Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

Beglaubigte Abschrift

PLANFESTSTELLUNGSBESCHLUSS

für den

1. Neubau der Rheinbrücke der Bundesautobahn 643 zwischen den Anschlussstellen - und -Äppelallee mit 2. sechsstreifigem Ausbau der A 643 von der Landesgrenze Rheinland-Pfalz/ Hessen bis zum Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein und 3. Umbau des Schiersteiner Kreuzes

vom

19. Dezember 2011

VI 1-A–61-k-04 # (2.121)

Inhalts- und Abkürzungsverzeichnis zum Planfeststellungsbeschluss der A 643 -  –

Inhaltsverzeichnis

zum

Planfeststellungsbeschluss

für den Neubau der Rheinbrücke Schierstein (Bauwerke 1b, 4b, 1c, 4c, 2a, 5a, 2b und 5b) zwischen den Anschlussstellen Mainz-Mombach und Wiesbaden-Äppelallee, den sechsstreifigen Ausbau der Bundesautobahn 643 (Autobahndreieck Mainz- Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein) von der Landesgrenze Rheinland-Pfalz/ Hessen bis zum Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein in den Gemarkungen Schierstein und der Landeshauptstadt Wiesbaden von Bau-km 0+262,781 bis 2+725 (Achse 1: östliche Richtungsfahrbahn) und von Bau-km 0+267,972 bis 2+655 (Achse 2: westliche Richtungsfahrbahn), und den Umbau des Schiersteiner Kreuzes

- VI 1-A–61-k-04 # (2.121) -

vom

19. Dezember 2011

Ziffer Inhalt Seite A. Verfügender Teil (Tenor) 1 I. Entscheidung 1 1. Feststellung des Plans 1 2. Übersicht über die planfestgestellten Maßnahmen 3 3. Festgestellte Planunterlagen 6 II. Erlaubnis zur Einleitung von Niederschlagswasser 13 in Gewässer III. Von der Konzentrationswirkung umfasste öffent- 13 lich-rechtliche Entscheidungen

1 (entspricht: Bau-km 4+316,69 der Planung des Landes Rheinland-Pfalz) 2 (entspricht: Bau-km 4+305,34 der Planung des Landes Rheinland-Pfalz) …/ Inhalts- und Abkürzungsverzeichnis zum Planfeststellungsbeschluss für die A 643 

1. Zulassung des Projekts im FFH-Gebiet „Rett- 13 bergsaue bei Wiesbaden“ 2. Naturschutzrechtliche Entscheidungen 13 2.1 Befreiung von den Verboten einer Naturschutz- 13 gebietsverordnung 2.2 Landschutzrechtliche Genehmigung 13 2.3 Zulassung des Eingriffs (Eingriffsgenehmigung) 14 2.4 Ausnahme von Verboten von gesetzlich ge- 14 schützten Biotopen 3. Wasserrechtliche Genehmigungen 14 3.1 Wasserrechtliche Genehmigung für die Errich- 14 tung oder Erweiterung baulicher Anlagen in Über- schwemmungsgebieten 3.2 Wasserrechtliche Genehmigung für die Herstel- 14 lung, Beseitigung oder wesentliche Umgestaltung eines Gewässers (Gewässerausbau) 3.3 Wasserrechtliche Genehmigung vom Verbot der 15 Errichtung oder Erweiterung baulicher Anlagen in oberirdischen Gewässern oder in Gewässerrand- streifen 4. Energiewirtschaftliche Genehmigung 15 IV. Auflagen/ Nebenbestimmungen, Hinweise, Vor- 15 behalte 1. Vermeidungs- und Kohärenzmaßnahmen im 15 FFH-Gebiet 1.1 Vermeidungs- und Schadensbegrenzungsmaß- 15 nahmen 1.2 Entwicklungszeit und Monitoring zu den Kohä- 16 renzmaßnahmen 2. Lärmschutz 17 (Passiver Lärmschutz) 3. Naturschutz und Landschaftspflege 18 4. Wasserwirtschaft 21 4.1 Wasserwirtschaftliche Nebenbestimmungen für 21 den Betrieb des Wasserabscheiders 4.2 Wasserwirtschaftliche Nebenbestimmungen für 21 das geplante Vorhaben „Reaktivierung eines Al- tarms der Rheins bei Geisenheim“ 5. Energiewirtschaftliche Anlagen 24 6. Bodenschutz 25 7. Archäologische Funde 25 …/ Inhalts- und Abkürzungsverzeichnis zum Planfeststellungsbeschluss für die A 643 

8. Ausführungsplanung 25 9. Bauausführung 26 10. Bericht zur frist- und sachgerechten Durchfüh- 26 rung der festgesetzten Kohärenzmaßnahmen 11. Bericht zur frist- und sachgerechten Durchfüh- 26 rung der festgesetzten Ausgleichs- und Ersatz- maßnahmen sowie der Unterhaltungsmaßnah- men 12. Vorbehalt weiterer Nebenbestimmungen und in 27 Bezug auf Planänderungen 13. Beweissicherungsverfahren 28 14. Festsetzung einer Entschädigung dem Grunde 28 V. Zusicherungen des Vorhabenträgers, vertreten 28 durch das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Marburg, im Anhörungsverfahren 1. Gebietskörperschaften, Behörden und Stellen 29 2. Private 43 VI. Entscheidung über im Anhörungsverfahren auf- 49 rechterhaltene und nicht abschließend geregelte Forderungen und Einwendungen VII. Anordnung der sofortigen Vollziehung 50

B. Verfahrensablauf 50 I. Antrag auf Einleitung des Planfeststellungsver- 50 fahrens II. Antragsgegenstand 50 III. Antragsbegründung 51 IV. Vorhergehende Planungsstufen 53 1. Ausgangslage 53 2. Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen 53 V. Ablauf des Planfeststellungsverfahrens 54 1. Ausgangsverfahren 54 1.1 Auslegung der Planunterlagen 60 1.2 Unterrichtung nicht ortsansässiger Betroffener 62 1.3 Beteiligung der Behörden und Stellen 63 1.4 Beteiligung der Naturschutzverbände und sonsti- 64 gen Umweltvereinigungen 1.5 Einwendungen und Stellungnahmen 65

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2. Planänderungsverfahren 66 2.1 Gegenstand des Planänderungsverfahrens 66 2.2 Auslegung der geänderten Planunterlagen 66 2.3 Unterrichtung nicht ortsansässiger Betroffener 71 2.4 Beteiligung der Behörden und Stellen 73 2.5 Beteiligung der Naturschutzverbände und sonsti- 74 gen Umweltvereinigungen 2.6 Einwendungen und Stellungnahmen zum geän- 74 derten Plan 3. Erörterungstermin 74 4 Vorlagebericht 76 5. Zweite Planänderung 77 C. Entscheidungsgründe 79 Rechtliche Bewertung der Entscheidung I. Verfahrensrechtliche Bewertung 79 1. Erforderlichkeit der Planfeststellung 79 2. Zuständigkeiten 79 3. Auslegung 80 4. Rechtswirkungen der Planfeststellung 81 5. Erforderlichkeit der Umweltverträglichkeitsprüfung 82 6. Zurückweisung von Verfahrenseinwendungen 84 und Anträgen 6.1 Verfristung von Einwendungen (materielle Prä- 84 klusion) 6.2 Auslegung der Unterlagen in 87 6.3 Aus- und Neubau eines Radweges 87 7. Zusicherungen des Vorhabenträgers, vertreten 88 durch das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden, im Anhörungsverfahren II. Umweltverträglichkeitsprüfung 88 1. Allgemeines 88 2. Untersuchungsgegenstand 88 3. Gestuftes Vorgehen 89 4. Geprüfte anderweitige Lösungsmöglichkeiten 91 5. Zusammenfassende Darstellung und Bewertung 95 5.1 Zusammenfassende Darstellung nach § 11 95 UVPG

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5.1.1 Untersuchungsraum 95 5.1.2 Schutzgutbezogen Betrachtung 97 5.1.3 Darstellung der Umweltauswirkungen 123 5.1.4 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung so- 127 wie zur Kompensation 5.1.5 Bedarf an Grund und Boden 132 5.2 Bewertung der Umweltauswirkungen nach § 12 134 UVPG 5.2.1 Schutzgut „Menschen“ 134 5.2.2 Schutzgüter „Tiere, Pflanzen und biologische Viel- 135 falt“ 5.2.3 Schutzgut „Boden“ 136 5.2.4 Schutzgut „Wasser“ 137 5.2.5 Schutzgüter „Luft und Klima“ 138 5.2.6 Schutzgut „Landschaft“ 139 5.2.7 Schutzgut „Kultur- und sonstige Sachgüter“ 139 5.2.8 Wechselwirkungen 139 5.2.9 Abschließende Bewertung 140 III. Planrechtfertigung 140 1. Zielkonformität 147 2. Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen 147 3. Verkehrliche Belange 150 3.1 Darstellung des bestehenden Zustandes, Analyse 152 3.2 Verkehrsprognose 153 3.3 Interdependenzuntersuchung 157 3.4 Verbesserung der Verkehrssicherheit 158 4. Raumordnung, Regionalplan Südhessen 158 5. Ziele der Planung 160 IV. Zulässigkeit des Vorhabens nach § 34 BNatSchG 162 i.V.m. FFH-Richtlinie 1. Allgemeines zum Gebietsschutz 162 2. Prüfung der Verträglichkeit mit den Erhaltungszie- 164 len der FFH- und Vogelschutzgebiete 3. Betrachtung des FFH-Gebietes „ bei 166 Wiesbaden“ 3.1. Beschreibung des FFH-Gebiets DE 5915-301 166 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ …/ Inhalts- und Abkürzungsverzeichnis zum Planfeststellungsbeschluss für die A 643 

3.2 Erhaltungsziele 167 3.3 Funktionale Beziehungen des Schutzgebietes im 169 Netz Natura 2000 3.4 Vorhabenbezogene Maßnahmen zur Schadens- 170 begrenzung von Beeinträchtigungen der Erhal- tungsziele 3.5 Vorhabenbedingte Auswirkungen auf das FFH- 171 Gebiet 3.5.1 Bewertung der Beeinträchtigungen durch Stick- 172 stoffeinträge 3.5.2 Bewertung der Beeinträchtigungen von Vögeln 176 als charakteristische Arten durch Lärm 3.5.3 Beeinträchtigungen von Lebensräumen des An- 178 hangs I der FFH-RL 3.5.4 Beeinträchtigungen von Arten des Anhangs II der 184 FFH-RL 3.6 Zusammenfassung der vorhabenbedingte Aus- 184 wirkungen 3.7 Kumulative Wirkungen auf das FFH-Gebiet 185 4. Betrachtung des FFH-Gebietes „Wanderfischge- 186 biete im Rhein“ 4.1. Beschreibung des FFH-Gebiets DE 5914-351 186 „Wanderfischgebiete im Rhein“ 4.2 Erhaltungsziele 187 4.3 Funktionale Beziehungen des Schutzgebietes im 188 Netz Natura 2000 4.4 Vorhabenbezogene Maßnahmen 189 4.5 Kumulative Wirkungen auf das FFH-Gebiet 192 5. Betrachtung des Vogelschutzgebietes „Inselrhein“ 194 5.1. Beschreibung des Vogelschutzgebiets DE 5914- 194 450 „Inselrhein“ 5.2 Erhaltungsziele 194 5.3 Vorhabenbedingte Auswirkungen 203 5.4 Vorhabenbezogene Maßnahmen zur Schadens- 217 begrenzung 5.5 Bewertung der Erheblichkeit der Beeinträchtigun- 218 gen 5.6 Kumulative Wirkungen auf das Vogelschutzgebiet 225 5.7 Zusammenfassung 228

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6. Vogelschutzgebiet DE 6014-401 „Dünen- und 229 Sandgebiet Mainz-Ingelheim 7. FFH-Gebiet DE 6014-302 „Kalkflugsandgebiet 229 Mainz-Ingelheim“ 7.1 Vorhabenbedingte Auswirkungen 230 7.2 Kumulative Betrachtung weiterer Projekte 232 7.3 Zusammenfassung 232 7.4 Zukünftige Projekte 233 8. Grundsätzliche Maßstäbe 234 9. Abweichungsgründe (Zwingende Gründen des 235 überwiegenden öffentlichen Interesses) 10. Alternativlösungen 239 10.1 Denkbare Alternativlösungen 242 10.1.1 Grundinstandsetzung und Reparatur/ Wartung 242 10.1.2 Null-Lösung 242 10.1.3 Fähre 244 10.1.4 Ersatzneubau an alter Stelle 244 10.1.5 Ersatzneubau mit unverändert vier Fahrstreifen 245 (sog. Null-Plus-Lösung) 10.2 Vertieft untersuchte Alternativlösungen 246 10.2.1 Beschreibung der Alternativlösungen 246 10.2.2 Prüfung der FFH-Verträglichkeit 247 10.2.3 Umweltverträglichkeit 249 10.3 Gründe, weshalb Alternativlösungen ausscheiden 249 11. Kohärenzmaßnahmen 252 11.1 Beschreibung des Ist-Zustands der Kohärenzflä- 255 chen 11.2 Leitbild und Entwicklungsziele der vorgesehenen 258 Maßnahmen zur Kohärenzsicherung 11.3 Zielkonflikte mit den Erhaltungszielen FFH-Gebiet 260 „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisen- heim“ 11.4 Zielkonflikte mit den Erhaltungszielen des Vogel- 261 schutzgebiets „Inselrhein“ 11.5 Maßnahmenkonzept 261 11.6 Maßnahmen 265 11.6.1 Reaktivierung eines Rhein-Altarmes 265

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11.6.2 Schaffung geeigneter Standortbedingungen für 266 die Entwicklung des LRT *91E0 (Weichholzauen- wald) 11.6.3 Schaffung geeigneter Standortbedingungen für 266 die Entwicklung des LRT 91F0 (Hartholzauen- wald) 11.6.4 Durchführung der Maßnahmen und artenschutz- 266 relevante Aspekte 11.6.5 Entwicklungszeit, Monitoring und Risikomanage- 268 ment 11.6.6 Sicherung der Kohärenzmaßnahmen 269 11.6.7 Kohärenzbilanz 270 12. Stellungnahme der EU-Kommission 271 13. Zusammenfassung der Abweichungsentschei- 272 dung V. Abwägung 275 1. Planungsvarianten 277 1.1 Ausbau der A 643 mit Erneuerung der Rheinbrü- 278 cke 1.2 Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein 279 2. Abschnittsbildung 283 3. Verkehrliche und straßenbauliche Belange (An- 285 forderungen and die straßenbauliche Infrastruk- tur) 3.1. Dimensionierung 286 3.2 Sechsstreifiger Ausbau der A 643 288 3.3 Umbau des Autobahnkreuzes Wiesbaden- 290 Schierstein 3.4 Straßenquerschnitt 291 3.5 Verkehrssicherheit 297 3.6 Änderungen des nachgeordneten Straßennetzes 298 3.7 Ingenieurbauwerke 300 4. Immissionsschutz 308 4.1 Trennungsgebot des § 50 BImSchG 309 4.2 Lärmschutz 312 4.3 Luftverunreinigungen, Schadstoffimmissionen 342 4.4 Erschütterungen 363 5. Artenschutz 367

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5.1 Grundsätzliche Erläuterungen 370 5.2 Nach Anhang IV der FFH-Richtlinie geschützte 383 Arten 5.3 Europäische Vogelarten 387 5.4 Zusammenfassung 423 6. Belange des Naturschutzes und der Landschafts- 426 pflege 6.1 Feststellung der Rechtsfolgen 427 6.2 Bestandserfassung 429 6.3 Vermeidungsmaßnahmen 439 6.4 Unvermeidbare Eingriffe 446 6.5 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen 453 6.6 Naturschutzrechtliche Abwägung 469 6.7 Schutzgebiete und Schutzobjekte 474 6.8 Prüfung nach § 19 BNatSchG 476 6.9 Prüfung der durchgeführten festgesetzten Aus- 477 gleichs- und Ersatzmaßnahmen 6.10 Sicherung und Unterhaltung der Kompensations- 477 maßnahmen 7. Wasserschutz 482 7.1 Grundwasser 482 7.2 Oberflächengewässer 483 7.3 Bundeswasserstraße und Rheinschifffahrt 486 7.4 Entwässerung 490 7.5 Einleitung von Niederschlagswasser 494 7.6 Retentionsraumverlust und Ausgleich 495 7.7 Reaktivierung des Rheinaltarms 496 8. Bodenschutz, Altlasten 509 9. Kommunale Belange 512 10. Ver- und Entsorgungsleitungen, Telekommunika- 532 tionslinien 11. Bauausführung 536 11.1 Neubau der Rheinbrücke 536 11.2 Sechsstreifiger Ausbau der A 643 539 11.3 Entwässerung 542 11.4 Renaturierung Altarm 543

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11.5 Ausführungplanung 545 12. Denkmalpflege 547 13. Geltendmachung öffentlicher Belange durch Priva- 549 te VI. Gründe für die Entscheidung über die Einwen- 550 dungen Privater 1. Grundsätzliches 551 1.1 Eigentumsgarantie 551 1.2 Interessen der Gewerbetreibenden 559 1.3 Vorübergehende Inanspruchnahme von Grund- 561 stücksflächen 1.4 Schutzauflagen 562 1.5 Grundsätzliches für das Entschädigungsverfahren 564 1.6 Wertminderung 565 2. Spezielles Vorbringen der Privaten 568 2.1 568 2.2 569 2.3 571 2.4 577 2.5 580 2.6 581 2.7 584 2.8 585 D. Gesamtabwägung 587 E. Anordnung der sofortigen Vollziehung 589 1. Antrag 590 2. Entscheidungsgründe 592 2.1 Abwägung der Gründe für die sofortige Vollzie- 592 hung des Planfeststellungsbeschlusses 2.2 Abwägung der Belange der Beteiligten mit dem 595 öffentlichen Interesse 2.2.1 Interessen der Kommunen 595 2.2.2 Interessen von Behörden und Stellen 596 2.2.3 Interessen der vom Plan unmittelbar Betroffenen 597 2.2.4 Interessen der vom Planmittelbar Betroffenen 597 2.3 Zusammenfassendes Ergebnis 599 Rechtsbehelfsbelehrung 601 Hinweis 603

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Verzeichnis der Tabellen:

Tabelle Bezeichnung Seite 1 Festgestellter Plan 6 2a Antragsunterlagen 54 2b Unterlagen des Änderungsantrags 67 2c Unterlagen des zweiten Planänderung 78 3a Flächenbilanz Straße 133 3b Flächenbilanz Kompensation 134 4 Erhaltungsziele des FFH-Gebietes 5915-301 „Rettbergsaue 169 bei Wiesbaden“ 5 Depositionsberechnungen für Stickstoff 181 6 Erhaltungsziele des FFH-Gebietes 5914-351 „Wanderfisch- 187 gebiete im Rhein“ 7 Erhaltungsziele des FFH-Gebietes 5914-450 „Inselrhein“ 194 8 Erhaltungsziele des FFH-Gebietes 6013-301 „Rheinwiesen 259 von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ 9 Bilanzierung der Kohärenzmaßnahmen für erhebliche Be- 270 einträchtigungen des LRT *91E0 10 Immissionsgrenzwerte nach der 16. BImSchV 319 11a Eingabedaten für die schalltechnische Untersuchung 321 11b Verkehrsbelastung bei Planfall Teil-Ausbau 322 11c Weiterer Prognosen 323 12 Beurteilungspegel in dB(A) an relevanten Immissionsorten 330 13a Beurteilungspegel ohne/mit Lärmschutz an relevanten Im- 334 missionsorten 13b Beurteilungspegel ohne/mit Lärmschutz an relevanten Im- 338 missionsorten 14 Vorbelastungen [I1V, in µg/m3] für die Schadstoffe 348 15 Immissionskonzentrationen in ausgewählten Bereichen 352 15a Abstandsbezogene Immissionskonzentrationen im Bereich 352 Bau-km 1+180 bis 1+350 15b Abstandsbezogene Immissionskonzentrationen im Bereich 353 Bau-km 1+580 bis 1+940

16 Anhaltswerte für Schwinggeschwindigkeit vi zur Beurteilung 366 der Wirkung von Kurz-Erschütterungen

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17 Überflutungsflächen des reaktivierten Altarms in Abhängig- 505 keit von der hydrologischen 18 Grundstücksinanspruchnahme C, Ziffer VI,2.1 568 19 Grundstücksinanspruchnahme C, Ziffer VI,2.2 569 20 Grundstücksinanspruchnahme C, Ziffer VI,2.3 573 21 Grundstücksinanspruchnahme C, Ziffer VI,2.4 579 22 Grundstücksinanspruchnahme C, Ziffer VI,2.5 581 23 Grundstücksinanspruchnahme C, Ziffer VI,2.6 581 24 Grundstücksinanspruchnahme C, Ziffer VI,2.7 585 25 Grundstücksinanspruchnahme C, Ziffer VI,2.8 585

Abkürzungsverzeichnis

A (Bundes-) A Ausgleichsmaßnahme a.a.O. am angegebenen Ort Abb. Abbildung ABl. EG Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften AH-RAL-K-2 Aktuellen Hinweise zur Gestaltung planfreier Knotenpunkte außerhalb bebauter Gebiete – Er- gänzungen zu den RAL-K-2 asP artenschutzrechtliche Prüfung ASV Amt für Straßen- und Verkehrswesen ATV-A ATV Arbeitsblatt BAB Bundesautobahn B Bundesstraße Bahn-km Bahn-Kilometer BAnz. Bundesanzeiger BASt Bundesanstalt für Straßenwesen BauGB Baugesetzbuch Bau-km Bau-Kilometer BBodSchG Bundesbodenschutzgesetz BBodSchV Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung BGBl. Bundesgesetzblatt BHD Brusthöhendurchmesser BImSchG Bundes-Immissionsschutzgesetz 16. BImSchV Sechzehnte Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verkehrs- lärmschutzverordnung) 22. BImSchV Zweiundzwanzigste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über Immissionswerte für Schadstoffe in der Luft) 24. BImSchV Zweiundzwanzigste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verkehrswege-Schallschutzmaßnahmenverordnung)

32. BImSchV Zweiunddreißigste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Gerä- te- und Maschinenlärmschutzverordnung) 39. BImSchV Neununddreißigste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über Immissionswerte für Schadstoffe in der Luft) BMVBS Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz BvR Bundesverfassungsgericht …/ Inhalts- und Abkürzungsverzeichnis zum Planfeststellungsbeschluss für die A 643 

BVerwG Bundesverwaltungsgericht BVerwGE Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichtes BW Bauwerk ca. Cirka CEF Maßnahmen zur Sicherung der kontinuierlichen ökologischen Funktionalität der Fortpflanzungs- und Ruhestätten, sog. „vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen“ CL Cricital Load cm Zentimeter CO2 Kohlendioxid dB(A) Dezibel (A), A-Bewertung des Schalls Dez. Dezernat d.h. das heißt DIN Deutsches Institut für Normung e. V. DIN 1055-9 Einwirkungen auf Tragwerke – Teil 9: Außergewöhnliche Einwirkungen DIN 1076 Ingenieurbauwerke im Zuge von Straßen und Wegen - Überwachung und Prüfung DIN 18915 Vegetationstechnik im Landschaftsbau – Bodenarbeiten DIN 18916 Vegetationstechnik im Landschaftsbau – Pflanzen und Pflanzarbeiten DIN 18917 Vegetationstechnik im Landschaftsbau – Rasen und Saatarbeiten DIN 18918 Vegetationstechnik im Landschaftsbau – Ingenieurbiologische Sicherungsbauweisen DIN 18919 Vegetationstechnik im Landschaftsbau – Entwicklungs- und Unterhaltungspflege von Grünflä- chen DIN 18920 Vegetationstechnik im Landschaftsbau – Schutz von Bäumen, Pflanzenbeständen und Vegeta- tionsflächen bei Baumaßnahmen DIN 52106 Prüfung von Gesteinskörnungen - Untersuchungsverfahren zur Beurteilung der Verwitterungs- beständigkeit DIN-Norm Norm des Deutschen Institut für Normung e. V. DN Diameter Nominal, ungefähr der Innendurchmesser in Millimeter DTV Durchschnittliche tägliche Verkehrsmenge DTVW Durchschnittliche tägliche Verkehrsmenge an Werktagen DVWK Deutschen Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau e.V. DWA (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. E Ersatzmaßnahme EBA Eisenbahn-Bundesamt EG Konsolidierte Fassung des Vertrags zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft EKrG Eisenbahnkreuzungsgesetz e.V. Eingetragener Verein f. folgende ff. Plural von f. FFH Flora-Fauna-Habitat FFH-RL Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie; Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (FFH-Richtlinie) FFH-VP FFH-Verträglichkeitsprüfung FGSV Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen FStrAbÄndG Gesetz zur Änderung des Fernstraßenausbaugesetzes FStrAbG Fernstraßenausbaugesetz FStrG Bundesfernstraßengesetz FVT Fachstelle für Verkehrstechniken der WSV Fz/24h Fahrzeuge in 24 Stunden Fz/h Fahrzeuge pro Stunde G Gestaltungsmaßnahme GDE Grunddatenerhebung gon Neugrad g/ km Gamm pro Kilometer g/m² Gramm pro Quadratmeter GG Grundgesetz GRK Geotextilrobustheitsklasse GrwV Grundwasserverordnung GVBl. Gesetz- und Verordnungsblatt …/ Inhalts- und Abkürzungsverzeichnis zum Planfeststellungsbeschluss für die A 643 

ha Hektar ha*a Hektar und Jahr HBO Hessische Bauordnung HBS Handbuch für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen HDSchG Hessisches Denkmalschutzgesetz HENatG Hessisches Naturschutzgesetz HLPG Hessisches Landesplanungsgesetz HOZ Hochofenzement HStrG Hessisches Straßengesetz HSW Höchster Schifffahrtswasserstand HVwVfG Hessisches Verwaltungsverfahrensgesetz HWG Hessisches Wassergesetz HWM Hochwassermarke i.d.R. in der Regel IHK Industrie- und Handelskammer insb. insbesondere i.S.d. im Sinne der/ des ISO 9613-2 Akustik - Dämpfung des Schalls bei der Ausbreitung im Freien - Teil 2: Allgemeine Berech- nungsverfahren i.V.m. in Verbindung mit i.S.v. im Sinne von i.Z. im Zuge K Konflikt Kap. Kapitel Kfz Kraftfahrzeuge Kfz/24h Kraftfahrzeuge in 24 Stunden km Kilometer kg/ ha*a Kilogramm pro Hektar und Jahr kg N/ha*a Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr km/h Kilometer pro Stunde KrW-/ AbfG Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz kV Kilovolt, abgeleitete SI-Einheit der elektrischen Spannung, Einheitszeichen KV Kompensationsmaßnahmenverordnung KUK Konstruktionsunterkante l Liter L Länge LAP Landschaftspflegerischer Ausführungsplan LBP Landschaftspflegerischer Begleitplan lfd. Nr. laufende Nummer l/a Liter pro Jahr l/s Liter pro Sekunde lfdm laufender Meter lfd. Nr. laufende Nummer LH Lichte Höhe (bei Bauwerken) Lkw Lastkraftwagen LRT Lebensraumtyp LSG-VO Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet LUA BB Landesumweltamt Brandenburg LW Lichte Weite (bei Bauwerken) MIV Motorisierter Individualverkehr max. Maximal m/s Meter pro Sekunde m² Quadratmeter µg Mikrogramm MLuS-02 Merkblatt für Luftverunreinigungen, Ausgabe 2002, geänderte Fassung 2005 Mrd. Milliarde …/ Inhalts- und Abkürzungsverzeichnis zum Planfeststellungsbeschluss für die A 643 

NK Netzknoten NN Normalnull NO Stickstoff NO2 Stickstoffdioxid NOX Stickstoffoxid o.ä. oder ähnliches o.g. oben genannt OPA Offenporiger Asphalt ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr ÖV Öffentlicher Verkehr % Symbol für Prozent = vom Hundert, Hundertstel Pkw Personenkraftwagen PM2,5 Feinstaubimmissionen, Particulate Matter <2,5 µm PM10 Feinstaubimmissionen, Particulate Matter <10 µm PlafeR 07 Planfeststellungsrichtlinien, Ausgabe 2007 RAA Richtlinien für die Anlage für Autobahnen RAS Richtlinie für die Anlage von Straßen RAL-K2 Richtlinie für die Anlage von Landstraßen: Teil: : Plangleiche Knotenpunkte RAS-Ew Richtlinie für die Anlage von Straßen, Teil: Entwässerung RAS-LP 4 Richtlinien für die Anlage von Straßen, Teil: Landschaftspflege, Abschnitt 4: Schutz von Bäu- men, Vegetationsbeständen und Tieren bei Baumaßnahmen RAS-N Richtlinie für die Anlage von Straßen, Teil: Teil: Leitfaden für die funktionale Gliederung des Straßennetzes RheinSchPV Rheinschifffahrtspolizeiverordnung RIN Richtlinien für die integrierte Netzgestaltung RL Richtlinie RLS-90 Richtlinien für den Lärmschutz an Straßen, Ausgabe 1990 Rn Randnummer ROG Raumordnungsgesetz RQ Regelquerschnitt RRB Regenrückhaltecken RRPM Regionalen Raumordnungsplan Mittelhessen RStO 01 Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaues von Verkehrsflächen, 2001 RQ Regelquerschnitt s Abstand des Mittelpunktes der Parkplatzfläche vom Immissionsort S Schutzmaßnahme sog. so genannte S. Seite SiGeKo Sicherheits- und Gesundheitskoordinator StAnz. Staatsanzeiger für das Land Hessen Stck. Stück SVZ (bundesweite) Straßenverkehrszählung t Tonne t/a Tonnen pro Jahr t/ 24h Tonnen pro 24 Stunden (pro Tag) TKG Telekommunikationsgesetz TSI Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität u.a. unter anderem üNHN über Normalhöhennull (= Bezugsfläche für Höhen über dem Meeresspiegel im Deutschen Haupthöhennetz 1992) u.U. unter Umständen u.v.a. und viele andere UBA Umweltbundesamt UVP Umweltverträglichkeitsprüfung UVPG Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung UVS Umweltverträglichkeitsstudie Ve Entwurfsgeschwindigkeit …/ Inhalts- und Abkürzungsverzeichnis zum Planfeststellungsbeschluss für die A 643 

v.A. vor Allem VB Vordringlicher Bedarf VDE 105-1 Betrieb von elektrischen Anlagen - Deutsche Fassung EN 50110-1: 1996 VGH Verwaltungsgerichtshof vgl. vergleiche VkBl Verkehrsblatt VOB Verdingungsordnung für Bauleistungen VSR Vogelschutzrichtlinie; Richtlinie 2009/147/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (kodifizierte Fassung) (Vogelschutz-Richtlinie) VwGO Verwaltungsgerichtsordnung WHG Wasserhaushaltsgesetz WSA Wasser- und Schifffahrtsamt WSV Wasser- und Schifffahrtsverwaltung z.B. zum Beispiel zGG. Zulässiges Gesamtgewicht ZKR Zentralkommission für die Rheinschifffahrt z.T. zum Teil ZTVE-StB Zusätzliche technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Erdarbeiten im Straßenbau ZTV-La StB 05 Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Landschaftsbauarbeiten im Straßenbau, Ausgabe 2005

Anmerkung: Firmen- und andere Eigenbezeichnungen werden hier nicht benannt.

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Geschäftszeichen: VI 1-A – 61 k 04 # (2.121) Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, Postfach 31 29, 65021 Wiesbaden

Planfeststellungsbeschluss

vom

19. Dezember 2011

A. Verfügender Teil (Tenor)

I. Entscheidung 1. Feststellung des Plans

Der Plan für den 1. Neubau der Rheinbrücke Schierstein (Bauwerke 1b, 4b, 1c, 4c, 2a, 5a, 2b und 5b) der Bundesautobahn 643 (Autobahndreieck Mainz- Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein) zwischen den Anschluss- stellen Mainz-Mombach und Wiesbaden-Äppelallee mit 2. sechsstreifigem Ausbau der A 643 von der Landesgrenze Rhein- land-Pfalz/ Hessen bis zum Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein in den Gemarkungen Schierstein und Biebrich der Landeshauptstadt Wiesbaden von Bau-km 0+262,781 bis 2+725 (Achse 1: östliche Rich- tungsfahrbahn) und von Bau-km 0+267,972 bis 2+655 (Achse 2: west- liche Richtungsfahrbahn) und 3. Umbau des Schiersteiner Kreuzes

1 (entspricht: Bau-km 4+316,69 der Planung des Landes Rheinland-Pfalz) 2 (entspricht: Bau-km 4+305,34 der Planung des Landes Rheinland-Pfalz)

Hausanschrift Ministerium: Kaiser-Friedrich-Ring 75 (Landeshaus), 65185 Wiesbaden (Nähe Hauptbahnhof) Tel.: (0611) 815(0), Telefax der Poststelle: (0611) 815 2225, E-Mail: [email protected] Planfeststellungsbeschluss - 2 - A 643 einschließlich der Folge-, Vermeidungs-, Kohärenz- und Ausgleichs- sowie Ersatz- maßnahmen in den Gemarkungen Biebrich und Schierstein der Landeshaupt- stadt Wiesbaden und der Kohärenz- und Ausgleichsmaßnahmen in den Gemarkungen Geisenheim der Stadt Geisenheim (Flur 23) und Winkel der Stadt Oestrich-Winkel (Flur 59) wird gemäß §§ 12 Abs. 4, 12a Abs. 4, 17 ff. des Bundesfernstraßengesetzes (FStrG), zuletzt geändert durch Gesetz vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2542), in Verbindung mit §§ 72 ff. des Hessischen Verwaltungsverfahrensgesetzes (HVwVfG) in der Fassung vom 15. Januar 2010 (GVBI. I S. 18) und § 33 Abs. 2 Satz 2 des Hessischen Stra- ßengesetzes (HStrG) in der Fassung vom 8. Juni 2003 (GVBl. I S. 166), geändert durch Gesetz vom 12. Dezember 2007 (GVBl. I S. 851), unter Beachtung der unter A, Ziffer IV festgesetzten Nebenbestimmungen/ Auflagen, Hinweise und Vorbehalte so- wie mit den sich aus den Violetteintragungen in den Planunterlagen ergebenden Än- derungen und Ergänzungen festgestellt.

2. Übersicht über die planfestgestellten Maßnahmen: Es wird (1.) der Neubau der Rheinbrücke Schierstein in Rhein-km 504,400 und (2.) der sechsstreifige Ausbau der Bundesautobahn 643 (Autobahndreieck Mainz- Auto- bahnkreuz Wiesbaden-Schierstein) von der Landesgrenze Rheinland-Pfalz/ Hessen bis zum Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein in den Gemarkungen Schierstein und Biebrich der Landeshauptstadt Wiesbaden von Bau-km 0+262,78 bis 2+275 (Achse 1: östliche Richtungsfahrbahn) und von Bau-km 0+267,97 bis 2+655 (Achse 2: westli- che Richtungsfahrbahn) sowie (3.) der Umbau des Schiersteiner Kreuzes einschließ- lich der folgenden Maßnahmen planfestgestellt: - Herstellung einer neuen Auffahrtsrampe von der Äppelallee zur A 643 im Be- reich der Anschlussstelle Wiesbaden-Äppelallee (in Form einer sog. „holländi- schen Rampe“ im Nordost-Quadranten) und Rückbau der Fahrbahn der indirek- ten Verbindungsrampe (im Südost-Quadranten), - Anpassung der vorhandenen Verbindungsrampen Fahrtrichtungen Wiesbaden - Äppelallee und Äppelallee - Mainz der Autobahnanschlussstelle Wiesbaden-Äp- pelallee, - Erneuerung der Äppelallee (L 3482) von Bau-km 0+000 bis 0+330, - Anordnung eines zusätzlichen Verflechtungsstreifens auf der Ostseite der A 643 von Bau-km 1+700 (im Anschluss an Rampe von der Äppelallee) bis Bau-km 2+200 = Bau-km 0+000 der Achse 601 (Verbindungsrampe Mainz- am Main), - Umbau der direkten Verbindungsrampe von der A 66 zur A 643 (Achse 45: Fahrrichtung Rüdesheim - Mainz von Bau-km 0-117,50 bis 0+524 = Bau-km 0+980,70 der Achse 91) …/ Planfeststellungsbeschluss - 3 - A 643

- Neubau der halbdirekten Verbindungsrampe von der A 66 (aus Richtung Frank- furt am Main) zur A 643 (in Richtung Mainz) (Achse 91) von Bau-km 0-271,50 bis 0+980,70, - Rückbau der indirekten Verbindungsrampe von der A 66 (aus Richtung Frank- furt am Main) zur A 643 (in Richtung Mainz), - Umbau der direkten Verbindungsrampe von der A 66 (aus Richtung Frankfurt am Main) zur A 643 (in Richtung Wiesbaden) (Achse 12) von Bau-km 0-125 bis 0+569,73, - Umbau der direkten Verbindungsrampe von der A 66 (aus Richtung Rüdes- heim) zur A 643 (in Richtung Mainz) (Achse 45) von Bau-km 0-117,50 bis 0+524,14, - Ausbau der direkten zweistreifigen Verbindungsrampe von der A 66 (aus Rich- tung Mainz in Richtung Frankfurt am Main) (Achse 601) von Bau-km 0+000 bis 0+650,32, - Anpassung der indirekten Verbindungsrampe von der A 66 (aus Richtung Rü- desheim) zur A 643 (in Richtung Wiesbaden), - Anpassung der indirekten Verbindungsrampe von der A 643 (aus Richtung Wiesbaden) zur A 66 (in Richtung Frankfurt am Main), - teilweiser Rückbau der Fahrbahn der direkten Verbindungsrampe von der A 643 (aus Richtung Wiesbaden) zur A 66 (in Richtung Rüdesheim), - Anpassung der indirekten Verbindungsrampe von der A 643 (aus Richtung Mainz) zur A 66 (in Richtung Rüdesheim) und teilweiser Rückbau der Fahr- bahn, - Neubau der Unterführungen des Rheins (Mombacher Arm) durch den Neubau der Bauwerke Nr. 1b (Strombrücke Mombach, an gleicher Stelle wie das vor- handene Bauwerk Nr. 2: Kleine Strombrücke) und 4b (Strombrücke Mombach, neues Bauwerk unterstrom) von Bau-km 0+262,78 bis 0+520 der Achse 1 und von Bau-km 0+267,97 bis 0+520 der Achse 2 [von Bau-km 0+110 bis 0+262,78 bzw. 0+267,97 liegen die Bauwerke im Bereich des Landes Rheinland-Pfalz ] und Abbruch des vorhandenen Bauwer- kes Nr. 2 (Kleine Strombrücke), - Neubau der Flutbrücken Rettbergsaue durch den Neubau der Bauwerke Nr. 1c (an gleicher Stelle wie das vorhandene Bauwerk Nr. 3: Flutbrücke Rettbergs- aue) und 4c (neues Bauwerk unterstrom) von Bau-km 0+520 bis 0+609 der Achse 1 und 2 und Abbruch des vorhandenen Bauwerkes Nr. 3 (Flutbrücke Rettbergsaue), - Neubau der Unterführungen des Rheins (Biebricher Arm) durch den Neubau der Bauwerke Nr. 2a (Strombrücke Biebrich, an gleicher Stelle wie das vorhan-

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dene Bauwerk Nr. 4: Große Strombrücke) und 5a (neues Bauwerk unterstrom, Strombrücke Schierstein) von Bau-km 0+609 bis 1+019 der Achsen 1 und 2 und Abbruch des vorhandenen Bauwerkes Nr. 4 (Große Strombrücke), - Neubau der Vorlandbrücken durch den Neubau der Bauwerke Nr. 2b (Vorland- brücke Biebrich, an gleicher Stelle wie das vorhandene Bauwerk Nr. 5: Flutbrü- cke Schierstein) und 5b (Vorlandbrücke Schierstein, neues Bauwerk unter- strom) von Bau-km 1+019 bis 1+256 der Achsen 1 und 2 und Abbruch des vorhandenen Bauwerkes Nr. 5 (Flutbrücke Schierstein), - Neubau der Anschlussbauwerke durch den Neubau der Bauwerke Nr. 3 (An- schlussbauwerk Rheingaustraße, an gleicher Stelle wie das vorhandene Bau- werk Nr. 6: Anschlussbauwerk Uferstraße) von Bau-km 1+256 bis 1+281 der Achsen 1 und 2 (Anschlussbauwerk Rheingaustraße, neues Bauwerk unter- strom) von Bau-km 1+263 bis 1+288 der Achsen 1 und 2 und Abbruch des vorhandenen Bauwerkes Nr. 6 (Anschlussbauwerk Uferstra- ße), - Errichtung eines Geh- und Radweges (Fußgängersteg unterhalb der Fahrbahn- platte) von Bau-km 0+0262,78 bis 1+350 mit Herstellung einer Rampe an den bestehenden Geh- und Radweg entlang der direkten Verbindungsrampe der Anschlussstelle Wiesbaden-Äppelallee, - Abbruch und Neubau der Unterführung Äppelallee (L 3482) (Bauwerk Nr. 7) in Bau-km 1+488 der Achse 1, - Abbruch und Neubau der Unterführung Hagenauer Straße/ Alte Schmelze (Bauwerk Nr. 8) in Bau-km 1+975 der Achse 1, - Anordnung einer Stützmauer (Bauwerk Nr. 8a) auf der Westseite von Bau-km 1+902 bis 1+956 der Achse 2, - Abbruch und Neubau der Unterführung der Deutschen Bahn (Bauwerk Nr. 9) in Bau-km 2+268 der Achse 1, - Abbruch und Neubau der Unterführung der Deutschen Bahn (Bauwerk Nr. 9a) in Bau-km 0+900,62 der Achse 91, - Neubau der Unterführung der Deutschen Bahn (Bauwerk Nr. 9b) in Bau-km 0+074,164 der Achse 601 (= Bau-km 0+900 der Achse 91), - Abbruch und Neubau der Unterführung der A 66 (Bauwerk Nr. 10) in Bau-km 2+453,89 der Achse 1, - Neubau der Unterführung der A 66 (Bauwerk Nr. 10a) in Bau-km 0+658,19 der Achse 91,

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- Neubau der Überführung der Verbindungsrampe von der A 66 (aus Richtung Biebrich in Richtung Mainz) (Bauwerk Nr. 10b) in Bau-km 0+502,69 der Achse 91, - Neubau von Stützwänden von Bau-km 0+305 bis 0+488 der Achse 91 (Stütz- wand Nordost) und von Bau-km 0+233 bis 0+488 der Achse 91 (Stützwand Südost), - Herstellung eines angehängten Fußgängerstegs (Mombach) mit einer Länge von 540 m (ab Landesgrenze), - Herstellung eines angehängten Fußgängerstegs (Biebrich) mit einer Länge von 510 m, - Errichtung einer Lärmschutzwand auf der Ostseite der A 643 von Bau-km 1+125 bis 1+350 der Achse 1 (Bereich Rheingaustraße), - Errichtung einer Lärmschutzwand auf der Südseite der A 66 von Bau-km 0-117,50 bis 0+401 der Achse 45 (Bereich Blierweg), - Errichtung eines Regenrückhaltebeckens (Entwässerungsbeckens) innerhalb des östlichen Anschlussohres der Anschlussstelle Wiesbaden-Äppelallee, und der damit verbundenen Kohärenz-, Schutz-, Gestaltungs-, CEF- (vorgezogenen Ausgleichs-), Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in Form - der Ansaat und Gehölzpflanzung auf Straßenböschungen (Maßnahme 1A), - der Wiederherstellung der ursprünglichen Nutzung auf Bauflächen (Maßnahme 2A), - der Anlage eines Turmfalkenkasten (Maßnahme 3A-CEF), - der Entwicklung naturnahen Auenwaldbestandes durch Sukzession (Maßnah- me 4A), - der Reaktivierung eines Altarmes aus Weich- und Hartholzaue im FFH-Gebiet „Rhein bei Geisenheim und Oestrich-Winkel“ in den Gemarkungen Geisen- heim der Stadt Geisenheim (Flur 23) und Winkel der Stadt Oestrich-Winkel (Flur 59) (Kohärenzsicherungsmaßnahme, Maßnahme 5A-FFH) auf 1.169,24 m Länge (von Rhein-km 521,88 bis 522,97) zur Entwicklung von Weichholz- und Hartholzauenwäldern durch Herstellung von spezifischen Standortvorausset- zungen und Überflutungen mit spundwandgegründeter Einfeldbrücke (Radwegesteg) in km 0+502 des Altarms (= Rhein-km 522,310), spundwandgegründeter Einfeldbrücke (Leinpfadbrücke) in km 1+125 des Alt- arms (= Rhein-km 522,940), - der Rückbau und Entsiegelung von Verkehrsflächen (Maßnahme 10A), - des Abtrags des Oberbodens von allen Auftrags- und Abtragsflächen und sepa- rate Zwischenlagerung (Maßnahme 6.1V),

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- der Rekultivierung des Bodens auf allen temporären Bauflächen nach Ab- schluss der Straßenbaumaßnahme (Maßnahme 6.2V), - von Schutzmaßnahmen gegen Bodenverdichtung im Bereich von Baustraßen und –flächen auf Auenböden (Maßnahme 6.3V), - der Errichtung von Schutzzäunen zur Begrenzung des Baufeldes im Bereich wertvoller Strukturen (Maßnahme 6.4V), - des Einzelbaumschutzes nach RAS-LP4 und DIN 18920 (Maßnahme 6.5V), - der Bauzeitenregelung (Maßnahme 7V-CEF) mit dem Ziel, Abbruch der vorhandenen Brücken außerhalb der Brutzeit von Vögeln (Ab- brucharbeiten nicht im Zeitraum Anfang Februar bis Ende Juli), nächtliche Ausleuchtung der Baustelle nur außerhalb der Brutzeiten von Vögeln und Aktivitätszeiten von Fledermäusen (als nur von Anfang Oktober bis Ende Januar). Baufeldfreimachung außerhalb der Brutzeiten (von Anfang Februar bis Ende Juli), - der Errichtung eines blickdichten Bauzaunes wegen baubedingter akustischer und visueller Störungen für Vögel (Maßnahme 8V-CEF), - der Ansaat von Landschaftsrasen auf Straßennebenflächen (Maßnahme 9.1G) und landschaftsgerechte Gestaltung der Regenrückhaltebecken (Maßnahme 9.2G).

3. Festgestellte Planunterlagen Der festgestellte Plan umfasst die folgenden Unterlagen: Tabelle 1: Festgestellter Plan

Lfd. Nr. Unterlage Bezeichnung Maßstab aufgestellt am RE 1: 1 1 Deckblatt zum Erläuterungsbericht (zu- - Sept. 2011 gleich allgemein verständlichen Zusam- menfassung der Unterlagen nach § 6 UVPG) (88 Seiten einschl. Titelblatt) -ersetzt Unterlage 1 vom Okt. 2009 und Okt. 2010- 1.1 1 Deckblatt zum Erläuterungsbericht - Okt. 2010 (4 Anlagen) -ersetzt Unterlage 1 vom Okt. 2009- 1.2 0 Erläuterungen zum Anlass der 2. Ausle- - - gung (4 Seiten) 1.3 0 Erläuterungen zum Anlass der 2. Plan- - Sept. 2011 änderung (2 Seiten) 2 2 Deckblatt zur Übersichtskarte 25.000 Okt. 2010 -ersetzt Unterlage 2 vom Okt. 2009- 3 3 Deckblatt zum Übersichtslageplan (Blatt 10.000 Okt. 2010 Nr. 1) -ersetzt Unterlage 3 vom Okt. 2009-

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4.1 4 Deckblatt zum Übersichtshöhenplan (Blatt 5.000/ 500 Okt. 2010 Nr. 1) -ersetzt Unterlage 4 Blatt Nr. 1 vom Okt. 2009- 4.2 4 Deckblatt zum Übersichtshöhenplan (Blatt 5.000/ 500 Okt. 2010 Nr. 2) -ersetzt Unterlage 4 Blatt Nr. 2 vom Okt. 2009- 5.1 6 Deckblatt zum Straßenquerschnitt (Blatt 50 Okt. 2010 Nr. 1): Hauptstrecke -ersetzt Unterlage 6 Blatt Nr. 1 vom Okt. 2009- 5.2 6 Straßenquerschnitt (Blatt Nr. 3): Rampen- 50 Okt. 2009 querschnitt 6.1 7 Deckballt zum Lageplan (Blatt Nr. 1) 1.000 Okt. 2010 -ersetzt Unterlage 7 Blatt Nr. 1 vom Okt. 2009- 6.2 7 Deckballt zum Lageplan (Blatt Nr. 2) 1.000 Sept. 2011 -ersetzt Unterlage 7 Blatt Nr. 2 vom Okt. 2009 und Okt. 2010- 6.3 7 Deckballt zum Lageplan (Blatt Nr. 3) 1.000 Sept. 2011 -ersetzt Unterlage 7 Blatt Nr. 3 vom Okt. 2009 und Okt. 2010- 6.4 7 Deckballt zum Lageplan (Blatt Nr. 4) 1.000 Sept. 2011 -ersetzt Unterlage 7 Blatt Nr. 4 vom Okt. 2009 und Okt. 2010- 7.1 8 Höhenplan der Achse 1 (Blatt Nr. 1) 1.000/100 Okt. 2009 7.2 8 Höhenplan der Achse 1 (Blatt Nr. 2) 1.000/100 Okt. 2009 7.3 8 Deckballt zum Höhenplan der Achse 1 1.000/100 Okt. 2010 (Blatt Nr. 3) -ersetzt Unterlage 8 Blatt Nr. 3 vom Okt. 2009- 7.4 8 Höhenplan der Achse 2 (Blatt Nr. 4) 1.000/100 Okt. 2009 7.5 8 Höhenplan der Achse 2 (Blatt Nr. 5) 1.000/100 Okt. 2009 7.6 8 Deckballt zum Höhenplan der Achse 2 1.000/100 Okt. 2010 (Blatt Nr. 6) -ersetzt Unterlage 8 Blatt Nr. 6 vom Okt. 2009- 7.7 8 Höhenplan der Achse 13 (Blatt Nr. 7) 500/50 Okt. 2009 7.8 8 Deckblatt zum Höhenplan der Achse10 500/50 Okt. 2010 (Blatt Nr. 8) -ersetzt Unterlage 8 Blatt Nr. 8 vom Okt. 2009- 7.9 8 Deckblatt zum Höhenplan der Achse 11 500/50 Okt. 2010 (Blatt Nr. 9) -ersetzt Unterlage 8 Blatt Nr. 9 vom Okt. 2009-

7.10 8 Höhenplan der Achse 12 (Blatt Nr. 10) 500/50 Okt. 2009 7.11 8 Nachtrag zum Höhenplan der Achse 603 500/50 Okt. 2010 (Blatt Nr. 11) Ingenieurbauwerke 8.1 10.2 Deckblatt zur Bauwerkskizze 1.500; Okt: 2010 -ersetzt Unterlage 10.2 vom Okt. 2009- 200; 100 8.2 10 Deckblatt zum Verzeichnis der Brücken - Okt. 2010 und der anderen Ingenieurbauwerke (5 Seiten) -ersetzt Unterlage 10 vom Okt. 2009- Immissionstechnische Untersuchungen 9.1 11.1 Deckblatt zur schalltechnischen Untersu- - 08.10.2010 chung (Vorblatt und 16 Seiten und Anlage 1: Emissionspegel) -ersetzt Unterlage 11.1 vom Okt. 2009-

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9.2 11.1 Deckblatt zur Rasterlärmkarte „Tag“: Plan- 2.500 Okt. 2010 fall ohne Lärmschutz (Blatt Nr. 1) -ersetzt Unterlage 11.1 Blatt Nr. 1 und 2 vom Okt. 2009-

9.3 11.1 Deckblatt zur Rasterlärmkarte „Tag“: Plan- 2.500 Okt. 2010 fall mit Lärmschutz (Blatt Nr. 2) -ersetzt Unterlage 11.1 Blatt Nr.3 und 4 vom Okt. 2009-

9.4 Anl. 3 Deckblatt zu den Ergebnissen schalltech- - Okt. 2010 nischer Berechnungen (32 Seiten) -ersetzt Unterlage 11.1 Anlage 3 vom Okt. 2009-

9.5 Anl. 4.1 Nachtrag zum Rechenmodell 1 bis 3 zu - Okt. 2010 bis 4.3 den Ergebnissen schalltechnischer Be- rechnungen (32 Seiten) 10.1 11.4 Deckblatt zum Erläuterungsbericht zur - - Luftschadstofftechnischen Untersuchung (Vorblatt und 9 Seiten) -ersetzt Unterlage 11.4 vom Okt. 2009- 10.2 11.4 Deckblatt zur Abschätzung von verkehrs- - 07.10.2010 bedingten Schadstoffemissionen (Anlagen 1-1, 1-2, 1-1a, 1-2a, 2-1, 2-2, 3-1, 3-2, 4-1, 4-2, 5-1, 5-2, 6-1, 6-2, 7-1, 7-2, 8-1 und 8-2) -ersetzt Anlage 1-1 bis 9-2 vom Okt. 2009- Landschaftspflegerischer Begleitplan 11 12.0 Deckblatt zum Erläuterungsbericht (3 Sei- - Okt. 2010 ten Vorblatt, 4 Seiten Inhaltsverzeichnis. Seiten 1-54) -ersetzt Unterl. 12.0 vom Okt. 2009-

11.1 Anl. 1 Deckblatt zum Maßnahmenverzeichnis - Okt. 2010 (Anlage 1) (1 Seite Vorblatt, 1 Seiten In- haltsverzeichnis und Seiten 1-40) -ersetzt Anlage 1 vom Okt. 2009- 11.2 Anl. 2 Artenschutzbeitrag (2 Seiten Vorblatt, 4 - 30.10.2009 Seiten Inhaltsverzeichnis und Seiten 1-170) 11.3 Anl. 3 Methodik Tiere und Pflanzen (2 Seiten - 30.10.2009 Vorblatt und 4 Seiten) 11.4 Anl. 4 Deckblatt zur Ausgleichsberechnung nach - Okt. 2010 der Kompensationsverordnung (Anlage 4) (1 Seite Vorblatt und 11 Seiten) -ersetzt An. 4 vom Okt. 2009-

12.1 12.1 Deckblatt zum Bestands- und Konfliktplan 2.500 Okt. 2010 (Blatt Nr. 1) -ersetzt Unterl. 12.1 Blatt Nr. 1 vom Okt. 2009-

12.2 12.1 Deckblatt zum Bestands- und Konflikt- 2.500 Okt. 2010 plan (Blatt Nr. 2) -ersetzt Unterl. 12.1 Blatt Nr. 2 vom Okt. 2009-

12.3 12.1 Bestandsplan Rheinwiese 1.000 Okt. 2009 (Blatt Nr. 3)

13.1 12.2 Deckblatt zum Maßnahmenplan 1.000 Okt. 2010 (Blatt Nr. 1) -ersetzt Unterl. 12.2 Blatt Nr. 1 vom Okt. 2009-

13.2 12.2 Deckblatt zum Maßnahmenplan 1.000 Okt. 2010 (Blatt Nr. 2) -ersetzt Unterl. 12.2 Blatt Nr. 2 vom Okt. 2009-

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13.3 12.2 Deckblatt zum Maßnahmenplan 1.000 Okt. 2010 (Blatt Nr. 3) -ersetzt Unterl. 12.2 Blatt Nr. 3 vom Okt. 2009-

13.4 12.2 Deckblatt zum Maßnahmenplan 1.000 Okt. 2010 (Blatt Nr. 4) -ersetzt Unterl. 12.2 Blatt Nr. 4 vom Okt. 2009-

13.5 12.2 Deckblatt zum Maßnahmenplan 1.000 Okt. 2009 (Blatt Nr. 5) -ersetzt Unterl. 12.2 Blatt Nr. 5 vom Okt. 2009-

14 12.3 Deckblatt zum Maßnahmenübersichtsplan 5.000 Okt. 2010 (Blatt Nr. 1) -ersetzt Unterl. 12.3 Blatt Nr. 1 vom Okt. 2009- FFH-Verträglichkeitsprüfung

15.1 12.4 Deckblatt zur FFH-Verträglichkeitsprü- - Okt. 2010 fung für das FFH-Gebiet 5915-301 „Rett- bergsaue bei Wiesbaden“ (2 Seiten Vor- blatt, 4 Seiten Inhaltsverzeichnis und Sei- ten 1- 41) -ersetzt Unterl. 12.4 vom Okt. 2009- 15.2 12.4.1 Übersichtskarte FFH-Gebiet (Blatt Nr. 1) 25.000 Okt. 2009 15.3 12.4.2 Deckblatt zu LRT und Arten/ Beeinträch- 2.500 Okt. 2010 tigung der Erhaltungsziele (Blatt Nr. 1) -ersetzt Unterl. 12.4.2 vom Okt. 2009- 15.4 12.5 Deckblatt zur Ausnahmeprüfung für das - Okt. 2010 FFH-Gebiet 5915-301 (2 Seiten Vorblatt, 2 Seiten Inhaltsverzeichnis und Seiten 1- 43) -ersetzt Unterl. 12.5 vom Okt. 2009-

15.5 12.5.1 Deckblatt zu Kohärenzmaßahmen (Blatt 1.000 Okt. 2010 Nr. 1) -ersetzt Unterl. 12.5.1 vom Okt. 2009- 16.1 12.6 FFH-Verträglichkeitsprüfung für das FFH- - 30.10.2009 Gebiet 5914-351 „Wanderfischgebiete im Rhein“ (2 Seiten Vorblatt, 3 Seiten In- haltsverzeichnis und Seiten 1- 31) 16.2 12.6.1 Übersichtskarte FFH-Gebiet (Blatt Nr. 1) 25.000 Okt. 2009

16.3 12.6.2 Deckblatt zu LRT und Arten/ Beeinträch- 2.500 Okt. 2010 tigung der Erhaltungsziele (Blatt Nr. 1) -ersetzt Unterl. 12.6.2 vom Okt. 2009- 17.1 12.7 Verträglichkeitsprüfung für das VS-Gebiet - 30.10.2009 5914-450 „Inselrhein“ (2 Seiten Vorblatt, 4 Seiten Inhaltsverzeichnis und Seiten 1-75) 17.2 12.7.1 Übersichtskarte VS-Gebiet (Blatt Nr. 1) 25.000 Okt. 2009 17.3 12.7.2 Deckblatt zu LRT und Arten/ Beeinträch- 5.000 Okt. 2010 tigung der Erhaltungsziele (Blatt Nr. 1) -ersetzt Unterl. 12.7.2 vom Okt. 2009- Wasserbauliche Planung 18 12.9 Wasserbauliche Planung „Reaktivierung - Okt. 2009 eines Altarms des Rheins bei Geisen- heim“ (2 Seiten Vorblatt, 4 Seiten Inhalts- verzeichnis und 1-26) 18.1 Anl. 1 Bauwerksverzeichnis (Anlage 1) (1 Seite) - Okt. 2009 18.2 Anl. 2 Fachtechnische Berechnungen (Anlage 25.000 19.03.2009 2) (1 Seite Vorblatt, 3 Seiten Inhaltsver- zeichnis, Seiten 1-22, Anlagen 1 bis 17)

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19 12.9 Übersichtskarte 50.000 Okt. 2009 20 12.9 Lageplan Gesamt 1.000 Okt. 2009 21.1 12.9 Lageplan Bauzeit 1.000 Okt. 2009 21.2 12.9 Lageplan Ergebnisse Hydraulik 1.000 Okt. 2009 22 12.9 Längsschnitt Reaktivierter Altarm 1.000/100 Okt. 2009 23 12.9 Querschnitt Altarm 250 Okt. 2009 24.1 12.9 Kreuzungsbauwerk Leinpfad Brücke 250 Okt. 2009 24.2 12.9 Kreuzungsbauwerk Mischwasserdüker 250 Okt. 2009 24.3 12.9 Kreuzungsbauwerk Radwegesteg 250 Okt. 2009 24.4 12.9 Kreuzungsbauwerk Zulauf 250 Okt. 2009 Wassertechnischer Entwurf 25 13 Deckblatt zu den Erläuterungen zur - Okt. 2010 Entwässerung (1 Vorblatt, 3 Blatt In- haltsverzeichnis sowie 19 Seiten) -ersetzt Unterl. 13 vom Okt. 2009- 25.1 13.1.1 Anhang 2 : Bewertungsverfahren nach - - bis DWA-Merkblatt M153 (1 Seite) 13.1.3 Niederschlagshöhen und –spenden 13.1.6 sowie Modellregen (2 Seiten) und Berechnungen RiStWag-Abscheider (1 06.10.2009 13.1.7 Seite) Abstände der Straßeneinläufe und der 07.10.2009 Ablaufinnen (12 Seiten) 25.2 13.1.4 Deckblätter zur hydraulischen Berech- - 01.07.2010 und nung (Zeitbeiwertberechnung und hyd- 13.1.5 rodynamische Kanalnetzberechnung nach Hystem-Extran) (28 und 11 Sei- ten) -ersetzt Unterl. 13.1.5 vom Okt. 2009- 26 13.2 Deckblatt zum Übersichtslageplan (Ballt 10.000 Okt. 2010 Nr. 1) -ersetzt Unterl. 13.2 Blatt Nr. 1 vom Okt. 2009-

27.1 13.2 Deckblatt zum Lageplan 1 (Blatt Nr. 2) 1.000 Okt. 2010 -ersetzt Unterl. 13.2 Blatt Nr. 2 vom Okt. 2009-

27.2 13.2 Deckblatt zum Lageplan 2 (Blatt Nr. 3) 1.000 Okt. 2010 -ersetzt Unterl. 13.2 Blatt Nr. 3 vom Okt. 2009-

27.3 13.2 Deckblatt zum Lageplan 3 (Blatt Nr. 4) 1.000 Okt. 2010 -ersetzt Unterl. 13.2 Blatt Nr. 4 vom Okt. 2009-

27.4 13.2 Deckblatt zum Lageplan 4 (Blatt Nr. 5) 1.000 Okt. 2010 -ersetzt Unterl. 13.2 Blatt Nr. 5 vom Okt. 2009-

27.5 13.2 Deckblatt zum Lageplan 5 (Blatt Nr. 6) 1.000 Okt. 2010 -ersetzt Unterl. 13.2 Blatt Nr. 6 vom Okt. 2009-

28.1 13.3 Deckblatt zum Höhenplan Westen 1 1.000/100 Okt. 2010 (Blatt Nr. 1) -ersetzt Unterl. 1332 Blatt Nr. 1 vom Okt. 2009-

28.2 13.3 Deckblatt zum Höhenplan Westen 2 1.000/100 Okt. 2010 (Blatt Nr. 2) -ersetzt Unterl. 13.3 Blatt Nr. 2 vom Okt. 2009-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 11 - A 643

28.3 13.3 Deckblatt zum Höhenplan Osten 1 1.000/100 Okt. 2010 (Blatt Nr. 3) -ersetzt Unterl. 13.3 Blatt Nr. 3 vom Okt. 2009-

28.4 13.3 Deckblatt zum Höhenplan Osten 2 1.000/100 Okt. 2010 (Blatt Nr. 4) -ersetzt Unterl. 13.3 Blatt Nr. 4 vom Okt. 2009-

28.5 13.3 Deckblatt zum Höhenplan RiStWag- 1.000/100 Okt. 2010 Abscheider (Blatt Nr. 5) -ersetzt Unterl. 13.3 Blatt Nr. 5 vom Okt. 2009-

28.6 13.3 Deckblatt zum Höhenplan Schiersteiner 1.000/100 Okt. 2010 Kreuz Achse 10 (Blatt Nr. 6) -ersetzt Unterl. 13.3 Blatt Nr. 6 vom Okt. 2009-

28.7 13.3 Deckblatt zum Höhenplan Schiersteiner 1.000/100 Okt. 2010 Kreuz Achse 11 (Blatt Nr. 7) -ersetzt Unterl. 13.3 Blatt Nr. 7 vom Okt. 2009-

28.8 13.3 Deckblatt zum Höhenplan Schiersteiner 1.000/100 Okt. 2010 Kreuz Achse 12 (Blatt Nr. 8) -ersetzt Unterl. 13.3 Blatt Nr. 8 vom Okt. 2009-

28.9 13.3 Nachtrag zum Höhenplan Schiersteiner 1.000/100 Okt. 2010 Kreuz Achse 603 (Blatt Nr. 9)

29 13.4 Deckblatt zum Regelquerschnitt Ent- 50 Okt. 2010 wässerung (Blatt Nr. 1) -ersetzt Unterl. 13.4 Blatt Nr. 1 vom Okt. 2009-

30.1 13.5 Deckblatt zum Grundriss und Schnitte 100 Okt. 2010 RiStWag-Abscheider (Blatt Nr. 1) -ersetzt Unterl. 13.5 Blatt Nr. 1 vom Okt. 2009-

30.2 13.5 Deckblatt zum Grundriss und Schnitte 25 Okt. 2010 Schacht HS 12 (Blatt Nr. 2) -ersetzt Unterl. 13.5 Blatt Nr. 2 vom Okt. 2009-

30.3 13.5 Deckblatt zum Grundriss und Schnitte 25 Okt. 2010 Schacht W 310 (Blatt Nr. 3) -ersetzt Unterl. 13.5 Blatt Nr. 3 vom Okt. 2009-

30.4 13.5 Deckblatt zum Grundriss und Schnitt 25 Okt. 2010 Fertigteilschacht PP (Blatt Nr. 4) -ersetzt Unterl. 13.5 Blatt Nr. 4 vom Okt. 2009-

30.5 13.5 Nachtrag zum Grundriss und Schnitt 25 Okt. 2010 Bahnkreuzung (Blatt Nr. 5)

31 13.6 Deckblatt zur hydraulischen Aus- - Okt. 2010 gleichsberechnung (2 Seiten) -ersetzt Unterl. 13.6 vom Okt. 2009- Sonstige Unterlagen

32.1 14.1 Deckblatt zum Grunderwerbsplan 1.000 Okt. 2010 (Blatt Nr. 1) -ersetzt Unterl. 14.1 Blatt Nr. 1 vom Okt. 2009-

32.2 14.1 Deckblatt zum Grunderwerbsplan 1.000 Sept. 2011 (Blatt Nr. 2) -ersetzt Unterl. 14.1 Blatt Nr. 2 vom Okt. 2009 und Okt. 2010-

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32.3 14.1 Deckblatt zum Grunderwerbsplan 1.000 Sept. 2011 (Blatt Nr. 3) -ersetzt Unterl. 14.1 Blatt Nr. 3 vom Okt. 2009 und Okt. 2010-

32.4 14.1 Deckblatt zum Grunderwerbsplan 1.000 Sept. 2011 (Blatt Nr. 4) -ersetzt Unterl. 14.1 Blatt Nr. 4 vom Okt. 2009- und Okt. 2010

32.5 14.1 Grunderwerbsplan (Blatt Nr. 5) 1.000 Okt. 2009

33 14.2 Deckblatt zum Grunderwerbsverzeichnis - Sept. 2011 (Titelblatts und 18 Seiten) -ersetzt Unterl. 14.2 vom Okt. 2009 und Okt. 2010-

34.1 15.1 Markanter Straßenquerschnitt (Blatt Nr. 1) 1.000 Okt. 2009

34.2 15.1 Markanter Straßenquerschnitt (Blatt Nr. 2) 1.000 Okt. 2009

34.3 15.1 Deckblatt zum markanten Straßenquer- 1.000 Okt. 2010 schnitt (Blatt Nr. 3) -ersetzt Unterl. 15.1 Blatt Nr. 3 vom Okt. 2009-

34.4 15.1 Nachtrag zum markanten Straßenquer- 1.000 Okt. 2010 schnitt (Blatt Nr. 4)

35.1 15.5 Lageplan Verkehrsführung Bauphase 1 1.000 Okt. 2009 (Blatt Nr. 1.1) 35.2 15.2 Lageplan Verkehrsführung Bauphase 1 1.000 Okt. 2009 (Blatt Nr. 1.2)

35.3 15.2 Schnitt A-A Verkehrsführung Bauphase 1 100 Okt. 2009 (Blatt Nr. 1.3)

35.4 15.2 Schnitt B-B Verkehrsführung Bauphase 1 100 Okt. 2009 (Blatt Nr. 1.4)

35.5 15.2 Schnitt C-C Verkehrsführung Bauphase 1 100 Okt. 2009 (Blatt Nr. 1.5)

35.6 15.5 Lageplan Verkehrsführung Bauphase 2 1.000 Okt. 2009 (Blatt Nr. 2.1)

35.7 15.2 Lageplan Verkehrsführung Bauphase 2 1.000 Okt. 2009 (Blatt Nr. 2.2)

35.8 15.2 Schnitt Verkehrsführung Bauphase 2 100 Okt. 2009 (Blatt Nr. 2.3)

36.1 15.5 Leitungsbestandsplan (Blatt Nr. 1) 1.000 Okt. 2009

36.2 15.5 Leitungsbestandsplan (Blatt Nr. 2) 1.000 Okt. 2009

36.3 15.5 Leitungsbestandsplan (Blatt Nr. 3) 1.000 Okt. 2009

36.4 15.6 Deckballt zum Leitungsbestandsplan 1.000 Sept. 2011 (Blatt Nr. 4) -ersetzt Unterl. 15.5 Blatt Nr. 4 vom Okt. 2009-

37.1 15.6 Leitungsverlegungsplan (Blatt Nr. 1) 1.000 Okt. 2009

37.2 15.6 Leitungsverlegungsplan (Blatt Nr. 2) 1.000 Okt. 2009

37.3 15.6 Leitungsverlegungsplan (Blatt Nr. 3) 1.000 Okt. 2009

37.3 15.6 Leitungsverlegungsplan (Blatt Nr. 4) 1.000 Okt. 2009

…/ Planfeststellungsbeschluss - 13 - A 643

38 16 Deckblatt zum Verzeichnis der Bauwerke, - Sept. 2011 Wege, Gewässer und sonstigen Anlagen (Titelblatt und 34 Seiten) -ersetzt Unterl. 16 vom Okt. 2009 und Okt. 2010-

II. Erlaubnis zur Einleitung von Niederschlagswasser in Gewässer Dem Vorhabenträger wird gemäß §§ 8, 9 Abs. 1 Nr. 4, 13 und § 57 Abs. 1 des Was- serhaushaltsgesetzes (WHG) vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585), zuletzt geändert durch Gesetz vom 6. Oktober 2011 (BGBl. I S. 1986), im Einvernehmen mit der zu- ständigen Wasserbehörde gemäß § 19 Abs. 3 WHG erlaubt, das von den befestigten Straßenflächen gesammelt abfließende Niederschlagswasser nach Maßgabe des festgestellten Planes in die Gewässer einzuleiten, und zwar aus dem Hauptsammler DN 100 in die Bundeswasserstraße Rhein.

III. Von der Konzentrationswirkung umfasste öffentlich-rechtliche Entschei- dungen 1. Zulassung des Projekts im FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ Das Projekt wird nach § 34 Abs. 5 i.V.m. 3 und 4 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) in der Fassung vom 29. Juli 2009 (BGBl. I 2009 S. 2542), zuletzt geän- dert durch Gesetz vom 6. Dezember 2011 (BGBl. I S. 2557), abweichend von § 34 Abs. 2 BNatSchG gemäß §§ 17, 17c FStrG i.V.m. § 75 Abs. 1 Satz 1 HVwVfG i.V.m. § 33 Abs. 1 Satz 2 BNatSchG und § 15 Abs. 3 des Hessischen Ausführungsgesetzes zum Bundesnaturschutzgesetz (HAGBNatSchG) vom 20. Dezember 2010 (GVBl. I S. 629) im Bereich des FFH-Gebiets DE 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ zuge- lassen.

2. Naturschutzrechtliche Entscheidungen 2.1 Befreiung von den Verboten einer Naturschutzgebietsverordnung Die Befreiung gemäß § 67 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG i.V.m. der Verordnung über das Naturschutzgebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ vom 10. Dezember 1984 (StAnz. S. 2652) für den Neubau der Rheinbrücke Schierstein im Bereich der Rettbergsaue und der Verordnung über das Naturschutzgebiet „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ vom 24. Juni 1982 (StAnz. S. 1288) für die Reaktivierung eines Altar- mes in den Rheinwiesen wird gemäß §§ 17, 17c FStrG i.V.m. § 75 Abs. 1 Satz 1 HVwVfG und § 3 Abs. 3 HAGBNatSchG erteilt.

2.2 Landschaftsschutzrechtliche Genehmigung. Die Genehmigung gemäß § 4 Abs. 1 Nr. i.V.m. § 6 Abs. 2 der Verordnung zur Aus- weisung des Landschaftsschutzgebietes „Stadt Wiesbaden“ vom 24. September 2010 (StAnz S. 2289, 2608) und §§ 17, 17c FStrG i.V.m. § 75 Abs. 1 Satz 1 HVwVfG und

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§ 3 Abs. 3 HAGBNatSchG für die Baumaßnahme im Bereich des Landschaftsschutz- gebietes wird erteilt.

2.3 Zulassung des Eingriffs (Eingriffsgenehmigung) Der mit der Realisierung des planfestgestellten Vorhaben verbundene Eingriff in Na- tur und Landschaft i.S.d. § 14 Abs. 1 BNatSchG wird gemäß §§ 17, 17c FStrG i.V.m. § 75 Abs. 1 Satz 1 HVwVfG i.V.m. § 17 BNatSchG im Benehmen mit der oberen Na- turschutzbehörde des Regierungspräsidiums Darmstadt für die Baumaßnahmen zu- gelassen.

2.4 Zulassung einer Ausnahme bei gesetzlich geschützten Biotopen Die Ausnahme nach § 30 Abs. 3 BNatSchG von den Verboten des § 30 Abs. 2 BNatSchG, wonach Handlungen, die zu einer Zerstörung oder sonstigen erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung von den betroffenen gesetzlich geschützten Bio- topen, hier Hartholzauenwald (Biotoptyp 01.131), Weiden-Weichholzauenwald (Bio- toptyp 01.132) und naturnahe Flüsse, Flussabschnitte, auch durch Renaturierung (Biotoptyp 05.220) verboten sind, wird gemäß §§ 17, 17c FStrG i.V.m. § 75 Abs. 1 Satz 1 HVwVfG und § 3 Abs. 3 HAGBNatSchG zugelassen.

3. Wasserrechtliche Entscheidungen 3.1 Wasserrechtliche Genehmigung für die Errichtung oder Erweiterung baulicher Anlagen in Überschwemmungsgebieten Die Genehmigung gemäß § 78 Abs. 3 Satz 1 für die Errichtung oder die Erweiterung baulicher Anlagen in Überschwemmungsgebieten und die Befreiung nach § 78 Abs. 4 Satz 1 WHG in Verbindung mit §§ 17, 17c FStrG und § 75 Abs. 1 HVwVfG, und zwar für die Neuerrichtung von Pfeilern und Stützen im Überschwemmungsgebiet des Rheins erteilt.

3.2 Wasserrechtliche Genehmigung für die Herstellung, Beseitigung oder wesent- liche Umgestaltung eines Gewässers (Gewässerausbau) Die Genehmigung gemäß § 68 Abs. 3 WHG für die Herstellung, die Beseitigung oder die wesentliche Umgestaltung eines Gewässers oder seiner Ufer (Gewässerausbau) i.S.v. § 67 Abs. 2 WHG wird i.V.m. §§ 17, 17c FStrG und § 75 Abs. 1 HVwVfG für die Herstellung einer permanent durchströmten Flutrinne in einem Rheinaltarm bei Gei- senheim und Oestrich-Winkel von Bau-km 0+000 bis 1+100 durch Herstellung eines Zulaufs von Rhein-km 521,88 bis 521,94 und des Altarmverlaufs im Altarmbett vom Zulauf bis zur Rückmündung durch Ausbaggerung und Modellierung sowie der Rückmündung von Rhein-km 522,95 bis 522,97 erteilt.

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3.3 Wasserrechtliche Genehmigung vom Verbot der Errichtung oder Erweiterung baulicher Anlagen in oberirdischen Gewässern oder in Gewässerrandstreifen Die Genehmigung gemäß 36 WHG i.V.m. § 22 Satz 1 des Hessischen Wassergeset- zes (HWG) vom 14. Dezember 2010 (GVBl. I S. 548) vom Verbot der Errichtung oder Erweiterung baulicher Anlagen in Gewässern sowie § 23 Abs. 4 Satz 1 WHG für die Errichtung und Erweiterung einer baulichen Anlage einschließlich das Erhöhen oder Vertiefen der Erdoberfläche in Gewässerrandstreifen jeweils i.V.m. § 23 Abs. 1 HWG und die widerrufliche Befreiung von Geboten in Gewässerrandstreifen nach § 38 Abs. 5 Satz 1 WHG wird i.V.m. § 75 Abs. 1 HVwVfG erteilt, und zwar für a) die Errichtung der neuen Bauwerke Nr. 1b (Strombrücke Mombach, an gleicher Stelle wie das vorhandene Bauwerk Nr. 2: Kleine Strombrücke) und 4b (Strom- brücke Mombach, neues Bauwerk unterstrom) b) die Errichtung der neue Bauwerke Nr. 2a (Strombrücke Biebrich, an gleicher Stelle wie das vorhandene Bauwerk Nr. 4: Große Strombrücke) und 5a (neues Bauwerk unterstrom, Strombrücke Schierstein), c) die Errichtung einer neuen Leinpfadbrücke über den Rheinaltarm bei Geisen- heim, d) die Errichtung eines neuen Radwegestegs über den Rheinaltarm bei Geisen- heim in Bau-km 0+502 des reaktivierten Altarms.

4. Energiewirtschaftliche Genehmigung Nach §§ 43, § 43b Nr. 2 des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) vom 7. Mai 2005 (BGBl. I S. 1970, 3621), zuletzt geändert Gesetz vom 28. Juli 2011 (BGBl. I S. 1634), wird der Umbau eines Mastes (Anpassung des Mastfundamentes) bei Bau-km 0+150 der Achse 91 der 110-kV Hochspannungsleitung der Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG (KMW) genehmigt.

IV. Nebenbestimmungen/ Auflagen, Hinweise, Vorbehalte 1. Vermeidungs- und Kohärenzmaßnahmen im FFH-Gebiet Die Zulassung des Projekts unter A, Ziffer III,1 erfolgt unter Berücksichtigung der notwendigen Vermeidungs- und Schadensbegrenzungsmaßnahmen sowie Maßnah- men zur Sicherung des Zusammenhangs des Netzes „Natura 2000“ (Kohärenzmaß- nahmen) mit folgenden vom Vorhabenträger, der Bundesrepublik Deutschland (Bun- desstraßenverwaltung), zu beachtenden Auflagen: 1.1 Vermeidungs- und Schadensbegrenzungsmaßnahmen 1) Die Kohärenzmaßnahmen (Ausgleichsmaßnahmen) im Bereich des Natura-2000- Gebiets DE 6013-301 „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim) sind vor Eintritt der Schäden im Bereich des Lebensraumtyps 91E0* im Bereich des FFH-Ge- biets DE 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ durchzuführen.

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2) Die Rodung der bestehenden Gehölzbestände im Bereich der Reaktivierung des Rheinaltarms hat im Zeitraum von Anfang Oktober bis Ende Januar zu erfolgen, die Ausbaggerung direkt anschließend. Die Ausbaggerung und Modellierung soll inner- halb eines Jahres mit einer möglichst kurzen Bauzeit durchgeführt werden, um Stö- rungen insbesondere der Vögel im Vogelschutzgebietes „Inselrhein“ zeitlich zu be- schränken. 3) Für die geschaffenen Auenwaldbestände gilt ein Nutzungsverzicht. 4) Bei sämtlichen Erdarbeiten im Zusammenhang mit den festgestellten Maßnahmen ist auf die Schonung der an die Kohärenzflächen angrenzenden Silberweiden- und Schwarzpappel-Bestände zu achten. Auch die alten gepflanzten, zum Teil bereits absterbenden Hybridpappeln an der südlichen Grenze des Gebietes sollen erhalten bleiben, da ihnen eine hohe Bedeutung für die Avifauna zukommt 5) Beeinträchtigungen des Kreuzkrötenhabitats am südlichen Ende des Planungs- raumes sind im Zuge der Bauausführung durch einen entsprechenden Zaun zu ver- meiden. Die Flächeninanspruchnahme im Zuge der Brückenzuwegung ist auf das erforderliche Maß zu beschränken. 6) Zur Gewährleistung einer schonenden Umsetzung der Maßnahmen hat eine öko- logische Baubegleitung und Bauüberwachung (im Rahmen der Bauoberleitung und Objektüberwachung) stattzufinden. 7) Die in den FFH-Verträglichkeitsprüfungen zum FFH-Gebiet „Wanderfischgebiete im Rhein“, zum VSG „Inselrhein“ und zum FFH-Gebiet „Rettbergsaue“ dargestellten Schadenbegrenzungsmaßnahmen sind durchzuführen. 8) Das in der FFH-Verträglichkeitsprüfung für das FFH-Gebiet „Rettbergsaue“ vorge- schlagene Monitoring ist vorzunehmen. 1.2 Entwicklungszeit und Monitoring zu den Kohärenzmaßnahmen 6) Um die Zielerreichung der Gehölzsukzession nach Umsetzung der Maßnahme sicherzustellen, ist ein Monitoring/ Risikomanagement vorzusehen. Im Rahmen die- ses Monitorings ist regelmäßig zu kontrollieren, in welchem Umfang sich die Sukzes- sion in Richtung des LRT *91E0 vollzogen hat. Sollte die Weiden- und Pappelverjüngung infolge eines zu starken Konkurrenzdrucks durch Röhrichte, infolge mangelnder Bodenverwundung oder aufgrund einer zu ge- ringen Vernässung der Standorte während der Keimfähigkeitsphase der Weidensa- men ausbleiben, ist im Rahmen des Risikomanagements eine Gegensteuerung vor- zusehen. Die Gegensteuerung hat in Abhängigkeit von der Ursache für das Ausblei- ben der gewünschten Entwicklung die erforderlichen Reaktionsmöglichkeiten zu er- greifen. Diese reichen von nachträglichen Bodenverwundungen über eine stärkere Vernässung des Standortes bis hin zu der Pflanzungen von Weidenstecklingen.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 17 - A 643

7) Im Rahmen des Monitorings ist die Anlage von 20 Dauerbeobachtungsflächen im Anschluss an die Umsetzung der Maßnahme vorzusehen. Die pflanzensoziologische Aufnahme der Dauerbeobachtungsflächen hat in den ersten fünf Jahren jährlich, d.h. in den Jahren 0, 1, 2, 3, 4, 5 nach Umsetzung der Maßnahm zu erfolgen. Anschlie- ßend sind die Flächen im 3-jährigen Abstand (in den Jahren 8, 11 und 15) pflanzen- soziologisch untersuchen. Wird die Vegetationsentwicklung durch ungünstige hydro- geologische oder meteorologische Bedingungen behindert ist zur erneuten Schaffung von Rohböden der Boden frisch aufzureißen (siehe lfd. Nr. 18 der festgestellten Un- terlagen, Kap. 8.3.2).

2. Lärmschutz Passiver Lärmschutz Dem Träger der Straßenbaulast, der Bundesrepublik Deutschland (Bundesstraßen- verwaltung), wird gemäß § 41 Abs. 2 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) vom 26. September 2002 (BGBl. I S. 3831), zuletzt geändert durch Ge- setz vom 8. November 2011 (BGBl. I S. 2178), auferlegt, soweit die Beurteilungspe- gel an - den baulichen Anlagen (Bürogebäude) Hagenauer Straße 42 (Westseite, 1. bis 6. Obergeschoss) und 44 (Westseite, 3. bis 5. Obergeschoss) der maßgeblichen Immis- sionsgrenzwert von 69 dB(A) am Tage für Gewerbegebiete und, sofern in diesen bau- lichen Anlagen während der Nachtzeit gearbeitet wird oder schutzbedürftige Räume (z.B. Hausmeisterwohnung mit Schlafräumen) vorhanden sind, Hagenauer Straße 42 (Westseite, 1. bis 6. Obergeschoss; Nordseite, 3. bis 6. Ober- geschoss; Südseite, 6. Obergeschoss) und 44 (Westseite, Erd- bis 5. Obergeschoss) der maßgebliche Immissionsgrenzwert von 59 dB(A) in der Nacht, - den baulichen Anlagen (Wohn- /Bürogebäuden) Rheingaustraße 75 (Südseite, 1. Obergeschoss; Westseite, 1. Obergeschoss), 79 (Westseite, 2. Obergeschoss) 81 (Westseite, 2. Obergeschoss) und 85b (Westseite, 2. bis 4. Obergeschoss) sowie Blierweg 31 (Ostseite, 1. Obergeschoss) der maßgebliche Immissionsgrenzwert von 54 dB(A) in der Nacht für Mischgebiete, - den baulichen Anlagen (Büro- bzw. Einzelhandelsgebäude) Äppelallee IP 145 (Ostseite, 1. und 2. Obergeschoss), IP 146 (Ostseite, Erdgeschoss) und IP 151 (Ost- seite; Erdgeschoss) sowie Hafenweg IP 173 (Ostseite, 4. bis 6. Obergeschoss) der maßgebliche Immissionsgrenzwert von 69 dB(A) am Tage für Gewerbegebiete, und - den baulichen Anlagen (Wohngebäude) Klagenfurter Ring 54 (Südwestseite, Erd- bis 3. Obergeschoss), 60 (Südwestseite, Erd- bis 3. Obergeschoss) und 66 (Süd- westseite, 1. bis 3. Obergeschoss) der maßgeblichen Immissionsgrenzwert von 49 dB(A) in der Nacht für Wohngebiete, …/ Planfeststellungsbeschluss - 18 - A 643

(siehe Ergebnisse schalltechnischer Berechnungen [lfd. Nr. 9.1 der festgestellten Un- terlagen]) überschreiten, den sich insoweit ergebenden Anspruch der betroffenen Eigentümer auf passiven Lärmschutz in Form eines Aufwendungsersatzes zu erfül- len, indem den Eigentümern die erforderlichen Aufwendungen zu erstatten sind. Dazu gehören auch notwendige Lüftungseinrichtungen in Schlafräumen. Darüber hinaus wird den Eigentümern der Betriebswohnungen in den baulichen An- lagen • Alte Schmelze 26 • Hagenauer Straße 44 • Hagenauer Straße 47 • Hagenauer Straße 53a und Hagenauer Straße 55a • Rheingaustraße 65/67 • Gemarkung Schierstein, Flur 11, Flurstück Nr. 175, • Hafenweg 1. ein Anspruch auf Erstattung der notwendigen Aufwendungen für passive Schall- schutzmaßnahmen für die Betriebswohnungen zu erkannt, sofern der maßgebliche Immissionsgrenzwert von 59 dB(A) in der Nacht in den Schlafräumen überschritten wird.

3. Naturschutz und Landschaftspflege sowie Artenschutz Die Zulassung des Eingriffs unter A, Ziffer III,2.3 ist unter Berücksichtigung des fest- gestellten landschaftspflegerischen Begleitplans und der Artenschutz-Prüfung ist mit folgenden Auflagen verbunden: 1) Widersprechen die nachfolgenden Nebenbestimmungen mit den Planunterlagen, dann gelten die Nebenbestimmungen. 2) Die Baufeldfreimachung hat außerhalb der Brutzeit der Avifauna, also im Zeitraum vom 30.09. bis 01.30. zu erfolgen. Auf der Rettbergsaue ist das Baufeld gemäß Maßnahmenplan mit einem blickdichten Bauzaun abzugrenzen. Darüber hinaus sind keinerlei bauliche Tätigkeiten zulässig. 3) Vor der Einrichtung des Baufeldes auf der Rettbergsaue ist der Oberboden der Auengleye abzutragen und für den Wiedereinbau zwischenzulagern. Der Oberboden der Wiesenbrache westlich der Schiersteiner Brücke ist separat abzunehmen und getrennt von den anderen Böden zu lagern. 4) Nach Beendigung der Baumaßnahme ist das Baufeld auf der Rettbergsaue gemäß Maßnahme 6.3V zu rekultivieren. Auf eine komplette Entfernung der temporären Be- festigung ist zu achten. Die getrennt gelagerten Auenböden sind wieder einzubauen. Auf die beanspruchte Wiesenbrache ist der von dort separat gelagerte Oberboden wieder einzubringen. 5) Die Anlage der bauzeitlichen Schiffsanlegestelle auf der Rettbergsaue zum Mom- bacher Rheinarm hat so zu erfolgen, dass Beeinträchtigungen der angrenzenden Weichholzaue ausgeschlossen sind. …/ Planfeststellungsbeschluss - 19 - A 643

Nach Beendigung der Baumaßnahme sind die baubedingten Schiffsanlegestellen komplett zu entfernen. 6) Eine nächtliche Ausleuchtung der Baustelle ist nur in der Zeit vom 01.10. bis 31.01. zulässig. 7) Der Abriss der Schiersteiner Brücke ist außerhalb der Brutzeit der Avifauna, also im Zeitraum vom 30.09. bis 01.03. durchzuführen. 8) Der Abriss und Abtransport des Brückenpfeilers auf der Rettbergsaue am Ufer des Mombacher Rheinarms hat von der Wasserseite aus zu erfolgen. Eine Beeinträchti- gung der angrenzenden Weichholzaue und des Rheinnebenarms ist nicht zulässig. 9) Nach Räumung des Baufeldes auf der Rettbergsaue ist eine Abnahme bei der oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Darmstadt zu beantragen.

10) Die Maßnahme 3ACEF ist vor Baubeginn zu realisieren. Der Vollzug ist der oberen Naturschutzbehörde anzuzeigen. 11) Der Fußgängersteg zur Rettbergsaue ist auf Mainzer und Wiesbadener Seite mit einer verschließbaren Zugangspforte zu versehen. Während der Rastzeiten der Avi- fauna und während der Nacht ist damit ein Betreten des Fußgängersteges zu unter- binden. 12) Das Betreten der Rettbergsaue durch den Fußgängersteg ist über den bisherigen Umfang hinaus nicht zulässig. Dazu ist insbesondere der Weg auf der Rettbergsaue zwischen den beiden Teilen des Fußgängersteges mit einer Zaunanlage von mind. 2 m Höhe mit zwei verschließbaren Pforten analog des derzeitigen Zustands zu ver- sehen. Die genaue Ausführung und die Modalitäten dieser Besucherlenkung auf der Rett- bergsaue sind mit der oberen Naturschutzbehörde abzustimmen. 13) Die Maßnahme 4A ist folgendermaßen zu ändern: Die betroffenen Auenwaldaufforstungen sind auf den beanspruchten Flächen durch die Anpflanzung geeigneter Gehölze zu kompensieren. Dies gilt auch für den Bereich des voll entwickelten Gebüschs (Biotoptyp Nr. 02.100) östlich der Schiersteiner Brü- cke. Die Auswahl der Gehölzarten und die Durchführung der Wiederaufforstung sind mit dem zuständigen Gebietsbetreuer des Forstamts Wiesbaden-Chausseehaus ab- zustimmen. Die Wiesenbrache (Biotoptyp Nr. 09.130) westlich der Schiersteiner Brü- cke ist wieder als offene Wiesenfläche zu entwickeln. Dazu ist der von dieser Fläche separat gelagerte Oberboden für den Wiedereinbau zu verwenden. Die Wiederbe- grünung ist mit einer Heublumenansaat von einer geeigneten Wiesenfläche, mög- lichst von der Rettbergsaue zu unterstützen. 14) Die Kompensationsmaßnahmen im Bereich der Stadt Wiesbaden sind spätestens in der auf den Abschluss der Baumaßnahme folgenden Pflanzperiode zu realisieren. Ausfälle sind in einem Zeitraum von 3 Jahren nachzubessern.

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Die Maßnahmen sind zu pflegen und auf Dauer zu erhalten. 15) Die Baufeldräumung für den Maßnahmenkomplex „Rheinwiesen/ Altarmreaktivie- rung“ hat außerhalb der Brutzeit, also vom 30.09. bis 01.03. zu erfolgen. 16) Eine Beeinträchtigung der an die Kohärenzflächen angrenzenden Silberweiden- und Schwarzpappelbestände im Rahmen der Erdbauarbeiten ist durch geeignete Maßnahmen auszuschließen. 17) Eine Beeinträchtigung der alten Hybridpappelreihe entlang des Altarms an der Südgrenze der Kohärenzflächen ist durch geeignete Maßnahmen auszuschließen. 18) Das südlich an die Kohärenzflächen angrenzende Kreuzkrötenhabitat ist während der Herstellungsphase durch einen Bauzaun vor Beeinträchtigungen zu schützen. 19) Die Kohärenzmaßnahmen sind vor Schadenseintritt für den betroffenen Lebens- raumtyp Weichholzaue“ umzusetzen und zu sichern. [Anmerkung: Die rechtliche Sicherung erfolgt durch die oberste Naturschutzbehörde (§ 32 Abs. 2 BNatSchG i.V.m. § 2 Abs. 3 Nr. 2 HAGBNatSchG)]. Die Fertigstellung der neuen Rheinbrücke hat deshalb im Bereich der Weichholzaue des FFH-Gebietes „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ im Bauablaufgeschehen so spät wie möglich zu erfolgen. 20) Für die Kohärenzflächen ist eine Erfolgskontrolle über mind. 15 Jahre vorzuse- hen. Dazu ist ein pflanzensoziologisches Monitoring gemäß den Vorgaben des Deck- blatts zur Ausnahmeprüfung (lfd: Nr. 15.4 der festgestellten Unterlagen), Kap. 4.5, vorzusehen. Das Ergebnis der einzelnen Kontrolluntersuchungen ist der oberen Naturschutzbe- hörde zur Prüfung vorzulegen. Im Falle unerwünschter Entwicklungstendenzen sind Gegensteuerungsmaßnahmen vorzusehen und mit der oberen Naturschutzbehörde abzustimmen. 21) Zur Überwachung der naturschutzrechtlichen Vorgaben ist der oberen Natur- schutzbehörde vor Baubeginn eine qualifizierte ökologische Bauüberwachung aus dem Bereich der Landespflege oder anderer vergleichbarer Fachrichtungen zu be- nennen. Die ökologische Bauüberwachung ist insbesondere für eine ordnungsgemä- ße Umsetzung der Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen während der Bau- phase, der Kompensationsmaßnahmen und der Kohärenzflächen zuständig. Verstöße gegen die naturschutzrechtlichen Vorgaben hat die ökologische Bauüber- wachung der oberen Naturschutzbehörde unverzüglich anzuzeigen. 22) Über die Kontrollen sind durch die ökologische Baubegleitung zeitnah Ergebnis- protokolle zu erstellten und der oberen Naturschutzbehörde vorzulegen.

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4. Wasserwirtschaft 4.1 Wasserwirtschaftliche Nebenbestimmungen für den Betrieb des Abscheiders 1) Zu- und Ablauf des Abscheiders sind mit Absperreinrichtungen mit Revisionsöff- nungen zu versehen, um bei Unfällen mit wassergefährdenden Stoffen die Reinigung des Entwässerungssystems zu gewährleisten und eine Verunreinigung des Rheins zu verhindern. 2) Die Ausführungsplanung ist rechtzeitig vor Baubeginn mit der unteren Wasserbe- hörde der Landeshauptstadt Wiesbaden abzustimmen. 3. Es ist ein Betriebs- und Wartungsplan einschließlich Alarmplan zu erstellen und der unteren Wasserbehörde der Landeshauptstadt Wiesbaden vorzulegen. 4.2 Wasserwirtschaftliche Nebenbestimmungen für das geplante Vorhaben „Reak- tivierung eines Altarms der Rheins bei Geisenheim“ Aus Sicht des Oberflächengewässerschutzes ist die Genehmigung unter III,3.2 mit folgenden Auflagen verbunden: Allgemeines 1) Die Leitung der Bauarbeiten ist einem verantwortlichen, fachkundigen Bauleiter zu übertragen. Diesem obliegt es u.a. die Ausführung der Baumaßnahme, die Güte und Tauglichkeit der Baustoffe und Bauarten, die Beachtung der ökologischen Belange, die Einhaltung der einschlägigen Sicherheitsvorschriften sowie die Einhaltung der Auflagen des Planfeststellungsbeschlusses zu überwachen. Der Vorhabenträger hat dem Regierungspräsidium Darmstadt, Abteilung Arbeitsschutz und Umwelt Wiesba- den, vor Beginn der planfestgestellten Maßnahmen Namen und Adresse des verant- wortlichen Bauleiters und dessen Vertreter zu benennen. [Anmerkung: Der Träger der Straßenbaulast hat gemäß § 4 Satz 1 FStrG dafür ein- zustehen, dass seine Bauten allen Anforderungen der Sicherheit und Ordnung genü- gen.] 2) Der Beginn und die Fertigstellung der Maßnahmen sind dem Regierungspräsidium Darmstadt, Abteilung Arbeitsschutz und Umwelt Wiesbaden, Postfach 5060, 65040 Wiesbaden, mindestens 8 Tage vorher schriftlich anzuzeigen. 3) Die Ausführung der Maßnahmen muss den planfestgestellten Unterlagen entspre- chen. Die Baustelleneinrichtung ist nur auf den in den Genehmigungsunterlagen ge- nannten Flächen zulässig. 4) Die Anlagen sind entwurfsgemäß und unter Berücksichtigung der einschlägigen technischen Normen und Bestimmungen nach den anerkannten Regeln der Technik so herzustellen, zu betreiben und zu unterhalten, dass die öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere die Ordnung des Wasserhaushaltes, gewährleistet ist. 5) Der Vorhabenträger hat dem Regierungspräsidium Darmstadt, Abteilung IV Wies- baden und Umwelt, sowie deren Beauftragten jederzeit den Zutritt zu den Anlagen

…/ Planfeststellungsbeschluss - 22 - A 643 und den in Frage kommenden Grundstücken sowie die Durchführung von Untersu- chungen an Ort und Stelle zu gestatten. Auf Verlangen ist den Vorgenannten Einblick in die Planfeststellungsunterlagen zu gestatten. Die hierfür erforderlichen Hilfeleistun- gen sind unentgeltlich zu gewähren. Bauausführung und Gewässerschutz: 6) Bei Bauarbeiten, durch die unbeteiligte Personen gefährdet werden können, ist die Gefahrenzone und/ oder die Baustelle durch einen Bauzaun gemäß § 14 Abs. 2 HBO abzugrenzen bzw. abzusichern. Die Sicherung der Baustelle bei Tag und Nacht liegt in der Verantwortung des Vorhabenträgers. 7) Bei der Bauausführung ist dafür Sorge zu tragen, dass geordnete Abflussverhält- nisse sichergestellt sind und es zu keinen Verunreinigungen des weiterführenden Gewässers im Unterlauf, z.B. durch Einleitung von Suspensionen, Lehm (Ton)-Was- sergemische und Schlämmen kommt. Gegebenenfalls sind geeignete Maßnahmen, wie z.B. Errichtung von Absetzgruben, zu ergreifen. Das Lagern von Bau- und Bau- hilfsmaterialien sowie das Aufstellen von Baugeräten innerhalb des Gewässerbettes und des natürlichen Überschwemmungsgebietes sind unzulässig. 8) Bei der Bauausführung ist darauf zu achten, dass keine wassergefährdenden Stof- fe, wie z.B. Treibstoffe, in den Untergrund gelangen. Baufahrzeuge und Maschinen sind in arbeitsfreien Zeiten sowie für Betankungsvorgänge sicher auf wasserundurch- lässigen Flächen abzustellen. [Anmerkung zu Punkt 6 bis 8: siehe Anmerkung unter A, Ziffer IV,4.2 Punkt 1.] 9) Wassergefährdende Stoffe sind vor der Witterung geschützt in einem medienbe- ständigen Auffangraum zu lagern, der mindestens das Volumen des größten gelager- ten Gebindes aufweist. 10) Verunreinigte, belastete und unbelastete Böden sind beim Aushub getrennt zu halten, und getrennt zu beseitigen bzw. zu verwerten. Anfallender Oberboden ist nach DIN 18915 getrennt zu lagern und für vegetationstechnische Zwecke zu ver- wenden. 11) Anfallender Bodenaushub ist, soweit geeignet, nur für die Sohlanhebung des Gewässers zu verwenden. Der Einbau evtl. verbleibender Überschussmassen im Bereich der Talaue ist unzulässig. Gewässergestaltung: 12) Zur Modellierung der Gewässerbetten sowie zur Verfüllung der Auftragsstrecken darf nur natürliches, unbelastetes Bodenmaterial verwendet werden. Eine ausrei- chende Verdichtung ist sicherzustellen. 13) Das neue initiale Gewässerbett ist naturnaher Linienführung mit wechselnden Sohlbreiten und Böschungsneigungen für Prall- und Gleitufer sowie Störstellen (z.B. Totholzeinbau, Buchten) zu gestalten, jedoch nicht zu befestigen.

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14) Steinschüttungen, Gewässerbett sowie Uferbefestigungen sind in Natursteinen auszuführen (Taunusquarzit bzw. vorgefundenem Gesteinsmaterial, Mindestkanten- länge 25 cm oder gemäß Stabilitätsnachweis). Eventuelle Fugen sind 5-8 cm zurück- liegend auszubilden. Die Verwendung von Betonsteinpflaster, Beton-Rasenkammer- steinen oder dergl. für Gewässerbettsicherungszwecke ist unzulässig. Die Übergänge der Ausbaustrecke auf die unter- und oberhalb vorhandenen Profile sind fachgerecht und unter Beachtung der strömungstechnischen Erfordernisse auszubilden. Überbrückungsbauwerke: 15) Die hydraulische Leistungsfähigkeit der Überbrückungsbauwerke darf gegenüber dem ursprünglichen Zustand nicht nachteilig verändert werden. Es muss sicherge- stellt sein, dass keine Verminderung des bisherigen max. Durchflussvermögens ein- tritt. Die Konstruktionsunterkante der Bauwerke ist so zu wählen, dass ein Freibord von 0,50 m, bezogen auf die berechnete HQ1oo-Wasserspiegellage, gewährleistet ist. 16) Die Fundamentierung der Überbrückungsbauwerke muss auf tragfähigem Unter- grund erfolgen. Die Gründungstiefe der Widerlager ist aufgrund von Bodenuntersu- chungen und der Statik festzulegen. 17) Geschweißte tragende Stahlbauteile dürfen erst dann eingebaut oder Schweißar- beiten auf der Baustelle erst dann ausgeführt werden, wenn der die Schweißarbeiten durchführende Betrieb den Nachweis der Befähigung zum Schweißen von Stahlbau- ten (Großer Befähigungsnachweis) bzw. von einfachen Stahlbauten (Kleiner Befähi- gungsnachweis) erbracht hat (vgl. DIN 4100 Beiblatt 1 und 2). 18) Notwendige Umwehrungen von Flächen mit einer Absturzhöhe von 1 m bis 12 m müssen eine Mindesthöhe von 0,90 m, Umwehrungen von Flächen mit mehr als 12 m Absturz- höhe eine Mindesthöhe von 1,10 m haben. Die Öffnungen der Umwehrun- gen dürfen in der Waagerechten gemessen nicht mehr als 12 cm betragen. Der waa- gerechte Zwischenraum der Umwehrung und der zu sichernden Fläche darf nicht größer als 4 cm sein. Das gleiche gilt sinngemäß für Treppengeländer, wobei Gelän- derhöhe und waagerechter Zwischenraum von der Vorderkante der Stufen zu mes- sen sind. Die Umwehrungen sind so auszubilden, dass Kindern das Überklettern nicht erleichtert wird. 19) Bei der Betonherstellung für die mit Oberflächenwasser in Berührung kommen- den Bauwerksteile ist Hochofenzement (HOZ) oder gleichwertiger Zement zu ver- wenden. Das Verwenden von wassergefährdendem, auswasch- oder auslaugbarem Material ist unzulässig. Abschluss der Maßnahme: 20) Nach Beendigung der Baumaßnahme sind die in Anspruch genommenen Bau- stelleneinrichtungsflächen sowie die Baustraßen zu lockern und in ihren ursprüngli- chen Zustand zu versetzen.

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21) Bei der Bauabnahme sind dem Regierungspräsidium Darmstadt, Abteilung Ar- beitsschutz und Umwelt Wiesbaden, Bestandspläne in dreifacher Ausfertigung vorzu- legen. Die Bestandspläne für die Brückenbauwerke sind mit Eintragungen der Bau- werksabmessungen und der Höhenlagen – letztere bezogen auf NN – zu versehen. 22) Katastermäßige Veränderungen sind einzumessen und im Liegenschaftskataster zu erfassen. Ergänzende Auflagen: 23) Sollte sich im Rahmen der Unterhaltung eine unzulässige, d.h. den Abfluss signi- fikante einschränkende Verlandung entwickeln, ist diese zu entfernen (siehe auch A, Ziffer IV,8 zum Treibgut-Grobrückhalt). 24) Die bauliche Umsetzung unter der Vorgabe der wirtschaftlichsten Lösung wird nach Vorliegen der erforderlichen Baugrundgutachten abschließend in der Ausfüh- rungsplanung festgelegt. Bei der Bauausführung erforderliche Schifffahrtsperren bis 4 Stunden sind mindes- tens 2 Wochen, Schifffahrtssperren von mehr als 4 Stunden mindestens 6 Wochen 25) vorher für die Bekanntmachung an die Schifffahrt beim WSA zu beantragen. 26) Im Rahmen einer Erfolgskontrolle ist die Eigendynamik des reaktivierten Altarms zu beobachten und anhand der eingetretenen Entwicklung ein vereinfachter Unterhal- tungsplan abzuleiten.

5. Energiewirtschaftliche Anlagen Die Plangenehmigung des Umbaus eines Mastes der 110-kV-Hochspannungsfreilei- tung unter III,4 ist mit folgenden Nebenbestimmungen und Hinweisen verbunden: 1) Die Änderung an der bestehenden Hochspannungsfreileitung richtet sich nach den gesetzlichen Bestimmungen bzw. nach den zwischen den Beteiligten bestehenden Verträgen. Die erforderlichen Maßnahmen zum Umbau des Mastes sind rechtzeitig vor Baubeginn einvernehmlich mit der Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG festzulegen. 2) Die Schutzstreifen und Mindestabstände sind entsprechend den gesetzlichen Vor- gaben und in Absprache mit der Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG festzulegen. 3) Die von dem Mast und den ggf. geänderten Schutzstreifen betroffenen Grund- stückseigentümer und Pächter sind rechtzeitig vor dem Beginn der Bauarbeiten zu informieren. 4) Wenn bei Erdarbeiten Bodendenkmäler bekannt werden, so ist dies dem Lande- samt für Denkmalpflege, Archäologische Denkmalpflege, oder der zuständigen unte- ren Denkmalschutzbehörde unverzüglich anzuzeigen. 5) Bei den Umbaumaßnahmen für den Mast, die einen Eingriff in den Boden erfor- dern, ist auf organoleptische Auffälligkeiten zu achten. Werden dies festgestellt, ist umgehend das Regierungspräsidium Darmstadt, Dez. IV Wi 41.1 zu informieren.

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6) Rechtzeitig vor Beginn der Bauarbeiten für den Mast (im Bereich der vorüberge- hend vorgesehenen Inanspruchnahme der Straßenbaumaßnahme) sind mit allen betroffenen Grundstückseigentümern bezüglich der Gestattung der Grundstücksinan- spruchnahme und der Bewilligung eines Leitungsrechts Verhandlungen aufzuneh- men. Für die beim Bau/ Betrieb und der späteren Instandhaltung der Leitungen ent- stehenden Flur- und Aufwuchsschäden sind mit den Eigentümern und den Pächtern bzw. Nutzungsberechtigten Entschädigungen zu vereinbaren.

6. Bodenschutz 1) Da beim Bodenaushub im Bereich von Altflächen mit erhöhten Schadstoffkonzent- rationen zu rechnen ist, ist für die Erdarbeiten ein sach- und fachkompetentes Ingeni- eurbüro hinzuzuziehen. 2) Bei organoleptischen Auffälligkeiten ist das Regierungspräsidium Darmstadt, Abtei- lung Arbeitsschutz und Umwelt Wiesbaden, umgehend zu informieren.

7. Archäologische Funde 1) Um Qualität und Quantität der archäologischen Befunde zu überprüfen und um später zu fundierten Stellungnahmen im Rahmen von bauordnungsrechtlichen oder denkmalschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren kommen zu können, ist als Er- gänzung zu o.g. Planungen ein archäologisches Gutachten, d.h. eine vorbereitende Untersuchung gemäß § 18 Abs. 1 HDSchG erforderlich, deren Kosten vom Planbe- treiber/ Verursacher zu tragen sind. 2) Die vorbereitende Untersuchung sollte sobald wie möglich vor weiteren Planungs- schritten durchgeführt werden, da von ihrem Ergebnis abhängig ist, inwieweit weitere archäologische Untersuchungen (keine Ausgrabung/ weitere Teilausgrabung/ Total- ausgrabung) erforderlich sind.

8. Ausführungsplanung Soweit erst abschließend in der Ausführungsplanung die bauliche Umsetzung unter der Vorgabe der wirtschaftlichsten Lösung nach Vorliegen der erforderlichen Bau- grundgutachten festgelegt wird, sind die die Planunterlagen der Ausführungsplanung insoweit der Planfeststellungsbehörde zur Freigabe vorzulegen. Dabei ist u.a. Folgendes zu beachten: Die geplante Treibgut-Grobrückhalt aus Setzstangen von Salix alba ist nicht in Aus- führungsplanung aufzunehmen es sei denn, es wird eine Räumung und die notwen- dige Zuwegung hergestellt. As Alternative könnte auch die Errichtung eines Treibgut- Abweisers in Form eines beweglichen, zu wartenden Schwimmbeckens am Einlauf des Altarms in Betracht kommen (siehe A, Ziffer IV,4.2 Punkt 23). Hinsichtlich erforderlich werdender Schifffahrtssperren ist das Baustellenlogistikkon- zept mit dem WSA Bingen abzustimmen; dies gilt insbesondere im Hinblick auf evtl.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 26 - A 643 erforderlich werdende längere Sperrzeiten von 10 Stunden (siehe A, Ziffer IV,4.2 Punkt 24). Im Rahmen der Ausführungsplanung ist im Bereich der Kohärenzmaßnahme bei Rhein-km 522,0 eine Wendemöglichkeit für Lkw zu schaffen. Soweit aus dem noch zu erstellenden Bauzeitenplan sich materielle Auswirkungen (Planänderungen) auf die (technische) Ausführungsplanung ergeben, sind diese Plä- ne insoweit der Planfeststellungsbehörde zur Freigabe vorzulegen.

9. Bauausführung 1) Die bauliche Umsetzung der Schiersteiner Rheinbrücke kann erst erfolgen, nach- dem der Planfeststellungsbeschluss des LandesBetriebs Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM RP), Planfeststellungsbehörde, Friedrich-Ebert-Ring 14-20, 56068 , für den Abschnitt von Bau-km 3+945,70 bis 4+316,69 (= Bau-km 0+262,78 der Planung des Landes Hessen) (Achse 1: östliche Richtungsfahrbahn) und von Bau-km 3+935,00 bis 4+305,33 (= Bau-km 0+267,97 der Planung des Landes Hessen) (Ach- se 2: westliche Richtungsfahrbahn) bestandskräftig ist. 2) Die Bauarbeiten sind dem Stand der Technik entsprechend unter Beachtung der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm-Geräuschimmissio- nen vom 19. August 1970 (Beilage zum BAnz. Nr. 160 vom 1. September 1970) und der 32. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Gerä- te- und Maschinenlärmschutzverordnung – 32. BImSchV) vom 29. August 2002 (BGBl. I S 3478), geändert durch Gesetz vom 8. November 2011 (BGBl. I S. 2178), durchzuführen. Dabei sind die technischen Regelwerke entsprechend einzuhalten. Treten dennoch erhebliche Lärmimmissionen (Überschreitung der Richtwert der vor- genannten Verwaltungsvorschrift) auf, steht den Betroffenen ein Anspruch auf ange- messene Entschädigung zu.

10. Bericht zur frist- und sachgerechten Durchführung der festgesetzten Kohärenzmaßnahmen Der Vorhabenträger, vertreten durch das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wies- baden, hat über die frist- und sachgerechte Durchführung der festgesetzten Kohä- renzmaßnahmen gemäß § 17 Abs. 7 Satz 2 BNatSchG nach deren Abschluss, je- doch vor Beginn der Baumaßnahme im Eingriffsbereich des LRT *91E0 der Zulas- sungsbehörde, dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesent- wicklung, zu berichten.

11. Bericht zur frist- und sachgerechten Durchführung der festgesetzten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sowie der Unterhaltungsmaßnahmen Der Vorhabenträger, vertreten durch das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wies- baden, hat über die frist- und sachgerechte Durchführung der Vermeidungs- und der

…/ Planfeststellungsbeschluss - 27 - A 643 festgesetzten CEF-Maßnahmen (vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen) vor Eintritt der Beeinträchtigungen der europäisch geschützten Arten (siehe Auflage unter A, Ziffer IV,1.1 Punkt 1) und alle anderen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen gemäß § 17 Abs. 7 Satz 2 BNatSchG nach Abschluss der Baumaßnahme bzw. nach Her- stellung der erst danach durchführbaren Maßnahmen der Zulassungsbehörde, dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung zu berichten. Über die durchgeführten erforderlichen Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen ist unter Berücksichtigung der in den festgestellten Maßnahmenverzeichnissen vorgese- henen Maßnahmen der Zulassungsbehörde gemäß § 17 Abs. 7 Satz 2 BNatSchG gleichfalls nach deren Durchführung zu berichten.

12. Vorbehalte weiterer Nebenbestimmungen und in Bezug auf Planände- rungen Die nachträgliche Festsetzung, Änderung oder Ergänzung von Nebenbestimmungen, bleiben gemäß § 74 Abs. 3 HVwVfG vorbehalten. 1) Vorbehalt zur Auflage unter A, Ziffer VI,1 Punkt 41: Sollte die Brücke über den renaturierten Altarm mit einem Mittelpfeiler ausgestattet werden, bedarf es einer ergänzenden wasserrechtlichen Genehmigung durch die Planfeststellungsbehörde. Die Entscheidung steht insoweit unter Vorbehalt (§ 74 Abs. 3 HVwVfG. 2) Vorbehalt zur Auflage unter A, Ziffer IV,4.2 Punkt 3: Werden während der Bauausführung Änderungen notwendig, sind diese mit einer Stellungnahme der zuständigen Wasserbehörden vor Ausführung der Planfeststel- lungsbehörde mitzuteilen. Diese entscheidet über die wasserrechtliche Genehmgung. 3) Vorbehalt zur Zusage unter A, Ziffer V, Punkt 22: Die Umsetzung eines Provisoriums zur Aufrechterhaltung der Zugänglichkeit der Rettbergsaue für den Rad- und Fußgängerverkehr auch während der Bauzeit bedarf wegen einer fehlenden Regelung in den festgestellten Unterlagen der abschließen- den Entscheidung der Planfeststellungsbehörde. Der Vorhabenträger hat der der Planfeststellungsbehörde rechtzeitig vorher die entsprechenden Antragsunterlagen vorzulegen. 4) Vorbehalt zur Auflage IV,8: Die geänderte Planung in Bezug auf den Treibgut-Grobrückhalt ist mit der oberen Wasserbehörde beim Regierungspräsidium Darmstadt abzustimmen und der Plan- feststellungsbehörde rechtzeitig vor der Ausführung zur Entscheidung vorzulegen. 5) Vorbehalt zur Zusage unter V,2 Punkt 31: Sofern sich aus der ergänzenden gutachterlichen Bewertung der Erschütterungen aus dem Betrieb der Brücke Konsequenzen ergeben, steht die Anordnung von evtl.

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Schutzmaßnahmen nach § 74 Abs. 2 HVwVfG und dem Vorbehalt der abschließen- den Entscheidung der Planfeststellungsbehörde gemäß § 74 Abs. 3 HVwVfG. 6) Vorbehalt in Bezug auf die Schaffung einer Querungsmöglichkeit Sofern das naturschutzrechtliche Verfahren zur Änderung des Befreiungsbescheids vom 04.08.2009 des Regierungspräsidiums Darmstadt für den Bau des Radweges durch den Zweckverband die Errichtung einer Brücke positiv abgeschlos- sen wird und sich hieraus Änderungen für die Kohärenzmaßnahme ergeben, ist er- forderlichenfalls eine Änderung der Planung der Maßnahme vorzunehmen und die entsprechenden Unterlagen sind der Planfeststellungsbehörde zur Entscheidung vor- zulegen. 7) Vorbehalt zur Auflage IV,3 Punkt 20: Die Festsetzung ergänzender Maßnahmen zur Kohärenzsicherung bleibt für den Fall, dass die Kontrolluntersuchungen und durchgeführten Gegensteuerungsmaßnahmen nicht zum Erfolgt führen, gemäß § 74 Abs. 3 HVwVfG vorbehalten. Der Vorhabenträ- ger hat die ergänzenden Maßnahmen mit der oberen Naturschutzbehörde abzustim- men und die diesbezüglichen Unterlagen der Planfeststellungsbehörde zur Entschei- dung vorzulegen.

13. Beweissicherungsverfahren Die Durchführung eines Beweissicherungsverfahrens im maßnahmennahen Umfeld, wie altarmnächste Bebauung und Kanalisationsbetrieb, soll im Rahmen der Ausfüh- rungsplanung geprüft werden. Außerdem wird ein Beweissicherungsverfahren zu den befürchteten Erschütterungen des RWZ-Betriebes durchgeführt.

14. Festsetzung einer Entschädigung dem Grunde nach Gemäß § 74 Abs. 2 Satz 3 HVwVfG wird eine Entschädigung dem Grunde nach dem Vorhabenträger für mit dem Vorhaben nachgewiesene sich aus dem Bauvorhaben ergebende Vermögensnachteile durch mittelbare Betroffenheit infolge einer unzumut- baren Verschattung von Grundstücken aufgegeben.

V. Zusicherungen des Vorhabenträgers, vertreten durch das Amt für Stra- ßen- und Verkehrswesen Wiesbaden, im Anhörungsverfahren Vom Vorhabenträger, der Bundesrepublik Deutschland (Bundesstraßenverwaltung), vertreten durch das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden, sind im abge- schlossenen Anhörungsverfahren Zusagen gegeben worden. Diese Zusagen wurden von der Planfeststellungsbehörde geprüft und werden, soweit sie nicht Bestandteil der Auflagen der unter Ziffer III erteilten Genehmigungen, Ausnahmen und Befreiun- gen oder Ziffer V genannten Nebenbestimmungen und Auflagen sind, nachstehend unter Beachtung der getroffenen Anmerkungen bestätigt:

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1. Gebietskörperschaften, Behörden und Stellen 1. Landeshauptstadt Wiesbaden Stadtplanungsamt 1) Im Rahmen der weiteren Planung wird der Abgleich der in dem Plan dargestellten Grenze eines LSG mit dem in Aufstellung befindlichen Stadtlandschaftsschutzgebiet Wiesbaden mit dem Regierungspräsidium Darmstadt, obere Naturschutzbehörde, durchgeführt. 2) Im Zuge der Bauausführung wird eine durchgehende Fuß- und Radwegeverbin- dung entlang des Rheins möglichst über die gesamte Bauzeit erhalten bleiben 3) Die Wiederherstellung und Neugestaltung der Baustelleneinrichtungsflächen er- folgt in Abstimmung mit der Landeshauptstadt Wiesbaden. Die Ausführungsplanung zur landschaftspflegerischen Neugestaltung im Bereich der Anschlussstellen wird mit den zuständigen städtischen Ämtern abgestimmt. Amt für Wirtschaft und Liegenschaften 4) Das im Anschlussohr Äppelallee (West) vorgesehene Regenrückhaltebecken wird so gedreht, dass die im westlichen Bereich des städtischen Grundstücks Gemarkung Schierstein, Flur 12, Flurstück 93/13 verbleibende Fläche ausreicht, um die dort ge- plante Grünschnitt-Deponie der Landeshauptstadt Wiesbaden realisieren zu können. 5) Mit den zwischen Rhein und Schiersteiner Kreuz ansässigen Unternehmen erfol- gen umfassende Abstimmungen, um unnötige Beeinträchtigungen zu vermeiden. 6) Die entschädigungsrechtlichen Fragestellungen in Bezug auf den Erwerb und die vorübergehende Inanspruchnahme städtischer Grundstücke werden außerhalb des Planfeststellungsverfahrens besprochen. Es erfolgt eine frühzeitige Information und Abstimmung über den Ablauf der Bau- maßnahme, um der Landeshauptstadt Wiesbaden die rechtzeitige Regelung der ver- traglichen Modalitäten mit ihren Vertragspartnern zu ermöglichen. Umweltamt 7) Bei der Entsorgung von Aushub werden die geltenden abfallrechtlichen Bestim- mungen (Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz KrW/AbfG vom 27. September 1994 [BGBl. I S. 1994 S. 2705], zuletzt geändert durch Gesetz vom 6. Oktober 2011 [BGBl. I S. 1986] und Hessisches Ausführungsgesetz zum Kreislaufwirtschafts- und Abfall- gesetz HAKA in der Fassung vom 20. Juli 2004 [GVBl. I S. 252], zuletzt geändert durch Gesetz vom 24. März 2010 [GVBl. I S. 12]) eigenverantwortlich eingehalten. 8) Die für das Bauvorhaben zuständige Bauleitung wird entscheiden, ob der Kampf- mittelräumdienst eingeschaltet wird. [Anmerkung: siehe unter nachfolgendem Punkt 40]. 9) Die divergierenden Angaben zur Retentionsraumbilanz unter Kap. 4.12.2 des Er- läuterungsberichts und Unterl. 13.6. werden berichtigt.

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10) Alle Maßnahmen während der Bauphase, die Auswirkungen auf das Grundwas- ser, den Boden oder den Rhein haben können, insbesondere • die Baustelleneinrichtung mit Betankungsflächen und Waschplätzen, • Grundwasserhaltungen und • Einleitungen in den Rhein werden rechtzeitig vor der Bauausführung mit der unteren Wasserbehörde abge- stimmt. 11) Das Konzept zum Massenausgleich wird vor der Bauausführung mit dem Regie- rungspräsidium Darmstadt, obere Bodenschutzbehörde, abgestimmt. Untere Naturschutzbehörde 12) Der Sicherung der Einhaltung der in den FFH-Verträglichkeitsprüfungen zum FFH-Gebiet „Wanderfischgebiete im Rhein“, zum VSG „Inselrhein“ und zum FFH-Ge- biet „Rettbergsaue“ dargestellten Schadenbegrenzungsmaßnahmen durch Aufnahme als Auflage im Planfeststellungsbeschluss wird zugestimmt. [Anmerkung: siehe A, Ziffer IV,1.1 Punkt 7]. 13) Die Erstellung eines genauen Bauzeitenplans mit dezidierter Flächeninanspruch- nahme wird im Hinblick auf das VSG „lnselrhein“ im Rahmen der weiteren Planung erstellt. 14) Das für das FFH-Gebiet „Rettbergsaue“ vorgeschlagene Monitoring ist als Aufla- ge im Planfeststellungsbeschluss festgeschrieben. [Anmerkung: siehe unter A, Ziffer IV,1.1 Punkt 7. Die Integration in das FFH-Gebiets- management ist nicht Aufgabe des Trägers der Straßenbaulast sondern der zustän- digen oberen Naturschutzbehörde (§ 15 Abs. 3 HAGBNatSchG).]. 15) Eine ökologischen Bauüberwachung wird vorgesehen. [Anmerkung: siehe Auflage unter A, Ziffer IV,3 Punkt 21]. Tiefbau- und Vermessungsamt 16) Eine Radwegverbindung zur Rettbergsaue steht zur Verfügung, da der Weg mit 2,50 m Breite als kombinierter Geh- und Radweg konzipiert ist. 17) Die südlich der Rheingaustraße, unter der Schiersteiner Brücke bestehende Parkplatzanlage wird nach Maßgabe des bestehenden Nutzungsvertrages gegen Kostenerstattung durch die Landeshauptstadt Wiesbaden wiederhergestellt, sofern gewünscht auch vergrößert. [Anmerkung: siehe auch A, Ziffer V,2 Punkt 36.] 18) Mit dem neuen Eigentümer des Äppelallee-Centers (Union Investment GmbH) wird abgestimmt, ob er mit der ursprünglich vorgesehenen Änderung der Zufahrt “Ap- pellallee-Center“ gemäß Unterl. 7 Blatt Nr. 2 vom Oktober 2009 bei Übernahme der Kosten durch die Landeshauptstadt Wiesbaden einverstanden ist, um die Qualität der

…/ Planfeststellungsbeschluss - 31 - A 643 inneren und äußeren Erschließung des Grundstückes, aber auch die Qualität des Verkehrsablaufes im Zuge der Äppelallee zu verbessern. [Anmerkung: Aufgrund des Ergebnisses hat das ASV Wiesbaden eine nachträgliche Abstimmung und entsprechende Umplanung vorgenommen, d.h. die ursprüngliche Planung ist in das Deckblatt vom Sept. 2011 aufgenommen worden.] 19) Es wird angestrebt, dass während der Bauzeit alle jetzt vorhandenen Fahrbezie- hungen jederzeit aufrechterhalten bleiben: 20) Es wird angestrebt, dass während der Bauzeit zum sechsstreifigen Ausbau der A 643 alle Fahrbeziehungen mit der heute vorhandenen Fahrstreifenanzahl des un- tergeordneten städtischen Straßennetzes aufrechterhalten werden. Die Verkehrsfüh- rungen in den einzelnen Bauphasen werden rechtzeitig vorher mit der Stadt Wiesba- den abgestimmt. 21) Der Bauablauf und die notwendigen Baustellenumfahrungen werden rechtzeitig vorher mit der Stadt Wiesbaden abgestimmt. 22) Gegen Kostenerstattung durch die Landeshauptstadt Wiesbaden wird nach Maß- gabe des bestehenden Gestattungsvertrages für die Zeit des Baus der zweiten Brü- cke ein Provisorium errichtet, um die Zugänglichkeit der Rettbergsaue für den Rad- und Fußgängerverkehr auch während der Bauzeit durchgängig zu gewährleisten. [Anmerkung: siehe Vorbehalt A, Ziffer V,12 Punkt 3] 23) Über den Kostenanteil der Landeshauptstadt Wiesbaden wird eine Verwaltungs- vereinbarung abgeschlossen, in der die das Ausbauvorhaben betreffenden von der Stadt Wiesbaden zu tragenden Kosten behandelt werden. 2. Stadt Geisenheim 24) Ein dauerhafter Durchfluss des reaktivierten Rhein-Altarmes wird gewährleistet. 25) Entsprechend der am 15.07.2009 getroffenen Absprache zwischen dem Vorha- benträger und der Stadt Geisenheim wird eine Zufahrt von der B 42 geschaffen, um die Erreichbarkeit des rechtswirksam ausgewiesenen Kleingartengebietes „Rheinaue“ mit Rettungsfahrzeugen zu gewährleisten (Dimensionierung aller Bauwerke in diesem Bereich für Achslasten mit 10t). Die planerische Darstellung erfolgt im Zuge der Aus- führungsplanung. [Anmerkung: siehe Auflage A, Ziffer IV,8]. 26) Die Unterhaltungslast des Brückenbauwerkes über den Rhein-Altarm verbleibt beim Vorhabenträger. [Anmerkung: Die Unterhaltung sollte nach der Ablösungsbeträge-Berechnungsver- ordnung (ABBV) vom 1. Juli 2010 (BGBl. I S. 856) abgelöst werden, da es sich um kein Bauwerk im Zuge einer Bundesfernstraße handelt und somit nicht unter §§ 13a f. FStrG fällt.]

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27) Die Deponierung des bei Herstellung der Kohärenzmaßnahme anfallenden Erd- aushubs in Geisenheim oder in Oestrich-Winkel wird ausgeschlossen. 28) Sofern wider Erwarten durch die Baumaßnahme nachteilige Auswirkungen für die Standsicherheit der nördlich des Kleingartengebiets vorhandenen Hybridpappeln ein- treten, werden diese behoben. 29) Die von der Hessische Straßen- und Verkehrsverwaltung geplante höhenfreie Anbindung der L 3272 (Reutershan-Spange) an die B 42 und die Höherlegung der B 42 ist mit der geplanten Kohärenzmaßnahme verträglich. 3. Stadt Oestrich-Winkel 30) Ein dauerhafter Durchfluss des reaktivierten Rheinaltarmes wird gewährleistet. 31) Entsprechend der am 15.07.2009 getroffenen Absprache zwischen dem Vorha- benträger und der Stadt Geisenheim wird eine Zufahrt von der B 42 geschaffen (sie- he unter vorstehendem Punkt 25). 32) Der Aushub aus dem neu entstehenden Rhein-Altarm wird analysiert und je nach Belastungsgrad wiederverwertet oder gemäß den geltenden Vorschriften fachgerecht deponiert, wobei eine Deponierung in Geisenheim oder in Oestrich-Winkel ausge- schlossen wird. 33) Die geplante höhenfreie Anbindung der L 3272 (Reutershan-Spange) an die B 42 und die Höherlegung der B 42 ist mit der geplanten Kohärenzmaßnahme verträglich (siehe unter vorstehendem Punkt 29). 34) Zur einfacheren Handhabung der Unterlagen wird in der Ausführungsplanung die Gemarkungsgrenze zwischen Geisenheim und Oestrich-Winkel als solche gekenn- zeichnet. 35) Die im Hinblick auf den gemäß § 2 Abs. 1 HDSchG als Kulturdenkmal geschütz- ten Leinpfad geforderte Beteiligung des Landesamtes für Denkmalschutz Hessen ist erfolgt. 36) Sollten im Zuge der Bauausführung Grenz- oder Vermessungssteine gefunden werden, werden diese besonders gesichert und nach Möglichkeit an Ort und Stelle belassen oder wiederhergestellt. 4. Landkreis Limburg-Weilburg 37) Die im Zuge der Bauausführung benutzten Wirtschaftswege werden nach Ab- schluss der Baumaßnahme wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt. 38) Die Erreichbarkeit der landwirtschaftlichen Flächen wird während der Bauausfüh- rung sichergestellt. 39) Die vorübergehende Inanspruchnahme landwirtschaftlicher Flächen wird auf das erforderliche Maß begrenzt.

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5. Regierungspräsidium Darmstadt, Dez. I 18 [Kampfmittelräumdienst] 40) Vor Baubeginn werden Kampfmittelsondierungen und ggf. Kampfmittelräummaß- nahmen gemäß der Stellungnahme des Kampfmittelräumdienstes durchgeführt, da bekannt ist, dass der gesamte Baubereich für den sechsstreifigen Ausbau der A 643, wie auch das Schiersteiner Kreuz, ein Bombenabwurfgebiet ist. 6. Regierungspräsidium Darmstadt, Dez. V 51.1 [Landwirtschaft, Landschaftspfle- ge, Fischerei 41) Temporäre Ablagerungen von anfallenden Erdmassen auf landwirtschaftlichen Flächen werden mit den Bewirtschaftern rechtzeitig abgestimmt. Für die Dauer der Nutzung wird eine Entschädigung gezahlt. 42) Baustelleneinrichtungsflächen auf landwirtschaftlichen Flächen und das bean- spruchte landwirtschaftliche Wegenetz werden entsprechend wiederhergestellt. 43) Die Erreichbarkeit der landwirtschaftlichen Flächen wird während der Bauausfüh- rung sichergestellt (siehe unter vorstehendem Punkt 42). 7. Polizeipräsidium Westhessen 44) Im Zuge der Bauvorbereitung wird eine Planung zur bauzeitlichen Verkehrsfüh- rung entwickelt, die insbesondere die Minimierung bauzeitlicher Behinderungen zum Ziel hat. 45) Die Verkehrsteilnehmer werden frühzeitig auf anstehende Änderungen der Ver- kehrsverhältnisse hingewiesen (intensive Öffentlichkeitsarbeit). 46) Die Verständlichkeit der Verkehrsführungen während der Bauzeit wird sicherge- stellt, in dem diese nach dem allgemein gültigen Regelwerk gestaltet werden. 47) Soweit möglich wird der Baustellen- und Individualverkehr voneinander getrennt. Wende- und Rangiervorgänge auf den Autobahnen durch Individualverkehr werden vermieden. 48) Soweit möglich werden Verunreinigungen der für den Individualverkehr vorgese- henen Fahrbahnen vermieden (z.B. durch Einrichten von Reinigungsschleusen) bzw. nach dem Entstehen umgehend wieder beseitigt. 49) Die zuständigen Polizeistationen (für die Bundesautobahnen: PASt Wiesbaden) werden über im Zusammenhang mit den Baumaßnahmen stehende verkehrsbehörd- liche Anordnungen und Änderungen der Verkehrsführung rechtzeitig informiert. 50) Das im Hinblick auf die wasserseitige Baustellenandienung zuständige Hessische Wasserschutzpolizeiamt wird im Zuge der Bauausführung informiert.

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8. Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Bingen Strom- und schifffahrtspolizeiliche Zusagen für die bauliche Ausgestaltung der Brückenbauwerke 51) Die „Mindestanforderungen und Empfehlungen für die technische Gestaltung von Bauwerken am Rhein“ der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (ZKR) werden eingehalten. 52) Die Mindestdurchfahrtshöhe von 9,10 m über dem jeweils geltenden höchsten Schifffahrtswasserstand wird im Bereich der Durchfahrtsbreite des Rheins eingehal- ten. Dies gilt sowohl für den Endzustand als auch die Bauphase. 53) Die Strompfeiler im Mombacher Stromarm werden gemäß den Planunterlagen im Fahrwasser gebaut (siehe ergänzende Stellungnahme vom 19.08.2010). 54) Im Biebricher Stromarm werden die Pfeiler der neuen Teilbrücke in der Flucht der vorhandenen Strompfeiler erstellt, so dass die vorhandene Fahrwasserbreite beibe- halten wird. 55) Die Mindestdurchfahrtshöhe von 9,10 m über dem Höchsten Schifffahrtswasser- stand (HSW = 84,10 m üNHN) bei maximaler Brückenbelastung wird im Biebricher Stromarm auf einer Breite von 150 m mittig zur Fahrrinnenachse und im Mombacher Stromarm über einem 70 m breiten, parallel zum nördlichen Ufer verlaufenden Strei- fen der Wasserfläche gewährleistet. 56) Die in der ausgelegten Unterl. 10.2 fälschlicherweise nicht auf HSW sondern auf MW bezogene Bemaßung des Lichtraumprofils in beiden Stromarmen wird korrigiert. 57) Die Konstruktionsunterkante (KUK) des angehängten Fußgängerstegs kommt im Biebricher Stromarm über dem Fahrwasser nicht tiefer als die KUK der vorhandenen Brücken zu liegen. 58) Dem WSA Bingen werden mit Abschluss der Ausführungsplanung Höhenpläne mit den Konstruktionsunterkanten der bestehenden Brücke und der neuen Bauwerke zur Zustimmung vorgelegt. [Anmerkung: Nach den Plänen „Gefährdungsraum Achse 1, UK Bestand, UK Neue Brücke“ für die Seiten Mombach und Schierstein vom 05.09.201 kann die Forderung I-1.3 der Stellungnahme vom 12.03.2011 nicht eingehalten werden. Die ZKR hat die Planung gebilligt (siehe Stellungnahme des WSA vom 13.12.2011).] 59) Die Durchfahrtsöffnungen der Brücken werden entsprechend den Vorschriften der Rheinschifffahrtspolizeiverordnung (RheinSchPV) gekennzeichnet. 60) Die Schifffahrtszeichen werden nachts und bei unsichtigem Wetter beleuchtet. 61) Die Pfeiler im Strom werden für die Nachtschifffahrt angestrahlt und mit Radarre- flektoren ausgestattet. 62) Die Schifffahrtzeichen und die Beleuchtung werden unterhalten.

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[Anmerkung zu den Punkten 61 und 62: Die Unterhaltungskosten und die Kosten des Betriebs der Einrichtungen zur Sicherung der Durchfahrt unter Brücken ist gemäß § 13a Abs. 1 FStrG zu ersetzen oder abzulösen.] 63) An den Brückenbauwerken werden außer den nach den schifffahrtspolizeilichen Vorschriften erforderlichen und vom WSA angeordneten Schifffahrtszeichen keine Zeichen und Lichter angebracht, die die Schifffahrt stören, insbesondere zur Ver- wechslung mit Schifffahrtszeichen Anlass geben, deren Wirkung beeinträchtigen, oder die Schiffsführer durch Blendwirkungen oder Spiegelungen irreführen oder be- hindern können. 64) Bei der Fachstelle für Verkehrstechniken (FVT) der Wasser- und Schifffahrtsver- waltung (WSV) wird ein radartechnisches Gutachten für die neuen Brückenüberbau- ten eingeholt und die Ergebnisse des Gutachtens werden in den weiteren Planungen umgesetzt, um Beeinträchtigungen der Radarfahrt zu vermeiden. 65) Bei der Errichtung der Anlage werden die anerkannten Regeln der Technik be- achtet und die im Bauwesen erforderliche Sorgfalt angewandt. 66) Durch Vorlage eines Prüfberichts eines öffentlich bestellten und vereidigten Prüf- ingenieurs wird dem WSA Bingen nachgewiesen, dass die neuen sowie die vorhan- denen und weiter genutzten Strompfeiler einschließlich ihrer Gründungen sowie Brü- ckenüberbauten über dem Biebricher und dem Mombacher Stromarm gemäß DIN 1055, Teil 9 auf Schiffsstoß bemessen sind. Das Merkblatt der Bundesanstalt für Wasserbau in Karlsruhe wird dabei beachtet. 67) Dem WSA wird vor der Ausführung ein Entwässerungsplan zur Zustimmung vor- gelegt, aus dem sich ergibt, dass • die Schifffahrt und die Unterhaltung der Wasserstraße durch die Brückenentwässe- rung nicht beeinträchtigt werden, • die Entwässerung des Oberflächenwassers der Brücken über Sammelleitungen erfolgt und • in den Schifffahrtsprofilen keine Entwässerung in den Rhein erfolgt. 68) Zum Nachweis der Standsicherheit der Brückenpfeiler im Fahrwasser werden im Abstand von 5 Jahren Kolkkontrollpeilungen durchgeführt und dem WSA vorgelegt. Sofern bei den Peilungen Auskolkungen festgestellt werden, werden diese in Ab- stimmung mit dem WSA wieder ausgefüllt. Sämtliche Kosten hierfür trägt der Vorha- benträger gemäß § 12a Abs. 1 FStrG. 69) Die Bauablaufplanung wird im Zuge der Bauvorbereitung erstellt und mit der WSA Bingen abgestimmt. Strom- und schifffahrtspolizeiliche Zusagen für die Bauzeit 70) Alle Änderungen der Ausführungsplanung, die Auswirkungen auf die Sicherheit und Leichtigkeit der Schifffahrt haben könnten (z.B. das Lichtraumprofil, die Befahr- barkeit der Wasserstraße, die Darstellung der Bauwerke im Radarbild, die Stromsohle …/ Planfeststellungsbeschluss - 36 - A 643 etc.) werden vor ihrer Durchführung dem WSA Bingen schriftlich zur Zustimmung vorgelegt. (Anmerkung: siehe die Auflage unter A, Ziffer IV,8). 71) Notwendige Baubehelfe im Bereich der Bundeswasserstraße werden • mindestens 6 Wochen vor dem Beginn ihrer Errichtung unter Vorlage von Beschrei- bungen und Plänen dem WSA Bingen zur Kenntnis gebracht und • nur mit schriftlicher Zustimmung des WSA Bingen errichtet und betrieben. 72) Arbeiten im Zusammenhang mit dem Rückbau der bestehenden Brückenelemen- te und dem Bau der neuen Brücke, die über dem Fahrwasser erfolgen, werden zum Schutze der Schifffahrt gegen Funkenflug und herabfallende Gegenstände nur inner- halb einer geeigneten, beständigen und dichten Einhausung durchgeführt. Arbeiten, die die Schifffahrt gefährden oder die Schiffsführer beeinträchtigen oder irritieren können (z.B. Schweiß-, Brenn-, Spritzoder Sandstrahlarbeiten außerhalb der Einhau- sung), werden während der Durchfahrt von Wasserfahrzeugen eingestellt. 73) Es wird sichergestellt, dass Krane oder ähnliche Geräte beim Herannahen und Passieren von Wasserfahrzeugen ihre Lasten nicht über das Fahrwasser aus- schwenken. 74) Arbeiten von schwimmenden Fahrzeugen, Geräten und Anlagen werden beim Erreichen und Überschreiten der Hochwassermarke II am Pegel Mainz (HWMMainz II 630 cm) eingestellt, die schwimmenden Fahrzeuge, Geräte und Anlagen vor Errei- chen der HWM II an einen sicheren Liegeplatz verholt. 75) Die Kosten für erforderliche, vom WSA Bingen festzulegende Kennzeichnungen der Baustelle zur Regelung des Schiffverkehrs während der Bauzeit gemäß Rhein- SchPV, insbesondere während des Baus der Strompfeiler, und für weitere eventuell erforderliche Maßnahmen (z.B. Setzen und Betreiben von Schifffahrtszeichen, Ein- richtung eines Wahrschaudienstes etc.) werden übernommen. [Siehe hierzu Anmerkung zu A, Ziffer V,1 Punkte 61 f.] 76) Die Schifffahrtszeichen und Sichtzeichen der Rheinkilometrierung im Bereich der Baustellen werden auch während der Bauzeit betrieben. Evtl. erforderliche Änderun- gen daran werden nur nach ausdrücklicher Zustimmung des WSA Bingen ausgeführt [Anmerkung: Kostentragung siehe Punkt 62]. 77) Nach Abschluss der Bauarbeiten werden die Schifffahrtszeichen und Sichtzei- chen der Rheinkilometrierung im Baufeld dauerhaft und auf eigene Kosten in den Bereich der neuen Uferlinie gesetzt. Der genaue Standort wird im Zuge der Ausfüh- rungsplanung mit dem WSA Bingen abgestimmt. 78) Vor Baubeginn werden die Lage- und Höhenfestpunkte (Hektometer, Marksteine) der WSV im Baufeld gesichert und entsprechend dem Stand der Bauarbeiten im Ein- vernehmen mit dem WSA Bingen wiederhergestellt. [Anmerkung: Kostentragung siehe A, Ziffer V,1 Punkt 62]. …/ Planfeststellungsbeschluss - 37 - A 643

79) Nach Beendigung der Arbeiten wird das benutzte Gelände wieder in den ur- sprünglichen Zustand versetzt. Eine gemeinsame Abnahme mit dem WSA Bingen wird durchgeführt. 80) Die Arbeiten werden in strom- und schiffahrtspolizeilicher Hinsicht in engem Ein- vernehmen mit dem Außenbezirk Wiesbaden durchgeführt. 81) Bei besonderen Vorkommnissen, die den Schiffverkehr beeinträchtigen könnten, wird unverzüglich die Revierzentrale Oberwesel benachrichtigt. 82) Nach Abschluss der Maßnahme wird gemeinsam mit dem WSA Bingen eine förmliche Abnahme in strom- und schifffahrtspolizeilicher Hinsicht durchgeführt, wobei diese Abnahme andere nach sicherheits- und ordnungsbehördlichen Vorschriften erforderliche Abnahmen nicht ersetzt. 83) Die Unterhaltungspflichtigen der neuen Versorgungsleitungen werden auf das Erfordernis zur strom- und schifffahrtspolizeilichen Genehmigung des Betriebs der Versorgungsleitungen (bei Berührung schiffahrtsrechtlicher Belange) hingewiesen. Strom- und schifffahrtspolizeiliche Zusagen für den Betrieb 84) Die Brücken werden stets in einem ordnungsgemäßen technisch einwandfreien Zustand erhalten, sie werden gemäß DIN 1076 geprüft und die Ergebnisse der Prü- fungen werden dem WSA auf Verlangen zur Einsichtnahme vorgelegt. 85) Anlagebedingte Auskolkungen, Verflachungen oder ähnliche Beeinträchtigungen der Wasserstraße werden auf Verlangen des WSA Bingen beseitigt. [Anmerkung: Kostentragung siehe A, Ziffer V,1 Punkt 62]. 86) Die für den Betrieb der Anlage verantwortliche Person wird dem WSA Bingen schriftlich benannt. 87) Veränderungen der Bauwerke, die Auswirkungen auf die Sicherheit und Leichtig- keit der Schifffahrt haben könnten (z.B. Änderungen mit Auswirkungen auf das Licht- raumprofil, die Befahrbarkeit der Wasserstraße, die Darstellung der Bauwerke im Ra- darbild, die Stromsohle etc.) werden vor ihrer Durchführung dem WSA Bingen schrift- lich zur Zustimmung vorgelegt. 88) Es wird dafür Sorge getragen, dass beim Betrieb der Anlage keine Stoffe und Gegenstände in die Wasserstraße gelangen, die den für die Schifffahrt erforderlichen Zustand der Wasserstraße oder die Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs auf der Wasserstraße beeinträchtigen. 89) Sollte trotzdem dieser Fall eintreten, wird das WSA sofort unterrichtet. Die Stoffe und Gegenstände aus der Wasserstraße werden entfernt und die Beseitigung wird dem WSA Bingen auf Verlangen durch Kontrollpeilungen nachgewiesen. 90) Unterhaltungs- und Inspektionsarbeiten an der Brücke (z.B. Einsatz von Brücken- untersuchungsgeräten) werden dem WSA mindestens 4 Wochen im Voraus schriftlich angezeigt und es wird die Zustimmung des WSA Bingen eingeholt, sofern damit Be-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 38 - A 643 einträchtigungen der Sicherheit und Leichtigkeit der Schifffahrt (z.B. durch Einschrän- kung des Lichtraumprofils) verbunden sind. 91) Schnee und Eis von der Brücke werden nicht in die Wasserstraße entsorgt. Zusagen für die Kohärenzmaßnahme Reaktivierung eines Altarms des Rheins bei Geisenheim 92) Die Bauwerke der Kohärenzmaßnahme werden vom Vorhabenträger betrieben und unterhalten. 93) Die Inanspruchnahme der bundeseigenen Flächen wird in der mit dem WSA ab- zuschließenden Verwaltungsvereinbarung geregelt [Anmerkung: siehe A, Ziffer V,1 Punkt 98]. 94) Der Zu- und Rücklaufbereich des Altarms wird ausreichend gegen Auskolkungen gesichert und im Rahmen der Bauwerksinspektion regelmäßig überprüft. Nach einem Hochwasser wird eine gesonderte Überprüfung durchgeführt. Ggf. festgestellte Män- gel werden dem WSA mitgeteilt. 95) Nach Abschluss der Maßnahme wird gemeinsam mit der WSA Bingen eine förm- liche Abnahme in strom- und schifffahrtspolizeilicher Hinsicht durchgeführt, wobei diese Abnahme andere nach sicherheits- und ordnungsbehördlichen Vorschriften erforderliche Abnahmen nicht ersetzt. 96) Die Forderungen im Hinblick auf die Ausgleichsmaßnahme Mombach (kein Er- schwernis der Unterhaltung, Unterhaltung der Ausgleichsmaßnahme) betreffen das Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der A 643 zwischen der Landesgrenze Hessen/ Rheinland-Pfalz und der AS Mainz-Mombach und werden von daher nicht im vorliegenden Planfeststellungsbeschluss behandelt. Zusagen „Sonstiges“ 97) Nach Beendigung der Baumaßnahme werden dem WSA Bingen Bestandsunter- lagen (Pläne, Bau- und Betriebsbeschreibungen) inklusive Leitungspläne für alle Bauwerke übergeben (1 mal digital, 2 mal Papier), die auf oder über die Flächen der WSV errichtet wurden. Nach Fertigstellung der Baumaßnahme wird eine topographi- sche Geländeaufnahme hinsichtlich der ausbaubedingten Veränderungen im Rhein- uferbereich veranlasst und die Ergebnisse werden dem WSA Bingen in Papierform und digital (dxf, MicroStation dgn) für das Kartenwerk kostenlos zur Verfügung ge- stellt. 98) Vor der bauzeitlichen Inanspruchnahme WSV-eigener Flächen wird mit dem WSA Bingen eine Regelung getroffen. Die bestehende Verwaltungsvereinbarung zwischen der Bundeswasserstraßenverwaltung (heute: Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes) und der Bundesstraßenverwaltung (heute vertreten durch die Landesstra- ßenverwaltungen) vom 24. bzw. 16.05.1963 wird nach Abschluss der Baumaßnahme aktualisiert oder neu gefasst.

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9. Wehrbereichsverwaltung West, Außenstelle Wiesbaden 99) Beginn und Fertigstellung der Baumaßnahme werden dem Wehrbereichskom- mando II, Verkehrsinfrastruktur, Freiligrathstraße 6, 55131 Mainz, schriftlich oder tele- fonisch angezeigt. 10. Eisenbahnbundesamt, Außenstelle Frankfurt/ Saarbrücken 100) Die Technischen Spezifikationen für die Interoperabilität (TSI) werden beim Neubau der Bauwerke Nr. 9, 9a und 9b (Unterführungen der Eisenbahn) eingehalten. 11. Deutsche Bahn Service Immobilien GmbH 101) Vor Baubeginn wird mit der DB Netz AG, Produktionsplanung und –steuerung, Rhabanusstraße 3, 55118 Mainz, eine Kreuzungsvereinbarung nach EKrG abge- schlossen. 102) Für die Planung und Ausführung des neuen Brückenbauwerkes über die Eisen- bahn wird rechtzeitig ein qualifiziertes und von der Bahn zertifiziertes Unternehmen beauftragt. 103) Für den Ausbau des Kreuzungsbauwerkes werden geeignete Sperrpausen be- antragt und in der Mehrjahresbauplanung der DB Netz AG angemeldet. 104) Die Planung wird dem zuständigen Bauvorlageberechtigten der DB AG vorge- legt. 105) Alle Bauarbeiten im Bereich der Eisenbahn werden von einem EBA-zugelasse- nen Bauüberwacher Bahn begleitet. Dies gilt für alle in diesem Bereich betroffenen Fachlinien der DB AG. Für die Bauarbeiten wird vom Bauüberwacher Bahn bei der DB Netz AG für die Arbeiten ein Betra-Antrag gestellt. Für alle Arbeiten wird ein Si- cherungsplan bei der DB Netz AG beantragt. 106) Für alle Baumaßnahmen im Bereich der DB AG werden die gültigen Richtlinien der DB AG, die Regeln der Technik sowie die Vorgaben der EUK beachtet. 107) Rechtzeitig vor Beginn der geplanten Bauarbeiten (mindestens vier Wochen vorher) wird mit dem Bezirksleiter Fahrbahn, DB Netz AG, Produktionsdurchführung Mainz, Mombacher Straße 54, 55122 Mainz, ein Termin für die örtliche Einweisung bzw. für die Beweissicherung und für die nachweisliche Übergabe des Kabelmerk- blattes vereinbart. Die entstehenden Kosten werden vom Vorhabenträger getragen. 108) Vor der VOB-Abnahme wird die Begutachtung der Bauwerke vom Fachbeauf- tragten der DB AG sichergestellt. 109) Ein Betreten der Bahnanlagen erfolgt nur, falls dies für die Bauausführung not- wendig ist und nach vorheriger schriftlicher Antragstellung und Genehmigung. Die daraus entstehenden Kosten werden vom Vorhabenträger getragen. 110) Bei allen Arbeiten in der Nähe unter Spannung stehender, der Berührung zu- gänglicher Teile der Oberleitung wird von diesen Teilen auf Geräte, Werkzeuge und Werkstücke nach allen Richtungen ein Schutzabstand von mindestens 3,50 m (ent-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 40 - A 643 spricht VDE 0105, Teil 1) eingehalten. Zum Schutz der im Bereich der 15 kV-Oberlei- tung/ Speiseleitung tätigen Personen werden die DB-Druckschriften DS 132 02 (UW2 Unfallverhütungsmaßnahmen) und DS 462 (VES, Vorschrift für den Dienst auf elekt- risch betriebenen Strecken) beachtet. 111) Baugeräte, Kräne, Gerüste und andere Baubehelfe werden so aufgestellt, dass sie zu 15 kV-Oberleitungsanlagen und deren spannungsführenden Teilen einen Schutzabstand von mindestens 3,50 m, entsprechend VDE 0105, Teil 1, aufweisen und den Eisenbahnbetrieb nicht gefährden. Werden Baugeräte, Kräne usw. in einem Abstand von weniger als 5,00 m aufgestellt, so werden diese bahngeerdet. Für Kräne und Hebefahrzeuge wird zusätzlich eine Krananweisung gefertigt. 112) Entschädigungsansprüche oder Ansprüche auf Schutzmaßnahmen wegen der durch den Eisenbahnbetrieb und die Erhaltung der Bahnanlagen entstehenden Im- missionen (insbesondere Luft- und Körperschall, Abgase, Gefahrguttransporte, Fun- kenflug usw.) können gegen die Deutsche Bahn AG nicht geltend gemacht werden, da die Bahnlinie planfestgestellt ist. Es obliegt den Anliegern, für Schutzmaßnahmen zu sorgen. Dazu ist anzumerken: Die Anwendbarkeit der 16. BImSchV ist im Hinblick auf den bestehenden Schienenweg schon allein deshalb nicht gegeben, weil die bauliche Veränderung des Brückenbauwerkes nicht auf eine Steigerung der verkehrlichen Leistungsfähigkeit der Bahnstrecke abzielt sondern nur der baulichen Änderung der Straße nachfolgt (vgl. BVerwG, Urteil vom 9. Februar 1995 - BVerwG 4 C 26.93 -, NVwZ 1995, 907). 113) Mindestens 10 Arbeitstage vor Baubeginn wird auf eigene Kosten eine örtliche Kabeleinweisung zu dem Signalkabel der Leit-und Sicherungstechnik der DB Netz AG mit einem Mitarbeiter der DB Netz AG, Produktionsdurchführung Mainz, Rhabanusstraße 3, 54118 Mainz, und der DB Systel GmbH, Kölner Straße 5, 65760 Eschborn, durchgeführt. 114) Ein Schutzstreifen von je 1,00 m beidseits der Kabeltrassen für das auf Bahnge- lände vorhandene DB Systel GmH Fernmeldekabel F 66“ der DB Netz AG wird nicht überbaut oder bepflanzt. Für Bauarbeiten aller Art im Bereich des Schutzstreifens wird die Zustimmung der DB Netz AG eingeholt. Aushubmassen werden nicht über der Kabeltrasse planiert. Eine Veränderung des Bodenbelages über der Trasse wird der DB Systel GmbH angezeigt. 115) Das Fernmeldekabel wird vor Beschädigungen geschützt. Falls Kabel oder Lei- tungen auftreten, die in den Plänen nicht eingezeichnet wurden, wird die DB Systel GmbH, T.ST-W-ESB-N, Kölner Straße 5, 65760 Eschborn, informiert. 116) Die Forderungen des Kabelmerkblattes und des Merkblattes „Erdarbeiten in der Nähe erdverlegter Kabel der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft“ werden einge-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 41 - A 643 halten. Die Verpflichtungserklärung wird rechtzeitig und von der bauausführenden Firma unterzeichnet an die DB Systel GmbH zurückgesandt. 12. ESWE-Verkehrs GmbH 117) Zur Aufrechterhaltung des ÖPNV über die Schiersteiner Brücke werden in allen Bauphasen alle Fahrbeziehungen der Anschlussstellen Wiesbaden-Äppelallee und Mainz-Mombach gewährleistet. Sollte es zu Bauzuständen kommen, die den Fahrbe- trieb der ESWE beeinträchtigen können, wird eine rechtzeitige Abstimmung mit der ESWE durchgeführt. 118) Die Beeinträchtigungen des Verkehrs im nachgeordneten Netz der Landes- hauptstadt Wiesbaden während der Bauphase, insbesondere im Zuge der Äppelallee, werden so gering wie möglich gehalten. 13. Deutsche Telekom Netzproduktion GmbH 119) Im Zuge der Bauvorbereitung werden mit der Telekom die notwendigen Ab- stimmungen zum Zweck • der Information über die Lage der zum Zeitpunkt der Bauausführung vorhande- nen Telekommunikationslinien und • zur Vorbereitung der erforderlichen Umlegung von Leitungen durchgeführt. 120) Bei der Bauausführung wird darauf geachtet, dass Beschädigungen der vorhan- denen Telekommunikationslinien vermieden werden und aus betrieblichen Gründen (z.B. im Falle von Störungen) der ungehinderte Zugang zu den Telekommunikations- linien jederzeit möglich ist. 121) Abdeckungen von Abzweigkästen und Kabelschächten sowie Oberirdische Ge- häuse werden soweit frei gehalten, dass sie gefahrlos geöffnet und ggf. mit Kabel- ziehfahrzeugen angefahren werden können. 122) Die Kabelschutzanweisung der Deutschen Telekom AG wird beachtet. 123) Mindestens vier Monate vor der Ausschreibung werden der Telekom AG die endgültigen Ausbaupläne zugesandt und die Ausschreibungs- und Ausführungster- mine mitgeteilt. 14. ESWE-Versorgungs AG 124) Im Zuge der Bauvorbereitung werden mit der ESWE die notwendigen Vorberei- tungen zur Umlegung der betroffenen Strom-, Gas-, Wasser-Leitungen sowie der Fernmeldetrassen und der Straßenbeleuchtung abgestimmt. 125) Die technischen Auflagen der ESWE werden beachtet. 126) Eine seitens der WiTCOM GmbH eventuell gewünschte Leerohrverlegung un- terhalb der Schiersteiner Brücke wird bei einer rechtzeitigen Information des Lei- tungsträgers berücksichtigt.

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[Anmerkung: Das ASV Wiesbaden hat mit der ESWE-Versorgungs AG am 07.7./ 29.06.2011 eine Besitzüberlassungsvereinbarung abgeschlossen.] 15. Zweckverband Rheingau 127) Soweit der Zweckverband Rheingau sich in seiner Stellungnahme vom 02.03.2011 dem Vorbringen der Städte Geisenheim und Oestrich-Winkel zu der vor- gesehenen Kohärenzmaßnahme angeschlossen hat, gelten die die Kohärenzmaß- nahme betreffenden Zusagen auch für den Zweckverband Rheingau. 16. Kraftwerk Mainz-Wiesbaden AG 128) Im Zuge der Bauvorbereitung wird die notwendige und im neu zu errichtenden Teilbauwerk grundsätzlich mögliche Verlegung der Gashochdruckleitung (DN300) der KMW abgestimmt. 129) Nach Beendigung der Ausbaumaßnahme wird der vorhandene Kreuzungsver- trag zur 110-kV Hochspannungsfreileitung UW Schierstein - SA Wiesbaden Ost (vom Okt. 1964) den neuen Gegebenheiten angeglichen. 130) Im Bereich von Mast Nr. 3 (lfd. Nr. 48 im Bauwerksverzeichnis) wird das Fun- dament an der gepl. Böschungsbruchkante (Achse 91) statisch gesichert. 131) Für den Auftrag der Erdmassen (ca. 15.000 m³) zwischen den Masten 2a und 3 wird eine gesonderte Höhenfreigabe bei KMW eingeholt. 132) Vor Baubeginn wird KMW zwecks Höhenfreigaben für den Einsatz von Bauma- schinen erneut angefragt. 17. GasLine Telekommunikationsgesellschaft deutscher Gasversorgungsunter- nehmen, vertreten durch PLEdoc 133) Im Zuge der Bauvorbereitung werden mit der E.ON Ruhrgas AG die notwendi- gen Vorbereitungen zur Umlegung der Kabelschutzrohranlage der GasLINE GmbH Co. KG abgestimmt. 134) Die technischen Auflagen des Leitungsbetreibers werden beachtet. 18. Abwasserverband „Mittlerer Rheingau“ 135) Die im Gebiet der vorgesehenen Kohärenzmaßnahme vorhandenen Auslaufka- näle RÜB 70, SKU Winklerstraße in Geisenheim und RÜB B 63, DLB Börnchen der vorgeschalteten Regenentlastungsanlagen werden beachtet und gegebenenfalls notwendige Anpassungen bzw. Umlegungen mit dem Abwasserverband abgestimmt. 19. Hessenwasser GmbH 136) Sofern die Umlegung der betroffenen Trinkwasserleitung DN 500 erforderlich wird, erfolgt die rechtzeitige Abstimmung im Vorfeld der Baumaßnahme, um die Vor- laufzeit von mindestens 15 Monaten zu gewährleisten. Die genaue Lage der Leitung und in deren Bereich befindlichen Steuerkabel wird vor Ort festgestellt werden.

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137) Die technischen Auflagen der "Anweisung zum Schutz unterirdischer Versor- gungsleitungen, Armaturen, Signal- und Steuerkabel sowie der Trinkwasserschutz- gebiete der Hessenwasser GmbH & Co. KG." werden beachtet. 138) Baumaßnahmen auf den Grundstücken Gemarkung Schierstein, Flur 10 und Flur 28, für die zugunsten der Hessenwasser GmbH grundstücksgleiche Rechte ein- getragen sind, werden im Vorfeld mit dem Leitungsträger abgestimmt. 20. DB Kommunikationstechnik 139) Im Hinblick auf die Überquerung der Bahnstrecke 3507 Wiesbaden-Niederlahn- stein am Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein wird die DB Kommunikationstechnik GmbH bei den weiteren Planungsschritten einbezogen. Allgemeine Anmerkung: Die Zusagen zu 4, 9, 12, 14 bis 16, 18, 24, 30, 54, 56, 57 und 136 sind in die Deck- blätter planerisch übernommen worden. Soweit von Beteiligten Auflagen angespro- chen worden sind, sind die im erforderlichen Umfang in den Planfeststellungsbe- schluss übernommen worden. 2. Private Neubau der Rheinbrücken einschließlich Ausbau der A 643 1) Die vorübergehende Inanspruchnahme der unter 2.020.4 (Flurstück 118/6) ausge- wiesenen Fläche wird auf 115 m² reduziert, so dass nur unbefestigte, für die Be- triebsabläufe nicht maßgebliche Flächen betroffen sind. 2) Die vorhandenen Stützwände werden gemäß der vorliegenden Planung nicht mehr benötigt und werden im Erdreich verbleiben. Sollten im Zuge der Baudurchführung die auf dem Grundstück befindlichen Stützwände wider Erwarten dennoch betroffen werden, so werden diese durch den Träger des Vorhabens gesichert und ggf. ent- schädigt. Dies gilt ebenso für alle anderen etwaigen Verschmutzungen und Beschä- digungen auf dem Flurstück 118/6 und des darauf befindlichen Entwässerungssys- tems. 3) Für die schutzbedürftigen Nutzungen, für die Grenzwertüberschreitungen festge- stellt wurden, wird passiver Lärmschutz nach Maßgabe der einschlägigen Regelun- gen auf Kosten des Vorhabenträgers erbracht. [Anmerkung: siehe Auflage unter A, Ziffer IV,2]. 4) Als Ersatz für die während der Bauzeit entfallenden Parkplätze kann im südlichen Grundstücksteil eine entsprechende, zurzeit begrünte Fläche als Parkplatz befestigt und nach Beendigung der Baumaßnahme wieder in den ursprünglichen Zustand ver- setzt werden. Die Einzelheiten der Entschädigung werden im Entschädigungsverfah- ren geregelt. 5) Der vorübergehende Erwerb aus den Flurstücken 142/7, 142/9, 222/2 und 142/11 wird auf insgesamt 1.625 m² reduziert.

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6) In Abstimmung mit der Einwänderin wird für die vorübergehend entfallenden, als Lkw-Stellplätze genutzten Parkflächen geeigneter Ersatz geschaffen (Umnutzung der derzeit für Pkw vorgesehenen, durch die Baumaßnahme nicht angetasteten Stellflä- che zum Lkw-Parkplatz und bauzeitige Schaffung einer Parkfläche für die Pkw der Betriebsangehörigen an der äußersten westlichen Grundstücksgrenze; notfalls An- mietung einer geeigneten Fläche Dritter). 7) Eingriffe in das befestigte Betriebsgelände der Einwänderin erfolgen nicht, so dass während der gesamten Bauzeit die durchgängige und unbeeinträchtigte Zufahrt zu Tor 2 der Betriebsstatte der Einwendungsführerin gewährleistet bleibt. 8) Das Betriebsgelände der Einwänderin wird für die Dauer der Bauzeit mit einem hochwertigen, stabilen Bauzaun eingezäunt; die Ausführung wird mit der Einwänderin abgestimmt. 9) Die Lage der Gaspendelleitungen wird mit dem Ziel ermittelt, das Baufeld derart einzuschränken, dass ihre Umlegung entbehrlich wird. 10) Den ausführenden Bauunternehmern wird das Ergreifen der erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen im Hinblick auf die im Umfeld der Baumaßnahme gelegenen, mit leicht entzündlichen Flüssigkeiten befüllten Lösungsmitteltanks vertraglich aufer- legt. 11) Der zu bestellende Sicherheits- und Gesundheitskoordinator wird beauftragt, die im Hinblick auf die leichte Entflammbarkeit der auf dem Betriebsgelände gelagerten Lösungsmittel notwendigen besonderen Sicherheitsvorkehrungen bei der Bauausfüh- rung bei seinen Planungen zu berücksichtigen. 12) Die Lage der im Bereich der Lagerhalle parallel zur A 643 verlaufenden Beton- wand wird zunächst verifiziert, danach werden eventuelle Schutzmaßnahmen festge- legt. Die Kostenübernahme wird im Entschädigungsverfahren geregelt. 13) Baubedingten Erschütterungen wird durch Beachtung der einschlägigen techni- schen Regelwerke entgegengewirkt. [Anmerkung: siehe C, Ziffer VI,2.6]. 14) Aus dem Betrieb der Autobahn resultieren keine für den Betrieb relevanten Er- schütterungen. 15) Sofern die nachgelagerte Prüfung ergibt, dass in dem der Autobahn zugewandten Verwaltungsgebäude Wohnräume vorhanden sind, erfolgt eine Kostenerstattung für notwendige passive Schutzmaßnahmen nach Maßgabe der Bestimmungen der 24. BImSchV (siehe Auflage unter A, Ziffer IV,2). 16) Die erforderliche Verlegung der Gasstation (lfd. Nr. 13 des Bauwerksverzeichnis- ses) wird mit der Einwänderin und der ESWE Versorgungs AG so abgestimmt, dass möglichst keine Beeinträchtigung im Betriebsablauf der Einwänderin eintritt. Sollte es

…/ Planfeststellungsbeschluss - 45 - A 643 dennoch zu Störungen im Betriebsablauf kommen, erfolgt die Kostenregelung im Entschädigungsverfahren. 17) Eine Zufahrt zu den Gartengrundstücken Flurstücke 4/3 und 4/5 wird sowohl wäh- rend der Bauzeit als auch nach Beendigung der Baumaßnahmen gewährleistet. 18) Die Entschädigung für die Inanspruchnahme des Grundstücks und des Zubehörs wird im nachgelagerten Entschädigungsverfahren geregelt. 19) Im Bereich der östlichen Rheingaustraße wird eine 2,50 bis 4,50 m hohe und 260 m lange Lärmschutzwand „Rheingaustraße“ errichtet, die den Lärmpegel auf den Grundstücken der Einwänderin um bis zu 10 dB(A)) reduziert und zugleich zu einer Abminderung der Luftschadstoffe führt. 21) Aus dem Betrieb der Autobahn sind keine für den Betrieb relevanten Erschütte- rungen zu erwarten. 22) In Bezug auf den Baulärm werden in allen Bereichen die Bestimmungen der AVV Baulärm und der 32. BlmSchV eingehalten. [Anmerkung: siehe A, Ziffer IV,9]. 23) Baubedingten Erschütterungen wird durch Beachtung der einschlägigen techni- schen Regelwerke entgegengewirkt. 24) Es werden ausschließliche begrünte, nicht befestigte Flächen, z.B. Böschungsflä- chen, auf denen keine betrieblichen Aktivitäten stattfinden, in Anspruch genommen. Die zur Autobahn gelegenen Andienungs- und Lieferfläche des Anwesens Blierweg 2 wird weder während der Bauzeit, noch dauerhaft tangiert. Der Betriebsablauf wird durch die Baumaßnahme nicht beeinträchtigt. 25) Die Baustelle wird während der Bauzeit durch einen Bauzaun vom Grundstück getrennt werden. 26) Die Baustellenandienung erfolgt nicht über das Grundstück Blierweg 2 sondern ausschließlich von der Autobahn oder von öffentlichen Wegen bzw. Straßen aus. 27) Über die Reduzierung der vorübergehenden Inanspruchnahme des städtischen Flurstücks 10/43, über das die Zufahrt zum Kraftfutterwerk erfolgt, hinaus wird mit der Einwänderin eine geeignete Lösung abgestimmt, um die Zufahrt zu dem Betriebsge- lände an Werktagen durchgehend aufrechtzuerhalten (für einen zweispurigen Lkw- Verkehr unter Berücksichtigung von Schleppkurven für 18 m lange Lkw). [Ergänzende Vereinbarung vom 12.04.2011: Die Zufahrt zum Betriebsgelände wird während der gesamten Bauzeit aufrechterhalten. Lediglich bei der geringfügigen Ver- legung des Hafenweges, der an die Stützenstellung der neuen Rheinbrücke ange- passt werden muss, ist die vorhandene Zufahrt nicht nutzbar. Für diese Zeit wird eine provisorische Zufahrt hergestellt, um die jederzeitige Anfahrbarkeit des Betriebsge- ländes zu erreichen. Die Planfeststellungsunterlagen (Deckblatt zum Lageplan, Un- terl. 7 Blatt Nr. 2 vom Sept. 2011) wurden um diese Zufahrt ergänzt.

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Die vorhandene Zufahrt zum Kraftwerksgelände befindet sich derzeit im Eigentum der Landeshauptstadt Wiesbaden und ist von der RWZ gepachtet. Das ASV im Rahmen der anstehenden Grunderwerbsverhandlungen mit der Stadt Wiesbaden klären, ob seitens der Stadt Wiesbaden ein Erwerb der Zufahrtsfläche durch die RWZ möglich ist.] 28) Der Hafenweg bleibt als öffentliche Straße während der gesamten Bauzeit auf- recht erhalten. Ein Abstellen von Bauwagen u.ä. über längere Zeit im Rahmen der Baumaßnahme ist nicht vorgesehen, während das kurzzeitige Abstellen von Liefer- fahrzeugen zur Baustellenandienung nicht zu vermeiden sein wird. Da die jeweiligen Fahrer der Fahrzeuge vor Ort seien, könne kurzfristig auf die Interessen der Firma reagiert werden. Die Zeiträume für die erforderliche vorübergehende Inanspruchnahme des Hafen- wegs, die einer geringfügigen Verschwendung des Hafenweges dient, um den Weg an einem Pfeiler des neuen Brückenbauwerks vorbeizuführen, und auf 3-5 Tage be- grenzt werden soll und die als Kranstandort für die Errichtung des Bauwerks dient, der zeitlich kurz begrenzt wird, wird mit dem Betrieb auf eine geeignete Lösung (Bau an Brückentagen, Aufrechterhaltung der Zufahrt oder Schaffung einer provisorischen Zufahrt) abgestimmt um die Zufahrt zu dem Betriebsgelände an Werktagen durchge- hend zu gewährleisten. 29) Der Bauablauf wird in Abstimmung mit der Einwänderin so gestaltet, dass eine Beeinträchtigung der genehmigten Schiffsanlegestelle für die das Kraftfutterwerk an- dienenden Schiffe ausgeschlossen ist. Die genaue Lage, Form und Ausbildung der Schiffsanlegestelle zur Anlandung von Bauteilen, die am Biebricher Rheinufer östlich der vorhandenen Brücke vorgesehen ist, wird so festgelegt, dass auch die Benutzung der vorhandenen Schiffsanleger des Kraftfutterwerkes gewährleistet ist. [Ergänzende Vereinbarung vom 12.04.2011: Die in den festgestellten Unterlagen am Rheinufer dargestellten Baustellenflächen dienen zur Herstellung der Schiffsanlege- stellen für die Andienung von Baumaterial (große Stahlteile für den Brückenbau). Das ASV sagte zu, im Regelfall nur die Anlegestelle östlich der vorhandenen Brücke zu nutzen. Der Anlegepunkt westlich der Brücke (im Bereich der Anlegestelle des Kraft- futterwerkes) wird nur in Ausnahmefällen genutzt und unter vorheriger Abstimmung mit der RWZ. Damit wird ausgeschlossen, dass eine Beeinträchtigung der das Kraft- futterwerk andienenden Schiffe eintritt.] 30) Für den Bau der Brücke wird ein erschütterungsarmes Bauverfahren (Gründung mittels Bohrpfählen, wodurch die Lastabtragung in die Tiefe und nicht in die Fläche erfolge) angewendet.

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31) Die Erschütterungen, die aus dem Betrieb der Brücke zu erwarten sind, werden nochmals gutachterlich bewertet. [Anmerkung: siehe Vorbehalt unter A, Ziffer IV,12 Punkt 5]. 32) Ein Beweissicherungsverfahren zu befürchteten Erschütterungen wird in Einzel- fällen durchgeführt. Die Auswahl des Sachverständigen erfolgt in Abstimmung mit der Einwänderin. [Anmerkung: siehe unter A, Ziffer IV,13]. 33) Die Beachtung der AVV Baulärm wird zum Gegenstand der Ausschreibung ge- macht. [Anmerkung: siehe unter A, Ziffer IV,9]. 34) Zur Regelung während der Bauzeit auftretender Schwierigkeiten wird bei der Einwänderin eine Ansprechpartner-Liste hinterlegt. 35) Im Zuge der Abstimmung mit allen Versorgungsträgern wird nochmals überprüft, ob zwischen dem Betriebsgelände der Einwänderin und dem angrenzenden städti- schen Gelände eine Versorgungsleitung vom Hafenweg in Richtung Rhein verläuft und ob und wenn ja, welche Maßnahmen erforderlich sind, um die Leitung zu sichern oder zu verlegen. [Ergänzende Vereinbarung vom 12.04.2011: Im Zuge der Bauausführung wird die Lage der vorhandenen Versorgungsleitungen auf dem RWZ-Grundstück gemeinsam durch die RWZ und das ASV verifiziert und festgestellt, ob Anpassungen oder Siche- rungen an diesen Leitungen erforderlich sind. Bestandsunterlagen sind nicht vorhan- den.] 36) Im Zuge der vertraglichen Regelungen über die Entschädigung für die der Ein- wänderin entstehende Nutzungsbeeinträchtigung wird ein Textpassus in Gestalt einer Absichtserklärung zur Gestattung der späteren Nutzung der unter der Brücke liegen- den Fläche als Betriebsparkplatz aufgenommen. [Ergänzende Vereinbarung vom 12.04.2011: Östlich der vorhandenen Zufahrt zum Kraftfutterwerk wird nach dem Brückenbau eine vorhandene Parkplatzfläche (im Ei- gentum der Landeshauptstadt Wiesbaden) wegfallen, die sowohl vom Kraftfutterwerk genutzt wird, aber auch als öffentlicher Parkplatz, z.B. bei Veranstaltungen dient. Da diese Parkplatzfläche zum Teil unter der neuen Rheinbrücke liegt, wird das ASV die- se Fläche zur Sicherstellung der Er- und Unterhaltung der Rheinbrücke erwerben. Das ASV beabsichtigt aber zuzulassen, dass auch nach dem Brückenbau an dieser Stelle wieder ein Parkplatz angelegt wird. Hierzu soll eine Nutzungsvereinbarung ab- geschlossen werden. [Anmerkung: siehe auch A, Ziffer V,1 Punkt 17]. 37) Vorbehaltlich der Ergebnisse einer Prüfung der Nutzung der betroffenen Räume und der Außenbauteile werden bei verbleibenden Grenzwertüberschreitungen die

…/ Planfeststellungsbeschluss - 48 - A 643 notwendigen Aufwendungen für passive Lärmschutzmaßnahmen nach Maßgabe der 24. BlmSchV erstattet. [Anmerkung: siehe Auflage unter A, Ziffer IV,2]. 38) Der detaillierte Bauablauf kann von den Betroffenen nach Fertigstellung eingese- hen werden. Gleichförmige Einwendungen: 39) Durch entsprechende Auflagen während der Bauausführung wird sichergestellt, dass der Baustellenverkehr zum Ausbau der A 643 überwiegend über das Autobahn- netz abgewickelt wird. 40) Durch das noch zu erstellende Baustellenkonzept wird gewährleistet, dass die Beeinträchtigungen durch Baustellenfahrzeuge, die das untergeordnete Straßennetz benutzen, so gering wie möglich gehalten werden. 41) Die Regelungen der AW Baulärm und der 32. BlmSchV werden eingehalten. [Anmerkung: siehe unter A, Ziffer IV,9]. 42) Sofern unzumutbare bauzeitige Immissionsbeeinträchtigungen verbleiben, wird über etwaige Entschädigungsansprüche in dem von der Planfeststellung gesondert durchzuführenden Entschädigungsverfahren entschieden. (Anmerkung: Über mittelbare Ansprüche müsste in der Planfeststellung dem Grunde nach entschieden werden; hierfür lagen keine konkreten Gesichtspunkte vor. Siehe C, Ziffer VI,1.4). Kohärenzmaßnahmen: 43) Die rheinseitige Anbindung der Kleingärten auf der Schönborn‘schen Aue wird – auch während der Bauzeit – durch die neu zu errichtende Leinpfadbrücke bei Rhein- km 522,94 km sichergestellt. 44) Sonstige Wegeverbindungen im Bereich der Kleingärten werden unverändert er- halten. 45) Die Rhein-Altarmaktivierung wird keine nachteiligen Auswirkungen auf die Klein- gartenanlage haben. 46) Die anfallenden Erdmassen, die beim Aushub des Rhein-Altarms anfallen, wer- den vollständig zur Verfüllung von Bauflächen im Bereich des Schiersteiner Kreuzes benötigt. Eine Deponierung von Erdmaterial im Rheingau wird nicht erforderlich. 47) Die alten Hybridpappeln entlang der Kleingartenanlage werden durch die geplan- te Maßnahme nicht beansprucht und bleiben erhalten. Sofern wider Erwarten durch die Baumaßnahme nachteilige Auswirkungen für die Standsicherheit der nördlich des Kleingartengebiets vorhandenen Hybridpappeln eintreten, werden diese behoben. 48) Für die geplante Reaktivierung des Altrheinarms wurden im Bereich des geplan- ten Aushubs bereits Bodenproben entnommen und analysiert, um festzustellen, ob der Aushub für eine Verwendung im Bereich des Schiersteiner Kreuzes geeignet ist.

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Im Rahmen der ökologischen Baubegleitung erfolgen eine Überwachung der Aus- hubarbeiten und bei Bedarf weiterführende Analysen des Aushubmaterials. Alle Ana- lyseergebnisse können eingesehen werden. 49) Die Planungen zur Reaktivierung des Altrheinarmes sind mit den geplanten Bau- maßnahmen an der B 42 abgestimmt und haben keine Auswirkungen auf die vorlie- gende Planung. 50) Grenzsteine und Vermessungspunkte, die bei der Baumaßnahme gefunden wer- den, werden in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege gesichert bzw. umgesetzt. Allgemeine Anmerkung: Die Zusagen zu Punkt 5, 9, 19, 27 und 29 sind in die Deckblätter planerisch über- nommen worden. Zu den Zusagen unter Punkt 6 bis 16 wird auf die ergänzenden Ausführungen („er- gänzende Vereinbarungen“) unter C, Ziffer VI, 2.6 verwiesen. Aufgrund der am 12.04.2011 stattgefundenen ergänzenden Abstimmung wurden die Zusagen unter Punkt 27, 29, 35 und 36 durch „ergänzende Vereinbarungen“ ergänzt.

VI. Entscheidung über im Anhörungsverfahren aufrechterhaltene und nicht abschließend geregelte Einwendungen und Forderungen Von Kommunen, Behörden oder Privaten gestellte Anträge, die den Inhalt und Um- fang der Planfeststellungsunterlagen sowie die Art und Weise des Planfeststellungs- verfahrens betreffen, werden zurückgewiesen, soweit über sie nicht schon im Laufe des Verfahrens entschieden wurde und damit ihre Erledigung gefunden haben . Die im Anhörungsverfahren von Gebietskörperschaften, Behörden und Stellen sowie Privaten vorgebrachten und aufrechterhaltenen Einwendungen und gestellten Anträ- ge werden, soweit sie durch - die Auflagen unter A, Ziffer IV, - die von der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung im Anhörungsverfah- ren gegebenen, unter A, Ziffer V bestätigten Zusagen, - die vorgenommenen Planänderungen und Violetteintragungen in den Planun- terlagen oder - die Festsetzung einer Entschädigung nach § 74 Abs. 2 Satz 3 HVwVfG dem Grunde nach berücksichtigt werden, für erledigt erklärt. Soweit die Einwendungen nicht das mit dem vorliegenden Planfeststellungsbeschluss festgestellte Vorhaben einschließlich der Folge- sowie Ausgleichs- und Ersatzmaß- nahmen betreffen, werden sie für gegenstandslos erklärt. Darüber hinausgehende, aufrechterhaltene Einwendungen werden zurückgewiesen.

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Die sich durch das Vorhaben ergebenden Entschädigungsfragen Privater werden in dem Entschädigungsverfahren geregelt.

VII. Anordnung der sofortigen Vollziehung Gemäß § 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 der Verwaltungsgerichtsordnung (VwGO) in der Fas- sung vom 19. März 1991 (BGBl. I S. 686), zuletzt geändert durch Gesetz vom 22. Dezember 2010 (BGBl. I S. 2248), wird auf Antrag des Vorhabenträgers, vertreten durch das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden, vom 07.07.2011 im Rahmen eines bestehenden öffentlichen Interesses für den (1.) den Neubau der Rheinbrücke Schierstein der Bundesautobahn 643 (Autobahndreieck Mainz- Auto- bahnkreuz Wiesbaden-Schierstein) zwischen den Anschlussstellen Mainz-Mombach und Wiesbaden-Äppelallee mit (2.) dem sechsstreifigen Ausbau der A 643 von der Landesgrenze Rheinland-Pfalz/ Hessen bis zum Autobahnkreuz Wiesbaden- Schierstein in den Gemarkungen Schierstein und Biebrich der Landeshauptstadt Wiesbaden und (3.) dem Umbau des Schiersteiner Kreuzes die sofortige Vollziehung des Planfeststellungsbeschlusses angeordnet.

B. Verfahrensablauf

I. Antrag auf Einleitung des Planfeststellungsverfahrens Das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden hatte mit Schreiben vom 14.12.2009 bei dem Regierungspräsidium Darmstadt die Durchführung des Plan- feststellungsverfahrens gemäß §§ 17 ff. FStrG in der Fassung vom 28. Juni 2007 (BGBl. I S. 1206) [FStrG 2007] i.V.m. § 73 HVwVfG in der Fassung vom 28. Juli 2005 (GVBl. I S. 591), damals geändert durch Gesetz vom 12. Dezember 2007 (GVBl. I S. 851), [HVwVfG 2007] für den hessischen Abschnitt beantragt des Bauvorhabens be- antragt.

II. Antragsgegenstand Der Träger der Straßenbaulast, die Bundesrepublik Deutschland (Bundesstraßen- verwaltung), vertreten durch das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden als zuständige Landesbehörde im Rahmen der Auftragsverwaltung, beabsichtigt (1.) den sechsstreifigen Ausbau der Bundesautobahn 643 (Autobahndreieck Mainz - Auto- bahnkreuz Wiesbaden-Schierstein) von der Landesgrenze Rheinland-Pfalz/ Hessen bis zum Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein in den Gemarkungen Schierstein und Biebrich der Landeshauptstadt Wiesbaden von Bau-km 0+262,78 bis 2+275 (Achse 1: östliche Richtungsfahrbahn) und von Bau-km 0+267,97 bis 2+655 (Achse 2: westli- che Richtungsfahrbahn), (2.) den Neubau der Rheinbrücke Schierstein (Bauwerke 1b,

…/ Planfeststellungsbeschluss - 51 - A 643

4b, 1c, 4c, 2a, 5a, 2b und 5b) und (3.) den Umbau des Schiersteiner Kreuzes. Es wird darauf hingewiesen, dass im Planfeststellungsbeschluss der Träger der Straßenbau- last als Vorhabenträger bezeichnet wird. Für den Abschnitt von der Anschlussstelle Mainz-Mombach bis zur Landesgrenze Rheinland-Pfalz/ Hessen wird gleichzeitig das Planfeststellungsverfahren durch den Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz durchgeführt. Die Planfeststellung umfasst in Rheinland-Pfalz den Abschnitt von Bau-km 3+945,70 bis 4+316,69 (= Bau-km 0+262,78 des hessischen Abschnitts) (Achse 1: östliche Richtungsfahrbahn) und von Bau-km 3+935,36 bis 4+305,34 (= Bau-km 0+267,97 des hessischen Abschnitt (Ach- se 2: westliche Richtungsfahrbahn). Die Baumaßnahme hat eine Gesamtlänge von 2,46 Kilometer. Im Hinblick auf die notwendige durchgehende bauzeitige 4+0 Verkehrsführung muss der Ausbau in zwei Abschnitten erfolgen. Zunächst ist der Neubau der Schiersteiner Rheinbrücken erfor- derlich. Im 1. Bauabschnitt werden der Überbau der Brücken für die westliche Rich- tungsfahrbahn in Fahrtrichtung Mainz unterstrom neu hergestellt, während der ver- bleibende Fahrbahnquerschnitt für die bauzeitige Verkehrsführung genutzt wird. Im 2. Bauabschnitt werden der Überbau der Brücken der östlichen Richtungsfahrbahn in Fahrtrichtung Wiesbaden neu hergestellt, nachdem die vorhandenen Brücken abge- brochen wurden; während dieser Zeit verläuft der Verkehr über die neu erstellten Brücken. Dabei bei der Baumaßnahme wird die A 643 bis zum Schiersteiner Kreuz sechsstreifig ausgebaut und dabei die erforderlichen Verflechtungsstreifen herge- stellt. Darüber hinaus wird das Schiersteiner Kreuz ausgebaut. Dabei wird im Wesent- lichen für die Verkehrsbeziehung aus Richtung Frankfurt am Main - Mainz eine halb- direkte Verbindungsrampe gebaut. Außerdem wird die Anschlussstelle Wiesbaden- Äppelallee und die Verbindungsrampen den neuen Verhältnissen angepasst. Die Baumaßnahme erstreckt sich auf die Gemarkungen Biebrich und Schierstein der Landeshauptstadt Wiesbaden. Zur Kohärenzsicherung für das FFH-Gebiet „Rettberg- saue bei Wiesbaden“ werden Kohärenzmaßnahmen im Vogelschutzgebiet „Insel- rhein“ in den Gemarkungen Geisenheim der Stadt Geisenheim und Winkel der Stadt Oestrich-Winkel durchgeführt werden.

III. Antragsbegründung Der Vorhabenträger begründete seinen Antrag im Wesentlichen wie folgt: Der vorhandene vierstreifige Querschnitt der bestehenden Bundesautobahn 643 vom Autobahndreieck Mainz in Rheinland-Pfalz zum Autobahnkreuz Wiesbaden-Schier- stein in Hessen überschreitet die Grenzen der verkehrlichen Belastbarkeit und muss daher zu einem sechsstreifigen Querschnitt erweitert werden. Im vorliegenden hessi- schen Teilabschnitt der A 643 wird der Rhein mit der Schiersteiner Brücke gequert. Der bauliche Zustand der bestehenden Brücke hat sich in den vergangenen Jahren …/ Planfeststellungsbeschluss - 52 - A 643 deutlich verschlechtert. Ein im August 2003/ Ergänzung 2005 hierzu erstelltes Gut- achten von Prof. SEDLACEK & PARTNER kommt zu folgendem Ergebnis: • eindeutig systematische Schadenszuordnung (z.B. Häufung von Schadensbildern in der Schwerverkehrsstreifen) fehlt, d.h. kein Ermüdungsproblem. • hoher Erhaltungsaufwand erforderlich, längerfristig verbunden mit einem bleibenden Verkehrssicherheitsrisiko, • laufende Verkehrseingriffe für die sukzessive Rissesanierung, • eine Instandsetzung der Brücke ist nicht möglich (aufgrund der Sonderform der Fahrbahn), • Gewaltbruchgefährdung als Bruch ohne Vorankündigung bei fehlenden Ermü- dungserscheinungen. Aufgrund des beschriebenen derzeitigen Erhaltungszustandes wird die Schiersteiner Brücke voraussichtlich ab 2015 die Anforderungen an die Verkehrssicherheit nicht mehr erfüllen, eine dauerhafte Grundinstandsetzung der Schiersteiner Rheinbrücke ist jedoch technisch und wirtschaftlich nicht vertretbar. Aufgrund dieses Sachverhalts und der drastisch angestiegene Verkehrsbelastung muss die Rheinbrücke Schierstein in den kommenden Jahren durch einen Neubau ersetzt werden. Aufgrund des sechsstreifigen Ausbaues und der Aufrechterhaltung einer ausreichen- den Verkehrsführung während der Bauzeit sind für beide Fahrtrichtungen getrennte Überbauten vorgesehen, wobei ein Überbau in der Trasse des bestehenden Bau- werks und ein Überbau mit veränderlichem Abstand auf der Unterstromseite des be- stehenden Bauwerks ausgeführt wird. Hierzu soll eine neue Brücke neben dem Be- stand erstellt werden, die zunächst den gesamten Verkehr zwischen Wiesbaden und Mainz aufnimmt. Anschließend wird die bestehende Brücke abgebrochen und neu aufgebaut und der Verkehr in gegenläufigen Fahrtrichtungen über beide Brücken ge- führt. Unter Berücksichtigung dieses Sachverhalts hat der Bund, vertreten durch die Auf- tragsverwaltungen der Länder Rheinland-Pfalz und Hessen im Jahr 2003 die Planun- gen mit dem Ziel aufgenommen, sowohl die verkehrlichen Missstände durch einen sechsstreifigen Ausbau der A 643 zu beseitigen, aber auch die vorhandene Schiers- teiner Rheinbrücke durch einen Neubau zu ersetzen. Die durch beiden Bundesländer durchgeführte gemeinsame Voruntersuchung (Studie) hat unter Berücksichtigung der Belange der Verkehrssicherheit, Umweltverträglichkeit, Leistungsfähigkeit, Durch- setzbarkeit und Wirtschaftlichkeit als Vorzugsvariante eine Verbreiterung der A 643 in unterstromiger Richtung ergeben. Aufgrund der exponierten Lage der Rheinbrücke Schierstein und der Bedeutung der von ihr überspannten Flächen für Natur und Landschaft sind hohe Anforderungen an die Gestaltung des Neubaus zu stellen. Deshalb wurde im Jahr 2007 ein Realisierungswettbewerb durchgeführt, um funktio-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 53 - A 643 nale, wirtschaftliche, gestalterische und konstruktionsbedingte Lösungen zu finden, die sich auf überzeugende Weise mit den städtebaulichen, architektonischen sowie landschaftsplanerischen und ökologischen Gegebenheiten auseinandersetzten. Nach Abschluss der Voruntersuchung und des Realisierungswettbewerbes wurde der Vo- rentwurf erstellt. Da auch das vorhandene Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein an die Grenzen der verkehrlichen Belastbarkeit stößt, insbesondere ist der Bereich der Verflechtung der Verkehrsbeziehungen Frankfurt am Main - Mainz und Wiesbaden - Frankfurt am Main auf der A 643 nicht mehr leistungsfähig. Dies trifft in ähnlicher Weise auch auf den Verflechtungsbereich der Verkehrsbeziehung Mainz - Rüdesheim und Frankfurt am Main - Mainz zu. Eine Entflechtung beider Bereiche ist am wirksamsten durch den Neubau der Semidirektrampe Frankfurt/Main – Mainz gegeben.

IV. Vorhergehende Planungsstufen 1. Ausgangslage Die Bundesautobahn 643 (Autobahndreieck Mainz- Autobahnkreuz Wiesbaden- Schierstein) verbindet die Autobahnen 60 (Koblenz - Bingen - Rüsselsheim) und 66 (Frankfurt am Main - Wiesbaden) sowie die Landeshauptstädte Mainz und Wiesba- den. Sie hat eine Gesamtlänge von 8,4 km, davon liegen 1,7 km im Land Hessen, der übrige Abschnitt in Rheinland-Pfalz. Im Abschnitt des Landes Hessen ist die vierstreifige Querschnitt A 643 überlastet. So wies im Analysejahr 2005 der Abschnitt Verkehrsbelastungen von 92.800 bzw. 93.600 Kfz/24h auf. Alle Ausfahrten maximal die Qualitätsstufe D auf; sie können als leistungsfähig angesehen werden. Alle Einfahrten auf dem Abschnitt zwischen A 66 und der AS Mombach erreichen die Qualitätsstufe E oder F; sie haben somit die Ka- pazitätsgrenze erreicht oder sind überlastet. Gleiches gilt auch für die hoch belasteten Verflechtungsstrecken am Schiersteiner Kreuz an der nördlichen Richtungsfahrbahn der A 66 und der westlichen Richtungs- fahrbahn der A 643. Insgesamt muss die A 643 und das Schiersteiner Kreuz nach den HBS-Betrachtungen als überlastet gewertet werden. Dies zeigt sich auch vor Ort an den täglichen Staus in den Spitzenverkehrszeiten am Vor- und Nachmittag.

2. Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen Der Bundesgesetzgeber hat den sechsstreifigen Ausbau der Bundesautobahn 643 zwischen Autobahndreieck Mainz- Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein im Be- darfsplan für die Bundesfernstraßen“ in der Stufe des „Weiterer Bedarf mit Planungs- recht (WB*)“ ausgewiesen (Fünftes Gesetz zur Änderung des Fernstraßenausbauge- setzes (5. FStrAbÄndG)“ vom 4. Oktober 2004 (BGBl. I 2574); das Fernstraßenaus- baugesetz wurde durch die Bekanntmachung vom 20. Januar 2005 (BGBl. I S. 201)

…/ Planfeststellungsbeschluss - 54 - A 643 neu gefasst und zuletzt geändert durch Gesetz vom 9. Dezember 2006 (BGBl. I S. 2833). Die in dem mit dem 5. FStrAusbÄndG beigefügten Bedarfsplan für die Bundesfern- straßen enthaltene Fußnote ist mit dem Gesetz zur Beschleunigung von Planungs- verfahren für Infrastrukturvorhaben vom 9. Dezember 2006 (BGBl. I S. 2833) gestri- chen worden.

V. Ablauf des Planfeststellungsverfahrens/ Anhörungsverfahrens Für die Baumaßnahme ist gemäß § 17 FStrG i.V.m. § 73 HVwVfG in der jeweils gel- tenden Fassung das Anhörungsverfahren durchgeführt worden.

1. Ausgangsverfahren Das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden hatte mit Schreiben vom 14.12.2009 bei dem Regierungspräsidium Darmstadt die Durchführung des Plan- feststellungsverfahrens gemäß §§ 17 ff. FStrG 2007 i.V.m. § 73 HVwVfG 2007 für den hessischen Abschnitt beantragt und den von ihm aufgestellten Plan (aufgestellt im Oktober 2009) mit Schreiben vom 16.12.2009 eingereicht Die nochmalige Prüfung der bereits vorab auf Vollständigkeit geprüften Unterlagen durch das Regierungspräsidium Darmstadt ergab jedoch, dass die schalltechnische Untersuchung nach wie vor in sich nicht schlüssig und aufgrund der fehlenden Kon- sistenz der Unterlagen deren Anstoßfunktion nicht gewährleistet werden könne. Die korrekturbedürftigen Unterlagen wurden daher am 11.01.2010 ausgetauscht. Der Antrag umfasste somit die in Tabelle 2a aufgelisteten Planunterlagen:

Tabelle 2a: Antragsunterlagen

Unterlage Bezeichnung Maßstab aufgestellt am RE 1: 1 Erläuterungsbericht (zugleich allgemein ver- Okt. 2009 ständlichen Zusammenfassung der Unterlagen nach § 6 UVPG) (85 Seiten einschl. Titelblatt, 4 Anlagen) 2 Übersichtskarte 25.000 Okt. 2009 3 Übersichtslageplan (Blatt Nr. 1) 10.000 Okt. 2009 4 Übersichtshöhenplan (Blatt Nr. 1) 5.000/ 500 Okt. 2009 4 Übersichtshöhenplan (Blatt Nr. 2) 5.000/ 500 Okt. 2009 6 Straßenquerschnitt (Blatt Nr. 1): Hauptstrecke 50 Okt. 2009 6 Straßenquerschnitt (Blatt Nr. 3): Rampenquer- 50 Okt. 2009 schnitt 7 Lageplan (Blatt Nr. 1) 1.000 Okt. 2009 7 Lageplan (Blatt Nr. 2) 1.000 Okt. 2009 7 Lageplan (Blatt Nr. 3) 1.000 Okt. 2009 7 Lageplan (Blatt Nr. 4) 1.000 Okt. 2009 8 Höhenplan der Achse 1 (Blatt Nr. 1) 1.000/100 Okt. 2009 8 Höhenplan der Achse 1 (Blatt Nr. 2) 1.000/100 Okt. 2009 …/ Planfeststellungsbeschluss - 55 - A 643

8 Höhenplan der Achse 1 (Blatt Nr. 3) 1.000/100 Okt. 2009 8 Höhenplan der Achse 2 (Blatt Nr. 4) 1.000/100 Okt. 2009 8 Höhenplan der Achse 2 (Blatt Nr. 5) 1.000/100 Okt. 2009 8 Höhenplan der Achse 2 (Blatt Nr. 6) 1.000/100 Okt. 2009 8 Höhenplan der Achse 13 (Blatt Nr. 7) 500/50 Okt. 2009

8 Höhenplan der Achse10 (Blatt Nr. 8) 500/50 Okt. 2009

8 Höhenplan der Achse 11 (Blatt Nr. 9) 500/50 Okt. 2009

8 Höhenplan der Achse 12 (Blatt Nr. 10) 500/50 Okt. 2009 Bodenuntersuchungen 9 Gutachterliche Stellungahme zur Baugrunder- - 16.01.2009 kundung und Gründungsberatung (58 Seiten, Anlagen 1, 2.1 bis 2.5, 3.1 bis 3.22, 4.1 bis 4.22, 1.000; 50 5.1 bis 5.19 und 6) Ingenieurbauwerke 10 Verzeichnis der Brücken und der anderen Inge- - - nieurbauwerke 5 Seiten) 10.2 Bauwerkskizze 1.500; 200; Okt. 2009, 100 geändert 11.12.2009 Immissionstechnische Untersuchungen

11.1 Schalltechnische Untersuchung (Vorblatt und 12 - - Seiten und Anlage 1: Emissionspegel) 11 Rasterlärmkarte „Tag“: Planfall ohne Lärm- 2.500 Okt. 2009 schutz (Blatt Nr. 1) 11 Rasterlärmkarte „Tag“: Planfall ohne Lärm- 2.500 Okt. 2009 schutz (Blatt Nr. 2) 11 Rasterlärmkarte „Tag“: Planfall mit Lärmschutz 2.500 Okt. 2009 (Blatt Nr. 3) 11 Rasterlärmkarte „Tag“: Planfall mit Lärmschutz 2.500 Okt. 2009 (Blatt Nr. 4) 11 Ergebnisse schalltechnischer Berechnungen - - (61 Seiten) 11.4 Erläuterungsbericht zur Luftschadstofftechni- - - schen Untersuchung (Vorblatt und 9 Seiten) 11.4 Abschätzung von verkehrsbedingten Schad- - 07.04.2009 stoffemissionen (Anlagen 1-1, 1-2, 2-1, 2-2, 3-1, 3-2, 4-1, 4-2, 5-1, 5-2, 6-1, 6-2, 7-1, 7-2, 8-1, 8-2, 9-1 und 9-2) Landschaftspflegerischer Begleitplan 12.0 Erläuterungsbericht (3 Seiten Vorblatt, 4 Seiten - 30.10.2009 Inhaltsverzeichnis. Seiten 1-55) Anl. 1 Maßnahmenverzeichnis) (1 Seite Vorblatt, 1 - 30.10.2009 Seiten Inhaltsverzeichnis und Seiten 1-40) Anl. 2 Artenschutzbeitrag (2 Seiten Vorblatt, 4 Seiten - 30.10.2009 Inhaltsverzeichnis und Seiten 1-170) Anl. 3 Methodik Tiere und Pflanzen (2 Seiten Vorblatt - 30.10.2009 und 4 Seiten) Anl. 4 Ausgleichsberechnung nach der Kompensati- - 30.10.2009 onsverordnung (1 Seite Vorblatt und 11 Seiten)

12.1 Bestands- und Konfliktplan (Blatt Nr. 1) 2.500 Okt. 2009 …/ Planfeststellungsbeschluss - 56 - A 643

12.1 Bestands- und Konfliktplan (Blatt Nr. 2) 2.500 Okt. 2009

12.1 Bestandskarte Rheinwiese (Blatt Nr. 3) 1.000 Okt. 2009

12.2 Maßnahmenplan (Blatt Nr. 1) 1.000 Okt. 2009

12.2 Maßnahmenplan (Blatt Nr. 2) 1.000 Okt. 2009

12.2 Maßnahmenplan (Blatt Nr. 3) 1.000 Okt. 2009

12.2 Maßnahmenplan (Blatt Nr. 4) 1.000 Okt. 2009

12.2 Maßnahmenplan (Blatt Nr. 5) 1.000 Okt. 2009

12.3 Maßnahmenübersichtsplan (Blatt Nr. 1) 5.000 Okt. 2009

12.8 Prüfkatalog zur Ermittlung der UVP-Pflicht - 30.10.2009 (Titelblatt und 11 Seiten) FFH-Verträglichkeitsprüfung 12.4 FFH-Verträglichkeitsprüfung für das FFH- - 30.10.2009 Gebiet 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesba- den“ (2 Seiten Vorblatt, 4 Seiten Inhaltsver- zeichnis und Seiten 1- 41) 12.4.1 Übersichtskarte FFH-Gebiet (Blatt Nr. 1) 25.000 Okt. 2009 12.4.2 LRT und Arten/ Beeinträchtigung der Erhal- 2.500 Okt. 2009 tungsziele (Blatt Nr. 1) 12.5 Ausnahmeprüfung für das FFH-Gebiet - 30.10.2009 5915-301 (2 Seiten Vorblatt, 2 Seiten Inhalts- verzeichnis und Seiten 1- 36)

12.5.1 Kohärenzmaßahmen (Blatt Nr. 1) 1.000 Okt. 2009 12.6 FFH-Verträglichkeitsprüfung für das FFH- - 30.10.2009 Gebiet 5914-351 „Wanderfischgebiete im Rhein“ (2 Seiten Vorblatt, 3 Seiten Inhaltsver- zeichnis und Seiten 1- 31) 12.6.1 Übersichtskarte FFH-Gebiet (Blatt Nr. 1) 25.000 Okt. 2009 12.6.2 LRT und Arten/ Beeinträchtigung der Erhal- 2.500 Okt. 2009 tungsziele (Blatt Nr. 1) 12.7 Verträglichkeitsprüfung für das VS-Gebiet - 30.10.2009 5914-450 „Inselrhein“ (2 Seiten Vorblatt, 4 Sei- ten Inhaltsverzeichnis und Seiten 1- 75) 12.7.1 Übersichtskarte VS-Gebiet (Blatt Nr. 1) 25.000 Okt. 2009 12.7.2 LRT und Arten/ Beeinträchtigung der Erhal- 5.000 Okt. 2009 tungsziele (Blatt Nr. 1) Wasserbauliche Planung 12.9 Wasserbauliche Planung „Reaktivierung eines - Okt. 2009 Altarms des Rheins bei Geisenheim“ (2 Seiten Vorblatt, 4 Seiten Inhaltsverzeichnis und 1-26) Bauwerksverzeichnis (Anlage 1) (1 Seite) - Okt. 2009 Fachtechnische Berechnungen (Anlage 2) 25.000 19.03.2009 (1 Seite Vorblatt, 3 Seiten Inhaltsverzeichnis, Seiten 1-22, Anlagen 1 bis 17) 12.9 Übersichtskarte 50.000 Okt. 2009 12.9 Lageplan Gesamt 1.000 Okt. 2009 12.9 Lageplan Bauzeit 1.000 Okt. 2009 12.9 Lageplan Ergebnisse Hydraulik 1.000 Okt. 2009

…/ Planfeststellungsbeschluss - 57 - A 643

12.9 Längsschnitt Reaktivierter Altarm 1.000/100 Okt. 2009 12.9 Querschnitt Altarm 250 Okt. 2009 12.9 Kreuzungsbauwerk Leinpfad Brücke 250 Okt. 2009 12.9 Kreuzungsbauwerk Mischwasserdüker 250 Okt. 2009 12.9 Kreuzungsbauwerk Radwegesteg 250 Okt. 2009 12.9 Kreuzungsbauwerk Zulauf 250 Okt. 2009 Faunistische Untersuchungen 12.10 Avifaunistisches Gutachten (2 Seiten Vorblatt, 10.000 19.03.2009 3 Seiten Inhaltsverzeichnis, 1-82 Seiten, An- hang Artentabellen und Bewertungsverfahren) Karte 1: Ergebnisse Brutvögel - 31.10.2006 Karte 2: Ergebnisse Rastvögel - 31.10.2006 Karte 3: Avifaunistische Bewertung - 31.10.2006 Karte 4: Wechsel- und Austauschbeziehungen - 31.10.2006 Umweltverträglichkeitsstudie 12.11 Umweltverträglichkeitsstudie Gutachten (2 Sei- - März 2009 ten Vorblatt, 7 Seiten Inhaltsverzeichnis und 1-199) P-1 Realnutzung und Biotoptypen (Blatt Nr. 1) 5.000 Juni 2009 P-2 Flächen gemäß der Naturschutzgesetze (Blatt 5.000 Juni 2009 Nr. 1) P-3 Schutzgut Tiere - Bestandsbewertung 5.000 Juni 2009 (Blatt Nr. 1) P-4 Schutzgut Pflanzen - Bestandsbewertung 5.000 Juni 2009 (Blatt Nr. 1) P-5 Schutzgut Boden - Bestandsbewertung 5.000 Juni 2009 (Blatt Nr. 1) P-6 Schutzgut Wasser - Bestandsbewertung 5.000 Juni 2009 (Blatt Nr. 1) P-7 Schutzgut Klima/ Luft - Bestandsbewertung 5.000 Juni 2009 (Blatt Nr. 1) P-8 Schutzgut Landschaft/ Landschaftsbild - Be- 5.000 Juni 2009 standsbewertung (Blatt Nr. 1) P-9 Schutzgut Mensch, Kultur und Sachgüter - Be- 5.000 Juni 2009 standsbewertung (Blatt Nr. 1) P-10 Raumwiderstand - alle Schutzgüter (Blatt Nr. 1) 5.000 Juni 2009 P-10 Raumwiderstand - Menschen, Tiere, Pflanzen, 5.000 Juni 2009 Waser (Blatt Nr. 2) P-11 Flächen gemäß der Naturschutzgesetze - Aus- 5.000 Juni 2009 wirkungen (Blatt Nr. 1) P-12 Schutzgut Tiere - Auswirkungen (Blatt Nr. 1) 5.000 Juni 2009 P-13 Schutzgut Pflanzen – Auswirkungen (Blatt Nr. 1) 5.000 Juni 2009 P-14 Schutzgut Boden – Auswirkungen (Blatt Nr. 1) 5.000 Juni 2009 P-15 Schutzgut Wasser – Auswirkungen (Blatt Nr. 1) 5.000 Juni 2009 P-16 Schutzgut Klima/ Luft - Auswirkungen 5.000 Juni 2009 (Blatt Nr. 1)

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P-17 Schutzgut Landschaft/ Landschaftsbild - Aus- 5.000 Juni 2009 wirkungen(Blatt Nr. 1) P-18 Schutzgut Mensch - Auswirkungen (Blatt Nr. 1) 5.000 Juni 2009 Vorprüfung für das FFH-Gebiet DE 5914-351 - Juli 2007 „Wanderfische im Rhein“ (2 Seiten Vorblatt, 1 Seite Inhaltsverzeichnis und 1-9) Verträglichkeitsprüfung für das VS-Gebiet - Juli 2007 DE 5914-450 „Wanderfische im Rhein“ (2 Seiten Vorblatt, 1 Seite Inhaltsverzeichnis und 1-36) Anl. 1 Übersichtskarte 25.000 Juni 2009 Anl. 2 Arten/ Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele 2.000 Juni 2009 Anl. 3 Maßnahmen zur Schadensbegrenzung/ verblei- 2.000 Juni 2009 bende Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele Verträglichkeitsprüfung für das FFH-Gebiet - Juli 2007 DE 5914-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ (2 Seiten Vorblatt, 2 Seiten Inhaltsverzeichnis und 1-27) Anl. 1 Übersichtskarte 10.000 Juni 2009 Anl. 2 Lebensraumtypen und Arten/ Beeinträchtigun- 2.000 Juni 2009 gen der Erhaltungsziele Anl. 3 Maßnahmen zur Schadensbegrenzung/ verblei- 2.000 Juni 2009 bende Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele Verträglichkeitsprüfung für das VS-Gebiet - Aug. 2007 DE 6014-301 „Dünen- und Sandgebiet Mainz- Ingelheim“ (2 Seiten Vorblatt, 2 Seiten Inhalts- verzeichnis und 1-21) Anl. 1 Übersichtskarte 25.000 Juni 2009 Anl. 2 Arten/ Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele 2.000 Juni 2009

Anl. 3 Maßnahmen zur Schadensbegrenzung/ verblei- 2.000 Juni 2009 bende Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele

Verträglichkeitsprüfung für das VS-Gebiet - Juli 2007 DE 6014-302 „Kalkflugsandgebiet Mainz- Ingelheim“ (2 Seiten Vorblatt, 2 Seiten Inhalts- verzeichnis und 1-43) Anl. 1 Übersichtskarte 25.000 Juni 2009 Anl. 2 Lebensraumtypen und Arten/ Beeinträchtigun- 2.000 Juni 2009 gen der Erhaltungsziele Anl. 3 Maßnahmen zur Schadensbegrenzung/ verblei- 2.000 Juni 2009 bende Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele Wassertechnischer Entwurf 13 Erläuterungen zur Entwässerung (1 Vorblatt, - Okt. 2009 3 Blatt Inhaltsverzeichnis sowie 16 Seiten) 13.1.1 Anhang 2 : Bewertungsverfahren nach - - DWA-Merkblatt M153 (1 Seite) bis Niederschlagshöhen und –spenden sowie 13.1.7 Modellregen (2 Seiten) Hydraulische Berechnung (Zeitbeiwert- berechnung und Hystem-Extran) (24 und 11 Seiten) 06.10.2009 Berechnungen RiStWag-Abscheider (1 Sei- te) 07.10.2009 Abstände der Straßeneinläufe und der Ab- laufinnen (12 Seiten) -

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13.2 Übersichtslageplan (Ballt Nr. 1) 10.000 Okt. 2009 13.2 Lageplan 1 (Blatt Nr. 2) 1.000 Okt. 2009

13.2 Lageplan 2 (Blatt Nr. 3) 1.000 Okt. 2009

13.2 Lageplan 3 (Blatt Nr. 4) 1.000 Okt. 2009

13.2 Lageplan 4 (Blatt Nr. 5) 1.000 Okt. 2009

13.2 Lageplan 5 (Blatt Nr. 6) 1.000 Okt. 2009

13.3 Höhenplan Westen 1 (Blatt Nr. 1) 1.000/100 Okt. 2009

13.3 Höhenplan Westen 2 (Blatt Nr. 2) 1.000/100 Okt. 2009

13.3 Höhenplan Osten 1 (Blatt Nr. 3) 1.000/100 Okt. 2009

13.3 Höhenplan Osten 2 (Blatt Nr. 4) 1.000/100 Okt. 2009

13.3 Höhenplan RiStWag-Abscheider (Blatt Nr. 5) 1.000/100 Okt. 2009

13.3 Höhenplan Schiersteiner Kreuz Achse 10 1.000/100 Okt. 2009 (Blatt Nr. 6)

13.3 Höhenplan Schiersteiner Kreuz Achse 11 1.000/100 Okt. 2009 (Blatt Nr. 7)

13.3 Höhenplan Schiersteiner Kreuz Achse 12 1.000/100 Okt. 2009 (Blatt Nr. 8)

13.4 Regelquerschnitt Entwässerung (Blatt Nr. 1) 50 Okt. 2009

13.5 Grundriss und Schnitte RiStWag-Abscheider 100 Okt. 2009 (Blatt Nr. 1)

13.5 Grundriss und Schnitte Schacht HS 12 25 Okt. 2009 (Blatt Nr. 2)

13.5 Grundriss und Schnitte Schacht W 310 25 Okt. 2009 (Blatt Nr. 3)

13.5 Grundriss und Schnitt Fertigteilschacht PP 25 Okt. 2009 (Blatt Nr. 4)

13.6 Hydraulische Ausgleichsberechnung - - (2 Seiten) Sonstige Unterlagen 14.1 Grunderwerbsplan (Blatt Nr. 1) 1.000 Okt. 2009

14.1 Grunderwerbsplan (Blatt Nr. 2) 1.000 Okt. 2009

14.1 Grunderwerbsplan (Blatt Nr. 3) 1.000 Okt. 2009

14.1 Grunderwerbsplan (Blatt Nr. 4) 1.000 Okt. 2009

14.1 Grunderwerbsplan (Blatt Nr. 5) 1.000 Okt. 2009

14.2 Grunderwerbsverzeichnis (Titelblatt, 1 Seite - Okt. 2009 Abkürzungsverzeichnis und 17 Seiten)

15.1 Markanter Straßenquerschnitt (Blatt Nr. 1) 1.000 Okt. 2009

15.1 Markanter Straßenquerschnitt (Blatt Nr. 2) 1.000 Okt. 2009

15.1 Markanter Straßenquerschnitt (Blatt Nr. 3) 1.000 Okt. 2009

15.5 Lageplan Verkehrsführung Bauphase 1 1.000 Okt. 2009 (Blatt Nr. 1.1) 15.2 Lageplan Verkehrsführung Bauphase 1 1.000 Okt. 2009 (Blatt Nr. 1.2)

…/ Planfeststellungsbeschluss - 60 - A 643

15.2 Schnitt A-A Verkehrsführung Bauphase 1 100 Okt. 2009 (Blatt Nr. 1.3)

15.2 Schnitt B-B Verkehrsführung Bauphase 1 100 Okt. 2009 (Blatt Nr. 1.4)

15.2 Schnitt C-C Verkehrsführung Bauphase 1 100 Okt. 2009 (Blatt Nr. 1.5) 15.5 Lageplan Verkehrsführung Bauphase 2 1.000 Okt. 2009 (Blatt Nr. 2.1) 15.2 Lageplan Verkehrsführung Bauphase 2 1.000 Okt. 2009 (Blatt Nr. 2.2) 15.2 Schnitt Verkehrsführung Bauphase 2 100 Okt. 2009 (Blatt Nr. 2.3) 15.2 Schnitt B-B Verkehrsführung Bauphase 1 100 Okt. 2009 (Blatt Nr. 1.4) 15.2 Schnitt C-C Verkehrsführung Bauphase 1 100 Okt. 2009 (Blatt Nr. 1.5)

15.5 Leitungsbestandsplan (Blatt Nr. 1) 1.000 Okt. 2009

15.5 Leitungsbestandsplan (Blatt Nr. 2) 1.000 Okt. 2009

15.5 Leitungsbestandsplan (Blatt Nr. 3) 1.000 Okt. 2009

15.5 Leitungsbestandsplan (Blatt Nr. 4) 1.000 Okt. 2009

15.6 Leitungsverlegungsplan (Blatt Nr. 1) 1.000 Okt. 2009

15.6 Leitungsverlegungsplan (Blatt Nr. 2) 1.000 Okt. 2009

15.6 Leitungsverlegungsplan (Blatt Nr. 3) 1.000 Okt. 2009

15.6 Leitungsverlegungsplan (Blatt Nr. 4) 1.000 Okt. 2009

16 Verzeichnis der Bauwerke, Wege, Gewässer - - und sonstigen Anlagen (Titelblatt und 30 Seiten) 17 Verkehrsuntersuchung A 643 (Erläuterungsbe- - 03.08.2007 richt mit Anlagen)

17 Gutachterliche Stellungnahme, Verkehrsunter- - 27.08.2009 suchung Neubau Anschlussstelle „Äppelallee“ (5 Seiten)

1.1 Auslegung der Planunterlagen Der Plan einschließlich der entscheidungserheblichen Unterlagen (11 Ordner) wurden auf Veranlassung der Anhörungsbehörde, dem Regierungspräsidium Darmstadt, ge- mäß dem Schreiben vom 12.01.2010 der Landeshauptstadt Wiesbaden sowie den Städten Geisenheim und Oestrich-Winkel übersandt und gebeten, die Planunterlagen einschließlich der als nachrichtlich gekennzeichneten Unterlagen für den rheinland- pfälzischen Teilabschnitt in der Zeit vom 18.01.2010 bis einschließlich 17.02.2010 während der Dienststunden zu jedermanns Einsichtnahme auszulegen (§ 17a FStrG i.V.m. § 73 Abs. 3 HVwVfG 2007). Der Bekanntmachungstext war schon am 21.12.2009 vorab zur Verfügung gestellt und gebeten worden, die Bekanntmachung rechtzeitig vor Auslegung des Plans am 18.01.2010 zu veröffentlichen. Daraufhin hat der Plan in dem vorgenannten Zeitraum in der Landeshauptstadt Wiesbaden im Ver-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 61 - A 643 waltungsgebäude Gustav-Stresemann-Ring 15, 65189 Wiesbaden, Gebäude A, Raum für öffentliche Auslegungen, Zimmer A 001, Erdgeschoss, und der Stadt Gei- senheim, Fachbereich IV, Winkeler Straße 46,65366 Geisenheim, und der Stadt Oestrich-Winkel, Bürgerbüro des Bürgerzentrums Oestrich, Paul-Gerhardt-Weg 1, 63375 Oestrich-Winkel, während der Dienststunden zu jedermanns Einsichtnahme ausgelegen. Zeit und Ort der Auslegung wurden in ortsüblicher Weise von der Landeshauptstadt Wiesbaden im „Wiesbadener Kurier“ am 09.01.2010 und im „Wiesbadener Tagblatt“ am 11.01.2010 sowie von den Städten Geisenheim und Oestrich-Winkel im „Rhein- gau-Echo“ am 14.01.2010 bekanntgemacht (§ 17a FStrG i.V.m. § 73 Abs. 5 Satz 1 HVwVfG). Es wurde auch darauf hingewiesen, dass das Gesamtprojekt sich sowohl auf das Gebiet des Landes Hessen als auch auf das Landesgebiet von Rheinland-Pfalz er- streckt und die bei der Landeshauptstadt Wiesbaden sowie den Städten Geisenheim und Oestrich-Winkel die offen gelegten Planunterlagen neben dem hessischen Teil- abschnitt auch nachrichtlich den rheinland-pfälzischen Teilbereich umfassen. Die Un- terlagen werden in Rheinland-Pfalz (Teilabschnitt bis zur AS Mombach) zeitgleich bei der Stadt Mainz offen gelegt. Dort werde auf den hessischen Teilbereich nachrichtlich beigefügt. In der Bekanntmachung wurden das Regierungspräsidium Darmstadt (Anhörungsbe- hörde) und die auslegenden Städte Wiesbaden, Geisenheim und Oestrich-Winkel als diejenigen Stellen bezeichnet, bei denen innerhalb der gesetzlichen Frist bis spätes- tens zwei Wochen nach Ende der Auslegungsfrist, das war bis zum 3. März 2010 Einwendungen gegen den Plan schriftlich zu erheben oder mündlich zur Niederschrift zu geben waren. Sofern sich Einwendungen gegen das Gesamtprojekt beziehen, werden diese auch an die zuständige rheinland-pfälzische Behörde weitergeleitet. Insbesondere wurde dargelegt, dass die Einwendung den Namen und die Anschrift der Einwänderin bzw. des Einwänders lesbar enthalten und den geltend gemachten Belang und das Maß seiner Beeinträchtigung erkennen lassen muss. Außerdem ist darauf hingewiesen worden, dass Einwendungen gegen den Plan nach Ablauf der Einwendungsfrist ausgeschlossen sind (§ 17a Nr. 7 Satz 2 FStrG). Die Durchführung des Erörterungstermins stehe im Ermessen der Anhörungsbehör- de. Eine Beschränkung auf einzelne Themenkomplexe und Betroffenengruppen sei möglich. Soweit eine Erörterung nur mit bestimmten Einwändern, Behörden und Ver- einigungen erfolgen solle, würden diese rechtzeitig vor dem Termin schriftlich be- nachrichtigt, Im werde der Erörterungstermin mindestens eine Woche vorher ortsüb- lich bekanntgemacht (§ 17a Nr. 4 FStrG, § 73 Abs. 5 Satz 1 HVwVfG 2005).

…/ Planfeststellungsbeschluss - 62 - A 643

Weiterhin wurde darauf hingewiesen, dass auf die Durchführung eines Erörterungs- termins der rechtzeitig erhobenen Stellungnahmen und Einwendungen verzichtet werden kann (§ 17a Nr. 5 FStrG). Finde ein Erörterungstermin statt, werde er ortüb- lich bekanntgemacht (§ 73 Abs. 5 Satz 2 HVwVfG). Im Übrigen wurde darauf hingewiesen, dass über die Einwendungen nach Abschluss des Anhörungsverfahrens entschieden werde und die individuelle Zustellung der Ent- scheidung (Planfeststellungsbeschluss) an die Einwänder durch eine öffentliche Be- kanntmachung ersetzt werden könne, wenn mehr als 50 Zustellungen vorzunehmen seien (§ 74 Abs. 5 HVwVfG). Weiterhin wurde darauf hingewiesen, dass vom Beginn der Auslegung des Planes die Anbaubeschränkungen nach § 9 FStrG und die Veränderungssperre nach § 9a FStrG in Kraft treten und darüber hinaus ab diesem Zeitpunkt dem Träger der Straßenbau- last ein Vorkaufsrecht an den vom Plan betroffenen Flächen zustehe (§ 9a Abs. 6 FStrG). Ferner wurde darauf hingewiesen, dass • für den hessischen Teilabschnitt die für das Verfahren zuständige Behörde das Regierungspräsidium Darmstadt und die für die Entscheidung über die Zulässig- keit des Vorhabens zuständige Behörde das Hessische Ministerium für Wirt- schaft, Verkehr und Landesentwicklung sei, • über die Zulässigkeit des Vorhabens durch Planfeststellungsbeschluss entschie- den werde, • die Planunterlagen die nach § 6 Abs. 3 UVPG notwendigen Angaben enthalte und • die Anhörung zu den ausgelegten Planunterlagen auch die Einbeziehung der Öf- fentlichkeit zu den Umweltauswirkungen des Vorhabens gemäß § 9 Abs. 1 UVPG (Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) in der Fassung vom 23. Juni 2005 (BGBl. I S. 1758), damals zuletzt geändert durch Gesetz vom 22. De- zember 2008 (BGBl. I S. 2986) sei. Bei UVP-pflichtigen Vorhaben werden gemäß § 9 Abs. 1b UVPG die Unterlagen nach § 6 UVPG sowie die entscheidungserheblichen Berichte und Empfehlungen betref- fend das Vorhaben zur Einsicht für die Öffentlichkeit im Rahmen des Beteiligungsver- fahrens ausgelegt.

1.2 Unterrichtung nicht ortsansässiger Betroffener Das Regierungspräsidium Darmstadt hatte die Landeshauptstadt Wiesbaden und die Städte Geisenheim und Oestrich-Winkel mit Mail-Schreiben vom 21.12.2009 vorab den Bekanntmachungstext und das Grunderwerbsverzeichnis sowie ein Muster für das Anschreiben an die nicht ortsansässigen Betroffenen übersandt und gebeten, die

…/ Planfeststellungsbeschluss - 63 - A 643 nicht ortsansässigen Betroffenen rechtzeitig vorher von der Auslegung zu unterrich- ten. Die in dem Grunderwerbsverzeichnis aufgeführten nicht in der Landeshauptstadt Wiesbaden (Liste ist dem Regierungspräsidium Darmstadt mit Schreiben vom 09.08.2010 übermittelt worden) als nicht ortsansässige Betroffene nach § 17a Nr. 4 FStrG, § 73 Abs. 5 Satz 3 HVwVfG unter Beifügung der Bekanntmachung benach- richtigt. Soweit nicht ortsansässige Betroffene die Stadt Wiesbaden um Mitteilung baten, wel- ches Grundstück betroffen sei, hat nach entsprechender Weiterleitung das Regie- rungspräsidium Darmstadt die Betroffenen mit Schreiben vom 04.02.2010 die ent- sprechenden Informationen gegeben. Dabei wurde auf die Auslegung in der Landes- hauptstadt Wiesbaden hingewiesen. Für die Städte Geisenheim und Oestrich-Winkel bestand keine diesbezügliche Unter- richtungspflicht, da ausweislich des Grunderwerbsverzeichnisses die betroffenen Ei- gentümer bereits in das Beteiligungsverfahren nach § 17a FStrG i.V.m. § 73 Abs. 2 und Abs. 3a HVwVfG einbezogen wurden.

1.3 Beteiligung der Behörden und Stellen Außerdem hat die Anhörungsbehörde mit Schreiben vom 12.01.2007 die Planunter- lagen (z.T. als Papierausfertigung bzw. in digitalisierter Form per CD-Rom) den Be- hörden und Stellen, deren Aufgabenbereich durch das Vorhaben berührt wird, zuge- leitet und gebeten, bis zum 31.03.2010 Stellung zu nehmen (§ 17a Nr. 7 Satz 4 FStrG i.V.m. § 73 Abs. 2 und 3a HVwVfG, Nr. 17 PlafeR 02). Unter Hinweis auf die zeitgleiche Durchführung des Anhörungsverfahrens für den hessischen und den ersten rheinland-pfälzischen Teilabschnitt des Gesamtvorhabens wurden die Behörden, deren Zuständigkeitsbereich sich auf beide Planungsabschnit- te erstreckt, gebeten, ihre Stellungnahme nach Möglichkeit für jedes Bundesland ge- trennt abzugeben oder aber eine Gesamtstellungnahme sowohl an meine Behörde als auch an den Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz zu senden. In den Schrei- ben wurde ferner darauf aufmerksam gemacht, dass Einwendungen innerhalb der Frist des § 73 Abs. 4 Satz 1 HVwVfG zu erheben seien, sofern mit Blick auf die mate- rielle Präklusion eine klagefähige Rechtsposition zu erlangen beabsichtigt sei (§ 17a Nr. 7 Satz 1 FStrG). Schließlich wurde darauf hingewiesen, dass die laufenden Nummern der Bauwerke (Unterl. 16) sich von den entsprechenden Nummern in den Lageplänen (Unter. 7 Blatt Nr. 1 bis 4), den Leitungsbestandsplänen (Unterl. 15.5) und den Leitungsver- legungsplänen (Unterl. 15.6) von der Nummer 11 an unterscheiden. Eine frühere lfd. Nr. 11 sei im Verzeichnis der Bauwerke entfallen. Um die Nummerierung zwischen dem Verzeichnis und den (übrigen) Planunterlagen wieder zur Deckung zu bringen, …/ Planfeststellungsbeschluss - 64 - A 643 müsse die Nummerierung im Verzeichnis ab der Nummer 12 um die Zahl 1 erhöht werden. Die Nr. 11 im Verzeichnis der Bauwerke werde also zur Nr. 12, die 12 zur Nur. 13 usw., bis zum Schluss des Verzeichnisses, dort werde dann die Nr. 98 zur Nr. 99. Dies gelte ausschließlich für den digitalen Planungsordner. In den Papierausferti- gungen des Planes stimmen die Nummern in den Plänen und im Verzeichnis der Bauwerke überein. Da sich nach Einleitung des Anhörungsverfahrens das Erfordernis zur Einbeziehung weiterer Beteiligter ergab, wurden vom Regierungspräsidium Darmstadt die Planun- terlagen auch • dem Abwasserverband Mittlerer Rheingau mit Schreiben vom 25.01.2010 zugeleitet und ihm Gelegenheit zur Stellungnahme bis zum 31.03.2010 • der Hessenwasser GmbH mit Schreiben vom 28. 012010 zugeleitet und ihr Gele- genheit zur Stellungnahme bis zum 31.03,2010 und • dem Hessischen Bereitschaftspolizeipräsidium, Wasserschutzpolizeiabteilung, mit Schreiben vom 30.03.2010 zugeleitet und ihm Gelegenheit zur Stellungnahme bis zum 10.05.2010 gegeben. Auch diesen Schreiben wurde ferner darauf aufmerksam gemacht, dass Einwendungen innerhalb der Frist des § 73 Abs. 4 Satz 1 HVwVfG zu erheben seien, sofern mit Blick auf die materielle Präklusion eine klagefähige Rechtsposition zu er- langen beabsichtigt sei (§ 17a Nr. 7 Satz 1 FStrG).

1.4 Beteiligung der Naturschutzverbände und sonstige Vereinigungen Die nach landesrechtlichen Vorschriften im Rahmen des § 60 BNatSchG 2002 aner- kannten Vereine (das sind die nach § 29 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) in der bis zum 3. April 2002 geltenden Fassung anerkannten Verbände) und die sonstigen Vereinigungen, soweit diese sich für den Umweltschutz einsetzen und nach anderen gesetzlichen Vorschriften zur Einlegung von Rechtsbehelfen in Umweltangelegenheiten vorgesehenen Verfahren anerkannt sind (Vereinigungen), auch die nach § 48 Abs. 1 des damaligen Hessischen Naturschutzgesetzes (HE- NatG) neben den anerkannten Naturschutzverbänden zu beteiligenden zuständigen Bauern-, Waldbesitzer-, Jagd- und Fischereiverbände sind mittels der vorgenannten ortsüblichen Bekanntmachung der Landeshauptstadt Wiesbaden und der Städte Gei- senheim und Oestrich-Winkel nach § 73 Abs. 4 Satz 1 HVwVfG von der Auslegung des Plans benachrichtigt worden und haben auf diese Weise Gelegenheit zur Stel- lungnahme erhalten (§ 17a Nr. 2 FStrG). Dies gilt auch für die nach § 48 Abs. 1 HE- NatG in der Fassung vom 4. Dezember 2006 (GVBl. I S. 619), zuletzt geändert durch Gesetz vom 12. Dezember 2007 (GVBl. I S. 851), aufgeführten weiteren Verbände, die Bauern-, Waldbesitzer-, Jagd- und Fischereiverbände. In der Bekanntmachung wurde darauf ausdrücklich hingewiesen, dass die Rechtsfolge der Präklusion auch für …/ Planfeststellungsbeschluss - 65 - A 643 die Einwendungen und Stellungnahmen der Verbände und Vereinigungen gelte (§ 17a Nr. 7 Satz 2 FStrG).

1.5 Einwendungen und Stellungnahmen Soweit der Antrag auf Überlassung des Plansatzes in elektrischer Form gesellt wur- de, hat das Regierungspräsidium Darmstadt dem Antrag mit Schreiben vom 15.01.2010, 20.01.2010, 17.02.2010 und 04.04.2010 entsprochen. Während der gesetzlichen Frist sind von Privaten Einwendungen gegen den Plan erhoben worden. Weiterhin sind von verschiedenen Kommunen, Behörden und Stel- len sowie anerkannten Naturschutzverbänden und weiteren Verbänden Stellungnah- men zu dem Plan abgegeben worden. Diese wurden vom Regierungspräsidium Darmstadt dem Amt für Straßen- und Ver- kehrswesen (ASV) Wiesbaden mit Schreiben vom 09.03.2010, 31.03.2010, 14.04.2010, 28.05.2010 (Ergänzung einer Einwendung) und 05.07.2010 sowie 24.08.2010 (modifizierte Stellungnahme) zur Erarbeitung von Rückäußerungen. Da- bei wurde besonders auf die Musterschreiben mit den Themenkomplexen Zusätzliche Belastung durch Schadstoffe, Zerstörung des Naherholungsgebietes „Lenneberg- wald“, Schutz des FFH-Gebiets „Mainzer Sand“ und Materielle Schäden durch Immo- bilien-Wertverlust hingewiesen. Die Einwendungsschreiben der Einwänder P13 und P77 bis P79 wurden in anonymi- sierter Form weitergegeben, da es sich um sog. Jedermann-Einwendungen handelt, die keinen konkreten Bezug zur eigenen Betroffenheit erkennen lassen bzw. weil die Weitergabe in anonymisierter Form beantragt wurde (P13) und eine Erwiderung auch Kenntnis der persönlichen Daten möglich ist. Zur Vervollständigung der Akten erhielt das ASV Wiesbaden auch ein Schreiben, das sich für den Ausbau der A 643 nachdrücklich aussprach. Das Regierungspräsidium Darmstadt hat die Einwendungen auch dem Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz, Anhörungsbehörde, zur Kenntnis übersandt. Soweit Einwendungen nach Ablauf der Einwendungsfrist am 03.03.2010 und damit verspätet erhoben wurden, sind diese Einwendungen gemäß § 17a Nr. 7 Satz 1 FStrG ausgeschlossen. Hierauf hat das Regierungspräsidium Darmstadt mit Schrei- ben vom 22.04.2010 hingewiesen und dazu ausgeführt, dass auf diese Rechtsfolge in der ortsüblichen Bekanntmachung der Stadt Wiesbaden hingewiesen worden war. Gleichwohl werde das ASV Wiesbaden gebeten, sich inhaltlich mit den Einwendun- gen auseinanderzusetzen. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass gemäß § 32 HVwVfG Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gewährt werden kann, sofern das Fristversäumnis unverschuldet war. Der Antrag sei innerhalb von zwei Wochen nach Wegfall des Hindernisses zu stellen. Die Wiedereinsetzungsgründe seien glaubhaft zu machen. …/ Planfeststellungsbeschluss - 66 - A 643

2. Planänderungsverfahren Das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden hatte eine Überarbeitung der schalltechnischen Untersuchung wegen deren Fehlerhaftigkeit im Jahr 2010 vorge- nommen. Zugleich hat der Vorhabenträger die in der Verkehrsuntersuchung doku- mentierten Kapazitätsengpässe zum Anlass genommen, einen zweistreifigen Ausbau der Verbindungsrampe Mainz-Frankfurt am Main des Schiersteiner Kreuzes in die Planung aufzunehmen. Darüber hinaus wurden Unstimmigkeiten der Ursprungs- Planung bereinigt und Forderungen Beteiligter berücksichtigt. Für die Planänderung wurde ein Planänderungsverfahren gemäß §§ 17 f. FStrG 2009 i.V.m. § 73 HVwVfG [2009] durchgeführt (siehe Vorlagebericht, S. 6).

2.1 Gegenstand des Planänderungsverfahrens Gegenstand des Planänderungsantrags waren im Einzelnen die nachfolgenden und Ergänzungen: • Die Verlängerung des Planfeststellungsabschnittes bis nördlich des Autobahn- kreuzes Schierstein (Ende der Planfeststellung: BAB-km 298+720,22 = Bau-km 2+725) • die Überarbeitung des Umbau-Konzepts für das Autobahnkreuz Schierstein, ins- besondere im Hinblick auf o den Ausbau der einstreifigen Rampe der Verkehrsbeziehung Mainz – Frank- furt am Main zu einer zweistreifigen Rampe, o die Anpassung der Rampen Mainz - Rüdesheim, Rüdesheim - Mainz und Wiesbaden - Frankfurt am Main, o die Änderung und zusätzliche Errichtung verschiedener Unter- bzw. Überfüh- rungsbauwerke, o die Änderung der Stützwände „Nordost“ und „Südost“ sowie der Entfall der Stützwände „Nordwest“ und „Südwest“, • der Bau eines zusätzlichen Verflechtungsstreifens zwischen der Anschlussstelle Äppelallee und dem Autobahnkreuz Schierstein (Richtungsfahrbahn Mainz – Wies- baden), • die Änderung der Lärmschutzwand „Blierweg“ und die ergänzende Errichtung ei- ner Lärmschutzwand „Rheingaustraße“, • die geringfügige Anpassung der Gradiente des Fußgängerstegs einschließlich Anpassung des Rampenbauwerks im Bereich der Rettbergsaue, • die Verlegung eines nordöstlich des Autobahnkreuzes Schierstein, parallel zur A 66 verlaufenden Wirtschaftsweges, • der Verzicht auf die Änderungen der Zufahrt zu dem „Äppelallee-Center“, • der Verzicht auf verschiedene Baustellenflächen,

…/ Planfeststellungsbeschluss - 67 - A 643

• die Schaffung zusätzlichen Retentionsraums zum Ausgleich des auf rheinland- pfälzischem Hoheitsgebiet entstehenden, dort aber nicht ausgleichbaren Eingriffs in das Überschwemmungsgebiet des Rheins, • die Veränderungen im Auftrag überschüssiger Erdmassen, insbesondere im Ohr der Anschlussstelle Äppelallee (West), • die Anpassung der landschaftspflegerischen Fachbeiträge und der entwässe- rungstechnischen Unterlagen an die geänderte technische Planung, • die aus der dargestellten Überarbeitung des Plans resultierenden Änderungen im Grunderwerb und • die Überarbeitung der schalltechnischen Untersuchung, der Luftschadstoffuntersu- chung und der Verkehrsuntersuchung. Diese Änderungen sind in folgenden Unterlagen dargestellt worden:

Tabelle 2b: Unterlagen des Änderungsantrags

Unterlage Bezeichnung Maßstab aufgestellt am RE 1: 0 Erläuterungen zum Anlass der 2. Auslegung (4 Seiten) - - 1 Deckblatt zum Erläuterungsbericht (zugleich Okt. 2010 allgemein verständlichen Zusammenfassung - der Unterlagen nach § 6 UVPG) (88 Seiten einschl. Titelblatt, 4 Anlagen) 2 Deckblatt zur Übersichtskarte 25.000 Okt. 2010 3 Deckblatt zum Übersichtslageplan (Blatt Nr. 1) 10.000 Okt. 2010 4 Deckblatt zum Übersichtshöhenplan (Blatt Nr. 1) 5.000/ 500 Okt. 2010 4 Deckblatt zum Übersichtshöhenplan (Blatt Nr. 2) 5.000/ 500 Okt. 2010 6 Deckblatt zum Straßenquerschnitt (Blatt Nr. 1): 50 Okt. 2010 Hauptstrecke 7 Deckballt zum Lageplan (Blatt Nr. 1) 1.000 Okt. 2010 7 Deckballt zum Lageplan (Blatt Nr. 2) 1.000 Okt. 2010 7 Deckballt zum Lageplan (Blatt Nr. 3) 1.000 Okt. 2010 7 Deckballt zum Lageplan (Blatt Nr. 4) 1.000 Okt. 2010 8 Deckballt zum Höhenplan der Achse 1 1.000/100 Okt. 2010 (Blatt Nr. 3) 8 Deckballt zum Höhenplan der Achse 2 1.000/100 Okt. 2010 (Blatt Nr. 6) 8 Deckblatt zum Höhenplan der Achse10 500/50 Okt. 2010 (Blatt Nr. 8) 8 Deckblatt zum Höhenplan der Achse 11 500/50 Okt. 2010 (Blatt Nr. 9) 8 Nachtrag zum Höhenplan der Achse 603 500/50 Okt. 2010 (Blatt Nr. 11) Ingenieurbauwerke 10.2 Deckblatt zur Bauwerkskizze 1.500; 200; Okt: 2010 100 10 Deckblatt zum Verzeichnis der Brücken und der - Okt. 2010 anderen Ingenieurbauwerke (5 Seiten) …/ Planfeststellungsbeschluss - 68 - A 643

Immissionstechnische Untersuchungen 11.1 Deckblatt zur schalltechnischen Untersuchung - 08.10.2010 (Vorblatt und 16 Seiten und Anlage 1: Emissi- onspegel) 11 Deckblatt zur Rasterlärmkarte „Tag“: Planfall 2.500 Okt. 2010 ohne Lärmschutz (Blatt Nr. 1) 11 Deckblatt zur Rasterlärmkarte „Tag“: Planfall mit 2.500 Okt. 2010 Lärmschutz (Blatt Nr. 2) 11 Nachrichtlich: Rasterlärmkarte „Tag“: Planfall 2.500 Okt. 2009 ohne Lärmschutz (Blatt Nr. 1) -durchgestrichen- 11 Nachrichtlich: Rasterlärmkarte „Tag“: Planfall 2.500 Okt. 2009 ohne Lärmschutz (Blatt Nr. 2) -durchgestrichen- 11 Nachrichtlich: Rasterlärmkarte „Tag“: Planfall 2.500 Okt. 2009 mit Lärmschutz (Blatt Nr. 3) -durchgestrichen- 11 Nachrichtlich: Rasterlärmkarte „Tag“: Planfall 2.500 Okt. 2009 mit Lärmschutz (Blatt Nr. 4) durchgestrichen-

Anl. 3 Deckblatt zu den Ergebnissen schalltechnischer - Okt. 2010 Berechnungen (32 Seiten) Anl. 3 Nachrichtlich: Ergebnisse schalltechnischer Be- - Okt. 2009 rechnungen 61 Seiten) -durchgestrichen-

Anl. 4.1 Nachtrag zum Rechenmodell 1 bis 3 zu den - Okt. 2010 bis 4.3 Ergebnissen schalltechnischer Berechnungen (32 Seiten) 11.4 Deckblatt zum Erläuterungsbericht zur Luft- - - schadstofftechnischen Untersuchung (Vorblatt und 9 Seiten) 11.4 Nachrichtlich: zum Erläuterungsbericht zur Luft- - - schadstofftechnischen Untersuchung (Vorblatt und 9 Seiten) -durchgestrichen- 11.4 Deckblatt zur Abschätzung von verkehrsbeding- - 07.10.2010 ten Schadstoffemissionen (Anlagen 1-1, 1-2, 1-1a, 1-2a. 2-1, 2-2, 3-1, 3-2, 4-1, 4-2, 5-1, 5-2, 6-1, 6-2, 7-1, 7-2, 8-1, 8-2, 9-1 und 9-2) 11.4 Nachrichtlich: Abschätzung von verkehrsbeding- - 05.10.2010 ten Schadstoffemissionen (Anlagen 1-1, 1-2, 2- 1, 2-2, 3-1, 3-2, 4-1, 4-2, 5-1, 5-2, 6-1, 6-2, 7-1, 7-2, 8-1, 8-2, 9-1 und 9-2) -durchgestrichen- Landschaftspflegerischer Begleitplan 12.0 Deckblatt zum Erläuterungsbericht (3 Seiten - Okt. 2010 Vorblatt, 4 Seiten Inhaltsverzeichnis. Seiten 1- 54)

Anl. 1 Deckblatt zum Maßnahmenverzeichnis (Anlage - Okt. 2010 1) (1 Seite Vorblatt, 1 Seiten Inhaltsverzeichnis und Seiten 1-40)

Anl. 4 Deckblatt zur Ausgleichsberechnung nach der - Okt. 2010 Kompensationsverordnung (Anlage 4) (1 Seite Vorblatt und 11 Seiten) Anl. 4 Ausgleichsberechnung nach der Kompensati- - 30.10.2009 onsverordnung (Anlage 4) (Seiten 2-11)

12.1 Deckblatt zum Bestands- und Konfliktplan 2.500 Okt. 2010 (Blatt Nr. 1)

12.1 Deckblatt zum Bestands- und Konfliktplan 2.500 Okt. 2010 (Blatt Nr. 2) 12.1 Nachrichtlich: Bestands- und Konfliktplan (Blatt 2.500 Okt. 2009 Nr. 1)

…/ Planfeststellungsbeschluss - 69 - A 643

12.1 Nachrichtlich: Bestands- und Konfliktplan (Blatt 2.500 Okt. 2009 Nr. 2)

12.2 Deckblatt zum Maßnahmenplan (Blatt Nr. 1) 1.000 Okt. 2010

12.2 Deckblatt zum Maßnahmenplan (Blatt Nr. 2) 1.000 Okt. 2010

12.2 Deckblatt zum Maßnahmenplan (Blatt Nr. 3) 1.000 Okt. 2010

12.2 Deckblatt zum Maßnahmenplan (Blatt Nr. 4) 1.000 Okt. 2010

12.2 Deckblatt zum Maßnahmenplan (Blatt Nr. 5) 1.000 Okt. 2010

12.2 Nachrichtlich: Maßnahmenplan (Blatt Nr. 1) 1.000 Okt. 2009 -durchgestrichen- 12.2 Nachrichtlich: Maßnahmenplan (Blatt Nr. 2) 1.000 Okt. 2009 -durchgestrichen- 12.2 Nachrichtlich: Maßnahmenplan (Blatt Nr. 3) 1.000 Okt. 2009 -durchgestrichen- 12.2 Nachrichtlich: Maßnahmenplan (Blatt Nr. 4) 1.000 Okt. 2009 -durchgestrichen-

12.2 Nachrichtlich: Maßnahmenplan (Blatt Nr. 5) 1.000 Okt. 2009 -durchgestrichen-

12.3 Deckblatt zum Maßnahmenübersichtsplan 5.000 Okt. 2010 (Blatt Nr. 1) 12.3 Nachrichtlich: Maßnahmenübersichtsplan 5.000 Okt. 2009 (Blatt Nr. 1)

12.8 Prüfkatalog zur Ermittlung der UVP-Pflicht (Ti- - Okt. 2010 telblatt und 11 Seiten) FFH-Verträglichkeitsprüfung 12.4 Deckblatt zur FFH-Verträglichkeitsprüfung für - Okt. 2010 das FFH-Gebiet 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ (2 Seiten Vorblatt, 4 Seiten In- haltsverzeichnis und Seiten 1- 41) 12.4.2 Deckblatt zu LRT und Arten/ Beeinträchtigung 2.500 Okt. 2010 der Erhaltungsziele (Blatt Nr. 1) 12.4.2 Nachrichtlich: LRT und Arten/ Beeinträchti- 2.500 Okt. 2009 gung der Erhaltungsziele (Blatt Nr. 1) -durchgestrichen- 12.5 Deckblatt zur Ausnahmeprüfung für das FFH- - Okt. 2010 Gebiet 5915-301 (2 Seiten Vorblatt, 2 Seiten Inhaltsverzeichnis und Seiten 1- 43) 12.5 Nachrichtlich: Ausnahmeprüfung für das FFH- - 30.10.2009 Gebiet (2 Seiten Vorblatt, 2 Seiten Inhaltsver- zeichnis und Seiten 1- 36) -durchgestrichen-

12.5.1 Deckblatt zu Kohärenzmaßahmen (Blatt Nr. 1) 1.000 Okt. 2010

12.5.1 Nachrichtlich: Kohärenzmaßahmen 1.000 Okt. 2009 (Blatt Nr. 1) -durchgestrichen- 12.6.2 Deckblatt zu LRT und Arten/ Beeinträchtigung 2.500 Okt. 2010 der Erhaltungsziele (Blatt Nr. 1) 12.6.2 Nachrichtlich: LRT und Arten/ Beeinträchti- 2.500 Okt. 2009 gung der Erhaltungsziele (Blatt Nr. 1) -durch- gestrichen- 12.7.2 Deckblatt zu LRT und Arten/ Beeinträchtigung 5.000 Okt. 2010 der Erhaltungsziele (Blatt Nr. 1) 12.7.2 Nachrichtlich: LRT und Arten/ Beeinträchti- 5.000 Okt. 2009 gung der Erhaltungsziele (Blatt Nr. 1) -durch- gestrichen-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 70 - A 643

Wassertechnischer Entwurf 13 Deckblatt zu den Erläuterungen zur Entwäs- - Okt. 2010 serung (1 Vorblatt, 3 Blatt Inhaltsverzeichnis sowie 19 Seiten) 13 Nachrichtlich: Erläuterungen zur Entwässe- - Okt. 2009 rung (1 Vorblatt, 3 Blatt Inhaltsverzeichnis sowie 16 Seiten) -durchgestrichen- 13.1.4 Deckblätter zur Hydraulische Berechnung - 01.07.2010 und (Zeitbeiwertberechnung und Hystem-Extran) 13.1.5 (28 und 11 Seiten) 13.1.4 Nachrichtlich: Hydraulische Berechnung - 06.10.2009 und (Zeitbeiwertberechnung und Hystem-Extran) 13.1.5 (28 und 11 Seiten) -durchgestrichen- 13.2 Deckblatt zum Übersichtslageplan (Ballt Nr. 1) 10.000 Okt. 2010 13.2 Nachrichtlich: Übersichtslageplan (Ballt Nr. 1) 10.000 Okt. 2009 -durchgestrichen-

13.2 Deckblatt zum Lageplan 1 (Blatt Nr. 2) 1.000 Okt. 2010

13.2 Deckblatt zum Lageplan 2 (Blatt Nr. 3) 1.000 Okt. 2010

13.2 Deckblatt zum Lageplan 3 (Blatt Nr. 4) 1.000 Okt. 2010

13.2 Deckblatt zum Lageplan 4 (Blatt Nr. 5) 1.000 Okt. 2010

13.2 Deckblatt zum Lageplan 5 (Blatt Nr. 6) 1.000 Okt. 2010

13.2 Nachrichtlich: Lageplan 1 (Blatt Nr. 2 bis 6) 1.000 Okt. 2009 -durchgestrichen-

13.3 Deckblatt zum Höhenplan Westen 1 1.000/100 Okt. 2010 (Blatt Nr. 1)

13.3 Deckblatt zum Höhenplan Westen 2 1.000/100 Okt. 2010 (Blatt Nr. 2) 13.3 Deckblatt zum Höhenplan Osten 1 1.000/100 Okt. 2010 (Blatt Nr. 3)

13.3 Deckblatt zum Höhenplan Osten 2 1.000/100 Okt. 2010 (Blatt Nr. 4)

13.3 Deckblatt zum Höhenplan RiStWag- 1.000/100 Okt. 2010 Abscheider (Blatt Nr. 5)

13.3 Deckblatt zum Höhenplan Schiersteiner 1.000/100 Okt. 2010 Kreuz Achse 10 (Blatt Nr. 6)

13.3 Deckblatt zum Höhenplan Schiersteiner 1.000/100 Okt. 2010 Kreuz Achse 11 (Blatt Nr. 7)

13.3 Deckblatt zum Höhenplan Schiersteiner 1.000/100 Okt. 2010 Kreuz Achse 12 (Blatt Nr. 8)

13.3 Nachtrag zum Höhenplan Schiersteiner 1.000/100 Okt. 2010 Kreuz Achse 603 (Blatt Nr. 9) 13.3 Nachrichtlich: Höhenplan (Blatt Nr. 1 bis 8) 1.000/100 Okt. 2009 -durchgestrichen-

13.4 Deckblatt zum Regelquerschnitt Entwässe- 50 Okt. 2010 rung (Blatt Nr. 1) 13.4 Nachrichtlich: Regelquerschnitt Entwässe- 50 Okt. 2009 rung (Blatt Nr. 1) -durchgestrichen-

13.5 Deckblatt zum Grundriss und Schnitte RiSt- 100 Okt. 2010 Wag-Abscheider (Blatt Nr. 1) 13.5 Deckblatt zum Grundriss und Schnitte 25 Okt. 2010 Schacht HS 12 (Blatt Nr. 2)

…/ Planfeststellungsbeschluss - 71 - A 643

13.5 Deckblatt zum Grundriss und Schnitte 25 Okt. 2010 Schacht W 310 (Blatt Nr. 3)

13.5 Deckblatt zum Grundriss und Schnitt Fertig- 25 Okt. 2010 teilschacht PP (Blatt Nr. 4) 13.5 Nachrichtlich: Grundriss und Schnitte (Blatt 100 Okt. 2009 Nr. 1 bis 4)

13.5 Nachtrag zum Grundriss und Schnitt Bahn- 25 Okt. 2010 kreuzung (Blatt Nr. 5) 13.6 Deckblatt zur hydraulischen Ausgleichsbe- - Okt. 2010 rechnung (2 Seiten) Sonstige Unterlagen

14.1 Deckblatt zum Grunderwerbsplan (Blatt Nr. 1) 1.000 Okt. 2010

14.1 Deckblatt zum Grunderwerbsplan (Blatt Nr. 2) 1.000 Okt. 2010

14.1 Deckblatt zum Grunderwerbsplan (Blatt Nr. 3) 1.000 Okt. 2010

14.1 Deckblatt zum Grunderwerbsplan (Blatt Nr. 4) 1.000 Okt. 2010

14.2 Deckblatt zum Grunderwerbsverzeichnis (Ti- - Okt. 2010 telblatts und 18 Seiten)

15.1 Deckblatt zum markanten Straßenquerschnitt 1.000 Okt. 2010 (Blatt Nr. 3)

15.1 Nachtrag zum markanten Straßenquerschnitt 1.000 Okt. 2010 (Blatt Nr. 4)

16 Deckblatt zum Verzeichnis der Bauwerke, We- - Okt. 2010 ge, Gewässer und sonstigen Anlagen (Titelblatt und 34 Seiten) 17 Deckblatt zur Verkehrsuntersuchung (Erläute- - Okt. 2010 rungsbericht mit Anlagen) -nachrichtlich Abb. 5.1 bis 5.3, 8.1, 8.2 und 10.1 von 26.02.2007

Anmerkung: die früheren Unterlagen, die geändert werden, sind nachrichtlich beigefügt und in der Tabel- le 2b kursiv dargestellt. 2.2 Auslegung der geänderten Planunterlagen Für die Planänderung gemäß § 17a Nr. 6 FStrG i.V.m. § 73 Abs. 8 und 2 ff. HVwVfG das Anhörungsverfahren durchgeführt worden. Das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden übersandte mit Schreiben vom 12.11.2010 die geänderten Planunterlagen dem Regierungspräsidium Darmstadt, Anhörungsbehörde, und beantragte gleichzeitig die Einleitung eines Planänderungs- verfahrens. Der geänderte Plan (7 Ordner) wurde aufgrund der Art und der Vielzahl der Änderungen auf Veranlassung der Anhörungsbehörde, dem Regierungspräsidium Darmstadt, gemäß dem Schreiben vom 15.11.2010 in der Zeit vom 17. November 2010 bis 16. Dezember 2010 einschließlich in der Landeshauptstadt Wiesbaden im Verwaltungsgebäude Gustav-Stresemann-Ring 15, 65189 Wiesbaden, Gebäude A, Raum für öffentliche Auslegungen, Zimmer A 001, Erdgeschoss, während der näher bezeichneten Dienststunden zu jedermanns Einsichtnahme aus (§ 17 Abs. 3b Satz 2 FStrG 2006 i.V.m. § 73 Abs. 2 HVwVfG 2005). Zeit und Ort der Auslegung wurden in ortsüblicher Weise von der Landeshauptstadt Wiesbaden im „Wiesbadener Kurier“

…/ Planfeststellungsbeschluss - 72 - A 643 und „Wiesbadener Tageblatt“ vom 12.11.2010 bekanntgemacht (§ 17 Abs. 3b Satz 3 FStrG 2006 i.V.m. § 73 Abs. 5 Satz 1 HVwVfG). In der Bekanntmachung wurden das Regierungspräsidium Darmstadt (Anhörungsbe- hörde) oder bei der Landeshauptstadt Wiesbaden als diejenigen Stellen bezeichnet, während der Dienststunden zu jedermanns Einsichtnahme aus (§ 17a Nr. 6 FStrG i.V.m. § 73 Abs. 8 HVwVfG). § 73 Abs. 8 HVwVfG, der lediglich ein vereinfachtes An- hörung (Mitteilung der Änderung und Gelegenheit zu Stellungnahmen und Einwen- dungen innerhalb von zwei Wochen geben), wurde von der Anhörungsbehörde nicht angewendet, sondern es wurde mit Schreiben vom 15.11.2010 eine Auslegung der geänderten Unterlagen nach § 73 Abs. 3 Satz 1 HVwVfG i.V.m. § 17a Nr. 1 FStrG wegen der Art und Vielzahl der Änderungen veranlasst. In der Bekanntmachung wur- den das Regierungspräsidium Darmstadt (Anhörungsbehörde) und die Landeshaupt- stadt Wiesbaden als diejenigen Stellen bezeichnet, bei denen innerhalb der gesetzli- chen Frist bis spätestens zwei Wochen nach Ende der Auslegungsfrist, das war bis zum 30. Dezember 2010 Einwendungen gegen den geänderten Plan schriftlich zu erheben oder mündlich zur Niederschrift zu geben waren. Insbesondere wurde darge- legt, dass die Einwendung den geltend gemachten Belang und das Maß seiner Be- einträchtigung erkennen lassen müsse. Es wurde ausdrücklich hervorgehoben, dass nur solche Einwendungen zugelassen sind, die sich auf die genannten Änderungen des ausgelegten Plans beziehen. Ein- wendungen zu dem bisherigen Verfahren sind dagegen ausgeschlossen. Soweit im bisherigen Verfahren bereits Einwendungen erhoben wurden, würden diese unverän- dert fortgelten [dies wurde durch Fettdruck hervorgehoben]. Außerdem ist darauf hingewiesen worden, dass Einwendungen gegen den geänder- ten Plan nach Ablauf der Einwendungsfrist ausgeschlossen sind (§ 17a Nr. 7 Satz 1 FStrG i.V.m. § 73 Abs. 4 HVwVfG). Bei Einwendungen, die von mehr als 50 Personen auf Unterschriftslisten unterzeich- net oder in Form vervielfältigter gleichlautender Texte eingereicht werden (gleichför- mige Eingaben), sei auf jeder mit einer Unterschrift versehenen Seite ein Unterzeich- ner mit Namen, Beruf und Anschrift als Vertreter der übrigen Unterzeichner zu be- zeichnen (§ 17 Abs. 1 HVwVfG) und andernfalls diese Einwendungen unberücksich- tigt bleiben können (§ 72 Abs. 2 i.V.m. § 17 Abs. 2 Satz 1 HVwVfG). Weiterhin wurde darauf hingewiesen, dass die Anhörungsbehörde auf die Erörterung der rechtzeitig erhobenen Stellungnahmen und Einwendungen verzichten könne (§ 17a Nr. 5 FStrG). Finde ein Erörterungstermin statt, werde er ortsüblich bekannt- gemacht. Diejenigen, die rechtzeitig Einwendungen erhoben haben, werden bzw. bei gleichförmigen Einwendungen werde der Vertreter von dem Termin gesondert be- nachrichtigt. Seien mehr als 50 Benachrichtigungen vorzunehmen, so können sie

…/ Planfeststellungsbeschluss - 73 - A 643 durch öffentliche Bekanntmachung ersetzt werden. Die Vertretung durch einen Be- vollmächtigten sei möglich. Die Bevollmächtigung sei durch eine schriftliche Voll- macht nachzuweisen, die zu den Akten der Anhörungsbehörde zu geben sei. Bei Ausbleiben eines Beteiligten in dem Erörterungstermin könne auch ihn verhandelt werden. Das Anhörungsverfahren sei mit Abschluss des Erörterungstermins beendet. Der Erörterungstermin sei nicht öffentlich. Im Übrigen wurde darauf hingewiesen, dass über die Einwendungen nach Abschluss des Anhörungsverfahrens entschieden werde und die individuelle Zustellung der Ent- scheidung (Planfeststellungsbeschluss) an die Einwänder durch eine öffentliche Be- kanntmachung ersetzt werden könne, wenn mehr als 50 Zustellungen vorzunehmen seien (§ 74 Abs. 5 HVwVfG). Im Übrigen ist darauf hingewiesen worden, dass vom Beginn der Auslegung der Planänderungsunterlagen die Anbaubeschränkungen nach § 9 FStrG und die Verän- derungssperre nach § 9a FStrG in Kraft treten und darüber hinaus ab diesem Zeit- punkt dem Träger der Straßenbaulast ein Vorkaufsrecht an den vom Plan betroffenen Flächen zustehe (§ 9a Abs. 6 FStrG). Des Weiteren wurde in den Bekanntmachungen darauf hingewiesen, dass mit der Auslegung geänderten Planunterlagen zugleich auch die Anhörung der Öffentlichkeit zu den Umweltauswirkungen der Änderungen des Vorhabens gemäß § 9 Abs. 1 UVPG verbunden sei [dies wurde kursiv hervorgehoben].

