DAS STEINWILD IM SALZBURGER PINZGAU: HABITATANSPRÜCHE UND MÖGLICHKEITEN DER WIEDERANSIEDLUNG

(MIT SCHWERPUNKT UNTERSUCHUNGSGEBIET „STEINERNES MEER“)

Abschlussarbeit

zur Erlangung der akademischen Bezeichnung

„Akademischer Jagdwirt“ im Rahmen des Universitätslehrgangs Jagdwirt

Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ) Department für Integrative Biologie und Biodiversitätsforschung

Eingereicht von: THALLER Robert Matrikelnummer: D107220144

Betreuer: Univ.Prof. Dr. Klaus Hackländer Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft Department für Integrative Biologie und Biodiversitäts- forschung

Wien, Jänner 2018 AZ 7939/1 2

Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre eidesstattlich, dass ich diese Arbeit selbständig angefertigt, keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt und alle aus ungedruckten Quellen, gedruckter Literatur oder aus dem Internet im Wortlaut oder im wesentlichen Inhalt übernommenen Formulierungen und Konzepte gemäß den Richtlinien wissenschaftlicher Arbeiten zitiert und mit genauer Quellenangabe kenntlich gemacht habe.

Datum Unterschrift 3

Vorwort

Im vierten Semester des IX. Universitätslehrgangs Jagdwirt darf ich diese Abschlussarbeit vorlegen; sie wäre ohne maßgebliche Hilfe nicht zustande gekommen: Besonderen Dank schulde ich Johann Rainer, vlg. Melcham in und Ing. Christian Weiß, Altenmarkt, die mir Einsichtnahme in ihre Behördenakte gewährten; den Obleuten der Steinwildhegegemeinschaften, Vater und Sohn Wm. Franz u. Oj. Rupert Eßl (Blühnbach-Hagengebirge-Steinernes Meer) und Otto Prenner (Hohe Tauern-West) für ihre Mitteilungen; Günther Greßmann, der mir am Rande der Steinwildtagung in Mittersill die Hintergründe zu seinem Bericht über die Steinwild- Lebensraum-Analyse in erläuterte; meinen akademischen Lehrern, die mit großer Geduld auf alle Fragen - selbst während der Vorlesungen - eingegangen sind; Bettina Pressl für´s Übersetzen aus dem Italienischen; und meiner Sekretärin Nevena Wagner, sie hat bei den Schreibarbeiten großen Langmut bewiesen.

Salzburg, zur Gamsbrunft 2017 4

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung……………………………………Seite 5 2. Die Steinwildkolonien heute ...... ……… 5 3. Ziel der Arbeit und Herangehen ...... ….….. 7 3.1. Herangehen ...... … 7 3.2. Methode ...... …. 8 4. Einbürgerungsvorhaben in jüngster Zeit …….. 10 4.1. Steinernes Meer ...... ……….. 10 4.2. Gasthofgebirge…………………………... 19 5. Habitatsansprüche des Steinwildes ...... ……… 20 5.1. Geländeform und Einstandswahl .. ……….. 20 5.2. Äsung ...... …. …… 21 5.3. Klima ...... ………. 22 6. Ergebnisse ...... ….…. 22 7. Schlussfolgerung ...... …….… 28 7.1. Sinnhaftigkeit ...... …….…. 29 7.2. Zulässigkeit...... ……. .. 29 7.2.1. IUCN-Richtlinien ...... ….….. . . 29 7.2.2. materiellrechtliche Bestimmungen….…. 29 7.2.3. Voraussetzungen, Maßnahmen.. …….... 30 8. Zusammenfassung……………………….… 30

Literaturverzeichnis ...... ……….. 31 5

1. Einleitung „Das Hoheits-Tier Salzburgs ist der Steinbock“, erläutert Johannes NEUHARDT, Gründungsdirektor des Dommuseums (KAINBERGER, Salzburger Nachrichten 2016); allen Teilen des Capra ibex, selbst den Ausscheidungen, wurden magische Kräfte zugeschrieben. Salzburg war Zentrum der Steinbockschnitzerei, in den aus dem Horn hergestellten Gefäßen wurden Medikamente und Salz aufbewahrt (PUTZER 1990). Die historische Verbreitungsgrenze des Ostalpinen Steinbocks beschreibt v. ELSNER-SCHACK (1982) mit einer Nord-/Südlinie, beginnend von der Osterhorngruppe über das Tennengebirge, den Radstädter Tauern und die Reißeckgruppe bis zu den Julischen Alpen; östlich davon sei nacheiszeitlich kein Steinbock nachgewiesen. In freier Natur bereits ausgerottet, hielten die Salzburger Fürsterzbischöfe noch um das Jahr 1803 ca. 30 Stück Steinwild im Tiergarten Hellbrunn; sie sollten die Napoleonischen Kriegwirren nicht überleben. (PUTZER 1988) Als Ersten gelang den Eidgenossen die Wiederansiedlung des Steinbockes durch Aussetzen von Wildfängen aus dem Italienischen Gran Paradiso. Darauf hat man auch im Bundesland Salzburg Versuche unternommen; nicht alle waren erfolgreich (GRESSMANN 2004). Die erste Koloniegründung erfolgte im Blühnbachtal, durch Zuwanderungen und weitere Freilassungen konnte sich das Steinwild in Teilen des heutigen Nationalparks Hohe Tauern etablieren (ders.).

2. Steinwildkolonien heute Das Salzburger Jagdgesetz 1993 übernahm das von Prof. Friedrich Reimoser an der Veterinärmedizinischen Universität Wien entwickelte Konzept der „Integralen Wald- und Wildökologischen Raumplanung“ und schuf für Rotwild, Gamswild und ursprünglich auch Steinwild einheitliche Planungs-, Bewirtschaftungs- und Kontrollräume. In diesen Wildräumen wird die jeweilige Wildart in drei unterschiedlichen Zonen (Kern-, Rand- und Freizone) behandelt. Dieses Konzept wurde für Rot- und Gamswild durch Verordnungen umgesetzt. Beim Steinwild hat man dies nach behördlichen Vollzugsdefiziten wieder zurückgenommen, worauf sich Revierinhaber freiwillig in Steinwild-Hegegemeinschaften zusammengeschlossen, die außerhalb behördlichen Wirkens („freiwillige Konformitätsbereitschaft“ STEINER 1998), durch Aufstellung nicht erzwingbarer Bejagungsstrategien, die bis zur einzelnen Abschussfreigabe gehen, das Steinwild managen. Dies führte keineswegs dazu, daß etwa von Abschußfreigaben großzügig Gebrauch gemacht wurde; im Gegenteil, nur etwa 25% des Abgangs entfallen auf 6 reguläre jagdliche Entnahmen, die Mehrzahl hingegen auf Fallwild und Hegeabschüsse (mündl. Berichte aus Steinwildhegegemeinschaften auf deren Tagung in Mittersill 2017). Die einzelnen Steinwild-Hegegemeinschaften pflegen den Gedanken- und Informationsaustausch untereinander, führen sowohl eigene als auch gemeinsame Veranstaltungen durch, zu denen Nationalpark-Verwaltung, Wildökologen und Veterinäre eingeladen werden. Zur Vorbereitung der ursprünglich im Jagdgesetz vorgesehenen Einbeziehung des Steinwildes in die wildökologische Raumplanung nach dem Konzept REIMOSER hatte die Salzburger Jägerschaft die Gesellschaft für Wildtier und Lebensraum Greßmann & Deutz OEG beauftragt, im Bundesland Salzburg jene Gebiete zu erkennen, in welchen sich langfristig Steinwildkolonien ohne menschliches Zutun halten können. Nach Vorlage eines Zwischenberichtes (10.01.2001) wurde aber von Seiten der Salzburger Jägerschaft und in der Folge auch dem Land Salzburg die Steinwildzonierung nicht weiterverfolgt, sodass GRESSMANN vorzeitig den Endbericht zur Lebensraumanalyse im Bundesland Salzburg in der vorliegenden Form am 18.8.2004 abgab. In dieser Studie bezeichnet er als: a) großflächige Gebiete mit zumindest mäßiger topographischer Eignung die Hohen Tauern inklusive den Radstädter Tauern, die Schladminger Tauern, das Hagengebirge, das Steinerne Meer und den Hochkönig; als b) kleinflächige Gebiete mit zumindest mäßiger topographischer Eignung, Dachstein/Bischofsmütze, den Rettenstein und die noch nicht vom Steinwild bevölkerten Massive des Tennengebirges, der Loferer- und der Leoganger Steinberge. Als ungeeignet beurteilt er die Gebirgsstöcke Salzachgeier, Gaisstein und Königsstuhl. Die Gründung von Hegegemeinschaften wäre unumgänglich, um eine revier- sowie länderübergreifende großräumige Planung und Bewirtschaftung des Steinwildes durchzuführen. Diese Forderung wurde bereits erfüllt, es bestehen die Hegegemeinschaften Hohe Tauern West, Hohe Tauern Ost und die Hegegemeinschaft Blühnbach-Hagengebirge-Steinernes Meer (auf die Hegegemeinschaften am Rettenstein und am Dachstein wird hier wegen mangelnder Bedeutung nicht weiter eingegangen). Diese drei Hegegemeinschaften erfüllen die ihr von GESSMANN zugeordneten Aufgaben, sie führen regelmäßige Treffen durch, erörtern wichtige Parameter (Wildbretgewichte, Gesundheitszustand, Sozialstruktur, Wildstandsentwicklung, Abschuß- planung und –erfüllung), leisten Öffentlichkeitsarbeit und halten engen Kontakt zu Nationalpark- verwaltung und Sbger. Jägerschaft. Wildzählungen werden einheitlich für den Gesamtlebens- raum terminlich festgelegt, um Doppelzählungen zu vermeiden; vorwiegend in den Monaten März bis April, da hier das Steinwild sich in den Wintereinständen aufhält und (vor allem die 7

Böcke) noch nicht zu wandern beginnt. Bei diesen Zählungen wird das Steinwild nicht nur nach Gesamtzahl, sondern auch nach Geschlecht und Altersklassen erfasst.

