Hörspiel und Medienkunst – Programm 2014/1 Neue Produktionen

Herta Müller: Zeit ist ein spitzer Kreis 12./13.01.2014

Elfriede Jelinek: Die Schutzbefohlenen 08.02.2014

Björn Bicker: Urban Prayers 02./03.03.2014

Josef Anton Riedl/Michael Lentz: größer minus größer 28.03.2014

Eran Schaerf: FM-Scenario – Die Stimme des Hörers – Benutzerinnen Montagen aus dem Online-Studio 11.04.2014

Kathrin Röggla: Lärmkrieg 13./14.04.2014

Andreas Ammer/Console: Ludwig Wittgenstein: Tractatus- logico- philosophicus. Das Hörspiel 25.04.2014

Tina Klopp: Mit dem Hackenporsche die Revue für postheroisches Management tanzen oder ... 27./28.04.2014

ARD Radio Tatort: Robert Hültner: Wallfahrt 07.05.2014

Michaela Melián: IN A MIST 16.05.2014

Eran Schaerf: 1001 Wirklichkeit Fortsetzungen eines unabgeschlossenen Romans 30.05.2014

Ergo Phizmiz: Hollywood. A Bestiary Live Studioperformance 06.06.2014

Raul Schrott: Erste Erde Epos (4–6) 14./21./28.06.2014

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Sendetermine in Bayern2 Hörspiel: Samstag, 15.05–17.00 Uhr/Sonntag, 15.00–16.00 Uhr, Wiederholung: Montag, 20.03–21.00 Uhr Krimi: Mittwoch, 20.03–21.00 Uhr hör!spiel!art.mix: Freitag, 21.05–23.00 Uhr Feiertage/Radio Revue: 21.00–22.00 Uhr

Schwerpunkte

• Die Schlafwandler (1–12) – Von Hermann Broch • Erste Erde Epos (4-6) – Von Raoul Schrott • ARD Radio Tatort – 6 neue Fälle

Porträtsendungen, Essays

• „das beginnt irgendwo ...“ Hartmut Geerkens Wege in die Radiokunst – Von Klaus Ramm • Offene Figuren – Zu den Hörspielen von Alfred Andersch – Von Dirk Heißerer • FM-Scenario audiokommentare – Zusammenstellung: Julian Doepp

Performance

• Hollywood. A Bestiary – Live Studioperformance – Von Ergo Phizmiz

Öffentliche Veranstaltungen

• 30.05.2014: Documentary Forum, Haus der Kulturen der Welt, Berlin: 1001 Wirklichkeit – Von Eran Schaerf

Ausstellungen

9.04.–10.05.2014: Les Complices* Zürich: Eran Schaerf: FM-Scenario

Neu auf CD und DVD

• Virgina Woolf: Orlando. Eine Biographie (Der Hörverlag) • Walter Serner/zeitblom/Dirk von Lowtzow: Letzte Lockerung (intermedium rec.) • Herta Müller: Zeit ist ein spitzer Kreis (intermedium rec.) • Michael Lentz/Josef Anton Riedl: größer minus größer (intermedium rec.) • Eran Schaerf: FM-Scenario (intermedium rec.) • Elfriede Jelinek: Die Schutzbefohlenen (intermedium rec.)

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Filme

23.03./26.03./27.03.2014: Peider Deilla: größer minus größer | kunstraum – BR-alpha 11.04.2014: Eran Schaerf: Panorama – artmix.galerie 28.03.2014: Peider Deilla: Der Nuss als wenn Laub – artmix.galerie

Podcasts Unter der Adresse www.bayern2.de Hörspiel Pool | www.hoerspielpool.de BR-Produktionen zum Herunterladen artmix.galerie Hörstücke/Filme/Positionen der Medienkunst

Weitere Online-Angebote memoryloops.net 300 Tonspuren zu Orten des NS-Terrors in München 1933-1945 Von Michaela Melián fm-scenario.net Die Stimme des Hörers / Listener`s Voice Von Eran Schaerf

Die-Quellen-sprechen.de Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 Eine dokumentarische Höredition

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Januar RADIOREVUE: James Joyce: Dubliner 26.12.2013 – 06.01.2014, 21.00 UHR

Aus dem Englischen von Dieter E. Zimmer Regie: Ulrich Lampen BR 2012 • 12 Teile • Länge: 500’48 Podcast Hörspiel Pool

„Und zuallererst lese man die Dubliner. Es ist die einzige Möglichkeit, das Werk eines der größten Schriftsteller zu verstehen.“ So beurteilt T.S. Elliot das erste Prosawerk des irischen Dichters und Schriftstellers James Joyce. Zunächst war Joyce und Dubliner allerdings wenig Erfolg beschieden: Der Protest der Leser auf die ersten drei im „Irish Homestead“ abgedruckten Erzählungen war so stark, dass die vierte Geschichte von der Redaktion der Zeitschrift abgelehnt wurde. Die 15 Erzählungen gelten heute als bester erster Zugang zum Gesamtwerk von Joyce und verweisen thematisch auf sein Hauptwerk Ulysses, das zunächst als eine weitere Geschichte der Dubliner geplant war. Dublin, die Heimatstadt des Autors, mit der ihn zeitlebens eine Hassliebe verband, ist Schauplatz der Erzählungen, die lose nach dem Zyklus eines Lebens – von Kindheit über Jugend hin zu Alter bzw. Aspekten des öffentlichen Lebens und schließlich bis zum Tod – an- geordnet sind. Dargestellt wird die Welt des kleinen bis mittleren Bürgertums, motivisch geprägt von Versuchen des Aufbruchs. Die Erzählungen sind arm an äußerer Handlung, es geht dem Autor um eine differenzierte psychologische Darstellung der Charaktere, um ihre Innensicht.

Mit Karin Anselm, Bibiana Beglau, Florian Fischer, Peter Fricke u.a.

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ARD Radio Tatort: Walter Adler: Wilde Tiere MITTWOCH, 08.01.2014, 20.03 UHR

Regie: Walter Adler SWR 2014 • Länge: ca. 54’

Xaver Finkbeiner sieht sich einem bösen Verdacht ausgesetzt. Er soll vor Jahren einen mutmaßlichen Entführer unter Fol-terandrohung zum Reden gezwungen ha- ben. Das jedenfalls scheint das plötzlich aufgetauchte Tonbandprotokoll eines alten Verhörs zu belegen. Finkbeiner ist entsetzt und mit den Nerven völlig runter. Ein Disziplinarverfahren wäre das Ende seiner Polizeikarriere. Auch Nina Brändle ist fassungslos. Soll und kann sie ihrem suspendierten Kollegen helfen? Die Ermittlungen gegen eine Tierimport- Mafia muss sie, mehr schlecht als recht, ohne ihn betreiben. Außerdem hat sie Stress mit ihrem neuen Freund. Alle Dinge scheinen aus dem Ruder zu laufen. Bis Nina eine Spur entdeckt, die Finkbeiners Fall in eine völlig neue Richtung lenkt. Seit Jahren hatte der Kommissar, ohne je davon erzählt zu haben, die Geschichte des SS-Arztes Dr. Herzog recherchiert, der berüchtigt war für seine Menschenexperimente. „Dr. Tod“ nannten ihn die Häftlinge in Mauthausen. Trotzdem konnte der Nazi-Verbrecher bis in die 60er Jahre als angesehener Arzt in Baden-Baden praktizieren. Als man ihn endlich enttarnte, tauchte er völlig überraschend unter. Dabei wussten nur wenige von seiner bevorstehenden Verhaftung. Stand Finkbeiner etwa kurz davor, ein altes Rätsel zu lösen? Und könnte ihn das in seinem eigenen Fall rehabilitieren?

Mit Karoline Eichhorn, Ueli Jäggi, Peter Jordan, Pierre Kiwitt, Ingo Hülsmann u.a.

Walter Adler, geb. 1947, Autor und Regisseur. Hörspiele als Autor u.a. Centropolis (WDR/BR/ SWF 1975, Hörspielpreis der Kriegsblinden), als Regisseur u.a. Oops, Wrong Planet! (2013, Hörspielpreis der Kriegsblinden).

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Hartmut Geerken: bob’s bomb: ein interaktives hörspiel zu einem scenario von robert lax FREITAG, 10.01.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Komposition: Hartmut Geerken Realisation: Hartmut Geerken/Herbert Kapfer BR 1994 • Länge: 46’35

„The bomb. scenario for auditorium“ des Dichters Robert Lax bildete Ausgangs- punkt, Koordinate, Medium, Vehikel und den sinngebenden Hintergrund dieses interaktiven Hörspiels. Das Scenario ist ein auf den drei Wörtern „jabba“, „wook“ „BWOOM“ sowie einigen Regieanweisungen beruhendes Textkonstrukt. Was heißt „jabba“? Was heißt „wook“? – Robert Lax: „jabba means jabba, wook means wook, blah blah means blah blah. If you want to know what jabba wook blah blah means or jabba blah wook wook – that’s a whole other story. All three are used as football cheers by an esquimo tribe i knew who used to sit around their igloo and wonder what football was.” Studenten der Folkwang-Hochschule Essen arbeiteten individuelle akustische Inszenierungen dieses Scenarios aus, die am 09. November 1991 simultan im Rahmen einer 10- stündigen interaktiven Hörinstallation öffentlich realisiert wurden. Auch Robert Lax selbst griff von Athen aus telefonisch in das Geschehen ein.

Hartmut Geerken: Countdown für eine Informationsruine. Eine Chronologie zur Entstehung des Hörspiels bob’s bomb. BR 1993 • Länge: 5’55

Im Anschluss: „das beginnt irgendwo hat kein ziel verläuft sich zieht kreise will nirgendwo ankommen & endet an einem beliebigen punkt“ – Hartmut Geerkens Wege in die Radiokunst und sein Verschwinden darin Ein Radioessay von Klaus Ramm BR 1999 • Länge: 58’40 Podcast Hörspiel Pool

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Orson Welles: Mr. Arkadin SAMSTAG, 11.01.2014, 15.05 UHR

Aus dem Englischen von Michael Farin/Hans Schmid Bearbeitung: Michael Farin/Hans Schmid Komposition: Klaus Buhlert Regie: Ulrich Gerhardt BR/WDR 1996 • Länge: 71’13

Neapel, 1950er Jahre, Höhepunkt des Kalten Krieges. Der Waffenhändler Arkadin ist auf dem Gipfel seiner Macht. Vor seiner Tochter Raina will er jedoch um jeden Preis seine kriminelle Existenz verbergen. Ein junger Amerikaner, Guy van Stratten, verliebt sich in Raina. Arkadin gibt vor, unter Amnesie zu leiden und beauftragt van Stratten, seine Vergangenheit zu erforschen. In Wahrheit weiß er, dass es noch Zeugen gibt, die seinen Ruf und sein Vermögen bedrohen. Auf seinen Reisen durch Europa und Mexiko weist der Amerikaner, ohne es zu wissen, Arkadin den Weg zu früheren Komplizen. Eine wilde Mischung aus Kolportageroman und Shakespeare- Tragödie, griechischer Göttersage und Thriller, Märchen und politischer Parabel. Mr. Arkadin basiert auf einem Kurzhörspiel, das Orson Welles für die 1951 von ihm inszenierte Hörspielserie The Adventures of Harry Lime schrieb. 1955 erschien der gleichnamige Roman, den Welles im gleichen Jahr verfilmte und dabei die Rolle von Gregory Arkadin übernahm.

Mit Siemen Rühaak, Anna Thalbach, Juliane Köhler, Rolf Schult, Käte Jaenicke, Andrzej Buszewicz, Henryk Baranowski, Maria Wachowiak, Arthur Galiandin u.a.

Orson Welles (1915–85), Autor und Regisseur zahlreicher Filme und Hörspiele u.a. War of the Worlds (1938), Citizen Kane (1941), Der dritte Mann (1949).

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Herta Müller: Zeit ist ein spitzer Kreis SONNTAG, 12.01.2014, 15.00 UHR MONTAG, 13.01.2014, 20.03 UHR

Realisation: Michael Lentz BR 2014 • Länge: 24’33 Ursendung • Podcast Hörspiel Pool

39 neue, unveröffentlichte Text-Bild-Collagen von Herta Müller bilden das Ausgangsmaterial des Hörstücks. „Ich muss auch da in Kürzestform immer etwas erzählen“, so die Autorin über ihre Collagen: „Der Rhythmus der Sätze muss da sein. Man muss es laut lesen können, ohne mit der Zunge zu stolpern. Und ich muss das Bild der Sätze im Kopf gesehen haben, um sie auf ihre Plausibilität zu prüfen. Das ist mit den Collagen genauso wie in der Prosa.“ Die bedrückende Atmosphäre, die Müllers Romane bestimmen, verdichtet sich in den Collagen auf surreale Weise. Das Hörstück zeichnet den Weg einer Bedrohung nach, der sich ein Ich ausgesetzt sieht. Jemand muss es verleumdet haben, das weiß schon der Wind, über den wiederholt gesagt wird, er sei so frisch wie Milch, so alt wie Lehm. Die Kräfte arbeiten im Verborgenen. Kaum aber wird es Tag, wird der, der aufrecht „Ich“ sagt, abgeholt. Eine Fahrt, wohin? Ein Verhör. Und vermeintliche Freiheit. Die Bedrohung ist nun überall. Die Akteure der Hörcollage sind zwei Stimmen und die Stille. Die Stimmen erzählen, und die Stille schweigt nicht: Auch das Nichtgesagte kann gehört werden. Es haust in den Stimmen und färbt die Wörter.

Mit Herta Müller, Michael Lentz Erscheint als CD bei intermedium rec.

Herta Müller, geb. 1953 in Nitzkydorf, einem deutschsprachigen Dorf im Banat/Rumänien. Nach Publikationsverbot und Repressionen durch den Geheimdienst Securitate 1987 Ausreise nach Berlin. Lebt seither in Berlin. 2009 Auszeichnung mit dem Nobelpreis für Literatur.

Im Anschluss: Die Wörter aus den Schubladen Herta Müller im Gespräch mit Herbert Kapfer BR 2014 • Länge: 19’15 Podcast Hörspiel Pool

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Heiko Martens: Prof. Sigmund Freud: Familienersatz MITTWOCH 15.01.2014 20.03 UHR

Komposition und Regie: Simon Bertling/Christian Hagitte Autorenproduktion/HR 2011 • Länge: 53’35

Ein neuer Patient wird kurzfristig bei Sigmund Freud vorstellig. Die Sitzung nimmt einen dramatischen Verlauf, als der Mann eine Waffe zieht: Er habe seinen Vater ermordet und verlange vom Professor Absolution. Während Freuds Tochter Anna den Ermittler Karl Gruber herbeizitiert und beide angespannt vor dem Behandlungszimmer beratschlagen, was man tun kann, versucht Sigmund Freud den Mann mit den klassischen Mitteln der Psychoanalyse zu überreden aufzugeben, bevor ein Unglück geschieht.

Mit Hans Peter Hallwachs, Felicitas Woll, Andreas Fröhlich, Nicolas Artajo, Cathlen Gawlich, Wanja Mues, David Wittmann u.a.

Heiko Martens, geb. 1974 in Hannover, Drehbuch- und Hörspielautor, lebt in Berlin. Weitere Folgen der 2011 von Christian Hagitte und Simon Bertling in Kooperation mit dem HR produzierten Hörspielreihe Prof. Sigmund Freud: Das zweite Gesicht, Versehrung, Stimulus, Friedhof der Namenlosen.

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Hannes Fuhrmann/Sandra Gugic/Tim Holland/Ursula Kirchenmayer/Dagmara Kraus/Michael Lentz/Robert Reimer/ Magdalena Schrefel/Therese Schreiber/ Juliane Stadelmann/Isabell Stunder/ Florian Wacker: Betont auf Welt FREITAG, 17.01.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Realisation: Die Autoren Mediencampus Leipzig 2013 • Länge: 52’51

Das Ende ist im Anfang. Den Anfang gibt es nicht. Ein Wort will nicht richtig betont werden. Was heißt schon richtig? Wäre es alleine auf der Welt, müsste es mit den Sätzen nicht zurechtkommen. Es wird wohl nie zu sich selbst finden. Dann eben noch mal. Dieses Mal richtig, aber anders. Die ganze Welt, falsch betont. Die ganze richtige Welt in der falschen.

Tine Rahel Völcker, Stefan Schneider, Elena Schmidt: Christa Burden – Briefwechsel kurz vor knapp FREITAG, 17.01.2014, 21.05 UHR

Komposition: Stefan Schneider Realisation: Tine Rahel Völcker, Stefan Schneider, Elena Schmidt Autorenproduktion 2013 • Länge: 19’53

Ein Transformationsspiel: Ist Bodyart geschlechtsspezifisch?

Alexander Tuchaček: archiv(aus)lesen FREITAG, 17.01.2014, 21.05 UHR

Realisation: Alexander Tuchaček Autorenproduktion 2013 • Länge: 19’57

Eine Re-Lektüre des Hörspielmanuskripts Hören Sie mich? von Otto Höschle (SRF 1981). In der partizipativen Audio-Installation ließ Alexander Tuchaček das Manuskript Wort für Wort durch die BesucherInnen neu einlesen.

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Arno Schmidt: Nobodaddy’s Kinder: Schwarze Spiegel SAMSTAG, 18.01.2014, 15.05 UHR

Bearbeitung: Klaus Buhlert/Herbert Kapfer Komposition und Regie: Klaus Buhlert BR 1997 • Länge: 86’02 Podcast Hörspiel Pool

Zum 100. Geburtstag von Arno Schmidt. Der utopische Prosatext Schwarze Spiegel wurde erstmals 1951 publiziert. Arno Schmidt legte den als Niederschrift eines namenlosen Ich-Erzählers konzipierten Text in die nahe Zukunft, in den Zeitraum vom 01. Mai 1960 bis Ende August 1961. Schmidt erschienen die frühen fünfziger Jahre wie eine Zwischenkriegszeit, ein kurzes Atemholen vor dem Dritten Weltkrieg. „Atombomben und Bakterien hatten ganze Arbeit geleistet.“ Fünf Jahre nach einem atomaren Krieg bewegt sich der Erzähler, der sich für den einzigen Überlebenden hält, mit dem Fahrrad über zerbröckelte Straßen in der Lüneburger Heide. Das Experiment Mensch, analysiert er, ist gescheitert. Mit der Brechstange in der Hand und mit zwei umgehängten Waffen fühlt er sich als Herr der Welt. Doch er lebt mit der ständigen Angst, anderen Menschen zu begegnen.

Mit Corinna Harfouch, Ulrich Wildgruber

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Stephan Krass: Das grüne Auge von Falun – Suchlauf auf einer vergangenen Skala SONNTAG, 19.01.2014, 15.00 UHR MONTAG, 20.01.2014, 20.03 UHR

Regie: Ulrich Lampen SWR 2013 • Länge: 48’52

Mit den Erinnerungen verhält es sich wie mit den Gedanken. Wir können sie nicht heraufbeschwören, sondern sie kommen zu uns und scheren sich nicht um die Frage, ob sie uns gerade im rechten Augenblick antreffen. Sie blitzen am Firmament der Memoria auf und streuen von weit her ein Wort oder ein Bild in unsere Gegenwart. So entsteht ein Netz von Erinnerungssegmenten, die sich keiner chronologischen Ereignisstruktur beugen, sondern eine eigene Ordnung aus verborgenen Verknüpfungen bilden. Für das literarische Verfahren, die Bewegungsgesetze des Erinnerungsprozesses abzubilden und ihre Segmente mit der wiederkehrenden Formel „Ich erinnere mich“ einzuleiten, stehen Georges Perec und Joe Brainard Pate. In dem Hörspiel Das grüne Auge von Falun wird diese Vorlage als Einladung verstanden, die Spur der eigenen Erinnerung aufzunehmen. „Die Produktion besticht durch ihre konsequent und geradlinig, dabei unprätentiös und konzentriert ausgeführte Grundidee, eine Epoche der bundesdeutschen Geschichte aus der Erinnerung eines Heranwach- senden, dann jungen Erwachsenen zu spiegeln – beginnend in der Nachkriegszeit der 1950er Jahre im Westen und bis zum politisch-gesellschaftlichen Aufbruch, der sich dort in den 1970er Jahren vollzog.“ (Jurybegründung zum Hörspiel des Monats Februar 2013)

Mit Matthias Brandt

Stephan Krass, geb. 1951, Journalist, Dozent für Literatur. Hörspiele u.a. Ponderabilien. Ein Spiel mit Worten und Werten (SWR 2007), Die Amnesie der Ozeane (SWR 2009).

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Uwe Erichsen/Jens Hagen: Das 52. Wochenende MITTWOCH, 22.01.2014, 20.03 UHR

Komposition: Thomas Bogenberger Bearbeitung und Regie: Marina Dietz BR 1997 • Länge: 47’05

Irmgard, eine junge Kellnerin, ertrinkt beim Baden im Baggersee – kein Problem für die Bewohner des kleinen, ruhigen Dorfes. Wohl aber für Jochen Reisner, den Studenten aus der Stadt, den Freund des Mädchens. Er glaubt nicht an die Un- fallversion und tastend, ohne auch nur die Richtung zu ahnen, macht er sich auf die Suche. Seine Hartnäckigkeit über 51 Wochenenden hinweg hat Erfolg. Er erfährt schockierende Dinge über Irmgard, die er gut zu kennen glaubte. Er findet Spuren, die zu seiner nächsten Verwandtschaft führen. Und er stört dabei so nachhaltig den Frieden des Dorfes, dass es zweifelhaft ist, ob er das 52. Wochenende überleben wird.

Mit Ingo Hülsmann, Annette Schreier, Charles Brauer, Dieter Eppler, Anne-Marie Bubke, Horst Sachtleben u.a.

Uwe Erichsen, geb. 1936, deutscher Autor. Unter Pseudonym rund 240 Western, Agententhriller und Jerry-Cotton-Romane.

Jens Hagen (1944–2004), Autor. Weitere Hörspiele u.a. Das Kraftwerk (mit Günter Wallraff, WDR 1973), Total real (RB 1990).

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Jan St. Werner: transaxélectroacoustique FREITAG, 24.01.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Komposition: Black Manual/Jan St. Werner Konzept und Realisation: Jan St. Werner BR/Kunstverein München 2013 • Länge: 50’50 Podcast Hörspiel Pool

„Der Ort, an dem getanzt wird“, „Haus der Initiation“ oder „Versammlung“ – dem Wort Candomblé werden zahlreiche Bedeutungen zugesprochen. Zuallererst ist Candomblé jedoch eine Religion, die sich verbreitete, als afrikanische Sklaven nach Brasilien verschleppt wurden. Eine Religion, die bis in die 1970er Jahre in Brasilien verboten war, die von der katholischen Kirche lange Zeit als Teufelswerk verurteilt wurde, auch oder gerade weil sie Elemente des Katholizismus integriert. Zugleich ist Candomblé tief im Profanen verwurzelt – eine weltliche Religion, die in ihrer Wirkung auf das Außerweltliche zielt, das Transzendente aufrufen will, in der die Grenze zwischen Ritus und Alltag zwar existiert, aber nicht fest fixiert ist. Man könnte auch sagen: Candomblé ist ein multimediales Kunstwerk, das aus Tänzen, Musik, besonderem Essen und rituellen Gesten besteht; oder auch: eine „allumfassende Musik“, wie es Jan St. Werner formulierte, nachdem er zum ersten Mal einer Candomblé-Zeremonie beiwohnte. Dabei kam der Wunsch auf, die Musiker mit anders gearteten musikalischen Strukturen zu konfrontieren – mit komplexen Klängen, die kaum metrisch oder harmonisch fassbar sind. Jan St. Werners abstrakte Soundgebilde übersetzten die Candomblé-Musiker direkt in ihre musikalische Sprache, lernten sie auswendig und generierten daraus eigene Texturen.

Im Anschluss: Über transaxélectroacoustique Jan St. Werner, Thomas Knoefel und Valdir Jovenal im Gespräch mit Norbert Lang (BR 2013) Podcast artmix.galerie

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Arno Schmidt: Nobodaddy’s Kinder: Aus dem Leben eines Fauns SAMSTAG, 25.01.2014, 15.05 UHR

Bearbeitung und Regie: Klaus Buhlert BR 1998 • Länge: 86’40 Podcast Hörspiel Pool

Aus dem Leben eines Fauns, 1952/53 entstanden, schildert das Leben des kleinen Beamten Düring in der Lüneburger Heide während der NS-Zeit. Seine Haltung beschreibt er so: „Nur schade, dass ich, ein Sehender, das Blinde-Kuh-Spiel werde mitmachen müssen.“ Düring führt ein Doppelleben: Ehe, Beruf, Familie und Politik werden nur pro forma wahrgenommen. Dürings eigentliches Leben spielt sich zum einen in der Phantasie und in der Lektüre ab, zum anderen in einer Hütte im Schilfwald, die ein Deserteur aus der Napoleonischen Armee 1813 errichtet hat. Der Wind, der Mond, die Heidelandschaft, die Romantiker bilden eine Gegenwelt, die vom Nationalsozialismus nicht erfasst werden kann. Dürings Versuch, die Existenz des desertierten Fauns nachzuleben, scheitert. Der Titel der Trilogie Nobodaddy’s Kinder bezieht sich auf ein Gedicht von William Blake: Nobodaddy ist darin eine Bezeichnung für Gott.

