Polnische Greuel.Pdf
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Universität des Saarlandes Philosophische Fakultät Fachrichtung 5.4 – Geschichte Schriftliche Hausarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophischen Fakul- tät der Universität des Saarlandes Thema: „Polnische Greuel“ Der Propagandafeldzug des Dritten Reiches gegen Polen gestellt von: Prof. Dr. Jörg K. Hoensch vorgelegt am: 29. März 1994 von: Thomas Kees Rotenbergstr. 17 Longkampstr. 12 D-66111 SAARBRÜCKEN D-54292 TRIER . - III - Inhaltsverzeichnis Einleitung 1 Teil I: Die deutsch-polnischen Beziehungen in der Zwischenkriegszeit 5 1. Die Weimarer Republik und die Republik Polen 5 1.1 Der Friedensvertrag von Versailles und die Festlegung der Grenzen 5 1.2 Das deutsch-polnische Verhältnis in den zwanziger Jahren 10 1.2.1 Das Locarno-Abkommen und Deutschlands Eintritt in den Völkerbund 10 1.2.2 Die Minderheitenfrage 13 1.3 Die frühen dreißiger Jahre: Verhärtung der Fronten 19 Zwischenfazit 23 2. Das Dritte Reich und Polen 25 2.1 Der Umschwung im deutsch-polnischen Verhältnis 25 2.2 Die Jahre der „Partnerschaft“ 29 2.2.1 Die beginnende Annäherung: Das Scheitern der polnischen Balancepolitik 29 2.2.2 Nationalsozialistischer Machtzuwachs und polnische Scheinerfolge: Minderheitenerklärung, „Anschluß“ Österreichs und Sudetenkrise 33 2.3 Die Entfesselung des Krieges 37 2.4 Ausblick: Die deutsche Besatzungsherrschaft in Polen 42 Teil II: Die Propaganda des Dritten Reiches gegen Polen 45 1. Stellenwert und Methoden der nationalsozialistischen Propaganda 45 2. Der institutionelle Rahmen 49 2.1 Aufbau und Funktion des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda 49 2.2 Methoden der Presselenkung 51 3. Die deutsch-polnischen Beziehungen in der deutschen Presse und Publizistik 56 3.1 Die Ausgangslage 56 3.2 Die Nichtangriffserklärung vom 26. Januar 1934 und die Auswirkungen des Presseabkommens vom 25. Februar 1934 66 - IV - 4. Das „neue“ Bild von Polen: Ausdrucksformen und Grenzen der taktischen Partnerschaft 74 4.1 Grundlinien der Berichterstattung über Polen 74 4.2 Polen und die Sudetenkrise 80 4.3 Die „unterirdische Propaganda“ 83 5. Der Propagandafeldzug des Jahres 1939 87 5.1 Phasen der Pressekampagne 87 5.1.1 Der Umschwung in der Berichterstattung 87 5.1.2 Die Aufnahme der Propaganda 91 5.1.3 Verfolgungs- und Greuelpropaganda 97 5.1.4 Die Pressepropaganda nach Kriegsbeginn 106 5.2 Die Rolle der Publizistik 111 5.2.1 Die „Entdeutschung“ Polens: Der Kampf gegen die Minderheit 114 5.2.2 „Polnische Großmannssucht“: Das expansive Polen 117 5.2.3 „Polnische Greuel“ 118 6. Die Wirkung der Propaganda 122 Schlußbemerkung 127 Quellen und Literatur 131 1. Quellen 131 2. Sekundärliteratur 134 - 1 - Einleitung „Was durch Papierkugeln zu gewinnen ist, braucht dereinst nicht durch stählerne gewonnen zu werden“ Adolf Hitler, 22. Oktober 1922 „Wer Zeit und Geld hat, kann soviel Propaganda treiben, wie er will“ Józef Beck, 15. Februar 1933 Die Polenpolitik Adolf Hitlers ist gekennzeichnet durch zwei radikale Kehrtwendungen im Zeit- raum nur einer halben Dekade, Brüche, die zu begründen und zu rechtfertigen das im Jahr 1933 errichtete „Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda“ vor nicht minder große Proble- me stellte als die beiden extremen Kurswechsel im deutsch-sowjetischen Verhältnis 1939 und 1941. Im Gegensatz zu Rußland bzw. der Sowjetunion konnten die Propagandisten der nationalsoziali- stischen Aggressions- und Expansionspolitik, konnte auch Hitler selbst bei der Entfesselung des Zweiten Weltkrieges der mühelosen und kurzfristigen Aktivierung und Instrumentalisierung weit- verbreiteter, tiefgreifender antipolnischer Vorurteile und Ressentiments innerhalb der deutschen Bevölkerung gewiß sein. Das Feindbild „Polen“ war dabei neueren Ursprungs. Die Vorstellungen der deutschen Gesellschaft über das östliche Nachbarvolk basierten vor dem Ersten Weltkrieg auf einer diffusen Mischung positiver, aus dem „Vormärz“ überkommener Assoziationen, etwa des „freiheitsliebenden Polen“, und einem ausgeprägten sozial-kulturellen Überlegenheitsgefühl gegen- über einer Nation, deren Unfähigkeit, einen eigenen Staat zu verwalten und zu einer gedeihlichen Entwicklung zu führen, im Vorfeld der Teilungen scheinbar zutage getreten und deren sprichwört- liche „polnische Wirtschaft“ als pejoratives Schlagwort tief in das Unterbewußtsein der Deutschen eingedrungen war. Der deutschen Öffentlichkeit der Weimarer Republik galt hingegen die nach dem Zusammenbruch der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg in einem wiedererrichteten Staatswesen vereinte polnische Nation als die Verkörperung eines gemeinsamen Feindes schlechthin. Die von allen Weimarer Kabinetten betriebene Revisionspolitik, die Tätigkeit einer Unzahl von Volkstumsverbänden und die in deren Umfeld entstandene, oftmals durch deutsche