieblicher Maßnahmen. Dazu Ballungsräumen um Fach- und Führungskräfte. in diesen Bereichen ist aber die Voraussetzung dafür, und topographischen Bedingungen, ist der Industriestandort gehören ein verstärktes Engagement im Bereich Ausbildung Menschen in der Region zu halten oder neu zu gewinnen. Schwarzwald aber auch mit besonderen Herausforderungen und Aktivitäten zur Rekrutierung von Fachkräften als auch Vor diesem Hintergrund werden aus gutachterlicher Im einem Projekt Nahversorgung 4.0 geht es darum, konfrontiert. Zielsetzung der hier vorgelegten Studie Industrie- Strategien der Qualifizierung, des Wissensmanagements sowie Sicht ein neues Entwicklungsmodell, neue Formen der neue Lösungen der Daseinsvorsorge zu entwickeln und standort Schwarzwald 2030 ist es, die zukünftigen Bedarfe die Einführung von Arbeitszeitmodellen, die auf veränderte Zusammenarbeit zwischen den regionalen Akteuren zu erproben, die bürgerschaftliches Engagement nutzen des Industriestandorts Schwarzwald zu identifizieren und Lebenslagen angepasst sind. sowie drei thematische Schwerpunkte empfohlen: und Möglichkeiten der „Sharing Economy“ aufgreifen und darauf bezogene Maßnahmen abzuleiten. die Potenziale der Digitalisierung für ein günstigeres und • Strategie der intelligenten Spezialisierung: Vor dem Innovation und Kundennähe waren schon bisher ein maß- verbessertes Leistungsangebot nutzen. Hintergrund steigender Erwartungen von Unternehmen Dabei standen die folgenden Untersuchungsfragen im geblicher Bestandteil Erfolgsmodells der Industriestandorts und Beschäftigten an Gewerbestandorte, Wohnformen Mittelpunkt: Schwarzwald – viele Unternehmen verstehen sich als • Wohnzukunft Schwarzwald: Die Positionierung der Region Markt- und Technologieführer. In der Digitalisierung werden und Wohnumfeld sollten sich Kommunen bei der räum- und ihrer Kommunen als attraktiver und familienfreund- • Welche Auswirkungen haben Megatrends (z. B. demo- bedeutende Chancen gesehen, diese Faktoren zukünftig lichen Planung und Daseinsvorsorge stärker abstimmen. licher Wohnstandort, ist ein wichtiger Ansatzpunkt, um grafischer Wandel, Digitalisierung, Internationalisierung) weiterzuentwickeln aber auch Kostenvorteile (z. B. durch Im Sinne einer „intelligenten Spezialisierung“ sollten sie demografische Entwicklungen abzufedern und im Stand- für den Industriestandort Schwarzwald und seine Unter- Automatisierung) und Qualitätspotenziale zu heben. ihren jeweiligen Potenziale genutzt und Kräfte gebündelt ortwettbewerb um Fachkräfte und ihre Familien zu be- nehmen? Gewisse Unsicherheiten bestehen im Umgang mit disruptiven werden. stehen. Eine Initiative „Wohnzukunft Schwarzwald“ sollte die Entwicklung und Erprobung innovativer Ansätze für • Welche Herausforderungen sind damit für diese Unter- Innovationen (z. B. Elektromobilität) – sowohl im Hinblick • Reallabore: In Reallaboren sollten technische Innovationen, einen attraktiven, familienfreundlichen Wohnstandort – nehmen verbunden? auf Innovationsbedarfe als auch neue Erfordernisse der Markt- gesellschaftliches Engagement und unternehmerische beispielsweise Wohnquartiere, die Mehrwerte zum erschließung. Initiative verknüpft werden und für die Region nutzbar • Welche Handlungsbedarfe und Maßnahmen lassen sich klassischen Einfamilienhausgebiet ermöglichen und ver- gemacht werden. Eine solche kreative Zusammenarbeit für die regionalen Akteure (IHK, Landkreise, Kommunen, änderte gesellschaftliche Anforderungen berücksichtigen Es zeichnet sich ab, dass regionale Vernetzung und inter- von Forschern, Start-ups, Unternehmen, Verwaltung und Hochschulen etc.) ableiten? (neuer Wohn- und Eigentumsformen), Co-Working und nationale Präsenz für die meisten Unternehmen in Zukunft Bürgerschaft in Reallaboren kann die Entwicklung und Hand in Hand gehen werden. So werden etwa regionale Platt- andere Serviceangebote, die wohnortnahes Arbeiten und Zur Beantwortung dieser Fragestellungen wurden unter Erprobung solcher Lösungen schneller voranbringen. formen und Initiativen seitens der IHK geschätzt, genutzt die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf erlauben anderem eine Reihe von Unternehmensinterviews sowie eine und mitgestaltet. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung über- sowie die Förderung einer zeitgemäßen Baukultur. Online-Befragung bei Industrieunternehmen sowie unterneh- Drei Themen sollten im Rahmen von Kooperationen in regionaler Kooperationen und Geschäftsbeziehungen zu. Angriff genommen werden: mensnahen Dienstleistern durchgeführt. Diese Aktivitäten können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, • 5G-Modellregion für den ländlichen Raum: Die hohe das Erfolgsmodell Industriestandort Schwarzwald in der Relevanz einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur Zukunft fortzuschreiben. für den Industriestandort Schwarzwald ist eine klare Botschaft aus der Unternehmensbefragung. Die 5. Gene- ration von Mobilfunk-Technologien und -Netzen (5G) wird zukünftig eine entscheidende Grundlage für die

6 7 1. Einleitung

1.1 Ausgangslage Da Produktions- und Dienstleistungsprozesse immer mehr standort Schwarzwald entwickelt. Dazu wurden zunächst wichtigen Handlungsfeldern für die jeweils als relevant zusammenwachsen und Industrieunternehmen zunehmend bisherige Studien und Strukturanalysen (z. B. Regionales erachteten Entwicklungstrends sowie (3.) die Bewertung Industrieunternehmen haben einen entscheidenden Anteil Strategien „hybrider Wertschöpfung“ verfolgen (Produktion Entwicklungskonzept Perspektive 2030, Potenzialanalyse von übergreifenden Thesen zum Standort. Weitere metho- an der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit von Regionen. plus Dienstleistungen, z. B. Wartung oder Instandhaltung), RegioWIN) gesichtet und aufbereitet sowie 10 Unter- dische Angaben zur Unternehmensbefragung finden sich Auch die im Schwarzwald gelegenen Städte und Gemeinden wurde für diese Studie ein breiteres Unternehmensspektrum nehmensinterviews mit Unternehmerinnen und Unter- im Anhang. der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg sind durch einen berücksichtigt. Dies umfasst auch wissensintensive unter- nehmern aus der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg • Expertenforum (Baustein 3): Ergebnisse der Unternehmens- starken und dynamischen industriellen Sektor geprägt. Hier nehmensnahe Dienstleistungen (z. B. Ingenieurbüros, Soft- durchgeführt. Dabei lag der Schwerpunkt auf Industrie befragung sowie daraus abgeleitete Handlungsvorschläge finden sich zahlreiche, vorwiegend mittelständisch geprägte ware-Häuser, Rechts- und Unternehmensberatungen, Werbe- unternehmen aus den Branchen Kunststoffindustrie, wurden im April 2018 einem Workshop mit den Vertretern Unternehmen in den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik/ agenturen oder relevante private Forschungseinrichtungen). Metallerzeugnisse, Elektrotechnik, Maschinenbau sowie der regionalen Politik diskutiert und weiterentwickelt. Nachrichtentechnik, Feinmechanik/Optik/Uhren. industrienahe Dienstleister sowohl im engeren Teilraum Die Studie Industriestandort Schwarzwald 2030 versteht Schwarzwald als auch in den benachbarten Räumen • Handlungsempfehlungen (Baustein 4): Schließlich wurden Vor dem Hintergrund der spezifischen siedlungsstrukturellen sich als Beitrag zum Management der Region Schwarzwald. (z. B. Villingen-Schwenningen; ). Die Aus- die Ergebnisse aller vorangegangener Bausteine in einem und topographischen Bedingungen, ist der Industriestandort Ein solches Standortmanagement hat die Aufgabe, die Ent- wahl der Interviewpartner erfolgte in Zusammenarbeit Schlussbericht zusammengeführt und aufbereitet. Schwarzwald mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. wicklung eines Standortes im aktuellen hyperdynamischen mit der IHK. Eine Übersicht der Interviewpartner findet Stichworte sind dabei beispielsweise die Attraktivität für Fach- Wettbewerb langfristig zu managen und dabei die Interessen sich im Anhang. kräfte, die verkehrliche Anbindung und Erreichbarkeit, digitale der verschiedenen regionalen bzw. lokalen Akteure entspre- Infrastrukturen, die Entwicklung von Gewerbegebieten oder chend zu berücksichtigen. Dabei orientieren wir uns am • Unternehmensbefragung (Baustein 2): Im November 2018 Institutionen und Prozesse des Wissens- und Innovations- St. Galler Managementmodell der 4. Generation und verstehen wurden rund 800 IHK-Mitgliedsunternehmen aus den Be- transfers. Hinzu kommt, dass der Schwarzwald überregional diese Managementaufgabe als einen reflexiven Prozess. In reichen Produzierendes Gewerbe und unternehmensnahe weniger als Standort innovativer Industrieunternehmen, diesem Prozess befinden sich die verschiedenen Akteure eines Dienstleistungen aus dem Teilraum Schwarzwald der Region sondern hauptsächlich als Natur- und Erholungsraum sowie Standortes in einem ständigen Diskurs über die Sinnhaftig- Schwarzwald-Baar-Heuberg per Email zur Teilnahme an Tourismusdestination wahrgenommen wird. keit und die Nachhaltigkeit der eingeschlagenen Entwicklung einer Online-Befragung eingeladen. 85 Unternehmen haben sowie der regionalen Governance. Von zentraler Bedeutung sich an der Umfrage beteiligt (Rücklaufquote 11,1 %). Trotz der gegenwärtig guten Wirtschaftslage ist den wirt- dabei ist es, den Blick auch in die Zukunft zu richten und die Die Umfrage umfasste drei Bereiche (1.) die Bewertung schaftspolitisch verantwortlichen Akteuren bewusst, dass Herausforderungen für den Standort aus den übergeordneten von Entwicklungstrends für das eigene Unternehmen und es notwendig ist, die Voraussetzungen für die Zukunfts- und langfristigen Entwicklungen zu erkennen und diese in die die Region als Industriestandort; (2.) die Identifikation von fähigkeit des Industriestandorts Schwarzwald sicherzustellen. regionalen bzw. lokalen Diskursprozesse einfließen zu lassen. Die Industrie- und Handelskammer Schwarzwald-Baar- Die Studie soll damit einen Beitrag leisten, im Sinne einer Heuberg, der Schwarzwald-Baar-Kreis, der Landkreis , regionalen Zukunftsvorausschau Entwicklungsfragen für den verschiedene Städte und Gemeinden sowie die örtlichen Volks- Industriestandort Schwarzwald kooperativ, integrativ und banken und Kreissparkassen haben sich daher zusammen- vorausschauend aufzugreifen. geschlossen, um sich für zukunftsfähige Lebens- und Arbeits- 1.3 Methodisches Vorgehen bedingungen in diesem Teilraum einzusetzen. Baustein 1 Baustein 2 Baustein 3 Baustein 4 1.2 Zielsetzung und Aufgabenstellung Die Erarbeitung der Studie Industriestandort Schwarzwald 2030 erfolgte in vier Bausteinen. Dabei kam ein Mix unter- egona nernehens erenoru anungs Zielsetzung der hier vorgelegten Studie Industriestandort schiedlicher qualitativer und quantitativer Forschungsmetho- anase eragung eehungen Schwarzwald 2030 ist es, die zukünftigen Bedarfe des den zum Einsatz. So konnte eine Kombination aus wissen- Industriestandorts Schwarzwald zu identifizieren und darauf schaftlich gestützter Analyse und regionaler Expertise und nernehens nshungen u erseve er anungseare bezogene Maßnahmen abzuleiten. Damit ergänzt sie unter Erfahrungswissen gewährleistet werden (siehe Abbildung 1). nerves erausorerungen regonaen n un anahen der spezifischen thematischen Schwerpunktsetzung Industrie usgangs un anungs sheungsrger sowie dem räumlichen Fokus Schwarzwald die Konzepte und Die Bausteine im Einzelnen: engungen un earen Maßnahmen, die in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg • Regionalanalyse (Baustein 1): In diesem Baustein wurden erausorerungen in Zusammenarbeit mit dem Regionalentwicklungskonzept Thesen zu den Auswirkungen von Megatrends und den es nusre «Perspektive 2030» bzw. den RegioWIN-Aktivitäten durch- damit verbundenen Herausforderungen für den Industrie sanors geführt werden.