Mit Ulrich Wildgruber

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Dirk Heißerer: Offene Figuren – Essay zu den Hörspielen von Alfred Andersch SONNTAG, 26.01.2014, 15.00 UHR MONTAG, 27.01.2014, 20.03 UHR

BR 1994 • Länge: 43’09

Wie sein Werk insgesamt sind auch die Hörspiele für den Schriftsteller Alfred Andersch (1914–1980) um die neuere deutsche Geschichte zentriert. Die Hörspiele gehen oft einher mit den Romanen und Erzählungen und sind weitgehend von den Motiven Flucht und Freiheit bestimmt. Ausführlich wird das Hörspiel Aktion ohne Fahnen (1958) – eine Adaption des Romans Sansibar oder der letzte Grund (1957) – als Beispiel für Anderschs thematisches und formales Vorgehen erläutert. Auffällig sind hier wie anderswo in seinem Werk sogenannte „offene Figuren“, die sowohl als Personen einer „Modellsituation“ dienen, als auch die Möglichkeiten einer Änderung ihres jeweiligen Handelns reflektieren. Die innige Verschränkung von Leben und Werk bei Andersch zeigt sich besonders an seinem ersten Hörspiel Biologie und Tennis (1950). Die Schwierigkeiten um das De-Gaulle-Hörspiel Die Nacht der Giraffe (1958) leiteten erst Anderschs Abschied vom Kulturbetrieb und sodann von Deutschland ein.

Mit Gert Heidenreich, Kornelia Boje, Dirk Heißerer

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John P. Wynn: Inspektor Hornleigh – Der Flug nach Portugal MITTWOCH, 29.01.2014, 20.03 UHR

Komposition: Walter Popper Bearbeitung und Regie: Walter Netzsch BR 1960 • Länge: 44’30

Für den Passagier John Johnson ist es ein Flug wie jeder andere, bis der vermeintliche Musiker neben ihm plötzlich eine Maschinenpistole aus seinem Geigenkoffer zieht. Und er ist nicht allein. Zwei Komplizen halten die Crew und die Passagiere in Schach, während der vermeintliche Musiker den Funker erschießt und den Kapitän zu einer Landung auf einem verlassenen Militärflugplatz zwingt. Der Grund: Gold. Viel Gold. Eine halbe Millionen Pfund, die für die Bank in Portugal bestimmt sind und im Frachtraum des Fliegers lagern. In seinem ersten Fall trifft Inspektor Hornleigh auf ein perfekt organisiertes Netzwerk des Verbrechens. An Verdächtigen mangelt es nicht, doch wer ist der Kopf der Bande? Als in Düsseldorf die ersten gestohlenen Goldbarren auftauchen, führen alle Spuren nach Tanger und der Kommissar setzt sich in den nächsten Flieger.

In der Krimiserie haben die Zuhörer jeweils vor der Aufklärung des Falles in einer Musikpause Gelegenheit, den Täter selbst zu überführen.

Mit Paul Dahlke, Hans Pössenbacher, Gislind Lutz, Karin Christian, Karla Hacker, Heinrich Neureuther, Norbert Gastell u.a.

John P. Wynn, eigentlich Hans W. Priwin, änderte seinen Namen 1948 und nahm die britische Staatsbürgerschaft an. Als Rundfunkautor entwickelte er in den 1950er Jahren eine Quizshow für die BBC, die unter dem Namen Brain of Britain bis heute im Radio läuft. Er starb 1978 in Irland.

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Alfred Andersch: Der Tod des James Dean FREITAG, 31.01.2014, 20.03 UHR hör!spiel!art.mix

Neumontage und Regie: Barbara Schäfer BR 1997 • Länge: 51’10

Zum 100. Geburtstag von Alfred Andersch. Der Tod des James Dean ist eines der berühmtesten Hörspiele aus der Nachkriegszeit. Andersch hatte in der Kriegsgefangenschaft in den USA neue Lyrik und Prosa-Stile kennen gelernt, die er dem deutschen Literaturpublikum in den 50er Jahren vorstellen wollte. In der bislang unbekannten Form der Rundfunkmontage präsentierte Andersch ein düsteres Amerikabild, dass sich auf beat poetry von Allen Ginsberg (Das Geheul), auf die Lyrik der ‚lost generation‘, auf literarisch- journalistische Reportagen wie Robert Lowrys Boxkampfbericht und die passionierte Darstellung vom Tod des James Dean von John Dos Passos stützte. Zusammen mit der coolen Jazzmusik von Miles Davis stellte Andersch in einem popkulturellem Kontext eine finstere Jugend vor, die er auch in Deutschland heranwachsen sah. Knapp 40 Jahre später präsentierte der BR eine Neuinszenierung des Andersch- Klassikers unter einem neuen und popkulturell grenzüberschreitenden Blickwinkel. Die finstere Jugend Amerikas hatte sich inzwischen in Deutschland eine Stimme über Generationen verschafft und Autoren wie Rolf Dieter Brinkmann, Wolf Wondratschek und Rainald Goetz hervorgebracht. Ihre Texte, ihre Musik und Medien sind Pop- kultur. Die Zeit für ein Remake von Der Tod des James Dean schien günstig.

Mit Christian Berkel, Ingo Hülsmann, Ben Becker, Detlef Kügow, Timo Dierkes u.a.

Im Anschluss: Alfred Andersch revisited Hans-Ulrich Wagner (Medienwissenschaftler) im Gespräch mit Julian Doepp Podcast artmix.galerie

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Alfred Andersch (1914–1980), Autor, Herausgeber literarischer Zeitschriften, Rundfunkredakteur und Gründungsmitglied der Gruppe 47. Hörspiele u.a. Fahrerlucht (SWF/RB 1957), Der Tod des James Dean (SWF/HR/RB 1959), In der Nacht der Giraffe (HR 1960), Der Vater eines Mörders (SWF 1982), Russisches Roulette (SWF/RB 1961; ORF 1971; DRS 1985).

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Februar Arno Schmidt: Nobodaddy’s Kinder: Brand’s Haide SAMSTAG, 01.02.2014, 15.05 UHR

Bearbeitung und Regie: Klaus Buhlert BR 1998 • Länge: 71’18 Podcast Hörspiel Pool

In dem 1951 entstandenen Prosatext Brand’s Haide kehrt der Soldat Schmidt aus der Kriegsgefangenschaft zurück. In Blakenhof, in der Lüneburger Heide, versucht er, sein Leben neu einzurichten. Der Heimkehrer besitzt nur die Kleidung, die er am Leibe trägt, und einige Bücher. Liebevoll gedenkt er der Gaben der Engländer: einer Rasierklinge und Seife. Schmidt konzentriert sich auf ein großes Projekt, eine Biografie des romantischen Schriftstellers Fouqué, dessen Werk er schändlich vernachlässigt sieht. Brand’s Haide ist der Name eines düsteren Waldreviers im Hohen Fläming in Brandenburg, das der Knabe Fouqué oft durchqueren musste. Schmidt überträgt den Namen auf die Wälder um Blakenhof. Schmidt wird in eine Baracke eingewiesen, in der die Mädchen Lore und Grete hausen. Er verliebt sich in Lore, die seine Liebe erwidert, ihn jedoch verlässt, um einen ungeliebten, aber wohlhabenden Mann in Mexiko zu heiraten. Der Protagonist bleibt in ebenso selbst verschuldeter wie gewählter Einsamkeit zurück: „Als junger Mensch: 16 war ich, bin ich aus Eurem Verein ausgetreten.“

Mit Ulrich Wildgruber

Arno Schmidt (1914–79), Autor, Publizist, Übersetzer. Auszeichnungen u.a. Fontane- Preis (1964), Goethe-Preis (1973). Werke u.a. Leviathan (1949), Kaff, auch Mare Crisium (1960), Zettels Traum (1970). Weitere BR-Hörspieladaptionen der Trilogie Nobodaddy’s Kinder: Schwarze Spiegel (1997), Aus dem Leben eines Fauns (1998).

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Hermann Broch: Die Schlafwandler – 1888 • Pasenow oder die Romantik (1/3) SONNTAG, 02.02.2014, 15.00 UHR MONTAG, 03.02.2014, 20.03 UHR

Bearbeitung und Regie: Klaus Buhlert BR 2007 • Länge: 56’23 Podcast Hörspiel Pool

Mit Thomas Manns Der Zauberberg, Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften, Peter Weiss’ Die Ästhetik des Widerstands oder Elfriede Jelineks Neid entstehen seit dem Jahr 2000 beim BR Hörspielfassungen der herausragenden deutschsprachigen Romane des 20. Jahrhunderts. In den Jahren 2007–2009 bildete Hermann Brochs Roman-Trilogie Die Schlafwandler die Vorlage für eine Hörspielfassung mit insgesamt 12 Stunden: 1888 • Pasenow oder die Romantik (3 Teile) 1903 • Esch oder die Anarchie (4 Teile) 1918 • Huguenau oder die Sachlichkeit (5 Teile) Brochs erstes großes literarisches Werk entstand im Zeitraum zwischen 1928–31. Untergliedert in die Jahre 1888, 1903 und 1918 gewährt die Trilogie Einblicke in drei zeitliche und gesellschaftliche Etappen in Deutschland: Von der ausklingenden ‚Romantik’ des späten 19. Jahrhunderts über die ‚Anarchie’ zur sogenannten ‚Sachlichkeit’ der Nachkriegsepoche verhandelt sie in diesem geschichtlichen Querschnittspanorama den ‚Zerfall der Werte’.

Zentrale Figur im ersten Roman ist der junge Leutnant Joachim von Pasenow, Sohn eines wohlhabenden Gutsbesitzers, der aufgrund seiner militärischen Laufbahn in Berlin lebt. Dort beginnt Joachim eine Liaison mit der böhmischen Prostituierten Ruzena und bricht damit die standesgemäßen Übereinkünfte und elterlichen Erwartungen. Diese Überschreitung begeht Pasenow nicht aus einer bewusst rebellierenden Haltung heraus, sondern aus einer unbewussten, schlafwandlerischen Suche nach Lebenssinn.

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Holger Siemann: Mord am Hindukusch MITTWOCH, 05.02.2014, 20.03 UHR

Regie: Annette Kurth WDR 2013 • Länge: 50’10

Staatsanwalt Johannes Wintrup soll die näheren Umstände aufklären, die zum Selbstmord eines deutschen Soldaten in Afghanistan geführt haben. Patrick Koslowski alias „Omme“ war ein erfolgreicher Boxer, der wegen Beleidigung eines Funktionärs aus dem Olympiakader geflogen war und sich daraufhin in einer von den Medien viel beachteten Aktion als Freiwilliger für den Afghanistan-Einsatz gemeldet hatte. Drei Kameraden waren bei dem Einsatz dabei, in dem es darum ging, „havarierte“ Technik zu bergen. Die Obduktion der Leiche ergibt, dass Koslowski von einer Handgranate am Oberschenkel getroffen wurde und verblutete – Wintrup zweifelt an der Selbstmordthese, aber er findet keine beweiskräftigen Spuren. Bis er auf einen Professor trifft, der für das Kampfroboter-Projekt „ARVis“ zuständig ist.

Mit Andreas Pietschmann, Torben Kessler, Oliver Stokowski, Marlon Kittel, Janina Sachau, Tanja Schleiff, Thomas Lang u.a.

Holger Siemann, geb. 1962 in Leipzig, Studium der Philosophie, Beruf u.a. Ofizier. Prosa, Drehbücher, Features. Hörspiele u.a. Wer nicht hören will muss sterben (BR 2001), Mordsspiel (RBB 2004), Alles ist Erpel (RBB 2009, Hörspiel des Monats Februar 2010), Puntland (WDR 2012).

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Carl-Ludwig Reichert: Cut up Burroughs FREITAG, 07.02.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Realisation: Carl-Ludwig Reichert BR 1989 • Länge: 68’50

Zum 100. Geburtstag von William S. Burroughs. William S. Burroughs: gefährlich, böse, sein Weltbild paranoid – ein Innovator. ‚Cut up‘, als literarische Methode von Brion Gysin erfunden, wurde von ihm zur Vollendung gebracht: „The method is simple. Here is one way to do it. Take a page. Like this page. Now cut down the middle and across the middle. You have four sections: 1 2 3 4 ... one two three four. Now rearrange the sections placing section four with section one and section two with section three. And you have a new page“. Diese Technik wurde konsequent auf Werk und Leben des William S. Burroughs angewandt. Im Zentrum steht dabei das Handbuch der Cut-up-Generation: Electronic Revolution. Der Virologe im Sprachlabor betrachtet das Versuchsobjekt Burroughs als Material, wobei es zu harten Schnitten kommt.

Mit Peter Fricke, Detlef Kügow

William S. Burroughs (1914–97), Schriftsteller und Vertreter der Beat Generation. 1932–36 Studium der englischen Literatur in Harvard, 1937–1942 Gelegenheitsjobs, 1942 Ableisten des Militärdienstes. Ab 1947 Betreiben einer Farm mit Anbau u.a. von Marihuana. Zahlreiche Reisen. 1974 Übersiedlung nach New York, Lehre am City College, zahlreiche Vorlesungen in den USA und Kanada. Werke u.a. Junkie (1953), The Naked Lunch (1959), The Book of Breething (1974), The Place of Dead Roads (1984).

Im Anschluss: „When you cut into the present the future leaks out“: Das Gesetz des Zufalls nach William S. Burroughs Zusammenstellung: Norbert Lang

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Elfriede Jelinek: Die Schutzbefohlenen SAMSTAG, 08.02.2014, 15.05 UHR

Regie: Leonhard Koppelmann BR/ORF 2014 • Länge: ca. 70’ Ursendung • Podcast Hörspiel Pool

„Wir sind gekommen, doch wir sind gar nicht da“, sagt der Chor in Elfriede Jelineks Die Schutzbefohlenen. Obwohl sie in jüngster Zeit überall präsent sind, die Bilder von Flüchtlingsmengen, die sich auf Booten drängen und die Festung Europa zu erobern suchen, oder von aufbegehrenden Asylbewerbern in deutschen Städten, die auf öffentlichen Plätzen in den Hungerstreik treten; Stimmen haben diese Menschen selten. Anders in Jelineks Text: Hier meldet sich ein Chor aus Flüchtlingen und Asylsuchenden in einer lautstarken Litanei zu Wort und wird doch ungehört bleiben von den Angerufenen. Geschrieben als Reaktion auf jüngste Asylproteste in Wien, wo eine Gruppe von Flüchtlingen die Votivkirche besetzte, und später durch Zusatztexte zur Flüchtlingssituation auf Lampedusa erweitert, überführt Elfriede Jelinek in Die Schutzbefohlenen das Tagespolitische ins uralte Menschheitsdrama von Flucht und Abweisung: Die nur puzzleartig aufscheinenden aktuellen Ereignisse verweben sich mit anderen Texten und Diskursen, unter anderem mit Die Schutzflehenden des Aischylos. Aus den Schutzflehenden in der ältesten bekannten griechischen Tragödie werden aber vor dem Hintergrund von aufgeklärter westlicher Welt und vermeintlich allgemein gültigen humanistischen Werten die Schutzbefohlenen: also diejenigen, denen man verpflichtet ist, Schutz zu geben. Und es wird die Verweigerung dieses Schutzes nicht weniger als zum Verrat am Menschenrechtsgedanken selbst. Es ist nicht zuletzt die Entlarvung solchen Verrats, um den es im Chor der Schutzbefohlenen geht, in den sich auch andere Perspektiven mengen. In die Stimmen der Schutzsuchenden nisten sich die der Gegner und die von Ausnahmeerscheinungen, denen aus politischer Gefälligkeit oder einfach nur wegen ihrer Prominenz Sonderbehandlung zuteilwird.

Erscheint als CD bei intermedium rec.

Elfriede Jelinek, geb. 1946 in Mürzzuschlag/Steiermark. Lyrik, Prosa, Theatertexte, Libretti, Drehbücher, Hörspiele. 24

Hermann Broch: Die Schlafwandler: 1888 • Pasenow oder die Romantik (2/3) SONNTAG, 09.02.2014, 15.00 UHR MONTAG, 10.02.2014 20.03 UHR

Bearbeitung und Regie: Klaus Buhlert BR 2007 • Länge: 56’29 Podcast Hörspiel Pool

Joachim Pasenows Bruder Helmuth, der als Erstgeborener das elterliche Gut leitete, kommt in einem Duell ums Leben. Der alte Pasenow, ein gefürchteter Despot, verliert über den Tod des Bruders den Verstand und konfrontiert Joachim mit schweren Vorwürfen. Bestimmt von einem starken Gefühl der Desintegration und außerdem beeinflusst von der Ermunterung Bertrands, fügt sich Joachim den Hochzeitsplänen des Vaters und hält um die Hand der jungen Adligen Elisabeth Baddensen an. In Elisabeth sieht Joachim die Werte und traditionelle Religiosität seiner eigenen Herkunft verkörpert und durch eine Ehe mit ihr die endgültige Rückkehr in den Schoß des Vertrauten besiegelt.

Mit Jürgen Hentsch, Wolfram Koch, Werner Wölbern, Jürgen Holtz, Luise Deschauer, Linda Olsansky, Christin König

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ARD Radio Tatort: Dirk Schmidt: Malina MITTWOCH, 12.02.2014, 20.03 UHR

Regie: Claudia Johanna Leist WDR 2014 • Länge: ca. 54’

Hamm sollte ein Ort der Bewährung für Felix Lenz werden. Der Düsseldorfer Kriminalbeamte war wegen seiner Alkoholprobleme versetzt worden. Soweit die Theorie, die Realität sieht anders aus: Lenz hat die Nacht mit einer gewissen Malina verbracht und viel – zu viel – getrunken. Nur an den Namen der jungen Frau kann er sich gerade noch erinnern, der Rest bleibt dunkel – Malina ist tot. Ist Lenz am Ende ein Mörder? Das Team um Scholz, Vorderbäumen und Latotzke versucht alles, um dem Kollegen zu helfen, aber je mehr die Ermittlungen Malinas letzte Nacht erhellen, desto stärker wird die Frage nach Schuld, Mitschuld oder Unschuld. Eine Zerreißprobe für die „Task Force Hamm“.

Mit Uwe Ochsenknecht, Hans Peter Hallwachs, Matthias Leja, Sönke Möhring u.a.

Dirk Schmidt, geb. 1964 in Essen, Lektor, Drehbuchautor und Arbeit in der Werbung. Autor der ARD Radio Tatorte des WDR Baginsky (2012), Noch nicht mal Mord (2012), Kontermann (2013), Currykill (2013).

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Louis-Ferdinand Céline: Reise ans Ende der Nacht (1/3): Jetzt ist Krieg!/Dann also Afrika! FREITAG, 14.02.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel Bearbeitung: Michael Farin Komposition: zeitblom Regie: Ulrich Lampen BR 2008 • Länge: 103’04

Bardamu, Held, besser Anti-Held dieses gewalttätigen Antikriegsromans, gerade noch dem blutigen Gemetzel des Ersten Weltkriegs entkommen, muss schon bald feststellen, dass auch die Heimatfront allerlei Gefahren birgt. Nahtlos geht sein Albtraum in der Pariser Etappe weiter: Ein Ende der kruden Selbstzerfleischungen der menschlichen Spezies ist nicht in Sicht. Durch eine eher unfreiwillige ‚Flucht’ in die Psychiatrie, wo ihm ausgerechnet der verlorengegangene Patriotismus aufs eifrigste und mit den neuesten wissenschaftlichen Methoden eingebläut wird, vermag er zumindest dem erneuten Kriegseinsatz zu entgehen – für einen Moment. Danach bleibt ihm nur, schnell weiter zu reisen – nach Afrika. Beeindruckend ist nicht nur die nihilistische Radikalität von Célines Welt- und Werteverachtung,sondern auch sein revolutionäres Umsetzen gesprochener Sprache in hochrangige Prosa, sein Mix aus Pariser Argot, aus Hochsprache, Fachsprache und ideologischen Worthülsen: Schriftsprache und zerbrochene Sätze, Grobheiten und feinste Satire, wohlanständige Sprechblasen und tiefschürfende Unmittelbarkeit prallen nahezu ungeschützt aufeinander und erzeugen einen unwiderstehlichen Sog, einen Drive, der die Sprache sprengt und dadurch freisetzt.

Mit Felix von Manteuffel, Florian von Manteuffel, Rainer Bock, Jens Harzer, Eva Gosciejewicz, Felix Klare, Helmut Stange, Katharina Schubert u.a.

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Ingmar Bergman: Wilde Erdbeeren SAMSTAG, 15.02.2014, 15.05 UHR

Aus dem Schwedischen von Irene von Schering Bearbeitung: Maria Fuß/Rudolf Noelte Komposition: Heinz Brüning Regie: Rudolf Noelte BR/SWF/ORF 1966 • Länge: 87’25

Schweden jenseits der Sommeridylle. Erzählt wird die Geschichte des alternden Professors Isak Borg, eines Menschenfeinds, der minutiös all seine Kontakte analysiert und bewertet. Er ist mit seiner Tochter auf dem Weg ins schwedische Lund, wo er den Ehrendoktor der Universität erhalten soll. Die Autofahrt führt durch die Landschaft seiner Kindheit. Die Stationen der Reise werden in Träumen, Visionen und Erinnerungsbildern zu Stationen einer Lebensbilanz, einer Auseinandersetzung mit Leben, Gott und Tod. Mit zunehmender Klarheit erkennt er die Ursachen seiner heutigen Kälte, seelischen Verhärtung und Todesangst, die ihn schließlich in die Isolation geführt haben. Mit dem Film Wilde Erdbeeren gelang Ingmar Bergman 1957 der internationale Durchbruch.

Mit Ewald Balser, Margarethe Haagen, Elisabeth Schwarz, Robert Graf u.a.

Ingmar Bergman (1918–2007), Drehbuchautor, Film-, Theaterregisseur. Auszeichnungen u.a. Oscar für den besten fremdsprachigen Film (1961, 1962, 1984), Palme der Palmen der Internationalen Filmfestspiele von Cannes als bester Regisseur aller Zeiten (1997). Filme u.a. Durst (1949), Das Gesicht (1958), Die Jungfrauenquelle (1959), Wie in einem Spiegel (1961), Fanny und Alexander (1982), Sarabande (2003). Weitere Hörspiele: Die Stadt (HR 1965), Szenen einer Ehe (WDR 1988).

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Hermann Broch: Die Schlafwandler – 1888 • Pasenow oder die Romantik (3/3) SONNTAG, 16.02.2014, 15.00 UHR

Bearbeitung und Regie: Klaus Buhlert BR 2007 • Länge: 56’27 Podcast Hörspiel Pool

Hermann Broch, geb. 01.11.1886 in Wien, gest. 30.05.1951 in New Haven/USA, österreichischer Schriftsteller. Sohn eines jüdischen Textilfabrikanten. Technische Ausbildung zum Textilingenieur. Bis 1927 leitender Direktor der väterlichen Firma. 1928–31 Studium der Mathematik, Philosophie und Psychologie. 1935 Verlagerung des Wohnsitzes nach Tirol, später in die Steiermark. 1938 Inhaftierung durch die Nazis. Mit Hilfe von James Joyce Ausreise nach England. Von dort aus, auf Betreiben von Thomas Mann und Albert Einstein, Emigration in die USA. Wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Psychologie, Politik und Philosophie. Ab 1950 Professor an der Yale-Universität.

Wissenschaftliche Schriften u.a. Logik einer zerfallenen Welt (1930), Das Böse im Wertesystem der Kunst (1933), Geist und Zeitgeist (1934), Hofmannsthal und seine Zeit (1951, 1955), Massenpsychologie (1959).

Romanwerke: Die Schlafwandler. Romantrilogie (1931/32), Die Unbekannte Größe (1933), der „Bergroman“, entstanden 1935–51, erschienen unter dem Titel Der Versucher (1953), Der Tod des Vergil (1945), Die Schuldlosen. Roman in 11 Erzählungen (1950).

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Martin Gülich: Septemberleuchten MITTWOCH, 19.02.2014, 20.03 UHR

Bearbeitung: Martin Gülich Regie: Felicitas Ott SWR 2013 • Länge: 52’52

In den frühen Morgenstunden eines Herbsttages begehen drei Männer am Ufer eines Sees ein Verbrechen. Einer von ihnen gibt später zu Protokoll, was in der Nacht geschah – und will nur passiver Mitläufer gewesen sein. Der Mann, dem er berichtet, erzählt das Gehörte neutral und gleichsam unbeteiligt, ohne moralische Wertung.

Mit Bernd Tauber, Janusz Cichocki, Bernd Gnann, Boris Burgstaller

Martin Gülich, geb. 1963 in Karlsruhe, Studium des Wirtschaftsingenieurwesens, Arbeit als Software- und Planungsingenieur. Seit 1997 hauptberulich Schriftsteller, 2000 bis 2005 Leiter des Literaturbüros Freiburg. Romane u.a. Die Umarmung (2005), Später Schnee (2006), Was uns nicht gehört (2012).

