Februar 2014

PRINTDas Magazin zum Westdeutschen Rundfunk

»LOKALZEIT« Die »Lokalzeit« ist die erfolgreichste regionale TV-Sendung Deutschlands. Rund 1,5 Millionen Rheinländer und Westfalen schauen abends eine der elf Ausgaben. Wir schalten heute zur »Lokalzeit« aus der Landeshauptstadt.

/ Im Gespräch / Olympische Spiele / Porträt / Technik Dietmar Bär, der beliebteste Was ARD und WDR aus Traumjob Auslands- Multikopter bringen Fernseh-Kommissar Sotschi senden korrespondent Kameras zum Fliegen WDR-Welten

DA VINCI CODE Foto: WDR/Brill Foto: WDR/ Langer

Ameisen können das Hundertfache ihres Körpergewichts tragen. Schafft eine WDR-Reporterin das auch? Steffi Terhörst (55 Kilogramm) wird versuchen, einen LKW (5 500 Kilogramm) mit einem Flaschenzug auf Basis einer Kons- truktionszeichnung von Leonardo da Vinci anzuheben. Klingt nach »Wetten dass ...« mit Abitur, ist aber »Kopfball«. Der Rekordversuch ist in der Sendung am 30. März um 11:00 im Ersten zu sehen. Wenn Sie nicht so lange warten wollen, rechnen Sie es einfach schon mal nach: Hubkraft = Anzahl der Rollen mal die Zugkraft, also F(hub) = n x F (zug). Viel Spaß.

2 WDR-Welten FRÄULEIN VOM AMT Foto: WDR/NDR/UFA-FictionFoto:

Katja Riemann in ihrer Rolle als Steuerfahnderin Annette Kahane. In dem Wirtschaftsthriller „Die Fahnderin“ kauft das Land NRW eine Schweizer Steuer-CD. Das Ziel der Beamtin: Endlich soll ein Millionen-Steuerhinterzieher wirklich ins Gefängnis gehen. Doch sie hat sich mit den falschen Leuten angelegt. Fachberater war der Frankfurter Steuerfahn- der a. D. Frank Wehrheim, dessen Mitarbeiter aus dem gleichen Grund mit Hilfe von falschen Gutachten für verrückt erklärt wurde. Die Produktion der UFA FICTION GmbH im Auftrag von WDR und NDR läuft im Frühjahr im Ersten.

3 WDR-Welten

FUNKHAUS PHILOSOPH Foto: WDR/TedeskinoFoto: Foto: imago/stockpeople Foto:

Ein Bauchredner im Radio? Tolle Idee! Doch das Foto täuscht. Wer Jasin Challah und seine Handpuppe Kosta Rapa- dopoulos schon mal auf der Bühne gesehen hat, weiß, er tritt als Puppenspieler auf. Kosta, der griechische Vielredner und Alleswisser, ist eine sehr umtriebige Puppe: Sie hat bereits einen Dokumentarfilm gedreht und schon mal Mikis Theodorakis interviewt. In Funkhaus Europa erklärt sie mit starkem Akzent und Argumenten aus den Randgebieten der Logik regelmäßig die Welt. MO – SA / 06:00 – 10:00 / »Cosmo« – Das aktuelle Morgenmagazin

4 WDR-Welten

SPÄT HEIMKEHRER Foto: Lindenstraße/MahnerFoto:

Rückkehr nach 45 Jahren. Von 1964 bis 1969 war Christoph von Dohnányi Chefdirigent des WDR Sinfonieorchesters Köln. Es folgten Engagements in Frankfurt, Hamburg, London und Paris und den USA, wo er bis 2002 musikalischer Direktor des Cleveland Orchestra war. Heute, mit 84 Jahren, dirigiert er noch. Und am 21. Februar mal wieder die WDR Symphoniker. Die Kollegen von damals sind allerdings alle in Rente. Mythos und Monument heißt der Abend mit Werken von Hans Werner Henze und Anton Bruckner. WDR 3 überträgt ab 20:00 live aus der Philharmonie.

5 WDR-Welten

GEGEN- SCHUSS Foto: WDR/RBB Foto: Foto: WDR/SchmelterFoto:

Eine Frage der Perspektive: WDR-Cheffotograf Herby Sachs hat sich im Krönungssaal zu ein bisschen hin- gelegt. Für die PRINT-Serie „Meine Stadt“ fotografierte er dort die Hörfunkredakteurin Susanne Bode. Um sowohl die Kollegin aus der Kaiserstadt als auch die spektakuläre mittelalterliche Deckenkonstruktion ins rechte Bild zu rücken, war eine bodennahe Position von Nöten. Hospitant Andreas Schmelter fotografierte das Making-of. Sie können ganz einfach überprüfen, ob Sachs’ Einsatz sich gelohnt hat. Seine Fotos sehen Sie auf den Seiten 42-45.

6 Inhalt

Titel 8 Ein Land – elf »Lokalzeiten«. Warum das Regionalprogramm des WDR so erfolgreich ist 12 Wie entsteht eine »Lokalzeit« im Studio Editorial Düsseldorf? Medienticker 16 Intendant Tom Buhrow schlägt Sonia Mikich als Nachfolgerin von Chefredakteur Jörg Schönenborn vor Foto: AnneckFoto: 17 WDR mit Dominik Grafs „Die geliebten Schwestern“ im Wettbewerb der Berlinale Karneval 18 Wie kommt eine Rampensau ins Fernsehen? Zu Gast in Blötschkopps großer Karnevalsshow 22 Die neue TV-Sendung für jeckes Publikum: Kölscher Kneipenkarneval mit der Fastelovend- Liebe Leserinnen und Leser, Elite 23 Die Radiowellen des WDR zeigen die ganze Dietmar Bär ist vor Wotan Wilke Möhring Vielfalt des Karnevals und Klaus J. Behrendt der beliebteste TV- TV kompakt Foto: WDR/KohrFoto: Ermittler Deutschlands. Mit 26,1 Prozent 24 Wiwaldi und seine Freunde machen Werbung für »Zimmer frei!« hat die »Lokalzeit« 2013 ihren Marktanteil »Tatort «: Der vierte Fall bringt Licht noch einmal erhöht, die »Aktuelle Stunde« Tusch für die in Fabers Vergangenheit knackte zum ersten Mal die 20-Prozent- 25 „Mein Sofa, mein Leben“: Eine ungewöhnliche Grenze ... Stopp! Spaßmacher 2014 »hier und heute«-Doku Rankings und jede Menge Quoten. Doch Planet Rock sucht die beste Schülerband was bedeuten sie? Wir haben hinter die Zah- 18 Der Blötschkopp ist wieder da Deutschlands len geschaut und erzählen Ihnen ein paar Olympische Spiele Geschichten, die Erfolge erklären. In der Lan- und mit ihm die vielversprechenden 26 Der WDR in Sotschi deshauptstadt bekamen wir beispielsweise Anwärter auf den Titel „Rampensau 29 Gespräch mit dem olympiaerfahrenen ARD einen Einblick in die Arbeit der »Lokalzeit 2014“. Wir begleiten „De Frau Kühne“ »Moma«-Moderator Peter Großmann Düsseldorf«. Und im Gespräch mit Dietmar 30 Die irrwitzige Geschichte über den Plan, einen Bär erfuhren wir, was ihn an seiner Platzie- bei ihrem ersten Fernsehauftritt. Ü-Wagen auf den Weg nach Sotschi zu bringen rung wirklich interessiert – und dass »Mord WDR Crossmedial „Maximal subjektiv“ läuft das Gesellschafts- mit Aussicht« sein Lieblingskrimi ist. 31 magazin »Mr Dicks« in allen Mediensparten Radio kompakt Maja Lendzian, 34 Wer gewinnt? Frauen oder Männer? 1LIVE verantwortliche Redakteurin startet den „Kampf der Geschlechter“ 35 „Fallbeil für Gänseblümchen“: WDR-Autor Max Schönherr gewinnt Deutschen Hörbuchpreis Medienmenschen 36 Paris – Brüssel – : Marion von Haaren kehrt nach zwölf Jahren zurück nach Deutschland 38 Markus Sambale tritt seinen ersten Job als Auslandskorrespondent in Moskau an Technik 40 Vogelperspektive zu geringen Kosten: Immer ANARCHIE öfter tragen Mini-Helikopter Fernsehkameras Sendeplätze

Foto: WDR 42 Hörfunkredakteurin Susanne Bode stellt ihre »Mr Dicks« und Stadt Aachen vor Panorama die zügellosen Autoren 46 Warum Minnesota/USA die »Lokalzeit Köln« schaut Das erste wirklich subjektive Gesellschafts- 31 Berufsbilder magazin moderiert ein grünes Knetmännchen 48 Jobporträt: Martin von Mauschwitz, Moderator der »Aktuellen Stunde« ohne Worte und die Redaktion hat (fast) nichts Im Gespräch zu sagen. Wie das aussieht? Einsfestival ein- 50 Auf einen Tee mit Dietmar Bär schalten. Und auch 1LIVE mischt mit. 51 Service / Impressum

7 Thema: »Lokalzeit«

Dreh der »Lokalzeit Düsseldorf« im Medienhafen mit Reporterin Judith Wolters, Andreas Schallenkamp ( Licht) und Christian Mitzinger (Ton) Foto: WDR/Görgen

8 Thema: »Lokalzeit«

Das Land ins Bild setzen »LOKALZEIT« Aus der Region, für die Region: Elf WDR-Studios stellen täglich in insgesamt 330 Sendeminuten die Menschen und ihre Heimat in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Und die Zuschauer danken es ihnen mit hohen Einschaltquoten.

