Kreuth Bergsteigerische Vielfalt Zwischen Tegernsee Und Achenpass 2
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Kreuth Bergsteigerische Vielfalt zwischen Tegernsee und Achenpass 2 Druck gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie Die „Bergsteigerdörfer” sind eine Initiative des Österreichischen Alpenvereins, des Deutschen Alpenvereins, des Alpenvereins Südtirol, des Alpenvereins Slowenien (Planinska Zveza Slovenije) und des Club Alpino Italiano (CAI). 3 Inhalt Bergsteigerdörfer und Alpenkonvention 04 Vorwort 07 Übersicht: Bergsteigerdorf Kreuth 08 Geschichtliches 10 Besonderheiten 14 Tourentipps Sommer 20 Tourentipps Klettern 36 Tourentipps Winter 42 Naturschutz in Kreuth: „Natürlich auf Tour“ 50 Alternativen bei schlechtem Wetter 52 Anreise & wichtige Adressen 53 Partnerbetriebe & Schutzhütten 54 Karten & Führer 57 Impressum und Bildnachweise 58 1. Auflage, München 2018 4 Bergsteigerdörfer. Mosaiksteine einer gelebten Alpenkonvention ! Linz Legend !Augsburg ! ! Wien National border !München Perimeter Alpine Convention Freiburg ! G E R M A N Y ! City ! River Salzburg !Kempten Lake !Basel Bregenz Leoben Glaciated area (> 3000 m) ! ! !Zürich Innsbruck! Graz A U S T R I A ! S W I T Z E R L A N D ! Vaduz Luzern ! Bern ! L I E C H T E N S T E I N Thun ! Klagenfurt ! Maribor! !Villach Lausanne ! Bolzano Jesenice ! ! !Kranj !Genève Ljubljana Trento ! ! Nova Gorica Annecy ! Zagreb ! ! !Lyon S L O V E N I A Trieste ! Bérgamo ! !Chambéry !Bréscia Milano Venézia !Novara ! Verona Pádova ! ! ! !Rijeka ! Grenoble !Torino Parma I T A L Y ! F R A N C E !Bologna !Génova !La Spézia !Firenze !Nice M O N A C O !Marseille Scale: 1 : 3,300,000 O 0 25 50 100 150 200 km Anwendungsbereich der Alpenkonvention; Quelle: 2. Alpenzustandsbericht der Alpenkonvention - Wasser, 2008; Autor: Umweltbundesamt Austria Die Alpenkonvention – ein völkerrechtlicher Entwicklungsinstrument neue Bedeutung. Es Vertrag der acht Alpenstaaten und der Euro- gilt, die Protokolle der Alpenkonvention wo päischen Gemeinschaft; eine Vereinbarung auch immer möglich anzuwenden, nicht nur mit höchsten Zielsetzungen für die nachhalti- im Rahmen von Genehmigungsverfahren, ge Entwicklung im alpinen Raum, ein Meilen- sondern insbesondere im Hinblick auf inno- stein in der Geschichte des Umweltschutzes vative Ideen für eine nachhaltige wirtschaft- ... möchte man meinen. Ganz so ist es aber liche Entwicklung auf lokaler Ebene. leider nicht. Seit den 1950-er Jahren, in denen die Idee zur Alpenkonvention erstmals in den Der Österreichische Alpenverein war maß- Gründungsdokumenten der internationalen geblich am Zustandekommen der Alpenkon- Alpenschutzkommission CIPRA aufscheint, vention mit ihren Protokollen beteiligt. Seit bis zum Inkrafttreten 1995 und bis zum Be- jeher versucht er, die Alpenkonvention für die ginn der Umsetzung 2002 war und ist es ein breite Öffentlichkeit fassbar zu machen, sie langer Weg. Aber gerade jetzt, wo die sozia- von dem – zugegebenermaßen zum Teil sehr len Probleme der Welt jeden Umweltschutz- komplizierten Juristenlatein – loszulösen und gedanken mehr denn je in den Hintergrund in ganz konkreten Projekten mit der Bevölke- drängen, gewinnt die Alpenkonvention als rung umzusetzen. 