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Veränderung von Naturräumen durch den Menschen im nördlichen Westfalen unter Auswertung geschichtlicher und vorgeschichtlicher Quellen Von der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg zur Erlangung des Grades und Titels eines Doktors der Philosophie (Dr. phil ) angenommene Dissertation von Herrn Georg Berkemeier geboren am 29.11.1965 in Saerbeck Gutachter Prof. Dr. R. Buchwald Zweitgutachter Prof. Dr. I. Mose Zweitgutachter Prof. Dr. Dr. F.J. Brüggemeier Tag der Disputation: 8. Mai 2007 „Wir haben die Lande gemessen, die Naturkräfte gewogen, die Mittel der Industrie berechnet, und siehe da, wir haben rausgefunden, dass diese Erde groß genug; dass sie jedem hinlänglich Raum bietet, die Hütte seines Glücks darauf zu bauen; dass diese Erde uns anständig ernähren kann, wenn wir alle arbeiten und nicht einer auf Kosten des anderen leben will; und dass wir nicht nötig haben, die größere und ärmere Klasse an den Himmel zu verweisen.“ (HEINRICH HEINE ca. 1830 zit. in BÖHMER 2006) Inhalt 1 Einleitung 1 1.1 Zielsetzung 1 1.1.1 Räumliche Dimension 1 1.1.2 Zeitliche Dimension 1 1.2 Arbeitshypothesen 2 1.2.1 Dimensionen der Nachhaltigkeit 2 1.2.2 Nutzung der Landschaft 3 2 Material und Methoden 4 2.1 Das Untersuchungsgebiet 4 2.1.1 Die Lage 4 2.1.2 Die Gliederung des Untersuchungsgebietes 5 2.1.3 Klimatische und regional naturräumliche Einordnung des Untersuchungsgebietes 6 2.1.4 Naturräumliche Struktur des Untersuchungsgebietes auf der Ebene der Choren 8 2.2 Der interdisziplinäre Ansatz 9 2.3 Material 9 2.3.1 Archäologische Funde 9 2.3.2 Landschaft als Archivalie 9 2.3.3 Bodenkundliche Daten 10 2.3.4 Geschichtliche Quellen 10 2.3.5 Kartenwerke 10 2.3.6 Gemälde und Fotos 11 2.4 Methoden 12 2.4.1 Literaturarbeit 12 2.4.1.1 Textinterpretationen 12 2.4.1.2 Bearbeitung von Karten 12 2.4.1.3 Rasteranalyse der Vegetationsveränderungen 13 2.4.1.4 Bestimmung des Grades der Naturnähe auf Grundlage der Rasteranalyse 13 2.4.1.5 Bilanzierung 14 2.4.2 Geländearbeit 14 2.4.2.1 Kataster historischer Kulturlandschaftselemente 14 2.4.2.2 Bestimmung der Waldgesellschaften in „historisch alten Wäldern“ des Untersuchungsgebietes und Auswertung des Auftretens der Pflanzenarten, die als Zeiger „historisch alter Wälder“ gelten. 15 Teil A Saerbeck 3 Ergebnisse 16 3.1 Das landschaftliche Potential 16 3.1.1 Einteilung der Landschaft Saerbecks in Naturräume (Mesochoren) 16 3.1.2 Veränderung der Landschaften 18 3.1.3 Die natürliche Gestalt des Großreliefs 18 3.2 Die Nutzung des landschaftlichen Potentials 20 3.2.1 Jäger und Sammler 20 3.2.2 Ackerbauern und Hirten 21 3.2.3 Ortsfeste Siedler 22 3.2.4 Heidebauern 27 3.2.5 Planer der Landschaft 34 4 Diskussion 40 4.1 Bewertungung der Landschaftsveränderungen 40 4.1.1 Rasteranalyse Saerbecks 40 4.1.2 Bestimmung des Grades der Naturnähe auf Grundlage der Rasteranalyse 42 4.1.3 Aktuelle Einteilung der Landschaft Saerbecks 43 4.2 Anthropogener Landschaftswandel 44 4.2.1 Die Veränderung der Böden 44 4.2.2 Jäger und Sammler 45 4.2.3 Ackerbauern und Hirten 46 4.2.4 Ortsfeste Siedler 46 4.2.5 Heidebauern 48 4.2.6 Planer der Landschaft 50 Teil B Emsdetten 3 Ergebnisse 54 3.1 Das landschaftliche Potential 54 3.1.1 Einteilung der Landschaft Emsdettens in Naturräume (Mesochoren) 54 3.1.2 Veränderung der Landschaften 55 3.1.3 Die natürliche Gestalt