9 Thema: »Lokalzeit«

Vom Logo bis zum On Air Design, die elf »Lokalzeiten« haben einen Auftritt aus einem Guss. Foto: WDR/Görgen

Wie gut eine Ausgabe der »Lokalzeit«, Für elf nordrhein-westfälische Regionen Erk Simon, dass Nähe, Relevanz und spannende wie gut ein einzelner Beitrag am Abend ange- von Aachen bis Bielefeld, von Bonn bis Münster Geschichten aus der Lebenswelt der Zuschauer kommen ist, das könne man am nächsten Tag liefert das 30-minütige Magazin von Montag bis die Erfolgsfaktoren seien. „Regionalität und überall dort erfahren, wo Menschen zusammen- Samstag Informationen zu einem breiten The- Heimat liegen im Trend. Aus der Forschung kommen, sagt Gabi Ludwig. Im Zugabteil. Im menspektrum aus Politik, Wirtschaft, Sport wissen wir, dass dies auch für junge Menschen Gespräch zwischen Pförtner und Firmenchef. Im und Kultur. Eine große Rolle spielten aber auch gilt.“ Heimat bedeute dabei, „das Lebensgefühl Lehrerzimmer. Beim Sport. Oder beim Einkau- das ganz normale Leben, die Heimat und die der Menschen in NRW zu treffen: aufgeschlos- fen. Die WDR-Journalistin leitet als Chefredak- schönen Seiten der Region, betont Ludwig. „Die sen, vielfältig, authentisch, bewegt, urban und teurin die TV-Landesprogramme des Senders Menschen und das Umfeld, in dem sie leben, mit Humor. Die Spitzenwerte bei der Zuschau- und hat derzeit viel Grund zur Freude. Hinter sind für uns das Wichtigste. Und das stellen wir erakzeptanz belegen, dass dies den elf ›Lokal- dem Regionalmagazin, das seine Zuschauer in den Mittelpunkt – natürlich mit der gebo- zeiten‹ im WDR täglich gelingt.“ in allen Teilen des Landes mit Informationen tenen journalistischen und professionellen Zwischen 18:00 und 20:00 ist das WDR versorgt, liegt das Jahr mit dem bisher größten Distanz, aber eben auch mit der Nähe, die wir Fernsehen bei den Zuschauern in NRW die Zuschauerzuspruch. Diesen Erfolg hat sich die selber haben. Denn schließlich sind wir alle Nummer Eins und auch unter allen Dritten das »Lokalzeit« hart erarbeitet, sagt Gabi Ludwig. Teil dieses Landes. Das ist der Spagat, den wir erfolgreichste Regionalprogramm. 2013 schalte- „Wir versuchen jeden Tag aufs Neue, moderne jeden Tag hinbekommen wollen.“ ten im Durchschnitt 1,43 Millionen Zuschauer Sehgewohnheiten mit regionalen Informati- die »Lokalzeiten« ein. Dies entspricht einem onen zu verbinden.“ Das Konzept kommt an. Das erfolgreichste Regionalprogramm Marktanteil von 26,1 Prozent. Mehr als 20 Sen- Die »Lokalzeit« ist ein aktuelles Familienmaga- dungen lagen über 28 Prozent. Die Spitzensen- zin, das, so Ludwig weiter, „regionale Themen Den Erfolg der »Lokalzeiten« bestätigt die dung lief am 30. Dezember 2013 mit einer Quote aufgreift, durchaus kritisch beleuchtet und Medienforschung des WDR. Befragungen der von 32,3 Prozent insgesamt und 16,3 Prozent zuschauernah umsetzt. Und das alles mit Herz.“ Zuschauer hätten gezeigt, so Fernsehforscher unter den jüngeren Zuschauern. Generell haben

10 Thema: »Lokalzeit« die Ausgaben mit durchschnittlich 11,8 Prozent kleinen Digitalkameras oder Unterwasserkame- gen Aufgaben. Derzeit überlege man, für jede Quote in der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen ras schaffen ungewöhnliche Perspektiven und »Lokalzeit« eine Facebook-Seite einzurichten den WDR-weit besten Marktanteil bei Jüngeren. Bilder.“ Manchmal sei es auch eine vom Autor und zu betreuen. Das Angebot auf den Seiten selbst gedrehte Reportage oder ein neuer Stil aller WDR-Studios im Netz wurde ohnehin Pflicht und Kür im Schnitt, die einen konventionellen Beitrag neu gestaltet. Seitdem bietet jedes Studio ein zu einem spannenden Film für die Zuschauer Topthema, das über den ganzen Tag journa- Kritik bekommen die Macher der »Lokal- werden lassen. So entstehen unmittelbare und listisch begleitet wird. zeiten« allerdings auch zu hören, etwa die Sendungen seien zu „boule- vardesk“, es fehlten die „harten The- men“ zum Beispiel aus der Politik. Dem hält Ulrike Wischer, Leiterin der Pro- grammgruppe Regionales, den The- menmix des Erfolgsformats entgegen. Um die Zuschauer so gut wie möglich zu erreichen, mischen die halbstündi- gen Sendungen das Pflichtprogramm aus Aktualität und Nachrichten mit ein, zwei „Highlights“ pro Sendung.

„Wir zeigen gern die Leute, Gabi Ludwig Foto: WDR/Fürst-Fastré Ulrike Wischer Foto: WDR/Jacobi die diesen Glanz in den Augen haben bei Als Ziel haben sich die »Lokalzeit«- Macher gesetzt, noch mehr mit den Zuschauern dem, was sie tun.“ in Kontakt zu treten. Die sozialen Netzwerke sehen Wischer und Ludwig nur als eine – aller- dings sehr wichtige – Möglichkeit dafür an. Die „Für solche ausgesuchten Reportagen und Bei- unverfälschte Einblicke in das Leben der Pro- Muttersendung »Aktuelle Stunde« zeigt eine träge nehmen wir uns mehr Zeit – also für die tagonisten. „Perlen“ seien zudem immer eine weitere auf: Die App „Aktuelle Stunde direkt“ Kameraaufnahmen, den Schnitt und den Text Teamleistung von Kamera, Ton, Schnitt und bietet Smartphone-Nutzern schnelle Infor- des Autors, aber auch später in der Sendung.“ Autor so wie die gesamte Sendung eine Team- mationen und einen Rückkanal zur Redak- Bei diesen „Perlen“ (Wischer) mit bis zu sechs leistung von Redaktion, Produktion und freien tion. Über diesen direkten Draht können die Minuten Sendezeit geht es oft um die Menschen Mitarbeitern darstelle. „Dieses Wir-Gefühl und Zuschauer kommentieren sowie ihre Fotos und in der Region. „Wir zeigen gern die Leute, die die gemeinsame Sprache, die wir in den ver- Videos an den WDR schicken. Nicht selten ent- diesen Glanz in den Augen haben bei dem, was gangenen Jahren im ›Lokalzeit‹-Prozess 2020 stehen auf diese Weise Nachrichten, die von sie tun. Es geht uns darum, das Leben nicht nur erarbeitet haben, sind wichtige Bausteine des der »Aktuellen Stunde« oder den »Lokalzeiten« als Gefühl, sondern als Sein rüberzubringen.“ Erfolges.“ gesendet und im Netz veröffentlicht werden. Das kann ein Siegener Original sein, Als Anfang Januar in Euskirchen ein der „Schuster mit Leib und Seele“ ist. Oder Über sechs Stunden »Lokalzeit« Baggerführer durch die Explosion einer der Beitrag „Ein Leben in Deutschland“ über Luftmine aus dem Zweiten Weltkrieg getö- Einwanderer, die in der Aachener „Werkstatt Insgesamt liefern die elf NRW-Studios tet wurde, erreichten auf diesem Weg sehr der Kulturen“ ihre Geschichte aufschreiben 330 Minuten Programm pro Sendetag, die in schnell Fotos und Videos die Redaktion. und dadurch Deutsch lernen. Oder die Serie der Nacht an einem Stück wiederholt werden. „Das war ein sehr tragisches Ereignis“, so „Kleine Anfrage“, in der Bonner Kinderrepor- Hinzu kommen montags bis freitags elf fünf- Gabi Ludwig. „Aber auch das hat natürlich ter große Fragen an die Erwachsenen haben. minütige „Kompakt“-Sendungen mit regiona- die Region bewegt und zeigt uns, wie wichtig Oder die Reportage „Wenn der Balkon kommt“, len Nachrichten von 18:00 bis 18:05. Wischer: es ist, noch schneller mit den Menschen in die zeigt, wie in einer Siedlung in „Ein großer Kraftakt, den die insgesamt rund Kontakt zu treten.“ Sascha Woltersdorf Oberbarmen mit neuen Fertigbalkonen auch 500 Mitarbeiter in den Studios trotz knapper ein neues Lebensgefühl einzieht. Eine „Perle“ werdender Ressourcen stemmen.“ Alle elf Ausgaben ist aber nicht nur inhaltlich etwas Besonderes, So leisten bislang drei Redaktionen den der »Lokalzeit« sind in der sagt Ulrike Wischer. „Besondere Kameraleis- Auftritt ihrer »Lokalzeit« in sozialen Netz- WDR Mediathek tungen, etwa der Einsatz von Videodrohnen, werke wie Facebook zusätzlich zu den bisheri- abrufbar.

11 Thema: »Lokalzeit« »Lokalzeit Düsseldorf« WIE EINE SENDUNG ENTSTEHT

Im Blick der »Lokalzeit«: Johannes Diekers am Neusser Hafenbecken 1. Fotos: WDR/Görgen

12 Thema: »Lokalzeit«

erinnert. Seine Mimik, der Ausdruck seiner Rund 1,5 Millionen Zuschauer schalten um Augen „erzählen“ die Geschichte auf einer anderen Ebene, und die soll der Zuschauer 19:30 ihre »Lokalzeit« ein. Der Mix aus News, miterleben, das macht den Beitrag authen- tisch. Stephan Radtke sorgt unterdessen für bewegenden Storys und Besonderheiten den Ton: An einer langen „Angel“ hängt das Mikrofon über Diekers Kopf, denn es soll der Regionen ist das Erfolgsrezept der elf später im Bild nicht zu sehen sein. Dieser Beitrag entsteht nicht nur aus »Lokalzeit«-Redaktionen. Barbara Buchholz aktuellen Gründen, diese Arbeit soll eine „Perle“ werden. So nennen die Mitarbeiter (Text) und Klaus Görgen (Fotos) begleiteten der »Lokalzeit« überall im Land filmisch anspruchsvolle Beiträge, für die sich Redak- ein Reporter-Team und schauten hinter die tion, Produktion und auch die Autoren mehr Zeit nehmen als für das normale Alltags- Kulissen der »Lokalzeit Düsseldorf«. geschäft. Denn neben der Aktualität und

Kameramann Benedikt Ahrens nimmt die Protagonisten des Beitrags ins Bild.

