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Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

Auswirkungsanalyse zur Erweiterung eines Netto-Lebensmitteldiscounters in Simmersfeld, Albblickstraße

Auftraggeber: HEICO Investment Management GmbH, Wiesbaden

Projektleitung: Dipl.‐Geogr. Gerhard Beck Dipl.‐Georg. Stefanie Geßmann‐Reichert

Ludwigsburg, am 06.09.2018

Gesellschaft für Markt‐ und Absatzforschung mbH

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Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

Urheberrecht

Das vorliegende Dokument unterliegt dem Urheberrecht gemäß § 2 Abs. 2 sowie § 31 Abs. 2 des Gesetzes zum Schutze der Urheberrechte. Eine Vervielfältigung, Weitergabe oder (auch auszugsweise) Veröffentlichung ist nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung der GMA und des Auftraggebers unter Angabe der Quelle zulässig.

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Inhaltsverzeichnis Seite

I. Grundlagen und Standortrahmenbedingungen 4 1. Ausgangslage und Vorhabenbeschreibung 4 2. Bauplanungsrechtliche Vorgaben 5 3. Marktentwicklung im Lebensmitteleinzelhandel 6 4. Vorhabenbeschreibung 8 II. Konzentrationsgebot 10 1. Makrostandort Simmersfeld 10 2. Konzentrationsgebot – landes‐ und regionalplanerische Vorgaben 11 III. Integrationsgebot 15 1. Mikrostandort „Albblickstraße“ 15 2. Integrationsgebot – landes‐ und regionalplanerische Vorgaben 18 3. Bewertung des Integrationsgebotes 19 IV. Kongruenzgebot 21 1. Einzugsgebiet des Vorhabens und Bevölkerungspotenziale 21 2. Kaufkraft im Einzugsgebiet 23 3. Umsatzprognose 23 4. Kongruenzgebot – landes‐ und regionalplanerische Vorgaben 24 5. Bewertung des Kongruenzgebotes 25 V. Beeinträchtigungsverbot 26 1. Wettbewerbsstrukturen im Einzugsgebiet 26 2. Wettbewerbssituation außerhalb des Einzugsgebietes 28 3. Umsatzumlenkungen und wettbewerbliche Wirkungen 30 3.1 Methodik 30 3.2 Umsatzumlenkungen Netto 30 3.3 Bewertung der wettbewerblichen Wirkungen 32 4. Beeinträchtigungsverbot – landesplanerische Vorgaben 33 4.1 Bewertung des Beeinträchtigungsverbotes 33 VI. Zusammenfassung 35

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I. Grundlagen und Standortrahmenbedingungen

1. Ausgangslage und Vorhabenbeschreibung

Im Juli 2018 erteilte die HEICO Investment Management GmbH, Wiesbaden, der GMA Gesell‐ schaft für Markt‐ und Absatzforschung mbH, Ludwigsburg, den Auftrag zur gutachterlichen Bewertung der geplanten Erweiterung des Netto‐Lebensmitteldiscounters am Standort Alb‐ blickstraße in Simmersfeld. Geplant ist, den bestehenden Markt mit aktuell ca. 795 m² (inkl. Backshop) auf 1.011,3 m² VK (inkl. Backshop) zu erweitern.

Das Vorhaben überschreitet mit einer Verkaufsfläche von deutlich über 800 m² die Grenze zur Großflächigkeit1. Demnach sind die Auswirkungen des Vorhabens nach § 11 Abs. 3 BauNVO zu untersuchen. Im Fokus stehen dabei die Bewertung der landes‐ und regionalplanerischen Ziel‐ setzungen sowie die Ermittlung der Auswirkungen auf zentrale Versorgungsbereiche in Sim‐ mersfeld und im Umland sowie auf die Nahversorgung der Bevölkerung. Dementsprechend sind die städtebaulichen und raumordnerischen Auswirkungen zu prüfen.

Vor diesem Hintergrund sind im Rahmen der vorliegenden Auswirkungsanalyse folgende Punk‐ te zu bearbeiten:

 Darstellung des Rechtsrahmens

 Darstellung und Bewertung des Makrostandortes

 städtebauliche Bewertung des Mikrostandortes

 Abgrenzung des voraussichtlichen Einzugsgebietes und Berechnung der sortiments‐ spezifischen Kaufkraftpotenziale

 Wettbewerbsanalyse im Untersuchungsraum

 Umsatzprognose anhand des Marktanteilkonzeptes

 Ermittlung der Umsatzumverteilungen im Untersuchungsraum

 Bewertung möglicher städtebaulicher Auswirkungen nach § 11 Abs. 3 BauNVO

 Bewertung der raumordnerischen Beurteilungskriterien gemäß LEP Baden‐Württem‐ berg bzw. Regionalplan Nordschwarzwald 2015

. Konzentrationsgebot

. Integrationsgebot

. Kongruenzgebot

. Beeinträchtigungsverbot.

1 Zur Realisierung des Vorhabens ist eine Änderung des bestehenden B‐Planes notwendig.

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Zur Erarbeitung der vorliegenden Auswirkungsanalyse wurde im August 2018 eine intensive Begehung des Standortes sowie sonstiger Einzelhandelslagen vorgenommen. Weiterhin wurde auf Informationen von MB Research (Kaufkraftkennziffer) sowie auf aktuelle Bevölkerungsdaten aus der amtlichen Statistik und EHI Handelsdaten zurückgegriffen.

2. Bauplanungsrechtliche Vorgaben

Für die Beurteilung der Zulässigkeit von großflächigen Einzelhandelsbetrieben ist § 11 Abs. 3 BauNVO zu beachten. Die Regelung führt in ihrer aktuellen Fassung2 aus: „1. Einkaufszentren, 2. großflächige Einzelhandelsbetriebe, die sich nach Art, Lage oder Umfang auf die Verwirklichung der Ziele der Raumordnung und Landesplanung oder auf die städtebauliche Entwicklung und Ordnung nicht nur unwesentlich auswirken können, 3. sonstige großflächige Handelsbetriebe, die im Hinblick auf den Verkauf an letz‐ te Verbraucher und auf die Auswirkungen den in Nummer 2 bezeichneten Ein‐ zelhandelsbetrieben vergleichbar sind, sind außer in Kerngebieten nur in für sie festgesetzten Sondergebieten zuläs‐ sig. Auswirkungen im Sinne des Satzes 1 Nr. 2 und 3 sind insbesondere schädli‐ che Umwelteinwirkungen im Sinne des § 3 des Bundes‐Immissionsschutz‐ gesetzes sowie Auswirkungen auf die infrastrukturelle Ausstattung, auf den Verkehr, auf die Versorgung der Bevölkerung im Einzugsbereich der in Satz 1 bezeichneten Betriebe, auf die Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche in der Gemeinde oder in anderen Gemeinden, auf das Orts‐ und Landschaftsbild und auf den Naturhaushalt. Auswirkungen im Sinne des Satzes 2 sind bei Betrieben nach Satz 1 Nr. 2 und 3 in der Regel anzunehmen, wenn die Geschossfläche 1.200 m² überschreitet. Die Regel des Satzes 3 gilt nicht, wenn Anhaltspunkte dafür bestehen, dass Auswirkungen bereits bei weniger als 1.200 m² Geschossfläche vorliegen oder bei mehr als 1.200 m² nicht vorliegen; dabei sind in Bezug auf die in Satz 2 be‐ zeichneten Auswirkungen insbesondere die Gliederung und die Größe der Ge‐ meinde und ihrer Ortsteile, die Sicherung der verbrauchernahen Versorgung der Bevölkerung und das Warenangebot des Betriebs zu berücksichtigen.“ Ob ein Vorhaben als Einzelhandelsgroßprojekt einzustufen ist, hat in einer zweistufigen Prüfung getrennt voneinander zu erfolgen:

1. Handelt es sich bei dem Vorhaben um einen großflächigen Einzelhandelsbetrieb bzw. wird die Großflächigkeit des Vorhabens erfüllt, was i. d. R. bei einer Überschreitung der Verkaufsfläche von 800 m² der Fall sein wird.3

2. Die im § 11 Abs. 3 BauNVO beschriebenen Auswirkungen müssen zu erwarten sein, was regelmäßig ab einer Geschossfläche von 1.200 m² anzunehmen ist (= Regelvermutung).

2 Baunutzungsverordnung (BauNVO) in der Fassung der Bekanntmachung vom 21.11.2017. 3 Vgl. BVerwG Urteil vom 24. November 2005, 4 C 10.04. In diesem Urteil hat das BVerwG die Grenze der Großflächigkeit von 700 auf 800 m² erhöht. Großflächig im Sinne des § 11 Abs. 3, Satz 1, Nr. 2 BauNVO sind demnach diejenigen Betriebe, die eine Verkaufsfläche von 800 m² überschreiten. Zur Verkaufsflä‐ che zählen, der Kassenvorraum (einschließlich eines Bereichs zum Einpacken der Waren und zur Entsor‐ gung von Verpackungsmaterialien) und ein evtl. vorhandener Windfang. Ebenfalls der Verkaufsfläche zuzurechnen sind die Bedienbereiche (z. B. Fleisch‐ / Wursttheke).

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Die Regelvermutung ist jedoch gem. § 11 Abs. 3, Satz 4 BauNVO widerlegbar. Der Nachweis kann im Zuge einer Einzelfallprüfung erbracht werden, wenn im konkreten Einzelfall keine Aus‐ wirkungen im Sinne des § 11 Abs. 3, Satz 3 BauNVO zu erwarten sind. Mit Bezug auf die im § 11 Abs. 3 BauNVO beschriebenen Auswirkungen sind dabei insbesondere die Gliederung und Grö‐ ße der Gemeinde und ihrer Ortsteile, die Sicherung der verbrauchernahen Versorgung der Be‐ völkerung und das Warenangebot des Betriebes zu berücksichtigen.

3. Marktentwicklung im Lebensmitteleinzelhandel

Die Dynamik in der Branche ist nach wie vor ungebrochen. So optimieren derzeit nahezu alle wesentlichen Betreiber des Lebensmitteleinzelhandels ihre Standortnetze. Hiermit verbunden ist häufig auch eine Flächenausweitung der einzelnen Betriebe bzw. Standorte, da die Flächen‐ inanspruchnahme aufgrund der steigenden Anforderung an die Warenpräsentation, die interne Logistik sowie den demografischen Wandel zunimmt.