des Großreliefs 55 3.2 Die Nutzung des landschaftlichen Potentials 57 3.2.1 Jäger und Sammler 57 3.2.2 Ackerbauern und Hirten 58 3.2.3 Ortsfeste Siedler 58 3.2.4 Heidebauern und Handwerker 60 3.2.5 Fabrikanten 65 4 Diskussion 68 4.1 Beurteilung der Landschaftsveränderungen 68 4.1.1 Rasteranalyse Emsdettens 68 4.1.2 Bestimmung des Grades der Naturnähe auf Grundlage der Rasteranalyse 70 4.1.3 Aktuelle Einteilung der Landschaft Emsdettens 71 4.2 Anthropogener Landschaftswandel 71 4.2.1 Jäger und Sammler 71 4.2.2 Ackerbauern und Hirten 72 4.2.3 Ortsfeste Siedler 73 4.2.4 Heidebauern und Handwerker 74 4.2.5 Fabrikanten 77 Teil C Tecklenburg 3 Ergebnisse 79 3.1 Das landschaftliche Potential 79 3.1.1 Einteilung der Landschaft Tecklenburgs in Naturräume (Mesochoren) 79 3.1.2 Die natürliche Gestalt des Großreliefs 80 3.2 Die Nutzung des landschaftlichen Potentials 81 3.2.1 Jäger und Sammler 81 3.2.2 Ackerbauern und Hirten 82 3.2.3 Grafen und Burgmannen 83 3.2.4 Ackerbürger und Handwerker 87 3.2.5 Freizeitnutzer und Verwaltungsleute 91 4 Diskussion 93 4.1 Beurteilung der Landschaftsveränderungen 93 4.1.1 Rasteranalyse Tecklenburgs 93 4.1.2 Bestimmung des Grades der Naturnähe auf Grundlage der Rasteranalyse 95 4.1.3 Aktuelle Einteilung der Landschaft Tecklenburgs 96 4.2 Anthropogener Landschaftswandel 96 4.2.1 Jäger und Sammler 96 4.2.2 Ackerbauern und Hirten 97 4.2.3 Grafen und Burgmannen 98 4.2.4 Ackerbürger und Handwerker 99 4.2.5 Freizeitnutzer und Verwaltungsleute 102 Teil D Ibbenbüren 3 Ergebnisse 104 3.1 Das landschaftliche Potential 104 3.1.1 Einteilung der Landschaft Ibbenbürens in Naturräume (Mesochoren) 104 3.1.2 Die natürliche Gestalt des Großreliefs 105 3.2 Die Nutzung des landschaftlichen Potentials 105 3.2.1 Jäger und Sammler 105 3.2.2 Ackerbauern und Hirten 106 3.2.3 Ortsfeste Siedler 106 3.2.4 Bauern, Handwerker und Bergleute 108 3.2.5 Fabrikanten 112 4 Diskussion 118 4.1 Beurteilung der Landschaftsveränderungen 118 4.1.1 Rasteranalyse Ibbenbürens 118 4.1.2 Bestimmung des Grades der Naturnähe auf Grundlage der Rasteranalyse 120 4.1.3 Aktuelle Einteilung der Landschaft Ibbenbürens 121 4.2 Anthropogener Landschaftswandel 122 4.2.1 Ackerbauern und Hirten 122 4.2.2 Ortsfeste Siedler 122 4.2.3 Bauern, Handwerker und Bergleute 123 4.2.4 Fabrikanten 124 5 Bilanzierung 125 5.1 Beschreibung der Landschaftsveränderungen im gesamten Untersuchungsgebiet unter Anwendung der Rasteranalyse 125 5.2 Beschreibung wiederkehrender Zyklen 128 5.3 Ursachen der Landschaftsdynamik 129 5.4 Bevölkerungsentwicklung 130 5.5 Wandel der Einstellung des Menschen zur Natur 132 5.6 Tendenzen der Nachhaltigkeit 134 5.7 Nachhaltigkeit ist kein Naturgesetz 141 6 Ausblick 142 7 Zusammenfassung 143 8 Summary 146 9 Literatur 147 10 Danksagung 153 Anhang 1: Kataster historischer Kulturlandschaftselemente 155 Teil A Saerbeck 156 1 Heidelandschaft „Bertlings Haar“ 157 2 Gemarkungsgrenze: Stein und Doppelwall 159 3 Feuchtgebiet Saerbeck 161 4 Flutrinne in der Emsaue und Wüstung auf der Terrasse 163 5 Historische Hohlwege an der Terrassenkante zur Ems 165 6 Plaggenesch im Wald „Heeremanns Büschken“ 167 7 Bachauen im Ortskern 169 8 Historische Wallhecke mit alten Kopfeichen in der Dorfbauerschaft 173 9 Ehemaliger Heideweiher „Handiek (Hanfteich)“ 175 10 Dünengebiet „Nordhues Heide“ 177 11 Hofwüstung Kettrup 179 12 Historische Wallhecke mit