3. Das Ziel dieser Arbeit Das Steinerne Meer im Pinzgau ist der zentrale Teil des Naturschutzgebietes Kalkhochalpen im Pinzgau (Bezirk Zell am See) des Bundeslandes Salzburg; es umfaßt die Gebirgsstöcke des Göllmassivs, des Hagengebirges, des Hochkönigs, der Reiter Steinberge und des Steinernen Meer. Dessen, des Steinernen Meeres Südabfälle, also zu Urslau und Saalach hin, und hier wiederum die unbewaldeten Steilhänge zwischen den Ortschaften Hinterthal im Osten und Diesbach im Westen sind im Hinblick auf ihre Steinwildtauglichkeit Gegenstand meiner Arbeit.

Das „Steinerne Meer“, Mittelpunkt der Kalkhochalpen, Natura 2000-Gebiet. Quelle: SAGIS

3.1. Herangehen Das Untersuchungsgebiet kenne ich aus eigener Wahrnehmung und habe es – soweit begehbar - durchwandert; es hat ein Flächenausmaß von ca. 3000 Hektar; die Ost-West-Ausdehnung beträgt ca. 12 Kilometer. Es liegt in nach der FFH-Richtlinie verordneten Schutzgebieten und weist wegen der geringen Erschließung und aufgrund der Geländebedingungen erschwerten Zugänglichkeit eine weitgehende bis völlige Unberührtheit auf, was wiederum eine eine außerordentliche Vielfalt 8 von Lebensgemeinschaften mit vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten ideale Lebensraumverhältnisse gewährleistet. (NOVOTNY, und STADLER, (2009) Kapitel Landschaftsvielfalt und Artenreichtum des Bundeslandes Salzburg in HINTERSTOISSER und LEITNER, (Hg) Ich will erheben, ob eine - die bestehende Population des Blühnbachtals ergänzende - Aussetzung von Steinwild in den Südabfällen des Steinernen Meers ökologisch sinnhaft, rechtlich zulässig und unter welchen Voraussetzungen und begleitenden Maßnahmen bewilligungsfähig ist.

Blick über das Steinerne Meer nach Bayern, im N. der Königssee, westl. der , im NO. das Blühnbachtal im SO. ganz rechts im Bild die Ortschaft Hinterthal mit der Thorscharte. (Amt der Salzburger Landesregierung)

3.2. Methode Schon eine der ersten Lehreinheiten führte den ULG IX in einen Steinwildlebensraum; in Oberlech am Arlberg trugen uns Wildökologen, Vertreter des Schweizer Nationalparks, Wildhüter und örtliche Jäger Ökologie, Lebensweise und Bejagung des Steinwildes vor. Anhand einschlägiger Literatur habe ich mich mit der Biologie und den Lebensraumansprüchen, auch der Geschichte des Steinwildes befaßt, zwei Behördenakte des Amtes der Salzburger Landesregierung zu Bewilligungsverfahren auf Steinwildaussetzungen studiert, Gespräche mit beteiligten Parteien, Obleuten von Steinwildhegegemeinschaften, Mitarbeitern der Nationalparkverwaltungen in den Hohen Tauern, Osttirol und geführt, an Sitzungen und auch einer Wildstandserhebung der Steinwildhegegemeinschaft Blühnbach-Hagengebirge-Steinernes Meer teilgenommen, um so mein während des Universitätslehrgangs erworbenes Wissen durch Eindrücke aus Literatur und Praxis zu vertiefen und in diese Arbeit einfließen zu lassen. 9

Lehrreich war auch der Besuch der Steinwild-Tagung in Mittersill am 10.6.2017, insbesondere die Berichte aus den verschiedenen Hegegemeinschaften, welche kurz zusammengefasst folgendes Bild ergeben: Hohe Tauern West: gezählte 157 Stück, 6% Abgang (davon 4,5% Fallwild und Hegeabschüsse, 1,5% jagdliche Entnahmen), nur 500 Hektar Wintereinstand. Hohe Tauern Ost: schwerer Räudezug, große Sorgen, Population vor dem Zusammenbruch. Großglockner/Heiligenblut: 286 Stück gezählt, Abgang 26 Stück durch Jagd, 4 Stück Fallwild, 11 Stück Hegeabschuss (Räude), Gesamtabgang 44, alle Räude-Stücke trugen Parasiten (Lungen- und Darmwürmer, Leberegel). Hegegemeinschaft Innerfragant Osttirol: Zählung 54 Stück. Abgang: keine Räude, kein Fallwild, 3 Stück durch Jagd entnommen. Hegering Kals-Virgen- Hopfgarten-Matrei-Pregarten-St. Jakob/O: 580 Stück gezählt, mit mäßigen Räude-Durchseuchungsgrad. Hegegemeinschaft Blühnbach-Hagengebirge-Steinernes Meer: Größe derzeit ca. 24.000 Hektar: eine revierübergreifende Zählung (wobei auch informelle Mitteilungen aus dem Gebiet des Nationalpark Berchtesgaden verwertet wurden) ergab 190 Stück; 15 Stück werden zum Abschuss freigegeben.

Am 20.04.2017 durfte ich an einer Steinwildzählung der Hegegemeinschaft Blühnbach- Hagengebirge-Steinernes Meer teilnehmen: Die Wildstandsermittlung erfolgt ausschließlich direkt durch Sichtbeobachtung von Ansitzen aus. Indirekte Methoden, etwa durch Aufnahme von Fährten, des Spurenbildes oder Losung scheiden wegen Unerreichbarkeit der Einstände aus, während die Sichtbeobachtung dadurch erleichtert wird, dass die Steinwilder sich stets über der Waldgrenze aufhalten und die geschlossene Schneedecke das Erfassen erleichtert. Auch mathematisch-statistische Trendberechnungen, Rückschlüsse aus Mortalität und Reproduktion werden nicht angewandt. Nach BRIEDERMANN (1982) liegt die Stärke der Sichtbeobachtung in der Überzeugungskraft des unmittelbaren Wilderlebnisses. 10

Steinwildzählung am 20.04.2017 im Blühnbachtal (Foto: Verf.)

4. Jüngste Einbürgerungsvorhaben/zwei Beispiele mit unterschiedlichem Erfolg. 4.1. Steinernes Meer Bereits im Jahr 2004 hatten die ortsansässigen genossenschaftlichen Pächter der Gemeindejagd Maria Alm I und der bäuerliche Besitzer der Eigenjagd „Pirchl Süd“ in Hinterthal beim Amt der Salzburger Landesregierung den Antrag auf Bewilligung zur Auswilderung von Steinwild gestellt. In der sehr kurz gefassten Begründung führten die Antragsteller aus: Wir planen eine Steinwild- Hegegemeinschaft Blühnbach, Hagengebirge, Steinernes Meer, … wo … (an zwei Standorten, nämlich) in der E.J. Österreichische Bundesforste Jagdgebiet I Sandt´n und der E.J. Pirchl Süd, Besitzer Hans Rainer, jeweils drei trächtige Steingeißen und ein Steinbock ausgesetzt werden sollten. Nach der Lebensraumbewertung für Steinwild im Land Salzburg von Herrn Mag. Gunther Greßmann vom 10.1.2001, wäre die Ausbreitung nach Süden vom bestehenden Kernzonengebiet Blühnbach - Steinernes Meer möglich. Da das am Steinernen Meer lebende Steinwild sich im Winter immer wieder ins Blühnbachtal zurückzieht und dort eine starke Überhege (ca. 200 Stück laut Oberjäger Eßl) stattfindet, vor zwei Jahren 50 Stück 11