2.3 Unterrichtung nicht ortsansässiger Betroffener Die in dem Grunderwerbsverzeichnis nicht in der Landeshauptstadt Wiesbaden woh- nenden erstmalig oder stärker Betroffenen wurden von der Landeshauptstadt als nicht ortsansässige Betroffene nach § 17a Nr. 4 i.V.m. § 73 Abs. 8, Abs. 5 Satz 3 HVwVfG unter Beifügung der jeweiligen Bekanntmachung am 12.11.2011 benach- richtigt. Soweit die Schreiben als unzustellbar zurückkamen, erfolgte eine erneute Unterrichtung mit geänderten Adressen (siehe Schreiben vom 26.11.2010).

2.4 Beteiligung der Behörden und Stellen Die Anhörungsbehörde hat mit Schreiben vom 15.11.2010 die geänderten Planunter- lagen der Landeshauptstadt Wiesbaden und den Städten Geisenheim und Oestrich- Winkel sowie den Behörden und Stellen, deren Aufgabenbereich durch die Planände- rung berührt wird, zugeleitet und gebeten, bis zum 17.01.2011 Stellung zu nehmen (§ 73 Abs. 2 und 3a HVwVfG, Nr. 18 PlafeR 07). Auf § 17a Nr. 7 Satz 4 FStrG wurde hingewiesen. Weiterhin wurde unter Bezug auf § 17a Nr. 7 Satz 1 FStrG darauf hin- gewiesen, dass Einwendungen innerhalb der Frist des § 73 Abs. 4 Satz 1 HVwVfG zu erheben seien, sofern mit Blick auf die materielle Präklusion (§ 17a Nr. 7 Satz 1 FStrG) eine klagefähige Rechtsposition zu erlangen beabsichtigt sei. Im Übrigen war

…/ Planfeststellungsbeschluss - 74 - A 643 der Magistrat der Landeshauptstadt Wiesbaden bei der Übersendung des Be- kanntmachungstextes auf das Vorkaufsrecht des Trägers der Straßenbaulast gemäß § 9a Abs. 6 FStrG hingewiesen.

2.5 Beteiligung der Naturschutzverbände und sonstigen Verbände Die Benachrichtigung der Naturschutzverbände und sonstigen Verbände (Vereini- gungen) von der Auslegung der geänderten Unterlagen erfolgte mittels der unter vor- stehenden Nr. 2.2 genannten ortsüblichen Bekanntmachung der Landeshauptstadt Wiesbaden. In der ortsüblichen Bekanntmachung wurde dargelegt, dass die ortsübli- che Bekanntmachung auch als Benachrichtigung der a) nach landesrechtlichen Vorschriften im Rahmen des § 60 BNatSchG anerkannten Vereine (die nach § 29 des Bundesnaturschutzgesetzes in der bis zum 3. April 2002 geltenden Fassung anerkannten Verbände) b) sowie der sonstigen Vereinigungen, soweit diese sich für den Umweltschutz ein- setzen und nach in anderen gesetzlichen Vorschriften zur Einleitung von Rechtsbe- helfen in Umweltangelegenheiten vorgesehenen Verfahren anerkannt sind (Vereini- gungen), auch die nach § 48 Abs. 1 HENatG neben den Naturschutzverbänden zu beteiligenden zuständigen Bauern-, Waldbesitzer-, Jagd- und Fischereiverbände, gelte (siehe § 17 Nr. 6 Satz 2 FStrG i.V.m. § 73 Abs. 8 Satz 4 HVwVfG).

2.6 Einwendungen und Stellungnahmen zum geänderten Plan Soweit der Antrag auf Überlassung der 1. Planänderung in elektrischer Form gesellt wurde, hat das Regierungspräsidium Darmstadt dem Antrag mit Schreiben vom 15.11.2010 und 16.12.2010 entsprochen. Während der gesetzlichen Frist sind von Privaten Einwendungen gegen den geänder- ten Plan erhoben worden. Von verschiedenen Behörden und Stellen sowie sonstigen Verbänden sind Stellungnahmen zu dem Plan abgegeben worden. Diese wurden vom Regierungspräsidium Darmstadt dem ASV Wiesbaden mit Schreiben vom 12.01.2011, 30.01.2011 und 31.01.2011 mit der Bitte um Erstellung der entsprechen- den Rückäußerungen zugeleitet. Ferner hat das Regierungspräsidium Darmstadt -obere Naturschutzbehörde- eine Stellungahme am 29.03.2011 abgegeben, die von der Anhörungsbehörde an das ASV Wiesbaden weitergeleitet wurde. Darüber hinaus wurden einer Rechtsnachfolgerin die digitalen Plansätze vom Regie- rungspräsidium Darmstadt am 01.04.2011 übersandt. Zu den am 04.04.2011 auf- rechterhaltenen Einwendungen wurde am 04.04.2011 um Äußerung gebeten.

3. Erörterungstermin Nachdem das ASV Wiesbaden am 11.03.2011 die schriftliche Äußerung zu den im Haupt- und Änderungsverfahren eingegangenen Stellungnahmen und Einwendungen

…/ Planfeststellungsbeschluss - 75 - A 643 dem Regierungspräsidium Darmstadt übersandt hatte, setzte die Anhörungsbehörde zur Erörterung der gegen das Vorhaben erhobenen Einwendungen und sonstigen öffentlich-rechtlichen Belange den Erörterungstermin auf den 04. und 05.04.2011 im Schluss Biebrich, Rotunde/ Westgalerie Erdgeschoss, Rheingaustraße 140, 65203 Wiesbaden, fest. Es wurde darauf hingewiesen, dass am ersten Verhandlungstag mit der Erörterung der Stellungnahmen der Behörden und Stellen (mit Ausnahme der naturschutzfachlichen Aspekte einschl. der in Oestrich-Winkel und Geisenheim vor- gesehenen Kohärenzmaßnahme) sowie der Ver- und Entsorgungsunternehmen be- gonnen werden. Daran anschließend werden die eingegangen Einwendungen in der Reihenfolge (1.) Einwendungen der Grundstücksbetroffenen, (2.) weitere individuelle Einwendungen gegen die Straßenbaumaßnahme und (3.) formularmäßig erhobene Einwendungen (mit Ausnahme der durch den Sprecher des Aktionsbündnisses „Bieb- richer gegen Verkehr XXL“ vertretenen gleichförmigen Einwendungen) erörtert. Am zweiten Verhandlungstag werde die naturschutzfachlichen Belange einschließlich der Stellungnahmen und Einwendungen zu der in Geisenheim und Oestrich-Winkel ge- planten Kohärenzmaßnahme fortgesetzt. Danach werden die gleichförmigen Einwen- dungen der durch den Sprecher des Aktionsbündnisses „Biebricher gegen Verkehr XXL“ vertretenen Einwänder erörtert. Sofern die Erörterung vom Vortrag nicht abge- schlossen werden könne, erfolge im Anschluss deren Fortführung. Die privaten Verfahrensbeteiligten, die eine Einwendung erhoben hatten, wurden zu dem Erörterungstermin schriftlich eingeladen. Es wurde darauf hingewiesen, soweit ein berechtigtes Interesse an der Geheimhaltung persönlicher Verhältnisse oder an der Wahrung von Betriebs- oder Geschäftsgeheimnissen besteht, eine Einzelerörte- rung vereinbart werden könne. Die Teilnahme am Termin wurde den Einwändern freigestellt. Ferner wurde darauf hingewiesen, dass auch ohne den/ die Einwänder/ -in erörtert werden könne und das mit Schluss der Verhandlung das Anhörungsver- fahren beendet sei. Darüber hinaus wurde einer Beteiligten von der Anhörungsbehörde mit Schreiben vom 11.03.2011 die geänderte Planung mitgeteilt, das ihr als nicht ortsansässige Be- troffene aufgrund der Angabe einer noch früheren Adresse in Wiesbaden keine Mittei- lung zugegangen war. Gleichzeitig wurde zu dem Termin geladen. Da die beigefügte CD-ROM mit den geänderten Planunterlagen nicht beigefügt war, wurde diese mit Schreiben vom 15.03.2011 übersandt und als Frist zur Erhebung von Einwendungen der 01.04.2011 festgesetzt. Schließlich wurde einer Beteiligten mit Schreiben vom 23.03.2011 eine vom ASV Wiesbaden Äußerung übersandt. Zeit und Ort der Erörterungsverhandlung wurden von • der Landeshauptstadt Wiesbaden am 25.03.2011 im „Wiesbadener Kurier“ und „Wiesbadener Tagblatt“ sowie

…/ Planfeststellungsbeschluss - 76 - A 643

• der Städte Geisenheim und Oestrich-Winkel jeweils am 17.03.2011 im 2Rheingau- Echo“ rechtzeitig vorher ortsüblich bekanntgemacht (§ 73 Abs. 6 Satz 5 HVwVfG). In der Erörterungsverhandlung konnten die Einwendungen und Forderungen zum Teil ausgeräumt und den vorgetragenen Hinweisen und Anregungen teilweise Rechnung getragen werden. Auf die vom Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden in diesem Zusammenhang gegebenen und in die Niederschrift über den Erörterungs- termin aufgenommenen, aber auch auf die in der fachtechnischen Erwiderung schrift- lich fixierten Zusagen wird verwiesen. Die Niederschrift über den Erörterungstermin wurde den Beteiligten zur Kenntnis- nahme übersandt.

4. Vorlagebericht Vom Regierungspräsidium Darmstadt wurden mit Bericht vom 20.04.2011 die Anhö- rungs- und Planunterlagen gemäß § 73 Abs. 9 HVwVfG der Planfeststellungsbehör- de, dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, zum Erlass des Planfeststellungsbeschlusses vorgelegt. Dabei handelte es sich um einen Zwischenbericht, da die Ergebnisse der im Zuge des Erörterungstermins zugesagten Prüfungen und Abstimmungen noch nicht vorlagen. Auch die aus den Zusagen not- wendig werdenden Änderungen des Plans konnten nicht vollständig vorgelegt wer- den, da die Überarbeitung der Unterlagen des ASV Wiesbaden noch vorzunehmen war (S. 47 f. des Vorlageberichts und B, Ziffer V,5). Im Einzelnen handele es sich um folgende Unterlagen: • Erarbeitung der Erwiderungen anhand der Vordrucke (einschl. der Darstellung der Betroffenheit), • Ergänzung der Erwiderung im Hinblick auf die von der Union Investment GmbH wei- ter verfolgten Einwendungen, • Erwiderungen des Autobahnamtes Montabaur im Hinblick auf die im Verfahren für den rheinland-pfälzischen Teilabschnitt erhobenen, das Gesamtverfahren betreffen- den Einwendungen, • Vorlage der im Erörterungstermin vereinbarten Abstimmung über den Wortlaut der gegenüber der Kraftfutterwerk GmbH und Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein- Main e.G. ausgesprochenen Zusagen, • das Ergebnis der im Erörterungstermin gegenüber der Hessenwasser GmbH zuge- sagten Überprüfung der Notwendigkeit einer Leitungsumlegung der vorhandenen Trinkwasserleitung DN 500, • das Ergebnis der gegenüber der Landeshauptstadt Wiesbaden zugesagten Prüfung, ob die ursprüngliche Änderung der Zufahrt zum Äppelallee-Center wieder aufgegrif- fen werden kann, …/ Planfeststellungsbeschluss - 77 - A 643

• das Ergebnis der Abstimmung mit dem WSA Bingen und • die aus den Zusagen und Abstimmungen resultierenden Änderungen des Plans, insbesondere im Hinblick auf die Grunderwerbsunterlagen. Abschließend wurde dargelegt, dass angesichts der Dringlichkeit des Vorhabens die Unterlagen gleichwohl bereits jetzt vorgelegt werden. Zudem sei das ASV Wiesbaden mit Schreiben vom 20.04.2011 gebeten worden, die noch ausstehenden Unterlagen der Planfeststellungsbehörde direkt zu übersenden.

5. Zweite Planänderung Aufgrund der Ergebnisse des Erörterungstermins am 04./05.04.2011 (siehe B, Ziffer V,4) und aufgrund der in den laufenden Grunderwerbsverhandlungen von mehreren Betroffenen geäußerten Änderungswünsche sind vom ASV Wiesbaden verschiedene Prüfungen ergänzend vorgenommen und daraufhin geänderte Unterlagen erstellt worden. Die Änderungen umfassen Folgendes: - Reduzierung von Baustelleneinrichtungsflächen Im Bereich des Flurstücks 7/8 in der Flur 28 der Gemarkung Schierstein wurde Bau- stelleneinrichtungsfläche dahingehend geändert, dass der Firma die Möglichkeit der Nutzung der Schiffsanlegestelle gegeben sein soll (Zufahrt R). Weiterhin wurde die Baustelleneinrichtungsfläche auf dem Flurstück 10/43 in der Flur 28 der Gemarkung Schierstein, reduziert, um die Zufahrt zum Kraftfutterwerk auch während der Bauzeit zu gewährleisten. Im Bereich der Flurstücke 211/7 in der Flur 5 der Gemarkung Biebrich und 5/5 in der Flur 71 wurde die Baustelleneinrichtungsfläche reduziert, um den Grundstückseigen- tümern während der Bauzeit eine bessere Grundstücksausnutzung zu ermöglichen. Im Bereich des Flurstückes 82/6 in der Flur 11 der Gemarkung Schierstein wurde die Baustelleneinrichtungsfläche reduziert, um eine Verlegung der Gaspendelleitung zu vermeiden. Im Bereich des Flurstückes 71/5 in der Flur 11 der Gemarkung Schierstein wurde auf die dauerhafte Inanspruchnahme von 1 m² verzichtet (nach der am 08.06.2011 abge- schlossenen Besitzüberlassungsvereinbarung ist eine vorübergehende Inanspruch- nahme von 47 m² vorgesehen). - Zufahrt Äppelallee-Center Im Bereich der Zufahrt zum Äppelallee-Center wurden die ursprünglich geplanten baulichen Änderungen der Zufahrt im Bereich des privaten Grundstücks wieder in die Planunterlagen aufgenommen - Zufahrt zum Raiffeisen Kraftfutterwerk

…/ Planfeststellungsbeschluss - 78 - A 643

Im Bereich der Zufahrt zum Raiffeisen Kraftfutterwerk wurde eine provisorische Zu- fahrt zum Kraftfutterwerk mit in die Planungen aufgenommen, da eine ständige Zu- fahrtsmöglichkeit gegeben sein muss. - Wasserleitung Hessenwasser Der Leitungsbestandsplan (Unterl. 15.5 Blatt Nr. 4) und das Bauwerksverzeichnis (Unterl. 16) wurde um die Wasserleitung DN 500 der Fa. Hessenwasser ergänzt. - Änderungen Grunderwerb Die zuvor beschriebenen Änderungen der Planung sind die Grunderwerbsunterlagen entsprechend übernommen worden. Ferner wurden Adressenänderungen oder Eigentümerwechsel, die sich im Verlauf des Verfahrens ergeben haben, in die Unterl. 14 aufgenommen. - Darstellung der Änderungen In den technischen Plänen sind neue oder geänderte Bereiche durch dunkelblaue Schraffur gekennzeichnet. Die Textfelder sind dunkelblau umrandet und die Ände- rungen in dunkelblauer Schrift vorgenommen. In den erläuternden Texten sind neue Textpassagen in dunkelblauer Schrift ausge- führt, entfallende Textteile sind in roter Farbe und durchgestrichen dargestellt. Diese Änderungen sind in folgenden Unterlagen dargestellt worden:

Tabelle 2c: Unterlagen des zweiten Planänderung

Unterlage Bezeichnung Maßstab aufgestellt am RE 1: 0 Erläuterungen zum Anlass der 2. Planände- - Sept. 2011 rung (2 Seiten) 1 Deckblatt zum Erläuterungsbericht (zugleich Sept. 2011 allgemein verständlichen Zusammenfassung - der Unterlagen nach § 6 UVPG) (88 Seiten einschl. Titelblatt) 7 Deckballt zum Lageplan (Blatt Nr. 2) 1.000 Sept. 2011 7 Deckballt zum Lageplan (Blatt Nr. 3) 1.000 Sept. 2011 7 Deckballt zum Lageplan (Blatt Nr. 4) 1.000 Sept. 2011 14.1 Deckblatt zum Grunderwerbsplan (Blatt Nr. 2) 1.000 Sept. 2011

14.1 Deckblatt zum Grunderwerbsplan (Blatt Nr. 3) 1.000 Sept. 2011

14.1 Deckblatt zum Grunderwerbsplan (Blatt Nr. 4) 1.000 Sept. 2011

14.2 Deckblatt zum Grunderwerbsverzeichnis (Ti- - Sept. 2011 telblatts und 18 Seiten) 15.5 Deckballt zum Leitungsbestandsplan 1.000 Sept. 2011 (Blatt Nr. 4)

16 Deckblatt zum Verzeichnis der Bauwerke, We- - Sept. 2011 ge, Gewässer und sonstigen Anlagen (Titelblatt und 34 Seiten)

…/ Planfeststellungsbeschluss - 79 - A 643 C. Entscheidungsgründe

Rechtliche Bewertung der Entscheidung Das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung stellt den Plan den sechsstreifigen Ausbau der A 643 von der Landesgrenze Rheinland-Pfalz/ Hessen bis zum Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein, den Neubau der Rheinbrü- cke Schierstein und den Umbau des Schiersteiner Kreuzes fest. Die Entscheidung beruht auf folgenden rechtlichen Erwägungen:

I. Verfahrensrechtliche Bewertung 1. Erforderlichkeit der Planfeststellung Die Bundesrepublik Deutschland (Bundesstraßenverwaltung) als Träger der Straßen- baulast für die Bundesfernstraßen (§ 5 Abs. 1 FStrG), vertreten durch das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden, als zuständige Landesbehörde im Rahmen der Auftragsverwaltung (§ 46 Abs. 1 HStrG), beabsichtigt die A 643 von der Landes- grenze Rheinland-Pfalz/ Hessen bis zum Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein sechsstreifig auszubauen und dabei die Rheinbrücke Schierstein neu zu bauen und gleichzeitig das Schiersteiner Kreuz umzubauen. Gemäß § 17 Satz 1 FStrG dürfen Bundesfernstraßen nur gebaut oder geändert wer- den, wenn der Plan vorher festgestellt ist. Bei der Planfeststellung sind die von dem Vorhaben berührten öffentlichen und privaten Belange einschließlich der Umweltver- träglich im Rahmen der Abwägung zu berücksichtigen (§ 17 Satz 2 FStrG). Für das Planfeststellungsverfahren gelten die §§ 72 bis 78 des Verwaltungsverfahrensgeset- zes nach Maßgabe der Maßgaben der §§ 17a ff. FStrG. Die Maßgaben gelten ent- sprechend, soweit das Verfahren landesrechtlich durch ein Verwaltungsverfahrens- gesetz geregelt ist (§ 17 Satz 3 und 4 FStrG). Im Land Hessen gilt das Hessische Verwaltungsverfahrensgesetz (HVwVfG). Es wurde vorliegend im Hauptverfahren in der Fassung vom 28. Juli 2005 (GVBl. I S. 591), damals geändert durch Gesetz vom 12. Dezember 2007 (GVBl. I S. 851), [HVwVfG 2007] angewandt, während in dem Planänderungsverfahren das HVwVfG in der sich durch das letzte Gesetz vom 15. Dezember 2009 (GVBl. I S. 716) ergebenden Änderungen unter Beachtung der Maß- gaben der §§ 17a ff. FStrG beachtet wurden.

2. Zuständigkeiten Für die Durchführung des Anhörungsverfahrens war vorliegend das Regierungspräsi- dium Darmstadt gemäß § 4 Nr. 3 der Anordnung über Zuständigkeiten nach dem Bundesfernstraßengesetz und dem Hessischen Straßengesetz vom 13. Dezember 2003 (GVBl. I S. 331), damals zuletzt geändert durch Verordnung vom 27. Juli 2005 (GVBl. I S. 570), zuständig. Im Zeitpunkt des Planänderungsverfahrens fanden die

…/ Planfeststellungsbeschluss - 80 - A 643 sich durch die Verordnung vom 1. Dezember 2010 (GVBl. I S. 458) ergebenden Än- derungen Anwendung. Das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung ist gemäß § 17b Abs. 1 Nr. 6 FStrG i.V.m. § 46 Abs. 4 HStrG und Art. 104 Abs. 2 der Verfas- sung des Landes Hessen vom 1. April 2009 (GVBl. I S. 140) als oberste Landesstra- ßenbaubehörde für den Erlass des vorliegenden Planfeststellungsbeschlusses zu- ständig.

3. Auslegung Das Bauvorhaben für den sechsstreifigen Ausbau der A 643 von der Landesgrenze Rheinland-Pfalz/ Hessen bis zum Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein, den Neu- bau der Rheinbrücke Schierstein und den Umbau des Schiersteiner Kreuzes wirkt sich in den Gemarkungen Biebrich und Schierstein der Landeshauptstadt Wiesbaden aus. Darüber hinaus sind naturschutzfachliche Kohärenzmaßnahmen in den Gemar- kungen Geisenheim der Stadt Geisenheim und Oestrich der Stadt Oestrich-Winkel vorgesehen. Das Regierungspräsidium Darmstadt hat die Auslegung gemäß § 73 Abs. 2 Satz 1 HVwVfG in der Landeshauptstadt Wiesbaden und in den Städten Geisenheim und Oestrich-Winkel, in den Vorhaben sich voraussichtlich auswirkt, veranlasst (siehe unter B, Ziffer III,1.1). Dass im Änderungsverfahren § 73 Abs. 8 HVwVfG, der lediglich eine vereinfachte Anhörung (Mitteilung der Änderung und Gelegenheit zu Stellungnahmen und Ein- wendungen innerhalb von zwei Wochen geben) vorsieht, von der Anhörungsbehörde nicht angewendet wurde, sondern eine Auslegung der geänderten Unterlagen nach § 73 Abs. 3 Satz 1 HVwVfG i.V.m. § 17a Nr. 1 FStrG wegen der Art und Vielzahl der Änderungen in der Landeshauptstadt Wiesbaden veranlasst wurde, ist nicht zu bean- standen. Damit wurde den Betroffenen ausreichend Gelegenheit zu Einsicht und Einwendungen gegeben. Dabei wurde in den Unterlagen vermerkt, was sich und wie gegenüber den ursprünglichen Planunterlagen geändert hat. Auch wurden die frühe- ren Unterlagen (nachrichtlich) mit ausgelegt. In der ortsüblichen Bekanntmachung wurde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass nur solche Einwendungen zugelassen sind, die sich auf die genannten Änderungen des ausgelegten Plans beziehen. Ein- wendungen zu dem bisherigen Verfahren wurden dagegen zutreffend ausgeschlos- sen. In diesem Zusammenhang wurde hervorgehoben, dass im bisherigen Verfahren bereits erhobene Einwendungen unverändert fortgelten. Eine Auslegung der geänderten Planunterlagen auch in den Städten Geisenheim und Oestrich-Winkel dagegen entbehrlich. Im Hinblick auf die dort vorgesehene Kohä- renzmaßnahme ergab sich als Folge der überarbeiteten Bilanzierung nach der Kom- pensationsverordnung lediglich eine andere Flächenabgrenzung zwischen dem Maß- …/ Planfeststellungsbeschluss - 81 - A 643 nahmenteil, der zur Kompensation des vorhabenbedingten Eingriffs benötigt wird und dem Maßnahmenteil, der dafür nicht erforderlich ist und in einem Ökokonto verbucht werden soll. Im Hinblick auf die im Erörterungstermin gegebenen Zusagen hat das ASV Wiesba- den eine weitere (zweite) Planänderung vorgenommen. In den diesbezüglich geän- derten Unterlagen sind die Zusagen eingearbeitet worden. Mit dieser Planänderung wird weder der Aufgabenbereich einer Behörde noch werden Belange Dritter erstma- lig oder stärker als bisher berührt (§ 73 Abs. 8 HVwVfG). Daher musste diese Ände- rung diesen nicht mitgeteilt und ihnen Gelegenheit zu Stellungnahmen und Einwen- dungen innerhalb von zwei Wochen gegeben werden.

4. Rechtswirkungen der Planfeststellung Durch die straßenrechtliche Planfeststellung wird die Zulässigkeit des Vorhabens einschließlich der notwendigen Folgemaßnahmen im Hinblick auf alle von ihm berühr- ten öffentlichen Belange festgestellt und es werden alle öffentlich-rechtlichen Bezie- hungen zwischen dem Träger der Straßenbaulast und den vom Plan Betroffenen – mit Ausnahme der Enteignung – rechtsgestaltend geregelt (§§ 17, 17c FStrG i.V.m. § 75 Abs. 1 HVwVfG). Sie ersetzt die nach anderen Rechtsvorschriften notwendigen öffentlich-rechtlichen Genehmigungen, Verleihungen, Erlaubnisse und Zustimmun- gen. Es werden demgemäß alle öffentlich-rechtlichen Beziehungen zwischen dem Vorhabenträger und den durch den Plan Betroffenen rechtsgestaltend geregelt, in- dem die Zulässigkeit des Vorhabens einschließlich der notwendigen Folgemaßnah- men an anderen Anlagen im Hinblick auf alle von ihm berührten öffentlichen Belange festgestellt wird. Die von der Konzentrationswirkung erfassten Entscheidungen sind unter A, Ziffer III,1 bis III,4 erteilt worden. Die Ersetzungsfunktion der Planfeststellung betrifft nicht die Entscheidung über was- serrechtliche Erlaubnisse i.S.d. § 8 WHG. Für sie gilt gemäß § 19 Abs. 1 und 3 WHG lediglich eine Zuständigkeitskonzentration der Planfeststellungsbehörde, die diese Entscheidungen im Einvernehmen mit der zuständigen Wasserbehörde im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens treffen kann. Die erforderliche Erlaubnis wurde unter A, Ziffer II erteilt. Zu den sich mit dem Bauvorhaben ergebenden erforderlichen Folgemaßnahmen an anderen Anlagen gehören unter anderem die Errichtung von Stützwänden, der Aus- bau- und Ersatzmaßnahmen an Wegen oder der Umbau der L 3482 (Äppelallee). Die Kostentragung für die Änderung von Kreuzungen mit anderen öffentlicher Straßen richtet sich nach § 12 Abs. 3 FStrG. Im Übrigen ist bei Folgemaßnahmen der Veranlasser, die Bundesrepublik Deutsch- land (Bundesstraßenverwaltung), nur verpflichtet, den bisherigen Zustand auf ihre Kosten herzustellen. Maßnahmen und Vorkehrungen, die eine Wertverbesserung …/ Planfeststellungsbeschluss - 82 - A 643 darstellen, gehen darüber hinaus und sind vom Eigentümer bzw. von deren Baulast- trägern zu tragen. Über die Kostentragung zur Änderung von Ver- und Entsorgungs- leitungen wird in der Planfeststellung nicht entschieden; diese richtet sich nach den Grundsätzen über die Folgekostenpflicht oder nach bestehenden Verträgen (siehe C, Ziffer IV,10). Zu den Bundesfernstraßen gehören neben dem Straßenkörper (§ 1 Abs. 4 Nr. 1 FStrG) – dazu zählen neben Lärmschutzanlagen auch Brücken oder Durchlässe – ebenso Nebeneinrichtungen, wie Entnahmestellen (§ 1 Abs. 4 Nr. 4 FStrG).

5. Erforderlichkeit der Umweltverträglichkeitsprüfung Gemäß §§ 3 Abs. 1 S. 1, 3b Abs. 1 Satz 1 des Gesetzes über die Umweltverträglich- keitsprüfung (UVPG) in der Fassung vom 24. Februar 2010 (BGBl. I S. 95), zuletzt geändert durch Gesetz vom 6. Oktober 2011 (BGBl. I S. 1986), sowie der Anlage 1 zum UVPG handelt es sich bei dem Vorhaben um kein Projekt nach Anlage I zum UVPG, Spalte 1, Nr. 14.3 bis 14.5. Nach Nr. 11 Abs. 1 Buchst. e der Planfeststel- lungsrichtlinien (PlafeR 2007) besteht unter anderem auch eine UVP-Pflicht für den Ausbau einer bestehenden Straße, wenn die Straßenlängen beim Ausbau 10 Kilome- ter erreicht oder überschreitet (vgl. § 3e Abs. 1 Nr. 1 UVPG). Die Streckenlänge für den sechsstreifigen Ausbau zwischen Mainzer Dreieck und Schierstreiner Kreuz be- trägt ca. 7 Kilometer und ist somit kleiner als 10 Kilometer. Bei dem Vorhaben handelt es sich somit um ein Projekt, dessen UVP-Pflichtigkeit nach Anlage I zum UVPG, Spalte 1, Nr. 14.6 im Wege einer allgemeinen Vorprüfung des Einzelfalles nach § 3c UVPG zu beurteilen ist. Da nach Einschätzung des Vorhabenträgers von dem in mehrere Bauabschnitte un- terteilten Vorhaben „Sechsstreifiger Ausbau der BAB 643 zwischen dem Autobahn- kreuz Schierstein und dem Autobahndreieck Mainz (Rheinland-Pfalz)“ erhebliche nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt ausgehen können, wurde eine gemeinsame Umweltverträglichkeitsstudie von den Auftragsverwaltungen von Hessen, vertreten durch das ASV Wiesbaden, und Rheinland-Pfalz, vertreten durch den Landesbetrieb Mobilität Autobahnamt Montabaur, für das Gesamtprojekt erarbeitet (siehe Unterl. 12.11 der im Ausgangsverfahren ausgelegten Unterlagen). Die Umweltverträglichkeitsprüfung wurde von der Planfeststellungsbehörde gemäß § 2 Abs. 1 S. 1 UVPG als unselbständiger Teil des Planfeststellungsverfahrens durchgeführt. Die Prüfung der Planfeststellungsbehörde hat ergeben, dass der Vorhabenträger im Planfeststellungsverfahren die nach § 6 UVPG erforderlichen Unterlagen eingereicht hat. Der Antrag, die Pläne und die Gutachten beinhalten die gemäß § 6 UVPG erfor- derlichen Unterlagen. Diese Unterlagen, die den Anforderungen des § 6 Abs. 3 und 4 UVPG entsprechen, wurden den gemäß § 7 UVPG zu beteiligenden Behörden im …/ Planfeststellungsbeschluss - 83 - A 643

Rahmen der durchgeführten Anhörungsverfahren zugeleitet. Die Einbeziehung der Öffentlichkeit gemäß § 9 Abs. 1 UVPG ist nach Maßgabe des § 17a Abs. 1 FStrG i. V. m. § 73 HVwVfG erfolgt. Dazu ist in den Bekanntmachungen der Landeshaupt- stadt Wiesbaden und der Städte Geisenheim und Oestrich-Winkel unter anderem darauf hingewiesen worden, dass für die Anhörung der Öffentlichkeit zu den Umwelt- auswirkungen des Vorhabens nach § 9 Abs. 1 UVPG die diesbezüglich in Bezug ge- nommenen Nummern der Bekanntmachung gelten (siehe unter Ziffer III,1.1). Im (ersten) Planänderungsverfahren wurde in der Bekanntmachung darauf hingewie- sen, dass mit der Auslegung geänderten Planunterlagen zugleich auch die Anhörung der Öffentlichkeit zu den Umweltauswirkungen der Änderungen des Vorhabens ge- mäß § 9 Abs. 1 UVPG verbunden sei [dies wurde kursiv hervorgehoben]. Den Unterlagen war eine allgemeinverständliche nichttechnische Zusammenfassung nach § 6 UVPG in den Erläuterungsbericht bzw. das Deckblatt zum Erläuterungsbe- richt integriert (Unterl. 1 der Antragsunterlagen bzw. der geänderten Antragsunterla- gen) zur Einsicht mit ausgelegt worden. Außerdem wurden die Unterlagen nach § 6 unter Beachtung der für das Zulassungsverfahren maßgeblichen Rechtsvorschriften ausgelegt. Im Ausgangsverfahren sind der Öffentlichkeit auch die entscheidungser- heblichen Berichte und Empfehlungen gemäß § 9 Abs. 1b UVPG die zugänglich ge- macht worden (siehe Tabelle 2a, die dort aufgelisteten Unterlagen 12.11 einschl. An- lagen Pläne und Anlagen). Im Änderungsverfahren war das Deckblatt zum Erläute- rungsbericht mit integrierter allgemeinverständlicher nichttechnischer Zusammenfas- sung mit ausgelegt worden. Über die geänderten Planunterlagen hinaus wurden kei- ne zusätzlichen entscheidungserheblichen Berichte und Empfehlungen betreffend das Vorhaben, die der zuständigen Behörde zum Zeitpunkt des Beginns des Beteili- gungsverfahrens vorgelegen hatten, (§ 9 Abs. 1b UVPG) auszulegen. In den Unterlagen wurden die Umweltauswirkungen identifiziert, beschrieben und bewertet. Durch die Auslegung der Unterlagen wurde die Öffentlichkeit davon unter- richtet und angehört. Die insgesamt gewonnenen Erkenntnisse wurden im Rahmen des Zulassungsverfahrens berücksichtigt. Damit erhielten die gemäß § 7 UVPG zu beteiligenden Behörden und die nach § 9 UVPG einzubeziehende Öffentlichkeit im Rahmen der entsprechenden Verfahrens- schritte des Planfeststellungsverfahrens Gelegenheit, zu den Umweltauswirkungen des Vorhabens auf Grundlage der gemäß § 6 UVPG vorgelegten Unterlagen Stellung zu nehmen. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden im Rahmen des Zulassungsver- fahrens berücksichtigt. Ferner ist vom Regierungspräsidium Darmstadt eine zusam- menfassende Darstellung erstellt und der Planfeststellungsbehörde mit dem Vorlage- bericht vorgelegt worden.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 84 - A 643

6. Zurückweisung von Verfahrenseinwendungen und Anträgen Die sich gegen das Verfahren richtenden Einwendungen waren aus folgenden Grün- den zurückzuweisen:

6.1 Verfristung von Einwendungen (materielle Präklusion) Soweit Verfahrenseinwendungen nicht innerhalb der Einwendungsfrist des § 73 Abs. 4 Satz 1 HVwVfG von zwei Wochen nach Ablauf der Auslegungsfrist erhoben worden sind, waren sie gemäß § 17a Nr. 7 Satz 1 FStrG i.V.m. § 73 Abs. 4 Satz 3 HVwVfG als verspätet zurückzuweisen. Bei der Zweiwochenfrist (Einwendungsfrist) handelt es sich um eine zwingende ge- setzliche Fristbestimmung. Diese Vorschrift hat materiell-rechtlichen Charakter (vgl. BVerwG, Beschluss vom 12. Februar 1996 - BVerwG 4 A 38.95 -, NVwZ 1997, 171, zu § 17 Abs. 4 FStrG a.F.). Mit der Präklusion verfolgt der Gesetzgeber das Ziel, bei wichtigen Maßnahmen der Infrastruktur einen Ausgleich zwischen der Beteiligung Betroffener, planerischer Informationsaufbereitung und effektivem Rechtsschutz ei- nerseits und einer behördlichen Verfahrensbeschleunigung sowie der Rechtssicher- heit der Planungsentscheidung andererseits herbeizuführen. Die Beteiligten, die im Ausgangsverfahren Einwendungen (16 Beteiligte) erst nach Ablauf der Einwendungs- frist am 03.03.2010 oder (3 Beteiligte) im Planänderungsverfahren nach Ablauf der Einwendungsfrist am 30.12.2010, auch ergänzend zu bisherigem Vorbringen, ohne dass es eine Vertiefung darstellte, vorgebracht haben, sind damit ausgeschlossen (materielle Präklusion). Diese Ausschlusswirkung setzte auch ein, da vom Regie- rungspräsidium Darmstadt jeweils alle Formvorschriften für das Planfeststellungsver- fahren maßgeblichen Vorschriften beachtet hat. Auf die Frist sowie auf die Folgen ihrer Nichteinhaltung gemäß § 73 Abs. 4 Satz 4 HVwVfG wurde von der Landeshauptstadt Wiesbaden in der Bekanntmachung zur der Auslegung im Ausgangs- und Änderungsverfahren hingewiesen (siehe zum Aus- gangsverfahren unter B, Ziffer IV, 1.1 und zum Änderungsverfahren unter B, Ziffer IV, 2.2). Danach waren auf Veranlassung der Anhörungsbehörde, dem Regierungspräsi- dium Darmstadt, die Planunterlagen in der Stadt Wiesbaden während der Dienst- stunden zu jedermanns Einsichtnahme ausgelegt worden. Zeit und Ort der Auslegung wurden in ortsüblicher Weise bekanntgemacht. In der Bekanntmachung wurden das Regierungspräsidium Darmstadt (Anhörungsbehörde) und die Stadt Wiesbaden als diejenigen Stellen bezeichnet, bei denen innerhalb der gesetzlichen Frist bis spätes- tens zwei Wochen nach Ende der Auslegungsfrist Einwendungen gegen den Plan schriftlich zu erheben oder mündlich zur Niederschrift zu geben waren. Damit konnten die Bürger entweder bei der Stadt Wiesbaden oder der Anhörungsbehörde Einwen- dungen innerhalb der Einwendungsfrist (endet zwei Wochen nach der Auslegungs-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 85 - A 643 frist) erheben. Alle innerhalb dieser Frist erhobenen Einwendungen sind materiell nicht präkludiert. Nach der verfahrensrechtlichen Regelung des § 73 Abs. 4 HVwVfG sind mit Ablauf der Einwendungsfrist alle Einwendungen ausgeschlossen, die nicht auf besonderen privatrechtlichen Titeln beruhen. Im Übrigen sind vorliegend von den Beteiligten in ihren Einwendungen keine besonderen privatrechtlichen Titel benannt worden. Hat es ein Grundstückseigentümer versäumt, grundstücksbezogene Einwendungen fristgerecht zu erheben, trifft die Präklusion auch den Rechtsnachfolger (vgl. BVerwG, Beschluss vom 27. Oktober 1997 - BVerwG 11 VR 4.97 -, NuR 1998, 603). Die Un- terzeichnung einer Jedermann-Einwendung reicht zur Fristwahrung nur aus, wenn sich aus ihr zusätzliche Hinweise auf eine spezielle Betroffenheit ergeben (vgl. BVerwG, Beschluss vom 13. März 1995 - BVerwG 11 VR 5.95 -, NVwZ 1995, 904). Von einer Präklusion ausgenommen sind Einwendungen, die auf besonderen privat- rechtlichen Titeln beruhen, insbesondere auf privatrechtlichen Verträgen mit dem Vorhabenträger. Ferner schneidet die Präklusion nicht zivilrechtliche Abwehransprü- che gegen das Vorhaben ab, die etwa aus dem Eigentum oder anderen dinglichen

Rechten an einem Grundstück hergeleitet werden (vgl. STELKENS/BONK/SACHS; Verwal- tungsverfahrensgesetz, § 73 Rn. 99). Das Regierungspräsidium Darmstadt hat dargelegt, dass abgesehen von einer Ein- wendung es sich ausnahmslos um Muster-Einwendungen handelt. Es hat die Ein- sprechenden mit Schreiben vom 22.03.2010 bzw. 22.04.2010 auf diese Rechtslage hingewiesen. Dazu wurde ausgeführt: „Da die Einwendungsfrist im Rahmen des Verfahrens mit Ablauf des 03.03.2010 verstrichen ist, sind ihre Einwendungen verspätetet erhoben worden und gemäß § 17a Nr. 7 Satz 1 FStrG ausgeschlossen. Auf diese Rechtsfolge wurde in der ortsüblichen Bekanntmachung der Landeshauptstadt Wiesbaden ordnungsgemäß hingewiesen worden (siehe Wiesbadener Kurier vom 9. Januar 2010 und Wiesba- dener Tageblatt vom 11. Januar 2010). Gleichwohl habe ich das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden gebeten, sich inhaltlich mit ihren Einwendungen auseinander zu setzen. Im Übrigen weise ich darauf hin, dass gemäß § 32 HVwVfG Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gewährt werden kann, sofern das Fristversäumnis unverschul- det war. Der Antrag sei innerhalb von zwei Wochen nach Wegfall des Hindernis- ses zu stellen. Die Wiedereinsetzungsgründe seien glaubhaft zu machen.“ Trotz des Hinweises auf die Möglichkeit einer Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gemäß § 32 HVwVfG wurde kein entsprechender Antrag gestellt. Bei den Einwendungen im Änderungsverfahren handelt es sich um formularmäßig erhobene Einwendungen. Als Vertreter wurde der Sprecher der Bürgerinitiative „Bieb- richer gegen Verkehr XXL“ benannt. Da eine Vielzahl gleichlautender Einwendungs- schreiben fristgerecht eingegangen ist, der bestellte Vertreter zu dem Erörterungs- termin eingeladen wurde und die Wahrung der Belange der Einwänder somit sowohl

…/ Planfeststellungsbeschluss - 86 - A 643 in dem Erörterungstermin als auch bei der Entscheidungsfindung sichergestellt ist, wurde von einer Unterrichtung der Einwänder über den verspäteten Eingang ihrer Einwendungen vom Regierungspräsidium Darmstadt abgesehen. Unbeschadet dieser formalen Rechtslage ist das Vorbringen der Beteiligten in die Abwägung eingestellt worden. Die Einwendungen der Einwänder, die keine speziel- len Belange vorgetragen haben, sind unter C, Ziffer VI,2 nicht behandelt, sondern ihr generelles Vorbringen wurde in die Abwägung und Prüfung unter C, Ziffer II bis V einbezogen. Allerdings sind auch die erst im Änderungsverfahren vorgebrachten Einwendungen, soweit sie nicht die Planänderungen betreffen oder eine Vertiefung bereits im Aus- gangsverfahren erhobener Einwendungen darstellt, präkludiert.

Das Regierungspräsidium Darmstadt hat ferner alle Behörden und Stellen sowie auch die Stadt Wiesbaden angeschrieben und unter Fristsetzung um Stellungnahme zu der Planung gebeten. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass Einwendungen inner- halb der Einwendungsfrist (§ 73 Abs. 4 Satz 1 HVwVfG) zu erheben sind, sofern mit Blick auf die materielle Präklusion (§ 73 Abs. 4 Satz 3 HVwVfG) eine klagefähige Rechtsposition zu erlangen beabsichtigt sei. Die Einwendungsfrist ist nicht mit der Frist zur Abgabe einer Stellungnahme identisch, die „Stellungnahmenfrist“ stellt auch keine Ausschlussfrist dar; diese Frist beläuft sich i.d.R. auf 3 Monate. Eine Kommune kann auch innerhalb der Einwendungsfrist „bei sich selbst“ Einwen- dungen erheben. Dem steht nicht entgegen, dass die Erhebung solcher gemeindli- cher Einwendungen ein „Insichgeschäft“ darstellt; der Gesetzgeber ist nämlich nicht gehindert derartige Insichgeschäfte zu gestatten. Dabei müssen Einwendungen aber auch nachgewiesen werden, dass die Einwendungen innerhalb der Einwendungsfrist erhoben wurden. Den Nachweis stellt unzweifelhaft der Eingangsstempel oder -vermerk dar. Allerdings hat das BVerwG im Urteil vom 18. Juni 1997 - BVerwG 11 A 70/95 ausgeführt: „Erhebt eine Gemeinde gemäß § 73 Abs. 4 Satz 1 VwVfG Einwendungen bei sich selbst (vgl. dazu Urteil des Senats vom 12. Februar 1997 - BVerwG 11 A 62.95 - so muss sie im weiteren Verfahren den rechtzeitigen Eingang ihrer Einwendungen nachweisen. Die beim Insichgeschäft zu fordernde Publizität wird durch die Schrift- form der Einwendung auch dann gewahrt, wenn der Eingang nicht gesondert do- kumentiert worden ist.“ Die Stadt Wiesbaden hat von „Einwendungen im Insichgeschäft“ Gebrauch gemacht. Ein Schreiben vom 18.02.2010 trägt das Eingangsdatum 23.02.2010; es bezieht sich allgemein auf geeignete Lärmschutzmaßnahmen und die Inanspruchnahmen städti- scher Grundstücke. Ein weiteres Schreiben trägt das Eingangsdatum 02.03.2010. Mit Schreiben vom 29.03.2001 wurde die angeforderte Stellungnahme an das Regie- rungspräsidium Darmstadt abgegeben. Darüber hinaus wurden im Änderungsverfah- …/ Planfeststellungsbeschluss - 87 - A 643 ren mit Schreiben vom 21.12.2010 Einwendungen erhoben. Außerdem wurde mit Schreiben vom 10.01.2011 die Stellungnahme gegenüber dem Regierungspräsidium Darmstadt abgegeben. Mit den vorgenannten Eingangsstempeln konnte die Landes- hauptstadt Wiesbaden den Sachverhalt des „Insichgeschäfts“ im Ausgangsverfahren nachweisen.

6.2 Auslegung der Unterlagen in Walluf Soweit Beteiligte unter Hinwies auf die ausbaubedingten Verkehrszuwächse, die zu einer Lärmbelästigung in Walluf, gerade auch in den Nachtstunden, führen und die sich aufgrund der lärm- und der luftschadstoffbedingten Auswirkungen sowie der nachteiligen Auswirkungen des Brückenbauwerks auf das Landschaftsbild eine Aus- legung des Plans auch in der Gemeinde Walluf fordern, ist Folgendes festzustellen: Gemäß § 17a Nr. 1 FStrG i.V.m. § 73 Abs. 2 HVwVfG hat die Auslegung der Planun- terlagen in den Gemeinden zu erfolgen, in denen sich das Vorhaben voraussichtlich auswirkt. Entsprechend dem Zweck der Planfeststellung, die Rechtsverhältnisse der Betroffenen zu gestalten, erfolgt die Auswahl der Gemeinden durch die Anhörungs- behörde anhand der prognostischen Entscheidung, welche Belange und Rechte vo- raussichtlich betroffen werden. Auf der Grundlage dieser Erwägungen besteht keine Notwendigkeit, den Plan in der Gemeinde Walluf auszulegen, denn es ist auszu- schließen, dass aus dem Straßenbauvorhaben eine abwägungsrelevante Betroffen- heit durch Verkehrslärm und –immissionen resultiert. Das Regierungspräsidium Darmstadt, Anhörungsbehörde, musste daher dem Antrag auf Auslegung der Unterlagen in Walluf nicht nachkommen. Die Einwendung war da- her zurückzuweisen.

6.3 Aus- und Neubau eines Radweges Das Vorhaben zum Aus- bzw. Neubau eines Radweges und dem teilweisen Rückbau des Leinpfades wird vom Zweckverband Rheingau betrieben. Für diese Maßnahme hat das Regierungspräsidium Darmstadt nach Durchführung eines NSG-Befreiungs- verfahrens einen Befreiungsbescheid am 04.08.2009 erteilt. Der Weg wurde inzwi- schen ausgebaut. Die Planung der Kompensationsmaßnahme Renaturierung des Altrheinarms Schön- bornsche Aue bei Geisenheim ist somit nicht die Grundlage für den Bau des Radwe- ges und die Beseitigung des Leinpfades sondern greift dieses Vorhaben des Zweck- verbandes Rheingau lediglich auf und berücksichtigt die daraus resultierenden (mate- riellen) Gegebenheiten bei der vorliegenden Planung, wie dies von einer voraus- schauenden Planung erwartet wird. In der Planung und somit im Planfeststellungsver- fahren wurde die Maßnahme des Zweckverbands Rheingau folglich als realisiert un- terstellt.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 88 - A 643

Die in Einwendungen in Bezug auf die geplante Kohärenzmaßnahme werden im Planfeststellungsbeschluss geprüft und in die Entscheidungsfindung einbezogen.

7. Zusicherungen des Vorhabenträgers, vertreten durch das Amt für Stra- ßen- und Verkehrswesen Wiesbaden, im Anhörungsverfahren Vom Vorhabenträger, der Bundesrepublik Deutschland (Bundesstraßenverwaltung), vertreten durch das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden, sind im abge- schlossenen Anhörungsverfahren des Haupt- und Planänderungsverfahrens zu von Behörden und Stellen abgegebenen Stellungnahmen eine Reihe von Zusagen gege- ben worden. Dabei handelt es sich um von der zuständigen Behörde gegebene Zusi- cherungen im Sinne des § 38 Abs. 1 HVwVfG. Die wesentlichen Zusagen sind von der Planfeststellungsbehörde, soweit sie nicht Bestandteil der Auflagen der unter A, Ziffer II,1 erteilen Erlaubnis und der unter A, Ziffer IV ausgesprochenen Nebenbe- stimmungen und Auflagen sind, im Planfeststellungsbeschluss unter A, Ziffer V,1 Punkte 1 bis 139 und V,2 Punkte 1 bis 49 bestätigt und aufgelistet worden.

II. Umweltverträglichkeitsprüfung 1. Allgemeines Für das planfestgestellte Vorhaben wurde gemäß §§ 3 Abs. 1 S. 1, 3c Satz 1 UVP sowie der Anlage 1 zu § 3b UVPG Nr. 14.6 zum UVPG eine Umweltverträglichkeits- prüfung durchgeführt (siehe C, Ziffer I,5). Das Verfahren zur Prüfung der Umweltverträglichkeit ist gemäß den Regelungen des UVPG und der gemäß § 24 UVPG erlassenen Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zur Ausführung des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPVwV) vom 18. September 1995 (GMBl. I S. 671) durchgeführt worden. Die formelle Umweltverträg- lichkeitsprüfung (UVP), die ein als unselbständiger Teil verwaltungsbehördlicher Ver- fahren ist und der Entscheidung über die Zulässigkeit von Vorhaben dient, umfasste eine umfassende und sachgerechte Ermittlung, Beschreibung und Bewertung der Auswirkungen des planfestgestellten Vorhabens auf die Schutzgüter des UVPG ge- mäß § 2 Abs. 1 S. 2 UVPG. Sie strukturiert für das hier planfeststellungsbedürftige Vorhaben den Abwägungsvorgang in der Weise, dass zunächst eine auf die Umwelt beschränkte Ermittlung und Bewertung der Auswirkungen des Vorhabens stattzufin- den hat.

2. Untersuchungsgegenstand Gegenstand der Umweltverträglichkeitsprüfung ist der sechsstreifige Ausbau der A 643 von der Landesgrenze Rheinland-Pfalz/ Hessen bis zum Autobahnkreuz Wies- baden-Schierstein von Bau-km 0+262,78 bis Bau-km 2+725), der Neubau der Rhein- brücke Schierstein und der Umbau des Schiersteiner Kreuzes einschließlich der vor-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 89 - A 643 gesehenen Folge-, Kohärenz-, Vermeidungs-, Minderungs-, Gestaltungs-, CEF-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Bei dem hier festgestellten Planungsabschnitt war die förmliche Umweltverträglich- keitsprüfung nur für den hier planfestgestellten Abschnitt Bauabschnitte zwischen dem Autobahnkreuz Schierstein und der Landesgrenze Hessen/ Rheinland-Pfalz so- wie für den dadurch bedingten Folgeabschnitt von der Landesgrenze Hessen / Rhein- land-Pfalz bis zur Anschlussstelle Mombach. Diese Beschränkung ist zulässig und gleichermaßen geboten. Nach den Grundsätzen der Abschnittsbildung kommt den beiden vorgenannten Abschnitten auch ohne Verwirklichung der anschließenden Bauabschnitte von der Anschlussstelle Mombach bis zum Autobahndreieck Mainz ein eigener Verkehrswert zu. Zugleich liegen für die anschließenden Abschnitte noch keine abschließenden Planungen vor. Vorliegend werden die zu erwartenden Auswirkungen des Vorhabens (vom AK Schierstein bis zur AS Mombach) auf die Schutzgüter des § 2 UVPG betrachtet.

3. Gestufte Vorgehensweise Der Träger des Vorhabens hatte während der Planung frühzeitig entscheidungser- hebliche Unterlagen über die Umweltauswirkungen erstellt. Dazu hat die Hessische Straßen- und Verkehrsverwaltung im Rahmen eines Fach- gutachtens eine Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) erarbeiten lassen. Diese stellt die notwendigen Grundlagen für die Prüfung zusammen und ermittelt, beschreibt und bewertet die zu erwartenden Umweltauswirkungen. Der größere südliche Teil des Untersuchungsgebiets (UG) befindet sich im Hoheitsgebiet des Bundeslandes Rhein- land-Pfalz, der kleinere nördliche Teil liegt im Bundesland Hessen. Verwaltungstech- nisch gehört das Gebiet zu den Städten Mainz und Wiesbaden. Die politische Grenze verläuft ca. 80 m nördlich des Mombacher Rheinufers im „Mombacher Rheinarm“. Die Außenbegrenzung des UGs wurde so gelegt, dass die maximal zu erwartenden Aus- wirkungen auf die Umwelt in ihrer Gesamtheit erfasst werden konnten. Die gewählte räumliche Abgrenzung zur Erfassung der Biotop- und Nutzungstypen erfolgte glei- chermaßen auch der Abgrenzung für die Bearbeitung der meisten Schutzgüter, so- weit sich keine fachlichen Gründe einer anderen Grenzziehung ergaben. Für die bio- tischen Schutzgüter (ortsgebundene Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Klima/Luft) und das Schutzgut Kultur- und Sachgüter bildete das UG einen Korridor mit ca. 500 m breiten Streifen zu beiden Seiten der A 643. Um der Erfassung der mobilen wie inter- aktiven Tiergruppe der Rast- und Überwinterungsvögel Rechnung zu tragen, wurde das UG in der für diese Tiere attraktiven Rheinaue auf einen Bereich zwischen den Strom-km 502 und 508 ausgedehnt. Die Untersuchung umfasste im Teil A (Raumanalyse) die Schutzgüter gemäß § 2 UVPG [Mensch (Teilaspekte Wohn-, Wohnumfeld-, Erholungs- u. Freizeitfunktion) …/ Planfeststellungsbeschluss - 90 - A 643

Tiere/ Pflanzen, Boden, Wasser, Klima/Luft, Landschaft, Kultur- u. sonstige Sachgü- ter] und, unter Berücksichtigung eventueller Vorbelastungen, die sachliche und fachli- chen Bedeutung des Landschaftshaushalts und der Lebensraumqualität des Men- schen. Im Anschluss daran erfolgte gegebenenfalls die Ermittlung der Empfindlichkeit der Schutzgüter im Hinblick auf die zu erwartenden Auswirkungen des geplanten Vorhabens. Abschließend wurde der Raumwiderstand ermittelt, dessen Resultat die Benennung „relativ konfliktarmer Korridore“ ist. Vertiefende methodische, inhaltliche Angaben zum Ablauf der Raumanalyse wurden, soweit zum Verständnis erforderlich, in die jeweiligen Kapitel der behandelten Schutzgüter integriert. In Teil B der UVS (Auswirkungsprognose und Variantenvergleich) wurde anhand der zu erwartenden Quantität und Qualität der von dem Bauvorhaben auf die Schutzgüter einwirkenden Projektfolgen (Wirkfaktoren) eine in sich differenzierte Gefährdungsprognose erarbei- tet. Die attestierten Auswirkungen auf die Schutzgüter wurden dann als „Gefährdung“ bezeichnet, wenn von ihnen eine erhebliche nachteilige Umweltauswirkung droht. Das Gefährdungspotenzial wurde in die Kategorien „hoch“ und „sehr hoch“ differen- ziert. Davon ausgenommen wurden „Fachrechtliche Schutzobjekte" (z.B. Natura 2000 Gebiete), d.h. solche die in ein striktes Rechtsregime eingebunden sind. Diese wer- den allein nachrichtlich dargelegt. Die Gefährdungsabschätzung verlorengehender Funktionen ergab sich unmittelbar durch die Betrachtung der jeweiligen Verlustfläche, wobei sich die Größe der Gefährdung direkt aus der Bedeutung ableitet. Die Gefähr- dungsabschätzung beeinträchtigter, d.h. im Grundsatz weiter erhaltener Schutzgut- funktionen, wurde soweit eine Differenzierung unterschiedlicher Wirkzonen nicht möglich oder sinnvoll ist, durch einfache Abschätzung vorgenommen. Die Größe der Gefährdung wurde anhand der Bedeutung bzw. Empfindlichkeit abgeleitet. Die Ge- fährdungsabschätzung für beeinträchtigte Schutzgutfunktionen erfolgte mit einfacher Verknüpfung in den Fällen, wo unterschiedliche Belastungsintensitäten die Ableitung mehrerer Wirkzonen sinnvoll machen, aber die Empfindlichkeit nur in einer Stufe be- messen wird und diese der Bedeutung entspricht. Die Größe der Gefährdung ergab sich anhand einer Matrix. Die Gefährdungsabschätzung für beeinträchtigte Schutz- gutfunktionen erfolgte mit zweifacher Verknüpfung in den Fällen, wo unterschiedliche Belastungsintensitäten die Ableitung mehrerer Wirkzonen sinnvoll machen und die Empfindlichkeit nicht der Bedeutung entspricht. Die Größe der Gefährdung ergab sich anhand einer Matrix. Die ermittelten Gefährdungen wurden hinsichtlich ihrer Umwelt- verträglichkeit einer vergleichenden und Schutzgut übergreifenden wie Wechselwir- kungen berücksichtigenden Analyse unterworfen. Konfliktschwerpunkte wurden auf- gezeigt. Zur Vermeidung und/ oder Minderung der Umweltauswirkungen wurden fachlich begründete Vorschläge unterbreitet. Ebenso erfolgte eine Abschätzung zu Umfang und Art der notwendig werdenden Kompensationsmaßnahmen.

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Der methodische Ansatz des Vorhabenträgers im beantragten Planfeststellungsver- fahren die Umweltverträglichkeitsprüfung-Unterlagen vorzulegen und darüber hinaus die relevanten entscheidungserheblichen Untersuchungen und Berichte einzubezie- hen, trägt den Anforderungen des UVPG Rechnung. Die Untersuchungs- und Bewertungsmethoden in den entsprechenden Dokumenten entsprechen dem jeweiligen gegenwärtigen Stand der Wissenschaft und Technik und sind sachgerecht. Das gilt auch für den Untersuchungsraum, die Auswahl der Unter- suchungsgegenstände und die Erhebungstiefe. Die vom Träger des Vorhabens ge- mäß § 6 Abs. 1 UVPG erstellten und in das Verfahren eingebrachten entscheidungs- erheblichen Unterlagen über die Umweltauswirkungen des Vorhabens umfassen die erforderlichen Aussagen nach § 6 Abs. 3 und 4 UVPG. Dies gilt auch für die den Un- terlagen beigefügte allgemein verständliche nichttechnische Zusammenfassung ge- mäß § 6 Abs. 3 Satz 2 UVPG ( Eine gesondert Umweltverträglichkeitsprüfung war für die vorgenommenen Planände- rungen im Ergebnis nicht vorzunehmen, zumal die Straßenplanung der A 643 nicht geändert wurde. Allerdings wurde das Deckblatt zum Erläuterungsbericht, in den die die allgemein verständliche Zusammenfassung integriert ist, im Änderungsverfahren ausgelegt und somit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

4. Geprüfte anderweitige Lösungsmöglichkeiten Im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung hat die Planfeststellungsbehörde die von dem Vorhabenträger in das Verfahren eingeführten Alternativen gemäß § 6 Abs. 3 Nr. 5 UVPG geprüft. Insoweit wird an dieser Stelle auf die Alternativenprüfung im Rahmen des Gebietsschutzes verwiesen (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer IV,10). Ergänzend wird angemerkt, dass der Vorhabenträger im Rahmen der Vorpla- nung in den Jahren 2006 und 2007 eine Variantenstudie durchgeführt hatte. Dabei wurde der sechsstreifige Ausbau länderübergreifend über den gesamten Streckenab- schnitt der A 643 vom Autobahndreieck Mainz (A 60) bis zum Autobahnkreuz Wies- baden-Schierstein (A 66) untersucht. Grundlage und Bestandteil der Studie waren eine Umweltverträglichkeitsstudie mit FFH-Vorprüfungen und eine artenschutzrechtli- che Vorprüfung (Unterl. 12.11) sowie eine Verkehrsuntersuchung (Unterl. 17). Das Ziel der Variantenuntersuchungen war die Findung einer Vorzugsvariante mit einer eindeutigen Aussage zur Verortung der neuen Rheinbrücke. Dafür wurden ge- nerell drei oberirdische Grundvarianten untersucht: 1. Neue Rheinbrücke in Parallellage mit Zwischenöffnung 2. Neue Rheinbrücke in Parallellage ohne Zwischenöffnung 3. Neue Rheinbrücke in Schräglage Für alle drei Grundvarianten wurden jeweils zwei Untervarianten untersucht. Die La- gebezeichnung „Unterstrom“ und „Oberstrom“ bezieht sich jeweils auf den Standort …/ Planfeststellungsbeschluss - 92 - A 643 der derzeitigen Brücke. Die Untervarianten, sie sind in den Anlagen 1 bis 3 zum Er- läuterungsbericht (lfd. Nr. 1 der festgestellten Unterlagen zeichnerisch dargestellt, dazu sind: 1.1- Neue Rheinbrücke Unterstrom in Parallellage mit Zwischenöffnung 1.2 Neue Rheinbrücke Oberstrom in Parallellage mit Zwischenöffnung 2.1 Neue Rheinbrücke Unterstrom in Parallellage ohne Zwischenöffnung 2.2 Neue Rheinbrücke Oberstrom in Parallellage ohne Zwischenöffnung 3.1 Neue Rheinbrücke Unterstrom in Schräglage 3.2 Neue Rheinbrücke Oberstrom in Schräglage Während bei den Varianten 1 und 3 an der Stelle der vorhandenen Brücke eine neue Brücke errichtet werden kann, müssen zur Realisierung der Variante 2 beide Brücken in neuer Lage jeweils neben der alten Brücke gebaut werden. Der Grund hierfür ist das Erfordernis der Aufrechterhaltung des Verkehrs während der Bauzeit. Ergänzend zu diesen Varianten wurde im Rahmen der Studie auch eine Rheinquerung mittels Tunnel untersucht (Variante 4). Diese Variante ist technisch schwer realisierbar und hat sowohl in der ökologischen als auch in der ökonomischen Bewertung Nachteile gegenüber den Brückenvarianten. Vom AD Mainz bis zum südlichen Widerlager der Vorlandbrücke sind die Varianten 1 bis 3 gleich zu bewerten. Bei der Umweltverträglichkeit (Naturschutz-, FFH- und Vo- gelschutzgebiete, Lärmschutz und Schadstoffbelastung) und der Durchsetzbarkeit sind allerdings leichte Vorteile für die Varianten 1.1, 2.1 und 3.1 gegeben. Die Tun- nelvariante (4) ergibt erhebliche Nachteile durch den erhöhten Geländeeingriff in die sensiblen Schutzgebiete gegenüber den Varianten 1 bis 3. Bei der Wirtschaftlichkeit ergeben sich für den Bereich vom südlichen Widerlager der Vorlandbrücke bis zum südlichen Widerlager der Rheinbrücke Schierstein (bei der Anschlussstelle Mainz- Mombach) erhebliche Nachteile für die Varianten 2.1 und 2.2, da die Vorlandbrücke abgebrochen werden muss. Vom südlichen Widerlager der Rheinbrücke Schierstein bis zum nördlichen Widerlager der Brücke über die Rheingaustraße weist die Varian- te 3 – sie erfordert eine neue Rheinbrücke in Schräglage - den geringsten Grunder- werbsanteil im hessischen Vorlandbereich und damit eindeutige Vorteile gegenüber den Varianten 1, 2 und 4 auf. Vom nördlichen Widerlager der Brücke über die Rhein- gaustraße bis zum Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein sind die Varianten 1 bis 3 gleichwertig. Die Tunnelvariante (4), deren technische Machbarkeit der Vorhabenträ- ger im Variantenvergleich untersucht hat, scheidet aus folgenden Gründen aus: Der Tunnel wird im Vorlandbereich in offener Bauweise und im weiteren Verlauf (im Strom- und Inselbereich) in bergmännischer Bauweise hergestellt. Aufgrund techni- scher Gegebenheiten müsste der Ausbau zweistreifig in vier Röhren erfolgen. Der Tunnel würde nördlich der Anschlussstelle Mainz- mit einem 1.100 m

…/ Planfeststellungsbeschluss - 93 - A 643 langen Voreinschnitt und Stützwänden von 0-8 m Höhe beginnen. In diesem Bereich würden die Richtungsfahrbahnen so verschwenkt, dass die Tunnelportale westlich und östlich neben dem Widerlager der Vorlandbrücke liegen. An den Voreinschnitt würden sich zwei 500 m lange Tunnelröhren in offener Bauweise anschließen, die bis zum Übergang auf die bergmännische Bauweise südlich der Bahnstrecke auf die veränderte Geometrie mit 4 Tunnelröhren verzogen würden. Die Rheinquerung würde in bergmännischer Bauweise auf einer Länge von 1.950 m erfolgen. Die Rampen der Anschlussstelle Mainz-Mombach und Anschlussstelle Wiesbaden-Äppelallee würden als Tunnel in offener Bauweise hergestellt, ebenso die Reststrecke von 150 m im Bereich der Anschlussstelle Wiesbaden-Äppelallee. Der anschließende, nördliche Voreinschnitt hätte eine Länge von 200 m mit Stützwänden von 0-7 m Höhe. Die La- ge im Grund- und Hochwasserbereich würde in jedem Fall eine wasserundurchlässi- ge Ausführung der Bauwerke erfordern, da eine Überflutung der Portalbereiche im Fall von Hochwasser vermieden werden muss. Auf der Rettbergsaue müsste eine Lüfterstation errichtet werden, da der Tunnel eine Länge von 2.000 m überschreiten würde. Bei der Tunnelvariante wären aufgrund der zu erwartenden Beeinträchtigun- gen im FFH-Gebiet „Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim“ größere Auswirkungen auf das Schutzgut „Pflanzen/ Vegetation“ zu erwarten. Deutlich größere Auswirkungen ergäben sich weiterhin aus der sehr hohen Beeinträchtigung der Schutzgüter „Boden“ und „Wasser“ in den Erdbauabschnitten bzw. der Bauabschnitte innerhalb der auch als Überschwemmungsgebiet festgesetzten Rheinauen, wodurch auch die Wechsel- wirkungen auf weitere Schutzgüter, z.B. durch die Grundwasserhaltung während der Bauphase, beeinträchtigt werden. Aus diesen Gründen konnte die Tunnelvariante die schlechteste von allen untersuchten Varianten vom Vorhabenträger ausgeschieden werden. Der im Anhörungsverfahren von Beteiligten unterbreitete Alternativvorschlag, Neubau einer Trasse zwischen Schierstein und Walluf, ist mit erheblichen Flächenverlusten europarechtlich geschützter Lebensraumtypen verbunden und kommt daher als Al- ternative nicht in Betracht. Ferner ist mit dieser Streckenführung eine Querung der Wasserschutzzone I des Trinkwassergewinnungsgebietes „Wiesbaden-Schierstein“ verbunden, was nur bei einer Aufgabe dieser Trinkwassergewinnungsanlage möglich wäre. Dies ist aber völlig unrealistisch. Weiterhin würde eine solche Linienführung mit erheblichen Verkehrsverlagerungen verbunden sein, die im Bereich von Schierstein und Biebrich sicherlich zu massiven Steigerungen der Verkehre auf den innerörtli- chen Straßennetzen führen würde. Auch sind mit einem kompletten Neubau eines vielleicht 5 km langen sechsstreifigen Autobahnteilstückes nicht vertretbare Kosten verbunden. Ausgehend von einer Rangfolge unter Berücksichtigung der Kriterien

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- pauschale Einschätzung der Umweltverträglichkeit- - Verkehrssicherheit/ Leistungsfähigkeit - Betroffenheit/ Akzeptanz - Bauablauf/ Bauzeit - Wirtschaftlichkeit und Baukosten. ist die Varianten 3 (oberstromige oder unterstromige Brücke in Schräglage) der weite- ren Betrachtung in der Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) zusammen mit der Tun- nelvariante 4 zugrunde gelegt worden. Im Zuge der Variantendiskussion wurden zur Eingriffsminimierung die Untervarianten 1.1 bis 3.2 weiter optimiert und daraus die folgenden, optimierten Untervarianten (mit dreiziffriger Variantenbezeichnung) entwi- ckelt: - unterstromige Variante 3.1.1 in Schräglage als (neue) Variante 1 - oberstromige Variante 3.2.0 in Schräglage als Variante 2 - unterstromige Variante 3.1.2a mit Einhausung im Bereich des Mainzer Sands - Tunnel-Variante 4 Nach der im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung erfolgten Grobanalyse wur- den die Varianten 3.1.2a und 4 bereits vorab ausgeschieden (siehe Kap. 5.1.1 der UVS [Unterl. 12.11]), während für die Varianten 1 und 2 in Bezug auf das ökologische Risiko beurteilt wurden. Bezogen auf das Schutzgut „Menschen“ kann die Lärmbelastung gemäß der 16. BImSchV und die sich damit zwingend ergebenden und in der technischen Studie bereits eingearbeiteten Lärmschutzvorkehrungen (Lärmschutzwand) nicht wirklich zum Tragen kommen. Dennoch wurde bei der Variantenfindung die gegebene größe- re Siedlungsnähe der Variante 2 stärker gewichtet. Bei dieser Variante ergibt sich ein geringfügig größerer Verbrauch an landschaftsgebundener Erholungsfläche, der sich durch gezielte Maßnahmen relativ gut kompensieren ließe. Bezogen auf das Schutzgut „Tiere“, insbesondere die Vögel, liegen die Vorteile je- doch erkennbar deutlicher bei der Variante 1. Ausschlaggebend für die Wahl der Va- riantenlage ist, dass diese gegenüber der Variante 2 von den avifaunistisch bedeu- tenden Funktionsstätten weiter entfernt verläuft. Hinzu kommt, dass die Variante 1 weniger die bekannten Brutstätten gefährdeter Vogelarten tangiert oder in Anspruch nimmt und die im Osten ohnehin kleinen Teilflächen des Mombacher Oberfeldes und des Mombacher Rheinufers nicht noch weiter dezimiert. Bezogen auf das Schutzgut „Pflanzen“ sind bei der Variante 1 geringere Nachteile durch den überwiegend in dem Erdbauabschnitt vom Widerlager der Vorlandbrücke in Richtung AD Mainz gegeben. Durch Minimierungs- und Vermeidungsmaßnahmen lassen sich diese Auswirkungen auf ein der Variante 2 vergleichbares Niveau zurück- führen, wobei dieser dann ein erkennbarer Nachteil aus einem geringfügig größeren

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Flächenverbrauch und vor allem der größeren Nähe zu den flächendeckend sehr hochwertigen Vegetationsbeständen im Ostteil des Mainzer Sandes entwächst. Das Schutzgut „Boden“ ist durch Versiegelung oder flächenverbrauchende Wirkfakto- ren betroffen. So lässt sich dem Boden eine präferierte Stellung bei der Varianten- empfehlung beimessen. Die Bilanzierung ergibt größere Vorteile für die Variante 1, die mit weniger versiegelter autochthoner Bodenfläche auskommt als dies bei der Variante 2 der Fall ist. Die UVS kommt schutzgutübergreifend zu dem Ergebnis, dass sich aufgrund der en- gen räumlichen Nähe der ober- und unterstromigen Varianten zueinander zumeist nur sehr geringe Unterschiede in den betrachteten Schutzgütern ergeben. Dennoch wer- den aufgrund der genannten Unterscheide der unterstromigen Alternative (Plan- feststellungstrasse) aus umweltfachlicher Sicht insgesamt ein Vorteil eingeräumt.

5. Zusammenfassende Darstellung und Bewertung der Umweltauswirkungen 5.1 Zusammenfassende Darstellung nach § 11 UVPG Gemäß § 11 Satz 1 UVPG ist eine zusammenfassende Darstellung der Umweltaus- wirkungen vom Regierungspräsidium Gießen erstellt worden, auf die in der Begrün- dung des Planfeststellungsbeschlusses abgestellt wird (siehe auch Zusammenfas- sende Darstellung der Umweltauswirkungen nach § 11 UVPG durch das Regierungs- präsidium Darmstadt im Vorlagebericht vom 20.04.2011). Zusammenfassend werden im Folgenden der Untersuchungsraum, die Schutzgüter, die Umweltauswirkungen und die Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung sowie zur Kompensation be- schrieben.

5.1.1 Untersuchungsraum Der relevante Untersuchungsraum, der sich für das hier festgestellte Vorhaben von der AS Mainz-Mombach bis zum Schiersteiner Kreuz erstreckt, wurde auf der Grund- lage der natürlichen Gegebenheiten bzw. der zu erwartenden Beeinträchtigungen des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes durch die geplante Baumaßnahme ab- gegrenzt. Er umfasst im nördlichen Teil im Bereich der Stadt Wiesbaden praktisch flächendeckend gewerblich und in Teilen gartenbaulich genutzt Flächen. Am Ufer des Rheins östlich der Schiersteiner Brücke erstreckt sich eine Grünanlage, westlich der Brücke liegt alsbald der Schiersteiner Hafen. Der Rhein ist eine Bundeswasserstraße. Die inmitten des Rheinstroms gelegene Insel „Rettbergsaue“ ist naturschutzrechtlich geschützt und größtenteils ungenutzt. Im Westen der Insel befinden sich ein Cam- pingplatz und das Schiersteiner Strandbad und in der Mitte der Insel das Biebricher Strandbad mit Campingplatz. Die stromnahe Aue auf der Südseite des Rheins bildet das NSG „Mombacher Rheinufer“, ein von Pappelhainen, Weichholzauwald und Wie- sen strukturierter Raum mit Erholungsfunktion. Östlich der Schiersteiner Brücke be-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 96 - A 643 finden sich Gewerbebauflächen und die Kläranlage der Stadt Mainz, während west- lich der Brücke Grabeland, Gärten und auch Kleingartenanlagen die Nutzung be- stimmen. Darüber hinaus – und somit außerhalb des hier relevanten Bereichs des UG – befin- den sich südlich der Bahnstrecke Mainz-Bingen kleine Streuobstwiesen und wenige Buschobstplantagen, kleine Acker- und Wiesenstreifen. Die zunehmende Nutzungs- aufgabe der kleinparzelligen Landschaft tritt deutlich hervor. Weiter nach Süden schließt sich der so genannte Mainzer Sand an, der in seiner Gesamtheit natur- schutzrechtlich geschützt ist und als siedlungsnaher Freiraum stetig genutzt wird. Der westliche Teil ist überdies Manövergebiet. Im Osten des Mainzer Sandes schließt sich die Wohnbebauung von Mainz/ Mombach unmittelbar an. Der offene Sanddü- nencharakter des Mainzer Sandes geht nach Süden beiderseits der A 643 in die flä- chendeckende Waldfläche des Lennebergwaldes über, einen bedeutenden Forst wie Erholungsraum. Im Osten wird der Lennebergwald durch die Wohnbebauung von Mainz/ Gonsenheim begrenzt. Der Untersuchungsraum befindet sich im Bereich des Haupteinheit „Oberrheinisches Tiefland“ (D53, alt 23: „Rhein-Main-Tiefland“) und die Untereinheiten „Rheingau“ (236), mit der die Südostabdachung des zwischen Biebrich und Binger Loch bezeichnet wird, und die „Ingelheimer-Mainzer Rheinebene“ (237). Von dieser im Wesentlichen auf rheinland-pfälzischem Gebiet ausgebildeten Untereinheit „Mainz- Gaulsheimer Rheinaue“ (237.0) liegt in Hessen nur die eigentliche flussnahe Rhei- naue (237.0). Der nördliche Teil mit den Siedlungsgebieten der Stadt Wiesbaden be- findet sich im Naturraum 236 "Rheingau". Der südlich an das UG angrenzende Be- reich mit dem Lennebergwald ragt in den Naturraum 227 „Rheinhessisches Tafel- und Hügelland“ hinein. Diese Einstufung beruht auf der vom Bundesamt für Naturschutz 1994 erfolgten Ei- nordnung der alten Haupteinheitengruppen 010-903 sowie der von E. MEYEN, Hand- buch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands, und O. KLAUSING, 1974/1988, Die Naturräume Hessens, erfolgten Einordnung. Das gesamte UG ist Teil des Rhein- Main-Tieflandes mit fluviatilen Ablagerungen des prähistorischen Rheins (Kiese und Sande) oder aeolischen Ablagerungen (Flugsand) des trockenen-kalten Klimas der Würmeiszeit. Diese bilden die wesentlichen Voraussetzungen für eine außergewöhn- lich vielfältige und in Teilen besondere postglaziale Steppenelemente aufweisende Biotop- und Habitatstruktur, die durch ein relativ trocken-warmes, insbesondere kon- tinental getöntes, Binnenklima im rheinlandpfälzischen Teil des UG entscheidend mitbestimmt wird. Im Bereich der Rheinaue treten demgegenüber ausgeprägt strom- taltypische Eigenschaften hervor, die die standörtliche Bildung entsprechender Au- enwälder und von den Wasserganglinien des Rheins dynamisch geformte Uferzonen

…/ Planfeststellungsbeschluss - 97 - A 643 ermöglicht. Andererseits werden die natürlichen Gegebenheiten in großen Teilen des UG von den kompakten Siedlungsflächen der Landeshauptstädte Wiesbaden und Mainz überlagert und treten somit nicht weiter in Erscheinung.

5.1.2 Schutzgutbezogene Beschreibung Hinsichtlich der schutzgutbezogenen Beschreibung der Umwelt und ihrer Bestandtei- le im Untersuchungsraum des planfestgestellten Vorhabens wird auf die allgemein verständliche Zusammenfassung der Unterlagen (Deckblatt zum Erläuterungsbericht) erfolgten schutzgutbezogenen Darstellung des Untersuchungsraums Bezug genom- men. Für den Untersuchungsraum des Vorhabens stellt sich die schutzgutbezogene Beschreibung und ihrer Bestandteile wie folgt dar: a) Schutzgut „Menschen“ Der betroffene Raum weist in Bezug auf das Schutzgut eine deutliche Zweiteilung auf. Während dem südlichen und größtenteils unbebauten Teil sowie der im Rhein- strom gelegenen Insel „Rettbergsaue“ eine Bedeutung für die Erfüllung der Teilfunkti- onen Erholung und Freizeit zukommt, weist der nördliche Teil eine zentrale Bedeu- tung für das Erwerbsleben (insbesondere Gewerbegebiete) und teilweise auch Woh- nen auf. Vorherrschende Siedlungsfunktionen sind im Stadtteil Mombach Wohnen/ Gewerbe/ Abwasser, im Stadtteil Schierstein Gewerbe und im Stadtteil Biebrich Ge- werbe und Sondergebiete für „Handel“ und „Verwaltung“. Das gesamte UG ist sowohl durch Tages- und Nachtlärm als auch durch Luftschad- stoffe erheblich vorbelastet. Größter Verursacher ist der Verkehr auf der A 643 und den damit vernetzten Straßen; aber auch Schienen- und Luftverkehr sowie die Emis- sionen von Handel und Gewerbe tragen zur Belastung bei. Die Funktionen der von der A 643 zerschnittenen Stadtteile Schierstein und sowie der westlicher Siedlungs- randbereich von Mombach sind betroffen. Der Abstand der nächtlichen Grenzwert- isophone von 50 dB(A) beträgt mehr als ca. 400 m vom Fahrbahnrand der A 643. Der für Gewerbegebiete geltende nächtliche Grenzwert von 59 dB(A) wird in mehr als 100 m Entfernung von der A 643 eingehalten. Weitere Vorbelastungen ergeben sich von der linksrheinische Bahnstrecke Mainz-Bingen-Koblenz mit Auswirkungen auf den nördlichen Wohnbereich und die Arbeitsstätten im dortigen Gewerbegebiet von Mombach sowie die rechtsrheinische Bahnstrecke Wiesbaden-Rüdesheim-Lahnstein mit Auswirkungen auf die Arbeitsstätten in den Gewerbe- und Sondergebieten von Schierstein und Biebrich. Weiterhin die Rheinallee (L 423, K 17) östlich der AS Mainz- Mombach mit Auswirkungen auf die südlich gelegenen Arbeitsstätten im dortigen Gewerbegebiet von MZ-Mombach und die der Sonderbauflächen am Hafen sowie den Flugverkehr des Frankfurter Flughafens. Die Bedeutung des UG für das Schutzgut Menschen -Wohn- und Wohnumfeldfunkti- on wurde im Rahmen der vorliegenden Umweltverträglichkeitsstudie aus den Flä- …/ Planfeststellungsbeschluss - 98 - A 643 chennutzungs- und Besiedlungsstrukturen, d.h. der planerischen Zweckbestimmung, abgeleitet. Flächen mit einer sehr hohen Bedeutung, wie lärmsensible Sonderbauflä- chen z.B. Schule oder Kindergarten sind nicht vorhanden. Flächen mit einer hohen Bedeutung, wie Wohnbauflächen in nur geringem Umfang in größerer Entfernung zur A 643. Flächen mit einer mittleren Bedeutung wie Mischbauflächen kommen an eini- gen Stellen vor. Überwiegend kommen Flächen mit einer geringeren Bedeutung wie Gewerbegebieten vor. Flächen mit Erholungs- und Freizeitfunktion kommen in der Rheinaue und auf der Rettbergsaue vor, wie Wanderwege und Radwanderwege im Rheintal und im Gebiet des Mainzer Sandes. Die Wege entlang des Rheins haben insbesondere für den ört- lichen, regionalen wie überregionalen Radverkehr und auch den Wandertourismus eine zentrale Funktion. Radwege befinden sich entlang der Rheingaustraße und der Äppelallee sowie um den Schiersteiner Hafen und durch das Freizeitgelände „Rhein- wiesen“. Entlang des Rheinufers verläuft zudem der überregionalen Wanderweg „ ®“, der am Schloss Biebrich seinen Startpunkt hat. Dieser Weg ist glei- chermaßen Bestandteil des zwischen Kaub und Hochheim-Wicker am Main verlau- fenden Rheingauer-Riesling-Wanderwegs. Weiterhin verläuft von Osten kommend der Rhein-Radfernweg entlang der Rheinallee, unterfährt die Schiersteiner Brücke und verläuft auf asphaltierten Wegen durch die Mombacher Rheinaue (die schemati- siert in etwa mit der Bahnlinie Mainz-Bingen ihre Begrenzung findet) nach Buden- heim. Nördlich des AK Schierstein liegen Dauerkleingärten sowie das Kalleschwimmbad. Der unbebaute Uferbereich östlich des Schiersteiner Hafens bzw. beiderseits der Au- tobahnbrücke ist als Parkanlage „Rheinwiesen“ ausgewiesen bzw. in Erweiterung geplant. Die Westspitze der Rettbergsaue ist als Sonderbaufläche der Zweckbestim- mung „Camping“. In den Wohngebieten von Mombach befinden sich einzelne kleine- re Grünanlagen, meist mit Kinderspielplätzen. An der Erzberger Straße in Mombach befinden sich größere Sportanlagen. Die unbebauten Landflächen des Mombacher Rheinufers, des Mombacher Oberfelds und des Mainzer Sandes gelten als „Land- schaftsraum mit hohem Erlebniswert". Eine Vorbelastung des UG ergibt sich insbesondere aus dem Vorhandensein von hochfrequentierten Straßen- und Schienenwegen. Diese stellen, da sie nur an aus- gewählten Stellen niveaufrei zu queren sind, funktionale Barrieren für den Freizeit- und Erholungssektor dar. Außerdem geht von dem darauf fließenden Verkehr die Hauptgrundbelastung des Raums mit Lärm und Luftschadstoffen aus. Das vorhandene Brückenbauwerk über den Rhein beeinflusst schon heute die Blick- situation auf den Rhein.

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Die Bedeutung des Freiraums für die siedlungsnahe (Nah-) Erholung ergibt sich unter Berücksichtigung der Kriterien Erreichbarkeit, Wegbarkeit, Erlebnisqualität und Be- deutung für die Gartenbaufläche am Schiersteiner Kreuz eine geringe, für die Rett- bergsaue eine mittlere, die Mombacher Rheinaue eine hohe Bedeutung. Die Flächen des Mombacher Oberfelds, des Mainzer Sandes und des Lennebergwalds liegen außerhalb des hier relevanten Bereichs. Soweit die Landeshauptstadt die Erholungsnutzung höher Bewertung ist Folgendes festzustellen: Die UVS bezieht sich auf das Gesamtgebiet zwischen Schiersteiner Kreuz und Auto- bahndreieck Mainz. Danach befinden sich Flächen mit hoher und sehr hoher Bedeu- tung für die Erholungsnutzung und Freizeitinfrastruktur ausschließlich südlich des Rheinhauptstroms, also auf der Rettbergsaue und in Rheinland-Pfalz. Die Flächen am Biebricher Rheinufer sind, obwohl sie Naherholung dienen, nicht als Flächen mit besonderer Bedeutung für die Erholungsnutzung eingestuft worden, weil deren Um- feld durch die vorhandene Schiersteiner Brücke deutlich vorbelastet ist. Im Übrigen trägt der unterstromige Brückenneubau diesem Sachverhalt Rechnung, denn hier- durch wird das Freizeitgelände Rheinwiesen, das östlich der Schiersteiner Brücke liegt, nicht beansprucht. Die Strukturen im Bereich der neu zu errichtenden Brücke weisen aufgrund der vorhandenen Vorbelastung keine relevante Bedeutung für die Naherholung auf. Westlich der geplanten unterstromigen Brücke liegt das Raiffeisen- Kraftfutterwerk. Erst westlich an dieses Gelände schließen sich der Schiersteiner Ha- fen und die Bismarcksaue an. Erhebliche Beeinträchtigungen für das Landschaftsbild sind hier durch den Brückenneubau nicht zu erwarten, da sich sowohl die lichte Höhe der Brücke als auch die Ausführung als flache Deckbrücke gegenüber der bestehen- den Brücke nicht verändern. Auch mit einer relevanten Zunahme der Lärmbelastung in den Bereichen von Schiersteiner Hafen und Bismarcksaue ist nicht zu rechnen. b) Schutzgüter „Pflanzen und Tiere sowie biologische Vielfalt“ Ausgehend von den Biotoptypen und Lebensräumen bzw. Habitate für die Tierwelt in einem Korridor von ca. 500 m, wobei insbesondere wegen der besonderen Bedeu- tung des zum Inselrhein zählenden Stromabschnitts für Wasservögel (Brut-, Rast- und Überwintervögel) das UG für diese Vogelgruppe auf den Bereich zwischen den Strom-km 502 und 508 ausgedehnt. Von besonderer Relevanz sind im Bundesland Hessen die FFH-Gebiete 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ und 5914-351 „Wanderfischgebiete im Rhein“ sowie im Bundesland Rheinland-Pfalz das FFH-Gebiet 6014-302 "Flugsandgebiet Mainz- Ingelheim". Weiterhin sind die Vogelschutzgebiete 5914-450 "Inselrhein" (in Hessen) und das 6014-401 „Dünen- und Sandgebiet Mainz-Ingelheim“ (Rheinland-Pfalz) zu nennen.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 100 - A 643

Die im Zeitpunkt der UVS in Hessen geltende Verordnung über das Landschaft- sschutzgebiet „Rhein-Taunus“ vom 19.11.2001 (StAnz. S. 4466) (sie umfasste Flä- chen im Rheingau-Taunus-Kreis und der Stadt Wiesbaden) ist gemäß § 61 Abs. 2 Nr. 1 Buchst. c in Verbindung mit der Verordnung über die Natura 2000-Gebiete in Hes- sen (GVBl. I. S. 30) am 9. März 2008 außer Kraft getreten. Die „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Gesetzlich geschützte Biotope (im Zeitpunkt der UVS galt § 31 HENatG, jetzt § 30 BNatSchG) umfasste natürliche oder naturnahe Fließgewässerabschnitte einschließlich der Ufer- (Vegetation) und regelmäßig überschwemmten Bereiche, Altarme (Biotoptyp-Nr. 05.220, 05.230) im Bereich von einzelnen Uferabschnitten im südlichen Teil des NSG „Rettbergsaue“ und dem darin befindliche Altarm sowie Auenwälder (Biotoptyp-Nr. 01.131, 01.132) im NSG und FFH-Gebiet „Rettbergsaue“: Hartholzauenwald im Osten der A 643 und Weichholzauenwald entlang des Südufers). Im Bereich des Landes Rheinland-Pfalz befindet sich im UG Teile des Landschaft- sschutzgebietes „Rheinhessisches Rheingebiet Teil III“, Teile der NSG“"Mombacher Rheinufer“ (dies NSG „Lennebergwald“, „Mainzer Sand“ sowie „Mainzer Sand Teil II“ liegen außerhalb). Als geschützte Landschaftsbestandteile (im Zeitpunkt der UVS nach § 23 LNatSchG, jetzt § 30 BNatSchG) der auenwaldartige Gehölzriegel im Nor- den entlang des Neudeichs sowie geschützte Biotoptypen (nach § 28 Abs. 3 LNatSchG) Schilf- und sonstige Röhrichte (Biotop-Nr. 05.410) kleinflächig im NSG „Mombacher Rheinufer“, Auenwälder (Biotop-Nr. 01.132) fragmentarische Weich- holzauenwaldbestände im NSG „Mombacher Rheinufer" (westlich der A 643 zwi- schen Rheinufer und Deich), Dünen und Sandrasen (Biotop-Nr.06.400, 06.500, 01.193, 01.211) im Wald (Forst), Magerrasen u.a. bewachsene Dünen verbreitet als Geotope in den NSGen „Lennebergwald“, „Mainzer Sand“ und „Mainzer Sand Teil II“; ausgeprägte Sand- und Magerrasen großflächig vor allem im NSG „Mainzer Sand Teil II“, aber auch in den NSGen „Lennebergwald“ und „Mainzer Sand“, Trocken-, Enzian- und Orchideenrasen (Biotop-Nr. 06.400) großflächig im NSG „Mainzer Sand“, kleinflächig in den NSGen „Lennebergwald“ und „Mainzer Sand Teil II“ sowie Feucht- wiese (Biotop-Nr.06.120) im NSG "Mombacher Rheinufer" westlich der A 643 zwi- schen Rheinufer und Deich sowie (außerhalb) in einer aufgelassenen Grube in einem Kiefernforst nahe des AD Mainz. Außerdem handelt es sich gemäß der Darstellungen des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung in Rheinland-Pfalz (vgl. www.naturschutz.rlp.de) vom Februar 2007 bei die Mombacher Rheinaue um eine Biotopverbindungsfläche innerhalb der Rheinaue i.S.d. § 29 LNatSchG). Das FFH-Gebiet 5915-301 hat Bedeutung wegen seiner naturnahen Ausprägung als Stromauenkomplex, der der vollen Dynamik des Rheinstroms unterliegt. Es kommen naturnahe Weichholz- und Hartholzauenwälder, mosaikartig vernetzt mit Auenwiesen,

…/ Planfeststellungsbeschluss - 101 - A 643

Ufer- und Spülsäumen, Pionier- und Flutrasen, Staudenfluren u.ä. vor. Als Lebens- raumtypen (LRT) nach Anhang I der FFH-Richtlinie sind wertgebend der LRT *91E0 (Erlen- und Eschenwälder und Weichholzauenwälder an Fließgewässern), 91F0 (Ei- chen-Ulmen-Eschen-Auenwälder am Ufer großer Flüsse [Hartholzauenwälder]“, 6430 (Feuchte Hochstaudenfluren) und 6510 (Magere Flachland-Mähwiesen). Das Gebiet 5914-351 hat für die FFH-RL Anhang II-Arten Langdistanzwanderfische Flussneunauge (Lampetra fluviatilis), Lachs (Salmo salar), Maifisch (Alosa alosa), Meerneunauge (Petromyzon marinus) und Nordsee-Schnäpel (Coregonus oxyrin- chus) Bedeutung. Dem FFH-Gebiet 6014-302 kommt Bedeutung wegen der Existenz von Resten eiszeitlicher Binnendünen, mitteleuropäisch bedeutsamer Trockenlebens- räume auf kalkhaltigem Sand, mit u.a. Sandtrockenrasen und Kieferntrockenwäldern, zu. Als LRT nach Anhang I der FFH-RL sind die LRT 6120 (Trockene, kalkreiche Sandrasen), 6210 (Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia), 2330 (Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis [Silbergrasrasen]) zu nennen. Darüber hinaus ist das Gebiet Lebensraum für an derartige Lebensräume gebundene Tier- und Pflanzenarten. Im UG kommen folgende Anhang I-LRT der FFH-RL vor: 2330 (Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis [Silbergrasra- sen]): Hierunter zählen die Bereiche, die als LRT 6120 kartiert wurden, und – bei et- was weiterer Auslegung – auch die als LRT 6240t kartierten Bereiche. Eine eigen- ständige Erfassung dieser Bereiche als „Düne“ ist nicht gegeben, zumal die für den LRT laut BfN-Handbuch typischen bodensauren Corynephorus-Rasen aufgrund des Basenreichtums nicht vorhanden sind. 6210 (Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco- Brometalia), soweit zu den entsprechenden Pflanzengesellschaften gehörend, sowie *6240 (Subpannonische Steppen-Trockenrasen (Festucetalia valesiacae),” soweit zu den entsprechenden Pflanzengesellschaften gehörend (Biotoptyp-Nr. 06.400 Mager- und Halbtrockenrasen) *6120 (Trockene, kalkreiche Sandrasen) (Biotoptyp-Nr. 06.500 Sandrasen) 6510 (Magere Flachland-Mähwiesen), soweit eine typische, reichhaltige Artenzu- sammensetzung gegeben ist (Biotoptyp-Nr. 06.310 Extensiv genutzte Frischwiesen) *91E0 (Erlen- und Eschenwälder und Weichholzauenwälder an Fließgewässern), soweit eine typische, reichhaltige Artenzusammensetzung und Überflutungsmöglich- keit gegeben ist (Biotoptyp-Nr. 06.310 Extensiv genutzte Frischwiesen). 91F0 (Eichen-Ulmen-Eschen-Auenwälder am Ufer großer Flüsse (Hartholzauenwäl- der), soweit eine typische, reichhaltige Artenzusammensetzung und Überflutungs- möglichkeit gegeben ist (Biotoptyp-Nr. 01.131 Hartholzauenwald).

…/ Planfeststellungsbeschluss - 102 - A 643

3260 (Fließgewässer der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculi- on fluitantis), soweit die genannten Pflanzengesellschaften vorkommen (Biotoptyp-Nr. 05.220 Naturnahe Flussabschnitte), Dem Gebiet 5914-450 kommt eine außergewöhnliche Bedeutung als Lebensraum für rastende und überwinternde Wasservogelarten zu. Es handelt sich um eines der bes- ten Rastgebiete Hessens für See- und Lappentaucher, Enten, Schwäne, Gänse, Mö- wen, Seeschwalben, Bläßralle und Kormoran. Schwarzmilan, Mittelmeermöwe, Kor- moran und Graureiher haben hier eines der besten 5 Brutgebiete. Das Gebiet 6014-401 mit strukturreichem Nutzungsmosaik, vor allem aus Streuobst- wiesen, Obstanlagen und spezifischen Sandbiotopen in warmtrockenen Klima be- günstigt die wertstellenden Arten Wiedekopf und Heidelerche. Flächen nach der Biotopkartierung im relevanten Untersuchungsgebiet: Im Untersuchungsgebiet kommt nach der Biotop- und Nutzungstypenkartierung fol- gende Vegetation (Biotoptypen-Nr. in Klammer) aktuell vor: Biotope der Wälder: Hartholzauenwald (01.131) [großflächig östlich der Schiersteiner Brücke], Weiden-Weichholzauenwald (01.132) [entlang des Südufers der Rettberg- saue, mosaikartige Fragmente westlich der Brücke in der Mombacher Rheinaue, sehr hohe Bedeutung], Neuanlage von Auenwald (01.137) [auf der Rettbergsaue östlich der Schiersteiner Brücke], Pionierwald (01.150) [im Ostteil der Rettbergsaue als Kon- taktbiotope zu geschlossenen Wäldern und im Bereich der Mombacher Rheinaue], Sukzession im und am Wald (Schlagfluren, Naturverjüngung, Stockausschlag) (01.152) [inselartig im Sandgebiet; größer flächig auf der Rettbergsaue und vereinzelt in der Mombacher Rheinaue; als Kontaktbiotop zu den vorhandenen Waldbestän- den], Waldrand (01.153) [auf der Rehne im Süden auf der Rettbergsaue hinter dem Weichholzauenwaldgürtel, örtlich in der Mombacher Rheinaue], Naturferne Laubholz- bestände (01.180), Pappelbestände auenwaldtypischer Unterwuchs (01.181) [größer flächige Pappelbestände in der Rheinaue und auf der Rettbergsaue], Naturferne Laubholzaufforstung (01.183) [auf der Rettbergsaue westlich der Schiersteiner Brü- cke] und Mischforst (01.300). Biotope der Gehölze und Säume: Gebüsch/Gehölz/Hecke frischer Standorte (02.100) [auf der Rettbergsaue und in der Mombacher Rheinaue entlang von Wegen, Deichen, der Uferlinien], Gebüsch/Gehölz/Hecke trockener basenreicher Standorte (02.200) [im UG zerstreut, großflächiger im Bereich des Mombacher Oberfeldes], Gebüsch/ Gehölz feuchtnasser Standorte (02.300) [lokal in der Mombacher Rheinaue], He- cken-/ Gebüschpflanzung (straßenbegleitend) (02.600) [abschnittsweise entlang der A 643], Saumfluren, flächig ausgebildet (02.800) [großflächig entlang der Autobahn- böschungen sowie kleinflächig entlang der übrigen Wege und am Rand von Gehöl- zen], Einzelbaum: einheimisch und standortgerecht; Obstbaum (04.110) und Baum-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 103 - A 643 gruppe: einheimisch und standortgerecht; Obstbäume (04.210) [zerstreut im Offen- landbereich], Einzelbaum: nicht einheimisch oder nicht standortgerecht (04.120) und Baumgruppe: nicht einheimisch oder nicht standortgerecht (04.220) [zerstreut im Of- fenlandbereich], Ufergehölzsaum (04.400) [örtlich entlang der nördlichen, ingenieur- technisch vollkommen befestigten, Uferlinie der Rettbergsaue] und Feldgehölze und Baumhecken (04.600) [Feldgehölze außerhalb des UG {wie im Mombacher Ober- feld}; Baumhecken vor allem abschnittsweise entlang der Autobahn und ihren Abfahr- ten]. Biotope im/am Gewässer: Überwiegend naturnah ausgebildete Flussuferabschnitte (05.220) [in Teilen der südlichen Uferlinie der Rettbergsaue, sehr hohe Bedeutung], Altwasser/ Altarm (05.230) [im Süden der Rettbergsaue stromabwärts der Schierstei- ner Brücke; in der Mombacher Aue westlich entfernt von der A 643, sehr hohe Be- deutung], Verkrautete Hochflutrinne, temporär nass (05.231) [in Teilen der zentralen Landfläche der Rettbergsaue und in der Mombacher Rheinaue], Verkrautete, relativ naturnahe Gräben (05.241) [Mombacher Rheinaue westlich der A 643], Naturferne Gräben, Rinnen (05.243) [abschnittsweise im Randbereich der A 643 und anschlie- ßenden Straßen], Überwiegend naturfern ausgebaute Flussabschnitte (Wasserstraße Rhein) (05.260) [mit Ausnahme einzelner Abschnitte im südlichen Bereich der Rett- bergsaue entlang aller Uferlinien des Rheins], Kleingewässer (05.331) [vereinzelt in der Mombacher Aue], Periodisch überstaute Becken (Regenrückhaltesysteme) (05.345) [zwei kleinere Becken im Bereich der Autobahnabfahrt Mombach], Steinpa- ckungen am Wasser (10.160) [längs aller dem Hauptstrom und größtenteils auch dem Mombacher Seitenarm zugewandten Uferlinien] und Sandbänke (10.230) [stromabwärts des Schiersteiner Strandbads]. Biotope des offenen Kulturlands: Streuobstwiese extensiv bewirtschaftet (über Bio- toptyp 6.31 „Extensivfrischwiese“) (03.130) [eine Fläche in Rheinnähe], Streuobst- acker (03.140) [eine Fläche in Rheinnähe], Erwerbsgartenbau/ Sonderkulturen (03.211) [eine Salweidenfläche in Rheinnähe, Großflächig am Schiersteiner Kreuz], Nährstoffreiche Feuchtwiesen, extensiv genutzt (06.120) [eine Wiese im Norden des Sommerdeichs der Mombacher Aue westlich der A 643], extensiv genutzte Frisch- wiesen und –weiden (06.310) [beidseits der Schiersteiner Brücke in der Mombacher Aue und auf dem Winter- wie Sommerdeich], Intensiv genutzte Frischwiese (06.320) [im Nordteil der Rettbergsaue im Umfeld von Gehölzpflanzungen], Grünlandeinsaat, Grasäcker mit Weidelgras (06.920) [Parzelle westlich der Autobahnabfahrt Mom- bach], Einsaaten des Landschaftsbaus (06.930) [Straßenränder und Verkehrsinseln], Kurzlebige Ruderalfluren (thermophytenreich, konkurrenzschwach, offener Boden) (09.120) [in vielen verschiedenen Ausprägungsformen im Gebiet zerstreut, in der Re- gel kleinflächig oder linear, selten auf größeren Flächen], Wiesenbrachen und rudera-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 104 - A 643 le Wiesen (09.130) [größer flächige Vorkommen in der Mombacher Rheinaue und auf der Rettbergsaue], Intensiv gepflegte, artenarme Straßenränder (einschließlich Ent- wässerungsmulde) (09.160) [durchgängig entlang der Autobahnränder, stellenweise entlang der Autobahnabfahrten und der übrigen Straßen], ausdauernde Ruderalfluren meist frischer Standorte (09.210) [verbreitet in der Mombacher Rheinaue und auf der Rettbergsaue], Wärmeliebende ausdauernde Ruderalfluren meist trockener Standorte (09.220) [vereinzelt in der Rheinaue], Gartenbrache (09.290) [im Bereich der Rhei- naue in unmittelbarer Nachbarschaft zur Autobahn], Äcker intensiver Nutzung (11.191) [vereinzelt in der Rheinaue], Grabeland (11.211) [großflächig in der Rhei- naue nördlich der Bahnlinie bis zum Winterdeich und lokal zwischen Winter- und Sommerdeich]. Anthropogene Biotope: sehr stark oder völlig versiegelte Flächen (in der Regel As- phaltwege) (10.510) [A 643 einschließlich der Abfahrt Mombach, sonstige Straßen, einzelne Wirtschaftswege, Parkplätze], Schotter-, Kies- und Sandwege und –plätze (10.530) [einzelne Feldwege, Parkflächen im Randbereich der Straßen], überbaute Flächen/Einzelgebäude in der Landschaft (10.700) [im gesamten UG sehr vereinzelt] Gärten/Kleingartenanlage mit überwiegendem Nutzgartenanteil (11.212) und Gär- ten/Kleingartenanlage mit überwiegendem Ziergartenanteil (11.223) [großflächig in der Mombacher Rheinaue zwischen Sommer- und Winterdeich]. Ferner geschlossene Siedlungsflächen und Infrastruktur: Wohnbaufläche (12.100), Bahnlinie (12.200), Mischbaufläche (12.300), Gewerbebaufläche/ Sondergebiet (12.400) und Ver- und Entsorgungsfläche (12.600) sowie Gemeinbedarfsfläche (12.800). Als heutige potenzielle natürliche Vegetation (hpnV) [das sind diejenigen Pflanzen- formationen, die sich ohne jegliche anthropogene Beeinflussung einzig aufgrund abiotischer und biotischer Standortfaktoren dauerhaft, d.h. als Endzustand der natür- lichen Sukzession, in einem Landschaftsraum einstellen würden] sind im Rheintal ausschließlich Waldgesellschaften zu nennen. Die Art hängt von den Wasser- und Bodenbedingungen ab. Von den im UG vorkommenden Rote Liste-Pflanzenarten sind die Carex praecox (Frühe Segge) im Bereich von magerem Grünland auf dem rheinnahen Sommerdeich zu nennen. Im Übrigen liegen die Vorkommen im Sandrasen des Mainzer Sandes oder im Kiefernwald des Lennebergwaldes. Dem Schutzgut „Tiere“ wird im Hinblick der im UG herrschenden außergewöhnlichen und sehr speziellen Lebensraumbedingungen, d.h. in einer von Inseln geprägten Stromtalaue, für eine Vielzahl unterschiedlicher Tiergruppen und Arten besondere Beachtung zu Teil. Zu den Vögeln ergibt sich bezogen auf die Funktionsräume Fol- gendes:

…/ Planfeststellungsbeschluss - 105 - A 643

Mombacher Aue: Die Teilflächen der Mombacher Aue (Kartiereinheiten R18-R25) umfassen drei sehr unterschiedliche Zootoptypen. Entlang des Rheinufers existieren einige teilweise relativ naturnahe und strukturreiche, d.h. für die Vogelwelt attraktive, Auenwaldbereiche, während der übrige Teil überwiegend stark anthropogen genutzt bzw. überprägt ist. Ein Großteil der Fläche ist mit infrastrukturellen Einrichtungen (Bahn, Straße) durchzogen oder durch andere Nutzungen (Klärwerk, Gewerbe) als avifaunistischer Lebensraum naturfern degradiert. Westlich der A 643 sind große Flä- chen in der Aue durch Kleingärten bzw. Grabeland geprägt, in denen es vor allem an für Brutvögel wertvollen alten Baum- oder Gehölzbeständen fehlt. Die hohe Wertigkeit der Auenwaldbereiche entlang des Rheins (R23-R25) begründen die Vorkommen von Schwarzmilan (Milvus migrans), Mittelspecht (Picoides medius), Kleinspecht (Picoi- des minor) und Pirol (Oriolus oriolus). Die Waldbiotope stellen in der weitgehend anthropogen überformten Umgebung wertvolle Rückzugsgebiete und die letzten halbwegs naturnahen Brutvogelhabitate dar. Darüber hinaus kommt den Auenwald- beständen eine bedeutende Vernetzungsfunktion innerhalb der örtlichen Revierräume einschließlich der Rettbergsaue zu. Die Bedeutung geht über den lokalen Rahmen hinaus, indem der Auenwaldgürtel ein wichtiges Biotopverbundelement des gesamten Inselrheins zwischen Nackenheim und Bingen darstellt. Alle übrigen Teilflächen des Zootopkomplexes „Mombacher Aue“ sind aufgrund der starken anthropogenen Prä- gung und Belastungen (Störungen durch, Verkehr, Lärm, Personen usw.) nur sehr bedingt als Vogellebensraum geeignet und entsprechend niedrig bewertet. Lediglich in dem verstärkt von Gehölzen eingerahmten Gartengebiet zwischen dem Sommer- und Winterdeich besteht noch ein gewisses Brutpotenzial, wie es durch das einzelne Vorkommen des Gartenrotschwanzes (Phoenicurus phoenicurus) in Teilfläche R20 belegt wird, was der Fläche eine mittlere Bedeutung zu Teil werden lässt. Rettbergsaue: Die Rettbergsaue (In1-In5) unterscheidet sich aufgrund ihrer weitge- hend naturnahen Prägung sowie einer vornehmlich im östlichen Bereich auffallend großen Störungsarmut sehr deutlich von allen anderen Teilgebieten. Aufgrund der Brutvorkommen von Baumfalke (Falco subbuteo), Schwarzmilan (Milvus migrans) (32 Brutpaare) und Graureiher (Ardea cinerea) (40 Brutpaare) sowie zahlreicher weiterer gefährdeter Arten ist den Kartiereinheiten eine überwiegend hohe bis sehr hohe Be- wertung beizumessen. Obgleich die östlich und westlich der Schiersteiner Brücke anschließenden Kartiereinheiten In2 und In3 relativ weniger Wertpunkte erlangen als die anderen Bereiche der Insel, ist auch der Teilfläche In3 eine hohe Wertstufe bei- gemessen. Ausschlaggebend hierfür ist das Vorkommen von Schleiereule (Tyto al- ba), Schwarzmilan (Milvus migrans) und Gelbspötter (Hippolais icterina). In den Teil- flächen In4 und In5 wurden insgesamt sieben Arten der Roten Liste kartiert, womit diese zu den wertvollsten Bruthabitaten der Rettbergsaue sowie des gesamten UG

…/ Planfeststellungsbeschluss - 106 - A 643 aufsteigen. In der öffentlich nicht zugänglichen Teilfläche In5 befinden sich u.a. eine Brutkolonie des Graureihers mit insgesamt 40 Brutpaaren sowie ein kolonieartiges Vorkommen des Schwarzmilans mit 21 Brutpaaren. Beide Brutvorkommen sind in Anbetracht der hessenweiten Bestandszahlen (ca. 385 Brutpaare des Schwarzmilans und 600-700 Brutpaare des Graureihers) als Vorkommen von landesweiter Bedeu- tung und bei einem bundesweiten Gesamtbestand von ca. 3000 bis 4000 Brutpaaren auch von nationaler Bedeutung zu werten. Zwischen diesem und dem nächste größe- re Brutvorkommen dem auf hessischer Seite gelegenen Auengebiet „Kühkopf“ (70 Brutpaare) und kleineren Vorkommen entlang des Inselrheins zwischen Mainz und Bingen besteht ein räumlich-funktionaler Zusammenhang, d.h. es bestehen populati- onsbiologische Wechselbeziehungen. Nach der Brutzeit findet sich der Schwarzmilan auf der Rettbergsaue zu großen Schlafplatz-Gemeinschaften zusammen (im östli- chen Abschnitt der Insel In5). Im Untersuchungsjahr wurden 150 Tiere gezählt, wäh- rend eine Maximalanzahl von 500 bis 800 Vögel angegeben wird. Wiesbadener Brückenkopf: Der Bereich des Brückenkopfes wird intensiv anthropo- gen genutzt. Weite Teile sind durch Verkehrswege durchtrennt oder sind anderweitig bebaut bzw. versiegelt. Dies betrifft insbesondere die Teilflächen H2-H4. Natürliche Landschaftselemente sind in diesem Bereich nicht zu finden und das Habitatangebot ist entsprechend gering. Zudem sind die Flächen erheblich verlärmt, was eine Be- siedlung durch Vögel zusätzlich erschwert. Im Wesentlichen sind hier nur anspruchs- lose Arten sowie sogenannte Kulturfolger anzutreffen. Lediglich im Straßenbegleit- grün sind einige wenige gehölzbewohnende Arten wie die Nachtigall (Luscinia mega- rhynchos) zu finden. Die Bedeutung dieser Flächen für Brutvögel wird als gering ein- gestuft. Südlich des Schiersteiner Hafens sowie östlich der Brücke befinden sich parkartige Strukturen mit zum Teil altem Baumbestand. Die dortigen Teilflächen H1, H5 und H6 werden von einigen typischen, teils auch gefährdeten, Arten städtischer Parkanlagen und ähnlicher Habitatstätten besiedelt. Dabei profitieren diese am Ufer gelegenen Flächen vermutlich auch von der räumlichen Nähe zur Rettbergsaue mit ihren deutlich naturnäheren und ungestörteren Habitaten. Dort brütende Arten mit größeren Revieren, wie Grünspecht (Picus viridis) oder Mittelspecht (Picoides me- dius), binden diese stromnahen terrestrischen Bereiche in ihre Revierräume ein. Überwiegend ist den genannten Flächen eine geringe bis mittlere Bewertung zu Teil geworden, wobei sich die wertvolleren Flächen bzw. die wertgebenden Arten östlich der Schiersteiner Brücke befinden. Auf Grund ihrer hohen Zahl gefährdeter Vogelar- ten wird die dortige Teilfläche H6 als hochwertig Im Rahmen der Rastvogeluntersuchung wurden vor dem Hintergrund des Vorhabens und der Struktur des Gebietes ausschließlich Wasservogelarten oder wassergebun- dene Arten systematisch erfasst. Eine Ausnahme bildet der Weißstorch (Ciconia ci-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 107 - A 643 conia), der aufgrund seiner Schutzwürdigkeit und Präsenz im Gebiet mit berücksich- tigt wurde. Folgende Arten bzw. Artengruppen wurden erfasst: Lappentaucher (Podi- cipedidae), Kormorane (Phalacrocoracidae), Reiher (Ardeidae), Entenvögel (Schwä- ne, Gänse, Halbgänse, Baumenten, Gründelenten, Tauchenten, Meeresenten, Sä- ger) (Anatidae), Rallen (Rallidae), Limikolen, Möwen, Seeschwalben (Charadriidae, Scolopacidae, Laridae, Sternidae), Eisvogel (Alcedo atthis), Weißstorch (Ciconia ci- conia). In der Winterzeit wurden pro Zähltermin durchschnittlich ca. 5000-6000 ras- tende Vögel nachgewiesen, während im Spätsommer/ Frühherbst im Mittel lediglich etwa 700 Tiere beobachtet wurden. Auch wurden im Winter deutlich mehr Arten im Gebiet registriert (23-27 Arten) als im Spätsommer/Herbst (18-20 Arten pro Monat). Insgesamt wurden im Zuge der regelmäßig durchgeführten Zählungen aus den Ar- tengruppen 35 Arten nachgewiesen. Bei 18 Zählungen wurden 62.152 Individuen dieser Arten beobachtet. Häufigste Art mit insgesamt 48.204 Individuennachweisen (= ca. 78%) war die Lachmöwe (Larus ridibundus), gefolgt von der Stockente (Anas platyrhynchos) (6.916), der Sturmmöwe (Larus canus) (1.742), der Reiherente (Ay- thya fuligula) (1.302) und dem Blässhuhn (Fulica atra) (1.221). Diese Arten erreichten auch die höchsten Maximalzahlen (Anzahl der Individuen bei einer Zählung). Mit ins- gesamt 16 Spezies bildeten die Entenvögel (Anatidae), bei denen neben den beiden genannten Arten insbesondere die Tafelente (Aythya ferina), der Höckerschwan (Cygnus olor) sowie die Kanadagans (Branta canadensis) und die Nilgans (Alopo- chen aegyptiacus) regelmäßig zu beobachten waren, die größte Artengruppe. Aber auch im Binnenland allgemein seltenere Arten wie die Trauerente (Melanitta nigra) und die Samtente (Melanitta fusca) waren anzutreffen. Nach den Entenvögeln bilde- ten die Möwen mit 7 Arten die artenreichste Gruppe. Aufgrund der Häufigkeit der Lachmöwe (Larus ridibundus) stellten die Möwen die mit Abstand individuenreichste Artengruppe der Untersuchung. Mit insgesamt 1.742 Nachweisen gehörte auch die Sturmmöwe (Larus canus) zu den sehr häufigen Arten. Die Möwen bildeten zusammen 81% des gesamten Rastvogelbestandes. Alle weiteren Vogelfa- milien und Arten traten in wesentlich geringerer Artenvielfalt und Individuenzahl auf. So konnten z.B. lediglich 3 Limikolenarten im Gebiet angetroffen werden, von denen nur der Flussuferläufer (Actitis hypoleucos) in nennenswerter Anzahl (44 Individuen insgesamt) auftrat. Sie bildeten insgesamt nur 0,1% des Gesamtbestandes. Rallen waren aufgrund der Häufigkeit des Blässhuhns (Fulica atra) mit 2% am Rastvogelauf- kommen beteiligt. Viel seltener war dagegen das Teichhuhn (Gallinula chloropus) als zweite Rallenart zu beobachten. Der Weißstorch (Ciconia ciconia) bildete als einzelne Art immerhin 0,6% des Gesamtaufkommens und war mit insgesamt 385 Individuen- nachweise nach dem Kormoran (Phalacrocorax carbo) (481 Nachweise) die zweit- häufigste Spezies der großen Vogelarten und somit häufiger als der Graureiher (Ar-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 108 - A 643 dea cinerea) (287 Nachweise). Sehr seltene Rastvogelarten (<3 Nachweise) des Untersuchungsgebietes waren Schnatterente (Anas strepera), Zwergsäger (Mergellus albellus), Nachtreiher (Nycticorax nycticorax), Bruchwasserläufer (Tringa glareola) und Zwergmöwe (Larus minutus). Bezüglich der Gesamtindividuenzahlen ragen vor allem die Zählabschnitte W2 (Schiersteiner Hafen) und W8 (Rhein vor Biebrich) deutlich heraus, was hauptsäch- lich auf das hohe Lachmöwenaufkommen in diesen Abschnitten zurückzuführen ist. In beiden Teilflächen wurde weiterhin mit jeweils knapp 2000 Nachweisen auch die Stockente (Anas platyrhynchos) häufiger als in allen anderen Abschnitten beobachtet. Die übrigen Zählabschnitte des Gebietes wurden in der zahlenmäßigen Relation nur von sehr wenigen Vögeln genutzt. Sowohl Stillwasserzonen wie die Wallufer Bucht (Teilfläche von W3) oder die Schiersteiner Teiche (W1) als auch der Rhein-Haupt- strom z.B. zwischen Mainz und Budenheim (z. B. W3, W4, W5) fielen durch gleich- mäßig geringe Gesamtindividuenzahlen auf. Hinsichtlich der lokalisierten Raumnut- zung in den Zählabschnitten des Hauptstromes war auffallend, dass mit Ausnahme der Möwen und des Kormorans (Phalacrocorax carbo) fast alle Arten ausschließlich die ufernahen Randbereiche, d.h. vorzugsweise kleine Buchten, Einschnitte, Anleger, Steinschüttungen und ähnliches, aufsuchten. Der anschauliche Effekt der Anlockung bestimmter Arten durch Fütterungen ergab sich vor allem am Rhein vor Biebrich (W8) und im Schiersteiner Hafen (W2), wo signifikant hohe Individuendichten der Stocken- te (Anas platyrhynchos) festgestellt wurden. Hinsichtlich des Artenreichtums wiesen die Schiersteiner Teiche (W1) sowie der Schiersteiner Hafen (W2) mit 20 bzw. 22 Spezies die meisten Arten auf. Aufgrund der im Vergleich zum übrigen Gebiet beson- deren Ausprägung der Schiersteiner Teiche gelangen an dieser Stelle einige Be- obachtungen von Arten, die im übrigen Gebiet nicht auftraten [z.B. Bekassine (Galli- nago gallinago), Nachtreiher (Nycticorax nycticorax), Schnatterente (Anas strepera)]. Im Schiersteiner Hafenbecken (W2) konnten neben zahlreichen Möwenarten mit Brautente (Aix sponsa) und Zwergsäger (Mergellus albellus) ebenfalls Arten nachge- wiesen werden, die im restlichen Gebiet nicht vorkamen. Den Hauptaspekt des Rast- vogelgeschehens im untersuchten Gebiet stellen zweifelsohne die großen Ansamm- lungen der Lachmöwe in den beiden Abschnitten W2 und W8 dar. Die Flächen die- nen als Sammelplätze zwischen Nahrungshabitaten im Raum Wiesbaden (insbeson- dere der Mülldeponie Wiesbaden) und dem Möwenschlafplatz bei Bingen. Die An- sammlungen finden vor allem am Abend statt und lösen sich dann kurz vor Einbruch der Dunkelheit auf, wenn die Möwen Richtung Schlafplatz abfliegen. Der untersuchte Rheinabschnitt ist für die Lachmöwe (Larus ridibundus) von nationa- ler Bedeutung, da die Art mit maximal 7.300 Individuen das dafür entsprechende Kri- terium von 1% des nationalen Bestandes erfüllt. Für die Arten Haubentaucher (Podi-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 109 - A 643 ceps cristatus), Kormoran (Phalacrocorax carbo), Weißstorch (Ciconia ciconia), Hö- ckerschwan (Cygnus olor), Reiherente (Aythya fuligula) und Sturmmöwe (Larus ca- nus) ist das Gebiet von landesweiter Bedeutung. Unter den Teilflächen bzw. Zählab- schnitten des UG sind hinsichtlich der Bedeutung vor allem der Schiersteiner Hafen (W2) sowie der Rheinabschnitt zwischen Rheinkilometer 502 und 504 bei Biebrich (W8), wo sich wichtige Sammelplätze für die Lachmöwe (Larus ridibundus) befinden, hervorzuheben. Weiterhin zu nennen sind die Wallufer Bucht (Teil von W3) sowie die Schiersteiner Teiche (W1) am westlichen Rand des untersuchten Raumes. Sie stellen vor allem auch in qualitativer Hinsicht wichtige Teilbereiche des Gesamtgebietes dar. Zu den sonstigen Tierarten ist in Anbetracht der besonderen naturräumlichen Lage und der hochgradig diversen Biotopstruktur mit teilweise extremen Standortbedin- gungen wie Standortgegensätzen von der Existenz einer Vielzahl weiterer Tierarten aus Wirbellosenklassen (z.B. Spinnen, Insekten, Krebse) und auch von Wirbeltieren (z.B. Fische, Amphibien, Säugetiere) auszugehen. Von wenigen Ausnahmen abge- sehen, liegen zu deren Vorkommen jedoch keine ortsbezogenen Kartierungen oder für die Einstellung in die UVS hinreichend aufbereitete Bestandsdaten vor. Erkennt- nisse aus Unterlagen ergab, dass als streng geschützten Arten in Rheinland-Pfalz beispielsweise ein Vorkommen von Amphibienarten (Kleiner Wasserfrosch, Kreuzkrö- te und Wechselkröte), Fledermausarten (Bechsteinfledermaus, Großer und Kleiner Abendsegler, Wasserfledermaus, Fransenfledermaus, Große und Kleine Bartfleder- maus, Großer Abendsegler, Zwergfledermaus und Braunes und Graues Langohr), Käferarten (Eckschildiger Glanzprachtkäfer, Eremit, Großer Eichenbock, Mattschwar- zer Maiwurmkäfer, Schmalbindiger Breitflügeltaumelkäfer und Violetthalsiger Mai- wurmkäfer), Weichtierarten (Abgeplattete Teichmuschel, Kleine Flussmuschel, Zierli- che Tellerschnecke), Tagfalterart (Schwarzblauer Moorbläuling) angetroffen werden können. Ein Vorkommen der Knoblauchskröte sowie Heuschrecken (wie Weinhähn- chen [Oecanthus pellucens] und Westlicher Steppen-Sattelschrecke [Ephiigger e. vitium]) oder Blattfußkrebse (wie Schildkrebse Lepidurus apus und Branchipus schaefferi) sind ermittelt worden. Die biologische Vielfalt ist entgegen der starken anthropogenen Überformungen und Lage am Rande zweier Großstädte in weiten Teilen des UG von besonderer Ausprägung. Entsprechend der naturräumlichen Gegebenheiten lässt sich eine sol- che insbesondere für den Standort „Linksrheinische Aue“ und für den außerhalb lie- genden Standort „Rheinhessisches Flugsand- und Dünengebiet“ nennen. Von extrem geringer Vielfalt zeichnen sich dagegen das rechtsrheinische Siedlungsgebiet von Biebrich und Schierstein und das linksrheinische Siedlungsgebiet von Mombach aus. Von geringer bis durchschnittlicher Vielfalt ist die gärtnerisch-landwirtschaftlich ge- nutzte Mombacher Rheinebene. Eine Sonderstellung für allein an Wasser gebundene

…/ Planfeststellungsbeschluss - 110 - A 643

Rast- und Überwintervögel ist der Wallufer Bucht, den Schiersteiner Teichen und dem Hafenbecken sowie dem Rhein vor Biebrich beizumessen, auch wenn diese insge- samt keine eigentlich hohe Biodiversität ausstrahlen. Innerhalb der Auenbereiche tritt die ausgeprägte und zudem von einem Verbund natürlicher oder naturnaher Auele- bensstätten begründete Biodiversität insbesondere auf der Rettbergsaue und in der zwischen dem Mombacher Rheinarm und dem Altdeich gelegenen Rheinaue auf. In diesem Raum besteht nicht nur ein feingliedriges Netz unterschiedlichster Biotopty- pen sondern auch eine intern derselben ausgeprägt strukturelle Diversität. Diese ma- nifestiert sich beispielsweise an unterschiedlichen Altersstadien und Gehölzartenzu- sammensetzungen der Biotoptypen „Hart- und Weichholzauenwälder“, „Gebüsche“ und „Pionierwälder/ Auenwaldneuanlagen“ sowie an unterschiedlichen Ausbildungs- formen der „Wiesen“ und „Ruderalfluren“. Dadurch ergibt sich ein außergewöhnlicher Reichtum an Habitatstätten für die Tierwelt und pflanzlicher Synusien, die für eine insgesamt artenreiche Biozönose in der linksseitigen Rheinaue mit der Rettbergsaue stehen. Der noch ausgeprägtere Bereich des rheinhessischen Flugsandgebietes liegt außerhalb des hier zu betrachtenden Raumes. Die von ausgeprägter Biodiversität gekennzeichneten Landschaftsteile, d.h. die Rett- bergsaue mit dem rheinnahen Mombacher Auengürtel sowie die beschriebenen Wasserzonen, sind für den Biotopverbund, als Trittstein und Refugium für den Fort- bestand und die Weiterentwicklung einer Vielzahl von teils extrem seltene Tier- und teilweise Pflanzenarten bzw. Artengemeinschaften wie Pflanzengesellschaften von sehr hoher Bedeutung. Auch im Rahmen eines dauerhaft, über die Lokalität hinaus- gehenden, leistungsfähigen Natur- und Landschaftshaushalts wird der Biodiversität eine entscheidende, d. h. sehr große Bedeutung zu Teil. c) Schutzgut „Boden“ Im Rhein-Main-Tiefland sind für die Bodenbildung Ausgangsmaterial praktisch aus- schließlich Ablagerungen des Quartärs (d.h. der Späteiszeit [Pleistozän] und der Nacheiszeit [Holozän]. Je nach Lage und Relief kommen fluviatile Ablagerungen des prähistorischen Rheins (Kiese und Sand) oder äolische Ablagerungen (Flugsand) des trockenen-kalten Klimas der Würmeiszeit zum Tragen. Lediglich westlich der A 643, in einem Korridor entlang der L 423 (Mombacher Oberfeld), besteht der geologische Untergrund aus tertiären Kalkmergelgesteinen. Der nördlich des Rheins angrenzende Raum gehört vollständig zum größtenteils kompakt bebauten Siedlungsgebiet der Stadt Wiesbaden, d.h. die natürlichen Böden sind anthropogen überprägt. Wenige Standorte weisen offene natürliche Böden auf, die in äolischen Ablagerungen der vergangenen Eiszeit, dem Löss, ihren Ursprung haben. In den unbebauten Flächen entlang der A 643 ist diese Form die Parabraunerde. In der Aue des Rheins, vorlie- gend die Mombacher Rheinaue und der Insel „Rettbergsaue“, sind größtenteils meh-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 111 - A 643 rere Meter mächtige Flusssedimente wie Lehme, Schluffe und Sande vorhanden, aus denen die Böden hervorgegangen sind bzw. sich beständig weiter entwickeln. Auf- grund der dem Rheinstrom eigenen großen Dynamik, die ihren Ausdruck in von den Wasserganglinien abhängigen Erosions- und Sedimentationsprozessen findet, han- delt es sich bodengenetisch um junge Bodenbildungen. Je nach Grad der stark schwankenden Grundwasserbeeinflussung und eines auf der Rettbergsaue und am Mombacher Rheinufer typisch ausgebildeten Stromtalreliefs (Flutmulden, Rehnen etc.) kommen als Bodentypen Auenrendzina, Brauner Auenboden (Vega) und Aueng- ley mit Verzahnungen zum Anmoorgley vor. Für die Bodenbildung südlich der Mom- bacher Rheinaue sind die besonderen geologischen Standortverhältnisse entschei- dend. In den heute von Obstanbau eingenommenen Randbereichen der Niederter- rasse, d.h. im Wesentlichen südlich der Bahnlinie, bildete sich aus den eher grobklas- terischen Sanden und auch Kiesen der Eiszeit und Nacheiszeit humusangereicherte Rostbraunerde mit den Typen Ranker, Pararendzina, Pseudogley. Der Boden ist ständig vorbelastet. Diese resultieren aus allgemeinen nicht näher spezifizierbaren diffus äolisch verfrachteten oder mit dem Niederschlag eingebrach- ten Schadstoffen aus Verkehr, Industrie, Hausbrand etc. Diese Schadstoffimmissio- nen werden, wie die mit den periodisch wiederkehrenden Hochwasserereignissen eingebrachten Schadstofffrachten, als allgemein gegeben und systemimmanent an- genommen. Ferner gibt es an bestimmten Orten zuzuordnende Vorbelastungen, wie Altablagerungen bzw. Altlastenverdachtsflächen. Das unterschiedlich gewerblich bzw. industriell genutzte Terrain im Bereich der Stadt Wiesbaden mit umweltkritischen Stoffen findet sich zwischen dem Autobahnkreuz Schierstein und dem Rhein. Dort befanden sich u.a. Chemie- und Kunststoffbetriebe, Kfz.-Betriebe und Tankstellen, Druckereien, Galvanisierungs- und Gießereibetriebe sowie diverse Lagerplätze. Auch das Freizeitgelände „Rheinwiesen“ ist von einer Altablagerung überdeckt. Konversi- onsflächen, ehemalige Übungsplätze der US-Arm, liegen u.a. am Mombacher Rhein- ufer. Stärker vorbelastet durch den Straßenverkehr sind bis zu 100 m breite Randbe- reiche der A 643 (DTV >50.000 Kfz). Für die anthropogen geprägten, d.h. überform- ten Siedlungsböden werden keine speziellen Vorbelastungen benannt. Der Boden wird vorrangig als Standort für eine naturgemäße Biotopentwicklung für Tiere und Pflanzen (auch Nutzpflanzen), als Bestandteil des Wasserkreislaufs und des Klimas sowie als Medium mit mannigfaltiger Archiv-, Filter-, Puffer- und Speicher- funktion gesehen. Ausgehend von den Beurteilungsparametern, wie Standortpotenzi- al für die Biotopentwicklung, Retentionsvermögen Niederschlag etc., lassen sich fol- gende Standortgruppierungen vornehmen, die sich größtenteils in der aktuellen Nut- zung widerspiegeln:

…/ Planfeststellungsbeschluss - 112 - A 643

Siedlungsgebiet Wiesbaden mit nur sehr kleinflächig entlang der A 643 vorhandenen offenen natürlichen Böden. Rettbergsaue mit von der Hochwasserdynamik des Rheins geprägten natürlichen und weitgehend ungenutzten Böden. Mombacher Rheinufer mit von der Hochwasserdynamik des Rheins geprägten natür- lichen und weitgehend ungenutzten bzw. extensiv genutzten Böden. Mombacher Rheinaue (südlich Hochwasserschutzdeich bzw. Anschlussschleifen A 643 bis Bahnlinie) mit größtenteils gärtnerisch genutzten Böden. Die Randareale der Niederterrasse (mit für Obstanbau und extensivem Ackerbau geeigneten Böden) und der Dünengürtel (mit großenteils offenen Sandflächen ohne landwirtschaftliche Nutzung oder aber Wald) liegt außerhalb des hier relevanten UG. Nach der Bewertung der Böden unter Berücksichtigung der für den biotischen Aspekt des Landschaftshaushalts wesentlichen Beurteilungsparameter „Potenzial natürlicher Biotopentwicklung“, „Ertragspotenzial für die Landwirtschaft“ sowie die „Archivfunkti- on“ als aussagekräftigem Parameter bezüglich der Kultur- und Naturgeschichte des zurücktretenden Retentions- und Puffervermögens wird den Böden, abgesehen von den besiedelten bzw. baulich überformten Flächen der Städte Mainz und Wiesbaden, denen keinerlei funktionale Bedeutung mehr beigemessen wird, an allen offenen Standortbodengruppen eine hohe oder sehr hohe Bedeutung beigemessen. Aus- schlaggebend sind insbesondere das größtenteils weitaus überdurchschnittliche Po- tenzial natürlicher Biotopentwicklung und die ebensolche Archivfunktion. Entschei- denden Anteil an der hohen Bewertung hat auch die überwiegend standortschonende extensive oder unterlassene Nutzung der Böden. d) Schutzgut „Wasser“ Grundwasser Das UG zählt südlich der Mombacher Rheinaue zur Grundwasserlandschaft „Tertiäre Kalksteine". Das Festgestein fungiert als karbonatischer Karst- und Kluftgrundwasser- leiter und weist dieser Eigenart entsprechend eine schwankende starke bis geringe Grundwasserführung auf. Auch die Durchlässigkeit des Grundwasserleiters variiert in erheblichem Ausmaß. Die Grundwasserregeneration hängt von der Beschaffenheit der Deckschichten ab und ist aufgrund der mittleren Wasserretentionsfähigkeit des Bodens mäßig. Die Grundwasserflurabstände liegen bei deutlich mehr als 5 m unter der Geländeoberkante (GOK). Die Mombacher Rheinaue und die Rettbergsaue, als auch die bebauten Siedlungsflächen von Schierstein und Biebrich, gehören hingegen zur Grundwasserlandschaft „Quartäre und pliozäne Sedimente“. Die Lockergesteine sind ursächlich für die Eigenheiten eines Porengrundwasserleiters verantwortlich. Da der Grundwasserkörper in den Auen überdies in direkter Verbindung zu den Pegel- ständen des Rheins steht, schwankt die Grundwasserführung in jeder Hinsicht in ei-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 113 - A 643 ner weiten Amplitude zwischen mittel und stark. Die Regeneration erfolgt im Wesent- lichen durch Uferfiltrat, da die überdeckenden Böden enorme Speicherkraft besitzen. Die Grundwasserflurabstände (GwF) sind in direkter Auenlage entsprechend niedrig (<2 m unter GOK), unterliegen im Jahresgang aber stärkeren Schwankungen. Mit steigender Entfernung zur Aue steigt der Grundwasserflurabstand zunehmend an und liegt im zentralen Bereich des Gewerbegebiets von Biebrich und Schierstein bei ca. 5-8 m unter GOK. Entsprechend der Vorflutwirkung des Rheins stimmt die Grund- wasserfließrichtung in der Hauptsache mit der Strömungsrichtung des Stroms über- ein, d.h. die Grundwasserströme verlaufen rechtsrheinisch in südwestlicher, linksrhei- nisch in nordwestlicher Richtung. Wasserschutzgebietsflächen oder Wassergewin- nungsanlagen sind nicht vorhanden. Nach Art. 3 Abs. 1 der Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23.10.2000 (Europäische Wasser- rahmenrichtlinie [EU-WRRL]) gehört ein Teil des Rheins zu den EU-Flussgebietsein- heiten Vorbelastungen gehen potenziell auf dieselben Verursacher zurück, wie sie bereits für das Schutzgut Boden genannt sind (wie Altablagerungen). In wenigen Fällen be- stehen konkrete Anhaltspunkte für gewässergefährdende Altlasten. Die Bedeutung, die sich an der bekannten Datengrundlage (Grundwasserergiebigkeit, Grundwasserdurchlässigkeit, Grundwasserführung u.ä.) bemisst, wird in den Auebe- reichen ob der dort geringen, vorhabenbedingt unmittelbar beeinträchtigbaren, rund- wasserflurabstände einheitlich mit hoch, in den über tertiären Kalkstein liegenden Sandgebieten mit gering angenommen. Oberflächengewässer Als Oberflächengewässer ist allein der Rhein zu nennen. Der betroffene Stromab- schnitt zählt hydrogeographisch noch zum Oberrhein, der bis Bingen allmählich in den Mittelrhein übergeht. Der Oberrhein zeichnet sich in seinem nicht durch Stauhal- tung beeinflussten Verlauf durch die Oberrheinische Tiefebene durch ein weitgehend natürliches, jahreszeitlich stark schwankendes, Abflussregime aus. Dieses ist bis zur Einmündung des Mains (Strom-km 497) deutlich alpin geprägt, d.h. der Wasserab- fluss steht stark unter dem Einfluss der Niederschlagsereignisse bzw. der Schnee- und Eisschmelze in den Alpen, was relativ hohe Wasserstände im Frühsommer bzw. Sommer zur Folge hat. Im Bereich des ca. 5 km unterhalb der Mainmündung gelege- nen UG verliert sich der alpine Charakter zu Gunsten eines stärker mittelgebirgsge- steuerten Fließgewässers. Deutlich wird dies insbesondere über die Hochwasserspit- zen, die im UG deutlicher im Winter bzw. mit der Schneeschmelze in den Mittelgebir- gen im Einzugsgebiet des Mains auftreten. Eine weitere prägende Eigenschaft des Rheins ist sein weitgehend natürliches Geschiebeverhalten, was in besonderer Weise die Standortverhältnisse und die Vegetation der Rettbergsaue beeinflusst. In Abhän-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 114 - A 643 gigkeit des Abflussregimes unterliegt dieses wie der gesamte Stromabschnitt ständi- gen aber nicht gleichen Umlagerungsprozessen (Sedimentation und Erosion von Schlick, Sand, Kies und Schotter). Manche dieser Prozesse können jahrelang stag- nieren um in der Folgezeit häufig und heftig abzulaufen. Ungeachtet dieser natürli- chen Merkmale ist der betrachtete Rheinabschnitt gewässermorphologisch als sehr stark bis vollständig verändert anzusehen. Dies verdeutlichen nicht nur die Ufersiche- rungsbauwerke sondern auch Vergleiche mit historischen Kartenwerken. Der Strom wird als Bundeswasserstraße mit internationaler Bedeutung unterhalten. Abgesehen von kleinen Teilbereichen im Grenzbereich zu den am Rhein liegenden Gewerbebauflächen von Mombach gehören auf rheinland-pfälzischer Seite die zwi- schen dem Rheinufer und dem in ca. 200 m Entfernung parallel verlaufenden Hoch- wasserschutzdeich gelegenen Auebereiche des Mombacher Rheinufers zum amtlich festgestellten Überschwemmungsgebiet (HQ 100) des Rheins. Auf hessischer Seite in Wiesbaden verläuft die Grenze des Überschwemmungsgebiets unter Einbezug des Freizeitgeländes „Rheinwiesen“ unter Aussparung der Schiersteiner Brücke entlang der Uferstraße bis zur Hafenstraße. Darin ist auch der im Westen an die Brücke an- schließende Gebäudekomplex eingeschlossen. Der Rhein mitsamt der Wiesbadener Rheinwiesen, der gesamten Rettbergsaue und von Teilen der Mombacher Rheinaue ist zudem amtlich als Abflussbereich definiert. Neben der von Ost nach West zentral durchfließenden Internationale Wasserstraße Rhein mit vertieftem Fahrwasser, massiven Uferbefestigungen aber auch nähe- rungsweise naturnahen Uferzonen auf der Südseite der Rettbergsaue, sind der Alt- arm im Süden der Rettbergsaue, ca. 30 m parallel zum Mombacher Seitenarm und ausgehend 100 m oberhalb der Autobahnbrücke bis zur Westspitze der Insel, beste- hend aus einem natürlich anmutenden Stillgewässer in auetypischem Vegetations- mosaik sowie (Entwässerungs-) Gräben in der Mombacher Rheinaue mit z.T. nitro- phytischem Krautbewuchs zu nennen. Als Stillgewässer ist ein Altwasser/ Tümpel unmittelbar nördlich des Sommerdeichs in der Mombacher Rheinaue auf dem frühe- ren Wörth, eingebunden in auentypisches Vegetationsmosaik, erfasst worden. Die Vorbelastungen der Fließgewässer stellen in erster Linie die technischen Aus- baumaßnahmen, die sich auch in der geringen Gewässerstrukturgüte widerspiegeln, dar. Entsprechend der Gewässerstrukturgütedaten weist der Rhein erhebliche Defizi- te auf. Für die ohnehin künstlichen Gräben wie für die aus naturschutzfachlichen Gründen angelegten Stillgewässer werden keine Vorbelastungen benannt. Aufgrund der für den Rhein einheitlich benannten Gewässergüteklasse II ist die bio- logische Gewässergüte nicht als geeignetes Kriterium einer differenzierten Bewertung angesetzt worden. Die Bedeutung baut daher auf den gewässermorphologischen Eigenschaften des Gewässers, der Strukturgüte, auf, worin etwaige Defizite aus den

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Vorbelastungen bereits integriert sind. Die in fünf Stufen erfolgte Beurteilung ergab für das Biebricher Rheinufer (vollständig verändert, übermäßig geschädigt) eine sehr gering, für das Schiersteiner Rheinufer (vollständig verändert, übermäßig geschädigt) ebenfalls eine sehr geringe, für das Mombacher Rheinufer (unterhalb und oberhalb der Brücke, stark bis vollständig verändert, stark bis übermäßig geschädigt) eine ge- ring bis sehr geringe Bedeutung. Der Altarm Rettbergsaue (mäßig verändert, unmerk- lich geschädigt mit naturnahe Uferzonen, Freiwasservegetation) eine sehr hohe und für das Rettbergsaue Nordufer (sehr stark verändert, stark geschädigt) eine geringe Bedeutung. Das Rettbergsaue Südufer (0-100 m östlich und 0-50 m westlich der A 643, stark bis sehr stark verändert, merklich bis stark geschädigt) eine mittlere bzw. geringe Bedeutung. Das Rettbergsaue Südufer (120-500 m östlich der A 643, deutlich verändert, mäßig geschädigt Sedimentufer mit Weichholzauenwald) (50-500 m west- lich der A 643, stark verändert, merklich geschädigt) eine hohe bzw. mittlere Bedeu- tung. Die Gräben in der Mombacher Rheinaue (künstlich, geradlinig naturfern) eine mittlere Bedeutung. Dem Altwasser/ Tümpel in der Mombacher Rheinaue (periodisch trockenfallend, Pioniervegetation, Röhrichtzonen und umliegenden Auenwaldgehölze) eine hohe Bedeutung. Durch die vollkommen oder zumindest hochgradig wasserbau- technisch überformten Uferbereiche ergibt sich eine geringe oder sehr geringe Be- wertung. Den gesamten amtlich festgelegten Überschwemmungsgebietsflächen wird eine for- malrechtlich begründete sehr hohe Bedeutung beigemessen. e) Schutzgut „Klima/ Luft“ Das Schutzgut beinhaltet die klimatische Leistungsfähigkeit der Landschaft im Hin- blick auf Schutz-, Ausgleichs- und Regenerationsfunktionen für das Wohlbefinden und die Lebensbedingungen des Menschen. Großklimatisch gehört das UG zum Bezirk „Rhein-Main-Nahe“. Während die Rah- menhöhen von Rheingautaunus, Hunsrück und rheinhessischem Hügelland subatlan- tischer, d.h. maritimer, Prägung sind, besteht für die Tallagen deutlich subkontinenta- le Prägung. Demgemäß ist der Raum zwischen Wiesbaden und Mainz durch seine Beckenlage im Lee der Berge durch ausgesprochene Wärme und Trockenheit ge- kennzeichnet (Mainzer Trockengebiet). Es herrscht ein ausgesprochenes Gunstklima für das Wachstum einer besonderen Pflanzenwelt mit geringen Niederschlägen, mil- den Wintern und warmen Sommern vor. Die vorherrschende Windrichtung ist Süd- west, im Sommer kommt der Wind auch aus Nordwest, im Winter Nordost. Die Wind- richtungsverteilung wird im Wesentlichen orographisch durch den Verlauf des Rhein- tales bestimmt. Die Windgeschwindigkeiten, in dem insgesamt windschwachen Ge- biet, bewegen sich in 10 m Höhe über Grund zwischen 2,5-3 m/s (Rheinaue). Der durchschnittliche Jahresniederschlag liegt in der Größe von 550–600 mm. Der Jah-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 116 - A 643 resgang zeigt ein Maximum im Sommer (August) und ein Minimum im Winter (Febru- ar). Während der Vegetationsperiode von März bis November fallen ca. 400 mm Nie- derschlag, davon in der Hauptwachstumszeit zwischen Mai und Juli 140-160 mm. Die Nebelhäufigkeit liegt bei rund 50-70 Tagen/Jahr. Die durchschnittliche Lufttempera- tur/Jahr liegt etwa bei 10°C. Mit einem Tagesdurchs chnittswert von 18,6°C im Juli und 1,2°C im Januar gehört das Gebiet mit zu den wä rmsten Regionen in Deutsch- land, was durch wenigstens 40 Sommertage/Jahr (Temperatur >25°C) unterstrichen wird. Im Tal wirkt sich der Wasserkörper des Rheins dämpfend auf Extremtemperatu- ren im Sommer und Winter aus. Bioklimatisch wirksame Kältereize kommen nur an wenigen Tagen im Jahr vor, die Wärmebelastung ist dagegen hoch bis sehr hoch. In der Rheinaue herrschen in den Sommermonaten zudem schwüle Tage vor. Die schnelle Erwärmung der Tallagen im Frühjahr bedingt einen frühen Beginn der Vege- tationsperiode (Temperatur >5°C) Mitte März, die Te mperatur ausgleichende Wirkung des Rheins sichert eine lange Dauer bis Mitte November. Der Sonnenschein wird durch Nebel oder Inversion an mehr als 242 Tagen im Jahr getrübt. Grund hierfür ist die ausgeprägte Beckenlage mit seinen Abfluss behindernden Randhöhen und die den Abflussquerschnitt einengende hohe Bebauungsdichte der Großstädte Mainz und Wiesbaden. Daher sind die Durchlüftungsverhältnisse als schlecht zu bezeich- nen. Die Lage bedingt die Entwicklung von Kaltluft, gespeist von den Kaltluft produ- zierenden Hängen des und des Rheinhessischen Hügellands. Das Rhein- tal selbst fungiert als zentrale Kalt- und Frischluftabflussbahn mit hoher Ventilations- funktion, gerichtet in der Fließrichtung des Rheins. Für den Raum besteht insgesamt eine hohe bis sehr hohe lufthygienische Vorbelas- tung. Das Gebiet liegt in einer thermisch stark bis extrem stark belasteten Zone liegt, die mit Ausnahme des Mombacher Rheinufers bioklimatisch schlecht für Erholungs- zwecke geeignet ist. Eine lufthygienisch speziell zu nennende Vorbelastung durch Schadstoffe entsteht, abgesehen von den Emissionen der Siedlungen insbesondere entlang der Autobahn A 643 und deren die Verknüpfung mit der A 66. Eine direkte Vorbelastung im Korridor entlang der Autobahn aus dem Kfz-Verkehr in Form eines pauschalen 100 m breiten Belastungsbandes angenommen. Die großen zusammenhängenden landwirtschaftlich genutzten Offenlandgebiete mit Talanschluss (südlich der L 423 und somit außerhalb des hier zu betrachtenden UG) stellen Gebiete mit hoher klimatischer Ausgleichsfunktion insbesondere ausgespro- chene Kaltluftentstehungsgebiete mit Abflussbahnen dar. Dies gilt auch für Teile des der Mombacher Rheinaue. Hier findet eine wichtige Kaltluftbildung in einem sonst thermisch stark belasteten kompakten Siedlungsgebiet statt. In Anbetracht der hohen Vorbelastungen ist allen in irgendeiner Weise funktionalen Offenlandbereichen ein hoher Sicherungsrang einzuräumen.

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Die hochwirksamen Frischluftproduzenten (kühlfeuchte, sauerstoffreiche Luft) sind großflächige Wälder, die mit ihrer hohen Filterwirkung überdies zur Luftreinhaltung (lufthygienische Ausgleichsfunktion) maßgeblich beitragen und außerhalb des UG im Komplex „Lennebergwald“ liegen. Die gebildete Kalt- wie Frischluft erreicht die zentrale Abfluss- und Ventilationsbahn „Rhein“ und folgt der Fließrichtung des Wassers. Aufgrund ihrer immens wichtigen Funktion zur Verbesserung des regional/ überregionalen (Bio-) Klimas und der Luft- hygiene wird der Abflussbahn „Rhein“ eine sehr hohe Bedeutung beigemessen. Der Wasserfläche des Rheins kommt zudem eine hohe Bedeutung im Hinblick auf eine Temperaturspitzen mindernde, d.h. ausgleichende, Funktion zu. Im Gegensatz dazu wirken sich die Siedlungs- und Verkehrsflächen nachteilig auf Lufthygiene und das Lokalklima aus. Klimatope, deren Wirkung sich an der zusammenhängenden Größe der jeweiligen Klimatopfläche und der sich dann daraus ableitbaren räumlichen Dimension ihrer zu- gewiesenen Ausgleichsfunktion, haben eine sehr hohe Bedeutung, soweit es sich um Wald >5 ha (Frischluftproduzent, Luftreinhaltung), den Rhein (Wasserfläche) (Tempe- raturausgleich die thermischen Belastungen im Siedlungs- und Talraum mindernd) und als Abfluss- Ventilationsbahn (Luftregeneration, Schadstoffverdriftung, regio- nal/überregional für Mainzer Becken und darüber hinaus) handelt. Die stark durchgrünten Verkehrs-, Siedlungs- und Gewerbebereiche, großflächigen Grünanlagen (Staubfilter, Temperaturdämpfung) mit ihrer sehr eng begrenzten Wir- kung haben eine geringe Bedeutung f) Schutzgut „Landschaft“ Die vorhandene Autobahn mit der Schiersteiner Brücke und sonstigen Verkehrssys- teme sowie die randlich anschließenden Gewerbe-, Handel- und Wohnbauflächen stellen eine erhebliche Zäsur in einem sonst auch von natürlichen Elementen gepräg- ten Landschaftsbild dar. Der Siedlungsbereich der Stadt Wiesbaden liegt zwar im Naturraum „Rheingau“, doch dessen klassischen Eigenschaften sind wegen der anthropogen geprägten Elemente, wie sie sich aus gewerblichen Flächennutzungen und dem ausgeprägten Netz aus verkehrlichen Infrastrukturen ergeben, an keiner Stelle präsent. Auch die im UG beginnende „Mainz-Gaulsheimer Rheinaue“, die im Wesentlichen den in Richtung Westen aufgeweiteten Talraum des Rheins (der im natürlichen Rückstau vor dem Rheinischen Schiefergebirge und den damit gekoppel- ten hydrodynamischen Prozessen des Rheins oberhalb der Verengung des Binger Lochs entstanden ist) repräsentiert, weist im UG nicht vorrangig deren natürliche Merkmale auf. Solche Merkmale beschränken sich auf die relativ schmale Momba- cher Rheinaue, wo sich mit den dortigen Weichholzauwäldern, Wiesen, Gräben, Röh- richten und Staudenfluren noch ansatzweise naturraumtypische Auebiotope befinden.

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Damit in Verbindung steht insbesondere die südliche, von ausladenden Weichholz- auenwaldgehölzen betonte Zone der Rettbergsaue. Zusammen mit dem Mombacher Rheinseitenarm bildet die Insel ein ausgeprägt naturnahes und Eigenart bildendes Element. Ausgehend für den für die Beschreibung des Landschaftsbildes maßgebli- chen Kriterien „Vielfalt“, „Eigenart“ und „Natürlichkeit (Schönheit)“ ergibt sich im Ge- biet eine Untergliederung in kleinräumige Landschaftsbildeinheiten: 1 „Gewerberaum Wiesbaden Biebrich/Schierstein“: Diese Einheit umfasst den gesam- ten zwischen der Rheingaustraße und dem Hafenweg und der A 66 im Norden gele- genen Siedlungskomplex. Bezeichnend ist eine kompakte Bebauung aus Zweckbau- ten für Einzelhandel (Märkte, Spezialgeschäfte), Großhandel, Logistik, Dienstleistung und industriell-gewerblicher Produktion. Entsprechend der Dynamik solcher Branchen befinden sich Teile des Komplexes in stetigem Wandel. Typisches Merkmal der Raumeinheit ist ein uneinheitlicher architektonischer Baustil aus überwiegend flach- gedeckten und in Höhe und Fläche sehr unterschiedlichen Gebäuden. Zwischen den Gebäuden befinden sich großflächige Lagerflächen, Stell- und Rangierplätze. Gestal- tete Grünflächen sind eine Ausnahme, das vorhandene Grün umfasst in der Haupt- sache Einzelbäume und kleinere Gehölzpflanzungen auf den Privatgrundstücken und im Straßenraum sowie die alleeartigen Baumbestände entlang der Rheingaustraße und der Äppelallee. Gehölzriegel und Gehölzgruppen rahmen die A 643 und die An- schlusssysteme ein. Der vorherrschende landschaftsästhetische Gesamteindruck wird dadurch jedoch nur unwesentlich aufgewertet. Im Zusammenwirken der architek- tonisch kaum ansprechenden Bausubstanz mit der enormen Lärm- und Geruchsbe- lastung ist die Landschaftsbildeinheit in allen Kategorien (Eigenart, Vielfalt, Natürlich- keit) von untergeordneter Bedeutung und eher als Störelement im Querschnitt des Rheintals zu betrachten. Blickbeziehungen: Je nach Standort ergibt sich eine Voll- oder Teilsicht auf das ge- plante zweite Brückenbauwerk. 2 „Rheinstrom vor Biebrich und Schierstein“: Die Einheit umfasst den Rhein mit dem Hauptfahrwasser zwischen der Rettbergsaue und der auf Wiesbadener Seite entlang des Ufers gelegenen Parkanlage. Die Landschaftsbildeinheit zeichnet sich in ganzer Dimension durch die typischen Eigenschaften einer großen Wasserstraße im Ab- schnitt angrenzender großstädtischer Besiedlung aus. Bezeichnend ist eine gänzlich unnatürliche, weil geradlinige und ingenieurtechnisch absolut befestigte und vegetati- onslose, Uferlinie und eine über den Stromquerschnitt gleichbleibend strukturlos als Hauptfahrwasser ausgeprägte Wasserfläche. Der vorhandene Zweckbau der Schiers- teiner Brücke und die unmittelbar westlich dieser am Ufer stehenden Industriegebäu- de aus hochaufragenden Silos und Kiesverladeeinrichtungen wirken dabei als weitere Störelemente. Positive Akzente im Hinblick der Eigenart setzt hingegen der aufgelo-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 119 - A 643 ckerte, aus vorherrschend Pappeln und einzelnen ausladenden Weiden bestehende, Großbaumbestand der Parkanlage „Rheinwiesen“. Natürlichkeit und Vielfalt des Landschaftsbilds werden durch die Parkanlage allerdings nur unwesentlich gefördert, solches wird aber dem kompakten, im äußeren Habitus auenwaldähnlichen Gehölz- bestand westlich der Kiesverladestation beigemessen. Insgesamt, und nicht zuletzt durch die visuelle wie akustischer Zäsur der Schiersteiner Brücke, ist die Land- schaftsbildeinheit von nur geringer Bedeutung. Blickbeziehungen: Je nach Standort am Ufer, insbesondere jedoch aus der Perspek- tive längs des Stroms, ist eine praktisch uneingeschränkte Sicht auf das geplante zweite Brückenbauwerk möglich. 3 „Rettbergsaue mit Mombacher Rheinarm und Rheinaue“: Dieser Teil der Land- schaft ist stellvertretendes Element des sogenannten „Inselrhein“, der sich in etwa von Nackenheim (ca. Strom-km 485) bis Bingen (ca. Strom-km 530) erstreckt. Die Einheit umfasst die Insel „Rettbergsaue“ südlich der stark befestigten Norduferlinie mitsamt dem Mombacher Seitenarm und der bis zum Altdeich ungenutzten Momba- cher Rheinaue. Die Landschaftsbildeinheit zeichnet sich durch eine für Schifffahrts- wege dieser Größenordnung nicht alltägliche strukturelle Vielfalt und Naturnähe aus, die überdies in einer unverkennbaren Eigenart mündet. Wesentlichen Anteil daran haben die ausgewachsenen und kompakten Auenwaldbestände auf der Rettberg- saue und der die südliche Uferlinie beherrschende ausgeprägt naturnahe Gürtel aus alten Weiden. Aber auch die zwar überwiegend von Hybridpappeln eingenommene, dafür aber von offenen ungenutzten Wiesen, Staudenfluren und kleineren Auenwald- gehölzgruppen durchzogene Mombacher Rheinaue tragen zur besonderen Land- schaftsästhetik bei. Im Zusammenwirken dieser mächtigen Landschaftsbildelemente fällt die überwiegend ingenieurtechnische Uferbegradigung des mit ca. 150 m Breite vergleichsweise schmalen Mombacher Seitenarms weniger ins Gewicht und wirkt sich geringfügiger störend als am Hauptstrom aus. Größtes Störelement dieser Land- schaftsbildeinheit ist die querende, eine Zäsur darstellende Schiersteiner Brücke mit dem darüber rollenden und erheblichen Lärm emittierenden Verkehr. Blickbeziehungen: In der Längsachse der Landschaftsbildeinheit, d.h. insbesondere von den entlang der Ufer verlaufenden Fußwegen und aus den offenen Auebereichen wie dem Freiwasserbereich, ist ein Blick auf das geplante zweite Brückenbauwerk uneingeschränkt gegeben. 4 „Gewerberaum Mainz-Mombach“: Ähnlich der auf hessischer Seite gelegenen Landschaftsbildeinheit „Gewerberaum Wiesbaden Biebrich/ Schierstein“ ist eine kompakte Bebauung aus gewerblichen Zweckbauten und den Anlagen der zentralen Kläranlage für die Einheit bezeichnend. Das Erscheinungsbild wird daneben wesent- lich durch die massiven und hoch über die Aue aufgeständerten Baukörper des Auto-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 120 - A 643 bahnanschlusses Mainz-Mombach geprägt. Während die gewerblichen Areale nahe- zu vegetationslos erscheinen, werden die massiven Bauteile der Anschlussstelle durch kompakte Gehölzbestände zumindest im unteren und mittleren Baukörperni- veau verdeckt, was deren störende Wirkung aus mancher Perspektive mindert. Der vorherrschende schlechte landschaftsästhetische Gesamteindruck der Einheit wird dadurch nicht aufgehoben. Im Zusammenwirken der enormen Lärm- und Geruchsbe- lastung mit der architektonisch wenig ansprechenden Bausubstanz ist die Land- schaftsbildeinheit von untergeordneter Bedeutung und auch als weithin sichtbares Störelement im Querschnitt des Rheintals zu betrachten. Blickbeziehungen: Aus dem Gewerbegebiet ist die Sicht auf ein Brückenbauwerk durch die vorgelagerte Kläranlage und den Baumbestand in der Aue nur teilweise, d.h. insbesondere von den darauf zulaufenden Straßenachsen, uneingeschränkt möglich. 5 „Gartenland Mombacher Rheinaue“ (zwischen der Bahnlinie und den beiden Dei- chen gelegene ebene Auenfläche): Dieser Bereich ist nahezu flächendeckend durch gärtnerische Nutzung geprägt. Abgesehen von einem kleinen Vereinsbereich zwi- schen altem und neuem Deich entsteht die besondere Eigenart aus unumfriedetem Grabeland mit kleinen zerstreut stehenden Gerätehütten. Besondere positive Akzente setzen einzelne zerstreut stehende großkronige Weiden oder Weidengruppen sowie ein auenwaldartiger Gehölzriegel entlang des neuen Deichs. Als Störelement fungiert hingegen eine Freileitungstrasse, die die Landschaftsbildeinheit parallel der Bahn durchzieht. Visuell wie akustisch störend wirken sich auch die Flutbrücke der A 643 und die aufgeständerten Schleifen der AS Mombach aus, die aufgrund der offenen Auelandschaft ihre Störwirkung weithin entfalten können. Blickbeziehungen: Die Sicht auf das geplante zweite Brückenbauwerk ist aus der Landschaftsbildeinheit von überall her uneingeschränkt möglich. Dies gilt im Wesent- lichen für einen westlich der vorhandenen Brücke errichteten Neubau. Die Landschaftsbildeinheiten 6 „Mombacher Oberfeld“ (die kulturhistorische Landnut- zung im Bereich der Niederterrasse des postglazialen Rheins mit Blickbeziehungen auf das geplante zweite Brückenbauwerk), 7 „Mainzer Sand“ (die natürliche spät- und nacheiszeitliche Formen- und Bodenbildung, die in der Aufwehung mächtiger Sand- dünen gipfelt, mit weitschweifenden Blickbeziehungen, je nach Standort, auf das Rheintal mit der Schiersteiner Brücke, so dass das geplante zweite Brückenbauwerk ebenso einsehbar ist wie die geplante Erweiterung der A 643 auf sechs Fahrstrei- fen), 8 „Lennebergwald“ (der nach Süden zunehmend abflachende Sand- bzw. Dü- nengürtel flächendeckend mit großen Waldbeständen; Blickbeziehungen auf das Rheintal sind nicht gegeben), 9 „Siedlungsbereich Mainz-Mombach“ (schließt unmit- telbar östlich an die Einheiten „Mombacher Oberfeld“ und „Mainzer Sand“ mit einge-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 121 - A 643 schränkten Blickbeziehungen auf das geplante zweite Brückenbauwerk und die aus- gebaute A 643 von über die Baumwipfel hinausragenden Geschosseinheiten) und 10 „Siedlungsbereich Mainz-Gonsenheim“ (der Siedlungsbereich schließt sich unmittel- bar östlich an die Einheit „Lennebergwald“ an; Blickbeziehungen auf das geplante zweite Brückenbauwerk und die ausgebaute A 643 sind nicht möglich). Vorbelastungen für die Qualität des Landschaftsbildes ergeben sich ganz besonders durch die im Hinblick ihrer uneingeschränkt einschneidenden wie trennenden Wir- kung als Zäsur zu beurteilende A 643 und die weithin sichtbar hoch über die Aue ge- führte Schiersteiner Brücke mitsamt ihren Auf- und Abfahrten. Die hinsichtlich der naturraumgegebenen Ressourcen ursprünglich sehr gehobene Landschaftsästhetik erfährt eine weitere empfindliche Störung durch die architektonisch wenig anspre- chenden und Disharmonie erzeugenden Gebäudekomplexe der im Raum befindli- chen Handels- und Gewerbebauzonen wie auch durch die in den Wohnbaugebieten von Mombach platzierten Hochhauskomplexe. Nicht zuletzt tragen die parallel zur A 643 und dann weiter nach Westen durch die Mombacher Rheinaue wie auch nach Osten verlaufenden Hochspannungsfreileitungstrassen zu einer deutlichen Vorbelas- tung des landschaftsästhetischen Gesamteindrucks bei. Während die Gewerberäume von Wiesbaden-Biebrich/ Schierstein und Mainz-Mom- bach eine sehr geringe Bedeutung aufweisen, kommt dem Rheinstrom vor Biebrich und Schierstein eine geringe, dem Gartenland Mombacher Rheinaue eine mittlere Bedeutung zu. Hingegen weisen die Rettbergsaue mit Mombacher Rheinarm und Rheinaue sowie das Mombacher Oberfeld eine hohe Bedeutung auf. Damit weisen nicht nur der zum Inselrhein zählende Stromabschnitt sondern auch die angrenzen- den Landflächen in ihrer landschaftsästhetischen Bedeutung sehr große Gegensätze auf. Hauptgrund dafür ist die Lage des Untersuchungsgebiets am Rande zweier über die Schiersteiner Rheinbrücke verbundener Großstädte und die Zugehörigkeit des Talraums zur internationalen Großwasserstraße Rhein. Der Talraum ist durch die massive Besiedlung in erheblichem Ausmaß verändert und dadurch in seiner land- schaftsästhetischen Wirkung stark beschnitten bzw. in stark gegensätzliche Raum- einheiten aufgeteilt. Während die besiedelten Bereiche und der Hauptfahrwasserab- schnitt des Rheins in ihrer landschaftsästhetischen Wirkung nachrangig sind und das Bild der Landschaft eher negativ beeinflussen, liefert das Erscheinungsbild der unbe- bauten Landschaftsräume einen Einblick in die jüngere und ältere naturhistorische Entwicklungsgeschichte des betrachteten Querschnitts über das Rheintal. Eine we- sentlich auf Natürlichkeit und Vielfalt beruhende hohe Bedeutung genießt in diesem Zusammenhang die von teils üppigen und dichtgeschlossenen Weich- wie Hartholz- auenwäldern akzentuierte Insel „Rettbergsaue“ und die im Süden über den Rheinsei- tenarm angegliederte linksrheinische Mombacher Aue mit ihren hinter dem vorherr-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 122 - A 643 schend aus Pappeln bestockten Ufergehölzgürtel versteckten kleinflächigen (Feucht-) Wiesen, Staudenfluren, Gehölzgruppen, Auenwaldrelikten und kleinen Altwasserflä- chen. Insgesamt ist festzuhalten, dass der äußerliche bzw. fernwirksame land- schaftsästhetische Gesamteindruck des UG durch die massiven, teils hochaufragen- den, Siedlungs- und Gewerbebauflächen, dem als Großwasserstraße ausgebauten Rhein und von Infrastrukturelementen des Straßenverkehrs, im Wesentlichen der A 643 mit der Schiersteiner Strom- und Flutbrücke, dominiert wird. Die beschriebenen und hochgradig bedeutenden Landschaftsbildeinheiten „Rettbergsaue-Mombacher Rheinaue“ entfalten ihre überaus positive Wirkung hingegen im Wesentlichen auf der mittleren und inneren Betrachtungsebene, d.h. mehrheitlich beim Besucher/ Nutzer der Landschaft. Sie setzen aber in jeder Hinsicht Kontrapunkte in der sonst überaus deutlich urban-industriell und verkehrlich geprägten Landschaft, wie sie insbesondere im Themenkomplex Mensch-Erholung zum Tragen kommen. g) Schutzgut „Kultur- und Sachgüter“ Der gesamte Untersuchungsraum wird ob seiner besonderen standörtlichen Klima- gunst gepaart mit herausragenden Bedingungen für Handel und Verkehr seit prähis- torischer Zeit von den Menschen als Siedlungsraum bevorzugt. Der Raum war schon vor mehr als 5.000 Jahren bewohnt, gehörte zum keltischen Kulturkreis, war Teil des römischen Imperiums und Zentralgebiet des karolingischen Reichs. Innerhalb des UG befinden sich keine konkreten Baudenkmale oder archäologischen Denkmale bzw. in der Denkmalliste aufgeführten Einzelobjekte. Da das engere UG, d.h. der für ein Brü- ckenbauwerk und den Ausbau der A 643 vorzugsweise in Frage kommende Standort, jedoch in einem seit der Steinzeit vom Mensch in irgendeiner Weise besiedelten oder sonst wie genutzten Bereich liegt, ist anlässlich wiederholt gemachter prähistorischer Funde von Siedlungsresten (u.a. Menhir im Sandgebiet) oder von Flussopfern (u.a. Bronzegerätschaften am Rheinufer) nicht auszuschließen, dass solche im UG bzw. in einem möglichen Baufeld, ungeachtet der dort zumeist bereits umfangreich vorge- nommenen Überformungen (z. B. Rheinbegradigung, Fahrwasservertiefung, Land- gewinnungen, Hoch- und Tiefbauten), zu Tage treten. Die Rheininsel Rettbergsaue ist in ihrer heutigen Form ein anthropogen bedingter Zusammenschluss (Verfüllung einer Hochwasserrinne) der historischen Inseln „Rett- bergsaue“ und „Biebricher Wörth“ und wurde bis vor wenige Jahrzehnte in großen Teilen landwirtschaftlich genutzt. Die heute terrestrischen Areale im Osten des Schiersteiner Hafens und nördlich des ersten Deiches in der Mombacher Aue wurden durch Buhnenbauwerke dem Rhein abgewonnen, wie es aus historischen Kartenwer- ken aus der Zeit um 1867 ersichtlich ist. Die Landnutzung in der Aue bestand ähnlich heute aus Grünland und Ackerland, wie auch Mombacher Oberfeld und Lenneberg- wald in einer Weise genutzt wurden. Die heute großflächig und kompakt mit Wohn-

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häusern und gewerblichen Zweckgebäuden sowie Straßen und Parkplätzen überbau- ten Flächen waren bis weit in das 20. Jahrhundert hinein unbebaut und wurden land- wirtschaftlich genutzt. Unmittelbar schädigende Vorbelastungen können im Hinblick auf mögliche Einzelfun- de oder die kulturhistorischen Landnutzungen, abgesehen von der Trasse der A 643, nicht benannt werden.

5.1.3 Darstellung der Umweltauswirkungen Bei der Erweiterung der Strombrücke unterstromig parallel zur bestehenden Schiers- teiner Autobahnbrücke und eine der gewählten Linie entsprechend fortgeführten Vor- landbrücke verbleibt aufgrund technisch bedingter Zwangspunkte zwischen den in leichter Schräglage geplanten Richtungsfahrbahnen ein lichter Freiraum. Südlich der Straße „Am Lemmchen“ bei Mombach, d.h. in Höhe des Widerlagers der heutigen Vorlandbrücke, erfolgt die Weiterplanung an die bis zum AD Mainz auszubauende A 643. Bei der Planfeststellungsvariante (westlich A 643, unterstromig Schiersteiner Brücke) (Variante 1) wird die Richtungsfahrbahn Mainz vom Schiersteiner Kreuz bis vor die AS Wiesbaden-Äppelallee symmetrisch im Bestand verbreitert. Anschließend verschwenkt die Trasse in Richtung Westen, so dass an der Rheingaustraße das Widerlager neu errichtet werden kann. Die Trassierung der Brückenerweiterung er- folgt im Unterstrom, schräg zur vorhandenen Rheinbrücke, unter Beachtung des Zwangspunktes der vorhandenen Vorlandbrücke im Bereich der AS Mainz-Mombach. Eine Erweiterung der Vorlandbrücke ist bis zum Widerlager im NSG „Mainzer Sand" möglich. Die Richtungsfahrbahn Wiesbaden schwenkt am südlichen Widerlager der Vorlandbrücke auf die vorhandene Vorlandbrücke, die bis zur Rheinbrücke (Flutbrü- cke Mombach, NSG „Mombacher Rheinufer“) zur Richtungsfahrbahn umgebaut wer- den soll. Im weiteren Verlauf wird die Rheinbrücke in alter Lage neu errichtet (Länge 1.283 m). Von der Rheingaustraße aus wird die Trasse in die symmetrische Verbrei- terung verschwenkt, die bis zum Schiersteiner Kreuz verläuft. Bei der Planung wurden folgende Eckdaten der Brückenkonstruktion und dem Aus- bauvorhaben zu Grunde gelegt: o Die geplante Brücke soll nicht deutlich höher, aber auch nicht niedriger sein als die bestehende Brücke. o Die neue Brücke soll in ihrer Lage dem bestehenden Bauwerk so nah und so pa- rallel wie möglich liegen. o Die Brückenkonstruktion soll das Volumen der heutigen Brücke annähernd beibe- halten. o Die Brücke soll auf möglichst wenigen Grundpfeilern stehen bzw. von Pylonen getragen werden.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 124 - A 643 o Grundpfeiler oder Pylone sind nach Möglichkeit außerhalb der ökologisch höher- wertigen Vegetationsbestände zu platzieren. o Eventuell notwendige Verseilungen einer neuen Brücke sind so zu planen, dass sie kein massives Hindernis für die angestammte Avifauna darstellen. Oberhalb der Brücke sind dahingehend Flugkorridore offen zu halten, damit ein ungestörter Überflug für Vögel gewährleistet bleibt. o Die Brücke sollte nicht mit Lampen oder anderen Beleuchtungselementen bestückt werden. Damit lassen sich ggf. nachteilige Störeffekte wie Anlockung, Blendung, Irritation oder Ablenkung (Vogelzug) sowie ein zusätzliches Kollisionsrisiko ver- meiden. o Die Farbgebung der neuen Brücke ist so zu wählen, dass Vögel die Brücke oder Teile davon gut erkennen. o Beim Bauablauf ist darauf zu achten, dass störende Beeinträchtigungen zur Rast- und Brutzeit so gering wie möglich ausfallen. Baubedingte Auswirkungen umfassen in der Hauptsache die Bauphasen- Provisorien (Straßenführung. Für die Wohnbevölkerung und Erholungssuchende können Belästigungen durch beispielsweise Baulärm oder Staubimmissionen entste- hen. Für Tierpopulationen kann es zu Störungen oder Vergrämungen kommen. Überwiegend kommt es zumindest zu einem teil- oder temporären Funktionsverlust. Hinsichtlich der baubedingten Immissionen wird aufgrund der gegebenen starken betriebsbedingten Belastungen nicht mit solchen Auswirkungen gerechnet. Für die jeweiligen Schutzgüter sind geeignete Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen der baubedingten Wirkfaktoren vorgesehen: Schutzgut „Menschen“: Wirkfaktoren sind: Überbauung/ Abriegelung erholungsrelevanter Flächen durch Bauphasenprovisorien sowie Emissionen während der Bauphase mit den Auswirkun- gen: zeitweise Reduzierung siedlungsnaher Freiräume, zeitweise Verlust/ Reduzie- rung von Flächen mit Erholungs-, Lärm- oder Sichtschutzfunktion. Schutzgut „Tiere“: Wirkfaktoren sind: Überformung von Lebensräumen durch Bauphasenprovisorien, Lärmemissionen, visuelle Störung während der Bauphase mit den Auswirkungen: zeitweiser Verlust/ Reduzierung regenerierbarer Lebensräume, Verlust/ Reduzierung von (Teil-) Populationen gefährdeter bzw. geschützter Arten. Schutzgut „Pflanzen/ Vegetation“: Wirkfaktoren sind: Überformung von Pflanzenstandorten durch Bauphasenprovisorien mit den Auswirkungen: zeitweise oder dauerhafte Veränderung spezifischer Stand- ortbedingungen, dauerhafte Vernichtung von nicht regenerierbaren Pflanzenstandor-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 125 - A 643 ten, zeitweise Beanspruchung von regenerierbaren Pflanzenstandorten, zeitweise Beanspruchung von Biotopverbundflächen und Vernetzungselementen. Schutzgut „Boden“: Wirkfaktoren sind: Überformung von Böden durch Bauphasenprovisorien mit den Auswirkungen: zeitweise Inanspruchnahme von gewachsenem Boden, zeitweise Än- derung der Oberflächenform, ggf. des Bodengefüges (Verdichtung) und des Boden- wasserhaushaltes. Schutzgut „Wasser“: Wirkfaktoren für das Grundwasser sind: Überformung von Infiltrationsflächen durch Bauphasenprovisorien, ggf. Wasserhaltung mit den Auswirkungen: Reduzierung der Durchlässigkeit bei Verdichtung von gewachsenem Boden und ggf. Verringerung/ Änderung der Grundwasserneubildung. Wirkfaktoren für das Oberflächengewässer sind: Überformung von Gewässerab- schnitten durch Bauphasenprovisorien mit den Auswirkungen: zeitweise oder dauer- hafte Überformung von Gewässerstrukturen und zeitweise Veränderung des Abfluss- verhaltens. Schutzgut „Klima/Luft“ Wirkfaktoren sind: Überformung von Ausgleichsflächen durch Bauphasenprovisorien mit den Auswirkungen zeitweise Überformung und Reduzierung von lufthygienisch funktionalen Flächen. Schutzgut „Landschaftsbild“ Wirkfaktoren sind: Veränderung der Landschaftsstruktur durch Bauphasenprovisorien mit den Auswirkungen: zeitweise Überformung regenerierbarer Landschaftselemente. Schutzgut „Kultur- und Sachgüter“ Wirkfaktoren sind: Überformung von Flächen durch Bauphasenprovisorien mit den Auswirkungen: Zerstörung/ Verlust von Bodendenkmälern, potenziellen Fundstellen und zeitweise Überformung von kulturhistorisch bedeutenden Landschaftsteilen. Anlagebedingten Wirkfaktoren und Auswirkungen sind direkte Flächen- und Funkti- onsverluste sowie die Beeinträchtigungen des Naturhaushalts oder des Landschafts- bildes durch den Baukörper, die über den eigentlichen Eingriffsbereich hinaus gehen: Schutzgut „Menschen“ Wirkfaktoren sind: Überbauung, Schaffung von Querriegeln mit den Auswirkungen: Verlust/ Reduzierung, Trennung siedlungsnaher Freiräume, Verlust/ Reduzierung von Flächen mit Erholungs-, Lärm- oder Sichtschutzfunktion sowie Trennung von Wander- und Radwegeverbindungen. Schutzgut „Tiere“ Wirkfaktoren sind: Überbauung, Überbrückung, Abgrabung und Aufschüttung mit den Auswirkungen: Verlust/ Reduzierung, Überformung von Lebensräumen, Störung und

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Isolierung von Lebensräumen, Verlust von (Teil-) Populationen gefährdeter Arten, Unterbrechung/ Störung von Austausch- und Wechselbeziehungen (Barrierewirkung) und Beanspruchung gesetzlicher Schutzgebiete. Schutzgut „Pflanzen/ Vegetation“: Wirkfaktoren sind: Überbauung, Überbrückung, Abgrabungen und Aufschüttung mit den Auswirkungen: Veränderung der Standortbedingungen, Verlust/ Reduzierung, Überformung von Pflanzenstandorten, Beanspruchung gesetzlich geschützter Bioto- pe oder Schutzgebiete, Verlust von Biotopverbundflächen und Vernetzungselemen- ten, Standortveränderungen mit Verschiebung des Artenspektrums und Verinselung von Biotopen Schutzgut „Boden“: Wirkfaktoren sind: Versiegelung, Abgrabung und Aufschüttung mit den Auswirkun- gen: Verdichtung und Inanspruchnahme von gewachsenem Boden, Änderung der Oberflächenform, des Bodengefüges und des Bodenwasserhaushaltes sowie Verlust von Flächen mit Bodenschutzfunktion. Schutzgut „Wasser“: Wirkfaktoren für das Grundwasser sind: Versiegelung, Abgrabung, Aufschüttung, Standortänderung (z. B. Verdichtung) sowie Stau- und Absenkung, Entwässerung mit den Auswirkungen: Verringerung/ Änderung der Grundwasserneubildung, Verände- rung des Grundwasserstandes/ der Grundwasserfließrichtung sowie Beanspruchung gesetzlicher Schutzgebiete. Wirkfaktoren für das Oberflächengewässer sind: bauliche Veränderungen (z.B. Ufer- verbau), Strömungshindernisse und Erhöhung des Oberflächenabflusses durch Ver- siegelung mit den Auswirkungen: Überformung der Gewässerstruktur und Verringe- rung/ Beeinträchtigung des Retentionsvermögens und Abflussverhaltens. Schutzgut „Klima/ Luft“: Wirkfaktoren sind: Versiegelung, Abgrabung, Aufschüttung sowie Dammbauwerke oder Einschnitte mit den Auswirkungen: zeitweiser oder dauerhafter Verlust bzw. Be- einträchtigung von lufthygienisch funktionalen Flächen sowie Unterbrechung von Kalt- luftabfluss- bzw. Frischluftbahnen. Schutzgut „Landschaftsbild“: Wirkfaktoren sind: Abgrabung, Aufschüttung (Dämme, Einschnitte) und Brückenbau- teile mit den Auswirkungen: Inanspruchnahme von prägenden Großstrukturen, glie- dernden Elementen, empfindlichen Landschaftsbildbestandteilen und reich struktu- rierten Gebieten, Überformung von gewachsenen historischen wie prähistorischen Landschaftsstrukturen sowie Beeinträchtigung oder Unterbrechung von Sichtbezie- hungen.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 127 - A 643

Schutzgut „Kultur- und Sachgüter“: Wirkfaktoren sind: Überbauung, Abgrabung und Aufschüttung mit den Auswirkungen: Zerstörung/ Verlust bzw. Beeinträchtigung/ Gefährdung von Boden- oder Kultur- denkmälern sowie Kulturlandschaftsteilen Betriebsbedingte Wirkfaktoren gehen vom Straßenbetrieb aus und stellten eine Belastung der Umwelt mit Schadstoffen und Lärm, sowie ggf. durch Lichtemissionen und Erschütterungen dar. Durch den Ausbau ergibt sich für den Prognose-Planfall gegenüber dem Prognose- Nullfall lediglich eine Verkehrszunahme auf der A 643 je nach Abschnitt von 74.000 bis 93.000 Kfz/24h auf 78.000 bis 97.000 Kfz/24h. Die Mehrbelastung des Planungs- falls von ca. 4.000-5.000 Kfz/24h ist in Relation zur Gesamtverkehrsmenge ver- gleichsweise gering, so dass die damit verbundenen Änderungen für die betriebsbe- dingte Auswirkungsprognose nicht ausschlaggebend ist. Dies gilt auch unter Berück- sichtigung des Ausbreitungsverhaltens der Schadstoffe in Abhängigkeit von Emissi- onsmenge (abhängig von Geschwindigkeit und Verkehrsaufkommen), Wind- und lo- kalklimatischen Strömungsverhältnissen sowie der Straßengradiente (z. B. Brücken- lage, Damm oder Einschnitt) und dem angrenzenden Bewuchs und abschirmenden Anlagen.

5.1.4 Maßnahmen zur Vermeidung und Minderung sowie zur Kompensation Die Beschreibung der Maßnahmen, mit denen erhebliche nachteilige Umweltauswir- kungen des Vorhabens vermieden (hierzu gehören auch die Kohärenz- und CEF- Maßnahmen), vermindert oder, soweit als möglich, ausgeglichen werden, sowie der Ersatzmaßnahmen bei nicht ausgleichbaren, aber vorrangigen Eingriffen in Natur und Landschaft (§ 6 Abs. 3 Nr. 2 UVPG) stellt sich wie folgt dar: Im Zuge der Entwurfsbearbeitung erfolgte die genaue Festlegung der Trassierung und der Bauwerke. Die Schwerpunkte der räumlichen Vermeidung/ Optimierung um- fassen folgende Punkte: Da es sich bei dem vorliegenden Projekt nicht um einen Neubau einer Autobahn mit entsprechenden Neubelastungen handelt, sondern um den Ausbau einer vorhande- nen Autobahn, mit einer nur geringfügigen Erhöhung der Verkehrsbelastung ist be- sonderes Augenmerk auf die Vermeidung baubedingter Beeinträchtigungen, insbe- sondere beim Bau der Rheinbrücke, gelegt worden. Generell werden bereits durch die im Vorfeld berücksichtigten allgemeinen Anforderungen an die Durchführung des Projekts Beeinträchtigungen möglichst weitgehend minimiert, wie • Reduzierung der Gesamtbauzeit und der Aktivitäten auf der Baustelle durch ei- nen hohen Grad an Vorfertigung im Werk bei der Montage des Überbaus, • Reduzierung der baubedingten Flächenbeanspruchung auf das notwendige Mi- nimum und Meidung der naturschutzfachlich bedeutenden Bereiche, …/ Planfeststellungsbeschluss - 128 - A 643

Weitere mögliche Beeinträchtigungen sind beim Schutzgut „Tiere“ durch Baulärm, optische Störreize und Staubemissionen, beim Schutzgut „Pflanzen“ durch Flächen- inanspruchnahme und Staubemissionen sowie beim Schutzgut „Boden“ durch Ver- dichtungen und Schadstoffeintrag der Baumaschinen zu beachten. Straßenbautechnische Vermeidungsmaßnahmen Spezielle straßenbautechnische Vermeidungsmaßnahmen sind nicht vorgesehen. Trotzdem wurde bei der Planung der Rheinbrücke Folgendes beachtet: Planung der Brücke als flache Deckbrücke ohne signifikante Höhenabweichung zur vorhandenen Brücke zwecks Schonung insbesondere der vorkommenden Zug- und Rastvögel, Planung der Brücken der getrennten Richtungsfahrbahnen mit einem Abstand von 14 bis 18 Metern zur Gewährleistung eines wirksamen Lichteinfalls, Reduzierung der Gesamtbauzeit und der Aktivitäten auf der Baustelle durch einen hohen Grad an Vorfertigung im Werk bei der Montage des Überbaus, Reduzierung der baubedingten Flächenbeanspruchung auf das notwendige Minimum und Meidung der naturschutzfachlich bedeutenden Bereiche, größtmögliche Schonung des FFH-Gebietes Rettbergsaue mit den vorkommenden Tierarten und Lebensraumtypen (z.B. Brückenpfeiler gezielt außerhalb des Standor- tes der vorkommenden LRT *91 E0 und 3260 geplant), Verzicht auf Beleuchtungselemente an der Brücke, um ggf. nachteilige Störeffekte wie Anlockung, Blendung, Irritation oder Ablenkung (Vogelzug) sowie ein zusätzliches Kollisionsrisiko zu vermeiden, Minimierung der Staubemissionen (z.B. Befeuchtung) bei Abbruch der Brücke, ökologische Bauüberwachung für die Dauer der Durchführung der Maßnahmen, ins- besondere im Bereich der Rettbergsaue, flächengleicher Ersatz des Retentionsraumverlustes, Anlage zweier Lärmschutzwände „Blierweg‘ und „Rheingaustraße“ sowie Gewährung passiven Lärmschutzes bei Vorliegen der Anspruchsvoraussetzungen i.S.d. 24. BlmSchV, Sicherung aufgefundener Grenz- oder Vermessungssteine des Leinpfads in Geisen- heim und Oestrich-Winkel. Vermeidungsmaßnahmen bei der Durchführung der Baumaßnahme Bei der Durchführung der Maßnahmen, insbesondere im Bereich der Rettbergsaue, wird eine ökologische Bauüberwachung vorgesehen. Maßnahmen zum Schutz des Bodens: • Abtrag des Oberbodens von allen Auftrags- und Abtragsflächen (außer Bauflä- chen im Bereich von Auenböden) inklusive der Straße und Straßennebenflächen und separate Zwischenlagerung (Maßnahme 6.1V, Gesamtumfang 18,65 ha)

…/ Planfeststellungsbeschluss - 129 - A 643

• Abtrag des Oberbodens von allen Auftrags- undAbtragsflächen (außer Bauflä- chen im Bereich von Auenböden) inklusive der Straße und Straßennebenflächen und separate Zwischenlagerung (Maßnahme 4.1V, Gesamtumfang 2,71 ha)* • Rekultivierung des Bodens auf allen temporären Bauflächen nach Abschluss der Straßenbaumaßnahme (Maßnahme 6.2V: Gesamtumfang 9,25 ha) • Rekultivierung des Bodens auf allen temporären Bauflächen im Mombacher Un- terfeld nach Abschluss der Straßenbaumaßnahme (Maßnahme 4.2V, Gesamt- umfang 2,64 ha) • Schutzmaßnahme gegen Bodenverdichtung im Bereich von Baustraßen/ -flächen auf den Auenböden der Rettbergsaue (Maßnahme 6.3V, Gesamtumfang 3,58 ha) • Schutzmaßnahme gegen Bodenverdichtung im Bereich von Baustraßen/ -flächen auf den Auenböden im Bereich des Mombacher Rheinufers (Maßnahme 4.3V, Gesamtumfang 1,98 ha) Maßnahmen zum Schutz der Pflanzen: • Errichtung von Schutzzäunen zur Begrenzung des Baufeldes im Bereich von besonderen Funktionen, die an Bauflächen angrenzen (Maßnahme 6.4V, Ge- samtumfang ca. 680 m) • Errichtung von Schutzzäunen zur Begrenzung des Baufeldes im Bereich des Mombacher Rheinufers, die an Bauflächen angrenzen (Maßnahme 4.4V, Ge- samtumfang ca. 630 m). • Einzelbaumschutz nach RAS-LP4 und DIN 18920 innerhalb des Parks am nördli- chen Rheinufer, am Rande der östlich an die Brücke angrenzenden Baufläche (Maßnahme 6.5V, Gesamtumfang 2 Stück) Maßnahmen zum Schutz der Tiere: • Bauzeitenregelungen zur Vermeidung von Beeinträchtigungen wertgebender Vo- gel- und der Fledermausarten (Großer Abendsegler, Wasserfledermaus und

Zwergfledermaus) (Maßnahme 7VCEF) in Form - des Abbruchs der vorhandenen Brücke außerhalb der Hauptrast- und Brutzei- ten von Vögeln (Abbrucharbeiten nicht zwischen Anfang Februar und Ende Juli), - des Verzichts auf die nächtliche Ausleuchtung der Baustelle während der Hauptrast- und Brutzeiten und der Aktivitätszeiten von Fledermäusen (also nur von Anfang Oktober bis Ende Januar), - der Baufeldfreimachung außerhalb der Brutzeiten (vor Anfang Februar oder nach Ende Juli). • Bauzeitenregelungen zur Vermeidung von Beeinträchtigungen wertgebender Vo- gel- und betroffener Fledermausarten (Große und Kleine Bartfledermaus, Großer und Kleiner Abendsegler, Rauhautfledermaus, Großes Mausohr, Wasserfleder-

maus) (Maßnahme 5VCEF) in Form …/ Planfeststellungsbeschluss - 130 - A 643

- des Abbruchs der vorhandenen Brücke außerhalb der Hauptrast- und Brutzei- ten von Vögeln (Abbrucharbeiten nicht zwischen Anfang Februar und Ende Juli), - des Verzichts auf die nächtliche Ausleuchtung der Baustelle während der Hauptrast- und Brutzeiten und der Aktivitätszeiten von Fledermäusen (also nur von Anfang Oktober bis Ende Januar), - der Baufeldfreimachung außerhalb der Brutzeiten (vor Anfang Februar oder nach Ende Juli) und • einer Baufeldinspektion (vor der Rodung von Gehölzbeständen im Winter (Über- prüfung der kartierten Baumhöhlen auf Fledermäuse, gegebenenfalls Umsetzen der Tiere; Verschließen nicht besetzter Höhlen) • Errichtung eines blickdichten Bauzaunes auf der Rettbergsaue zur Vermeidung akustischer und Störungen der wertgebenden Vogelarten: Neuntöter, Schleiereu-

le und Schwarzmilan (Maßnahme 8VCEF, Gesamtumfang 1.120 lfdm). • Beidseitige Bepflanzung der Straßenböschungen mit standorttypischen, heimi- schen Laubgehölzen und Ansaat von Landschaftsrasen zwecks Einbindung und Abschirmung der Trasse (Maßnahme 1A, Ausgleich für Konflikt 1B, Gesamtum- fang ca. 4,05 ha) • Wiederherstellung der ursprünglichen Nutzung und damit auch bisher genutzter Habitatstrukturen wertgebender Vogelarten auf Bauflächen vom Schiersteiner Kreuz bis zum Beginn der Rheinbrücke (Maßnahme 2A, Ausgleich für Konflikte 1B und 1 H, Gesamtumfang 9,61 ha • Anlage eines Turmfalkennistkastens an einem mind. 100 m von der Trasse ent- fernten Gebäude der Raiffeisen-Warenzentrale auf der autobahnabgewandten Seite (östlich der Brücke, am Nordufer des Rheins) zwecks Herstellung von zu-

sätzlichem Brutplatzangebot (Maßnahme 3ACEF, Ausgleich für Konflikt 1H) • Entwicklung standortangepasster Auenwaldbestände durch weitgehend natürli- che Sukzession auf rekultivierten Bauflächen in der Rettbergsaue (Maßnahme 4A, Ausgleich für Konflikte 2B und 2H, Gesamtumfang 3,58 ha, davon 2,52 ha zur Kompensation anrechenbar) • Reaktivierung eines im weiteren räumlich-funktionalen Zusammenhang zum Ein- griffsort, insbesondere dem FFH-Gebiet 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesba- den“, gelegenen Rheinaltarmes im Auenbereich des Geisenheimer Rheinufers (ca. 20 km stromabwärts von der geplanten Trasse) zwecks Entwicklung eines zusammenhängenden Komplexes aus Weichholz- und Hartholzaue im funktiona- len Zusammenhang mit den auetypischen Kontaktlebensräumen im FFH-Gebiet

„Rhein bei Geisenheim und Oestrich-Winkel“ (Maßnahme 5AFFH, Ausgleich für Konflikte 2B und 2H, Ersatz für Konflikt 1B, Gesamtumfang 4,61 ha, davon 1,51 ha zur Kompensation anrechenbar; Rest wird auf Ökokonto verbucht) …/ Planfeststellungsbeschluss - 131 - A 643

• Rückbau und Entsiegelung von Verkehrsflächen innerhalb des Schiersteiner Kreuzes sowie im Bereich der AS Wiesbaden-Äppelallee zwecks Wiederherstel- lung der Bodenfunktionen und Entwicklung von wertvolleren Biotopstrukturen (Maßnahme 10A, Ausgleich für Konflikt 1B, Ersatz für Konflikt 2Bo; Gesamtum- fang 4,61 ha) • Umbau von Hybridpappelbeständen zu naturnahem Hartholzauenwald unmittel- bar westlich angrenzend an die Rheinbrücke Schierstein sowie auf gleicher Höhe ca. 470 Meter westlich der neu geplanten Brücke (Maßnahme 1.1A, Ausgleich für Konflikte 1B und 1, Gesamtumfang 0,87 ha) • Entwicklung naturnaher Auenwaldbestände durch Sukzession auf rekultivierten Bauflächen im nördlichen Bereich des Mombacher Rheinufers (Maßnahme 1.2A, Ausgleich für Konflikte 1B und 1H, Gesamtumfang 1,11 ha) • Entwicklung von Feuchtwiesen auf rekultivierten Bauflächen im südlichen Bereich des Mombacher Rheinarms (Maßnahme 1.3A, Ausgleich für Konflikt 1B, Ge- samtumfang 0,87 ha • Aufforstung eines Hartholzauenwaldes auf einer feuchten Hochstaudenflur im südlichen Bereich des Mombacher Rheinufers, ca. 320 m östlich der bestehen- den Brücke (Maßnahme 1.4A, Ausgleich für Konflikte 1B, 1H, 1Bo und 2B, Ge- samtumfang 0,57 ha) • Wiederherstellung bzw. Optimierung der ursprünglichen Nutzung auf rekultivier- ten Bauflächen im Mombacher Unterfeld (Maßnahme 2A, Ausgleich für Konflikt 2B, Gesamtumfang 2,64 ha, davon 1,44 ha Gehölze und 1 2 ha trockene Hoch- staudenflur) • Anlage von - 3 Fledermaushöhlen innerhalb der direkt westlich an das geplante Baufeld an- grenzenden Maßnahmenfläche 1.1A im Mombacher Rheinufer und - 6 Fledermaushöhlen im unmittelbar an die Baufläche angrenzenden westlichen Teil der AS Mainz-Mombach für die betroffenen Fledermausarten Groß und Kleine Bartfiedermaus, Großer und Kleiner Abendsegler, Rauhautfledermaus, Großes Mausohr, Wasserfleder-

maus (Maßnahme3ACEF, auslösende Konflikte 1H und 2B). Anmerkung: * Die für den Teilabschnitt in Rheinland-Pfalz vorgesehenen Maßnahmen sind kursiv geschrieben.

Außerdem sind als Gestaltungsmaßnahmen • die Ansaat von Landschaftsrasen auf Straßennebenflächen (Maßnahme 9.1G, Maßnahmenumfang 1,85 ha) und • die landschaftsgerechte Gestaltung des Regenrückhaltebeckens (Maßnahme 9.2G, Maßnahmenumfang: 0,22 ha)

…/ Planfeststellungsbeschluss - 132 - A 643

Vorgesehen. Diese Maßnahmen dienen der landschaftsgerechten Einbindung der Straße und haben insoweit keine kompensatorische Wirkung.

5.1.5 Bedarf an Grund und Boden Folgende Auswirkungen des Vorhabens (vom AK Schierstein bis zur AS Mombach) auf die Schutzgüter des § 2 Abs. 1 UVPG ergeben sich (die Wirkungen auf dem rheinland-pfälzischen Hoheitsgebiet sind nachrichtlich kursiv dargestellt): Schutzgut „Menschen“: - Betriebsbedingte Zunahme1) der Lärmbelastung schutzbedürftiger Nutzungen - Betriebsbedingte Erhöhung der Konzentration der Luftschadstoff-Belastung Anmerkung 1: Das Regierungspräsidium Darmstadt hat zwar die Zunahme als „erheblich“ bewertet (siehe Vorla- gebericht vom 20.04.2011S. 9. Dies trifft jedoch angesichts der geringen Verkehrszunahme im Planfall nicht zu. Unabhängig hiervon ist die bestehende hohe Verkehrslärmbelastung aufgrund der sehr hohen Verkehrsbelastung zu sehen. Schutzgut „Tiere und Pflanzen“: Bezugsraum 1 (Siedlungsbereich Wiesbaden): - KONFLIKT 1B Anlage- und baubedingter Verlust von gering- bis mittelwertigen Gehölzen und sonstigen Biotoptypen mit mittelaltem Baumbestand sowie von Ruderalfluren und Wiesenbrachen, intensiv genutzten Offenlandbiotoptypen bzw. von anthropogen überformten Biotoptypen: Gehölze (02.100, 02.100/ 09.160, 04.220) A: 5,81 ha, B: 5,21 ha Ruderalfluren (09.120,09.211) A: 0,43 ha, B: 0,97 ha Wiesenbrachen (09.130) A: 0,01 ha, B: 0,01 ha Park, Garten (11.231, 11.212) A: 0,71 ha, B: 1,10 ha sonstige geringwertige Biotope (03.211, 06.910, 06.930, 09.160, 10.610, 11.191, 11.225) A: 2,05 ha, B: 2,05 ha - KONFLIKT 1H Temporärer Verlust von geeigneten Habitatstrukturen (z.B. Gebüschen) wertge- bender Vogelarten und baubedingte Störungen (Türkentaube, Turmfalke) vor- nehmlich im Bereich der Parkanlage am Rhein) B: 1,34 ha Bezugsraum 2 (Rettbergsaue) - KONFLIKT 2B Anlagebedingte Degradierung von Auenwaldbeständen (LRT *91 E0) sowie anla ge- und baubedingter Verlust von Gehölzstrukturen und Ruderal- und Brachestruk- turen mit mindestens mittlerer Bedeutung Auenwaldbestände (01.1 32/ LRT *91E0) A: 0,19 ha Gewässer (05.220/ LRT 3260) A: 0,03 ha Neuanlage Auenwald (01.137) A: 0,03 ha Gehölze (02.100, 04.110) B: 0,45 ha Ruderalfluren (09.210) A: 0,16 ha, B: 0,22 ha Wiesenbrachen (09.130) B: 1,10 ha - KONFLIKT 2BH Anlage- und baubedingter Verlust von Habitatstrukturen (Gehölzstrukturen) wert- gebender Vogelarten sowie baubedingte Störungen (z.B.: Neuntöter, Türkentaube, Schwarzmilan) Bezugsraum 1 (Mombacher Rheinufer) - KONFLIKT 1B Anlage und baubedingter Verlust von wertgebenden Biotoptypen in der Aue Weiden - Gebüsch (BB4) B: 0,11 ha Feldgehölz und Schlagflur (BA1, AU2) A: 0,02 ha, B: 0,29 ha

…/ Planfeststellungsbeschluss - 133 - A 643

Nass- und Feuchtwiesen (EC1) B: 0,35 ha - Konflikt 1H Anlage- und baubedingter Verlust von Gehölzstrukturen, als Teilhabitate Zwergfle- dermaus (Jagdhabitat) oder als potenzielle Quartierbäume verschiedener Fleder- mausarten sowie wertgebender Vogelarten, wie Grünspecht, Mittelspecht, Schwarzmilan (potenzielles Brut- und Nahrungshabitat) A: 0,02 ha, B: 0,58 ha und 1 Stck. Bezugsraum 2 (Mombacher Unterfeld) - KONFLIKT 2B Anlage- und baubedingter Verlust von wertgebenden Biotoptypen (Gehölze: BA1, BB9, BD3) im Bereich der Anschlussstelle Mainz-Mombach A: 0,02 ha, B: 1,38 ha Baubedingter Verlust von potenziellen Höhlenbäumen B: 2 Stck. Schutzgut „Boden“: Bezugsraum 1 (Siedlungsbereich Wiesbaden): - KONFLIKT 2Bo Anlagebedingter Verlust von Bodenfunktionen durch Versiegelung A: 0,03 ha Bezugsraum 1 (Mombacher Rheinufer) - KONFLIKT 1Bo Verlust durch Versiegelung und Funktionsverlust durch Flächeninanspruchnahme im Bereich von Straßennebenflächen von Braunen Auenböden A: 0,03 ha Schutzgut „Wasser“: - Anlagebedingter Verlust von Retentionsraum im Überschwemmungsgebiet des Rheins als Folge der Neuerrichtung von Pfeilern und Stützen für den Neubau der Rheinbrücke A: 3.250 m² Schutzgut „Kultur- und Sachgüter“: - Mögliche Zerstörung von Kulturdenkmälern und Elementen der historisch ge- wachsenen Kulturlandschaft im Bereich der Kohärenzmaßnahme (Leinpfad) Die Schutzgüter „Klima und Luft“ und „Landschaftsbild“ werden durch das Bauvorha- ben nicht erheblich betroffen. Für die hier festgestellten Baumaßnahmen werden folgende Flächen benötigt: Tabelle 3a: Flächenbilanz Straße Art Fläche Neu versiegelte Fläche (Fahrbahn, Brückenpfeiler, 3.96 ha befestigter Mittelstreifen, Stützwand, Rad-/ Gehweg) Dammböschungen 3,01 ha Einschnittsböschungen 1,04 ha Bankette 1,44 ha Entwässerungsmulde 0,42 ha RRB 0,22 ha Brücken 4,65 ha1) Bauflächen 12,55 ha2) Gesamtsumme 12,29 ha

Anmerkung: 1) davon 1,51 ha über der Wasserfläche des Rheins (Brücke bis zur Landesgrenze) und 2,34 ha im Bereich der alten Brücken 2) 2,76 ha der insgesamt 15,68 ha großen Bauflächen liegen unterhalb der Brücken und sind bereits in den dortigen Zahlen enthalten Quantifiziert auf die landschaftspflegerische Maßnahmen ergibt sich folgende Flä- chenbilanz:

…/ Planfeststellungsbeschluss - 134 - A 643

Tabelle 3b : Flächenbilanz Kompensation Art Fläche Ausgleichsmaßnahmen 22,60 ha Vermeidungsmaßnahmen 22,23 ha Gestaltungsmaßnahmen 2,07 ha Gesamtsumme: 44,83 ha

5.2 Bewertung der Umweltauswirkungen nach § 12 UVPG Auf der Grundlage der vom Träger des Vorhabens vorgenommenen Ermittlungen, der im Anhörungsverfahren eingebrachten Einwendungen und Stellungnahmen und der vom Regierungspräsidium Darmstadt erstellten zusammenfassenden Darstellung der Umweltauswirkungen sind die Umweltauswirkungen nach § 12 UVPG des Vorhabens in Bezug auf die einzelnen Schutzgüter bewertet worden. Mit den vorgesehenen Maßnahmen können die mit dem Vorhaben zu erwartenden nachteiligen Umweltaus- wirkungen des Vorhabens vermieden, vermindert oder, soweit möglich, ausgeglichen werden, sowie mit den Ersatzmaßnahme die nicht ausgleichbaren, aber vorrangigen Eingriffe in Natur und Landschaft kompensiert werden (siehe unter vorstehender Nr. 5.1.4). Die Bewertung der Umweltauswirkungen stellt sich wie folgt dar:

5.2.1 Schutzgut „Menschen“ Der für den Menschen relevante Siedlungsbereich der Stadt Wiesbaden, der vom Rhein bis zum Schiersteiner Kreuz reicht und überwiegend gewerblich und im Be- reich des Schiersteiner Kreuzes z.T. gartenbaulich genutzt wird, ist zwar aufgrund der sehr hohen Verkehrsbelastung stark vorbelastet und es kommt lediglich zu einer ge- ringen Verkehrszunahme. Aus Anlass des Vorhabens sind Lärmschutzmaßnahmen an der A 643 im Bereich der Rheingaustraße und an der A 66 im Bereich Blierweg vorgesehen. Mit dem Vorhaben sind keine erheblichen Lärm- und Schadstoffbelas- tungen der Siedlungsbereiche verbunden. Im Bereich der Rettbergsaue mit dem Campingplatz und dem Strandbad, die damit eine bedeutende Erholungsfunktion für den Menschen aufweist, besteht eine sehr hohe Vorbelastung und es kommt lediglich zu einer geringen Zusatzbelastung. Für die Erholungsbereiche treten keine erheblichen Lärm- und Schadstoffbelastungen ein, die dort über die vorhandenen Auswirkungen hinausgehen. Unter der neuen Brü- cke ist die Errichtung eines abgehängten Fußgängersteges mit Zugang zur Rett- bergsaue vorgesehen. Die Zugänglichkeit zur Rettbergsaue bleibt damit grundsätzlich erhalten; sie kann tageszeitlich und saisonal durch seitliche Tore begrenzt werden. Auf der Grundlage der Hochwasserspiegellagen und der wassertechnischen Berech- nungen sind im Bereich der Rheinwiesen durch die dort vorgesehene Maßnahme

5ACEF Veränderungen der Hochwasserverhältnisse mit Auswirkungen auf die an die B 42 angrenzenden Siedlungsbereiche sowie die Kleingärten auf der Schönborn- schen Aue nicht zu erwarten. …/ Planfeststellungsbeschluss - 135 - A 643

Die Radwegeverbindung entlang des Leinpfades und die Zuwegung zur Kleingarten- anlage werden durch die vorgesehenen Brückenbauwerke aufrechterhalten, so dass keine negativen Auswirkungen auf die Erholungsfunktion zu erwarten sind.

5.2.2 Schutzgüter „Pflanzen, Tiere und biologische Vielfalt“ Im Siedlungsbereich liegen mittel bis hoch bedeutende Bereiche für die Avifauna im Bereich der Grünanlagen direkt am nördlichen Rheinufer, östlich der A 643 sowie im Bereich der Bismarcksaue, westlich anschließend an den Bereich des Betonwerkes vor. In diesen Bereichen wurde auch die Zwergfledermaus nachgewiesen. Die faunis- tischen Funktionen im südlichen Teil des Bezugsraumes, insbesondere aufgrund der Vorkommen artenschutzrechtlich bedeutsamer Tierarten, durch temporären Verlust von geeigneten Habitatstrukturen sowie die baubedingte Störungen wertgebender Vogelarten vornehmlich im Bereich der Parkanlage am Rhein werden mit den arten- schutzrechtlichen Maßnahmen kompensiert. Die übrigen schutzgutbezogenen Funk- tionen sind im Siedlungsbereich von untergeordneter Bedeutung, da sie entweder als geringwertig einzustufen sind oder keine wesentlichen Beeinträchtigungen über die bestehende Vorbelastung hinaus zu erwarten sind. Für den Bereich des Hauptstroms, ca. 600 m östlich der Schiersteiner Brücke begin- nend bis zum Ostende der Rettbergsaueninsel, dem eine hohe Bedeutung als Rast- fläche, für das Schutzgut „Tiere“, insbesondere für die Avifauna, zukommt und den Bereich der Insel ist die Empfindlichkeit gegenüber bau- und betriebsbedingten Wir- kungen trotz der vorhandenen Vorbelastung untersucht worden. Wegen des natur- schutzfachlich sensiblen Bezugsraumes und der Größe der zu errichtenden Brücke sowie der damit einhergehenden benötigten Bauflächen werden die Beeinträchtigun- gen hinsichtlich des Schutzgutes Tiere (Baulärm, optische Störreize durch Beleuch- tungen) durch entsprechende Festlegungen vermieden. Der anlage- und baubeding- ter Verlust von Habitatstrukturen wertgebender Vogelarten sowie baubedingte Stö- rungen (u.a. Neuntöter, Schwarzmilan) wird kompensiert. Die wertvollsten Biotoptypen im Siedlungsbereich sind die straßenbegleitenden Ge- hölzstrukturen sowie die vorhandenen parkartigen Grünanlagen nördlich des Rhein- ufers und nördlich der AS Wiesbaden - Äppelallee auf der östlichen Seite der A 643. Der anlage- und baubedingte Verlust von gering- bis mittelwertigem Straßenbegleit- grün und sonstigen Biotoptypen mit mittelaltem Baumbestand sowie von Ruderalflu- ren und intensiv genutzten Offenlandbiotoptypen werden im Rahmen der Gestal- tungsmaßnahmen wiederhergestellt und, soweit nicht kurzfristig wiederherstellbar, mit den Ausgleichsmaßnahmen kompensiert. Im Bereich der Rettbergsaue, die überwiegend bewaldet ist und als wertvolle Biotop- typen Weichholz- und Hartholzauenwälder aufweist und als FFH-Gebiet ausgewiesen ist, wird Auenwald durch Verbreiterung des Brückenbauwerks überbaut. Damit wer- …/ Planfeststellungsbeschluss - 136 - A 643 den die Standortbedingungen der Biotoptypen verändert. Für diese Überbauung wird eine Kohärenzmaßnahme im Bereich der Rheinwiesen bei Geisenheim und Oestrich- Winkel durchgeführt. Ehemalige Grünlandstandorte werden entweder aufgeforstet oder der natürlichen Entwicklung überlassen. Der anlage- und baubedingte Verlust von Gehölzstrukturen und Ruderal- und Brachestrukturen mit mindestens mittlerer Bedeutung wird mit den Ausgleichsmaßnahmen kompensiert. Dies gilt auch für die gesetzlich geschützten Biotope gemäß § 30 BNatSchG (Hartholzauenwald, Weiden- Weichholzaue sowie naturnahe Flüsse, Flussabschnitte). Hinsichtlich der Maßnahmen im Bereich der Rheinwiesen – bei diesen Wiesen han- delt es sich um einen ehemaligen Rheinarm, der durch Buhnenbau in der ersten Hälf- te des 19. Jahrhunderts „Land geworden“ ist und wodurch die ehemalige Insel „Schönbornsche Aue“, die heute von Kleingärten und landwirtschaftlicher Nutzfläche geprägt ist, an das Geisenheimer Rheinufer angebunden wurde – ist anzumerken, dass die Rheinaue eine heterogene Geländeoberfläche aufweist, die zum großen Teil anthropogenen Ursprungs ist. Die Flächen wurden u.a. im Zuge der Rheinausbagge- rung „Binger Loch“ mit dem dort anfallenden Material großflächig aufgefüllt. Die Flä- chen liegen zwar im rezenten Überschwemmungsbereich des Rheins, das heutige Niveau der Aue ist jedoch überwiegend so hoch, dass die Flächen nur selten vom Rheinhochwasser erfasst werden. Die für die Kohärenz vorgesehenen Flächen sind aktuell überwiegend ungenutzt. Sie werden im Wesentlichen von Kratzbeergebüsch, lockerem Gehölz und spontan aufgekommenen Schwarzpappelbeständen einge- nommen. Im Süden zieht sich eine Reihe alter stattlicher Hybridpappeln entlang. Die Pappeln sind zum Teil bereits abgängig, reich an Baumhöhlen und Baumpilzen. Sie wurden am Rand des ehemaligen Rheinarms in einer tiefer gelegenen Rinne ge- pflanzt und bilden die Grenze zur deutlich höher gelegenen Schönbornschen Aue. In den tiefsten und damit auch feuchtesten Bereichen der Kohärenzflächen haben sich Röhricht- und Silberweidenbestände entwickelt. Die zahlreichen Schwarzpappelbe- stände kommen dagegen auch auf den höher gelegenen Standorten vor. Die vorge- sehen Maßnahmen in den Rheinwiesen dienen sowohl der Sicherung des kohärenten Netzes Natura 2000 als auch der Kompensation im Rahmen der Eingriffsregelung. Ziel ist die Entwicklung eines großflächig zusammenhängenden Komplexes aus Weichholz- und Hartholzauenwäldern durch eine Verbesserung der Standortbedin- gungen. Zu diesem Zweck wird der ehemalige Rheinnebenarm reaktiviert und das Niveau in der Aue durch Bodenabtrag und Bodenmodellierung abgesenkt. Die Maß- nahmen sind Bestandteil der Kohärenzplanung sowie der damit verbundenen was- serbaulichen Planung. Folgenden Umweltauswirkungen wurden beachtet:

…/ Planfeststellungsbeschluss - 137 - A 643

- Gefährdung der Siedlungsbereiche und Beeinträchtigung der Naherholungsfunk- tion auf der Schönbornschen Aue durch eine Veränderung der Hochwasserver- hältnisse (siehe unter 5.2.1) - Veränderung der Strömungsverhältnisse im Rhein (siehe unter 5.2.4) - Veränderung der Grundwasserstände durch die Ausbaggerung des Rheinarms (siehe unter 5.2.4) - Beeinträchtigung natürlicher Bodenfunktionen durch Bodenabtrag (siehe unter 5.2.3) - Veränderung des Landschaftsbildes (siehe unter 5.2.6) - Unterbrechung der Wegebeziehungen entlang des Rheins (Leinpfad) (siehe un- ter 5.2.1). Die ökologische Bauüberwachung bezieht sich auch auf den Bauablauf der Maß- nahme 5ACEF.

5.2.3 Schutzgut „Boden“ In dem vollflächig überformten Siedlungs- und Verkehrsflächen, in dem sich die natür- lichen Bodenfunktionen allenfalls auf die teilweise Erfüllung der Regler- und Speicher- bzw. der Filter- und Pufferfunktion beschränken, in dem der Boden nach wie vor als Versickerungsfläche und Speichermedium dient, gehen durch die Verbreiterung der Autobahn diese Funktionen verloren. Diese werden mit den vorgenannten Aus- gleichsmaßnahmen ersetzt. Die auf der Rettbergsaueninsel vorkommenden Auenböden (Auenlockersyroseme, Auenpararendzina, Brauner Auenboden, Auengley) werden Vorkehrungen getroffen, die zu keiner Verdichtung der Baufläche und Schadstoffeintrag durch Baumaschinen führen. Der kleinflächige Verlust von Auenböden durch die Brückenpfeiler wird im Rahmen der Ausgleichsmaßnahmen kompensiert. Beeinträchtigungen natürlicher Bodenfunktionen durch die Ausbaggerung des Rhein- arms im Bereich Geisenheim und Oestrich-Winkel sind auszuschließen, da es sich bei den abzutragenden Bodenmassen um anthropogenes Auffüllmaterial u.a. aus der Rheinausbaggerung „Binger Loch“ handelt. Die Erdmassen sollen vornehmlich im Zuge des Ausbaus der A 643 verbaut werden. Sollten im Zuge der Baumaßnahmen altlastenverdächtige Materialien anfallen, sind diese entsprechend zu entsorgen.

5.2.4 Schutzgut „Wasser“ Das Grundwasser im Siedlungsbereich, dessen Bedeutung hier überwiegend hoch ist, was auf die Nähe zum Rhein und den sich daraus ergebenden generell geringen Grundwasserflurabstand von weniger als 5 m zurückzuführen ist, wird durch die Baumaßnahme nicht beeinträchtigt. Im Bereich der Rettbergsaue, wo der Grundwas- serflurabstand bei weniger als 2 m liegt und eine hohe Verschmutzungsempfindlich-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 138 - A 643 keit des gut durchlässigen Porengrundwasserleiters gegeben ist, und die insgesamt als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen ist, werden die Auswirkungen auf das Grundwasser durch baubedingte Beeinträchtigungen im Zuge der Vermeidung mögli- cher Beeinträchtigungen für das Schutzgut Boden ausreichend berücksichtigt.

Die hydrologischen Auswirkungen der Maßnahme 5ACEF im Bereich der Flutrinne be- schränken sich auf die Grundwasserverhältnisse auf die unmittelbare Umgebung des zu reaktivierenden Altarms. Die im Siedlungsbereich vorhandenen zahlreichen altlastenverdächtigen Standorte werden bei der Bauausführung berücksichtigt. Im Siedlungsbereich werden keine Oberflächenwassers betroffen. Die sich aus der Neuversiegelung durch die Verbreiterung der Fahrbahn eintretende Verlust von Ver- sickerungsfläche und Speicherraum wird im Rahmen der Kompensationsmaßnahmen ausgeglichen. Die Entwässerung der ausgebauten A 643 beachtet, dass dem Rhein kein zusätzliches Wasser zugeführt wird. Es werden entsprechende Drosseleinrich- tungen vorgesehen. Soweit eine Reduzierung von Retentionsraum eintritt wird ein entsprechender Aus- gleich geschaffen. Der Strom Rhein und seine Ufermorphologie (das Ufer ist befestigt) werden bei der Baumaßnahme berücksichtigt, insbesondere das Ufer der Rettbergsaueninsel auf der Westseite, das variiert. Durch den Ausbau ergeben sich im Mombacher Seitenarm ein neuer Flusspfeiler je Brückenbauwerk sowie im Biebricher Fahrwasser nur für das neue Brückenbauwerk zwei Flusspfeiler parallel zu den vorhandenen Pfeilern, so dass sowohl hinsichtlich des Abflussverhaltens des Rheinwassers als auch eventuell vorhandener klimatischer Abflussleitbahnen keine erheblichen Beeinträchtigungen zu erwarten sind.

Im Bereich der Rheinwiesen ergeben sich durch die Maßnahme 5ACEF für die Niedrig- und Mittelwasserabflusssituation des Rheins außer im unmittelbaren Nahfeld des Zulaufs und der Rückmündung des Rheinarms keine Veränderungen des Oberflä- chengewässers.

5.2.5 Schutzgut „Klima/ Luft“ Der überwiegende Teil des Bezugsraumes besteht aus Siedlungs- und Gewerbebe- reichen ohne Ausgleichsfunktion oder aus stark durchgrünten Verkehrsflächen im Bereich des Autobahnkreuzes bzw. aus großflächigen Grünanlagen im Bereich nörd- lich des Rheinufers mit geringer Ausgleichsfunktion. Für das Schutzgut „Klima/ Luft“ weist die Rettbergsaue wegen der Gehölzstrukturen eine hohe Bedeutung als Klimatop mit Ausgleichsfunktion aus. Diese Bedeutung und die sehr hohe Bedeutung der Wasserflächen des Rheins werden durch die Baumaß- nahme, insbesondere das neue Brückenbauwerk nicht nachhaltig beeinflusst. …/ Planfeststellungsbeschluss - 139 - A 643

5.2.6 Schutzgut „Landschaft“ (Landschaftsbild) Das Landschaftsbild im Gewerbegebiet von Biebrich und Schierstein, das eine nur sehr geringere Bedeutung hat, wird durch Vorhaben unter Berücksichtigung der Ge- staltungsmaßnahmen wiederhergestellt. Im Bereich der Rettbergsaue und Rhein-Hauptstroms ist das Landschaftsbild durch die vorhandene Rheinbrücke schon stark vorbelastet. Mit dem Brückenneubau sind keine zusätzlichen Auswirkungen zu erwarten. Der an die Rettbergsaueninsel südlich angrenzende Rhein (Mombacher Seitenarm), der ein sich durch „außergewöhnliche naturhistorische Landschaftselemente“ auszeichnet, wird durch das neue Bauwerk nur gering zusätzlich belastet, weil die neue Brücke sowohl hinsichtlich der lichten Höhe als auch ihrer Ausführung als flache Deckbrücke die Landschaft gegenüber der bereits bestehenden Brücke nicht verändert. Durch die Reaktivierung des Rheinaltarms bei Geisenheim und Oestrich-Winkel wird zwar die vorhandene Landschaftsbildsituation, die von Gehölzen, Auenwaldrelikten und Hybridpappelreihen geprägt ist, baubedingt verändert. Mittel- bis langfristig wer- den sich durch die geplante Kohärenzmaßnahme jedoch naturnahe Auenwälder ent- wickelt, die der Eigenart des Rheins und der Rheinauen entsprechen.

5.2.7 Schutzgut „Kultur- und sonstige Sachgüter“ Weder eine erhebliche Beeinträchtigung oder ein Verlust von Kulturgütern noch eine Beanspruchung/ Beeinträchtigung von Sachgütern (Lagerstätten) wird durch die Baumaßnahme eintreten. Auch die Ver- und Entsorgungsleitungen werden erhalten und gesichert oder, soweit erforderlich, wiederhergestellt. Sofern bei der Baudurchführung Bodendenkmäler oder andere Funde angetroffen werden, werden die diesbezüglichen fachlichen Vorschriften beachtet. D.h. die be- kannten Bodenfunde (steinzeitliche und mittelalterliche Fundstellen) werden ausge- graben und dokumentiert, Zufallsfunde bei Erdarbeiten gesichert.

5.2.8 Wechselwirkungen Wechselwirkungen sind kumulative bzw. synergetische Wirkungen (Wirkungsüberla- gerungen) verschiedener Auswirkungen in ihrem Zusammenwirken, Wirkungsketten sowie Verlagerungseffekte. Wirkungsüberlagerungen, Wirkungsketten sowie Verlage- rungseffekte sind ganz überwiegend vorstehend bei den jeweiligen Schutzgütern dar- gestellt. Durch die planfestgestellten und festgesetzten Vermeidungs-, Minimierungs- und Kompensationsmaßnahmen, die zugunsten eines bestimmten Schutzgutes vor- genommen werden, werden keine Verlagerungseffekte ausgelöst. Dies gilt auch für die Kohärenzmaßnahmen zur Schadensvermeidung im FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 140 - A 643

5.2.9 Abschließende Bewertung Durch die mit dem planfestgestellten Vorhaben verbundenen Beeinträchtigungen würden ohne entsprechende Maßnahmen erhebliche nachteilige Umweltauswirkun- gen für die betrachteten Schutzgüter Menschen, Tiere und Pflanzen, Boden, Wasser, Luft und Klima sowie Landschaft und bei den Wechselwirkungen zwischen diesen Schutzgütern verursacht. Das abgestimmte, umfangreiche Maßnahmenkonzept des Vorhabenträgers zur Ver- meidung, Minderung und Kompensation nachteiliger Umweltauswirkungen in Verbin- dung mit den von der Planfeststellungsbehörde getroffenen Nebenbestimmungen ermöglicht, die Funktionsverluste und -beeinträchtigungen zu vermeiden, zu minimie- ren oder zu kompensieren.

III. Planrechtfertigung Die Schiersteiner Rheinbrücke muss durch einen Neubau ersetzt werden, denn die in den 1960er Jahren erbaute Rheinbrücke weist in allen Bereichen ihrer Konstruktion so schwere Schäden auf, dass die Verkehrs- und Standsicherheit der Brücke ab 2015 nicht mehr gegeben sein dürfte. Alle Sanierungsmöglichkeiten sind vom Vorhaben- träger in den vergangenen Jahren durchgeführt worden und somit ausgeschöpft. Eine Grundinstandsetzung im Bestand scheidet aufgrund der vorhandenen Konstruktion aus. Ein Neubau der Brücke durch eine Verlagerung des Verkehrs auf eine (zweite) Brückenhälfte und Abriss und Neubau der jeweils anderen Brückenhälfte scheidet ebenfalls aufgrund der vorhandenen Konstruktion (durchgehendes Kastenprofil) aus. Die bestehende Schiersteiner Rheinbrücke weist eine Gesamt-Bauwerkslänge von 1.277,3 m auf. Dies verteilt sich auf folgende Teilabschnitte: - Bauwerk 1: Flutbrücke Mombach, Spannbeton-Verbundbauwerk ohne Mitteltren- nung mit 2 Feldern und Längen 46,4 m und 52,2 m, Gesamtlänge 98,6 m, Pfeiler- achse A - C (Rheinland-Pfalz) - Bauwerk 2: Kleine Strombrücke, Stahlbrücke mit orthotroper Fahrbahnplatte mit 3 Feldern und Längen 70 m, 170 m und 70 m, Gesamtlänge 310 m, Pfeilerachse C - F (davon ca. 180 m auf rheinlandpfälzischer Seite und 130 m auf hessischem Ge- biet) - Bauwerk 3: Flutbrücke Rettbergsaue, Verbundbrücke mit 3 Feldern und Längen 70 m, 70 m und 70 m, Gesamtlänge 210 m, , Pfeilerachse F - J - Bauwerk 4: Große Strombrücke, Stahlbrücke mit orthotroper Fahrbahnplatte mit 3 Feldern und Längen 85 m, 205 m und 85 m, Gesamtlänge 375 m, Pfeilerachse J - M - Bauwerk 5: Flutbrücke Schierstein, Spannbeton-Verbundbauwerk ohne Mitteltren- nung mit 3 Feldern und Längen 70 m, 60 m und 55 m, Gesamtlänge 185 m, Pfei- lerachse M - P - Bauwerk 6: – Anschlussbauwerk Uferstraße, Spannbetonbauwerk ohne Mitteltren- nung mit 3 Feldern und Längen 32,9 m, 32,9 m und 32,9 m, Gesamtlänge 98,7 m, Pfeilerachse P - S. Die Verbundbrücken befinden sich in den Vorlandbereichen und über der Rettbergs- aue, die Stahlbrücken überspannen die zwei Rheinarme und die Spannbetonbrücke …/ Planfeststellungsbeschluss - 141 - A 643 schließt sich als Überquerung der K 648 an. Die Gesamtlänge des Brückenzugs be- trägt 1.277,3 m, die Breite 26 m und die gesamte Brückenfläche etwa 33.200 m². Die Brücke ist der Brückenklasse 60/30 (DIN 1072, 1985) zugeordnet. Die Unterbauten der Rheinbrücke bestehen aus massiven Trennpfeilern an den Bauwerksenden, aus Einzelrundstützen aus Stahlbeton unter den Verbundbrücken sowie großen massiven Pfeilerscheiben unter den Innenstützen der Strombrücken. Die Trennpfeiler und Stüt- zen sind flach auf Bodenverbesserungen und die Strompfeiler mittels Senkkästen tief gegründet. Der lichte Abstand zwischen den Konstruktionsunterkanten der Strombrü- cken und des höchst schiffbaren Wasserstandes HSW der beiden Rheinarme beträgt 9,10 m. Der bauliche Zustand der bestehenden Brücke hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Ein im August 2003/Ergänzung 2005 erstelltes Gutachten von kam zu folgendem Ergebnis: • eine eindeutig systematische Schadenszuordnung (z.B. Häufung von Schadens- bildern in der Schwerverkehrsspur) fehlt, d.h. kein Ermüdungsproblem • hoher Erhaltungsaufwand erforderlich, längerfristig verbunden mit einem bleiben- den Verkehrssicherheitsrisiko • laufende Verkehrseingriffe für die sukzessive Rissesanierung, inzwischen wurde eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 60 km/h aus Sicherheitsgründen angeord- net • eine Instandsetzung ist nicht möglich aufgrund der Sonderform der Fahrbahn • Gewaltbruchgefährdung als Bruch ohne Vorankündigung bei fehlenden Ermü- dungserscheinungen Aufgrund des beschriebenen derzeitigen Erhaltungszustandes wird die Schiersteiner Brücke aller voraussichtlich ab 2015 die Anforderungen an die Verkehrssicherheit nicht mehr erfüllen. Um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, eine dauerhafte Grundinstandsetzung der Schiersteiner Rheinbrücke weder technisch noch wirt- schaftlich vertretbar ist, hat das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden eine Planung für den Neubau der Rheinbrücke Schierstein, mit der die vorhandene Brücke in den kommenden Jahren ersetzt wird, Planung unter Berücksichtigung des drastisch angestiegene Verkehrs erstellt. Einen Brückenneubau im Schutz einer vollständigen Sperrung der Autobahnverbin- dung Mainz - Wiesbaden zu realisieren, ist nicht möglich, weil es zu dieser Autobahn- verbindung keine Alternative gibt. Das umliegende Straßen- und Autobahnnetz ist nicht in der Lage die auf der Brücke befindlichen Autobahnverkehre durch nur annä- hernd aufzunehmen. Großräumige, massive Verkehrsbeeinträchtigungen wären die Folge einer Sperrung der Schiersteiner Rheinbrücke.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 142 - A 643

Die A 643 stellt eine Hauptverkehrsachse in dem dicht besiedelten Rhein-Main-Ge- biet dar. Sie verbindet die A 60 (linksrheinisch) und A 66 (rechtsrheinisch) sowie au- ßerdem die Landeshauptstädte Wiesbaden (Bundesland Hessen) und Mainz (Bun- desland Rheinland-Pfalz) miteinander. Als Bestandteil einer überragend wichtigen Verkehrsverbindung ist die Verkehrsbelastung seit deren Bau Anfang der 1960er Jah- re erheblich angestiegen. Ein Wegfall der Schiersteiner Rheinbrücke kommt nicht in Betracht. Dies hätte zwar zur Folge, dass die Verkehrsbelastung auf den beiden verbleibenden Abschnitten der A 643 stark zurückginge, aber der Verkehr würde auf die beiden verbleibenden Brü- ckenverbindungen zwischen Mainz und Wiesbaden verdrängt. Damit würden die Ver- kehrsbelastungen dort drastisch ansteigen. So würde die Verkehrsbelastung auf der Weisenauer Brücke von 119.000 Kfz/24h auf 171.000 Kfz/24h (theoretisch) anstei- gen. Auch die Verkehrsbelastung auf der Theodor-Heuss-Brücke würde von 46.500 Kfz/24h auf ca. 70.000 Kfz/24h zunehmen. Diese beiden Rheinbrücken sind jedoch schon jetzt vollständig überlastet und können den zusätzlichen Verkehr im Ergebnis nicht mehr aufnehmen. Dabei würden allerdings große Verkehrsanteile auf die inner- städtischen Straßennetze von Wiesbaden und Mainz verlagert. Ganztägige extreme Staubildungen mit Auswirkungen für das gesamte Rhein-Main-Gebiet wären die Fol- ge mit dem Ergebnis, dass der Verkehr zeitweise großräumig zum Erliegen käme. Damit sind alternative, leistungsfähige Verkehrsführungen weder klein- noch groß- räumig vorhanden. Die verkehrlichen Auswirkungen eines Wegfalls der Brücke sind – auch temporär – somit nicht verträglich lösbar. Die A 643 muss als Verbindung unter allen Umständen für den Verkehr erhalten blei- ben. Voraussetzung dafür ist zwingend der Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke. Weiterhin sind ein Neubau der Brücke unter halbseitiger Sperrung und damit ein Neubau unter Aufrechterhaltung des Verkehrs auf der Brücke aufgrund der vorhan- denen einteiligen Brückenkonstruktion (Kastenprofil) technisch nicht möglich. Es ist deshalb ein Brückenneubau unverzichtbar. Dies kann allein durch die neuen Brückenbauwerke direkt parallel neben der vorhan- denen Brücke erreicht werden. Dies muss im Hinblick auf den Bauzustand der vor- handenen Rheinbrücke bis 2015 erfolgen, damit ab diesem Zeitpunkt eine neue Ver- bindung dem Verkehr zur Verfügung steht. Die neue Brückenhälfte muss also ab 2015 den gesamten Autobahnverkehr aufnehmen. Erst dann kann die alte Brücke abgebrochen und an deren Stelle eine zweite Brückenhälfte (als gesonderter Über- bau) neu errichtet werden. Überdies sind auch aufgrund des sechsstreifigen Aus- baues und der Aufrechterhaltung einer ausreichenden Verkehrsführung während der Bauzeit für beide Fahrtrichtungen getrennte Überbauten vorgesehen. Dabei werden ein Überbau in der Trasse des bestehenden Bauwerks und ein Überbau mit verän-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 143 - A 643 derlichem Abstand auf der Unterstromseite des bestehenden Bauwerks ausgeführt wird. Dazu wird eine neue Brücke neben dem Bestand erstellt. Diese übernimmt zu- nächst den gesamten Verkehr zwischen Wiesbaden und Mainz auf. Anschließend wird die bestehende Brücke abgebrochen und neu aufgebaut und der Verkehr in ge- genläufigen Fahrtrichtungen über beide Brücken geführt. Der Ausbau mit Brückenneubau muss somit in zwei Bauabschnitten erfolgen: Im 1. Bauabschnitt wird die westliche Richtungsfahrbahn in Fahrtrichtung Mainz neu her- gestellt, im 2. Bauabschnitt erfolgt der Bau der östlichen Richtungsfahrbahn in Fahrt- richtung Wiesbaden. Dazu ist die Errichtung eines 21,5 m breiten zweiten Überbaus unterstromig parallel zur bestehenden Schiersteiner Autobahnbrücke, welche den Rhein und die Insel der Rettbergsaue überspannt, vorgesehen. Nachdem die neue unterstromige Teilbrücke (Bauwerke Nr. 1a, 1b, 1c, 2a und 2b) fertiggestellt ist, wird die alte Brücke (Fahrbahnbreite von 26,50 m) abgerissen und an deren Stelle eine zweite Teilbrücke (neue Fahrbahnbreite 21,50 m) (Bauwerke Nr. 4a, 4b, 4c, 5a und 5b) errichtet. Aufgrund technisch bedingter Zwangspunkte laufen die Brücken vom Mombacher Rheinufer zum Wiesbadener Rheinufer konisch zusammen. Hierdurch verbleibt ein Lichtspalt/ Freiraum zwischen den beiden Überbauten, der von ca. 17 m (am Beginn der Rheinbücke auf Mombacher Seite) auf ca. 3 m (am Ende der Rhein- brücke vor der AS Äppelallee) zuläuft. Darüber hinaus ist die Errichtung eines abge- hängten Fußgängersteges mit Zugang zur Rettbergsaue vorgesehen. Für die Bauwerke in Fahrtrichtung Wiesbaden werden mit Ausnahme der beiden Flusspfeiler im Biebricher Fahrwasser alle übrigen Pfeiler entfernt und neu errichtet. Für die neuen Bauwerke in Fahrtrichtung Mainz werden jeweils parallel dazu neue Pfeiler errichtet. Im Mombacher Arm werden zudem zwei parallel stehende Flusspfei- ler an einer neuen Stelle errichtet. Die Gründung der Widerlager und Landpfeiler er- folgt mit Flachgründungen auf dem gewachsenen Untergrund. Die Flusspfeiler wer- den in flächenschonenden Bauverfahren durch Abteufen von Senkkästen errichtet werden. Die Stahlquerschnitte der Überbauten werden im Werk in Einzelabschnitten vorgefer- tigt und mit Lkw- bzw. Schiffstransporten zur Baustelle geliefert. Die Einzelbauteile werden an Land mit Kränen auf Hilfskonstruktionen abgelegt, ausgerichtet und zu dem Gesamtquerschnitt verschweißt. Die vormontierten Brückenteile über dem Mom- bacher Rheinarm und dem Biebricher Fahrwasser werden eingeschwommen. Die Andienung der Baustelle auf der Rettbergsaue erfolgt per Schiff; die Anlandungsstel- len und Bauflächen sind der als lfd. Nr. 15.3 festgestellten Unterlage zu entnehmen. Hinzu kommt, dass der vorhandene vierstreifige Querschnitt der bestehenden Bun- desautobahn A 643 vom Autobahndreieck Mainz in Rheinland-Pfalz zum Autobahn- kreuz Wiesbaden-Schierstein in Hessen nach der Verkehrsanalyse (2007) mit einem

…/ Planfeststellungsbeschluss - 144 - A 643

Fahrzeugaufkommen von ca. 98.800 bis 102.900 Kfz/24h im Jahre 2020 an die Grenzen der verkehrlichen Belastbarkeit stößt. Die schon heute vorhandene Ver- kehrsbelastung von ca. 92.800 Kfz/24h überschreitet die Leistungsfähigkeit einer vierstreifigen Autobahn deutlich. Dies wird durch die zahlreichen auftretenden Ver- kehrsstaus belegt. Daher ist es notwendig, den vorhandenen Brückenzug zwischen Wiesbaden und Mainz neu zu errichten und dabei gleichzeitig einen ausreichend leis- tungsfähigen sechsstreifigen Querschnitt zu schaffen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das zukünftige Verkehrsaufkommen auf der ausgebauten A 643 im Bereich der Rheinbrücke mit ca. 98.800 Kfz/24h um etwa 6.000 Kfz/24h über dem Prognose- Nullfall des Jahres 2020 liegt. Dies erfordert die Erweiterung der heute schon überlas- teten A 643 auf sechs Fahrstreifen, weshalb auch der Ausbau der A 643 auf sechs Fahrstreifen vorgesehen und erforderlich ist. Die geltenden „Richtlinien für die Anlage von Autobahnen“ (RAA 2009) sehen für Verkehrsbelastungen in dieser Größenord- nung drei Fahrstreifen und einen Seitenstreifen je Fahrtrichtung (RQ 36,0) als zwin- gend erforderlich an (siehe auch die Abbildung für die Einsatzbereiche der Regel- querschnitte für Autobahnen unter C, Ziffer IV,8 [Abweichungsgründe (Zwingende Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses)]). Da während der Bauzeit eine ausreichende Verkehrsführung aufrechterhalten werden muss, sind bei der neuen Brücke für beide Fahrtrichtungen getrennte Überbauten erforderlich, wobei ein Überbau in der Trasse des bestehenden Bauwerks und ein Überbau mit veränderlichem Abstand auf der Unterstromseite des bestehenden Bau- werks ausgeführt wird. Hierzu muss eine neue Brücke neben dem Bestand erstellt werden, die zunächst den gesamten Verkehr (5+0-Verkehrsführung während der Bauzeit, wobei ein Fahrstreifen der Verflechtung in Bezug auf die vor und hinter der Brücke liegenden Anschlussstellen) zwischen Wiesbaden und Mainz-Mombach auf- nimmt. Anschließend wird die bestehende Brücke abgebrochen und an deren Stelle der zweite Überbau neu gebaut, damit der Verkehr in den gegenläufigen Fahrtrich- tungen über beide Brücken geführt werden kann. Alternativen hierzu gibt es nicht. Durch den sechsstreifigen Ausbau der A 643 und der Anpassung der Zu- und Ab- fahrtsrampen wird die Qualität des Verkehrsablaufes deutlich erhöht und damit wer- den auch zusätzliche Sicherheitspotentiale geschaffen. Die erhöhte Sicherheit im Verkehrsablauf reduziert das Unfallrisiko nachhaltig und hat somit indirekte Auswir- kungen auf die Gesundheit der Verkehrsteilnehmer. Auf der A 643 weisen alle Ausfahrten maximal die Qualitätsstufe D auf. Sie können als leistungsfähig angesehen werden. Alle Einfahrten auf dem Abschnitt zwischen A 66 und AD Mainz erreichen die Qualitätsstufe E oder F. Sie haben somit die Kapa- zitätsgrenze erreicht oder sind überlastet. Gleiches gilt auch für die hoch belasteten Verflechtungsstrecken am Schiersteiner Kreuz an der nördlichen Richtungsfahrbahn

…/ Planfeststellungsbeschluss - 145 - A 643 der A 66 und der westlichen Richtungsfahrbahn der A 643. Insgesamt muss die A 643 nach den HBS-Betrachtungen als überlastet angesehen werden. Dies zeigt sich auch vor Ort an den täglichen Staus in den Spitzenverkehrszeiten am Vor- und Nachmittag. Auch das vorhandene Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein stößt an die Grenzen der verkehrlichen Belastbarkeit. Insbesondere ist der Bereich der Verflechtung der Verkehrsbeziehungen Frankfurt am Main - Mainz und Wiesbaden - Frankfurt am Main auf der A 643 nicht mehr leistungsfähig. Dies trifft in ähnlicher Weise auch auf den Verflechtungsbereich der Verkehrsbeziehung Mainz - Rüdesheim und Frankfurt am Main - Mainz zu. Ferner ist die Verkehrsbeziehung Mainz - Frankfurt am Main mit der einstreifigen Rampe und dem einstreifigen Verflechtungsbereich zur A 66 nicht aus- reichend leistungsfähig. Nach der Voruntersuchung kann eine Entflechtung beider Bereiche am wirksamsten durch den Neubau einer Semidirektrampe Frankfurt am Main - Mainz erreicht werden. Außerdem muss die einstreifige Rampe der Verkehrs- beziehung Mainz - Frankfurt am Main aus Gründen der Leistungsfähigkeit durch eine zweistreifige Rampe ersetzt werden. Der jetzige vierstreifige Querschnitt mit Standstreifen beinhaltet beidseitig einen Geh- und Radweg. Unterstromig erfolgt die Anbindung an den Vorlandbereich mit Rampen. Linksrheinisch schließen diese Rampen innerhalb der AS Mainz-Mombach an die Rheinallee und rechtsrheinisch an die Äppelallee an. Zusätzlich sind auf beiden Rheinseiten (Abfahrt AS Mainz-Mombach und Parkplatz Rheingaustraße/ K 648) Wendeltreppen vorhanden. Die Anbindung des östlichen Geh- und Radwegs (Ober- strom) an das Vorland erfolgt auf beiden Rheinseiten nur über Wendeltreppen. Zu- sätzlich befindet sich auf der Rettbergsaue ein Treppenturm. Vom nördlichen Wider- lager der Rheinbrücke an der Rheingaustraße verläuft die A 643 über die Anschluss- stelle Wiesbaden-Äppelallee bis zum Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein. Die vierstreifige A 643 mit Standstreifen verläuft auf der gesamten Länge in Dammlage. Die AS Wiesbaden-Äppelallee ist als diagonales halbes Kleeblatt mit Ausfahrt vor dem Bauwerk ausgebildet. Aufgrund der gegebenen Straßen-, insbesondere Bauwerks-, und Verkehrsverhält- nisse ist eine Verbesserung der bestehenden Situation dringend erforderlich. Dem- entsprechend beinhaltet der festgestellte Plan (1.) den Neubau der Rheinbrücke Schierstein mit den Bauwerken 1b, 4b, 1c, 4c, 2a, 5a, 2b und 5b auf hessischem Ge- biet), (2.) den sechsstreifigen Ausbau der A 643 von der Landesgrenze Rheinland- Pfalz/ Hessen bis zum Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein von Bau-km 0+262,78 [= BAB-km 296+258] bis 2+725 [= BAB-km 298,720] (Achse 1: östliche Richtungs- fahrbahn) und von Bau-km 0+267,97 bis 2+655 (Achse 2: westliche Richtungsfahr- bahn) und (3.) Umbau des Schiersteiner Kreuzes durch den Neubau einer semidirek-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 146 - A 643 ten (halbdirekten) Rampe für die Fahrbeziehung Frankfurt am Main - Mainz mit An- passung der Rampen Rüdesheim - Mainz, Wiesbaden - Frankfurt, Rüdesheim - Wiesbaden, Mainz - Rüdesheim und Frankfurt - Wiesbaden sowie Neubau einer zweistreifigen Rampe Mainz - Frankfurt mit eines Verflechtungsstreifens von der An- schlussstelle Wiesbaden - Äppelallee bis zum Schiersteiner Kreuz. Das geplante Bauvorhaben stellt einen Teilabschnitt der nach § 1 Abs. 3 FStrG als Bundesautobahnen dem Schnellverkehr mit Kraftfahrzeugen bestimmten Bundes- fernstraße A 643 dar. Mit den mit dem vorliegenden Planfeststellungsbeschluss fest- gestellten Baumaßnahmen kommt die Bundesrepublik Deutschland (Bundesstraßen- verwaltung) der gesetzlichen Verpflichtung des § 3 Abs. 1 FStrG nach. Danach haben die Träger der Straßenbaulast nach ihrer Leistungsfähigkeit die Bundesfernstraßen in einem regelmäßigen Verkehrsbedürfnis genügenden Zustand zu bauen, zu unterun- terhalten, zu erweitern oder sonst zu verbessern (§ 3 Abs. 1 FStrG). Bundesautobah- nen sind Bundesfernstraßen, die nur für den Schnellverkehr mit Kraftfahrzeugen be- stimmt und so angelegt sind, dass sie frei von höhengleichen Kreuzungen und für Zu- und Abfahrten mit besonderen Anschlussstellen ausgestattet sind. Sie sollen getrenn- te Fahrbahnen für den Richtungsverkehr haben (§ 1 Abs. 3 FStrG). Der festgestellte Plan für A 643 weist getrennte Fahrbahnen für den Richtungsver- kehr auf und ist so angelegt sind, dass sie (weiterhin) frei von höhengleichen Kreu- zungen und für Zu- und Abfahrt mit besonderen Anschlussstellen ausgestattet ist. Während auf dem Gebiet des Landes Rheinland-Pfalz die Anschlussstelle Mainz- Mombach liegt, an der die Baumaßnahme Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke beginnt, befindet sich auf der Nordseite des Rheins auf dem Gebiet des Landes Hes- sen die Anschlussstelle Wiesbaden-Äppelallee. Am Bauende wird die A 643 über das Autobahndreieck Wiesbaden-Schierstein an die A 66 (Wiesbaden - Frankfurt am Main) angebunden. Zu den Bundesfernstraßen gehören der Straßenkörper (§ 1 Abs. 4 Nr. 1 FStrG); dazu zählen neben Brücken auch Lärmschutzanlagen oder Durchlässe. Zubehör sind die Verkehrszeichen, die Verkehrseinrichtungen und –anlagen aller Art, die der Sicherheit und Leichtigkeit des Straßenverkehrs oder dem Schutz der An- wohner dienen, und die Bepflanzung (§ 1 Abs. 4 Nr. 3 FStrG). In der Regel bleibt die Anordnung der Verkehrszeichen und Verkehrseinrichtungen sowie –anlagen der zu- ständigen Straßenverkehrsbehörde überlassen. Dies trifft ihre Anordnungen unter Berücksichtigung der tatsächlichen verkehrlichen Erfordernisse und passt diese dem- entsprechend der eintretenden Verkehrsentwicklung an. Im Übrigen ist bei Folgemaßnahmen der Veranlasser, in diesem Fall die Bundesre- publik Deutschland (Bundesstraßenverwaltung), nur verpflichtet, den bisherigen Zu- stand auf seine Kosten herzustellen. Maßnahmen und Vorkehrungen, die eine Wert-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 147 - A 643 verbesserung darstellen, gehen darüber hinaus und sind vom Eigentümer bzw. von deren Baulastträgern zu tragen. Die gegen die Baumaßnahme erhobenen grundsätzlichen Einwendungen waren zu- rückzuweisen.