8 9 Abbildung 1: Strategie Industriestandort Schwarzwald 2030: Vorgehenskonzept 2. Industriestandort Schwarzwald im Porträt

2.1 Räumliche Abgrenzung Damit wird deutlich, dass mit dieser Gebietsabgrenzung nur 2.2 Strukturelle Charakteristika und 2.3 Erfolgsmodell Industriestandort ein Ausschnitt des Natur- und Lebensraums Schwarzwald Besonderheiten Schwarzwald betrachtet wird. Dieser geht weit über die Region Schwarz- Diese Studie fokussiert auf einen Ausschnitt wald-Baar-Heuberg hinaus und umfasst auch Teile der der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg – den Regionen Hochrhein-Bodensee, Südlicher Oberrhein, Nord- Der Schwarzwald, wie er oben abgegrenzt Der Schwarzwald ist ein bedeutender und Teilraum Schwarzwald. schwarzwald sowie Mittlerer Oberrhein (Karlsruhe). Dennoch wurde, unterscheidet sich in Hinblick Demo- traditionsreicher Industriestandort. Viele kann davon ausgegangen werden, dass Teile der Aussagen dieser Studie auch für weitere Bereiche des Schwarzwaldes grafie, Wirtschaftsstruktur sowie infrastruk- Unternehmen haben ihren Ursprung im Dazu gehören entsprechend der Abgrenzung relevant sind. turellen Gegebenheiten teilweise von der rest- 19 Jahrhundert, als die Uhrenindustrie und lichen Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. Feinmechanik ihren Aufschwung nahm. des Regionalverbands aus dem Schwarz- Wenn im Folgenden vom Schwarzwald die Rede ist, so ist damit der oben beschriebene Teilraum gemeint. wald-Baar-Kreis die Kommunen Furtwangen, Dies macht ein Vergleich entsprechender Kennzahlen deutlich: In den Unternehmensinterviews wurden wesentliche Faktoren Gütenbach, Königsfeld, St. Georgen, Schön- dieses „Erfolgsmodells“ deutlich. Mittelständische, oftmals • Unterdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung: familiengeführte Unternehmen nehmen am Industriestandort wald, Schonach, Triberg, Unterkirnach, Vöh- Während der Schwarzwald im Zehnjahreszeitraum von Schwarzwald eine wichtige Rolle ein. Damit einhergehend 2006 bis 2016 einen Bevölkerungsrückgang um 5 % zu renbach sowie aus dem Landkreis Rottweil die ist die langfristige und „nachhaltige“ Orientierung der Unter- verzeichnen hatte, nahm die Bevölkerung in der restlichen nehmensführung („Wir denken in Generationen, nicht in Kommunen Aichhalden, Eschbronn, Lauter- Region Schwarzwald-Baar-Heuberg leicht um 0,7 % zu. Quartalen“). Charakteristisch sind kundenspezifische Produkt- 1 bach, Schenkenzell, Schiltach, Schramberg. hen • Überdurchschnittliche industrielle Prägung: Der Anteil entwicklung und Innovationsprozesse. Die Unternehmen ene Zusätzlich wurde in dieser Studie auch die der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe (in Betrieben bzw. Unternehmerinnen und Unternehmer sind lokal fest mit 20 Mitarbeitern und mehr) an allen sozialversiche- Gemeinde Unterkirnach mit einbezogen, die verankert, was sich nicht nur in Zulieferbeziehungen und rungspflichtig Beschäftigten lag 2016 bei 62 % (verglichen lokaler Rekrutierung insbesondere im Bereich beruflicher hah im Regionalen Entwicklungskonzept dem h mit 42 % in der restlichen Region). Er ist im Zeitraum 2006 Nachwuchs, sondern auch im gesellschaftlichen und kultu- Teilraum Villingen-Schwenningen zugeordnet haen bis 2016 sogar um 1,1 Prozentpunkte gestiegen (in der rest- rellen Engagement zeigt. Gleichzeitig sind die Unternehmen lichen Region in etwa gleich, landesweit ein deutlicher stark exportorientiert und zeichnen sich durch eine hohe wird. auerah Rückgang um 3,5 Prozentpunkte). 3 Allerdings bestehen Präsenz in Auslandsmärkten aus. hier innerhalb des Raums erhebliche Unterschiede. hraerg Angesichts sich abzeichnender, grundlegender gesellschaft- • Geringere Beschäftigungsdynamik: Die Zahl der Diese 15 Kommunen haben insgesamt 82.935­ licher, technologischer, ökonomischer und politischer Ver- shronn sozialversicherungspflichtig Beschäftigten betrug 2016 änderungen stellt sich die Frage, wie sich dieses Erfolgs- Einwohner (Stand 31.12.2016) – damit ar 34.414 Personen. Der Zuwachs im Schwarzwald im Zeit- modell in die Zukunft fortschreiben lässt. Welche Heraus- wohnen in diesem Raum 17 % der Gesamt­ raum 2006 bis 2016 betrug 8 %. In der restlichen Region honah ngse forderungen und Handlungsbedarfe sich auf Unternehmens- hara Schwarzwald-Baar-Heuberg war ein beinahe doppelt so bevölkerung der Region Schwarzwald-Baar- hara rerg ebene ergeben und ob auf betrieblicher Ebene bereits an eorgen hoher Zuwachs (+ 14 %) zu verzeichnen. har Antworten gearbeitet wird. Dieser Frage wird in den nächsten Heuberg. Bezogen auf die Fläche hat dieser hna a hara Kapiteln nachgegangen. Raum einen Anteil von 24 %. 2 hara Die Regionalanalyse von 2014 zeigt weitere Besonderhei- ner ten des Schwarzwalds in Bezug auf die Region Schwarz- rnah wald-Baar-Heuberg auf: 4

en • Bildung und Forschung: Mit der Hochschule Furtwangen ah urangen ist der Raum bedeutendster Hochschulstandort der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg. • Infrastrukturelle Defizite: Erreichbarkeitsdefizite in den hrenah 1 RV SBH u. a. (Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg) 2014: Bereichen Verkehr (überdurchschnittliche Fahrzeiten zu Regionales Entwicklungskonzept Schwarzwald-Baar-Heuberg, Fernverkehrsbahnhöfen) und Gesundheitsinfrastruktur. Teil 1 (Analyse), S. 11. 2 Hier und im Folgenden: eigene Berechnungen nach Angaben der Regionaldatenbank des Statistischen Landesamts 10 Baden-Württemberg. 3 Für die Kommunen Gütenbach, Königsfeld, Unterkirnach, Aichhalden, Eschbronn, Lauterbach sowie Schenkenzell liegen aus Gründen des 11 Datenschutzes keine Daten zu den Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe vor. Von daher bezieht sich die Aussage nur auf die restlichen Kommunen des Teilraums Schwarzwald. 4 Vgl. RV SBH 2014 (a.a.O.), S. 63. 3. Megatrends und ihre Auswirkungen

3.1 Warum Megatrends wichtig sind Trend Ebene Definition

Megatrends sind langfristige gesellschaftliche, ökonomische, Demografischer Wandel Unternehmen Sinkendes Erwerbstätigenpotenzial, alternde Belegschaften, steigende Diversität im Unternehmen

politische und technologische Veränderungen wie z. B. der Region Alterung, Zuwanderung und (langfristiger) Bevölkerungsrückgang demografische Wandel, die Digitalisierung oder die zunehmende internationale Verflechtung. Sie beeinflussen die Entwicklung «Landflucht» und Unternehmen Wettbewerb um Fach- und Führungskräfte mit Großstädten/Metropolregionen Städtewachstum von Regionen als Lebens- und Wirtschaftsräume – dies gilt Region Hohe Anziehungskraft der Großstädte/Metropolregionen und Abwanderung aus dem ländlichen Raum auch für den Schwarzwald. Wertewandel und Unternehmen Selbstverwirklichung, Flexibilität von Arbeitszeit und -ort sowie Work-Life-Balance im Individualisierung Arbeitsleben Diese Megatrends prägen die Herausforderungen in vielen Region Bedeutungsverlust traditioneller Institutionen und neue Formen des gesellschaftlichen regionalbedeutsamen Themenfeldern, wie etwa die Wirtschafts- Engagements entwicklung, und damit auch die Handlungsbedarfe auf Wissen als Ressource Unternehmen Bedeutung von Wissen und Bildung für Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens regionaler Ebene. Eine Auseinandersetzung mit den lang- fristigen Herausforderungen und Entwicklungsbedingungen Region Bedeutung von Wissen und Bildung als Wachstumstreiber der regionalen wirtschaftlichen Entwicklung einer Region sind die Voraussetzung dafür, ihre Zukunfts- fähigkeit sicherzustellen. 5 Digitalisierung und Unternehmen Einführung neuer Produkte, Geschäftsmodelle und intelligenter Produktions- und neue Geschäftsmodelle Logistikprozesse im Unternehmen

Eine Auseinandersetzung mit den langfristigen Herausforderungen und Entwick- Region Digitale Transformation der Wirtschaft durch neue Produkte, Geschäftsmodelle und lungsbedingungen der Region im Sinne einer „Zukunftsvorausschau“ ist daher ein intelligente Produktionsa- und Logistikprozesse wichtiges Element der Studie Industriestandort Schwarzwald. Generelle Zukunfts- trends wurden dabei auf ihre Relevanz und auf ihren spezifischen regionalen Bezug Internationalisierung Unternehmen Ausbau internationaler Aktivitäten des Unternehmens (z. B. Niederlassungen, Zweigwerke, strategische Partnerschaften) hin untersucht. Für diese strategische Analyse wurde eine Kombination partizipativer der Wirtschaft Verfahren zum Sammeln zukunftsrelevanter Informationen und zum Entwickeln Region Internationales Engagement der regionalen Wirtschaft sowie zunehmend internationalere von Visionen eingesetzt – Unternehmensinterviews sowie eine Online-Befragung Gesellschafterstrukturen und Belegschaften (vgl. Kap. 1.3). Beteiligung, Vernetzung und Vision sind dabei wichtige Erfolgsfaktoren, um ein breit getragenes Bild von den Auswirkungen der übergeordneten Entwick- Regionale Einbettung Unternehmen Bedeutung der Einbindung des Unternehmens in regionale Zuliefer- und Entwicklungs- lungen auf die Region und damit auch eine belastbare Grundlage für strategische von Unternehmen kooperationen, Arbeitsmarkt und Infrastrukturen Entscheidungen in der Gegenwart zu schaffen. Region Bedeutung der Einbindung von Unternehmen in regionale Zuliefer- und Entwicklungs- kooperationen, Arbeitsmarkt und Infrastrukturen Die nachfolgende Übersicht stellt die neun Megatrends und die dazugehörigen Definitionen dar, die auf Grundlage von vorliegenden Studien und der Regional- Steigende Mobilitäts- Unternehmen Wachsende Güterströme und Mobilitätsbedürfnisse – sowohl kleinräumig wie auch im analyse (Baustein 1) für den Industriestandort Schwarzwald erarbeitet wurden. bedürfnisse Hinblick auf überregionale Anbindung und Erreichbarkeit