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Ferdinand Céline: Reise ans Ende der Nacht (2/3): Vom Ruhm der Kolonien/ Neue Welt! Alte Welt! FREITAG, 21.02.2014, 21.05 UHR

Aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel Bearbeitung: Michael Farin Komposition: zeitblom Regie: Ulrich Lampen BR 2008 • Länge: 109’28

Wie ein Meteorit schlug Célines Erstling im Jahre 1932 ein. Von der Kritik sogleich als ein Meisterwerk der französischen Literatur begriffen – und auch als Meisterwerk der Weltliteratur –, galt sein Autor, mit bürgerlichem Namen Louis-Ferdinand Destouches (1894–1961), fortan als einer der bedeutendsten Autoren des Zwanzigsten Jahrhunderts. Und das, obwohl er später forsch und uneinsichtig die Abwege des schlimmsten Antisemitismus’ betreten sollte. Auch heute noch erfüllt Célines gewaltiger Roman Voyage au bout de la nuit all die zahllosen, ihm zugeschriebenen Attribute mühelos mit Leben: Er lässt sich als Monument menschlicher Zerrissenheit lesen wie auch als Hymne auf die Anarchie, als Tirade auf den Ekel wie als permanente Ohrfeige für jeden und alles, als bombastische Dekonstruktion aller Werte oder, wie Céline selbst schrieb, gar als Zeugnis eines kompletten Deliriums.

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Georg Lohmeier: Trösterin der Betrübten SAMSTAG, 22.02.2014, 15.05 UHR

Komposition: Peter Schranner Regie: Hellmuth Kirchammer BR 1972 • Länge: 102’44

Der Holzknecht Franzl, der dem Leben und den Frauen zugewandt ist, wird bei einem Unfall schwer verletzt. In München wird er vom renommierten Professor Nußbaum operiert, dessen Spezialgebiet der Scheintod ist. Zunächst wirkt es so, als ob es Franzl von Tag zu Tag besser geht. Doch eines Morgens findet ihn die Krankenschwester in seinem Bett: tot. Während sein Umfeld davon ausgeht, dass Franzl gestorben ist, nimmt er in einer Art Zwischenzustand die Vorgänge um sich herum deutlich war. In seiner Not gibt er das Gelübde ab, falls er wieder ins Leben zurück kehren kann, eine Wallfahrt zum Gnadenbild der Maria in Altötting zu unternehmen. Mit Hilfe des Professors Nußbaum wacht Franzl wieder auf. Der Mediziner hilft ihm zwar wieder ins Leben, Frieden und soziale Integration findet Franzl aber erst durch den Gang zur „Trösterin der Betrübten“.

Mit Maxl Graf, Monika Baumgartner, Luise Deschauer, Karl Obermayr, Max Griesser, Ludwig Schmid-Wildy, Anja Buczkowski, Alexander Golling, Trude Hess, Walter Holten, Rosemarie Seehofer, Hans Stadtmüller, Maria Stadler, Katharina de Bruyn, Gabriele Dossi, Christiane Blumhoff u.a.

Georg Lohmeier, geb. 1926 in Loh, Oberbayern, Schriftsteller, Schauspieler, Regisseur. Theaterstücke, Kurzgeschichten, Hör- und Fernsehspiele. 1969 Durchbruch mit der Fernsehserie Königlich Bayerisches Amtsgericht (über 50 Folgen). BR-Hörspiele u.a. Die Bulldogbraut (1954), Die Freuden des Leidens (1992).

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Thomas von Steinaecker: Meine Tonbänder sind mein Widerstand SONNTAG, 23.02.2014, 15.00 UHR MONTAG, 24.02.2014, 20.03 UHR

Komposition: Samuel Schaab Regie: Bernadette Sonnenbichler BR 2007 • Länge: 58’18 Podcast Hörspiel Pool

Aufnahme, Rückspultaste, Wiedergabe. Klaus Hofer ist einer, der sein Bandgerät immer dabei hat, der die Gegenwart mitschneidet und in die Vergangenheit zurückspult, um herauszufinden, ob ihm etwas entgangen ist, ob er vielleicht etwas überhört hat – und wie alles in Wirklichkeit war: ein besessener Einzelgänger, für den es keine Grenze gibt zwischen Leben und Hörspiel. Die Beziehung zu seiner Freundin Petra, die ihn für ein Genie hält und trotzdem verlässt, dokumentiert er auf seinen Tonbändern ebenso wie die Verschwörungstheorien des Unfallchirurgen Pontus, der Hauptfigur einer Krimiserie, die als einzige von Hofers Hörspielarbeiten zu seinen Lebzeiten im Radio läuft. Enttäuscht von der Kulturindustrie kommt er zu der Überzeugung: Wer die Realität ablehnt, muss sie als Material betrachten. Das letzte Projekt des Klaus Hofer, sein unvollendetes Hauptwerk, ist der Versuch, auf den unzähligen Bändern, die sich in seiner Wohnung stapeln, die Muster zu finden, nach denen sein Leben ablief. Das fiktive Feature Meine Tonbänder sind mein Widerstand feiert die Entdeckung des unbekannten Hörspiel-Pioniers Klaus Hofer.

Mit Oliver Stritzel, Philipp Grimm, Christiane Roßbach, Wolfgang Pregler u.a.

Thomas von Steinaecker, geb. 1977, Autor, Journalist und Regisseur. Werke u.a. Schutzgebiet (2009), Das Jahr, in dem ich aufhörte, mir Sorgen zu machen, und aning zu träumen (2012). BR-Hörspiele Herzrhythmusgeräusche (2010, Hörspiel des Monats Mai), Die Entstehung des Hörspiels „Umbach muss weg“ (BR 2012).

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John P. Wynn: Inspektor Hornleigh – Frank Goddard und die Frauen MITTWOCH, 26.02.2014, 20.03 UHR

Komposition: Walter Popper Bearbeitung und Regie: Walter Netzsch BR 1962 • Länge: 42’

Der erfolgreiche Wissenschaftler Frank Goddard wird tot in seinem Appartement aufgefunden. Alles deutet auf einen Selbstmord hin, doch Inspektor Hornleigh kommen rasch Zweifel. Beruflicher Erfolg, gutes Aussehen gepaart mit Intelligenz und nicht zuletzt einem gut gefüllten Bankkonto machten das Opfer zu einem begehrten Junggesellen. Könnte eine Frau hinter dem Tod des Wissenschaftlers stecken? Doch wieso fehlen dann wichtige Dokumente von Goddards neuester Erfindung? Unfall, Suizid oder kaltblütiger Mord – dieser Frage muss Scotland-Yard Inspektor Hornleigh in diesem Fall auf den Grund gehen.

Mit Karl Schönböck, Georg Kostya, Hans Eichleiter, Gustl Datz, Franziska Liebing, Anton Reimer, Alexander Malachovsky u.a.

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Louis-Ferdinand Céline: Reise ans Ende der Nacht (3/3): Die Zukunft unserer Vernunft FREITAG, 28.02.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel Bearbeitung: Michael Farin Komposition: zeitblom Regie: Ulrich Lampen BR 2008 • Länge: 54’32

Louis-Ferdinand Céline (1894–1961), Autor und Arzt. 1944 Flucht aus Frankreich wegen Kollaboration mit den Nationalsozialisten, Verurteilung in Abwesenheit. 1937 Veröffentlichung der antikommunistischen Schrift Mea Culpa, 1938 des antisemitischen Pamphlets Die Judenverschwörung in Frankreich. Nach dem Zweiten Weltkrieg Flucht nach Dänemark, dort 18-monatige Inhaftierung. 1951 Amnestie durch den Pariser Militärgerichtshof. Anschließend Rückkehr nach Frankreich und Niederlassung als Armenarzt. Romane u.a. Tod auf Kredit (1936), Märchen für irgendwann (1952), Norden (1960). Hörspieladaptionen u.a. Feuerland (SDR 1991), Ich brülle bloß heraus, was ist…! (SR 1992).

Im Anschluss: Urban Prayers: Stadtraum, Theater, Hörspiel. Björn Bicker im Gespräch mit Christine Grimm Podcast artmix.galerie

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März Hanns Christian Müller/Gerhard Polt: Kehraus SAMSTAG, 01.03.2014, 15.05 UHR

Komposition und Regie: Hanns Christian Müller BR 1989 • Länge: 88’45

Der Versicherungsagent von Mehling hat Franz Weitel zum Abschluss von fünf Versicherungen überredet. Am nächsten Tag sucht der Fünffachversicherte Herrn von Mehling erneut auf, um eine der Versicherungen wieder loszuwerden. Der Zeitpunkt ist allerdings denkbar schlecht gewählt, denn man befindet sich mitten im Fasching. Um den Störfaktor Weitel handlungsunfähig zu machen, wird er kurzerhand zur betrieblich angeordneten Faschingsfeier eingeladen. Im Verlauf der Faschingsparty zeigt sich jedoch, dass nicht nur dem Kunden, sondern auch den Angestellten bei dem verordneten Frohsinn das Lachen vergeht.

Mit Gerhard Polt, Gisela Schneeberger, Karl Obermayr, Hans Drahn, Ruth Drexel u.a.

Hanns Christian Müller, geb. 1949 in München. Regie, Musik und Drehbuch u.a. zu Fast wia im richtigen Leben (BR 1979–87), Man spricht deutsh (1988), Germanikus (2004).

Gerhard Polt, geb. 1942 in München. 1976 erster Auftritt mit einem eigenen kabarettistischen Programm in München. Theaterrollen/ Kabarettprogramme u.a. München leuchtet (1984), Diridari – Münchner G'schichten vom und ums große Geld (1988), Crème Bavaroise (mit Biermösl Blosn, 2002/03). Hörspiele u.a Kinderdämmerung (BR/HR 1994), Schliersee (mit Andreas Ammer, BR 2012).

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Björn Bicker: Urban Prayers SONNTAG, 02.03.2014, 15.00 UHR MONTAG, 03.03.2014, 20.03 UHR

Realisation: Björn Bicker BR 2014 • Länge: ca. 54’ Ursendung • Podcast Hörspiel Pool

Es spricht der Chor der gläubigen Bürger. Doch kaum fängt einer an zu reden, da fällt ihm der andere schon ins Wort. Der Chor findet keine gemeinsame Sprache und doch ist es ein Chor, der ein Gegenüber kennt: die Ungläubigen. Globalisierung, Migration und der gleichzeitige Verlust religiöser Bindungen haben aus unseren Städten Orte der religiösen und weltanschaulichen Vielheit gemacht. Muslime, Buddhisten, Hindus und Juden sowie christliche Glaubensgemeinschaften aus der ganzen Welt – Pfingstler, Evangelikale, Katholiken, Protestanten und Orthodoxe – machen unsere Städte zu religiösen Megacities. Welche Sprache versteht ihr Gott? Welche Kirchen, Gebetsräume, Tempel besuchen sie? Glauben die Menschen, dass ihr Glaube Privatsache ist? Glauben die Menschen, dass ihr Glaube politisch ist? Glauben die Menschen an die Freiheit der Anderen? Glauben die Menschen an eine bessere Welt? Wie beeinflussen sie das soziale und politische Leben der Stadt? Welche Erwartungen haben die Gläubigen an Demokratie und Rechtsstaat? Welche Erwartungen hat der Staat an sie? Aus einer langen Recherche im religiösen Leben Münchens ist ein Text entstanden, der für die Vielstimmigkeit des urbanen, religiösen Lebens einen ebenso poetischen wie politischen Resonanzraum geschaffen hat.

Björn Bicker, geb. 1972 in Koblenz, Autor, Dramaturg, Kurator und Regisseur, lebt in München. Studium der Literaturwissenschaft, Philosophie und Allgemeinen Rhetorik in Tübingen und Wien. Anschließend Arbeit am Wiener Burgtheater und von 2001 bis 2009 Dramaturg an den Münchner Kammerspielen. Dort Miterfinder und Künstlerischer Leiter zahlreicher Stadtprojekte wie Bunnyhill 1+2, Doing Identity, Illegal, Hauptschule der Freiheit. Zu seinen jüngsten Projekten gehören Urban Prayers an den Münchner Kammerspielen (2013) und New Hamburg am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg (2014). Werke u.a. Illegal (2009), Was wir erben (2013). Weitere BR Hörspiele Illegal (BR 2008), Kingdom of schön (2010), Egzon (2011).

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Helmuth M. Backhaus: Der Fall Cartouche MITTWOCH, 05.03.2014, 20.03 UHR

Regie: Michael Peter BR 1981 • Länge: 48’34

Frankreich, 1718: Louis-Dominique Cartouche, junger Hauptmann einer ihm treu ergebenen Räuberbande, treibt sein Unwesen in den Gegenden rund um . Die reichen Aristokraten, denen er auflauert, versetzt er in Angst und Schrecken. Da der Polizeipräfekt der Lage nicht Herr wird, die Ganoven aber immer dreister vorgehen, beauftragt der königliche Hof den Sonderbeamten Marquis de Serval mit der Ergreifung der Banditen. Noch einmal gelingt es Cartouche große Beute zu machen, doch der Marquis de Serval hat seine Schlinge bereits ausgelegt. Kurze Zeit später zieht er sie zu. Das Hörspiel von Helmuth M. Backhaus erzählt die Geschichte des Louis-Dominique Cartouche als farbiges Historiendrama. So wird der Dieb zum französischen Robin Hood, zu einem Rebell am Vorabend der Revolution. Cartouche: „Was nützt ein anständiger Mensch in einer unanständigen Zeit?!“ 1962 wurde der opulente Stoff unter der Regie von Philippe de Broca verfilmt, Jean-Paul Belmondo spielte die Hauptrolle. Der reale Louis- Dominique Cartouche starb 1721 im Alter von 28 Jahren auf dem Schafott in Paris.

Mit Reiner Schöne, Peter Lühr, Helmut Stange, Saskia Vester, Felix von Manteuffel, Jan Biczycki, Joachim Höppner, Michael Gahr, Charles Brauer, Ulf Wagner, Werner Singh

Helmuth M. Backhaus (1920–89), Rundfunksprecher, Autor von Funk- und Fernsehsendungen, Filmdrehbüchern. BR-Hörspiele u.a. Das Gamma-X-Projekt (1949), Sonderabteilung K 7 (1955), Der Mordfall Abraham Lincoln (1971), Der Fall Mata Hari (1979).

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Bertolt Brecht: Der Lindberghflug FREITAG, 07.03.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Komposition: Kurt Weill/Paul Hindemith Berliner Funkstunde 1929 • Länge: 19’

Der Lindberghflug behandelt die erste Überquerung des Atlantiks per Flugzeug 1927 durch Charles Lindbergh. Das Stück war von Anfang an für das neue Medium Rundfunk gedacht – eine konzertante Aufführung bezeichnete Brecht ausdrücklich als falsch. Die erste Umsetzung dieser „radiophonischen Kantate“ fand im Mai 1929 auf den Festspielen der deutschen Kammermusik in Baden-Baden statt, deren Programm der „Originalmusik für den Rundfunk“ gewidmet war. Brecht, der das Stück für Kurt Weill schrieb, beschreibt darin das Ereignis aus mehreren verschiedenen Blickwinkeln. Neben dem Flieger kommen der Nebel, der Schneesturm und der Schlaf, mit denen er kämpft, sowie der amerikanische und der europäische Kontinent zur Sprache. Es geht ihm darin nicht um die Heroisierung der Tat eines Einzelnen, sondern um die kollektive technische Leistung, mit der der Mensch die Naturgewalten meistert.

Im Anschluss: Bertolt Brecht: Der Lindberghflug Komposition: Kurt Weill WDR 1987 • Länge: 38’20

Noch im selben Jahr 1929 komponierte Kurt Weill eine weitere Fassung, die im Dezember 1929 in der Berliner Krolloper uraufgeführt wurde.

Im Anschluss: Das Experiment im Radio der Weimarer Republik Solveig Ottmann (Medienwissenschaftlerin) im Gespräch mit Norbert Lang Podcast artmix.galerie

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Wolfram Wessels: Welle, du Wunder, wir grüßen dich – Die Anfänge des Hörspiels in der Weimarer Republik SAMSTAG, 08.03.2014, 15.05 UHR

Realisation: Wolfram Wessels BR 1991 • Länge: 82’12

Staunend und anfangs ziemlich hilflos standen die Autoren der Weimarer Republik dem neuen Medium Rundfunk gegenüber, das seit dem Oktober 1923 Musik, Gedichte, Vorträge, Zeitansagen und Wetterprognosen in die Welt schickte. Manchmal wurde sogar eine Oper ausgestrahlt oder ein Schauspiel – in voller Länge, viele Stunden lang. Dann kamen die Programmverantwortlichen auf die Idee, eigene, kürzere Stücke eigens für die spezifischen Möglichkeiten des Mediums schreiben zu lassen. In Analogie zum Schauspiel nannte man diese fortan Hörspiel. Und nun entwickelte sich rasch der ganze Formenreichtum dieser neuen Kunstform. Es entstanden literarische, epische, dramatische und lyrische Hörspiele, Schallspiele, Zeitstücke und chorische Hörspiele. Und wie sich das Rundfunkprogramm insgesamt entwickelte, so entwickelte sich auch das Hörspiel. Es setzte sich mit seinen technischen Möglichkeiten auseinander: vom Tonfilm bis zur Wachsplatte, vom Studiogeräusch der Welte-Orgel bis zum Original-Ton. Und es war den Pressionen der Politiker und der Zensur ausgesetzt, wie alle anderen Sendungen auch. Wolfram Wessels zeichnet die Anfänge des Hörspiels nach, vom Sendebeginn 1923 bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933.

Wolfram Wessels, geb. 1956 in Gießen. Redakteur, Journalist, Rundfunkhistoriker. Features u.a. Ein Schmuck für Momente – Helmut Käutner und das Hörspiel (1986), Nun senden sie wieder – Hörspiele 1940–1950 (1994).

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Hermann Broch: Die Schlafwandler: 1903 • Esch oder die Anarchie (1/4) SONNTAG, 09.03.2014, 15.00 UHR MONTAG, 10.03.2014, 20.03 UHR

Bearbeitung und Regie: Klaus Buhlert BR/HR 2008 • Länge: 56’04 Podcast Hörspiel Pool

Der Kölner Buchhalter Esch, der entlassen wurde, sorgt sich um den „Buchungsfehler in dieser Welt“. Er will aufsteigen. In seiner Sehnsucht nach Orientierung bewegt er sich aber nur ziellos und schlafwandelnd zwischen Wertesystemen und irrationalen Ideen, ohne sich selbst in seiner Gleichgültigkeit wahrzunehmen. Zunehmend kommt ihm die Realität seiner kleinbürgerlichen Existenz abhanden: Er nimmt vorübergehend eine Stelle in Mannheim an, verstrickt sich in gewaltsame Gewerkschafts- und Arbeitskämpfe, beteiligt sich – zurück in Köln – an einem dubiosen Theaterunternehmen, das Damenringkämpfe organisiert, will nach Amerika auswandern und heiratet Mutter Hentjen, eine ältere Gastwirtin. Er wittert eine Weltverschwörung und imaginiert ein Attentat an ihrem vermeintlichen Kopf, dem Industriellen Bertrand. In seinem Roman, der 1931 erschien, zeichnet Hermann Broch in zum Teil grotesken Situationen das Bild eines ‚modernen’ Charakters, seiner Individualität ausgeliefert, die ihn orientierungslos und innerlich leer zurücklässt.

Mit Manfred Zapatka, Werner Wölbern, Bernhard Schütz, Sabine Orleans, Caroline Ebner, Thomas Loibl, Thiemo Schwarz, Stephan Zinner, Rainer Galke, Samuel Finzi, Jens Harzer, Stefan Wilkening

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ARD Radio Tatort: Madeleine Giese: Totentanz MITTWOCH, 12.03.2014, 20.03 UHR

Komposition: Tomas Kreutzer Regie: Stefan Dutt SR 2014 • Länge: ca. 54’

Unter dem Namen „Totentanz“ entstanden in der bildenden Kunst des Mittelalters, geprägt durch die wütende Pest, viele Darstellungen des Todes, der die Menschen – gleich welchen Alters und Standes – „zum Tanz“ bittet. Eine moderne Version des „Totentanzes“ studiert gerade ein Saarlouiser Chor ein. Chorleiter Marc Conradi ist despotisch und anspruchsvoll, kein Wunder, dass die Sopranistin Iris während der Probe einen Schwächeanfall erleidet. Nur stellt sich später heraus, dass Iris vergiftet wurde, und zwar mit Schierling. Der Fall gibt Kommissar Paquet und seiner ungestü- men jungen Kollegin Gentner Rätsel auf – zumal Iris nicht das einzige Opfer des Sensenmannes bleibt.

Mit André Jung, Brigitte Urhausen, Stefan Kaminski, Guntram Brattia, Vokalensemble d’accord u.a.

Madeleine Giese, geb. 1960 in Lebach/Saar. Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt/Main. 1982–2001 diverse Schauspiel- Engagements in Süddeutschland, seit 2002 freiberulich. Seit 1987 Textbeiträge für Kabarett, Rundfunk und Theater, v.a. Kriminalromane. Hörspiele u.a. Der Garten der Kaiserin (SR 2009) sowie die beiden ARD Radio Tatorte des SR Kein Feuer so heiß (2009) und Der lachende Tod (2012).

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Edgar Lipki feat. fs: Kollektiv: Feedback Nigger Radio Reservation FREITAG, 14.03.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Komposition: Silas Bieri, Joker Nies Regie: Edgar Lipki WDR 2013 • Länge: 50’15

Kommunikationsgesellschaft und Globalisierung – permanenter Austausch oder eher eine permanente Feedbackschleife, in der wir nur unseren eigenen Projektionen, Ängsten und Phantasmen begegnen? Black Facing. „Der Neger“ als Chiffre des radikal Anderen, das der aufgeklärten, postkolonialen Gesellschaft als Verkörperung ihrer eigenen Verdrängungen entgegentritt. Das Fremde immer als das allzu Vertraute. Neurotischer Kurzschluss zwischen Individuum und kolonialer Geschichte. Furcht und Elend der offenen Gesellschaft: Express yourself. Die Freiwillige Selbstverwaltung der Wunde. Wut über das Verschwinden des Objekts. Feedback Nigger Radio Reservation umkreist das Schweigen inmitten der hochdynamischen kommunikativen Prozesse unserer Gegenwart. Und die Resonanzlosigkeit der Geschichte, mit deren Aufarbeitung wir permanent befasst sind. Unter dem Label fs: Kollektiv (fs = fugitive sounds) haben sich für dieses Hörspiel die Musiker und Soundkünstler Joker Nies und Silas Bieri zusammengefunden.

Mit Bernhard Schütz, Kathi Angerer, Astrid Meyerfeldt, Fabian Hinrichs

Edgar Lipki, geb. 1957 in Werdohl (Westfalen), Autor und Producer aus Köln. Hörspiele u.a. Civil Landing (WDR 2004), Corpus Stereo (WDR 2009).

Im Anschluss: Denken und Machen: Radio in der Medienkonvergenz Von Katarina Agathos/Christine Grimm Podcast artmix.galerie

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Ror Wolf: Die Durchquerung der Tiefe in dreizehn dunklen Kapiteln (1–2) SAMSTAG, 15.03.2014, 15.05 UHR

Regie: Hermann Naber SWR/DLF/HR 1997 • Länge: 83’09

Wenn sich ein Collage-Virtuose wie Ror Wolf auf die Reise durchs Material begibt, so ist weniger Verlass auf tiefsinnige psychologische Bedeutungen als auf sinnliche Eindrücke und freischwingende Rhythmen des Erzählens. „Eine Radio-Reise“ hat er sein Hörspiel betitelt, dessen unerschrockener Protagonist Doktor Collunder dem Tiefsinn eher mit dem Tastsinn begegnet, als er – eines Abends aus seiner Wohnung hinaus auf die Straße tretend – unaufhaltsam in die Tiefe stürzt und, unten angekommen, auf andere stößt, denen es ähnlich gegangen ist. Was der unfreiwillige Tiefsinns-Forscher in dieser merkwürdigen Unterwelt erlebt, steht der Phantastik eines Jules Verne in nichts nach. Denn auf dem Grund der Dinge ist alles im unablässigen Wandel. Und nicht allen dort unten, unter denen sich alte Bekannte aus Ror Wolfs Büchern finden, geht es dabei wie dem einsamen Forscher Lemm: „Kultur, wie wir sie auf der Welt zu ertragen haben, gibt es hier unten so gut wie nicht. Auch keine Natur. Der Mangel an Licht hat eine Besiedlung unmöglich gemacht. In einer solchen Umgebung kann man es aushalten.“

Mit Peter Lieck, Christian Brückner, Verena von Behr, Matthias Brüggemann u.a.

Ror Wolf, geb. 1932 in Saalfeld/Thüringen. Hörspielmacher, Autor. 1992 Frankfurter Hörspielpreis für das Gesamtwerk. Hörspiele u.a. Das langsame Erschlaffen der Kräfte – Ein Fußball-Hörstück in 6 Kapiteln (mit Jürgen Roth, BR 2006), Raoul Tranchirers Bemerkungen über die Stille (SWR 2007, Hörspiel des Jahres 2008).

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Hermann Broch: Die Schlafwandler: 1903 • Esch oder die Anarchie (2/4) SONNTAG, 16.03.2014, 15.00 UHR MONTAG, 17.03.2014, 20.03 UHR

Bearbeitung und Regie: Klaus Buhlert BR/HR 2008 • Länge: 54’41 Podcast Hörspiel Pool

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Gunnar Gunnarsson: Schwarze Vögel MITTWOCH, 19.03.2014, 20.03 UHR

Aus dem Dänischen von Karl Ludwig Wetzig Bearbeitung: Andrea Czesienski Regie: Judith Lorentz DKultur 2013 • Länge: 52’59

Island 1802: Bauer Bjarni Bjarnason verliert durch Krankheit zwei Söhne und muss die Hälfte seines abseits gelegenen Gehöfts an Jon verpachten. Der gut aussehende, kräftige Bjarni ist mit der kranken und ewig klagenden Gudrun verheiratet, der Pächter Jon, ein Griesgram, mit der schönen Steinunn. Bjarni und Steinunn scheinen füreinander geschaffen zu sein. Als Gudrun stirbt und Jon von den Klippen ins Meer stürzt, gibt es viele Gerüchte im Dorf. Das Paar muss sich einem dramatischen Indizienprozess unter dem Vorsitz von Richter Scheving stellen. Gunnar Gunnarsson hat die Gerichtsakten des authentischen Falls in Kopenhagen studiert.

