ISEK 2o16 Städtebaulicher Denkmalschutz

Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept 2o16 Luisenstadt

Dezember 2o16

Impressum

Auftraggeber Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Abteilung Planen, Bauen und Umwelt Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Stadtplanung Yorckstraße 4-11 | 10965 Berlin in Kooperation mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Abt. IV C Städtebauförderung / Stadterneuerung

Auftragnehmer STATTBAU Stadtentwicklungsgesellschaft mbH Pufendorfstraße 11 | 10249 Berlin 030 69081-0 | www.stattbau.de

Bearbeitung Marion Schuchardt Carsten Praum Sabine Eyrich Meike Hartmuth Marian Knop Sinje Koch Svea Ruppert

Berlin im Dezember 2016

Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen, verzichten wir auf Schreibweisen zur Geschlechtertrennung. Selbstverständlich sind immer gleichzeitig und chancengleich alle Geschlechter angesprochen. Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung 6

2. Zehn Jahre Städtebaulicher Denkmalschutz 8

3. Ausgangssituation und Rahmenbedingungen 10 3.1 Städtebaulicher Denkmalschutz Luisenstadt Kreuzberg – Das Untersuchungsgebiet 10 3.2 Weitere Gebietskulissen der Städtebauförderung 12 3.3 Planungssituation 15 3.4 Lebensweltlich orientierte Räume 17

4. Städtebauliches Leitbild 18

5. Bestandsanalyse 20 5.1 Städtebau 20 5.1.1 Historische Entwicklung 20 5.1.2 Baulich-räumliche Struktur 24 5.1.3 Denkmale 26

5.2 Bevölkerung 28 5.2.1 Demografische Struktur 28 5.2.2 Soziale Situation 32 5.2.3 Gesundheitliche Situation 36

5.3 Nutzungsstruktur 38 5.3.1 Grün- und Freiflächenstruktur 38 5.3.2 Verkehrsinfrastruktur 40 5.3.3 Soziale Infrastruktur 44 5.3.4 Wohnen 50 5.3.5 Lokale Ökonomie und Tourismus 54

5.4 Umwelt, Klima und Energie 58 5.4.1 Umwelt 58 5.4.2 Klima 59 5.4.3 Energie 60

5.5 Akteure, Netzwerke und Beteiligungsstruktur 62

6. Zusammenfassung 66

7. Entwicklungsziele und Maßnahmenplan 68 7.1 Entwicklungsziele 68 7.2 Maßnahmenplan 70 7.3 Erweiterung Förderkulisse 75

8. Ausblick 76

9. Quellenverzeichnis 78

10. Anhang 82 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Einleitung

1. einleitung

Im Jahr 2005 wurde die Luisenstadt mit den im Bezirk Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Fachbe- gelegenen Teilbereichen Köllnischer Park und reichen des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg Luisenstädtischer Kanal sowie Teilen der im Ortsteil von Berlin setzt. Grundlagen des ISEK sind neben Kreuzberg gelegenen Erhaltungsgebiete Luisenstadt, den Förderbestimmungen u. a. die aktuellen Maß- Bethaniendamm und Segitzdamm in die Förderkulis- nahmenplanungen im Rahmen des Städtebaulichen se des Programms Städtebaulicher Denkmalschutz Denkmalschutzes – sowie darüber hinaus vorliegen- aufgenommen. Seit dem Programmjahr 2006 wurden de Gutachten, Studien und Konzepte. Hinsichtlich und werden vielfältige Vorhaben umgesetzt, die einen der statistischen Daten wurde überwiegend auf das wichtigen Beitrag zur positiven Gebietsentwicklung in Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, das Planungs- der Luisenstadt leisten. raumbezogene Informationssystem für Monitoring und Analyse (PRISMA) sowie das Monitoring Soziale Für den im Ortsteil Kreuzberg gelegenen Teilbereich Stadtentwicklung zurückgegriffen. Je nach Daten- des Fördergebiets Luisenstadt wurde im Jahr 2011 ein lage konnte somit ein Vergleich zwischen den Jah- Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept (ISEK) er- ren 2010/11 und 2014/15 hergestellt werden. Die stellt, das nun nach fünf Jahren fortgeschrieben wird. Entwicklung innerhalb dieses Zeitraums bildet sich Es stellt den planerischen Rahmen für die weitere dann auch in der Analyse der Stärken und Schwächen, Vorbereitung und Durchführung von Förderprojekten Chancen und Risiken der Luisenstadt Kreuzberg ab. und Maßnahmen vorrangig im Rahmen des Pro- Darauf aufbauend werden sowohl für die bereits gramms Städtebaulicher Denkmalschutz dar, die der etablierten Handlungsfelder Denkmale, soziale nachhaltigen und sozialorientierten Entwicklung so- Infrastruktur und öffentlicher Raum als auch die wie der Stabilisierung der Luisenstadt als stadträumli- zusätzlich ins engere Blickfeld genommenen Hand- che Einheit in ihrer sozialen und funktionellen Vielfalt lungsfelder Umwelt, Wohnen und lokale Ökonomie dienen. Dabei liegt der Fokus zum einen auf den Entwicklungsziele ausgegeben, die in einen abge- baulich-räumlichen Erfordernissen und zum anderen stimmten Maßnahmenplan münden. auf sozialen Bedarfen und deren Auswirkungen auf die Maßnahmenplanung. Mit dem aktuellen ISEK ist Zur Erreichung der Entwicklungsziele schlagen wir erneut ein Katalog integriert wirkender Maßnahmen eine engere Abstimmung mit der Förderkulisse und Handlungsempfehlungen entstanden. Neben der Luisenstadt-Mitte hinsichtlich der Verkehrsentwick- sozialen Infrastruktur wurde insbesondere der öffent- lung und der Entwicklung an der Bezirksgrenze am liche Raum in seinem städtebaulich-denkmalpflege- Bethaniendamm vor (s. 7.2). Des Weiteren wird auf rischen Kontext fokussiert. Darüber hinaus erfolgte Grundlage der bezirklichen Bedarfe, insbesondere im eine Ausweitung des Blicks auf die Handlungsfelder Bereich der sozialen Infrastruktur, eine Erweiterung Umwelt, Wohnen und lokale Ökonomie. Im Rahmen der Gebietskulisse Luisenstadt-Kreuzberg vorgeschla- des ISEK werden zudem Empfehlungen für notwen- gen (s. 7.3. Erweiterung der Förderkulisse). dige vertiefende Untersuchungen und Gutachten auf Block- bzw. Teilbereichsebene unterbreitet. Zuletzt sei noch darauf hingewiesen, dass einige Passagen der Untersuchung lediglich leicht überar- Die Erstellung des ISEK folgte einem integrierten beitet aus dem vorangegangen ISEK übernommen Ansatz, der bezüglich der Erfordernisse und des Leit- wurden. Dies betrifft insbesondere diejenigen Berei- bilds für die Entwicklung des Untersuchungsgebiets che, bei denen wenige oder gar keine Veränderungen und der zu planenden Vorhaben auf die kooperative zu verzeichnen sind wie beispielsweise die Verkehrs-

6 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Einleitung

infrastruktur oder die historische Entwicklung. Um den Lesefluss nicht über die Maße zu beeinträchtigen, wurden in diesen Fällen auf eine gesonderte Kenn- zeichnung verzichtet.

Die folgenden Defizite wurden im INSEK 2011 festge- stellt und in der vorliegenden Untersuchung über- prüft.

„„Unterbrochene Weg- und Sichtbeziehungen

„„Fehlender Zugang zur Spree

„„Hohe bauliche Dichte

„„Fehlende/unterbrochene Block- und Raumkanten

„„Schlechter Zustand wichtiger städtebaulicher his- torischer Strukturen (Freiflächen/Gebäude)

„„Überformung der historischen Bebauungsstruktur und Raumbezüge

„„Starke Verkehrsbelastung

„„Unzureichende Radverkehrswege

„„Teilräumlich Stellplatzprobleme

„„Abwanderung von Familien

„„Hoher Anteil an Kinderarmut

„„Hoher Anteil von Schülern nicht deutscher Her- kunft

7 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | 10 Jahre Städtebaulicher Denkmalschutz

2. zehn Jahre Städtebaulicher Denkmalschutz

Die Förderkulisse Luisenstadt-Kreuzberg ist ein leben- licher Denkmalschutz. Die größten Erfolge konnten diges und vielfältiges Quartier. Die im Rahmen der im Bereich der sozialen Infrastruktur erzielt werden, Förderkulisse seit 2006 eingesetzten Mittel in Höhe was sich in einer Abdeckung des Handlungsbedarfs von 40 Mio. EUR, davon 35 Mio. EUR Fördermittel von rund 60 Prozent äußert. Hierbei spielte und spielt Städtebaulicher Denkmalschutz, haben einen großen insbesondere die denkmalgerechte Sanierung der Anteil daran, dass in der Luisenstadt ein breites und Nürtingen-Grundschule unter Berücksichtigung der bedarfsgerechtes Angebot an sozialer Infrastruktur Zusammenlegung mit der benachbarten E.O.-Plau- zur Verfügung steht. Ohne die Fördermittel hätten en-Grundschule eine bedeutende Rolle. In den Berei- die öffentlich genutzten Denkmale nicht in diesem chen Denkmale und öffentlicher Raum konnten in Umfang gesichert und aufgewertet werden können. den vergangenen Jahren jeweils rund 30 Prozent des Handlungsbedarfs abgedeckt werden. Es besteht noch Die in den Jahren 2006 bis 2015 im Förderprogramm ein Bedarf von 38 Mio. EUR. Dabei ist im Handlungs- Städtebaulicher Denkmalschutz umgesetzten Maß- feld öffentlicher Raum vor allem die Qualifizierung nahmen haben einen wichtigen Beitrag zur positiven von Spielplätzen sowie der bedarfsgerechte Umgang Gebietsentwicklung in der Luisenstadt Kreuzberg ge- mit gebietsprägenden Grünflächen wie dem Ehemali- leistet. Schwerpunkte der Erneuerung waren und sind gen Luisenstädtischen Kanal als dringender künftiger die für die Gebietsentwicklung bedeutsamen sozialen Bedarf aufzunehmen. Infrastruktureinrichtungen sowie deren Freiflächen. Darüber hinaus rückte der öffentliche Raum im Laufe Die Förderung aus dem Programm Städtebaulicher der Jahre stärker in den Fokus der Förderung. Neben Denkmalschutz konnte im Laufe der Jahre immer vier großen Stadtplätzen sowie zentralen Infra- wieder sinnvoll durch Fördermittel anderer Kulissen, struktureinrichtungen und Freiflächen rund um den wie beispielsweise Aktionsraum (plus) und Quar- Mariannenplatz und das Bethanien-Gelände, konnten tiersmanagement, ergänzt werden. Auf diese Weise durch die Maßnahmen im Städtebaulichen Denkmal- wurden bildungsbezogene, sozialräumliche und schutz auch Einzelstandorte wie beispielsweise die bauliche Maßnahmen umgesetzt. Teilweise ergaben Volkshochschule Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin sich direkte Abstimmungen hinsichtlich Maßnahmen oder der Standort der ehemaligen Gasanstalt als ‚his- des Aktionsraums und des Städtebaulichen Denkmal- torische Inseln‘ inmitten des sozialen Wohnungsbaus schutzes, so dass die strukturellen Kooperationen auf der 1960er bis 1980er Jahre ins Zentrum des Gesche- Ebene der Fachämter im Bezirksamt Friedrichshain- hens rücken. Gleiches gilt für das Haus des Sports und Kreuzberg sowie mit starken Partnern vor Ort über den Kindernotdienst, die für bedarfsgerechte Nutzun- die Jahre gefestigt und ausgebaut werden konnten. gen im Gebiet attraktiv und belebt wurden. Darüber hinaus haben Dritte mit ihren Investitionen in Neugestaltung bzw. Neubau zur positiven Entwick- Der erreichte Stand der Durchführung des Förderpro- lung in der Luisenstadt Kreuzberg beigetragen. Hier gramms gibt Auskunft über die Reduzierung des im sind beispielsweise die Katholische Kirchengemeinde Jahr 2006 ermittelten Handlungsbedarfs. Nach zehn St. Michael (Alfred-Döblin-Platz) und der freie Träger Jahren Förderung beträgt dieser über die drei zentra- Jugendwohnen im Kiez e. V. (Neubau einer Kinderta- len Handlungsfelder Denkmale, soziale Infrastruktur gesstätte) zu nennen. und öffentlicher Raum hinweg rund 45 Prozent. Hier- zu wurden Mittel in Höhe von 40 Mio. EUR aufgewen- Als problematisch erwies sich der bisherige Umgang det, davon sind 35 Mio. EUR Fördermittel Städtebau- mit gebietsprägenden Grünflächen wie dem Ehe-

8 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | 10 Jahre Städtebaulicher Denkmalschutz

maligen Luisenstädtischen Kanal. So ließen sich die besteht großer Handlungsbedarf. Differenzen zwischen denkmalpflegerischen Belangen und dem Urheberrecht im Rahmen des im Jahr 2012 Im Bereich Grünflächen sind weitere Investitionen angestoßenen Planungsvorhabens trotz intensiver nötig, v.a. für den Grünzug Ehemaliger Luisenstäd- Bemühungen nicht auflösen. Der Planungsprozess tischer Kanal. Bei dem in 2012 geplanten Planungs- musste trotz positiver Bürger- und Akteursbeteiligung vorhaben ‚Ehemaliger Luisenstädtischer Kanal‘ ließen vorerst zurückgestellt werden. sich die Differenzen zwischen denkmalpflegerischen Belangen und dem Urheberrecht, trotz intensiver Trotz dieser Einschränkung sind die Festlegung der Bemühungen nicht auflösen. Der Planungsprozess Förderkulisse und der erfolgte Fördermitteleinsatz als musste trotz positiver Bürger- und Akteursbeteiligung erfolgreich zu bezeichnen. vorerst zurückgestellt werden. Den Grünzug stärken- de Maßnahmen im Straßenraum (z.B. Gestaltung der KÜNFTIGER HANDLUNGSBEDARF Übergänge an den kreuzenden Straßen) sind als erste Es sollen auch künftig noch weitere historisch Maßnahmen durch den Bezirk angestrebt. wertvolle und städtebaulich prägende Gebäude- und Freiflächenstrukturen in unterschiedlicher Größen- ordnung und Lage neugestaltet werden und so eine neue Qualität für das Gebiet und seine Bewohner- schaft gewinnen. So können für die in Kreuzberg sehr heterogenen Bevölkerungsgruppen und ihre Bedarfe zunehmend adäquate Nutzungen und Angebote im Innen- und Außenraum ermöglicht werden.

Die Sanierung und Umgestaltung der E.-O.-Plau- en-Grundschule soll in Zusammenhang mit der Entwicklung eines räumlichen Gesamtkonzepts in 2016 im Programm Städtebaulicher Denkmalschutz angemeldet werden. Ein Augenmerk zur Standort- entwicklung wird auf den Nutzungsmöglichkeiten der ‚nichtschulischen‘ Nachbarschaft und einer verbesser- ten Erschließungsmöglichkeit des Standortes liegen.

Das Bethanien Gelände mit seinen Gebäuden und Freiflächen bleibt auch weiterhin ein Schwerpunkt in der Erneuerung. Die finanziell noch nicht gesicherten Maßnahmen haben bei der künftigen Programmpla- nung weiterhin eine hohe Priorität.

In den Bereichen Öffentlicher Raum, Straßenland und Spielplätze sind bislang nur einige Maßnahmen erfolgt. Insbesondere für die öffentlichen Spielplätze

9 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Ausgangssituation und Rahmenbedingungen

3. ausgangssituation und Rahmenbedingungen

3.1 Städtebaulicher Denkmalschutz Luisenstadt Kreuzberg – das Untersuchungsgebiet

Zum Erhalt von historischen Stadtkernen und inner- (ISEK) mit den Grenzen des Fördergebiets Städtebau- städtischen Altbauquartieren initiierten die damalige licher Denkmalschutz Luisenstadt im Ortsteil Kreuz- Bundesregierung und die neuen Bundesländer im Jahr berg (kurz: Luisenstadt Kreuzberg) überein. 1991 das Förderprogramm Städtebaulicher Denkmal- schutz. Mit Ausnahme der Luisenstadt Kreuzberg als Die nördliche Grenze des Untersuchungsgebiets wird Teil der Luisenstadt, waren bis Ende des Jahres 2008 von der Bezirksgrenze zu Mitte und die östliche bzw. lediglich Vorhaben in den östlichen Bezirken von Ber- südliche Grenze von der Linie Manteuffel- und Skalit- lin förderfähig; seitdem stehen mit der Erweiterung zer Straße sowie Erkelenzdamm gebildet. Im Süd- des Programms um die alten Bundesländer für die osten rahmt der Landwehrkanal das Gebiet, dessen gesamte Stadt Fördermittel gemäß § 172 BauGB zur Grenze im Westen die Blöcke diesseits, also westlich Verfügung. des Ehemaligen Luisenstädtischen Kanals, unregel- mäßig durchschneidend wieder in nördlicher Richtung Das Fördergebiet Luisenstadt liegt sowohl östlich als bis zur Bezirksgrenze zu Mitte verläuft. Die Größe der auch westlich des ehemaligen DDR-Grenzstreifens Förderkulisse umfasst rund 81 Hektar. und wurde von diesem besonders schwer gekenn- zeichnet. Daher erfolgte im Jahr 2006 eine Aufnahme Die Luisenstadt Kreuzberg gehört zum Innenstadtbe- des gesamten Gebiets, das sich über die Bezirksgren- reich und die Entfernung zum zen von Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg erstreckt, beträgt rund vier Kilometer. Spree und Landwehrka- in die Förderung Städtebaulicher Denkmalschutz. nal fließen in unmittelbarer, fußläufig erreichbarer Hierbei stimmt das Untersuchungsgebiet des vorlie- Nachbarschaft im nördlichen bzw. südlichen Verflech- genden Integrierten Stadtteilentwicklungskonzepts tungsbereich des Gebiets. Die Luisenstadt Kreuzberg

Gebiete Städtebaulicher Denkmalschutz Berlin Gebiete Städtebaulicher Denkmalschutz Kreuzberg

10 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Ausgangssituation und Rahmenbedingungen

liegt in der nördlichen Mitte des Ortsteils Kreuzberg Kanal und die charakteristischen Stadtplätze Ma- im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Sie ist überwie- riannenplatz, Oranienplatz, Wassertorplatz oder gend dem inneren Teil – innerhalb der Zollmauer (heu- Heinrichplatz. Umfangreiche Denkmalbestände mit te: Skalitzer Straße) – der historischen Luisenstadt häufig stadtbildprägender Bedeutung weist das Gebiet zuzurechnen, die sich über das Gebiet zwischen Spree, u. a. mit dem ehemaligen Bethanien-Krankenhaus, südöstlichem Festungsgraben, Lindenstraße und der St. Thomas-Kirche und verschiedenen Sozial- und Landwehrkanal erstreckte. Schulbauten auf.

Das Förderprogramm Städtebaulicher Denkmalschutz Die Entwicklung und Festlegung von Maßnahmen, die zielt in erster Linie auf die städtebauliche Erneue- sowohl den Anforderungen der Denkmalpflege und rung historischer Stadtstrukturen sowie von Berei- der Gebietsentwicklung gerecht werden als auch den chen mit hoher Denkmaldichte und hat somit einen Wünschen der Kreuzberger Bewohnerschaft und Ak- stark objektbezogenen, baulich-investiven Fokus. teure entsprechen, stellen insbesondere im Freiraum Raumprägende Strukturelemente der planmäßigen eine große Herausforderung dar. Eine frühzeitige gründerzeitlichen Stadterweiterung aus dem frühen Einbindung sämtlicher Akteure in einen transparenten 19. Jahrhundert sind in der Luisenstadt Kreuzberg Planungs- und Umsetzungsprozess ist daher maßgeblich der Grünzug auf dem Ehemaligen Luisenstädtischen für die erfolgreiche Umsetzung des Förderprogramms.

Luftbild Luisenstadt Kreuzberg

11 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Ausgangssituation und Rahmenbedingungen

3.2 Weitere Gebietskulissen der Städtebauförderung

SANIERUNGSGEBIET um das Kottbusser Tor mit Abriegelung der Dresdner KREUZBERG – KOTTBUSSER TOR (1963 BIS 2002) Straße nicht ungeschehen gemacht werden. Stadterneuerung unter Einsatz von Fördermitteln hat in Kreuzberg eine lange Tradition. Als eines der STADTTEILE MIT BESONDEREM ENTWICKLUNGS- ersten Berliner Sanierungsgebiete wurde das Gebiet BEDARF – SOZIALE STADT (SEIT 1999/2005) Kreuzberg – Kottbusser Tor im Jahr 1963 gemäß §142 Mit dem Quartiersmanagement als Bestandteil des BauGB förmlich festgelegt. Mit rund 105 Hektar Grö- Förderprogramms Soziale Stadt sollen gemäß § 171e ße, 600 Grundstücken, 12.000 Wohneinheiten sowie BauGB Stadtteile stabilisiert werden, die städtebau- 26.000 Einwohnern war es zudem eines der umfang- lich, wirtschaftlich und sozial benachteiligt sind. reichsten Sanierungsgebiete und die Luisenstadt In der Luisenstadt Kreuzberg werden aktuell drei Kreuzberg lag genau in seiner Mitte. Die Aufhebung der berlinweit 34 Quartiersmanagement-Verfahren der Sanierungsverordnung erfolgte im Jahr 2002. mit nicht-investiven Schwerpunkten durchgeführt. Während des Sanierungszeitraums wandelte sich das Darüber hinaus gibt es einen Baufonds, der es Leitbild von der sogenannten aufgelockerten Stadt ermöglicht, auch investive Mittel einzusetzen. Ein samt Kahlschlagsanierung zur behutsamen Stadt- intensives Quartiersmanagement, die Entwicklung erneuerung, die von der Bevölkerung angenommen eines Quartiersbeirats als Partizipationsplattform, die wurde. Mit der Sanierung wurden zwar erhebliche Einrichtung von Quartiersfonds und soziokulturellen Verbesserungen erreicht, jedoch konnten die Kahl- Projekten mit Ausrichtung auf Bildung, Förderung schlagsanierungen westlich des Wassertorplatzes und nachbarschaftlicher Beziehungen und soziokultureller

Gebiete der Städtebauförderung

Soziale Stadt

Stadtumbau West Städtebaulicher Denkmalschutz

12 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Ausgangssituation und Rahmenbedingungen

Integration, soziale und gesundheitliche Beratungs- Arbeitsmarkt für die Bewohner und die Bereitstellung leistungen, Arbeitsmarkt, Gewaltprävention sowie einer bewohneradäquaten sozialen Infrastruktur (vgl. Sauberkeit im Wohnumfeld stehen im Mittelpunkt der QM Wassertorplatz o. A.). Aktivitäten. Quartiersmanagement Mariannenplatz Quartiersmanagement Auch für das Gebiet Mariannenplatz wurde das Zentrum Kreuzberg/Oranienstraße Quartiersmanagement erst im Jahr 2005 eingerich- Für das Gebiet Zentrum Kreuzberg/Oranienstraße tet. Mit einer Größe von rund 18 Hektar und seinen wurde das Quartiersmanagement bereits im Jahr rund 6.000 Einwohnern liegt es als einziges der drei 1999 eingerichtet. Mit einer Größe von rund 38 Hekt- Gebiete vollumfänglich in der Luisenstadt Kreuz- ar ist es im Süden überwiegend durch die Kahlschlag- berg. Dabei besteht die Großsiedlung Mariannen- sanierung der 1970er sowie 1980er Jahre und somit platz überwiegend aus sozialem Wohnungsbau der durch Großgebäudekomplexe geprägt, wohingegen 1970er Jahre, enthält jedoch auch Altbaubestand. Im im Norden gründerzeitliche Blockstrukturen vorherr- Gegensatz zum südlich angrenzenden Quartiersma- schen. Die Erdgeschosse weisen häufig Ladengewerbe nagement-Gebiet Zentrum Kreuzberg/Oranienstra- und gastronomische Nutzungen auf. Zentrum des ße existieren hier nur wenige Gewerbeeinheiten in Gebiets, sozioökonomischer Dreh- und Angelpunkt Erdgeschossen. Die Verbesserung der sozialen und sowie Ballungsraum verschiedener sozialräumli- ethnischen Integration, die Erhöhung der Arbeits- cher Problemlagen sind der Bereich rund um das marktchancen der Bewohner, die Bereitstellung von Kottbusser Tor sowie die Oranienstraße. Vorrangige Fort- und Weiterbildungsangeboten sowie die Steige- Entwicklungsziele liegen in den Bereichen Bildung, rung der Partizipation stellen die primären Ziele im bewohneradäquate Stadtteilkultur, Gewaltpräventi- Gebiet dar (vgl. QM Mariannenplatz o. A.). on, Kommunikation und Partizipation, Verbesserung der sozialen und ethnischen Integration sowie in der STADTUMBAU WEST Stärkung lokaler Strukturen in Kooperation mit an- KREUZBERG-SPREEUFER (SEIT 2005) sässigen Institutionen und starken Partnern (vgl. QM Im Rahmen des Förderprogramms Stadtumbau West Zentrum Kreuzberg/Oranienstraße o. A. a). sollen unter Wert genutzt Gewerbe- und Bahnflächen oder Brachen neu- und umgestaltet sowie Großsied- Quartiersmanagement Wassertorplatz lungen an den demografischen Wandel angepasst Das ehemals rund 32 Hektar große Quartiersma- werden. Dabei stellt das im Jahr 2005 gemäß §§ 171a nagement-Gebiet Wassertorplatz wurde im Jahr 2005 bis d BauGB installierte Fördergebiet Kreuzberg- in die Förderung aufgenommen und mit Beginn des Spreeufer eins von sechs Berliner Gebieten dar, die Jahres 2016 in Richtung Nordwesten ausgedehnt. aufgrund ihrer Lage von stadtentwicklungspolitischer Als innerstädtische Großsiedlung ist das Gebiet Bedeutung sind und deren Entwicklung forciert wird. vornehmlich durch den sozialen Wohnungsbau der 1960er, 1970er und 1980er Jahre gekennzeichnet und Das rund 100 Hektar große Gebiet befindet sich im die Erdgeschosse werden kaum gewerblich genutzt. Nordosten des Ortsteils Kreuzberg, ist rund drei Lediglich der östliche Teil des Gebiets mit dem Was- Kilometer von Alexanderplatz entfernt und wird von sertorplatz und der direkt angrenzenden Bebauung rund 9.000 Menschen bewohnt. Neben der Spree überschneidet sich mit der Luisenstadt Kreuzberg. als natürliche Grenze zum Ortsteil Friedrichshain Priorität haben hier die Entwicklungsziele Steigerung reicht das Kreuzberg-Spreeufer im Westen bis zum des Sicherheitsniveaus bzw. des subjektiven Sicher- Ehemaligen Luisenstädtischen Kanal, im Süden wird heitsempfindens, Erhöhung der Chancen auf dem es durch die Wrangelstraße und im Osten Höhe der

13 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Ausgangssituation und Rahmenbedingungen

Lohmühleninsel begrenzt. Unter Berücksichtigung Dabei erstreckt sich der rund 750 Hektar große des Leitmotivs „Kreuzberg an die Spree – Stadt an die Aktionsraum Kreuzberg Nordost von der Spree bis Spree“ soll hier eine Urbanisierung des Spreeraums, zum Volkspark Hasenheide und vom Landwehrka- der Aufbau einer neuen Kreuzberger Mischung, die nal bis zum Park am Gleisdreieck. Mit rund 125.000 Verbesserung des Wohnumfelds sowie die Stabilisie- Einwohnern ist er der kleinste der fünf Aktionsräume, rung und Aufwertung von Infrastruktureinrichtungen in denen insgesamt knapp 900.000 Menschen leben. und Quartiersachsen erfolgen. Neben der Luisenstadt Kreuzberg und den eingangs bereits erwähnten, weiteren Gebietskulissen der Der Block Mariannenstraße/Bethaniendamm/Köpeni- Städtebauförderung umfasst der Aktionsraum Kreuz- cker Straße/Manteuffelstraße befindet sich sowohl berg Nordost südlich des Landwehrkanals ein zweites in der Stadtumbau-West- als auch in der Städtebau- Gebiet des Städtebaulichen Denkmalschutzes, drei licher-Denkmalschutz-Förderkulisse und wird insbe- zusätzliche Quartiersmanagement-Gebiete sowie das sondere durch seine Nutzung als Bildungsstandort im Jahr 2011 festgelegte Sanierungsgebiet Mehring- geprägt. Im Rahmen des Stadtumbaus ist in diesem platz, das ebenfalls über die Programmförderung Block ein nicht mehr nutzbares Schulfunktionsgebäu- Städtebaulicher Denkmalschutz finanziert wird (vgl. de abgerissen, die entstandene Freifläche im Rahmen STATTBAU 2015). des Gesamtkonzepts für den Schulhof neu gestaltet und aufgewertet worden. Teile des Hortgebäudes Auch über den Aktionsraum wurden und werden der Nürtingen-Grundschule wurden saniert, auf der einige nicht-investive Projekte finanziert, die die gegenüberliegenden Straßenseite ein öffentlicher Luisenstadt Kreuzberg betreffen. So kamen neben Spielplatz geschaffen und der westliche Abschnitt den bereits im letzten ISEK aufgeführten Projekten der Wrangelstraße aufgewertet. Seit dem Jahr 2010 Campus Marianne, Bandräume im Bethanien und Bi- erfolgten keine weiteren Maßnahmen (vgl. SenStadt- bliotheken als interkulturelle Stadtteil- und Bildungs- Um 2016 a). zentren beispielsweise das Projekt Sport(t)räume für Mädchen an Grundschulen hinzu, welches seinen AKTIONSRAUM (PLUS) Ausgang an der E.O.-Plauen-Grundschule nahm (vgl. KREUZBERG NORDOST (SEIT 2010) ebd.). Als Reaktion auf die Ergebnisse der Monitorings So- ziale Stadtentwicklung 2008 und 2009 legte der Ber- liner Senat im Frühjahr 2010 fünf großräumige Ge- biete als Aktionsräume plus fest, die in hohem Maße komplexe Problemlagen aufwiesen. Dabei war und ist es das Ziel, die sozialräumliche und städtebauliche Entwicklung in den Gebieten zu verbessern und somit positiv auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen ihrer Bewohner einzuwirken. Aus diesem Grund wird insbe- sondere das Thema Bildung fokussiert. Die Initiative Aktionsräume plus endete mit dem Jahr 2013, wobei die Kulissen bestehen blieben. Mit der Neuausrich- tung des Programms Soziale Stadt in der EU-Förder- periode 2014-2020 setzt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt die Konzentration und Bündelung von Städtebaufördermitteln und von im Rahmen der Zukunftsinitiative Stadtteil (ZIS) umge- setzten EU-Mitteln in den fünf Aktionsräumen – nun jedoch ohne „plus“ – fort (vgl. SenStadtUm o. A.).