Region Wachsende Güterströme und Mobilitätsbedürfnisse – sowohl kleinräumig wie auch im Hinblick auf überregionale Anbindung und Erreichbarkeit

nachhaltiges Unternehmen Bedeutung nachhaltiger Wirtschaftsweisen (z. B. Energie- und Materialeffizienz, Kreis- Wirtschaften und laufwirtschaft) und „Green Tech“ (z. B. nachhaltige Mobilität, erneuerbare Energien) grüne Wachstums- märkte Region Bedeutung nachhaltiger Wirtschaftsweisen (z. B. Energie- und Materialeffizienz, Kreis- laufwirtschaft) und „Green Tech“ (z. B. nachhaltige Mobilität, erneuerbare Energien)

12 5 Vgl. Scherer, Roland (Hrsg.) (2016): Bodensee 2030. Ein Blick in die Zukunft 13 der Region, St.Gallen. 3.2 Die wichtigsten Megatrends für den Für die zukünftige Entwicklung des eigenen Unternehmens Für die zukünftige Entwicklung der Region Schwarzwald Industriestandort Schwarzwald werden die Trends Digitalisierung und neue Geschäfts- als Industriestandort nehmen aus Sicht der befragten Unter- modelle, Demografischer Wandel sowie Wissen als Ressource nehmen die Trends Demografischer Wandel sowie Digitali- als besonders relevant eingeschätzt (siehe Abbildung 2). 6 sierung und neue Geschäftsmodelle Rang 1 und 2 ein, In der Unternehmensbefragung wurden um eine Auswahl dicht gefolgt vom Trend „Landflucht“ und Städtewachstum der wichtigsten Trends für die zukünftige Entwicklung Die Einschätzungen der Industrieunternehmen (siehe Abbildung 3). ihres Unternehmens sowie für die Entwicklung der Region (Verarbeitendes Gewerbe) stimmen bei dieser Frage grund- Schwarzwald als Industriestandort gefragt. Es sollten aus sätzlich mit denen der Dienstleistungsunternehmen Bei dieser Frage bestehen zwischen der Einschätzung von neun vorgegebenen Trends jeweils fünf ausgewählt werden. (Dienstleistungen und Sonstige) überein. Jedoch wird der Industrieunternehmen und Dienstleistern keine Unterschiede. Dabei wurden die Trends jeweils stichpunktartig erläutert Trend Internationalisierung der Wirtschaft von Industrie- (vgl. Kap. 3.1). unternehmen als wichtiger angesehen. Dienstleistungs- unternehmen schätzen dafür den Trend Regionale Ein- bettung der Unternehmen für sich als relevanter ein. angfolge angfolge

gaserung un neue eshsoee eograsher ane

eograsher ane gaserung un neue eshsoee

ssen as essoure anuh un eahsu

anuh un eahsu egene osernsse

nernaonaserung er rsha ssen as essoure

ereane un nvuaserung egonae neung von nernehen

egonae neung von nernehen nernaonaserung er rsha

egene osernsse Nahhages rshaen un grne rshasre Nahhages rshaen un grne ereane un nvuaserung rshasre

unah unah

Abbildung 2: Welche Trends sind für die zukünftige Entwicklung Ihres Abbildung 3: Welche Trends sind für die zukünftige Entwicklung der Region Unternehmens am wichtigsten? Schwarzwald als Industriestandort am wichtigsten? Lesebeispiel: Der Trend «Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle» wurde Lesebeispiel: Der Trend «Demografischer Wandel» wurde insgesamt am insgesamt am wichtigsten angesehen (450 von 785 möglichen Punkten. wichtigsten angesehen (361 von 639 möglichen Punkten. Diese Punktzahl Diese Punktzahl wäre erreicht, wenn alle befragten Unternehmen diesen wäre erreicht, wenn alle befragten Unternehmen diesen Trend als wichtigs- Trend als wichtigsten Trend ausgewählt hätten). ten Trend ausgewählt hätten). Unternehmensbefragung «Industriestandort Schwarzwald 2030», n=85 Unternehmensbefragung «Industriestandort Schwarzwald 2030», n=71

14 15 6 Neben dieser Berechnung der Rangfolge der Trends auf Grundlage der individuellen Bewertungen der Unternehmen wurde auch analysiert, für welche Unternehmen die einzelnen Trends überhaupt als relevant angesehen werden. Zwischen diesen beiden Auswertungen ergeben sich jedoch kaum Unterschiede. Damit lässt sich festhalten: Sowohl für das eigene Unter- Leichte Unterschiede gibt hinsichtlich Platz 3: Bezogen 3.3 Auswirkungen der Megatrends aus Betriebliche Handlungsbedarfe nehmen als auch für den Industriestandort insgesamt lässt auf das eigene Unternehmen ist dies der Trend Wissen als Unternehmenssicht Betriebliche Handlungsbedarfe werden zukünftig in ver- sich relativ deutlich eine Gruppe von drei besonders rele- Ressource, für die Region insgesamt wird der Trend „Land- schiedenen Bereichen gesehen. Vielfach geht es darum, vanten Trends erkennen. Dabei sind Digitalisierung und neue flucht“ und Städtewachstum an dritter Position gesehen. Im Rahmen des Bausteins Regionalanalyse wurde eine Reihe bereits erprobte Instrumente in den nächsten Jahren weiter- Geschäftsmodelle sowie Demografischer Wandel aus beiden von Interviews mit maßgeblichen Unternehmen durchgeführt. zuführen und auszubauen: im Bereich Ausbildung eine enge Perspektiven besonders relevant. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die Einschätzungen der Zusammenarbeit mit Schulen (z. B. Berufsinformationstage) Unternehmen zu Auswirkungen und betrieblichen Handlungs- die frühzeitige Bindung von Studierenden (u. a. Lehrtätig- bedarfen anhand der oben dargestellten neun Megatrends. keiten von Unternehmensmitarbeitern, Beschäftigung von Nachfolgend werden zentrale Aussagen zu diesen einzelnen Werkstudenten, Mitwirkung in Hochschulgremien) oder die Trends dargestellt. Bei der Interpretation der Aussagen ist altersgerechte Gestaltung von Arbeitsplätzen, Automati- sierung, betriebliches Gesundheitsmanagement. angfolge zu berücksichtigen, dass es sich um ein breites Spektrum an individuellen Stimmen handelt, dass nicht notwendiger- Diese Aktivitäten sind aus Sicht der Unternehmen eng mit weise in allen Punkten für den gesamten Industriestandort den Trends Individualisierung und Selbstverwirklichung gaserung un neue eshsoee Schwarzwald repräsentatives Bild zeichnet. Tendenziell sind (veränderte Erwartungen der Beschäftigten an den Arbeits- die Unternehmen eher Vorreiter mit einer überdurchschnitt- platz) sowie Wissen als Ressource (steigende Qualifikations- eograsher ane lichen Innovationskraft und wirtschaftlichem Erfolg. angfolge anforderungen) verbunden.

3.3.1 Demografischer Wandel gaserung unssen neue eshsoee as essoure 3.3.2 „Landflucht“ und Städtewachstum Auswirkungen Auswirkungen anuh uneograsher eahsu ane Die interviewten Unternehmerinnen und Unternehmer er- Bei der (überregionalen) Rekrutierung von Fach- und warten im Zuge des demografischen Wandels für die Zukunft Führungskräften sehen Unternehmen in den Schwarzwald- einen Rückgang an potenziellen Mitarbeiterinnen und Mit- nernaonaserung ssen er rshaas essoure kommunen Nachteile gegenüber Großstädten und Metropol- arbeitern. Im Bereich der Ausbildung zeichnen sich aus ihrer regionen. Im akademischen Bereich besteht die Problematik Sicht zusätzliche Herausforderungen durch Veränderungen ereane un nvuaserung auch für weitere Gebiete der Region Schwarzwald-Baar- anuh un eahsu im Schulwesen (Auslaufen der Haupt- bzw. Werkrealschulen), Heuberg. Entsprechende Rekrutierungsprobleme führen einer größeren Studienneigung vieler junger Menschen einer- teilweise schon jetzt zu Ausweichstrategien: So werden egonae neung von nernehen seits und steigende Problemen mit der Ausbildungsfähigkeit nernaonaserung er rsha für Aktivitäten in den Bereichen IT oder Kreativwirtschaft andererseits ab. In den Interviews wurde deutlich, dass die Niederlassungen in anderen Städten gegründet oder ver- befragten Unternehmen – auch vor dem Hintergrund des egene osernsse kehrsgünstige Standorte außerhalb der Region ausgebaut. ereane un nvuaserung demografischen Wandels – den Bereichen Ausbildung, Mitarbeiter nehmen teilweise weite Anfahrten in die Personalgewinnung und -entwicklung schon jetzt große Auf- Nahhages rshaen un grne Schwarzwaldkommunen in Kauf, um beispielsweise im egonae neung von nernehen merksamkeit schenken. So erhält z. B. jeder Auszubildende rshasre Raum Freiburg wohnen zu können. der Firma B. Ketterer Söhne (Furtwangen) einen VW Up als Firmenwagen zur Verfügung gestellt – als Anreiz im Wett- egene osernsse Betriebliche Handlungsbedarfe bewerb um den beruflichen Nachwuchs aber auch um die roensa nernehen egon Für die Zukunft sehen die Unternehmen u. a. eine Fort- Mobilität zwischen Wohnung, Betrieb und Berufsschule zu setzung bzw. Intensivierung von verschiedenen Instrumenten Nahhages rshaen un grne unterstützen. rshasreAbbildung 4: Wichtigste Trends für Unternehmen und Region im Vergleich zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität (u. a. „Employer Branding“, flexible Arbeitszeitmodelle); der gezielten, Lesebeispiel: Der «Trend Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle» wird überregionalen Anwerbung von Fachkräften und des Will- für das eigene Unternehmen insgesamt als relevanter eingeschätzt als für kommens-Services für neue Mitarbeiter. die Region.unah Die Prozentwerte geben den Anteil der jeweilige Trend an der Gesamtbewertung für alle Trends an. Unternehmensbefragung «Industriestandort Schwarzwald 2030», n=71-85