Die einzelnen Betriebstypen des Lebensmitteleinzelhandels weisen eine unterschiedliche Ent‐ wicklung auf. Während Lebensmitteldiscounter und Große Supermärkte ihre Marktposition ausbauen konnten, waren die Marktanteile der SB‐Warenhäuser und kleinen Lebensmittelge‐ schäfte rückläufig. Abbildung 1: Entwicklung der Marktanteile im deutschen Lebensmitteleinzelhandel 2007 ‐ 2017

Quelle: EHI Europäisches Handelsinstitut: Handelsdaten aktuell 2018

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Im Einzelhandel werden verschiedene Betriebstypen unterschieden. Die Ausdifferenzierung ist dabei für den Lebensmitteleinzelhandel verfeinert worden. Als Kriterien für die Differenzierung nach Betriebstypen wird dabei neben der Verkaufsfläche v. a. auch die Sortimentsstruktur und hier insbesondere der Anteil an sog. Nonfood‐Waren herangezogen.

Die Definitionen für Betriebstypen liegen seitens mehrerer Institutionen und Institute vor. Die Definition, auf die in vorliegender Untersuchung zurückgegriffen wird, ist die des EHI Retail Insti‐ tute, welche im Einzelnen folgende Definitionen beinhaltet:4

Kleines Lebensmittelgeschäft Ein kleines Lebensmittelgeschäft ist ein Einzelhandelsgeschäft mit weniger als 400 m² Verkaufsfläche, das ein begrenztes Lebensmittel‐ und Nonfood I‐Sortiment5 anbietet. Discounter Ein Lebensmitteldiscounter ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer üblichen Verkaufs‐ fläche unter 1.000 m², das ausschließlich in Selbstbedienung ein begrenztes, auf um‐ schlagstarke Artikel konzentriertes Lebensmittelangebot und Nonfood I‐Sortiment sowie ein regelmäßig wechselndes Aktionsangebot mit Schwerpunkt Nonfood II6 führt. Supermarkt Ein Supermarkt ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche zwischen 400 und 2.500 m², das ein Lebensmittelvollsortiment und Nonfood I‐Artikel führt und ei‐ nen geringen Verkaufsflächen‐Anteil an Nonfood II aufweist. Großer Supermarkt Ein großer Supermarkt ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche zwi‐ schen 2.500 und 5.000 m², das ein Lebensmittelvollsortiment sowie Nonfood I und Nonfood II‐Artikel führt. SB‐Warenhaus Ein SB‐Warenhaus ist ein Einzelhandelsgeschäft mit einer Verkaufsfläche von mindes‐ tens 5.000 m², das ein Lebensmittelvollsortiment und Nonfood I‐Artikel sowie ein umfangreiches Nonfood II‐Angebot führt. Weiterhin kann festgehalten werden, dass Lebensmitteldiscounter die Zielgruppenansprache in erster Linie über das Preisargument vornehmen und über ein eingeschränktes Sortiment verfü‐ gen, aber zunehmend auch der Grundversorgung dienen. Sie weisen im Durchschnitt eine Flä‐ che von rd. 780 m² auf, wobei bei Neuansiedlungen mittlerweile generell Verkaufsflächengrö‐ ßen von über 1.000 m² angestrebt werden. Zudem wird versucht, bestehende kleinflächige Filialen zu erweitern oder auf größere Grundstücke zu verlagern.

Die verschiedenen Betriebstypen des Lebensmitteleinzelhandels unterscheiden sich in erster Linie hinsichtlich ihrer Sortimentsstruktur. Dies wird v. a. quantitativ durch die Zahl der geführ‐ ten Artikel deutlich. Während ein Supermarkt im Mittel ca. 11.830 Artikel offeriert, bieten Gro‐

4 Vgl. EHI handelsdaten aktuell 2017, S. 365. 5 Drogerieartikel, Wasch‐, Putz‐ und Reinigungsmittel sowie Tiernahrung. 6 Ge‐ und Verbrauchsgüter des kurz‐, mittel‐ und langfristigen Bedarfs wie Textilien, Schuhe, Gartenbe‐ darf, Unterhaltungselektronik, Elektrogroßgeräte, Bücher und Presseartikel usw.

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ße Supermärkte im Durchschnitt gut das Doppelte an Artikeln an. Lebensmitteldiscounter hal‐ ten dagegen im Schnitt lediglich ca. 2.300 Artikel vor (vgl. Tabelle 1). Bei allen drei Betriebstypen liegt der Schwerpunkt auf Waren des kurzfristigen Bedarfs. Tabelle 1: Sortimentsangebot von Lebensmittelvollsortimentern und Supermärkten

Hauptwarengruppen Lebensmitteldiscounter Supermarkt Großer Supermarkt ( 780 m² VK) ( 1.028 m² VK) ( 3.380 m² VK) Durchschnittliche Artikelzahl absolut in % absolut in % absolut in % Food 1.755 76 – 77 8.995 76 15.730 63 Nonfood I 265 11 – 12 2.030 17 4.825 19 Nonfood II 275 12 805 7 4.450 18 Nonfood insgesamt 540 23 – 24 2.835 24 9.275 37 Insgesamt 2.295 100 11.830 100 25.005 100 Quelle: EHI Köln, Sortimentsbreitenerhebung. In: handelsdaten aktuell 2018.

4. Vorhabenbeschreibung

Bei dem Planobjekt in der Gemeinde Simmersfeld handelt es sich um eine Filiale des Lebensmit‐ teldiscounters Netto. Der bestehende Markt am Standort „Albblickstraße“ mit ca. 795 m² VK soll auf künftig ca. 1.011 m² VK (jeweils inkl. Bäckerei) erweitert werden.

Insgesamt soll die Erweiterung der Verkaufsfläche v. a. der Schaffung großzügigerer Verkehrs‐ und Gangflächen dienen. Damit wird die Kundenfreundlichkeit des Marktes erhöht, sodass ein an die demografische Entwicklung angepasstes, alten‐ und behindertengerechtes Verkaufsge‐ bäude entsteht. So wächst beispielsweise die durchschnittliche Gangbreite innerhalb des Mark‐ tes deutlich an; auch die Regalierungshöhe wird verringert und kundenfreundlich gestaltet.

Hinzu kommt der Wunsch nach einer optimierten Warenpräsentation und ‐logistik um die Lie‐ ferintervalle zu reduzieren und die Arbeitsabläufe für das Personal erheblich zu reduzieren (durch Verringerung von Einräumvorgängen in die Regale). Letztlich bedeutet die Vergrößerung des Verkaufsraums auch eine Umwandlung von Lagerflächen in Verkaufsflächen.

Netto‐Märkte sind Filialbetriebe; die Gründe für ihren wirtschaftlichen Erfolg und ihre hohe Kundenakzeptanz liegen in ihrem standardisierten Sortiment und in ihrer ökonomischen Laden‐ einrichtung. Bei der Sortimentszusammensetzung wird nicht auf spezielle wettbewerbliche oder städtebauliche Rahmenbedingungen vor Ort Bezug genommen. So ist mit der Verkaufsflächen‐ erweiterung auch keine Sortimentsveränderung oder ‐ausweitung verbunden. Insofern handelt es sich auch bei dem (erweiterten) Markt in Simmersfeld um eine für den Anbieter typische Filiale.

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Der Anbieter Netto offeriert eine für Lebensmitteldiscounter sehr breite Produktpalette (u. a. Mehrweggetränke, teilweise Fleischtheke, Frischeabteilung) und einen hohen Anteil an Han‐ delsmarken (ca. 60 %)7. Ergänzt wird das Angebot zumeist durch eine Bäckereifiliale. Mit diesem Konzept profiliert sich Netto v. a. im ländlichen Raum. Als sog. Softdiscounter führt Netto rd. 4.000 Standardartikel und liegt damit an der Spitze der Discounter. Damit weist Netto bereits Merkmale eines Supermarktes auf. Die Koppelung mit einer Bäckereifiliale trägt ebenfalls zu einer für Lebensmitteldiscounter überdurchschnittlich hohen Nahversorgungsfunktion bei. Die durchschnittliche Größe einer Netto‐Filiale beträgt rd. 780 m² Verkaufsfläche8, der Durch‐ schnittsumsatz bei ca. 3,3 Mio. €.9 Der Umsatzschwerpunkt liegt mit ca. 87 % eindeutig im Nah‐ rungs‐ und Genussmittelsegment.10

In einer Studie der BBE‐Handelsberatung München11 zur Einordnung des Unternehmens in die Betriebstypensystematik des Lebensmitteleinzelhandels wird auf eine Sondersituation hinge‐ wiesen. Die Einordnung in die Betriebstypensystematik erfolgt i. d. R. auf Basis von verschiede‐ nen Kriterien wie Artikelanzahl, Verkaufsfläche, aber auch Umfang des Kundenservices und des Anteils an Eigenmarken. Im Vergleich zu „normalen Discountern“ wird für Netto‐Märkte festge‐ stellt, dass sie... „

 eine höhere Artikelanzahl führen,

 einen hohen Anteil an Markenprodukten anbieten,

 einen deutlich geringen Nonfood II‐Anteil aufweisen,

 bei der Standortwahl (städtebauliche Integration) vergleichbar Supermärkten sind,

 über eine für Supermarktbetreiber typische Ausdifferenzierung von Markttypen ver‐ fügen,

 in einem der Markttypen über supermarkttypische Bedientheken verfügen,12

 eine supermarkttypische Regalierung aufweisen und

 einen supermarkttypischen Mehrweganteil im Getränkebereich anbieten.“

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Netto sich nicht in die gängige Betriebstypensystematik des Lebensmitteleinzelhandels einordnen lässt und somit einen Sonderfall darstellt. Demzufolge werden Netto‐Märkte gelegentlich auch als „Hybrid‐Discounter“ eingestuft, d. h. als Variante eines Discounters, welcher zwischen Softdiscounter und Supermarkt anzusiedeln ist.

