Burgdorfer Jahrbuch 2009
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Burgdorfer Jahrbuch 2009 Burgdorfer ISBN 3-9521748-9-0 Jahrbuch 2009 Burgdorfer Jahrbuch 2009 Burgdorfer ISBN 3-9521748-9-0 Jahrbuch 2009 Burgdorfer Jahrbuch 2009 76. Jahrgang Herausgeber: Verein Burgdorfer Jahrbuch Gestaltung und Druck: Haller+Jenzer AG, Druckzentrum, Burgdorf ISBN 3-9521748-9-0 Inhaltsverzeichnis 7 Vorwort Elisabeth Zäch 9 Neues Licht durch alte Briefe Briefwechsel: Pestalozzi, Johann Marti sen. und Johann Marti jun. Arthur Brühlmeier 27 Heinrich Schiesser: Sommerferien in Burgdorf vom 10. bis 16. August 1940 Trudi Aeschlimann 47 Einstein und Fankhauser in Princeton Heinz Fankhauser 55 475 Jahre Stadtschützen Burgdorf Im Jahre 2009 wird die älteste Gesellschaft von Burgdorf und eine der ältesten Schützengesellschaften der Schweiz 475-jährig. Ernst Langenbacher 63 Durchziehende und überwinternde Vogelarten in der Gemeinde Burgdorf Bernhard Herren 75 Felsen und Höhlen in Burgdorf Peter Wegmüller 95 Die Sandsteinbrüche in Burgdorf Yannick Soom 5 115 Natürliche Schönheiten, beklemmende Dunkelheit und schaurige Farbwelten – Fotografie, Installation und Malerei im museum franz gertsch Anna Lena Wesle 119 Jahresbericht des Rittersaalvereins 2007/2008 Trudi Aeschlimann 125 Helvetisches Goldmuseum Burgdorf Werner Lüthi 129 Geschichten hinter den Vitrinen: Die Lothar-Petersen-Sammlung der Tukano-Indianer Amazoniens – und weshalb das Museum für Völkerkunde Burgdorf noch einmal mindestens 100 Jahre verdient Dr. Andreas Schlothauer 137 Die Seite des Heimatschutzes: ...das Gute liegt so nah... Ein Rundgang zu Burgdorfer Gartenpavillons Charles Mäder 141 Jahresbericht der Casino-Gesellschaft 2007/08 Michael Ritter 147 Das Burgdorfer Kulturjahr 2007/08 Anne Jäggi 155 † Dr. Alfred Guido Roth 1913 – 2007 Heinz Schibler 161 Chronik von Burgdorf: 1. August 2007 bis 31. Juli 2008 Heinz Schibler 275 Solennität 2008: Auszug aus der Rede der Burgdorfer Kabarettistin Nicole D. Käser in der Stadtkirche 277 Subvenienten des Burgdorfer Jahrbuches 279 Inserenten und Inserate 6 Vorwort Liebe Jahrbuchfreundinnen Liebe Jahrbuchfreunde Im August 1940 verbrachten Heinrich und Amalie Schiesser ihre Ferien in Burgdorf, um «an einem andern Ort andere Luft zu atmen, eine andere persönliche Umgebung zu geniessen». Sie nutzten ihre Burgdorfer Tage vollumfänglich aus und legten sich für jeden Tag einen Ausflugsplan zu - recht. Weshalb wir dies wissen? Weil Heinrich Schiesser seine Ferienerleb- nisse minutiös festgehalten hat. Schiesser schreibt vom Schlendern über die Schützenmatte, vom Wandern ins Lochbachbad, vom Ausflug auf die Lüderen, vom Schlemmen in der «Schleumen-Pinte». Er ist aber auch ein kritischer Beobachter, rügt die «viel zu grossartig angelegte Unterführung» beim Bahnhof und freut sich über den gut unterhaltenen Weg der Emme entlang. Und fast beiläufig nimmt er auch die brisante politische Weltlage auf. Er spricht von «100 fremden Armee-Motorwagen» auf der Schützenmatte, die durch polnische und französische Truppen über die Grenze gebracht worden waren, von «inter- nierten armen Kerls von Polen, die in den Tag hinein dösten, nicht wissend wie die Zeit totschlagen». Und er erzählt, wie der Ausflug