1. Zielkonformität Der Vorhabenträger, die Bundesrepublik Deutschland (Bundesstraßenverwaltung), verfolgt mit dem Ausbau der A 643 das Ziel insbesondere der Erneuerung der Schiersteiner Rheinbrücken und damit die Aufrechterhaltung der wichtigen Verkehrs- verbindung zwischen der A 60 und der A 66 und dabei die Schaffung einer ausrei- chend leistungsfähigen Autobahnverbindung mit einer leistungsfähigen Verknüpfung mit der A 66 (Wiesbaden - Frankfurt am Main) als einer durchgehenden anbaubau- freien Fernstraße unter Berücksichtigung der prognostizierten Verkehrsentwicklung über 2020 zu schaffen. Das hier festgestellte Vorhaben ist somit vernünftigerweise geboten und damit fachplanerisch gerechtfertigt.

2. Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen Die Planung berücksichtigt die gesetzliche Bedarfsplanung für den Bundesfernstra- ßenbau, die den Verkehrsbedarf festschreibt. Mit dem Fernstraßenausbaugesetz (FStrAbG) hat der Bundesgesetzgeber im Rahmen seiner Kompetenz (Art. 74 Nr. 22 GG) festgelegt, wie das Netz der Bundesfernstraßen nach einem dem Gesetz als Anlage beigefügten Bedarfsplan auszubauen ist. Dabei soll der Ausbau der Bundes- fernstraßen nach Stufen, die im Bedarfsplan bezeichnet sind, und nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Mittel erfolgen. Die Planung der hier festgestellten A 643 zwischen Mainzer Dreieck (A 60) und Schiersteiner Kreuz (A 66) trägt dem geltenden Bedarfsplan für die Bundesfernstra- ßen Rechnung. Hierzu ist Folgendes festzustellen: Nach dem dem Fünften Gesetz zur Änderung des Fernstraßenausbaugesetzes vom 4. Oktober 2004 (BGBl. I S. 2574) als Anlageband zu § 1 Abs. 1 Satz 2 beigefügten Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen ist die A 643 in die Kategorie „Weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ eingestuft. Im weiteren Bedarf sind Vorhaben aufgeführt, die als gesamtwirtschaftlich vorteilhaft angesehen werden, aber (grundsätzlich) nicht inner- halb des verfügbaren Finanzrahmens verwirklicht werden können. Die Länder dürfen die Projektplanung aber in Ausnahmefällen („weiterer Bedarf mit Planungsrecht“) für solche Maßnahmen in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung unter Abwägung mittelfristiger Realisierungsmöglichkeiten nach Maßgabe verfügbarer Planungsressourcen aufnehmen und bis zur Baureife führen. Wenn diese erreicht ist, kann über die Aufnahme dieses Projekts in den Straßenbau- plan – in Konkurrenz zu den Maßnahmen des Vordringlichen Bedarfs – entschieden

…/ Planfeststellungsbeschluss - 148 - A 643 werden. Insofern stellt sich die Frage einer Änderung der Einstufung im Bedarfsplan nicht. Das Netz der Bundesfernstraßen wird nach dem Bedarfsplan für die Bundesfernstra- ßen ausgebaut, der dem Fernstraßenausbaugesetz (FStrAbG) in der (jetzt geltenden) Fassung vom 20. Januar 2005 (BGBl. I S. 202), geändert durch Gesetz 9. Dezember 2006 (BGBl. I S. 2833), als Anlage beigefügt ist (§ 1 Abs. 1 FStrAbG). Die nach § 1 Abs. 2 in den Bedarfsplan aufgenommenen Bau- und Ausbauvorhaben entsprechen den Zielsetzungen des § 1 Abs. 1 des Bundesfernstraßengesetzes. Die Feststellung des Bedarfs ist für die Planfeststellung nach § 17 FStrG verbindlich (§ 1 Abs. 2 FStrAbG). Der Ausbau erfolgt nach Stufen, die im Bedarfsplan bezeichnet sind, und nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Mittel (§ 2 FStrAbG). Der Ausbau der A 643 ist gemessen an den Zielsetzungen des § 1 Abs. 1 FStrG ver- nünftigerweise geboten. Bezogen auf die Planrechtfertigung ist festzustellen, dass somit der Bedarf des Ausbaus der A 643 vom Gesetzgeber bestätigt und vom Vorha- benträger die erforderliche Planung erstellt werden konnte, die von der Planfeststel- lungsbehörde aus den eingangs dargelegten Gründen nicht in Zweifel gezogen wird. Dabei hat die Planfeststellungsbehörde die auf die Aufnahme des Projekts im „weite- rer Bedarf mit Planungsrecht“ bei ihrer Entscheidung über die Zulässigkeit des Vor- habens gebührend berücksichtigt. Für das planfestgestellte Straßenbauprojekt besteht sowohl im Hinblick auf die vor- handene als auch auf die zukünftig zu erwartende Verkehrsbelastung ein Erfordernis. Der Träger der Straßenbaulast kommt mit dem Vorhaben der in § 3 Abs. 1 Satz 2 FStrG normierten Pflicht nach, die „Bundesfernstraßen in einem dem regel- mäßigen Verkehrsbedürfnis genügenden Zustand zu bauen“. Die der Planfeststel- lungsbehörde vorliegenden Unterlagen einschließlich der dazu erstellten Untersu- chungen belegen die Notwendigkeit des Neubaus der Schiersteiner Rheinbrücken einschließlich von sechs Fahrstreifen. Dies entspricht der gesetzgeberischen Be- darfsfeststellung. Dies gilt auch im Hinblick auf die „Ergebnisse der Überprüfung der Bedarfspläne für die Bundesschienenwege und die Bundesfernstraßen“, 2010. Ge- mäß § 4 FStrAbG hat das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung nach Ablauf von jeweils von 5 Jahren zu prüfen, ob der Bedarfsplan für die Bundes- fernstraßen der Verkehrsentwicklung anzupassen ist. Eine etwaige Anpassung würde dann durch eine Änderung des FStrAbG erfolgen. Die Überprüfung wurde in 2008 eingeleitet. Die Überprüfung des Bedarfsplans für die Bundesfernstraßen erfolgte dabei nicht für einzelne Maßnahmen sondern betrachtet die Gesamtentwicklung des Verkehrs in Deutschland und seinen Regionen bezogen auf das Prognosejahr 2025. Bei der Überprüfung ist nach Autobahn- und Bundesstraßenprojekten differenziert. Die Autobahnprojekte sind gesondert im Rahmen einer Engpassanalyse für das Bun-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 149 - A 643 desautobahnnetz überprüft worden. Ziel ist dabei gewesen festzustellen, ob und in welchem Umfang die Bedarfsplanprojekte zum Abbau kapazitätsbedingter Engpässe auf den Autobahnen führen. Die Ergebnisse der Überprüfung des Bedarfsplans für die Bundesfernstraßen sind dem Deutschen Bundestag in einem Bericht mitgeteilt worden. Die verfügbare Fahrstreifenanzahl im Netzzustand 2009 bzw. im geplanten Netz nach Realisierung aller Maßnahmen des Vordringlichen Bedarfs (VB) und des Weiteren Bedarfs mit Planungsrecht /WB*) sind in der Anlagen 8 und 9 abgebildet. Auf die Anlage 9: Karte „Bundesautobahnnetz mit Realisierung Vordringlicher Bedarf (VB) und Weiterer Bedarf mit Planungsrecht (WB*)" wird Bezug genommen. Da es der Planfeststellungsbehörde verwehrt ist, die Frage nach dem Verkehrsbedarf für das Vorhaben abweichend vom Gesetzgeber zu entscheiden, geht insoweit das Vorbringen Beteiligter fehl, dass die vom Gesetzgeber vorgenommene Bedarfsermitt- lung unzureichend sei und den umweltrelevanten Bestimmungen widerspreche. Je- denfalls kann nach dem vom Gesetzgeber festgestellten Bedarf für den Ausbau der Bundesautobahn 643 das Ziel der Planung nur mit einem sechsstreifigen Querschnitt erreicht werden Zusammenfassend lässt sich sagen, dass nach erfolgter Prüfung der Planfeststel- lungsbehörde dem Antrag des Vorhabenträgers auf Zulassung einer sechsstreifigen Bundesautobahn mit beidseitigen Seitenstreifen stattzugeben war. Es liegen tatsäch- lich keine Gesichtspunkte vor, die zu einer anderen Beurteilung führen oder hätten führen müssen. Der Verkehrsbedarf – der bei einer Straßenplanung nur ein unter vielen zu berücksichtigender Belang ist – setzt sich vorliegend entsprechend seinem Gewicht im Rahmen der Gesamtabwägung durch. Zu den gegen das Vorhaben spre- chenden öffentlichen Belangen gehören solche wie der FFH-Gebietsschutz, der Ar- tenschutz, der Naturschutz, die Landschaftspflege, aber auch der Immissionsschutz und der Grundwasserschutz sowie die privaten Belange der durch den Plan Betroffe- nen. Die gegenläufigen Belange können gegen das geplante Vorhaben nicht durch- schlagen, zumal mit der Baumaßnahme nicht nur der Verkehrsbedarf befriedet wird sondern entsprechend den verkehrlichen Interessen der Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke erfolgt, wobei die Belange des Lärm- und Immissionsschutzes – in der Gesamtabwägung – Berücksichtigung finden. Zwar folgt aus der Aufnahme der Maßnahme in den Bedarfsplan für die Bundesfern- straßen für sich allein noch nicht eine den Anforderungen des Art. 14 GG standhal- tende Planrechtfertigung gegenüber privaten Betroffenen. Der Einstufung kommt aber zumindest indizielles Gewicht zu, weil eine Willkürentscheidung des Gesetzgebers vorliegend nicht vorliegt. Ziel der Bewertung, die im Bedarfsplan ihren Niederschlag findet, ist es, die Dringlichkeit näher untersuchter Projekte aus gesamtwirtschaftlicher und verkehrlicher Sicht darzustellen. In die Bewertung sind unter anderem die Ziel-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 150 - A 643 setzungen des § 1 Abs. 1 FStrG, Prognosen der Verkehrsentwicklung und Verkehrs- ströme, Beiträge zur Verkehrssicherheit sowie sonstige bei der Bedarfsplanung be- rührte Belange, insbesondere die der Raumordnung, des Umweltschutzes und des Städtebaus eingeflossen (vgl. § 4 Satz 1 FStrAbG), und auch die voraussichtlichen Investitions- und Unterhaltskosten einbezogen worden. Die Bedarfsplanung eignet sich jedoch nicht zur verbindlichen Vorklärung, ob eine bestimmte Baumaßnahme unter Berücksichtigung aller von ihr berührten Belange, also auch unter ökologischen Gesichtspunkten unbedenklich ist oder aus Gründen des Umweltschutzes oder sonstigen Gründen letztlich verworfen werden muss. Die Aufnahme in den Bedarfsplan als einer für den Straßenbau sprechenden Gesichts- punkt entbindet nicht von der Verpflichtung, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob in der Abwägung unüberwindliche gegenläufige Belange dazu nötigen, von der Planung Abstand zu nehmen. Auch wenn ein dem Bedarfsplan entsprechendes Vor- haben mithin an entgegenstehenden Belangen scheitern kann, sind Gesichtspunkte, die unüberwindbar sind, weder im Anhörungsverfahren stichhaltig vorgetragen wor- den noch sind solche für die Planfeststellungsbehörde nach Lage der Dinge erkenn- bar. Dies gilt auch unter Berücksichtigung des in der Planfeststellung geprüften Ge- bietsschutzes. Dabei verleiht die gesetzliche Bedarfsfeststellung einem Planvorhaben einen besonderen Stellenwert (vgl. auch BVerwG, Urteil vom 17. Januar 2007 - BVerwG 9 A 20.05 -, Rn. 135 m.w.N.). Das dem Vorhaben aufgrund dessen zukom- mende Gewicht wird nicht durch Änderungen gegenüber der Prognosebasis relati- viert, die der gesetzlichen Bedarfsplanung zu Grunde lag, auch nicht durch die Prog- nose-Verkehrsbelastungen, die auf der Grundlage der Verflechtungsprognose 2025 ermittelt und als Belastungswerte für die Autobahnen im Netzzustand 2009 bzw. Netzzustand VB und WB* realisiert in Form von Belastungsklassen dargestellt sind (vgl. „Ergebnisse der Überprüfung der Bedarfspläne für die Bundesschienenwege und die Bundesfernstraßen“, 2010, S. 18). Die aktualisierten Prognosedaten rechtfer- tigen auch die Dimensionierung der Autobahn mit sechs Fahrstreifen.

3. Verkehrliche Belange In der vom Vorhabenträger erstellten Verkehrsuntersuchung werden die verkehrli- chen Wirkungen der Maßnahme beschrieben und dokumentiert. Sie baut methodisch auf Modellrechnungen mit der Verkehrsdatenbasis Rhein-Main (VDRM) auf und bildet die Belastungssituationen im Tagesverkehr als auch in den Spitzenstunden ab und enthält umfassende Betrachtungen zur Leistungsfähigkeit ausgewählter Netzelemen- te nach dem Handbuch für die Bemessung von Straßenverkehrsanlagen (HBS 2001) für den Analysefall und den Planfall (vgl. Deckblatt zur Verkehrsuntersuchung, 2010). Der Planungsraum umfasst den unmittelbar von der Verbreiterung der A 643 betrof- fenen Raum. Er umfasst den Korridor der A 643 zwischen dem Autobahnkreuz (AK) …/ Planfeststellungsbeschluss - 151 - A 643

Schierstein und dem Autobahndreieck (AD) Mainz mit den angrenzenden Stadtteilen von Mainz und Wiesbaden sowie die Gemeinde Budenheim. Wesentlicher Bestandteil des Untersuchungsgebietes ist „Arbeitsmarktregion Frank- furt“. Sie enthält die Städte Frankfurt am Main, Wiesbaden, Mainz, Offenbach am Main und Hanau, den Hochtaunuskreis, den Main-Taunus-Kreis, den Landkreis Offenbach sowie den nördlichen Teil des Landkreises Darmstadt-Dieburg, den westli- chen Main-Kinzig-Kreis und den südlichen Wetteraukreis. Bei der Kalibrierung des Modells ist vor allem auf das engere Untersuchungsgebiet mit der Stadt Mainz, dem Mainzer Ring und der Weisenauer Brücke auf der rheinland-pfälzischen Rheinseite sowie der A 60, A 671 und A 66 auf der hessischen Seite besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden. Der Untersuchung liegen die Analyse- und Prognose-Strukturdaten der VDRM zu- grunde. Für den Bereich der Städte Mainz und Wiesbaden sowie für die umliegenden rheinland-pfälzischen Gemeinden erfolgte eine Aktualisierung und Verfeinerung die- ser Datenbasis. In diesem Zusammenhang wird auf die Verkehrsuntersuchung, 2010, Kap. 3, verwiesen. „Mit der Verkehrsdatenbasis Rhein-Main (VDRM) werden auf der Grundlage des Verkehrsangebotes im Individualverkehr (IV) und im Öffentlichen Personenverkehr (ÖV) sowie aufkommensbestimmender Strukturgrößen die Verkehrsnachfrage und der Modal Split berechnet. Die Verkehrsnachfrage im motorisierten Individualver- kehr wird in Fahrtenmatrizen abgebildet, die mit dem Programmsystem VISUM der ptv AG umgelegt werden. Als Eingangswerte dienen Strukturdaten sowie MIV- und ÖV-Netze im VISUM-Format. Für die verschiedenen Untersuchungsfälle in der Analyse und der Prognose werden mit Hilfe von Umlegungsrechnungen die Ver- kehrsbelastungen ermittelt. Die Berechnungen mit dem Modell der VDRM werden von der Hessischen Zentrale für Datenverarbeitung (HZD) durchgeführt. Das Mo- dell der VDRM wird inhaltlich und methodisch von der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung, der HZD, dem Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/ Rhein-Main und der Stadt Frankfurt am Main gepflegt und weiterentwickelt. Die wesentliche Grundlage der VDRM bilden Strukturdaten, die für die einzelnen Ver- kehrsbezirke die folgenden Informationen enthalten: • Einwohner gesamt und aufgeteilt in 21 verhaltenshomogene Gruppen nach den Merkmalen: Alter, Erwerbstätigkeit, Pkw-Verfügbarkeit • Beschäftigte gesamt • Beschäftigte tertiär • Schüler • Erwerbstätige • Kfz aufgeteilt nach Fahrzeugarten Diese Strukturdaten werden sowohl für die Analyse als auch für den Prognoseho- rizont 2020 im Rahmen der Verkehrsuntersuchung aktualisiert und verfeinert. Zu den Analyse-Strukturdaten ist ausgeführt: Für die Analyse-Berechnung wird auf dem abgestimmten Strukturdatensatz 2002 aufgebaut. Für die Kommunen im Untersuchungsgebiet werden die Eckwerte aus diesem Strukturdatensatz geprüft. Für die Städte Wiesbaden und Mainz werden die Einwohnerzahlen aktualisiert und die Strukturdaten auf eine feinere Verkehrs- …/ Planfeststellungsbeschluss - 152 - A 643

zelleneinteilung herunter gebrochen. Dabei wird auf die von den Städten zur Ver- fügung gestellten Daten und Informationen aufgebaut. Die Eckwerte der aktuali- sierten und verfeinerten Analyse-Strukturdaten sind tabellarisch in Anlage 1 doku- mentiert.“ Zu den Prognose-Strukturdaten ist ausgeführt: „Bei der Aktualisierung und Verfeinerung der Prognose-Strukturdaten 2020 wird analog zur Analyse vorgegangen. Für die Städte Wiesbaden und Mainz werden aktuelle Angaben der Kommunen für die in der Analyse gewählte Verkehrsbe- zirkseinteilung übernommen. Für die umliegenden Kommunen werden die Eckwer- te aus dem vorhandenen VDRM-Strukturdatensatz 2020 entnommen, geprüft und ggf. korrigiert. In Anlage 2 sind die Eckwerte der im Rahmen der vorliegenden Untersuchung ak- tualisierten Prognose-Strukturdaten 2020 zusammengefasst.“ Die Verkehrsuntersuchung bezieht sich im Planfall auf den gesamten Abschnitt zum sechsstreifigen Ausbau der A 643 zwischen dem Autobahnkreuz Wiesbaden-Schier- stein und dem Autobahndreieck Mainz. Bei der zeitgleichen Realisierung des sechs- streifigen Ausbaues der A 643 auf hessischer Seite und der Weiterführung auf rhein- land-pfälzischer Seite nur bis zur Anschlussstelle Mainz-Mombach tritt dort eine Spur- reduktion von sechs auf (bestehende) vier Fahrstreifen ein. Die an dieser Stelle ein- tretende Kapazitätsverminderung im Verschwenkungsbereich der AS Mainz-Mom- bach ist gegenüber dem unten aufgeführten Planfall als nicht nennenswert anzuse- hen (Deckblatt zum Erläuterungsbericht, S. 12). Die Verkehrsuntersuchung hat zu Folgendem Ergebnis geführt:

3.1 Darstellung des bestehenden Zustandes, Analyse Das Modell, bestehend aus Fahrtenmatrizen für den Individualverkehr (IV) und Öf- fentlichen Personenverkehr (ÖV) und einem IV- und ÖV-Netzmodell, wurde anhand von umfangreichen Zähldaten, für den IV an der Analysesituation im Jahr 2005 für den Tagesverkehr geeicht. In enger Zusammenarbeit mit der Hessischen Zentrale für Datenverarbeitung (HZD) sind hierzu die Modellparameter überprüft und angepasst worden. Nach dem Ergebnis der Verkehrsanalyse ergibt sich eine Verkehrsbelastung von 92.800 Kfz/24h zwischen AS Mainz-Mombach und AS Wiesbaden-Äppelallee 93.600 Kfz/24h zwischen AS Wiesbaden-Äppelallee und AK Schierstein. Der vorhan- dene vierstreifige Querschnitt ist überlastet. Auf dem zu untersuchenden Abschnitt der A 643 weisen alle Ausfahrten maximal die Qualitätsstufe D auf. Sie können als leistungsfähig angesehen werden. Alle Einfahr- ten auf dem Abschnitt zwischen der AS Mombach und AK Schierstein (A 66) errei- chen lediglich die Qualitätsstufe E oder F. Sie haben somit die Kapazitätsgrenze er- reicht bzw. sind überlastet. Das Gleiche gilt auch für die hoch belasteten Verflech- tungsstrecken am Schiersteiner Kreuz an der nördlichen Richtungsfahrbahn der A 66 und der westlichen Richtungsfahrbahn der A 643. Insgesamt ist die A 643 und das Schiersteiner Kreuz nach den HBS-Kriterien als überlastet zu werten. Dies zeigt sich …/ Planfeststellungsbeschluss - 153 - A 643 auch vor Ort an den täglichen Staus in den Spitzenverkehrszeiten am Vor- und Nachmittag. Soweit Beteiligte erst im Änderungsverfahren darauf hinweisen, dass die Verkehrsun- tersuchung für den Bereich der Biebricher Gewerbegebiete nicht die tatsächliche Entwicklung erfahren hätten, berücksichtige, ist festzustellen, dass die Analyse 2005 die in diesen Gebieten erfolgte Ansiedlung von z.B. Pflanzen-Kölle, Media-Markt etc. sowie Firmenaufgaben oder -verlagerungen berücksichtigt seien. Damit ist in die Ver- kehrsuntersuchung die allgemeine Steigerung der Verkehrsentwicklung aus der Neu- ansiedlung eingeflossen. Bei der Verkehrsentwicklung sind die Strukturdaten, die von der Stadt Wiesbaden bereitgestellt wurden, bezogen auf die jeweiligen Stadtteile zu Grunde gelegt worden. Zur besseren Abbildung der Daten für den Stadtteil Biebrich wurde die Datenbasis des „Biebrich Gewerbegebiet“ und „Biebrich Rest“ getrennt behandelt. Dazu wurden die Strukturdaten des Gewerbegebietes sinnvoller Weise (mit gerundeten Zahlen) abgeschätzt. Die – nicht gerundeten – Zahlen von Rest- Biebrich entstanden dann aus der Differenz der exakten Zahlen für Gesamt-Biebrich und den abgeschätzten Zahlen für den Gewerbebereich Biebrich. Die Summe beider Werte entspricht dem genauen Wert der von der Stadt Wiesbaden zur Verfügung gestellten Strukturdaten. Vertiefende Untersuchungen der eingetretenen Entwicklung Kundenverkehre der einzelnen Märkte und Geschäfte im Bereich Biebrich-Schierstein und deren Auswirkungen im nachgeordneten städtischen Straßennetz können nur mit einem erheblichen Arbeitsaufwand ermittelt werden ohne dass damit eine weitere Aussage über die Verkehre auf der A 643 und den Anschlussrampen der AS Äppelal- lee getroffen werden könnte. Die Überprüfung des Vorhabenträgers in Bezug auf die Verkehre auf den Rampen unter Berücksichtigung der eingetretenen Entwicklung im städtischen Bereich genügt den Anforderungen für die Bewertung des Analysever- kehrs auf der A 643. Zwischen 2006 und 2010 hat sich der Verkehr auf den Rampen der AS um ca. 3-9% erhöht, wobei die Verkehrsbelastung auf der A 643, auch aus/ in Richtung Mainz, sogar leicht abgenommen hat. Das bedeutet, dass die Veränderun- gen, die sich im Rahmen der Genauigkeit der Verkehrsanalyse bewegen, im Ergebnis minimal sind. Von daher konnte der Vorhabenträger die Verkehrsanalyse seiner Straßenplanung zu Grunde legen. Auch die von Beteiligten hingegen erhobenen Ein- wendungen mussten die Planfeststellungsbehörde nicht veranlassen eine ergänzen- de Verkehrsanalyse durch den Vorhabenträger, wie eine Betriebs- und Kundebefra- gung für das städtische Gebiet, erstellen zu lassen.

3.2 Verkehrsprognose Der Verkehrsprognose beruht auf der Grundlage der aktualisierte Strukturdatensatz 2020 sowie dem den nachfolgend beschriebenen Untersuchungsfällen zugehörigen Verkehrsangebot. …/ Planfeststellungsbeschluss - 154 - A 643

Prognose-Nullfall: Im Prognose-Nullfall wurden die bis zum Prognose-Horizont zu erwartenden Verän- derungen im Verkehrsangebot in die Netzmodelle eingearbeitet. Das IV-Netz baut dabei auf dem kalibrierten Analysenetz auf und wurde um die indisponiblen Maß- nahmen ergänzt. Das vorhandene ÖV-Netzmodell wurde für den Prognosehorizont 2020 um erwartete lokale Angebotsveränderungen im Untersuchungsraum ergänzt. Danach ergibt sich eine Verkehrsbelastung von 92.800 Kfz/24h zwischen AS Mainz- Mombach und AS Wiesbaden-Äppelallee 92.700 Kfz/24h zwischen AS Wiesbaden- Äppelallee und AK Schierstein. Prognose-Planfall: Auf der Grundlage des IV-Netzmodells für den Prognose-Nullfall sind die zu untersu- chende Maßnahme „Ausbau der A 643 inkl. AK Schierstein“ im Netzmodell unter- sucht worden. Angebotsprognose – Rückkopplung: Für den Planfall sind die Auswirkungen der Ausbaumaßnahme auf die Verkehrsnach- frage im MIV und ÖV abgeschätzt worden. Hierzu sind bei der HZD neue Aufkom- mens- und Verteilungsprognosen auf der Grundlage des IV-Planfallnetzes berechnet worden. Der Vergleich der Fahrtenmatrizen und Belastungszustände zwischen Prog- nose-Nullfall und dem rückgekoppelten Planfall liefert eine quantitative Beschreibung maßnahmenbezogener Modal-Split-Effekte. Lkw-Prognose: Als Grundlage für Immissionsberechnungen (Lärm/ Abgase) sind Lkw-Anteile am Gesamtverkehr für die A 643 ermittelt worden. Die VDRM weist nur geeichte Kfz- Belastungen aus. Daher sind die Lkw-Anteile aus den Zählergebnissen sowie der allgemeinen und ortspezifischen Entwicklung im Schwerverkehr für den Prognose- Nullfall und den Planfall abgeschätzt worden. Die Lkw-Belastung auf dem betrachteten Abschnitt der A 643 an Normalwerktagen wurde vom Büro VERTEC ermittelt und zusammengestellt. Südlich der Anschlussstelle Mainz-Mombach liegt der Lkw-Anteil zwischen 10,0% und 10,5%. Zwischen der An- schlussstelle Mainz-Mombach und dem AK Schierstein verkehren mit 3.500-4.000 Lkw/24h je Fahrtrichtung geringfügig mehr Lkw. Aufgrund der deutlich höheren Kfz- Belastung beträgt der Lkw-Anteil hier jedoch nur 8,0% bis 9,0%. Da der betrachtete Abschnitt der A 643 für den Fernverkehr nur eine untergeordnete Rolle spielt wird für die zukünftige Entwicklung von keiner wesentlichen Veränderung des Schwerverkehrsanteils ausgegangen. Für die schalltechnischen Berechnungen werden die maßgebenden Lkw-Anteile am Tag (pt) und in der Nacht (pn) benötigt. Zur

Bestimmung der Anteile ist das vom Büro VERTEC entwickelte Vorgehen angewendet worden.

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Im Planfall wird ein durchgehender dreistreifiger Ausbau je Fahrtrichtung auf der A 643 zwischen dem AK Schierstein und dem AD Mainz unterstellt. Zudem findet am AK Schierstein eine zweistreifige Rampe von der A 643 aus Richtung Mainz auf die A 66 in Richtung Frankfurt Berücksichtigung. Die entgegengesetzte Fahrbeziehung wird im Modell mit einer direkten zweistreifigen Rampe von der A 66 aus Richtung Frankfurt auf die A 643 in Richtung Mainz angesetzt. Durch den Ausbau des AK Schierstein wird der südlich anschließende Abschnitt der A 643 bis zur Anschlussstel- le Äppelallee in beiden Fahrtrichtungen ein Verflechtungsfahrstreifen von der jeweili- gen Einfahrt bis zur folgenden Ausfahrt geführt. Nach dem Ergebnis des Prognose-Planfalls ergibt sich eine Verkehrsbelastung von 98.800 Kfz/24h zwischen AS Mainz-Mombach und AS Wiesbaden-Äppelallee 102.900 Kfz/24h zwischen AS Wiesbaden-Äppelallee und AK Schierstein. Dies be- deutet, dass durch den sechsstreifigen Ausbau der A 643 einschließlich dem Umbau des Schiersteiner Kreuzes und dem Bau der zweistreifigen Rampe Mainz - Frankfurt am Main die Belastung gegenüber dem Prognose-Nullfall um 10.200 Kfz/24h auf fast 102.900 Kfz/24h südlich des AK Schierstein ansteigt. Nach der dem Ausgangsverfah- ren beigefügten Verkehrsuntersuchung war mit einem Anstieg um 4.000 bis 5.000 Kfz/24h auf fast 98.000 Kfz/24h gerechnet worden. Im Planfall nimmt die Verkehrsbe- lastung auf der A 643 um 5.000-6.000 Kfz/24h zu. Darüber hinaus hat eine am 12.08.2010 erstellte Modellrechnung bezogen auf den Ausbau der A 643 zwischen AK Schierstein und AS Mainz-Mombach (ohne Berück- sichtigung eines Ausbaus zwischen AS Mainz-Mombach und AK Mainz) eine Ver- kehrsbelastung von 95.900 Kfz/24h zwischen AS Mainz-Mombach und AS Wiesba- den-Äppelallee 100.600 Kfz/24h zwischen AS Wiesbaden-Äppelallee und AK Schierstein ergeben; d.h. im Planfall fällt die Verkehrsbelastung um 2.000-3.000 Kfz/24h niedriger aus. Die Differenzbelastung Planfall – Prognose-Nullfall beträgt +7.900 bzw. +3.100 Kfz/24h. Die Ein- und Ausfahrten auf den Rampen der AS Äppel- allee weisen Belastungen zwischen 6.400 bis 9.900 Kfz/24h auf. Die Zunahmen werden unter anderem durch eine Verlagerung des Quell- und Ziel- verkehrs der an der Strecke gelegenen Wiesbadener und Mainzer Stadtteilen von anderen Routen auf die A 643 hervorgerufen, auch des Bereichs „Biebricher Gewer- begebiet“. Dies zeigt sich an der Zunahme der Verkehrsbelastung an den Anschluss- stellen im Zuge der A 643 um bis ca. 5%. Zudem ist eine Verlagerung von Durch- gangsverkehr festzustellen. Beides führt insbesondere auf den beiden benachbarten östlich gelegenen Brücken (Theodor-Heus-Brücke und Weisenauer Brücke) gegen- über dem Prognose-Nullfall zu einer Entlastung von knapp 3.000-4.000 Kfz/24h. Mit der Baumaßnahme wird im den Planfall eine deutliche Verbesserung der Qualität des Verkehrsablaufs erreicht. Es werden Qualitätsstufen von A bis D erreicht.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 156 - A 643

Hinsichtlich des erst im Änderungsverfahren von Beteiligten vorgebrachten Vorbrin- gens zur Verkehrsuntersuchung ist festzustellen, dass als Eckwert die Einwohner- prognose 2020 zu Grunde gelegt und proportional zur Analyse auf die einzelnen Be- zirke verteilt wurden. Da weder dem Vorhabenträger noch dem mit der Untersuchung beauftragten Büro Aussagen zur Beschäftigtenentwicklung vorlagen, wurde der Eck- wert aus 2005 beibehalten. Dabei wurden die Verkehrsdaten mit der tatsächlichen verkehrlichen Entwicklung auf der A 643 durch die Auswertung und dem anschlie- ßenden Vergleich der automatischen Zähldaten der A 643 von 2006 und 2010 für den Zeitraum von Mitte Oktober bis Ende November (Montag bis Freitag, ohne Ferienta- ge) abgeglichen. Hierbei wurde auch die letzte große Strukturentwicklung in den an- grenzenden Gebieten, wie die Eröffnung des Media-Marktes, mit betrachtet. Danach ist zwischen 2006 und 2010 an den Rampen der Anschlussstelle Äppelallee eine Er- höhung der Verkehrsbelastung zwischen etwa 3% und 9% ermittelt worden; bezogen auf die Belastung der Rampen sind dies in absoluten Zahlen etwa 400 bzw. 1.300 Kfz/24h). Die Belastung der einzelnen Rampen liegt bei 8.000-9.000 Kfz/24h (siehe Verkehrsentwicklung, Abb. vom 31.03.2011). Damit hat der Verkehr auf den Rampen unterschiedlich zugenommen; die Zunahme auf den Rampen von und nach Mainz war dabei niedriger als die Zunahme auf den Rampen von und nach Wiesbaden/ A 66. Die diesbezüglich von Beteiligten geäußerte subjektive Einschätzung ist damit nicht bestätigt worden. Die umgebaute Anschlussstelle Äppelallee wird nach dem Ausbau ausreichend leistungsfähig sein. Außerdem wurde aber auch ein Rückgang der Belastungen der durchgehenden Hauptfahrbahnen der A 643 um 2-5% festge- stellt. Für den Querschnitt der A 643 nördlich der AS Äppelallee bedeutet dies eine Abnahme der Belastung um ca. -1% und für den südlichen Querschnitt (Schiersteiner Brücke) eine Abnahme um ca. -2% (in absoluten Zahlen sind dies je nach Abschnitt ca. 900 und 1.400 Kfz/24h). Auch ist für die Äppelallee, die bei der Analysebetrach- tung im Anschlussbereich von 39.300 Kfz/24h beträgt, wird sich Endausbau der A 643 auf 45.900 Kfz/24h erhöhen ausgegangen worden (Zunahme ca. +17%). Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Entwicklung im Gewerbe- und Siedlungsbereich von Wiesbaden bezogen auf die Gesamtbelastung der A 643 im Ergebnis kaum auswirkt, obwohl die Belastung auf der Äppelallee ansteigen wird. Dies gilt auch in Bezug auf die Belastungen der Rampen der AS Äppelallee. Im Übrigen könnten auch durch eine vertiefende Untersuchung plausible Aussagen darüber, wie sich die städtebauliche Situation in Biebrich und Schierstein und damit der Verkehr weiter entwickeln wird, nicht getroffen werden. Die im Auftrag der Landeshauptstadt Wiesbaden vom selben Büro erstellte „Ver- kehrsuntersuchung zur Strukturplanung Gewerbe Biebrich/ Schierstein“ vom Febr.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 157 - A 643

2007 beruht auf der gleichen Grundlage wie die Verkehrsuntersuchung des Vorha- benträgers und zeigt kein anderes Bild. Darüber hinaus hat die Prüfung der Planfeststellungsbehörde unter Heranziehung einer vom Hessischen Landesamt für Straßen- und Verkehrswesen am 12.05.2011 vorgenommenen Verkehrsumlegung unter Berücksichtigung des sechsstreifigen Ausbaus der A 66 zwischen Schiersteiner Kreuz und AS Erbenheim eine Verkehrsbe- lastung von 100.500 Kfz/24h zwischen AS Mainz-Mombach und AS Wiesbaden- Äppelallee 105.600 Kfz/24h zwischen AS Wiesbaden-Äppelallee und AK Schierstein ergeben. Das bedeutet eine minimale Zunahme um 2.800 Kfz/24h bzw. 1.700 Kfz/24h. Darüber hinaus liegt die Verkehrsbelastung nach der Verflechtungsprognose 2025 des Bundes bei 96.000 Kfz/24h zwischen AS Mainz-Mombach und AS Wiesbaden- Äppelallee 106.000 Kfz/24h zwischen AS Wiesbaden-Äppelallee und AK Schierstein. Das bedeutet, dass die Verkehrszahlen für die A 643 bei den verschiedenen Ver- kehrsuntersuchungen in etwa in gleicher Höhe bewegen plus/minus einer Schwan- kungsbreite. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die der Verkehrsuntersuchung zugrundelegende Modellberechnung trotz der eingetretenen Strukturentwicklung sich im Rahmen der Genauigkeit einer solchen Modellberechnung (±10% Abweichung sind möglich) befindet und daher korrekt ist. Darüber erfüllt die vorliegende Verkehrsuntersuchung die Aufgabe, die Leistungsfä- higkeit der A 643 und ihrer Zu- bzw. Abfahrten zu beurteilen. Die Leistungsfähigkeit des untergeordneten Straßennetzes liegt allein in der Zuständigkeit der Stadt Wies- baden. Die Einwendungen in Bezug auf eine „unzureichende Verkehrsuntersuchung und falsche Messdaten“ waren daher zurückzuweisen.

3.3 Interdependenzuntersuchung Die Bedeutung der Auswirkungen der Maßnahme auf die Verkehrsmittelwahl wurde untersucht. Dazu sind in der Interdependenzuntersuchung Wechselwirkungen zwi- schen dem motorisierten Individualverkehr und dem öffentlichen Personennahverkehr betrachtet worden. Im Planfall führt der Ausbau der A 643 inkl. AK Schierstein im Vergleich zum Prognose-Nullfall zu einer Verkürzung der Fahrzeiten im MIV. Damit wird die Autobahn insbesondere gegenüber dem parallel verlaufenden ÖPNV attrak- tiver. Daher wurde geprüft, ob eine Verlagerung von ÖPNV-Fahrgästen auf die A 643 stattfindet. Als Grundlage für die Modal-Split-Betrachtungen dienten die Ergebnisse der Erzeugungsrechnungen mit der VDRM. Die Veränderungen der Verkehrsmittel- wahl lassen sich anhand der in Personenfahrten umgerechneten IV- und ÖV-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 158 - A 643

Fahrtenmatrizen für das Planungsgebiet quantifizieren. Es wird davon ausgegangen, dass die Wirkungen außerhalb des Untersuchungsgebietes vernachlässigbar sind. Im Prognose-Nullfall ergibt sich für den Rheinüberschreitenden Verkehr zwischen Mainz und Wiesbaden ein Modal-Split-Anteil für den ÖPNV von 25,8%. Im Planfall ist eine kaum nennenswerte Veränderung festzustellen. Der Modal-Split-Anteil des ÖPNV geht auf 25,6% zurück. Damit ist hier durch den Ausbau der A 643 keine signi- fikante Verlagerungswirkung vom ÖPNV auf die Straße zu erwarten. Die im Änderungsverfahren vorgebrachte Forderung nach Ausweisung des Stand- streifens für eine spätere Nutzung durch den Bau eines schienengebundenen Nah- verkehrsmittel war zurückzuweisen, weil die Autobahn dem Straßenverkehr dient und eine konkrete Planung für eine Schienentrasse nicht besteht. Die Bedenken Beteiligter gegen das Vorhaben mit der Begründung, der öffentliche Nahverkehrs bzw. die Nutzung des Verkehrsmittels Fahrrad werde nicht ausreichend gefördert, führen vorliegend zu keiner anderen Beurteilung des Vorhabens. Auch nicht der Hinweis, es gebe bislang keine Busverbindung von Budenheim nach Wies- baden über die Schiersteiner Brücke oder eine Fähre von Budenheim nach Nieder- Walluf verkehre nur in den Sommermonaten am Wochenende. Im Übrigen wird für die Fahrradfahrer die Situation über die Schiersteiner Brücke durch den abgehängten Steg verbessert.

3.4 Verbesserung der Verkehrssicherheit Sicherheitsdefizite sind im Bestand der Autobahn aufgrund der gestreckten, geraden Linienführung nicht erkennbar. Unfallhäufigkeiten sind im gesamten Streckenverlauf nicht bekannt. Durch den sechsstreifigen Ausbau der A 643 und die Anpassung der Zu- und Abfahrtsrampen und den Umbau des Schiersteiner Kreuzes wird aber die Qualität des Verkehrsablaufes deutlich erhöht und damit auch zusätzliche Sicher- heitspotenziale geschaffen.

4. Raumordnung, Regionalplan Südhessen Das planfestgestellte Vorhaben A 643 trägt den raumordnungsrechtlichen und lan- desplanerischen Vorschriften Rechnung und entspricht den Erfordernissen der Raumplanung (§ 4 Abs. 1 i.V.m. § 3 Abs. 1 ROG). Das Vorhaben, das im Bereich der Planungsregion Südhessen liegt, steht mit den landesplanerischen Vorgaben der Regionalplanung im Einklang. Im Erläuterungsbericht (S. 11) ist zwar darauf hingewiesen worden, dass „Im Regionalplan Südhessen des Jahres 2000 die vorliegende Maßnahme als nicht abge- stimmte Planung enthalten [ist]. Die landesplanerische Beurteilung erfolgt im Zuge des Planfeststellungsverfahrens.“ Ein Erfordernis für eine Abweichungszulassung in der Planfeststellung bedarf es je- doch nicht. Denn von der Regionalversammlung wurde am 17.12.2010 der fortge-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 159 - A 643 schriebene Regionalplan Südhessen/ Regionale Flächennutzungsplan für das Gebiet des Ballungsraums Frankfurt/ Rhein-Main beschlossen. Dieser Plan wurde von der Landesregierung am 17.06.2011 inzwischen genehmigt (die Genehmigung ist im StAnz. 42/2011 S. 1311 veröffentlicht). Da der Regionalplan Südhessen 2011 ge- nehmigt ist, ist die Abweichungszulassung auf der Grundlage des Beschlusses der Regionalversammlung Südhessen vom 17.12.2010 sowie der landesplanerischen Beurteilung des Regierungspräsidiums Darmstadt, Dez. III 31.1 vom 29.03.2011, im Planfeststellungsbeschluss gemäß § 17 ff. FStrG i.V.m. § 75 Abs. 1 HVwVfG, § 12 Abs. 2a HLPG) nicht erforderlich. Die Baumaßnahme war zunächst im Rahmen der 2. Offenlage des Entwurfs des Regionalplans Südhessen/ Regionalen Flächnnutzungs- plan 2009, lediglich als Planungshinweis enthalten. Im Hinblick auf den Planungsfort- schritts für die A 643 sollte sie dann als raumordnerisch abgestimmte Planung in den Regionalplan als Ziel unter Vorbehalt aufgenommen. Im beschlossenen RPS 2011 ist die

„A 6432 Sechsstreifiger Ausbau von der Landesgrenze Rheinl.- Pfalz/Hessen bis AK Wiesbaden-Schierstein einschl. Neubau der Schiersteiner Rheinbrü- cke“ nun als Ausbauvorhaben enthalten. Das Vorhaben stellt somit ein verbindliches, ab- schließend abgewogenes raumordnerisches Ziel zur Ergänzung des Straßennetzes dar. Die Durchführung eines Abweichungsverfahrens ist – worauf das Regierungspräsidi- um Darmstadt im Vorlagebericht vom 20.04.2011, S. 13 f. auf der Grundlage der Stel- lungnahme des Dez. III 31.3 [Regionale Infrastruktur und Umwelt] vom 29.03.2011 zutreffend hinwies – somit entbehrlich. Das Vorhaben ist mit den Zielen, Grundsätzen und sonstigen Erfordernissen der Raumordnung vereinbar. Eine weitere Entschei- dung ist entbehrlich. Der Vorbehalt (Fußnote 2: „Bis zur Beschlussfassung des Regionalplans lag die Stel- lungnahme der EU-Kommission noch nicht vor. Die Rechtswirksamkeit dieses Ziels steht deshalb unter dem Vorbehalt des Vorliegens der Ausnahmevoraussetzungen gemäß § 34 Abs. 3 bis 5 BNatSchG.), trägt den gesetzlichen Bestimmungen Rech- nung und wird im Zulassungsverfahren beachtet: Die Einholung der Stellungnahme der Europäischen Kommission wurde veranlasst und liegt inzwischen vor (siehe C, Ziffer IV,12). Der Planfeststellungsbeschluss als Ermessensentscheidung beachtet somit die im RPS 2011 enthaltenen Ziele. „Beachtungspflicht“ heißt, die Ziele sind in der Abwä- gung nicht überwindbar. Die im Raumordnungsplan festgesetzten Ziele geben für die konkrete Fachplanung im Allgemeinen nur einen grobmaschigen Rahmen vor, der Planungsspielräume offen lässt. Sie sind als generell-abstrakte Regelungen einzustu- fen. Die Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung wurden vom …/ Planfeststellungsbeschluss - 160 - A 643

Vorhabenträger als öffentliche Stelle bei der Planung der raumbedeutsamen Maß- nahme nach Maßgabe der dafür geltenden Vorschriften berücksichtigt. Durch das Raumordnungs- und Landesplanungsgesetz sind keine strengeren als die für die Fachplanung sich aus dem Abwägungsgebot ergebenden Forderungen ge- stellt. Dies gilt sowohl im Hinblick auf den Landesentwicklungsplan Hessen 2000 (LEP 2000), der mit Verordnung vom 12. Dezember 2000 (GVBl. I S.2), geändert durch Verordnung vom 22. Juni 2007 (GVBl. I S. 406, 578) festgestellt wurde, als auch den Regionalplan Südhessen (RPS 2011), der vom Regierungspräsidium Darm- stadt mit der Genehmigung der Hessischen Landesregierung am 16.08.2011 (StAnz. S. 1311) bekanntgemacht wurde. Das Vorhaben steht den in dem geltenden Regionalplan enthaltenen weiteren über- geordnete fachlichen Zielen und Grundsätzen nicht entgegen, denn das Ausbauvor- haben der A 643 gilt als raumbedeutsames Vorhaben, das gleichfalls in dem Regio- nalplan raumordnerisch als abgestimmt enthalten ist. Dies schließt im räumlich eng begrenzten Bereich ihres Verlaufs andere entgegenstehende Raumansprüche aus. Der festgestellte Plan trägt dem Grundsatz G5.2-5 „Zur Verminderung von Lärmimmissionen verkehrsreicher Bundes-, Landes- und sonstiger Straßen sind, insbesondere entlang von Wohngebieten, Lärmschutz- maßnahmen vorzusehen.“ Rechnung. Nach der Karte grenzen überwiegend Gewerbegebiete an die A 643 an, in einem Teilbereich Siedlungsflächen. Soweit nach geltenden Bebauungsplänen Mischgebiete ausgewiesen, sieht der Vorhabenträger unter Beachtung der immis- sionsschutzrechtlichen Vorschriften Lärmschutzmaßnahmen vor.

5. Ziele der Planung Mit dem geplanten Bauvorhaben wird die vorhandene Schiersteiner Rheinbrücke durch einen Neubau ersetzt, weil die Rheinbrücke in allen Bereichen ihrer Konstrukti- on schwere Schäden aufweist, so dass die Verkehrs- und Standsicherheit der Brücke ab 2015 nicht mehr gegeben sein dürfte. Mit einem Neubau der Brücke mit zwei Überbauten wird gewährleistet, dass nach Herstellung der (ersten) Brückenhälfte der Verkehrs von der bestehenden Brücke auf die neu gebaute Brückenhälfte erfolgen und die bestehende Brücke abgerissen und an ihrer Stelle eine (zweite) Brückenhälf- te gebaut werden kann. Durch dieses Bauverfahren kann der Verkehr auch während der Bauzeit weiterhin im Zuge der wichtigen Verkehrsverbin- dung geführt und diese Verbindung aufrechterhalten werden. Gleichzeitig wird die A 643 sechsstreifig und damit leistungsfähig ausgebaut. Ferner wird das Schierstei- ner Kreuz den gestiegenen Verkehrsanforderungen genügend umgebaut und ausrei- chende Verflechtungsbereiche für die Auffahrt auf die A 66 geschaffen. Mit dem Vorhaben A 643 werden insbesondere nachfolgenden Ziele verfolgt:

…/ Planfeststellungsbeschluss - 161 - A 643

• Ersetzen der bestehenden Schiersteiner Rheinbrücke durch einen Neubau und damit Schaffung eines verkehrs- und standsicheren Bauwerkes über das Jahr 2015 hinaus. • Aufrechterhaltung der wichtigen Verkehrsverbindung zwischen der A 60 (links- rheinisch) und der A 66 (rechtsrheinisch) für den starken Verkehr durch die Wahl entsprechenden Bauabschnitte (d.h. erst Neubau der westlichen Rich- tungsfahrbahn in Fahrtrichtung Mainz und dann – im 2. Bauabschnitt – Abriss der bestehenden Brücke und Bau der östlichen Richtungsfahrbahn in Fahrt- richtung Wiesbaden). • Ausbau der vierstreifigen Autobahn zu einer leistungsfähigen sechsstreifigen Autobahn unter Beachtung der Einstufung des Projekte in die Kategorie „Wei- terer Bedarf mit Planungsauftrag/ WB*“ im Bedarfsplan für die Bundesfern- straßen. • Abbau von Kapazitätsengpässen auf der bestehenden A 643 zwischen Wies- baden und Mainz. • Anpassung der Zu- und Abfahrtsrampen im Bereich der Anschlussstelle Wies- baden-Äppelallee und des Autobahnkreuzes Wiesbaden-Schiersten und damit deutliche Erhöhung der Qualität des Verkehrsablaufes und damit Schaffung zusätzlicher Sicherheitspotenziale verbunden mit der Minderung des Unfallri- sikos und hat somit indirekte Verbesserung der Auswirkungen auf die Ge- sundheit der Verkehrsteilnehmer. • Umbau des verkehrlich überlasteten Autobahnkreuzes Wiesbaden-Schierstein durch den Neubau einer Semidirektrampe für die Fahrbeziehung Frankfurt am Main - Mainz und damit wirksame Entflechtung der Bereiche sowie Anlage ei- ner zweistreifigen Rampe für die Verkehrsbeziehung Mainz - Frankfurt am Main sowie Schaffung zusätzlicher Verflechtungsbereiche für die Verkehrsbe- ziehungen Mainz - Rüdesheim und Frankfurt am Main – Mainz. • Verbesserung des Verkehrsflusses auf den Bundesautobahnen 643 und auch 66 durch die Beseitigung von verkehrlichen Engpässen und Senkung der Zeit- und Betriebskosten für die Straßennutzer. Mit diesen Zielen wird einhergehend Folgendes angestrebt: • Verwirklichung einer umweltschonenden und weitestgehend in den Natur- und Landschaftsraum eingebundenen Bauweise, indem die Flusspfeiler in flächen- schonenden Bauverfahren durch Abteufen von Senkkästen errichtet und die Stahlquerschnitte der Überbauten im Werk in Einzelabschnitten vorgefertigt und mit Lkw- bzw. Schiffstransporten zur Baustelle geliefert werden. Ver- schweißen der Einzelbauteile zu dem Gesamtquerschnitt und Einschwimmen

…/ Planfeststellungsbeschluss - 162 - A 643

der vormontierten Brückenteile über den Mombacher Rheinarm und das Bieb- richer Fahrwasser. Andienung der Baustelle auf der Rettbergsaue per Schiff. • Errichtung des neuen Bauwerkes unter Berücksichtigung der örtlichen Inte- ressen, insbesondere der Anforderungen des FFH-Gebietsschutzes. • Schutz der Anwohner vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Geräusche, Luftverunreinigungen oder Erschütterungen. Die von Beteiligten zur Planrechtfertigung und den Planungszielen abgegebenen Stellungnahmen und vorgebrachten Einwände führen zu keiner anderen Bewertung. Die Einwendungen gegen die Planrechtfertigung, die das Vorhaben grundsätzlich in Frage stellen, greifen gleichfalls nicht durch.

IV. Zulässigkeit des Vorhabens nach § 34 BNatSchG i.V.m. FFH-Richtlinie Durch das geplante Bauvorhaben werden die FFH-Gebiete - 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“, - 5914-351 „Wanderfischgebiete im Rhein“ und das Vogelschutzgebiet - 5914-450 „Inselrhein“ betroffen. Darüber hinaus befinden sich im Bereich des Maßnahmenraums „Rheinwiesen“ bei Geisenheim und Oestrich die Natura 2000- Gebiete: - FFH-Gebiet 6013-301 „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ und das - Vogelschutzgebiet 5914-450 „Inselrhein“. Die Anforderungen des Natura 2000-Gebietsschutzes stehen dem planfestgestellten Vorhaben nicht entgegen. Die Ausbaumaßnahme führt zwar zu erheblichen Beein- trächtigungen von für die Erhaltungsziele maßgeblichen Bestandteilen des Natura 2000-Gebietes „Rettbergsaue bei Wiesbaden“. Es liegen jedoch – wie die nachfol- genden Aussagen belegen – die Voraussetzungen für eine Zulassung des Vorhabens vor. Denn es liegen Abweichungsgründe (zwingende Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses) vor. Auch sind keine geeigneten anderen Alternativlösungen gegeben, weil alle anderen als die Planfeststellungsvariante auszuscheiden sind. Darüber hinaus werden die erforderlichen Kohärenzmaßnahmen durchgeführt und diese in das Netz NATURA 2000 eingebunden.

1. Allgemeines zum Gebietsschutz Der festgestellte Plan steht in Einklang mit den Anforderungen der Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen (FFH-Richtlinie) (ABl. EG Nr. L 206 S. 7, zuletzt geändert durch Richtlinie 2006/105/EG des Rates vom 20. November 2006

…/ Planfeststellungsbeschluss - 163 - A 643

(Abl. L 363 368), auch Habitatrichtlinie (FFH-RL) genannt, und des sie umsetzenden nationalen Rechts (§§ 31 ff. BNatSchG), da dem hier festgestellten Plan das FFH- Recht nicht entgegensteht. Der Plan steht weiterhin mit den Anforderungen der Richtlinie 2009/147/EG des Eu- ropäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (kodifizierte Fassung) (ABl. EG Nr. L 20 S. 7), auch Vo- gelschutzrichtlinie (VRL) genannt, im Einklang. Diese Feststellung kann auf der Grundlage der FFH-Verträglichkeitsprüfungen getrof- fen werden. Dabei handelt es sich bei den FFH-Gebieten um Gebiete, die durch die Entscheidung 2008/25/EG der Kommission vom 13. November 2007 gemäß der Richtlinie 92/43/EWG des Rates zur Verabschiedung einer ersten aktualisierten Liste von Gebieten von gemeinschaftlicher Bedeutung in der kontinentalen biogeografi- schen Region (ABl. L 12/383) in die Liste im Sinne von Art. 1 lit. k FFH-RL aufge- nommen worden sind, und nach Art. 4 Abs. 5 FFH-RL dem besonderen Gebiets- schutz nach Art. 6 Abs. 2 bis 4 FFH-RL unterliegen. Mit der Verordnung über die Na- tura 2000-Gebiete wurden die Gebiete aufgrund der Ermächtigung des § 32 Abs. 1 i.V.m. § 62 HENatG 2006 festgesetzt. Zu dem Vogelschutzgebiet „Inselrhein“ ist gemäß Art. 4 Abs. 3 VRL der Kommission die sachdienlichen Informationen geliefert worden. Auch sind der Kommission gemäß Art. 17 VRL die wichtigsten innerstaatlichen Rechtsvorschriften, die auf dem unter die Richtlinie fallenden Gebiet erlassen wurden. Die im Anhörungsverfahren von Privaten vorgebrachten und aufrechterhaltenen Ein- wendungen waren, soweit sie den Gebietsschutz betrafen, zurückzuweisen. Die Verträglichkeitsprüfungen erfolgten ursprünglich auf der Grundlage der § 34 BNatSchG 2007 und § 34 HENatG 2006 (siehe Unterl. 12.4 (FFH-Verträglichkeits- prüfung für das FFH-Gebiet 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“) und 12.5 (Aus- nahmeprüfung für das FFH-Gebiet 5915-301), 12.6 (FFH-Verträglichkeitsprüfung für das FFH-Gebiet 5914-351 „Wanderfischgebiete im Rhein“) und 12.7 (Verträglich- keitsprüfung für das VS-Gebiet 5914-450 „Inselrhein“). Im (ersten) Änderungsverfah- ren wurden die Unterlagen 12.4 und 12.5 an § 34 BNatSchG 2010 angepasst. Weder der Vorhabenträger noch die Planfeststellungsbehörde war veranlasst eine neue Prüfung der Verträglichkeit der geplanten Maßnahme für das FFH-Gebiet „Wanderfischgebiete im Rhein“ und des Vogelschutzgebiets 5914-450 „Inselrhein“ gemäß § 34 BNatSchG 2010 vorzunehmen, da die neue Vorschrift den bisherigen einschlägigen Vorgaben des § 34 BNatSchG 2002 und 2007 (d.h. nach dem Gesetz zur Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes vom 12. Dezember 2007 [BGBl. I S. 2873]) weitgehend entspricht. § 34 Abs. 1 Satz 1 BNatSchG stellt gegenüber dem bisherigen Recht klar, dass bei nach § 20 Abs. 2 unter Schutz gestellten Natura

…/ Planfeststellungsbeschluss - 164 - A 643

2000-Gebieten ein Rückgriff auf den Schutzzweck und die dazu erlassenen Vorschrif- ten als Maßstäbe für die Verträglichkeit nur dann in Betracht kommt, wenn hierbei die jeweiligen Erhaltungsziele bereits berücksichtigt wurden. Im Übrigen sind die Anga- ben im jeweiligen Standarddatenbogen maßgeblich, soweit keine Anhaltspunkte dafür bestehen, dass diese unrichtig oder unvollständig sind. Die Absätze 2 und 3 entspre- chen wortgleich der alten Vorschrift. Abs. 4 entspricht § 34 Abs. 4 BNatSchG 2007, es erfolgt lediglich in Übereinstimmung mit der Rechtsauffassung der Europäischen Kommission eine Klarstellung dahin, dass nicht allein das bloße Vorkommen prioritä- rer Bestandteile die besonderen Rechtsfolgen auslöst sondern insoweit eine Betrof- fenheit gegeben sein muss. Die vom Vorhabenträger erstellte FFH-Verträglichkeitsprüfung für das FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ kam zum Ergebnis, dass eine erhebliche Beeinträch- tigung anhand objektiver Umstände nicht eintreten wird. Dies gilt jedoch nicht für das FFH-Gebiet „Wanderfischgebiete im Rhein“ und das Vogelschutzgebiet „Inselrhein“. Die Planfeststellungsbehörde konnte ihre Prüfung nach den geltenden Vorschriften auf der Grundlage der vorliegenden Unterlagen und der geltenden Natura 2000-Ver- ordnung vornehmen. Dabei knüpft die Prüfpflicht nach § 34 Abs. 1 und 2 BNatSchG an das Vorliegen eines Projektes an, das geeignet ist einzeln oder im Zusammenwir- ken mit anderen Projekten oder Plänen Natura 2000-Gebiete erheblich zu beeinträch- tigen. Vorhaben, die diese Kriterien erfüllen, unterliegen der Prüfpflicht des § 34 Abs. 1 BNatSchG, sofern erhebliche Beeinträchtigungen von Natura 2000-Gebieten eintre- ten können. Unerheblich sind im Rahmen des § 34 Abs. 2 BNatSchG nur Beeinträch- tigungen, die kein Erhaltungsziel oder den Schutzzweck in maßgeblichen Bestandtei- len erheblich nachteilig berühren. Die Erhaltungsziele der Gebiete und dessen Schutzzweck sind grundsätzlich bei der Unterschutzstellung gemäß § 32 Abs. 4 BNatSchG festgelegt worden.

2. Prüfung der Verträglichkeit mit den Erhaltungszielen der FFH- und Vo- gelschutzgebiete Die Verträglichkeitsprüfung ist ein Verfahrensschritt innerhalb der Planfeststellung. Über die Zulässigkeit des Vorhabens ist „unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Verträglichkeitsprüfung" zu entscheiden (Art. 6 Abs. 3 Satz 2 FFH RL). Gegenstand der Verträglichkeitsprüfung ist die Verträglichkeit des Projekts mit den Erhaltungszie- len des Gebiets (§ 34 Abs. 1 Satz 1 BNatSchG, Art. 6 Abs. 3 Satz 1 FFH-RL). Die Erfassungs- und Bewertungsmethode der Verträglichkeitsprüfung ist nicht normativ festgelegt (vgl. allgemein zur Methodik der Verträglichkeitsprüfung EuGH, Urteil vom 7. September 2004 - Rs. C-127/02 - Sig. 2004,1-7405 Rn. 52; BVerwG, Urteile vom 17. Januar 2007 - BVerwG 9 A 20.05 -, Rn. 68, und vom 12. März 2008 - BVerwG 9 A 3.06 -, Rn. 73). Die Zulassungsbehörde ist also nicht auf ein bestimmtes Verfahren …/ Planfeststellungsbeschluss - 165 - A 643 festgelegt. Hinsichtlich der Methodenwahl muss sie den für die Verträglichkeitsprü- fung allgemein maßgeblichen Standard der „besten einschlägigen wissenschaftlichen Erkenntnisse" (vgl. BVerwG, Urteil vom 17. Januar 2007 - BVerwG 9 A 20.05 -, Rn. 62 unter Hinweis auf EuGH, Urteil vom 7. September 2004 - Rs. C-127/02 - Slg. 2004,1-7405 Rn. 54) einhalten. Untersuchungsmethoden, die in der Fachwissen- schaft als überholt gelten, sind demnach unzulässig. Umgekehrt bestehen keine Ein- wände gegen eine fachwissenschaftlich anerkannte Untersuchungsmethode, wenn mit einer anderen, ebenfalls anerkannten Methode nicht voll übereinstimmende Er- gebnisse erzielt würden. Bei der Erfassung der Lebensraumtypen und Arten wurden auf die Grunddatenerhebung und die in den Erhaltungszielen benannten LRT und Arten abgestellt, die der Vorhabenträger durch eigene Untersuchungen ergänzt hat. Aus diesen Unterlagen gehen u.a. der Repräsentativitätsgrad der im jeweiligen Ge- biet vorkommenden Lebensraumtypen, die relative Flächengröße sowie Erhaltungs- grad und Wiederherstellungsmöglichkeit von Struktur und Funktionen der Lebens- raumtypen sowie für Arten des Anhangs II FFH-RL oder nach Art. I VRL u.a. Popula- tionsgröße und -dichte sowie Erhaltungsgrad und Wiederherstellungsmöglichkeit her- vor. Den gesetzlichen Vorgaben wird die Verträglichkeitsprüfung gerecht. Des Weiteren hat die Planfeststellungsbehörde auf der Grundlage der vom Vorha- benträger im Rahmen der Straßenplanung vorgenommenen Prüfungen in Bezug auf die Wirkungen der A 643 auf die FFH- und Vogelschutzgebiete unter Berücksichti- gung der Linienführung festgestellt, dass von den mit dem Vorhaben der A 643 ver- bundenen Wirkfaktoren vom Eintritt erheblicher Beeinträchtigungen in Bezug auf das FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ ausgegangen werden kann. Durch das Vorhaben kommt es – wie die nachfolgenden Ausführungen belegen – zu erheblichen Beeinträchtigungen von Lebensraumtypen bzw. von Erhaltungsziele und der maß- geblichen Bestandteile des Schutzzwecks einzelner LRT; dies gilt jedoch nicht für die Arten. Die Planfeststellungsbehörde genügt ihrer Ermittlungspflicht, wenn eine Verträglich- keitsprüfung durchgeführt und auf deren Grundlage in angemessenem zeitlichem Zusammenhang entschieden wird. Dies ist vorliegend der Fall. Es bestand keine Pflicht, bis zum Entscheidungstermin fortwährend nachzuermitteln. Ferner hat die Planfeststellungsbehörde die geltenden Vorschriften beachtet. Dabei konnte sie die Einschätzung des Vorhabenträgers und des von ihm mit der FFH-VP beauftragten Gutachters in der FFH-Prüfung heranziehen. Das FFH-Gebiet 5915-301 „Rettberg- saue bei Wiesbaden“ wird unter nachfolgender Nr. 3, das FFH-Gebiet 5914-351 „Wanderfischgebiete im Rhein“ unter Nr. 4 und das Vogelschutzgebiet 5914-450 „In- selrhein“ unter Nr. 5 betrachtet.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 166 - A 643

3. Betrachtung des FFH-Gebietes „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ Für das von der hier festgestellten Baumaßnahme der A 643 betroffene FFH-Gebiet DE 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ stellt sich die Bewertung wie folgt dar:

3.1 Beschreibung des FFH-Gebiets DE 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ Das FFH-Gebiet DE 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ mit einer Größe von 71,6 ha umfasst vollständig naturgeographisch eine zum so genannten „Inselrhein“ gehörige Rheininsel im Naturraum der Ingelheimer Rheinebene. Sie liegt bei max. 370 m Breite im Rheinbogen zwischen Strom-km 502 und 505. In Höhe des Strom- km 504,4 quert die Schiersteiner Rheinbrücke der A 643 die Insel. Bei der Rettbergsaue handelte es sich ursprünglich um zwei Inseln, die durch einen Stromarm voneinander getrennt waren. Dieser Rheinarm wurde jedoch Anfang des 19. Jahrhunderts durch Aufschüttung von Geröllmassen und Ausbaggerung des Rheinbettes verfüllt. Die Insel war mindestens seit dem Mittelalter bewohnt und land- wirtschaftlich genutzt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden zwei Strandbäder sowie ein Freizeitgelände und ein Campingplatz eingerichtet. 1964 wurde ein Treppenab- gang von der Schiersteiner Brücke für die Öffentlichkeit freigegeben, zudem existiert eine Fährverbindung zwischen den Campingplätzen und dem hessischen Rheinufer. Der größte Teil der Insel wird von Wald eingenommen (bis 1984 ca. 55%). Die Rett- bergsaue wurde noch in den achtziger Jahren landwirtschaftlich genutzt, wobei ent- sprechend den Pflegekonzepten für das Naturschutzgebiet zunächst die Ackerflächen zugunsten der Grünländer abnahmen. Die vor 25 Jahren verbreitete landwirtschaftli- che Nutzung ist eingestellt, die Grünlandanteile haben aufgrund der schwierigen Er- reichbarkeit und Pflege stetig abgenommen. Aktuell unterliegen die Flächen keiner Nutzung mehr, da sich die Pflege der Wiesen aufgrund der schwer erreichbaren In- sellage nicht realisieren ließ. Die waldnahen Graslandflächen sind somit heute von jungen Vorwaldstadien besiedelt und die großen Flächen im bisher weitgehend wald- freien Teil der Insel wurden im Jahr 2000 aufgeforstet. 2001 wurde die Insel als FFH- Gebiet gemeldet. Bei dem Wald handelt sich um ältere, forstwirtschaftlich seit vielen Jahrzehnten ungenutzte Hartholz- und Weichholzauenwälder sowie mittlere und jün- gere Auenwaldneupflanzungen und um Hybridpappelbestände. Wesentliche Voraus- setzung für die überwiegend naturnahen Vegetationsstrukturen und die grundlegen- den Habitateigenschaften der Insel ist die dynamisch-natürliche Bodenentwicklung in Verbindung mit den unmittelbar wirksamen Pegelständen und sedimentierenden wie erodierenden Hochwasserereignissen des Rheins. Im südlichen Bereich der westli- chen Insel teilt ein an den Mombacher Seitenarm angebundener Altarm die Insel auf einer Länge von ca. 1,0 km. Die jahreszeitlich wie jährlich wechselnden Wassergang- linien des Rheins prägen in besonderer Weise die „Rettbergsaue“ und sorgen für eine hochgradig dynamische Biotopentwicklung stromauentypischer Elemente. Den natür- …/ Planfeststellungsbeschluss - 167 - A 643 lichen Entwicklungen der Insel steht eine nicht unbeträchtliche Beeinträchtigung aus Verkehrs- und Siedlungsemissionen, Freizeitnutzungen und einigen standortfremden Floren- und Faunenelementen ge- genüber. Im Rahmen der FFH-VP ist es nicht erforderlich, das floristische und faunistische In- ventar des betreffenden FFH-Gebiets flächendeckend und umfassend zu ermitteln. Gegenstand der Verträglichkeitsprüfung ist die Verträglichkeit des Projekts mit den Erhaltungszielen des Gebiets (§ 34 Abs. 1 Satz 1 BNatSchG, Art. 6 Abs. 3 Satz 1 FFH-RL). Dementsprechend müssen nur die für die Erhaltungsziele maßgeblichen Gebietsbestandteile erfasst und bewertet werden. § 7 Abs. 1 Nr. 9 BNatSchG defi- niert die Erhaltungsziele als Ziele, die im Hinblick auf die Erhaltung oder Wiederher- stellung eines günstigen Erhaltungszustands eines natürlichen Lebensraumtyps von gemeinschaftlichen Interesse, einer in Anhang II der FFH-RL oder Anhang I der VRL aufgeführten Art für ein Natura 2000-Gebiet festgelegt ist. Da das hier betroffene FFH-Gebiet unter Festlegung des Schutzzwecks zu einem besonderen Schutzgebiet erklärt worden ist, sind die Erhaltungsziele der Natura 2000-Verordnung Gegenstand der die Verträglichkeitsprüfung bildenden Gebietsbestandteile einschließlich der „da- rin vorkommenden charakteristischen Arten“ (vgl. Art. 1 Buchst. e FFH-RL) sowie die Arten des Anhangs 11 der Richtlinie, die für die Gebietsauswahl bestimmend waren. Hinsichtlich des Gebiets wird auf die Erhaltungsziele des Standarddatenbogens zur Gebietsmeldung anhand der Ergebnisse der Grunddatenerhebung (GDE 2002), die im Zuge der UVS-Raumanalyse in einem Teil der Rettbergsaue durchgeführten Bio- toptypenkartierung (Unterl. 12.11) vom Hessischen Ministerium für Umwelt, ländli- chen Raum und Verbraucherschutz aktualisiert und in der Natura 2000-Verordnung zur Umsetzung der FFH- und Vogelschutzrichtlinie festgeschrieben wurden, Bezug genommen. Neben dem Wegfall der LRT 6430 und LRT 6510 ergab die GDE, dass der Altarm im Süden der Rettbergsaue mit seiner festgestellten Unterwasservegetati- on dem LRT 3260 „Fließgewässer der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis“ zuzuordnen ist. Die wesentlichen Eigenschaften der Rett- bergsaue werden folglich von diesem und den bestehenden älteren wie der Hoch- wasserdynamik des Rheins unterliegenden LRT Hartholz- und Weichholzauenwälder bestimmt.

3.2 Erhaltungsziele Ob ein Projekt das betreffende Schutzgebiet in seinen für die Erhaltungsziele bedeut- samen Bestandteilen erheblich beeinträchtigen kann, ist anhand seiner Auswirkungen auf den Erhaltungszustand der Gebietsbestandteile zu beurteilen. Maßgebliches Be- urteilungskriterium ist der günstige Erhaltungszustand der geschützten Lebensräume und Arten im Sinne der Legaldefinitionen des Art. 1 Buchst. e und i FFH-RL; ein …/ Planfeststellungsbeschluss - 168 - A 643 günstiger Erhaltungszustand muss trotz Durchführung des Vorhabens stabil bleiben (BVerwG, Urteil vom 17. Januar 2007 - BVerwG 9 A 20.05 - BVerwGE 128, 1 ). Das gemeinschaftsrechtliche Vorsorgeprinzip (Art. 174 Abs. 2 Satz 2 EG), das in Art. 6 Abs. 3 FFH-RL seinen Niederschlag gefunden hat (vgl. EuGH, Urteil vom 7. September 2004 - Rs. C-127/02 - Slg. 2004, f-7405 Rn. 58), verlangt allerdings nicht, die Verträglichkeitsprüfung auf ein „Nullrisiko" auszurichten. Ein Projekt ist vielmehr dann zulässig, wenn nach Abschluss der Verträglichkeitsprüfung kein vernünftiger Zweifel verbleibt, dass erhebliche Beeinträchtigungen vermieden werden (vgl. BVerwG, Urteil vom 17. Januar 2007 - BVerwG 9 A 20.05 -, Rn. 60 unter Bezugnah- me auf EuGH, Urteil vom 7. September 2004 a.a.0. Rn. 59). Um zu einer verlässli- chen Beurteilung zu gelangen, muss die Verträglichkeitsprüfung die „besten ein- schlägigen wissenschaftlichen Erkenntnisse“ (vgl. EuGH, Urteil vom 7. September 2004 a.a.0. Rn. 54) berücksichtigen und setzt somit die „Ausschöpfung aller wissen- schaftlichen Mittel und Quellen“ (vgl. Schlussanträge der Generalanwältin Kokott zu Rs. C-127/02, Slg. 2004, I-7405 Rn. 97) voraus (vgl. BVerwG, Urteil vom 17. Januar 2007 - BVerwG 9 A 20.05 -, Rn. 62). Unsicherheiten über Wirkungszusammenhänge, die sich auch bei Ausschöpfung dieser Erkenntnismittel derzeit nicht ausräumen las- sen, müssen freilich kein unüberwindbares Zulassungshindernis darstellen. Insoweit ist es zulässig, mit Prognosewahrscheinlichkeiten und Schätzungen zu arbeiten, die kenntlich gemacht und begründet werden müssen (vgl. BVerwG, Urteil vom 17. Ja- nuar 2007 - BVerwG 9 A 20.05 -, Rn. 64). Zugunsten des Projekts dürfen bei der Ver- träglichkeitsprüfung die vom Vorhabenträger geplanten oder im Rahmen der Plan- feststellung behördlich angeordneten Schutz- und Kompensationsmaßnahmen be- rücksichtigt werden, sofern sie sicherstellen, dass erhebliche Beeinträchtigungen ver- hindert werden (vgl. BVerwG, Urteil vom 17. Januar 2007 - BVerwG 9 A 20.05 -, Rn. 53 m.w.N.). Für Kompensationsmaßnahmen (im Sinne der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung, vgl. § 15 Abs. 2 BNatSchG) wird sich diese Feststellung allerdings nur ausnahmsweise treffen lassen, da die genannten Maßnahmen in der Regel erst deutlich verzögert wirken und ihr Erfolg selten mit einer jeden vernünftigen Zweifel ausschließenden Sicherheit vorhergesagt werden kann (vgl. Schlussanträge der Ge- neralanwältin KOKOTT zu Rs. C-239104 - Slg. 2006, I-10183 Rn. 35). Bei der Bestandserfassung und -Bewertung wird von den maßgeblichen Erhaltungs- zielen des FFH-Gebiets „Rettbergsaue bei Wiesbaden " ausgegangen, wie sie in der Natura 2000-Gebietsverordnung festgelegt sind:

…/ Planfeststellungsbeschluss - 169 - A 643

Tabelle 4: Erhaltungsziele des FFH-Gebietes 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“

Erhaltungsziele der Lebensraumtypen nach Anhang I FFH-Richtlinie 3260 Flüsse der planaren bis montanen Stufe mit Vegetation des Ranunculion fluitantis und des Callitricho-Batrachion • Erhaltung der Gewässerqualität und einer natürlichen oder naturnahen Fließgewässerdynamik • Erhaltung der Durchgängigkeit für Gewässerorganismen • Erhaltung eines funktionalen Zusammenhangs mit auetypischen Kontaktlebensräumen 91E0* Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) • Erhaltung naturnaher und strukturreicher Bestände mit stehendem und liegendem Totholz, Höhlen- bäumen und lebensraumtypischen Baumarten mit einem einzelbaum- oder gruppenweisen Mosaik ver- schiedener Entwicklungsstufen und Altersphasen • Erhaltung einer bestandsprägenden Gewässerdynamik • Erhaltung eines funktionalen Zusammenhangs mit den auetypischen Kontaktlebensräumen 91F0 Hartholzauewälder mit Quercus robur, Ulmus laevis, Ulmus minor, Fraxinus excelsior oder Fra- xinus angustifolia (Ulmenion minoris) • Erhaltung naturnaher und strukturreicher Bestände mit stehendem und liegendem Totholz, Höhlen- bäumen und lebensraumtypischen Baumarten mit einem einzelbaum- oder gruppenweisen Mosaik ver-

schiedener Entwicklungsstufen und Altersphasen • Erhaltung einer bestandsprägenden Gewässerdynamik

Im Standarddatenbogen zur Gebietsmeldung wird auf die bestehenden Beeinträchti- gungen und Gefährdungen hingewiesen: Ulmensterben, Störungen durch Kanufahrer sowie Vorkommen von nicht heimischen Arten wie Rosskastanie (Aesculus hippocas- tanum), Götterbaum (Ailanthus altissima), Hybrid-Pappeln (Populus x canadensis) und Alexandersittich (Psittacula eupatria). Auf den mittelfristigen Verlust des von anthropogener Pflege/ Nutzung abhängigen Grünland LRT 6510 wird verwiesen. Wei- tere Vorbelastungen sind die Autobahnbrücke und Industrieemissionen. Charakteristische Arten sind in den Erhaltungs- und Entwicklungszielen nicht ge- nannt. In Anlehnung an das BfN-Handbruch sind folgende Arten, die im Hinblick auf ihre Lebensraumansprüchen eine Indikatorfunktion für potenzielle vorhabenbedingte Auswirkungen einnehmen können im Untersuchungsgebiet im LRT 3260 nachgewie- sen worden: Alcedo atthis (Eisvogel) und Ophiogomphus cecilia (Grüne Keiljungfer). Für den LRT 91F0 sind als charakteristische Arten Ulmus minor (Feld-Ulme),Popu- lus nigra (Schwarz-Pappel), Milvus migrans (Schwarzmilan), Dendrocopos medius (Mittelspecht) und Oriolus oriolus (Pirol) benannt. Im LRT *91E0, in dem Bestände der Silber-Weide (Salix alba) vorherrschen, wurden Populus nigra (Schwarz-Pappel), Alcedo atthis (Eisvogel) und Oriolus oriolus (Pirol) nachgewiesen. Neben den genannten LRT sind keine Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftli- chem Interesse, d.h. Arten des Anhangs II der FFH-RL, für die Schutzgebietsauswei- sung bekannt. Allerdings wurden im Jahr 2009 im LRT 3260 die Anhang II-Arten Steinbeißer und Meerneunauge nachgewiesen.

3.3 Funktionale Beziehungen des Schutzgebietes im Netz Natura 2000 Das FFH-Gebiet ist als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die umgebenden Freiwas- serflächen zählen überdies zu einem der Teilgebiete des FFH-Gebiets 5914-351 …/ Planfeststellungsbeschluss - 170 - A 643

„Wanderfischgebiete im Rhein“. Die Rettbergsaue ist außerdem Teil des ca. 40 km langen Vogelschutzgebiets „Inselrhein“, das mit insgesamt acht Strominseln regional und funktional als ökologische Einheit zu betrachten ist und als Kernstück des Ram- sar-Gebiets „Rhein zwischen Eltville und Bingen“ gilt. Funktionale Beziehungen be- stehen außerdem zur linksseitigen rheinland-pfälzischen Rheinaue (FFH-Gebiet 5914-303 „Rheinniederung Mainz-Bingen“ und Vogelschutzgebiet 6013-401 „Rhei- naue Bingen-Ingelheim“), die gleichsam der Rettbergsaue ähnliche Inseln (Königs- klinger Aue bei Budenheim, Fulder Aue bei Ingelheim, Ilmenaue bei Gaulsheim) und ähnlich strukturierte Rheinuferzonen (z. B. Haderaue, Sandaue, Harteraue) vereint sowie zum FFH-Gebiet 6014-302 „Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim“ und zum Vogelschutzgebiet 6014-401 „Dünen- und Sandgebiete Mainz-Ingelheim“. Im Einzel- nen handelt es sich um die - FFH-Gebiet 5914-303 „Rheinniederung Mainz-Bingen“ - FFH-Gebiet 5914-351 „Wanderfischgebiete im Rhein“ - FFH-Gebiet 6014-302 „Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim“ - VS-Gebiet 5914-450 „Inselrhein“ - VS-Gebiet 6013-401 „Rheinaue Bingen-Ingelheim“ - VS-Gebiet 6014-401 „Dünen- und Sandgebiete Mainz-Ingelheim“ 3.4 Vorhabenbezogene Maßnahmen zur Schadensbegrenzung von Beeinträchti- gungen der Erhaltungsziele Zur Vermeidung und Schadensbegrenzung von Beeinträchtigungen der Erhaltungs- ziele sind vom Vorhabenträger geeignete vorhabenbezogene Maßnahmen in die Pla- nung integriert worden (siehe FFH-Verträglichkeitsprüfung, 2010). Dabei ist Folgen- des von Bedeutung: In der UVS zum Ausbau der A 643 waren verschiedene Trassenvarianten auf ihre Umweltauswirkungen hin untersucht worden. Hierbei wurde die unterstromige Rhein- querung als umweltfachliche Vorzugsvariante herausgearbeitet. Im Rahmen der Entwurfsplanung sind mit der maßstäblichen Konkretisierung des Vorhabens weitere bautechnische Optimierungen der Trasse vorgenommen worden, die ebenso der Minimierung von Beeinträchtigungen des FFH-Gebiets „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ dienen: • Die Brücke ist als flache Deckbrücke ohne signifikante Höhenabweichung zur bestehenden Brücke geplant (lichte Höhe ca. 14 m). • Die Brückenpfeiler stehen außerhalb der Lebensraumtypen und anderer hoch- wertiger Strukturen. • Die baubedingte Flächenbeanspruchung wird auf das notwendige Minimum re- duziert und Lebensraumtypen sowie deren Entwicklungsflächen werden nicht in Anspruch genommen (vermieden).

…/ Planfeststellungsbeschluss - 171 - A 643

• Die Gesamtbauzeit und die Aktivitäten auf der Baustelle werden durch einen ho- hen Grad an Vorfertigung im Werk bei der Montage des Überbaus reduziert. Zur Reduzierung möglicher nachteiliger Auswirkungen der technischen Bauausfüh- rung sind folgende Maßnahmen vorgesehen: • Abbruch der vorhandenen Brücke außerhalb der Brutzeiten von Vögeln (Ab- brucharbeiten nicht zwischen Anfang Februar und Ende Juli). • Nächtliche Ausleuchtung der Baustelle nur außerhalb der Brutzeiten von Vögeln und Aktivitätszeiten von Fledermäusen (also nur von Anfang Oktober bis Ende Januar). • Baufeldfreimachung außerhalb der Brutzeiten (vor Anfang Februar oder nach Ende Juli) Durch die vorgesehenen Maßnahmen werden, um negative Auswirkungen auf das Brutgeschäft der charakteristischen Vogelarten zu unterbinden, optische und akusti- sche Störreize reduziert. Neben den mit der Lage und Ausführung der Brücke verbundenen Vermeidungs- maßnahmen, die Bestandteil des Vorhabens sind, sowie den bautechnischen Ver- meidungsmaßnahmen ergeben sich spezifischen Schadensbegrenzungsmaßnahmen für die Erhaltungsziele des FFH-Gebiets „Rettbergsaue bei Wiesbaden“.

3.5 Vorhabenbedingte Auswirkungen auf das FFH-Gebiet Ob ein Projekt – unter Berücksichtigung der Schadensbegrenzungsmaßnahmen – zu einer erheblichen Beeinträchtigung führen kann, erfordert eine Einzelfallbeurteilung, die wesentlich von naturschutzfachlichen Feststellungen und Bewertungen abhängt (vgl. BVerwG, Urteil vom 17. Januar 2007 - BVerwG 9 A 20.05 - BVerwGE 128, 1 ). Um die projektbedingten Einwirkungen zutreffend auf ihre Erheblichkeit hin beurteilen zu können, hat die Verträglichkeitsprüfung in einem ersten Schritt eine sorgfältige Bestandserfassung und –bewertung der von dem Projekt betroffenen maßgeblichen Gebietsbestandteile geleistet. Auf dieser Basis sind sodann die Einwir- kungen ermittelt und naturschutzfachlich bewertet worden. Die auf dieser Grundlage für den Wirkungsbereich des Bauvorhabens im Bereich des FFH-Gebiets liegende Lebensraumtypen hat ergeben, dass durch das geplante Bau- vorhaben die Erhaltungsziele des LRT *91E0 erheblich beeinträchtig werden, wäh- rend dagegen die Erhaltungsziele der LRT 3260 und 91F0 nicht erheblich beeinträch- tigt werden. Zur Bewertung von anlage- und baubedingten Verlusten von LRT-Flächen ist Folgen- des vorauszuschicken: Direkte Flächenverluste eines LRT sind nach dem Kriterium des günstigen Erhal- tungszustandes streng genommen grundsätzlich als erhebliche Beeinträchtigung zu werten. Allerdings kann unter Beachtung des gemäß Art. 5 Abs. 3 EG auch für das …/ Planfeststellungsbeschluss - 172 - A 643

Gemeinschaftsrecht geltenden Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes, der eine Beurtei- lung am Maßstab praktischer Vernunft gebietet, die Frage, ob direkte Flächenverluste ausnahmsweise unerheblich sein können, für solche Flächenverluste zu bejahen, die lediglich Bagatellcharakter haben (siehe BVerwG, Urteil vom 12. März 2008 - BVerwG 9 A 3.06 - Rn 124 ff.). Als Orientierungshilfe wird das FuE-Vorhaben „Fach- informationssystem und Fachkonventionen zur Bestimmung der Erheblichkeit im

Rahmen der FFH-VP, 2007“ (LAMBRECHT & TRAUTNER, 2007) herangezogen. Dieses FuE-Vorhaben kann nach derzeitigem Wissensstand als Entscheidungshilfe verwen- det und in der Bewertung des Verlusts von LRT zu Grunde gelegt werden. Darüber hinaus sind weiterer anlage- und baubedingte Wirkungen zu bewerten, wenn z.B. Beeinträchtigungen durch optische Störreize oder Lärmimmissionen im Zuge der Bauphase gegeben sind, insbesondere wenn diese Beeinträchtigungen für charakte- ristischer Arten relevant sind. Die Bewertung erfolgt daher einzelfallspezifisch im Zu- ge der Prognose für die jeweilige Art. Für die Wirkungen durch baubedingte Stick- stoffeinträge ist jedoch nicht davon auszugehen, dass diese Beeinträchtigungen vor- liegend über die betriebsbedingten Beeinträchtigungen hinaus Wirkungen entfalten. Eine Betrachtung der Beeinträchtigungen durch Stickstoffeinträge erfolgt daher nur im Blick auf die betriebsbedingten Wirkungen.

3.5.1 Bewertung der Beeinträchtigungen durch Stickstoffeinträge Für die Beschreibung des Ausmaßes der Stickstoffeinträge mit der Folge einer zu- nehmenden Stickstoffanreicherung wurden im Kontext der UN/ ECE-Konvention über weitreichende, grenzüberschreitende Luftverschmutzung sog. Critical Loads (CL) für eutrophierenden Stickstoff definiert und deutschlandweit kartiert. Critical Loads sind definiert als Eintragsraten, bis zu deren Erreichung nach derzeitigem Kenntnisstand langfristig (über 100 Jahre) mit Sicherheit keine signifikant schädlichen Effekte an Ökosystemen und Teilen davon zu erwarten sind. Unter Berücksichtigung des CL-An- satzes sowie in Anlehnung an die „Vollzugshilfe zur Ermittlung erheblicher und irrele- vanter Stoffeinträge in Natura 2000-Gebiete“ des Landesumweltamtes Brandenburg (Stand Nov. 2008) hatte der Gutachter in FFH-VP die Ermittlung und Bewertung der

Beeinträchtigungen durch NOx-Einträge vorgenommen. Dabei sind folgende Arbeits- schritte vorgenommen worden. (1) Ermittlung der Vorbelastung des FFH-Gebietes durch Stickstoffgesamtdeposition anhand des im Internet verfügbaren UBA-Datensatzes, wie er Mitte 2007 deutsch- landweit flächendeckend bekanntgeben wurde (http://gis.uba.de/website/depo1/ vie- wer.htm). Dieser Datensatz des Umweltbundesamtes (UBA) zur Gesamtdeposition von Stickstoff enthält die Depositionsdaten für neun Rezeptortypen (Vegetationsty- pen), bezieht sich auf das Jahr 2004, hat eine Auflösung von 1*1 km² und besitzt eine Darstellungsgenauigkeit von 1 kg N/ha*a. Er basiert auf einer Interpolation der bun- …/ Planfeststellungsbeschluss - 173 - A 643 desweit vorliegenden Messergebnisse für die nasse Deposition und einer Modellie- rung von trockenen Stickstoff-Depositionsflüssen. Für die Prognose der vorhabenbedingten Beeinträchtigungen wurde auf dieser Basis die Hintergrundbelastung ermittelt. Danach beträgt die Hintergrundbelastung im Be- reich der Rettbergsaue 25 kg N/ha*a für Wald. Im laufenden Planfeststellungsverfahren hat das UBA im Mai 2011 einen neuen Da- tensatz im Internet zur Verfügung gestellt (http://gis.uba.de/website/depo1/index.htm). Diese Daten beziehen sich auf das Jahr 2007. Nach diesen Daten ergibt sich eine Hintergrundbelastung im Bereich der Rettbergsaue von 15 kg N/ha*a. (2) Ermittlung der durch den Ausbau der A 643 zu erwartenden Zusatzbelastung auf der Grundlage der Modellierung der Stickstoffdepositionen. Die vorhabenbedingte Zusatzbelastung entlang der A 643 wurde beidseitig des Fahr- bahnrandes mit Bezug zum Schadstoffausbreitungsmodell des „Merkblatt über Luft- verunreinigungen an Straßen ohne oder mit lockerer Randbebauung“ (MLuS 02, Fas- sung 2005), ermittelt und demgemäß eine Wirkungszone von 200 m angesetzt und die darauf aufbauende Depositionsberechnung nach S. BALLA, 2005, NOx- Immissionen entlang von Straßen (In: Naturschutz und Landschaftsplanung, 2005) für den Prognose-Nullfall (Situation der A 643 ohne Ausbau) sowie für den geplanten Ausbau (Planfall) vorgenommen worden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Be- rechnung nach MLuS eine vorsorgeorientierte Prognose der Schadstoffkonzentratio- nen darstellt. Differenziertere Ausbreitungsberechnungen anhand spezieller gutach- terlicher Betrachtungen würden zu geringeren Belastungen führen. Davon konnte der Vorhabenträger vorliegend jedoch Abstand nehmen, weil die Abschätzung eine hin- reichende Beurteilung ermöglicht. Für die Ermittlung der Zusatzbelastung wurde der Differenzfall zwischen Prognose- nullfall und Prognosefall errechnet, der die tatsächliche Zusatzbelastung der A 643 gegenüber dem Prognosenullfall abbildet. Der Differenzfall ist somit Bewertungs- grundlage. (3) Ermittlung der Stickstoffempfindlichkeit der potenziell betroffenen Lebensraumty- pen anhand von empirischen Critical Loads. Für die Ermittlung der Empfindlichkeit der Lebensraumtypen gegenüber eutrophierendem Stickstoffeintrag wurde zunächst auf empirische CL der sog. „Berner Liste“ zurückgegriffen (siehe BOBBINK et al. 2002). Da die „Berner Liste“ selbst keinen expliziten Bezug zu FFH-Lebensraumtypen her- stellt, wurde eine entsprechende Übersetzung der CL der „Berner Liste“ in Bezug auf FFH-Lebensraumtypen aus der Vollzugshilfe zur Ermittlung erheblicher und irrelevan- ter Stoffeinträge in Natura 2000-Gebiete (LUA BRANDENBURG, 2008) zu Grunde gelegt (siehe BVerwG, Urteil vom 12. März 2008 - BVerwG 9 A 3.06).

…/ Planfeststellungsbeschluss - 174 - A 643

Der Critical Load für den LRT *91E0 liegt bei 10-20 kg N/ha*a (LUA BRANDENBURG, 2008). Dem LRT *91E0 ist kein geeigneter CL-Wert zugeordnet. In der Branden- burger Liste wird zwar in Fortführung der Berner Liste (BOBBINK et al., 2002: Manual on Methodologies and Criteria for Mapping Critical Levels/ Loads and geografical Areas where they are exceeded, Chapter 5.2) im Hinblick auf FFH-Lebensraumtypen eine Differenzierung der Kategorie „Wälder der gemäßigten Zone“ in drei Untereinhei- ten mit einer Zuordnung der verschiedenen Wald- Lebensraumtypen vorgenommen. Dabei werden jedoch keine Unterschiede in den Critical Loads gemacht, d.h. die Au- enwälder werden ebenso empfindlich eingestuft wie die Wälder frischer bis mäßig feuchter Standorte. Die Annahme einer konstatierten Empfindlichkeit des LRT *91E0 gegenüber NOx-Einträgen ist grundsätzlich zu hinterfragen, da den Auenwäldern grundsätzlich eine hohe Stickstofftoleranz zugeschrieben wird (ELLENBERG et al. 1992,

POTT 1995). Denn im Zuge der regelmäßigen Überschwemmungen erfahren diese Wälder eine permanente Nährstoffzufuhr und insofern setzen sich die Waldgesell- schaften vornehmlich aus Arten zusammen, die als ausgesprochen nitrophil oder zu- mindest als tolerant gegen hohe Mineralstoff-Angebote gelten. Daher hat der Gutach- ter die steten Arten bzw. die Charakterarten der typischen Pflanzengesellschaften des LRT *91E0 mit den Zeigerwerten nach ELLENBERG et al. 1992 korreliert mit dem Ergebnis, dass es sich hier in erster Linie um „Stickstoffzeiger“ handelt. Dabei wurde berücksichtigt, dass der Ableitung der empirischen Critical Loads für Wälder der ge- mäßigten Zone von BOBBINK et al. keine speziellen Erkenntnisse oder Untersuchun- gen an azonalen Auenwaldgesellschaften mit spezieller Überschwemmungsdynamik zu Grunde gelegt wurden. Insofern kann davon ausgegangen werden, dass der empi- rische Critical Load für Wälder der gemäßigten Zone aus der Berner Liste (10-20 kg N/ ha*a) keine fachlich abgesicherte Aussage zur Stickstoffempfindlichkeit von Au- enwäldern beinhaltet. Daher ist von der Fa. ÖKO-DATA im Auftrag der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung mit Hilfe des BERN-Modells eine Critical Load Be- rechnung unter Berücksichtigung der standortspezifischen Boden-, Nutzungs- und Klimaverhältnisse durchgeführt worden. Diese ergibt einen Critical Load (CLnutN) von

33,2 kg N/ha*a (A. SCHLUTOW, A., 2010). Zur Erläuterung wird zur Berechnung des Critical Load für den LRT *91E0 am Stand- ort Rettbergsaue auf Folgendes hingewiesen: Die Weichholz-Auenwälder stocken auf natürlich nährstoffreichen Böden. Die kalkrei- chen Auenböden garantieren ein Nährstoffgleichgewicht auch bei hohen N-Gehalten im Boden bzw. im Überflutungswasser, so dass ein Nährstoffungleichgewicht auch bei hoher Hintergrund- und Zusatzbelastung mit versauernden Schwefel- und Stick- stoffeinträgen ausgeschlossen werden kann. Die Pflanzenartenkombination hat sich seit Jahrzehnten an ein hohes Stickstoffdargebot angepasst, das im Gleichgewicht

…/ Planfeststellungsbeschluss - 175 - A 643 mit dem hohen Basengehalt die Entwicklung einer naturnahen Auenwaldgesellschaft auf hohem Trophieniveau ermöglicht, die charakteristisch für den LRT *91E0 ist. Der überwiegende Teil des eingetragenen und gelösten Stickstoffgehaltes, der nicht in die Vegetation aufgenommen wird, wird aufgrund des Sauerstoffmangels im nassen Bo- den denitrifiziert und in die Atmosphäre ausgegast (18,8 kg N/ha*a) (siehe auch A.

SCHLUTOW & T. SCHEUSCHNER, „FFH-Verträglichkeitsprüfung versauernder Schadstoff- einträge aus dem KW Datteln“ 2010, http://www.metropoleruhr.de/filedmin/ user_upload/metropeleruhr.de/Regionalplanung/FFH_Verträglichkeitsprüfung/Analge 1_Saeureeintrag_Beurteilung_12-07-2010.pdf). Da die Denitrifikationsrate als Sen- kenprozess in die Critical Loads-Berechnung eingeht, ergeben sich relativ hohe Criti- cal Loads. Auch wenn bei zwischenzeitlich aeroben Verhältnissen im Boden eine Nit- rifizierung einsetzt, wird diese bei einer erneuten Überflutung überwiegend wieder rückgängig gemacht und die Nitrate werden wieder reduziert zu flüchtigem NO, N2O oder N2. Mögliche Reste an Nitraten werden mit dem Überflutungswasser wegge- spült. Da keine Nutzung stattfindet, findet ein Austrag von N mit der Biomasse nur durch Wildverbiss statt und ist dementsprechend sehr gering (2,9 kg N/ha*a). Eine Netto-Immobilisierung in der Humusschicht findet nur in geringem Maße statt (3,7 kg N/ha*a), da hohe Jahresdurchschnittstemperaturen und eine gute Nährstoffversor- gung der Bodenorganismen eine hohe Umsetzungsrate der abgestorbenen organi- schen Substanz garantieren. Aufgrund der geringen Stickstoffempfindlichkeit der Ve- getation kann eine relativ hohe Stickstoffkonzentration im Bodenwasser toleriert wer- den (7,8 kg N/ha*a). Das Ergebnis der Berechnung des CLnutN beträgt unter Be- rücksichtigung der standortspezifischen Boden-, Nutzungs- und Klimaverhältnisse demnach 33,2 kg N/ha*a. Dies entspricht im Übrigen in etwa dem Orientierungswert der niederländischen Liste von van HINSBERG und van DOBBEN, 2004, die einen CLnutN von 33,8 kg N/ha*a) für ein Salicetum albae annehmen. Die geringfügige Abweichung am Standort Rettbergsaue ist dem Unterschied in den Klimafaktoren geschuldet. Die subkontinentale Oberrheinebene weist deutlich höhere Temperaturen als das atlantisch geprägte Holland auf, woraus eine höhere Umsatzrate und dem- entsprechend eine geringere Immobilisierungsrate resultiert. Für Fließgewässer und den LRT 3260 sind in der Berner Liste und in der Branden- burger Liste keine Critical Loads angegeben. Aufgrund der hohen Stickstoffumset- zungsraten in Fließgewässern und der direkten Verteilung über den Abfluss sind Fließgewässer unempfindlich gegenüber diffusen Stickstoffeinträgen. (4) Beurteilung der Erheblichkeit der Betroffenheit der Erhaltungsziele des FFH- Gebietes: Bei der Beurteilung der Erheblichkeit wurde zunächst überprüft, ob eine Überschrei- tung des CL im Bereich von empfindlichen LRT im FFH-Gebiet durch die prognosti-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 176 - A 643 zierte Gesamtbelastung vorliegt, da dies ein Indiz für eine mögliche Beeinträchtigung des Erhaltungszustands des LRT darstellt. Die für einen bestimmten LRT zu Grunde gelegten CL werden dabei im Sinne des Vorsorgeprinzips als Wirkungsschwelle mög- licher negativer Veränderungen angewendet. Dieser Ansatz (CL = Wirkungsschwelle) wird gewählt, da bisher keine anders lautenden Fachkonventionen zur Verfügung stehen. Die Gleichsetzung von CL mit der Wirkungsschwelle stellt einen sehr konser- vativen Ansatz dar, da CL auch sehr langfristige Effekte bzw. Risiken (bis 100 Jahre) einschließen und sich die CL auf ökosystemare Optimalzustände beziehen, die in Mitteleuropa schon seit Jahrzehnten nicht mehr anzutreffen sind und auch im Rah- men der FFH-Grunddatenerfassungen nicht berücksichtigt werden. Für die Erheblichkeitsbeurteilung wird berücksichtigt, in welchem Flächenumfang im FFH-Gebiet LRTs durch eine Überschreitung von CL betroffen sind. Liegt in der Ge- samtbelastung keine Überschreitung der CL vor, ist nicht von einer Beeinträchtigung durch Stickstoffeinträge auszugehen. Liegt in der Gesamtbelastung eine Überschrei- tung der CL vor, sind nur solche Flächen relevant, auf denen das Vorhaben mit sei- nen zusätzlichen Stickstoffeinträgen zu einer erstmaligen Überschreitung der CL führt oder in signifikantem Umfang zu einer Erhöhung der Stickstoffbelastung bei bereits vorhandener CL-Überschreitung führt. Zur Abgrenzung von als signifikant einzustufenden Zusatzbelastungen wird auf die naturschutzfachlich fundierten Expertenurteile u.a. von UHL et al. (2009) und KIfL (2008) zurückgegriffen, die eine Zusatzbelastung mit Stickstoffdepositionen in der Größenordnung von 3% des Critical Loads übereinstimmend als Bagatellschwelle vorschlagen (siehe auch BVerwG, Urteil vom 14. April 2010 - BVerwG 9 A 5.08 -, A 44 VKE 32). Ausgehend von dem fachwissenschaftlichen Konsens, dass Zusatzbe- lastungen von nicht mehr als 3% des CL außerstande sind, signifikante Veränderun- gen des Ist-Zustandes auszulösen oder die Wiederherstellung eines günstigen Zu- stands signifikant einzuschränken (siehe BVerwG, Urteil vom 14. April 2010 - BVerwG 9 A 5.08 -, Rn. 94), kam vorliegend die Anwendung einer Bagatellschwelle von 3% in Betracht, weil es sich zuvörderst um eine naturschutzfachliche Frage han- delt, die vorliegend im Sinne einer anerkannten fachwissenschaftlichen Orientie- rungshilfe zu bejahen war. Wie unter C, Ziffer IV,3.5.3 ausgeführt, beträgt die Zusatz- belastung max. 0,6 kg N/ha*a und liegt mit 1,8% unter der Irrelevanzschwelle von 3%.

3.5.2 Bewertung der Beeinträchtigungen von Vögeln als charakteristische Arten durch Lärm Ein weiterer Punkt ist die Bewertung der Beeinträchtigungen von Vögeln als charakte- ristische Arten durch Lärm. Nach GARNIEL, A. & U. MIERWALD, 2010, Arbeitshilfe Vögel und Straßenverkehr, Schlussbericht zum Forschungsprojekt FE 02.286/2007/LRB der …/ Planfeststellungsbeschluss - 177 - A 643

Bundesanstalt für Straßenwesen: „Entwicklung eines Handlungsleitfadens für Ver- meidung und Kompensation verkehrsbedingter Wirkungen auf die Avifauna“, stellen die ersten 100 m vom Straßenrand an für alle Vogelarten einen Bereich mit drastisch reduzierter Lebensraumeignung dar. Innerhalb dieser 100 m kann mit einem Habitat- verlust gerechnet werden, der je nach artspezifischer Empfindlichkeit und der Ver- kehrsstärke quantifiziert wird und bis zu 100% betragen kann. Über das 100 m-Band hinaus wird mit zunehmendem Abstand zur Straße der Verlust an Lebensraumeig- nung immer geringer, bis die angegebenen maximalen Effekt- oder Fluchtdistanzen, bzw. Störradien erreicht sind, ab denen kein negativer Effekt mehr festzustellen ist. In den Effekt- bzw. Fluchtdistanzen und Störradien wird sowohl der Einfluss von Lärm als auch der Einfluss visueller Störreize berücksichtigt. Im Falle des Neubaus von Straßen werden die Effektdistanzen standardmäßig berücksichtigt. Bei dem hier be- trachteten Vorhaben handelt es sich um den Ausbau der bereits bestehenden Auto- bahn. Eine Erhöhung der Verkehrsstärkenklasse nach GARNIEL, A. & U. MIERWALD, 2010, ergibt sich durch das Vorhaben nicht. Somit ist keine Erhöhung der Belastung durch akustische und visuelle Störreize an sich sondern lediglich eine mögliche Ver- schiebung der Effekt- oder Fluchtdistanzen bzw. Störradien entsprechend der Aus- baubreite zu berücksichtigen. Die Effekt- und Fluchtdistanzen bzw. Störradien werden der Beurteilung jedoch nur zu Grunde gelegt, sofern die kartierten Revierzentren der Arten nicht bereits innerhalb der kritischen Effekt- oder Fluchtdistanz zur bestehen- den Trasse liegen. In diesen Fällen ist davon auszugehen, dass bei den einzelnen Arten bereits eine Gewöhnung an die vom Betrieb der Straße ausgehenden visuellen und akustischen Störreize stattgefunden hat. Die Bewertung des Einflusses betriebs- bedingter Störungen erfolgt im Zuge der zusammenfassenden Prognose für die zu berücksichtigenden Vogelarten. Die Effektdistanzen werden jeweils nur zur Beurtei- lung der betriebsbedingten Störungen herangezogen, da die Angaben speziell für befahrene Straßen ermittelt wurden. Die Fluchtdistanzen können auch für baubeding- te Störungen herangezogen werden, da sie in Bezug auf betriebsbedingte Störungen nur ein „Behelf“ darstellen und den Abstand beschreiben, „den ein Tier zu bedrohli- chen Lebewesen wie natürlichen Feinden und Menschen einhält, ohne dass es die

Flucht ergreift“ (GARNIEL, A. & U. MIERWALD, 2010). Zudem werden insbesondere für solche Arten Flucht- und keine Effektdistanzen angegeben, für die der Lärm am Brut- platz relativ unbedeutend ist, so dass optische Störreize und menschliche Aktivitäten, wie sie bei der Bautätigkeit vorhanden sind, durch die Fluchtdistanz abgedeckt sind. Ebenso werden die für Kolonien und Rastvögel angegebenen Störradien auch der Ermittlung der baubedingten Störungen zugrunde gelegt, da auch sie sich nicht spe- ziell auf verkehrsbedingte Störungen beziehen. Störradien meinen die „Reichweite eines störenden Effektes auf eine größere Ansammlung von Vögeln (z.B. Brutkolonie,

…/ Planfeststellungsbeschluss - 178 - A 643

Rastvögel). Größere Vogeltrupps reagieren häufig scheuer als einzelne Individuen

(GARNIEL, A. & U. MIERWALD, 2010). Gemäß der Arbeitshilfe ist bei der Wirkungsprog- nose der betriebsbedingten Störungen für die hier betrachtungsrelevanten Arten Eis- vogel und Pirol ausschließlich für den Pirol nicht nur die Effektdistanz sondern auch der kritische Schallpegel zu berücksichtigen, da es sich bei dieser Art um einen Brut- vogel mit einer mittleren Lärmempfindlichkeit handelt. Bei dem hier betrachteten Vor- haben bleiben die Schallpegel jedoch unberücksichtigt, da sich durch das Vorhaben keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstärke und somit auch keine Erhöhung der Lärmbelastung ergeben. Westlich der Trasse ist zwar eine Verschiebung der Isopho- ne des kritischen Schallpegels entsprechend der neuen Fahrbahnbreite zu erwarten. Das nachgewiesene Revier des Pirols befindet sich jedoch in Teilbereichen bereits innerhalb der Effektdistanz und somit auch im Bereich des kritischen Schallpegels, da dieser bei hohen Verkehrsstärken über die Effektdistanz hinaus reichen kann. Eine Beschränkung der Methodik auf die Betrachtung der Effektdistanzen ist somit im vor- liegenden konkreten Fall als ausreichend zu bewerten, da eine Berücksichtigung der kritischen Schallpegel nicht zu anderen Ergebnissen führen würde. Als Erheblichkeitsmaßstab bei der Bewertung von Funktionsbeeinträchtigungen und Barrierewirkungen werden die Beeinträchtigungen durch optische Störreize und Lärmimmissionen sowie durch vorhabenbedingte Barriere- und Kollisionswirkungen insbesondere hinsichtlich der charakteristischen Arten der LRT herangezogen. Eine Beurteilung der Erheblichkeit erfolgt daher einzelfallspezifisch im Zuge der Prognose für die jeweilige Art.

3.5.3 Beeinträchtigungen von Lebensräumen des Anhangs I der FFH-RL Die Prognose der Beeinträchtigungen von Lebensräumen des Anhangs I wird anhand der Erhaltungsziele für den jeweiligen Lebensraumtypen durchgeführt. LRT 3260 (Flüsse der planaren bis montanen Stufe) Anlagebedingte Wirkungen: Durch die Rheinbrücke werden ca. 0,045 ha (davon 0,020 ha unter den alten Bau- werken und 0,015 ha unter den neuen Bauwerken sowie 0,010 ha dazwischen) des mit 0,7 ha im Gebiet vertretenden LRT 3260 im Bereich des naturnahen Altarms überspannt. Damit liegt die relative Flächenbeanspruchung bei ca. 6% und somit grundsätzlich über dem relativen Verlust von 01% als auch dem absoluten Verlust von 100 m² des Orientierungswertes (nach LAMBRECHT et. al., 2007). Bei diesen Wer- ten handelt es sich – auch nach eigenem Anspruch – um keine Grenzwerte sondern um bloße Orientierungswerte für die Einzelfallbeurteilung. Sie werden nach derzeiti- gem Wissensstand als Entscheidungshilfe genutzt (vgl. BVerwG, Urteil vom 12. März 2008 - BVerwG 9 A 3.06 -, Rn. 124 f., BVerwGE 130, 299). Die Überspannung des LRT 3260 mit einer lichten Höhe der Brücke von >14 m stellt jedoch keinen direkt in …/ Planfeststellungsbeschluss - 179 - A 643 den Altarm dar; die Funktion des Gewässers bleibt erhalten, so dass keine anlagebe- dingten Beeinträchtigungen des LRT gegeben sind. Betriebsbedingte Wirkungen: Das zukünftige Verkehrsaufkommen auf der ausgebauten A 643 (Planfall) im Bereich des betroffenen Teil des Schutzgebiets liegt mit ca. 98.800 Kfz/24h um etwa 6.000 Kfz/24h über dem Prognose-Nullfall des Jahres 2020. Die Mehrbelastung von <6,5% ist vergleichsweise gering und als Verkehrssteigerung nicht wahrnehmbar. Auch die Verdoppelung der Immissionsorte für betriebsbedingte Erschütterungen aufgrund der zukünftigen zwei Fahrbahnen ist aus diesem Grund zu vernachlässigen. Die Immissi- onsbelastung des Schutzgebiets ist somit keine wesentliche vorhabenbedingte Ver-

änderung. NOx-Belastungen sind nicht relevant (siehe Kap. 3.5.1). Baubedingte Wirkungen: Die Baustelleneinrichtungen und Baustraßen sind auf Flächen außerhalb des LRT 3260 beschränkt, so dass baubedingte Auswirkungen nicht über die anlagebedingten Flächeninanspruchnahmen und den daraus resultierenden Beeinträchtigungen hin- ausgehen. Charakteristischer Tierarten: Für die charakteristische Vogelart Eisvogel (Alcedo atthis) gehen durch den anlage- bedingten Verlust des LRT 3260 potenzielle Habitate verloren. Es ist davon auszuge- hen, dass die Individuen unter der Autobahnbrücke durchfliegen. Aufgrund der zu- sätzlichen geringfügigen Überspannung des Gewässers sind keine Beeinträchtigun- gen auf Nahrungshabitate des Eisvogels zu erwarten. Da der Eisvogel zudem an größeren Gewässern in der Regel größere Aktionsareale besiedelt und im Bereich der Rettbergsaue sowie im angrenzenden Rheinabschnitt ausreichende Nahrungs- habitate zur Verfügung stehen, sind keine Beeinträchtigungen durch den anlagebe- dingten Verlust des LRT zu erwarten. Betriebsbedingte Störungen für den Eisvogel, der wiederholt entlang des Altarms flie- gend bzw. als Nahrungsgast beobachtet, wurde und somit die vorhandene Auto- bahnbrücke unterfliegt, wird nicht verstärkt beeinträchtigt, auch im Hinblick auf die unwesentliche Erhöhung der Lärmbelastung, auch wenn aufgrund der möglicherwei- se stärkeren Frequentierung des Gebietes durch Freizeit- und Erholungssuchende aufgrund des vorgesehenen Fußgängersteges mit Zugang zur Rettbergsaue nicht vollständig ausgeschlossen werden kann. Eine signifikante Erhöhung des Kollisions- risikos kann ebenfalls ausgeschlossen werden, da einerseits die Verkehrsbelastung nur unwesentlich steigt und andererseits der Eisvogel die bestehende und zukünftige Brücke aufgrund der lichten Höhe unterfliegen kann. Bezogen auf den mehrjährig zu erwartenden Baustellenbetrieb lassen sich eine Rei- he von störenden baubedingten Auswirkungen aufführen, die jeweils für sich oder

…/ Planfeststellungsbeschluss - 180 - A 643 zusammengenommen für den Eisvogel eine Beeinträchtigung darstellen können, und zwar maschinenbedingter Baulärm, Maschinen- wie Fahrzeugbewegungen, nächtli- che Baustellenausleuchtung, ganztägiger Baustellenbetrieb u.ä. Hierdurch sind Irrita- tionen nicht auszuschließen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass keine erhebliche Beeinträchtigung der für den LRT 3260 relevanten Erhaltungsziele vorliegt. LRT *91E0 („Silberweiden-Weichholzauenwälder) Anlagebedingte Wirkungen: Durch die Überbrückung werden ca. 0,194 ha (davon 0,029 ha unter den alten Bau- werken und 0,122 ha unter den neuen Bauwerken sowie 0,043 ha dazwischen) des mit ca. 10 ha im Gebiet vertretenen LRT *91E0 auf der Rettbergsaue beeinträchtigt. Damit liegt die relative Beeinträchtigung bei ca. 2%. Die Flächenbeeinträchtigung des LRT *91E0 überschreitet somit sowohl den relativen Verlust von 01 % als auch den absoluten Verlust von 100 m² der Orientierungswert (LAMBRECHT et al., 2007) deutlich. Bezogen auf das Ausmaß der Auswirkungen auf den LRT *91E0 ist zu berücksichti- gen, dass die Fließgewässerdynamik des Rheins unter dem Brückenbauwerk mit dem natürlichen Abflussgeschehen und der natürliche Überflutung der Rettbergsaue vollständig erhalten bleiben. Insofern wird das Erhaltungsziel einer bestandsprägen- den Gewässerdynamik mit dem natürlichen Bodenwasserhaushalt unter der Brücke und in den unterstromigen Gewässerabschnitten nicht beeinträchtigt. Unter dem Brückenbauwerk ist von einer Änderung der Standortbedingungen für den LRT *91E0 durch Änderungen des Mikroklimas, geringere Niederschläge und ver- mehrte Verschattung auszugehen, so dass das Höhenwachstum der Erlen unterhalb der Brücke reduziert ist. An den beiden vergleichsweise günstig belichteten Randbe- reichen werden die vorhandenen Erlenbestände sicherlich weiterhin als LRT *91E0 anzusprechen sein. Da der konkrete Umfang der unter dem Brückenbauwerk erhaltbaren Bestände nicht sicher prognostiziert werden kann, wird die gesamte unter den Bauwerken befindliche Fläche angesetzt. Betriebsbedingte Wirkungen: Das zukünftige Verkehrsaufkommen auf der ausgebauten A 643 ist, wie zu LRT 3260 dargestellt, vergleichsweise gering und die Verkehrszunahme nicht wahrnehmbar. Auch die Verdoppelung der Immissionsorte für betriebsbedingte Erschütterungen aufgrund der zukünftigen zwei Fahrbahnen ist aus diesem Grund zu vernachlässigen. Die Immissionsberechnungen (nach MLuS 2002/ 2005) und die Depositionsberech- nungen für NOx haben abstandsbezogen entsprechende Differenzwerte ergeben:

…/ Planfeststellungsbeschluss - 181 - A 643

Tabelle 5: Depositionsberechnungen für Stickstoff Deposition in kg N/ha*a Abstand zum Fahrbahnrand 0 m 10 m 20 m 30 m 40 m 50 m 100 m 200 m Prognose-Nullfall 8,10 5,89 5,24 4,83 4,52 4,28 3,44 2,43 Planfall: Gleichlage 8,68 6,29 5,59 5,14 4,81 4,54 3,64 2,57 Differenz 0,59 0,40 0,35 0,31 0,29 0,27 0,21 0,13

Nach dieser Berechnung wird für den Prognose-Nullfall von einer Deposition von 8,1 kg N/ha*a unmittelbar neben der Fahrbahn ausgegangen. Aufgrund der Verkehrszu- nahme ist hier im Planfall mit einer Deposition von 8,7 kg N/ha*a zu rechnen, so dass vorhabenbedingt mit einer Zusatzbelastung von max. 0,6 kg N/ha*a zu rechnen ist. Durch die Verdünnungseffekte nehmen die Zusatzbelastungen in einem Abstand von 30 m zum Fahrbahnrand auf 0,3 kg N/ha*a ab und betragen in einer Entfernung von 200 m 0,1 kg N/ha*a. Da die A 643 im Bereich der Rettbergsaue auf einer ca. 14 m hohen Brücke verläuft, treten die Verdünnungseffekte bereits unmittelbar an der Fahrbahn auf. Aufgrund der Entfernung von mind. 14 m bis zur Deposition und der günstigeren Luftaustauschbedingungen an Brücken, liegt die maximale Zusatzbelas- tung auf jeden Fall deutlich unter 0,6 kg N/ha*a und reduziert sich mit zunehmender Entfernung auch schneller als in der Modellrechnung. Die betriebsbedingten Beeinträchtigungen durch N-Eintrag liegt gemäß UBA- Datenbank 2007 (2011) für die Wälder im Untersuchungsgebiet die Hintergrundbelas- tung bereits bei 25 (15) kg N/ha*a. Unter Berücksichtigung der Belastungen der A 643 ohne den Ausbau ergibt sich aufgrund der Berechnungen des Prognose- Nullfalls eine Deposition von ca. 27,4 bis 33,1 kg N/ha*a im Wirkbereich von 200 m. Im Planfall ergeben sich Zusatzbelastungen von bis zu 0,6 kg N/ha*a, so dass die Gesamtdeposition bei ca. 27,6 bis 33,7 kg N/ha*a liegt. Im Prognose-Nullfall liegen die Stickstoffbelastungen auf der Rettbergsaue unter dem Critical Load, im Planfall erfolgt zwar eine geringfügige Überschreitung des Critical Loads von 33,2 kg/ha*a. Doch die für den Silberweiden-Weichholzauenwald (LRT *91E0) relevante Stickstoff- Zusatzbelastung durch den Ausbau der A 643 beträgt (max. 0,6 kg N/ha*a) liegt mit ca. 1,8% des Critical Loads von 33,2 kg N/ha*a unterhalb der Irrelevanzschwelle von 3%. Unter Berücksichtigung der bei der Prognose angenommenen zahlreichen kon- servativen bzw. vorsorglichen Ansätzen sind sowohl relevante Zusatzbelastungen im Umfeld der A 643 als auch Vegetationsveränderungen des LRT *91E0 durch Stick- stoffdepositionen auf der Rettbergsaue nicht zu erwarten. Diese Beurteilung wird durch den, trotz der hohen Vorbelastung, hervorragenden Erhaltungszustand des LRT *91E0 im Bereich der Rheinbrücke untermauert. Erhebliche Beeinträchtigungen des LRT *91E0 durch N-Eintrag können daher ausgeschlossen werden. Anzumerken ist, dass nach den Prognosedaten der Hintergrundbelastung, die für das Jahr 2020 auf europäischer Ebene verfügbar sind (siehe http://themes.eea.europa.eu/IMS/

…/ Planfeststellungsbeschluss - 182 - A 643

Specs/ISpecification20091007131526/IAssessment1245763350536/view_content), mit einer fortschreitende Abnahme der Stickstoff-Gesamtdeposition in Europa zu rechnen ist, weil die sich u.a. aus der geplanten Fortschreibung der Richtlinie 2001/81/EG vom 23.10.2001 (NEC-Richtlinie), die nationale Emissionshöchstmengen für die Luftschadstoffe Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffoxide (NOX), Ammoniak (NH3) und flüchtige organische Verbindungen (ohne Methan, NMVOC) festlegt, mit ver- schärften Emissionshöchstmengen bis zum Jahr 2020 zu rechnen ist. Von einer betriebsbedingten Beeinträchtigung hinsichtlich Lärm-, Licht- und sonstiger Schadstoffemissionen sowie durch die Verdoppelung der Emissionsorte für betriebs- bedingte Erschütterungen aufgrund der zukünftigen zwei Fahrbahnen ist aufgrund der geringen Mehrbelastung von ca. 6,5% nicht auszugehen. Baubedingte Wirkungen: Die Baustelleneinrichtungen und Baustraßen sind auf Flächen außerhalb des LRT *91E0 beschränkt, so dass die baubedingten Auswirkungen nicht über die anlagebe- dingten Flächeninanspruchnahmen und den daraus resultierenden Beeinträchtigun- gen hinausgehen. Betroffenheit charakteristischer Tier- und Pflanzenarten: Für die charakteristischen Vogelarten Eisvogel (Alcedo atthis) und Pirol (Oriolus orio- lus) gehen durch den anlagebedingten Verlust des LRT *91E0 potenzielle Habitate verloren. Da weder im unmittelbar neben der bestehenden Autobahnbrücke liegen- den direkten Eingriffsbereich noch in den angrenzenden Pufferzonen aktuelle Brut- vorkommen des Pirols nachgewiesen sind (geringste Abstand des nachgewiesenen Pirolreviers zum Vorhaben beträgt 125 bis 200 m) und aufgrund der Lärmempfind- lichkeit der Art auch nicht davon auszugehen ist, dass sich das Revier im trassenna- hen Bereich befindet, können anlagebedingte Beeinträchtigungen auf den Pirol aus- geschlossen werden. Hinsichtlich des Eisvogels gelten die unter dem LRT 3260 ge- troffenen Aussagen. Darüber hinaus sind für den Eisvogel im Bereich der Rettberg- saue sowie im angrenzenden Rheinabschnitt ausreichende Nahrungshabitate vor- handen. Es sind keine Beeinträchtigungen durch den anlagebedingten Verlust des LRT zu erwarten. Die in Hessen stark gefährdete (RL2) und in der Bundesrepublik Deutschland gefähr- dete (RL 3) Schwarz-Pappel (Populus nigra) kommt im Untersuchungsraum beidseitig der Schiersteiner Brücke mit einigen alten Individuen vor, die sich ausnahmslos in- nerhalb der Weichholzaue (LRT *91E0) befinden. Durch den Bau des zweiten Brü- ckenbauwerks parallel zur bestehenden Schiersteiner Autobahnbrücke kommt es aufgrund der Brückenhöhe von ca. 14 m zu Verlusten von mehreren alten Schwarz- Pappel-Individuen, die im Zusammenhang mit dem LRT-Verlust als erheblich gewer- tet werden.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 183 - A 643

Betriebsbedingte Störungen können für den Pirol bis zu einem Abstand von 400 m zur Trasse wirksam sein (GARNIEL et. al., 2010). Da westlich der Trasse es zu einer Verschiebung der Effektdistanz entsprechend der Fahrbahnbreite kommt, können für das westlich der Trasse festgestellte Revier in Teilbereichen innerhalb der Effektdis- tanz Störungen nicht vollständig ausgeschlossen, obwohl das Revier auch hinsicht- lich der bestehenden Trasse bereits im Bereich der Effektdistanz liegt. Die weiteren Reviere des Pirols (östlich der Trasse) liegen außerhalb der Effektdistanz. Weiterhin sind aufgrund der vorgesehenen Errichtung eines abgehängten Fußgängersteges mit Zugang zur Rettbergsaue Störungen durch eine erhöhte Frequentierung des Gebie- tes mit Freizeit- und Erholungssuchenden nicht auszuschließen. Auch für den Eisvogel als Nahrungsgast können betriebsbedingte Störungen trotz der ausbleibenden, bzw. unwesentlichen Erhöhung der Lärmbelastung nicht vollständig ausgeschlossen werden. Das Kollisionsrisiko für Eisvogel und Pirol wird sich nicht signifikant erhöhen, da die Verkehrsbelastung nur unwesentlich steigt, die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die charakteristischen Arten die bestehende und zukünftige Brücke aufgrund der lichten Höhe unterfliegen können. Beeinträchtigung der Erhaltungsziele können daher ausgeschlossen werden. Bezogen auf den mehrjährig zu erwartenden Baustellenbetrieb sind baubedingt eine Reihe von störenden Auswirkungen möglich, die jeweils für sich oder zusammenge- nommen für die charakteristischen Vogelarten eine Beeinträchtigung darstellen kön- nen, und zwar maschinenbedingter Baulärm, Maschinen- wie Fahrzeugbewegungen, nächtliche Baustellenausleuchtung, ganztägiger Baustellenbetrieb u.ä. Hierdurch sind Irritationen nicht auszuschließen. Baubedingte Störungen sind für Teilbereiche des nachgewiesenen Pirolreviers möglich, da der Abstand zum Baufeld für einen der Nachweise lediglich ca. 125 m beträgt. Auch für den Eisvogel sind baubedingte Stö- rungen des Nahrungshabitates denkbar. Die Schwarz-Pappeln, die beidseitig der Schiersteiner Brücke im Bereich des LRT *91E0 mit einigen stattlichen Exemplaren nachgewiesen werden konnten, befinden sich außerhalb der temporären Baustreifen, welche auf Flächen außerhalb des LRT *91E0 beschränkt sind. Daher gehen die baubedingten Beeinträchtigungen nicht über die anlagebedingten Beeinträchtigungen hinaus. Zusammenfassend ist festzustellen, dass aufgrund der Überbrückung von 1.940 m² des prioritären LRT *91E0 (hier: Silberweiden-Weichholzauenwald, Salicion albae) die Verträglichkeit des Ausbaus der A 643 im Bereich der Schiersteiner Brücke mit den Erhaltungszielen für das FFH-Gebiet nicht gegeben ist.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 184 - A 643

3.5.4 Beeinträchtigungen von Arten des Anhangs II der FFH-RL Neben den genannten Lebensraumtypen sind keine Tier- und Pflanzenarten von ge- meinschaftlichem Interesse, d.h. Arten des Anhangs II der FFH-RL, für die Schutzge- bietsausweisung bekannt.

3.6 Zusammenfassung der vorhabenbedingte Auswirkungen Zusammenfassend ergeben sich folgende Beeinträchtigungen von LRT durch vorha- benbedingte Auswirkungen auf das FFH-Gebiet: LRT 3260 (Flüsse der planaren bis montanen Stufe) Obwohl im Bereich der neu zu errichteten Überbrückung sich ca. 0,05 ha und damit ca. 6% des LRT 3260 im FFH-Gebiet befinden, wird mit der Überbrückung des natur- nahen Altarms (LRT 3260) mit einer lichten Höhe der Brücke von >14 m nicht direkt in das Gewässer eingegriffen und es treten keine anlagebedingten Beeinträchtigungen des LRT ein. Die betriebsbedingten Lärm- und Schadstoffimmissionen nehmen nur im irrelevanten Ausmaß zu und führen zu keiner erheblichen Beeinträchtigung der Wasserpflanzengesellschaften des LRT 3260 sowie der charakteristischen Arten Eis- vogel und Grüne Keiljungfer. Ergebnis: Keine erhebliche Beeinträchtigung durch das Projekt. LRT 91F0 (Hartholzauenwälder) Der Lebensraumtyp 91F0 „Hartholzauenwälder“ befindet sich ausschließlich auf einer Fläche östlich der Brücke und östlich der Verbindung von Altarm und Mombacher Rheinarm und damit außerhalb des vorhabenbedingten Wirkbereiches. Aufgrund der Entfernung zur geplanten Trasse können Beeinträchtigungen dieses LRT ausge- schlossen werden. Ergebnis: Keine erhebliche Beeinträchtigung durch das Projekt. LRT *91E0 (Silberweiden-Weichholzauenwald) Für diesen prioritären LRT können vorhabenbedingte erhebliche Beeinträchtigungen durch anlagebedingte Standortveränderungen unter dem Brückenbauwerk nicht aus- geschlossen werden, obwohl eine direkte Flächeninanspruchnahme des LRT *91E0 durch das Projekt wird vermieden wird. Durch die Überbrückung entstehen jedoch veränderte Standortbedingungen unter der Brücke, die vorsorglich auf der gesamten betroffenen Fläche von 1.940 m² als Funktionsverlust bewertet werden. Dabei wird berücksichtigt, dass sich die Degradierung des Bestands unter der Brücke zeitverzö- gert entwickelt und zudem nicht zwangsläufig zum vollständigen Verlust des LRT *91E0 führen muss. Durch die Steuerung des Bauablaufs und durch Beschränkungen des Baufeldes wird die Beeinträchtigung weiterer Flächen des LRT *91E0 ausge- schlossen. Der vorhandene Brückenpfeiler wird teilweise rückgebaut. Bezogen auf einen Flächenanteil von ca. 10 ha im FFH-Gebiet, dessen Erhaltungszustand mit „hervorragend“ bewertet ist, stellt die Beeinträchtigung von 0,19 ha ca. 2% der Ge- …/ Planfeststellungsbeschluss - 185 - A 643 samtfläche dar. Dennoch wird von einer erheblichen Beeinträchtigung des LRT *91E0 durch die anlagebedingte Überbrückung ausgegangen. Die maximale vorhabenbedingten Zusatzbelastung durch Stickstoffeintrag beträgt 0,6 kg N/ha*a. Der Critical Load liegt über der Gesamtbelastung (diese beträgt ca. 27,6 kg N/ha*a in 200 m Entfernung und bis 33,7 kg N/ha*a am Fahrbahnrand) der Hinter- grundbelastung zuzüglich der lokalen Deposition (die abstandsbezogen von 2,5 bis 8,1 kg N/ha*a beträgt). Zudem unterliegen Auenwälder im Zuge der regelmäßigen Überschwemmungen einer permanenten Nährstoffzufuhr und es handelt sich um Waldgesellschaften, die sich vornehmlich aus nitrophil oder zumindest als toleranten Arten zusammensetzen. Die Silberweiden-Weichholzauenwälder stocken auf natür- lich nährstoffreichen Böden. Die kalkreichen Auenböden garantieren ein Nährstoff- gleichgewicht auch bei hohen N-Gehalten im Boden bzw. im Überflutungswasser, so dass ein Nährstoffungleichgewicht auch bei hoher Hintergrund- und Zusatzbelastung mit versauernden Schwefel- und Stickstoffeinträgen ausgeschlossen werden kann. Zudem hat sich die Pflanzenartenkombination seit Jahrzehnten an ein hohes Stick- stoffdargebot angepasst, das im Gleichgewicht mit dem hohen Basengehalt die Ent- wicklung einer naturnahen Auenwaldgesellschaft auf hohem Trophieniveau ermög- licht. Daher sind durch die vorhabenbedingten Zusatzbelastungen keine signifikanten Veränderungen der Emissionssituation im Umfeld der A 643 und auch keine erhebli- chen Beeinträchtigungen des LRT *91E0 durch Stickstoffdepositionen auf der Rett- bergsaue zu erwarten.

3.7 Kumulative Wirkungen auf das FFH-Gebiet Hinsichtlich der Stickstoffeinträge ist weiterhin geprüft worden, ob der Ausbau der A 643 im Zusammenwirken mit dem geplanten Kohleheizkraftwerk (KHKW) Mainz in der Ingelheimer Aue sowie dem weiteren Ausbau der A 643 erhebliche Beeinträchti- gungen verursachen könnte (Summationseffekte). In den Untersuchungen zum KHKW wurde eine maximale Zusatzbelastung der N- Deposition von 0,1 kg N/ha*a im Bereich der Rettbergsaue ermittelt. Die mit dem KHKW und der A 643 zu erwartende Stickstoff-Gesamtdeposition überschreitet mit den rechnerisch überschätzten Werten von ursprünglich 27,7 bis 33,8 kg N/ha*a den Critical Load von 33,2 kg/ha*a für den Silberweiden-Weichholzauenwald (LRT *91E0) geringfügig. Die summarische Zusatzbelastung von max. 0,7 kg N/ha*a (0,6 + 0,1 kg N/ha*a) beträgt etwa 2,1% des Critical Loads von 33,2 kg/ha*a und liegt somit eben- falls unter der Irrelevanzschwelle von 3%. Vor dem Hintergrund der vorsorglichen Beeinträchtigungsprognose sowie dem hervorragenden Erhaltungszustand des LRT *91E0 im Bereich der Rheinbrücke sind auch bei den Summationswirkungen von KHKW und A 643 keine signifikanten Zusatzbelastungen und erheblichen Beeinträch- tigungen des LRT *91E0 durch Stickstoffdepositionen zu erwarten. Zudem ist zu be- …/ Planfeststellungsbeschluss - 186 - A 643 rücksichtigen, dass der Bau des Kohleheizkraftwerks (KHKW) Mainz bis auf weiteres gestoppt wurde.

4. Betrachtung des FFH-Gebietes „Wanderfischgebiete im Rhein“ Für das von der hier festgestellten Baumaßnahme der A 643 betroffene FFH-Gebiet DE 5914-351 „Wanderfischgebiete im Rhein“ stellt sich die Bewertung wie folgt dar:

4.1 Beschreibung des FFH-Gebiets DE 5914-351 „Wanderfischgebiete im Rhein“ Das FFH-Gebiet „Wanderfischgebiete im Rhein“ hat einen Umfang von 1.270 ha und umfasst mehrere disjunkt liegende Teilflächen des Rheins im hessischen Staatsge- biet und erstreckt sich von Kaub, , Ingelheim am Rhein, Eltville am Rhein, Wiesbaden“, Mainz, Groß-Gerau und Oppenheim bis Gernsheim. In seiner Eigenschaft als Schutzgebiet für Langdistanz-Wanderfische sind die Teilflächen als Trittsteine zu verstehen. Diese befinden sich in denjenigen Rheinabschnitten, die für die Tiere geeignete Lebensräume, d.h. solche mit differenziertem Substrat und Struk- turelementen, aufweisen. Naturräumlich sind die einzelnen Teilflächen des Gebiets der "Ingelheimer Rheinebene", dem "Oberen Mittelrheintal", der "Untermainebene" oder der "Nördlichen Oberrheinniederung" zugeordnet. Verwaltungspolitisch gehört das hier behandelte Teilgebiet in die Zuständigkeit der Stadt Wiesbaden. Es um- schließt zwischen den Rhein-km 499 und 506 mit einer ca. 100 m breiten Freiwasser- zone die vor Schierstein und Biebrich im Rhein gelegene „Rettbergsaue bei Wiesba- den“, welche als Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet ausgewiesen ist. Außer dieser umschließt das FFH-Teilgebiet auch die oberstromig der Rettbergsaue gelegene Rheininsel „Petersaue“. Das FFH-Gebiet wird auf einer Teilfläche von der bestehen- den Schiersteiner Brücke der A 643 durchschnitten. Wie bei dem FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ auch ermittelt, ist das Nord- ufer der Rettbergsaue entlang des dortigen Hauptfahrwassers nahezu auf ganzer Länge massiv und geradlinig mit Wasserbausteinen befestigt. Ausnahmen bilden le- diglich kurze Abschnitte vor den sandigen Buchten des Biebricher und Schiersteiner Strandbades. Auch die südliche Uferlinie ist über längere Abschnitte, insbesondere westlich der Schiersteiner Rheinbrücke und im Abschnitt des Wachsbleichgrabens gegenüber der industriell genutzten „Ingelheimer Aue“, mit Wasserbausteinschüttung befestigt. Deutlich naturnähere, lediglich durch einzelne vorgelagerte Wasserbaustei- ne vor Wellenschlag geschützte Sedimentufer befinden sich in einer mehrere Hun- dertmeter langen Uferzone östlich des Altarmeinlaufs in Höhe der Schiersteiner Brü- cke. Gänzlich naturnahe Ufer begleiten den Altarm im südlichen Teil der Westhälfte (einschließlich der Westspitze) der Insel. Hier haben sich im Strömungsschatten der Leitwerke zum Hauptfahrwasser und Mombacher Seitenarm großflächigere Anlan- dungen von Feinsedimenten eingestellt, wie sie auch das Südufer stromaufwärts der

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Schiersteiner Brücke prägen. Allerdings ergaben sich im Rahmen der GDE und der Kartierungen zur UVS keine Erkenntnisse zum Vorkommen der für das FFH-Gebiet 5914-351 wertstellend genannten Schlammbänke (LRT 3270) mit entsprechender Pioniervegetation. Ein Grund wird in der Vorherrschaft sandigen Substrats gesehen. Die zum Schutzgebiet 5915-351 gehörigen Freiwasserflächen des Rheins sind, aus- genommen vom Altarm und der Westspitze der Rettbergsaue, ohne auffällige oder gar natürliche Ausprägung. Vorherrschend sind die für die internationale Wasserstra- ße Rhein bestimmenden Eigenschaften, die in der Gewährleistung der Sicherheit, pegelgerechten ständigen Schiffbarkeit und ähnlichen für die Großschifffahrt relevan- ten Parametern begründet sind. Entscheidend für den Einbezug der Freiwasserflä- chen in das raumübergreifende Schutzgebiet für Wanderfische ist, dass die Abschnit- te barrierefrei zu passieren sind und im Zusammenhang mit den natürlichen oder na- turnäheren Uferzonen den Wanderfischen auf ihrem Zug Ruhe und eine bessere Nahrungsaufnahme gewähren.

4.2 Erhaltungsziele Bei der Bestandserfassung und -Bewertung wird von den maßgeblichen Erhaltungs- zielen des FFH-Gebiets „Wanderfischgebiete im Rhein“ ausgegangen, wie sie in der Natura 2000-Gebietsverordnung festgelegt sind:

Tabelle 6: Erhaltungsziele des FFH-Gebietes 5914-351 „Wanderfischgebiete im Rhein“

Erhaltungsziele der Lebensraumtypen nach Anhang I FFH-Richtlinie

3270 Flüsse mit Schlammbänken mit Vegetation des Chenopodium rubri p.p. und des Bidention p.p.

• Erhaltung der biotopprägenden Gewässerqualität und Gewässerdynamik • Erhaltung der Durchgängigkeit für Gewässerorganismen • Erhaltung des funktionalen Zusammenhangs mit auetypischen Kontaktlebensräumen

Erhaltungsziele der Arten nach Anhang II FFH-Richtlinie

Alosa alosa Maifisch

• Sicherung der biologischen Durchgängigkeit der Fließgewässer • Erhaltung von Gewässerhabitaten, die sich in einem zumindest guten ökologischen und chemischen Zu- stand befinden

Lampetra fluviatilis Flussneunauge

• Erhaltung der biologischen Durchgängigkeit des Fließgewässers • Erhaltung von Gewässerhabitaten, die sich in einem zumindest guten ökologischen und chemischen Zu- stand befinden

Petromyzon marinus Meerneunauge

• Erhaltung der biologischen Durchgängigkeit des Fließgewässers • Erhaltung von Gewässerhabitaten, die sich in einem zumindest guten ökologischen und chemischen Zu- stand befinden

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Salmo salar Lachs

• Erhaltung von sauerstoffreichen, kühlen Fließgewässern mit durchströmten Kiesbänken und flachen, grob- kiesigen, stark, turbulent überströmten Gewässerstrecken (Riffle-/Pool-Strukturen) • Erhaltung der biologischen Durchgängigkeit des Fließgewässers • Erhaltung von Gewässerhabitaten, die sich in einem zumindest guten ökologischen und chemischen Zu- stand befinden Das Gebiet gilt unter Einbeziehung geeigneter Lebensräume im Bereich der mit diffe- renzierten Substraten und Strukturelementen ausgestatteten Rheininseln als wichti- ger Wanderkorridor für adulte Langdistanzwanderfische. Vorrangiges Ziel ist die Si- cherung bestehender Populationen der Fischfauna und hier insbesondere der Wan- derfischarten. Diesem Ziel dient weiterhin die Entwicklung und Erhaltung unverbauter Gewässerabschnitte mit natürlicher Dynamik außerhalb der Fahrrinne (differenzierte Sedimentzonen, Schlammufer) sowie eine Verbesserung der biologischen Gewäs- sergüte. Beeinträchtigungen, die geeignet sind, dieses Ziel erheblich zu stören oder zu gefährden sind nach § 34 Abs. 2 BNatSchG unzulässig. Nach Angaben des Standarddatenbogens beträgt die Fläche des LRT 3270 im FFH- Gebiet „Wanderfischgebiete im Rhein“ 0,76 ha. Als nachteilige Einflüsse mit unter- schiedlicher Intensität werden Schifffahrt (mittel), Wasserverschmutzung (mittel), Se- dimenträumung/ Ausbaggerungen (mittel) sowie Lauf- und Strukturveränderungen (hoch) aufgeführt. Für den LRT 3270 werden laut BFN (1998) folgende charakteristische Arten aufge- führt, die im Hinblick ihrer bekannten Lebensraumansprüche eine Indikatorfunktion für potenzielle vorhabenbedingte Auswirkungen einnehmen: Flussuferläufer (Actitis hy- poleucos), Säbeldornschrecke (Tetrix subulata), Schwarzfrüchtiger Zweizahn (Bidens frondosa), Dreiteiliger Zweizahn (Bidens tripartita), Roter Gänsefuß (Chenopodium rubrum) und Ampfer-Knöterich (Polygonum lapathifolium). Nach der Natura 2000-Verordnung wurden die Erhaltungsziele des Standarddaten- bogens zur Gebietsmeldung aktualisiert und festgeschrieben mit der Folge, dass die Arten Rapfen (Aspius aspius) und Nordseeschnäpel (Coregonus oxyrhynchus) keine Erhaltungsziele für das FFH-Gebiet „Wanderfische im Rhein“ definiert wurden, weil für den Rapfen bezüglich des naturräumlichen Gesamtwertes keine Signifikanz vor- liegt. Der Nordseeschnäpel gilt als verschollen, wahrscheinlich sogar als weltweit ausgestorben, da seit 1940 kein Exemplar mehr nachgewiesen werden konnte. Der Erhaltungszustand von Maifisch, Lachs, Meerneunauge und Flussneunauge ist durchschnittlich bis schlecht, naturräumlich gut (B).

4.3 Funktionale Beziehungen des Schutzgebietes im Netz Natura 2000 Die Teilfläche des FFH-Gebietes „Wanderfischgebiete im Rhein“ zwischen den Rhein-km 499 und 506 umschließt das FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“.

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Das Vogelschutzgebiet „Inselrhein“ ist zwischen dem Schiersteiner Hafen und der Südostspitze der Petersaue lagegleich zum FFH-Gebiet „Wanderfischgebiete im Rhein“ und ist somit regional und funktional als ökologische Einheit zu betrachten. Gleiches gilt für die anderen insgesamt auf einer Länge von gut 100 km verstreut lie- genden Teilflächen des FFH-Gebiets „Wanderfischgebiete im Rhein“. Funktionale Beziehungen bestehen außerdem zu den NATURA 2000-Gebieten der angrenzen- den Rheinabschnitte auf rheinland-pfälzischer Seite, den FFH-Gebieten 5914-303 „Rheinniederung Mainz-Bingen“ und 6116-304 „Oberrhein von Worms bis Mainz“ so- wie das Vogelschutzgebiet 6013-401 „Rheinaue Bingen-Ingelheim“.

4.4 Vorhabenbedingte Auswirkungen Durch die Brückenbauwerke können anlagebedingte Wirkfaktoren in Form von Flä- chen- und Funktionsverlust durch Versiegelung/ Flächeninanspruchnahme der Brü- ckenpfeiler, Zerschneidung von (Teil-) Lebensräumen, Verlust/ Funktionsverlust durch Veränderung abiotischer Standortfaktoren und Verschattung durch das Brü- ckenbauwerk ausgelöst werden. Unter Berücksichtigung der Eckdaten, die für die Baumaßnahme auch im Bereich des FFH-Gebiets „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ gelten ist festzustellen, dass direkte Flächenverluste durch Versiegelung und Flä- cheninanspruchnahme lediglich durch die neu zu errichtenden Brückenpfeiler im Mombacher Rheinarm und im Biebricher Fahrwasser zu erwarten sind. Zerschnei- dungen von (Teil-) Lebensräumen finden nicht statt, da durch ausreichende Entfer- nungen der Brückenpfeiler vom Gewässerufer (mind. 30 bis 50 m) bzw. im Biebricher Fahrwasser auch zwischen den beiden Pfeilern (120 m) sowie durch lichte Höhen von mind. 10 m über der Gewässerfläche keine Barriere- oder Zerschneidungswir- kungen zu erwarten sind. Darüber hinaus befinden sich die Pfeiler außerhalb poten- zieller Entwicklungsflächen des LRT 3270. Kleinräumige anlagebedingte Verände- rungen der abiotischen Standortfaktoren beziehen sich auf Bodenversiegelungen an der Gewässersohle und auf stauende Wirkungen der Brückenpfeiler samt der damit verbundenen Wasserverwirbelungen. Diese wirken sich auf den LRT 3270 aber nicht aus, darüber hinaus führt das relativ schonende Bauverfahren (Abteufen von Senk- kästen) zu keinen signifikanten Eingriffen in die Sohlbereiche des Rheins. Auswirkungen des Brückenbauwerks durch den Neubau der Brückenpfeiler auf die vier Langdistanzwanderfischarten Maifisch, Lachs, Meerneunauge und Flussneunau- ge sind, wenn überhaupt, nur in äußerst geringem Maß zu erwarten, weil das relativ schonende Bauverfahren (Abteufen von Senkkästen) zu keinen signifikanten Eingrif- fen in die Sohlbereiche des Rheins führt. Außerdem ruft die Errichtung der Brücke mit den vor allem außerhalb des Schutzgebiets bzw. in den Freiwasserbereichen liegen- den Stütz- oder Tragpfeilern (Entfernung vom jeweiligen Ufer beträgt 30 bis 50 m) keine signifikanten Veränderungen in der Eigenschaft der Gewässersphäre, als dem …/ Planfeststellungsbeschluss - 190 - A 643

Lebensraum der Langdistanzwanderfische, hervor. So wird die freie Passierbarkeit gegen oder mit der fließenden Welle auch bei Errichtung der Pfeiler für die neue Brü- cke parallel zu den vorhandenen Pfeilern nicht erkennbar eingeschränkt, da diese kein effektives biologisches Wanderungshindernis, wie beispielsweise ein Wehr, dar- stellen. Potenzielle Laichhabitate der zu untersuchenden Fischarten bzw. Ruhehabi- tate für die Larven von Meer- und Flussneunauge (Querder) sind überdies aufgrund der mit Wasserbausteinen befestigten Uferstruktur im Untersuchungsraum und der hohen Fließgeschwindigkeit auszuschließen. Kleinräumige anlagebedingte Verände- rungen der abiotischen Standortfaktoren, die sich auf Bodenversiegelungen an der Gewässersohle und auf stauende Wirkungen der Brückenpfeiler samt der damit ver- bundenen Wasserverwirbelungen beziehen, sind vor dem Hintergrund der Vorbelas- tung durch die bereits bestehenden Brückenpfeiler und die punktuellen und sehr ge- ringen Veränderungen für die hier zu betrachtenden Fischarten als nicht relevant ein- zustufen. Auch die Schattenwirkung unter der in lichter Höhe selbst bei Hochwasser wenigstens ca. 10 m hohen Brücke stellt keine physiologisch wirksame Unterbre- chung dar, zumal durch das bestehende Brückenbauwerk eine Vorbelastung vorliegt. Die Wirkung kommt mutmaßlich einer natürlichen Verdunkelung des Himmels durch vor die Sonne ziehende Wolken gleich. Unterstützt wird die Annahme des Nichteintre- tens einer Barrierewirkung auch dadurch, dass die rheinaufwärts festgestellten Indivi- duen der anadromen Fischarten auf ihren Wanderungen stromabwärts in Richtung Nordsee und stromaufwärts zurück in Richtung der Laichhabitate zum wiederholten Mal ähnliche Brückenbauwerke passiert haben müssen. Betriebsbedingte Wirkungen werden durch den Fahrzeugverkehr sowie durch Unter- haltungsmaßnahmen verursacht. Die Ermittlung dieser Wirkungen erfolgt über die Verkehrsstärke. Da für das FFH-Gebiet nur die relevante Fischfauna zu berücksichti- gen ist, sind Funktionsbeeinträchtigungen durch Barrierewirkungen des fließenden Verkehrs auszuschließen und als Wirkfaktor folglich nur Lebensraumverluste oder Funktionsbeeinträchtigungen durch Lärm-, Schadstoff- und Lichtimmissionen zu be- werten. Die im Prognosejahr eintretende Mehrbelastung von ca. 6,5% führt zu keinen messbaren Auswirkungen auf die chemisch-biologische Wasserqualität. Dies führt, da keine Lebensraumtypen im maximalen Einwirkungsbereich der Schadstoffe vor- handen sind, zu keinen betriebsbedingten Beeinträchtigungen. Außerdem handelt es sich bei dem betroffenen Rheinabschnitt um einen Bereich mit fließender Welle, so dass eine ständige Verdriftung und auch Verdünnung stattfindet, die einer konzen- trierten Schadstoffanreicherung entgegenwirken. Auch können die Wirkungen auf die chemisch-biologische Wasserqualität als zentra- ler Lebensgrundlage der Fische durch die Lärm- und Lichtbelastung oder betriebsbe- dingte Erschütterungen, auch durch die Verdoppelung der Emissionsorte aufgrund

…/ Planfeststellungsbeschluss - 191 - A 643 der zukünftigen zwei Fahrbahnen, vernachlässigt werden. Überdies handelt es sich bei dem betroffenen Rheinabschnitt um einen Bereich mit fließender Welle, so dass eine ständige Verdriftung und auch Verdünnung stattfindet, die einer konzentrierten Schadstoffanreicherung entgegenwirkt. Ferner ist davon auszugehen, dass es auf- grund der eingeführten und weiter verschärften Abgasgrenzwerte (EURO-Normen) zum Schadstoffausstoß von Kfz. in der EU mittelfristig zu einer deutlichen Verringe- rung Kfz.-bedingter Schadstoffemissionen kommt. Die baubedingten Wirkfaktoren, die im Rahmen der Bautätigkeiten der Straße verur- sacht werden und somit i.d.R. temporär und somit zeitlich befristet sind, entsprechen vorliegend denen der anlage- und betriebsbedingten Wirkungen. Sie konzentrieren sich hauptsächlich auf den Neubau der Brückenpfeiler, die in Senkkastenbauweise errichtet werden und auf den Abriss der bestehenden Fahrbahn. Die Stahlquerschnit- te der Überbauten – auch für den Neubau im Bereich der alten Brückentrasse – wer- den in Einzelabschnitten bis 35 m-Länge vorgefertigt und mit Schiffen zur Baustelle geliefert. Zur Montage werden Schwimmkräne eingesetzt. An den Rheinufern – auch im Bereich der Rettbergsaue – sind temporäre Anlandungsstellen vorgesehen. Damit stehen die baubedingten Wirkfaktoren beim Bau der Schiersteiner Brücke im Vorder- grund, zumal der Bau der Brücke größere Bau- und Lagerflächen im Gegensatz zur sonstigen Verbreiterung der Fahrbahn erfordert. Zudem erfolgen durch den Baustel- lenverkehr und die Baumaschinen temporäre Emissionen und Immissionen (Lärm, Licht), die auch aufgrund der Dauer von mehreren Jahren Bauzeit Relevanz aufwei- sen. Durch vorgesehene relativ schonende Bauverfahren (Abteufen von Senkkästen) und durch den Bau der Pfeiler in einer Entfernung von 30 bis 50 m vom jeweiligen Ufer und damit außerhalb möglicher ökologisch wertvoller Uferbereiche kommt es zu keinen signifikanten Beeinträchtigungen des LRT 3270. Im Umfeld der Uferbereiche, in denen die temporären Anlandungszonen errichtet werden, sind keine Lebensraum- typen nachgewiesen. Aus demselben Grund sind auch die Beeinträchtigungen durch Schiffe und Schwimmkräne als unbedeutend anzusehen. Die Gesamtbauzeit der Pfeiler und Stahlquerschnitte der Überbauten wird zudem durch einen hohen Grad an Vorfertigung im Werk bei der Montage auf ein Minimum reduziert. Durch das Bauverfahren (Abteufen von Senkkästen) kommt zu keinen signifikanten Eingriffen in die Sohlbereiche des Schutzgebietes. Sollten dennoch temporäre und überdies sehr lokale Sedimentaufwirbelungen unvermeidbar sein, die dann allein im unterstromig gelegenen Rheinabschnitt über eine kurze Distanz wirksam sein könn- ten, wäre dies für die Langdistanzwanderfische mit an Sicherheit grenzender Wahr- scheinlichkeit folgenlos, weil temporäre Trübungen im Rhein in Abhängigkeit von Niederschlagsereignissen oder der Schneeschmelze zu den natürlichen Ereignissen zählen. Durch das zeitlich sehr begrenzte und zudem langsame Versenken der

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Senkkästen, das den Fischen ein Ausweichen ermöglicht, ist es außerdem sehr un- wahrscheinlich, dass einzelne wandernde Exemplare der anadromen Fischarten Schaden nehmen können. Um das umgebende Wasser am Eindringen in die Senk- kästen zu hindern, wird dazu der Hohlraum innerhalb der Spundwände pneumatisch unter einen abgestimmten Überdruck gesetzt. Darüber hinaus gelten geschlossene Druckluft-Caissons im Gegensatz zu offenen Senkkästen als ökologische Variante, da hier keine Erschütterungen auftreten und Geräuschentwicklungen minimiert wer- den können. Auch die Beeinträchtigungen auf die Fischarten durch während der Bau- zeit erforderliche Schiffe und Schwimmkräne (inklusive der Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit dem Brückenabriss) sind als unbedeutend anzusehen, da auf- grund des bestehenden Schiffsverkehrs eine hohe Vorbelastung vorliegt und die Ge- samtbauzeit der Pfeiler und Überbauten inklusive des Brückenabrisses durch einen hohen Grad an Vorfertigung im Werk bei der Montage auf eine Minimum reduziert werden kann. Die erforderlichen temporären Anlandungsstellen werden an mit Was- serbausteinen befestigten Uferzonen errichtet, so dass hier Laich- bzw. Ruhehabitate für die zu untersuchenden Fischarten ausgeschlossen werden können. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die anlagebedingten Wirkfaktoren innerhalb des Schutzgebietes auf die Neuerrichtung der Brückenpfeiler im Mombacher Rhei- narm und Biebricher Fahrwasser bzw. auf kleinräumige Veränderungen der abioti- schen Standortfaktoren beschränkt sind. Die betriebsbedingten Wirkfaktoren, die durch den Fahrzeugverkehr sowie durch Unterhaltungsmaßnahmen verursacht wer- den (Funktionsbeeinträchtigungen durch Lärm-, Schadstoff- und Lichtimmissionen), sind auszuschließen. Die zu berücksichtigenden baubedingten Wirkfaktoren, die aus Schiffen und Schwimmkränen resultieren, die das erforderliche Material zur Baustelle transportieren, aus den temporären Anlandungsstellen in den Uferbereichen sowie insbesondere aus dem Einlassen der Grundpfeiler durch Senkkästen, sind auf ein Minimum reduziert. LRT-Bereiche werden nicht beeinflusst, so dass keine erhebliche Beeinträchtigung der für den Lebensraumtyp LRT 3270 relevanten Erhaltungsziele vorliegt. Dies gilt auch für die auf die anadromen Wanderfischarten, Maifisch, Lachs, Meerneunauge und Flussneunauge bezogenen Erhaltungsziele.

4.5 Kumulative Wirkungen auf das FFH-Gebiet Die Prüfung, in wieweit mit anderen Projekten und Plänen sich Summationswirkun- gen eintreten können, hat ergeben, dass die von der Kraftwerke-Mainz-Wiesbaden AG geplante Errichtung eines Kohleheizkraftwerks in der gewerblich genutzten Ingel- heimer Aue gegenüber der östlichen Rettbergsaue in Summation mit dem Ausbau der A 643 einschließlich Neubau der Schiersteiner Brücke erhebliche Beeinträchti- gungen der Erhaltungsziele des FFH-Gebiets „Wanderfischgebiete im Rhein“ hervor-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 193 - A 643 rufen könnte. Außerdem sind die weiteren Abschnitte des Ausbaus der A 643 in Rheinland-Pfalz in die Prüfung einzubeziehen. Bei der Prüfung wird die im Rahmen der wasserrechtlichen Bescheide zu Errichtung und Betrieb eines Kohleheizkraftwerks vorgenommene Prüfung der Verträglichkeit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen des FFH-Gebiets herangezogen. Entschei- dend für die Bewertung der Erheblichkeit und Verträglichkeit ist, ob durch Kühlwas- serentnahme und anschließende Warmwassereinleitung erhebliche Beeinträchtigun- gen der Wanderfische auftreten. Die Lage der Kühlwasserentnahmestelle lässt nicht erwarten, dass eine Vielzahl von Fischen in Richtung des Entnahmebauwerks driftet und die Ausführung der Rechen trägt weiter dazu bei, dass bei den Fischpopulatio- nen kaum Schädigungen auftreten werden. Die Auswirkungen auf die Fischfauna am Kühlwasser-Entnahmebauwerk werden in einem gesonderten Monitoring untersucht und die Schädigungsrate der abgespülten Fische wird dokumentiert. Nach deren Er- gebnissen und je nach Situation werden weitere Schutzmaßnahmen (z.B. Fischscheuchanlage) nachgerüstet. Die maximal zulässige Wärmeeinleitung durch das Kohleheizkraftwerk wird u.a. dahingehend begrenzt, dass der Betrieb ausschließ- lich bis zu einer Rheinwassertemperatur von 28 Grad Celsius genehmigt wird. Au- ßerdem wird die zulässige Einleittemperatur begrenzt. Die Verträglichkeitsprüfung kommt insgesamt zu dem Ergebnis, dass bei Realisierung der vorgesehenen Ver- meidungsmaßnahmen erhebliche negative Auswirkungen auf die Fischfauna durch das Kohleheizkraftwerks sowohl innerhalb als auch außerhalb des FFH- Wanderfischgebiets vermieden werden können. Durch den Ausbau der A 643 in Rheinland-Pfalz entstehen ebenfalls keine weiteren negativen Auswirkungen auf die Fischfauna, da das relevante Teilstück der Schiers- teiner Brücke bereits in der vorliegenden Verträglichkeitsprüfung berücksichtigt wur- de. Somit ergeben sich weder durch den Ausbau der A 643 noch durch die Errichtung und den Betrieb des Kohleheizkraftwerks erhebliche Beeinträchtigungen der Erhal- tungsziele des FFH-Gebiets „Wanderfischgebiete im Rhein“. Auch das Zusammen- wirken der Vorhaben lässt keine erheblichen Beeinträchtigungen erwarten, da der Neubau der Schiersteiner Brücke, sofern überhaupt gegeben, nur sehr geringe und vornehmlich temporäre Auswirkungen zur Folge hat. Das Ergebnis der FFH-Verträglichkeitsprüfung für das FFH-Gebiet 5914-351 "Wan- derfischgebiete im Rhein", die zusammenfassend zu dem Ergebnis kommt, dass die Verträglichkeit der neu zu erstellenden Brückenbauwerke der A 643 mit den Erhal- tungszielen gegeben ist, ist nicht zu beanstanden. Überdies sind erhebliche Beein- trächtigungen der Erhaltungsziele weder durch die A 643 alleine noch im Zusam- menwirken mit der Errichtung des Kohleheizkraftwerks zu erwarten.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 194 - A 643

5. Betrachtung des Vogelschutzgebietes „Inselrhein“ Für das von der hier festgestellten Baumaßnahme der A 643 betroffene FFH-Gebiet DE 5914-450 „Inselrhein“ stellt sich die Bewertung wie folgt dar:

5.1 Beschreibung des Vogelschutzgebiets DE 5914-450 „Inselrhein“ Das Vogelschutzgebiet „Inselrhein“ erstreckt sich insgesamt zwischen Lorch (Rhein- km 540) und der Mainmündung (Rhein-km 497) erstreckt und es ist als Kernstück das Ramsar-Gebiet „Rhein zwischen Eltville und Bingen“ integriert. In dem etwa 43 km langen Rheinabschnitt befinden sich 8 Inseln. In diesem Flussabschnitt durchfließt der Rhein die letzten Kilometer des Oberrheinischen Bruchgrabens und tritt dann am „Binger Loch“ in das schroffe Engtal des Oberen Mittelrheins ein. Der Rhein hat in diesem Abschnitt ein sehr geringes Gefälle und somit den Charakter eines Unter- laufs. Im Bereich der Rettbergsaue erreicht er eine Breite von 700 bis 900 Metern. Das FFH-Gebiet „Inselrhein“ umfasst auch den Bereich zwischen dem Schiersteiner Hafen und der Südostspitze der Petersaue. Hinsichtlich der Beschreibung der Rett- bergsaue wird auf die Ausführungen unter C, Ziffer III,3.1 verwiesen. In das Schutz- gebiet mit einer Größe von 1.675 ha wurden bereits vorher als Vogelschutzgebiete gemeldete einzelne Rheininseln, wie die "Rüdesheimer Aue“, integriert und somit diese als eigenständige Gebiete aufgelöst. In dem auch geographisch als Inselrhein bekannten Stromabschnitt befindet sich ein naturhistorisch wie kulturhistorisch be- gründetes Mosaik aus landwirtschaftlich extensiver genutzten Arealen, mehr oder weniger dicht von reichstrukturierten älteren wie jüngeren Weich- und Hartholzauwäl- dern (teilweise noch mit Hybridpappelbeständen) bestockten Uferzonen und insbe- sondere Inseln (Petersaue, Rettbergsaue, Mariannenaue, Winkeler Aue, Rüdeshei- mer Aue, Lorcher Werth) sowie diese teilweise umgebende Still- und Flachwasserzo- nen, Sand- und Schlickbänke, Röhrichtzonen, Saum- und Schleiergesellschaften. Naturräumlich verteilen sich die einzelnen Abschnitte des Gebiets auf die "Ingelhei- mer Rheinebene", das "Obere Mittelrheintal" und den "Rheingau".

5.2 Erhaltungsziele Bei der Bestandserfassung und -Bewertung wird von den maßgeblichen Erhaltungs- zielen des Vogelschutzgebiets „Inselrhein“ ausgegangen, wie sie in der Natura 2000- Gebietsverordnung festgelegt sind:

Tabelle 7: Erhaltungsziele des FFH-Gebietes 5914-450 „Inselrhein“

Erhaltungsziele der Brutvogelarten nach Anhang I VS-Richtlinie Brutvogel (B)

Blaukehlchen (Luscinia svecica)

• Erhaltung einer weitgehend natürlichen Auendynamik und der damit verbundenen hochstauden- und röhrichtreichen Habitatstrukturen • Erhaltung zumindest störungsarmer Bruthabitate

…/ Planfeststellungsbeschluss - 195 - A 643

Eisvogel (Alcedo atthis)

• Erhaltung einer weitgehend natürlichen Auendynamik zur Ermöglichung der Neubildung von Altwäs- sern, Uferabbrüchen, Kies-, Sand- und Schlammbänken • Erhaltung von Ufergehölzen sowie von Steilwänden und Abbruchkanten in Gewässernähe als Brutha- bitate • Erhaltung einer den ökologischen Ansprüchen der Art förderlichen Wasserqualität • Erhaltung zumindest störungsarmer Brut- und Nahrungshabitate insbesondere in fischereilich genutz- ten Bereichen.

Grauspecht (Picus canus)

• Erhaltung von strukturreichen Laub- und Laubmischwäldern in verschiedenen Entwicklungsphasen mit Alt- und Totholzanwärtern, stehendem und liegendem Totholz und Höhlenbäumen im Rahmen einer natürlichen Dynamik • Erhaltung von strukturreichen, gestuften Waldaußen- und Waldinnenrändern sowie von offenen Lich- tungen und Blößen im Rahmen einer natürlichen Dynamik

Mittelspecht (Dendrocopos medius)

• Erhaltung von Laub- und Laubmischwäldern mit Eichen, alten Buchenwäldern und strukturreichen Feuchtwäldern mit Alt- und Totholz • Erhaltung von Höhlenbäumen und Sicherung eines Netzes von Höhlenbäumen als Bruthabitate • Erhaltung von starkholzreichen Hartholzauwäldern und Laubwäldern mit Mittelwaldstrukturen • Erhaltung von Streuobstwiesen im näheren Umfeld

Neuntöter (Lanius collurio)

• Erhaltung trockener Brachflächen mit eingestreuten alten Obstbäumen, Sträuchern und Gebüsch- gruppen • Erhaltung von naturnahen, gestuften Wald- und Waldinnenrändern

Rohrweihe (Circus aeruginosus)

• Erhaltung von hohen Grundwasserständen in den Brut- und Rasthabitaten • Erhaltung von Grünlandhabitaten mit einem für die Art günstigen Nährstoffhaushalt, deren Bewirt- schaftung sich an traditionellen Nutzungsformen orientiert

• Erhaltung von Schilfröhrichten • Erhaltung zumindest störungsarmer Bruthabitate insbesondere in fischereilich, jagdlich sowie für Zwe- cke der Erholung genutzten Bereichen

Schwarzmilan (Milvus migrans)

• Erhaltung von naturnahen und strukturreichen Laub- und Laubmischwäldern und Auwäldern in ihren verschiedenen Entwicklungsphasen mit Horstbäumen in einem zumindest störungsarmen Umfeld wäh- rend der Fortpflanzungszeit

Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana)

• Erhaltung schilfreicher Flachgewässer • Erhaltung von Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen und einer reichen Unterwasser- und Uferve-

getation sowie von direkt angrenzendem teilweise nährstoffarmem Grünland, dessen Bewirtschaftung vorrangig mit Weidetieren sich an traditionellen Nutzungsformen orientiert

Weißstorch (Ciconia ciconia)

• Erhaltung von hohen Grundwasserständen in den Nahrungshabitaten • Erhaltung großräumiger, teilweise nährstoffarmer Grünlandhabitate mit einer die Nährstoffarmut be- günstigenden Bewirtschaftung

• Erhaltung von zumindest naturnahen Gewässern und Feuchtgebieten und insbesondere von dauer- haften sowie temporären Kleingewässern im Grünland • Erhaltung von Brutplätzen auf Gebäuden (und Brücken)

Wespenbussard (Pernis apivorus)

• Erhaltung von naturnahen strukturreichen Laubwäldern und Laubmischwäldern in ihren verschiedenen Entwicklungsphasen mit Altholz, Totholz, Pioniergehölzen und naturnahen, gestuften Waldrändern • Erhaltung von Horstbäumen in einem zumindest störungsarmen Umfeld während der Fortpflanzungs- zeit • Erhaltung von Bachläufen und Feuchtgebieten im Wald • Erhaltung großflächiger Magerrasenflächen, mit einer die Nährstoffarmut begünstigenden Bewirtschaf- tung, die eine Verbrachung und Verbuschung verhindert

…/ Planfeststellungsbeschluss - 196 - A 643

Zwergdommel (Ixobrychus minutus)

• Erhaltung von zumindest naturnahen Feuchtgebieten mit ihren Verlandungszonen, Röhrichten und Rieden

• Erhaltung von ausgedehnten Schilfröhrichten • Schutz der Gewässer vor Nähr- und Schadstoffeinträgen

Erhaltungsziele der Brutvogelarten nach Anhang I VS-Richtlinie Zug- (Z) u. Rastvogel (R)

Bruchwasserläufer (Tringa glareola)

• Erhaltung einer weitgehend natürlichen Auendynamik zur Ermöglichung der Neubildung von Altwäs- sern, Uferabbrüchen, Kies-, Sand- und Schlammbänken

• Erhaltung von Stillgewässern mit vegetationsarmen Flachufern • Erhaltung zumindest störungsarmer Rasthabitate

Eistaucher (Gavia immer)

• Erhaltung zumindest naturnaher Rasthabitate an Großgewässern mit einer den ökologischen Ansprü- chen der Art förderlichen Wasser- und Gewässerqualität • Erhaltung eines für die Gewässerhabitate günstigen Nährstoffhaushaltes durch Rückhaltung von Nähr- und Schadstoffeinträgen • Erhaltung zumindest störungsarmer Habitate zur Zeit des Vogelzuges und in den Wintermonaten

Fischadler (Pandion haliaetus)

• Erhaltung nahrungsreicher und gleichzeitig zumindest störungsarmer Rastgewässer in den Rastperio-

den

Flussseeschwalbe (Sterna hirundo)

• Erhaltung von zumindest naturnahen Bereichen an Großgewässern • Erhaltung einer weitgehend natürlichen Auendynamik zur Ermöglichung der Neubildung von Altwäs-

sern, Uferabbrüchen, Kies-, Sand- und Schlammbänken • Erhaltung einer den ökologischen Ansprüchen der Art förderlichen Wasserqualität

Kampfläufer (Philomachus pugnax)

• Erhaltung hoher Grundwasserstände in den Rastgebieten • Erhaltung strukturreicher Grünlandhabitate mit einem für die Art günstigen Nährstoffhaushalt

• Erhaltung von zumindest naturnahen Gewässern und Feuchtgebieten • Erhaltung störungsfreier Rastgebiete

Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea)

• Erhaltung von zumindest naturnahen Gewässern

• Erhaltung zumindest störungsarmer Rastgewässer

Moorente (Aythya nyroca)

• Erhaltung von schilfreichen Flachgewässern • Erhaltung von Pufferzonen zum Schutz der Gewässer vor Nähr- und Schadstoffeinträgen • Erhaltung zumindest störungsarmer Rastgewässer

Nachtreiher (Nycticorax nycticorax)

• Erhaltung einer weitgehend natürlichen Auendynamik zur Ermöglichung der Neubildung von Altwäs- sern, Uferabbrüchen, Kies-, Sand- und Schlammbänken • Erhaltung zumindest störungsarmer Rasthabitate

Nonnengans (Branta leucopsis)

• Erhaltung von großräumigen Grünlandhabitaten mit einem für die Art günstigen Nährstoffhaushalt

• Erhaltung zumindest störungsarmer Rastgebiete, insbesondere in jagdlich genutzten Bereichen

Ohrentaucher (Podiceps auritus)

• Erhaltung zumindest störungsarmer Rastgewässer während der Rastperiode

…/ Planfeststellungsbeschluss - 197 - A 643

Prachttaucher (Gavia arctica)

• Erhaltung von naturnahen Bereichen an Großgewässern • Erhaltung einer den ökologischen Ansprüchen der Art förderlichen Wasserqualität • Erhaltung von Pufferzonen gegenüber intensiv genutzten landwirtschaftlichen Flächen zum Schutz der Gewässer vor Nähr- und Schadstoffeinträgen • Erhaltung zumindest störungsarmer Rastgewässer, insbesondere in fischereilich, jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen während der Rastperiode

Purpurreiher (Ardea purpurea)

• Erhaltung von Schilfröhrichten

Rohrdommel (Botaurus stellaris)

• Erhaltung von Stillgewässern und Feuchtgebieten mit großflächigen Verlandungszonen, Röhrichten und Rieden • Erhaltung von natürlichen Fischlaichhabitaten

Schwarzkopfmöwe (Larus melanocephalus)

• Erhaltung von zumindest naturnahen Bereichen an Großgewässern

Schwarzmilan (Milvus migrans)

• Erhaltung von naturnahen und strukturreichen Laub- und Laubmischwäldern und Auwäldern in ihren verschiedenen Entwicklungsphasen mit Horstbäumen in einem zumindest störungsarmen Umfeld wäh- rend der Fortpflanzungszeit

Seidenreiher (Egretta garzetta)

• Erhaltung von zumindest naturnahen Gewässern und Feuchtgebieten • Erhaltung störungsfreier oder störungsarmer Rastgebiete, insbesondere in fischereilich, jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Silberreiher (Egretta alba)

• Erhaltung von zumindest naturnahen Gewässern und Feuchtgebieten • Erhaltung zumindest störungsarmer Rastgebiete, insbesondere in fischereilich, jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Singschwan (Cygnus cygnus)

• Erhaltung von hohen Grundwasserständen in den Rastgebieten • Erhaltung von Grünlandhabitaten mit einem für die Art günstigen Nährstoffhaushalt

• Erhaltung von zumindest naturnahen Gewässern und Feuchtgebieten • Erhaltung zumindest störungsarmer Rastgebiete, insbesondere in jagdlich genutzten Bereichen

Sterntaucher (Gavia stellata)

• Erhaltung von zumindest naturnahen Bereichen an Großgewässern • Erhaltung einer den ökologischen Ansprüchen der Art förderlichen Wasserqualität

• Erhaltung von Pufferzonen zum Schutz der Gewässer vor Nähr- und Schadstoffeinträgen • Erhaltung zumindest störungsarmer Gewässer zur Zeit des Vogelzuges und im Winter

Trauerseeschwalbe (Chlidonias niger)

• Erhaltung von Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen und einer reichen Unterwasser- und Uferve-

getation

Zwergdommel (Ixobrychus minutus)

• Erhaltung von zumindest naturnahen Feuchtgebieten mit ihren Verlandungszonen, Röhrichten und Rieden

• Erhaltung von ausgedehnten Schilfröhrichten • Schutz der Gewässer vor Nähr- und Schadstoffeinträgen

Zwergsäger (Mergus albellus)

• Erhaltung von zumindest störungsarmen Bereichen an größeren Rastgewässern zur Zeit des Vogel- zuges und im Winter • Schutz der Gewässer vor Nähr- und Schadstoffeinträgen

…/ Planfeststellungsbeschluss - 198 - A 643

Erhaltungsziele der Arten nach Art. 4 Abs. 2 VS-Richtlinie Brutvogel (B)

Baumfalke (Falco subbuteo)

• Erhaltung strukturreicher Waldbestände mit Altholz, Totholz sowie Pioniergehölzen • Erhaltung strukturreicher, großlibellenreicher Gewässer und Feuchtgebiete in der Nähe der Bruthabi-

tate • Erhaltung zumindest störungsarmer Bruthabitate

Flussregenpfeifer (Charadrius dubius)

• Erhaltung einer weitgehend natürlichen Auendynamik zur Ermöglichung der Neubildung von Altwäs- sern, Uferabbrüchen, Kies-, Sand- und Schlammbänken • Erhaltung von Schotter-, Kies- und Sandbänken sowie offenen Rohböden und Flachgewässern an

Sekundärstandorten wie z.B. Abbaugebieten im Rahmen einer naturnahen Dynamik • Erhaltung störungsarmer Brutplätze insbesondere auch an Sekundärstandorten in Abbaubereichen während und nach der Betriebsphase

Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus)

• Erhaltung von naturnahen, strukturreichen Laubwaldbeständen mit kleinräumigem Nebeneinander der verschiedenen Entwicklungsstufen und Altersphasen einschließlich der Waldränder • Erhaltung von Streuobstwiesen

Graugans (Anser anser)

• Erhaltung von zumindest naturnahen Gewässern und Feuchtgebieten unter besonderer Berücksichti- gung der als Schlafplätze genutzten Bereiche

• Erhaltung zumindest störungsarmer Brut-, Rast- und Nahrungshabitate, insbesondere in landwirt- schaftlich, jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Graureiher (Ardea cinerea)

• Erhaltung der Brutkolonien • Erhaltung zumindest störungsarmer Brut-, Rast- und Nahrungshabitate, insbesondere in fischereilich, jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Haubentaucher (Podiceps cristatus)

• Sicherung eines ausreichenden Wasserstandes an den Brutgewässern zur Brutzeit • Erhaltung einer den ökologischen Ansprüchen der Art förderlichen Wasserqualität • Erhaltung von natürlichen Fischlaichhabitaten • Erhaltung zumindest störungsarmer Brut-, Rast- und Überwinterungshabitate insbesondere in fische- reilich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Kormoran (Phalacrocorax carbo)

• Erhaltung von natürlichen Fischvorkommen • Erhaltung der Brutkoloniestandorte • Erhaltung zumindest störungsarmer Rast- und Nahrungshabitate, insbesondere der Schlafplätze

Mittelmeermöwe (Larus michahellis)

• Erhaltung zumindest störungsarmer Bruthabitate, insbesondere in fischereilich, jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen • Erhaltung von Rast- und Nahrungshabitaten

Schwarzkehlchen (Saxicola torquata)

• Erhaltung der strukturreichen Agrarlandschaft mit Hecken, Feldgehölzen, Streuobstwiesen, Rainen, Ackersäumen, Brachen und Graswegen • Erhaltung von Grünlandhabitaten mit einem für die Art günstigen Nährstoffhaushalt

Erhaltungsziele der Arten nach Art. 4 Abs. 2 VS-Richtlinie Zug- (Z) u. Rastvogel (R)

Alpenstrandläufer (Calidris alpina)

• Erhaltung einer natürlichen Auendynamik zur Ermöglichung der Neubildung von Altwässern, Uferab- brüchen, Kies-, Sand- und Schlammbänken • Erhaltung von Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen und einer reichen Unterwasser- und Uferve-

getation • Erhaltung von Schotter-, Kies- und Sandbänken und offenen Schlammufern • Erhaltung zumindest störungsarmer Rastgewässer …/ Planfeststellungsbeschluss - 199 - A 643

Bekassine (Gallinago gallinago)

• Erhaltung hoher Grundwasserstände in den Rasthabitaten • Erhaltung von Grünlandhabitaten durch Beibehaltung oder Wiedereinführung einer artgerechten Be- wirtschaftung • Erhaltung von zumindest störungsarmen Nahrungs- und Rasthabitaten • Erhaltung des Offenlandcharakters

Bergente (Aythya marila)

• Erhaltung einer den ökologischen Ansprüchen der Art förderlichen Wasser- und Gewässerqualität • Erhaltung zumindest störungsarmer Rastgebiete, insbesondere in landwirtschaftlich und jagdlich so- wie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen zur Zeit des Vogelzuges und in den Wintermonaten

Blässgans (Anser albifrons)

• Erhaltung strukturreicher Gewässer und Feuchtgebiete unter besonderer Berücksichtigung der als Schlafplätze genutzten Bereiche • Erhaltung zumindest störungsarmer Rast- und Nahrungsgebiete unter besonderer Berücksichtigung der Tagesruheplätze, insbesondere in landwirtschaftlich und jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen zur Zeit des Vogelzuges und in den Wintermonaten

Eiderente (Somateria mollissima)

• Erhaltung zumindest störungsarmer Rastgebiete, insbesondere in landwirtschaftlich, fischereilich, jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen zur Zeit des Vogelzuges und in den Win- termonaten

Flußuferläufer (Acititis hypoleucos)

• Erhaltung einer weitgehend natürlichen Auendynamik zur Ermöglichung der Neubildung von Altwäs-

sern, Uferabbrüchen, Kies-, Sand- und Schlammbänken

Gänsesäger (Mergus merganser)

• Erhaltung von Ufergehölzen und natürlichen Fischlaichhabitaten

• Erhaltung einer den ökologischen Ansprüchen der Art förderlichen Wasserqualität

Graugans (Anser anser)

• Erhaltung von zumindest naturnahen Gewässern und Feuchtgebieten unter besonderer Berücksichti- gung der als Schlafplätze genutzten Bereiche

• Erhaltung zumindest störungsarmer Brut-, Rast- und Nahrungshabitate, insbesondere in landwirt- schaftlich, jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Graureiher (Ardea cinerea)

• Erhaltung der Brutkolonien • Erhaltung zumindest störungsarmer Brut-, Rast- und Nahrungshabitate, insbesondere in fischereilich, jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Großer Brachvogel (Numenius arquata)

• Erhaltung von hohen Grundwasserständen in den Brut- und Rastgebieten • Erhaltung von großräumigen Grünlandhabitaten und einem für die Art günstigen Nährstoffhaushalt, deren Bewirtschaftung sich an traditionellen Nutzungsformen orientiert • Erhaltung zumindest störungsarmer Rast- und Nahrungshabitate, insbesondere in landwirtschaftlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Grünschenkel (Tringa nebularia)

• Erhaltung einer weitgehend natürlichen Auendynamik zur Ermöglichung der Neubildung von Altwäs- sern, Uferabbrüchen, Kies-, Sand- und Schlammbänken • Erhaltung von Schotter-, Kies- und Sandbänken im Rahmen einer naturnahen Dynamik • Erhaltung zumindest störungsarmer Rastgebiete, insbesondere in fischereilich, jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

…/ Planfeststellungsbeschluss - 200 - A 643

Haubentaucher (Podiceps cristatus)

• Sicherung eines ausreichenden Wasserstandes an den Brutgewässern zur Brutzeit • Erhaltung einer den ökologischen Ansprüchen der Art förderlichen Wasserqualität • Erhaltung von natürlichen Fischlaichhabitaten • Erhaltung zumindest störungsarmer Brut-, Rast- und Überwinterungshabitate insbesondere in fische- reilich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Kiebitz (Vanellus vanellus)

• Erhaltung hoher Grundwasserstände in den Brut-, Rast- und Nahrungshabitaten • Erhaltung von großräumigen Grünlandhabitaten mit einem für die Art günstigen Nährstoffhaushalt • Erhaltung von zumindest naturnahen Gewässern und Feuchtgebieten • Erhaltung zumindest störungsarmer Rast- und Nahrungshabitate, insbesondere in landwirtschaftlich, jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen während der Fortpflanzungszeit

Knäkente (Anas querquedula)

• Erhaltung von Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen und einer reichen Unterwasser- und Uferve- getation • Erhaltung von Pufferzonen zum Schutz der Gewässer vor Nähr- und Schadstoffeinträgen • Erhaltung zumindest störungsarmer Rast- und Nahrungshabitate, insbesondere in fischereilich, jagd- lich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Kolbenente (Netta rufina)

• Erhaltung von Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen und einer reichen Unterwasser- und Uferve- getation • Erhaltung von Pufferzonen zum Schutz der Gewässer vor Nähr- und Schadstoffeinträgen

• Erhaltung zumindest störungsarmer Rast- und Nahrungshabitate vor allem in der Fortpflanzungs-, Aufzucht- und Mauserzeit, insbesondere in fischereilich und jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Kormoran (Phalacrocorax carbo)

• Erhaltung von natürlichen Fischvorkommen

• Erhaltung zumindest störungsarmer Rast- und Nahrungshabitate, insbesondere der Schlafplätze

Krickente (Anas crecca)

• Erhaltung von Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen und einer reichen Unterwasser- und Uferve- getation

• Erhaltung zumindest störungsarmer Rast- und Nahrungshabitate, insbesondere in fischereilich, jagd- lich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Lachmöwe (Larus ridibundus)

• Erhaltung von breiten Verlandungszonen an Gewässern

• Erhaltung von Rast- und Nahrungshabitaten

Löffelente (Anas clypeata)

• Erhaltung von Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen und einer reichen Unterwasser- und Uferve- getation

• Erhaltung zumindest störungsarmer Rast- und Nahrungshabitate, insbesondere in fischereilich, jagd- lich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Mittelmeermöwe (Larus michahellis)

• Erhaltung zumindest störungsarmer Bruthabitate, insbesondere in fischereilich, jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen • Erhaltung von Rast- und Nahrungshabitaten

Mittelsäger (Mergus serrator)

• Erhaltung einer den ökologischen Ansprüchen der Art förderlichen Wasserqualität

• Erhaltung von natürlichen Fischlaichhabitaten

…/ Planfeststellungsbeschluss - 201 - A 643

Pfeifente (Anas penelope)

• Erhaltung von Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen und einer reichen Unterwasser- und Uferve- getation

• Erhaltung zumindest störungsarmer Rast- und Nahrungshabitate, insbesondere in fischereilich, jagd- lich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Reiherente (Aythya fuligula)

• Erhaltung von Stillgewässern mit Flachuferzonen und einer reichen Unterwasser- und Ufervegetation • bei sekundärer Ausprägung der Habitate Erhaltung einer sich an traditionellen Nutzungsformen orien- tierenden Teichbewirtschaftung, die zumindest phasenweise ein hohes Nahrungsangebot gewährleistet • Erhaltung zumindest störungsarmer Brut-, Rast- und Nahrungshabitate, insbesondere in fischereilich, jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Rothalstaucher (Podiceps griseigena)

• Erhaltung von Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen und einer reichen Unterwasser- und Uferve- getation • Erhaltung einer den ökologischen Ansprüchen der Art förderlichen Wasserqualität • Erhaltung zumindest störungsarmer Nahrungs- und Rasthabitate, insbesondere in fischereilich, jagd- lich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Rotschenkel (Tringa totanus)

• Erhaltung von hohen Grundwasserständen in den Rastgebieten • Erhaltung von Niedermooren sowie von Grünlandhabitaten mit einem für die Art günstigen Nährstoff- haushalt, deren Bewirtschaftung sich an traditionellen Nutzungsformen orientiert

Saatgans (Anser fabalis)

• Erhaltung von Rastgebieten in weiträumigen Agrarlandschaften • Erhaltung von Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen unter besonderer Berücksichtigung der als Schlafplätze genutzten Bereiche • Erhaltung zumindest störungsarmer Rastgebiete, insbesondere in fischereilich, jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen zur Zeit des Vogelzuges und im Winter

Samtente (Melanitta fusca)

• Erhaltung einer den ökologischen Ansprüchen der Art förderlichen Wasserqualität • Erhaltung von Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen unter besonderer Berücksichtigung der als Schlafplätze genutzten Bereiche

Schellente (Bucephala clangula)

• Erhaltung einer natürlichen Auendynamik zur Ermöglichung der Neubildung von Altwässern, Uferab- brüchen, Kies-, Sand- und Schlammbänken • Erhaltung von Ufergehölzen • Erhaltung zumindest störungsarmer Rastgewässer, insbesondere in fischereilich, jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Schnatterente (Anas strepera)

• Erhaltung von Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen und einer reichen Unterwasser- und Uferve-

getation

Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis)

• Erhaltung von größeren Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen und einer reichen Unterwasser- und Ufervegetation • Erhaltung einer den ökologischen Ansprüchen der Art förderlichen Wasserqualität

Spießente (Anas acuta)

• Erhaltung von Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen und einer reichen Unterwasser- und Uferve- getation

• Erhaltung zumindest störungsarmer Rast- und Nahrungshabitate, insbesondere in fischereilich, jagd- lich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

…/ Planfeststellungsbeschluss - 202 - A 643

Tafelente (Aythya ferina)

• Erhaltung von zumindest naturnahen Stillgewässern • Erhaltung zumindest störungsarmer Rast- und Nahrungshabitate, insbesondere in fischereilich, jagd- lich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Trauerente (Melanitta nigra)

• Erhaltung einer den ökologischen Ansprüchen der Art förderlichen Wasserqualität • Erhaltung zumindest störungsarmer Rastgewässer, insbesondere in fischereilich, jagdlich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen

Waldwasserläufer (Tringa ochropus)

• Erhaltung von naturnahen Auwäldern, Gewässern und Feuchtgebieten • Erhaltung einer natürlichen Auendynamik zur Ermöglichung der Neubildung von Altwässern, Uferab-

brüchen, Kies-, Sand- und Schlammbänken • Erhaltung zumindest störungsarmer Brut- und Rasthabitate

Weißflügelseeschwalbe (Chlidonias leucopterus)

• Erhaltung von Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen und einer reichen Unterwasser- und Uferve-

getation

Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis)

• Erhaltung von Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen und einer reichen Unterwasser- und Uferve- getation • Erhaltung einer den ökologischen Ansprüchen der Art förderlichen Wasser- und Gewässerqualität • bei sekundärer Ausprägung der Habitate Erhaltung einer sich an traditionellen Nutzungsformen orien-

tierenden Teichbewirtschaftung, die zumindest phasenweise ein hohes Nahrungsangebot bietet • Erhaltung von Pufferzonen zum Schutz der Gewässer vor Nähr- und Schadstoffeinträgen • Erhaltung zumindest störungsarmer Rast- und Nahrungshabitate, insbesondere in fischereilich, jagd- lich sowie für Zwecke der Erholung genutzten Bereichen Nach der Grunddatenerhebung zum Vogelschutzgebiet sind als Vogelarten des An- hang I VRL Bruchwasserläufer, Eisvogel, Mittelspecht, Grauspecht, Neuntöter, Schwarzmilan, Weißstorch und Zwergsäger im Untersuchungsgebiet nachgewiesen. Bei Mittelspecht, Grauspecht, Neuntöter und Schwarzmilan handelt es sich um Brut- vögel, die anderen Arten wurden als Rastvögel (Bruchwasserläufer, Zwergsäger), bzw. Teilsiedler festgestellt. Der Schwarzmilan hat in der Rettbergsaue eine Brutko- lonie mit 32 (2007, Avifaunistisches Gutachten, NATURPROFIL) bzw. 27 (2008, Grund- datenerhebung, STERNA) Bruten, die sich im Schwerpunkt östlich aber auch westlich der Trasse befinden. Drei weitere Brutstandorte, die aufgrund der räumlichen Nähe der Kolonie auf der Rettbergsaue und somit indirekt dem VS-Gebiet zuzuordnen sind, befinden sich außerhalb des Vogelschutzgebietes am Mombacher Rheinufer. Der Mittelspecht wurde auf der Rettbergsaue mit einem Revier, ca. 1.120 m östlich der bestehenden Trasse (2007) bzw. zwei Revieren ca. 930 m und 990 m östlich der Trasse (2008) nachgewiesen. Drei weitere Reviere befinden sich außerhalb des VS- Gebietes am Mombacher Rheinufer bzw. in den parkähnlichen Strukturen am Wies- badener Brückenkopf. Der Grauspecht hat ein Revier im östlichen Bereich der Rett- bergsaue, dessen Revierzentrum in ca. 710 m Entfernung zum bestehenden Fahr- bahnrand ermittelt wurde. Vom Bruchwasserläufer wurden 1-5 rastende Individuen beobachtet. Der Neuntöter kommt mit zwei Revieren östlich der Trasse vor. Der

…/ Planfeststellungsbeschluss - 203 - A 643

Weißstorch mit 25 besetzten Horsten im Schiersteiner Teichgebiet vor. Außerdem sind 50 Tiere regelmäßig am Schlaff- und Sammelplatz an der Westspitze der Rett- bergsaue ermittelt sowie Nachweise als Rastvogel bekannt. Der Zwergsäger wurde mit 20-34 Individuen im gesamten Gebiet, davon eins auf dem nördlichen Seitenarm an der Rettbergsaue erfasst. Als weitere im Standarddatenbogen genannte und somit für die Erhaltungsziele des Schutzgebietes relevante Vogelarten des Art. 4 Abs. 2 VRL wurden Baumfalke, Berg- ente, Flussuferläufer, Gänsesäger, Graureiher, Graugans, Haubentaucher, Kormo- ran, Lachmöwe, Löffelente, Mittelmeermöwe, Pfeifente, Reiherente, Samtente, Schellente, Spießente, Tafelente und Zwergtaucher festgestellt. Der Baumfalke ist Brutvogel (Revier 380-450 m westlich der Trasse), Graugans und Graureiher sind sowohl als Brut- als auch als Rastvögel bzw. Überwinterungsgäste anzutreffen. Brut- paare befinden sich auch auf der Rettbergsaue, der Graugans vor allem an der Westspitze (11-20). Graureiher hat 45 Horste auf der Rettbergsaue. Bei den anderen Arten handelt es sich um Teilsiedler (Kormoran [siedelt an der Ostspitze der Rett- bergsaue], Mittelmeermöwe [4-6 Brutpaare im Gebiet], Haubentaucher), bzw. Rast- vögel (Bergente, Flussuferläufer, Gänsesäger, Lachmöve (mit 10.000-25.000 Indi- viduen), Löffelente, Pfeifenente, Reiherente, Schellente, Spießente, Zwergtau- cher) sowie als Rastvogel und Überwinterungsgast (Samtente, Tafelente).

5.3 Vorhabenbedingte Auswirkungen Durch den Bau der Brücke werden vereinzelt potenzielle Nahrungshabitate in den Uferbereichen bzw. in den Grünlandbereichen (Wiesenbrachen) betroffen. Allerdings ergeben sich durch die bestehende Autobahnbrücke stark vorbelastete Bereiche, so dass es zu anlagebedingten Beeinträchtigungen der angetroffenen Vogelarten nicht kommen wird. Durch die neue Brücke werden zwar zusätzliche Flächen überspannt und durch Brückenpfeiler kommt es zu einem direkten Flächenverlust. Geringe Beein- trächtigungen insbesondere durch die Inanspruchnahme von Rasthabitaten, auch auf den Wasseroberflächen, können somit nicht vollständig ausgeschlossen werden. Für die überwiegenden Vogelarten sind bei normalem Baubetrieb keine Beeinträchtigun- gen der Brutstandorte zu erwarten sind. Allerdings sind beim Abriss der alten Brücke zu ungewohnten Störungen mit der Folge einer Scheuchwirkung nicht völlig ausge- schlossen. Für auftretende Rastvögel können Störungen verschiedene Nahrungsha- bitate in den Uferbereichen auftreten. Im Einzelnen ist Folgendes festzustellen: Für die Beurteilung der Betroffenheit der Vögel sind die Beeinträchtigungen durch

Lärm und visuelle Störreize von Relevanz. Nach GARNIEL et. al. stellen die ersten 100 m vom Straßenrand an für alle Vogelarten einen Bereich mit drastisch reduzierter Lebensraumeignung dar. Innerhalb dieser 100 m ist mit einem Habitatverlust zu …/ Planfeststellungsbeschluss - 204 - A 643 rechnen, der je nach artspezifischer Empfindlichkeit und der Verkehrsstärke quantifi- ziert wird und bis zu 100% betragen kann. Über die ersten 100 m hinaus wird mit zu- nehmendem Abstand zur Straße der Verlust an Lebensraumeignung immer geringer, bis die angegebenen maximalen Effekt- oder Fluchtdistanzen bzw. Störradien erreicht sind, ab denen kein negativer Effekt mehr festzustellen ist. In den Effekt- bzw. Flucht- distanzen und Störradien wird sowohl der Einfluss von Lärm als auch der Einfluss visueller Störreize berücksichtigt. Die Effektdistanzen der möglicherweise betroffenen Vogelarten werden in Gruppen eingeteilt. Vorliegend kommt es auf die Gruppen 2, 4 und 5 an. Gruppe 2 sind Brutvögel mit mittlerer Lärmempfindlichkeit, Wirkungsprognose mittels kritischer Schallpegel und Effektdistanzen. Dazu gehören Grauspecht, Mittelspecht, (Effektdistanz 400 m). Gruppe 4 sind Brutvögel mit untergeordneter Lärmempfindlichkeit, Wirkungsprognose anhand von Effektdistanzen. Dazu gehören Eisvogel, Neuntöter, (Effektdistanz 200 m). Gruppe 5 sind Brutvögel ohne spezifisches Abstandsverhalten zu Straßen, Wir- kungsprognose mittels Effektdistanzen, Fluchtdistanzen oder Störradien. Dazu gehö- ren Schwarzmilan, (Effektdistanz 300 m), Weißstorch, Haubentaucher, Reiherente, Schellente, Zwergtaucher (Effektdistanz 100 m), Baumfalke (Fluchtdistanz 200 m), Bergente, Löffelente, Tafelente (Fluchtdistanz 150 m), Gänsesäger, Spießente (Fluchtdistanz 300 m), Graureiher, Lachmöve (Störradius der Kolonie 200 m), Grau- gans (Effektdistanz 100 m, Störradius bei Rastvögeln 200 m), Kormoran (Störradius bei Rastvögeln 150 m, Störradius der Kolonie 200 m), Pfeifenente (Störradius für Rastvögel 200 m). Für Bruchwasserläufer, Zwergsäger, Flussuferläufer, Mittelmeermöve und Samtente sind keine Angaben gemacht. Im Falle des Neubaus von Straßen werden die Effektdistanzen standardmäßig be- rücksichtigt. Bei dem hier betrachteten Vorhaben handelt es sich um den Ausbau der bereits bestehenden Autobahn mit einem Ersatzbrückenneubau.

. Eine Erhöhung der Verkehrsstärkenklasse nach GARNIEL et. al. ergibt sich durch das Vorhaben nicht. Somit ist keine Erhöhung der Belastung durch akustische und visuel- le Störreize an sich sondern lediglich eine mögliche Verschiebung der Effekt- oder Fluchtdistanzen bzw. Störradien entsprechend der Ausbaubreite zu berücksichtigen. Die Effekt- und Fluchtdistanzen bzw. Störradien werden der Beurteilung jedoch nur zu Grunde gelegt, sofern die kartierten Revierzentren der Arten nicht bereits inner- halb der kritischen Effekt- oder Fluchtdistanz zur bestehenden Trasse liegen. In die- sen Fällen ist davon auszugehen, dass bei den einzelnen Arten bereits eine Gewöh- nung an die vom Betrieb der Straße ausgehenden visuellen und akustischen Störrei-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 205 - A 643 ze stattgefunden hat. Die Bewertung des Einflusses betriebsbedingter Störungen er- folgte im Zuge der zusammenfassenden Prognose für die zu prüfenden Vogelarten. Die Effektdistanzen, die zur Beurteilung der betriebsbedingten Störungen herangezo- gen werden, ermöglichen Angaben speziell für befahrene Straßen. Die Fluchtdistan- zen werden auch für baubedingte Störungen herangezogen, da sie in Bezug auf be- triebsbedingte Störungen nur ein „Behelf“ darstellen und den Abstand betreffen, „den ein Tier zu bedrohlichen Lebewesen wie natürlichen Feinden und Menschen einhält, ohne dass es die Flucht ergreift“ (GARNIEL et. al.). Zudem werden insbesondere für solche Arten Flucht- und keine Effektdistanzen angegeben, für die der Lärm am Brut- platz relativ unbedeutend ist, so dass optische Störreize und menschliche Aktivitäten, wie sie bei der Bautätigkeit vorhanden sind, durch die Fluchtdistanz abgedeckt sind. Ebenso werden die für Kolonien und Rastvögel angegebenen Störradien auch bei der Ermittlung der baubedingten Störungen zu Grunde gelegt, da auch sie sich nicht spe- ziell auf verkehrsbedingte Störungen beziehen. Störradien meinen die Reichweite eines störenden Effektes auf eine größere Ansammlung von Vögeln (z.B. Brutkolonie, Rastvögel). Größere Vogeltrupps reagieren häufig scheuer als einzelne Individuen

(siehe GARNIEL et.al.). Von diesen Grundsätzen ausgehend sind für die Arten Mittel- specht und Grauspecht gemäß GARNIEL et. al. bei der Wirkungsprognose der be- triebsbedingten Störungen generell nicht nur die Effektdistanzen sondern auch die kritischen Schallpegel zu berücksichtigen, da es sich bei diesen Arten um Brutvögel mit einer mittleren Lärmempfindlichkeit handelt. Bei dem hier betrachteten Vorhaben bleiben die Schallpegel jedoch unberücksichtigt, weil die Revierzentren in einem sehr großen Abstand zur Trasse abgegrenzt werden können (mind. 700 m Grauspecht, mind. 900 m Mittelspecht). Zwar können die Isophonen der kritischen Schallpegel bei hohen Verkehrsmengen über die Effektdistanz hinaus reichen, jedoch ist ein Errei- chen der kritischen Schallpegel in diesen Distanzen (mind. 300 m über die Effektdis- tanzen hinaus) nicht zu erwarten. Zudem ist die Vorbelastung durch die bestehende A 643 und die Tatsache, dass sich durch deren Ausbau mit Ersatzbrückenneubau keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstärke und somit der Lärmbelastung ergibt, zu berücksichtigen. Darüber hinaus wurden die Reviere der beiden Arten jeweils öst- lich der Schiersteiner Brücke nachgewiesen. Eine erhöhte Belastung durch das „Her- anrücken“ der (Brücken-) Fahrbahn an potenziell betroffene Reviere ist nur westlich der Trasse denkbar.

Ferner können Schadstoffimmissionen bzw. NOx-Einträge zu Veränderungen der Pflanzenzusammensetzung und damit zum Verlust bestimmter für die Eignung als Habitat der zu betrachtenden Arten notwendiger Strukturen führen. Zur Beurteilung von Beeinträchtigungen werden die Ergebnisse aus der FFH-Verträglichkeitsprüfung zum FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ herangezogen. Demnach ist mit ei-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 206 - A 643 ner Zusatzbelastung von max. 0,5 kg N/ha/a zu rechnen. Die Werte betreffen den trassennahen Bereich, da spätestens bei 20 m Abstand zum Fahrbahnrand die Werte von Planfall und Prognose-Nullfall durch Verdünnungseffekte wieder annähernd gleich sind. Hinsichtlich von Beeinträchtigungen durch Kollisionsgefahr ist aufgrund der beste- henden Vorbelastung davon auszugehen, dass die Individuen die Trasse bereits jetzt in ausreichender Höhe queren. Durch den Ausbau der Autobahn mit Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke ist von keiner wesentlichen Zunahme der Verkehrsstärke auszugehen, so dass sich hierdurch kein erhöhtes Kollisionsrisiko begründen lässt. Zudem entspricht die Ausgestaltung der neuen Brücke weitgehend der bestehenden

Brücke. Im Rahmen der von NATURPROFIL (2007) durchgeführten Interaktionsbeobach- tungen an der bestehenden Schiersteiner Brücke konnte festgestellt werden, dass der Großteil der beobachteten Arten die Brücke in ausreichender Höhe überflog bzw. ein sehr geringer Anteil der beobachteten Arten die Brücke unterflog (0,6%). In selte- nen Fällen wurde die Brücke nach dem Anflug auch nicht überquert (Anflug mit Um- kehr, starke Kursabweichung oder Landung vor der Brücke). Der Großteil der Arten überflog die Brücke in einer Höhe von 20-50 m bzw. 10-20 m. Diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass die bestehende Brücke kein hohes Kollisionsrisiko birgt. Auf- grund der Gegebenheiten (keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstärke, Ausge- staltung der neuen Brücke entsprechend der alten Brücke) kann somit angenommen werden, dass sich durch das Vorhaben für die hier betrachteten Vogelarten keine Erhöhung der Kollisionsgefahr ergibt. Hinsichtlich der Beeinträchtigungen durch Verlärmung und visuelle Störreize kann aufgrund der geringen Mehrbelastung gegenüber dem Prognosenullfall von keiner wesentliche Erhöhung ausgegangen werden. Eine Erhöhung der bei GARNIEL et. al. verwendeten Verkehrsstärkenklassen ist nicht gegeben. Lediglich eine Verschiebung der Effekt- bzw. Fluchtdistanzen oder Störradien durch den Bau der zusätzlichen unterstromigen Brücke westlich der bestehenden Trasse um maximal 30 m ergibt sich. Auf der östlichen Seite sind keine Änderungen zu erwarten, da die Flächeninan- spruchnahme nicht über die der alten Brücke hinausgeht. Betriebsbedingte Beein- trächtigungen werden somit für alle östlich der Trasse gelegenen Reviere und Rast- vorkommen ausgeschlossen. Unter den Brutvögeln westlich der Trasse kommt eine Verschiebung der Effekt- oder Fluchtdistanzen für die Arten Schwarzmilan, Baumfalke und Graugans in Frage. Die Revierzentren/ Brutplätze dieser Arten befinden sich jeweils in ausreichender Entfer- nung, so dass sie trotz der Verschiebung des Fahrbahnrandes noch außerhalb der Effekt- oder Fluchtdistanz liegen. Somit können auch für alle westlich der Trasse ge- legenen Reviere betriebsbedingte Beeinträchtigungen ausgeschlossen werden.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 207 - A 643

Unter den Rastvögeln und Teilsiedlern wurden westlich der Trasse die Arten Tafel-, Reiher-, Berg-, Pfeif- und Löffelente, Gänsesäger, Graugans, Zwerg- und Hauben- taucher, Lach- und Mittelmeermöwe, Kormoran, Graureiher, Weißstorch, Flussufer- und Bruchwasserläufer sowie der Eisvogel nachgewiesen. Es können auch Zwergsä- ger, Schell-, Samt- und Spießente dort vorkommen. Diese wurden östlich der Trasse nachgewiesen, so dass von einer variablen Raumnutzung der Rastvögel auszugehen ist. Eine Betroffenheit der Rastvogelvorkommen am Rhein am Kreuzerhof (Zählstelle W5) kann aufgrund der Entfernung von mindestens 2 km ausgeschlossen werden. Am Rhein bei Schierstein (Zählstelle W6) ist insbesondere der Schlaf- und Sammel- platz in der Hochwasserrinne der Rettbergsaue von hoher Bedeutung. Dieser wird von Weißstorch, Kormoran, Graureiher und Flussuferläufer genutzt. Von Rastvögeln des Kormorans sind Störradien von 150 m bekannt. Die Hochwasserrinne hat an ihrer östlichsten Spitze eine Entfernung von ca. 450 m zum zukünftigen Fahrbahnrand, so dass dort rastende/ ruhende Kormorane nicht gestört werden. Da aber potenziell wei- tere Vorkommen des Kormorans im Umfeld der Schiersteiner Brücke möglich sind, werden vom Gutachter betriebsbedingte Störungen für diese Art nicht vollständig ausgeschlossen. Trotz der bisher nicht nach-gewiesenen Störungsempfindlichkeit von Rastvögeln des Graureihers, des Weißstorchs und des Flussuferläufers wird eine Betroffenheit des Schlaf- und Sammelplatzes aufgrund der jeweiligen Entfernung ausgeschlossen. Der einzige Nachweis des Bruchwasserläufers, der ebenfalls im Bereich der Hochwasserrinne erfolgte, liegt auch ausreichend weit entfernt. Potenzi- elle betriebsbedingte Störungen für die Graugänse, Enten, Möwen und Taucher, die sich als Rastvögel überwiegend, zum Teil auch ausschließlich, auf dem Wasser auf- halten sowie für potenzielle Aufenthaltsorte von Eisvogel, Kormoran, Zwergsäger und Flussuferläufer werden vom Gutachter angenommen, zumal die genauen Aufent- haltsorte und Störradien dieser Arten nicht bekannt sind. Zwar liegen für die Enten Ortsangaben und Individuenzahlen vor, jedoch wird angenommen, dass diese zu- mindest jährlichen, aber auch täglichen, Unterschieden unterliegen. Betriebsbeding- te Beeinträchtigungen durch akustische und visuelle Störreize können somit für Rastvogel- und Teilsiedlervorkommen der Graugänse, Enten, Möwen, Tau- cher, Kormorane sowie Flussuferläufer und Eisvogel westlich der Trasse (durch Heranrücken) nicht ausgeschlossen werden. Mit dem vorgesehenen abgehängten Fußgängerweg können zusätzliche Störungen durch eine erhöhte Frequentierung des Gebietes durch Freizeit- und Erholungssu- chende, insbesondere für die Brutvögel, nicht ausgeschlossen werden, da die Zu- gänglichkeit zur Rettbergsaue durch diesen Weg im Gegensatz zur bisherigen Situa- tion (Fußgängerweg seitlich der Fahrbahn mit Treppenabgang zur Rettbergsaue) er- leichtert wird.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 208 - A 643

Beeinträchtigungen von Arten des Anhangs I der VRL: Bruchwasserläufer: Der Bruchwasserläufer, der im gesamten VS-Gebiet selten und vereinzelt auftaucht, wird anlagebedingt nicht beeinträchtigt, da geeignete Rasthabitate liegen lediglich an der Westspitze der Rettbergsaue liegen. Dies gilt auch für eine baubedingte Flächen- inanspruchnahme. Allerdings können Störungen einzelner Individuen des Bruchwas- serläufers durch den Baustellenbetrieb nicht ausgeschlossen werden. Eisvogel Der Eisvogel, der im gesamten VS-Gebiet selten vorkommt, wird anlagebedingt durch Flächeninanspruchnahme nicht betroffen. Die neue Brücke überspannt Flächen keine speziellen Nahrungshabitate des Eisvogels und liegt in einem stark durch betriebsbe- dingte Störungen der alten Fahrbahn vorbelasteten Bereich. Eine Flächeninan- spruchnahme erfolgt durch die Überspannung mit der neuen Brücke, deren Ausge- staltung der bestehenden Brücke weitgehend entspricht, so dass dies nur sehr ge- ringfügige Änderungen der Lebensraumstrukturen auf der Rettbergsaue nach sich zieht, aus denen keine Beeinträchtigung von Nahrungshabitaten abgeleitet werden kann. Baubedingte Störungen einzelner Individuen des Eisvogels bei der Nahrungssuche können nicht ausgeschlossen werden. Ansonsten sind keine Beeinträchtigungen durch die baubedingte Flächeninanspruchnahme zu erwarten, da die für den Bau benötigten Flächen keine speziellen Nahrungshabitate des Eisvogels darstellen und durch die bestehende Autobahnbrücke einer starken Vorbelastung unterliegen. Grauspecht Der Grauspecht wurde von im Osten der Rettbergsaue in ca. 700 m Entfernung zur bestehenden Trasse mit einem Revier nachgewiesen. Durch den Bau der Brücke werden Waldflächen des LRT *91E0 überspannt, die wahrscheinlich innerhalb des Grauspechtreviers liegen. Aufgrund der starken Vorbe- lastung durch die unmittelbare Nähe zur bestehenden Autobahnbrücke und der be- sonderen Störungs- (und Lärm-) Empfindlichkeit des Grauspechtes (die betroffenen Flächen liegen weit innerhalb der für den Grauspecht angesetzten Effektdistanz von 400 m) sind diese Flächen jedoch nicht als essentielle Teilhabitate des Grauspechtes zu betrachten, so dass für die Art anlagebedingt keine Beeinträchtigungen zu erwar- ten sind. Darüber hinaus entspricht die Ausgestaltung der neuen weitgehend der be- stehenden Brücke, so dass sich nur eine sehr geringfügige Änderung der Lebens- raumstrukturen auf der Rettbergsaue ergibt. Eine Störung des Brutplatzes durch den normalen Baustellenbetrieb ist aufgrund der Entfernung von ca. 710 m des nachgewiesenen Revierzentrums zur Trasse nicht zu erwarten. Störungen der Nahrungshabitate bzw. verschiedener Revierteilbereiche

…/ Planfeststellungsbeschluss - 209 - A 643 sowie Störungen durch den Abriss der vorhandenen Brücke können nicht ausge- schlossen werden. Darüber hinaus kann aufgrund des üblicherweise sehr großen Aktionsareals von Grauspechten erwartet werden, dass der Grauspecht die beste- hende Trasse quert. Durch die baubedingten Störungen kann sich eine temporäre Zerschneidung verschiedener Revierteilbereiche ergeben. Eine baubedingte Inan- spruchnahme wertvoller Teilhabitate des Grauspechtes erfolgt nicht, da durch die Bauflächen überwiegend Wiesenbrachen und Gebüschflächen betroffen werden, die nicht zu potenziellen Habitaten des Grauspechtes zählen. Mittelspecht Die Reviere des Mittelspechtes wurden im Osten der Rettbergsaue ca. 930 m bzw. 990 m östlich der bestehenden Trasse festgestellt (2008). Drei weitere Reviere wur- den außerhalb des VS-Gebietes, am Mombacher Rheinufer, bzw. in den parkähnli- chen Strukturen am Wiesbadener Brückenkopf kartiert (2007). Durch die neue Brücke werden zusätzlichen Flächen, insbesondere des LRT *91E0 überspannt. Aufgrund der besonderen Störungsempfindlichkeit des Mittelspechtes können die an die bestehende Trasse angrenzenden Flächen, die weit innerhalb der für die Art ermittelten Effektdistanz von 400 m liegen, jedoch nicht als Habitat der Art angesehen werden. Damit erfolgt keine Beeinträchtigung des Mittelspechtes durch eine anlagebedingte Flächeninanspruchnahme. Durch die neue Brücker ergeben sich auch für den Grauspecht nur sehr geringfügige Änderungen der Lebensraumstruktu- ren. Ausgehend von der Mindestgröße von Mittelspecht-Revieren von 3,3 ha Waldfläche und einer Streifgebietgröße während der Brutzeit von ca. 3,9-20,7 ha sowie des Heranreichens des Streifgebietes des Mittelspechtes bis zu 300 m an die bestehende Brücke kann eine Beeinträchtigung potenzieller Nahrungshabitate durch baubedingte Störungen zwar nicht vollständig ausgeschlossen werden. Dennoch ist ein direkter Einfluss auf das Brutgeschehen aufgrund der weiten Entfernung des Revierzentrums zum Vorhabenbereich nicht gegeben. Der Mittelspecht quert nach den Beobachtun- gen die bestehende Brücke, so dass von einer Nutzung der Rettbergsaue beidseits der Trasse durch die Art anzugehen ist. Durch ungewohnte baubedingte Störungen kann es zu einer Zerschneidung der vom Mittelspecht genutzten Flächen kommen. Durch die benötigten Bauflächen (überwiegend Ruderalfluren und Gebüschflächen) werden potenzielle Habitate des Mittelspechtes nicht betroffen Neuntöter Der Neuntöter wurde mit zwei Revieren östlich der Trasse in 470 m und 150 m Ent- fernung zur A 643 nachgewiesen. Durch das Vorhaben werden ca. 0,3 ha potenzieller Nahrungshabitate des Neuntö- ters mittelbar in Anspruch genommen, so dass anlagebedingte Beeinträchtigungen

…/ Planfeststellungsbeschluss - 210 - A 643 nicht ausgeschlossen werden können. Da die durch das Vorhaben überbauten bzw. überspannten potenziellen Nahrungshabitate des Neuntöters bereits jetzt einer star- ken Vorbelastung (Verlärmung und Beschattung) durch die direkte Nachbarschaft zur bestehenden Autobahnbrücke unterliegen und diese Bereiche sich in ca. 160 m Ent- fernung zum Revierzentrum befinden und zu ihrer Erreichbarkeit zunächst die Trasse gequert werden muss, während weitere potenzielle (und großflächigere) Nahrungs- habitate für den Neuntöter östlich der Trasse, in weniger als 30 m Entfernung zum nachgewiesenen Revierzentrum liegen, sind keine erheblichen Beeinträchtigungen des Neuntöters durch die anlagebedingte Flächeninanspruchnahme zu erwarten. Aufgrund der geringen Entfernung eines Revierzentrums zum Vorhaben (der Abstand zur Lagerfläche beträgt lediglich 50 m) ist zumindest für das nördliche der beiden Re- viere von baubedingten Störungen auszugehen. Durch den Bau der neuen Brücke und die dafür notwendigen Bauflächen werden insgesamt 0,77 ha Wiesenbrache in Anspruch genommen, davon 1.291 m2 östlich und 6.417 m2 westlich der Brücke. Für das nördliche der beiden Neuntöter-Reviere bedeutet dies die Beschädigung oder Zerstörung potenzieller Nahrungshabitate. Für das südliche Revier ergibt sich hier- durch keine Beeinträchtigung, da Neuntöter in der Regel kleine Reviere nutzen (in geeigneten Habitaten meist 1,5-2 ha), der Aktionsradius nicht sehr groß ist und die Männchen meist reviertreu sind. Schwarzmilan Über die gesamte Rettbergsaue verteilt (aber schwerpunktmäßig östlich der beste- henden Trasse) befindet sich eine Brutkolonie des Schwarzmilans mit ca. 30 Horststandorten. Im VSG ist die Anzahl des Schwarzmilans in den letzten Jahren aufgrund der Schließung der in der Nähe gelegenen Mülldeponie gesunken (auf der Rettbergsaue von 60 über 32 auf 26 Paare). Aufgrund der Unterschiede der erfassten Horststandorte im Osten der Rettbergsaue bei den Kartierungen ist davon auszuge- hen, dass die Situation der besetzten Horste auf der Rettbergsaue nicht statisch ist sondern jährlichen Schwankungen unterliegt. Auch sind Revierverlagerungen zwi- schen den verschiedenen Inseln des VS-Gebietes gegeben. Für eines der Reviere direkt westlich neben der alten Brücke geht durch den Bau der neuen Brücke ein genutzter Horststandort verloren, so dass eine anlagebedingte Be- einträchtigung der Art gegeben ist. Hierfür sind, da der Schwarzmilan in der Regel reviertreu ist und bevorzugt alte Nester nutzt, andererseits aber auch alte Horste ver- lässt und neue besetzt (der hier betrachtete Horststandort war 2007 noch nicht be- setzt, jedoch 2008), genügend Ausweichmöglichkeiten gegeben. Der Verlust eines Horstes führt nicht zu einer Verschlechterung des sehr guten Erhaltungszustandes des Schwarzmilans im Vogelschutzgebiet. Die Zerstörung eines Horstes stellt keine erhebliche Beeinträchtigung der Erhaltungsziele dar.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 211 - A 643

Zudem wird durch die neue Brücke insgesamt ca. 1 ha Inselfläche zusätzlich über- spannt. Da die Kolonie jedoch überwiegend anthropogene Nahrungsquellen nutzt und diese Flächen im Verhältnis zum Aktionsareal der Art und der weiterhin vorhandenen Flächen nur einen sehr kleinen Bereich ausmachen, werden hierdurch keine potenzi- ellen Nahrungshabitate beeinträchtigt. Auch eine Zerschneidung der Habitate ist nicht zu erwarten, da die Ausgestaltung der neuen Brücke der alten Brücke weitgehend entspricht und die Vögel die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren. Für den Schwarzmilan beträgt die Fluchtdistanz (d.h. „der Abstand, den ein Tier zu bedrohlichen Lebewesen wie natürlichen Feinden und Menschen einhält, ohne dass es die Flucht ergreift“) 300 m, so dass dies allgemein auch für die Reichweite baube- dingter Störungen angenommen werden kann. Diese Distanz wird für drei der ermit- telten Brutplätze mit einer Entfernung von ca. 250 m, 295 m und 200 m zum Baufeld unterschritten. Andererseits unterliegen die Horststandorte der Kolonie auf der Rett- bergsaue einer starken Vorbelastung durch anthropogene Störungen durch die be- stehende Autobahnbrücke, den Schiffsverkehr und die Lage innerhalb zweier Indust- riegebiete insbesondere die starke Frequentierung des Gebietes durch Freizeit- und Erholungssuchende (innerhalb des Gebietes liegen zwei Campingplätze und es wird von mehreren Wegen durchzogen). Ein Großteil der Schwarzmilanhorste, so auch die drei genannten Horste, liegen innerhalb des 300 m-Wirkbandes, so dass für den auf der Rettbergsaue brütenden Schwarzmilan vom Gutachter eine real sehr viel geringe- re Fluchtdistanz (<200 m) angenommen wird. Damit ist aufgrund der Entfernung der Horste von >200 m zu den Bauflächen nicht von relevanten Zusatzbelastungen durch die Bautätigkeit auszugehen. Lediglich sehr starke Scheuchwirkung beinhaltende Tätigkeiten wie der Abriss der alten Brücke können zu ungewohnten Zusatzbelastun- gen führen. Zwar werden durch die Bauflächen über den anlagebedingten Flächen- bedarf hinaus insgesamt 2,3 ha der Inselfläche in Anspruch genommen: Diese sind jedoch nicht als potenzielle Teil- oder Nahrungshabitate des Schwarzmilans anzuse- hen, zumal die Kolonie auf der Rettbergsaue überwiegend anthropogene Nahrungs- quellen nutzt und die Insel lediglich als Horststandort nutzt. Baubedingte Beeinträch- tigungen des Schwarzmilans sind somit höchstens aufgrund ungewohnter Störungen bei starker Scheuchwirkung zu erwarten. Weißstorch Der Weißstorch wurde regelmäßig mit ca. 50 Tieren am Schlaf- und Sammelplatz an der Westspitze der Rettbergsaue nachgewiesen. Beeinträchtigungen durch die anlagebedingte Flächeninanspruchnahme liegen nicht vor, da keine für den Weißstorch essentiellen Habitatbestandteile in Anspruch ge- nommen werden.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 212 - A 643

Der Schlaf- und Sammelplatz an der Westspitze der Rettbergsaue liegt in mehr als 450 m Entfernung zur neu zu bauenden Brücke und über 300 m Entfernung zum Baufeld (die Lage der Schlafplätze ist aus Luftbildern entnommen, bei den Angaben handelt es sich um Mindestangaben). Baubedingte Störungen können somit aufgrund des unbekannten Störradius des Weißstorchs nicht ausgeschlossen werden. Beein- trächtigungen durch die baubedingte Flächeninanspruchnahme liegen nicht vor, da hierdurch keine für den Weißstorch essentiellen Habitatbestandteile in Anspruch ge- nommen werden. Zwergsäger Der Zwergsäger wurde als Rastvogel an der Ostspitze der Rettbergsaue nachgewie- sen. Für den Zwergsäger sind sowohl die Wasserflächen als auch ungestörte Uferab- schnitte als Rasthabitat entscheidend. Es wird durch das Vorhaben das südliche und nördliche Ufer der Rettbergsaue auf einer Länge von ca. 36 m bzw. 56 m Uferberei- che (durch Überspannung und direkten Flächenverlust durch Brückenpfeiler) sowie Wasseroberflächen auf einer Breite von ca. 21,5 m (zuzüglich eines Lichtspalts zwi- schen den beiden Brücken von 7 bis 15 m Breite) zusätzlich überspannt. Geringe Beeinträchtigungen durch die Inanspruchnahme von Rasthabitaten können somit nicht vollständig ausgeschlossen werden. Baubedingt kann es durch akustische und visuelle Reize zu Störungen der Rastvögel des Zwergsägers kommen, da diese sich auch im Umfeld der Schiersteiner Rhein- brücke aufhalten können. Die Bautätigkeit kann Scheuchwirkungen mit sich bringen, wodurch die Rastvögel zum Auffliegen bewegt werden, was bei Rastvögeln grund- sätzlich und vor allem im Winter zu hohen Energieverlusten führen kann. Da unge- störte Uferabschnitte ebenfalls für die rastenden Zwergsäger von Bedeutung sind, kann sich durch die baubedingte Flächeninanspruchnahme (am nördlichen Ufer der Rettbergsaue über eine Länge von ca. 170 m) eine Beeinträchtigung potenzieller Rasthabitate ergeben. Beeinträchtigung von Arten des Art. 4 Abs. 2 der VRL Baumfalke Der Baumfalke wurde mit einem Revier ca. 380-450 m westlich der bestehenden Trasse nachgewiesen. Durch das Vorhaben werden ca. 1 ha Wald, Offenland und Gebüschflächen in An- spruch genommen. Aufgrund der Brutplatztreue des Baumfalken sind hierdurch keine potenziellen Brutplätze betroffen. Da die Flächen weit innerhalb der artspezifischen Fluchtdistanz von 200 m liegen stellen sie auch keine als potenzielle Nahrungshabita- te der Art dar. Wie dargelegt, erfolgt mit der neuen Brücke im Wesentlichen eine Überspannung von Flächen und eine an die bestehende Brücke Bauwerksgestaltun-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 213 - A 643 gen, so dass sich nur sehr geringfügige Änderungen der Lebensraumstrukturen auf der Rettbergsaue ergeben. Der kartierte Horst des Baumfalken westlich der bestehenden Trasse liegt ca. 310 m zum Baufeld entfernt und somit außerhalb der artspezifischen Fluchtdistanz von 200 m, so dass Störungen durch den normalen Baubetrieb nicht zu erwarten sind. Störeffekte durch den Abriss der alten Brücke können nicht ausgeschlossen werden, weil diese weiter wirken als die angegebene Fluchtdistanz, so dass Beeinträchtigun- gen des Baumfalken durch baubedingte Wirkfaktoren, insbesondere während der Brutzeit, möglich sind. Darüber hinaus werden nach Darstellung des Gutachters durch die Lagerplätze im Bereich von Wiesenbrachen und Gebüschflächen indirekt potenzielle Nahrungshabitate des in der Luft jagenden Baumfalken in Anspruch ge- nommen. Die an die bestehende Trasse angrenzenden Bauflächen werden aufgrund der Lage an der bestehenden Autobahnbrücke und der daraus folgenden für die Jagd des Baumfalken ungünstigen Strukturen nicht als potenzielle Nahrungshabitate für die Art betrachtet. Löffel- , Pfeif- und Spießente, Gänsesäger Löffel-, Pfeif-, Spießente und Gänsesäger kommen als Rastvögel und Überwinte- rungsgäste in der Umgebung der Schiersteiner Brücke vor. Für diese Entenvögel sind sowohl die Wasserflächen als auch ungestörte Ufer- abschnitte als Rasthabitat entscheidend. Es werden durch das Vorhaben am südli- chen und nördlichen Ufer der Rettbergsaue über eine Länge von ca. 36 m bzw. 56 m Uferbereiche in Anspruch genommen (Überspannung und direkter Flächenverlust durch Brückenpfeiler) sowie Wasseroberflächen auf einer Breite von ca. 21,5 m (zu- züglich eines Lichtspalts zwischen den beiden Brücken von 7-15 m Breite) zusätzlich überspannt. Geringe Beeinträchtigungen durch die Inanspruchnahme von Rasthabita- ten können somit nicht vollständig ausgeschlossen werden. Baubedingt kann es durch akustische und visuelle Reize zu Störungen der Rastvögel kommen, wenn diese sich auch im Umfeld der Schiersteiner Brücke aufhalten. Die Bautätigkeit kann Scheuchwirkungen mit sich bringen, wodurch die Rastvögel zum Auffliegen bewegt werden, was bei Rastvögeln grundsätzlich und vor allem im Winter zu hohen Energieverlusten führen kann. Da ungestörte Uferabschnitte ebenfalls für die rastenden Enten von Bedeutung sind, kann sich durch die baubedingte Flächen- inanspruchnahme (am nördlichen Ufer der Rettbergsaue über eine Länge von ca.170 m) eine Beeinträchtigung potenzieller Rasthabitate der oben genannten En- tenarten ergeben. Berg-, Samt-, Tafel- , Schell- und Reiherente Berg-, Samt-, Tafel-, Schell- und Reiherenten kommen als Rastvögel und Überwinte- rungsgäste in der Umgebung der Schiersteiner Brücke vor.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 214 - A 643

Eine anlagebedingte Inanspruchnahme potenzieller Rasthabitate ist nicht zu erwar- ten, da die zusätzliche Überspannung eines weniger als 40 m breiten Abschnittes nicht als Beeinträchtigung der Arten anzusehen ist, zumal die Ausgestaltung der neu- en Brücke der alten Brücke weitgehend entspricht. Baubedingt kann es durch akustische und visuelle Reize zu Störungen der Rastvögel der sich auch im Umfeld der Schiersteiner Brücke aufhaltenden Arten kommen. Die Bautätigkeit kann Scheuchwirkungen implizieren wodurch die Vögel zum Auffliegen bewegt werden, was bei rastenden Individuen grundsätzlich und vor allem im Winter zu hohen Energieverlusten führen kann. Für rastende Tafelenten wird ein Störradius von 150 m angesetzt. Eine baubedingte Inanspruchnahme potenzieller Rasthabitate der Art ist nicht zu erwarten, da die Arten als Rastvögel ausschließlich offene Was- serflächen nutzen und diese nicht als Baufelder benötigt werden. Flussuferläufer Bis zu 16 Exemplare des Flussuferläufers wurden am Schlaf- und Sammelplatz an der Westspitze der Rettbergsaue nachgewiesen (2007). Die Nutzung weiterer Uferbe- reiche als Rasthabitat kann nicht ausgeschlossen werden, da der Flussuferläufer in Bezug auf seine Rasthabitate wenig anspruchsvoll ist und als Gesamtbestand für das VS-Gebiet ca. 30-50 Individuen angegeben werden (2008). Durch den Bau der neuen Brücke werden insgesamt ca. 0,06 ha Uferbereiche in An- spruch genommen, die hierdurch in ihrer Funktion als potenzielle Rasthabitate des Flussuferläufers beeinträchtigt sein können. Durch die Bauflächen werden (über die anlagebedingte Flächeninanspruchnahme hinaus) Uferbereiche in Anspruch genommen, die hierdurch in ihrer Funktion als po- tenzielle Rasthabitate des Flussuferläufers beeinträchtigt sein können. Auch für diese Art sind Beeinträchtigungen durch die vom Bau der neuen Brücken und vom Abriss der alten Brücken ausgehenden akustischen und visuellen Störreize möglich. Scheuchwirkungen können für die Rastvögel aufgrund der daraus folgenden Energie- verluste schädlich sein. Der Sammel- und Schlafplatz an der Westspitze der Rett- bergsaue liegt in einer Entfernung von über 300 m (diese Angabe für den Mindest- wert wurde aus Luftbildern entnommen). Da für Rastvögel des Flussuferläufers kein Störradius bekannt ist, sind baubedingte Störungen nicht auszuschließen. Graureiher Die zwei Brutkolonien des Graureihers mit insgesamt ca. 40 Brutpaaren sind eines der wesentlichen Merkmale der Rettbergsaue (an der Ostspitze). Darüber hinaus nutzt die Art die Rettbergsaue auch als Rasthabitat, wobei im Rahmen von Rastvo- gelzählungen ca. 290 Individuennachweise gemacht werden konnten und bis zu 13 Individuen am Schlaf- und Sammelplatz an der Westspitze der Rettbergsaue beo- bachtet wurden.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 215 - A 643

Durch den Bau der Brücke werden vereinzelt potenzielle Nahrungshabitate in den Uferbereichen bzw. in den Grünlandbereichen (Wiesenbrachen) betroffen. Zwar han- delt es sich hierbei um durch die bestehende Autobahnbrücke stark vorbelastete Be- reiche, die, da für Rastvögel kein Störradius bekannt ist, zu anlagebedingten Beein- trächtigungen der Art führen können. Für Kolonien des Graureihers wird ein Störradius (d.h. die „Reichweite eines stören- den Effektes auf eine größere Ansammlung von Vögeln, z.B. Brutkolonie oder Rast- vögel“) von 200 m angegeben. Der Standort der Brutkolonie an der Ostspitze der In- sel liegt etwa 1.500 m zum Vorhaben entfernt. Somit befindet sich die Kolonie, selbst bei einer angenommenen Streuung der verschiedenen Brutplätze um diesen Punkt um 500 m, weit außerhalb des Störradius, so dass keine Störungen der Kolonie durch den normalen Baubetrieb zu erwarten sind. Für den Abriss der alten Brücke wird auf- grund der ungewohnten Störungen eine Scheuchwirkung nicht ausgeschlossen, die weiter wirkt als 200 m. Für Rastvögel des Graureihers ist kein Störradius bekannt. Durch Störungen können verschiedene Nahrungshabitate in den Uferbereichen be- einträchtigt werden. Der Schlaf- und Sammelplatz an der Inselwestspitze wird vo- raussichtlich ebenfalls höchstens durch den Abriss der alten Brücke beeinflusst. Auf- grund des Ansammelns mehrerer Individuen an dieser Stelle ist durch die Störungen eine zeitweilige Beeinträchtigung, bis hin zu einem zeitweiligen Funktionsverlust des Schlaf- und Sammelplatzes, möglich. Durch die Bau- und Lagerflächen werden im Bereich von Wiesenbrachen bzw. Uferabschnitten potenzielle Nahrungshabitate von Brut- oder Rastvögeln über den anlagebedingten Flächenbedarf hinaus in Anspruch genommen. Der Schlaf- und Sammelplatz an der Westspitze der Rettbergsaue bleibt hiervon unberührt. Insgesamt können Beeinträchtigungen sowohl rastender als auch brütender Graureiher durch baubedingte Störungen und durch die Anlage von Bau- flächen im Bereich potenzieller Nahrungshabitate nicht ausgeschlossen werden. Graugans 11-20 Paare der Graugans brüten an der Westspitze der Rettbergsaue. Darüber hin- aus ist die Art als Rastvogel im Gebiet anzutreffen, wobei als Gesamt-Rastbestand für das VS-Gebiet 700-1500 Individuen angegeben werden (2008). Beeinträchtigungen durch die anlagebedingt im Wesentlichen überspannten Flächen- sind nicht zu erwarten, da die betroffenen Flächen nicht als potenzielle Brut- oder Nahrungshabitate der Graugans anzusehen sind. Eine Beeinträchtigung des beste- henden Brutplatzes kann aufgrund der Entfernung von über 500 m zum Vorhaben ausgeschlossen werden. Aufgrund des Abstandes des bekannten Brutplatzes der Graugans außerhalb der Effektdistanz für Brutvögel von 100 m ist mit Störungen des Brutplatzes durch den normalen Baubetrieb nicht zu rechnen. Aufgrund der ungewohnten Störungen beim

…/ Planfeststellungsbeschluss - 216 - A 643

Abriss der alten Brücke sind Scheuchwirkungen, die weiter als die Effektdistanz von 100 oder der Störradius für rastende Graugänse von 200 m wirksam sind, nicht aus- zuschließen. Beeinträchtigungen durch die baubedingte Flächeninanspruchnahme sind nicht zu erwarten, da die betroffenen Flächen nicht als potenzielle Brut- oder Nahrungshabitate der Graugans anzusehen sind. Haubentaucher Der Haubentaucher kommt als Teilsiedler in der Umgebung der Schiersteiner Brücke vor. Eine anlagebedingte Beeinträchtigung des Haubentauchers ist nicht zu erwarten, da die zusätzliche Überspannung eines <40 m breiten Abschnittes nicht als Beeinträchti- gung der Art anzusehen ist, zumal die Ausgestaltung der neuen Brücke der alten Brücke weitgehend entspricht. Beeinträchtigungen durch baubedingte Störungen einzelner Individuen des Hauben- tauchers können nicht ausgeschlossen werden. Eine baubedingte Inanspruchnahme potenzieller Rasthabitate der Art ist nicht zu erwarten, da der Haubentaucher als Teil- siedler ausschließlich offene Wasserflächen nutzt. Kormoran Der Kormoran kommt als Teilsiedler im Untersuchungsgebiet vor und nutzt ebenfalls den Schlaf- und Sammelplatz an der Westspitze der Rettbergsaue mit bis zu 15 Exemplaren (2007). Ca. 25 Individuen wurden auch an der Ostspitze der Rettberg- saue gezählt (2008). Aus der Überspannung potenzieller Nahrungshabitate mit der neuen Brücke, deren Ausgestaltung der alten Brücke weitgehend entspricht, auf einer Breite von weniger als 40 m ist für den Kormoran gegenüber der aktuellen Situation keine Beeinträchti- gung abzuleiten. Die Schwerpunkte des Kormoran-Vorkommens liegen in der Rüdesheimer Aue bzw. der Mariannenaue (Schlafplätze mit mehreren hundert Tieren, 2008). Die Art verteilt sich im gesamten VSG, so dass kleine Trupps auch an anderen Stellen nächtigen, wie z.B. am Schlaf- und Sammelplatz an der Westspitze der Rettbergsaue. Zudem kann die Art als Nahrungsgast in den die Insel umgebenden Gewässerflächen auf- tauchen. Somit können baubedingte Störungen von Nahrungshabitaten oder Schlaf- plätzen nicht ausgeschlossen werden, z.B. kann der Abriss der alten Brücke zu einer zeitweiligen Beschädigung dieser Teilhabitate führen. Eine Beeinträchtigung durch die baubedingte Flächeninanspruchnahme über den anlagebedingten Flächenver- brauch hinaus ist aufgrund des typischen Nahrungssucheverhaltens des Kormorans nicht zu erwarten.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 217 - A 643

Lachmöwe, Mittelmeermöwe Die Lach- und Mittelmeermöwe kommen als Rastvögel und Teilsiedler in der Umge- bung der Schiersteiner Brücke vor, insbesondere Lachmöwen können mit hohen Indi- viduenzahlen auftreten. Aus der Überspannung potenzieller Rast- und Nahrungshabitate mit der neuen Brü- cke, deren Ausgestaltung der alten Brücke weitgehend entspricht, auf einer Breite von weniger als 40 m, ist für ergibt sich diese Arten gegenüber der aktuellen Situation keine Beeinträchtigung. Baubedingte Störungen rastender oder Nahrung suchender Lach- und Mittelmeer- möwen können nicht ausgeschlossen werden, z.B. kann es beim Abriss der alten Brücke zum Aufscheuchen vieler Individuen kommen. Im Winter kann dies insbeson- dere bei Rastvögeln zu hohen Energieverlusten führen. Beeinträchtigungen durch baubedingte Flächeninanspruchnahmen über den anlagebedingten Flächenbedarf hinaus sind nicht zu erwarten, da sich die Lach- und Mittelmeermöwen zur Rast aus- schließlich auf dem Gewässer aufhalten und hier keine zusätzlichen Bauflächen be- nötigt werden, bzw. es werden keine potenziellen Nahrungshabitate in Anspruch ge- nommen werden. Zwergtaucher Der Zwergtaucher kommt als Rastvogel in der Umgebung der Schiersteiner Brücke vor. Durch die Überspannung mit einem zweiten Brückenbauwerk können in geringem Umfang potenzielle Rasthabitate der Art, insbesondere im Bereich ruhiger Gewäs- serabschnitte am Südrand der Rettbergsaue, beeinträchtigt werden. Beeinträchtigungen durch Baubedingte Störungen einzelner Individuen des Zwerg- tauchers können nicht ausgeschlossen werden. Beeinträchtigungen durch die bau- bedingte Flächeninanspruchnahme sind nicht zu erwarten, da die Flächeninan- spruchnahme an den Ufern erfolgt und diese für rastende Zwergtaucher unbedeutend sind.

5.4 Vorhabenbezogene Maßnahmen zur Schadensbegrenzung Der Vorhabenträger hat in der UVS verschiedene Trassenvarianten auf ihre Umwelt- auswirkungen hin untersucht. Hierbei wurde die unterstromige Rheinquerung als um- weltfachliche Vorzugsvariante herausgearbeitet, was u.a. in der höheren avifaunisti- schen Wertigkeit der östlichen Rettbergsaue begründet ist. Im Rahmen der Entwurfsplanung sind mit der maßstäblichen Konkretisierung des Vorhabens weitere bautechnische Optimierungen der Trasse vorgenommen worden, die ebenso der Minimierung von Beeinträchtigungen des Vogelschutzgebietes „Insel- rhein“ dienen:

…/ Planfeststellungsbeschluss - 218 - A 643

• Die Brücke ist als flache Deckbrücke ohne signifikante Höhenabweichung zur be- stehen-den Brücke geplant (lichte Höhe ca. 14 m), • Die Brückenpfeiler stehen außerhalb hochwertiger Strukturen, • Die baubedingte Flächenbeanspruchung auf das notwendige Minimum zu reduzie- ren, • Die Gesamtbauzeit und die Aktivitäten auf der Baustelle werden durch einen hohen Grad an Vorfertigung im Werk bei der Montage des Überbaus reduziert. Auf die Ausführungen unter C, Ziffer III,3 [Vorhabenbezogene Maßnahmen zur Scha- densbegrenzung von Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele] wird verwiesen. Wie unter C, Ziffer III,4 [Vorhabenbedingte Auswirkungen] dargelegt, kann für einen Großteil der Vogelarten eine Störung durch baubedingten Lärm oder visuelle Störrei- ze, vor allem während der Brutperiode oder der Hauptrastzeiten und im Bereich wert- voller Nahrungshabitate, nicht ausgeschlossen werden. Daher sind spezifische Scha- densbegrenzungsmaßnahmen erforderlich, die die Störungen so weit reduzieren, dass sie keine erheblichen Auswirkungen auf die genannten Arten haben werden. Zur Reduzierung möglicher nachteiliger Auswirkungen der technischen Bauausführung sind folgende Maßnahmen vorgesehen:

7VCEF: Bauzeitenregelungen • Abbruch der vorhandenen Brücke außerhalb der Brutzeiten von Vögeln (Ab- brucharbeiten nicht zwischen Anfang Februar und Ende Juli) , • Nächtliche Ausleuchtung der Baustelle nur außerhalb der Brutzeiten von Vögeln und Aktivitätszeiten von Fledermäusen (also nur von Anfang Oktober bis Ende Januar) • Baufeldfreimachung außerhalb der Brutzeiten (vor Anfang Februar oder nach Ende Juli) Mit den vorgesehenen Maßnahmen werden negative Auswirkungen auf das Brutge- schäft der Arten unterbunden sowie optische und akustische Störreize auf eine Maß reduziert, so dass keine erhebliche Beeinträchtigung der Erhaltungsziele der Arten gegeben ist.

8VCEF: Errichtung eines blickdichten Bauzaunes Mit dem blickdichten Bauzaun werden Beeinträchtigungen verschiedener Vogelarten im Zuge der Bautätigkeiten während der Brutzeit beschützt. Dies gilt auch in Bezug auf visuelle und akustische Störungen des Neuntöters während der Bautätigkeit.

5.5 Bewertung der Erheblichkeit der Beeinträchtigungen Einfluss erhöhter NOx-Einträge auf die Habitate der wertgebenden Vogelarten: Die Mehrbelastung von 0,6 kg N/ha*a westlich der Trasse (siehe C, Ziffer III,3.5.3 [Beeinträchtigungen von Lebensräumen des Anhangs I der FFH-RL] für die dort vor- handenen Lebensräume ist als unerheblich zu bewerten. Für die hier betrachteten …/ Planfeststellungsbeschluss - 219 - A 643

Vogelarten wären Beeinträchtigungen durch erhöhte Stickstoffeinträge dann relevant, wenn sich durch die erhöhte Nährstoffeinfuhr eine wesentliche Veränderung der Ve- getationsstruktur durch verstärkte Verbuschung und das Ansiedeln nitrophiler Pflan- zenarten ergeben würde. Da insofern für die betrachteten Lebensraumtypen eine höhere Empfindlichkeit angenommen werden muss, die bereits für diese die Beein- trächtigungen als unerheblich bewertet wird, ist auch für die Brut- und Nahrungshabi- tate der hier betrachteten Vogelarten eine erhebliche Beeinträchtigung durch erhöhte Stickstoffeinträge auszuschließen. Verlärmung und visuelle Störreize: Betriebsbedingte Beeinträchtigungen durch akustische und visuelle Störreize können unter C, Ziffer III,4 [Vorhabenbedingte Auswirkungen] für Rastvogelvorkommen und Teilsiedler westlich der Trasse nicht vollständig ausgeschlossen werden. Der Rhein bei Schierstein (W6) und bei Mombach-West (W9) ist (mit Ausnahme des Schlaf- und Sammelplatzes) bei den Rastvogelzählungen eher gering frequentiert bzw. zeigt verhältnismäßig wenig Rastvorkommen, so dass eine untergeordnete Be- deutung dieser Rheinabschnitte für das Rastgeschehen im VS-Gebiet angenommen werden kann. Höhere Rastvorkommen wurden in den Häfen außerhalb des VS- Gebietes (Schiersteiner Hafen und Industriehafen) (2007) sowie in der Niederwallufer Bucht (2008) ermittelt. Eine Betroffenheit dieser Bereiche durch das Vorhaben kann aufgrund der Entfernungen bzw. der starken Vorbelastungen durch den Schiffsver- kehr (in den Häfen) ausgeschlossen werden, so dass diese Bereiche auch als mögli- che Ausweichmöglichkeiten angesehen werden können. Lediglich für den Zwergtau- cher scheint der Rhein bei Mombach-West (W9) gut geeignet, da dieser in keinem anderen Zählgebiet so häufig bzw. regelmäßig auftaucht, was vermutlich darauf zu- rückzuführen ist, dass der Zwergtaucher auf eher ruhige Gewässerabschnitte, deren Ränder auch Versteckmöglichkeiten bieten, angewiesen ist. Diese Bedingungen sind innerhalb des Untersuchungsgebietes am ehesten am Rhein bei Mombach-West (W9) vorzufinden. Dieser erstreckt sich hier über eine Länge von ca. 1 km. Eine Be- einträchtigung des Zwergtauchers durch eine Verschiebung des artspezifischen Stör- radius um weniger max. 30 m ist somit nicht anzunehmen. Erhebliche Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele bzw. eine Verschlechterung der Erhaltungszustände der jeweiligen Arten durch eine Verschiebung der artspezifischen Störradien um max. 30 m durch den Brückenbau, in einem Abschnitt, der für das Rastvogelgeschehen von eher geringer Bedeutung ist, wird unter Berücksichtigung der großflächig vorhandenen Ausweichmöglichkeiten ausgeschlossen. Zusätzliche Störungen insbesondere der Brutvögel durch Freizeit- und Erholungssu- chende, die die Rettbergsaue zukünftig über den abgehängten Fußgängerweg leich- ter erreichen können, sind nicht gänzlich auszuschließen. Die Zugänglichkeit zur

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Rettbergsaue kann jedoch tageszeitlich und saisonal durch seitliche Tore begrenzt werden, wie es auch für den bereits existierenden Fußgängerweg mit Treppenabgang zur Rettbergsaue der Fall ist. Der Zugang zur Rettbergsaue wird nachts und in den Wintermonaten nicht gewährt. Ebenso bleibt die bisherige Besucherlenkung und Ab- zäunung der naturschutzfachlich wertvollen Bereiche erhalten, so dass es nicht zu einer Beeinträchtigung zusätzlicher Flächen kommt. Weiterhin ist die nicht unerhebli- che Vorbelastung durch die bestehende starke Freizeitnutzung des Gebietes zu be- rücksichtigen, aufgrund derer davon ausgegangen werden kann, dass bei einem Großteil der Arten bereits eine Gewöhnung an Störungen durch Freizeit- und Erho- lungssuchende stattgefunden hat. Aus diesen Gründen, insbesondere aber aufgrund der Möglichkeiten zur Besucherlenkung, ist keine Verschlechterung des Erhaltungs- zustandes der Arten zu erwarten, so dass erhebliche Beeinträchtigungen durch den vorgesehenen Fußgängersteg ausgeschlossen werden können. Soweit bei den einzelnen Vogelarten unter C, Ziffer II,4 [Vorhabenbedingte Auswir- kungen] nicht ohnehin ausgeschlossen sind, ergibt sich unter Berücksichtigung der Maßnahmen für die einzelnen Vogelarten Folgendes: Bruchwasserläufer Durch die vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen wird die Störungsintensität ver- ringert, jedoch lassen sich Störungen hierdurch nicht vollständig ausschließen. Auf- grund der Entfernung der potenziellen Rasthabitate zum Vorhaben (geeignete Rast- habitate befinden sich an der Westspitze der Rettbergsaue in über 300 m Entfernung zum Baufeld) in Verbindung mit den Vermeidungsmaßnahmen ist jedoch nicht von massiven Scheuchwirkungen auszugehen. Darüber hinaus werden insbesondere visuelle Störreize durch die zwischen potenziellem Rasthabitat und Baufläche gele- genen Auenwaldbestände abgeschirmt. Das Untersuchungsgebiet ist außerdem nicht als regelmäßiges Rastgebiet für den Bruchwasserläufer anzusehen, so dass erhebli- che Beeinträchtigungen der Art durch das Vorhaben ausgeschlossen werden. Eisvogel Durch die Vermeidungsmaßnahmen wird die Störungsintensität während der Brutzeit verringert. Störungen können jedoch, insbesondere außerhalb der Brutzeit, nicht voll- ständig vermieden werden. Als Nahrungsgast ist der Eisvogel jedoch relativ flexibel, was geeignete Nahrungsgewässer betrifft. Darüber hinaus sind ausreichend Nah- rungshabitate in der Umgebung außerhalb der Reichweite der Störungen vorhanden, da Eisvögel an größeren Gewässern in der Regel auch ein größeres Aktionsareal haben, so dass eine erhebliche Beeinträchtigung der Art durch das Vorhaben ausge- schlossen werden kann.

