Sowjetische Schauprozesse in Mittel- Und Osteuropa = Szovjet Típusú
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
CollHung XIII.qxd 2015.12.03. 0:05 Page 1 P U B L I K A T I O N E N D E R U N G A R I S C H E N ISSN 2073-3054 G E S C H I C H T S F O R S C H U N G I N W I E N XIII B D . XI I I . SOWJETISCHE SCHAUPROZESSE IN MITTEL- UND OSTEUROPA IN MITTEL- UND OSTEUROPA SOWJETISCHE SCHAUPROZESSE SOWJETISCHE Herausgegeben von CSABA SZABÓ CSABA SZABÓ Herausgegeben von ISBN 978 963 88739 8 9 WIEN 2015 Sowjetische Schauprozesse in Mittel- und Osteuropa publikationen der ungarischen geschichtsforschung in wien bd. xiii. SZOVJET TÍPUSÚ KIRAKATPEREK KÖZÉP- ÉS KELET-EURÓPÁBAN Szerkesztette Szabó Csaba BÉCS 2015 publikationen der ungarischen geschichtsforschung in wien bd. xiii. SOWJETISCHE SCHAUPROZESSE IN MITTEL- UND OSTEUROPA Herausgegeben von Csaba Szabó WIEN 2015 Publikationen der ungarischen Geschichtsforschung in Wien Herausgeber Institut für Ungarische Geschichtsforschung in Wien Balassi Institut – Collegium Hungaricum Wien Ungarische Archivdelegation beim Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien Leiter des Redaktionskollegiums: Dr. Csaba Szabó Redaktionskollegium Dr. Gábor Ujváry,Dr.István Fazekas,Dr.Iván Bertényi Dr. Péter Tusor,Dr.András Oross Der Band wurde mit der Unterstützung des Staatsarchivs des Ungarischen Nationalarchivs, Budapest (Magyar Nemzeti Levéltár Országos levéltára, MNL OL), des Historischen Archivs des Ungarischen Staatssicherheitsdienstes, Budapest (Állambiztonsági Szolgálatok Történeti Levéltára, ÁBTL) und des Rumänischen Kulturinstituts, Bukarest (Institutul Cultural Român, RCI) veröffentlicht. http://www.collegium-hungaricum.at © die Verfasser / die Herausgeber, 2015 © Übersetzung und Lektorat: Csilla Klettner, Katalin Kékesi, Michael Graeme ISSN 2073-3054 ISBN 978-963-88739-8-9 Herausgeber: Dr. Iván Bertényi, Direktor Institut für Ungarische Geschichtsforschung in Wien (Balassi Institut, Budapest) Layout: István Máté Illustration: Géza Xantus Druck: Kódex Könyvgyártó Kft. Direktor: Attila Marosi INHALTSVERZEICHNIS Vorwort -----------------------------7 Leonid Luks, Der Stalin-Kult und die Moskauer Schauprozesse 1936–1938 -----11 Stefan Karner, Zu den Rehabilitierungen von Kriegsgefangenen und Zivilisten in der Sowjetunion unter Chruschtschow und in den 1990er-Jahren. Dargestellt am Beispiel von deutschen und österreichischen Kriegsgefangenen -----31 György Gyarmati, Glanz und Sturz einer Lügenschmiede. Rajk-Tito-Schauprozesse in Ungarn 1948–1956 ----------------------51 Zsuzsanna Mikó, The operation and administration of the Supreme Court’s People’s Tribunal Council (1945–1963) -------------------81 Csaba Szabó, Schauprozesse in Ungarn zur Beseitigung der katholischen Kirche ----95 Zoltán Mihály Nagy, Bishop Áron Márton’s arrest, trial and release-------115 Ladislau Csendes, “Our faith is our life” (post)stalinist trials in the People’s Republic of Romania (PRR) 1953–1964 -------------------135 Witold Kulesza, Schauprozess gegen polnische Offiziere als Element des stalinistischen Terrors in Polen -----------------------169 Sebastian Rosenbaum, Zwischen Politik und Wirtschaft – Die Schauprozesse im kommunistischen Polen --------------------191 Jiøí