16 Abbildung 2: Welche Trends sind für die zukünftige Entwicklung Ihres Unternehmens am wichtigsten? 17 3.3.3Damit lässtWertewandel sich festhalten: und Individualisierung Sowohl für das eigene Unter- BetrieblicheLeichte Unterschiede Handlungsbedarfe gibt hinsichtlich Platz 3: bezogen 3.3.5 Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle 3.3.6 Weitere Megatrends nehmen als auch für den Industriestandort insgesamt lässt Personalgewinnung,auf das eigene Unternehmen Personalentwicklung ist dies der Trend und -bindungWissen als Auswirkungen Auswirkungen Die nachfolgenden Megatrends Internationalisierung, Regio- sich relativ deutlich eine Gruppe von drei besonders rele- werdenRessource, von für den die befragten Region insgesamt Unternehmen wird bereitsder Trend über „Land viele- nale Einbettung, Mobilitätsbedürfnisse sowie Nachhaltiges Wertewandelvanten Trends und erkennen. Individualisierung Dabei sind Digitalisierung wurden von den und inter neue- Instrumenteflucht“ und Städtewachstum betrieben (siehe 3.3.1an dritter Demografischer Position gesehen. Wandel). Die Digitalisierung und damit verbundene Chancen und Wirtschaften und grüne Wachstumsmärkte wurden in einzel- Geschäftsmodelleviewten Unternehmen sowie auf Demografischer zweierlei Ebenen Wandel für die aus zukünftige beiden Die Trends Digitalisierung und Industrie 4.0 bieten in der Herausforderungen werden von allen Unternehmen als sehr nen Gesprächen thematisiert: PerspektivenFirmenentwicklung besonders als wichtig relevant. angesehen: So wandeln sich Produktion auch Chancen, Arbeitsplätze attraktiver zu gestal- relevant angesehen. Dabei berühren die damit einhergehenden die Erwartungen der Mitarbeiter an ihre Arbeit und „ihr“ Unter- ten. Deutlich wurde auch, dass sich praktisch alle befragten Veränderungen sowohl die Produkte und darauf bezogene • Internationalisierung der Wirtschaft: Praktisch alle be- nehmen. In Bezug auf Produkte und Produktionsprozesse wird Unternehmen umfangreiche Aktivitäten des sozialen, kultu- Geschäftsmodelle als auch die Produktionsprozesse und die fragten Unternehmen sind bereits im Ausland aktiv und mit immer kundenspezfischeren Anforderungen gerechnet. rellen und sportlichen Engagements betreiben, sei es durch dafür notwendigen Kompetenzen. Unternehmen der Feinwerk- erwarten, dass sich dieser Trend der Internationalisierung Sponsoring, Mitarbeiteraktionen oder privates Engagement technik bauen beispielsweise ihre Kompetenzen im Bereich für ihr Unternehmen Zukunft fortsetzt. Insbesondere die Es wird schon heute beobachtet, dass sich Bewerber bzw. von Unternehmerinnen und Unternehmern. Mechatronik aus, um sicherzustellen, dass von ihnen gefertigte befragten Automobilzulieferer verfolgen „Local-to-Local“- Mitarbeiter stärker als früher mit Unternehmen,angfolge seinen Fahrzeugkomponenten elektronisch angesteuert werden können. Strategien und haben bereits Werksstandorte im Ausland Produkten und Werten identifizieren wollen (z. B. Qualität, 3.3.4 Wissen als Ressource Hauskommunikation oder bisher „analoge“ Badarmaturen (z. B. Nordamerika) etabliert, um Kundennähe, Schnelligkeit Nachhaltigkeit) und gezielt berufliche Herausforderungen gaserung un neue eshsoee beispielsweise werden durch die Digitalisierung zukünftig aber auch Vorteile bei Arbeits- und Logistikkosten zu rea- und Entwicklungsmöglichkeiten suchen (z. B. Möglichkeit Auswirkungen verstärkt in Smart-Home-Lösungen integriert. Industrie 4.0 lisieren. Ein Unternehmen im Bereich Elektronik hat sich zu Auslandsstationen). Auf der anderen Seite gewinnen die Aus Sicht der Unternehmen wird die zunehmende Bedeutung eograsher ane bietet aus Unternehmenssicht Qualitäts- und Kostenvorteile, ein Netzwerk an Partnerunternehmen in Asien aufgebaut, Flexibilität von Arbeitszeit und -ort sowieangfolge die Berücksich- von Wissen und Bildung in mehrfacher Hinsicht bemerkbar: die für eine Zukunft der Produktion am Standort Schwarzwald andere Unternehmen sind zumindest mit Vertriebsbüros tigung der individuellen Lebenssituation (Kindererziehung, Tätigkeiten im Unternehmen sind im Zuge des technologischen unabdingbar sind. Mit diesem Trend sind Rückwirkungen auf im Ausland aktiv. Der Einkauf ist in unterschiedlichem Pflege) und darauf bezogenessen betriebliche as essoure Unterstützung gaserung un neue eshsoee Wandels (z. B. Digitalisierung) mit höheren Qualifikations- nahezu alle betrieblichen Bereiche verbunden. Masse international orientiert (hier spielen Qualitäts- an Bedeutung. So wird es schon heute problematischer, anforderungen verbunden (z. B. Arbeiter in der Produktion). und Zeitaspekte eine limitierende Rolle). Mit Blick auf die Mitarbeiter für Dreischichtbetriebe zu gewinnen. Von daher Betriebliche Handlungsbedarfe anuh un eahsu Gleichzeitig gewinnt die Generierung neues Wissens für regionale Wirtschaft wurden in den Interviews vielfach gehen von diesem Trend eograsher auch Impulse für eineane stärkere Auto- das Unternehmen an Bedeutung. Sei es in Form des Wissens- Die Unternehmen sehen im Zusammenhang mit der zu- die Einschätzung vertreten, dass viele Unternehmen ihr matisierung körperlich anstrengender Arbeit aus. transfers aus externen Quellen – Hochschulen und Forschungs- nehmenden Digitalisierung von Produkten und betrieblichen nernaonaserung er rsha Geschäft zukünftig stärker international aufstellen müssten. ssen as essoure einrichtungen – oder des Wissensaustauschs mit anderen Prozessen vielfältige Handlungsbedarfe: Ein zusätzlicher Für die befragten Unternehmen sind kundenspezifische Pro- Internationalisierung ist für die Unternehmen mit großen Unternehmen – etwa auf technologie- oder branchenspezi- Bedarf an IT-Fachkräften bei dem sich bereits jetzt – auch dukte und eine darauf abgestimmte Produktion bereits heute Herausforderungen verbunden, da umfangreiches Know-how ereane un nvuaserung fische Plattformen. aufgrund der oben beschriebenen, „schwarzwaldspezifischen“ ein wesentlicher anuh Bestandteil un ihres eahsu Geschäftsmodells. Dies ist und neue Managementkompetenzen notwendig (z. B. Führen Defizite – Rekrutierungsprobleme abzeichnen. Steigende Aus- u. a. durch eine hohe Fertigungstiefe, eigene Entwicklungs- multinationaler Teams, Besprechungen über Distanz und Betriebliche Handlungsbedarfe und Weiterbildungsbedarfe im Unternehmen beispielsweise kapazitätenegonae und neung dem Vorhandensein von nernehen unterstützender Bereiche Zeitzonen hinweg). Entsprechend sehen die bereits inter- nernaonaserung er rsha Handlungsbedarfe sehen die Unternehmen zukünftig bei im Zusammenhang mit „smarter Produktion“ müssen verstärkt (z. B. eigener Werkzeugbau, Prüflabore) möglich. Beispielhaft national aufgestellten Unternehmen die Chance, dass „Ein- ihren Fort- und Weiterbildungsaktivitäten. Sie stellen diese aufgegriffen werden. Schließlich ändern sich Geschäftsmodelle – zeigen dies die interviewten Feinmechanikunternehmen, die steiger“ von einem regional organisierten Erfahrungsaus- egene osernsse organisatorisch neu auf – so etwa der Hansgrohe Campus, Industrieunternehmen wandeln sich zum Systemanbieter. ihre Kompetenzen ereane im Bereich un der nvuaserung Metallbearbeitung bereits tausch und Unterstützung profitieren. Ein zweites Hand- ein breit angelegtes Qualifizierungsprogramm des Schiltacher Manche haben sich die notwendigen Kompetenzen bereits in den 1980er und 1990er-Jahren um Kunststoffe erweiterten lungsfeld für regionale Akteure wird darin gesehen, die Unternehmens. Oder sie kooperieren verstärkt mit externen durch Zukäufe erschlossen oder sind Partnerschaften mit und sich Nahhagesegonae in den letzten neung rshaen Jahren vonzu Systemanbietern nernehen un grne kunden- Bedarfe einer immer internationaleren Belegschaft zu Bildungsanbietern (z. B. Weiterbildung Maschinenführer in komplementären Unternehmen eingegangen. spezifischer Baugruppen undrshasre Getriebe weiterentwickelt decken. Hier geht es um Stichworte wie Willkommenskultur Zusammenarbeit mit der IHK Akademie). Auch das betrieb- haben. Mit der Digitalisierung werden neue Möglichkeiten und konkrete Angebote wie internationale Schulen. egene osernsse liche Wissensmanagement wollen Unternehmen verbessern. Unterschiedlich werden die beschäftigungspolitischen Aus- gesehen, in noch stärkerem Maße kundenspezifische Produkte wirkungen der Digitalisierung eingeschätzt – einerseits werden • Regionale Einbettung von Unternehmen: Die meisten roensa Regionale nernehenTechnologienetzwerkeegon und FuE-Einrichtungen sind („Losgröße 1“) herzustellen. Ein Beispiel für die Verknüpfung die Beschäftigungsmöglichkeiten für Geringqualifizierte für die meisten Unternehmen eine relevante Wissensquelle. Unternehmen blicken auf eine langjährige Firmentradition von kundenindividueller Nahhages rshaenFertigung und Manufakturun grne ist der Teilweise wird jedoch auch Spezialwissen benötigt, das bei durch eine fortgesetzte Automatisierung abnehmen werden, an ihrem Standort zurück und sind eng mit der industriellen Bereich Siedle Steel. Mit diesemrshasre Trend sind verschiedene oder mit nationalen oder internationalen Partnern und Netz- andererseits werden Chancen für eine weitere wirtschaftliche Tradition der Region und darauf bezogene Standortfaktoren Handlungsbedarfe verknüpft (siehe 3.3.5 Digitalisierung und werken erschlossen werden kann, z. B. in den Bereich Design Dynamik und damit verbundene Personalbedarfe gesehen. verbunden (Feinmechanik, Uhrenindustrie). So wird beispiels- neue Geschäftsmodelle). weise das Arbeitskräftepotenzial vor Ort (Qualifikation, Moti- unah oder speziellen Technologiefeldern. Grundsätzlich bestehen Abbildung 4: Wichtigste Trends für Unternehmen und Region im Vergleich die Erwartungen darin, den Wissensaustausch auf regionaler vation) als ein entscheidender Erfolgsfaktor angesehen. Ebene dort zu intensivieren, wo eine geeignete kritische Verbesserungspotenzial wurde hinsichtlich der Kooperation Masse besteht. zwischen Unternehmen bei der Bearbeitung von Themen von gemeinsamen Interesse gesehen (z. B. temporäres Wohnen von Mitarbeitern).