Mit Jens Harzer, Devid Striesow, Judith Engel, Ernst Jacobi, Falk Rockstroh, Benjamin Kramme, Matti Krause, Anjorka Strechel

Gunnar Gunnarsson (1898–1975), Autor. Mit dem Roman Die Leute auf Borg (1912), dem weitere drei Teile folgten, wurde er bekannt. Weitere Werke u.a. Advent im Hochgebirge (1936), Das Haus der Blinden (1957).

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Oswald Egger: Linz und Lunz FREITAG, 21.03.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Regie: Iris Drögekamp SWR 2013 • Länge: 44’28

Das Leben des Lyrikers und Dramatikers Jacob Michael Reinhold Lenz, der angeblich unter paranoider Schizophrenie litt, war immer schon Stoff für zahlreiche künstlerische Fantasien. Sie reichen von Büchners Lenz bis zu Gert Hofmanns Novelle über seine Rückkehr nach Riga. Oswald Eggers Arbeit kreist um das Werk und Leben des J.M.R. Lenz in seiner Moskauer Zeit von 1781–92. Lenz wuchs im zweisprachig livländischen Raum auf. Dementsprechend verknüpft Egger sprachlich den baltischen wie den deutschen Raum. „Egger erforscht den Klangraum der untergegangenen livländischen Sprache und verschränkt sie mit seinem eigenen poetischen Sprechen. Das Hörstück öffnet den Zuhörern einen unerwarteten Imaginationsraum aus Sprachsinnlichkeit und der Kraft der Wörter gegen die Zumutungen des Lebens. Iris Drögekamp und Oswald Egger beschreiten für das Radio neue Wege der akustischen Kunst.“ (Jurybegründung zum Karl-Sczuka-Preis 2013)

Mit Jörg Pohl, Wolf-Dietrich Sprenger, Martin Rentzsch

Oswald Egger, geb.1963 in Lana (Südtirol). Deutschsprachiger Schriftsteller. Auszeichnungen u.a. Peter Huchel-Preis. Hörspiele u.a. Ohne Ort und Jahr (SWR 2010, Karl-Sczuka-Preis).

Im Anschluss: Das Hörspiel in der digitalen Kultur Von Christine Grimm Podcast artmix.galerie

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Marcel Beyer: Flughunde SAMSTAG, 22.03.2014, 15.05 UHR

Komposition: Andreas Bick Bearbeitung und Regie: Iris Drögekamp SWR 2012 • Länge: 98’48

Es hat ihn wirklich gegeben: Hermann Karnau, Wachmann im Berliner Führerbunker, den Westalliierten erster Zeuge für Hitlers Tod. In Marcel Beyers Roman wird aus der verbürgten Randfigur der Zeitgeschichte etwas anderes: Ein „fürchterlicher Stimmensammler, der seine Opfer belauscht, seziert und im Namen eines nationalsozialistischen Forschungsvorhabens seinem Wachsplattenarchiv einverleibt.“ (Christian Hörburger in der Funk-Korrespondenz, 24.05.2013) Ihm zur Seite, im Kontrast, steht die zweite Erzählerstimme des Stücks. Es ist die von Helga. Helga ist die älteste Tochter von Joseph Goebbels. Mehrfach begegnen sich die beiden, nicht erst im Bunker der letzten Tage des Dritten Reiches. Ein Zeitsprung führt in den Sommer 1992: Karnau, der nach dem Krieg untertauchen konnte, findet in seinem Plattenarchiv die Gespräche der ermordeten Goebbels- Kinder wieder. Er hatte sie aufgezeichnet während ihrer letzten Tage und Nächte.

Mit Jens Wawrczeck, Natalie Spinell, Jana Köpke, Ulrich Matthes, Corinna Kirchhoff, Paul Herwig, Michael Rotschopf, Edgar M. Böhlke, Stefan Viering u.a.

Marcel Beyer, geb. 1965, Autor. Lyrik, Essays, Romane u.a. Kaltenbach (Longlist Deutscher Buchpreis 2008). Auszeichnungen u.a. Heinrich-Böll-Preis (2001), Joseph-Breitbach-Preis (2008). 2013 Ernst-Jandl-Dozentur für Poetik der Universität Wien.

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Hermann Broch: Die Schlafwandler: 1903 • Esch oder die Anarchie (3/4) SONNTAG, 23.03.2014, 15.00 UHR MONTAG, 24.03.2014, 20.03 UHR

Bearbeitung und Regie: Klaus Buhlert BR/HR 2008 • Länge: 54’39 Podcast Hörspiel Pool

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John P. Wynn: Inspektor Hornleigh – Ein Joghurt mit Früchten MITTWOCH 26.03.2014 20.03 UHR

Komposition: Walter Popper Bearbeitung und Regie: Walter Netzsch BR 1962 • Länge: 47’11

In einem Londoner Chemiewerk wird eine junge Stenotypistin vergiftet. Das Corpus Delicti: eine Joghurt-Flasche, deren Inhalt mit Zyankali versetzt wurde. Rasch steht der Ex-Verlobte des Opfers als Hauptverdächtiger fest. Er hatte Motiv, Mittel und Möglichkeit zur Tat. Doch liegen die Dinge tatsächlich so, wie sie scheinen? In diesem Fall muss Inspektor Hornleigh besonderen Spürsinn erweisen und tief in die Hintergründe eines perfiden Plans eintauchen.

Mit Karl Schönböck, Georg Kostya, Walter Netzsch, Richard Kley, Ulrich Bernsdorff, Elisabeth Linhardt, Hans Eichleiter, Gerda Wan- desleben, Wolfgang Bekh, Hans Leibelt u.a.

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Peider A. Defilla: größer minus größer

BR-alpha: SONNTAG, 23.03.2014, 12.45 UHR MONTAG, 26.03.2014, 19.00 UHR DONNERSTAG, 27.03.2014, 09.00 UHR

Regie: Peider A. Deilla Kamera: Christoph Wirsing/Julius Dolard Ton: Michael Mitschka Schnitt: André Knauer B.O.A. VIDEOFILMKUNST München 2013

Der Film zeigt ein Experiment mit offenem Ausgang: Josef Anton Riedl ist nicht nur als Komponist und Konzertveranstalter eine herausragende Persönlichkeit, er hat sich auch mit Literatur und Film immer wieder beschäftigt. Doch diesmal geht er noch weiter: Er setzt sich bei diesem Projekt, das er für die Redaktion Hörspiel und Medienkunst des BR realisiert, mit (unveröffentlichten) Text-Collagen der Literatur- Nobelpreisträgerin Herta Müller auseinander. „Mit Michael Lentz und Michael Hirsch stehen Riedl zwei extrem gut aufeinander eingespielte Wort- und Klang-Künstler zur Seite, und es ist eine reine Freude, das Entstehen der Hör-Stücke zu beobachten“ (Defilla). Das Filmteam um Peider A. Defilla beobachtet jede Nuance der Annäherung des Komponisten und der Interpreten zu den Collagen, lotet Beziehungen zwischen Text und Klang, zwischen Absicht und Zufall aus. Selbstkritisch artikulieren sich die Künstler nach jedem Ergebnis und greifen gegenseitige Anregungen auf. Dem Komponisten liegt nichts ferner als das „Vertonen“ der Text-Collagen von Herta Müller. Er greift mit den Interpreten das Prinzip der Collage auf und überträgt es auf die akustische Ebene. Der Vorgang des Lesens wird thematisiert, die Frage, was einen Text von einer Collage unterscheidet, wird zentrales Moment der Auseinandersetzung. So wird der Film zum experimentellen Dokument einer experimentellen Kunst-Situation.

Mit Josef Anton Riedl, Michael Lentz, Michael Hirsch

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Josef Anton Riedl/Michael Lentz: größer minus größer Lautkomposition aus Collagen von Herta Müller FREITAG, 28.03.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Realisation: Michael Lentz/Josef Anton Riedl BR 2014 • Länge: ca. 42’ Ursendung • Podcast Hörspiel Pool

Anders als in Riedls früheren Lautkompositionen überwiegt in größer minus größer die improvisatorische Ausgestaltung des ausgewählten Materials. Unter der Regie von Josef Anton Riedl und Michael Lentz modulierten die beiden Sprecher Michael Hirsch und Michael Lentz bislang unveröffentlichte Collagen-Gedichte von Herta Müller artikulatorisch in Lautgedichte: Einzelne Wörter, Sätze und ganze Gedichte wurden zerdehnt, extrem beschleunigt, in Silben und Einzellaute ,zerpflückt‘, in Vokal- und Konsonantenreihen zerlegt, zu rhythmischen Figuren gruppiert, semantisch und phonetisch variiert, gestottert, repetiert, neu kombiniert. Vorgegeben waren jeweils bestimmte Haltungen, Affekte, rhythmische Muster und anzuzielende Vorstellungen der klanglichen Realisation wie zum Beispiel: „singend“, ohne zu singen; mit ganz tiefer Stimme; mit der Stimme eine Geschichte erzählen; so schnell wie möglich; so langsam wie möglich; auf einer Stimmtonhöhe; dialogisch; die Zeilen abtasten, ohne sie vorzulesen; den anderen überbietend; den anderen begleitend; flüstern; ohne Stimmton; fast nicht hörbar; mit permanent wechselnder Stimmtonhöhe. Die jahrzehntelangen Erfahrungen der Sprecher in der Aufführung von Riedls Lautgedichten und Lautkompositionen wirkten auf die solchermaßen gelenkten Improvisationen maßgebend ein, es bildeten sich für Riedl stilbildende Strukturen, Rhythmen und Reihungen heraus. Auf diese Weise entstanden Soli, Duette und – durch die Überlagerung auch unterschiedlicher Duett-Versionen – Quartette, teils auf der Grundlage desselben simultan artikulierten Collagen- Gedichts, teils wurden zwei oder mehrere verschiedene Gedichte auf die beschriebenen Weisen in einer Sequenz gesprochen. Die Aufnahmen für größer minus größer sind vom 06. bis zum 10. Oktober 2013 im Haus von Josef Anton Riedl in Murnau entstanden und Ende November von Lentz, nach gemeinsamen Strukturvorgaben von ihm und Riedl im Bayerischen Rundfunk zur vorliegenden Lautkomposition verarbeitet worden. 52

Mit Michael Hirsch, Michael Lentz

Erscheint als CD bei intermedium rec.

Josef Anton Riedl, geb. ca. 1929 in München, Komponist. Studium an der Münchner Musikhochschule. Ab den 1950er Jahren Kompositionen mit elektronischen und konkreten Klängen. 1959–1966 Leiter des Siemens Studios für elektronische Musik. 1960 Mitbegründer der Veranstaltungsreihe Neue Musik München/Klang-Aktionen. 1974–1982 Leitung des Kulturforums der Stadt , 1998–2010 Programm und Organisation für musica viva in München. Werke u.a. Stück für Schlagzeug 51 (1951), Frühe elektronische Musik – Studie I, II (1954), Paper Music (1961/68/70/80), Silphium II für Donner-, Wind- und Regengeräusche (1972), Metallophonic Raum – Klangwerkstatt (1974/1976), Mix Fontana Mix I (1974/76), Glas-Spiele (1975/77), Klang-Exkursion für in der Natur gefundene Materialien (1979), Zeichnen – Klatschen/Zeichnen – Zeichnen (1979/81), Radiophonie Vielleicht ist es so (1984), c.e. oder conclama- tum est (2009).

Im Anschluss: Lautgedicht, elektronische Musik und intermediale Komposition Josef Anton Riedl im Gespräch mit Julian Doepp (BR 2008) Podcast artmix.galerie

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Wladimir Majakowski: Oktoberpoem. Eine Montage SAMSTAG, 29.03.2014, 15.05 UHR

Aus dem Russischen von Hugo Huppert Bearbeitung, Komposition und Realisation: Heinz von Cramer WDR 1979 • Länge: 82’58

Der Ablauf der Oktoberrevolution von 1917 wird durch vier Poeme dargestellt, Gut und schön (1927), Wladimir Iljitsch Lenin (1925), Einhundertfünfzig Millionen (1921) und Aus vollem Halse (1930). Majakowskis Texte sind keine Hörfunktexte gewesen, aber sie waren Texte zum Vorlesen und Zuhören, erst an zweiter Stelle zum Lesen. „Er hat eine neue poetische Sprache geschaffen und den russischen Vers revolutioniert. Die Dichtung selbst ist verändert seit Majakowski, durch ihn.“ (Roman Jakobson) Zentrales Thema ist die von Lenin angeführte Russische Revolution, der Enthusiasmus, der auch viele Künstler erfasste – bis hin zum Zerfall des revolutionären Elans. „Reime werden stumpf ins frische Grab gepfählt. Wird dem Dichter so der letzte Gruß entboten?“ (Wladimir Majakowski in An Sergej Jessenin, 1926)

Mit Rüdiger Kirschstein, Fabian Körner, Daniel Kasztura, Grete Wurm u.a.

Wladimir Majakowski, geb. 1893 in Bagdad, russischer Dichter. 1908 schloss er sich den Bolschewiki an. Wegen illegaler Propaganda mehrmals inhaftiert. 1924/25 Weltreise, 1930 Selbstmord in Moskau. Gedichte, Theaterstücke, Aufsätze, Filmtexte, u.a. Wolke in Hosen (1915), Wie macht man Verse? (1926). Hörspieladaptionen Schwitzbad (RIAS 1959), Die Wanze (HR 1958).

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Hermann Broch: Die Schlafwandler: 1903 • Esch oder die Anarchie (4/4) SONNTAG, 30.03.2014, 15.00 UHR MONTAG, 31.03.2014, 20.03 UHR

Bearbeitung und Regie: Klaus Buhlert BR/HR 2008 • Länge: 55’29 Podcast Hörspiel Pool

„Was wir erleben, ist der Zusammenbruch der großen rationalen Wertsysteme. Und wahrscheinlich ist die Katastrophe des Menschlichen, die wir erleben, nichts anderes als dieser Zusammenbruch. Eine Katastrophe der Stummheit. Wir haben, kraß gesprochen, keine Philosophie, und wir haben noch viel weniger eine Theologie. Die rationalen Mittel zu deren Wiederaufrichtung sind nicht vorhanden und noch nicht vorhanden. Aber die Probleme sind da, ungebrochen und vehementer denn je in ihrer Stummheit. Und wenn wir uns mit ihnen befassen wollen, so können wir es nur versuchen auf ihrem eigenen Boden, auf dem Boden des Irrationalen. Und dieser irrationale Ausdruck, diese Erkenntnis, schwebend zwischen der Mitteilbarkeit und dem Stummen, diese Ausdrückbarkeit durch Symbol und Ungesagtes, war stets das Künstlerische, war stets das Dichterische. Von hier aus kann man die Aufgabe des Dichterischen in der heutigen Welt zu verstehen suchen. Was die Philosophie anstrebte: die Welt darzustellen und aus dieser Darstellung selber heraus den Weg zur Ethik und zu den Wertsetzungen zu finden, diese Aufgabe der Philosophie scheint nunmehr der Dichtung und besonders der epischen Dichtung zuzufallen (...).“ (Hermann Broch, 1931)

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April Martin Heindel: Eifelgeist MITTWOCH, 02.04.2014, 20.03 UHR

Komposition: Haarmann Regie: Martin Heindel WDR 2013 • Länge: ca. 53’

Drei Jungs. Zwei Mädels. Eine Mountainbike-Tour durch die Eifel. Eigentlich wollten die Jungs die Tour allein machen, aber Sabrina und Ann lassen sich nicht abwimmeln – und werden sich bald wünschen, nie mitgekommen zu sein. Mehrmals taucht ein merkwürdiger Typ auf einem uralten Fahrrad auf, der „Das Tor“ sucht. Er spricht komisch, irgendwie altmodisch. Dann zieht Nebel auf. Karte und Übersicht gehen verloren. Falsche Richtungsangaben von degenerierten Dörflern führen zu Irrwegen und einem Sturz. Sabrina macht Patrick eine Szene. Der Streit spaltet die Gruppe, und am Abend kommen nur Sabrina und zwei der Jungs im vermeintlich sicheren Hotel an. Patrick und Ann dagegen verbringen die Nacht in einem verlassenen Bunker. Im Traum erscheint der sensiblen Ann ein Amerikaner, der behauptet, sein Name wäre Ernest Hemingway „and the year is 1944 ...“.

Mit Nico Holonics, Jonas Baeck, Janina Stopper, Natalie Spinell, Jonathan Dümcke, Peter Zumstein, Tom Zahner, Oliver Stritzel, Dorothea Walda, Paul Fassnacht, Andy Valvur

Martin Heindel, geb. 1976, Autor und Hörspielregisseur, lebt in München. Weiteres Hörspiel Wie ein Lied (WDR 2012).

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Karl Bruckmaier (Hg.): Auf dem Dach der Welt: Frei nach Alexander Kluge FREITAG, 04.04.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

BR/intermedium rec. 2012 • Länge: 62’02 Podcast Hörspiel Pool

So wie sich oft in Kluges Texten mehrere Welten begegnen können, so reiben sich auch in dieser als Tribut konzipierten Sendung unterschiedlichste Musiken und Musiker aneinander – die jedoch eines gemeinsam haben: ein originäres Interesse an der Arbeit Alexander Kluges, dessen fünf Jahrzehnte währende Präsenz in Literatur, Fernsehen und Film ihre Spuren hinterlassen hat. David Grubbs etwa hat an der Uni Seminare über Kluges Fernsehbeiträge besucht, Maurice Summen und Gudrun Gut können wie alle seit den 80er Jahren in der Bundesrepublik Herangewachsenen gar nicht anders, als von der Ästhetik der nächtlichen DTCP- Überfälle auf das Privatfernsehen geprägt zu sein, Michaela Melián hat bereits künstlerisch zu Kluge gearbeitet, Helge Schneider gibt für Kluge gern den Eulenspiegel im TV und wenn Sophie Rois sagt, mit dem Mann verbinde sie eine Liebesgeschichte, dann ist das in ihrem Beitrag zu Auf dem Dach der Welt auch zu hören.

Mit Sven-Åke Johansson, Alexander Kluge, Michaela Melián, Peter Brötzmann & Otomo Yoshihide, David Grubbs, Maja S.K. Ratkje & POING, Sophie Rois, alva noto, Elliott Sharp, Greie Gut Fraktion, Helge Schneider, Andrea Neumann, Zwanie Jonson & Maurice Summen

Als CD erschienen bei intermedium rec.

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Marguerite Duras: Savannah Bay SAMSTAG, 05.04.2014, 15.05 UHR

Aus dem Französischen von Elisabeth Plessen Regie: Georges Peyrou SFB/DRS 1985 • Länge: 78’16

Zum 100. Geburtstag von Marguerite Duras. Eine große alte Schauspielerin, Madeleine, und eine junge Frau, die ihre Enkelin sein könnte, beschwören gemeinsam die Erinnerung an eine tödliche Liebe. „Ich glaube, dass sich die Menschheit bis zu ihrem letzten Seufzer von Liebesgeschichten ernähren wird. Und in der Liebe, in ihrer größten Trivialität, gleicht sie sich am meisten wie auch in ihrem Übergang zum Tod und in ihrem Schweigen. Die Liebe kann nur von weitem, von außen erkannt und gesehen werden. Sobald sie anfängt, verliert sie die Fähigkeit, sich mitzuteilen: Sie legt einen Schleier um sich und verschließt sich in sich selbst. Übrig bleibt jener ewig wunderbare äußere Schein, die Liebenden selbst, von dem aus man die Liebe zu fassen versucht“ – so Marguerite Duras zu Savannah Bay anlässlich der Pariser Theateraufführung. Savannah starb aus Liebe, das ist die einzige Gewissheit. Man weiß, dass sie ihrem Geliebten im Sommer begegnet ist, dass sie 16 Jahre alt war und sich ein Jahr danach, am Tag ihrer Niederkunft, das Leben genommen hat. Die Schauspielerin Elisabeth Bergner übernahm für diese Produktion 88-jährig erstmals eine Rolle in einem Hörspiel.

Mit Elisabeth Bergner, Jutta Lampe

Marguerite Duras (1914–96), Schriftstellerin und Regisseurin. Kindheit in Vietnam. Jura- und Politikwissenschaftsstudium in Paris. 1940 Mitglied der Résistance. 1944 Eintritt in die KPF, Ausschluss 1950. Theaterstücke, Drehbücher, Romane, u.a. Der Liebhaber (1984), Der Schmerz (1985). Hörspieladaptionen u.a. Hiroshima, mon amour (ORF 1972).

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Ivana Sajko: Das sind nicht wir, das ist nur Glas SONNTAG, 06.04.2014, 15.00 UHR MONTAG, 07.04.2014, 20.03 UHR

Komposition: Martin Schütz Bearbeitung und Regie: Erik Altorfer WDR 2013 • Länge: 48’51

„Alles ist im Arsch.“ Die Finanzkrise wird ein halbes Jahrzehnt alt. Was tun, wenn nicht mal mehr ein Lächeln etwas wert scheint? Wenn es keinen Grund mehr gibt, sich einen Wecker zu stellen? Das fragen sich die unausgeschlafenen Eltern und ihre schlecht gelaunten Kinder, die über die Trümmer der zusammengebrochenen Wirtschaft und die kläglichen Reste ihrer einstigen Werte stolpern. Das sind nicht wir, das ist nur Glas reflektiert die Zeit nach dem Gelduntergang aus unterschiedlichen Perspektiven. Während die einen resignieren und nur noch hoffen, dass der Lungenkrebs vor der Zwangsversteigerung zuschlägt, fordern die anderen das Leben, das ihnen einst versprochen wurde – koste es, was es wolle. Und wenn es das eigene Leben ist.

Mit Libgart Schwarz, André Jung, Yvon Jansen, Sebastian Rudolph u.a.

Ivana Sajko, geb. 1975 in Zagreb, Autorin. Studium an der Akademie für Dramatische Kunst in Zagreb. Gründerin des kroatischen Künstlerkollektivs BAD co. Weitere Hörspiele Bombenfrau (ORF 2008), Szenen mit Apfel (DRS 2010).

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ARD Radio Tatort: John von Düffel: Die Katze des Libanesen MITTWOCH, 09.04.2014, 20.03 UHR

Regie: Christiane Ohaus RB 2014 • Länge: ca. 54’

Nach einem schockierenden Blutbad in einer Bremer Wohnung ist Hauptkommissarin Evernich ratlos. Niemand will etwas gesehen oder gehört haben. Doch es gibt zwei Überlebende der Tat: einen zutiefst traumatisierten Schwerverletzten ohne Erinnerung und eine völlig unversehrte Katze. Da niemand aus der Nachbarschaft das Tier kennt oder bei sich aufnehmen will, gelangt die Katze zunächst ins Bremer Polizeipräsidium, wird dort von Büro zu Büro verschoben und landet schließlich bei Staatsanwalt Dr. Gröninger, der bei dieser Gelegenheit zum einen sein Herz für Tiere entdeckt, zum anderen seine Katzenhaarallergie. Während sich Kommissarin Evernich auf den Spuren des Mordfalls immer mehr in die Fänge eines mächtigen libanesischen Clans verstrickt und dabei ihr eigenes Leben riskiert, bringt Gröninger die Katze zu Evernichs Mutter. Diese entpuppt sich als exquisite Tierkennerin. Mit ihrer Hilfe gelingt es Gröninger zusehends, das eigenartige Tier zu verstehen – als plötzlich immer mehr Indizien in Evernichs Ermittlungen auf eben diese Katze verweisen.

Mit Marion Breckwoldt, Markus Meyer, Katharina Matz u.a.

John von Düffel, geb. 1966, Dramaturg, Autor zahlreicher Theaterstücke, Prosa, Essays, Hörspiele. Autor der ARD Radio Tatorte des RB Schrei der Gänse (2008), Die Unsichtbare (2009), Das fünfte Gebot (2010), Wer sich umdreht oder lacht ... (2011), Ein klarer Fall (2012), Geisterstunde (2013).