Pernes, Die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei und politische Prozesse in den 1950er-Jahren ----------------------211 Matej Medveczky, Nationalism and Slovak Show Trials -----------237 Manfred Wilke, Der Fall DDR. Schauprozesse und Parteisäuberungen in der SED - 249 Barbara Stelzl-Marx, Zum Tode verurteilt. Die sowjetische Strafjustiz in Österreich im frühen Kalten Krieg -----------------273 Dieter Bacher, Sowjetische Ermittlungen und Prozesse gegen österreichische „Spione” (1950–1953) -------------------------299 Publikationen der ungarischen Geschichtsforschung in Wien ------------317 VORWORT Prozesse, die nach politischer Absicht, im Interesse der Macht geführt wurden, gab es bereits in der Antike häufig. Bei den politischen, wirtschaft- lichen und machtbezogenen Abrechnungen, die die Beschuldigten von vornherein als schuldig betrachteten und die Verfahren im Voraus konzi- pierten, wurde der Prozess so aufgebaut, dass es aufgrund erfundener An- schuldigungen zu einer Verurteilung kam. Die gegen Sokrates formulierten Anschuldigungen (z.B. die Negierung der griechischen Götter und Verderbung der griechischen Jugend) hatte der Philosoph selbst widerlegt, dennoch wurde er 399 vor unserer Zeit- rechnung zum Tode verurteilt. Gegen den früheren Statthalter der Pro- vinz Asia, L. Valerius Flaccus wurde im Jahre 59 v.u.Z. in Rom Anklage wegen Erpressung erhoben. Obwohl die Anklage bei weitem nicht unbe- gründet war, machten der Kläger Laelius und insbesondere der namhafte Verteidiger Cicero von vornherein klar, dass es um einen gewöhnlichen Kampf politischen Charakters ging. Laelius gehörte zum Kreis des mit der Staatsführung unzufriedenen Pompeius, während der Angeklagte vier Jah- re zuvor als Praetor gemeinsam mit Cicero, der die Interessen des Senats vertrat, erfolgreich die Verschwörung des Aristokraten Catilina vereitelte.1 Aus dem Neuen Testament kennen wir den Prozess gegen Jesu, der ein nach der politischen Absicht der Pharisäer konstruiertes Verfahren war.2 Tausende Prozesse gegen unbekannte Ketzer, Hexen und Zauberer zie- hen sich auch durch das Mittelalter, wir kennen aber auch Fälle gegen namhafte Persönlichkeiten. Den konzipierten Prozess gegen Jeanne d’Arc, 1 Vgl. Tusculum-Lexikon, griechischer und lateinischer Autoren des Altertums und des Mittelalters. Dritte, neu bearbeitete und erweiterte Auflage von Wolfgang Buchwald, Ar- min Hohlweg, Otto Prinz. Artemis Verlag, München, Zürich 1982. 2 Alan Watson: The Trial of Jesus. University of Georgia Press, Athens, GA 1995; Dee Wampler: The Trial of Jesus. A Twenty-First Century Lawyer Defends Jesus. Winepress Publi- shing, 2000. die Heilige Johanna oder die Jungfrau von Orleans, arbeiteten die namhaf- ten französischen Historiker Georges und Andrée Duby authentisch auf.3 Die Reihe könnte über Jan Hus und Hyeronymus von Prag,4 Thomas Mo- rus den Heiligen5 und Giordano Bruno6 lange fortgesetzt werden, wie etwa in der Neuzeit von den Prozessen nach der französischen Revolution bis hin zu dem Fall Alfred Dreyfus,7 der Ende des 19. Jahrhunderts einen wahren Sturm auslöste, und so weiter. Der Begriff konzeptioneller Prozess gewann im 20. Jahrhundert eine neue Dimension. Die sowjetisch-bolschewistischen, kommunistischen und nationalsozialistischen