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Grauspecht Durch die Vermeidungsmaßnahmen wird die Störungsintensität verringert und der Abriss der alten Brücke erfolgt außerhalb der Brutzeit, so dass direkte Auswirkungen auf das Brutgeschehen nicht zu erwarten sind. Obwohl nicht auszuschließen ist, dass (Zerschneidungs-) Wirkungen trotz der Vermeidungsmaßnahmen teilweise verblei- ben, ist, da (größere und überwiegend mit Wald bestandene) ausreichend geeignete Flächen im östlichen Teil der Rettbergsaue verbleiben, zumal die Beeinträchtigungen in ihrer Wirkung zeitlich begrenzt sind, die verbleibenden Beeinträchtigungen als un- erheblich zu bewerten. Darüber hinaus wird der Abriss der Brücke in Bauabschnitten erfolgen, so dass die Querung der Brücke nicht verhindert wird. Etwas anderes ergibt sich nicht dadurch, dass die Pfeiler in verschiedenen Abschnitten gleichzeitig errichtet werden. Mittelspecht Durch die Maßnahmen werden die baubedingten Störungen reduziert. Die Zer- schneidungswirkungen werden trotz der Maßnahmen zum Teil verbleibrn, wirken sich aber, da ausreichend geeignete Flächen im (größeren und überwiegend mit Wald bestandenen) östlichen Teil der Rettbergsaue verbleiben und zeitlich begrenzt sind, auf den Mittelspecht sich unerheblich aus. Darüber hinaus wird der Abriss der Brücke in Bauabschnitten erfolgen, so dass die Querung der Brücke voraussichtlich nicht vollständig verhindert wird. Lediglich bei der Errichtung der Pfeiler ist es möglich, dass diese in verschiedenen Abschnitten gleichzeitig errichtet werden. Neuntöter Durch die Vermeidungsmaßnahmen werden die baubedingten Störungen vermieden (Abbruch der alten Brücke außerhalb der Brutzeit und somit vor der in der Regel rela- tiv späten Ankunft des Neuntöters im Brutgebiet) bzw. die Störintensität abge- schwächt (Abschirmung optischer Störreize durch sichtgeschützte Bauzäune). Im Bereich der Lagerflächen werden sich durch die umgebenden Gebüsche die (visuel- len) Störungen zusätzlich abgeschirmt. Das Revier des Neuntöters unterliegt zudem einer starken Vorbelastung, wobei neben der bestehenden Autobahnbrücke insbe- sondere die starke Frequentierung des Gebietes durch Freizeit- und Erholungssu- chende zu nennen ist, so dass dem vorhandenen Revier eine gewisse Unempfind- lichkeit gegenüber Störungen durch Menschen unterstellt werden kann. Darüber hin- aus sind aufgrund der vorhandenen Habitatausstattung und der Eigenschaft der Art jährlich neue Nester anzulegen, Möglichkeiten zum Ausweichen in störungsärmere Bereiche gegeben. Erhebliche Störungen sind nicht gegeben. Im Hinblick auf die vor- habenbedingte Inanspruchnahme von potenziellen Nahrungshabitaten der Art, die keine essentiellen Bestandteile des Revieres sind, da zum Einen zum Erreichen die- ser Flächen zunächst die vorhandene Autobahnbrücke gequert werden muss (hierzu

…/ Planfeststellungsbeschluss - 222 - A 643 liegen keine Daten vor, d.h. diese wurde während der Erhebungen nicht beobachtet) und zum Anderen weitere geeignete Nahrungshabitate in unmittelbarer Nachbar- schaft zum ermittelten Revierzentrum liegen, ist eine Verschlechterung des Erhal- tungszustandes des Neuntöters nicht zu erwarten. Die baubedingten Beeinträchti- gungen werden somit aufgrund der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen in Ver- bindung mit der vorhandenen Habitatstruktur als unerheblich bewertet. Schwarzmilan Durch die Vermeidungsmaßnahmen wird die Störungsintensität verringert bzw. die durch den Abriss der alten Brücke implizierende Tätigkeit wird auf den Zeitraum au- ßerhalb der Brutzeit verschoben, so dass insoweit keine Scheuchwirkung für die Art auftritt. Somit kann ein Verlassen der Horste durch baubedingte Störungen ausge- schlossen werden. Erheblich Beeinträchtigungen der Art sind somit nicht zu erwarten. Weißstorch Der Schlaf- und Sammelplatz auf der Rettbergsaue, der einer starken Vorbelastung durch anthropogene Störungen (bestehende Autobahnbrücke, Schiffsverkehr, Lage innerhalb zweier Industriegebiete, starke Frequentierung des Gebietes durch Freizeit- und Erholungssuchende auf zwei Campingplätzen und mehreren Wegen) unterliegt und der relativ geringe Störradius der im Gebiet regelmäßig rastenden/ schlafenden Weißstörche lässt nicht erwarten, dass der Schlaf- und Sammelplatz durch das Vor- haben in seiner Funktion beeinträchtigt wird. Eine erhebliche Beeinträchtigung der Art durch baubedingte Störungen wird ausgeschlossen. Zwergsäger Im Hinblick darauf, dass es sich bei den durch das Vorhaben betroffenen Bereichen um Abschnitte handelt, deren Funktion als Rasthabitat von höherer Bedeutung sind als angrenzende Rheinabschnitte, und überdies für die entsprechenden Uferbereiche keine Artnachweise vorliegen, wird von ausreichenden Ausweichmöglichkeiten auf andere Rheinabschnitte und Uferbereiche (z.B. Niederwallufer Bucht) ausgegangen, so dass erhebliche Beeinträchtigungen der Art durch anlagebedingte Wirkfaktoren ausgeschlossen werden. Die Störungen, die durch den Baustellenbetrieb für Rastvögel nicht vermieden wer- den können, können angesichts der vorstehenden Sachlage nicht als erhebliche Be- einträchtigungen der Art gewertet werden. Baumfalke Durch die Vermeidungsmaßnahmen wird die Störungsintensität verringert und durch die Verschiebung des Abrisses der alten Brücke zur Vermeidung von Scheuchwir- kungen außerhalb der Brutzeit wird ein Verlassen des Horstes durch Störungen aus- geschlossen. Soweit durch die Lagerflächen potenzielle Nahrungshabitate der Art in Anspruch genommen werden ist anzumerken, dass der Baumfalke in erster Linie auf

…/ Planfeststellungsbeschluss - 223 - A 643 ausreichend Kleinvögel und Insekten (Libellen) als Nahrungsgrundlage angewiesen ist, die er in der Luft jagt, und weil aufgrund der Habitatausstattung der Rettbergsaue von einem weiterhin ausreichenden Nahrungsangebot für die Art auszugehen ist, ergeben sich keine erhebliche Beeinträchtigungen. Löffel- Pfeif- und Spießente, Gänsesäger Bei den durch das Vorhaben betroffenen Bereichen handelt es sich nicht um Ab- schnitte, die in ihrer Funktion als Rasthabitat von höherer Bedeutung für die Arten sind als angrenzende Rheinabschnitte, bzw. es liegen von den entsprechenden Ufer- bereichen keine Artnachweise vor. Es wird von ausreichenden Ausweichmöglichkei- ten auf andere Rheinabschnitte und Uferbereiche (z.B. Niederwallufer Bucht) ausge- gangen, so dass erhebliche Beeinträchtigungen der Arten durch anlagebedingte Wirkfaktoren ausgeschlossen werden. Die Störungen, die durch den Baustellenbetrieb nicht vermieden werden können, sind angesichts des dargestellten Sachverhalts nicht erheblich für die Arten. Das Gleiche gilt in Bezug auf die baubedingte Flächeninanspruchnahme. Berg-, Samt-, Tafel- , Schell- und Reiherenten Die Störungen, die durch den Baustellenbetrieb für Rastvögel nicht vermieden wer- den können, sind aufgrund der Anspruchslosigkeit der Tauchenten bezüglich ihrer Rasthabitate und bestehender ausreichender Möglichkeiten zum Ausweichen in stö- rungsärmere Bereiche ohne hohe Energieverluste nicht erheblich. Flussuferläufer Da Flussuferläufer an fast allen Uferstrukturen zu finden sind und auch verbaute Uferbereiche nutzen, werden durch das Vorhaben keine essentiellen Rasthabitate des Flussuferläufers in Anspruch genommen, so dass erhebliche Beeinträchtigungen durch den bau- oder anlagebedingten Flächenverbrauch ausgeschlossen werden. Ebenso ist aufgrund der relativ geringen Ansprüche der Art an ihre Rasthabitate von ausreichenden Ausweichmöglichkeiten in störungsärmere Bereiche auszugehen. Da- rüber hinaus erfolgt durch die Vermeidungsmaßnahmen eine Minderung der Stö- rungsintensität. Erhebliche Beeinträchtigungen durch bau –oder anlagebedingte Stö- rungen sind auszuschließen. Graureiher Da die vom Graureiher benötigten Lebensraumrequisiten im VS-Gebiet auf den In- seln an sehr vielen Stellen vorkommen und der Aspekt „Habitate“ für den Graureiher in der GDE mit „sehr gut“ (A) bewertet wurde, ist davon auszugehen, dass aufgrund der vorhandenen Habitatausstattung genügend Möglichkeiten zum Ausweichen auf andere Nahrungshabitate bestehen, zumal die Beeinträchtigungen im Verhältnis zu den vorhandenen potenziellen Nahrungshabitaten und dem Aktionsareal der Art sehr kleinflächig sind. Erhebliche Beeinträchtigungen der Art sind nicht zu erwarten.

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Durch die Vermeidungsmaßnahmen wird die Störungsintensität reduziert. Da der Ab- riss der Brücke außerhalb der Brutzeit erfolgt, können Störungen der Brutkolonie aus- geschlossen werden. Der Schlaf- und Sammelplatz auf der Rettbergsaue, der einer starken Vorbelastung durch anthropogene Störungen unterliegt, so dass von einem relativ geringen Störradius der im Gebiet regelmäßig rastenden Graureiher auszuge- hen ist, wird in seiner Funktion durch das Vorhaben nicht beeinträchtigt. Die Störun- gen potenzieller Nahrungshabitate durch den Baustellenbetrieb sind, da die vom Graureiher benötigten Lebensraumrequisiten „im VS-Gebiet auf den Inseln an sehr vielen Stellen vorkommen“ und der Aspekt „Habitate“ für den Graureiher in der GDE mit „sehr gut“ (A) bewertet wurde und wei aufgrund der vorhandenen Habitatausstat- tung genügend Möglichkeiten zum Ausweichen in störungsärmere Bereiche beste- hen, nicht erheblich. Gleiches gilt für die baubedingte Flächeninanspruchnahme. Graugans Da der Abriss der Brücke außerhalb der Brutzeit der Graugans erfolgt, können Stö- rungen des Brutplatzes aufgrund der Vermeidungsmaßnahmen ausgeschlossen wer- den. Die Störungen einzelner rastender Individuen sind, da die von der Graugans benötigten Lebensraumrequisiten „im VS-Gebiet in geradezu idealer Form“ gegeben sind und der Aspekt „Habitate“ für die Graugans in der GDE mit „sehr gut“ (A) bewer- tet wurde sowie genügend Möglichkeiten zum Ausweichen in störungsärmere Berei- che bestehen, nicht erheblich. Haubentaucher Die baubedingten Störungen, die durch den Baubetrieb insbesondere außerhalb der Brutzeit nicht vollständig vermieden werden, sind aufgrund der Anspruchslosigkeit des Haubentauchers bezüglich seiner Teilsiedlerhabitate und im Hinblick auf ausrei- chende Möglichkeiten zum Ausweichen in störungsärmere Bereiche ohne hohe Energieverluste, für den Rastbestand des Haubentauchers nicht erheblich. Kormoran Da der Abriss der Brücke außerhalb der Brutzeit erfolgt sind hierdurch bedingte Be- einträchtigungen während der Brutzeit nicht zu erwarten. Die verbleibenden Störun- gen, die durch den normalen Baubetrieb und außerhalb der Brutzeit nicht vollständig ausgeschlossen werden können, sind, da die vom Kormoran benötigten Lebensraum- requisiten im VS-Gebiet „in sehr guter Ausprägung vorkommen“ und der Aspekt „Ha- bitate“ für den Kormoran in der GDE mit „sehr gut“ (A) bewertet wurde, so das genü- gend Möglichkeiten zum Ausweichen in störungsärmere Habitatbereiche bestehen, nicht erheblich. Lachmöwe, Mittelmeermöwe Da der Abriss der alten Brücke außerhalb der Brutzeit der Mittelmeermöwe erfolgt, sind Beeinträchtigungen wegen Störungen während der Brutzeit aufgrund dieser Ver-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 225 - A 643 meidungsmaßnahmen nicht zu erwarten. Die Störungen für Rastvögel, die über den normalen Baubetrieb hinausgehen, sind, da es sich bei den durch das Vorhaben be- troffenen Flächen nicht um Funktionsbereiche von höherer Bedeutung als angren- zende Rheinabschnitte handelt und zudem ausreichende Ausweichmöglichkeiten in störungsärmere Bereiche bestehen, nicht erheblich. Insbesondere bei der Lachmöwe befindet sich ein Großteil der Individuennachweise im Schiersteiner Hafen und In- dustriehafen sowie östlich der Schiersteiner Brücke ab ca. 600-700 m Entfernung zum Fahrbahnrand und somit in einigem Abstand zum Baugeschehen, so dass er- hebliche Beeinträchtigungen der Arten durch baubedingte Störungen ausgeschlossen werden. Zwergtaucher Aufgrund der vorhandenen Habitatausstattung ist von ausreichend Möglichkeiten zum Ausweichen in störungsärmere Bereiche ohne hohe Energieverluste auszugehen. Darüber hinaus ergibt sich aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastung durch die vorhandene Autobahnbrücke keine wesentliche Veränderung der betroffenen Berei- che. Erhebliche Beeinträchtigungen des Zwergtauchers durch das neue Brücken- bauwerk werden ausgeschlossen. Störungen durch den Baubetrieb können für Rastvögel nicht vermieden werden. Je- doch ist aufgrund der vorhandenen Habitatausstattung von ausreichenden Möglich- keiten zum Ausweichen in störungsärmere Bereiche ohne hohe Energieverluste aus- zugehen. Erhebliche Beeinträchtigungen des Rastbestandes des Zwergtauchers durch baubedingte Störungen werden ausgeschlossen.

5.6 Kumulative Wirkungen auf das Vogelschutzgebiet Die Prüfung, ob das Projekt in Zusammenwirkung mit anderen Plänen und Projekten erhebliche Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele verursachen kann, umfasst die Summationseffekte, die sich zusätzlich (1.) aus der von der Kraftwerke-Mainz-Wies- baden AG geplanten Errichtung eines Kohleheizkraftwerks in der gewerblich genutz- ten Ingelheimer Aue (Rheinland-Pfalz) und (2.) dem geplanten Ausbau der A 643 auf rhein-landpfälzischer Seite eine erheblichen Beeinträchtigung auf die Erhaltungsziele des VS-Gebiets 5914-450 "Inselrhein" ergeben können. Dies ist – wie die nachfol- genden Errichtung eines Kohleheizkraftwerkes in der Ingelheimer Aue Im Rahmen der wasserrechtlichen Bescheide der Struktur- und Genehmigungsdirek- tion Süd vom 20.01.2009 und des immissionsschutzrechtlichen Vorbescheides vom 20.01.2009 zu Errichtung und Betrieb des Kohleheizkraftwerks wurde die Verträglich- keit des Vorhabens mit den Erhaltungszielen des VS-Gebiets geprüft. Dabei sind fol- gende mögliche Projektauswirkungen auf das VS-Gebiet „Inselrhein“ durch das Koh- leheizkraftwerk berücksichtigt worden: …/ Planfeststellungsbeschluss - 226 - A 643

• Eintrag von Luftschadstoffen, insbesondere Stickstoff und Schwermetalle in das VS- Gebiet • Direkte Auswirkungen auf das VS-Gebiet, insbesondere für Wasservögel durch die Kühlwasser- bzw. Wärmeeinleitung in den Rhein • Baubedingte Schall- und Erschütterungsimmissionen für die Rettbergsaue als die zum Vorhaben nächst gelegenen Insel Die Beurteilung der Stickstoffdepositionen ergab, dass die maßgeblichen Erheblich- keitsschwellen der empfindlichen Lebensraumtypen im FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ (vor allem LRT *91E0) deutlich unterschritten werden (auf die unter C, Ziffer IV,3.7 [Kumulative Wirkungen auf das FFH-Gebiet] getroffenen Aussagen wird verwiesen) und somit auch in Bezug auf das VS-Gebiet „Inselrhein“ als unerheblich zu beurteilen sind. Auswirkungen durch Schwermetalle insbesondere auf Fledermäu- se und Vögel durch Anreicherungsprozesse in der Nahrung sind bei Umsetzung der geplanten Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen nicht zu erwarten. Die Gefahr von Botulismus bei Vögeln durch Fadenalgenbildung infolge von Kühlwasserentnah- me und anschließender Warmwassereinleitung wurde ebenfalls als nicht erheblich eingeschätzt, wenn geeignete Vermeidungs- und Monitoringmaßnahmen umgesetzt werden. Die Verträglichkeitsprüfung zum Kohleheizkraftwerk kommt insgesamt zu dem Ergebnis, dass bei Realisierung der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen erhebliche negative Auswirkungen durch das Vorhaben sowohl innerhalb als auch außerhalb des VS-Gebietes „Inselrhein“ vermieden werden können. Für die Bewertung der Erheblichkeit kumulativer Wirkungen sind insbesondere die vom Bau und Betrieb des Kohleheizkraftwerkes ausgehenden akustischen und visu- ellen Störreize entscheidend, die in Zusammenhang mit den durch den Ausbau der A 643 zu erwartenden baubedingten Störungen zu erheblichen Beeinträchtigungen führen können. Bei Umsetzung der vorgesehenen technischen und zeitlichen Ver- meidungsmaßnahmen (z.B. Rammarbeiten ausschließlich außerhalb kritischer Brut- und Rastzeiten, d.h. nicht in der Zeit von Anfang Februar bis Mitte August) sind er- hebliche Beeinträchtigungen durch das Zusammenwirken mit den in dem Gutachten für die A 643 formulierten Beeinträchtigungen für Brutvögel und für den Schlafplatz des Schwarzmilans nicht zu erwarten. Baubedingte Störungen sind somit während der Rastzeiten möglich, so dass es für Rastvögel, die sich im östlichen Bereich der Rettbergsaue aufhalten in Zusammen- wirkung mit den nicht vollständig auszuschließenden baubedingten Störungen durch den Bau der Schiersteiner Brücke zu Beeinträchtigungen kommen kann. Unter Be- rücksichtigung der vorhandenen Habitatausstattung und der relativ geringen Ansprü- che der nachgewiesenen Arten an ihre Rasthabitate (der Großteil der Arten benötigt offene Wasserflächen) ist jedoch davon auszugehen, dass diese keine erheblichen

…/ Planfeststellungsbeschluss - 227 - A 643

Beeinträchtigungen bewirken, d.h. der aktuelle Erhaltungszustand der Arten dennoch gewahrt bleibt. Ausbau der A 643 auf rheinland-pfälzischer Seite Ein Ausbau der A 643 auf rheinland-pfälzischer Seite von der AS Mainz-Mombach bis zum Autobahndreieck Mainz ist gleichfalls im Bedarfsplan in der Stufe „Weiterer Be- darf mit Planungsauftrag“ ausgewiesen. Ungeachtet des Planungsstandes sind die kumulativen betriebsbedingten Wirkungen diese Ausbaumaßnahme hinsichtlich von Beeinträchtigungen durch Schadstoffeintrag und Lärm vorliegend zu berücksichtigen. Die zusätzlichen Belastungen durch den Ausbau der BAB 643 erfolgen in einem schmalen Band parallel zur Trasse, so dass durch den weiteren Ausbau keine kumu- lativen Effekte zu erwarten sind, die für den hier festgestellten Ausbauabschnitt der A 643 zu einer wesentlichen Erhöhung der Verkehrsstärke und somit der Lärmbelas- tung führen könnten. Mögliche kumulative Wirkungen durch anlage- und baubedingte Verluste betreffen aufgrund der räumlichen Nähe und Ähnlichkeit der Lebensraum- ausstattung zur Rettbergsaue insbesondere die Auswirkungen des Vorhabens am Mombacher Rheinufer. Am Mombacher Rheinufer gehen durch den Bau der Trasse Höhlenbäume verloren, die als potenzielle Bruthabitate des dort vorkommenden Mit- telspechtes angesehen werden. Darüber hinaus ist der störungsbedingte Verlust ei- nes Schwarzmilan-Horstes aufgrund der Nähe des Baufeldes zum Horst nicht auszu- schließen. Der Schwarzmilan am Mombacher Rheinufer ist der Kolonie auf der Rett- bergsaue zuzuordnen. Die (potenziellen) Verluste der Fortpflanzungs- und Ruhestät- ten der genannten Arten sind bei der Bewertung der Erheblichkeit im Rahmen der VS-VP für den Ausbau berücksichtigt worden. Für den Schwarzmilan gilt somit zu berücksichtigen, dass bei der Gesamtbetrachtung zwei Horststandorte der Kolonie auf der Rettbergsaue betroffen sind. Daher ist zu prüfen, ob sich durch diesen Verlust erhebliche Beeinträchtigungen der Art ergeben. Dies ist jedoch nicht der Fall. Denn der Gesamtbestand des Schwarzmilans im VS-Gebiet auf hessischer Seite wird mit 73 Brutpaaren (2008) angegeben. Unter Hinzurechnung der Brutpaare auf rhein- land-pfälzischer Seite sind es insgesamt 101. Die Bildung der großen Schwarzmilan- Kolonie ist in erster Linie auf die in der Nähe gelegenen Mülldeponien zurückzufüh- ren, jedoch ist seit deren Schließung der Bestand merklich zurückgegangen (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer IV,5.3). Hierdurch wird deutlich, dass der entschei- dende Faktor in diesem Fall das (anthropogen bedingte) Nahrungsangebot ist und ein ausreichendes Brutplatzangebot durchaus vorhanden ist. Darüber hinaus ist die Be- setzung der Schwarzmilanhorste nicht in jedem Jahr gleich und es kommt auch zwi- schen den verschiedenen Inseln des VS-Gebietes zu Brutplatzverlagerungen. Daher ist davon auszugehen, dass auch für zwei Reviere der Art hinreichend Ausweichmög-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 228 - A 643 lichkeiten bestehen, da auf der Rettbergsaue und darüber hinaus im gesamten VS- Gebiet ein mehr als aus-reichendes Brutplatzangebot zur Verfügung steht, so dass der Verlust zweier Horste nicht zu einer Bestandsabnahme bzw. Verschlechterung des Erhaltungszustandes führt. Bezüglich des Mittelspechtes sind auch unter Berücksichtigung des Verlustes poten- zieller Lebensstätten keine erheblichen Beeinträchtigungen zu erwarten, da die Funk- tionalität der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten des Reviers am Mombacher Rhein- ufer gewahrt bleibt (vgl. Artenschutzbeitrag zum Ausbau der A 643 Landesgrenze Hessen/ Rheinland-Pfalz bis AS Mainz-Mombach, Unterlage 12.1) und somit keine Beeinträchtigung des Erhaltungszustandes des Mittelspechtes gegeben ist.

5.7 Zusammenfassung Die sanierungsbedürftige und auf sechs Fahrstreifen auszubauende Schiersteiner Brücke der bestehenden A 643 verläuft durch das Vogelschutzgebiet DE 5914-450 „Inselrhein“. Da erhebliche Beeinträchtigungen des Vogelschutzgebietes nicht offen- sichtlich ausgeschlossen werden können, wurde zur Beurteilung der Verträglichkeit des geplanten Vorhabens mit den Erhaltungszielen des Vogelschutzgebietes eine FFH-Verträglichkeitsprüfung durchgeführt worden. Dabei ist besonders berücksichtigt worden, dass der „Inselrhein“ ein wertvolles Brut- und Rastgebiet vieler Vogelarten ist, z.B. brüten auf der Rettbergsaue mit Grau- und Mittelspecht, Neuntöter und Schwarzmilan mehrere Vogelarten des Anhang I der VRL. Unter den Arten des Art. 4 Abs. 2 der VS-Richtlinie sind z.B. die Brutkolonie des Graureihers oder die Rastbe- stände seltener und gefährdeter Entenarten wie Löffel- und Spießente zu nennen. Die Prognose möglicher Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele der Vogelarten ge- mäß Anhang I VRL sowie der Zugvogelarten nach Art. 4 Abs. 2 VRL einschließlich ihrer maßgeblichen Bestandteile erfolgte anhand artbezogener Prognosen für die jeweils zu erwartenden bau-, anlage- und betriebsbedingten Wirkfaktoren sowie unter Berücksichtigung möglicher kumulativer Wirkungen mit anderen Plänen oder Projek- ten. Grundsätzlich können Beeinträchtigungen auf vorhandene Reviere bzw. potenzi- ell geeignete Habitate, die eine Funktion für die Brut oder Rast bzw. die Nahrungssu- che der Arten übernehmen, für die betrachteten Arten nicht ausgeschlossen werden. Die baubedingten Wirkungen (ungewohnte optische und akustische Störreize) kön- nen Nahrungs- und Rasthabitate sowie vereinzelt auch Brutstätten der in den Erhal- tungszielen genannten Arten beeinträchtigen. Aufgrund der Schadensbegrenzungs- und Vermeidungsmaßnahmen, die eine Redu- zierung der vom Baubetrieb ausgehenden visuellen und akustischen Störreize vorse- hen und der technischen Optimierung des Vorhabens, durch die nur sehr geringfügig Flächen in Anspruch genommen werden, wird eine erhebliche Beeinträchtigung der Reviere der genannten Arten ausgeschlossen. …/ Planfeststellungsbeschluss - 229 - A 643

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Verträglichkeit des Ausbaus der A 643 mit den Erhaltungszielen des Vogelschutzgebiets gegeben ist. Erhebliche Beeinträch- tigungen der Erhaltungsziele sind nicht zu erwarten.

6. Vogelschutzgebiet DE 6014-401 „Dünen- und Sandgebiet Mainz-Ingel- heim“ Die Erhaltungsziele im Vogelschutzgebiet „Dünen- und Sandgebiet Mainz-Ingelheim“ – dieses liegt auf der Südseite des Rheins und ist deckungsgleich mit dem FFH- Gebiet „Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim“ – umfassen u.a. Schwarz- und Grau- specht sowie Wiedehopf und Wendehals, die als Brutvögel oder Teilsiedler nachge- wiesen wurden. Erhebliche Beeinträchtigungen der wertgebenden Arten des Anhang I der VRL (Schwarzspecht und Grauspecht) sowie der weiteren bedeutenden Vogelarten (Wie- dehopf und Wendehals) können aufgrund der benannten Schadensbegrenzungs- maßnahmen – durch die technische Optimierung des Vorhabens werden nur sehr geringfügig Flächen in Anspruch genommen und durch die Bauzeitenregelungen für Abbrucharbeiten, die nächtliche Ausleuchtung der Baustelle und die Baufeldfreima- chung sowie die Errichtung eines blickdichten Bauzaunes werden die vom Baubetrieb ausgehenden visuellen und akustischen Störreize reduziert – sowie der relativ gerin- gen Verkehrssteigerung von 400 bis 700 Kfz/24h durch die hier festgesellte Baumaß- nahmen kann ausgeschlossen werden, so dass der Ausbaus der A 643 mit den Er- haltungszielen des Vogelschutzgebiets „Dünen- und Sandgebiet Mainz-Ingelheim“ verträglich ist.

7. FFH-Gebiet DE 6014-302 „Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim“ Die Erhaltungsziele im FFH-Gebiet „Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim“ – das hier identisch mit dem Vogelschutzgebiet ist, beginnt ca. 500 m südlich des hier festge- stellten Vorhabens – können lediglich nur durch ein erhöhtes Verkehrsaufkommen betroffen sein. Schutzgegenstand sind die Vorkommen folgender Lebensraumtypen: o LRT *6120 „Trockene, kalkreiche Sandrasen“ (hier: Ausdauernder Sandtrockenra- sen mit geschlossener Narbe), o LRT *6240 „Subpannonische Steppen-Trockenrasen“ (Festucetalia vallesiacae), o LRT 2330 „Dünen mit offenen Grasflächen mit Corynephorus und Agrostis“ (hier: Silbergrasrasen), o LRT 6210 „Naturnahe Kalk-Trockenrasen und deren Verbuschungsstadien“ (Festuco-Brometalia) (hier: Submediterrane Halbtrockenrasen auf karbonatischem Boden), o LRT 6430 „Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe“, o LRT 6510 „Magere Flachland-Mähwiesen (Alopecurus pratensis, Sanguisorba officinalis)“ o LRT 91U0 „Kiefernwälder der sarmatischen Steppe“. …/ Planfeststellungsbeschluss - 230 - A 643

Neben den genannten Lebensraumtypen sind im Standarddatenbogen die Sand- Silberscharte und die Spanische Flagge als prioritäre Arten aufgeführt. Für die hier festgestellte Ausbaumaßnahme der A 643 zwischen dem Autobahnkreuz Schierstein und der Anschlussstelle Mainz-Mombach stellt die Verträglichkeitsprüfung hinsichtlich der Erhaltungsziele des FFH-Gebietes keine erheblichen Beeinträchti- gungen fest. Im Einzelnen ist dazu feststellen: Relevante Lebensraumtypen und Arten Bei folgenden Lebensraumtypen und Arten des FFH-Gebietes ist aufgrund ihrer Lage keine erhebliche Beeinträchtigung durch das Vorhaben zu prognostizieren: - LRT 2330 „Silbergrasrasen“, der ausschließlich auf einer Fläche südlich der An- schlussstelle Mainz-Gonsenheim außerhalb des vorhabenbedingten Wirkberei- ches nachgewiesen ist. - LRT 6510 „Magere Flachland-Mähwiesen“, der durch die aktuellen Kartierungen im Bereich des FFH-Gebiets nicht nachgewiesen worden ist. - LRT 6430 „Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe“, für den im Bereich des Untersuchungsraumes kein Nachweis durch die ak- tuellen Kartierungen erbracht worden ist. - Spanische Flagge, die im Untersuchungsraum nach dem Kartierergebnis ebenfalls nicht vorkommt. Für die weitere Prüfung sind daher die Lebensraumtypen *6120, 6210, *6240 und 91U0 einschließlich der für sie charakteristischen Arten sowie die Sand-Silberscharte relevant. 7.1 Vorhabenbedingte Auswirkungen Eine flächenhafte Inanspruchnahme des FFH-Gebietes erfolgt durch das hier festge- stellte Bauvorhaben nicht. Eine erhebliche Beeinträchtigung kann insoweit verneint werden. Eine erhebliche Beeinträchtigung der charakteristischen Tierarten durch betriebsbe- dingte Lärmimmissionen sowie durch visuelle Störwirkungen oder ein erhöhtes Kolli- sionsrisiko kann aus folgenden Gründen ausgeschlossen werden: Durch den Ausbau der A 643 ist innerhalb des FFH-Gebietes eine Mehrbelastung an Lärmimmissionen durch die prognostizierte Mehrbelastung von 400 bis 700 Kfz/24h bzw. von weniger als 1% gegenüber dem Prognosenullfall zu erwarten. Eine zusätzli- che Verlärmung wird in Bezug auf die Auswirkungen auf das FFH-Gebiet ab einer Zunahme von 1 dB(A) als wahrnehmbar bewertet. Dies wird gleichzusetzt mit einer prozentualen Zunahme des Verkehrs um 25 %. Daher ist durch das erhöhte Ver- kehrsaufkommen keine signifikante Erhöhung der Lärmvorbelastung anzunehmen. Zudem bestehen durch die vorhandene A 643 bereits Vorbelastungen im Bereich des FFH-Gebietes, so dass auch aus diesem Grund Beeinträchtigungen durch betriebs- bedingten Lärm ausgeschlossen sind.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 231 - A 643

Auch hinsichtlich visueller Wirkungen sind aufgrund der Vorbelastung durch die be- reits vorhandene Trasse, die geringe Zusatzbelastung sowie der weitgehenden Füh- rung im Einschnitt keine erheblichen Beeinträchtigungen zu erwarten. Ein signifikant erhöhtes Kollisionsrisiko wird aufgrund der geringen zusätzlichen Ver- kehrsbelastung von 400 bis 700 Kfz/Tag gegenüber der derzeitigen Situation ausge- schlossen. Erhebliche Beeinträchtigungen durch Stickstoffeinträge sind ebenfalls nicht zu erwar- ten, wie die nachfolgende Beschreibung und Bewertung der vorhabenbedingten Zu- satzbelastung in Verbindung mit der Vor-/Hintergrundbelastung zeigt: Durch das Projekt des Ersatzneubaus der Schiersteiner Rheinbrücke und des sechs- streifigen Ausbaus der A 643 vom Autobahnkreuz Schierstein bis zur Anschlussstelle Mainz-Mombach ist eine Verkehrssteigerung von 700 Kfz/24h im Abschnitt An- schlussstelle Mainz-Mombach bis zur Anschlussstelle Mainz-Gonsenheim (Abschnitt 2) sowie von 400 Kfz/24h im Abschnitt Anschlussstelle Mainz-Gonsenheim bis zum Autobahndreieck Mainz (Abschnitt 3) zu erwarten (Verkehrsuntersuchung, 2010). Insgesamt sind daher vorhabenbedingt nur in einem sehr geringen Umfang zusätzli- che Stickstoffeinträge zu prognostizieren (max. 0,05 kg N/ha*a im Abschnitt 2 und max. 0,01 kg N/ha*a im Abschnitt 3). Hinsichtlich der Vor-/Hintergrundbelastung sowie zum Critical Load ist Folgendes anzumerken: Zur Beurteilung der Beeinträchtigungen ist für die Lebensraumtypen der Offenland- LRT (*6120, *6240, 6210) sowie für die Sand-Silberscharte als typischer Art des LRT *6120 der Critical Load von 15 bis 25 kg N/ha*a zu berücksichtigen. Hierbei wurde vorsorglich der untere Wert von 15 kg N/ha*a zugrunde gelegt. Gemäß UBA-Daten- bank liegt die Hintergrundbelastung 2004 im Untersuchungsgebiet bei 12 bis 13 kg N/ha*a (nach den Daten 2007 hat die Hintergrundbelastung weiter abgenommen, so dass der vorsorglich angenommene Werte auf der sicheren Seite liegt). Die Berech- nungen zum Prognose-Nullfall ergeben in Abhängigkeit vom Abstand zur Trasse eine Vorbelastung von 15,5 bis 21 kg N/ha*a im zuvor bezeichneten Abschnitt 2 und von 15 bis 20,5 kg N/ha*a im zuvor bezeichneten Abschnitt 3. Unter Zugrundelegung die- ses Wertes für den Prognosenullfall i.S. eines Worst-case-Ansatzes als Wert für die Vorbelastung in der Ist-Situation wird der Critical Load bereits in der Vorbelastung überschritten. Für Wald-LRT (91U0) wird berücksichtigt, dass in der Berner Liste nicht nur ein genereller CL für Wald angegeben wird sondern auch für bestimmte ökologi- sche Teilfunktionen eines Wald-Ökosystems (z.B. Bodenprozesse, Mykhorriza, Bo- denvegetation u.a.). Während der CL für Wald allgemein mit 10 bis 20 kg angegeben wird, liegen die CL für Teilfunktionen teilweise bei 10 bis 15 kg N/ha*a. Da die Sand- kiefernwälder auf Dünenstandorten nährstoffarm sind, wird daher vorsorglich der

…/ Planfeststellungsbeschluss - 232 - A 643

Wert von 10 kg N/ha*a angenommen. Die Hintergrundbelastung im Untersuchungs- gebiet liegt bei 27 bis 32 kg N/ha*a. In Abhängigkeit vom Abstand zur Trasse ergibt sich eine Vorbelastung von 29,5 bis 40 kg N/ha*a im Abschnitt 2 und von 29 bis 39,5 kg N/ha*a im Abschnitt 3. Der Critical Load von 10 kg N/ha*a wird bereits durch die Vorbelastung um das 3-4-fache überschritten. Die Bewertung der Erheblichkeit der vorhabenbedingten N-Immissionen ergibt, dass – wie unter C, Ziffer III,3.5.1 [Bewertung der Beeinträchtigungen durch Stickstoffein- träge] dargelegt, eine Zusatzbelastung dann als unerheblich zu werten ist, wenn sie eine Irrelevanzschwelle von 3% des zugrunde zu legenden Critical Load nicht über- schreitet. Für die Offenland-Lebensraumtypen ergibt sich aufgrund der maximalen vorhabenbedingten Zusatzbelastung von 0,05 kg N/ha*a im Abschnitt 2 ein Anteil von 0,3% des CL. Somit liegt die Zusatzbelastung weit unterhalb der Bagatellschwelle von 3% des CL. Auch für den Abschnitt 3 wird die Bagatellschwelle nicht überschrit- ten, da die max. Zusatzbelastung von 0,01 kg N/ha*a einem Anteil von 0,06 % des CL für die Grasland-Lebensraumtypen entspricht. Hinsichtlich des Wald-Lebensraum- typs 91U0 nehmen die Beeinträchtigungen einen Anteil des Critical Loads von 0,5% im Abschnitt 2 und 0,1% im Abschnitt 3 ein. Auch für die Wald-LRT ist daher eine Überschreitung der 3% Bagatellschwelle ausgeschlossen. Dieses Ergebnis wird dadurch gestützt, dass die Prognose von zahlreichen konserva- tiven bzw. vorsorglichen Grundannahmen ausgeht (z.B. keine Einbeziehung des Rückgangs der Hintergrundbelastung bis zum Prognosenullfall). Daher ist die tat- sächliche Zusatzbelastung noch geringer als 0,05 bzw. 0,01 kg N/ha*a. Die berech- neten Stickstoffeinträge liegen zudem weit unterhalb der bei realen Messungen noch von Schwankungen der Hintergrundbelastung unterscheidbaren Depositionsraten, was neben der naturschutzfachlichen auch eine prognosemethodische Begründung für eine Irrelevanzschwelle darstellt. 7.2 Kumulative Betrachtung weiterer Projekte Die Irrelevanzschwelle von 3% wird auch bei Berücksichtigung der kumulativen Be- einträchtigungen durch das Kohleheizkraftwerk, die hinsichtlich der Graslandhabitate bei max. 1,1 % und hinsichtlich der Waldlebensraumtypen bei 1,6 % des Critical Load liegen, nicht überschritten. Dazu ist festzuhalten, dass der wesentliche Anteil des kumulativen Stickstoffeintrags von dem geplanten Kraftwerk ausgeht. 7.3 Zusammenfassung Erhebliche Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele der betroffenen Lebensraumtypen und Arten können insgesamt ausgeschlossen werden, da zum Einen die vorhaben- bedingte Zusatzbelastung durch Stickstoffeinträge weit unterhalb der Irrelevanz- schwelle von 3% des LRT-spezifischen Critical Loads liegt und zum Anderen diese

…/ Planfeststellungsbeschluss - 233 - A 643 sehr geringe Zusatzbelastung angesichts der abnehmenden Hintergrundbelastung nicht wahrnehmbar ist. Zudem sind aufgrund der nur geringen Verkehrszunahme kei- ne erheblichen betriebsbedingten Beeinträchtigungen durch Kollisionen, Lärmimmis- sionen und visuelle Störungen zu erwarten. Auch wenn vorsorglich eine erhebliche Beeinträchtigung durch Stickstoffeinträge un- terstellt wird, weil – entgegen der fachlichen Beurteilung die sehr geringe Stickstoff- zusatzbelastung in das Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim durch den Ausbau der A 643 zwischen dem Autobahnkreuz-Schierstein und der Anschlussstelle Mainz- Mombach als erhebliche Beeinträchtigung gewertet würde – wären Pflegemaßnah- men im FFH-Gebiet möglich, die einen Stickstoffentzug in Umfang der oben genann- ten Zusatzbelastungen ermöglichen. Diese Maßnahmen könnten als Kohärenzmaß- nahmen in das vorhandene Pflegekonzept im FFH-Gebiet integriert werden. Die Aussagen zu den zwingenden Gründen unter C, Ziffer III,8 und zu den Alternativ- lösungen unter C, Ziffer III,9 würden auch für diesen Fall gelten. 7.4 Zukünftige Projekte Im Hinblick auf das zukünftige Projekt – Ausbau der A 643 zwischen der Anschluss- stelleMainz-Mombach und dem Autobahndreieck Mainz – hat die Verträglichkeitsprü- fung hinsichtlich der Erhaltungsziele des FFH-Gebietes „Erhaltung oder Wiederher- stellung einer Biotop- und Strukturvielfalt mit Sandrasen, Kalkmagerrasen, Silbergras- fluren, artenreichen Wiesen, offenen Dünen und Trockenwäldern, auch für seltene Pflanzen wie die Sand-Silberscharte“ ist folgenden erheblichen Beeinträchtigungen zu rechnen: - LRT *6120 „Ausdauernde Sandtrockenrasen“: erhebliche Beeinträchtigungen auf- grund anlage- und baubedingter Verluste sowie betriebsbedingter Beeinträchti- gungen durch Schadstoffeintrag - LRT *6240 „Subpannonischer Steppen-Trockenrasen“: erhebliche Beeinträchti- gungen aufgrund anlage- und baubedingter Verluste sowie betriebsbedingter Be- einträchtigungen durch Schadstoffeintrag - LRT 6210 „Submediterraner Halbtrockenrasen“: erhebliche Beeinträchtigungen aufgrund anlage- und baubedingter Verluste sowie betriebsbedingter Beeinträchti- gungen durch Schadstoffeintrag - LRT 91U0 „Kiefernwälder der sarmatischen Steppe“: erhebliche Beeinträchtigun- gen aufgrund betriebsbedingter Beeinträchtigungen durch Schadstoffeintrag - Prioritäre Anhang II-Art „Sand-Silberscharte“: erhebliche Beeinträchtigungen auf- grund betriebsbedingter Beeinträchtigungen durch Schadstoffeintrag. Für die Ausnahmeprüfung gelten die Aussagen zu den zwingenden Gründen unter C, Ziffer III,8 und zu den Alternativlösungen unter C, Ziffer III,9 gleichermaßen. Als Ko- härenzmaßnahmen sind im Bereich „Geiersköpfel“ im FFH-Gebiet „Kalkflugsandge-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 234 - A 643 biet Mainz-Ingelheim“ die Entwicklung eines Sand- und Steppen-Trockenrasen- Komplexes vorgesehen, in dem sich die beeinträchtigten Lebensraumtypen und Arten einstellen. Aufgrund der standörtlichen Voraussetzungen ist für die geplanten Kohä- renzmaßnahmen von einer hohen Erfolgssicherheit auszugehen. Die vorgeschlage- nen Kohärenzmaßnahmen sollen in das FFH-Gebietsmanagement integriert werden. Die FFH-Verträglichkeitsprüfung sowie die FFH-Ausnahmeprüfung werden im Zuge der Genehmigungsverfahren zu den folgenden Planungsabschnitten der A 643 zwi- schen der Anschlussstelle Mainz-Mombach und dem Autobahndreieck Mainz in Rheinland-Pfalz durchgeführt. Aufgrund der Betroffenheit von prioritären LRT wird zu gegebener Zeit auch zu diesen Projekten eine Beteiligung der EU-Kommission zu erfolgen haben. Es ergeben sich durch diese Baumaßnahmen keine unüberwindlichen Hindernisse, die auf den hier planfestgestellten Planungsabschnitt der A 643 zwischen dem Auto- bahnkreuz Schierstein und der Anschlussstelle Mainz-Mombach (auf hessischem Gebiet) zurückwirken.

8. Grundsätzliche Bewertungsmaßstäbe Die Prüfung der Verträglichkeit hat somit ergeben, dass das Projekt zu erheblichen Beeinträchtigungen des FFH-Gebiets „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ in seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutzzweck maßgeblichen Bestandteilen bezogen auf den LRT *91E0 führen kann. Alle anderen Erhaltungsziele des FFH-Gebiets „Rettberg- saue bei Wiesbaden“ und die des FFH-Gebiets „Wanderfische im Rhein“ und des VS- Gebiets „Inselrhein“ werden nicht erheblich betroffen. Auf der Grundlage der normativen Bewertungsmaßstäbe ist eine Abweichung gemäß Art. 6 Abs. 4 FFH-RL, § 34 Abs. 3 und 4 BNatSchG in der Planfeststellung für die VKE 40 zu prüfen. § 34 Abs. 3 bis 5 BNatSchG beinhaltet folgende Regelungen: (3) Abweichend von Absatz 2 darf ein Projekt nur zugelassen oder durchgeführt werden, soweit es 1. aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, ein- schließlich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art, notwendig ist und 2. zumutbare Alternativen, den mit dem Projekt verfolgten Zweck an anderer Stelle ohne oder mit geringeren Beeinträchtigungen zu erreichen, nicht gegeben sind. (4) Können von dem Projekt im Gebiet vorkommende prioritäre natürliche Lebens- raumtypen oder prioritäre Arten betroffen werden, können als zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses nur solche im Zusammenhang mit der Gesundheit des Menschen, der öffentlichen Sicherheit, einschließlich der Verteidi- gung und des Schutzes der Zivilbevölkerung, oder den maßgeblich günstigen Auswirkungen des Projekts auf die Umwelt geltend gemacht werden. Sonstige Gründe im Sinne des Absatzes 3 Nummer 1 können nur berücksichtigt werden, wenn die zuständige Behörde zuvor über das Bundesministerium für Umwelt, Na- turschutz und Reaktorsicherheit eine Stellungnahme der Kommission eingeholt hat. …/ Planfeststellungsbeschluss - 235 - A 643

(5) Soll ein Projekt nach Absatz 3, auch in Verbindung mit Absatz 4, zugelassen oder durchgeführt werden, sind die zur Sicherung des Zusammenhangs des Net- zes „Natura 2000“ notwendigen Maßnahmen vorzusehen. Die zuständige Behörde unterrichtet die Kommission über das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit über die getroffenen Maßnahmen. Als Abweichungsgründe kommen für Vorhaben, die nur nicht prioritäre Lebensraum- typen oder Arten erheblich beeinträchtigen, prioritäre Lebensraumtypen oder Arten jedoch nicht beeinträchtigen können, neben solchen sozialer oder wirtschaftlicher Art sowie den benannten Abweichungsgründen des Art. 6 Abs. 4 Unterabs. 2 FFH-RL auch vielfältige andere Gründe in Betracht. Inhaltliche Beschränkungen, die über die Ausrichtung auf ein öffentliches Interesse hinausgehen, sind Art. 6 Abs. 4 Unterabs. 1 FFH-RL nicht zu entnehmen. Damit sich die für das Projekt sprechenden Gründe ge- genüber dem Belang des Gebietsschutzes durchsetzen können, müssen keine Sach- zwänge vorliegen, denen niemand ausweichen kann; Art. 6 Abs. 4 FFH-RL setzt le- diglich ein durch Vernunft und Verantwortungsbewusstsein geleitetes staatliches Handeln voraus (BVerwG, Urteile vom 27. Januar 2000 - BVerwG 4 C. 2.99 -, BVerwGE 110, 302 <314 f.>).

9. Abweichungsgründe (Zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses) Die Prüfung gemäß § 34 Abs. 3 BNatSchG hat Folgendes ergeben: Eine Abweichung setzt nach § 34 Abs. 3 BNatSchG zwingende Gründe des überwie- genden öffentlichen Interesses voraus. Verschärfte Zulassungsvoraussetzungen gel- ten gemäß § 34 Abs. 4 BNatSchG, wenn das betroffene Gebiet prioritäre Biotope oder Arten einschließt. Als zwingende Gründe des überwiegenden öffentlichen Inte- resses können dann nur solche im Zusammenhang mit der Gesundheit des Men- schen, der öffentlichen Sicherheit einschließlich der Landesverteidigung und des Zi- vilschutzes oder der maßgeblichen günstigen Auswirkungen des Projekts auf die Umwelt (benannte Abweichungsgründe) geltend gemacht werden (Abs. 4 Satz 1). Sonstige Gründe i.S.d. Abs. 3 Nr. 1 der genannten Regelung können dagegen erst nach Einholung einer Stellungnahme der EU-Kommission berücksichtigt werden (Abs. 4 Satz 2). Die verschärften verfahrensrechtlichen und materiellrechtlichen Zu- lassungsvoraussetzungen nach § 34 Abs. 4 BNatSchG kommen hier – der LRT *91E0 wird betroffen – zum Tragen. Damit sind die verschärften materiellrechtlichen Anforderungen an Abweichungsgründe zu stellen. Die Abwägung knüpft an das Ergebnis der FFH-Verträglichkeitsprüfung an. Sie ist einzelfallbezogen erfolgt (vgl. BVerwG, Urteil vom 17. Mai 2002 - BVerwG 4 A 28.01). Daher hängt das Gewicht, mit dem das Integritätsinteresse des FFH-Gebiets in sie einzustellen ist, entscheidend vom Ausmaß der Beeinträchtigung ab. Voraussetzung der Abwägung ist zunächst, dass die Vorhabenziele, die als Abweichungsgründe …/ Planfeststellungsbeschluss - 236 - A 643 bezeichnet werden, ihrer Art nach berücksichtigungs- und tragfähig sind (vgl. BVerwG, Urteil vom 12. März 2008 - BVerwG 9 A 3.06 -, Rn. 158, 160). Entspricht ein Vorhaben den Vorgaben der fachplanerischen Planrechtfertigung, liegen berücksich- tigungsfähige Abweichungsgründe vor (vgl. BVerwG, Beschluss vom 9. Juli 2009 - BVerwG 4 A 12.07 -, Rn. 14). Die berücksichtigungsfähigen Abweichungsgründe sind sodann zu gewichten. Im Grundsatz überlässt das Gemeinschaftsrecht die Definition öffentlicher Interessen und deren Gewichtung den Mitgliedstaaten. Die FFH-Richtlinie enthält differenzierte Vorgaben für die Bewertung des Integritätsinteresses, nicht aber für die Gewichtung der öffentlichen Interessen. „.Die Gewichtung des öffentlichen Interesses muss vielmehr den Ausnahmecha- rakter einer Abweichungsentscheidung gemäß Art. 6 Abs. 4 FFH-RL berücksichti- gen. Aufgrund seines Ausnahmecharakters begründet Art. 6 Abs. 4 FFH-RL ein strikt beachtliches Vermeidungsgebot, das zu Lasten des Integritätsinteresses des durch Art. 4 FFH-RL festgelegten kohärenten Systems nicht bereits durchbrochen werden darf, wenn dies nach dem Muster der Abwägungsregeln des deutschen Planungsrechts vertretbar erscheint, sondern nur beiseite geschoben werden darf, soweit dies mit der Konzeption größtmöglicher Schonung der durch die Habitat- Richtlinie geschützten Rechtsgüter vereinbar ist ... Diese zur Alternativenprüfung entwickelten Grundsätze gelten auch für die Prüfung zwingender Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses. Art. 6 Abs. 4 FFH-RL ist als Ausnahme von dem in Art. 6 Abs. 3 Satz 2 FFH-RL festgelegten Genehmigungskriterium eng auszulegen ... Nicht jedem Vorhaben, das das Erfordernis der Planrechtfertigung erfüllt, kommt ein besonderes Gewicht zu. Der Ausnahmecharakter einer Abwei- chungsentscheidung verbietet es, den Zielen eines solchen Vorhabens „bereits für sich“ ein erhebliches Gewicht beizumessen. Woraus sich das erhebliche Gewicht ergibt, muss vielmehr im Einzelnen begründet werden“ (vgl. BVerwG, Beschluss vom 9. Juli 2009 - BVerwG 4 A 12.07 -, Rn. 15). Im Kontext der zwingenden Gründe wird zunächst auf die Geringfügigkeit der erhebli- chen Beeinträchtigungen des prioritären LRT *91E0 hingewiesen. Die Beeinträchti- gung des LRT durch die Überbrückung auf einer Fläche von 0,19 ha (ca. 2% der Flä- che des prioritären LRT innerhalb des FFH-Gebiets) ist vergleichsweise gering und führt nicht zu einer Gefährdung der Stabilität des günstigen Erhaltungszustandes des LRT innerhalb des FFH-Gebiets. Darüber hinaus kann der beeinträchtigte LRT *91E0 durch die vorgesehenen Kohärenzmaßnahmen in funktionalem Zusammenhang wie- der hergestellt werden. Geeignete Maßnahmenflächen befinden sich angrenzend an das FFH-Gebiet DE 6013-301 „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ (siehe C, Ziffer IV,10). Das Integritätsinteresse des FFH-Gebietes mit dem Erhal- tungsziel LRT *91E0 bleibt trotz der Gebietsbeeinträchtigungen gewahrt. Die geringen Beeinträchtigungen des FFH-Gebietes sind den nachfolgenden zwin- genden Gründen für den Ersatzneubau der Schiersteiner Rheinbrücke mit dem sechsstreifigen Ausbau der A 643 gegenüber zu stellen. Der bauliche Zustand der bestehenden Schiersteiner Rheinbrücke hat sich in den vergangenen Jahren deutlich

…/ Planfeststellungsbeschluss - 237 - A 643 verschlechtert. Die aufgetretenen Schäden in allen Bereichen ihrer Konstruktion zei- gen auf, dass die Lebensdauer abgelaufen ist. Eine Sanierung bzw. eine Grundin- standsetzung des Bauwerkes scheiden aus; ebenso sind laufende Wartungsarbeiten keine dauerhafte Lösung. Da alle sonstigen Maßnahmen ausscheiden, müsste die Rheinbrücke in letzter Konsequenz spätestens innerhalb der nächsten Jahre für den Verkehr gesperrt werden, so dass sie wegfallen würde. Damit würde die A 643 insge- samt nicht mehr als Verbindungsstraße zwischen der A 66 und der A 60 zur Verfü- gung stehen. Unter Heranziehung der FFH-VP und des Stellungnahmeersuchens (Beteiligung EU- Kommission vom 30.11.2010) sowie der Ausführungen unter C, Ziffer III [Planrecht- fertigung] ist zu den zwingenden Gründen hier Folgendes festzustellen: Die zwingenden Gründe beruhen zum Einen auf dem dringenden Neubau der Schiersteiner Rheinbrücken. Dies ist deshalb zwingend erforderlich, da die hier ver- laufende A 643 eine Hauptverkehrsachse in dem dicht besiedelten Rhein-Main- Gebiet bildet und die Verkehrsbelastung seit deren Bau Anfang der 1960er Jahre erheblich angestiegen ist. Die A 643 verbindet die A 60 (linksrheinisch) und A 66 (rechtsrheinisch) sowie außerdem die Landeshauptstädte Wiesbaden (Bundesland Hessen) mit rund 280.000 Einwohnern und Mainz (Bundesland Rheinland-Pfalz) mit rund 190.000 Einwohnern miteinander. Sie ist damit Bestandteil einer überragend wichtigen Verkehrsverbindung im dicht besiedelten Rhein-Main-Gebiet mit – je nach Abgrenzung – 2,2 Mio. bis 5,5 Mio. Einwohnern. Ein Wegfall der Schiersteiner Rheinbrücke hätte zunächst zur Folge, dass die Ver- kehrsbelastung auf den beiden verbleibenden Abschnitten der A 643 stark zurückgin- ge. Im Gegenzug würden die Verkehrsbelastungen auf den beiden verbleibenden Brückenverbindungen zwischen Mainz und Wiesbaden erheblich ansteigen. So wür- de die Verkehrsbelastung auf der Weisenauer Brücke von 119.000 Kfz/24h auf 171.000 Kfz/24h (theoretisch) ansteigen; die Verkehrsbelastung auf der Theodor- Heuss-Brücke würde von 46.500 Kfz/24h auf ca. 70.000 Kfz/24h ansteigen. Diese beiden Rheinbrücken sind jedoch schon jetzt vollständig überlastet und könnten den zusätzlichen Verkehr im Ergebnis nicht aufnehmen. Allerdings würden große Ver- kehrsanteile auf die innerstädtischen Straßennetze von Wiesbaden und Mainz verla- gert. Ganztägige extreme Staubildungen mit Auswirkungen für das gesamte Rhein- Main-Gebiet hätten zur Folge, dass der Verkehr großräumig zum Erliegen käme. Da- her muss die A 643 als Verbindung unter allen Umständen für den Verkehr erhalten bleiben. Voraussetzung dafür ist zwingend der Neubau der Schiersteiner Rheinbrü- cke.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 238 - A 643

Alternative, leistungsfähige Verkehrsführungen sind weder klein- noch großräumig vorhanden und die verkehrlichen Auswirkungen eines Wegfalls der Brücke sind – auch temporär – nicht zumutbar. Weiterhin sind ein Neubau der Brücke unter halbseitiger Sperrung und damit ein Neubau unter Aufrechterhaltung des Verkehrs auf der Brücke aufgrund der vorhan- denen einteiligen Brückenkonstruktion (Kastenprofil) technisch nicht möglich. Es ist deshalb ein Brückenneubau unverzichtbar. Hinzu kommt, dass der vorhandene vierstreifige Querschnitt der bestehenden Bun- desautobahn A 643 vom Autobahndreieck Mainz in Rheinland-Pfalz zum Autobahn- kreuz Wiesbaden-Schierstein in Hessen nach der Verkehrsanalyse (2007) mit einem Fahrzeugaufkommen von ca. 98.800 bis 102.900 Kfz/24h im Jahre 2020 an die Grenzen der verkehrlichen Belastbarkeit stößt. Die geltenden „Richtlinien für die An- lage von Autobahnen“ (RAA 2009) sehen für Verkehrsbelastungen in dieser Größen- ordnung drei Fahrstreifen und einen Seitenstreifen je Fahrtrichtung (RQ 36,0) im Inte- resse der Leistungsfähigkeit als erforderlich an (siehe die nachfolgende Abbildung für die Einsatzbereiche der Regelquerschnitte für Autobahnen).

Da die Verkehrsbelastung der A 643 bereits heute (ca. 92.800 Kfz/24h) die Leistungs- fähigkeit einer 4-streifigen Autobahn deutlich überschreitet, was durch die zahlreichen auftretenden Verkehrsstaus belegt ist, ist es notwendig, den vorhandenen Brücken- zug zwischen Wiesbaden und Mainz neu zu errichten und dabei gleichzeitig einen ausreichend leistungsfähigen sechsstreifigen Querschnitt zu schaffen, der sowohl die derzeitige als auch die prognostizierte Verkehrsbelastung berücksichtigt. Da während der Bauzeit eine ausreichende Verkehrsführung aufrechterhalten werden muss, sind bei der neuen Brücke für beide Fahrtrichtungen getrennte Überbauten erforderlich, wobei ein Überbau in der Trasse des bestehenden Bauwerks und ein Überbau mit veränderlichem Abstand auf der Unterstromseite des bestehenden Bau- werks ausgeführt wird. Hierzu muss eine neue Brücke neben dem Bestand erstellt werden, die zunächst den gesamten Verkehr (5 +0 Verkehrsführung während der Bauzeit, wobei ein Fahrstreifen der Verflechtung in Bezug auf die vor und hinter der Brücke liegenden Anschlussstellen) zwischen Wiesbaden und Mainz-Mombach auf-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 239 - A 643 nimmt. Anschließend wird die bestehende Brücke abgebrochen und an deren Stelle der zweite Überbau neu gebaut, damit der Verkehr in den gegenläufigen Fahrtrich- tungen über beide Brücken geführt werden kann. Alternativen hierzu gibt es nicht. Durch den sechsstreifigen Ausbau der A 643 und der Anpassung der Zu- und Ab- fahrtsrampen wird die Qualität des Verkehrsablaufes deutlich erhöht und damit wer- den auch zusätzliche Sicherheitspotentiale geschaffen. Die erhöhte Sicherheit im Verkehrsablauf reduziert das Unfallrisiko nachhaltig und hat somit indirekte Auswir- kungen auf die Gesundheit der Verkehrsteilnehmer. Dem steht eine geringe Beeinträchtigung des LRT *91E0 im FFH-Gebiet „Rettberg- saue bei Wiesbaden“ entgegen. Die zwingenden Gründe des öffentlichen Interesses rechtfertigen den Ersatzneubau der Schiersteiner Brücke sowie den sechsstreifigen Ausbau der A 643. Die Beeinträchtigung des LRT *91E0 kann zudem durch die vor- gesehenen Kohärenzmaßnahmen kurzfristig und mit einer hohen Erfolgssicherheit wiederhergestellt werden (siehe unter C, Ziffer IV,11). Das Integritätsinteresse des FFH-Gebietes mit dem Erhaltungsziel LRT *91E0 bleibt trotz der Gebietsbeeinträchti- gungen aufgrund derer Geringfügigkeit gewahrt. 10. Alternativlösungen Im nächsten Schritt ist prüfen, ob zumutbare Alternativen den mit dem Projekt verfolg- ten Zweck an anderer Stelle ohne oder mit geringeren Beeinträchtigungen zu errei- chen, gegeben sind. Dies ist – wie die nachfolgenden Ausführungen belegen – vor- liegend nicht der Fall: Anders als die fachplanerische Alternativenprüfung ist die FFH-rechtliche Alternati- venprüfung nicht Teil einer planerischen Abwägung. Der Planfeststellungsbehörde ist für den Alternativenvergleich kein Ermessen eingeräumt (vgl. BVerwG, Urteil vom 27. Januar 2000 - BVerwG 4 C 2.99 -, BVerwGE 110, 302 <310>). Der Begriff der Alter- native i.S.d. Art. 6 Abs. 4 FFH-RL und der einschlägigen Umsetzungsregelung steht in engem Zusammenhang mit den Planungszielen, die mit dem Vorhaben verfolgt werden. Eine Alternativlösung setzt voraus, dass sich die zulässigerweise verfolgten Planungsziele trotz ggf. hinnehmbarer Abstriche auch mit ihr erreichen lassen (vgl. BVerwG Urteil vom 17. Mai 2002 - BVerwG 4 A 28.01 -, BVerwGE 116, 254 <261 f.>, Hess. Lichtenau I). Auslegungsleitend für das Verständnis der vorzugswürdigen Al- ternative muss die Funktion sein, die das Schutzregime des Art. 4 FFH-RL erfüllt. Eine (Standort- oder Ausführungs-) Alternative ist vorzugswürdig, wenn sich mit ihr die Planungsziele an einem nach dem Schutzkonzept der Habitatrichtlinie günstige- ren Standort oder mit geringerer Eingriffsintensität verwirklichen lassen (vgl. BVerwG, Urteil vom 27. Januar 2000 - BVerwG 4 C 2.99 -, a.a.O. S. 310). Berühren sowohl die planfestgestellte Lösung als auch eine Planungsalternative FFH-Gebiete, so ist es unzulässig, die Beeinträchtigungspotenziale in dem einen und in dem anderen FFH-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 240 - A 643

Gebiet unbesehen gleichzusetzen. Abzustellen ist vielmehr auf die nach Maßgabe der Differenzierungsmerkmale des Art. 6 FFH-RL bestimmte Schwere der Beeinträch- tigung. Dabei ist in einer gestuften Prüfung zunächst zu fragen, ob auch im Falle ei- ner Alternativlösung Lebensraumtypen des Anhangs I oder Tierarten des Anhangs II der FFH-RL erheblich beeinträchtigt werden. In zweiter Hinsicht kommt es darauf an, ob die beeinträchtigten Lebensraumtypen oder Arten prioritär oder nicht prioritär sind (vgl. BVerwG, Urteil vom 17. Mai 2002 - BVerwG 4 A 28.01 -, a.a.O. S. 264). Eine weitergehende Differenzierung innerhalb dieser Gruppen ist nicht erforderlich. weil innerhalb der Gruppen von prioritären oder nicht prioritären Lebensraumtypen oder Arten die FFH-RL weder qualitativ noch quantitativ ein Rangverhältnis besteht. Die bei der Gebietsmeldung zu beachtenden Feindifferenzierungskriterien (Art. 4 Abs. 1 Unterabs. 1 Satz 1 FFH-RL i.V.m. Anhang III Phase 1) haben beim Trassenvergleich außer Betracht zu bleiben (vgl. BVerwG, Urteil vom 12. Mai 2002 - BVerwG 9 A 3.06 -, Rn 170). Nach dem Schutzkonzept der FFH-RL ist innerhalb der genannten Gruppen nicht nochmals nach der Wertigkeit und der Anzahl der betroffenen Lebens- raumtypen oder Arten sowie der jeweiligen Beeinträchtigungsintensität (oberhalb der Erheblichkeitsschwelle) zu differenzieren. Von entscheidender Bedeutung ist vielmehr allein, ob am Alternativstandort eine Linienführung möglich ist, bei der keine der als Lebensraumtypen oder Habitate besonders schutzwürdigen Flächen erheblich beein- trächtigt werden oder jedenfalls prioritäre Biotope und Arten verschont bleiben (so bereits BVerwG, Urteil vom 17. Mai 2002 - BVerwG 4 A 28.01 -, a.a.O. S. 264 f.). Im Rahmen der Prüfung anderweitiger Lösungsmöglichkeiten und des FFH-Alter- nativenvergleichs wurde der Auslegungsleitfaden der Europäischen Kommission (2007) zu Artikel 6 Abs. 4 der der „Habitat-Richtlinie“ 92/43/EWG i.V.m. mit der Inter- pretationshilfe der Europäischen Kommission (2000) zum Natura 2000-Gebietsma- nagement sowie die Bewertungsmaßstäbe des BVerwG (vgl. BVerwG, Urteil vom 12. März 2008 - BVerwG 9 A 3.06 -, Hessisch Lichtenau II, Rn. 170 f.) sowie die Vorga- ben des Leitfadens zur FFH-Verträglichkeitsprüfung im Bundesfernstraßenbau (BMVBW 2004) hinzugezogen. Zunächst ist vorauszuschicken, dass die Planfeststellungstrasse der A 643 und die Alternativen NATURA 2000-Gebiete beeinträchtigen. Die als zumutbar bewerteten Alternativen führen zu erheblichen Beeinträchtigungen des prioritären LRT *91E0 im FFH-Gebiet DE 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ und – bei Weiterführung der Ausbaumaßnahme bis zum Mainzer Dreieck – im FFH-Gebiet DE 6014-302 „Kalk- flugsandgebiet Mainz-Ingelheim“, weil bei allen diesen Alternativen zumindest eine Verbreiterung der bestehenden Autobahn erforderlich ist. Zudem beeinträchtigen nach Lage der Dinge die in Betracht zu ziehende Alternativen gleichfalls prioritär Le- bensraumtypen von Anhang II-Arten erheblich (siehe Deckblatt zur Ausnahmeprüfung

…/ Planfeststellungsbeschluss - 241 - A 643 für das FFH-Gebiet 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden FFH-Alternativenver- gleich, 2010). In der Alternativenprüfung, die einer Abweichungsentscheidung vo- rausging, brauchten Planungsalternativen nur so weitgehend ausgearbeitet und un- tersucht zu werden, dass sich einschätzen lässt, ob sie für – prioritäre oder nicht prio- ritäre – FFH-Schutzgüter ein erhebliches Beeinträchtigungspotenzial bergen. Ver- gleichbar der durch das planungsrechtliche Abwägungsgebot geforderten allgemei- nen Alternativenprüfung reicht zur Beurteilung dieser Fragestellung häufig eine bloße Grobanalyse aus. Selbst in Fällen, in denen sich eine genauere Untersuchung als notwendig erweist, lässt sich das Vorhandensein eines erheblichen Gefährdungspo- tenzials jedenfalls einschätzen, ohne die betreffenden Alternativen einschließlich möglicher Schadensminderung sind Ausgleichsmaßnahmen bis zur Planreife auszu- arbeiten und ihrerseits einer vollständigen Verträglichkeitsprüfung zu unterziehen. Ein derartiger Untersuchungsaufwand ginge im Übrigen nicht nur über das Maß des Er- forderlichen hinaus, sondern wäre auch aus Gründen der Verhältnismäßigkeit und Verwaltungspraktikabilität nicht zu rechtfertigen. Die Auswahl zumutbarer Alternativen und die Abstriche vom Vorhaben von den Vor- habenzielen sind somit primär abhängig von der Schwere der erheblichen Beein- trächtigungen des FFH-Gebietes DE 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“. Maß- geblich für diese Beurteilung ist die direkte Beeinträchtigung des prioritären LRT *91E0 durch Überbrückung einer Fläche von 1.940 m². Durch die Überbrückung – mit der keine direkte Flächeninanspruchnahme verbunden ist – entstehen veränderte Standortbedingungen unter dem Bauwerk (geringerer Niederschlag, Verschattung, Änderungen des Mikroklimas sowie reduziertes Höhenwachstum), die vorsorglich auf der gesamten betroffenen Fläche als Funktionsverlust bewertet werden. Die Schwere der Gebietsbeeinträchtigung wird nicht als schwerwiegend beurteilt, da das Integri- tätsinteresse des FFH-Gebiets für diesen prioritären LRT durch die geringe Flächen- beeinträchtigung und die Kohärenzmaßnahmen gewahrt bleibt. Daher müssen die Abstriche von den Planungszielen der A 643 auch nur insoweit hingenommen wer- den, als dass sie i.S. des je-desto-Prinzips dieser geringen Schwere der Beeinträchti- gungen des FFH-Belangs im FFH-Gebiet entsprechen. Die Prüfung der Alternativlösungen hat ergeben, dass keine zumutbare Alternative vorhanden ist. In einem ersten Schritt sind als denkbare Lösungen geprüft worden: - Grundinstandsetzung und Reparatur/ Wartung (siehe C, Ziffer IV,10.1.1) - Null-Lösung (siehe C, Ziffer IV,10.1.2) - Fähre (siehe C, Ziffer IV,10.1.3) - Ersatzneubau an alter Stelle (siehe C, Ziffer IV,10.1.4) - Ersatzneubau mit unverändert vier Fahrstreifen (sog. Null-Plus-Lösung) (siehe C, Ziffer IV,10.1.5)

…/ Planfeststellungsbeschluss - 242 - A 643

Darüber sind als konkrete Alternativen ausgehend von den Zielen der Planung fol- gende in die Alternativenprüfung eingestellt worden (siehe C, Ziffer IV,10.2): - Erweiterung der Strombrücke oberstromig parallel zur bestehenden Schiersteiner Autobahnbrücke - Erweiterung der Strombrücke unterstromig parallel zur bestehenden Schierstei- ner Autobahnbrücke - Anlage eines Tunnels 10.1 Denkbare Alternativlösungen 10.1.1 Grundinstandsetzung und Reparatur/ Wartung Die Alternative Grundinstandsetzung und Reparatur/ Wartung stellt im Ergebnis eine kleine „Null-Plus-Lösung“ dar. D.h. das vorhandene Bauwerk wird an Ort und Stelle in Stand gesetzt. Eine solche Alternative scheidet aus. Die Anfang der 1960er Jahre des vorigen Jahrhunderts erbaute Schiersteiner Rhein- brücke muss – wie unter C, Ziffer III dargelegt – aus verkehrlichen und konstruktiv-in- genieurtechnischen Gründen erneuert werden. Denn der bauliche Zustand der beste- henden Rheinbrücke hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Sie weist in allen Bereichen ihrer Konstruktion schwere Schäden auf, und zwar: • gleichmäßige Verteilung von Rissschäden über die Fahrbahnoberfläche, wofür Ermüdungserscheinungen und verkehrsinduzierte Beanspruchungen als Ursa- chen ausscheiden, • Risse als Gewaltbrüche, die ohne Vorankündigung auftreten, • mit keiner der möglichen Instandsetzungsmaßnahmen ist die erforderliche Dau- erhaftigkeit des Bauwerkes zu erzielen, • die Forstsetzung von Wartungsarbeiten an der Brücke, indem die auftretenden Risse laufend repariert werden, ermöglicht keine dauerhafte verkehrs- und standsichere Lösung. Eine Grunderneuerung und auch eine laufende Reparatur der Risse stellen keine Lösung dar, weil damit die anstehenden technischen Probleme der Brücke auf Dauer nicht behoben werden.

10.1.2 Null-Lösung Der Verzicht auf den Ersatzneubau der Schiersteiner Rheinbrücke (Null-Lösung) ist keine zumutbare Alternative. Wie unter C, Ziffer III und IV,10.1.1 dargelegt, scheiden sowohl eine Sanierung bzw. Instandsetzung als auch eine laufende Wartung aus. Die aufgetretenen Schäden an der Brückenkonstruktion zeigen auf, dass die Lebensdau- er der vorhandenen Brücke abgelaufen ist. Aufgrund des derzeitigen Erhaltungszu- standes besteht seit März 2007 eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 60 km/h. Da alle Maßnahmen zur Grundinstandsetzung bzw. Sanierung oder Wartung ausschei- den, müsste bei einem Verzicht auf den Neubau (d.h. Null-Lösung) die bestehende …/ Planfeststellungsbeschluss - 243 - A 643

Rheinbrücke innerhalb der nächsten Jahre (2015) für den Verkehr aus Sicherheits- gründen gesperrt werden. Die Null-Lösung hätte damit den kompletten Wegfall der Schiersteiner Rheinbrücke im Zuge der A 643 zwischen Mainz und Wiesbaden zur Folge. Hierdurch würde der durchgehenden Autobahn unterbrochen und es stünden keine zumutbaren Ersatzverbindungen zur Querung des Flusses Rhein zur Verfü- gung. Die Verkehrsbelastung auf den beiden verbleibenden Abschnitten der A 643 würde beträchtlich zurückgehen. Nördlich der Anschlussstelle Wiesbaden-Äppelallee würde die Verkehrsbelastung von ca. 93.000 Kfz/24h auf ca. 24.000 Kfz/24h sinken, südlich der Anschlussstelle Mainz-Mombach von ca. 76.000 Kfz/24h auf 21.000 Kfz/24h. Im Gegenzug würden die Verkehrsbelastungen auf den beiden verbleibenden Brücken- verbindungen von Mainz und Wiesbaden erheblich ansteigen. So würde die Ver- kehrsbelastung auf der Weisenauer Brücke (A 60 südlich Mainz) von 119.000 Kfz/24h auf 171.000 Kfz/24h und damit auf nahezu das Dreifache der theoretischen Leis- tungsfähigkeit ansteigen; die Verkehrsbelastung auf der Theodor-Heuss-Brücke (ei- ner innerstädtischen Brückenverbindung zwischen Mainz und Wiesbaden) würde von 46.500 Kfz/24h auf ca. 70.000 Kfz/24h ansteigen. Diese beiden im Raum Mainz/ Wiesbaden verbleibenden Rheinbrücken – die überwiegend vierstreifige, teilweise sechsstreifige Querschnitte aufweisen – sind schon jetzt vollständig überlastet und könnten – auch nicht vorübergehend – keinen zusätzlichen Verkehr aufnehmen. Wei- terhin würden große Verkehrsanteile auf die innerstädtischen Straßennetze von Wiesbaden und Mainz verlagert. Ganztägige extreme Staubildungen, insbesondere in den Spitzenstunden auf dem über- und untergeordneten Straßennetz rund um Mainz und Wiesbaden, mit weiträumigen Auswirkungen für das gesamte Rhein-Main-Gebiet hätten zur Folge, dass der Verkehr großräumig zum Erliegen käme. Ein verkehrsgerechter Ausbau des Straßennetzes, das den zusätzlichen Verkehr aufnehmen muss, würde bedeuten, dass die betroffenen Autobahnabschnitte zum Teil mit vierstreifigen (oder mehr) Richtungsfahrbahnen (also insgesamt 8 Streifen oder mehr) ausgebaut werden müssten. Außerdem würden erhebliche Ausbaumaß- nahmen in den innerörtlichen Straßennetzen von Mainz und Wiesbaden notwendig werden. Im Übrigen sind die nächsten Rheinbrücken rheinaufwärts erst bei Worms in ca. 70 km Entfernung bzw. bei Mannheim in ca. 85 km Entfernung und rheinabwärts in ca. 95 km Entfernung in Koblenz vorhanden, auf die sich Teile des Fernverkehrs groß- räumig verlagern müssten. Eine vollständige Sperrung der Schiersteiner Rheinbrücke hätte derart große Ver- kehrsbeeinträchtigungen in der gesamten Rhein-Main-Region zur Folge, dass ein Verzicht auf den Neubau keine zumutbare Alternative ist.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 244 - A 643

10.1.3 Fähre Die anstelle der Null-Lösung ohne Schiersteiner Brücke – als denkbare Lösung – be- trachtete Lösung, Fährverkehr als Ersatz für eine Schiersteiner Brücke, stellt gleich- falls keine Alternative dar. Für diese Betrachtung war von folgenden Gesichtspunkten ausgegangen worden: • Herstellung von Anlegestellen, die über Rampen direkt an die A 643 und nicht an das untergeordnete Straßennetz angebunden werden • Herstellen der Anlegestellen im Bereich des heutigen Brückenbauwerks • Kapazität je Fähre beträgt 40 Kfz (ca. 10% Schwerverkehrsanteil) • Einsatz von 4 Fähren • Zeitbedarf für eine Fahrt inklusive Be- und Entladen von schätzungsweise ca. 12 Minuten Unter diesen Randbedingungen ergibt sich für die Fährverbindung eine Kapazität von maximal 19.200 Kfz/24h und ein 6-Minuten Takt. Diese Annahmen und die daraus resultierende Kapazität sind die obere Grenze für eine Fährverbindung. Der Einfluss von Gebühren für die Benutzung der Fährverbindung auf die Routenwahl ist nicht berücksichtigt. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Fährverbindung etwa bis an die Kapazitätsgrenze genutzt wird, obwohl der Zeitaufwand für die Benutzung der Fähre beträchtlich ist. Bei dem Einsatz einer Fährersatzverbindung sinkt die Belastung auf der A 643 nördlich und südlich der Schiersteiner Brücke auf etwa 35.000 Kfz/24h. Der übrige Verkehr müsste sich auf andere Verbindungen verteilen. Die Verkehrsbelas- tung auf der Weisenauer Brücke und der Theodor-Heuss-Brücke würde um etwa 40% auf ca. 160.000 Kfz/24h bzw. 65.000 Kfz/24h zunehmen. Beide Brücken und das nachgeordnete Straßennetz wären auch in diesem Fall gleichfalls überlastet als bei der Betrachtung der Null-Lösung mit Schiersteiner Brücke. Dies zeigt deutlich die Überlastung der parallelen Strecken (Weisenauer Brücke und Theodor-Heuss- Brücke). Die Einrichtung einer dauerhaften Fährverbindung als Ersatz für die Schiersteiner Rheinbrücke hätte so große Verkehrsbeeinträchtigungen in der gesamten Rhein- Main-Region zur Folge, so dass auch diese Variante als zumutbare Alternative aus- scheidet.

10.1.4 Ersatzneubau an alter Stelle Aufgrund der unter C, Ziffer III und IV,10.1.1 beschriebenen Konstruktionsform der Rheinbrücke mit Querschnitten, die einheitlich über die gesamte Brückenbreite ver- laufen, und der aufgetretenen Schäden ist es nicht möglich, die Brücke halbseitig für den Verkehr zu sperren und die jeweils andere Brückenhälfte neu zu bauen. Ein Neubau der Brücke an der heute vorhandenen Stelle würde zunächst den kompletten Abriss der vorhandenen Brücke voraussetzen. Erst danach könnte ein neues Bau- …/ Planfeststellungsbeschluss - 245 - A 643 werk an der jetzt bestehenden Stelle errichtet werden. Bei dieser Variante würden dann wiederum die gleichen unzumutbaren verkehrlichen Auswirkungen über eine angenommene Bauzeit von ca. 3 Jahren eintreten, wie sie unter C, Ziffer IV,10.2 bzw. mit einem angenommenen Fährersatzverkehr unter C, Ziffer IV,10.3 beschrieben sind. Aufgrund der dabei eintretenden großen Verkehrsbeeinträchtigungen in der ge- samten Rhein-Main-Region ist diese Variante als zumutbare Alternative auszuschei- den. Da während der Bauzeit eine ausreichende Verkehrsführung aufrechterhalten werden muss, wird es erforderlich, für beide Fahrtrichtungen getrennte Überbauten herzustel- len. Dabei wird ein Überbau mit veränderlichem Abstand auf der Unterstromseite des bestehenden Bauwerks und sodann ein Überbau in der Trasse des bestehenden Bauwerks ausgeführt. Dadurch, dass die neue Brücke neben der bestehenden Brü- cke erstellt wird und für die Bauzeit im Bereich der bestehenden Brücke für den ge- samten Verkehr (5+0 Verkehrsführung während der Bauzeit) zwischen Wiesbaden und Mainz zur Verfügung steht, aufnimmt, kann der wichtige Verkehrsverbindung zwischen Mainz und Wiesbaden dauerhaft aufrechterhalten werden. Der zweite Überbau wird dabei – nach Abriss der alten Brücke – dann an Stelle der bestehenden Brücke neu errichtet. Damit wird künftig der Verkehr in den gegenläufigen Fahrtrich- tungen über zwei Überbauten (Brückenhälften) geführt. Alternativen hierzu gibt es nicht.

10.1.5 Ersatzneubau mit unverändert vier Fahrstreifen (sog. Null-Plus-Lösung) Auch ein Ersatzneubau mit unverändert vier Fahrstreifen, d.h. der Bau eines neuen Überbaus auf der Unterstromseite des bestehenden Bauwerks und anschließend der Abriss des bestehenden Bauwerks, stellt keine zumutbare Alternative dar. Der sechsstreifige Ausbau der A 643 ist aus Gründen der Leistungsfähigkeit zwingend erforderlich. Denn würde der vorhandene vierstreifige Querschnitt der bestehenden A 643 beibehalten, würde – wie die Verkehrsanalyse und Prognose für den Nullfall zeigt – bei einem Fahrzeugaufkommen von ca. 98.800 bis 102.900 Kfz/24h im Jahre 2020 die bestehenden unzureichenden Straßen- und Verkehrsverhältnisse zementie- ren. Die A 643 stößt bereits jetzt an die Grenze der verkehrlichen Belastbarkeit. Die vorhandene Verkehrsbelastung der A 643 von ca. 92.800 Kfz/24h übersteigt schon heute die Leistungsfähigkeit einer vierstreifigen Autobahn deutlich. Nach den RAA 2009 sind für Verkehrsbelastungen in dieser Größenordnung drei Fahrstreifen und einen Seitenstreifen je Fahrtrichtung (RQ 36,0) zwingend erforderlich. Es ist daher notwendig, den vorhandenen Brückenzug zwischen Wiesbaden und Mainz neu zu errichten und gleichzeitig einen ausreichend leistungsfähigen sechsstreifigen Quer- schnitt zu schaffen. Abstriche an dieser Maßnahme kommen daher als Alternative nicht in Betracht. …/ Planfeststellungsbeschluss - 246 - A 643

Mit den als denkbar betrachteten Lösungen können die mit der A 643 verfolgten Ziele nicht erfüllt werden, weil nicht erreicht wird, die insbesondere auf jeden Fall aufrecht- zuerhaltende wichtige Autobahnverbindung Mainz-Wiesbaden beizubehalten. Daher scheiden diese Lösungen als Alternative aus.

10.2 Vertieft untersuchte Alternativlösungen Vom Vorhabenträger sind unter Berücksichtigung der Ziele der Planung und, weil die denkbaren Alternativlösungen (siehe C, Ziffer IV,10.1) ausscheiden, im Bereich des FFH-Gebietes „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ die Erweiterung der Strombrücke ober- oder unterstromig parallel zur bestehenden Schiersteiner Autobahnbrücke als Pla- nungsalternativen untersucht worden. Aufgrund technisch bedingter Zwangspunkte verbleibt zwischen den in leichter Schräglage geplanten Richtungsfahrbahnen ein lichter Freiraum von ca. 10-15 m Weite. Als weitere Alternative wurde die Anlage ei- nes Tunnels geprüft. 10.2.1 Beschreibung der Alternativlösungen (1.) Erweiterung der Strombrücke oberstromig parallel zur bestehenden Schiers- teiner Autobahnbrücke Bei der oberstromigen Variante der Rheinbrücke werden in Bezug auf die Richtungs- fahrbahn Wiesbaden bei der Trassierung der Vorlandbrücke die Zwangspunkte der vorhandenen Vorlandbrücke im Bereich der Anschlussstelle Mainz-Mombach berück- sichtigt. Die neue Rheinbrücke würde in Schräglage zur vorhandenen Rheinbrücke errichtet, so dass an der Rheingaustraße das Widerlager neben der vorhandenen Rheinbrücke liegen würde. Die neue Rheinbrücke für die Richtungsfahrbahn Mainz würde in aktueller Lage neu errichtet. Im weiteren Verlauf würde die vorhandene Vor- landbrücke zur Richtungsfahrbahn umgebaut. (2.) Erweiterung der Strombrücke unterstromig parallel zur bestehenden Schiers- teiner Autobahnbrücke Bei der unterstromigen Variante der Rheinbrücke schwenkt die Richtungsfahrbahn Mainz ab der Anschlussstelle Wiesbaden-Äppelallee in Richtung Westen ab, so dass an der Rheingaustraße das Widerlager neu errichtet werden kann. Die Trassierung der neuen Brücke erfolgt im Unterstrom, schräg zur vorhandenen Rheinbrücke, unter Beachtung des Zwangspunktes der vorhandenen Vorlandbrücke im Bereich der An- schlussstelle Mainz-Mombach. Die erweiterte Vorlandbrücke verläuft bis zum Wider- lager im NSG „Mainzer Sand“. Der Bereich der vorhandenen Vorlandbrücke bis zur Rheinbrücke (Flutbrücke Mombach, NSG „Mombacher Rheinufer“) wird zur Rich- tungsfahrbahn Wiesbaden umgebaut. Im weiteren Verlauf wird die neue Rheinbrücke (als zweiter Überbau) im Bereich der bestehenden Brücke (aktuelle Lage) errichtet. Von der Rheingaustraße bis zum Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein werden die beiden Richtungsfahrbahnen symmetrisch verbreitert. …/ Planfeststellungsbeschluss - 247 - A 643

(3.) Anlage eines Tunnels Unter Berücksichtigung der technischen Machbarkeit ist ein Tunnel unter dem Rhein geprüft worden. Dieser würde im Vorlandbereich in offener Bauweise und im weiteren Verlauf (im Strom- und Inselbereich) in bergmännischer Bauweise hergestellt. Auf- grund technischer Gegebenheiten müsste der Ausbau zweistreifig in vier Röhren er- folgen. Der Tunnel würde nördlich der Anschlussstelle Mainz-Gonsenheim mit einem 1.100 m langen Voreinschnitt und Stützwänden von 0-8 m Höhe beginnen. In diesem Bereich würden die Richtungsfahrbahnen so verschwenkt, dass die Tunnelportale westlich und östlich neben dem Widerlager der Vorlandbrücke liegen. An den Vorein- schnitt würden sich zwei 500 m lange Tunnelröhren in offener Bauweise anschließen, die bis zum Übergang auf die bergmännische Bauweise südlich der Bahnstrecke auf die veränderte Geometrie mit 4 Tunnelröhren verzogen würden. Die Rheinquerung würde in bergmännischer Bauweise auf einer Länge von 1.950 m erfolgen. Die Ram- pen der Anschlussstelle Mainz-Mombach und Anschlussstelle Wiesbaden-Äppelallee würden als Tunnel in offener Bauweise hergestellt, ebenso die Reststrecke von 150 m im Bereich der Anschlussstelle Wiesbaden-Äppelallee. Der anschließende, nördliche Voreinschnitt hätte eine Länge von 200 m mit Stützwänden von 0-7 m Höhe. Die Lage im Grund- und Hochwasserbereich würde in jedem Fall eine wasser- undurchlässige Ausführung der Bauwerke erfordern, da eine Überflutung der Portal- bereiche im Fall von Hochwasser vermieden werden müsste. Auf der Rettbergsaue müsste eine Lüfterstation errichtet werden, da der Tunnel eine Länge von 2.000 m überschreiten würde.

10.2.2 Prüfung der FFH-Verträglichkeit Die Prüfung, ob und inwiefern die Alternativen zu erheblichen Beeinträchtigungen von FFH-Gebieten oder Vogelschutzgebieten führen und ob diese geringer ausfallen als die hier festgestellte Variante der unterstromigen Rheinbrücke hat ergeben, dass kei- ne der Alternativlösungen zu erheblichen Beeinträchtigungen des FFH-Gebiets „Wan- derfischgebiete im Rhein“ sowie der Vogelschutzgebiete „Inselrhein“ und „Dünen- und Sandgebiet Mainz-Ingelheim“ führen. Die Gründe hierfür entsprechen denen bei der unterstromigen Rheinbrücke (siehe C, Ziffer IV,3 bis 5). Der Vergleich der Alternativ- lösungen beschränkt sich daher auf die entscheidungserheblichen Beeinträchtigun- gen der FFH-Gebiete „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ und „Kalkflugsandgebiet Mainz- Ingelheim“. FFH-Gebiet DE 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ Die unterstromige Rheinbrücke der Planfeststellungstrasse wie auch eine oberstro- mige Rheinbrücke führen zu erheblichen Beeinträchtigungen des prioritären LRT *91E0 im FFH-Gebiet, da beide das Band der Weichholzaue am südlichen Ufer der Rettbergsaue queren. Die standortverändernde Überspannung des Silberweiden- …/ Planfeststellungsbeschluss - 248 - A 643

Weichholzauenwalds (LRT *91E0) durch die unterstromige Variante der Rheinbrücke beträgt unter Einbezug der Flächen unter der zu ersetzenden alten Brücke und des Freiraums zwischen den Brücken ca. 1.940 m². Die oberstromige Alternative würde zu vergleichbaren erheblichen Beeinträchtigungen führen (ca. 1.890 m²). Bei der Tunnelvariante wäre aufgrund der Tunnellänge der Bau einer Lüfterzentrale auf der Rettbergsaue erforderlich. Durch die Standortwahl und bauzeitliche Vermei- dungsmaßnahmen sind erhebliche Beeinträchtigungen der LRT *91E0 und 3260 grundsätzlich vermeidbar. FFH-Gebiet DE 6014-302 „Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim“ Durch das hier betrachtete Vorhaben zwischen dem Autobahnkreuz Schierstein und der Anschlussstelle Mainz-Mombach wird das FFH-Gebiet „Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim“ selbst nicht erheblich beeinträchtigt. Jedoch wird die vorgesehene Ausführung der Autobahnbrücke zwangsläufig Rückwirkungen auf die Trassenfüh- rung der weiteren Planungsabschnitte der A 643 zwischen der Anschlussstelle Mainz- Mombach und dem Autobahndreieck Mainz haben, die nicht Gegenstand der Pla- nung für die Erweiterung der Rheinbrücke sind. Daher hat der Vorhabenträger in Ab- stimmung mit der Auftragsverwaltung des Landes Rheinland-Pfalz berücksichtigt, inwieweit durch das Vorhaben im Bereich dieser weiteren Planungsabschnitte erheb- liche Beeinträchtigungen des FFH-Gebiets „Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim“ her- vorgerufen werden. Die Trassenführung der A 643 im weiteren Verlauf ab der Anschlussstelle Mainz- Mombach, die Gegenstand künftiger Planungen wird, verschwenkt aufgrund der un- terstromigen Rheinbrücke bereits im FFH-Gebiet „Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingel- heim“ nach Westen. Für die oberstromige Rheinbrücke wäre eine östliche Verbreite- rung im FFH-Gebiet erforderlich. Im Bereich der weiteren Planungsabschnitten des Ausbaus der A 643 ab der Anschlussstelle Mainz-Mombach sind erhebliche Beein- trächtigungen der prioritären Lebensraumtypen „Ausdauernde Sandtrockenrasen“ (LRT *6120) und „Steppen-Trockenrasen“ (LRT *6240) sowie des nicht prioritären Lebensraumtyps „Submediterrane Halbtrockenrasen“ (LRT 6210) zu erwarten. Die Verluste sind bei der unterstromigen Variante mit 0,1 ha LRT *6120 und 0,003 ha LRT *6240 sowie 0,09 ha LRT 6210 relativ gering. Da die größeren zusammenhän- genden Lebensraumtypenbestände auf der Ostseite der A 643 liegen (Mainzer Sand I), wären die LRT-Flächenverluste bei einer oberstromigen Alternative insgesamt grö- ßer als bei der hier verfolgten unterstromigen Variante. Die umfänglichsten Flächen- verluste prioritärer und nicht prioritärer Lebensraumtypen im Gebiet des Mainzer Sandes würde die Tunnelvariante verursachen. Bereits im FFH-Gebiet würden die Richtungsfahrbahnen so verschwenkt, dass die Tunnelportale westlich und östlich neben dem vorhandenen Widerlager der Vorlandbrücke liegen. Hiermit wäre eine

…/ Planfeststellungsbeschluss - 249 - A 643 wesentlich größere Flächenbeanspruchung der LRT *6120, LRT *6240 und LRT 6210 westlich und östlich der A 643 verbunden. Aufgrund der Flächenverluste in den Anschlussabschnitten ab der Anschlussstelle Mainz-Mombach an prioritären und nicht prioritären Lebensraumtypen führen alle Varianten zu erheblichen Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele des FFH-Gebiets. Die Verluste wären zudem sowohl bei der oberstromigen Variante der Rheinbrücke als auch bei der Tunnellösung größer als bei der hier verfolgten unterstromigen Rheinbrücke. Alternativlösungen sind daher gegenüber der hier verfolgten Variante der unterstromigen Rheinbrücke nicht vorzugswürdig.

10.2.3 Umweltverträglichkeit Bezogen auf die Umweltverträglichkeit der Alternativlösungen ergeben sich aufgrund der engen räumlichen Nähe der ober- und unterstromigen Variante zueinander gerin- ge Unterschiede in den betrachteten Schutzgütern. Jedoch werden bei der unter- stromigen Brückenvariante die u.a. für das Schutzgut Tiere hochbedeutsamen Schiersteiner Rheinwiesen geschont sowie zu den hochwertigen bis sehr hochwerti- gen Funktionsräumen im Mittel- und Ostteil der Rettbergsaue ein größerer Abstand gewahrt. Außerdem liegt die unterstromige Variante weiter von der Wohnbebauung der Stadt Mainz entfernt, wodurch u.a. Lärmauswirkungen auf das Schutzgut Mensch minimiert werden. Bei der Tunnelvariante wären aufgrund der zu erwartenden Beeinträchtigungen im FFH-Gebiet „Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim“ größere Auswirkungen auf das Schutzgut „Pflanzen“ (Vegetation) zu erwarten. Deutlich größere Auswirkungen ergä- ben sich weiterhin aus der sehr hohen Beeinträchtigung der Schutzgüter „Boden“ und „Wasser“ in den Erdbauabschnitten bzw. der Bauabschnitte innerhalb der auch als Überschwemmungsgebiet festgesetzten Rheinauen, wodurch auch die Wechselwir- kungen auf weitere Schutzgüter, z. B. durch die Grundwasserhaltung während der Bauphase, beeinträchtigt werden. Insgesamt gehen nach der Umweltverträglichkeitsprüfung von der unterstromigen Alternative die geringsten negativen Umweltauswirkungen aus, so dass dieser Alter- native der Vorzug zu geben ist. 10.3 Gründe, weshalb Alternativlösungen ausscheiden Aufgrund der Baufälligkeit der vorhandenen Rheinbrücke und der übergroßen Ver- kehrsbelastung mit einem Fahrzeugaufkommen von ca. 98.800 bis 102.900 Kfz/24h im Jahre 2020 sind die Grundinstandsetzung, die Null-Lösung, der Ersatzfährverkehr und der Neubau an alter Stelle sowie ein bloßer Ersatzneubau mit unverändert 4 Streifen keine Alternativen zum Ausbau der A 643 (siehe C, Ziffer IV,10.1). Abgesehen von den unter C, Ziffer IV,10.2 erläuterten Auswirkungen der Tunnelvari- ante auf den Natura 2000-Gebietsschutz und auf die weiteren Schutzgüter nach dem …/ Planfeststellungsbeschluss - 250 - A 643

UVPG hätte diese Lösung wesentlich höhere Baukosten (mehr als 400 Mio. €) zur Folge. Im Vergleich zu der festgestellten Variante der unterstromigen Rheinbrücke, die im Ergebnis relativ geringe Beeinträchtigungen des FFH-Gebietes „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ verursacht und mit den vorgesehenen Kohärenzsicherungsmaßnah- men, mit denen beeinträchtigte Flächen des LRT *91E0 wiederherstellt werden, ist die Tunnelvariante mit den mit ihr verbundenen Gesamtwirkungen eine unverhältnis- mäßige Lösung und somit keine zumutbare Alternative. Die Errichtung einer neuen Brücke für eine Richtungsfahrbahn parallel zur vorhande- nen Brücke und der anschließende Neubau der vorhandenen Brücke für die andere Richtungsfahrbahn sind somit auch unter FFH-Gesichtspunkten die bevorzugte Lö- sungs. Zwischen der unterstromigen und der oberstromigen Ausbaualternative der Schiers- teiner Brücke bestehen keine relevanten Unterschiede in der Beeinträchtigung von Erhaltungszielen des FFH-Gebiets „Rettbergsaue bei Wiesbaden“. Allein gegenüber dem FFH-Gebiet „Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim“ ist die unterstromige Variante im Vorteil, was die geplante Weiterführung der A 643 ab der Anschlussstelle Mainz- Mombach betrifft. Denn einerseits beansprucht die unterstromige Rheinbrücke er- kennbar weniger Fläche des nicht prioritären Lebensraumtyps 6210 „submediterrane naturnahe Kalk-, Trocken- und Halbtrockenrasen“ und andererseits weist sie einen größeren Abstand zu den flächendeckend hochwertigen Biotopkomplexen und Vege- tationsbeständen im NSG „Mainzer Sand“ auf (siehe Verträglichkeitsprüfung für das FFH-Gebiet 6016-302 „Kalkflugsandgebiet Mainz-Ingelheim“). Da auch die Umwelt- verträglichkeitsprüfung Vorteile der unterstromigen Alternative konstatiert, begründet dies die Wahl dieser Variante. Zusammenfassend ist festzustellen, dass keine der untersuchten Alternativen zumut- bar ist bzw. ebenfalls zu Beeinträchtigungen von Natura 2000 Gebieten führen, die zudem schwerwiegender sind als bei der hier verfolgten Variante der unterstromigen Rheinbrücke. Ausgehend von der Rechtsprechung des BVerwG (siehe Urteil vom 17. Mai 2002 - BVerwG 4 A 28. 01 -, Hess. Lichtenau I), in dem ausgeführt ist „… Fällt die nach Art. 6 Abs. 3 FFH-RL gebotene Verträglichkeitsprüfung negativ aus, so ist das Vorhaben grundsätzlich unzulässig. Die Alternativenprüfung fügt sich in diesen Verbotstatbestand ein. Ist eine Alternativlösung vorhanden, so setzt sich die Sperrwirkung durch. Diesem Regelungsmuster entspricht es, bei der Al- ternativenprüfung spiegelbildlich vorzugehen und vorrangig zu fragen, ob dem Vorhaben auch am Alternativstandort rechtliche Hindernisse im Wege stehen. Lässt sich das Projekt im Einklang mit den rechtlichen Vorgaben anderswo ver- wirklichen, so hat der Vorhabenträger nach der Konzeption des FFH-Rechts diese Möglichkeit grundsätzlich zu nutzen. Dagegen braucht er sich auf eine technisch machbare Alternativlösung nicht verweisen zu lassen, wenn sich das Vorhaben auch am Alternativstandort nur unter Verstoß gegen eine Verbotsregelung ausfüh- …/ Planfeststellungsbeschluss - 251 - A 643

ren ließe. Als insoweit relevante Zulassungssperre kann sich auch Art. 6 FFH-RL erweisen. Erforderlich ist jedoch, dass diese Vorschrift am Alternativstandort eine gleich wirksame rechtliche Hürde wie an dem vom Vorhabenträger gewählten Standort aufrichtet. Nach der Systematik der FFH-Richtlinie kann, aber muss dies nicht der Fall sein. Es kann nicht … das Beeinträchtigungspotential in dem einen und dem anderen FFH-Gebiet unbesehen gleichgesetzt werden. Bei einem Ver- gleich ist den Leitgedanken der FFH-Richtlinie Rechnung zu tragen. Art. 6 FFH-RL enthält Differenzierungsmerkmale, die sich als Gradmesser dafür verwenden las- sen, wie schwer die Beeinträchtigung im Einzelfall wiegt. Die Vorschrift gewährleis- tet keinen allumfassenden Flächenschutz. Sie richtet vielmehr ein schutzgutbezo- genes Regime auf. Ein Verbot sieht sie nur für den Fall vor, dass die in den An- hängen I und II aufgeführten schützenswerten Lebensraumtypen und Tierarten er- heblich beeinträchtigt werden. Die Beeinträchtigung sonstiger Gebietsteile bewer- tet sie, für sich genommen, als irrelevant. Soweit es um die Zulassung von Aus- nahmen geht, unterscheidet sie zwischen prioritären und nicht prioritären Biotopen und Arten. Die insoweit getroffene Regelung lässt den Schluss zu, dass sie priori- täre Elemente als schutzbedürftiger einstuft als nicht prioritäre. Innerhalb der Gruppen von prioritären oder nicht prioritären Lebensraumtypen oder Arten legt sie hingegen weder qualitativ noch quantitativ ein Rangverhältnis fest. Die Feindiffe- renzierungskriterien, die bei den Eintragungen in das von der Kommission nach Art. 4 Abs. 1 Satz 6 FFH-RL ausgearbeitete Meldeformular bei der Gebietsmel- dung zu beachten sind, haben … im Anwendungsbereich des Art. 6 FFH-RL bei dem im Rahmen der Alternativenprüfung gebotenen Trassenvergleich außer Be- tracht zu bleiben. Von entscheidender Bedeutung ist vielmehr, ob am Alternativ- standort eine Linienführung möglich ist, bei der keine der als Lebensraumtypen oder Habitate besonders schutzwürdigen Flächen erheblich beeinträchtigt werden oder jedenfalls prioritäre Biotope und Arten verschont bleiben.“ (Rn 30) und „Richtig ist freilich, dass ein Vorhabenträger auch aus Erwägungen, die sich nicht unmittelbar auf das FFH-Recht zurückführen lassen, von einer technisch an sich möglichen und rechtlich zulässigen Alternativlösung Abstand nehmen darf. Obwohl dies im Wortlaut des Art. 6 Abs. 4 FFH-RL nicht zum Ausdruck kommt, versteht sich vor dem Hintergrund des in Art. 5 Abs. 3 EGV gemeinschaftsrechtlich veran- kerten Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit von selbst, dass auch im Anwen- dungsbereich dieser Norm niemandem unverhältnismäßige Opfer abverlangt wer- den dürfen. Dabei ist nach der Rechtsprechung des EuGH freilich ein strenger Maßstab anzulegen (vgl. EuGH, Urteile vom 27. Juni 1990 – C-118/89 - Slg. 1990, I-2653 Rn. 12 und vom 21. Januar 1992 – C-319/90 - Slg. 1992, I-214 Rn. 12). Die dem Vorhabenträger durch die Alternativenregelung angesonnenen Vermeidungs- anstrengungen übersteigen das zumutbare Maß nur dann, wenn sie außerhalb je- des vernünftigen Verhältnisses zu dem mit ihnen erreichbaren Gewinn für Natur und Umwelt stehen. Wie der Senat im Urteil vom 27. Januar 2000 - BVerwG 4 C 2.99 - … dargelegt hat, können in diesem Zusammenhang auch finanzielle Erwä- gungen den Ausschlag geben. Ob Kosten oder sonstige Belastungen und Nachtei- le außer Verhältnis zu dem nach Art. 6 FFH-RL festgelegten Schutzregime stehen, ist am Gewicht der beeinträchtigten gemeinschaftlichen Schutzgüter zu messen. Richtschnur hierfür sind die Schwere der Gebietsbeeinträchtigung, Anzahl und Bedeutung etwa betroffener Lebensraumtypen oder Arten sowie der Grad der Un- vereinbarkeit mit den Erhaltungszielen. ist festzustellen, dass sehr wohl die Schwere der Gebietsbeeinträchtigung auf der einen Seite als auch „jedes vernünftige Verhältnis zu dem mit ihnen erreichbaren

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Gewinn für Natur und Umwelt“ auf der anderen Seite zu werten sind. Vorliegend hat sich der Vorhabenträger nach eingehenden Untersuchungen für die unterstromige Variante entschieden, weil sie Vorteile gegenüber den anderen Varianten, auch der oberstromigen Variante aufweist, Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass damit keine zumutbaren Alternativen gegeben sind, um den mit dem Projekt verfolgten Zweck an anderer Stelle ohne oder mit geringeren Beeinträchtigungen zu erreichen. Etwas anderes ergibt sich auch nicht dadurch, dass bei der Planfeststellungsvariante Lebensraumtypen erheblich beein- trächtigt werden und prioritäre Biotope nicht vollständig verschont bleiben können.

11. Kohärenzmaßnahmen Die Abweichungsprüfung umfasst als dritten Schritt nach der die abwägende Beurtei- lung von Abweichungsgründen (siehe unter C, Ziffer IV,9) und der Prüfung weniger beeinträchtigender Alternativen (siehe unter C, Ziffer IV,10) die Ermittlung notwendi- ger Kohärenzsicherungsmaßnahmen. Die Ausgestaltung von Kohärenzsicherungs- maßnahmen (Art. 6 Abs. 4 Unterabs. 1 FFH-RL) hat sich funktionsbezogen an der erheblichen Beeinträchtigung auszurichten, derentwegen sie ergriffen werden. Der Funktionsbezug ist das maßgebliche Kriterium nicht nur zur Bestimmung von Art und Umfang der Kohärenzsicherungsmaßnahmen, sondern auch zur Bestimmung des notwendigen räumlichen und zeitlichen Zusammenhangs zwischen der Gebietsbeein- trächtigung und den Maßnahmen. Für die Eignung einer Kohärenzsicherungsmaß- nahme genügt es, dass nach aktuellem wissenschaftlichen Erkenntnisstand eine ho- he Wahrscheinlichkeit ihrer Wirksamkeit besteht. Die gezielte Wiederherstellung tief- reichend geschädigter Flächen FFH-rechtlich geschützter Lebensraumtypen oder Habitate geschützter Arten kann eine Maßnahme der Kohärenzsicherung darstellen; dies jedenfalls dann, wenn Maßnahmen gemäß den Vorgaben des Art. 6 Abs. 1 und 2 FFH-RL noch nicht in einem Managementplan oder in vergleichbaren Plänen be- stimmt sind. Bei der Entscheidung über Kohärenzsicherungsmaßnahmen verfügt die Planfeststellungsbehörde über eine naturschutzfachliche Einschätzungsprärogative (siehe BVerwG, Urteil vom 12. März 2008 - BVerwG 9 A 3.06). In dem Urteil wird ausgeführt: „Der Begriff der Ausgleichsmaßnahme zur Kohärenzsicherung i.S.d. Art. 6 Abs. 4 Unterabs. 1 FFH-RL wird weder in der FFH-RL noch in den deutschen Umset- zungsregelungen definiert. Sein Bedeutungsgehalt erschließt sich aber aus sei- nem Sinnzusammenhang. FFH-Gebiete bilden ein zusammenhängendes ökologi- sches Netz, das einen günstigen Erhaltungszustand der natürlichen Lebensräume und der Arten von gemeinschaftlichem Interesse wahren soll (5. Begründungser- wägung der FFH-RL). Dazu leisten die einzelnen Gebiete entsprechend ihren Er- haltungszielen einen Beitrag. Führt ein Projekt zu einer erheblichen Beeinträchti- gung geschützter Gebietsbestandteile mit der Folge, dass das Gebiet diese Funk- tion nicht mehr voll wahrnehmen kann, so soll dies nicht ohne einen Ausgleich in Kauf genommen werden. Die Funktionseinbuße für die Erhaltungsziele ist durch …/ Planfeststellungsbeschluss - 253 - A 643

Maßnahmen, die zu dem Projekt hinzutreten, zu kompensieren (vgl. Schlussanträ- ge der Generalanwältin KOKOTT zu Rs. C-209104, Slg. 20061-2755 Rn. 84; EU- Kommission, Natura 2000-Gebietsmanagement, 2000, S. 49 f.; dieselbe, Ausle- gungsleitfaden zu Art. 6 Abs. 4 der „Habitat-Richtlinie" 92/43/EWG, 2007, S. 11 ff., nachfolgend: EG-Auslegungsleitfaden). Die Ausgestaltung der Kohärenzsiche- rungsmaßnahme hat sich deshalb funktionsbezogen an der jeweiligen erheblichen Beeinträchtigung auszurichten, derentwegen sie ergriffen wird (vgl. BMVBW- Leitfaden S. 65; für nicht prioritäre Lebensräume und Arten großzügiger JARASS, NuR 2007, 371 <379>). Das gilt sowohl für die Art als auch für den Umfang der Maßnahme. Der EG-Auslegungsleitfaden (S.16) nennt dementsprechend die Wie- derherstellung des beeinträchtigten oder die Verbesserung des verbleibenden Le- bensraums, die Neuanlage eines Lebensraums und die Beantragung der Einglie- derung eines neuen Gebiets in das Netz „Natura 2000" als Beispiele für Kohärenz- sicherungsmaßnahmen. Der Funktionsbezug ist das maßgebliche Kriterium insbesondere auch zur Be- stimmung des notwendigen räumlichen und zeitlichen Zusammenhangs zwischen Gebietsbeeinträchtigung und Kohärenzsicherung. Der Ausgleich muss nicht not- wendig unmittelbar am Ort der Beeinträchtigung erfolgen; es reicht vielmehr aus, dass die Einbuße ersetzt wird, die das Gebiet hinsichtlich seiner Funktion für die biogeografische Verteilung der beeinträchtigten Lebensräume und Arten erleidet (vgl. EG-Auslegungsleitfaden S. 20). In zeitlicher Hinsicht muss mindestens si- chergestellt sein, dass das Gebiet unter dem Aspekt des beeinträchtigten Erhal- tungsziels nicht irreversibel geschädigt wird (Urteil vom 17. Januar 2007 a.a.0. Rn. 148). Ist das gewährleistet, lässt sich die Beeinträchtigung aber – wie im Regelfall – nicht zeitnah ausgleichen, so ist es hinnehmbar, wenn die Kohärenzsicherungs- maßnahmen rechtzeitig bis zur Vollendung des Vorhabens ergriffen werden, die Funktionseinbußen hingegen erst auf längere Sicht wettgemacht werden. Die Eignung einer Kohärenzsicherungsmaßnahme ist ausschließlich nach natur- schutzfachlichen Maßstäben zu beurteilen. An die Beurteilung sind weniger stren- ge Anforderungen zu stellen als an diejenige der Eignung von Schadensvermei- dungs- und -minderungsmaßnahmen. Während für Letztere der volle Nachweis ih- rer Wirksamkeit zu fordern ist, weil sich nur so die notwendige Gewissheit über die Verträglichkeit eines Plans oder Projekts gewinnen lässt (vgl. Urteil vom 17. Janu- ar 2007 a.a.0. Rn. 54 ff.), genügt es für die Eignung einer Kohärenzsicherungs- maßnahme, dass nach aktuellem wissenschaftlichen Erkenntnisstand eine hohe Wahrscheinlichkeit ihrer Wirksamkeit besteht. Anders als bei der Schadensver- meidung und -minderung geht es bei der Kohärenzsicherung typischerweise da- rum, Lebensräume oder Habitate wiederherzustellen oder neu zu entwickeln. Die- ser Prozess ist in aller Regel mit Unwägbarkeiten verbunden. Deshalb lässt sich der Erfolg der Maßnahme nicht von vornherein sicher feststellen, sondern nur prognostisch abschätzen. Würde man gleichwohl die Gewissheit des Erfolgsein- tritts fordern, müsste eine positive Abwägungsentscheidung regelmäßig am Kohä- renzerfordernis scheitern. Das widerspräche dem Regelungszweck des Art. 6 Abs. 4 Unterabs. 1 FFH-RL.“ (vgl. BVerwG, Urteil vom 12. März 2008 - BVerwG 9 A 3.06 -, Rn. 199 ff.). Vom Vorhabenträger sind bei der Planung der Maßnahmen zur Kohärenzsicherung der Auslegungsleitfaden der Europäischen Kommission (2007) zu Art. 6 Abs. 4 der FFH-Richtlinie in Verbindung mit der Interpretationshilfe der Europäischen Kommissi- on (2000) zum NATURA 2000-Gebietsmanagement und der ATECMA Bericht (2005) („ATECMA with the collaboration of: Impacts Assessment Unit, Oxford Brookes Uni- versity, Office de GénieÉcologique, Comunità Ambiente (2005): Study to provide gui- …/ Planfeststellungsbeschluss - 254 - A 643 delines for the application of compensatory measures under Article 6(4) of the Habi- tats Directive 92/43/EEC. Final report, revised, March 2005) zu Grunde gelegt sowie auf der nationalen Ebene die Vorgaben des Leitfadens zur FFH-Verträglichkeitsprü- fung im Bundesfernstraßenbau (BMVBW 2004) hinzugezogen worden. Kohärenzmaßnahmen zur Aufrechterhaltung des Netzes NATURA 2000 für die durch das Vorhaben beeinträchtigten Erhaltungsziele können in der Form einer • Neuanlage eines Lebensraums in einem anderen oder erweiterten Gebiet, das in das Netz NATURA 2000 einzugliedern ist, • Verbesserung des Lebensraums in einem Teil des Gebiets oder in einem anderen Gebiet von NATURA 2000, und zwar proportional zum Verlust, der durch das Projekt entstand, • in Ausnahmefällen Beantragung eines neuen Gebiets laut Habitat-Richtlinie erfolgen (EU-Kommission 2000, S. 4). Die Planung der Kohärenzmaßnahmen wurde vom ASV Wiesbaden in einem kontinu- ierlichen Abstimmungsprozess mit den zuständigen Fachbehörden durchgeführt. Dazu gehörten die obere Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Darmstadt sowie der Gebietsbetreuer von Hessen-Forst, der im Auftrag der oberen Natur- schutzbehörde für das FFH-Gebiet „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisen- heim“ die Managementplanung erstellt, ebenso die obere Wasserbehörde und das Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen und die Stadt Geisenheim. Die erforderliche Kohärenzsicherung soll in einer Maßnahmenfläche angrenzend an das FFH-Gebiet DE 6013-301 „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ erfolgen, die sich in ca. 20 km Entfernung zum beeinträchtigten FFH-Gebiet „Rett- bergsaue bei Wiesbaden“ rheinabwärts durchgeführt werden. Dieser Bereich wurde ausgewählt, weil geeignete Flächen mit vergleichbarem Aufwertungs- und Entwick- lungspotenzial in direkter Nachbarschaft zur Rettbergsaue nicht vorhanden sind. Der funktionale Zusammenhang zwischen dem beeinträchtigten FFH-Gebiet und der Ko- härenzsicherungsfläche ist dadurch gegeben, dass beide in der Rheinaue liegen und somit dem naturräumlichen Verbund der FFH-Gebiete entlang des Rheins angehö- ren. Ergänzend zu den Kohärenzsicherungsmaßnahmen ist in diesem Bereich vorlau- fend zum Eingriffsvorhaben die Durchführung von Ausgleichsmaßnahmen nach nati- onalem Naturschutzrecht vorgesehen (als Ökokonto-Maßnahme nach der natur- schutzrechtlichen Eingriffsregelung nach §§ 14 ff. BNatSchG). In diesem Rahmen werden ebenfalls wertgebende Auenwaldflächen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Kohärenzsicherungsfläche für den LRT 91E0* entwickelt und damit die zukünftige FFH-Gebietsfläche innerhalb des Verbundes der FFH-Gebiete in der Rheinaue weiter funktional aufgewertet. Die naturschutzfachliche Eignung des Maßnahmenkomplexes für die Kohärenzsicherung für den LRT *91E0 sowie für die darüber hinaus erforderli-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 255 - A 643 chen Maßnahmen nach der naturschutzrechtliche Eingriffsregelung ist auch dadurch gegeben, dass er Teil eines ehemaligen Rheinarms ist. Zudem besitzen die Kohä- renzsicherungsflächen einen direkten Kontakt zu bestehenden Flächen des LRT *91E0 und befinden sich vollständig innerhalb des Vogelschutzgebietes DE 5914-450 „Inselrhein“. Durch die Integration der Kohärenzmaßnahmen in das FFH-Gebietsma- nagement wird sichergestellt, dass die Maßnahmen funktionsfähig sind.

11.1 Beschreibung des Ist-Zustands der Kohärenzflächen Bei dem FFH-Gebiet „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ sowie den westlich angrenzenden Kohärenzflächen handelt es sich um einen ehemaligen Rhei- narm, der durch Buhnenbau in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts „Land gewor- den“ ist. Dadurch wurde die ehemalige Insel „Schönbornsche Aue“, die heute von Kleingärten und landwirtschaftlicher Nutzfläche geprägt ist, an das Geisenheimer Rheinufer angebunden. Der ehemalige Rheinarm wurde zunächst als Wiese genutzt. Seit etwa 50 Jahren findet keine landwirtschaftliche Nutzung mehr statt. Die Flächen innerhalb des FFH-Gebietes werden überwiegend von Weidengehölzen und feuchten Hochstaudenfluren eingenommen. Die westlich angrenzenden Flächen, die als Kohä- renzflächen vorgesehen sind, weisen eine heterogene Geländeoberfläche auf, die zum großen Teil anthropogenen Ursprungs ist. Die geplanten Kohärenzflächen wur- den großflächig aufgefüllt, u.a. im Zuge der Rheinausbaggerung „Binger Loch“ mit dem dort anfallenden Material. Später wurde die Verfüllung teilweise wieder zurück- genommen. Die Flächen liegen zwar im rezenten Überschwemmungsbereich des Rheins, das heutige Niveau der Aue ist jedoch überwiegend so hoch, dass die Flä- chen nur selten (max. HQ1) vom Rheinhochwasser erfasst werden. Eine Überflutung des Geländes findet nur noch alle 5-10 Jahre statt. Lediglich in den tiefer gelegenen Mulden ist eine häufigere Vernässung zu beobachten. Diese ist weniger auf Überflu- tungsereignisse, sondern im Wesentlichen auf Überstauung durch Qualmwasser zu- rück zu führen. D.h. durch den Wasserdruck des höheren Flusspegels unterströmt das Wasser das Gelände und tritt an den tieferen Stellen aus und bildet temporäre Flachgewässer. Da der Wasseraustritt manchmal „brodelnd“ bzw. „qualmend“ erfolgt, weil im Boden eingelagerte Luft hochgedrückt wird, wird das Wasser Qualmwasser genannt. Die für die Kohärenz vorgesehenen Flächen sind aktuell überwiegend un- genutzt. Sie werden im Wesentlichen von Kratzbeergebüsch, lockerem Gehölz und spontan aufgekommenen Schwarzpappelbeständen eingenommen. Im Süden zieht sich eine Reihe alter stattlicher Hybridpappeln entlang. Die Pappeln sind zum Teil bereits abgängig, reich an Baumhöhlen und Baumpilzen. Sie wurden am Rand des ehemaligen Rheinarms in einer tiefer gelegenen Rinne gepflanzt und bilden die Grenze zur deutlich höher gelegenen Schönbornschen Aue. In den tiefsten und damit auch feuchtesten Bereichen der Kohärenzflächen haben sich Röhricht- und Silber- …/ Planfeststellungsbeschluss - 256 - A 643 weidenbestände entwickelt. Die zahlreichen Schwarzpappelbestände kommen dage- gen auch auf den höher gelegenen Standorten vor. Die Silberweidenbestände im Untersuchungsgebiet werden als Biotoptyp „Nasse Gehölze“ dargestellt und sind – nach Abstimmung mit Hessen-Forst/FENA – nicht dem LRT *91E0 zuzurechnen, da die für den Lebensraumtyp erforderliche Überflutung und Fließgewässerdynamik zu gering ist bzw. fehlt. Neben der Silberweide (Salix alba) kommen einzelne Exemplare von Schwarzpappel (Populus nigra) und Gewöhnlicher Traubenkirsche (Prunus pa- dus) vor. Im Unterwuchs dominieren Kratzbeere (Rubus caesius) und junge Eschen (Fraxinus excelsior). Zwei Bestände im Bereich der geplanten Kohärenzmaßnahmen erlauben eine Zuordnung zum Hartholzauenwald (LRT 91F0). Der eine Bestand setzt sich aus den Baumarten Schwarzpappel (Populus nigra), Esche (Fraxinus excelsior), Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus), Feld-Ulme (Ulmus minor), Feld-Ahorn (Acer campetre) und Mirabelle (Prunus domestica) zusammen. Im Unterwuchs domi- nieren Himbeere (Rubus idaeus) und Echte Nelkenwurz (Geum urbanum). Der ande- re Bestand befindet sich im Auslaufbereich des geplanten Altarmes. Der sehr klein- flächige Bestand wird von Feld-Ulme (Ulmus minor) und Esche (Fraxinus excelsior) geprägt. In der Krautschicht kommen vor allem Efeu (Hedera helix) und Nelkenwurz (Geum urbanum) vor. Beide Bestände befinden sich an der Untergrenze des LRT 91F0 (Hartholzauenwald). Die Schwarzpappel-Bestände, die sich überwiegend aus Populus nigra zusammensetzen, stellen keinen Hartholzauenwald dar. Die Bestände sind z.T. mit Gehölzen frischer Standorte wie Rote Heckenkirsche (Lonicera xylos- teum), Hunds-Rose (Rosa canina), Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea), Weiß- dorn (Crataegus sp.) oder Mirabelle (Prunus domestica) durchsetzt. Der Unterwuchs entspricht stellenweise einem ruderal geprägten Grünlandbestand frischer Standorte. In anderen Beständen ist eine starke Verjüngung der Esche (Fraxinus excelsior), z.T. auch mit Stiel-Eiche (Quercus robur), zu beobachten. Damit deutet sich die Entwick- lung zum Hartholzauenwald an. Die Schwarzpappeln im Gebiet sind überwiegend mittleren Alters, doch lässt sich auch eine stark ausgeprägte Verjüngung der Art be- obachten. Selbst innerhalb des angrenzenden (lückigen) Grünlandbestandes vermag sich Populus nigra zu etablieren. Neben den Silberweiden- und Schwarzpappelgehöl- zen kommen im Untersuchungsgebiet auch Feldgehölze und Gebüsche frischer Standorte vor. Aufgebaut werden die Bestände u.a. von Liguster (Ligustrum vulgare), Roter Heckenkirsche (Lonicera xylosteum), Hunds-Rose (Rosa canina), Esche (Fra- xinus excelsior), Mirabelle (Prunus domestica), Feld-Ahorn (Acer campestre) und Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus). Die tiefstgelegenen Standorte der Kohärenzflä- chen werden von einem Schilfröhricht eingenommen, das sich an der Hybridpappel- reihe entlang zieht. Neben dem Schilf (Phragmites australis) bestimmen Brennnessel (Urtica dioica), Kratzbeere (Rubus caesius), Beinwell (Symphytum officinale) und

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Zaunwinde (Calystegia sepium) den Aspekt. Stellenweise sind Gelbe Schwertlilie (Iris pseudacorus) und Sumpf-Segge (Carex acutiformis) anzutreffen, die nasse, häufiger überschwemmte Standorte anzeigen. Im südwestlichen Teil des Untersuchungsge- bietes grenzt der Biotoptyp Waldlichtung mit Dominanz von Rubus caesius und Urtica dioica als linearer Bestand an die Schilfbestände an und nimmt hier die höher gele- genen, frischeren Standorte ein. Großflächig kommt der Biotoptyp im Nordosten des Gebietes vor. Die hier dominant auftretende Kratzbeere (Rubus caesius) ist eine typi- sche Art verlichteter Auenwälder. Innerhalb der Waldlichtung mit Rubus caesius kommen zwei kleinflächige Grünlandbestände vor, die dem Biotoptyp Wiesenbrachen und ruderale Wiesen entsprechen. Es handelt sich um artenarme Bestände, die von Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis) und Wiesen-Labkraut (Galium album) geprägt sind. Hinzu treten diverse Grünlandarten wie Wiesen-Rispe (Poa pratensis) und Schmalblättrige Futterwicke (Vicia angustifolia). Stellenweise konnten sich be- reits erste Gehölze, vor allem Eschen (Fraxinus excelsior) etablieren. Im südwestli- chen Teil der Kohärenzflächen befinden sich gepflegte Grünlandbestände (extensiv/ intensiv genutzte Frischwiesen). Die Flächen werden vom ASV Wiesbaden gemulcht und gelegentlich mit Schafen beweidet. Die Flächen haben jedoch keine rechtliche Bindung als Kompensationsmaßnahme. Die Pflegemaßnahmen erfolgen freiwillig. Es handelt sich um lückige, artenarme Glatthaferwiesen mit diversen Ruderal- bzw. Pio- nierarten. Neben den Grünlandarten Glatthafer (Arrhenatherum elatius), Wiesen- Labkraut (Galium album) und Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis) bestim- men die Pioniere Land-Reitgras (Calamagrostis epigeios), Behaarte Segge (Carex hirta), Kriechendes Fingerkraut (Potentilla reptans) und Kratzbeere (Rubus caesius) den Aspekt. Den Arten gemeinsam ist ihre Fähigkeit, offene Standorte schnell zu be- siedeln. Insofern sind sie gut angepasst an zeitweise überschwemmte Böden. In den am tiefsten gelegenen Bereichen der Rinne befinden sich 100 bis 200 m lange, wall- artige Aufschüttungen unklarer Herkunft (Damm mit Ruderalflur und einzelnen Gehöl- zen). Der Bewuchs der ca. 2 m hohen Dämme setzt sich im Wesentlichen aus einer nitrophilen Ruderalflur, bestehend aus Brennnessel (Urtica dioica) und Kletten- Labkraut (Galium aparine) zusammen. Eingestreut finden sich einzelne Gehölze, z.B. Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Spitz-Ahorn (Acer platanoides) und Esche (Fraxinus excelsior). Angrenzend an den Hartholzauenbestand im Südwesten des Gebietes befindet sich eine abgeschobene, nahezu vegetationsfreie Fläche, die dem Biotoptyp Schotter-, Kies- und Sandwege entspricht. Die faunistischen Daten, die für die grundsätzliche Standorteignung zur Entwicklung des LRT *91E0 von einer untergeordneten Bedeutung sind, können der GDE für das Vogelschutzgebiet „Inselrhein“ und dem LBP entnommen werden. Auf das angelegte

…/ Planfeststellungsbeschluss - 258 - A 643 aber in 2009 nicht besiedelte Kreuzkrötenhabitat am südlichen Ende des Planungs- raumes wird hingewiesen.

11.2 Leitbild und Entwicklungsziele der vorgesehenen Maßnahmen zur Kohärenz- sicherung Die Kohärenzmaßnahmen orientieren sich einerseits an den Erhaltungszielen für den Lebensraumtyp *91E0 in den beiden FFH-Gebieten „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ und „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ und anderseits an den Er- gebnissen und Maßnahmenvorschlägen der GDE für die „Rheinwiesen von Oestrich- Winkel und Geisenheim“ (2002). Leitbild für das FFH-Gebiet „Rheinwiesen von Oest- rich-Winkel und Geisenheim“ ist laut GDE eine ungestörte Vegetationsentwicklung der Weichholzaue, die sowohl die unmittelbaren Uferbereiche als auch die landseiti- gen Weidenbestände mit ihren unterschiedlichen Substratverhältnissen umfasst. Das Leitbild sieht dabei auch die natürliche Weiterentwicklung der Weichholzaue vor, d.h. es wird eine langfristige, natürliche Entwicklung hin zu Hartholzauenwäldern in Kauf genommen. Dem Leitbild entsprechen würde auch eine Stärkung der auendynami- schen Prozesse durch Sedimentation und Erosion, d.h. eine regelmäßige Durchströ- mung der Auenwaldbestände durch den Rhein. Dieses Leitbild ist auf die an das FFH-Gebiet angrenzenden Kohärenzflächen des ehemaligen Rhein-Altarms im Bereich der Schönbornschen Aue übertragbar. Es sieht die Entwicklung eines zusammenhängenden, naturnahen Auenwald-Komplexes vor. Darüber hinaus soll eine natürliche Abfolge von Standortvoraussetzungen bezüglich des Wasserhaushaltes gegeben sein. Der Auenwald differenziert sich entsprechend der Standortverhältnisse in einen Weichholz-Auenwald (LRT *91E0) auf den tief ge- legenen und in einen Hartholzauenwald (LRT 91F0) auf den höher gelegenen Stan- dorten. Der Weichholzauenwald wird dominiert von der Silber-Weide (Salix alba). Hinzu tritt die Schwarzpappel (Populus nigra). Beide Arten profitieren von der wieder- hergestellten Fließgewässerdynamik, dem Wechsel zwischen Erosion und Sedimen- tation. Der Hartholzauenwald setzt sich aus den Baumarten Berg-Ahorn (Acer pseu- doplatanus), Spitz-Ahorn (Acer platanoides), Gewöhnliche Esche (Fraxinus excel- sior), Schwarzpappel (Populus nigra) und Stiel-Eiche (Quercus robur) zusammen. Die Feld-Ulme (Ulmus minor) ist ebenfalls am Bestandsaufbau beteiligt. Die Auenwaldbe- stände sind naturnah und strukturreich mit stehendem und liegendem Totholz, Höh- lenbäumen und lebensraumtypischen Baumarten mit einem einzelbaum- oder grup- penweisen Mosaik verschiedener Entwicklungsstufen und Altersphasen. Es besteht ein funktionaler Zusammenhang mit den auetypischen Kontaktlebensräumen. Durch natürliche Sedimentationsprozesse in der Rheinaue werden die Standorte eine Auf- höhung erfahren. Insofern ist langfristig die Entwicklung der Weichholzaue zur Hart- holzaue zu erwarten. …/ Planfeststellungsbeschluss - 259 - A 643

Das Leitbild spiegelt sich auch in den Erhaltungszielen für das FFH-Gebiet wider. Die Erhaltungsziele nach der Verordnung des Landes Hessen (NATURA 2000-Verord- nung nach § 32 Abs. 1 Hessisches Naturschutzgesetz vom 7. März 2008) sind:

Tabelle 8: Erhaltungsziele des FFH-Gebietes 6013-301 „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“

6013-301 Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim Erhaltungsziele der Lebensraumtypen nach Anhang I FFH-Richtlinie 6430 Feuchte Hochstaudenfluren der planaren und montanen bis alpinen Stufe 0 Erhaltung des biotopprägenden gebietstypischen Wasserhaushalts 91E0* Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior (Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae) 0 Erhaltung naturnaher und strukturreicher Bestände mit stehendem und liegendem Totholz, Höhlenbäu- men und lebensraumtypischen Baumarten mit einem einzelbaum- oder gruppenweisen Mosaik verschiede- ner Entwicklungsstufen und Altersphasen 0 Erhaltung einer bestandsprägenden Gewässerdynamik 0 Erhaltung eines funktionalen Zusammenhangs mit den auetypischen Kontaktlebensräumen Die Reaktivierung des Rheinarmes ist mit den Maßnahmen Nebengewässer durch- gängig anbinden, Entwicklung der Auenvegetation und Reaktivierung von Auenge- wässern auch Bestandteil des Maßnahmenprogramms der WRRL (2008). Ziel der geplanten Kohärenzmaßnahmen ist die Entwicklung eines großflächig zu- sammenhängenden Komplexes aus Weichholz- und Hartholzauenwäldern durch die Verbesserung der Standortbedingungen. Zu diesem Zweck wird der ehemalige Rheinnebenarm reaktiviert und das Niveau in der Aue durch Bodenabtrag und –mo- dellierung abgesenkt. Dadurch sollen die Standortvoraussetzungen für die Entwick- lung von Weichholz- (LRT *91E0) und Hartholzauenwald (LRT 91F0) geschaffen werden. Die Reaktivierung des Rheinaltarms besitzt auch eine Aufwertungsfunktion im Flusssystem des Rheins für den auf der Rettbergsaue überbrückten Altrheinarm, mit dem LRT 3260. Der LRT 3260 ist durch das Vorhaben jedoch nicht erheblich be- einträchtigt. Über den Kohärenzausgleich hinaus erfordert die naturschutzrechtliche Eingriffsrege- lung die Kompensation von Beeinträchtigungen des Naturhaushalts und des Land- schaftsbilds. Da der wesentliche Eingriff beim Ausbau der A 643 (auch außerhalb der Lebensraumtypen) auf der Rettbergsaue entsteht, soll eine funktional gleichartige Kompensation auf einem vergleichbaren Standort in den Rheinauen durchgeführt werden. Die Rheinwiesen zwischen Oestrich-Winkel und Geisenheim bieten ausrei- chend Fläche und Aufwertungspotenzial, um einen Maßnahmenkomplex umzuset- zen, der in seiner Bedeutung über den Großteil der auf der Rettbergsaue betroffenen Biotopstrukturen hinausgeht. Die Maßnahmenflächen in den Rheinwiesen gehen über den Kohärenzbedarf für die Wiederherstellung des LRT *91E0 sowie die aus der na- turschutzrechtlichen Eingriffsregelung geschuldeten Kompensationsmaßnahmen hin- aus. Die nicht für die Kohärenz oder Kompensation der A 643 benötigten Flächen/ Maßnahmen sollen in Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde des Rhein-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 260 - A 643 gau-Taunus-Kreises als Ökokontomaßnahmen des ASV Wiesbaden angerechnet werden. Eine Verortung der Ökokontomaßnahmen erfolgt in der landschaftspflegeri- schen Begleitplanung (siehe Unterl. 12.2 Blatt 5). Die geplanten Maßnahmen entsprechen den Zielen der hessischen Kompensations- verordnung (§ 2 Abs. 1 Nr. 2 KV), wonach Maßnahmen innerhalb von Natura 2000- Gebieten zu bevorzugen sind.

11.3 Zielkonflikte mit den Erhaltungszielen FFH-Gebiet „Rheinwiesen von Oestrich- Winkel und Geisenheim“ In der GDE zum FFH-Gebiet „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ (2002) wird unter den Entwicklungsmaßnahmen auf die Reaktivierung der großen Hochwasserflutmulde zur weiteren Verbesserung des Gebietes und seiner Umge- bung hingewiesen, weil darin ein außerordentlicher Gewinn für die Lebensqualität der Auenlebensräume gesehen wurde. Die geplanten Maßnahmen werden die ökologi- schen Verhältnisse im Sinne des Leitbildes sehr viel tiefgreifender optimieren als die für das FFH-Gebiet vorgeschlagenen, eher kleinen Maßnahmen. Das angestrebte Ziel, den ehemaligen Rheinnebenarm zu reaktivieren bedingt eine Orientierung an dem alten Rheinverlauf, der die Schönbornsche Aue als Insel beid- seitig umfloss. Damit ist die Lage des Ein- und Ausmündungsbereiches des geplan- ten Altarmes im Wesentlichen vorgegeben. Dies führt zu der Konsequenz, dass es im Einmündungsbereich zu einer baubedingten Inanspruchnahme des LRT *91E0 im FFH-Gebiet „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ kommt. Die baube- dingte Flächeninanspruchnahme des LRT *91E0 beträgt 0,14 ha. Durch die geplanten Maßnahmen werden innerhalb des FFH-Gebietes auf einer Flä- che von 0,20 ha, die jedoch deutlich bessere Standortvoraussetzungen für die Ent- wicklung eines Weichholzauenwaldes (LRT *91E0) aufweist, geschaffen. Über die Reaktivierung des Altarms werden auch die Standortvoraussetzungen für die Weichholzaue innerhalb des Maßnahmenbereichs im FFH-Gebiet optimiert, da für die ausgewiesenen Flächen eine Überflutungsdauer von mindestens 100 Tagen im Jahr zugrunde gelegt wird. Das geht über die aktuelle Überflutungssituation im FFH- Gebiet deutlich hinaus. Insofern hat die Umsetzung der Kohärenzmaßnahme nicht nur eine Vergrößerung der Fläche mit geeigneten Standortbedingungen für die Ent- wicklung des LRT *91E0 zur Folge, sondern auch eine Verbesserung der Standort- bedingungen im Hinblick auf den Wasserhaushalt. Nach einer Entwicklungszeit von 10 Jahren ist davon auszugehen, dass sich auf den neu geschaffenen Standorten der LRT *91E0 etabliert hat. Durch die gewässerbaulichen Maßnahmen werden potenzielle Habitate der charakte- ristischen Auenwaldarten Pirol, Nachtigall, Gelbspötter sowie Schwarzpappel baube- dingt in Anspruch genommen, wobei die Vogelarten nicht im Bereich der betroffenen …/ Planfeststellungsbeschluss - 261 - A 643

0,14 ha LRT *91E0 innerhalb des FFH-Gebiets nachgewiesen wurden. Eine Beein- trächtigung von nachgewiesenen Brutstätten außerhalb des FFH-Gebiets würde nicht zu einer Gefährdung des Erhaltungsziels des LRT *91E0 im FFH-Gebiet führen. Ein Ausweichen der unmittelbar betroffenen Brutpaare ist möglich, da die Verluste geeig- neter Habitate in der Schönbornschen Aue relativ gering sind. Durch die Kohärenz- maßnahmen werden auch die maßgeblichen Habitate der charakteristischen Vogelar- ten wiederhergestellt und neu geschaffen, so dass sich mittel- bis langfristig die Habi- tatbedingungen verbessern. Die Schwarzpappel stellt die maßgebliche Art der Weichholzaue Teil des Maßnahmenziels dar. Die Reaktivierung des Altarmes ent- spricht den Erhaltungszielen für den LRT *91E0. Sie fördert die Wiederherstellung einer bestandsprägenden Gewässerdynamik mit der für die Weichholzaue typischen Überflutungssituation. Die vorgesehenen Maßnahmen zur Auenwaldentwicklung ste- hen zusammenfassend nicht im Widerspruch zu den Erhaltungszielen des FFH- Gebietes „Rheinwiesen von Oestrich- Winkel und Geisenheim“. Erhebliche Beeinträchtigungen des FFH-Gebietes können ausgeschlossen werden. Die Beurteilung erfolgt in Abstimmung mit der oberen Na- turschutzbehörde. 11.4 Zielkonflikte mit den Erhaltungszielen des Vogelschutzgebiets „Inselrhein“ Das angestrebte Ziel, den ehemaligen Rheinnebenarm zu reaktivieren, führt zu der Konsequenz, dass es durch die Gesamtmaßnahmen (Kohärenzmaßnahme und Ab- tragung von Aufschüttungen) zu einer Flächeninanspruchnahme von 4,61 ha im Vo- gelschutzgebiet „Inselrhein“ kommt. Nach der GDE zum VSG „Inselrhein“ und den faunistischen Untersuchungen eines Büros zur B 42 (2009) liegen für die Schönborn- sche Aue und die Rheinwiesen im Maßnahmenraum Nachweise für den Pirol, den Grün- und Kleinspecht, die Nachtigall und den Gelbspötter vor. Von den Vogelarten des Anhang I oder Art 4 Abs. 2 VRL, die Gegenstand der Erhaltungsziele sind und im Standarddatenbogen für das Vogelschutzgebiet „Inselrhein“ aufgeführt sind (Stan- darddatenbogen 2004, Natura 2000-Verordnung, ist nur der Schwarzmilan zu nen- nen, der auf der Schönbornschen Aue, den Rheinwiesen bzw. im Maßnahmenraum der Kohärenzmaßnahmen als Nahrungsgast nachgewiesen worden ist. Die Erhal- tungsziele für das Vogelschutzgebiet „Inselrhein“ sind unter C, Ziffer IV,5.2 darge- stellt. Eine Beeinträchtigung der Jagdhabitate des Schwarzmilans durch die Bau- maßnahme findet nur während der Bauzeit statt (Dauer voraussichtlich 6 Monate) und führt aber mit Sicherheit nicht zu Störungen mit einer erheblichen Beeinträchti- gung der Stabilität des Erhaltungszustandes des Schwarzmilans. Durch die Reaktivierung des Rheinaltarms werden zwar Vogelhabitate baubedingt in Anspruch genommen, das Leitbild für die Kohärenzmaßnahmen (siehe C, Ziffer IV,11.2) entspricht aber auch den folgenden Erhaltungszielen für die im Vogelschutz-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 262 - A 643 gebiet „Inselrhein“ geschützten Arten (Arten gemäß Standarddatenbogen 2004 und Erhaltungsziele gem. Natura 2000-Verordnung): • Erhaltung einer weitgehend natürlichen Auendynamik und der damit verbundenen hochstauden-und röhrichtreichen Habitatstrukturen, • Erhaltung von hohen Grundwasserständen in den Brut- und Rasthabitaten, • Erhaltung von naturnahen und strukturreichen Laub- und Laubmischwäldern und Auenwäldern in ihren verschiedenen Entwicklungsphasen mit Horstbäumen in einem zumindest störungsarmen Umfeld während der Fortpflanzungszeit, • Erhaltung schilfreicher Flachgewässer, • Erhaltung von Stillgewässern mit breiten Flachuferzonen, • Erhaltung von zumindest naturnahen Feuchtgebieten mit ihren Verlandungszonen, Röhrichten und Rieden, • Erhaltung einer weitgehend natürlichen Auendynamik zur Ermöglichung der Neubil- dung von Altwässern, Uferabbrüchen, Kies-, Sand- und Schlammbänken. Durch die Kohärenzmaßnahmen werden daher auch maßgebliche Habitate für die Vogelarten wiederhergestellt und neu geschaffen, die auch Schutzgegenstände des Vogelschutzgebietes „Inselrhein“ sind. Mittel- bis langfristig werden sich durch die geplante Kohärenzmaßnahme die Habitatbedingungen für Auenwaldarten, wie Grau-, Mittelspecht und Schwarzmilan sowie für den Bereich des Altarms für verschiedene Durchzügler / Wintergäste, wie Haubentaucher, Knäkente, Krickente und Zwergtau- cher verbessern. Die vorgesehenen Maßnahmen zur Auenwaldentwicklung stehen zusammenfassend nicht im Widerspruch zu den Erhaltungszielen des Vogelschutz- gebietes „Inselrhein“. Erhebliche Beeinträchtigungen des Vogelschutzgebietes kön- nen ausgeschlossen werden. Die Beurteilung erfolgt in Abstimmung mit der oberen Naturschutzbehörde.

11.5 Maßnahmenkonzept Die Entwicklung von Weichholz- und Hartholzauenwäldern setzt die Herstellung von spezifischen Standortvoraussetzungen/ Überflutungen für die Entwicklung der ver- schiedenen Auenwaldtypen voraus. Mit der Reaktivierung des Altarmes wird auf einer Fläche von 4,39 ha das natürliche Überflutungsregime mit Überschreitungstagen von 365 bis 1 geschaffen (siehe lfd. Nr. 18 bis 24.4 der festgestellten Unterlagen [Fach- technische Planung Wasserbau: Reaktivierung eines Altarms des Rheins bei Geisen- heim]). Hiermit sind die Voraussetzungen für eine natürliche Vegetationsentwicklung der Auenwaldbestände über Sukzession gegeben. Die Angaben zur Überflutungstole- ranz der verschiedenen Auenwaldtypen sind flusssystemspezifisch und lassen sich nicht verallgemeinern. Für den Silberweiden-Auenwald bewegt sich die Obergrenze der jährlichen Überflu- tungstage zwischen 170 und 200. Danach beginnt die Röhrichtzone. Der Übergangs- …/ Planfeststellungsbeschluss - 263 - A 643 bereich von der Weichholzaue zur Hartholzaue bewegt sich in der Badischen Rhei- naue zwischen 33 und 60 Tagen Überschwemmung im Jahr (www.silviculture.uni- freiburg.de/.../pdf/ 451a_auen_oek_ws07.pdf). WALENTOWSKI & KARRER (2006) geben für den Niederrhein folgende Daten an: Obere Weichholzaue 90 bis 110 Tage, Untere Hartholzaue 20 bis 90 Tage. Im Rahmen der GDE fand zur Ansprache von Weich- holz- und Hartholzauenwäldern ein Abstimmungstermin am Kühkopf mit dem für die fachliche Koordination zuständigen Hessischen Dienstleistungszentrum für Landwirt- schaft, Gartenbau und Naturschutz (HDLGN), heute Hessen Forst/ FENA statt. Bei dem Termin wurde vereinbart, dass die Weichholzaue am Rhein erst bei einer Über- flutung von über 100 Tagen/ Jahr beginnt. Dies wurde als Untergrenze für den LRT *91E0 am Rhein erneut bestätigt (2009), so dass für die Planung der Kohärenzflä- chen den zu erwartenden Vegetationsbeständen bzw. Lebensraumtypen folgende Überschreitungstage (ÜT) zugeordnet werden: • > ÜT 180: Röhricht und Schlammfluren • ÜT 180 bis 100: Weichholzaue (LRT *91E0) • ÜT 100 bis 50: Übergang Weichholzaue (LRT *91E0)/ Hartholzaue (LRT 91F0) • < ÜT 50: Hartholzaue (LRT 91F0) Durch die Ausbaggerung und Bodenmodellierung ergeben sich ausgehend von den zugrunde gelegten Überflutungstagen folgende Flächengrößen für die Auenvegetati- on. • Altarmsohle: 0,88 ha • Röhricht und Schlammfluren: 0,76 ha (Altarm häufig überflutet) • Weichholzaue (LRT *91E0): außerhalb des FFH-Gebietes: 0,94 ha, inner- halb des FFH-Gebietes: 0,20 ha • Übergang Weichholzaue (LRT *91E0)/ Hartholzaue (LRT 91F0): 0,76 ha • Hartholzaue (LRT 91F0): 0,86 ha In den Bereichen der Aue, die jährlich 100 bis 180 Tage überflutet sind, ist die Ent- wicklung eines Weichholzauenwaldes (LRT *91E0) zu erwarten. In den Bereichen, die zwischen 100 und 50 Tage im Jahr unter Wasser stehen, wird sich voraussichtlich der untere Hartholzauenwald mit dem oberen Weichholzauenwald durchdringen. In- sofern sind auch auf diesem Niveau Entwicklungsflächen für den LRT *91E0 zu er- warten. In welchem Umfang sich Weichholz- (LRT *91E0) und Hartholzauenwälder (LRT 91F0) entwickeln werden, kann nicht genau prognostiziert werden. Die genaue Abgrenzung kann auch dahingestellt werden; auf jeden Fall werden die Gesamtflä- chen in dem vorgenannten Umfang erreicht. Die Entwicklung soll grundsätzlich durch natürliche Sukzession stattfinden. Die Suk- zession stellt sicher, dass sich die Auenwaldarten an den natürlichen Standorten an-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 264 - A 643 siedeln und in den Randbereichen ihres Vorkommens in enger Verzahnung mit den Baumarten der angrenzenden Waldbestände vorkommen. Diese dynamische Wald- entwicklung führt zu Beständen, die sowohl horizontal als auch vertikal gut strukturiert sind. Die beiden maßgeblichen Arten der Weichholzaue, Silberweide (Salix alba) und Schwarzpappel (Populus nigra), sind von ihrer Sukzessionsökologie her sehr ver- gleichbar. Es handelt sich um Pionierbaumarten, die in ihrer Keimungsphase auf Licht und Rohbodenstandorte angewiesen sind. Die Lebensfähigkeit ihrer Samen ist auf wenige Tage begrenzt. In ihrer ersten Entwicklungsphase sind beide Arten durch Trockenheit oder hohe Sonneneinstrahlung besonders gefährdet. Haben sich die Sil- berweiden und Schwarzpappeln jedoch erst einmal etabliert, können sie selbst starke flussdynamische Störungen überstehen. Beide Arten besitzen eine ausgeprägte Überflutungstoleranz sowie die Fähigkeit zur vegetativen Regeneration. Die Schwarzpappel (Populus nigra) wächst im Übergang von der Weichholzaue zur Hart- holzaue und ist in der Interpretation Manual (European Commission 2003) sowohl bei dem LRT *91E0 als auch bei dem LRT 91F0 als typische Baumart genannt. Nach

DISTER (1998) besiedelt die Schwarzpappel von Natur aus hauptsächlich die stark dynamischen, grobkörnigen Substrate am Rand der Gerinne und in den gerinnena- hen Abschnitten der Auen großer Flüsse. Er bezeichnet die Schwarzpappel als die bestangepasste Baumart extrem dynamischer Flussstandorte. Im beeinträchtigten FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ verjüngt sich Populus nigra vor allem im Bereich der jungen Anlandungen an der Westspitze der Insel, wo die Art zusammen mit jungen Weiden Pionierstadien der Weichholzaue begründet. Auch im FFH-Gebiet „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ kommen die Schwarzpappeln direkt am Rheinufer vor. Dieser Bereich unterliegt gänzlich der Dynamik des Rheins und dem Wechselspiel von Erosion und Sedimentation (2002). Die Verbreitung, die Vitalität und das Wachstum der Schwarzpappel werden durch periodisch auftretende, wenige Tage dauernde Überflutungen und die dadurch verur- sachten Überschlickungen begünstigt. Länger andauernde Überflutungen und insbe- sondere stagnierende Nässe wirken sich – im Gegensatz zu den Weiden, die im

Wasser Adventivwurzeln bilden – auf die Schwarzpappeln nachteilig aus (WEISGERBER

1998, WALENTOWSKI & KARRER 2006). Dafür zeichnet sich Populus nigra durch eine deutlich höhere Trockentoleranz aus. Ausgeprägte Trockenphasen bzw. fehlender Grundwasseranschluss scheinen der Pappel keine Schwierigkeiten zu bereiten. Nach

WALENTOWSKI & KARRER (2006) ist nicht die Dauer der Überflutungen oder gar der Grundwasser-Flurabstand entscheidend für die Verbreitung der Schwarzpappel, son- dern vielmehr das Angebot an Rohböden. Es sind die mechanischen Hochwasser- einwirkungen, die über Erosion und vor allem Sedimentation geeignete Ansiedlungs- möglichkeiten bieten. Insofern ist die Art optimal an eine ungestörte Fließgewässer-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 265 - A 643 dynamik mit wiederkehrenden begrenzten Überschwemmungsphasen angepasst. Die Verbreitung erfolgt vorwiegend auf generativem Weg. Die Samen sind schwimmfähig und weitgehend auf fluviatile Verbreitung angewiesen. Der Transport kann über Ent- fernungen von mehreren Kilometern erfolgen. Die im Gebiet stark ausgeprägte Na- turverjüngung der Schwarzpappel zeigt, dass eine regelmäßige generative Vermeh- rung stattfindet. In der Umgebung der Kohärenzflächen, sowohl im flussaufwärts ge- legenen FFH-Gebiet „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ als auch im Erweiterungsgebiet, sind genügend alte Bäume vorhanden, die als Samenlieferanten dienen (vgl. Schwarzpappel-Kartierung, HAGER 2009). Insofern kann davon ausge- gangen werden, dass sich nach Umsetzung der Maßnahmen durch die Schaffung von Rohböden die Bedingungen für die generative Vermehrung der Schwarzpappeln deutlich verbessern werden. Hat sich die Schwarzpappel etabliert, erträgt sie auch Austrocknung. Bei den geplanten Kohärenzmaßnahmen wird daher von einer hohen Erfolgssicherheit ausgegangen, da die standörtlichen Voraussetzungen für die natür- liche Entwicklung von Weichholzauenwald im großen Umfang geschaffen werden und die Maßnahmenflächen an bestehende LRT *91E0-Komplexe angrenzen. Sollte die Entwicklung von Weichholzauenbeständen ausbleiben, ist im Rahmen des Risikoma- nagements eine Gegensteuerung möglich. Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen und Störung durch Naherholungssuchende soll für die Maßnahmenfläche in Abstimmung mit dem Gebietsmanagement für das FFH- und Vogelschutzgebiet eine Besucherlenkung erfolgen. Hierbei sind insbeson- dere die wilden Trampelpfade zugunsten einer Wegeführung entlang des Rheinufers bzw. über den neuen Leinpfad zu sperren. Außerdem ist außerhalb der Planfeststel- lung die Notwendigkeit eines Schutzzaunes zwischen den Maßnahmenflächen und dem Strandbad mit dem Gebietsmanagement zu prüfen.

11.6 Maßnahmen 11.6.1 Reaktivierung eines Rhein-Altarmes Um die Voraussetzungen für die Entwicklung von Silberweiden-Auenwald zu schaf- fen, wird der ehemals vorhandene Rhein-Altarm wieder aktiviert und das Niveau in der Aue großflächig abgesenkt werden. Es erfolgen eine beidseitige Anbindung des ca. 1,10 km langen Altarmes an den Rhein und damit ein Anschluss an das natürliche Wasserregime des Flusses. Die ober- und unterwasserseitige Anbindung besitzen zusätzlich eine Gesamtlänge von 0,10 km. Das Altarmbett hat eine Breite von 6 m und ist gegenüber dem derzeit vorhandenen Niveau überwiegend zwischen 3-4 m eingetieft. Der Altarm verläuft im Wesentlichen entlang der alten Hybridpappelreihe. Da auf der linken Altarmseite nur wenig Platz zur Verfügung steht, schließen hier die beiden im Verhältnis 1:2 geneigten Böschungen meist direkt an das Altarmbett an. Auf der rechten Seite des Altarms ist in Abhängigkeit von der zur Verfügung stehen- …/ Planfeststellungsbeschluss - 266 - A 643 den Fläche eine großflächige Absenkung des Auenniveaus vorgesehen. Dadurch wird eine maximale Breite der geplanten Altarmaue von 70 m erreicht. Das Querprofil des Altarmes ist sehr variabel, was eine hohe Diversität der Standortbedingungen zur Folge hat. Nach der Reaktivierung des Altarmes wird dieser im Rahmen der vorhan- denen bestehenden oder bestandsgleich geplanten Restriktionen der eigendynami- sche Gewässerentwicklung überlassen. Unterhaltungsmaßnahmen zur Offenhaltung des Altarmes sind nicht vorgesehen. Der zu reaktivierende Altarm wird von einer Leinpfadbrücke, einem Radwegesteg und einem Mischwasserdüker gekreuzt. Außerdem wird eine die Altarmfläche kreuzende Regenwasserleitung zukünftig in den reaktivierten Altarm eingeleitet. Diese punktuel- len Kreuzungs- beziehungsweise Einleitungsbauwerke werden dem Erfordernis ent- sprechend unterhalten.

11.6.2 Schaffung geeigneter Standortbedingungen für die Entwicklung des LRT *91E0 (Weichholzauenwald) Die Gestaltung der Altarmaue erfolgt so, dass eine möglichst große Fläche auf Weichholzauenniveau mit einer Überflutung von 100 bis 180 Tage/Jahr entsteht. Auf der angrenzenden, im Schnitt 50 bis 100 Tage im Jahr überfluteten Fläche wird sich der allmähliche Wechsel vom Weichholzauenwald zum Hartholzauenwald vollziehen. Es ist davon auszugehen, dass wesentliche Anteile der Fläche ebenfalls von Weiden und Schwarzpappeln eingenommen werden. Aber nicht nur die Geländeabsenkung ist eine entscheidende Voraussetzung für die Weichholzauenwaldentwicklung. Vor allem auch durch die Schaffung großflächiger Offenböden und die Erhöhung des Lichteinfalls werden die Standortbedingungen für die Ansiedlung von Weiden und Schwarzpappeln optimiert. Voraussetzung für eine intakte, sich verjüngende Weich- holzaue ist darüber hinaus der ständige Wechsel von Erosion und Sedimentation. Insofern ist die mit der Reaktivierung des Altarms angestrebte Fließgewässerdynamik ebenfalls eine wichtige Grundlage für eine dynamische Weichholzaue.

11.6.3 Schaffung geeigneter Standortbedingungen für die Entwicklung des LRT 91F0 (Hartholzauenwald) Angrenzend an den Weichholzauenwald soll auf den höher gelegenen Standorten die Entwicklung von Hartholzauenwald ermöglicht werden. Es ist davon auszugehen, dass sich auf der im Schnitt 50 bis 100 Tage im Jahr überfluteten Fläche ein Hart- holzauenwald in direktem Kontakt bzw. in Durchdringung mit einem Weichholzauen- wald ausbilden wird. Sinken die Überflutungstage unter 50 im Jahr, übernehmen die typischen Arten der Hartholzaue die Vorherrschaft. Die beiden vorhandenen Dämme, die teilweise an den geplanten Altarm angrenzen, sollen zurückgenommen und dem umgebenden Aueniveau angeglichen werden.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 267 - A 643

Damit werden in diesen Bereichen die Standortvoraussetzungen für die Entwicklung von Hartholzauenwald geschaffen.

11.6.4 Durchführung der Maßnahmen und artenschutzrelevante Aspekte Die wasserbautechnische Durchführung der Maßnahme zur Herstellung des Rheinal- tarms erfolgt gemäß der fachtechnischen Planung Wasserbau zur Reaktivierung des Rheinaltarms (lfd. Nr. 18 bis 24.4 der festgestellten Unterlagen). Die Rodung der be- stehenden Gehölzbestände erfolgt im Zeitraum Anfang Oktober bis Ende Januar, die Ausbaggerung direkt anschließend. Die Ausbaggerung und Modellierung soll inner- halb eines Jahres mit einer möglichst kurzen Bauzeit durchgeführt werden, um Stö- rungen insbesondere der Vögel im VSG „Inselrhein“ zeitlich zu beschränken. Im Vor- dergrund der Etablierung des LRT*91E0 steht die ungestörte Entwicklung der Auen- wälder. Die Etablierung der Auenwälder erfolgt über Sukzession. Für sämtliche Au- enwaldbestände gilt ein Nutzungsverzicht. Bei sämtlichen Erdarbeiten ist auf die Schonung der an die Kohärenzflächen angrenzenden Silberweiden- und Schwarz- pappel-Bestände zu achten. Auch die alten gepflanzten, zum Teil bereits absterben- den Hybridpappeln an der südlichen Grenze des Gebietes sollen erhalten bleiben, da ihnen eine hohe Bedeutung für die Avifauna zukommt (nach GDE 2008 und faunisti- schen Untersuchungen, 2009, in Bezug auf Vorkommen von Pirol, Grün- und Klein- specht, Nachtigall, Gelbspötter). Beeinträchtigungen des Kreuzkrötenhabitats am südlichen Ende des Planungsrau- mes werden im Zuge der Bauausführung durch eine entsprechende Auszäunung vermieden. Die Flächeninanspruchnahme im Zuge der Brückenzuwegung wird auf das erforderliche Maß beschränkt. Durch die vorgesehenen Maßnahmen werden artenschutzrechtlich relevante Indivi- duenverluste und Störungen weitestgehend vermieden, eine erhebliche Störung der Lokalpopulationen der Arten von Pirol, Grün- und Kleinspecht, Nachtigall und Gelbspötter wird auf den für die Herstellung des Rheinaltarms zwingend erforderli- chen Zeitraum beschränkt. Die Habitatverluste sind im Vergleich zu den verbleiben- den Habitaten in den angrenzenden Weiden- und Pappelbeständen relativ gering, so dass ein Ausweichen der unmittelbar betroffenen Brutpaare gewährleistet ist. Die Funktionalität der Fortpflanzungs- und Ruhestätten für die geschützten Arten (u.a. Kreuzkröte, Pirol, Grün- und Kleinspecht, Nachtigall, Gelbspötter) bleiben auf der Schönbornschen Aue, in den Rheinwiesen und auf den weiteren Flächen des FFH- und Vogelschutzgebietes gewahrt. Die in Anspruch genommenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden sich im Zuge der Kohärenzmaßnahmen und der Entwick- lung von Auenwaldkomplexen kurz- und mittelfristig wieder etablieren. Die Beurtei- lung erfolgt in Abstimmung mit der Oberen Naturschutzbehörde.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 268 - A 643

Zur Gewährleistung einer schonenden Umsetzung der Maßnahmen findet eine Um- welt-Baubegleitung (UBB) statt.

11.6.5 Entwicklungszeit, Monitoring und Risikomanagement Angaben zur Entwicklungszeit sind nur bedingt machbar, da der Verlauf der Gehölz- sukzession nach Umsetzung der Maßnahme ganz wesentlich von den klimatischen Bedingungen der Folgejahre und vom Abflussgeschehen des Rheins abhängt, weil vor allem die Hochwasserereignisse und das Angebot an Rohböden entscheidend sind, die die generative Vermehrung der Weichhölzer prägen. Zeitspannen ohne Ge- hölzsukzession können in Jahren mit geeigneten Standortzuständen durch das mas- senhafte Aufkommen und Anwachsen von Weiden und Pappeln ausgeglichen wer- den. Da die Kohärenzflächen direkt an die alten Silberweiden und Schwarzpappeln im FFH-Gebiet angrenzen bzw. unterhalb liegen und auch im Bereich der Maßnah- menflächen Weidengebüsche und Schwarzpappel-Bestände vorhanden sind, ist ne- ben der generativen auch die vegetative Vermehrung von Bedeutung für die Gehölz- sukzession. Der Gutachter geht davon aus, dass sich innerhalb einer Entwicklungs- zeit von 10 Jahren eine Weichholzaue sowie Initialstadien der Hartholzaue ausgebil- det haben. Dem schließt sich die Planfeststellungsbehörde in Übereinstimmung mit dem Regierungspräsidium Darmstadt, obere Naturschutzbehörde, an. Die Auenwälder auf den Kohärenzflächen werden sich mittel- bis langfristig zu hervor- ragenden Beständen (Erhaltungszustand A) entwickeln, denen keine LRT-fremden Baumarten beigemischt sind und die aufgrund des Nutzungsverzichts außerordentlich strukturreich ausgebildet sind. Langfristig ist von einer natürlichen Verlandung des Altarmes und der Weiterentwicklung der Weichholzaue zur Hartholzaue auszugehen. Im Zuge der Verlandung werden die Arten der Weichholzaue die Flächen des Altarm- bettes sowie der angrenzenden Röhrichtzone erobern. In welchem Zeitraum sich die- se Entwicklung vollzieht, lässt sich nicht vorhersagen, da diese Entwicklung maßgeb- lich von der zukünftigen Verteilung des Hochwassergeschehens abhängt. Hinsichtlich der Verlandung ist die Auflage A, Ziffer IV,4.2 Punkt 23 zu beachten. Um die Zielerreichung sicherzustellen, ist ein Monitoring/ Risikomanagement vorge- sehen. Im Rahmen dieses Monitorings erfolgt die regelmäßige Kontrolle, in welchem Umfang sich die Sukzession in Richtung des LRT *91E0 vollzogen hat. Sollte die Weiden- und Pappelverjüngung infolge eines zu starken Konkurrenzdrucks durch Röhrichte, infolge mangelnder Bodenverwundung oder aufgrund einer zu geringen Vernässung der Standorte während der Keimfähigkeitsphase der Weidensamen aus- bleiben, ist im Rahmen des Risikomanagements eine Gegensteuerung vorgesehen. Die Gegensteuerung sieht in Abhängigkeit von der Ursache für das Ausbleiben der gewünschten Entwicklung verschiedene Reaktionsmöglichkeiten vor. Diese reichen von nachträglichen Bodenverwundungen über eine stärkere Vernässung des Stand- …/ Planfeststellungsbeschluss - 269 - A 643 ortes bis hin zu der Pflanzung von Weidenstecklingen. Im Rahmen des Monitorings ist die Anlage von 20 Dauerbeobachtungsflächen im Anschluss an die Umsetzung der Maßnahme vorgesehen. Die pflanzensoziologische Aufnahme der Dauerbeo- bachtungsflächen erfolgt in den ersten fünf Jahren jährlich, d.h. in den Jahren 0, 1, 2, 3, 4, 5 nach Umsetzung der Maßnahme. Anschließend werden die Flächen im 3- jährigen Abstand (in den Jahren 8, 11 und 15) untersucht.

11.6.6 Sicherung der Kohärenzmaßnahmen Für die Kohärenzflächen ist eine nachträgliche Integration in das FFH-Gebiet 6013- 301 „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ vorgesehen. Die Erweite- rung des FFH-Gebietes nach Westen soll eine Größenordnung von 10,47 ha umfas- sen. Der Vorschlag für die FFH-Gebietserweiterung umfasst über den eigentlichen Altarm hinaus noch wesentliche Bereiche der Aue zwischen der B 42 und der ehema- ligen Rheininsel „Schönbornsche Aue“. Im Detail nimmt die neue Abgrenzung die vorhandene FFH-Gebietsgrenze auf, integriert die tiefer gelegenen Schwarzpappel- bestände im Nordosten, verläuft im Folgenden bis zur Fußgängerbrücke über die B 42 (Schnakenbrücke) direkt an der Grenze des Altarmes und ab der Schnakenbrü- cke an der B 42 entlang und ist hier deckungsgleich mit der Grenze des Vogelschutz- gebietes „Inselrhein“. Im Südwesten stellt der Weg die Grenze des Erweiterungsvor- schlags dar. Auf Höhe der Kleingartenanlage „Schönbornsche Aue“ ist die neue Ab- grenzung des FFH-Gebietes wiederum deckungsgleich mit der Abgrenzung des VSG und verläuft im Folgenden bis zur aktuellen Gebietsgrenze auf dem Weg. Im Zuge der FFH-Gebietsausweisung ist eine Feuerwehrzufahrt für die Kleingartenanlage an der B 42 im Nordwesten des Planungsgebietes zu berücksichtigen. Zur Vermeidung von Beeinträchtigungen und Störung durch Naherholungssuchende soll im Bereich der Maßnahmenflächen in Abstimmung mit dem Gebietsmanagement für das FFH- und Vogelschutzgebiet eine Besucherlenkung erfolgen. Es erfolgt eine Einbindung der Kohärenzmaßnahmen in das Netz NATURA 2000. Der Kommission wird nach Art. 4 Abs. 1 der Richtlinie 92/43/EWG die Erweiterung und damit die Änderung der Gebietsgrenzen des FFH-Gebietes DE 6013-301 „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ nach erfolgter Umsetzung der planfestzustellenden Kohärenzmaßnahmen vor Beginn der Baumaßnahme auf der Rettbergsaue im Bereich des betroffenen LRT *91E0 benannt (Verfahren richtet sich nach § 32 Abs. 1 BNatSchG). Die Erweiterungsflächen werden vom Hessischen Mi- nisterium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz durch Ände- rung der Schutzerklärung unter Schutz gestellt (§ 32 Abs. 2 und 3 BNatSchG). Die Zuständigkeit für die Durchführung der Maßnahmen sowie das Monitoring obliegt der Bundesrepublik Deutschland (Bundesfernstraßenverwaltung), vertreten im Rah- men der Bundesauftragsverwaltung von der Hessischen Straßen- und Verkehrsver- …/ Planfeststellungsbeschluss - 270 - A 643 waltung in Abstimmung mit der für das FFH-Gebietsmanagement verantwortlichen oberen Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Darmstadt. Die langfristige Durchführung der Maßnahme ist somit gewährleistet. Die Kosten für die Kohärenz- maßnahme trägt die Bundesrepublik Deutschland (Bundesfernstraßenverwaltung). Es werden damit alle Kohärenzsicherungsmaßnahmen für die erheblichen Beein- trächtigungen des FFH-Gebietes „Rettbergsaue“ durch die A 643 ergriffen, die zur Sicherung eines günstigen Erhaltungszustands des LRT *91E0 sowie der Kohärenz im Netz Natura 2000 erforderlich sind.

11.6.7 Kohärenzbilanz Für den LRT *91E0 ist eine Kohärenzfläche von 0,94 ha vorgesehen, dies entspricht einem Kohärenzverhältnis von 1:4,8. Damit liegt der Kohärenzausgleich über dem mit der oberen Naturschutzbehörde abgestimmten Kohärenzverhältnis von 1:3. Bei der Bilanzierung dem Kohärenzverhältnis werden die LRT *91E0 Flächen innerhalb des FFH-Gebietes „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ (0,20 ha) nicht berücksichtigt. Die vorgeschlagenen Kohärenzmaßnahmen sollen in das FFH- Gebietsmanagement integriert werden. Tabelle 9: Bilanzierung der Kohärenzmaßnahmen für erhebliche Beeinträchti- gungen des LRT *91E0

Beeinträchtigung Beschreibung der Maßnahme Terminplan/ Fläche Entwicklungszeit in ha Überbrückung durch Entwicklung von Weichholzauenwald Beginn nach Be- 0,94 ha die A 643 im FFH-Gebiet (LRT *91E0) durch Bodenabtrag und schluss/ 10 Jahre „Rettbergsaue bei Wiesba- Sukzession den“ außerhalb des FFH-Gebiets 1.940 m² (= 0,194 ha) Kohärenzfläche: 0,94 ha Kohärenzverhältnis: 1:4,8 Baubedingte Beanspruchung Entwicklung von Weichholzauenwald Beginn nach Be- 0,20 ha im FFH-Gebiet Rheinwiesen (LRT *91E0) durch Bodenabtrag und schluss/ 10 Jahre von Oestrich-Winkel und Sukzession Geisenheim innerhalb des FFH-Gebiets 1.390 m² (= 0,139 ha) weitere Maßnahmen zur Beginn nach Be- Ökokonto (d.h. der über das Entwicklung von Lebensraumtypen schluss/ 10 Jahre Rechtlich gebotene hinaus- • Hartholzauenwald (LRT 91F0) 1,08 ha gehende Umfang wird nach • Übergangsstadien Weichholz- 0,76 ha nationalem Recht bewertet) aue/ Hartholzaue (LRT *91E0/91F0)

Die Umsetzung des mit der oberen Naturschutzbehörde abgestimmten Kohärenzver- hältnisses bewirkt, dass der LRT *91E0 in beiden FFH-Gebieten in einem günstigen Erhaltungszustand verbleibt. Ein möglicher time-lag-Effekt bei der Etablierung des Weichholzauenwaldes in den Rheinwiesen ist, insbesondere aufgrund des nur all- mählichen Degenerierens des LRT auf der Rettbergsaue durch die Verschattung und Höhenbeschränkung unter der neuen Rheinbrücke, nicht zu erwarten. Weiterhin wird sich aufgrund der Schaffung idealer Standortvoraussetzung der LRT *91E0 Silber- weiden-Weichholzauenwald mit hoher Sicherheit spätestens innerhalb einer Entwick- …/ Planfeststellungsbeschluss - 271 - A 643 lungszeit von 10 Jahren ausbilden. Bei optimalen Überschwemmungsbedingungen ist auch eine schnellere Entwicklung möglich. Die für den Kohärenzausgleich vorgese- henen 0,94 ha Maßnahmenflächen sind in einen größeren Maßnahmenkomplex ein- gebunden, der noch weitere Maßnahmen zur Entwicklung von LRT und zur Aufwer- tung der Aue vorsieht, die nach dem Naturschutzrecht als Ökokontomaßnahme ange- legt werden. Die Entwicklung von Auenwald-LRT innerhalb der FFH-Gebietserwei- terung, die somit deutlich über den erforderlichen Kohärenzausgleich hinausgeht, stellt insoweit eine Ökokontomaßnahme zu Gunsten des Vorhabenträgers dar. Die Maßnahmen werden nach Erlass des Planfeststellungsbeschlusses noch vor dem durch den Brückenneubau an der A 643 erfolgenden Schadenseintritt umge- setzt.

12. Stellungnahme der EU-Kommission Vor diesem Hintergrund hat der Vorhabenträger die Stellungnahme der Europäischen Kommission mit Formblatt vom 30.11.2010 herbeigeführt. Die EU-Kommission hat hierzu am 14.09.2011 ihre Stellungnahme auf das Ersuchen Deutschlands nach Art. 6 Abs. 4 Unterabs. 2 der FFH-Richtlinie zum Ausbau der A 643 mit Errichtung neuer Brücken im FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ abgegeben. Die Stellung- nahme der Kommission lautet: „Nach den Angaben der deutschen Behörden wurde der Neubau der „Schierstei- ner Brücke“, die den Rhein zwischen Wiesbaden und Mainz in Hessen überquert, als erforderliches Projekt von überwiegenden öffentlichen Interesse beurteilt, für das es keine vertretbaren Alternativen gibt. Es werden Minderungsmaßnahmen durchgeführt, welche die negativen Auswirkungen des Brückenbaus eingrenzen. Das Projekt wird sich jedoch nachteilig auf den prioritären Lebensraumtyp 91E0* Auen-Wälder auswirken. Die Auswirkungen werden durch die Schaffung gleich- wertiger Lebensräume auf einer Gesamtfläche, die dreimal so groß ist wie das be- troffene Gebiet, ausgeglichen. Diese Kompensationsmaßnahmen werden durch- geführt, bevor die Schäden eintreten. Der Schutz der globalen Kohärenz des Natu- ra-2000-Netzes wird daher sichergestellt. Auf der Grundlage der detaillierten Informationen und Erläuterungen der deut- schen Behörden und unter besonderer Berücksichtigung der in diesem Dokument beschriebenen Aspekte ist die Kommission der Auffassung, dass die nachteiligen Auswirkungen des Neubaus der „Schiersteiner Brücke“ auf das Natura-2000- Gebiet DE 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ aus zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses gerechtfertigt sind.“ Die abschließend genannte Bedingung, dass „die Ausgleichsmaßnahmen […] entsprechend der Beschreibung in den Unterla- gen, die die deutschen Behörden der Kommission übermittelt haben, durchgeführt und überwacht“ werden, wird durch die Auflagen unter A, Ziffer IV,1 und IV,10 Bestandteil der Planfeststellung. Die im Rahmen des Kohärenzkonzeptes vorgesehene Vergrößerung des FFH- Gebiets „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ (DE 6013-301) beab- sichtigte Aufnahme der Erweiterungsflächen erforderliche Meldung nach § 32 …/ Planfeststellungsbeschluss - 272 - A 643

BNatSchG erfolgt durch die zuständige Landesbehörde, dem Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

12. Zusammenfassung der Abweichungsentscheidung Das Ergebnis der Abweichungsentscheidung kann wie folgt zusammengefasst wer- den: Bau und Betrieb des Autobahnabschnittes werden das Gebiet nicht wesentlich beein- trächtigen. Es werden umfangreiche Schadensbegrenzungsmaßnahmen durchge- führt. Hierzu gehören insbesondere Maßnahmen zur Minimierung von Störungen. Die Baustelleneinrichtung und -straßen werden auf Gebiete außerhalb des LRT 91E0* begrenzt. Die Bautätigkeiten werden schnellstmöglich abgeschlossen. Der gesamte Baufortschritt wird überwacht. Außerdem werden die Fundamente der vorhandenen Brücke teilweise entfernt. Für das FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ kommt es allerdings insbesonde- re durch das zweite Brückenbauwerk über die Rettbergsaue zu einer erheblichen Beeinträchtigung des prioritären Lebensraumtyps (LRT) *91E0 „Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excelsior“ auf einer Fläche von 0,194 ha. Die Gewichtung des Integritätsinteresses des von der A 643 betroffenen FFH-Gebietes ist frei von Fehlern. Nach erfolgter Abweichungsprüfung ist festzustellen, dass zwar Erhaltungs- ziele des FFH-Gebiets „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ erheblich betroffen werden (siehe unter C, Ziffer IV,3, insb. 3.5), dass aber nach der abwägenden Beurteilung von Abweichungsgründen (siehe unter C, Ziffer IV,9) und der Ausscheidung weniger beeinträchtigender Alternativen (siehe unter C, Ziffer IV,10) sowie der Ermittlung der notwendigen Kohärenzsicherungsmaßnahmen(siehe unter C, Ziffer IV,11) und der eingeholten Stellungnahme der EU-Kommission wegen der erheblichen Beeinträchti- gung des prioritären LRT *91E0 (siehe unter C, Ziffer IV,12) die Baumaßnahme ge- rechtfertigt ist. Die erhebliche Beeinträchtigung von Erhaltungszielen im FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ in Bezug auf den LRT *91E0 wird durch entsprechen- de Kohärenzmaßnahmen (in Erweiterung an das FFH-Gebiet „Rheinwiesen von Oest- rich-Winkel und Geisenheim“) vermieden. Ferner hat der durchgeführte FFH- Alternativenvergleich die Planfeststellungsvariante (unterstromige Erweiterung der Rheinbrücke) bestätigt. Die Planfeststellungsbehörde konnte bei der Abwägung an das Ergebnis der FFH- Verträglichkeitsprüfung und die Ausnahmeprüfung sowie das EU-Stellungnahmeersu- chen anknüpfen. Die Abwägung, die einzelfallbezogen erfolgte (vgl. BVerwG, Urteil vom 17. Mai 2002 - BVerwG 4 A 28.01 -, Buchholz 451.91 Europ. UmweltR Nr. 7 S. 33) und bei der das Gewicht mit dem das Integritätsinteresse des Gebietsschutzes entsprechend eingestellt wurde, berücksichtigt das Ausmaß der Beeinträchtigungen. Fehlerhafte Ergebnisse der Verträglichkeitsprüfung, die sich auf die Abwägung durch- …/ Planfeststellungsbeschluss - 273 - A 643 schlagen könnten (vgl. auch EuGH, Urteil vom 20. September 2007 - Rs. C-304/05 - SIg. 2007, I-7495 Rn. 83; BVerwG, Urteil vom 17. Januar 2007 - BVerwG 9 A 20.05 -, a.a.0. Rn.114), sind nicht erkennbar. Die FFH-VP, 2009/ 2010, deren Aufgabe es war, die erforderlichen naturschutzfachlichen Grundlagen für die gemäß dem Leitfa- den erforderliche Phase 2 darzustellen, erfüllen die Anforderungen. Sie betrachteten die Planung unter Berücksichtigung der aktuellen Kenntnisse. Darüber hinaus wurde in der Planfeststellung unter Berücksichtigung der Rechtsprechung des BVerwG auf die Irrelevanzschwelle von 3% beim Stickstoffeintrag abgestellt. Vorliegend werden durch Stickstoffeintrag keine LRT-Flächen beeinflusst. Zusammenfassend ist festzustellen, dass, soweit Erhaltungsziele des FFH-Gebiets „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ erheblich beeinträchtigt werden, im Rahmen des Ko- härenzausgleichs eine Kohärenzsicherung stattfindet. Dies gilt insbesondere für die Flächenverluste des LRT *91E0. Damit tritt keine Gefährdung der Stabilität des güns- tigen Erhaltungszustandes der LRT innerhalb des FFH-Gebiets ein. Die Flächeninan- spruchnahme des LRT *91E0 von 0,194 ha wird durch die vorgesehenen Kohärenz- maßnahmen in einer Größenordnung von insgesamt 0,94 ha wiederhergestellt wer- den. Das Integritätsinteresse des FFH-Gebietes mit dem Erhaltungsziel LRT *91E0 bleibt trotz der angesetzten Gebietsbeeinträchtigungen durch die Flächeninanspruch- nahme gewahrt. Dies gilt auch für das FFH-Gebiet „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“. Die für die Durchführung der Kohärenzmaßnahme sich ergebende baubedingte Beanspruchung von 0,139 ha wird durch Entwicklung von 0,20 ha LRT *91E0 ausgeglichen. Darüber hinaus werden im Rahmen der naturschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen weitere 1,08 ha LRT 91F0 und 0,76 ha LRT *91E0/91F0 ge- schaffen. Für den erforderlichen Kohärenzumfang für den beeinträchtigten LRT *91E0 ist zwi- schen Vorhabenträger und oberer Naturschutzbehörde ein Flächenverhältnis von 1:3 vereinbart worden. Dieser erforderliche Kohärenzausgleich erfolgt in einem Maßnah- menkomplex westlich angrenzend an das FFH-Gebiet DE 6013-301 „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“. Die Maßnahmenflächen sind Teil eines ehe- maligen, aufgefüllten Rheinarms und haben direkten Kontakt zu bestehenden Flä- chen des LRT *91E0. Durch Reaktivierung des Altarmes und Bodenmodellierungen der angrenzenden Flächen wird das natürliche Überflutungsregime des Rheins mit den erforderlichen Parametern für die Entwicklung einer Weichholzaue in der not- wendigen Flächengröße wieder hergestellt. Der funktionale Zusammenhang zur be- einträchtigten Fläche auf der Rettbergsaue wird durch folgende Sachverhalte ge- stützt: - Beide Flächen sind Teil des Vogelschutzgebietes „Inselrhein“,

…/ Planfeststellungsbeschluss - 274 - A 643

- beide Gebiete sind naturräumlich durch ihre Lage in der Rheinaue eng verbun- den, - beide Gebiete haben vergleichbare standörtliche Voraussetzungen und - beide Gebiete liegen im räumlichen Verbund der FFH-Gebiete entlang des Rheins. Das gesamte Maßnahmenpaket umfasst eine Fläche von 4,38ha. Neben der Kohä- renzmaßnahme wird auf dieser Fläche das verbleibende Eingriffsdefizit durch den sechsstreifigen Ausbau der A 643 in Höhe von 884.784 Biotopwertpunkten kompen- siert und der restliche Überschuss in Höhe von 1.784.006 Biotopwertpunkten fließt in ein Ökokonto. Ziel der geplanten Maßnahmen ist die Entwicklung eines großflächig zusammenhängenden Komplexes aus Weichholz- und Hartholzauenwäldern durch die Verbesserung der Standortbedingungen. Zu diesem Zweck wird der ehemalige Rheinnebenarm mit dem Ziel der dauerhaften Wasserführung reaktiviert und das Ni- veau in der Aue durch Bodenabtrag bzw. –modellierung abgesenkt. Die erforderliche Fläche für den Kohärenzausgleich wird deutlich überschritten. Die zeitlichen Vorgaben zur Umsetzung der Kohärenzmaßnahme sind dahingehend festgelegt worden, dass zum Zeitpunkt des Schadeneintritts für den prioritären LRT die Maßnahme durchgeführt und rechtlich gesichert ist. Bedingt durch die Art der Maßnahme verbleibt dennoch eine zeitliche Lücke zwischen dem Eintreten der er- heblichen Beeinträchtigung und der vollen Funktionsfähigkeit der Maßnahmen zur Kohärenzsicherung. Diese zeitliche Lücke wird durch Vorgaben an das zeitliche Baumanagement minimiert. Zudem resultieren die erheblichen Beeinträchtigungen der Weichholzaue im FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ primär aus den an- lagebedingten Auswirkungen durch Wuchshöhenbeschränkung und Verschattung. Diese Beeinträchtigungen treten demzufolge nicht sofort sondern eher schleichend ein. Demgegenüber steht bedingt durch die Standortwahl für die Kohärenzmaßnah- men eine beschleunigte Weichholzauenentwicklung. Dadurch wird die Funktionsbe- reitstellung dieser Fläche verbessert und die zeitliche Lücke weiter reduziert. Die Maßnahmengestaltung ist außerdem dahingehend optimiert worden, dass die zukünftige Funktionalität dieser Fläche gewährleistet werden kann. So wird die ord- nungsgemäße Umsetzung der Maßnahme durch eine ökologische Bauüberwachung überwacht. Des Weiteren ist zur Sicherung des Entwicklungserfolgs ein langfristiges Monitoring vorgesehen, um im Sinne des Risikomanagements entsprechende Ge- gensteuerungsmaßnahmen veranlassen zu können. Damit entspricht die Kohärenz- maßnahme den Anforderungen des § 34 Abs.5 BNatSchG. Des Weiteren liegen die erforderlichen Voraussetzungen für eine Zulassung der Maßnahme gemäß § 34 Abs. 3 BNatSchG vor. Die zwingenden Gründe des überwie- genden öffentlichen Interesses sind gegeben, so dass diese die Beeinträchtigungen

…/ Planfeststellungsbeschluss - 275 - A 643 des LRT *91E0 im FFH-Gebiet überwiegen. Damit konnte der Antragsbegründung gefolgt werden. Im Rahmen der Alternativenprüfung wird außerdem nachgewiesen, dass keine zumutbaren Alternativen i.S.d. § 34 Abs.3 Nr.2 BNatSchG vorhanden sind. Aufgrund der Beeinträchtigung eines prioritären Lebensraumtyps ist gemäß § 34 Abs.4 BNatSchG über das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktor- sicherheit eine Stellungnahme der Kommission herbeigeführt worden. Das Projekt konnte somit nach § 34 Abs. 5 i.V.m. 3 und 4 BNatSchG abweichend von § 34 Abs. 2 BNatSchG im Bereich des FFH-Gebiets DE 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ unter A, Ziffer III,1 zugelassen werden. Die Planfeststellungsvariante genügt den Anforderungen des Gebietsschutzes und – wie die Ausführungen unter C, Ziffer V belegen – auch den fachgesetzlichen Anforde- rungen.

V. Abwägung Nach Abwägung sämtlicher von der Planung berührten öffentlichen und privaten Be- lange ist der Plan für den (1.) den Neubau der Rheinbrücke Schierstein (Bauwerke 1b, 4b, 1c, 4c, 2a, 5a, 2b und 5b) der Bundesautobahn 643 (Autobahndreieck Mainz- Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein) zwischen den Anschlussstellen Mainz- Mombach und Wiesbaden-Äppelallee mit (2.) dem sechsstreifigen Ausbau der A 643 von der Landesgrenze Rheinland-Pfalz/ Hessen bis zum Autobahnkreuz Wiesbaden- Schierstein in den Gemarkungen Schierstein und Biebrich der Landeshauptstadt Wiesbaden von Bau-km 0+262,78 bis 2+275 (Achse 1: östliche Richtungsfahrbahn) und von Bau-km 0+267,97 bis 2+655 (Achse 2: westliche Richtungsfahrbahn) und (3.) Umbau des Schiersteiner Kreuzes einschließlich der Folge-, Vermeidungs-, Ko- härenz- und Ausgleichs- sowie Ersatzmaßnahmen in den Gemarkungen Biebrich und Schierstein der Landeshauptstadt Wiesbaden und der Kohärenz- und Ausgleichs- maßnahmen in den Gemarkungen Geisenheim der Stadt Geisenheim (Flur 23) und Winkel der Stadt Oestrich-Winkel (Flur 59) festzustellen. Das Vorhaben ist im Interesse des öffentlichen Wohls unter Beachtung der Rechte Dritter im Rahmen der planerischen Gestaltungsfreiheit vernünftigerweise geboten. Das planfestgestellte Vorhaben ist aus verkehrlichen und straßenbautechnischen Gründen planerisch gerechtfertigt und in der vorgesehenen Form zweckmäßig. Das Vorhaben entspricht den Ergebnissen der vorbereitenden Planung. Es berücksichtigt unter Würdigung der verschiedenen öffentlichen und privaten Belange die Anforde- rungen des Abwägungsgebots aus § 17 FStrG. Es trägt den Anforderungen des eu- ropäischen Gebietsschutzes (siehe C, Ziffer IV), aber auch des europäischen Arten- schutzes (siehe C, Ziffer V,5) Rechnung. Die Planung ist auch im Hinblick auf die enteignungsrechtliche Vorwirkung gerechtfertigt (siehe C, Ziffer VI).

…/ Planfeststellungsbeschluss - 276 - A 643

Die Planfeststellungsbehörde hat in besonderem Maße berücksichtigt, dass die Stra- ßenbaumaßnahme einen sehr sensiblen Naturraum berührt, der insbesondere durch die FFH-Gebiete „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ und Gebietes „Wanderfischgebiete im Rhein“ und des Vogelschutzgebiets „Inselrhein“ gekennzeichnet ist. Darüber hin- aus erfolgt der Ausbau der A 643 zwischen dem Rhein und der A 66 in Gewerbe- und Siedlungsflächen der Landeshauptstadt Wiesbaden. Die mit dem Vorhaben verbun- denen Beeinträchtigungen müssen jedoch hinter dem verkehrlichen und straßenbau- technischen Erfordernis zurückgestellt werden; zudem werden die Beeinträchtigun- gen vollständig ausgeglichen. Bezüglich der sonstigen öffentlichen und privaten Belange werden keine Rechtssätze verletzt. Die im Anhörungsverfahren von Gebietskörperschaften, Behörden und Stellen vorge- brachten und aufrechterhaltenen Einwendungen konnten, soweit sie durch - die Auflagen unter A, Ziffer IV, - die von der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung im Anhörungsverfah- ren gegebenen, unter A, Ziffer V bestätigten Zusagen oder - die vorgenommenen Planänderungen und Violetteintragungen in den Planun- terlagen berücksichtigt werden, unter A, Ziffer VI für erledigt erklärt werden. Einwendungen, die nicht das mit dem vorliegenden Planfeststellungsbeschluss fest- gestellte Vorhaben einschließlich der Folge- sowie Ausgleichs- und Ersatzmaßnah- men betreffen, waren für gegenstandslos zu erklären. Die darüber hinausgehenden aufrechterhaltenen Einwendungen waren unter A, Ziffer VI zurückzuweisen (zu den Einwendungen der betroffenen Privaten wird auf die Aus- führungen unter C, Ziffer VI verwiesen). Die sich durch das Vorhaben ergebenden Entschädigungsfragen Privater waren in das Entschädigungsverfahren zu verweisen. Die Entschädigungsverhandlungen wer- den durch den Vorhabenträger, vertreten durch das ASV Wiesbaden oder dessen Rechtsnachfolger, mit den betroffenen Grundstückseigentümern geführt und geregelt (siehe gleichfalls die Ausführungen unter C, Ziffer VI). Die vom Träger des Vorhabens in den Planunterlagen im Einzelnen angegebenen wesentlichen Auswahlgründe für die geplante Baumaßnahmen zur Erneuerung der Rheinbrücken und zum Ausbau der A 643 sowie zum Umbau der Schiersteiner Kreu- zes in Grund- und Aufriss sowie für den Querschnitt sind nachvollziehbar. Die Pla- nung berücksichtigt die Umweltauswirkungen. Das Vorhaben ist in der vorgesehenen Art und Weise zweckmäßig und geeignet, nicht nur das anstehende straßenbautech- nische sonder auch das Verkehrsproblem zu lösen sondern genügt auch den ande- ren öffentlichen und privaten Belangen. Dabei sind bei der Festlegung der Linienfüh-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 277 - A 643 rung – wie auch die weiteren Ausführungen belegen – die Belange des Immissions- schutzes, des Naturschutzes und der Landschaftspflege und des Artenschutzes ein- bezogen worden. Die Trasse orientiert sich am verkehrlichen Erfordernis unter Be- rücksichtigung der abwägungserheblichen öffentlichen und privaten Belange, insbe- sondere des Gebietsschutzes im Bereich der FFH- und Vogelschutzgebiete oder der städtischen Belange im Gewerbe- und Siedlungsbereich von Biebrich und Schiers- tein.

1. Planungsvarianten Das planfestgestellte Vorhaben stellt sich nach eingehender Ermittlung und Abwä- gung aller vom Vorhaben berührten öffentlichen und privaten Belange durch die Plan- feststellungsbehörde als die beste Lösung zur Erreichung der Planungsziele und mit- hin als Vorzugsvariante dar. Die Planfeststellungsbehörde hat geprüft, ob die Pla- nungsziele, welche mit der Ausbaumaßnahme der A 643 verfolgt werden, in anderer Weise hätten erreicht werden können. Sie ist nach eingehender Ermittlung, Bewer- tung und Abwägung aller ernsthaft in Betracht kommenden Alternativen zu der Über- zeugung gelangt, dass keiner der vom Vorhabenträger untersuchten Varianten oder im Laufe des Planfeststellungsverfahrens unterbreiteten Alternativvorschläge und keine der sonstigen denkbaren Vorhabenvarianten geeignet ist, die mit dem Vorha- ben verfolgten Ziele besser und in einer Weise zu verwirklichen, dass die mit dem planfestgestellten Vorhaben verbundenen Eingriffe und Belastungen hätten wesent- lich vermindert werden können. Sämtliche der im Rahmen des Planfeststellungsver- fahrens sowie vorgelagerter Planungsstufen und Verfahren untersuchten Planungs- varianten bleiben hinter der planfestgestellten Vorzugsvariante zurück. Der Plan- feststellungsbehörde war bei der Alternativenprüfung ein gestuftes Verfahren gestat- tet, bei dem sich die Anforderungen an den Umfang der Sachverhaltsermittlung und -bewertung nach dem erreichten Planungsstand und den im Laufe des Verfahrens gewonnenen Erkenntnisse richtet (vgl. BVerwG, Beschluss vom 24. April 2009 - BVerwG 9 B 10.09 -, NuR 2009, 480). Ernsthaft sich anbietende Alternativlösungen werden nachfolgend berücksichtigt und mit der ihnen objektiv zukommenden Bedeu- tung in die vergleichende Prüfung der von den möglichen Alternativen gewürdigt (vgl. auch BVerwG, Beschluss vom 20. Dezember 1988 - BVerwG 7 NB 2.88 -, BVerwGE 81, 128 <136 f.> m.w.N.; Urteil vom 9. Juni 2004 - BVerwG 9 A 11.03). Die Plan- feststellungsbehörde war indes nicht verpflichtet, die Variantenprüfung bis zuletzt offen zu halten und alle von ihr zu einem bestimmten Zeitpunkt erwogenen oder von dritter Seite vorgeschlagenen Alternativen gleichermaßen detailliert und umfassend zu untersuchen. Der Sachverhalt zu den Planungsalternativen wurde soweit geklärt, wie dies für eine sachgerechte Entscheidung und eine zweckmäßige Gestaltung des Verfahrens erforderlich ist. Alternativen, die sich aufgrund einer Grobanalyse als we- …/ Planfeststellungsbeschluss - 278 - A 643 niger geeignet erweisen, konnten schon in einem frühen Verfahrensstadium ausge- schieden werden (vgl. BVerwG, Urteil vom 25. Januar 1996 - BVerwG 4 C 5.95 -, BVerwGE 100, 238 <249 f.>). Stellt sich im Rahmen einer solchen Vorprüfung her- aus, dass das mit der Planung zulässigerweise verfolgte Konzept bei Verwirklichung der Alternativtrasse nicht erreicht werden kann und daher die Variante in Wirklichkeit auf ein anderes Projekt hinausliefe, so kann die Planfeststellungsbehörde diese Vari- ante ohne weitere Untersuchungen als ungeeignet ausscheiden (vgl. BVerwG, Urteil vom 19. Mai 1998 - BVerwG 4 A 9.97 -, BVerwGE 107,1 <13 f.>).

1.1 Ausbau der A 643 mit Erneuerung der Rheinbrücke Im Rahmen der fachplanerischen Alternativenprüfung gemäß § 17 FStrG hat die Planfeststellungsbehörde die von dem Vorhabenträger in das Verfahren eingeführten Alternativen geprüft. Insoweit wird an dieser Stelle auf die geprüften anderweitigen Lösungsmöglichkeiten (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer II,4) und die Alternati- venprüfung im Rahmen des Gebietsschutzes (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer IV,10) verwiesen. Die planende Behörde konnte Planungsalternativen, die nach einer Grobanalyse in einem früheren Planungsstadium nicht in Betracht kamen, für die wei- tere Detailplanung und damit auch (im Detail) für die förmliche Umweltverträglich- keitsprüfung im Rahmen der Planfeststellung ausscheiden. Maßstab für die Abwägung der Vorhabenvarianten sind die zuvor unter C, Ziffer III,5 dargestellten, mit dem Vorhaben verfolgten Planungsziele. Im Rahmen der Abwä- gung kommen nur solche Varianten ernsthaft in Betracht, mit denen die wesentlichen Ziele der Planung erreicht werden können. Varianten, die andere als die der Planung zu Grunde liegende Zielsetzungen verfolgen, stellen begrifflich andere Projekte dar, die ausgeschieden werden dürfen, weil sie den Planungszielen nicht bzw. nicht voll- umfänglich (unter „hinnehmbaren Abstrichen“) entsprechen. Vorliegend ergeben sich bei den hier relevanten einzelnen Trassenvarianten keine unterschiedlichen verkehr- lichen Wirkungen. Der Vorhabenträger hat in dem gestuften Planungsprozess die Wirkungen der Varianten untersucht und bewertet und sich zutreffend für die hier ge- wählte Planfeststellungsvariante entschieden. Dies ist im Rahmen ihm zustehenden fachplanerischen Ermessensspielraums erfolgt, nachdem in der vorgeschalteten Prü- fung im Rahmen des europäischen Gebietsschutzes eine Abwägung erfolgte, die im Rahmen der FFH-Alternativenprüfung vertieft wurde. Die Planfeststellungstrasse mit der unterstromigen Rheinbrücke wie auch eine oberstromige Rheinbrücke führen mit ca. 0,19 ha standortverändernder Überspan- nung des prioritären LRT *91E0 (Weichholzauenwälder) zu vergleichbaren erhebli- chen Beeinträchtigungen im FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“. Bei der Tunnelvariante, bei der aufgrund der Tunnellänge der Bau einer Lüfterzentrale auf der Rettbergsaue erforderlich ist, lassen sich durch die Standortwahl und bauzeitliche …/ Planfeststellungsbeschluss - 279 - A 643

Vermeidungsmaßnahmen erhebliche Beeinträchtigungen der Lebensraumtypen *91E0 und 3260 (Flüsse der planaren bis montanen Stufe) grundsätzlich vermeiden. Im FFH-Gebiet „Kalkflugsandgebiete Mainz-Ingelheim“ schwenkt die Planfeststel- lungstrasse aufgrund der unterstromigen Rheinbrücke bereits nach Westen aus. Ebenso ist für die oberstromige Rheinbrücke eine östliche Verbreiterung im FFH-Ge- biet erforderlich. Mit der Planfeststellungstrasse sind erhebliche Beeinträchtigungen der prioritären Lebensraumtypen „Ausdauernde Sandtrockenrasen“ (LRT *6120) und „Steppen-Trockenrasen“ (LRT *6240) sowie des nicht prioritären Lebensraumtyps „Submediterrane Halbtrockenrasen“ (LRT 6210) verbunden. Die Verluste sind mit 0,1 ha LRT *6120 und 0,003 ha LRT *6240 sowie 0,09 ha LRT 6210 relativ klein. Da sich die größeren zusammenhängenden Lebensraumtypenbestände auf der Ostseite der A 643 befinden (Mainzer Sand I), sind die LRT-Flächenverluste durch die oberstromi- ge Alternative insgesamt größer. Die umfänglichsten Flächenverluste prioritärer und nicht prioritärer Lebensraumtypen im Gebiet des Mainzer Sandes verursacht die Tunnelvariante. Dabei verschwenken die Richtungsfahrbahnen bereits im FFH-Gebiet so aus, dass die Tunnelportale westlich und östlich neben dem vorhandenen Wider- lager der Vorlandbrücke liegen. Hiermit ist eine wesentliche Flächenbeanspruchung der LRT *6120, LRT *6240 und LRT 6210 westlich und östlich der A643 verbunden. Wobei alle Varianten aufgrund der Flächenverluste an prioritären und nicht prioritären Lebensraumtypen zu erheblichen Beeinträchtigungen der Erhaltungsziele des FFH- Gebiets führen. Die Prüfung der Varianten durch die Planfeststellungsbehörde hat, wie die Darlegun- gen belegen, die Planfeststellungsvariante bestätigt.

1.2 Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein Das Schiersteiner Kreuz ist nicht ausreichend leistungsfähig, weil die Verflechtungs- bereiche für die Fahrbeziehungen Frankfurt am Main - Mainz, Wiesbaden - Frankfurt am Main und Wiesbaden - Mainz (Richtungsfahrbahn der A 643) nicht ausreichend sind. Allein dies führt zu einer Überlastung des gesamten Schiersteiner Kreuzes. Auch die Fahrbeziehung Mainz - Frankfurt am Main mit einer einstreifigen Rampe ist überlastet. Dieser Zustand erfordert eine Änderung der Verbindungsrampen. Dem- entsprechend beruht die Variantenuntersuchung zum Umbau des Schiersteiner Kreu- zes auf dem Bau einer neuen Semidirektrampe für die Fahrbeziehung Frankfurt am Main - Mainz und einer Verbreiterung der Verflechtungsbereiche und der Rampe für die Fahrbeziehung Mainz - Frankfurt am Main. Alle übrigen Rampen müssen an die neue Situation nur angepasst werden; sie sind nicht Gegenstand der Variantenunter- suchung. Für den Umbau des Schiersteiner Kreuzes wurden die folgenden Varianten unter- sucht: …/ Planfeststellungsbeschluss - 280 - A 643

Variante I (siehe Abb. 9 des Deckblatts zum Erläuterungsbericht, S. 20): Die auf der A 66 fahrenden Verkehrsteilnehmer, die von Westen kommend auf die A 643 abbiegen, verlassen gemeinsam die A 66 zu Beginn des Autobahnkreuzes Wiesbaden-Schierstein auf der bestehenden Verbindungsrampe Frankfurt am Main - Wiesbaden. Die Verbindungsrampe wird auf einen Querschnitt Q3 aufgeweitet, der sich in der Semidirektrampe Frankfurt am Main - Mainz fortsetzt. Die Verbindungs- rampe Frankfurt am Main - Wiesbaden schwenkt nach links (Süden) mit einem Ver- zögerungsfahrstreifen auf die vorhandene Rampe und verbleibt im weiteren Verlauf im Bestand, um dann im Rechtsbogen an die A 643 in Richtung Norden anzuschlie- ßen. Die Verkehrsteilnehmer auf der zweistreifigen Semidirektrampe fahren nach rechts (Norden) heraus. Die Rampe verläuft zunächst in einer Geraden, unterquert im anschließenden Linksbogen mit einem Radius R = 125 m die A 643 die Verbindungs- rampe Frankfurt am Main - Wiesbaden und überquert die A 66. Daran schließt sich ein Bogenwechsel mit einem Radius R = 194 m an. Die Rampe überquert die vor- handene Bahnstrecke und bindet in Richtung Süden an die auszubauende Rich- tungsfahrbahn Wiesbaden - Mainz an. Die vorhandenen Verbindungsrampen Rüdes- heim - Mainz und Wiesbaden - Rüdesheim werden durch den Neubau der Semidi- rektrampe bereichsweise überbaut, so dass diese Rampen verlegt werden müssen. Der Ausfahrbereich der Verbindungsrampe Wiesbaden - Rüdesheim wird nach Nor- den verschoben und mit einem Radius von 125 m an die bestehende Rampe ange- bunden. Der Ausfahrbereich der Verbindungsrampe Rüdesheim - Mainz wird nach Osten verschoben und mit einer Radienfolge R = 155/ 189 m von der A 66 abgesetzt, verschwenkt mit einem Rechtsbogen mit R = 200 m und schließt über einen Be- schleunigungsfahrstreifen an die Semidirektrampe im Bereich des Brückenbauwerkes über die Bahnstrecke an. Die übrigen vier Verbindungsrampen Wiesbaden - Frankfurt am Main, Mainz - Rüdesheim, Rüdesheim - Wiesbaden und Mainz - Frankfurt am Main des Autobahnkreuzes sind nicht Gegenstand der Variantenuntersuchung. Die Gradiente (Linienführung im Höhenplan) wird im Wesentlichen beeinflusst von den Randbedingungen und Zwangspunkten des Bestandes im Bereich des Auto- bahnkreuzes Wiesbaden-Schierstein. Dies gilt insbesondere für die vorhandenen Verbindungsrampen Rüdesheim - Mainz und Wiesbaden - Rüdesheim, die im We- sentlichen an die Bestandshöhen anzupassen sind. Die Gradiente der neuen Semidi- rektrampe überschreitet am Beginn der Baustrecke die Höchstlängsneigung von max. s = 6,0% auf kurzer Länge um 0,3%. Dies ergibt sich aus den vorhandenen Fahr- bahnhöhen im Ausfahrbereich der bestehenden Verbindungsrampe Frankfurt am Main - Wiesbaden aus der A 66. Der weitere Verlauf der Gradiente wird bestimmt durch die Zwangspunkte im Bereich der Unter- und Überquerungen der A 643, der A 66 und der DB-Strecke. Das Gefälle bewegt sich zwischen 0,5% und 3,5%.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 281 - A 643

Für die Unter- bzw. Überführungen unter der A 643 bzw. über die A 66 und die DB- Strecke werden Straßenbrücken gebaut. Die Einschnitte werden geböscht geplant. Stützbauwerke sind aufgrund der in der Nähe vorliegenden älteren Baugrundauf- schlüsse nicht erforderlich. Der in den zuvor benannten Baugrundaufschlüssen er- kennbare Grundwasserhorizont liegt unterhalb der Gründungssohlen. Deshalb sind offene Sohlausbildungen und keine Trogkonstruktionen geplant. Die geplanten Verkehrsanlagen und Ingenieurbauwerke verändern den bestehenden Zustand der Entwässerung im Bereich des Autobahnkreuzes Wiesbaden-Scherstein nicht. Die Vorflut bildet nach wie vor der Hauptsammler auf der Ostseite der A 643. Die wesentlichen Eingriffe in den Verkehrsablauf sind bedingt durch den Bau des Unterführungsbauwerkes unter der A 643 und des direkt westlich anschließenden Rampenneubaus sowie durch die Baumaßnahmen im Bereich der Verbindungsrampe Rüdesheim - Mainz. Für die betroffenen Verkehrsströme sind Verkehrsführungen im Bereich des Baufeldes zu planen bzw. großräumige Umleitungen vorzusehen. Variante II (siehe Abb. 10 des Deckblatts zum Erläuterungsbericht, S. 22): Der Trassenverlauf der Verbindungsrampen orientiert sich am Bestand der vorhan- denen Rampe Frankfurt am Main - Wiesbaden. Die auf der A 66 fahrenden Verkehrs- teilnehmer, die von Osten kommend auf die A 643 abbiegen, verlassen gemeinsam die A 66. Hierzu ist der Ausfahrbereich von der A 66 nach Westen zu verschieben. Die Verbindungsrampe erhält einen Querschnitt Q3, der sich in der Semidirektrampe Frankfurt am Main - Mainz fortsetzt. Die Verbindungsrampe Frankfurt am Main - Wiesbaden verschwenkt nach rechts mit einem Ausfahr- (Verzögerungs-) streifen auf die zu verlegende Rampe und schließt nördlich versetzt wieder an die A 643 an. Die zweistreifige Semidirektrampe verläuft zunächst in einer Geraden, unterquert im an- schließenden Linksbogen mit einem Radius von R = 125 m die A 643 und überquert danach die A 66. Daran schließt sich ein Bogen mit einem R = 176,5 m an. Die Ram- pe überquert die vorhandene Bahnstrecke und bindet in Richtung Süden an die aus- zubauende Richtungsfahrbahn Wiesbaden - Mainz an. Die vorhandene Verbindungs- rampe Rüdesheim - Mainz wird durch den Neubau der Semidirektrampe Frankfurt am Main - Mainz bereichsweise überbaut, so dass diese Rampe verlegt werden muss. Der Ausfahrbereich der Verbindungsrampe Rüdesheim - Mainz wird nach Westen verschoben und in einer Wendeklothoide mit einem Radius 300 m von der A 66 ab- gesetzt, verschwenkt mit einem Rechtsbogen mit R = 125 m, daran schließt sich ein Bogenwechsel mit einem Radius R = 175 m an und wird über einen Einfahr- (Be- schleunigungs-) streifen an die Semidirektrampe Frankfurt am Main - Mainz im Be- reich des Brückenbauwerkes über die Bahnstrecke angeschlossen. Die übrigen fünf Verbindungsrampen sind nicht Gegenstand der Variantenuntersuchung.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 282 - A 643

Die Gradiente wird beeinflusst von den Randbedingungen und Zwangspunkten des Bestandes im Bereich des Autobahnkreuzes Wiesbaden-Schierstein. Dies gilt insbe- sondere für die vorhandene Verbindungsrampe Rüdesheim - Mainz, die im Wesentli- chen an die Bestandshöhen anzupassen ist. Die Gradiente der neuen Semidirekt- rampe weist eine Steigung von 1,5-1,8% auf. Der Verlauf der Gradiente wird ansons- ten durch die Zwangspunkte im Bereich der Unter- und Überquerungen der A 643, der A 66 und der Bahnstrecke bestimmt und bewegt sich zwischen 1,6 und 4,0% Ge- fälle. Für die Unter- bzw. Überführungen unter der A 643 bzw. über die A 66 und die Bahn- strecke werden Straßenbrücken gebaut. Die geplanten Verkehrsanlagen und Ingenieurbauwerke verändern den bestehenden Zustand der Entwässerung im Bereich des Autobahnkreuzes Wiesbaden-Schierstein ebenfalls nicht. Die Vorflut bildet nach wie vor der Hauptsammler auf der Ostseite der A 643. Die wesentlichen Eingriffe in den Verkehrsablauf ergeben sich durch den Bau des Unterführungsbauwerkes unter der A 643 und des direkt westlich anschließenden Rampenneubaus sowie durch die Baumaßnahmen im Bereich der Verbindungsrampe Rüdesheim - Mainz. Für die betroffenen Verkehrsströme sind Verkehrsführungen im Bereich des Baufeldes zu planen bzw. großräumige Umleitungen vorzusehen. Vorzugslösung Die beiden betrachteten Varianten sind bezüglich der angewandten Entwurfsparame- ter in Achse, Gradiente und Querschnitt uneingeschränkt vergleichbar. Der Eingriff in Fremdgrundstücke lässt sich bei beiden Varianten nicht vermeiden, ist aber bei der Variante II wesentlich geringer, da die Eingriffe nördlich der A 66 auf erhebliche klei- nere Flächeninanspruchnahmen reduziert sind. Die Neuversiegelung durch Fahr- bahnflächen ist bei beiden Varianten vergleichbar. Die Unterschiede bei den Flächen der zu verlegenden und damit neu anzulegenden Verbindungsrampen werden durch den Rückbau und die Rekultivierung der entfallenden, bestehenden Rampen ausge- glichen. Umweltfachlich ergeben sich keine entscheidungsrelevanten Unterschiede zwischen den Umbaualternativen, da sich die beiden Rampenführungen nicht wesentlich von- einander unterscheiden und sich der Umbau weitestgehend auf die vom derzeitigen Autobahnkreuz beanspruchten Flächen beschränkt. Insgesamt sind keine entschei- dungserheblichen nachteiligen Umweltauswirkungen durch den Umbau des Auto- bahnkreuzes zu prognostizieren (siehe Unterl. 12.8.2). Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Varianten liegt im Verkehrskon- zept für die Rampen von der A 66 aus Richtung Westen auf die A 643. Bei der Vari- ante I müssen sich die Verkehrsteilnehmer, die von der A 66 kommend auf der A 643

…/ Planfeststellungsbeschluss - 283 - A 643 in Richtung Süden weiterfahren, nach der Ausfahrt aus der A 66 auf der Nordseite der gemeinsamen Verbindungsrampe halten und rechts fahren. Umgekehrt müssen diejenigen, in auf der A 643 Richtung Norden weiterfahren, nach der Ausfahrt auf der Südseite der gemeinsamen Verbindungsrampe halten und links fahren. Bei der Vari- ante II fahren die Verkehrsteilnehmer bei dem zuvor beschriebenen Vorgang auf dem „richtigen“ Fahrstreifen, d.h. wer nach Süden fahren will fährt auch auf der Südseite und wer nach Norden will auf der Nordseite weiter. Die Begreifbarkeit wird für den Verkehrsteilnehmer verbessert und damit gleichzeitig das Unfallrisiko infolge plötzli- cher Fahrstreifenwechsel verringert. Die Verkehrsführung während der Bauzeit des Unterführungsbauwerkes der Verbin- dungsrampe Frankfurt am Main - Mainz unter der A 66 ist bei der Variante II wesent- lich unkomplizierter als bei der Variante I. Das Unterführungsbauwerk selbst hat klei- nere Abmessungen und beschränkt sich nur auf die A 66. Die bestehende Verbin- dungsrampe Wiesbaden - Rüdesheim kann unbeeinträchtigt erhalten bleiben. Die Verbindungsrampe Frankfurt am Main - Wiesbaden wird vor Baubeginn des Unterfüh- rungsbauwerkes außerhalb der bestehenden Rampe bereits in endgültiger Lage neu gebaut. Die sonstigen erforderlichen Verkehrsführungen im Bereich des Autobahn- kreuzes während der Bauzeit sind bei beiden Varianten in ihren Auswirkungen ver- gleichbar. Unter Abwägung dieser Kriterien ergeben sich deutliche Vorteile für die Variante II.

2. Abschnittsbildung Die Abschnittsbildung für den Ausbau der A 643 (Mainz - Wiesbaden) ist rechtlich einwandfrei und als solche zulässig. Der hier festgestellte Abschnitt umfasst den ge- samten Bereich der A 643 zwischen der Landesgrenze Rheinland-Pfalz/ Hessen und der A 66 (Schiersteiner Kreuz). Für den Anschlussbereich bis zur Anschlussstelle Mainz-Mombach wird vom Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz der Planfeststel- lungsbeschluss erlassen. Der dortige Abschnitt umfasst den Bereich in Rheinland- Pfalz von Bau-km 3+945,70 bis 4+316,69 (= Bau-km 0+262,78 des hessischen Ab- schnitts) (Achse 1: östliche Richtungsfahrbahn) und von Bau-km 3+935,36 bis 4+305,34 (= Bau-km 0+267,97 des hessischen Abschnitt (Achse 2: westliche Rich- tungsfahrbahn). Dem hier planfestgestellten Abschnitt der A 643 stehen in dem vorgenannten Folge- abschnitt keine unüberwindlichen Planungshindernisse entgegen. Die vom Landesbe- trieb Mobilität Rheinland-Pfalz gewählte Abschnittsbildung erfolgte unter dem Ge- sichtspunkt einer zweckmäßigen Verfahrensgestaltung. Dies ist ordnungsgemäß er- folgt (vgl. BVerwG, z.B. Urteil vom 26. Juni 1981 - BVerwG 4 C 5.78 -, BVerwGE 62, 342; Beschlüsse vom 26. Juni 1992 - BVerwG 4 B 1-11.92 --, NVwZ 1993, 572, und 2. November 1992 – BVerwG 4 205.92 - NVwZ 1993, 887; Urteil vom 28. Februar …/ Planfeststellungsbeschluss - 284 - A 643

1996 - BVerwG 4 A 27.95 -, UPR 1996, 270). Dies ist grundsätzliche zulässig auch im Hinblick auf den Gebietsschutz. Denn die Abschnittsbildung erfährt durch das Habi- tatrecht keine Einschränkungen (vgl. Beschluss vom 23. November 2007 - BVerwG 9 B 38.07 - NuR 2008, 176 ). Die im Folgeabschnitt aufgeworfenen Proble- me des Gebietsschutzes werden von der dafür zuständigen Planfeststellungsbehör- de, dem Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz, nicht ausgeblendet. Es ist eine aus- reichende Vorausschau auf den nachfolgenden Abschnitt nach Art eines „vorläufigen positivem Gesamturteils“ möglich. Dem Ausbau der A 643 steht – obwohl in ihm das Natura-2000-Gebiet „Kalkflugsandgebiete Mainz-Ingelheim“ betroffen ist – der euro- päische Gebietsschutz nicht entgegen. Bei der in der Planung befindlichen Trasse sind Vermeidungs- und Kohärenzmaßnahmen möglich. Eine abschließende Abwei- chungsprüfung nach Art. 6 Abs. 4 FFH-RL, § 34 Abs. 4 BNatSchG wird in der Plan- feststellung für den Ausbau der A 643 zwischen AS Mainz-Mombach und Mainzer Dreieck vorzunehmen sein. Dieser Entscheidung kann und muss derzeit nicht vorge- griffen werden. Die zuständige Planfeststellungsbehörde wird die Abweichungsgrün- de unter Beachtung der bipolaren, spezifischen Regeln des FFH-Rechts zu prüfen und, soweit prioritäre LRT erheblich betroffen sind, eine Stellungnahme der EU-Kom- mission herbeizuführen und in die Abwägung einzubeziehen haben. Nach dem ge- genwärtigen Kenntnis- und Planungsstand ist – wie die vorzunehmende Vorausschau ergibt – die Umweltverträglichkeitsprüfung unter Beachtung des Gebietsschutzes zu gewährleisten. Bei Würdigung des Sachverhalts, dass die voraussehbaren nachteiligen Auswirkun- gen auf ein FFH-Gebiet die Realisierbarkeit nicht ausschließt, kann hier festgestellt werden, dass das Vorhaben zugelassen werden kann. Soweit sich Einwänder auf rheinland-pfälzischer Seite durch das Vorhaben betroffen fühlen, ist deren Einwendung zurückzuweisen. Sie werden durch das Vorhaben auf hessischer Seite nicht einmal mittelbar betroffen, zumal der Standort der angegebe- nen Wohnanlagen sich in einem größeren Abstand zum hier planfestgestellten hessi- schen Ausbaubereich – z.B. ca. 1,5 (Hasenquelle in Mainz), 1,8 (Am Stollhenn), 2, 2,5, 3, 3,5, 3,8, 4, 4,5, 6, 7 km oder sogar 10, 10,5 oder 16 km, je nach Lage der bau- lichen Anlage – befindet. Zudem sind die verzeichnenden Verkehrszunahmen sehr gering, so dass die sich daraus ergebenden Umweltauswirkungen sehr gering sind und auf das Ausbauvorhaben keine Wertminderungen der angesprochenen Immobi- lien zurückgehen werden. Der Ausbau der A 643 von der Anschlussstelle Mainz-Mombach bis zum Autobahn- dreieck Mainz ist nicht Gegenstand der laufenden Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der A 643 zwischen der Anschlussstelle Mainz-Mombach und dem Schiers- teiner Kreuz. Im Übrigen ergibt sich durch die planfestgestellte Maßnahme im Bereich

…/ Planfeststellungsbeschluss - 285 - A 643 des Mainzer Sandes (entspricht dem Abschnitt zwischen dem Ende der Vorlandbrü- cke und der Anschlussstelle Mainz-Gonsenheim) gegenüber dem Prognose-Nullfall eine Verkehrszunahme von 700 Kfz/24h im Jahre 2020. Dies führt zu einer geringen Zusatzbelastung durch Stickstoffdepositionen. Demgegenüber wirkt sich das festge- stellte Vorhaben nicht nachteilig auf das Naherholungsgebiet Lennebergwald aus; es kann nicht – wie von Beteiligten – von einer Zerstörung dieses Gebiets durch Lärm gesprochen werden.

3. Verkehrliche und straßenbauliche Belange (Anforderungen an die stra- ßenbauliche Infrastruktur) Aufgrund der Zielsetzung handelt es sich bei der A 643 um eine anbaufreie, zweibah- nige Straße mit planfreien Knotenpunkten in der der Kategoriengruppe AS I. Den sie dient ausschließlich dem schnellen Kraftfahrzeugverkehr und ist innerhalb der Kate- goriengruppe „Autobahn“ aufgrund ihrer Verbindungsfunktion zwischen den Fernau- tobahnen A 66 und A 60 der Verbindungsstufe „großräumig“ einzuordnen („Richtlinien für die Anlage für Autobahnen“ (RAA), Ausgabe 2008, S. 7). Nach den „Richtlinien für die integrierte Netzgestaltung“ (RIN), Ausgabe 2008, auf die die RAA aufbauen, han- delt es sich um eine Autobahn mit großräumiger und überregionaler Verbindungsstu- fe (AS I [= Fernautobahn] und AS II [= Überregionalautobahn]) (vgl. Tab. 5 und 6 der RIN). Durch die geringen Knotenpunktabstände (<2 km) und die Führung durch be- baute oder am Rand bebauter Gebiete besitzt die A 643 zwar den Charakter einer sog. Stadtautobahn, ist aber aufgrund ihrer großräumigen Verbindungsfunktion in die Entwurfsklasse EKA1 nach der RAA einzustufen. Entsprechend der Verbindungs- funktion und der Entwurfsklasse EKA1 wurden für die Festlegung der Grenzwerte der Entwurfselemente die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h zugrunde gelegt, wobei die zulässige Höchstgeschwindigkeit aufgrund der engen Knotenpunktabstände auf 100 km/h zu beschränken sein wird. Hierüber befindet jedoch die Planfeststellungsbehör- de nicht, da die zuständige Straßenverkehrsbehörde dies unter Beachtung der sich aus § 45 StVO ergebenden Anforderungen unter Berücksichtigung der verkehrlichen Situation zu prüfen und zu entscheiden hat. Aber auch aus Gründen des Lärm- und Immissionsschutzes musste die Planfeststellungsbehörde im Planfeststellungsbe- schluss keine Geschwindigkeitsbeschränkung anordnen, weil zum einen ausreichen- der Lärmschutz vorgesehen ist und zum anderen aus Gründen des Immissionsschut- zes andere Rechtsinstrumentarien außerhalb der Planfeststellung zur Verfügung ste- hen (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer V,4). Von daher waren auch Forderungen nach Anordnung einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf der A 643 und den Ram- pen von 100 km/h bzw. 80 km/h zurückzuweisen. Durch die Festlegung der Verbindungsstufe sind die maßgebenden Entwurfs-, Quali- täts- und Betriebsmerkmale für die Planung der Straßenbaumaßnahme bestimmt. …/ Planfeststellungsbeschluss - 286 - A 643

Hierzu gehört auch der planfreie Ausbau der Anschlussstellen unter Beachtung des Planungsleitsatzes nach § 1 Abs. 3 FStrG). Gemäß RAA sind daher für die A 643 folgende Mindest- bzw. Grenzwerte für den vorliegenden Entwurf maßgebend: Straßenkategorie AS I Entwurfsklasse EKA 1 Richtgeschwindigkeit 130 km/h Länge von Geraden (Länge von Zwischengeraden zwischen gleichsinnig ge- krümmten Kurven) max L = 2.000 m, min L = 400 m Radien min R = 900 m, min L = 75 m Klothoiden min A = 300 m Längsneigung max s = 4,0%, min s = 1,0% (im Verwindungsbereich) Kuppenhalbmesser min HK = 13.000 m Wannenhalbmesser min HW = 8.800 m Tangentenlänge min T = 150 m Bei der Planung hat das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden die für den Straßenbau geltenden Richtlinien, wie „Richtlinien für die Anlage für Autobahnen“ (RAA), Ausgabe 2008, berücksichtigt. Dieses technische Regelwerk stellt keine Rechtsquelle dar sondern hat als Ausdruck der Erkenntnisse und Erfahrungen von Fachleuten die Bedeutung von allgemeinen Erfahrungssätzen und antizipierten gene- rellen Sachverständigengutachten (vgl. BVerwG, Beschluss vom 7. Mai 2007 - BVerwG 4 B 5.07 -, juris Rn. 4). Vorliegend erfordern alle anderen entgegenstehen- den Belange, wie die Belange von Natur und Landschaft oder des Immissionsschut- zes, keine Abweichung von den in diesen Richtlinien enthaltenen Kriterien. Die Straßenplanung entspricht, wie die nachfolgenden Ausführungen belegen, den straßenbaulichen und verkehrlichen Anforderungen und somit den geltenden Stand der Technik und Baukunst für den Straßenbau.

3.1 Dimensionierung Bei der Festlegung der Trassierung der A 643 wurde ausgehend von den Ergebnis- sen des Umweltverträglichkeitsprüfung und FFH-Alternativenprüfung der Neubau der Rheinbrücke Schierstein und der sechsstreifige Ausbau der A 643 geplant. Der hier festgestellte Plan umfasst den hessischen Abschnitt zwischen der Landesgrenze von Hessen und Rheinland-Pfalz im Mombacher Arm des Rheines und der A 66 (Wies- baden - Frankfurt am Main). Mit dem gemeinsam mit dem Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke vorgesehenen sechsstreifigen Ausbau der A 643 und dem Umbau des Schiersteiner Kreuzes stellt sich eine deutliche Verbesserung der Qualität des Verkehrsablaufs ein. Es werden Qualitätsstufen von A bis D erreicht. Durch die vorgesehene Anzahl der Fahrstreifen, die Anordnung der Seitenstreifen (Standstreifen), die gewählte, am Bestand orientier- te großzügige Trassierung im Lage- und Höhenplan, einer ausreichenden Rampen- führung und Wahl der entsprechenden Rampenquerschnitte sowie die Anordnung einer Verteilerfahrbahn zwischen der Anschlussstelle Äppelallee und dem Autobahn- …/ Planfeststellungsbeschluss - 287 - A 643 kreuz Wiesbaden-Schierstein wird insgesamt eine angemessene Qualität des Ver- kehrsablaufes erreicht. Die Trasse der sechsstreifig auszubauenden Autobahn orientiert sich am Bestand der jetzigen vierstreifigen A 643. Dieser ist daher auf gesamter Länge, einschließlich der Anschlussstelle Wiesbaden-Äppelallee, als Zwangspunkt anzusehen. Da eine Ver- breiterung der Rheinbrücke aufgrund des Erhaltungszustandes nicht möglich ist, muss diese unter Aufrechterhaltung des Verkehrs neu gebaut werden. Zusammen mit dem sechsstreifigen Ausbau führt dies dazu, zunächst eine neue Brücke parallel zur vorhandenen Brücke zu bauen. Parallel zur vorhandenen Rheinbrücke wird auf der westlichen Seite zur Aufnahme der Richtungsfahrbahn Wiesbaden-Mainz ein separa- tes Brückenbauwerk errichtet. Die Richtungsfahrbahn Mainz-Wiesbaden wird nach dem Abriss der heutigen Rheinbrücke auf dem in alter Lage neu errichteten Brücken- bauwerk geführt. Der Beginn des hessischen Abschnittes befindet sich an der Lan- desgrenze Hessen/ Rheinland-Pfalz. Auf hessischer Seite ist das nördliche Widerla- ger Zwangspunkt für einen Brückenneubau. Auf rheinland-pfälzischer Seite ist der Abbruch der 2007 sanierten Vorlandbrücke aus wirtschaftlichen Gründen nicht mög- lich. Der auf Stützen stehende westliche Teil der Anschlussstelle Mainz-Mombach muss jedoch an die sechsstreifige Ausbauform angepasst werden. Zwangspunkt für den Brückenneubau ist hier der verbleibende „Stummel“ der Vorlandbrücke, der aus konstruktiven Gründen nicht rückgebaut werden kann. Daher entsteht an dieser Stelle ein Abstand von 18,75 m zwischen alter und neuer Brücke. Die Zwangspunkte auf rheinland-pfälzischer Seite (Kante der Vorlandbrücke) und auf hessischer Seite (nördliches Widerlager der Vorlandbrücke) bewirken eine Schräg- stellung der beiden neuen Brückenbauwerke. Ab dem nördlichen Widerlager der Vor- landbrücke verschwenkt die durch die Zwangspunkte vorgegebene einseitige Verbrei- tung bis zum Bauende in eine symmetrische Verbreiterung bis zum Ausbauende. Nördlich der Rheinbrücke muss die Anschlussstelle Wiesbaden-Äppelallee an die sechsstreifige Ausbauform angepasst werden. Hier wird die vorhandene südöstliche Auffahrtrampe als nordöstliche Parallelrampe umgestaltet. Die Parametergrenzwerte der Rampenentwurfselemente nach der RAA, Tab. 21, be- ruhen auf einer gewählten Rampengeschwindigkeit von 40 km/h für eine angepasste Rampenführung (nicht zügige Linienführung). Scheitelradius der Rampe min R = 50 m Kuppenmindesthalbmesser min HK = 1500 m Wannenmindesthalbmesser min HW = 750 m Haltesichtweite Sh = 40 m Längsneigung max s = +6,0%, min s = -7,0% Querneigung max q = 6,0%, min q = 2,5 % Das im Zuge der Anschlussstelle liegende Unterführungsbauwerk der Äppelallee muss dabei abgebrochen und neu gebaut werden. Die Äppelallee wird mit einer neu- …/ Planfeststellungsbeschluss - 288 - A 643 en Fahrstreifenaufteilung an die neue Rampensituation angepasst. Von der Ausfahrt des „Real-Marktes“ muss ein neuer Rechtsabbiegestreifen gebaut werden. Die vor- handene südöstliche Auffahrtrampe wird rückgebaut. Im weiteren Verlauf unterquert noch die städtische Straße „Alte Schmelze“/ Hagenauer Straße die A 643. Auch die- ses Bauwerk muss abgebrochen und neu errichtet werden. Der Querschnitt richtet sich nach dem sich aus dem Erfordernis der Ausbauplanung zum Umbau des Schiersteiner Kreuzes. Im Kreuzbereich wird eine zweistreifige Semidirektrampe für die Fahrtrichtung Frankfurt am Main - Mainz mit Standstreifen neu gebaut. In ihrem Verlauf unterquert sie die A 643 unter einer Straßenbrücke, überquert die A 66 und anschließend die vorhandene Bahnstrecke mit jeweils einer Straßenbrücke. Umbau des Autobahnkreuzes Wiesbaden-Schierstein Gemäß RAA werden für Verbindungsrampen im Autobahnkreuz Wiesbaden-Schier- stein folgende Mindest- bzw. Grenzwerte gewählt: Rampengeschwindigkeit max V = 60 km/h Radien min R = 125 m Kuppenhalbmesser min HK = 2.800 m Wannenhalbmesser min HW = 1.400 m Längsneigung max s = +6,0% (Steigung), min s = -7,0% (Gefälle) Querneigung min q = 2,5 %, max q = 6,0 % Die einstreifige Rampe Rüdesheim - Mainz ist zu verlegen und schließt nordwestlich der Bahnquerung an die Semidirektrampe Frankfurt am Main - Mainz an. Die einstrei- fige Rampe Frankfurt am Main - Wiesbaden ist ebenfalls zu verlegen; sie schließt nördlich versetzt an die A 643 an. Die vorhandene, einstreifige Rampe Mainz - Frank- furt am Main wird in eine zweistreifige Rampe umgebaut und der Einfahrbereich zur A 66 verlängert und angepasst. Zur Überquerung der Bahnstrecke ist eine neue Straßenbrücke zu errichten. Die vorhandenen Rampen Frankfurt am Main - Mainz, Frankfurt am Main - Wiesbaden, Rüdesheim - Mainz und Mainz - Frankfurt am Main werden bereichsweise überbaut. Die übrigen Teilstücke dieser Rampen werden rück- gebaut und rekultiviert. Die Rampen Wiesbaden - Frankfurt am Main, Rüdesheim - Wiesbaden und Mainz - Rüdesheim werden an die neu entstehende Situation ange- passt. Die Rampe Wiesbaden - Rüdesheim wird durch diesen Umbau nicht verändert und bleibt baulich erhalten.

3.2 Sechsstreifiger Ausbau der A 643 Beide Fahrstreifen beginnen am nördlichen Widerlager der Anschlussstelle Mainz- Mombach mit einer Gerarden zur Querung des Rheines, die in Richtungsfahrbahn Mainz - Wiesbaden ca. 1520 m lang und in der Richtungsfahrbahn Wiesbaden - Mainz ca. 1.340 m lang ist. Die Richtungsfahrbahn Mainz - Wiesbaden geht im An- schluss an die Gerade dem Bestand folgend in eine leichte Linkskurve mit einen Kreisbogen von R = 4.000 m und einer Länge von ca. 560 m über. Der Anschluss an

…/ Planfeststellungsbeschluss - 289 - A 643 das Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein erfolgt dann wieder mit einer Geraden. Auf die Zwischenschaltung von Übergangsbögen (Klothoiden), wird verzichtet, da die Winkeländerung der Kurve " <10 gon beträgt und die Bogenlänge >300 m ist. Die Richtungsfahrbahn Mainz - Wiesbaden muss den Abstand zwischen den beiden Richtungsfahrbahnen von 18,75 m an der Anschlussstelle Mainz-Mombach auf 4,00 m verringern. Deshalb wurde hier eine geringfügig andere Trassierung gewählt. Nach der geraden Rheinquerung geht diese Fahrbahn auch in eine Linkskurve über, die mit R = 3.300 m etwas kleiner ausfällt als bei der entgegengesetzten Richtungs- fahrbahn. Nach dieser Linkskurve erfolgt der Anschluss an das Autobahnkreuz Wies- baden-Schierstein wiederum mit einer Geraden. Das hier die Richtungsänderung im Kreisbogen größer als 10 gon sind, werden hier jeweils Übergangsbögen mit A = 1.100 m angeordnet. Im südwestlichen Quadranten des Autobahnkreuzes Schierstein werden die Rampen Rüdesheim - Mainz und die neue zweistreifige Rampe Frankfurt am Main - Mainz zusammengeführt und mit einer Fahrstreifenaddition an die Richtungsfahrbahn Wies- baden - Mainz der A 643 angebunden. Aus der Richtungsfahrbahn Mainz - Wiesba- den wird die Rampe Mainz - Frankfurt am Main mit einer Spursubtraktion von der A 643 auf die A 66 geführt. Ab dieser Stelle wird die A 643 dann mit einem vierstreifi- gen Querschnitt RQ 31 bzw. RQ 31B über die Unterführung der A 66, die neu errich- tet werden muss, geführt. Im weiteren Verlauf quert die A 643 die Unterführung der neuen Rampe Frankfurt am Main - Mainz und wird danach bis zum Bauende bei Bau- Bau-km 2+725,00 in einer Geraden im Bestand der jetzigen A 643 geführt. Die Trassierung erfolgt für die Richtungsfahrbahn Wiesbaden - Mainz exakt am Be- stand. Bei der Trassierung der Richtungsfahrbahn Wiesbaden - Mainz mussten die die beschriebenen Zwangspunkte berücksichtigt werden. Die Gradiente orientiert sich genauso wie die Trasse im Lageplan am Bestand. Beide Richtungsfahrbahnen haben die gleiche Gradientenlage. Am Widerlager Mainz stei- gen die Gradienten mit 1,0% bis zum Hochpunkt etwa in der Mitte der Rettbergsaue an. Von dort aus fallen die Gradienten dann mit ca. 0,815% in Richtung Wiesbaden bei Bau-km 1+638. Von diesem Tiefpunkt steigen die Gradienten dann mit ca. 3,9% in Richtung Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein an. Die Anschlussstelle Wiesba- den-Äppelallee befindet sich im Bereich des moderaten Gefälles mit 0,815%. Die Kuppenausrundungen wurden dem Bestand folgend mit 37.000 m und die Wannen- ausrundungen mit ca. 15.000 m gewählt. Die gewählten Entwurfselemente im Höhenplan sind so gewählt, dass sie zusammen mit den Lageplanelementen eine ausgewogene räumliche Linienführung ergeben, die Verkehrssicherheit durch die Einhaltung der Haltesichtweiten gewähren, sich der To- pographie bzw. dem Bestand möglichst gut anpassen und damit das Landschaftsbild

…/ Planfeststellungsbeschluss - 290 - A 643 schonen sowie den städtebaulichen Gegebenheiten der Biebricher und Schiersteiner Gewerbegebieten Rechnung tragen. Die erforderlichen lichten Höhen der Rheinbrücken über den Schifffahrtswegen sind eingehalten.

3.3 Umbau des Autobahnkreuzes Wiesbaden-Schierstein Der Trassenverlauf der Verbindungsrampen orientiert sich am Bestand der Verbin- dungsrampe Frankfurt am Main - Wiesbaden. Die auf der A 66 fahrenden Verkehrs- teilnehmer, die von Osten kommend auf die A 643 in beiden Richtungen abbiegen, verlassen gemeinsam die A 66. Hierzu wird der Ausfahrbereich von der A 66 nach Westen verschoben. Die Verbindungsrampe erhält einen Querschnitt Q3, der sich dann in der Semidirektrampe Frankfurt am Main - Mainz fortsetzt. Die Verbindungs- rampe Frankfurt am Main - Wiesbaden verschwenkt nach rechts mit einem Verzöge- rungsfahrstreifen auf die zu verlegende Rampe ab und schließt nördlich versetzt wie- der an die A 643 an. Die zweistreifige Semidirektrampe verläuft zunächst in einer Geraden, unterquert im anschließenden Linksbogen mit einem Radius von R = 125 m die A 643 und über- quert danach die A 66. Daran schließt sich ein Bogenwechsel mit einem Radius R = 176,5 m an. Die Rampe überquert die vorhandene Bahnstrecke und bindet in Rich- tung Süden an den geplanten Ausbauzustand der A 643 in Richtung Mainz an. Die vorhandene Verbindungsrampe Rüdesheim - Mainz wird durch den Neubau der Se- midirektrampe Frankfurt am Main - Mainz bereichsweise überbaut, sodass diese Rampe verlegt werden muss. Der Ausfahrbereich der Verbindungsrampe Rüdesheim - Mainz wird nach Westen verschoben und in einer Wendeklothoide mit einem Radius R = 300 m von der A 66 abgesetzt und verschwenkt mit einem Rechtsbogen mit R = 125 m, daran schließt sich ein Bogenwechsel mit einem Radius R = 175 m an und wird über einen Einfahr- (Beschleunigungs-) fahrstreifen an die Semidirektrampe Frankfurt am Main - Mainz im Bereich des Brückenbauwerkes über die Bahnstrecke angebunden. Die Verbindungsrampe Mainz - Frankfurt am Main wird zweistreifig ausgebildet. Sie beginnt mit einer Spursubtraktion kurz vor der Unterführung der Bahnlinie mit einem Rechtsbogen R = 125 m, schmiegt sich im weiteren Verlauf mit einem Linksbogen R = 150 m an die Verbindungsrampe Wiesbaden - Rüdesheim an, um dann wieder mit einem Rechtsbogen R = 125 m auf die A 66 einzuschwenken. Die Rampen Mainz - Rüdesheim, Wiesbaden - Frankfurt am Main und Rüdesheim – Wiesbaden werden an die neue Situation angepasst. Die Verbindungsrampe Wiesbaden – Rüdesheim bleibt im Bestand erhalten und wird von der Umplanung nicht berührt. Die Gradiente der Rampen wird beeinflusst von den Randbedingungen und Zwangs- punkten des Bestandes im Bereich des Autobahnkreuzes Wiesbaden-Schierstein. …/ Planfeststellungsbeschluss - 291 - A 643

Dies gilt insbesondere für die vorhandene Verbindungsrampe Rüdesheim - Mainz, die im Wesentlichen an die Bestandshöhen angepasst wird. Die Gradiente der neuen Semidirektrampe Frankfurt am Main - Mainz bewegt sich zwischen 1,5% und 1,8% Steigung. Der Verlauf der Gradiente wird ansonsten bestimmt durch die Zwangspunk- te im Bereich der Unter- und Überquerungen der A 643, der A 66 und der Bahnstre- cke und bewegt sich zwischen 1,6 und 4,0% Gefälle. Die neue zweistreifige Direktrampe Mainz - Frankfurt/Main wird mit ca. 3,4% Steigung über die Unterführung der Bahnlinie Wiesbaden - Niederlahnstein geführt und dann mit ca. 1,5% bzw. 0,9 % Gefälle an die A 66 angeschlossen. Durch die Überlagerung der Entwurfselemente in Lage und Höhe ist zu erkennen, dass die gewählte Linienführung optisch und entwässerungstechnisch befriedigend ist, zumal die gewählten Entwurfselemente deutlich größer als die Trassierungsmin- destparameter sind. Kurze Bögen und Halbmesser werden in Grund- und Aufriss vermieden und damit verhindert, dass der Eindruck einer geknickten Linienführung entsteht. Das große Brückenbauwerk mit der Rheinquerung passt sich mit den gegenläufigen Steigungen und dem großen Wannenhalbmesser in den Streckenverlauf ein und vermeidet somit die Brettwirkung einer geraden Brücke. Für die freie Strecke ergibt sich aus der gestreckten Linienführung und der geringen Längsneigungen im gesamten Ausbauabschnitt bei Zugrundelegung einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h, aber auch bei der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h stets ausreichende Sichtweiten. Sichthindernisse in den Seitenräumen sind hierbei nicht relevant.

3.4 Straßenquerschnitt Entsprechend der beschriebenen Verkehrsfunktion und der prognostizierten Ver- kehrsbelastung für das Jahr 2020 (siehe unter C, Ziffer III,3.2) ist nach den RAA ein RQ 36 für die freie Strecke und RQ 36B für die Rheinbrücke als maßgebender Quer- schnitt ermittelt worden. Die A 643 erhält im Ausbauabschnitt damit zwei getrennte Richtungsfahrbahn mit jeweils drei Fahrstreifen von 3,75 m bzw. 3,50 m Breite und einem Seiten- (Stand-) streifen mit einer Breite von je 2,50 m. Die seitlichen Rand- streifen zur Aufnahme der Fahrbahnmarkierung haben eine Breite von 0,50 m. Zur Vergrößerung der Sichtweiten in Linkskurven und zum Erleichtern des Aussteigens bei Nothalten werden am mindestens 4,00 m breiten Mittelstreifen 0,75 m breite Randstreifen angeordnet. Die Bankette werden zur Erhöhung der Verkehrssicherheit in Abweichung von der RAA mit einer Breite von 2,50 m ausgebildet. Damit eine 5+0 Behelfsverkehrsführung (4+0 Verkehrsführung und ein Verflechtungs- streifen für Verzögerung und Beschleunigung) möglich ist, werden die neuen Rhein- brücken zwischen der AS Mainz-Mombach und der AS Wiesbaden-Äppelallee mit …/ Planfeststellungsbeschluss - 292 - A 643 einer befahrbaren Breite von 15,75 m hergestellt werden. Diese Breite ist im Bereich der Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen der Anschlussstellen erforderlich und wird auf den Rheinbrücken beibehalten (Mehrbreite im Bereich der Standstreifen von 1,25 m). Durch diese Querschnittswahl ist bei Erhaltungsarbeiten oder Ausbau- arbeiten die Sperrung einer Richtungsfahrbahn im gesamten Ausbauabschnitt mög- lich, da jeweils eine Richtungsfahrbahn mit einer Verkehrsraumbreite von 14,50 m eine 5+0 bzw. 5+1 Behelfsverkehrsführung gewährleistet. Beide Richtungsfahrbahnen erhalten zusätzlich zwischen dem Bereich der Spuraddi- tion mit der Rampe Rüdesheim - Mainz bzw. der Spursubtraktion der Rampe Mainz - Frankfurt und der Abfahrt an der Anschlussstelle Wiesbaden-Äppelallee aufgrund des kurzen Abstandes der beiden Aus- und Einfahrten einen vierten Fahrstreifen als Ver- flechtungsstreifen zwischen ca. Bau - km 1+700 bis Bau-km 2+250 (gemäß Typ V1 der RAA, Bild 64). Alle übrigen Ein- und Ausfahrbereiche der Typen E1 bzw. A1 er- halten Beschleunigungs- bzw. Verzögerungsstreifen von LA bzw. LE = 250 m Länge nach der RAA (Kap. 6.4.3 und 6.4.4). Damit entsteht folgender Querschnitt für die freie Strecke: RQ 36 (angepasst SQ 38) (siehe Deckblatt zum Erläuterungsbericht, Abb. 16, S. 36, und Straßenquerschnitt Unterl. 6 Blatt Nr. 1): Richtungsfahrbahn Wiesbaden - Mainz 1 Bankett 2,50 m 1 Standstreifen 2,50 m 1 Randstreifen 0,50 m 2 Fahrstreifen je 3,75 m*) 2*3,75 m 7,50 m 2 Fahrstreifen je 3,50 m 2*3,50 m 7,00 m 1 Randstreifen 0,75 m Gesamtbreite 20,75 m * davon ein Verflechtungsstreifen

Mittelstreifen 1 4,00 m Richtungsfahrbahn Mainz - Wiesbaden: 1 Randstreifen 0,75 m 2 Fahrstreifen je 3,75 m*) 2*3,75 m 7,50 m 2 Fahrstreifen je 3,50 m 2*3,50m 7,00 m 1 Standstreifen 3,00 m 1 Bankett 2,50 m Gesamtbreite 20,75 m Fahrstreifen, die überwiegend vom Schwerverkehr genutzt werden, erhalten eine Breite von 3,75 m, um die Fahrbahnbeanspruchung gleichmäßig zu verteilen. Dies betrifft bei sechsstreifigen Autobahnen den rechten Fahrstreifen. Die bei EKA1 weni- ger vom Schwerverkehr genutzten linken Fahrsteifen sind 3,50 m breit. Der Randstreifen dient zur Stabilisierung des Fahrbahnrandes und zur Aufnahme von Fahrbahnmarkierungen. Ihre Regelbreite beträgt 0,50 m beträgt, bei Autobahnen der

…/ Planfeststellungsbeschluss - 293 - A 643

EKA1 sind sie am Mittelstreifen 0,75 m breit. Dadurch wird bei Nothalten das Ausstei- gen am Mittelstreifen erleichtert. Außerdem ist bei der A 643 die Anlage von Standstreifen (diese entsprechen dem Seitenstreifen gemäß der Straßenverkehrs-Ordnung [StVO]) unerlässlich. Sie sind aus Gründen der Verkehrssicherheit und des Betriebsdienstes unabdingbarer Be- standteil von Ausbauquerschnitten. Bei Arbeitsstellen und Pannen können sie auch von schwerem Lkw-Verkehr genutzt werden. Für das Abstellen von Lkw sind in der Regel 2,50 m erforderlich. Vorliegend sind sie 3,00 m breit, weil noch ein Randstrei- fen mit 0,50 m Breite einbezogen ist. Standstreifen sind somit für einen störungsfreien Betrieb der Bundesautobahnen unverzichtbar. Zudem haben sie unter dem Gesichts- punkt der Verkehrssicherheit einen hohen Wert (siehe auch den Bericht der Bundes- anstalt für Straßenwesen, Heft V 55: „Standstreifen und Verkehrssicherheit auf BAB. Statistische Analyse“). Bei Autobahnen ohne Standstreifen ergeben sich im Allgemei- nen höhere Gesamt-Unfallraten als auf Autobahnen mit Standstreifen. Bei Lkw-Antei- len zwischen 10 bis 15% beträgt die Erhöhung etwa 68%, bei Lkw-Anteilen zwischen 15 und 20% knapp 47% und bei Lkw-Anteilen über 20% sogar fast 80%. Dabei gehen Fahrstreifenbreiten von 3,75 m mit geringeren Unfallraten einher als Fahrstreifenbrei- ten von 3,50 m (Reduktion = 11%). Der Mittelstreifen erhält eine Breite von 4,00 m. ER dient der baulichen Trennung der entgegengesetzt befahrenen Richtungsfahrbahnen der Autobahn und ist daher un- verzichtbar. Ferner ist er für die Aufnahme von Pfeilern der Überführungsbauwerke und von verkehrstechnischer Ausstattung (Schutzeinrichtungen, Pfosten von Schil- derbrücken, Verkehrszeichen) erforderlich. Die Bankette dienen neben ihrer bautechnischen Funktion darüber hinaus der Auf- stellung von passiven Schutzeinrichtungen, Leiteinrichtungen und Verkehrszeichen. Sie müssen mit Ausnahme der Fälle, in denen im Bereich von Einschnitten keine passiven Schutzeinrichtungen erforderlich sind – dort genügt eine Breite von 1,00 m – immer eine Breite von 1,50 m aufweisen. Vorliegend werden die Bankette zur Erhö- hung der Verkehrssicherheit – in Abweichung von der RAA – mit einer Breite von 2,50 m ausgebildet. Die Beschleunigungs- bzw. Verzögerungsstreifen der Anschlussstelle Äppelallee er- halten, da sie auch auf den Bauwerken als Standstreifen weiter geführt werden, die dort vorhandene Breite von 4,25 m (= 3,75 m Fahrstreifen + 0,50 m Randstreifen). Auf der neu zu bauenden Schiersteiner Rheinbrücke ist bei der Querschnittsgestal- tung berücksichtigt worden, dass an beide Richtungsfahrbahnen jeweils ein Geh- und Radweg mit zu integrieren war. Jede der Richtungsfahrbahnen wird auf einem eigen- ständigen Brückenbauwerk (Überbau) geführt, die aufgrund der unterschiedlichen Zwangspunkte auf hessischer bzw. rheinland-pfälzischer Seite einen unterschiedli-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 294 - A 643 chen Abstand von einander aufweisen. Die Seiten- bzw. Standstreifen sind aufgrund der Möglichkeit als 5+0 Verkehrsführung überbreit ausgebildet. Es entsteht somit in Anlehnung an den RQ 36B folgender Brückenquerschnitt (siehe Deckblatt zum Erläuterungsbericht, Abb. 17, S. 37): Richtungsfahrbahn Wiesbaden - Mainz 1 Rad- und Gehweg 2,95 m 1 Betonschutzwand 0,80 m 1 Standstreifen*) 3,75 m 1 Randstreifen 0,50 m 1 Fahrstreifen 3,75 m 2 Fahrstreifen je 3,50 m* 2*3,50m 7,00 m 1 Randstreifen 0,75 m 1 Brückenkappe + Betonschutzwand 2,00 m Gesamtbreite 21,50 m *) Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen wir als Standstreifen weiterge- führt Unterschiedlicher Abstand zwischen den beiden Teilbrücken Richtungsfahrbahn Mainz - Wiesbaden: 1 Brückenkappe + Betonschutzwand 2,00 m 1 Randstreifen 0,75 m 2 Fahrstreifen je 3,50 m 2*3,50m 7,00 m 1 Fahrstreifen 3,75 m 1 Randstreifen 0,50 m 1 Standstreifen 3,75 m 1 Betonschutzwand 0,80 m 1 Rad- und Gehweg 2,95 m Gesamtbreite 21,50 m *) Beschleunigungs- und Verzögerungsstreifen wir als Standstreifen weiterge- führt Die befahrbare Breite des Ersatz-Geh- und Radweges für die vorhandenen Geh- und Radwege, der in gleicher Art und Güte vorgesehen wird, beträgt auf beiden Teilbrü- cken 2,50 m. Die Ein- und Ausfahrrampen der Anschlussstelle Wiesbaden Äppelallee erhalten ei- nen Rampenquerschnitt Q1 nach der RAA (siehe Deckblatt zum Erläuterungsbericht, Abb. 18, S. 38)-: 1 Bankett 1,50 m 1,50 m 1 Randstreifen 0,75 m 0,75 m 1 Fahrstreifen 4,50 m 4,50 m 1 Randstreifen 0,75 m 0,75 m 1 Bankett 1,50 m 1,50 m Gesamtbreite 9,00 m Der auf der östlichen Seite der beiden Teilbrücken vorgesehene kombinierte Geh- und Radwege wird über den vorhandenen Geh- und Radweg in der Rampe des Süd- Ost-Quadranten der Anschlussstelle Äppelallee geführt. Ferner ist mit einer Treppe eine fußläufige Anbindung an die Rheingaustraße vorgesehen. Der auf der westli-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 295 - A 643 chen Seite geplante Geh- und Radweg wird direkt nach Brückenende mittels Bö- schungsrampen auf die Äppelallee bzw. Rheingaustraße geführt. Diese Geh- und Radwege sind für die Abwicklung des alltäglichen Geh- und Radverkehrs erforderlich. Im Übrigen werden sie auf der Mainzer Seite auf der Westseite an das Straßen- bzw. Radwegenetz über die westliche Rampe der Anschlussstelle Mainz-Mombach und auf der Ostseite am Widerlager der AS Mainz-Mombach an den bestehenden Geh- und Radweg angeschlossen, der über einen Treppenturm mit dem Straßen- und Radwegenetz auf Mainzer Seite verbunden ist. Zusätzlich zu diesen beiden Geh- und Radwegen, die parallel und in gleicher Höhe wie die Richtungsfahrbahnen der Autobahn verlaufen und die direkte Verbindung für den alltäglichen Fußgänger- und Radverkehr zwischen den beiden Städten Wiesba- den und Mainz darstellen, ist ein Fußgängersteg unterhalb der Brückenkonstruktion vorgesehen, der die jeweiligen Vorlandbereiche von Mainz und Wiesbaden mit der Rettbergsaue verbinden. Dieser angehängte Fußgängersteg mit einer Breite von 2,50 m neben dem östlichen Überbau unterhalb der Fahrbahnplatte ist ein wesentli- ches Merkmal des Siegerentwurfes aus dem Gestaltungswettbewerb. Mit der Aus- sichtsplattform und der Zugangsmöglichkeit zur Rettbergsaue kommt ihm eine Be- deutung für den freizeitlichen und touristischen Fußgängerverkehr zu. Gleichzeitig ermöglicht er eine barrierefreie Verbindung zwischen Mainz, der Rettbergsaue und Wiesbaden. Durch den angehängten Fußgängersteg wird sich die Attraktivität der Freizeitgelände erhöhen. Die wegen der Auswirkungen auf die zur Freizeitgestaltung genutzten Räume auf der Rettbergsaue erhobenen Einwendungen gegen das Bau- vorhaben waren zurückzuweisen. Die Querneigung wird im gesamten Ausbauquerschnitt aufgrund der gestreckten Li- nienführung für jede Richtungsfahrbahn mit 2,50% zur Außenseite festgelegt. Damit entsteht für die Richtungsfahrbahn Mainz-Wiesbaden zwischen Bau-km 1+521,49 und 2+084,12 eine negative Querneigung. Dies ist nach den für den Straßenbau gel- tenden Richtlinien auch ohne Geschwindigkeitsbeschränkung zulässig (siehe Tab. 17 der RAA). Eine ordnungsgemäße Entwässerung im Ausbauabschnitt wird damit ge- währleistet. Entsprechend der beschriebenen Verkehrsfunktion und der prognostizierten Ver- kehrsbelastung für das Jahr 2020 werden nach den RAA folgende Querschnitte für die Verbindungsrampen ermittelt: - für die Verbindungsrampen Frankfurt am Main - Mainz und Mainz – Frankfurt am Main: Q 3 (siehe Deckblatt zum Erläuterungsbericht, Abb. 21, S. 40): Rampengruppe I

qRampe 1 1.350 Kfz/h lRampe 1 500 m

…/ Planfeststellungsbeschluss - 296 - A 643

- für die Verbindungsrampen Rüdesheim - Mainz und Frankfurt am Main – Wiesba- den: Q 1 (siehe Deckblatt zum Erläuterungsbericht, Abb. 20, S. 40): Rampengruppe I

qRampe 0 1.350 Kfz/h lRampe 0 500 m Alle neugeplanten Ausfahrbereiche der Typen A1, A4, AR3 bzw. AR4 sowie alle neu- geplanten Einfahrbereiche der Typen E3, E5 und ER3 sind Beschleunigungs- bzw. Verzögerungsstreifen mit Mindestlängen nach Abschnitt 6.4.3 und 6.4.4 der RAA her- zustellen. Die Verbindungsrampen Frankfurt am Main - Wiesbaden und Rüdesheim - Mainz werden mit dem Q1 (wie zuvor beschrieben) hergestellt. Die Verbindungsrampen Frankfurt am Main - Mainz und Mainz - Frankfurt am Main werden mit dem zweistreifigen Querschnitt Q3 (mit Standstreifen) ausgeführt: 1 Bankett 1,50 m 1,50 m 1 Randstreifen 0,25 m 0,25 m 2 Fahrstreifen je 3,50 m 2*3,50 m 7,00 m 1 Randstreifen 0,25 m 0,25 m 1 Standstreifen 2,00 m 2,00 m 1 Bankett 1,50 m 1,50 m Gesamtbreite 10,50 m Mit den gewählten Querschnitten, sowohl für die freie Strecke als auch die Brücke sowie für die Rampen wird mindestens eine Qualitätsstufe D gemäß HBS erreicht (vgl. Unterl. 17: Verkehrsuntersuchung). Damit ist eine ausreichende Qualität des Verkehrsablaufes sichergestellt. Bei dem sechsstreifigen Ausbau müssen die Ein- und Ausfahrrampen der AS Äppe- lallee baulich an die neue Ausbauform angepasst werden. Die Rampen sind als direk- te Verbindung zur untergeordneten städtischen Straße Äppelallee in die Rampeng- ruppe II nach RAA, Kap. 6.4.2 Bild 52, einzuordnen. Da die Verkehrsstärke auf allen Rampen im Prognosefall nicht größer als 1.350 Kfz/h und keine der Rampen länger als 500 m ist, kommt für alle Rampen im Ein- bzw. Ausfahrbereich der Querschnitt Q1 nach der RAA, Bild 53, zur Anwendung. Nach dem Scheitelradius der Rampen wird der bestehende Querschnitt, der sich an der Querschnitt Q4 nach Bild 53 der RAA als gemeinsam trassierte Aus- und Einfahrrampe orientiert, beibehalten. An der An- schlussstelle Äppelallee wird die hier vorhandene südöstliche Auffahrtrampe (Äppel- allee - Wiesbaden) in den nordöstlichen Quadranten als Parallelrampe verlegt. Hier- durch wird der Bau einer Behelfsbrücke während der Bauzeit nicht notwendig und überdies wird die Qualität des Verkehrsablaufes auch an den benachbarten Knoten- punkten im Zuge der städtischen Äppelallee verbessert. Eine Reduzierung der vorgenannten Breiten kommt unter Beachtung der verkehrli- chen und straßenbautechnischen Anforderungen nicht in Betracht.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 297 - A 643

Die Befestigung der einzelnen Verkehrsflächen erfolgt entsprechend der unterschied- lichen Beanspruchung mit verschiedenen Fahrbahnbefestigungen. Die Festlegung der für die einzelnen Bauteile maßgebenden Bauklassen und des Fahrbahndecken- aufbaus erfolgt nach den „Richtlinien für die Standardisierung des Oberbaues von Verkehrsflächen“ (RStO 01). Der Oberbau der Fahrbahn der A 643 erfolgt Bauklasse SV (siehe Erläuterungsbericht, S. 41). Gemäß der Ermittlung des frostsicheren Ober- baues nach RStO 01) ergibt sich eine Gesamtstärke des Oberbaus von 60 cm für die freie Strecke und 75 cm für die Rampen. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass im Planfeststellungsverfahren keine Festlegungen zur Art der Straßenbefesti- gungen (Oberbauweisen) im Interesse der Sicherstellung des Wettbewerbs getroffen werden. Es wird bauweisenunabhängig die Bauklasse und nur in den durch Gesetz festgelegten Fällen in Bezug auf den Lärmschutz der in Ansatz zu bringende Korrek- turbeiwert angegeben. Die bautechnischen Maßnahmen zur Sicherstellung des Schutzniveaus sind Sache des Auftraggebers (siehe Allgemeines Rundschreiben Straßenbau Nr. 05/2005 vom 16.06.2005 betr. „Kriterien für die Wahl und Bewertung unterschiedlicher Bauweisen für den Oberbau von Bundesfernstraßen mit getrennten Richtungsfahrbahnen“). Die A 643 liegt im kompletten Ausbaubereich in Dammlage. Die Böschungen werden mit der Regelneigung von 1:1,5 ausgebildet. Der Übergang zwischen den Böschun- gen und dem anstehenden Gelände werden in der Regel ausgerundet (siehe RAA, Bild 2). Bei beengten Grundstücksverhältnissen wird auf die Ausrundung verzichtet. Die Rampen zum Umbau des Schiersteiner Kreuzes liegen im Ausbaubereich sowohl in Damm- als auch in Einschnittslage. Die Böschungen werden mit der Regelneigung von 1:1,5 in Damm- und in Einschnittslage ausgebildet. Der Übergang zwischen den Böschungen und dem anstehenden Gelände wird grundsätzlich ausgerundet. Bei beengten Grundstücksverhältnissen wird gleichfalls auf die Ausrundung verzichtet. Die Böschungen werden gemäß der landschaftspflegerischen Begleitplanung be- pflanzt.