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Eran Schaerf: FM-Scenario – Die Stimme des Hörers – Benutzerinnen Montagen aus dem Online-Studio FREITAG, 11.04.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Realisation: Eran Schaerf BR 2014 • Länge: ca. 50’ Ursendung • Podcast Hörspiel Pool

Seit Januar 2013 ist fm-scenario.net online. Das öffentlich zugängliche Online-Studio bietet Benutzerinnen an, Fragmente aus Eran Schaerfs Hörspielarbeit zu neuen Erzählungen zusammenzustellen. Eine Auswahl von acht englisch- und deutschsprachigen Benutzerinnen-Montagen aus dem Online-Studio bildet den Kern dieser Sendung. Sie wurden zusammengestellt von Transmedia-Figaro, bastian_996, still searching, cut 1, Curation compilation, drawn person, im bild und Jean. Kennzeichnend für diese Erzählungen ist ihre Kombinatorik, die sich die Kombinatorik vorhandener Medienlandschaften aneignet, um Begriffe wie ‚aktuell’, ‚live’, oder ‚Ereignis’ in Frage zu stellen. Um die Kombinatorik des Radios und das mit ihr einhergehende Montageprinzip der Wirklichkeit zu verstehen, genügt es, zwei aufeinander folgende Nachrichtensendungen zu hören. Bei der zweiten Sendung kommt bald das Gefühl auf, einen Teil davon in der Sendung davor bereits gehört zu haben. Die wiederholte Meldung aktualisiert die erste, stellt zugleich das besprochene Ereignis in den Kontext anderer Meldungen und – je nach Tageszeit – anderer Sendungen. Folgte am Vormittag auf die Nachricht eine Verkehrsinfo, so ist es abends eher ein Konzert. Der Reihenfolge von Sendungen liegt ein abstrakter Montagebegriff zugrunde, da sie in Unkenntnis ihres konkreten Inhalts festgelegt werden – sie sind Programm. Da der Veröffentlichungskontext einer Meldung Teil der Meldung ist, nehmen Programmleiter an der Autorschaft jedes gesendeten Inhalts teil. Diesen Montagebegriff, der mit Programmgestaltung zusammenfällt und jede Autorin eine Co-Autorin werden lässt, führt das Projekt FM-Scenario wieder auf. Wenn Hörerinnen auf fm-scenario.net Fragmente aus unterschiedlichen (fiktiven) Sendungen in eine Reihenfolge setzen, sind sie Programmgestalterinnen. Eran Schaerf geht es dabei um das narrative Potential, das in der Kombination von Sendeformaten und in der Co- Autorschaft von einander unbekannten Autorinnen und Hörerinnen liegt. Die dabei entstehenden Montagen können als Radioerzählungen bezeichnet werden. Nicht weil sie von dem fiktiven Radiosender 61

Die Stimme des Hörers erzählen oder von einem weniger fiktiven Sender wie dem Bayerischen Rundfunk gesendet werden, sondern weil der Montagebegriff des Radios diesen Erzählungen immanent ist. Nach FM-Scenario heißt Radiohören nicht diese oder jene Sendung hören, sondern über Sendungen hinaus und in andere hinein hören.

Die Auswahl der Beiträge für die Sendung bildet gleichzeitig den Ausgangspunkt für Eran Schaerfs Ausstellung bei Les Complices*, Zürich (9. April bis 10. Mai 2014).

FM-Scenario ist ein intermediales Projekt, das sich über Website, Sendungen, Ausstellungen und Publikationen realisiert. Eine Kooperation von: BR Hörspiel und Medienkunst; A Production e. V., Berlin; HartwareMedien- KunstVerein, Dortmund; Haus der Kulturen der Welt, Berlin; Les Complices*, Zürich; Museum für Konkrete Kunst, ; ZKM, Karlsruhe. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.

Im Anschluss: FM-Scenario audiokommentare Mit Ausschnitten aus Panorama von Eran Schaerf (BR 2014) Zusammenstellung: Julian Doepp Podcast artmix.galerie

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Hubert Wiedfeld: Das Ende des Schlittenbaus Radiostück in fünf Teilen – nebst einer Opéra Sinistre SAMSTAG, 12.04.2014, 15.05 UHR

Komposition: Niels Frédéric Hoffmann Regie: Norbert Schaeffer RB/DLF/WDR 1987 • Länge: 85’47

Man stelle sich ein prächtiges Brüssel vor, wie es von 1830 an (als Belgien seine staatliche Unabhängigkeit durch einen revolutionären Aufstand erreichte, der sich an den Klängen einer Grande Opéra entzündet hatte) bis zur Gegenwart existieren könnte. In solcher Kulisse spielt dieses Radiostück. Das Genre der klassischen Detektivgeschichte wird darin auf surrealistische Weise an ein Ende geführt: Wir verfolgen einen Detektiv, der die Morde aufklärt, indem er sie selbst begeht. Leo Raat, dies ist sein Name – dessen Anagramm lautet: aleator, der Spieler – hat sich perfekt verkleidet. Als eleganter Flaneur führt er seine Schildkröte an einer rosa Leine durch die Galerien der Stadt und hat so die nötige Muße, um alles genau beobachten zu können. Er ist Jäger und Opfer einer amour fou, einer amourösen Besessenheit. Viermal meuchelt er, immer nur auf großen Treppen, die herab es sich grandios schreiten lässt. Sein Opfer ist Isabelle Ducasse, die in einem Luxusbordell aufgewachsene Schöne. Die Morde aber verpuffen: Er ist auf eine unsterbliche Künstlerin gestoßen! Leos letzter Anschlag aber gelingt. Die Sängerin Isabelle wird auf einer Schallplatte in die Ewigkeit befördert. Die höchste Kunst des Mordens ist die Kunst.

Mit Peter Fricke, Donata Höffer, Anke Tegtmeyer, Hansjoachim Krietsch u.a.

Hubert Wiedfeld, geb. 1937 in Braunschweig, Schriftsteller. 2011 Günter-Eich-Preis für das Lebenswerk als Hörspielautor. Hörspiele u.a. Crueland (WDR/NDR 1972, Prix Italia), Der lange Augenblick des Todes (NDR/BR 1983).

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Kathrin Röggla: Lärmkrieg SONNTAG, 13.04.2014, 15.00 UHR MONTAG, 14.04.2014, 20.03 UHR

Regie: Leopold von Verschuer BR 2014 • Länge: ca. 54’ Ursendung • Podcast Hörspiel Pool

Großbaustellen wie der Ausbau des Frankfurter Flughafens: Es gibt sehr unterschiedliche Sichtweisen darauf, und die verschiedenen Versionen werden jeweils mit äußerster Vehemenz vorgetragen. Ein Verkehrsinfrastrukturwahnsinn, der den Geist der Finanzkrise in sich trägt, sagen die einen. Ein Wachstumsmotor und somit Wohltat für die Allgemeinheit, sagen die anderen. Kathrin Röggla untersucht in ihrem neuen Hörspiel eine Gesellschaft der Betroffenen und findet sich unversehens in einem Krieg mit verhärteten Fronten wieder, einem Lärmkrieg, deren Linien jedoch asymmetrisch verlaufen. Für sie ist der Protest gegen den Frankfurter Flughafen exemplarisch für das, was in ganz Deutschland geschieht: Schließlich hat der Wutbürger überall die Bühne betreten. „Wir sind hier, wir sind laut, weil Fraport uns die Ruhe klaut!“, skandiert er unter anderem. Röggla hat mit Neubetroffenen gesprochen – die sich sorgfältig von den Altbetroffenen unterscheiden –, die nur noch in der Zivilgesellschaft ihre Handlungsmöglichkeit sehen und demokratiemüde und ernüchtert bis entsetzt über das Vorgehen „ihrer“ Partei sich nicht mehr vertreten fühlen. Doch wer sind die Protagonisten überhaupt, die auf die Barrikaden gehen? Verhinderungspersönlichkeiten? Opfer?

Kathrin Röggla, geb. 1971, Autorin. Theaterstücke u.a. die beteiligten (2009), worst case (2010, Nestroy-Theaterpreis Bestes Stück – Autorenpreis), BR-Hörspiele u.a. really ground zero – anweisungen zum 11. september (2002, Radio-Preis der RIAS Berlin Kommissi- on 2003), die alarmbereiten (2009, Hörspiel des Monats August 2009), publikumsberatung (2011, Hörspiel des Monats Januar 2011), die unvermeidlichen (2012).

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Bernhard Schlink/Walter Popp: Selbs Justiz (1/2) MITTWOCH 16.04.2014 20.03 UHR

Bearbeitung und Regie: Irene Schuck BR 1994 • Länge: ca. 53’

Selb lebt in Mannheim. Er hat eine Vergangenheit als Nazi-Staatsanwalt, eine Gegenwart als Privatdetektiv und weiß nicht, ob er mit fast 70 noch eine Zukunft hat. Er raucht. Er hat eine Freundin, drei Freunde und einen Kater. Er spielt Schach. Aber er löst seine Fälle nicht wie Schachprobleme. Er verstrickt sich in sie, und die Wahrheit, die er herausfindet, ist auch eine Wahrheit über sich selbst. Selbs alter Studienfreund Korten bittet ihn, Unregelmäßigkeiten im Datenverarbeitungssystem des Chemiekonzerns RCW nachzugehen. Der Verursacher der Datenmanipulationen ist rasch ausfindig gemacht – Mischkey, der Freund einer Sekretärin. Korten will den Fall intern klären, nichts soll an die Öffentlichkeit gelangen. Also gibt Selb den Namen weiter, Fall abgeschlossen. Kurz darauf kommt Mischkey bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Mischkeys Freundin, die Sekretärin, wurde entlassen. Sie glaubt nicht an einen Unfall, weiß sie doch, dass Mischkey auf der Suche nach dunklen Punkten in der Vergangenheit der RCW war. So bittet sie Selb, sich noch einmal auf die Suche zu machen.

Mit Rolf Boysen, Dieter Eppler, Peter Fricke, Detlef Kügow, Horst Sachtleben, Helmut Stange, Angelika Thomas, Martin Umbach u.a.

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Christoph Buggert: Domino FREITAG, 18.04.2014, 21.00 UHR KARFREITAG

Regie: Walter Adler MDR 2012 • Länge: 52’47

Drei randalierende Jugendliche aus dem ehemaligen Jugoslawien, Pit, der Sohn des Justizministers im Landtagswahlkampf, und seine Freundin Utz sind nicht schuldlos Teil einer Verstrickung aus Gewalt und Intrigen. Zeitgleich arbeitet Utzs Vater als Sozialkundelehrer an einem pessimistischen Drei-Stufen-Modell, das nachbilden soll, nach welchem Muster öffentliche Missstände unter den Teppich gekehrt werden. Anhand des Schicksals seiner Tochter überprüft er empirisch sein Modell. Die Erpressung des Justizminister-Vaters verläuft dann im Ergebnis auch nach dem prognostzierten Verfahren, wenn auch auf anderen Wegen als gedacht. 72 Statements von 23 Personen, die Buggert in dem Stück montiert, stoßen hier einander an wie Domino-Steine. „Die Erzählstruktur ist raffiniert einfach. Es ist gesellschaftskritisch ohne zu kommentieren und dem Autor gelingt die vielschichtige und differenzierte Darstellung gegenwärtiger Machtverhältnisse, die sich hier sowohl in physischer als auch in institutioneller Gewalt äußern.“ (Jurybegründung zum Hörspiel des Monats Juni 2012)

Mit Tom Schilling, Natalie Spinell, Wolfram Koch, Lena Stolze, Sylvester Groth, Leslie Malton, Felix von Manteuffel u.a.

Christoph Buggert, geb. 1937 in Swinemünde, Schriftsteller, Hörspieldramaturg. Hörspiele u.a. Weichgesichter (BR 1971), Bumerang (HR 1973), Vor dem Ersticken ein Schrei (WDR 1977, Hörspielpreis der Kriegsblinden).

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Gerhild Steinbuch: Nach dem glücklichen Tag SAMSTAG, 19.04.2014, 15.05 UHR

Regie: Andrea Getto HR 2005 • Länge: 72’14

Nach dem glücklichen Tag erzählt von den Schmerzen des Erwachsenwerdens, dem Versuch der Abnabelung und der Angst vor der Einsamkeit. Am Geburtstag der Mutter bringt Marie zum ersten Mal ihren Freund Paul nach Hause, Mutter und Tochter haben einander lange nicht gesehen, aber die alten Konflikte und gegenseitigen Enttäuschungen sind keineswegs vergessen. Die Mutter hat der Tochter den Auszug nicht verziehen, die Tochter ringt nach wie vor um Aner- kennung. Während die Auseinandersetzung zwischen den beiden zu eskalieren droht, fühlt sich Paul zunehmend von Maries Mutter angezogen, von ihrem Lebensbild, aber auch von ihrem Zynismus. Er begreift nicht, dass er vor allem eine Figur im Spiel der Mutter ist, die versucht, sich an der Tochter zu rächen.

Mit Efi Rabsilber, Lars Rudolph, Sabine Wegner

Gerhild Steinbuch, geb. 1983, Dramatikerin. Werke u.a. kopftot (2004, Preis des Stücke- wettbewerbs der Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin), Menschen in Kindergrößen (2008, Preis der deutsch-französischen Autorentage).

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Joseph Roth: Das Spinnennetz (1/2) OSTERSONNTAG, 20.04.2014, 21.00 UHR

Komposition: Jakob Diehl Bearbeitung und Regie: Katja Langenbach BR 2012 • Länge: 53’49 Podcast Hörspiel Pool

Joseph Roths erster Roman Das Spinnennetz beschreibt den unaufhaltsamen Aufstieg der Faschisten im Deutschland der 20er Jahre. Als enttäuschter Kriegsheimkehrer findet sich der ehemalige Leutnant Theodor Lohse nicht mehr zurecht. Zerbrochen sind seine Träume vom militärischen Triumph und seine Hoffnungen auf eine herausragende gesellschaftliche Bedeutung. Stattdessen lebt er in ärmlichen Verhältnissen als Jurastudent und Hauslehrer bei einem reichen jüdischen Juwelier in Berlin. Sein Ehrgeiz treibt ihn schnell in die Arme einer rechtsradikalen Geheimorganisation, für die er zunächst als einer von vielen Spitzeln arbeitet. Endlich wieder einer klaren Führung verpflichtet, geht er über Leichen, um seine Aufgaben zu erfüllen, übereifrig, getrieben von der Angst vor der eigenen Unzulänglichkeit und Kleinheit. Morde und militärische Kameradschaftlichkeit, skrupellose Denunziation, ideologiefreies Kalkül und Paktieren mit politischen Gegnern sowie die Heirat in den deutschen Adel verschaffen ihm in der Folge eine Machtposition. Doch trotz seines gesellschaftlichen Aufstiegs findet Theodor keine Ruhe und leidet unter Verfolgungswahn. Angst und Selbstzweifel dominieren ihn bis zum Schluss, er wird nicht erlöst von dem ihn ewig quälenden Ehrgeiz, unter dem eine große innere Leere liegt.

Mit Martin Carnevali, Norman Hacker, Lena Lauzemis, Bernd Moss, Steven Scharf, Thomas Thieme

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Joseph Roth: Das Spinnennetz (2/2) OSTERMONTAG, 21.04.2014, 21.00 UHR

Komposition: Jakob Diehl Bearbeitung und Regie: Katja Langenbach BR 2012 • Länge: 54’ Podcast Hörspiel Pool

Joseph Roth beschreibt mit Theodor Lohse und den ihn umgebenden Menschen die deutsche Identitätssuche nach dem Ersten Weltkrieg. Theodor ist ein Mensch ohne Halt in einer Gesellschaft der radikalen Gegensätze zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten, Bürgertum, Adel und Proletariat, Hunger und Überfluss, Militarismus und kultureller Avantgarde, Spitzelwesen und lautstarken nationalen Studentenbewegungen, Antisemitismus und aufkeimender Demokratie. In dieser verwirrenden, explosiven gesellschaftlichen Gemengelage glaubt Theodor letztlich an nichts und niemanden – außer an sich selbst und sein Emporkommen. Das Spinnennetz erschien als Fortsetzungsroman vom 07. Oktober bis 06. November 1923 in der Wiener Arbeiterzeitung und nahm die Ereignisse des Hitlerputsches, der sich nur wenige Tage nach dem letzen Abdruck ereignete, auf prophetische Weise vorweg.

Joseph Roth (1894–1939), Schriftsteller und Journalist. Beginn eines Germanistikstudiums in Wien, 1916 Kriegsdienst, 1917 Versetzung in den Pressedienst. Nach dem Ersten Weltkrieg journalistische Tätigkeit. 1933 Emigration nach Paris. Werke u.a. Hotel Savoy (1924), Hiob. Roman eines einfachen Mannes (1930), Radetzkymarsch (1932). Hörspieladaptionen u.a. Radetzkymarsch (WDR/SWF 1962), Hotel Savoy (DLR/ORF 1994), Hiob (NDR/DLR 1999), Die Geschichte der 1002. Nacht (DLR/ORF 2009), Flucht ohne Ende (MDR 2010).

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Bernhard Schlink/Walter Popp: Selbs Justiz (2/2) MITTWOCH, 23.04.2014, 20.03 UHR

Bearbeitung und Regie: Irene Schuck BR 1994 • Länge: 53’38

Bernhard Schlink, geb. 1944, Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Humboldt-Universität in Berlin und Richter des Verfassungsgerichtshofs für das Land Nordrhein-Westfalen in Münster. Zuvor Studium in Heidelberg und Berlin, wissenschaftlicher Assistent in Heidelberg, Darmstadt, Bielefeld und Freiburg. Promotion 1975 (Abwägung im Verfassungsrecht), Habilitation 1981 (Die Amtshilfe. Ein Beitrag zu einer Lehre der Gewaltenteilung in der Verwaltung). Gemeinsam mit Bodo Pieroth Autor des Lehrbuchs Grundrechte (11. Aulage 1995). Weitere Krimis mit dem Privatdetektiv Selb: Selbs Betrug (1992, Deutscher Krimipreis 1993), Selbs Mord (2001). Sonstige Veröffentlichungen: Die gordische Schleife (1988), Der Vorleser (1995), Liebesluchten (2000), Die Heimkehr (2006), Das Wochenende (2008), Sommerlügen (2010), Gedanken über das Schreiben. Heidelberger Poetikvorlesungen (2011).

Walter Popp, geb. 1948 in Nürnberg, Studium der Rechtswissenschaft in Erlangen, bis 1983 Rechtsanwalt in Mannheim. Lebt seit 1984 in Frankreich, Arbeit als literarischer und technischer Übersetzer.

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Andreas Ammer/Console: Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico- philosophicus. Das Hörspiel FREITAG, 25.04.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Musik und Realisation: Andreas Ammer/Console BR 2014 • Länge: ca. 54’ Ursendung • Podcast Hörspiel Pool

Vor gut 100 Jahren beendete der freiwillig in den Krieg gezogene Industriellenerbe Ludwig Wittgenstein mit einem Handstreich ein paar Jahrtausende Philosophiegeschichte. Der letzte Satz seines Buches Tractatus logico-philosophicus lautet: „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen.“ Wittgenstein hat sich daran gehalten. Er hat Zeit seines Lebens kein weiteres Buch, sondern das öffentliche Schweigen vorgezogen. Er ist erst Volksschullehrer geworden und hat auch als Professor in Cambridge weiter öffentlich geschwiegen. Von Stille hingegen hat Wittgenstein, der passionierte Klarinettist, nichts gesagt. So bleibt immer noch die Musik, das Medium des Unsagbaren, die in Ammer & Consoles Hörspiel in ihre Rechte tritt, wo angesichts der Wahrheit alle Worte (außer die von Wittgenstein natürlich) schweigen müssen. Andreas Ammer & Console haben in ihrer Hörspielvertonung von Wittgensteins Hauptwerk zur Philosophie Musik gemacht, die sich aus Stimmen erzeugen lässt, ohne Sprache zu sein. Denn: „Alle Philosophie ist ‚Sprachkritik’.“ Die Frage von Ammer & Console, den Klangphilosophen, lautet: Wie klingt es, wenn man schweigen muss? – Oder wie Wittgenstein es ausdrückt: „Wenn sich eine Frage überhaupt stellen läßt, so kann sie auch beantwortet werden.“ – Aber wie? Lässt sie sich tanzen oder sind die Gewissheiten Wittgensteins, die von dem Wiener Aktionisten und Wittgenstein-Nachfolger Oswald Wiener (Die Verbesserung von Mitteleuropa) vorgetragen werden, dann doch mächtiger? – Wittgenstein selbst hat die Musik in seinem Werk jedenfalls der Sprache an die Seite gestellt: „Die Grammophonplatte, der musikalische Gedanke, die Notenschrift, die Schallwellen, stehen alle in jener abbildenden internen Beziehung zueinander, die zwischen Sprache und Welt besteht.“ Ludwig Wittgenstein: Tractatus logico- philosophicus.

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Das Hörspiel ist sozusagen die bislang fehlende Grammophonplatte, die zwischen der Sprache Wittgensteins und der Welt „jene abbildende interne Beziehung“ herstellt. Oder wie der Philosoph es ausdrücken würde: „Die Lösung eines Problems merkt man am Verschwinden dieses Problems“.

Zusätzliche Kompositionen: Nu. Mit Oswald Wiener, Moritz Eickworth, Lars Freikorn

Ludwig Wittgenstein, geb. 1889 in Wien. 1906 Beginn eines Ingenieurstudiums in Berlin, 1908 Wechsel nach Manchester, ab 1911 Studium der Mathematik und Logik in Cambridge. 1913 Rückzug in eine Blockhütte in Norwegen. 1914 als Kriegsfreiwilliger bei der österreichischen Armee, 1918–19 Kriegsgefangenschaft in Italien. 1919–26 Volksschullehrer, Gärtnergehilfe, Architekt. 1921 Veröffentlichung der während des Kriegs entstandenen Aufzeichnungen in den Annalen der Naturphilosophie, 1922 derselben unter dem Titel Tractatus logico-philosphicus. 1929–40 Dozent und Professor in Cambridge, 1940–51 Arbeit als Pleger und Forscher, erneut Lehre und Beschäftigung mit philosophischen Fragestellungen. 1951 Tod in Cambridge. Veröffentlichungen u.a.: Notes on Logic (1913), Tractatus logico-philosophicus (1921), Some Remarks on Logical Form (1929), Last Writings on the Philosophy of Psychology (1948), Philosophische Untersuchungen (1953).

Im Anschluss: „Alle Sätze der Logik sagen aber dasselbe. Nämlich Nichts“ (Wittgenstein) Andreas Ammer im Gespräch mit Christine Grimm Podcast artmix.galerie

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Heinz Meising: Die Promotionsfeier SAMSTAG, 26.04.2014, 15.05 UHR

Bearbeitung: Cornelia Glogger/Rainer Hartl Regie: Wolf Euba BR 1982 • Länge: 87’40

„Mein Kind soll es einmal besser haben als ich“ – lautet das Credo sehr vieler Eltern. Folgerichtig lastet auf vielen Kindern der elterliche Druck, mehr erreichen zu müssen als ihre Erzeuger, womit in erster Linie eine abgeschlossene Hochschulausbildung gemeint ist. Was aber, wenn es einem Arbeitersohn tatsächlich gelingt, seinen Doktor zu machen? Bildung hat manchmal unerwünschte Nebenwirkungen und dann kommt es zum familiären Konflikt. Herr Jäger hat seinem ältesten Sohn unter großen Entbehrungen das Jurastudium ermöglicht. Am Tag der Promotion muss er jedoch feststellen, dass sein Traum zwar in Erfüllung gegangen ist, er aber gleichzeitig seinen Sohn verloren hat.

Mit Franziska Stömmer, Walter Fitz, Elmar Wepper, Franz Rampelmann, Cornelia Glogger, Philip Arp, Christoph Lindert, Antje Wegener

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Tina Klopp: Mit dem Hackenporsche die Revue für postheroisches Management tanzen oder Mit Kinderpflastern Daten visualisieren oder Mit der Bastelanleitung für Energiesparlampen beim Liquiditätspoker gewinnen oder Mit geliehenen Bauklötzen für die Transnationale demonstrieren SONNTAG, 27.04.2014, 15.00 UHR MONTAG, 28.04.2014, 20.03 UHR

Realisation: Tina Klopp BR 2014 • Länge: ca. 54’ Ursendung • Podcast Hörspiel Pool

Mit der Welt verhält es sich ein bisschen so wie mit dem Wetter – eigentlich ist es ganz okay. Nur die Menschen darin könnten ein bisschen freundlicher gucken. Sie, also die Künstlerin, will daran zunächst auch gar nichts ändern. Sie will nur ein wenig Aufmerksamkeit, vielleicht auch: gemocht werden. So fängt sie an, die Stadt mit ihren Handlungsanweisungen zu überziehen. Sie schleust ihre Botschaften heimlich ins Radioprogramm, jubelt sie ahnungslosen Flohmarktbesuchern unter oder versteckt sie in Form von Bilderrätseln hinter den großen Fensterscheiben von Erdgeschosswohnungen diverser Großstädte. Und ob sie nun zum Krieg auf deutschen Kinderspielplätzen aufruft, Religionsversicherungen anbietet oder die Kollegen im Großraumbüro zu Umfragezwecken anstiftet, ihr Haar mit Pfirsichshampoo zu waschen und einen roten Pullover zu tragen – irgendwie nimmt das Unterfangen langsam Formen an, die einmal theoretisch überdacht gehörten. Einziges Problem: Die Frau ist nicht nur völlig unscheinbar, sie ist auch noch voller Zerstörungswut, Phobien und Aversionen. Zum Glück findet sich ein alter Bekannter, der den Spaß nicht nur von Anfang an beobachtet hat, sondern sich auch noch einbildet, ein bisschen Ahnung von Kunstgeschichte zu haben. Und der jetzt bereit war, darüber zu sprechen.

Tina Klopp, geb. 1976, Autorin, Lektorin und Journalistin. 2011 schrieb sie als Ghostwriterin ein Buch für den Wikileaks-Aussteiger Daniel Domscheit-Berg. Seit 2012 Lehrauftrag für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Hörspiele Mein Gelb ist dein Grün (BR 2008), Im Dienst der Sache (WDR 2011), Erfolg! (BR 2012), Unheimliche Orte (RB 2013).