7 Fa. Netto 2017, www.netto‐online.de/unser‐konzept.chtm. 8 Neue Netto‐Märkte werden jedoch generell oberhalb der Grenze zur Großflächigkeit (ca. 800 m² VK) projektiert, sofern der Backshop mitgerechnet wird. 9 Hahn Retail Real Estate Report 2017/2018. 10 Nach Recherchen der BBE Handelsberatung GmbH, München führen Netto Märkte durchschnittlich rund 3.500 Artikel. Der auf Nonfood I‐ und ‐II‐Artikel entfallende Umsatzanteil beträgt ca. 13 %. Vgl. BBE Han‐ delsberatung GmbH: Einordnung von Netto in die Betriebstypensystematik des Einzelhandels, S. 13/14., München, 2013. 11 Quelle: BBE‐Handelsberatung München: Einordnung von Netto in die Betriebstypensystematik des Lebensmitteleinzelhandels. 12 Im Netto‐Markt in Simmersfeld ist keine Bedientheke vorhanden und auch nicht geplant.

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II. Konzentrationsgebot

Zunächst ist in einem ersten Schritt zu bewerten, ob der Standort Simmersfeld unter landes‐ und regionalplanerischen Gesichtspunkten zur Ansiedlung bzw. Erweiterung großflächiger Ein‐ zelhandelsbetriebe geeignet ist. Hierfür ist das sog. „Konzentrationsgebot“ zu prüfen.

1. Makrostandort Simmersfeld

Die Gemeinde Simmersfeld liegt im Nordschwarzwald im Westen des Landkreises . Derzeit leben in Simmersfeld ca. 2.115 Menschen. Geografisch gesehen wird die Gemeinde durch die Lage auf einem hügeligen Hochplateau zwischen dem Oberen Enztal und dem Nagoldtal ge‐ prägt. Im Regionalplan Nordschwarzwald ist der Gemeinde keine zentralörtliche Funktion zu‐ gewiesen (vgl. Karte 1). Dennoch hat sie die Aufgabe, die Grundversorgung ihrer Bevölkerung sicherzustellen. Die nächstgelegenen Zentralen Orte sind (Unterzentrum, ca. 9 km), (Mittelzentrum, ca. 19 km) und (Mittelzentrum, ca. 28 km). Das Oberzentrum Pforzheim ist ca. 40 km entfernt. Die Gemeinde Simmersfeld ist dem Nahbereich von Altensteig zugeordnet.

Siedlungsstrukturell gliedert sich die Gemeinde in die Ortsteile Simmersfeld, Oberweiler‐ Aichhalden, Beuren, Ettmannsweiler und Fünfbronn (vgl. Karte 2). Alle Ortsteile weisen einen dörflichen Charakter auf. Ein größeres Gewerbegebiet (Interkom) hat sich am nördlichen Rand des Ortsteils Simmersfeld entwickelt. Hier ist auch die Fa. BAK Boysen Abgaskomponenten mit einem großen Produktionswerk ansässig.

Im Hinblick auf die verkehrliche Erreichbarkeit ist festzustellen, dass Simmersfeld zwischen der B 294 (Pforzheim – Bad Wildbad – Freudenstadt) im Westen und der B 28 (Herrenberg – Alten‐ steig – Freudenstadt) liegt. Die nächstgelegene Autobahnanschlussstelle befindet sich in Her‐ renberg in einer Distanz von ca. 35 km. Simmersfeld selbst wird durch eine Landes‐ und mehre‐ re Kreisstraßen erschlossen. Buslinien der BNV Busverkehr Nordschwarzwald GmbH sichern die Erreichbarkeit mit dem ÖPNV.

Die Bevölkerungsentwicklung verlief in den vergangenen Jahren leicht positiv. So hat sich die Einwohnerzahl seit 2011 um ca. 50 Personen bzw. 2,4 % erhöht (vgl. Tabelle 2). Im regionalen Vergleich liegt Simmersfeld damit leicht unter dem Durchschnitt des Landkreises Calw (+ 3,9 %). Dennoch hat sich die Einwohnerzahl positiver als in den Nachbarkommunen Seewald, Neuwei‐ ler und Altensteig entwickelt. Das Statistische Landesamt Baden‐Württemberg geht in seiner Prognose bis 2025 allerdings von einer Abnahme auf 1.933 Einwohner aus. 13

13 Quelle: Statistisches Landesamt Baden‐Württemberg, Vorausrechnung bis 2035 mit Wanderungen, Basis 2014.

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Tabelle 2: Einwohnerentwicklung in der Region

Einwohner Entwicklung 2011 – 2017 Kommune / Landkreis 2011 2017 absolut in % Simmersfeld 2.065 2.115 50 2,4 Altensteig 10.289 10.465 176 1,7 Seewald 2.195 2.173 ‐ 22 ‐1,0 3.107 3.107 0 0 Bad Wildbad 9.611 9.912 301 3,1 Landkreis Calw 151.335 157.280 5.945 3,9 Baden‐Württemberg 10.509.263 11.010.202 500.939 4,8 Quelle: Statistisches Landesamt Baden‐Württemberg, Stand: 30.09.2011 bzw. 30.09.2017

Im Jahr 2017 waren in Simmersfeld 908 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort tätig. In Relation zur Einwohnerzahl lag damit ein Besatz von 429 Beschäftigten je 1.000 Ein‐ wohner (vgl. Landkreis Calw: 292) vor. Der im Vergleich zur Einwohnerzahl recht hohe Wert resultiert in erster Linie aus dem Produktionswerk der Fa. BAK Boysen Abgaskomponenten, wo rd. 500 Menschen beschäftigt sind.14 In Simmersfeld stehen 685 Berufseinpendlern 659 Berufs‐ auspendler gegenüber, so dass sich ein leicht positiver Bevölkerungssaldo von 26 ergibt.

Die Einzelhandelsstruktur von Simmersfeld wird mit Ausnahme des Netto‐Marktes durch klein‐ teilige Ladengeschäfte geprägt. Im Ortszentrum von Simmersfeld sind aus dem Lebensmittelbe‐ reich eine Metzgerei und eine Bäckerei mit angegliedertem Lebensmittelsortiment ansässig. Darüber hinaus befindet sich in der Freudenstädter Straße ein Getränkemarkt und in der Alten‐ steiger Straße eine „Milchtankstelle“. In den anderen Ortsteilen sind keine Ladengeschäfte vor‐ handen.

2. Konzentrationsgebot – landes‐ und regionalplanerische Vorgaben

Zunächst ist in einem ersten Schritt zu bewerten, ob die Gemeinde Simmersfeld unter landes‐ und regionalplanerischen Gesichtspunkten zur Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsbetriebe geeignet ist. Hierfür ist die sog. „raumordnerische Kernregelung / Konzentrationsgebot“ zu prü‐ fen.

Maßgeblich hierfür ist Ziel 3.3.7 des Landesentwicklungsplanes 2002 Baden‐Württemberg: 3.3.7 (Z) Einkaufszentren, großflächige Einzelhandelsbetriebe und sonstige großflä‐ chige Handelsbetriebe für Endverbraucher (Einzelhandelsgroßprojekte) sollen sich in das zentralörtliche Versorgungssystem einfügen; sie dürfen in der Regel nur in Ober‐, Mittel‐ und Unterzentren ausgewiesen, errichtet oder erweitert werden.

Hiervon abweichend kommen auch Standorte in Kleinzentren und Ge‐ meinden ohne zentralörtliche Funktion in Betracht, wenn

14 Quelle: www.boysen‐online.de.

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. dies nach den raumstrukturellen Gegebenheiten zur Sicherung der Grundversorgung geboten ist oder

. diese in Verdichtungsräumen liegen und mit Siedlungsbereichen benachbarter Ober‐, Mittel‐ oder Unterzentren zusammengewach‐ sen sind.

Auch im Regionalplan Nordschwarzwald15 und im Einzelhandelserlass Baden‐Württemberg16 wird die o. g. Regelung ebenfalls aufgegriffen.

Mit Bezug auf die raumordnerische Kernregelung bzw. das Konzentrationsgebot ist festzuhal‐ ten, dass die Gemeinde im ländlichen Raum liegt und mit den Siedlungsbereichen benachbarter Ober‐, Mittel‐ oder Unterzentren nicht zusammengewachsen ist. Es gilt in diesem Zusammen‐ hang nur der Tatbestand der „raumstrukturellen Gegebenheiten zur Sicherung der Grundver‐ sorgung“.

Der bereits seit einigen Jahren in Simmersfeld ansässige Netto‐Lebensmitteldiscounter leistet einen wesentlichen Beitrag zur Grundversorgung in der Gemeinde. Im Ortskern sind lediglich eine Bäckerei und eine Metzgerei ansässig. Des Weiteren sind in der Nähe des Ortskerns noch ein Getränkemarkt und eine „Milchtankstelle“ vorhanden. Der Netto‐Markt stellt somit den einzigen Betrieb dar, der ein breiteres Angebot an Lebensmitteln vorhält. Zusammen mit der angegliederten Bäckerei stellt er die wesentliche Versorgungseinrichtung in Simmersfeld. Die nächstgelegenen Lebensmittelmärkte befinden sich im 9 km entfernten Altensteig. Um diese Märkte zu erreichen, muss ein größerer Höhenunterschied überwunden werden.

Um den Netto‐Markt zukunftsfähig aufzustellen und zu sichern, ist eine Erweiterung des Mark‐ tes um ca. 216 m² auf 1.011 m² Verkaufsfläche vorgesehen. Angesichts der Tatsache, dass der Markt den einzigen Lebensmittelmarkt in der Gemeinde darstellt und im Hinblick auf eine adä‐ quate Grundversorgung der Bevölkerung eine zentrale Rolle spielt, kommt der langfristigen Sicherung dieses Standortes ein hoher Stellenwert zu.

Vor diesem Hintergrund sind in Simmersfeld „besondere raumstrukturelle Gegebenheiten“ festzuhalten, um von der Ausnahmeregelung des Konzentrationsgebotes Gebrauch zu machen.

Das Konzentrationsgebot wird somit erfüllt.

15 Quelle: Regionalplan Nordschwarzwald. 1. Änderung des Regionalplans 2015 Kapitel 2.9 Einzelhandels‐ großprojekte. 16 Quelle: Einzelhandelserlass Baden‐Württemberg, Kapitel 3.2 Raumordnerische Kernregelung.