Ein Bild aus Stimmt der Ton? WDR-Autor Markus Waerder (M.) dem Stadtarchiv interviewt den Zeitzeugen Diekers für einen TV- macht klar, wel- Beitrag. Stephan Radtke „angelt“ die O-Töne che Schäden der des Gesprächs mit Jens Metzdorf, Krieg in Neuss Leiter des Neusser Stadtarchivs. verursacht hat. 10:00-Schalte: Megastau auf der A 52, heiße Spur im Mordfall Daniel D., Krefelder befürchten Gesundheitsgefahr durch Schall- wellen – am Konferenztisch in der 3. Etage des Düsseldofer Funkhauses fallen die Ent- dem Aufdecken von Missständen ist den scheidungen für den Tag. Allerdings nicht Johannes Die- »Lokalzeit«-Teams das Erzählen von Geschich- nur für die »Lokalzeit« aus Düsseldorf. Dirk kers berichtet, ten wichtig, die bewegen. Dazu kommen Lipski ist einer von 15 Planerinnen und Pla- wo im Neusser Beiträge, die die schönen und besonderen nern, die unter der Leitung von Chefredak- Hafen noch Blind- Aspekte der Region aufzeigen. Die »Lokalzeit«- gänger lauern. teurin Gabi Ludwig ihre Themen vorstellen Macher bewegen sich so zwischen aktuellen und diskutieren – unter Vorgabe von Quali- News, bewegenden Storys und Besonderhei- tät und effektiver Arbeitsteilung. Die Kolle- jedes Mal waren bis zu 20 000 Menschen ten aus der jeweiligen Region, erklärt Lipski. gInnen der »Aktuellen Stunde«, von »WDR betroffen. „Und dem gehen wir heute nach.“ „Neuss und die Weltkriegsbomben, das ist aktuell«, »daheim + unterwegs« und »hier 10:00, Neusser Hafen. Zur selben Zeit ein typisches ›Lokalzeit‹-Thema“, findet der und heute« sitzen am Tisch und auch die trifft Johannes Diekers das Team der Düssel- Planungsredakteur, der das Team um 9:00 »Lokalzeit«-PlanerInnen der zehn anderen dorfer »Lokalzeit«. Der 88-Jährige wendet sich vom Funkhaus aus losgeschickt hatte. Eines, WDR-Studios sind dabei – via internetgesteu- Autor Markus Waerder zu, der neben ihm das die Menschen im Sendegebiet betrifft und erter Telefonkonferenz. „Sensibilisiert durch auf der Bank hockt. „Herr Diekers, Sie haben beschäftigt: „Kann das auch bei uns passie- das Unglück in Euskirchen haben wir einen damals im Hafen gearbeitet, wo sind denn die ren?“ In Neuss müssen noch viele gefährliche Mann ausfindig gemacht, der weiß, wo noch Bomben gefallen?“, fragt der WDR-Reporter. Blindgänger in der Erde liegen, denn die Stadt Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg Hinter der Bank kniet WDR-Kameramann wurde wegen ihrer Industrie im Hafen und im Neusser Hafen liegen müssen“, berichtet Benedikt Ahrens. Er trägt eine EB-Kamera auf des Verladebahnhofs im Zweiten Weltkrieg Lipski. Drei Bombenentschärfungen hatte der rechten Schulter und filmt das Gesicht des stark bombardiert. es im vergangenen Jahr in der Stadt gegeben, alten Herrn „close“ (nah), während der sich Fortsetzung nächste Seite

13 Thema: »Lokalzeit«

Große Konferenz am frühen Mittag unter Leitung von Studiochefin Birgit Lehmann (l.): (v. l.) Katja Stehmann, Torsten Weiler, Karsten Faßben- der, Petra Krings, Veronique Girke, Kai Lorenz, Annika Wichmann, Anne Schwedt und Dirk Lipski.

Fortsetzung von Seite 13 Der Neusser Johannes Diekers hat nicht nur die Bomben gehört und gesehen, er hat den Hafen nach dem Krieg als Betriebsleiter wieder mit aufgebaut – der ideale Zeitzeuge für diesen »Lokalzeit«-Beitrag. Markus Waer- der macht seit 20 Jahren Filme fürs Fernsehen und weiß: Ein Beitrag steht und fällt mit der Hauptfigur, ohne sie gibt es keine Geschichte. Außerdem befragen Waerder und seine Kolle- gen noch den Leiter des Stadtarchivs zu his- Cutter Daniel Vesen (l.) schneidet den Beitrag, wäh- Blau steht für Aktuelles. Studioleiterin Birgit torischen Fakten und lassen den Leiter des rend Markus Waerder den Text schreibt. Lehmann prüft die Themenmischung der Beiträge. Ordnungsamts erklären, wie die Stadt Neuss heute mit dem Thema umgeht. Büro mit Blick auf den Rhein. Torsten Weiler, der als Senderedakteur für die »Lokalzeit« Am Schnittplatz wächst der Beitrag zuständig ist, stellt die fünf geplanten Bei- träge vor. Moderatorin Annika Wichmann Am frühen Nachmittag fährt das Team notiert sich Stichpunkte dazu, wie sie die zurück nach Düsseldorf. Auf Kameramann Filme heute Abend vor der Kamera ankün- Ahrens und seinen Assistenten Radtke war- digen wird. An der Wand hängt eine Mag- tet der nächste Job, auf den Autor der Schnitt. nettafel mit farbigen Karten, den Baustei- „Wir haben ganz schön viel Material“, sagt nen der Sendung. Die Karte für die Neusser Markus Waerder, „Da könnte ich mir gut Planungsredakteur Dirk Lipski (r.) und Sendere- Bomben klebt an zweiter Stelle und ist rot, einen Vier-Minuten-Beitrag vorstellen.“ Ein dakteur Torsten Weiler betreuen den Bericht über das bedeutet: ein emotionales Thema. Gelb langes Stück fürs Fernsehen. Das Okay der Blindgänger im Neusser Boden. steht für „bunte“ Beiträge, Grün für Service Redaktion hat Waerder dafür – aber nur noch und Blau für „Tatütata“, also Aktuelles wie wenige Stunden Zeit bis zur Sendung am heute etwa einen Prozessauftakt oder eine Abend. Im WDR-Funkhaus im Medienhafen politische Entscheidung. Die Mischung muss liefert er die Datenträger aus der Kamera ab, stimmen, die der Farben, aber auch der Orte, um sie auslesen zu lassen. Die Filmdateien an denen die Beiträge spielen. Schließlich landen auf einem Server und können von den berichtet die »Lokalzeit Düsseldorf« aus der Schnittplätzen aus verarbeitet werden. Waer- Region zwischen Krefeld und Dormagen, der setzt sich zu Cutter Daniel Vesen an den Niederkrüchten und Mettmann. Weiler ist Schnittplatz und fasst für ihn die Geschichte zufrieden: Die Sendung steht – theoretisch. zusammen, die er erzählen möchte. Denn unten im Schnittraum herrscht Währenddessen trifft sich ein Stock- Die Nachmittagskonferenz bringt alle auf den noch konzentrierte Spannung. WDR-Cutter werk höher das Team der Sendung in einem neuesten Stand. Daniel Vesen schiebt am Monitor die Bilder

14 Thema: »Lokalzeit«

hin und her, schneidet Passagen aus den Interviews heraus und legt Musik unter einige Sequenzen. Markus Waerder bespricht mit ihm den Aufbau des Beitrags – Teamar- beit auch an dieser Stelle. Während die ersten Minuten des Films Form annehmen, schreibt er an einem Rechner den Text für seinen Bei- trag in die Eingabemaske des Redaktionspro- gramms. Dann ist auch die Schlusseinstel- lung geschnitten: Zeitzeuge Johannes Diekers steht von der Bank am Neusser Hafen auf und geht aus dem Bild. Um fünf nach sieben greift Waerder zum Telefon: „Wir sind fertig.“ Die Abnahme muss schnell gehen, und bis auf Kleinigkeiten ist Redakteurin Petra Krings zufrieden: „Prima. Sehr schöne Bilder. Und ihr habt die Geschichte sehr schön erzählt.“

Spurt in die Senderegie

Jetzt schnell zum Mischraum. Um 19:20 sitzt Markus Waerder in der Sprecherkabine. Noch zehn Minuten bis zur Sendung. Obwohl die Zeit sehr knapp ist, hatte er sich gezwun- Gehen den Ablauf der Sendung durch: Torsten Weiler (r.), neben ihm Moderatorin Annika Wichmann, Kamerafrau Annika Diedelot, Sophie Schramm und Regisseur Thomas Menke gen, normal über den Flur zu gehen – denn die Puste braucht er jetzt. Jeder Satz muss sitzen, für Wiederholungen reicht es nicht mehr. Kurz darauf schnappt Waerder sich das Band mit dem sendefertigen Film und rennt. Keine fünf Minuten mehr bis zur »Lokalzeit«. Er spurtet Gänge entlang, Treppen hinunter und über einen Hof auf einen Ü-Wagen zu. Im Düsseldorfer Funkhaus wird umgebaut, deswegen ist die Senderegie der »Lokalzeit« provisorisch hier draußen untergebracht. Waerder drückt der Kollegin von der MAZ gerade rechtzeitig das Band in die Hand. Schon ist er wieder draußen, eilt die Stufen zu einem weiteren Ü-Wagen hoch und öff- net die Tür. Viele Monitore bedecken die eine Innenwand, vier Männer sitzen davor, darun- ter Senderedakteur Torsten Weiler. Um 19:30 beginnt die »Lokalzeit«. Kurz darauf kündigt Moderatorin Annika Wichmann im Studio den Beitrag über „Neuss und die Weltkriegs- bomben“ an – und Autor Markus Waerder hat Feierabend.