14 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Ausgangssituation und Rahmenbedingungen

3.3 Planungssituation

FLÄCHENNUTZUNGSPLAN „„VI-97 Grundstücke Manteuffelstraße 12-14, Laut dem aktuellen Flächennutzungsplan aus dem Wrangelstaße 127, 123-135, WA Zweckbestim- Jahr 2015 zeichnet sich die Nutzungsstruktur der mung Altenwohnheim und Einrichtungen für kul- Baublöcke im Untersuchungsgebiet Luisenstadt turelle und soziale Zwecke, Zweckbestimmung Kreuzberg durch gemischte Bauflächen um das Kott- Kita und für die Bezirksverwaltung (im Sporthal- busser Tor bis an die Oranienstraße sowie im Block lengebäude), Festsetzung 1977 westlich des Bethaniengeländes bis an den Ehema- ligen Luisenstädtischen Kanal aus. Darüber hinaus „„VI-101 a Bereich um das NKZ, Kerngebiet, Gewer- ist das Untersuchungsgebiet durch Wohnbauflächen begebiet, Flächen für den Gemeinbedarf, Alten- geprägt (vgl. SenStadtUm 2015). wohnheim, Einrichtungen für soziale und kultu- relle Zwecke (Bücherei, Mehrzweckhaus, BAUNUTZUNGSPLAN Kulturzentrum), Festsetzung 1973 Auch heute noch bildet der Baunutzungsplan für Berlin 1958/60 die Grundlage für planungsrechtliche „„VI-101 j Gelände zwischen Mariannenplatz, Entscheidungen in den westlichen Bezirken Berlins. Waldemarstraße, Manteuffelstraße, Naunyn- Dieser sieht für die Nutzungsstruktur der Baublöcke straße und Mariannenplatz, WA, Festsetzung in der Luisenstadt Kreuzberg eine stärkere Differen- 1974 zierung vor als der Flächennutzungsplan. Danach sind beispielsweise die Baublöcke beiderseits der Orani- Im Untersuchungsgebiet selbst laufen keine aktuellen enstraße als gemischte Bauflächen eingetragen (vgl. Bebauungsplanverfahren. Im Verflechtungsbereich Gutachterausschuss für Grundstückswerte in Berlin sind gegenwärtig folgende Bebauungspläne im Ver- o. A.). fahren:

BEBAUUNGSPLÄNE „„2-33 Teilfläche Grundstück Köpenicker Str.20 Sobald auf kleinräumiger Ebene beispielsweise durch Planinhalt: Gehrecht für die Allgemeinheit einen Bebauungsplan neues Planungsrecht geschaf- (Spreeuferweg) Aufstellungsbeschluss bekannt fen wird, verliert der Baunutzungsplan für Berlin gemacht am 15.07.2011 1958/60 seine Gültigkeit als Grundlage für planungs- rechtliche Entscheidungen. In der Luisenstadt Kreuz- „„2-17 BEHALA-Gelände Planinhalt: MI, evtl. Teilflä- berg sind in den 1960er und 1970er Jahren folgende chen MK, Spreeuferweg Aufstellungsbeschluss be- Bebauungspläne festgesetzt worden: kannt gemacht am 07.08.2007 (ruht seitdem)

„„VI-56 Manteuffelstr. 23,24 Ecke Muskauer Str.27, öffentliche Grünfläche mit der Zweckbestimmung Spiel-und Tummelplatz, Festsetzung 1963

„„VI-69 Waldemarstraße 104 und Manteuffelstraße; Allgemeines Wohngebiet Zweckbestimmung Altenwohnheim, Festsetzung 1972

„„VI-96a Gelände westlich des Wassertorplatzes zwischen Ritterstraße und Gitschiner Straße so- wie Wassertorstraße, Segitzdamm und Bergfried- straße, WA und Einrichtung für kulturelle und so- ziale Zwecke (Volkshochschule), Festsetzung 1976

15 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Ausgangssituation und Rahmenbedingungen

ERHALTUNGSVERORDNUNGEN entstanden. Aus städtebaulicher Sicht ist die Ausbil- Erhaltungsverordnungen gemäß § 172 BauGB sollen dung einer klaren Raumkante entlang der Köpenicker die städtebaulichen Eigenarten bestimmter Quar- Straße und der nördlichen Adalbertstraße langfristig tiere erhalten („Gestaltungsschutz“) und/oder die wünschenswert. Zusammensetzung ihrer Wohnbevölkerung schützen („Milieuschutz“). Bereits im Jahr 1995 wurde für gro- Block 90 und 91 ße Teile des alten SO 36 sowohl ein Gestaltungs- als Auch im Zusammenhang mit der geplanten Ent- auch ein Milieuschutz erlassen. Damit ist das Erhal- wicklung des nördlich am Spreeufer gelegenen tungsgebiet Luisenstadt eines der ersten und mit BEHALA-Blocks (Block 91) zu einem mit Wohnen und rund 200 Hektar Größe sowie rund 44.000 Einwoh- Gewerbe durchmischten Gebiet sollte der im Un- nern das größte in Kreuzberg. tersuchungsgebiet Luisenstadt Kreuzberg liegende Block 90 gleichwertig mit entwickelt werden. Dazu Im Jahr 2006 sind das Untersuchungsgebiet ist die Verlagerung von störenden Gewerbebetrieben Luisenstadt Kreuzberg betreffend und auf Grundlage im Bereich der Köpenicker Straße erforderlich. Aus von Gutachten zur Überprüfung der Voraussetzungen städtebaulicher Sicht ist die Ausbildung einer klaren für den Erlass von Erhaltungsverordnungen sowie Raumkante entlang der Köpenicker Straße und der zu den denkmalpflegerischen und freiraumplaneri- nördlichen Manteuffelstraße wünschenswert. schen Prämissen zwei weitere Erhaltungsgebiete mit Gestaltungsschutz erlassen worden. Dabei sind die Gebiete Luisenstadt Bethaniendamm und Luisenstadt Segitzdamm durch zahlreiche denkmalgeschützte Einzelbauten, Gebäudeensembles und Freiräume geprägt (vgl. BA F-K o. A.). Insbesondere die Freiräume wurden jedoch häufig nicht ihrer Bedeutung gemäß gepflegt oder entwickelt. Dies gilt auch für die nicht denkmalgeschützten Bereiche, die zudem seit der Wende einem hohen Veränderungsdruck ausgesetzt sind. Mittels der Instrumentarien der Erhaltungsver- ordnungen ist es möglich, sowohl bauliche Anlagen, wie beispielsweise den Grünzug auf dem Ehemaligen Luisenstädtischen Kanal oder die angegliederten Plat- Erhaltungssatzungsgebiete nach § 172 BauGB zanlagen, als auch die städtebauliche Eigenart der Gebiete zu erhalten. Der Abbruch, die Nutzungsän- derung oder die Errichtung baulicher Anlagen bedür- fen der behördlichen Genehmigung. Der Schutz der sozialen Infrastruktur in privaten Gebäuden z.B. von Eltern-Initiativ-Kitas, wird im Rahmen der Erhaltungs- verordnung angestrebt.

SONSTIGE PLANERISCHER KONZEPTE

Block 73 Der Bauhof am Bethaniendamm wurde aufgegeben. Auf den Grundstücken Bethaniendamm 63, 65 ist im Blockrand ein Kindertagesstätten-Neubau mit Woh- nungen (betreutes Wohnen) entstanden. Auf dem Ge- Erhaltung der städtebaulichen Eigenart lände des Kinderbauernhofs sind neue Stallgebäude Erhaltung der städtebaulichen Eigenart und Milieuschutz

16 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Ausgangssituation und Rahmenbedingungen

3.4 lebensweltlich orientierte Räume

Der im fünften Kapitel folgenden Bestandsanalyse Blöcke westlich des Grünzugs auf dem Ehemaligen liegen unterschiedliche räumliche Bezugsgrößen Luisenstädtischen Kanal. Zudem liegt der südliche zugrunde. So sind nicht für alle Themenfelder Infor- Abschnitt des Grünzugs zwischen Skalitzer Straße mationen auf Ebene des exakten Gebietszuschnitts und Landwehrkanal im Planungsraum Wassertor- der Förderkulisse Luisenstadt Kreuzberg vorhanden. platz. Auf übergeordneter Ebene dient insbesondere In solchen Fällen wird auf die sogenannten Lebens- die Bezirksregion Nördliche Luisenstadt als räumliche welt orientierten Räume (LOR) zurückgegriffen, mit Bezugsgröße, in der die Planungsräume Oranienplatz deren Einführung im Jahr 2006 eine neue Grundlage und Lausitzer Platz liegen. Die Bezirksregion Südliche für sozialräumliche Beobachtungen, Prognosen und hat mit den Planungsräumen Moritz- Planungen in Berlin geschaffen wurde. Unterhalb platz und Wassertorplatz einen wesentlich geringeren der Bezirksebene sind die LOR in Prognoseräume, Anteil an der Luisenstadt Kreuzberg. Die Planungs- Bezirksregionen und Planungsräume unterteilt, wobei räume Askanischer Platz und Mehringplatz weisen Planungsräume die kleinste Hierarchieebene dar- keine Überschneidung auf. stellen und durchschnittlich rund 7.500 Einwohner aufweisen.

Da sich die Grenzen der Fördergebiete des Pro- gramms Städtebaulicher Denkmalschutz an den jeweiligen städtebaulichen Gegebenheiten vor Ort orientieren, werden die räumlichen Bezugsgrö- ßen der LOR häufig separiert. Dabei deckt sich die Luisenstadt Kreuzberg überwiegend mit dem Pla- nungsraum Oranienplatz.1 Die östliche Grenze des Gebiets durchschneidet den Planungsraum Lausitzer Platz entlang der Manteuffelstraße und die westliche Grenze den Planungsraum Moritzplatz entlang der

Lebensweltlich orientierte Räume

1 | Aus diesem Grund werden der Planungsraum Oranien- platz und die entsprechende Bezirksregion Nördliche Luisenstadt im Zuge der Bestandsanalyse fokussiert und nur wo nötig in Beziehung zu den übrigen Planungsräumen sowie der Bezirksregion Südliche Friedrichstadt gesetzt. Den Datenblättern im Anhang ist eine Übersicht zu den statisti- Oranienplatz, Lausitzer Platz, Moritzplatz, Wassertorplatz schen Werten aller räumlichen Ebenen zu entnehmen.

17 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Städtebauliches Leitbild

4. städtebauliches Leitbild

Leitlinien

„„Sicherung der gestaltprägenden Bebauungs-, Freiraum- und Platzstrukturen der Gründerzeit und Be- wahrung von Spuren der Geschichte

„„Sicherung der Wohnfunktion für eine Vielzahl von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen

„„Sicherung der Funktionsmischung von Wohnen, Gewerbe, Handel, Dienstleistung und Kultur

„„Stabilisierung und Sicherung der Vielzahl an Einrichtungen der sozialen Infrastruktur

Die Entwicklung der Luisenstadt Kreuzberg ergibt sich zentrumsnaher Teil der gesamten Luisenstadt sowie aus den gebietsbezogenen Erfordernissen und Poten- Berlins ist. zialen, aber auch aus den Anforderungen und Vorstel- lungen, die das Untersuchungsgebiet beeinflussen, Mit dem weiterhin gültigen städtebaulichen Leitbild das nun schon lange nicht mehr Stadtrand, sondern „Einheit in der Vielfalt“ soll die Bewahrung, Stärkung

Leitbild

18 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Städtebauliches Leitbild

und behutsame Weiterentwicklung der charakteris- tischen Elemente der Luisenstadt Kreuzberg auch zukünftig gefördert werden. Dabei meint „Vielfalt“ sowohl die gebauten Strukturen vom Stadtraum bis hin zu seinen Elementen Gebäude und Freiräume als auch die verschiedenen Nutzungen und Funktionen im Untersuchungsgebiet, die Menschen, die hier leben und arbeiten, ihre Netzwerke, Vereine und Initiativen sowie die zahlreichen Einrichtungen der sozialen Infrastruktur.

Trotz teilräumlicher Brüche und Barrieren stellt die Luisenstadt Kreuzberg eine Einheit dar, deren beson- dere Attraktivität aus den unterschiedlich gebauten Leitbildern von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts erwächst. Diese Einheit in der Vielfalt kommt einem herausragenden Alleinstellungsmerkmal gleich.

Insbesondere die Bebauungsstrukturen der Grün- derzeit haben sich im Laufe der Jahrzehnte als flexibel und anpassungsfähig erwiesen, ohne dabei ihre Charakteristik zu verlieren. Hinzu kommen eine große Nutzungs- und Funktionsvielfalt mit teilweise stadtweiter und darüber hinausgehender Bedeutung, zahlreiche soziale Infrastruktureinrichtungen sowie eine demografisch und sozial stark gemischte Bevöl- kerung.

Auch 30 Jahre nach Durchführung der Internationalen Bauausstellung besteht in Kreuzberg weiterhin Bedarf an einer bedarfsgerechten Erneuerung öffentlicher Einrichtungen sowie von Straßen, Plätzen und Grün- bereichen.

In der Tradition der Luisenstadt Kreuzberg ist eine kritische Beteiligung an baulichen Veränderungen tief verwurzelt. Ohne die frühzeitige Einbeziehung, Mitwirkung und Akzeptanz der Bevölkerung sind erforderliche Maßnahmen nur sehr schwer oder auch gar nicht umsetzbar.

Aus dieser Argumentation resultieren die einführend genannten Punkte als weiterhin gültige Leitlinien für die Entwicklungen in der Luisenstadt Kreuzberg.

19 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

5. bestandsanalyse

Bestandsanalysen zum Gebiet des Städtebaulichen Denkmalschutzes in der Luisenstadt in Kreuzberg wurden in den vergangenen Jahren bereits erstellt. Doch auch nach 10 Jahren des Städtebaulichen Denkmalschutzes in der Luisenstadt, stellt eine Bestandsanalyse zum Städtebau, der Bevölkerung, der Nutzungsstruktur sowie von Umwelt, Klima und Energie eine wichtige Grundlage für die Erarbeitung von Entwicklungszielen und Handlungs- empfehlungen dar. Insbesondere im Bereich des Denkmalschutzes fanden seit der letzten Betrachtung Änderun- gen statt. Für die Analyse der demografischen Struktur und sozialen Situation wurden die aktuell vorliegenden Zahlen aus 2010 und 2014 vergleichend herangezogen, die Belange von Umwelt, Klima und Energie wurden erstmals als eigenständiges Analysekapitel betrachtet.

5.1 Städtebau

5.1.1 Historische Entwicklung

„„ Entstehung der Luisenstadt geht bis in das 13. Jahrhundert zurück, der Landwehrkanal und der Luisenstädtische Kanal wurden im 19. Jahrhundert errichtet „„ Umsetzung von Straßenfluchten und Mietshäuser nach Hobrecht-Plan aus dem Jahr 1862 „„ Teilung in West- und Ost-Berlin „„ Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, der teilweise in Großstrukturen erfolgte „„ Internationale Bauausstellung 1987, die im Zuge der sogenannten IBA-Altbau zur behutsamen Stadt- erneuerung und zum Ende der Kahlschlagsanierung führte

HISTORISCHE LUISENSTADT cker Feld hatte das Ziel, Unregelmäßigkeiten in der Eine Besiedlung des Gebiets der heutigen Luisenstadt Bebauung vorzubeugen. Einerseits sollte die private geht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Durch das Bautätigkeit durch den Bebauungsplan forciert und durch Ackerbau geprägte Köpenicker Feld verlief ein günstige Ansiedlungsbedingungen für die Indust- wichtiger überregionaler Verbindungsweg, der Rix- rie geschaffen werden, andererseits sollten soziale dorfer Damm in Richtung Süden und die Köpenicker Ziele, wie Räume für die Naherholung, mittels einer Straße nach Köpenick. Mit dem Bau der Berliner Zoll- differenzierten Gestaltung des öffentlichen Raumes und Akzisemauer zu Beginn des 18. Jahrhunderts lag durchgesetzt und die Gleichförmigkeit der Bebauung das Gebiet innerhalb der Berliner Stadtmauern. Im aufgelockert werden. Im Rahmen von Arbeitsbeschaf- Jahr 1802 wurde das Köpenicker Feld in Luisenstadt fungsmaßnahmen wurden zwei wichtige Transport- umbenannt (vgl. Bürgerverein Luisenstadt o. A.). wege angelegt, die stadträumlich prägend sind: Ab dem Jahr 1845 begann der Bau des Landwehrkanals PLANMÄSSIGE BEBAUUNG und in den Jahren 1848 bis 1852 entstand der Luisen- Bis Mitte des 19. Jahrhundert war das Territorium städtische Kanal als Verbindung zur Spree mit seinen vom Obst-, Gemüse- und Getreideanbau bestimmt. beiden Hafenbecken und einem Marktplatz, dem Der maßgeblich von Peter Joseph Lenné geprägte Oranienplatz. Das Bethanienkrankenhaus entstand in Bebauungsplan von 1842 für das einstige Köpeni- den Jahren 1845 bis 1847.

20 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

DIE KREUZBERGER MISCHUNG ENTSTEHT konzentrierte, gerieten die Gründerzeitgebiete in den Ab dem Jahr 1860 setzte im Gebiet eine rege Bau- Fokus des Interesses. tätigkeit ein, die sich ab dem Jahr 1875 mit der Um- setzung des Hobrechtschen Fluchtlinienplans weiter STADTERNEUERUNGSPROGRAMM UND verstärkte. Anstelle der bislang max. 3- bis 4-ge- KAHLSCHLAGSANIERUNG schossigen Wohnhäuser, wurden 4- bis 5-geschossige Mit dem Mauerbau im Jahr 1961 war Kreuzberg zu Mietshäuser mit Läden im Hochparterre und Souter- einem Randgebiet und mit der Sanierungspolitik rain sowie mehrgeschossigen Fabrikbauten in den zunehmend zum Wohnort für Zuwanderer, Aussteiger Hinterhöfen errichtet. In der Luisenstadt Kreuzberg und Studenten geworden. Im Jahr 1963 wurde das entstanden so Ausgangs des 19. Jahrhunderts und zu rund 105 Hektar große Sanierungsgebiet Kreuzberg – Beginn des 20. Jahrhunderts mehrere Gewerbehöfe, Kottbusser Tor als erstes Stadterneuerungsprogramm die inzwischen unter Denkmalschutz stehen. Mit der West-Berlins förmlich festlegt. Mit der Sanierung Neuansiedlung von Fabriken und der Ausweitung des sollte eine Neuordnung des Gebiets einhergehen, Handels wuchs die Nachfrage nach erschwinglichen die sich an dem Autobahn-Tangentensystem um die Kleinwohnungen für die Arbeitskräfte. Die bestehende historische, im Ostteil liegende alte Innenstadt orien- Baustruktur wurde verdichtet, Gebäude umgenutzt tierte und dem Bild der aufgelockerten Stadt folgte. sowie Garten- und Hofflächen bebaut. Im Jahr 1910 Die schadhafte Bausubstanz mit mangelhafter Aus- hatte die Luisenstadt ihre höchste Bebauungsdichte stattung und die ungeordnete Mischbebauung waren erreicht (vgl. Bauausstellung Berlin 1983). weitere Sanierungsgründe. Demzufolge wurde die nördliche Altbebauung am Kottbusser Tor abgerissen VOM WASSERWEG ZUM GRÜNZUG und bis zum Jahr 1974 mit einem maßstabsprengen- In den Jahren 1925/26 wurde damit begonnen, den den Großkomplex, dem Neuen Kreuzberger Zentrum Luisenstädtischen Kanal wegen technischer Män- (NKZ), bebaut. Im Zuge dieser den Sanierungszielen gel beim Abfluss und aufgrund seiner zunehmend entsprechenden Maßnahme wurde die Dresdener geringen Bedeutung für den Transport zuzuschütten Straße abgeriegelt, die bis dato die älteste Kreuz- und zu einem tiefer gelegenen Grünzug umzugestal- berg durchquerende Straße war. Desgleichen wurde ten (vgl. TOPOS 2005). Die ursprünglichen Pläne zur die historische Bebauung westlich und südlich des Neugestaltung des ehemaligen Schifffahrtskanals in Wassertorplatzes durch Großstrukturen für soziale eine Grünanlage gingen auf Planungen von L. Kloss Wohnungsbauten überformt. und W. Barth zurück. Verkehrs-und bautechnische Probleme sowie Geldmangel führten dazu, dass der Grünzug erst im Jahr 1932 offiziell der Öffentlichkeit übergeben wurde, ohne dass alle Abschnitte und Plät- ze bereits ihre endgültige Gestalt hatten (vgl. Duntze 2011).

WIEDERAUFBAU NACH DEM 2. WELTKRIEG – DIE AUFGELOCKERTE STADT Beginnend mit dem Wiederaufbau in den 1950er Jahren und im Zuge einer geplanten Autobahnfüh- rung, ist in den 1960er Jahren die gründerzeitliche Bebauungsstruktur um das Kottbusser Tor durch vielgeschossige Neubauten überformt worden. Die Neubauten folgten dem städtebaulichen Leitbild der aufgelockerten Stadt, in der auch Wohnen und Gewerbe entflochten sind. Nach Beendigung der Wie- Autobahnplanung - Strukturplan der Bauverwaltung deraufbauphase, die sich vor allem auf Kriegsbrachen (Ausschnitt), 1969

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kernung der Blockinnenbereiche beibehalten oder KRITIK AN DER SANIERUNGSPOLITIK durch Neubauten ersetzt. Parallel verfolgten die als Die „Sanierung“ am Kottbusser Tor gilt als Zeichen Sanierungsträger eingesetzten Wohnungsbauge- für eine verfehlte Stadtentwicklungspolitik sowie sellschaften durch unterlassene Instandsetzungen als Auslöser für die Kreuzberger Bewohnerproteste. und den zielgerichteten Leerzug von Wohnhäusern Während der Kahlschlagsanierungen am sogenann- und Gewerbebauten jedoch weiter eine Praxis des ten Kotti und um den Wassertorplatz verblieben die beschleunigten Häuserverfalls. In einer Situation, die übrigen Baugebiete im Stand der Sanierungserwar- von Wohnungsmangel und steigenden Mietpreisen tung. Dies bedeutete unterlassene Instandhaltungen, bestimmt war, führte das zum Erstarken der Hausbe- gezielter Verfall, Wegzug verunsicherter Bewohner bei setzerbewegung. Zunehmend begann sich der Protest Verbleib sozial Schwächerer sowie hohe Fluktuation gegen eine seelenlose und unsoziale Sanierungspo- und zunehmender Leerstand mit der Aussicht auf den litik zu organisieren, der sowohl deutschlandweit als letztendlichen Abriss der Gebäude. In zunehmendem auch international für Aufmerksamkeit sorgte. Von Maße widersprachen die Bewohner den Abriss- und Seiten des Berliner Senats wurde die Internationale Neubaukonzepten sowie der damit einhergehenden Bauausstellung Berlin GmbH unter Leitung von Prof. Negierung der gewachsenen Stadtstruktur auf Erörte- Hardt-Waltherr Hämer im Jahr 1978 gegründet, die rungsveranstaltungen, die vom neuen Städtebauför- die Kurskorrektur in der Berliner Sanierungspolitik derungsgesetz aus dem Jahr 1971 vorgeschrieben forcierte. wurden. Fanden diese Bedenken und aufkeimenden Proteste lange Zeit jedoch keine Beachtung, so gelang BEHUTSAME STADTERNEUERUNG es dennoch, größere Teile der Ensembles im Bereich Im Zuge der Arbeit an der Internationalen Bauaus- Admiralstraße/Fraenkelufer durch Instandbesetzung stellung und in engem Dialog mit örtlichen Initiativen vor dem Abriss zu bewahren. und Hausbesetzern entstanden die Leitlinien für die Sanierung in Kreuzberg. Die Sanierung sollte sich Beginnend in der Mitte der 1970er Jahre nahm auch nach den Bedürfnissen, Möglichkeiten und Wün- die Berliner Senatsverwaltung schrittweise Abstand schen der von der Sanierung Betroffenen richten, die von den bislang verfolgten Zielen der Sanierung. So Kreuzberger Mischung bewohner- und nutzerorien- wurden bei den Blöcken um das Bethanien entwe- tiert erneuert werden und der Sanierungsprozess im der die Blockrandbebauung bei vollständiger Ent- Konsens erfolgen. Als programmatischer Bestandteil der Internationalen Bauausstellung waren die zwölf Grundsätze der behutsamen Stadterneuerung auch nach ihrem Abschluss im Jahr 1987 verpflichtend. Sa- nierung bedeutete jetzt Instandsetzung und Moder- nisierung. Aktuell erarbeitet die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin auf der Grund- lage des StEK Berlin 2030 und dem StEP Wohnen, Leitbilder für eine sozial verträgliche Stadterneuerung in Berlin.