auf den Bea- tenberg verschoben werden musste, weil nachts unheimliches Sirenenge- heul losging und «fremde Flieger, wahrscheinlich Engländer, unser Territo- rium überflogen». Die Aufzeichnungen von Heinrich Schiesser sind gewiss kein literarisches Meisterstück. Aber sie sind ein packendes Stück Schweizer Alltagsge- schichte. Er schreibt, was so nicht in den Geschichtsbüchern steht. Und 7 grad dies macht die Lektüre spannend und authentisch. Wir erleben Burg- dorf im Sommer 1940 hautnah, mit all dem Schönen, aber auch all dem Bedrohlichen, das die Menschen damals beschäftigte. In Geschichtsbüchern finden Sie Heinrich Schiesser nicht. Aber zum Glück gibt es das Burgdorfer Jahrbuch. Es ist der Ort, wo solche wichtige Zeug- nisse vergangener Zeiten ihren Platz finden. Das macht es zum wertvollen, originellen und überraschenden Tresor für all das, was sich in Burgdorf ereignet hat. Das beweist diese neuste Ausgabe, der 76. Band, eindrück- lich. Das Jahrbuch nimmt aber auch heutige Burgdorfer Themen auf und hält in seiner Chronik das aktuelle Stadtgeschehen fest. Ein kleines Wunder, dass sich immer wieder Menschen finden, die unser Jahrbuch völlig unentgeltlich mit ihren Beiträgen bereichern. Eine kleine Sensation, dass sich seit Jahren ein Verein um dessen Erscheinen kümmert. Helfen Sie mit, dass dies so bleibt. Empfehlen Sie unser Jahrbuch weiter, verschenken Sie es, begeistern Sie Ihre Bekannten dafür. Es ist ein Schatz, den wir gemeinsam hüten müssen. Elisabeth Zäch 8 Neues Licht durch alte Briefe Briefwechsel: Pestalozzi, Johann Marti sen. und Johann Marti jun. 1806 – 1809 Arthur Brühlmeier Der «Gasthof zum Brunnen» gegenüber dem Schloss Fraubrunnen gehörte zwischen 1741 und 1979 der dort ansässigen Familie Marti. Johannes Marti (1768 –1810) wollte seinem Sohn gleichen Namens (1796 –1820) offen- sichtlich die bestmögliche Bildung gewährleisten, weshalb er ihn im damals täglich berühmter werdenden Institut Heinrich Pestalozzis in Yverdon bil- den und erziehen liess. Im Schlossmuseum Burgdorf war der Knabe Johannes Marti bis anhin prä- sent mit einem Stammbuchblatt aus dem Jahre 1809 (RS X7), das ihm Pesta- lozzi höchstwahrscheinlich zum Abschied aus seinem Institut in Yverdon überreicht hatte. Es entsprach dem damaligen Gebrauch, ein Stammbuch zu führen, eine Art Album, in das man sich von Freunden und bedeuten- den Persönlichkeiten oder bei besonderen Anlässen irgendetwas Sinnrei- ches schreiben liess. Albumblatt aus dem Jahr 1809 (Schlossmuseum Burgdorf/Rittersaalverein X7) 9 Im Unterschied zu den meisten handschriftlichen Dokumenten Pestalozzis ist dieser Spruch leicht lesbar. In heutiges Deutsch übertragen, lautet er: Nur wer der Menschheit dient und allem Guten sich hingibt und allem Guten sich opfert, nur der ist würdig zu leben, nur der ist ein Christ. Lieber, diese Wahrheit ergriff dich in deinem hiesigen Dasein. Möge Gott sie dir lebendig erhalten, bis an dein Grab, und mögest du bis an dein Grab bei jedem Opfer für Wahrheit und Liebe mit Wärme geden- ken an deinen dich mit Vertrauen liebenden Freund Pestalozzi Bislang wusste man nur wenig über diesen Johannes Marti, dem Pestaloz - zi attestiert, in seinem Institut von tiefer Wahrheit ergriffen worden zu sein. Er