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John P. Wynn: Inspektor Hornleigh – Rauschgift MITTWOCH, 30.04.2014, 20.03 UHR

Komposition: Walter Popper Bearbeitung und Regie: Walter Netzsch BR 1963 • Länge: 40’18

Nachdem sich seine Tochter wegen ihrer Drogensucht das Leben genommen hat, will Ex-Gefängnisinsasse Dixen seine Dealerkarriere beenden. Als Maulwurf hilft er Inspektor Hornleigh, einen seit langem verfolgten Drogenbonzen dingfest zu machen. Dieser erweist sich als Mittelsmann zu den Köpfen der Bande und führt den Inspektor auf eine heiße Spur, doch der Hauptverdächtige hat einen Namensvetter. In diesem Fall verschlägt es Inspektor Hornleigh in die Rauschgiftszene. Wieder einmal muss er echten Spürsinn beweisen, um den wahren Täter zu fassen. Und die Zeit drängt, denn schon bald soll der nächste Deal stattfinden, zu dem kein Mittelsmann erscheinen wird.

Mit Karl Schönböck, Georg Kostya, Klaus W. Krause, Erik Jelde, Eberhard W. Maas, Gerhart Lippert, Gustl Weishappel, Katrin Gutbord, Carl Erhard-Hardt, Hans Eichleiter

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Mai Thomas Meinecke/Move D: WORK DONNERSTAG, 01.05.2014, 21.00 UHR MAIFEIERTAG

Komposition und Realisation: Thomas Meinecke/Move D BR 2009 • 51’19 Podcast Hörspiel Pool

Schon in den 1920er Jahren konnte man in den USA eine Vermischung der Sphären Arbeit und Liebe wahrnehmen. Es waren die sogenannten working girls (junge, berufstätige Frauen, die kurze Kleider trugen und in der Öffentlichkeit rauchten), die mit bislang unbekannter Souveränität mit ihrer Sexualität umgingen. Gleichermaßen bedeutet im gemeinen Umgangston working girl aber auch nichts anderes als Prostituierte. Auch mit „You Better Work“, dem Refrain des Superhits Supermodel der drag queen RuPaul, war nicht der Aufruf zur Arbeitsmoral der white anglosaxon protestant (WASP) society der USA gemeint. Die Underground House Music New Yorks beispielsweise nutzt die Vokabel bis heute im Kontext kaum verhohlener sexueller Metaphern (work my body over). David Moufang und Thomas Meinecke haben aus unzähligen Samples einen hypnotischen Mix produziert, gepaart mit Aussagen einschlägig Involvierter (dance veterans, drag queens, DJs) als auch ihren eigenen Stimmen und Instrumenten.

Mit Eric D. Clark, Thomas Meinecke, Move D

Als CD erschienen bei intermedium rec.

Thomas Meinecke, geb. 1955 in Hamburg. Schriftsteller, Journalist, Musiker, Hörspielautor. Seit 1998 gemeinsame BR-Hörspiele mit Move D u.a. Freud’s Baby (1999), übersetzungen/translations (2007, Karl-Sczuka-Preis für Radiokunst 2008).

Move D alias David Moufang, geb. 1966 in Heidelberg. Musiker, Studiobetreiber und DJ. 1990 Gründung des Labels Source. BR-Hörspiel Tonspuren 1-10 (2003/2004).

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Jan Jelinek: Dialoge zur Anthropologie FREITAG, 02.05.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Regie und Komposition: Jan Jelinek SWR 2013 • Länge: 44’28

Dialoge zur Anthropologie oszilliert zwischen narrativem Hörspiel und Soundstück. Den Rahmen bildet die Geschichte der Entdeckung der Tasaday im Jahre 1971, die als Sensationsmeldung umging, sowie der darauf folgende Anthropologenstreit. Die Tasaday waren ein Stamm, bestehend aus 24 Menschen, in den philippinischen Wäldern, der sich angeblich ohne Kontakt zur restlichen Menschheit über Jahrtausende hinweg steinzeitliche Lebensformen bewahrt hat. Doch schon bald äußerten Wissenschaftler und Forscher erste Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Berichte. Textbruchstücke und Zitate werden eingeblendet, sie entziehen sich jedoch in ihrer Abfolge einer stringenten Narration. Ausgangsmaterial hierzu sind Tonbandaufzeichnungen von Gesprächen der Tasaday, welche von dem Linguisten Lawrence A. Reid in Lautschrift transkribiert und in die englische Sprache übersetzt worden sind. Eines wird klar: Die Lebenswelt der Tasaday entzieht sich dem Bild eines romantisch-idealisierten Naturparadieses.

Mit Sebastian Mirow, Bodo Primus, Andrea Hörnke-Trieß, Nora Quest

Jan Jelinek, geb. 1971 in Bad Hersfeld. Musiker und Musikproduzent in Berlin. 2008 Gründung des Labels Faitiche. 2012 Karl-Sczuka-Förderpreis für Kennen Sie Othahiti?.

Im Anschluss: Radio als Medium der Täuschung Katja Rothe (Kulturwissenschaftlerin) im Gespräch mit Norbert Lang Podcast artmix.galerie

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Marieluise Fleißer: Der starke Stamm SAMSTAG, 03.05.2014, 15.05 UHR

Bearbeitung: Leopold Ahlsen Regie: Edmund Steinberger BR 1959 • Länge: 82’26

Im Leben und Werk der Dichterin spielte ihre Heimatstadt eine zentrale Rolle. In Ingolstadt verbrachte Marieluise Fleißer über sechzig ihrer 72 Lebensjahre, hier spielen ihr Roman, mehrere Erzählungen, ihre bekanntesten Theaterstücke. Der starke Stamm ist im Milieu kleiner Ingolstädter Handwerker und ihrer bäuerlichen Verwandtschaft angesiedelt. Der Tod einer biederen Sattlersfrau provoziert Spekulationen und Habgier der Angehörigen sowie die Einmischung der Nachbarn. Das zeitlos realistische Volksstück führt die Tradition der bayerischen Bauernkomödie desillusionierend fort – ohne das übliche versöhnliche Ende. Die im Stück porträtierten Kleinbürger, die ausschließlich nach Besitz streben, lassen auch ein Bild der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft erstehen.

Mit Fritz Straßner, Veronika Fitz, Max Graf, Ilse Neubauer u.a.

Marieluise Fleißer (1901–74), Schriftstellerin. Hörspiel-Adaptionen u.a. Der starke Stamm (BR 1959 und BR 1979), Pioniere in Ingolstadt (BR/SFB 1969), Fegefeuer in Ingolstadt (BR 2001). Roman Mehlreisende Frieda Geier (1931, später Eine Zierde für den Verein). Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (1953).

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Hermann Broch: Die Schlafwandler: 1918 • Huguenau oder die Sachlichkeit (1/5) SONNTAG, 04.05.2014, 15.00 UHR MONTAG, 05.05.2014, 20.03 UHR

Bearbeitung, Komposition und Regie: Klaus Buhlert BR 2009 • Länge: 56’50 Podcast Hörspiel Pool

Im dritten Teil der Schlafwandler-Trilogie wird Wilhelm Huguenau, ein erfolgreicher Handelsvertreter, zum Wehrdienst eingezogen und endet schließlich als Infanterist an der belgischen Front. Vom Militärdienst an seine dröge und sinnlose Schulzeit erinnert, dauert es nicht lange, bis Huguenau Ende des Ersten Weltkriegs desertiert und zurück nach Deutschland flüchtet. Deserteur Huguenau schlägt sich mit protestantischer Sachlichkeit durchs Hinterland, er entgeht mit Schläue der Verhaftung und erreicht schließlich ein kleines Moselstädtchen. Hier trifft er sowohl auf den hiesigen Stadtkommandanten Joachim von Pasenow, als auch auf August Esch, den Herausgeber der Lokalzeitung Kurtrierscher Bote. Unter dem Motto „Zweck hat, was mir selber nützt!“ erschwindelt sich Huguenau erst den Besitz am Kurtrierschen Boten, um dann später bei den Militärbehörden gegen den geprellten Esch zu intrigieren. Anfang November 1918 erreicht der Krieg und damit das Chaos auch die kleine Stadt. Während einer Gefangenen-Revolte wird Major von Pasenow schwer verletzt. Huguenau bewerkstelligt es, sich in den Wirrnissen dieser Nacht Esch vom Leibe zu schaffen und anschließend ins sichere Hinterland zu flüchten. Wieder daheim in Colmar heiratet er mit erschwindeltem Geld, entledigt sich der Zeitung und führt das erfolgreiche väterliche Geschäft weiter.

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ARD Radio Tatort: Robert Hültner: Wallfahrt MITTWOCH, 07.05.2014, 20.03 UHR

Komposition: zeitblom Regie: Ulrich Lampen BR 2014 • Länge: ca. 54’ Ursendung • Podcast Hörspiel Pool

Wohlwollend wird in Bruck am Inn die Absicht eines bisher eher belächelten Traditionsvereins diskutiert, die in Vergessenheit geratene Wallfahrt zu einem in einem idyllischen Waldtal gelegenen Kirchlein wieder aufleben zu lassen. Geschichten von verblüffenden Heilungen machen bereits die Runde. Da erhalten Rudi und Senta vom skeptischen Luk den Hinweis, dass in dieser Kapelle ein höchst suspekter Märtyrer verehrt würde. Bald wird bekannt, dass auch der Bauunternehmer Blocher der Initiative des frommen Vereins nahe steht und mit der Erhebung zum Wallfahrtsort nicht unerhebliche Baumaßnahmen verbunden wären. Aufgeklärte Bürger mokieren sich über die Angelegenheit, doch ein alter Mann, Besitzer eines kleinen Trödelgeschäfts, bekommt regelrecht den Volkszorn zu spüren, als er – vehement und außer sich – protestiert. Er sucht Hilfe bei Rudi und Senta. Doch niemand scheint die Wahrheit über die Legende und die lang zurückliegende Vergangenheit wissen zu wollen. Jetzt geraten auch der alte Trödler und Luk in höchste Gefahr.

Mit Florian Karlheim, Brigitte Hobmeier u.a.

Robert Hültner, geb. 1950 im Chiemgau, Autor, Regisseur, Filmrestaurator. Studium an der Filmhochschule München. Auszeichnungen u.a. Deutscher Krimipreis (1996 und 1998), Friedrich-Glauser-Preis (1998). Kriminalromane u.a. Walching (1993), Ende der Ermittlungen (2007); BR-Hörspieladaption Walching (1995). Autor der ARD Radio Tatorte des BR u.a. Irmis Ehre (2008), Unter sticht Ober (2010), Vanitas (2011), Unter Verdacht (2011), Wasser bis zum Hals (2013).

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Mauricio Kagel: Ein Aufnahmezustand FREITAG, 09.05.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Realisation: Mauricio Kagel WDR 1969 • Länge: 50’05

Jeder der sieben Mitwirkenden, der zu Kagels Studioaufnahme eingeladen wurde, wird erst hinterher erfahren, was das eigentliche Interesse dieser Produktion ist: Es sind nicht die auf Perfektion gestriegelten kunstvoll artikulierten Worte und Klänge. Die sind ein Überschuss, der später als Material zweiter Ordnung einmontiert wird. Es geht um die nebensächlichen Fragen und Antworten, um spontane Äußerungen, ungezwungenen Bemerkungen und Nebengeräusche. In Kagels Aufnahmezustand schneidet die Tonbandmaschine alles ausnahmslos mit: „Das heißt: Schritte, mechanische oder manuelle Mikrophonveränderungen, Auf- und Abbau, hörbarer Wechsel des Abstandes zwischen Tonquelle und Mikrophon sowie das eventuelle Abhören von Aufnahmetakes im Studio, we che die Mitwirkenden wünschen könnten, werden aufgenommen." (Mauricio Kagel) „Es ist ihm gelungen, das hierbei gewonnene akustische Material zu einer Hörsensation zu gestalten, die neue Möglichkeiten des Hörens und somit des Hörspiels zeigt.“ (Jurybegründung zum Karl-Sczuka-Preis 1970)

Mit Peter Brötzmann, Christoph Caskel, Deborah, Alfred Feussner, William Pearson u.a.

Mauricio Kagel (1931–2008), Komponist, Hörspielautor, Librettist, Regisseur. Hörspiele u.a. Die Umkehrung Amerikas (WDR/KRO 1976, Prix Italia Kategorie Radio Drama), Nah und Fern (WDR 1994, Karl- Sczuka-Preis).

Im Anschluss: Das Imaginäre hören Mauricio Kagel und das Radio Von Norbert Lang Podcast artmix.galerie

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Samuel Beckett: Alle, die da fallen SAMSTAG, 10.05.2014, 15.05 UHR

Aus dem Irischen von Erika und Elmar Tophoven Regie: Fritz Schröder-Jahn NDR/SDR 1957 • Länge: 78’20

Drei Jahre nach der Uraufführung von Warten auf Godot entstand 1956 Samuel Becketts erste Hörspiel-Arbeit im Auftrag der BBC. Mrs. Rooney, „ein hysterisches altes Weib, zerrüttet von Kummer, Fett und Rheuma und Kinderlosigkeit“, schleppt sich die heiße staubige Landstraße entlang, um ihren kranken blinden Mann vom Zug abzuholen. Der Zug hat Verspätung. Als er endlich ankommt, kommt mit ihm auch der blinde Dan, der in der Stadt ein nutzloses Büro unterhält, in dem er sich mit absurden Bilanzen beschäftigt, um nicht den ganzen Tag mit seiner Frau zu verbringen. Erst nach und nach entlockt sie ihrem Mann den Grund für die Verspätung: Ein Kind ist aus dem Zug gefallen. Aber das ist noch nicht die ganze Wahrheit. Gemeinsam quälen sich die beiden den Weg zurück.

Mit Tilla Durieux, Eduard Marks, Werner Schumacher, Siegfried Lowitz u.a.

Samuel Barclay Beckett (1906–89), Schriftsteller. 1969 Nobelpreis für Literatur. BR-Hörspiele u.a. Aufs Schlimmste zu (1993), Crescendo (1995), Schlecht gesehen, schlecht gesagt (2004).

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Hermann Broch: Die Schlafwandler: 1918 • Huguenau oder die Sachlichkeit (2/5) SONNTAG, 11.05.2014, 15.00 UHR MONTAG, 12.05.2014, 20.03 UHR

Bearbeitung, Komposition und Regie: Klaus Buhlert BR 2009 • Länge: 56’53 Podcast Hörspiel Pool

„Huguenau oder die Sachlichkeit ist der dritte und markanteste Teil der Schlafwandler-Trilogie von Hermann Broch, die nun vollständig vom BR als Hörspiel realisiert wurde. Damit wird einem wenig bekannten, aber hochspannenden Stoff Aufmerksamkeit geschenkt, dessen Autor noch immer als Geheimtipp gilt. Sein Protagonist Huguenau wird zum Prototyp der Nachkriegszeit und der entstehenden Moderne, aber zu einem ganz kugelrundlebendigen. Eine bemerkenswert fiese Figur, an der man doch neugierig dran bleibt, wenn sie als Schleichhändler und prima Kapitalplatzierer aus den Wirren der Nachkriegszeit und dem allgemeinen Wertezerfall Profit schlägt. Im Hörspiel wird Huguenau herrlich trocken gesprochen von Samuel Finzi; ohnehin ist die Besetzung herausragend: In weiteren Rollen sind unter anderem Peter Kurth, Hanns Zischler, Jens Harzer, Milan Peschel und Wolfram Koch zu hören. Klaus Buhlerts Inszenierung ist ebenso schlicht wie markant, der Einsatz von (Marsch-)Musik ist klar gesetzt und pointiert. Ein insgesamt überzeugendes Projekt, das von einer noch heute wirkmächtigen Zeit erzählt.“ (Jurybegründung zum Hörspiel des Monats April 2009)

Mit Peter Kurth, Samuel Finzi, Hanns Zischler, Werner Wölbern, Jens Harzer, Cristin König, Jürgen Holtz, Milan Peschel, Bernhard Schütz, Manfred Zapatka, Wolfram Koch, Sabine Orléans, Jeanette Spassova, Felix von Manteuffel u.a.

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Philip K. Dick: Zeit aus den Fugen MITTWOCH, 14.05.2014, 20.03 UHR

Aus dem Amerikanischen von Gerd Burger und Barbara Krohn Komposition: Thomas Bogenberger Bearbeitung und Regie: Marina Dietz BR 2001 • Länge: 53’35

Eine Kleinstadt wie jede andere, irgendwo in Amerika, in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Die Alten genießen den Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg, auf den Plattentellern der Jungen rotieren die Scheiben von Elvis, und der lokale Held ist Ragle Gumm, der im wöchentlichen Fernsehquiz schon seit Jahren ununterbrochen die richtigen Lösungen liefert. Gumm ist ein glücklicher Mensch, zufrieden mit seinen bescheidenen Erfolgen und dem heißen Flirt mit der jungen Frau seines vielbeschäftigten Nachbarn. Wenn da nur nicht diese gelegentlichen Zustände wären – in denen er plötzlich das Gefühl hat, dass alle anderen um ihn herum nur Rollen spielen, dass das Leben in diesem kleinen Ort nur Kulisse ist, aufgebaut für eine einzige Person, ihn selbst. Die Frage ist nur: Wozu? Zur Unterhaltung der Massen oder zu einem weit erschreckenderen Zweck?

Mit Martin Umbach, Michael Tregor, Christiane Roßbach, Dominik Liesegang, Tanja Schleiff, Thomas Meinhardt, Elisabeth Endriss, Burchard Dabinnus, Hans Jürgen Stockerl, u.a.

Philip K. Dick (1928–82), Science-Fiction- Autor. Mehr als 120 Kurzgeschichten und 40 Romane. Hörspieladaptionen u.a. Träumen Androiden (BR 1999), Die Kolonie (SDR 1986), Erinnerungsmechanismus (BR 2001).

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Michaela Melián: IN A MIST FREITAG, 16.05.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Komposition und Realisation: Michaela Melián BR 2014 • Länge: ca. 54’ Ursendung • Podcast Hörspiel Pool

Ausgangspunkt für das Audioprojekt IN A MIST ist das Theaterstück Fritz Bauer, das 1928/1929 in Moskau von einer Gruppe von revolutionären Künstlern (Natalia Saz, W.A. Selichowa, Georgi Golts und Dr. Bernhard Reich) geschrieben und inszeniert wurde. Dem Stück war als Bühnenanweisung vorangestellt: „Die Handlung spielt in Bayern zu unserer Zeit.“ Nach der Uraufführung 1929 hatte das Moskauer Theater für Kinder das Theaterstück drei Jahre lang auf seinem Spielplan, in dieser Zeit wurde es 311 Mal innerhalb der Sowjetunion aufgeführt, seither nicht mehr. Fritz Bauer ist laut Natalia Saz das erste Stück des Moskauer Theaters für Kinder, das auf die internationale Erziehung von Kindern im „mittleren und fortgeschrittenen Pionieralter“ ausgerichtet war. Aus der sowjetischen Perspektive soll der Klassenkampf in Deutschland gezeigt werden, die schweren Bedingungen, unter denen die Arbeiterfamilien leben: Der kommunistische Arbeiter Karl Bauer ist wegen der Planung eines Streiks gezwungen, in die Illegalität zu gehen, da ihn die Polizei sucht. Seine Familie bleibt ohne Existenzgrundlage zurück. Mit allen Mitteln versucht die Gendarmerie von seinem Sohn Fritz Bauer das Versteck seines Vaters zu erfahren. Viele im Stück angesprochenen Themen sind auch heute virulent, etwa prekäre Beschäftigungsverhältnisse oder ungerechte Bildungschancen. IN A MIST entsteht vor diesem Hintergrund als eine Musik- und Sprachcollage unter Verwendung von aktuellen Tonquellen verschiedenster Provenienz, Musik, Geräusch, Klang und Sprache, die formal anknüpfen soll an die akustischen utopischen Modelle (Musik für die Zukunft), wie sie in den 1920er Jahren in Russland entwickelt wurden. Gleichzeitig beinhaltet der Titel IN A MIST auch eine westliche Referenz – an eine Swingkomposition von Bix Beiderbecke, die Ende der 1920er Jahre entstand.

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Michaela Melián, geb. 1956, lebt in München und Hamburg. Künstlerin, Musikerin. Studium der Bildenden Kunst und Musik in München und London. 1980 Mitbegründerin der Band F.S.K. Seit Mitte der 1980er Jahre Arbeit als Künstlerin, Musikerin und Dozentin an verschiedenen Universitäten. Seit 2010 Professorin für zeitbezogene Medien an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Ausstellungen im Kunstraum München, Kunstwerke Berlin, Kunstverein Graz, Cubitt Gallery London, Ulmer Museum, Galerie Karin Guenther Hamburg, Lentos Museum Linz, glasmoog/KHM Köln, Ludlow 38 New York, K’Zentrum Aktuelle Kunst, Bremen. Auszeichnungen: Förderpreis im Bereich Bildende Kunst der Landeshauptstadt Mün- chen (1994), Kunstpreis der Stadt München (2010), Kunstpreis der Stadt Nordhorn (2011). Hörspiele: Föhrenwald (BR/kunstraum muenchen 2005, Hörspielpreis der Kriegsblinden, Deutscher Hörspielpreis der ARD, ARD Online Award), Speicher (BR 2008, Hörspiel des Jahres), Memory Loops (BR/ Kulturreferat München 2010, Hörspiel des Jahres, Grimme Online Award 2012).

Im Anschluss: Making-of IN A MIST Michaela Melián im Gespräch mit Norbert Lang Podcast artmix.galerie

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Lena Christ: Die Rumplhanni SAMSTAG, 17.05.2014, 15.05 UHR

Bearbeitung: Traudl Bogenhauser Komposition: Rolf Wilhelm Regie: Michael Peter BR 1981 • Länge: 87’50

Trotz ihrer Tüchtigkeit gilt die Rumplhanni, die Magd vom Hauserbauern, bei den Alteingesessenen als „Hergelaufene“. Sie hat nichts und ist nichts, aber sie möchte endlich etwas werden, am besten die Frau des Hoferben. Als der Sohn des Hauserbauern 1914 eingezogen wird, behauptet die Rumplhanni, von ihm schwanger zu sein. Er glaubt ihr und verspricht, sie zu heiraten. Die ehrgeizige Magd versucht nun, seinem Vater die schriftliche Einverständniserklärung zur Ehe abzuschmeicheln. Aber der Alte durchschaut ihr Ansinnen und jagt sie vom Hof. Die Rumplhanni geht in die Großstadt, nach München, und landet dort als Küchenhilfe im Martlbräu. Auch hier wirft sie ein Auge auf den Sohn des Hauses, doch der fällt im Krieg. Dann stirbt der alte Bräuwirt, und der Metzger Hans wird sein Nachfolger. Und endlich erfüllen sich die Träume der Rumplhanni.

Mit Lisa Fitz, Annemarie Wendl, Richard Haller, Enzi Fuchs, Michael Schreiner u.a.

Lena Christ, geb. 1881 in Glonn, Oberbayern, gest. 1920 in München. Schriftstellerin. Werke u.a. Erinnerungen einer Überlüssigen (1912), Lausdirndlgeschichten (1913), Mathias Bichler (1914), Bauern (1919). BR-Hörspiele u.a. Der Hochzeiter (1951), Madam Bäurin (1951), Mathias Bichler (1989).

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Hermann Broch: Die Schlafwandler: 1918 • Huguenau oder die Sachlichkeit (3/5) SONNTAG, 18.05.2014, 15.00 UHR MONTAG, 19.05.2014, 20.03 UHR

Bearbeitung, Komposition und Regie: Klaus Buhlert BR 2009 • Länge: 56’49 Podcast Hörspiel Pool

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Oliver Bukowski: Primetime MITTWOCH, 21.05.2014, 20.03 UHR

Komposition: Daniel Danda Cordes Regie: Alexander Schuhmacher DKultur 2013 • Länge: ca. 53’

„Watch-Watch“, die Realityshow eines privaten Fernsehsenders, gilt als Erfolgsformat. Während der Ausstrahlung der neuen Staffel erhält Produzent und Moderator Josh van de Berg einen anonymen Drohbrief: „Hörst Du nicht sofort auf mit Deinen öffentlichen Menschenversuchen, machen wir Dich und Dein Schweineteam platt.“ Während Kommissar Beilharz Sicherheitsmaßnahmen einleitet, bewirbt sich seine junge Kollegin Kalske als Show-Kandidatin. Beim Casting explodiert eine Briefbombe.

Mit Bernhard Schütz, Jördis Triebel, Astrid Meyerfeldt, Michael Rotschopf, Lisa Hrdina, Margarita Broich, Maria Hartmann, Romanus Fuhrmann, Janna Horstmann, Janet Rothe, Fritz Hammer

Oliver Bukowski, geb.1961 in Cottbus, Autor. Hörspiel u.a. Bahlkes letzte Liebe (DKultur/ NDR 1996), die Hörspielreihe Serjosha&Schultz (DKultur 2004–2011), Abseits der Route (DKultur 2012).