»Lokalzeit« WDR FERNSEHEN 19:30 – 20:00

»Lokalzeit Kompakt« WDR FERNSEHEN Kurz vor der Sendung um 19:30 konzentriert sich Annika Wichmann. 18:00 – 18:05

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Intendant schlägt Sonia Mikich als Chefredakteurin vor

Sonia Mikich soll am 1. Mai neue WDR-Chefredakteurin Fernsehen 2002 kehrte Mikich nach werden. Das hat Intendant Tom Buhrow dem WDR-Verwaltungsrat Köln zurück, wurde als vorgeschlagen. Sie folgt damit Jörg Schönenborn, der zur gleichen Nachfolgerin von Klaus Zeit sein Amt als neuer Fernsehdirektor des WDR antritt. Bekannt Bednarz Redaktionsleiterin wurde Mikich u. a. als ARD-Korrespondentin in Russland sowie als des WDR-Politmagazins Leiterin und Moderatorin des Politmagazins »Monitor«. »Monitor«, das sie viele Jahre auch moderierte. Zusätzlich Für Intendant Tom Buhrow ist sie genau die Richtige in Zeiten übernahm sie 2004 bis 2007 des Umbruchs: „Sonia Mikich ist mutig, kritisch, investigativ. Sie ver- beim WDR die Dokumenta- körpert damit den öffentlich-rechtlichen Rundfunk im besten Sinne.“ tionsreihe »Die Story«. Seit Jörg Schönenborn (49), der designierte Fernsehdirektor, sieht in seiner 2011 war sie Chefin der Pro- Nachfolgerin die ideale Besetzung für die künftige Zusammenarbeit: grammgruppe „Inland Fern- „Sonia Mikich steht für Aufbruch und Veränderung und wird den sehen“. Weg des WDR in das crossmediale Zeitalter mitgestalten. Als Jour- „Öffentlich-rechtlicher nalistin garantiert sie Unabhängigkeit und mutige Recherche. Sie hat Journalismus? Bedeutet mir „Kritisch, mutig, investigativ“: mit der Einrichtung eines investigativen Ressorts einen Grundstein mehr als den ‚Gefällt mir‘- Sonia Mikich Foto: WDR/Görgen für den WDR gelegt, auf dem sie als Chefredakteurin aufbauen kann.“ Button zu drücken. Hinter- Sonia Mikich (62) wurde in Oxford geboren. Ein Volontariat bei der fragen, dazulernen, staunen, riskieren. Damit bin ich gut gefahren, „Aachener Volkszeitung“ (1970-1972) und beim WDR (1982-1984) das nehme ich mir auch im neuen Job vor“, sagt Sonia Mikich. Und sowie ein Magister an der RWTH Aachen in Politologie und Sozio- zahlreiche Auszeichnungen zeugen von ihrem erfolgreichen berufli- logie (1979) – mit diesem Rüstzeug schickte sich die junge Jour- chen Kurs: Für ihre investigative, mutige wie kritische Arbeit bekam nalistin an, Karriere zu machen. 1992 ging die Redakteurin und sie u.a. den „Telestar“ (1996), den Kritikerpreis (2001), den Marler Reporterin der Programmgruppe Ausland des WDR-Fernsehens als Fernsehpreis für Menschenrechte (2006 und 2007) – und 1998 das Korrespondentin nach Russland. 1996 übernahm sie die Leitung Bundesverdienstkreuz. 2012 wurde sie Politik-Journalistin des Jahres. und war damit die erste Chefin eines Auslandsstudios. 1998 wech- Der WDR-Verwaltungsrat, der am 7. Februar tagt, muss dem Vertrag selte sie nach Frankreich als Leiterin des ARD-Studios in Paris. für die neue Chefredakteurin noch zustimmen. EB

Tom Buhrow tritt für Erhalt wichtiger Übertragungsfrequenzen ein

WDR-Intendant Tom Buhrow hat sich in Brüs- anderem die Verbreitung ihrer Programme in HD- sel für den Erhalt wichtiger Übertragungs­ Qualität über terrestrischen Rundfunk ermöglicht. frequenzen eingesetzt. Buhrow ist Mitglied Die Grundausrichtung der Politik der Europä- einer hochrangigen Gruppe, die der Euro- ischen Kommission ist seit Jahren, Funkfrequen- päischen Kommission bis Mitte des Jahres zen für mobile Breitbanddienste frei zu machen Empfehlungen zur künftigen Nutzung des und hierfür europäische harmonisierte Regeln zu Ultrahochfrequenz-Bandes (UHF) in der Euro- entwickeln. Aktuell dreht sich die Debatte ins- päischen Union unterbreiten soll. besondere um das sogenannte 700-MHz-Band. Überlegungen der Europäischen Kommission Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist und ebenso der interessierten Mobilfunkunter- das Thema insbesondere mit Blick auf das digital- nehmen tangieren aber auch das gesamte restliche terrestrische Fernsehen von großer Bedeutung. UHF-Band. In diesen Bereichen findet maßgeb- Diese Übertragungstechnik ermöglicht es, eine lich terrestrische Rundfunkübertragung statt. Die breite Auswahl von Fernsehprogrammen, darun- Position der ARD ist es, die langfristige Nutzung ter viele öffentlich-rechtliche Angebote, digital des UHF-Bandes unterhalb des 700-MHz-Bereichs mit hervorragender Bild- und Tonqualität einfach für DVB-T2 abzusichern und hier entsprechende und kostengünstig über eine Haus- oder Zimmer- Garantien zu erwirken. antenne zu empfangen. Konkret geht es für ARD Die von EU-Kommissarin Neelie Kroes und ZDF darum, inwieweit ihr geplanter Umstieg einberufene Gruppe besteht aus führenden Ver- vom derzeitigen Standard DVB-T auf DVB-T2 mit tretern europäischer Rundfunkveranstalter, den Plänen der Europäischen Kommission ver- Netzbetreiber, Mobilfunkunternehmen und einbar ist. Denn ab 2017 wollen ARD und ZDF auf Tom Buhrow engagiert sich in Brüssel Technikverbände. Sie kam Mitte Januar zu ihrer das neue System DVB-T2 umsteigen, das unter Foto: WDR/Sachs ersten Sitzung zusammen. Kristina Bausch

16 MedientickerRubrik

Der WDR auf der „Berlinale“: Das große Thema Heimat

Der WDR ist im Berlinale-Wett- bewerb mit „Die geliebten Schwes- tern“ vertreten: Regisseur Dominik Graf (l.), Hannah Herzsprung (Caroline), Florian Stetter (Schiller) und Henriette Confurius (Charlotte). Einen heißen Som- mer lang ringen die beiden Schwestern um den Mann, den sie lieben. Foto: WDR/Bavaria Film

Vom 9. bis 14. Februar 2014 ist Berlin „Wir brauchen reichungen vor. Matthias Kremin zieht eine erneut die Hauptstadt des Großen Kinos. nicht Masse, positive Zwischenbilanz des Wettbewerbs: Und wieder setzt der WDR im ARD- sondern „Ich bin zufrieden, denn wir brauchen nicht Klasse, sprich, Verbund auf der Berlinale Zeichen: im nur einen Masse, sondern Klasse, sprich, nur einen Wettbewerb, mit „Top of the Docs“ und Gewinner.“ Gewinner.“ Der Pitch stand diesmal unter mit dem zweiten Doku-Pitch zum Thema WDR-Kultur- dem Motto Heimat, bezogen auf Deutsch- Heimat. chef Matthias land; der Sieger wird am 12. Februar auf der Kremin Berlinale bekanntgegeben. Foto: WDR/Sachs Für WDR-Kulturchef Matthias Kre- Wenn man so will, geht es auch in den min ist das zweitgrößte Filmfestival der Spielfilmen von Graf und Schlöndorff beim Welt „eine hervorragende Plattform, um Hauptstadt-Festival um das große Thema mit Qualität für unsere Produktionen zu Heimat, sprich um Geschichte und kultu- werben“. Acht Mal ist der WDR in diesem relle Wurzeln: Dominik Graf beschreibt Jahr beim Hauptstadt-Festival vertreten – als in „Die geliebten Schwestern“ das kompli- Produzent, Ko-Produzent und Filmförderer. Andy Wolffs „Der Kapitän und sein Pirat“ zierte Liebesverhältnis Friedrich Schillers Im offiziellen Wettbewerb mit Dominik Grafs sowie Niko von Glasows „Mein Weg nach zur unglücklich verheirateten Caroline von „Die geliebten Schwestern“ (Redaktion: Bar- Olympia“, der bereits 2013 den Weg nach Ber- Beulwitz und ihrer schüchternen Schwester bara Buhl). In Sektionen wie Perspektiven lin gefunden hatte. „Alle drei Filme“, so Jutta Charlotte von Lengefeld. Die Hauptdarstel- Deutsches Kino oder Panorama Spezial mit Krug, „können damit auf eine Nominierung lerinnen dieses fesselnden Dramas sind Johannes Nabers „Zeit der Kannibalen“ für den Deutschen Filmpreis hoffen.“ Hannah Herzsprung und Henriette Con- (Redaktion: Andrea Hanke), Benjamin Hei- Zum zweiten Mal engagiert sich der furius; den Dichter Schiller spielt Florian senbergs „Über-Ich und du“ (Andrea Hanke), WDR im ARD-Verbund für die Veranstaltung Stetter. Maximilian Leos „Hüter meines Bruders“ „Top of the Docs“, die der speziellen Förde- Altmeister Schlöndorff rekonstruiert in (Debüt/WDR-Reihe, Götz Schmedes), Volker rung des Film-Genres Dokumentarfilm/ einem luziden Kammerspiel die Schicksals- Schlöndorffs „Diplomatie“ (Michael André). Dokumentation gilt. Hier hat sich wieder nacht von Paris am 24. August 1944, als es um Stark vertreten ist auch wieder der Christiane Hinz verdient gemacht, Leiterin Untergang oder Rettung der französischen Dokumentarfilm, Markenzeichen des WDR der Programmgruppe Gesellschaft und Doku- Hauptstadt ging, die der „Führer“ eigentlich (Federführung Jutta Krug), in der Lola-Reihe: mentation beim WDR. Für den sogenannten dem Erdboden gleichmachen wollte. Uli Gaulkes „As time goes by in Shanghai“, Pitch lagen Mitte Januar bereits rund 40 Ein- Reiner Brückner

17 Karneval

Blötschkopp und DIE RAMPENSÄUE

18 Karneval

Alaaf und Helau! Der Blötschkopp ist wieder da! Und macht sich in der großen WDR-Karne- valsshow auf die Suche nach jecken Rampensäuen. Wir begleiten „De Frau Kühne“ aus Xanten bei ihrem ersten Fernsehauftritt.