12 Auswirkungsanalyse zur Erweiterung eines Netto-Lebensmitteldiscounters in Simmersfeld

Karte 1: Lage der Gemeinde Simmersfeld und zentralörtliche Struktur im Untersuchungsraum

Legende

Oberzentrum

Mittelzentrum

Unterzentrum

Kleinzentrum

Kartengrundlage GfK GeoMarketing, GMA‐Bearbeitung 2018

13 Auswirkungsanalyse zur Erweiterung eines Netto-Lebensmitteldiscounters in Simmersfeld

Karte 2: Siedlungsstrukturelle Gliederung der Gemeinde Simmersfeld

Legende

P Projektstandort

Gemeindegrenze

Radius um den Oberweiler Aichhalden Projektstandort

P

Simmersfeld

Fünfbronn Ettmannsweiler

Beuren

Kartengrundlage GfK GeoMarketing, Altensteig GMA‐Bearbeitung 2018

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III. Integrationsgebot

Zur Prüfung des Integrationsgebotes ist der Untersuchungsstandort unter Berücksichtigung relevanter Kriterien wie Lage zum zentralen Versorgungsbereich, Lage zu den Wohngebieten (= Nahversorgungsfunktion) sowie verkehrliche Erreichbarkeit einzuordnen und hinsichtlich seiner städtebaulichen Integration und seiner Nahversorgungsfunktion zu beurteilen.

1. Mikrostandort „Albblickstraße“

Der Standort des zur Erweiterung vorgesehenen Netto‐Lebensmitteldiscounters (vgl. Foto 1) befindet sich am nördlichen Ortsausgang von Simmersfeld (vgl. Karte 3). Der Projektstandort wird im Westen von der Freudenstädter Straße (L 351), im Norden von der Albblickstraße und im Osten von der Flößerstraße begrenzt. Vom Ortszentrum ist der Markt ca. 1,3 km entfernt.

Das Standortumfeld wird überwiegend durch gewerbliche Nutzungen geprägt. Im Norden, jenseits der Albblickstraße, befinden sich eine Grünfläche, ein Wohnhaus, ein Bauunternehmen sowie der Produktionsstandort der Fa. BAK Boysen Abgaskomponenten (vgl. Foto 2). Im Osten schließen sich entlang der Flößerstraße ein Parkplatz, eine Grünfläche sowie im weiteren Ver‐ lauf ein Stützpunkt der Straßenmeisterei Calw und die Fa. Rathmann Karosserietechnik an. Süd‐ lich des Netto‐Marktes befinden sich Sträucher, eine gewerbliche Garage, eine Grünfläche so‐ wie die Fa. RSB Sandstrahltechnik an. Ca. 300 m südlich des Projektstandortes beginnt ein Wohngebiet, das aus Einfamilienhäusern besteht.

Die Erreichbarkeit des Projektstandortes für Fußgänger ist über die Straßen Forchenbusch, Loipenweg und die Flößerstraße gegeben. Im Kreuzungsbereich Freudenstädter Straße / For‐ chenbusch ist ein Wegweiser angebracht (vgl. Foto 3). Auf Höhe der Fa. BAK Boysen Abgastech‐ nik befindet sich die Bushaltestelle „Interkom“, welche von der Buslinie 420 bedient wird (vgl. Foto 4). Allerdings ist der Fahrplan am Bedarf der Beschäftigten im Gewerbegebiet ausgerichtet. Dennoch ist die Erreichbarkeit des Standortes mit dem ÖPNV grundsätzlich sichergestellt.

Aufgrund der Lage an der Freudenstädter Straße (L 351) ist die Erreichbarkeit des Netto‐ Marktes für den Individualverkehr als sehr gut einzustufen. Die Zufahrt erfolgt von der Albblick‐ straße. An der Freudenstädter Straße ist aus nördlicher Richtung eine Linksabbiegespur einge‐ richtet. Die Bewohner der Ortsteile Aichhalden und Oberweiler können den Markt bequem über die Albblickstraße erreichen.

Bei der Bewertung des Standortes ist zu berücksichtigen, dass aufgrund der überwiegend klein‐ teiligen städtebaulichen Strukturen in Simmersfeld und der bewegten Topografie innerhalb des Siedlungsbereiches keine geeigneten Alternativflächen zur Ansiedlung eines Lebensmittelmark‐ tes zur Verfügung stehen.

Die spezifischen Eigenschaften des Standortes können in positive und negative Standortfakto‐ ren gegliedert werden. Als wesentliche Eigenschaften des Projektstandortes sind anzuführen:

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Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

Positive Standortfaktoren:

+ Grundversorgungsfunktion des Marktes in Simmersfeld / Alleinstellungsmerkmal als einziger Lebensmittelmarkt in der Gemeinde

+ Anbindung an den ÖPNV

+ sehr gute Erreichbarkeit für den Individualverkehr

+ ausreichendes Flächenpotenzial vorhanden

+ sehr gute Sichtbarkeit und Einsehbarkeit des Standortes

Negative Standortfaktoren:

 begrenztes Einwohnerpotenzial im (fußläufigen) Einzugsgebiet

 vergleichsweise große Distanz zum Ortskern Simmersfeld.

Zusammenfassend kann aus städtebaulicher Sicht festgestellt werden, dass sich der Netto‐ Markt in einem gewerblich geprägten Umfeld am nördlichen Ortsrand von Simmersfeld befin‐ det. Aufgrund der kleinteiligen Bebauung in Simmersfeld sowie der bewegten Topographie steht hier keine geeignete Fläche für die Ansiedlung eines modernen Lebensmittelmarktes zur Verfügung. Durch die Lage an der Freudenstädter Straße (L 351) ist der Markt auch für die Be‐ wohner der anderen Ortsteile (Aichhalden‐Oberweiler, Beuren, Ettmannsweiler und Fünfbronn) gut erreichbar. Sie sind aufgrund der großen Distanzen und dem fehlenden Angebot in den Ortsteilen ohnehin auf die Nutzung eines Pkw für die Erledigung von Versorgungseinkäufen angewiesen. Foto 1: Zur Erweiterung vorgesehener Foto 2: Fa. BAK Boysen an der Alb‐ Netto‐Markt an der Albblick‐ blickstraße straße

16 Auswirkungsanalyse zur Erweiterung eines Netto-Lebensmitteldiscounters in Simmersfeld

Karte 3: Mikrostandort an der „Albblickstraße“

Legende Zufahrt aus den OT Oberweiler‐ P Projektstandort Aichhalden H Ortszentrum H überwiegend Wohnen P

Fußweg zum Netto‐Markt

Gemeindeverwaltung

© Open StreetMap‐Mitwirkende; GMA‐Bearbeitung 2018

17

Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

Foto 3: Beschilderung im Kreuzungs‐ Foto 4: Bushaltestelle „Interkom“ an bereich Freudenstädter Stra‐ der Albblickstraße ße / Forchenbusch

GMA‐Aufnahmen 2018

2. Integrationsgebot – landes‐ und regionalplanerische Vorgaben

Das Integrationsgebot ist auf Ziel 3.3.7.2 LEP Baden‐Württemberg zurückzuführen:

„[...] Einzelhandelsgroßprojekte sollen vorrangig an städtebaulich integrierten Stand‐ orten ausgewiesen, errichtet oder erweitert werden. [...].“

Der Einzelhandelserlass Baden‐Württemberg führt unter 3.2.2.3 weiter aus, dass ein Einzelhan‐ delsgroßprojekt im zentralörtlichen Versorgungskern (Stadt‐ und Ortskern) errichtet, erweitert oder diesem in unmittelbarer Nähe zugeordnet werden soll, so dass in der Regel keine Beein‐ trächtigung der Funktionsfähigkeit dieses Versorgungskerns der Standortgemeinde gegeben ist.

„[...] Solche Standorte haben deshalb Vorrang vor städtebaulichen Randlagen [...].“

Diesen Vorgaben wird auch seitens des Regionalplans 2015 Nordschwarzwald Rechnung getra‐ gen. So werden unter Kapitel 2.9 wesentliche Anforderungen an Standortbereiche für Einzel‐ handelsgroßprojekte formuliert:17

„2.9.1 Verbrauchernahe Versorgung G Um eine verbrauchernahe Versorgung zu gewährleisten, sollen integrierte und wohngebietsnahe Standorte für die Ansiedlung von Einzelhandelsbetrie‐ ben gefördert werden. Die Einzelhandelsstandorte sollen gut für den Fußgän‐ ger‐ und Fahrradverkehr erschlossen sein und mit dem ÖPNV erreichbar sein. Die Anforderungen von Familien mit Kindern, Behinderten und Senioren sol‐ len bei der Standortwahl berücksichtigt werden.

17 Vgl. hierzu Regionalverband Nordschwarzwald, 1. Änderung des Regionalplans 2015, Kapitel 2.9 Einzel‐ handelsgroßprojekte. Bei den im Regionalplan verwendeten Plansätzen wird zwischen Zielen (Z) und Grundsätzen (G) (verbindlich zu beachten) sowie Vorschlägen (V) (nehmen an der Verbindlichkeit nicht teil) unterschieden.

18

Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

2.9.2 Standorte für Einzelhandelsgroßprojekte Z (6) Einzelhandelsgroßprojekte mit zentrenrelevanten Sortimenten (vgl. Sorti‐ mentsliste in der Begründung) sind nur in den Versorgungskernen der Städte und Gemeinden anzusiedeln. Die Versorgungskerne werden in der Raumnut‐ zungskarte gebietsscharf für Oberzentrum, Mittel‐ und Unterzentren abge‐ grenzt (vgl. auch Tabelle in der Begründung). Außerhalb der Versorgungsker‐ ne sind Einzelhandelsgroßprojekte mit zentrenrelevanten Sortimenten aus‐ geschlossen. V (9) Einzelhandelsgroßprojekte, die der Nahversorgung (wohnortnahen Grund‐ versorgung) dienen (vgl. Sortimentsliste in der Begründung), sind den Versor‐ gungskernen oder Ortskernen zuzuweisen. Sie können im Einzelfall auch an Standorten außerhalb des Versorgungskerns innerhalb oder in räumlicher Zuordnung zu Wohngebieten in städtebaulich integrierten Lagen ausgewie‐ sen, errichtet und erweitert werden. Kongruenzgebot und Beeinträchti‐ gungsverbot sind einzuhalten.“

3. Bewertung des Integrationsgebotes

Basierend auf der Bewertung des Mikrostandortes und den landes‐ und regionalplanerischen Vorgaben kann das Integrationsgebot wie folgt bewertet werden:

 Der Standort des in Simmersfeld ansässigen Netto‐Lebensmitteldiscounters befindet sich am nördlichen Ortsausgang des Ortsteils Simmersfeld an der L 351 in einem ge‐ werblich geprägten Gebiet. Bei der Bewertung des Standortes ist allerdings zu be‐ rücksichtigen, dass aufgrund der überwiegend kleinteiligen städtebaulichen Struktu‐ ren und der bewegten Topografie in Simmersfeld in integrierter Lage keine geeigne‐ ten Alternativflächen zur Ansiedlung eines modernen Lebensmittelmarktes zur Ver‐ fügung stehen.