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Robert Lax: sun ra notes & numbers FREITAG, 23.05.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

BR 1999 • Länge: 50’31 Podcast Hörspiel Pool

Zum 100. Geburtstag von Sun Ra. 1984 spielten Sun Ra und sein Arkestra in Athen. Das Konzert fand am 27. Februar im Orpheus Theater statt. Es ist, wie der Sun Ra-Discograph Hartmut Geerken feststellte, das einzige Konzert des Arkestra, das vollständig bis zur letzten Note auf drei Vinylplatten festgehalten wurde. Lax, der bisher den Musiker nur von Platten und aus Erzählungen von Geerken kannte, kam extra für dieses Konzert von seiner Insel aufs Festland. Er ließ keine Möglichkeit aus, mit Sun Ra und seinen 12 Musikern zusammenzusitzen, sie zu fotografieren und sich Notizen zu machen, die quasi fotorealistisch oft winzige Begebenheiten zum Gegenstand haben: „I asked him: when did you first start thinking about outer space. S R: when I went there. (then he told me the story)”. Sun Ra war nicht nur Komponist, Pianist und afroamerikanischer Bandleader. Seine Spiritualität, die nicht an eine der Weltreligionen gebunden war, unterscheidet ihn von anderen Jazzmusikern. Diese Art von Spiritualität ist es wohl auch, die ihn mit Robert Lax verbindet, beiden gemeinsam ist auch der folgerichtige Rückzug aus dieser Welt. Lax lebte fast vierzig Jahre als Eremit auf den Inseln Lesbos, Kalymnos und Patmos. Sun Ra sah sich seit Mitte der 50er Jahre ebenso nicht mehr als Teil dieser Welt und zog sich zurück in einen omniversalen Mythos: „this planet is not my home“.

Mit Robert Lax

Im Anschluss: „They sent me here” Zum 100. Geburtstag von Sun Ra Zusammenstellung: Norbert Lang

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George Tabori: Mein Kampf SAMSTAG, 24.05.2014, 15.05 UHR

Aus dem Englischen von Ursula Tabori-Grützmacher Komposition: Klaus Buhlert Bearbeitung und Regie: Jörg Jannings RIAS/BR/ORF/SR 1988 • Länge: 94’21

Zum 100. Geburtstag von George Tabori. In den Jahren 1908 bis 1913 wohnte Hitler in verschiedenen Wiener Asylen und Männerwohnheimen. Eine Zeit, in der sich Hitlers Antisemitismus voll ausprägte. Taboris Hitler kommt ins Obdachlosenasyl in der Wiener Blutgasse, in einen Keller unter der Schlachterei der Frau Merschmeier. Dort trifft er auf den alten Juden Schlomo Herzl und dessen etwas verrückten Freund Lobkowitz, der Koscher-Koch war und sich für den Gott der Juden hält. Der gutmütige Herzl spielt dieses Spiel mit. Herzls Traum: Er wird ein Buch über sein Leben schreiben. Der Titel: Mein Kampf. Doch vorerst verkauft er ambulant die Bibel und das Kamasutra und kümmert sich um den ungehobelten Burschen aus Braunau am Inn, der sich mit Bildern wie „Kukuruz im Zwielicht“ in der Kunstakademie vorstellt und wegen mangelnder Begabung abgewiesen wird. Schlomo, grenzenlos in seiner Liebe, tröstet ihn. Er redet ihm zu, in die Politik zu gehen und schützt ihn letztendlich vor dem Tod.

Mit George Tabori, Günter Einbrodt, Detlef Jacobsen, Leslie Malton u.a.

George Tabori (1914–2007), Dramatiker, Schauspieler, Regisseur. Drehbuchautor in Hollywood, u.a. für Alfred Hitchcock. Ab 1968 vorwiegend Theaterarbeit im deutschsprachigen Raum. Hörspieladaptionen u.a. Weissmann und Rotgesicht (NDR 1978, Prix Italia), Mutters Courage (RIAS/NDR/SDR 1979), Insomnia (BR/RIAS 1986).

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Hermann Broch: Die Schlafwandler: 1918 • Huguenau oder die Sachlichkeit (4/5) SONNTAG, 25.05.2014, 15.00 UHR MONTAG, 26.05.2014, 20.03 UHR

Bearbeitung, Komposition und Regie: Klaus Buhlert BR 2009 • Länge: 56’43 Podcast Hörspiel Pool

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John P. Wynn: Inspektor Hornleigh – Zwischenfall am Flughafen MITTWOCH, 28.05.2014, 20.03 UHR

Aus dem Englischen von Harald Kuhne Bearbeitung und Regie: Walter Netzsch BR 1965 • Länge: 47’30

Scotland-Yard Inspektor Hornleigh erwartet die Ankunft seiner Familie am Londoner Flughafen, als er unverhofft Zeuge einer Bombenexplosion wird. Der Sprengsatz im Innern eines Koffers reißt den Besitzer in den Tod und das Gepäckstück in seine Einzelteile. Relativ unbeschadet bleibt lediglich der untere Teil des Koffers, welcher einen doppelten Boden mit rätselhaftem Inhalt offenbart: Zwei Pässe und zwei Flugtickets, welche dieselbe Startzeit aufweisen. Rasch stellt sich heraus: Der tote Passagier arbeitete als Chef des Geheimdienstes von Santa Cruz und war einem gefährlichen Spion dicht auf den Fersen.

Mit Karl Schönböck, Walter Netzsch, Marlies Compère, Ulrich Bernsdorff, Gustl Datz, Wolfgang Hess, Georg Kostya, Harry Hertzsch, Karl Erhard-Hardt, Jörg Schleicher, Elisabeth Linhard, Alexander Malachovsky, Winfried Klaus

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Dieter Kühn: Lemsomd DONNERSTAG, 29.05.2014, 21.00 UHR CHRISTI HIMMELFAHRT

Regie: Martin Sperr BR 1973 • Länge: 45’37 Podcast Hörspiel Pool

„Woin’s Eahna ned hisitzn?“ Frau Prenzberg ist froh, wenn sie ihrem Zimmer im Altersheim entkommen kann. Im Sonnenschein auf der Parkbank fühlt sie sich wohler und wird gesprächig, offenbart ihre Enttäuschungen über das triste Leben im Altersheim, ihr grundsätzliches Misstrauen gegenüber ihrer Umwelt und reflektiert über gesellschaftliche Fehlentwicklungen. In dem Monolog der eigensinnigen Einzelgängerin mischen sich Berichte über alltägliche Ärgernisse mit angelesenen Vorurteilen und der Kritik an einer Gesellschaft, die das Thema „Altern“ einfach auszublenden versucht. Schließlich ist die Rede der alten Frau auch ein Anreden gegen Einsamkeit, gegen die Ungewissheit der Zukunft und gegen die Angst vor dem Sterben. Dieter Kühn schrieb 1969 unter dem Titel Op de Parkbank dieses Hörspiel für den WDR, das dann von Martin Sperr ins Bairische übertragen wurde. Lemsomd erhielt 1974 den Hörfunkpreis der Bundesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege.

Mit Therese Giehse

Dieter Kühn, geb. 1935 in Köln. Literaturwissenschaftler, Autor. Hörspiele u.a. Goldbergvariationen (BR/HR 1974, Hörspielpreis der Kriegsblinden), Bettinas letzte Liebschaften 1 (HR/NDR 1985, Hörspiel des Monats), Konzert für Sprecher mit Orchester E-Moll (HR/SDR 1982, Hörspiel des Monats).

Martin Sperr (1944–2002), Autor, Schauspieler, Regisseur. Theaterstücke, Hörspielbearbeitungen, Fernsehspiele. Auszeichnungen u.a. Ernst-Hoferichter-Preis (1977), Mülheimer Dramatikerpreis (1981). BR-Hörspiele u.a. Jagdszenen aus Niederbayern (1970), Adele Spitzeder (1979).

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Eran Schaerf: 1001 Wirklichkeit Fortsetzungen eines unabgeschlossenen Romans FREITAG, 30.05.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Realisation: Eran Schaerf BR Hörspiel und Medienkunst/ Berlin Documentary Forum, Haus der Kulturen der Welt, Berlin 2014 Live Sendung • Länge: 115’ Ursendung • Podcast Hörspiel Pool

Tamra ist jüdischer Herkunft, in Indien geboren, besitzt einen britischen Pass und landet als Teenager im kolonisierten Kairo der 1930er Jahre, wo ihr Vater Geschäfte macht. Marcel Proust und George Sand sollen sie beflügeln, ja trösten, z.B. darüber, dass sie mit Khadri eine Liebe, aber keine Zukunft haben kann – weil er Ägypter moslimischer Herkunft ist? Und was ist Tamra? Kolonisatorin oder Kolonisierte? Tamra würde sagen: weder das eine noch das andere; Sie vielleicht: sowohl das eine wie das andere.

Jacqueline Kahanoff (1917–79) hat den Roman Tamra nicht abgeschlossen, vielleicht, weil er sich immer wieder in die Wirklichkeit fortgesetzt hat. Auf der Straße und im Buch, in Kairo und in Paris, in der Bibel und im Fernsehen – wie Tamra ist Kahanoff zwischen nahen und fernen Wirklichkeiten zerrissen. Was im Roman erfunden erscheint, wirkt in narrativen Essays und journalistischen Arbeiten der Autorin biografisch und dokumentarisch. Im Sprung zwischen Erzählformaten entwickelt Kahanoff das Modell einer Gesellschaft von Minoritäten, für den sie den Begriff Levantinismus, an dem die Erinnerung der historischen Kolonialgewalt haftet, wiederaneignet. Die kulturelle Verflechtung der Einwanderungsgesellschaft ist Kern des levantinischen Modells, dessen Erzählung die Weltereignisse nicht allein nach Abraham oder nach Jesus oder nach Mohammed datiert ... „wenn Gott nur ein bisschen eine Frau wäre.“

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Die levantinische Zuhörerin Kahanoff gehört mehreren Gemeinschaften an und kann nur im Überqueren der Grenzen zwischen Generationen, Klassen, Geschlechtern, Medien und staatlichen Territorien, Bericht erstatten. Dem Bild des Nationalstaats, der – so schreibt sie 1968 – durch Einwanderungen in Folge des Untergangs des Empires ohnehin bereits dabei ist, sich zu levantisieren, hält sie das Bild eines so definierten levantinischen Gesellschaftsmodells entgegen.

Orson Welles’ fiktive Live Sendung War of the Worlds (1938) bewirkte in den USA neben Verwirrung über den Wahrheitsgehalt von Nachrichten und Hörspiel auch Vorschriften, die Live-Formate im Hörspiel verbieten. Demnach wären Hörspiele der inszenierten Fiktion und Nachrichten der Dokumentation verpflichtet. hör!spiel!art.mix ist ein knapp 2-stündiges, mit Hörspiel, Livebeiträgen und ohne Unterbrechung für die stündlichen Nachrichten programmiertes Format. Welches Erzählformat dokumentiert eine bestehende Gesellschaftsform, welche bringt eine neu hervor? Mit dieser Frage wird Tamra in 1001 Wirklichkeit fortgesetzt, um die Relevanz von Kahanoffs levantinischem Modell im postkolonialen Europa zu proben.

Mit Gastbeiträgen aus Kunst, Literatur, Journalismus und Geschichte u.a. von Elfriede Jelinek, Leonhard Koppelmann, Eva Meyer und Tim Zulauf.

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Arno Geiger: Das Haus meines Vaters hat viele Zimmer SAMSTAG, 31.05.2014, 15.05 UHR

Regie: Leonhard Koppelmann SWR 2013 • Länge: 80’51

Für Lilli, die temperamentvolle Ehefrau eines eher angepassten Chirurgen und Mutter einer fordernden 10-Jährigen, hat die zweite Hälfte des Lebens begonnen. Mit Staunen, Selbstironie und kämpferischer Verzweiflung nimmt sie wahr, wie Jugend, Schönheit und Präsenz leise schwinden. Aufgerieben zwischen ihrem Anspruch auf Individualität und Lebensfreude auf der einen – und den Zumutungen und Forderungen ihrer Familie auf der anderen Seite, führt Lilli täglich ihren einsamen kleinen großen Kampf um Glück, Souveränität und Würde. Unter ganz anderen Voraussetzungen kämpft ihre Schwester Alexandra, die bei Lilli Unterschlupf gefunden hat, nachdem sie von ihrem Mann verlassen wurde. Trotz jahrelanger Zurückweisungen versucht sie noch immer, ihren Mann zurückzugewinnen. „Bemerkenswert subtil wird hier vom gewöhnlichen Scheitern einer bürgerlichen Familie erzählt. Gleichsam aus dem Nichts erwachsen die Katastrophen. An Unsicherheit und fehlender Distanz droht Lillis Anspruch auf Würde zu scheitern – und gewinnt, eben aus dieser großen Not, doch wieder eine Chance. Ein starkes, unaufgeregtes, nicht humorfreies Stück über die Suche nach dem Glück.“ (Jurybegründung zum Hörspiel des Monats August 2013)

Mit Martina Gedeck, Jörg Hartmann, Alexandra Henkel, Robert Besta, Jule Brandl

Arno Geiger, geb. 1968 in Bregenz, Autor. Romane u.a. Irrlichterloh (1999), Schöne Freunde (2002). Hörspieladaptionen Alles auf Band oder Die Elfenkinder (mit Heiner Link, ORF 2000), Alles über Sally (SWR 2012).

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Juni Hermann Broch: Die Schlafwandler: 1918 • Huguenau oder die Sachlichkeit (5/5) SONNTAG, 01.06.2014, 15.00 UHR MONTAG, 02.06.2014, 20.03 UHR

Bearbeitung, Komposition und Regie: Klaus Buhlert BR 2009 • 56’43 Podcast Hörspiel Pool

„Auf der Suche nach dem ‚Polyhistorischen Roman’, der Spiegel und zugleich auch Deutung seiner Epoche sein sollte, greift Hermann Broch in den Schlafwandlern – und insbesondere im Huguenau – auf ein Netz von symbolischen Bezügen und Verweisen zurück, das zugleich die Auflösung des traditionellen Erzählens bewirkt: Lieder, Sonettfolgen, dramatische Auftritte, Einlagen essayistischer und novellistischer Art, Briefe, sogar Geschäftsverträge und Rechnungen. Der Haupterzählstrang des Huguenau wird immer wieder gesprengt; durch eingefügte parallele Plots unterbrochen, die zum einen das Thema Einsamkeit durch Orientierungslosigkeit bzw. Verlust des eigenen Wertesystems variieren oder aber Teile eines geschichtsphilosophischen Exkurses unter dem Titel Der Zerfall der Werte sind.“ (Klaus Buhlert)

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Ulrich Land: Böhmische Wälder MITTWOCH, 04.06.2014, 20.03 UHR

Komposition: David Graham Regie: Christoph Pragua/Thomas Werner WDR 2013 • Länge: 51’39

Völlig erschöpft, unterkühlt und ausgezehrt erreicht eine Gruppe von sechs Vietnamesen den kleinen Ort Ebersbach. Die sächsischen Dorfpolizisten Sander und Rüsen sind überfordert. Die Vietnamesen bleiben stumm. Erst als sich eine gewisse Janina Kalex für sie interessiert, kommen erste Details ans Licht. Sie behauptet, die Männer seien mit falschen Verträgen über die tschechische Botschaft in Saigon angeworben und in den böhmischen Wäldern ohne Unterkunft und Versorgung brutal ausgebeutet worden. Während Sander das menschliche Elend unbürokratisch lindern will, möchte sein Kollege Rüsen den Fall am liebsten gar nicht erst in seine Zuständigkeit nehmen. Er zweifelt auch an den Motiven der fürsorglichen Janina Kalex.

Mit Efi Rabsilber, Horst Kotterba, Arved Birnbaum, Yung Ngo, Albert Kitzl, Michael Chadim, Jörg Malchow, Marek Zedek

Ulrich Land, geb. 1956 in Köln, Autor von Lyrik, Prosa, Essays, Features, Hörspielen. Hörspiele u.a. Herzversagen (WDR 1994), Abriss (DKultur/SWR 2000), Gedächtnislücken (WDR 2008), Orwells Liste (WDR 2010).

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Ergo Phizmiz: Hollywood: A Bestiary – Live Studioperformance FREITAG, 06.06.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Komposition und Realisation: Ergo Phizmiz BR 2014 • Länge: 45’ Ursendung • Podcast Hörspiel Pool

„Im Innersten gehört das Kino zur Kosmetikindustrie, zur Industrie der Masken, die ihrerseits nur eine winzige Filiale der Lügenindustrie ist“, erkannte Jean-Luc Godard, der schon 1967 das Kino tot gesagt hatte. Bezugnehmend auf diese Worte sammelt Phizmiz Tierlegenden der frühen Jahre Hollywoods in einem Bestiarium, dokumentiert in alphabetischer Reihenfolge die damit verbundenen Lügen und Wahrheiten einer Unterhaltungsindustrie und lässt zugleich spielerisch den Mythos Hollywood wieder aufleben: Mit dem immens großen Elefant aus Pappmaché des Kinopioniers D.W. Griffith oder Laurel & Hardy, die sich vor einem Löwen mit Namen MGM auf ein Klavier retten. Phizmiz entwirft eine phantastische Welt, in der schielende Schildkröten als Orakel für potentielle Filmproduktionen genauso ihren Platz finden wie Charles Gemora, Hollywoods „king of the gorilla men“. Ergo Phizmiz beschäftigt sich in seinen Arbeiten vielfach mit den Mythologien vergangener Epochen und der dünnen Linie zwischen Wahrheit und Fiktion. Er behauptet, von der Vorstellung besessen zu sein, Bilder in Klang zu verwandeln und damit etwas Unmögliches heraufzubeschwören. Phizmiz weiß die Suggestiv-Kräfte und Traditionen des Radios zu nutzen, er spielt mit den Elementen des Dialogs, der Collage, der musikalischen Komposition und des Sounddesigns und schafft zahlreiche Querverweise zwischen Film und akustischen Medien: Ausgestattet mit einem Plattenspieler, Megaphon, drei Mikrofonen und einem Klavier, wirft Phizmiz – als Regisseur, Darsteller, MC, DJ – in der Live Performance von Hollywood: A Bestiary die Illusionsmaschine an und geht der Frage Godards nach, was von der Traumfabrik geblieben ist, inwieweit Hollywood nur die Erinnerung an einen abgenutzten Traum ist, der nur noch in den schwarz-weiß Filmen des frühen amerikanischen Kinos zu finden ist. Neben der deutschen und der englischen Sprache, lässt Phizmiz Fakt und Fiktion des frühen 20. Jahrhunderts verschmelzen.

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Nicht zuletzt, weil er die alten Hollywoodsoundtracks neu komponiert hat, die er dann in der Radio-Show auflegt.

Ergo Phizmiz, geb. 1980, lebt und arbeitet in Bridport/England. Komponist, Autor, Multi-Instrumentalist, Collagist und Filmemacher. Hörspiele u.a. Disappearing Boxes – Meine Operngeschichte (WDR 2011, Hörspiel des Monats Juli), The Carnival in the Mirror Marches into the Sea (DKultur 2011), Conversation with Birds (BR 2012).

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Otto Nebel: Zuginsfeld/Unfeig – Zwei Wortkunstwerke SAMSTAG, 07.06.2014, 15.05 UHR

Edition S Press im Auftrag des BR 1970 • Länge: 71’01

Otto Nebel zählt zu den Vätern der experimentellen Literatur des 20. Jahrhunderts. Die erste Fassung seines Gedichts Zuginsfeld entstand in zwei Wochen des Winters 1918/19 in einem englischen Kriegsgefangenenlager. Erstmals in der Literaturgeschichte wird durchgehend vorgeprägte Sprache, und zwar militärische, zitiert, collagiert und decouvriert. „Dass sich die Pest der Fremdwörterei gerade in der so deutsch-sein-sollenden Befehlssprache der Heeres-Fachleute zeigt, hat den geißelnden Dichter gezwungen, die Fremdwörter zur Vermehrung des Ekels an der Soldaten-Kauderwelscherei hier und da im Wortlaute noch mit besonderer Eindringlichkeit zu betonen. Insbesondere die albernen Zusammenziehungen und Schlagwörter-Neubildungen wie: Bogohl, Jasta, Kofl und andere Abscheulichkeiten einer krebsartigen Erkrankung des Buchstäblichen sind dem Hohngelächter der Kunst preisgegeben worden.“ (Otto Nebel) Nebels Dichtung Unfeig – Eine Neun- Runen-Fuge erschien 1924/25 in der Kunstzeitschrift Der Sturm. Sie ist aus nur neun Buchstaben (uei nfg rtz) zusammengesetzt und ist eine gegen Machtstrukturen und Medien gerichtete Sprachsatire, witzig und voller Gedankentiefe.

Mit Otto Nebel

Otto Nebel (1892–1973), Schauspieler, Dichter, Maler. Mitglied der Künstlergruppe Der Krater. 1924/25 am Bauhaus in Weimar. 1933 Emigration in die Schweiz.

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Dietmar Dath: Die Abschaffung der Arten – Short Cut (1/2) PFINGSTSONNTAG, 08.06.2014, 21.00 UHR

Komposition: mouse on mars Bearbeitung und Regie: Ulrich Lampen BR 2011/2013 • Länge: 49’47 Podcast Hörspiel Pool

Die Ära der Langeweile ist vorbei, Menschen gibt es fast keine mehr und die biologischen Arten sind abgeschafft. Dietmar Daths Roman spielt 500 Jahre in der Zukunft, nach „der Befreiung“, in einer Welt, in der sprechende und intelligente Tiere, die „Gente“, den Übergang der Evolution von der Naturgeschichte zur gestalteten Geschichte geschafft haben. Fähig zur ständigen Verwandlung bestimmen sie selbst, in welcher Tiergestalt sie auftreten und mit welcher „Art“ sie sexuellen Verkehr pflegen. Kommunikation funktioniert über Geruchsstoffe und Foren verbreiten raumübergreifend die aktuellen Nachrichten und Diskussionen. In den drei labyrinthischen Städten Landers, Kapseits und Borbruck sind die wenigen Menschen, die es noch gibt, der neuen Zivilisation Untertan oder letzte zu bekämpfende Spezies. Und über allen Gente thront der Löwe: Cyrus Iemelian Adrian Vinicius Golden. Er ist auratischer und ideologischer Herrscher und wird gerade deshalb angreifbar. Auf dem ehemaligen Kontinent Amerika stellt sich ihm die Macht der Keramikaner, Wesen zwischen Gente und Maschinen, unter der Führung Katahomenleandraleal entgegen, provoziert innerpolitische Spaltungen bei den Gente und ein gewaltiges Kriegsszenario. Die Zivilisation der Gente wird vernichtet, unter der Führung der Tochter des Löwen, Lasara, gelingt lediglich ein paar wenigen der Exodus auf Venus und Mars. Die beiden Planeten werden Heimat und Wirkungsstätte der Nachfolgegeneration der Gente.

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Dietmar Dath: Die Abschaffung der Arten – Short Cut (2/2) PFINGSTMONTAG, 09.06.2014, 21.00 UHR

Komposition: mouse on mars Bearbeitung und Regie: Ulrich Lampen BR 2011/2013 • Länge: 52’45 Podcast Hörspiel Pool

Dietmar Daths Roman Die Abschaffung der Arten aus dem Jahr 2008 ist ein Hybrid: Fabel, Science Fiction, utopischer Roman, postmodernes Gedankenexperiment, philosophisches Szenario. In der Tradition von Platon, Thomas Morus, Arno Schmidt, George Orwell, H.G. Wells u.a. breitet Dath einen Kosmos aus, der von unzähligen und unergründlichen Figuren bevölkert ist, dessen Handlung sich unüberschaubar verzweigt, und in dem er erfindungsreich und politisch zugleich der Frage nachgeht, warum der Mensch sich selbst abgeschafft und seine Umwelt vernichtet hat. In bester dialektischer Manier spekuliert er darüber, ob eine posthumane Gesellschaft friedlicher und gerechter sein könnte.

Der Shortcut ist die Kurzfassung der 11-stündigen BR-Adaption des Romans Die Abschaffung der Arten aus dem Jahr 2011.

Mit Katja Bürkle, Paul Herwig, Wiebke Puls, Sylvester Groth, Brigitte Hobmeier, Julia Jentsch, Tobias Lelle, Oliver Nägele, Felix Klare, Wolfgang Pregler u.a.

Dietmar Dath, geb. 1970, Journalist und Autor. 1998–2000 Chefredakteur der Zeitschrift Spex. Werke u.a. Cordula killt Dich! (1995). Für Die Abschaffung der Arten Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2008, Kurd-Laßwitz-Preis 2009. Weiteres BR Hörspiel Antilopenverlobung (mit Mareike Maage, 2013).

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ARD Radio Tatort: Thilo Reffert: Kurschatten MITTWOCH, 11.06.2014, 20.03 UHR

Regie: Götz Fritsch MDR 2014 • Länge: ca. 54’

Oberkommissarin Annika de Beer vom LKA Sachsen-Anhalt traut ihren Ohren nicht, als ihr ehemaliger Chef Jost Fischer anruft, weil gegen ihn ermittelt wird – in einer Mordsache! Gerade ist in seinem Leben als Zwangs-Ruheständler eine Wende zum Besseren eingetreten, nachdem er in der Reha Marion kennengelernt hat, eine attraktive, selbständige Frau, die den grummligen Stinkstiefel aus unerfindlichen Gründen ins Herz schließt. Da wird Marion gefunden: tot am Fuß eines beliebten Aussichtsturms liegend. Ist sie gesprungen? Wurde sie gestoßen? Fest steht: Fischer hat sich zur Tatzeit am Tatort aufgehalten. Sogar mit einem Motiv kann die Kripo Magdeburg aufwarten: Mit dem Tod seiner vermögenden Gefährtin ist Fischer alle finanziellen Sorgen los. Jenseits dienstlicher Befugnisse nimmt Annika Einsicht in die Akten, und ebenso heimlich geht sie ermittelnd auf Fehlersuche. Doch was sie findet, belastet Fischer nur noch mehr. Als Annikas eigenmächtige Recherchen auffliegen, wird Fischer sogar in U-Haft genommen: Verdunklungsgefahr! Wider Willen hat Annika dazu beigetragen, dass sich die Schlinge um Fischers Hals noch fester zugezogen hat.