Geduldig warten die „Rampensäue“ im Säl- chen des Eltzhofs in Köln-Porz auf ihren Auftritt. Mac Kalenberg, manchen noch als Bassist der Band „De Räuber“ bekannt, klimpert leise auf seiner Ukulele. Er wird als „Der Kölner Landmetzger“ auftreten. Egbert Brede, Bauchredner aus dem Münsterland, scheint privat eher schweigsam zu sein. Sein heutiger Pate, „Oli der Köbes“ (Oli Materlik), ist einer der Gewinner des vergangenen Jah- res. „Der Pfundskerl“ Kai Kramosta plaudert mit Kay Passmann, dem Manager von Ingrid Kühne. Die wird als „De Frau Kühne“ gegen die Männerriege antreten. Das Sälchen dient heute als Künstlergarde- robe. Die Maske ist provisorisch mit Para- vents abgetrennt. Im Raum nebenan haben sich die Aufnahmeleitung, Produktionslei- tung und die Redaktion eingerichtet. Hier steht auch die Kaffeemaschine. Abstimmung per Bierdeckel: Ingrid Kühne sieht ihrem ersten Fernseh- Wer darf die „Rampensau“ aus auftritt erstaunlich gelassen entgegen. Die Plexiglas mit nach Hause neh- 45-Jährige kann auf reichlich Bühnenerfah- men? Blötschkopp alias Marc Metzger und die Cheerleader rung zurückblicken. Schon mit zwölf spielte der Telekom Baskets aus Bonn. sie Theater, mit 15 war sie erstmals im Kar- Fotos: WDR/Kohr neval aktiv. Fortsetzung nächste Seite

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Fortsetzung Seite 19 „Blötschkopp und die Rampensäue“. Vor der gang zur Bühne, sitzt zwischen nervösen Seit 1998 macht sie regelmäßig die Karnevals- Abfahrt zur Prinzenproklamation war er zu Künstlern, gelassenen Maskenbildnerinnen bühnen zwischen Xanten und Düren unsicher. Hause zusammen gebrochen. Jetzt ist Marc und den Kollegen vom Ton ein freundlicher Die Idee, als „De Frau Kühne“ im Karneval Metzger wieder da. Gut erholt hat er sich. Und älterer Herr an einem Monitor. Gelegentlich aufzutreten, entstand 2010 beim Literari- ein bisschen gelangweilt. Fünf Meter gelesen drückt er auf einen Knopf und sagt leise in ein schen Komitee. „Früher bin ich als Hausfrau hat er. Zwei Weihnachtskrippen gebastelt. Mikro: „Tusch“. Dann ertönt auf der Bühne auf die Bühne gegangen, im Kostüm.“ Doch Der „Blötschkopp“ ist ein „Funny Bone“, aus ein Tusch. Es ist Axel Beyer, der ehemalige im Kölner Karneval hat jede kleine Sitzung dem die Witze scheinbar einfach so rausfal- Unterhaltungschef des WDR. Er ist der Autor ihre eigene Hausfrauenfigur. Denen wollte sie len. Er ist auch lustig, wenn die Kamera aus der Sendung. Und damit der Herr über die keine Konkurrenz machen. Also setzte sie sich ist. „Er bringt regelmäßig das ganze Team Tuschs. mit ihrem Mann und den Kollegen vom litera- zum Lachen“, berichtet Karin Kuhn. Ein rischen Komitee zusammen und dachte nach. freundlicher Quatschkopp, der auch austei- Mittel gegen Lampenfieber Heraus kam „De Frau Kühne“. „Damit ist doch len kann. Bei Sitzungen gehört es zu seinen alles gesagt“, meint sie. Spezialitäten, die ersten Reihen zu beleidigen Kurz vor dem Auftritt gibt Kühnes rühriger („Was habt Ihr mir denn hier wieder hinge- Manager ihr allerletzte Tipps: „Vergiss die Das Urteil der Paten kippt“) und die Funktionäre hochzunehmen. Kameras, spiel für deine vier Freundinnen im Saal.“ Ihr erster Gag: „Zu jung zum Ausziehen, Ihre Paten, die Musiker von „Cat Ballou“, fin- zu alt für die Babyklappe.“ Tusch. Nach kur- den ihren Auftritt „sehr authentisch“. Kein zer Zeit hat „De Frau Kühne“ das Publikum Wunder. Die Figur ist letztlich eine überzo- auf ihrer Seite. Vor allem die Frauen. Man gene Version der realen Ingrid Kühne: etwas hört, wie die Nervosität aus ihrer Stimme lauter und ein Stück gemeiner vielleicht. schwindet. Es läuft. Sie bekommt einen Rie- Natürlich nur im Dienste der Pointe. Haupt- senapplaus. Hinter der Bühne läuft sie direkt thema ihres heutigen Vortrags: ihr pubertie- render Sohn. Doch auch ihr Mann und ihre Mutter bekommen humoristisch ihr Fett weg. Ingrid Kühnes Haupt- Alle drei sind heute dabei. Die Familie hält zusammen. Ehemann Ralf Kühne chauffiert thema: ihr pubertieren- sie so oft es geht zu den Auftritten. Der 16-jäh- Ingrid Kühne rige Sven hat kein Problem damit, dass viele der Sohn. Doch auch Witze irgendwie auf seine Kosten gehen. „Ich sehe das locker“, sagt er. Als seine Mutter ihn ihr Mann und ihre Mutter müssen für beauftragt, während der Aufzeichnung im Publikum auf die Oma aufzupassen, damit Pointen herhalten. Alle drei sind heute die ihre Unterstützung nicht lautstark über- treibt oder die Bühne stürmt, sagt er nur tro- dabei. Die Familie hält zusammen. cken: „Das wird ’ne Heidenarbeit“. Cat Ballou und Ingrid Kühne kennen sich Aber diesem 40-jährigen verschmitzten Jun- Bernd Stelter in die Arme. „Saustarker Auf- von einem Vorstellabend bei der KAJUJA: Die gen mit der großen Brille und dem Welpen- tritt“, sagt der. Ob Ingrid Kühne die Trophäe Katholische Jugend Kölns ist eine der Talent- blick kann man nichts übel nehmen. Zu den abgeräumt hat oder nicht? Am 2. März wer- schmieden des Kölner Karnevals. Dort und KollegInnen, die er ansagt, ist er dagegen aus- den Sie es erfahren! auf zahllosen kleineren Sitzungen in ganz gesprochen lieb. Ein perfekter Gastgeber, bei So oder so ist sie sehr zufrieden mit ihrem ers- Nordrhein-Westfalen sucht das Team der dem alle gerne auftreten. ten Fernsehauftritt. Wohin die Reise gehen soll Sendung jedes Jahr nach neuen Gesichtern. „Dass so viele Menschen an so einer Fernseh- ist klar: „Ganz nach oben“, sagt sie und grinst. Zwei Ausgaben werden an zwei Tagen aufge- sendung beteiligt sind und scheinbar jeder Ingrid Kühnes Mutter stürmte am Ende der zeichnet, es gibt also am Ende zwei Gewinner weiß, was der andere tut und das alles so in- Veranstaltung übrigens doch noch die Bühne. der Trophäe „Rampensau 2014“. Ein Publi- einander greift, das ist für mich faszinierend“, Sven hatte keine Chance. kumspreis übrigens. Überall auf den Tischen fasst Ingrid Kühne ihre ersten Fernseherfah- Christian Gottschalk liegen Stimm-Bierdeckel, die am Ende der rungen zusammen. Den Nachmittag über war Show eingesammelt und ausgezählt werden. sie nicht übermäßig aufgeregt. Doch langsam „Die Sendung ist so beliebt, weil wir Künstler wird sie nervös. Ihr Mittel gegen Lampenfie- aus dem ganzen Land zeigen und weil Marc ber in den letzten Minuten vor dem Auftritt: Blötschkopp und die Rampensäue Metzger sie moderiert“, sagt Redakteurin Chatten am Smartphone mit ihren Freun- Karin Kuhn. Nach seiner Burnout-Diagnose dinnen. WDR FERNSEHEN im Januar 2013 musste Metzger über 200 Der Saal ist ausverkauft, die Sendung beginnt. SO / 23.Februar / 20:15 Termine absagen. Darunter zwei Sendungen Buchstäblich hinter den Kulissen, im Durch- SO / 2. März / 20:15

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„Sie ist authen- tisch!“ Die Paten Cat Ballou, Marc Metzger und Ingrid Kühne.

„So muss sich Karl Moik Hans Süper wird mit der gefühlt haben, als er Stefan „Ehrenrampensau“ ausgezeichnet Mross endeckt hat.“ Der (Sendung vom 23.2.). In der zehnjährige Stimmungssänger ersten Show wird „Ne Trötemann“ Stefan Dahm erhielt den Son- Karl-Heinz Jansen geehrt. derpreis „Rampenferkel“.

Kann sich jetzt neben dem „Prix Pantheon“ und dem „Deutschen Comedypreis“ eine „Sonderrampensau“ ins Regal stellen: Carolin Kebekus Der Online- (Sendung vom 23.2.). Auftritt der »Rampen- säue«

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Fernsehen Fünf Stunden Vollgas

Vor vier Jahren moderierten Judith Schulte- Loh und Gisbert Baltes die Jubilä- ums-Partynacht der kölschen Kultband Bläck Fööss, diesmal wird‘s eine lange Karnevalsnacht Foto: WDR/Seip

Wenn 250 verkleidete Karnevalsfans eine bert Baltes. Er ließ sich dabei von der „Langen Mit dabei u.a. Brings mit Florian Silbe- Nacht lang zusammen mit den beliebtes- Bläck-Fööss-Nacht“ inspirieren, die er anläss- reisen, Guido Cantz und Bernd Stelter, Lud- ten Darstellern, Entertainern, Comedians lich des 40-jährigen Jubiläums der Fööss vor wig Sebus, Willibert Pauels, Kölsche Adler, Bands und Musikern des Karnevals vor drei Jahren für das WDR Fernsehen auf die Micky Brühl, Jean Pütz, Paveier, Cat Ballou, Fernsehkameras in einer kölschen Tra- Beine gestellt und zusammen mit Judith Kasalla, Marc Metzger, Dave Davis und Fatih ditionskneipe feiern, dann hat der jecke Schulte-Loh moderiert hatte. Cevikkollu. Eine Karnevalsnacht auch für das WDR seine Finger im Spiel. Mit-, Neben- und Füreinander verschiedener Kostümierung ist Pflicht Kulturen, gegen Ab- und Ausgrenzung, für Schon seit Wochen schlagen sie wieder gefühltes und gelebtes Menschsein in der hoch, die Wogen des Karnevals. Und der Ähnlich hoch hergehen soll es am 28. Toleranz-Metropole Köln. WDR hat sich – ein Mal mehr – etwas Neues Februar im Brauhaus Sion am Dom: Rund Durch die lange Nacht führen als Mode- ausgedacht. Am 28. Februar überträgt das 250 Besucher – Kostümierung ist Pflicht (!) ratoren Judith Schulte-Loh und Gisbert Bal- Fernsehen ab 23:00 bis in die Nacht hinein – treffen auf alte und junge Stars des Kölner tes. Erlaubt, so Carsten Wiese, sei so gut wie die „Lange Karnevals Brauhaus-Nacht“. Die Karnevals, auf Comedians, Redner, Erzähler alles an diesem Abend im Brauhaus. Nur Grundidee: den Kölner Kneipenkarneval der und ganz normale Menschen. Wiese: „Es wird geraucht werden darf nicht. Beuys Uecker besten Art zu zelebrieren. Fastelovend ganz natürlich nicht nur Musik gemacht und mitei- nah am Publikum, Prominenz und Norma- nander gesungen, es wird auch geredet! Über los auf Augenhöhe. „Wir wollen mit dieser die Wurzeln des Karnevals in Köln, über die Nacht das Gefühl des Kölschen Kneipen- Bedeutung des Brauchtums, seine Zukunft, Karnevals ins Fernsehen bringen“, kommen- über die Brücken zwischen den Karnevals- tiert Carsten Wiese, WDR-Redakteur in der generationen, über das Heimatgefühl von Unterhaltung. „‚Miteinander feiern’ heißt das Kölschen und Imis.“ Getreu dem Motto des „Su simmer all he hinjekumme...“ eine Stichwort. Das andere: Alte Traditionen Abends „Su simmer all he hinjekumme“ - nach Die Lange Karnevals-Brauhaus-Nacht leben und erlebbar machen.“ dem berühmten „Stammbaum“-Lied der Bläck Konzept und Idee zur „Langen Nacht“ Fööss – wird über fünf Stunden ein Programm WDR FERNSEHEN lieferte WDR-Unterhaltungsredakteur Gis- mit Stimmung, Gefühl und Herz stattfinden. FR / 28. Februar / 23:00