 Über einen Fußweg entlang der Straße „Forchenbusch“, dem Loipenweg und der Flößerstraße kann der Markt von dem südlich des Gewerbegebietes Interkom gele‐ genen Wohngebiet erreicht werden. Zudem ist der Lebensmitteldiscounter über die Bushaltestelle an der Albblickstraße an das Netz des ÖPNV angebunden.

 Der Netto‐Lebensmitteldiscounter erfüllt als einziger Lebensmittelmarkt in Simmers‐ feld eine wichtige Versorgungsfunktion für die Gemeinde. Durch die Modernisierung des Marktes und die damit einhergehende maßvolle Verkaufsflächenerweiterung von derzeit ca. 795 m² auf ca. 1.011 m² (jeweils inkl. Bäckerei) wird der Markt zukunftsfä‐ hig aufgestellt und so die Versorgung der Bevölkerung in Simmersfeld gesichert und verbessert.

 Im Hinblick auf die Siedlungsstruktur (6 Ortsteile) liegt der Standort geographisch „zentral“ im einwohnerstärksten Ortsteil (vgl. Karte 2).

19

Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Standort gezielt zur Sicherung der Grundver‐ sorgung in Simmersfeld entwickelt und realisiert wurde. Besser integrierte Lagen standen da‐ mals und heute nicht zur Verfügung. Mit der maßvollen Verkaufsflächenerweiterung wird dem Ziel einer zukunftsfähigen Sicherung der Grundversorgung in Simmersfeld Rechnung getragen.

20

Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

IV. Kongruenzgebot

Zur Prüfung des Kongruenzgebotes ist das erschließbare Einzugsgebiet und das dort vorhande‐ ne Bevölkerungs‐ und Kaufkraftpotenzial zu ermitteln. Über das Marktanteilkonzept ist in einem weiteren Schritt die Umsatzprognose und letztlich die Umsatzherkunft vorzunehmen. Dies ist Grundlage zur Einordnung und Bewertung des Kongruenzgebotes.

1. Einzugsgebiet des Vorhabens und Bevölkerungspotenziale

Der Abgrenzung des voraussichtlichen Einzugsgebietes für den erweiterten Netto Lebensmittel‐ discounter kommt eine wesentliche Bedeutung bei der Beurteilung des Vorhabens zu. So bildet das ermittelte Einzugsgebiet die Grundlage für alle späteren Berechnungen zur Ermittlung des Bevölkerungs‐ und Kaufkraftpotenzials sowie des Vorhabenumsatzes bzw. der Umsatzherkunft.

Als Einzugsgebiet wird in dieser Untersuchung ein Bereich verstanden, innerhalb dessen mit regelmäßigen, dauerhaften und ausgeprägten Einkaufsbeziehungen an den Projektstandort gerechnet werden kann. Das Einzugsgebiet lässt sich darüber hinaus ggf. nach Zonen unterglie‐ dern und strukturieren, aus denen eine gleichmäßige Kundeneinkaufsorientierung an den Pro‐ jektstandort zu erwarten ist. Mit zunehmender Entfernung bzw. schlechterer Erreichbarkeit des Standortes sowie der Wettbewerbskonstellation im Raum ist dabei i. d. R. von einer Abnahme der Kundenbindung an den Standort auszugehen.

Zur Abgrenzung des Einzugsgebietes werden in vorliegender Untersuchung folgende Kriterien herangezogen:

 wesentliche Strukturdaten und Rahmenbedingungen im Untersuchungsraum (z. B. Topografie, Siedlungsstruktur, Pendlerbeziehungen, Wirtschaftsstruktur)

 verkehrliche Erreichbarkeit des Standortes auf Basis von Fahrzeitisochronen

 Betreiber, Dimensionierung und Sortimentsstruktur des Vorhabens

 Wettbewerbssituation und Einkaufsalternativen in Simmersfeld und den umliegen‐ den Städten und Gemeinden (vgl. Kapitel V. 1.)

 Filialnetz des Betreibers

 Ergebnisse aus anderen GMA‐Untersuchungen in der Region (z. B. Bad Wildbad, Al‐ tensteig, Pfalzgrafenweiler).

Unter Berücksichtigung der o. g. Faktoren lässt sich für den erweiterten Netto‐Markt am Standort „Albblickstraße“ ein Einzugsgebiet abgrenzen, das sich im Wesentlichen auf die Ge‐ meinde Simmersfeld mit insgesamt ca. 2.115 Einwohnern beschränkt (vgl. Karte 4).

21 Auswirkungsanalyse zur Erweiterung eines Netto-Lebensmitteldiscounters in Simmersfeld

Karte 4: Einzugsgebiet des erweiterten Netto-Marktes in Simmersfeld

Legende

P Projektstandort

Zone I (Gemeinde Simmersfeld)

P

P

Kartengrundlage GfK GeoMarketing, GMA‐Bearbeitung 2018

22

Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

Die Marktreichweite des erweiterten Netto‐Marktes wird in erster Linie durch die topografi‐ schen und landschaftsstrukturellen Bedingungen in der Region sowie andere Lebensmittelmärk‐ te begrenzt. In nördlicher, westlicher und südlicher Richtung begrenzen Höhenzüge die Aus‐ dehnung des Einzugsgebietes. In östlicher Richtung ist in Altensteig auf das dort vorhandene Lebensmittelangebot (Edeka, Aldi, Lidl) hinzuweisen. Ein gewisser Umsatzanteil wird durch die Beschäftigten in den angrenzenden Gewerbebetrieben generiert. Diese Umsätze fließen im weiteren Verlauf der Untersuchung als sog. Streuumsätze in die Betrachtung mit ein.

2. Kaufkraft im Einzugsgebiet

Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sowie eigenen Berechnungen beträgt die ladeneinzelhandelsrelevante Kaufkraft einschließlich der Ausgaben im Lebensmittelhandwerk in Deutschland pro Kopf der Wohnbevölkerung ca. € 6.035.18

Bezogen auf das konkrete Vorhaben in Simmersfeld, dessen Sortimentsschwerpunkt im Nah‐ rungs‐ und Genussmittelbereich liegt, betragen die Pro‐Kopf‐Ausgaben ca. 2.210 €.19

Bei der Kaufkraftberechnung für das Einzugsgebiet ist darüber hinaus das lokale Kaufkraftni‐ veau20 zu beachten. Gemäß aktueller Kennziffer von MB Research liegt das Kaufkraftniveau in Simmersfeld bei 97,4 und damit auf einem leicht unterdurchschnittlichen Niveau (Bundes‐ durchschnitt = 100,0). Für das Einzugsgebiet beläuft sich das Kaufkraftpotenzial für Nahrungs‐ und Genussmittel insgesamt auf ca. 4,6 Mio. €. Zusätzlich werden bei Lebensmitteldiscountern Anteile des Umsatzes mit Randsortimenten aus dem Nichtlebensmittelbereich generiert. Diese liegen im Fall von Netto bei ca. 13 %.

3. Umsatzprognose

Zur Berechnung der voraussichtlichen Umsatzerwartung des Vorhabens wird das Marktanteil‐ konzept verwendet. Dieses in der Handelswissenschaft weit verbreitete und anerkannte Modell bestimmt das zu erwartende Umsatzvolumen eines Einzelhandelsbetriebes anhand der erziel‐ baren Marktanteile mit Kunden in den einzelnen Zonen des Einzugsgebietes.21 Somit beschreibt das Modell, in welchem Ausmaß das Vorhaben in der Lage ist, einen Teil des vorhandenen Kaufkraftvolumens im projektrelevanten Sortimentsbereich an sich zu binden.

18 Ohne Kaufkraftanteil verschreibungspflichtiger Medikamente bei Apotheken. 19 Ohne Randsortimente (Nonfood I und II), wie z. B. Drogeriewaren, Haushaltswaren, Tiernahrung. 20 Quelle: MB Research, 2018. Das Kaufkraftniveau wird auf Basis der amtlichen Steuerstatistik berechnet. 21 In die Ermittlung der Marktanteile fließen zahlreiche Faktoren ein. U. a. sind dies die Rahmenbedingun‐ gen am Vorhabenstandort, die verkehrliche Erreichbarkeit, die Wettbewerbssituation im selben Markt‐ segment sowie Kopplungs‐ und Agglomerationseffekte.

23

Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

Neben der Berechnung der zu erwartenden Gesamtumsatzleistung eines Vorhabens lässt sich anhand des Marktanteilkonzepts ebenfalls die perspektivische Umsatzherkunft des Vorhabens ableiten. Hingegen lässt das Marktanteilkonzept keine direkten Rückschlüsse auf die durch das Vorhaben ausgelösten Umsatzumlenkungen zu. So gibt das Marktanteilkonzept keine Auskunft darüber, wo die durch das Vorhaben generierten Umsätze bisher gebunden sind und wie sich diese nach dem Markteintritt des Vorhabens neu verteilen werden. Die Ermittlung der Um‐ satzumlenkungen für das Vorhaben wird in Kapitel V., 2. ausführlich behandelt.

Folgende Umsatzprognose lässt sich für den erweiterten Netto Lebensmitteldiscounter (inkl. Backshop) in der Albblickstraße mit ca. 1.011 m² VK anhand des Marktanteilkonzepts ermit‐ teln:22

Tabelle 3: Umsatzprognose anhand des Marktanteilkonzeptes (Netto mit 1.011 m² VK)

Markt‐ Kauf‐ Umsatz Umsatz Umsatz Umsatz‐ anteil Zonen kraft Food Nonfood gesamt herkunft Food in Mio. € in Mio. € in Mio. €* in Mio. € in % in % Einzugsgebiet 4,6 45 2,1 0,3 2,4 75 Streuumsätze 0,7 0,1 0,8 25 Insgesamt 2,8 0,4 3,2 100 * Der Umsatzanteil im Nonfoodbereich beträgt beim Anbieter Netto ca. 13 %. Hinsichtlich der Kundenher‐ kunft wurde von mit dem Lebensmittelbereich vergleichbaren Werten ausgegangen. GMA‐Berechnungen 2018 (ca.‐Werte, Rundungsdifferenzen möglich)

Somit lässt sich für den erweiterten Netto‐Markt mit ca. 1.011 m² VK eine Gesamtumsatzleis‐ tung von ca. 3,2 Mio. € ermitteln. Hiervon entfallen ca. 2,8 Mio. € auf den Lebensmittelbereich und ca. 0,4 Mio. € auf den Nichtlebensmittelbereich. Mit einer Umsatzleistung von ca. 3,2 Mio. € wird ein für den Betreiber Netto leicht unterdurchschnittlicher Wert erzielt.23 Dieser resultiert in erster Linie aus der geringen Bevölkerungsdichte im Untersuchungsraum.