PROGRAMMATISCHER BESTANDTEIL Begleitet von einer Erneuerungskommission und von in der Instandbesetzung erfahrenen Initiativen sowie aufgrund zahlreicher Erörterungsveranstaltungen, Mieterbefragungen und Abstimmungen über Planun- gen wurden die Baumaßnahmen grundstücksweise bestimmt. Die Instandsetzung und Modernisierung Protest gegen Kahlschlagsanierung im SO 36 der Wohnungen erfolgte häufig in baulicher Selbst-

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hilfe durch die Bewohner. Die STATTBAU GmbH wurde in diesem Kontext als Treuhänder des Landes Berlin gegründet, auch mit dem Auftrag, die ehemals besetzten Häuser vorrangig im Block 103 in Eigentum der Bewohner zu überführen. Als Resultat gründete sich die Bewohnergenossenschaft Luisenstadt eG. Ne- ben dem Erhalt und der bedarfsgerechten Sanierung der vorhandenen Wohnsubstanz wurde auch dem Exodus gewerblicher Flächen entgegengewirkt und die bekannte Kreuzberger Mischung beibehalten. Ökolo- gische Modellprojekte wie im Block 103 zur Energie- gewinnung, zum Brauchwasserrecycling und zu einer umweltfreundlichen Abfallwirtschaft entstanden ebenso im Zuge der Sanierung wie auch architekto- nisch bemerkenswerte Neubauten, wie beispielsweise das Wohnregal in der Admiralstraße.

ENTWICKLUNGEN HEUTE Im Jahr 2002 wurde das Sanierungsgebiet Kreuzberg – Kottbusser Tor aufgehoben. Im Untersuchungsgebiet ist ein breites Spektrum des Bauens und Wohnens aus allen Sanierungsphasen vertreten. Es ist aber auch erkennbar, dass noch und bereits wieder Erneue- rungsbedarf besteht. Die Tradition einer umfangrei- chen, intensiven und auch kontroversen Beteiligung der Bürger an den Planungsprozessen hat sich über die Jahre erhalten und zeigt sich in den zahlreichen im Gebiet ansässigen Initiativen und Organisationen. Aufgrund der exorbitanten Mietpreissteigerungen der zurückliegenden Jahre, nimmt das Thema Verdrän- gung gegenwärtig einen großen Raum ein im Gebiet. Die Bewohner sowie die lokalen Akteure befürchten den Verlust der Kreuzberger Mischung, die sich so- wohl im Wohnen als auch im Gewerbe niederschlägt.

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5.1.2 Baulich-räumliche Struktur

„„ Zweite planmäßige Stadterweiterung Berlins mit dichter Bebauungsstruktur „„ Landwehrkanal und ehemaliger Luisenstädtischer Kanal als prägende stadträumliche Grundstrukturen „„ Hochhauskomplexe des sozialen Wohnungsbaus, die die historischen Stadtstrukturen teilweise voll- ständig überformten „„ Weitestgehender Erhalt der Kreuzberger Mischung, die sich in kleinteiligem Nebeneinander von Ge- werbe und Wohnen ausdrückt

Die Luisenstadt Kreuzberg ist eine der ältesten, in Höfe, was dem Wenderadius einer Feuerlöschpumpe ihrer Grundstruktur weitgehend erhaltenen Stadter- entsprach. Die Gebäudehöhen durften maximal der weiterungen der Gründerzeit in Berlin. Seinen Bau- Straßenbreite entsprechen. Für die Wohnungen boom erlebte das Untersuchungsgebiet in der zweiten galten 2,51 Meter Geschosshöhe als ausreichend, und Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit dem Bau des Land- Kellerräume durften dann als Wohnungen vermietet wehr- und des Luisenstädtischen Kanals entstanden werden, wenn deren Geschossdecke einen Meter über in den Jahren 1845 bis 1852 zwei wichtige Wasser- Terrain lagen. Mit den neuen Bauordnungen aus wege, die dem Transport von massenhaft benötigten den Jahren 1887 und 1897 reagierte der Preußische Baumaterialien und Rohstoffen für die sich ansiedeln- Staat – entgegen der Haltung des Magistrats von de Industrie dienten. Der Luisenstädtische Kanal mit Berlin – auf massive Kritik gegen die gesundheits- seinen beiden Hafenbecken (Wassertor- und Engel- gefährdenden Wohnverhältnisse in den sogenannten becken) und dem Oranienplatz als Marktplatz im Mietskasernen und sorgte für eine relative Verbesse- Schnittpunkt von Kanal und Oranienstraße bildete die rung bei der Ausstattung und den Belichtungs- und stadträumliche Grundstruktur und wurde wesentli- Belüftungsverhältnissen der Wohnungen. Neben ches stadträumliches Gestaltungselement. Beiderseits Wohnhäusern entstanden auch kommunale Bauten des Kanals entstanden großzügige, als Alleen ausge- wie die Schule in der Wassertorstraße, die sich mit staltete Uferstraßen, und für die anliegenden Grund- ihren roten Ziegeln in den Blockrand einfügte. stücke wurden Vorgärten festgelegt. Der Raum um den Kanal sollte als Erholungsfläche dienen. Das im Im Jahr 1886 begann gegen den Protest von Grund- Jahr 1848 erbaute Bethanienkrankenhaus war noch stücksbesitzern und Bewohnern der Bau der Hoch- bis zum Jahr 1855 der einzige Gebäudekomplex der bahn vom Schlesischen bis zum Halleschen Tor Gegend, weiträumig umgeben von Feldern und dem auf der Trasse der neuen, mit Bäumen bepflanzten im Jahr 1853 angelegten Mariannenplatz. Gürtelpromenade, die dem Verlauf der alten Stadt- mauer folgend angelegt worden war. Mit der Eröff- Durch das Zusammenspiel von Hobrechtschem nung der Hochbahnstrecke im Jahr 1902 verlor die als Fluchtlinienplan, der im Jahr 1875 als Fluchtlinienge- repräsentativer Boulevard gestaltete Skalitzer Straße setz rechtsverbindlich, und in dem Straßen und Plätze an Wohn- und Gestaltwert. Zudem wurde durch die definiert wurden, und der Bauordnung aus dem Jahr Hochbahn der Stadtraum um den Wassertorplatz 1853, die eine allgemeine Baufreiheit gewährte, zerschnitten und die Nord-Süd-Achse des Luisenstäd- wurde die Grundstücksausnutzung lediglich durch die tischen Kanals unterbrochen. Die Barrierewirkung Bestimmungen der Feuersicherheit beschränkt. Dar- verstärkte sich mit der Zunahme des Straßenver- aus ergaben sich für Grundstücke mit einer Tiefe ab kehrs. Mit zunehmender Bevölkerungsdichte wurde 31,40 Meter, die mit Hintergebäuden bebaut waren, das öffentliche Schulwesen durch Schulneubauten Durchfahrthöhen von 2,81 Meter für den Transport in der Luisenstadt erweitert. Ein zweites Gymnasium der Löschgeräte und 28,52 Quadratmeter große entstand am Mariannenplatz, und auf einem gärtne-

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risch genutzten Grundstück in der Mariannenstraße wurde eine Realschule gebaut. Ab den 1880er Jah- ren veränderte sich auch das öffentliche Leben auf den Straßen. Aus hygienischen Gründen wurden für öffentliche Märkte wie den Oranienplatz überdachte Markthallen gebaut.

Im Jahr 1926 wurde der Beschluss gefasst, den Lui- senstädtischen Kanal mit dem Aushub des Neubaus der U-Bahnlinie (heute U8) zwischen Neukölln und Gesundbrunnen auf einen Meter oberhalb des alten Wasserstands zu verfüllen. Der Kanal hatte seine Bedeutung als Transportweg verloren und begann aufgrund geringen Gefälles zu verschlammen. Unter der Leitung von Erwin Barth entstand ein Grün- zug mit einer Abfolge von sogenannten Schmuck-, Lehr- und Spielgärten, der der Öffentlichkeit im Jahr 1932 übergeben wurde. Mit dem Bau des nördlichen Abschnitts der damaligen U-Bahnlinie D (heute U8) in den Jahren 1913 bis 1917, der ursprünglich unter- halb der Dresdener Straße vom heutigen U-Bahnhof Heinrich-Heine Straße (früher Neanderstraße) zum Kottbusser Tor verlaufen sollte, entstand der U-Bahn- hof Dresdener Straße am Oranienplatz (vgl. Duntze 2011). Der Erste Weltkrieg führte dazu, dass der Bahnhof erst im Jahr 1921 und lediglich im Rohbau fertiggestellt werden konnte. Im Zuge des Weiterbaus der U-Bahnlinie ab dem Jahr 1927 entschied die Stadt Berlin, dass die Linienführung verändert und über den Moritzplatz geführt werden sollte. Der bereits fertig- gestellte Streckenabschnitt zum Oranienplatz wurde nicht mehr benötigt und der Bahnhofsrohbau von der BEWAG als Schalterstation genutzt. Der Tunnelstut- zen wurde von der BVG als Abstelllager und später zum Luftschutzbunker umgenutzt. Nicht belegt ist die Vermutung, dass diese veränderte Linienführung auf eine Intervention des Wertheim-Konzerns bei Beteiligung an den Baukosten zurückzuführen ist, der für seinen Kaufhausstandort am Moritzplatz einen direkten U-Bahnanschluss wünschte (vgl. Berliner Unterwelten o. A.).

2015 wurde der Tunnel im Abschnitt zwischen Alfred-Döb- lin-Platz und Oranienplatz wegen Standsicherheitsproble- men verfüllt. Der unter dem Alfred-Döblin-Platz gelegene Tunnelabschnitt wurde in den 1940er Jahren als Mut- ter-Kind-Bunker ausgebaut und konnte erhalten werden.

25 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

5.1.3 Denkmale

„„ Vielzahl an unterschiedlichen und teilweise überbezirklich bekannten Denkmalen „„ Bethanien-Gelände als herausragender Denkmalbereich mit geschützter Gesamtanlage „„ Gartendenkmale Ehemaliger Luisenstädtischer Kanal und Mariannenplatz „„ Denkmalbereiche mit Ensembleschutz, insbesondere in der Oranienstraße und Adalbertstraße „„Oft Nutzungen der sozialen Infrastruktur

Die Luisenstadt als zweite planmäßige Stadterwei- bekannter Denkmalbereiche mit geschützten Gesamt- terung Berlins im 19. Jahrhundert weist trotz ihrer anlagen. Hierzu zählt u. a. die Gesamtanlage des ehe- starken Zerstörung durch den Luftangriff vom 3. maligen Diakonissenkrankenhauses Bethanien mit Februar 1945 eine hohe Denkmaldichte auf. Neben Kapelle und Wohnhäusern, dem Feierabendhaus, dem zahlreichen Baudenkmalen gibt es im Untersuchungs- Martha-Maria-Heim und den Seminar- und Wohn- gebiet Luisenstadt Kreuzberg zwei Gartendenkmale, gebäuden in der Adalbertstraße, Bethaniendamm den Ehemaligen Luisenstädtischer Kanal und den und Waldemarstraße. Ein weiterer Standort sind die Mariannenplatz. Gebäude der ehemaligen Gasanstalt in der Gitschiner Straße 48, die den Kindernotdienst und das Haus des Der Luisenstädtische Grünzug, der in den Jahren 1848 Sports beherbergen. Die historische Hochbahnanlage bis 1852 als schiffbarer Verbindungskanal zwischen (ehemalige Stammbahn) entlang der Skalitzer Stra- Spree und Landwehrkanal entstand und in den Jahren ße/Gitschiner Straße, die zwischen Oberbaumbrücke 1926 bis 1932 in eine Grünanlage verwandelt wurde, und Dennewitzstraße verläuft, kreuzt das Gebiet in bildet die Hauptachse der Luisenstadt Kreuzberg. Ost-West-Richtung. Diese geschützte und prägnan- Gemeinsam mit dem in paralleler Linie angelegten te Gesamtanlage bildet jedoch auch eine räumliche Mariannenplatz strukturiert prägt er die stadträum- Barriere zwischen den nördlich und südlich angren- liche Gestalt des Gebiets. Die historische Wohnbe- zenden Blöcken und Freiflächenstrukturen. Besonders bauung entlang der Straßen und Plätze erfolgte Ende deutlich wird dies auf Höhe des Luisenstädtschen des 19. Jahrhunderts. Obwohl die meisten Blöcke in Grünzugs, dessen Wirkung als zusammenhängende ihrer ursprünglichen Bebauung nicht mehr intakt sind Grünverbindung über die Skalitzer Straße hinaus nur und nach dem Zweiten Weltkrieg ergänzt wurden, schwer erlebbar ist. Weitere wichtige Baudenkmale existiert entlang der Oranienstraße – ausgehend im Gebiet sind unter anderem die St.-Thomas-Kirche von der westlichen Seite des Oranienplatzes bis zur als nördlicher Abschluss des Mariannenplatzes, das östlichen Flanke des Heinrichplatzes und der Adal- Gebäude und Gelände der Nürtingen-Grundschule bertstraße, zwischen Oranienstraße und nördlich der oder das Gebäude der Volkshochschule Kreuzberg in Waldemarstraße – ein großflächiger zusammenhän- der Wassertorstraße 4. gender Denkmalbereich mit verschiedenen Ensembles aus historischen Wohn- und Gewerbebauten sowie Seit dem vorherigen Untersuchungszeitraum im Gebäude der öffentlichen Infrastruktur. Weitere Jahr 2011 wurden zudem weitere Flächen in der Ensembles befinden sich am Erkelenzdamm, der Luisenstadt Kreuzberg denkmalgeschützt. Die Ora- Prinzessinnenstraße, der Muskauer Straße sowie der nienstraße 183 wurde als Baudenkmal ausgewiesen Naunynstraße. und der Ensembleschutz im Bereich der Naunynstraße erweitert. Entlang der Dresdener Straße zwischen Zudem befinden sich im Untersuchungsgebiet eine Waldemarstraße und dem Oranienplatz wurde ein Reihe herausragender und teilweise überbezirklich Teil des im Jahr 1925 fertig gestellten U-Bahn-Tun-

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nelabschnitts, der jedoch nie in den vorgesehenen Betrieb ging, unter Denkmalschutz gestellt. Auch die 1890 errichtete Waldemarbrücke, die über den ehemaligen Luisenstädtischen Kanal führt, wurde als Baudenkmal aufgenommen. Außerdem ist das Gelän- de des Haus des Sports als geschützte Gesamtanlage erweitert worden. Der Denkmalbereich der Gesamtan- lage der Nürtingen- und der E.-O.-Plauen Grundschule wurde jedoch auf das Grundstück der E.-O.-Plauen Grundschule verkleinert. Die Nürtingen-Grundschule ist als Einzeldenkmal ausgewiesen.

In Baudenkmalen sind häufig Nutzungen der sozialen Infrastruktur untergebracht. Diese Gebäude sind meist in öffentlichem Vermögen. Besonderheiten sind das Hauptgebäude Bethanien, welches der GSE als Treu- händer des Landes Berlin übertragen wurde und das Georg-von-Rauch-Haus, welches die Genossenschaft Bremer Höhe in Erbpacht übernommen hat, auf diese Weise konnte eine öffentliche Nutzung und eine Ent- lastung des bezirklichen Haushaltes erreicht werden.

Baudenkmale, Denkmalbereiche und Gartendenkmale

Stand: Januar 2016

Baudenkmal Denkmalbereich Ensemle Denkmalbereich Gesamtanlage Gartendenkmal

27 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

5.2 bevölkerung

5.2.1 Demografische Struktur

„„Nahezu konstante Zahl an Einwohnern, die sich auch zukünftig unterhalb des gesamtstädtischen Wachstums bewegen wird „„Überdurchschnittlich negatives Wanderungssaldo von Kindern unter sechs Jahren „„Weiterhin verhältnismäßig junge Bewohnerschaft, was insbesondere auf den überdurchschnittlich ho- hen Anteil an Menschen im erwerbsfähigen Alter zurückzuführen ist „„Konstant überdurchschnittlich hoher Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund insgesamt sowie an Einwohnern mit ausländischer Staatsangehörigkeit „„Auswirkungen der staatsbürgerlichen Gesetzesregelungen sorgen für einen starken Rückgang beim Anteil an ausländischen Kindern und Jugendlichen „„Anstieg beim Anteil an ausländischen Einwohnern aus Ländern der EU bei gleichzeitigem Rückgang der Anzahl an Einwohnern mit türkischer Staatangehörigkeit

EINWOHNERENTWICKLUNG liegt, fällt auf, dass die erwartete Gesamtzunahme Mit Stand 31.12.2015 lebten 16.268 Einwohner im mit drei Prozent unterdurchschnittlich ausfällt. Dies Untersuchungsgebiet Luisenstadt Kreuzberg und ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass sowohl somit 36 weniger als im Jahr 2011. Mit dieser nahe- der Anteil an Kindern und Jugendlichen als auch an zu konstanten Zahl an Einwohnern bewegt sich die Menschen im erwerbsfähigen Alter rückläufig ist. Luisenstadt Kreuzberg deutlich unter dem bezirkli- Lediglich dem Anteil an älteren Menschen wird eine chen und auch dem gesamtstädtischen Niveau, waren überdurchschnittlich starke Steigerung von 54 Pro- in beiden Fällen in den vergangenen Jahren doch zent prognostiziert. Zuwächse von rund fünf Prozent zu verzeichnen. Bevölkerungsprognose Für das Untersuchungsgebiet selbst liegen keine 2014 bis 2030, Zu- bzw. Abnahme in %

Daten hinsichtlich einer Bevölkerungsprognose vor. Daten: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Betrachtet man daher die Werte des Prognoseraums Kreuzberg Ost, in dem u. a. die Luisenstadt Kreuzberg Insgesamt 18-65 Jahre

0-18 Jahre 65 Jahre und älter

Einwohnerentwicklung 2011 bis 2015, Zu- bzw. Abnahmen in %

Daten: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg

1 0 3 3 3 3

8 16 24 7 9 39 2 25 6 77 54 5 5 1

-5 -2 -5 -2 Berlin Friedrichshain- Nördliche Luisenstadt Berlin Friedrichshain- Kreuzberg Kreuzberg Kreuzberg Kreuzberg Luisenstadt Kreuzberg Kreuzberg Nord Süd Ost

28 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

WANDERUNGSVERHALTEN Familien indirekt Auskunft über ihre (Un-)Zufrieden- Der Einwohnerentwicklung der vergangenen Jahre heit mit den entsprechenden Infrastruktureinrichtun- entsprechend, bewegt sich das Wanderungssaldo gen vor Ort; andererseits ist vorstellbar, dass gerade im Planungsraum Oranienplatz weiterhin auf unter- junge Familien Schwierigkeiten haben, ihre Wohn- durchschnittlichem Niveau. bedürfnisse innerhalb des Untersuchungsgebiets zu befriedigen, so dass ein Fortzug mit steigender Dabei sticht insbesondere das Wanderungssaldo von Familiengröße unausweichlich wird. Kindern unter sechs Jahren ins Auge: Hier ist eine überdurchschnittlich negative Entwicklung hin zu einem Saldo von minus acht Prozent zu verzeichnen, die der positiven Entwicklung der Jahre 2010 bis 2012 entgegen steht. Im Jahr 2012 bewegte sich das Wanderungssaldo von Kindern unter sechs Jahren erstmals auf ausgeglichenem Niveau, um dann jedoch erneut um acht Prozentpunkte zu fallen. In diesem Zusammenhang sind verschiedene Erklärungsansät- ze möglich: Oftmals gibt der Zu- und Fortzug junger

Wanderungssaldo Wanderungssaldo von Kindern unter 6 Jahren in % der Einwohner in % der Einwohner unter 6 Jahren

Daten: PRISMA Daten: PRISMA

2014 2014 2010 2010

0 1 0 0 0 -1 -2 -1 -2 -1 -4 -5 -5 -4 -3 -8

Berlin Friedrichshain- Nördliche Oranien- Berlin Friedrichshain- Nördliche Oranien- Kreuzberg Luisenstadt platz Kreuzberg Luisenstadt platz

29 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

ALTERSSTRUKTUR MIGRATIONSHINTERGRUND Während das Durchschnittsalter in Berlin bei 40 Jah- Der Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund ren liegt, sind die Einwohner im Bezirk Friedrichshain- insgesamt sowie an Einwohnern mit ausländischer Kreuzberg im Schnitt 38 Jahre alt. Dem Bezirk Staatsangehörigkeit ist in der Luisenstadt Kreuz- insgesamt entsprechend, ist auch die Luisenstadt berg weiterhin überdurchschnittlich hoch, wenn auch Kreuzberg durch ihre verhältnismäßig junge Bewoh- letzterer entgegen der gesamtstädtischen sowie be- nerschaft gekennzeichnet. zirklichen Entwicklung leicht rückläufig ist. Besonders deutlich wird die multikulturelle Prägung Kreuzbergs, Da es in den vergangenen Jahren keine spürbaren wenn man sich den Anteil an Kindern und Jugendli- Verschiebungen in der Altersstruktur gab, ist dies chen mit Migrationshintergrund anschaut: Drei von weiterhin insbesondere auf den überdurchschnittlich vier Einwohnern unter 18 Jahren weisen einen Migra- hohen Anteil an Menschen im erwerbsfähigen Alter tionshintergrund auf. zurückzuführen. Der ebenfalls leicht überdurch- schnittlich hohe Anteil an Kindern und Jugendlichen Betrachtet man in diesem Zusammenhang die Alters- sank um einen Prozentpunkt, wohingegen der Anteil struktur der Einwohner mit ausländischer Staatsan- an älteren Menschen um einen Prozentpunkt anstieg. gehörigkeit, werden insbesondere bei den Kindern Dies deckt sich mit der zukünftig zu erwartenden Ent- und Jugendlichen noch immer die Auswirkungen der wicklung, die Ausdruck des demografischen Wandels staatsbürgerlichen Gesetzesregelungen deutlich. So ist. sank der Anteil an ausländischen Einwohnern unter

Menschen mit Migrationshintergrund Altersstruktur in % | Stand 2015 in % der Einwohner

Daten: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Daten: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg

Insgesamt 18-65 Jahre

0-18 Jahre 65 Jahre und älter

2015 2011 6 10 65 19 6 9 75 10 5 11 74 10 5 12 73 10 27 30 37 40 57 57 61 61

Berlin Friedrichshain- Nördliche Luisenstadt Berlin Friedrichshain- Nördliche Luisenstadt Kreuzberg Luisenstadt Kreuzberg Kreuzberg Luisenstadt Kreuzberg

30 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

18 Jahren in der Bezirksregion Nördliche Luisenstadt Südliche Luisenstadt zu beobachtende Situation ein, in den vergangenen Jahren um sieben Prozentpunkte in der der Anteil an ausländischen Einwohnern aus auf elf Prozent. Damit bewegt sich der Anteil nun- Ländern der EU den Anteil an Einwohnern mit türki- mehr auf gesamtstädtischem Niveau. Hingegen ist scher Staatsangehörigkeit nun übersteigt. der Anteil an älteren Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in den Jahren 2010 bis 2014 noch einmal leicht auf 51 Prozent angestiegen, was einen – auch für den Bezirk Friedrichshain-Kreuz- berg – stark überdurchschnittlichen Wert darstellt. Bei der Verteilung der ausländischen Einwohner nach Staatsangehörigkeiten können ebenfalls interessante Verschiebungen beobachtet werden.

Während der Anteil an ausländischen Einwohnern aus Ländern der EU im Planungsraum Oranienplatz in den vergangenen Jahren anstieg, sank die Anzahl der Ein- wohner mit türkischer Staatsangehörigkeit. Aufgrund des überdurchschnittlich hohen Ausgangswerts stellt sich hier jedoch noch nicht die in der Bezirksregion

Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit Ausländische Einwohner nach Staatsangehörigkeit in % der Einwohner in % der Einwohner

Daten: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Daten: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2010 2014

2015 EU

2011 Türkei 2010 2014 5 7 3 3 7 10 7 6 8 11 20 18 8 10 26 22 14 17 22 25 35 35 37 36

Berlin Friedrichshain- Nördliche Luisenstadt Berlin Friedrichshain- Nördliche Oranien- Kreuzberg Luisenstadt Kreuzberg Kreuzberg Luisenstadt platz

31 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

5.2.2 Soziale Situation

„„Trotz Rückgangs weiterhin überdurchschnittlich hoher Anteil an Schülern mit Lernmittelkostenbefrei- ung sowie an von Kinderarmut Betroffenen als Ausdruck der häufig prekären sozialen Situation vieler Kinder und Jugendlicher „„Der Gesamtindex Soziale Ungleichheit ist seit 2013 nahezu unverändert „„Positive Entwicklungstendenzen hinsichtlich des Anteils an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie an Arbeitslosen „„Alarmierend hoher Anteil an von Altersarmut Betroffenen bei gleichzeitig überdurchschnittlich hohem Anteil an älteren Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit

BILDUNG zirksregion Nördliche Luisenstadt in den vergangenen Die allgemeinen Lebenschancen eines Menschen sind Jahren überdurchschnittlich stark auf 70 Prozent. Da- stark abhängig von seinem jeweiligen Bildungsgrad, mit liegt die Nördliche Luisenstadt nunmehr oberhalb wobei die Bildungschancen von Kindern und Jugend- des gesamtstädtischen Niveaus. Im Gegensatz dazu lichen insbesondere in Deutschland eng mit dem ist der Anteil an Kindern mit einer Kindertagesstät- sozio-ökonomischen Familienhintergrund verbunden tenbesuchsdauer von über zwei Jahren – entgegen sind. Eine schlechte Ausbildung erhöht das Risiko der bezirklichen sowie der gesamtstädtischen Ent- dauerhafter sozialer Marginalisierung. Aus diesem wicklung – noch einmal leicht auf unterdurchschnittli- Grund genießt die denkmalschutzgerechte Sanierung che 84 Prozent gesunken. von Infrastruktureinrichtungen im Bildungsbereich im Rahmen der Arbeit in der Förderkulisse Städtebauli- Ebenfalls entgegen der gesamtstädtischen, dabei je- cher Denkmalschutz Luisenstadt Kreuzberg eine hohe doch analog zur bezirklichen Entwicklung, ist sowohl Priorität. der Anteil an Schülern nicht deutscher Herkunfts- sprache als auch an Schülern mit Lernmittelkosten- Der Anteil an betreuten Kindern in öffentlich geför- befreiung in der Bezirksregion Nördliche Luisenstadt derter Kindertagesbetreuung erhöhte sich in der Be-

Betreute Kinder in öffentlich geförderter Kinder- Kinder mit Kindertagesstättenbesuchsdauer tagesbetreuung in % der Kinder unter 6 Jahren von über 2 Jahren in % der Einschüler

Daten: PRISMA Daten: PRISMA

2014 2014 2010 2010 65 68 65 69 62 70 k. A. k. A. 87 88 88 89 86 84 k. A. k. A.