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Radio Nur im Radio – Lange Nacht der Jecken die Vielfalt des

Die neue Radiosendung „Lange WDR 4 Jeck Fasteleers Nacht“ bringt perfekte Karnevalsstim- Karnevalsstimmung, Kracher aus der mung aus allen Landesteilen in die NRW- Bütt sowie alte und neue Hits liefern die Wohnzimmer. Radiowellen des WDR auch in dieser Session. Seit Januar feiert WDR 4 mit Für viele Karnevalsfans gehört die große der Kultsendung »Jede Mettwoch bes WDR 4-Party „Jeck im Funkhaus“ am Karne- Äschermettwoch« (5., 12., 19., und 26.2., valsfreitag fest zur Session. Die Karten für den 19:05) mit einer Mischung aus neuen Fetenspaß sind in jedem Jahr schnell verkauft. Sessionsliedern und karnevalistischen Doch wer diesmal keine Karte mehr ergattern Evergreens der Top-Karnevalsbands und konnte, kann zu Hause mitfeiern. Erstmals hoffnungsvollen Nachwuchskünstler. strahlt WDR 4 parallel zur Funkhausparty Moderator Wicky Junggeburth zaubert die „Lange WDR 4 Jeck Nacht“ aus. Zwischen aber auch relativ unbekannte Melodien 20:00 und 2:00 gibt es viele Live-Schalten und Raritäten aus seinem einzigartigen zur „Jeck im Funkhaus“–Party, auf der die Musikarchiv hervor. So erklingen immer Rabaue, die Cöllner, Wicky Junggeburth, wieder Lieder, die sonst nie oder nur sel- die Funky Marys, Marita Köllner und viele ten im Radio gespielt werden. andere Stars des Karnevals für Stimmung sor- Ein „WDR 5 spezial“ widmet sich der gen. Als Ehrengast wird Karnevalslegende „Stunksitzung“ (27.2., 20:05), die in die- Ludwig Sebus mit seinem Hit „Luur ens vun sem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum feiert. Düx noh Kölle“ (Schau mal von Deutz nach Zu Ehren der 1984 als Satire auf die Kölner Köln) erwartet. „Die ‚Lange WDR 4 Jeck Prunksitzung gegründeten Stunker sen- Nacht‘ will die perfekte Karnevalsstimmung det WDR 5 Aufnahmen der Stunksitzung in die heimischen Wohnzimmer bringen“, 2014 mit längst kultigem Mix aus Kabarett sagt WDR-Redakteur Reinhard Kröhnert, und Karneval, den Spitzenwitzen gegen der das Programm für die Funkhausparty Kirche, Lokal- und Weltpolitik und den und für die karnevalistische Radionacht respektlosen Parodien von Karnevalsgrö- zusammengestellt hat und die Sendung ßen und anderen Stars des Showgeschäfts. gemeinsam mit Monika Salchert moderiert. WDR 3 zeigt mit dem Konzert „Cin- Neben Hörermusikwünschen erwarten quecento – Karneval der Medici“ (27.2., beide auch prominente Gäste im WDR 4- 20:05) einen spannenden Kontrast. Das Studio. international besetzte Vokalensemble Cinquecento zeichnet ein karnevaleskes Wie feiert NRW? Zeitbild der Renaissance und tritt damit den Beweis an, dass man auch im Florenz Doch nicht nur Köln wird jeck an Kar- des 16. Jahrhunderts schon ausgelassen neval. Nordrhein-Westfalen feiert auch in Straßenkarneval feiern konnte. Alles anderen Landesteilen von Weiberfastnacht bis tummelte sich in der Stadt zu den derben Aschermittwoch. Deswegen schickt Reinhard Klängen der „Canti carnascialeschi“. EB Kröhnert für die „Lange WDR 4 Jeck Nacht“ WDR-Redakteur Reinhard Kröhnert als König im Reporter Martin Wilger aus, der von der Karneval. Foto: WDR Stimmung im Land berichtet. Wie sieht es in Düsseldorf aus? Wie amüsiert sich das Ruhrge- biet während der närrischen Tage? Und kann mit dem kölschen Rattepack, der Brass & man eigentlich auch in Ostwestfalen-Lippe Marching Band Querbeat, den Funky Marys, der närrischen Zeit etwas abgewinnen? Dass den Paveiern und Putzfrau Achnes Kasulke zumindest das etwas mit dem Kar- ging es hoch her. Als Beweis der Sauerländer neval anfangen kann, haben die Besucher des Feierfähigkeit sendet die jecke Radionacht »Lange WDR 4 Jeck Nacht« großen Sauerland-Open Airs im vergangenen die Höhepunkte auch dieser Karnevalsparty. WDR 4 Mai bereits gezeigt. Bei einer Kölschen Nacht Tobias Zihn FR / 28. Februar / 20:00

23 Fernsehen kompakt WDR/bigSmile

Oliver Schwarz (Online), gemeinsam mit Wir schauen sonntags alle „Zimmer frei!“ Puppenspieler Martin Reinl entwickelt. »Zimmer frei!«-Fans schmelzen regelmäßig nölende Jammerlappen machen Werbung für Kerkmann: „>Zimmer frei!< hat eine große dahin, wenn Kampfhund Purzel mit Über- die Kultsendung des WDR Fernsehens: Die Fangemeinde – natürlich auch im Internet. biss verliebt den Namen „Westermann“ in Puppencompany von Puppenspieler Martin Die User tauschen sich auf Youtube und die Kamera haucht. Neuerdings erfahren sie Reinl (»Zimmer frei!«, »Die Wiwaldi Show«) Facebook über den Show-Klassiker aus. Wir in dem Videoclip „Die Woche mit Purzel“, wirbt seit Januar mit kurzen Filmen auf den freuen uns darüber und erweitern unser der durch liebevoll gezeichnete Animationen »Zimmer frei!«-Seiten in wdr.de und auf dem Online-Angebot mit kreativen programm- aus der Feder von Daniel Leyva nach Vorla- WDR-Youtube-Channel für die neuen Ausga- begleitenden Ideen.“ gen von Martin Reinl besticht, was das lila ben: Im Februar werden Guido Maria Kretsch- Eine Sonderrolle kommt dabei Martin „Kuscheltier“ treibt, wenn es sonntags nicht mer (2.2.), Mariele Millowitsch (9.2.), Hans Reinls hellblauem Hai zu: In den „Zimmer die »Zimmer frei!«-Moderatorin vor der Matt- Süper (16.2.) und Peter Brings (23.2.) sich für Hai“-Clips kapert er die »Zimmer frei!«- scheibe anschmachtet. Doch nicht nur Pur- ein Zimmer in der WDR-WG ins Zeug legen. Redaktion und stellt seine skurrilen Ideen zel, auch Straßenköter Wiwaldi, Zirkuspferd Die Idee zu den Videospots hat die Redak- vor, mit denen er den WDR-Klassiker noch Horst-Pferdinand, der bierselige Hai und der tion, Michael Kerkmann (Fernsehen) und erfolgreicher machen will. mal

»Tatort Dortmund«: Die Schlüsselfolge Martina Bönisch (Anna Schudt) wird hoffentlich sehr dramatische Art und Weise“, erpresst. Die Beziehung von Nora Dalay erklärt Drehbuchautor Jürgen Werner diesen (Aylin Tezel) und Daniel Kossik (Stefan besonderen Film der Dortmunder »Tatort«- Konarske) steht vor einer Bewährungsprobe: Reihe. „Es werden die letzten offenen Fragen Nora ist schwanger. Und Peter Faber wird von beantwortet und eine Basis geschaffen, die seiner Vergangenheit eingeholt; Auslöser ist neue Entwicklungen möglich macht. Vier so der vierte Fall der Dortmunder Kommissare: gute Schauspieler wollen weiter überrascht Sie jagen einen Mädchenmörder und Faber und herausgefordert werden.“ Graf (Florian Bartholomäi, l.) steht unter Verdacht, muss während der Ermittlungen erleben, Dasselbe Team wie beim hochgelobten Köl- ein Mädchen ermordet zu haben. Faber (Jörg dass der Mord vielleicht sogar etwas mit ner »Tatort« „Franziska“ agierte auch bei „Auf Hartmann) ermittelt – auf seine Art. Foto: WDR/Kost dem Tod seiner Frau und seiner Tochter zu ewig Dein“ hinter der Kamera: Regisseur Dror tun hat. Zahavi, Produzentin Sonja Goslicki (Colonia Auf ewig Dein „,Auf ewig Dein’ beendet den ersten Entwick- Media), WDR-Redakteur Frank Tönsmann Das Erste lungsbogen unserer vier Ermittler auf eine und Drehbuchautor Jürgen Werner. EB SO / 2. Februar / 20:15

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Planet Rock sucht die beste Schülerband Deutschlands