4. Kongruenzgebot – landes‐ und regionalplanerische Vorgaben

Das Kongruenzgebot fordert zunächst, dass sich Einzelhandelsgroßprojekte in das zentral‐ örtliche System einfügen müssen. Dabei ist das Konzentrationsgebot zu beachten. Darüber hin‐ aus soll die Verkaufsfläche des Einzelhandelsgroßprojektes so bemessen sein, dass deren Ein‐ zugsgebiet den zentralörtlichen Verflechtungsbereich nicht wesentlich überschreitet (vgl. LEP Baden‐Württemberg Ziel 3.3.7 und 3.3.7.1 bzw. Regionalplan 2015 Nordschwarzwald, Kapitel 2.9.2 N (2)).

Konkretisiert wurden diese Vorgaben durch die Regelung im Einzelhandelserlass Baden‐ Württemberg (vgl. Pkt. 3.2.1.4):

22 Rechenvorgang: Kaufkraft der Wohnbevölkerung x Marktanteil = Umsatz des Vorhabens. 23 Lt. Hahn Retail Estate Report 2017 / 2018 liegt die durchschnittliche Umsatzleistung pro Filiale bei 3,3 Mio. €.

24

Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

„Eine Verletzung des Kongruenzgebots liegt vor, wenn der betriebswirtschaftlich an‐ gestrebte Einzugsbereich des Vorhabens den zentralörtlichen Verflechtungsbereich der Standortgemeinde wesentlich überschreitet. Eine wesentliche Überschreitung ist i.d.R. gegeben, wenn mehr als 30 % des Umsatzes aus Räumen außerhalb des Ver‐ flechtungsbereiches erzielt werden soll.“

5. Bewertung des Kongruenzgebotes

Basierend auf der aus der Umsatzprognose ableitbaren Umsatzherkunft sowie den landesplane‐ rischen Vorgaben lässt sich das Kongruenzgebot wie folgt bewerten:

 Das Einzugsgebiet des erweiterten Netto‐Marktes ist im Wesentlichen auf die Ge‐ meinde Simmersfeld begrenzt. Ein regelmäßiges überörtliches Einzugsgebiet wird nicht erschlossen, was die Grundversorgungsfunktion des Marktes für die Bewohner der Gemeinde Simmersfeld unterstreicht.

 Basierend auf der aus der Umsatzprognose ableitbaren Umsatzherkunft sowie den landesplanerischen Vorgaben ist festzuhalten, dass ca. 75 % des durch das Vorhaben generierten Umsatzes aus Simmersfeld selbst stammen. Ca. 25 % fließen in Form von Streuumsätzen (vorwiegend Beschäftigte aus den benachbarten Gewerbebetrieben sowie Zufallskunden) an den Standort zu.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Vorgaben des Kongruenzgebotes durch das Vorhaben eingehalten werden.

25

Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

V. Beeinträchtigungsverbot

Zur Prüfung des Beeinträchtigungsverbotes ist zunächst die Angebots‐ und Wettbewerbssitua‐ tion für das Vorhaben im Einzugsgebiet bzw. im Umfeld darzustellen und hinsichtlich ihrer städ‐ tebaulichen und nahversorgungsbezogenen Relevanz und Leistungsfähigkeit zu bewerten. Aus‐ gehend davon lassen sich die durch das Vorhaben zu erwartenden wettbewerblichen bzw. prü‐ fungsrelevanten städtebaulichen und versorgungsstrukturellen Auswirkungen ermitteln.

1. Wettbewerbsstrukturen im Einzugsgebiet

Zur Ermittlung und Bewertung der Angebotssituation in Simmersfeld und im Umland wurde von der GMA im August 2018 eine Erhebung der projektrelevanten Einzelhandelsbetriebe durchge‐ führt. Als Wettbewerber für das Vorhaben gelten grundsätzlich alle Ladengeschäfte, in denen Warengruppen angeboten werden, die in einem Lebensmitteldiscounter geführt werden. Aller‐ dings ist aufgrund der Flächengröße bzw. des Betriebstyps, gekoppelt mit dem spezifischen Einkaufsverhalten der Bevölkerung davon auszugehen, dass insbesondere betriebstypengleiche oder ‐ähnliche Betriebe (Lebensmitteldiscounter, Supermärkte) als Hauptwettbewerber zu identifizieren sind.

In Simmersfeld werden die Versorgungsstrukturen im Lebensmitteleinzelhandel maßgeblich durch den zur Erweiterung vorgesehenen Netto‐Markt geprägt. Er stellt den einzigen Betrieb in der Gemeinde dar, der ein breites Angebot an Lebensmitteln vorhält. Im Gebäude des Netto‐ Marktes ist eine Bäckerei ansässig. Neben den genannten Betrieben ist im Ortszentrum von Simmersfeld auf eine Bäckerei sowie eine Metzgerei hinzuweisen. An der Freudenstädter Stra‐ ße ist zudem ein Getränkemarkt und an der Altensteiger Straße auf der Fläche eines landwirt‐ schaftlichen Betriebes eine „Milchtankstelle“ vorhanden (vgl. Karte 5).

Insgesamt summiert sich die Gesamtverkaufsfläche der Lebensmittelanbieter in der Gemeinde Simmersfeld aktuell auf rd. 965 m²24 Der Umsatz im Nahrungs‐ und Genussmittelbereich beläuft sich auf ca. 3,7 Mio. €25. Hiervon entfallen auf den zentralen Versorgungsbereich in Simmersfeld (= Ortszentrum) ca. 0,5 – 0,6 Mio. €.

24 Unbereinigte Verkaufsfläche, d. h. inkl. Nonfood‐Sortimente des Lebensmittelmarktes. 25 Der bereinigte Umsatz, d. h. ohne Nonfood‐Umsätze des bestehenden Lebensmittelmarktes.

26 Auswirkungsanalyse zur Erweiterung eines Netto-Lebensmitteldiscounters in Simmersfeld

Karte 5: Wettbewerbssituation in Simmersfeld

Legende

P Projektstandort

Ortszentrum

Lebensmittelanbieter P

Getränkemarkt Heerdt

Bäckerei Hanselmann

Milchtankstelle

Gemeindeverwaltung

© Open StreetMap‐Mitwirkende; Metzgerei Kern GMA‐Bearbeitung 2018

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Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

2. Wettbewerbssituation außerhalb des Einzugsgebietes

Außerhalb des Einzugsgebietes ist im Wesentlichen auf die Angebotsstrukturen in Altensteig und in Seewald hinzuweisen. Hier sind folgende strukturprägende Lebensmittelanbieter zu nennen (vgl. Karte 6):

Altensteig

 Lidl (Lebensmitteldiscounter), Bahnhofstraße, Versorgungskern26, ca. 1.300 m² VK

 Edeka Rentschler (Supermarkt), Bahnhofstraße, Versorgungskern26, ca. 1.000 m² VK

 Aldi (Lebensmitteldiscounter), Wilhelmstraße, Ortsrandlage, ca. 1.000 m² VK

Seewald

 Dorfladen Besenfeld (kleines Lebensmittelgeschäft), Sonnenstraße, Ortszentrum Besenfeld, ca. 180 m² VK

Insgesamt ist die Wettbewerbssituation als moderat einzustufen. Wichtigster Wettbewerbs‐ standort ist Altensteig, wo mit Edeka, Lidl und Aldi drei moderne Lebensmittelmärkte ansässig sind. Westlich von Simmersfeld ist im Seewalder Ortsteil Besenfeld auf einen Dorfladen hinzu‐ weisen. Dieser Markt entfaltet aufgrund seiner Größe und dem eingeschränkten Sorti‐ mentsspektrum keine überörtliche Wettbewerbswirkung. Der Markt dient ausschließlich der Nahversorgung der Seewalder Bevölkerung. In der Gemeinde Neuweiler ist kein größerer Le‐ bensmittelmarkt vorhanden. Im ca. 19 km nördlich gelegenen Bad Wildbad sind zwei Edeka‐ Supermärkte, ein Lidl‐Lebensmitteldiscounter und ein Aldi‐Lebensmitteldiscounter ansässig. Allerdings ist aufgrund der weiten Entfernung nicht davon auszugehen, dass diese Märkte als wesentliche Wettbewerber des Erweiterungsobjektes in Erscheinung treten.

26 Lt. Regionalplan.

28 Auswirkungsanalyse zur Erweiterung eines Netto-Lebensmitteldiscounters in Simmersfeld

Karte 6: Wettbewerbssituation im Untersuchungsraum

Legende

P Projektstandort

Zone I (Gemeinde Simmersfeld)

P

Dorfladen Besenfeld

Kartengrundlage GfK GeoMarketing, GMA‐Bearbeitung 2018

29

Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

3. Umsatzumlenkungen und wettbewerbliche Wirkungen

3.1 Methodik

Zur Ermittlung der durch das Vorhaben ausgelösten Umsatzumlenkungen bzw. Wettbewerbs‐ wirkungen kommt ein Rechenmodell zum Einsatz, welches auf dem Prinzip des Gravitations‐ modells basiert.

Im Wesentlichen fließen dabei zwei Parameter ein, welche durch weitere Kriterien ergänzt und kalibriert werden. Als Berechnungsfaktoren sind hierbei zu nennen:

 die Attraktivität der jeweiligen Wettbewerbsstandorte, die durch den jeweiligen Be‐ triebsbesatz (Betriebsform, Betreiber, Erscheinungsbild etc.), die Verkaufsflächen‐ größe bzw. den darauf erzielbaren Umsatz beschrieben wird und

 der Distanzwiderstand, der sich aus der Entfernung (Distanz) zwischen den einzelnen Standorten ergibt.