18 Abbildung 2: Welche Trends sind für die zukünftige Entwicklung Ihres Unternehmens am wichtigsten? 19 • Steigende Mobilitätsbedürfnisse: Bei diesem Punkt sind 3.4 Zwischenfazit deutliche Unterschiede in der Bewertung zwischen Unter- nehmen in den Schwarzwaldkommunen und denjenigen Die Unternehmensinterviews machen deutlich, dass die mit Standort Villingen-Schwenningen und Donaueschingen identifizierten Megatrends vielfache Auswirkungen auf die festzustellen. Im Mittelpunkt stehen die Mobilitätsbedürf- Firmen des Industriestandorts Schwarzwald haben. Den damit nisse von Mitarbeitern und (auch: internationalen) Kunden. verbundenen Herausforderungen begegnen sie bereits vielfach Lange Anfahrtswege für Mitarbeiter und Kunden werden als mit entsprechenden Strategien und Aktivitäten. Während man Standortnachteil wahrgenommen. Vor allem für Auszubil- sich selbst ganz überwiegend gut aufgestellt sieht, werden dende ist die Erreichbarkeit von Unternehmen und ins- vielfach Bedenken im Hinblick auf andere, weniger gut posi- Wissensaus- besondere Berufsschulen aus den Schwarzwaldkommunen tionierte Unternehmen in der Region geäußert. problematisch. Die Güterlogistik wird als weniger proble- matisch eingeschätzt – dabei spielen die relative Klein- Sowohl der demografische Wandel, Veränderungen in den tausch teiligkeit der Produkte und „Local-to-Local“-Strategien, Wertvorstellungen aber auch die Konkurrenz mit Ballungs- die auf eine Reduktion von zeitkritischen Warenströme räumen und die zunehmende Bedeutung des Wissens als Pro- Wertewandel abzielen. duktionsfaktor rücken das Thema Personal zukünftig verstärkt in den Fokus verschiedenster betrieblicher Maßnahmen. Dazu • Nachhaltiges Wirtschaften und grüne Wachstumsmärkte: gehören ein verstärktes Engagement im Bereich Ausbildung Nachhaltiges Wirtschaften ist in vielen der befragten Unter- und Aktivitäten zur Rekrutierung von Fachkräften als auch nehmen fest verankert. Dies umfasst die wirtschaftliche Strategien der Qualifizierung, des Wissensmanagements sowie Dimension der Nachhaltigkeit im Sinne langfristiger Unter- die Einführung von Arbeitszeitmodellen, die auf veränderte nehmensstrategien („Denken in Generationen, nicht in Lebenslagen angepasst sind. Kompetenz Quartalen“) aber auch ökologische (vielfach Pioniere in Sachen Ressourcen- und Materiaeffizienz) und soziale Nach- Innovation und Kundennähe waren schon bisher ein maß- haltigkeit (vielfältiges gesellschaftliches Unternehmens- geblicher Bestandteil Erfolgsmodells der Industriestandorts engagement). „Grüne Wachstumsmärkte“ werden bereits in Schwarzwald – viele Unternehmen verstehen sich als Angriff genommen. Im Bereich Automotive sehen sich viele Markt- und Technologieführer. In der Digitalisierung werden Unternehmen in einer Übergangsphase zwischen Verbren- bedeutende Chancen gesehen, diese Faktoren zukünftig Netzwerk nungsmotor und alternativen Antriebsformen, die zwei- weiterzuentwickeln aber auch Kostenvorteile (z. B. durch gleisige Strategien notwendig macht. Verschiedentlich Automatisierung) und Qualitätspotenziale zu heben. Gewisse wurde darauf hingewiesen, dass die Region über eine be- Unsicherheiten bestehen im Umgang mit disruptiven Inno- sonders gute Ausstattung an erneuerbaren Energien verfügt vationen (z. B. Elektromobilität) – sowohl im Hinblick auf Auswirkungen (Holz, Wasser, Wind), die zukünftig noch besser erschlossen Innovationsbedarfe als auch neue Erfordernisse der Markt- und genutzt werden sollte. erschließung.

Es zeichnet sich ab, dass regionale Vernetzung und inter- nationale Präsenz für die meisten Unternehmen in Zukunft Hand in Hand gehen werden. So werden etwa regionale Platt- formen und Initiativen seitens der IHK geschätzt, genutzt und mitgestaltet. Das unternehmerische Engagement vor Ort Technologie gewinnt möglicherweise noch an Gewicht. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung überregionaler Kooperationen und Geschäfts- beziehungen zu.

20 21 4. Handlungsbedarfe für den Industriestandort Schwarzwald

4.1 Relevante Handlungsfelder 4.1.1 Demografischer Wandel Aus Unternehmenssicht ist „Kommunen und Regionen als familienfreundliche Wohnorte positionieren“ das wichtigste Die Einwohnerzahl in den Schwarzwaldkommunen geht Handlungsfeld, um diesem Trend zu begegnen – es wurde Im vorherigen Kapitel wurden tendenziell zurück, der Anteil älterer Menschen ist vergleichs- von 96 % der antwortenden Unternehmen als relevant er- die Auswirkungen prägender weise hoch. Für die Unternehmen bedeutet das ein sinkendes achtet. An zweiter bis vierter Stelle stehen die Handlungs- Erwerbstätigenpotenzial, eine älter werdende Belegschaft und Megatrends auf die Unter- felder „Innovative Konzepte für die Gesundheitsversorgung einer größeren Diversität in der Beschäftigtenstruktur. im ländlichen Raum entwickeln“, „Modellprojekte für nach- nehmensebene aufgezeigt. haltige Mobilität im ländlichen Raum umsetzen“ sowie Hier steht nun im Mittelpunkt, „Infrastruktur durch verstärkte interkommunale Kooperation sichern“ (siehe Abbildung 5). welche Handlungsbedarfe sich für den Industriestandort angfolge Schwarzwald insgesamt onen n egion l ilieneniche ergeben. ohnoe oiionieen

Dabei geht es um die Rahmenbedingungen nnoie onee ie enheieogng für die Unternehmen – etwa in den Be- i lnlichen eniceln eogng reichen Bildung, Innovation, Infrastruktur- und Flächenentwicklung oder Regional- oelloee nchhlige oili marketing. Grundlage der Darstellung i lnlichen een sind die Ergebnisse der Unternehmens- befragung. n ch ee ineonle ooeion ichen In der Befragung wurden die Unter- nehmen um eine Einschätzung gebeten, oile n n en eogichen welche konkreten Handlungsfelder nel nen für die Zukunft als wichtig angesehen werden, um den Auswirkungen der eiele nche on geneen ch 7 jeweiligen Megatrends zu begegnen. len ie l cehe geinnen

niclng on legeechen ohnngeoen neen

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Abbildung 5: Demografischer Wandel: Wichtigste Handlungsfelder für den Industriestandort Lesebeispiel: Das Handlungsfeld «Kommunen und Region als familienfreundliche Wohnorte positionieren» wurde insgesamt am wichtigsten bewertet (326 von 374 möglichen Punkten. Diese Punktzahl wäre erreicht, wenn alle befragten Unternehmen dieses Handlungsfeld als wichtigstes Handlungsfeld ausgewählt hätten). Unternehmensbefragung «Industriestandort Schwarzwald 2030», n=54

22 7 Die Auswertung der Antworten erfolgte nach zwei Betrachtungsweisen: Erstens wurde auf Grundlage der individuellen 23 Bewertungen eine Gesamtrangfolge gebildet. Zweitens wurde analysiert, von wie vielen Unternehmen ein bestimmtes Handlungsfeld überhaupt als relevant ausgewählt wurde. Im Vergleich lässt sich festhalten, dass sich die Ergebnisse dieser beiden Auswertungen nur marginal unterscheiden. 4.1.2 „Landflucht“ und Städtewachstum Die höchste Relevanz, um diesen Entwicklungen zu begegnen, 4.1.3 Wertewandel und Individualisierung Insbesondere zwei Handlungsfelder werden hier von besonders wird dem Handlungsfeld Fachkräftewerbung zugeschrieben. vielen Unternehmen als relevant erachtet: neue Angebote bei Die Schwarzwaldkommunen verzeichnen tendenziell eine 80 % der Unternehmen halten es für relevant, die Fachkräfte- Auf individueller Ebene gewinnen Aspekte wie Selbstver- der Kinderbetreuung die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie überdurchschnittliche Abwanderung junger Menschen. werbung auszudehnen (z. B. in Form von Fachkräfteinitiativen). wirklichung, Flexibilität von Arbeitszeit und -ort oder erleichtern und Unternehmen bei der Einführung innovativer, Die Zentren der Region und ihr Umland sind hingegen Ebenfalls eine hohe Bedeutung wird der Sicherung der Nah- Work-Life-Balance an Bedeutung. Gleichzeitig gewinnen auf Lebensphasen abgestimmte Arbeitszeitmodelle unterstützen bevorzugte Wohnorte. Trotz hervorragender Arbeitsmarkt- versorgung in ländlichen Gemeinden zugeschrieben sowie der neue (projektförmige, IT-gestützte) Formen des gesellschaft- (z. B. Homeoffice, Pflegezeit) (siehe Abbildung 7). chancen läuft den Industriestandort Gefahr, in der über- Stärkung der Kultur- und Freizeitangebote – auch durch neue lichen Engagements gegenüber traditionellen Institutionen regionalen Konkurrenz um Fach- und Führungskräfte gegen- Formen der regionalen Zusammenarbeit (siehe Abbildung 6). (z. B. Parteien, Vereine, Kirchen) an Relevanz. über Metropolregionen ins Hintertreffen zu geraten.

angfolge angfolge

cheeng ehen cheiniiien ch nee ngeoe ei e ineeeng ie eeinei on ei n ilie eleichen

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Abbildung 6: «Landflucht» und Städtewachstum: Wichtigste Abbildung 7: Wertewandel und Individuali- Handlungsfelder für den Industriestandort sierung: Wichtigste Handlungsfelder für den Industriestandort Lesebeispiel: Das Handlungsfeld «Nahversorgung in ländlichen Gemeinden sichern» wurde insgesamt am wichtigsten bewertet. Lesebeispiel: Das Handlungsfeld «Durch neue Unternehmensbefragung «Industriestandort Schwarzwald 2030», Angebote bei der Kinderbetreuung die Vereinbar- n=45 keit von Arbeit und Familie erleichtern» wurde insgesamt am wichtigsten bewertet. Unternehmensbefragung «Industriestandort Schwarzwald 2030», n=33

24 25 4.1.4 Wissen als Ressource Hier geht es für die meisten Unternehmen darum, Bildungs- 4.1.5 Digitalisierung und neue Geschäftsmodelle Mit Abstand die höchste Relevanz wird dem Handlungsfeld angebote an den technologischen Wandel anpassen (neue „Dateninfrastruktur für schnelles Internet weiter ausbauen“ Die Bedeutung von Wissen und Bildung als Wachstumstreiber Inhalte, Vermittlungsformen). An zweiter Stelle steht der An- Die Unternehmen müssen die „digitale Transformation“ durch zugerechnet. An zweiter und dritter Stelle rangieren die der Wirtschaft und Entwicklungsfaktor von Regionen nimmt satz, die Transparenz über Angebote regionaler Hochschulen neue Produkte, Geschäftsmodelle sowie die Umsetzung Handlungsfelder „Unternehmen für die Herausforderungen des auch am Industriestandort Schwarzwald zu und stellt neue und Forschungseinrichtungen für Unternehmen zu verbessern intelligenter Produktions- und Logistikprozesse (Industrie 4.0) technologischen Wandels“ sensibilisieren sowie die Stärkung Herausforderungen über alle Bildungsstufen hinweg. (siehe Abbildung 8). gestalten. von Plattformen und Netzwerken für den Erfahrungsaustausch zum Thema Industrie 4.0 (siehe Abbildung 9).