„Es gibt da draußen großartige Talente – man muss sie nur finden!“ Das sagt Martin Gresch, Redakteur des Bildungsfernsehens „Planet Schule“ und Erfinder des Projektes „Planet Rock“. Gemeinsam mit seinem Kollegen Peter Sommer, Redakteur der legendären Musik- sendung »Rockpalast«, ist er auf der Suche nach der besten Schü- lerband Deutschlands. Ab 15. Februar können Schülerinnen und Schüler eine Kostprobe ihres Könnens geben – per Upload eines Videos oder Audios auf der Internetseite www.planet-rock.wdr.de. Die drei besten Bands stehen dann am 28. Juni beim WDR-Festival „Planet Rock“ in Dortmund auf der Bühne. Das Konzert wird zu einem späteren Zeitpunkt im »Rockpalast« und bei „Planet Schule“ ausgestrahlt. Eine Einstimmung auf den Wettbewerb wird bereits im Frühjahr im WDR Fernsehen zu sehen sein: In dem Film „Planet Rock – Eine Schülerband zeigt wie’s geht“ begleiten die Autoren „The Burlesque“ bei den Proben und der Einspielung einer CD. Gecoacht wird die Schülerband „The Burlesque“: Sänger Gregor Darman, Bass Friedrich Geiss, Nachwuchsband von Elli Erl, der ersten weiblichen DSDS-Gewin- Gitarre Florian Theissen und Drum Matthew Piekarski Foto: WDR/Langer nerin. KB Der Mensch und sein Sofa

Für eine »hier und heute«-Dokumentation hat Autorin Marion Försching Menschen auf ihr Sofa gesetzt und sie ihre Lebensge- schichten erzählen lassen.

Marie-Line Ndoubena liebt ihr weißes Sofa heiß und innig. Wenn die Kamerunerin, die wegen der Liebe vor 19 Jahren nach Nordrhein-West- falen gekommen ist, irgendwann zurück in ihre Heimat geht, dann wird sie es mitnehmen. „Ein Sofa ist ein ganz wichtiges Möbelstück für die Menschen. Es ist wie in einer Liebesbeziehung: Sofa und Besitzer müssen zueinander passen“, sagt Autorin Marion Försching. Für eine »hier und heute«-Dokumentation hat sie sechs Familien besucht, sie auf ihr Sofa gesetzt und sich die Lebensgeschichten erzählen lassen. Unterstützt von »daheim + unterwegs« und »Aktuelle Stunde« hatte wdr.de im Frühjahr die Nordrhein-Westfalen aufgerufen, Fotos von sich und ihrer Couch zu schicken, denn Förschings Sofageschich- „Sofa und Besitzer müssen zueinander passen“, sagt Autorin Marion Försching. Wir ten (Redaktion: Dorothee Pitz) sind ein crossmediales Projekt. Eine besuchten sie zu Hause, um ihr Sofa und ihre Sofageschichten für »hier und heute« Woche bevor die Dokumentation im Fernsehen ausgestrahlt wird, kennen zu lernen. Foto: WDR/Borm können sie die Zuschauer schon auf wdr.de sehen. in den 1970er-Jahren in der legendären „Fohlenelf“ zusammen mit Die Autorin wusste wenig über ihre Protagonisten, die sie aus den Günter Netzer spielte und bei dem es dann doch nicht für die ganz Einsendungen ausgewählt hatte. Trotzdem ging sie gelassen an die große Karriere reichte. Wlokas Sofa muss jedenfalls groß sein. Bis zu Dreharbeiten heran, denn die Erfahrung hat sie gelehrt, dass jeder neun Menschen finden darauf Platz, denn die Couch ist Mittelpunkt Mensch etwas Spannendes aus seinem Leben zu erzählen weiß. Diese des Familienlebens. Oder das Ehepaar Hecker – seit über 60 Jahren interessanten Geschichten von seinen unbekannten Gesprächspart- verheiratet. Weil Frau Hecker in ihrer Kindheit nie einen Teddy beses- nern zu erfahren, das sei allerdings die Kunst der Journalisten. Und sen hat, sammelt die Rentnerin heute die Kuscheltiere und sie sind so war es auch diesmal. Um das Eis zu brechen, ließ Försching die die einzigen, die auf dem Plüschsofa sitzen dürfen. Flankiert vom Menschen erst einmal ihre Beziehung zu ihrem Sitzmöbel beschrei- Ehepaar Hecker in den Sesseln rechts und links. Tobias Zihn ben. Wurde das mit Schonbezügen verhüllte Prachtstück früher nur sonntags benutzt, lebt der Mensch heute mit und auf dem Sofa, und Mein Sofa, mein Leben in der Nähe steht immer der Fernsehapparat. Belohnt wurde die Autorin mit spannenden und auch anrührenden WDR FERNSEHEN Geschichten: Da gibt es den Fußballspieler Hans-Jürgen Wloka, der SA /8. Februar / 18:20

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Vom 7. bis 23. Februar Es geht los: schaut die Welt auf Sotschi. ARD und WDR werden nicht nur über sportliche SOTSCHI Glanzleistungen berich- ten, sondern auch über die Menschen in Putins auto- Vier Experten der ARD: Kati Wilhelm, kratisch geführtem Land. Dieter Thoma, Markus Was- meier und Peter Schli- ckenrieder Foto: dpa Picture- Alliance

Mit fünf Olympiasiegern und Medaillengewinnern im Team hat sich die ARD auf die Winterspiele in Sotschi vorbereitet: Katarina Witt (Eiskunstlauf), Kati Wilhelm (Biathlon), Dieter Thoma (Skispringen), Markus Wasmeier (Ski alpin) und Peter Schlickenrieder (Langlauf) werden die Wintersportfans an ihrem Fach- und Insiderwissen teilhaben lassen. Allein 240 Stunden Fernsehprogramm senden ARD und ZDF vom Sportspektakel am Schwarzen Meer. Zwischen 6:15 und 21:00 heißt das Motto im Ersten „Olympia live“. Zusammenfassungen gibt es mehrmals am Tag im „Olympia Telegramm“, ein „Olympia extra“ jeweils nach den »tagesthemen«. Dreh- und Angelpunkt ist das Glasstudio mitten im Olympic Park, das samt Studiodekoration gemeinsam mit dem ZDF genutzt wird.

»ARD Moma«-Dreamteam: Ruck & Großmann

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des WDR sind Teil des ARD- Teams. Federführend ist hier der BAYERISCHE RUNDFUNK. Der WDR, Sender des »ARD Morgenmagazins«, bereitet den Sport aus Sotschi für die Frühaufsteher auf. Mit 15 Kollegen wird die »Moma«-Mannschaft von Köln in die Olympiastadt fahren. Techniker, Kameraleute, Producer, Beleuchter, Journalisten. „Das ist ein sehr kleines Team, wenn man bedenkt, dass wir für die ARD-Sendewoche vom 10. bis 14. Februar insgesamt etwa viereinhalb Stunden Programm produzieren“, erklärt Sportredakteur Uwe Kirchner. Zwischen sieben und zehn Minuten werden die Sportblöcke lang sein, die zweimal pro Stunde laufen sollen. Und getreu dem »Moma«-Konzept werden darin nicht nur Sportergebnisse vorkommen: „Wir haben morgens ein sehr heterogenes Publikum. Deshalb sprechen wir nicht nur die Sportfreaks an.“ Als Magazinsendung, so Kirchner, will er immer auch den Ort darstellen. Für die Themen abseits von Piste und Eisbahn hat sich der »Moma«-Sport Biathlon ist eine der beliebtesten Olympiadisziplinen. Für die ARD exzellente Verstärkung geholt. „Wir haben eine sehr gute Kooperation mit kommentiert Markus Othmer. dem Studio Moskau.“ In Sotschi werden sich die Leute vom »Morgenma- Foto: imago/GEPA pictures gazin« und der Programmgruppe Ausland erstmals einen Ü-Wagen teilen. Fortsetzung nächste Seite.

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Uwe Kirchner, Sportredakteur fürs Florian Bauer, Dopingexperte des Marcus Tepper, Programmplaner für WDR 2 begleitet Bobfahrer Jannis »ARD Morgenmagazin« Foto: Sandel WDR Foto: WDR/Sachs den Hörfunk Foto: WDR/Kianmehr Bäcker Foto: imago sportfotodienst

Fortsetzung von Seite 27 korrespondentin Ina Ruck ist Olympia in Sot- demokratischen Richtlinien messen lassen.“ Was den Vorteil hat, dass Ina Ruck, Che- schi der letzte große Einsatz, bevor es im April Dass bei den Spielen nicht alles eitel Son- fin des ARD-Fernsehstudios Moskau und ehe- zurück nach Deutschland geht. Die Journalistin nenschein ist, weiß auch Florian Bauer, der malige Redakteurin des »Morgenmagazins«, ist bei den Winterspielen für die sogenannte u. a. als Dopingreporter im ARD-Team ist. Bauer gemeinsam mit Peter Großmann den Sport grüne Berichterstattung zuständig, und das hatte schon im Vorfeld für »sport inside« über moderieren wird. Dadurch entstehen ganz nicht nur im »ARD Morgenmagazin«, sondern die Umstände berichtet, unter denen tadschiki- andere Möglichkeiten, Land und Leute dar- in allen aktuellen Nachrichtensendungen und sche und usbekische Gastarbeiter in Russland zustellen. Sportschauen berichtet sie über die spannen- die Sportstätten am Austragungsort errichteten. Kirchner kann sich zum Beispiel vor- den Geschichten, die neben den Wettkämp- Die ausgebeuteten Gastarbeiter will er auch im stellen, dass, während Großmann vom Sport spricht, Ina Ruck sich 150 Meter weiter am Zeitungskiosk das russische Presseecho auf „Ich will das Land und die Menschen vorstel- die Spiele ansieht. So werden der Sportjourna- list und die Korrespondentin im günstigsten len. Die Russen freuen sich Fall Sportfans für die Russlandberichte und politisch Interessierte für die Sportberichter- sehr auf die Spiele und wol- stattung erwärmen. len das der Welt auch zeigen.“ WDR 2 begleitet Bobfahrer Jannis Bäcker Für den Hörfunk bildet die ARD ein Team, das alle Sender aus Sotschi mit Beiträ- Ina Ruck, Februar nicht aus dem Blick verlieren. Leiterin des gen beliefert. Bei WDR 2 beispielsweise gilt: ARD-Fern- Am letzten Olympiatag (23.2.) meldet Live geht vor. Für das »WDR 2 Morgenmaga- sehstudios in sich der »Presseclub« (12:03) zum ersten