Räudebefall, wollen wir versuchen, an den Südhängen des Steinernen Meers an geeigneten Wintereinständen, Steinwild einzusetzen um diese Überhege zu verringern. Die Jagdbehörde/Amt der Salzburger Landesregierung eröffnet zu Zahl 20401-01073/9/3-2004 das Verfahren gem. § 73 des Sbger. JagdG 1993 und fordert die Antragsteller auf, „…zur angemessenen fachlichen Beurteilung … Näheres zu Herkunft, Alter, bisherigen Haltung und Gesundheitszustand der auszusetzenden Individuen, den jährlichen Niederschlagsmengen, dem Zeitpunkt der Aussetzung, warum gerade die genannten Jagdgebiete ausgewählt wurden, in welcher Seehöhe die Aussetzung vorgenommen werden soll … auszuführen.“ Diese Fragen wurden dahingehend beantwortet, daß man die Tiere entweder aus dem Wildpark Ferleiten (Gemeinde Bruck an der Glocknerstraße) oder aus dem Zoo Hellbrunn zu besorgen beabsichtige, da diese beiden Standorte ohnehin tierärztlich betreut würden, im Falle einer Bewilligung Ende Jänner/Anfang Februar 2005 als Aussetzungstermin geplant sei und nach jahrzehntelangen Beobachtungen am Steinernen Meer und in anderen Gebieten, wo Steinböcke ausgesetzt wurden (z.B. Gargellen), diese beiden Auswilderungsstandorte vom Gelände und Felsaufbau her geeignet erschienen. Durch Fütterung in Eingewöhnungsgattern sollten bis zur endgültigen Freilassung je drei Stück 5- bis 6-jährige Geißen und ein Bock in einer Seehöhe von 1.600 Metern an die Auswilderungs-Standorte gebunden werden. Ergänzend führten die Konsenswerber aus, Ziel der einmaligen Aussetzungsaktion wäre, durch Zuwanderung weiterer Individuen aus der bereits seit Jahrzehnten bestehenden Steinwildkolonie des Blühnbachtals einen auf der Südseite des Steinernen Meers und des Hochkönigs überwinternden Steinwildbestand zu etablieren. Bei einer Aussetzung im Frühjahr, Sommer oder Frühherbst wäre damit zu rechnen, dass die ausgesetzten Steinwildstücke sofort sich den aus dem Blühnbachtal im Sommer herüberwechselnden Steinwild anschließen und gemeinsam mit denen wieder in die Wintereinstände zurückkehrten. Um das zu verhindern, müsse die Aussetzung erst nach Abzug der bereits etablierten Steinwilder ins Blühnbachtal erfolgen, damit die neu ausgesetzten nicht „mitgenommen“ werden. Die Antragsteller waren weder bei der Antragstellung noch im eingeleiteten Bewilligungsverfahren rechtsfreundlich vertreten, auch haben sie sich nicht durch Fachleute beraten und begleiten lassen und der Behörde keine Grundlagen zur Beurteilung der Lebensraumeignung geliefert, sondern darauf gehofft, diese würden amtswegig im Rahmen der Anleitungspflicht gefunden und bereitgestellt, somit zu einem günstigen Verfahrensergebnis führen. Das sollte sich rächen. 12

Die Behörde holt Stellungnahmen seitens jagdfachlicher Amtssachverständiger, der Landesveterinärdirektion, des Naturschutzfachdienstes und der Landesfortdirektion und des Forstfachdienstes und der Salzburger Jägerschaft, bei den Österreichischen Bundesforsten und der Landesumweltanwaltschaft ein, beraumt für 21.12.2004 eine Besprechung aller mit dem Verfahren befassten Amtssachverständigen an, legt auch den Endbericht der im Auftrag der Salzburger Jägerschaft durchgeführten Lebensraumanalyse des Steinwildes in Salzburg von GRESSMANN zugrunde und führt am 22.6.2005 einen Lokalaugenschein zur Besichtigung der beiden Aussetzungsgebiete an Ort und Stelle durch. Die Stellungnahmen lassen sich wie folgt zusammenfassen: Sachverständigendienst für Jagd und Fischerei: Zitiert wird das GRESSMANN-Gutachten; dieses beschreibe in seiner Lebensraumbewertung für das Steinwild im Land Salzburg den Bereich Steinernes Meer/Hagengebirge als Gebiet mit zumindest mäßiger Eignung. Im Bereich Hagengebirge- Blühnbachtal bestünde eine ca. 200 Stück starke Kolonie, von der aus im Sommer bereits einige in den Bereich der oben angeführten Jagdgebiete im Steinernen Meer wanderten. Diese Individuen begäben sich während der Wintermonate wieder zurück ins Blühnbachtal in die bewährten Wintereinstände. Im Gutachten GRESSMANN werde bereits ausgeführt, das Wanderverhalten des Steinwildes sei stark von den meist sehr standorttreuen Geißen abhängig. Erst wenn diese in den neuen Arealen überwinterten, könne es sich in diesen Gebieten etablieren. Die südseitigen Abhänge seien für das Steinwild als Lebensraum gut geeignet, selbst als Wintereinstände, wenn auch nur für eine beschränkte Anzahl von Individuen. Es wird empfohlen, das Projekt zu dokumentieren, um die Entwicklung der Kolonie besser verfolgen zu können. Zusammenfassend wird festgestellt, daß die betroffenen Jagdgebiete die Eignung von Steinwildlebensraum aufweisen und bereits als Sommereinstände angenommen werden. Es sei auch durch die Auswilderung eine Blutauffrischung für die Population im Blühnbachtal zu erwarten. Ebenso bestehe die begründete Hoffnung, daß aufgrund der Standorttreue der ausgewilderten Steingeißen im südlichen Bereich des Steinernen Meers diese Gebiete auch wieder als Wintereinstände angenommen werden und sich somit das Steinwild wieder in diesen natürlichen Steinwildlebensräumen etabliere. Es seien keine Forstschäden durch Steinwild bekannt und auch nicht zu erwarten (Pansenuntersuchungen ließen keine Schlüsse auf Verbiss von Forstpflanzen zu). Da von Seiten des Naturschutzes ebenfalls keine Bedenken bestünden, wäre das Auswilderungsprojekt positiv zu beurteilen, es sollte jedoch unter wissenschaftlicher Begleitung durchgeführt werden. 13

Die Auswilderung sollte an zwei verschiedenen Standorten durchgeführt werden, dann werde sich eben herausstellen, welcher der beiden Standorte der bessere ist. Sollte die Auswilderung an beiden Seiten gelingen, dann würde dies für das ganze Projekt – nämlich eine Ausweitung des Lebensraumes der bestehenden Population zu erreichen – einen großen Erfolg darstellen. Somit bestünden aus jagdfachlicher Sicht gegen das vorgelegte Projekt keine Bedenken. Die Landesveterinärdirektion (LVD) bezieht sich ebenfalls auf die GRESSMANN-Studie, die Südseiten des Steinernen Meers und des Hochkönigs seien für eine Aussetzung grundsätzlich geeignet; die bestehende Steinwildkolonie im benachbarten Hagengebirge gehe auf zwei Einbürgerungsaktionen aus dem Jahre 1927 im Blühnbachtal und 1944 in der Röth (Bayern, Verf.) zurück, diese beiden ausgesetzten Gruppen hätten sich aber schon nach kurzer Zeit zusammengestellt und ihre Wintereinstände oberhalb des Blühnbachtales. Es sei daher davon auszugehen, daß auch die neu ausgesetzten Steinwildstücke sich bald der bestehenden Population anschließen und den (bereits jetzt engen) Winterlebensraum des Blühnbachtales nutzen würden. Die LVD verweist darauf, daß GRESSMANN einen solchen Zusammenschluss unter der Voraussetzung sorgfältiger Planung befürworte. Für die Errichtung einer eigenen Population stünden keinesfalls genügend Ressourcen zur Verfügung (was die Antragsteller ohnehin nicht beabsichtigen. Verf.). Ausführlich setzt sich die LVD mit den grundsätzlich geeigneten Lebensräumen, nämlich steile südexponierte Fels- und grasdurchsetzte Hanglagen oberhalb der Waldgrenze im Aussetzungsgebiet auseinander, allerdings auch mit der starken Einengung des Winterlebensraumes durch die sogenannten Plateauberge „hier ist vor Aussetzung von Steinwild die Ermittlung des tatsächlich zur Verfügung stehenden Winterlebensraumes mit wissenschaftlichen Methoden einzufordern“. Wanderbewegungen auch über größere Entfernungen stellten beim Steinwild keine Seltenheit dar und es hätte nach Sicht der LVD seit Gründung der Population vor ca. 80 Jahren den Winterlebensraum an der Südseite des Steinernen Meers oder des Hochkönigs bereits ange- nommen, wenn alle notwendigen Ressourcen zur Verfügung stünden. Die LVD geht auf die Jahresniederschläge in dem derzeit vom Steinwild genutzten Gebieten ein, diese fielen zwischen 2200 Millimeter auf 1638 Meter Höhe und 2506 Millimeter auf 2133 Meter Höhe. Auch die südlicher und westlicher gelegenen Orte Dienten, Maria Alm und würden Niederschlagsmengen zwischen 1000 – 1800 Millimeter pro Jahr aufweisen, während die inneralpinen Trocken-gebiete mit gut prosperierenden Steinwildpopulationen (Schweizer Wallis, Italienisches Aostatal, Hochsavoyen und Oberes Inntal) Jahresniederschlagsmengen von unter 1000 Millimeter hätten. Sohin läge im geplanten 14