3.5 Verkehrssicherheit Durch die gewählten Entwurfselemente, die generell deutlich größer sind als die Min- destwerte, und eine harmonische Elementfolge mit Radienrelation wird eine optisch befriedigende Linienführung erreicht. Zusammen mit der gewählten Quer- und Schrägneigung, die eine ausreichende Entwässerung ermöglichen sind sichere Fahr- verläufe gewährleistet. Die geringen Längsneigungen und die Anordnung von Seiten- streifen lassen ein sicheres Neben- und Hintereinanderfahren zu. Eine ausreichende Fahrstreifenbreite in Arbeitsstellen ist gewährleistet. Die im Ausbaubereich liegende Anschlussstelle Äppelallee ist durch ausreichende Entwurfselemente im Lage- und Höhenplan sowie durch die Anlage von Verflechtungsbereichen mit ausreichenden …/ Planfeststellungsbeschluss - 298 - A 643

Längen zum Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein konfliktarm gestaltet. Durch die Anordnung von Betonschutzwänden, die den „Richtlinien für die praktische Umset- zung von passiven Schutzeinrichtungen an Straßen“ (RPS), die im Wesentlichen auf den Vorgaben der DIN EN 1317 „Rückhaltesysteme an Straßen“, ist der Mittelstreifen sicher ausgebildet. Die äußeren Fahrbahnränder werden mit einfachen Distanz- schutzplanken (Aufhaltesstufe N2, da Böschungshöhe >3 m) gesichert. Die auf dem Brückenbauwerk direkt am Seitenstreifen geführten beidseitigen Geh- und Radwege werden mit einfachen Distanzschutzplanken mit Geländer (Aufhaltestufe H2, Mitwir- kung des Geländers mit Stahlseileinlage im Handlauf) geschützt. Zwischen Bau-km 1+975 und der unterführten Bahnlinie (Bauwerke Nr. 9, 9a und 9b) befindet sich in paralleler Lage westlich der A 643 in 38 m Abstand eine explosions- gefährdete Chemieanlage. Durch den Ausbau der A 643 verringert sich dieser Ab- stand auf 28 m. Die hier eintretende besondere Gefährdung der Chemieanlage ist mit Schutzeinrichtung am äußeren Fahrbahnrand der Aufhaltestufe H4b zu schützen. Durch die Breite des Verkehrsraumes und der Wahl der Fahrzeugrückhalteeinrich- tungen ist eine sichere Durchführung des Straßenbetriebsdienstes gewährleistet. Für den Umbau des Schiersteiner Kreuzes wird durch die Wahl der Entwurfs- und Betriebsmerkmale eine ausreichende Verkehrssicherheit im Ausbauabschnitt gewähr- leistet. Durch die Überlagerung der Entwurfselemente in Lage und Höhe ist zu erken- nen, dass die gewählte Linienführung optisch und entwässerungstechnisch befriedi- gend ist. Kurze Bögen wurden im Lage- und Höhenplan vermieden und damit verhin- dert, dass der Eindruck einer geknickten Linienführung entsteht. Für die Rampen ergeben sich aus der Linienführung und den Längsneigungen im gesamten Bauabschnitt, bei der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h, stets ausreichende Sichtweiten.

3.6 Änderungen des nachgeordneten Straßennetzes Aus Anlass des Ausbaus der A 643 werden verschiedene Straßen im nachgeordne- ten Netz geändert und den neuen Straßen- und Verkehrsverhältnissen angepasst (siehe auch Erläuterungsbericht, S. 30). Ferner sind verschiedene Knotenpunkte den geänderten Verhältnissen anzupassen (siehe auch Erläuterungsbericht, S. 42 ff.). Die unter der Schiersteiner Rheinbrücke verlaufende städtische Straße „Hafenweg“ muss geringfügig an die neu entstehenden Pfeilerstellungen der Brücke angepasst werden. Die unter der Schiersteiner Rheinbrücke befindlichen Parkplätze müssen während der Bauzeit der Brücke entfallen, können aber danach wieder angelegt wer- den. Durch die Verlegung der Auffahrtsrampe von der Äppelallee in Richtung Wies- baden vom Südost- in den Nordostquadranten müssen auch auf der Äppelallee die diesbezüglichen Fahrbeziehungen angepasst und die Fahrstreifenaufteilung geändert werden. Von der Ausfahrt des „Äppelallee-Center“ bis zur Auffahrtsrampe muss ein …/ Planfeststellungsbeschluss - 299 - A 643 neuer Fahrstreifen angelegt werden. Die benachbarten Knotenpunkte der Äppelallee werden dadurch deutlich entlastet. Am Nordost-Quadranten des Schiersteiner Kreuzes muss ein an der Böschungsober- kante verlaufender Wirtschaftsweg auf einer Länge von ca. 170 m an die neu entste- hende Straßenböschung angepasst und geringfügig in Richtung Norden verlegt wer- den. Der Knotenpunkt der Rampen der AS Äppelallee, die die Verbindung der A 643 mit den Wiesbadener Stadtteilen Biebrich und Schierstein über die Äppelallee und die Rheingaustraße herstellt, und in Form der Grundform eines diagonalen, halben Klee- blattes mit Ausfahrten vor dem Kreuzungsbauwerk darstellt, wird – wie im Bestand – plangleich an die städtischen Straßen ausgeführt. Die Einmündungen der Rampen in die untergeordneten Straßen werden mit Lichtsignalanlagen leistungsfähig geregelt. Der signalgeregelte Knotenpunkt der östlichen Abfahrtsrampe mit der Äppelallee weist derzeit die Qualitätsstufe D auf. Er ist damit momentan ausreichend leistungs- fähig, in der Prognosebetrachtung wird die Kapazitätsgrenze erreicht bzw. überschrit- ten. Daher wird die südöstliche Auffahrtrampe in Richtung Wiesbaden durch eine Pa- rallelrampe im nordöstlichen Quadranten ersetzt. Dadurch ist wieder eine ausrei- chende Leistungsfähigkeit des Knotenpunktes gegeben. Am signalgeregelten Knoten der westlichen Abfahrtsrampe mit der Äppelallee werden entsprechend der neuen Situation Anpassungen vorgenommen, wobei an der Zufahrt zum „Äppelallee-Center“ keine Änderungen vorgenommen werden. Mit der Änderung der Rampen zur A 643 ist auch eine geänderte Fahrstreifenaufteilung des vorhandenen fünfstreifigen Quer- schnittes der Äppelallee unter dem Bauwerk 7 erforderlich. Dieser fünfstreifige Quer- schnitt wird ebenso von der Ausfahrt des „Äppelallee-Centers“ bis zur Ausfahrtrampe hergestellt. Im südöstlichen Quadranten wird der östliche, parallel zur Rheinbrücke geführte Geh- und Radweg neben der Verbindungsrampe auf die Äppelallee geführt. Das im nord- westlichen Quadranten der Anschlussstelle Äppelallee neu zu bauende Regenrück- haltebecken erhält eine Betriebszufahrt von der Äppelallee. Weitere Wegeverbindungen sind im Planungsbereich nicht vorhanden. Ferner ist die Planung zur Reaktivierung des Altrheinarmes mit den geplanten Bau- maßnahmen an der B 42 (wie hochwasserfreier Ausbau und Herstellung von Brü- ckenbauwerken) abgestimmt. Die im Änderungsverfahren erhobene Forderung nach Schaffung einer zusätzlichen Abfahrt zu den Biebricher Märkten zur Entlastung der Wohngebiete Selbsthilfe und Rosenfeld ist gegenstandslos und war daher zurückzuweisen. Eine solche Baumaß- nahme ist weder Gegenstand der hier festgestellten Planung noch wird sie durch die- se erforderlich. Denn der Anschlussbereich für eine solche Abfahrt an der A 66 ist

…/ Planfeststellungsbeschluss - 300 - A 643 nicht Gegenstand der Ausbauplanung. In diesem Zusammenhang ist berücksichtigen, dass die A 66 und die A 643 Bestandteil des zusammenhängenden Bundesfernstra- ßennetzes sind und dem Fernverkehr dienen. Durch das Ausbauvorhaben tritt keine Änderung der Verkehrsbedeutung ein. Im Übrigen handelt es sich bei der Erschlie- ßung der Gewerbe- und Handelsflächen in Biebrich grundsätzlich um ein innerstädti- sches Verkehrsproblem. Die Verknüpfung der A 643 mit dem nachgeordneten Stra- ßennetz erfolgt über die Anschlussstelle Äppelallee, die aus Anlass des Ausbaus der A 643 umgebaut und ihrer Leistungsfähigkeit verbessert wird.

3.7 Ingenieurbauwerke Die Schiersteiner Rheinbrücke besteht künftig aus folgenden sechs Bauwerken: - Bauwerk Nr. 1a: Vorlandbrücke Mombach (alte Brückenlage) Pfeilerachsen A-C, Bau-km (Achse 1) 0+005 bis 0+111, Kreuzungswinkel 100,000 gon, Breite zw. d. Geländern 21,50 m, Lichte Weite 105 m (= 55+50), (nachrichtlich: Abschnitt Rhein- land-Pfalz) - Bauwerk Nr. 1b: Strombrücke Mombach (alte Brückenlage) Pfeilerachsen C-F, Bau-km (Achse 1) 0+110,00 bis 0+520,00, Kreuzungswinkel 100,00gon, Breite zw. d. Geländern 21,50 m, lichte Weite 410,00 m (= 102,5+205+102,5), - Bauwerk Nr. 1c: Flutbrücke Rettbergsaue, (alte Brückenlage) Pfeilerachsen F-G, Bau-km (Achse 1) 0+520,00 bis 0+609,00, Kreuzungswinkel 100,00gon, Breite zw. d. Geländern 21,50 m, lichte Weite 89,00 m - Bauwerk Nr. 2a: Strombrücke Biebrich, (alte Brückenlage) Pfeilerachsen G-J, Bau- gon km (Achse 1) 0+609,00 bis 1+1019,00, Kreuzungswinkel 100,00 , Breite zw. d. Geländern 21,50 m, lichte Weite 410,00 m (= 102,5+205+102,5) - Bauwerk Nr. 2b: Vorlandbrücke Biebrich (alte Brückenlage) Pfeilerachsen J-N, Bau-km (Achse 1) 1+019,00 bis 1+256,00, Kreuzungswinkel 100,00gon, Breite zw. d. Geländern 21,50 m, lichte Weite 237,00 m (= 47+60+60+70) - Bauwerk Nr. 3: Anschlussbauwerk Rheingaustraße, Pfeilerachsen N-O, Bau-km (Achse 1) 1+256,00 bis 1+281,00, Kreuzungswinkel 100,00gon, Breite zw. d. Ge- ländern 47,00 m, lichte Weite 25,00 m, - Bauwerk Nr. 4a: Vorlandbrücke Mombach (neue Brückenlage), Pfeilerachsen A-C, Bau-km (Achse 2) 0+005,00 bis 0+110,00, Kreuzungswinkel 100,00gon, Breite zw. d. Geländern 21,50 m, lichte Weite 105,00 m (=55+50), (nachrichtlich: Abschnitt Rheinland-Pfalz) - Bauwerk Nr. 4b: Strombrücke Mombach (neue Brückenlage), Pfeilerachsen C-F, Bau-km (Achse 2) 0+110,00 bis 0+520,00, Kreuzungswinkel 100,00g0n, Breite zw. d. Geländern 21,50 m, lichte Weite 410,00 m (= 102,5+205+102,5) - Bauwerk Nr. 4c: Flutbrücke Rettbergsaue (neue Brückenlage) Pfeilerachsen F-G, Bau-km (Achse 2) 0+520,00 bis 0+609,00, Kreuzungswinkel 100,00gon, Breite zw. d. Geländern 21,50 m, lichte Weite 89,00 m - Bauwerk Nr. 5a: Strombrücke Schierstein (neue Brückenlage) Pfeilerachsen G-J, Bau-km (Achse 2) 0+609,00 bis 1+019,00, Kreuzungswinkel 100,00gon, Breite zw. d. Geländern 21,50 m, lichte Weite 410,00 m (= 102,5+205+102,5)

…/ Planfeststellungsbeschluss - 301 - A 643

- Bauwerk Nr. 5b: Vorlandbrücke Schierstein (neue Brückenlage) Pfeilerachsen J-N, Bau-km (Achse 2) 1+019,00 bis 1+263,00, Kreuzungswinkel 100,00gon, Breite zw. d. Geländern 21,50 m, lichte Weite 244,00 m (= 54+60+60+70) - Bauwerk Nr. 6: Anschlussbauwerk Rheingaustraße, Pfeilerachsen N-O, Bau-km (Achse 2) 1+263,00 bis 1+288,00 Kreuzungswinkel 100,00gon, Breite zw. d. Gelän- dern 47,00 m, lichte Weite 25,00 m Zur Gestaltung der neuen Rheinbrücken wurde vom Land Hessen ein begrenzt offe- ner, einphasiger, interdisziplinärer Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Auswahlverfahren nach den Grundsätzen und Richtlinien für Wettbewerbe (GRW 1995) ausgelobt. In einem vorgeschalteten Auswahlverfahren wurden aus den 23 eingegangenen Bewerbungen 10 Teilnehmer ausgewählt, die einen Entwurf abgege- ben haben. Mit den eingegangenen Entwürfen wurde eine Vorprüfung nach den Krite- rien: Standsicherheit/ Robustheit; Realisierung der Konstruktion/ Bauverfahren; Dau- erhaftigkeit und Gebrauchsfähigkeit; Wirtschaftlichkeit; Umweltverträglichkeit; Gestal- tung und Einbindung in städtisches Umfeld; Innovation etc. durchgeführt. Das Preis- gericht tagte am 13. Dezember 2007 im Schloss Biebrich in Wiesbaden mit der Fest- legung der Rangfolge der Arbeiten und dem Festlegen der ausgelobten Preise. Am 17. Dezember 2007 wurde der 1. Preisträger mit der Arbeitsgemeinschaft Grontmij | BGS Ingenieurgesellschaft mbH, jetzt Grontmij GmbH, Frankfurt, und Fer- dinand Heide, Architekt, Frankfurt, bekanntgegeben. Dieser Entwurf wurde der vorlie- genden Vorentwurfsplanung zugrunde gelegt. Zur Erläuterung des Entwurfs wird aus dem Wettbewerbsbeitrag zitiert (Erläuterungsbericht, S. 47 f.): „Der vorliegende Wettbewerbsbeitrag ist geprägt von der harmonischen Symmet- rie einer schlanken Deckbrücke, die an sinnvollen Stellen bestehende Unterbauten aufgreift, jedoch andernorts auch bewusst neue Abstützungen wählt. Die beiden Teilbauwerke werden bis auf die ungleichen Endfelder am schiefwinke- ligen Widerlagerbereich Wiesbaden gleich konstruiert. Über dem Biebricher Fahr- wasser werden die Schifffahrtsöffnung und die Pfeiler des Bestands mit 205 m Stützweite von den neuen Bauwerken aufgenommen und auf den Mombacher Arm unter besonderer Berücksichtigung der Naturschutzgebiete am Ufer der Rettberg- saue übertragen. Hieraus ergibt sich je Brücke ein neuer Flusspfeiler, der wie im Hauptarm im Voruferbereich platziert ist und neben der exponierten Lage als zu- sätzlichen Effekt die ökologisch wertvolle Uferzone der Mombachaue unbebaut lässt. In den Flussfeldern besitzen die parallelgurtigen Überbauten als einzellige Stahl- hohlkästen mit orthotroper Fahrbahnplatte Querschnittshöhen von 4,5 m, mit der die Durchbiegungen auf L/375 = 54 mm begrenzt werden. Über den Flusspfeilern wird die Unterkante des Hohlkastens auf 8 m Höhe gevoutet, wobei die Neigung des Außenblechs unverändert bleibt. Hierbei unterstützt die Voruferlage dreier Pfeilerreihen die Visualisierung des Kraft- flusses im Überbau, anstatt die statisch erforderliche Erhöhung des Querschnitts durch Ufergehölze zu kaschieren. An die Flussfelder schließen jeweils zu beiden Seiten Felder der halben Hauptstützweite an, deren Querschnittshöhe sich nach der Voute bis zum ersten Uferpfeiler auf 3 m bzw. auf der Rettbergsaue auf 3,5 m reduziert. An diese ebenfalls mit orthotroper Fahrbahnplatte konstruierten Quer- schnitte schließen sich in den Nachbarfeldern Verbundquerschnitte mit Stahlbeton- …/ Planfeststellungsbeschluss - 302 - A 643

fahrbahnplatte an. Diese bringen im vorliegenden Stützweitenbereich wirtschaftli- che Vorteile und verhindern durch ihr höheres Eigengewicht abhebende Lagerkräf- te. Der Übergang zwischen orthotroper und Verbundplatte wird mit Hilfe spezieller Verbindungskonstruktionen zur Kraftübertragung im Fahrbahnplattenbereich bie- gesteif und monolithisch hergestellt. Lediglich an Pfeilerachse G auf der Rettberg- saue wird von dieser Konstruktion abgewichen und ein Fahrbahnübergang ange- ordnet, weshalb eine Lösung mit zwei übereinanderliegenden Lagern gewählt wurde. So bleibt der günstige Lasteinfluss des Verbundquerschnitts erhalten. Zur Gliederung der Brückenuntersicht wird in den Vorlandbereichen kurz hinter dem ersten Uferpfeiler auf einen Verbundquerschnitt mit zwei Hohlkästen gewech- selt, der bis zu den Trennpfeilern mit 3 m Querschnittshöhe durchgeführt wird. Auch hier bleibt die Neigung der Stegbleche des Hauptfeldes erhalten. Vor dem Widerlager Wiesbaden wird es erforderlich, die Querschnittshöhe auf ca. 1,5 m zu reduzieren, um eine lichte Durchfahrtshöhe der Rheingaustraße von 4,5 m zu ge- währleisten. Aus diesem Grund wird auf einer Länge von im Mittel 22,5 m Stütz- weite eine Rahmenkonstruktion gewählt, die bei einem L/H-Verhältnis von 15 eine wirtschaftliche Straßenquerung ermöglicht. Um Verkehrssperrungen der unterführ- ten Straße möglichst kurz zu halten, werden im Spannbett vorgespannte Platten- balken-Halbfertigteile verwendet, bei denen die Fahrbahnplatte teilweise örtlich er- gänzt wird. Der nördliche Abschluss der Brücken wird von einem durchgehenden kastenförmigen Widerlager gebildet.“ Die Gründung der Widerlager und Landpfeiler erfolgt mit Flachgründungen auf dem gewachsenen, gut tragfähigen Untergrund. Im Bereich von Auffüllungen, wie z. B. unter der Schiersteiner Vorlandbrücke, wird voraussichtlich ein Bodenaustausch nach Angaben eines Baugrundgutachters erforderlich. Die Pfeiler im Rhein werden mit Senkkästen gegründet, da die Herstellung wasserdichter Spundwandkästen gemäß den Angaben aus dem Baugrundgutachten sowohl aufgrund der hohen Durchlässig- keit der Kiese, als auch wegen eingelagerter Kalkbänke, die vorgebohrt werden müssten, nicht wirtschaftlich durchführbar erscheint. Die Senkkästen werden als Druckluft-Caissons in Stahlbeton ausgebildet, an die zukünftigen Standorte einge- schwommen, ausgerichtet und auf der Rheinsohle abgesetzt. Das Abteufen der Cais- sons und der Aufbau der Pfeiler werden schussweise parallel durchgeführt. Die Gründungsebenen der Senkkästen liegen im Bereich der Kalksteinbänke und orien- tieren sich an den vorhandenen Pfeilern. Die genauen Gründungstiefen sind in Zu- sammenarbeit mit dem Baugrundgutachter zu ermitteln. Nach Erreichen der Endteufe werden die Caissons mit Gründungsbeton verfüllt. Für die Sicherung der Baugrube im Bereich des Trennpfeilers in Achse A ist ein Baugrubenverbau zur Aufrechterhaltung des Verkehrs auf dem Autobahnzubringer vorgesehen. Die Widerlager und die Fundamente werden aus Stahlbeton C 30/37 und BSt 500 S hergestellt. Die Überschüttung der Fundamente der Widerlagerwand lässt die Abgra- bung vor der Wand in einer Tiefe bis 1 m zur Verlegung von Leitungstrassen zu. We- gen der großen Widerlagerbreite von ca. 47 m in Achse O, werden in der Widerla- gerwand zur Reduzierung der Zwangsbeanspruchung mehrere Raum- und Scheinfu-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 303 - A 643 gen angeordnet. Alle Flügel sind 10 m lang und werden als gegründete 60°-Flügel nach RiZ-ING Flü 2 Bild 2 konstruiert. Die Überbauten werden von zwei verschiedenen Pfeilertypen getragen. Zum Einen von den natursteinverkleideten Flusspfeilern mit hydraulisch günstigen Ausrundungen der Pfeilerenden und zum Anderen von Y-förmigen Landpfeilern, deren Pfeilernei- gung sich an den Überbaustegen orientiert. Das südliche Landpfeilerpaar auf der Rettbergsaue ist aufgrund seiner hohen Lasten und der optischen Verträglichkeit ana- log den Flusspfeilern ausgebildet. Am Pfeilerkopf beträgt deren Länge 17,5 m bei einer Breite von 5 m. Die Pfeiler erhalten in Längsrichtung einen leichten Anzug von 1:50 und sind ab etwa 1 m unter dem niedrigsten Wasserstand aufwärts mit Natur- stein analog dem Bestand und RiZ-ING Verb 1 verblendet. Die vorhandenen Fluss- pfeiler im Biebricher Fahrwasser werden zur Auflagerung des östlichen Brückenneu- baus herangezogen. Da sich die Überbaugeometrie gegenüber dem Bestand jedoch geändert hat, werden die Pfeiler auf ihrer Ostseite etwas gekürzt, um die Pfeilerüber- stände der stromabwärts stehenden Neubauten aufzugreifen und keine lange Wand- scheibe zu schaffen. Der größere östliche Pfeilerüberstand wird für Aussichtsplatt- formen im Zusammenhang mit dem zusätzlichen Fußgängersteg zur Rettbergsaue genutzt. Um jederzeit die Besichtigung der Lager zu gewährleisten und Arbeiten an den Lagern zu vereinfachen, sind im Pfeilerkopf Wartungsgänge analog RiZ-ING Zug 1 vorgesehen, die durch Luken im Überbau erreichbar sind. Für die Herstellung aller Pfeiler wird Beton der Güte C 30/37, zusammen mit Betonstahl BSt 500 S verwendet. Für die Lagersockel hingegen kommt mindestens Beton C 35/45 zum Einsatz. Die Y-förmigen Landpfeiler haben ihre größte Höhe auf der Rettbergsaue mit ca. 14 m über Gelände. Bei gleicher Pfeilergeometrie steigt das Gelände in den beiden Vorlandbereichen derart an, dass vom Y über den Zwischenschritt des V nur noch 2 schiefe Stützen \_/ mit Verbindungsplatte übrig bleiben. Diese Platte ist der Überrest eines auf dem Kopf stehenden, durch in die Schalung eingelegte Trapezleisten hori- zontal gegliederten Dreiecks. Im Gegensatz zu den Außenseiten der Pfeiler, die sich in Längsrichtung nach unten verjüngen, läuft diese strukturierte Fläche nach oben zusammen. Wie die Flusspfeiler haben auch die Y-Pfeiler vom Überbau aus zugängliche War- tungsplätze neben den Lagern analog RiZ-ING Zug 1. Die Trennpfeiler in den Achsen A und N sind in ihrer Formgebung den Y-Pfeilern nachempfunden, besitzen jedoch zur Überdeckung des Spalts zwischen den beiden Überbauten eine seitliche Kammerwand. Diese bildet ebenfalls den Abschluss der Besichtigungseinrichtungen auf zwei Ebenen. Die untere Ebene dient zur Inspektion und Arbeiten an den Lagern und liegt aus arbeitstechnischen Gründen deutlich tiefer als die Lagerbank. Von der zweiten Ebene aus ist die Fahrbahnübergangskonstrukti-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 304 - A 643 on handnah prüfbar und Wartungsarbeiten können optimal ausgeführt werden. Diese Arbeitsebene ist aus Gitterrosten hergestellt und besitzt gleichzeitig einen ebenen Eingang in die Überbauten. Über Leitertreppen ist der leichte Wechsel zwischen bei- den Pfeilerebenen möglich; der Eingang zum Pfeiler wird über eine verschließbare Stahltür gem. RiZ-ING Zug 3 ermöglicht, die in der horizontal gegliederten Dreiecks- fläche untergebracht ist. Im Gegensatz zu den Y-Pfeilern wird diese Fläche bei den Trennpfeilern, abgesehen von einem schmalen Spalt, bis zur Unterkante der Quer- träger hochgezogen. Die Überbauten der Schiersteiner Brücke bestehen aus jeweils zwei Durchlaufträgern mit 50 - 55 - 102,5 - 205 - 102,5 – 89 m und 102,5 - 205 - 102,5 - 70 - 60 - 60 - 47 bzw. 55 m sowie einem anschließenden Rahmen mit i.M. 22,5 m Stützweite. Die Ge- samtlänge der Überbauten beträgt jeweils rd. 1.280 m; zwischen den Durchlaufträ- gern ist ein längsverschiebliches Momentengelenk mit Querkraftkopplung und Fahr- bahnübergang anstelle eines breiten Trennpfeilers ausgebildet. Die Festpunkte in Längsrichtung sind jeweils auf den Pfeilern nördlich der Hauptspannweite (Achsen E und I) vorgesehen. Die Querschnittsgestaltung der Deckbrücke gliedert sich hierbei in drei Materialkonzepte: - Stahlüberbau mit orthotroper Fahrbahnplatte - Stahlverbundüberbau mit Stahlbetonfahrbahnplatte - Rahmen aus vorgespannten Halbfertigteilen mit Ortbetonergänzung. Die beiden Hauptöffnungen mit 205 m Spannweite werden als einzelliger Stahlhohl- kasten mit orthotroper Fahrbahnplatte ausgeführt. Bei den vorhandenen Stützweiten- verhältnissen zwischen Haupt- und Seitenfeldern führt diese relativ leichte Konstruk- tion nur zu geringen abhebenden Lasten der Seitenfeldlager, die durch den anschlie- ßenden Verbundüberbau überdrückt werden. Damit stellt diese konstruktiv bewährte Bauweise in diesem Stützweitenbereich und -verhältnis die wirtschaftlichste Lösung dar. Mit 4,5 m Konstruktionshöhe im Feld ist ein schlanker Überbau gelungen, der über den Pfeilern auf 8 m aufgevoutet wird. Dies ergibt einen optisch harmonischen Zusammenhang zwischen Überbauhöhe über dem Pfeiler und verbleibender Pfeiler- höhe über Wasser/Gelände. Die angrenzenden 102,5 m-Felder werden jeweils in gleicher Bauart ausgebildet, wobei die Überbauhöhe zur Rettbergsaue auf 3,5 m und zu den Ufern auf 3 m reduziert wird. Der Überbauquerschnitt ist aus Baustahl der Güte S 355 und S 460 hergestellt. Die Blechdicken variieren hierbei zwischen 20 und 70 mm. Die Aussteifung des Quer- schnitts erfolgt über Querträger im Regelabstand von 3,5 m. Zur Beulaussteifung werden Trapezhohlsteifen an allen gefährdeten Blechen angebracht. Ein Konstrukti- onsmerkmal der Überbauten ist die konstante Stegblechneigung, die im Bereich der Voute eine veränderliche Breite des Bodenblechs nach sich zieht. Zur statisch güns-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 305 - A 643 tigen Auflagerung mittig unter dem Stegblech erhält der Überbau auf den Flusspfei- lern im Lagerbereich jeweils lisenenartige Konsolen. In den an die 102,5 m-Felder angrenzenden Feldern wird anstelle des relativ leichten Querschnitts mit orthotroper Fahrbahnplatte ein schwererer Verbundquerschnitt ge- wählt, der im vorhandenen Spannweitenintervall zwischen 50 und 70 m eine wirt- schaftliche und konstruktiv bewährte Lösung darstellt. Darüber hinaus eröffnet sie im Gegensatz zum ebenfalls möglichen Spannbetonüberbau die Möglichkeit des biege- steifen Anschlusses an den Stahlbauquerschnitt der Hauptöffnung und somit die Er- zielung einer Durchlaufwirkung. Für den biegesteifen Anschluss im Bereich der sich verändernden Fahrbahnplatte wurde ein Detail entwickelt, ebenso für die Auflagerung am nördlichen Pfeilerpaar auf der Rettbergsaue. Hier werden die beiden Durchlauf- träger in Längsrichtung mit Fahrbahnübergang gestoßen, die Auflast des Verbund- überbaus wird jedoch zur Vermeidung abhebender Lagerlasten des angrenzenden Vollstahlfeldes benötigt. Die entwickelte Lösung mit zwei übereinander liegenden La- gern ist nicht nur statisch günstig, sondern hat darüber hinaus den positiven Effekt, dass anstelle eines breiten Trennpfeilers mit zwei Lagerachsen ein schlanker Stan- dardpfeiler ausreicht und der Überbaustoß für den Betrachter nicht augenfällig wird. Über der Rettbergsaue wird die Stahlbetonfahrbahnplatte unter Heranziehung zusätz- licher Fahrbahnlängsträger mit einem einzelligen Hohlkasten zu einer 3,5 m hohen Tragkonstruktion verbunden. Im Gegensatz hierzu teilt sich der relativ breite Hohlkas- ten über den weniger hohen Vorlandbereichen in zwei einzelne Hohlkästen mit 3 m Konstruktionshöhe auf, was zum einen der Abstützung der Fahrbahnplatte, zum an- deren der Gliederung der Brückenuntersicht entgegen kommt. Als Materialien werden beim Verbundquerschnitt Baustahl S 355, Beton C 35/45 und Betonstahl BSt 500 S (B) eingesetzt. Die Verbindung zwischen Stahl und Stahlbeton wird über 22 mm dicke Kopfbolzendübel aus Baustahl S 235, die auf dem Obergurt nach statischem Erfor- dernis angeordnet sind, realisiert. Schließlich werden die Endfelder auf der Schiers- teiner Seite der Brücken als Stahlbetonrahmen mit 22,5 m Stützweite und 1,5 m Kon- struktionshöhe ausgebildet. Der Systemwechsel vom Durchlaufträger zum Rahmen ist aufgrund der unterführten Rheingaustraße erforderlich, für die ein Lichtraumprofil von 4,5 m Höhe freizuhalten ist. Der Überbau besteht aus werksmäßig im Spannbett hergestellten Halbfertigteilen in T-Form, die mit Ortbetonplatte versehen und in die Rahmenstiele eingespannt werden. Diese kostengünstige und wartungsarme Kon- struktion wurde außerdem wegen ihrer geringen Verkehrsbeeinträchtigung während der Bauzeit gewählt. Eine Verkehrssperrung ist nur beim Einheben der Fertigteile für wenige Stunden erforderlich; vor- und nachher kann der Verkehr ungestört fließen und braucht nicht über längere Dauer umgeleitet werden. Als Baustoffe der Halbfer- tigteile sind C 35/45 und BSt 500 S (B) vorgesehen. Sie werden mit Spanngliedern

…/ Planfeststellungsbeschluss - 306 - A 643 vorgespannt. Der Ortbeton der Fahrbahnplatte besteht aus C 30/37 und BSt 500 S (B). Für die Lagerung der Durchlaufträger sind Kalottengleitlager vorgesehen. Die Fest- punkte der Überbauten in Längsrichtung befinden sich jeweils auf den Pfeilern nörd- lich der Hauptöffnungen (Achsen E und I), wobei an diesen Stellen alle Lager längs- fest sind. Für Horizontalkräfte in Querrichtung werden alle Lager der beiden inneren Lagerreihen querfest ausgebildet. Die maximalen Lagerlasten von rund 50 MN treten an den Flusspfeilern neben den Hauptöffnungen der Brücke auf; die dortigen Mini- mallasten betragen etwa 13 MN. Für Auflasten dieser Größenordnung werden Lager- Sonderanfertigungen erforderlich. Die übrigen Lager mit Maximalbelastungen zwi- schen 8 und 26 MN und minimalen Auflasten zwischen 1,1 und 10 MN sind als Stan- dardlager lieferbar. Die Ausbildung von Pressenstellplätzen analog RiZ-ING Lag 6 ist vorgesehen, die die Auswechselbarkeit der Lager gewährleistet. Der abgehängte Steg zur Rettbergsaue besteht aus einem L-förmigen Stahlhohlkas- ten, der an der Außenseite des östlichen Brückenüberbaus befestigt ist. Die Breite des Fußgängersteges beträgt 2,5 m. Auf der Wasserseite wird ein architektonisch gestaltetes Geländer, auf dem brückenseitigen Kasten ein Handlauf eingebaut. Als Material wird S 355 verwendet, der Korrosionsschutz und RHD-Belag entsprechen denen des Überbaus. Die Abhängung erfolgt über vollverschlossene Stahlseile, die mit Augenstäben am Überbau und am Steg befestigt sind. Im Bereich der beiden Hauptspannweiten der Brücke kragt der Steg in Höhe der Bodenplatte des Überbau- hohlkastens seitlich aus. Hier wird er als orthotrope Platte ausgebildet und der brü- ckenseitige Handlauf entfällt. Soweit Beteiligte befürchten, dass von der neuen Schiersteiner Brücke im Bereich der Rheingaustraße eine „erdrückende“ Wirkung ausgeht, ist festzustellen, dass die Ver- breiterung in diesem Bereich nahezu vollständig in westlicher Richtung (Schierstein) erfolgt. So rückt die Außenkante der Brücke z.B. in Höhe des Grundstücks Rheingau- straße 75 und 77 etwa 2,50 m vom Grundstück ab. Die konstruktive Höhe des Bau- werkes wird kaum verändert. Damit ist die Darstellung der Beteiligten nicht begrün- det. Die auf dem Brückenbauwerk vorgesehene Lärmschutzwand wird mit ungetönten Acrylelementen ausgeführt; entsprechend den Vorgaben des Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung jedoch unter Verzicht auf gebogene Elemente. Die Befürchtung Beteiligter, dass der Schattenwurf, der bislang schon erheblich sei, verstärkt werde, ist nicht begründet. Die diesbezüglichen Einwendungen waren daher zurückzuweisen. Weitere Bauwerke sind im Bereich der Äppelallee und der „Alten Schmelze“ vorgese- hen:

…/ Planfeststellungsbeschluss - 307 - A 643

- Bauwerk Nr. 7: Unterführung L 3482 Äppelallee, Bau-km (Achse 1) 1+488, Kreu- zungswinkel 80,685gon, Breite zw. d. Geländern 40,10 m, lichte Weite 23,40 m, lichte Höhe >4,50 m - Bauwerk Nr. 8: Unterführung Alte Schmelze, Bau-km (Achse 1) 1+975, Kreu- zungswinkel 96,758gon, Breite zw. d. Geländern 44,50 m, lichte Weite 15,00 m, lichte Höhe >4,50 m Die vorhandenen Bauwerke Nr. 7 und 8 wurden Anfang der 1960er Jahre im Zuge des Neubaus der Rheinbrücke Schierstein errichtet. Beide Bauwerke sind Platten- bauwerke mit Verdrängungskörpern. Bauwerk Nr. 7 ist vorgespannt mit Sigma-Oval- Spanngliedern, Bauwerk 8 ist schlaff bewehrt. Die schlaffe Bewehrung beider Bau- werke besteht aus Stahl I und Stahl II, die Betondeckung ist teilweise nur 2 cm. Die Bauwerke entsprechen demnach in vielerlei Hinsicht nicht mehr den gültigen Vor- schriften und dem derzeitigen Stand der Technik für Straßenbrücken. Die Geometrie im Rahmen des Neubaus der Rheinrücke Schierstein erfordert eine Verbreiterung des überführten Querschnittes von ca. 12 bis 15 m, die Autobahnmitte ist um ca. 9,3 m beim Bauwerk Nr. 7 und noch 24 cm beim Bauwerk Nr. 8 seitlich versetzt. Die Gradiente der geplanten Autobahn liegt geringfügig höher als der Bestand. Diese konstruktiven und geometrischen Voraussetzungen führen zum Abriss der alten Bauwerke, wobei der Abriss in zwei Phasen erfolgt (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer V,11). Das vorhandene Bauwerk 9 hat aufgrund des derzeitigen Erhaltungszustandes nur noch eine beschränkte Lebensdauer und wird daher abgebrochen und mit neuem Querschnitt neu errichtet. - Bauwerk Nr. 9a: Unterführung Deutsche Bahn, Bau-km (Achse 1) 2+268, Kreu- zungswinkel 82,598gon, Breite zw. d. Geländern 32,06 m, lichte Weite 18,50 m, lichte Höhe >6,20 m - Bauwerk Nr. 9b: Unterführung Deutsche Bahn, Bau-km (Achse 91) 0+900, Kreu- zungswinkel 96,577gon, Breite zw. d. Geländern 15,00 m, lichte Weite >18,50 m, lichte Höhe >6,20 m - Bauwerk Nr. 9b: Unterführung Deutsche Bahn, Bau-km (Achse 601) 0+074, Kreu- zungswinkel 51,455gon, Breite zw. d. Geländern >13,5 m, lichte Weite >32,0 m, lichte Höhe >6,15 m Hinsichtlich der Bahnbrücken wird auf die Zusagen unter A, Ziffer V,1 Punkte 101 bis 116 verwiesen. Soweit auf die DB Service Immobilien GmbH darauf hinweist, dass durch die Baumaßnahme entstehende Kosten vom Vorhabenträger zu tragen sind, hat das ASV Wiesbaden dies im Anhörungsverfahren zugesagt. Das vorhandene Bauwerk Nr. 10 hat aufgrund des derzeitigen Erhaltungszustandes nur noch eine beschränkte Lebensdauer und wird daher abgebrochen und mit neuem Querschnitt neu errichtet.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 308 - A 643

- Bauwerk Nr.10: Unterführung A 66, Bau-km (Achse 1) 2+453, Kreuzungswinkel 94,709gon, Breite zw. d. Geländern 36,5 m, lichte Weite >43,0 m, lichte Höhe >4,70 m - Bauwerk Nr. 10a: Unterführung A 66, Bau-km (Achse 10) 0+658,19, Kreuzungs- winkel 81,217gon, Breite zw. d. Geländern 13,50 m, lichte Weite 28,50 m, lichte Höhe >4,70 m - Bauwerk Nr. 10b: Unterführung A 643, Bau-km (Achse 10) 0+502,69, Kreuzungs- winkel 95,852gon, Breite zw. d. Geländern 28,50 m, lichte Weite 12,00 m, lichte Höhe >4,70 m Im Zuge des Umbaus des Autobahnkreuzes Wiesbaden-Schierstein werden für die neue Verbindungsrampe Frankfurt am Main - Mainz 2 neue Straßenbrücken benötigt. Das Bauwerk Nr. 10a wird zur Überquerung der A 66 errichtet, während das Bauwerk Nr. 10b unterquert die A 643. Für den Umbau des Schiersteiner Kreuzes sind aufgrund der Parallellage der Verbin- dungsrampen Mainz - Rüdesheim, Frankfurt am Main - Mainz und Frankfurt am Main – Wiesbaden, bedingt durch die Tieflage der neuen Semidirektrampe, Stützwände zwischen den Rampen erforderlich. Aus in der Nähe abgeteuften älteren Baugrund- aufschlüssen ist erkennbar, dass der Grundwasserhorizont unterhalb der Gründungs- sohlen der Winkelstützwände liegt. Deshalb sind offene Sohlausbildungen geplant. Hierfür sind insgesamt 2 Stützwände mit folgenden Bauwerksdaten geplant: - Stützwand Nordost, Bau-km (Achse 91) 0+305 bis 0+488, Länge 165,00 m, Höhe von 0,5 bis 7,0 m - Stützwand Südost, Bau-km (Achse 91) 0+233 bis 0+488, Länge 237,00 m, Höhe von 2,0 bis 7,0 m Die im Ausgangsverfahren vorgesehenen Stützwände Nordwest und Südwest entfal- len. Der Betrieb des Farbenherstellers „Brillux“ liegt unmittelbar an der bestehenden A 643. Durch die Verbreitung könnten die Betriebsanlagen durch den Lkw-Lieferver- kehr nicht mehr angeliefert werden. Ein größerer Umbau oder eine Betriebsaufgabe bzw. –verlagerung zu Lasten des Vorhabenträgers wäre die Folge. Aus wirtschaftli- chen Gründen wird deshalb eine 50 m lange, bis zu 4,50 m hohe Stützmauer (Bau- werk Nr. 8a bei Bau-km 1+900) angeordnet, um einen Eingriff in die gefährdete Be- triebsanlage zu vermeiden.

4. Immissionsschutz Das planfestgestellte Vorhaben ist mit den Belangen des Schutzes der Allgemeinheit und der Nachbarschaft vor Verkehrslärm und Immissionen vereinbar, wie die Prüfung durch die Planfeststellungsbehörde ergeben hat. Das Vorhaben genügt den aus im- missionsschutzrechtlicher Sicht an den festgestellten Plan zu stellenden Anforderun- gen, und zwar §§ 50, 41 ff. des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG) in der Fassung vom 26. September 2002 (BGBl. I S. 3831), zuletzt geändert durch Gesetz …/ Planfeststellungsbeschluss - 309 - A 643 vom 8. November 2011 (BGBl. I S. 2178), und Verkehrslärmschutzverordnung (16. BImSchV) vom 12. Juni 1990 (BGBl. I S. 1036), geändert durch Gesetz vom 19. Sep- tember 2006 (BGBl. I S. 2146), zum Lärmschutz sowie § 3, 50, 44 ff. BImSchG und der Verordnung über Luftqualitätsstandstandards und Emissionshöchstmengen (39. BImSchV) vom 2. August 2010 (BGBl. I S. 1065) zur Luftqualität. Nach § 2 Abs. 1 Nr. 4 BImSchG gilt dieses Gesetz u.a. für den Bau öffentlicher Straßen nach Maßgabe der §§ 41 ff. BImSchG. Die gegen die Baumaßnahmen aus Gründen des Immissionsschutzes vorgebrachten Einwendungen mussten zurückgewiesen werden. Eine andere Beurteilung ergibt sich auch nicht dadurch, dass zu den privaten eigenen Belangen von Anwohnern, die bei einem Straßenbauvorhaben berücksichtigt werden müssen, auch Beeinträchtigungen durch Verkehrslärm und andere Emissionen gehören, die unterhalb der Zumutbar- keitsschwelle – wie sie für den Verkehrslärm in der Verkehrslärmschutzverordnung normativ geregelt ist – liegen. Dies ergibt sich aus den nachfolgenden Ausführungen unter Nr. 4.1 ff.

4.1 Trennungsgebot des § 50 BImSchG Den Anforderungen des § 50 BImSchG trägt die festgestellte Planung angemessen Rechnung. Das Trennungsgebot des § 50 BImSchG ist auf eine Lärmvorsorge unter- halb der für Maßnahmen des Lärmschutzes geltenden Beeinträchtigungsschwelle (§ 41 BImSchG i.V.m. 16. BImSchV) durch räumliche Trennung störungsträchtiger und –empfindlicher Nutzungen ausgerichtet. Bei der Planung wurde vom Vorhaben- träger der sich aus dieser Vorschrift ergebende Planungsgrundsatz beachtet, wonach bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen die für eine bestimmte Nutzung vorgesehenen Flächen einander so zuzuordnen sind, dass schädliche Umwelteinwir- kungen auf die ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienenden Gebiete sowie auf sonstige schutzbedürftige Gebiete, insbesondere öffentlich genutzte Gebie- te, wichtige Verkehrswege, Freizeitgebiete und unter dem Gesichtspunkt des Natur- schutzes besonders wertvolle oder besonders empfindliche Gebiete und öffentlich genutzte Gebäude, so weit wie möglich vermieden werden. Bei raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen in Gebieten, in denen die in Rechtsverordnungen nach § 48a Abs. 1 festgelegten Immissionsgrenzwerte und Zielwerte nicht überschritten werden, ist bei der Abwägung der betroffenen Belange die Erhaltung der bestmögli- chen Luftqualität als Belang zu berücksichtigen. Dem Trennungsgebot des § 50 BImSchG wurde bei der Planung und Planfeststellung Rechnung getragen, indem – wie die vorgenommene Variantenwahl belegt – eine Trassenführung zum Ausbau der A 643 gewählt worden ist, bei der die bestehende Autobahn zwischen der AS Wiesbaden-Mombach und dem Schiersteiner Kreuz beid- seitig verbreitert wird. Im Bereich der Rheinquerung muss – wie dargelegt – die neue …/ Planfeststellungsbeschluss - 310 - A 643

Brücken unterstrom gebaut werden, um die Verkehrsführung zunächst über die be- stehende Brücke sicherzustellen. Erst in der zweiten Baustufe kann dann die beste- hende Brücke abgerissen und an deren Stelle ein neues Bauwerk errichtet werden. Dem normierten Trennungsgrundsatz, dem nur die Funktion einer Abwägungsdirekti- ve zukommt, konnte vorliegend im Rahmen der planerischen Abwägung durch ande- re Belange von hohem Gewicht überwunden werden (vgl. BVerwG, Urteile vom 16. März 2006 - BVerwG 4 A 1075.04 -, BVerwGE 125,116 <172> m.w.N., und vom 13. Mai 2009 - BVerwG 9 A 71.07). Die Vorschrift des § 50 Satz 1 BImSchG verlangt nicht, dass schädliche Umweltein- wirkungen auf jeden Fall vermieden werden, sondern enthält eine „Abwägungsdirekti- ve“ in Form eines „Optimierungsgebots“. Dieses verlangt, dass die immissionsschutz- rechtlichen Gesichtspunkte mit dem ihnen zukommenden besonderen Gewicht in der planerischen Abwägung Berücksichtigung finden. Im Übrigen ist der Rechtsprechung zu § 50 BImSchG nicht zu entnehmen, dass eine Zurückstellung immissionsschutzrechtlicher Belange nur dann abwägungsfehlerfrei ist, wenn die Planung durch entgegenstehende Belange „mit hohem Gewicht zwin- gend“ geboten ist. Ob sich eine Abwägungsdirektive wie der Grundsatz der Trennung unverträglicher Raumnutzungen in der Abwägung durchsetzt, entscheidet sich erst in einer Bewertung der konkreten Einzelfallumstände vor dem Hintergrund der jeweili- gen landesplanerischen Konzeption. Der Trennungsgrundsatz kann daher durch Be- lange von hohem Gewicht überwunden werden. Das gilt selbst dann, wenn man den Trennungsgrundsatz im Sinne einer früheren Rechtsprechung als „Optimierungsge- bot“ (BVerwG, Urteil vom 22. März 1985 - BVerwG 4 C 72.82 -, BVerwGE 71, 163) bezeichnet, das eine möglichst weitgehende Berücksichtigung von Belangen des Umweltschutzes in der Planung verlangt. Auch ein derart qualifiziertes Berücksichti- gungsgebot ist im Wege der Abwägung überwindbar (vgl. BVerwG, Beschluss vom 12. Juni 1990 - BVerwG 7 B 72.90 -, DVBl 1990, 1185). „Optimierungsgebote“ sind im Rahmen der Abwägung nicht „konkurrenzlos“ sondern können zumindest teilweise gegenüber anderen Belangen zurücktreten (vgl. auch BVerwG, Beschluss vom 7. Juli 2004 - BVerwG 4 BN 16.04 -, ZfBR 2005, 71, zu Belange der Wirtschaft). In einem solchen Fall trifft den Plangeber zwar eine gesteigerte Begründungslast, die vorlie- gend im Planfeststellungsbeschluss erfolgt ist. Dürfte der Trennungsgrundsatz erst überwunden werden, wenn er auf „zwingende“ Gegenbelange stößt, wäre er prak- tisch wie ein gesetzlicher Planungsleitsatz dem strikten Recht zuzuordnen (vgl. BVerwG 4 A 1001.04 -, Berlin-Schönefeld, Rn 163). Die Planfeststellungsbehörde hat sich vorliegend davon leiten lassen, dass der Tren- nungsgrundsatz des § 50 Satz 1 BImSchG überwunden werden kann, weil einerseits ein hohes öffentliches Interesse an der Realisierung der Vorhabens besteht und an-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 311 - A 643 dererseits keine Standortalternativen zur Verfügung stehen oder denkbare Alternati- ven mit unvertretbaren Nachteilen behaftet sind. Da diese Voraussetzungen vorlie- gend zu bejahen sind, hat die Planfeststellungsbehörde ihre Entscheidung im Ergeb- nis unabhängig von § 50 Satz 1 BImSchG treffen müssen. Es kann diese Vorschrift nicht mit Erfolg der festgestellten Planung entgegengehalten werden (vgl. OVG Ham- burg, Urteil vom 13. Januar 2005 - 1 D 224/04 -, Rn. 147). Die Trasse ist aus den unter C, Ziffer II,4 [Geprüfte anderweitige Lösungsmöglichkeiten] und unter C, Ziffer IV,10 [Alternativlösungen]) sowie C, Ziffer V,1 [Planungsvarianten] und V,3 [Verkehr- liche und straßenbauliche Belange (Anforderungen and die straßenbauliche Infra- struktur)] in Höhe und Lage gewählt worden. Dabei wurde berücksichtigt, dass die durch Verkehrslärm Betroffenen ein subjektiv-öffentliches Recht darauf haben, dass ihre Belange angemessen abgewogen werden. Die fachplanerischen Abwägungsvor- schriften entfalten insoweit zu ihren Gunsten drittschützende Wirkung (vgl. BVerwG, Urteile vom 7. Juli 1978 - BVerwG 4 C 79.76 u.a. -, BVerwGE 56, 110 <123>, vom 29. Januar 1991 - BVerwG 4 C 51.89 -, BVerwGE 87, 332 <342> und vom 27. Oktober 1998 - BVerwG 11 A 1.97 - BVerwGE 107, 313 <322>). Das Gewicht individueller Lärmschutzbelange steht in einer unauflöslichen Wechselbeziehung zu dem Gewicht der für das Planvorhaben angeführten Gründe (vgl. BVerwG, Urteile vom 14. Februar 1975 - BVerwG 4 C 21.74 -, BVerwGE 48, 56 <66 f.> und vom 20. April 2005 - BVerwG 4 C 18.03 -, BVerwGE 123, 261 <267 f.>). Zwar sind Gradientenabsenkungen, Tief- oder Troglagen Mittel, mit denen der Abwä- gungsdirektive des § 50 BImSchG Rechnung getragen werden kann (vgl. BVerwG, Urteil vom 28. Januar 1999 - BVerwG 4 CN 5.98 -, BVerwGE 108, 248), jedoch scheiden solche Maßnahmen beim sechsstreifigen Ausbau der bestehenden A 643 aus. Die Autobahn muss zwischen dem Rhein und dem Autobahndreieck auf der gleichen Höhenlage geführt werden. Daher kommt eine Gradientenabsenkung oder eine Tief- oder Troglage nicht in Betracht. Mit der geplanten Trassenführung können somit zu den vorhandenen Siedlungs- und Wohnbereichen größere Abstände ge- schaffen werden. Es kommen – wie nachfolgend dargelegt, wenn auch auf dieser Stufe noch nicht relevant – Schutzmaßnahmen unter Beachtung der maßgeblichen Immissionsgrenzwerte der 16. BImSchV in Betracht, d.h. sofern die maßgeblichen Grenzwerte überschritten sind. Jedenfalls drängt sich der Planfeststellungsbehörde unter Beachtung der Immissi- onsschutzbelange keine andere Trassenführung in Grund- und Aufriss auf. Bei der Planung des planfestgestellten Vorhabens wurde somit eine Lösung gewählt, bei der schädliche Umweltauswirkungen, insbesondere Lärm- und Luftverunreinigungen auf ausschließlich oder überwiegend dem Wohnen dienende Gebiete sowie auf sonstige

…/ Planfeststellungsbeschluss - 312 - A 643 schutzwürdige Gebiete so weit wie möglich vermieden werden und damit den Gesundheitsbelangen i.S.d. 39. BImSchV Rechnung getragen. Im Übrigen beansprucht das Trennungsgebot des § 50 Satz 1 BImSchG auch für die Überplanung einer bestehenden Gemengelage keine strikte Geltung. Auch insoweit gilt der Grundsatz, dass die aufgrund der Festsetzungen eines Bebauungsplans be- wältigungsbedürftigen Konflikte nicht ungelöst bleiben dürfen. Der Planungsgeber muss in diesem Fall insbesondere die zu erwartenden immissionsschutzrechtlichen Nutzungskonflikte in den Blick nehmen und einer Lösung zuführen (vgl. BVerwG, Be- schluss vom 13. Mai 2004 - BVerwG 4 BN 15.04 -, Rn 7). Das bedeutet, dass Vorha- benträger lediglich auf geltende oder verfestigte Bebauungspläne abzustellen (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer V,9 [Kommunale Belange]). 4.2 Lärmschutz Bei dem Bau oder der wesentlichen Änderung öffentlicher Straßen ist unbeschadet des § 50 BImSchG (als zweiter Stufe) sicherzustellen, dass durch diese keine schäd- lichen Umwelteinwirkungen durch Verkehrsgeräusche hervorgerufen werden können, die nach dem Stand der Technik i.S.d. Maßstabs des § 3 Abs. 6 BImSchG vermeid- bar sind (§ 41 Abs. 1 BImSchG). Daher ist im Rahmen der Planfeststellung geprüft worden, ob bei der geplanten Straßenführung ausreichender Immissionsschutz si- chergestellt ist und, wenn nicht, wie dieser im Einzelnen hergestellt werden kann. Wie die nachfolgenden Darlegungen zeigen, sind von den Straßenbauvorhaben unter Berücksichtigung der unter A, Ziffer IV,2 getroffenen Entscheidung keine schädlichen Umwelteinwirkungen und damit keine unzumutbaren Auswirkungen auf schutzbedürf- tige Gebiete und Anlagen zu erwarten. Denn über die festgesetzten aktiven und pas- siven Lärmschutzmaßnahmen hinaus sind, wie die Prüfung nach § 41 BImSchG er- geben hat, keine weiteren aktiven oder passiven Maßnahmen zum Schutz der bauli- chen Anlagen notwendig. Der Bau der planfestgestellten ausgebauten öffentlichen Bundesfernstraße ist – wie die nachfolgenden Ausführungen zeigen – mit den Belan- gen des Lärmschutzes zu vereinbaren. In allen Bereichen der Trasse können die ein- schlägigen Grenzwerte – zumindest mit Hilfe aktiver und passiver Schallschutzmaß- nahmen an baulichen Anlagen – eingehalten werden. Damit trägt der Plan den Lärm- schutzbelangen der Betroffenen in angemessener Weise Rechnung. Die Einwendun- gen wegen der Lärmauswirkungen und die Forderungen nach weitergehenden akti- ven Lärmschutzmaßnahmen waren zurückzuweisen. Die vom Gesetzgeber in § 41 Abs. 1 BImSchG verwendeten Begriffe „Bau und we- sentliche Änderung öffentlicher Straßen“ und „schädliche Umwelteinwirkungen durch Verkehrsgeräusche“ sind in der 16. BImSchV einer normativen Regelung zugeführt worden. Nur wenn sich derartige Wirkungen nicht vermeiden lassen, wird das vom Gesetzgeber aufgestellte Gebot der Sicherstellung nicht erfüllt. Die durch Verkehrs-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 313 - A 643 lärm Betroffenen werden vorliegend nicht in einem subjektiv-öffentlichen Recht ver- letzt, da der Vorhabenträger die erforderlichen vor Verkehrslärm schützenden Maß- nahmen vorgesehen hat und – ergänzend dazu – im Planfeststellungsbeschluss un- ter A, Ziffer IV,2 [Passiver Lärmschutz] der Umfang des Aufwendungsersatzes festge- legt wurde. Bei den hier festgestellten Baumaßnahmen – Neubau der Rheinbrücke Schierstein und sechsstreifiger Ausbau der A 643 zwischen der Landesgrenze und dem Schiers- teiner Kreuz– handelt es sich um die wesentliche Änderung einer Straße i.S.d. § 41 BImSchG i.V.m. § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 der 16. BImSchV, da die Straße um einen oder mehrere durchgehende Fahrstreifen für den Kraftfahrzeugverkehr baulich erwei- tert wird. Bei dem Umbau des Schiersteiner Kreuzes war zu prüfen, ob es sich um eine Änderung, bei der durch einen erheblichen baulichen Eingriff der Beurteilungs- pegel des von dem zu ändernden Verkehrsweg ausgehenden Verkehrslärms um mindestens 3 Dezibel (A) oder auf mindestens 70 Dezibel (A) am Tage oder mindes- tens 60 Dezibel (A) in der Nacht erhöht wird (§ 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 der 16. BImSchV). Eine Änderung ist auch dann wesentlich, wenn der Beurteilungspegel des von dem zu ändernden Verkehrsweg ausgehenden Verkehrslärms von mindestens 70 Dezibel (A) am Tage oder 60 Dezibel (A) in der Nacht durch einen erheblichen baulichen Eingriff erhöht wird; dies gilt nicht in Gewerbegebieten (§ 1 Abs. 2 Satz 2 der 16. BImSchV.) In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass in Bezug auf den Lärmschutz die besondere Vorschrift des § 41 BImSchG heranzuziehen ist. § 41 Abs. 1 BImSchG schließt grundsätzlich die gleichzeitige Anwendung des § 74 Abs. 2 Satz 2 HVwVfG aus. Neben dem durch §§ 41 ff. BImSchG normierten Lärmschutzsystem kommt ein Rückgriff auf die allgemeine Regelung des § 74 Abs. 2 Satz 2 HVwVfG inhaltlich (ma- teriell) nur nach Maßgabe des § 42 Abs. 2 Satz 2 BImSchG in Betracht. § 74 Abs. 2 Satz 2 HVwVfG ist lediglich in verfahrensrechtlicher Hinsicht zu beachten. § 41 Abs. 1 BImSchG bezieht sich ausschließlich auf den aktiven Lärmschutz. Nur soweit die Kosten aktiver Schutzmaßnahmen außer Verhältnis zu dem angestrebten Schutz- zweck stehen, ist die Planfeststellungsbehörde gemäß § 41 Abs. 2 BImSchG nicht an das Gebot des Abs. 1 gebunden. In diesem Fall hat sie über die Zubilligung passiven Lärmschutzes nach Maßgabe des § 42 BImSchG zu befinden. Sowohl die in dieser Verordnung geregelten Immissionsgrenzwerte als auch das da- rin enthaltene Berechnungsverfahren sind der Wertung der von der hier auszubauen- den A 643 ausgehenden Verkehrsgeräusche zu Grunde zu legen. Andere Verfahren, etwa nach der DIN 18005 „Schallschutz im Städtebau“, finden daher keine Anwen- dung. Bei den im Beiblatt 1 zur DIN 18005 genannten Orientierungswerten handelt es

…/ Planfeststellungsbeschluss - 314 - A 643 sich um Werte, die beim Städtebau bei der Bestimmung der zumutbaren Lärmbelas- tung als grober Anhalt herangezogen zu werden pflegen. Die Beurteilung, ob ein Gebiet oder eine Anlage unter Verkehrslärmschutzgesichts- punkten schutzbedürftig ist, richtet sich danach, ob Verkehrslärm die Art der Nutzung beeinträchtigen kann. Dabei ist auch die (besondere) Erholungsfunktion einer Anlage oder eines Gebietes, zum Beispiel eines ausgewiesenen Kleingartengeländes, zu berücksichtigen. In dem betroffenen Planungsraum der Landeshauptstadt Wiesbaden befindet sich – ausweislich der Unterlagen – kein solches Gebiet, das seiner Funktion nach der Schutzkategorie 3 (Misch- und Dorfgebiet) zuzurechnen ist, bei dem gemäß der nachfolgenden Tabelle 10 der Tageswert zu schützen ist. Auch wurde im Anhö- rungsverfahren nichts Gegenteiliges vorgetragen, so dass der Planfeststellungsbe- hörde sich keine andere Einschätzung aufdrängen musste. Bei der Beurteilung des Lärmschutzes wird beachtet, dass die Ermächtigungsgrund- lage in dem § 43 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 BImSchG auf den Schutz der Nachbarschaft abstellt. Im Gegensatz zur Allgemeinheit (vgl. auch § 3 Abs. 1 BImSchG) ist die „Nachbarschaft“ i.S.d. BImSchG ein konkretisierbarer Personenkreis, der mit einer gewissen Regelmäßigkeit bestimmten Immissionen ausgesetzt ist oder – bezogen auf den Verkehrslärm – sich im Einwirkungsbereich von Straßen und Schienenwegen aufhält. Nicht zur „Nachbarschaft“ gehören Parkanlagen, Erholungswald, Sport- und Grünflächen, Friedhöfe oder ähnliche Flächen, also auch die als Erholungsgebiet angesprochene Rettbergsaue. Diese Flächen sind nur zum vorübergehenden Aufent- halt bestimmt. In einem solchen Bereich vorhandene schutzbedürftige Nutzungen, z.B. Wohnungen, zählen hingegen zur Nachbarschaft und sind nach Schutzkategorie Misch- und Dorfgebiet gemäß der nachfolgenden Tabelle 10 zu schützen, soweit sie nicht im Einzelfall, z.B. in Innerortslagen, einer anderen Schutzkategorie zuzuordnen sind. In dem bebauungsrechtlichen Außenbereich werden regelmäßig lärmintensivere An- lagen vorgesehen, auch wenn dieser Bereich der Bevölkerung zu Erholungszwecken dient. Dabei ist berücksichtigen, dass nur beim Aufenthalt in Trassennähe der Erho- lungssuchende einer stärkeren Lärmbelastung ausgesetzt ist, die mit zunehmender Entfernung von der Straße entsprechend abnimmt, so dass sich Erholungssuchende in der Regel nur kurzzeitig den hohen Lärmauswirkungen einer Straße aussetzen. Schutzbedürftig gegen Verkehrslärm sind insbesondere Gebiete mit Wohnbebauung (siehe § 2 Abs. 1 Nr. 2 f. der 16. BImSchV) sowie besonders schützenwerte Anlagen wie Krankenhäuser, Schulen, Kurheime und Altenheime (§ 2 Abs. 1 Nr. 1 der 16. BImSchV). Die Art der im Einwirkungsbereich der neuen A 643 liegenden Gebiete ergibt sich grundsätzlich aus den Festsetzungen in den Bebauungsplänen. Anlagen und Gebiete, für die keine Festsetzungen bestehen, sind entsprechend ihrer sich aus

…/ Planfeststellungsbeschluss - 315 - A 643 der Eigenart des Gebietes oder der Fläche ergebenden Schutzbedürftigkeit zu beur- teilen. Bestimmten baulichen Anlagen wird gemäß § 2 Abs. 2 Satz 2 der 16. BImSchV eine höhere Belastung zugemutet; so werden für die im Außenbereich nach § 35 des Baugesetzbuches (BauGB) angetroffenen baulichen Anlagen die in der Tabelle 10 genannten Immissionsgrenzwerte für Dorf- und Mischgebiete herangezogen. Der übrige Außenbereich stellt als solcher grundsätzlich kein schutzbedürftiges Gebiet i.S.d. 16. BImSchV dar, da er keinem bestimmten Personenkreis, der in seiner Ge- samtheit den Begriff der „Nachbarschaft“ erfüllt, zuzuordnen ist. Bei der Auslegung der Planfeststellungsunterlagen müssen die Wohngebäude bereits bauaufsichtlich genehmigt sein oder es muss ein rechtskräftiger Bebauungsplan vor- liegen. Nach Angaben der Landeshauptstadt existieren im Bereich der A 643 fol- gende rechtskräftige Bebauungspläne: - Biebrich 1967/1 „Äppelallee“, Rechtskraft am 25.05.1974 - Biebrich 1967/4 „Rheinfeld, Rechtskraft am 25.05.1974 - Biebrich 1969/1 „Schwimmbad Gräselberg“, Rechtskraft am 25.05.1974 - Biebrich 1974/1 „Gräselberg“, Rechtskraft am 02.04.1974 - Biebrich 1976/1 „Rheinfeld – 1. Änderung“, Rechtskraft am 30.12.1976 - Biebrich 1984/1 „Äppelallee – 1. Änderung“, Rechtskraft am 10.03.1984 - Schierstein 1980/1 „Spazierweg Osthafen“, Rechtskraft am 02.12.1980 - Schierstein 1987/1 „Fluchtlinienplan 1960/1 Wi.-Schierstein, Rechtskraft am 15.12.1987 Die in den bebauten Gebieten der Landeshauptstadt Wiesbaden angetroffenen Ge- bietsarten sind im Deckblatt dargestellt. Danach befinden sich westlich der bestehen- den A 643 (bis zur Bahnstrecke) überwiegend Gewerbegebebiete (GE) und südlich der A 66 ein Mischgebiet (MI) (Bereich Blierweg). Östlich der A 643 und südlich der Rheingaustraße befindet sich ein Mischgebiet (MI). Bei den Flächen nördlich der Rheingaustraße bis zur Äppelallee und bis zur Verbindungsrampe im Süd-Ost- Quadranten der AS Äppelallee handelt es sich um Gewerbegebiete (GE) und bei den Flächen im Innenbereich der AS Äppelallee und weiter östlich der A 643 (bis zur Bahnstrecke) um Sondergebiete für großflächige Einzelhandelsbetriebe gemäß § 11 BauNVO (S). In den Rasterlärmkarten [lfd. Nr. 91. und 9.2 der festgestellten Unterla- gen) als GE eingestuft. Ferner befinden sich nördlich der A 66 im Bereich der Sied- lung Gräselberg allgemeine Wohngebietsflächen (WA). Darüber hinaus finden sich in größerem Abstand von der A 643 nördlich der Äppelallee und südlich der Hagenauer als „Allgemeines Wohngebiet“ (Rosenfeld mit den Straßen Malmedyer und Eupener Straße und Rosenfeld) eingestufte Siedlungsbereiche. Solche befinden sich weiter südlich der Äppelallee (zwischen Zaberner Straße im Westen und Biebricher Schloss- park im Osten).

…/ Planfeststellungsbeschluss - 316 - A 643

Die der Planung zu Grunde liegenden Gebietseinstufungen sind korrekt und entspre- chen der tatsächlichen baulichen Nutzung und den damit verbundenen baurechtli- chen Grundlagen der Bauleitplanung der Stadt Wiesbaden. Ergänzend wird auf den Erläuterungsbericht zum Flächennutzungsplan 2010, in dem u.a. Folgendes ausgeführt ist, verwiesen: „Östliches Autobahnohr an der Äppelallee. Im Flächennutzungsplan wird „Sondergebiet – Handel“ dargestellt, da die Fläche eine verkehrlich gut erschlossene und städtebaulich sinnvolle Ergänzung zu dem nördlich angrenzenden „Sondergebiet – Handel“ darstellt. Die im Landschaftsplan dargestellte geplante „Verkehrsfläche – P+R-Platz“ wird dort nicht vorgesehen.“ (S. 125) „Freizeitgelände auf der Rettbergsaue: Die StVV hat mit Beschluss Nr. 0190 am 24.06.1999 beschlossen das das Frei- zeitgelände auf der Rettbergsaue weiterhin als „Grünfläche – Grünanlage, z.T. mit Freizeiteinrichtungen“ – Bestand und nicht, wie im Landschaftsplan als geplante „Wiesen und Krautfluren“ dargestellt wird. Es soll als wichtige Anlage für Freizeit und Erholungszwecke der Wiesbadener Bevölkerung erhalten bleiben, insbeson- dere auch, weil diese Einrichtung mit zunehmender Tendenz stark frequentiert wird. Außerdem beeinträchtigen Campingplatz und Freizeitanlagen, die seit Jahren der Erholung der Bevölkerung dienen, die auf der Rheininsel vorhandenen Biotop- strukturen nur unwesentlich. Dies gilt auch für die Fläche auf Schiersteiner Gemarkung. Für beide Anlagen werden z.Z. die Pachtverträge mit dem Hessischen Forstamt Chauseehaus ver- längert.“ (S. 126) „Freizeitgelände an der Westspitze der Rettbergsaue: Die StVV hat mit Beschluss Nr. 0190 am 24.06.1999 beschlossen das das Frei- zeitgelände an der Westspitze der Rettbergsaue im Flächennutzungsplan weiter- hin als „Sondergebiet mit hohem Grünanteil – Camping“ – Bestand und nicht, wie im Landschaftsplan als geplante „Wiesen und Krautfluren“ bzw. „Gehölze“ darge- stellt wird (siehe auch 2.08). Die Anlage steht seit Jahrzehnten und wird als Dau- ercampinganlage genutzt. Sie stellt keine wesentliche Beeinträchtigung des an- grenzenden Naturschutzgebietes dar. Außerdem soll dieser Bereich für Freizeit- zwecke insofern gesichert werden, dass Möglichkeiten geschaffen werden können, der Zweckbestimmung entsprechende Anlagen, wie z.B. Sanitär- oder Versor- gungseinrichtungen, zu errichten.“ (S. 128) Nach Angaben der Landeshauptstadt Wiesbaden befinden sich folgende Be- bauungspläne im Verfahren: - Biebrich 02-2000 „Äppelallee – 3. Änderung“, Aufstellungsbeschluss am 14.12.2000 - Biebrich 01-2010 „Friedrich-Bergius-Straße“, Aufstellungsbeschluss am 11.01.2010 - Schierstein 01-2007 „Schiersteiner Hafen - Ostteil“, Aufstellungsbeschluss am 21.09.2006 - Schierstein 01-2009 „Osthafen – Westlich des Hafenwegs“, Aufstellungsbeschluss am 17.09.2009 Das von der Stadt Wiesbaden in Bezug auf den Lärmschutz diesbezügliche Vorbrin- gen im Anhörungsverfahren wurde von der Planfeststellungsbehörde ebenfalls in die

…/ Planfeststellungsbeschluss - 317 - A 643

Abwägung einbezogen. Dies führt vorliegend aber zu keiner anderen Einschätzung und andere Bewertung vorzunehmen. Dies gilt auch für die von Landeshauptstadt Wiesbaden geplante Aufstellung des Be- bauungsplanes „Schiersteiner Hafen Ost“ mit den Gebietsnutzungen Gewerbe- bzw. Mischflächen. Der Grundsatzbeschluss zur Aufstellung des Bebauungsplanes wurde von der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung im August 2006 gefasst. Die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange nach § 4 Abs. 1 BauGB wurde im Februar 2008 durchgeführt. Der Bebauungsplan „Schiersteiner Hafen Ost“ ist derzeit noch nicht rechtsgültig. Daher können die im Bebauungsplan „Schiersteiner Hafen Ost“ dargestellten Gebäude in der schalltechnischen Untersuchung nicht berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang wird auf Folgendes hingewiesen: In Fällen konkurrierender Planung ist grundsätzlich der Prioritätsgrundsatz zu berück- sichtigen der besagt, dass eine hinzukommende kommunale Bauleitplanung auf die Planungsabsichten einer Fachplanung Rücksicht zu nehmen hat, wenn diese bereits hinreichend konkretisiert und verfestigt sind. Ist dies der Fall, muss z.B. die Gemein- de planerische Erschwernisse und planerischen Anpassungsbedarf für ihre Bauleit- planung wie auch mögliche Reduzierungen der als Wohnbauland geeigneten Flächen hinnehmen (vgl. BVerwG, Beschluss vom 9. Oktober 2003 - BVerwG 9 VR 6.03). Mit Beginn der Auslegung der Straßenplanung liegt eine hinreichend verfestigte Straßen- planung vor. Dies gilt nicht für die im Verfahren befindlichen Bebauungspläne, Struk- tur- oder Rahmenpläne. Erst wenn ein Bebauungsplan als Satzung beschlossen ist, sind rechtsverbindliche Festsetzungen gegeben (siehe C, Ziffer V,9). Das bedeutet, dass die kommunale Bauleitplanung verpflichtet ist auf die vorliegend hinreichend verfestigte Fachplanung Rücksicht zu nehmen. In diesem Zusammenhang wird ergänzend auf die Regelung der 24. BImSchV (Ver- kehrswege-Schallschutzmaßnahmenverordnung) verwiesen. Nach deren § 2 Abs. 4 sind Schallschutzmaßnahmen im Sinne dieser Verordnung nicht erforderlich, wenn eine bauliche Anlage 1. zum Abbruch bestimmt ist oder dieser bauordnungsrechtlich gefordert wird, 2. bei der Auslegung der Pläne im Planfeststellungsverfahren, bei Bekanntgabe der Plangenehmigung oder der Auslegung des Entwurfs der Bauleitpläne mit ausgewie- sener Wegeplanung noch nicht genehmigt war oder sonst nach den baurechtlichen Vorschriften mit dem Bau noch nicht begonnen werden durfte. Bei einer Wohnbebauung (auch im Mischgebiet) ist weiterhin von Bedeutung, dass der Schutz gegen Verkehrslärm nicht nur auf den Schutz des Innenwohnbereiches beschränkt ist sondern auch der so genannte Außenwohnbereich ist grundsätzlich – wenn auch nicht in gleichem Maße wie der Innenwohnbereich – schutzbedürftig (vgl.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 318 - A 643 hierzu BVerwG, Urteil vom 29. Januar 1991 - BVerwG 4 C 51.89 -, BVerwGE 87, 332). Der Umstand, dass der Außenwohnbereich in erster Linie der Erholung dient, steht dem nicht entgegen; denn auch die Erholung gehört zu den Grundbedürfnissen des Menschen und ist somit ein Faktor bei der Beurteilung der Schutzbedürftigkeit eines Gebietes oder einer baulichen Anlage. Zum Außenwohnbereich gehören zum Beispiel Balkone und mit dem Wohnhaus verbundene Terrassen sowie zum Wohnen im Freien geeignete und bestimmte Flächen des Grundstücks (wie Gartenlauben, Grillplätze). Ob Flächen tatsächlich zum „Wohnen im Freien“ geeignet sind, ist jeweils im Einzelfall festzustellen. Freiflächen (am Wohngebäude) sind gegenüber dem Ver- kehrslärm nicht allein deshalb schutzwürdig, weil die gebietsspezifischen Immissions- grenzwerte überschritten sind, vielmehr müssen sie darüber hinaus zum Wohnen im Freien geeignet und bestimmt sein. (vgl. BVerwG, Urteil vom 11. November 1988 - BVerwG 4 C 11/87 -, NVwZ 1989, 255). Ein Außenwohnbereich liegt insbesondere nicht vor bei Vorgärten, die nicht dem regelmäßigen Aufenthalt dienen. Dies gilt auch für Flächen, die nicht zum „Wohnen im Freien“ benutzt werden dürfen, oder bei Bal- konen, die nicht dem regelmäßigen Aufenthalt von Menschen dienen. Von einer nächtlichen Nutzung zu Wohnzwecken – und damit als zentralem Lebensmittelpunkt – kann bei einem als Garten genutzten Außenwohnbereich nicht ausgegangen wer- den (BVerwG, Urteil vom 15. März 2000 - BVerwG 11 A 33.97 -, NVwZ 2001, 78). In baulichen Anlagen werden Räume, die zum nicht nur vorübergehenden Aufenthalt von Menschen bestimmt sind, geschützt, wenn am Immissionsort der der Raumnut- zung entsprechende Tag- bzw. Nacht-Immissionsgrenzwert überschritten ist. Danach wird passiver Lärmschutz für Wohnräume gewährt, soweit der Tagwert überschritten ist; für den Schutz von Schlafraum ist hingegen die Überschreitung des Nachtwertes maßgeblich (Verkehrslärmschutzrichtlinien 1997 Nr. 13 Abs. 4). Schutzbedürftig sind - Räume, die überwiegend zum Schlafen benutzt werden; dazu gehören auch Kin- derzimmer, Einraumappartements, Bettenräume in Krankenhäusern, Kurheimen, Altenheimen und Altenpflegeheimen sowie Schlafräume in Beherbergungsbetrie- ben, - Wohnräume, - Behandlungs-, Untersuchungsräume in Arztpraxen, - Operationsräume, wissenschaftliche Arbeitsräume, Unterrichtsräume, Leseräume in Bibliotheken, - Konferenz- und Vortragsräume, Büroräume, allgemeine Laborräume, - Großraumbüros, Schalterräume, Druckerräume von DV-Anlagen, soweit dort stän- dige Arbeitsplätze vorhanden sind, - sonstige Räume, die zum nicht nur vorübergehenden Aufenthalt von Menschen bestimmt sind, insbesondere Aufenthaltsräume in Altenheimen, Kindergärten, Ar- beitszimmer, Handwerksräume ohne Eigenlärm sowie Küchen, soweit keine Tee- oder Kaffeeküchen.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 319 - A 643

Nicht schutzbedürftig sind Räume, die nur zum vorübergehenden Aufenthalt von Menschen bestimmt sind. Hierzu zählen - Bäder, - Toiletten, - Treppenhäuser und Flure, - Lagerräume, - Gartenhäuser in Kleingartengebieten, soweit nicht eine zulässige Nutzung nach § 20a des Bundeskleingartengesetzes gegeben ist. (Verkehrslärmschutzrichtlinien 1997 Nr. 13 Abs. 5). Die Hessische Straßen- und Verkehrsverwaltung hat zutreffend folgende Immissi- onsgrenzwerte gemäß § 2 der 16. BImSchV der Beurteilung des Lärmschutzes bei der Planung zu Grunde gelegt:

Tabelle 10: Immissionsgrenzwerte nach 16. BImSchV

Art der Anlage oder des Gebietes Tag Nacht 1. an Krankenhäusern, Schulen, Kurheimen und Altenheimen 57 Dezibel (A) 47 Dezibel (A) 2. in reinen und allgemeinen Wohngebieten und Kleinsied- lungsgebieten 59 Dezibel (A) 49 Dezibel (A) 3. in Kerngebieten, Dorfgebieten und Mischgebieten 64 Dezibel (A) 54 Dezibel (A) 4. in Gewerbegebieten 69 Dezibel (A) 59 Dezibel (A)

Wird die zu schützende Nutzung nur am Tage oder der Nacht ausgeübt, so ist nur der Immissionsgrenzwert für diesen Zeitraum maßgebend (§ 2 Abs. 3 der 16. BImSchV). Dies gilt vorliegend für Schulen und Kindertagesstätten, aber auch Gewerbebetriebe, es sei denn, dass sich eine Wohnung (z.B. für den Hausmeister) in der baulichen Anlage befindet oder der Betrieb arbeitet auch während der Nacht. Insoweit wird dann der Nachtwert herangezogen. Soweit Beteiligte darauf hinweisen, dass die Gebiete Rosenfeld und Selbsthilfe als „Kleinsiedlungsgebiete“ anerkannt sind und für sie ein „noch höherer Lärmschutz als für normale Wohngebiete“ gelte, ist anzumerken, dass nach § 2 Nr. 2 der 16. BImSchV – wie in der vorstehenden Tabelle 10 dargestellt – bauliche Anlagen sowohl in reinen und allgemeinen Wohngebieten als auch Kleinsiedlungsgebieten der glei- chen Kategorie zugeordnet sind. Von daher ist die Zuordnung dieser Siedlungsberei- che der Kategorie „Wohngebiete und Kleinsiedlungsgebiete“ durch den Vorhabenträ- ger nicht zu beanstanden. Die dem Planfeststellungsbeschluss zu Grunde liegende Lärmberechnung [siehe lfd. Nr. 9.4 und 9.5 der festgestellten Unterlagen] ist – entgegen der von Beteiligten geäußerten Bedenken, anders als die im Ausgangsverfahren ausgelegene schall- technische Untersuchung [Unterl. 11.1], bei der die Dämpfung nicht ordnungsgemäß berücksichtigt wurde – nicht zu beanstanden. Das vom Vorhabenträger erstellte Deckblatt zur schalltechnischen Untersuchung trägt den Anforderungen der 16. …/ Planfeststellungsbeschluss - 320 - A 643

BImSchV Rechnung und stellt eine ausreichende Entscheidungsgrundlage dar. Die schalltechnische Berechnung wurde von einem Büro unter Zugrundelegung eines computergestützten Programms durchgeführt. Auf die Einholung eines Sachverstän- digengutachtens konnte daher die Planfeststellungsbehörde verzichten. Dabei sind entsprechend dem für das Berechnungsverfahren geltenden Regelungen alle entscheidungsrelevanten Parameter berücksichtigt worden. In Anlage 1 zu § 3 der 16. BImSchV wird das Berechnungsverfahren für den Beurteilungspegel an Stra- ßen vorgegeben. Die Berechnung erfolgte gemäß § 3 der 16. BImSchV i.V.m. Anlage 1 i.V.m. der „Richtlinien für den Lärmschutz an Straßen“ - Ausgabe 1990 - (RLS-90). Kap. 4 der RLS-90 ist in der Verordnung in Bezug genommen und beim Vollzug der Verordnung anzuwenden. Die vorgenannten Immissionsgrenzwerte und das Verfah- ren zur Ermittlung der Beurteilungspegel stehen in einem nicht trennbaren Rege- lungszusammenhang. Um zeit- und kostenintensive Ermittlungen im Einzelfall zu vermeiden, hat der Ve- rordnungsgeber von der Möglichkeit pauschalierender Berechnungsvorschriften Ge- brauch gemacht, die sich im Einzelfall zu Gunsten, aber auch zu Lasten eines Betrof- fenen auswirken können. Das normativ vorgegebene Berechnungsverfahren nimmt es bewusst in Kauf, dass bei der Ermittlung der Beurteilungspegel einzelne lärmmin- dernde oder lärmsteigernde Phänomene durch pauschalierte Zu- und Abschläge be- rücksichtigt werden, obwohl im Einzelfall die Lärmsteigerung oder –reduzierung tat- sächlich kleiner oder größer als der angesetzte Wert sein kann. Nach Anlage 1 zu § 3 der 16. BImSchV werden der schalltechnischen Berechnung die maßgebende stünd- liche Verkehrsstärke M und der maßgebende Lkw-Anteil p mit Hilfe der der Planung zu Grunde liegenden geeigneten projektbezogenen Untersuchungsergebnissen der prognostizierten durchschnittlichen täglichen Verkehrsstärke (DTV = durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke aller Tage des Jahres) berechnet. Die nach § 3 der 16. BImSchV in Verbindung mit Anlage 1 verwerteten Daten, Tabellen, Korrekturwerte etc. beruhen auf bislang hierzu gewonnenen Erfahrungen. Im Übrigen ist nach Darstellung der BASt eine Umrechnung auf die 2,8t Tonnageg- renze nicht geboten (siehe Niederschrift über die 13. Bund-/ Länder-Dienstbespre- chung „Immissionsschutz“ am 19. und 20.11.2008, S. 9 f.). Außerdem wird auf die Mitteilung der BASt 1/2009 (Straßenverkehrstechnik 2009, 313) hingewiesen: „Der Wegfall der Umrechnung auf die 2,8 Tonnagegrenze bedeutet eine statistisch nicht signifikante methodische Änderung. Aus umfassenden Untersuchungen der BASt aus dem Jahre 2002 geht hervor, dass es keine signifikanten Unterschiede (25) bei Mittelungspegel Lm zwischen den Berechnungsergebnissen der Tonnageg- renzen von 2,8t und 3,5t gibt.“ Der Vorhabenträger musste von daher nicht eine Umrechnung (fiktive Erhöhung) der 3,5-Tonnangegrenze auf 2,8-Tonnagengrenze vornehmen (siehe Verkehrsuntersu-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 321 - A 643 chung 2010, Kap. 6). Die Prüfung der Planfeststellungsbehörde hat diese Einschät- zung bestätigt. In die schalltechnische Berechnung, die vom Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden unter Anwendung eines elektronischen Rechenprogramms durchgeführt wurde, fließen unterschiedliche Faktoren ein. Gemäß Kap. 4 der RLS-90 wird der von einer Straße ausgehende Schallpegel aus der maßgeblichen Verkehrsstärke und dem Lkw-Anteil ermittelt worden. Die Eingabedaten sind in Anlage der schalltechni- schen Untersuchung sind in Anlage 1 zum Erläuterungsbericht (lfd. Nr. 9.1 der fest- gestellten Unterlagen) dargestellt. Auszugsweise werden in nachfolgender Tabelle 11a relevante Werte angegeben:

Tabelle 11a: Eingabedaten für die schalltechnische Untersuchung

Abschnitt Fahrtrichtung Mainz-Wiesbaden Fahrtrichtung Wiesbaden-Mainz AS Mombach-AS Äppelallee 47.500 Kfz/24h*) 51.200 Kfz/24h ) pt/pn‘ = 7,5/9,7%** pt/pn‘ = 7,5/10,1% AS Äppelallee-AD Schierstein 49.900 Kfz/24h 52.900 Kfz/24h pt/pn‘ = 7,2/9,6% pt/pn‘ = 7,4/9,8% Anmerkung: *) Abb. 5.2 „Modellrechnung Planfall mit Ausbau des AK Schierstein und Ausbau der A 643 bis zum AD Mainz“ der Verkehrsuntersuchung 14.10.2010 **) Abb. 6 „Lkw-Anteile“

Gemäß Anlage 1 zur § 3 der 16. BImSchV ist das Verkehrsaufkommen den beiden äußeren Fahrstreifen jeweils zur Hälfte zuzuordnen. Bei der Berechnung hat der Vor- habenträger die für die jeweilige Richtungsfahrbahn ermittelte Belastung dem äuße- ren Fahrstreifen zu Grunde gelegt. Außerdem hat er mit dem DTV2020,W gerechnet.

Der DTV2020,W, der der Dimensionierung der Autobahn zu Grunde gelegt wird, liegt bei einer Autobahn über dem DTV2020. Der DTV2020 beträgt im Allgemeinen

~0,9 * DTV2020,W. Der Wert über alle Werktage des Jahres (DTVW) liegt in der Regel, in Abhängigkeit von der Ganglinie, etwa 10% über den Werten für alle Tage des Jah- res (DTV), die für die schalltechnische Berechnung maßgeblich sind, liegen. Dies bedeutet beispielsweise bei einem DTV2020,W = 102.850 Kfz/24h ein DTV2020 = 0,9 * 102.850 = 92.565 Kfz/24h. Damit hat der Vorhabenträger mit auf der sicheren Seite liegenden DTV gerechnet. Für den Lkw-Anteil tags/ nachts hat er auf die in der Verkehrsuntersuchung ermittelten genaueren Erkenntnisse abgestellt und nicht Ta- bellenwerten von pt = 25% und pn = 45% (Tab. A der 16. BImSchV) herangezogen. ergeben. Die stündliche Verkehrsstärke M wurde entsprechend Tabelle A der Anlage

16. BImSchV mit Mt = 0,06 DTV und Mn = 0,014 DTV ermittelt. Bezogen auf bei- spielsweise beträgt Mt = 0,06 * 47.500 = 2.850 Kfz/h und Mn = 0,014 * 47.500 = 665 Kfz/h. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass der vom Vorhabenträ- ger gewählte Prognosezeitraum 2020 nicht zu kurz gewählt ist. Eine starre Festle- gung auf einen bestimmten Zeitraum erscheint schon deshalb problematisch, weil es insoweit an jeglicher normativer Fixierung fehlt. Die 16. BImSchV lässt diese Frage …/ Planfeststellungsbeschluss - 322 - A 643 ungeregelt. Lediglich in der Begründung findet sich ein Hinweis, der gewisse Rück- schlüsse auf den Prognosezeitraum zulässt, von dem der Verordnungsgeber ausge- gangen ist. „Die Prognosewerte werden im Allgemeinen erst nach 10 bis 20 Jahren erreicht“ (BT-Dr. 661/89, S. 37). Da normative Vorgaben fehlen, sprechen gewichtige Gründe dafür, dass der Vorha- benträger bei der schalltechnischen Untersuchung zutreffend auf das Jahr 2020 für die Prognosebelastung der A 643 als Bezugsjahr abgestellt hat. Auch die Plan- feststellungsbehörde konnte dementsprechend bei ihrer Beurteilung des Lärmschut- zes von den Grundannahmen des Vorhabenträgers ausgehen, wie sie in der Ver- kehrsuntersuchung und der schalltechnischen Untersuchung zum Ausdruck kommen. Es sind weder methodische Fehler bei der Verkehrsprognose noch in Bezug auf die auf die Grundstücke der Betroffenen zu erwartenden Belastungen durch Lärm oder Luftverunreinigungen zu erkennen. Die dem Planfeststellungsbeschluss zu Grunde gelegten Werte sind somit beanstandungsfrei. Die Lärmberechnung stellt somit auf nachvollziehbare Werte für die maßgebliche Ta- ges- und Nachtstunde und die Lkw-Anteile am Gesamtverkehr pt und pn ab. Etwas anderes ergibt sich auch nicht durch den geplanten sechsstreifigen Ausbau der A 66 AK Wiesbaden/ Schierstein - AS Wiesbaden/ Erbenheim. Dieses Vorhaben ist im Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen lediglich in die Kategorie „Weiterer Be- darf“ eingestuft. Obwohl die Salzbachtalbrücke (zwischen AS Biebrich und AS Main- zer Straße) ebenfalls erneuert werden muss, ist mit einem sechsstreifigen Ausbau der A 66 zzt. nicht zu rechnen. Bei einem Ausbau der A 643 lediglich zwischen AS Mainz-Mombach und AK Wies- baden/ Schierstein ergeben sich folgende Belastungswerte für das Jahr 2020 gegen- über dem der Planung zu Grunde gelegten Ansatz um 2.800 bzw. 2.250 Kfz/24h niedrigere Werte (Spalte 3 der Tabelle 11b).

Tabelle 11b: Verkehrsbelastung bei Planfall Teil-Ausbau

Abschnitt Planfall Änderungsverfahren Planfall Teil-Ausbau*) AS Mombach-AS Äppelallee 98.700 Kfz/24h 95.900 Kf/24h AS Äppelallee-AD Schierstein 102.800 Kfz/24h 100.600 Kfz/24h

Anmerkung: *) Abb. 1.1 „Modellrechnung Planfall mit Ausbau des AK Schierstein und Ausbau der A 643 bis zum AD Mainz“ der Verkehrsuntersuchung, 12.08.2010 Nach der deutschlandweiten Verflechtungsverflechtungsprognose 2025, die der Überprüfung des Bedarfsplans von der Bundesregierung zu Grunde gelegt worden ist, ergeben sich um 1.800 bzw. 3.150 Kfz/24h voraussichtliche höhere Belastungs- werte (Spalte 2 der Tabelle 11c). Eine vom Hessischen Landesamt für Straßen- und Verkehrswesen unter Berücksichtigung des sechsstreifigen Ausbaus der A 66 am

…/ Planfeststellungsbeschluss - 323 - A 643

12.05.2011 ermittelte Prognose ergab allerdings um 1.800 bzw. 2.700 Kfz/24h höhere Werte (Spalte 3 der Tabelle 11c).

Tabelle 11c: Weitere Prognosen

Abschnitt Verflechtungsprognose 2025VISUM-Prognose*) AS Mombach-AS Äppelallee 96.000 Kfz/24h 100.500 Kf/24h AS Äppelallee-AD Schierstein 106.000 Kfz/24h 105.600 Kfz/24h AD Äppelallee-AS Biebrich 81.000 Kfz/24h 88.000 Kfz/24h Alle Werte bewegen sich mehr oder weniger auf dem gleichen Niveau mit einer Ab- weichung von ca. 3%. Dies bewegt sich im Rahmen der Genauigkeit einer Verkehrs- untersuchung, so dass die Planfeststellungsbehörde nicht gehalten war eine neue schalltechnische Berechnung erstellten zu lassen, zumal sich im Ergebnis die ermit- telten Emissions- und Immissionspegel kaum voneinander abweichen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Vorhabenträger den DTVW nicht den DTV der schalltechni- schen Berechnung zu Grunde gelegt hat. Dies bedeutet etwa 10% der Verkehrsbe- lastung und liegt auf jeden Fall über 3%. Im Übrigen käme ein nachträglicher Planer- gänzungsanspruch nach § 75 Abs. 2 Satz 2 HVwVfG nur in Betracht, wenn un- voraussehbare Wirkungen eintreten. Dies wäre der Fall, wenn sich die Prognose (in- nerhalb des Prognosezeitraumes) als fehlgeschlagen erweist und damit eine Zunah- me des Beurteilungspegel um 3 dB(A) eintreten würde (vgl. BVerwG, Beschluss vom 6. März 2007 - BVerwG 9 C 2.06). Eine Erhöhung der Beurteilungspegel um 3 dB(A) würde erst bei der Verdopplung der Verkehrsmenge (+100%) eintreten. Daraus ergibt sich, dass die Lärmberechnung auf nachvollziehbare Werte für die maßgebliche Tages- und Nachtstunde abstellt. Außerdem sind bei der Berechnung des Emissionspegels die Gradiente (Steigungen und Gefälle werden bei >5% berücksichtigt), die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten und die Art der Straßenoberfläche eingeflossen. Im Bereich der A 643 selbst sind zutreffend Steigungen <5% in Ansatz gebracht wor- den. Soweit in Rampen Steigungen von >5% ist dies bei Berechnung berücksichtigt worden (siehe Anlage 1 zum Erläuterungsbericht [lfd. Nr. 9.1 der festgestellten Unter- lagen]) Soweit ein Längsgefälle von >5% vorgesehen ist, sind Zuschläge nach der

Formel (9) der RLS-90 DStg = 0,6 * |g| - 3 für |g| >5% erforderlich, wo nicht ist in der Darstellung der Emissionspegel in der Spalte „D Stg“ dementsprechend ein Zuschlag von 0,2-4,8 dB(A) eingetragen. Der Berechnung grundsätzliche eine zulässigen Höchstgeschwindigkeit für Pkw mit 130 km/h und für Lkw mit 80 km/h zu Grunde gelegt. Vorliegend hat der Vorhaben- träger im Hinblick auf die kurzen Abstände zwischen den Anschlussstellen und dem Autobahndreieck und den erforderlichen Verflechtungen der Planung eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h zu Grunde gelegt. Dies bedeutet für die A 643 einen Korrekturfaktor DV = -0,1 dB(A). Im Bereich der Rampen ergeben sich grund-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 324 - A 643 sätzlich nur Höchstgeschwindigkeiten von 60 km/h. Das bedeutet einen Korrekturfak- tor je nach Rampe von -3,3 bis -3,7 dB(A) tags und -3,0 bis -3,5 dB(A) nachts. Weiterhin wurde der Korrekturfaktor für die Straßenoberfläche von -2 dB(A) gegen-

über dem Referenzbelag „nicht geriffelter Gussasphalt“ (DStrO = 0 dB(A) auf den Rich- tungsfahrbahnen berücksichtigt, weil dort die zulässige Höchstgeschwindigkeit >60 km/h beträgt. Als Straßenoberfläche wird ein Belag eingebautt, der die Anforderun- gen, die an einen lärmmindernden Belag – beispielsweise an einen Splitt-Mastix- Asphalt oder Lärmarmer Gussasphalt – gestellt werden, erfüllt (siehe die Angaben im Regelquerschnitt [lfd. Nr. 5.1 der festgestellten Unterlagen]). Nach den Vorgaben des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW) werden im Planfeststellungsverfahren Festlegungen zur Art der Straßenbefestigung zur Sicher- stellung des Wettbewerbs der unterschiedlichen Oberbauweisen der RStO 01 nicht getroffen. In der Planfeststellung werden bauweisenunabhängig die Bauklasse und nur der in den durch Rechtsvorschrift in Bezug auf den Lärmschutz in Ansatz zu brin- gende Korrekturbeiwert festgelegt. Die bautechnischen Maßnahmen zur Sicherstel- lung des erforderlichen Schutzniveaus sind Sache des Auftraggebers (siehe Allge- meines Rundschreiben Straßenbau Nr. 05/2005 vom 16.06.2005 betr. „Kriterien für die Wahl und Bewertung unterschiedlicher Bauweisen für den Oberbau von Bundes- fernstraßen mit getrennten Richtungsfahrbahnen“). Dementsprechend konnte vom Vorhabenträger unter Berücksichtigung des Standes der Technik ein Korrekturfaktor

DStrO = - 2 dB(A) und der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf der auszubauenden A 643 > 60 km/h in Ansatz gebracht werden. Dabei handelt es sich vor dem Hinter- grund, dass der Wert DStrO = - 2 dB(A) auf langjährigen Ermittlungen der Bundesan- stalt für Straßen und Verkehrswesen (BASt) beruht und aufgrund der „Öffnungsklau- sel“ der Tabelle B zur Anlage 1 der 16. BImSchV eingeführt wurde, um eine ord- nungsgemäße Annahme. Da die Dauerhaftigkeit der Lärmminderung bis zum Eintritt der Reparaturbedürftigkeit der Deckschicht und somit innerhalb der Lebensdauer des Straßenbelags gewährleistet ist, ist somit die Berücksichtigung eines Korrekturwertes

DStrO = - 2,0 dB(A) von der Planfeststellungsbehörde nicht zu beanstanden. Die Wirk- samkeit der Pegelminderung wird in den „lärmrelevanten“ Bereichen während der Liegedauer des Fahrbahnbelags eingehalten. Dementsprechend wurde für die Ram- pen, auf denen die rechnerische zulässige Höchstgeschwindigkeit 60 km/h beträgt, der Korrekturfaktor zutreffend mit DStrO = 0 dB(A) in Ansatz gebracht.

Der Einbau einer offenporigen Asphaltdeckschicht (OPA) mit DStrO = -5 dB(A) kommt unter Beachtung der generellen Vorgaben des früheren BMVBW vorliegend auf der A 643 nicht in Betracht. Mit einem solchen Fahrbahnbelag könnte eine Reduzierung des Beurteilungspegels von -5 bzw. -4 dB(A) – je nach Körnung – gegenüber dem Referenzbelag „nicht geriffelter“ Gussasphalt dauerhaft erreicht werden (also -3 dB(A)

…/ Planfeststellungsbeschluss - 325 - A 643 bzw. -2 dB(A) mehr gegenüber der vorgesehenen lärmmindernden Fahrbahndecke). Dies ist nicht zu beanstanden, weil die Verwendung einer offenporigen Asphaltdeck- schicht lediglich in Ausnahmefällen in Betracht kommen kann. Voraussetzung hierfür ist, dass sich dichte Wohnbebauung in der Nähe der Straße befindet und die Einhal- tung der Lärmvorsorgegrenzwerte mit den herkömmlichen Mitteln des aktiven Lärm- schutzes an technische, gestalterische und wirtschaftliche Grenzen stößt. Das heißt, dass ohne offenporige Asphaltdeckschicht Einhausungen oder seitliche Schallhinder- nisse in unvertretbarer Höhe (z.B. Wände über 10 m Höhe) errichtet werden müssten. Kann ein gesetzlicher Anspruch auf Lärmschutz im Rahmen der Lärmvorsorge nur mit Wällen und/ oder Wänden von über 8 oder 10 Meter Höhe erreicht werden und stehen negative Auswirkungen hinsichtlich Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, der Sicht sowie durch Verschattung und Mauer-Effekte gegenüber, dann kann unter den vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung genannten Rand- bedingungen ein OPA in Betracht gezogen werden. Aufgrund der kürzeren Lebens- dauer sind die Kosten für einen OPA wegen der Mehrkosten aufgrund kürzerer In- standsetzungsintervalle und höherer Herstellungskosten für OPA dreimal so hoch. Vorliegend sind die Randbedingungen im Bereich der von der ausgebauten Autobahn betroffenen Wohnbebauung nicht gegeben. Denn es ist sind keine Lärmschutzanla- gen mit in unvertretbarer Höhe aus Gründen des Lärmschutzes erforderlich. Daher konnte auch Anträgen Beteiligter, offenporige Fahrbahnbeläge auf der A 643 einzubauen, mit dem Planfeststellungsbeschluss nicht entsprochen werden. Dies gilt auch in Bezug auf zweischichtige offenporige Asphaltdeckschichten, sog „2OPA“- Fahrbahnbelag. So genannte zweilagige offenporige Asphalte (2OPA) stellen prinzi- piell wirksame Fahrbahndeckschichten dar. Eine zusätzliche Eigenschaft der Schall- absorption verleiht dieser Bauweise – neben ihrer rollgeräuschmindernden Textur – die Fähigkeit, nicht nur die Rollgeräusche von Pkw- sondern auch von Lkw-Reifen deutlich zu reduzieren. Sie stellt somit eine Bauweise dar, die sowohl bei Pkw- als auch Lkw-Reifen wirkt, da sie zur Minderung dieser Geräusche wirksam beitragen kann, ohne dass die anderen funktionalen Eigenschaften darunter leiden. Die Höhe des Beurteilungspegels hängt noch von weiteren Parametern, wie der Ent- fernung von Emissions- und Immissionsort, ab. Dies wird bei der Ermittlung der Beur- teilungspegel für die Immissionsorte berücksichtigt (siehe Tabelle 12: Beurteilungs- pegel in dB(A) an relevanten Immissionsorten). Die berechneten Beurteilungspegel gelten für leichten Wind (etwa 3 m/s) von der Straße zum Immissionsort und/ oder Temperaturinversion, die beide die Schallaus- breitung fördern, aber nicht immer gegeben sind. Bei anderen Witterungsbedingun- gen können besonders in Bodennähe und in Abständen über etwa 100 m deutlich niedrigere Schallpegel auftreten. Bei der Berechnung werden ferner die Boden- und

…/ Planfeststellungsbeschluss - 326 - A 643

Meteorologiedämpfung (diese entfällt bei einer Abschirmung) und die sich durch die topographischen und baulichen Gegebenheiten bedingten Pegeländerungen berück- sichtigt. Dazu gehören auch Reflexionen, insbesondere an „schallharten“ Wänden. Ferner ist für mit Lichtsignalanlagen geregelte Kreuzungen und Einmündungen ein rechnerischer, abstandsbezogener Zuschlag zu berücksichtigen, weil vom Anfahren und Bremsen der Fahrzeuge eine zusätzliche Störwirkung ausgeht. Vorliegend sind keine Lichtsignalanlagen vorgesehen. Über die vorgenannten Randbedingungen (wie die maßgebliche Verkehrsbelastung, die aus dem durchschnittlichen täglichen Verkehr bezogen auf das Jahr und dem Lkw-Anteil, der zulässigen Höchstgeschwindigkeiten, die Steigungsstrecken über >5%, aber auch die Entfernung und die Höhe der Straße und des Immissionsortes) werden weitere Einflüsse wie Inversionswetterlagen, Staus, Überhol- und Beschleu- nigungsvorgängen an Steigungsstrecken, überhöhte Geschwindigkeiten nicht heran- gezogen. Dies gilt auch für die Schallausbreitung von Übergangskonstruktionen der Brückenwiderlager. Dennoch kann gesagt werden, dass nach dem Berechnungsver- fahren nach der 16. BImSchV in Verbindung mit der RLS-90 für den Schall von güns- tigen meteorologischen Ausbreitungsbedingungen ausgegangen wird. Bei den Fahrbahnübergängen an Brücken finden die im Allgemeinen Rundschreiben Straßenbau Nr. 15/2002 vom 30.07.2002 und im Schreiben vom 30.03.2009 vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung genannten Einsatzkriterien für lärmgeminderte Fahrbahnübergänge Berücksichtigung, insbesondere: „Beim Neubau und der wesentlichen Änderung (gemäß § 16 BImSchV) sowie bei abgängigen Übergangskonstruktionen sollen regelmäßig lärmgeminderte Fahr- bahnübergänge, soweit lärmtechnisch erforderlich, grundsätzlich eingebaut wer- den.“ Diese grundsätzliche Vorgabe des Bundes bedeutet für die Auftragsverwaltung in der Umsetzung, sollten sich Wohngebäude mit Grenzwertüberschreitungen in der Nähe von Brücken befinden, müssen diese Brücken mit lärmgeminderten Fahrbahnüber- gängen ausgestattet werden. Auch musste bei der schalltechnischen Berechnung nicht auf Spitzenpegel abgestellt werden, die sich durch höhere Geschwindigkeiten ergeben. Eine Verpflichtung des Vorhabenträgers, die Immissionsgrenzwerte der 16. BImSchV i.d.S. stets einzuhal- ten, dass der tatsächliche Lärmpegel zu keinem Zeitpunkt – auch nicht kurzfristig – höher liegen darf als die in § 2 Abs. 1 BImSchV normierten Grenzwerte, besteht nach geltendem Recht nicht. Überdies werden von Verkehrsteilnehmern gefahrene niedri- gere Geschwindigkeiten ebenfalls nicht gesondert berücksichtigt. Um einen Vergleich der Beurteilungspegel mit den Grenzwerten vornehmen zu können, werden vom Ve- rordnungsgeber somit zufällig auftretende Einflüsse, die im Einzelfall vom menschli- chen Ohr ohne Zweifel, wie nasse Fahrbahnen, die zu einem Anstieg der emittierten …/ Planfeststellungsbeschluss - 327 - A 643

Schallleistung führen und vom Menschen als höherer Lärmwert empfunden werden, nicht herangezogen. Damit fließen vereinzelt auftretende Verkehrs- und Wetterver- hältnisse nicht in die projektbezogene Betrachtung ein und führen – anders als der Langzeitmittelungspegel gemäß ISO 9613-2 „Akustik – Dämpfung des Schalls bei der Ausbreitung im Freien, Teil 2: Allgemeines Berechnungsverfahren“, Berlin: Beuth- Verlag 1999), bei dem eine meteorologische Korrektur berücksichtigt wird – nicht zu einer mit der Entfernung zunehmenden Dämpfung. Bei dem berechneten Beurtei- lungspegel, der den jeweils maßgeblichen Immissionsgrenzwert nicht übersteigen darf, handelt es sich um einen Mittelungspegel, zu dessen Wesensmerkmalen es gehört, dass der tatsächliche Lärmpegel zu bestimmten Zeiten höher und zu anderen Zeiten niedriger als das Mittel liegt. Deshalb können auch keine (abstandsbezoge- nen) Zuschläge in Ansatz gebracht werden. Aus den vorstehenden Gründen kann auch eine (nachträgliche) Schallpegelmessung bei einer (neuen) Straßenplanung als Entscheidungsgrundlage für Lärmschutz im Bereich der Wohnbebauung, auch sonstiger schutzbedürftiger Gebiete und Anlagen, entlang der neuen Bundesautobahn nicht herangezogen werden. Messungen sind im Hinblick darauf, dass das einheitliche Berechnungsverfahren und keine Messung des Beurteilungspegels für die einzelnen Immissionsorte vorgeschrieben ist und wegen der Ungenauigkeiten, die den Messungen beispielsweise auf Grund von großen Ab- ständen zum Immissionsort oder Temperaturschwankungen zu Eigen sind, ausge- schlossen. Überdies kann bei Neuplanungen im Vorfeld nicht durch eine Messung der künftige Lärmpegel ermittelt werden. Diese Vorgehensweise ist in der 16. BImSchV so vorgegeben worden. Berechnete Pegelwerte lassen sich jederzeit re- produzieren. Dies gilt nicht für Messergebnisse wegen der sich häufig verändernden Verkehrsstärke und –zusammensetzung und der ständig wechselnden Wind- und Temperaturverhältnisse. Diese Verhältnisse schließen aus, dass an einem bestimm- ten Immissionsort zu verschiedenen Zeiten (auch nachträglich) durchgeführte Mes- sungen zu gleichen Ergebnissen führen. Des Weiteren lässt zwar nach Auffassung des Bundesverwaltungsgerichts der Wort- laut der §§ 41 Abs. 1, 43 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 BImSchG offen, ob beim Bau oder der wesentlichen Änderung von Verkehrswegen der Lärm bestehender Verkehrswege zu berücksichtigen ist. Das BImSchG enthält jedoch keine Regelung zu Fragen der Lärmsanierung bestehender Verkehrswege. Das BImSchG regelt somit den Lärm- schutz an Verkehrswegen nicht umfassend, sondern nur den Teilausschnitt der §§ 41 ff. Die 16. BImSchV schließt Summenpegel (Gesamtpegel) unter Berücksichtigung bestehender Verkehrswege aus. Dies ergibt sich eindeutig auch aus dem Diagramm V der Anlage 1. Diese politische Entscheidung hat das BVerwG verfassungsrechtlich

…/ Planfeststellungsbeschluss - 328 - A 643 nicht beanstandet. Es führte in dem Urteil vom 21. März 1996 - BVerwG 4 C 9.95 - unter anderem aus: „§ 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 und Satz 2 der 16. BImSchV schließen Summenpegel aus, während § 2 Abs. 1 diese Einschränkung nicht enthält. Auch die Nichtberück- sichtigung des Lärms bestehender Verkehrswege in Anlage 1 der 16. BImSchV ist keine Regelungslücke. Die Komplexität einer Gesamtbeurteilung und die Frage der Verteilungsgerechtigkeit schließen eine Berücksichtigung bestehender Ver- kehrswege aus, ebenso eine systematische Auslegung und die Entstehungsge- schichte (Ergänzung von § 1 Abs. 2 durch den Bundesrat). Ob dies schalltech- nisch sinnvoll ist, ist rechtlich unerheblich. Eine Berücksichtigung des Summenpegels könnte geboten sein, wenn der Lärm des neuen Verkehrsweges mit dem bestehenden zusammen zu Gesundheitsge- fahren oder Eingriffen in die Substanz des Eigentums führt. Insoweit ist die Er- mächtigung in § 43 BImSchG verfassungsrechtlich begrenzt. Hier sind unter- schiedliche Lösungen denkbar, etwa die Pflicht, das neue Vorhaben zu unterlas- sen oder die Vorbelastung durch gleichzeitig eingeleitete Sanierung zu verringern.“ Ein bereits vorhandener Verkehrslärm (Vorbelastung) und die durch den Bau oder durch die wesentliche Änderung einer öffentlichen Straße entstehende zusätzliche Lärmbeeinträchtigung dürfen somit zu keiner Gesamtbelastung führen, die eine Gesundheitsgefährdung darstellt. Allerdings fehlt hierfür eine normative Vorgabe; auch von der Rechtsprechung ist die Schwelle der Gesundheitsgefährdung bisher nicht geklärt. Nach allgemeinen Hinweisen aus der Rechtsprechung (sowohl des Bundesverwaltungsgerichts als auch des Bundesgerichtshofes) wird dies bei Beurtei- lungspegeln von 70-75 dB(A) am Tage und 60-65 dB(A) in der Nacht angenommen. Eine Berücksichtigung des Summenpegels könnte also dann geboten sein, wenn der Lärm des auszubauenden Verkehrsweges mit bestehenden Verkehrswegen zusam- men zu Gesundheitsgefahren oder Eingriffen in die Substanz des Eigentums führt. Dieser Sachverhalt ist vorliegend nicht gegeben. Gegen den durch das Bauvorhaben ausgehenden Verkehrslärm sind – wie noch dargelegt wird – aktive und passive Lärmschutzmaßnahmen vorgesehen. Der Vorhabenträger erfüllt somit die sich aus den planfestgestellten Vorhaben ergebenden Lärmschutzansprüche, so dass er schon von daher nicht gehalten, war eine Überlagerung der Pegelwerte vorzuneh- men. Daher mussten z.B. auch die Verkehrsbelastungen der Bahnstrecke oder der städtischen Äppelallee und die davon ausgehenden Lärmbeeinträchtigungen keine Berücksichtigung finden. Dies gilt auch in Bezug auf den Fluglärm. Die Lärmberechnung ist somit unter Beachtung der geltenden Vorschriften und Richt- linien durchgeführt worden und nicht zu beanstanden. Hinsichtlich der der Beurteilung des Lärmschutzes zu Grunde gelegten Daten wird auf die Zusammenstellung der Emissionspegel der einzelnen Straßenabschnitte wird auf Anlage 1 des Erläuterungsberichts (lfd. Nr. 9.1 der festgestellten Unterlagen) ver- wiesen. Dabei sind nach den RLS-90 die Emissionspegel Lm,E – dieser beschreibt die

…/ Planfeststellungsbeschluss - 329 - A 643

Stärke der Schallemission einer Straße – unter Berücksichtigung der tatsächlich vor- gesehenen Fahrbahndecke ermittelt worden. Während bei dem sechsstreifigen Ausbau der A 643 – wie dargelegt – je Richtungs- fahrbahn ein durchgehender Fahrstreifen für den Kraftfahrzeugverkehr hergestellt wird und insoweit eine Änderung einer Straße i.S.d. § 41 BImSchG i.V.m. § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 der 16. BImSchV gegeben ist, ist in Bezug auf den Umbau des Schiers- teiner Kreuzes geprüft worden, ob es sich um eine Änderung i.S.d. 41 BImSchG i.V.m. § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 der 16. BImSchV handelt. Dies ist für Bereich Blierweg maßgeblich. In der schalltechnischen Untersuchung Anlage 4 (lfd. Nr. 19.5 der fest- gestellten Unterlagen) sind die Ergebnisse der Bestandssituation und der Planungssi- tuation gegenübergestellt. Dabei wurde nachgewiesen, dass eine wesentlichen Ände- rung im Bereich der Rampe A 66 Rüdesheim – A 643 Mainz, an der ein erheblicher baulicher Eingriff vorgenommen wird, gegeben ist. Beim Rechenmodell 1 (Anlage 4.1) sind nur die Änderungen der Rampe A 66 Rüdesheim – A 643 Mainz untersucht worden. Einflussfaktoren wie die A 643 oder andere sich im Bereich des Schiersteiner Kreuzes befindliche Rampen sind bei diesem Rechenmodell nicht berücksichtigt wor- den. Der Vergleich der Bestandssituation mit der Planungssituation zeigt an 7 Immis- sionspunkten einen Anstieg des Beurteilungspegels um 3 dB(A), an 7 Immissions- punkten einen Anstieg des Beurteilungspegels um 4 dB(A) und an einem Immissi- onspunkt einen Anstieg des Beurteilungspegels um 5 dB(A). Beim Rechenmodell 2 (Anlage 4.2) sind die Änderungen der A 643 und der baulich veränderten Rampen im Bereich des Schiersteiner Kreuzes dargestellt. Der Vergleich der Bestandssituation mit der Planungssituation zeigt einen Anstieg des Beurtei- lungspegels um 3 dB(A) und mehr an 2 Immissionspunkten. Infolge des baulichen Eingriffs erhöht sich der Beurteilungspegel an einem Immissionspunkt auf 60 dB(A) in der Nacht. Die Rasterlärmkarte (Anlage 2 der Untersuchung, lfd. Nr. 19.2 und 19.3 der festgestellten Unterlagen) und die Ergebnisse der schalltechnischen Untersu- chung (Anlage 3 der Untersuchung, lfd. Nr. 19.4 der festgestellten Unterlagen) basie- ren auf diesem Rechenmodell. Beim Rechenmodell 3 (Anlage 4.3) sind die Änderungen der A 643 und aller sich im Bereich des Schiersteiner Kreuzes befindlichen Rampen dargestellt. Der Vergleich der Bestandssituation mit der Planungssituation zeigt eine Steigerung des Beurtei- lungspegels auf 60 dB(A) in der Nacht infolge des baulichen Eingriffs an zwei Immis- sionspunkten. An zwei weiteren Immissionspunkten sind Steigerungen der Beurtei- lungspegel auf 63 dB(A) bzw. 65 dB(A) und 62 dB(A) bzw. 64 dB(A) im Beurteilungs- zeitraum Nacht zu verzeichnen. Ohne baulichen Eingriff liegen die Beurteilungspegel für diese Immissionspunkte bei 62 dB(A) bzw. 64 dB(A) und 61 dB(A) bzw. 63 dB(A). Diese Ergebnisse zeigen für den Beurteilungszeitraum Tag an zwei Immissionspunk-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 330 - A 643 ten jeweils im 1. OG Beurteilungspegel von 70 dB(A). Weiterhin zeigen die Ergebnis- se, dass nicht nur die Grenzwerte der 16. BImSchV für das Mischgebiet stellenweise überschritten werden sondern punktuell auch die Auslösewerte zur Lärmsanierung von 69 dB(A) am Tag und 59 dB(A) in der Nacht (die im Erläuterungsbericht angege- benen Werte sind vom Bund seit dem Haushaltsjahr 2011 um 3 dB(A) herabgesetzt worden; die Werte wurden in Violett geändert). Überschreitungen der Auslösewerte zur Lärmsanierung sind für den Beurteilungszeitraum Nacht auf der nördlichen Ge- bäudeseite des Wohnhauses Saarstraße 80 (1. OG und EG) sowie der östlichen Ge- bäudeseite des Wohnhauses Blierweg 31 (1. OG) festzustellen. Gemäß § 1 der 16. BImSchV sind bei allen Varianten die Kriterien zur wesentlichen Änderung erfüllt. Die vom ASV Wiesbaden (für den Vorhabenträger) unter Berücksichtigung der nach- folgenden Vorkehrungen erstellte schalltechnische Berechnung hat folgende Beurtei- lungspegel ergeben:

Tabelle 12: Beurteilungspegel ohne Lärmschutz an relevanten Immissionsorten

Immissionsort (IO) Gebiet Entfernung Beurteilungspegel Nr. Ort Tag Nacht Sondergebiet östlich A 643 003 Hagenauer Straße 59, 2.OG, W GE 75,6 69 (64)* 009 Hagenauer Straße 49, 2.OG, W GE 70,0 69 (63)* 017 Hagenauer Straße 42, 2.OG, W GE 67,3 71 (66)* 020 Hagenauer Straße 44, 5.OG, W GE 77,4 70 (65)* 035 Äppelallee, EG, W GE 111,8 67 61** 038 Äppelallee, EG, W GE 92,4 68 (62)* 043 Otto-Wallach-Straße, EG, W GE 265,6 59 53 Mischgebiet Rheingaustraße 049 Rheingaustraße 58, 2.OG, W MI 70,5 69 64 074 Rheingaustraße 75, 1.OG, W MI 95,2 71 65 076 Rheingaustraße 77, 2.OG, N MI 77,7 70 (64)* 079 Rheingaustraße 81, 2.OG, W MI 201,1 63 57 085 Rheingaustraße 85b, 4.OG, W MI 243,4 62 56 Gewerbegebiet westlich A 643 088 Alte Schmelze 26, 2. OG, O GE 104,3 67 (61)* 098 Alte Schmelze 23, 1. OG, O GE 114,9 66 (56)** 108 Hüttenstraße 12, EG, NO GE 205,5 61 (55)** 119 Hüttenstraße 8, EG, SO GE 303,9 57 (51)* 122 Schlossbergstraße 26, 1. OG, O GE 79,2 69 (63)* 126 Schlossbergstraße 24, EG O GE 148,4 63 (57)* 132 Schlossbergstraße 23, 1. OG, O GE 79,2 69 (63)* 139 Schlossbergstraße 19, 2. OG, O GE 178,2 63 (57)* 145 Äppelallee, 1. OG, O GE 64,4 71 (61)* 151 Rheingaustraße, EG, O GE 71,5 70 (64)** 160 Rheingaustraße 38a, 1. OG, O GE 261,0 61 (55)* 161 Hafenweg, 2. OG, O GE 62,9 67 (62)* 173 Hafenweg, 6. OG, O GE 78,6 72 (66)* 178 Hafenwerg, 10. OG, O GE 140,1 69 (63)* Mischgebiet Blierweg 181 Blierweg 31, 1. OG, N MI 200,7 63 57 191 Blierweg 19, 1. OG, N MI 303,7 57 52 200 Saarstraße 80, 1. OG, N MI 531,7 65 60

…/ Planfeststellungsbeschluss - 331 - A 643

202 Blierweg 2, 1. OG, N MI 396,5 58 47 Gräselberg 213 Klagenfurter Ring 54, 3. OG WA 572,1 54 48 240 Wörther-See-Straße 8, 2. OG, S SOS 394,6 56 (50)*** 254 Rosenthalstraße 17, 2. OG, W WA 284,7 50 45 255 Rosenthalstraße 17, 2. OG, S WA 292,7 54 48

Anmerkungen: OG Obergeschoss W West N Nord O Ost NO Nordost SO Südost * Büro ** Einzelhandel *** Schule In der Tabelle sind bezogen auf den jeweiligen Immissionsort die Beurteilungspegel für das oberste Geschoss angegeben, weil ausgehend von den Ausbreitungsbedin- gungen des Verkehrslärms in Bezug auf die Meteorologie- und Bodendämpfung die Werte je näher sie dem Boden sind niedriger sind. Beispielsweise betragen die Beur- teilungspegel am Immissionsort 017 am 6. Obergeschoss 71 dB(A) am Tage und 66 dB(A) in der Nacht, jedoch am Erdgeschoss 69 dB(A) am Tage und 63 dB(A) in der Nacht. Die Prüfung der Planfeststellungsbehörde hat ergeben, dass die Überlegungen des Vorhabenträgers zum verfolgten Lärmschutzkonzept nicht zu beanstanden sind. Er hat soweit, die ermittelten Beurteilungspegel die maßgeblichen Immissionsgrenzwer- te gemäß § 16 BImSchV überschreiten die Ansprüche der Betroffen auf Lärmvorsor- gemaßnahmen ermittelt. Grundsätzlich ist dieser durch aktive Lärmschutzmaßnah- men, d.h. durch Maßnahmen, die den Schall am Entstehungsort oder auf dem Aus- breitungsweg mindern, sicherzustellen. Es können aber Gesichtspunkte, wie städte- baulicher Gründe, vorliegen, die beispielsweise die Höhen solcher Anlagen begren- zen. Vom Vorhabenträger müssen gemäß § 41 Abs. 1 BImSchG keine weitergehen- den Maßnahmen des aktiven Schallschutzes ergriffen werden. Die Eigentümer kön- nen gemäß § 41 Abs. 2, § 42 BImSchG auf passiven Schallschutz verwiesen werden. Der Vorhabenträger hat beachtet, dass aktive Lärmschutzmaßnahmen Vorrang vor passiven Maßnahmen haben. Ob die Kosten von aktiven Maßnahmen außer Verhältnis zu dem angestrebten Schutzzweck stehen (§ 41 Abs. 2 BImSchG), ist auf der Grundlage einer Kosten- Nutzen-Analyse zu belegen (vgl. BVerwG, Urteil vom 13. Mai 2009 - BVerwG 9 A 72.07 -, Buchholz 406.25 § 41 BImSchG Nr. 52 Rn. 63 f.). Die vom ASV Wiesbaden vorgenommenen Verhältnismäßigkeitsprüfungen für die unterschiedlichen Lärm- schutzbereiche sind nicht zu beanstanden. Dazu genügt im Rahmen der Kosten-Nut- zen-Analyse genügt eine plausible Abschätzung des Maßnahmenumfanges unter Zugrundlegung der betroffenen Wohneinheiten und eine Kostenschätzung. …/ Planfeststellungsbeschluss - 332 - A 643

Ein Anspruch auf aktiven Lärmschutz besteht jedoch gemäß § 41 Abs. 2 BImSchG nur dann und insoweit, als die Kosten der Maßnahmen nicht außer Verhältnis zum angestrebten Schutzzweck stehen oder mit dem Vorhaben unvereinbar sind. Bei wel- chem Kostenumfang die Unverhältnismäßigkeit des Aufwandes für den aktiven Lärm- schutz anzunehmen sei, bestimme sich nach den Umständen des Einzelfalles und entzieht sich einer grundsätzlichen Klärung (vgl. BVerwG, Beschluss vom 31. August 1989 - BVerwG 4 B 97/89). Zur Festlegung eines Lärmschutzkonzeptes, das die im- missionsrechtlichen Randbedingungen angemessen erfüllt, ist zunächst zu untersu- chen, welche Schallschutzanlage die vollständige Einhaltung der Immissionsgrenz- werte sicherstellt, und welche Kosten hierfür anzuwenden wären (sog. „Vollschutz“). Sollte sich eine solche Schutzanlage als unverhältnismäßig erweisen, sind ausge- hend vom „Vollschutz“ Abschläge vorzunehmen, um so die mit gerade noch verhält- nismäßigem Aufwand zu leistende maximale Verbesserung der Lärmsituation zu er- mitteln. Das Argument „Sprungkosten“ wird dabei von der Rechtsprechung ausdrück- lich anerkannt. Auch das Argument, eine gegebene Vorbelastung mindere das Schutzniveau, kann in die Abwägung eingestellt werden. In einem ersten Schritt er- folgt für die relevanten Einwirkungsbereiche jeweils die Ermittlung der Gesamtzahl von Schutzfällen, d.h. für Wohneinheiten mit verbleibenden Überschreitungen der Grenzwerte für den Fall, dass keinerlei Lärmschutzwände vorgesehen würden. Im zweiten Schritt erfolge die Dimensionierung des „Vollschutzes“. Die Abschätzung der Gesamtkosten für den aktiven Lärmschutz erfolgt an Hand allgemeiner, überschlägi- ger Kostenansätze in Abhängigkeit von der jeweiligen Abschnittslänge und der vor- gesehenen Wandhöhe. Die Ermittlung eines „optimalen Schutzkonzeptes“ erfolgt dann in einem iterativen Prozess. In den relevanten Einwirkungsbereichen werden verschiedene Varianten aktiver Schutzmaßnahmen in unterschiedlichen Höhenabstu- fungen untersucht. Für jedes Schutzkonzept wird dann differenziert, für wie viele der Schutzfälle mit den jeweils vorgegebenen aktiven Maßnahmen eine Konfliktlösung herbeigeführt werden könne („gelöste“ Schutzfälle) und für wie viele Schutzfälle Rest- konflikte verblieben, bei denen dann zusätzlicher Schallschutz erforderlich wird. Die Gegenüberstellung erfolgt i.d.R. in graphischer Form. Hierin werden die Kosten pro gelöstem Schutzfall in Abhängigkeit von der Anzahl Wohneinheiten mit verbleibenden Grenzwertüberschreitungen aufgetragen. Dieser Betrag entspricht gerade dem Auf- wand der pro Wohneinheit investiert werden muss, für die eine Einhaltung der Immis- sionsgrenzwerte mit dem vorgegebenen Konzept erreicht werden kann. Verlaufe die Kurve unstetig, so sei dies ein Indiz für „Sprungkosten“. Demnach ist die optimale Lösung dort anzunehmen, wo der Kostenanteil aktiv pro gelösten Schutzfall deutlich sinkt, die Betroffenheit im Hinblick auf verbleibende Restkonflikte jedoch nur gering- fügig ansteigt. Die Abgrenzung der Gebäude, bei denen das Erfordernis für ergän-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 333 - A 643 zenden oder alternativen passiven Lärmschutz besteht, erfolge anhand von Einzel- punktberechnungen. Alle Objekte, für die ein solcher Rechtsanspruch dem Grunde nach verbleibt, sind explizit als Immissionsorte in die schalltechnische Berechnung aufgenommen worden. Ausgehend von diesen Grundsätzen ist für die einzelnen Bereiche Folgendes festzu- stellen: In den Randbereichen der A 643 liegen eine Vielzahl an Gebäuden bzw. Gebäudetei- le, an denen die Immissionsgrenzwerte der 16. BImSchV überschritten werden. Da diese Überschreitungen teilweise nur geringfügig über den Grenzwerten liegen und als Gewerbeflächen ausgewiesen oder zu werten (z.B. Sondergebiete „Handel“ und Verwaltung“) sind, hat der Vorhabenträger die Durchführung von passiven Schall- schutzmaßnahmen vorgesehen. Bei größeren Grenzwertüberschreitungen im Bereich von Mischgebieten sollen aktive Lärmschutzmaßnahmen, ggf. in Kombination mit passiven Schallschutzmaßnahmen, durchgeführt werden Nördlich des AK Wiesbaden-Schierstein überschreiten im Beurteilungszeitraum Nacht die Beurteilungspegel die maßgeblichen Immissionsgrenzwerte punktuell. Da es sich bei den Immissionsorten mit Grenzwertüberschreitung um eine kleine Anzahl in ei- nem überschaubaren Bereich handelt, hat der Vorhabenträger aus wirtschaftlichen Gründen dort keine aktiven Lärmschutzmaßnahmen in Form von Lärmschutzwänden oder –wällen sondern vielmehr passive Lärmschutzmaßnahmen vorgesehen. Rheingaustraße Im Bereich des Mischgebietes an der Rheingaustraße werden die Immissionsgrenz- werte in den Beurteilungszeiträumen Nacht und Tag“ überschritten (siehe Tabelle 12: Beurteilungspegel ohne Lärmschutz an relevanten Immissionsorten und Ergebnisse schalltechnischer Berechnungen [lfd. Nr. 9.4 der festgestellten Unterlagen]). Dieses Mischgebiet ist geprägt durch Wohngebäude, Gebäude mit Büros, Werksgebäude, Wohn- und Geschäftsgebäude sowie Autovermietung. An einer Mehrzahl der vorhan- denen Gebäude bzw. Gebäudeteile (Geschosse) sind hohe Beurteilungspegel, wie z.B. an den Immissionspunkten 074 bis IP 075, Rheingaustraße 75 und 77, festzu- stellen. Die Werte erreichen 70 dB(A) am Tag und teils 65 dB(A) in der Nacht am 1. bzw. 2. OG. Daher haben die Betroffenen einen Anspruch auf Durchführung von Lärmschutzmaßnahmen. Der festgestellte Plan sieht dementsprechend zum Schutz der Nutzung, insbesondere der Wohn- und Schlafräume, die Errichtung einer Lärm- schutzwand von Bau-km 1+125 bis 1+350 der Achse 1 mit einer Höhe von 2,50- 4,50 m vor. Mit dieser Wand können die maßgeblichen Immissionsgrenzwerte einge- halten werden, wie ein Vergleich an ausgewählten Immissionspunkten zeigt (siehe Tabelle 13a):

…/ Planfeststellungsbeschluss - 334 - A 643

Tabelle 13a: Beurteilungspegel ohne/mit Lärmschutz an relevanten Immissionsorten

Immissionsort (IO) Beurteilungspegel Beurteilungspegel ohne Lärmschutz mit Lärmschutz Nr. Ort Tag Nacht Tag Nacht 049 Rheingaustraße 58, 2.OG, W 69 64 62 56 074 Rheingaustraße 75, 1.OG, W 71 65 61 56 076 Rheingaustraße 77, 2.OG, N 70 (64)* 64 (58)* 079 Rheingaustraße 81, 2.OG, W 63 57 61 55 085 Rheingaustraße 85b, 4.OG, 62 56 61 55 W Bei der Dimensionierung der aktiven Lärmschutzmaßnahme wurden die Anforderun- gen des § 41 BImSchG, insbesondere die wirtschaftlichen Gesichtspunkte nach § 41 Abs. 2 BImSchG berücksichtigt. Die Lärmschutzwand beginnt in Fahrtrichtung Mainz - Wiesbaden bei Bau-km 1+125 und weist bis Bau-km 1+180 (zwischen Brückenach- se K-L) eine Höhe von 2,50 m auf. Daran schließt sich eine Höhe von 4,50 m an. Diese Höhe wird auf einer Länge von 205 m bis zum Ende der Lärmschutzwand am Ausrundungsende der AS Äppelallee Ost beibehalten. Dies entspricht Bau-km 1+350 (Achse 1 östliche Fahrbahn). Die Gesamtlänge der Lärmschutzwand beträgt somit 260 m. Die Wand wird auf der Außenkappe des Bauwerkes Nr. 6 und im Anschluss auf der Oberkante des Dammes errichtet. Die Ergebnisse der schalltechnischen Be- rechnung und die Rasterlärmkarten (lfd. Nr. 19.4 sowie 19.2 und 19.3 der festgestell- ten Unterlagen) zeigen eine deutlich positive Wirkung der Lärmschutzwand nicht nur auf die vorhandenen Wohn- und Bürogebäude sondern auch auf die Freiflächen der östlichen Rheingaustraße und im Nahbereich des Rheinufers. Trotz der aktiven Schallschutzmaßnahmen werden nicht alle betroffenen Immissionspunkte vollständig geschützt, so dass an den Immissionsorten IP 073, IP 074, IP 079 und IP 085 (Rheingaustraße 75, 81 und 85) zusätzlicher passiver Schallschutz notwendig ist. Auf die diesbezügliche Auflage zum passiven Schallschutz unter A, Ziffer IV,2 wird ver- wiesen. Das gewählte Lärmschutzkonzept, bestehend aus aktiven und passiven Maßnahmen, ist, wie die Verhältnismäßigkeitsprüfung belegt, nicht zu beanstanden. Für die geplante Lärmschutzwand entlang der A 643 im Bereich der östlichen Rhein- gaustraße mit einer Gesamtlänge von 260 m und einer Gesamtwandfläche von ca. 1.060 ² und Kosten von rd. 240 €/m² ergeben sich Gesamtkosten von 254.400 €. Hin- zu kommen die Aufwendungen für den passiven Schallschutz für die vorgenannten Gebäude. Nach einer fiktiven Berechnung des Vorhabenträgers im Anhörungsverfah- ren betragen die Kosten für eine Lärmschutzwand von 2,00 m Höhe im Bereich der westlichen Rheingaustraße (bei etwa 800 m Länge) ca. 400.000 € zuzüglich der Auf- wendungen von 10.000 € für zusätzlichen passiven Schallschutz. Dem stehen 63.000 € Kosten für passiven Lärmschutz gegenüber. Von daher stellt die im Ände- rungsverfahren vorgesehene Lärmschutzwand mit etwa halb so hohen Kosten und

…/ Planfeststellungsbeschluss - 335 - A 643 kürzer Länge, aber geringfügig größerer Höhe (um 50 cm mehr) eine angemessene Lösung dar. Gewerbe- und Sondergebiete beidseits der A 643 Im Hinblick darauf, dass in den übrigen Bereichen beidseits der A 643 sich Gewerbe- und Sondergebiete Handel befinden, hat der Vorhabenträger dort lediglich passiven Lärmschutz vorgesehen. So sind an den Gebäuden Hagenauer Straße 42 (IP 016 bis IP 019) und 44 (IP 020) passive Schutzmaßnahmen erforderlich. Bei diesen Gebäu- den handelt es sich um Bürogebäude, an deren Westseite im Beurteilungszeitraum Tag der maßgebliche Immissionsgrenzwert überschritten ist. Darüber hinaus ist, weil in diesen Gebäuden auch zum Beurteilungszeitraum Nacht gearbeitet wird, für die betroffenen Gebäudefronten auch für die Nachtzeit passive Schallschutzmaßnahmen zu treffen (siehe Auflage unter A, Ziffer 2). Auch an den Immissionspunkten IP 145 Äppelallee, IP 146 Äppelallee und am IP 151 Äppelallee wird der Grenzwert für den Beurteilungszeitraum Tag überschritten. Hier- bei handelt es sich um Büro- und Geschäftsräume des Einzelhandels, für die in Folge der Grenzwertüberschreitung ein Anspruch auf passive Schutzmaßnahmen besteht. Der Vorhabenträger war daher zur Abwicklung der erforderlichen Maßnahmen zu verpflichten (siehe ebenfalls Auflage unter A, Ziffer 2). Außerdem wird an dem Gebäude IP 173 der maßgebliche Grenzwert für die Tages- zeit überschritten. Da die Gebäudefassade keine Fenster hat, kommt ein Schutz der Fassade ggf. dann in Betracht, wenn die nach der Verkehrswege-Schallschutzmaß- nahmenverordnung (24. BImSchV) vorzunehmende Prüfung nicht ausreichende Um- fassungsbauteile ergeben sollte. Nach dem Erläuterungsbericht, S. 16, sind entlang der A 643 für 35 Wohneinheiten im Mischgebiet (unter Berücksichtigung der betroffenen Gebäudeseiten und Ge- schosse) und 71 Büroeinheiten im Gewerbegebiet (ebenfalls auf die Gebäudeseiten und Geschosse bezogen) zu schützen. Bei pauschalen Aufwendungen für die Wohn- einheiten von 4000 € bzw. 1000 € (letztere bei nur einem geringen Fensteranteil) und für die Büroeinheiten von 4.000 € (mittlerer Fensteranteil) bzw. 2.000 € und 1.000 € (geringer Fensteranteil) sind hierfür Aufwendungen von schätzungsweise 348.000 € Kosten aufzuwenden. Nach der zutreffenden Darstellung des Vorhabenträgers weisen die an die A 643 an- grenzenden Gebäude in den Gewerbegebieten bis zu 6 Stockwerke auf, so dass eine aktive Lärmschutzmaßnahme erst ab einer Höhe von über 4,00 m überhaupt für die betroffenen Konfliktpunkte wirksam würde. Und selbst bei einer solchen Wandhöhe werden nicht alle Immissionspunkte, gerade in den oberen Stockwerken, vollständig geschützt. Ergänzend wäre passiver Schallschutz an den baulichen Anlagen, zumin- dest in den oberen, schutzbedürftigen Geschossen notwendig. Zudem treten in den

…/ Planfeststellungsbeschluss - 336 - A 643

Gewerbegebieten die Grenzwertüberschreitungen nur im Nachtzeitraum auf. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Immissionsgrenzwerte nur für den Tageszeitraum ange- setzt werden, in welchen die zu schützende Nutzung auch ausgeübt wird (vgl. die vorstehenden Ausführungen). Dies bedeutet, dass nur solche Räume (keine Produk- tionsstätten) als schutzwürdig eingestuft werden, die Tagesgrenzwertüberschreitun- gen haben. Betriebswohnungen sind hingegen bei Tages- oder Nachtwertüberschrei- tungen zu schützen. Betriebswohnungen befinden sich nach Angaben der Landes- hauptstadt Wiesbaden in folgenden Gebäuden: • Alte Schmelze 26 • Hagenauer Straße 44 • Hagenauer Straße 47 • Hagenauer Straße 53a und Hagenauer Straße 55a • Rheingaustraße 65/67 • Gemarkung Schierstein, Flur 11, Flurstück Nr. 175. Der Vorhabenträger hält die Kosten für eine Lärmschutzwand und den zusätzlich er- forderlichen passiven Lärmschutz für die oberen Stockwerke für unverhältnismäßig. Zu den Betriebswohnungen hat das ASV Wiesbaden zutreffend dargelegt, dass die vorhandenen Betriebswohnungen auch für den Nachtzeitraum als schützenswert an- gesehen werden. Aufgrund der Lage im Gewerbegebiet können die dort befindlichen Betriebswohnungen nicht als „Wohngebiet“ gewertet werden. Die maßgeblichen Grenzwerte richten sich nach der Gebietskategorie. So sind in Gewerbegebieten, die vorwiegend der Unterbringung von nicht erheblich belästigenden Gewerbebetrieben dienen, so beispielsweise Gewerbebetriebe aller Art, Lagerhäuser, Lagerplätze und öffentliche Betriebe, Geschäfts-, Büro- und Verwaltungsgebäude, Tankstellen, und Anlagen für sportliche Zwecke zulässig sind, ausnahmsweise auch Wohnungen für Aufsichts- und Bereitschaftspersonen sowie für Betriebsinhaber und Betriebsleiter, die dem Gewerbebetrieb zugeordnet und ihm gegenüber in Grundfläche und Bau- masse untergeordnet sind, zulässig (vgl. § 8 Abs. 3 Nr. 1 BauNVO). Die Darstellung der Landeshauptstadt Wiesbaden, dass Betriebswohnungen in einem Gewerbegebiet wie Wohnräume in einem allgemeinen Wohngebiet mit niedrigeren Grenzwerten ein- zustufen seien, entbehrt jeglicher Rechtsgrundlage, zumal diese auch nicht durch geltenden städtischen Bebauungspläne abgedeckt ist. Wenn sich also in den genannten Gebäuden Betriebswohnungen befinden, in denen Grenzwertüberschreitungen der Immissionsgrenzwerte für Gewerbegebiete auftreten, hätten die Eigentümer ihre Ansprüche im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens und des Ergänzungsverfahrens vorbringen können. Ungeachtet dessen ist den Ei- gentümern unter A, Ziffer III,2 ein Anspruch auf Erstattung der notwendigen Aufwen- dungen für passive Schallschutzmaßnahmen für die vorgenannten Betriebswohnun- gen zu erkannt worden, sofern der maßgebliche Immissionsgrenzwert von 60 dB(A) in der Nacht in den Schlafräumen überschritten wird. …/ Planfeststellungsbeschluss - 337 - A 643

Obwohl der Hinweis der Landeshauptstadt Wiesbaden, dass mittels aktiver Lärm- schutzmaßnahmen eine Reduzierung der Luftschadstoffbelastung erreichbar ist und die Stadt auch diesem Aspekt ein höheres Gewicht zumisst, hat der Vorhabenträger dennoch die Errichtung einer Lärmschutzwand im Hinblick auf die Unverhältnismä- ßigkeit der Mehrkosten nicht in Planung aufgenommen. Auch § 74 Abs. 2 HVwVfG rechtfertigt es nciht, wie die Ausführungen unter C, Ziffer V,4.3 belegen, dem Träger der Straßenbaulast die Errichtung einer Lärmschutzwand aufzuerlegen. Freizeitgelände Rettbergsaue Zunächst ist – wie ausgeführt – festzustellen, dass es sich bei dem Freizeitgelände nicht um schutzbedürftige Bereiche handelt. Etwas anderes sind dort vorhandene Wohnbereiche. Durch den sechsstreifigen Ausbau der A 643 im Bereich der Rett- bergsaue wird zwar eine größere Fläche durch die neue Brücke überdeckt. Dadurch ergibt sich jedoch sowohl für das Freizeitgelände Schierstein, das ca. 300 m von der Brücke entfernt ist, und das Freizeitgelände Biebrich, da in ca. 550 m Entfernung liegt, keine unzumutbare Lärmsteigerung mit der Folge, dass der Vorhabenträger im Planfeststellungsbeschluss verpflichtet werden könnte, auf der Brücke Lärmschutz- wände zu errichten. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Wohnbereiche und Freizeitgelände durch das Bauvorhaben nicht negativ verändert werden. Die diesbe- züglichen Einwendungen waren zurückzuweisen. Siedlung Gräselberg Weiterhin sind passive Schallschutzmaßnahmen für die in dem Allgemeinen Wohn- gebiet im Bereich des Klagenfurter Rings für den Beurteilungszeitraum Nacht an den IP 212, IP 217 und IP 224 (Klagenfurter Ring 54, 60 und 66) zuerkannt worden. Bei der Beurteilung des Lärmschutzes für die Bebauung des Klagenfurter Rings kommt es nicht auf die Ergebnisse des Schallimmissionsplans der HLUG 2007 an, in dem Überschreitungen der Lärmvorsorgegrenzwerte dargestellt sind. Vielmehr ist zu be- rücksichtigen, dass gegenwärtig der sich aus der nicht ausgebauten A 66 entstehen- de Verkehrslärm in Bezug auf die Betrachtung der Lärmvorsorgeansprüche (noch) nicht relevant ist. Der Hinweis, dass die „tatsächlichen Lärmimmissionen am den Auf- punkten 212, 217 oder 224 (Klagenfurter Ring) vermutlich 5-10 dB(A) höher als in der Schallimmissionsprognose dargestellt ist, ermöglicht vorliegend keine andere Beurtei- lung. Denn bei der Beurteilung des Lärmschutzes ist auf die Lärmwirkungen, die sich aus den umzubauenden Ausfahrstreifen ergeben abzustellen (siehe auch ergänzen- de Mail vom 15.04.2011 des Dez. 43.1). Etwas anderes ergibt sich für den Vorhaben- träger hinsichtlich der von ihm zu erstellenden Planung für den sechsstreifigen Aus- bau der A 66. Dabei wird das Kriterium „Anbau eines durchgehenden Fahrstreifens“ i.S.d. § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 der 16. BImSchV zu berücksichtigen und über den Lärmschutz zu befinden sein. Darüber hinaus kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht nur

…/ Planfeststellungsbeschluss - 338 - A 643 nicht über das Ob sondern auch nicht über das Wie des dann erforderlichen Lärm- schutzes an der A 66 befunden werden. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung den Planungs- auftrag für das gesonderte Projekt, sechsstreifiger Ausbau der A 66, inzwischen er- teilt hat, so dass davon auszugehen ist, dass eine abschließende Klärung der auch insoweit noch zu erstellenden Lärmschutzplanung für die Siedlung Gräselberg erfol- gen wird. Blierweg Zum Schutz der Wohnbebauung Blierweg sieht der festgestellte Plan die Errichtung von zwei Lärmschutzwänden von Bau-km 0-117 bis 0+401 der Achse 45 mit einer Höhe von 2,50-3,50 m vor. Mit dieser Wand können die maßgeblichen Immissions- grenzwerte eingehalten werden, wie ein Vergleich an ausgewählten Immissionspunk- ten zeigt (siehe Tabelle 13b):

Tabelle 13b: Beurteilungspegel ohne/mit Lärmschutz an relevanten Immissionsorten

Immissionsort (IO) Beurteilungspegel Beurteilungspegel ohne Lärmschutz mit Lärmschutz Nr. Ort Tag Nacht Tag Nacht 181 Blierweg 31, 1. OG, N 63 57 53 49 191 Blierweg 19, 1. OG, N 57 52 52 46 200 Saarstraße 80, 1. OG, N 65 60 51 45 202 Blierweg 2, 1. OG, N 58 47 53 47 Bei der Dimensionierung der aktiven Lärmschutzmaßnahme wurden die Anforderun- gen des § 41 BImSchG, insbesondere die wirtschaftlichen Gesichtspunkte nach § 41 Abs. 2 BImSchG berücksichtigt. Mit der aktiven Lärmschutzmaßnahme werden 10 Wohneinheiten im Bereich des Blierwegs schalltechnisch geschützt. Bei einem Im- missionsort ist dennoch eine Überschreitung des maßgeblichen Grenzwerts für die Nacht um 0,2 dB(A) festzustellen. Für diese Wohneinheit sind zusätzlich passive Schallschutzmaßnahmen zu treffen (siehe Auflage unter A, Ziffer IV,2). Dies ist, wie die Verhältnismäßigkeitsprüfung belegt, nicht zu beanstanden. Ausgehend von den Angaben des Statistischen Bundesamtes Deutschlands (Stand 2006) leben in einer Wohneinheit 2,1 Personen. In den betroffenen 3 Gebäuden sind jeweils 2 Wohneinheiten vorhanden. Somit werden statistisch gesehen 13 Personen schalltechnisch geschützt und für weitere 26 Personen eine Verbesserung des Wohnumfelds erreicht. Die Stationierung der Lärmschutzwände im Bereich des Blier- wegs ist auf die Achse 45 bezogen. Aufgrund der kreuzenden Saarstraße sind zwei Lärmschutzwände vorgesehen. Die erste Wand beginnt westlich davon bei Bau-km 0- 117,50 und endet bei Bau-km 0+018 (an der Überführung). Sie erhält eine Höhe von 3,50 m. Die zweite Wand beginnt ca. bei Bau-km 0+028 und endet bei Bau-km 0+401 mit einer Elementhöhe von 2,50 m. Die Gesamtlänge der Lärmschutzwände beträgt

…/ Planfeststellungsbeschluss - 339 - A 643

510 m. Die Wände werden zunächst auf der Oberkante der Einschnittsböschung und ab ca. Bau-km 0+190 an der Oberkante des Dammes errichtet. Würde an den Wohngebäuden lediglich passiver Lärmschutz ergriffen, müssten 10 Immissionsorte für den Beurteilungszeitraum Nacht und teilweise auch im Beurtei- lungszeitraum Tag passiv geschützt werden. Hierbei handelt es sich um die Nord- und Ostseite der Wohngebäude Blierweg 31 und 27 und die Nordseite des Gebäudes Saarstraße 80. Je nach Immissionsort sind Grenzwertüberschreitungen bis zu 5,3 dB(A) ermittelt worden. Durch die Verwendung rein passiver Schallschutzmaßnah- men werden statistisch gesehen 13 Personen schalltechnisch geschützt. Der Kostenvergleich zeigt, dass die Kosten für die Lärmschutzwände bei einer Ge- samtlänge von 510 m und einer Gesamtwandfläche von ca. 1.410 m² und einem Kos- tenfaktor von 240 €/ m² ca. 338.400 € betragen. Zusätzlich ist ein Immissionspunkt (IP 179: 1.OG) passiv zu schützen. Dafür sind mit 4.000,-€ veranschlagt worden. Die Gesamtkosten betragen 342.400 €. Die Kosten für alleinige passive Lärmschutzmaß- nahmen mit insgesamt zu schützenden 10 Immissionsorten betragen bei Zugrunde- legung eins Kostenfaktors von 4.000 € etwa 40.000 €. Würde aufgrund der hohen Vorbelastungen einem Kauf der Grundstücke und der sich darauf befindlichen Ge- bäude unter Berücksichtigung des Aufopferungsgedankens in Erwägung gezogen, würden die Kosten erheblich ansteigen. Bei den betroffenen Wohnhäusern und Grundstücken handelt es sich um Blierweg 31 und 27 sowie Saarstraße 80. Den be- troffenen Eigentümern, bei Einwirkungen, die zumindest während der Nachtzeit schwer und unerträglich (d.h. wenn die Beurteilungspegel 70-75 dB(A) tags und 60- 65 dB(A) tags betragen) sind, wäre bei einem Verzicht auf Schutzmaßnahmen und Entschädigungen stattdessen das Verlangen nach Übernahme der unzumutbar be- einträchtigten baulichen Anlagen zum Verkehrswert vom Träger der Straßenbaulast einzuräumen. Zwar werden diese Werte (siehe vorstehende Tabelle 13b nicht er- reicht), dennoch hat der Vorhabenträger Überlegungen zu einem Übernahmean- spruch angestellt. Ausgehend von einem Grundstückspreis von 16 €/ m² und einer Pauschale für die Wohngebäude von ca. 200.000 € und für die Nebengebäude ca. 5.000 € ergäben sich zusätzliche Kosten. Für die Beurteilung konnte auf eine Grob- kostenschätzung abgestellt werden und es mussten keine gutachterlichen Aussagen zum Wert der Grundstücke bzw. deren Bebauung eingeholt werden um die genauen Kosten zu ermitteln. Das Flurstück zum Wohnhaus Blierweg 31 hat eine Gesamt- grundstücksfläche von ca. 650 m² und die Grundfläche des Wohngebäudes beträgt ca. 105 m². Auf dem Flurstück zum Blierweg 31 befindet sich entsprechend dem Ka- tasterplan ein weiteres Nebengebäude. Somit ergäben sich Erwerbskosten für das Grundstück und die Bebauung vom Blierweg 31 in Höhe von ca. 215.400 €. Das Flur- stück zum Wohnhaus Blierweg 27 hat eine Gesamtgrundstücksfläche von ca.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 340 - A 643

6.385 m² und eine Grundfläche des Wohngebäudes von ca. 105 m². Auf dem Flur- stück zum Blierweg 27 befinden sich entsprechend dem Katasterplan fünf weitere Nebengebäude unterschiedlicher Größe. Somit ergäben sich Erwerbskosten für das Grundstück und dessen Bebauung vom Blierweg 27 in Höhe von ca. 327.160 €. Das Flurstück zum Wohnhaus Saarstraße 80 hat eine Gesamtgrundstücksfläche von ca. 8.795 m² und die Grundfläche des Wohngebäudes beträgt ca. 465 m². Auf dem Flur- stück zum Saarstraße 80 befinden sich entsprechend dem Katasterplan sieben weite- re Nebengebäude unterschiedlicher Größe. Somit ergeben sich Erwerbskosten für das Grundstück und dessen Bebauung vom Blierweg 27 in Höhe von ca. 375.720 €. Das ergäbe zusätzliche Kosten von ca. 580.00 €. Damit liegen die Kosten für die passiven Maßnahmen einschließlich der Zusatzkosten über den Aufwendungen für aktive Maßnahmen. Hinzu kommt, dass ein Erwerb der bebauten Grundstücke nicht das mittelste Mittel darstellt und vom Vorhabenträger daher auch nicht näher getreten werden soll. Mit der aktiven und passiven Lärmschutzmaßnahme wird ein für den Bereich Blier- weg ein optimaler Lärmschutz erreicht. Die Nutzung der Wohnhäuser, Gewächshäu- ser und Anbauflächen im Freien werden durch den aktiven Lärmschutz geschützt und damit insgesamt eine Verbesserung des Umfeldes der baulichen Anlagen bewirkt. Mit einem „reinen“ passiven Schallschutz könnte dies nicht erreicht werden. Darüber hinaus hat das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung mit Schreiben vom 28.01.2010 der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung mitgeteilt, dass der sechsstreifige Ausbau der A 66 zwischen dem Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein und der Anschlussstelle Wiesbaden-Erbenheim unabhängig von der derzeitigen Bedarfsplaneinstufung vorzeitig geplant und realisiert werden soll. Die Realisierung der Lärmschutzwände im Bereich des Blierwegs erfolgt im Rahmen des hier festgestellten sechsstreifigen Ausbaus der A 643. Daraus ergibt sich, dass den Eigentümern der betroffenen Gebäude, soweit die maß- geblichen Grenzwert für den Tag oder die Nacht an ihnen überschritten werden, für die Räume, die überwiegend zum Wohnen oder Schlafen oder Arbeiten (Büroräume) dienen, passiver Schallschutz zusteht (auf die vorstehende Ausführungen zu den schutzbedürftigen Räumen wird Bezug genommen). Dies wurde dem Träger des Vorhabens im Planfeststellungsbeschluss entsprechend aufgegeben. Der sich inso- weit ergebende Anspruch der betroffenen Eigentümer auf passiven Lärmschutz ist vom Vorhabenträger in Form eines Aufwendungsersatzes zu erfüllen, indem den Ei- gentümern die erforderlichen Aufwendungen zu erstatten sind (siehe Auflage unter A, Ziffer IV,2). Der Vorhabenträger hat die betroffenen Hauseigentümer auf ihren kon- kreten Erstattungsanspruch hinzuweisen mit dem Ziel, dass die Abwicklung des pas-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 341 - A 643 siven Lärmschutzes bis zur Inbetriebnahme der auszubauenden A 643 abgeschlos- sen ist. Weitergehende Maßnahmen gegen Verkehrslärm sind nicht erforderlich. Insoweit erhobener Forderungen Beteiligter waren daher zurückzuweisen. Zu den erforderlichen baulichen Schutzmaßnahmen gehört eine Verbesserung der Umfassungsbauteile, wie ein Einbau von Schallschutzfernstern. In Schlafräumgen gehört dazu der Einbau von Lüftungseinrichtungen. Der Umfang der passiven Schutzmaßnahmen wird vom Vorhabenträger auf der Grundlage der im Planfeststel- lungsbeschluss unter A, Ziffer IV,2 dem Grund nach anerkannten Ansprüche grund- sätzlich nach Maßgabe der Verkehrswege-Schallschutzmaßnahmenverordnung (24. BImSchV) ermittelt. Im Übrigen kann die Ermittlung gemäß 24. BImSchV zu dem Er- gebnis führen, dass an den entsprechenden Etagen, an den der Nacht-Grenzwert überschritten ist, keine Schlafräume vorhanden sind und/ oder dass die eingebauten Fenster bereits das notwendige Schalldämmmaß besitzen. In beiden Fällen geht dann der Anspruch gegen Null. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass Zusatzbelastungen auf dem nach- geordneten Straßennetz, die sich durch Verkehrsverlagerungen ergeben, keine An- sprüche auf Lärmschutz an den städtischen Straßen, die ohnehin baulich nicht ver- ändert werden, auslösen. Als Folge des Straßenbauvorhabens wäre die Verkehrszu- nahme auf einer anderen, vorhandenen Straße und der davon ausgehende Lärmzu- wachs im Rahmen der Abwägung nach § 17 Satz 2 FStrG nur zu berücksichtigen, wenn er mehr als unerheblich ist und ein eindeutiger Ursachenzusammenhang zwi- schen dem planfestgestellten Straßenbauvorhaben und der zu erwartenden Ver- kehrszunahme auf der anderen Straße besteht (vgl. BVerwG, Beschluss vom 4. Juni 2004 - BVerwG 4 BN 18.04 -, Lichtenfels). Dies ist vorliegend nicht der Fall, zumal – wie die Prüfung der Verkehrsbelastungen der Rampen der AS Äppelallee ergeben hat – diese im Ergebnis etwa gleich bleiben. Sich aus der städtebaulichen Entwick- lung ergebende Verkehre oder Verkehrsverlagerungen auf dem städtischen Straßen- netz können nicht dem Träger der Straßenbaulast der A 643 angelastet werden son- dern müssten von der Landeshauptstadt Wiesbaden in der städtebaulichen Planung berücksichtigt und bewältigt werden. Dies gilt auch hinsichtlich des von der Landeshauptstadt Wiesbaden geplanten Be- bauungsplans „Schiersteiner Hafen Ost“ mit den Gebietsnutzungen Gewerbe- bzw. Mischflächen. Ferner ist anzumerken, dass nach der Isophonenkarte (Rasterlärmkarte), die die Lärmausbreitung im Tageszeitraum und 2 Meter über dem Gelände darstellt, zeigt, dass bereits ab ca. 250 m neben der Fahrbahnachse die Immissionsgrenzwerte für Wohngebiete unterschritten werden. Bei Unterschreitung der Immissionsgrenzwerte besteht kein Anspruch auf Lärmvorsorgemaßnahmen. Dies gilt neben den Siedlungs-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 342 - A 643 bereichen von Biebrich und Schierstein, die außerhalb dieses Bereichs liegen, auch für das Gemeindegebiet von Walluf, das sich ca. 3 km von der Ausbaumaßnahme entfernt befindet. Die diesbezüglichen Einwendungen, auch gleichförmige Einwen- dungen von „Für Mieter und Nutzungsberechtigte“ im Änderungsverfahren, waren zurückzuweisen.

4.3 Luftverunreinigungen, Schadstoffimmissionen Durch das planfestgestellte Vorhaben ergeben sich keine zusätzlichen Beeinträchti- gungen von Menschen durch Schadstoffimmissionen. Insbesondere sind den Fein- staub (PM10) und Feinststaub (PM2,5) ergeben sich keine Überschreitungen der normativ geregelten Grenzwerte. Soweit für die Stickoxide die Grenzwerte überschritten wer- den, tritt gegenüber den bisherigen Verhältnissen keine Verschärfung ein. Mit rele- vanten Gesundheitsbeeinträchtigungen für die Bevölkerung durch die auszubauende A 643 sind aufgrund der geänderten Gegebenheiten, unter Berücksichtigung der Lärmschutzwand für den Bereich der Rheingaustraße nicht zu erwarten. Diesbezüg- lich von Beteiligten im Anhörungsverfahren geäußerte Bedenken sind nicht begrün- det. Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass das Vorhaben das Großklima nicht nachteilig beeinflusst. Großklimatisch gehört der Planungsraum zum Bezirk „Rhein-Main-Nahe“. Während die Rahmenhöhen von Rheingautaunus, Hunsrück und rheinhessischem Hügelland subatlantischer, d.h. maritimer, Prägung sind, besteht für die Tallagen eine deutlich subkontinentale Prägung. Dahingehend ist der Raum zwischen Wiesbaden und Mainz durch seine Beckenlage im Lee der Berge durch ausgesprochene Wärme und Trockenheit gekennzeichnet (Mainzer Trockengebiet). Das Klima ist günstig für das Wachstum einer besonderen Pflanzenwelt mit geringen Niederschlägen, milden Wintern und warmen Sommern. Die vorherrschende Windrichtung ist Südwest; im Sommer kommt der Wind auch aus Nordwest, im Winter aus Nordost. Die Windrich- tungsverteilung wird im Wesentlichen orographisch durch den Verlauf des Rheintales bestimmt. Die Windgeschwindigkeiten, in dem insgesamt windschwachen Gebiet, bewegen sich in 10 m Höhe über Grund zwischen 2,5-3 m/s (Rheinaue, offener Be- reich des Mainzer Sandes und Mombacher Oberfelds). Der durchschnittliche Jahres- niederschlag liegt in der Größe von 550-600 mm. Der Jahresgang zeigt ein Maximum im Sommer (August) und ein Minimum im Winter (Februar). Während der Vegetati- onsperiode von März bis November fallen ca. 400 mm Niederschlag, davon in der Hauptwachstumszeit zwischen Mai und Juli 140-160 mm. Die Nebelhäufigkeit liegt bei rund 50-70 Tagen/Jahr. Die durchschnittliche Lufttemperatur/Jahr liegt etwa bei 10°C. Mit einem Tagesdurchschnittswert von 18,6°C i m Juli und 1,2°C im Januar ge- hört das Gebiet mit zu den wärmsten Regionen in Deutschland, was durch wenigs- tens 40 Sommertage/Jahr (Temperatur >25°C) unterstr ichen wird. Im Tal wirkt sich …/ Planfeststellungsbeschluss - 343 - A 643 der Wasserkörper des Rheins dämpfend auf Extremtemperaturen im Sommer und Winter aus. Bioklimatisch wirksame Kältereize kommen nur an wenigen Tagen im Jahr vor, die Wärmebelastung ist dagegen hoch bis sehr hoch. In der Rheinaue herr- schen in den Sommermonaten zudem schwüle Tage vor. Die schnelle Erwärmung der Tallagen im Frühjahr bedingt einen frühen Beginn der Vegetationsperiode (Tem- peratur >5°C) Mitte März, die Temperatur ausgleiche nde Wirkung des Rheins sichert eine lange Dauer bis Mitte November. Im Planungsraum ist der Sonnenschein durch Nebel oder Inversion an mehr als 242 Tagen im Jahr getrübt. Grund hierfür ist die ausgeprägte Beckenlage mit seinen Abfluss behindernden Randhöhen und die den Abflussquerschnitt einengende hohe Bebauungsdichte der Großstädte Mainz und Wiesbaden. Daher sind die Durchlüftungsverhältnisse als schlecht zu bezeichnen. Die Lage bedingt die Entwicklung von Kaltluft, gespeist von den Kaltluft produzieren- den Hängen des Rheingaus und des Rheinhessischen Hügellands. Das Rheintal selbst fungiert als zentrale Kalt- und Frischluftabflussbahn mit hoher Ventilationsfunk- tion, gerichtet in der Fließrichtung des Rheins. Die verkehrsbedingten Verunreinigungen der Luft und des Bodens, insbesondere durch die wesentlichsten Schadstoffkomponenten der Automobilabgase sowie durch Staub und Abfall, werden sich durch den Ausbau der A 643 kaum ändern und dem- entsprechend nicht zu weiteren Auswirkungen auf Menschen und zusätzlichen Belas- tungen des Bodens und der Tiere führen. Die sich durch das Vorhaben ergebenden straßenverkehrsbedingte Luftverunreinigungen sind nicht als schädliche Umweltein- wirkungen i.S.d. § 3 Abs. 1, 3 und 4 BImSchG zu werten. Immissionsgrenzwerte für Schadstoffimmissionen, die bei der Straßenplanung einzu- halten sind, sind in der Verordnung über Luftqualitätsstandstandards und Emissions- höchstmengen (39. BImSchV) vom 2. August 2010 (BGBl. I S. 1065) geregelt. Mit der 39. BImSchV ist u.a. die Richtlinie (2008/50/EG) vom 21. Mai 2008 über die Luftquali- tät und saubere Luft in Europa (ABl. EG 152 S.1), mit der die bisherigen Richtlinien 96/62/EG, 1999/30/EG, 2000/69/ EG und 2002/3/EG zwei Jahre nach Inkrafttreten der neuen RL aufgehoben wurden, in nationales Recht umgesetzt worden. Die bishe- rige Verordnung über Immissionswerte für Schadstoffe in der Luft (22. BImSchV) in der Fassung vom 4. Juni 2007 (BGBl. I S. 1104), auf die das Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden, bei der Planung abgestellt hat (siehe Erläuterungsbericht [lfd. Nr. 10.1 der festgestellten Unterlagen]), ist mit Inkrafttreten der 39. BImSchV am 6. August 2010 außer Kraft getreten. Dass die 39. BImSchV vor der Einleitung des Änderungsverfahrens in Kraft getreten ist, ist unschädlich, da sie im Wesentlichen die gleichen Grenz- und Toleranzmargen regelt wie die frühere 22. BImSchV; eine Aus- nahme stellen die Werte für PM2,5 dar.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 344 - A 643

Gemäß § 1 Nr. 15 der 39. BImSchV handelt es sich bei den Immissionsgrenzwerten um Werte, die aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse mit dem Ziel festgelegt wor- den sind, schädliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit oder die Umwelt insgesamt zu vermeiden, zu verhüten oder zu verringern, und die innerhalb eines bestimmten Zeitraums eingehalten werden müssen und danach nicht überschritten werden dürfen. Das Grenzwertsystem differenziert nicht nach der Art der Emissions- quellen. Erfasst werden nicht nur Luftverunreinigungen durch den „Verkehr“ sondern Emissionen aus menschlicher Tätigkeit aus unterschiedlichen Quellen. Für bestimmte Schadstoffe sind Immissionsgrenzwerte in §§ 2 bis 8 der 39. BImSchV festgesetzt. „Toleranzmarge“ bezeichnet den Prozentsatz, um den der in der 39. BImSchV festge- legte Immissionsgrenzwert überschritten werden darf, unter der Voraussetzung, dass die in der Verordnung festgelegten Bedingungen erfüllt sind; im Fall zukünftiger Grenzwerte bezeichnet „Toleranzmarge“ einen in jährlichen Stufen abnehmenden Wert, um den der Immissionsgrenzwert bis zur jeweils gesetzten Frist überschritten werden darf, ohne die Erstellung von Plänen zu bedingen (§ 1 Nr. 33 der 39. BImSchV). Diese bei der Straßenplanung zu berücksichtigenden Werte sind als fach- planerische Zumutbarkeitsgrenzen i.S.v. § 74 Abs. 2 HVwVfG von Bedeutung. Die Planfeststellungsbehörde geht davon aus, dass die die straßenrechtliche Kompo- nente des Planvorhabens verursachten Luftverunreinigungen an der aufgrund des § 48 Abs. 1 und 3 BImSchG zur Umsetzung der europäischer Richtlinien erlassenen 39. BImSchV zu messen sind. Diese Vorschrift enthält unter anderem Grenzwerte für

Stickstoffdioxid (§ 3), Partikel PM10 (§ 4), Partikel PM2,5 (§ 5), Blei (§ 6), Benzol (§ 7) und Kohlenmonoxid (§ 8). Die Einhaltung der Grenzwerte der 39. BImSchV stellt al- lerdings keine Rechtmäßigkeitsvoraussetzung für die Planfeststellung eines Straßen- bauvorhabens dar (vgl. BVerwG, Beschluss vom 3. April 2007 - BVerwG 9 PKH 2/06, 9 PKH 2/06 -; Urteile vom 26. Mai 2004 - BVerwG 9 A 6.03 -, BVerwGE 121, 57; auch vom 23. Februar 2005 - BVerwG 4 A 5.04 -, BVerwGE 123, 23, zur 22. BImSchV). Die vom Vorhabenträger erstellte Abschätzung der Luftschadstoffe ist nicht zu bean- standen. Im Rahmen der Vorsorge scheidet eine Messung von Luftschadstoffkon- zentrationen aus. Daher erfolgt eine Abschätzung der Konzentrationen nach an- erkannten Berechnungsmodellen. Diese erfolgt im Allgemeinen beim Bau oder der wesentlichen Änderung von Straßen ohne oder mit lockerer Randbebauung – um eine solche handelt es sich bei der A 643 – nach dem MLuS-02, geänderte Fassung 2005, und dem hierzu entwickelten „PC-Berechnungsverfahren zum Merkblatt über Luftverunreinigung an Straßen (MLuS-02)“, Version 6.0e vom 26.04.2005 (vgl. hierzu auch das Allgemeine Rundschreiben Nr. 17/2002 des Bundesministeriums für Ver- kehr, Bau- und Wohnungswesens vom 16.09.2002). Da die Randbedingungen des MLuS-02 vorliegen, konnte die Luftschadstoffbelastung nach diesem Verfahren ein-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 345 - A 643 schließlich des zugehörigen Berechnungsverfahrens ermittelt werden. Dies gewähr- leistet, dass die Prognosen unter Berücksichtigung der maßgeblichen Daten, insbe- sondere der relevanten Einflussparameter, in einer der Materie angemessenen und methodisch einwandfreien Weise erarbeitet worden sind. Die Abschätzung der ver- kehrsbedingten Schadstoffbelastungen anhand des im MLuS festgelegten Progno- semodells ist anerkannt (vgl. BVerwG, Urteil vom 18. März 2009 - BVerwG 9 A 36.07; OVG Münster, Urteil vom 14. April 1994 - 23 A 3413/92, juris; VGH München, Urteil vom 30. Juni 1993 - 8 A 90.40067, NVwZ 1994, 186 f.; OVG Lüneburg, Beschluss vom 04. Dezember 1997 – 7 M 1155/97, NuR 1998, 275 ff.). Die Voraussetzungen für die Anwendung des Prognoseverfahrens sind hier erfüllt. Die Anwendung hängt nicht von einer geländegleichen Führung der Straße sondern davon ab, dass Trogtiefen und Dammhöhen unter 15 m verbleiben (Nr. 1.3 Abs. 1 Spiegelstrich 3 des MLuS 02). Für das Planvorhaben trifft dies zu. Soweit das Abschätzungsmodell bei häufigen Schwachwindlagen und/ oder im Bereich von relevanten Kaltluftabflüssen und -seen unanwendbar bzw. seine Anwendung problematisch ist (Nr. 1.3 Abs. 2 Spiegelstrich 2 des MLuS 02), sind diese negativen Anwendungsbedingungen nicht gegeben. Die Landeshauptstadt Wiesbaden hat selbst dargelegt, dass die mittlere Windgeschwin- digkeiten im Untersuchungsgebiet über Land von 2,9-3,2 m variieren. Nach der von der HLUG für den Standort Wiesbaden-Süd angegebenen Häufigkeitsverteilung von Windrichtungen und Windgeschwindigkeiten beträgt die mittlere Windgeschwindigkeit 1,7 m/s. Die HLUG hat im Anhörungsverfahren die im Deckblatt gewählten Windver- hältnisse im Trassenbereich nicht beanstandet. Die Planfeststellungsbehörde sieht hierfür ebenfalls keinen Anlass. Da die Autobahn das Rheintal quert sind dort und in den angrenzenden Bereichen keine größeren Strömungen maßgeblich. Kaltluftab- flüsse sind vorliegend für die Schadstoffausbreitung nicht relevant. Das dabei verwendete Emissionsmodell basiert auf dem „Handbuch der Emissions- faktoren des Straßenverkehrs, welches im Auftrag des Umweltbundesamtes Berlin entwickelt wurde. Das Handbuch enthält Prognosedaten für die Emissionsfaktoren zukünftiger Fahrzeugschichten (eine Fahrzeugschicht besteht aus einer Gruppe von Fahrzeugtypen derselben Kategorie und Größen- bzw. Gewichtsklasse mit ähnlichem Emissionsverhalten) sowie differenzierte, bezugsjahrabhängige Fahrleistungsanteile getrennt für Bundesautobahnen, sonstige Außerortsstraßen und Innerortsstraßen. Aufbauend auf dem Handbuch wurde im Auftrag des Umweltbundesamtes das Emis- sionsmodell „MOBILEV“ (Maßnahmen-orientiertes Berechnungsinstrumentarium für die lokalen Schadstoffemissionen des Kraftfahrzeugverkehrs) erarbeitet, in dem die Daten des Handbuchs mit Hilfe von Angaben zum Straßentyp, zur Verkehrsbelastung und Verkehrszusammensetzung sowie unter Berücksichtigung des Längsneigungs- einflusses in längenbezogene stündliche Emissionen der Straße überführt werden.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 346 - A 643

Die Berechnungen können für Bezugsjahre von 2000 bis 2020 erfolgen. Im Immissi- onsmodel werden aus den zuvor berechneten Emissionsdaten unter Berücksichti- gung einer abstandsabhängigen Ausbreitungsfunktion und bei Beachtung der mittle- ren Windgeschwindigkeit in 10 m Höhe über Grund die Zusatzbelastungen und die Gesamtbelastungen als Mittelwert und als 98-Perzentil für die Stoffe Stickstoffoxid, Stickstoffdioxid, Stickoxide, Schwefeldioxid, Blei, Feinstaub-Partikel und Benzol ermit- telt: Für die Berechnungen nach dem Verfahren des MLuS 02 in der geänderten Fassung 2005 wurden folgende Eingangswerte für die Berechnung verwendet: • Prognosejahr 2020 • Verkehrsstärke: DTV in Kfz / 24h (Jahresmittelwert) • Lkw-Anteil (>2,8 t): 8,5 - 9% • Straßenkategorie BAB mit Tempolimit 100 • Längsneigungsklasse +/- 2 % - +6% • Anzahl der Fahrstreifen: 6 • Entfernung zum Fahrbahnrand 12,0m Da das MLuS-02, geänderte Fassung 2005, keine exakte Berechnung sondern die Abschätzung der Jahresmittelwerte sowie der Feinstaubimmissionen ermöglicht, ist die Anwendbarkeit der Berechnungsmethode vorliegend gegeben. Die Verkehrsstär- ken sind aus der aktualisierten Verkehrsuntersuchung vom 05.08.2010 übernommen worden, während Angaben zum Lkw-Anteil der Verkehrsuntersuchung vom 31. Juli 2010 entnommen wurden, zumal die aktualisierte Untersuchung keine neuen Werte dazu enthält. Als Jahresmittelwert wurde eine Windgeschwindigkeiten 10 m über Grund von 3,0 m/s angesetzt. Die Planfeststellungsbehörde konnte bei der Abwägung der zu erwartende Belastung durch Luftschadstoffe die vom Vorhabenträger erstellte luftschadstofftechnische Unter- suchung (lfd. Nr. 10.2 der festgestellten Unterlagen) heranziehen. Diese ermöglicht eine hinreichende Berücksichtigung der Luftschadstoffe. Bei dieser Untersuchung handelt es sich – wie bei Aus- und Neubaubaumaßnahmen üblich – um eine Ab- schätzung der Konzentrationen nach dem PC-Berechnungsverfahren zum „Merkblatt über Luftverunreinigungen an Straßen“ (MLuS 02), geänderte Fassung 2005. Die in dem Merkblatt zur Anwendbar des Verfahrens genannten Bedingungen sind vorlie- gend erfüllt. Dies betrifft sowohl die Verkehrsstärke mit >5.000 Kfz/24h, die Ge- schwindigkeit >50 km/h, die Dammhöhe <15 m, die Längsneigung <6%, der zu be- trachtende maximale Abstand vom Fahrbahnrand 200 m, Lücken innerhalb der Randbebauung 1 50 %, den Abstand zwischen den Gebäuden und dem Fahrbahn- rand 1 2 Gebäudehöhen und weitgehend die Gebäudebreite 0 2 Gebäudehöhen. Soweit die Landeshauptstadt Wiesbaden darlegt, dass es sich bei dem MLuS-Verfah- ren nicht um ein Rechenmodell im eigentlichen Sinne handele sondern nur um ein Schätzmodell, bei dem Windrichtung/ -geschwindigkeit und Ausbreitungsklasse, die …/ Planfeststellungsbeschluss - 347 - A 643 erhebliche Auswirkungen auf die Schadstoffverteilung haben, aber unberücksichtigt bzw. nur sehr ungenügsam berücksichtigt werden, so dass eine genauere Betrach- tung der Schadstoffverteilung notwendig sei, da in einem Streifen von insgesamt ca. 500 m Breite Überschreitungen der Grenzwerte festzustellen seien, wobei die Ram- pen in die Rechnung nicht eingestellt worden seien, führt zu keiner anderen Beurtei- lung. Das verwandte Prognosemodell berücksichtigt zwar Brückenlagen (wie die Rheinbrücke) nicht gesondert, jedoch werden bei freier Anströmung der Brücken Luftschadstoffe intensiver verdünnt und abtransportiert als bei einer Straßenführung im Gelände. Insoweit liegt die Abschätzung nach MLuS 02 auf der sicheren Seite. Für die Beurteilung der Luftschadstoffkonzentrationen liefert die Abschätzung anhand des Verfahrens nach MLuS 02 ausreichende Ergebnisse. Auch beruht die Schad- stoffprognose nicht auf fehlerhaften oder fehlenden Eingabedaten. Wie sich schon aus den Ausführungen zur Validität der Verkehrsprognose ergibt, ist es nicht zu be- anstanden, dass der Abschätzung der Schadstoffbelastung die ermittelten Progno- sewerte zu Grunde gelegt worden sind. Ebenso wenig sind die in die Berechnung eingespeisten Werte für Schadstoffvorbelastungen zu beanstanden. Da zum eigentli- chen Trassenbereich Werte nicht zur Verfügung standen, war es sachgerecht, Rück- schlüsse aus an nahegelegenen Messstationen über Jahre hin erhobenen Daten zu ziehen; angesichts dieser verfügbaren Daten wäre es unverhältnismäßig gewesen, die Durchführung eines jahrelangen Messprogramms an Ort und Stelle vom Vorha- benträger zu fordern. Die Überprüfung der Vorbelastung anhand dieser Daten hat gezeigt, dass die gewählten Werte eine angemessene Bewertung ermöglichen. Es mussten auch keine Werte aus dem innerstädtischen Bereich von Wiesbaden heran- gezogen werden, da diese Werte für die Untersuchungsraum nicht maßgeblich sind sondern erfahrungsgemäß deutlich höhere Werte bei den durchgeführten Messungen ergeben (siehe die Lufthygienischen Jahresberichte vergangener Jahre). Auch musste dem Vorhabenträger nicht die Erstellung eines Gutachtens nach einem qualifizierten Ausbreitungsmodell für Luftschadstoffe abverlangt werden. Für die hier festgestellte Ausbaumaßnahme stellen die vom Vorhabenträger vorgelegte Luft- schadstoffabschätzung in Form des Deckblatts (lfd. Nr. 10.2 der festgesellten Unter- lagen) eine ausreichend abgesicherte Basis für die Bewertung dar. Die Vorbelastung (Hintergrundbelastung) für die unterschiedlichen Schadstoffkompo- nenten wurden dem Lufthygienischen Jahresbericht 2008 des Hessischen Lande- samts für Umwelt und Geologie entnommen. Vorbelastungen, die nicht im Lufthygie- nischen Bericht 2008 benannt werden, sind durch Standardwerte für Großstädte aus dem Merkblatt für Luftverunreinigungen an Straßen ohne und mit lockerer Randbe- bauung (MLuS-02, geänderte Fassung 2005) ergänzt worden. Daten zur Vorbelas- tungen aus Eigenmessungen der Stadt Wiesbaden lagen zur Zeit der Berechnung

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nicht vor. Zudem hat die Planfeststellungsbehörde den Lufthygienischen Jahresbe- richt 2010 herangezogen. Danach ergeben sich die in Klammern angegeben Werte an der Messstation Wiesbaden-Süd (Wohnbezirk, industrienah; Messstation „Am Ho- hen Stein“).

Tabelle 14: Vorbelastungen [I1V, in µg/m3] für die Schadstoffe

* CO NONO2 NOx Blei SO2 PM10 C6H6 Mittelwert: (I1V) 365 18,6 34,7 70 0,007 2,8 18,8 1,05 (13,8) (34,8) (2,0) (17,5) (1,03) Mittelwert unter 336 16,5 31,9 64,4 0,007 2,6 17,71 0,95 Berücksichtigung (12,2) (31,9) (1,9) (16,5) (0,93) der Reduktions- faktoren Abkürzungen: CO = Kohlenmonoxid NO = Stickstoffoxid

NO2 = Stickstoffdioxid

NOx = Stickoxide

SO2 = Schwefeldioxid Pb = Blei

PM10 = Feinstaub-Partikel (in den Alveolbereich eindringende Fraktion)

C6H6 = Benzol I1V = Jahresmittelwert Vorbelastung * = 98-Perzentil () = Werte in Klammern gelten für die Messstation Wiesbaden-Süd Werden die sich aus dem Lufthygienischen Jahresbericht 2010 ermittelten Werte herangezogen, ergibt sich unter Berücksichtigung der Reduktionsfaktoren geringere Werte für die maßgebliche Hintergrundbelastung (Zeile 3 der Tabelle 14). Die für die Vorbelastung im Untersuchungsgebiet angesetzten Messdaten sind sachgerecht. Angesichts der verfügbaren Daten war die Durchführung eigener, jahrelanger Mes- sungen an Ort und Stelle vom Vorhabenträger nicht zu fordern (BVerwG, Urteile vom 18. März 2009 - BVerwG 9 A 39.07 -, BVerwGE 133, 239 Rn. 126 und vom 12. Au- gust 2009 - BVerwG 9 A 64.07 - Rn. 111). Die Auswahl der berücksichtigten Mess- werte für die Vorbelastung trägt den örtlichen Verhältnissen Rechnung und berück- sichtigt bestehende deutliche Unterschiede der für die Vorbelastung im Plangebiet maßgeblichen Faktoren. Die 39. BImSchV stellt – wie die Vorläufervorschrift 22. BImSchV – nicht auf die durch ein einzelnes Vorhaben hervorgerufenen Luftverunreinigungen ab sondern vielmehr liegt ihr eine gebiets- bzw. ballungsraumbezogene Betrachtung zu Grunde. Sind die maßgeblichen Grenzwerte überschritten, so bestimmen sich die Konsequenzen grundsätzlich nach § 47 Abs. 1 BImSchG. Die Planfeststellungsbehörde orientiert

sich bei den Partikeln (PM10) an dem über ein Kalenderjahr gemittelten Immissions- grenzwert für diesen Luftschadstoff. Er beträgt nach § 4 Abs. 1 der 39. BImSchV über den Tag gemittelt 50 µg/m³ bei 35 zugelassenen Überschreitungen im Kalenderjahr. Über das Kalenderjahr beträgt der Grenzwert 40 µg/m³ (§ 4 Abs. 2 der 39. BImSchV).

Für Stickstoffdioxid (NO2) gilt zum Schutz der menschlichen Gesundheit der über …/ Planfeststellungsbeschluss - 349 - A 643 volle Stunde gemittelte Immissionsgrenzwert 200 µg/m³ bei 18 zugelassenen Über- schreitungen im Kalenderjahr. Über das Kalenderjahr beträgt der Grenzwert 40 µg/m³ (§ 3 Abs. 2 der 39. BImSchV), während zum Schutz der Vegetation der über ein Ka- lenderjahr gemittelte kritische Wert 30 µg/m² beträgt. Im Falle einer prognostizierten Grenzwertüberschreitung, wie vorliegend, ist die Plan- feststellungsbehörde nicht an einer Planfeststellung ohne zusätzliche Schutzauflagen gehindert. Die Einhaltung der Grenzwerte der 39. BImSchV stellt keine Rechtmäßig- keitsvoraussetzung für die Planfeststellung eines Straßenbauvorhabens dar. Die durch das Gemeinschaftsrecht gewährte Freiheit der Wahl zwischen den zur Einhal- tung der Grenzwerte geeigneten Mitteln schließt eine Verpflichtung der Planfeststel- lungsbehörde, die Einhaltung der Grenzwerte vorhabenbezogen zu garantieren, aus. Es besteht außerhalb von Planfeststellungsverfahren ein spezialisiertes und verbind- liches, auf gesetzlichen Regelungen beruhendes Verfahren der Luftreinhalteplanung, dem die endgültige Problemlösung vorbehalten bleiben kann. Darüber hinausgehen- der Schutzvorkehrungen im Rahmen eines Planfeststellungsverfahrens bedarf es grundsätzlich nicht (Vgl. BVerwG, Urteile vom 26. Mai 2004 - BVerwG 9 A 6.03 -, BVerwGE 121, 57 <60 ff.>; vom 23. Februar 2005 - BVerwG 4 A 5.04 -, BVerwGE 123, 23 <27 ff.> und vom 18. März 2009 - BVerwG 9 A 39.07 -, BVerwGE 133, 239 Rn. 115). Die Anlage 3 zur 39. BImSchV enthält weder Vorgaben darüber, nach welchen Me- thoden die Messungen zur Beurteilung der Schadstoffkonzentrationen und der Luft- qualität vorzunehmen sind, noch legt sie ein bestimmtes Verfahren bei der Anferti- gung von Schadstoffprognosen im Rahmen von Planungsverfahren fest. Dem Verfah- ren nach MLuS 02 war kein anderes Verfahren, z.B. PROKAS, vorzuziehen. Das an- gewandte Verfahren lässt eine ausreichende Beurteilung im Planfeststellungsverfah- ren zu. Das planungsrechtliche Abwägungsgebot erfordert aber, die Auswirkungen des Vor- habens auf die Luftqualität in der Planfeststellung zu berücksichtigen. Die Plan- feststellungsbehörde ist grundsätzlich gehalten, die durch die Planungsentscheidung geschaffenen (neuen) Konflikte zu bewältigen. Die Konfliktbewältigung kann aller- dings auch darin bestehen, dass die Planfeststellungsbehörde die endgültige Prob- lemlösung einem spezialisierten und verbindlichen, auf gesetzlichen Regelungen be- ruhenden Verfahren überlässt. Das Gebot der Konfliktbewältigung als Ausformung des Abwägungsgebotes ist erst verletzt, wenn die Planfeststellungsbehörde das Vor- haben zulässt, obgleich absehbar ist, dass seine Verwirklichung die Möglichkeit aus- schließt, die Einhaltung der Grenzwerte mit den Mitteln der Luftreinhalteplanung in einer mit der Funktion des Vorhabens zu vereinbarenden Weise zu sichern. Das ist insbesondere der Fall, wenn die von einer planfestgestellten Straße herrührenden

…/ Planfeststellungsbeschluss - 350 - A 643

Immissionen bereits für sich genommen die maßgeblichen Grenzwerte überschreiten. Von diesem Fall abgesehen geht der Gesetzgeber davon aus, dass sich die Einhal- tung der Grenzwerte mit den Mitteln der Luftreinhalteplanung erreichen lässt. Die von dem hier festgestellten Plana ausgehenden zusätzlichen Schadstoffe sind angesichts der geringen Verkehrsmehrbelastung nicht relevant, weil von der plan- festgestellten Straße kaum zusätzliche Immissionen herrühren. Die maßgeblichen Grenzwerte werden zwar bereits jetzt überschritten. Dennoch konnte der Planfeststel- lungsbeschluss erlassen werden, wobei die Beurteilung auf die im Prognose-Planfall durch den Straßenverkehr zusätzlich erzeugten Schadstoffe konzentriert wird (vgl. BVerwG, Urteil vom 18. März 2009 - BVerwG 9 A 39.07 -, Buchholz 407.4 § 17 FStrG Nr. 201 Rn. 118 ). In diesem Zusammenhang ist Folgendes zu berücksichtigen: Die Betrachtungsweise hat „grundstücksbezogen“ nach folgenden Maßgaben zu er- folgen: Entsprechend der Schutzrichtung der 39. BImSchV und der mit ihr umgesetz- ten Luftqualitätsrichtlinien kommt es für die Einhaltung der Grenzwerte nur auf solche Grundstücke an, auf denen Menschen über einen längeren Zeitraum Schadstoffen ausgesetzt sind. Darüber hinaus müssen bei der Ermittlung von Grenzwertüberschrei- tungen die für die Probenahmestellen bestehenden Vorgaben eingehalten werden, damit aussagefähige und repräsentative Ergebnisse erreicht werden. So spielen Grenzwertüberschreitungen nur bei Einhaltung bestimmter Mindestabstände von Kreuzungen bzw. Fahrbahnen eine Rolle und sind für begrenzte und kleinräumige Umweltsituationen ohne Bedeutung. Die 39. BImSchV definiert – wie die bisherige 22. BImSchV – eine Kurzzeitbelastung für NO2 von 200 µg/m³, die in nicht mehr als 18 Stunden pro Jahr überschritten wer- den darf (dies entspricht ca. einem 99,8 Perzentilwert). Entsprechend einem einfa- chen praktikablen Ansatz basierend auf Auswertungen von Messdaten kann abge- schätzt werden, dass der neue Grenzwert dann eingehalten ist, wenn der 98- Perzentilwert 115 µg/m³ bis 170 µg/m³ nicht überschreitet. Die genannte Spannbreite aufgrund von Messdaten verschiedener Messstellen ist groß; die Interpretationen der Messdaten deuten nach Darlegung von Gutachtern darauf hin, dass bei einer Unter- schreitung des 98-Perzentilwertes von 130 µg/m³ der neue EG-Grenzwert für die ma- ximalen Stundenwerte eingehalten wird (= Äquivalentwert EG-RL).

Anzumerken ist, dass bislang das Gesamt-NOx betrachtet wurde, hingegen die Rela- tion von NO zu NO2 vernachlässigt wurde. Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass dieses Verhältnis abgenommen und der Anteil des NO2 am NOx zugenommen hat. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass die photochemischen Prozesse, an denen die Stickoxide und das Ozon beteiligt sind, gegenläufig sind. Des Weitereren tritt durch den Einsatz von regenerierenden Partikelfiltern (CRT = Continously Regenera-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 351 - A 643 ting Trap) ein erhöhter NO2-Ausstoß auf. Der hohe Anteil des Diesel-Treibstoffs an der Gesamtflotte wirkt sich auf die NOx verstärkt aus. Dies bedeutet im Ergebnis hö- here Stickstoffimmissionen. In der 39. BImSchV ist weiterhin wie in der bisherigen 22. BImSchV neben dem Jah- resmittelwert von PM10 auch ein 24-Stunden-Grenzwert (Kurzzeitwert) von 50 µg/m³ definiert, der nicht öfter als 35-mal im Jahr überschritten werden darf. Mit dem PC-Berechnungsprogramm sind die Konzentrationen bzw. Immissionen von Luftschadstoffen ermittelt worden. Bei der Abschätzung ist von dem Fahrzeugkollektiv des Jahres 2020 ausgegangen worden. Die Ergebnisse sind in den Anlagen 1 bis 8 dargestellt (siehe lfd. Nr. 10.2 der festgestellten Unterlagen). Dabei sind die Immissi- onen in Abständen von 0-200 m neben der Autoahn dokumentiert. Die Immissions- werte von der A 643 werden als Zusatzbelastung für gesamte Verkehrsmenge ange- geben. Die Gesamtbelastungen beinhaltet die Überlagerung der Vorbelastung und der Zusatzbelastung durch die Bundesautobahn. In den Tabellen werden die prozen- tualen Anteile der Komponenten Benzol, Feinstaubpartikel PM10 und NO2 angegeben. Als 100%-Marke sind dabei jeweils die oben genannten Planungswerte dar. Mittels eines Diagramms sind die Angaben der Vor- und Gesamtbelastung verdeutlicht wor- den, d.h. wie die Zusatzbelastung des Gesamtverkehrs das Ergebnis der Gesamtbe- lastung beeinflusst. Bezogen auf die Zusatzbelastung ist anzumerken, dass hier die sich aus dem Ge- samtverkehr der A 643 ergebende Belastung angegeben wurde und nicht auf die Verkehrszunahme (z.B. im Abschnitt von Bau-km 1+580 bis 1+940 im Planfall von 102.900 Kfz/24h gegenüber im Prognose-Nullfall von 92.700 Kfz/24h) abgestellt wur- de, denn auch ohne Ausbau der A 643 ist eine wesentliche verkehrsbedingte Belas- tung gegeben. Diese tatsächliche Zusatzbelastung – bezogen auf die prognostizierte Verkehrszunahme von 10.200 Kfz/24h im vorgenannten Abschnitt – stellt sich we- sentlich geringer dar. Denn für die Beurteilung der hier planfestgestellten Maßnah- men kommt es lediglich auf die Verkehrsemissionen an, die auf dem geplanten aus- zubauenden Straßenabschnitt zu einer Zusatzbelastung führt. Bei einem Neubauvor- haben erfolgt kein gesonderter Rechenschritt, der die Vorbelastung um den Ver- kehrsanteil des betrachteten Straßennetzes bereinigt. Im vorliegenden Fall würde eine solche Herausrechnung die sich tatsächlich einstellende Zusatzbelastung erge- ben. Im Übrigen ist der vorhandene Verkehr zwar schon, zumindest teilweise, in der vorhandenen allgemeinen Vorbelastung erfasst. Allerdings hat der Vorhabenträger keine Herausrechnung vorgenommen. Er hat die sich aus den Emissionen des Stra- ßenverkehrs rechnerisch ermittelte Zusatzbelastung der Vorbelastung hinzu addiert und so die Gesamtbelastung gebildet. Dies ist nicht zu beanstanden, weil damit im

…/ Planfeststellungsbeschluss - 352 - A 643

Ergebnis höhere Immissionskonzentrationen ermittelt werden und dies nicht zu Las- ten der Betroffenen geht. Die Ergebnisse in den beigefügten Anlagen (siehe auch die ausgewählten Werten in den nachfolgenden Tabellen zeigen, dass bei den Beurteilungskriterien die Anzahl der zulässigen Überschreitungen sowie der Beurteilungswert beim 8h-Mittelwert der

CO-Belastungen eingehalten werden. Der Grenzwert der zulässigen NO2-Überschrei- tungen im 10 m Abstand vom Fahrbahnrand kann hingegen nicht eingehalten wer- den.

Tabelle 15: Immissionskonzentrationen [µg/m³] in ausgewählten Bereichen

Abschnitt Aufpunkt Bau-km 1+180 bis 1+350 Aufpunkt Bau-km 1+580 bis 1+940 Komponente Zusatzbelastung Gesamtbelastung Zusatzbelastung Gesamtbelastung CO 94,4 (100,7) 430 (436) 139,9 (100,6) 475 (436) NO 13,12 (16,17) 29,6 (32,7) 19,13 (15,99) 35,6 (32,1)

NO2 11,52 (15,76) 43,4 (47,7) 16,55 (15,59) 48,5 (47,5)

NO2 (98 P) 24,64 (33,72) 72,3 (76,4) 35,39 (33,37) 77,3 (76,3)

NOx 31,64 (40,55) - 45,89 (39,49) - Pb 0,000 (0,000) 0,007 (0,007) 0,000 (0,000) 0,007 (0,007)

SO2 0,09 (0,11) 2,7 (2,7) 0,13 (0,11) 2,7 (2,7) Benzol 0,170 (0,216) 1,12 (1,16) 0,251 (0,214) 1,20 (1,16)

PM10 4,167 (5,443) 21,87 (23,15) 6,066 (4,327) 23,77 (23,03)

Die Gesamtbelastung überschreitet die maßgeblichen Werte – mit Ausnahme von

NO2 – nicht. Der NO2-Wert beträgt im Bereich mit der Lärmschutzwand 109% und bei freier Ausbreitung121% (bezogen auf den Grenzwert von 40 µg/m³), während PM10 lediglich 55% bzw. 59% ausschöpft (Grenzwert beträgt 40 µg/m³). Eine von der Planfeststellungsbehörde veranlasste Vergleichsrechnung für den Pro- gnosenullfall hat für die in der vorstehenden Tabelle in Klammern angegebenen Im- missionskonzentrationen ergeben, d.h. im Bereich von Bau-m 1+180 bis 1+350 neh- men im Planfall die Immissionskonzentrationen ab, während sie im Abschnitt von

Bau-km 1+580 bis 1+940 zunehmen. Die Gesamtbelastung von NO2 übersteigt im Abschnitt von Bau-km 1+580 bis 1+940 den Grenzwert im Planungsnullfall um 119% und im Planfall um 121%, während sie im Abschnitt von Bau-m 1+180 bis 1+350 von 119% auf 109% abnimmt. D.h. in dem einen Abschnitt nimmt sie leicht ab, während sie im anderen leicht zunimmt.

Tabelle 15a: Abstandsbezogene Immissionskonzentrationen [µg/m³] im Bereich Bau-km 1+180 bis 1+350 Komponente 10,0 m 50 m 100 m 200 m CO JM-Z 94,1 68,3 45,6 24,7 CO JM-G 430 404 381 360 NO JM-Z 13,30 7,57 3,73 0,35 NO JM-G 29,8 24,1 20,2 16,8

…/ Planfeststellungsbeschluss - 353 - A 643

NO2 JM-Z 11,17 11,29 9,56 7,76

NO2 JM-G 43,1 43,2 41,5 39,7

NO2 98P-Z 23,88 24,18 20,50 16,64

NO2 98P-G 72,0 72,1 70,7 69,3 Pb JM-Z 0,000 0,000 0,000 0,000 Pb JM-G 0,007 0,007 0,007 0,007

SO2 JM-Z 0,09 0,06 0,04 0,02

SO2 JM-G 2,7 2,6 2,6 2,6 Benzol JM-Z 0,170 0,123 0,082 0,045 Benzol JM-G 1,12 1,07 1,03 0,99

PM10 JM-Z 4,156 3,015 2,013 1,092

PM10 JM-G 21,86 20,72 19,72 18,80

Anmerkung: JM-Z = Jahresmittelwert-Zusatzbelastung JM-G = Jahresmittelwert-Gesamtbelastung 98P-Z = 98 Perzentil-Zusatzbelastung JM-G = Jahresmittelwert-Gesamtbelastung Tabelle 15b: Abstandsbezogene Immissionskonzentrationen [µg/m³] im Bereich Bau-km 1+580 bis 1+940 Komponente 0,0 m 10,0 m 50 m 100 m 200 m CO JM-Z 243,6 146,6 84,6 45,6 57,0 CO JM-G 579 482 420 392 365 NO JM-Z 38,68 20,38 9,26 4,64 0,45 NO JM-G 55,2 36,92 25,8 21,1 16,9

NO2 JM-Z 20,60 16,86 13,56 11,58 8,87

NO2 JM-G 52,5 48,8 45,5 43,5 40,8

NO2 98P-Z 43,93 36,06 29,04 24,83 19,02

NO2 98P-G 82,1 76,7 74,2 72,4 70,1 Pb JM-Z 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 Pb JM-G 0,007 0,007 0,007 0,007 0,007

SO2 JM-Z 0,23 0,14 0,08 0,05 0,03

SO2 JM-G 2,8 2,7 2,7 2,6 2,6 Benzol JM-Z 0,437 0,263 0,152 0,102 0,052 Benzol JM-G 1,38 1,21 1,10 1,05 1,00

PM10 JM-Z 10,564 6,359 3,669 2,471 1,264

PM10 JM-G 28,27 24,07 21,38 20,18 18,97

Von Bau-km 0+250 bis Bau-km 2+720 kann der Grenzwert der zulässigen NO2- Überschreitungen grundsätzlich ab einer Entfernung von mehr als 200 m vom Fahr- bahnrand eingehalten werden. Entsprechend den Ergebnissen der Abschätzung ist im Bereich von Bau-km 0+250 bis 1+180 (im Brückenbereich) in 200 m Entfernung mit 19 Überschreitungen zu rechnen (zulässig sind 18). Da sich in diesem Bereich regelmäßig keine Menschen aufhalten, ist dort mit Gesundheitsgefährdungen nicht zu rechnen. Im Anschlussbereich von Bau-km 1+180 bis 1+350 (bis AS Äppelallee) tre- ten ab 180 m 18 Überschreitungen auf. Im Bereich von Bau-km 1+380 bis 1+940 tre- ten ein 200 m Entfernung gleichfalls 19 Überschreitungen auf. Im Bereich von Bau- km 1+949 bis 2+275 treten im 200 m-Abstand 24 Überschreitungen auf. In diesem

…/ Planfeststellungsbeschluss - 354 - A 643

Zusammenhang ist anzumerken, dass nach den Lufthygienischen Jahresberichten der HLUG die Überschreitungen des NO2-Jahrewsmittelwertes in den Jahren 2004- 2010 zwischen 26-36 Mal betrugen; in den letzten Jahren 2008-2010 regelmäßig 35 Mal. Die Überschreitungen der Grenzwerte in den zuvor genannten Abschnitten werden vom Vorhabenträger als nicht erheblich eingestuft, da im direkten Randbereich der A 643 keine reine Wohnbebauung sondern überwiegend Gewerbeflächen vorhanden sind. Im Bereich des Mischgebiets im Bereich der Rheingaustraße wird von Bau-km 1+180 bis 1+350 eine Lärmschutzwand angeordnet. In diesem Bereich wird demge- mäß der Grenzwert der zulässigen NO2-Überschreitung ab einer Entfernung von 40 m vom Fahrbahnrand eingehalten. In den anschließenden Abschnitten sind die Immissionskonzentrationen zwar höher. Auch zeigt sich, dass die wesentliche ab- standsbezogene Abnahme schon in Fahrbahnnähe eintritt. Von Bau-km 2+375 bis 2+475 (südlich des Schiersteiner Kreuzes) ist die Einhaltung des Grenzwertes der zulässigen NO2-Überschreitungen im Bereich des Schnittpunk- tes der A 643 und der A 66 erst ab einer Entfernung deutlich mehr als 200 m vom Fahrbahnrand erreichbar. Von Bau-km 2+475 bis 2+720 kann der Grenzwert der zu- lässigen NO2-Überschreitungen erst ab einer Entfernung von über 200 m vom Fahr- bahnrand eingehalten werden. Dabei ergeben sich gegenüber dem Ist-Zustand keine wesentlichen Änderungen, auch wenn sich grundsätzlich sagen lässt, das als Folge eines flüssigen Verkehrsablaufs tatsächlich die NO-Werte geringfügig steigen wer- den; dies konnte aber in der Berechnung gesondert berücksichtigt werden. Da die Wohnbebauung des Klagenfurter Rings sich in einem Abstand von ca. 320 m Entfer- nung von der A 643 befindet, bestehen auch hier keine Gesundheitsgefährdungen für sich regelmäßig dort aufhaltende Menschen. Bei der Bebauung der Wörther-See- Straße, die innerhalb des 200 m-Streifens östlich und westlich der A 643 liegt, handelt es sich zum Einen um ein Freibad, Kleingartenlauben und zum Teil als Wohnbebau- ung genutzte Häuser. Diese befinden sich im Flächennutzungsplan als Grünland ausgewiesenem Bereich. Die Gebäude in erster Reihe haben einen Abstand von ca. 90 m, die derzeit von einem ca. 4,5 m hohen, dicht bewachsenen Grünstreifen ent- lang der A 643 geschützt werden. Die Überschreitungen der Grenzwerte werden da- her als nicht erheblich eingestuft.

Die Anzahl der zulässigen Überschreitungen von 200 µg/m³ PM10 von 35 beträgt zwar im Fahrbahnbereich je nach Abschnitt 40-50 am Fahrbahnrand, aber bereits in 10 m Abstand von der Fahrbahn betragen die ermittelten Überschreitungen lediglich max. 30, so dass diesbezüglich keine nachteiligen Wirkungen von der auszubauenden A 643 ausgehen.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 355 - A 643

Auch eine Überschreitung des für Partikel PM2,5 eingeführten Zielwerts von 25 µg/m³ und des Grenzwerts (ab 2015) von 25 µg/m³ und des Indikators (ab 2015) von

20 µg/m³ tritt nicht ein. Aufgrund eines konservativen Ansatzes beträgt der PM2,5 =

0,9 * PM10 ergibt im Fahrbahnbereich zwar mit 25,443 bzw. 27,612 µg/m³ Überschrei- tungen des Grenzwertes und bis zu einer Entfernung von 40 m. In einer Entfernung von 50 m wird der Indikator mit 19,989 µg/m³ unterschritten. Dieser Ansatz wurde in Abstimmung mit dem HLUG gewählt. Das HLUG hat seit 2008 an drei Messstationen (städtischen Hintergrund) und seit 2010 an 10 Messstellen (mit 6 Messstationen an

Verkehrsschwerpunkten) PM2,5-Messungen vorgenommen. Die PM10-Kenngrößen dieser Messstationen ergeben aus den vorhandenen Messergebnissen PM2,5-Anteile am PM10 von 71 bis 93%. Im Mittel dieser 6 Vergleichsmessungen ergibt sich ein

PM2,5-Anteil am PM10 von etwa 82% an Messstationen des städtischen Hintergrundes in Hessen. Auf der Grundlage dieser vorläufigen Erkenntnisse hatte das HLUG, den

PM2,5-Jahresmittelwert konservativ mit 90% des PM10-Jahresmittelwertes abzuschät- zen empfohlen. Die Auswertung dieser drei Messwerte ergab 77-86% (i.M. 81%). Damit wird in einer Worst case-Betrachtung von dem Wert 0,9 ausgegangen. Im Üb- rigen haben Messungen an anderer Stelle einen Mittelwert von etwa 70% ergeben (A.

ROPERTZ et al., Einfluss von offenporigem Asphalt auf die Feinstaubbelastung an Straßen, Heft 1039 der Forschungsberichte, S. 43). Wie dargelegt, werden nach den durchgeführten Untersuchungen die Grenzwerte für die Mehrzahl der Luftschadstoffe eingehalten, für Stickstoffdioxid werden teilweise deutliche Belastungen festgestellt. Es kommt beim Jahresmittelwert zu flächenhaft ausgeprägten Bereichen mit deutlichen NO2-Belastungen und Grenzwertüberschrei- tungen, ohne dass allerdings Wohnnutzung betroffen ist. Grundsätzlich wird der

Grenzwert der zulässigen NO2-Überschreitungen ab einer Entfernung von mehr als 200 m vom Fahrbahnrand eingehalten. Dies gilt auch für die Überschreitungen der

NO2-Kurzzeitbelastung. Der Jahresmittelwert für PM10 wird den gutachterlichen Be- rechnungen nach in keinem Abschnitt des Vorhabens an baulichen Anlagen erreicht. Auf dieser Grundlage besteht kein Handlungsbedarf, dem bereits in der Planfeststel- lung Rechnung getragen werden müsste. Unter Berücksichtigung der Gesamt-Zusatzbelastung liegt der Jahresmittelwert für

NO2 teilweise im kritischen Bereich. Im Bereich der Grenzwertüberschreitungen sind jedoch nicht mit regelmäßig sich aufhaltenden Menschen zu rechnen. Hinzu kommt, dass die relevanten Grenzwertüberschreitungen im unmittelbaren Trassenbereich lokalisiert sind. Andererseits zeigt die Anordnung der Lärmschutzwand, dass auch insoweit Grenzwertüberschreitungen auftreten. Des Weiteren bestehen keine beson- deren örtlichen Verhältnisse, die die Eignung von Maßnahmen der Luftreinhaltung zur Bewältigung der Gesamtbelastung ausschließen.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 356 - A 643

Es ist auch nicht erkennbar, dass sich ein etwaiger Fehler in der Abschätzung zu Las- ten Betroffener ausgewirkt hätte. In diesem Zusammenhang wird auf Folgendes hingewiesen: Das Land Hessen hat im Mai 2005 einen „Luftreinhalteplan für den Ballungsraum Rhein-Main“, der auch Wiesbaden umfasst, vorgelegt. Hintergrund waren die Kon- zentrationen an Luftschadstoffen im Ballungsraum Rhein-Main, die immer wieder über den Grenzwerten der Europäischen Union lagen. Der Luftreinhalteplan beinhal- tet Maßnahmen, die zu einer besseren Luftqualität führen sollen. Hierunter fallen bei- spielsweise Fahrverbote für nicht optimal schadstoffgereinigte Lastwagen in der In- nenstadt, ein weiterer Ausbau des Radwegenetzes sowie effizientere Ampelschaltun- gen. Die betroffenen Städte, unter anderem Wiesbaden, wurden aufgefordert, konkre- te Maßnahmen in Form eines Aktionsplanes zu benennen, die im Fall von Über- schreitungen bestimmter Grenzwerte durchgeführt werden sollen Für Wiesbaden wa- ren aufgrund niedrigerer Feinstaubkonzentrationen keine Maßnahmen notwendig. Allerdings kam es in Wiesbaden in den letzten Jahren zu einer dauerhaften Über- schreitung der Stickstoffdioxidwerte. Der Grenzwert von 40 µg/m³ wird im Stadtbe- reich an vielen vom Verkehr stärker belasteten Straßen erreicht und oft deutlich über- schritten (siehe Luftreinhalteplan, Tab. 14: Straßen mit Überschreitungen des Immis- sionsgrenzwertes für NO2 in Wiesbaden). Nach Tab. 9: Prozentuale Verteilung der Emissionen von Stickstoffoxiden, aufgeschlüsselt nach Gemeinden (angegeben als

NO2, Bezugsjahr 2000) wird in Wiesbaden NO2 vom Kfz-Verkehr 44%, von der Ge- bäudeheizung 12% und von der Industrie 44% verursacht. Bei PM10 liegt der Anteil bei 25%, 12% bzw. 63%. In den Straßenschluchten von Wiesbaden liegt der Anteil des Straßenverkehrs bei 38-40% (Tab. 17: Berechnete NO2-Jahresmittelwerte und deren Aufgliederung nach dem Ort der Emission), dem Kfz-Verkehr sind 57-59% des

Anteil der Emission zuzurechnen (Tab. 19: Aufschlüsselung des NO2-Jahresmittel- wertes nach Emittentengruppen). Im Hinblick auf die anstehende erste Fortschrei- bung des Luftreinhalteplans sind Maßnahmen zu entwickeln, die zu einer Verringe- rung der Luftschadstoffe – insbesondere der Stickoxide – führen. Vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ist am 31.08.2011 der „Entwurf erste Fortschreibung des Luftreinhalteplan für den Ballungs- raum Rhein-Main, Teilplan Wiesbaden“, in die Öffentlichkeitsbeteiligung nach § 47 Abs. 5a BImSchG gebracht. In diesem Zusammenhang wird erwogen eine stadtweite Umweltzone in Wiesbaden einzuführen. Hierzu wurde ein „Gutachten zur Wirkungsabschätzung einer Umwelt- zone in Wiesbaden“ angefertigt. Allerdings lässt sich aus dem Gutachten ablesen, dass selbst bei Einrichtung einer Umweltzone an der A 643 weiterhin hohe NO2-Im- missionen gegeben sein werden.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 357 - A 643

In dem Entwurf erste Fortschreibung (Kap. 3.1.2.4) ist ausgeführt:

„Die NOx-Emissionsgrenzwerte wurden in den letzten Jahrzehnten sukzessive ver- schärft. Dies betrifft sowohl Emissionsgrenzwerte für die Industrie als auch für den

Verkehrsbereich, wobei der Anteil von NO2 selbst nicht begrenzt wurde. Die Mes- sergebnisse an allen verkehrsbezogenen Messstationen belegen den Trend deut-

lich abnehmender NOx-Konzentrationen. Die Wirksamkeit der verschärften Emissi- onsgrenzwerte bei Fahrzeugen durch die Euro-Normen lässt sich gerade an ver- kehrsbezogenen Luftmessstationen beobachten, die die Luftschadstoffkonzentra- tionen in direkter Nachbarschaft zu den Fahrzeugemissionen messen. Die Redu- zierung der Gesamtkonzentration von Stickstoffoxiden ist zwar erfreulich, zeigt sie doch, dass emissionsmindernde Maßnahmen greifen. Sie reicht aber nicht aus, um das Problem gesundheitsgefährdend hoher Stickstoffdioxidkonzentrationen zu lösen. Die Summe der Stickstoffoxide ist nur zum Schutz der Vegetation an emis- sionsfernen Standorten – mehr als 20 km entfernt von Ballungsräumen oder 5 km von Bebauung, Industrie oder Bundesfernstraßen – begrenzt. Ein derartiger Standort existiert in Hessen nicht. Der zum Schutz der menschlichen Gesundheit festgelegte Immissionsgrenzwert

für Stickstoffdioxid (NO2) ist dagegen nahezu überall in der Außenluft einzuhalten. Die Messungen zeigen, dass die zulässigen NO2-Konzentrationen praktisch an al- len verkehrsbezogenen Messstationen weit überschritten sind. Ein Vergleich mit den Messergebnissen der Stationen des städtischen Hintergrunds macht deutlich, dass die Überschreitungen im Wesentlichen von den Verkehrsabgasen verursacht werden. …

Die entgegen dem deutlich fallenden Trend der NOx-Konzentrationen unverändert hohen NO2-Konzentrationen, die insbesondere an den verkehrsbezogenen Mess- stationen registriert werden, zeigen eine Entwicklung der motorbedingten Abgas- emissionen, die in dieser Form nicht vorausgesehen wurde. Die unverändert hohen Stickstoffdioxidkonzentrationen zeigen, dass der Anteil des

direkt emittierten NO2 inzwischen deutlich höher liegt, als dies noch vor 10 Jahren der Fall war. Mitte der 90er Jahre betrug der Anteil des direkt emittierten NO2 am verkehrsbedingten Gesamtstickstoffoxidausstoß ca. 5%. Innerhalb von nur zehn bis fünfzehn Jahren stieg er auf 20 bis 25% an. Vor allem Diesel-Pkw mit einge- bautem Partikelfilter können bis zu 80% der Stickstoffoxide direkt als Stickstoffdio- xid emittieren […]. Bei Fahrzeugen mit Otto-Motor (Benziner) sind die Stickstoff- oxidemissionen insgesamt sehr gering und auch das Verhältnis von direkt emittier-

tem NO2 zum Gesamtstickstoffoxidausstoß (NOx) niedrig (…). Dieselfahrzeuge emittieren generell mehr Stickstoffoxide, wobei erst ab Euro 5 der Anteil des direkt emittierten Stickstoffdioxids gegenüber Fahrzeugen der Euronormen zwei bis vier wieder sinkt. Ab Euro 3 geht der Gesamtstickstoffoxidausstoß jedoch zurück.“

Nach Tab. 8: Emissionsbilanz von NOx (Summe von NO und NO2, angegeben als

NO2) beträgt in Wiesbaden NOx 63,6% Kfz-Verkehr, 16,6% Gebäudeheizung und 19,9% Industrie. In diesem Zusammenhang wird auf Folgendes angemerkt (siehe Entwurf erste Fortschreibung, Kap. 5.3): „Zwar gilt für Pkws bei den Erstzulassungen inzwischen die Euro-5-Norm, doch sind die Grenzwerte für Dieselmotoren immer noch erheblich höher als für Ottomo- toren. Für Pkws mit Ottomotor liegt der NOx-Grenzwert bei 0,06 g/km, während der Grenzwert für Diesel-Fahrzeuge 0,180 g/km beträgt. Diese Grenzwerte werden al- lerdings nach den Untersuchungen der Fahrzeugemissionen im realen Straßen- verkehr nicht eingehalten (…). Im durchschnittlichen Innerortsbetrieb verursachen moderne Dieselmotoren (Euro 4 oder Euro 5) in Personenkraftwagen ca. 8-mal so viel NOx wie Fahrzeuge mit Ottomotor, zum großen Teil als direkte NO2-Emissio- nen. Dies resultiert zumindest teilweise daraus, dass die neue Generation von …/ Planfeststellungsbeschluss - 358 - A 643

Diesel-Pkw mit eingebautem Partikelfilter einen Überschuss an Stickstoffdioxid produziert, um die Rußpartikel auf dem Filter bei niedrigeren Temperaturen voll- ständig abreinigen zu können. Selbst der bei Dieselmotoren geringere Kraftstoff- verbrauch von ca. 20% gegenüber einem Ottomotor kann diesen Emissionsnach- teil nicht ausgleichen. Bis zum Jahr 2007 stieg der Anteil der Diesel-Pkw an den bundesweiten Neuzulassungen konstant an. In den Folgejahren kam es zu einem leichten Rückgang, der aber nur bedingt als Trend eingeschätzt werden kann. … Seit 2006 kann mit Ausnahme des Jahres 2009 ein Trend zu geringeren Zulas- sungszahlen erkannt werden. Dies hat jedoch nicht dazu geführt, dass auch der Bestand an Pkw sich insgesamt verringert hätte …. Ab dem Jahr 2008 wurden nur noch angemeldete Fahrzeuge ohne vorübergehende Stilllegung oder Außerbe- triebsetzung in der Statistik geführt…. Zur Belastung mit Luftschadstoffen trägt natürlich auch die hohe Verkehrsleistung im Güterverkehr bei. In der Zeit zwischen 1997 und 2008 stieg allein das jährliche Verkehrsaufkommen deutscher Lastkraftwagen um 11 % oder mehr als 3.000 Mio. km.“ Darüber hinaus ist anzumerken, dass das Handbuch für Emissionsfaktoren des Stra- ßenverkehrs (HBEFa, Version 3.1, 2010) überarbeitet wurde. Dabei wurden neue Untersuchungen über das Ausmaß verkehrsbedingter Luftschadstoffbelastungen mehrerer EU-Staaten und der Schweiz berücksichtigt. Diese Untersuchungen zeigen, dass vor allem die direkten NO2-Emissionen der Diesel-Pkw mit der Euro-3-Norm drastisch gegenüber denen älterer Dieselmodelle zunahmen. Da auch der Gesamt- ausstoß von Stickstoffoxiden nicht geringer wurde, stellen Diesel-Pkw nach Euro-3- Norm aufgrund ihrer weiten Verbreitung derzeit die kritischste Gruppe von Fahrzeu- gen im Straßenverkehr dar. Gegenüber den Ergebnissen des HBEFA 2.1 emittieren schwere Nutzfahrzeuge (Lkw und Busse) weniger Luftschadstoffe als ursprünglich angenommen. Auffällig ist die geringe Abnahme der Emissionen mit zunehmender Euro-Norm. Ein Lkw mit Euro-V-Standard emittiert nahezu genauso viel Gesamtstick- stoffoxid wie ein Lkw mit Euro-I-Standard. Das bedeutet, dass über zwanzig Jahre hinweg die Emissionen im realen Betrieb trotz großer technischer Fortschritte kaum gesunken sind. Auch hier wird erst mit Einführung von Euro-VI-Fahrzeugen eine merkliche Reduktion der Belastung eintreten, sofern das Emissionsverhalten im nor- malen Betrieb die vorgegebenen Emissionsgrenzwerte einhält. Im HBEFA wurden Emissionsfaktoren für alle Fahrzeugtypen insbesondere durch Messung der tatsächli- chen fahrzeugspezifischen Emissionen in unterschiedlichen Situationen (Innerorts, Außerorts, Autobahnen, verschiedene Geschwindigkeiten etc.) ermittelt. Darüber hin- aus wurde die Entwicklung der Emissionssituation durch die sich kontinuierlich er- neuernde Fahrzeugflotte berechnet. So kann eine Entwicklung der Fahrzeugemissio- nen bei gleichbleibendem Verkehrsaufkommen und Fahrzeugzusammensetzung (Annahme: 91% Pkw, 4% LNF, 4% SNF, 0,2% Krad, 0,8% Busse) über mehrere Jah- re hin abgeschätzt werden. In diesem Zusammenhang wird auf den Entwurf erste Fortschreibung (Kap. 7.1.1) Bezug genommen. Dort ist ausgeführt:

„Während die Gesamtstickstoffoxidemissionen (NOx) von Jahr zu Jahr weniger werden, ist bei den NO2-Emissionen noch bis zum Jahr 2012 ein leichter Anstieg …/ Planfeststellungsbeschluss - 359 - A 643

zu verzeichnen. 2013 wird erst wieder der Wert des Jahres 2010 erreicht und bis zum Jahr 2015 kann mit einem Rückgang der NO2-Direktemissionen um 8,6% und mit einem Rückgang der Gesamtstickstoffoxidemissionen um 22,1% gegenüber dem Jahr 2010 gerechnet werden. Diese Werte werden durch Untersuchungen des ifeu-Instituts an hoch belasteten Straßen in Baden-Württemberg bestätigt […]. Demnach wird voraussichtlich erst ab 2020 mit deutlich rückläufigen NO2-Immis- sionskonzentrationen zu rechnen sein. Um die Wirkung der vermindernden Emis- sionen auf die Immissionsbelastung zu ermitteln, sind aufwändige Berechnungen erforderlich, da eine direkte und einfache Korrelation zwischen Emissionen und den daraus resultierenden Immissionen nicht existiert. Das ifeu-Institut hat in sei- ner Studie […] auch die Entwicklung der NO2-Immissionskonzentration über die Zeit berechnet, die für die verschiedenen Straßen zwischen 14,7 und 20% lagen. Prognostizierte Minderung: Bis zum Jahr 2015 (gerechnet ab 2010), Rückgang der verkehrsbedingten NOx-Emissionen um ca. 22% und der verkehrsbedingten NO2-Emissionen um ca. 9%. Zeitpunkt der Umsetzung: Laufend durch kontinuierliche Verbesserung der Emissionsstandards der Fahrzeugflotte.“ Daher soll das MLuS 02, geänderte Fassung 2005, gleichfalls überarbeitet und dabei verschiedenen Aktualisierungen vorgenommen werden (siehe A. BAUM, Aktuelle

Erkenntnisse zur Feinstaub- und NOx-Problematik – Auswirkungen auf die Planungs- praxis, Straßenverkehrstechnik 2011, 5). Die überarbeitete Fassung liegt noch nicht vor. Wird zudem berücksichtigt, dass die Hintergrundbelastung bis 2025 voraussichtlich abnehmen wird durch - die Einführung der Euro-Norm bei Lkw; dies führt zur einer N-Reduzierung von 25% der Verkehrs-Emissionen in Deutschland) (UBA 2009: Hintergrundpapier zu einer multimedialen Stickstoff-Emissionsstrategie. Stand April 2009. http://www. umweltbundesamt.de/luft/downloads/emissionen/hg-stickstoffemissionsminde- rungsstrategie.pdf) -, - die Erneuerung von Tierproduktionsanlagen nach der TA Luft, Reduktion der landwirtschaftlichen Emissionen zu 6%, - die Wirksamkeit der Düngerverordnung; diese bewirkt, dass in Betrieben >10 ha der N-Düngerbedarfs zu einer Reduktion der landwirtschaftlichen Emissionen zu 58% führt, wobei es wegen des beschlossenen Atomausstieges zu einer vermehrten Planung von Kohle-, Gas- und Ölkraftwerke und damit zu einer Erhöhung der Zusatzbelastung bei kumulativer Bewertung geplanter Anlagen im gleichen Wirkraum kommen wird. Diese Abnahmen der Hintergrundbelastung sind noch nicht in der Abschätzung be- rücksichtigt. Daraus ergibt sich, dass die Immissionsgrenz- und Konzentrationswerte für Luft- schadstoffe im Bereich der Wohnungen eingehalten oder unterschritten werden. Wie vorstehende Tabelle 15 zeigt, wird mit einer Wand an der A 643 eine gewisse Reduzierung der Zusatz- und somit der Gesamtbelastung erreicht, aber eine Unter- schreitung des Grenzwerts nicht erreicht. Die Hintergrundbelastung (ohne A 643) …/ Planfeststellungsbeschluss - 360 - A 643 macht 66% der Gesamtbelastung aus; im Planungsnullfall sind es 67%. Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung auf der A 643 und zur Verlagerung auf andere Strecken scheiden aus. Wie in dem Luftreinhalteplan ausgeführt, ist

„die Immissionsbelastung durch NO2 im Ballungsraum Rhein-Main nicht nur in den Straßenschluchten mit starkem Kfz-Verkehr erhöht, sondern die mittlere Hinter- grundbelastung liegt bereits im Bereich des Immissionsgrenzwertes. Maßnahmen zur Minderung der Kfz-Emissionen in den jeweiligen Straßenabschnitten mit Grenzwertüberschreitungen reichen daher nicht aus, um ein dauerhaftes Belas- tungsniveau unterhalb der Grenzwerte zu erreichen. Es sind insgesamt Maßnah- men zur Senkung der Hintergrundbelastung im Ballungsraum notwendig.“ (Luft- reinhalteplan, Kap. 7.2) Da die für die Stadt Wiesbaden vorgeschlagenen Maßnahmen (Luftreinhalteplan, Kap. 7.5.2) nicht zu einer wirksamen Reduzierung führen, muss in Bezug auf die Entwicklung der Belastung auf die grundsätzlichen Maßnahmen der Europäischen Union und der Bundesrepublik Deutschland abgestellt werden. Dem Vorhabenträger können keine wirksamen Maßnahmen auferlegt werden. Zu den Maßnahmen bei der Emittentengruppe Kfz-Verkehr ist anzumerken, dass die Minderung der spezifischen Emissionen am erfolgt in erster Linie über die Begrenzung der Fahrzeugemissionen in Form der Euro-Normen als Abgasstandards erfolgt. Darüber hinaus wird durch er- höhte Anforderungen an die Qualität der zum Betrieb der Kraftfahrzeuge eingesetzten Otto- und Diesel-Kraftstoffe ebenfalls eine Minderung bei bestimmten Luftschadstof- fen wie Benzol, Blei und Schwefeldioxid erzielt. Beide Bereiche werden durch EG- Richtlinien geregelt. Im Entwurf erste Fortschreibung, Kap. 6.1.3.1 ist ausgeführt: „Die vorgegebenen Emissionsgrenzwerte werden im „Normalbetrieb“ nicht immer eingehalten. Dies ist nach EU-Vorgaben auch nicht gefordert. Die Einhaltung der Emissionsgrenzwerte muss nur für einen bestimmten Prüfzyklus nachgewiesen werden, der nicht unbedingt den normalen Betriebsbedingungen entspricht.“ Die mit Einführung der Euro-6- (für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge, ab 2014/2015) und Euro-VI-Norm (für Lkw und Busse, ab 2013) erfolgten Verschärfungen betreffen vor allem den Bereich der Stickstoffoxide. Die PM-Grenzwerte bleiben bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen gegenüber dem Grenzwert nach der Euro-5-Norm unverän- dert. Nur bei schweren Nutzfahrzeugen wird auch der Partikelgrenzwert gesenkt. Da- bei ist zu berücksichtigen, dass die verschärften Abgasnormen (Emissionsgrenzwer- te) zunächst nur für Neuwagen gelten und erst über das Ausscheiden von Altfahrzeu- gen eine Senkung der mittleren Emissionswerte der Fahrzeugflotte erfolgt. Bis zu einer merklichen Minderung der Abgasemissionen aufgrund einer modernisierten Fahrzeugflotte vergehen etwa 10 Jahre und mehr. Erst mit Einführung der Euro-6-

Norm ist auch bei Diesel-Pkw mit einem deutlichen Rückgang nicht nur der NO2- Direktemissionen, sondern auch des Gesamtstickstoffoxidausstoßes zu rechnen. Die für den Bereich Verkehr im Entwurf erste Fortschreibung (Kap. 7.3) vorgesehe- nen lokalen Maßnahmen bewirken auf der A 643 keine nachhaltige sofortige Minde- …/ Planfeststellungsbeschluss - 361 - A 643 rung der Immissionskonzentrationen. Im Entwurf erste Fortschreibung (Kap. 7.4 und 8) ist unter anderem ausgeführt: „Um den Immissionsgrenzwert von Stickstoffdioxid kurzfristig einhalten zu können, müsste der lokale verkehrsbedingte Zusatzbeitrag von 23,9 )g/m³ auf 5,2 )g/m³ sinken, was einer Reduzierung der Anzahl an Fahrzeugen bzw. der Fahrzeug- emissionen um 78% entspräche. Selbst 2015 wäre zur Grenzwerteinhaltung noch eine Reduzierung des Fahrzeugaufkommens auf die Hälfte erforderlich. Diese Minderung ist mit keiner verhältnismäßigen Maßnahme zu erzielen.“ „Allein mit lokalen Maßnahmen lässt sich die Belastung mit Stickstoffdioxid nur ge- ringfügig verbessern. Um die Abgasemissionen der Fahrzeuge auf ein Mindest- maß zu beschränken, sind darüber hinaus nicht nur lokal, sondern für das gesam- te Rhein-Main-Gebiet bzw. sogar für ganz Hessen eine Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung des Verkehrsflusses vorgesehen. Die Prognosen für Wiesbaden zeigen, dass mit den festgelegten Maßnahmen die

NO2-Konzentration im Jahresmittel zwar reduziert, der Immissionsgrenzwert für Stickstoffdioxid bis zum Jahr 2015 aller Voraussicht nach aber nicht überall einge- halten werden kann.“ Bei der hier festgestellten Straßenplanung sind die planerischen Möglichkeiten be- rücksichtigt worden. Im Allgemeinen kann die Schadstoffausbreitung durch die Lage der Straße und gezielte Anpflanzung von Bäumen und Sträuchern entlang der Straße beeinflusst werden. Die Autobahn verläuft vorliegend in Hochlage. Die Hochlage be- wirkt in der Regel eine schnelle Verdünnung der Schadstoffe infolge günstiger Aus- breitungsverhältnisse. Hinzu kommen die positiven Wirkungen der geplanten Stra- ßenbegleitpflanzung. Die Bepflanzung fördert die Ablagerung von Staub und anderen partikelförmigen Schadstoffen sowie die Verdünnung der Schadstoffkonzentration und stellt insoweit eine Schutzmaßnahme im Sinne des § 74 Abs. 2 HVwVfG dar. Die Verdünnung, Ausfilterung und Sedimentation von verkehrsbedingten Luftschadstoffen durch die Vegetation wird durch gezielte landschaftsbauliche Abschirmungsmaßnah- men in Form spezieller Schutzpflanzungen unter Ausnutzung der Filter- und Sedi- mentationswirkung von Boden und Pflanzen erzielt. Eine gute Filterwirkung wird da- durch erzielt, dass die Pflanzung durchblasbar (gleich siebwirksam) ausgebildet (ho- he Pflanzung ohne zu dichtes Unterholz) wird. Dabei wird der Ansatz, die von den Fahrzeugen emittierten Partikel werden durch Seitenwind in den Straßenseitenraum verfrachtet und die dortige Bepflanzung trägt dazu bei, die Partikelbelastung der durchströmenden Luftmassen zu reduzieren, berücksichtigt. Im Hinblick auf die Breite der auf Böschungen und angrenzenden Flächen vorgese- henen Pflanzstreifen – bereits eine Breite von 10 m führt grundsätzlich zu einer Re- duzierung der Immissionen um etwa 60 % – ist festzuhalten, dass vor den Gehölzen im Bereich der Fahrbahn eine erhöhte Immissionskonzentration eintritt. Durch die geplanten umfangreichen Gestaltungsmaßnahmen – diese werden unter Berücksich- tigung der örtlichen Gegebenheiten mit dem Ziel einer guten Filterwirkung in Form einer siebwirksamen Pflanzung entlang der ausgebauten A 643 in solchen Bereichen

…/ Planfeststellungsbeschluss - 362 - A 643 durchgeführt – wird die Schadstoffausbreitung in den angrenzenden Bereichen, ins- besondere den Gewerbe- und Sondernutzungsflächen, die an die neue Straße heran- reichen, gezielt beeinflusst. Dies gilt unter Berücksichtigung folgender Grundsätze: Die Ausbreitung der Schadstoffe wird wesentlich durch die Windgeschwindigkeit und die Windrichtung beeinflusst. Dabei bestimmt die Windrichtung den Transportweg und die Windgeschwindigkeit, wie rasch die Luftverunreinigungen verlagert werden. Der Wind kann im Streckenverlauf auf Grund der Geländeform und durch Hindernisse unterschiedlich sein, sodass inhomogene Windfelder in dem orographisch geglieder- ten Gelände im Umfeld der geplanten Straßenbaumaßnahme den Regelfall darstel- len. Durch die siebwirksamen Bepflanzungsmaßnahmen (Maßnahme 1A [beidseitige Be- pflanzung der Straßenböschungen mit standorttypischen, heimischen Laubgehölzen und Ansaat von Landschaftsrasen zwecks Einbindung und Abschirmung der Trasse]) wird die Ausbreitung der Schadstoffe in die angrenzenden Böden behindert und damit reduziert. Einen weitergehenden Anspruch auf Vorkehrungen nach § 74 Abs. 2 Satz 2 HVwVfG zum Schutz gegen Luftschadstoffe können die Betroffenen auch nicht aus dem Grundsatz der Problembewältigung herleiten. Der Vorhabenträger hat sich vorliegend mit der Schadstoffproblematik befasst und abgeklärt, ob die Bewältigung der hier- durch auftretenden Konflikte gegebenenfalls im Rahmen einer nachfolgenden Luft- reinhalteplanung ausgeschlossen erscheint, zumal nach allgemeinen planungsrecht- lichen Grundsätzen Konflikte, die durch ein Planvorhaben ausgelöst oder verschärft werden, in ein anderes Verfahren dann nicht verlagert werden dürfen, wenn bereits absehbar ist, dass sie sich dort nicht werden lösen lassen. Dies mag zwar bis 2015 gelten (siehe die diesbezügliche Einschätzung im Entwurf erste Fortschreibung), wird aber längerfristig zum Einen durch Änderung der Fahrzeugflotte und zum Anderen die übrigen Maßnahmen, wie Verschärfung der Emissionsgrenzwerte für Industriean- lagen, wie große Kraftwerke und Abfallverbrennungsanlagen, zur einer Reduzierung der Zusatz- und Hintergrundbelastung führen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass der Vorhabenträger und die Planfeststel- lungsbehörde in Anbetracht der aufgezeigten mittelbaren tatsächlichen und rechtli- chen Auswirkungen der Regelungen der 22. BImSchV (im Zeitpunkt der ursprüngli- chen Planung) und der 39. BImSchV (im Zeitpunkt der Planänderung und der Plan- feststellung) tragen dem Gebot der Problembewältigung hinreichend Rechnung.

4.4 Erschütterungen Erschütterungs-Immissionen sind schädliche Umwelteinwirkungen im Sinne von § 3 Abs. 1 BImSchG, wenn sie nach Art, Ausmaß und Dauer geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für die Allgemeinheit oder die …/ Planfeststellungsbeschluss - 363 - A 643

Nachbarschaft herbeizuführen. In § 906 BGB sind Erschütterungen als Beispiele von Immissionen bezeichnet. Beide Definitionen decken sich (vgl. BVerwG, Urteil vom 29. April 1988 - BVerwG 7 C 33/87 -, NJW 1988, 2396). Ein Maßstab für die Unzumut- barkeit von Erschütterungen besteht bisher nicht, da eine gesetzliche Grundlage hier- für fehlt. Die Vorschrift DIN 4150 befasst sich mit Erschütterungen durch den Stra- ßenverkehr und für Baustellen. In dem Regelwerk DIN 4150 „Erschütterungen im Bauwesen“, Teil 2 „Einwirkungen auf Menschen in Gebäuden“ und Teil 3 „Einwirkun- gen auf bauliche Anlagen“ sind entsprechende Kriterien für die Bewertung der Zu- mutbarkeit und die Zulässigkeit von Wahrnehmungen aus Erschütterungen gegen- über Menschen in Gebäuden bzw. auf bauliche Anlagen, auch auf erdverlegte Rohr- leitungen, enthalten. Bei Einhaltung der für Einwirkungen von Dauererschütterungen und kurzzeitigen Erschütterungen auf unterschiedliche Gebäudearten genannten An- haltswerte sind Schäden im Sinne einer Verminderung des Gebrauchswertes des Gebäudes nach den bisherigen Erfahrungen nicht zu erwarten. Bei der DIN 4150 handelt es sich um ein technisches Regelwerk und keine Rechts- norm. In ihnen kommt vielmehr naturwissenschaftlich-technischer Sachverstand zum Ausdruck (vgl. BVerwG, Beschluss vom 25. Mai 2005 - BVerwG 9 B 41.04). Sie sind somit rechtlich nicht verbindlich und stellen keine Rechtsquellen dar. Da sie techni- sche Normen enthält, die auf den Erkenntnissen und Erfahrungen von Sachverstän- digen beruhen, haben sie insoweit die Bedeutung von allgemeinen Erfahrungssätzen und antizipierten generellen Sachverständigengutachten. Ihre Auslegung ist als sol- che keine Rechtsanwendung sondern Tatsachenfeststellung (vgl. BVerwG, Be- schlüsse vom 30. September 1996 - BVerwG 4 B 175.96 -, Buchholz 445.4 § 18b WHG Nr. 2; vom 4. Februar 2003 - BVerwG 4 B 5.03 und vom 7. Mai 2007 - BVerwG 4 B 5.07 -, juris). Bei diesen DIN-Vorschriften handelt es sich um eine auf freiwillige Anwendung ausgerichtete Empfehlung des Deutschen Instituts für Normung, die al- lerdings den Stand der Technik der für die betroffenen Kreise geltenden Regeln der Technik widerspiegeln und damit zur Bestimmung der nach der Verkehrsauffassung zur Sicherheit Gebotenen in besonderer Weise geeignet sind (vgl. BGH, Urteile vom 10.März 1987 - VI ZR 144/86 -, NJW 87, 2222, vom 1. März 1988 - VI ZR 190/87 -, NJW 88, 2667, und vom 25. September 168 - VIII ZR 10768 -, NJW 68, 2238 sowie vom 23. März 1990 - V ZR 58/89 -, NJW 1990, 2465). Dort stellte der BGH fest, dass derartige Hinweise als sog. antizipiertes Sachverständigengutachten grundsätzlich dazu dienen könnten, wesentliche Beeinträchtigungen im Sinne von § 906 Abs. 1 BGB zu bestimmen. Die DIN enthält Richtwerte, die geeignet sind, dass sie der Beur- teilung von Erschütterungen zugrunde gelegt werden können (vgl. OLG Düsseldorf, Urteil vom 13. Juni 1997 - VRS 1999, 113).

…/ Planfeststellungsbeschluss - 364 - A 643

Rechtlicher Maßstab für die Beurteilung von Erschütterungsimmissionen ist unmittel- bar § 74 Abs. 2 Satz 2 HVwVfG (siehe die Ausführungen zu C, Ziffer VI,1.4 [Schutz- auflagen]). Unter Berücksichtigung des in der DIN 4150, Teil 2, zum Ausdruck kom- menden naturwissenschaftlich-technischen Sachverstandes hat die Rechtsprechung Maßstäbe dazu entwickelt (vgl. BVerwG, Urteil vom 31. Januar 2001 - BVerwG 11 A 6.00), die unter anderem besagen, dass auch speziell bei Erschütterungen eine plan- gegebene Vorbelastung grundsätzlich als zumutbar hingenommen werden muss (vgl. BVerwG, Urteil vom 31. Januar 2001 - BVerwG 11 A 6/00 -, UPR 2001, 352). Auszu- gleichen sind die zu erwartenden Erschütterungsimmissionen, wenn sie den Betroffe- nen mit Rücksicht auf die durch die Gebietsart und die konkreten tatsächlichen Ver- hältnisse bestimmte Schutzwürdigkeit seines Grundstücks nicht zugemutet werden können (vgl. BVerwG, Urteil vom 21. Mai 1976 - BVerwG IV C 80.74 -, BVerwGE 51, 15, zu Schallimmissionen). Schutzwürdig und mit Hilfe der im Rahmen des § 74 Abs. 2 Satz 2 HVwVfG möglichen Schutzeinrichtungen schutzfähig sind die Grundstücke nur insoweit, als es nicht bereits unter der tatsächlichen oder plangegebenen Einwir- kung anderer Erschütterungsquellen liegt. Dabei sind in diesem Sinne als vorbelas- tend grundsätzlich auch solche Erschütterungseinwirkungen zu erfassen, die von der Anlage selbst schon vor ihrer durch die streitige Planfeststellung zugelassenen Ände- rung ausgegangen sind (vgl. BVerwG, Urteil vom 14. Dezember 1979 - BVerwG IV C 10.77 -, BVerwGE 58, 253 <265>, zu Schallimmissionen). Die tatsächliche und/ oder plangegebene Vorbelastung muss grundsätzlich als zumutbar hingenommen werden und wirkt sich dementsprechend schutzmindernd aus (vgl. BVerwG, Urteil vom 15. März 2000 - BVerwG 11 A 42.97 -, BVerwGE 110, 370 <385>). Dies gilt vorliegend durch die bestehende Autobahn, die im Rahmen der planfestgestellten Baumaßnah- men baulich (um Fahr- und Verflechtungsstreifen) erweitert wird. Anwendungsbereiche finden sich überall, wo Erschütterungen erzeugt werden, wel- che zu erheblichen Belästigungen von Menschen in Gebäuden oder Schäden an bau- lichen Anlagen führen könnten, z.B. bei Bauarbeiten (Schlag- und Vibrationsram- mungen, Bodenverdichtungen, Abbrucharbeiten, Sprengungen), Verkehrsbelastung (Schwerverkehr auf unebener Fahrbahn, Schienenverkehr über Störstellen), Industrie und Handwerk (Sägewerke, Metallbearbeitungsmaschinen, Großmaschinen, Maschi- nensäle). Soweit die Richtwerte der DIN 4150 eingehalten werden, handelt es sich um unwe- sentliche Beeinträchtigungen. Der Teil 2 „Einwirkungen auf Menschen in Gebäuden“, der sich nur mit erheblichen Belästigungen befasst, führt nicht zu enteignungsrechtli- chen Ansprüchen. Das bedeutet, dass bei Einhaltung der Anhaltswerte regelmäßig von der Zumutbar- keit der Erschütterungsimmissionen im Sinne des § 74 Abs. 2 Satz 2 HVwVfG aus-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 365 - A 643 gegangen werden kann. Zur Messung der Erschütterungswirkungen enthält die DIN 45669 „Messung von Schwingungsimmissionen“, Teil 1 „Anforderungen an Schwin- gungsmesser“ und Teil 2 „Messverfahren“ sachverständige Angaben. Diesen Regel- werken wird vom Vorhabenträger mit dem vorliegenden Plan und den von ihm vorge- sehenen Bauverfahren Rechnung getragen. Diese Regelwerke fanden dementsprechend bei der hier festgestellten Straßenpla- nung für die auszubauende A 643 Anwendung und werden bei deren Bauausführung herangezogen. Dabei wird berücksichtigt, dass die in der DIN 4150 genannten An- haltswerte für die Beurteilung von Erschütterungsimmissionen auf Menschen bzw. für die Einwirkung auf bauliche Anlagen mangels rechtlicher Verbindlichkeit keine abso- lute Grenze darstellen, aber bei der Beurteilung der Zumutbarkeit von Erschütte- rungsimmissionen als konkreter Anhaltspunkt dienen können. Der Begriff „An- haltswerte“ verdeutlicht, dass es sich bei diesen Werten nicht um Grenzwerte handelt und stellt klar, dass bei deren Überschreitung – anders als bei gesetzlich normierten Grenzwerten – schädliche Umwelteinwirkungen nicht vorliegen müssen. Bei Einhal- tung oder Unterschreitung der in der DIN 4150 Teil 3 „Einwirkungen auf bauliche An- lagen“ enthaltenen Anhaltswerte sind Schäden im Sinne einer Verminderung des Ge- brauchswertes von Gebäuden nicht zu erwarten, d.h. es können Schäden, deren Ur- sache auf Erschütterungen zurückführbar wären, nicht auftreten. Diese empirisch ermittelten „Anhaltswerte“ sind mit Sicherheitszuschlägen ausgestattet, so dass auch bei einer Überschreitung dieser Werte nicht zwangsläufig mit Schäden an den Ge- bäuden zu rechnen ist. Zunehmende Schwinggeschwindigkeiten führen allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einem Schadeneintritt. Die Anhaltswerte sind für ver- schiedene Gebäudearten unterschiedlich. Ferner sind für höhere Frequenzen höhere Anhaltswerte zugelassen, da die Gefährlichkeit von Schwingungen hinsichtlich ihrer Schadenwirkung mit abnehmender Frequenz größer wird. Nach in der Vergangenheit gesammelten Erfahrungen können Überschreitungen der Anhaltswerte um bis zu 50% ohne ein erhöhtes Schadensrisiko (= Entstehung von Feinrissen an dynami- schen Schwachstellen von Gebäuden) als hinnehmbar angesehen werden.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 366 - A 643

Tabelle 16: Anhaltswerte für Schwinggeschwindigkeit vi zur Beurteilung der Wir- kung von Kurz-Erschütterungen

Zeile Gebäudeart Anhaltswerte für Schwinggeschwindigkeit vi im mm/s Fundament Oberste De- Frequenzen ckenebene**, horizontal 1 bis 10 Hz 10 bis 50 Hz 50 bis 100* Hz alle Frequenzen 1 Gewerblich genutzte Bauten, Industrie- und 20 20 bis 40 40 bis 50 40 ähnlich strukturierte Bauten 2 Wohngebäude und in ihrer Konstruktion 5 5 bis 15 15 bis 20 15 und / oder Nutzung gleichartige Bauten 3 Bauten, die wegen besonderer Erschütte- rungsempfindlichkeit nicht denen nach Zeile 3 3 bis 8 8 bis 10 8 1 und 2 entsprechen und besonders erhal- tenswert sind (z.B. unter Denkmalschutz stehend)

Anmerkungen: * Bei Frequenzen über 100 Hz dürfen mindestens die Anhaltswerte für 100 Hz angesetzt werden. ** in Deckenebenen oberster Vollgeschosse bei mehr als zweigeschossigen Gebäuden nur anzuwen- den, wenn die zulässigen Fundamente-Anhaltswerte um mehr als das 0,7fache überschritten wer- den. Die in den Frequenzgruppen 10 bis 50 Hz und 50 bis 100 HZ genannten von-/ bis-

Werte der zulässigen Einzelgeschwindigkeit vi müssen interpoliert werden, wenn es darum geht, für bestimmte Schwingfrequenzen die zugehörigen zulässigen Einzel- schwinggeschwindigkeiten zu finden. Schäden im Sinne dieser Bestimmung werden nicht vorliegen, weil der Gebrauchs- wert von Gebäuden durch Erschütterungen nicht vermindert wird. Dies könnte der Fall sein, wenn die Standsicherheit von Gebäuden oder Bauteilen oder die Verminde- rung der Tragfähigkeit von Decken in Rede steht, bei Wohngebäuden darüber hinaus auch, wenn Risse im Putz von Wänden auftreten, bereits vorhandene Risse vergrö- ßert werden oder Trenn- und Zwischenwände von tragenden Wänden oder Decken abreißen. Letztere werden auch als leichte Schäden bezeichnet. Liegen derartige schwere oder, wie dargelegt, auch leichte Schäden vor, kann die Enteignungsschwel- le überschritten sein. Denn ein Schadenseintritt ist mehr als eine, wenn auch wesent- liche, Belästigung. Dann gelten die Grundsätze des enteignenden Eingriffs. Nach der Vorschrift wird ausschließlich der größte auftretende Scheitelwert der Ein- zelschwingungsgeschwindigkeit für die Beurteilung der dynamischen Belastbarkeit von Bauteilen herangezogen. Bei Wohngebäuden und in ihrer Konstruktion und/ oder ihrer Nutzung gleichartigen Bauten sowie bei besonders erhaltenswerten (z.B. unter Denkmalschutz stehenden) Bauten sind darüber hinaus Erschütterungseinwirkungen als schädliche Umwelteinwirkungen anzusehen, wenn sie (a) Risse im Putz von De- cken und/ oder Wänden, (b) Vergrößerungen von bereits vorhandenen Rissen in Ge- …/ Planfeststellungsbeschluss - 367 - A 643 bäuden oder (c) Abreißen von Trenn- und Zwischenwänden von tragenden Wänden oder Decken verursachen. Etwas anderes ergibt sich auch nicht aus der vom Länderausschuss für Immissions- schutz erarbeiteten und herausgegebenen Erschütterungs-Richtlinie „Messung, Beur- teilung und Verminderung von Erschütterungs-Immissionen“ (September 1994). Ziel dieser Richtlinie ist es, die Vorgehensweisen der Immissionsschutzbehörden bun- desweit einheitlich zu regeln, wenn nach den Vorgaben des BImSchG Schäden, Ge- fahren, Nachteile und Belästigungen auf die Umgebung einwirken und diese bewertet werden müssen. Diese Richtlinie gilt für genehmigungsbedürftige und nicht genehmi- gungsbedürftige Anlagen einschließlich Baustellen. Sie nimmt aber wegen des Maß- stabs für die Bemessung und Beurteilung von Erschütterungen auf die erwähnte DIN 4150 Bezug, sodass sich also das, was hinzunehmen ist bzw. nicht hinzunehmen ist, aus dieser DIN ergibt. Die Erschütterungs-Richtlinie gibt selbst keine Handlungsanlei- tungen zur Prognose von Erschütterungen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass sich vorliegend weder auf Grund der vorzu- nehmenden Bauarbeiten noch durch den Betrieb der auszubauenden A 643 Erschüt- terungseinwirkungen auf Nachbargrundstücke ergeben, die deren Benutzung über das ortsübliche Maß hinaus beeinflussen. Denn zum einen sind die Bauarbeiten unter Berücksichtigung der anerkannten Regeln der Baukunst auszuführen und zum ande- ren befinden sich keine erschütterungsempfindlichen Anlagen und Gebäude in der Nähe der auszubauenden Straße; jedenfalls ist in dem abgeschlossenen Anhörungs- verfahren von Beteiligten keine nachteiligen Wirkungen durch Erschütterungen vor- gebracht worden noch sind solche nach Lage der Dinge auf derartige Anlagen durch die Planfeststellungsbehörde erkennbar. Von daher treten durch das Vorhaben auch keine Belästigungen im Sinne dauernder Nachteile unterhalb der vorgenannten Grenze ein, deren Schaden entschädigt werden müsste (§ 74 Abs. 2 Satz 3 HVwVfG). Auf die vom ASV Wiesbaden in Bezug auf Erschütterungen gegebenen Zusagen wird auf A, Ziffer V,2 Punkte 13 f., 21, 23 und 30 f. verwiesen. Außerdem auf A, Ziffer V,2 Punkt 32, wonach das ASV Wiesbaden aufgrund von Einwendungen Beweissi- cherungsverfahren zugesagt hat.