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ee ing n ooeion on ilngeinichngen loen n eee en hngch ich n enliche n enene egion The nie en Technologonin eogen

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e eie ienei chen ooing ce ec echigngoliiche niiien ie eliee e ionliieng en

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Abbildung 8: Wissen als Ressource: Wichtigste Abbildung 9: Digitalisierung und neue Geschäfts- Handlungsfelder für den Industriestandort modelle: Wichtigste Handlungsfelder für den Industrie- standort Lesebeispiel: Das Handlungsfeld «Bildungsangebote an technologischen Wandel anpassen» wurde ins- Lesebeispiel: Das Handlungsfeld «Dateninfrastruktur gesamt am wichtigsten bewertet. für schnelles Internet weiter ausbauen» wurde ins- Unternehmensbefragung «Industriestandort gesamt am wichtigsten bewertet. Schwarzwald 2030», n=42 Unternehmensbefragung «Industriestandort Schwarz- wald 2030», n=53

26 27 4.1.6 Internationalisierung der Wirtschaft internationaler Fachkräfte (Rang 1), die Stärkung von Platt- 4.1.7 Regionale Einbettung von Unternehmen Wie beim Trend „Digitalisierung“ wird ist der Ausbau der formen und Netzwerke für den Erfahrungsaustausch (Rang 3) Dateninfrastruktur für schnelles Internet das Handlungsfeld Heimische Unternehmen werden ihre internationalen Aktivi- oder die Förderung der Willkommenskultur und Integration Die Einbettung von Unternehmen in regionale Zuliefer- und mit der höchsten Relevanz. Für viele Unternehmen ist es täten noch weiter ausbauen z. B. in Form von Niederlassungen, ausländischer Menschen (Rang 4) wie auch nach außen ge- Entwicklungskooperationen, den regionalen Arbeitsmarkt auch von hoher Bedeutung, dass Unternehmensbelange bei Zweigwerken oder strategischen Partnerschaften, um Zeit- richtete Maßnahmen wie der Ausbau von Standortmarketing sowie die Vernetzung mit wissenschaftlichen, sozialen und kommunalen Planungen und Entscheidungen besser berück- und Kostenvorteile zu realisieren, die Präsenz auf Auslands- und Standortwerbung (Rang 2) finden hohe Zustimmungs- technischen Infrastrukturen gewinnt an Bedeutung. sichtigt werden und Unternehmen in Planungen und Ent- märkten zu stärken und die Nähe zu (internationalen) Kunden werte (siehe Abbildung 10). scheidungen auf regionaler Ebene besser eingebunden werden zu gewährleisten. Belegschaften aber auch Gesellschafter- (Rang 2 und 3) (vgl. Abbildung 11). strukturen werden zunehmend internationaler. Bemerkenswert ist, dass die Gruppe der Industrieunternehmen die Anbindung an das überregionale Straßennetz für deutlich Hier wird alle vorgeschlagenen Handlungsfeldern eine ähnlich relevanter bewertet (Rang 1), als die Dienstleistungsunter- hohe Relevanz zugemessen. Sowohl nach innen gerichtete nehmen (Rang 5). Maßnahmen wie die Bildungsinfrastruktur auf die Bedarfe

angfolge angfolge

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ninng n eegionle chienenne eeen le n Technologieneee en eiclonin Technologonin enngini e nhl nhl

Abbildung 10: Internationalisierung der Wirtschaft: Abbildung 11: Regionale Einbettung von Unternehmen: wichtigste Handlungsfelder für den Industriestandort wichtigste Handlungsfelder für den Industriestandort Lesebeispiel: Das Handlungsfeld «Bildungsinfrastruktur Lesebeispiel: Das Handlungsfeld «Dateninfrastruktur für auf die Bedarfe internationaler Fachkräfte anpassen» schnelles Internet weiter ausbauen» wurde insgesamt wurde insgesamt am wichtigsten bewertet. am wichtigsten bewertet. Unternehmensbefragung «Industriestandort Schwarzwald Unternehmensbefragung «Industriestandort Schwarz- 2030», n=37 wald 2030», n=34 28 29 4.1.8 Steigende Mobilitätsbedürfnisse Um den steigenden Mobilitätsbedürfnissen gerecht zu werden 4.1.9 Nachhaltiges Wirtschaften und grüne Hier stellt sich die Förderung des Einsatzes erneuerbarer geht es für die große Mehrheit der antwortenden Unternehmen Wachstumsmärkte Energien in Unternehmen als Handlungsfeld mit der größ- Es sind sowohl wachsende Güterströme als auch zunehmende darum, die Anbindung an das überregionale Straßennetz zu ten Relevanz heraus. Ebenfalls relativ hoch rangiert für die Mobilitätsbedürfnisse zu erwarten – sowohl kleinräumig verbessern (Rang 1) und die Anbindung an das überregionale Angesichts der Verknappung der natürlichen Ressourcen befragten Unternehmen das Thema der flächensparenden innerhalb des Industriestandortes Schwarzwald wie auch im Schienennetz zu verbessern (Rang 2). Mit deutlichem Abstand und den Herausforderungen des Klimaschutzes nimmt die Siedlungsentwicklung durch die Wiedernutzung von Indust- Hinblick auf die überregionale Erreichbarkeit und Anbindung folgt das Handlungsfeld Ausbau und die Attraktivitätssteigerung Bedeutung nachhaltiger Lebens- und Wirtschaftsweisen rie- und Gewerbebrachen (vgl. Abbildung 13). an die benachbarten Metropolregionen und ihre Verkehrs- des ÖPNV (Rang 3) (vgl. Abbildung 12). zu, z. B. Energie- und Materialeffizienz in der Produktion; knotenpunkte (z. B. Freiburg/Basel, Stuttgart, Zürich). Kreislaufwirtschaft (Green Economy). Gleichzeitig steigt das Wachstumspotenzial „grüner Technologien“, u. a. nachhaltige Mobilität, erneuerbare Energien.

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Abbildung 12: Steigende Mobilitätsbedürfnisse: wichtigste Abbildung 13: Nachhaltiges Wirtschaften und grüne Handlungsfelder für den Industriestandort Wachstumsmärkte: wichtigste Handlungsfelder für den Industriestandort Lesebeispiel: Das Handlungsfeld «Anbindung an das über- regionale Straßennetz verbessern» wurde insgesamt am Lesebeispiel: Das Handlungsfeld «Den Einsatz erneuerbarer wichtigsten bewertet. Energien in Unternehmen fördern» wurde insgesamt am Unternehmensbefragung «Industriestandort Schwarzwald wichtigsten bewertet. 2030», n=31 Unternehmensbefragung «Industriestandort Schwarzwald 2030», n=24 30 31 4.2 Thesen zur Entwicklung des Industrie- Diese Thesen betonen eine Reihe von Handlungsfeldern, These 1: Zitate aus der Befragung: bei denen von einer besonderen Bedeutung für die zukünftige standorts Schwarzwald Unterschiedliche Standortbedingungen berücksichtigen: „Klare einfache Botschaften – nicht tausend verschiedene wie Entwicklung des Industriestandorts Schwarzwald ausgegangen Die Standortbedingungen unterscheiden sich innerhalb der Ferienland, Quellenland, und, und, und …“ werden konnte. Die Unternehmen wurden zu ihrer Einschätzung Region Schwarzwald-Baar-Heuberg erheblich (Bevölke- „Vor allem sollten auch Frauen angesprochen werden … Die Aus zentralen Aussagen der im Vorfeld zu diesen Thesen befragt (vgl. Abbildung 14). rungsentwicklung, Infrastruktur, Verkehrsanbindung). Diese Ehefrauen von Fachkräften haben häufig Angst, den sozialen der Unternehmensbefragung geführten Unterschiede werden sich nicht vollständig angleichen Anschluss zu verlieren und wollen deshalb eher in die Stadt explorativen Unternehmensinterviews lassen. Der wirtschaftliche Erfolg des Industriestandorts ziehen.“ Schwarzwald hängt daher von angepassten Strategien und (vgl. Kapitel 3) waren für die Befragung „Die Kriminalität in den Städten steigt, was die Attraktivität Maßnahmen für einzelne Teilräume dieser Region ab. des ländlichen Raums insbesondere für Familien steigen lässt. sechs Thesen zur Entwicklung des Industrie- Man muss sich auch trauen, so etwas klar zu benennen.“ 63 % der Unternehmen stimmen dieser These zu, weitere standorts Region Schwarzwald abgeleitet „Konkurrenzdenken untereinander vermeiden, miteinander 25 % teilweise. 6 % lehnen die These ab. In den offenen schaffen.“ worden. Antworten werden Beispiele für bestehende Standortnach- teile benannt, aber auch darauf hingewiesen, dass Standort- bedingungen zumindest von außen tendenziell im regionalen These 3: hesen Maßstab bewertet werden. Unternehmerisches Engagement für die Standortentwick- nechieliche noeingngen Zitate aus der Befragung: lung nutzen: Der Industriestandort Schwarzwald ist durch ecichigen „Insbesondere der ÖPNV ist zu schwach ausgebaut …“ traditionsreiche, oft familiengeführte mittelständische Unternehmen geprägt. Diese Unternehmen zeichnet oftmals „Im globalen Maßstab ist es unerheblich, ob das Unternehmen ihr gesellschaftliches Engagement vor Ort aus. Eine Chance in oder Rottweil sitzt.“ noeing eieeniceln für den Industriestandort liegt zukünftig darin, diese loka- len Aktivitäten stärker in gemeinsamen Projekten zusam- menzuführen. These 2: neneheiche nggeen ie Standortmarketing weiterentwickeln: Der Schwarzwald hat Diese These weist im Vergleich mit 49 % den geringsten noeniclng nen national und international einen hohen Bekanntheitsgrad, Zustimmungswert auf. Mit 37 % ist der Anteil der teilweise wird vorschnell als Tourismusdestination wahrgenommen. zustimmenden Unternehmen hier vergleichsweise hoch. 8 % Zukünftig braucht es ein gemeinsames Standortmarketing, lehnen die These ab. In den offenen Antworten wird darauf nng ichen dass die Region als innovativen und attraktiven Arbeitsort hingewiesen, den zeitlichen Aufwand zu bedenken, der mit vermarktet und dabei traditionelle „Schwarzwaldbilder“ um einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und wirtschaftsbezogene Botschaften ergänzt. öffentlicher Hand in der Standortentwicklung einhergeht. elichen chch ichen Des Weiteren wird als Strategie vorgeschlagen, das unter- 78 % der Unternehmen stimmen dieser These zu. Weitere 16 % nehmerische Engagement für die Standortentwicklung stärker teilweise. Lediglich 3 % lehnen die These ab. In den offenen publik zu machen. Antworten werden verschiedene Anregungen für die strate- inen ichen ohn n eioen gische und inhaltliche Ausrichtung des Standortmarketings Zitate aus der Befragung: einen gegeben, etwa eine stärkere thematische Konzentration. „Durch mehr Kooperation steigt der zeitliche Aufwand über- proportional.“ „Glaubwürdige Individualität lässt sich vermutlich nicht immer oen ie ich ie ich eileie zentral ausnutzen, aber vielleicht würdigen und insoweit ehne ich nn ich nich eeilen nutzen.“