Aussetzungsgebiet auch das Verhältnis der tatsächlichen Sonnenscheindauer zur theoretisch möglichen Besonnungszeit deutlich unter den Werten aus Gebieten mit gut gedeihendem Steinbockvorkommen. Die LVD erwarte nicht, daß eine erneute Aussetzungsaktion im südlichen Bereich des Steinernen Meers die Situation der Steinwildpopulation im Hagengebirge, die an ihre Wachstumsgrenzen gestoßen sei, verändern werde. Keineswegs dürfe Steinwild aus dem Wildpark Ferleiten für die Aussetzungsaktion verwendet werden, da diese Population derzeit an einer ansteckenden bakteriellen Krankheit (CLA/Caseou Lymphadenitis) leide, die sowohl eine Zoonosegefahr als auch ein hohes Risiko für wildlebende Stein- und Gamswild darstelle. Steinwild aus dem Zoo Hellbrunn werde außerdem seitens der Zooleitung nur unter der Auflage eines wissenschaftlichen Monitoring-Programms freigegeben. Bei Aussetzung Ende Jänner/Anfang Februar auf einer Seehöhe von 1600 Metern käme nur Freilassung in einem Gatter und Bindung an das Gatter durch Vorlage einer Fütterung in Frage. Die LVD spricht sich gegen eine gleichzeitige Freisetzung an zwei Orten und auch aus tierschützerischen Bedenken gegen eine Freilassung von Zootieren aus. Im Laufe des Verfahrens übte die LVD Kritik an der Freilassung von Wildparktieren in ein Gatter, da sich das Wild dann zweimal an die Umgebung anpassen müsste. Sollten dennoch die Pläne für eine Aussetzung weiterverfolgt werden, seien erforderlich: eine detaillierte Lebensraumanalyse … durch einen … Steinwildwissenschaftler, tierärztliche Untersuchung der ausgesetzten Tiere und deren Herkunftsbestand auf Brucella ovis und Brucella melitensis, Paratuberkulose, Tuberkulose, Behandlung gegen Endo- und Ektoparasiten, prophylaktische Behandlung gegen Gamsräude, Kontrolle auf Moderhinke, Freiheit des Aussetzungsgebietes von Gamsräude, Markierung mittels Ohrmarke und ISO-kompatiblen Mikrochip, Freilassung direkt in die Freiheit nicht vor Mai und Juni, und Vorlage eines wissenschaftlichen Monitoring-Konzepts zur Populationsentwicklung nach den IUCN- Richtlinien. Die fachlichen Bedenken gegen eine Aussetzung im Jänner/Februar beruhten vor allem auf der Überlegung, daß es für die bisher an Zoofütterung gewöhnten Tiere eine unverhältnismäßige Belastung bedeuten würde, sich von einem Tag auf den anderen im unbekannten Gebiet orientieren und sich auf Nahrungssuche begeben zu müssen. Die Konsenswerber verweisen im Verfahren auf die südliche Exposition des Aussetzungsgebietes und daß infolge Sonneneinstrahlung und früher einsetzender Schneeschmelze das Steinwild dort rasch Zugang zu frischer Äsung hätte, räumen allerdingsein, dass der Aussetzungsort „Napfezer“ besser geeignet wäre als die „Lausköpfe“.

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Die Landesumweltanwaltschaft (LUA) bezieht sich darauf, daß das Aussetzungsgebiet in der Wildökologischen Raumplanung als Randzone ausgewiesen, in welcher die betreffende Wildart nur vorübergehend oder nur in geringer Stückzahl vorhanden wäre; es böte daher das Freilassungsgebiet keinen optimalen Steinwildlebensraum. Eine Freilassung weiterer Tiere wäre aus Sicht der LUA kein geeignetes Mittel, um eine Überhege im Blühnbachtal zu bekämpfen. Offensichtlich solle versucht werden, mit der Freilassung neue Überwinterungsgebiete zu erschließen und eine neue Tradition beim Steinwild aufzubauen. Da im Gebirgsstock Steinernes Meer/Hagengebirge geeignete Steinwildlebensräume vorhanden seien und auch eine bestehende Kolonie Überlebens- möglichkeit fände, wäre für die LUA die geplante Freilassung der Tiere vorstellbar. Sie fordert jedoch nähere Ausführungen der Antragsteller zur technischen Umsetzung der Freilassung (Eingewöhnungsgatter, Fütterung?), Angaben über Niederschlagsmengen und Schneehöhen. Die Stressbelastung bei weiblichen trächtigen Tieren wird kritisch gesehen. Als Auflagen im Bewilligungsbescheid wäre die Telemetrierung der Tiere und deren regelmäßige Beobachtung zur Feststellung von Wanderungen und Verlusten und eine wissenschaftliche Dokumentation des Freilassungsprojekts zu fordern, um Erfolg bzw. Misserfolg zu messen. Prinzipiell erscheine die geplante Freilassung jedoch unter Auflagen bewilligungsfähig. Naturschutzfachdienst: Nach vorläufiger Beurteilung sei wohl nicht mit einer wesentlichen Beeinträchtigung der Schutzzwecke des auch den Bereich Steinernes Meer/Hochkönig umfassenden Natura-2000 Schutzgebietes (Europa-Schutzgebiet) „Kalkhochalpen“ zu rechnen. Der bereits seit Jahrzehnten etablierte Steinwildbestand werde mittlerweile als Teil der charakteristischen Artengemeinschaft in der Tierwelt gesehen. Aus naturschutzfachlicher Sicht wäre zu befürworten, daß die neu ausgesetzten Tiere im ersten - eventuell auch im zweiten - Winter gefüttert und in einem relativ großen Zeitfenster (etwa Mitte Oktober bis Mitte Jänner) ausgesetzt werden. Nach Erfahrungen in den Kalkhochalpen sei davon auszugehen, daß die in den Lebensräumen des Hochgebirges auch durch die zusätzliche Auswilderung von je vier Individuen an zwei Standorten keine erheblichen Schäden auftreten werden. Gegen die Aussetzung werde dann kein Einwand erhoben, wenn die geplante Auswilderung sich auf eine einmalige Aussetzung beschränke, eine Fütterung maximal in den beiden ersten Wintern nach der Auswilderung erfolge, und - sofern sich ein permanenter Bestand einstellte - eine jagdliche Bewirtschaftung nachhaltig gesichert wäre. 16

Unter diesen Voraussetzungen wäre das öffentliche Interesse am Schutz der Natur und der Landschaft nicht beeinträchtigt. Landesforstdirektion (LFD) und der forstliche Sachverständigendienst verweisen auf seit dem 19. Jahrhundert unternommene Wiederansiedlungsversuche unterschiedlichen Erfolgs und rechnen nicht mit einer Beeinträchtigung forstfachlicher Interessen; dies allerdings unter der Voraussetzung, dass es sich nur um eine einmalige Aussetzungsaktion handelt und die Fütterung nur im ersten Winter stattfindet. Die Verjüngung in den betroffenen Schutzwaldbeständen befände sich derzeit in keiner besorgniserregenden Situation. Der vorliegenden Untersuchung einer Steinwildkolonie zufolge bestünde die Äsung in der Vegetationsperiode zu 60% aus Gräsern, zu 38% aus dicotylen (zweikeimblättrigen, Verf.) Kräutern und nur zu 2% aus Holzgewächsen. Beobachtungen zeigten, daß Steinwild in erster Linie Trittschäden, in zweiter durch Fegen (wohl: Schlagen. Verf.) und nur im geringen Maße Verbißschäden verursache. In Österreich wäre bisher noch keine einzige Schadmeldung an Waldbeständen durch Wildeinfluss bekannt. (die LFD zitiert: Auskunft BFV Wien, Universität für Bodenkultur zitiert in SCHWENKE: „Die Forstschädlinge Europas“) Selbst bei Entkommen von Gehege-Tieren (Sparber-Gebiet in der Gemeinde Strobl –höchste Erhebung 1502m (Verf.)- welches überhaupt ein Waldbiotop darstellt) seien keine Steinwildschäden aufgefallen, auch aus Frankreich und dem ehemaligen Jugoslawien lägen keine Meldungen vor. Anders verhielte es sich in Ländern, wo das Steinwild ungehindert sich vermehren und ausbreiten konnte, wie z.B. in der Schweiz, wo man nach zunehmenden Fegeschäden in Waldbeständen und Verbißschäden zur Reduktion/Bejagung geschritten sei. Auf ein starkes Anwachsen der Steinwildpopulation müsse daher mit Abschüssen reagiert werden. Aus forstlicher Sicht bestünde gegen die Auswilderung von Steinwild kein Einwand, wenn die Fütterung maximal in den ersten beiden Wintern nach der Auswilderung erfolgt und eine jagdliche Bewirtschaftung nachhaltig gesichert ist.