5. Artenschutz Den Vorhaben Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke mit sechsstreifigem Ausbau der A 643 und Umbau des Schiersteiner Kreuzes stehen keine Vorschriften des nati- onalen bzw. des europäischen Artenschutzes entgegen. Die artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände bilden wie die Regelungen zum Ge- bietsschutz Planungsgrenzen, die ein Vorhaben verhindern können und eine „echte“

…/ Planfeststellungsbeschluss - 368 - A 643

Alternativenprüfung erfordern (vgl. BVerwG, Urteil vom 16. März 2006 - BVerwG 4 A 1073.04 -, Rn 565). § 44 Abs. 1 BNatSchG regelt die so genannten Zugriffsverbote. Neben der Tötung und der Zerstörung/ Beschädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten von wildle- benden Tieren der besonders geschützten Arten, ist die Störung von wildlebenden Tieren der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während be- stimmter Zeiten verboten. § 44 Abs. 5 Satz 1 BNatSchG bestimmt, dass die Zugriffs- verbote nach § 44 Abs. 1 BNatSchG für nach § 15 zulässige Eingriffe in Natur und Landschaft nur nach bestimmten Maßgaben gelten. § 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG schränkt § 44 Abs. 1 Nr. 3 (gegebenenfalls auch i.V.m. Nr. 1) inhaltlich ein, soweit die ökologische Funktion der betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumli- chen Zusammenhang weiterhin erfüllt wird. Der konkret gefasste Tatbestand (Zerstö- rung) wird durch eine funktionale Komponente ergänzt. Die Zerstörung der Fortpflan- zungsstätte ist erst erheblich, wenn durch diese Handlung deren Funktion verloren- geht. Um diese Funktion sicherzustellen, können auch vorgezogene Ausgleichsmaß- nahmen festgesetzt werden (Satz 3). Es handelt sich um die gleichartige Wiederher- stellung einer erheblich beeinträchtigten Funktion bevor die prognostizierte erhebliche Beeinträchtigung eintritt. Da die Zugriffsverbote Planungsschranken bilden können und die Eingriffsregelung („lediglich“) der Folgenbeseitigung dient, sind die artenschutzrechtlichen Verbotstat- bestände vorrangig zu prüfen und die erforderlichen und angemessen Vermeidungs- und CEF-Maßnahmen zu bestimmen. Diese Maßnahmen sind im Rahmen der Ein- griffsbewertung und der Festlegung landschaftspflegerischer Maßnahmen bereits gesetzt. Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme auf der Grundlage der Eingriffsregelung zielen auf den Ausgleich von (populationsbezogenen) Beeinträchtigungen. Die Prüfung der artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände durch die Planfeststel- lungsbehörde ist auf Grundlage der seit dem 01.03.2010 gültigen Fassung des BNatSchG (BNatSchG 2009) vorgenommen worden. Der Vorhabenträger hatte den Artenschutzbeitrag vom 30.10.2009 (lfd. Nr. 11.2 der festgestellten Unterlagen) auf der Grundlage der Vorgängervorschrift erstellt. Dieser Beitrag stellt § 42 Abs. 1 und § 43 Abs. 8 BNatSchG 2007 ab und berücksichtigt somit die sog. „Kleine Natur- schutznovelle“. Der Planfeststellungsbehörde war es möglich auf der Grundlage die- ser Unterlage und der geltenden normativen Regelungen die Prüfung vorzunehmen. Diese Prüfung hat Folgendes ergeben: Durch das Ausbauvorhaben werden – wie die nachfolgenden Ausführungen belegen – keine der nach § 44 Abs. 5 Satz 1 BNatSchG maßgeblichen artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände des § 44 Abs. 1 BNatSchG (Zugriffsverbote) bezüglich der nach dem Anhang IV der FFH-Richtlinie geschützten Arten und europäische Vogelarten

…/ Planfeststellungsbeschluss - 369 - A 643 nach der VRL verwirklicht. Die Einzelfallprüfungen der im Eingriffsbereich und der Wirkzone des Vorhabens vorkommenden Brutvögel und der Arten nach Anhang IV der FFH-RL hat ergeben, dass keine Verbotstatbestände vorliegen. Daher kann hier offen bleiben, ob die Voraussetzungen für die Erteilung einer Ausnahme gemäß § 45 Abs. 7 BNatSchG vorliegen, insbesondere ob zumutbare Alternativen mit geringeren artenschutzrechtlichen Auswirkungen als die planfestgestellte Variante denkbar sind. Andererseits ist unter C, Ziffer IV,10 [Alternativlösungen] dargelegt, dass eine Alter- nativlösung zu der gewählten Planfeststellungsvariante nicht zur Verfügung steht. Auch aus fachplanerischer Sicht kommt eine Variante nicht in Betracht (siehe unter C, Ziffer V,1 [Planungsvarianten]). Vor dem Hintergrund der durchgeführten Alternati- venprüfung ergeben sich auch aus dem (europäischen) Artenschutz keine weiterge- henden Anforderungen. Die dort getroffenen Aussagen würden auf jeden Fall auch in Bezug auf den Artenschutz gelten. Die Verbotstatbestände des Art. 5 VRL oder des Art. 12 FFH-RL werden durch das Vorhaben ebenfalls nicht verwirklicht. Einer Prü- fung, ob die Voraussetzungen des Art. 9 VRL bzw. Art. 16 FFH-RL vorliegen, bedurf- te es daher ebenfalls nicht. Zu den Verbotstatbestände ist Folgendes festzustellen: Nach § 44 Abs. 1 BNatSchG ist es verboten, 1. wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fan- gen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu ent- nehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wande- rungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert, 3. Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wild lebenden Tiere der besonders geschütz- ten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, 4. wild lebende Pflanzen der besonders geschützten Arten oder ihre Entwicklungs- formen aus der Natur zu entnehmen, sie oder ihre Standorte zu beschädigen oder zu zerstören. Die Verbote des allgemeinen Artenschutzes nach § 39 BNatSchG stehen neben den Verbotstatbeständen des besonderen Artenschutzes (§ 44 BNatSchG). Bei der Durchführung von zulässigen Eingriffen liegt jedoch in der Regel ein vernünftiger Grund für damit verbundene Beeinträchtigungen von wild lebenden Tieren oder Pflanzen vor, so dass die Verbote des § 39 Abs. 1 BNatSchG nicht eintreten. Die Verbote des § 39 Abs. 5 BNatSchG, insbesondere das Verbot des Abschneidens von Bäumen, Hecken, Gebüschen und anderen Gehölzen in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September, gelten nicht für zulässige Eingriffe (§ 39 Abs. 5 Satz 2 Nr. 3

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BNatSchG). Zur Beseitigung von Gehölzen können im Rahmen der Vorhabenzulas- sung jeweils konkrete zeitliche Regelungen getroffen werden. Hinsichtlich der Auswahl der für den Artenschutzbeitrag zu betrachtenden Arten sind zunächst die geschützten Arten nach Anhang IV FFH-RL bzw. Art. 1 VRL relevant, da gemäß der Vorgaben in § 44 Abs. 5 BNatSchG für nach § 15 BNatSchG zugelassene Eingriffe eine Prüfung der artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände nur für diese Arten erfolgen muss. Aus diesen Artengruppen sind zunächst sämtliche im Wirkbe- reich der Trasse nachgewiesene Arten bzw. Arten die aufgrund der gegebenen Habi- tatstrukturen im Eingriffsbereich vorkommen könnten ausgewählt worden. Der Wir- kungsbereich wird diesbezüglich tiergruppenspezifisch und funktionsspezifisch fest- gelegt. 5.1 Grundsätzliche Erläuterungen Nachfolgend wird dazu ergänzend auf folgende rechtliche einzelne Begriffe einge- gangen: Umgang mit Tierkollisionen (§ 42 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG) Ein Verstoß gegen das in § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG normierte Tötungsverbot ist durch zugelassene Straßenbauvorhaben nicht gegeben, wenn das Kollisionsrisiko für die betroffenen Tierarten durch das Vorhaben nicht in signifikanter Weise erhöht wird, weil der kollisionsbedingte Verluste von Einzelexemplaren unter der Gefahrenschwel- le in einem Risikobereich verbleibt, der für die Art mit einem Verkehrsweg im Natur- raum immer verbunden ist, erhöht wird (vgl. BVerwG, Urteil vom 9. Juli 2008 - BVerwG 9 A 14.07 -, Bad Oeynhausen, Rn. 91). Dabei sind die (Schadensbegren- zungs-) Vermeidungsmaßnahmen (auch die CEF-Maßnahmen), mit deren Hilfe sol- che Kollisionen vermieden oder das Risiko solcher Kollisionen minimiert werden sol- len, einbezogen worden. Dabei ist berücksichtigt worden, dass von der ausgebauten Bundesautobahn gegenüber dem bestehenden Zustand keine zusätzlichen relevan- ten Risiken ausgehen werden, obwohl die A 643 verbreitert wird. Direkte Verletzungen oder Tötungen von Tieren oder deren Entwicklungsformen kön- nen im Zusammenhang mit Planungs- und Zulassungsverfahren z.B. bei der Baufeld- freiräumung oder der Errichtung von Baustelleneinrichtungen auftreten, z.B. wenn Winterquartiere von Amphibien oder Reptilien überbaut werden. Solche Verletzungen oder Tötungen sind allerdings dann nicht tatbestandsmäßig - wenn sie mit der Entnahme, Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten dieser Arten verbunden sind - wenn sie unvermeidbar sind und - die ökologische Funktion der Fortpflanzungs- oder Ruhestätte im räumlichen Zu- sammenhang weiterhin erfüllt wird (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG).

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Unvermeidbar sind Tötungen oder Verletzungen von Individuen nur, wenn sie nicht durch Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen wie z.B. zeitliche Vorgaben für Baumfällungen mit Nist- oder Bruthöhlen (außerhalb der Fortpflanzungszeiten), Um- siedlung von Mauereidechsen vor der Überbauung einer Fortpflanzungsstätte o.ä. ausgeschlossen werden können. Eine aktive Umsetzung von Individuen aus dem Eingriffsbereich ist von der gesetzli- chen Freistellung gemäß § 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG dann gedeckt, wenn es sich hierbei um eine Maßnahme handelt, die zur Sicherung der ökologischen Funktion der Fortpflanzungs- oder Ruhestätte im räumlichen Zusammenhang erforderlich ist. Vorliegend müssen auch keine wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten gefangen und damit ihrem Lebensraum entnommen und andere Stelle verbracht werden (wie dies bei Zauneidechsen oder Feldhamstern praktiziert wird). Damit muss für ein solches Verbot des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG keine Ausnahme nach § 45 Abs. 7 Satz 1 Nr. 2 BNatSchG zum Schutz der Tiere erteilt werden. Erhebliche Störung (§ 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG) Der zweistufig ausgestaltet Verbotstatbestand des § 42 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Zunächst ist auf der ersten Stufe festgestellt worden, ob eine Störung geschützter Arten vorliegt. Wird dies bejaht, ist weiterhin untersucht worden, ob diese Störung erheblich ist. Dabei ist im Wesentlichen Folgendes beachtet worden: Erheb- lich ist eine Störung, wenn sich der Erhaltungszustand einer Art verschlechtert. Der Begriff umfasst nicht nur das gezielte, absichtliche Herbeiführen eines Handlungser- folges, sondern darüber hinaus auch die durch eine Handlung billigend in Kauf ge- nommenen Effekte, sofern sie nicht unvermeidbar sind. Nach dem Gesetzeswortlaut bezieht sich die Störung auf Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten. Nach LOUIS (2008) sind hierdurch aber auch solche Stätten geschützt, sofern sie an bestimmte Flächen gebunden sind. Störhandlungen wie die Verkleinerung von Jagdhabitaten oder die Unterbrechung von Flugrouten müssen einen spezifischen Bezug zu den durch das Störungsverbot geschützten Lebensstät- ten haben. Störungen können beispielsweise durch akustische oder optische Signale infolge Bewegung, Lärm, Licht oder Schadstoffe eintreten. Für die Betrachtung der Auswirkungen von Lärm auf Vögel wird die vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung herausgegebene Arbeitshilfe GARNIEL, A. & U. MIERWALD, Ar- beitshilfe Vögel und Straßenverkehr. Schlussbericht zum Forschungsprojekt FE 02.286/ 2007/LRG der Bundesanstalt für Straßenwesen: „Entwicklung eines Hand- lungsleitfadens für Vermeidung und Kompensation verkehrsbedingter Wirkungen auf die Avifauna“, 2010, herangezogen. Die Arbeitshilfe ermöglicht eine Beurteilung der kombinierten Auswirkungen für den Betrieb von Straßen typischen Wirkfaktoren (z.B. Lärm, optischen Störungen).

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Störungen können beispielsweise durch akustische oder optische Signale infolge von Bewegung, Lärm, Licht oder durch Schadstoffe eintreten. Denkbare Störursachen können auch die Verkleinerung von Jagdhabitaten, die Unterbrechung von Flugrouten (vgl. BVerwG, Urteil vom 9. Juli 2009 - BVerwG 4 C 12/07 -, Rn 40, Flughafen Müns- ter/Osnabrück; Urteil vom 12. März 2008 - BVerwG 9 A 3.06 -, Rn. 230, Hess. Lichte- nau II) oder strukturbedingte Störwirkungen wie z.B. die Trennwirkung von Trassen (vgl. BVerwG, Urteil vom 9. Juli 2008 - BVerwG 9 A 14.07 - Rn. 105, Bad Oeynhau- sen), die Silhouettenwirkung des Verkehrs, von Modellflugzeugen, Windkraftanlagen und Straßendämmen oder die Kulissenwirkung auf Offenlandbrüter (TRAUTNER 2008, S. 2, 12) sein. Bei den in der Arbeitshilfe benannten Werten und Schwellen handelt es sich nicht um „Erheblichkeitsschwellen“, sondern um Orientierungswerte, deren Überschreitung eine negative Veränderung des Ist-Zustands auslösen kann. Ob eine solche negative Veränderung im konkreten Fall eine erhebliche Beeinträchtigung des Erhaltungszu- stands eines Erhaltungsziels in einem Vogelschutzgebiet bzw. des Erhaltungszu- stands der lokalen Populationen der betroffenen Arten im artenschutzrechtlichen Kon- text auslöst, ist nach geltenden fachlichen Standards im Einzelfall zu begründen. Die Effektdistanzen bezeichnen lediglich eine Obergrenze, bis zu der negative Auswir- kungen des Straßenverkehrs auf die räumliche Verteilung der Vögel einer Art nicht ausgeschlossen werden können. Sie beschreiben lediglich Lärmauswirkungen bei ungehinderter Schallausbreitung (vgl. BVerwG, Urteil vom 12. August 2009 - BVerwG 9 A 64.07 -, Rn 77). Vogelarten, die im Untersuchungsgebiet außerhalb einer ihrer Art zugeordneten Effektdistanz nachgewiesen wurden, werden durch das Bauvorhaben nicht betroffen und werden nachfolgend nicht näher betrachtet. Bei dem hier festge- stellten Ausbauvorhaben ist im Hinblick auf die hohe Verkehrsbelastung der A 643 überdies bereits eine hohe Vorbelastung gegeben, so dass sich die im Planfall erge- bende geringe Verkehrszunahme und das Näherrücken der Trasse um einige Meter zu den Revieren und Standorten zu keiner erheblichen Beeinträchtigung im Hinblick auf die Effektdistanzen führen. Ferner sind auch Tiere geschützt, die für die geschützten Lebensphasen keine fest- gelegten Bereiche benutzen oder die diese Phasen nicht durchlaufen. Als Störungen werden damit alle Beeinträchtigungen einer Art aufgefasst, die nicht durch die Verbotstatbestände des § 44 Abs. 1 Nr. 1 und 3 BNatSchG abgedeckt sind. Störungen umfassen daher auch Zerschneidungs- und Barrierewirkungen, Verluste von Nahrungsräumen, optische und akustische Störungen etc. Weiterhin muss die Störung erheblich sein. Gemäß § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist eine Störung erheblich, wenn sich unter Berücksichtigung der planfestgestellten Ver-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 373 - A 643 meidungs- und vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen durch die Störung der Erhal- tungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert. Die Beurteilung der Erheblichkeit einer Störung hängt damit im Wesentlichen von der Schwere des Eingriffs, der Empfindlichkeit der Art und dem Zustand der Lokalpopula- tion ab. Hierzu ist eine Einzelfallbetrachtung vorzunehmen. Allerdings können aus Praktikabilitätsgründen Arten mit vergleichbarer Empfindlichkeit und vergleichbaren Habitatansprüchen zusammengefasst werden. Bei der Frage, ob eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes zu erwarten ist, kommt der Planfeststellungsbehörde eine fachliche Einschätzungsprärogative zu. Lediglich bei dem Tatbestand nach § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG kommt es im Rah- men der artenschutzrechtlichen Prüfung auf die Erheblichkeit an. Fortpflanzungs- und Ruhestätte (§ 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG) Die Vorschrift des § 44 Abs.1 Nr. 3 BNatSchG, die es verbietet, Fortpflanzungs- und Ruhestätten wild lebender Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, ist nicht erfüllt. Dabei wurde beachtet, dass der Zugriff im Zuge eines nach § 15 BNatSchG zulässigen Eingriffs in Natur und Landschaft erfolgt, so dass gemäß § 44 Abs. 5 Satz 1 BNatSchG, soweit Tierarten nach Anhang IV Buchst. a FFH-RL oder europäische Vogelarten betroffen sind, ein Verstoß gegen das Verbot des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG und im Hinblick auf damit verbundene unvermeidbare Beeinträchtigungen auch gegen das Verbot des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG nicht vorliegt, soweit die ökologische Funktion der betrof- fenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang weiterhin erfüllt wird. Um dies zu gewährleisten, können auch vorgezogene Ausgleichsmaß- nahmen festgesetzt werden. Im Anwendungsbereich des § 44 Abs. 5 Satz 1 BNatSchG hat die Verbotsprüfung demnach zweistufig zu erfolgen: Auf der ersten Stufe stellt sich die Frage, ob auf eine geschützte Lebensstätte mit einer der genannten Tathandlungen eingewirkt wird. Trifft dies zu, so sind auf der zweiten Stufe die Konsequenzen in den Blick zu neh- men, die damit für die von der betroffenen Lebensstätte für die sie nutzenden Tiere erfüllte Funktion verbunden sind (vgl. BVerwG, Urteil vom 18. März 2009 - BVerwG 9 A 39/07 -, Rn 65). Der Schutz des Beschädigungs- und Zerstörungsverbots wird nicht dem Lebensraum der geschützten Arten insgesamt, sondern nur selektiv den ausdrücklich bezeichne- ten Lebensstätten zuteil, die durch bestimmte Funktionen für die jeweilige Art geprägt sind. Dies folgt zum einen aus der scharfen systematischen Trennung zwischen der Teilregelung des Beschädigungs- und Zerstörungstatbestandes in § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG, der die eingriffsbetroffenen Lebensstätten nennt, und der ergänzenden Regelung in § 44 Abs. 5 BNatSchG, die im Rahmen einer funktionalen Betrachtung

…/ Planfeststellungsbeschluss - 374 - A 643 den räumlichen Zusammenhang einbezieht. Dasselbe folgt zum anderen daraus, dass es § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG auch verbietet, Fortpflanzungs- oder Ruhestät- ten der wild lebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu ent- nehmen, und damit dem Wortlaut nach eine enge Auslegung des Begriffs der Fort- pflanzungs- oder Ruhestätte nahe legt, die jeden einer solchen Entnahme zugängli- chen, als Ort der Fortpflanzung oder Ruhe dienenden Gegenstand – wie einzelne Nester oder Höhlenbäume – einschließt. Die Fortpflanzungs- und Aufzuchtzeit kann die Balz, die Paarung, den Nestbau oder die Wahl des Ortes der Eiablage oder Niederkunft, die Niederkunft oder Eiablage selbst bzw. die Produktion von Nachkommen im Falle der ungeschlechtlichen Fort- pflanzung, die Eientwicklung und den Schlupfvorgang sowie die Aufzucht der Jungen bis zur Selbständigkeit umfassen (EU-KOMMISSION, 2007: „Leitfaden zum strengen Schutzsystem für Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse im Rahmen der FFH- Richtlinie 92-43-EWG“ [deutsche Übersetzung des EU „Guidance document on the strict protection of animal species of Community interest under the Habitats Directive 92/43/EEC“], S. 43) (bei Fledermäusen z.B. bis zur Auflösung der Wochenstuben). Die Mauser bezeichnet Abwerfen und Neuwachstum von Federn bei Vogelarten; bei einigen Arten ist sie mit Flugunfähigkeit verbunden (TRAUTNER, 2008, Artenschutz im novellierten BNatSchG - Übersicht für die Planung, Begriffe und fachliche Annähe- rung - Naturschutz in Recht und Praxis, online). Überwinterungszeit bezeichnet einen Zeitraum (in der Regel während der kalten Jahreszeit), in der die Tiere inaktiv sind und in einem Schlaf-, Starre- oder Ruhezustand verweilen. Dieser Zustand geht in der Regel mit einer Herabsetzung der Körpertemperatur und einer Verlangsamung von Herzschlag und Atmung einher. So verbrauchen die Tiere (z.B. einige Fleder- mausarten, Nagetiere, Amphibien und Reptilien) während der Überwinterungszeit weniger Energie als in ihrer aktiven Phase, wodurch sie auch bei strengen Tempera- turen überleben können. Unter Wanderung versteht man die periodische, in der Re- gel durch jahreszeitliche Veränderungen oder Änderungen des Futterangebots be- dingte Migration von Tieren von einem Gebiet zum anderen als natürlicher Teil ihres Lebenszyklus (EU-KOMMISSION, 2007, a.a.O., S. 43). Zum Schutzobjekt gehört auch nicht das gesamte Jagd- oder Nahrungsrevier einer Art. Ebenso wenig fallen potenzielle (d.h. nicht genutzte sondern lediglich zur Nut- zung geeignete) Lebensstätten unter den Verbotstatbestand, weil es insoweit an dem in der Bestimmung erforderlichen Individuenbezug fehlt. Insofern ist der Begriff der Lebensstätte eng auszulegen. Geschützt ist danach der als Ort der Fortpflanzung oder Ruhe dienende Gegenstand, z.B. einzelne Nester oder Höhlenbäume, und zwar allein wegen dieser ihm zukommenden Funktion (vgl. BVerwG, Urteil vom 12. August 2009 - BVerwG 9 A 64.07 -, Rn. 68).

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In zeitlicher Hinsicht betrifft die Verbotsnorm primär die Phase aktueller Nutzung der Lebensstätte. Unter Berücksichtigung des verfolgten Zwecks der Regelung, die Funk- tion der Lebensstätte für die geschützte Art zu sichern, ist dieser Schutz aber auszu- dehnen auf Abwesenheitszeiten der sie nutzenden Tiere einer Art, sofern nach den Lebensgewohnheiten der Art eine regelmäßig wiederkehrende Nutzung zu erwarten ist. D.h. Fortpflanzungsstätten, die im Laufe des Jahres oder jedes Jahr regelmäßig genutzt werden, müssen auch dann geschützt werden, wenn sie nicht besetzt sind. Wenn andererseits eine Fortpflanzungs- oder Ruhestätte nur gelegentlich genutzt wird, so erfüllt sie kaum die Voraussetzungen einer Fortpflanzungs- oder Ruhestätte. Wie bereits erwähnt, liegt der Ergänzung des Verbotstatbestandes (auf der zweiten Prüfungsstufe) in § 44 Abs. 5 Satz 2 und 3 BNatSchG eine funktionsbezogene Ziel- richtung zu Grunde; die Regelung richtet sich darauf, die von Fortpflanzungs- bzw. Ruhestätten erfüllte ökologische Funktion aufrechtzuerhalten. Hingegen trifft es je- denfalls für die Eingrenzung des Beschädigungs- und Zerstörungsverbots nicht zu, dass sie den Individuenbezug des Verbotstatbestandes durch einen bloßen Popula- tionsbezug ersetzt. Der in § 42 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG vorausgesetzte volle Funkti- onserhalt ist nämlich nicht schon dann gegeben, wenn der Eingriff keine messbaren Auswirkungen auf die Reproduktionsbedingungen bzw. Rückzugsmöglichkeiten der lokalen Population als ganzer hat, sondern erst dann, wenn für die mit ihren konkre- ten Lebensstätten betroffenen Exemplare einer Art die von der Lebensstätte wahrge- nommene Funktion vollständig erhalten bleibt, also z.B. dem in einem Brutrevier an- sässigen Vogelpaar weitere geeignete Nistplätze in seinem Revier zur Verfügung stehen oder durch Ausgleichsmaßnahmen ohne zeitlichen Bruch bereitgestellt wer- den. Z.B. kann auch die Rodung einzelner Quartierbäume von Fledermäusen dann eine Beschädigung (im Sinne einer Funktionsbeeinträchtigung) der fraglichen Ruhe- stätte darstellen, wenn die Funktion der gerodeten Bäume von den verbleibenden bzw. durch vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen ergänzten Teilen dieser Ruhestätte nicht uneingeschränkt mit erfüllt werden könnte. Begriff „Beschädigung“ Im Allgemeinen kann „Beschädigung als die materielle Verschlechterung eines Habi- tats oder einer Fortpflanzungs- und Ruhestätte“ definiert werden. Im Gegensatz zur Vernichtung kann eine solche Beschädigung schleichend erfolgen und zur graduellen Verschlechterung der Funktionalität der betreffenden Stätte führen. Die Beschädi- gung muss somit nicht unmittelbar zum Verlust der Funktionalität einer Stätte führen, sondern wird sie qualitativ oder quantitativ beeinträchtigen und auf diese Weise nach einiger Zeit (so zu sagend „schleichend“) zu ihrem vollständigen Verlust führen. Als schädigende Eingriffe können mittelbare Einwirkungen der ausgebauten Straße durch Lärm oder andere Störfaktoren in Betracht kommen. Art. 12 Abs. 1 Buchst. d FFH-RL

…/ Planfeststellungsbeschluss - 376 - A 643 gelangt zur Anwendung, wenn sich der ursächliche Zusammenhang zwischen einer oder mehreren menschlichen Aktivitäten und der Beschädigung einer Fortpflanzungs- oder Ruhestätte klar herstellen lässt. Begriff „Erhaltungszustand der lokalen Population“ Relevant sind dabei nur erhebliche Störungen, d.h. Störungen, durch die sich der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert. Die „lokale Popu- lation“ umfasst eine biologisch oder geographisch abgegrenzte Zahl von Individuen, die dadurch gekennzeichnet sind, dass sie derselben Art oder Unterart angehören und innerhalb ihres Verbreitungsgebiets in generativen oder vegetativen Vermeh- rungsbeziehungen stehen (siehe die allgemein Definition in § 7 Abs. 2 Nr. 6 BNatSchG). Eine lokale Population umfasst diejenigen (Teil-) Habitate und Aktivitäts- bereiche der Individuen einer Art, die in einem für die Lebens(-raum)ansprüche der Art ausreichenden räumlich-funktionalen Zusammenhang stehen. Eine Verschlechte- rung des Erhaltungszustandes ist insbesondere dann anzunehmen, wenn die Überle- benschancen, der Bruterfolg oder die Reproduktionsfähigkeit vermindert werden, wo- bei dies artspezifisch für den jeweiligen Einzelfall untersucht und beurteilt werden muss. Wenn auch hinsichtlich der konkreten Ausdehnung des zu betrachtenden räumlich-funktionalen Zusammenhangs in der Gesetzesbegründung nichts Näheres ausgeführt ist, so lässt sich aus der Wortbedeutung des Begriffs „lokal“ ableiten, dass es sich um die Population handelt, die für den Beurteilungsort maßgeblich ist. Auf den regionalen oder landesweiten Bestand, der nicht Bestandteil der Population ist, kommt es nicht an (siehe Leitfaden für die artenschutzrechtliche Prüfung in Hessen, Mai 2011, S. 15). Nicht jeder Verlust eines lokalen Vorkommens einer Art ist mit einer Verschlechterung des Erhaltungszustands der Population der betroffenen Art gleichzusetzen. Bei der Beurteilung, ob die Population als solche in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet, das über das Plangebiet hinausgeht, als lebensfähiges Element erhalten bleibt, ist der Planfeststellungsbehörde ein Beurteilungsspielraum eingeräumt, da insoweit ornitho- logische Kriterien maßgeblich sind (vgl. BVerwG, Urteil vom 9. Juni 2006 – BVerwG 9 A 28.05). Dies gilt auch für die Entscheidung, an welchem Standort Maßnahmen zum Ausgleich des vorhabenbedingten Verlustes ergriffen werden sollten. Bei der im Rahmen einer artenschutzrechtlichen Ausnahmeentscheidung vorzunehmenden Prü- fung, ob sich der Erhaltungszustand der Populationen einer Art nicht verschlechtert (§ 45 Abs. 7 Satz 2 BNatSchG), steht der Planfeststellungsbehörde auch für die Ent- scheidung, an welchem Standort Maßnahmen zum Ausgleich eines vorhabenbeding- ten Verlustes ergriffen werden, ein Beurteilungsspielrau zu. Dies auch da der indivi- duenbezogene Ansatz nach deutschem Recht erst auf der zweiten Prüfungsstufe im Rahmen der Ausnahmeentscheidung Bedeutung gewinnt. Das Ziel, den Verlust von

…/ Planfeststellungsbeschluss - 377 - A 643

Individuen und Lebensstätten auszugleichen und den Erhaltungszustand der betrof- fenen Art zu stabilisieren, erfordert es nicht, dass die Ausgleichsmaßnahmen am Ort des Eingriffs ergriffen werden müssten. Die anzustellende gebietsbezogene Betrach- tung erlaubt es dem Vorhabenträger und der Planfeststellungsbehörde vielmehr, das natürliche Verbreitungsgebiet der betroffenen Art großräumiger in den Blick zu neh- men und auch solche Orte für Ausgleichsmaßnahmen zu wählen, die keine unmittel- baren Rückwirkungen auf den von dem Vorhaben betroffenen Siedlungsraum erwar- ten lassen. Mit Blick auf den Zweck der Maßnahme ist daher jeder Standort innerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes der Art, an dem die Planfeststellungsbehörde durch entsprechende Festsetzungen im Planfeststellungsbeschluss den Kompensati- onserfolg herbeiführen kann, als geeignet anzusehen. Bei der Beurteilung, ob die zu erwartenden projektbedingten Störwirkungen den Er- haltungszustand der lokalen Population einer Art voraussichtlich verschlechtern, wird als Bezugsgrößen auf den aktuellen Erhaltungszustand der lokalen Population vor der Durchführung des Vorhabens, der selbstverständlich durch die Vorbelastungen geprägt ist, und andererseits die Störwirkungen des realisierten Vorhabens, wobei – wiederum selbstverständlich – Wirkungen, die durch Vermeidungs- und Minimie- rungsmaßnahmen gar nicht erst entstehen, nicht zu berücksichtigen sind, abgestellt. Wenn plausibel gemacht werden kann, dass die projektbedingten zusätzlichen Stör- wirkungen ein so geringes Ausmaß haben, dass bei einer Abgrenzung der lokalen Population – und sei sie noch so eng – eine Verschlechterung des Erhaltungszustan- des der lokalen Population einer Art zu erwarten ist, kann auf eine konkrete hektar- oder individuengenaue Abgrenzung der lokalen Population bei der Beurteilung des Verbotstatbestandes verzichtet werden. Im Falle eines ungünstigen Erhaltungszu- stands der Populationen der betroffenen Art sind Ausnahmen nach Art 16 Abs. 1 FFH-RL zulässig, wenn sachgemäß nachgewiesen ist, dass sie weder den ungünsti- gen Erhaltungszustands dieser Populationen weiter verschlechtern noch die Wieder- herstellung eines günstigen Erhaltungszustands behindern (vgl. BVerwG, Beschluss vom 17. April 2010 - BVerwG 9 B 5.10). Mit Maßnahmen können Beeinträchtigungen i.S.d. Verbotstatbestands des Art. 5 lit. d VRL vermieden werden, wenn sie beispielsweise durch die Verbesserung von art- spezifischen Lebensräumen dazu beitragen, den Erhaltungszustand der Population einer Art sicherstellen. Durch die vorhabenbedingte Zerschneidungswirkung kann das Erlöschen bestimmter Teilpopulationen insbesondere bei kurzlebigen Arten nicht voll- ständig ausgeschlossen werden. Für die im Untersuchungsgebiet vorkommenden Arten bleibt die für die artenschutzrechtlichen Betrachtungen relevante lokale Popula- tion betroffener Arten in jedem Fall erhalten, da ausreichend Habitate beidseitig der Trasse vorhanden sind, die langfristig überlebensfähige Populationen tragen können.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 378 - A 643

Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass Teilpopulationen der betroffenen Arten auch natürlicherweise verlorengehen. Für diese erfolgt i.d.R. durch benachbarte Po- pulationen eine Wiederbesiedlung. Die A 643 quert im Bereich der Rettbergsaue durch die Überspannung des Geländes mit einer ca. 14 m hohen Brücke. Dies gilt auch für die Bauzeit, zumal sowohl bei der Neuerrichtung als auch bei dem Abriss der Brücken insbesondere auf die Brutzeit der Vögel Rücksicht genommen wird. Die Wirksamkeit der Maßnahmen ist ohne zeitliche Funktionslücke gewährleistet. Nestbegriff des Art. 5 lit. b VRL Art. 5 lit. b VRL verbietet die absichtliche Zerstörung oder Beschädigung von Nestern und Eiern und die Entfernung von Nestern. Damit ist sein Anwendungsbereich eng gefasst. Nester, die nicht mehr genutzt werden und auch nicht der wiederkehrenden Nutzung dienen, fallen aus dem Anwendungsbereich der Regelung heraus. Das Ver- bot des Art. 5 lit. b VRL ist dabei individuen- und nicht etwa nur populationsbezogen wie insbesondere der Vergleich mit Art. 5 lit. d VRL zeigt. Der Verbotstatbestand des Art. 5 lit. b ist dann nicht als erfüllt anzusehen, wenn die Trassenräumung nur außerhalb der Brutsaison der Vögel (z.B. der Zugvögel) vorge- nommen wird. Europarechtlich führen demnach die winterliche Abwesenheit der Zug- vögel und der Umstand, dass die im Vorhabenbereich beheimateten Arten jeweils zu Beginn jeder Brutzeit ihre Nester neu bauen, dazu, dass der Verbotstatbestand nicht erfüllt wird. Im Planfeststellungsbeschluss und den zugehörigen Unterlagen werden daher zeitli- che Vorgaben für die Rodung von Gehölzen und Einzelbäumen sowie das Freima- chen des Baufeldes getroffen, die den Zugriff auf aktuell belegte Nistplätze aus- schließen. Dies gilt umso mehr, wenn Arten ihre Nester in jeder Brutsaison neu bau- en. Der Zerstörungstatbestand kann durch das Vorhaben nur verwirklicht werden, wenn für sie jeweils in mindestens einem regelmäßig belegten Brutrevier alle als Standort von Nestern geeigneten Brutplätze verlorengingen. Dafür haben sich weder bei den Erhebungen des Vorhabenträgers Anhaltspunkte ergeben noch ist dem Vor- trag Beteiligter dafür etwas zu entnehmen. Störung im Sinne des Art. 5 lit. d VRL Anders als die Verbotstatbestände des Art. 5 lit. a und lit. b VRL weist Art. 5 lit. d VRL einen Populationsbezug auf. Störungen werden nur erfasst, wenn sie sich auf die Zielsetzungen der Vogelschutzrichtlinie erheblich auswirken. Ein Verstoß gegen Art. 5 lit. d VRL liegt demnach mit Blick auf das Schutzziel der Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (vgl. Präambel und Art. 1 VRL) sowie auf das in Art. 13 VRL festgelegte Verschlechterungsverbot nicht vor, soweit der aktuelle Erhaltungszustand der betrof- fenen Vogelarten sichergestellt ist. Dies setzt allerdings nicht den Schutz jeder loka- len Population voraus, sondern bedarf einer gebietsbezogenen Gesamtbetrachtung,

…/ Planfeststellungsbeschluss - 379 - A 643 für die der Planfeststellungsbehörde, da insoweit ornithologische Kriterien maßgeb- lich sind, ein naturschutzfachlicher Beurteilungsspielraum eingeräumt ist. Störeffekte durch Lärm und andere Reize sind zwar weder in der Bau- noch in der Betriebsphase auszuschließen. Baubedingte Störungen betreffen aber nur einen sehr begrenzten Zeitraum, so dass mit ihnen verbundene Verdrängungswirkungen nur temporärer Art sind und sich deshalb nicht nachhaltig auf die Habitatbedingungen der betroffenen Arten auswirken. Verkehrslärm und sonstige Störeffekte des Straßenbe- triebs werden – wie schon zum Beschädigungs- und Zerstörungsverbot ausgeführt – insbesondere durch die Führung der Autobahn auf einem bepflanzten Damm deutlich abgemildert. Methodik Die Methodik und Umfang des Artenschutzbeitrags genügt den aus den rechtlichen Anforderungen, zumal die normativen Vorschriften keine Vorgaben hierfür machen. Dabei wurde auf den „Leitfaden für die artenschutzrechtliche Prüfung in Hessen“, September 2009, herausgegeben vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, als Handlungsanweisung, der selbst keine rechtliche Bedeutung zukommt, zurückgegriffen (siehe Artenschutzbeitrag, S. 6). Die- ser Leitfaden wurde inzwischen durch die Fassung Mai 2011 ersetzt, der die neue Rechtslage berücksichtigt und eine Überarbeitung der Muster für die Verbotstatbe- stände enthält. Der Vorhabenträger hat Artenstammblätter erstellt und in dem Be- stands- und Konfliktplan bzw. Maßnahmenplan kartografische Aussagen zu den Kon- flikten und Maßnahmen getroffen. Die relevanten Tierarten wurden unter Berücksichtigung der gewonnenen Erkenntnis- se über die Verbreitung der Anhang IV-Arten und aller europäischen Brutvögel und solcher Arten, die in einer Rechtsverordnung nach § 54 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG auf- geführt sind, auf ihre Besonderheit überprüft. In der Tab. 3-1, S. 17, sind die streng geschützten Fledermäuse, in Tab. 3-2, S. 18, die streng geschützten Libellen, in Tab. 3-3, S. 19 ff., die europäischen Vogelarten, und in Tab. 3-4, S. 23 f., die besonders geschützten Tier- und Pflanzenarten nach BNatSchG gelistet und die Arten, für die eine Einzelfallprüfung durchzuführen ist, entsprechend markiert. Im Untersuchungs- raum kommen keine europarechtlich und streng geschützten Pflanzenarten vor, so dass solche nicht einer Einzelfallprüfung unterzogen werden mussten. Wirkfaktoren: Von dem Vorhaben ist von folgenden allgemeinen umweltrelevanten Wirkfaktoren ausgegangen worden (Tab. 4-1, S. 25): Anlagebedingte Wirkfaktoren: - Verlust/ Funktionsverlust von Biotopstrukturen durch Versiegelung oder dauerhafte Flächeninanspruchnahme einschließlich Zerschneidung/ Verinselung von Bioto- pen. …/ Planfeststellungsbeschluss - 380 - A 643

- Verlust von faunistischen Funktionsräumen durch Versiegelung und Flächeninan- spruchnahme. - Funktionsverlust sowie Minderung von Teilfunktionen von faunistischen Funktions- räumen durch Zerschneidung/ Verinselung. - Funktionsbeeinträchtigungen von Biotopstrukturen und faunistischen Funktions- räumen durch Veränderung der Geländemorphologie. - Beeinträchtigungen faunistischer Funktionsräume durch visuelle Wirkungen. Betriebsbedingte Wirkfaktoren: - Störwirkungen durch den Verkehr (Verlärmung, visuelle Störungen, Licht) in fau- nistischen Funktionsräumen. - Verstärkung der Barrierewirkung durch Vertreibung und erhöhte Mortalität/ Tierkol- lisionen. - Lebensraumverluste oder Funktionsbeeinträchtigungen durch Schadstoffimmissio- nen in faunistischen Funktionsräumen - Funktionsbeeinträchtigungen von Biotopstrukturen durch Schadstoffimmissionen Baubedingte Wirkfaktoren - Verlust/ Funktionsverlust von Biotopstrukturen durch temporäre Flächeninan- spruchnahme durch Baustreifen, Baustelleneinrichtungen u.a. - Beeinträchtigung von empfindlichen Biotopen durch Schadstoffe (Staub, Luft- schadstoffe, Betriebsmittel und Baustoffe). - Temporäre Beeinträchtigung von Lebensräumen durch Baubetrieb (Verlärmung, Störung durch Licht, visuelle Störwirkungen): - Tierkollisionen, Barrierewirkungen des Baustellenverkehrs: Hinsichtlich der bau- und betriebsbedingten Auswirkungen durch visuelle Störwirkun- gen und Lärm werden nach der Arbeitshilfe von GARNIEL et al. (2010) für die Brutvögel ermittelten Effekt- und Fluchtdistanzen bzw. für Rastvögel und Koloniebrüter die Stör- radien berücksichtigt. In der Regel ist ein Wirkungsraum von mindestens 100 m beid- seitig der Trasse anzunehmen. Da es sich bei dem betrachteten Vorhaben um den Ausbau einer stark belasteten Autobahn in der bestehenden Trasse zur Bewältigung der prognostizierten Verkehrsmengen handelt, ist relevant, ob sich durch den Ausbau eine wesentliche Erhöhung der Verkehrsmengen ergibt und wie weit sich die Effekt- distanzen entsprechend der neuen Fahrbahnbreite verschieben. Nach der Verkehrs- untersuchung ergibt sich durch den Ausbau eine Mehrbelastung um weniger als 5%, so dass durch den Ausbau keine Erhöhung der Verkehrsmengenklasse nach GARNIEL et. al. (2010) und somit keine wesentliche Erhöhung der Lärmbelastung zu erwarten ist. Im Bereich der Schiersteiner Brücke ist nur westlich der Trasse eine Verschie- bung der Effekt- und Fluchtdistanzen zu erwarten, da auf der Ostseite der neue Fahr- bahnrand nicht über den alten Fahrbahnrand hinaus gehen wird. Für Brutvögel, deren Reviernachweise bereits innerhalb der jeweiligen artspezifischen Effektdistanzen lie- gen, ist von einer Gewöhnung an die betriebsbedingten Störungen auszugehen, so dass in diesem Fall keine zusätzlichen betriebsbedingten Störungen angenommen werden.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 381 - A 643

Für die Arten Mittelspecht, Grauspecht, Schleiereule, Waldkauz, Hohltaube, Pirol und

Turteltaube sind gemäß GARNIEL et. al. (2010) bei der Wirkungsprognose der be- triebsbedingten Störungen generell nicht nur die Effektdistanzen sondern auch die kritischen Schallpegel zu berücksichtigen, da es sich bei diesen Arten um Brutvögel mit einer mittleren Lärmempfindlichkeit handelt. Bei dem hier betrachteten Vorhaben bleiben die Schallpegel jedoch unberücksichtigt, weil durch das Vorhaben keine we- sentliche Erhöhung der Verkehrsstärken und der Lärmbelastung zu erwarten ist. Öst- lich der Trasse ist zudem keine Verschiebung des Fahrbahnrandes vorgesehen, so dass auch keine Verschiebung der Isophone des kritischen Schallpegels zu erwarten ist. Eine Berücksichtigung der kritischen Schallpegel würde somit aufgrund der be- stehenden Vorbelastung nicht zu anderen Ergebnissen führen. Dies betrifft die aus- schließlich östlich der Trasse nachgewiesenen Arten Grauspecht, Mittelspecht, Hohl- taube, Schleiereule und Waldkauz, die darüber hinaus (mit Ausnahme der Schleier- eule) in großen Abständen zur Trasse (ca. 660-1460 m) nachgewiesen wurden. Westlich der Trasse ist eine Verschiebung der Isophone des kritischen Schallpegels entsprechend der neuen Fahrbahnbreite zu erwarten. Hiervon können die Arten Pirol und Turteltaube betroffen sein. Der Reviernachweis der Turteltaube befindet sich je- doch bereits innerhalb der Effektdistanz und somit auch im Bereich des kritischen Schallpegels, da dieser bei hohen Verkehrsstärken über die Effektdistanz hinaus rei- chen kann. Gleiches gilt für den Pirol, dessen Revier gemäß den Kartierungen in Teilbereichen bereits innerhalb der Effektdistanz und des kritischen Schallpegels liegt. Eine Beschränkung der Methodik auf die Betrachtung der Effektdistanzen ist somit im vorliegenden konkreten Fall als ausreichend zu bewerten, da eine Berück- sichtigung der kritischen Schallpegel nicht zu anderen Ergebnisse führen würde. Im Artenschutzbeitrag werden die Arten detailliert in einem Formblatt behandelt, die aufgrund ihrer Habitatansprüche sämtliche im Untersuchungsgebiet vorkommenden Biotope abdecken, so dass die relevanten Lebensräume geschützter Arten in den Betrachtungen vertreten sind. Werden vorhabenbedingt Biotope zerstört, wird über die vorgesehenen Maßnahmen gewährleistet, dass die Funktionalität der betroffenen Lebensstätten weiterhin erhalten bleibt. Die Potenzialabschätzungen für bestimmte, nicht näher untersuchte Artengruppen sowie die Bewertung von Gebieten bzw. Le- bensräumen anhand von für den Raum bedeutsamen Indikatorenarten ist gerechtfer- tigt, da eine vollständige Erfassung aller Tier- und Pflanzenarten nicht verhältnismä- ßig ist (vgl. VGH Kassel, Urteil vom 28. Juni 2005). Für Arten, die flächendeckend bzw. anhand repräsentativer Bestandsaufnahmen im Gebiet untersucht wurden, erfolgte eine Vorprüfung, in welchen dies Arten detailliert betrachtet wurden.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 382 - A 643

Die Wirksamkeit der unter C, Ziffer V,6.3 und 6.5 beschriebenen Vermeidungsmaß- nahmen und CEF-Maßnahmen wird tierbezogen behandelt. Die im Zuge der Bearbeitung des Artenschutzbeitrages, der FFH-Verträglichkeitsprü- fung sowie des landschaftspflegerischen Begleitplanes erfolgten umfangreichen Be- standserfassungen umfassen eine nähere Betrachtung der Artengruppen, bei denen aufgrund der vorhandenen Lebensraumstrukturen von einem Vorkommen im Unter- suchungsraum auszugehen war (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer V,6.2). Eine vollständige Erfassung der gesamten Flora und Fauna war nicht möglich und ist auch nicht erforderlich. Daher wurde um eine Behandlung der potenziell vorkommenden Artengruppen im Rahmen des Artenschutzbeitrages zu gewährleisten der Ansatz der indikativen Betrachtung gewählt. Daher sind im Artenschutzbeitrag, wie dargelegt, detailliert in einem Formblatt die Arten behandelt, die erfasst und aufgrund ihrer Habi- tatansprüche ermittelt wurden. Auch die zum VG „Inselrhein“ als Erhaltungsziele ge- regelten Vogelarten sind betrachtet worden. Damit sind sämtliche im Untersuchungs- gebiet vorkommenden Biotope abgedeckt und die relevanten Lebensräume und die geschützten Arten in die Betrachtungen einbezogen worden.

Zur Wirksamkeit von Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen 7VCEF und 8VCEF (siehe die Beschreibung unter C, Ziffer V,3) ist grundsätzlich festzustellten, dass hin- sichtlich der Wirksamkeit der Maßnahmen und deren Eignung darauf abgestellt wur- de, dass das Eintreten artenschutzrechtliche Verbotstatbestände vermieden wird. Dieses Vorgehen ist nicht zu beanstanden. Darüber hinaus sind bei der Prognose der populationsbezogen zu interpretierenden Verbotstatbestände, konfliktmindernde und funktionserhaltende Maßnahmen zu Grunde gelegt worden. Da diese die Erhaltung der ökologischen Funktionalität betroffener Lebensstätten beispielsweise durch die Schaffung von zusätzlichen geeigneten Habitaten oder einer Verbesserung der Le- bensbedingungen, ohne zeitlichen Verzug gewährleisten, können die Maßnahmen das Eintreten der entsprechenden Verbotstatbestände vermeiden bzw. vermindern. Die Wirksamkeit der Maßnahmen vor dem Eintreten der vorhabenbedingten Beein- trächtigungen wird durch die Festlegung im landschaftspflegerischen Begleitplan si- chergestellt. Die Durchführung ist dementsprechend vor Beginn der Baumaßnahme bzw. den jeweiligen mit einer Beeinträchtigung erheblichen Wirkung verbundenen Bauarbeiten der Maßnahmen vorgesehen. Die vorgesehenen Maßnahmen dienen der Sicherstellung des Erhaltungszustands der Population der betroffenen Arten. Die- se Maßnahmen vermeiden auch Beeinträchtigungen i.S. des Verbotstatbestands des Art. 5 lit. d VRL, da sie beispielsweise durch die Verbesserung von artspezifischen Lebensräumen dazu beitragen, den Erhaltungszustand der Population einer Art zu gewährleisten. Weitere vorgesehene Maßnahmen zur Sicherung des Erhaltungszu- standes dienen nicht dazu Verbotstatbestände zu vermeiden sondern um die Be-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 383 - A 643 freiungstatbestände im Zuge der Abwägungsentscheidung bzw. die Abweichungsvo- raussetzungen des Art. 16 FFH-RL darzulegen.

5.2 Nach Anhang IV der FFH-Richtlinie geschützte Arten Für das Vorhaben sind entsprechend dem artenschutzrechtlichen Fachbeitrag von den nach Anhang IV der FFH-Richtlinie geschützten Arten folgende Arten von Rele- vanz, welche einer näheren artenschutzrechtlichen Prüfung unterzogen wurden. Bei der nachfolgenden Betrachtung werden die vorstehenden Erläuterungen zu den ein- zelnen Begriffen berücksichtigt. Bei den Säugetieren werden lediglich die vorkommenden Fledermäuse betrachtet. Säugetiere - Fledermäuse Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus) Für den Untersuchungsraum liegen keine Nachweise von Quartieren vor. Darüber hinaus werden auch potenziell als Fortpflanzungs- bzw. Ruhestätten geeignete Ge- bäude vorhabenbedingt nicht beeinträchtigt werden, können Zerstörungen der Fort- pflanzungs- und Ruhestätten ausgeschlossen werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gegeben. Da durch den Ausbau der A 643 keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstärke zu erwarten ist, können signifikante betriebsbedingte Zunahmen des Kollisionsrisikos durch die geplante Trasse ausgeschlossen werden. Da Beschädigungen von Fort- pflanzungs- und Ruhestätten ausgeschlossen werden können, können auch damit im Zusammenhang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen werden. Der Ver- botstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben. Betriebsbedingte Störungen sind aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastung auszuschließen. Baubedingte Störungen durch Lichtimmissionen können nicht aus- geschlossen werden. Daher ist die Vermeidungsmaßnahme 7VCEF (Bauzeitenrege- lungen: Verzicht auf nächtliche Ausleuchtung der Baustelle während der Aktivitätszei- ten von Fledermäusen (also nur von Anfang Oktober bis Ende Januar) vorgesehen. Die baubedingten Störungen werden durch den Verzicht auf die nächtliche Baustel- lenausleuchtung während der Aktivitätszeiten von Fledermäusen (7VCEF: Bauzeiten- regelungen) reduziert. Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population kann so vermieden werden. Erhebliche Störungen liegen nicht vor. Der Verbotstatbestand „erhebliche Störung" tritt nicht ein. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahme tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme ge- mäß § 45 Abs. 7 BNatSchG, ggf. i.V.m. Art. 16 FFH-RL, zu erteilen war.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 384 - A 643

Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) Da Nachweise von Quartieren der Wasserfledermaus im Untersuchungsraum nicht vorliegen und potenziell als Fortpflanzungs- bzw. Ruhestätten geeignete Höhlenbäu- me vorhabenbedingt nicht beeinträchtigt werden, können Zerstörungen der Fortpflan- zungs- oder Ruhestätten ausgeschlossen werden. Der Verbotstatbestand „Entnahme, Beschädigung, Zerstörung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten" des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gegeben. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko kann auf- grund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Be- reich der Rettbergsaue ausgeschlossen werden. Aufgrund der lichten Höhe der Brü- cke von 14 m ist davon auszugehen, dass die Tiere die Trasse (weiterhin) unterhalb der Brücke queren, zumal Wasserfledermäuse in der Regel dicht über dem Wasser jagen und somit nicht die Notwendigkeit besteht die Brücke zu überfliegen. Betriebs- bedingte Verluste einzelner Individuen durch Kollisionen können daher ausgeschlos- sen werden. Da die Beschädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten ausge- schlossen werden kann, können auch damit im Zusammenhang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen werden. Wildlebende Tiere werden weder gefangen, verletzt noch getötet. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben. Bau- und betriebsbedingt sind Störungen der Art durch Licht nicht auszuschließen, da die Wasserfledermaus als lichtempfindlich gilt (LIMPENS et. al. 2005), so dass Licht- emissionen ihren Jagderfolg beeinträchtigen können. Als Vermeidungsmaßnahme

7VCEF ist eine Bauzeitenregelung vorgesehen, mit der auf die nächtliche Ausleuch- tung der Baustelle während der Aktivitätszeiten von Fledermäusen verzichtet werden kann. Da bedeutende Flugrouten sowie Quartierfunktionen für die Art im Bereich der Rettbergsaue nicht nachgewiesen wurden sowie aufgrund der Vermeidungsmaß- nahme, die den Einfluss von Licht verringert, können Störungen der Art, die eine Ver- schlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population der Art bewirken könnten, ausgeschlossen werden. Erhebliche Störungen sind daher nicht zu erwar- ten. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahme tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme ge- mäß § 45 Abs. 7 BNatSchG, ggf. i.V.m. Art. 16 FFH-RL, erforderlich ist. Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) Da Nachweise von Quartieren der Art im Untersuchungsraum nicht vorliegen und potenziell als Fortpflanzungs- bzw. Ruhestätten geeignete Höhlenbäume vorhaben- bedingt nicht beeinträchtigt werden, können Zerstörungen der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten ausgeschlossen werden. Die ökologische Funktion im räumlichen Zu-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 385 - A 643 sammenhang bleibt gewahrt (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gegeben. Betriebsbedingt besteht für den Großen Abendsegler, als vorwiegend im freien Luft- raum jagende Art, eine geringe Kollisionsgefahr. Eine Erhöhung des Kollisionsrisikos durch den Ausbau ist aufgrund der bestehenden Vorbelastung und der geringen Ver- kehrszunahme allerdings auszuschließen. Da Beschädigungen von Fortpflanzungs- und Ruhestätten ausgeschlossen werden können, können auch damit im Zusam- menhang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen werden. Der Verbotstat- bestand „Fangen, Töten, Verletzen" des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG tritt nicht ein. Der Große Abendsegler ist gegenüber bau- und betriebsbedingten Störungen nur gering empfindlich. Geringe Störungen einzelner Individuen können jedoch nicht aus- geschlossen werden. Diese werden mit der Maßnahme 7VCEF (Bauzeitenregelung: Verzicht auf nächtliche Ausleuchtung der Baustelle während der Aktivitätszeiten von Fledermäusen (also nur von Anfang Oktober bis Ende Januar) vermieden. Störungen des Großen Abendseglers im Bereich der Rettbergsaue, die nur in geringen Aktivitä- ten als Jagdgebiet genutzt wird, können somit aufgrund der vorgesehenen Vermei- dungsmaßnahme ausgeschlossen werden. Der Verzicht auf das Ausleuchten der Baustelle verhindert Irritationen der Fledermäuse durch Licht. Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population des Großen Abendseglers kann ausgeschlossen werden. Erhebliche Störungen sind daher nicht zu erwarten. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahme tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme ge- mäß § 45 Abs. 7 BNatSchG, ggf. i.V.m. Art. 16 FFH-RL erforderlich ist. Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) Da Nachweise von Quartieren der Art im Untersuchungsraum nicht vorliegen und potenziell als Fortpflanzungs- bzw. Ruhestätten geeignete Höhlenbäume vorhaben- bedingt nicht beeinträchtigt werden, können Zerstörungen der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten ausgeschlossen werden. Die ökologische Funktion im räumlichen Zu- sammenhang bleibt gewahrt (§ 42 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gegeben. Betriebsbedingt besteht für die Zwergfledermaus zwar eine geringe Kollisionsgefahr, eine Erhöhung des Kollisionsrisikos durch den Ausbau ist aufgrund der bestehenden Vorbelastung allerdings auszuschließen. Da die Beschädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten ausgeschlossen werden kann, können auch damit im Zusammen- hang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen werden. Der Verbotstatbe- stand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 386 - A 643

Störungen der Zwergfledermaus insbesondere durch den Bau der Brücke im Bereich der Rettbergsaue, können nicht vollständig ausgeschlossen werden, da in diesem Bereich Flugrouten mit einer hohen Jagdaktivität nachgewiesen wurden. Als Vermei- dungsmaßnahme 7VCEF ist die Bauzeitenregelung, Verzicht auf nächtliche Ausleuch- tung der Baustelle während der Aktivitätszeiten von Fledermäusen, vorgesehen. Da Quartiere der Zwergfledermaus im Brückenbereich nicht nachgewiesen werden konn- ten, sind die Flugrouten nicht als essenzielle Bestandteile des Lebensraumes zu be- trachten. Da zudem weiterhin ausreichend Jagdhabitate zur Verfügung stehen, auf- grund der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahme, die den Einfluss von Licht verrin- gert, sowie des guten Zustands der lokalen Population der Art kann eine Verschlech- terung des Erhaltungszustandes der lokalen Population der Zwergfledermaus ausge- schlossen werden. Erhebliche Störungen sind daher nicht zu erwarten. Der Verbots- tatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahme tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme ge- mäß § 45 Abs. 7 BNatSchG, ggf. i.V.m. Art. 16 FFH-RL erforderlich ist. Libellen Asiatische Keiljungfer (Gomphus flavipes) Da Nachweise der Art ausschließlich im Bereich der Ost- und Westspitze der Rett- bergsaue erfolgt sind, können Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflan- zungs- und Ruhestätten der Art ausgeschlossen werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gegeben. Aufgrund des Vorkommens der Art ausschließlich im Bereich der Ost- und Westspitze der Rettbergsaue kann ein Kollisionsrisiko, das über das allgemeine Lebensrisiko hinaus geht, ausgeschlossen werden. Da die Schädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten bereits ausgeschlossen werden kann, können auch damit im Zusam- menhang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen werden. Der Verbotstat- bestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben. Da Nachweise der Art ausschließlich im Bereich der Ost- und Westspitze der Rett- bergsaue erfolgt sind, können für diese Bereiche auch Störungen ausgeschlossen werden. Da nicht auszuschließen ist, dass einzelne Larven in geringer Dichte auch in der Sohle des Hauptstroms im Umfeld der Brücke vorkommen, können für diese Indi- viduen Störungen nicht ausgeschlossen werden. Vermeidungsmaßnahmen sind nicht möglich. Der Erhaltungszustand der lokalen Population verschlechtert sich aber nicht. Da es sich bei den möglicherweise betroffenen Larven allenfalls um vereinzelte Indi- viduen han,delt, wirken sich die Störungen nicht auf den Erhaltungszustand der loka- len Population aus. Erhebliche Störungen sind daher nicht zu erwarten. Der Verbots- tatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 387 - A 643

Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 45 Abs. 7 BNatSchG, ggf. i.V.m. Art. 16 FFH-RL nicht erforderlich ist. Grüne Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia) Da Nachweise der Art ausschließlich im Bereich der Ost- und Westspitze der Rett- bergsaue erfolgt sind, können Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflan- zungs- und Ruhestätten der Art ausgeschlossen werden. Die ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang wird gewahrt (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Der Ver- botstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gegeben. Da Nachweise der Art ausschließlich im Bereich der Ost- und Westspitze der Rett- bergsaue erfolgt sind, kann ein Kollisionsrisiko, das über das allgemeine Lebensrisiko hinaus geht, ausgeschlossen werden. Da die Schädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten bereits ausgeschlossen werden kann, können auch damit im Zusam- menhang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen werden. Der Verbotstat- bestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 45 Abs. 7 BNatSchG, ggf. i.V.m. Art. 16 FFH-RL erforderlich ist. Pflanzen Im gesamten Untersuchungsgebiet kommen keine artenschutzrechtlich relevanten Pflanzenarten des Anhang IV der FFH-RL vor. 6.3 Europäische Vogelarten Ausgehend von der Vorprüfung sind relevante Vogelarten ausgewählt und insgesamt 18 Arten einer Einzelfallprüfung unterzogen worden. Außerdem sind alle relevanten Arten mit Ausnahme der weit verbreiteten und häufigen Vogelarten in den Über- sichtskarten zur Brutvogelkartierung und der Datenerhebung dargestellt worden. Zunächst ist anzumerken, dass die vom Vorhabenträger in der artenschutzrechtlichen Prüfung in Ansatz gebrachte zusätzliche Störung durch eine erhöhte Frequentierung der Rettbergsaue durch Freizeit- und Erholungssuchende aufgrund des vorgesehe- nen abgehängten Fußgängersteges mit Zugang zur Rettbergsaue nicht dem Vorha- benträger angelastet werden kann, zumal von dem planfestgestellten Steg selbst ein- schließlich der Nutzer keine relevante Störung ausgeht. Unabhängig hiervon kann die Zugänglichkeit zur Rettbergsaue tageszeitlich und saisonal durch seitliche Tore be- grenzt werden, wie es auch für den bereits existierenden Fußgängerweg mit Trep- penabgang zur Rettbergsaue der Fall ist. Denn der Zugang zur Rettbergsaue wird nachts und in den Wintermonaten nicht gewährt. Ebenso bleibt die bisherige Besu- cherlenkung und Abzäunung der naturschutzfachlich wertvollen Bereiche erhalten, so dass es nicht zu einer Beeinträchtigung zusätzlicher Flächen durch das Bauvorhaben

…/ Planfeststellungsbeschluss - 388 - A 643 kommt. Weiterhin ist aufgrund der bestehenden Vorbelastungen durch den Besu- cherverkehr von Gewöhnungseffekten auszugehen. Daher und insbesondere auf- grund der Möglichkeiten zur Besucherlenkung kann eine störungsbedingte Ver- schlechterung des Erhaltungszustandes der Lokalpopulation ohnehin ausgeschlos- sen werden. Dies betrifft insbesondere die Vögel Baumfalke, Gartenrotschwanz, Graugans, Graureiher, Grauspecht, Grünspecht, Kleinspecht, Mäusebussard, Mittel- specht, Neuntöter, Schleiereule, Schwarzmilan, Sperber, Stockente, Türkentaube, Turteltaube, Turmfalke, Waldkauz, Hohltaube, Kernbeißer, Pirol, Trauerschnäpper, Feldsperling, Gelbspötter, Girlitz, Haussperling, Stieglitz. Für einzelne Arten sind im Übrigen Störungen durch einen erhöhten Besucherverkehr in Zusammenhang mit dem vorgesehenen Fußgängersteg aufgrund der bestehenden Vorbelastung durch die Freizeit- und Erholungsnutzung des Gebietes sowie der Unempfindlichkeit der Art gegenüber der Anwesenheit von Menschen (häufiger Siedlungsbewohner) nicht zu erwarten. Andere Arten sind in der Nacht aktiv oder, wie die Wacholderdrossel, wur- den auf der Rettbergsaue nicht nachgewiesen. Baumfalke (Falco subbeteo) Im Untersuchungsgebiet wurde ein Revier des Baumfalken, ca. 330-420 m westlich der geplanten Trasse in der Rettbergsaue ermittelt. Es handelt sich dabei um ein nachgewiesenes Brutvorkommen; der Horst befand sich in der Nähe des Camping- platzes. Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden für das nachgewiesene Revier des Baumfalken ausge- schlossen. Die die ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang wird gewahrt (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNat- SchG ist nicht gegeben. Da der Baumfalke im Allgemeinen in größeren Höhen fliegt und kein Aas aufnimmt, die Jagd zudem in der Luft stattfindet, sind Individuenverluste durch betriebsbedingte Kollisionen nicht zu erwarten. Zudem kann das Kollisionsrisiko aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastung durch die vorhandene Brücke im Bereich der Rettberg- saue ausgeschlossen werden, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der beste- henden Brücke weitgehend entspricht und die Vögel die Brücke bereits derzeit in aus- reichender Höhe queren bzw. unterfliegen. Da die Schädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten bereits ausgeschlossen werden kann, werden auch damit im Zu- sammenhang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen. Der Verbotstatbe- stand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben. Störungen des Baumfalken auf der Rettbergsaue können insbesondere während der Bauphase nicht ausgeschlossen werden. Betriebsbedingte Störungen sind aufgrund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr (keine Erhöhung der Verkehrs-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 389 - A 643 stärkenklasse nach GARNIEL et. al., 2010) sowie aufgrund der ausreichenden Entfer- nung zur Trasse (außerhalb der artspezifischen Fluchtdistanz, auch unter Berücksich- tigung der Verschiebung des Fahrbahnrandes um ca. 30 m in westlicher Richtung) nicht zu erwarten. Als Vermeidungsmaßnahmen 7VCEF Bauzeitenregelungen in Form des Abbruchs der vorhandenen Brücke außerhalb der Brutzeiten von Vögeln (Ab- brucharbeiten nicht zwischen Anfang Februar und Ende Juli), nächtliche Ausleuch- tung der Baustelle nur außerhalb der Brutzeiten von Vögeln und Aktivitätszeiten von Fledermäusen (also nur von Anfang Oktober bis Ende Januar), dient auch dem Baumfalken, sowie die Baufeldfreimachung außerhalb der Brutzeiten (vor Anfang Februar oder nach Ende Juli). Da die baubedingten Störungen nur temporär erfolgen sowie aufgrund der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen, die die baubedingten Störungen während der Brutzeit reduzieren, sind Beeinträchtigungen des bestehen- den Reviers nicht zu erwarten. Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population des Baumfalken wird ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand „er- hebliche Störung" i.S.d. § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ist. Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) Im Untersuchungsgebiet wurde ein Brutrevier des Gartenrotschwanzes in den park- ähnlichen Strukturen am nördlichen Rheinufer, ca. 145 m östlich der geplanten Tras- se, ermittelt. Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden für das nachgewiesene Revier des Gartenrotschwanzes ausgeschlossen, da es mit 145 m Abstand außerhalb der von GARNIEL et. al. (2010) definierten Effektdistanz von 100 m und somit in ausreichender Entfernung zur ge- planten Trasse liegt. Die ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang wird gewahrt (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gegeben. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko wird aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke nördlich des Rheins ausgeschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehen- den Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren bzw. unterfliegen. Da die Schädigung von Fortpflan- zungs- und Ruhestätten bereits ausgeschlossen werden kann, werden auch damit im Zusammenhang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen. Der Verbotstat- bestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 390 - A 643

Störungen des Gartenrotschwanzes in den parkartigen Strukturen östlich der Brücke können insbesondere während der Bauphase nicht ausgeschlossen werden. Be- triebsbedingte Störungen sind trotz der besonderen Störungsempfindlichkeit der Art

(GARNIEL et. al. 2010) aufgrund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr nicht zu erwarten. Als Vermeidungsmaßnahme sind Bauzeitenregelungen (7VCEF) vorgesehen. Da die baubedingten Störungen nur temporär erfolgen sowie aufgrund der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen, die die baubedingten Störungen wäh- rend der Brutzeit reduzieren, sind Beeinträchtigungen des bestehenden Reviers nicht zu erwarten. Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population des Gartenrotschwanzes wird ausgeschlossen. Erhebliche Störungen sind daher nicht zu erwarten. Der Verbotstatbestand „erhebliche Störung" i.S.d. § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ist. Graugans (Anser anser) Mehrere Brut- und Rastvorkommen der Graugans wurden in den westlichen und öst- lichen Randbereichen der Rettbergsaue nachgewiesen, wobei die Rastvorkommen überwogen. Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden für die nachgewiesenen Reviere der Graugans in den west- lichen und östlichen Randbereichen der Rettbergsaue aufgrund der ausreichenden Entfernung zur geplanten Trasse ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gegeben. Betriebsbedingte Kollisionen über das allgemeine Lebensrisiko hinaus werden aus- geschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren bzw. unterfliegen. Da die Schädigung von Fortpflanzungs- und Ruhe- stätten bereits ausgeschlossen werden kann, werden auch damit im Zusammenhang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben. Störungen für Brutvögel der Graugans im Bereich der Rettbergsaue können insbe- sondere während der Bauphase nicht ausgeschlossen werden. Betriebsbedingte Stö- rungen sind aufgrund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr sowie der ausreichenden Entfernung (außerhalb der von GARNIEL et al. (2010) festgelegten Ef- fektdistanz von 100 m) nicht zu erwarten. Störungen für Rastvögel der Graugans können bis zu einem Abstand von 200 m zur Störquelle (200 m Störradius) wirksam sein. Rastende Graugänse halten sich in der Regel entweder auf dem Wasser oder

…/ Planfeststellungsbeschluss - 391 - A 643 auf offenen Grünland- oder Ackerflächen aufhalten, letztere kommen im Untersu- chungsgebiet nicht vor. Bezüglich der betriebsbedingten Störungen ist westlich der Brücke durch den Bau der neuen Brücke eine Verschiebung des Störradius um ca. 30 m zu erwarten. Da auf der Grundlage der vorliegenden Daten nicht ausgeschlos- sen werden kann, dass sich rastende Graugänse im 200 m-Wirkband des Vorhabens aufhalten, können auch bau- oder betriebsbedingte Störungen der Art nicht ausge- schlossen werden. Als Vermeidungsmaßnahme sind Bauzeitenregelungen (7VCEF) vorgesehen. Der Erhaltungszustand der lokalen Population wird nicht verschlechtert. Da die baubedingten Störungen nur temporär erfolgen sowie aufgrund der vorgese- henen Vermeidungsmaßnahmen, die diese während der Brutzeit reduzieren, sind Beeinträchtigungen der bestehenden Reviere, die sich in den Randbereichen der Rettbergsaue befinden, nicht zu erwarten. Dass rastende Graugänse innerhalb des 200 m-Wirkbades betroffen sein können, ist aufgrund der großflächig in unmittelbarer Umgebung vorhandener Ausweichbereiche, die ohne hohe Energieverluste erreich- bar sind und aufgrund derer es für die Graugänse möglich ist, sich in störungsärme- ren Bereichen aufzuhalten, mit einer Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Population zu erwarten. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ist. Graureiher (Ardea cinerea) Der Graureiher wurde im östlichen Bereich der Rettbergsaue, in ca. 1.500-1.600 m Entfernung zur geplanten Trasse nachgewiesen. Es handelt sich dabei um zwei Teil- kolonien mit insgesamt 40-45 Brutpaaren. Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden für die nachgewiesene Graureiherkolonie im östlichen Be- reich der Rettbergsaue aufgrund der ausreichenden Entfernung von ca. 1,5 km zur geplanten Trasse ausgeschlossen. Die ökologische Funktion im räumlichen Zusam- menhang wird gewahrt (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gegeben. Betriebsbedingte Kollisionen über das allgemeine Lebensrisiko hinaus werden auf- grund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Be- reich der Rettbergsaue ausgeschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren. Da die Schädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten bereits ausgeschlossen werden kann, werden auch damit im Zusam-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 392 - A 643 menhang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben. Für Graureiherkolonien ist ein Radius von 200 m zu berücksichtigen, innerhalb des- sen es zu Störungen für die Art kommen kann (GARNIEL et. al. 2010). Da die hier be- trachtete Kolonie jedoch in einem Abstand von >1 km zur Baustelle bzw. zur geplan- ten Trasse liegt, werden sowohl bau- als auch betriebsbedingte Störungen ausge- schlossen. Jedoch können für den im Winter genutzten Schlaf- und Sammelplatz an der Westspitze der Rettbergsaue Störungen durch den Abriss der alten Brücke nicht vollständig ausgeschlossen werden. Als Vermeidungsmaßnahme sind Bauzeitenre- gelungen (7VCEF) vorgesehen. Der Erhaltungszustand der lokalen Population ver- schlechtert sich nicht. Der Abbruch der alten Brücke erfolgt außerhalb der Brutzeit, so dass Störungen während der Brutzeit nicht zu erwarten sind. Darüber hinaus sind die vom Graureiher benötigten Lebensraumrequisiten im VS-Gebiet auf den Inseln an sehr vielen Stellen vorhanden und der Aspekt Habitate wurde für den Graureiher in der GDE mit „sehr gut“ (A) bewertet. Somit ist davon auszugehen, dass bei dennoch auftretenden Störungen genügend Möglichkeiten zum Ausweichen auf störungsärme- re Bereiche bestehen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ist. Grauspecht (Picus canus) Der Grauspecht wurde im östlichen Bereich der Rettbergsaue, in ca. 700 m Entfer- nung zur geplanten Trasse nachgewiesen. Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden für das nachgewiesene Grauspechtrevier im östlichen Be- reich der Rettbergsaue aufgrund der ausreichenden Entfernung zur geplanten Trasse ausgeschlossen. Die ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang wird ge- wahrt (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gegeben. Betriebsbedingte Kollisionen über das allgemeine Lebensrisiko hinaus werden auf- grund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Be- reich der Rettbergsaue ausgeschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren. Da die Schädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten bereits ausgeschlossen werden kann, werden auch damit im Zusam- menhang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 393 - A 643

Störungen des Grauspechtes im Bereich der Rettbergsaue können insbesondere während der Bauphase nicht ausgeschlossen werden. Durch die Störungen kann es zu Zerschneidungseffekten der wahrscheinlich auf beiden Seiten der Rettbergsaue gelegenen Revierteilbereiche kommen. Betriebsbedingte Störungen sind aufgrund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr (keine Erhöhung der Verkehrs- stärkenklasse) sowie aufgrund der großen Entfernung des nachgewiesenen Reviers, außerhalb der angegebenen Effektdistanz von 400 m zur geplanten Trasse nicht zu erwarten. Die Vermeidungsmaßnahme 7VCEF (Bauzeitenregelungen) ist vorgesehen. Der Erhaltungszustand der lokalen Population verschlechtert sich nicht. Da die bau- bedingten Störungen nur temporär erfolgen sowie aufgrund der vorgesehenen Ver- meidungsmaßnahmen, die die baubedingten Störungen während der Brutzeit redu- zieren, sind Beeinträchtigungen des bestehenden Reviers, dessen Zentrum sich zu- dem in einiger Entfernung zur geplanten Trasse befindet, nicht zu erwarten. Obwohl nicht auszuschließen ist, dass die mögliche Zerschneidungswirkung trotz der Vermei- dungsmaßnahmen verbleibt, ist aber anzunehmen, dass mit dem (größeren und überwiegend mit Wald bestandenen) östlichen Teil der Rettbergsaue ausreichend geeignete Flächen verbleiben, so dass die zeitlich begrenzten Beeinträchtigungen in ihrer Wirkung auf den Grauspecht als unerheblich bewertet werden. Darüber hinaus wird der Abriss der Brücke in Bauabschnitten erfolgen, so dass die Querung der Brü- cke nicht vollständig verhindert wird. Lediglich bei der Errichtung der Pfeiler ist es möglich, dass diese in verschiedenen Abschnitten gleichzeitig errichtet werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ist. Grünspecht (Picus viridis) Der Grünspecht wurde im Untersuchungsgebiet vier Mal festgestellt. Drei der Nach- weise liegen auf der Rettbergsaue, der vierte Nachweis erfolgte am Wiesbadener Brückenkopf ca. 370 m östlich der geplanten Trasse in der Parkanlage mit altem Baumbestand. Es ist davon auszugehen, dass die zwei Nachweise östlich der Rett- bergsaue zu einem Revier gehören, so dass insgesamt von einem Bestand von 3 Revieren auszugehen ist. Die zwei Reviere in der Rettbergsaue liegen westlich der Trasse in einem Abstand von 150 m zum bestehenden Fahrbahnrand bzw. östlich der Trasse in einem Abstand von 420 m bis ca. 920 m zum bestehenden Fahrbahnrand. Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden für die nachgewiesenen Revierzentren des Grünspechts auf der Rettbergsaue sowie in der Parkanlage am Wiesbadener Rheinufer aufgrund der

…/ Planfeststellungsbeschluss - 394 - A 643 ausreichenden Entfernung zur geplanten Trasse ausgeschlossen. Der Verbotstatbe- stand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gegeben. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko wird aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Bereich der Rettbergsaue ausgeschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren. Da die Schädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten bereits ausgeschlossen werden kann, werden auch damit im Zusam- menhang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben. Störungen der Reviere des Grünspechts können insbesondere während der Baupha- se nicht ausgeschlossen werden. Für die auf der Rettbergsaue gelegenen Reviere kann es durch die Störungen zu Zerschneidungseffekten der möglicherweise auf bei- den Seiten der Rettbergsaue gelegenen Revierteilbereiche kommen. Betriebsbeding- te Störungen sind trotz der besonderen Lärmempfindlichkeit des Grünspechtes, die bis zu 20 m zum Straßenrand noch wirksam sein kann (GARNIEL et. al. 2010), auf- grund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr (durch den Ausbau erfolgt keine Erhöhung der Verkehrsstärkenklasse) nicht zu erwarten. Westlich der Trasse kann trotz der Verschiebung des Fahrbahnrandes durch die neue Brücke keine zu- sätzliche betriebsbedingte Störung abgeleitet werden, da das Revier bereits innerhalb der Effektdistanz zum bestehenden Fahrbahnrand liegt und die Effektdistanz somit in diesem konkreten Fall nicht zugrunde gelegt werden kann. Zudem ergibt sich durch den Ausbau keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstärke. Die Nachweise des östlich der Trasse gelegenen Reviers befinden sich außerhalb der Effektdistanz. Die

Vermeidungsmaßnahme 7VCEF (Bauzeitenregelungen) ist vorgesehen. Der Erhal- tungszustand der lokalen Population verschlechtert sich nicht. Da die baubedingten Störungen nur temporär erfolgen sowie aufgrund der vorgesehenen Vermeidungs- maßnahmen, die die baubedingten Störungen während der Brutzeit reduzieren, sind Beeinträchtigungen der Reviere am Wiesbadener Brückenkopf und östlich der Brücke auf der Rettbergsaue, deren Zentren sich zudem in einigem Abstand zur Trasse be- finden, nicht zu erwarten. Für das westlich der Trasse gelegene Revier werden Stö- rungen zwar ebenfalls durch die vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen reduziert, jedoch können aufgrund der Nähe zum Baufeld (knapp 100 m) Störungen nicht voll- ständig ausgeschlossen werden. Da Grünspechte jedoch in der Regel sehr große Reviere bilden ist davon auszugehen, dass nur ein kleiner Revierteilbereich gestört wird. Aufgrund der Vermeidungsmaßnahmen sowie der vorhandenen Habitatausstat- tung ist ein Ausweichen in störungsärmere Bereiche möglich. Obwohl nicht auszu- schließen ist, dass die mögliche Zerschneidungswirkung trotz der Vermeidungsmaß-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 395 - A 643 nahmen verbleibt, ist aber anzunehmen, dass mit dem (größeren und überwiegend mit Wald in Abwechslung mit Offenlandbereichen bestandenen) östlichen Teil der Rettbergsaue sowie mit dem Mombacher Rheinufer ausreichend geeignete Flächen verbleiben, so dass die zeitlich begrenzten Beeinträchtigungen in ihrer Wirkung auf den Grünspecht als unerheblich bewertet werden. Darüber hinaus wird der Abriss der Brücke in Bauabschnitten erfolgen, so dass die Querung der Brücke nicht vollständig verhindert wird. Lediglich bei der Errichtung der Pfeiler ist es möglich, dass diese in verschiedenen Abschnitten gleichzeitig errichtet werden, so dass erhebliche Störun- gen durch den Bau der Trasse ausgeschlossen werden können. Der Verbotstatbe- stand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ist. Kleinspecht (Dryobates [Picoides; Dendrocopus] minor) Der Kleinspecht wurde mit vier Revieren in der Rettbergsaue östlich der Trasse nachgewiesen, die in einem Abstand von ca. 340 bis ca. 1.140 m zur Trasse liegen. Zwei Reviernachweise für den östlichen Teil der Rettbergsaue, in ca. 850-1.000 m Entfernung zur bestehenden Trasse, wurden erbracht. Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden für die nachgewiesenen Revierzentren des Kleinspechts östlich der Brücke im Bereich der Rettbergsaue aufgrund der ausreichenden Entfer- nung zur geplanten Trasse ausgeschlossen. Die ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang wird gewahrt (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gegeben. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko wird aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Bereich der Rettbergsaue ausgeschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender überfliegen, bzw. unterqueren. Da die Schädigung von Fort- pflanzungs- und Ruhestätten bereits ausgeschlossen werden kann, werden auch damit im Zusammenhang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben. Störungen des Kleinspechts im Bereich der Rettbergsaue können insbesondere wäh- rend der Bauphase nicht ausgeschlossen werden. Durch die Störungen kann es zu Zerschneidungseffekten zwischen den möglicherweise auf beiden Seiten der Rett- bergsaue gelegenen Revierteilbereichen kommen. Betriebsbedingte Störungen sind aufgrund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr, sowie aufgrund des ausreichenden Abstandes zur Trasse, der für alle Revierzentren größer als die kriti-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 396 - A 643 sche Effektdistanz von 200 m ist, nicht zu erwarten. Die Vermeidungsmaßnahme

7VCEF (Bauzeitenregelungen) ist vorgesehen. Der Erhaltungszustand der lokalen Po- pulation verschlechtert sich nicht. Da die baubedingten Störungen nur temporär erfol- gen sowie aufgrund der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen, die die baubeding- ten Störungen während der Brutzeit reduzieren, bzw. ausschließen, sind Beeinträch- tigungen der bestehenden Reviere, deren Zentren sich zudem in einiger Entfernung zur geplanten Trasse befinden, nicht zu erwarten. Obwohl nicht auszuschließen ist, dass die mögliche Zerschneidungswirkung trotz der Vermeidungsmaßnahmen ver- bleibt, ist aber anzunehmen, dass mit dem (größeren und überwiegend mit Wald be- standenen) östlichen Teil der Rettbergsaue ausreichend geeignete Flächen verblei- ben, so dass die zeitlich begrenzten Beeinträchtigungen in ihrer Wirkung auf den Kleinspecht als unerheblich bewertet werden. Darüber hinaus wird der Abriss der Brücke in Bauabschnitten erfolgen, so dass die Querung der Brücke voraussichtlich nicht vollständig verhindert wird. Lediglich bei der Errichtung der Pfeiler ist es mög- lich, dass diese in verschiedenen Abschnitten gleichzeitig errichtet werden, so dass erhebliche Störungen ausgeschlossen werden können. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ist. Mäusebussard (Buteo buteo) Der Mäusebussard wurde mit zwei Brutpaaren in der Rettbergsaue östlich der ge- planten Trasse nachgewiesen, die in etwa 580 m und 1.300 m Entfernung zur Trasse liegen. Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden für die nachgewiesenen Revierzentren des Mäusebussards östlich der Brücke im Bereich der Rettbergsaue aufgrund der ausreichenden Entfer- nung zur geplanten Trasse ausgeschlossen. Die ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang wird gewahrt (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gegeben. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko wird aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Bereich der Rettbergsaue ausgeschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren. Da die Schädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten bereits ausgeschlossen werden kann, werden damit im Zusammenhang stehende Verluste von Individuen ebenfalls ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 397 - A 643

Störungen des Mäusebussards im Bereich der Rettbergsaue können insbesondere während der Bauphase und für das Westliche der beiden Reviere nicht ausgeschlos- sen werden. Betriebsbedingte Störungen sind aufgrund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr sowie aufgrund des ausreichenden Abstandes zur Trasse, der größer ist als die Fluchtdistanz von 200 m, nicht zu erwarten. Die Vermeidungs- maßnahme 7VCEF (Bauzeitenregelungen) ist vorgesehen. Der Erhaltungszustand der lokalen Population verschlechtert sich nicht. Da die baubedingten Störungen nur temporär erfolgen sowie aufgrund der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen, die die baubedingten Störungen während der Brutzeit reduzieren, bzw. ausschließen, sind Beeinträchtigungen der bestehenden Reviere, deren Zentren sich zudem in eini- ger Entfernung zur geplanten Trasse befinden, nicht zu erwarten. Der Verbotstatbe- stand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG, ggf. i.V.m. Art. 16 FFH-RL, erforderlich ist. Mittelspecht (Dendrocopus medius) Reviere des Mittelspechts wurden in der Rettbergsaue, ca. 1.100 m östlich der ge- planten Trasse sowie in der Parkanlage am Wiesbadener Brückenkopf, ca. 110 m östlich der Schiersteiner Brücke nachgewiesen. Bemerkenswert ist das Vorkommen in der Parkanlage am Wiesbadener Brückenkopf, da der Mittelspecht in der Regel ein ausgesprochener Waldbewohner ist. Zwei Reviernachweise der Art auf der Rettberg- saue, in ca. 930 m bis ca. 990 m Entfernung zur bestehenden Trasse liegen vor. Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden für die nachgewiesenen Reviere des Mittelspechtes auf- grund der ausreichenden Entfernung zur geplanten Trasse ausgeschlossen. Die öko- logische Funktion im räumlichen Zusammenhang wird gewahrt (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gege- ben. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko wird aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Bereich der Rettbergsaue ausgeschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren, bzw. unterfliegen. Da die Schädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten bereits ausgeschlossen werden kann, werden damit im Zusammenhang stehende Verluste von Individuen ebenfalls ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben. Störungen des Mittelspechts können insbesondere während der Bauphase und für das Revier am Wiesbadener Brückenkopf nicht ausgeschlossen werden. Durch die

…/ Planfeststellungsbeschluss - 398 - A 643

Störungen kann es für die Reviere auf der Rettbergsaue zu Zerschneidungseffekten der möglicherweise auf beiden Seiten der Rettbergsaue gelegenen Revierteilbereiche kommen. Betriebsbedingte Störungen sind aufgrund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr nicht zu erwarten. Die für die Art festgelegte Effektdistanz von 400 m ist nicht anzuwenden, da das Revier am Wiesbadener Brückenkopf in nur ca. 110 m Abstand zur bestehenden Trasse bereits innerhalb dieser Effektdistanz liegt und sich durch den Ausbau keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstärke ergibt.

Die Vermeidungsmaßnahme 7VCEF (Bauzeitenregelungen) ist vorgesehen. Der Erhal- tungszustand der lokalen Population verschlechtert sich nicht. Da die baubedingten Störungen nur temporär erfolgen sowie aufgrund der vorgesehenen Vermeidungs- maßnahmen, die diese während der Brutzeit reduzieren, sind Beeinträchtigungen des Reviers in der Rettbergsaue, dessen Zentrum sich zudem in einiger Entfernung zur geplanten Trasse befinden, nicht zu erwarten. Obwohl nicht auszuschließen ist, dass die mögliche Zerschneidungswirkung trotz der Vermeidungsmaßnahmen verbleibt, ist aber anzunehmen, dass mit dem (größeren und überwiegend mit Wald bestandenen) östlichen Teil der Rettbergsaue ausreichend geeignete Flächen verbleiben, so dass die zeitlich begrenzten Beeinträchtigungen in ihrer Wirkung auf den Mittelspecht als unerheblich bewertet werden. Darüber hinaus wird der Abriss der Brücke in Bauab- schnitten erfolgen, so dass die Querung der Brücke voraussichtlich nicht vollständig verhindert wird. Lediglich bei der Errichtung der Pfeiler ist es möglich, dass diese in verschiedenen Abschnitten gleichzeitig errichtet werden. Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population des Mittelspechts wird auch unter Be- rücksichtigung der Störung des Reviers am nördlichen Rheinufer ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ist. Neuntöter (Lanius collurio) Der Neuntöter wurde mit zwei Revieren auf der Rettbergsaue östlich der Schierstei- ner Brücke in ca. 130 m bzw. 460 m Entfernung zur Trasse nachgewiesen. Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden für die nachgewiesenen Reviere des Neuntöters aufgrund der ausreichenden Entfernung zur geplanten Trasse ausgeschlossen. Die ökologi- sche Funktion im räumlichen Zusammenhang wird gewahrt (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gege- ben. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko wird aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Bereich

…/ Planfeststellungsbeschluss - 399 - A 643 der Rettbergsaue ausgeschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren, bzw. unterfliegen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben. Aufgrund der geringen Entfernung des Revierzentrums zum Vorhaben (lediglich ca. 50 m Entfernung zur Lagerfläche) ist für das nördliche der beiden Reviere von bau- bedingten Störungen auszugehen. Betriebsbedingte Störungen sind aufgrund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr (keine Erhöhung der Verkehrsstär- kenklasse) nicht zu erwarten. Die Vermeidungsmaßnahme 7VCEF (Bauzeitenregelun- gen) ist vorgesehen. Der Erhaltungszustand der lokalen Population verschlechtert sich nicht. Durch die vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen werden die baubeding- ten Störungen vermieden (Abbruch der alten Brücke außerhalb der Brutzeit und somit vor der in der Regel relativ späten Ankunft des Neuntöters im Brutgebiet), bzw. die Störintensität abgeschwächt (Abschirmung optischer Störreize durch blickdichte Ab- schirmung der Baustellenflächen). Darüber hinaus werden die (visuellen) Störungen im Bereich der Lagerflächen durch die umgebenden Gebüsche zusätzlich abge- schirmt. Das Revier des Neuntöters unterliegt zudem einer starken Vorbelastung, wobei neben der bestehenden Autobahnbrücke insbesondere die starke Frequentie- rung des Gebietes durch Freizeit- und Erholungssuchende zu nennen ist, so dass den Individuen des vorhandenen Reviers eine gewisse Unempfindlichkeit gegenüber Störungen durch Menschen unterstellt werden kann. Eine Verschlechterung des Er- haltungszustandes der Lokalpopulation ist nicht zu erwarten. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass eine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG nicht erforderlich ist. Schleiereule (Tyto alba) Ein Revier der Schleiereule mit „dringendem Brutverdacht“ wurde in der Rettberg- saue, in einer ca. 170 m östlich der Brücke stehenden alten Scheune, nachgewiesen. Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden für die Schleiereule, deren Brutplatz in dem Schuppen öst- lich der Brücke nachgewiesen worden ist, aufgrund der ausreichenden Entfernung zur geplanten Trasse ausgeschlossen. Die ökologische Funktion im räumlichen Zu- sammenhang wird gewahrt (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gegeben. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko wird aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Bereich der Rettbergsaue ausgeschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der

…/ Planfeststellungsbeschluss - 400 - A 643 bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit unterfliegen. Da die Schädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten bereits ausgeschlossen werden kann, werden damit im Zusammenhang stehende Verluste von Individuen ebenfalls ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben. Störungen der Schleiereule im Bereich der Rettbergsaue können insbesondere wäh- rend der Bauphase nicht ausgeschlossen werden. Betriebsbedingte Störungen sind aufgrund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr nicht zu erwarten. Die für die Art festgelegte Effektdistanz von 300 m ist nicht anzuwenden, da das Revier, bzw. der bestehende Brutplatz bereits innerhalb dieser Effektdistanz liegt und sich durch den Ausbau keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstärke ergibt. Die Ver- meidungsmaßnahmen 7VCEF (Bauzeitenregelungen) und 8VCEF (Errichtung eines blickdichten Bauzaunes) sind vorgesehen. Der Erhaltungszustand der lokalen Popu- lation verschlechtert sich nicht. Da die baubedingten Störungen nur temporär erfolgen sowie aufgrund der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen, die diese während der Brutzeit reduzieren, sind Beeinträchtigungen des bestehenden Reviers nicht zu er- warten. Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population der Schleiereule wird ausgeschlossen. Erhebliche Störungen sind daher nicht zu erwar- ten. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ist. Schwarzmilan (Milvus migrans) In der Rettbergsaue, westlich und östlich der Brücke (aber im Schwerpunkt östlich) wurde eine Brutkolonie des Schwarzmilans mit insgesamt 32 bzw. 27 Bruten festge- stellt, was als wesentliches Charakteristikum von hoher Bedeutung für die Rettberg- saue ist. Eines der festgestellten Reviere liegt direkt westlich (ca. 30 m) neben der bestehenden Autobahnbrücke, ansonsten beträgt die geringste Entfernung eines Re- vierzentrums zur bestehenden Trasse ca. 250 m. Zudem existiert seit mehreren Jah- ren in der Rettbergsaue, ca. 1-1,5 km östlich der Schiersteiner Brücke, ein Schlafplatz des Schwarzmilans, an dem sich die Tiere in der Regel nach der Brutzeit zwischen Juli und August sammeln. Im Maximum wurden dort schon bis zu 500-800 Tiere ge- zählt. Im Untersuchungsjahr 2006 wurden 150 Tiere, 2008 konnten 200-300 Individu- en gezählt werden. Die in den Vorjahren beobachtete Tendenz zu geringeren Zahlen wird auf die Schließung der Deponie in der näheren Umgebung zurückgeführt. Der direkt westlich neben der bestehenden Trasse gelegene Horststandort wird anla- gebedingt zerstört. Für alle anderen Horststandorte können anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten ausge-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 401 - A 643 schlossen werden. Der Schlafplatz im Osten der Rettbergsaue bleibt aufgrund der großen Entfernung zur Trasse ebenfalls unberührt. Der Schwarzmilan ist in der Regel reviertreu und nutzt bevorzugt alte Nester. Jedoch können auch alte Horste verlassen und neue besetzt werden, was auch durch den hier betrachteten Horststandort bestä- tigt wird, der bei den Erfassungen im Jahr 2007 gegenüber den Erfassungen von 2008 noch nicht existierte. In der Rettbergsaue ist die Anzahl der Schwarzmilan- bruten in den letzten Jahren in Folge der Schließung der in der Nähe gelegenen Mülldeponie gesunken, so dass ein hohes Angebot an alten Horsten und geeigneten Bäumen anzunehmen ist. Aufgrund der Unterschiede der erfassten Horststandorte im Osten der Rettbergsaue zwischen den Kartierungen ist davon auszugehen, dass die Situation der besetzten Horste auf der Rettbergsaue nicht statisch ist sondern jährli- chen Schwankungen unterliegt, wie dies auch die Revierverlagerungen zwischen den verschiedenen Inseln des VS-Gebietes belegen, so dass im unmittelbaren räumlichen Zusammenhang zum zerstörten Horststandort genügend Ausweichmöglichkeiten für das betrachtete Schwarzmilanrevier bestehen. Die ökologische Funktion der Fort- pflanzungs- und Ruhestätte im räumlichen Zusammenhang bleibt gewahrt (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gegeben. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko wird aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Bereich der Rettbergsaue ausgeschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren. Aufgrund der allgemeinen Vermeidungsmaß- nahmen (7VCEF, Baufeldfreimachung außerhalb der Brutzeit) können Individuenver- luste in Zusammenhang mit der Zerstörung des 2008 genutzten Horstes ausge- schlossen werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben. Für den Schwarzmilan wird eine Fluchtdistanz von 300 m angegeben, so dass dies allgemein auch für die Reichweite baubedingter Störungen angenommen werden kann. Diese Distanz wird für drei der ermittelten Brutplätze mit einer Entfernung von ca. 250 m, 295 m und 200 m zum Baufeld unterschritten. Jedoch unterliegen die Horststandorte der Kolonie auf der Rettbergsaue einer starken Vorbelastung durch anthropogene Störungen. Hier ist neben der bestehenden Autobahnbrücke, dem Schiffsverkehr und der Lage der Insel zwischen den Siedlungs- und Industrie-/ Ge- werbegebieten von Mainz und Wiesbaden insbesondere die starke Frequentierung des Gebietes durch Freizeit- und Erholungssuchende zu nennen. Innerhalb des Ge- bietes liegen zwei Campingplätze und das Gebiet ist von mehreren Wegen durchzo- gen. Aufgrund dessen liegt ein Großteil der Schwarzmilanhorste und so auch die drei

…/ Planfeststellungsbeschluss - 402 - A 643 vorgenannten Horste, bereits weit innerhalb dieses 300 m-Wirkbandes, so dass für die auf der Rettbergsaue brütenden Schwarzmilane eine real sehr viel geringere Fluchtdistanz (<200 m) anzunehmen ist. Somit ist aufgrund der Entfernung der Horste von mindestens 200 m zu den Bauflächen nicht von relevanten Zusatzbelastungen durch die Bautätigkeit auszugehen. Lediglich sehr starke Scheuchwirkung beinhal- tende Tätigkeiten wie der Abriss der alten Brücke können zu ungewohnten Zusatzbe- lastungen führen. Betriebsbedingte Störungen sind aufgrund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr und da sich durch den Ausbau keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstärke ergibt (keine Erhöhung der Verkehrsstärkenklasse) nicht zu erwarten. Durch die Verschiebung des Fahrbahnrandes um ca. 30 m nach Westen ist ebenfalls nicht mit zusätzlichen Störungen zu rechnen, da das westlich der Trasse gelegene Revier des Schwarzmilans mit rund 300 m Abstand zum zukünftigen Fahrbahnrand nach wie vor in einer ausreichenden Entfernung liegt. Die Vermei- dungsmaßnahmen 7VCEF (Bauzeitenregelungen) und 8VCEF (Errichtung eines blick- dichten Bauzaunes) sind vorgesehen. Der Erhaltungszustand der lokalen Population verschlechtert sich nicht. Durch die vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen wird die Störungsintensität verringert, bzw. wird der Abriss der alten Brücke als besondere Scheuchwirkung implizierende Tätigkeit auf den Zeitraum außerhalb der Brutzeit ver- schoben. Ein Verlassen der Horste durch Störungen kann somit ausgeschlossen werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ist. Sperber (Accipiter nisus) Ein Brutvorkommen des Sperbers wurde im östlichen Bereich der Rettbergsaue, ca. 1.350 m von der geplanten Trasse entfernt, nachgewiesen. Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden für das nachgewiesene Revier im östlichen Teil der Rett- bergsaue aufgrund der hohen Entfernung von über 1 km zur geplanten Trasse aus- geschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gege- ben. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko wird aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Bereich der Rettbergsaue ausgeschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren. Da die Schädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten bereits ausgeschlossen werden kann, werden auch damit im Zusam-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 403 - A 643 menhang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben. Störungen des Sperbers im Bereich der Rettbergsaue können insbesondere während der Bauphase nicht ausgeschlossen werden. Betriebsbedingte Störungen sind auf- grund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr und der großen Entfer- nung des Revierzentrums zur geplanten Trasse, weit außerhalb der für die Art ermit- telten Effektdistanz, nicht zu erwarten. Die Vermeidungsmaßnahme 7VCEF (Bauzei- tenregelungen) ist vorgesehen. Der Erhaltungszustand der lokalen Population wird nicht verschlechtert (= erheblich gestört). Da die baubedingten Störungen nur tempo- rär erfolgen sowie aufgrund der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen, die die baubedingten Störungen während der Brutzeit reduzieren, sind Beeinträchtigungen des bestehenden Reviers, dessen Zentrum sich zudem in ausreichender Entfernung zur geplanten Trasse befindet, nicht zu erwarten. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ist. Stockente (Anas platyrhynchos) Die Stockente wurde als Brut- und Rastvogel im Untersuchungsgebiet festgestellt und hält sich wahrscheinlich ganzjährig in der Rettbergsaue auf. Insbesondere am Wies- badener Rheinufer wurde sie in hohen Zahlen festgestellt, was durch die anlockende Wirkung durch Fütterung erklärt wird. Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden für die nachgewiesenen Reviere der Stockente in der Rett- bergsaue und am Wiesbadener Brückenkopf aufgrund der ausreichenden Entfernung zur geplanten Trasse ausgeschlossen. Die ökologische Funktion der Fortpflanzungs- und Ruhestätte im räumlichen Zusammenhang bleibt gewahrt (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gege- ben. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko wird aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Bereich der Rettbergsaue ausgeschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren, bzw. unterfliegen. Da die Schädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten bereist ausgeschlossen werden kann, werden auch damit im Zusammenhang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 404 - A 643

Störungen der Stockente im Bereich der Rettbergsaue können insbesondere wäh- rend der Bauphase nicht ausgeschlossen werden. Betriebsbedingte Störungen von Brutvögeln sind aufgrund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr nicht zu erwarten. Die in der Rettbergsaue im Rahmen der GDE nachgewiesenen Brutvor- kommen liegen außerhalb der Effektdistanz von 100 m. Am Wiesbadener Brücken- kopf gelegene Brutvorkommen der Stockente sind aufgrund der starken Bebauung auf der westlichen Seite nur östlich der Trasse zu erwarten. Östlich der Trasse ergibt sich durch das Vorhaben jedoch keine Verschiebung der Effektdistanz. Für bereits innerhalb der Effektdistanz gelegene Reviere ist diese nicht anzuwenden, da sich durch den Ausbau keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstärke ergibt. Lediglich für westlich der Trasse gelegene Rastvorkommen können betriebsbedingte Störun- gen aufgrund der Verschiebung des Fahrbahnrandes und damit einhergehend des Störradius der Rastvögel nicht ausgeschlossen werden. Es können jedoch keine An- gaben über die Anzahl betroffener Individuen gemacht werden, da Störradien für Rastvögel der Stockente derzeit nicht bekannt sind. Die Vermeidungsmaßnahme

7VCEF (Bauzeitenregelungen) ist vorgesehen. Da die baubedingten Störungen nur temporär erfolgen sowie aufgrund der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen, die die baubedingten Störungen während der Brutzeit reduzieren, sind Beeinträchtigun- gen der bestehenden Reviere, die sich zudem in einiger Entfernung zur geplanten Trasse befinden, nicht zu erwarten. Bezüglich der westlich der Trasse befindlichen Rastvorkommen ist nicht davon auszugehen, dass es sich bei den durch das Vorha- ben betroffenen Flächen um Bereiche handelt, die in ihrer Funktion als Rasthabitat von höherer Bedeutung sind als angrenzende Rheinabschnitte. Daher wird von aus- reichenden Ausweichmöglichkeiten in störungsärmere Bereiche (z.B. Niederwallufer Bucht, in der relativ hohe Rastvorkommen auch verschiedener Entenarten ermittelt wurden) ausgegangen, so dass eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population der Stockente durch betriebsbedingte Störungen ausgeschlossen wird. Erheblich Störungen sind daher nicht zu erwarten. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ist. Türkentaube (Streptopelia decaocto) Die Türkentaube wurde mit zwei Revieren am Wiesbadener Brückenkopf (eines ca. 180 m westlich der geplanten Trasse im Siedlungsbereich und eines mit ca. 15 m Abstand in der östlich der Trasse gelegenen Parkanlage in unmittelbarer Nähe zur Brücke) und einem Revier in der Rettbergsaue, direkt an der bestehenden Brücke, festgestellt.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 405 - A 643

Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten können für das nachgewiesene Revier im Bereich der Brücke nörd- lich des Rheins sowie für das Revier auf der Rettbergsaue nicht ausgeschlossen werden. Die Vermeidungsmaßnahme 7VCEF (Bauzeitenregelungen) ist vorgesehen. Da die Art insbesondere hinsichtlich der Wahl des Nistplatzes als anspruchslos gilt sowie aufgrund der weiterhin zur Verfügung stehenden geeigneten Habitate und der Tatsache, dass Türkentauben in der Regel jährlich neue Nester bauen und unter Be- rücksichtigung der aufgeführten Vermeidungsmaßnahme, bleibt die ökologische Funktion der Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang weiter- hin erhalten (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko wird aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Bereich der Rettbergsaue ausgeschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren, bzw. unterfliegen. Da der Abbruch der Brücke sowie die Baufeldfreimachung außerhalb der Brutzeit erfolgen, werden Verluste ein- zelner Individuen ausgeschlossen, so dass der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG nicht eintritt. Störungen der Türkentaube im Bereich der Rettbergsaue können insbesondere wäh- rend der Bauphase nicht ausgeschlossen werden. Betriebsbedingte Störungen sind aufgrund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr nicht zu erwarten. Ei- nes der Reviere (westlich der Trasse) liegt auch bei einer Verschiebung des Fahr- bahnrandes um ca. 30 m in Richtung Westen außerhalb der für die Art Effektdistanz von 100 m. Die anderen beiden Reviere liegen jedoch bereits weit innerhalb dieser Effektdistanz, so dass diese hier nicht anzuwenden ist bzw. auch für diese Reviere betriebsbedingte Störungen ausgeschlossen werden können, da sich durch den Aus- bau der Trasse keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstärke ergibt. Die Vermei- dungsmaßnahme 7VCEF (Bauzeitenregelungen) ist vorgesehen. Da die baubedingten Störungen nur temporär erfolgen sowie aufgrund der vorgesehenen Vermeidungs- maßnahmen, die die baubedingten Störungen während der Brutzeit reduzieren, sind Beeinträchtigungen der bestehenden Reviere nicht zu erwarten. Eine Verschlechte- rung des Erhaltungszustandes der lokalen Population der Türkentaube wird ausge- schlossen. Erhebliche Störungen sind daher nicht zu erwarten. Der Verbotstatbe- stand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahme tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme ge- mäß § 44 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ist.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 406 - A 643

Turteltaube (Streptopelia turtur) Die Turteltaube wurde mit zwei Revieren auf der Rettbergsaue nachgewiesen. Eines der Reviere befindet sich in ca. 290 m westlich der bestehenden Trasse, das Andere wurde in ca. 780 m östlich der bestehenden Trasse nachgewiesen. Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten können für beide nachgewiesenen Reviere aufgrund der ausrei- chenden Entfernung der Revierzentren zur Trasse ausgeschlossen werden. Der Ver- botstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG tritt nicht ein. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko wird aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Bereich der Rettbergsaue ausgeschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren, bzw. unterfliegen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG ist nicht gegeben. Störungen der Turteltaube im Bereich der Rettbergsaue können insbesondere wäh- rend der Bauphase nicht ausgeschlossen werden. Betriebsbedingte Störungen sind aufgrund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr nicht zu erwarten. Ei- nes der Reviere liegt außerhalb der für die Art festgelegten Effektdistanz von 500 m. Das andere Revier liegt jedoch bereits weit innerhalb dieser Effektdistanz, so dass diese hier nicht angewendet werden kann bzw. auch für dieses Revier betriebsbe- dingte Störungen ausgeschlossen werden können, da sich durch den Ausbau der Trasse keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstärke ergibt. Die Vermeidungs- maßnahme 7VCEF (Bauzeitenregelungen) ist vorgesehen. Da die baubedingten Stö- rungen nur temporär erfolgen sowie aufgrund der vorgesehenen Vermeidungsmaß- nahmen, die die baubedingten Störungen während der Brutzeit reduzieren, sind Be- einträchtigungen der bestehenden Reviere nicht zu erwarten. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ist. Turmfalke (Falco tinnunculus) Im Untersuchungsgebiet wurde ein Brutvorkommen des Turmfalken am Wiesbadener Brückenkopf, westlich der Trasse im Siedlungsbereich festgestellt. Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden für das nachgewiesene Revier des Turmfalken östlich des Hafengebietes aufgrund der ausreichenden Entfernung zur geplanten Trasse ausge- schlossen. Eine indirekte Beschädigung oder Zerstörung der Fortpflanzungs- oder Ruhestätte durch Störungen kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, da sich

…/ Planfeststellungsbeschluss - 407 - A 643 durch den Bau der zweiten Brücke eine Verschiebung der Effektdistanz um ca. 30 m ergibt, so dass das vorher in ausreichender Entfernung zu Trasse gelegene Revier und innerhalb der für die Art festgelegten Effektdistanz von 100 m liegt. Durch das Anbringen einer Nisthilfe im unmittelbaren räumlichen Zusammenhang zur betroffe- nen Fortpflanzungs- und Ruhestätte außerhalb der Effektdistanz von 100 m zum Fahrbahnrand der geplanten Trasse bleibt die ökologische Funktion der Fortpflan- zungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang gewahrt (§ 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko wird aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Bereich der Rettbergsaue ausgeschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren, bzw. unterfliegen. Da eine direkte Schädigung von Fortpflanzungs- und Ruhestätten bereits ausgeschlossen werden kann, werden auch damit im Zusammenhang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben. Störungen des nachgewiesenen Reviers des Turmfalken östlich des Hafens können insbesondere während der Bauphase nicht ausgeschlossen werden. Betriebsbeding- te Störungen können zu einer Beschädigung oder Zerstörung der Fortpflanzungs- und Ruhestätten führen und werden bereits unter dem Verbotstatbestand des § 44

Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG behandelt. Die Vermeidungsmaßnahme 7VCEF (Bauzeitenre- gelungen) ist vorgesehen. Da die baubedingten Störungen nur temporär erfolgen so- wie aufgrund der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen, die die baubedingten Stö- rungen während der Brutzeit reduzieren, sind Beeinträchtigungen des bestehenden Reviers nicht zu erwarten. Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der loka- len Population des Turmfalken wird ausgeschlossen. Erhebliche Störungen sind da- her nicht zu erwarten. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Vermeidungs- und CEV-Maßnahmen tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ist. Waldkauz (Strix aluco) Ein Revier des Waldkauzes wurde ca. 1.460 m östlich der geplanten Trasse in der Rettbergsaue nachgewiesen. Anlage- bzw. baubedingte Beschädigungen oder Zerstörungen der Fortpflanzungs- und Ruhestätten werden für das nachgewiesene Revier des Waldkauzes im östlichen Bereich der Rettbergsaue aufgrund der ausreichenden Entfernung zur geplanten

…/ Planfeststellungsbeschluss - 408 - A 643

Trasse von über 1 km ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko wird aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Bereich der Rettbergsaue ausgeschlossen, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren, bzw. unterfliegen. Da Schädigung der Fort- pflanzungs- und Ruhestätten bereits ausgeschlossen werden kann, werden auch damit im Zusammenhang stehende Verluste von Individuen ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG tritt nicht ein. Störungen des Waldkauzes im Bereich der Rettbergsaue können insbesondere wäh- rend der Bauphase nicht ausgeschlossen werden. Betriebsbedingte Störungen sind aufgrund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr sowie aufgrund der großen Entfernung des nachgewiesenen Reviers zur geplanten Trasse nicht zu er- warten. Die Vermeidungsmaßnahme 7VCEF (Bauzeitenregelungen) ist vorgesehen. Da die baubedingten Störungen nur temporär erfolgen sowie aufgrund der vorgese- henen Vermeidungsmaßnahmen, die die baubedingten Störungen während der Brut- zeit reduzieren, sind Beeinträchtigungen des bestehenden Reviers, dessen Zentrum sich zudem in über 1 km Entfernung zur geplanten Trasse befindet, nicht zu erwarten. Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population des Wald- kauzes kann ausgeschlossen werden. Erhebliche Störungen sind daher nicht zu er- warten. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG (erhebliche Störung) tritt nicht ein. Unter Berücksichtigung der Wirkungsprognose und der vorgesehenen Vermeidungs- maßnahme tritt kein Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 ein, so dass keine Ausnahme gemäß § 44 Abs. 7 BNatSchG erforderlich ist. Außerdem ist zu prüfen, ob durch das Bauvorhaben für weitere europäische Vogelar- ten artengruppenbezogen Verbotstatbestände auftreten können: Artengruppenbezogene Prüfung der europäischen Vogelarten: Für die europäischen Vogelarten Brutvögel-Waldarten Amsel, Blaumeise, Buchfink, Buntspecht, Dohle, Eichelhäher, Fitis, Gartenbaumläufer, Kleiber, Kohlmeise, Mistel- drossel, Ringeltaube, Rotkehlchen, Schwanzmeise, Singdrossel, Sumpfmeise, Wei- denmeise, Zaunkönig und Zilpzalp ergibt sich kein über das allgemeine Lebensrisiko hinausgehendes Kollisionsrisiko. Ein solches erhöhtes Kollisionsrisiko ist aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die bestehende Trasse und da sich durch das Vorhaben keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstärke ergibt, im Sied- lungsbereich nördlich des Rheins nicht zu erwarten. Im Bereich der Rettbergsaue kann ein erhöhtes Kollisionsrisiko ebenfalls ausgeschlossen werden, da die Ausge-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 409 - A 643 staltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren bzw. unter- fliegen. Da der Abbruch der Brücke außerhalb der Hauptrast- und Brutzeiten und die

Baufeldbefreiung außerhalb der Brutzeit erfolgt (7VCEF Bauzeitenregelungen), können Verluste einzelner Individuen ausgeschlossen werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (Fangen, Töten, Verletzen) tritt nicht ein. Betriebsbedingte Störungen im Siedlungsbereich Wiesbaden sind aufgrund der be- stehenden Vorbelastung durch die A 643 und dadurch, dass sich durch den Ausbau keine Erhöhung der Verkehrsstärkenklasse ergibt, nicht zu erwarten. Durch die Ver- schiebung des Fahrbahnrandes um wenige Meter ergibt sich lediglich entsprechend eine Verschiebung der jeweiligen Effektdistanzen. Aufgrund der Lage potenzieller Brutvorkommen innerhalb des Industrie- und Gewebegebietes und der dortigen be- grenzten Habitatausstattung ist jedoch davon auszugehen, dass diese sich bereits zum Großteil innerhalb der angegebenen Effektdistanzen befinden, so dass eine stö- rungsbedingte Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Lokalpopulation aus- geschlossen wird. Im Bereich der Rettbergsaue sind Verschiebungen der Effektdis- tanzen lediglich westlich der Brücke möglich. Aufgrund der großflächig vorhandenen Ausweichmöglichkeiten und der starken Vorbelastung des Gebietes ist aber nicht von einer störungsbedingten Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Lokalpopu- lation auszugehen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Da vorhabenbedingt Waldbestände nur in einem sehr geringen Umfang durch den Bau der Brücke beeinträchtigt werden und zudem im Bereich der Rettbergsaue sowie in den parkähnlichen Bereichen nördlich des Rheins ausreichend geeignete Habitate weiterhin zur Verfügung stehen, kann die ökologische Funktion potenziell betroffener Fortpflanzungs- und Ruhestätten weiterhin erhalten werden. Zudem dient die vorge- sehene Kompensationsmaßnahme in den Rheinwiesen zwischen Oestrich-Winkel und Geisenheim einer Aufwertung des Lebensraumes für die Arten (Maßnahme

5AFFH). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein. Für einzelne relevante Vogelarten der Brutvögel-Waldarten stellt sich die artenschutz- rechtliche Prüfung wie folgt dar: Hohltaube (Columba oenas) Die Hohltaube wurde mit zwei Revieren im östlichen Teil der Rettbergsaue, in ca. 660-1.600 m Abstand zur bestehenden Trasse nachgewiesen. Vorkommen im Sied- lungsbereich sind aufgrund der Habitatansprüche der Art und der vorhandenen Habi- tatausstattung nicht zu erwarten. Aufgrund der ausreichenden Entfernung der Revierzentren zum Vorhaben können eine Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten sowie damit in Zusammen-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 410 - A 643 hang stehende Individuenverluste ausgeschlossen werden. Ein erhöhtes Kollisionsri- siko kann ausgeschlossen werden, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren bzw. unterfliegen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG tritt nicht ein. Betriebsbedingte Störungen können für Hohltauben bis zu einem Abstand von 500 m zur Trasse wirksam sein. Aufgrund der Lage der Revierzentren außerhalb dieser Ef- fektdistanz und der bestehenden Vorbelastung können Störungen durch den Betrieb der Trasse ausgeschlossen werden. Baubedingte Störungen werden durch die vor- gesehenen Maßnahmen zum Teil auf Zeiträume außerhalb der Brutzeit verschoben. Darüber hinaus sind aufgrund der Entfernung der Revierzentren zur Trasse keine Störungen zu erwarten, eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Lokal- population ausgeschlossen werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG tritt nicht ein. Da die festgestellten Reviere der Hohltaube auf der Ostseite der Rettbergsaue in >500 m entfernt liegen, ist eine Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein. Kernbeißer (Coccothraustes coccothraustes) Der Kernbeißer wurde im östlichen Bereich der Rettbergsaue in mind. 200 m Entfer- nung zum Vorhaben nachgewiesen. Vorkommen im Siedlungsbereich sind aufgrund der Habitatansprüche der Art und der vorhandenen Habitatausstattung nicht zu er- warten. Aufgrund der ausreichenden Entfernung der Revierzentren zum Vorhaben können eine Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten sowie damit in Zusammen- hang stehende Individuenverluste ausgeschlossen werden. Ein erhöhtes Kollisionsri- siko kann ausgeschlossen werden, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren bzw. unterfliegen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG tritt nicht ein. Betriebsbedingte Störungen können für Kernbeißer bis zu einem Abstand von 100 m zur Trasse wirksam sein. Aufgrund der Lage der Revierzentren außerhalb dieser Ef- fektdistanz und der bestehenden Vorbelastung können Störungen durch den Betrieb der Trasse ausgeschlossen werden. Baubedingte Störungen werden durch die vor- gesehenen Maßnahmen zum Teil auf Zeiträume außerhalb der Brutzeit verschoben. Darüber hinaus sind aufgrund der Entfernung der Revierzentren zur Trasse keine Störungen zu erwarten, eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Lokal-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 411 - A 643 population ausgeschlossen werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG tritt nicht ein. Eine Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten wird auf- grund der Entfernung der Nachweise zum Vorhaben ausgeschlossen. Der Verbots- tatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein. Pirol (Oriolus oriolus) Der Pirol wurde mit 5-6 Revieren auf der Rettbergsaue nachgewiesen. Ein Vorkom- men im Siedlungsbereich ist aufgrund der Habitatansprüche der Art nicht zu erwar- ten. Westlich der Trasse wurde bei beiden Kartierungen jeweils 1 Revier festgestellt, so dass auch insgesamt von einem Revier im westlichen Bereich der Rettbergsaue auszugehen ist. Der Abstand eines Reviers beträgt zum Vorhaben 125-200 m. Individuenverluste im Zusammenhang mit einer Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten können ausgeschlossen werden. Ein erhöhtes Kollisionsrisiko kann ausgeschlossen werden, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend ent- spricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren bzw. unterfliegen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG tritt nicht ein. Betriebsbedingte Störungen können für den Pirol bis zu einem Abstand von 400 m zur Trasse wirksam sein. Westlich der Trasse kommt es zu einer Verschiebung der Effektdistanz entsprechend der Fahrbahnbreite. Das westlich der Trasse festgestellte Revier liegt in Teilbereichen innerhalb der Effektdistanz zum neuen aber auch schon zum alten Fahrbahnrand, so dass das Wirkungsband von 400 m hier nicht uneinge- schränkt angewendet werden kann. Da die Verschiebung des Fahrbahnrandes um lediglich ca. 30 m erfolgt, wird darüber hinaus von hinreichenden Ausweichmöglich- keiten in störungsärmere Bereiche ausgegangen. Die weiteren Reviere liegen außer- halb der Effektdistanz. Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Lokalpo- pulation durch den Betrieb der Trasse wird ausgeschlossen. Baubedingte Störungen sind für Teilbereiche des westlich der Trasse nachgewiesenen Reviers möglich, da der Abstand zum Baufeld für einen Nachweis lediglich ca. 125 m beträgt. Durch die vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen 7VCEF wird die Störungsintensität abge- schwächt bzw. wird ein Teil der störenden Tätigkeiten wie der Abriss der alten Brücke auf Zeiträume außerhalb der Brutzeit verschoben. Darüber hinaus wird von hinrei- chenden Ausweichmöglichkeiten in störungsärmere Bereiche ausgegangen. Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Lokalpopulation wird ausgeschlos- sen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG tritt nicht ein.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 412 - A 643

Eine Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten wird auf- grund der Entfernung der Nachweise zum Vorhaben ausgeschlossen. Der Verbots- tatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein. Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca) Der Trauerschnäpper wurde in mind. 800-900 m Entfernung zum Vorhaben im östli- chen Bereich der Rettbergsaue nachgewiesen. Vorkommen im Siedlungsbereich sind aufgrund der Habitatansprüche der Art und der vorhandenen Habitatstrukturen nicht zu erwarten. warten. Aufgrund der ausreichenden Entfernung der Reviernachweise zum Vorhaben können eine Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten sowie damit in Zusammen- hang stehende Individuenverluste ausgeschlossen werden. Ein erhöhtes Kollisionsri- siko kann ausgeschlossen werden, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren bzw. unterfliegen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG tritt nicht ein. Betriebsbedingte Störungen können für Trauerschnäpper bis zu einem Abstand von 200 m zur Trasse wirksam sein. Aufgrund der Lage der Reviernachweise außerhalb dieser Effektdistanz und der bestehenden Vorbelastung können Störungen durch den Betrieb der Trasse ausgeschlossen werden. Baubedingte Störungen werden durch die vorgesehenen Maßnahmen zum Teil auf Zeiträume außerhalb der Brutzeit ver- schoben. Darüber hinaus sind aufgrund der Entfernung der Revierzentren zur Trasse keine Störungen zu erwarten, eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Lokalpopulation ausgeschlossen werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG tritt nicht ein. Eine Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten wird auf- grund der Entfernung der Nachweise zum Vorhaben ausgeschlossen. Der Verbots- tatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein. Für die Brutvögel-Waldrand/ Gehölze/ Kleingärten/ Dörfer/ halboffene Feldflur/ siedlungsnahe Grünflächen Dorngrasmücke, Elster, Feldschwirl, Gartengrasmücke, Gimpel, Grauschnäpper, Grünling, Hausrotschwanz, Heckenbraunelle, Mönchsgras- mücke, Nachtigall, Rabenkrähe und Star ergibt sich ein über das allgemeine Lebens- risiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko aufgrund der bereits bestehenden Vorbelas- tungen durch die bestehende Trasse und da sich durch das Vorhaben keine wesent- liche Erhöhung der Verkehrsstärke ergibt, im Siedlungsbereich nördlich des Rheins nicht zu erwarten. Im Bereich der Rettbergsaue kann ein erhöhtes Kollisionsrisiko ebenfalls ausgeschlossen werden, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits

…/ Planfeststellungsbeschluss - 413 - A 643 derzeit in ausreichender Höhe queren bzw. unterfliegen. Da der Abbruch der Brücke außerhalb der Hauptrast- und Brutzeiten und die Baufeldbefreiung außerhalb der

Brutzeit erfolgt (7VCEF Bauzeitenregelungen und 8VCEF Bauzaun), können Verluste einzelner Individuen ausgeschlossen werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG (Fangen, Töten, Verletzen) tritt nicht ein. Betriebsbedingte Störungen im Siedlungsbereich Wiesbaden sind aufgrund der be- stehenden Vorbelastung durch die A 643 und dadurch, dass sich durch den Ausbau keine Erhöhung der Verkehrsstärkenklasse ergibt, nicht zu erwarten. Durch die Ver- schiebung des Fahrbahnrandes um wenige Meter ergibt sich lediglich entsprechend eine Verschiebung der jeweiligen Effektdistanzen. Aufgrund der Lage potenzieller Brutvorkommen innerhalb des Industrie- und Gewebegebietes und der dortigen be- grenzten Habitatausstattung ist jedoch davon auszugehen, dass diese sich bereits zum Großteil innerhalb der angegebenen Effektdistanzen befinden, so dass eine stö- rungsbedingte Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Lokalpopulation aus- geschlossen wird. Im Bereich der Rettbergsaue sind Verschiebungen der Effektdis- tanzen lediglich westlich der Brücke möglich. Aufgrund der großflächig vorhandenen Ausweichmöglichkeiten und der starken Vorbelastung des Gebietes ist aber nicht von einer störungsbedingten Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Lokalpopu- lation auszugehen. Störungen der Arten können insbesondere während der Baupha- se nicht ausgeschlossen werden. Durch die vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen werden Störungen während der Brutzeit jedoch reduziert bzw. auf Zeiträume außer- halb der Brutzeit verschoben. Eine störungsbedingte Verschlechterung des Erhal- tungszustandes der Lokalpopulation wird ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Da vorhabenbedingt potenzielle Fortpflanzungs- und Ruhestätten nur in einem sehr geringen Umfang durch den Ausbau der bestehenden Autobahn beeinträchtigt wer- den und zudem im Bereich der Rettbergsaue sowie in den parkähnlichen Bereichen nördlich des Rheins ausreichend geeignete Habitate weiterhin zur Verfügung stehen, kann die ökologische Funktion potenziell betroffener Fortpflanzungs- und Ruhestätten weiterhin erhalten werden. Zudem dient die vorgesehene Kompensationsmaßnahme in den Rheinwiesen zwischen Oestrich-Winkel und Geisenheim einer Aufwertung des

Lebensraumes für die Arten (Maßnahme 5AFFH). Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein. Für einzelne relevante Vogelarten der Brutvögel im Bereich von Waldrand, Gehölzen, Kleingärten, Dörfern, halboffener Feldflur und siedlungsnahen Grünflächen stellt sich die artenschutzrechtliche Prüfung wie folgt dar: Feldsperling (Passer montanus)

…/ Planfeststellungsbeschluss - 414 - A 643

Der Feldsperling wurde in den parkartigen Strukturen zwischen Rheinufer und Schiersteiner Hafen in mind. ca. 270 m zum Vorhaben nachgewiesen. Vorkommen im Siedlungsbereich sind aufgrund der Habitatansprüche der Art und der vorhandenen Habitatausstattung nicht zu erwarten. Aufgrund der ausreichenden Entfernung der Reviernachweise zum Vorhaben können eine Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten sowie damit in Zusammen- hang stehende Individuenverluste ausgeschlossen werden. Ein erhöhtes Kollisionsri- siko kann ausgeschlossen werden, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren bzw. unterfliegen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG tritt nicht ein. Betriebsbedingte Störungen können für den Feldsperling bis zu einem Abstand von 100 m zur Trasse wirksam sein. Aufgrund der Lage der Reviernachweise außerhalb dieser Effektdistanz und der bestehenden Vorbelastung können Störungen durch den Betrieb der Trasse ausgeschlossen werden. Baubedingte Störungen werden durch die vorgesehenen Maßnahmen zum Teil auf Zeiträume außerhalb der Brutzeit ver- schoben. Darüber hinaus sind aufgrund der Entfernung der Revierzentren zur Trasse keine Störungen zu erwarten, eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Lokalpopulation ausgeschlossen werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG tritt nicht ein. Eine Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten wird auf- grund der Entfernung der Nachweise zum Vorhaben ausgeschlossen. Der Verbots- tatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein Gelbspötter (Hippolais icterina) 5 Reviere des Gelbspötters auf der Rettbergsaue wurden nachgewiesen, davon la- gen 3 in weniger als 200 m Entfernung zur bestehenden Trasse. Vorkommen im Siedlungsbereich sind aufgrund der Habitatansprüche der Art und der vorhandenen Habitatausstattung nicht zu erwarten. Für eines der Reviere kann zwar eine baubedingte Zerstörung der Fortpflanzungs- stätte nicht ausgeschlossen werden, dennoch können damit in Zusammenhang ste- hende Individuenverluste durch die vorgesehenen Maßnahmen (7VCEF) vermieden werden. Ein erhöhtes Kollisionsrisiko kann ausgeschlossen werden, da die Ausge- staltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren bzw. unter- fliegen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG tritt nicht ein. Betriebsbedingte Störungen können für den Gelbspötter bis zu einem Abstand von 200 m zur Trasse wirksam sein. Aufgrund der Lage der Reviernachweise außerhalb dieser Effektdistanz und der bestehenden Vorbelastung können Störungen durch den

…/ Planfeststellungsbeschluss - 415 - A 643

Betrieb der Trasse ausgeschlossen werden. Baubedingte Störungen führen für eines der ermittelten Reviere des Gelbspötters aufgrund der Lage zwischen den ausgewie- senen Baufeldern (weniger als 10 m Abstand) zu einem Verlust des genutzten Brut- standortes. Zwei weitere Reviere liegen in ca. 60-90 m und 130 m Abstand zum Bau- feld, so dass baubedingte Störungen nicht ausgeschlossen werden können. Für die weiteren Reviere werden Störungen aufgrund des ausreichenden Abstandes von über 600 m zum Baufeld ausgeschlossen. Durch die vorgesehenen Vermeidungs- maßnahmen wird die Störungsintensität abgeschwächt bzw. auf Zeiträume außerhalb der Brutzeit verlegt. Da zudem die Reviere durch die Männchen jährlich neu gegrün- det werden und die vorhandene Habitatausstattung ein Ausweichen auf störungsär- mere Bereiche ermöglicht, ist keine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Lokalpopulation zu erwarten. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG tritt nicht ein. Für eines der Reviere kann eine baubedingte Zerstörung der Fortpflanzungsstätte nicht ausgeschlossen werden. Die ökologische Funktion der Fortpflanzungs- und Ru- hestätten im räumlichen Zusammenhang bleibt jedoch gewahrt, da die Reviere durch die Männchen jährlich neu gegründet werden, so dass auch jährlich neue Nester ge- baut werden und somit in Zusammenhang mit der vorhandenen Habitatausstattung ein Ausweichen auf andere Bereiche möglich ist. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein. Girlitz (Serinus serinus) Der Girlitz wurde im östlichen Bereich der Rettbergsaue (in mind. ca. 200 m Entfer- nung zum Vorhaben), in den parkähnlichen Strukturen zwischen Schiersteiner Hafen und Rheinufer (in mind. 270-290 m Entfernung zum Vorhaben) und östlich der Trasse in den parkartigen Bereichen am Wiesbadener Brückenkopf nachgewiesen. Darüber hinaus können Vorkommen der Art im Siedlungsbereich nicht ausgeschlossen wer- den. Eine Zerstörung der Fortpflanzungs- oder Ruhestätte kann nach Darlegung des Gut- achters zwar nicht ausgeschlossen werden, jedoch werden eventuell in Zusammen- hang stehende Individuenverluste durch die vorgesehenen Maßnahmen (7VCEF) auf jeden Fall vermieden. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinausgehendes Kollisi- onsrisiko ist aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Trasse und da sich durch den Ausbau keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstär- ke ergibt im Siedlungsbereich nördlich des Rheins nicht zu erwarten. Im Bereich der Rettbergsaue kann ein erhöhtes Kollisionsrisiko ausgeschlossen werden, da die Aus- gestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren, bzw. unter- fliegen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 416 - A 643

Betriebsbedingte Störungen können für den Girlitz bis zu einem Abstand von 200 m zur Trasse wirksam sein. Für Vorkommen östlich der Trasse ist aufgrund der beste- henden Vorbelastung nicht mit zusätzlichen Störungen zu rechnen. Westlich der Trasse kommt es zu einer Verschiebung der Effektdistanz entsprechend der Fahr- bahnbreite. Die Vorkommen südlich des Schiersteiner Hafens sind aufgrund der aus- reichenden Entfernung, auch zum neuen Trassenverlauf, nicht betroffen. Potenzielle Vorkommen im Siedlungsbereich können jedoch innerhalb des neuen 200 m- Wirkbandes liegen, so dass betriebsbedingte Störungen nicht vollständig ausge- schlossen werden können. Aufgrund der dortigen begrenzten Habitatausstattung ist jedoch mit einem geringen Betroffenheitsumfang zu rechnen. Darüber hinaus erfolgt die Verschiebung der Effektdistanz um lediglich 30 m, so dass Möglichkeiten zum Ausweichen in störungsärmere Bereiche bestehen. Eine Verschlechterung des Erhal- tungszustandes der Lokalpopulation durch den Betrieb der Trasse ist nicht zu erwar- ten. Baubedingte Störungen können ebenfalls nicht ausgeschlossen werden. Durch die vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen werden diese jedoch zum Teil auf Zeit- räume außerhalb der Brutzeit verschoben. Eine Verschlechterung des Erhaltungszu- standes der Lokalpopulation durch baubedingte Störungen ist nicht zu erwarten. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Eine Zerstörung oder Beschädigung potenzieller der Fortpflanzungs- und Ruhestätten kann am Wiesbadener Brückenkopf durch die Ausweisung der Baufelder nicht aus- geschlossen werden. Ebenso können potenzielle Vorkommen im Siedlungsbereich betroffen sein. Aufgrund der besonderen Störungsempfindlichkeit der Art gegenüber Straßenverkehr ist jedoch höchstens mit vereinzelten Vorkommen in den durch Flä- cheninanspruchnahme betroffenen Bereichen zu rechnen, darüber hinaus sind po- tenzielle Habitate nur in einem sehr geringen Flächenumfang betroffen. Aufgrund dessen sowie in Zusammenhang mit den vorhandenen Ausweichmöglichkeiten und da der Girlitz jährlich bzw. mehrfach im Jahr neue Nester anlegt, bleibt die ökologi- sche Funktion der Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang gewahrt. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein Haussperling (Passer domesticus) Der Haussperling wurde am Wiesbadener Brückenkopf sowohl östlich als auch west- lich der Trasse nachgewiesen. Darüber hinaus sind Vorkommen der Art im Sied- lungsbereich wahrscheinlich. Eine Beschädigung oder Zerstörung der Fortpflanzungs- oder Ruhestätte kann nach Darlegung des Gutachters zwar nicht ausgeschlossen werden, jedoch werden even- tuell in Zusammenhang stehende Individuenverluste durch die vorgesehenen Maß- nahmen (7VCEF) auf jeden Fall vermieden. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hin- ausgehendes Kollisionsrisiko ist aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen

…/ Planfeststellungsbeschluss - 417 - A 643 durch die vorhandene Trasse und da sich durch den Ausbau keine wesentliche Erhö- hung der Verkehrsstärke ergibt im Siedlungsbereich nördlich des Rheins nicht zu er- warten. Im Bereich der Rettbergsaue kann ein erhöhtes Kollisionsrisiko ausgeschlos- sen werden, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren, bzw. unterfliegen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG tritt nicht ein. Betriebsbedingte Störungen können für den Haussperling bis zu einem Abstand von 100 m zur Trasse wirksam sein. Für Vorkommen östlich der Trasse ist aufgrund der bestehenden Vorbelastung nicht mit zusätzlichen Störungen zu rechnen. Westlich der Trasse kommt es zu einer Verschiebung der Effektdistanz entsprechend der Fahr- bahnbreite. Potenzielle Vorkommen im Siedlungsbereich können innerhalb des neu- en 100 m-Wirkbandes liegen, so dass betriebsbedingte Störungen nicht vollständig ausgeschlossen werden können. Aufgrund der dortigen begrenzten Habitatausstat- tung ist jedoch mit einem geringen Betroffenheitsumfang zu rechnen. Darüber hinaus erfolgt die Verschiebung der Effektdistanz um lediglich 30 m, so dass Möglichkeiten zum Ausweichen in störungsärmere Bereiche bestehen. Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Lokalpopulation durch den Betrieb der Trasse ist nicht zu erwarten. Baubedingte Störungen können ebenfalls nicht vollständig ausgeschlossen werden. Durch die vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen werden diese zum Teil auf Zeiträume außerhalb der Brutzeit verlegt. Eine Verschlechterung des Erhaltungs- zustandes der Lokalpopulation ist nicht zu erwarten. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG tritt nicht ein. Eine Zerstörung oder Beschädigung potenzieller Fortpflanzungs- oder Ruhestätten kann am Wiesbadener Brückenkopf sowie in den Siedlungsbereichen durch die Aus- weisung der Baufelder nicht ausgeschlossen werden. Aufgrund der Störungsempfind- lichkeit der Art gegenüber Straßenverkehr ist jedoch höchstens mit vereinzelten Vor- kommen in den durch Flächeninanspruchnahme betroffenen Bereichen zu rechnen, darüber hinaus sind potenzielle Habitate in einem sehr geringen Flächenumfang be- troffen. Aufgrund dessen sowie in Zusammenhang mit den vorhandenen Ausweich- möglichkeiten und da der Haussperling jährlich bzw. mehrfach im Jahr neue Nester anlegt, bleibt die ökologische Funktion der Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räum- lichen Zusammenhang gewahrt Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein. Mauersegler (Apus apus) Der Mauersegler wurde in den parkartigen Bereichen am Schiersteiner Rheinufer lediglich als Nahrungsgast nachgewiesen. Wahrscheinliche Brutvorkommen liegen an den Gebäuden des Siedlungsbereiches.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 418 - A 643

Da Gebäude durch das Vorhaben nicht in Anspruch genommen werden, können Indi- viduenverluste in Zusammenhang mit einer Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ru- hestätten ausgeschlossen werden. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus ge- hendes Kollisionsrisiko ist aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die bestehende Trasse und, da sich durch den Ausbau keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstärke ergibt, im Siedlungsbereich nördlich des Rheins nicht zu erwarten. Im Bereich der Rettbergsaue kann ein erhöhtes Kollisionsrisiko ebenfalls ausge- schlossen werden, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brü- cke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausrei- chender Höhe queren bzw. unterfliegen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG ist nicht gegeben. Eine Wirkdistanz von betriebsbedingten Störungen ist für den Mauersegler nicht be- kannt. Aufgrund des häufigen Vorkommens der Art in Großstädten, auch an stark befahrenen Straßen, ist jedoch von einer gewissen Unempfindlichkeit auszugehen. Aufgrund dessen und in Zusammenhang mit der bestehenden Vorbelastung wird eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes durch betriebsbedingte Störungen aus- geschlossen. Baubedingte Störungen können nicht vollständig ausgeschlossen wer- den. Durch die vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen werden diese zum Teil auf den Zeitraum außerhalb der Brutzeit verschoben. Eine Verschlechterung des Erhal- tungszustandes der Lokalpopulation durch den Betrieb der Trasse ist nicht zu erwar- ten. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG ist nicht gegeben. Da Gebäude durch das Vorhaben nicht betroffen sind, kann eine Zerstörung oder Beschädigung potenzieller der Fortpflanzungs- und Ruhestätten ausgeschlossen werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein. Wacholderdrossel (Turdus pilaris) Die Wacholderdrossel wurde in den parkähnlichen Strukturen am Wiesbadener Brü- ckenkopf nachgewiesen. Potenzielle Vorkommen im Siedlungsbereich sind nicht aus- zuschließen. Eine Beschädigung oder Zerstörung der Fortpflanzungs- oder Ruhestätte durch die Baufeldfreiräumung kann nach Darlegung des Gutachters zwar nicht ausgeschlossen werden, jedoch werden eventuell in Zusammenhang stehende Individuenverluste die vorgesehenen Maßnahmen (7VCEF) auf jeden Fall vermieden. Ein über das allgemei- ne Lebensrisiko hinausgehendes Kollisionsrisiko ist aufgrund der bereits bestehen- den Vorbelastungen durch die vorhandene Trasse und da sich durch den Ausbau keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstärke ergibt im Siedlungsbereich nördlich des Rheins nicht zu erwarten. Im Bereich der Rettbergsaue kann ein erhöhtes Kollisi- onsrisiko ausgeschlossen werden, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits

…/ Planfeststellungsbeschluss - 419 - A 643 derzeit in ausreichender Höhe queren, bzw. unterfliegen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG tritt nicht ein. Betriebsbedingte Störungen können für die Wacholderdrossel bis zu einem Abstand von 200 m zur Trasse wirksam sein. Für Vorkommen östlich der Trasse ist aufgrund der bestehenden Vorbelastung nicht mit zusätzlichen Störungen zu rechnen. Westlich der Trasse kommt es zu einer Verschiebung der Effektdistanz entsprechend der Fahrbahnbreite. Potenzielle Vorkommen im Siedlungsbereich können innerhalb des 200 m-Wirkbandes liegen, so dass betriebsbedingte Störungen nicht vollständig aus- geschlossen werden können. Aufgrund der dortigen begrenzten Habitatausstattung ist jedoch mit einem geringen Betroffenheitsumfang zu rechnen. Darüber hinaus er- folgt die Verschiebung der Effektdistanz um lediglich 30 m, so dass Möglichkeiten zum Ausweichen in störungsärmere Bereiche bestehen. Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Lokalpopulation durch den Betrieb der Trasse ist nicht zu erwarten. Baubedingte Störungen können ebenfalls nicht vollständig ausgeschlossen werden. Durch die vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen 7VCEF werden diese zum Teil auf Zeiträume außerhalb der Brutzeit verlegt. Eine Verschlechterung des Erhal- tungszustandes der Lokalpopulation ist nicht zu erwarten. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG tritt nicht ein. Eine Zerstörung oder Beschädigung potenzieller Fortpflanzungs- oder Ruhestätten kann am Wiesbadener Brückenkopf sowie in den Siedlungsbereichen durch die Aus- weisung der Baufelder nicht ausgeschlossen werden. Aufgrund der besonderen Stö- rungsempfindlichkeit der Art gegenüber Straßenverkehr ist jedoch höchstens mit ver- einzelten Vorkommen in den durch Flächeninanspruchnahme betroffenen Bereichen zu rechnen, darüber hinaus sind potenzielle Habitate in einem sehr geringen Flä- chenumfang betroffen. Aufgrund dessen sowie in Zusammenhang mit den vorhande- nen Ausweichmöglichkeiten bzw. der ohnehin wenig ausgeprägten Brutplatztreue der Wacholderdrossel bleibt die ökologische Funktion der Fortpflanzungs- und Ruhestät- ten im räumlichen Zusammenhang gewahrt. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein. Für die Rastvögel/ Teilsiedler Gewässer Blässhuhn, Bergente, Gänsesäger, Hau- bentaucher, Heringsmöwe, Kormoran, Lachmöwe, Löffelente, Mittelmeermöwe, Teichhuhn, Krickente, Reiherente, Samtente, Schellente, Schnatterente, Silbermöwe, Spießente, Steppenmöwe, Sturmmöwe, Tafelente, Trauerente, Zwergmöwe, Zwerg- säger und Zwergtaucher kann ein über das allgemeine Lebensrisiko hinaus gehendes Kollisionsrisiko aufgrund der Vermeidungsmaßnahmen sowie der bereits bestehen- den Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke ausgeschlossen werden. Da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren bzw.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 420 - A 643 unterfliegen, können betriebsbedingte Verluste einzelner Individuen durch Kollisionen ausgeschlossen werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG tritt nicht ein. Betriebsbedingte Störungen sind lediglich westlich der Trasse zu erwarten, da nur hier eine Verschiebung der Effekt- oder Fluchtdistanzen entsprechend der Verschie- bung des Fahrbahnrandes zu erwarten ist und sich durch den Ausbau keine Erhö- hung der Verkehrsstärkenklasse ergibt. Darüber hinaus können Störungen der Arten während der Bauphase nicht ausgeschlossen werden. Es ist jedoch nicht davon aus- zugehen, dass es sich bei den durch das Vorhaben betroffenen Flächen um Bereiche handelt, die in ihrer Funktion als Rast- oder Bruthabitat von höherer Bedeutung sind als angrenzende Rheinabschnitte. Daher wird von ausreichenden Ausweichmöglich- keiten in störungsärmere Bereiche (z.B. Niederwallufer Bucht, in der relativ hohe Rastvorkommen auch verschiedener Wasservögel ermittelt wurden) ausgegangen, so dass eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population der Arten durch bau- oder betriebsbedingte Störungen ausgeschlossen wird. Der Ver- botstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG tritt nicht ein. Da vorhabenbedingt potenzielle Ruhestätten nur in einem sehr geringen Umfang durch den Bau der Brücke beeinträchtigt werden und zudem in den angrenzenden Rheinabschnitten ausreichend geeignete Habitate weiterhin zur Verfügung stehen, kann die ökologische Funktion potenziell betroffener Ruhestätten weiterhin erhalten werden. Da der Abbruch der Brücke außerhalb der Hauptrast- und Brutzeiten erfolgt, können Verluste einzelner Individuen ausgeschlossen werden. Zerstörungen oder Beschädigungen der Ruhestätten sowie damit im Zusammenhang stehende Verluste von Individuen können daher ausgeschlossen werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein. Für die Brutvögel-Offenland Bachstelze und Sumpfrohrsänger ist ein über das all- gemeine Lebensrisiko hinausgehendes Kollisionsrisiko aufgrund der bereits beste- henden Vorbelastungen durch die bestehende Trasse und da sich durch den Ausbau keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstärke ergibt, im Siedlungsbereich nördlich des Rheins nicht zu erwarten (betrifft nur die Bachstelze). Im Bereich der Rettberg- saue kann erhöhtes Kollisionsrisiko ausgeschlossen werden, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogel- arten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren bzw. unterfliegen. Da der Abbruch der Brücke außerhalb der Hauptrast- und Brutzeiten und die Baufeldbe- freiung außerhalb der Brutzeit erfolgt (7VCEF Bauzeitenregelungen), können Verluste einzelner Individuen ausgeschlossen werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG tritt nicht ein.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 421 - A 643

Betriebsbedingte Störungen im Siedlungsbereich Wiesbaden sind aufgrund der be- stehenden Vorbelastung durch die A 643 und dadurch, dass sich durch den Ausbau keine Erhöhung der Verkehrsstärkenklasse ergibt, nicht zu erwarten. Durch die Ver- schiebung des Fahrbahnrandes um wenige Meter ergibt sich lediglich entsprechend eine Verschiebung der jeweiligen Effektdistanzen. Aufgrund der Lage potenzieller Brutvorkommen innerhalb des Industrie- und Gewebegebietes und der dortigen be- grenzten Habitatausstattung ist jedoch davon auszugehen, dass diese sich bereits zum Großteil innerhalb der angegebenen Effektdistanzen befinden, so dass eine stö- rungsbedingte Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Lokalpopulation aus- geschlossen wird (betrifft nur Bachstelze). Im Bereich der Rettbergsaue sind Ver- schiebungen der Effektdistanzen lediglich westlich der Brücke möglich. Aufgrund der großflächig vorhandenen Ausweichmöglichkeiten und der starken Vorbelastung des Gebietes ist aber nicht von einer störungsbedingten Verschlechterung des Erhal- tungszustandes der Lokalpopulation auszugehen. Störungen der Arten können ins- besondere während der Bauphase nicht ausgeschlossen werden. Durch die vorgese- henen Vermeidungsmaßnahmen 7VCEF und 8VCEF werden Störungen jedoch reduziert bzw. auf Zeiträume außerhalb der Brutzeit verschoben. Eine störungsbedingte Ver- schlechterung des Erhaltungszustandes der Lokalpopulation wird ausgeschlossen. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG tritt nicht ein. Da vorhabenbedingt potenzielle Ruhestätten nur in einem sehr geringen Umfang durch den Bau der Brücke beeinträchtigt werden und zudem im Bereich der Rett- bergsaue sowie in den Bereich nördlich des Rheins ausreichend geeignete Habitate weiterhin zur Verfügung stehen, kann die ökologische Funktion potenziell betroffener Ruhestätten weiterhin erhalten werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein. Für einzelne relevante Vogelarten der Offenland-Brutvögel stellt sich die artenschutz- rechtliche Prüfung wie folgt dar: Stieglitz (Carduelis carduelis) Der Stieglitz wurde auf der Rettbergsaue und am Schiersteiner Rheinufer bzw. Wies- badener Brückenkopf sowohl östlich als auch westlich der Trasse nachgewiesen. Vorkommen im Siedlungsbereich sind nicht auszuschließen Eine Beschädigung oder Zerstörung von Fortpflanzungs- oder Ruhestätten kann zwar nicht vollständig ausgeschlossen werden, jedoch werden damit in Zusammenhang stehende Individuenverluste durch die vorgesehenen Maßnahmen (7VCEF) vermieden. Ein über das allgemeine Lebensrisiko hinausgehendes Kollisionsrisiko ist aufgrund der bereits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Trasse und da sich durch den Ausbau keine wesentliche Erhöhung der Verkehrsstärke ergibt im Sied- lungsbereich nördlich des Rheins nicht zu erwarten. Im Bereich der Rettbergsaue

…/ Planfeststellungsbeschluss - 422 - A 643 kann ein erhöhtes Kollisionsrisiko ausgeschlossen werden, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren bzw. unterfliegen. Der Ver- botstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG tritt nicht ein. Betriebsbedingte Störungen können für den Stieglitz bis zu einem Abstand von 100 m zur Trasse wirksam sein. Für Vorkommen östlich der Trasse ist aufgrund der beste- henden Vorbelastung nicht mit zusätzlichen Störungen zu rechnen. Westlich der Trasse kommt es zu einer Verschiebung der Effektdistanz entsprechend der Fahr- bahnbreite. Potenzielle Vorkommen im Siedlungsbereich sowie im westlichen Teil der Rettbergsaue können innerhalb des 100 m-Wirkbandes liegen, so dass betriebsbe- dingte Störungen nicht vollständig ausgeschlossen werden können. Aufgrund der dortigen begrenzten Habitatausstattung ist jedoch mit einem geringen Betroffenheits- umfang zu rechnen. Darüber hinaus erfolgt die Verschiebung der Effektdistanz um lediglich 30 m, so dass Möglichkeiten zum Ausweichen in störungsärmere Bereiche bestehen. Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Lokalpopulation durch den Betrieb der Trasse ist nicht zu erwarten. Baubedingte Störungen können ebenfalls nicht vollständig ausgeschlossen werden. Durch die vorgesehenen Vermei- dungsmaßnahmen 7VCEF und 8VCEF werden diese jedoch reduzier bzw. auf Zeiträume außerhalb der Brutzeit verschoben. Eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der Lokalpopulation ist nicht zu erwarten. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG tritt nicht ein. Eine Zerstörung oder Beschädigung potenzieller Fortpflanzungs- oder Ruhestätten kann durch die Ausweisung der Baufelder nicht ausgeschlossen werden. Aufgrund der besonderen Störungsempfindlichkeit der Art gegenüber Straßenverkehr ist jedoch höchstens mit vereinzelten Vorkommen in den durch Flächeninanspruchnahme be- troffenen Bereichen zu rechnen, darüber hinaus sind potenzielle Habitate in einem sehr geringen Flächenumfang betroffen. Aufgrund dessen sowie in Zusammenhang mit den vorhandenen Ausweichmöglichkeiten und da der Stieglitz jährlich bzw. mehr- fach im Jahr neue Nester anlegt, bleibt die ökologische Funktion der Fortpflanzungs- und Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang gewahrt. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein. Für Rastvögel/ Nahrungsgäste Bekassine, Eisvogel, Bruchwasserläufer, Flussufer- läufer, Nachtreiher, Rauchschwalbe, Saatkrähe und Weißstorch kann gleichfalls ein über das allgemeine Lebensrisiko hinausgehendes Kollisionsrisiko aufgrund der be- reits bestehenden Vorbelastungen durch die vorhandene Brücke im Bereich der Rett- bergsaue sowie im Bereich nördlich des Rheins ausgeschlossen werden. Da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren bzw.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 423 - A 643 unterfliegen, können betriebsbedingte Verluste einzelner Individuen ausgeschlossen werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG tritt nicht ein. Betriebsbedingte Störungen sind lediglich westlich der Trasse zu erwarten, da nur eine Verschiebung der Effekt- oder Fluchtdistanz zu erwarten ist und sich durch den Ausbau keine Erhöhung der Verkehrsstärkeklasse ergibt. Darüber hinaus können Störungen der Arten während der Bauphase nicht ausgeschlossen werden. Es ist nicht davon auszugehen, dass es sich bei den durch das Vorhaben betroffenen Flä- chen um Bereiche handelt, die in ihrer Funktion als Rast- oder Bruthabitat von höhe- rer Bedeutung sind als angrenzende Rheinabschnitte. Daher wird von ausreichenden Ausweichmöglichkeiten in störungsärmere Bereiche (z.B. Niederwallufer Bucht, in der relativ hohe Rastvorkommen verschiedener Arten ermittelt wurden) ausgegangen, so dass eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes der lokalen Population der Ar- ten durch den Bau oder Betrieb der Trasse ausgeschlossen wird. Der Verbotstatbe- stand des § 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG tritt nicht ein. Da vorhabenbedingt potenzielle Ruhestätten nur in einem sehr geringen Umfang durch den Bau der Brücke beeinträchtigt werden und zudem im Bereich der Rettberg- saue sowie in den Bereichen nördlich des Rheins ausreichend geeignete Habitate weiterhin zur Verfügung stehen, kann die ökologische Funktion potenziell betroffener Fortpflanzungs- und Ruhestätten weiterhin erhalten werden. Der Verbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG tritt nicht ein.

6.4 Zusammenfassung Unter Heranziehung des Artenschutzbeitrags konnten die artenschutzrechtlichen Vorgaben in der Planfeststellung geprüft werden. In einem ersten Schritt sind aus der Gruppe der nachgewiesenen und potenziell im Untersuchungsgebiet vorkommenden Arten die Arten ausgewählt worden, die im Rahmen des Artenschutzbeitrages detail- liert betrachtet wurden. Für diese Arten sind Formblätter erstellt worden, in denen alle artrelevanten Informationen dargestellt sind. Gleichzeitig konnte auf dieser Grundlage eine Prognose, ob durch das geplante Vorhaben artenschutzrechtliche Schädigungs- und Störungsverbote gemäß § 44 Abs. 1 BNatSchG eintreten, vorgenommen werden. Dabei sind projektbezogenen Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Verminderung von

Beeinträchtigungen 7VCEF (Bauzeitenregelungen) und 8VCEF (Errichtung eines blick- dichten Bauzaunes) berücksichtigt worden. Neben diesen Vermeidungsmaßnahmen ist eine weitere vorgezogene Ausgleichsmaßnahme i.S. des § 44 Abs. 5 BNatSchG

(3ACEF [Anlage eines Turmfalkennistkastens]) vorgesehen. Die RWZ gestattet dem ASV Wiesbaden einen Nistkasten für Turmfalken an einer möglichst hohen Stelle der Silos anzubringen (siehe ergänzende Vereinbarung vom 12.04.2011). Diese Maß- nahme dient dazu, die Funktion der durch das Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 424 - A 643 und Ruhestätten der jeweiligen Art im räumlich-funktionalen Zusammenhang zu er- halten. Unter Heranziehung der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen sowie der vorge- zogenen Ausgleichsmaßnahmen kann das Eintreten der artenschutzrechtlichen Schädigungs- und Störungsverbote des § 44 Abs. 1 BNatSchG i.V.m. § 44 Abs. 5 BNatSchG für den Großteil der geschützten Arten nicht konstatiert werden. Im Zuge der Prognose der Verbotstatbestände werden auch die Schutzbestimmungen des § 19 Abs. 3 BNatSchG berücksichtigt. Werden als Folge des Eingriffs Biotope zer- stört, die für dort wild lebende Tiere und wild wachsende Pflanzen der streng ge- schützten Arten nicht ersetzbar sind, ist der Eingriff nur zulässig, wenn er aus zwin- genden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses gerechtfertigt ist. Aus diesem Grund ist für die streng geschützten Arten eine Beurteilung vorzunehmen, ob vorhabenbedingt nicht ersetzbare Biotope der entsprechenden Art zerstört werden bzw. welche Maßnahmen ggf. die Wiederherstellung betroffener Biotope vorsehen. Für die geschützten Arten nach Anhang IV FFH-RL bzw. die europäischen Vogelar- ten gilt, dass die nicht ersetzbaren Biotope im Sinne des § 19 Abs. 3 BNatSchG den artenschutzrechtlichen essenziellen Habitatbestandteilen entsprechen, so dass eine Berücksichtigung der Vorgaben über die Prüfung der artenschutzrechtlichen Verbots- tatbestände erfolgte. Sofern für einzelne Arten eine Zerstörung von Habitaten erfolgt, wie den Turmfalken, dienen die vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen dazu, ent- sprechende Habitate wiederherzustellen. Streng geschützte Arten, die nicht nach Anhang IV FFH-RL bzw. Art. 1 VRL geschützt sind, kommen im Untersuchungsraum der A 643 nicht vor, so dass eine Berücksichtigung von Arten über die in den Prüfbö- gen behandelten Arten hinaus, nicht erfolgen musste. Im Übrigen kommen im Unter- suchungsgebiet keine artenschutzrechtlich relevanten Pflanzenarten des Anhang IV der FFH-RL oder sonstige streng geschützte Pflanzenarten vor. Im Rahmen der artenschutzrechtlichen Prüfung wurden die Anhang IV-Arten und eu- ropäischen Vogelarten geprüft. In der Vorprüfung wurden die nicht europarechtlich relevanten Arten unabhängig von ihrem Gefährdungsgrad und alle Arten, die entwe- der außerhalb der Wirkzone des Vorhabens nachgewiesen sind, oder die gegenüber den Wirkfaktoren unempfindlich sind, von einer vertieften Untersuchung ausgeschie- den. Auch sind die national streng geschützten Arten im Rahmen der Eingriffsrege- lung berücksichtigt worden. Nach § 44 Abs. 5 BNatSchG wurde für den nach § 14 BNatSchG zulässigen Eingriff in Natur und Landschaft das Eintreten der Verbotstat- bestände des § 44 Abs. 1 Nr. 1 bis 3 BNatSchG einzelfallbezogen abgeprüft. Für 6 die Arten des Anhang IV der FFH-RL und 18 europäische Vögel (Brut- und Rastvö- gel) konnte das Eintreten eines oder mehrerer Verbotstatbestände nicht sicher aus-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 425 - A 643 geschlossen werden, so dass sie einer Einzelfallprüfung unterzogen wurden (siehe vorstehende Nr. 5.2 und 5.3). Von den im Untersuchungsgebiet nachgewiesenen Tierarten des Anhangs IV FFH- RL ist keine Art durch Beeinträchtigungen des Vorhabens betroffen, so dass Verbots- tatbestände des Art. 12 FFH-RL gleichfalls nicht erfüllt sind. Die Verbotstatbestände des Art. 5 VRL sind ebenfalls nicht erfüllt. Denn die mit dem Vorhaben verbundenen Beeinträchtigungen sind nicht relevant. Die Sicherung eines dauerhaften Niveaus der Bestände der Vogelarten ist nicht gefährdet. Unter Berücksichtigung der für jede einzelne Art dargelegten Vermeidungs-, Minimie- rungs- und CEF-Maßnahmen geht die Planfeststellungsbehörde davon aus, dass die Verbotstatbestände des § 44 BNatSchG für jede Art vermieden werden. Eine Aus- nahme nach § 45 Abs. 7 BNatSchG wurde vom Vorhabenträger demzufolge nicht beantragt und musste im Planfeststellungsbeschluss auch nicht erteilt werden. Denn mit den Antragsunterlagen wird, wie die vorstehende Prüfung belegt, plausibel nach- gewiesen, dass durch das beantragte Bauvorhaben keine Verbotstatbestände des § 44 BNatSchG für Arten des Anhangs IV der FFH-RL sowie europäische Vogelarten zu erwarten sind (siehe auch Stellungnahme des Regierungspräsidium Darmstadt, Dez. V 53.1 [Eingriffsregelung, Planungsbeiträge], zuletzt vom 31.03.2010/ 17.01.2011). Danach sind im Untersuchungsraum neben den vorkommenden europä- ischen Vogelarten die folgenden streng geschützten Tierarten nach Anhang IV der FFH-RL betrachtungsrelevant: - Asiatische und Grüne Keiljungfer - Wasserfledermaus, Großer Abendsegler, Zwergfledermaus, Breitflügelfledermaus Die beiden Libellenarten wurden ausschließlich an der Ost- und Westspitze der Rett- bergsaue nachgewiesen. Eine Beeinträchtigung ihrer Fortpflanzungs- und Ruhestät- ten kann deshalb ausgeschlossen werden. Im Bereich des Baufelds wurden keine Fledermausquartiere nachgewiesen. Potenziell geeignete Höhlenbäume oder Ge- bäude werden durch die Baumaßnahme ebenfalls nicht beeinträchtigt. Demgemäß folgte die obere Naturschutzbehörde dem Ergebnis des artenschutzrechtlichen Fach- beitrags, wonach eine Zerstörung der Fortpflanzungs- oder Ruhestätten ausge- schlossen werden kann. Dieser Wertung schließt sich die Planfeststellungsbehörde an. Zur Vermeidung eines zusätzlichen Kollisionsrisikos werden Restriktionen bezüg- lich der nächtlichen Ausleuchtung der Baustelle festgelegt. Die im Untersuchungsraum vorkommenden europäischen Vogelarten werden im ar- tenschutzrechtlichen Fachbeitrag vollständig betrachtet. Durch bauzeitliche Be- schränkungen für die Freimachung des Baufeldes, den Abriss der Brücke und den Erdarbeiten im Bereich der Rheinwiesen sowie durch die Errichtung eines blickdich- ten Bauzauns auf der Rettbergsaue können Beeinträchtigungen der Avifauna vermie-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 426 - A 643 den werden. Für die Arten Schwarzmilan, Türkentaube und Gelbspötter werden durch das Baufeld ein Horststandort und Revierstandorte direkt zerstört. Aufgrund der bau- betrieblichen Festlegungen verbunden mit der Möglichkeit des Ausweichens auf stö- rungsärmere Bereiche im räumlichen Zusammenhang können die negativen Folgen der Maßnahme jedoch weitestgehend vermieden werden. Für den Brutplatz des Turmfalken im östlichen Hafengebiet sind jedoch Beeinträchti- gungen möglich, die zu einer Verschlechterung der lokalen Population führen können. Durch das Anbringen eines Ersatzbrutplatzes im Vorfeld der Baumaßnahme kann sichergestellt werden, dass die ökologische Funktion der betroffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätte im räumlichen Zusammenhang weiterhin erfüllt wird. Abschließend führt die obere Naturschutzbehörde aus: „Insgesamt liegt gemäß § 44 Abs.5 BNatSchG bei Berücksichtigung der Vermei-

dungsmaßnahmen und Realisierung der CEF-Maßnahme 3ACEF kein Verstoß ge- gen das Verbot des §44 Abs.1 Nr.1 und 3 BNatSchG vor. Die Erteilung einer artenschutzrechtlichen Ausnahme ist nicht erforderlich. Die Nebenbestimmungen Nr. 2, 7 und 15 zum bauzeitlichen Management werden auf Grundlage der Bestimmungen des § 39 Abs.5 Nr.2 BNatSchG festgelegt. Nach dieser Vorschrift ist es aus Gründen des Artenschutzes verboten, Gehölze in der Zeit vom 01.03 bis 30.09. abzuschneiden oder auf den Stock zu setzen. Die Nebenbestimmungen sind Bestandteil der Auflagen unter A, Ziffer IV,3 Punkte 2, 7 und 15.

6. Naturschutz und Landschaftspflege Der mit dem planfestgestellten Bauvorhaben verbundene Eingriff in Natur und Land- schaft i.S.d. § 14 BNatSchG durfte nach § 17 Abs. 1 BNatSchG zugelassen werden, da das Vermeidungsgebot beachtet und die unvermeidbaren verbleibenden, erhebli- chen und nachhaltigen Eingriffe kompensiert werden (siehe unter A, Ziffer III,2.3). Diese Entscheidung ergeht im Benehmen mit der zuständigen Naturschutzbehörde. Die von der oberen Naturschutzbehörde genannten Nebenbestimmungen sind unter A, Ziffer IV,3 aufgeführt. Dabei wurden die geltenden Anforderungen des nationalen und gemeinschaftlichen Naturschutzrechtes beachtet. Dies gilt für die Grundsätze der Eingriffsregelung nach dem BNatSchG betreffend den Eingriffstatbestand (§ 14), die Eingriffsfolgenbewältigung (§§ 15 f.) und das Verfahren der Eingriffszulassung (§ 17). In § 7 des Hessischen Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz (HAGB- NatSchG) vom 20. Dezember 2010 (GVBl. I S. 629) sind ergänzende Bestimmungen zum Vollzug der Eingriffsregelung enthalten. Der getroffenen Entscheidung steht nicht entgegen, dass im Zeitpunkt der Planung noch das HENatG (im Ausgangsver- fahren in der Fassung von 1996) grundsätzlich Anwendungsvorrang hatte und dem- entsprechend von der planenden Behörde und der Anhörungsbehörde zu Grunde gelegt wurde. Im Änderungsverfahren fand schon das BNatSchG 2010 Anwendung.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 427 - A 643

Das planfestgestellte Vorhaben berücksichtigt die Belange des Natur- und Land- schaftschutzes angemessen. Die mit Vorhaben verbundenen Eingriffe in Natur und Landschaft werden mit den im landschaftspflegerischen Begleitplan getroffenen Maßnahmen vollständig kompensiert. Hinsichtlich der von dem planfestgestellten Vorhaben betroffenen gemeinschaftsrechtlich geschützten Arten bleibt der Erhal- tungszustand günstig bzw. verschlechtert sich gegenüber dem Istzustand nicht oder aber es bleibt die ökologische Funktion im räumlichen Zusammenhang gewahrt (sie- he unter C, Ziffer IV,5 [Artenschutz]). Nach § 17 Abs. 4 Sätze 3 und 4 BNatSchG sind die erforderlichen Angaben über Ort, Art, Umfang und zeitlichen Ablauf des Eingriffes sowie die vorgesehenen Maßnah- men zur Vermeidung, zum Ausgleich und zum Ersatz der Beeinträchtigung von Natur und Landschaft einschließlich der Angaben zur tatsächlichen und rechtlichen Verfüg- barkeit der für Ausgleich und Ersatz benötigten Flächen im landschaftspflegerischen Begleitplan in Text und Karte dargestellt. Der landschaftspflegerische Begleitplan umfasst – neben den notwendigen Maßnahmen nach § 34 Abs. 5 BNatSchG – auch die vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen nach § 44 Abs. 5 BNatSchG. Der land- schaftspflegerische Begleitplan ist eine Zusammenfassung aller erforderlichen land- schaftspflegerischen Maßnahmen und stellt ihre Verknüpfung mit den verfolgten na- turschutzfachlichen Zielen dar.

6.1 Feststellung der Rechtsfolgen Nach § 17 Abs. 1 BNatSchG ist für die Feststellung der Rechtsfolgen bei Vorliegen des Eingriffs in erster Linie die Behörde zuständig, die nach dem jeweiligen Fachrecht entscheidet. Die fachrechtlichen Zulassungstatbestände zur Frage, ob ein Vorhaben an dem nach Fachrecht bestimmten Standort zulassungsfähig ist, werden durch die Eingriffsregelung ergänzt. Ziel der Eingriffsregelung ist es, den Vorschriften des Fach- rechts (hier des Fernstraßenrechts) ein auf die Bedürfnisse des Naturschutzes und der Landschaftspflege zugeschnittenes Folgenbewältigungssystem zur Seite zu stel- len. Der Verursacher ist verpflichtet, aus dem Kreis der mit einem Eingriff definitions- gemäß verbundenen erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft diejenigen zu unterlassen, die vermeidbar sind. Ob ein Vorhaben an einem bestimmten Standort zulässig ist, richtet sich auch in naturschutzrechtlicher Hinsicht nach den materiellen Vorgaben des Fachrechts unter Berücksichtigung des Ergebnisses einer sachgerechten Abwägung, gegebenenfalls auch unter Abstrichen des Zielerfüllungsgrads. Vorliegend haben die festgestellten Straßenbaumaßnahmen im Zuge der A 643 mit den von ihr verfolgten fachplanerischen Zielen unter Berück- sichtigung der naturschutzrechtlichen Abwägungsklausel Vorrang vor den Belangen des Naturschutzes und der Landschaftspflege einzuräumen ist. Die Feststellung, dass das Vorhaben die Zulassungsvoraussetzungen erfüllt, markiert das Ende der …/ Planfeststellungsbeschluss - 428 - A 643 fachgesetzlich gesteuerten materiellen Prüfung und stellt somit die Vorentscheidung für die Anwendung des §§ 14 ff. BNatSchG dar. Sie bildet den Einstieg in das natur- schutzrechtliche Prüfprogramm. Bei dieser Prüfung wurde das naturschutzrechtliche Gebot, vermeidbare Beeinträch- tigungen von Natur und Landschaft durch Eingriffe zu unterlassen, (Vermeidungsge- bot), das striktes Recht ist (§ 15 Abs. 1 Satz 1 BNatSchG), beachtet. Das Vermei- dungsgebot verpflichtet den Verursacher, dass Vorhaben so umweltschonend wie möglich umgesetzt werden. Eine Beeinträchtigung von Natur und Landschaft ist ver- meidbar, wenn zumutbare Alternativen den mit Eingriff verfolgten Zweck am gleichen Ort (d.h. Ausführungsvarianten am geplanten Standort) ohne oder mit geringeren Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu erreichen gegeben ist (§ 15 Abs. 1 Satz 2 BNatSchG). Dies ist vorliegend nicht der Fall, weil in Bezug auf die gewählte Variante keine zumutbare Alternative besteht (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer IV,10 [Alternativlösungen] und V,1 [Planungsvarianten]). Die fachplanerische Abwägung, die beim Bau von Bundesfernstraßen die berührten öffentlichen und privaten Belange einschließlich der Umweltverträglichkeit im Rah- men der Abwägung berücksichtigt (§§ 3 Abs. 1, 17 Satz 2 FStrG), hat die Notwendig- keit der Maßnahme nicht in Frage gestellt und die Geeignetheit des hier festgestellten Vorhabens einschließlich der Kohärenz-, CEF-, FCS-, Ausgleichs- und Ersatzmaß- nahmen bestätigt. Die Anforderungen des Naturschutzes und der Landschaftspflege, die einem Abwägungsvorbehalt unterworfen sind (§ 2 Abs. 1 BNatSchG), führen vor- liegend zu keiner anderen Entscheidung. Dabei wurde vom Vorhabenträger bei der Planung und von der Planfeststellungsbehörde bei der Planfeststellung beachtet, dass grundsätzlich der Zugang in die fachplanerische Abwägung und die Eingriffsre- gelung erst dann eröffnet ist, wenn die Anforderungen des zwingend zu beachtenden Rechtes wie z.B. Gebiets- oder Artenschutz erfüllt sind (zum Gebietsschutz siehe die Ausführungen unter C, Ziffer IV [Zulässigkeit des Vorhabens nach § 34 BNatSchG i.V.m. FFH-Richtlinie] und zum Artenschutz unter C, Ziffer V,5 [Artenschutz]). Neben der Eingriffsregelung sind andere Regelungen, wie die zum Artenschutz (§ 39 ff., insb. § 44 Abs. 5 BNatSchG) maßgeblich; der Vorschrift kommt in der Regel eine ergänzende Bedeutung zu. Der Verursacher – hier der Vorhabenträger – ist nach dem Ausgleichs- und Ersatz- gebot verpflichtet, unvermeidbare Beeinträchtigungen durch Maßnahmen des Natur- schutzes und der Landschaftspflege vorrangig auszugleichen (Ausgleichsmaßnah- men) (§ 15 Satz 1 und 2 BNatSchG) oder zu ersetzen (Ersatzmaßnahmen) (§ 15 Abs. 2 Satz 1 BNatSchG). Ein Eingriff darf nicht zugelassen oder durchgeführt werden, wenn die Beeinträchtigungen nicht zu vermeiden oder nicht in angemessener Frist auszugleichen oder zu ersetzen sind und die Belange des Naturschutzes und der

…/ Planfeststellungsbeschluss - 429 - A 643

Landschaftspflege bei der Abwägung aller Anforderungen an Natur und Landschaft anderen Belangen im Range vorgehen (§ 15 Abs. 5 BNatSchG). Bei der Feststellung des Plans wurde im Rahmen der Abwägung die Verpflichtung, einen Ausgleich herbeizuführen, der den Erfordernissen des Verhältnismäßigkeits- grundsatzes gerecht wird, berücksichtigt. Dabei stellte die vorgenommene Optimie- rung der technischen Planung unter Beachtung des Gebietsschutzes hinsichtlich der Anforderungen von Natur und Landschaft nach geltenden Gesetzen und Richtlinien die wichtigste Aufgabe der landschaftspflegerischen Begleitplanung dar. Dass bei der Planung noch die damals geltenden landesrechtlichen Vorschriften herangezogen wurden, steht der Beurteilung des Vorhabens nach den mit dem BNatSchG vom 29. Juli 2009 ab 1. März 2010 in Kraft getretenen Vorschriften in Verbindung der abwei- chenden Regelung des § 7 HAGBNatSchG zu Ersatzmaßnahmen nicht entgegen. Bei der Planfeststellung wurde der Leitsatz, Vermeidung und Verminderung von ne- gativen Auswirkungen gehen dem naturschutzrechtlichen Ausgleich und Ersatz sowie der Ersatzzahlung als nachrangigem Mittel vor, beachtet. Da die Eingriffsvermeidung sowie Ausgleich und Ersatz nicht gleichwertig sind, sind die Eingriffsfolgen entspre- chend abzuschichten. Das heißt, in erster Linie geht es um die Eingriffsvermeidung. Nach § 15 Abs. 2 Satz 1 BNatSchG ist der Ausgleich im Verhältnis zum Ersatz nicht mehr vorrangig. Gemäß § 7 Abs. 1 Satz 1 HAGBNatSchG gelten Ersatzmaßnahmen nach § 15 Abs. 2 Satz 3 BNatSchG als Ausgleichsmaßnahmen nach § 15 Abs. 2 Satz 2 BNatSchG. Damit wird – abweichend von der Regelung des § 15 Abs. 2 Satz 1 BNatSchG – Ausgleich und Ersatz als gleichrangig behandelt.

6.2 Bestandserfassung Ferner genügt die der Planfeststellung zu Grunde liegende Bestandserfassung den Anforderungen. Dabei ist die Behörde grundsätzlich nicht zur Erstellung eines lücken- losen Arteninventars verpflichtet. Die Art und Umfang, Methodik und Untersuchungs- tiefe der vorgenommenen fachgutachtlichen Untersuchungen zur Ermittlung der ar- tenschutzrechtlichen Betroffenheiten im Planungsraum sind auf die maßgeblich von den naturräumlichen Gegebenheiten abgestellt worden. Dabei wurde neben der Be- standserfassung vor Ort auch eine Auswertung bereits vorhandener Erkenntnisse und Fachliteratur, die sich wechselseitig ergänzen, vorgenommen (siehe Deckblatt zum Erläuterungsbericht betr. landschaftspflegerischen Begleitplan [lfd. Nr. 11 der Unterlagen], Kap. 3, S. 10 ff.). Als Grundlage zur Ermittlung der für die Eingriffsrege- lung planungsrelevanten Funktionen des Naturhaushaltes und Landschaftsbildes wa- ren avifaunistische Kartierungen (NaturProfil 2006) und Fledermauskartierungen

(SIMON & WIDDIG 2007) (siehe Unterl. 12.10). Zur Entwurfsplanung wurden in 2008 die

Biotoptypen und Lebensraumtypen (AVENA) kartiert sowie ergänzende faunistischen

Untersuchungen (SIMON & WIDDIG) durchgeführt (siehe Unterl. 12.0 Anlage 3). Die …/ Planfeststellungsbeschluss - 430 - A 643

übrigen Naturgüter sind der vorliegenden UVS zur A 643/ Schiersteiner Brücke (Na- turProfil 2007) entnommen (siehe Unterlage 12.11). Vor dem Hintergrund der arten- schutzrechtlichen Anforderungen wurden auch alle Hinweise auf Vorkommen natur- schutzfachlich bedeutsamer Tiere und Pflanzen, vor allem zu Arten des Anhang IV der FFH-RL und zu europäischen Vogelarten, im Hinblick auf die Relevanz für den Untersuchungsraum ausgewertet. Der Untersuchungsraum wird in die Bezugsräume 1 „Siedlungsbereich“ (umfasst den Bereich des Schiersteiner Kreuzes bis zum hessischen Rheinufer) und 2 „Rettberg- saue“ unterteilt. Das FFH-und Naturschutzgebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ ist aus zwei ehemals getrennten Rheininseln, der eigentlichen Rettbergsaue und dem Biebricher Werth entstanden. Die Rinne zwischen den ehemaligen Rheininseln ist noch heute im Gelände deutlich zu erkennen. Im Bezugsraum „Siedlungsbereich“ wurde die aus der UVS vorliegende Biotoptypenkartierung aktualisiert und maßstäb- lich konkretisiert. Dabei wurde ein Untersuchungskorridor von 100 m beidseitig der A 643 bzw. A 66 zu Grunde gelegt. Im Bereich des Schiersteiner Kreuzes wurde der Untersuchungsraum der UVS erweitert. Im Bezugsraum „Rettbergsaue“ wurde ein Untersuchungskorridor von 200 m beidseitig der A 643 zu Grunde gelegt. Die Kartie- rung der Biotoptypen erfolgte gemäß des Kartierschlüssels der Kompensationsver- ordnung (KV) vom 1. September 2005 im Maßstab 1:2.000. Darüber hinaus fand im FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ eine Kartierung der Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-Richtlinie statt. Hinsichtlich der planungsrelevanten Tiergrup- pen beschränkte sich die Untersuchung aufgrund der Habitatstrukturen für den Sied- lungsbereich auf die Avifauna und die Fledermäuse. Für das restliche Untersu- chungsgebiet sind die Fledermäuse, Vögel Amphibien, Tagfalter und Widderchen sowie die Libellen als planungsrelevante Tiergruppen ermittelt worden. Mit Ausnahme der Libellen erfolgten gezielte Erfassungen dieser Tiergruppen. Im Zuge der Datenre- cherche und der Begehungen zur Erfassung der anderen Tiergruppen wurden auch relevante Informationen zu Vorkommen von Libellen ermittelt. Die Erfassung der Avi- fauna erfolgte im Rahmen der UVS im Jahr 2006 durch das Büro NATURPROFIL (Unterl. 12.10). Zudem wurde die Grunddatenerfassung (GDE) für das EU-Vogelschutzgebiet

DE 5914-450 „Inselrhein“ (STERNA 2008) ausgewertet und berücksichtigt. Die Unter- suchung der Fledermäuse im hessischen Teil des Projektes erfolgte durch das Büro

SIMON & WIDDIG im Jahr 2007 schwerpunktmäßig auf der Rettbergsaue. Am nördli- chen Rheinufer wurden Flugroutenbeobachtungen durchgeführt. Die Methodik der Bestandserfassung der Artengruppen wird in Anlage 3 zum Erläuterungsbericht (lfd. Nr. 11.3 der festgestellten Unterlagen) und Unterl. 12.10 (Avifaunistisches Gutachten) erläutert. Für die Bewertung der Ergebnisse werden durchgängig die aktuellen Ge- fährdungseinstufungen herangezogen, die in den Roten Listen von Hessen (RLH)

…/ Planfeststellungsbeschluss - 431 - A 643 und der Bundesrepublik Deutschland festgelegt sind. Ferner wird auf EU-naturschutz- rechtliche Relevanz einzelner Vorkommen anhand der Anhänge II und IV der FFH- Richtlinie (79/409/EWG) bzw. des Anhang 1 der Vogelschutzrichtlinie (92/43/EWG, kodifizierte Fassung 2009/147/EG) sowie auf die Bestimmungen des Bundesnatur- schutzgesetzes (§ 7 BNatSchG) und der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) zu den besonders und streng geschützte Arten hingewiesen. Die Einordnung der un- tersuchten Flächen in ein vierstufiges Bewertungssystem (sehr hoch, hoch, mittel, gering) erfolgt nach den Kriterien: - Vollständigkeit, - Gefährdungsstatus, Seltenheit, rechtlicher Schutz, - - Vorkommensstatus, - Arten- und Individuenzahl, - Verbreitungsschwerpunkt im Betrachtungsraum und - Teilhabitatfunktion von erheblicher Bedeutung (Rastplätze, Wanderungskorridore etc.). In Bezug auf die Pflanzen im Bezugsraum „Siedlungsbereich“ ist festzustellen, dass der südliche Teil überwiegend durch Gewerbegebiete sowie straßenbegleitende Ge- hölze geprägt ist. Es kommen zahlreiche mäßig bis gut ausgeprägte Gehölzpflanzun- gen vor. An Säumen und auf brach liegenden Flächen haben sich nitro- bzw. neophy- tenreiche Ruderalfluren ausgebildet. Die Gewerbeflächen sind überwiegend stark versiegelt und weisen nur einen geringen Anteil an Begrünungselementen auf. Neben den beiden Autobahnen zerschneiden zahlreiche Straßen den Untersuchungsraum. Östlich der A 643, nördlich und südlich der AS Wiesbaden-Äppelallee befinden sich zwei kleine Parkanlagen mit einem mittelalten Baumbestand. Die Wiesbadener Rheinwiesen grenzen dabei direkt an das Rheinufer an. Der nördliche Teil (nördlich der Bahnlinie Wiesbaden - Eltville am Rhein) ist reicher strukturiert und es herrschen Ackerbau, Sonderkulturen, Kleingartenanlagen sowie Gehölze frischer Standorte vor. Die Bewertung des Bestandes hat ergeben, dass die wertvollsten Biotoptypen im Siedlungsbereich die straßenbegleitenden Gehölzstrukturen sowie die vorhandenen parkartigen Grünanlagen nördlich des Rheinufers und nördlich der AS Wiesbaden- Äppelallee auf der östlichen Seite der A6 43 sind, wobei diese aufgrund des negati- ven Einflusses der vorhandenen Autobahnen und Straßen auch nur von geringer bis mittlerer Bedeutung sind. Als planungsrelevante Tiergruppen werden für den an die A 643 angrenzenden Siedlungsbereich von Wiesbaden die Vögel und randlich am Rheinufer die Fleder- mäuse angesehen. Am nördlichen Rheinufer wurden keine Flugrouten von Fleder- mäusen festgestellt. Während der Flugroutenbeobachtung wurde eine geringe Jagd- aktivität von Zwergfledermäusen unter der Schiersteiner Brücke beobachtet. Nach der Bestandsbewertung besitzt das nördliche Rheinufer aufgrund der geringen Arten-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 432 - A 643 zahl, Aktivitätsdichte sowie dem Fehlen von Quartierfunktionen überregional, regional und lokal nur eine geringe Bedeutung für Fledermäuse. In Bezug auf die Avifauna weist der Siedlungsbereich westlich der Schiersteiner Brü- cke eine typische Zusammensetzung auf. Vorwiegend wurden weit verbreitete Ge- hölz- und Gebüschbrüter nachgewiesen. Nur in den Randbereichen zum Rhein hin traten vereinzelt Arten mit einer stärkeren Bindung an Auen auf. Ein etwas abwei- chendes Artenspektrum ergibt sich auf der Bismarcksaue mit den Arten Grauschnäp- per und Grünspecht, die den parkartigen Charakter betonen. Das Stadtgebiet östlich der Schiersteiner Brücke ist ebenfalls stark siedlungstypisch geprägt, besondere Ar- ten fehlen. Das Rheinufer besitzt aufgrund seiner parkähnlichen Ausprägung eine deutlich andere Zusammensetzung der Avifauna, die stärker durch Höhlenbrüter und anspruchsvollere Arten geprägt ist. Bemerkenswert für diesen Bereich sind die Arten Dohle, Grünspecht, Mittelspecht, Gartenrotschwanz, Gelbspötter und Grauschnäpper sowie der Eisvogel als Nahrungsgast. Die Bestandsbewertung belegt, dass die bebauten Siedlungsbereiche nur eine gerin- ge Wertigkeit für die Avifauna besitzen. Wertgebende Arten kommen nicht vor, die Artenzahl ist als gering einzustufen. Bei der Artenzusammensetzung fehlen aufgrund der fehlenden Gehölze bereits zahlreiche typischerweise auch im Siedlungsbereich vorkommende Arten. Eine mittlere Wertigkeit weisen die parkähnlichen Bereiche auf der Bismarckaue auf, da hier eine deutlich höhere Artenzahl und eine vollständigere Artengemeinschaft nachgewiesen wurden. Wertgebende Arten mit Flächenbezug sind bis auf die Türkentaube nicht vorhanden. Das Rheinufer östlich der A 643 ist aufgrund der gut ausgeprägten Avizönose als hochwertig einzustufen. Neben der Artenvielfalt ist für die Einstufung besonders das Auftreten mehrerer wertgebender Arten wie Dohle, Gartenrotschwanz, Gelbspötter und Mittelspecht entscheidend. Richtung Osten nimmt die Bedeutung wieder ab. In Bezug auf die Pflanzen im Bezugsraum Rettbergsaue ist festzuhalten, dass die Insel überwiegend bewaldet ist. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen im Westen der Insel wurden in den letzten 15 Jahren sukzessive aufgegeben, die ehemaligen Grün- landstandorte wurden aufgeforstet oder der natürlichen Entwicklung überlassen. Nach Aufgabe der Grünlandnutzung hat das Gebiet vor allem eine Bedeutung für den Erhalt ungestörter Weichholz- und Hartholzauenwälder. Die Waldbestände unterlie- gen keiner forstlichen Nutzung, durchgeführt werden lediglich einzelne forstliche Kul- turmaßnahmen. Der prägende Faktor für die Vegetationsentwicklung auf der Rett- bergsaue ist die Dynamik des Rheins, d.h. der Zeitpunkt und die Dauer der Über- schwemmungen. Der Untersuchungskorridor ist geprägt von naturnahen Weichholz- und Hartholzauenwäldern, nitrophilen Staudengesellschaften, verbrachenden Grün- landbeständen, Vorwaldstadien sowie jungen Aufforstungen. Im Süden durchzieht ein

…/ Planfeststellungsbeschluss - 433 - A 643 schmaler Seitenarm des Rheins die Insel und trennt eine etwa 950 m lange und bis 30 m breite Nebeninsel ab. Das südliche Ufer der Rettbergsaue wird ebenso wie der Rhein-Seitenarm von einer Weiden-Weichholzaue (Verband Salicion albae) gesäumt. Das Nordufer fällt mit einer höheren steinbefestigten Uferkante zum Rhein hin ab, so dass sich hier lediglich einige Einzelbäume ansiedeln konnten. Die am Südufer gele- genen Weichholzauenbestände weisen zwar ebenfalls eine Steinschüttung als Ufer- befestigung auf, doch ist diese flacher ausgebildet und stellenweise auch aufgelöst. Trotzdem sind dadurch die Erosions- und Sedimentationsprozesse beeinträchtigt. Dagegen ist das Ufer des Seitenarms frei von Befestigungen. Unter der Schiersteiner Brücke ist der Wuchs der Bäume beeinträchtigt, so dass der Weichholzauen-Bestand hier nur äußerst schmal ausgebildet ist, und es zudem zu einer Zerschneidung des Bestandes auf Kronenhöhe kommt. Die in Hessen und in der Bundesrepublik Deutschland gefährdete Schwarz-Pappel (Populus nigra) kommt beidseitig der Schiersteiner Brücke mit einigen stattlichen Exemplaren vor. Im Südosten des Unter- suchungsgebietes schließt an den Weichholzauenwald ein Hartholzauenwald an. Im Randbereich sowie in den Lücken des Auenwaldes haben sich nitrophile Saumge- sellschaften entwickelt. Die Hochstaudenbestände im Untersuchungsgebiet sind ganz überwiegend von der Brennnessel (Urtica dioica) geprägt und entsprechen insofern nicht dem LRT 6430 (Feuchte Hochstaudenfluren). Ein großer Teil der ehemaligen Grünlandflächen beidseitig der Schiersteiner Brücke wurde im Jahr 2000 aufgeforstet. Angepflanzt wurden im Wesentlichen Baum- und Straucharten der Hartholzaue. Im Osten der Schiersteiner Brücke wurden Teilbereiche der aufgelassenen Grünlandbe- stände der natürlichen Sukzession überlassen. Hier haben sich die Gehölze des an- grenzenden Auenwaldes wie Esche (Fraxinus excelsior), Ahorn-Arten (Acer platanoi- des, A. pseudoplatanus), aber auch Weißdorn (Crataegus spec.) ausgebreitet. Im Norden kommen die Biotoptypen Wiesenbrachen und ruderale Wiesen größere Flä- chen vor. Es handelt sich um aufgelassene Wiesen oder Weiden, die auf der östli- chen Seite der Schiersteiner Brücke in enger Durchdringung mit trockenen bis fri- schen, sauren Gebüschen und ausdauernden Ruderalfluren auftreten. In der Fläche konnten sich diverse Einzelgehölze etablieren. Im Süden ist eine ca. 1 m tiefer gele- gene Hochflutrinne Bestandteil des Biotops. Die Vegetation der Flutrinne, die in die ehemalige Beweidung integriert war, unterscheidet sich lediglich durch einen größe- ren Anteil von Brennnessel (Urtica dioica) von der übrigen Vegetation. Der Rhein- Seitenarm weist typische Vertreter des Verbandes Potamion pectinati (Potamogeton pectinatus-Gesellschaft) auf. Ihr Auftreten kennzeichnet nährstoffreiche, stehende oder schwach fließende Gewässer. Das Vorhandensein flutender Wasserpflanzenge- sellschaften begründet die Zugehörigkeit des Rhein-Seitenarmes zum FFH-LRT 3260 (Flüsse der planaren bis montanen Stufe). Der Rhein ist im Untersuchungsgebiet na-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 434 - A 643 turfern ausgebaut. Die Ufer sind mit breiten Steinpackungen wasserbaulich gesichert, Wasserpflanzen fehlen. Die Bestandsbewertung hat ergeben, dass die wertvollsten Biotoptypen des Bezugs- raumes Rettbergsaue die Weichholz- und Hartholzauenwälder sowie der Rhein-Sei- tenarm sind. Darüber hinaus kommen Gehölze, Ruderal- und Brachestrukturen mittle- rer Bedeutung vor. Die Weichholzauenbestände im Untersuchungsgebiet gehören dem prioritären FFH-LRT *91E0 (Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus excel- sior [Alno-Padion, Alnion incanae, Salicion albae]) an. Der Hartholzauenbestand im Bezugsraum gehört zum FFH-LRT 91F0 (Hartholzauenwälder mit Quercus robur, Ulmus laevis, Ulmus minor, Fraxinus excelsior oder Fraxinus angustifolia [Ulmenion minoris]). Der Rhein-Seitenarm gehört zum FFH-LRT 3260 (Flüsse der planaren bis montanen Stufe). Weichholz- und Hartholzauenwälder sowie natürliche oder naturna- he Bereiche fließender Gewässer einschließlich ihrer natürlichen oder naturnahen Ufer- und Verlandungsbereiche sind gemäß § 30 BNatSchG geschützt. Die Biotopty- pen haben einen sehr hohen naturschutzfachlichen Wert. Zu den Tieren ist anzumerken, dass die Erfassungsergebnisse der Fledermäuse in der Rettbergsaue während der frühen Wochenstubenphase nur wenig Fledermausak- tivität im Bereich der Trassenplanung verzeichnen. Zudem wurden nur die Arten Wasserfledermaus (Myotis daubentonii), Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) und Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) und damit relativ weit verbreitete und häu- fige bis sehr häufige Arten nachgewiesen. Mit großer Regelmäßigkeit und hoher Indi- viduenzahl sind im Bereich der bestehenden Schiersteiner Brücke Zwergfledermäuse feststellbar, die vorwiegend unter dem Bauwerk nach Nahrung suchen. Eine Quar- tiernutzung von Baumhöhlen konnte im Untersuchungszeitraum (von Mai bis August 2007) weitestgehend ausgeschlossen werden, zudem sind nur vereinzelte Höhlen im Eingriffsbereich vorhanden. Die Bestandsbewertung zeigt, dass die Rettbergsaue nur von verhältnismäßig wenigen Arten mit geringen Aktivitätsdichten genutzt wird. Der untersuchte Bereich weist für die lokale Fledermausfauna eine mittlere Bedeutung auf, für die überregionale und regionale nur eine geringe. Hinsichtlich der Brutvögel ergab die Bestandserfassung, dass sich im westlichen Teil der Rettbergsaue ansatzweise eine Avizönose der Gehölze und Hochstaudenfluren befindet. Arten des Auenwaldes fehlen weitgehend. Die Avifauna spiegelt hier die Nutzung als Grünland, der Brachestadien sowie die anthropogene Nutzung durch den Campingplatz wieder. Das Artenspektrum ist eingeschränkt und unvollständig. Be- sonders auffällig ist, dass charakteristische und wertgebende Arten der vorherr- schenden Biotoptypen bis auf den Feldschwirl (Locustella naevia) und den Pirol (Oriolus oriolus) weitgehend fehlen. Besser vertreten sind die Greifvögel mit den wertgebenden Arten Schwarzmilan (Milvus migrans) und Baumfalke (Falco subbu-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 435 - A 643 teo). Östlich der Schiersteiner Brücke überwiegen ausgeprägte ältere Auenwaldbe- stände, die zu einer artenreichen und typischen Avizönose der Hartholzaue führen. Typisch sind hier Arten u.a. Gelbspötter (Hippolais icterina), Kleinspecht (Picoides minor), Mittelspecht (Picoides medius), Graureiher (Ardea cinerea), Hohltaube (Co- lumba oenas), Grauschnäpper (Muscicapa striata) und Pirol. Hervorzuheben ist auch das Vorkommen des Neuntöters als typischer Bewohner der halboffenen Busch- und Wiesenlandschaften, Brachflächen und Waldränder, in den offeneren Bereichen der Rettbergsaue. Bemerkenswert ist die hohe Brutdichte des Schwarzmilans. Auf der Rettbergsaue befindet sich ein seit Jahren bestehender Schlafplatz des Schwarzmi- lans (Milvus migrans), der nach der Brutzeit im Juli/ August bis zum Abzug der Tiere besetzt ist. Die Maximalzahlen an diesem Schlafplatz lagen in der Vergangenheit bei bis zu 500-800 Tieren. Der Schlafplatz befindet sich etwa 1,5 km östlich der Schiers- teiner Brücke in einem Auenwaldbereich. Außerdem wurden erfasst Grünspecht (Pi- cus viridis), Mäusebussard (Buteo buteo), Neuntöter (Lanius collurio), Schleiereule (Tyto alba), Sperber (Accipiter nisus), Turteltaube (Streptopelia turtur) und Waldkauz (Strix aluco). Die Bestandsbewertung der Brutvögel ergab, dass sich die Rettbergsaue aufgrund ihrer weitgehend naturnahen Prägung sowie einer vornehmlich im östlichen Bereich auffallend großen Störungsarmut sehr deutlich von allen anderen Teilgebieten des Untersuchungsgebietes abhob. Innerhalb der Rettbergsaue bestehen deutliche Un- terschiede zwischen dem Ost- und Westteil. Der Westteil weist eine relativ unvoll- ständige Avizönoose und für einen Auenstandort nur geringe Artenzahl auf. Insge- samt wird der westliche Bereich aufgrund der zu geringen Artenausstattung und dem Fehlen biotoptypischer Arten nur mittelwertig eingestuft. Östlich der Schiersteiner Brücke ist die Avizönose wesentlich vollständiger ausgebildet. Insbesondere der Au- enwald weist eine gut ausgeprägte und artenreiche Zusammensetzung auf. Aufgrund des Artenspektrums sowie der besonders hohen und national bedeutsamen Brutdich- te des Schwarzmilans ist der Bereich sehr hochwertig. Die Rastvogelfauna setzt sich aus den typischen und häufig im Binnenland zu be- obachtenden Wasservögeln zusammen. Häufigste Art war die Lachmöwe (Larus ridi- bundus) gefolgt von der Stockente (Anas platyrhynchos), der Sturmmöwe (Larus ca- nus), der Reiherente (Aythya fuligula) und dem Blässhuhn (Fulica atra). Aber auch im Binnenland allgemein seltenere Arten wie die Trauerente (Melanitta nigra) und die Samtente (Melanitta fusca) sind anzutreffen. Alle weiteren Vogelfamilien und Arten traten in wesentlich geringerer Artenvielfalt und Individuenzahl auf. Die Bestandsbewertung der Rastvogelfauna belegt, dass dem Rhein mit seinen Ne- bengewässern im Planungsraum aufgrund der hohen Rastbestände und der hohen Anzahl an nachgewiesenen Arten eine überregionale Bedeutung zukommt.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 436 - A 643

In der Rettbergsaue wurden bei den vorhabenbezogenen Kartierungen keine Amphi- bienvorkommen im Umfeld der Schiersteiner Brücke nachgewiesen. Auch die lan- desweiten Artgutachten zur Verbreitung der FFH-Anhang II und IV-Amphibienarten in Hessen weisen diesbezüglich ebenfalls keinen Artvorkommen auf der Rettbergsaue nach. Die Rettbergsaue hat als Amphibienlebensraum eine geringe Bedeutung. Bei den vorhabenbezogenen Kartierungen und ausgewerteten Gutachten sind insge- samt 16 Arten der Tagfalter und Widderchen für das Untersuchungsgebiet erfasst worden. Bundes- oder landesweit zumindest gefährdete Arten (inkl. Kategorie R = extrem selten und G = Gefährdung anzunehmen) wurden nicht nachgewiesen. Nach BNatSchG streng geschützte Arten der Tagfalter und Widderchen wurden ebenso nicht nachgewiesen. Besonders geschützt sind mit dem Kleinen Wiesenvögelchen (Coenonympha pamphilus) und dem Hauhechel-Bläuling (Polyommatus icarus) zwei ungefährdete Arten. Da der einzelne Nachweis eines Senfweißlings (Leptidea sina- pis/ reali) nicht auf ein bodenständiges Vorkommen hinweist sowie angesichts der fehlenden Nachweise gefährdeter bzw. streng geschützter Arten kann die Bedeutung der Rettbergsaue für die Fauna der Tagfalter und Widderchen nur als gering einge- stuft werden. Im Rahmen der der Beobachtungen der Amphibien- und Tagfalterkartierungen sind insgesamt drei Libellenarten im Umfeld der Schiersteiner Brücke erfasst worden (Ge- bänderte Prachtlibelle [Calopteryx splendens], Blaue Federlibelle [Platycnemis penni- pes] und Blutrote Heidelibelle [Sympetrum sanguineum]). Darunter sind keine hes- sen- oder bundesweit gefährdeten Arten. Der Schwerpunkt dieser Vorkommen liegt in dem die Insel durchziehenden Rheinseitenarm und nicht an den Uferböschungen des Hauptstroms. Im Zuge der vegetationskundlichen Untersuchungen wurde im Mai 2008 ein schlüpfendes Exemplar der stark gefährdeten Gemeinen Keiljungfer (Gom- phus vulgatissimus) im Osten der Insel beobachtet. Die einmalige Exuviensuche im Brückenumfeld hat keine Nachweise erbracht. Die Gutachten zum Vorkommen von Libellenarten der Anhänge der FFH-Richtlinie in Hessen weisen drei bemerkenswer- ten Arten an der Westspitze bzw. im Osten der Rettbergsaue durch Exuvienfunde in den Jahren 2004 und 2008 nach. Dabei ist die FFH-Anhang IV-Art Asiatische Keil- jungfer (Gomphus flavipes) mit 15 Exuvien in 2004 an der Westspitze sowie in 2008 mit 12 Exuvien an der Westspitze und 9 Exuvien im Osten die deutlich häufigere und stetigere Art. Außerdem wurden von der Anhang IV-Art Grüne Keiljungfer (Ophio- gomphus cecilia) in 2004 nur zwei Exuvien und von der besonders geschützten hei- mischen Art Gemeine Keiljungfer in 2008 nur eine Exuvie gefunden. Die Libellenfau- na der Gewässerabschnitte im Umfeld der Schiersteiner Brücke wird angesichts der fehlenden Nachweise gefährdeter bzw. streng geschützter Arten und der geringen Artenzahl als geringwertig eingestuft. Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden,

…/ Planfeststellungsbeschluss - 437 - A 643 dass die Larven der beiden an der West- bzw. Ostspitze der Insel festgestellten streng geschützten Arten in geringer Dichte auch die Sohle des Hauptstroms wie des Seitenarms im Umfeld der Brücke besiedeln, so dass diese Bereiche, trotz der subop- timalen Ausbildung der Habitatstrukturen, als mittelwertige Habitate eingestuft wer- den. Die West- und Ostspitze der Rettbergsaue und auch andere strukturell ähnliche Bereiche der Rettbergsaue sind angesichts der Seltenheit und des Schutzstatus der nachgewiesenen Fluss- und Keiljungfern als sehr hochwertige Lebensräume für Li- bellen zu bewerten. Zusammenfassende Bewertung Mittel bis hoch bedeutende Bereiche für das Schutzgut Tiere liegen lediglich für die Avifauna im Bereich der Grünanlagen direkt am nördlichen Rheinufer, östlich der A 643 sowie im Bereich der Bismarcksaue, westlich anschließend an den Bereich des Betonwerkes, vor. In diesen Bereichen wurden zwar auch Zwergfledermäuse nach- gewiesen, trotzdem ist dieser Bereich aufgrund der geringen Artenzahl, Aktivitätsdich- te sowie dem Fehlen von Quartierfunktionen nur von geringer Bedeutung für Fleder- mäuse. Auf der Rettbergsaue liegen überwiegend hoch bis sehr hoch bedeutende Bereiche für die Avifauna. Lediglich in einem Streifen von ca. 300 m westlich der Schiersteiner Brücke kann von einer nur mittleren Bedeutung für die Avifauna ausgegangen wer- den. Die Rheinarme selbst sind als Rastflächen überwiegend von geringer bis mittle- rer Bedeutung. Nur der Bereich des Hauptstroms, ca. 600 m östlich der Schiersteiner Brücke beginnend bis zum Ostende der Insel hat eine hohe Bedeutung als Rastflä- che. Die West- und Ostspitze der Rettbergsaue sowie andere strukturell ähnliche Be- reiche sind angesichts der Seltenheit und des Schutzstatus der nachgewiesenen Fluss- und Keiljungfern als sehr hochwertige Lebensräume für Libellen zu bewerten. Für die übrigen betrachteten Tiergruppen (Fledermäuse, Tagfalter und Widderchen und Amphibien) hat die Rettbergsaue nur eine mittlere bis geringe Bedeutung. Die Untersuchungen lassen eine Bewertung der Vegetationsstrukturen und der Tier- vorkommen zu. Zudem sind in den Tab. 3-1 bis 3-5 Artenlisten und in den Bestands- und Konfliktplänen die Vegetationsaufnahmen und Arten dargestellt. Die gezielten Erhebungen umfassen die maßgeblichen repräsentativen Biotoptypen und Arten. Darüber hinaus müssen zusätzliche Untersuchungen, von denen keine weiterführen- den Erkenntnisse zu erwarten sind, weder durchgeführt noch von der Planfeststel- lungsbehörde veranlasst werden. Die vor dem Hintergrund des individuenbezogenen Ansatzes der artenschutzrechtlichen Vorschriften erforderlichen Ermittlungen, deren Ergebnisse die Planfeststellungsbehörde erst in die Lage versetzen, die tatbestandli- chen Voraussetzungen der Verbotstatbestände zu überprüfen, (siehe unter C, Ziffer V,5) sind vorliegend, soweit hierfür Daten benötigt werden, durchgeführt worden. Den

…/ Planfeststellungsbeschluss - 438 - A 643

Daten lassen sich in Bezug auf das Plangebiet die Häufigkeit und Verteilung der ge- schützten Arten sowie deren Lebensstätten entnehmen, so dass die Planfeststel- lungsbehörde in Kenntnis dieser Fakten beurteilen konnte, ob Verbotstatbestände erfüllt sind. Dabei wurde auch beachtet, dass Art und Umfang der artenschutzrechtli- chen Bestandsaufnahme auch europarechtlich durch die Vorgaben der FFH-RL und der VRL gesteuert werden. Durch die FFH-RL ist ein strenges Schutzregime zur Er- haltung der durch die Richtlinie geschützten Habitate sowie Tier- und Pflanzenarten normiert. Dieses strenge Schutzregime gilt sowohl für den Habitatschutz (Art. 3 bis 11 FFH-RL), d.h. für die besonderen Schutzgebiete des kohärenten europäischen öko- logischen Netzes „Natura 2000“ (vgl. Art. 1 Buchst. l, Art. 3 FFH-RL), als auch für den allgemeinen Artenschutz (Art. 12 bis 16 FFH-RL). Nach dem System der FFH-RL sind Habitatschutz und Artenschutz trotz ihrer gemeinsamen Zielrichtung (Art. 2 Abs. 1 und 2 FFH-RL) zwei selbstständig nebeneinander stehende Rechtsbereiche. Sie sind in unterschiedlichen Vorschriften mit je eigenem Gehalt und unterschiedlichen Prüf- programmen geregelt. Ein den Anforderungen des Art. 6 Abs. 3 und 4 FFH-RL ver- gleichbares formalisiertes Prüfungsverfahren kennt der allgemeine Artenschutz nicht. Der europarechtlich verankerte Verhältnismäßigkeitsgrundsatz (Art. 5 Abs. 3 EG) steuert den Untersuchungsaufwand maßgeblich. Erforderlich, aber auch ausreichend, ist eine am Maßstab praktischer Vernunft ausgerichtete Prüfung. Ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Habitatschutz und dem allgemeinen Artenschutz liegt in dem Schutzobjekt, d.h. in dem Untersuchungsgegenstand der durchzuführenden Be- standsaufnahme: Beim FFH-Gebietsschutz geht es um einen durch die Gebietsmel- dung und Aufnahme in das „Natura-2000“-Netz in seinen Grenzen bereits festgeleg- ten Naturraum. Auch die Schutzziele stehen bereits fest, nämlich durch die Erklärung des Mitgliedstaates (Art. 4 Abs. 4 FFH-RL), im Land Hessen mit der Natura 2000- Verordnung. Geschützt ist danach nicht das Gebiet in all seiner Habitat- und Arten- vielfalt, sondern nur wegen der Lebensräume und Arten, die als Erhaltungsziel defi- niert sind. Allein darauf ist die Bestandsaufnahme im Rahmen der FFH- Verträglichkeitsprüfung gemäß Art. 6 Abs. 3 FFH-RL ausgerichtet. Beim allgemeinen Artenschutz dagegen geht es zunächst einmal darum, überhaupt zu ermitteln, welche Arten in dem Untersuchungsraum vorkommen. Je nach der Reichhaltigkeit des Untersuchungsraums kann die Liste der näher zu untersuchenden Tier- und Pflan- zenarten sehr umfangreich sein (vgl. BVerwG, Urteil vom 9. Juli 2008 – BVerwG 9 A 14.07 -, Bad Oeynhausen). Im Übrigen ist eine naturschutzfachliche Meinung einer anderen Einschätzung nicht bereits deshalb überlegen oder ihr vorzugswürdig, weil sie umfangreichere oder auf- wändigere Ermittlungen oder „strengere“ Anforderungen für richtig hält. Das wäre erst dann der Fall, wenn sich diese Auffassung als allgemein anerkannter Stand der Wis-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 439 - A 643 senschaft durchgesetzt hat und die gegenteilige Meinung als nicht (mehr) vertretbar angesehen wird. Die artenschutzrechtlichen Vorschriften verlangen vom Vorhaben- träger bzw. von der Planfeststellungsbehörde nicht, bei wissenschaftlichen Unsicher- heiten oder Meinungsverschiedenheiten Forschungsaufträge zu vergeben oder Un- tersuchungen anzustellen, deren Aufwand und wissenschaftlicher Anspruch letztlich auf solche hinauslaufen. Die vorliegenden artenschutzfachlichen Untersuchungen reichten sowohl in ihrem methodischen Vorgehen wie in ihrer Ermittlungstiefe aus, wie dargelegt, um die Planfeststellungsbehörde in die Lage zu versetzen, die Voraus- setzungen der artenschutzrechtlichen Verbotstatbestände sachgerecht überprüfen zu können. An der getroffenen Einschätzung ändert sich auch durch das Vorbringen Beteiligter nichts. Im Übrigen sind die FFH-Verträglichkeitsprüfung, der Artenschutzbeitrag und die landschaftspflegerische Begleitplanung, die zwar getrennt erstellte Unterlagen sind, vom Vorhabenträger aufeinander abgestimmt worden. Ausgehend von der Beschreibung von Natur und Landschaft im Erläuterungsbericht und zugehörigen Deckblatt (lfd. Nr. 11 der festgestellten Unterlagen) und den Darstel- lungen im Bestands- und Konfliktplan (lfd. Nr. 12.1 und 12.2 der festgestellten Unter- lagen) sind die Konflikte dargestellt, ermittelt, bewertet und die erforderlichen Aus- gleichs- und Ersatzmaßnahmen vorgesehen worden. Die Flächen im Bereich der Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim, auf denen Kohärenzmaßnahmen vorgesehen sind, sind unter C, Ziffer IV,11.1 beschrie- ben und bewertet.

6.3 Vermeidungsmaßnahmen Unter Beachtung des Vermeidungsgebots sind vom Vorhabenträger die zu erwarten- den Beeinträchtigungen auf deren Vermeidbarkeit als wichtigstem Schritt im Ablauf der Konfliktanalyse ermittelt und von der Planfeststellungsbehörde geprüft worden. Vermeidungsmaßnahmen sind in den straßenbautechnischen Entwurf integrierte bautechnische Vorkehrungen, durch die mögliche Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft dauerhaft ganz oder teilweise (Minderung) vermieden werden können. Hierzu gehören insbesondere Aufweitungen von Brückenbauwerken, Wilddurchlässe, Grünbrücken sowie Amphibien- und Kleintierdurchlässe, es kann aber auch die Er- richtung von Tunneln sein. Vom Vorhabenträger wurde bei der hier festgestellten Planung das Vermeidungsgebot beachtet und er hat alle planerischen Maßnahmen unter Beachtung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit ergriffen, die in angemes- sener Relation zu dem zu erwartenden Nutzen für Natur und Landschaft stehen. Zur Entwurfsoptimierung kommen neben Änderungen des Entwurfskonzepts (Vermei- dungs- bzw. Minimierungsmaßnahmen) Entwurfsergänzungen (bauliche Schutzmaß- nahmen) und bauliche Gestaltungsmaßnahmen in Betracht. Schutzmaßnahmen sind …/ Planfeststellungsbeschluss - 440 - A 643 bau- oder vegetationstechnische Maßnahmen bzw. Auflagen, die dazu geeignet sind, vermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft während der Bauzeit zu unterlassen. Dies sind im Regelfall Maßnahmen zum Schutz vor temporären Gefähr- dungen von Natur und Landschaft. Hierzu zählen z.B. Einzäunungen zum Schutz von Gewässern und Einzelgehölzen sowie Schutzpflanzungen. Gestaltungsmaßnahmen sind Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege, die zu einer Begrü- nung und landschaftsgerechten Einbindung der neuen Straße führen. Diese Maß- nahmen sind Bestandteil des Straßenkörpers; sie sind übrigens keine Maßnahmen im Sinne von § 15 Abs. 2 BNatSchG, soweit sie keine kompensatorische Wirkung ha- ben, weil sie im Intensivpflegebereich der Straße liegen. Zu nennen sind auch die CEF-Maßnahmen (siehe Arbeitspapiere der „Article 12 Working Group" betreffend Measures to ensure the continuous ecological functionality of breeding sites and res- ting places = Maßnahmen zur Sicherung der kontinuierlichen ökologischen Funktio- nalität der Fortpflanzungs- und Ruhestätten, sog. „vorgezogene Ausgleichsmaßnah- men“ nach § 44 Abs. 5 Satz 3 BNatSchG). Sie haben den Zweck, die Auswirkungen an Ort und Stelle zu bekämpfen. Insofern haben sie den Charakter von Vermei- dungsmaßnahmen, als dass erst gar nicht die Verbotsschwelle erreicht wird. Ande- rerseits stehen sie den Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nahe, da aktiv bestimmte ökologische Bedingungen entwickelt und verbessert werden sollen. Diese Zwitter- Stellung erschwert zwar die Einordnung in die Systematik der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung. Die geplanten Maßnahmen, soweit sie zur Wahrung der Funktion der Lebensstätten dienen, werden vom Vorhabenträger vor der Baudurchführung realisiert. Die zur Vermeidung der Eingriffe im Rahmen der Planung vorgesehenen verschiedenen Maßnahmen, die während des Anhörungsverfahrens eingehend erör- tert wurden, sind in der Regel schutzgutübergreifend. Sie sind in den Erläuterungsbe- richten zum technischen und Entwurf und zum landschaftspflegerischen Begleitplan dargestellt worden. Die CEF-Maßnahmen sind vorliegend unter Nr. 6.5 [Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen] behandelt worden. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, wenn sich die beispielsweise im Fleder- mausgutachten angesprochene erhöhte Kollisionsgefahr ergäbe, entsprechende Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen geplant werden könnten, um diese Wir- kung vermeiden zu können. Die Vermeidungsmaßnahmen umfassen Folgendes (siehe Erläuterungsbericht, Kap. 4, S. 25, und Deckblatt zum Maßnahmenverzeichnis [lfd. Nr. 11 und 11.1 der festge- stellten Unterlagen): Die Optimierung der Trassenführung stellt grundsätzlich einen wichtigen Bestandteil des Straßenentwurfs im Hinblick auf Natur und Landschaft dar. Da es sich bei den hier festgestellten Projekten den Ausbau einer vorhandenen Autobahn handelt, mit

…/ Planfeststellungsbeschluss - 441 - A 643 denen eine nur geringfügige Erhöhung der Verkehrsbelastung verbunden ist, ist bei der Planung besonderes Augenmerk auf die Vermeidung baubedingter Beeinträchti- gungen, insbesondere beim Neubau der Rheinbrücke, zu legen. Generell sind bereits durch die im Vorfeld berücksichtigten allgemeinen Anforderungen an die Durchfüh- rung des Projekts Beeinträchtigungen möglichst weitgehend minimiert worden, wie - Reduzierung der Gesamtbauzeit und der Aktivitäten auf der Baustelle durch einen hohen Grad an Vorfertigung im Werk bei der Montage des Überbaus, - Reduzierung der baubedingten Flächenbeanspruchung auf das notwendige Mini- mum und Schonung der naturschutzfachlich bedeutenden Bereiche. Weitere mögliche Beeinträchtigungen sind beim Schutzgut Tiere durch Baulärm, opti- sche Störreize und Staubemissionen, beim Schutzgut Pflanzen durch Flächeninan- spruchnahme und Staubemissionen sowie beim Schutzgut Boden durch Verdichtun- gen und Schadstoffeintrag der Baumaschinen zu berücksichtigen. Im Folgenden wer- den die Maßnahmen, getrennt nach straßenbautechnischen Vermeidungsmaßnah- men und Maßnahmen zur Durchführung der Baumaßnahme zusammenfassend auf- gelistet. Unter Beachtung des Vermeidungsgebots hat der Vorhabenträger in einem iterativen Arbeitsprozess zwischen straßenbautechnischer und landespflegerischen Planung Optimierungen der Planung durchgeführt. Dies bezieht sich vorwiegend sowohl auf die Lage der neu zu bauenden Brücke als auch auf deren Ausgestaltung. Straßenbautechnische Vermeidungsmaßnahmen Spezielle straßenbautechnische Vermeidungsmaßnahmen können bei den Vorhaben, wie dargelegt (siehe C, Ziffer II,5.1.4), nicht vorgesehen werden. Trotzdem ist bei der Planung der Rheinbrücke auf eine größtmögliche Schonung des FFH-Gebietes „Rett- bergsaue“ mit den vorkommenden Tierarten und Lebensraumtypen geachtet worden. Daher werden die Brückenpfeiler gezielt außerhalb des Standortes der vorkommen- den LRT *91E0 und LRT 3260 geplant. Die Brücke selbst weist als flache Deckbrücke keine signifikante Höhenabweichung zur vorhandenen Brücke auf, um insbesondere die vorkommenden Zug- und Rastvögel nicht zu irritieren. Des Weiteren wird auf Be- leuchtungselemente an der Brücke verzichtet, um ggf. nachteilige Störeffekte wie Anlockung, Blendung, Irritation oder Ablenkung (Vogelzug) sowie ein zusätzliches Kollisionsrisiko zu vermeiden. Beim Abbruch der Brücke sind neben den einzuhalten- den Bauzeiten als besondere Vorkehrungen zur Minimierung der Staubemissionen (z.B. Befeuchtung) zu beachten. Vermeidungsmaßnahmen bei der Durchführung der Baumaßnahme Bei der Durchführung der Maßnahmen, insbesondere im Bereich der Rettbergsaue, ist eine ökologische Bauüberwachung gemäß HVA F-StB, 6.50, vorzusehen. Folgen- de Maßnahmen dienen

…/ Planfeststellungsbeschluss - 442 - A 643 a) zum Schutz des Bodens: - Abtrag des Oberbodens von allen Auftrags- und Abtragsflächen und separate Zwi- schenlagerung gemäß DIN 18915 (6.1V) - Rekultivierung des Bodens auf allen temporären Bauflächen (ggf. Tiefenlockerung gemäß DIN 18915) nach Abschluss der Straßenbaumaßnahme (6.2V) - Schutzmaßnahme gegen Bodenverdichtung im Bereich von Baustraßen / -flächen auf den Auenböden der Rettbergsaue (6.3V) b) zum Schutz der Pflanzen: - Errichtung von Schutzzäunen zur Begrenzung des Baufeldes (6.4V) - Einzelbaumschutz nach RAS-LP4 und DIN 18920 (6.5V) zum Schutz der Tiere, die sich aus den Anforderungen der Eingriffsregelung, des Artenschutzes und des FFH – Gebietsschutzes ergeben:

- Bauzeitenregelungen (7VCEF), im Einzelnen bestehend aus Abbruch der vorhandenen Brücke außerhalb der Hauptrast- und Brutzeiten von Vögeln, Verzicht auf nächtliche Ausleuchtung der Baustelle während der Hauptrast- und Brutzeiten Baufeldfreimachung außerhalb der Brutzeiten

- Errichtung eines blickdichten Bauzaunes auf der Rettbergsaue (8VCEF) Die Maßnahmen 6.1V bis 6.5V umfassen insgesamt 18,65 ha, davon sind 9,25 ha mit den Maßnahmen 6.1V und 6.2V doppelt belegt. Die Maßnahme 6.1V umfasst den Abtrag des Oberbodens von allen Bauflächen (inklusive Trasse; ausgenommen sind die Baustraßen/ -flächen in Auenbereichen) vor Baubeginn und die sachgereichte Zwischenlagerung und Behandlung gemäß DIN 18915 auf speziellen Lagerflächen und Baustreifen (Lagerung in Mieten und ggf. Ansaat mit Leguminosen). Der Abtrag und Einbau von Oberboden erfolgt generell gesondert von anderen Bodenbewegun- gen. Bei der Maßnahme 6.2V wird auf allen temporär genutzten Bauflächen der ver- dichtete Unterboden unter Berücksichtigung der Bestimmungen in DIN 18915 kreuz- weise tiefengelockert. Der abgetragene und zwischengelagerte Oberboden wird wie- der eingebaut. Die rekultivierten Bodenflächen werden mit bodenverbessernden Le- guminosen angesät. Ggf. aufgetragenes Fremdmaterial wird beseitigt. Die Maßnahme 6.3V umfasst die Anlage der Baustraßen (Nutzung für Bauverkehr bzw. Bauflächen) in den angegebenen Auenbereichen (Umfang 3,58 ha) über einem Geotextilvlies zur Minimierung von Bodenverdichtungen. Als tragende Schicht wird ein Basaltrost (Körnung 0 bis 200 mm) mit einer Dicke von mindestens 50 cm unter einer wassergebundenen Decke verwendet. Die Vorrichtungen werden nach Beendi- gung der Straßenbaumaßnahmen entfernt, die Flächen rekultiviert (schonende Auflo- ckerung des Oberbodens) und gemäß der vorgesehenen Kompensationsmaßnah- men 4A gepflegt. Die Maßnahme 6.4V umfasst auf ca. 680 m Länge die Anlage von Schutzzäunen gemäß RAS-LP 4 und DIN 18920 während der Bauphase im Bereich wertvoller Struk- turen. Im Bezugsraum Siedlungsbereich wird der östlich der Brücke gelegene Park …/ Planfeststellungsbeschluss - 443 - A 643 geschützt. Die Funktionstüchtigkeit der Schutzmaßnahmen wird in regelmäßigen Ab- ständen von der örtlichen Bauaufsicht kontrolliert. Nach Abschluss der Bauarbeiten werden die Schutzvorrichtungen entfernt. Die Maßnahme 6.5V dient dazu innerhalb des Parks am nördlichen Rheinufer, am Rande der östlich an die Brücke angrenzenden Baufläche zwei betroffene Einzel- bäume während der Bauphase durch Schutzmaßnahmen nach RAS-LP4 zu schüt- zen. Sofern ein Befahren des Wurzelbereiches notwendig wird, so ist dieser gemäß RAS-LP4 und DIN 18920 gegen Bodenverdichtung zu schützen (Schutzzaun oder mindestens 20 cm dicke z.B. Kies- oder Schotterschicht über einem Trennvlies). Die Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen wird in regelmäßigen Abständen von der örtli- chen Bauaufsicht kontrolliert. Nach Abschluss der Bauarbeiten werden die Schutzvor- richtungen ordnungsgemäß entfernt. Für trotz Schutzmaßnahmen auftretende Gehöl- zausfälle wird in der folgenden Vegetationsperiode Ersatz geleistet.

Mit der Maßnahme 8VCEF werden auf ca. 1.120 m Länge die baubedingten Störungen durch akustische und visuelle Störungen, insbesondere von Vögeln, die u.U. zu einer Aufgabe des Brutstandortes führen könnten, so gemindert, dass eine größtmögliche visuelle Abschirmung der Baustellenflächen gegeben ist. Bei der Realisierung der Maßnahmen sind die sich aus der Stellungnahme der obe- ren Naturschutzbehörde ergebenden Nebenbestimmungen zu beachten (siehe Aufla- ge A, Ziffer IV,3). Hinzu kommen folgende Maßnahmen, die im Sinne der Vermeidung und bezüglich des betroffenen Natura 2000-Gebiets die Funktion der Schadensbegrenzung über- nehmen (siehe C, Ziffer IV,11.6.1 ff.). Die umfassen - die Reaktivierung eines Rhein-Altarmes, - die Schaffung geeigneter Standortbedingungen für die Entwicklung des LRT *91E0 (Weichholzauenwald) - die Schaffung geeigneter Standortbedingungen für die Entwicklung des LRT 91F0 (Hartholzauenwald) - die Durchführung der Maßnahmen und artenschutzrelevante Aspekte (siehe fach- technische Planung Wasserbau zur Reaktivierung des Rheinaltarms [lfd. Nr. 18 bis 24.4 der festgestellten Unterlagen]). - Umwelt-Baubegleitung (UBB) und - Monitoring und Risikomanagement Die vonseiten des Vorhabenträgers eingesetzte ökologische Bauüberwachung dient der Überwachung der ordnungsgemäßen Umsetzung und der Einhaltung der plan- festgestellten Maßnahmen. Sie dient der ordnungsgemäßen Umsetzung und der Ein- haltung der planfestgestellten Maßnahmen im Rahmen der Objektüberwachung ge- mäß HFA F-StB, TVB-Bauüberwachung. Die Bauoberleitung (BOL) und die Bau- überwachung haben bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben zu gewährleisten, dass die ökologische Bauüberwachung nicht in bestehende Vertragsverhältnisse eingreift. Insofern sind Handlungen, die in der Verantwortung des Auftragnehmers liegen auch …/ Planfeststellungsbeschluss - 444 - A 643 durch diesen zu erbringen. Es ist aber Aufgabe der BOL, diese erforderlichen Hand- lungen anzumahnen, diese bei Notwendigkeit korrigierend zu beeinflussen und bei besonderen Gefahren auch zu unterbinden, soweit die vertragsgerechte Realisierung des Vorhabens dies erfordert. Die Objektüberwachung beinhaltet sowohl die techni- sche Überwachung als auch die örtliche Bauüberwachung, Organisation und Kontrol- le der Schutz- und Kompensations- sowie Kohärenzmaßnahmen. Ein wesentlicher Bestandteil der ökologischen Bauüberwachung ist die Unterstützung der örtlichen Bauüberwachung im Rahmen der Bauherrschaft bis hin in enger Abstimmung mit der örtlichen Bauüberwachung im Ausnahmefall (bei unmittelbarer Gefahr für die Umwelt) zur Weisungsbefugnis an die ausführenden Firmen. Die ökologischen Bauüberwa- chung hat gemäß ihrer zugeteilten Vorgaben sämtliche ökologischen und andere umweltrelevanten verbindlichen Rahmenbedingungen, insbesondere die Regeln der fachlichen Praxis, zu berücksichtigen. Kontrolliert werden u.a. im Rahmen der ökolo- gischen Bauüberwachung im Zuge regelmäßiger Begehungen folgende Punkte: - Umsetzung der planfestgestellten Vermeidungs- und Minimierungsmaßnahmen unter Beachtung der umweltspezifischen Anforderungen und Auflagen aus der Planfeststellung, - Einhaltung der für den Straßenbau relevanten Regelwerke, - Einhaltung gesetzten zeitlichen Fristen, - Respektierung schützenswerter Bereiche bei der Anlage der Baustelleneinrich- tungen und –zufahrtswege, - Ordnungsmäßige Rückführung von Flächen, die für Baustelleneinrichtungen, Arbeitsstreifen und Zufahrtswege während der Bauarbeiten genutzt wurden, - fachliches Begleiten der landschaftspflegerischen Ausführung und Abnahme der ausgeführten landschaftspflegerischen Leistungen, - Gewährleisten der Anzeige- und Mitteilungspflichten im Auftrag der Bauherr- schaft gegenüber den Behörden. Für die zuvor dargelegten Punkte werden vom Vorhabenträger unter Heranziehung der ökologischen Bauüberwachung vor Beginn der Bauarbeiten mit den ausführen- den Firmen entsprechende Regeln anhand der Maßnahmenpläne und Maßnahmen- verzeichnisse festgelegt. Die Umsetzungen während der Bauphase werden von der UBB kontrolliert und dokumentiert. Am Ende der Bauphase findet eine offizielle Um- weltbauabnahme statt. Die Funktionskontrolle der Maßnahmen erfolgt nach deren Umsetzung in Absprache mit dem Vorhabenträger. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die ökologische Bauüberwa- chung in der Regel eine beratende Funktion für den Vorhabenträger und die übrigen am Bau Beteiligten hat, so dass sie vorrangig die örtliche Bauleitung zu unterrichten hat. Gegenüber dem Auftragnehmer hat sie keine direkte Weisungsbefugnis – außer bei unmittelbarer Gefahr für die Umwelt – und greift daher somit nicht in das Bauge- schehen ein). Neben der technischen Vermeidung und Minderung sind konkrete landschaftspflege- rische Maßnahmen zum Ausgleich und Ersatz der verbleibenden Eingriffe in Natur …/ Planfeststellungsbeschluss - 445 - A 643 und Landschaft im landschaftspflegerischen Begleitplan gemäß den naturschutz- rechtlichen Vorschriften vorgesehen. Das Vorhaben wurde vom Vorhabenträger ins- gesamt planerisch und technisch so optimiert, dass Beeinträchtigungen so weit wie möglich vermieden werden. Als markanteste Vermeidungs- und somit Optimierungs- maßnahmen des Vorhabens sind die vorgenannten Maßnahmen zu nennen. Hier- durch können direkte Inanspruchnahmen von hoch- und sehr hochwertigen Biotopen und Lebensräumen auf längerer Strecke vermieden und Zerschneidungen von Wechselbeziehungen minimiert werden. Dies gilt auch in Bezug auf den Neubau der Rheinbrücke in den FFH- und Vogelschutzgebieten (siehe hierzu die Ausführungen zu IV,10 [Alternativlösungen]). Bei der Ableitung von Vermeidungsmaßnahmen sind insbesondere die artenschutz- rechtlich zwingend gebotenen Vorkehrungen zur Schadensbegrenzung (meist bau- werksbezogene Vorkehrungen) wie auch vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF- Maßnahmen) zur Vermeidung des Verbotseintritts i.S.v. § 44 Abs. 5 BNatSchG zu beachten. Dementsprechend hat sie der Vorhabenträger als Vermeidungsmaßnah- men bezeichnet. Die vorgezogenen Ausgleichsmaßnahmen dienen der Aufrechter- haltung der vorhandenen ökologischen Funktion der von dem Eingriff betroffenen Fortpflanzungs- oder Ruhestätten im räumlichen Zusammenhang (vgl. Hinweise der LANA zur Eingriffsregelung des BNatSchG, 2011). Die hiernach erforderlichen Maß- nahmen können auf ihre Eignung als Kompensationsmaßnahme i.S.d. Eingriffsrege- lung überprüft und multifunktional einbezogen werden (vgl. § 15 Abs. 2 Satz 4 BNatSchG). Im Rahmen der Planung und der Planänderung sind unter Berücksichti- gung artenschutzrechtlicher Sicht sind folgende, besonders gekennzeichneten Ver- meidungsmaßnahmen in die Planung aufgenommen worden. Zu den Vermeidungsmaßnahmen tragen alle zur Unterbindung und Minderung von Beeinträchtigungen Maßnahmen bei. Dazu gehören nicht nur die bautechnischen Vorkehrungen, die in den straßentechnischen Entwurf integriert sind, sondern auch die Maßnahmen, die zum Schutz vor bauzeitlichen Gefährdungen beitragen. Dazu dienen in der Regel die sog. Schutz- und Sicherungsmaßnahmen. Sie beziehen sich auf die Bewahrung bestehender Strukturen mit ihren Funktionen für Naturschutz und Landschaftspflege. Dazu gehören neben den vorgenannten Vermeidungsmaßnah- men 6.1V bis 6.5V, aber auch die Vorkehrungen zum Schutz der Vegetation und von

Tieren während der Bauzeit, und zwar die Maßnahmen 7VCEF und 8VCEF. Außerdem sind die Maßnahmen zu nennen, die zum Schutz von Grund- und Oberflä- chenwasser (wie Regenrückhaltebecken) dienen (siehe hierzu auch die Ausführun- gen unter C, Ziffer V,7 [Wasserschutz]) oder zum Bodenschutz (siehe auch unter C, Ziffer V,8 [Bodenschutz]).

…/ Planfeststellungsbeschluss - 446 - A 643

Der Vorhabenträger berücksichtigt dabei, dass verboten ist Bäume, die außerhalb des Waldes oder gärtnerisch genutzten Grundflächen stehen, Hecken, lebende Zäu- ne, Gebüsche und andere Gehölze in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September abzuschneiden (§ 39 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 BNatSchG). Außerdem werden Höhlen, Stollen, Erdkeller oder ähnliche Räume, die als Winterquartier von Fledermäusen dienen und in der Zeit vom 1. Oktober bis zum 31. März aufgesucht werden (vgl. § 39 Abs. 6 BNatSchG), vor Durchführung der Fällarbeiten, wie üblich, auf einen etwaigen Besatz geprüft und ggf. vorher verschlossen. Im Übrigen werden Röhrichte (§ 39 Abs. 5 Satz 1 Nr. 3 BNatSchG) und ständig wasserführende Gräben (§ 39 Abs. 5 Satz 1 Nr. 4 BNatSchG) nicht betroffen. Mit den allgemeinen Vermeidungsmaßnahmen wie z.B. Rodung von Bäumen außerhalb der Fortpflanzungszeit und Vermeidung von Nachtbauzeiten wird auch eine Vermeidung von Verbotstatbeständen nach § 44 BNatSchG erreicht. Darüber hinaus soll die Wirksamkeit der geplanten Minimierungsmaßnahmen durch Funktions- und Effizienzkontrollen überprüft werden. Auch das „Merkblatt zur An- lage von Querungshilfen“ (MAQ), das für Tiere und zur Vernetzung von Lebensräu- men an Straßen Pflege und Funktionskontrollen, S. 44 f.) vorsieht, wird bei den Her- stellungs- sowie Pflege- und Entwicklungskontrollen der jeweiligen Anlagen berück- sichtigt. Dabei wird die Erfassung auf Leitarten und Leitartengruppen ausgerichtet. Als Maßstab und Untersuchungsobjekt sollen dabei vor allem die Bechsteinfleder- mauskolonien dienen, weil der Kenntnisstand über diese Art am besten ist. Die Effizi- enz der Maßnahmen wird untersucht.

6.4 Unvermeidbare Eingriffe Auch unter Beachtung des Vermeidungsgebots ergeben sich durch das Bauvorhaben unvermeidbare Konflikte, diese hat der Vorhabenträger nach Schutzgütern getrennt ermittelt und nachvollziehbar dargestellt (Erläuterungsbericht, Kap. 5 und Tab. 5-1, S. 27 ff.). Dabei handelt es sich ausgehend von der technischen Planung im Wesentli- chen um folgende umweltrelevanten Projektwirkungen bzw. Wirkfaktoren, die nach Art, Umfang und zeitlicher Dauer des Auftretens abgeleitet und nach ihren Ursachen in drei Gruppen unterschieden werden: - anlagebedingte Wirkungen, d.h. dauerhafte Wirkungen, die durch den Baukör- per der Straße verursacht werden, - betriebsbedingte Wirkungen, d.h. dauerhafte Wirkungen, die durch den Stra- ßenverkehr und die Unterhaltung der Straße verursacht werden, - baubedingte Wirkungen, d.h. temporäre Wirkungen, die während des Baus der Straße auftreten. Wesentlichen Eingriffsaspekte durch die Baumaßnahmen sin die dauerhafte Flächen- inanspruchnahmen mit dem Verlust und der Beeinträchtigung von Biotopen und Le- bensraum für Tiere und Pflanzen, die Zerschneidungswirkungen für Tiere wie Fle-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 447 - A 643 dermäuse und Avifauna, die Standortveränderungen für Biotopstrukturen, die Beein- trächtigungen für die Fauna, eine erhebliche Beeinträchtigung für Boden und Ge- bietswasserhaushalt durch Flächenverlust infolge Versiegelung und die baubedingte vorübergehende Inanspruchnahme. Erhebliche zusätzliche Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes sind durch den Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke nicht zu erwarten, da sich sowohl die lichte Höhe der Brücke als auch die Ausführung als flache Deckbrücke gegenüber der be- reits bestehenden Brücke nicht verändern. Nach Abschluss der Baumaßnahmen werden im Bereich des Baufelds auf der Rettbergsaue sowie auf angrenzenden Flä- chen naturnahe Auenwaldbestände entwickelt. Im Siedlungsbereiche finden entlang der A 643 umfangreiche Gehölzpflanzungen statt. Somit verbleiben keine erheblichen Beeinträchtigungen des Landschaftsbilds. Die Forderung Beteiligter nach Wiederher- stellung einer „ungestörten“ Landschaft im Bereich der Rettbergsaue (d.h. ohne Au- tobahnbrücke) rechtfertigt nicht den Bau eines Tunnels. Betriebsbedingt sind diffuse Schadstoffeinträge durch kraftfahrzeugbedingte Schad- stoffe sowie Beeinträchtigungen der Fauna durch Lärm, Schadstoffe, Licht oder ande- re Störwirkungen. In diesem Zusammenhang wird auf die Ausführungen unter C, Zif- fer II, 5.2.2 [Schutzgüter „Tiere, Pflanzen und biologische Vielfalt“] zu den erheblichen Eingriffen in das Naturgut Biotope/ Pflanzen verwiesen. Da es sich bei den festgestellten Projekten um den Ausbau einer vorhandenen Auto- bahn handelt, werden die relevanten Wirkungen vor dem Hintergrund der Zusatzbe- lastungen beurteilt. Bei dem sechsstreifigen Ausbau der A 643 handelt es sich um eine Verbreiterung des vorhandenen Querschnittes bei dem von dem ursprünglichen Verlauf der bestehenden Autobahn nicht abgewichen wird. Das Brückenbauwerk über den Rhein von 26 m Breite wird durch zwei neue Brücken mit einer Breite von jeweils 21,5 m mit einem Zwischenraum von ca. 4 m an der Äppelallee im Norden bis ca. 14 m an der Landesgrenze ersetzt. Die Fahrtrichtung Wiesbaden nutzt die Lage der vorhandenen Brücke, für die Fahrtrichtung Mainz wird unterstromig (westlich) eine neue Brücke gebaut. Die Strecke nördlich der Rheinbrücke wird von ca. 26 m auf 36 m beidseitig verbreitert. Der prognostizierte Verkehr für die ausgebaute A 643 steigt um ca. 6.000 bzw. 10.200 Kfz/24h gegenüber dem Prognosenullfall auf 98.800 Kfz/24h im Bereich der Rheinbrücke bzw. 102.900 Kfz / 24h zwischen AS Äppelallee und AK Schierstein an. Die zusätzlichen anlagebedingten Wirkungen beschränken sich auf die Inanspruch- nahme von Flächen durch Versiegelung oder sonstige Überbauung. Anlagebedingt ergibt sich keine Neuzerschneidung. Gegenstand der Prüfung ist auch, ob von den vorgesehenen Lärmschutzwänden relevante zusätzliche Barrierewirkungen ausge- hen. Der hier zu betrachtende anlagebedingte Wirkfaktor der Flächeninanspruch-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 448 - A 643 nahme bezieht sich vornehmlich auf den Bezugsraum „Siedlungsbereich“. Im Be- zugsraum „Rettbergsaue“ sind primär Standortveränderungen unter der verbreiterten der Brücke zu berücksichtigen. Flächenbeanspruchungen ergeben sich lediglich durch die neu anzulegenden Brückenpfeiler. Die betriebsbedingten Wirkfaktoren ergeben sich aus den (gegenüber dem Pla- nungs-Null erhöhte) Verkehrsaufkommen und den davon ausgehende Emissionen und Immissionen. Aufgrund der vorhandenen erheblichen Verkehrsbelastung und der im Vergleich dazu geringen Erhöhung der Verkehrsmenge ist nicht mit erheblichen Zusatzbelastungen zu rechnen. Auch eine signifikante Erhöhung der bestehenden Zerschneidungswirkung kann aufgrund der geringfügig veränderten Verkehrsbelas- tung ausgeschlossen werden. Die baubedingten Wirkfaktoren stehen bei diesem Vorhaben, insbesondere auf der Rettbergsaue, im Vordergrund. Der Bau der Brücke erfordert größere Bauflächen im Gegensatz zur sonstigen Verbreiterung der Fahrbahn in dem naturschutzfachlich sensibelsten Bereich des Untersuchungsraums. Neben der baubedingten Flächenin- anspruchnahme sind insbesondere die zu erwartenden Staubemissionen beim Abriss der vorhandenen Brücke zu berücksichtigen. Zu dem erfolgt durch den Baustellen- verkehr und die Baumaschinen temporäre Emissionen und Immissionen (Lärm, Licht und Schadstoffe), die auch aufgrund der Dauer von mehreren Jahren Bauzeit hin- sichtlich ihrer Relevanz geprüft werden. Überdies wurde den baubedingten Wirkun- gen bei der Vermeidung von Beeinträchtigungen eine besondere Bedeutung zuge- messen. Zusammenfassend ergeben sich folgende relevante Projektwirkungen: Anlagebedingte Wirkungen: - Flächeninanspruchnahme durch Versiegelung oder Überbauung (Böschungen, Brücken etc.) - Veränderung der Standortbedingungen durch Überspannung mit einer Brücke Betriebsbedingte Wirkungen: nicht relevant Baubedingte Wirkungen - temporäre Flächeninanspruchnahme und Trennwirkungen durch Baustreifen, Bau- stelleneinrichtungen u.a. - Bodenverdichtung, Bodenabtrag, Bodenumlagerung, Bodendurchmischung - temporäre Geräuschimmissionen, visuelle Störungen, Licht- und Schadstoffemis- sionen (z.B. Staubentwicklung) durch Baumaschinen und Baustellenverkehr - Staubemissionen im Zuge des Brückenabrisses Bezogen auf die den Verlust von Biotopen durch das Vorhaben selbst wie auch durch Baustraßen und Baueinrichtungsflächen ist der primäre Eingriff in das Schutzgut „Pflanzen“ zu nennen. Die Konfliktanalyse erfasst nur Verluste von Biotopen mit min- destens mittlerer Bedeutung, da die Verluste von Biotopen bis geringer Bedeutung keine erhebliche Beeinträchtigung von Natur und Landschaft bewirken. Beeinträchti-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 449 - A 643 gungen vorkommender Biotopstrukturen unterhalb von Brücken sind wegen der ein- tretenden Veränderung der Standortbedingungen zu betrachten. Hierbei spielt neben der lichten Höhe und Gestaltung der Brücke vor allem auch die Wuchshöhe der be- troffenen Biotopstrukturen eine Rolle. Kommt es unterhalb von Brücken nicht bereits zu einem Verlust von Biotoptypen (i.d.R. bei Gehölzen), werden die betroffenen Bio- toptypen (i.d.R. Grünländer) auf ihre Empfindlichkeit überprüft und bei der Eingriffs- ermittlung entsprechend berücksichtigt. Schadstoffeinträge durch betriebsbedingte Wirkungen sind bei dem vorliegenden Ausbauprojekt nicht relevant. Mögliche baube- dingte Schadstoffeinträge beim Bau der Brücke wurden geprüft und werden durch entsprechende Maßnahmen vermieden. Die Ermittlung der erheblichen Beeinträchti- gungen der planungsrelevanten Funktionen der einzelnen Bezugsräume stellt sich wie folgt dar: Anlage- und baubedingten Verlust von Biotopen mit mindestens mittlerer Bedeutung durch Versiegelung und Flächenbeanspruchung ergeben sich durch die Straße und zugehörige Nebenflächen (Bankette, Mulden, Böschungen, Regenrückhaltebecken), Aufschüttungs- und Abgrabungsflächen sowie Baustraßen, Flächen für Baustellenein- richtungen die Flächen gehen zu 100% in die Eingriffsermittlung ein. Anlage- und baubedingte Flächenbeanspruchungen der Biotoptypen Im „Siedlungs- bereich“ betreffen hauptsächlich straßenbegleitende Gehölze und sonstige Biotopty- pen mit älterem Baumbestand mittlerer Bedeutung. Hinzu kommen bau- und anlage- bedingte Beeinträchtigungen von geringwertigen Offenlandbiotoptypen. Beeinträchtigungen von mindestens mittel empfindlichen Biotoptypen gegenüber Ver- änderung der Standortbedingungen ergeben sich durch die unterhalb von Brücken betroffenen Flächen. Eine direkte Versiegelung von Flächen findet im Bezugsraum der Rettbergsaue nur im Bereich der Brückenpfeiler statt. Durch die standortverändernde Überspannung mit dem Brückenkörper sind Beeinträchtigungen des Weichholzauenwalds zu erwar- ten. Baubedingte Verluste betreffen aufgrund entsprechender Vermeidungsmaßnah- men „Reduzierung der baubedingten Flächenbeanspruchung auf das notwendige Minimum und Meidung der naturschutzfachlich definierten Tabuzonen“ in erster Linie kurzfristig wiederherzustellende Biotoptypen (Ruderalfluren, Wiesenbrachen und Feldwege) und nur in geringem Umfang Biotoptypen mit längeren Wiederherstel- lungszeiten (02.100 Gebüsche und Hecken). Baubedingte Verluste des vorkommen- den Weichholzauenwaldes (LRT *91E0) werden vollständig vermieden. Beeinträchti- gungen durch Standortveränderungen unterhalb der Brücke können nicht vermieden werden. Sie führen zu einer Degradierung des Biotoptyps, so dass eine Entwertung angesetzt wird (Abwertung des Bestands nach Anlage 2 der KV).

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Bezogen auf die Habitatfunktion ist festzustellen, dass im Bezugsraum „Siedlungsbe- reich“ anlagebedingte Verluste von besonderen faunistischen Lebensräumen auf- grund des Ausbaus innerhalb der vorbelasteten faunistisch geringwertigen Zone aus- geschlossen sind. Im Bezugsraum Rettbergsaue hingegen ergeben sich anlagebe- dingte Verluste durch die Brückenpfeiler sowie insbesondere baubedingte Verluste von Flächen mit Habitatfunktionen. Auch hier steht die Vermeidung eventueller bau- bedingter Beeinträchtigungen im Vordergrund. Ein Funktionsverlust bestimmter Teil- habitate durch eine erhöhte Zerschneidungs-/ Barrierewirkung durch die vorgesehe- nen Lärmschutzwände tritt nicht ein, da die bekannten und/ oder im Untersuchungs- raum erfassten Arten ihre Verhaltensmuster kaum verändern. Schadstoffeinträge durch betriebsbedingte Wirkungen sind nicht relevant. Dies gilt auch für mögliche baubedingten Schadstoffeinträge während des Baus der Brücke. Visuelle und lärmbedingte Störreize durch baubedingte Fahrzeugbewegungen und Lichtemissionen, die vornehmlich auf Fledermäuse und Vögel wirken, sind einzelfall- bezogen auf ihre Auswirkungen geprüft worden. Verbal-argumentativ ist festzustellen, dass dies unter Berücksichtigung der getroffenen Maßnahmen nicht der Fall ist. Im „Siedlungsbereich“ werden die relevanten wertgebenden Vogelarten anlage- bzw. baubedingt durch Verluste von Habitatstrukturen, die als Nahrungs- und/ oder Brut- habitat dienen, betroffen. Dies gilt auch für die wertgebenden Vogelarten, wie z.B. Türkentaube, Dohle, Gartenrotschwanz und Mittelspecht, die hauptsächlich im Be- reich der Parkanlage östlich der A 643 angrenzend an den Rhein vorkommen. In dem westlich der A 643 angrenzenden Siedlungsbereich befinden sich nur ein Turmfalken- revier sowie ein weiterer Türkentaubennachweis. Im Bereich des AK Wiesbaden- Schierstein und dem südlich angrenzenden Ausbaubereich bis zur Rheinbrücke Schierstein sind keine wertgebenden Vogelarten nachgewiesen, zudem werden durch den Ausbau der Straße bau- und anlagebedingt keine wertvollen Habitatstruk- turen beansprucht. Die relevanten Beeinträchtigungen liegen somit in den an die Brücke angrenzenden baubedingt beeinträchtigten Bereichen. Hier werden potenzielle Habitatstrukturen wertgebender Vogelarten beansprucht bzw. gestört. Da die baubedingten Störungen nur temporär erfolgen sowie aufgrund der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen zur Reduzierung der Störungen während der Brutzeit, werden die wertgebenden Vo- gelarten hauptsächlich durch den Verlust potenzieller Habitatstrukturen beeinträchtigt. Die Lärmschutzwände entlang des Blierweges und der Rheingaustraße stellen keine Hindernisse für die vorkommenden Vogelarten dar, so dass zusätzliche Zerschnei- dungs- bzw. Barrierewirkungen ausgeschlossen werden können. Zudem schützten die Lärmschutzwände vor möglichen Kollisionen von überfliegenden Tieren mit Fahr- zeugen.