Mit Hilmar Eichhorn, Nele Rosetz u.a.

Thilo Reffert, geb. 1970 in Magdeburg, Autor und Hörspielregisseur. Hörspiele u.a. Zett (WDR 2004), Queen Mary III (MDR 2007), Die Sicherheit einer geschlossenen Fahrgastzelle (MDR 2010, Hörspielpreis der Kriegsblinden). Weitere ARD Radio Tatorte des MDR Schlusslicht (2009), Fischers Fall (2011), Altes Eisen (2012), Väter und Töchter (2013).

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Mario Verandi: Street Markets Remixed FREITAG, 13.06.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Komposition und Realisation: Mario Verandi Autorenproduktion 2008 • Länge: 41’30

Schreiend, säuselnd und singend preisen MarktverkäuferInnen ihre Produkte an, Schneidewerkzeug und anderes Instrumentarium surrt und klappert ohne Unterlass, multikulturelles Sprachengewirr vermischt sich mit den Geräuschen der urbanen Umgebung der Märkte. Mario Verandi legt seinen Fokus auf die Poesie, die er in diesen öffentlichen Räumen findet und macht die Fülle an Soundscapes zum Ausgangsmaterial für sein Stück. Aufgenommen wurden die auf verschiedenen europäischen Märkten, jeder mit einer jeweils ganz eigenen Klangwelt und Musikalität – vom Brixton Markt in London über den Boqueria Markt in Barcelona bis hin zu einem der zahlreichen Berliner Straßenmärkte. In Street Markets Remixed bearbeitet und editiert Verandi diese Originalaufnahmen und generiert parallel surreales und abstraktes Material, das in non-linearer Form neu angeordnet und in einen anderen Kontext gestellt wird. Künstliche Soundscapes und Realklänge formen so gemeinsam eine imaginäre Markt-Wirklichkeit.

Mario Verandi, geb. 1960 in Buenos Aires, Komponist, Sound- und Medienkünstler. Klangkünstlerische Arbeiten u.a. Spuren und Schatten (DLR Berlin 2001), Theatrum Sonorum (DLR Berlin 2003), Klangbuch der imaginären Wesen (Autorenproduktion 2006).

Im Anschluss: Intermediale Hörspielformen Bettina Wodianka (Medienwissenschaftlerin) im Gespräch mit Julian Doepp Podcast artmix.galerie

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Raoul Schrott: Erste Erde Epos – Erster Himmel SAMSTAG, 14.06.2014, 15.05 UHR

Komposition: Saam Schlamminger Regie: Michael Farin BR 2014 • Länge: ca. 70’ Ursendung • Podcast Hörspiel Pool

„Nie zuvor gab es so viel an Wissen über den Menschen und das Universum – doch je mehr Daten und Details angehäuft werden, desto weniger verstehen wir im Grunde. Wir wissen zwar, dass die alten Mythen nicht mehr stimmig sind – eine andere Geschichte, die uns und die Welt erklärt, gibt es jedoch nicht.“ (Raoul Schrott)

Erste Erde Epos ist der Versuch eines modernen Epos in einer Zeit, in der aufgrund immenser Wissensbestände, unzähliger Forschungsdisziplinen und des Verlusts klarer religiöser Ankerpunkte die Gattung „Epos“ unmöglich scheint. Während sich der Mensch in zentralen europäischen Weltschöpfungsmythen noch im Gegenüber zu seinen Göttern situierte und darin alles festgehalten wurde, was über die Welt gesagt werden konnte, geht es Raoul Schrott darum, die Frage nach der humanen Tragweite unseres aktuellen Wissens von der Welt und ihrer Entstehung zu stellen. Dabei können Poesie und Bilderreichtum der Dichtung das anschaulich und emotional erfahrbar machen, wovon die Wissenschaft in abstrakter Terminologie redet. In dem auf 21 Teile angelegten Epos, das mit den drei Teilen Erstes Licht, Erste Sonnen und Erste Materie 2013 seinen Anfang nahm, soll die Verbindung von alten Mythen, Diskurs der Naturwissenschaften, Dialogen mit Wissenschaftlern und subjektiven Reisebeschreibungen ein vielschichtiges Netz aus Perspektiven auf die Erde und unser Wissen von ihr ergeben. Die poetische Spracharbeit wird dabei zum Mittel für die Stiftung von besonderen Weltbeziehungen.

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„Silvester. Ich erkläre meiner Tochter anhand einer im Schnee krepierten Rakete wie das Sonnensystem entstanden ist und welche Figuren man im Mond sieht: ob chinesische Hasen oder altgriechische Totenfelder. Erzählt wird eine Besteigung des Erta Alé, eines aktiven Vulkans in der äthiopischen Danakil-Wüste, und wie sich an ihm veranschaulicht, wie der Mond entstand. Wenige Millionen Jahre, nachdem die Erde sich aus der Staubwolke um die Sonne bildete, prallte sie mit einem marsgrossen‚Theia‘ genannten Planeten zusammen, der in ihr aufging. Aus der Materie, die dabei in den Raum geschleudert wurde, formte sich der Mond – der in dieser Frühzeit weit näher an der Erde war als heute. Und er war schwarz, denselben vulkanischen Prozessen unterworfen wie die frühe Erde, erstarrendes Magma im Hadaikum, der ‚Höllenzeit‘ der Erde.“ (Raoul Schrott)

Raoul Schrotts Erste Erde Epos wird gefördert von der Kulturstiftung des Bundes.

Raoul Schrott, geb. 1964, Autor und Übersetzer. Werke u.a. Hotels (Gedichte, 1995), Finis Terrae (1995), Tristan da Cunha (2003). Übersetzung u.a. Ilias von Homer (2008). BR-Hörspiele u.a. Hotels – Ein akustisches Tryptichon (gemeinsam mit Klaus Buhlert, 1995, Hörspiel des Jahres), Gilgamesh (2001), Tristan da Cunha (2003).

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Julian Doepp: Fotos vom guten Leben SONNTAG, 15.06.2014, 15.00 UHR MONTAG, 16.06.2014, 20.03 UHR

Komposition: Matthias Grübel Regie: Julian Doepp BR 2013 • Länge: 53’59 Podcast Hörspiel Pool

Jeder will Teil einer Geschichte sein. Aram, erfolgloser Fotograf in Neukölln, erzählt von einem falschen Frühling. Von Elena, seiner Jugendliebe, die seit der Schulzeit mit seinem besten Freund zusammen ist. Und vom Jahr der Krise, als Elena ihren Job verliert und der Freund beim Frühstück im Café mit ihr Schluss macht. Was tun, wenn die Erfolgsgeschichte stockt? Aram will Elena helfen – und zugleich herausfinden, was es mit dem guten Leben auf sich hat. Mit den Leuten, die immer schon wissen, wo es lang geht. Wie die Schüler im Park vor seinem Haus, deren Rituale Aram beobachtet. Bis sie ihn plötzlich ansprechen. Oder wie der alternde Filmproduzent, der eines Tages bei Elena anruft. Auf einem Gutshof tief in der Uckermark soll sie für ihn arbeiten. Doch Elena versagt. Und Aram macht sich auf den Weg, sie zu retten. Fotos vom guten Leben kreist um die Panik in der Großstadt, um Zweifel und versagende Selbstbilder. Momentaufnahmen des prekären Alltags werden zum Material für Arams Suche nach einer Erzählung, die nur ihm gehört. So realistisch wie märchenhaft, so sprunghaft wie intensiv, folgt das Hörspiel seinem Versuch, Liebe und Selbst neu zu erfinden – als Entwicklungsroman zwischen Kammerspiel und Cinemascope, zwischen Abgesang und Mutprobe.

Mit Tom Schilling, Axel Werner, Mathilde Bundschuh, Maria Magdalena Wardzinska u.a.

Julian Doepp, geb. 1970, Journalist, Autor und Moderator. Zahlreiche BR- Radiofeatures u.a. Jedermann sein eigener Sender: Radio als Utopie (2004), Kunst und Zerstörung (2008). Hörspiel Ostsee (BR 2010).

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Christina Calvo: Pension Isabel MITTWOCH, 18.06.2014, 20.03 UHR

Komposition: Gerd Bessler Regie: Hans Rosenhauer DKultur 1997 • Länge: 49’40

„Einsamer Dichter findet freundliche Aufnahme in der Pension Isabel. Kultivierte Atmosphäre mit Familienanschluss und Vollpension. Paradiesische Ruhe an der englischen Westküste. Zuschriften an Elinor und Winfried Astor, Woodley, Postfach ...“ Der Schriftsteller Leonard Schneider ist der vierte Gast, der in der Pension Isabel auf rätselhafte Weise ums Leben kommt. In allen vier Fällen lautet die Diagnose des Arztes Herzversagen. Leonards Bruder Robert will mehr wissen. Er reist in das romantische Woodley und stößt dabei auf mysteriöse Vorgänge, die möglicherweise Hintergrund eines außergewöhnlichen Mordplans sind.

Mit Wolfgang Michael, Imogen Kogge, Klaus Herm, Maria Körber, Liselotte Rau, Udo Kroschwald, Christine Oesterlein

Christina Calvo, geb. 1949, Autorin. Zahlreiche Hörspiele, Drehbücher, Erzählungen und Kulturbeiträge. Weitere Hörspiele u.a. Geh nicht auf den Eulenhügel (RB 1998), Fremde Männer vor dem Haus (NDR 1999).

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Rainald Goetz: loslabern DONNERSTAG, 19.06.2014, 21.00 UHR FRONLEICHNAM

Realisation: Leopold von Verschuer BR/intermedium rec. 2010 • Länge: 53’08 Podcast Hörspiel Pool

Loslabern über den Herbstempfang der FAZ in Berlin 2008. Eine Art monologisches Sprechen hebt an, es ist die Stimme des Autors, die zu hören ist. Es ist die am Mikrofon stattfindende Selbstkonfrontation mit dem eigenen, Monate zuvor entstandenen Text, der seinen Anfang nimmt in der Beschreibung eines initiatorischen Moments, und zwar exakt des Moments, der von der Empfindung und Denkbewegung zum Schreibakt führt. „In einer Aufwallung von Direktheit und quasi sinnfreier Intentionalität hatte der Höllor, die Arme von sich werfend himmelwärts, ausgerufen: LOSLABERN: Traktat, Traktat über den Tod, über Wahn, Sex und Text, und, erheitert von diesem soeben durch ihn hindurchgefahrenen Expressivitätsereignis: Bericht!“ Es ist keine Autorenlesung, die im Studio aufgezeichnet wird. Aber auch kein dramatisches Sprechen, kein Inszenieren, kein verkünsteltes Adaptieren des Textes ins akustische Medium – und auch kein Hörspielmonolog. Die eigenen Interpretations- oder Rezitationsansätze des Autors und die im Studio gebotenen Möglichkeiten, in schmaler Differenz akustische Räume zu eröffnen, kennzeichnen das Konzept der Produktion.

Mit Rainald Goetz

Als CD erschienen bei intermedium rec.

Rainald Goetz, geb. 1954, Autor. Veröffentlichungen u.a. Irre (1983), Krieg (1986), Loslabern – Bericht. Herbst 2008 (2009). Weitere BR-Produktion Heute Morgen (2001), Johann Holtrop (2013). Auszeichnungen u.a. Heinrich-Böll-Preis (1991), Mülheimer Dramatikerpreis (1988, 1993, 2000).

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Jörg Albrecht: Hell of Fame FREITAG, 20.06.2014, 21.05UHR hör!spiel!art.mix

Komposition: Jakob Suske Regie: Bernadette Sonnenbichler BR 2013 • Länge: 54’08 Podcast Hörspiel Pool

Den Forever 27-Club hat er nicht mehr geschafft, aber 31 ist auch noch früh: Der Autor Jörg Albrecht ist gestorben, und ein Feature widmet sich diesem kurzen, abgebrochenen Leben. Freunde und Kollegen des Verstorbenen treten auf und ab. Lieblingsfilme werden anzitiert, Schnipsel aus Leben und Werk ineinander geblendet, Verschwörungstheorien über den Tod gestrickt. War es die Arbeit, die ihn umgebracht hat, oder der Versuch, ein möglichst gutes Leben zu führen? Wer weiß besser darüber Bescheid: der Literaturwissenschaftler, die Agentin oder die Wahrsagerin? Und muß man den Toten überhaupt nachrufen, um sie zum Reden zu bringen? Mit Hell Of Fame schreibt Jörg Albrecht einen Nachruf auf sich selbst. Was anfangs wie die Chronik eines einzelnen Lebens aussieht, gleitet ab, überschlägt sich, wird zur Darstellung einer global ausgeweiteten urban-medialen Sphäre, in der die Bilder so stark geworden sind, dass sie die Subjekte, die sie abbilden sollen, längst abgedrängt haben. Aber wohin? Dorthin, wo man aus Feigheit davor, über ordentliche Honorare zu streiten, mit dem Kurator nur Kaffee trinkt? Ist das Problem, dass niemand mehr hinter die Bilder schauen kann, oder dass es kein kohärentes Bild mehr gibt? Oder, anders gefragt: Wenn die Bilder, die man erfüllen will, das Leben schon danach abtasten, was nach dem Tod davon bleibt, was heißt es dann noch, zu leben?

Mit Sebastian Weber, Jule Ronstedt, Wiebke Puls u.a.

Im Anschluss: Abbrüche: Performanz und Poetik im Hörspiel Jörg Albrecht im Gespräch mit Julian Doepp Podcast artmix.galerie

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Raoul Schrott: Erste Erde Epos – Erste Erde SAMSTAG, 21.06.2014, 15.05 UHR

Komposition: Saam Schlamminger Regie: Michael Farin BR 2014 • Länge: ca. 70’ Ursendung • Podcast Hörspiel Pool

„Eine Reise in die kanadischen Northwestern Territories; zuerst nach Yellowknife, die nördlichste Stadt, dann mit einem Wasserflugzeug weiter in die Taiga unterhalb des Polarkreises. Im Kanu und mit einem Inuit als Führer geht es den Fluss Acasta hinunter. In einer Stromschnelle verlieren wir unsere Ausrüstung, Essen, Karten, Gewehr und hungern. Mit einer Insel im See ist dann das Ziel erreicht: die ältesten noch erhaltenen und mit der Hand noch greifbaren Gesteinsschichten, 4,01 Milliarden Jahre alt – Überreste des allerersten Landes, das sich im Ozean der frühen Erde bildete, Teil eines Inselbogens der sich dann zu einem Urkontinent ausweitete. Eine Versteinerung, an der sich die Bedingungen auf dieser ersten Erde erahnen lassen: wie das Meer, die Luft, die Sonne beschaffen waren. Der Treffpunkt für die Rückkehr kann nicht erreicht werden, ein Schwarzbär greift an, ein Suchflug bringt uns dann doch nach Yellowknife zurück.“ (Raoul Schrott)

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Luise Voigt: Ausbrennen – Songs von der Selbstverwertung oder Melodien für den Feierabend SONNTAG, 22.06.2014, 15.00 UHR MONTAG, 23.06.2014, 20.03 UHR

Komposition: Björn S.C. Deigner Regie: Luise Voigt SWR 2013 • Länge: ca. 54’

Was haben Prekariat, Kreative und King Kong miteinander zu tun? Luise Voigt machte sich mit ihrer Gruppe Hurra die lustvolle Selbstausbeutung der Generation der unter 30-Jährigen zum Thema. Gut ausgebildet und mit Universitätsabschluss, haben viele dieser Generation sich kreative Berufe im Irgendwo der Kulturindustrie gewählt. Gearbeitet wird bis zur Erschöpfung, zwischen Arbeit und Privat wird nicht getrennt; leben kann aber kaum einer davon, es reicht nicht einmal zum Grundeinkommen. Das sichern dann Gelegenheitsjobs. Sie sind noch jung, folgen der Utopie eines sich selbst verwirklichenden Lebens und lassen sich aus- und verbrennen. Ein anderes Leben wollen sie aber nicht. Die Künstler sind so das perfekte Modell einer spätkapitalistischen Arbeitskraft – und den Arbeitenden in den „Start up“-Unternehmen ähnlicher als vermutet. In der Figur von King Kong können und wollen sie sich, diese Digital Natives, überdies spiegeln. Eine Montage von OnIine-Interviews, realen wie fiktionalisierten Texten, Improvisationen, Zitaten und Filmsequenzen. Daneben Sounds und natürlich Songs die auch als „Melodien für den Feierabend“ durchgehen könnten.

Mit Luise Voigt, Björn S.C. Deigner, Daniel Franz, Wolfram Sander u.a.

Luise Voigt, geb. 1985 in Nordhausen/ Thüringen. Studium der Angewandten Theaterwissenschaften in Gießen. Verschiedene Hörspiele, zuletzt Weltall-Erde- Mensch (SWR 2012).

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John P. Wynn: Inspektor Hornleigh – Postraub MITTWOCH, 25.06.2014, 20.03 UHR

Aus dem Englischen von Harald Kuhne Bearbeitung und Regie: Walter Netzsch BR 1965 • Länge: 40’13

Bei einem Überfall in der William Street wird der Fahrer eines Postautos erschossen. Die zwei bewaffneten Täter nehmen den Beifahrer als Geisel und fliehen anschließend mit dem beladenen Postauto vom Tatort. Gegen Abend erreicht die Polizeizentrale ein Notruf. Es ist der entführte Beifahrer, dem es gelungen ist zu telefonieren und der Polizei Hinweise auf seinen Aufenthaltsort zu liefern. Inspektor Hornleigh und seine Kollegen finden den gefesselten Mann in einer verschlossenen Garage, neben ihm die durchwühlte Post. Doch etwas ist merkwürdig. Von mehreren hundert Einsendungen fehlt nur eine einzige. Die Täter scheinen es auf den Inhalt eines ganz bestimmten Päckchens abgesehen zu haben.

Mit Karl Schönböck, Erik Jelde, Jürgen Arndt, Norbert Gastell, Wolfgang Hess, Georg Kostya, Ellen Avenarius, Inge Schulz, Werner Lieven, Gustl Datz, Astrid Bernsdorff, Erich Kleiber, Ulrich Bernsdorff, Alexander Malachovsky, Eva Berthold

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Heiner Goebbels: Oder die glücklose Landung FREITAG, 27.06.2014, 21.05 UHR hör!spiel!art.mix

Komposition und Regie: Heiner Goebbels SWR 2000 • Länge: 55’22

Als das Schlagwort von der „Festung Europa“ die Runde machte, realisierte Heiner Goebbels in Paris mit traditionellen afrikanischen Balladensängern ein Stück, das auf der einen Seite die Angst vor der Fremde und das Grauen der europäischen Kolonisation zum Thema macht, aber auch zugleich ein Gespräch über Bäume ist. Joseph Conrads Kongo-Tagebuch, Heiner Müllers Herakles 2 oder die Hydra und Das Notizbuch vom Kiefernwald von Francis Ponge beschreiben den (Ur-) Wald sowohl als mütterlich lockende Vegetation wie als bedrohliche Matrix, die den Protagonisten verschlingt. Die Literatur, hat Walter Benjamin einmal gesagt, ist ein Wald, in dem der Leser der Jäger ist.

Mit Ernst Stötzner u.a.

Heiner Goebbels, geb. 1952 in Neustadt an der Weinstraße. Musiker, Komponist, Hörspielautor, Regisseur und Professor für Angewandte Theaterwissenschaft. Mit nationalen und internationalen Hörspielpreisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Prix Italia 1986, 1992 und 1996, dem Karl-Sczuka-Preis 1984, 1990 und 1992 und dem Hörspielpreis der Kriegsblinden 1985. Hörspiele u.a. Die Befreiung des Prometheus (HR/SWF 1985), Schliemanns Radio (HR/BR/SFB 1992).

Im Anschluss: Der Komponist als Hörspielmacher Heiner Goebbels im Gespräch mit Christina Hänsel (BR 2010) Podcast artmix.galerie

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Raoul Schrott: Erste Erde Epos – Letztes Bombardement SAMSTAG, 28.06.2014, 15.05 UHR

Komposition: Saam Schlamminger Regie: Michael Farin BR 2014 • Länge: ca. 70’ Ursendung • Podcast Hörspiel Pool

Die Erde wurde bis lange nach der Entstehung ersten Lebens immer wieder von Asteroiden- und Kometenschauern bombardiert, welche die Oberfläche mit Metallen anreicherte und einen guten Teil des Wassers einbrachten. Die Mondkrater sind die Spuren dieses ‚Letzten Großen Bombardements‘, nachdem das Sonnensystem sich stabilisierte. Von Nahem gesehen wurden sie erstmals von den Astronauten der Mission Apollo 8 1968, die von der toten Leere des Mondes beeindruckt waren. Die einzige Möglichkeit jedoch, sich diese gewaltigen Einschläge von einer menschlichen Perspektive aus vorzustellen, bietet der Bericht des Gervasius zur Sonnwende 1178, der in seiner Chronik schildert, wie er und seine Mitbrüder beim Bau der Kathedrale von Canterbury einen solchen Impakt auf dem Mond zu beobachten glaubten. Erzählt wird all dies von dem englischen Landschaftsarchitekten Carl Jencks, der diese Ereignisse für ein Triptychon moderner Glasfenster in der Kathedrale festhalten will.

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Alfred Behrens: Das große Identifikationsspiel SONNTAG, 29.06.2014, 15.00 UHR MONTAG, 30.06.2014, 20.03 UHR

Komposition: Klaus Schulze Regie: Alfred Behrens BR 1973 • Länge: ca. 54’

Zum 70. Geburtstag von Alfred Behrens. „Technischer Mord, das Verbrechen der Zukunft; Jack the Tripper macht Menschen zu atmenden Leichen. Hinter der Krimi-Handlung geht es um eine Untersuchung der Beziehung Star/Fan. Komplizierter gesagt: um die detektivische Analyse kommunikativer Prozesse in einer Gesellschaft, die mehr und mehr dazu tendiert, direkten persönlichen Kontakt zu ersetzen durch indirekte, gelenkte Beziehungen zwischen isolierten Individuen und ihren gedruckten, projizierten, gesendeten Leitbildern. In diesem Hörspiel flüchten sich schweridentifizierte Fans bis zum genau berechneten elektronischen Ausflippen ihres Bewußtseins in den Traum, Star zu sein. Dabei unterschlägt die Story nicht die Ambivalenz ihres Themas, unterschlägt nicht den Reiz, den es haben kann, das große Identifikationsspiel zu spielen.“ (Alfred Behrens)

„Der Autor hat mit außerordentlicher technischer Brillanz und gedanklicher Raffinesse das Problem der Manipulierbarkeit des Bewußtseins in seinem mehrschichtigen – Elemente von Kriminalstück, Satire und Science Fiction kombinierenden – Spiel dargestellt. Sozialkritik ist hier verbunden mit einer detaillierten Kenntnis der Konsumwelt und der Medienrealität, deren Trivialmythen und Mechanismen in einer unverwechselbaren, den Jargon der Bewußtseinsmanipulation schöpferisch nutzenden Sprache entlarvt werden.“ (Jurybegründung zum Hörspielpreis der Kriegsblinden 1974)

Mit Christan Brückner, Wolfgang Hess, Leo Bardischewski, Hellmut Lange, Fred Maire, Margot Leonhard, Niels Clausnitzer, Klaus Kindler, Rudolf Neumann, Christian Marschall, Michael Lenz, Manfred Seipold u.a.

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Alfred Behrens, geb. 1944 in Hamburg, Schriftsteller, Regisseur, Hörspiel- und Drehbuchautor. Ausbildung zum Verlagskaufmann. Studium des Drucks und der Werbung an der Akademie für Graik in Berlin. Seit 1968 Arbeit als Journalist, Übersetzer, Autor, Dramaturg und Regisseur. Seit 1974 Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland. Seit 1986 Lehre im Bereich Drehbuch/Dramaturgie in Leipzig und in Potsdam-Babelsberg. Auszeichnungen: Hörspielpreis der Kriegsblinden (1974), Adolf-Grimme-Preis (1983), Hörspielpreis der Akademie der Künste (1987), Premios Ondas (1994), Deutscher Drehbuchpreis (1995), Günter-Eich-Preis (2007). Werke u.a. Gesellschaftsausweis. SocialSienceFiction (1971), Künstliche Sonnen. Bilder aus der Realitätsproduktion (1973), Fernsehliga. Spielberichte vom Fußballgeschäft der Zukunft (1974). Hörspiele u.a. John Lennon, du mußt sterben (SWF 1971), Als Nowhere-Man den Fall erledigt hatte, legte er 'Street Fighting Man' von den Rolling Stones auf (BR/HR 1972), Der unsichtbare Film (RB 1984), Abschied in der Dämmerung (BR/HR 1988), Stealth Fighter – Krieg auf der Autobahn (HR/NDR 1994), Atemlose Stille (NDR 2001), Amok Koma (RBB 2007).

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Katarina Agathos

Leiter der Redaktion

Impressum

Andrea Fenzl

Lektorat

Chefdramaturgin

Stephanie Metzger

Hörspiel und Medienkunst 80335 München Rundfunkplatz 1

Tel. 089 / 5900-42252 Tel. 089 / 5900-42262 Fax 089 / 5900-42671

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Herbert Kapfer

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