Behörden und Ministerien inspirierte oder subventionierte Flut antipolnischer Propagandaschriften schufen auf der Grundlage vorhandener, ursprünglich auf kognitiver Wahrnehmung beruhender Stereotype und verfestigter, aus Unkenntnis resultierender Vorurteile ein hochemotionalisiertes Feindbild. Vorstel- lungen über den polnischen „Freiheitskämpfer“ wichen dabei sukzessive der verzerrten Wahrneh- mung eines arglistigen, heimtückischen und verschlagenen Landräubers. Die Frontstellung gegen Polen und die Überzeugung, für das Deutsche Reich sei eine Übereinkunft und die Verständigung mit dem östlichen Nachbarstaat weder denkbar noch erwünscht, war ein Grundkonsens, war eine der wenigen integrativen Klammern der Weimarer Gesellschaft, und diese Gegebenheit hatte auch - 2 - Hitler bei der – wenn auch nur scheinbaren – Abkehr von den traditionellen Leitlinien der deutschen Polenpolitik im Zeitraum 1933/34 in Rechnung zu stellen. Obgleich die antipolnische Propaganda des Jahres 1939 den inhaltlichen Schwerpunkt der vorliegenden Untersuchung bildet, erschien es angebracht, die Rahmenbedingungen dieser Kampa- gne unter einem größeren Blickwinkel darzustellen. Aus diesem Grund ist die Frage, welche Aus- wirkungen die „Verständigungspolitik“ zwischen dem Dritten Reich und dem Sanacja-Regime in den Jahren 1933/34 bis 1939 auf die deutsche Presse und Publizistik zeigte, eines der Erkenntnis- interessen der Studie. Es soll aufgezeigt werden, welche Maßregeln und Sprachregelungen, welche Argumentationsmuster und Bewertungsvorgaben für die Berichterstattung über Polen die natio- nalsozialistische Propagandaleitung durch die seit 1933 täglich stattfindende Pressekonferenz den reichsdeutschen Periodika zunächst zur Rechtfertigung des „Versöhnungskurses“ wie auch zur Be- gründung des erneuten Bruches mit Polen im März/April 1939 auferlegte. Für die Frühphase des nationalsozialistischen Regimes wurde die Darstellung der institutionellen Vorgaben erleichtert durch die umfangreiche, von Hans Bohrmann herausgegebene Quellenedition der Presseanweisun- gen des Propagandaministeriums. Das Fehlen eines entsprechenden Werkes, das auch die Zeitspan- ne der letzten „Friedens“- und ersten Kriegswochen umfaßt, erwies sich bei der Erstellung dieser Arbeit als besonders mißlich, doch konnte dieser Mangel durch die Heranziehung von Publikationen ehemals Beteiligter sowie die Auswertung der Standardwerke über die nationalsozialistische Presselenkung weitgehend ausgeglichen werden. Im Gegensatz zu diesen Darstellungen, die die Rolle des Propagandaapparates in den Mittelpunkt der Betrachtungen stellen, bildet die Frage nach der Umsetzung der in den Pressekonferenzen ausgegebenen Richtlinien in den reichsdeutschen Zei- tungen hier einen wesentlichen Aspekt. Von besonderer Bedeutung ist dabei, welche Auswirkungen und Folgen der Meinungslenkung auf die Berichterstattung der einzelnen Blätter über Polen zu beobachten sind. Im Rahmen einer Magisterarbeit erschien es sinnvoll, die Analyse auf zwei in Tradition und Aus- richtung deutlich divergierende Presseorgane, den „Völkischen Beobachter“ und die „Frankfurter Zeitung“, zu beschränken und deren Berichterstattung über die Entwicklungen im deutsch-polni- schen Verhältnis nach der „Machtergreifung“ am 30. Januar 1933, ihre Kommentare und Wertungen über den Stand der bilateralen Beziehungen in der Phase der vermeintlich zutage tretenden „Bünd- nispartnerschaft“ beider Staaten in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre sowie die einzelnen Ab- schnitte der Pressekampagne des Jahres 1939 eingehend zu untersuchen und erkennbare Schattie- rungen bzw. Differenzen herauszuarbeiten. Der Verfasser ist sich dabei des Umstandes bewußt, daß die Einbeziehung nur zweier Zeitungen den Gesamtbereich öffentlicher Kommunikation im Presse- wesen nur unvollständig wiedergeben kann, doch stellt diese Eingrenzung angesichts der weitge- hend uniformen Nachrichtengestaltung eines totalitären Regimes einen weniger gravierenden Nach- teil dar als im Falle eines demokratischen Systems mit einem freien, heterogenen und breit ausge- bauten Pressesystem. Die gleichgewichtige Berücksichtigung der beiden „Antipoden“ in der Presse- landschaft des Dritten Reiches, der „Frankfurter Zeitung“ mit ihrer großen liberalen Tradition auf - 3 - der einen, dem „Kampfblatt der nationalsozialistischen Bewegung Großdeutschlands“ auf der ande- ren Seite, bietet die Gewähr, den Rahmen, innerhalb dessen die Berichterstattung reichsdeutscher Zeitungen sich zu bewegen hatte, annähernd umfaßt zu haben und darüber hinaus Erkenntnisse gewinnen zu können über den Bewegungsspielraum der einzelnen Redaktionen angesichts einer im- mer rigider werdenden und immer stärker ins Detail gehenden Presselenkung. Die für den Zeitraum 1933/34 bis 1938 im Verhältnis zur Publizistik erkennbar umfassendere Auswertung der Zeitungen