Zwischenergebnis/Stillstand im Behördenverfahren Zu den von fachlicher Seite immer wieder als problematisch bezeichneten Aussetzung im Jänner oder Februar zeichnet sich im Laufe der Verhandlung zwischen den Sachverständigen, der Vertreterin der Landesumweltanwaltschaft und den Konsenswerbern bereits eine durchaus vertretbare Lösung ab. Die Sache stand für die Einschreiter nicht so schlecht; jedoch: 17

Die Ergebnisse des bisherigen Verfahrens mündeten in eine siebenseitige schriftliche Zusammenfassung des amtlichen Erkenntnisstandes, in dessen Mittelpunkt nicht wildökologische Bewertungen, sondern die Unanwendbarkeit gesetzlicher Bestimmungen zu begleitender Fütterung und Bejagung gestellt wurden: Die Eignung der Aussetzungsgebiete als Winterlebensraum wäre umstritten; der jagdfachliche Amtssachverständige beurteile diese Frage positiv, während die Veterinärdirektion dies zumindest bis zur Entkräftung durch eine detaillierte Lebensraumanalyse in Zweifel ziehe. Eine Verdrängung von Gamswild aus den Wintereinständen des Steinwildes könne nicht ausgeschlossen werden. Freilassung von Zootieren überfordere diese in ihrer Anpassungsfähigkeit. Formell wäre dem Antrag schon deswegen kein Erfolg beschieden, da jeder einzelne der im § 70 Abs. 1 JagdG 1993 normierten Grundsätze einzuhalten sei, um die Jagd rechtmäßig auszuüben. Da eine Beeinträchtigung dieser Grundsätze nicht ausgeschlossen werden kann, sei die Bewilligung gem. § 73 JagdG zu versagen, selbst wenn alle anderen Tatbestände des § 70 erfüllt würden. Die Konsenswerber hätten nicht nachgewiesen, daß eine jagdliche Bewirtschaftung des Steinwildes nachhaltig gesichert sei. Dies sei aber aus der Sicht nicht nur des forstfachlichen Amtssachverständigen notwendig. Gegen die verfahrensgegenständlichen Auswilderungen werde nämlich nur unter dieser Bedingung (Bejagung) kein Einwand erhoben; und eine nachhaltige Bewirtschaftung sei nicht gesichert, weil Abschussrichtlinien erst nach Wirksamwerden der entsprechenden Verordnung über die wildökologische Raumplanung zu erlassen sind. Nun hätte aber die LReg die Wildökologische Raumplanung des Steinwildes (im Gegensatz zum Gams- und Rotwild) nicht durch Verordnung umgesetzt. Das Steinwild unterliege somit keiner Abschussplanung und es fehle daher das Instrument der im § 152 Abs. 2 Jagdgesetz 1993 vorgesehene zwangsweisen Anordnung von Abschüssen durch die Jagdbehörde. Infolge Fehlens von Wildbehandlungszonen innerhalb der Steinwildräume gem. § 58 Abs. 1 JagdG wären die Bestimmungen über die Abschussplanung und deren Durchsetzung nicht anwendbar. Die Behörde könne nur Höchstabschuß-, nicht aber Mindestabschuß-Zahlen vorschreiben. Die Erfüllung der von der Landesforstdirektion erhobenen Bedingung für die Bewilligung der beantragten Aussetzung könne vor und ohne Erlassung der einschlägigen Verordnungen (zur wildökologischen Raumplanung auch des Steinwildes) rechtlich nicht gewährleistet werden, was schon für sich alleine einen Abweisungsgrund darstelle. Weiters führt die Behörde ins Treffen, eine Aussetzung im Winterhalbjahr wäre nur in Verbindung mit einer Fütterung der ausgesetzten Tiere - zumindest im ersten Winter - möglich. 18

Das Jagdgesetz ziehe der Zulässigkeit einer Fütterung jedoch enge Grenzen: gem. § 65 (2) zweiter Satz dürften andere Wildarten als Rotwild - somit auch Steinwild – während der Zeit der Vegetationsruhe und des Vegetationsbeginns nur gefüttert werden, wenn dies zur Schadensvermeidung oder zur Gesunderhaltung der Tiere erforderlich ist. Im Umkehrschluss bedeute dies, daß eine Fütterung zu anderen, als diesen Zwecken unzulässig wäre (Behördenzitat: vergleiche ebenso wildökologische Grundlagenstudie von Herrn Dipl.-Ing. Reimoser und Herrn Dipl.-Ing. Völk für die Novellierung des Salzburger Jagdgesetzes, zitiert in Exner, Kurzkommentar zum Salzburger Jagdgesetz 1993, Seite 121). Eine Aussetzung von noch nicht an natürliche Äsungsverhältnisse gewöhnten Zootieren im Winter wäre daher nach Sicht der Behörde eine willkürliche Herbeiführung eines Fütterungsbedarfs durch den Jagdinhaber und läge damit außerhalb des Bereichs der nach dem Jagdgesetz zulässigen Wildfütterungen, daher sei davon auszugehen, dass eine Wildfütterung zur Erhaltung frisch ausgesetzter Wildtiere nicht im Einklang mit dem Jagdgesetz 1993 stehe. Die Konsenswerber wurden von diesem Zwischenergebnis verständigt und aufgefordert, eine Stellungnahme an die Behörde abzugeben. Dem kamen sie nicht nach; seitdem ruht das Verfahren.

Rechtliche Beurteilung des Zwischenergebnisses: Die Antragsteller sind nicht gegen das Argument der Behörde aufgetreten, das Jagdgesetz lasse eine Fütterung der ausgesetzten Tiere nicht einmal im ersten Winter zu. Die Behörde zitiert gesetzliche Bestimmungen, ohne diese richtig anzuwenden. Der Umkehrschluss, eine Fütterung zu anderen Zwecken als solchen, um Schäden während der Vegetationsruhe und des Vegetationsbeginns zu vermeiden oder um das Wild gesund zu erhalten, ist unzulässig und hat weder den Wortlaut des Gesetzes noch dessen Intention für sich. Von einer „… willkürlichen Herbeiführung eines Fütterungsbedarfs durch den Jagdinhaber …. außerhalb des Bereichs der nach dem Jagdgesetz 1993 zulässigen Wildfütterungen …“ kann nicht die Rede sein. Im von der Behörde angezogenen § 65 regelt der Gesetzgeber etwas ganz anderes. Es war nicht beabsichtigt, die auszuwildernden Stücke in freier Wildbahn oder in einem Wildwintergatter zu füttern. Bei dem für max. 1,5 Jahre vorgesehenen „Eingewöhnungsgatter“ hätte nach § 68 vorgegangen werden müssen, dessen Absatz 1 litera a) eine Anlage (vorrübergehende Einzäunung), die keinen jagdlichen, sondern ausschließlich anderen Zwecken, wie etwa in diesem Falle eben wissenschaftlicher Forschung und wildökologischen Vorhaben, dienen sollen, regelt. Die Aufzählung durch den Gesetzgeber ist nicht taxativ! 19

Die Fütterung zur Erhaltung frisch ausgesetzter Wildtiere steht im Einklang mit dem Jagdgesetz, wenn sie vorübergehend in einer Einfriedung im Sinne des § 68 Abs. 1 lit a) gehalten werden und gem. Abs. 4 lit b) „…Gewähr für eine ordnungsgemäße Haltung und Betreuung gegeben ist“. Eine solche Einrichtung ist bewilligungsfähig unter der Auflage, daß eine ordnungsgemäße Haltung und Betreuung (eben auch Fütterung) des gehegten Wildes gewährgeleistet wird. Die Umfriedung dient nämlich nach dem Willen des Gesetzgebers keinen jagdlichen Zwecken; in ihr ruht die Jagd und die Bestimmungen des § 65 über die Wildfütterung sind nicht anwendbar. Auch haben die Antragsteller widerspruchslos hingenommen, es könnten keine Mindestabschusszahlen vorgeschrieben werden, was alleine schon die von der Landesforstdirektion geforderte jagdwirtschaftliche Behandlung verunmögliche. Die Behörde übergeht dabei das Instrument des § 56 SJG, dessen Anwendung die Verordnung von Wildbehandlungszonen für das Steinwild (oder etwa auch Mufflon) nicht voraussetzt.