5 Eines dieser Beispiele ist die Initiative „Berg- rengehen, Schneeschuhwandern, Langlaufen steigerdörfer”. Im mittlerweile internationa- und Rodeln stehen auf dem Programm. Auch len Projekt legen die Alpenvereine bereits bei schlechtes Wetter ist kein Hindernis, sich der Auswahl der Bergsteigerdörfer in Öster- draußen zu bewegen: Von geführten geolo- reich, Deutschland, Italien und Slowenien be- gischen oder ornithologischen Wanderungen sonderes Augenmerk auf die Geschichte der bis hin zum Besuch von Bergwerksstollen, Gemeinden, auf ihre Entscheidungen in der Museen und alten Werkstätten gibt es eine Vergangenheit und ganz besonders auf ihre Vielzahl von Möglichkeiten. Oft reichen aber zukünftigen Entwicklungsziele. Denn nicht auch schon ein warmes, trockenes Plätzchen jedes Bergsteigerdorf aus den Anfangsjahren am Ofen, eine Tasse Tee und ein gutes Buch des Alpintourismus ist bis heute ein solches – zum Beispiel über die Alpingeschichte der geblieben. Viele Gemeinden haben sich ganz Region –, um einen verregneten Nachmittag dem Wintertourismus verschrieben, haben zu genießen. die Berghänge planiert, entwässert, Speicher- Kurzum, die Bergsteigerdörfer sollen eine seen gegraben, gesprengt, Seilbahnen errich- Gästeschicht ansprechen, die sich Urlaubsor- tet, Hotelburgen gebaut – "alles für den Gast". te aussucht, in denen es noch einigermaßen Für die ortsansässige Bevölkerung resultiert „normal” zugeht. Gäste, die einen Aktiv-Ur- daraus die Abhängigkeit von einem sich im- laub in der Natur erleben wollen, die Eigen- mer schneller drehenden Erschließungs-Ka- verantwortung und Umweltbewusstsein pital-Kreisel, dessen Höhepunkt noch nicht mitbringen oder zumindest sehr offen dafür erreicht scheint. sind. Und mit dem Besuch in einem der Berg- Mit den Bergsteigerdörfern nehmen sich steigerdörfer entsteht eine echte Symbiose: die projekttragenden Alpenvereine mit den Denn während der Gast endlich den Alltag Sektionen und dem Ständigen Sekretariat hinter sich lassen kann, werden in den Ge- der Alpenkonvention sowie mit Hilfe ande- meinden Arbeitsplätze gehalten, können rer Partner aus öffentlicher Verwaltung und kleine Gastronomiebetriebe ihr Auskommen Tourismus jener Gemeinden an, die sich be- finden, werden Nächtigungen auf Schutz- wusst für eine nachhaltige, eigenständige hütten gebucht, findet das regionale, kulina- und selbstbewusste Entwicklung entschie- rische Angebot seine Abnehmer – und genau den haben. Merkmale aller Bergsteigerdörfer DAS entspricht einer gelebten Umsetzung sind ihre Kleinheit und Ruhe, ihre Lage im der „Alpenkonvention”: Die Balance zwischen Alpenraum mit einer entsprechenden Relief- Schutz der Gebirgsregionen und einer nach- energie, ihr harmonisches Ortsbild, ihre alpi- haltigen Wirtschaftsentwicklung. Oberstes ne Geschichte, ihre gelebten Traditionen und Ziel ist es, die Wertschöpfung in der Region ihre starke Alpinkompetenz. zu halten und nicht an irgendeinen regions- Zusammen mit den Sektionen des Alpen- fremden Investor abzugeben. vereins wird an einer umfangreichen Ange- Die Zeit wird zeigen, ob sich Geduld und Fleiß botspalette an Aktivitäten, die ohne techni- auszahlen werden, aber wir – das