Abbildung 14: Thesen zur Entwicklung des Industriestandorts: Zustimmungs- werte Lesebeispiel: Der These 1 «Unterschiedliche Standortbedingungen berück- sichtigen» stimmen 63 % der befragten Unternehmen zu. 32 33 Unternehmensbefragung «Industriestandort Schwarzwald 2030», n=64 These 4: Zitate aus der Befragung: 4.3 Schlussfolgerungen Infrastrukturausstattung sichern: Für die Schwarzwald- „Die Bildungsstätten kooperieren überhaupt nicht mit kleinen kommunen ihr hoher Freizeit- und Wohnwert ein wichtiger Unternehmen. Die Lerninhalte z. B. an der Fachhochschule sind Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung machen völlig Praxisfern.“ Standortfaktor. Dafür ist eine Mindestausstattung an Infra- drei Herausforderungen deutlich, die Unternehmenssicht struktur Voraussetzung, die zukünftig immer stärker gefährdet „Keine will ein Handwerk lernen, hier sind genügend Arbeits- ist. Notwendig sind innovative Lösungen in den Bereichen plätze auf dem Markt.“ für die Entwicklung des Schwarzwalds als Industriestand- Nahversorgung oder Gesundheitswesen, die auch bürger- ort als besonders relevant angesehen werden. schaftliches Engagement und die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden beinhalten. These 6: Dies sind erstens die Digitalisierung mit ihren weitreichenden Konsequenzen Distanzen zwischen Wohn- und Arbeitsorte überwinden: Die für Infrastruktur, Geschäftsmodelle und Qualifikationserfordernisse, zweitens Diese These findet mit 92 % den höchsten Zustimmungswert Entfernung zwischen Wohnen und Arbeiten wird im Schwarz- der demografische Wandel mit seinen Auswirkungen auf das Erwerbstätigen- bei den befragten Unternehmen überhaupt (die restlichen 8 % wald für viele Beschäftigte zukünftig noch stärker zunehmen. potenzial und drittens der Wettbewerb der Region mit Ballungsräumen um stimmen teilweise zu). In den offenen Antworten werden Öffentliche Hand und Unternehmen müssen daher Ansätze Fach- und Führungskräfte. Diese Herausforderungen müssen auf regionaler konkrete Bereiche benannt, in denen die Sicherung der Infra- stärken, die helfen, Arbeitswege zu vermeiden oder zu verein- Ebene angegangen werden. struktur besonders drängend ist: Gesundheitsversorgung, fachen (z. B. Verkehrsinfrastruktur, Telearbeit, Angebote für Verkehr, digitale Infrastruktur aber auch Kinderbetreuung. temporäres Arbeiten). Die damit verbundenen Handlungsbedarfe lassen sich wie folgt näher charakterisieren: Zitate aus der Befragung: 63 % der Unternehmen stimmt dieser These zu, weitere 32 % • Chancen der Digitalisierung nutzen: Es müssen die Voraussetzungen „Wir brauchen mehr Landärzte, die Approbation sollte in den teilweise. Lediglich 3 % lehnen die These ab. Die offenen geschaffen werden, dass Unternehmen und Region die Chancen des techno- Städten nur begrenzt vergeben werden.“ Antworten weisen insbesondere auf konkrete Handlungs- logischen Wandels, insbesondere der Digitalisierung, nutzen können. felder hin, die dazu beitragen können, die Distanzen zwischen „Ausbau der Bundesstraßen …“ Von zentraler Bedeutung sind dabei aus Unternehmenssicht weitere An- Wohn- und Arbeitsorten zu überwinden: „Schnelles Internet, keine Funklöcher mehr …“ strengungen von Kommunen, Landkreisen und Region zum Ausbau der „Kindertageseinrichtungen sind wichtig bei der Rekrutierung digitalen Infrastruktur. Ein wesentlicher Punkt in diesem Zusammenhang Zitate aus der Befragung: von Fachkräften. ... Private Initiativen (werden) von engstirni- ist auch die Ausrichtung von Angeboten der beruflichen Aus- und Weiter- gen Stadträten geblockt …“ „Grundsätzlich ist insbesondere der ÖPNV zu schwach aus- bildung auf die neuen technologischen Herausforderungen. Ergänzend geht gebaut. Für junge Schüler ohne Führerschein ist es höchst es um den Ausbau von Plattformen und Netzwerke für den Erfahrungs- schwierig zur Schule zu kommen, ohne schon morgens um austausch (z. B. Industrie 4.0) sowie Beratungsangebote, insbesondere für These 5: 5 aufzustehen …“ kleinere Unternehmen. „Ich vermute, bis 2030 tritt eine Stadtflucht ein.“ Beruflichen Nachwuchs sichern: Abnehmende Jahrgänge und • Infrastrukturausstattung sichern und ausbauen: Gerade im Zusammenhang veränderte Bildungswahl werden das Potenzial an Auszubil- mit der zunehmenden internationalen Verflechtung wird von Industrie- denden für die Unternehmen der Industrieregion Schwarzwald unternehmen die überregionale Erreichbarkeit, insbesondere der Ausbau der Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass alle Thesen auf eine verringern. Daher müssen Unternehmen und Bildungsein- Straßeninfrastruktur als sehr wichtig angesehen. Mit dem demografischen hohe bis sehr hohe Zustimmung stossen. Besonders hoch richtungen zukünftig noch frühzeitiger und umfangreicher Wandel verschärfen sich die Herausforderungen im Schwarzwald, Infrastruk- ist diese bei den Thesen zur Sicherung der Infrastruktur, des kooperieren, Berufswahl und Ausbildungsangebote miteinan- turen der Daseinsvorsorge vorzuhalten: die Hausarztversorgung vor Ort, beruflichen Nachwuchses sowie zur Weiterentwicklung des der abstimmen und die Erreichbarkeit von Schule und Betrieb Angebote der Nahversorgung und des ÖPNV. Standortmarketings. verbessern. • Wettbewerbsfaktor Wohnstandort: Als wichtiger Ansatzpunkt, die demo- grafischen Entwicklungen abzufedern und im Standortwettbewerb um Dieser These wird seitens der Unternehmen in hohem Maße Fachkräfte und ihre Familien zu bestehen favorisieren Unternehmen eine zugestimmt (81 %), weitere 16 % stimmen teilweise zu. Positionierung der Region und ihrer Kommunen als familienfreundliche In den offenen Antworten werden bestehende Kooperations- Wohnstandorte. In verschiedenen Kommentaren wurde zum Ausdruck defizite zwischen Bildungseinrichtungen und KMU ange- gebracht, dass die Region gegenüber Ballungsräumen hier Vorteile bietet sprochen. Es wird auch auf die mangelnde Attraktivität von (Natur, Sicherheit, Wohnungsmarkt), die durch ein zielgerichtetes Stand- Ausbildungsangeboten bei Jugendlichen hingewiesen. ortmarketing kommuniziert werden müssen.

34 35 5. Industriestandort Schwarzwald 2030: Strategiebausteine

Unternehmensinterviews und 5.1 Ein neues Entwicklungsmodell Bisher herrschte in Wissenschaft und Praxis der Regional- entwicklung ein lineares Entwicklungsmodell vor. So wurde Unternehmensbefragung etwa die Stärkung des Wirtschafts- bzw. Industriestandortes haben deutlich gemacht, dass Was sind die wesentlichen Faktoren, für die (und damit verbundene neue Arbeitsplätze) als entscheidender der Industriestandort Region Entwicklung ländlicher Räume? Wir gehen Faktor für eine positive Bevölkerungsentwicklung und damit auch vor dem Hintergrund der Erkenntnisse Stärkung des Wohnstandortes angesehen. Entsprechende Schwarzwald angesichts Strategien und Programme fokussierten daher bisher auf die prägender Entwicklungstrends zum Industriestandort Schwarzwald davon Schaffung neuer Arbeitsplätze – etwa durch Investitions- aus, dass sich die Vorstellung darüber ver- beihilfen für die Erschließung von Gewerbegebieten oder wie dem demografischen für einzelbetriebliche Investitionen. Ähnliches galt für die Wandel, der Standortkon- ändern müssen, wie sich attraktive Wohn-, Tourismusförderung (siehe Abbildung 15). Dieses Modell kurrenz mit Ballungsräumen, Industrie- und Tourismusstandorte entwickeln trifft aus verschiedenen Gründen die Realität nicht mehr: lassen. Beschäftigung und Wohnen beispielsweise sind räumlich der Digitalisierung oder der oftmals entkoppelt. Andererseits können sich die Bereiche zunehmenden Wissensorien- Arbeiten, Wohnen und Tourismus durchaus gegenseitig positiv beeinflussen. tierung vor Herausforderungen steht, sein Erfolgsmodell in Notwendig ist daher ein neues Entwicklungsmodell, dass die jeweiligen Verknüpfungen zwischen Wohnen, Industrie und Zukunft fortzuschreiben: Tourismus berücksichtigt. Ein solches, systemisches Entwick- lungsmodell geht von folgenden Überlegungen aus: Wohnen, Wie können die oben auf Grundlage der Industrie und Tourismus sind zunächst als eigenständige Unternehmensbefragung dargestellten «Erfolgskreisläufe» zu verstehen: Industrieunternehmen, Handlungsbedarfe für einen zukunfts- beispielsweise, benötigen marktfähige Produkte wie auch fähigen Industriestandort Realität werden? die passenden Arbeitskräfte. Diese Faktoren können jeweils Aus gutachterlicher Perspektive werden durch die Regionalpolitik adressiert und unterstützt werden. hierfür eine Reihe von Strategiebausteinen Entscheidend ist nun aber, dass sich die Bereiche Wohnen, vorgeschlagen. Diese werden vor dem Industrie und Tourismus auch gegenseitig unterstützen Hintergrund eines systemischen Verständ- können. So können etwa die Qualitäten eines Wohnstandortes nisses der Entwicklung ländlicher Räume – ein bedarfsgerechtes Wohnungsangebot, ein qualitätsvolles formuliert. Wohnumfeld etwa im Hinblick auf Nahversorgung, Bildungs- und Betreuungsangebote etc. – die Rekrutierung von Arbeits- kräften und damit den Industriestandort stärken.

Ein systemisches Entwicklungsmodell bedeutet daher: 1. eine Förderung der jeweiligen Funktionen wie Wohnen, Industrie und Tourismus - und damit gegebenenfalls auf örtlicher Ebene auch eine Spezialisierung auf eine dieser Funktionen und 2. eine intelligente Verknüpfung der Entwicklung von Wohn- standort, Industriestandort und Tourismus im regionalen Zusammenhang.

36 37 5.2 Neue Formen der Zusammenarbeit Reallabore Damit eine funktionierende Nahversorgung, wohnortnahe Das oben dargestellte systemische Verständnis für die Ent- Gesundheitsdienstleistungen oder eine leistungsfähige wicklung des Industriestandorts Schwarzwald, in dem die digitale Infrastruktur im ländlichen Raum aufrechterhalten Industrie ohnen Zusammenhänge zwischen Industrie und Arbeiten, Wohnen oder verbessert werden kann, sind vielfach neue Ideen gefragt. und Tourismus Berücksichtigung finden, hat auch Konsequenzen Dabei geht es meist um Lösungen, bei denen technische für die Zusammenarbeit in der Region. Es macht neue Formen Innovationen, gesellschaftliches Engagement und unter- der Kooperation zwischen Kommunen und anderen öffent- nehmerische Initiative verknüpft werden und für die Region lichen Akteuren aber auch innovative Formate des Zusammen- nutzbar gemacht werden. Reallabore sind dafür ein geeignetes wirkens von öffentlicher Hand, Wirtschaft, Wissenschaft und Format. Eine solche kreative Zusammenarbeit von Forschern, Bürgerschaft notwendig. Start-ups, Unternehmen, Verwaltung und Bürgerschaft in Reallaboren kann die Entwicklung und Erprobung solcher Strategie der intelligenten Spezialisierung Lösungen schneller voranbringen, als dies in klassischen Die Erwartungen von Unternehmen, Beschäftigten und ihren Politikformaten üblich ist. Familien steigen: Gewerbegebiete sollen eine gute verkehr- ourismus ohnen liche Anbindung aufweisen und an die Datenautobahn an- Dabei geht es um: geschlossen sein. Kommunen müssen eine Vielfalt unter- • die gemeinsame Entwicklung von Strategien und schiedlicher Wohnformen bieten und die Erwartungen an Projektideen (Co-Design); das Wohnumfeld steigen: Stichworte sind Nahversorgung oder Kinderbetreuung. Nicht jeder Standort kann allen • die Erprobung innovativer Ideen in der Praxis Erwartungen gerecht werden. Es geht zukünftig darum, (Realexperimente); Abbildung 15: Traditionelles, lineares Entwicklungsmodell ländlicher Raum dass sich Kommunen bei der räumlichen Planung und • die gemeinsame Bewertung und Kommunikation von Daseinsvorsorge stärker abstimmen: beispielsweise, wenn Projektergebnissen (Außenwirkung). sie neue Gewerbegebiete und Wohnstandorte entwickeln. Im Sinne einer „intelligenten Spezialisierung“ sollten die Drei Themen für eine solchen Ansatz der Zusammenarbeit jeweiligen Potenziale der einzelnen Kommunen genutzt werden nachfolgend weiter ausgeführt. und Kräfte gebündelt werden.