3.2 Umsatzumlenkungen Netto

Für die Bewertung der Verkaufsflächenerweiterung des Netto‐Marktes werden hinsichtlich der zu erwartenden Umsatzumlenkungen folgende Annahmen getroffen:

 Der Markt wird auf einer Verkaufsfläche von insgesamt ca. 1.011 m²27 eine Umsatz‐ leistung von ca. 3,2 Mio. € erzielen. Dabei entfallen rd. 2,8 Mio. € auf den Nahrungs‐ und Genussmittelbereich und ca. 0,4 Mio. € auf den Nichtlebensmittelbereich.

 Zu berücksichtigen ist des Weiteren, dass der Anbieter Netto bereits seit Jahren am Standort auf einer Verkaufsfläche von insgesamt ca. 795 m² ansässig ist. Dieser Markt erwirtschaftet derzeit eine Umsatzleistung von insgesamt 2,6 Mio. €. Davon entfallen rd. 2,2 – 2,3 Mio. € auf den Lebensmittelbereich und rd. 0,3 – 0,4 Mio. € auf den Nichtlebensmittelbereich. Diese Umsätze werden bereits heute am Standort gene‐ riert und auch weiterhin gebunden werden (= Umsatzmitnahme), da sich an den ge‐ nerellen Standortrahmenbedingungen und dem Kundeneinzugsgebiet keine nen‐ nenswerten Veränderungen ergeben werden.

 Im Folgenden wird von einer Neuansiedlung eines Netto‐Marktes mit ca. 1.011 m² Verkaufsfläche unter Berücksichtigung des derzeit bereits vorhandenen Marktes aus‐ gegangen. Die gewählte Vorgehensweise wird auch in der Rechtsprechung dokumen‐ tiert, welche primär die Erweiterungsfläche als Gegenstand der Prüfung zu möglichen Umsatzumlenkungen bzw. schädlichen Auswirkungen ausmacht. Dies wird dadurch begründet, dass der Betrieb als solcher bereits am Markt etabliert und ein Bestand‐ teil des bereits vorhandenen Einzelhandelsangebotes ist. Jedoch ist gemäß aktueller Rechtsprechung zu prüfen, ob der Standort durch die Erweiterung eine neue Qualität erreicht, durch die der Gesamtstandort so aufgewertet wird, dass die städtebauliche

27 inkl. Bäckerei

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Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

Situation „kippen“ kann und heute noch ausgewogene Strukturen beeinträchtigt werden. Dabei ist bei der Prognoseentscheidung von der „gegebenen städtebauli‐ chen Situation auszugehen, die nicht nur von den anderen vorhandenen Einzelhan‐ delsbetrieben, sondern auch durch den Betrieb, dessen Erweiterung geplant ist, in seinem bisherigen Bestand geprägt wird.“28

 Dementsprechend wird in vorliegender Auswirkungsanalyse das Gesamtprojekt von Netto am Projektstandort mit insgesamt ca. 1.011 m² Verkaufsfläche bewertet. So wurde etwa im Hinblick auf die Ausbildung des voraussichtlichen Kundeneinzugsge‐ bietes, der voraussichtlichen Umsatzleistung oder der Stellung im Wettbewerb je‐ weils das Gesamtvorhaben nach einer vollzogenen Erweiterung betrachtet. Jedoch ist nach aktueller Rechtsprechung für die tatsächliche Bewertung der durch das Vorha‐ ben ausgelösten Umsatzumlenkungen der bereits bestehende Netto‐Markt zu be‐ rücksichtigen. Dieser ist bereits seit Jahren am Standort ansässig. Dementsprechend gilt für die durch das Vorhaben zu erwartenden Umsatzumlenkungen, dass sich je‐ weils nur der durch das Vorhaben generierte Zusatzumsatz nach der Neuaufstellung des Marktes i. S. wettbewerblicher Wirkungen bzw. ggf. städtebaulicher Auswirkun‐ gen bemerkbar machen wird.

Im Detail sind im Untersuchungsraum folgende Umsatzumverteilungen durch das Vorhaben Netto mit insgesamt ca. 1.011 m² VK zu erwarten: Tabelle 4: Prognose der Umsatzumverteilungen durch das Vorhaben

Umsatzum‐

verteilungseffekte in Mio. €

. Umsatz des bestehenden Marktes im Lebensmittelbereich 2,2 – 2,3

. Umsatzumlenkungen gegenüber Wettbewerbern in Simmers‐ < 0,1 feld . Umsatzumlenkungen gegenüber Wettbewerbern außerhalb 0,5 – 0,6 des Einzugsgebietes (v. a. Altensteig, Seewald)

Lebensmittelbereich . Umsatz erweiterter Markt im Lebensmittelbereich 2,8

‐ . Umsatz des bestehenden Marktes im Nichtlebensmittelbereich 0,3 – 0,4

. Umsatzumlenkungen im Untersuchungsraum < 0,1

Nichtlebens . Umsatz erweiterter Markt im Nichtlebensmittelbereich 0,4 mittelbereich

. Umsatz insgesamt 3,2 GMA‐Berechnungen 2018

28 Vgl. Entscheidung des OVG NRW 10 A 1417/07 und OVG NRW 10 A 2601/07.

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Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

3.3 Bewertung der wettbewerblichen Wirkungen

Auf Basis der zuvor getätigten Annahmen zu möglichen Umsatzumlenkungen ist von folgenden Wirkungen durch das Vorhaben auszugehen:

 In der Gemeinde Simmersfeld selbst resultieren aus dem Vorhaben nur sehr geringe Umsatzumverteilungswirkungen. Da in Simmersfeld neben dem bestehenden Netto‐ Lebensmitteldiscounter (inkl. Bäckerei) im Lebensmittelbereich ausschließlich Hand‐ werksbetriebe (eine Bäckerei, eine Metzgerei) sowie ein Getränkemarkt und eine „Milchtankstelle“ vorhanden sind, werden sich die durch die Erweiterungsfläche aus‐ gelösten Umsatzumverteilungseffekte dementsprechend auf vergleichsweise niedri‐ gem Niveau von maximal 2 % bewegen. Angesichts der geringen Höhe der Um‐ satzumverteilungseffekte ist nicht mit Betriebsschließungen in Simmersfeld zu rech‐ nen. Städtebauliche oder versorgungsstrukturelle Auswirkungen werden durch die Erweiterung von Netto nicht ausgelöst. Vielmehr wird der einzige Lebensmittelmarkt im Ort mittel‐ bis langfristig modernisiert und zukunftsfähig aufgestellt und damit die Grundversorgung in Simmersfeld sichergestellt.

 Außerhalb des Einzugsgebietes werden die Umsatzumverteilungen in erster Linie die strukturprägenden Lebensmittelmärkte in Altensteig betreffen. Allerdings liegen die Wettbewerbswirkungen mit insgesamt ca. 2 % auf einem niedrigen Niveau. Aufgrund der Sortimentsüberschneidung wird der Edeka‐Markt tendenziell etwas höher von den Umsatzumverteilungseffekten tangiert. Gegenüber diesem Betrieb errechnen sich Wettbewerbswirkungen i. H. von ca. 3 %. Der Dorfladen im Seewalder Ortsteil Besenfeld wird von den Umsatzumverteilungswirkungen nicht betroffen sein, da ihm fast ausschließlich eine Nahversorgungsfunktion für die Gemeinde Seewald zu‐ kommt. Die Wettbewerbswirkungen gegenüber diesem Betrieb sind so niedrig, dass sie mit den Mitteln der prognostischen Marktforschung nicht mehr abbildbar sind.

 Gegenüber den Wettbewerbsbetrieben in Bad Wildbad resultieren durch das Erwei‐ terungsvorhaben aufgrund der großen räumlichen Entfernung keine Wettbewerbsef‐ fekte. Auswirkungen auf die Versorgungsstrukturen im Umland sind damit ebenfalls nicht zu erwarten.

 Im Nichtlebensmittelbereich werden die durch das Vorhaben ausgelösten Um‐ satzumverteilungseffekte i. H. v. < 0,1 Mio. € v. a. gegenüber den anderen Lebensmit‐ telmärkten im Umland und in deutlich untergeordneter Form gegenüber den sonsti‐ gen Anbietern in Simmersfeld und in den umliegenden Kommunen wirksam werden. Die durch die geringen Umsatzzuwächse im Nonfood‐Bereich auftretenden Um‐ satzumverteilungswirkungen sind in der Einzelbetrachtung sehr gering und mit me‐ thodischen Mitteln der prognostischen Marktforschung nicht mehr nachzuweisen.

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Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

 Darüber hinaus ist zu bewerten, ob der erweiterte Netto‐Markt auf Basis der größe‐ ren Verkaufsfläche so aufgewertet wird, dass die vorhandenen städtebaulichen Strukturen „kippen“ können und heute noch ausgewogene Strukturen beeinträchtigt werden. Dies ist im vorliegenden Fall zu verneinen. So werden sich sowohl hinsicht‐ lich des Kundeneinzugsgebietes, der Standortlage des Marktes und der zu erwarten‐ den Umsatzumlenkungen im Untersuchungsraum keine nennenswerten Änderungen ergeben. Insofern ist auch nach einer Erweiterung von Netto von stabilen Versor‐ gungsstrukturen im Lebensmittelbereich auszugehen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die durch das Vorhaben ausgelösten Umsatzum‐ verteilungseffekte zu keinen städtebaulich relevanten Auswirkungen im Lebensmittelbereich führen werden. Das Vorhaben dient v. a. der Modernisierung und Anpassung des Netto‐ Marktes an aktuelle und künftige Kunden‐ und Logistikanforderungen sowie zur mittel‐ bis lang‐ fristigen Sicherung der Grundversorgung in der Gemeinde Simmersfeld. Auswirkungen auf die Entwicklung zentraler Versorgungsbereiche oder die verbrauchernahe Versorgung im oder au‐ ßerhalb des Einzugsgebietes können ausgeschlossen werden.

4. Beeinträchtigungsverbot – landesplanerische Vorgaben

Das Beeinträchtigungsverbot geht aus § 11 Abs. 3 BauNVO hervor und besagt, dass das Vorha‐ ben

 das städtebauliche Gefüge und die Funktionsfähigkeit des zentralen Versorgungsker‐ nes (Stadt‐ und Ortskernes) sowie

 die verbrauchernahe Versorgung im Einzugsbereich des Vorhabens nicht beeinträchtigen darf.