Berlin Friedrichshain- Nördliche Oranien- Berlin Friedrichshain- Nördliche Oranien- Kreuzberg Luisenstadt platz Kreuzberg Luisenstadt platz

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rückläufig. Insbesondere die Anzahl an Schülern immer stärkeren internen Differenzierung äußern. Es mit Lernmittelkostenbefreiuung ist allerdings noch offenbart sich ein sozioökonomisches Süd-Nord-Ge- immer überdurchschnittlich hoch. Hierin äußert sich fälle mit positiven Entwicklungstendenzen hinsicht- die häufig prekäre soziale Situation vieler Kinder und lich Arbeitslosigkeit, Langzeitarbeitslosigkeit, Trans- Jugendlicher im Untersuchungsgebiet. ferbezug und Kinderarmut im (Süd-)Osten Kreuzbergs und einem diesbezüglich immer deutlicher abge- EINORDNUNG IN DIE GESAMTSTÄDTISCHE SOZI- hängten Nordwesten. Dabei stellt der Planungsraum ALBERICHTERSTATTUNG Oranienplatz eine Art Zwischenraum dar, dessen Mit dem Monitoring Soziale Stadtentwicklung Entwicklung bisher nicht mit der Entwicklung im erfolgt eine mittlerweile zweijährliche Analyse der Planungsraum Lausitzer Platz sowie in der Bezirks- sozialräumlichen Entwicklung Berlins auf Ebene region Südliche Luisenstadt mithalten konnte. Auf der Lebensweltlich orientierten Räume (LOR). Dabei Grundlage des aktuellen Monitoring Soziale Stadtent- fungieren unterschiedliche Status- und Dynamik- wicklung wird deutlich, dass der Gesamtindex Soziale indikatoren (der Gesamtindex Soziale Ungleichheit Ungleichheit nahezu unverändert bleibt. Nach dem basiert auf vier Index-Indikatoren: Arbeitslosigkeit, Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2013 wurde der Langzeitarbeitslosigkeit, Transferbezug und Kinderar- Wassertorplatz, der Moritzplatz sowie Oranienplatz mut), die zur Bildung eines Status- und Dynamikindex mit 4 ± (sehr niedrig stabil) und der Lausitzer Platz herangezogen werden. Aus der Überlagerung der vier mit 3 ± (niedrig stabil) eingestuft. Der Planungsraum gebildeten Klassen des Statusindex (hoch [1], mittel Oranienplatz nimmt flächenmäßig den größten Anteil [2], niedrig [3], sehr niedrig [4]) und der drei Klassen im Gebiet des Städtebaulichen Denkmalschutzes ein. des Dynamikindex (positiv [+], stabil [+-], negativ Daher überwog ein Gesamtindex Soziale Ungleich- [-]) wird im Ergebnis der Gesamtindex ermittelt, die heit von 4 ± im betrachteten Gebiet in Jahr 2013. Im die soziale Lage sowie den Wandel in den insgesamt Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2015 bleiben die rund 450 Planungsräumen beschreiben und in einem Werte des Gesamtindexes nahezu konstant. Verän- Gesamtindex Soziale Ungleichheit zusammengefasst derungen sind nur im Planungraum Wassertorplatz werden, als Frühwarnsystem für gebietsbezogene eingetreten. Hier steigt der Index von 4 ± auf 4 +. Handlungsbedarfe. Dass die positive Entwicklungstendenz hinsichtlich Bereits im Monitoring aus den Jahren 2011 und 2013 des Gesamtindex Soziale Ungleichheit lediglich eine wurde deutlich, dass der Ortsteil Kreuzberg sozialen Seite der Medaille darstellen, verdeutlicht ein Blick Aufwertungstendenzen unterliegt, die sich in einer auf die vom Stadtsoziologen Andrej Holm entwickelte

Schüler nicht deutscher Herkunftssprache in % Schüler mit Lernmittelkostenbefreiuung in % der Schüler öffentlicher Grundschule der Schüler öffentlicher Grundschulen

Daten: PRISMA Daten: PRISMA

2014 2014 2010 2010 38 41 55 51 64 57 k. A. k. A. 38 38 54 47 65 63 k. A. k. A.

Berlin Friedrichshain- Nördliche Oranien- Berlin Friedrichshain- Nördliche Oranien- Kreuzberg Luisenstadt platz Kreuzberg Luisenstadt platz

33 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

GentriMap, in der er soziale und wohnungswirt- Soziale Stadtentwicklung als positiv deklarierten schaftliche Trends der Jahre 2007 bis 2010 visuell Entwicklungen zwangsläufig auf eine Besserstellung verknüpft und somit über die Betrachtungsweise des der früheren Bewohnerschaft zurückzuführen sind; Monitoring Soziale Stadtentwicklung hinausgeht. Zu vielmehr geht ihre Verdrängung mit einem spürbaren diesem Zweck wurden neun unterschiedliche Gentri- Zuzug von einkommensstärkeren Einwohnern einher fizierungs-Typologien definiert, die diverse Stadtent- (vgl. STATTBAU 2015). wicklungstrends abbilden. Auf dieser Grundlage ist Kreuzberg insgesamt als Gebiet mit zunehmendem BETEILIGUNG AM ERWERBSLEBEN Verdrängungsdruck zu kennzeichnen, was auf die In Analogie zur gesamtstädtischen sowie zur bezirkli- exorbitanten wohnungswirtschaftlichen Entwicklun- chen Entwicklung steigt der Anteil an sozialversiche- gen zurückzuführen ist, auf die in einem späteren rungspflichtig Beschäftigten auch im Planungsraum Kapitel gesondert eingegangen wird (Holm 2014). Oranienplatz um fünf Prozentpunkte auf nunmehr 31 Prozent an. Dieser noch immer stark unterdurch- Die sozialen Aufwertungstendenzen im (Süd-)Osten schnittliche Wert kann auf verschiedene Faktoren zu- Kreuzbergs sind also Teil von Gentrifizierungspro- rückgeführt werden, da sowohl geringfügig entlohnte zessen, die eine Verdrängung der früheren Bewoh- Personen, unbezahlt mithelfende Familienangehöri- nerschaft implizieren. Es ist demnach nicht davon ge, Selbstständige und Beamte als auch Schüler und auszugehen, dass die im Duktus des Monitoring Studenten nicht zu den sozialversicherungspflichtig

Gesamtindex Soziale Ungleichheit 2013 und 2015

sehr mittel niedrig niedrig positiv 2 3 4 ( + ) 2 + 3 + 4 + stabil ( ± ) 2 ± 3 ± 4 ± negativ ( - ) 2 - 3 - 4 -

Quelle: Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2013

Quelle: Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2015

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Beschäftigten im Alter von 15 bis 65 Jahren gezählt rend hohen Anteil an von Kinderarmut Betroffenen werden. Über den Anteil der jeweiligen Gruppe im festmachen: Während in Berlin insgesamt jedes Untersuchungsgebiet liegen keine Erkenntnisse vor. dritte Kind von Armut betroffen ist, liegt der Anteil an nicht erwerbsfähigen Empfängern von Existenzsiche- Ebenfalls der gesamtstädtischen sowie der bezirk- rungsleistungen unter 15 Jahren im Planungsraum lichen Tendenz folgend, sank auch der Anteil an Oranienplatz bei 58 Prozent. Gleiches gilt für den An- Arbeitslosen im Planungsraum Oranienplatz in den teil an von Altersarmut Betroffenen: Im Vergleich zur vergangenen Jahren erneut um zwei Prozentpunkte Gesamtstadt aber auch zum Bezirk Friedrichshain- auf noch immer leicht überdurchschnittliche zwölf Kreuzberg bewegt sich der Anteil im Planungsraum Prozent. Oranienplatz mit 24 Prozent weiterhin auf stark über- durchschnittlich hohem Niveau. Nicht zuletzt vor dem ALTERSSPEZIFISCHE ARMUT Hintergrund des eingangs beschriebenen Wandels in Darüber hinaus gilt es, die altersspezifische Armut der Altersstruktur sowie dem überdurchschnittlich genauer in den Blick zu nehmen. Wie bereits erwähnt, hohen Anteil an älteren Menschen mit ausländischer stellt sich die soziale Situation vieler Kinder und Ju- Staatsangehörigkeit und damit einhergehend oftmals gendlicher als prekär dar. Dies lässt sich insbesondere gebrochenen Lebensläufen eröffnet sich hier ein Feld, am – trotz deutlichen Rückgangs – weiterhin alarmie- das dringenden Handlungsbedarf aufweist.

Arbeitslose in % der Einwohner von 15 bis unter 65 Nicht erwerbsfähige Empfänger von Existenzsicherungsleis- Jahren tungen in % der Einwohner unter 15 Jahren „Kinderarmut“

Daten: PRISMA Daten: PRISMA

2014 2014 2010 2010 9 8 10 9 13 11 14 12 36 32 47 37 60 51 65 58

Berlin Friedrichshain- Nördliche Oranien- Berlin Friedrichshain- Nördliche Oranien- Kreuzberg Luisenstadt platz Kreuzberg Luisenstadt platz

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in % der Empfänger von Grundsicherung im Alter von 65 Jahren und Einwohner von 15 bis unter 65 Jahren mehr in % der Einwohner über 64 Jahren „Altersarmut“

Daten: PRISMA Daten: PRISMA

2014 2014 2010 2010 44 48 39 43 28 33 26 31 4 5 10 12 22 23 24 24

Berlin Friedrichshain- Nördliche Oranien- Berlin Friedrichshain- Nördliche Oranien- Kreuzberg Luisenstadt platz Kreuzberg Luisenstadt platz

35 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

5.2.3 Gesundheitliche Situation

„„ Weiterhin berlinweit niedrigste Lebenserwartung bei gleichzeitig leicht rückläufiger vorzeitiger Sterb- lichkeit „„ Sozioökonomische Lage determiniert die gesundheitliche Situation nicht zuletzt von Kindern und älte- ren Menschen „„ Komplexes Ineinandergreifen von unterschiedlichen Faktoren beim öffentlichen Alkohol- und Drogen- konsum

Über die Wechselwirkung von sozioökonomischer und Gesamtbezirk spürbar rückläufig ist. Trotz ebenfalls gesundheitlicher Lage bzw. Lebenserwartung herrscht – zumindest leicht – rückläufiger Tendenz, weist der Einigkeit. Wiederholt wurde nachgewiesen, dass Men- Planungsraum Oranienplatz weiterhin einen stark schen mit geringem Einkommen und niedriger beruf- überdurchschnittlichen Wert auf. licher Stellung oder Bildung häufiger gesundheitlich beeinträchtigt sind und gemeinhin früher sterben. In Teilen der Luisenstadt Kreuzberg wird zudem Folgerichtig stärkt der Bezirk mit seinem „Gesundheit deutlich, wie individuelle gesundheitliche Lebens- für alle in Friedrichshain-Kreuzberg!“ überschriebe- bedingungen, Gesundheitspolitik, Sozialfürsorge, nen Konzept zur Gesundheitsförderung und Präven- Kriminalitäts- und Sicherheitsbelange sowie allgemei- tion aus dem Jahr 2013 genau dieses Handlungsfeld ne Wohnumfeldqualitäten beim öffentlichen Alkohol- (vgl. BA F-K 2013). und Drogenkonsum ineinandergreifen. Kreuzbergs offene Szene trägt all die damit verbundenen Heraus- GESUNDHEITLICHE SITUATION INSGESAMT forderungen in den öffentlichen Raum; als besonderer Im gesamtstädtischen Vergleich ist der Bezirk Schwerpunkt ist hierbei nicht zuletzt das Kottbusser Friedrichshain-Kreuzberg durch die niedrigste Le- Tor zu nennen. benserwartung gekennzeichnet (vgl. BA F-K 2014). Dabei fällt auf, dass die vorzeitige Sterblichkeit im

Vorzeitige Sterblichkeit (0-64 Jahre) je 100.000 Einwohner Kinder mit Übergewicht in % der Einschüler

Daten: Sozialstrukturatlas Daten: Sozialstrukturatlas

2011 2014 2005 2010 210 189 266 215 296 258 353 322 10 10 12 11 16 18 k. A. k. A.

Berlin Friedrichshain- Nördliche Oranien- Berlin Friedrichshain- Nördliche Oranien- Kreuzberg Luisenstadt platz Kreuzberg Luisenstadt platz

36 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

GESUNDHEITLICHE SITUATION VON KINDERN Eine im Auftrag des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg SOWIE VON ÄLTEREN MENSCHEN durchgeführte Befragung von älteren Menschen aus Seit dem Jahr 2007 weisen die Einschulungsuntersu- dem Jahr 2009 kommt für diese Altersgruppe zu sehr chungen leichte Verbesserungen der sozialen Lage ähnlichen Ergebnissen, die allerdings nicht kleinräu- von Familien mit Schulkindern auf, dennoch sind die mig ausgewertet wurden. Auch hier determiniert die sozioökonomischen Bedingungen, unter denen über- sozioökonomische Lage die gesundheitliche Situati- durchschnittlich viele Kinder aufwachsen, noch immer on: So gaben sowohl ältere Menschen mit höherem sehr ungünstig (vgl. ebd.). Bildungsabschluss als auch regulär erwerbstätige ältere Menschen überdurchschnittlich häufig an, So ist auf bezirklicher Ebene ein leichter Rückgang sich gesund und leistungsfähig zu fühlen. Besonders bei den Kindern mit Übergewicht auszumachen, in auffällig waren hierbei die stark divergierenden Werte der Bezirksregion Nördliche Luisenstadt stagniert von in geförderten Arbeitsverhältnissen Beschäftigten ihr Anteil hingegen auf stark überdurchschnittliche und Arbeitslosen: Während Erstere einer positiven 18 Prozent. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Anteil gesundheitlichen Selbsteinschätzung zu 28 Prozent an Kindern mit motorischen Defiziten: Auch er sinkt zustimmen, waren es bei Letzteren lediglich 13 Pro- auf bezirklicher Ebene, wohingegen die Anzahl an zent (vgl. SFZ 2010). betroffenen Kindern in der Bezirksregion Nördliche Luisenstadt stagniert. Einzig der Anteil an Kindern mit Sprachdefiziten ist in der Bezirksregion Nördli- che Luisenstadt leicht rückläufig, bewegt sich mit 41 Prozent jedoch weiterhin auf stark überdurchschnitt- lich hohem Niveau. Hinsichtlich der motorischen und der Sprachdefizite fällt zudem auf, dass die Werte in der Bezirksregion Südliche Friedrichstadt noch einmal schlechter ausfallen.

Kinder mit motorischen Defiziten in % der Einschüler Kinder mit Sprachdefiziten in % der Einschüler

Daten: Sozialstrukturatlas Daten: Sozialstrukturatlas

2014 2014 2010 2010 16 16 17 15 18 18 k. A. k. A. 22 21 28 25 42 41 k. A. k. A.

Berlin Friedrichshain- Nördliche Oranien- Berlin Friedrichshain- Nördliche Oranien- Kreuzberg Luisenstadt platz Kreuzberg Luisenstadt platz

37 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

5.3 nutzungsstruktur

5.3.1 Grün- und Freiflächenstruktur

„„Historisches Straßenraster und Ehemaliger Luisenstädtischer Kanal prägen die Freiraumstruktur „„Versorgung mit öffentlichen Grünanlagen variiert zwischen den Teilbereichen von versorgt bis schlecht versorgt „„Abgeschlossene Projekte (Außenanlagen des Familienzentrums Bethanien, Kindernotdienst und Haus des Sports), aktuelle Projekte (Freifläche Waldemarstraße 57/Civilipark, Georg-von-Rauch-Haus Bethanien), künftige Projekte (Spielplätze, Böcklerpark) „„Quantitative Versorgung mit öffentlichen Spielplätzen überwiegend gut

PLATZ- UND FREIRAUMSTRUKTUR ÖFFENTLICHE, WOHNUNGSNAHE GRÜNANLAGEN Die Luisenstadt Kreuzberg ist gekennzeichnet durch Im Untersuchungsgebiet befinden sich mit dem eine markante Platz- und Freiraumstruktur, welche Ehemaligen Luisenstädtischen Kanal und dem mit dem orthogonalen und sternförmigen Straßen- Bethanien-Gelände sowie dem Mariannenplatz drei raster ein attraktives Grundgerüst bildet. Insbesonde- öffentliche und als Gartendenkmal eingetragene re die beiden denkmalgeschützten Grünachsen Ehe- Grünanlagen. Der Grünzug des Ehemaligen Luisen- maliger Luisenstädtischer Kanal und Mariannenplatz städtischen Kanals stellt die freiräumliche Verbin- prägen die besondere städtebauliche Gliederung des dung zwischen Spree und Landwehrkanal dar. Seine Untersuchungsgebiets. Für das Gebiet identitätsstif- vernetzende Verbindung wird jedoch durch den noch tende Plätze sind der Oranienplatz im Zentrum des fehlenden Anschluss an den Spreeuferweg im Norden im südlichen Teil des Ehemaligen Luisenstädtischen sowie durch die Unterbrechung durch den auf dem Kanals sowie der Heinrichplatz und die Platzauf- Wassertorplatz befindlichen Verkehrsübungsplatz weitung der Naunynstraße. Weiterhin öffnen sich aus- und der Skalitzer Straße mit der Hochbahntrasse schlaggebende Platzsituationen am Wassertorplatz eingeschränkt. Des Weiteren ist die Anbindung an die sowie am Kottbusser Tor, welche durch die mittig Ost-West Wegeverbindung am Landwehrkanal unbe- und oberirdisch verlaufende U-Bahn-Trasse optisch friedigend. Im Bereich Wassertorplatz, Segitzdamm, geteilt werden und die südliche Grenze bilden. Der Erkelenzdamm und des Böcklerparks besteht umfang- Heinrichplatz, der Platz an der Naunynstraße, der reicher Gestaltungs- und Pflegebedarf. Alfred-Döblin-Platz sowie das Kottbusser Tor befin- den sich an den sternförmig abgehenden Straßen des Die insgesamt rd. 4,7 ha großen Freiflächen des Bet- Oranienplatzes. hanien werden seit 2008 mit Mitteln des Städtebauli- chen Denkmalschutzes neu gestaltet. Ein übergeord- Der Oranienplatz wurden in 2008 mit Bezirksmitteln netes Gestaltungskonzept des Büros Schmidt-Seifert und der Alfred-Döblin-Platz mit Mitteln des Städte- Landschaftsarchitektur-Stadtforschung-Gartendenk- baulichen Denkmalschutzes in den Jahren 2014-2015 malpflege enthält u.a. Festlegungen zur Flächen- neugestaltet. Weitere verkehrliche Maßnahmen am aufteilung, Einfriedung und Materialien. Ziel der Oranienplatz stehen noch aus. Umgestaltung ist auch, den besonderen Charakter des Bethaniengeländes, der sich seit den 1970er Jahren entwickelt hat, zu bewahren und vorhandene Nutzungen zu erhalten. Die Freiflächengestaltung des Familienzentrums wurde 2014 abgeschlossen.

38 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

Die Umsetzung des Gestaltungskonzeptes erfolgt in Kanal, Mariannenstraße und Reichenberger Straße verschiedenen Bauabschnitten, Aktuell wird für die die höchste Versorgungsstufe. Die Bereiche zwischen Freiflächen der Waldemarstr. 57 einschließlich Civili- Mariannenstraße und Manteuffelstraße sowie südlich park in intensiver Abstimmung mit den Nutzern ein der Skalitzer Straße bewegen sich in den mittleren Gestaltungskonzept erarbeitet, welches für das Pro- Versorgungsstufen (vgl. ebd.). grammjahr 2017 im Städtebaulichen Denkmalschutz angemeldet werden wird. Des Weiteren wurden seit Insgesamt sind 16 öffentliche Spielplätze im Untersu- 2013 die gemeinsamen Außenflächen des Haus des chungsgebiet vorhanden, die sich in Nord-Süd-Richtung Sports sowie des Kindernotdienstes neu gestaltet. im Grünzug des Ehemaligen Luisenstädtischer Kanal sowie auf einzelne Standorte in der Adalbertstraße, Hinsichtlich der Versorgung mit öffentlichen, woh- Wrangelstraße, Mariannenstraße, Manteuffelstraße nungsnahen Grünflächen bestehen Unterschiede und Naunynstraße sowie in der Grünanlage des Bet- zwischen einzelnen Teilbereichen der Luisenstadt haniens verteilen. An einigen Standorten gibt es einen Kreuzberg: während der Bereich südöstlich des Betha- hohen Optimierungs- und Instandsetzungsbedarf. niengeländes gut versorgt ist (> 6,0 m²/EW), ist der So z.B. auf den Flächen des Skalitzer Blockparks. Das nordwestliche Teil unterversorgt (< 6,0-3,0 m²/EW) Spielangebot entlang des Ehemaligen Luisenstädti- und der südliche Bereich zwischen Oranienstraße und schen Kanals könnte im Zuge der Generalplanungen Skalitzer Straße sogar schlecht versorgt (< 3,0-0,1 m²/ qualifiziert werden. EW) (vgl. SenStadtUm 2013). Das Angebot wird nur unwesentlich durch private bzw. halböffentliche Frei- Die Neugestaltung des Spielplatzes Manteuffelstr. 23 / räume innerhalb der Wohngebiete ergänzt. Muskauer soll in 2017 im Rahmen des Kita- und Spiel- platzsanierungsprogramms erfolgen. Die Aufwertung SPIELPLÄTZE des Spielplatzes am südlichen Wassertorplatz wurde in Die quantitative Versorgung mit öffentlichen Spiel- 2016 mit Mitteln der Sozialen Stadt begonnen und soll plätzen ist überwiegend gut. So erreicht der gesamte in 2017 ebenfalls mit Mitteln des Kita- und Spielplatz- Bereich zwischen Ehemaligem Luisenstädtischen sanierungsprogramms abgeschlossen werden .

Anteil und Versorgung mit öffentlichen, wohnungsnahen Grünanlagen

Anteil an öffentlichen bzw. halböffentlichen Freiräumen Versorgungsgrad

gering mittel hoch

> 6,0 m²/EW versorgt

< 6,0 - 3,0 m²/EW unterversorgt

< 3,0 - 0,1 m²/EW schlecht versorgt

≤ 0,1 m²/EW nicht versorgt

öffentliche Grünanlage (bei Erfül- lung best. Mindestanforderungen)

39 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

5.3.2 Verkehrsinfrastruktur

„„Straßenraum größtenteils geprägt durch historischen Städtebau sowie durch Leitbilder der Nach- kriegszeit „„Geringer Motorisierungsgrad im Gebiet, jedoch hohe Kfz-Belastung durch Durchgangs- und Zielver- kehr „„Gute ÖPNV-Anbindung, ausbaufähiges Rad- und Fußgängerwegenetz, umweltbewusstes Verhalten durch verstärktes Angebot an Elektromobilität „„Bisher gibt es noch keinen Verkehrsschwerpunkt im Städtebaulichen Denkmalschutz

STRASSENNETZ Verkehrskonzeption Luisenstadt-Mitte geäußert, dass Das heutige Straßennetz entspricht im Wesentlichen die Adalbertstraße sowie die Achse Legiendamm/ dem historischen Straßennetz vor dem 2. Weltkrieg. Leuschnerdamm, Engeldamm/ Bethaniendamm häu- Die Bedeutung einiger Straßen hat sich jedoch im fig durch überörtlichen Durchgangsverkehr genutzt Laufe der Zeit gewandelt oder ist gar verloren gegan- werden. Vor diesem Hintergrund werden die Schaf- gen. Dennoch ist festzustellen, dass weniger die Zäsur fung von Einbahnstraßen sowie die Umsetzung von durch den Mauerbau, als vielmehr die städtebauli- verkehrsberuhigenden Maßnahmen gewünscht. chen Leitbilder der Nachkriegszeit die heute beste- henden Brüche im Straßengefüge verursacht haben. Die begleitenden und querenden Straßen des Ehe- Mit dem Bau von Zeilen, Großblöcken und Punkthoch- maligen Luisenstädtischen Kanals müssen entspre- häusern waren stets auch deutliche Veränderungen chende des Denkmalwertes des Grünzugs qualifiziert im Straßennetz verbunden. werden. Zum Beispiel durch die Freihaltung der Querungsbereiche von Bushaltestellen und Stellplät- Die in Ostwestrichtung führende Oranienstraße ist zen und der Sicherstellung einer guten Fußwegever- nach wie vor eine Hauptverkehrsstraße. Die Skalit- bindung. zer Straße, die Südgrenze des Gebiets bildend, ist eine Hauptverkehrsstraße der Stufe II (B 179). Einen ÖPNV-ANBINDUNG Bedeutungsverlust haben hingegen die früheren Das Gebiet Luisenstadt Kreuzberg ist sehr gut durch Hauptstraßen Dresdener Straße und Waldemarstraße den ÖPNV erschlossen. Die in Ostwestrichtung ver- (damals Buckower Straße) erlitten. Die Dresdener laufende U-Bahnlinie U1 mit den Stationen Görlitzer Straße wurde infolge des Mauerbaus sowie durch Straße und Kottbusser Tor führt entlang der südli- darauf folgende Nachkriegsbebauung, welche sich chen Begrenzung des Fördergebiets. An der Station nicht an der historischen Stadtstruktur orientierte, Kottbusser Tor kreuzt sie sich mit der in Nordsüdrich- unterbrochen. Die ehemalige Buckower Straße (heute tung führenden Linie U8. Über die U-Bahnlinien ist Waldemarstraße) bildete eine wichtige Verbindung das Gebiet direkt an den Kurfürstendamm und den zwischen dem Lausitzer Platz und dem früheren Gör- Alexanderplatz angebunden. Die Metrobuslinie M29 litzer Bahnhof (heute Görlitzer Park); eine Straßen- und die Buslinie 140 ergänzen das ÖPNV-Netz im bahnlinie verband den Bahnhof über die Buckower Gebiet, somit sind Ostbahnhof, Hermannplatz und Straße mit dem Stadtzentrum. Tempelhof schnell zu erreichen. Der Stellenwert des Öffentlichen Nahverkehrs ist hoch, denn die Kreuz- Für die Luisenstadt-Mitte wurde ein Verkehrskonzept berger Bevölkerung legt mehr als ein Viertel ihrer erstellt, welches auch Auswirkungen auf die verkehr- Wege mit Bus und U-Bahn zurück. liche Situation in der Südlichen Luisenstadt hat. So wurde von Bürgern anlässlich der Vorstellung der

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Der am Bethaniendamm angelegte Stellplatzstreifen MOTORISIERTER INDIVIDUALVERKEHR an der Grünfläche Bethanien befindet sich im Bezirk Kreuzberg liegt in der Umweltzone und gehört zu Mitte und wird seit einigen Jahren zum Abstellen den Berliner Ortsteilen mit dem geringsten Moto- bewohnter Fahrzeuge genutzt. Hier besteht Hand- risierungsgrad. Lediglich 16 Prozent der Wege, die lungsbedarf, da der Gehweg und die Grünanlage, die die Kreuzberger zurücklegen, werden mit dem Auto zum Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gehören, als gefahren. Auf 1000 Einwohner kommen max. 200 ‚Wohnzimmer‘ und Sanitäranlage genutzt werden. PKW – der Berliner Durchschnitt liegt bei 324 PKW/ 1000 EW. RADWEGE Die Luisenstadt weist nur teilweise ein ausgebautes Die geringe Nutzung privater PKW in Kreuzberg Radwegenetz auf. Fahrradwege sind lediglich ent- zeichnet sich unter Anderem auch in der Konzentra- lang des Engeldamms sowie der Skalitzer Straße und tion von Car-Sharing-Angeboten im Bereich um das Köpenicker Straße angelegt. Entlang des Ehemaligen Kottbusser Tor ab, die Ausdruck eines zeitgemäßen Luisenstädtischen Kanals führt kein ausgewiesener umweltbewussten Mobilitätsverhaltens sind. Die Radweg. Im Bereich Erkelenzdamm/Leuschnerdamm Luisenstadt wird fast vollständig von Suchräumen zur bzw. Segitzerdamm/Legiendamm ist die Straße mit Erweiterung der Ladeinfrastruktur für Elektromobile Kopfsteinpflaster ausgestattet. Gemessen am Mobi- abgedeckt (vgl. SenStadtUm 2014). Im gesamten litätsverhalten ihrer Einwohner, die 25% ihrer Wege Stadtgebiet wurden 200 Suchräume zur Förderung per Rad zurücklegen und damit Spitzenreiter in der der Ladeinfrastruktur festgelegt, in denen vorrangig Stadt sind, bestehen sowohl Ergänzungs- als auch, vom Land Berlin geförderte Infrastruktur errichtet wie in der Oranienstraße, Baubedarf zur Verbesse- werden soll. rung der Nutzungsqualität bestehender Radwege. An- gedacht sind zurzeit der Ausbau des Radwegenetzes Wie Kreuzberg, so ist auch die Luisenstadt in Teilen am Kottbusser Tor, entlang der Hochbahn sowie eine stark vom Autoverkehr belastet, dessen Ursachen im Radwegeverbindung entlang des Landwehrkanals am Durchgangs- und im Zielverkehr liegen. Insbesonde- Böcklerpark. re die Skalitzer Straße als Teil des „Inneren Rings“, aber auch die Oranienstraße sind stark befahrene FUSSWEGE Ost-West-Verbindungen. In dieser Straße bestehen Die Benutzbarkeit der Straßenräume im Unter- große Konflikte zwischen Busverkehr, Anlieferung, suchungsgebiet ist für Fußgänger grundsätzlich parken in zweiter Reihe und Durchgangsverkehr. gewährleistet. In Bereichen, in denen Fahrbahnmän- gel vorliegen, sind häufig auch die Gehwegbereiche RUHENDER VERKEHR instandsetzungsbedürftig. An den Hauptverkehrsstra- Erhebungen zum PKW-Stellplatzangebot in der Kreuz- ßen Skalitzer Straße mit bis zu 50.000 KfZ/Tag und berger Luisenstadt liegen nicht vor. Jedoch kommt es Oranienstraße mit bis zu 25.000 KfZ/Tag beeinträch- vor allem in Bereichen mit historischem Straßenquer- tigt der starke Kfz-Verkehr die Aufenthaltsqualität für schnitt, wie in der Oranienstraße, öfter zu Konflik- Fußgänger. ten zwischen den unterschiedlichen Verkehrsarten, speziell in Bezug auf das Parken in der zweiten Reihe Ein wichtiger Aspekt der Fußgängerwegeführung, infolge des Liefer- und Zielverkehrs. Eine Parkraum- gerade in einem Ortsteil, in dem weit mehr als die bewirtschaftungszone besteht in der Luisenstadt Hälfte der Wege nicht motorisiert zurückgelegt nicht. werden, ist die sichere Überquerbarkeit der Straßen, insbesondere der Hauptverkehrsstraßen im Zuge der Fahrradstellplätze sind an den entsprechenden stark Hauptwege sowie im Einzugsbereich von Schulen. frequentierten Standorten nicht in ausreichender Fußgängerüberwege sind bereits am Mariannenplatz, Zahl vorhanden. an der Naunyn-, Ecke Manteuffelstraße sowie an der Wrangel-, Ecke Manteuffelstraße vorhanden (vgl.