4.2. Gasthofgebirge Erfolgreich hingegen war der Inhaber des Eigenjagdgebiets Gasthofgebirge Jagdgebietsnummer 4318 mit seinem Antrag auf Bewilligung zur Aussetzung von Steinwild. Ihm wurde mit Bescheid des Amtes der Salzburger Landesregierung Zahl 20401-01073/14/34-2013 vom 11.12.2013 die Bewilligung zur Aussetzung von zweimalig maximal je 10 Stück im Geschlechterverhältnis 1 m : 3 f unter Bedingungen, Auflagen und Befristungen erteilt. Der Konsenswerber hatte von Anfang an mit Vorbereitung und Verfassung seines Antrags vom 11.9.2012 einen Wildökologen beauftragt, bereits bei der Antragstellung der Jagdbehörde Entscheidungsgrundlagen geliefert, insbesondere graphische Darstellungen zu Gebirgsform, Beschreibung der Bodenverhältnisse und des Pflanzenkleides, eine 3D-Visualisierung des Projektgebietes im Hinblick auf Geländeform, Hangexposition, Niederschläge und Sonnenscheindauer vorgelegt, auch im Vorfeld der Antragstellung die Projektidee der Salzburger Jägerschaft, den ÖBF, dem Autor des GRESSMANN-Berichtes vorgestellt und diskutiert; dies alles durch Presseaussendungen begleitet. Insbesondere wurde bereits im ersten antragstellenden Schriftsatz zugesichert, daß:  ausschließlich reinrassige Tiere (Capra ibex ibex) ausgesetzt, nach  veterinärmedizinischer Untersuchung und  prophylaktischer Behandlung, 20

 Auswahl, Untersuchungen, die Aussetzung selbst, Kontrollen und Behandlungen, Fallwilduntersuchungen durch einen in der Wildtiermedizin erfahrenen Veterinär vorgenommen/begleitet,  die Tiere mit Ohrmarken und Iso- kompatiblen Mikrochip versehen, diese  frühzeitig im Jahr, nicht vor Mai/Juni direkt in die Freiheit (und nicht über Eingewöhnungsgatter) freigelassen, ein detailliertes  Monitoring – Konzept zur Populationsentwicklung vorgelegt, und  Monitoring-Berichte eines Wildökologen in den Folgejahren der Behörde vorgelegt, werden,  Fallwild pathologisch untersucht, das  Dokumentieren einzelner Tiere mittels teilweise auch bildgestützter GPS-Telemetrie und ergänzenden permanenten wildökologischen Erhebungen vorgesehen ist, um so  genaue Kenntnisse über die räumliche und zeitliche Nutzung des neuen Lebensraums, etwaiger Kontakte mit benachbarten Kolonien und anderen Wildtierarten zu gewinnen. Die Vorbereitung des Antrags, die Begleitung des Antragstellers während des Behördenverfahrens durch einen Wildökologen und das ständige Kontakthalten mit allen eingebundenen Entscheidungsträgern ermöglichte der erkennenden Behörde nach 15-monatiger Verfahrensdauer die Erlassung eines bewilligenden Bescheids. Verbunden mit der Bewilligung waren Auflagen, deren Erfüllung der Konsenswerber zum einen bereits in der Antragstellung selbst vorgeschlagen, zum anderen während des Behördenverfahrens mit den Entscheidungsträgern gemeinsam erarbeitet und schon vor Bescheiderlassung auf sich genommen hat.

5. Habitatsansprüche des Steinwildes 5.1. Geländeform Das Steinwild zeichnet sich besonders durch seine Standorttreue aus. Schon BREHM beschrieb 1877 den „Steinbock der Alpen, welcher leider seinem gänzlichen Untergange entgegengeht, ….. nicht fähig ist, die Ebenen zu durchwandern.“ GRESSMANN & HERBERSTEIN (2015) beschreiben den idealen Steinbocklebensraum als große zusammenhängende Bergrücken oberhalb der Waldgrenze, mit abfallenden Hängen und Gräben, einem hohen Felsanteil, Vegetationsstreifen und alpinen Grünflächen, idealerweise mit südöstlicher bis westlicher Exposition. KOFLER (1981) weist darauf hin, wie wichtig - vor allem bei extremen Schneebedingungen - südlich exponierte Hangneigungen sind. Ähnlich dem Gamswild stellen 21 sich die Steinwilder in den Sommermonaten in hohen Gipfelregionen ein und verlagern im Winter ihre Standorte in tiefere Lagen, bleiben aber, mit wenigen Ausnahmen, immer in der waldfreien Region, vor allem im Winter werden südlich exponierte Hangneigungen bevorzugt, da dort durch Sonneneinstrahlung der Schnee abschmilzt und auch infolge Steilheit des Geländes in die Gräben abrutscht, sodass stets Äsung zur Verfügung steht. ERLACHER (2017) bezeichnet ein Gebiet nur dann als Steinwild-Lebensraum geeignet, wenn neben den Sommereinständen auch ausreichend Wintereinstände vorhanden sind, welche oft in weiter Entfernung voneinander liegen und beschreibt Wanderungen des Steinwildes in der Texelgruppe/Südtirol zwischen 1500 Höhenmetern im Winter und 3000m im Sommer, wobei nur die männlichen Tiere soweit ins Tal runtersteigen. Auch DEUTZ et al. (2017) beschreiben die grundsätzlich großen Unterschiede der Streifgebiete von Gaisen und Böcken. Der Grund liege darin, daß die weiblichen Tiere aufgrund des langen Bergwinters kaum Zeit für größere Wanderungen haben, da sie bald die Setzeinstände aufsuchen und dort die Sicherheit des Kitzes zu gewährleisten hätten. Anders wäre es bei Böcken, die oft weite Wanderungen zwischen Sommer- und Wintereinständen zeigen, aber auch zwischenzeitlich sehr mobil sind. Das Steinwild hat keine Schweißdrüsen und kann auch nicht über Hecheln die Körpertemperatur regeln, ist daher in Folge geringer Hitzetoleranz im Sommer untertags auf kühle Einstände in schattigen Seitengräben, Felsnischen und –Höhlen angewiesen. RATTI (2003) bezeichnet Erhebungen, die keine Felsen, keine offenen Weiden und keine große Ausdehnung haben, weiters Gebiete, die bis in die Gratlagen bewaldet sind, viele Niederschläge, vor allem viel Schnee erhalten und wenig besonnt sind, als ungeeignet für Steinwild. NIEVERGELT und ZINGG (1986) beschreiben in NIETHAMMER und KRAPP den idealen Lebensraum des Steinwildes als steil, topographisch reichgegliedert, felsig und erklären seine Ortstreue damit, dass Jungtiere (wie bei allen ovis- und capra-Arten) nicht aus dem Herkunftsareal vertrieben werden. Nach GESSMANN & HERBERSTEIN sind es die Gaisen, welche die Kerneinstände für die gesamte Steinwildpopulation vorgeben, sie seien meist über die Mutterlinie verwandt, was Traditionen erhält und sie standorttreu macht im Vergleich zu den Böcken, die weit in großen zusammenhängenden Lebensräumen wandern und für einen wichtigen genetischen Austausch sorgen und damit wieder Bindeglieder zwischen den eher kleinräumigen und langfristig genutzten Gaiseneinständen sind. 5.2. Äsungsverhältnisse: DEUTZ (2017) zählt das Steinwild zu den Gras- Raufutter-Fressern, da es Zellulose besser verdauen kann, als etwa das Gams- oder Rehwild, auch fände es aufgrund seines hohen 22

Pansenvolumens mit 2-3 längeren Äsungsperioden pro Tag das Auslangen. Auch MEILE et al. (2003) ordnen das Steinwild nicht unter die Äsungsselektier ein, es ernähre sich größtenteils von Gräsern und bevorzuge frisches Grün. Erlen und Latschen, die vom Gams so gerne aufgesucht werden, würde das Steinwild nicht beanspruchen. Bevorzugt werden im Sommer Süßgräser (Rispen-Schwingelgräser, Alpenruchgras), eine untergeordnete Rolle spielen Kräuter, noch weniger die Laubhölzer und Zwergsträucher, im Winter äst das Steinwild auch Flechten und Moose. Die gespaltene Oberlippe ermöglicht es dem Steinwild in Verbindung mit der beweglichen Unterlippe selbst kleinste Pflanzen in engen Felsspalten zu gewinnen (GRESSMANN & HERBERSTEIN).