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Mögliche temporäre Zerschneidungswirkungen durch die baulichen Tätigkeiten, ins- besondere auf der Rettbergsaue werden nicht eintreten. Die neue „Rheinbrücke“ wird die Rettbergsaue zukünftig auf einer Breite von ca. 53-56 m einschließlich eines Lichtspalts von ca. 10-13 m zwischen den Brücken und einer Länge von ca. 325 m überspannen. Die östliche Brücke (Fahrtrichtung Wiesbaden) liegt mit einer Breite von 21,5 m vollständig im Korridor der vorhandenen Brücke (ca. 26 m Breite). Durch die (neue) westliche Brücke werden bisher nicht beanspruchte Flächen neu über- brückt. Wertgebende Vogelarten auf dem Westteil der Rettbergsaue sind hauptsächlich Ar- ten der Grünland- und Brachestadien, wie Gelbspötter und Pirol sowie Greifvögel, wie Schwarzmilan und Baumfalke. Eines der festgestellten Reviere des Schwarzmilans liegt direkt westlich (ca. 30 m) neben der bestehenden Autobahnbrücke, ansonsten beträgt die geringste Entfernung eines Revierzentrums zur bestehenden Trasse ca. 250 m. Das nächstliegende Revierzentrum des Gelbspötters ist dabei mit einer Ent- fernung von ca. 30 m zur neuen Brücke und von ca. 10 m zu den Bauflächen nach- gewiesen. Der Baumfalke wurde in ca. 330-420 m westlich der geplanten Trasse nachgewiesen. Östlich der Schiersteiner Brücke sind im Nahbereich (bis ca. 500 m) der Brücke Türkentaube, Gelbspötter, Neuntöter, Schleiereule, Kleinspecht, Grün- specht und Schwarzmilan als wertgebende Vogelarten vertreten. Der Nachweis der Türkentaube erfolgte unmittelbar im Bereich der Brücke, der Gelbspötter kommt in einer Entfernung von ca. 100 m zur Brücke vor. Der Brutplatz der Schleiereule liegt wahrscheinlich in einem Schuppen ca. 170 m östlich der Brücke bzw. ca. 60 m östlich der Baufläche. Die übrigen Nachweise liegen mindestens in einer Entfernung von 250 m zur Brücke. Zusätzliche Lärmbelastungen sind aufgrund der Vorbelastungen durch den bestehenden Verkehr nicht zu erwarten. Gleiches gilt für die anlage- und betriebsbedingte Zerschneidungswirkung, da die Ausgestaltung der geplanten Brücke der bestehenden Brücke weitgehend entspricht und die Vogelarten die Brücke bereits derzeit in ausreichender Höhe queren bzw. unterfliegen. Relevant für die wertgeben- den Vogelarten sind anlage- bzw. baubedingte Verluste von Habitatstrukturen, die als Nahrungs- und/ oder Bruthabitat dienen bzw. deren Zerschneidung durch die Baustel- lenflächen. Im Bereich der neu anzulegenden Brücke gehen in geringem Umfang Gebüsche und Ruderalfluren sowie Weichholzauenwald und Auenwaldaufforstungen verloren. Die Aktivitätsdichte der nachgewiesenen Fledermausarten im Bereich der Brücke auf der Rettbergsaue (Großer Abendsegler, Zwerg- und Wasserfledermaus) ist überwie- gend gering und beschränkt sich auf eine Nutzung als Jagdhabitat. Es konnten keine Quartiere nachgewiesen werden, lediglich ein potenzieller Höhlenbaum. Flugrouten mit einer hohen Jagdaktivität konnten lediglich für die Zwergfledermaus im Bereich

…/ Planfeststellungsbeschluss - 452 - A 643 der Brücke festgestellt werden. Betriebsbedingte Beeinträchtigungen können auf- grund der Vorbelastung durch die vorhandene Brücke ausgeschlossen werden. Auf- grund der Dimensionierung der Brücke (LH = 14 m) werden die Tiere die Trasse wie bisher unterhalb der Brücke queren oder in ausreichender Höhe überfliegen. Bau- und anlagebedingte Verluste betreffen lediglich eine geringe Fläche der genutzten Jagdhabitate. Der potenzielle Höhlenbaum wird nicht in Anspruch genommen. Bau- bedingte Beeinträchtigungen der vorwiegend von der Zwergfledermaus genutzten Bereiche werden durch die vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen (s. Kap.4) weit- gehend vermieden. Die sehr hochwertigen Lebensräume der Libellen beschränken sich auf die West- und Ostspitze der Rettbergsaue, wo auch die Nachweise der beiden streng geschützten Libellenarten (Fluss- und Keiljungfer) erfolgten, sowie auf strukturell ähnliche Berei- che. Im Umfeld der Brücke kommen solche Habitatstrukturen nicht vor, trotzdem kön- nen einzelne Larven in geringer Dichte auch in der Sohle des Hauptstroms und damit im Umfeld der Brücke vorkommen. Relevante Beeinträchtigungen der Libellen kön- nen nur durch einen Eingriff in den Wasserkörper bzw. den Uferbereich des Rheins hervorgerufen werden. Da dies lediglich im Zuge der baubedingten Anlage von drei Anlegestellen (zwei nördlich der Rettbergsaue, auf jeder Seite der Brücke für die An- lieferung der Brückenbauteile und eine südlich der Rettbergsaue zum wasserseitigen Abbruch eines vorhandenen Brückenpfeilers) erfolgt, sind die Beeinträchtigungen zeitlich begrenzt. Hinsichtlich der Bodenfunktionen ist festzustellen, dass bei der Bilanzierung gemäß der KVdie Versiegelung bereits bei der Biotopfunktion erfasst wurde. Daher wird der Verlust der Bodenfunktionen in der Rettbergsaue im Bereich der Brückenpfeiler nicht gesondert betrachtet. Durch die Überspannung mit der Brücke sind zwar veränderte Standortbedingungen zu erwarten, in den Boden selbst wird jedoch nicht direkt ein- gegriffen, so dass die natürlichen Bodenfunktionen weitgehend erhalten bleiben. Be- einträchtigungen von Böden auf der Rettbergsaue ergeben sich außerhalb der ver- siegelten Flächen insbesondere durch Baustraßen und Lagerflächen (temporär) so- wie unter den Brücken. Baubedingte Beeinträchtigungen in Form von Bodenverdich- tungen im Bereich der Bauflächen und -straßen werden durch die vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen weitgehend vermieden. Folgende unvermeidbare Konflikte sind im Bezugsraum „Siedlungsbereich“ gege- ben: - 1B: Anlage- und baubedingter Verlust von gering- bis mittelwertigen Gehölzen (02.100, 02.100/ 09.160, 04.220) und sonstigen Biotoptypen mit mittelaltem Baumbestand (11.212, 11.231) sowie von Ruderalfluren (09.120, 09.211) und Wiesenbrachen (09.130) intensiv genutzten Offenlandbiotoptypen (11.191,

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03.211, 06.910, 06.930) bzw. von anthropogen überformten Biotoptypen (10.610) Die Hauptbeeinträchtigungen betreffen die mittelwertigen Gehölzstrukturen, insbesondere auch im Trassennahbereich, wo sie Immissionsschutzfunktion übernehmen. Die übrigen betroffenen Biotopstrukturen liegen ebenfalls im be- reits stark vorbelasteten Bereich der vorhandenen A 643 - 1H: Temporärer Verlust von geeigneten Habitatstrukturen (z.B.: Gebüschen) wertgebender Vogelarten und baubedingte Störungen (Türkentaube, Turmfalke) Die Hauptbeeinträchtigungen beziehen sich auf den baubedingten Verlust der mindestens mittelwertigen Biotopstrukturen und betreffen damit hauptsächlich Gehölzstrukturen, die gleichzeitig geeignete Habitatstrukturen wertgebender Vogelarten sind. - 2B: Degradierung von Auenwaldbeständen (01.132, LRT *91E0; 01.137) und Verlust von Gehölzstrukturen (02.100) sowie von Ruderal- und Brachestruktu- ren (09.130, 09.210, 10.610) Die Hauptbeeinträchtigungen im Bereich der Rettbergsaue sind die baubeding- ten Verluste von Gehölzstrukturen sowie die Überspannung wertvoller Auenbe- stände (u.a. LRT *91E0) mit der Brücke. - 2H: Anlage- und baubedingte Verlust von Habitatstrukturen (Gehölzstrukturen) wertgebender Vogelarten sowie baubedingte Störungen (z.B. Türkentaube, Neuntöter, Schwarzmilan) - 2Bo: Anlagebedingter Verlust natürlicher Bodenfunktionen durch Versiegelung. Neben den Flächenverlusten durch die Straße und den Straßennebenflächen sowie durch die Brücke, sind keine weiteren Funktionsverluste oder Funktionsminderungen (z.B. durch Schadstoffeintrag, Verlärmung, Änderung des Bestandsklimas sowie Zer- schneidung) zu berücksichtigen, da aufgrund der vorhandenen starken Verkehrsbe- lastung hohen Vorbelastung von ca. 93.000 Kfz/24h und der im Vergleich dazu relativ geringen Erhöhung der Verkehrszahlen auf 98.800 Kfz/24h bzw. 102.900 Kfz/24h keine erheblichen Zusatzbelastungen zu erwarten sind.

6.5 Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen Zum Ausgleich der nicht vermeidbaren Eingriffe sind vom Vorhabenträger unter Be- rücksichtigung der Bestandserfassung und der Konfliktanalyse zunächst Ziele für das Kompensationskonzept abgeleitet worden (Erläuterungsbericht, Kap. 6, S. 37 ff.). Dabei wurde für das Kompensationskonzept im Interesse einer naturschutzfachlich tragfähigen Maßnahmenplanung in der landschaftspflegerischen Begleitplanung ein integriertes Zielkonzept entwickelt, welches sowohl die wiederherzustellenden Funk- tionen des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes einschließlich der Erholungs- eignung wie auch im besonderen die Artenschutzanforderungen sowie die Anforde- …/ Planfeststellungsbeschluss - 454 - A 643 rungen aus dem NATURA 2000-Gebietsschutz berücksichtigt. Durch die spezifischen rechtlichen Anforderungen des Natura 2000-Gebietsschutzes und des Artenschutzes ergibt sich eine Hierarchie in der Maßnahmenplanung, bei der die Maßnahmen zur Sicherung der Kohärenz das Maßnahmenkonzept und zur Aufrechterhaltung der Funktionalität geschützter Lebensstätten und des günstigen Erhaltungszustandes der beeinträchtigten Lokalpopulation planungsrelevanter Arten dominieren. Somit werden in der Hierarchie der Maßnahmenplanung zunächst die Kohärenzsicherungsmaß- nahmen des Gebietsschutzes übernommen und die erforderlichen Maßnahmen für den Artenschutz konzipiert. Darauf aufbauend sind für die planungsrelevanten Funk- tionen aus der Eingriffsregelung, die über die Betroffenheit von Arten und Lebensstät- ten hinausgehen und nicht über hierfür vorgesehenen Maßnahmen multifunktional kompensiert werden, weitere Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu planen. Aus artenschutzrechtlichen Gründen sind mit Ausnahme eines Nistkastens für den Turmfalken weder vorgezogene Ausgleichmaßnahmen im Sinne des § 44 Abs. 5 BNatSchG noch kompensatorische Maßnahmen gemäß § 45 Abs. 7 BNatSchG er- forderlich. Artenschutzrechtliche Verbotstatbestände treten aufgrund der erheblichen Vorbelastungen und der vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen nicht ein. Für die Planung und Flexibilisierung von Maßnahmen der landschaftspflegerischen Begleitplanung wird die räumlich-funktionale Bindung von Maßnahmen daher primär durch die Kohärenzsicherungsmaßnahmen für den im FFH-Gebiet Rettbergsaue be- einträchtigten Lebensraumtyp *91E0 bestimmt. Bei der Ableitung der Maßnahmen wurden überdies die Anforderungen des § 2 KV berücksichtigt. Im Rahmen der Eingriffsfolgenbewältigung ist mit Inkrafttreten des neuen BNatSchG am 1. März 2010 der Ausgleich im Verhältnis zum Ersatz nicht mehr vorrangig (§ 15 Abs. 2 Satz 1 BNatSchG). Dabei ist beachtlich, dass erst wenn die Kompensationser- fordernisse nach europäischem Recht erfüllt sind, in der Praxis die Wahl zwischen Ausgleich und Ersatz besteht. Wenn auch der bisherige Vorrang des Ausgleichs vor dem Ersatz entsprechend der in § 13 BNatSchG abweichungsfest geregelten Stufen- folge durch eine Gleichstellung dieser Instrumente abgelöst ist, so bleibt es bei der begrifflichen Unterscheidung. Die nach Vermeidung verbleibenden erheblichen Ein- griffe in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild werden mit den geplanten Aus- gleichs- und Ersatzmaßnahmen weitgehend funktional gleichartig und insgesamt gleichwertig i.S.d. m § 15 Abs.2 BNatSchG kompensiert (siehe Erläuterungsbericht zum LBP, S. 37 ff.). Ausgleichsmaßnahmen sind Maßnahmen, die geeignet sind, die von dem Vorhaben beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in gleichartiger Weise wiederherzu- stellen und das Landschaftsbild landschaftsgerecht wiederherzustellen oder neu zu gestalten (§ 15 Abs. 2 Satz 2 BNatSchG). Der Ausgleich im Sinne einer gleichartigen

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Wiederherstellung von Funktionen und Strukturen ist daran festzumachen, ob be- stimmte räumliche und/ oder funktionale Voraussetzungen, Anforderungen an den Standort (geeigneter Ausgangsbiotop) und die zeitliche Wiederherstellbarkeit (in ei- nem Entwicklungszeitraum) erfüllt werden können. Hierunter ist nicht grundsätzlich die identische Wiederherstellung derselben Strukturen zu verstehen. Ausgleichsmaß- nahmen müssen nicht notwendig am Ort des Eingriffs erfolgen, sich aber dort, wo die Beeinträchtigungen auftreten, noch auswirken. Zwischen Ausgleichs- und Eingriffsort muss ein enger räumlich funktionaler Zusammenhang bestehen (vgl. auch BVerwG, Urteile vom 27. Oktober 2000 - BVerwG 4 A 18.99 -, BVerwGE 112, 140 <163> und vom 9. Juni 2004 - BVerwG 9 A 11.03 -, BVerwGE 121, 72 ff.). Ersatzmaßnahmen sind Maßnahmen, die notwendig werden, wenn ein Ausgleich nicht möglich ist oder in Betracht kommt. Mit ihnen werden die vom Vorhaben beein- trächtigten Funktionen des Naturhaushalts im Naturraum in gleichwertiger Weise wie- derhergestellt und das Landschaftsbild landschaftsgerecht neu gestaltet (§ 15 Abs. 2 Satz 3 BNatSchG). Es sollen ähnliche Funktionen und Strukturen wiederhergestellt werden. Nach § 15 Abs. 2 Satz 3 soll ein naturräumlicher Zusammenhang zwischen Eingriff und Ersatzmaßnahme bestehen. Bei Ersatzmaßnahmen im Wald wird stets von Zeiträumen von mehr als 30 Jahren ausgegangen, weil die Zielsetzungen durch die Langfristigkeit der Walddynamik umgesetzt werden. Ferner sind die Gestaltungsmaßnahmen zu nennen, mit denen eine weitere Ver- minderung der Eingriffswirkung erzielt wird (siehe auch BVerwG, Urteil vom 19. März 2003 - BVerwG 9 A 22.03). Diese Maßnahmen haben die Gestaltung des Straßen- raumes zum Ziel, daneben tragen sie auch zum Ausgleich und zur Minimierung der Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes durch die technischen Bauwerke und die Einschränkung des betroffenen Raumes für die Erholungsnutzung bei. Dichte Ge- hölzbestände fungieren außerdem als Immissionsschutz, indem sie Stäube ausfiltern und belastendes Spritzwasser abfangen. Außerdem übernehmen die Gehölze am Straßenrand eine optische Leitlinienfunktion für die Verkehrsteilnehmer. Im Hinblick auf ihre Trassennähe kommt ihnen grundsätzlich eine geringe Wirkung als Aus- gleichsmaßnahmen zu. Der Vorhabenträger hat funktionsunabhängige Maßnahme (auf Straßennebenflächen) geplant und als Ausgleichsmaßnahmen gewertet. Dabei handelt es sich vor allem um Maßnahmen, mit denen das Ziel verfolgt wird, die Stra- ße in Natur und Landschaft einzubinden (Gestaltungsmaßnahmen), eine Verbesse- rung der Landschaftsbildqualität zu erreichen und überdies eine positive Wirkung für das Landschaftserleben zu erzielen. Neben den naturschutzfachlichen Voraussetzungen muss eine planfestgestellte Aus- gleichsmaßnahme wegen der enteignungsrechtlichen Vorwirkung auch im Übrigen dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit genügen. Wird für eine Ausgleichsmaßnah-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 456 - A 643 me auf privates Grundeigentum zugegriffen, muss dies das mildeste Mittel zur Erfül- lung der naturschutzrechtlichen Ausgleichsverpflichtung darstellen. Daran fehlt es, sofern Kompensationsmaßnahmen im Rahmen der naturschutzfachlichen Gesamt- konzeption an anderer Stelle ebenfalls (vergleichbaren) Erfolg versprechen, bei einer Gesamtschau aber den Vorteil bieten, dass den dort Betroffenen geringere Opfer abverlangt werden (BVerwG, Urteil vom 18. März 2009 - BVerwG 9 A 40.07 -, juris, Rn. 27). Der Schutz des Eigentums (Art. 14 Abs. 1 GG) gebietet es, Ausgleichsflä- chen vorrangig auf einvernehmlich zur Verfügung gestellten Grundstücksflächen oder auf Grundstücken, die im Eigentum der öffentlichen Hand stehen, zu verwirklichen, wenn diese naturschutzfachlich geeignet sind (stRspr BVerwG, vgl. Urteil vom 1. Sep- tember 1997 - BVerwG 4 A 36.96 -, BVerwGE 105, 178 ff.; Beschlüsse vom 9. Okto- ber 2003 - BVerwG 9 VR 10.03 – juris, Rn. 13, vom 11. November 2008 - BVerwG 9 A 52.07 - juris, Rn. 28, und vom 7. Juli 2010 - BVerwG 7 VR 2/10 -, juris, Rn. 27). Schließlich dürfen die mit Ausgleichsmaßnahmen verbundenen nachteiligen Folgen nicht außer Verhältnis zum beabsichtigten Erfolg stehen. Dabei ist bei der Beurteilung der Zumutbarkeit einer Flächeninanspruchnahme für Ausgleichs- und Ersatzmaß- nahmen nicht das Interesse an der Verwirklichung des Vorhabens, sondern nur das Interesse an einem Ausgleich der zu kompensierenden Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft ins Verhältnis zu den Auswirkungen der Flächeninanspruchnahme für den Betroffenen zu setzen (BVerwG, Urteil vom 18. März 2009 - BVerwG 9 A 40.07 -, Rn. 34). Für die Durchführung der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen werden, da sich nicht ausreichende, geeignete Flächen im Eigentum der öffentlichen Hand befinden, auch im Privateigentum befindliche Flächen in Anspruch genommen. Diese Inanspruch- nahmen ist – wie die Prüfung der Notwendigkeit und Geeignet der Maßnahmen erge- ben hat – unter Beachtung des Art. 14 GG zulässig. Die Beanspruchung erfolgt zum Wohl der Allgemeinheit und aufgrund eines Gesetzes (Art.14 Abs. 3 GG). Das Eigen- tum als solches, ist danach nicht grundsätzlich vor Eingriffen anlässlich einer Stra- ßenbaumaßnahme geschützt, sondern muss im Rahmen der Abwägungsentschei- dung zu Gunsten des Straßenbaus zurückstehen, wenn die Planungsrechtfertigung ausreichend belegt ist, die einschlägigen Planungsleitsätze beachtet sind und nach Abwägung aller planungsbetroffener Belange unter Zurückstellung individueller Be- troffenheiten, namentlich der Inanspruchnahmen von Grundstücken, an der Planung festgehalten werden muss (siehe C, Ziffer VI,1.1). Die Ausgleichs- und Ersatzmaß- nahmen sind fachlich geboten, andererseits aber auch ausreichend um den gesetzli- chen Anforderungen zu genügen. Die Maßnahmen rechtfertigen sich auch vor dem Hintergrund der Eigentumsgarantie. Insbesondere sind die damit verbundenen Ein- griffe geeignet, erforderlich und verhältnismäßig und werden den Anforderungen des

…/ Planfeststellungsbeschluss - 457 - A 643

Art. 14 Abs. 3 GG gerecht. Der festgestellte Plan berücksichtigt auch, so weit wie möglich, die Interessen der betroffenen Grundstückseigentümer. Im Hinblick darauf, dass z.B. diese Flächen vorübergehend in Anspruch genommen und vom Vorhaben- träger wieder zu rekultivieren sind, bietet es sich an, diese möglichst zusammenhän- genden Flächen aufzuwerten. Durch diesen Ansatz konnte Flächenverbrauch be- grenzt werden, d.h. andernfalls wäre ein noch größerer Maßnahmen- und damit Flä- chenbedarf gegeben. Nach § 15 Abs. 2 Satz 3 BNatSchG soll ein naturräumlicher Zusammenhang zwi- schen Eingriff und Ersatzmaßnahme bestehen. Mit § 7 Abs. 1 HAGBNatSchG wurde landesrechtlich geregelt, dass Ersatzmaßnahmen als Ausgleichsmaßnahmen gelten; damit wurde der teilweise geäußerte Zweifel an der Beseitigung des Vorrang des Ausgleichs im Verhältnis zum Ersatz beseitigt. Entsprechend § 7 Abs. 2 HAGB- NatSchG soll – abweichend von § 15 Abs. 2 Satz 3 BNatSchG, jedoch entsprechend der bisherigen Rechtslage in § 2 Abs. 1 Nr. 1 KV – zwischen Eingriff und Maßnahme ein „regionaler Zusammenhang“ bestehen. Die Lage im betroffenen Naturraum ist gegeben, wenn beide im Geltungsbereich eines Flächennutzungsplans liegen, ferner dann, wenn beide in zwei verschiedenen, aber unmittelbar benachbarten Landkreisen und/ oder kreisfreien Städten gelegen sind. Der Naturraum zur Ermittlung des regio- nalen Zusammenhangs erfolgt gemäß Anlage zu § 2 Abs. 1 Nr. 1 KV. Maßnahmen müssen im Übrigen die Voraussetzungen für Ersatzmaßnahmen erfüllen, d.h. sie müssen insbesondere auf eine Aufwertung des Naturhaushalts angelegt sein (vgl. § 15 Abs. 3 Satz 2 BNatSchG). „Bewirtschaftungs- oder Pflegemaßnahmen“ kommen als Kompensationsmaßnah- men in Betracht, wenn sie der „dauerhaften Aufwertung des Naturhaushalts“ dienen. Mit dieser Formulierung greift der Gesetzgeber die bisherige höchstrichterliche Rechtsprechung auf, wonach nur solche Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaß- nahmen in Betracht kommen, die aufwertungsbedürftig und -fähig sind (vgl. BVerwG vom 10. September 1998 - BVerwG 4 A 35/97). Diese Voraussetzungen erfüllen Flä- chen, die in einen Zustand versetzt werden können, der sich im Vergleich mit dem früheren Zustand als naturschutzfachlich höherwertig einstufen lässt. Dagegen wurde die bloße Erhaltungspflege eines bereits vorhandenen Biotops von der Recht- sprechung nicht als Kompensationsmaßnahme anerkannt. Der Wortlaut des Geset- zes unterstreicht die Notwendigkeit der dauerhaften Aufwertung als Voraussetzung für die Anerkennung einer Kompensationsmaßnahme. Das dem festgestellten Plan zu Grunde liegende Maßnahmenkonzept orientiert sich an den unvermeidbaren Beeinträchtigungen der maßgeblichen Funktionen und Struk- turen der betroffenen Bezugsräume „Rettbergsaue“ und „Siedlungsbereich“. Ausge- hend von den im Bezugsraum „Rettbergsaue“ anzutreffenden besonderen Standort-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 458 - A 643 faktoren einer Aue (z.B. Grundwasser und Fleißgewässerdynamik, Auengley) und im südlichen Uferbereich von Weichholzauenwaldbeständen, die als Erhaltungsziel des FFH-Gebiets dem europäischen Gebietsschutz unterliegen, sind in Bezug auf insbe- sondere die Beeinträchtigung des LRT *91E0 besondere Anforderungen an die Lage und die Standortverhältnisse der Maßnahmenflächen zu stellen. Der Maßnahmen- raum sollte innerhalb der Rheinaue liegen, im Hinblick auf Weichholzauwald entwick- lungsfähig und aufwertbar sein und möglichst in das kohärente Netz Natura 2000 integrierbar sein. Diese Voraussetzungen sind in den ca. 20 km zur Rettbergsaue entfernt liegenden Rheinwiesen zwischen Oestrich-Winkel und Geisenheim gegeben. Die Ziele der Maßnahmenplanung in den Rheinwiesen sind aus der GDE und den Erhaltungszielen aus der Verordnung über die NATURA 2000-Gebiete in Hessen vom 16. Januar 2008 abgeleitet worden. Leitbild für die an das FFH-Gebiet angren- zenden Kohärenzflächen ist ein zusammenhängender, weitgehend ungestörter Kom- plex aus Weichholz- und Hartholzauenwald. Vorrangiges Ziel im Bezugsraum „Siedlungsbereich“ ist die Einbindung und Abschir- mung der Trasse durch Bepflanzung der Dammböschungen beidseitig flächig mit standorttypischen Laubgehölzen. Die Bauflächen werden der jeweiligen Ausgangssi- tuation entsprechend landschaftsgerecht wiederhergestellt. Da die verbleibenden Beeinträchtigungen im Siedlungsbereich ausschließlich anthropogen stark vorbelas- tete Funktionen und Strukturen des Naturhaushalts betreffen, ergeben sich hieraus keine besonderen Anforderungen an eine räumlich und funktional eng gebundene Maßnahmenplanung. Die Kompensation dieser Eingriffe erfolgt ebenfalls in den Rheinwiesen mit dem Ziel den naturschutzfachlich besonders geeigneten Maßnah- menkomplex zu erweitern. Der Vorhabenträger ist im Rahmen der landschaftspflegerischen Begleitplanung ent- wickelten Maßnahmenkonzeption von den wesentlichen Biotopkomplexen mit ihren Entwicklungszielen ausgegangen. Bei den Maßnahmen wird von dem regionalplane- rischen Ziel, die Funktionalität des Naturhaushalts, insbesondere des Wirkungsgefü- ges von Boden, Wasser, Luft, Klima, Tier- und Pflanzenwelt, zu erhalten und zu ver- bessern, grundlegend ausgegangen. Daher wurde bei den Kompensationsmaßnah- men ein multifunktionaler Ansatz gewählt. Die Kohärenz- und CEF-Maßnahmen sind vom Vorhabenträger unter Berücksichtigung der artenschutzrechtlichen Anforderun- gen, insbesondere im Hinblick auf die Funktion der durch das Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten der jeweiligen Art bewertet und bilanziert worden. Sie sind Bestandteil des Gesamtkompensationskonzeptes. Bei der Begründung der Maßnahmen wurde auf das Hauptziel abgestellt. Für die Wiederherstellung der Leis- tungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes und des Landschaftsbildes wer- den folgende Ausgleichs- und Gestaltungsmaßnahmen durchgeführt. Dabei werden

…/ Planfeststellungsbeschluss - 459 - A 643 die beeinträchtigten Strukturen und Funktionen des Naturhaushaltes im räumlich- funktionalen Zusammenhang wiederhergestellt, wobei eine Gleichartigkeit (bei Aus- gleichsmaßnahmen) bzw. eine Gleichwertigkeit (bei Ersatzmaßnahmen) angestrebt wird. Folgende Maßnahmen sind zur Kompensation des Eingriffes durch die A 643 vorge- sehen: 1) Ansaat und Gehölzpflanzung auf Straßenböschungen (Maßnahme 1A) Da die Hauptbeeinträchtigungen mittelwertige Gehölzstrukturen, insbesondere auch im Trassennahbereich betreffen und die Immissionsschutzfunktion übernehmen, sol- len auf den neu anzulegenden Straßenböschungen und Bauflächen ebenfalls vorran- gig Gehölze wieder angelegt werden. Ziel der Maßnahme ist die Einbindung und Ab- schirmung der Trasse durch Bepflanzung der Dammböschungen mit Gehölzen (Bio- top 02.100 Hecken/ Gebüschpflanzung [straßenbegleitend]). Dabei werden die Bö- schungen der Dämme beidseitig mit standorttypischen, heimischen Laubgehölzen bepflanzt und mit Landschaftsrasen angesät. Die Bepflanzung der Böschungen um- fasst einen Anteil von ca. 90% Sträuchern und ca. 10% Bäumen. Gepflanzt werden standortgerechte, also möglichst tausalztolerante, einheimische Gehölzarten, wie z.B. Stieleiche (Quercus robur), Winterlinde (Tilia cordata), Feldahorn (Acer campestre), Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) und rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum). Verwendet wird ausschließlich regionaltypisches, gebietsheimisches Pflanzmaterial. Der fahrbahnnahen Bereiche (Bankett, Entwässerungsmulden und Sichtfelder) wer- den ausschließlich mit Landschaftsrasen angesät (siehe Maßnahme 9.1G). Die Bö- schungsflächen sind gemäß DIN 18915 fachgerecht vorzubereiten (Oberbodenauf- trag, ggf. Bodenverbesserungsmaßnahmen). Gesamtumfang der Maßnahme: 4,05 ha. Die Maßnahme wird nach Abschluss der Straßenbauarbeiten durchgeführt. Zur Entwicklung und Pflege sind Anwuchskontrolle, ggf. Ersatz ausgefallener Pflanzen, Fertigstellungs- und Entwicklungspflege während der ersten drei Jahre vorgesehen. Danach erfolgt die Pflege im Rahmen der Straßenunterhaltung (Schnittmaßnahmen, Verjüngungsschnitt). Die Maßnahme erfolgt innerhalb der Straßenparzelle. 2) Wiederherstellung der ursprünglichen Nutzung auf Bauflächen (2A) Da sich die Hauptbeeinträchtigungen der Konflikte 1B und 1H auf den baubedingten Verlust der mindestens mittelwertigen Biotopstrukturen beziehen und damit haupt- sächlich Gehölzstrukturen betreffen, die gleichzeitig geeignete Habitatstrukturen wertgebender Vogelarten sind, sind diese wiederherzustellen. Die geringwertigen Biotoptypen sollen in Absprache mit den Eigentümern möglichst naturnah und damit höherwertig (wieder) hergestellt bzw. optimiert werden. Ziel der Maßnahme ist die Wiederherstellung der ursprünglichen Nutzung und damit auch bisher genutzter Habi- tatstrukturen wertgebender Vogelarten. Dazu werden die rekultivierten Flächen nach

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Rücksprache mit den Eigentümern, möglichst naturnah wiederhergestellt. D.h. im Einzelnen, dass z.B. auf Flächen mit standortfremden und/ oder exotischen Gehölzen standorttypische, heimische Gehölze gepflanzt werden. Intensiv genutzte Offenland- biotoptypen sollen möglichst durch extensiv genutzte Flächen ersetzt werden. Bei der Verwendung von Saatgutmischungen soll möglichst auf naturnahe Landschaftsra- sensaatgutmischungen zurückgegriffen werden. In dem Bereich um das Regenrück- haltebecken im Anschlussohr der AS Wiesbaden-Äppelallee sollten nach Möglichkeit neben den wiederherzustellenden Ruderalfluren zusätzlich Gebüschgruppen ange- pflanzt werden. Die Maßnahme umfasst 9,61 ha Gesamt-Bauflächen. Hierin enthalten sind auch Flächen mit geringwertigen Biotoptypen (03.211, 06.910, 06.930, 10.610, 11.191, 11.212, 11.225) sowie Flächen die entsiegelt werden und entsprechend der angrenzenden Nutzung wiederhergestellt werden (0,36 ha). 0,45 ha der wiederherzu- stellenden Biotoptypen (02.100, 02.100/ 09.160, 04.220, 09.211) liegen nach Ab- schluss der Bauarbeiten unter der Brücke, so dass hier nur geringwertigere Ruderalf- luren entsprechend dem Wert „bewachsener Feldweg“ 10.610 angelegt werden kön- nen. Nach der Fertigstellungs- und Entwicklungspflege geht die weitere Pflege in den Zuständigkeitsbereich des Eigentümers über und wird daher nicht näher spezifiziert. Die Bereiche unterhalb und zwischen den Brücken sowie Bereich innerhalb des An- schlussohres der AS Wiesbaden-Äppelallee liegen innerhalb der Straßenparzelle, die übrigen Bereiche auf vorübergehend in Anspruch genommenen Flächen. Diese Flä- chen sind dinglich zu sichern.

3) Anlage eines Turmfalkennistkastens (3ACEF) Das nachgewiesene Revierzentrum eines Turmfalken östlich des Hafengebietes liegt aktuell in einer Entfernung von ca. 110 m zur Trasse. Durch die Neuanlage der Rheinbrücke rückt diese um ca. 30 m näher an das Revierzentrum heran, so dass Störungen des Turmfalken und damit eine eventuelle Brutplatzaufgabe nicht ausge- schlossen werden können. Als Ersatzbrutplatz soll deshalb ein Nistkasten im unmit- telbaren Umfeld des betroffenen Turmfalkenreviers an einem ausreichend hohen Ge- bäude angebracht werden, wobei ein minimaler Abstand von 100 m zur Trasse ein- gehalten werden muss. Ziel der Maßnahme ist die Herstellung von zusätzlichem Brutplatzangebot für Turmfalken. Die Maßnahme umfasst die Anbringung eines Turmfalkennistkastens an einem Gebäude der Raiffeisen-Warenzentrale auf der au- tobahnabgewandten Seite, in einer Höhe von 6,00-8,00 m. Die Fluglochweite soll ca. 17 * 24 cm betragen und die Fluglochöffnung vorzugsweise nach Südosten ausge- richtet sein bzw. in windgeschützter Richtung. Eine Einstreu aus Hobelspänen hilft bei der Erhöhung der Akzeptanz. Die Maßnahme ist vor Beginn der Straßenbauarbeiten durchzuführen. Die Nisthilfe ist je nach Bedarf, d.h. wenn die Gewölleschicht den Brutraum einengt, ca. alle 3-5 Jahre nach der Brutzeit zu reinigen.

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4) Entwicklung naturnaher Auenwaldbestände durch Sukzession (4A) Da die Hauptbeeinträchtigungen im Bereich der Rettbergsaue die baubedingten Ver- luste von Gehölzstrukturen sowie die Überspannung wertvoller Auenbestände (u.a. LRT *91E0) mit der Brücke sind, eine einfache „Wiederherstellung“ der ursprüngli- chen Nutzung im Bereich der Rettbergsaue auf den Bauflächen aber nicht ausrei- chend ist, werden unter Beachtung des Leitbilds für das FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ (siehe GDE 2002) naturnahe Auewaldkomplexe mit einer weitgehend natürlichen Abfolge von Weichholz- und Hartholzaue und deren Übergänge zum Ei- chen- Hainbuchenwald entwickelt. Dabei werden rekultivierte temporär genutzte Au- enbodenstandorte mit dem Ziel der Entwicklung standortangepasster Auewaldbe- stände durch natürliche Sukzession vorgesehen. Für die Auenwaldaufforstungen sind die unter A, Ziffer IV,3 Punkt 13 benannten Auflagen zu beachten. Die Maßnahme umfasst insgesamt 3,58 ha der Gesamt-Bauflächen, davon liegen 1,06 ha nach Ab- schluss der Bauarbeiten unter der Brücke, so dass hier nur geringwertigere Ruderalf- luren entsprechend dem Wert „bewachsener Feldweg“ (Biotoptyp 09.130) angelegt werden kann. 2,52 ha werden zur Kompensation von Auenwaldkomplex angerechnet (Biotoptyp 01.131). Die Pflege wird auf das Entfernen standortfremder Gehölze be- schränkt. Wenn eine Dominanz standorttypischer Baumarten erreicht ist, sollen keine Eingriffe mehr vorgenommen werden. Die Durchführung der Maßnahme ist von der UBB zu überwachen. Die Maßnahme umfasst Bereiche unterhalb und zwischen den Brücken, die zur Straßenparzelle gehören. Auf den übrigen Bereichen ist eine Nut- zungsänderung/ -beschränkung vorgesehen.

5) Reaktivierung eines Rhein-Altarmes (5AFFH) Die Maßnahme erfolgt im Auenbereich am Geisenheimer Rheinufer ca. 20 km strom- abwärts von der geplanten Trasse, angrenzend an das FFH-Gebiet „Rheinwiesen bei Oestrich-Winkel und Geisenheim“ für die Konflikte 2B, 2H und 1B. Da der Hauptkon- flikt in der Überspannung von Weichholzauenbeständen (LRT *91E0) durch die neue Brücke besteht und daneben geringflächige anlagebedingte Verluste (Brückenpfeiler) der Gehölzstrukturen sowie die baubedingten Verluste von Gehölzstrukturen eintre- ten, steht zur Kompensation der (Kohärenz-) Ausgleich für den Verlust von LRT *91E0 im Vordergrund. Unter Beachtung des Leitbilds für das FFH-Gebiet „Rettberg- saue bei Wiesbaden“ sind naturnahe Auenwaldkomplexe mit einer weitgehend natür- lichen Abfolge von Weichholz- und Hartholzaue und deren Übergänge zum Eichen- Hainbuchenwald zu entwickeln. Aufgrund des geringen Aufwertungspotenzials inner- halb des betroffenen Bezugsraumes der Rettbergsaue wird der an das ca. 20 km stromabwärts liegende FFH-Gebiet angrenzende Auenbereich als sinnvoller Maß- nahmenraum gewählt, der im weiteren räumlich-funktionalen Zusammenhang zum Eingriffsort liegt. Da die neu anzulegenden Straßenböschungen und die Entsiege-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 462 - A 643 lungsflächen (Maßnahmen 1A und 10A) die Verluste nicht im ausreichendem Umfang ausgleicht, eine weitere Kompensation innerhalb des stark vorbelasteten Bezugs- raumes aber nicht als sinnvoll erachtet wird, wird die Maßnahme „Reaktivierung des Rheinaltarmes“ den verbleibenden Beeinträchtigungen als Ersatz zugeordnet. Bei den Maßnahmenflächen handelt es sich um einen ehemaligen Rheinarm, der durch Buhnenbau in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts „Land geworden“ ist. Da- durch wurde die ehemalige Insel „Schönbornsche Aue“, die heute von Kleingärten und landwirtschaftlicher Nutzfläche geprägt ist, an das Geisenheimer Rheinufer an- gebunden. Die Maßnahmenflächen wurden großflächig aufgefüllt, u.a. im Zuge der Rheinausbaggerung „Binger Loch“ mit dem dort anfallenden Material. Später wurde die Verfüllung teilweise wieder zurückgenommen. Die Flächen liegen zwar im rezen- ten Überschwemmungsbereich des Rheins, das heutige Niveau der Aue ist jedoch

überwiegend so hoch, dass die Flächen nur selten (max. HQ1) vom Rheinhochwasser erfasst werden. Eine Überflutung des Geländes findet nur noch alle fünf bis zehn Jah- re statt. Lediglich in den tiefer gelegenen Mulden ist eine häufigere Vernässung zu beobachten. Diese ist weniger auf Überflutungsereignisse, sondern im Wesentlichen auf Überstauung durch Qualmwasser zurück zu führen. Die Maßnahmenflächen sind aktuell überwiegend ungenutzt. Sie werden im Wesentlichen von Kratzbeergebüsch, lockerem Gehölz und spontan aufgekommenen Schwarzpappelbeständen einge- nommen. Im Süden zieht sich eine Reihe alter stattlicher Hybridpappeln entlang. Die Pappeln sind zum Teil bereits abgängig, reich an Baumhöhlen und Baumpilzen. Sie wurden am Rand des ehemaligen Rheinarms in einer tiefer gelegenen Rinne ge- pflanzt und bilden die Grenze zur deutlich höher gelegenen Schönbornschen Aue. In den tiefsten und damit auch feuchtesten Bereichen der Maßnahmenfläche haben sich Röhricht- und Silberweidenbestände entwickelt. Die zahlreichen Schwarzpappelbe- stände kommen dagegen auch auf den höher gelegenen Standorten vor. Ziel der Maßnahme ist Entwicklung eines zusammenhängenden Komplexes aus Weichholz- und Hartholzaue im funktionalen Zusammenhang mit den auetypischen Kontaktle- bensräumen im FFH-Gebiet „ Rhein bei Geisenheim und Oestrich-Winkel“. Durch die Herstellung einer permanent durchströmten Flutrinne in einem Rheinaltarm bei Gei- senheim, die direkt an den Rhein angebunden wird, sollen die auendynamischen Prozesse wiederhergestellt werden, d.h. eine regelmäßige Durchströmung sämtlicher Auenwaldbestände. Das Zielkonzept sieht dabei auch die natürliche Weiterentwick- lung der Weichholzaue vor, d.h. es wird eine langfristige, natürliche Entwicklung hin zu Hartholzauenwäldern ermöglicht (siehe C, Ziffer IV,11.6). Der Kohärenzausgleich für die erheblichen Beeinträchtigungen des LRT *91E0 im FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ erfolgt im räumlich funktionalen Zusammenhang der Weichholzau- enwaldbestände des Rheins. Die Maßnahme umfasst die Reaktivierung eines Rhein-

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Altarmes durch Ausbaggerung und Bodenmodellierung. Dadurch sollen die Standort- bedingungen für Auenwälder wiederhergestellt bzw. verbessert werden. Um die Vo- raussetzungen für die Entwicklung von Silberweiden-Auenwald zu schaffen, soll der hier ehemals vorhandene Rhein-Altarm wieder aktiviert und das Niveau in der Aue großflächig abgesenkt werden. Es erfolgen eine beidseitige Anbindung des ca. 1.200 m langen Altarmes an den Rhein und damit ein Anschluss an das natürliche Wasserregime des Flusses. Das Altarmbett hat eine Breite von 6 m und ist gegen- über dem derzeit vorhandenen Niveau um 3-4 m eingetieft. (siehe die wasserbauliche Planung [lfd. Nr. 18 bis 24.4 der festgestellten Unterlagen]). Die Entwicklung der standortgerechten Auenvegetation soll durch natürliche Sukzession erfolgen. Durch die Ausbaggerung und Bodenmodellierung ergeben sich ausgehend von den zugrun- de gelegten Überflutungstagen verschiedene Zonen für die Entwicklung der ange- passten Auenvegetation werden 0,88 ha Altarmsohle, 0,76 ha Röhricht, 1,14 ha Weichholzaue (LRT *91E0), 0,76 ha Übergang Weichholz- (LRT *91E0)/ Hartholzaue (LRT 91F0) sowie 1,08 ha Hartholzaue (LRT 91F0) geschaffen. Neben der Ausbag- gerung des Rhein-Altarmes werden zwei vorhandene dammartige Aufschüttungen von ca. 110 m und 220 m Länge, südlich des anzulegenden Rhein-Altarmes abgetra- gen und ebenfalls der Sukzession überlassen (siehe hierzu die Ausführungen unter C, Ziffer V,7.6). Als Kohärenz- und Ausgleichs-/ Ersatzmaßnahme sind nur 1,51 ha der Gesamtmaßnahme von 4,61 ha (davon 3,39 Rheinaltarm Biotoptyp 05.230 und 0,22 ha Hartholzauenwald Biotoptyp 01.131) erforderlich. Die erforderlichen Flächen ergeben sich aus dem erforderlichen Aufwertungspotenzial gemäß der Bilanzierung nach der KV. Der verbleibende Flächenanteil von 3,10 ha der Gesamtmaßnahme kann gemäß § 3 KV in ein Ökokonto eingebucht werden. Die förmliche Anerkennung der Ökokontomaßnahme durch die untere Naturschutzbehörde des Rheingau- Taunus-Kreises findet außerhalb des Planfeststellungsverfahrens statt (siehe Stel- lungnahme vom 26.03.2010). Die geplante Kohärenzmaßnahme sieht die Wiederherstellung des ursprünglichen naturnahen Ausgangszustandes vor und initiiert die Entwicklung von naturnahen Weich- und Hartholzauenwäldern entlang eines Altrheinarms. Mit der Reaktivierung des Rheinaltarms ist eine deutliche Aufwertungsfunktion für das Flusssystem des Rheins mit den angrenzenden Auenbereichen verbunden, weiterhin kommt es zu positiven Auswirkungen im Hinblick auf die Hochwasserretention. Nach einer Entwick- lungszeit von 10 Jahren ist davon auszugehen, dass sich die Auenwaldbestände ent- lang des Altrheinarms etabliert haben werden. Der an den Altrheinarm angrenzende Bewuchs wird erhalten. Die hier vorhandenen Frischwiesen werden bereits vom ASV Wiesbaden gemulcht und gelegentlich mit Schafen beweidet. Diese Flächen unterlie-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 464 - A 643 gen keiner rechtlichen Bindung als Kompensationsmaßnahme. Die Pflegemaßnah- men erfolgen freiwillig. Die erforderliche Rodung bestehender Gehölzbestände erfolgt im Zeitraum Anfang Oktober bis Ende Januar, die Ausbaggerung direkt anschließend. Die Ausbaggerung und Modellierung soll innerhalb eines Jahres mit einer möglichst kurzen Bauzeit durchgeführt werden, um Störungen insbesondere der Vögel im VSG „Inselrhein“ zeitlich zu beschränken. Die Fläche wird aus der Nutzung genommen. Bei Bedarf sind standortfremde Gehölze (z.B. Hybridpappeln, Robinien) zu entfernen. Ansonsten sind keine Pflegemaßnahmen durchzuführen. Zur Funktionskontrolle ist ein Monito- ring durch Anlage von 20 Dauerbeobachtungsflächen nach Umsetzung der Maßnah- me, pflanzensoziologische Aufnahme der Dauerbeobachtungsflächen im Jahr 0, 1, 2, 3, 4, 5, 8, 11 und 15 nach Umsetzung der Maßnahme vorgesehen (siehe Auflage unter A, Ziffer IV,3 Punkt 20). Bei der Durchführung der Maßnahme ist eine ökologi- sche Bauüberwachung vorgesehen. Das Kreuzkrötenhabitat am südlichen Ende des Planungsraumes ist während der Bauausführung durch eine entsprechende Abzäu- nung zu schützen (unter Auflage unter A, Ziffer IV,3 Punkt 18). Für die Kohärenzflä- chen ist eine nachträgliche Integration in das FFH-Gebiet 6013-301 „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ vorgesehen. Die Erweiterung des FFH- Gebietes nach Westen wird in einer Größenordnung von 10,47 ha vorgeschlagen. Die vorgeschlagenen Kohärenzmaßnahmen sollen in das FFH-Gebietsmanagement integriert werden. Die Flächen, auf denen eine Nutzungsänderung/ -beschränkung vorgesehen ist, sind dinglich zu sichern. Die von der Landeshauptstadt Wiesbaden im Anhörungsverfahren alternativ vorge- schlagenen Flächen auf der Petersaue, der Bismarckaue, der Mariannenaue und der Rettbergsaue sind, wie die Prüfung des Vorhabenträgers ergeben hat, nicht geeignet. Die Anforderungen zur Entwicklung von Weichholzauenwäldern erfordert eine regel- mäßige Überflutung der Flächen oder ein durch Qualmwasser geprägtes Gebiet. Auf der Petersaue und Bismarckaue bestehen entgegen der Einschätzung der Landes- hauptstadt Wiesbaden kein Standortpotenzial, Weichholzauenwälder in dem erforder- lichen Umfang zur Kohärenzsicherung zu entwickeln, weil solche Bedingungen ent- weder nicht bestehen oder – wie in den Rheinwiesen bei Geisenheim – nicht geschaf- fen werden können. Im Bereich der Petersaue müsste entweder bestehende Ufersi- cherung des Rheins zurückgenommen werden, was jedoch im Hinblick auf die Funk- tion des Rheins als Bundeswasserstraße nicht in Betracht kommen. Oder es müssten Vertiefungen auf der Aue geschaffen werden, um einen Anschluss an das Qualm- wasser herzustellen. Dies führe zu Konflikten wegen der Freilegung von Grundwas- ser, so dass dies ausscheidet. Auf der Mariannenaue haben sich auf den in Betracht zu ziehenden Flächen bereits Weichholzauenwälder entwickelt. Gleiches gilt für die

…/ Planfeststellungsbeschluss - 465 - A 643

Rettbergsaue. Dort ist nach der GDE bereits Weichholzauenwald etabliert oder sind im Rahmen des Gebietsmanagement schon entsprechende Maßnahmen vorgese- hen, so dass die Mariannenaue ebenfalls ausscheidet. Weitere Flächen auf der Rett- bergsaue sind in ihren Möglichkeiten zu einer Wiederherstellung von solchem Wald im Vergleich mit den gewählten Flächen der Rheinwiesen wesentlich weniger geeig- net. Im Übrigen kommt es für die Festlegung der Kohärenzflächen nicht auf die kom- munalen Grenzen an sondern auf die Geeignetheit der Flächen und dies – auch nach erfolgter Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Darmstadt, obere Naturschutz- behörde – im Bereich der Rheinwiesen unzweifelhaft gegeben. Dass vor dem Hinter- grund einer sinnvollen, geeigneten Kohärenzmaßnahme in den Rheinwiesen auch Kompensationsmaßnahmen integriert wurde, ist aus der Sicht ebenfalls nicht zu be- anstanden. Den Einwendungen der Landeshauptstadt Wiesbaden waren daher zu- rückzuweisen. Den Bedenken des Kleingartenvereins Schönborn´sche Aue gegen die vorgesehene Art und das Maß der Flächeninanspruchnahme wird in Bezug auf die rheinseitige Anbindung der Kleingärten, die sonstigen Wegeverbindungen, das Nichteintreten von nachteiligen Auswirkungen, die Verwertung der anfallenden Erdmassen sowie die Erhaltung der alten Hybridpappeln entlang der Kleingartenanlage durch die Zusagen des Vorhabenträgers Rechnung getragen (siehe A, Ziffer V,2 Punkt 42 bis 46 sowie V,1 Punkt 28). Die aufrechterhaltenen Einwendungen waren zurückzuweisen. Dies ergibt sich aus Folgendem: Mit den vorgesehenen Maßnahmen ist die Erschließung der Kleingärten sowohl wäh- rend der Bauzeit als auch nach Realisierung der Kohärenzmaßnahme durch die neu zu errichtende Leinpfadbrücke bei Rhein-km 522,94 km gegeben. Diese Brücke wird auf eine Tragfähigkeit von mindestens 10t ausgelegt. Sonstige Wegeverbindungen im Bereich der Kleingärten werden unverändert erhalten. Die Andienung der Kleingärten ist auch während der Bauzeit gewährleistet, denn die Leinpfadbrücke wird vor dem Aushub des Altarms errichtet, so dass die bauzeitliche Wegeführung zu den Kleingär- ten bis zur Fertigstellung der Brücke wie bisher, danach über die Leinpfadbrücke er- folgt. Weitergehende Maßnahmen sind nicht erforderlich. Durch die Reaktivierung des Altrheinarmes mit der angestrebten Überflutung von >50 Tagen wird ausschließlich der Bereich des neu anzulegenden Altrheinarms sowie zwei randliche Aufschüttungsflächen betroffen. Das Höhenniveau der übrigen Flä- chen bleibt unverändert, so dass nachteilige Auswirkungen auf die Kleingartenanlage auszuschließen sind. Im Gegenteil trägt die Neuanlage der tiefer gelegenen Auen- waldflächen im Bereich des Altrheinarms zu einer zusätzlichen Schaffung von Reten- tionsraum bei. Durch die Maßnahme werden die Nutzung der Kleingärten und deren Wert nicht gemindert.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 466 - A 643

Die beim Aushub des Altrheinarms anfallenden Bodenmassen sollen vollständig zur Verfüllung von Bauflächen im Bereich des Schiersteiner Kreuzes verwertet werden. Eine Zwischenlagerung von Erdmaterial ist nicht vorgesehen. Durch die geplante Verwertung der Erdmassen erfolgt ein umweltschonender Umgang im Hinblick auf anfallende und benötigte Erdmassen. Durch die erforderlichen Lkw-Fahrten treten keine unzumutbaren Beeinträchtigungen für die Kleingärten und deren Nutzer ein. Hinsichtlich einer eintretenden Verlandung wird auf die Ausführungen unter C, Ziffer V,7.6 verwiesen. Die Querschnittsfläche erhält eine hinreichende Querschnittsgröße zur Vermeidung von Rückstau, da ansonsten im Rahmen der eigendynamischen Entwicklung zusätzlich umfangreiche Ablagerungen verursacht werden. Allerdings wird im Altarmbett eine Verlandung beginnen und dort die Fläche für die Weichholz- auenentwicklung vergrößern. Bei der Ausführungsplanung wird berücksichtigt, dass örtlich hervorgerufene Verklausungen zu keiner signifikanten Verringerung des Ab- flusses im gesamten Altarm führen, zumal grundsätzlich eine Räumung nicht vorge- sehen und wegen fehlender Zuwegung auch kaum technisch durchführbar ist. Ob- wohl Verlandungsbereiche geschützte Bereiche sind (siehe Auflage unter A, Ziffer IV,4.2 Punkt 23), sind sich entwickelnde unzulässige Verlandungen im Rahmen der Unterhaltung zu entfernen. Der Vorhabenträger hat den Altrheinverlauf so gewählt, dass möglichst wenig wert- volle Gehölzbestände gerodet werden müssen. Auch wird er bei den Erdarbeiten auf die Schonung der an den Altrheinarm angrenzenden Silberweiden- und Schwarzpap- pel-Bestände achten und dabei die alten Hybridpappeln entlang der Kleingartenanla- ge nicht in Anspruch nehmen, zumal ihnen eine sehr hohe naturschutzfachliche Wer- tigkeit vor allem für Vögel und Fledermäuse zu kommt. Bei Baudurchführung wird zudem die ökologische Bauüberwachung die Umsetzung der naturschutzfachlichen Maßnahmen unter Berücksichtigung der Auflagen zum Schutz der Hybridpappeln überwachen. Dabei wird sichergestellt, dass wider Erwarten durch die Baumaßnahme auftretende nachteilige Auswirkungen auf die Standsicherheit der nördlich des Klein- gartengebiets vorhandenen Hybridpappeln behoben werden. Die Pappeln werden somit erhalten. Soweit von Seiten der Stadt Geisenheim darauf hingewiesen wurde, dass die Standsicherheit der Hybridpappeln bereits heute – d.h. ohne Kohärenzmaß- nahme – beeinträchtigt sei, sind daraus resultierende Maßnahmen aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht unabhängig von der Kohärenzmaßnahme zu betrachten. Eine notwendige Rodung bestehender Gehölzbestände erfolgt im Zeitraum Anfang Oktober bis Ende Januar, also außerhalb der Vegetationsperiode. Für Ausbaggerung und Modellierung wird nur eine kurze Bauzeit angesetzt, um Störungen insbesondere im Vogelschutzgebiet „Inselrhein“ zeitlich zu beschränken.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 467 - A 643

Die Planung des Zweckverbands Rheingau zum Ausbau des Leinpfads von Eltville am Rhein bis Geisenheim sieht im Bereich östlich der Kleingärten die Führung eines neuen kombinierten Rad- und Gehwegs entlang der Bundesstraße 42 vor. Der beste- hende Leinpfad sollte gemäß der naturschutzrechtlich genehmigten Planung des Zweckverbands rückgebaut werden. Die genehmigte Planung des Zweckverbands Rheingau, die inzwischen realisiert worden ist, wurde vom Vorhabenträger bei der Planung der Kohärenzmaßnahme als Bestand beachtet. Dies ist nicht zu beanstan- den. Ein Brückenbauwerk über den neu entstehenden Altrheinarm ist daher grund- sätzlich entbehrlich, da der bestehende Leinpfad am Rheinufer in der Weiterführung zukünftig nicht mehr existiert. Unabhängig hiervon hat die Stadt Geisenheim im Erör- terungstermin erklärt, eine Brücke auf eigene Kosten und in eigener Verantwortung errichten zu wollen (siehe C, Ziffer V,9). In diesem Zusammenhang hat das Regie- rungspräsidium Darmstadt, obere Naturschutzbehörde, im Erörterungstermin erklärt, dass im Zuge eines ergänzenden Verfahrens zur Änderung des bestandskräftigen naturschutzrechtlichen Befreiungsbescheids vom 04.08.2009 des Regierungspräsidi- ums Darmstadt für den antragsgemäßen Aus- bzw. Neubau des Leinpfades als Rad- weg sowie für den teilweisen Rückbau des Leinpfades im Bereich des Naturschutz- gebietes „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ nach Fertigstellung des Wegeabschnittes parallel zur B 42 geprüft werden müsse, ob die durchgängige Begehbarkeit des Leinpfades und damit auch die diskutierte Brücke zugelassen wer- den könne. Da dies nicht Gegenstand der hier festgestellten Planung ist, kann hierü- ber auch im vorliegenden Planfeststellungsbeschluss nicht entschieden werden. 6) Rückbau und Entsiegelung von Verkehrsflächen (Maßnahme 10A) Da die Hauptbeeinträchtigungen mittelwertigen Gehölzstrukturen, insbesondere auch im Trassennahbereich, wo sie Immissionsschutzfunktion übernehmen, betreffen (Konflikt 1B), sollen auf den neu anzulegenden Straßenböschungen, den Bauflächen und den Entsiegelungsflächen ebenfalls vorrangig Gehölze wieder angelegt werden. Die übrigen betroffenen Biotopstrukturen liegen ebenfalls im bereits stark vorbelaste- ten Bereich der vorhandenen A 643. Eine Wiederherstellung der baubedingten Ver- luste und teilweise eine Neuanlage auf Entsiegelungsflächen wird deshalb als ausrei- chend erachtet (siehe auch Maßnahme 2A). Für den anlagebedingten Verlust von Bodenfunktionen durch Versiegelung im Bereich der Brückenpfeiler wird im Bezugs- raum „Rettbergsaue“ in geringem Umfang Boden versiegelt (Konflikt 2Bo). Da im Be- reich der Rettbergsaue selbst keine Entsiegelungsmöglichkeiten bestehen, werden die Entsiegelungsmaßnahmen im Siedlungsbereich hier zum Teil als Ersatz ange- rechnet. Ziel der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme ist auf versiegelten Verkehrsflä- chen die Bodenfunktionen wiederherzustellen und wertvollere Biotopstrukturen zu entwickeln. Dazu werden auf bestehenden Verkehrsflächen der Unter- und Oberbaus

…/ Planfeststellungsbeschluss - 468 - A 643 vollständig entfernt und bestehende Verdichtungen im Unterbau bzw. Untergrund unter Berücksichtigung der DIN 18915 beseitigt. Als Oberboden wird nach Möglich- keit örtliches Substrat, das bei der Anlage der Trasse jeweils in dem entsprechenden Raum anfällt (siehe Maßnahme 6.1V), eingebaut. Die rekultivierten Bodenflächen werden mit Boden verbessernden Leguminosen angesät. Der Gesamtumfang der Maßnahme beträgt 0,75 ha. Es entstehen 0,51 ha Hecken-/ Gebüschpflanzung, stra- ßenbegleitend (Biotoptyp 02.600), 0,08 ha naturnahe Grünlandeinsaat (Biotoptyp 06.930) und Straßenränder, intensiv gepflegt (Biotoptyp 09.160). Die Maßnahme wird nach Abschluss der Straßenbauarbeiten durchgeführt. Die entsiegelten und rekulti- vierten Flächen werden entsprechend den vorgesehenen Kompensations- bzw. Ge- staltungsmaßnahmen 1A, 2A oder 9.1G entwickelt und gepflegt. Sind keine speziel- len Maßnahmen vorgesehen, gehen die Flächen nach Wiederherstellung in die an- grenzende Nutzung über, ansonsten ist eine Nutzungsbeschränkung mit dem Ziel der Umsetzung der Maßnahme vorgesehen. 7) Maßnahmen im Bereich von Straßennebenflächen (Gestaltungsmaßnahme 9) Die Maßnahmen haben als reine Gestaltungsmaßnahmen keine kompensatorische Wirkung und können deshalb auch keinem Konflikt zugeordnet werden. Auf den neu anzulegenden Straßennebenflächen wird nach der Bodenvorbereitung in Anlehnung an DIN 18915 mit dem Ziel des Maßnahmenkomplexes Eingrünung des Intensivpfle- gebereichs die - Ansaat Landschaftsrasen auf Straßennebenflächen (Maßnahme 9.1G) und - landschaftsgerechte Gestaltung der Regenrückhaltebecken (Maßnahme 9.2G) auf insgesamt 2,07 ha durchgeführt. Die Maßnahme 9.1G (Ansaat Landschaftsrasen auf Straßennebenflächen) umfasst die Ansaat mit Landschaftsrasen (Regelsaatgutmischung RSM 7.1.1) auf Böschungs- flächen, im fahrbahnnahen Bereich (Mulden, Bankett) und im Bereich von Sichtfel- dern. Die Bodenvorbereitung erfolgt in Anlehnung an DIN 18915. Diese Maßnahme umfasst 1,85 ha und wird nach Abschluss der Straßenbauarbeiten durchgeführt. Da- zu gehören Anwuchskontrolle, Fertigstellungs- und Entwicklungspflege während der ersten Vegetationsperiode und danach Pflege im Rahmen der Straßenunterhaltung. Die Maßnahme 9.2G (Landschaftsgerechte Gestaltung der Regenrückhaltebecken) betrifft die Anlage des RiStWag-Beckens wird als rechteckiges Betonbecken und ab der Einbautiefe von 4,00 m unter Gelände bis zur Oberkante Betonbecken als ge- böschtes Erdbauwerk hergestellt. Die Böschungen werden mit einer Regelsaatgutmi- schung (RSM 7.3.1) angesät und mit standortgerechten, einheimischen Gebüschen bepflanzt Die Maßnahme umfasst 0,22 ha und wird nach Abschluss der Straßenbau- arbeiten durchgeführt. Zur Wartung des Beckens gehört mehrmals jährlich sowie nach Starkregen und Unfällen die Überprüfung der Anlage, ggf. Beseitigung von

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Leichtflüssigkeiten und Unrat. Erforderliche Arbeiten im Wasserbereich werden nur in der Zeit von Ende Oktober bis Ende Januar durchgeführt werden. Eine Verwendung von Herbiziden erfolgt nicht (RAS-Ew 2005).

6.6 Naturschutzrechtliche Abwägung Nach Prüfung des landschaftspflegerischen Begleitplanes durch die Planfeststel- lungsbehörde ist festzustellen, dass der Sachverhalt zutreffend erfasst und die durch das Vorhaben verursachten Veränderungen in einer angemessenen Methode ermit- telt und bewertet worden sind. Der mit dem Eingriff verfolgte Zweck kann nicht mit geringeren Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft an einem anderen Ort er- reicht werden. Die Planfeststellungsbehörde konnte sich davon überzeugen, dass alle Möglichkeiten der Vermeidung und Minimierung von vorhabenbedingten Auswirkun- gen erschöpft worden sind. Mit den Vermeidungsmaßnahmen werden Beeinträchti- gungen von Natur und Landschaft vermieden bzw. minimiert. Es verbleiben jedoch unvermeidbare Beeinträchtigungen, so dass der Vorhabenträger CEF-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorgesehen hat. Die naturschutzrechtliche Abwägung, die bei der Planfeststellung nach § 15 Abs. 5 BNatSchG vorzunehmen ist, hat ergeben, dass der mit dem Bauvorhaben verbunde- ne Eingriff in Natur und Landschaft zugelassen werden durfte siehe (unter A, Ziffer III,2.3). Die Eingriffsregelung und der besondere Artenschutz bilden neben dem Ge- bietsschutz selbständige Regelungsbereiche, d.h. die Abwägung über den Eingriff erfolgt getrennt von gegebenenfalls artenschutzrechtlichen Entscheidungen. Im Sinne der Multifunktionalität der Maßnahmen sind aber CEF-Maßnahmen sowie Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen multifunktional in Ansatz gebracht worden. Damit konnte un- ter Beachtung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes die Inanspruchnahme von Flä- chen, insbesondere von privaten Grundstücken, auf ein Mindestmaß begrenzt wer- den. CEF-Maßnahmen sind – wie dargelegt – im Umfeld der Trasse erforderliche und können nicht durch eine Ersatzzahlung oder Ökokonto-Maßnahmen im Naturraum ersetzt werden. Auch wenn im Bereich der Rheinwiesen ein Überschuss an Maß- nahmen gegeben ist. Bei der räumlich–funktionalen Zuordnung der Maßnahmen wurde versucht, die jewei- ligen Eingriffe soweit wie möglich in den Bezugsräumen auszugleichen, die durch die A 643 beeinträchtigt werden. Da dies aufgrund des Aufwertungspotenzials nicht in Gänze möglich ist, wird die verbleibende Kompensation für den Naturhaushalt und das Landschaftsbild gebündelt im Maßnahmenraum „Rheinwiesen“ durchgeführt. Bei der Bewertung der Ausgleichbarkeit wurde neben dem räumlich-funktionalem Aspekt auch die zeitliche Wiederherstellbarkeit berücksichtigt. Damit ist es möglich die über- wiegenden Eingriffe auszugleichen, lediglich der Konflikt 1B konnte nicht vollständig ausgeglichen werden. Für einen Teil der Beeinträchtigungen ist die Maßnahme 5AFFH …/ Planfeststellungsbeschluss - 470 - A 643 als Ersatzmaßnahme vorgesehen. Da die Maßnahme 5AFFH jedoch überwiegend als Ausgleich für die Beeinträchtigungen in der Rettbergsaue dient, ist sie als Aus- gleichsmaßnahme gekennzeichnet. Die landschaftspflegerischen Maßnahmen umfassen - Vermeidungsmaßnahmen: 18,65 ha (Maßnahme 6.1V) und 3,58 ha (Maßnah- me 6.3V - Ausgleichsmaßnahmen: 22,60 ha (davon 18,81 ha anrechenbare Maßnahmen- fläche, die Ersatzmaßnahmenfläche ist nicht gesondert dargelegt) - Gestaltungsmaßnahmen 2,07 ha (Fläche ist in Maßnahme 6.1V enthalten) Dies ergibt eine Gesamtfläche von 25,50 ha, wovon 19,70 ha doppelt belegt sind. Von den Kompensationsmaßnahmen werden auf Straßennebenflächen und An- schlussstellen 9,98 ha und außerhalb der Betriebsfläche der A 643 12,99 ha durchge- führt (siehe Deckblatt zum Erläuterungsbericht, Tab. 8-2). Bei der Bemessung des Kompensationsumfanges wird berücksichtigt, dass im hier betrachteten Abschnitt der Eingriff durch den Ausbau einer vorhandenen Autobahn bzw. Autobahnbrücke erfolgt, also in einem bereits aktuell stark vorbelasteten Be- reich. Zudem ist bei der Ausgestaltung der Brücke (lichte Höhe = 14 m, Feldweiten 150 m, Lichtspalt zwischen den Brücken von ca. 4 m an der Äppelallee bis ca. 14 m an der Landesgrenze) auf eine maximale Eingriffsvermeidung geachtet worden. Im Siedlungsbereich, in dem der Ausbau der A 643 vorwiegend bestehende Straßenbö- schungen mit entsprechenden Gehölzpflanzungen in Anspruch nimmt, wird ein Groß- teil dieser Beeinträchtigungen durch eine entsprechende Gehölzpflanzung auf den Straßennebenflächen und angrenzenden Bauflächen kompensiert. Die Beeinträchtigungen durch die temporäre Inanspruchnahme der Bauflächen wer- den im Siedlungsbereich nach Bauabschluss, in möglichst optimierter Form, wieder- hergestellt. Im Bereich der Rettbergsaue ist nicht nur eine Wiederherstellung gemäß der ursprünglichen Nutzung vorgesehen sondern eine Optimierung der Durchgängig- keit der auentypischen Strukturen auch unterhalb der Brücke. Die verbleibenden Beeinträchtigungen werden hauptsächlich durch die Überspan- nung wertvoller Strukturen mit der neuen Brücke hervorgerufen, insbesondere im Bereich der Rettbergsaue, wo u.a. Weichholzauwälder (LRT *91E0) innerhalb des FFH-Gebietes „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ betroffen sind. Die Kompensation die- ser Beeinträchtigungen erfolgt aufgrund der geringen Aufwertungspotenzials inner- halb der Rettbergsaue und der Erforderlichkeit von Kohärenzmaßnahmen im funktio- nalen Zusammenhang zum FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ westlich an- grenzend an das FFH-Gebiet „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“, das ebenfalls in der Rheinaue ca. 20 km flussabwärts liegt. Die Umsetzung des erfor- derlichen Kohärenzausgleich sowie der erforderlichen Kompensation der verbleiben-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 471 - A 643 den eingriffsregelungsrelevanten Beeinträchtigungen in einem Maßnahmenkomplex bietet sich an, um besonders hochwertige Maßnahmen konzentriert umsetzen zu können. Ziel der geplanten Maßnahmen ist die Entwicklung eines großflächig zu- sammenhängenden Komplexes aus Weichholz- und Hartholzauenwäldern durch die Verbesserung der Standortbedingungen. Zu diesem Zweck wird der ehemalige Rheinnebenarm bei Geisenheim reaktiviert und das Niveau in der Aue durch Boden- abtrag, -modellierung abgesenkt, so dass eine natürliche Abfolge von Standortvo- raussetzungen bezüglich des Wasserhaushaltes entsteht. Die Maßnahmen entspre- chen den Leitbildern des FFH-Gebiets „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Gei- senheim“ sowie des Maßnahmenprogramms der WRRL (u.a. Reaktivierung von Au- engewässern, Stärkung der auendynamischen Prozesse durch Sedimentation und Erosion, regelmäßige Durchströmung der Auenwaldbestände durch den Rhein). Der Flächenumfang der sehr kostenintensiven Maßnahme spiegelt dabei in keiner Weise die beschriebene naturschutzfachliche Bedeutung wider. Erst die Bilanzierung gemäß der KV, die ein Aufwertungspotenzial von 2.668.790 Wertpunkten ergibt, ver- deutlicht den Wert dieser Maßnahme. Der Kompensationsbedarf für den Ausbau der A 643 in den Rheinwiesen beträgt nach Abzug der Maßnahmen im Vorhabenbereich 884.771 Wertpunkte. Dieser wird durch die in dem Maßnahmenplan (lfd. 13.5 der festgestellten Unterlagen) abgegrenzten Flächen innerhalb der Maßnahme 5AFFH mit einem Umfang von 884.784 Wertpunkten erfüllt. Die Bilanzierung der Eingriffe und der Maßnahmen nach KV ergibt somit einen Überschuss von 1.784.006 Wertpunkten. Im Maßnahmenplan (lfd. Nr. 13.5 der festgestellten Unterlagen) wird der Teil der Maßnahme abgegrenzt, der zur Kompensation des Eingriffs durch den Ausbau der A 643 erforderlich ist. Die darüber hinausgehenden Wertpunkte (Überschuss) werden mit den verbleibenden Maßnahmenflächen in ein Ökokonto eingebucht (lfd. Nr. 11.4 der festgestellten Unterlagen).. Die nach Vermeidung verbleibenden erheblichen Eingriffe in den Naturhaushalt und das Landschaftsbild werden mit den geplanten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen weitgehend funktional gleichartig und insgesamt gleichwertig i.S.d. § 15 Abs. 2 BNatSchG kompensiert. Im Planungsraum der A 643 befinden sich die FFH-Gebiete 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ und 5914-351 „Wanderfischgebiete“ sowie das Vogelschutzgebiet 5914-450 „Inselrhein“. Die Betroffenheiten der FFH-Gebiete und des VS-Gebietes erfordern die Prüfung der Verträglichkeit des Projektes mit den Erhaltungszielen die- ses Gebietes gemäß § 34 BNatSchG (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer IV). Die FFH-Verträglichkeitsprüfung für das FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ ergibt eine zusätzliche Überbrückung von 1.940 m² LRT *91E0. Die Verträglichkeit mit den für den prioritären Lebensraumtyps „Auenwälder mit Alnus glutinosa und Fraxinus

…/ Planfeststellungsbeschluss - 472 - A 643 excelsior (hier: Weichholzauenwald, Salicion albae)“ relevanten Erhaltungszielen ist somit nicht gegeben. Somit ist ein FFH-Ausnahmeverfahren gemäß Art. 6 Abs. 4 FFH-RL und § 34 Abs. 3 bis 5 BNatSchG durchgeführt und in diesem Zusammen- hang die Entwicklung von Kohärenzmaßnahmen für den LRT *91E0 vorgesehen. Diese Kohärenzmaßnahme ist in die landschaftpflegerische Begleitplanung integriert worden (Maßnahme 5 AFFH). Die Verträglichkeitsprüfungen kommen sowohl in Bezug auf das VS-Gebiet DE 5914-450 „Inselrhein“ als auch das FFH-Gebiet DE 5914-351 "Wanderfischgebiete im Rhein" zu dem Ergebnis, dass die Verträglichkeit des Aus- baus der A 643 mit den Erhaltungszielen des Vogelschutzgebiets bzw. des FFH- Gebietes gegeben ist. Die Maßnahmen zur Schadensbegrenzung sind ebenfalls in die landschaftpflegerische Begleitplanung einbezogen (Maßnahmen 7VCEF und

8VCEF). Weiterhin sind im Artenschutzbeitrag und unter C, Ziffer V,5 die Verbotstatbestände nach § 44 Abs. 1 BNatSchG für die geschützten Arten nach Anhang IV der FFH-RL bzw. Art. 1 VRL geprüft worden. Bei Berücksichtigung der Vermeidungs- sowie vor- gezogenen Ausgleichsmaßnahmen zum Funktionserhalt (Maßnahmen (3ACEF, 7VCEF und 8VCEF) treten Verbotstatbestände durch die Planfeststellungstrasse nicht ein. Mit den geplanten Vermeidungs-/ Minimierungs-, Schutz- und Gestaltungsmaßnah- men werden die Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft durch das planfestge- stellte Bauvorhaben in angemessener und geeigneter Weise auf ein unvermeidbares Mindestmaß begrenzt. Die dennoch mit dem Vorhaben verbundenen nicht vermeid- baren Beeinträchtigungen werden vom Verursacher durch Maßnahmen des Natur- schutzes und der Landschaftspflege ausgeglichen oder ersetzt. Mit den Kohärenz-, CEF-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen – sie weisen überwiegend Multifunktionen auf, da sie neben dem Verlust von Biotopstrukturen gleichzeitig auch gliedernde und belebende Landschaftsbildelemente, aber auch den Verlust und die Beeinträchtigung von Boden-, Gewässer- und anderen Funktionen, insbesondere wie die CEF-Maß- nahmen für Tiere, zum Gegenstand haben – erfolgt ein vollständige Ausgleich und Ersatz der unvermeidbaren Eingriffe. Dabei hat der Vorhabenträger eine Differenzie- rung von Ausgleich und Ersatz vorgenommen. Mit der Eingriffsregelung nach §§ 14, 15 und 17 BNatSchG 2009 i.V.m. § 7 Abs. 1 HAGBNatSchG ist der vormalige Vor- rang des Ausgleichs im Verhältnis zum Ersatz bei der Eingriffsfolgenbewältigung auf- gegeben worden. In Anlehnung an § 200a Satz 1 BauGB sollen im Einklang damit Ausgleich und Ersatz als gleichrangig behandelt werden. Da mit den festgestellten Maßnahmen der Eingriff vollständig kompensiert wird, bedurfte es nicht der Festset- zung einer Ersatzzahlung (Ausgleichsabgabe). Die festgestellten Kohärenz, CEF- und Ausgleichs- sowie Ersatzmaßnahmen erfüllen die gesetzlichen Anforderungen. Sie sind mit der Landschaftsplanung vereinbar. Vom

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Vorhabenträger ist bei der Maßnahmenplanung sorgfältig geprüft worden, ob und inwieweit die im öffentlichen Eigentum stehenden Flächen die an sie zu stellenden naturschutzrechtlichen und -fachlichen Anforderungen erfüllen, d.h. ob sie geeignet sind, in gleichartiger oder gleichwertiger Weise die betroffenen Funktionen auszuglei- chen oder zu ersetzen. Bei der Auswahl der Maßnahmen wurde, wenn möglich und geeignet, auf öffentliche Flächen zurückgegriffen. Dennoch sind die nicht beplanten, im öffentlichen Eigentum stehenden Flächen nicht geeignet, einen vollständigen Aus- gleich herbeizuführen. Deshalb müssen auch private Flächen für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in Anspruch genommen werden. Das gesetzliche Gebot, die Flächeninanspruchnahme gering zu halten, wurde unter Beachtung des verfassungsrechtlichen garantieren Eigentums beachtet. Die Maß- nahmen sind sachlich-funktional, räumlich und zeitlich als Kohärenz, CEF-, Aus- gleichs- oder Ersatzmaßnahmen geeignet, und die Maßnahmenflächen sind sowohl tatsächlich als auch rechtlich aufwertungsfähig. Die Maßnahmen sind ferner geeignet, die durch den Eingriff beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushaltes wiederherzu- stellen; sie stehen insoweit in einem räumlichen Zusammenhang zu den durch den Eingriff verursachten Beeinträchtigungen und werden auch in dem jeweils gebotenen zeitlichen Zusammenhang wirksam. Dazu gehört, dass bestimmte Maßnahmen be- reits vor der eigentlichen Baumaßnahme durchgeführt werden, dies sind neben den Kohärenzmaßnahmen auch die CEF-Maßnahmen. Hierzu ist vom Vorhabenträger im Rahmen der landschaftspflegerischen Begleitplanung geprüft worden, wie und an welcher Stelle der Ausgleich für das verbleibende Defizit verwirklicht werden kann. Dies ist nur durch die Integration verschiedener Maßnahmen möglich, die sachlich- funktional, räumlich und zeitlich, sinnvoller- und zweckmäßigerweise in der Nähe des Eingriffsortes durchgeführt werden. Daher können auch verschiedene Maßnahmen erst nach Abschluss der Baumaßnahme realisiert werden. Die einzelnen Maßnahmen sowie deren Durchführung und Pflegemaßnahmen sind im Planfeststellungsbeschluss und den festgestellten Maßnahmenverzeichnissen (lfd. Nr. 11.1 der Unterlagen) festgelegt worden. Soweit die Maßnahmen an Dritte über- tragen werden sollten, wird ASV Wiesbaden das Erfordernis einer zeit- und fachge- rechten Pflege überwachen. Der landschaftspflegerische Ausführungsplan ist in Ab- stimmung mit den oberen und unteren Naturschutzbehörden sowie Forstbehörden zu erarbeiten. Zusammengefasst ist festzustellen, dass der Eingriff nach § 15 Abs. 5 BNatSchG unter A, Ziffer III,2.3 zugelassen werden konnte, weil die Belange des Naturschutzes und der Landschaftspflege bei der Abwägung aller Anforderungen an Natur und Landschaft anderen Belangen nicht im Range vorgehen und somit die Beeinträchti- gungen nicht zu vermeiden sind, jedoch in angemessener Frist ausgeglichen oder

…/ Planfeststellungsbeschluss - 474 - A 643 ersetzt werden. Auch sind weitergehende Maßnahmen, z.B. der Flächen der Rhein- wiesen bis zur B 42, nicht erforderlich. Diese Entscheidung ergeht im Benehmen mit den zuständigen Naturschutzbehörden. Die von den oberen Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Darmstadt letztlich in dem Schreiben vom 31.03.2010/ 17.01.2011 benannten Nebenbestimmungen sind unter A, Ziffer IV,3 Punkte 1 bis 22 als Auflagen festgelegt worden. Die bezüglich der Eingriffe und der Kompensation vorgebrachten Einwendungen wa- ren daher zurückzuweisen.

6.7 Schutzgebiete und Schutzobjekte Schutzgebiete und Schutzobjekte nach nationalem Naturschutzrecht sind im Unter- suchungsgebiet vorhanden. Neben den Gebieten „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ und „Wanderfischgebiete“ sowie dem Vogelschutzgebiet „Inselrhein“ (siehe die Ausfüh- rungen unter C, Ziffer IV) werden von dem planfestgestellten Bauvorhaben Neubau der Schiersteiner Brücke das Naturschutzgebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ und das Landschaftsschutzgebiet „Stadt Wiesbaden“ und durch die Kohärenz- und Aus- gleichmaßnahmen auf den Rheinwiesen das Naturschutzgebiet „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ betroffen. Darüber hinaus werden von dem Vorha- ben nach § 30 Abs. 2 BNatSchG gegen Handlungen, die zu einer Zerstörung oder sonstigen erheblichen oder nachhaltigen Beeinträchtigung führen, gesetzlich ge- schützte Biotope Hartholzauenwald (Biotoptyp 01.131), Weiden-Weichholzauenwald (Biotoptyp 01.132) und naturnahe Flüsse, Flussabschnitte, auch durch Renaturierung entstanden (Biotoptyp 05.220) betroffen. Von den Verboten der Verordnung über das Naturschutzgebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ vom 10. Dezember 1984 (StAnz. S. 2652) und der Verordnung über das Naturschutzgebiet „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ vom 24. Juni 1982 (StAnz. S. 1288) konnte im Planfeststellungsbeschluss unter A, Ziffer III,2.1 die Befreiung gemäß § 67 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG erteilt werden. Nach dieser Vorschrift kann von den Geboten und Verboten dieses Gesetzes, in einer Rechtsverordnung aufgrund des § 57 BNatSchG sowie nach dem Naturschutzrecht der Länder auf An- trag Befreiung gewährt werden, wenn (1.) dies aus Gründen des überwiegenden öf- fentlichen Interesses, einschließlich solcher sozialer und wirtschaftlicher Art, notwen- dig ist. Im Rahmen der Ausnahmeprüfung für das FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesbaden“ sind die zwingenden Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses plausibel dargelegt (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer IV,9). Damit wird auch die Voraussetzung für eine Befreiung gemäß § 67 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG von den Ver- boten des § 3 der Verordnung für die Naturschutzgebiete „Rettbergsaue bei Wiesba- den“ und „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ erfüllt. Nach § 3 der NSG-VO sind Handlungen, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung …/ Planfeststellungsbeschluss - 475 - A 643 des Naturschutzgebietes oder seiner Bestandteile oder zu einer nachhaltigen Störung führen können (§ 12 Abs. 2 HENatG) verboten. Dazu gehört, (1.) bauliche Anlagen i.S.d. des § 2 Abs. 1 der Hessischen Bauordnung herzustellen, zu erweitern, zu än- dern oder zu beseitigen, unabhängig von deren Anwendungsbereich (§ 1 Abs. 2 Hes- sische Bauordnung) oder von einer Genehmigungs- oder Anzeigepflicht. Damit ist auch der Bau von Straßen einschließlich Brücken erfasst. Zusätzlich wird durch die Kohärenz- und Ausgleichsmaßnahmen zur Reaktivierung des Rheinaltarmes eine Qualitätssteigerung des „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ erreicht. Dies steht im Einklang mit dem Zweck der NSG-Verordnung. Außerdem liegt der sechsstreifige Ausbau der A 643 im Bereich der Rheinquerung in Zone II des Landschaftsschutzgebietes „Stadt Wiesbaden“ vom 24. September 2010 (StAnz S. 2289, 2608). Gemäß § 4 Abs. 1 Nr. 1 der Verordnung bedarf das Vorhaben einer Genehmigung. Nach dieser Vorschrift sind in Zone I und Zone II Maßnahmen und Handlungen nur mit Genehmigung zulässig. Dazu gehört, (1.) bauliche Anlagen i.S.d. des § 2 Abs. 1 der Hessischen Bauordnung vom 18. Juni 2002 (GVBl. I s. 274), zuletzt geändert durch Gesetz vom 6. September 2007 (GVBl. I S. 548), herzustellen, zu erweitern oder zu ändern, auch wenn die Maßnahme keiner Genehmigung nach baurechtlichen Vorschriften bedarf oder wenn eine Zulassung nach anderen Rechts- vorschriften erteilt wird. Da diese Aufzählung nicht abschließend ist, gehört auch der Bau von Straßen einschließlich Brücken dazu. Nach § 6 Abs. 2 Nr. 2 der LSG-VO ist die Genehmigung zu erteilen, wenn überwiegende Gründe des Gemeinwohls die Er- teilung der Genehmigung erfordern. Wie zu den NSG-VO dargelegt, trifft dies bei den hier festgestellten Vorhaben auch in Bezug auf den Zweck der LSG-VO zu. Die vom Regierungspräsidium Darmstadt diesbezüglich benannten Nebenbestim- mungen dienen dazu, die Beeinträchtigungen des Landschaftsschutzgebietes zu mi- nimieren und zu vermeiden. Des Weiteren ist in den Unterlagen dargelegt, dass die gesetzlich geschützte Biotope (§ 30 Abs. 2 BNatSchG, im Zeitpunkt der Planaufstellung galt noch § 15d HENatG 1996) Hartholzauenwald (Biotoptyp 01.131), Weiden-Weichholzauenwald (Biotoptyp 01.132) und naturnahe Flüsse, Flussabschnitte, auch durch Renaturierung (Biotoptyp 05.220) betroffen sind, die vor Handlungen, die zu einer Zerstörung oder einer sons- tigen erheblichen Beeinträchtigung dieser Biotope führen können, geschützt sind. Durch den Ausbau der A 643 wird im Bereich der Rettbergsaue durch die Baufeld- räumung eine Auenwaldaufforstung mit ca. 10-jähriger Entwicklungszeit zerstört, die dem besonderen Schutz des § 30 Abs. 2 Nr. 4 BNatSchG (Bruch-, Sumpf- und Au- enwälder, Schlucht-, Blockhalden- und Hangschuttwälder, subalpine Lärchen- und Lärchen-Arvenwälder) unterliegt. Weiterhin liegt ein geringer Teil eines Rheinneben- arms angrenzend zum Baufeld auf der Rettbergsaue. Durch die von der oberen Na-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 476 - A 643 turschutzbehörde benannten Nebenbestimmungen Nr. 2 und 8 (siehe Auflage unter A, Ziffer IV,III Punkt 2 und 8) können jedoch erhebliche Beeinträchtigungen des Rheinnebenarms vermieden werden. Die Beeinträchtigungen des Auenwalds werden durch die Maßnahme 4A ausgeglichen. Da die Voraussetzungen für die Erteilung einer Ausnahme vorlagen, konnte diese gemäß § 30 Abs.3 BNatSchG unter A, Ziffer III,2.4 zugelassen werden.

6.8 Prüfung nach § 19 BNatSchG Auf Grundlage der vorgelegten Unterlagen konnte eine Prüfung nach § 19 BNatSchG stattfinden. Anhand dieser Unterlagen konnte der konkret später eintretende Umwelt- schaden an Arten und natürlichen Lebensräumen im Verfahren ermittelt und der dafür entsprechend vorgesehene Kompensation bewertet werden. Somit sind Schädigun- gen von folgenden Arten und Lebensräumen mit dem Vorhaben nicht verbunden: - Zugvogelarten im Sinne von Artikel 4 Abs. 2 der Vogelschutzrichtlinie (Richtlinie 2009/104/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. November 2009 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten, kodifizierte Fassung, Abl. L 20/7), - Vogelarten des Anhang I der Vogelschutzrichtlinie (VRL), - Arten der Anhänge II und IV der Richtlinie 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflan- zen (FFH-Richtlinie) (ABl. EG Nr. L 206 S. 7, zuletzt geändert durch Richtlinie 2006/105/EG des Rates vom 20. November 2006 (Abl. L 363 368), - Lebensräume der Zugvogelarten im Sinne der Vogelschutzrichtlinie, - Lebensräume der Vogelarten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie, - Lebensräume der Arten des Anhangs II der FFH-RL, - Lebensräume des Anhangs I der FFH-RL, - Fortpflanzungs- und Ruhestätten der Arten des Anhangs IV der FFH-RL. Die artenschutzrechtlichen Prüfungen, die flächendeckend vorgenommen wurden, ergaben nicht das Erfordernis einer Ausnahme oder Befreiung, und dass Eingriff und Ausgleich in der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung (bezogen auf sämtliche Ar- ten und Lebensräume, auch der Anhang I LRT und Anhang II Arten der FFH-RL au- ßerhalb der Schutzgebiete) abgearbeitet wird. Da die Behörde zuvor in einem Prüf- verfahren die negativen Auswirkungen ermittelt und den Eingriff ausdrücklich geneh- migen konnte, liegt kein Biodiversitätsschaden vor. Soweit eine Betroffenheit der Erhaltungsziele gemeldeter und von der EU-Kommis- sion gelisteter Natura 2000-Gebiete durch die Baumaßnahme gegeben ist, konnte nach entsprechender Prüfung unter Berücksichtigung der angeordneten Kohärenz- maßnahmen das Vorhaben zugelassen werden. Somit sind die Voraussetzungen gemäß § 19 Abs.1 Satz 2 BNatSchG für die vom Vorhaben betroffenen und i.S.d. § 19 Abs. 2 BNatSchG relevanten Arten (hier: die …/ Planfeststellungsbeschluss - 477 - A 643 europäischen Vogelarten) und Lebensräume (hier: LRT *91E0) unter Beachtung der festgesetzten Maßnahmen zur Vermeidung, zur Schadensbegrenzung, zum Aus- gleich und zum speziellen Artenschutz erfüllt (siehe auch Stellungnahme des Regie- rungspräsidiums Darmstadt, Dez. V53.1, vom 30.03.2011).

6.9 Prüfung der durchgeführten festgesetzten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sowie der Unterhaltungsmaßnahmen Mit § 17 Abs. 7 BNatSchG verfolgt der Gesetzgeber das Ziel, dass sicherzustellten ist, dass die in den Zulassungsentscheidungen festgesetzten Ausgleichs- und Er- satzmaßnahmen und die zur Sicherung des damit verbundenen Erfolgs angeordne- ten Unterhaltungsmaßnahmen auch tatsächlich durchgeführt werden bzw. durchge- führt worden sind. Satz 1 regelt hierzu eine entsprechende Prüfungspflicht der Zulas- sungsbehörde, die dann gegebenenfalls in der Lage ist, die von ihr getroffenen Fest- setzungen im Wege des Verwaltungszwanges durchzusetzen. Da bei großen und komplexen Maßnahmen der Überprüfungsaufwand für die Behörde unter Umständen sehr groß werden kann, wenn insbesondere auch die Fachgerechtigkeit der Durch- führung beurteilt werden muss, kann die Zulassungsbehörde in solchen Fällen von dem Vorhabenträger einen entsprechende Bericht verlangen (Satz 2). Dementspre- chend war unter A, Ziffer IV,11 eine Auflage aufzunehmen. Der der Zulassungsbe- hörde vorzulegende Bericht sollte mit der oberen Naturschutzbehörde abgestimmt sein. Außerdem ist über die durchgeführten erforderlichen Pflege- und Unterhaltungsmaß- nahmen unter Berücksichtigung der in den festgestellten Maßnahmenverzeichnissen vorgesehenen Maßnahmen der Zulassungsbehörde gemäß § 17 Abs. 7 Satz 2 BNatSchG gleichfalls zu berichten.

6.10 Sicherung und Unterhaltung der Kompensationsmaßnahmen Nach § 15 Abs. 4 Satz 1 BNatSchG sind die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen rechtlich zu sichern. In der Begründung zum BNatSchG werden folgende Rechtsinsti- tute aufgeführt: • Beschränkte persönliche Dienstbarkeit (§ 1090 BGB), insbesondere bei Unter- lassungspflichten • Reallast (§ 1105 BGB) bei Handlungspflichten • Pachtverträge, insbesondere wenn der Bund selbst Vorhabenträger ist. Der Planfeststellungsbeschluss ist Rechtsgrundlage für die Durchführung der Aus- gleichs- und Ersatzmaßnahmen einschließlich eventuell erforderlich werdender Ent- eignungen. Nicht abzustellen ist dabei auf die Enteignungsermächtigung in § 68 Abs. 3 BNatSchG. Das ergibt sich daraus, dass Ausgleich und Ersatz Folge-(bewälti- gungs-)maßnahmen des planfestgestellten Vorhabens darstellen, die gesetzlich zwin-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 478 - A 643 gend mit diesem anzuordnen und durchzuführen sind. Der Träger der Straßenbaulast der Bundesfernstraßen hat das Enteignungsrecht nach § 19 FStrG auch zur Durch- führung der ihm in einem fernstraßenrechtlichen Planfeststellungsbeschluss auferleg- ten, naturschutzrechtlich gebotenen Maßnahmen zum Ausgleich und Ersatz für die Eingriffe in Natur und Landschaft, die das Vorhaben zur Folge hat. Das Erfordernis einer Enteignung entfällt, soweit die Kompensationsmaßnahmen bereits auf im öffent- lichen Eigentum befindlichen Flächen vorgesehen sind. Aber sofern dies nicht mög- lich ist, können Maßnahmen auf privaten Flächen notwendig werden. Die Maßnah- men müssen zur Erreichung des mit ihnen verfolgten Zwecks geeignet und erforder- lich sein und keinen Nachteil herbeiführen, der erkennbar außer Verhältnis zu dem beabsichtigten Erfolg steht (vgl. BVerwG, Urteil vom 23. August 1996 - BVerwG 4 A 29.95 -, NVwZ 1997, 486). Der festgestellte Plan trägt – wie die nachfolgenden Aus- führungen belegen – diesen Anforderungen Rechnung. Der Vorhabenträger geht davon aus, dass die Maßnahmen, für die kein Grunderwerb vorgesehen ist, durch entsprechende Grundbucheinträge über die erforderlichen Nut- zungsbeschränkungen sowie über Nutzungsverträge gesichert werden. Bei den Waldmaßnahmen werden die Auflagen der Waldnutzung in die Forsteinrichtung übernommen. Für die langfristige Sicherung der Maßnahmen ist der Vorhabenträger verantwortlich. Dementsprechend ist nach den Festlegungen in den Grunderwerbs- verzeichnissen mit den zugehörigen Deckblättern der Erwerb der Kohärenz-, CEF-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmenflächen – soweit diese nicht im Eigentum der Bundesstraßen- bzw. Bundeswasserstraßenverwaltung oder der Kommunen verblei- ben – durch den Träger der Straßenbaulast vorgesehen. Im Einzelfall können aller- dings die Flächen, soweit möglich, im Eigentum der betroffenen Eigentümer verblei- ben, wobei dann eine dauerhafte Beschränkung im Grundbuch eingetragen werden soll, sofern nicht eine vertragliche Regelung erfolgt. Nach § 3 Abs. 1 Satz 1 HAGB- NatSchG (abweichend von § 3 Abs. 3 BNatSchG) ist vertraglichen Vereinbarungen der Vorzug vor ordnungsrechtlichen Maßnahmen zu geben, soweit der beabsichtigte Zweck auf diese Weise mit angemessenem Aufwand erreicht werden kann oder die Art der Maßnahme dem nicht entgegensteht. Im Hinblick auf die dauerhaft zu unter- haltenden festgestellten Kompensationsmaßnahmen scheidet eine Nutzung wie vor Vertragsbeginn dann aus, wenn die Kompensationsmaßnahme vor Vertragsbeginn noch nicht durchgeführt sein sollte. Denn die Wiederaufnahme einer land- oder forst- wirtschaftlichen Nutzung würde mit den festgestellten Kompensationsmaßnahmen nicht im Einklang stehen. Zur Frage, ob Grundstücke im Eigentum eines Betroffenen verbleiben können, ist Folgendes grundsätzlich zu bemerken:

…/ Planfeststellungsbeschluss - 479 - A 643

Nach den Regelungen in den Grunderwerbsunterlagen ist der Erwerb der durch die Kompensationsmaßnahmen betroffenen Grundstücksflächen durch den Träger der Straßenbaulast vorgesehen. Es ist jedoch grundsätzlich nicht zwingend, dass die – insbesondere die trassenfernen – Kompensationsflächen im Eigentum des Vorhaben- trägers stehen müssen und von daher in das Eigentum des Vorhabenträgers zu über- führen. Dem Vorhabenträger obliegt die dauerhafte Durchführung der Kompensati- onsmaßnahmen einschließlich der Pflegemaßnahmen nach der Fertigstellung und der Entwicklungspflege der jeweiligen Maßnahme; die Pflege kann auch von einem Dritten übernommen werden und dabei das Eigentum an den Flächen bei ihm ver- bleiben. Entsprechend § 2 Abs. 5 KV hat derjenige, wer Kompensationsmaßnahmen durchführt, die ihrer Art nach einer Funktionssicherung bedürfen, diese für mindes- tens 30 Jahre sicherzustellen. Diese Pflicht kann befreiend auf Dritte übertragen wer- den, sofern diese die Gewähr für eine ordnungsgemäße Durchführung bieten. Im Üb- rigen obliegt die Funktionssicherung der Grundstückeigentümerin oder dem –eigentü- mer. Auch wenn grundsätzlich die dauerhafte Unterhaltungspflege, die zur Sicherung des angestrebten Zustandes erforderlich ist, dem Träger des Vorhabens obliegt, so ist diese Pflicht unabhängig von den Eigentumsverhältnissen, zumal Adressat des Plan- feststellungsbeschlusses nur der Träger des Vorhabens sein kann. Gemäß Art. 90 Abs. 2 GG hat der Bund diese Aufgabe an Bundesfernstraßen den Ländern in Auf- tragsverwaltung übertragen; sie wird im Bundesland Hessen von der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung wahrgenommen. Die für den Bund erworbenen Flächen sollen unter Beachtung der vom Bund gemachten Vorgaben der Bundes- vermögensverwaltung übertragen werden, es sei denn, Dritte übernehmen die dauer- hafte Durchführung der Pflegemaßnahmen nach Abschluss der Entwicklungspflege (gegen Entschädigung). Auch wenn die für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in Anspruch zu nehmenden Grundstücksflächen gegen eine angemessene Entschädigung in Geld (wie für Nut- zungsausfall) im Eigentum des jeweiligen Grundstückseigentümers verbleiben kön- nen, so geht die Planfeststellungsbehörde vorliegend grundsätzlich davon aus, dass der betroffene Eigentümer die Übernahme des Eigentums wegen der wesentlichen Nutzungseinschränkung gegen angemessene Entschädigung von der Bundesstra- ßenverwaltung verlangen kann, wie dies der Vorhabenträger in den Unterlagen – mit Ausnahme der Flächen, für die eine dauernde Beschränkung dargestellt ist – auch vorgesehen hat. Das bedeutet, auf Verlangen des Betroffenen ist der Erwerb der Ausgleichs- und Ersatzflächen – dies gilt für alle die Flächen, die nicht bereits im Ei- gentum der Träger des Vorhabens oder der betroffenen Gemeinde stehen – durch

…/ Planfeststellungsbeschluss - 480 - A 643 den Vorhabenträger vorzunehmen. Dies insbesondere auch dann, soweit eine wirt- schaftliche Nutzung des (Rest-) Grundstücks nicht mehr zumutbar ist. Sofern also Grundstückseigentümer bei den Grunderwerbsverhandlungen keinen Übernahmeanspruch geltend machen, können die für Ausgleichs- und Ersatzmaß- nahmen in Anspruch zu nehmenden Grundstücksflächen unter Berücksichtigung des Ziels der Maßnahme insoweit gegen eine angemessene Entschädigung in Geld im Eigentum des jeweiligen Grundstückseigentümers verbleiben. In einem solchen Fall erfolgt kein Erwerb, sondern eine vorübergehende Inanspruchnahme des Grund- stücks. Dem steht die Ausweisung in den Grunderwerbsunterlagen unter der Spalte „Größe der zu erwerbenden Fläche“ nicht entgegen. Denn ein Erwerb entzieht dem Eigentümer/ der Eigentümerin die Fläche vollständig, eine „vorübergehende Inan- spruchnahme“ und „dauernde Belastung“ der Fläche lässt das Grundstück im Eigen- tum des Eigentümers/ der Eigentümerin. Eine solche Regelung kann für Grundstücke in Betracht kommen, für die im Rahmen der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen bei- spielsweise eine extensive Bewirtschaftung vorgesehen ist (wie im Bereich der Nut- zung von extensiven Grünlandflächen oder extensive Beweidung). Die öffentlich- rechtliche Absicherung erfolgt in einem solchen Fall dadurch, dass die dauerhafte Beschränkung der Flächen, wie zuvor dargelegt, ins Grundbuch eingetragen wird, es sei denn, es kommt – wie dargelegt – eine Vereinbarung zustande. Für den Fall, dass betroffene Grundstückseigentümer/ -innen eine diesbezügliche Regelung wünschen, wird das ASV Wiesbaden, insbesondere hinsichtlich der Pfle- gemaßnahmen, eine entsprechende Vereinbarung mit den jeweiligen Betroffenen abschließen. Außerdem kommt zwar als nicht rechtliches, aber tatsächliches Sicherungsinstrument die Übertragung der Fläche auf eine Institution, die die Fläche zuverlässig pflegt (z.B. Stiftungen, Kommunen, Naturschutzverbände oder anerkannte Flächenagenturen bzw. Flächenpoolbetreiber), in Betracht. Bei der Wahl des rechtlichen Sicherungsinstruments ist der Grundsatz der Verhält- nismäßigkeit zu beachten. Beispielsweise kann bei der Durchführung von Kompensa- tionsmaßnahmen auf Grundstücken des Vorhabenträgers von einer grundbuchrecht- lichen Sicherung abgesehen werden, wenn die Festsetzungen im Genehmigungsbe- scheid eine ausreichende Sicherung darstellen. Diese Festsetzungen sind aufgrund von § 15 Abs. 4 Satz 3 BNatSchG auch rechtsnachfolgefähig, d.h. bei Veräußerung der Fläche kann auch der neue Eigentümer in Anspruch genommen werden (vgl. Bayerischer Verwaltungsgerichtshof, Urteil vom 24. Februar 2010, Az. 2 BV 08). Die Sicherungsinstrumente sollen nach dem LANA-Hinweisen als Nebenbestimmung im Zulassungsbescheid verankert werden. Dabei kann die Nebenbestimmung so ausgestaltet werden, dass die Durchführung des Eingriffs von der Vorlage des Nach-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 481 - A 643 weises über die rechtliche Sicherung der Kompensationsmaßnahme abhängig ge- macht wird (entsprechend § 5 Abs. 6 Satz 5 BNatSchG, der vor Durchführung des Eingriffs die Leistung der Ersatzzahlung fordert). Grundlage der Entscheidung über die rechtliche Sicherung der Kompensationsmaßnahme sind die Angaben des Ein- griffsverursachers in den Antragsunterlagen. Gemäß § 17 Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 BNatSchG muss der Verursacher des Eingriffs in den Antragsunterlagen auch die erforderlichen „Angaben zur tatsächlichen und rechtlichen Verfügbarkeit der für Aus- gleich und Ersatz benötigten Flächen" machen. Dies ist vorliegend – in den Maßnah- menverzeichnis und des zugehörigen Deckblatts erfolgt – erfolgt. Dort sind Maßnah- men bezogene Angaben zur Pflege und zu einer erforderlichen Nachkontrolle getrof- fen worden, die für die Durchführung der Unterhaltung verbindlich sind (siehe V,9). Daher konnte die Planfeststellungsbehörde von entsprechenden detaillierten Neben- bestimmungen im Planfeststellungsbeschluss selbst absehen. Die Unterhaltungspflicht besteht „in dem jeweils erforderlichen Zeitraum“, wobei der Unterhaltungszeitraum im Zulassungsbescheid festzusetzen ist (§ 15 Abs. 4 Satz 1 und 2 BNatSchG). Daher ist in jeder Entscheidung über einen Eingriff im landschafts- pflegerischen Begleitplan oder in einer Nebenbestimmung eine Regelung über den Unterhaltungszeitraum zu treffen. Dieser Zeitraum umfasst laut der Begründung zum Gesetz (vgl. BT-Drucksache16/12274 zu § 15, S. 58) die Herstellungs- und Entwick- lungspflege, aber auch die permanente Unterhaltungspflege, soweit diese Gegen- stand der Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahme ist. Die Festsetzung der Dauer ist eine Frage des Einzelfalls, dabei fließen insbesondere folgende Erwägungen ein (siehe Hinweise der LANA zur Eingriffsregelung, März 2011): • Bei Herstellung von Biotopen, die nach einem gewissen Zeitraum sich selbst überlassen werden können, muss nur die Phase der Herstellungs- und Entwick- lungspflege zeitlich fixiert werden. • Ferner ist die Dauer des Eingriffs von Bedeutung. Bei einem zeitlich beschränk- ten Eingriff kann gegebenenfalls auch der Unterhaltungszeitraum entsprechend beschränkt werden. Jedenfalls bei einem dauerhaften Eingriff in Naturhaushalt und Landschaftsbild wird demgegenüber eine für die Kompensationsmaßnah- me erforderliche Unterhaltungspflege grundsätzlich auch dauerhaft erfolgen müssen. • Bei der Kompensation durch Bewirtschaftungs- oder Pflegemaßnahmen wird in § 15 Abs. 3 Satz 2 BNatSchG eine „dauerhafte Aufwertung des Naturhaushalts“ vorausgesetzt. Dementsprechend muss die Pflegeleistung grundsätzlich dauer- haft angelegt sein. Nach § 2 Abs. 5 KV hat jeder, der Kompensationsmaßnahmen durchführt, die ihrer Art nach einer Funktionssicherung bedürfen, diese für mindestens 30 Jahre sicherzu-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 482 - A 643 stellen. Allerdings ist auch bei der Festsetzung des Unterhaltungszeitraums der

Grundsatz der Verhältnismäßigkeit zu beachten (vgl. LOUIS, Das neue Bundesnatur- schutzgesetz, NuR 2010, 82). Diesem Ansatz wurde bei den Angaben zur Pflege in den Maßnahmenverzeichnis Rechnung getragen. Abschließend ist festzustellen, dass die dauerhafte Unterhaltungspflege, die zur Si- cherung des angestrebten Zustandes erforderlich ist, auf jeden Fall dem Träger des Vorhabens obliegt. Diese Pflicht ist unabhängig von den Eigentumsverhältnissen, zumal – wie dargelegt – Adressat des Planfeststellungsbeschlusses nur der Vorha- benträger der A 643, die Bundesrepublik Deutschland (Bundesstraßenverwaltung), sein kann.

7. Wasserschutz Die Straßenplanung ist vom Vorhabenträger, vertreten durch das ASV Wiesbaden, mit den zuständigen Wasserbehörden abgestimmt worden. Die festgestellte Planung trägt den Anforderungen des Grund-, insbesondere des Trinkwasser-, und des Ge- wässerschutzes, auch beim Betrieb und der Unterhaltung der Abwasseranlagen, Rechnung.

7.1 Grundwasser Sowohl die Rettbergsaue als auch die bebauten Siedlungsflächen von Wiesbaden- Schierstein und Biebrich gehören zur Grundwasserlandschaft „Quartäre und pliozäne Sedimente“. Die Lockergesteine sind ursächlich für die Eigenheiten eines Poren- grundwasserleiters verantwortlich. Da der Grundwasserkörper in den Auen überdies in direkter Verbindung zu den Pegelständen des Rheins steht, schwankt die Grund- wasserführung in jeder Hinsicht in einer weiten Amplitude zwischen mittel und stark. Die Regeneration erfolgt im Wesentlichen durch Uferfiltrat, da die überdeckenden Böden enorme Speicherkraft besitzen. Die Grundwasserflurabstände (GwF) sind in direkter Auenlage entsprechend niedrig (<2 m unter GOK) und unterliegen im Jah- resgang aber stärkeren Schwankungen. Mit steigender Entfernung zur Aue steigt der Grundwasserflurabstand zunehmend an und liegt im zentralen Bereich des Gewer- begebiets Biebrich/ Schierstein bei ca. 5-8 m unter GOK. Entsprechend der Vorflut- wirkung des Rheins stimmt die Grundwasserfließrichtung in der Hauptsache mit der Strömungsrichtung des Stroms überein, d.h. die Grundwasserströme verlaufen rechtsrheinisch in südwestlicher, hingegen linksrheinisch in nordwestlicher Richtung. Wasserschutzgebiete oder Wassergewinnungsanlagen sind im Planungsraum nicht vorhanden. Nach der gemäß Art. 3 Abs. 1 der Richtlinie 2000/60/EG des Europäi- schen Parlaments und des Rates vom 23.10.2000 (Europäische Wasserrahmen- richtlinie - EU-WRRL) ausgewiesenen EU-Flussgebietseinheiten gehört ein Teil des Untersuchungsgebiets zum Gebiet „Rhein“.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 483 - A 643

Die Vorbelastungen gehen potenziell auf dieselben Verursacher zurück wie beim Schutzgut Boden. Zu nennen sind allgemein nicht näher spezifizierbare diffus äolisch verfrachtete oder mit dem Niederschlag eingebrachte Schadstoffe aus Verkehr, In- dustrie, Hausbrand etc. Diese Schadstoffimmissionen werden, wie die mit den perio- disch wiederkehrenden Hochwasserereignissen eingebrachten Schadstofffrachten, sind allgemein gegeben und werden systemimmanent angenommen. Speziell unmit- telbar bestimmten Orten zuzuordnende Vorbelastungen ergeben sich aus dem Altab- lagerungskataster der Stadt Wiesbaden. So durch die seit langer Zeit unterschiedlich gewerblich bzw. industriell genutzte Terrain im Bereich der Stadt Wiesbaden, wie zwischen dem AK Schierstein und dem Rhein gelegene Areale u.a. von Chemie- und Kunststoffbetrieben, Kfz-Betrieben und Tankstellen, Druckereien, Galvanisierungs- und Gießereibetrieben sowie diverser Lagerplätze. Dies trifft auch für das Freizeitge- lände „Rheinwiesen“ zu, das eine Altablagerung überdeckt. Die Altablagerungskatas- ter der Stadt Wiesbaden gibt nur in wenigen Fällen hingegen konkrete Anhaltspunkte für gewässergefährdende Altlasten. Die Bedeutung des Grundwassers bemisst sich an der bekannten Datengrundlage (Grundwasserergiebigkeit, Grundwasserdurchlässigkeit, Grundwasserführung u.ä.). Die Bedeutung der Auebereichen wird wegen der dort geringen, vorhabenbedingt unmittelbar beeinträchtigbaren, Grundwasserflurabstände mit hoch eingestuft. Aus- genommen wurden die Siedlungsbereiche. Von dem Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein bis zum Rheinufer befindet sich der Planfeststellungsbereich in der geplanten Heilquellenschutzzone B3 des Heilquellen- schutzgebietes für die Wiesbadener Primärquellen. Da Eingriffe > 200 m nicht geplant sind, besteht keine Genehmigungspflicht. Die Bauvorhaben des Planfeststellungsbe- reichs liegen nicht in einem Trinkwasserschutzgebiet (siehe Stellungnahme des Re- gierungspräsidium Darmstadt, Dez. IV/WI 41.2, vom 31.03.2010).

7.2 Oberflächengewässer Das alleinige namhafte Oberflächengewässer ist der Rhein. Der betrachtete Strom- abschnitt zählt hydrogeographisch noch zum Oberrhein, der bis Bingen allmählich in den Mittelrhein übergeht. Der Oberrhein zeichnet sich in seinem nicht durch Stauhal- tung beeinflussten Verlauf durch die Oberrheinische Tiefebene durch ein weitgehend natürliches, jahreszeitlich stark schwankendes, Abflussregime aus. Dieses ist bis zur Einmündung des Mains (Strom-km 497) deutlich alpin geprägt, d.h. der Wasserab- fluss steht stark unter dem Einfluss der Niederschlagsereignisse bzw. der Schnee- und Eisschmelze in den Alpen, was relativ hohe Wasserstände im Frühsommer bzw. Sommer zur Folge hat. Im Bereich des ca. 5 km unterhalb der Mainmündung gelege- nen Planungsraums verliert sich der alpine Charakter zugunsten eines stärker mittel- gebirgsgesteuerten Fließgewässers. Deutlich wird dies insbesondere über die Hoch- …/ Planfeststellungsbeschluss - 484 - A 643 wasserspitzen, die deutlicher im Winter bzw. mit der Schneeschmelze in den Mittel- gebirgen im Einzugsgebiet des Mains auftreten. Eine weitere prägende Eigenschaft des Rheins ist sein weitgehend natürliches Geschiebeverhalten, was in besonderer Weise die Standortverhältnisse und die Vegetation der Rettbergsaue beeinflusst. In Abhängigkeit des Abfussregimes unterliegt diese wie der gesamte Stromabschnitt ständigen aber nicht gleichen Umlagerungsprozessen (Sedimentation und Erosion von Schlick, Sand, Kies und Schotter). Manche dieser Prozesse können jahrelang stagnieren um in der Folgezeit häufig und heftig abzulaufen. Ungeachtet dieser natür- lichen Merkmale ist der betrachtete Rheinabschnitt zwischen den Städten Mainz und Wiesbaden jedoch gewässermorphologisch als sehr stark bis vollständig verändert anzusehen. Dies verdeutlichen nicht nur die Ufersicherungsbauwerke sondern auch Vergleiche mit historischen Kartenwerken. Der Strom wird als Bundeswasserstraße mit internationaler Bedeutung unterhalten. Die Mombacher Rheinaue bis in Höhe der AS-Mombach ist Vorranggebiet für den Hochwasserschutz. Abgesehen von kleinen Teilbereichen im Grenzbereich zu den am Rhein liegenden Gewerbebauflächen von Mainz-Mombach gehören auf rhein- land-pfälzischer Seite die zwischen dem Rheinufer und dem in ca. 200 m Entfernung parallel verlaufenden Hochwasserschutzdeich gelegenen Auenbereiche des Momba- cher Rheinufers zum amtlich festgestellten Überschwemmungsgebiet (HQ100) des Rheins. Auf hessischer Seite in Wiesbaden verläuft die Grenze des Überschwem- mungsgebiets unter Einbezug des Freizeitgeländes „Rheinwiesen“ jedoch unter Aus- sparung der Schiersteiner Brücke entlang der Uferstraße bis zur Hafenstraße. Darin ist auch der im Westen an die Brücke anschließende Gebäudekomplex eingeschlos- sen. Der Rhein mitsamt der Wiesbadener Rheinwiesen, der gesamten Rettbergsaue und von Teilen der Mombacher Rheinaue ist zudem amtlich als Abflussbereich defi- niert. Fließgewässer sind der Rhein, der das Planungsgebiet von Ost nach West zentral durchfließt, und Internationale Wasserstraße mit vertieftem Fahrwasser, massiven Uferbefestigungen aber auch näherungsweise naturnahen Uferzonen auf der Südsei- te der Rettbergsaue ist. Außerdem der Altarm im Süden der Rettbergsaue, ca. 30 m parallel zum Mombacher Seitenarm, ausgehend 100 m oberhalb der Autobahnbrücke bis zur Westspitze der Insel. Er stellt natürlich anmutendes Stillgewässer in auetypi- schem Vegetationsmosaik dar. Die Vorbelastungen der Fließgewässer sind in erster Linie in den technischen Aus- baumaßnahmen, die sich auch in der geringen Gewässerstrukturgüte widerspiegeln, begründet. Entsprechend der Gewässerstrukturgütedaten weist der Rhein erhebliche Defizite, verglichen mit dem natürlichen Zustand, auf. Diese Defizite werden einer Vorbelastung gleichgesetzt.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 485 - A 643

Aufgrund der für den Rhein einheitlich benannten Gewässergüteklasse II (mäßig be- lastet) ist die biologische Gewässergüte als Kriterium einer differenzierten Bewertung nicht geeignet. Die Bedeutung baut daher auf den gewässermorphologischen Eigen- schaften des Gewässers, der Strukturgüte, auf, worin etwaige Defizite aus den Vor- belastungen bereits integriert sind. Die Beurteilung ist in fünf Stufen von sehr gering über gering, mittel und hoch bis sehr hoch vorgenommen, welche sich als verbal ver- einfachter Ausdruck direkt aus den entsprechenden Beurteilungen der Gewässer- strukturgütekartierungen von Hessen ableiten lassen. Rhein-Abschnitte: - Biebricher Rheinufer vollständig verändert, übermäßig geschädigt, Steinsatz ohne Vegetation, Bedeutung sehr gering, - Schiersteiner Rheinufer vollständig verändert, übermäßig geschädigt, Steinsatz ohne Vegetation, Bedeutung sehr gering, - Altarm Rettbergsaue mäßig verändert, unmerklich geschädigt naturnahe Uferzo- nen, Freiwasservegetation, Bedeutung sehr hoch, - Rettbergsaue Nordufer sehr stark verändert, stark geschädigt Steinpackung/ Steinschüttung mit zerstreuter krautiger Vegetation und einzelnen Gehölzen, Be- deutung gering, - Rettbergsaue Südufer 0-100 m östlich A 643, 0-50 m westlich A 643 stark verän- dert, merklich geschädigt, sehr stark verändert, stark geschädigt, Steinsatz bzw. Mauerwerk mit auenwaldartigem Gehölzüberstand, Bedeutung gering - Rettbergsaue Südufer, 120-500 m östlich A 643, deutlich verändert, mäßig ge- schädigt Sedimentufer mit Weichholzauenwald, locker geschüttete Wasserbau- steine, Bedeutung hoch - Rettbergsaue Südufer, 50-500 m westlich A 643, stark verändert, merklich ge- schädigt, Steinpackung mit auenwaldartigem Gehölzüberstand, Bedeutung mittel Bezogen auf Fließgewässer erlangen nur einzelne Uferabschnitte auf der Südseite der Rettbergsaue und der von der Schiersteiner Brücke bis zur Westspitze der Insel erstreckte Altarm eine hohe oder sehr hohe Bedeutung. Alle anderen Uferabschnitte des Rheins sind entweder vollkommen oder zumindest hochgradig wasserbautech- nisch überformt, was bestenfalls eine mittlere zumeist aber nur eine geringe oder sehr geringe Bewertungsstufe möglich macht. Die noch aktiven Gräben in der Mom- bacher Aue zeichnen sich ungeachtet ihres künstlich geraden Verlaufs durch eine typische krautige Begleit- oder Sohlvegetation aus, was die mittlere Bedeutung im Gegensatz zu krautarmen oder vegetationslosen Gräben begründet. Den gesamten amtlich festgelegten Überschwemmungsgebietsflächen wird eine for- malrechtlich begründete sehr hohe Bedeutung beigemessen. Zudem lässt sich eine fachlich sehr hohe Bedeutung aufgrund der natürlichen Retentionseigenschaften her- leiten. Die Genehmigung gemäß § 22 Satz 1 HWG vom Verbot der Errichtung oder Erweite- rung baulicher Anlagen in Gewässern sowie § 23 Abs. 4 Satz 1 HWG für die Errich- tung und Erweiterung einer baulichen Anlage einschließlich das Erhöhen oder Vertie- fen der Erdoberfläche in Gewässerrandstreifen wird jeweils i.V.m. § 23 Abs. 1 WHG …/ Planfeststellungsbeschluss - 486 - A 643 und §§ 17, 17c FStrG sowie § 75 Abs. 1 HVwVfG ist unter A, Ziffer III,3.3 erteilt wor- den. Dies gilt auch für die Befreiung von Geboten nach § 38 Abs. 5 Satz 1 WHG z.B. für die zeitweise Ablagerung von Gegenständen, die den Wasserabfluss behindern können oder die fortgeschwemmt werden können. Die widerrufliche Befreiung ist ge- boten, da die Baumaßnahme und damit die mit der Bauvorbereitung verbundenen Auswirkungen aus überwiegenden Gründen des Wohls der Allgemeinheit erforderlich sind. Die vom WSA Bingen benannten Punkte sind vom ASV Wiesbaden zugesagt worden (siehe die Ausführungen unter A, Ziffer V,1 Punkte 51 bis 98). Soweit ein Verkauf von Flächen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes aufgrund der gesetzlichen Widmung als Bundeswasserstraße von dem WSA Bingen nicht zugestimmt werden konnte, hat das ASV Wiesbaden in Abstimmung mit dem WSA Bingen eine Überarbeitung der Grunderwerbsunterlagen vorgenommen. Die geänderten Unterlagen sind Bestandteil der Planfeststellung (lfd. Nr. 33.5 der festge- stellten Unterlagen). Im Hinblick auf die Durchführung der Maßnahme soll eine Be- sitzüberlassungsvereinbarung abgeschlossen werden.

7.3 Bundeswasserstraße und Rheinschifffahrt Die Baumaßnahme Autobahnbrücke über den Rhein zwischen Mainz/ Mombach und Wiesbaden/ Schierstein in Rhein-km 504,400 umfasst die Erneuerung des vorhande- nen Brückenoberbaus und den Neubau einer Brücke unterstromig der vorhandenen Brücke. Die Fahrwasserbreite beträgt 200 m (zwischen den vorhandenen Brücken- pfeiler) und die Fahrrinnenbreite 120 m. Die Autobahnbrücke Schierstein überspannt den Mombacher Stromarm, die Insel Rettbergsaue und den Biebricher Stromarm. Im Biebricher Stromarm, durch den die Fahrrinne verläuft, stehen zwei Brückenpfeiler der heutigen Autobahnbrücke. Der Mombacher Stromarm ist pfeilerfrei überspannt. Die Lage der bestehenden Strompfeiler im Biebricher Stromarm bleibt erhalten. Nur der darauf aufliegende Brückenoberbau wird erneuert. Für die neue Brücke unter- strom der heutigen Brücke sind zwei neue Pfeiler im Biebricher Stromarm vorgese- hen. Sie liegen in der Flucht der vorhandenen Pfeiler und haben die gleiche Breite. Das Fahrwasser im Biebricher Stromarm ist durch die beiden vorhandenen Strompfei- ler vorgegeben. Die beiden neuen Pfeiler schränken das Fahrwasser im Biebricher Stromarm wegen ihrer Ausrichtung in Flucht der vorhandenen Pfeiler nicht weiter ein. Die heutige Fahrwasserbreite bleibt auch zukünftig erhalten (siehe A, Ziffer V,1 Punk- te 54). Der Mombacher Stromarm ist im heutigen Zustand in seiner ganzen Breite befahrbar. Seitens der WSV wird dort keine Fahrrinne unterhalten und verkehrsgesi- chert. Bis Rhein-km 503,6 dient er als Zufahrt zum Industriehafen Mainz. Oberstrom der Einfahrt ins Hafenbecken findet kein durchgehender Schiffsverkehr statt. Die Un- terhaltung und Verkehrssicherung der Hafenzufahrt obliegt den Stadtwerken Mainz. Im Mombacher Stromarm sind zwei neue Strompfeiler in einem Abstand von ca. 20 m …/ Planfeststellungsbeschluss - 487 - A 643 vom linken (südlichen) Ufer vorgesehen. Der Bau der Pfeiler wird aufgrund der Mini- mierung von Eingriffen im Natur-, FFH- und Vogelschutzgebiet auf der Rettbergsaue sowie der daraus folgenden architektonischen Gesamtgestaltung im Fahrwasser ge- plant (siehe A, Ziffer V,1 Punkte 53). Zwischen den beiden Brücken, deren Überbau 21,50 m breit ist, verbleibt ein lichter Abstand von 10 m im Bereich der Fahrrinne. Die nächsten Brücken über den Rhein befinden sich stromaufwärts in Rhein-km 501,0 (Eisenbahnbrücke Mainz-Nord) und stromabwärts in Rhein-km 588,5 (Südbrücke Koblenz). Der höchste Punkt des Bogenscheitels befindet sich bei 95,80 m üNHN = 11,70 m ü. HSW (HSW = 84,10 m ü. NHN). Die minimale Durchfahrtshöhe im Bereich der Durchfahrtsbreite liegt bei 91,67 m üNHN = 7,57 m ü. HSW (unmittelbar an den Pfeilern). Im Planfeststellungsverfahren war von der WSV gefordert worden, vor Aus- führungsbeginn sind die Höhenpläne zur Zustimmung vorzulegen. Die Durchfahrts- breite soll eine Höhe von 9,10 m ü. HSW 180 m (Breite der Fahrrinne 120 m) betra- gen (siehe A, Ziffer V,1 Punkt 52, 55 und 57). Dass die Konstruktionsunterkanten (KUK) der neu errichteten Brückenbauwerke über dem Fahrwasser nach der Ausfüh- rungsplanung zwischen 0,30 und 0,70 m tiefer als die bestehende Schiersteiner Brü- cke liegt, steht dem nicht entgegen. Der Vorhabenträger, vertreten durch das ASV Wiesbaden, wird dem WSA Bingen die Ausführungsplanung der Höhenpläne zur Zu- stimmung vorlegen(siehe A, Ziffer V,1 Punkt 58). Das WSA Bingen hat weiterhin darauf hingewiesen, dass die Arbeiten, die mit einem Eingriff in den Schiffsverkehr verbunden sind, oder die Sicherheit und Leichtigkeit des Schiffsverkehrs beeinträchtigen könnten, der ausdrücklichen vorherigen Zustimmung des WSA bedürften. Der Vorhabenträger habe diese Zustimmung beim WSA schrift- lich zu beantragen, da noch keine Aussagen wegen noch vorliegender genauer Be- schreibung des Bauablaufes getroffen werden können. Es wird jedoch durch den festgestellten Plan und die getroffenen Auflagen, selbst bei einer Reduzierung der Durchfahrtshöhe, zumindest in Teilbereichen die Mindestdurchfahrtshöhe von 9,10 m über HSW der Schifffahrt zur Verfügung steht (siehe , Ziffer V,1 Punkt 52). Auch wird der Stellungnahme der WSV, Einschränkungen (z.B. Verkehrsregelungen, Verkehrs- beschränkungen, etc.) oder Sperrungen der Schifffahrt seien auf ein vertretbares Maß zu reduzieren, vom Vorhabenträger Rechnung getragen. Dies gilt auch für die Forderung des ASV Bingen, dass der Bauablauf so zu planen sei, dass Schifffahrts- sperren mit einer Dauer von mehr als 10 Stunden nicht erforderlich werden. Der Bau- ablaufplan sei mit dem WSA abzustimmen und sei über das WSA der Zentralkom- mission für die Rheinschifffahrt (ZKR) zur Zustimmung vorzulegen. Die Brückensegmente sollen im Bereich der Wasserstraße eingeschwommen wer- den. Der Bauablauf wird mit der WSV abgestimmt. Im Hinblick darauf, dass bei der Bauausführung erforderlich werdende Schifffahrtsperren bis 4 Stunden mindestens 2

…/ Planfeststellungsbeschluss - 488 - A 643

Wochen, Schifffahrtssperren von mehr als 4 Stunden mindestens 6 Wochen für die Bekanntmachung an die Schifffahrt beim WSA vorab vorliegen müssen, ist unter A, Ziffer IV,4.2 Punkt 25 eine entsprechende Auflage ausgesprochen worden. Dies ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass das ASV Wiesbaden die ursprünglich gegebene pauschale Zusage mit Schreiben vom 16.03.2011 revidiert und wie folgt gefasst hat- te: „Im Rahmen eines noch zu erstellen den Baustellenlogistikkonzeptes, das neben den technischen Erfordernissen auch wirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen hat, wird der Bauablauf und damit auch notwendige Einschränkungen (Verkehrs- regelungen, Verkehrsbeschränkungen, Sperrungen etc.) der Schifffahrtauf dem Rhein festgelegt. Es wird zugesagt den Bauablauf so zu gestalten, dass Ein- schränkungen der Schifffahrt nur das notwendige Maß umfassen und soweit wie möglich minimiert werden.“ Zusammen mit der Auflage und der Zusage wird dem Anliegen der Bundeswasser- straßenverwaltung Rechnung getragen. In diesem Zusammenhang wird auf die Erklä- rung des WSA Bingen vom 01.04.2011 grundsätzlich bereit zu sein, in Bezug auf Sperrzeiten von mehr als 10 Stunden zwischen den Belangen des Straßenbaus und den Belangen der Schifffahrt abzuwägen. Dazu bedürfe es eines detaillierten Bauzei- tenplan, um dazu eine Aussage treffen zu können (siehe Auflage unter A, Ziffer IV,8). Das ASV Wiesbaden stimmt den Bauablaufplan mit dem WSA Bingen ab. Für das Ausheben der alten Brückenteile wird eine Schifffahrtssperre von ca. ein Tag als aus- reichend angesehen. Bei längeren Sperren muss die WSV die ZKR beteiligen. Die inzwischen vorgenommene radartechnische Begutachtung der Planungsunterla- gen erfolgte von der Fachstelle für Verkehrstechniken der Wasser- und Schifffahrts- verwaltung (siehe auch A, Ziffer V,1 Punkt 64). Dabei wurden die Hinweise der ZKR zur Verminderung störender Radarechos beim Bau von neuen Brücken berücksich- tigt. Die Ergebnisse der Begutachtung sollen in die weiteren Planungen einfließen. Die Brückenpfeiler werden, wie bereits Bestand, mit Radarreflektoren ausgerüstet und erhalten eine Pfeilerbeleuchtung. Im Übrigen sind keine Schifffahrtszeichen nach Anlage 7 der RheinSchPV für die Berg- und Talfahrt geplant. Auch bei der vorhandenen Brücke ist keine verkehrsre- gelnde Beschilderung vorhanden. Das WSA hat allerdings gefordert, dass der Träger des Vorhabens ggf. erforderliche Schifffahrtszeichen auf Weisung des WSA an den Bauwerken anzubringen hat (siehe hierzu die Zusagen des Vorhabenträgers unter A, Ziffer V,1 Punkte 59 bis 63, 75 bis 77). In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass die Unterhaltungskosten und die Kosten des Betriebs der Einrichtungen zur Si- cherung der Durchfahrt unter Brücken gemäß § 13a Abs. 1 FStrG vom Träger der Straßenbaulast zu ersetzen oder abzulösen sind. Die ZKR hat in der Plenarsitzung am 30.11.2011 die Änderungen bei der Erneuerung und Erweiterung der Brücke Schierstein (Rhein-km 504,400 gemäß dem geändert …/ Planfeststellungsbeschluss - 489 - A 643

Berichtes ihres Ständigen Technischen Ausschusses zur Kenntnis genommen, nach Abwägung aller Sachverhalte und gemäß den bestehenden Vertragswerken die Än- derungen bei der Erneuerung und Erweiterung der Brücke Schierstein gebilligt. Das WSA Bingen hat mit Schreiben vom 13.12.2011 der Planung zugestimmt (siehe A, Ziffer V,1 Punkt 58). Bezüglich der Forderung im Bereich der Kohärenzmaßnahme bei Rhein-km 522,0 eine Wendemöglichkeit für Lkw zu schaffen, hat das WSA Bingen dargelegt, dass die Unterbrechung des Betriebsweges oberstromig der Schönbornschen Aue auf die Schaffung einer Flutrinne und damit – entgegen der Erwiderung des ASV Wiesbaden – nicht auf die dort angesprochene Rad- und Gehwegplanung des Zweckverbandes Rheingau zurückgehe. Daher sei die Planung des Vorhabenträgers dafür maßgeb- lich, dass diese Forderung im anhängigen Planfeststellungsverfahren zu lösen sei. Die vorliegenden Unterlagen und die vom ASV Wiesbaden getroffenen Aussagen konnten die Darstellung des WSA Bingen nicht entkräften. Daher sah sich die Plan- feststellungsbehörde veranlasst eine entsprechende Auflage unter A, Ziffer IV,8 in den Planfeststellungsbeschluss aufzunehmen. Hinsichtlich der beiden von der Anhörungsbehörde als ausgeräumt gewerteten Punk- ten besteht auf der Grundlage der getroffenen Auflagen zwischen der Planfeststel- lungsbehörde und einer Bundesbehörde keine Meinungsverschiedenheit, die vor der Planfeststellung die Weisung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadt- entwicklung einzuholen erfordert hätte (§ 17b Abs. 1 Nr. 6 Satz 2 FStrG). Auf die vom Vorhabenträger, vertreten durch das ASV Wiesbaden, gegebenen strom- und schiff- fahrtspolizeiliche Zusagen für die bauliche Ausgestaltung der Brückenbauwerke (sie- he A,1 Punkte 51 bis 69), strom- und schifffahrtspolizeilichen Zusagen für die Bauzeit (siehe A, Ziffer V,1 Punkte 70 bis 83), zu den strom- und schifffahrtspolizeiliche Zusa- gen für den Betrieb (siehe A, Ziffer V,1 Punkte 84 bis 91), zu den Zusagen für die Kohärenzmaßnahme Reaktivierung eines Altarms des Rheins bei Geisenheim (siehe A, Ziffer V,1 Punkte 92 bis 96) und den Zusagen zu Sonstigem (/siehe A, Ziffer V,1 Punkte 97 und 98). Anzumerken ist zu den Punkten 61 und 62, dass die Unterhaltungskosten und die Kosten des Betriebs der Einrichtungen zur Sicherung der Durchfahrt unter Brücken gemäß § 13a Abs. 1 FStrG vom Träger der Straßenbaulast zu ersetzen oder abzulö- sen ist. Zu Punkt 70 wird auf die Auflage unter A, Ziffer V,8 Bezug genommen, zu Punkt 75 auf A, Ziffer V,1 Punkte 61 f., Punkt 76, 78 und 86 auf A, Ziffer V,1 Punkt 62.

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7.4 Entwässerung Die A 643 soll zwischen dem Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein und der Lan- desgrenze Rheinland-Pfalz/ wird ausgebaut, wobei die Autobahn beginnend ab dem Schiersteiner Kreuz zunächst symmetrisch auf sechs Fahrstreifen verbreitert wird. Die Schiersteiner Rheinbrücke wird durch den Brückenneubau ersetzt. Dazu wird unter- stromig (westlich) neben der vorhandenen eine neue Brücke und an der bisherigen Stelle eine weitere neue Brücke errichtet. Die symmetrische Verbreiterung ver- schwenkt vor dem nördlichen Widerlager der Rheinbrücke auf ganzer Breite der Rich- tungsfahrbahn in Richtung West. Die Ausbaulänge der freien Strecke beträgt ca. 1.050 m, der Länge der neuen Rheinbrücke Schierstein ca. 1.280 m. Durch die Ver- breiterung von vier auf sechs Fahrstreifen erhält die A 643 auf der freien Strecke ei- nen Querschnitt RQ 36. Die Verbreiterung führt zu einer Erhöhung der Regenwas- serabflussmengen. Die vorhandene Entwässerung der A 643 stellt sich wie folgt dar: Der Hauptsammler verläuft auf der östlichen Seite der A 643 am Böschungsfuß des Fahrbahndamms und zwar bis zur Straße „Alte Schmelze“ mit DN 600, danach bis vor die Äppelallee mit DN 800 und das restliche Teilstück bis in den Rhein mit DN 1000. Die Entwässerung der Fahrbahnen erfolgt dann zwischen den Brückenbauwer- ken mit beidseitig am Fahrbahnrand angeordneten Sammelkanälen, die jeweils vor den Brückenbauwerken wieder dem Hauptsammler zugeleitet werden. Die Sammel- kanäle entlang der Fahrbahnen sind lagebedingt nicht mehr zu verwenden und müs- sen im Zuge des Straßenneubaus beseitigt und, angepasst an die neuen Fahrbahn- ränder und Gradientenhöhen, neu geplant und gebaut werden. Im Hauptsammler sind erhebliche verfestigte Ablagerungen und Inkrustierungen vorhanden. Nach der erstellten Voruntersuchung soll die Entwässerungsplanung analog zum vorhandenen System mit Haupt- und Nebensammlern belassen und zusätzlich ein RiStWag-Abscheider vor der Einleitung in den Rhein zwischengeschaltet. Diesem Vorschlag zur Ausführung schlossen sich auch die Abteilung Arbeitsschutz und Um- welt Wiesbaden des Regierungspräsidiums Darmstadt sowie die untere Wasserbe- hörde der Landeshauptstadt Wiesbaden an. Nach Kap. 7.1 der „Richtlinien für die Anlage von Straßen, Teil: Entwässerung“ (RAS- Ew) ist für die Beseitigung des Straßenoberflächenwassers die Verunreinigung der Straßenoberflächenwässer, die sich aus den Anteilen der ständigen (Straßenver- kehr), vorübergehenden (Taumitteleinsatz) und außergewöhnlichen (Transportunfälle mit wassergefährdenden Stoffen) Einwirkungen ergeben, zu berücksichtigen. Die Straßenoberflächenwässer von Straßen mit 12.000 Kfz/24h sollten in der Regel vor Einleitung in das Gewässer einer Behandlung zugeführt werden. Anlagen für die Rei- nigung des Wassers haben die generelle Aufgabe, das von Straßen gesammelt ab-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 491 - A 643 fließende Wasser mechanisch zu klären und/ oder die spezielle Aufgabe, Verunreini- gungen des Wassers z.B. durch Leichtflüssigkeiten abzuscheiden. Grundsätzlich kommen hierfür Versickerungsanlagen, Absetzbecken, Regenklärbecken und Leicht- flüssigkeitsabscheider in Frage, wobei die Kombination von Regenrückhalte- und Reinigungsfunktionen durch entsprechende bauliche Gestaltung anzustreben ist. Quantitativ sind die einzuleitenden Wassermengen für den Rhein unbedeutend, so dass sich die Notwendigkeit einer Regenwasserrückhaltung grundsätzlich nicht erfor- derlich ist. Nach Kap. 6.4.2 der „Richtlinien für bautechnische Maßnahmen an Stra- ßen in Wasserschutzgebieten“ (RiStWag) sind in der Regel bei Straßen mit einem DTV >15.000 Kfz/24h Abscheider für Leichtflüssigkeiten, ggf. mit Regenrückhaltebe- cken, dann erforderlich, wenn die Straßenentwässerung über Rohrleitungen erfolgt und die Fließzeit beim Mittelwasser im Vorfluter zwischen der Einleitungsstelle und der Zone III bzw. IIIa eines Trinkwasserschutzgebiets weniger als 2 Stunden beträgt. Dies trifft für die Entwässerung der A 643 zu, da die Regenwasserableitung in den Rhein erfolgt. Der Rhein tangiert ca. 2.000 m unterhalb der Einleitestelle die Wasser- schutzzonen II und III des Schiersteiner Wasserwerks. Bei einer angenommenen Fließgeschwindigkeit des Rheins von 3 m/s beträgt die Fließzeit bis zur Wasser- schutzzone ca. 10-12 Minuten, also weniger als 2 Stunden. In der RAS-Ew ist unter Kap. 7.4 die gleiche Schutzforderung für die Regenwasserableitung enthalten. Nach dem DWA-Merkblatt M153 „Handlungsempfehlungen zum Umgang mit Regenwaser“ ist nach Tab. 3 die Herkunftsfläche des Regenwassers von Autobahnen dem Flä- chentyp F6 zuzuordnen. Nach Kap 6.1B kann für das Einleiten von Regenwasser in oberirdische Gewässer auf eine Regenwasserbehandlung nur dann verzichtet wer- den, wenn die undurchlässigen Flächen dem Flächentyp F1-F4 entsprechen. Für den Flächentyp F6, also für Autobahnen, ist eine Regenwasserbehandlung erforderlich. Gemäß dem Bewertungsverfahren nach Merkblatt M153 Anhang 2 ist die Abflussbe- lastung B = 35 > dem Gewässerpunkt G = 27, so dass eine Regenwasserbehandlung erforderlich wird. Mit einem RiStWag-Abscheider wird der Emissionswert E = 7 < dem Gewässerpunkt G = 27 und damit wird nach Merkblatt M153 dem Schutzbedürfnis des Gewässers ausreichend Rechnung getragen. Die geplante Entwässerung gleicht dem System der vorhandenen Entwässerung, d.h. in den Banketten der jeweiligen östlichen und westlichen Fahrstreifen werden Sam- melkanäle verlegt, die jeweils vor den Brückenbauwerken an den Hauptsammler auf der Ostseite der A643 angeschlossen werden. Der Hauptsammler wird beginnend an der Bahnstrecke in Richtung Rhein am Fuß des östlichen Autobahndamms neu ver- legt. Der Neubau des Hauptsammlers wird erforderlich, da der vorhandene Sammler auf einer Teilstrecke hydraulisch unterdimensioniert ist, die Schachtbauwerke des alten Hauptsammlers in der Böschungsanschüttung des neuen Autobahndamms lie-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 492 - A 643 gen. Verursacht durch die Brückenbauwerke teilt sich die Entwässerung der geplan- ten A 643 in drei Teilbereiche auf. Teilbereich 1 Bahnstrecke bis Alte Schmelze: Der geplante Hauptsammler beginnt südlich der Bahngleise der Bahnstrecke Wies- baden-Rüdesheim am Schacht HS01 und wird dort mit dem vorhandenen Zulauf- sammler aus dem Schiersteiner Kreuz verbunden. Der neue Hauptsammler verläuft dann am Böschungsfuß bis zur Schacht HS12 mit einer Nennweite DN 700. Jeweils in dem östlichen und westlichen Bankett wird ein Sammelkanal verlegt, an dem die Straßenabläufe direkt angeschlossen werden. Die Wasserführung entlang des Ban- ketts erfolgt mittels Hochborden. Teilbereich 2 „Alte Schmelze“ bis Äppelallee: Der geplante Hauptsammler kreuzt die Straße „Alte Schmelze“ und verläuft dann wei- terhin entlang des geplanten Böschungsfußes mit Nennweite DN 800 bis vor die Äp- pelallee. Der Hauptsammler kreuzt den Autobahndamm, um im weiteren Verlauf in dem geplanten Abscheiderbecken zu enden. Die Entwässerung der beiden Rich- tungsfahrbahnen erfolgt jeweils wieder über die Nebensammler in den Banketten. Hinter dem Ablauf des Beckens muss der Hauptsammler zunächst wieder in östliche Richtung umgelenkt werden; er muss in der Nennweite DN 1000 hergestellt werden. Ab Schacht BA5 soll der vorhandene Hauptsammler DN 1000 bis zur Mündung in den Rhein weiter genutzt werden. Ab der Äppelallee soll der Sammler saniert und somit auch weiterhin genutzt werden. Da die Zufahrtsrampen von der Äppelallee zur A 643 im oberen Einfahrts- bzw. Ausfahrtsbereich geändert werden, muss auch hier die Entwässerung erneuert werden. Die geplanten Sammelleitungen werden in die Bankette verlegt und schließlich an den vorhandenen Kanal angeschlossen, der ent- lang der Zufahrtsrampe an deren Böschungsfuß bis zur Äppelallee verläuft. Der Ka- nal wird über den Abscheider entwässert. Teilbereich 3 Äppelallee bis Rheingaustraße: In diesem Streckenabschnitt werden beidseitig in den Banketten die Nebensammler verlegt, wobei der Ostsammler beide Fahrbahnen kreuzt. Der Kanal wird dann in dem Rad- und Gehweg auf der Westseite des Damms verlegt und mit dem vorhandenen Zulaufkanal aus der Äppelallee zusammengeführt. Für die Brückenentwässerung der Schiersteiner Rheinbrücke ist angenommen wor- den, dass diese an den letzten Brückenpfeilern nach unten geführt wird, so dass an dem Schacht B02 der Anschluss der Brücke erfolgen kann. Dieser Kanal wird dann ebenfalls in dem Rad- und Gehweg am Dammfuß verlegt und an den von oben kom- menden Kanal angeschlossen. Die Zufahrtsrampen an der Ostseite werden mit Ka- nalabzweigen angeschlossen.

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Die hydraulische Berechnung der Kanäle erfolgte nach dem Zeitbeiwertverfahren ZEBEV (lfd. Nr. 25.1 der festgestellten Unterlagen), die instationäre Kanalnetzbe- rechnung nach dem HYSTEM-EXTRAN (lfd. Nr. 25.2 der festgestellten Unterlagen). Die Abstände der Straßenabläufe wurden nach RAS-Ew und den Bemessungshilfen auf CD-Rom berechnet. In den Streckenabschnitten mit Längsneigung und <0,5% im Bereich des Wannentiefpunkts werden Spitzrinnen mit einer Querneigung von 7% vorgesehen. Als Straßenablauf soll die Regelform nach DIN 4052 gemäß Bild 31 der RAS-Ew mit Ablaufunterteil für Trockenschlamm zur Ausführung gelangen. Als Längsaufsatz soll der quadratische Aufsatztyp II 500 x 500 nach DIN 19583 gemäß Bild 5 der RAS-Ew zur Ausführung kommen. Der befestigte Mittelstreifen zwischen den beiden Betongleitwänden soll ohne Quergefälle ausgebildet werden, so dass zur Entwässerung über die gesamte Breite des Mittelstreifens eine Gitterrostrinne DN 150 mm angeordnet wird, deren Abstände resultieren aus der Leistungsfähigkeit der Rinne unter Berücksichtigung einer ca. 1.000 m² großen Abflussfläche. Die Schachtbauwerke der Nebensammler können grundsätzlich als begehbarer Schacht in Regelausführung gemäß Bild 39 der RAS-Ew bestehend aus Schachtun- terteil mit Gerinne, Schachtringen, Schachthals, Auflagering und Schachtabdeckung Klasse D in Stahlbetonfertigteilausführung hergestellt werden. Alternativ zu Beton- schächten und Betonrohren könnten ebenfalls PVC-Rohre bestehend aus innenlie- gendem Vollwandrohr und außenliegendem Außenwellrohr zur Ausführung kommen. Für die PVC-Rohre können die passenden PP-Schächte zur Ausführung gelangen (siehe lfd. Nr. 31.4 der festgestellten Unterlagen). Als Schachtabstand soll soweit wie möglich die Regellänge von 50 m eingehalten werden; vereinzelt werden jedoch si- tuationsbedingt auch etwas längere Schachtabstände gewählt. Die Schächte HS12 und W310 werden als Sonderbauwerk hergestellt (lfd. Nr. 31.2 und 31.3 der festgestellten Unterlagen). Dies gilt auch für den Schacht R20.20. Nach dem Deckblatt zum Erläuterungsbericht (lfd. Nr. 1 der festgestellten Unterla- gen), S. 66, teilt sich die Entwässerung in fünf Teilbereiche: Teilbereich 1 Schiersteiner Brücke Teilbereich 2 Äppelallee bis Rheingaustraße Teilbereich 3 „Alte Schmelze“ bis Äppelallee Zwischen den Schächten W311 und BA1 befindet sich das RiStWag-Becken. Teilbereich 4 Bahnstrecke bis Alte Schmelze Teilbereich 5 Schiersteiner Kreuz Die Teilbereiche 1 und 5 sind nicht im wassertechnischen Entwurf behandelt. Die Entwässerung vom Hochpunkt der Rheinbrücke aus erfolgt im Bauwerksbereich über Brückenabläufe in Hauptsammler, die ihre Vorflut im Entwässerungssystem des Planungsabschnittes von der Landesgrenze Hessen/ Rheinland-Pfalz bis zur An- schlussstelle Mainz-Mombach haben.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 494 - A 643

RiStWag-Abscheider: Die Abmessungen des Bauwerks ergeben sich nach den in der RiStWag vorgegebe- nen Durchflussbedingungen (die Berechnungen hierzu sind Bestandteil der als lfd. Nr. 25.1 festgestellten Unterlage). Der Bemessungsabfluss Qb beträgt nach der Zeit- beiwertberechnung 1.521 l/s. Das Bauwerk wird in der Grünfläche westlich der ge- planten A 643, nördlich der Äppelallee, angelegt. Die vorliegende „Gutachtliche Stel- lungnahme zur Baugrunderkundung“ enthält in Bezug auf den Standort des Beckens bzw. die Strecken der geplanten Neuverlegung des Hauptsammlers keine Aussagen. Dies muss vor der Erstellung des Bauentwurfs ergänzt werden. Nach den hydrogeo- logischen Kenntnissen, wird in diesem Bereich erfahrungsgemäß und vergleichswei- se mit einer hohen Wasserdurchlässigkeit der Sande und Kiese gerechnet, so dass der Grundwasserstand jahreszeitlich bedingt im Wechsel durch den Rheinwasser- stand beeinflusst wird. Daraus wurde beim maximalen Hochwasserstand im Rhein ein maximaler Grundwasserstand am Beckenstandort von etwa 85,70 m üNHN berück- sichtigt. Daraus folgt wiederum, dass das Becken, welches mit einer Sohlebene von ca. 80,70 m üNHN ausgebildet wird, ca. 5 m im maximalen Grundwasserstau liegt. Um das Becken als komplettes Erdbecken gestalten zu können, müsste eine Folien- abdichtung vorgenommen werden und die Folie wiederum durch eine entsprechend mächtige Auffüllung gegen Auftrieb gesichert werden. Wegen den daraus resultieren- den Schwierigkeiten bei der Bauausführung soll das Becken als rechteckiges Beton- becken ausgebildet und lediglich der 4 m tiefe Einbau unter Gelände bis zur Oberkan- te Betonbecken als geböschtes Erdbauwerk hergestellt werden. Die Böschungen des erdbaulichen Teils können dann zu Begrünungsmaßnahmen genutzt werden. In den Erdbauteil des Beckens wird eine Zufahrtsrampe eingeplant, so dass zu Wartungs- zwecken das Betonbauwerk direkt angefahren werden kann. Rund um das Becken wird ein Wartungsweg angelegt. Auf der Beckenoberkante wird ein Geländer vorge- sehen. Obwohl das Becken im Normalfall bis zum Wasserstand 84,00 m üNHN gefüllt ist, kann das Becken zu Wartungszwecken auch völlig entleert werden, so dass als Auftriebssicherung vom Zustand des entleerten Beckens ausgegangen werden muss (siehe lfd. Nr. 31.1 der festgestellten Unterlagen):

7.5 Einleitung von Niederschlagswasser Das von Niederschlägen aus dem Bereich von bebauten oder künstlich befestigten (Straßen-) Flächen abfließende und gesammelte Wasser (Niederschlagswasser im Sinne von § 54 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 HWG) wird – wie unter C, Ziffer IV,7.3 beschrie- ben und bewertet – über die Entwässerungseinrichtungen nach Maßgabe der Planun- terlagen gesammelt und in Gewässer eingeleitet. Da es sich hierbei um eine Gewäs- serbenutzung gemäß §§ 8, 9 Abs. 1 Nr. 4, 13 und § 57 Abs. 1 WHG handelt, war dem Träger der Straßenbaulast, der Bundesrepublik Deutschland (Bundesstraßenverwal- …/ Planfeststellungsbeschluss - 495 - A 643 tung), hierfür die erforderliche Erlaubnis gemäß § 19 WHG im Planfeststellungsbe- schluss unter A, Ziffer II zu erteilen. Die Einleitestelle in den Rhein wird nicht verän- dert, da der Hauptsammler in diesem Abschnitt mit der Nennweite DN 1000 erhalten bleibt. Gemäß Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen ist als Einleitebedingung die ma- ximale Querströmungsgeschwindigkeit = 0,50 m/s im Abstand von 10 m zur Einleites- telle einzuhalten. Für die Wasserstände MW (Mittelwasser) und HSW (Höchster schiffbarer Wasserstand) wurde mit diesen Wasserständen instationär die Abfluss- menge und die zugehörige Geschwindigkeit ermittelt. Mit diesen Werten wurde vom Wasser- und Schifffahrtsamt Bingen eine Überprüfung der Querströmungsgeschwin- digkeit durchgeführt und bestätigt, dass die Querströmungsgeschwindigkeit im Ab- stand von 10 m nicht mehr nachweisbar ist und somit keinerlei Bedenken gegen die Einleitemenge bestehen. Die zuständigen Wasserbehörden haben ihr Einverständnis zu dieser Benutzung im Anhörungsverfahren (dort noch § 14 Abs. 3 WHG a.F.) erklärt; die Entscheidung ergeht somit im Einvernehmen mit diesen Behörden (§ 19 Abs. 3 WHG). Die Einlei- tung durfte erteilt werden, da die Menge und Schädlichkeit des Abwassers gering gehalten wird und die Einleitung mit den Anforderungen an die Gewässereigenschaf- ten vereinbar ist (§ 57 Abs. 1 WHG)

7.6 Retentionsraumverlust und Ausgleich Der mit des Neubaus der Schiersteiner Rheinbrücke in den Überschwemmungsge- bieten ergebende Retentionsraumverlust wird somit mit Maßnahmen zur Erhaltung von Überschwemmungsgebieten (§ 77 Satz 1 WHG) ausgeglichen. Denn Gebiete i.S.d. § 76 WHG sind in ihrer Funktion als Rückhaltefläche zu erhalten (§ 77 Satz 1 WHG). Da überwiegende Gründe des Wohls der Allgemeinheit, wie der Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke, dem entgegenstehen, sind die notwendigen Ausgleichs- maßnahmen zu treffen (§ 77 Satz 2 WHG). Durch den Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke wird durch die Neuerrichtung von Pfeilern und Stützen in den Retentionsraum des Rheines eingegriffen (lfd. Nr. 32 der festgestellten Unterlagen). Da auf Seiten des Landes Rheinland-Pfalz im Bereich der Schiersteiner Rheinbrücke kein geeigneter Ausgleichsraum zur Verfügung steht, wer- den die Eingriffe gemeinsam auf hessischer Seite ausgeglichen werden. Insgesamt wird mit rund 3.250 m³ in das Überschwemmungsgebiet des Rheins eingegriffen. Hiervon können 1.120 m³ durch Rückbauten der vorhandenen Brückenpfeiler ausge- glichen werden Der Eingriff in den Retentionsraum des Rheines beträgt somit noch ca. 2.130 m³. Dieser Eingriff wird durch einen geringfügigen Geländeabtrag (Boden- abtrag <1,00 m, mit geplanten Geländeneigungen von >1:20 kleiner 2%) mit einem Umfang von 2.200 m² am Rand der bestehenden Überschwemmungsgebietsgrenze unter dem Brückenbauwerk bzw. in den benachbarten Bereichen ausgeglichen. So- …/ Planfeststellungsbeschluss - 496 - A 643 mit wird ein Ausgleich für den verloren gehenden Rückhalteraum geschaffen (§ 78 Abs. 3 Satz 1 Nr. 3 WHG). Deshalb konnte abweichend von § 78 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 WHG die Errichtung der baulichen Anlagen genehmigt werden. Würde kein Ausgleich geschaffen, würde das Hochwasserrisiko am Rhein durch den Retentionsraumverlust (geringfügig) größer mit der Folge, dass das hier festgestellte Bauvorhaben in dieser Form gemäß § 78 Abs. 1 WHG hätte nicht zugelassen werden, es sei denn, es be- stünde die Möglichkeit für anderweitigen Ersatzrückhalteraum. Dies ist weder von Beteiligten vorgetragen worden noch drängt sich dies der Planfeststellungsbehörde auf. Für das Bauen der Straßenanlage in das Überschwemmungsgebiet des Rheins konnte somit eine wasserrechtliche Genehmigung gemäß § 78 Abs. 4 WHG i.V.m. § 22 HWG und § 75 Abs. 1 HVwVfG für die Errichtung oder Erweiterung baulicher Anlagen in Überschwemmungsgebieten erteilt werden (siehe A, Ziffer III,3.1) erteilt werden. Mit den Auflagen unter A, Ziffer IV,4 wird diesen Anforderungen auch Rechnung getragen.

7.7 Reaktivierung des Rheinaltarms Die Reaktivierung des Rheinaltarms ist überwiegend auf dem rechtsrheinischen Vor- land zwischen Rhein-km 521,800 und 523,100 geplant und hat an nur zwei Stellen (dem zukünftigen Altarmzulauf aus dem Rhein und der zukünftigen Altarmrückmün- dung in den Rhein) eine Verbindung zum Gewässerbett. Das Einzugsgebiet des Rheins an dieser Stelle umfasst den Abschnitt unterhalb der Mündung der Selz bei Ingelheim sowie den Abschnitt oberhalb der Mündung der Nahe bei Bingen. Es han- delt sich um ein sehr großes Einzugsgebiet, das hydrologisch durch den Pegel Mainz (98.206 km²) beschrieben werden kann. Neben der nivalen Abflusskomponente des Alpen- und Hochrheins mit vielen Voralpenseen (Bodensee, Aareseen usw.) bildet sich der Abfluss durch die pluvial dominierten Abflussanteile aus den nördlicher lie- genden Mittelgebirgen (Schwarzwald, Vogesen, Odenwald, Spessart, Vogelsberg usw.) sowie geringere Anteile an Flachlandgebieten des Oberrheins und der Main- ebene. Es handelt sich aufgrund der Großräumlichkeit um ein Gebiet mit vielfältigen und unterschiedlichen Nutzungen. Die Verteilung der monatlichen Hauptwerte der Abflüsse am Pegel Mainz zeigt neben dem pluvialen Hochwassermaximum im Januar bis März auch das nivale Nebenmaximum im Juni sowie das pluvial dominierte Nied- rigwasserminimum im Herbst von Oktober und November. Im mittleren Abfluss domi- niert das nivale Maximum im Sommer (Juni und Juli). Die Dauerlinie der Wasserspiegellagen am Rhein wurde den Daten der Bundeswas- serstraßenverwaltung entnommen für Geisenheim (Rhein-km 523,250 für die Jahre von 1996 bis 2008) und Oestrich (Rhein-km 518,080 km für die Jahre von 1991 bis 2008). Die ausgewählten Wasserspiegellagen zwischen den beiden Orten wurde durch lineare Interpolation bestimmt und auf dem Vorland durch die Ergebnisse der …/ Planfeststellungsbeschluss - 497 - A 643

2D-Berechnung ergänzt. Die Wasserspiegellagen des Rheins in der Strommitte wur- den für das 1-, 5- und 10-jährliche Hochwasserereignis den Daten des WSA Bingen übernommen und für das 100-jährliche Abflussereignis als Datengrundlage von der HLUG zur Verfügung gestellt. Die Daten wurden für das hydraulische 2D-Modell auf die maßgeblichen Ränder übertragen und bilden somit die Randbedingung für die im Weiteren durchgeführten hydraulischen Berechnungen zur Beschreibung der Strö- mungsverhältnisse auf dem rechten Vorland bei Geisenheim. Da die geringen Vor- landbreiten von rund 200 m im Vergleich zur Strombreite des Rheinbettes von rund 850 m im zusätzlichen Zusammenhang mit der deutlich höheren Vorlandrauheit nur geringe Anteile des Abflusses über die Vorländer zulassen und die geplante Altarm- gestaltung mit einer mittleren Breite von rund 40 m nur eine äußerst geringe Ände- rung der Abflussaufteilung erwarten lassen, wurde das hydraulische 2D-Modell als Ausschnittsmodell gewählt. Der obere Rand wurde bei Rhein-km 521,000, der untere Rand bei Rhein-km 523,300 festgelegt. Da die Wasserspiegellagen in der Strommitte aufgrund der offensichtlich vernachlässigbaren Querschnittsänderungen sich insbe- sondere bei Hochwasser nur lokal im Bereich des neuen Altarmes auswirken werden, wurde sowohl im Ab- als auch im Zustromrand die Wasserspiegellage als Randbe- dingung vorgegeben. Im allgemeinen Fall wird der obere Rand als Zuflussrand und nur der untere Rand als Wasserspiegelrand vorgegeben. Da sich die Altarmgestal- tung aber faktisch nicht auf die oberwasserseitige Wasserspiegellage auswirkt, wird mit der Wahl eines oberen Wasserspiegelrandes die genaue und damit aufwändige Rauheitskalibrierung zur rechnerischen Erreichung eines Gesamtabflusses unnötig und somit eine ansonsten unvermeidlich erhebliche Ausweitung des Zustromrandes um mindestens 3 km oberhalb der Fulder Aue vermieden. Hinsichtlich der oberen Berechnungsränder besteht eine geringere Prognosesicherheit des Strömungsbildes. Die Wasserspiegellagen im Vorland werden wegen der geringen Vorlandbreite im Wesentlichen durch die Wasserspiegellagen im Rhein bestimmt. Auf Grund der ge- ringen Höhendifferenz zwischen Zu- und Ablaufrand (Rhein-km 521,0 bis 523,3) er- geben sich sehr kleine Gefälle im Rheingau in der Größenordnung von 30 cm bis 34 cm auf 2,3 km Länge entsprechend 0,13 m/km bis 0,15 m/km. Erhebliche Änderun- gen der Wasserspiegellage in der Größenordnung eines Dezimeters im Vorland sind daher durch die Anlage eines Altarms mit einer Breite von rund 5% der Gewässer- bettbreite (ohne Berücksichtigung der Vorlandbereiche) und der insgesamt geringen Wasserspiegellagengefälle nicht zu erwarten. Die durchgeführten Berechnungen be- stätigten die vorabgeschätzte Relevanz. Der Rhein im Rheingau transportiert feines Sediment, das in der Schifffahrtsrinne durch dort gebildete Unterwasserdünen die Schifffahrt behindern kann. Zur Reduzie- rung dieser Transportkörper wird bei Mainz-Weisenau ein Geschiebefang betrieben,

…/ Planfeststellungsbeschluss - 498 - A 643 der als künstliche Vertiefung bei Rhein-km 495 angeordnet ist und sich somit rund 27 km oberhalb des Betrachtungsgebiets befindet. Der Renaturierungsabschnitt liegt auf dem rechten Vorland und wird aus einer Prallhangsituation angeströmt. Der Transport von Geschiebe und Schwebstoffen hängt über die Transportkapazität der Strömung vom Abfluss ab und nimmt bei ansonsten gleichen Bedingungen mit der Fließtiefe ab. Daher ist trotz des Betriebs des Geschiebefanges bei Mainz-Weisenau davon auszu- gehen, dass mit dem Rückgang der Transportkapazität auf dem rechten Vorland bei Geisenheim die Tendenz zur Ablagerung von Feststoffen besteht. Die Wörth’sche Aue wird im Bestand ca. einmal pro Jahr überflutet. Neben den unten genannten infrastrukturellen Nutzungen durch Wege und Leitungen keine weitere Nutzung bekannt. Die derzeitige Leinpfadhöhe entlang des Rheins im beplanten Ab- schnitt bewegt sich überwiegend auf einer Höhe von rund 80,5 bis 81,0 m üNHN. Die derzeitige Überflutung des Leinpfades beträgt im Mittel rund einen Monat pro Jahr. Die zukünftige Radwegeführung knickt von der bestehenden Leinpfadführung über den bestehenden Weg in Richtung der Fußgängerbrücke über die B 42 („Schnaken- brücke“) ab und ist als bestandsgleiche Planung bewertet. Im Bestand führt eine Regenwasserleitung in südöstlicher Richtung zum Rhein. Die Schachtmündung (ca. Strom km 522,37) steht während der überwiegenden Zeit des Jahres im Rückstau des Rheins. Im Bestand führt eine Mischwasserleitung in südöst- licher Richtung zum Rhein. Die Schachtmündung (ca. Strom km 522,62) steht wäh- rend der überwiegenden Zeit des Jahres im Rückstau des Rheins. Für die Nutzung des geplanten Strandbades (ca. Strom km 522,98) sind keine besonderen baulichen Einrichtungen erkennbar. Das Strandufer besteht aus vorhandenen anstehenden Rheinsedimenten. Die Flächen der Schönborn`schen Aue liegen überwiegend über dem Niveau des Leinpfades auf einer Höhe zwischen 81,0 und 81,5 m üNHN. Diese Flächen werden bei Abflüssen zwischen dem einjährlichen und dem fünfjährlichen Hochwasser über- flutet. Die Zugänglichkeit von Geisenheim über die Uferstraße durch die bestehende Brückenunterführung ist bei deutlich geringeren Abflüssen bereits stark beeinträchtigt bis unmöglich. Der Rhein ist im Abschnitt zwischen Bingen und Mainz eine stark befahrene Bundes- wasserstraße. In der Nähe des beplanten Bereichs liegt bei Strom-km) 518,08 der Pegel Oestrich (PNP Pegelnullpunkt 77,56 m üNHN, GlW gleichwertiger Wasser- stand 85,00 cm, TuGlW Tiefe unter GlW 190,00 cm). Die Bundesstraße B 42 ist eine wichtige überörtliche Verbindung. Hinsichtlich der Relevanz der wasserbaulichen Planung ist auf die bereichsweise Überflutung des Straßenkörpers nördlich des beplanten Bereichs bereits bei 10-jährlichen Abflusser- eignissen hinzuweisen.

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Der Radweg verläuft über den bestehenden Leinpfad bzw. dessen bestandsgleich geplante und inzwischen erfolgte Umlegung. Leitbild-Konzeption Ziel der wasserbaulichen Maßnahme ist die Schaffung von häufigeren und/ oder grö- ßeren Hochwasserzutritten für neue Vernässungsbereiche, die in ihrer abflussabhän- gigen Dynamik einschließlich der damit einhergehenden Substratumlagerungen so- wie Sedimenterosion und –akkumulation die Randbedingungen für die Entstehung einer typischen Weichholzaue und den diese begleitenden Zonierungen schafft. Hier- für soll auf dem rechten Rheinvorland im Bereich der Wörth’schen Aue ein Altarm erstellt werden. Die naturschutzfachliche planerische Vorgabe umfasst dabei neben Flächen zwischen dem Überschreitungstag 180 und 100 auch tiefer liegende Berei- che einer dauerhaft durchströmten Altarmstruktur sowie die sich oberhalb der Weich- holzaue anschließenden Zonen wie beispielsweise der Hartholzaue. Die Festlegung der Linienführung und Ausdehnung des Altarms wurde in verschiedenen Varianten geprüft und umfasste neben der Gestaltung einer reinen Hochwassermulde unter- schiedliche Gestaltungsbreiten und –tiefen des Altarms Die erforderliche Schaffung von Rohböden zur Erzielung einer eigendynamischen Altarmentwicklung einschließlich der entsprechenden Vegetationssukzession lässt als Umsetzungsvariante die eigendynamische Erosion oder anthropogene Freilegung der Altarmflächen zu. Für die schnelle Zielerreichung der Weichholzauenentwicklung muss die Altarmstruktur entlang ihres gesamten Verlaufs initial freigelegt werden. Im Rahmen anschließender eigendynamischer Gewässerentwicklung unter Berücksich- tigung der bestehenden oder bestandsgleich geplanten Restriktionen wird sich eine schnelle und unter diesen Bedingungen gleichzeitig wirtschaftliche Gestaltung des Altarms ergeben. Das Zulassen der eigendynamischen Gewässergestaltung umfasst dabei auch die vollkommen natürlichen Verlandungsprozesse eines Altarms als na- turraum- und gewässertypischen Prozess im Übergang von Gewässerbett und -aue, wobei die Restriktionen, wie beispielsweise Flächenverfügbarkeit und Hochwasser- schutz, berücksichtigt bleiben. Restriktionen Für die möglichst dauerhafte Sicherung der Weichholzaue im Rahmen der erforderli- chen Eigendynamik sollen die zumindest bereichsweise zu erwartenden Auflan- dungsprozesse im Rahmen der natürlichen Entwicklung möglichst minimiert werden. Grundwasserstände, die für das Umfeld durch die Maßnahme schadbringend verän- dert werden, können durch Dekolmation und/ oder Abminderung des GW-Flurabstan- des herbeigeführt sein. Es bestehen zurzeit keine hinreichenden Kenntnisse zur ge- nauen Situation des Grundwassers bezüglich der kleinräumlichen Lage der Grund- wasserleiter oder deren Anbindung an den Rhein. Anpassungsmaßnahmen unter

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Berücksichtigung der genauen Aquiferverhältnisse sind daher im Rahmen der Aus- führungsplanung zu ergänzen, nach bestehender Kenntnislage des vorliegenden Baugrundgutachtens jedoch nicht zu erwarten, da die hydrologischen Auswirkungen der Flutrinne auf die Grundwasserverhältnisse in der unmittelbaren Umgebung als eher gering eingeschätzt werden. Die bestehenden Kenntnisse des Baugrundgutach- tens weisen auf eine in Teilen der Mischproben eingeschränkte Einbaufähigkeit hin. Die Bauweisen der zu errichtenden Bauwerke müssen neben den im Rahmen der Ausführungsplanung zu ergänzenden Untersuchungen auch die Lage des Baufeldes im Hoch- und Grundwasserbereich berücksichtigen, beispielsweise kann ggf. durch Spundwandgründungen eine umfangreiche und tiefe bauzeitliche Grundwasserab- senkungen vermieden werden. Die bestehenden oder bestandsgleich geplanten We- geverbindungen (Zugänglichkeit Schönborn`sche Aue, Radweg entlang B 42, Lein- pfad als Unterhaltungsweg der WSV) müssen erhalten oder funktional ersetzt wer- den. Die Hochwassersituation hinsichtlich der B 42 und der nördlich anschließenden Bebauung wird berücksichtigt. Initiale oder unterhaltungsbedingte Maßnahmen Grundsätzlich verfügt der initial zu errichtende Altarm über einen Zulauf, eine Rück- mündung in den Rhein und den dazwischen liegenden reaktivierten Gewässerverlauf. Die initiale Gestaltung dient der möglichst natürlichen eigendynamische Entwicklung hinsichtlich Gewässerform und Vegetation durch Sukzession. Zulauf (Rhein km 521,88 bis 521,94) Der Zulauf wird in möglichst spitzen Winkel von der Hauptströmung abgehen, um sedimentationsfördernde Sekundärströmungen zu minimieren. Die Abmessungen des Zulaufs bei Rhein-km 521,88 bis 521,94 sollen hinsichtlich Breite und Tiefe variiert werden. Über die Tiefe wird die Häufigkeit der Beschickung (immer/ häufig/ selten) und über die Breite die Größe des Zulaufdurchflusses bestimmt. Der bestehende Leinpfad wird an der Zulaufstelle zu Gunsten des bestandsgleich geplanten Radwegs aufgegeben, so dass hierdurch keine weiteren Gestaltungsmerkmale oder Bauwerke einer Furt oder Brücke notwendig sind. Zur Minimierung der Auflandungsentwicklung wurde geprüft, ob die Strömung örtlich verlangsamt, und so eine Auflandung von an- sonsten in den Altarm eingetragenen Sedimenten abgemindert werden kann. Hierzu wurden Maßnahmen zum Sedimentrückhalt innerhalb des Buhnenfeldes im Bereich des Zulaufquerschnitts betrachtet. Grundsätzlich wären solche Maßnahmen wegen der erforderlichen deutlichen Strömungsverzögerung weder unterhaltungsneutral für den Wasserstraßenbetrieb noch hochwasserneutral für das Umfeld. Eine Sandfang- funktion im Gewässerbett des Rheins wird nicht angelegt. In Ergänzung zu diesem Aspekt kann durch die baulich nicht aufwändige Aufweitung des Altarms im an den Zulauf anschließenden Verlauf ein Sedimentationsraum geschaffen werden, der eine

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Auflandung verzögert. Da jedoch eine eigendynamische Gewässerentwicklung ein- schließlich der natürlichen Altarmprozesse von Erosion und Sedimentation ge- wünscht ist, soll dieser Sedimentationsraum nicht von natürlicherweise eingetragenen Ablagerungen geräumt werden. Somit wird als auflandungsminimierende Maßnahme eine Aufweitung des Altarms gewählt und initial gestaltet (siehe hierzu auch die Auf- lage unter A, Ziffer IV,4.2 Punkt 13). Eine betriebliche Folge entsteht aus der gewähl- ten Variante nicht, so dass sie hinsichtlich dieses Aspekts unterhaltungsneutral ist. Die planerischen Festlegungen lassen sich damit als dauerhaft benetzter Zulaufquer- schnitt mit anschließender auflandungsminimierender Aufweitung zusammenfassen. Die Sohle des Einlaufquerschnitts wird entsprechend der weitergehenden Bewertung des örtlichen Baugrunds mit einer schüttsteinüberdeckten Spundwand gesichert, um eine unerwünschte und das Umfeld gefährdende, eigendynamische Eintiefung zu vermeiden. Der Ein- und Auslaufbereich unterliegt den Wellen und Sogwirkungen des Rheins. Sofern diese Wirkungen trotz der gewählten Bauweise der Spundwandgrün- dungen die Stabilität der sonstigen Bauwerke bedrohen, wird gemäß Baugrundunter- suchung eine geeignete Sicherung, beispielsweise mit Wasserbausteinen, ergänzt. Durch im Rhein mitgeführtes großes Treibgut können unterwasserseitig liegende alt- armkreuzende Brücken belastet werden. Zur Minimierung des Treibguteintrags aus dem Rhein in den Altarm werden unterhalb des Zulaufs im Bereich des nicht dauer- haft durchströmten Altarms Steckstangen schräg zur Fließrichtung so angeordnet, dass großes Treibgut zurückgehalten wird. Die Linienführung der Steckstangen (Bau- Stat. 0+100 m) wird V-förmig nach Unterwasser zur besseren Durchflussbündelung zur Altarmachse hin geöffnet. Der Treibgutrückhalt bildet in der gewählten Gestaltung eine typische natürliche Struktur und wird daher aus gewässerökologischen Gründen sowie in Übereinstimmung mit den naturschutzfachlichen Vorhabenzielen nicht ge- räumt. Im Rahmen der Erfolgskontrolle wird nach naturschutzfachlicher sowie hydrau- lischer und gewässermorphologischer Vorgabe eine bedarfsgerechte Anpassung der hier beschriebenen Unterhaltungsstrategie geprüft und gegebenenfalls umgesetzt. Soweit von Seiten des Regierungspräsidiums Darmstadt, Dez. IV/WI-41.2, für den geplanten Treibgut-Grobrückhalt aus Setzstangen von Salix alba im Einlaufbereich des Altarms kein Einvernehmen erteilt werden konnte, weil erhebliche wasserwirt- schaftliche Bedenken bestehen, dass der geplante Treibgut-Grobrückhalt eine Ver- klausung sowie eine erhöhte Verlandungstendenz des Altarms verursachen könnte, hat das ASV Wiesbaden Folgendes dargelegt: Durch die initiale Gestaltung des Altarms entstehe eine Zulaufströmung, die als Fest- stoffe neben Geschiebe und Schwebstoff auch sonstiges Treibgut mit sich führt. Die- se Feststoffe führen sowohl in künstlichen als auch in natürlichen Altarmen aus hyd- rodynamischen Gründen des Zusammenhangs zwischen Sekundärströmungsvertei-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 502 - A 643 lung und Feststofftransport immer zu einer Auflandung des abgehenden Armes. Hier- bei handele es sich um einen vollständig natürlichen und dem gewässerökologischen Leitbild entsprechenden Prozess, der nicht verhindert sondern nur verzögert werden könne. Ein wesentlicher Gesichtspunkt der räumlichen Verlandungsdynamik sei die Verteilung von Strömungshindernissen entlang des Altarms. Je weiter unterwasser- seitig solche Strömungshindernisse bestünden, umso länger seien die innerhalb des Altarms bestehenden Rückstau- und Auflandungsbereiche. Diese Auflandungsberei- che seien somit die Abschnitte, in denen bevorzugt aquatisches Volumen und damit z.B. Refugialraum der Freiwasserfauna verlorengehe. Ziel der Planung sei die wei- testmögliche Erhaltung der aquatischen Altarmbereiche ohne weitergehende Unter- haltungsarbeiten. Hierzu müssten die entstehenden Rückstaubereiche möglichst oberwasserseitig entstehen, was wiederum eine möglichst oberwasserseitig anset- zende Vermeidung von Strömungshindernissen (die v.a. durch Grob-Treibgut entste- hen) erfordere. Hierzu diene der als Setzstangen vorgesehene Treibgut-Grobrückhalt. Mit der Anordnung des Treibgut-Grobrückhaltes gingen – wie auch das ASV Wiesba- den einräumt – Verklausungen einher. Diese seien aber im Gegensatz zur Situation ohne Treibgutrückhalt örtlich konzentriert. Bei Verzicht auf den oberwasserseitig an- geordneten Treibgut-Grobrückhalt wird das Treibgut entlang des gesamten Altarms ebenfalls als Verklausungen zur Ablagerung kommen und somit diesen in der Ver- landungstendenz entlang seiner gesamten Strecke fördern. Hier fände trotz des Treibgutrückhalts immer eine gewisse Verlandung des Altarms statt, dieser Prozess sei aber durch den Treibgutrückhalt verzögert. Somit verursache der Treibgut-Grob- rückhalt keine erhöhte Verlandungstendenz und sei im Sinne einer angestrebten Pro- zessverzögerung der Auflandung sinnvoll. Entsprechend der Forderung des Regierungspräsidiums Darmstadt, Dez. IV/WI-41.2, ist der geplante Treibgut-Grobrückhalt aus Setzstangen von Salix alba nicht in Aus- führungsplanung aufzunehmen (siehe Auflage unter A, Ziffer IV,4.2 Punkt 23). Dabei ist zu berücksichtigen, dass hervorgerufene örtliche Verklausungen zu einer signifi- kanten Verringerung des Abflusses im gesamten Altarm führen können. Zudem ist eine Räumung nicht vorgesehen und wegen fehlender Zuwegung auch kaum tech- nisch durchführbar, so dass der Treibgut-Grobrückhalt in der bisher vorgesehenen Form die Ziele der Maßnahme in Frage steht. Die obere Wasserbehörde hat eine Zustimmung zum Treibgut-Grobrückhalt nur unter der Bedingung in Aussicht gestellt, dass er im Bedarfsfall geräumt und die dazu notwendige Zuwegung hergestellt wird. Alternativ könnte auch die Errichtung eines Treibgut-Abweisers in Form eines beweg- lichen Schwimmbeckens am Einlauf des Altarms in Betracht kommen, das entspre- chend zu warten ist.

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Altarmverlauf Der Altarmverlauf wird als gestreckte Linienführung mit einem initial vorgegliederten Querschnitt gestaltet. Dabei wird ein Altarmbett mit einer Sohlbreite von 6 m in gleichmäßigem Sohlhöhengefälle vom Zulauf bis zur Rückmündung geführt. An das Altarmbett schließt sich eine Innenböschung mit einer Höhe von 1,4 m an, die mit einer initialen Böschungsneigung von 1:2 ausgeführt wird. Mit der gewählten Bö- schungsneigung ist sichergestellt, dass die initial entstehenden Böschungen steiler sind als die gemäß Baugrundbewertung als stabil bewertete Neigungen von 1:2,5 (Sand/ Kies) und 01:3 (Auenlehm) und damit gemäß der naturschutzfachlichen Vor- gaben unmittelbar eine eigendynamische Böschungs- und Linienführungsentwicklung zu erwarten ist. An die Innenböschung schließt sich die initial gestaltete Altarmaue an, deren Höhenniveau über die naturschutzfachliche Vorgabe der Weichholzauen- entwicklung festgelegt wird. Somit werden sich variable Sohlbreiten und Böschungs- neigungen im Laufe der Zeit von selbst einstellen. Die Breite der initial angelegten Altarmaue wechselt entsprechend der Flächenverfügbarkeit (Restriktion: Schutz an- grenzender wertvoller Gehölzbestände, wie z.B. Schwarzpappeln, alte Hybridpappel- reihe). Diese neu gestaltete Altarmaue wird in sich nochmals gegliedert, so dass im altarm- bettnahen inneren Bereich von im Mittel 2/3 der Breite ein geringeres Quergefälle als im an die Außenböschung angrenzenden letzten Breitendrittel entsteht. Die Breite der Altarmaue wechselt entsprechend der Flächenverfügbarkeit. Im Bereich der Brücken- bauwerke (Leinpfadbrücke, Radwegesteg) wird die Altarmaue örtlich auf das Bettni- veau abgesenkt. Zur besseren Zielerreichung der Initiierung einer Weichholzauen- entwicklung ist vorgesehen, die Altarmaue (Weichholzauenniveau) mit baggerrauer, rillenartiger Struktur mit einer Eintiefung um 2-4 dm gegenüber der angegebenen Oberkante zur Schaffung kleinräumlichen Mosaiks initial zu gestalten. Hierdurch wer- den unterschiedliche Abstände zum Oberflächen- und Grundwasserspiegel als Kei- mungsvorraussetzung der Weichholzauensukzession erreicht. An die quergeliederte Altarmaue schließt sich die Außenböschung mit einer Neigung von 1:2 an, wobei hier ebenfalls von einer naturschutzfachlich und gewässermorphologisch gewünschten direkten Eigendynamik auszugehen ist. Die Gesamtbreite des Altarmquerschnitts ist unter Berücksichtigung der naturschutzfachlichen Restriktionen der ökologisch hoch- wertigen Bestandsflächen sowie zusätzlich nach hydraulischen und gewässermor- phologischen Kriterien gewählt. Der gesamte Aushub für den Altarm einschließlich Zu- und Ablauf umfasst ca. 100.000 m³, was auf einer Länge von insgesamt rund 1,1 km eine mittlere Querschnittsfläche von rund 91 m² ergibt.

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Rückmündung (Rhein km 522,95 bis 522,97) Die Rückmündung wird rechtsseitig aufgeweitet in den Rhein geleitet (Bau-Stat. Al- tarm 1+160 m). Auf eine linksseitige Aufweitung wird verzichtet um zwischen der neuen Leinpfadbrücke und dem Gewässerbett des Rheins eine räumliche Abtren- nung, beispielsweise als Schutz vor direkt angetriebenem Treibgut, zu erhalten. Im Rahmen der Erfolgskontrolle wird die Notwendigkeit weiterer Sicherungsmaßnahmen geprüft und gegebenenfalls umgesetzt. Zukünftige Strömungsverhältnisse der Oberflächengewässer Die initiale Gestaltung und die daraus zu erwartende Entwicklung des Altarms sind in der Bewertung der Strömungsverhältnisse für den Rhein von nachrangiger Bedeu- tung, was allein durch die geringen Querschnittsabmessungen des reaktivierten Al- tarms im Vergleich zum Rhein sofort einsichtig ist. Hinzu tritt das geringe Wasser- spiegellagengefälle, das der Rhein im Betrachtungsabschnitt aufweist und die maxi- mal plausible Berechnungsungenauigkeit mit rund 0,15 m abschätzt. Bei der Niedrig- und Mittelwassersituation des Rheins sind außer im unmittelbaren Nahfeld am Zulauf und der Rückmündung keine Veränderungen zu erwarten. Die bis zum Überströmen der Buhnen dominante Buhnenfeldrückströmung bleibt erhalten. Örtliche Absenkungen der Wasserspiegellage unmittelbar am Zulauf sind auf Grund der geringen Fließgeschwindigkeiten von gänzlich untergeordneter Bedeutung. Für den Unterschreitungstag 315 (Pegel Mainz ca. 2.310 m³/s) beträgt der Altarm- durchfluss ca. 7,9 m³/s. Für das einjährliche Hochwasserereignis HQ1 (Pegel Mainz ca. 3.690 m³/s) führt der Altarm ca. 14,3 m/s als Durchfluss. Die Sohlschubspan- nungsverhältnisse liegen im initial reaktivierten Altarm bzw. im Rhein bei typischen Werten. Die Maßnahmen gewährleisten eine permanente Durchströmung des Rheinaltarmes. Die Strömungsgeschwindigkeit ist jedoch niedriger als die im Rhein; sie beträgt etwa 0,5-1,0 m/s. Sie ist abhängig von der weiteren Sedimentation im Altarm. Im Hinblick auf die geäußerte Befürchtung verstärkter Schnakenbildung hat der Vorhabenträger auf die Maßnahmen der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e.V. (KABS) zur biologischen Bekämpfung der Schnakenplage ver- wiesen. Geruchsbelästigungen können bei Gewässern entstehen, die keinen weite- ren Zufluss aufweisen. Dies ist bei der permanenten Durchströmung des Altarmes nicht zu erwarten. Falls wider Erwarten derartige Effekte entstehen sollten, kann durch entsprechende Maßnahmen in Abstimmung mit dem Gebietsmanagement len- kend eingegriffen werden. Überflutungsflächen Durch den reaktivierten Altarm werden die betroffenen Flächen in ihrem Überflutungs- regime geändert.

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Tabelle 17: Überflutungsflächen des reaktivierten Altarms in Abhängigkeit von der hydrologischen

Unterschreitungstage [d/a] Überschreitungstage [d/a] Überflutungsfläche im Projektgebiet [m²] 2 347 8.852 185 200 16.395 265 100 27.749 315 50 35.174 Die Ausbaggerung des Rheinaltarmes stellt keinen Retentionsausgleich dar, da die- ser Bereich nicht außerhalb der HQ100-Linie liegt. Morphologisches Entwicklungsszenario Die voraussichtliche morphologische Entwicklung ist wie in allen Fließgewässern im mitteleuropäischen Raum von der Veränderlichkeit der Abflussverhältnisse und deren prinzipiellen genauen Unvorhersagbarkeit geprägt. Unter Hinblick auf die typischen Abflusssituationen kann von folgenden Bedingungen ausgegangen werden: - Der Rhein führt immer einen gewissen Betrag an Feststoffen als Schwebstoff oder Geschiebe mit der Strömung. - Bei Abflüssen bis Überströmen der Buhnen entspricht der Zulauf zum Altarm einer Entnahme in einer Außenkrümmung der Buhnenfeldrückströmung. - Bei Abflüssen ab Überströmen der Buhnen bis Vorlandüberflutung liegt die Ab- flusszuführung zum Altarm an der Außenseite des Rheins. Bis zum Überströmen der Buhnen ist keine bessere gewässermorphologische Situa- tion als die Außenkrümmungsentnahme vorstellbar, da die Sekundärströmungen der Zulaufströmungen auf diese Weise ein Minimum an Feststoffen in den Altarm trans- portieren. Diese Situation der Buhnenfeldrückströmung tritt während der überwiegen- den Zeit des Jahres auf. Mit Überströmen der Buhnen ändert sich die Situation, da durch die Änderung der Sekundärströmung die sohlennahe Geschwindigkeit zum Ufer führt und damit sedimentreiche Durchflussanteile in den Altarm einträgt, wäh- rend die oberflächennahe und damit sedimentärere Strömung vom Ufer weg und da- mit auch vom Altarmzulauf fort führt. Diese Situation ist hydromechanisch nicht zu vermeiden und führt zu einer tendenziell sedimentreicheren Zuströmung in den Al- tarm im Vergleich zur weiterführenden Strömung im Rhein. Deshalb ist in der Folge für die Buhnenüberströmung von einem prinzipiell eher auflandenden Zulauf auszu- gehen. Für die gröberen Fraktionen der in den Altarmzulauf eingetragenen Sedimen- te kann nur bei mittleren Abflüssen ein Durchtransport durch den Altarm erwartet werden. Daher werden diese gröberen Fraktionen teilweise im Altarm in der Nähe des Zulaufs sedimentieren und von oben her beginnend den Altarm vom Rhein bei geringen Abflüssen zunächst abschließen und im weiteren Verlauf vollständig auffül- len. Dieser Prozess tritt auch bei natürlichen Altarmen auf und ist ohne umfangreiche Unterhaltungsarbeiten, wie regelmäßige Sedimententnahmen, nicht zu verändern. Es handelt sich bei diesem Prozess um die klassische und gewässerökologisch dem …/ Planfeststellungsbeschluss - 506 - A 643

Leitbild entsprechende Art der Gewässerentwicklung. Neben der Auflandungsten- denz, die in Längsrichtung von oben nach unten zu erwarten ist, wird sich wahr- scheinlich in Querrichtung auf die innenböschungsnahe Altarmaue eine bevorzugte bermenartige Sedimentation einstellen, da erfahrungsgemäß bei Querbewegungen des schwebstoffbeladenen Wassers diese Sedimente in der Nähe der Strömungsän- derung teilweise abgelagert werden. Die zu erwartende Verlandung wird im Altarm- bett beginnen und dort die Fläche für die Weichholzauenentwicklung vergrößern. Ei- ne genaue Angabe von Zeithorizonten der verschiedenen beschriebenen Prozesse ist schon aus Gründen der unbekannten zukünftigen Verteilung des Hochwasserge- schehens nicht möglich und kann unter extremen Abflussereignissen unter Umstän- den auch ganz oder teilweise umgekehrt werden. Leinpfad und Leinpfadanbindung Der Leinpfad wird an der Zulaufstelle (Rhein-km 521,88 bis 521,94, Bau-Stat. Altarm 1+125) aufgegeben. Die bestehende Wegeverbindung wird für Fußgänger, Radfahrer und bedarfsweise für die Gewässerunterhaltung über den neuen bestandsgleich ge- planten Radweg mit dem Radwegesteg geführt. Im Bereich der Mündung wird der Leinpfad zukünftig über die neue Leinpfadbrücke geführt (ca. Rhein-km 522,94), an- sonsten bleibt die Wegeverbindung im Bereich der Rückmündung erhalten. Bei der Gestaltung der Leinpfadbrücke sind insbesondere folgende Entwurfsbedingungen berücksichtigt worden: - Standsicherheit der Brücke gemäß baugrundlicher Bedingungen, im Rahmen der Ausführungsplanung abschließend zu wählen. - Hinreichende Querschnittsgröße zur Vermeidung von Rückstau, da ansonsten im Rahmen der eigendynamischen Entwicklung zusätzlich umfangreiche Ablagerun- gen verursacht werden. Daher soll bei bordvollem Altarm keine wesentliche hyd- raulische Engstelle entstehen, weshalb die Querschnittsfläche etwa die gleiche oder ähnliche Größe erhält wie die zu- und abführenden Altarmabschnitte aufwei- sen (ca. 90 m² Querschnittsfläche ohne zukünftige Verlandungsreserven in den Ecken des Profils). - Möglichst kompakte Querschnittsform zur Vermeidung von Strömungsaufteilungen mit der daraus erhöhten Tendenz zur Bildung von Ablagerungen. Deshalb wird keine Auflösung in eine Durchlassreihe gewählt. Aus demselben Grund wird auch auf Mittelpfeiler möglichst verzichtet. - Die Tragfähigkeit wird gemäß Achslastvorgabe des Wasserschifffahrtamts Bingen mit mindestens 10t festgelegt. Zusätzlich muss die Erreichbarkeit für den Kata- strophenschutz gesichert sein. Demgemäß ist eine spundwandgegründete Stahlbetonbrücke mit einer lichten Weite von 29,20 m bei einer Sohlhöhe unter der Brücke von 77,36 m üNHN sowie einer initialen lichten Höhe von 3,69 m vorgesehen. Aus hydraulischen Gründen ist es wünschenswert, die Brückenplatte ohne Mittelpfeiler zu stützen. Sollte dennoch aus wirtschaftlichen Gründen ein Mittelpfeiler erforderlich werden, bedarf es einer ergän- zenden wasserrechtlichen Genehmigung durch die Planfeststellungsbehörde (siehe

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A, Ziffer V,12 Punkt 1). Dabei muss die initiale lichte Querschnittsfläche gewahrt blei- ben. Das einhundertjährliche Hochwasser reicht bis auf die Höhe des Geländes. Der Querschnitt unter der Brücke wird in der initialen Altarmgestaltung rechteckig ausge- führt. Im Verlauf der eigendynamischen Bettentwicklung des Altarms werden sich dort wahrscheinlich Ablagerungen bilden, die einen durchgehenden und hinsichtlich der morphologisch-hydraulischen Verluste optimierten Strömungsverlauf zwischen Ober- und Unterwasser der Brücke darstellen. Sollte sich im Rahmen der Unterhaltung eine unzulässige Verlandung entwickeln, ist diese zu entfernen (siehe A, Ziffer IV,4.2 Punkt 23). Radweg und Radwegeanbindung Der bestandsgleich geplante Radweg kreuzt den reaktivierten Altarm. An dieser Stel- le (Bau-Stat. Altarm 0+502) wird ein Radwegesteg mit einer lichten Breite zwischen den Schrammborden von 2,50 m angeordnet. Die Befahrbarkeit mit leichten Unterhal- tungsfahrzeugen der Bundeswasserstraßenverwaltung kann bei ausreichender stati- scher Bemessung gesichert wird. Das einhundertjährliche Hochwasser reicht bis auf die Höhe des Geländers. Zur Verhinderung von regelmäßigem Befahren außerhalb dieser Unterhaltungsaufgaben wird eine geeignete entfernbare Absperrungseinrich- tung angeordnet. Die initiale Querschnittsgestaltung wird wie bei der Leinpfadbrücke rechteckig ausgeführt. Dementsprechend ist auch die Unterhaltung zu gewährleisten. Die Regenwasserableitung und die Mischwasserableitung ist unter C, Ziffer V,10 [Ver- und Entsorgungsleitungen] behandelt. Strandbad Im Mündungsbereich des Altarms wird das geplante Strandbad in die naturnahe Initi- algestaltung mit der Querschnittsaufweitung eingepasst. Eine grundsätzliche Aufgabe des Strandbades ist nicht erforderlich, allerdings sind Hinweisschilder bezüglich der Gefährdung von Schwimmern durch die in den Rhein führende Altarmströmung erfor- derlich. Schönborner Aue Für die Schönborner Aue ist keine dauerhafte Beeinträchtigung durch den Altarm über die üblichen Umfeldveränderungen durch Fließgewässer zu erwarten. Der Alt- pappelbestand schützt die Anlieger vor direkten Auswirkungen. Sollte der reaktivierte Altarm aufgrund der naturschutzfachlich erwünschten Eigendynamik die anliegenden Nutzungen gefährden, wird im Rahmen der Unterhaltung hierauf schützend reagiert. Sofern trotz des angestrebten Fließgewässercharakters des Altarms eine erhöhte Belästigung durch Insekten auftritt, werden entsprechende Gegenmaßnahmen zu deren Vermeidung ergriffen.

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Bundeswasserstraße Rhein Für den Rhein als Bundeswasserstraße ist keine Beeinträchtigung zu erwarten, da die Altarmdurchflüsse wesentlich geringer als die Rheindurchflüsse sind. Innerhalb der realistisch erreichbaren Berechnungsgenauigkeiten hat die Maßnahme keinen nachweislichen Einfluss auf das außerhalb der Buhnenfelder liegende Abflussge- schehen. Die Querströmungen wurden für die Abflusssituation bei dem einjährlichen Hochwasser beispielhaft betrachtet. Die Querströmungen im Mündungsbereich des Altarms in den Rhein betragen weniger als 0,3 m/s. Bundesstraße 42 Für die B 42 ist keine Beeinträchtigung zu erwarten, da die Altarmdurchflüsse insbe- sondere bei Hochwasser wesentlich geringer als die Rheindurchflüsse sind und die Maßnahme innerhalb der realistisch erreichbaren Berechnungsgenauigkeiten keinen nachweislichen Einfluss auf das Hochwassergeschehen hat. Radweg Der bestehende bzw. bestandgleich geplante Radweg muss am Kreuzungspunkt mit dem reaktivierten Altarm bedarfsweise geräumt werden. Diese Arbeiten sollen im Rahmen der üblichen Unterhaltung durchgeführt werden. Weitergehende umfangrei- che Radwegesicherungen werden im Vorfeld als nicht wirtschaftlich bewertet. Amt für Straßen- und Verkehrswesen Wiesbaden Bebauung nördlich B 42 Für die Bebauung nördlich der B 42 sind keine Beeinträchtigungen zu erwarten, da die Altarmdurchflüsse gegenüber dem Rheinabfluss vernachlässigbar gering sind und die Grundwasserwirkung auf das Umfeld auf Basis der vorliegenden baugrundkundli- chen Bewertungen als eher gering eingeschätzt wird, so dass eine Verschlechterung der Grundwasserverhältnisse in der Ortslage Geisenheim bzw. der B 42 wenig wahr- scheinlich ist (siehe ARCADIS, „Reaktivierung eines Altrheinarmes bei Geisenheim – Baugrunderkundung und geotechnische Gründungsberatung, 2009). Unterhaltungsbedarf Altarmbett Zur Erreichung des Entwicklungsziels der eigendynamischen Entwicklung des Al- tarms soll möglichst keine Räumung außerhalb der im Weiteren beschriebenen un- mittelbaren Ausnahmebereiche, wie z.B. Brücken oder bestehende Verkehrswege, durchgeführt werden. Verlandungen und Erosionen sind weitestgehend zugelassen, so dass hierfür keine eigenen Betriebswege angelegt oder unterhalten werden müs- sen. Bei derzeit nicht zu erwartender ungünstiger Erosionsaktivität mit der Gefahr der Beeinträchtigung vorhandener oder zukünftiger Restriktionen (z.B. Bauwerke wie Brücken, B 42) müssen selbstverständlich unterhaltungsbezogene Sicherungsmaß- nahmen durchgeführt werden.

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Leinpfadbrücke und Radwegesteg Die für Brückenbauwerke, die bei Hochwasser überflutet werden können, übliche Un- terhaltung ist durchzuführen. Dies umfasst üblicherweise besonders nach Hochwas- serereignissen die Räumung des Leinpfads, die Reinigung der Geländer und der Dehnungsfugen sowie gegebenenfalls die Räumung des Brückenquerschnittes von Feststoffablagerungen wie Treibgut. Die Unterhaltung der Brückenbauwerke umfasst, besonders nach Hochwasserereig- nissen, die Räumung des Leinpfads, die Reinigung der Geländer und der Dehnungs- fugen sowie gegebenenfalls die Räumung des Brückenquerschnitts von Feststoffab- lagerungen wie Treibgut. Regenwassereinleitung Prüfung der Vorflutwirkung des Altarms, bei ungünstiger Entwicklung entweder Räu- mung des Altarms unter Berücksichtigung der naturschutzfachlichen, landschaftspfle- gerischen und wasserwirtschaftlichen Belange oder Öffnung des alten Regenwasser- kanals vom linken Altarmufer direkt zum Rhein mit Offenhaltung des altarmkreuzen- den Abschnittes. Die Regenwassereinleitung wird in angemessenen Abständen so- wie bei Bedarf auf hinreichende Altarmvorflut überprüft. Bei unzulässiger Verschlech- terung gegenüber dem bestehenden Zustand der Regenwasservorflut wird entweder der reaktivierte Altarm unter Berücksichtigung der naturschutzfachlichen, land- schaftspflegerischen und wasserwirtschaftlichen Belange bis zum Rhein geräumt oder der alte Regenwasserkanal vom linken Altarmufer direkt zum Rhein mit Offen- haltung des altarmkreuzenden Abschnittes geöffnet.

8. Bodenschutz, Altlasten Die Belastung des Bodens durch die Überbauung von bislang nicht versiegelten Flä- chen und die Beeinträchtigung durch den Eintrag von Stoffen aus dem Verkehr und die Belastung durch die Bauarbeiten und die Herstellung und Unterhaltung der Anla- gen konnte zugelassen werden, da das Bauvorhaben im öffentlichen Interesse erfor- derlich und zweckmäßig ist. Der festgestellte Plan trägt den Anforderungen des Bodenschutzes Rechnung. Dabei sind die Vorgaben des Gesetzes zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten (Bundes-Bodenschutzgesetz – BBodSchG) vom 17. März 1998 (BGBl. I S. 502), zuletzt geändert durch Gesetz vom 4. März 2010 (BGBl. I S. 72), wonach nachhaltig die Funktionen des Bodens zu sichern oder wiederherzu- stellen sind, berücksichtigt worden. Schädliche Bodenveränderungen und nachteilige Einwirkungen auf den Boden werden soweit möglich vermieden. Soweit Einwirkungen auf den Boden nicht zu vermeiden sind und Beeinträchtigungen seiner natürlichen Funktionen sowie seiner Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte darstel- len, die geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen …/ Planfeststellungsbeschluss - 510 - A 643 für den Einzelnen oder die Allgemeinheit herbeizuführen (§ 2 Abs. 3 BBodSchG) werden die erforderlichen Maßnahmen ergriffen. So werden die an das Material aus Böden i.S.d. § 2 Abs. 1 BBodSchG und dessen Ausgangssubstrate einschließlich des Mutterbodens, das im Zusammenhang mit Baumaßnahmen sowie bei anderen Ver- änderungen der Erdoberfläche ausgehoben, abgeschoben oder ohne nachteilige Veränderungen seiner Eigenschaften behandelt wird, gestellten besonderen Anforde- rungen (vgl. § 8 Abs. 1 Nr. 3 Buchstabe a BBodSchG i.V.m. § 2 Nr. 1 der Bundes- Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV) vom 12. Juli 1999 [BGBl. I S. 1554]), zuletzt geändert durch Gesetz vom 31. Juli 2009 (BGBl. I S. 2585), berück- sichtigt. Die in der BBodSchV enthaltenen Werte (Prüf- und Maßnahmenwerte) und die diesbezüglich vorgesehenen Anforderungen werden im Zusammenhang mit der Baumaßnahme nicht überschritten. Dies gilt auch für die Wirkungspfade Boden - Mensch, Boden - Nutzpflanze sowie Boden - Grundwasser, wie die bisher diesbezüg- lich gewonnenen Erkenntnisse belegen. Im Übrigen unterliegt Bodenmaterial, wel- ches bei Baumaßnahmen an Verkehrsanlagen des Bundes gelagert oder dort einge- baut wird, nicht den Regelungen des § 12 BBodSchV. Auch dem Hessischen Altlas- ten- und Bodenschutzgesetz (HAltBodSchG) vom 28. September 2007 (GVBl. I S. 652) trägt der festgestellte Plan Rechnung. Bei der Planung für die A 49, VKE 30, wurde in Bezug auf die Inanspruchnahme von nicht versiegelten, nicht baulich verän- derten oder unbebauten Flächen auch schon geprüft, ob eine Wiedernutzung von bereits versiegelten, baulich veränderten oder bebauten Flächen möglich ist (§ 3 Abs. 2 HAltBodSchG). Die Überbauung bislang nicht versiegelter Flächen wurde auf das erforderliche Mindestmaß begrenzt. Das Konzept des Massenausgleichs wird vom Vorhabenträger der Bodenschutzbehörde vorgelegt (siehe A, Ziffer IV,8). Den im BNatSchG ausgeprägten Grundsätzen des Naturschutzes und der Land- schaftspflege, wonach Böden so zu erhalten sind, dass sie ihre Funktion im Natur- haushalt erfüllen können, nicht mehr genutzte versiegelte Flächen zu renaturieren oder, soweit eine Entsiegelung nicht möglich ist, der natürlichen Entwicklung zu über- lassen sind (§ 1 Abs. 3 Nr. 2 BNatSchG), trägt der festgestellte Plan gleichfalls Rechnung. Die Naturgüter Boden und Wasser sind in hohem Maße durch die Wechselwirkungen miteinander verknüpft und sind daher in der Konfliktanalyse zusammengefasst. Die Inanspruchnahme von Boden wird auf das bautechnisch Unerlässliche reduziert. Der Oberboden wird im Bereich aller anlagebedingt (dauerhaft) zu beanspruchenden Flächen getrennt abgetragen und fachgerecht in Mieten zwischengelagert (vgl. auch DIN 18915 „Vegetationstechnik im Landschaftsbau - Bodenarbeiten“ in Verbindung mit dem „Zusätzlichen Technischen Vertragsbedingungen und Richtlinien für Land- schaftsbauarbeiten im Straßenbau“, ZTV La-StB 05). Die Zwischenlagerung des ab-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 511 - A 643 zutragenden Oberbodens erfolgt auf geeigneten, ökologisch unempfindlichen Flächen außerhalb des Eingriffsraums, möglichst in der Nähe der geplanten Auftragsflächen. Zum Schutz der unversiegelten und natürlich gewachsenen Böden werden die für Baustelleneinrichtungen so klein wie möglich gehalten. Da im Bereich der Baustel- leneinrichtungsflächen auf bisher unversiegelten Böden baubedingte Verdichtungen und Schadstoffeinträge in den Boden möglich sind, werden Vorkehrungen entspre- chend den Regelwerken getroffen, die während der Bauphase eine Gefährdung durch Bodenverunreinigung verhindern. Auf den Böschungsflächen mit geplanter Einsaat von Landschaftsrasen soll grundsätzlich „magerer“ Oberboden aufgebracht werden, d.h. die Schichtdicke des Oberbodens wird reduziert, so dass sich ein „ma- gerer“ Rasen entwickeln kann. Die mit Gehölzen zu bepflanzenden Flächen werden mit einer Oberbodenschicht belegt. Bei der Bewertung der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sind prinzipiell mehrere Naturgüter insbesondere Biotope und Boden sowie Wasser im Hinblick auf das hohe Maß der Wechselwirkungen zusammengefasst worden. Dabei ist berücksichtigt wor- den, dass ein funktionaler Ausgleich für den verlorengehenden Boden und die damit verbundene Grundwasserneubildung nicht möglich ist. Deshalb wird bei den Gestal- tungs- und Ausgleichsmaßnahmen darauf abgezielt, langfristig eine Kompensation zu schaffen. Wird bei der Baudurchführung Ausbauasphalt verwendet, werden vom Vorhabenträ- ger die „Richtlinien für die umweltverträgliche Verwertung von Ausbaustoffen mit teer- / pechtypischen Bestandteilen sowie für die Verwertung von Ausbaustoffen im Stra- ßenbau“ (RUVA-StB 01), Ausgabe 2001, Fassung 2005, und die „Technischen Lie- ferbedingungen für Asphaltgranulat“ (TL AG-StB 09) angewendet. Nach § 10 Hessisches Altlastengesetz sind die Städte und Gemeinden verpflichtet, die erforderlichen Daten zu Altflächen (Altablagerungen und Altstandorte) zu erhe- ben. Diesbezüglich hatte das ASV Wiesbaden Informationen bei den Kommunen ein- geholt. Weiterhin hat das ASV Wiesbaden schon im Vorfeld des Planfeststellungsver- fahrens Bodenuntersuchungen aus dem Altrheinarm in Geisenheim vorgelegt, da Ablagerungen bekannt waren. Die Proben enthielten zwar polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die aus Schiffsabgasen oder Kohlerückständen stammen können. Die Konzentrationen waren jedoch – wie das Regierungspräsidium Dar- mstadt, Abteilung Arbeitsschutz und Umwelt Wiesbaden, Dez. IV/Wi-41.1 dargelegte – unkritisch, so dass aus Sicht der Abfallbehörde kein Handlungsbedarf hinsichtlich einer Sanierung durch Aushub gesehen wird. Soweit dem ASV Wiesbaden dennoch empfohlen wurde, vor Beginn der Baumaßnahmen weitere vertiefende Untersuchun- gen durchzuführen (siehe A, Ziffer IV,6). Untersuchungen auf die Wasserlöslichkeit der PAK („Eluierbarkeit“) erbrachten keine kritischen Befunde. Im Übrigen wird auf die

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Zusage unter A, Ziffer V,2 Punkt 34 verwiesen, wonach im Rahmen der ökologischen Bauüberwachung eine Überwachung der Aushubarbeiten und bei Bedarf weiterfüh- rende Analysen des Aushubmaterials erfolgen werden. Die von Beteiligten erhobene Forderung, die im Rahmen der Erweiterung des Binger Lochs und der damit verbundenen Regulierungsmaßnahmen in den 1970er Jahren erfolgten Ausbaggerung des Flusses vorgenommene Ablagerung des Baggermateri- als auf der Fläche zwischen der Schörnborn`schen Aue und der B 42 zu sanieren, ist nicht durch das hier festgestellte Straßenbauvorhaben einschließlich der Kohärenz- maßnahme veranlasst und konnte daher dem Träger der Straßenbaulast im Plan- feststellungsbeschluss nicht auferlegt werden. Die diesbezügliche Einwendung war zurückzuweisen.

9. Kommunale Belange Der festgestellte Plan ist unter Berücksichtigung der Planänderungen im Hinblick auf die gemeindlichen und städtebaulichen Belange sachgerecht. Die Landeshauptstadt Wiesbaden, deren Gebiet durch den Straßenplan berührt wird, sowie die Städte Geisenheim und Oestrich-Winkel, deren Gebiet durch die Renaturie- rung eines Rheinaltarms nahmen berührt wird, sind in dem Planfeststellungsverfah- ren beteiligt worden. Das Recht auf Mitwirkung an überörtlichen, sich auf den Ge- meindebereich erstreckende Planungen, das letztlich seine Grundlage in dem verfas- sungsrechtlich gewährleisteten Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden hat (Art. 28 Abs. 2 GG), wurde beachtet. Ferner hatte die Hessische Straßen- und Verkehrsver- waltung die Planung für die A 643 mit den Städten in den Planungsstufen abge- stimmt; insbesondere wurde die Straßenplanung auf die örtliche Bauleitplanung ab- geklärt. Diese Abstimmung bedeutet aber nicht, dass die bundes- und landesver- kehrspoltisch gebotene Maßnahme hinter gemeindliche Belange zurückgestellt wer- den kann. Diese Belange haben grundsätzlich Vorrang vor gemeindlichen Interessen, was allerdings nicht bedeutet, diese seien bedeutungslos. Die vorliegende Planung nimmt auf die planerischen Interessen der Kommunen Rücksicht. Die Rücksichtnah- me auf gemeindliche Belange gilt selbst dann, wenn jene Interessen noch nicht in Bauleitplänen verdichtet sind, wie dies hinsichtlich des von der Landeshauptstadt Wiesbaden geplanten Bebauungsplan „Schiersteiner Hafen Ost“ mit den Gebietsnut- zungen Gewerbe- bzw. Mischflächen gilt. Hinsichtlich der angesprochenen Belange wird unter Berücksichtigung der Schutz- würdigkeit der gemeindlichen Planungshoheit Folgendes festgestellt: Einer Gemeinde kann, selbst wenn deren Entwicklungsmöglichkeiten bereits durch andere Flächeninanspruchnahmen erheblich eingeschränkt wäre, zugemutet werden, sich bei ihrer weiteren Planung auf eine wichtigen öffentlichen Belangen dienende Bundesfernstraße einzustellen. Im Übrigen hat eine Gemeinde kein „wehrfähiges“ …/ Planfeststellungsbeschluss - 513 - A 643

Recht wegen Drohung von Schaden für Allgemeinheit (vgl. BVerwG, Urteil vom 15. Dezember 1989 - BVerwG 4 C 36.86 -, BVerwGE 84, 209). Eine Gemeinde kann als Hoheitsträgerin auch nicht wegen der enteignenden Vorwirkung des Planfeststel- lungsbeschlusses diesen nicht mit der Begründung angreifen, öffentliche, sie nicht in ihrer Planungshoheit schützende Belange, wie solche des Umweltschutzes, seien nicht oder nicht mit dem ihnen zukommenden Gewicht in die Abwägung eingestellt worden (vgl. BVerwG, Urteile vom 1. Juli 1988 - BVerwG 4 C 15.85 -, NVwZ 1989, 247; und vom 24. November 1994 - BVerwG7 C 25.93 -, BVerwGE 96, 143 <151 ff.>; Beschluss vom 13. März 1995 - BVerwG 11 VR 2.95 -, NVwZ 1995, 903). Aber auch aus der kommunalen Planungshoheit, die der Gemeinde im Prinzip als wehrfähige Rechtsposition zur Seite steht, ergibt sich im vorliegenden Fall kein Ab- wehranspruch. Zwar hat jeder überörtliche Planungsträger bei seiner Planung die Belange des Städtebaus, wie sie in Bebauungsplänen ausgewiesen und ferner im Flächennutzungsplan konkretisiert sind oder sich aus anderen Gründen ergeben und von der zu beteiligenden Gemeinde geltend gemacht werden, zu berücksichtigen. Die diesbezüglichen Belange sind, soweit bekannt, mit dem ihnen zukommenden Ge- wicht in die Abwägung eingestellt worden. Mit dem Vorhaben wird keine hinreichend bestimmte gemeindliche Planung nachhaltig gestört oder wesentliche Teile des Ge- meindegebietes einer durchsetzbaren gemeindlichen Planung entzogen oder gemeindliche Einrichtungen erheblich beeinträchtigt. Dies gilt auch hinsichtlich des von der Landeshauptstadt Wiesbaden geplanten Bebauungsplans „Schiersteiner Ha- fen Ost“ mit den Gebietsnutzungen Gewerbe- bzw. Mischflächen. Der Grundsatzbe- schluss zur Aufstellung des Bebauungsplanes wurde von der Wiesbadener Stadtver- ordnetenversammlung im August 2006 gefasst. Die Beteiligung der Träger öffentli- cher Belange nach § 4 Abs. 1 BauGB wurde im Februar 2008 durchgeführt. Der Be- bauungsplan „Schiersteiner Hafen Ost“ ist derzeit noch nicht rechtsgültig und stellt insoweit keine „verfestigte Planung“ dar. Daher hat der Vorhabenträger die im Be- bauungsplan „Schiersteiner Hafen Ost“ dargestellten Gebäude in der schalltechni- schen Untersuchung nicht berücksichtigt. Wenn eine Maßnahme der Fachplanung nennenswerte Auswirkungen auf die Wirt- schaftsstruktur einer Gemeinde hat, hat dies nicht selten rechtserhebliche Auswir- kungen auf die dem Selbstverwaltungsrecht zugeordnete Planungshoheit der Ge- meinde. Unter diesem Gesichtspunkt hat die Gemeinde bei einer Fachplanung auf ihrem Gebiet ein Abwehrrecht, wenn eine eigene hinreichend bestimmte Planung nachhaltig gestört wird oder wenn das Vorhaben wesentliche Teile des Gemeindege- biets einer durchsetzbaren Planung der Gemeinde entzieht (vgl. BVerwG, Urteil vom 16. Dezember 1988 - BVerwG 4 C 40.96 -, BVerwGE 81, 95). Dies ist vorliegend nicht der Fall. Denn bei der A 643 handelt es sich um eine bestehende Autobahn, die

…/ Planfeststellungsbeschluss - 514 - A 643 den verkehrlichen und straßenbautechnischen Anforderungen genügend ausgebaut wird. Insoweit ergeben sich keine Umstände, wie dies beim Neubau einer Autobahn mit der Folge der Durchschneidung eines Gemeindegebiets der Fall ist. Die Landes- hauptstadt Wiesbaden hat jedenfalls insoweit keine substantiierten Einwendungen erhoben. Das vorgetragene allgemeine Interesse, das Gemeindegebiet von Verkehrs- immissionen der Autobahn im Rahmen der Fachplanung zu schützen, reicht jeden- falls für die Geltendmachung einer Verletzung der Planungshoheit nicht aus. Der aus der Planungshoheit erwachsende Anspruch einer Gemeinde auf gerechte Abwägung ist nicht erst dann berührt, wenn die durch ein Straßenbauvorhaben verur- sachte Lärmzunahme, bliebe sie ohne Schutzmaßnahmen unbewältigt, die Gemeinde zu einer Umplanung zwingen würde. Schutzwürdig ist bereits das Interesse an der Bewahrung der in der Bauleitplanung zum Ausdruck kommenden städtebaulichen Ordnung. Ein Anspruch auf Lärmschutzmaßnahmen folgt daraus jedoch erst dann, wenn jede andere Entscheidung als die Gewährung von Lärmschutz abwägungsfeh- lerhaft ist. Das insoweit maßgebliche Schutzniveau ist mit den Immissionsgrenzwer- ten für die jeweiligen Baugebiete (§ 2 Abs. 1 der 16. BImSchV) umschrieben, weil diese Werte für den Regelfall gewährleisten, dass die Anforderungen an gesunde Wohnverhältnisse (§ 1 Abs. 6 Nr. 1 BauGB) gewahrt sind (vgl. BVerwG, Urteile vom 17. März 2005 - BVerwG 4 A 18/04 - und vom 11. November 2008 - BVerwG 9 A 56.07). Im Übrigen kann einer Kommune, selbst wenn deren Entwicklungsmöglichkeiten be- reits durch andere Flächeninanspruchnahmen erheblich eingeschränkt wäre, zuge- mutet werden, sich bei ihrer weiteren Planung auf eine wichtigen öffentlichen Belan- gen dienende Bundesautobahn einzustellen. Landeshauptstadt Wiesbaden Die sechsstreifige ausgebaute Schiersteiner Brücke führt zu keiner neuen Durch- schneidung des Plangebiets der „Strukturplanung Gewerbe Biebrich-Schierstein“. An dieser Bewertung ändert auch die Darstellung der Landeshauptstadt Wiesbaden nichts. Nach Angaben der Stadt stellt diese Strukturplanung ein informelles städte- bauliches Planungsinstrument dar, das für seinen Planbereich Aussagen über künfti- ge Nutzungsverteilungen, städtebauliche Dichten und erforderliche Maßnahmen im örtlichen Verkehrsnetz treffe. Die Strukturplanung solle im Jahr 2010 von den städti- schen Gremien als städtebauliches Entwicklungskonzept i.S.d. § 1 Abs. 6 Nr. 11 BauGB beschlossen werden und fortan als Basis für (künftige) Bauleitplanungen in diesem Planbereich dienen. Die Strukturplanung hat also nur vorbereitenden Charak- ter und stellt keine verbindliche Planung dar, die vom Träger der Straßenbaulast bei seiner Planung zu beachten hätte. Er hat sie im Rahmen der Abwägung zu berück- sichtigen. Auf der anderen Seite verlangt § 1 Abs. 6 BauGB bei der Aufstellung der

…/ Planfeststellungsbeschluss - 515 - A 643

Bauleitpläne u.a. die Berücksichtigung der Ergebnisse eines von der Gemeinde be- schlossenen städtebaulichen Entwicklungskonzeptes oder einer von ihr beschlosse- nen sonstigen städtebaulichen Planung (Nr. 11). Diese Berücksichtigungspflicht rich- tet sich an den Träger der Bauleitplanung und nicht an den Träger der Straßenbau- last. Erst mit einem rechtswirksamen Bebauungsplan entfaltet dieser eine Beachtung durch Dritte wie den Träger der Straßenbaulast der A 643. Einen solchen Be- bauungsplan gibt es jedoch nicht. Im Übrigen hat das ASV Wiesbaden (unwiderspro- chen) dargelegt, dass die städtische Strukturplanung bereits die Verbreiterung der A 643 um 25 m in westlicher Richtung berücksichtigt. Der Hinweis der Stadt, dass sich Einschränkungen der baulichen Nutzung durch die aus der Autobahnverbreiterung ergebende Verschiebung der Bauverbotszone bzw. der Baubeschränkungszone gemäß § 9 Abs. 1 FStrG ergeben, ergibt keine nachteili- gen Wirkungen für die geplante Strukturplanung, auch wenn sie sich die Verbreite- rung auf die Grundstücksnutzung auswirkt. Etwaige für die Eigentümer ergebende Nachteile müssen diese selbst geltend machen und wären im Entschädigungsverfah- ren zu regeln. Etwas anderes ergibt sich auch nicht in Bezug auf die von der Stadtverordnetenver- sammlung am 21.09.2006 für den Bereich des östlichen Hafens (der Planbereich wird begrenzt durch die Ost- und die Nordseite des Schiersteiner Hafens, die Storchenal- lee und die Rheingaustraße, die Verlängerung des Hafenweges bis zur Äppelallee, die Äppelallee bis zur A 643 und verläuft dann bis zum Rheinufer, einschließlich der gesamten Bismarcksaue) beschlossene Rahmenplanung „Osthafen Schierstein“. Das Verfahren zur Änderung des FNP für diesen Planbereich sowie die Aufstellung bzw. Änderung entsprechender Bebauungspläne wurde durch die Stadtverordnetenver- sammlung ebenfalls am 21.09.2006 eingeleitet. Die Stadt legte dar, da für den Be- reich zwischen Hafenweg und A 643 sowie für die Bismarcksaue weitere Untersu- chungen und Abstimmungen erforderlich sind, wurde der Planbereich „Osthafen Schierstein“ geteilt. Der Entwurf für den westlichen Bereich erhielt die Bezeichnung "Osthafen, westlich des Hafenwegs", der durch den Hafenweg, das Nordufer des Schiersteiner Hafens, den Kormoranweg, die Storchenallee und die Rheingaustraße begrenzt wird. Die Stadtverordnetenversammlung hat am 02.07.2009 den Entwurf der Änderung des Flächennutzungsplans (FNP-Änderung) beschlossen. Die vorge- schriebene Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange hat zeitgleich mit der öffentlichen Auslegung im Jahr 2009 stattgefunden. Der Entwurf des entsprechenden Bebauungsplanes ist in der Zwischenzeit ebenfalls erarbeitet worden. Daher fordert die Stadt, dass Ausbaumaßnahmen den städtebaulichen Ent- wicklungsabsichten nicht entgegenstehen und das geplante Vorhaben die Bauleitpla- nungen der Landeshauptstadt Wiesbaden nicht beeinträchtigen dürfe. Zunächst ist

…/ Planfeststellungsbeschluss - 516 - A 643 festzustellen, dass der beschlossene Rahmenplan „Osthafen Schierstein“, auch in seiner geteilten Form, lediglich ein städtebauliches Entwicklungskonzept darstellt. Aus der FNP-Änderung ergibt sich ebenfalls nichts Gegenteiliges. Denn aus dem geltenden Flächennutzungsplan ergeben sich keine Regelungen, die eine andere Entscheidung rechtfertigen würden. Denn entgegenstehende öffentliche Belange las- sen sich dem Flächennutzungsplan regelmäßig nicht entnehmen (vgl. BVerwG, Urteil vom 4. Mai 1988 - BVerwG 4 C 22.87 -, BVerwGE 79, 318 = DVBl. 1988, 960 = NJW 1989, 242, ortsgebundener Kiesabbau). Die Darstellung im Flächennutzungsplan in Bezug auf die von der auszubauenden A 643 in Anspruch zu nehmenden Flächen beinhaltet keine konkrete standortbezogene Aussage (vgl. BVerwG, Urteile vom 20. Januar 1984 - BVerwG 4 C 41.81 -, BVerwGE 68, 311; und vom 22. Mai 1987 - BVerwG 4 C 57.84 -, BVerwGE 77, 300; auch Urteil vom 13. April 1984 - BVerwG 4 C 69.80 -, Buchholz 406.11 § 35 Nr. 213). Der Flächennutzungsplan hat keinen förmli- chen Normcharakter (BVerwG, z.B. Urteil vom 15. März 1967 - BVerwG IV C 205.65 -, NJW 1967, 1385; Beschluss vom 20. Juli 1990 - BVerwG 4 N 3.88 -, NVwZ 1991, 262). Er kann auch materiell-rechtlich nicht als Rechtssatz angesehen werden (vgl. BVerwG, Urteil vom 20. Januar 1984 - BVerwG 4 C 41.81 -, a.a.O.; Beschluss vom 20. Juli 1990 - BVerwG 4 N 3.88 -, a.a.O.). Denn unabhängig davon, wie diese Begriffe im Einzelnen zu definieren bzw. abzugrenzen sind, erfordern sie jedenfalls in materieller Hinsicht, dass es sich um eine (abstrakt-generelle) Regelung mit dem An- spruch auf Verbindlichkeit handelt (vgl. BVerwG, Beschluss vom 15. September 1987 - BVerwG 7 N 1.87 -, NVwZ 1988, 119). Der Flächennutzungsplan enthält jedoch kei- ne verbindlichen „Regelungen“. Im Unterschied zum Bebauungsplan ist er kein all- gemein rechtsverbindlicher, sondern nur ein „vorbereitender“ Bauleitplan (§ 1 Abs. 2 BauGB), in dem die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung erge- bende Bodennutzung nach den voraussehbaren Bedürfnissen der Gemeinde in den Grundzügen darzustellen ist (§ 5 Abs. 1 Satz 1 BauGB). Darstellungen sind „grobma- schiger“ als Festsetzungen; das Fehlen der Parzellenschärfe verleiht ihnen schon in räumlicher Hinsicht einen geringen Grad an Verlässlichkeit (vgl. BVerwG, Urteile vom 15. März 1967 - BVerwG IV C 205.65 -, BVerwGE 26, 287, und 28. Februar 1975 - BVerwG IV C 74.72 -, BVerwGE 48, 70). Der Flächennutzungsplan ist allerdings nicht rechtlich bedeutungslos. Vielmehr kommt ihm als Element der rechtlichen Beurteilung im Rahmen anderer Vorschriften eine erhebliche Tragweite zu. Aus sich heraus entfalten die Darstellungen des Flä- chennutzungsplans aber keine rechtlichen Wirkungen. Dies geschieht vielmehr immer nur durch Vermittlung bestimmter Tatbestandsmerkmale in anderen Normen, für de- ren Anwendung die Darstellungen des Flächennutzungsplans eine Rolle spielen kön- nen. So enthalten die Darstellungen des Flächennutzungsplans bei der Beurteilung

…/ Planfeststellungsbeschluss - 517 - A 643 der bodenrechtlichen Zulässigkeit eines Vorhabens im Außenbereich nach § 35 Abs. 3 BauGB einen wesentlichen Anhaltspunkt für die Feststellung, ob das Vorhaben öf- fentliche Belange beeinträchtigt wird oder nicht (vgl. BVerwG, Urteil vom 15. März 1967 - BVerwG IV C 205.65 -, BVerwGE 26, 287). Als Ausdruck der in ihnen nieder- gelegten planerischen Vorstellungen der Gemeinde können sie – wie auch andere faktische Gegebenheiten – im Einzelfall die Zulässigkeit eines Vorhabens nach § 35 BauGB oder eine Grundstücksteilung nach § 20 Abs. 1 Nr. 5 BauGB hindern. Fläche- nnutzungspläne sind andererseits – in wesentlich stärkerem Maß als Bebauungsplä- ne – von den tatsächlichen Entwicklungen abhängig. Dies kann dazu führen, dass sich das Gewicht ihrer Aussagen bis hin zum Verlust der Aussagekraft abschwächt, wodurch der Flächennutzungsplan auch seine Bedeutung als Konkretisierung öffent- licher Belange und einer geordneten städtebaulichen Entwicklung verliert (vgl. BVerwG, Urteil vom 15. März 1967 - BVerwG IV C 205.65 -, NJW 1967, 1385). Die Darstellungen des Flächennutzungsplans sind also nur „Unterstützung und einleuch- tende Fortschreibung“ bestimmter tatsächlicher Gegebenheiten (vgl. BVerwG, Urteil vom 6. Oktober 1989 - BVerwG 4 C 28.86 -, NVwZ 1991, 161 = ZfBR 1990, 41). Eine rechtssatzmäßige Verbindlichkeit kommt den Darstellungen des Fläche- nnutzungsplans auch nicht im Verhältnis zwischen der Gemeinde (vgl. § 8 Abs. 2 Nr. 1 BauGB) und den öffentlichen Planungsträgern, wie hier der Bundesrepublik Deutschland (Bundesstraßenverwaltung), zu, wenn diese bei der Aufstellung des Plans beteiligt waren und diesem nicht widersprochen haben (§ 7 BauGB). Die inso- weit kraft ausdrücklicher gesetzlicher Anordnung gegebene Bindungswirkung ist nicht im Sinne einer rechtssatzmäßigen Anwendung („Vollzug“) der einzelnen Darstellung des Flächennutzungsplans sondern als planerische Fortentwicklung der im Fläche- nnutzungsplan dargestellten Grundkonzeption der Gemeinde zu verstehen (vgl. BVerwG, Urteil vom 28. Februar 1975 - BVerwG IV C 74.72 -,BVerwGE 48, 70); dies gilt nicht nur für die Bindung der Gemeinde nach § 8 Abs. 2 Satz 1 BauGB, sondern auch für die Bindung der nicht widersprechenden Planungsträger nach § 7 Satz 1 BauGB (BVerwG, Beschluss vom 20. Juli 1990 - BVerwG 4 N 3.88 -, NVwZ 1991, 262). Nach § 7 Satz 1 BauGB haben allerdings öffentliche Planungsträger, die an der Auf- stellung eines Flächennutzungsplans nach § 4 oder § 13 BauGB beteiligt worden sind, ihre Planungen dem Flächennutzungsplan insoweit anzupassen, als sie diesem Plan nicht widersprochen haben. Eine entsprechende Anpassungspflicht kann sich aus dem im Zeitpunkt der Aufstellung des Flächennutzungsplans geltenden § 7 BauGB ergeben. Die Bindung der Fachplanung an den Flächennutzungsplan im Fall des unterlassenen Widerspruchs gilt – wie § 38 Satz 2 BauGB ausdrücklich klarstellt – auch für die nach § 38 Satz 1 Halbs. 1 BauGB gegenüber der Ortsplanung im Übri-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 518 - A 643 gen privilegierten Vorhaben. Sie bedeutet, dass der öffentliche Planungsträger sich nicht in Gegensatz zum Flächennutzungsplan setzen darf. Ihn trifft im Planfeststel- lungsverfahren die gleiche Bindung wie die Gemeinde nach § 8 Abs. 2 BauGB bei Aufstellung eines Bebauungsplans; ebenso wie diese ist er aber nur an die im Flä- chennutzungsplan dargestellte Grundkonzeption der Gemeinde gebunden (vgl. BVerwG, Beschluss vom 20. Juli 1990 - BVerwG 4 N 3.88 -, Buchholz 406.11 § 5 BBauG/BauGB Nr. 7 S. 15). Diesen Regelungsgehalt des § 7 BauGB würde der Plan- feststellungsbeschluss verfehlen, Die Planfeststellungsbehörde hat die unabhängig von einer etwaigen Bindungswir- kung nach § 7 BauGB aus dem Abwägungsgebot erwachsende und in § 38 Satz 1 Halbs. 2 BauGB betonte Verpflichtung des Fachplanungsträgers, die Belange des Städtebaus berücksichtigt, d.h. entsprechend sie dem ihnen zukommenden Gewicht in die fachplanerische Abwägung eingestellt (stRspr BVerwG, vgl. Urteil vom 11. April 1986 - BVerwG 4 C 51.83 -, BVerwGE 74, 124<132 f.>; Beschluss vom 13. Dezem- ber 2006 - BVerwG 4 B 73.06 -, Buchholz 406.11 § 38 BauGB Nr. 15 Rn. 6), hinrei- chend zu beachten. § 7 Satz 1 BauGB geht über diese allgemeine Berücksichti- gungspflicht noch hinaus, indem er dem Flächennutzungsplan – beschränkt auf den Fall des trotz ordnungsgemäßer Beteiligung unterbliebenen Widerspruchs des öffent- lichen Planungsträgers – eine ihm sonst als Plan eigener Art ohne normative Wirkung nicht zukommende rechtliche Verbindlichkeit zuspricht. Die Darstellungen des Flä- chennutzungsplans werden in diesem Fall zu den öffentlichen Planungsträger recht- lich bindenden Vorgaben, die es ihm untersagen, sich in Gegensatz zu den Darstel- lungen des Flächennutzungsplans zu setzen (vgl. GAENTZSCh/ PHILIPP, in: Berliner Kommentar zum BauGB, Bd. 1, Stand Oktober 2010, § 7 Rn. 5; vgl. BVerwG, Urteil vom 24. November 2010 - BVerwG 9 A 13.09 -, Rn. 36 f.). Der – aus dem Flächennutzungsplan zu entwickelnde – Bebauungsplan enthält die rechtsverbindlichen Festsetzungen für die städtebauliche Ordnung. Er bildet die Grundlage für weitere zum Vollzug des Baugesetzbuches erforderliche Maßnahmen (§ 8 Abs. 1 BauGB). Im Bebauungsplan können unter anderem die Verkehrsflächen und die öffentlichen und privaten Grünflächen festgesetzt werden, (§ 9 Abs. 1 Nr. 11 und 15 BauGB), aber auch die Flächen für besondere Anlagen und Vorkehrungen zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen und sonstigen Gefahren im Sinne des Bundes-Immissionsschutzgesetzes sowie die zum Schutz vor solchen Einwirkun- gen oder zur Vermeidung oder Minderung solcher Einwirkungen zu treffenden bauli- chen und sonstigen technischen Vorkehrungen erforderlich sind (§ 9 Abs. 1 Nr. 24 BauGB). Rechtsverbindlich sind die Festsetzungen wenn der Bebauungsplan von der Gemeinde Satzung beschlossen ist (§ 10 Abs. 1 BauGB).

…/ Planfeststellungsbeschluss - 519 - A 643

Bei den im Anhörungsverfahren angesprochenen in der Planung befindlichen städte- baulichen (Entwicklungs-) Konzepten, z.B. die Strukturplanung Gewerbe Biebrich Schierstein, handelt es sich nicht um eine verfestigte städtische Bauleitplanung, so dass sie in der Abwägung zu berücksichtigen jedoch nicht zu beachten sind. D.h. bei der Planfeststellung ist auf die rechtlich bestehende Einstufung der Siedlungs- und Gewerbeflächen abzustellen. Dies ist insbesondere bei der Bewertung des Verkehrs- und Immissionsschutzes erfolgt. Im Übrigen hat die Landeshauptstadt bei der Bau- leitplanung auch die umweltschützenden Anforderungen zu gewährleisten und die Belange des Umweltschutzes zu berücksichtigen (§ 1 Abs. 4 und 5 BauGB). Die Vorschriften des Bundesfernstraßengesetzes bleiben von den Vorschriften des Dritten Teils des Baugesetzbuches, der Regelung zu den baulichen und Nutzung trifft, unberührt. Das Gleiche gilt bei Planfeststellungsverfahren für überörtliche Pla- nungen auf dem Gebiet des Verkehrsrechts nach landesrechtlichen Vorschriften, wenn die Gemeinde beteiligt worden ist. § 37 Abs. 3 BauGB ist anzuwenden (§ 38 Abs. BauGB). Ferner ist eine überörtliche Planung im Sinne des § 38 Satz 2 BauGB regelmäßig dann gegeben, wenn das planfestzustellende Vorhaben das Gebiet von zumindest zwei Gemeinden tatsächlich berührt. Ist von einer überörtlichen Planung auszugehen, bestimmt das jeweilige Fachplanungsrecht, welche Maßgeblichkeit dem Baupla- nungsrecht als Teil des materiellen Entscheidungsprogramms (noch) zukommt (Prä- zisierung von BVerwG, Urteil vom 10. Februar 1978 - 4 C 25.75 -, BVerwGE 55, 220 im Anschluss an BVerwG, Urteil vom 9. November 1984 - 4 C 15.83 -, BVerwGE 70, 220). Das BauGB will mit der in § 38 Satz 1 angeordneten Rechtsfolge gerade zum Ausdruck bringen, dass es sich hierzu einer bindenden Aussage für andere Vorha- benträger enthält. Das bedeutet vorliegend: Die fachplanerische Beachtung städte- baulicher Belange oder auch anderer Vorschriften richtet sich ausschließlich nach dem jeweiligen Fachplanungsgesetz. Soweit darin eine umfassende Abwägung der berührten öffentlichen und privaten Belange gefordert wird, muss die planfeststellen- de Behörde auch die städtebaulichen Probleme sachgerecht bewältigen. Dazu wird regelmäßig eine an den Grundvorstellungen des BauGB ausgerichtete Einbettung des Vorhabens in das Beziehungsgeflecht der vorhandenen Bebauung, kommunaler Planungen und anderer für die räumliche Situation bedeutsamer Faktoren gehören. Die in den §§ 30 ff. BauGB vorgezeichneten Lösungen gelten damit zwar nicht unmit- telbar, sind indes als fachplanerisch zu berücksichtigende Orientierungshilfen von unterschiedlicher Intensität heranzuziehen. Dass daneben auch Planungsabsichten der Gemeinde je nach dem Grad ihrer Konkretisierung und räumlichen Verfestigung zu beachten sind, entspricht der ständigen Rechtsprechung (vgl. BVerwG, Urteil vom 11. April 1986 - BVerwG 4 C 51/83 -, BVerwGE 74, 124).

…/ Planfeststellungsbeschluss - 520 - A 643

Die Planfeststellungsbehörde muss auch auf noch nicht verfestigte, aber konkrete Planungsabsichten einer Gemeinde abwägend so weit wie möglich Rücksicht neh- men, nämlich in der Weise, dass durch die Fachplanung von der Gemeinde konkret in Betracht gezogene städtebauliche Planungsmöglichkeiten nicht unnötigerweise „verbaut“ werden (vgl. BVerwG, Urteil vom 21. März 1996 - BVerwG 4 C 26.94). Vorliegend bestehen jedoch noch keine rechtsverbindlichen Festlegungen der Lan- deshauptstadt Wiesbaden mit der Folge, dass das vom Vorhabenträger geplante Vorhaben nicht zugelassen werden könnte. Auch werden nicht verfestigte, aber kon- krete Planungsabsichten der Stadt Wiesbaden durch den festgestellten Plan nicht „verbaut.“ In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, dass selbst Bebauungspläne nicht unabänderlich sind, sondern erforderlichenfalls an die Planfeststellung anzu- passen sind (§ 38 BauGB). Wenn dies für einen Bebauungsplan gilt, trifft dies auch in Bezug auf den vorbereitenden Flächennutzungsplan oder auch einen Struktur- oder Rahmenplan im Verhältnis zur Planfeststellung zu. Diese Pläne haben nur vorberei- tenden Charakter und stellen keine verbindliche Planung dar, die der Landeshaupt- stadt einen Anspruch auf Lärmschutz gegen den Träger der Straßenbaulast auslö- sen. Deshalb hat der Vorhabenträger die betreffenden Gebiete, auch entsprechend der tatsächlichen Nutzung, als Gewerbegebiet oder Sondergebiete Handel, die dem Gewerbegebiet gleichzusetzen sind, eingeordnet. Macht eine Veränderung der Sachlage eine abweichende Planung erforderlich, ha- ben sich die öffentlichen Planungsträger mit der Gemeinde ins Benehmen zu setzen. Kann ein Einvernehmen nicht erreicht werden, kann der öffentliche Planungsträger nachträglich widersprechen (§ 7 Satz 2 und 3 BauGB). Vorliegend beachtet der festgestellte Plan die vorhandene städtebauliche Entwick- lung, wie sie Ausdruck in den rechtsverbindlichen Bebauungsplänen der Landes- hauptstadt Wiesbaden gefunden hat. Darüber hinaus berücksichtigt er die geplante städtebauliche Entwicklung. Dies führt aber nicht dazu, dass für Planungsabsichten der Vorhabenträger zur Durchführung umfassender Lärmschutzmaßnahmen ver- pflichtet wäre. Der Lärmschutz ist – wie unter C, Ziffer V,4.2 dargelegt – anhand der geltenden rechtsverbindlichen Bebauungspläne auszurichten. Weiter gehende Forde- rungen, insbesondere im Hinblick auf die geplante städtebauliche Entwicklung, er- möglichen der Planfeststellungsbehörde nicht, den Vorhabenträger zur Durchführung von umfassenden Lärmschutzmaßnahmen an der A 643 zu verpflichten. Wie darge- legt, können Gemeinden aus dem verfassungsrechtlich geschützten Selbstverwal- tungsrecht derartige Forderungen im Rahmen einer überörtlichen Verkehrsplanung nicht geltend machen. Das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden wird nicht verletzt.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 521 - A 643

Soweit die Landeshauptstadt Wiesbaden auf das städtische Grundstück Gemarkung Schierstein, Flur 11, Flurstück 175 hinweist, dass durch die Baumaßnahme in An- spruch und die Zunahme des Verkehrslärms und der Luftschadstoffe betroffen sei, ist anzumerken, dass es sich insoweit um ein unbebautes Grundstück handelt. Überdies kommt der sich aus Art. 14 GG ergebende Schutz einer Gemeinde nicht zu. Gemeinden sind angesichts des personalen Schutzzwecks der Eigentumsgarantie nicht Inhaber des Grundrechts aus Art. 14 GG (BVerfGE 61, 82 <100 ff.>). Denn die Gemeinden sind Teil der öffentlichen Gewalt, auch soweit sie als Fiskus über Eigen- tum an Grundstücken verfügen. Allerdings vermittelt auch ihr einfachrechtliches Ei- gentum der Gemeinde eine abwägungserhebliche Position, mit der sie eine gerechte Abwägung verlangen können (vgl. BVerwG, Urteil vom 27. März 1992 - BVerwG 7 C 18.91 -, BVerwGE 90, 96 <101>). Denn auch nicht verfassungsrechtlich geschützte Interessen gehören zum notwendigen Abwägungsmaterial, wenn sie nicht objektiv geringwertig oder nicht schutzwürdig sind (vgl. BVerwG, Beschlüsse vom 9. Novem- ber 1979 - BVerwG 4 N 1/78, 4 N 2/79, 4 N 3/79, 4 N 4/79 -, BVerwGE 59, 87 <102 f.>; und vom 13. März 1995 - BVerwG 11 VR 2.95). Die Inanspruchnahme des städti- schen Grundstücks ist zum Wohl der Allgemeinheit erforderlich und schließt damit nach dem objektiven Recht eine entsprechende Enteignung nicht aus (vgl. BVerwG, Urteile vom 18. März 1983 - BVerwG 4 C 80.79 -, BVerwGE 67, 74 <76>, vom 6. März 1987 - BVerwG 4 C 11.83-, BVerwGE 77, 86 <92> und vom 18. Dezember 1987 - BVerwG 4 C 9.86 -, BVerwGE 78, 347 <355>). Besondere Anforderungen an den Schutz von Grundstücken sind hinsichtlich des Verkehrslärms zu erfüllen, wenn bebaute Grundstücke zum nicht nur vorübergehenden Aufenthalt von Menschen be- stimmt sind (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer V,4.2). Dies ist bei einem (noch) nicht bebauten Grundstück nicht der Fall. Des Weiteren halten sich nicht regelmäßig auf dem Grundstück Menschen auf, die gegen Verkehrsimmissionen geschützt wer- den müssen (siehe unter C, Ziffer V,4.3). Andererseits tritt durch die beidseitige Ver- breiterung der A 643 weder eine unzumutbare Grundstücksinanspruchnahme ein noch erhöhen sich die Verkehrsimmissionen merklich. Die Fachplanung nimmt auf die weitergehenden Planungsabsichten der Landeshauptstadt damit angemessen Rück- sicht. Der Vorhabenträger berücksichtigt die kommunalen Belange im Rahmen der geltenden normativen Vorschriften und die Planfeststellungsbehörde hat sie als Aus- druck der kommunalen Planungshoheit mit dem ihnen zukommenden Gewicht in die Abwägung über das fachplanerische Vorhaben in die Abwägung eingestellt. Dabei hatte sie der Priorität der Fachplanung hinreichend Rechnung zu tragen (vgl. BVerwG, Beschluss vom 9. Oktober 2003 - BVerwG 9 VR 6.03). Durch den Planfeststellungsbeschluss sind lediglich wenige bebaubare städtische Grundstücken betroffen. Eine unverhältnismäßige Belastung des Eigentums der Lan-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 522 - A 643 deshauptstadt Wiesbaden ist damit nicht gegeben, zumal für öffentliche Vorhaben nach Möglichkeit in öffentlicher Hand stehende Grundstücke in Anspruch zu nehmen sind (vgl. BVerwG, Urteile vom 6. Juni 2002 - BVerwG 4 CN 6.01 -, NVwZ 2002, 1506; vom 20. August 1982 - BVerwG 4 C 81.79 -, BVerwGE 66, 133 <137> und vom 1. November 1974 - BVerwG 4 C 38.71 -, BVerwGE 47, 144 <147 f.>; vgl. auch Urteil vom 27. März 1992 – BVerwG 7 C 18.91 -, BVerwGE 90, 96 <101 ff.>). Im Übrigen verbleibt noch eine Restfläche, die auch unter Berücksichtigung des sechsstreifigen Ausbaus und der Erweiterung der Trasse nach Westen gewerblich nutzbar ist. Das Grundstück liegt neben einem Edeka-Markt und hinter dem Betriebsgebäude der Fa. Brillux, mit Zufahrt zum öffentlichen Straßennetz (Alte Schmelze) über das Flurstück 172. Hieran ändert sich durch das Bauvorhaben nichts. Das gilt auch in Bezug auf die geringe Erhöhung des Verkehrsaufkommens im Planfall, das dementsprechend auch nur zu einer geringen Erhöhung der Verkehrslärmbelastungen führt. Im Übrigen sich die sich durch die Grundstücksinanspruchnahme ergebenden Entschädigungsfragen in dem Entschädigungsverfahren zu klären. In diesem Zusammenhang ist Folgendes anzumerken: Die gesetzlichen Anforderun- gen des Immissionsschutzes sowie des Schutzes von Natur und Umwelt sind nicht speziell dem Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden zugeordnet, da sie insbesonde- re dem allgemeinen öffentlichen Interesse dienen. Der von einem Bauvorhaben be- troffenen Gemeinde kommen nicht deshalb „wehrfähige“ Rechte zu, weil der Allge- meinheit oder einzelnen Privatpersonen – die ihre Rechte selbst geltend zu machen haben – ein Schaden droht. Aus allgemeinen Gründen können Gemeinden keine Abwehransprüche gegen das hier festgestellte Vorhaben herleiten. Auch ist eine mit dem Vorhaben verbundene negative, unzumutbare Beeinträchtigung der Siedlungs- bereiche durch von der A 643 ausgehende Immissionen vorliegend nicht gegeben. Dazu ist festzustellen, dass der Immissionsschutz vom Träger des Vorhabens im Rahmen der Planung und des abgeschlossenen Anhörungsverfahrens sowie von der Planfeststellungsbehörde im Rahmen der Planfeststellung überprüft worden ist. Dies hat neben der Feststellung von aktiven Lärmschutzmaßnahmen an der A 66 (Blier- weg) und A 643 (Rheingaustraße) zur Festlegung eines Aufwendungsersatzes für passive Schallschutzmaßnahmen (siehe A, Ziffer IV,2) geführt, soweit die jeweiligen Voraussetzungen hierfür erfüllt sind (vgl. die Ausführungen unter C, Ziffer V,4 [Immis- sionsschutz]). Die Voraussetzung für die Verpflichtung des Vorhabenträgers zur Herstellung eines lärmarmen Fahrbahnbelags (z.B. aus offenporigen Asphalt, von den Stadt als „Flüs- terasphalt“ bezeichnet, sind nicht gegeben (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer V,4.2).