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SenStadtUm 2015). Aus Gründen der Schulwegsiche- rung wurden in den vergangenen Jahren in Kreuzberg bereits mehrere Fußgängerüberwege als Zebrastrei- fen, Mittelinseln oder Gehwegvorstreckungen instal- liert. Dennoch hat Friedrichshain-Kreuzberg neben Spandau die zahlenmäßig geringste Ausstattung mit fußwegsichernden Anlagen.

Seit 2011 wurde der Alfred-Döblin-Platz inklusi- ve Kirch- und Kitavorplatz neugestaltet und neue Parkplätze sowie Fußgängerüberwege eingerichtet. Weiterhin wurde als Schulwegsicherung die Ein- gangssituation zum Denkmal des Bethanien am Mariannenplatz durch Parkplatzverminderung und Fahrbahnvorstreckung umgestaltet. Ebenso sind Maßnahmen zugunsten der besseren Nord-Süd- Querung am Oranienplatz durch die Absenkung der Bordsteine erfolgt. Die Bushaltestellen dort, wie in der Reichenberger Straße stören die räumliche Struktur des Ehemaligen Luisenstädtischen Kanals. Weite- re Verbesserungen für Überquerungen sind an der Muskauer Straße östlich des Mariannenplatzes sowie an den Straßen Legiendamm und Leuschnerdamm zum Engelbecken notwendig, da hier eine verhältnis- mäßig hohe Verkehrsbelastung durch Kfz gegeben ist. Auch im Vorplatzbereich der Volkshochschule Friedrichshain-Kreuzberg bedarf es einer Aufwertung. Es liegt nun eine Konzeptstudien zur Schaffung einer dem Gebäude gerecht werdenden Eingangssituation in der Wassertorstraße 4 vor.

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5.3.3 Soziale Infrastruktur

„„Vielfältiges und häufig auch niedrigschwelliges Angebot an Einrichtungen in allen Bereichen der sozia- len Infrastruktur „„Wichtige Infrastruktureinrichtungen wurden und werden im Rahmen des Förderprogramms Städte- baulicher Denkmalschutz saniert „„Teilweise ungewisse Bedarfsprognosen vor dem Hintergrund der wachsenden Stadt „„In Denkmälern findet häufig die Nutzung durch Einrichtungen der sozialen Infrastruktur statt „„Das derzeit noch ausreichende Angebot an Kitas ist durch die Mietentwicklung gefährdet „„In der Schulversorgung bestehen noch Potenzialflächen

Vor dem Hintergrund der wachsenden Stadt stellt das Kreuzberg von Berlin (Wassertorstraße 4) bestehen Grobkonzept Soziale Infrastruktur aus dem Jahr 2016 bauliche Verdichtungsmöglichkeiten am Standort. eine erste Analyse zur Entwicklung der öffentlichen Einrichtungen der sozialen, grünen und kulturellen Auf der Fläche des Schulhofs der Nürtingen-Grund- Infrastruktur im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg dar. schule (Mariannenplatz 28) bestehen Flächenpoten- Hierin formulieren die Autoren lokale Handlungsbe- ziale für Ergänzungsbauten, die jedoch aufgrund der darfe auf Ebene der Bezirksregionen, die im Folgen- ‚Seveso-Richtlinie‘ nicht aktiviert werden können. den aufgegriffen und den entsprechenden Standorten im Untersuchungsgebiet Luisenstadt Kreuzberg ge- Das Pestalozzi-Fröbel-Haus wünscht sich für das von genübergestellt werden. Für die Bezirksregion Nörd- ihnen genutzte Beamtenhaus (Mariannenplatz 3) liche Luisenstadt wird ein geringer Handlungsbedarf auf dem Bethanien-Gelände einen Dachausbau zur ermittelt, da lediglich einzelne Infrastrukturbereiche Erweiterung ihres Angebotes. Defizite mit mittlerer bzw. hoher Priorität aufweisen. Diese erfordern eine mittel- und langfristige Verbes- Für das Gelände des Kinderbauernhof am Mauerplatz serung (vgl. BSM 2016). könnte im Dialog mit den Betreibern eine Intensivie- rung der Nutzung untersucht werden. Es ist demnach notwendig, vorhandene Einrichtungen weiterhin optimal zu nutzen und auch über mögliche Neben der Aktivierung von Flächenressourcen an Flächenressourcen nachzudenken, die zur weiteren bestehenden Standorten für den Um- und Ausbau von Deckung von Infrastrukturbedarfen dienen können. Infrastruktureinrichtungen könnte im Hinblick auf die Hierbei stellen sowohl der Um- bzw. Ausbau beste- Bedarfsdeckung von Kitas in Bezug auf Grünflächen hender Standorte als auch der Neubau mögliche Opti- auch die (Mit-)Nutzung von privaten Freiflächen in onen dar. Darüber hinaus bieten Mischnutzungen von Betracht gezogen werden. Innerhalb des Förderge- beispielsweise Kindertagesstätten und Angeboten der biets Luisenstadt und unmittelbar angrenzend liegen Hilfen zur Erziehung vielversprechende Lösungen. Die verschiedene unbebaute Grundstücksflächen, deren Luisenstadt Kreuzberg weist folgende Flächenressour- derzeitige Nutzung von Abstandsgrün über brach cen auf, die je nach Bedarf im Bereich der Infrastruk- liegende Grundstücksteile bis hin zu bereits durch tureinrichtungen nach detaillierten Untersuchungen verschiedene Nutzer bespielte Grünflächen reicht. aktiviert werden könnten. Hier besteht ggf. die Möglichkeit durch Aktivierung oder Um- bzw. Mitnutzung dem hohen Bedarf an Auf der Fläche der Volkshochschule Friedrichshain- Freiflächen im Gebiet Rechnung zu tragen.

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KINDERTAGESSTÄTTEN Zudem wird ein steigender Bedarf prognostiziert. Nach Angaben des Grobkonzepts Soziale Infrastruk- tur bewegte sich die Richtwerterfüllung im Bereich SCHULEN UND SPORTANLAGEN der Kindertagesstätten in der Bezirksregion Nördliche Hinsichtlich der Grund- und Oberschulen weist das Luisenstadt im Jahr 2013 mit 98 Prozent auf einem Grobkonzept Soziale Infrastruktur sowohl für das Jahr problematischen Niveau, was jedoch darauf zurück- 2013 als auch prognostisch für das Jahr 2025 eine po- zuführen ist, dass alle Werte unter 100 Prozent als sitive Richtwerterfüllung auf. Lediglich im Bereich der problematisch gekennzeichnet werden müssen. Bis Oberschulen kann es bis zum Jahr 2025 zu leichten zum Jahr 2025 wird von einer ausreichenden Ver- Engpässen kommen. In der Bezirksregion Nördliche besserung um acht Prozentpunkte ausgegangen. Luisenstadt befinden sich drei Grundschulen, wovon Demnach verfügt die Nördliche Luisenstadt mit 34 die Nürtingen- und die E.O.-Plauen-Grundschule in di- Kindertagesstätten über ein breites Angebot an rekter Nachbarschaft zueinander im Untersuchungs- Einrichtungen, von denen sich rund 25 im Untersu- gebiet Luisenstadt Kreuzberg liegen. Hierbei gilt es zu chungsgebiet Luisenstadt Kreuzberg befinden. Neben beachten, dass für die E.O-Plauen-Grundschule ein einer bereits bestehenden, größeren kommunalen Aufhebungsentscheid vorliegt, mit dem u. a. Einschu- Kindertagesstätte in Eigenbetrieb am Leuschner- lungsbereichsänderungen einhergehen werden. Im damm 33 und einer in privater Trägerschaft befindli- Schuljahr 2014/15 wiesen beide denkmalgeschützten chen Kita in der Dresdener Straße 128, wurde im Jahr Standorte zusammen rund sechs Züge und somit 2014 ein großer Neubaustandort am Bethaniendamm einen rechnerischen Überhang von zwei Zügen auf. 65 eröffnet. In den beiden größeren Bestandskitas besteht Sanierungsbedarf. Hier werden eine Kinderta- Perspektivisch wird der Schulcampus vierzügig gesstätte mit 120 Plätzen sowie Angebote der Hilfen organisiert. Da der Raumbestand dementsprechend zur Erziehung auf innovative Weise kombiniert. Insge- angepasst werden muss, sind am Standort viele samt existiert ein vielfältiges und niedrigschwelliges Räume überzählig, die zwischenzeitlich fremdgenutzt Angebot an Kindertagesstätten in freier Trägerschaft werden und perspektivisch durch die gemeinsame und in Elterninitiative. Laut Jugendamt des Bezirks Oberstufe der Refik-Veseli- und der Emanuel-Las- Friedrichshain-Kreuzberg sollten dennoch insbeson- ker-ISS belegt werden sollen. Um die beiden Schulen dere beim Ausbau des Angebots für unter Dreijährige in diesem Entwicklungsprozess frühzeitig zu unter- weitere Anstrengungen unternommen werden. stützen, wurden bezirkliche Mittel für die Erstellung eines integrierten Nutzungskonzepts zur Verfügung Nach dem Bedarfsatlas 2016 zur Kindertagesbetreu- gestellt. Zuvor bereits, in den Jahren 2007 bis 2009, ung sind in der Bezirksregion Südliche Luisenstadt fand eine denkmalgerechte Sanierung der Nürtin- Derzeit nur noch geringe Platzreserven vorhanden. gen-Grundschule statt. Die wichtigsten Maßnahmen umfassten die Instandsetzung der Gebäudehülle, den Umbau und die Neugestaltung der Aula sowie die Wiederherstellung der Grundstücksmauer. Eine Prognose hinsichtlich des zukünftigen Kapazitätsbe- darfs fällt zum jetzigen Zeitpunkt schwer, was nicht zuletzt auf den geplanten Wohnungsneubau in der Bezirksregion Nördliche Luisenstadt zurückzuführen ist. In diesem Zusammenhang könnte nach aktuellen Informationen des Schulamts ein zusätzlicher Bedarf von zwischen einem und zwei Zügen entstehen.

Nach Angaben des Grobkonzepts Soziale Infrastruk- tur bewegt sich die Richtwerterfüllung im Bereich Hortfreifläche der Nürtingen-Grundschule der gedeckten Sportanlagen in der Bezirksregion

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Nördliche Luisenstadt sowohl gegenwärtig als auch das Grobkonzept Soziale Infrastruktur, das für das zukünftig auf ausreichendem Niveau. Im Bereich Jahr 2013 eine Richtwerterfüllung von 83 Prozent der ungedeckten Sportanlagen sind hingegen große ausweist. Zudem wird bis zum Jahr 2025 von einer Defizite auszumachen, die sich bis zum Jahr 2025 Steigerung um elf Prozentpunkte ausgegangen. mit einer Richtwerterfüllung von lediglich 41 Prozent noch einmal verschärfen werden. Sowohl an der Exemplarisch hierfür steht das in der Luisenstadt Nürtingen- als auch an der E.O.-Plauen-Grundschu- Kreuzberg befindliche Sport-, Bildungs- und Kultur- le befindet sich eine Sporthalle, an der E.O.-Plau- zentrum NaunynRitze, das neben einem offenen en-Grundschule darüber hinaus ein Sportplatz. Die Kinder- und einem offenen Jugendbereich auch eine Turnhalle in der Mariannenstraße 47 liegt ebenfalls Fahrradwerkstatt beherbergt. Mit Fördermitteln aus im Untersuchungsgebiet Luisenstadt Kreuzberg und dem Programm Städtebaulicher Denkmalschutz wurde in den Jahren 2010 bis 2013 im Rahmen des startete im Jahr 2015 die dringend notwendige Förderprogramms Städtebaulicher Denkmalschutz Komplettsanierung der NaunynRitze, zu der auch der umfassend saniert. Dabei ist mit der sogenannten Bau eines barrierefreien Zugangs gehört. Damit die Mariannen-Arena ein nachbarschaftlicher Ort für ein Kinder und Jugendlichen die Verbindung zum Stand- aktives Miteinander entstanden, der barrierefrei zu- ort behalten, wird während der Baumaßnahme eine gänglich ist. Auch das Haus des Sports in der Böckler- zwar eingeschränkte, aber durchgehende Nutzung straße 1 wurde in den Jahren 2010 und 2011 denk- des Gebäudes ermöglicht. malgerecht saniert. Hier befinden sich beispielsweise die Geschäftsräume von Türkiyemspor Berlin 1978 e. STADTTEILZENTREN, MEHRGENERATIONEN- V., Schach-Club Kreuzberg e. V. und zwei Radsportver- HÄUSER UND FAMILIENZENTREN eine. Durch die nach der Sanierung erfolgte Öffnung Auch die Versorgung mit Stadtteilzentren, Mehrgene- des Hauses konnte sich hier insbesondere für Kinder rationen- und Familienzentren ist in der Luisenstadt und Jugendliche sowie Eltern ein wichtiger nachbar- Kreuzberg als gut zu bezeichnen. Hierbei spielen schaftlicher Treffpunkt etablieren. insbesondere der Kotti e. V., ein Nachbarschafts- und Gemeinwesenverein in der Adalbertstraße, der KINDER- UND JUGENDFREIZEITEINRICHTUNGEN Nachbarschaftsladen in der Naunynstraße sowie das Die Relation der Plätze in Jugendfreizeiteinrichtungen Familienzentrum Adalbertstraße eine bedeutende zu Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis Rolle. Letzteres wurde in den Jahren 2009 bis 2011 25 Jahren stellt sich in der Nördlichen Luisenstadt denkmalgerecht saniert, wobei auch der ehemalige überdurchschnittlich gut dar. Dies bestätigt auch Gymnastiksaal als Mehrzweckhalle mit behinderten- gerechtem Zugang hergestellt werden konnte. Zudem befindet sich das in seinen Angeboten breit aufge- Relation der Plätze in Jugendfreizeiteinrichtungen zu Kindern und Jugendlichen im Alter von 6 bis 25 Jahren

Daten: PRISMA

2014 2010 k. A. 7 k. A. 7 k. A. 11 k. A. k. A.

Berlin Friedrichshain- Nördliche Oranien- Kreuzberg Luisenstadt platz Familienzentrum Adelbertstraße 23b

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stellte MehrGenerationenHaus Wassertor im engeren Sozialstrukturatlas – gilt es, insbesondere in den Verflechtungsbereich des Untersuchungsgebiets. Bereichen der Gesundheitsprävention und -pädagogik anzusetzen. Darüber hinaus sollten die soziokul- SENIORENFREIZEITEINRICHTUNGEN turellen Hürden bei der Nutzung von vorhandenen Laut einer Studie des Sozialwissenschaftlichen Einrichtungen weiter abgebaut werden. Gerade in Forschungszentrums Berlin-Brandenburg e. V. ist die Quartieren mit sehr hohem Anteil an Menschen mit Angebotspalette für die Freizeitgestaltung von Senio- Migrationshintergrund erschweren sprachliche und ren im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg weit gespannt kulturelle Barrieren oftmals den Zugang zum Gesund- (vgl. SFZ 2010). heitssystem.

In der Luisenstadt Kreuzberg gibt es mit dem AWO Begegnungszentrum in der Adalbertstraße 23a eine KULTURELLE, ETHNISCHE UND RELIGIÖSE herausragende Seniorenfreizeiteinrichtung mit EINRICHTUNGEN Versorgungscharakter. In dem denkmalgeschützten Das Grobkonzept Soziale Infrastruktur gibt auch Aus- Gebäude hat die interkulturelle Seniorenfreizeitstätte kunft über die Richtwerterfüllung in den Bereichen Bi- der AWO seit mehr als 30 Jahren ihren Sitz. Aus dem bliotheken, Volkshochschulen und Musikschulen. Ob- Programm Städtebaulicher Denkmalschutz konnten schon die Mittelpunktbibliothek Adalbertstraße in der Mittel zur Sanierung und den barrierefreien Ausbau Bezirksregion Nördliche Luisenstadt liegt, weist das bereitgestellt werden. Eine Wiedereröffnung des Be- Grobkonzept für den Bereich Bibliotheken eine un- gegnungszentrums ist Ende des Jahres 2016 geplant. zureichende Richtwerterfüllung auf, die sich bis zum Die Freiflächen werden in 2017 fertiggestellt. Jahr 2025 noch einmal um vier Prozentpunkte auf 41 Prozent verschlechtern soll. Dies entspricht einer EINRICHTUNGEN DES GESUNDHEITSWESENS hohen Priorität. Lediglich mittlere Priorität haben die Hinsichtlich der Einrichtungen des Gesundheitswe- Bereiche Volkshochschulen und Musikschulen, deren sens liegen lediglich Daten auf Ebene des Gesamt- Richtwerterfüllung sich zwischen 55 und 60 Prozent bezirks vor. So schneidet Friedrichshain-Kreuzberg bewegt und bewegen wird. Im Fall der Volkshochschu- bei den Plätzen in stationären Pflegeeinrichtungen len hängt dies damit zusammen, dass die Volkshoch- berlinweit am besten ab und die Versorgung mit schule Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin in der Haus- und Zahnärzten ist durchschnittlich; nur bei Bezirksregion Südliche Friedrichstadt, dabei jedoch im der Anzahl an Psychotherapeuten weist der Bezirk Untersuchungsgebiet Luisenstadt Kreuzberg verortet deutliche Defizite auf (vgl. BA F-K – Abteilung Fa- ist. Für das Untersuchungsgebiet ist demnach von ei- milie, Gesundheit und Personal 2014). Aus diesem ner ausreichenden Deckung des Bedarfs auszugehen. Grund – und ob der ungünstigen Ergebnisse aus dem Gleiches gilt für den Bereich der Musikschulen, da sich auch die Musikschule Friedrichshain-Kreuzberg in der Luisenstadt Kreuzberg in dem Bethanien-Hauptge- bäude befindet.

Darüber hinaus hat sich die Luisenstadt Kreuzberg auf Basis einer langjährig etablierten, heterogenen und teilweise alternativen Kulturszene zu einem Szenekiez von überregionaler Bedeutung entwickelt. Dabei gibt es mehrere bekannte Veranstaltungsadres- sen im Untersuchungsgebiet wie beispielsweise das Kunstquartier Kreuzberg/Bethanien und das Ballhaus Naunynstraße. Im Kunstquartier finden regelmä- ßig große und kleine sowie mitunter internationale Ballhaus Naunynstraße Ausstellungen, Open Air Kinos, Theateraufführungen,

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Kreativworkshops und Musikveranstaltungen statt. Die gemeinnützige Gesellschaft für Stadtentwicklung (GSE) als Treuhänder des Landes Berlin ist Eigentümer des Hauptgebäudes und investiert Eigenmittel in die Sanierung. Es besteht umfänglicher Sanierungsbedarf insbesondere der Gebäudehülle. Der Baubeginn der Modernisierungsmaßnahmen im Ballhaus Naunyn- straße ist für Herbst 2016 angesetzt. Hierbei stehen Barrierefreiheit und Lärmschutz im Vordergrund. Die ebenfalls beliebte Anlaufstelle Festsaal Kreuzberg ist im Jahr 2013 völlig ausgebrannt und wird seitdem nicht mehr als kulturelle Einrichtung genutzt.

Auch das selbstverwaltete Projekt Georg-von-Rauch- Haus auf dem Bethanien-Gelände, das eines der ers- ten besetzten Häuser Berlins gewesen ist, organisiert jugendkulturelle Aktivitäten und Veranstaltungen. Das SO 36 bietet seit knapp vier Jahrzehnten Raum für unterschiedliche Subkulturen. Nach der Besetzung und Räumung im Jahr 1987 und der Wiedereröffnung im Jahr 1990 arbeitet hier auch heute noch die krea- tive Kulturszene jenseits des Mainstreams. Ähnliches gilt im eher hochkulturellen Bereich für die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst e. V. (NGBK). Darüber hinaus befindet sich mit dem Programmkino Babylon ein unter Cineasten über die Grenzen der Nachbar- schaft hinaus beliebtes Originalsprachenfilmtheater in der Luisenstadt Kreuzberg.

Neben den originär kulturellen Einrichtungen gibt es eine Reihe von Institutionen ethnischer und religiöser Gruppen, die für ihre Mitglieder aber auch für die Nachbarschaft oftmals von hoher Bedeutung sind. Dazu gehören die beiden christlichen Kirchengemein- den St. Thomas (evangelisch) und St. Michael (katho- lisch), das Kulturzentrum Anatolischer Aleviten, die muslimischen und türkischen Gemeinden sowie das kurdische Zentrum. Mit dem Maschari Center und der angeschlossenen Omar-Ibn-Al-Khattab-Moschee am Görlitzer Bahnhof befindet sich zudem eins der reprä- sentativsten Kulturzentren Berlins in unmittelbarer Nähe zur Luisenstadt Kreuzberg.

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5.3.4 Wohnen

„„Alarmierende Mietpreisanstiege einhergehend mit massiven Gentrifizierungsprozessen „„Rückgang beim Anteil an Wohnungen landeseigener Wohnungsbaugesellschaften sowie insbesondere Sozialmietwohnungen „„Unzureichende Wohnungsbautätigkeit in den vergangenen Jahren, die durch ermitteltes Neubaupo- tenzial jedoch zumindest theoretisch kompensiert werden könnte „„Mietpreisbremse, Umwandlungs- und Zweckentfremdungsverbot als Instrumente der Eindämmung von Gentrifizierungsprozessen „„Im Gebiet des Städtebaulichen Denkmalschutzes gibt es nach der Wohnungsbaupotenzialstudie kaum Verdichtungspotenzial

WOHNUNGSBESTAND unterhalb der kritischen Drei-Prozent-Quote bewegen Eine kleinräumige Analyse des Wohnungsbestands (vgl. IBB 2015 b). ist mit den vorliegenden Daten leider noch immer nicht möglich. Laut IBB Wohnungsmarktbericht EIGENTÜMERSTRUKTUR wurden im Jahr 2013 146.514 Wohneinheiten im Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaf- Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg registriert, davon ten sind in Kreuzberg traditionell stark vertreten. In 76.432 im Ortsteil Kreuzberg. Im Vergleich zum Jahr einzelnen Teilräumen sind sie sogar alleinige Eigentü- 2009 entspricht dies einem Zuwachs von 0,4 Prozent mer. Insbesondere den landeseigenen Wohnungsbau- auf Bezirks- und 0,7 Prozent auf Ortsteilebene. Der gesellschaften kommt dabei die Aufgabe zu, dämp- Gesamtwohnungsbestand Berlins ist im gleichen fend auf die Mietentwicklung einzuwirken und breite Zeitraum um 0,6 Prozent gesunken. soziale Schichten mit Wohnraum zu versorgen.

Trotz leichten Rückgangs bewegt sich der Anteil an Trotz leichten Rückgangs, stellt die degewo AG auch Mietwohnungen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg im Jahr 2015 mit rund 1.100 die größte Anzahl an mit rund 94 Prozent weiterhin auf überdurchschnitt- lich hohem Niveau. Zudem ist sowohl beim Wohnflä- Anzahl an Wohnungen landeseigener chenverbrauch pro Einwohner (38 Quadratmeter) als Wohnungsbaugesellschaften auch pro Wohnung (68 Quadratmeter) eine leichte Steigerung zu verzeichnen, die der gesamtstädtischen Daten: Wohnungsamt Entwicklung entspricht. Allerdings fällt der durch- schnittliche Wohnflächenverbrauch in Berlin insge- samt noch einmal höher aus (vgl. IBB 2015 a).