5.3. Klima NIVERGELT hat anhand des jährlichen Gehörnzuwaches festgestellt, daß dieser umso geringer ausfiel, je höher die Niederschlagsmenge war. KOLFER widmet in seinen Bericht der Bergausformung und der damit verbundenen Besonnugssumme im Winter besonderes Augenmerk. Im Winter und nach kalten Nächten gilt das Steinwild als „Sonnenanbeter“ (SIGNER/ARNOLD); es tut sich auch beim Waten im Stiefschnee aufgrund seiner Körperproportionen schwerer als der Gams. KOFLER (1981) weist anhand des Seehöhe und der Jahresniederschlagsmenge einiger ausgesuchter Kolonien nach, dass deren Wachstumsrate mit großer Seehöhe und geringer Niederschlagsmenge steige, und niedriger Seehöhe und höherer Niederschlagsmenge sinke. Im Winter schneereiche und Gebiete mit Sommerniederschlägen am Alpennordrand mit Spitzenwerten von über 200mm monatlich hält er für ungeeignet.

6. Ergebnisse: erfüllen die in Aussicht genommenen Standorte des Untersuchungsgebietes die Ansprüche des Steinwildes nach folgenden Kriterien? 6.1. Geländeform Die Hänge sind großteils nach Süd bis Südwest geneigt, die in Urslau und Saalach entwässernden Südhänge weisen jedoch beidseitig Seitengräben, auch mit nordöstlichen bis nordwestlichen Hangexpositionen auf, sodass auch im Sommer bei hochstehender Sonne einzelne Geländeteile immer im Schatten liegen. Das untersuchte Gebiet ist beinahe durchgehend an und oberhalb der Waldgrenze, selbst in Steilhängen mit alpinen Matten und Grashängen, oft auch in Form horizontaler Galerien durchsetzt. 23

Lediglich im Bereich der Schneegrube gehen die Steilwände des Breithorns direkt in Geröll und Latschenfelder über. Durch die Form des Geländes und dessen südliche Ausrichtung sind die Vegetationsflächen auch in schneereichen Wintern oft aper, da der Schnee immer wieder schmilzt oder in die Gräben abrutscht, bevor sich Tiefschnee bildet, sodass stets Äsung erreichbar ist.

Grasbänder bieten Einstand und Äsung. Foto: Verf.

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Das Gebiet wird bereits jetzt regelmäßig in den Sommermonaten von einigen Steinwildern aufgesucht, die aus der Population des Blühnbachtals und den angrenzenden Teilen des Nationalparks Berchtesgaden in Bayern kommen. Es wurden auch in den vergangenen Jahren einige Stücke im Steinernen Meer erlegt.

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Im Sommer wandert das Steinwild vom Blühnbachtal herüber. Foto: Bernd Bernegger

Die unbewaldeten Hänge südlich der Plateaukante des Steinernen Meer bieten auch im Winter gute Lebensbedingungen für das Steinwild. Das ganze Jahr über findet gute Äsung und in den Seitengräben nordost- bis nordwestlicher Ausrichtung kühle Geländeabschnitte, auch Kavernen („Gamslöcher“), teilweise mit Quellaustritten, die im Sommer gute Einstandsmöglichkeiten bieten 6.2. Äsung Die Biotopkartierung des Amtes der Sbger. Landesregierung beschreibt im Untersuchungsgebiet das Vorkommen von: Berg-Baldrian, gewöhnliches Sonnenröschen, Kalk-Blaugras, Horst-Segge, Polster-Segge, Zwerg-Schwingel und Klein-Rispe. Das sind genau die Futterpflanzen, die FREI (1972), am häufigsten in Pansenuntersuchungen auf Kalkböden am Rande des Schweizer Nationalparks nachgewiesen hat (zitiert von von NIEVERGELT in NIETHAMMER und KRAPP S. 399). Das Äsungsangebot im Untersuchungsgebiet ist nahezu ident mit dem für die seit über einem Jahrhundert gedeihenden Steinwildkolonien in der Schweiz. 6.3. Klima Das Klima im Untersuchungsgebiet ist kalt und gemäßigt. Besonnung und Niederschläge in Saalfelden und Maria Alm sind günstiger als im Blühnbachtal und in der Nordstaulage der Hohen Tauern (Mühlbachl), was anhand des Kartenmaterials im Salzburger Geografischen Informationssystem darstellbar ist. Von ELSNER-SCHRACK (1982) beschreibt einige ausgesuchte Steinwildkolonien in einem Diagramm mit den Koordinaten Seehöhe und Jahresniederschlag. Nach diesem Diagramm liegen die Südabfälle des Steinernen Meers gleichauf mit den als günstig beschriebenen Lebensräumen im Pitztal und Aletschhorn. (Jahresmittel Maria Alm 1194mm, Saalfelden 1172 mm): Das Untersuchungsgebiet kann es durchaus von den Klimadaten her mit der prosperieren- den Kolonie Pitztal, selbst mit dem Habitat Pontresina im Oberengadin Graubünden (nicht über 1200mm jährlicher Niederschlag), wo die besten Steinbockkolonien gedeihen, aufnehmen. 26

Die Besonnung im Untersuchungsbebiet ist günstiger als im Haupteinstandsgebiet Blühnbach Quelle: SAGIS

Auch ein Blick auf das Wiederansiedlungsprojekt in den stark überregneten Julischen Alpen läßt an den von der Landesveterinärdirektion im jagdrechtlichen Verfahren Sbger.L-Reg. Zahl 20401-01073/9/3-2004 geäußerten Bedenken zweifeln, die jährliche Niederschlagsmenge im Untersuchungsgebiet wäre ungünstig: Mit der im Jahre 1964 erfolgreich unternommenen Aussetzung ist der Steinbock wieder an der von v. ELSNER-SCHRACK (1982) beschriebenen südöstlichen Grenze seines historischen nacheiszeitlichen Verbreitungsgebietes angekommen. Die höchste Erhebung, der Berg Kanin, (ital: Monte Canin), misst 2587 m; der Niederschlag beträgt nach TINTOR (1993) in der Gemeinde Bovec /Flitsch-Tolmein, ital.: Plezzo. im Tal des Isonzo/Soca, 2840 mm im Jahresmittel; er zählt die Julischen Alpen zu den niederschlagsreichsten Gebieten Europas „… die enormen Niederschlagsmengen, die höchsten der Ostalpen. Selbst in den Tälern werden jährliche Mittelwerte von 2000 bis 2500 mm und darüber hinaus registriert“.

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Der VERBAND ZOOLOGISCHER GÄRTEN (2014) berichtet über die erfolgreiche Wiederansiedlung und die Zählung der Steinböcke im Jahre 2011 von GENERO und FAVALLI im Gebirgsstock Kanin/Monte Canin (53 Stück). Vom Schicksal dieser Population erfahren wir durch das von PARCO NATURALI PREALPI GIULI im Oktober 2017 veröffentlichte Resultat der sommerlichen (Gams- und) Steinwildzählung durch GOI Giulio und FAVALLI Marco: Die Ergebnisse aus zwei 25 km voneinander entfernten Zählgebieten des Naturparks Julische Voralpen, nämlich im Westen des Massivs Monte Plauris und Monte Lavara (1907m) und im Osten des Monte Canin an der Friulanisch/Slowenischen Grenze werden gegenübergestellt. Im Westen beklagt man nach dem Räudezug einen massiven Rückgang: wurden im Jahre 2012 noch 210 Stück Steinwild („stambecchi“) gezählt, waren es 2016 nur mehr 29, ein Jahr darauf 31 Individuen. Eine gegenteilige, günstige Entwicklung finden die Autoren östlich im Bereich des Kanin/Monte Canin vor: nach Abschluß der ergänzenden Auswilderungen in den Jahren 2002 – 2006 wird im Jahre 2014 ein Höchststand von 80 Stück gezählt, der 2015 auf 22 Stück absinkt, um ein Jahr später wieder auf 129 gezählte Individuen anzuwachsen. Diese Bestandesschwankungen werden nicht auf die wenigen Räudefälle 2011-2012 am Canin oder 2016 und 2017 auf lediglich den Geburtenzuwachs zurückgeführt, sondern auf die von den Zählorganen beobachtete Mobilität der Steinwilder; sie sind aus dem östlichen Untersuchungsbereich in angrenzende Geländeteile Friauls und auf Slowenisches Staatsgebiet ausgewechselt und umgekehrt; nicht immer handelt es sich um dieselben Individuen. Die Autoren resümieren: im Augenblick sind keine negativen Auswirkungen der Räude im Sektor Kanin/Monte Canin erkennbar, die Mortalitätsrate lag in den Räudejahren 2011/12 unter 30%. Danach traten keine Räudefälle mehr auf, die Zählungen bilden eine starke Vermehrung ab („la colonia e in forte espansione“), die glaubhaften Daten lassen auf weitere Verbesserung der Situation am Monte Canin hoffen. Eine Fortsetzung der Zählungen gemeinsam mit Slowenischen Nachbarn wäre beabsichtigt, um bessere Daten zu gewinnen. Nun hatte die Landesveterinärdirektion als einzige begutachtende Institution das bestandesergänzende Auswilderungsprojekt im Pinzgau überhaupt in Frage und dabei – neben tierschützerischen Bedenken - die Niederschlagssituation im Untersuchungsgebiet in den Vordergrund gestellt. Höhenlage, Geländeausformung und Kalkböden des Untersuchungsgebietes sind mit denen der Julischen Alpen vergleichbar, die Niederschlagsmengen aber im Steinernen Meer wesentlich geringer, sodaß dem vom Landesveterinär ins Treffen geführten Hauptargument der Boden entzogen erscheint. 28