internatio- sche Hilfsmittel auskommen, gearbeitet. Je nale Projektteam Bergsteigerdörfer – sind da- nach Charakter des Bergsteigerdorfes kann von überzeugt: Die Bergsteigerdörfer können sich der Gast in einer weitestgehend unver- eine echte Vorreiterrolle für die Umsetzung brauchten Landschaft aktiv erholen: Wan- der Alpenkonvention im Alpenraum einneh- dern, Bergsteigen, Klettern, Bouldern, Skitou- men. 6 7 Herzlich willkommen in Kreuth! Liebe Besucherinnen und Besucher, Unsere über die Jahrhunderte gewachsene, liebe Gäste unseres Bergsteigerdorfes, von unseren Bauern gepflegte Kulturland- wir freuen uns, dass Sie den Weg nach Kreuth schaft, unsere unberührte Natur und unser le- gefunden haben. In Ihren Händen halten Sie bendiges Brauchtum sind ein großer Schatz, quasi die „Papierform“ unseres Bergsteiger- den wir künftigen Generationen weiterver- dorfs. erben und unseren Gästen langfristig als Ge- nuss für Seele und Körper anbieten möchten. Das Siegel Bergsteigerdorf wurde unserer Gemeinde im Jahr 2018 verliehen. Wir hatten Und so freuen wir uns, dass Sie sich von der uns sehr bewusst um diese Auszeichnung Idee der Bergsteigerdörfer haben ansprechen bemüht, von der wir glaubten (und jetzt lassen, dass Sie Gast in Kreuth werden wollen auch wissen), dass sie gut zu unserem Dorf, oder womöglich schon dabei sind, aus unse- unserer Mentalität und natürlich zu unserer ren Tourenvorschlägen ein passendes Ziel für Landschaft passt. Zum einen, weil Kreuth ein morgen auszuwählen! breites bergsteigerisches Angebot hat; zum Gehen Sie auf Entdeckungstour, gemütlich anderen, weil wir seit jeher einen nachhalti- oder sportlich, und kehren Sie mit vielen gen, sprich: auf den Erhalt unserer natürlichen schönen Eindrücken nach Hause zurück. Tra- Lebensgrundlagen ausgerichteten Tourismus gen Sie die vielversprechende Idee der Berg- praktizieren und das auch in Zukunft so hand- steigerdörfer in die Welt hinaus und überzeu- haben möchten. Dies entspricht auch einem gen Sie gern auch andere von einem Besuch Grundgedanken der Bergsteigerdorf-Idee. in Kreuth! Ich wünsche Ihnen unvergessliche Berg-Momente, Ihr Josef Bierschneider 1. Bürgermeister der Gemeinde Kreuth 8 Kreuth Wer hinaufsteigt, kann hinunterschauen: Ausblick vom Kreuther Hausberg, dem Leonhardstein LAGE Die Kreuther Höhenlagen reichen vom Te- Kreuth liegt im Herzen der Bayerischen Vor- gernsee-Level auf 725 m bis zum 1.862 m ho- alpen. Das Ortsgebiet erstreckt sich vom hen Halserspitz-Gipfel und legen Wanderern, Tegernsee im Norden bis zur deutsch-öster- Bergsteigern, Kletterern und Naturfreunden reichischen Staatsgrenze am Achenpass. Mit zu Füßen, was das Herz begehrt: Blumen- 17 Ortsteilen und ausgedehnten Wald- und wiesen und Flussauen, sanfte Berghänge, Berggebieten ist Kreuth flächenmäßig eine anspruchsvolle Gipfel und spektakuläre Fels- der größten Gemeinden Bayerns (123 km²). wände. Seinem Wald- und Wasserreichtum, der Hö- henlage und der damit verbundenen wohl- tuend reinen Luft verdankt Kreuth das Prä- dikat „Heilklimatischer Kurort“, das dem Ort 1971 erstmals verliehen wurde. Das große Landschaftsschutzgebiet Weißachau gilt auf- grund seines Pflanzen- und Tierreichtums als eine der bedeutendsten