Während sich der Wohnungsleerstand im Jahr 2009 auf einem unauffälligen Niveau von knapp fünf Pro- zent bewegte, reduzierte sich die Fluktuationsreserve auf gesamtstädtischer Ebene und nicht zuletzt auch 2015 im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg in den vergan- 2008 genen Jahren kontinuierlich. So sank die Leerstands-

quote in Berlin im Jahr 2013 auf durchschnittlich zwei 2942 1703 0 0 475 2743 956 739 Prozent. Folgt man dem IBB Wohnungsmarktbericht, Moritz- Wassertor- Oranien- Lausitzer wird sich die Fluktuationsreserve auch mittelfristig platz platz platz Platz

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Wohnungen im Untersuchungsgebiet Luisenstadt ten ist insbesondere die Ostseeplatz eG mit größeren Kreuzberg. Ihre Bestände erstrecken sich vom Südos- Beständen im Untersuchungsgebiet vertreten. Ihre ten des Bethanien-Geländes über drei Blöcke bis hin Wohnungen befinden sich überwiegend westlich des zur Naunystraße im Süden und zur Manteuffelstraße Bethanien-Geländes entlang der Adalbertstraße. im Osten. Die Bestände der WBM GmbH wurden seit Darüber hinaus gibt es weitere kleinere Wohnungs- dem Jahr 2008 allesamt an private Investoren veräu- baugenossenschaften wie die Luisenstadt eG, deren ßert. Hier gingen rund 250 landeseigene Wohnein- Tradition teilweise bis in die Zeit der Hausbesetzun- heiten verloren, die sich über die gesamte Breite des gen in den 1980er Jahren zurückreicht. Die dieser Untersuchungsgebiets hinweg an Einzelstandorten Bewegung zugrundeliegende kulturelle Prägung wirkt nördlich der Oranienstraße befanden. Die Gewobag in der Luisenstadt Kreuzberg bis heute nach, wenn AG besitzt eine Vielzahl an Wohnungen im Planungs- auch nicht mehr so stark wie zu Hochzeiten. raum Moritzplatz, von denen jedoch nur wenige am Segitzdamm und somit in der Luisenstadt Kreuzberg NEUBAUTÄTIGKEIT liegen. Insgesamt ist der Anteil an Wohneinheiten In den Jahren 2009 bis 2013 wurden im Bezirk landeseigener Wohnungsbaugesellschaft im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg insgesamt 1.345 Wohnein- Friedrichshain-Kreuzberg in den vergangenen Jahren heiten neu gebaut, was deutlich über dem – extrem – der gesamtstädtischen Entwicklung folgend – leicht niedrigen – Wert von insgesamt 505 neu gebauten gesunken und bewegt sich nun bei 14 Prozent. Hier- Wohnungen in den Jahren 2004 bis 2008 liegt (vgl. bei offenbart sich jedoch eine starke interne Diffe- IBB 2015 a). In Anbetracht des großen Bevölkerungs- Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin Abteilung Planen, Bauen undrenzierung: Umwelt Während sich 13 Prozent des Wohnungs- zuwachses im Land Berlin, der hohen Attraktivität des Stadtentwicklungsamt Fachbereich Stadtplanung bestands im Planungsraum Oranienplatz (größter Bezirks und der damit einhergehenden gestiegenen WohnungsbaupotenzialstudieAnteil) und 14,8 Prozent im Planungsraum Lausitzer Einwohnerzahl muss diese Entwicklung zukünftig für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Karl-Marx-Allee Nord Potenzielle WohnungsbaustandortePlatz gemäß im Planwerk Besitz Innere von Stadt, landeseigenen Wohnungsbauge- weiter ausgebaut werden. Flächenmonitoring und Baulückenmanagementsellschaften befinden, liegt der Anteil im Planungs- M 1:20.000 (Datenstand: Mai 2014) raum Moritzplatz bei 41 Prozent. Im Planungsraum Demzufolge wurde im Jahr 2014 eine Wohnungs- Legende Wassertorplatz gibt es hingegen keine städtischen baupotenzialstudie für den Bezirk Friedrichshain- Bezirksgrenze LOR Bezirksregion Wohnungen (vgl. Monitoring Soziale Stadtentwick- Kreuzberg erstellt. Diese weist für die Bezirksregion LOR Planungsraum lung 2015). Nördliche Luisenstadt ein Wohnungsbaupotenzial Frankfurter Allee Nord Wohnungsbaupotenzial im Planwerk Innere Stadt, Flächenmonitoring und von 1.841 Wohneinheiten auf, was im bezirklichen Baulückenmanagement Neben den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaf- VergleichKarl-Marx-Allee der acht Süd Bezirksregionen den fünften Rang Potenzial im Bereich Planwerk Innere Stadt Potenzial im Bereich Flächenmonitoring Übersicht Wohnungsbaupotenzialflächen

Potenzial im Bereich BaulückenmanagementQuelle: Wohnungsbaupotenzialstudie für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, erstellt durch Büro Machleidt, 2014

Südliche Friedrichstadt

Frankfurter Allee Süd

Nördliche Luisenstadt

Übersicht Wohnungs- baupotenzial nach LOR-Planungsräumen

Planwerk Innere Stadt

Südliche Luisenstadt Flächenmonitoring StEP Wohnen

Baulücken- management

Tempelhofer Vorstadt 51

Auftragnehmer Machleidt GmbH Leuschnerdamm 31 10999 Berlin Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

bedeutet. Dabei beläuft sich das flächendeckende ähnlich entwickelt. Potenzial in den Bereichen Dachgeschossausbau und Nachverdichtung auf fast 500 Wohneinheiten. Zudem Im Vergleich zur bereits überdurchschnittlich hohen befindet sich im nördlichen Teil des Untersuchungs- Steigerung der Angebotskaltmieten von 63 Prozent gebiets Luisenstadt Kreuzberg eine Potenzialfläche auf bezirklicher Ebene, stiegen die Preise in den im Bereich des Planwerks Innere Stadt, sowie direkt besagten Postleitzahlgebieten in den Jahren 2009 bis an das Gebiet angrenzend in Richtung Spree drei 2015 um mehr als 90 Prozent auf rund 11,50 Euro große Potenzialflächen aus dem Bereich Flächenmo- pro Quadratmeter und insofern noch einmal deutlich nitoring des StEP Wohnen mit einer Kapazität von stärker. 800 Wohneinheiten. In der Bezirksregion Südliche Friedrichstadt konnte ein Wohnungsbaupotenzial von Der analog zur bezirklichen, dabei jedoch entgegen rund 2.600 Wohneinheiten in den Bereichen Planwerk dem gesamtstädtischen Trend verlaufende Rückgang Innere Stadt und Flächenmonitoring des StEP Wohnen der Wohnkostenquote kam im vergangenen Jahr zu ausgewiesen werden. Diese befinden sich jedoch alle einem vorläufigen Ende, stieg diese doch insbesonde- außerhalb der Luisenstadt Kreuzberg. Im Untersu- re im Nordwesten Kreuzbergs erstmals wieder spür- chungsgebiet selbst ist lediglich rund um den Wasser- bar an. An Hand dieser Zahlen wird deutlich, dass die torplatz ein sehr geringes Potenzial in den Bereichen Bewohner der Luisenstadt Kreuzberg massiven Gen- Dachgeschossausbau und Nachverdichtung auszuma- trifizierungsprozessen ausgesetzt waren (und sind). chen (vgl. BA F-K – Stadtentwicklungsamt 2014). Einkommensstarke Bevölkerungsgruppen können sich die deutlich teurer gewordenen Wohnungen leisten ANGEBOTSKALTMIETE UND WOHNKOSTENQUOTE und müssen dafür einen geringeren Anteil ihrer Haus- Nahezu alle Einwohner der Untersuchungsgebiets haltskaufkraft aufbringen. Es ist davon auszugehen, Luisenstadt Kreuzberg wohnen in einfacher Wohnla- dass genau diese einkommensstarken Einwohner ge. Hinsichtlich der Mietentwicklung ist leider keine in den vergangen Jahren zugezogen sind. Allerdings eindeutige Aussage bezüglich der Luisenstadt Kreuz- scheint an manchen Orten ein Limit erreicht, was sich berg zu treffen, da sich das Untersuchungsgebiet in einerseits an ersten leichten Rückgängen der Ange- drei unterschiedlichen Postleitzahlgebieten (10969, botskaltmieten und insbesondere am vorläufigen 10997 und 10999) befindet. Allerdings haben sich Ende des Rückgangs der Wohnkostenquote ablesen diese drei Gebiete in den vergangenen Jahren sehr lässt.

Wohnkostenquote Angebotskaltmieten (Median) in EUR/m² (Warmmiete in % der Haushaltskraft)

Daten: Wohnmarktreport Daten: Wohnmarktreport

2015 2015 2009 2013 2009 5,85 8,99 6,73 11,00 6,03 11,50 6,11 11,79 5,95 11,50 25 27 27 34 28 30 33 24 35 34 25 25 34 27 28

Berlin F‘hain- PLZ PLZ PLZ Berlin F‘hain- PLZ PLZ PLZ Kreuzberg 10969 10997 10999 Kreuzberg 10969 10997 10999

52 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

Diese alarmierende Entwicklung des Mietpreisan- nutzung verunmöglichen (vgl. STATTBAU 2015). Der stiegs ist in wachsenden Stadtregionen durchaus Bezirk bietet eine offene Mieterberatung an. bundesweit zu beobachten. In Berlin und hierbei ins- besondere im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg nimmt SOZIALER WOHNUNGSBAU sie jedoch z. T. dramatische Ausmaße an. Um diesem Mit Hilfe des sozialen Wohnungsbaus sollen Men- Trend entgegenzusteuern, wurden bundes- sowie schen unterstützt werden, die nicht in der Lage sind, landesweit verschiedene Gesetze und Verordnungen ihren Bedarf am freien Wohnungsmarkt zu decken. erlassen, die regulierend in die Wohnungsmärkte ein- Noch im Jahr 2009 hatte das Konzept einen starken greifen sollen. So trat in 2015 ein Gesetz zur Dämp- Bedeutungsverlust erfahren; der Sozialwohnungs- fung der Mietpreisanstiege in Kraft, das unter dem bestand Berlins verringerte sich in den vergangenen Namen „Mietpreisbremse“ bekannt wurde, dessen zwei Jahrzehnten drastisch. Doch auch die neuere Wirksamkeit aber umstritten ist. Ebenfalls im Jahr Entwicklung verdeutlich, dass es an dieser Stelle nur 2015 wurde die Umwandlungsverbotsverordnung sehr langsam zu einer Kehrtwende kommt: Belief installiert, die es zumindest in Erhaltungsgebieten sich der Sozialwohnungsbestand im Aktionsraum ermöglicht, preistreibende Umwandlungen von Miet- Kreuzberg-Nordost im Jahr 2012 noch auf 12.757 in Eigentumswohnungen zu verhindern. Dass diese Wohneinheiten, sank er bis zum Jahr 2015 um rund Verordnungen insbesondere im Bezirk Friedrichshain- zwölf Prozent auf 11.355 Wohneinheiten. Kreuzberg dringend erforderlich sind, offenbart ein Blick zurück: Während im Jahr 2009 noch 864 Dabei konzentriert sich der soziale Wohnungsbau Wohnungen umgewandelt wurden, waren es im Jahr stark auf die Bezirksregion Südliche Friedrichstadt, in 2013 bereits 1.563. Mit rund einem Prozent weist der der sich über die Hälfte der bezirklichen Sozialwoh- Bezirk demzufolge die höchste Umwandlungsquote nungen befinden. Doch auch in den Planungsräumen Berlins auf (vgl. IBB 2015 a). Um der Entwicklung Oranienplatz und Moritzplatz und somit im Untersu- im Bereich der illegalen Vermietung von Ferienwoh- chungsgebiet Luisenstadt Kreuzberg existieren trotz nungen entgegenzusteuern, wurde zudem im Jahr Reduzierung des Sozialwohnungsbestands weiterhin 2013 das Zweckentfremdungsverbotsgesetz erlassen. rund 2.000 Wohneinheiten. Im Unterschied zu ande- Mit diesem Gesetz wird untersagt, Wohnraum für ren Standorten, sind diese Sozialwohnungen aktuell gewerbliche oder berufliche Zwecke zu nutzen bzw. nur in den allerseltensten Fällen vom Wegfall der bauliche Maßnahmen vorzunehmen, die eine Wohn- Anschlussförderung betroffen. Anzahl an Sozialwohnungen und Wegfall der Postleitzahlgebiete Anschlussförderung (Stand: 2015)

Daten: Wohnungsamt

Sozialwohnungen

Wegfall der Anschlussförderung 1.122 11.355 1.952 992 908 0 1.140 0 3 1 Aktionsraum Moritz- Wasser- Oranien- Lausitzer Kreuzberg platz torplatz platz Platz

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5.3.5 Lokale Ökonomie und Tourismus

„„Vielfältiger Branchenmix bei herausgehobener Bedeutung der ethnischen Ökonomie „„Auffällige Ballung von Innovations- und Kreativlaboren sowie Gewerbehöfen „„Ausgewogene Zentrenstruktur mit überdurchschnittlich hoher Kaufkraftbindung in der Luisenstadt Kreuzberg „„Gestiegene wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus und damit einhergehende Nutzungskonflikte mit AnwohnernInnen „„Kernbereich der Kreuzberger Mischung

WIRTSCHAFTSSTRUKTUR UND ARBEITSPLÄTZE Betriebsgröße zurückzuführen, die in der Südlichen Die Anzahl der im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg Friedrichstadt bei zehn Beschäftigten liegt, wohinge- ansässigen Betriebe stieg in den Jahren 2007 bis 2012 gen in den übrigen Bezirksregionen lediglich zwischen von 14.500 auf 17.500. In diesem Zusammenhang drei und vier Beschäftigte aktiv sind. Betrachtet man stehen auf Ebene der Bezirksregionen noch immer die einzelnen Wirtschaftszweige, so dominiert in der lediglich Daten aus dem Jahr 2008 zur Verfügung. Bezirksregion Nördliche Luisenstadt der Dienstleis- Hierbei fällt auf, dass die Werte der Bezirksregionen tungssektor (vgl. Bömermann/Heymann 2011). Nördliche und Südliche Luisenstadt mit elf Betrieben je Hektar über denen der Tempelhofer Vorstadt mit Das Untersuchungsgebiet Luisenstadt Kreuzberg neun Betrieben liegen; in der Bezirksregion Südliche weist eine starke Nutzungsmischung auf, wobei Friedrichstadt sind hingegen nur sieben Betriebe je der Branchenmix vom traditionellen Handwerk bis Hektar auszumachen. hin zur Kreativwirtschaft reicht. Der wirtschaftliche Kernbereich befindet sich rund um den Oranienplatz, Mit knapp 20.000 sozialversicherungspflichtig das Kottbusser Tor sowie entlang der kreuzenden Beschäftigten insgesamt bzw. 65 je Hektar ist die Achsen Oranienstraße und Adalbertstraße in Richtung Südliche Friedrichstadt jedoch durch die höchste Kottbusser Tor. Dabei bilden Einzelhandel, haus- Arbeitsplatzdichte gekennzeichnet. In den übrigen haltsnahe Dienstleistungen und Gastronomie sowie Bezirksregionen bewegt sich die Anzahl zwischen 30 Unternehmen der Kreativwirtschaft die Schwerpunkte und 40 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten je in diesem Kernbereich. Insbesondere die Kreativwirt- Hektar. Dies ist nicht zuletzt auf die durchschnittliche schaft sowie die gastronomischen Angebote spielen

Heinrichplatz Oranienstraße

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für die Attraktivität und Imagebildung der Luisenstadt gen hinaus die Branchen Erziehung und Unterricht Kreuzberg eine anhaltend wichtige Rolle. Die Ora- sowie Immobilienwirtschaft. Mit dem Spreeufer nienstraße hat ihren Status als berlinweit bekannte Kreuzberg/Köpenicker Straße befindet sich zudem Szenemeile verfestigt und ist beinahe zu sämtlichen ein im aktuellen Handlungskonzept für den Wirt- Tages- und Nachtzeiten belebt. Dazu trägt nicht schaftsstandort Friedrichshain-Kreuzberg ausgewie- zuletzt die sogenannte ethnische Ökonomie bei, der sener Potenzialstandort für Gewerbeansiedlungen aufgrund der räumlichen Konzentration von Men- zumindest teilweise im Untersuchungsgebiet. Diesen schen mit türkischem Migrationshintergrund weiter- Potenzialstandorten kommt vor dem Hintergrund hin eine wichtige Bedeutung zukommt. Insbesondere einer allgemeinen Flächenknappheit für Gewerbe eine jenseits der Hauptachse Oranienstraße ist die lokale besondere Bedeutung zu (vgl. BA F-K – Wirtschafts- Ökonomie durch türkischstämmige Unternehmen ge- förderung 2015). In Zukunft sollte ein besonderes prägt. Bezeichnend für die Bedeutung der ethnischen Augenmerk auf der Konkurrenzsituation zwischen Ökonomie im Untersuchungsgebiet ist, dass auch der Gewerbe und Gastronomie liegen. Türkische Unternehmer & Handwerker Verein Berlin e. V. seine Zentrale in Kreuzberg in der Oranienstra- EINZELHANDELS- UND ZENTRENKONZEPT ße hat. Leider wird dieser Teil der lokalen Ökonomie Von den insgesamt fünf im Bezirk Friedrichshain- noch immer kaum gesondert statistisch erfasst (vgl. Kreuzberg befindlichen städtischen Zentren liegt BA F-K – Wirtschaftsförderung 2015). Der wachsende das Stadtteilzentrum Kottbusser Tor mit einer Nachfragedruck auf Gewerbeflächen und damit im Verkaufsfläche des Einzelhandelsbestands von rund Zusammenhang stehende Mietpreissteigerungen, 11.000 Quadratmetern teilweise in der Luisenstadt aber auch die geringe Kaufkraft vieler potenzieller Kreuzberg; darüber hinaus grenzt der Sonderstandort Kunden gefährden den Bestand der vorwiegend Markthalle Eisenbahnstraße im Osten an das Unter- kleinen Betriebe. Zudem ist die Kooperation unter suchungsgebiet. Das Zusammenwirken aller Zentren den Betrieben der ethnischen Ökonomie weiterhin und Sonderstandorte führt laut Einzelhandels- und ausbaufähig. So ist häufig eine Qualifizierung im Zentrenkonzept zu einer ausgewogenen Zentren- kaufmännischen Bereich und bei der Betriebsführung struktur, die weite Teile des Bezirks abdeckt und da- erforderlich, da das Potenzial an Ausbildungsplätzen bei angemessen räumlich verteilt ist (vgl. BSM 2012). in den vielen kleinen Betrieben relativ gering ist. Da- bei könnten eine Qualifizierung der Geschäftsbetrei- Mit dem Indikator Kaufkraftbindung wird das Ver- ber und eine verstärkte Zusammenarbeit mit anderen hältnis des Umsatzes der im Bezirk angesiedelten Betrieben zu einem Wachstum an Ausbildungsplätzen führen (vgl. STATTBAU 2015). Kaufkraftbindung in % | Stand: 2009

Neben einer auffälligen Ballung von Innovations- und Daten: Einzelhandels- und Zentrenkonzept Kreativlaboren kommt es in der Luisenstadt Kreuz- berg gleichsam zu einer überdurchschnittlichen Häufung von Gewerbehöfen, in der sich nicht zuletzt die Kreuzberg Mischung ausdrückt. Hierbei konnte oftmals eine Nutzungsmischung mit Gewerbehöfen im Blockinnenbereich und Wohnen am Blockrand erhalten werden, die durch die gründerzeitliche Bebauungsstruktur begünstigt wird. Die gewerbli- che Mischung innerhalb der Höfe ist entsprechend des in der Luisenstadt Kreuzberg insgesamt vor- herrschenden Branchenmixes stark heterogen. Die 52 25 7 57 46 beschäftigungsstärksten Arbeitszweige sind über Friedrichshain- Moritz- Wassertor- Oranien- Lausitzer produzierendes Gewerbe und sonstige Dienstleistun- Kreuzberg platz platz platz Platz

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Einzelhandelsbetriebe zum vorhandenen Nachfrage- hoben wird (vgl. BA F-K – Wirtschaftsförderung 2015). potenzial abgebildet. Auf diese Weise ist es möglich, eine Aussage zu treffen, wie stark das Nachfragepo- Hierin offenbart sich ein Phänomen, das in der Wis- tenzial durch den bezirklichen Einzelhandel gebunden senschaft mit dem Begriff „Touristification“ versucht werden kann. wird fassbar zu machen: „Touristification beschreibt einen Prozess, durch den bis dahin touristisch wenig In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass der attraktive Stadtteile und Orte von Touristen entdeckt Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mit rund 53 Prozent und für sie erschlossen werden. Es etablieren sich eine – für seine innerstädtische Lage – geringe Kauf- monostrukturelle Ökonomien, die den zahlungskräfti- kraftbindung aufweist, was auf einen Attraktivitäts- gen Touristen alles bieten, was sie brauchen – Cafés, mangel im Einzelhandelsangebot hindeutet. Dabei ist Bars, Supermärkte, Souvenirshops –, aber die Be- jedoch zu konstatieren, dass die Attraktivität nahelie- dürfnisse der Anwohner vernachlässigen.“ (Borries gender, aber außerhalb der Bezirksgrenzen angesie- 2011). Die aus dieser Entwicklung resultierenden delter Einzelhandelsangebote hoch ist. Dies führt zu Konflikte münden nicht selten in Tourismuskritik oder einem relevanten Kaufkraftabfluss. Zudem ist eine gar Touristenfeindlichkeit. So wird Touristification starke interne Differenzierung auszumachen, bei der nicht nur aufgrund der Anklänge zu Gentrifizierung der Planungsraum Oranienplatz mit einer Kaufkraft- mit der Verdrängung von Einkommensschwächeren bindung von rund 57 Prozent einen überdurchschnitt- in Verbindung gebracht. Als scheinbar stichhaltiges lichen Wert aufweist (vgl. ebd.). Argument hierfür gilt die Ausweitung des Angebots an Ferienwohnungen, die rein quantitativ jedoch TOURISMUS lediglich einen geringen Einfluss auf die Verknappung Der Tourismus hat in relativ kurzer Zeit eine des Wohnungsangebots ausübt. hohe wirtschaftliche Bedeutung für den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg insgesamt und nicht zuletzt Dabei stehen insbesondere Portale der sogenannten auch für die Luisenstadt Kreuzberg erlangt. In diesem Sharing Economy in der Kritik – allen voran Airbnb, Zusammenhang kommt es häufig zu Nutzungskon- dem die Frankfurter Allgemeine Zeitung unterstellte, flikten mit AnwohnernInnen, weswegen der soge- es „verhökere“ Kreuzberg (Klöpfer 2014). Diesbezüg- nannte stadtverträgliche Tourismus als gesondertes lich veröffentlichten Studenten der Fachhochschule Handlungsfeld im Handlungskonzept für den Wirt- Potsdam im Jahr 2015 eine interessante Untersu- schaftsstandort Friedrichshain-Kreuzberg hervorge- chung, in der sie öffentlich zugängliche Daten des besagten Portals auswerteten.

Angebote Wohneinheiten in Airbnb | Stand: 2015 So wurden zum Zeitpunkt ihrer Abfrage rund 12.000 Daten: Parnow/Skowronnek/Vogel Wohneinheiten in Berlin insgesamt angeboten, was 0,5 Prozent aller Berliner Wohnungen entspricht. Auffällig ist die räumliche Ballung der Angebote, wobei der Neuköllner Reuterkiez (500 Angebote) und der Helmholtzplatz in Prenzlauer Berg (350 Angebote) noch vor dem Kreuzberg Graefekiez (300 Angebo- te) rangierten. Verglichen mit den Hotspots in den Bezirksregionen Südliche Luisenstadt und Tempelho- fer Vorstadt wurden in der Bezirksregion Nördliche Luisenstadt etwas weniger Angebote inseriert (vgl. Parnow/Skowronnek/Vogel 2015). 219 533 328 437

Südliche Tempelhofer Nördliche Südliche Friedrichstadt Vorstadt Luisenstadt Luisenstadt

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5.4 umwelt, Klima und Energie

5.4.1 Umwelt

„„ Hohes Verkehrsaufkommen und hohe bauliche Dichte sorgen für hohe Lärm- und Luftbelastung „„Böden aufgrund hohen Versiegelungsgrads kaum wasseraufnahmefähig, was hohe Regenwasserab- flusswerte und lokale Überschwemmungen bei Starkregenereignissen nach sich zieht „„In weiten Teilen ungünstige bioklimatische Situation, zudem hohe Wärmebelastung im Sommer „„Energieversorgung erfolgt fast flächendeckend über Erdgas, lokal wird sie durch andere Energieträger wie Heizöl und Solarenergie ergänzt „„Vielfältige ökologische Modellprojekte im Gebiet z.B. ‚Block 103‘ „„Energetisches Quartierskonzept für das Bethanien-Gelände in Bearbeitung

Die Umweltbedingungen im Untersuchungsraum zwischen 60 und 70 dB. Damit werden die gesund- stehen exemplarisch für dicht bebaute innerstädti- heitsrelevanten Schwellenwerte deutlich überschrit- sche Wohngebiete in einer Metropole mit einer hohen ten (vgl. SenStadtUm 2016 b). Dies ist zum einen baulichen Dichte, einem hohen Versiegelungsgrad auf die hohe Verkehrsbelastung durch KfZ-Verkehr und einer hohen Lärm- und Luftbelastung. und zum anderen durch die städtebauliche Situation (Gebäudeabstand, Hochbahntrasse der U-Bahnli- LÄRMBELASTUNG nie U1) zurückzuführen. Zudem verkehren auf der Die strategischen Lärmkarten der Senatsverwaltung Oranien- und Adalbertstraße mehrere Buslinien. An für Stadtentwicklung und Umwelt zeigen eindeutig, Knotenpunkten (Kottbusser Tor, Oranienstraße Ecke dass der Kraftfahrzeugverkehr der Hauptverursacher Skalitzer Straße) liegen die Lärmbelastungswerte auf der Lärmbelastung in der Stadt und im Untersu- Grund des höheren Verkehrsaufkommens und der chungsgebiet ist. Ausschlaggebend für das Maß der U-Bahnlinie U1 deutlich höher. Lärmimmissionen sind zum einen die durchschnittli- che tägliche Verkehrsstärke (DTV) und zum anderen Die Lärmbelastungswerte am Bethaniendamm sind die städtebauliche Situation (Straßenbreite, Bebau- grenzwertig, hier sind jedoch in der Kreuzberger ungsabstand, Gestaltung des Straßenraums). Das Luisenstadt keine Wohngebäude betroffen. Alle bedeutet, dass eine Verkehrsstärke von 10.000 Fahr- übrigen Straßen innerhalb des Untersuchungsgebie- zeugen täglich in Straßenräumen mit einem Bebau- tes überschreiten die Schwellenwerte nicht. In den ungsabstand von unter 20 Meter bereits Lärmwerte Blockinnenbereichen und auf den Grün- und Frei- von 70 dB tags und 65 dB nachts verursacht. Straßen, flächen (ausgenommen Wassertorplatz) liegen die in denen die Gebäude 30 Meter voneinander entfernt Werte deutlich unterhalb der gesundheitsrelevanten sind, werden dieselben Werte bei 30.000 Fahrzeugen Schwelle. am Tag erreicht. Die gesundheitsrelevanten Schwel- lenwerte liegen bei 65 dB tags und 55 dB nachts (vgl. LUFTBELASTUNG SenGeUmVer 2008). Die Luftbelastung im Untersuchungsgebiet wird im Wesentlichen durch den Kraftfahrzeugverkehr Die Luisenstadt Kreuzberg ist entlang der Skalitzer-, und Hausbrand (Verwendung von Brennstoffen für Oranien- und Adalbertstraße von starkem Ziel- und Kleinfeueranlagen im Haushalt) verursacht. Dabei Durchgangsverkehr geprägt. In diesen Straßen liegen sind Feinstaubimmissionen (PM10) auf den Verkehr die Werte tags zwischen 70 und 80 dB und nachts und Stickoxidimmissionen (NOx) auf die Haushalte