…/ Planfeststellungsbeschluss - 523 - A 643

Der Hinweis, die Grenze eines LSG abzugleichen, trägt das ASV Wiesbaden Rech- nung (vgl. A, Ziffer V,1 Punkt 1). Der Zugang zur Rettbergsaue ist eine Anlage der Stadt Wiesbaden. Mit dem Abriss der heutigen Brücke und dem Bau des zweiten (oberstromigen) Brückenzuges entfällt diese Zugangsmöglichkeit zur Rettbergsaue bis zur Fertigstellung des zweiten Brü- ckenzuges und dem damit verbundenen Bau eines unter der Brücke abgehängten Geh- und Radweges. Sollte von der Stadt Wiesbaden gewünscht werden, während dieser Zeit eine Zugangsmöglichkeit anzubieten, so ist es möglich, von dem bereits errichteten ersten, neuen Brückenzug (unterstromig) einen provisorischen Zugang (Treppenturm) zu schaffen. Die Kosten hierfür wären allerdings von der Stadt Wies- baden zu tragen (siehe auch Gestattungsvertrag vom 21.4./03.05.1965). Im Übrigen wird darauf geachtet, dass bei der Bauausführung eine durchgehende Fuß- und Radwegeverbindung entlang des Rheins möglichst über die gesamte Bau- zeit erhalten bleibt (vgl. A, Ziffer V,1 Punkt 2). Zu dem Hinweis, dass entlang der Rhein-Main-Route derzeit verschiedene Konzepte für Projekte zum Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes sowie zur Schaffung von at- traktiven Aufenthaltsbereichen – u.a. auch im Bereich der Rheinwiesen – entwickelt werden, die der Naherholung dienen und durch die Verkehrsemissionen nicht beein- trächtigt werden sollen, hat das ASV Wiesbaden zutreffend dargelegt, dass bei einem Wunsch der Stadt Wiesbaden nach Umsetzung von Naherholungsprojekten unter der neuen Autobahnbrücke mit dem Anlagenverantwortlichen der Autobahnbrücke abzu- stimmen ist. Über die einzelnen Maßnahmen wäre eine Verwaltungsvereinbarung abzuschließen. Alleiniger Kostenträger ist hierbei die Stadt Wiesbaden. Maßnahmen zur Unterhaltung und Erhaltung der Brücke müssten dabei jederzeit gewährleistet sein. Hinsichtlich der Bewertung der Erholungseignung von Rettbergsaue, Schiersteiner Hafen und Bismarcksaue in der UVS wird auf die Ausführungen unter C, Ziffer II,5.1.2 Buchst. a verwiesen. Die vorgesehene Neugestaltung des Regionalparks, insbeson- dere durch die geplante Entwicklung von Regionalparkstationen entlang der Route mit dem Ziel, die bestehenden Grünflächen gestalterisch und funktional aufzuwerten, fällt nicht in den Aufgabenbereich des Vorhabenträgers, zumal die neue unterstromi- ge Brücke die Flächen am Biebricher Rheinufer nicht erheblich beeinträchtigt mit der Folge, über die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands eine Aufwertung von Landschaftsbild und Naherholungsfunktion vorzunehmen. Mit den geplanten Maß- nahmen wird die Einbindung und Abschirmung der Trasse durch beidseitige, flächige Bepflanzung der Dammböschungen mit standorttypischen Laubgehölzen erreicht. Auch die Bauflächen werden der jeweiligen Ausgangssituation entsprechend land- schaftsgerecht wiederhergestellt. Die verbleibenden Beeinträchtigungen im Bezugs-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 524 - A 643 raum Siedlungsbereich betreffen ausschließlich anthropogen stark vorbelastete Funk- tionen und Strukturen des Naturhaushalts. Da sich hieraus keine besonderen Anfor- derungen weder an die Landschaft noch an eine räumlich und funktional eng gebun- dene Maßnahmenplanung ergeben, erfolgt die Kompensation dieser Eingriffe in den „Rheinwiesen“, indem die dort vorhandenen naturschutzfachlich besonders geeigne- ten Maßnahmenkomplex erweitert werden. Der Vorhabenträger hat die Wiederher- stellung der Baustelleneinrichtungsflächen im Rahmen der landschaftspflegerischen Ausführungsplanung zugesagt. Auch wird die Ausführungsplanung zur landschafts- pflegerischen Neugestaltung im Bereich der Anschlussstellen mit den zuständigen städtischen Ämtern abgestimmt (vgl. A, Ziffer V,1 Punkt 3). Des Weiteren trägt der Vorhabenträger den Hinweisen des Amtes für Wirtschaft und Liegenschaften, das Regenrückhaltebecken im Hinblick auf die Grünschnitt-Deponie im Anschlussohr Äppelallee (West) zu drehen (siehe Deckblatt zum Lageplan [lfd. Nr. 6.2 der festgestellten Unterlagen]) und Einschränkungen in den Betriebsabläufen mit den ortsansässigen Firmen vorzunehmen, Rechnung (vgl. A, Ziffer V,1 Punkt 4 und 5). Die entschädigungsrechtlichen Fragen in Bezug auf den Erwerb und die vorüber- gehende Inanspruchnahme städtischer Grundstücke werden außerhalb des Plan- feststellungsverfahrens geregelt. Dies gilt auch für den Erwerb einer Teilfläche des städtischen Grundstücks Gemarkung Schierstein, Flur 11, Flurstück 175 (Größe 7.753 m²). Des Weiteren erfolgt eine frühzeitige Information und Abstimmung über den Ablauf der Baumaßnahme (vgl. A, Ziffer V,1 Punkt 6). Weiterhin wird der Vorhabenträger bei der Entsorgung von Aushub die geltenden abfallrechtlichen Bestimmungen (Kreis- laufwirtschafts- und Abfallgesetz KrW/AbfG und HAG zum Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz) eigenverantwortlich eingehalten (vgl. A, Ziffer V,1 Punkt 7), zumal bei im Zuge von Baugrunderkundungen und Gründungsberatungen punktuell durchgeführ- ten abfalltechnischen Untersuchungen entlang der Ausbaustrecke lokale Auffüllun- gen, die abfalltechnisch relevanten Schadstoffbelastungen aufweisen können, be- kannt wurden. Der Kampfmittelräumdienst ist im Anhörungsverfahren gehört worden (siehe A, Ziffer V,1 Punkt 8 und 40). Die zum Betrieb des Abscheiders benannten wasserwirtschaftliche Nebenbestim- mungen sind unter IV,4.1 als Auflagen in den Planfeststellungsbeschluss aufgenom- men worden. Hinsichtlich der Nebenbestimmung, für den Havariefall sind schwimm- fähige Ölbindemittel vorzuhalten, hat das ASV Wiesbaden erklärt, dass bei einem Havariefall im RiStWag-Becken anfallende Leichtflüssigkeiten von der Oberfläche des Beckens abgeschöpft werden. Eine Bindung sei nicht erforderlich. Für auf der Fahr- bahn anfallende Flüssigkeiten halte die zuständige Autobahnmeisterei Bindemittel vor.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 525 - A 643

Für den Verlust von Retentionsraum im Überschwemmungsgebiet des Rheins durch die Neuerrichtung von Pfeilern und Stützen wird ausreichender Ausgleich durch Bo- denabtrag unter dem Brückenbauwerk geschaffen. In der Ausgangsplanung enthalte- ne divergierende Angaben wurden im Änderungsverfahren berichtigt (siehe A, Ziffer V,1 Punkt 9). Die wasserrechtliche Genehmigung hierfür wurde unter A, Ziffer III,3.1 des vorliegenden Planfeststellungsbeschlusses erteilt. Hinsichtlich der Maßnahmen während der Bauphase wird auf die gegebenen Zusagen verwiesen (siehe A, Ziffer V,1 Punkt 10). Das Konzept zum Massenausgleich wird vor der Bauausführung mit dem Regie- rungspräsidium Darmstadt, obere Bodenschutzbehörde, abgestimmt (siehe A, Ziffer V,1 Punkt 11). Die Schadensbegrenzungsmaßnahmen sind Bestandteil der Planfeststellung (siehe auch Zusage unter A, Ziffer V,1 Punkt 12). Unter A, Ziffer IV,1.1 sind zu den Vermei- dungs- und Schadensbegrenzungsmaßnahmen Auflagen festgelegt. Hinsichtlich der geäußerten Problematik baubedingte Beeinträchtigungen, insbeson- dere durch Baustelleneinrichtungen auf der Rettbergsaue, hat das ASV Wiesbaden in der Erwiderung zutreffend dargelegt, dass durch die vorgesehenen Maßnahmen zur Schadensbegrenzung bauzeitliche Störungen für wertgebende Vogelarten des Vo- gelschutzgebietes „Inselrhein“ soweit reduziert werden, dass auf jeden Fall erhebliche Beeinträchtigungen ausgeschlossen werden können. So werden zur Begrenzung des Baufeldes sowie als Sichtschutz Bauzäune vorgesehen. Weiterhin werden fest umris- sene Vorgaben in Bezug auf die Jahreszeiten, zu welchen der Brückenabriss durch- geführt wird sowie eine nächtliche Ausleuchtung der Baustelle erlaubt ist, und wann die Baufeldfreimachung erfolgen muss. Die Zeitfenster wurden so gewählt, dass die Brutzeiten von Vögeln ausgespart wurden. Diese Vorkehrungen stellen effektive Maßnahmen zur Schadensbegrenzung dar. Die Einhaltung der Auflagen wird durch eine ökologische Bauüberwachung gewährleistet (siehe A, Ziffer IV,1.1 Punkt 5). Das ASV Wiesbaden hat weiter erklärt, dass die Erstellung eines genauen Ablaufplans mit dezidierter Flächeninanspruchnahme noch nicht möglich ist, ein Bauzeitenplan werde jedoch im Rahmen der weiteren Planung erstellt und deren Überwachung sei essen- tielle Aufgabe der ökologischen Bauüberwachung (siehe A, Ziffer IV, Punkt 13 und 15). Dieser Plan werde aus dem landschaftspflegerische Begleitplan, der hierzu die Rahmenbedingungen absteckt, entwickelt. Ergeben sich daraus Änderungen, sind insoweit die Planunterlagen der Planfeststellungsbehörde zur Freigabe vorzulegen (siehe A, Ziffer IV,8). Dass die Kohärenzmaßnahmen außerhalb der Gemarkungen der Landeshauptstadt Wiesbaden liegen, stellt entgegen der Auffassung der Stadt keinen Mangel dar. Mit den geplanten Maßnahmen ist der notwendige unmittelbare Funktionsbezug zwi-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 526 - A 643 schen den beeinträchtigten Erhaltungszielen und den Maßnahmen zur Kohärenzsi- cherung gegeben. Die Maßnahmen liegen im gleichen Bereich des Rheins (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer IV,11). Im Vordergrund steht das Ziel der Wiederherstel- lung eines kohärenten Netzes NATURA 2000. Der Ausgleich muss nicht notwendig unmittelbar am Ort der Beeinträchtigung erfolgen; es reicht vielmehr aus, dass die Einbuße ersetzt wird (vgl. BVerwG, Urteil vom 12. März 2008). Die Planung der Kohä- renzmaßnahmen wurde in einem kontinuierlichen Abstimmungsprozess u.a. mit dem Regierungspräsidium Darmstadt, obere Naturschutzbehörde, und dem Hessen-Forst, der im Auftrag der oberen Naturschutzbehörde für die „Rheinwiesen von Oestrich- Winkel und Geisenheim“ die Managementplanung erstellt, durchgeführt. Nach der erfolgten Abstimmung mit der oberen Naturschutzbehörde sollen die Kohärenzmaß- nahmen trotz der Entfernung von ca. 20 km zum beeinträchtigten FFH-Gebiet „Rett- bergsaue bei Wiesbaden“ angrenzend an das FFH-Gebiet „Rheinwiesen von Oest- rich-Winkel und Geisenheim“ erfolgen, da sich in direkter Nachbarschaft zur Rett- bergsaue keine FFH-Gebiete mit vergleichbarem Aufwertungs- und Entwicklungspo- tenzial befinden. Auch auf der Rettbergsaue selbst können keine Flächen für den LRT *91EO geschaffen werden. Der funktionale Zusammenhang zwischen Eingriffs- ort und Kohärenzfläche ist gegeben. Dieser wird dadurch gestützt, dass beide Gebie- te im räumlichen Verbund der FFH-Gebiete entlang des Rheins liegen und natur- räumlich eng verbunden sind. Die geplante Altarmreaktivierung und das damit ein- hergehende geänderte Überflutungsregime wirkt sich nicht nur unmittelbar im Bereich der geplanten Kohärenz- und Kompensationsmaßnahmen positiv aus sondern auch im angrenzenden Naturschutz- und FFH-Gebiet „Rheinwiesen“, das zu einer optima- len Entwicklung auf regelmäßige und häufige Überschwemmungen durch den Rhein angewiesen ist. Darüber hinaus sind sowohl die Rettbergsaue als auch das Gebiet, in dem die Reaktivierung des Altrheinarms geplant ist, Teilflächen des Vogelschutzge- bietes „Inselrhein“, das sich von der Mainmündung entlang des Rheins bis nach Lorch erstreckt. Auch in Bezug auf die Eingriffsregelung trägt die Planung den natur- schutzrechtlichen Anforderungen Rechnung, denn Eingriff und Kompensation finden im selben Naturraum statt (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer V,7). Der Forde- rung der Landeshauptstadt Wiesbaden, die Kohärenzmaßnahmen auf Wiesbadener Stadtgebiet durchzuführen, war daher zurückzuweisen. Dies gilt auch für die Forde- rung, die außerdem im Bereich der Rheinwiesen vorgesehenen Kompensationsmaß- nahmen auf Wiesbadener Stadtgebiet zu realisieren. Das gewählte Kohärenz- und Kompensationsmaßnahmenkonzept stellt eine sinnvolle Einheit dar und ermöglicht eine sinnvolle und zweckmäßige Lösung. Die alternativ genannten Bereich Bismarck- aue, Schiersteiner Aue oder Schiersteiner Hafen, Lindenbach-Unterlauf oder Peters- aue, Rettbergsaue mögen aus der Sicht der Landeshauptstadt Wiesbaden für Kom-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 527 - A 643 pensationsmaßnahmen zwar auch geeignet sein. Auf diese Alternativvorschläge musste der Vorhabenträger jedoch nicht zurückgreifen, weil mit den geplanten Kohä- renz- und Kompensationsmaßnahmen eine angemessene und fachgemäße Aufwer- tung und Entwicklung von Natura 2000-Gebieten erfolgt. Die Durchführung der Kohä- renzmaßnahmen ist daher zwingend in der Rheinaue bei Geisenheim erforderlich. Würden hier nur die notwendigen Kohärenzmaßnahmen für den Verlust von 0,19 ha Silberweiden-Weichholzaue umgesetzt, wäre eine Renaturierung des Altrheinarms nicht mehr möglich sondern lediglich die Anlagen von Mulden, in denen sich Auen- wald entwickeln könnte. Die geplante Renaturierung schafft dagegen die grundlegen- den standörtlichen Voraussetzungen für die Entwicklung von naturnahem Auenwald. Sie stellt somit nicht nur eine ökologisch äußerst sinnvolle Maßnahme dar, die die Erhaltungsziele des angrenzenden FFH- und Naturschutzgebietes aufgreift und um- setzt sondern sie befindet sich auch in voller Übereinstimmung mit dem Maßnahmen- programm zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Hessen. Die geplante groß- räumige Renaturierung weist daher eine deutlich höhere ökologische Effektivität auf als die Umsetzung diverser kleinerer Maßnahmen. Das vorgeschlagene Monitoring und die Integration in das FFH-Gebietsmanagement werden sichergestellt (siehe Auflage unter A, Ziffer IV,1.2 und Zusage A, Ziffer V,1 Punkt 14). Außerdem werden durch die vorgesehenen Vermeidungsmaßnahmen bauzeitliche Störungen für artenschutzrechtlich relevante Tierarten soweit reduziert, dass erhebli- che Beeinträchtigungen ausgeschlossen werden können (siehe C, Ziffer V,5). Zur Begrenzung des Baufeldes werden Bauzäune zum Schutz wertvoller Biotopstrukturen aufgestellt. Für den Brückenabriss, eine nächtliche Ausleuchtung der Baustelle die Baufeldfreimachung sind Zeitfenster festgelegt. Diese wurden so gewählt, dass die Brutzeiten von Vögeln und Aktivitätszeiten von Fledermäusen ausgespart wurden. Diese Vorkehrungen stellen daher effektive Maßnahmen zur Vermeidung arten- schutzrechtlicher Zugriffsverbote dar. Die Einhaltung dieser Maßnahmen wird durch die ökologische Baubegleitung und Bauüberwachung gewährleistet. Als CEF-Maßnahme ist das Anbringen eines Nistkastens für den Turmfalken östlich des Hafengebietes vorgesehen. Das Aufhängen weiterer Vogelnistkästen, Schaffung von Bruthöhlen und das Anbringen von Fledermauskästen ist aus artenschutzrechtli- cher Sicht nicht erforderlich. Im Übrigen hat das ASV Wiesbaden darauf hingewiesen, dass der rechtsverbindliche immissionsschutzrechtliche Planfeststellungsbeschluss zur Errichtung des Kohleheizkraftwerkes als Auflage bereits die Umsetzung von CEF- Maßnahmen auf der Rettbergsaue umfasst. Hierzu gehöre das Aufhängen von Fle- dermauskästen bei Baubeginn des KHKW.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 528 - A 643

Darüber hinaus ist mit einem Vorkommen von Arthropoden des Anhangs IV der FFH- RL (Gliederfüßler und Insekten), die im Rahmen der artenschutzrechtlichen Prüfung hätten abgearbeitet werden müssen, aufgrund der Lebensraumansprüche dieser Ar- ten im Untersuchungsgebiet nicht zu rechnen. Weder bei den Bestandserfassungen, auch nicht in den angesprochenen Ruderalflächen in Schierstein, konnten solche Arten erfasst noch finden sich in der zentralen natis-Datenbank des Landes Hessen Hinweise auf planungsrelevante Arthropodenvorkommen. Ein Vorkommen europa- rechtlich geschützter Arten ist auszuschließen (siehe auch die Darstellung unter C, Ziffer V,6.7). Das ASV Wiesbaden hat weiterhin zutreffend dargelegt, dass die Ruderalflächen so- wie aufgelassenen Wiesen und Weiden im Untersuchungsgebiet im Rahmen der Bio- toptypenkartierung vor Ort erfasst wurden. Im landschaftspflegerischen Begleitplan sind die wesentlichen Inhalte dargestellt, d.h. die wertvollsten Flächen im Gebiet wur- den kartiert und bewertet (die Bedeutung der Grünflächen ist in der Bilanzierung, Anl. 4 der Unterl. 12.0 dargestellt). Hinsichtlich der Kompensationsmaßnahmen im Sied- lungsbereich ist vorrangiges Ziel die Einbindung und Abschirmung der Trasse durch Bepflanzung der Dammböschungen beidseitig flächig mit standorttypischen Laubge- hölzen. Die vorübergehend in Anspruch genommenen Bauflächen werden der jewei- ligen Ausgangssituation entsprechend landschaftsgerecht wiederhergestellt. Die ver- bleibenden Beeinträchtigungen im Siedlungsbereich betreffen ausschließlich anthro- pogen stark vorbelastete Funktionen und Strukturen des Naturhaushalts. Da sich hie- raus keine besonderen Anforderungen an eine räumlich und funktional eng gebunde- ne Maßnahmenplanung ergeben, erfolgt die Kompensation dieser Eingriffe ebenfalls in den Rheinwiesen. Damit werden naturschutzfachlich besonders geeignete Maß- nahmen in dem Komplex durch eine entsprechende Erweiterung der Maßnahmen erreicht. Dies ist nicht zu beanstanden, da die Rheinwiesen zur selben naturräumli- chen Haupteinheit gehören. Der Weg zur Rettbergsaue ist in einer Breite von 2,50 m Breite konzipiert und somit ist ein Befahren mit Fahrrädern möglich (vgl. A, Ziffer V,1 Punkt 16). Die südlich der Rheingaustraße unter der Schiersteiner Brücke bestehende Park- platzanlage kann nach Maßgabe des bestehenden Nutzungsvertrages gegen Kos- tenerstattung durch die Landeshauptstadt Wiesbaden wiederhergestellt werden, ggf. auch vergrößert werden. Dazu muss die Verwaltungsvereinbarung geändert werden (vgl. A, Ziffer V,1 Punkt 17). Der Vorhabenträge strebt an, während der Bauzeit alle jetzt vorhandenen Fahrbezie- hungen der Anschlussstellen jederzeit aufrechtzuerhalten (vgl. A, Ziffer V, Punkt 19). Dies gilt auch für die Fuß- und Radwegeverbindung entlang des Rheins (siehe A, Ziffer V1 Punkt 2). Weiterhin strebt der Vorhabenträger an, während der Bauzeit alle

…/ Planfeststellungsbeschluss - 529 - A 643

Fahrbeziehungen mit der heute vorhandenen Fahrstreifenanzahl des untergeordne- ten städtischen Straßennetzes aufrechterhalten. Dazu wurden vom ASV Wiesbaden zugesagt, die Verkehrsführungen in den einzelnen Bauphasen rechtzeitig vorher (vgl. A, Ziffer V,1 Punkt 20) und den Bauablauf und die notwendigen Baustellenumfahrun- gen (vgl. Ziffer V,1 Punkt 21) mit der Stadt Wiesbaden abzustimmen. Des Weiteren soll gegen Kostenerstattung durch die Landeshauptstadt Wiesbaden nach Maßgabe des bestehenden Gestattungsvertrages für die Zeit des Baus der zweiten Brücke ein Provisorium errichtet werden, um die Zugänglichkeit der Rettbergsaue für den Rad- und Fußgängerverkehr auch während der Bauzeit durchgängig zu gewährleisten (vgl. A, Ziffer V,1 Punkt 22 sowie den Vorbehalt unter A, Ziffer IV,12 Punkt 3). Ferner wird das ASV Wiesbaden über den Kostenanteil der Landeshauptstadt Wiesbaden eine Verwaltungsvereinbarung mit der Stadt abschließen (vgl. A, Ziffer V,1 Punkt 23). Darüber sind mit dem sechsstreifigen Ausbau der A 643, die u.a. dem leistungsfähi- gen Ausbau der Autobahn dient, keine zusätzlichen Verkehrsbelastungen auf dem nachgeordneten Straßennetz der Landeshauptstadt Wiesbaden zu erwarten. Das ASV Wiesbaden in diesem Zusammenhang auf die Modellrechnungen (Anl. 17 Abb. 15.4) verwiesen, nach denen von einer geringfügigen Abnahme der Verkehrsbelas- tung gerechnet wird. Die im Ausgangsverfahren ausgelegte Lärmberechnung ist, wie die Prüfung durch das ASV Wiesbaden ergeben hat, tatsächlich fehlerhaft gewesen. Deshalb wurde eine neue Lärmberechnung erstellt und zum Gegenstand eines Ergänzungsverfah- rens gemacht. Dies gilt auch für die luftschadstofftechnische Untersuchung; sie wurde deshalb durch eine neue luftschadstofftechnische Berechnung ersetzt, die Gegen- stand des Änderungsverfahrens war. Für die Beurteilung des Lärmschutzes ist ausschließlich auf Berechnung abzustellen, Schallpegelmessungen können als Entscheidungsgrundlage für den Lärmschutz nicht herangezogen werden. Hinsichtlich der Beurteilung des Lärmschutzes wird auf die Ausführungen unter C, Ziffer V,4.2 verwiesen. Die Forderung nach zusätzlichen Lärmschutzmaßnahmen war aus den dort genannten Gründen zurückzuweisen. Da- nach kann zusätzlicher aktiver Lärmschutz beiderseits der A 643/ Schiersteiner Brü- cke weder zur Sicherung der Naherholungsqualität im Bereich des Freizeit- und Erho- lungsgebiets Rheinwiesen und des Schiersteiner Hafens noch zur Sicherung der Rechte und Entwicklungsmöglichkeiten der Eigentümer, der Betriebe und der Wohn- bevölkerung im Bereich der Gewerbe-, Sonder- und Mischgebiete dem Träger der Straßenbaulast auferlegt werden. Dies gilt auch für das bislang unbebaute städtische Grundstück Gemarkung Schierstein, Flur 11, Flurstück 175. Auch die Forderung nach Maßnahmen an der Autobahn zur Verbesserung der Luft- qualität war zurückzuweisen. Hierzu wird auf die Ausführungen unter C, Ziffer V,4.3

…/ Planfeststellungsbeschluss - 530 - A 643 verwiesen. Zusätzlicher aktive Lärmschutzmaßnahmen können dem Träger der Stra- ßenbaulast auch nicht als wirksame Maßnahmen zur Verbesserung der Luftbelas- tungssituation, insbesondere zur Reduzierung von Grenzwertüberschreitungen in Biebrich und Schierstein auferlegt werden. Soweit die Landeshauptstadt Wiesbaden fordert, im Bereich der Anschlussstelle Äp- pelallee auf die im Deckblatt zum Lageplan enthaltenen Änderungen der Zufahrt „Äp- pelallee-Center“ zu Gunsten der Ausgangsplanung zu verzichten, weil nach Auffas- sung der Stadt eine eigene Abbiegespur für Rechtsabbieger von der Äppelallee auf das Gelände sowie eine zusätzliche, dritte Aufstellspur in der Ausfahrt vom Gelände auf die Äppelallee insbesondere die Qualität der inneren und äußeren Erschließung des Grundstückes, aber auch die Qualität des Verkehrsablaufes im Zuge der Äppelal- lee verbessert, hat der Vorhabenträger dargelegt, dass der neue Eigentümer des Äp- pelallee-Centers der ursprünglich vorgesehenen Änderung der Zufahrt „Appellallee- Center“ nicht zugestimmt hat, es sei denn bei Übernahme der Kosten durch die Lan- deshauptstadt. Das ASV Wiesbaden hat zusagegemäß im Anschluss an den Erörte- rungstermin eine nachträgliche Abstimmung vorgenommen (vgl. A, Ziffer V,1 Punkt 18). Nach diesem Ergebnis wird die Zufahrt zum Äppelallee-Center dahingehend ge- ändert, dass die ursprüngliche Planung umgesetzt wird. Dabei ist es möglich, in der Ausfahrt vom Center einen zusätzlichen Abbiegestreifen anzuordnen, so dass für die Rechtsabbieger zwei und für die Linksabbieger einen Fahrstreifen zur Verfügung zu stellen. Der Geradeausfahrstreifen und damit ein Kreuzen der Äppelallee entfallen. Der neue Grundstückseigentümer hat dieser Maßnahme einschließlich der Kostenbe- teiligung zugestimmt (Mail vom 22.07.2011). Städte Geisenheim und Oestrich-Winkel Der Ausbau des Leinpfads von Eltville am Rhein bis Geisenheim ist eine Planung des Zweckverbands Rheingau. Dieser sieht im Bereich östlich der Kleingärten die Füh- rung eines neuen kombinierten Rad- und Gehwegs entlang der B 42 vor. Der beste- hende Leinpfad soll gemäß der Planung des Zweckverbands im FFH-Gebiet „Rhein- wiesen bei Oestrich-Winkel und Geisenheim“ rückgebaut werden. Diese Planung des Zweckverbands Rheingau, die inzwischen ausgeführt worden ist, wurde vom Vorha- benträger bei der Kohärenzmaßnahmenplanung, da für den Aus- bzw. Neubau des Leinpfades als Radweg sowie für den teilweisen Rückbau des Leinpfades im Bereich des Naturschutzgebietes „Rheinwiesen von Oestrich-Winkel und Geisenheim“ nach Fertigstellung des Wegeabschnittes parallel zur B 42 ein naturschutzrechtlicher Be- freiungsbescheid des Regierungspräsidiums Darmstadt vom 04.08.2009 vorliegt, die verfestigte Planung zutreffend als Bestand berücksichtigt. Da der Leinpfad am Rhein- ufer in der Weiterführung zukünftig nicht mehr existieren soll, ist ein Brückenbauwerk über den neu entstehenden Altrheinarm entbehrlich und dessen Herstellung konnte

…/ Planfeststellungsbeschluss - 531 - A 643 dem Träger der Straßenbaulast als Veranlasser der Kohärenzmaßnahmen auch in der Planfeststellung nicht auferlegt werden. Im Rahmen des Erörterungstermins wur- de dargelegt, dass nach der Zweckverband bzw. die Städte Geisenheim und Oest- rich-Winkel bereit seien, die Brücke solle auf eigene Kosten und in eigener Verant- wortung zu errichten (siehe Niederschrift vom 05.04.2011, S. 5). Damit wurde von den Kommunen anerkannt, dass ein rechtlicher Zusammenhang zu dem anhängigen Planfeststellungsverfahren nicht besteht. Im Übrigen werden aus Sicht des Vorhaben- trägers – vorbehaltlich eines positiven Abschlusses des erforderlichen naturschutz- rechtlichen Verfahrens – im Hinblick auf die Kohärenzmaßnahme keine unüberwindli- chen Hindernisse gesehen, die gegen die Schaffung einer Querungsmöglichkeit sprechen (siehe auch Vorbehalt unter A, Ziffer IV,12 Punkt 6). Das eine ausdrückliche Rücknahme der Einwendung nicht erfolgte, war die Einwendung zurückzuweisen. Hinsichtlich der vom ASV Wiesbaden im Anhörungsverfahren zu den Stellungnahmen der Stadt Geisenheim bzw. der Stadt Oestrich-Winkel gegebenen Zusagen wird auf die Ausführungen unter A, Ziffer V,1 Punkte 24 bis 29 bzw. 30 bis 36 verwiesen. Fer- ner wird hinsichtlich der Renaturierung des Rheinaltarms auf die Ausführungen unter C, Ziffer IV,11 [Kohärenzmaßnahmen] und V,7.6 [Reaktivierung des Rheinaltarms] verwiesen. Die Einwendung, die Kohärenzmaßnahme in den Rheinwiesen bei Geisenheim und Oestrich-Winkel sei unverhältnismäßig und rechtswidrig und widerspreche den natur- schutzrechtlichen Vorschriften, war – unter Beachtung der Ausführungen zu C, Ziffer IV,11 und V,6.5 – zurückzuweisen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Gemeinden in Bezug auf die Beachtung der allgemeinen Umweltvorschriften keine Abwehransprü- che zu kommen. Der Planfeststellungsbeschluss einschließlich des festgestellten Plans tragen unter Berücksichtigung der vom ASV Wiesbaden gegeben Zusagen den relevanten städte- baulichen Belangen Rechnung und berücksichtigen die kommunalen Interessen. Da- rüber hinausgehende Forderungen waren zurückzuweisen. Dies gilt insbesondere im Hinblick darauf, dass eine konkrete Verpflichtung des Trägers der Straßenbaulast zur Durchführung weiterer Lärmschutzmaßnahmen, nicht in Betracht kommen kann.

10. Ver- und Entsorgungsleitungen, Telekommunikationslinien Aus Anlass des Ausbaus der A 643 müssen verschiedene Ver- und Entsorgungslei- tungen gesichert oder umgelegt werden. Durch den Ausbau muss ein Mast der 110-kV-Hochspannungsfreileitung der KMW angepasst werden. Nach § 43 Abs. 1 Nr. 1 EnWG ist die Errichtung und der Betrieb sowie die Änderung von Hochspannungsfreileitungen, ausgenommen Bahnstromfern- leitungen, mit einer Nennspannung von 110 Kilovolt oder mehr, planfeststellungs- pflichtig. Nach Darstellung des Regierungspräsidiums Darmstadt, Dez. III 33.1, sind …/ Planfeststellungsbeschluss - 532 - A 643 die Voraussetzungen für eine Plangenehmigung nach § 43b EnWG gegeben; sie wurde im Planfeststellungsbeschluss unter A, Ziffer III,4 erteilt. Die vorgeschlagenen Nebenbestimmungen sind als Auflagen unter A, Ziffer IV,5 aufgenommen. Die durch die Baumaßnahme betroffenen Kabel der ESWE Versorgungs AG müssen umgelegt werden, daher sind Abstimmungsgespräche zwischen den Beteiligten er- forderlich. Dabei handelt es sich um 1. die 20 kV-Kabelverbindung über die Brücke zur Rettbergsaue, 2. die 20 kV- und 1kV-Kabelführungen unter den Brücken in der Rheingaustraße und in der „Alte Schmelze“/ Hagenauer Straße, 3. die 20 kV- Kabeltrasse parallel zur A 643 zwischen „Alte Schmelze“ und Schloß- bergstraße 4. die 20 kV-Kabeltrasse parallel zur A 643 zwischen „Alte Schmelze“ und Bahnglei- sen 5. die 20 kV- Kabeltrasse im Bereich Autobahnkreuzes Schierstein 6. die 1 kV-Kabeltrasse im Fußweg parallel zur A 643 zwischen Rheingaustraße und Äppelallee und 7. die 1 kV-Kabeltrasse unter der Brücke in der Äppelallee Ein Schutzstreifen um die Kabeltrassen wird berücksichtigt. Über die Kostentragung für die erforderliche Verlegung oder Sicherung von Ver- und Entsorgungsleitungen wird in der Planfeststellung nicht entschieden. Die Kostentra- gung richtet sich nach der privatrechtlich geregelten Folgekostenpflicht oder, sofern zwischen den Versorgungsunternehmen und der Hessischen Straßen- und Verkehrs- verwaltung Verträge abgeschlossen sind, nach diesen. Dies bedeutet, dass im Bau- werksverzeichnis für Ver- und Entsorgungsleitungen aufgenommene diesbezügliche Kostenregelungen lediglich deklaratorische Bedeutung haben. Soweit im Teilbereich der Maßnahmen Fernmeldetrassen der ESWE Versorgungs AG- FM-Planung betroffen sind, werden diese – wie im festgestellten Bauwerksver- zeichnis beschrieben – im Rahmen der Baumaßnahmen umgelegt. Im Zuge der Bau- vorbereitung werden mit der ESWE die notwendigen Vorbereitungen zur Umlegung der Leitungen abgestimmt. Die Kosten der von Nutzungsberechtigten vorzunehmen- den Änderungen der Fernmeldetrassen haben, da es sich somit um Telekommunika- tionsanlagen handelt, gemäß § 72 des Telekommunikationsgesetzes (TKG) vom 22. Juni 2004 (BGBl. I S. 1190), zuletzt geändert durch Gesetz vom 17. Februar 2010 (BGBl. I S. 78), die Nutzungsberechtigten zu tragen. Nach § 72 TKG ist, wenn sich nach Errichtung einer Telekommunikationslinie ergibt, dass sie (dritte Alternative) die Ausführung einer von dem Unterhaltungspflichtigen beabsichtigten Änderung des Verkehrsweges entgegensteht, die Telekommunikationslinie, soweit erforderlich, ab- zuändern oder zu beseitigen (Abs. 1). In allen Fällen hat der Nutzungsberechtigte die

…/ Planfeststellungsbeschluss - 533 - A 643 gebotenen Maßnahmen an der Telekommunikationslinie auf seine Kosten zu bewir- ken. Ein anderer als der Nutzungsberechtigte darf die entsprechenden Arbeiten aus- führen. Die Bestimmung schließt aus, dass die Behörde, die hinsichtlich des Ver- kehrsweges unterhaltungspflichtig ist, die gebotenen Arbeiten an der Telekommuni- kationslinie in entsprechender Anwendung der bürgerlich-rechtlichen Bestimmungen über die Geschäftsführung ohne Auftrag (§§ 677 ff. BGB) selbst vornimmt (vgl. BVerwG, Beschluss vom 28. März 2003 - BVerwG 6 B 22/03). Nimmt der Unterhal- tungspflichtige entsprechende Arbeiten dennoch vor, so steht ihm ein Kostenerstat- tungsanspruch gegenüber dem Nutzungsberechtigten nicht zu. Beim Hinzukommen der Straße zur Telekommunikationslinie ist in jedem Einzelfall – auch in den Fällen des § 76 TKG – die geschützte Rechtsposition des Wegenutzungsberechtigten zu prüfen. Wird die Unterhaltung des Verkehrsweges erschwert, so der Nutzungsberech- tige dem Unterhaltungspflichten die aus der Erschwerung entstehenden Kosten zu ersetzen. Die „Änderung des Verkehrsweges“ im vorgenannten Sinne, die eine Folgepflicht zu Lasten einer in der Straße verlegten Telekommunikationslinie auslöst, liegt immer dann vor, wenn in den Bestand des Verkehrsweges baulich eingegriffen wird. Ob der Verkehrsweg auf Dauer verlegt oder sonst einen anderen Zustand erhält, kommt es nicht an. Die Änderung des Verkehrsweges ist von dem Wegeunterhaltungspflichti- gen auch dann „beabsichtigt“ im vorgenannten Sinne, wenn sie – wie hier für eine andere Bundesfernstraße – aufgrund einer Planfeststellung für den anderen Ver- kehrsweg als notwendige Folgemaßnahme gemäß § 75 Abs. 1 Satz 1 HVwVfG fest- gestellt und von dem Vorhabenträger dieses Verkehrsweges durchgeführt werden muss (vgl. BVerwG, Urteil vom 1. Juli 1999 - BVerwG 4 A 27.98 -, NVwZ 2000, 316, zu § 55, 53, 55 und 56 TKG a.F.). Die Formulierung im neu gefassten TKG ist inso- weit mit den Vorschriften des alten TKG identisch. Damit richtet sich die Änderung von Fernmeldeanlagen nicht – wie vom ASV Wiesbaden dargelegt – nach „den ein- schlägigen Gesetzen, Verträgen, Richtlinien oder nach allgemeinen entschädigungs- rechtlichen Grundsätzen“. Im Übrigen hat der Vorhabenträger zugesagt, die technischen Auflagen der ESWE zu beachten. Des Weiteren geht die ESWE Versorgungs AG - G+W-Planung, davon aus, dass Gas-, Wasser- und Fernmeldeversorgungsanlagen umgelegt werden müssen. Hierzu sollen Abstimmungsgespräche zwischen den Beteiligten geführt werden. Dabei sollen die für die bestehende Leitungen und/ oder Kabel erforderlichen Schutzstreifen grundsätzlich eingehalten. Die Schutzstreifenbreite ist abhängig von der Dimension der Anlagen: • bis DN 150 (oder Kabel): je 2 m links und rechts der Anlagen

…/ Planfeststellungsbeschluss - 534 - A 643

• über DN 150 bis DN 400: je 3 m links und rechts der Anlagen • über DN 400 bis DN 600: je 4 m links und rechts der Anlagen • über DN 600: je 5 m links und rechts der Anlagen Nachfolgende Nutzungsbeschränkungen innerhalb des Schutzstreifens sind nach Angabe des Unternehmens zu beachten: • Keine Errichtung von Bauwerken. • Freihaltung von Bewuchs (Bäumen, Sträucher, usw.). • Flächen dürfen nur leicht befestigt werden und nur mit Zustimmung des Be- treibers. • Das Lagern von Schüttgütern, Baustoffen oder wassergefährdenden Stoffen ist unzulässig. • Geländeveränderungen, insbesondere Niveauänderungen sind nur mit Zu- stimmung des Betreibers erlaubt. Die Kostentragung richtet sich nach privatrechtlichen Grundsätzen für die Folgekos- tenpflicht für Ver- und Entsorgungsleitungen und nach § 72 TKG für Fernmeldever- sorgungsanlagen. Dies gilt auch für eine Anpassung der bestehenden, öffentlichen Straßenbeleuchtungsanlage. Neben dem vorhandenen Hauptsammler befindet sich zurzeit eine Gashochdrucklei- tung der Stadtwerke Wiesbaden (ESWE), die auf der gesamten Streckenlänge bis zur Rheingaustraße ebenfalls erneuert werden soll. Weiterhin wird durch die geplante Maßnahme eine Gashochdruckleitung DN 300, DP 25 der KMW Gastransport GmbH (KMW-GT) betroffen, die an den Netzkopp- lungspunkt (Gasdruckregelanlage Schierstein) der ESWE Versorgungs AG ange- schlossen ist. Diese Leitung wird, wie im Bauwerksverzeichnis, verlegt werden. Dies soll im neu zu errichteten Teilbauwerk erfolgen und im Zuge der Bauvorbereitung abgestimmt werden (siehe unter A, Ziffer V,1 Punkt 128). Außerdem hat die Kraftwer- ke Mainz-Wiesbaden AG erklärt, dass gegen den teilweise Ausbau der A 643 im Schutzstreifen – je 17,50 m von der Leitungssachse nach beiden Seiten gemessen – der 110-kV Hochspannungsfreileitung UW Schierstein – SA Wiesbaden Ost zwischen den Masten Nr. 2, 2a und 3 keine Bedenken bestehen. Der vorhandene Kreuzungs- vertrag (vom Okt. 1964) wird den neuen Gegebenheiten angeglichen (siehe unter A, Ziffer V,1 Punkt 129). Das Fundament im Bereich von Mast Nr. 3 (lfd. Nr. 48 des Bauwerksverzeichnisses) an der geplanten Böschungsbruchkante (Achse 91) wird statisch gesichert (siehe unter A, Ziffer V,1 Punkt 130). Die erforderliche Plan- genehmigung hierfür wird durch die Planfeststellung ersetzt und die vom Regie- rungspräsidium Darmstadt, Dez. III 33.1, benannten Nebenbestimmungen sind in den Planfeststellungsbeschluss aufgenommen worden (siehe A, Ziffer III,4 sowie IV,5). Für den Auftrag der Erdmassen (ca. 15.000 m³) zwischen den Masten 2a und 3 wird vom ASV Wiesbaden eine gesonderte Höhenfreigabe bei der KMW eingeholt und vor Baubeginn zwecks Höhenfreigaben für den Einsatz von Baumaschinen er- neut angefragt (siehe unter A, Ziffer V,1 Punkt 131 und 132). …/ Planfeststellungsbeschluss - 535 - A 643

Die in den Leitungsplan dargestellten und im Bauwerksverzeichnis (unter lfd. Nr. 48) beschriebenen Maßnahmen zum Rückbau und der Neuverlegung der GasLINE Ka- belschutzrohranlage wird im Zuge der Bauvorbereitung wird der Ruhrgas AG abge- stimmt. Die technischen Auflagen des Leitungsbetreibers werden beachtet (siehe unter A, Ziffer V,1 Punkt 133 und 134). Die Maßnahmen am Auslaufkanal RÜB 70, SKU Winklerstraße in Geisenheim und Auslaufkanal RÜB B 63, DLB Börnchen, des Abwasserverbandes „Mittlerer Rhein- gau“ werden vom Vorhabenträger mit dem Unternehmen abgestimmt (siehe unter A, Ziffer V,1 Punkt 135). Die genaue Lage der Trinkwasserleitung DN 500 der Hessenwasser GmbH & Co. KG und des in deren Bereich befindlichen Steuerkabels wurde vor Ort festgestellt. Im Deckblatt zum Leitungsbestandsplan, Sept. 2011, ist die Wasserleitung aufgenom- men worden. Der nach dem DVGW-Regelwerk geltende Schutzstreifen von 4 m beid- seitig der Rohrachse, der zur Sicherung der Rohrleitungen vor Beschädigung und zur Erhaltung der Zugänglichkeit dient, wird beachtet. Denn sämtliche Arbeiten sind nur mit Zustimmung des Leitungsbetreibers erlaubt. Die Anweisung wird beachtet. Die sich durch das planfestgestellte Vorhaben ergebenden Angelegenheiten des Grund- erwerbs und der Entschädigung werden im gesondert von der Planfeststellung durch- zuführenden Entschädigungsverfahren geklärt (siehe unter A, Ziffer V,1 Punkt 136 bis 138). Auf die Verlegung einer Gaspendelleitung wird verzichtet (siehe unter A, Ziffer V,2 Punkt 9). Renaturierung Altarm Regenwasserableitung Die bestehende Regenwasserleitung kreuzt den zu reaktivierenden Altarm (Bau-Stat. Altarm 0+492). Nach vorliegenden Kenntnissen des Vorhabenträgers führt diese Re- genwasserleitung kein häusliches Abwasser sondern wird nur aus einem Feldrückhalt beschickt. Daher wird für die Wasserqualität von einer hinreichenden Güte ausge- gangen, so dass der Regenwasserkanal zukünftig in den Altarm eingeleitet wird. Da- mit stellt der Altarm die Vorflut der verkürzten Regenwasserleitung dar. Unter Hinblick auf das natürliche Verlandungsgeschehen von Altarmen kann der Verlust der Vor- flutwirkung bei ungünstiger Sedimentation im reaktivierten Altarm nicht ausgeschlos- sen werden. Daher ist vorgesehen, die alte zum Rhein weiterführende Regenwasser- leitung nicht vollständig aufzugeben und zu verpressen sondern am linken Altarmufer in Richtung Rhein gut sichtbar bestehen zu lassen und den Einlauf lediglich abzu- mauern. Bei zukünftig nicht auszuschließendem Verlust der Altarmvorflut kann der Regenwasserabfluss in einem kurzen Stück den dann verlandeten Altarm in einem

…/ Planfeststellungsbeschluss - 536 - A 643 offenen Graben kreuzen und von dort durch die wieder geöffnete, noch vorhandene Regenwasserleitung zum Rhein geführt werden. Mischwasserableitung Im Gegensatz zur bestehenden Regenwasserleitung kann die Mischwasserleitung nicht in den zu reaktivierenden Altarm geführt werden. Grund hierfür ist die unzurei- chende Wasserqualität des Mischwassers mit diesen wesentlichen Folgen: - Geringe Abflüsse im Altarm bei niedrigen Rheinwasserspiegellagen führen zu ge- ringer Verdünnung der eingetragenen Nährstoffe und damit zur Gefahr des mehr oder weniger regelmäßigen Entstehens sauerstoffarmer oder sauerstofffreier Ver- hältnisse („Umkippens“) des Altarms in sommerlichen Niedrigwasserphasen mit Gewitterregen. - Nährstoffeintrag fördert das Wachstum von Wasserpflanzen und damit die daraus resultierende biogene Auflandung. - Ästhetische Störstoffe im Bereich des reaktivierten und renaturierten Altarms. Als Schlussfolgerung hieraus ist - die Einleitung des Mischwassers in den Altarm nicht zielkonform, - die Beibehaltung der bestehenden Einleitestelle in den Rhein und Zuleitung des auf dem rechten Altarmvorlandes zugeführten Mischwassers über neue Dükerung des Altarms zum Rhein erforderlich sowie - eine angepasste betrieblich erhöhte Unterhaltung (Spülung) evtl. notwendig. Deshalb wird die neue Mischwasserleitung als Düker mit einem Durchmesser DN 1600 unter dem neuen Altarm geführt. Der Düker wird im leichten Gegengefälle ver- legt, um mitgerissene Luft gut aus dem Bauwerk führen zu können. Der unterwasser- seitige Abschlussschacht des Dükers bildet bei Rückstau aus dem Rhein einen Hochpunkt und muss gegebenenfalls mit einer automatischen überstaubaren Entlüf- tung versehen werden. Der Mischwasserdüker wird in angemessenen Abständen sowie bei Bedarf auf Abla- gerungen überprüft und bei Verschlechterung gegenüber dem bestehenden Zustand der Mischwasserleitung gereinigt. Hierzu wird die Erreichbarkeit über eine entspre- chende, der Vegetationsentwicklung angepasste Fläche gesichert.

11. Bauausführung 11.1 Neubau der Rheinbrücke Nach Vorbereitung des Baufeldes werden die Unterbauten der neuen, unterstromsei- tigen Brücke hergestellt. Die Gründungen der Flusspfeiler werden aufgrund der Bau- grundverhältnisse als Senkkästen abgeteuft, die Pfeiler selber mit Ortbeton herge- stellt und mit Naturstein verblendet. Diese Verblendung sollte aus wirtschaftlichen Gründen (aufwendiger Schutz während der Schweißarbeiten des Überbaus) erst nach Fertigstellung des Überbaus erfolgen. Die Unterbauten in den Vorlandbereichen und auf der Rettbergsaue werden flach gegründet und in konventioneller Ortbeton- bauweise hergestellt. Die Andienung der Baustelle auf der Rettbergsaue erfolgt per Schiff. Die Rahmenkonstruktion aus vorgespannten Halbfertigteilen mit Aufbeton wird …/ Planfeststellungsbeschluss - 537 - A 643 im Zusammenhang mit der Herstellung des Widerlagers Wiesbaden gebaut. Nach Fertigstellung des Überbaus werden die Ausbauteile (Abdichtung, Kappen, Belag, Geländer etc.) montiert und die Deckbeschichtung des Korrosionsschutzes der Stahl- bauteile durchgeführt. Nach Herstellung der verkehrlichen Anschlüsse außerhalb der Wettbewerbsgrenzen wird der gesamte Verkehr auf das neue Bauwerk verschwenkt und das Bestandsbauwerk abgebrochen. Die Herstellung der neuen oberstromseiti- gen Brücke erfolgt prinzipiell analog der unterstromseitigen. Zusätzlich wird im Zuge des Ausbaus der Steg zur Rettbergsaue auf der östlichen Seite montiert. Nach Fertigstellung der Brücke wird der Verkehr in Fahrtrichtung Wiesbaden auf das neue Bauwerk umgelegt. Die Stahlquerschnitte der Überbauten werden im Werk in Einzelabschnitten vorgefer- tigt und nach dem Konservieren mit Lkw- bzw. Schiffstransporten zur Baustelle gelie- fert. Als maximale Bauteilabmessungen für den Transport auf der Straße sind Längen bis zu 35 m, Breiten bis ca. 4 m und Bauteilhöhen bis ca. 3,2 m möglich. Das maxi- male Transportgewicht beträgt etwa 60t. Für den Schiffstransport sind in Abhängig- keit der Lukenabmessungen größere Einzelteilabmessungen und Gewichte möglich. Der Stahlquerschnitt ist in Bodenblechmitte getrennt, so dass jeweils 2 Bauteile in L- Form angeliefert werden müssen. Der Überbau ist 105 m lang; die Bauteile werden in Längen von jeweils 35 m angeliefert. Durch diese Aufteilung wird für die Montage nur jeweils eine Hilfsstütze pro Kasten im ersten Feld benötigt. Die Einzelbauteile werden vor Ort mit Kranen auf Hilfskonstruktionen abgelegt, ausgerichtet und zu dem Ge- samtquerschnitt verschweißt. Der Stahlquerschnitt in den Feldern (Bauhöhe ca. 3,5 m und ca. 4,5 m) wird in 8 Einzelbauteile aufgeteilt. In den gevouteten Bereichen wird eine Aufteilung in 9 Einzelbauteile gewählt. Die steifen Randbauteile (C-Profile) kön- nen in Bauteillängen von ca. 34 m angeliefert werden. Die orthotropen Platten des Trogbodens und der Fahrbahn werden in Längen zwischen 10-16 m angeliefert. Die Montage beginnt von der Mombacher Seite in Richtung Flusspfeiler Mombacher Arm. Zunächst werden die C-Teile auf Hilfsstützen und Zwischenunterstützungen aufge- legt. Anschließend werden die Platten des Trogbodens und der Fahrbahn aufgelegt, ausgerichtet und verschlossert. Nach dem Abschweißen des kompletten Querschnit- tes wird der nächste Schuss von 34 m Länge in gleicher Weise montiert. Auf dem Flusspfeiler im Mombacher Arm und dem südlichen Pfeiler auf der Rettbergsaue wird jeweils eine Montageplattform über die gesamte Querschnittsbreite errichtet. Die Plattformen kragen in beide Richtungen ca. 16 m aus. Die schrägen Abstützungen der Plattformen müssen zug- und drucksteif ausgebildet werden. Auf diesen Plattfor- men wird der gevoutete Querschnitt in Längen von ca. 18 m in beide Längsrichtungen montiert. Nach dem kompletten Verschweißen dieser Bauteile wird die noch fehlende Lücke (ca. 16,5 m) geschlossen. Dazu werden Einzelbauteile mittels Kran eingeho-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 538 - A 643 ben, ausgerichtet und verschlossert. Nach dem kompletten Verschweißen dieses Querschnittes wird auf der Montageplattform „Mombacher Arm“ im Freivorbau in Richtung Rettbergsaue weitermontiert. Dabei kann der komplette Querschnitt eines Montageschusses auf einem Vormontageplatz zusammengebaut und verschweißt werden. Anschließend wird er mittels Ponton an die Einbaustelle transportiert und mit einem Schwimmkran montiert. Der Freivorbau endet etwa im Momentennullpunkt des Lastfalles Stahleigengewicht, d.h. ca. 40 m von der Pfeilerachse. Der gleiche Vor- gang wiederholt sich auf dem Pfeiler „Rettbergsaue“ in Richtung Mombach. Das Mit- telteil „Mombacher Arm“ mit einer Länge von ca. 125 m kann auf einem Vormontage- platz vorgefertigt und anschließend auf Pontons geladen, zum Einbauort geschleppt, in Flussquerrichtung gedreht und dann mit Litzenhebern in die Einbauposition geho- ben und verschlossert werden. Nach dem Ausrichten können die Querstöße ver- schweißt werden. Die Einzelbauteile des Stahlüberbaus auf der Rettbergsaue in Richtung Schierstein (Montageschüsse 18, 20 und 21) werden mit Kränen auf Hilfsstützen und Pfeiler ab- gelegt, verschlossert, ausgerichtet und verschweißt. Die einzelnen Bauteile des Stahlquerschnitts des Verbundüberbaues „Rettbergsaue“ werden auf Hilfsstützen und Hilfskonstruktionen mit Kränen abgelegt. Der Verbund- überbau hat eine Länge von 90 m. Dadurch ergeben sich maximale Bauteillängen von 30 m. Anschließend werden die Bauteile verschlossert, ausgerichtet und ver- schweißt. Die Montage des Stahlüberbaues „Biebricher Fahrwasser“ wird wie der Stahlüberbau „Mombacher Arm“ und „Rettbergsaue2 vorgenommen. Das Einschwimmen und Ein- heben des Mittelteils wird erst vorgenommen, wenn sämtliche anderen Stahlbauar- beiten abgeschlossen sind. Die Montage des Verbundüberbaues der „Vorlandbrücke Schierstein“ erfolgt in glei- cher Weise wie die der "Vorlandbrücke Mombach" vom Widerlager Schierstein aus in Richtung Biebricher Fahrwasser. Nach dem Verschweißen des Mittelteils "Biebricher Fahrwasser" werden die Verbundplatten aller Verbundbrücken betoniert, um Stahl- und Massivbaugewerke sinnvoll zu trennen. Die Bauwerke Nr. 7 und 8 müssen aufgrund der konstruktiven und geometrischen Voraussetzungen abgerissen werden. wobei der Abriss in zwei Phasen erfolgt. Im Bauzustand 1 werden die Bauwerke nur in der Breite abgerissen, die für die Erstel- lung des entsprechenden Teilbauwerkes 1 erforderlich ist. Das alte Restbauwerk dient zur bauzeitigen Verkehrsführung. Zusätzlich werden ein oder zwei Fahrstreifen auf einer Behelfsbrücke überführt. Im zweiten Bauzustand kann der bauzeitige Ver- kehr auf den Neubau des ersten Bauabschnittes geführt werden. Die Absicherung der Baugruben erfolgt im ersten Bauabschnitt mit einer verankerten Trägerbohlwand seit-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 539 - A 643 lich der Autobahnachse, im zweiten Bauabschnitt wird neu verankert, zusätzlich sind Hilfsflügel im Bereich der Fundamente erforderlich. Die neuen Überbauten werden aus Fertigteilen mit Ortbetonplatte hergestellt. Die Abdichtung wird u.a. mit Bitumenschweißbahn, die Fahrbahndecke mit Gussasphalt ausgeführt. Die Lagerun- gen erfolgen elastisch auf Elastomer-Verformungslagern. Hinsichtlich der strom- und schifffahrtspolizeilichen Anforderungen wird auf die Aus- führungen unter V, Ziffer V,7.3) verwiesen. 11.2 Sechsstreifiger Ausbau der A 643 Der sechsstreifige Ausbau der A 643 erfolgt in zwei Bauabschnitten, die sich am Neubau der Rheinbrücke Schierstein orientieren. Dabei ist für die bauzeitige Ver- kehrsführung die eine durchgehenden 4+0-Verkehrsführung zuzüglich der Verflech- tungs- sowie Einfädelungsstreifen an den Anschlussstellen zu gewährleisten. Dem- entsprechend wird im ersten Bauabschnitt die westliche Richtungsfahrbahn in Fahrt- richtung Mainz neu hergestellt. Der verbleibende Fahrbahnquerschnitt wird für die bauzeitige Verkehrsführung genutzt. Da die Restbreiten nicht für die erforderlichen vier durchgehenden Fahrstreifen und die Ein- und Ausfahrten ausreichen, muss der verbleibende Querschnitt in Richtung Osten zunächst verbreitert werden. Im Bereich der Bauwerke sind Behelfsbrücken an den Bauwerken Nr. 8 und 9a zu erstellen. Im zweiten Bauabschnitt wird die östliche Richtungsfahrbahn in Fahrtrichtung Wiesba- den neu hergestellt. Die neu erstellte Fahrbahn in Fahrtrichtung Mainz wird auf der gesamten Breite für die bauzeitige Verkehrsführung genutzt. Die Fahrbahnbreite von 18,25 m ist zwischen den Bauwerken Nr. 7 und für die erforderlichen vier durchge- henden Fahrstreifen zuzüglich der Ein- und Ausfahrtsstreifen ausreichend. Verkehrsführung Bauphase 1 Fahrtrichtung Wiesbaden In Fahrtrichtung Wiesbaden werden die zwei durchgehenden Fahrstreifen im Bereich der AS Äppelallee nach rechts auf den Standstreifen bzw. die Einfahrtsspur der AS Äppelallee verzogen. Die Breite beträgt 3,25 m für den rechten Fahrstreifen und 2,50 m für den linken (Überhol-) Fahrstreifen. Die Einfahrtsrampe von der Äppelallee in Richtung Wiesbaden wird über eine neue Einfahrtsrampe, die auch für den Endzu- stand genutzt wird, nördlich der Äppelallee an die bestehende Fahrbahn herange- führt. Die Fahrbahnbreite der provisorischen Einfahrtsrampe beträgt mindestens 4,50 m. Zur Herstellung der östlichen Fahrbahn wird der bestehende Damm der A 643 um bis zu 9 m verbreitert. Die Verbreiterung wird für den sechsstreifigen Aus- bau der A 643 genutzt. Östlich vom Bauwerk Nr. 7 werden die drei Fahrstreifen bis ca. 100 m südlich vom Bauwerk Nr. 8 auf einer Länge von ca. 300 m gemeinsam ge- führt. Der rechte Verflechtungsstreifen hat eine Breite von 3,25 m. Die Breite der an- zubauenden Fahrbahn vergrößert sich von 3,25 m auf 6,50 m. Auf dem Restquer-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 540 - A 643 schnitt des Bauwerks Nr. 8 kann der Überholfahrstreifen in Richtung Wiesbaden ver- bleiben. Dieser erhält eine Breite von 2,75 m. Der Abbiegestreifen zur A 66 in Rich- tung Frankfurt und der rechte (Lkw-) Fahrstreifen werden über eine Behelfsbrücke über die Hagenauer Straße geführt. Zur Herstellung der Fahrbahn wird der bestehen- de Damm der A 643 um bis zu 11 m verbreitert. Die Dammverbreiterung wird für den endgültigen Ausbau der A 643 genutzt. Die Wegweisung muss entsprechend ange- passt werden. Nördlich des Bauwerks Nr. 8 wird die Fahrbahn an den bestehenden Querschnitt der A 643 herangeführt und verläuft anschließend als 6,50 m breiter An- bau auf einer Länge von 120 m parallel mit dem dritten Fahrstreifen. Etwa 50 m süd- lich des Bauwerks Nr. 9 werden die drei Fahrstreifen mit einem Dammbauwerk und dem Bauwerk Nr. 9b über die Bahngleise geführt. Nördlich des Bauwerks Nr. 9b er- folgt die Trennung der drei Fahrstreifen. Auf dem rechten Fahrstreifen wird der Ver- kehr auf die Verbindungsrampe zur A 66 in Richtung Frankfurt und auf den zwei lin- ken Fahrstreifen über die Verkehrsinsel zurück zur A 643 in Richtung Wiesbaden so- wie zur Ausfahrt auf die A 66 in Richtung Rüdesheim geführt. Die derzeit vorhande- nen Wegweiser befinden sich im Bereich der Anbaubereiche und müssen vorab ent- fernt und durch provisorische Wegweiser ersetzt werden. Als Schutzeinrichtungen sind im Bereich der Dammverbreiterung einfache Distanzschutzplanken vorgesehen. Zur Richtungstrennung werden provisorische Schutzwände aus Stahl oder Beton gemäß RSA und RPS eingesetzt. Fahrtrichtung Mainz Die Fahrtrichtung Mainz erhält zwei durchgehende Fahrstreifen und einen Einfäde- lungs- bzw. Ausfädelungsstreifen mit jeweils 150 m Länge für die AS Äppelallee. Die Breite beträgt 3,25 m für den rechten Fahrstreifen und 2,50 m für den Überholfahr- streifen sowie jeweils 3,25 m für die Fahrstreifen der Ein- und Ausfahrten. Über das Bauwerk Nr. 7 (Äppelallee) werden insgesamt drei Fahrstreifen geführt (2 * 3,25 m und 2,50 m). Der Mittelstreifen wird auf einer Länge von 500 m entfernt und als provi- sorische Fahrbahn hergestellt. Im Bereich von Bauwerk Nr. 8 befinden sich zwei Fahrstreifen in Richtung Mainz auf der Richtungsfahrbahn Wiesbaden zusammen mit dem Überholfahrstreifen in Richtung Wiesbaden. Über das neue westliche Rampen- bauwerk Nr. 9a der Verbindungsrampe über die Bahnstrecke, das vorab herzustellen ist, werden die zwei Fahrstreifen der Richtungsfahrbahn Mainz verlegt. Dazu werden an der Inselspitze der Ausfahrt zur A 66 in Richtung Frankfurt die zwei Fahrstreifen nach rechts über die Verkehrsinsel zu dem vorab erstellten Bauwerk über die Bahn- strecke geleitet. Die Verbindungsrampe von der A 66 aus Richtung Rüdesheim zur A 643 Richtung Mainz wird über eine Behelfsbrücke über die DB-Strecke geführt. Die Behelfsbrücke hat eine nutzbare Fahrbahnbreite von 5,00 m (4,50 m Fahrstreifen zzgl. jeweils 0,25 m Randstreifen) und einen beidseitigen 0,50 m breiten Schramm-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 541 - A 643 bord. Als Spannweite der Behelfsbrücke sind 24 m vorgesehen. Diese Rampe mün- det mit einem provisorischen Einfädelungsstreifen von ca. 80 m Länge ein. Anschlie- ßend werden die zwei durchgehenden Fahrstreifen auf die Gegenfahrbahn übergelei- tet. Zur Richtungstrennung und Absicherung zum Arbeitsstellenbereich werden provi- sorische Schutzwände aus Stahl oder Beton gemäß RSA und RPS eingesetzt. Verkehrsführung Bauphase 2 Der komplette Verkehr in Richtung Mainz wird über den neu hergestellten westlichen Überbau der Rheinbrücke als 4+0-Verkehr geführt. Die westliche Richtungsfahrbahn hat im Bereich von Bauwerk Nr. 7 eine Gesamtbreite von 15,75 m. Wegen der zu- sätzlich angeordneten Verflechtungsspur erhöht sich nördlich der AS Äppelallee die- se Breite auf 18,25 m. Fahrtrichtung Wiesbaden Von Mainz kommend werden die zwei durchgehenden Fahrstreifen im Bereich der AS Äppelallee nach Querung des neuen westlichen Überbaus von BW 7 nach links verzogen, um einen zusätzlichen Fahrstreifen für die Einfahrtsspur der AS Äppelallee zu schaffen. Die Fahrstreifenbreiten betragen 2,50 m für den Überholfahrstreifen, 3,25 m für den rechten durchgehenden Fahrstreifen und 3,05-3,25 m für den Ver- flechtungsstreifen. Die Einfahrtsrampe von der Äppelallee in Richtung Wiesbaden wird über die in der ersten Bauphase hergestellte neue Einfahrtsrampe geführt. In einem Abstand von ca. 150 m nördlich der Äppelallee wird der Baustellenbereich der östlichen Richtungsfahrbahn gequert. Die Einfahrt in die Fahrbahn der A 643 erfolgt ca. 250 m nördlich der Äppelallee auf dem äußeren Fahrstreifen der daran anschlie- ßenden 6+0-Verkehrsführung. Die Einfahrt wird als Verflechtungsstreifen bis zum Bauwerk Nr. 9 fortgesetzt. Dieses Bauwerk über die Bahngleise wird im ersten Bau- abschnitt einschließlich Fahrbahnbelag fertig hergestellt. Die Überleitung der drei- Fahrstreifen auf die Richtungsfahrbahn Wiesbaden erfolgt südlich von Bauwerk Nr. 9. Anschließend teilt sich der Verkehr auf die Verbindungsrampe zur A 66 in Richtung Frankfurt, zur A 643 in Richtung Wiesbaden sowie zur Ausfahrt auf die A 66 in Rich- tung Rüdesheim auf. Zur Richtungstrennung und Absicherung zum Arbeitsstellenbe- reich werden provisorische Schutzwände aus Stahl oder Beton gemäß RSA und RPS eingesetzt. Fahrtrichtung Mainz Die Fahrtrichtung Mainz erhält zwei durchgehende Fahrstreifen und einen Verflech- tungsstreifen zwischen der Einmündung von der A 66 aus Rüdesheim am Schierstei- ner Kreuz bis zur AS Äppelallee. Die Breiten betragen 3,25 m für den rechten durch- gehenden Fahrstreifen und 2,50 m für den Überholfahrstreifen sowie 3,00 m für den äußeren Verflechtungsstreifen. Über das Bauwerk Nr. 7 werden insgesamt drei Fahr- streifen geführt (Einfädelungsstreifen 3,25 m, rechter Fahrstreifen 3,25 m und Über-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 542 - A 643 holfahrstreifen 2,50 m). Im Bereich von Bauwerk Nr. 8 befinden sich drei Fahrstreifen in Richtung Mainz und drei Fahrstreifen in Richtung Wiesbaden. Nördlich von Bau- werk Nr. 9 erfolgt eine Verziehung der verbleibenden zwei Fahrstreifen zur ursprüng- lichen Fahrbahn. Als Schutzeinrichtungen sind im Bereich des Dammes einfache Dis- tanzschutzplanken vorgesehen. Zur Richtungstrennung werden provisorische Schutzwände aus Stahl oder Beton gemäß RSA und RPS eingesetzt. Die Absiche- rung zum Arbeitsstellenbereich erfolgt am Mittelstreifen über die bereits fertiggestell- ten Betonschutzwände für den Endzustand. Zum Baustellenverkehr ist anzumerken, dass der Vorhabenträger, insbesondere die Anlieferung der Erdmassen, über die B 42 und die Autobahn abgewickelt werden soll. Die Forderung, dass dies „ausschließlich“ über die Autobahn zu erfolgen habe und dementsprechend als Auflage in die Ausschreibung aufzunehmen, hat der Vorhaben- träger zu Recht unter Hinweis auf die im Ergebnis nicht mögliche vollständige Über- wachung einer solchen Auflage abgelehnt. 11.3 Entwässerung Da die gesamte Baumaßnahme in zwei Bauphasen ausgeführt und zuerst die westli- che Fahrbahnseite erneuert wird, muss auf der Ostseite die alte Fahrbahn mit einer zusätzlichen provisorischen Verbreiterung zur vierstreifigen Verkehrsführung dauer- haft in Betrieb bleiben. Deshalb muss der Querungskanal von Schacht W207 zum Schacht HS12 als unterirdisches Rohrverlegeverfahren ausgeführt werden, so dass auch während der Bauphase 1 der Verkehr auf den provisorischen östlichen Fahrspu- ren ungehindert fließen kann. Die Dammquerung des Hauptsammlers zum RRB muss wegen der Aufrechterhaltung des Verkehrs mit einem unterirdischen Bauverfahren, z.B. mit einem gesteuerten Rohrvortrieb, ausgeführt werden. Da die Haltung DN 400 zum Schacht W310 wieder die Fahrbahnen kreuzt, kann bei diesem Kanal während der Bauzeit der westlichen Richtungsfahrbahn der Kanal bis an die vorhandene Fahrbahn auf der Ostseite in offener Bauweise verlegt werden kann und dann später während der Bauphase der östlichen Fahrspuren bis zum Schacht O310 verlängert wird. Vom Schacht W316 zum Schacht BA5 muss der Damm gekreuzt werden, so dass auch hier ein unterirdisches Verlegeverfahren zur Ausführung kommen muss. Im gesamten Baufeld des Abscheiders und der Äppelallee werden Hauptsammler der Entsorgungsbetriebe der Landeshauptstadt Wiesbaden (ELW) mehrfach gekreuzt. Da die Kreuzungen mit den vorhandenen ELW-Sammlern zum Teil nur sehr geringe Zwi- schenräume aufweisen, werden im Zuge der Bestandsvermessung auch die Sohl- höhen der ELW-Kanäle in diesem Streckenabschnitt höhenmäßig überprüft.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 543 - A 643

Damit während der Bauphasen sowohl die noch in Betrieb bleibende vorhandene Entwässerung als auch die bereits neu erstellten Entwässerungskanäle funktionieren, ist es erforderlich, als Vorweg-Baumaßnahme den geplanten Hauptsammler mit dem Becken herzustellen. Beim Bau der provisorischen Böschungsverbreiterung auf der Ostseite müssen die Schachtabdeckungen des neuen Hauptsammlers gesichert bzw. ausgespart werden (z.B. durch L-Steine). Alle anderen Kanäle entlang der Fahrstrei- fen können dann mit dem Baufortschritt des Straßenbaus verlegt und in Betrieb ge- nommen werden. Nach Beendigung aller Baumaßnahmen kann der alte Hauptsamm- ler stillgelegt und mit Dämmer verfüllt werden. Die vom Polizeipräsidium Westhessen zur Gewährleistung einer leistungsfähigen Verkehrsführung während der Bauphasen gegebenen Hinweise und Anregungen werden vom ASV Wiesbaden beachtet (siehe die gegebenen Zusagen unter A, Ziffer V,1 Punkte 44 bis 50). Dazu gehört u.a. die Verkehrsführungen für Verkehrsteilneh- mer leicht verständlich zu gestalten und übersichtlich zu markieren und zu beschil- dern. Die Verkehrsführung während des Umbaus des Schiersteiner Kreuzes wird mit der Polizeiautobahnstation Wiesbaden abgestimmt. 11.4 Renaturierung Altarm Bauzeitlich ist zu prüfen, ob eine bauzeitliche baugrundkundliche Begleitung mit dem Ziel der Vermeidung von Dekolmation oder Freilegung bevorzugter Fließwege im Aquifer erforderlich ist. Ein Beweissicherungsverfahren im Vorfeld der Maßnahme zur Dokumentation des Ausgangszustands vor Umsetzung der Altarmreaktivierung wird durch den Vorhabenträger geprüft (siehe A, Ziffer IV,13). Beim Bauablauf bestehen folgende Abhängigkeiten: - Der Bau des Mischwasserdükers erfordert eine Kleingrabenvorflut in Richtung Rhein mit einer maximalen Grabensohle auf Mischwasser-Zulaufsohle = 78,60 m üNHN. - Bauzeitlich soll das ankommende Mischwasser in die Kleingrabenvorflut zum Rhein geleitet werden. Bedarfsweise wird eine bauzeitliche Aufweitung der Klein- grabenvorflut zur Schaffung eines temporären Absetzbeckens gestaltet. - Der Bau der Regenwasserkanaleinleitung erfordert eine Kleingrabenvorflut in Rich- tung Rhein mit maximaler Grabensohle auf RW-Zulaufsohle = 80,00 m üNHN. - Die Regenwassereinleitung muss vor Bau des Radwegestegs umgesetzt werden, da ansonsten wegen der räumlichen Nähe des rechten Brückenwiderlagers zum Regenwasserkanal bauzeitliche Schäden am zum Rhein weiterführenden beste- henden Regenwasserkanal gefördert werden. Der Altarm wird aufgeteilt in folgende drei Abschnitte: - Oberer Abschnitt vom Zulauf bis zum Radwegesteg. - Mittlerer Abschnitt von Radwegesteg bis zur Leinpfadbrücke. - Unterer Abschnitt von Leinpfadbrücke bis Mündung in den Rhein. Die bauzeitliche Vorflut wird in Abweichung von der Altarmaufteilung wie folgt geord- net: - Unterer Abschnitt Mündung Rhein bis Leinpfadbrücke. …/ Planfeststellungsbeschluss - 544 - A 643

- Mittlerer Abschnitt von Leinpfadbrücke bis Mischwasserdüker. - Oberer Abschnitt von Mischwasserdüker bis Regenwasserkanaleinlauf. Die einzelnen Schritte des Bauablaufs sind im Erläuterungsbericht (lfd. Nr. 18 der festgestellten Unterlagen), Tab. 3 S, 23, dokumentiert. Abweichungen hiervon können in Abhängigkeit von Wirtschaftlichkeit sowie ergänzenden Kenntnissen zu Baugrund, Grundwasser und bauzeitlichem Abflussgeschehen unter Berücksichtigung der natur- schutzfachlichen Belange in Betracht kommen. Die Baueinrichtungsflächen werden auf die linke Altarmseite südlich des Altpappelbestands oberwasserseitig des Rad- wegestegs auf die landwirtschaftlich genutzte Fläche angeordnet. Die einhundertjähr- liche Hochwasserspiegellage liegt bei ca. 83,8 m üNHN, was einer Wassertiefe von rund 2,5 m entspricht. Damit liegt diese Fläche ebenso wie das gesamte Baufeld im Bereich des einhundertjährlichen Überflutungsbereichs. Deshalb muss das gesamte Baufeld bauzeitlich bei zu erwartenden Eintreten eines solchen Hochwasserereignis- ses geräumt werden. Für die Baufeldfreimachung werden die Rodungsarbeiten au- ßerhalb der Brutzeiten (vor Anfang März oder nach Ende Juli) unter Berücksichtigung weiterer faunistischer Beschränkungen auf den Zeitraum von Anfang Oktober bis En- de Januar beschränkt. Die weiteren Erdarbeiten sollen sich direkt an die Rodung an- schließen und innerhalb eines Jahres in möglichst kurzer Bauzeit durchgeführt wer- den. Die Bauzeit sollte möglichst im Sommer liegen, um bei oberflächlich trockenen Unter- grundverhältnissen zu arbeiten. Die naturschutzfachlichen Vorgaben für Rodungsar- beiten und Ähnliches sind zu berücksichtigen. Die Bauzeit soll innerhalb eines Jahres liegen und möglichst unterbrechungsfrei durchgeführt werden. Die Altarmaue soll neben der unterschiedlichen Querneigung initial noch ein kleinräumliches Höhenmo- saik durch eine baggerraue rillenartige Struktur erhalten. Diese Gestaltung dient auch der Auflockerung tieferer Bodenschichten und so der Förderung der initial ausgelös- ten Eigendynamik. Sie ist als letzte Arbeit vor Räumen der Flächen auszuführen. Bei ungünstigen hydrologischen oder meteorologischen Bedingungen kann die Vege- tationssukzession behindert werden. Sofern diese Situation eintritt und als natur- schutzfachlich unerwünscht bewertet wird, kann ggf. der Boden zur erneuten Schaf- fung von Rohböden frisch angerissen werden. Die abschließende Festlegung muss im Rahmen der bauzeitlichen ökologischen Bauüberwachung bzw. der weitergehen- den Erfolgskontrolle getroffen werden. Die Durchführung eines Beweissicherungsverfahrens des maßnahmennahen Um- felds, wie altarmnächste Bebauung und Kanalisationsbetrieb, soll im Rahmen der Ausführungsplanung geprüft werden (siehe A, Ziffer IV,13).

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Darüber hinaus wird im Rahmen einer Erfolgskontrolle die Eigendynamik des reakti- vierten Altarms beobachtet und anhand der eingetretenen Entwicklung ein verein- fachter Unterhaltungsplan abgeleitet (siehe A, Ziffer IV,4.2 Punkt 26). 11.5 Ausführungplanung Soweit in den Unterlagen, wie im Erläuterungsbericht (lfd. Nr. 18 und 25 der festge- stellten Unterlagen) dargelegt wird, dass die bauliche Umsetzung unter der Vorgabe der wirtschaftlichsten Lösung erst nach Vorliegen der erforderlichen Baugrundgutach- ten abschließend in der Ausführungsplanung festgelegt wird, ist die Ausführungspla- nung insoweit der Planfeststellungsbehörde zur Freigabe vorzulegen. Dies gilt auch, soweit im Rahmen der Ausführungsplanung und der weiteren Bauvor- bereitung eine der baulichen Umsetzung vorlaufende Beobachtung sowohl der alt- arm- als auch der bebauungsnahen Grundwasserstände im Sinne eines vorlaufenden Beweissicherungsverfahrens zu prüfen und sich hieraus gegebenenfalls noch die Durchführung bautechnischer Maßnahmen ergibt. In diesem Zusammenhang wird auf die Auflage unter A, Ziffer IV,8 verwiesen. Dazu wird Folgendes angemerkt: Grundsätzlich müssen alle durch das planfestgestellte Vorhaben verursachten Prob- leme auch im Planfeststellungsbeschluss gelöst werden (vgl. BVerwG, Urteil vom 23. Januar 1981 - BVerwG 4 C 68.78 -, BVerwGE 61, 307 <311>). Hinsichtlich der De- tailplanung zur Bauausführung gilt insoweit eine Ausnahme, als sie lediglich techni- sche, nach dem Stand der Technik lösbare Probleme aufwirft. Eine technische Prob- lematik kann nur insoweit aus der Planfeststellung ausgeklammert werden, wenn ge- währleistet ist, dass die dem Stand der Technik entsprechenden Vorgaben beachtet werden. Insoweit ist es notwendig, dem Vorhabenträger aufzugeben, nach Erlass des Planfeststellungsbeschlusses und vor Baubeginn seine Ausführungsplanung der Planfeststellungsbehörde zur Prüfung und Genehmigung vorzulegen (Urteile vom 18. März 2009 - BVerwG 9 A 39.07 -, BVerwGE 133, 239 Rn. 97 und vom 5. März 1997 - BVerwG 11 A 5.96 -, Buchholz 316 § 74 VwVfG Nr. 44 S. 25 f.). Zweck der insoweit erforderlichen Vorlage der Ausführungsplanung ist sicherzustel- len, dass durch diese Bauwerke keine Konflikte offenbleiben. Dabei kann es – wie bei dem Sachverhalt zum Urteil vom 3. März 2011 - BVerwG 9 A 8/10 - entnommen wer- den kann, darum handeln, dass z.B. die Planfeststellung die genaue Lage der Pfeiler und Widerlager der neuen Talbrücke der Ausführungsplanung überlässt, die erst nach den abschließend durchgeführten Tiefenbohrungen die Entscheidung über die genaue Lage der Brückenpfeiler und Widerlager ermöglicht. Dabei handelt es sich i.d.R. um nicht abwägungsrelevante Fragen. Da die Bauarbeiten dem Stand der Technik entsprechend auszuführen sind, ist dem Vorhabenträger unter A, Ziffer IV,9 aufgegeben worden, bei der Bauausführung die

…/ Planfeststellungsbeschluss - 546 - A 643 relevanten Vorschriften zu beachten. Bei einer entsprechenden Beachtung der tech- nischen Regelwerke werden erhebliche Lärmimmissionen (Überschreitung der Richt- wert der vorgenannten Verwaltungsvorschrift) nicht auftreten. Ansonsten stünde den Betroffenen ein Anspruch auf angemessene Entschädigung zu, der sich anhand der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm-Geräuschimmissio- nen zu ermitteln wäre. Die Einwendungen in Bezug auf die Bauphase, Baustelle und Materiallager und wäh- rend der Bauphase genutzte Straße werden zurückgewiesen. Der Vorhabenträger wird für die Bauausführung ein Baustellenkonzept entwickeln. Mit diesem Konzept stellt er sichert, dass der Baustellenverkehr zum Ausbau der A 643 überwiegend über das Autobahnnetz abgewickelt wird. Es kann zwar nicht ausgeschlossen werden, dass gelegentlicher Baustellenverkehr auch das untergeordnete Straßennetz benutzt. Im Brückenbereich am Rheinufer werden Anlegestellen für Schiffstransporte einge- richtet, über die überwiegend die großen Stahlteile für den Brückenbau angeliefert werden sollen. Die Verkehrszunahme während der Bauphase auf den nachgeordne- ten Straßennetzen ist daher als unerheblich einzustufen. Durch das noch zu erstel- lende Baustellenkonzept wird gewährleistet, dass die Beeinträchtigungen durch Bau- stellenfahrzeuge, die das untergeordnete Straßennetz benutzen, so gering wie mög- lich gehalten werden. Ferner werden die Regelungen der AVV Lärm und der 32. BImSchV beachtet. Der Betriebsablauf der an die Autobahnen 643 und 66 angrenzenden Betriebe wird durch die Baumaßnahme nicht beeinträchtigt. Bei der Auswahl der für den Autobahn- bau in Anspruch zu nehmenden Flächen wird auf die Betriebsabläufe Rücksicht ge- nommen. D.h. es werden keine Flächen vorübergehend in Anspruch genommen, auf denen betrieblichen Aktivitäten stattfinden. Dies gilt z.B. für die zur Autobahn gelege- ne Andienungs- und Lieferfläche des Anwesens Blierweg 2, wo die Baustelle wäh- rend der Bauzeit durch einen Bauzaun vom Grundstück getrennt wird (siehe A, Ziffer V,2 Punkt 25). Die Baustellenandienung erfolgt nicht über private Grundstücke son- dern ausschließlich von der Autobahn oder von öffentlichen Straßen und Wegen aus (siehe auch A, Ziffer V,2 Punkt 26). Entschädigungsansprüche würden sich nur bei Eintritt unzumutbarer Beeinträchti- gungen ergeben, über die in dem von der Planfeststellung gesondert durchzuführen- den Entschädigungsverfahren entscheiden wäre (siehe C, Ziffer VI,1.5). In diesem Zusammenhang wird auf Folgendes hingewiesen: Gewisse Beeinträchtigungen durch Lärmbelastungen während der Bauzeit, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht absehbar sind, weil der genaue Bauablauf – z.B. die Zahl, Art und Verteilung der eingesetzten Baumaschinen oder auch etwaige Ände- rungen an eingesetzten Verfahren aufgrund aktueller, sich während der Bauphase

…/ Planfeststellungsbeschluss - 547 - A 643 ergebenden Erkenntnisse – noch nicht bekannt ist, werden sich grundsätzlich nicht vollständig vermeiden lassen. Durch die Beachtung der AVV Lärm und der 32. BImSchV werden diese Beeinträchtigungen jedoch i.d.R. auf ein zumutbares Maß gemindert. Sollte es dennoch zu einer unzumutbaren Beeinträchtigung durch die Bauvorhaben kommen, gilt die folgende Regelung: Beeinträchtigt der Bau einer Straße nach Art und Ausmaß die Nutzung eines Nach- bargrundstücks derart, dass die Beeinträchtigungen vom Nachbarn der Straße nicht hingenommen zu werden brauchen, d.h. sind diese Beeinträchtigungen wesentlich und hervorgerufen durch eine Nutzung des störenden Straßengrundstücks, die nicht ortsüblich sind, kann dem hiervon Betroffenen nach den jeweiligen Umständen des Einzelfalls eine Entschädigung nach § 906 Abs. 2 BGB zustehen. Soweit der Nachbar die Einwirkungen nach § 906 Abs. 1 BGB dulden muss, scheidet dagegen ein unter dem Gesichtspunkt der Entschädigung relevanter Eingriff von vornherein aus. Ob die genannten Voraussetzungen für eine derartige Entschädigung vorliegen, wird in dem von der Planfeststellung gesondert durchzuführenden Entschädigungsverfahren ent- schieden. Mittelbar enteignende Wirkungen im Sinne von Art. 14 Abs. 1 GG sind nach herrschender Rechtsprechung anzunehmen, wenn die von den Straßenbauar- beiten künftig auf die Nachbarschaft einwirkenden Beeinträchtigungen die Grenze der Sozialbindung zum enteignenden Eingriff in das Eigentum überschreiten, wenn also durch die Straßenbauarbeiten Beeinträchtigungen hervorgerufen werden, die die vor- gegebene Grundstückssituation nachhaltig ändern, wenn somit dem jeweils Betroffe- nen durch diesen Eingriff ein besonderes, anderen nicht zugemutetes Opfer für die Allgemeinheit abverlangt wird. Für diese Fälle kann dem Grunde nach ein Anspruch auf Entschädigung wegen Wertminderung festgestellt werden, über dessen Höhe im Entschädigungsverfahren zu entscheiden ist (siehe C, Ziffer VI,1.6).

12. Denkmalpflege Das Hessische Landesamt für Denkmalpflege hat darauf hingewiesen, dass durch die Baumaßnahme im beplanten Bereich Kulturdenkmäler und Elemente der historisch gewachsenen Kulturlandschaft bekannt sind, mit deren Zerstörung durch die geplan- ten Maßnahme gerechnet werden müsse. Sie forderte, um Qualität und Quantität der archäologischen Befunde zu überprüfen und um später zu fundierten Stellungnahmen im Rahmen von bauordnungsrechtlichen oder denkmalschutzrechtlichen Genehmi- gungsverfahren kommen zu können, sei als Ergänzung ein archäologisches Gutach- ten, d.h. eine vorbereitende Untersuchung gemäß § 18 Abs. 1 HDSchG erforderlich, deren Kosten vom Planbetreiber/ Verursacher zu tragen habe. Die vorbereitende Un- tersuchung sollte sobald wie möglich vor weiteren Planungsschritten durchgeführt werden, da von ihrem Ergebnis abhängig ist, inwieweit weitere archäologische Unter-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 548 - A 643 suchungen (keine Ausgrabung/ weitere Teilausgrabung/ Totalausgrabung) erforder- lich sind. Hierzu ist festzustellen, dass etwa erforderliche denkmalschutzrechtliche Genehmi- gungen im hier vorliegenden Planfeststellungsbeschluss gemäß § 16 HDSchG i.V.m. §§ 17, 17c FStrG und § 75 Abs. 1 HVwVfG zu erteilen gewesen wären. Der Eigentü- mer eines Kulturdenkmals ist zwar zu dessen Erhalt verpflichtet (§ 11 Abs. 1 HDSchG), dies gilt auch für Bodendenkmäler gemäß § 19 HDSchG, die nach § 2 Abs. 2 Nr. 2 HDSchG Kulturdenkmäler sind. Möchte ein Eigentümer dem Erhalt des Denkmals entgegenstehende Interessen verwirklichen, so sind diese gegen das öf- fentliche Interesse am Erhalt des Denkmals abzuwägen und die Beseitigung oder Veränderung des Denkmals kann gegebenenfalls gemäß § 16 HDSchG genehmigt werden. Dies setzt aber die genaue Erkenntnis des Bodendenkmals voraus, um eine möglicherweise entstehende Beeinträchtigung eines Bodendenkmals prüfen zu kön- nen. Zur Minimierung der Beeinträchtigung trägt eine zuvor vorzunehmende archäo- logische Dokumentation bei, also in der Regel eine Ausgrabung. Damit wird zwar die Substanz des Denkmals aufgegeben, aber eine Dokumentation erstellt, die bis zu einem gewissen Grad den Wert des Denkmals für die Wissenschaft und seinen Zeugnischarakter erhält. Dokumentationsarbeiten, in der Regel eine archäologische Ausgrabung, ermöglichen einen begrenzten ,,Erhalt" des Denkmals i.S.d. § 11 Abs. 1 HDSchG in der Form von Funden und archivierbaren Daten der Befunde. Da weder die Denkmalfach- noch die untere Denkmalschutzbehörde eine genaue Angaben machen konnte, konnte eine Genehmigung zur Beschädigung oder Zerstö- rung eines Bodendenkmals in der Regel nach § 7 Abs. 2 HDSchG, auch nicht mit der Auflage, seinen unversehrten Zustand zu dokumentieren, bevor die Schädigung ein- tritt, im Planfeststellungsbeschluss erteilt werden. Vielmehr soll, wie die Forderung belegt, erst anhand eines archäologischen Gutachtens eine (genaue) Ermittlung vor- genommen werden. Zwar konnte der Vorhabenträger zur Durchführung solcher Un- tersuchungen verpflichtet werden (siehe A, Ziffer IV,6) verpflichtet werden, jedoch nicht zu weitergehenden Maßnahmen. Sind Bodendenkmäler nicht (genau) bekannt und sollen daher die Bauflächen vor Bodeneingriffen vorher untersucht werden und werden erst nach Einleitung des Plan- feststellungsverfahrens entdeckt, können die Kosten für eine Ausgrabung und Doku- mentation dem Träger der Straßenbaulast nicht auferlegt werden. Im Übrigen hat der Träger der Straßenbaulast bei Erdarbeiten entdeckte Boden- denkmäler und Fundgegenstände der unteren Denkmalschutzbehörde oder Denkmal- fachbehörde gemäß § 20 HDSchG anzuzeigen.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 549 - A 643

13. Geltendmachung öffentlicher Belange durch Private Sofern es Beteiligten weniger um die Wahrung ihrer privaten Rechtspositionen, als vielmehr um den Schutz der Natur und des Landschaftsraums, indem sie beispiels- weise die Zerschneidung wertvoller Naturlandschaften ablehnen, oder fordern den Belangen des Immissionsschutzes Vorrang vor den Interessen der Allgemeinheit am Ausbau der Bundesautobahn einzuräumen oder verbesserte Immissionsschutzmaß- nahmen fordern, so ist dies nicht gesondert als ein privater Belang dieser Beteiligten in die Abwägung einzustellen. Soweit Grundstücke in ihrem gegenwärtigen – nach Auffassung von Beteiligten zu erhaltenden – Zustand Bestandteil der sie umgebenden Umwelt sind, ist das Schutz- interesse als öffentlicher Belang in die Abwägung mit einzubeziehen. In diesem Zu- sammenhang wird darauf hingewiesen, dass im Planfeststellungsverfahren auch die in ihrem Grundeigentum Betroffenen sich auf eine gerechte Abwägung berufen kön- nen (vgl. BVerwG, Beschluss vom 31. Oktober 1990 - BVerwG 4 C 25.90 (4 ER 302.90), Urteile vom 18. März 1983 - BVerwG 4 C 80.79 -, BVerwGE 67, 74; und vom 12. Juli 1985 - BVerwG 4 C 40.83 -, BVerwGE 72, 15). Allerdings können Beteiligte, die selbst nicht unmittelbar in ihren Rechten betroffen werden, nicht geltend machen, Rechte (anderer) Dritter seien durch die Baumaß- nahme, beispielsweise durch den sich ergebenden Zuschnitt der Restflächen, beein- trächtigt. Denn hierbei handelt es sich nicht um eigene Rechtspositionen. Wie dargelegt, kommt der Träger der Straßenbaulast, die Bundesrepublik Deutsch- land (Bundesstraßenverwaltung), mit dem hier planfestgestellten Baumaßnahmen den gesetzlichen Bestimmungen nach. Durch die Baumaßnahme einschließlich der Folge-, Kohärenz- und Kompensationsmaßnahmen werden, soweit möglich, öffentli- che Flächen, aber auch, Flächen Privater in Anspruch genommen. Bei der Beurtei- lung der Inanspruchnahme privater Grundstücke wurden – wie diesbezüglichen Aus- führungen belegen – die abwägungserheblichen Belange erkannt und zutreffend ge- wichtet. Dabei sind die Vorträge der Beteiligten im Anhörungsverfahren bezüglich der Bedeutung der Beeinträchtigung von Natur und Landschaft im Bereich der Baumaß- nahme einerseits und des Erhalts der Nutzung der Flächen andererseits genauso wie der Immissionsschutz sachgerecht gewichtet und berücksichtigt worden. Mit Hilfe der landschaftspflegerischen Begleitpläne werden die Eingriffe in Natur und Landschaft jedenfalls so weit gemindert, dass das mit der Planfeststellung zum Ausdruck ge- brachte Abwägungsergebnis nicht als Fehlgewichtung einzelner Belange und insge- samt nicht als Fehleinschätzung angesehen werden könnte. Dies gilt insbesondere auch im Hinblick auf den Gebietsschutz, aber auch für die Belange des Immissions- schutzes, des Artenschutzes sowie des Naturschutzes und der Landschaftspflege.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 550 - A 643

Dem öffentlichen Belang der Landschaftspflege trägt der festgestellte Plan ebenfalls Rechnung. Soweit Beteiligte die Rechtmäßigkeit von Genehmigungsverfahren für Baufachmärkte u.a. ansprechen ist festzustellen, dass für die Genehmigung von Bauanträgen und die Bebauung der entsprechenden Flächen eine Zuständigkeit des Vorhabenträgers nicht gegeben ist. Hierfür ist ausschließlich die Bauaufsichtsbehörde der Stadt Wies- baden zuständig. Auch die sich nach Erneuerung der Fahrbahndecke der Äppelallee vor allem im Be- reich von eingelassenen Kanaldeckeln auftretenden Dauererschütterungen, die von Tag zu Tag zunähmen, und die sich durch die Anordnung eines Nachtfahrverbots für Lkw auf der Rheingaustraße ergebenden Fragen fallen allein in die Zuständigkeit der Landeshauptstadt Wiesbaden. Dies gilt auch für die Prüfung von Alternativen parallel der Autobahn bzw. Bahnstrecke für eine Umgehung für das Gewerbegebiet oder die städtebauliche Entwicklung in Form von Flächennutzungs- und Bebauungsplänen. Die Planung von (attraktiven) ÖPNV-Verbindungen zwischen Mainz und Wiesbaden obliegt den beiden Kommunen sowie den zuständigen Verkehrsbetrieben. Dies alles sind Fragen die nicht Gegenstand des straßenrechtlichen Planfeststellungsverfah- rens. Die diesbezüglichen allgemeinen Einwendungen Privater waren zurückzuweisen.

VI. Gründe für die Entscheidungen über die Einwendungen Privater Soweit Einwendungen Privater, die durch das Bauvorhaben unmittelbar grund- stücksmäßig betroffen sind, im Planfeststellungsbeschluss über die rechtlichen An- forderungen, denen der Beschluss Rechnung trägt, hinaus keine Berücksichtigung finden konnten, waren sie insoweit zurückzuweisen. Dies gilt auch für die mittelbar durch das Bauvorhaben Betroffenen, beispielsweise durch Verkehrslärm. Die im Anhörungsverfahren von vorgebrachten Einwendungen konnten, soweit sie durch - die Auflagen unter A, Ziffer IV, - die von der Hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung im Anhörungsverfah- ren gegebenen, unter A, Ziffer V,2 bestätigten Zusagen oder - die vorgenommenen Planänderungen und Violetteintragungen in den Planun- terlagen berücksichtigt werden, unter A, Ziffer VI für erledigt erklärt werden. Die Einwendungen der Privaten, die nicht unmittelbar durch das Projekt betroffen sind und auch generelle Einwendungen geltend gemacht haben, sind unter C, Ziffer IV behandelt worden.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 551 - A 643

1. Grundsätzliches Bevor das Vorbringen der Privaten näher betrachtet wird, wird grundsätzlich Folgen- des vorangestellt: 1.1 Eigentumsgarantie Die Eigentumsgarantie des Art. 14 Abs. 1 GG sichert dem Träger des Grundrechts einen Freiheitsraum im vermögensrechtlichen Bereich und ermöglicht ihm damit eine eigenverantwortliche Gestaltung des Lebens. Sie schützt den konkreten Bestand an vermögenswerten Gütern vor ungerechtfertigten Eingriffen durch die öffentliche Ge- walt. Eine allgemeine Wertgarantie vermögenswerter Rechtspositionen folgt aus Art. 14 Abs. 1 GG nicht. Die Eigentumsgarantie erfasst nur Rechtspositionen, die einem Rechtssubjekt bereits zustehen, nicht aber in der Zukunft liegende Chancen und Ver- dienstmöglichkeiten (vgl. BVerfG, Beschluss vom 26. Februar 2002 - 1 BvR 558/91, 1 BvR 1428/91 -, BVerwGE 105, 252 <277>; Beschluss vom 23. Februar 2010 - 1 BvR 2736/08 -, UPR 2010, 227). Durch das geplante Vorhaben werden neben öffentlichen Flächen Grundstücksflä- chen Privater dauernd in Anspruch genommen. Die Planfeststellung hat insofern en- teignungsrechtliche Vorwirkung und entfaltet somit Vorwirkungen für nachfolgende Enteignungsverfahren. Erklärt die Planfeststellungsbehörde die Ausführung des Planvorhabens – wie vorliegend – für zulässig, so bedarf es keiner hierauf gerichteten weiteren Feststellung mehr. Denn der festgestellte Plan ist gemäß § 19 Abs. 2 FStrG dem Enteignungsverfahren zu Grunde zu legen und für die Enteignungsbehörde bin- dend. Somit können sich die vom Vorhaben Betroffenen auf den verfassungsrechtli- chen Eigentumsschutz nach Art. 14 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 3 GG berufen. Die Eigen- tumsgarantie schützt vor einem Eigentumsentzug, der nicht zum Wohl der Allgemein- heit erforderlich ist (Art. 14 Abs. 3 GG). Für das Enteignungsverfahren gelten die vom Land Hessen eingeführten landesrechtlichen Regelungen, das Hessische Enteig- nungsgesetz (HEG) vom 4. April 1973 (GVBl. I S. 107), geändert durch Gesetz vom 6. September 2007 (GVBl. I S. 548) (§ 19 Abs. 5 FStrG). Soweit sich vorliegend grundstücksmäßig Betroffene an dem Planfeststellungsverfah- ren beteiligt haben, ist Folgendes festzustellen: Das unter den Schutz des Art. 14 GG fallende Eigentum gehört daher zu den abwä- gungserheblichen Belangen. Dem Eigentümer gleichzustellen ist nur, wer in eigen- tumsähnlicher Weise an einem Grundstück dinglich berechtigt ist, wie etwa der Inha- ber eines Erbbaurechts oder der Nießbraucher, ferner der Käufer eines Grundstücks, auf den der Besitz sowie Nutzungen und Lasten übergegangen sind und zu dessen Gunsten eine Auflassungsvormerkung in das Grundbuch eingetragen ist. Auch schuldrechtliche Ansprüche aus Miete und Pacht gehören zu vermögenswerten Rechten; den von Mietern und Pächtern gegenüber dem Enteignungsbegünstigten

…/ Planfeststellungsbeschluss - 552 - A 643 selbständig zur Geltung gebrachten Forderungen ist schon im Planfeststellungsver- fahren Rechnung zu tragen. Dabei bedeutet die in der Abwägung gebotene Berücksichtigung des Eigentums nicht etwa, dass das Eigentum vor Eingriffen überhaupt geschützt ist. Für das Eigentum gilt nichts anderes als für andere abwägungserhebliche Belange auch, d.h. die Belange der Eigentümer können bei Vorhaben, die zum Wohle der Allgemeinheit erforderlich sind, bei der Abwägung zugunsten anderer Belange zurückgestellt werden. Die Wah- rung von Interessen eines Grundeigentümers an der Erhaltung der Substanz seines Eigentums nötigt die planende Behörde nicht zur Wahl einer (Alternativ-) Trasse, die sich nach Lage der Dinge nicht als bessere Alternativlösung aufdrängt. Dem Grundeigentum sind andere dingliche Rechte gleichgestellt, die zur Nutzung von Grundstücken berechtigen. Zwar ist im Regelfall davon auszugehen, dass der auf Grund eines Mietverhältnisses, Pachtverhältnisses oder ähnlichen schuldrechtlichen Verhältnisses beruhende Besitz an einem Grundstück keinen Ausschließungsgrund darstellt. Auf Grund der weiten Gesetzesfassung können allerdings auch obligatori- sche Nutzungsberechtigte ausgeschlossen sein, wenn ihr Besitz ein individuelles Sonderinteresse begründet, das sich von den Interessen der Gemeinde abhebt und kein Gruppeninteresse ist (vgl. OVG Münster, Urteil vom 20. September 1983 – 7a NE 4/80 -, NVwZ 1984, 667 <670>). Vorteil und Nachteil sind nicht nur wirtschaftlich zu verstehen, sondern umfassen auch eine nicht wirtschaftliche Besserstellung und Schlechterstellung (vgl. Hess. VGH, Urteil vom 9. Februar 1995 – 3 N 4484/88 -, NVwZ-RR 1996, 72). Die Interessen der Pächter sind in der Abwägung ebenfalls zu berücksichtigen. Ab- wägungserheblich ist nämlich jedes mehr als geringfügige private Interesse, soweit es schutzwürdig ist (vgl. BVerwG, Beschluss vom 9. November 1979 - 4 N 1.78 und 2-4.79 -, BVerwGE 59, 87 <101 ff.>). Die Tatsache, dass eine bestimmte Grund- stücksnutzung nur auf Grund eines Miet- oder Pachtvertrages geschieht, führt nicht aus sich dazu, dass die damit zusammenhängenden Interessen bei der planerischen Abwägung unberücksichtigt zu bleiben hätten. Potenziell abwägungserheblich ist ins- besondere das Interesse an der weiteren Ausnutzung einer vorhandenen Nutzungs- möglichkeit. Dabei kommt vor allem auch dem Umstand Bedeutung zu, ob durch die Festsetzungen des Planfeststellungsbeschlusses der Pächter mit einer Vertragsver- längerung oder Kündigung rechnen kann (vgl. auch BVerwG, Urteil vom 5. November 1999 - BVerwG 4 CN 3/99 -, BVerwGE 110, 36, zu Bebauungsplan). Schon die Ab- wägungserheblichkeit des Interesses der Pächter in der Abwägung begründet ein Sonderinteresse im Sinne der obigen Grundsätze (vgl. OVG MV, Urteil vom 22. Juni 2005 - 3 K 10/02 -, ÖffBauR 2005, 128).

…/ Planfeststellungsbeschluss - 553 - A 643

Für die Abwägung der einzustellenden privaten Belange kommt es stets darauf an, rechtsmindernde Eingriffe in Privateigentum nach Möglichkeit zu vermeiden, ohne das Planungsziel zu gefährden und gegenläufige Belange zu beeinträchtigen. Daher sind auch alternative Lösungsmöglichkeiten auf ihre jeweilige Eingriffsintensität bei gleicher Zielsetzung zu prüfen. Dazu zählt die Prüfung der Frage, ob bei der zu ver- folgenden Planung gegen den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit der zu berücksich- tigenden öffentlichen und privaten Belange verstoßen wird. Dies ist – wie die Prüfung durch die Planfeststellungsbehörde ergeben hat – nicht der Fall. Die hier festgestellte Straßenplanung ist – wie den vorstehenden Ausführungen entnommen werden kann – gerechtfertigt. Der Straßenbaumaßnahme kommt ange- sichts der konkreten Umstände des Einzelfalls im Hinblick auf die mit dem Vorhaben verfolgten Ziele, insbesondere den Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke unter Auf- rechterhaltung der wichtigen Verkehrsverbindung zwischen Mainz und Wiesbaden und dem gleichzeitigen sechsstreifigen Ausbau der vorhandenen vierstreifigen Auto- bahn, insoweit ist das Projekt in die Kategorie „Weiterer Bedarf mit Planungsauftrag/ WB*“ im Bedarfsplan für die Bundesfernstraßen eigestuft, sowie Anpassung der Zu- und Abfahrtsrampen im Bereich der Anschlussstelle Wiesbaden-Äppelallee und des Autobahnkreuzes Wiesbaden-Schierstein (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer III, 5 [Ziele der Planung]), auch unter Berücksichtigung der privaten Belange eine höhere Bedeutung zu. Bei der Planung wurden in Beachtung des Grundsatzes der Verhält- nismäßigkeit nach Möglichkeit rechtsmindernde Eingriffe in Rechte Dritter vermieden. Andere geeignete Planungsalternativen stehen vorliegend bei gleicher planerischer Zielerfüllung zwar in gewissen Rahmen zur Verfügung, sie mussten aber verworfen werden, weil damit größere Nachteile für andere öffentliche und private Belange ver- bunden wären (siehe unter C, Ziffer IV,10 [Alternativlösungen] und V,1 [Planungsva- rianten]). Die gewählte Lösung stellt die zweckmäßigste und sinnvollste Lösung für den Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke mit sechsstreifigen Ausbau der A 643, auch unter Berücksichtigung der besonderen Anforderungen des Gebietsschutzes, dar. Im Anhörungsverfahren sind von Beteiligten keine Gesichtspunkte angesprochen worden, die die Planfeststellungsbehörde hätten veranlassen müssen, die gewählte Lösung zu Gunsten einer anderen Planungsalternative nicht zuzulassen. Ein Verstoß gegen das Abwägungsgebot liegt nicht vor. Mit Rücksicht auf die aus den vorstehenden Gründen im Interesse der Allgemeinheit notwendige Straßenbaumaß- nahme überwiegen die Vorteile der Maßnahme die sich dabei für die Betroffenen er- gebenden Nachteile. Die für das Vorhaben sprechenden besonderen Gründe des überwiegenden öffentlichen Interesses, insbesondere verkehrlicher und wirtschaftli- cher Art, ist ein höheres Gewicht beizumessen als den dem Vorhaben entgegenste- hende privaten Belange. Daher sind die für das Planvorhaben sprechenden Ge-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 554 - A 643 sichtspunkte letztlich ausschlaggebend für die Bevorzugung dieser öffentlichen Inte- ressen. Der Zugriff auf die einzelnen Grundstücke und Grundstücksteile, wie er in den festge- stellten Grunderwerbsunterlagen (lfd. Nr. 33.1 bis 33.5 und 34 der Unterlagen) darge- stellt ist, ist verhältnismäßig. Er trägt dem Übermaßverbot Rechnung. Die Anhörungs- und Planunterlagen geben dafür nichts her, dass dieser Verhältnismäßigkeitsgrund- satz verletzt sein könnte. Zusammenfassend ist festzustellen, dass die mit der Pla- nung angestrebten Ziele insgesamt gesehen nicht unter geringeren Opfern bei Errei- chung der gleichen Zielpunkte verwirklicht werden können. Daher konnte die Plan- feststellungsbehörde die beantragte Straßenplanung in der festgestellten Form zulas- sen. Demzufolge ist der festgestellte Zugriff auf privates Grundeigentum zur Erfüllung der Baumaßnahme erforderlich. Die vorhabenbedingte Inanspruchnahme von durch Art. 14 Abs. 1 GG geschützten privaten Rechten ist zur Umsetzung der mit dem Vor- haben verfolgten Ziele erforderlich und führt nicht zu einer unangemessenen Belas- tungen Einzelner. Daher kann auf die festgestellte Inanspruchnahme von Grundstü- cken durch die Baumaßnahme einschließlich der Folgemaßnahmen – wie die Prü- fung der Planfeststellungsbehörde ergeben hat – im Rahmen der Baumaßnahmen nicht verzichtet werden, obwohl durch den festgestellten Plan Rechtspositionen Drit- ter beeinträchtigt werden (siehe die nachfolgenden Ausführungen zu den speziellen Einwendungen unter C, Ziffer VI,2); auch öffentliche Belange mussten zurückgestellt werden (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer IV und V). Dies gilt auch für die ge- planten Kohärenz-, CEF- und Kompensationsmaßnahmen. Hierbei ist Folgendes zu berücksichtigen: Hinsichtlich der erforderlichen Kohärenzmaßnahmen wird auf die Ausführungen unter C, Ziffer IV,11, hinsichtlich der CEF-Maßnahmen auf die Ausführungen unter C, Ziffer V,5 und der Kompensationsmaßnahmen unter C, Ziffer V,6). Zu den Kohärenzmaßnahmen sind Hinweise zur fachlich-inhaltlichen Konkretisie- rung in Gutachten und Leitfäden auf europäischer und auf nationaler Ebene gegeben. Maßnahmen zur Kohärenzsicherung müssen grundsätzlich sicherstellen, dass der Beitrag des beeinträchtigten Gebiets zur Erhaltung des günstigen Zustands der zu schützenden Lebensräume oder Arten innerhalb der gegebenen biogeografischen Region gewahrt bleibt. Sie haben die Aufgabe, die vom Vorhaben beeinträchtigten Funktionen im Netz Natura 2000 soweit wiederherzustellen, dass beim Eintritt der Beeinträchtigungen die Netzkohärenz unbeschadet bleibt. Maßnahmentypen sind beispielsweise die Wiederherstellung des Lebensraums als Gewähr für die Aufrecht- erhaltung seiner Schutzwürdigkeit und für die Übereinstimmung mit den gebietsspezi- fischen Erhaltungszielen, die Neuanlage neuen Lebensraums in einem anderen Ge- biet oder Erweiterung des bestehenden Gebiets, die Verbesserung des verbleiben-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 555 - A 643 den Lebensraums entsprechend dem durch das Projekt bzw. den Plan entstandenen Verlust und die zur Erhaltung des Gesamtbestands an Lebensräumen Maßnahmen zur Verhinderung einer weiteren Untergrabung der Kohärenz des Netzes Natura 2000. Die Kohärenzmaßnahmen müssen i.d.R. zu dem Zeitpunkt wirksam sein, an dem die Beeinträchtigungen der Lebensräume und Arten eintritt. Verluste und Beein- trächtigungen sind in einem adäquaten Umfang auszugleichen, der den beeinträchtig- ten Funktionen entspricht. In bestimmten Fällen können verbleibende qualitative Un- terschiede auch durch einen größeren Maßnahmenumfang ausgeglichen werden. Die Maßnahmen zur Kohärenzsicherung sollen über die Verpflichtungen des Manage- mentplans hinausgehen. Die Kohärenzmaßnahmen dürfen nicht die Pflege- und Ent- wicklungsmaßnahmen vorweg realisieren, die vom Mitgliedstaat gemäß Art. 6 Abs. 1 FFH-RL durchzuführen sind. Darüber hinaus führende Maßnahmen sind akzeptabel, wenn sie dazu führen, dass die vorhabenbedingten Verluste vollständig ausgeglichen werden. Für CEF-Maßnahmen, die zur Sicherung der kontinuierlichen ökologischen Funktio- nalität der Fortpflanzungs- und Ruhestätten dienen, sind im Hinblick auf ihren Zweck, die Auswirkungen an Ort und Stelle zu bekämpfen, relativ nahe zum Eingriffsort (bei Vögeln z.B. unter Beachtung der Effektdistanz) vorzusehen. Diese Maßnahmen müs- sen zur Vermeidung von Verbotstatbeständen in funktional-räumlichen Zusammen- hang mit dem Eingriff in direkter funktionaler Beziehung im räumlichen Zusammen- hang mit dem Bauvorhaben stehen, um mit ihnen eine ökologisch-funktionale Konti- nuität ohne zeitliche Lücke gewährleisten zu können, denn nur so kann mit diesen Maßnahmen die Wahrung der Funktion der Lebensstätten erreicht werden. Die Pla- nung vorgezogener Ausgleichsmaßnahmen für den kontinuierlichen Erhalt der ökolo- gischen Funktionen (CEF [continuous egological functionality]-Maßnahmen) und zur Schaffung von Ersatzlebensräumen für streng und besonders geschützte Arten ist unter Berücksichtigung des Bündels an (vorgezogenen) naturschutzbezogenen Aus- gleichsmaßnahmen geboten, um den Erhaltungszustand der lokalen Populationen perspektivisch im Ergebnis nicht (weiter) zu verschlechtern sondern mutmaßlich ei- nen Ausgleich für den planbedingten Lebensraumverlust schaffen und Ersatzlebens- räume zur Verfügung zu stellen, die es gewährleisten, dass der lokale Erhaltungszu- stand der planbetroffenen Arten sich in der Summe nach der Umsetzung der Planung zumindest in etwa auf demselben Niveau bewegt wie zuvor. Der in § 44 Abs. 5 Satz 2 BNatSchG geforderte räumliche Zusammenhang für die Funktionserfüllung von Fort- pflanzungs- oder Ruhestätten kann sicherlich nicht für alle Fälle pauschal z.B. mit einer bestimmten Entfernung belegt werden, sondern muss sich funktional an der betroffenen Art (Artengruppe) ausrichten. So kann der räumliche Zusammenhang für eine bestimmte Vogelart u.U. noch über Entfernungen von mehreren Kilometern ge-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 556 - A 643 sehen werden, für andere, wenig mobile Arten kann dagegen eine unmittelbare An- knüpfung oder eine Maximaldistanz z.B. unter 100 m notwendig sein. Auch wenn der notwendige Ausgleich nicht genau an der Stelle des Eingriffs erfolgt, so müssen sie doch unter Wahrung des funktionellen Zusammenhangs zwischen Eingriff und Aus- gleich erfolgen. Funktioneller Zusammenhang bedeutet dabei, dass die Ausgleichs- maßnahme maßgeblich auf den Ort des Eingriffs zurückwirkt und die durch den Ein- griff gestörte ökologische Funktion des Naturhaushalts wiederherstellt. Ausgehend von dieser Vorgabe sind CEF-Maßnahmen ausgewählt und festgelegt worden. Für die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen dürfen nur solche Flächen in Anspruch genommen werden, die sich für diesen Zweck objektiv eignen. Damit kommen nur solche Flächen in Betracht, die aufwertungsbedürftig und -fähig sind. Diese Voraus- setzung erfüllen sie, wenn sie in einen Zustand versetzt werden können, der sich im Vergleich mit dem früheren als ökologisch höherwertig einstufen lässt (vgl. BVerwG, Urteil vom 23. August 1996 - BVerwG 4 A 29.95 -, juris Rn. 33). Landwirtschaftlich genutzte Grün- und Ackerflächen sind generell von begrenztem ökologischen Wert und deshalb aufwertungsfähig (vgl. BVerwG, Urteil vom 15. Januar 2004 - BVerwG 4 A 11.02 -, BVerwGE 120, 1 ff. <16>). Neben diesen naturschutzfachlichen Voraus- setzungen muss eine planfestgestellte Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahme wegen der enteignungsrechtlichen Vorwirkung auch im Übrigen dem Grundsatz der Verhältnis- mäßigkeit genügen. Wird für eine Ausgleichs- und/ oder Ersatzmaßnahme auf priva- tes Grundeigentum zugegriffen, muss dies das mildeste Mittel zur Erfüllung der natur- schutzrechtlichen Ausgleichsverpflichtung darstellen. Daran fehlt es, sofern Kompen- sationsmaßnahmen – insbesondere bei Ersatzmaßnahmen – im Rahmen der natur- schutzfachlichen Gesamtkonzeption an anderer Stelle ebenfalls (vergleichbaren) Er- folg versprechen, bei einer Gesamtschau aber den Vorteil bieten, dass den dort Be- troffenen geringere Opfer abverlangt werden (Urteil vom 18. März 2009 a.a.O. Rn. 27). Der Schutz des Eigentums (Art. 14 Abs. 1 GG) gebietet es, Ausgleichs- und Er- satzflächen vorrangig auf einvernehmlich zur Verfügung gestellten Grundstücksflä- chen oder auf Grundstücken, die im Eigentum der öffentlichen Hand stehen, zu ver- wirklichen, wenn diese naturschutzfachlich geeignet sind (stRspr des BVerwG, vgl. Urteil vom 1. September 1997 - BVerwG 4 A 36.96 -, BVerwGE 105, 178 ff.; Be- schlüsse vom 9. Oktober 2003 - BVerwG 9 VR 10.03 -, juris Rn. 13 und vom 11. No- vember 2008 - BVerwG 9 A 52.07 -, juris Rn. 6). Schließlich dürfen die mit Aus- gleichsmaßnahmen verbundenen nachteiligen Folgen nicht außer Verhältnis zum beabsichtigten Erfolg stehen. Die Schwere der Beeinträchtigungen muss vor dem Hintergrund des Gewichts der sie rechtfertigenden Gründe zumutbar sein. Diese Grenze kann überschritten sein, wenn durch Kompensationsmaßnahmen die wirt- schaftliche Existenz Betroffener gefährdet oder gar vernichtet wird (vgl. BVerwG, Ur-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 557 - A 643 teil vom 1. September 1997 - BVerwG 4 A 36/96 -, NVwZ 1998, 504). Dabei ist bei der Beurteilung der Zumutbarkeit einer Flächeninanspruchnahme für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nicht das Interesse an der Verwirklichung des Vorhabens, son- dern nur das Interesse an einem Ausgleich der zu kompensierenden Beeinträchti- gungen von Natur und Landschaft ins Verhältnis zu den Auswirkungen der Flächen- inanspruchnahme für den Betroffenen zu setzen (vgl. BVerwG, Urteil vom 18. März 2009 - BVerwG 9 A 40.07 -,   ). Die Anforderungen des Verhältnismäßig- keitsgrundsatzes im Naturschutzrecht entsprechen inhaltlich dem enteignungsrechtli- chen Übermaßverbot, an das § 19 Abs. 1 Satz 2 FStrG in einfachgesetzlicher Aus- prägung anknüpft (vgl. BVerwG, Urteil vom 23. August 1996 - BVerwG 4 A 29.95 -, DVBl. 1997, 68). Soweit vorliegend durch die Kompensationsmaßnahmen eine Exis- tenzgefährdung ermittelt wurde, ist vom Vorhabenträger den betroffenen Landwirten entsprechendes Ersatzland angeboten worden und damit eine Existenzgefährdung abgewendet worden. Alle Kompensationsmaßnahmen werden für die Zeitdauer der Beeinträchtigung si- chergestellt und gemäß den naturschutzfachlichen Zielsetzungen bewirtschaftet und gepflegt. Eine dingliche Sicherung im Grundbuch erfolgt nicht, wenn die im Flächen des Bundes oder der anderer öffentlicher Körperschaften stehen (siehe die Ausfüh- rungen unter C, Ziffer V,6.9). Der Vorhabenträger hat dargelegt, dass andere für Kompensationsmaßnahmen ge- eignete Flächen der öffentlichen Hand nicht vorhanden sind. Dies gilt auch – wie die vorgenommene Prüfung ergeben hat – für die Maßnahmen in den Rheinwiesen. Mit der planfestgestellten Baumaßnahme ist ein Verstoß gegen die Eigentumsgaran- tie nicht verbunden, weil die Eingriffe in die Rechte der Betroffenen – auch unter Be- rücksichtigung des außerhalb der Planfeststellung durchzuführenden Entschädi- gungs- und Enteignungsverfahrens –, auch soweit Privatflächen für Folgemaßnah- men benötigt werden (siehe auch die nachfolgenden Ausführungen unter C, Ziffer VI,2.1 ff.) nicht unverhältnismäßig sind. Der Planfeststellungsbehörde ist dabei be- wusst, dass den jeweiligen Grundstückseigentümern, denen das Grundeigentum zum Zwecke der Realisierung des Vorhabens – notfalls im Wege der Enteignung – entzo- gen werden soll, eine besonders starke Rechtsposition haben. Probleme, die als Folge eines Vorhabens einer Bewältigung bedürfen, werden nicht durch die Planfeststellung, sondern durch die Enteignung aufgeworfen. Darum erfolgt der Ausgleich der Nachteile, den die Betroffenen dadurch erleiden, dass sie Enteig- nungsmaßnahmen ausgesetzt werden, im Enteignungsverfahren (vgl. BVerwG, Urteil vom 14. Mai 1992 - BVerwG 4 C 9.89 -, NVwZ 1993, 477). Im Rahmen des Ange- messenen ist nicht nur eine Entschädigung für den Entzug des Enteignungsobjektes, sondern auch für sonstige Vermögenseinbußen zu gewähren, die als erzwungene

…/ Planfeststellungsbeschluss - 558 - A 643 und unmittelbare Folge der Enteignung eintreten (sog. Folgeschäden). Im Übrigen kann sich die Planfeststellungsbehörde darauf beschränken, den Betroffenen auf das Enteignungsverfahren zu verweisen (vgl. BVerwG, Urteil vom 5. Dezember 1980 - BVerwG 4 C 28.77 -, DVBl 1981, 403). Die Vorschriften des § 74 Abs. 2 Satz 2 HVwVfG finden hier keine Anwendung, weil jene nur dem Ausgleich solcher Einwirkungen der straßenrechtlichen Planung auf rechtlich geschützte Belange Dritter dienen, die nicht – wie etwa der Zugriff auf das Grundeigentum – einen unmittelbaren Eingriff bedeuten, sondern – wie etwa der Ver- kehrslärm – nur als Folge der zugelassenen Planung und der mit ihr verbundenen Situationsveränderung in der Umgebung des Planvorhabens auftreten. Wird das Eigentum in anderer Weise als durch Entziehung (z.B. durch unmittelbare Inanspruchnahme) oder Vorenthaltung des Besitzes beeinträchtigt, so kann der Ei- gentümer von dem Störer die Beseitigung der Beeinträchtigung verlangen (§ 1004 Abs. 1 Satz 1 BGB). Die Beseitigung gegenwärtiger Beeinträchtigung ist zu unter- scheiden von dem Ersatz des Schadens. Störer ist erst, wenn die Beeinträchtigung wenigstens unmittelbar auf seinen Willen zurückzuführen ist (BGH, Urteil vom 12. Februar 1985 - VI ZR 193/83 - JZ 1985, 588 = NJ 1985, 1773). Grundsätzlich reali- siert sich in derartigen Schädigungen vielmehr nur das allgemeine Lebensrisiko des Betroffenen, für das er Schadensersatz nicht verlangen kann. Zusammenfassend ist hier festzustellen, dass für die festgestellten Baumaßnahmen zwingende Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses (siehe C, Ziffer III) vorliegen und, auch in Bezug auf den Gebietsschutz, gerechtfertigt ist (siehe C, Ziffer IV und V). Danach ist das festgestellte Vorhaben in der geplanten Form, das heißt sowohl hinsichtlich der Trassenführung im Grund- und Aufriss als auch aus Gründen des Immissionsschutzes, des Artenschutzes sowie des Naturschutzes und der Land- schaftspflege sowie des Wasserschutzes, aber auch im Hinblick auf die kommunale Planungshoheit und die städtebaulichen Belange, und der Privaten zweckmäßig. Dies gilt auch bezüglich der vorgesehenen Folgemaßnahmen (wie der Errichtung von Bauwerken und der Verknüpfung mit dem nachgeordneten Netz) sowie der Kohä- renz-, CEF-, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Auf die festgestellte Baumaßnahme kann somit weder verzichtet noch können die vorgesehenen Inanspruchnahmen, auch die vorübergehenden, von privaten Grundstücken reduziert werden (hierzu sie- he im Einzelnen die Ausführungen unter C, Ziffer V,2). Ein Planfeststellungsbeschluss selbst kann keine Entschädigungsregelungen umfas- sen (vgl. BVerwG, Urteil vom 21. Juni 2006 - BVerwG 9 A 28/05 -, BVerwGE 126, 166, Rn. 78). Die Entschädigungsregelungen der für die Betroffenen eintretenden Nachteile sind somit nicht Bestandteil des Planfeststellungsverfahrens, sondern Ge- genstand des anschließenden Grunderwerbs- und Entschädigungsverfahrens. Siehe

…/ Planfeststellungsbeschluss - 559 - A 643 hierzu die Ausführungen nachfolgend unter A, Ziffer VI,1.5 (Grundsätzliches für das Entschädigungsverfahren). Die rechtliche Regelung des Planfeststellungsbeschlusses erschöpft sich vielmehr darin, den Rechtsentzug zuzulassen. Bei unmittelbaren Eingriffen in die Eigentums- substanz begründet der Planfeststellungsbeschluss lediglich deren generelle Zuläs- sigkeit. Die Einwendungen Privater konnten im Planfeststellungsbeschluss über die rechtli- chen Anforderungen, denen der Beschluss Rechnung trägt, hinaus keine Berücksich- tigung finden. Sie waren insoweit zurückzuweisen. Sofern von Beteiligte Grundstücke benannt werden, diese aber nicht unmittelbar be- troffen werden, liegt eine Beeinträchtigung der verfassungsrechtlich geschützten Ei- gentumsgarantie nicht vor, so dass diese Einwendungen unter C, Ziffer VI,2 auch nicht speziell behandelt werden müssen.

1.2 Interessen der Gewerbetreibenden Ein Nachteil für Betroffene, der dadurch eintritt, dass eine bisherige Straßen- oder Wegeverbindung verschlechtert wird, ist unabhängig von einem Eingriff in Eigentums- rechte in der Regel eine „nachteilige Wirkung auf Rechte anderer“ i.S.v. § 74 Abs. 2 Satz 2 HVwVfG zu werten. Die in der Abwägung beachtlichen privaten Interessen beschränken sich nicht auf subjektive öffentliche Rechte, insbesondere nicht auf das, was nach Art. 14 Abs. 1 oder Art. 2 Abs. 2 GG verfassungsrechtlich geschützt ist; in die Abwägung sind alle mehr als nur geringfügigen schutzwürdigen Interessen einzu- stellen, die von der Planung betroffen werden. Dazu kann durchaus das nicht vom rechtlich geschützten Anliegergebrauch umfasste wirtschaftliche Interesse an der Aufrechterhaltung einer Verkehrsanlage gehören (vgl. BVerwG, Urteil vom 11. No- vember 1983 - 4 C 82.80 -, Buchholz 407.4 § 17 FStrG Nr. 55). Es ist deshalb im Planfeststellungsverfahren auch auf dieser Ebene insoweit zu prüfen, ob durch eine Änderung des Planes den Interessen der Beteiligten Rechnung getragen werden kann oder ob durch die Straßenbaumaßnahme Nachteile für die Beteiligten entste- hen, die für sie unzumutbar sind. Unzumutbarkeit liegt dann vor, wenn erhebliche nachteilige Wirkungen auf Rechte anderer i.S.v. § 74 Abs. 2 Satz 2 HVwVfG entste- hen (siehe C, Ziffer V,1.4 [Schutzauflagen]). So hat der Träger der Straßenbaulast nach § 8a Abs. 4 Satz 1 FStrG dann einen an- gemessenen Ersatz zu schaffen oder, soweit dies nicht zumutbar ist, eine angemes- sene Entschädigung in Geld zu leisten, wenn auf Dauer Zufahrten oder Zugänge durch die Änderung oder die Einziehung von Bundesstraßen unterbrochen werden oder ihre Benutzung erheblich erschwert wird. Diese Verpflichtung entsteht nicht, wenn die Grundstücke eine anderweitige ausreichende Verbindung zu dem öffentli- chen Wegenetz besitzen (§ 8a Abs. 4 Satz 3 FStrG). Daraus folgt, dass kein An- …/ Planfeststellungsbeschluss - 560 - A 643 spruch auf unveränderten Zugang zu einem Grundstück besteht, sondern lediglich auf eine Verbindung zum Wegenetz, die eine angemessene Nutzung des Grundei- gentums ermöglicht. § 8a FStrG garantiert nicht eine optimale, sondern nur eine den jeweiligen Umständen zumutbare Erreichbarkeit. Aus ihm lässt sich auch kein An- spruch auf den Fortbestand einer Verkehrsanbindung herleiten, die für eine bestimm- te Grundstücksnutzung von besonderem Vorteil ist (vgl. BVerwG, Beschluss vom 11. Mai 1999 - BVerwG 4 VR 7.99 -, NVwZ 1999, 1341; Urteil vom 9. Juli 2003 - BVerwG 9 A 54.02 -, NVwZ 2004, 231). Durch den Ausbau der A 643 einschließlich der Auto- bahnanschlussstelle Äppelallee ergibt sich für die über die nachgeordneten Straßen erschlossenen Grundstücke der Straßenanlieger, auch der dort angesiedelten Ge- werbebetriebe, nicht eine derartige Veränderung, dass der Schutzbereich des § 8a FStrG berührt ist. Zwar können die Verkehre, insbesondere während der Bauzeit be- hindert werden, doch tritt dadurch allenfalls eine gefügige Verschlechterung ein. Bei eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieben sind als Eigentum grundsätz- lich jedoch nicht nur deren materieller Bestand, sondern auch ihre „Ausstrahlungen und Erscheinungsformen“ geschützt. Dies gilt auch wenn der Betrieb Inhaber eines Erbbaurechtes ist, da dieses Recht auch den Schutz des Art. 14 Abs. 1 Satz 1 GG genießt. Jedoch wird eine günstige innerbetriebliche Verbindung, die über das öffent- liche Wegenetz hergestellt wird, nach herrschender Meinung nicht als Eigentum dem Gewerbebetrieb zugerechnet und stellt somit keine geschützte Substanz dar. Der Eigentumsschutz greift nur soweit, wie dem Inhaber die Ausstrahlungen eines be- stimmten Gewerbebetriebes als von ihm geschaffene Sach- und Rechtsgesamtheit unter Einsatz persönlicher und sachlicher Mittel zugerechnet werden können. Demzu- folge können bloße Chancen, die sich einem Gewerbetreibenden bieten, Lagevorteile und sonstige rechtliche oder tatsächliche Umstände, die sich günstig für den Gewer- bebetrieb auswirken und geschäftlich genutzt werden können, nicht zu der eigen- tumsrechtlich geschützten Substanz des Betriebes gerechnet werden. Mit der festgestellten Planung wird an der bestehenden Erschließung des Planungs- raums nichts wesentlich geändert. Durch die die Umgestaltung der AS Äppelallee ergibt sich eine leicht bessere Anbindung des nachgeordneten Straßennetzes und der darüber erschlossenen Gewerbebetriebe an die A 643 (siehe C, Ziffer V,3.6). Durch die Baumaßnahme werden keine weiteren Straßenanschlüsse an das örtliche Straßennetz geschaffen; auch müssen solche nicht als sachgemäßer Ersatz herge- stellt werden. Damit entfallen nicht einmal bestehende Lagevorteile, die allein auf den vorhandenen Straßenführungen beruhen, bei denen es sich nicht um Leistungen der Betriebe handelt. Nach dem festgestellten Plan bleibt bleiben ausreichende Verbin- dungen der Betriebe an das überörtliche Straßennetz bestehen. Dies gilt auch für eine erforderlich werdende zeitlich begrenzte Unterbrechung während der Bauphase.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 561 - A 643

Die Erschließung der im Planungsraum befindlichen Betriebe bleibt somit nicht nur in ausreichendem Umfang während der Baudurchführung und auch nach Inbetriebnah- me der ausgebauten A 643 gesichert, zumal die Autobahn und die Anschlussstelle Äppelallee den Gewerbe- und Siedlungsbereich insbesondere von Biebrich und Schierstein gewährleistet.

1.3 Vorübergehende Inanspruchnahme von Grundstücksflächen Bei der Durchführung des Straßenbauvorhabens wird für bauausführende Unterneh- men Gelände als Arbeitsraum benötigt. Die Baustelleneinrichtung selbst wird auf vor- handenen befestigten Flächen vorgenommen, so dass hierfür keine weiteren Flächen benötigt werden. Ohne die Regelung der öffentlich-rechtlichen Beziehungen im Planfeststellungsbe- schluss und in den dazugehörigen Unterlagen können Grundstücksflächen nicht – auch nicht vorübergehend – in Anspruch genommen werden. Jeglicher Zugriff auf das Grundeigentum muss in der Planfeststellung ausgewiesen werden, weil – wie unter C, Ziffer VI,1.1 [Eigentumsgarantie] dargestellt – die festgestellten Pläne gemäß § 19 Abs. 2 FStrG dem Enteignungsverfahren zugrunde zu legen und für die Enteig- nungsbehörde bindend sind. Die Flächen – sie sind in den festgestellten Planunterlagen als „Größe der vorüber- gehend in Anspruch zu nehmenden Flächen (VIA) in Quadratmetern“ im Grunder- werbsplan mit zugehörigen Deckblättern (lfd. Nr. 31.1 bis 31.5) und im Deckblatt zum Grunderwerbsverzeichnis (lfd. Nr. 32 der Unterlagen) in Spalte 10 ausgewiesen – werden für den Zeitraum, in dem sie als Arbeitsstreifen in Anspruch genommen wer- den, belastet. Diese vorübergehende Belastung ist für die Betroffenen zumutbar; die- se Zumutbarkeit wird nicht von der Duldungspflicht nach Art. 14 Abs. 2 GG erfasst. Hierfür steht den Grundstückseigentümern, gegebenenfalls den Pächtern, eine an- gemessene Entschädigung in Geld zu. Im Übrigen müssen die Flächen in einem ord- nungsgemäßen Zustand an die Betroffenen zurückgegeben werden. Der Betriebsablauf der an die Autobahnen 643 und 66 angrenzenden Betriebe wird durch die Baumaßnahme nicht beeinträchtigt. Auch bleibt deren Erschließung und Andienung während der Bauzeit und im späteren Betrieb gewährleistet (siehe auch C, Ziffer V,11). Die Baustellenandienung erfolgt nicht über private Grundstücke son- dern ausschließlich von der Autobahn oder von Straßen und Wegen aus (siehe auch A, Ziffer V,2 Punkt 26). Die insoweit erhobenen Einwendungen waren zurückzuweisen.

1.4 Schutzauflagen Im Planfeststellungsbeschluss waren dem Träger der Straßenbaulast über die ge- troffenen Festsetzungen hinaus keine Schutzauflagen aufzuerlegen. Die Einwendun-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 562 - A 643 gen wegen einer Zuerkennung eines Entschädigungsanspruchs wegen Immissionen waren im Planfeststellungsbeschluss zurückzuweisen. Dies gilt auch in Bezug auf die Verschattung von Grundstücken. Als Rechtsgrundlage für einen solchen Anspruch kommt allein § 74 Abs. 2 Satz 3 HVwVfG in Betracht. Nach dieser Vorschrift hat der von der Planung Betroffene einen Anspruch auf angemessene Entschädigung in Geld, wenn (weitere) Schutzvorkeh- rungen nicht vorgenommen werden können, sei es, weil sich technisch-reale Maß- nahmen als unzureichend oder angesichts der Höhe ihrer Kosten als unverhältnis- mäßig erweisen, sei es, weil sich die Beeinträchtigungen – wie im Fall einer Verschat- tung – durch geeignete Maßnahmen überhaupt nicht verhindern lassen (vgl. BVerwG, Urteil vom 24. Mai 1996 - BVerwG 4 A 39.95 -, Buchholz 316 § 74 VwVfG Nr. 39 ). Demnach können im Planfeststellungsbeschluss nur solche Schutzauflagen dem Träger der Straßenbaulast auferlegt werden, die sich aus dem System des § 74 Abs. 2 Satz 2 und 3 HVwVfG ergeben. Danach ist ein Anspruch auf Schutzauflagen nor- miert, die im System der Inhalt- und Schrankenbestimmungen im Sinne des Art. 14 Abs. 1 Satz 2 GG von der Eigentumsbestandsgarantie miterfasst sind. Dieser An- spruch stellt sich als eine spezifische Ausprägung des fachplanungsrechtlichen Ab- wägungsgebots dar. Hinter ihm steht das gesetzgeberische Anliegen, auch solchen Einwirkungen, die nicht die Merkmale eines unmittelbaren Eingriffs mit dem Ziel der Enteignung aufweisen, äußerste Grenzen zu setzen, die mit einer gerechten Abwä- gung nicht mehr überwindbar sind. Macht die Planfeststellung zur Verwirklichung der mit einem Plan für den Bau oder die wesentliche Änderung einer Straße verfolgten Ziele Festsetzungen erforderlich, die sich infolge der durch das Straßenbauvorhaben verursachten Situationsänderung auf Nachbargrundstücken als nachteilige Einwir- kungen auf Rechte anderer darstellen, so darf der dadurch hervorgerufene Interes- senkonflikt nicht im Wege einer die privaten Belange ohne weitere Folgen zurückstel- lende Abwägung gelöst und damit unbewältigt bleiben. Die Planfeststellungsbehörde hatte daher zu prüfen, ob den Betroffenen solche mittelbaren Einwirkungen ohne Ausgleich zumutbar sind. Dabei macht das Nebeneinander von Gefahren und Nach- teilen als je eigenständige Tatbestandsmerkmale deutlich, dass Schutzvorkehrungen nicht bloß zur Abwehr etwaiger Gesundheitsgefährdungen oder der Beeinträchtigung sonstiger verfassungsrechtlich geschützter Rechtsgüter geboten sind. Handlungsbe- darf sieht der Gesetzgeber bereits auf einer der Gefahrenabwehr vorgelagerten Stufe vor. Der Begriff der Nachteile weist auf eine zusätzliche Zumutbarkeitsschwelle hin. Die Beeinträchtigungen müssen, unabhängig davon, ob der Gewährleistungsgehalt des Art. 2 Abs. 2 GG oder des Art. 14 GG berührt ist, die Grenze des Zumutbaren überschreiten. Insoweit deckt sich das Anforderungsprofil mit dem immissionsschutz-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 563 - A 643 rechtlichen Schädlichkeitsbegriff, den der Gesetzgeber in § 3 Abs. 1 BImSchG mit den Begriffen Gefahren, erhebliche Nachteile und erhebliche Belästigungen definiert. Zwar gilt das BImSchG, wie aus dessen § 2 Abs. 1 Nr. 4 für den Bau öffentlicher Straßen nur nach Maßgabe der §§ 41 bis 43. Das BImSchG überlässt die Konkreti- sierung der Begriffe untergesetzlicher Regelung. Sie sind für den Bereich des Immis- sionsschutzrechts in Ausführung des Regelungsauftrags des § 43 BImSchG durch die Verkehrslärmschutzverordnung (16. BImSchV) mit ihren Grenzwertbestimmungen geschaffen worden. Für die Begriffe in § 74 Abs. 2 Satz 2 HVwVfG des „Nachteils“ und der „Erheblichkeit“ bedürfen im Einzelfall der Auslegung. Untergesetzliche Rege- lungen gibt es hierzu nicht. Der Anspruch auf angemessene Entschädigung ist ein Surrogat für nicht realisierbare Schutzmaßnahmen, weil technisch-reale Schutzmaß- nahmen nicht realisierbar sind, weil sie untunlich oder mit dem Vorhaben unvereinbar sind. Greift § 74 Abs. 2 Satz 2 HVwVfG, der den Anspruch auf Schutzvorkehrungen regelt, tatbestandlich nicht ein, so ist auch für die Anwendung von § 74 Abs. 2 Satz 3 HVwVfG kein Raum. Die Prüfung hat ergeben, dass Schutzauflagen auf der Grundlage des § 74 Abs. 2 Satz 2 HVwVfG zum Schutz vor Verkehrslärm über die in den Planunterlagen vorge- sehenen Maßnahmen hinaus entlang der A 49 nicht erforderlich sind; zumal neben dem durch §§ 41 ff. BImSchG normierten Lärmschutzsystem ein Rückgriff auf die allgemeine Regelung des § 74 Abs. 2 Satz 2 HVwVfG inhaltlich (materiell) nur nach Maßgabe des § 42 Abs. 2 Satz 2 BImSchG in Betracht kommt. Vorliegend müssen vom Vorhabenträger nur für verschiedene bauliche Anlagen neben aktiven Lärm- schutzmaßnahmen auch passive Schallschutzmaßnahmen ergriffen werden. Daher ist dem Vorhabenträger die Erstattung der notwendigen Aufwendungen für passive Maßnahmen auferlegt worden (siehe Auflage unter A, Ziffer IV,2 [Passiver Lärm- schutz]). Darüber hinaus wird mit den geplanten straßenbegleitenden Pflanzungen, die vor allem als Immissionsschutzpflanzungen ausgebildet werden, die Ausbreitung der Schadstoffe, auch durch Spritzwasser, beeinflusst und damit ein Schutz vor Ablage- rung von solchen Stoffen auf den angrenzenden Grundstücken bewirkt. Die Pflan- zungen stellen insoweit eine Schutzmaßnahme dar. Ergänzende Schutzanordnun- gen, gegebenenfalls durch eine Verbreiterung der Pflanzstreifen, sind aufgrund der vorliegenden Sachverhalte nicht erforderlich. Andererseits wurde von Beteiligten im Anhörungsverfahren nicht die Einhaltung besonderer Richtwerte – wie dies bei- spielsweise die Betriebsart des ökologischen Anbaus erfordert – verlangt, so dass diesbezüglich keine Aussagen geboten sind. Des Weiteren können die grundstücksmäßig Betroffenen auch nicht beanspruchen, dass im Planfeststellungsbeschluss zu ihren Gunsten „dem Grunde nach“ eine Ent-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 564 - A 643 schädigungsregelung getroffen wird. Die Voraussetzungen hierfür liegen dann vor, wenn durch Vorkehrungen keine Abhilfe geschaffen wird; dann ist über einen Ent- schädigungsanspruch gemäß § 74 Abs. 2 Satz 3 HVwVfG dem Grunde nach in der straßenrechtlichen Planfeststellung zu befinden (siehe A, Ziffer V,14). Insoweit wird den Einwendungen durch die Auflage Rechnung getragen. Dies gilt auch in den Fäl- len gegeben, in denen keine Planbetroffenheit gegeben ist und technisch-reale Schutzmaßnahmen sich als unzureichend oder angesichts der Höhe ihrer Kosten als unverhältnismäßig erwiesen haben. In all den Fällen, in denen ein solcher Sachver- halt nicht gegeben ist, besteht kein Anspruch. Dies gilt auch in Bezug auf die Ein- wendungen Privater, die beispielsweise durch von der Autobahn ausgehenden Schadstoffimmissionen mit Nachteilen für die Nutzung ihrer nicht unmittelbar betrof- fenen Grundstücke befürchten. Diese Einwendungen waren aus den vorstehenden Gründen zurückzuweisen. Soweit eine unmittelbare, grundstücksmäßige Betroffenheit gegeben ist, gilt die Re- gelung des § 19 Abs. 1 Abs. 2 FStrG; die sich aus der Grundstücksbetroffenheit er- gebenden Fragen sind im Entschädigungsverfahren zu behandeln.

1.5 Grundsätzliches für das Entschädigungsverfahren Wie unter C, Ziffer V, Nr. 1.1 [Eigentumsgarantie] ausgeführt, hat die Planfeststellung enteignungsrechtliche Vorwirkung. Probleme, die als Folge eines Vorhabens einer Bewältigung bedürfen, werden nicht durch die Planfeststellung, sondern durch die Enteignung aufgeworfen. Darum erfolgt der Ausgleich der Nachteile, den die Beteilig- ten dadurch erleiden, dass sie Enteignungsmaßnahmen ausgesetzt werden, im En- teignungsverfahren. Im Rahmen des Angemessenen ist nicht nur eine Entschädigung für den Entzug des Enteignungsobjektes, sondern auch für sonstige Vermögensein- bußen zu gewähren, die als erzwungene und unmittelbare Folge der Enteignung ein- treten (sog. Folgeschäden). Im Übrigen kann sich die Planfeststellungsbehörde da- rauf beschränken, den Betroffenen auf das Enteignungsverfahren zu verweisen. Die sich durch die unmittelbare Inanspruchnahme der Grundstücke der Betroffenen ergebenden Entschädigungsfragen sind grundsätzlich in dem gesondert von der Planfeststellung durchzuführenden Entschädigungsverfahren zu regeln. Dies ergibt sich aus § 75 Abs. 1 Satz 2 HVwVfG. Danach werden in dem Planfeststellungsbe- schluss nur die öffentlich-rechtlichen Beziehungen zwischen dem Träger der Stra- ßenbaulast und den vom Plan Betroffenen – mit Ausnahme der Enteignung – rechts- gestaltend geregelt. Der Ausgleich für die zugunsten der geplanten Baumaßnahme einschließlich der notwendigen Folge-, Kohärenz und Kompensationsmaßnahmen bezweckten unmittelbaren Eingriffe in die Rechte der Betroffenen und für das damit verbundene Folgegeschehen findet ausschließlich in dem von der Planfeststellung gesondert durchzuführenden Entschädigungsverfahren statt. …/ Planfeststellungsbeschluss - 565 - A 643

Zur Regelung der Entschädigungsfragen wird sich der Träger des Vorhabens, die Bundesrepublik Deutschland (Bundesstraßenverwaltung), vertreten durch die Hessi- sche Straßen- und Verkehrsverwaltung oder der von ihr Beauftragte, rechtzeitig vor Baubeginn mit den Betroffenen in Verbindung setzen.

1.6 Wertminderung Die von Beteiligten erhobenen Einwendungen nach Zuerkennung einer Wertminde- rung von Grundstücken durch das festgestellte Vorhaben waren zurückzuweisen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Art. 14 Abs. 1 GG das Grundeigentum der durch die Straßenbaumaßnahme Betroffenen nicht vor jedem Wertverlust durch Planungen schützt. Eine Minderung der Wirtschaftlichkeit ist grundsätzlich ebenso hinzunehmen wie eine Verschlechterung der Verwertungsaussichten. Der Eigentumsgarantie kommt bei der Bestimmung von Inhalt und Schranken besonderes Gewicht zukommt, soweit das Eigentum die persönliche Freiheit des Einzelnen im vermögensrechtlichen Bereich sichert. Dies gilt insbesondere dann, wenn ein Grundstück den wesentlichen Teil des Vermögens des Pflichtigen bildet und die Grundlage seiner privaten Lebens- führung einschließlich seiner Familie darstellt. In solchen Fällen tritt die Aufgabe der Eigentumsgarantie, dem Träger des Grundrechts einen Freiraum im vermögensrecht- lichen Bereich zu sichern und ihm damit eine eigenverantwortliche Gestaltung des Lebens zu ermöglichen, in den Vordergrund. Demgegenüber müssen die ebenfalls von Art. 14 Abs. 1 GG geschützten Interessen des Vorhabenträgers, die durch die auf § 74 Abs. 2 Satz 3 HVwVfG gestützte Entschädigungsauflage beschränkt werden, zurücktreten, wenn die Betroffenen aufgrund der zu zahlenden Entschädigung nicht mehr in der Lage sind, sich ein adäquates Wohngrundstück für sich und ihre Familie leisten zu können. Eine Verkehrswertminderung von 50-60% würde die wegen der Sozialbindung der Eigentumsgarantie hinzunehmende Verkehrswertminderung über- steigen. Zum Einen treten aus Anlass des Vorhabens solche Wertminderungen nicht ein und zum Anderen ist vorliegend ein Übernahmeanspruch von Wohneigentum nicht gegeben. Bei Abwägung stellt der Verkehrswert eines Grundstücks im Allgemeinen als solcher keinen eigenständigen Abwägungsposten dar. Der Verkehrs-) Wert einer Liegen- schaft hängt von vielen Faktoren ab, die im Rahmen der Abwägung nicht sämtlich berücksichtigt werden können und müssen. Für die Abwägung kommt es demgemäß nicht auf potenzielle Änderungen des Verkehrswertes betroffener Grundstücke, auch Immobilien an, die in die Abwägung einzustellen sind. Wesentlichen Einfluss auf den Wert hat die Nutzung der umliegenden Grundstücke. Vor nachteiligen Nutzungsände- rungen in seiner Nachbarschaft ist ein Grundstückseigentümer aber nur geschützt, soweit das Recht ihm Abwehransprüche zubilligt. Gegenüber hoheitlichen Maßnah- men, wie dem Bau einer öffentlichen Straße, können sich solche Abwehrrechte in …/ Planfeststellungsbeschluss - 566 - A 643 erster Linie aus den Vorschriften ergeben, die von den Behörden bei der Prüfung der Zulässigkeit des Vorhabens zu beachten sind. Soweit derartige Vorschriften vorlie- gen, werden sie im vorliegenden Fall durch den festgestellten Plan beachtet. Die bei der Planung gebotene Berücksichtigung der Belange der Wohnbevölkerung löst keinen Anspruch aus, wonach das Wohnumfeld und die bisherigen Aussichts- möglichkeiten unverändert bleiben müssen. Vielmehr muss allgemein damit gerech- net werden, dass Straßenbauprojekte zu Veränderungen der Umgebung und des Landschaftsbildes führen können. Derartige Veränderungen sind in aller Regel ent- schädigungslos hinzunehmen. Dasselbe gilt für Beeinträchtigungen der Erholungs- funktion der Landschaft Eine Entschädigungszahlung kommt auch nicht deshalb in Betracht, weil die Ver- mietbarkeit einer Immobilie erheblich erschwert sein könnte. Auch Mietwerteinbußen gehören als solche nicht zum Abwägungsmaterial. Das Abwägungsgebot schützt we- gen der Grundstücksbezogenheit des Fachplanungsrechts grundsätzlich nur die Be- lange der in ihrem Grundeigentum oder einer ähnlichen dinglichen Berechtigung am Grundstück Betroffenen; bloß obligatorisch Berechtigte sind darauf beschränkt, ihre Rechtsposition gegenüber dem Eigentümer geltend zu machen. Auch § 42 BImSchG und § 74 Abs. 2 Satz 3 HVwVfG eröffnen keinen gesetzlichen Anspruch auf einen Ausgleich aller Vermögensnachteile, welche eine Straßenpla- nung auslöst. Nicht jede Wertminderung eines Grundstücks, die auf ein staatliches Handeln zurückzuführen ist, begründet im Sinne des Art. 14 Abs. 1 Satz 1 GG eine Pflicht zu einem finanziellen Ausgleich. Voraussetzung für eine Wertminderung ist, dass eine von Art. 14 GG geschützte Rechtsposition beeinträchtigt wird, beispielsweise der Restbesitz in Folge einer Teil- inanspruchnahme. Sie ist außerdem nur dann zu leisten, wenn die Entschädigung für Wertminderung des Restbesitzes nicht bereits bei der Entschädigung für den Rechts- verlust berücksichtigt wird. Die Planfeststellungsbehörde geht vorliegend davon aus, dass der Vorhabenträger, wie üblich, entsprechend den geltenden Regelungen im Entschädigungsverfahren Wertminderungen des Restbesitzes ausgleicht. Der finan- zielle Ausgleich, der im Enteignungsverfahren vorzunehmen ist, unterscheidet sich von seiner Zielsetzung von einer Entschädigung, die aufgrund des § 74 Abs. 2 Satz 3 HVwVfG zu leisten ist, wesentlich. Die Entschädigung nach § 74 Abs. 2 Satz 3 HVwVfG ist nicht an Art. 14 Abs. 3 Satz 3 GG zu messen. Sie stellt kein Äquivalent für den Entzug von Eigentum dar, das in der Regel auf einen Wertersatz nach Maß- gabe des Verkehrswertes hinausläuft (vgl. § 95 Abs. 1 BauGB; § 38 HEG). Anders als die Enteignung, die auf den vollständigen oder teilweisen Entzug konkreter durch Art. 14 Abs. 1 Satz 1 GG geschützter subjektiver Rechtspositionen gerichtet ist, lässt § 74 Abs. 2 HVwVfG die Eigentumssubstanz unberührt. Vorliegend wurde eine Ent-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 567 - A 643 schädigung dem Grunde nach als Rückfallposition für entstandene, noch nicht abge- wickelte Vermögensnachteile festgesetzt (siehe A, Ziffer IV,14). Mit den im festgestellten Plan vorgesehenen aktiven und passiven Lärmschutzmaß- nahmen werden an den betroffenen baulichen Anlagen die maßgeblichen Immissi- onsgrenzwerte eingehalten. Soweit die Beurteilungspegel an Gewerbebetrieben den maßgebliche Grenzwert für den Tag überschreiten, musste eine Entschädigung für den „unzumutbar beeinträchtigte Außenwohnbereiche wegen Verkehrslärms“ nicht zuerkannt werden, weil insoweit keine Außenwohnbereiche vorhanden sind (siehe C, Ziffer V,4.2 [Lärmschutz]). Darüber hinaus treten durch das Vorhaben keine nachteilige Wirkungen auf Rechte anderer ein und es mussten keine weitergehenden Vorkehrungen angeordnet noch entsprechende Entschädigungsansprüche gemäß § 74 Abs. 2 Satz 3 HVwVfG im Planfeststellungsbeschluss dem Grunde nach festgesetzt werden (vgl. die Ausfüh- rungen unter C, Ziffer V,1.4 [Schutzauflagen]). Bei unmittelbaren Beeinträchtigungen, d.h. wenn ein Grundstück durch das Vorhaben in Anspruch genommen wird, sind die Entscheidungen dem Entschädigungsverfahren vorbehalten; das heißt, im Plan- feststellungsbeschluss sind keine Entschädigungsfestsetzungen und namentlich kei- ne Auflagen an den Unternehmensträger zu treffen. Für den Entzug von Grund- stücksflächen ist eine Enteignungsentschädigung zu gewähren. Soweit Beteiligte Wertverluste ihrer Grundstücke wegen der zu erwartenden Lärm- immissionen oder dem Ausblick in die Landschaft geltend gemacht hatten, ergibt sich keine andere Bewertung. Die wegen Lärmimmissionen ins Feld geführte einge- schränkte Nutzbarkeit der Außenwohnbereiche wird bei weiteren baulichen Anlagen vorliegend nicht eintreten, so dass die Planfeststellungsbehörde auch Betroffenen dem Grunde nach einen Entschädigungsanspruch gegen den Träger der Straßen- baulast, der nach den Richtlinien für Verkehrslärmschutz an Bundesfernstraßen ab- gegolten werden müsste, nicht zuzuerkennen war. Im Übrigen müssen die Betroffe- nen, da die Planung den Vorgaben des strikten Rechts und den Anforderungen des Abwägungsgebots entspricht, darüber hinausgehende möglicherweise eintretende Wertminderungen ihrer Grundstücke als Ausfluss der Sozialbindung ihres Eigentums hinnehmen. Mit dem Vorhaben sind – mit Ausnahme der vorgenannten baulichen Anlagen – keine Beeinträchtigungen verbunden, die so schwer zu Buche schlagen, dass eine weitere Nutzung eines Grundstücks als unzumutbar angesehen werden müsste. Unzumutba- re Lärmbelastungen treten nicht auf. Dies wäre der Fall, wenn ein Wohngrundstück so massiv verlärmt wird, dass es seine Wohnqualität einbüßt und unbewohnbar wird. Das Gleiche gilt, wenn der Lärm von so hoher Einwirkungsintensität ist, dass er den Grad einer Gesundheitsgefährdung erreicht. Dies tritt vorliegend nicht ein, wobei die

…/ Planfeststellungsbeschluss - 568 - A 643

Planfeststellungsbehörde grundsätzlich davon ausgeht, dass als Grenzmarken 70 dB(A) bis 75 dB(A) tags und 60 dB(A) bis 65 d(A) nachts (je nach Gebietsart nach Baunutzungsverordnung) die verfassungsrechtlichen Schutzanforderungen greifen. Im Bereich der baulichen Anlagen in dem Siedlungsbereich des Planungsraums tre- ten solche Lärmverhältnisse nicht ein, so dass auch insoweit mit diesem Vorhaben weder eine Gesundheitsgefährdung angenommen noch eine Wertminderung verbun- den ist, die die Zuerkennung von weiteren Entschädigungsansprüchen in Betracht kam. Ergäbe eine Gesamtschau aller Beeinträchtigungen, dass eine weitere Nutzung eines Grundstücks als unzumutbar erscheint, könnten auch diese Betroffenen auf der Grundlage von § 74 Abs. 2 Satz 3 HVwVfG die Übernahme des Grundstücks verlan- gen. Dass die Verwirklichung des Vorhabens die Situation weiterer angrenzenden Grundstücke, aber auch der weiter entfernt liegenden Wohngrundstück derart nach- haltig beeinträchtigt, dass den Betroffenen entweder die bestehende Nutzung zu Ge- werbe-, Handel-, Geschäfts- oder Wohnzwecken nicht mehr zugemutet werden kann, ergibt sich weder aus dem Vorbringen der Beteiligten noch drängt sich dies nach La- ge der Dinge der Planfeststellungsbehörde auf. Daher waren auf Wertminderungen abzielende Einwendungen zurückzuweisen.

2. Spezielles Vorbringen der Privaten Zu dem speziellen Vorbringen der Privaten wird Folgendes festgestellt:

2.1 Beteiligte Die Einwendung der Beteiligten vom 18.02.2010, mit der sie sich nicht gegen das Vorhaben gewandt haben, bezieht sich auf den Ankauf der erforderlichen Flächen. Mit Schreiben vom 16.06.2010 wurde um Mitteilung über den Quadratmeterpreis ge- beten und dargelegt, dass die Restfläche erheblich an Wert verliere und daher nach- gefragt, ob die Möglichkeit des Gesamtankaufs bestehe. Die Einwendung war in das Entschädigungsverfahren zu verweisen. Dies ergibt sich aus Folgendem: Zu der Einwendung ist unter Berücksichtigung der schriftlichen Erwiderung des ASV Wiesbaden (P4) Folgendes festzustellen: Die Beteiligten sind grundstücksmäßig für die Straßenbaumaßnahme durch die Inan- spruchnahme von Eigentumsflächen wie folgt betroffen: Tabelle 18: Grundstücksinanspruchnahme lfd. Nr. Lage Flur Flurstück Größe Inanspruchnahmen [Gemarkung] [Nr.] [Nr.] [m²] Erwerb vorübergehend beschränken [m²] [m²] [m²] 1 2 3 4 5 6 7 8 4.008 Schierstein 10 54/3 4.671 516 186 - Summe: 516 186 - …/ Planfeststellungsbeschluss - 569 - A 643

Anmerkungen zu Abkürzungen im Grunderwerbsverzeichnis: Spalte 6-8: A = für Baulastträger der Baumaßnahme Straße, B = für Nebenanlagen und Nebenbetrie- be, C = für Dritte Das Flurstück wird durch den Umbau der Rampe Rüdesheim-Mainz in Anspruch ge- nommen. Der Umbau der Rampe muss aus Anlass des Umbaus des Schiersteiner Kreuzes zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit in Anspruch genommen werden (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer V,1.2). Auf die Inanspruchnahme kann nicht verzichtet werden, da der Umbau des Schiersteiner Kreuzes gerechtfertigt (siehe C, Ziffer III) und in der vorliegenden Form geeignet ist (siehe C, Ziffer V). Die sich durch den festgestellten Plan ergebenden Entschädigungsfragen werden nicht im Planfeststellungsbeschluss sondern im anschließenden gesondert durchzu- führenden Entschädigungsverfahren geregelt. Die Beteiligten waren daher insoweit auf das Entschädigungsverfahren zu verweisen (siehe auch C, Ziffer V,1.5).

2.2 Beteiligte Die Einwänderin meldete mit Schreiben vom 19.02.2010 vorsorglich einen Anspruch zur Kostenerstattung an. Weiterhin wurde um Vorschläge zur Preisgestaltung der zu erwerbenden und vorübergehend zu nutzenden Fläche gebeten. Außerdem fehle noch eine Aussage zur vorübergehenden Umlegung der entlang der Grundstücks- grenze verlaufenden Gasleitung. Die Parkplatznutzung dürfe während der Bauphase so wenig wie möglich eingeschränkt werden. Die Einwendung konnte, soweit ihr Rechnung getragen wird, für erledigt erklärt wer- den. Hinsichtlich der aufgeworfenen Entschädigungsfragen war die Einwendung in das Entschädigungsverfahren zu verweisen. Dies ergibt sich aus Folgendem: Zu der Einwendung ist unter Berücksichtigung der schriftlichen Erwiderung des ASV Wiesbaden (P6) Folgendes festzustellen: Die Beteiligten sind grundstücksmäßig für die Straßenbaumaßnahme durch die Inan- spruchnahme von Eigentumsflächen wie folgt betroffen: Tabelle 19: Grundstücksinanspruchnahme lfd. Nr. Lage Flur Flurstück Größe Inanspruchnahmen [Gemarkung] [Nr.] [Nr.] [m²] Erwerb vorübergehend Beschränken [m²] [m²] [m²] 1 2 3 4 5 6 7 8 3.008 Biebrich 5 211/7 17.399 638 1.405 - Summe: 638 1.405 - Die Einwendung bezieht sich zunächst auf die schalltechnischen Berechnungen des Ausgansverfahrens. Diese Unterlage wurde im Änderungsverfahren durch eine neue Unterlage ersetzt. In dieser Unterlage sind dem Gebäude Hagenauer Straße 42 die Immissionspunkte 16 bis 19 zugeordnet. Bei diesem Gebäude handelt es sich um ein Bürogebäude. Büroräume sind schutzbedürftig, wenn der maßgebliche Immissions-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 570 - A 643 grenzwert für den Tag von 59 dB(A) überschritten wird (siehe C, Ziffer V,4.2). In die- sem Fall hat der Eigentümer Anspruch auf Erstattung der notwendigen Aufwendun- gen für passive Schallschutzmaßnahmen (siehe Auflage unter A, Ziffer IV,2). Wenn in den Gebäude Betriebswohnungen vorhanden sind, so besteht für diese auch ein An- spruch auf Kostenerstattung für passive Schallschutzmaßnahmen, wenn der für den Nachtzeitraum geltende Grenzwert von 69 dB(A) überschritten ist. Dem Gebäude Hagenauer Straße 44 sind im Änderungsverfahren die Immissionsorte 20 bis 22 zu- geordnet; am Immissionsort 20 treten Grenzwertüberschreitungen auf. Auch insoweit wurde der Eigentümerin ein Anspruch auf Kostenerstattung zuerkannt (siehe A, Ziffer IV,2). Das Gebäude Hagenauer Straße 46 ist eine Werks- bzw. Produktionshalle. Eine solche Halle ist im immissionsrechtlichen Sinne nicht als schützenswerte Nut- zung eingestuft und daher besteht kein Anspruch auf (passive) Lärmschutzmaßnah- men. In diesem Zusammenhang wird auf die vom Vorhabenträger gegebene Zusage verwiesen (siehe unter A, Ziffer V,2 Punkt 3). Das ASV Wiesbaden hat im Anhörungsverfahren eine Umplanung (erste Planände- rung) vorgenommen, nach der sich die Inanspruchnahme von 400 m² auf 638 m² er- höht und die vorübergehende Inanspruchnahme von 1.642 m² auf 1.405 m² verrin- gert. Zu dieser Planänderung wurde keine erneute Einwendung abgegeben. Hinsichtlich der sich aus dem festgestellten Plan ergebenden Entschädigungsfragen wird in der Planfeststellung keine Entscheidung getroffen. Diese Fragen werden in dem gesondert von der Planfeststellung durchzuführenden Entschädigungsverfahren geregelt. Die Beteiligten waren daher insoweit auf das Entschädigungsverfahren zu verweisen (siehe auch C, Ziffer V,1.5). Nach den festgestellten Planunterlagen ist im nordöstlichen Bereich des betreffenden Grundstücks eine Fläche für vorrübergehenden Grunderwerb ausgewiesen, die die angesprochenen Parkplätze überdeckt. Diese vorübergehende Inanspruchnahme der Grundstücksfläche wird, wie das ASV Wiesbaden erläuterte, nicht nur zur Verlegung der Gasleitung benötigt sondern im Wesentlichen zur Errichtung einer bauzeitlichen Verkehrsführung auf der A 643 (Behelfsbrücke über die Hagenauer Straße). Nach der Regelung im Bauwerksverzeichnis werden die Parkplätze nach Beendigung der Baumaßnahme durch den Träger des Vorhabens wiederhergestellt. Sollte ein Ver- zicht auf diese Parkplätze während der Bauzeit nicht vertretbar sein, wird der Vorha- benträger im südlichen Grundstücksteil eine entsprechende, zurzeit begrünte Fläche, als vorübergehenden Parkplatz befestigen und nach Beendigung der Baumaßnahme wieder in den ursprünglichen Zustand versetzen. Die Kostentragung hierfür wird im Entschädigungsverfahren zu regeln sein (siehe die unter A, Ziffer V,2 Punkt 4 bestä- tigte Zusage).

…/ Planfeststellungsbeschluss - 571 - A 643

Da der Einwendung hinsichtlich des passiven Lärmschutzes mit der Auflage unter A, Ziffer IV,2 und der gegebenen Zusagen (A, Ziffer V,2 Punkte 3 und 4) Rechnung ge- tragen wird, konnte sie insoweit für erledigt erklärt werden. Hinsichtlich der sich durch die Baumaßnahmen ergebenden Entschädigungsfragen war die Einwendung in das Entschädigungsverfahren zu verweisen.

2.3 Beteiligte Die Einwänderin wandte sich mit Schreiben vom 26.02.2010 dagegen, dass die vorü- bergehend in Anspruch genommene Fläche von 5.521 m² bis zum Jahr 2018 keiner sinnvollen gewerblichen Nutzung und Vermarktung zur Verfügung stehe. Das Gleiche gelte für die zum Erwerb vorgesehene Fläche von 1.895 m². Die Planung laufe somit einer geplanten gewerblichen Vermarktung zu wider und werde somit abgelehnt. Die Planung stelle einen unverhältnismäßigen Eingriff in ihre Rechte als Grundstücksei- gentümerin dar. Mit Schreiben vom 23.10.2010 wurde eine weitere Einwendung vor- gebracht. Folgendes wurde vorgetragen: Die Planung sei wegen der gerügten Män- gel rechtswidrig. Dieses gelte für die gewählte Variante und Trassenführung (unter- stromige Variante) als auch die vorgesehene Verbreiterung der A 643 aus Gründen des Eigentumsschutzes, aber auch aus Gründen des Umwelt- und Naturschutzes. Im Einzelnen führt die Einwänderin an: Rechtfertigungsgründe für die erhebliche Beein- trächtigung des prioritären Lebensraumtyps „Weichholzauenwälder“ im FFH-Gebiet „Rettbergsaue“ seien nicht gegeben. Die Voraussetzungen einer Ausnahme aus zwingenden Gründen des öffentlichen Interesses lägen nicht vor, weil die EU- Kommission nicht beteiligt worden sei bzw. weil sie möglicherweise dieser Ausnahme nicht zustimmen werde. Es bestünden Bedenken, ob tatsächlich zwingende Gründe des öffentlichen Interesses das Bauvorhaben rechtfertigen, zumal entgegen der nor- mativen Vorgaben eine Abwägung zwischen den Gründen des öffentlichen Interesses und der Schwere der Beeinträchtigungen vorgenommen werde. Der zur Rechtferti- gung angegebene Grund bestehender Verkehrssicherheitsdefizite werde nicht belegt. Vielmehr gehe es um wirtschaftliche Erwägungen (Neubau wirtschaftlicher als In- standhaltung), deren Richtigkeit nicht belegt werde. Zudem sei zweifelhaft, ob wirt- schaftliche Erwägungen einen zwingenden Grund des öffentlichen Interesses darstel- len. Den im Plan dargestellten Belangen kann auch durch Abbruch der derzeitigen Brücke und Errichtung einer neuen Brücke in gleicher Lage und mit gleicher Dimensi- on (vierstreifig) Rechnung getragen werden; für einen Ausbau der Brücke liefern die vorgetragenen Gründe keine Grundlage. Es wurde bestritten, dass die Argumentati- on, die Rheinbrücke weise in allen Bereichen ihrer Konstruktion so schwere Schäden auf, dass die Verkehrs- und Standsicherheit der Brücke ab 2015 nicht mehr gegeben sei, alle Sanierungsmöglichkeiten ausgeschöpft seien und eine Grundinstandsetzung nicht möglich sei, zutrifft. Es wurde bestritten, dass die Untersuchung im Hinblick auf …/ Planfeststellungsbeschluss - 572 - A 643 die zugrunde gelegten Critical Loads von zutreffenden Ausgangsdaten und Beurtei- lungsmaßstäben ausgegangen sei. Entgegen der Untersuchung weise der vorliegen- de Lebensraumtypus keine geringere Empfindlichkeit gegenüber NOx-Einträgen auf, als teilweise vertreten werde. Die Annahme, dass keine signifikanten Zusatzbelas- tungen zu erwarten seien, sei zu kritisieren. Die Einwendung richtet sich gegen die Durchführung der Prognosen und die angewandte Methodik sowie die Richtigkeit der Daten, weil die Verkehrsprognose für einen Laien nicht abschließend prüfbar sei. Ausweislich der Prognosen führe die Planung lediglich zu einem leicht höheren Ver- kehrsaufkommen. Die allein auf eine Schaffung zusätzlicher Verkehrskapazitäten und Verbesserung des Verkehrsablaufs ausgerichtete Planung entspreche nicht Gründen des öffentlichen Interesses. Die durch die Verkehrszunahme von 4-6% eintretende zusätzliche Immissionsbelastung sei nur unzureichend bewertet worden. Insbesonde- re in den besonders geschützten Gebieten und den bereits durch die Vorbelastung erheblich betroffenen prioritären Lebensraumtypen, aber auch für die angrenzenden Grundstücke hätten die Zusatzbelastungen detailliert ermittelt und bewertet werden müssen. Speziell die NO2-Emissionen in das FFH-Gebiet Rettbergsaue, die erheblich und zu beachten seien, würden aber überhaupt nicht untersucht. Der maßgebliche Grenzwert für NO werde nur deshalb eingehalten, weil die Vorbelastung nicht be- rücksichtigt werde. Es erscheine zweifelhaft, ob das der Iuftschadstofftechnischen Untersuchung zugrunde liegende Verfahren auch für Emissionen auf einer Brücke zutreffende Ergebnisse liefere. Es sei zu berücksichtigen, dass in den an die Straße angrenzenden Gewerbegebieten und erst recht in den angrenzenden Mischgebieten Wohnbebauung auch in unmittelbarer Nähe der A 643 vorhanden, zumindest zulässig sei. Der in der luftschadstofftechnischen Untersuchung berücksichtigte Beurteilungs- wert für Feinstaub (PM10 und PM2.5) sei unzutreffend. Der der Untersuchung zugrunde gelegte Beurteilungswert werde nur teilweise eingehalten (Erläuterungsbericht, S. 12). Im Bereich der derzeit unbebauten Grundstücke, für die eine bauliche Nutzung angestrebt werde, sei zur Einhaltung der NO2-Grenzwerte, die ausweislich der luft- schadstofftechnischen Untersuchung in diesem Bereich nicht eingehalten werden können, eine Lärmschutzwand zu errichten. Es sei anzuzweifeln, dass die vorgese- henen Maßnahmen zum Ausgleich der für einzelne Arten ausreichend seien (bspw. Anlage eines Turmfalkennistkastens zum Erhalt der Funktion der durch das Vorhaben betroffenen Fortpflanzungs- und Ruhestätten). Die schalltechnische Untersuchung berücksichtige wesentlich geringere Verkehrsmengen (bis zu 49.000 Kfz/24h) als in der VU ausgewiesen sind (bis zu 97.990 Kfz/24h), sodass die Lärmuntersuchung zu falschen und deutlich zu niedrigen Lärmimmissionen komme. Es sei nicht ersichtlich, ob die in der geänderten Verkehrsuntersuchung ausgewiesene erhebliche Zunahme der Verkehrsbelastung gegenüber dem Prognose-Nullfall (teilweise in einer Größen-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 573 - A 643 ordnung von 5-11%‚ S. 12) in der schalltechnisch und luftschadstofftechnischen Un- tersuchung zutreffend berücksichtigt worden sei. Die bei der Immissionsprognose für die Grundstücke zugrunde gelegte lärmabschirmen de L-förmige Bebauung existiere nicht und es sei auch keineswegs davon auszugehen, dass die Grundstücke in dieser Art und Weise bebaut werden. Zu ihren Gunsten müsse daher davon ausgegangen werden, dass keine derartige Riegelbebauung stattfinde. Die schalltechnische Unter- suchung habe die auf den Grundstücken der Einwänderin vorhandene Bebauung nicht berücksichtigt. Die schalltechnische Untersuchung lasse die maximal mögliche Bebauung auf den Grundstücken der Einwänderin, für die ein Bebauungsplan „Ge- werbegebiet“ geplant sei, unberücksichtigt und verkenne zudem, dass in Gewerbe- gebieten auch Betriebswohnungen zulässig seien, so dass auch die Immissions- grenzwerte für den Beurteilungszeitraum „Nacht“ einzuhalten seien. Entgegen der derzeitigen Planung sei aktiver Lärmschutz in Gestalt einer Lärmschutzwand auf der Westseite der BAB 643 und passiver Schallschutz zu Gunsten ihrer Grundstücke vor- zusehen. Die Einwendungen sind mit der Planänderung im vertretbaren Umfang Rechnung getragen worden und werden insoweit für erledigt erklärt. Die darüber hinausgehen- den Einwendungen werden zurückgewiesen. In Bezug auf die Entschädigungsfragen waren die Einwendungen in das Entschädigungsverfahren zu verweisen. Dies ergibt sich aus Folgendem: Zu der Einwendung ist unter Berücksichtigung der schriftlichen Erwiderung des ASV Wiesbaden (P7) Folgendes festzustellen: Die Beteiligten sind grundstücksmäßig für die Straßenbaumaßnahme durch die Inan- spruchnahme von Eigentumsflächen wie folgt betroffen: Tabelle 20: Grundstücksinanspruchnahme lfd. Nr. Lage Flur Flurstück Größe Inanspruchnahmen [Gemarkung] [Nr.] [Nr.] [m²] Erwerb vorübergehend Beschränken [m²] [m²] [m²] 1 2 3 4 5 6 7 8 2.012 Schierstein 12 142/7 1.465 731 560 - 2.015 Schierstein 12 142/11 20.777 - 133 - 2.016 Schierstein 12 142/9 2.062 1.155 857 - 2.017 Schierstein 12 222/2 72 - 45 - 2.018 Schierstein 12 142/8 11 9 2 - Summe: 1.895 1.567 - Zunächst ist festzustellen, dass das ASV Wiesbaden eine Überprüfung der Planung und daraufhin eine (erste) Planänderung vorgenommen hat. Nach dieser Planände- rung reduziert sich die vorübergehende Inanspruchnahme der Flurstücke 142/7 von 734 m² auf 560 m², 142/11 von 3.806 m² auf 133 m², 142/9 von 907 m² auf 857 m² und 222/2 von 72 m² auf 45 m², also von 5.521 m² um 3.954 m² auf 1.567 m². Die reduzierte Baustellenfläche ist in den festgestellten Deckblättern zum Lage- und …/ Planfeststellungsbeschluss - 574 - A 643

Grunderwerbsplan entsprechend gekennzeichnet (siehe auch Zusage unter A, Ziffer V,2 Punkt 5). Weder auf die Inanspruchnahme noch auf die nunmehr vorgesehene vorübergehende Inanspruchnahme kann verzichtet werden. Im Übrigen hat das Re- gierungspräsidium Darmstadt im Vorlagebericht vom 20.04.2011 (S. 35) vermerkt, dass der Grunderwerb mit der Einwänderin bereits vollzogen sei. Die Einwendungen wurden jedoch weder teilweise noch vollständig zurückgenommen. An dem Erörte- rungstermin hat die Einwänderin nicht teilgenommen. Von daher muss über die Ein- wendungen im vorliegenden Planfeststellungsbeschluss entschieden werden. Zunächst ist festzustellen, dass das Straßenbauvorhaben dem Wohl der Allgemein- heit i.S.d. Art. 14 Abs. 3 Satz 1 GG dient. Es ist in der vorliegenden Form notwendig (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer III) und geeignet (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer IV und V). Grundstücksbetroffene haben einen Anspruch darauf, das die mit der Planung angestrebten Ziele insgesamt gesehen unter geringsten Opfern realisiert und die öffentlichen Belange gerecht abgewogen worden. Die in diesem Zusammenhang vorgebrachten Mängel weist die Planung nicht auf. Eine andere Trassenführung scheidet, wie die Alternativenprüfung (siehe unter C, Ziffer IV,10) und die fachplanerische Variantenprüfung (siehe unter C, Ziffer V,1) be- legt, aus. Dies gilt auch für den sechsstreifigen Ausbau der A 643; die bisherige Fahrbahnbreite genügt nicht mehr den Verkehrsanforderungen (siehe unter C, Ziffer III) und muss den entsprechend ausgebaut werden (siehe unter C, Ziffer V,3.4). Die gewählte Variante mit einem unterstromigen Neubau sowie die Verbreiterung der A 643 sind daher erforderlich und die dauerhafte Flächeninanspruchnahme der Grundstücke der Beteiligten unumgänglich. Dies gilt auch für den auf der Grundlage der Planänderung nun vorgesehenen reduzierten vorübergehenden Flächenbedarf für die Baumaßnahme. Diese Flächen sind, wie auch unter C, Ziffer VI,1.3 allgemein dargelegt, bezogen auf die Grundstücke der Einwänderin erforderlich. Überdies liegen diese Flächen in der Bauverbotszone des § 9 Abs. 1 FStrG. Nach Abs. 1 Satz 1 Nr. dürfen längs der Bundesfernstraßen Hochbauten jeder Art in einer Entfernung bis zu 40 Meter bei Bundesautobahnen, gemessen vom äußeren Rand der befestigten Fahrbahn, nicht errichtet werden. Satz 1 Nr. 1 gilt entsprechend für Aufschüttungen oder Abgrabungen größeren Umfangs. Zudem bleiben weitergehen- de bundes- oder landesrechtliche Vorschriften unberührt. Von daher besteht ein An- bauverbot. Zunächst dient diese Vorschrift der Sicherheit und Leichtigkeit des flie- ßenden Fernverkehrs. Dieses Ziel kann durch Hochbauten innerhalb der Verbotszone dadurch beeinträchtigt werden, dass – etwa im Bereich von Kurven – die Sicht der Kraftfahrer beeinträchtigt wird. Der Fahrzeugführer kann durch Hochbauten in seiner Aufmerksamkeit abgelenkt werden (BVerwG, Urteile vom 27. Februar 1970 - BVerwG 4 C 48.67 -, Buchholz 407.4 § 9 FStrG Nr. 10; vom 4. April 1975 - BVerwG 4 C

…/ Planfeststellungsbeschluss - 575 - A 643

55.74 -, BVerwGE 48, 123 <129 f.>; vom 30. November 1984 - BVerwG 4 C 2.82 -, Buchholz 407.4 § 9 FStrG Nr. 21). Erst recht ist eine Beeinträchtigung der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs zu besorgen, wenn bauliche Anlagen über Zufahrten oder Zugänge an Bundesstraßen angeschlossen werden. Dies trifft vorliegend nicht zu. Ferner trägt § 9 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 der Möglichkeit einer veränderten Nutzung durch erforderliche Straßenverbreiterungen, neue Straßenanschlüsse, durch Anlegen von Parkplätzen oder Standspuren usw. Rechnung (vgl. BVerwG, Urteil vom 30. No- vember 1984 - BVerwG 4 C 2.82 -, a.a.O.). Hochbauten – auch solche, die auf einem in der Verbotszone liegenden Grundstück zusätzlich errichtet werden – erschweren aus tatsächlichen und rechtlichen Gründen die Straßenverbreiterung, Straßenverän- derung oder die Herstellung von Kreuzungsanlagen oder Anschlussstellen usw. we- sentlich (vgl. auch BVerwG, Urteil vom 4. April 1975 - BVerwG 4 C 55.74 -, BVerw- GE 48, 131, 133). Die durch eine zusätzliche Bebauung eingetretene Werterhöhung kann zu einem gesteigerten Entschädigungsanspruch führen. Hinzu kommt schließ- lich, dass erfahrungsgemäß die Immissionsbelastung durch Bundesautobahnen in- nerhalb der Verbotszonen von 40 Metern besonders hoch ist. Die Immissionsbelas- tung nimmt in der Regel mit zunehmender Entfernung vom Fahrbahnrand ab. Auch von daher empfiehlt sich, von diesen immissionsbelasteten Bereichen eine Bebauung fernzuhalten. Dieses Anliegen entspricht dem (Trennungs-) Grundsatz, wonach Frei- flächen mit unterschiedlicher Nutzung einander so zuzuordnen sind, dass schädliche Umwelteinwirkungen auf die zum Aufenthalt von Menschen bestimmten Flächen so- weit wie möglich zu vermeiden sind (vgl. dazu auch, freilich beschränkt auf das Woh- nen, § 50 BImSchG). Das Gesagte gilt übrigens sowohl für die Belastung durch Ab- gasimmissionen als auch durch die – bei Autobahnen besonders starken – Lärmim- missionen (vgl. BVerwG, Urteil vom 23. Mai 1986 - BVerwG 4 C 59.84 -, BVerw- GE 74, 217). Auf die möglichen Ausnahmen muss hier nicht näher eingegangen wer- den. Zu den vorgetragenen Begründungen ist Folgendes festzustellen: Der Vorhabenträger hat erkannt, dass das FFH-Gebiet „Rettbergsaue bei Wiesba- den“ durch das Bauvorhaben erheblich beeinträchtigt wird und eine FFH-Verträg- lichkeitsprüfung erstellt und im Hinblick auf die Betroffenheit eines prioritären LRT die Stellungnahme der EU-Kommission herbeigeführt. Wie die im Rahmen der Planfest- stellung vorgenommene Prüfung ergeben hat, sind Ausnahmegründe für die Zulas- sung des Bauvorhabens im FFH-Gebiet gegeben (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer III). Danach liegen zwingende Gründen des öffentlichen Interesses für das Bau- vorhaben vor. Die EU-Kommission hat eine positive Stellungnahme abgegeben. So- weit die Einwänderin bestreitet, dass der Neubau wirtschaftlicher als die Instandhal- tung der Brücke sei und fordert erst nach Abbruch der derzeitigen Brücke die Errich-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 576 - A 643 tung einer neuen Brücke in gleicher Lage und mit gleicher Dimension (vierstreifig) vorzunehmen, konnte sie, wie die Prüfung ergeben hat, die vom Vorhabenträger dar- gelegten Gesichtspunkte tatsächlich nicht in Zweifel ziehen. Dabei konnte auf die Beurteilung, ob die Rheinbrücke in allen Bereichen ihrer Konstruktion schwere Schä- den aufweise, dass die Verkehrs- und Standsicherheit der Brücke ab 2015 nicht mehr gegeben sei, alle Sanierungsmöglichkeiten ausgeschöpft seien und eine Grundin- standsetzung nicht möglich sei, der fachlichen Kompetenz des Vorhabenträgers über- lassen. Der Vorhabenträger hat – wie den vorliegenden Unterlagen entnommen und im Planfeststellungsbeschluss dargelegt wurde – überzeugend belegt, dass die vor- handene Brücke abgängig ist und durch einen Neubau ersetzt werden muss. Ein Neubau an Ort und Stelle scheidet aus, weil für die dabei wegfallende Verkehrsbe- ziehung kein Ersatz besteht. Auch ist es geboten die A 643 der hohen Verkehrsbelas- tung entsprechend sechsstreifig mit den erforderlichen Verflechtungsstreifen auszu- bauen (siehe auch die Ausführungen zu C, Ziffer V, 1 und 3). Die FFH-VP zugrunde gelegten Critical Loads sind nicht zu beanstanden (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer III,3). Dabei wurde die Zusatzbelastung durch den Stra- ßenverkehr sachgerecht vorgenommen. Auch die Iuftschadstofftechnische Untersu- chung ist sachgerecht. Das angewandte Verfahren liefert auch für den Bereich der

Brücke ausreichende Ergebnisse. Soweit sich Überschreitungen der NO2-Werte er- fordert dies nicht die Anordnung von Lärmschutzmaßnahmen. Die ermittelten Beurtei- lungswerte für Feinstaub PM10 und PM2.5 sind zutreffend (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer V,4.3). Im Übrigen handelt es sich – wie die Einwänderin darlegt – um unbebaute Grundstücke. Deren angestrebte bauliche Nutzung ist – wie die Abwä- gung ergeben hat – möglich, zumal bei einer Bebauung der Grundstücke die sich aus dem Immissionsschutz ergebenden Anforderungen von der Bauherrin/ dem Bauherrn zu berücksichtigen. Konkrete Festlegungen in der Planfeststellung scheiden aus, da eine konkrete Bebauung noch nicht vorhanden ist und überdies, worauf die Einwän- derin selbst hinweist und sich aus dem Vorbringen der Landeshauptstadt Wiesbaden (siehe C, Ziffer V,9) ergibt, ein rechtsverbindlicher Bebauungsplan nicht besteht, der vom Vorhabenträger bei der Planung und von der Planfeststellungsbehörde bei der Planfeststellung hätte berücksichtigt werden müssen. Des Weiteren ist der schall- technischen Untersuchung die maßgebliche Verkehrsprognose (Planfall) ordnungs- gemäß zu Grunde gelegt worden. Anzumerken ist, dass die Verkehrsbelastung der A 643 auf die beiden Richtungsfahrbahnen aufgeteilt ist. Die Anordnung von Lärm- schutzmaßnahmen für das unbebaute Grundstück war jedoch nicht veranlasst. In der schalltechnischen Untersuchung ist anhand der Vorgaben der 16. BImSchV überprüft worden, ob Immissionsgrenzwerte überschritten werden. Schutzbedürftig sind vor- handene bauliche Anlagen. Art und Umfang der zum Schutz vor schädlichen Um-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 577 - A 643 welteinwirkungen durch Verkehrsgeräusche notwendigen Schallschutzmaßnahmen für schutzbedürftige Räume in baulichen Anlagen richtet sich nach der 24. BImSchV. Nach § 2 Abs. 4 sind Schallschutzmaßnahmen i.S.d. Verordnung nicht erforderlich, wenn eine bauliche Anlage bei der Auslegung der Pläne im Planfeststellungsverfah- ren noch nicht genehmigt war oder sonst nach den baurechtlichen Vorschriften mit dem Bau noch nicht begonnen werden durfte. Da zum Zeitpunkt der Auslegung der Pläne im Planfeststellungsverfahren keine Baugenehmigungen für die Grundstücke vorlagen, sind auch keine Lärmschutzmaßnahmen erforderlich (siehe C, Ziffer V,4.2). Im Übrigen stellt der festgestellte Plan nicht auf eine L-förmige Bebauung der Grund- stücke ab. Außerdem trägt er den artenschutzrechtlichen Anforderungen Rechnung. Es treten keine Verbotstatbestände ein; dies gilt auch unter Berücksichtigung der An- lage eines Turmfalkennistkastens (siehe C, Ziffer V,5) . Hinsichtlich der sich aus dem festgestellten Plan ergebenden Entschädigungsfragen wird in der Planfeststellung keine Entscheidung getroffen. Diese Fragen werden in dem gesondert von der Planfeststellung durchzuführenden Entschädigungsverfahren geregelt. Die Beteiligten waren daher insoweit auf das Entschädigungsverfahren zu verweisen (siehe auch C, Ziffer V,1.5). Da den Einwendungen durch die vorgenommene, festgestellte Planänderung hin- sichtlich der Grundstücksinanspruchnahme und der gegebenen Zusage (A, Ziffer V,2 Punkt 5) im vertretbaren Umfang Rechnung getragen wird, konnten sie insoweit für erledigt erklärt werden. Die darüber hinausgehenden Einwendungen waren aus den vorstehenden Gründen zurückzuweisen. Hinsichtlich der sich durch die Baumaßnah- men ergebenden Entschädigungsfragen waren die Einwendungen in das Entschädi- gungsverfahren zu verweisen.

2.4 Beteiligte Die Einwänder erhoben mit Schreiben vom 26.02.2010 sowie vom 23.12.2010 Ein- wendungen. Sie wiesen auf den erforderlichen Grunderwerb hin und eine durch das Heranrücken der Fahrbahnen verbundene Nutzungsbeschränkung des Grundstücks im Hinblick auf die Anbauverbote und –beschränkungen mit einer damit verbundenen entschädigungspflichtigen Wertminderung. Die Neuplanung des Kreuzungsbereichs führe zu einem rechtswidrigen Eingriff, wenn den Einwändern keine Entschädigung angeboten würde. Die Darstellung der Kostenbeteiligung sei nicht hinreichend be- stimmt. Die vorübergehende Inanspruchnahme sei auch nicht angemessen, weil sich die Auswirkungen des Heranrückens der Baustelle an den auf dem Grundstück an- sässigen Einzelhandel (Zunahme der Geräuschimmissionen der Staub- und Luft- schadstoffentwicklung) auf das Kaufverhalten der Kunden negativ auswirken und damit zumindest vorübergehe erhebliche nachteilige Auswirkungen auf den Grund- stückswert zu befürchten seien. Die vorübergehende Inanspruchnahme habe zur …/ Planfeststellungsbeschluss - 578 - A 643

Folge, dass die von der Äppelallee aus gut sichtbaren und damit für die Aufstellung von Werbeanlagen besonders geeigneten Flächen nicht mehr zur Verfügung stün- den, was sich als unmittelbar wertbildender Faktor (entscheidende Bedeutung für die Gewinnung von Laufkundschaft) nachteilig auf den Grundstückswert auswirkt. Ge- genüber den Mietern sei die Aufstellung von 12 Fahnenmasten vertraglich zugesi- chert und örtlich festgelegt. 6 Fahnenmaste seien für den Bereich vorgesehen, der durch die „VIA“ überplant sei, so dass die Einwänder vertragsbrüchig und ihren Mie- tern gegenüber schadensersatzpflichtig würden. Das Grundstück wurde geteilt. Vom neuen Eigentümer des Restgrundstück Flurstück 217/7 werden die vom Rechtsvorgänger erhobenen Einwendungen nur noch wie folgt aufrechterhalten (Schreiben vom 04.04.2011): Das mit dem Vorhaben verbundene Heranrücken der Fahrbahnen kann zu einer Nutzungsbeschränkung des Grundstücks im Hinblick auf die Anbauverbote und –beschränkungen bei künftigen Umbau-, Erwei- terungs- und Werbemaßnahm auf dem Grundstück führen, so dass eine Wertminde- rung des Grundstück eintritt die nach den einschlägigen Bestimmungen des § 9 Abs. 9 FStrG und § 23 HStrG entschädigungspflichtig ist. Die vorübergehende Inan- spruchnahme ist auch nicht angemessen, weil sich die Auswirkungen des Heranrü- ckens der Baustelle an den auf dem Grundstück ansässigen Einzelhandel (Zunahme der Geräuschimmissionen der Staub- und Luftschadstoffentwicklung) auf das Kauf- verhalten der Kunden negativ auswirken und damit zumindest vorübergehe erhebli- che nachteilige Auswirkungen auf den Grundstückswert zu befürchten sind. Die vorü- bergehende Inanspruchnahme hat zur Folge, dass die von der Äppelallee aus gut sichtbaren und damit für die Aufstellung von Werbeanlagen besonders geeigneten Flächen nicht mehr zur Verfügung stehen, was sich als unmittelbar wertbildender Faktor (entscheidende Bedeutung für die Gewinnung von Laufkundschaft) nachteilig auf den Grundstückswert auswirkt. Gegenüber den Mietern ist die Aufstellung von 12 Fahnenmasten vertraglich zugesichert und örtlich festgelegt. 6 Fahnenmaste sind für den Bereich vorgesehen, der durch die VIA überplant ist, so dass die Einwänderin vertragsbrüchig und ihren Mietern gegenüber schadensersatzpflichtig wird. Zu der Einwendung ist unter Berücksichtigung der schriftlichen Erwiderung des ASV Wiesbaden (P8) Folgendes festzustellen: Die ursprünglich Beteiligten sind grundstücksmäßig für die Straßenbaumaßnahme durch die Inanspruchnahme von Eigentumsflächen wie folgt betroffen:

…/ Planfeststellungsbeschluss - 579 - A 643

Tabelle 21: Grundstücksinanspruchnahme lfd. Nr. Lage Flur Flurstück Größe Inanspruchnahmen [Gemarkung] [Nr.] [Nr.] [m²] Erwerb vorübergehend Beschränken [m²] [m²] [m²] 1 2 3 4 5 6 7 8 2.030 Biebrich 5 217/3*) 71.197 766+717 1.641+793 - +248 Summe: 1.507**) 2.434***) -

Anmerkung: *) Nach Erwerb des Flurstücks wird das Flurstück mit Nr. 217/7 bezeichnet. **) Die Fläche von 1.731 m² aus den Flurstücken 217/4, 217/5 und 217/ wurden an den Träger der Straßenbaulast, die Bundesrepublik Deutschland (Bundesstraßenverwaltung), verkauft. ***) Für diese Fläche liegt ein mit den früheren Eigentümern abgeschlossener Kaufvertrag vom 10.03.2011 vor. Zunächst ist festzustellen, dass das ASV Wiesbaden eine Überprüfung der Planung und daraufhin eine Planänderung vorgenommen hatte. Nach dieser 1. Planänderung reduziert sich die Inanspruchnahme einer Teilfläche von 330 m² auf 248 m², während sich die Inanspruchnahme einer anderen Teilfläche von 436 m² auf 766 m² erhöht. Außerdem verringert sich die vorübergehende Inanspruchnahme einer Teilfläche von 2.200 m² auf 1.641 m², während sich die der anderen Teilfläche von 464 m² auf 793 m² erhöht. Mit dieser Umplanung wurde dem vorgebrachten Einwand in Bezug auf die Grundstücksüberplanung und Kostenbeteiligung überarbeitet. Eine Kostenbe- teiligung an der Änderung von privaten Grundstückszufahrten zum nachgeordneten Straßennetz richtet sich nicht nach § 12 FStrG sondern diese Regelung wird vorlie- gend „entsprechend“ angewandt. Dies wurde im festgestellten Deckblatt zum Erläute- rungsbericht entsprechend berichtigt. Die neue Eigentümerin hat mit Schreiben (Mail) vom 22.07.2011 der Kostenübernahme für den Umbau der Zufahrt des Äppelallee- Centers (wie im Erläuterungsbericht, Nr. 7, S. 80, dargestellt) zugestimmt. Nach Darlegung des ASV Wiesbaden erfolgte die Beurkundung am 10.03.2011. Ge- mäß der von der Rechtsnachfolgerin des Flurstücks 217/7 erfolgte eine Grundstücks- aufteilung. Die Einwendungen wurden lediglich in Bezug auf die Wertminderung des Grundstücks, die zu erwartenden Immissionen und den Wegfall von Werbeflächen/ Fahnenmasten aufrechterhalten. Der Besitz für die für die Straßenbaumaßnahme dauerhaft benötigte Grundstücksflä- che wurde an den Vorhabenträger übertragen (Besitzüberlassungsvereinbarung vom 29.08./ 02.09.2011). Der detaillierte Bauablauf kann von den Betroffenen nach Fertigstellung eingesehen werden (siehe A, Ziffer V,2 Punkt 38). Den aufrechterhaltenen Einwendungen wird durch die Auflagen unter IV,2 und IV,14 im vertretbaren Umfang Rechnung getragen. Sie konnten insoweit für erledigt erklärt werden. Die darüber hinausgehenden Einwendungen waren zurückzuweisen. Hierzu ist festzustellen, dass neben dem Grunderwerb auch die mit dem Vorhaben verbundenen unmittelbaren Vermögensnachteile in dem Entschädigungsverfahren …/ Planfeststellungsbeschluss - 580 - A 643 geregelt werden (siehe auch C, Ziffer VI,1.6). Danach geht die Planfeststellungsbe- hörde davon aus, dass der Vorhabenträger, wie üblich, entsprechend den geltenden Regelungen im Entschädigungsverfahren Wertminderungen des Restbesitzes aus- gleicht. Dazu gehören auch entstehende Nutzungsbeschränkungen und evtl. beste- hende, nicht mehr gesicherte vertragliche Verpflichtungen des Grundstückseigentü- mers. Denn der finanzielle Ausgleich bei unmittelbarer Betroffenheit erfolgt im Enteig- nungs- und Entschädigungsverfahren. Die Festsetzung einer Entschädigung nach § 74 Abs. 2 Satz 3 HVwVfG dem Grunde nach ist lediglich bei mittelbarer Betroffen- heit gegeben, um so dem Vorhabenträger die Grundlage für die Zahlung einer gebo- tenen Entschädigung zu geben. Die Entschädigung nach § 74 Abs. 2 Satz 3 HVwVfG ist nicht an Art. 14 Abs. 3 Satz 3 GG zu messen. Sie stellt kein Äquivalent für den Entzug von Eigentum dar, das in der Regel auf einen Wertersatz nach Maßgabe des Verkehrswertes hinausläuft. Da in der inzwischen vereinbarten Besitzüberlassungs- vereinbarung keine Regelung zum Ausgleich der genannten Vermögensnachteile getroffen wurde, ist vorliegend unter A, Ziffer IV,14 eine Festsetzung einer Entschädi- gung dem Grunde nach erfolgt. Im Übrigen hat die neue Eigentümerin dargelegt, dass sie nicht länger an der Forderung nach Mietminderung wegen Nutzungsbe- schränkungen festhält (siehe Schreiben vom 04.04.2011). Hinsichtlich der von dem Vorhaben ausgehenden Beeinträchtigungen durch Immissi- onen wird auf die Ausführungen unter C, Ziffer V,4 verwiesen. Danach kommen über den unter A, Ziffer IV,2 festgesetzten Anspruch auf Aufwendungsersatz weitergehen- de Maßnahmen und Vorkehrungen nicht in Betracht. Über die Ausnahme vom Verbot für die die Errichtung von Werbeanlagen oder die Neuanlage von Fahnenmasten gemäß § 9 Abs. 1 FStrG kann erst bei einem entspre- chenden konkreten Antrag durch die zuständige Straßenbaubehörde entschieden werden. Den aufrechterhaltenen Einwendungen wird durch die Auflagen unter IV,2 und IV,14 im vertretbaren Umfang Rechnung getragen. Sie konnten insoweit für erledigt erklärt werden. Die darüber hinausgehenden Einwendungen waren aus den vorstehenden Gründen zurückzuweisen.

2.5 Beteiligte Die Einwänderin erhob mit Schreiben vom 02.03.2010 Einwendung (Eingang beim Regierungspräsidium Darmstadt am 02.03.2010 per Fax). Sie wandte sich nicht ge- gen das geplante Straßenbauvorhaben und die damit verbundene Inanspruchnahme sondern forderte eine angemessene Entschädigung für den erforderlichen Grunder- werb, eine Klärung in Bezug auf eine mögliche Betroffenheit eines Brunnens sowie Entschädigung für betroffene Obstbäume. Mit Schreiben vom 18.05.2010 wird eine angemessene Entschädigung angemahnt. …/ Planfeststellungsbeschluss - 581 - A 643

Die Einwendung betrifft ausschließlich Entschädigungsfragen und konnte daher in das Entschädigungsverfahren verwiesen werden. Zu der Einwendung ist unter Berücksichtigung der schriftlichen Erwiderung des ASV Wiesbaden (P9) Folgendes festzustellen: Die Beteiligte ist grundstücksmäßig für die Straßenbaumaßnahme durch die Inan- spruchnahme von Eigentumsflächen wie folgt betroffen: Tabelle 22: Grundstücksinanspruchnahme lfd. Nr. Lage Flur Flurstück Größe Inanspruchnahmen [Gemarkung] [Nr.] [Nr.] [m²] Erwerb vorübergehend Beschränken [m²] [m²] [m²] 1 2 3 4 5 6 7 8 4.040 Biebrich 10 120/1 1.505 99 165 - Summe: 99 165 - Zunächst ist festzustellen, dass sich die Einwänderin nicht grundsätzlich gegen das erforderliche und geeignete Vorhaben und den damit verbundenen Eingriff in das Grundstück wendet. Sie weist allerdings darauf hin, dass es sich bei dem Grundstück um Gartenland und nicht um Ackerland handelt. Die Einwendung war wegen den darin aufgeworfenen Entschädigungsfragen in das gesondert von der Planfeststellung durchzuführende Entschädigungsverfahren zu verweisen (siehe C, Ziffer VI,1.5).

2.6 Beteiligte Die Einwänderin erhob mit Schreiben vom 03.03.2010 Einwendung (Eingang beim Regierungspräsidium Darmstadt am 03.03.2010 per Fax). Sie warf eine Reihe von Fragen auf. Der Einwendung konnte durch gegebenen Zusagen und Erledigungserklärung sowie die Auflage unter A, Ziffer IV,2 für erledigt erklärt werden. Die sich ergebenden Ent- schädigungsfragen waren in das Entschädigungsverfahren zu verweisen. Zu der Einwendung ist unter Berücksichtigung der schriftlichen Erwiderung des ASV Wiesbaden (P10) und dem Erörterungstermin am 04.04.2011 Folgendes festzustel- len: Die Beteiligte wird grundstücksmäßig für die Straßenbaumaßnahme durch die Inan- spruchnahme von Eigentumsflächen wie folgt betroffen: Tabelle 23: Grundstücksinanspruchnahme lfd. Nr. Lage Flur Flurstück Größe Inanspruchnahmen [Gemarkung] [Nr.] [Nr.] [m²] Erwerb vorübergehend Beschränken [m²] [m²] [m²] 1 2 3 4 5 6 7 8 4.022 Schierstein 11 143 759 - 27 - 4.027 Schierstein 11 82/6 36.187 1.994 1.567 - Summe: 1.994 1.594 -

…/ Planfeststellungsbeschluss - 582 - A 643

Der Einwendung wird mit den unter A, Ziffer V,2 Punkte 6 bis 16 bestätigten vom ASV Wiesbaden im Anhörungsverfahren mit der schriftlichen Erwiderung oder im Erörte- rungstermin am 04.04.2011 konkretisierten gegebenen Zusagen sowie mit der Aufla- ge unter A, Ziffer IV,2 (Aufwendungsersatz) Rechnung getragen. Insoweit konnte die Einwendung für erledigt erklärt werden.

Die sich aus Grundstücksinanspruchnahme und aus den Zusagen ergebenden Ent- schädigungsfragen waren in das gesondert von der Planfeststellung durchzuführende Entschädigungsverfahren zu verweisen (siehe C, Ziffer VI,1.5). Hinsichtlich folgender Punkte hat die Einwänderin im Erörterungstermin erklärt, dass sich die Einwendung erledigt habe. Die Einwendung zu den differierenden Angaben zur Sicherungsbedürftigkeit der thermischen Verbrennungsanlage in den Planunterlagen habe sich mit der redaktio- nellen Anpassung der Planunterlagen erledigt. Die Forderung nach einer Beteiligung an den Kosten des Neubaus einer thermischen Verbrennungsanlage, sofern eine künftige Erweiterung aufgrund des reduzierten Ab- stands zur Autobahn nicht möglich sein sollte, wird auf der Grundlage der Erwiderung nicht weiter verfolgt. Die im Hinblick auf die Anlieferung von Lösungsmitteln und Granulaten vorgetrage- nen Bedenken wegen der vorübergehenden Inanspruchnahme von Grundstücksflä- chen haben sich auf der Grundlage der Erwiderung erledigt. Darüber hinaus hat das ASV Wiesbaden mit der Beteiligten am 12.04.2011 einen Termin anberaumt, der zu den schriftlichen Einwendungen vom 03.03.2010 und mündlich im Erörterungstermin am 04./05.042011 vorgetragenen Einwendungen er- gänzende Vereinbarungen getroffen wurden: - Vorrübergehende Inanspruchnahme von Parkflächen (zu A, Ziffer V,2 Punkt 6): Als Ersatz für die vorübergehend wegfallenden Stellplätze wird im Eingangsbereich des Betriebsgrundstückes der Beteiligten eine entsprechende Ersatzfläche als Stell- platzfläche hergestellt. Die Umsetzung erfolgt durch den Vorhabenträger im Rahmen der Bauausführung, ebenso die spätere Wiederherstellung der Fläche in den ur- sprünglichen Zustand. Alternativ hierzu kommt auch eine Anmietung von Stellflächen auf dem Grundstück des gegenüberliegenden Großmarktes in Frag sowie eine Ent- schädigung durch den Vorhabenträger. Welche dieser beiden Lösungen zur Ausfüh- rung kommt, wird in Abstimmung mit der Firma vor Baubeginn des Straßenbaus ein- vernehmlich festgelegt. - Vorrübergehende Inanspruchnahme von Teilen des Betriebsgrundstückes (Eingriff in den Brandschutz) (zu A, Ziffer V,2 Punkt 7):

…/ Planfeststellungsbeschluss - 583 - A 643

Die Zufahrt zu Tor 2 bleibt während der gesamten Bauzeit gewährleistet. Der Sam- melplatz für die Mitarbeiter wird auf den westlichen Grundstücksteil verlegt (vor Tor 1). - Vorrübergehende Inanspruchnahme des Betriebsgrundstückes: Es wurde vor Ort die tatsächliche Inanspruchnahme verifiziert und dabei festgestellt, dass im eingezäunten Teil des Betriebsgrundstückes nur Grünflächen in Anspruch genommen werden. Die Firma ist mit dieser Inanspruchnahme einverstanden. - Lösungsmitteltanks (Gaspendelleitungen) (zu A, Ziffer V,2 Punkt 8 und 9): Die Lage der Gaspendelleitungen wurde vor Ort überprüft und in die Planunterlagen übernommen. Die Fläche der vorrübergehenden Inanspruchnahme wird so reduziert (siehe Deckblatt zum Lageplan, Unterl. Blatt Nr. 3), dass die Gaspendelleitungen nicht mehr betroffen sind und durch den Bauzaun vom Baufeld getrennt werden. Durch entsprechende Beschilderung (Rauchverbot etc.), die in Abstimmung mit dem Sicherheits- und Gesundheitskoordinator (SiGeKo), der die Baumaßnahme begleitet, wird auf die Gefahren, die von den Gaspendelleitungen und den Lösungsmitteltanks ausgehen, hingewiesen. - Lösungsmitteltanks und Entflammbarkeit Lösungsmittel (zu A, Ziffer V,2 Punkt 10 und 11): Ergänzend zur der schriftlichen Erwiderung und der Zusage im Erörterungstermin wird vereinbart, dass ein absolutes Feuerverbot während der Abfüllvorgänge bauseits zu gewährleisten ist. Die Abfüllvorgänge werden in Abstimmung mit der Firma und dem SiGeKo festgelegt. - Verlegung Betonwand(zu A, Ziffer V,2 Punkt 12): Es wurde die Lage der Betonwand vor Ort überprüft und festgestellt, dass die Beton- wand nicht beeinträchtigt wird. Als Schutzmaßnahme ist lediglich der Baustellenzaun erforderlich. - Lärmschutz und Erschütterungsschutz (zu A, Ziffer V,2 Punkt 15 sowie 13 und 14): Es wurde festgestellt, dass im östlichen Teil des Betriebsgebäudes (Erdgeschoss, in Richtung Norden und Osten) eine Hausmeisterwohnung vorhanden ist. Hierfür steht der Beteiligten ein Aufwendungsersatz (Kostenerstattung für notwendige passive Schutzmaßnahmen nach Maßgabe der 24. BImSchV) zu (siehe Auflage A, Ziffer IV,2). Zur Frage der Erschütterungen sagte das ASV zu, dass während der Baudurchfüh- rung Erschütterungsmessungen durchgeführt werden. Sollten sich hieraus Beein- trächtigungen für die Firma ergeben, sagt das ASV zu, beim erschütterungserzeu- genden Einbau der Erdmassen den Erschütterungen so entgegen zu wirken, dass diese Beeinträchtigungen nicht auftreten, z.B. durch Anpassung der Verdichtungsleis- tung.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 584 - A 643

- Abbruch und Neubau der Gasstation (zu A, Ziffer V,2 Punkt 16): Die Umlegung der Gasstation und der Gasleitung erfolgt durch die ESWE auf Veran- lassung des ASV. Die ESWE wird darauf hingewiesen werden, dass die Verlegung der Gasstation mit der Firma abzustimmen ist. Insbesondere sind die in der schriftli- chen Erwiderung genannte Zeitfenster für die Umlegung (Samstag 21:00 Uhr bis Sonntag 21:00 Uhr) zu beachten Möglich sind auch verlängerte Wochenenden mit arbeitsfreien Brückentagen. Störungen im Betriebsablauf der Firma werden soweit wie möglich ausgeschlossen. Der Einwendung konnte daher für erledigt erklärt werden. Die sich ergebenden Ent- schädigungsfragen waren in das gesondert von der Planfeststellung durchzuführende Entschädigungsverfahren zu verweisen.

2.7 Beteiligte Die Einwänderin erhob mit Schreiben vom 14.12.2010 Einwendung. Sie weist darauf hin, dass das Flurstück 124/14 im Zuge der Autobahnverbreiterung als Baustellenflä- che herangezogen werden solle, und fragte nach etwaigen Beeinträchtigungen. Der Einwendung konnte durch gegebene Zusagen für erledigt erklärt werden. Die sich ergebenden Entschädigungsfragen waren in das Entschädigungsverfahren zu verweisen. Zu der Einwendung ist unter Berücksichtigung der schriftlichen Erwiderung des ASV Wiesbaden (P206) ist Folgendes festzustellen: Die Beteiligte wird grundstücksmäßig für die Straßenbaumaßnahme durch die Inan- spruchnahme von Eigentumsflächen wie folgt betroffen: Tabelle 24: Grundstücksinanspruchnahme lfd. Nr. Lage Flur Flurstück Größe Inanspruchnahmen [Gemarkung] [Nr.] [Nr.] [m²] Erwerb vorübergehend Beschränken [m²] [m²] [m²] 1 2 3 4 5 6 7 8 3.005 Schierstein 11 176 2.129 960 1.169 - Summe: 960 1.167 - Der Einwendung wird mit den vom ASV Wiesbaden im Anhörungsverfahren mit der schriftlichen Erwiderung gegebenen unter A, Ziffer V,2 Punkte 17 bestätigten Zusa- gen Rechnung getragen. Danach wird das Flurstück 124/14 von der Baumaßnahme nicht betroffen. Es wird daher auf diesem Grundstück zu keinen Beeinträchtigungen oder Behinderungen durch die Baumaßnahme kommen. Der Einwendung konnte daher für erledigt erklärt werden. Die sich aus der Grund- stücksinanspruchnahme ergebenden Entschädigungsfragen waren in das gesondert von der Planfeststellung durchzuführende Entschädigungsverfahren zu verweisen (siehe C, Ziffer VI,1.5).

…/ Planfeststellungsbeschluss - 585 - A 643

2.8 Beteiligte Die Einwänder erhoben mit Schreiben vom 25.12.2010 Einwendung. Sie forderten in Bezug auf ihre Gartengrundstücke sowohl während der Bauzeit als auch nach Been- digung der Baumaßnahmen die Erschließung zu gewährleisten und eine Entschädi- gung für die Inanspruchnahme des Grundstücks und des Zubehörs zu zahlen. Sie befürchten eine starke Reduzierung des Erholungswerts des Gartens durch die er- hebliche Zunahme der Lärm- und Abgasbelastung und eine vorgezogene gesamtheit- liche Lärmbetrachtung unter Berücksichtigung des vorgesehenen Ausbaus der A 66 sowie einen guten Lärm- und Sichtschutz und eine optische Eingrünung zwischen Garten und BAB bzw. der Abfahrt. Der Einwendung konnte durch die gegebenen Zusagen zum Teil für erledigt erklärt werden. Die darüber hinausgehende Einwendung musste zurückgewiesen werden. Die sich ergebenden Entschädigungsfragen waren in das Entschädigungsverfahren zu verweisen. Zu der Einwendung ist unter Berücksichtigung der schriftlichen Erwiderung des ASV Wiesbaden (P218) und des Ergebnisses des Erörterungstermins am 04.04.2011 Fol- gendes festzustellen: Die Beteiligte wird grundstücksmäßig für die Straßenbaumaßnahme durch die Inan- spruchnahme von Eigentumsflächen wie folgt betroffen: Tabelle 25: Grundstücksinanspruchnahme lfd. Nr. Lage Flur Flurstück Größe Inanspruchnahmen [Gemarkung] [Nr.] [Nr.] [m²] Erwerb Vorübergehend Beschränken [m²] [m²] [m²] 1 2 3 4 5 6 7 8 4.056 Biebrich 7 4/3 983 46 66 - 4.057 Biebrich 7 4/5 491 43 64 - Summe: 89 130 - Zunächst ist festzustellen, dass die vom Vorhabenträger vorgenommene Überprüfung der Planung, die zu einer (ersten) Planänderung führte, eine geringfügig größere In- anspruchnahme der vorübergehend benötigten der Grundstücke ergeben hat. Das Flurstück 4/3 wird mit 66 m² statt 61 m² und das Flurstück 4/5 mit 64 m² statt mit 55 m² betroffen. Außerdem müssen die Grundstücke auch dauerhaft in Anspruch genommen werden. Der Einwendung wird durch die vom ASV Wiesbaden gegebenen und unter A, Ziffer V,2 Punkte 17 und 18 Zusagen im vertretbaren Umfang Rechnung getragen. Danach wird eine Zufahrt zu den Gartengrundstücken sowohl während der Bauzeit als auch nach Beendigung der Baumaßnahmen gewährleistet. In diesem Zusammenhang hat das ASV Wiesbaden zutreffend darauf hingewiesen, dass der entlang der Autobahn verlaufende Weg einen Betriebsweg der Autobahn darstellt. Die Erschließung des Flurstücks 4/3 ist über den nördlich des Grundstücks liegenden Wirtschaftsweg gesi- …/ Planfeststellungsbeschluss - 586 - A 643 chert, so dass auch das Flurstück 4/5, das sich im Eigentum der Einwänder befindet, während der Bauzeit gemeinsam erschlossen werden kann. Nach Beendigung der Baumaßnahme geht der neu zu bauende Weg in das Eigentum der Stadt Wiesbaden über, so dass eine rechtlich einwandfreie Erschließung der Gartengrundstücke dann auch über diesen Ersatzweg gegeben ist. Die Höhenlage der Autobahn 66 wird im Rahmen der Baumaßnahme nicht verändert. Zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Schiersteiner Kreuzes werden die Ausfahr- streifen erweitert. Daher stellt die Baumaßnahme lediglich eine Änderung der Straße i.S.d. § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 2 der 16. BImSchV dar mit der Folge, dass der Verkehrs- lärm der A 66 nicht berücksichtigt wird (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer V,4.2). Bei dem unabhängig von dem Umbau des Schiersteiner Kreuzes geplanten Ausbau der A 66 sollen durchgehende Fahrstreifen angelegt werden. Bei dieser Planung wird dann der Lärmschutz nach § 1 Abs. 2 Satz 1 Nr. 1 der 16. BImSchV zu beurteilen sein. Da diese Planung vom Vorhabenträger erst aufgenommen wurde können auch bezüglich des Lärmschutzes im vorliegenden Planfeststellungsbeschluss keine Fest- legungen getroffen werden. Bei der für die A 66 aufzustellenden Planung wird auch zu prüfen sein, ob die dort befindlichen Gärten als Kleingärten i.S. des Kleingartenge- setzes zu bewerten sind. Dabei wird es auch auf die Festlegungen im Flächen- nutzungsplan ankommen. Da vorrangiges Ziel des Maßnahmenkonzepts im Siedlungsraum die Einbindung und Abschirmung der Trasse durch Bepflanzungen mit Gehölzen ist, werden auch in Höhe der Gärten am „Gräselborn“ entsprechend der landschaftspflegerische Begleit- planung durchgängig eine Ansaat sowie Bepflanzung der Straßenböschungen mit Gehölzen erfolgen. Damit wird künftig auch ein gewisser Sichtschutz geschaffen. Al- lerdings kommt dieser Bepflanzung tatsächlich keine lärmschützende Wirkung zu. Da hierauf die Einwänder keinen Anspruch gegen den Träger der Straßenbaulast haben, konnte dieser im Planfeststellungsbeschluss auch nicht zu weitergehenden Lärm- schutzmaßnahmen verpflichtet werden. Die Einwendung konnte, soweit sie durch Zusagen berücksichtigt wird, für erledigt erklärt werden. Die darüber hinausgehenden Einwendungen waren aus vorstehenden Gründen zurückzuweisen. Die aus den Inanspruchnahmen der Grundstücke aus An- lass der im Rahmen der Baumaßnahme wegfallenden baulichen Anlagen und dem zu beseitigenden Bewuchs sich ergebenden Entschädigungsfragen werden in dem ge- sondert von der Planfeststellung durchzuführenden Entschädigungsverfahren gere- gelt. Die Einwendung war daher insoweit in das Entschädigungsverfahren zu verwei- sen (siehe C, Ziffer VI,1.5).

…/ Planfeststellungsbeschluss - 587 - A 643

D. Gesamtabwägung

Die Prüfung der hier festgestellten Vorhaben, (1.) Neubau der Rheinbrücke Schiers- tein (Bauwerke 1b, 4b, 1c, 4c, 2a, 5a, 2b und 5b) der Bundesautobahn 643 (Auto- bahndreieck Mainz- Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein) zwischen den An- schlussstellen Mainz-Mombach und Wiesbaden-Äppelallee mit (2.) dem sechsstreifi- gen Ausbau der A 643 von der Landesgrenze Rheinland-Pfalz/ Hessen bis zum Au- tobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein in den Gemarkungen Schierstein und Biebrich der Landeshauptstadt Wiesbaden von Bau-km 0+262,78 bis 2+275 (Achse 1: östliche Richtungsfahrbahn) und von Bau-km 0+267,97 bis 2+655 (Achse 2: westliche Rich- tungsfahrbahn) und (3.) Umbau des Schiersteiner Kreuzes, hat unter Berücksichti- gung aller, auch der im Verfahren bekannt gewordenen öffentlichen und privaten Be- lange ergeben, dass diese Baumaßnahmen aus verkehrlichen und straßenbautechni- schen Gründen unter Berücksichtigung, insbesondere der Festlegungen im Fernstra- ßenausbaugesetz, sowie aus den Auswirkungen auf die Umwelt, den europäischen Gebietsschutz, den Lärm- und sonstigen Immissionsschutz, den Natur- und Land- schaftsschutz, den Artenschutz einschließlich der europarechtlichen Anforderungen, den Wasserschutz, den Denkmalschutz und die gemeindlichen Belange sowie der privaten Belange gerechtfertigt sowie geeignet ist und von daher zugelassen werden konnte. Denn die vorhandene Schiersteiner Rheinbrücke muss durch einen Neubau ersetzt werden, weil die Rheinbrücke in allen Bereichen ihrer Konstruktion schwere Schäden aufweist, so dass die Verkehrs- und Standsicherheit der Brücke ab 2015 nicht mehr gegeben sein dürfte. Der Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke ist insbe- sondere aus Sicherheitsaspekten unerlässlich. Mit dem Neubau der Brücke mit zwei Überbauten wird gewährleistet, dass nach Herstellung der (ersten) Brückenhälfte der Verkehr von der bestehenden Brücke auf die neu gebaute Brückenhälfte verlagert und die bestehende Brücke abgerissen und an ihrer Stelle eine (zweite) Brückenhälf- te gebaut werden kann. Durch das gewählte Bauverfahren wird gewährleistet, dass der Verkehr auch während der Bauzeit weiterhin im Zuge der wichtigen Autobahnver- bindung geführt und diese Verbindung aufrechterhalten werden kann. Gleichzeitig wird durch den sechsstreifigen Ausbau die A 643 leistungsfähig ausgebaut. Ferner wird das Schiersteiner Kreuz den gestiegenen Verkehrsanforderungen genügend umgebaut und ausreichende Verflechtungsbereiche für die Auffahrt auf die A 66 ge- schaffen. Sowohl das strikte Recht als auch die Optimierungsgebote wurden beach- tet. Die Abwägung aller Belange hat ergeben, dass die planfestgestellte Planlösung vernünftig ist. Mit ihr können die von der Planung verfolgten Ziele erreicht werden. Das Vorhaben war – entgegen der von Beteiligten erst im Änderungsverfahren ge- stellten Anträge – zuzulassen. …/ Planfeststellungsbeschluss - 588 - A 643

Die vom Träger des Vorhabens in den Planunterlagen im Einzelnen angegebenen wesentlichen Auswahlgründe für die geplanten Baumaßnahmen zur Erneuerung der Rheinbrücken und zum Ausbau der A 643 sowie zum Umbau der Schiersteiner Kreu- zes in Grund- und Aufriss sowie für den Querschnitt sind begründet. Die Planung be- rücksichtigt die Umweltauswirkungen. Das Vorhaben ist in der vorgesehenen Art und Weise zweckmäßig und geeignet, nicht nur das anstehende straßenbautechnische sondern auch das Verkehrsproblem zu lösen sondern genügt auch den anderen öf- fentlichen und privaten Belangen. Dabei sind bei der Festlegung der Linienführung – wie auch die weiteren Ausführungen belegen – die Belange des Immissionsschutzes, des Naturschutzes und der Landschaftspflege und des Artenschutzes einbezogen worden. Die Trasse orientiert sich am verkehrlichen Erfordernis unter Berücksichti- gung der abwägungserheblichen öffentlichen und privaten Belange, insbesondere des Gebietsschutzes im Bereich der FFH- und Vogelschutzgebiete oder der städti- schen Belange im Gewerbe- und Siedlungsbereich von Biebrich und Schierstein. Die Anforderungen des europäischen Gebiets- und Artenschutzes werden mit der festgestellten Planung beachtet. In die Abwägung sind alle europarechtlichen und fachlichen abwägungsrechtlichen Belange eingestellt worden. Die wegen des betrof- fenen prioritären Lebensraumtyps erforderliche Stellungnahme der EU-Kommission wurde gleichfalls in die Abwägung einbezogen. Bei Bau und Nutzung des Autobahn- abschnittes werden umfangreiche Schadensbegrenzungsmaßnahmen durchgeführt. Hierzu gehören insbesondere Maßnahmen zur Minimierung von Störungen. Die Bau- tätigkeiten werden überwacht. Im laufenden Planfeststellungsverfahren wurden, entweder aufgrund von Einwendun- gen und Stellungnahmen oder von vom Vorhabenträger gegebener Zusagen, Plan- änderungen vorgenommen, so dass die Planung der A 643 in der vorliegenden Form festgestellt werden konnte. Die Verkehrsuntersuchung, die während der Planung und im laufenden Planfeststel- lungsverfahren fortgeschrieben wurde, berücksichtigt die sich durch die Kraftfahr- zeugentwicklung und Fahrverhalten der Verkehrsteilnehmer sowie Bevölkerungs- und Arbeitsplatzentwicklung relevanten Faktoren und Einflüsse. Entgegen der Auffassung Beteiligter stellen die der Planung zu Grunde liegenden Analysedaten, insbesondere im Bereich „Biebrich Gewerbegebiet“, die Planung nicht in Frage, auch nicht in Bezug auf die Lärm- und Immissionsauswirkungen. Mit dem festgestellten Plan treten für die Bewohnerinnen und Bewohner der angrenzenden Siedlungsbereiche keine unzumut- baren Lärmbeeinträchtigungen auf. Soweit Beurteilungspegel überschritten werden, sind aktive und passive Lärmschutzmaßnahmen vorgesehen. Weitergehenden For- derungen, z.B. aufgrund geplanter Baugebietsfestsetzungen durch die Landeshaupt- stadt Wiesbaden, konnte im Planfeststellungsbeschluss nicht entsprochen werden.

…/ Planfeststellungsbeschluss - 589 - A 643

Weiterhin sind die erforderlichen Kohärenzmaßnahmen sowie die naturschutzrechtli- chen und -fachlichen Ausgleichs- und Ersatz- sowie CEF-Maßnahmen vorgesehen. Dabei wurde auch auf die Belange der Kommunen und Anlieger im angemessen Rahmen Rücksicht genommen. Unter Berücksichtigung der CEF-Maßnahmen sind Verbotstatbestände für keine FFH-Anhangs- oder Vogelart gegeben. Insbesondere mit der Renaturierung des Altrheinarms in den Gemarkungen Geisenheim und Oest- rich-Winkel wird die im Bereich des FFH-Gebiets DE 5915-301 eintretende Beein- trächtigung des LRT *91E0 ausgeglichen und die Kohärenz für den LRT *91E0 voll- ständig wiederhergestellt. Dies ermöglicht eine geeignete Erweiterung des FFH-Ge- biets DE 6013-301. Auf die Interessen der Anlieger, auch der Kleingärtner, wird dabei angemessen Rücksicht genommen. Zum Ausgleich der mit den Bauvorhaben verbundenen Nachteile für die grund- stücksmäßig betroffenen Eigentümer wird im von der Planfeststellung gesondert durchzuführenden Entschädigungsverfahren ein Ausgleich herbeigeführt. Im Übrigen hat der Vorhabenträger, vertreten durch das ASV Wiesbaden, mit Grundstückseigen- tümern bereits vertragliche Regelungen getroffen.

E. Anordnung der sofortigen Vollziehung

Dem Antrag des Vorhabenträgers, vertreten durch das Amt für Straßen- und Ver- kehrswesen Wiesbaden, vom 07.07.2011 die sofortige Vollziehung des Planfeststel- lungsbeschlusses für den (1.) den Neubau der Rheinbrücke Schierstein der Bundes- autobahn 643 (Autobahndreieck Mainz- Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein) zwi- schen den Anschlussstellen Mainz-Mombach und Wiesbaden-Äppelallee mit (2.) dem sechsstreifigen Ausbau der A 643 von der Landesgrenze Rheinland-Pfalz/ Hessen bis zum Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein in den Gemarkungen Schierstein und Biebrich der Landeshauptstadt Wiesbaden und (3.) dem Umbau des Schiersteiner Kreuzes anzuordnen, war stattzugeben, weil die im Antrag benannten Gründe sub- stantiiert und nachvollziehbar sind. Der sechsstreifige Ausbau der A 643 ist im Bedarfsplan in der Stufe „Weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ enthalten. D.h. für die Änderung der Bundesfernstraße A 643 ist nach dem Fernstraßenausbaugesetz (FStrAbG) kein vordringlicher Bedarf festge- stellt, so dass eine Anfechtungsklage gegen einen Planfeststellungsbeschluss keine aufschiebende Wirkung hätte (§ 17e Abs. 2 Satz 1 FStrG). Dennoch besteht für die Durchführung der Vorhaben aus folgenden Gründen ein besonderes öffentliches Inte- resse:

…/ Planfeststellungsbeschluss - 590 - A 643

Die Anordnung der sofortigen Vollziehung gemäß § 80 Abs. 2 Satz 1 Nr. 4 VwGO ist geboten, wenn ein besonderes öffentliches Interesse an dem sofortigen Beginn der Bauarbeiten besteht und der Eintritt der Unanfechtbarkeit des Planfeststellungsbe- schlusses nicht abgewartet werden kann. Dies kann z.B. dann vorliegen, wenn das Vorhaben dazu dient, Gefährdungen der Verkehrssicherheit zu beseitigen und der Baubeginn deshalb nicht ohne schwerwiegende Folgen hinausgeschoben werden kann (vgl. Nr. 44 Abs. 3 der Planfeststellungsrichtlinien 2007 - PlafeR 07 - ). Nach sorgsamer Abwägung sämtlicher von der Planung berührten öffentlichen und privaten Belange überwiegt das besondere öffentliche Interesse an der sofortigen Vollziehung des Vorhabens. 1. Antrag Das ASV Wiesbaden hat in seinem Antrag Folgendes ausgeführt: „Verkehrliche Notwendigkeit Die freie Strecke der A 643 zwischen der Schiersteiner Brücke und dem Schiers- teiner Kreuz weist im heutigen Zustand Verkehrsstarken von 93.600 Kfz124 h (Analyse 2005) auf. Damit ist dieser Streckenabschnitt mit einer Qualitätsstufe F nach HBS (Qualitätsstufe F: Verkehr bricht zusammen, Verkehrssicherheit ist un- zureichend) verkehrlich stark überlastet. Tägliche, langanhaltende Staus bezeugen dies. Die Rampen Mainz-Frankfurt und Frankfurt-Mainz sind mit Qualitätsstufen F nach HBS (Qualitätsstufe F: Verkehr bricht zusammen, Verkehrssicherheit ist unzurei- chend) deutlich überlastet. Die täglich auftretenden Stauerscheinungen betreffen hier nicht nur die A 643, sondern auch die A 66. Aus verkehrlicher Sicht ist ein Neubau von zweistreifigen Rampen für diese Fahrbeziehungen unumgänglich. Da die Fahrbeziehung Frankfurt-Mainz zudem noch eine sehr kurze Verflechtung mit der Fahrbeziehung Wiesbaden-Frankfurt aufweist, ist für diese Fahrbeziehung ei- ne Semidirektrampe erforderlich. Die verkehrlichen Probleme auf der A 643 und auch auf der A 66 im Kreuzungsbe- reich zur A 643 können nur gelöst werden, wenn der 6-streifige Ausbau der A 643 und der Umbau des Schiersteiner Kreuzes in Zusammenhang betrachtet werden und eine gleichzeitige Realisierung beider Maßnahmen durchgeführt wird. Bauliche Zwänge Schiersteiner Brücke Der bauliche Zustand der bestehenden Schiersteiner Rheinbrücke hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Die aufgetretenen Schäden in allen Bereichen ihrer Konstruktion zeigen auf, dass die Lebensdauer abgelaufen ist und die Brücke bis zum Jahr 2015 erneuert werden muss. Das macht einen Baubeginn im Jahr 2013 erforderlich. Eine Sanierung bzw. eine Grundinstandsetzung des Bauwerkes scheidet aufgrund der gutachterliehen Erkenntnisse und den laufenden Bauwerksprüfungen aus; ebenso sind laufende Wartungsarbeiten keine dauerhaf- te Lösung. Da zu einem Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke keine Alternativen bestehen, müsste die Rheinbrücke in letzter Konsequenz spätestens innerhalb der nächsten Jahre für den Verkehr gesperrt werden, so dass sie als Rheinquerung wegfallen und die A 643 insgesamt nicht mehr als Verkehrsverbindung zur Verfü- gung stehen würde. Dies hätte einen Verkehrskollaps im gesamten Rhein-Main- Gebiet zur Folge. Da auch während der Bauzeit eine ausreichende Verkehrsführung aufrecht erhal- ten werden muss und die vorhandene Brücke nur in einem Stück abgebrochen

…/ Planfeststellungsbeschluss - 591 - A 643

werden kann, sind für beide Fahrtrichtungen getrennte Überbauten erforderlich. Dabei wird ein Überbau in der Trasse des bestehenden Bauwerks und ein Über- bau mit veränderlichem Abstand auf der Unterstromseite des bestehenden Bau- werks ausgeführt. Hierzu soll eine neue Brücke neben der bestehenden Brücke erstellt werden, die zunächst den gesamten Verkehr (4+0 Verkehrsführung wäh- rend der Bauzeit) zwischen Wiesbaden und Mainz aufnimmt. Anschließend wird die bestehende Brücke abgebrochen und an deren Stelle der zweite Überbau neu gebaut. Im Ergebnis wird der Verkehr in den gegenläufigen Fahrtrichtungen mit zwei dreistreifigen Richtungsfahrbahnen über beide Brücken geführt. • Brücken 9 + 10 im Schiersteiner Kreuz Im Autobahnkreuz Wiesbaden-Schierstein ist das Kreuzungsbauwerk der A 66 mit der A 643 (Bauwerk 10) zwingend bis zum Jahr 2013 durch einen Neubau zu er- setzen, da ab diesem Zeitpunkt die Tragfähigkeit (Zustandsnote 3,5 mit der Not- wendigkeit von Sonderprüfungen, da eine kontinuierliche Vergrößerung von vor- handenen Rissen festgestellt wurde, die auf mangelnde Schubbewehrung zurück- zuführen sind) und damit auch die Verkehrssicherheit des aus den frühen 60er Jahren stammenden Bauwerkes nicht mehr gegeben ist. Eine Sanierung und eine notwendige Verstärkung des Bauwerkes scheiden aus wirtschaftlichen Gründen aus. Das Kreuzungsbauwerk der A 643 mit der DB-Linie Wiesbaden-Niederlahnstein (Bauwerk 9) weist eine Querkraftmindertragfähigkeit auf, die zu einer Einstufung in eine BK 45 (zulässiges Fahrzeuggewicht 40t, keine Schwertransporte) führte. Desweiteren zeigen sich Querrisse im Endquerträger. Das Bauwerk steht wegen des spannungsrisskorrosionsgefährdeten Spannstahls Sigma-Oval auf der Liste der BAST für auf ihr Ankündigungsverhalten (Riss vor Bruch) zu untersuchende Bauwerke. Dieses Ankündigungsverhalten ist in den beiden Randfeldern des Drei- feldträgers und über den Innenstützen nicht gegeben. Nach einer Untersuchung des eingebauten Spannstahles kann von einer Spannungsrissgefährdung ausge- gangen werden. • Aushubmassen Da bei dem Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke ein Eingriff in ein FFH-Gebiet erforderlich wird, muss hier eine Maßnahme zur Sicherung des kohärenten Netzes der NATURA 2000-Gebiete erfolgen. Hierzu muss bei Geisenheim ein ehemaliger Altarm des Rheines reaktiviert werden, was zum Anfall von ca. 100.000 m³ Aus- hubmassen führt, Im Sinne eines wirtschaftlichen Massenausgleiches ist geplant, diese Massen zur Verbreiterung der A 643 und zum Bau der neuen Rampen im Schiersteiner Kreuz zu nutzen. Sollte dies nicht möglich sein, würden hier erhebli- che Mehrkosten bei der Entsorgung der Aushubmassen auftreten. • Netzbetrachtung Durch den beschriebenen verkehrlich und baulich notwendigen 6-streifigen Aus- bau der A 643 gleichzeitig mit dem ebenfalls notwendigen Umbau des Autobahn- kreuzes Schierstein und den damit einhergehenden kurzen Gesamtbauzeiten, wird ferner die verkehrliche Zusatzbelastung auf dem Autobahnnetz von Mainz und Wiesbaden und auf dem heute schon überlasteten untergeordneten Wiesbadener und Mainzer Straßennetz minimiert. Die Salzbachtalbrücke im Zuge der A 66 (ab 2016) sowie die Hochheimer Vor- landbrücke im Zuge der A 671 (ab 2018) müssen ebenfalls in den kommenden Jahren durch Neubauten ersetzt werden. Auch hier würden gleichzeitige Baustel- len durch die enge räumliche Verzahnungen der Autobahnen zum Zusammen- bruch der Verkehre auf dem über- und untergeordneten Straßennetz führen, bei dem auch der Fernverkehr auf längere Zeit deutlich behindert würde. Auch im Hin- blick auf diese Abhängigkeiten wurde ein Zeitplan entwickelt, der mit dem unbe- dingten Baubeginn des 6-streifigen Ausbaues und dem Umbau des Autobahn-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 592 - A 643

kreuzes Schierstein im Jahr 2012 beginnt, dann mit dem zwingend erforderlichen Baubeginn der Salzbachtalbrücke im Jahr 2016 weitergeführt wird und mit dem dann auch wieder absolut erforderlichen Baubeginn der Hochheimer Vorlandbrü- cke im Jahr 2018 abschließt. Nur so können alle erforderlichen Baumaßnahmen an Autobahnen rund um Mainz und Wiesbaden in den nächsten Jahren verkehrlich verträglich abgewickelt werden. Aus diesen Gründen kann der Eintritt der Unanfechtbarkeit des Planfeststellungs- beschlusses nicht abgewartet werden. Betroffenheiten: Die von der sofortigen Vollziehbarkeit betroffenen Grundstückseigentümer sowie der Umfang der jeweiligen Inanspruchnahmen sind dem Grunderwerbsverzeichnis zu entnehmen, das Ihnen im Rahmen der Planfeststellungsunterlagen bereits vor- liegt. 2. Entscheidungsgründe 2.1 Abwägung der Gründe für die sofortige Vollziehung des Planfeststellungsbe- schlusses Die Anordnung der sofortigen Vollziehung des Planfeststellungsbeschlusses kann im Beschluss erfolgen, auch wenn sie sich auf die öffentlichen Belange stützt, die schon zur Begründung des Planfeststellungsbeschluss herangezogen wurden (vgl. Hess. VGH, Beschluss vom 11. Juli 1988 - 2 TH 740/88). Zwar muss das die sofortige Voll- ziehung rechtfertigende Interesse über diejenigen öffentlichen Belange hinausgehen, die schon die Grundverfügung tragen; das besagt aber nicht, dass der Sofortvollzug auf andersartige Gründe gestützt werden muss. Denn sonst käme die sofortige Voll- ziehung eines Planfeststellungsbeschlusses kaum in Betracht, weil schon bei Erlass des Planfeststellungsbeschlusses alle für und gegen das Vorhaben streitenden Be- lange in die planerische Abwägung eingestellt werden müssen. Der Hessische Ver- waltungsgerichtshof geht daher in ständiger Rechtsprechung davon aus, dass die Anordnung der sofortigen Vollziehung des Planfeststellungsbeschlusses gerechtfer- tigt ist, wenn die für die Planung sprechenden Belange nach Gewicht und Dringlich- keit geeignet sind, nicht nur das Vorhaben selbst sondern auch seine sofortige Ver- wirklichung zu tragen (vgl. Beschlüsse vom 1. April 1985 - 2 TH 1805/84 -, vom 8. Juni 1988 - 2 R 2402/87 und 11. Juli 1988 - 2 TH 740/88). Sofortvollzugsgründe müs- sen folglich über die das Planvorhaben tragenden Belange hinausgehen, nicht aber anderer Art sein. In Betracht kommen namentlich aktuelle Notwendigkeiten der Ver- kehrssicherheit, die durch die Staus und registrierten Unfälle belegt werden. Hinzu kommt, dass der Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke insbesondere aus Sicher- heitsaspekten unerlässlich ist. Daher konnten vorliegend bei der Begründung des besonderen öffentlichen Interesses an dem Vorhaben auch die Gründe herangezo- gen werden, die bereits zur Begründung der Notwendigkeit des Planfeststellungsbe- schlusses dienten. Die vorhandene Schiersteiner Rheinbrücke muss dringend durch einen Neubau er- setzt werden, weil die Rheinbrücke in allen Bereichen ihrer Konstruktion schwere …/ Planfeststellungsbeschluss - 593 - A 643

Schäden aufweist, so dass die Verkehrs- und Standsicherheit der Brücke ab 2015 nicht mehr gegeben sein dürfte. Mit dem Neubau der Brücke mit zwei Überbauten wird gewährleistet, dass nach Herstellung der (ersten) Brückenhälfte die Verlagerung des Verkehrs von der bestehenden Brücke auf die neu gebaute (unterstromige) Brü- ckenhälfte erfolgen und die bestehende Brücke abgerissen und an ihrer Stelle eine (zweite) Brückenhälfte gebaut werden kann. Durch dieses Bauverfahren kann der Verkehr auch während der Bauzeit weiterhin im Zuge der wichtigen Autobahnverbin- dung zwischen Wiesbaden (A 66) und Mainz (A 60) geführt und diese Verbindung aufrechterhalten werden. Denn eine großräumige Verlagerung des Verkehrs auf an- dere Straßenverbindungen scheidet aus. Gleichzeitig muss die A 643 unter Berück- sichtigung des hohen Verkehrsaufkommens im Interesse ihrer Leistungsfähigkeit sechsstreifig ausgebaut werden. Außerdem muss das Schiersteiner Kreuz, das den gestiegenen Verkehrsanforderungen, wie die regelmäßig auftretenden Staus insbe- sondere auf der A 66 belegen, nicht mehr genügt, umgebaut und es müssen ausrei- chende Verflechtungsbereiche für die Auffahrt auf die A 66 aus Richtung Mainz nach Frankfurt am Main und eine neue Semidirektrampe für die Fahrbeziehung Frankfurt am Main - Mainz geschaffen werden (auf die Ausführungen unter C, Ziffer III [Plan- rechtfertigung]) wird verwiesen. Diese im besonderen öffentlichen Interesse liegen- den Baumaßnahmen überwiegen die Interessen Betroffener, während der Dauer ei- nes Verwaltungsstreitverfahrens nicht mit Vollzugsmaßnahmen belastet zu werden. Insbesondere die zeitlich beschränkte Nutzungsdauer der bestehenden Schiersteiner Rheinbrücke (2015) erfordern einen unverzüglichen Baubeginn, um eine Sperrung für die Verkehrsteilnehmer und einen drohenden Verkehrskollaps abzuwenden (siehe C, Ziffer II). Zusammenfassend ist hier festzustellen, dass bei den Baumaßnahmen im Zuge der A 643 neben den verkehrlichen und straßenbautechnischen Interessen auch die Be- lange des Gebietsschutzes, des Naturschutzes und der Landschaftspflege, des Im- missionsschutzes, des Artenschutzes, des Wasserschutzes, der Kommunen und der Privaten berücksichtigt worden sind. Dies gilt sowohl in Bezug auf den Neubau der Rheinbrücke als auch die Verbreiterung der Autobahn und die Umgestaltung des Schiersteiner Kreuzes. Bei der Planung, aber auch bei der Planfeststellung, ist somit den Belangen der vom Plan Betroffenen besondere Beachtung geschenkt worden. Dies gilt sowohl hinsichtlich einer unmittelbaren Betroffenheit wie durch die Inan- spruchnahme von Grundstücken für die Baumaßnahme, auch vorübergehend wäh- rend der Bauausführung, und für die erforderlichen naturschutzrechtlichen Kohärenz- und Kompensationsmaßnahmen, als auch bezüglich einer mittelbaren Betroffenheit wie durch Verkehrslärm.

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Mit der geplanten Baumaßnahme wird also insbesondere dem Ziel der Errichtung einer neuen verkehrs- und standsicheren Schiersteiner Rheinbrücke über das Jahr 2015 hinaus unter Aufrechterhaltung der wichtigen Verkehrsverbindung zwischen der A 60 (linksrheinisch) und der A 66 (rechtsrheinisch) für den starken Verkehr durch die Wahl entsprechenden Bauabschnitte (d.h. erst Neubau der westlichen Richtungs- fahrbahn in Fahrtrichtung Mainz und dann – im 2. Bauabschnitt – Abriss der beste- henden Brücke und Bau der östlichen Richtungsfahrbahn in Fahrtrichtung Wiesba- den) Genüge getan. Dabei wird beachtet, dass ein leistungsfähiger sechsstreifiger Autobahn in der Kategorie „Weiterer Bedarf mit Planungsauftrag/ WB*“ im Bedarfs- plan für die Bundesfernstraßen ausgewiesen ist. Damit werden bestehende Kapazi- tätsengpässe auf der A 643 zwischen Wiesbaden und Mainz abgebaut. Die Anpas- sung der Zu- und Abfahrtsrampen im Bereich der Anschlussstelle Wiesbaden- Äppelallee und des Autobahnkreuzes Wiesbaden-Schiersten schaffen die unbedingt notwendigen Voraussetzungen für die deutliche Erhöhung der Qualität des Verkehrs- ablaufes und damit der Schaffung zusätzlicher Sicherheitspotenziale verbunden mit der Minderung des Unfallrisikos. Dies führt somit indirekt zur Verbesserung der Aus- wirkungen auf die Gesundheit der Verkehrsteilnehmer und der Bewohner im Umfeld der A 643. Der Umbau des verkehrlich überlasteten Autobahnkreuzes Wiesbaden- Schierstein durch den Neubau einer Semidirektrampe für die Fahrbeziehung Frank- furt am Main - Mainz ermöglicht die wirksame Entflechtung der Bereiche. Die Anlage einer zweistreifigen Rampe für die Verkehrsbeziehung Mainz - Frankfurt am Main ergibt zusätzliche Verflechtungsbereiche für die Verkehrsbeziehungen Mainz - Rü- desheim und Frankfurt am Main - Mainz. Die Verbesserung des Verkehrsflusses auf der A 643 und auch der A 66 schafft die notwendige Voraussetzung für die Beseiti- gung von verkehrlichen Engpässen und Senkung der Zeit- und Betriebskosten für die Straßennutzer. Damit die Ziele der geplanten Baumaßnahmen baldmöglichst umgesetzt und mit ih- rem Bau begonnen werden kann, ist die sofortige Vollziehung des Planfeststellungs- beschlusses der dringend erforderlichen Vorhaben geboten, sodass die Unan- fechtbarkeit des Planfeststellungsbeschlusses nicht abgewartet werden kann. Die zügige Umsetzung der Baumaßnahme ist im Interesse der Beseitigung von Beein- trächtigungen der Verkehrssicherheit unerlässlich. Dazu gehört auch die Umsetzung der Kohärenzmaßnahmen im FFH-Gebiet DE 6013-301 „Rheinwiesen von Oestrich- Winkel und Geisenheim“ vor Eintritt des Schadens für den LRT *91E0 im FFH-Gebiet DE 5915-301 „Rettbergsaue bei Wiesbaden“. Die vorstehend aufgeführten Gesichtspunkte begründen das besondere öffentliche Interesse an der sofortigen Vollziehung des Planfeststellungsbeschlusses.

2.2 Abwägung der Belange der Beteiligten mit dem öffentlichen Interesse …/ Planfeststellungsbeschluss - 595 - A 643

2.2.1 Interessen der Kommunen Soweit die beteiligten Kommunen, die Landeshauptstadt Wiesbaden und die Städte Geisenheim und Oestrich-Winkel, Bedenken gegen die geplanten Baumaßnahmen und insbesondere Forderungen nach Durchführung von Lärmschutzmaßnahmen an der A 643 und die Durchführung der Kohärenzmaßnahmen im FFH-Gebiet DE 6013- 301 vorbringen, ist festzustellen, dass die Planungshoheit und die Selbstverwaltung der betroffenen Kommunen durch den Planfeststellungsbeschluss und die dazugehö- rigen Planunterlagen nicht verletzt werden. Die Belange der Kommunen in Bezug auf die Inanspruchnahme von Grundstücken, die für den Ausbau der A 643 einschließlich der Folge- und Kohärenz- sowie Kom- pensationsmaßnahmen erforderlich ist, überwiegen nicht das besondere öffentliche Interesse an der sofortigen Vollziehung. Dass vorliegend für die Verwirklichung des Planfeststellungsbeschlusses für die Baumaßnahmen und die damit verbundene In- anspruchnahme von verschiedenen Teilflächen der Grundstücke in Rechtspositionen der betroffenen Kommunen unzumutbar eingegriffen wird, ist von diesen nicht vorge- tragen worden, so dass diesbezüglich auch keine Aussage im Planfeststellungsbe- schluss zu treffen war. Dies gilt auch in Bezug auf das für die Baudurchführung in Anspruch zu nehmende gemeindliche Straßen- und Wegenetz. Die Beeinträchtigung dieser Straßen und Wege wird auf das unbedingt Notwendige begrenzt, und die be- troffenen Straßen und Wege werden nach Ende der Baumaßnahme wieder in einen ordnungsgemäßen Zustand versetzt. Auch hinsichtlich der geltend gemachten Forderung nach Durchführung von Lärm- schutzmaßnahmen an der A 643 werden Rechte der beteiligten Landeshauptstadt Wiesbaden nicht verletzt. Etwas anderes ergibt sich auch nicht aus der Tatsache, dass keine durchgehenden Schutzmaßnahmen entlang der A 643 angeordnet wer- den konnten (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer V,4.2, 4.3 und 9). Denn der Lan- deshauptstadt Wiesbaden steht kein Anspruch auf Lärmschutz zu. Überdies könnte einem solchen Anspruch in einem ergänzenden Planfeststellungsverfahren nachge- kommen werden, denn im Falle unzulänglicher Lärmvorsorge besteht grundsätzlich nur ein Anspruch auf Planergänzung, nicht auf Planaufhebung. Eine (teilweise) Plan- aufhebung käme nur in Betracht, wenn das Fehlen einer Schallschutzauflage aus- nahmsweise von so großem Gewicht wäre, dass die Ausgewogenheit der Planung insgesamt in Frage gestellt wird (vgl. BVerwG, Urteil vom 20. Oktober 1989 - BVerwG 4 C 12.87 -, BVerwGE 84, 31; Urteil vom 18. April 1996 - BVerwG 11 A 86/95 -, NVwZ 1996, 901). Das ist vorliegend nicht der Fall. Wie den vorstehenden Ausführungen unter C, Ziffer V,4 zu entnehmen ist, ergeben sich durch die Baumaßnahme unter Berücksichtigung der unter A, Ziffer IV,2 festge-

…/ Planfeststellungsbeschluss - 596 - A 643 setzten Auflagen keine Beeinträchtigungen baulicher Anlagen durch Verkehrslärm, die nicht durch entsprechende Schutzvorkehrungen gemindert werden. Im Übrigen können die Gemeinden keine Forderungen für die Privaten geltend ma- chen (siehe die diesbezüglichen Darlegungen zu C, Ziffer V,9). Denn die gesetzlichen Anforderungen des Umweltschutzes und somit des Immissionsschutzes (Verkehrs- lärm, Luftschadstoffe) sind nicht speziell dem Selbstverwaltungsrecht den Gemeinden zugeordnet. Den von einem Bauvorhaben betroffenen Gemeinden kommt keine „wehrfähige“ Rechte zu, weil der Allgemeinheit oder einzelnen Privatpersonen ein Schaden droht (vgl. BVerwG, Urteil vom 15. Dezember 1989 - BVerwG 4 C 36.86 -, a.a.O.; Beschluss vom 9. Februar 1996 - BVerwG 11 VR 45.95 -, a.a.O.). Aus allge- meinen Gründen kann die Landeshauptstadt Wiesbaden somit keinen Abwehran- spruch gegen das festgestellte Vorhaben herleiten. Der vorliegende Luftreinhalteplan nach § 47 BImSchG sowie der Lärmaktionsplan nach § 47d BImSchG sind im Rah- men der Planung berücksichtigt und in die Abwägung eingestellt worden. Sie führen vorliegend zu keiner anderen Beurteilung, d.h. es konnten dem Vorhabenträger keine zusätzlichen aktiven (Lärm-) Schutzmaßnahmen im Planfeststellungsbeschluss aufer- legt werden. Es liegen folglich keine Belange vor, die dem öffentlichen Interesse an dem sofortigen Baubeginn der Baumaßnahme entgegen stehen. Darüber wird den Anliegen der Kommunen, auch in Bezug auf die im Gebiet der Städte Geisenheim und Oestrich-Winkel vorgesehene erforderliche und geeignete Kohärenzmaßnahme, in der Planung und Planfeststellung im vertretbaren Umfang berücksichtigt. Auf die Ausführungen unter C, Ziffer V,9 wird verwiesen. Weiterge- hende Forderungen, wie andere Maßnahmen vorzusehen, konnte nicht entsprochen werden, zumal die benannten Alternativflächen nicht geeignet sind. Mit den festge- setzten Kohärenzmaßnahmen werden die Auswirkungen auf das FFH-Gebiet DE 5915-301 vollkommen ausgeglichen. Überdies wird den Stellungnahmen der beteilig- ten Kommunen durch die vom ASV Wiesbaden gegebenen Zusagen Rechnung ge- tragen (siehe unter A, Ziffer V,1 Punkte 1 bis 36), die, soweit planerisch darstellbar, in die festgestellten Deckblätter vom September 2011 übernommen worden sind.

2.2.2 Interessen von Behörden und Stellen Etwas anderes ergibt sich nicht durch die von Bundes- und Landesbehörden sowie Stellen, auch von Versorgungs- und Telekommunikationsunternehmen, vorgebrach- ten Einwendungen. Den Anliegen wird durch die vom ASV Wiesbaden gegebenen Zusagen Rechnung getragen (siehe unter A, Ziffer V,1 Punkte 37 bis 139), die, soweit planerisch darstellbar, in die festgestellten Deckblätter vom September 2011 über- nommen worden sind. Soweit Einwendungen im Anhörungsverfahren aufrechterhal- ten wurden und ihnen weder mit den Planänderungen noch mit den unter A, Ziffer IV …/ Planfeststellungsbeschluss - 597 - A 643 erteilten Auflagen Rechnung getragen wird, konnte diesen aus den unter C, Ziffer V dargelegten Gründen nicht nachgekommen werden. Rechte der Behörden und Stel- len werden durch die festgestellte Planung nicht verletzt.

2.2.3 Interessen der vom Plan unmittelbar Betroffenen Soweit vom Plan unmittelbar Betroffene Einwendungen gegen die geplante Baumaß- nahme wegen der Inanspruchnahme ihrer Grundstücke oder durch Verkehrsimmissi- onen vorbringen und Forderungen erheben, müssen deren Interessen – soweit ihnen nicht mit dem Planfeststellungsbeschluss Rechnung getragen wird – wegen des Inte- resses der Allgemeinheit an einer zügigen Umsetzung der Baumaßnahme zurückge- stellt werden. Soweit von privaten Betroffenen Einwendungen gegen das Vorhaben vorgebracht werden, weil ihre Grundstücke durch die festgestellten Baumaßnahmen auch unter Berücksichtigung der vorgenommen Planänderungen auf Dauer oder während der Baumaßnahme vorübergehend in Anspruch genommen oder durch Kompensations- maßnahmen belastet werden, hat die Prüfung ergeben, dass auf die Inanspruchnah- me der betroffenen Grundstücke nicht verzichtet werden kann (siehe insbesondere die Ausführungen zu C, Ziffer VI,2). Von der Inanspruchnahme der Grundstücke kann aus dort dargelegten Gründen nicht abgesehen werden. Die Rechte der Eigentümer und Pächter überwiegen nicht das besondere öffentliche Interesse an der sofortigen Vollziehung. Eventuelle Entschädigungsansprüche bleiben im Übrigen unberührt.

2.2.4 Interessen der vom Plan mittelbar Betroffenen Soweit vom Plan mittelbar Betroffenen Einwendungen gegen die geplante Baumaß- nahmen erhoben haben und insbesondere Forderungen nach umfänglichen Lärm- schutzmaßnahmen an der A 643 und A 66 gestellt haben, wird den Einwendungen durch die festgestellten Lärmschutzwände in den Bereichen Rheingaustraße (A 643) und Blierweg (A 66) sowie die unter A, Ziffer IV,2 festgesetzten passiven Schall- schutzmaßnahmen Rechnung getragen. Darüber hinausgehende Forderungen nach Schutzmaßnahmen, auch wegen Überschreitung des Grenzwertes für Stickstoffdio- xid, konnte im Planfeststellungsbeschluss nicht stattgegeben werden, da keine Ge- sichtspunkte gegeben sind, die es rechtfertigen, dem Träger der Straßenbaulast wei- tergehende Schutzvorkehrungen aufzuerlegen. Auf die Ausführungen unter C, Ziffer V,4 wird verwiesen. Die in diesem Zusammenhang von Beteiligten erst im Planände- rungsverfahren vorgebrachten Einwendungen in Bezug auf die Verkehrsuntersu- chung hat zu keiner anderen Beurteilung geführt (siehe die Ausführungen unter C, Ziffer III,3). Überdies könnte, wenn ein solcher Anspruch bestehen würde, dies in ei- nem ergänzenden Planfeststellungsverfahren nachgekommen werden, da im Falle unzulänglicher Lärmvorsorge grundsätzlich nur ein Anspruch auf Planergänzung,

…/ Planfeststellungsbeschluss - 598 - A 643 nicht auf Planaufhebung besteht. Denn Mängel bei der Abwägung der von dem Vor- haben berührten öffentlichen und privaten Belange sind nur erheblich, wenn sie of- fensichtlich und auf das Abwägungsergebnis von Einfluss gewesen sind. Erhebliche Mängel bei der Abwägung oder eine Verletzung von Verfahrens- oder Formvorschrif- ten führen nur dann zur Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses, wenn sie nicht durch Planergänzung oder durch ein ergänzendes Verfahren behoben werden kön- nen; die §§ 45 und 46 des Verwaltungsverfahrensgesetzes bleiben unberührt (§ 17 Abs. 6 FStrG). Vorliegend kann aber eine andere Entscheidung in Bezug auf den Neubau der Schiersteiner Rheinbrücke einschließlich des sechsstreifigen Ausbaus der A 643 und des Umbaus des Schiersteiner Kreuzes nicht getroffen werden. Über- dies wird der Lärmschutz im Bereich Gräselberg im Rahmen der Planung und Plan- feststellung für den sechsstreifigen Ausbau der A 66 zwischen Schiersteiner Kreuz und AS Erbenheim, für den von Seiten des Bundes ein Planungsauftrag der Auf- tragsverwaltung besteht, zu prüfen und zu entscheiden sein. Im Übrigen kann bei einer Klage aus Gründen des Lärmschutzes unterstellt werden, dass kein Anspruch auf Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses besteht, weil es bei dem geplanten Ausbau der bestehenden Autobahn außerhalb jeder Wahrscheinlichkeit liegt, dass der zu erwartende Verkehrslärm nicht durch Schutzauflagen beherrschbar wäre (vgl. Hess. VGH, Urteil vom 8. Juni 1993 – 2 A 198/89). Von daher könnten Klägerinnen und Kläger ihre (über die Festsetzungen und Auflagen des Planfeststellungsbe- schlusses hinausgehenden) Ansprüche, die sich ohnehin erst bei erfolgter Verbreite- rung einer Richtungsfahrbahn um einen durchgehenden Fahrstreifen ergeben könn- ten, nur im Wege einer Verpflichtungsklage geltend machen. Dem in der Verpflich- tungsklage enthaltenen – unselbständigen – Aufhebungsbegehren kommt neben dem Verpflichtungsbegehren keine eigene prozessuale Bedeutung zu (BVerwG, Urteil vom 21. Mai 1976 - BVerwG IV C 24.75). Deshalb hat die Verpflichtungsklage keine aufschiebende Wirkung nach § 80 Abs. 1 VwGO. Ferner wurde Einwendungen durch die vom ASV Wiesbaden gegebenen Zusagen Rechnung getragen (siehe unter A, Ziffer V,2), die, soweit planerisch darstellbar, in die festgestellten Deckblätter vom September 2011 übernommen worden sind. Darüber ergeben sich durch die hier planfestgestellte Baumaßnahme keine Auswir- kungen auf das Gebiet von Nachbarkommunen, insbesondere der Stadt Mainz. Die insoweit erhobenen Einwendungen gegen den hessischen Ausbaubereich waren da- her zurückzuweisen. Sich aus dem Bauvorhaben auf dem Gebiet des Landes Rhein- land-Pfalz liegenden baulichen Maßnahmen ergebenden Umweltauswirkungen sind in dem Planfeststellungsbeschluss für diesen Abschnitt zu behandeln.

2.3 Zusammenfassendes Ergebnis

…/ Planfeststellungsbeschluss - 599 - A 643

Die Prüfung der gegen die sofortige Vollziehung des Planfeststellungsbeschlusses streitenden Belange der Kommunen und der Privaten ergibt somit keinen Belang, der dem besonderen öffentlichen Interesse an der sofortigen Vollziehung des Plan- feststellungsbeschluss entgegenstehen würde. Die Abwägung der Belange der Beteiligten mit dem besonderen öffentlichen Interes- se an einem umgehenden Bau der Straßenprojekte hat ergeben, dass die für den sofortigen Baubeginn streitenden Belange die Interessen der Betroffenen bei gegen den angefochten Planfeststellungsbeschluss eingelegten Klagen wegen der damit verbundenen weiteren Beibehaltung des bestehenden Zustandes die aufschiebende Wirkung der Klagen offensichtlich eindeutig überwiegen. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass in dem Fall, in dem Klägerinnen und Kläger in ihren mittelbaren Rechten durch die von der Autobahn ausgehenden Emis- sionen über die Feststellungen im Planfeststellungsbeschluss hinaus betroffen sein könnten, ihren schützenswerten Interessen durch eine nachträgliche Anordnung von Lärmschutzmaßnahmen nach der vorgenannten 16. BImSchV oder Schutzanlagen nach § 74 Abs.2 Satz 2 HVwVfG jederzeit Rechnung getragen werden könnte, so dass eine Anfechtungsklage dann ohnehin unbegründet wäre. Denn im Falle unzu- länglicher Lärmvorsorge besteht – wie ausgeführt – grundsätzlich nur ein Anspruch auf Planergänzung, jedoch nicht auf Planaufhebung. Zusammenfassend ist festzustellen, dass nach Abwägung der konkreten Umstände an der sofortigen Vollziehung des Planfeststellungsbeschlusses ein besonderes öf- fentliches Interesse besteht, welches das Interesse der potenziellen Betroffenen überwiegt. Das besondere öffentliche Interesse überwiegt jenes öffentliche Interesse, welches den Erlass des Verwaltungsaktes rechtfertigt. Es ist zudem gewichtiger als das Interesse Dritter am Erhalt der aufschiebenden Wirkung eines etwaigen Rechts- mittels. Im Planfeststellungsbeschluss ist die besondere Dringlichkeit der sofortigen Vollziehung bereichsspezifisch anhand des einschlägigen materiellen Rechts geprüft worden mit dem Ergebnis, dass es gerechtfertigt ist, für die Baumaßnahmen bereits im Planfeststellungsbeschluss die sofortige Vollziehung anzuordnen. Durch die An- ordnung des Sofortvollzuges wird der Träger der Straßenbaulast, die Bundesrepublik Deutschland (Bundesstraßenverwaltung), vertreten durch die Hessische Straßen- und Verkehrsverwaltung, in die Lage versetzt, die dringend notwendige Vorhaben zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und der Leistungsfähigkeit der Autobahn einschließ- lich der vorlaufenden Kohärenz- und Kompensationsmaßnahmen umgehend nach Erlass des Planfeststellungsbeschlusses durchzuführen. Im Hinblick darauf ist es dem Träger der Straßenbaulast nicht zuzumuten, die Unanfechtbarkeit des Plan- feststellungsbeschluss abzuwarten. Die Finanzmittel werden von der Bundesrepublik Deutschland (Bundesstraßenverwaltung) für die Baumaßnahme entsprechend dem

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