Diese Vorgaben werden von der Landes‐ und Regionalplanung unter Ziel 3.3.7.1 und 3.3.7.2 LEP Baden‐Württemberg und Regionalplan 2015 Nordschwarzwald aufgegriffen.

4.1 Bewertung des Beeinträchtigungsverbotes

Basierend auf der Wettbewerbssituation im Untersuchungsraum und den dargestellten Um‐ satzumverteilungen bzw. wettbewerblichen Wirkungen lässt sich das Vorhaben von Netto hin‐ sichtlich des Beeinträchtigungsverbotes wie folgt bewerten:

 Das Beeinträchtigungsverbot wird durch die Erweiterung des Netto Lebensmitteldis‐ counters nicht verletzt. In Simmersfeld selbst ist mit Umsatzverlusten von maximal 2 % zu rechnen. Diese Effekte sind als rein wettbewerbliche Effekte zu bewerten und liegen deutlich unterhalb der 10 %‐Schwelle des Einzelhandelserlasses Baden‐ Württemberg. Marktaustritte oder eine Schwächung der Versorgungsstrukturen in

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Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

Simmersfeld sind damit nicht zu erwarten. Vielmehr wird der einzige Lebensmittel‐ markt in Simmersfeld zukunftsfähig aufgestellt.

 Außerhalb des Einzugsgebietes werden ebenfalls nur geringe Umsatzumverteilungs‐ effekte ausgelöst. Sie liegen in Altensteig auf einem Niveau von maximal 3 %. In der Gemeinde Seewald sind die Umsatzumverteilungseffekte so gering, dass sie mit den Mitteln der prognostischen Markforschung nicht mehr nachweisbar sind. Damit wer‐ den auch hier keine städtebaulich relevanten Umsatzumverteilungseffekte ausgelöst, die eine Schädigung der Versorgungsstrukturen oder zentraler Versorgungsbereiche nach sich ziehen würden. Insofern ist sowohl in Simmersfeld als auch außerhalb in den umliegenden Kommunen nicht mit schädlichen Auswirkungen im Sinne des Be‐ einträchtigungsverbotes zu rechnen.

 Die durch das Vorhaben ausgelösten Umverteilungseffekte im Nichtlebensmittelbe‐ reich werden ebenfalls nicht zu einer Schwächung des zentralen Versorgungsbereichs oder einer Schädigung der Nahversorgung führen. Städtebauliche Auswirkungen im Sinne des Beeinträchtigungsverbotes sind auszuschließen, da sich die Umsatzumver‐ teilungen auf zahlreiche Sortimentsgruppen und unterschiedliche Betriebe verteilen werden und somit in einer Gesamtbetrachtung nur geringe Ausmaße annehmen werden.

Zusammenfassend lässt sich somit festhalten, dass durch die Erweiterung des Netto‐ Marktes in Simmersfeld die Vorgaben des Beeinträchtigungsverbotes eingehalten werden.

Das Beeinträchtigungsverbot wird durch die Erweiterung des Netto Lebensmitteldiscoun‐ ters nicht verletzt.

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Auswirkungsanalyse Erweiterung Netto-Lebensmitteldiscounter in Simmersfeld, Albblickstraße

VI. Zusammenfassung

Grundlagen

Planvorhaben /  Erweiterung des bestehenden Netto‐Lebensmitteldiscounters (inkl. Planstandort Bäckerei) von 795 m² auf 1.011 m² VK  Standort am nördlichen Ortsausgang von Simmersfeld in einem gewerblich genutzten Gebiet  Eingeführter Versorgungsstandort mit Grundversorgungsbedeu‐ tung für die Gemeinde Simmersfeld

Rechtsrahmen  Auswirkungsanalyse nach § 11 Abs. 3 BauNVO

 Makrostandort: Simmersfeld mit 2.215 Einwohnern Standortrahmenbedingungen  keine zentralörtliche Einstufung  Einzelhandelsstrukturen: Der Netto‐Lebensmitteldiscounter stellt den einzigen Lebensmit‐ telmarkt in der Gemeinde dar; darüber hinaus sind im Ortszentrum von Simmersfeld eine Bäckerei und eine Metzgerei ansässig, an der Freudenstädter Straße befindet sich noch ein Getränkemarkt und an der Altensteiger Straße eine „Milchtankstelle“.  Das Einzugsgebiet beschränkt sich auf die Gemeinde Simmersfeld Einzugsgebiet und Kaufkraft‐ potenzial  Einwohner im Einzugsgebiet: ca. 2.115 Personen  Kaufkraftpotenzial im Nahrungs‐ und Genussmittelbereich im Ein‐ zugsgebiet: ca. 4,6 Mio. € Umsatzerwartung  Gesamtumsatzleistung des Netto‐Lebensmitteldiscounters bei ca. 1.011 m² VK (inkl. Bäckerei): ca. 3,2 Mio. €, davon ca. 2,8 Mio. € Food und ca. 0,4 Mio. € Nonfood

 Simmersfeld max. 2 % Umsatzumverteilungseffekte  außerhalb des Einzugsgebietes Altensteig max. 3 % Seewald n. n.

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Raumordnerische Bewertungskriterien

Konzentrationsgebot / Die raumordnerische Kernregelung bzw. das Konzentrationsgebot werden am raumordnerische Kern‐ Standort Simmersfeld erfüllt. Der Gemeinde Simmersfeld wird gemäß Regionalplan regelung Nordschwarzwald keine zentralörtliche Funktion zugewiesen. Da die geplante Er‐ weiterung des Netto‐Marktes zur Standortsicherung des einzigen Lebensmittel‐ marktes in der Gemeinde dient und diese Erweiterung zur Sicherung der Grundver‐ sorgung erforderlich ist, greift die Ausnahmeregelung des Konzentrationsgebotes.

Integrationsgebot Bei dem Standort des Netto‐Marktes handelt es sich um einen langjährig etablier‐ ten Versorgungsstandort in der Gemeinde Simmersfeld. Der Standort verfügt über eine direkte Anbindung an das Netz des ÖPNV. Durch seine Lage am nördlichen Ortsausgang an der L 351 ist der Netto‐Markt auch für die Bewohner der übrigen Ortsteile sehr gut mit dem PKW erreichbar. Die Bewohner dieser Ortsteile sind auf‐ grund der Siedlungsstruktur und der topografischen Rahmenbedingungen ohnehin auf die Nutzung des PKW für Einkaufsfahrten angewiesen. Kongruenzgebot Das Kongruenzgebot wird durch das Vorhaben eingehalten. Das Einzugsgebiet des Netto‐Marktes ist im Wesentlichen auf die Gemeinde Simmersfeld begrenzt. Ein regelmäßiges überörtliches Einzugsgebiet wird nicht erschlossen, was die Grundver‐ sorgungsfunktion des Marktes für die Bewohner der Gemeinde Simmersfeld unter‐ streicht. Basierend auf der aus der Umsatzprognose ableitbaren Umsatzherkunft sowie den landesplanerischen Vorgaben ist festzuhalten, dass ca. 75 % des durch das Vorhaben generierten Umsatzes aus Simmersfeld selbst stammen. Ca. 25 % fließen in Form von Streuumsätzen an den Standort zu (u. a. Arbeitspendler aus den benachbarten Gewerbebetrieben, Zufallskunden). Damit wird der definierte Schwellenwert (mindestens 70 % Umsatzanteil aus dem relevanten Verflechtungs‐ bereich) nicht unterschritten. Beeinträchtigungsverbot Das Beeinträchtigungsverbot wird eingehalten. Mit max. 2 % werden in Simmers‐ feld nur sehr geringe Umverteilungen erreicht, die als wettbewerbliche Effekte ein‐ zustufen sind. In den umliegenden Kommunen außerhalb des Einzugsgebietes wer‐ den ebenfalls nur sehr geringe Umverteilungswirkungen ausgelöst. Sie liegen in Altensteig bei max. 3 %. In der Gemeinde Seewald sind die Umsatzumverteilungs‐ wirkungen so niedrig, dass sie mit den Mitteln der prognostischen Marktforschung nicht mehr nachweisbar sind. Damit werden in der Gesamtbetrachtung für das Vor‐ haben keine städtebaulich relevanten Umsatzumverteilungseffekte ausgelöst, die eine Schädigung der Versorgungsstrukturen oder zentraler Versorgungsbereiche nach sich ziehen würden.

Fazit Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass durch die Erweiterung des Netto‐ Marktes auf ca. 1.011 m² keine negativen Auswirkungen auf die städtebauliche Ordnung oder die Versorgungsstrukturen zu erwarten sind. Die Erweiterung der Verkaufsfläche dient im Wesentlichen der Modernisierung und Anpassung des Marktes an aktuelle und künftige Kunden‐ und Logistikanforderungen sowie zur mittel‐ bis langfristigen Sicherung der Grundversorgung in der Gemeinde Simmers‐ feld.

GMA‐Zusammenstellung 2018

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Verzeichnisse Seite

Kartenverzeichnis Karte 1: Lage der Gemeinde Simmersfeld und zentralörtliche Struktur im Untersuchungsraum 13 Karte 2: Siedlungsstrukturelle Gliederung der Gemeinde Simmersfeld 14 Karte 3: Mikrostandort an der „Albblickstraße“ 17 Karte 4: Einzugsgebiet des erweiterten Netto‐Marktes in Simmersfeld 22 Karte 5: Wettbewerbssituation in Simmersfeld 27

Karte 6: Wesentliche Wettbewerbssituation im Umland 29

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Sortimentsangebot von Lebensmittelvollsortimentern und Supermärkten 8 Tabelle 2: Einwohnerentwicklung in der Region 11 Tabelle 3: Umsatzprognose anhand des Marktanteilkonzeptes (Netto mit 1.011 m² VK) 24 Tabelle 4: Prognose der Umsatzumverteilungen durch das Vorhaben 31

Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Entwicklung der Marktanteile im deutschen Lebensmitteleinzelhandel 2007 ‐ 2017 6

Fotoverzeichnis Foto 1: Zur Erweiterung vorgesehener Netto‐Markt an der Albblickstraße 16 Foto 2: Fa. BAK Boysen an der Albblickstraße 16 Foto 3: Beschilderung im Kreuzungsbereich Freudenstädter Straße / Forchenbusch 18 Foto 4: Bushaltestelle „Interkom“ an der Albblickstraße 18

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