trat im Alter von zehn Jahren im Juni 1806 ins Institut ein und wurde von Pestalozzi gemäss einem im Kopialbuch des Yverdoner Instituts über- lieferten Brief am 12. April 1809 mit grossem Bedauern wieder entlassen. Dabei äusserte Pestalozzi die Hoffnung, der Knabe werde später noch für ein weiteres Jahr zurückkehren, was dann offensichtlich nicht geschah. Fer- ner findet sich am selben Ort eine Quartalsrechnung mit einem Begleit- brief an Vater Marti. Das war bis anhin alles. Dass wir heute über diesen Johannes und seinen Aufenthalt in Yverdon sehr viel mehr wissen, verdanken wir Frau Elisabeth Pfäffli-Marti, einer Urur- enkelin von Johannes Marti, dem Vater des Pestalozzi-Zöglings. Sie verstarb 2007 und vermachte kurz vor ihrem Tode ein grösseres Briefkonvolut dem Schlossmuseum Burgdorf (das heisst dem dortigen Rittersaalverein), wo sich bereits seit ca. 1887 das erwähnte Stammbuchblatt befindet. Dieses Konvolut besteht aus vierzehn Briefen von Pestalozzi an Johannes Marti senior, vier Briefen von Vater Marti an seinen Sohn sowie drei Briefen von Sohn Marti an seinen Vater. Ferner finden sich in diesen Dokumenten Hin- weise auf acht weitere Schreiben, deren Spur einstweilen fehlt. Für die Pestalozzi-Forschung ist der neue Fund keine Kleinigkeit, er darf vielmehr als bedeutend bezeichnet werden. Zahlen sprechen Vorerst einmal erhalten wir durch diesen Fund eine Übersicht über die Kosten, die dem Vater eines Zöglings verrechnet wurden. Leider fehlen zwei Rechnungen: jene über die ersten Auslagen und den Pensionspreis für die Monate Juni bis August 1806 sowie jene mit den Auslagen vom ersten 10 Quartal und dem Pensionspreis für das zweite Quartal 1808 (der Pen- sionspreis von 100 Livres Suisses oder Schweizer Franken pro Quartal wurde stets vorschüssig in Rechnung gestellt). Wenn wir auch für diese beiden Quartale die durchschnittlichen Kosten einsetzen, hat Vater Marti für den 34 Monate dauernden Aufenthalt seines Sohnes in Yverdon rund 1700 Livres, also 50 Livres pro Monat, aufgewendet, das persönliche Taschen- geld nicht eingerechnet. In der Buchhaltung des Instituts wurde folgendes Münzsystem verwendet: 1 Livre Suisse L (oder Schweizer Franken) = 20 sols (Soli) = 240 deniers (entspricht 10 Batzen) 1 1 sol = 12 deniers (entspricht ⁄2 Batzen, 1 sou oder 2 Kreuzern) Es fällt schwer, diese Beträge mit heutigem Geldwert zu vergleichen, denn ganz allgemein war damals Arbeitszeit billig, aber Material irgendwelcher Art teuer. So kostete beispielsweise der «Zahnarzt, der ihm die Zähnen be - festigt und 2 ausgezogen» hat, lediglich L 1.10.–. Andererseits kostete ein Dutzend Knöpfe 1 Livre oder «Ein Mathematisches Etui» L 4.5.–. Die in den Rechnungen aufgeführten Posten gestatten interessante Rück- schlüsse auf das Leben im Institut. So legte man offensichtlich grossen Wert auf genügend Bewegung im Freien. Bereits im ersten Brief des Vaters an seinen Sohn vernehmen wir, dass er mit seiner «Kameradschaft eine Kleine Reise auf den Jura gemacht» habe, und am 10. September 1806 teilt Pesta- lozzi Johannes’ Vater mit: «Gegenwärtig ist er auf der Reise, weiss nicht, in welche Gegenden ihn s. Lehrer führen werden.» Für die Bergreise am 30. Juni wurde dann den Eltern 1 Livre, und