Mit einer solchen, stärkeren regionalen Arbeitsteilung sind Industrie ohnen verschiedene Vorteile verbunden: • Eine optimale Standortwahl, die auch überregional konkurrenzfähige Angebote und Dienstleistungen erlaubt. • Kostenvorteile bei Planung und Betrieb und die Teilung von Risiken.

Klar ist aber auch: Zusammenarbeit funktioniert nur, wenn alle profitieren. Perspektivisch sind damit auch neue Modelle des Ausgleichs von Nutzen und Lasten gefragt.

ourismus

38 Abbildung 16: Neues, systemisches Entwicklungsmodell ländlicher Raum 39 5.3 Themenschwerpunkte Hier könnten beispielsweise Projekte entwickelt werden, Regionalanalyse und Unter- die bürgerschaftliches Engagement unterstützen – nehmensbefragungen haben 5G-Modellregion für den ländlichen Raum z. B. genossenschaftlich getragene Dorfläden – oder neue, „intelligente“ Technologien einsetzen bzw. neue Kombi- verschiedene Herausforderungen Die hohe Relevanz einer leistungsfähigen digitalen Infra- nationen dieser Aspekte beinhalten. struktur für den Industriestandort Schwarzwald ist eine für den Industriestandort auf- klare Botschaft aus der Unternehmensbefragung. Schwarz- gezeigt – dazu gehören die wald-Baar-Kreis und Landkreis Rottweil unternehmen Wohnzukunft Schwarzwald Sicherstellung der Infrastruk- bereits erhebliche Anstrengungen für den Breitbandausbau. Die Region bietet gegenüber Ballungsräumen markante Vor- Die 5. Generation von Mobilfunk-Technologien und -Netzen teile – dazu gehören Natur, Freizeitmöglichkeiten, Sicherheit tur sowie die Positionierung (5G) wird zukünftig eine entscheidende Grundlage für und einen vergleichsweise günstigen Immobilienmarkt. Die als attraktiver und familien- die industrielle Fertigung, die Logistik aber auch für neue Positionierung der Region und ihrer Kommunen als attraktiver Anwendungen und digitale Geschäftsmodelle sein. Baden- und familienfreundlicher Wohnstandort, ist ein wichtiger An- freundlicher Wohnstandort. Württemberg möchte hier eine Vorreiterrolle einnehmen satzpunkt, um demografische Entwicklungen abzufedern und und durch den Aufbau von „5G-Testfeldern“ in Modellregionen im Standortwettbewerb um Fachkräfte und ihre Familien zu erproben, mit welchen Technologien Prozessen und Verfahren bestehen. Als strategische Herangehensweise in praxisnahen Anwendungsfällen der neue Standard zur wird eine stärkere interkommunale Ab- 8 stimmung und Zusammenarbeit in Fragen Realität wird. Die regionalen Akteure sollten in diesem Eine Initiative „Wohnzukunft Schwarzwald“ sollte die der räumlichen Planung und der Daseins- Zusammenhang prüfen, inwieweit der Industriestandort Entwicklung und Erprobung innovativer Ansätze für einen fürsorge empfohlen. Mit Reallaboren sollte Schwarzwald eine solche Modellregion darstellen könnte, attraktiven, familienfreundlichen Wohnstandort befördern: in der die spezifischen Möglichkeiten des industriell ge- die Entwicklung und Erprobung innovativer prägten, ländlichen Raumes prototypisch erprobt und • Wohnquartiere, die Mehrwerte zum klassischen Einfamilien- Lösungen in den Themenbereichen demonstriert werden. hausgebiet ermöglichen und veränderte gesellschaftliche „5G-Modellregion für den ländlichen Anforderungen berücksichtigen – etwa durch eine gezielte Raum“, „Nahversorgung Schwarzwald 4.0“ Innenentwicklung, die neues Leben in der Ortsmitte er- sowie „Wohnzukunft Schwarzwald“ unter- Nahversorgung Schwarzwald 4.0 möglicht oder durch die Unterstützung neuer Wohn- und stützt werden. Diese Aktivitäten können Der demografische Wandel verschärft die Herausforderungen, Eigentumsformen (temporäre, gemeinschaftliches, genossen- einen wichtigen Beitrag dazu leisten, das Infrastrukturen und Daseinsvorsorge, wie etwa die Nahver- schaftliches Wohnen); Erfolgsmodell Industriestandort Schwarz- sorgung, die Hausarztversorgung oder den öffentlichen Personen- wald in der Zukunft fortzuschreiben. • Co-Working und andere Serviceangebote, die wohnortnahes nahverkehr vorzuhalten. Ein guter Versorgungsstandard in Arbeiten und die bessere Vereinbarkeit von Familie und diesen Bereichen ist aber die Voraussetzung dafür, Menschen Beruf erlauben; in der Region zu halten oder neu zu gewinnen. • Neue gestalterische Qualitäten – etwa durch eine zeit- gemäße Baukultur, die traditionelle Architektur neu Im einem Projekt Nahversorgung 4.0 geht es darum, interpretiert. neue Lösungen der Daseinsvorsorge zu entwickeln und zu erproben, die: Planung • bürgerschaftliches Engagement nutzen und Möglichkeiten der „Sharing Economy“ aufgreifen; Zusammenhang • Möglichkeiten der Digitalisierung für ein günstigeres und verbessertes Leistungsangebot nutzen; • Kosten durch interkommunale Zusammenarbeit senken. Schwarzwald

8 Vgl. Ministerium für Inneres Digitalisierung und Migration Baden-Württemberg (2017): 40 41 Digitalisierungsstrategie der Landesregierung Baden-Württemberg. 6. Anhang

6.1 Übersicht Unternehmensinterviews 85 Unternehmen haben sich an der Umfrage beteiligt (Rück- sind der Maschinenbau (19 %) sowie der Bereich Daten- laufquote: 11,1 %). Die räumliche Verteilung des Rücklaufes verarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeug- Folgende Unternehmerinnen und Unternehmer haben sich im Rahmen der Studie entspricht in etwa derjenigen der angeschriebenen Unter- nisse sowie elektrische Ausrüstungen (13 %). Ein starkes als Gesprächspartner zur Verfügung gestellt. Die Verfasser bedanken sich bei allen nehmen (vgl. Abbildung 17). In 94 % der Fälle erfolgte die Drittel der Unternehmen sind im Dienstleistungssektor Mitwirkenden der Unternehmensinterviews herzlich für die Expertise und wertvollen Beantwortung der Befragung durch den Firmeninhaber bzw. tätig. Aus dem Bereich Bauwirtschaft sind 5 % der Hinweise. ein Mitglied der Geschäftsführung. Unternehmen. • Funktion Unternehmensstandort: Mehr als die Hälfte Thomas Burger | Geschäftsführender Gesellschafter BurgerGruppe, Schonach Nachfolgend werden wesentliche Strukturmerkmale der der Unternehmen haben im Schwarzwald ihren alleinigen (6.10.2017) teilnehmenden Unternehmen zusammengefasst: Standort. Bei einem weiteren Drittel handelt es sich um Dr. Bernd Gundelsweiler | Geschäftsführer Kendrion (Villingen) GmbH, • Unternehmensgröße: Gut 80 % der Unternehmen ge- den Hauptsitz. Bei lediglich 5 % der antwortenden Unter- Villingen-Schwenningen (15.9.2017) hören mit bis zu 250 Beschäftigten zur Gruppe der KMUs. nehmen ist der Betrieb eine Niederlassung. Odin Jäger und Robert Jäger | Geschäftsführer B. Ketterer Söhne GmbH & Co. KG, Darunter sind mehr als die Hälfte Kleinunternehmen • Exportanteil: Gut ein Drittel der Unternehmen exportiert Furtwangen (4.9.2017) unter 20 Mitarbeitern. keine oder nur in sehr geringem Umfang Güter und Dienst- Clemens Pecha | Geschäftsführer Hahn-Schickard-Gesellschaft für angewandte • Branchenstruktur: Die Hälfte der Unternehmen ist dem leistungen ins Ausland. Bei einem guten Viertel der Unter- Forschung, Villingen-Schwenningen (13.9.2017) Verarbeitenden Gewerbe zuzurechnen. Davon gehören nehmen liegt der Exportanteil hingegen über 50 %. Matthäus Reiser | Vorstandsvorsitzender Kreissparkasse Rottweil, Rottweil wiederum knapp die Hälfte den Branchen Metallerzeug- (29.8.2017, telefonisch) nisse bzw. Metallbearbeitung an. Weitere Schwerpunkte Nicolas Schweizer | CTO, Mitglied des Vorstands Schweizer Electronic AG, Schramberg (5.9.2017) Schwarzwaldaarreis andkreis ottweil Frank Semling | Vorstand, Hansgrohe SE, Schiltach (17.10.2017) rzaz Gabriele Siedle | Geschäftsführerin S. Siedle Söhne Telefon- und Telegrafenwerk OHG, Furtwangen (6.10.2017) Wolfgang Weber | Vorstand IMS Gear SE & Co. KGaA, Donaueschingen (4.9.2017) Martin Zimmermann | Geschäftsführer Imsimity GmbH, St. Georgen (7.9.2017)

6.2 Erläuterungen zur Unternehmensumfrage Im Rahmen der Online-Befragung wurden Einschätzungen zu wesentlichen Entwick- lungstrends für die Region als Industriestandort sowie daraus resultierende Hand- lungsfelder aus Unternehmenssicht erhoben. Inhaltlich baute die Befragung auf den Ergebnissen der explorativen Unternehmensinterviews auf. Die Unternehmensbefragung wurde im November 2018 über einen Zeitraum von drei Wochen durchgeführt. Es wurden 764 IHK-Mitgliedsunternehmen aus den Be- reichen Produzierendes Gewerbe und unternehmensnahe Dienstleistungen aus dem Schwarzwald der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg per E-mail zur Teilnahme an der Online-Befragung eingeladen.

rr Zum Schwarzwald gehören entsprechend der Abgrenzung des Regionalen Ent- ld Schach Schlachchr S rrwa hrachSchwaldach Schrarchhaldarach wicklungskonzepts aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis die Kommunen Furtwangen, rrach Schzll Gütenbach, Königsfeld, St. Georgen, Schönwald, Schonach, Triberg, Unterkirnach, rad cla Vöhrenbach sowie aus dem Landkreis Rottweil die Kommunen Aichhalden, Eschbronn, Lauterbach, Schenkenzell, Schiltach, Schramberg. 9 Zusätzlich wurde in dieser Studie auch die Gemeinde Unterkirnach mit einbezogen, die im Regionalen Entwicklungs- Abbildung 17: Räumliche Verteilung Unternehmen: Versand und Rücklauf konzept dem Teilraum Villingen-Schwenningen zugeordnet wird. Unternehmensbefragung «Industriestandort Schwarzwald 2030», 42 N=764; n=64 (davon 3 «Sonstige Orte») 43 9 RV SBH u.a. (Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg) 2014: Regionales Entwicklungskonzept Schwarzwald-Baar-Heuberg, Teil 1 (Analyse), S. 11. www.ihk-sbh.de [email protected] Telefon: 07721922-126|Fax:922-9126 Romäusring 4|78050Villingen-Schwenningen Philipp Hilsenbek|GeschäftsbereichsleiterStandortpolitik Ihr Ansprechpartner: Herausgeber: Industrie- Schwarzwald-Baar-Heuberg und Handelskammer Schonach www.imp.unsig.ch |[email protected] Tel.: +41712242525 Universität St.Gallen|Dufourstrasse40a,CH-9000St.Gallen Institut fürSystemischesManagementundPublicGovernance Daniel Zwicker-Schwarm,Dr.RolandScherer Bearbeitung:

Stand: 1/2019