totalitären Diktaturen ha- ben wahrscheinlich sowohl bezüglich der Anzahl der Verfahren als auch in den Methoden der Abrechnung mit den (vermeintlichen und realistischen) Massen ihrer politischen und gesellschaftlichen Gegner die früheren Epo- chen und politischen Systeme überboten. Aber nicht nur wegen der Anzahl der Prozesse und der Vielzahl der dabei Verurteilten waren die Prozesse dieses Typs besonders wichtig, sondern auch wegen ihrer Auswirkung auf die Entwicklung der ganzen Gesellschaft. Schauprozess8 lautet der für all diese Fälle anwendbare Ausdruck, in de- ren Verlauf vor allem die Systeme der Willkürherrschaft, (seltener auch Demokratien) Gerichtsbarkeit und Rechtsprechung, ja sogar die Polizei – bei Wahrung des Anscheins des Rahmens der Rechtsverfolgung als Mittel benutzen, um mit ihren politischen Gegnern abzurechnen. Im Verlaufedes widerrechtlichen Verfahrens wird im Allgemeinen aufgrund vorab ausge- klügelter falscher Anschuldigungen und Beweise sowie erzwungener Ge- ständnisse ein vorbereitetes Urteil gefällt. *** 3 Andrée Duby – Georges Duby: Le Procès de Jeanne d’Arc. Gallimard, Paris 1974. 4 Richard Friedenthal: Ketzer und Rebell. Jan Hus und das Jahrhundert der Revolutions- kriege. Piper, München – Zürich 1987; Pavel Soukup: Jan Hus. Prediger – Reformator – Märtyrer. Kohlhammer, Stuttgart 2014. 5 Richard Marius: Thomas Morus. Eine Biographie. Benziger Verlag, Zürich 1987. 6 Ingrid D. Rowland: Giordano Bruno: Philosopher/Heretic. University of Chicago Press, Chicago 2008. 7 Michael Burns: Dreyfus. A family affair 1789–1945. Harper Collins, New York 1991. 8 Deutsch: Schauprozess; Englisch: Show trial; Franzözisch: procès spectaculaire; Rus- sisch: ïîêàçàòåëüíûé ñóäåáíûé ïðîöåññ [pokazatel’nyy sudebnyy protsess]. 8 vorwort Im vorliegenden Band werden die redigierten und erweiterten Vorträge der am 11. November 2014 im Collegium Hungaricum Wien veranstalte- ten internationalen Konferenz „Sowjetische Schauprozesse” publiziert. Leonid Luks, ehemaliger Professor des Autors dieser Zeilen, ist Inha- ber des Lehrstuhls für Mittel- und Osteuropäische Zeitgeschichte an der Katholischen Universität Eichstätt. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigte er sich in erster Linie mit der Geschichte des Bolschewismus, der russischen Ideengeschichte, der russischen und polnischen Zeitge- schichte und mit den Faschismustheorien. Für unseren Band fasste er die Geschichte des Stalinkults und der Moskauer Schauprozesse, des „Grossen Terrors” am Ende der dreißiger Jahre zusammen. Der renommierte österreichische Wissenschaftler Stefan Karner, Leiter des Grazer Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-For- schung, hat die Rehabilitierungen von Kriegsgefangenen und Zivilisten in der Sowjetunion unter Chruschtschow und in den 1990er-Jahren, vor allem am Beispiel von deutschen und österreichischen Kriegsgefangenen und In- ternierten, detailliert aufgearbeitet. György Gyarmati, Generaldirektor des Archivs der Staatssicherheits- dienste, ausgezeichneter Kenner der Akten der Staatssicherheit, verfasste über den verwickelten Fall Rajk-Tito und dessen bis 1956 wirkende Folgen eine Zusammenfassung, bei der er an das Thema auf neue Art heranging. Den Rahmen für die konzipierten