GRESSMANN vertritt in seinem am 10.01. 2001 verfaßten Zwischenbericht auf Seite 6 die Ansicht: „Aussetzungen (falls geplant) in den umliegenden, vor allem südlich…des Steinernen Meeres gelegenen Gebieten, sollten deshalb sehr sorgfältig durchgeführt werden, um möglichst rasch einen Zusammenschluß mit der bestehenden Population (im Blühnbachtal, Verf.) erreichen zu können“ Werfen wir einen weiteren Blick in seine Studie: Er beschreibt dort den Habitatseignungsindex (HSI = habitat suitable index) unter Heranziehung der Faktoren  Exposition (südseitige Hänge - höchste Sonneneinstrahlung),  Hangneigung (in sehr steilen Hängen rutscht der Schnee kleinflächig ab, ohne Lawinen auszulösen, womit Äsung freigelegt wird),  Felsanteil (kommt dem Sicherheitsbedürfnis der Steinwilder entgegen, im Winter erwärmt die Sonne das Kalkgestein)  Nichtwaldanteil (dichter Baumbestand verhindert das Abrutschen des Schnees, verzögert das Abschmelzen, die Tiere tun sich auch beim Ausschlagen der Äsung schwerer, während oben in den Felsgalerien die Vegetation schon der Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist). Die Plateauberge hinter den Südabfällen werden als Einstandsgebiet weniger günstig bewertet, jedoch in Abb. 2 auf Seite 7 als „zu erwartende Wanderrouten des Steinwildes …aus dem derzeitigen Wintereinstand“ (Hagengebirge und Blühnbachtal, Verf.) bezeichnet.

7. Schlußfolgerung: Misst man nun die Ergebnisse dieser Erhebungen und jene der Begutachtung im (ruhenden) Verfahren Zl. 20401-01073/9/3-2004 an den in der Literatur und auch der GRESSMANN– Studie der Lebensraumeignung zugrundegelegten Kriterien, erlaubt uns dies den Schluß, daß das Untersuchungsgebiet generell - also das ganze Jahr über - als Lebensraum für Steinwild geeignet erscheint; insbesondere ja eine eigenständige Steinwildkolonie ohnehin nicht begründet werden, vielmehr jene Rudel, die ausgehend von der Kernpopulation im Blühnbachtal unter Nationalpark Berchtesgaden immer wieder in das Untersuchungsgebiet einwechseln, gestärkt werden sollen. Ziel ist, eine stabile Teilpopulation an den Südabfällen des Steinernen Meers zu binden und die Steinwildrudel durch Schaffung mehrerer Brunftplätze mit standorttreuen Gaisen quasi „auseinanderzuziehen“. Ein vorteilhafter Nebeneffekt wäre, durch richtige Auswahl der auszuwildernden Tiere die genetische Brandbreite der bestehenden Population zu erweitern. 29

7.1. Sinnhaftigkeit v. ELSNER-SCHACK (1982) ist der Ansicht, dass der Steinbock heute wahrscheinlich nur in knapp der Hälfte seines potentiellen Lebensraums zu finden sei. Die Möglichkeiten der Wiedereinbürgerung seien also bei weitem noch nicht ausgeschöpft; sie sieht die Suche nach weiteren geeigneten Steinbocklebensräumen als wichtige Aufgabe. Wenn GRESSMANN in seiner Studie die Ansicht vertritt, eine weitere Auswilderung sei nicht notwendig, so darf dem – mit Blick auf die Situation in den Julischen Alpen und die IUCN- Richtlinien - entgegengehalten werden, daß die bestandesstützende Aussetzung weiterer Tiere aus guten Gründen nützlich sein kann.

7.2. Zulässigkeit 7.2.1. IUCN Die 41. Konferenz der IUCN-Ratsversammlung in Gland/CH hat im Mai 1995 Richtlinien für Wiedereinbürgerungen erarbeitet. Darin werden Wiederansiedlungen als Managmentinstrument zur Bewahrung der Biodiversität und nachhaltigem Umgang mit natürlichen Ressourcen bezeichnet, wozu auch Verstärkung/Aufstockung (Reinforcement/Supplementation) gezählt wird. Die Richtlinien befürworten auch das Auswildern eines Bestandes aus menschlicher Obhut (Zoo, Wildpark…); die Tiere sollen über Training in der Gefangenschaft (Einfriedung in Zielortnähe und Fütterung) auf das Überleben in der Wildnis vorbereitet werden. 7.2.2. Materiellrechliche Zulässigkeit In Österreich fallen Gesetzgebung und Vollziehung der Jagd in die Kompetenz der Länder; eine Grundsatzgesetzgebung des Bundes, vergleichbar mit Deutschland, fehlt. Das Salzburger Jagdgesetz widmet dem „Aussetzen von Wild“ nur einen einzigen Paragraphen (§73), und den wiederum vorrangig dem Niederwild: dem Aussetzen in zeitlicher Nähe zum Aufgang der Jagd soll ein Riegel vorgeschoben werden („Kistlfasane“). Auf unser Steinwild anwendbar ist lediglich die Bestimmung: “ Wild darf nur vom Jagdinhaber und nur mit Bewilligung der Landesregierung in die freie Wildbahn ausgesetzt werden. … die Bewilligung …darf nur erteilt werden, wenn …die Grundsätze des §3 (Weidgerechtigkeit, artenreicher und gesunder Wildbestand, keine Gefährdung von Wald, Natur, land- u forstwirtschaftliche Nutzung, natürlichem Wirkungsgefüge… Verf.) nicht beeinträchtigt werden. Vor Erteilung der Bewilligung ist die Salzburger Jägerschaft zu hören…“ Parteienstellung wird der Landesumweltanwaltschaft, eingeräumt, (§150) Anhörungsrechte haben die 30

Nationalparkverwaltung (§149) und nach §155 der Wildökologische Fachbeirat (bestehend aus Vertretern der Kammern, Jägerschaft, div. Dienststellen des Landes, Wildbach- und Lawinenverbauung, einem Experten der Wildökologie…Verf.). Alle vom Landesgesetzgeber normierten Bewilligungstatbestände sind im Untersuchungsgebiet erfüllbar. 7.2.3. Voraussetzungen/Begleitende Maßnahmen Die IUCN Richtlinien beinhalten detaillierte Vorgaben zu Planung, Vorbereitung und Phasen der Auswilderung und Aktivitäten nach Aussetzung; alle diese Maßnahmen sind im Untersuchungsgebiet umsetzbar. (das erfolgreich verlaufende Projekt Gasthofgebirge hält sich streng an diese Richtlinien). Besonderes Augenmerk verdient neben der Gesundheit der Tiere bei deren Auswahl auch die Inzuchtberechnung. Nach BIEBACH und KELLER (2016) in HOLDEREGGER und SEGELBACHER ist der Inzuchtgrad einer (zu gründenden) Population umso niedriger, je mehr Tiere ausgesetzt werden und aus je mehr verschiedenen Herkunfts- populationen diese stammen. Nach Frank ZACHOS, (mündl. Mitteilung v. 26.11.2017), ist eine „Blutauffrischung“ durch Aussetzung zum Alpensteinbock verwandter Iberischer, Kaukasischer oder Nubischer Steinböcke „zwar ultima ratio, aber derzeit nicht notwendig“. 8. Zusammenfassung Die Südabhänge des Steinernen Meer im Pinzgau sind von Gebirgsform, Äsungsangebot und klimatischen Gegebenheiten her für das Steinwild geeigneter Lebensraum. Die Auswilderung einiger Individuen mit dem Ziel, die bereits in der Hegegemeinschaft Blühnbach-Hagengebirge-Steinernes Meer etablierte Population zu stärken, ist ökologisch sinnvoll, genetisch nützlich, rechtlich zulässig und daher auch behördlich bewilligungsfähig. Bei Vorbereitung, behördlicher Bewilligung, Auswahl der Tiere, Freilassung, Monitoring und Dokumentation sind neben nationalen Bestimmungen des Jagdrechtes, veterinär-medizinischer, naturschutz- und tierschutzrechtlicher Normen auch die IUCN-Richtlinien für Wiedereinbürgerungen zugrunde zu legen. Unabdingbar ist wissenschaftliche Begleitung durch einen Wildökologen, der auf praktische Erfahrung in Wiederansiedlungs-und Auswilderungsprojekten verweisen kann. Vorgangsweise und Verfahrensergebnis im Projekt „Gasthofgebirge“ 20401-01073/14/34-2013 Sbger. LReg. sind hiefür richtungsweisend.

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Literaturverzeichnis

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