alten Kopfeichen in Westladbergen 181 Teil B Emsdetten 183 1 Die Ems und ihre Aue zwischen Saerbeck und Emsdetten 184 2 „Emsdettener Venn“ 193 3 „Sinninger Venn“ 197 4 Max-Clemens-Kanal 199 5 Waldgebiet „Deitmerbrok / Sternbusch“ 201 6 Mühlenbach 203 7 Dorf Hembergen 206 Teil C Tecklenburg 209 1 Permer Stollen 210 2 Habichtswald 212 3 Befestigung auf dem Schweinskopf bei Brochterbeck 217 4 Turmhügel Wondal und Teichanlage 219 5 Sundern 221 6 Historische Hohlwege am Hang des Teutoburger Waldes 224 7 Terrassen am Südhand 225 8 Tecklenburg 227 9 Haus Marck 230 10 Ehemaliges Kloster Leeden und Fangberg 233 Teil D Ibbenbüren 235 1 Buchholz 236 2 „Uffelner Moor“ 242 3 Haus Grone und der Groner Forst 244 4 Köhlerplatten 247 5 „Dörenther Klippen“ 250 6 Ehemaliger Kalksteinabbau in Uffeln, Dörenthe und Osterledde 255 Anhang 2: Bestimmung der Waldgesellschaften in „historisch alten Wäldern“ des Untersuchungsgebietes und Auswertung des Auftretens der Pflanzenarten, die als Zeiger „historisch alter Wälder“ gelten 257 1 Einleitung 1.1 Zielsetzung Nachhaltigkeit ist zurzeit ein Thema, das in allen Bereichen der Gesellschaft diskutiert wird. Allerdings ist das Bemühen um eine nachhaltige Entwicklung keine Erfindung der Gegenwart, sondern es reicht tief in die Vergangenheit zurück. Gravierende Umweltprobleme, die sich aktuell in der sogenannten „Dritten Welt“ stellen, sind in ähnlicher Form bereits in der Vergangenheit in Mitteleuropa in Erscheinung getreten. Die Menschen verfolgten damals unterschiedliche Lösungsansätze, deren Langzeitwirkung sich in geschichtlichen Abläufen widerspiegelt. Insbesondere das Denken in größeren zeitlichen Dimensionen kennzeichnet nachhaltiges Handeln. Oftmals lassen sich allerdings Langzeitwirkungen von aktuellen Handlungen nur schwer vorhersagen. Ein Blick in die Vergangenheit erklärt sowohl, wie man in die gegenwärtige Situation geraten ist, als auch welche Entwicklungen langfristig eintreten können, wenn Analogien zu historischen Abläufen erkennbar sind. Eine Beschäftigung mit lokaler Geschichte kann vor diesem Hintergrund einen sehr aktuellen Bezug bekommen und wird dem antiquierten Image der „Heimatkunde“ nicht mehr gerecht. Sie kann Lösungswege für lokale Probleme aufzeigen. Gesellschaftliche Katastrophen, deren wesentliche Ursachen in ökologischen Gründen zu suchen sind, zeigen in besonderer Weise die Brisanz der Beziehung zuwischen Mensch und Natur. Als geradezu klassisches Beispiel kann der Untergang der Maya-Kultur gesehen werden. Nach vielen Jahrhunderten des erfolgreichen Umwelt-Managements kam es durch eine stark angewachsene Bevölkerung zu Übernutzungen der Böden. Mit der Bodenerosion ging innerhalb kurzer Zeit der Zusammenbruch der Maya-Kultur einher (Radkau 2002). Während in der Historie gesellschaftliche Katastrophen aufgrund von Übernutzungen der Natur als lokales Phänomen auftraten, häufen sich heute Umweltprobleme von globaler Dimension (global change). So ist Desertifikation aktuell ein Problem in vielen ariden und semiariden Regionen der Erde. Quer durch Afrika zieht sich ein nahezu geschlossener Desertifikationsgürtel. In der Sahelzone, südlich der Sahara, kommt es insbesondere durch Überweidung zur Vernichtung der Pflanzendecke. Neben dem wachsenden Nutzungsdruck einer steigenden Bevölkerung und der damit verbundenen Zerstörung der Böden treten auch Dürreperioden auf.