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zurückzuführen. Darüber hinaus liegt die Luisenstadt insbesondere im Sommer vermehrt auftreten, ist das Kreuzberg in unmittelbarer Nähe zum Heizkraftwerk Kanalisationsnetz überfordert und es kann lokal zu Mitte. Daher sind insbesondere die nördlicheren Überflutungen kommen. Darüber hinaus befinden Bereiche des Untersuchungsgebietes deutlich stärker sich keine Pumpwerke, Rückhaltebecken und ange- von Feinstaub- und Stickoxidbelastungen betroffen. legte Versickerungsflächen innerhalb der Luisenstadt In der Oranienstraße wird die höchste Luftverunrei- Kreuzberg. nigung gemessen. Wie im Falle der Lärmbelastung haben die hohe bauliche Dichte und der kleine Stra- ßenquerschnitt einen großen Einfluss auf die Luft- belastung. Der Mariannenplatz, die Freiflächen des 5.4.2 Klima Bethanien-Geländes sowie die Grün- und Freiflächen entlang des Ehemaligen Luistenstädtischen Kanals Das Untersuchungsgebiet weist laut Stadtentwick- bilden innerhalb des Untersuchungsgebiets wichtige lungsplan Klima eine in weiten Teilen ungünstige Entlastungs- und Filterzonen. Des Weiteren profitiert bioklimatische Situation auf, bei der aktuell hoher die Luisenstadt Kreuzberg von ihrer Nähe zum Görlit- Handlungsbedarf in Bezug auf Klima- und Umwelt- zer Park. schutz sowie Klimaanpassung besteht. Gründe sind die hohe bauliche Dichte, der hohe Versiegelungs- BÖDEN grad, das Fehlen von Grün- und Freiflächen sowie die Der Bebauungsrand ist in der Luisenstadt Kreuzberg bereits beschriebene Lärm- und Luftbelastung. überwiegend hoch bis sehr hoch. Das Gebiet ist im Durchschnitt bis ca. 60 Prozent versiegelt (vgl. Sen- Die Wärmebelastung ist in der Luisenstadt Kreuzberg StadtUm 2016 c). Unbebaute Flächen, insbesondere sehr hoch. Grundlage zur Ermittlung der thermischen in den Blockinnenbereichen und auf dem Bethani- Belastung ist der PMV Index1. Untersuchungen haben en-Gelände, sind zu ca. 20 Prozent versiegelt (vgl. ergeben, dass die thermische Belastung im gesamten SenStadtUm 2011). Der Biotopwert von Freiflächen Untersuchungsgebiet ungünstig ist. Lokal kommt ist flächendeckend gering bis sehr gering. Lediglich es jedoch zu Unterschieden, da sich eine niedrigere das Engelbecken hat einen hohen Biotopwert (vgl. und lockere Bebauung sowie Freiflächen positiv auf SenStadtUm 2016 d). Verdacht auf Bodenverunrei- Lufttemperatur und Strahlungseffekte auswirken. nigungen besteht nicht, da keine Betriebe im Unter- suchungsgebiet ansässig sind, die mit Schadstoffen Szenarien zur Klimaentwicklung zeigen auf, dass arbeiten. die Wärmebelastung tags sowie nachts zukünftig noch zunehmen wird. Die Zahl der tropischen Nächte REGEN- UND ABWASSER in denen die Temperaturen nicht unter 20 Grad C° Auf Grund des hohen Bebauungs- und Versiege- liegen, werden zunehmen. Auch hier zeigt sich die lungsgrads gibt es bis auf den Ehemaligen Luisen- Notwendigkeit von klimaanpassenden Maßnahmen. städtischen Kanal, das Bethanien-Gelände, den Dazu gehören unter anderem das Pflanzen von Mariannenplatz und einiger Blockinnenbereiche keine zusätzlichen Bäumen, Installation von Dach- und natürlichen Versickerungsflächen. Dementsprechend Fassadenbegrünung und die Erhöhung der Abstrahl- hoch ist der Oberflächenabfluss bei Niederschlägen, mit ca. 200–300 mm/a (vgl. SenStadtUm 2012). Das gesamte Untersuchungsgebiet befindet sich zudem 1 | Der Predicted Mean Vote (PMV) beschreibt das thermi- im Einzugsgebiet der Mischkanalisation (Haus- und sche Wohlbefinden auf Grund klimatischer Bedingungen Industrieabwässer sowie Regenwasser werden (Lufttemperatur, Strahlungswerte, Windgeschwindigkeiten). gemeinsam entsorgt). Bei Starkregenereignissen, die Die Skala reicht von -3 (Kältestress) bis +3 (Hitzestress).

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effekte von Gebäude, etwa durch Verwendung helle- betrachtet. rer Materialien. Für eine klimagerechte Gestaltung, die auch die Themen Regenwasserbewirtschaftung, Die Wirksamkeit von ökologischen Maßnahmen lässt Energieversorgung und Belüftung mit einbeziehen, sich beispielhaft an den Verbrauchswerten des denk- sind Konzepte auf Blockebene zu entwickeln. Das malgerecht sowie energetisch sanierten Haus des ökologische Modellvorhaben ‚Block 103‘ kann hier zur Sports in der Gitschiner Straße ablesen. Der Wärme- Orientierung dienen. verbrauch des Hauses wurde durch die energetische Sanierung um ca. 38 Prozent reduziert. Im Rahmen des Aktionsplans zum Stadtentwicklungs- plan Klima werden im Görlitzer Park vorbildhafte Das Quartier Bethanien wird derzeit zentral mit Maßnahmen zur klimagerechten Sanierung und Strom und Heizwärme aus dem Hauptgebäude Erneuerung umgesetzt. versorgt. Im Rahmen einer KFW-geförderten energe- tischen Studie wird untersucht, wo und in welchem Umfang Potenziale für den Einsatz erneuerbarer Energien bestehen und ob und in welchem Umfang 5.4.3 Energie eine Dezentralisierung der Energieversorgung sinnvoll ist. Zur Erzeugung von Wärme wird fast flächendeckend Erdgas genutzt. Lokal wird die Erdgasversorgung zusätzlich mit Heizöl und Fernwärme gekoppelt. Ent- sprechende Fernwärmeleitungen verlaufen unterhalb der Mariannen- und Waldemarstraße. Darüber hinaus befinden sich vereinzelt Solarthermie- und Photovol- taikanlagen insbesondere in den Blöcken nördlich des Heinrichplatzes.

Im Block 103 zwischen Oranien-, Naunyn-, Marian- nen- und Maunteuffelstraße werden mehrere Anlagen zur Wärme- und Stromerzeugung kombiniert. So befinden sich neben Solarthermie und Photovoltaik- anlagen auch andere Anlagen für eine hausüber- greifende Warmwasser- und Heizwärmeversorgung, beispielsweise ein Blockheizkraftwerk und gasbefeu- erte Brennwertkessel. Des Weiteren wurden bei der ökologisch-energetischen Sanierung Ende der 1980er Jahre umweltverträgliche Baustoffe für die Wärme- dämmung verbaut, Dächer und Fassaden begrünt und Regenwasser gespeichert und im Haushalt wieder- verwendet. Der Block 103 war seinerzeit eines der ersten ökologischen Modellprojekte in Berlin und der Bundesrepublik und wird auch heute noch als Beispiel bei vielen ökologischen Sanierungsmaßnahmen herangezogen.

Innerhalb des Programms Städtebaulicher Denkmal- schutz werden energetische Maßnahmen sowohl auf der Ebene des Einzelgebäudes als auch für Ensembles

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5.5 akteure, Netzwerke und Beteiligungsstruktur

„„Vergleichsweise hohe Partizipations- und Kommunikationsbereitschaft der Bewohner, die sich in um- fassender Bürgerbeteiligung an Stadtentwicklungsprozessen äußert „„Stärkung eines nachhaltigen Integrations- und Vernetzungsprozesses zwischen Bürgern, Verwaltung und Politik anhand von Quartiersmanagement-Verfahren „„Engagierte Sozialraum-Arbeitsgemeinschaften und Bildungsnetzwerke, die die fachübergreifende und sozialräumliche Arbeit stärken „„Akteursnetzwerk Campus Marianne

BETEILIGUNGSVERFAHREN menarbeit. So wurden geplante Maßnahmen am Ehe- ALS BESTANDTEIL DER PLANUNGSKULTUR maliger Luisenstädtischer Kanal durch Bürgerproteste Eine umfassende Bürgerbeteiligung an Stadtentwick- verhindert, da kein Einvernehmen über die relevante lungsprozessen sowie eine frühzeitige Einbeziehung zeitliche Schicht erzielt werden konnte. aller Akteure und Betroffenen bei konkreten Pla- nungsverfahren im Hochbau und Freiflächenbereich Im Bethanien konnten die Maßnahmen einver- sind in Kreuzberg zur Gewährleistung einer nachhal- nehmlich entwickelt und umgesetzt werden. Zudem tigen Planungskultur etabliert. Das Interesse sowie konnten durch das Programm Städtebaulicher Denk- die Bereitschaft zur kritischen und konstruktiven malschutz Impulse zur Vernetzung und Entwicklung Partizipation an Stadt- bzw. Quartiersentwicklung des Campus Marianne als integrierten Sozialraum seitens der Bürgerschaft ist groß, da hier neben gegeben werden. baulich-räumlichen gleichsam soziale, quartiersbezo- gene Aspekte und somit die Lebenswelt der Anwohner Dass die Partizipations- und Kommunikationsbereit- betroffen sind. Themen wie Aufwertung, Verdrän- schaft in Kreuzberg vergleichsweise hoch ist, zeigt gung, Erhalt der Kreuzberger Mischung, aber auch das vielfältige Engagement von lokalen Initiativen. Umwelt- und Baumschutz stehen dabei im Zentrum Durch diese werden die Organisation von Beteili- des Interesses. gungsverfahren nicht selten unterstützt und Diskus- sionsprozesse über Planungs- oder Standortfragen Die Bandbreite zu Planungsvorhaben in der Förder- teilweise sogar angeregt. Für Planungsprozesse der kulisse reicht von Ablehnung bis gelungener Zusam- Stadtentwicklung sind neben der Einbeziehung der drei Quartiersmanagement-Teams als große Multi- plikatoren der Stadtteilarbeit insbesondere folgende Initiativen und Netzwerke von Bedeutung, die sich in ihrer Ausrichtung und Zielsetzung weiterhin der nachhaltigen Gebietsentwicklung in der Luisenstadt Kreuzberg widmen: Bürgerverein Luisenstadt und Bürgerinitiative Bäume für Kreuzberg. Darüber hinaus hat sich im Jahr 2012 mit Kotti & Co eine Mieterge- meinschaft gebildet, die sich – nicht zuletzt durch temporäre Raumaneignungen – öffentlichkeitswirk- sam gegen steigende Mieten im sozialen Wohnungs- bau engagiert. Ehemaliger Luisenstädtischer Kanal

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Jahr 2013 unter Einbeziehung des Grünflächenamts BETEILIGUNG UND VERNETZUNG des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg organisierte. IM BEREICH QUARTIERSMANAGEMENT Hierbei kam ein Bürgerbeteiligungsverfahren zum In allen drei Quartiersmanagement-Gebieten wird Be- Einsatz, um vor Ort gemeinsam zu entscheiden, wel- teiligung und Vernetzung mittels zwei verschiedener che Parkareale verbessert bzw. verschönert werden Gremien und vier unterschiedlicher Quartiersfonds sollten. In diesem Zusammenhang verständigten sich als Umsetzungsinstrument des Städtebauförderpro- die Beteiligten darauf, den Kinderspielbereich mit gramms Soziale Stadt institutionalisiert. Bürger und angrenzendem Terrain aufzuwerten, um den Park lokale Akteure besitzen je nach Projekt bzw. je nach- für Familien mit Kindern attraktiver zu machen, ohne dem, aus welchem Quartiersfond ein Projekt finan- dabei andere Nutzergruppen zu vertreiben (vgl. QM ziert wird, unterschiedlich starke Verantwortung und Zentrum Kreuzberg/Oranienstraße o. A. b). Einflussnahme hinsichtlich fachlicher und finanzieller Entscheidungen. Als Gremien zur Diskussion und zur SOZIALRAUM-ARBEITSGEMEINSCHAFTEN UND Entscheidungsfindung dienen der Quartiersrat, in BILDUNGSNETZWERKE dem sowohl Bürger als auch lokale Akteure vertreten In der Luisenstadt Kreuzberg sind drei Sozialraum-Ar- sind, sowie der Aktionsrat, der sich ausschließlich aus beitsgemeinschaften (SR-AG) im Bereich Jugendhilfe/ Bürgervertretern zusammensetzt. Nach mittlerweile Bildung/Gesundheit als Austausch- und Vernetzungs- vielen Jahren der Beteiligung und Vernetzung durch organ zwischen Verwaltung und lokalen Akteuren das Quartiersmanagement kann im Untersuchungs- tätig: SR-AG I – Südliche Friedrichstadt, SR-AG II – gebiet Luisenstadt Kreuzberg eine weiterhin positive Mariannenplatz, SR-AG III – Zentrum Kreuzberg. Die Bilanz gezogen werden. So sind auch schwer erreich- Treffen der SR-AGs finden in der Regel alle sechs bis bare Zielgruppen wie beispielsweise Menschen mit acht Wochen statt und werden vom Jugendamt ge- Migrationshintergrund in den Gremien aktiv, wodurch meinsam mit den lokalen Akteuren wie beispielsweise ein nachhaltiger Integrations- und Vernetzungspro- freien Trägern der Jugend- und Erwachsenenhilfe und zess zwischen Bürgern, Verwaltung und Politik auf Quartiersmanagement-Teams vorbereitet und durch- sozialräumlicher Ebene gestärkt wird. geführt. Bei den Treffen wird zum einen erörtert, welche sozialräumlichen Veränderungen und Proble- So wurden beispielsweise im Rahmen des Quartiers- matiken nach Einschätzung der lokalen Akteure für managements Zentrum Kreuzberg/Oranienstraße die Arbeit in den Gebieten relevant sind, zum anderen aktivierende Befragungen zur städtebaulichen gibt es Fachvorträge zu aktuellen sozialräumlichen Kriminalprävention sowie zum Thema Sauberkeit und Themen. Sicherheit durchgeführt. Hinsichtlich des Blockparks Skalitzer beschloss der Quartiersrat eine erste klein- Darüber hinaus hat sich das Bildungsnetzwerk Cam- teilige Aufwertung, die das Quartiersmanagement im pus Marianne als wichtige Initiative in der Luisenstadt Kreuzberg etabliert. Ausgehend von einem Zusam- menschluss von über 50 Institutionen aus den Berei- chen Bildung, Gemeinwesen, Jugendhilfe und Kultur wird das Ziel verfolgt, die Lebensbedingungen und Entwicklungsperspektiven von Kindern, Jugendlichen und Familien sowie Erwachsenen und älteren Men- schen zu verbessern. Dabei wird das Netzwerk durch das Jugendamt des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg unterstützt. Nachdem zunächst ein Leitbild erstellt wurde, konzentrierte sich die Arbeit ab dem Jahr 2010 auf die denkmalgerechte Sanierung der Gebäude und die Wiederherstellung der Grünanlagen des Bethani- Spielplatz im Skalitzer Park mit Mitteln des QM en-Geländes, das baulich-räumlich als Campus auf-

63 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

gewertet wurde und wird. Hinsichtlich der baulichen wurde der Wunsch zum Aufbau eines Leitsystems auf Maßnahmen kam es hier zu einer intensiven Koope- den Bethanien Freiflächen angeregt, um eine bessere ration mit dem Städtebaulichen Denkmalschutz, das Auffindbarkeit der Nutzungsangebote zu gewährleis- Netzwerk diente dabei als Partner bei der Planung. ten. Nach Abschluss der Maßnahmen ist das Netzwerk in der Lage, die baulich-räumliche Aufwertung mit Leben zu füllen. In den Jahren 2012 und 2013 sind zudem kleinteilige Kooperationsprojekte zwischen den Partnerorganisationen in den Fokus gerückt, die unter dem Thema „Inklusion“ insbesondere die Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule stärken sollen (vgl. Campus Marianne o. A.).

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT In der Luisenstadt Kreuzberg sind bereits einige Infor- mationsmedien fest etabliert, die für die Information der Öffentlichkeit genutzt werden. Die Internet-Auf- tritte des Fachbereichs Stadtplanung des Bezirkes Friedrichshain-Kreuzberg und des Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt dienen als Infor- mationsplattform. Über den Newsletter Luisenstadt, der zweimal jährlich erscheint, werden Interessierte im Gebiet erreicht. Darüber hinaus werden alle lau- fenden und abgeschlossenen Projekte mit Hilfe von Datenblättern veranschaulicht.

Öffentlichen Veranstaltungen wie der ‚Tag des of- fenen Denkmals‘ und ‚Tag der Städtebauförderung‘ werden mit unterschiedlichen Formaten und Anlässen in der Förderkulisse begangen.

ÖFFENTLICHE VORSTELLUNG DES ISEKS Am 10. Februar 2017 fand ein Rundgang mit anschlie- ßendem Input und Austausch zum ISEK Luisenstadt Kreuzberg statt. Die Einladung erfolgte über den Newsletterverteiler Luisenstadt. Neben Vertretern der jeweiligen Fachämter, nahmen Bewohner, Akteure und Nutzer am Rundgang teil.

Alle vorgestellten Maßnahmen wurden von den Anwe- senden durchweg positiv beurteilt und angenommen. Ergänzend wurde auf die Notwertigkeit von Maßnah- men in Verkehrsbereichen, z.B. dem Naunynplatz, hingewiesen. Zudem wurde eine verstärkte Zusam- menarbeit mit dem Bezirksamt Mitte im Bereich der Verkehrsplanung angeregt - die Luisenstadt sollte hierbei als Ganzes betrachtet werden. Darüber hinaus

64 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Bestandsanalyse

Einladung zum Rundgang

Städtebaulicher Denkmalschutz Luisenstadt Kreuzberg Integriertes Stadtteilentwicklungskonzept (ISEK)

Hintergrund Veranstaltung Die Stattbau GmbH ist seit 2008 mit der Betreuung des Nach dem gemeinsamen Rundgang zu einigen der För- Gebietes Städtebaulicher Denkmalschutz Luisenstadt derprojekte (siehe rückseitige Karte) möchten wir Sie Kreuzberg beauftragt. Im Zuge dieser Gebietsbetreu- gerne über die Inhalte und Ergebnisse des ISEK infor- ung ist 2016 das Integrierte Stadtteilentwicklungskon- mieren und mit Ihnen in Austausch dazu treten. zept (ISEK) von 2011 fortgeschrieben worden. Ablauf Das ISEK 2016 stellt den planerischen Rahmen für 14.00 Uhr Beginn Rundgang weitere Förderprojekte und Maßnahmen dar, die der Treffpunkt: Alfred-Döblin-Platz nachhaltigen und sozial orientierten Entwicklung der Luisenstadt dienen. Dabei liegt der Fokus zum einen 15:30 Uhr Ende Rundgang auf den baulich-räumlichen Erfordernissen und zum Ankunft im AWO Begegnungszentrum anderen auf sozialen Bedarfen und deren Auswirkun- Snacks und Getränke gen auf die Maßnahmenplanung. 15:45 Uhr Input zum ISEK 2016 Mit dem aktuellen ISEK ist erneut ein Katalog integriert ▪ Hintergrund Luisenstadt Kreuzberg wirkender Maßnahmen und Handlungsempfehlungen ▪ Gesamtstrategie entstanden. Neben der sozialen Infrastruktur wurde ▪ Handlungsfelder Rundgang mit anschließendem Austausch insbesondere der öffentliche Raum in seinem städte- ▪ Umsetzungsstand Maßnahmen 10.02.2017 | 14.00 - 17.00 Uhr baulich-denkmalpflegerischen Kontext betrachtet. ▪ Maßnahmenplan Darüber hinaus erfolgte eine Ausweitung des Blicks 16.15 Uhr gemeinsamer Austausch auf die Handlungsfelder Umwelt, Wohnen und lokale 17.00 Uhr Ende Ökonomie.

Ansprechpartnerin Frau Mari Pape STATTBAU Stadtentwicklungsgesellschaft mbH fon: 030/ 690 81 - 187 | mail: [email protected]

Förderkulisse Luisenstadt Kreuzberg

Rundgang

1 Alfred-Döblin-Platz 9 8 2 Oranienplatz/Oranienstraße

10 3 Naunynplatz 1 11 4 Ballhaus Naunynstraße 7 5 Naunynritze 3 6 Freiflächen Bethanien 6 2 4 7 Bethanien 8 Schulcampus am Mariannenplatz 5 9 Georg von Rauch-Haus 10 Seminargebäude Adalbertstraße 11 AWO Begegnungszentrum

Förderprojekte

Kartengrundlage: Karte von Berlin 1 : 5.000 | K5 RD/DVD 141 Maßstab: 1 : 7.500 / DIN A4

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6. zusammenfassung

ZUSAMMENFASSUNG SWOT-ANALYSE Gegenüber der Stärken- und Schwächen-Analyse des ISEKs 2011 haben sich keine inhaltlichen Veränderungen ergeben. Die inhaltlichen Punkte sind im Folgenden dargestellt.

STÄDTEBAU (Historische Entwicklung, Baulich-räumliche Struktur, Denkmale)

„„Prägendes städtebauliches Grundmuster – durch ELK und markante Platzfolge von Mariannenplatz, Heinrichplatz und Oranienplatz „„Homogene Gründerzeitbebauung – in großen Teilbereichen, vor allem in den Planungsräumen Oranienplatz und den angrenzenden Blöcken „„Vielfalt architektonischer Leitbilder – des 19. und 20. Jahrhunderts (von Lenné über Kahlschlagsanie- rung bis IBA und behutsame Stadterneuerung) „„Merkzeichen und Solitäre – wie Hochbahntrasse, Tauthaus, Bethanien, St. Thomas Kirche „„Begrenztes Neubaupotenzial/Verdichtungspotenzial – durch Arrondierung fehlender Blockkanten „„Fehlende/unterbrochene Block- und Raumkanten – entlang Bethaniendamm (Kinderbauernhof), Skalit- zer Straße (Spielplatz und Blockpark), Köpenicker Straße von Bethaniendamm bis Manteuffelstaße „„Überformung der historischen Bebauungsstruktur und Raumbezüge – in Teilräumen durch Großsied- lungsstrukturen (westl. Wassertorplatz, Kottbusser Tor), Dresdener Straße ist abgehängt „„Entwicklungsblockaden – bei Arrondierungs- oder untergenutzten Grundstücken „„Entwicklungsskepsis – gegenüber baulichen Veränderungen bei Teilen der Bevölkerung - Neugestal- tung ELK zw. Oranienplatz und Waldemarstraße

BEVÖLKERUNG (Demografische Struktur, Soziale Situation, Gesundheitliche Situation)

„„Konstante Zahl an Einwohnern - auch zukünftig unterhalb des gesamtstädtischen Wachstums „„Junge Bewohnerschaft - überdurchschnittlich hoher Anteil an Menschen im erwerbsfähigen Alter „„Hoher Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund - konstant überdurchschnittlich insgesamt, so- wie an Einwohnern mit ausländischer Staatsangehörigkeit „„Kinderarmut - häufig prekäre soziale Situation vieler Kinder und Jugendlicher „„Gesamtindex Soziale Ungleichheit unverändert - seit 2013 „„Altersarmut - alarmierend hoher Anteil bei gleichzeitig überdurchschnittlich hohem Anteil an älteren Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit „„Niedrigste Lebenserwartung - bei gleichzeitig leicht rückläufiger vorzeitiger Sterblichkeit berlinweit „„Öffentlicher Alkohol- und Drogenkonsum - komplexes Ineinandergreifen von unterschiedlichen Fakto- ren

66 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Zusammenfassung

NUTZUNGSSTRUKTUR (Grün- und Freiflächenstruktur, Verkehrsinfrastruktur, Soziale Infrastruktur, Wohnen, Lokale Ökonomie und Tourismus)

„„Unzureichende Ausstattung mit Grün- und Freiflächen – infolge sehr hoher Bebauungsdichte, insbe- sondere in den Planungsräumen Oranienplatz und Lausitzer Platz Unterbrochene Weg- und Sichtbe- ziehungen – im ELK infolge baulicher Maßnahmen der Vergangenheit, Angstraum um den Ver- kehrsgarten durch unübersichtliches Grün, Barrierewirkung der Skalitzer Straße „„Fehlender Zugang zur Spree – Abriegelung durch gewerbliche Nutzung, kein Uferweg „„Hohe Kfz-Belastung - viel Durchgangs- und Zielverkehr bei geringem Motorisierungsgrad im Gebiet „„Vielfalt an Gebäude- und Wohnungstypen – für unterschiedliche Bewohnergruppen und Bedarfe „„Gewachsene Urbanität und lebendige Vielfalt – vor allem im Planungsraum Oranienplatz „„Sozialen Infrastruktur - vielfältiges und häufig auch niedrigschwelliges Angebot an Einrichtungen in allen Bereichen „„Gentrifizierungsprozesse - alarmierende Mietpreisanstiege und Rückgang beim Anteil an Wohnungen landeseigener Wohnungsbaugesellschaften sowie insbesondere Sozialmietwohnungen „„Vielfältiger Branchenmix - Gefährdung durch Zunahme der Gastronomie „„Gestiegene wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus - einhergehende Nutzungskonflikte mit Anwoh- nern

UMWELT, KLIMA UND ENERGIE

„„ Hohe Lärm- und Luftbelastung - hohes Verkehrsaufkommen und hohe bauliche Dichte „„Hoher Versiegelungsgrad - zieht hohe Regenwasserabflusswerte und lokale Überschwemmungen bei Starkregenereignissen nach sich „„Energieversorgung fast flächendeckend über Erdgas „„Ökologische Modellprojekte - können beispielgebend wirken

AKTEURE, NETZWERKE UND BETEILIGUNGSSTRUKTUR

„„Hohe Partizipations- und Kommunikationsbereitschaft der Bewohner - umfassende Bürgerbeteiligung an Stadtentwicklungsprozessen „„Engagierte Sozialraum-Arbeitsgemeinschaften und Bildungsnetzwerke - stärken fachübergreifende und sozialräumliche Arbeit „„Akteursnetzwerk Campus Marianne

67 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Handlungsfelder und Maßnahmenkonzept

7. entwicklungsziele und Massnahmenplan

7.1 entwicklungsziele

Drei Handlungsfelder prägen die Arbeit im Fördergebiet Städtebaulicher Denkmalschutz Luisenstadt Kreuzberg von Beginn an: Denkmale, soziale Infrastruktur und öffentlicher Raum. Dabei konnte in den vergangenen zehn Jahren beispielsweise eine Reduzierung des Handlungsbedarfs von 84 % auf 30 % im Handlungsfeld sozio-kul- turelle Infrastruktur erreicht werden. Aufbauend auf der vorangegangenen Bestandsanalyse lassen sich für die einzelnen Handlungsfelder folgende Entwicklungsziele identifizieren, die auch in den nächsten Jahren mit den Akteuren vor Ort und den Anwohnern konkretisiert und priorisiert werden sollen:

HANDLUNGSFELD DENKMALE

„„Alle öffentlichen, bzw. öffentlich genutzten Denkmale sind haben eine gute Auslastung und ein hoch- wertiges Angebot „„Behutsame Anpassung an moderne Nutzungen (vs. „konservatorisch“ vorgehen) „„Denkmalschutz und Umweltbelange sind im Einklang

HANDLUNGSFELD SOZIALE INFRASTRUKTUR

„„Gebäude mit sozial-kulturellen Infrastrukturangeboten sind saniert „„Soziale Angebote sind stabilisiert und bedarfsgerecht erweitert z.B. Ausbau Kitaplätze „„Potenziale bzw. Potenzialflächen für soziale Infrastruktur sind aktiviert

HANDLUNGSFELD ÖFFENTLICHER RAUM

„„Qualifizierung des Angebotes (v. a. auch Spielplätze) „„Zugänglichkeit/ Barrierefreiheit ist verbessert Stärkung Öffentliche Sicherheit und Aufenthaltsqualität Schulhöfe und andere Einrichtungen wurden für Doppelnutzungen geprüft „„Vollständige Umsetzung Masterplan Freifläche Bethanien „„Erarbeitung Masterplan für den Ehemaligen Luisenstädtischen Kanal „„Erarbeitung Verkehrs- und Mobilitätskonzept für die Luisenstadt-Kreuzberg

68 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Handlungsfelder und Maßnahmenkonzept

Neben den drei etablierten Handlungsfeldern erscheint es aufgrund der Entwicklungen der vergangenen Jahre sinnvoll, weitere Handlungsfelder ins engere Blickfeld zu nehmen: Umwelt, Wohnen und lokale Ökonomie. Die Öffentlichkeitsarbeit ist ein weiteres querschnittsorientiertes Handlungsfeld. Auch hier lassen sich Entwick- lungsziele formulieren, die sich aus der Bestandsanalyse ableiten:

HANDLUNGSFELD UMWELT

„„In der Luisenstadt Kreuzberg wird modellhaft die Vereinbarkeit von Umwelt- und Denkmalschutz an verschiedenen Beispielen erprobt und durchgeführt „„Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sind Ziele für alle Maßnahmen „„Die Sanierung berücksichtigt energetische Einsparmöglichkeiten und den Einsatz erneuerbarer Energien, Maßnahmen zur Klimaanpassung sind integraler Bestandteil der baulichen Konzepte

HANDLUNGSFELD WOHNEN

„„Übergeordnetes Ziel ist es, bezahlbaren Wohnraum im Gebiet zu sichern. Ungewollte Umzüge wegen Mieterhöhungen sollen vermieden werden und Wohnraum für die Bevölkerung bezahlbar bleiben.

HANDLUNGSFELD LOKALE ÖKONOMIE

„„Die Kreuzberger Mischung ist ein Synonym für kleinteiliges und wohnortnahes produzierendes Gewer- be. Diese Mischung, die besonders in der Luisenstadt ausgeprägt ist, ist zu sichern und zu erhalten. „„Ein weiteres Merkmal der Luisenstadt ist die vielfältige gewerbliche Nutzung der Erdgeschosse, die es ebenfalls zu erhalten gilt.

69 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Handlungsfelder und Maßnahmenkonzept

7.2 massnahmenplan

FORTSCHREIBUNG GESAMTKONZEPT Die Sicherung der Wohnfunktion für eine Vielzahl von jeweils verschiedene Finanzierungs- und Fördermög- unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen genauso wie lichkeiten einzubeziehen (siehe Kosten- und Finanzie- die Sicherung der Funktionsmischung von Wohnen, rungsübersicht im Anhang). Gewerbe, Handel, Dienstleistung und Kultur bleibt als Ziel erhalten. Ebenso sind bei Maßnahmen in öffentlichen Gebäu- den und auf öffentlichen Flächen die Personalkapa- Die Gebietskulisse sollte in ihrer Form und Zuschnitt zitäten der bauenden Ämter zu berücksichtigen. In weitergeführt werden. Perspektivisch sollte eine der Vergangenheit konnten Maßnahmen auf Grund Ausweitung auf Bereiche der Bezirksregion Nördliche mangelnder Ressourcen nicht in der gewünschten Luisenstadt, Planungsraum Lausitzer Platz, Planungs- Zeitspanne umgesetzt werden. Kurzfristig aufgeleg- raum Wrangelkiez und Reichenberger Straße auf te Sonderprogramme, auch wenn sie für wichtige Grundlage der erfolgten Untersuchung geprüft wer- Bedarfe eingerichtet werden, tragen dazu bei, dass den. In diesen Planungsräumen befinden sich wichti- eine kontinuierliche und verlässliche Personalplanung ge soziale und kulturelle Einrichtungen (z.B. Gebäude erschwert wird. der Borsig-Oberschule, Heinrich-Zille-Grundschule, Markthalle IX, Else-Ury-Bibliothek), teilweise in denk- Ein weiterer Aspekt ist die vorausschauende Eintei- malgeschützten Gebäuden, für die ohne Ausweitung lung der erforderlichen Mittel für die jeweilige Maß- des Gebiets Städtebaulicher Denkmalschutz keine nahme auf die einzelnen Haushaltsjahre. Hier sind die Fördermöglichkeiten bestehen. (s. 7.3 Erweiterung bestehenden Regelwerke zu Ausschreibungsverfahren Förderkulisse) zu beachten, die beispielsweise bei größeren Bauvor- haben eine europaweite Ausschreibung der Planungs- Innerhalb der bestenden Förderkulisse Städtebauli- leistungen erfordern. Eine Bauplanungsunterlage cher Denkmalschutz Luisenstadt-Kreuzberg soll in (BPU) ist somit im ersten Jahr der Förderung nicht den nächsten Jahren die soziale Infrastruktur und mehr zu erstellen. der öffentliche Raum umfassend saniert werden. Es wird die Sicherung der gestaltprägenden Bebauungs-, Des Weiteren ist zu berücksichtigen, dass durch die Freiraum- und Platzstrukturen der Gründerzeit und verbesserte Baukonjunktur auch ein Anstieg der Bewahrung von Spuren der Geschichte vordergründig Baukosten zu beobachten ist. Insbesondere bei einem sein. Ebenso soll weiter die Stabilisierung und Siche- zeitlichen Abstand zwischen Bewilligung und Bauaus- rung der Vielzahl an Einrichtungen der sozialen und führung sollte daher ein finanzieller Puffer berück- kulturellen Infrastruktur verfolgt werden. Generell sind sichtigt werden. unter dem Stichwort wachsende Stadt Potenziale bzw. Potenzialflächen im Hinblick auf Verdichtungsmög- Zur Erreichung der vorgenannten Ziele wird folgende lichkeiten und auch Doppelnutzungen zu untersuchen; Maßnahmenplanung vorgeschlagen: Beispiele sind der Schulstandort Nürtingen-Grundschu- le, die VHS, und auch der Kinderbauernhof.

Die im Folgenden aufgeführten Maßnahmen sind nicht alle dem Förderschwerpunkt ‚Städtebaulicher Denkmalschutz‘ zuzuordnen, beschreiben jedoch die Möglichkeiten und Notwendigkeiten im Sinne eines integrierten Handlungsansatzes der Gebietsentwick- lung. Bei der Konkretisierung der Maßnahmen sind

70 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Handlungsfelder und Maßnahmenkonzept

HANDLUNGSFELD: SOZIALE INFRASTRUKTUR tiggestellt. Auf dem Bethanien- Gelände sind das Kitas Hauptgebäude, das Pestalozzi-Fröbel-Haus und „„Stabilisierung und Ausbau sozialer Angebote: Der das Beamtenwohnhaus noch zu sanieren. durch Bevölkerungszuwachs und Verlust beste- hender Angebote in Mietobjekten resultierende „„Das Hauptgebäude des ehemaligen Diakonis- Bedarf an Kitaplätzen soll durch ein zusätzliches sen-Krankenhauses ist die städtebauliche Domi- Angebot, vorrangig im sogenannten Beamten- nante des Denkmalensembles Bethanien und wohnhaus, Mariannenplatz 1, kompensiert wer- prägt – gemeinsam mit der St. Thomas Kirche das den. Weitere relevante Kapazitäten stehen in der Gartendenkmal Mariannenplatz und durch die bestehenden Förderkulisse Luisenstadt nicht zur Blickachse Muskauerstraße einen Teil der westli- Verfügung. chen Luisenstadt. Nach Norden prägt das Gebäu- de, ebenfalls gemeinsam mit der St. Thomas die „„Die baulich noch nicht sanierten vorhandenen Ange- Raumkante des Ehemaligen Luisenstädtischen bote (Kindergärten City, Leuschnerdamm 33 und INA. Kanals in diesem Abschnitt. Die anderen Gebäude Dresdenerstr. 128) sollen baulich qualifiziert werden. auf dem Bethanien-Gelände sind, vorrangig die beiden flankierenden Gebäude am Mariannen- „„Da die in der Luisenstadt wichtigen EKT’s häufig platz und das Seminargebäude Adalbertstr. 23b, keine ausreichenden eigenen Freiflächen zur Ver- auf das Hauptgebäude räumlich ausgerichtet. fügung haben, ist ein Angebot an nutzbaren Frei- flächen in der Umgebung besonders zu berück- „„Mit seinen vielfältigen Angeboten ist das Kunst- sichtigen. Der Schwerpunkt sollte hier auf quartier Bethanien in der Luisenstadt ein wichti- Mehrfachnutzungen liegen, da die Ausstattung ger Kulturstandort sowohl für AnwohnerInnen als an öffentlichem Grün in der Förderkulisse nicht auch für ein internationales Publikum. Um seiner ausreichend ist. Bedeutung gerecht zu werden, ist eine denkmal- gerechte Sanierung der Hülle unter Beachtung Schule energetischer Standards erforderlich. „„Der Schulstandort Nürtingen-GS einschließlich der zum Schuljahr 2017/18 auslaufenden E.O. „„Das Pestalozzi-Fröbel-Haus mit seinem Angebot Plauen-GS soll mit allen Gebäuden und Frei- ‚Stadt als Schule‘ ist für diese Nutzung zu ertüch- flächen saniert werden. Das noch nicht im Förder- tigen, Möglichkeiten einer Erweiterung des Raum- programm aufgenommene ‚Gelbe Haus‘ ist als angebotes sind unter Beachtung des Denkmal- Standort für die Mensa der Schule und Veranstal- schutzes zu überprüfen. tungsort konzipiert und daher für die Entwicklung des Schulstandortes von großer Bedeutung. Nach „„Das sogenannte Beamtenwohnhaus ist mit Abschluss der Hochbausanierung sollten die Frei- Teilflächen als künftiger Kita-Standort vorgese- flächen qualifiziert werden. Da das Schulkonzept hen. Eine Sanierung der Gebäudehülle und Er- eine weitgehende Öffnung des Standortes vor- tüchtigung der Kita-Fläche sind vorzusehen. sieht, würden hier auch Freiflächen für die Nach- barschaft geschaffen. „„Am Standort der VHS sind die Qualifizierung des Pavillons und die Freifläche noch erforderlich. Im Soziale- und Kulturelle Infrastruktur Zusammenhang mit einer geplanten Erweiterung „„In diesem Handlungsfeld sind das Bethanien-Ge- des Angebotes für Druckgrafik ist auch eine Er- lände und der Standort der Volkshochschule weiterungsmöglichkeit der räumlichen Kapazitä- (VHS) am Wassertorplatz baulich noch nicht fer- ten zu prüfen.

71 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Handlungsfelder und Maßnahmenkonzept

„„ HANDLUNGSFELD: ÖFFENTLICHER RAUM Im Bereich Öffentlicher Raum, Straßenland und „„Die südliche Anbindung des ELK an den Land- Spielplätze sind bislang nur einige Maßnahmen mit wehrkanal wird mit fortschreitender Qualifizie- Schwerpunkt Bethanien erfolgt. Insbesondere für die rung der Uferwege entlang des Landwehrkanals öffentlichen Spielplätze und den Ehemaligen Luisen- hierbei besondere Berücksichtigung finden müs- städtischen Kanal besteht großer Handlungsbedarf. sen. Ebenso ist die Gestaltung der Übergänge zwi- schen den einzelnen Abschnitten ein wichtiger Weiterer Bedarf besteht bei der Verbesserung der Gesichtspunkt (s. Straßenraum). Sicherheit im öffentlichen Raum. Standortangepasst sind z.B. die Beleuchtung wichtiger Wegeverbindun- Straßenraum gen, die Ansprache und soziale Unterstützung bedürf- „„Für die Luisenstadt sollte ein Verkehrs- und Mobi- tiger Gruppen und Möglichkeiten zur Verbesserung litätskonzept erstellt werden, welches Ansätze der sozialen Kontrolle einzubeziehen. von der Gestaltung des Straßenraums, Möglich- keiten zur angemessenen Berücksichtigung der Spielplätze verschiedenen Verkehrsteilnehmer im fließenden „„Die vorhandenen Spielplätze, z.B. in der und ruhenden Verkehr und Strategien der Anliefe- Manteuffelstraße sind als öffentliche Orte zu qua- rung des örtlichen Gewerbes aufzeigt. lifizieren. Die Potentiale der Schulhöfe und auch des Kinderbauernhofes sollten für Doppelnutzun- „„Aufgrund der stadträumlichen Lage ist eine Ko- gen untersucht werden. operation mit dem Bezirk Mitte hinsichtlich des Verkehrskonzeptes (Parkraumbewirtschaftung, Bethanien Anpassung Fahrradverkehr) unerlässlich, zumal „„Die Freifläche Bethanien wird seit 2009 in Bauab- der Bezirk Mitte für die Luisenstadt-Mitte die Ein- schnitten realisiert. Es hat sich gezeigt, dass der führung einer Parkraumbewirtschaftung be- Übergang am Bethaniendamm zwischen Grün- schlossen hat. Mit der Einführung ist Ende 2017 fläche und öffentlichem Straßenland für den jet- zu rechnen. zigen (und zum Zeitpunkt der Planung nicht ab- sehbaren) Nutzungsdruck nicht angemessen „„Entlang der prägenden Grünflächen und Plätze gestaltet ist. Der zum Bezirk Mitte gehörige Stell- müssen künftig stärker Maßnahmen im Straßen- platzstreifen wird als ‚Campingplatz‘ vorrangig land berücksichtigt werden (Übergänge, Sichtach- von Menschen aus Süd-Ost-Europa genutzt, die sen, Neuordnung, Parken, Straßenquerschnitte vorgelagerte Grünfläche entwickelt sich zu deren etc.). ‚Wohnzimmer‘, was zu Nutzungseinschränkun- gen für die anderen Nutzer führt. Hier ist der „„Der Ehemalige Luisenstädtische Kanal mit Übergang in Abstimmung mit dem Bezirk Mitte Oranienplatz und Wassertorplatz ist mit seinen baulich weiter zu entwickeln, es ist die Vervoll- Bushaltestellen und Straßenquerschnitten in be- ständigung der Einfriedung des Bethanien-Gelän- sonderer Weise zu berücksichtigen. des beabsichtigt. „„Generelles Ziel ist die Zugänglichkeit/Barrierefrei- Ehemaliger Luisenstädtischer Kanal heit zu verbessern (z.B. durch Gehwegvor- „„Die Erarbeitung eines Masterplans für den Ehe- streckungen und Bordsteinabsenkungen), für die maligen Luisenstädtischen Kanal ist ein für die VHS Wassertorplatz liegt ein Konzept vor. Luisenstadt wichtiges Vorhaben, welches trotz bestehender, gravierend unterschiedlicher Ziel- „„Der Rad-/Fußverkehr ist stärker entsprechend vorstellungen seitens Bezirk, Landesdenkmalamt seines Anteils am Verkehrsaufkommen zu stär- und Anwohnerschaft weiter verfolgt werden sollte. ken.

72 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Handlungsfelder und Maßnahmenkonzept

„„ HANDLUNGSFELD: UMWELT Die Umweltbedingungen stehen exemplarisch für „„Park, Block 103, Haus des Sports, Bethanienge- innerstädtische Wohngebiete (hohe Luft- und Lärm- lände) sind richtungsweisend aber nicht ausrei- belastung wegen des Verkehrsaufkommens und der chend. hohen baulichen Dichte, Versiegelung, keine Versicke- rung, Wärmebelastung, wenig Grün), daher besteht HANDLUNGSFELD: WOHNEN ein großer Bedarf an klimaschonenden und klimaan- Die Handlungsmöglichkeiten im Bereich der Stadtpla- passenden Maßnahmen. nung zur Sicherung einer sozial verträglichen Gestal- tung des Wohnungsmarktes sind gering, sollten aber Schnittstellen bestehen zu den Handlungsfeldern vollständig ausgeschöpft werden: Soziale Infrastruktur, öffentlicher Raum und Öffent- lichkeitsarbeit. „„Anwendung/Durchsetzung der vorhandenen Inst- rumentarien (Millieuschutz, „Mietpreisbremse“, „„Auf Gebäudeebene im Bereich soziale Infrastruk- Umwandlungsverbotsverordnung, Zweckentfrem- tur sollte geprüft werden, welche Maßnahmen an dungsverbotsgesetz). welchen Standorten möglich sind (u.a. Energie- einsparmöglichkeiten, Nutzung regenerativer „„Ausweitung des Wohnungsbestandes landeseige- Energien, Kopplung mit anderen Energieträgern, ner Wohnungsbaugesellschaften. Dach- und Fassadenbegrünung, Regenwasserma- nagement, Verwendung mineralischer Baustoffe, „„Ausbau der offenen Mieterberatung. Abfallmanagement). HANDLUNGSFELD: LOKALE ÖKONOMIE „„Die Ergebnisse des derzeit in Bearbeitung befind- Generell ist festzustellen, dass es im Bereich Stadt- lichen Energetischen Quartierskonzepts Bethani- planung/-erneuerung einen geringen Handlungs- en wird Ansätze für eine energetisch wirksame spielraum zur Einflussnahme auf die Entwicklung des und denkmalgerechte Sanierung aufzeigen, die Gewerbes gibt. Die vorhandenen Möglichkeiten sind Ergebnisse sind umzusetzen. mit der Wirtschaftsförderung abzustimmen und zu konkretisieren: „„Aber auch flächendeckende Maßnahmen im Ge- biet, u.a. Förderung alternativer Mobilitätsfor- „„Sicherung des kleinteiligen Gewerbes über Bau- men, Entsiegelung und Versickerung, Pflanzen nutzungsverordnung (BauNVO). von klimaresistenten Bäumen sind jeweils zu in- tegrieren. „„Unterstützung durch Vernetzung und Beratung.

„„Der Umweltbelastung durch den Verkehr kann „„Qualifizierung von kleinen Betrieben im kaufmän- z.B. durch Förderung alternativer Mobilitätskon- nischen Bereich und bei der Betriebsführung, um zepte oder der Einführung flächenhafter Tempo Ausbildungsplatzpotenzial besser auszuschöpfen. 30 –Zonen begegnet werden. „„Die Entwicklung des Ladengewerbes in der Orani- „„ Informationskampagnen, z.B. für ein besseres enstraße und den direkt angrenzenden Neben- Umweltbewusstsein und konkrete Handlungs- straßen sollte im Hinblick auf eine einseitige Aus- möglichkeiten, können den Baustein inhaltlich er- richtung auf gastronomische Angebote gänzen und abrunden. untersucht und begleitet werden.

„„Umgesetzte Maßnahmen oder Projekte in Umset- zung (klimaanpassende Maßnahmen im Görlitzer

73 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Handlungsfelder und Maßnahmenkonzept

HANDLUNGSFELD: ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Projektbezogene Beteiligung Die vorgeschlagenen Maßnahmen benötigen zur Umsetzung eine breite Akzeptanz, d.h. sie sind jeweils gemeinsam mit den Nutzern und Anwohnern zu entwickeln. Hierfür sind projektbezogen angemessene Beteiligungsformate zu entwickeln. Die Sanierung des Schulstandortes Nürtingen-GS wird in Abstimmung mit den schulischen Gremien erfolgen, während z.B. das Masterplanverfahren für den Ehemaligen Luisen- städtischen Kanal eine öffentliche und mehrstufige Beteiligung erfordert.

Informationsmedien Es existieren eingeführte Medien, die weiterhin für die Information der Öffentlichkeit genutzt werden sollen

„„Internet-Auftritt Fachbereich Stadtplanung des Bezirkes Friedrichshain-Kreuzberg

„„Internet-Auftritt Senatsverwaltung für Stadtent- wicklung und Umwelt

„„Newsletter Luisenstadt

„„Datenblätter für laufende und abgeschlossene Projekte

Veranstaltungen Die beiden bundesweiten Veranstaltungstage ‚Tag des offenen Denkmals‘ und ‚Tag der Städtebauförderung‘ werden weiterhin mit öffentlichen Veranstaltungen in der Förderkulisse begangen werden.

74 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Handlungsfelder und Maßnahmenkonzept

7.3 erweiterung Förderkulisse

Die Gebietskulisse sollte in ihrer Form und Zuschnitt weitergeführt werden. Perspektivisch sollte eine Ausweitung auf Bereiche der Bezirksregion Nördliche Luisenstadt, Planungsraum Lausitzer Platz, und ggf. die Planungsräume Wrangelkiez und Reichenberger Straße auf Grundlage der erfolgten Untersuchung geprüft werden. In diesen Planungsräumen befinden sich wichtige soziale und kulturelle Einrichtungen (z.B. Gebäude der Borsig-Oberschule, Heinrich-Zil- le- Grundschule, Markthalle IX, Else-Ury-Bibliothek), teilweise in denkmalgeschützten Gebäuden, für die ohne Ausweitung des Gebiets Städtebaulicher Denk- malschutz keine Fördermöglichkeiten bestehen.

Eine ausführliche Darstellung und Begründung ist im Anhang beigefügt.

Handlungsschwerpunkte Luisenstadt Ost

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8. ausblick

Die Förderkulisse Luisenstadt-Kreuzberg ist ein leben- Eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt diges und vielfältiges Quartier. Die im Rahmen der Mitte bietet sich für die Verkehrs- und Mobilitätspla- Förderkulisse seit 2006 eingesetzten Mittel in Höhe nung sowie zum Abgleich Wohnungsneubaupotenti- von 40 Mio. EUR, davon 35 Mio. EUR Fördermittel ale und Bedarfsdeckung der Sozialen Infrastruktur an. Städtebaulicher Denkmalschutz, haben einen großen Anteil daran, dass in der Luisenstadt ein breites und Umweltbelange wie die Energetische Ertüchtigung bedarfsgerechtes Angebot an sozialer Infrastruktur des Gebäudebestandes und des Quartieres kön- zur Verfügung steht. Ohne die Fördermittel hätten nen ebenso wie Maßnahmen der Klimaanpassung, die öffentlich genutzten Denkmale nicht in diesem beispielsweise die Regenwasserbewirtschaftung zur Umfang gesichert und aufgewertet werden können. Vermeidung von Schäden durch Starkregenereignisse verstärkt in die Förderkulisse einbezogen werden. Daher sind die Festlegung der Förderkulisse und der erfolgte Fördermitteleinsatz uneingeschränkt als Die Mietpreisentwicklung führt zur Verdrängung von erfolgreich zu bezeichnen. Anwohnern. Alle zur Verfügung stehenden Instrumen- te zur Reduzierung des Mietanstiegs und Minderung Für die Erreichung der Förderziele sind weitere Maß- der Auswirkungen sind anzuwenden. Die Auswirkun- nahmen erforderlich: Das Bethanien-Gelände und gen beziehen sich hierbei nicht nur auf Mietwohnun- der Schulstandort Nürtingen-GS sind baulich fertig- gen, sondern auch auf das Gewerbe. zustellen und der öffentliche Raum mit Spielplätzen und Verkehrsflächen bedarfsgerecht zu ertüchtigen. Wir empfehlen, wie dargestellt, eine Gebietserwei- Die Ertüchtigung des Quartiers für eine zukunftso- terung in östliche Richtung, um die Qualifizierung rientierte Organisation der Verkehrsbelange ist eine wichtiger Angebote der sozialen Infrastruktur und des anspruchsvolle Aufgabe, die anzugehen ist. Trotz aller öffentlichen Raums in der Luisenstadt abschließen zu Schwierigkeiten sollte ein Masterplan für den Ehema- können. ligen Luisenstädtischen Kanal erarbeitet werden.

Die frühzeitige Einbindung und Beteiligung von Nut- zern ist hier Voraussetzung und Anspruch.

Hinsichtlich einer Planungs- und Kostensicherheit ha- ben sich zur Vorbereitung von Hochbauprojekten eine vorgelagerte Bestandsaufnahme und die verbindliche Abstimmung eines Nutzungskonzeptes bewährt. Dies sollte bei den noch nicht in Sanierung befindlichen Gebäuden ebenfalls zur Anwendung kommen.

Der Zeitplan zur Umsetzung der jeweiligen Maß- nahmen ist eng mit den zuständigen Fachämtern abzustimmen. Verfahrensregeln, z.B. hinsichtlich der Ausschreibungsmodalitäten und damit einhergehen- de Terminketten sind hierbei ebenso zu beachten wie die personellen Kapazitäten der bauenden Ämter.

76 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Handlungsfelder und Maßnahmenkonzept

77 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Quellenverzeichnis

Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin – 9. Quellenverzeichnis Wirtschaftsförderung (2015): Handlungskonzept für den Wirtschaftsstandort Friedrichshain-Kreuzberg. Strategien für die bezirkliche Wirtschaftsförderung. LITERATURVERZEICHNIS O. A.

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Sozialwissenschaftliches Forschungszentrum Berlin-Brandenburg e. V. (2010): 50 und älter in Friedrichshain-Kreuzberg 2009. URL: https:// www.berlin.de/imperia/md/content/bafried- richshain-kreuzberg/gessoz/50_in_fk.pd- f?start&ts=1375091085&file=50_in_fk.pdf (zuletzt aufgerufen am 4. März 2016).

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STATTBAU GmbH (2015): Integriertes Stadtteilent- wicklungskonzept Aktionsraum Kreuzberg-Nordost 2015. O. A.

ABBILDUNGEN

Die Fotos des Deckblattes und auf S. 46-47 sind von licht|schwärmer, Christo Libuda.

Alle weiteren Fotos sind eigene Aufnahmen der STATTBAU Stadtentwicklungsgesellschaft mbH.

Alle Karten sind eigene Darstellungen und basieren auf den Informationen des Geodatenkatalogs FIS Broker der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt online abrufbar unter: www.stadtent- wicklung.berlin.de/geoinformation/fis-broker/de/ link_weiche_themen_jsc.shtml.

Alle Diagramme sind eigene Darstellungen. Die jeweilige Datenquelle wird an entsprechender Stelle genannt.

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81 Luisenstadt Kreuzberg | ISEK 2o16 | Anhang

10. Anhang

KARTEN

„„Luftbild

„„Gebiete der Städtebauförderung

„„Erhaltungssatzungsgebiete nach § 172 BauGB

„„Lebensweltlich orientierte Räume

„„Gesamtindex Soziale Ungleichheit

„„PLZ-Gebiete und Planungsräume

„„Denkmale

„„Standorte Soziale Infrastruktur

„„Grünanlagen und Spielplätze

„„Leitbild - Einheit in der Vielfalt

„„Maßnahmenplan Stand der Durchführung

„„Maßnahmenplan

„„Kosten- und Finanzierungsübersicht

UNTERSUCHUNG

Luisenstadt Ost Erstanalyse neue Förderkulisse Städtebaulicher Denkmalschutz, STATTBAU 2014.

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