zin« produziert der WDR in Köln ein „Olym- WDR/SachsFoto: Moskau Mal live von Olympischen Spielen. Wenige pia Kompakt“. Aufgrund der Zeitverschiebung Stunden vor der Schlussfeier (17:00), die Tom sind die ersten Wettkämpfe in Sotschi schon fen passieren werden. „Ich will das Land und Bartels und Ina Ruck kommentieren, zieht gelaufen, wenn die Deutschen aufstehen und die Menschen vorstellen. Die Russen sind ein WDR-Chefredakteur Jörg Schönenborn mit WDR 2 einschalten. ganz liebenswertes und besonders gastfreund- seinen Gästen im Olympia Park eine politi- Mit Bobfahrer Jannis Bäcker begleitet liches Volk. Sie freuen sich sehr auf die Spiele sche Bilanz der Spiele. WDR 2 wieder einen Athleten aus NRW. Der und wollen das der Welt auch zeigen“, sagt Ina Wegen der Zeitverschiebung – in Sotschi Überraschungsweltmeister vom Vorjahr stammt Ruck. Natürlich finden die Wettkämpfe nicht gehen die Uhren drei Stunden vor – kommt aus Unna. „Außerdem haben wir exklusive Live- in einem luftleeren Raum statt: „Als Journalis- neben dem Hörfunk auch dem Internet eine Gespräche geplant und Storys rund um die tin habe ich auch die Pflicht, Russland kritisch besondere Bedeutung zu. Die Sommerspiele Spiele“, erklärt Marcus Tepper, der als einer von unter die Lupe zu nehmen.“ Ina Ruck wird daher in London haben gezeigt: Die Live-Berichte drei Redakteuren vom Dienst und Programm- auch über die Probleme im Land berichten, über im Netz erfreuen sich großer Nachfrage. planer in Sotschi sein wird. Bei gesellschaft- die homophobe Gesetzgebung, die Umweltzer- Deshalb können Zuschauer parallel ausge- lich und politisch brisanten Themen werden störung, die die Spiele mit sich gebracht haben, tragene Wettbewerbe in vier kommentierten die KollegInnen von Stephan Laack, Hörfunk- die Terrorgefahr und die Unterdrückung der Live-Streams bei Sportschau.de verfolgen. Bei korrespondent aus dem Studio Moskau, unter- Opposition im Land. „Russland will eine @ARDOlympia und facebook.de/sportschau stützt. Und was im Radio geht, das funktioniert Demokratie sein. Da muss sich das Land gerade finden die Spiele auch in sozialen Netzen natürlich auch beim Fernsehen: Für Russland- während eines sportlichen Großereignisses an statt. Ute Riechert/Tz

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Olympia-Fan trotz Vorbehalt

Peter Großmann (50), Großmacht darstellen will. Sportmoderator des Das Thema wird »ARD Morgenmaga- immer dann auftauchen, zins«, hat seit 1996 nur wenn wir in Sotschi unter einmal bei den Olympi- einer Palme am Strand schen Spielen gefehlt. stehen und den Schnee, Der Grund, der ihn den wir uns – mal ange- 2002 einen Rückzieher nommen – mit dem LKW machen ließ, ist auch vor besorgt haben, unter die den Spielen 2014 überall Palme kippen. Wenn ich Thema: Terrorgefahr. auf dem Schneehaufen stehe und meinen Sport Herr Großmann, sind Sie mache, dann haben wir eigentlich selbst ein großer automatisch das Thema: Wintersportler? Wie kann man hier Win- Nein, ich bin ein terspiele machen? ziemlich talentfreier Ski- läufer und beim Rodeln Sind das eigentlich noch derjenige, der immer vom die Spiele? Schlitten fällt. Ich bin als Sportfan mit den Olympischen Seit wann sind Sie bei Olym- Spielen aufgewachsen pischen Spielen dabei? und habe das verschlun- Seit Atlanta 1996. Ich gen. Wir wissen inzwi- habe nur einmal gefehlt: schen: das ist Kommerz, das war in Salt Lake City das ist Geschäft, da wer- 2002 wenige Monate nach den Milliarden bewegt. den Anschlägen vom 11. Da sind Sponsoren im September. Zum Glück Boot, und es geht nicht hat mein damaliger Chef um Leistung, sondern meine Bedenken akzep- um Verwertbarkeit. Wer tiert. Mir war das einfach verdient was woran? zu heikel, ich hätte mich nicht wohlgefühlt. Müssen wir uns von der Die Akkreditierung für Sotschi - Peter Großmann und der biometrische Blick Olympischen Idee verab- Foto: WDR/Fehlauer Und wie ist es jetzt in Sot- schieden? schi? Fährt die Angst mit? Was sagt der Papa dann? Wir wissen das alles und trotzdem: Angst würd ich es nicht nennen, aber Der Papa muss dann sagen: Ja, das ist Wer die Eröffnungszeremonie in London Aufmerksamkeit. Ich bin immer – und vielleicht auch gefährlich. Ausschließen kann gesehen hat, der konnte nur sagen: Wow! das gilt für jede Großveranstaltung – mit man das nicht. Aber es gibt nur zwei Mög- Da wäre ich auch gerne Sportler gewesen! erhöhter Aufmerksamkeit unterwegs. lichkeiten: Entweder du fährst da hin oder du Für den Sportler kann ich gut nachvollzie- fährst nicht da hin. Und die andere Seite der hen, was ihm das bedeutet, Teil dessen zu In Atlanta hat es 1996 schon einen Bomben- Medaille ist der Spaß an der Aufgabe. sein. Es bleibt eine besondere Veranstal- anschlag gegeben … tung, Olympia ist immer noch Olympia. Ja, und da war ich nicht weit davon Das »Moma« macht nicht nur Ergebnisbericht- Trotz aller Vorbehalte. entfernt. Aber anders als früher sind erstattung wie die »Sportschau«, sondern Sie meine Kinder inzwischen in dem Alter, zeigen auch immer, wie das Land und die Leute dass sie das medial voll mitbekommen. ticken. Da haben Sie es in Sotschi unweigerlich Und die fragen schon: Ist das nicht gefähr- mit dem Thema Putin zu tun, der Russland in lich? der subtropischen Olympiastadt als sportliche

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Wie transportiert man einen Van de Venne schmeißt Ü-Wagen nach Sotschi, wenn ihren Job seit über 30 Jahren und der russische Zoll trotz ent- kennt alle Tricks. So schnell gibt sprechender Abkommen nicht sie nicht auf. Variante vier: Flie- kooperiert? Eine irrwitzige gen. Für das über drei Meter hohe Geschichte und ihr unverhoff- Übertragungsfahrzeug hätte tes Happy End. man eine Antonow, ein großes Frachtflugzeug, chartern müs- „Ich hatte schlaflose sen. Ein teurer Spaß. „Da wären Nächte“, sagt Ellen van de wir im sechsstelligen Bereich Venne. Die WDR-Mitarbeiterin gelandet, da sind hier natürlich ist Expertin für internationale alle zusammengezuckt“, sagt Transporte und Zollabferti- sie. Und es gab ein zweites Pro- gung und Russland das Land, blem: Die Landebahn in Sotschi das ihr den Schlaf raubte. Dabei wurde für viele Maschinen zu muss nur ein Satelliten-Über- kurz gebaut. tragungswagen des WDR von Köln in die gut 3 000 Kilometer Olympiaaufschlag entfernte Olympiastadt Sotschi gebracht werden. Denn feder- Theoretisch wäre es auch führende ARD-Anstalt ist der möglich, vor Ort Technik anzu- BAYERISCHE RUNDFUNK. mieten, aber: „Das ist eine auf- Das Studio Moskau will das wändige Produktion. Mit Tech- Fahrzeug vier Wochen lang für nik, die wir nicht kennen, ist die Berichterstattung rund um das kaum umzusetzen“, erklärt die Olympischen Spiele einset- Norbert Schmidt (Kamera und zen und das »ARD Morgenma- Ton). Aufnahmeleiter Thobias gazin« für den Sport mit Peter Fritz, der selbst zwei Wochen in Großmann. Sotschi verbringen wird, ergänzt: „Anmieten ist ohnehin schon Sie kennt alle Tricks Die „Krisen-AG“ zum Thema „ein Ü-Wagen für Sotschi“: Ellen van de Venne, Norbert teuer in Russland und mit dem Schmidt und Thobias Fritz vor dem Satelliten-Übertragungswagen. Foto: WDR/Anneck Olympiaaufschlag schnellen die Eigentlich dürfte so eine Preise in die Höhe.“ Überführung kein Problem sein; Am 20. Januar schloss Russland hat die entsprechen- sich der WDR-Sprinter schließ- den Zollabkommen unterzeich- Frau van de Venne lich in München einem großen net. Danach wird in Deutsch- Ü-Wagen-Konvoi verschiedener land das sogenannte Carnet ATA Sender an. Die Autos fuhren auf ausgestellt, ein Dokument, das und der dem Landweg nach Constanța/ die Abfertigung an allen Gren- Rumänien und von dort soll zen unterwegs erleichtert. „Doch es mit der Fähre nach Sotschi der russische Zoll stellt da seine russische Zoll gehen, eine Einfahrgenehmi- eigenen Regeln auf“, erzählt van gung für den Hafen liegt nun de Venne. Die strengen Zöllner doch vor. Wer da wo was auf verlangten eine detaillierte Aufstellung, in der nen Ü-Wagen – einen Mercedes Sprinter höherer Ebene gedreht hat wissen alle drei jede Baugruppe der Technik inklusive Funk- – auf einen LKW und verplombt die Lade- KollegInnen nicht so genau. Und wenn, wür- tion und Neupreis aufgelistet werden sollte. fläche. Doch auch hier stellte sich der Zoll den sie es nicht sagen, sie wollen niemandem Und bekam sie auch. In russischer Überset- quer. Variante drei: der Wasserweg – auf dem auf die Füße treten. Denn, so Schmidt: „Sagen zung. Es steckt viel Technik in so einem Fahr- Schiff über die Donau und das Schwarze Meer wir mal so, wir sind noch nicht im Land.“ Bis zeug. Doch trotzdem ließ die Genehmigung nach Sotschi. Wie sich herausstellte, hat die- Redaktionsschluss dieser Seite war das Fahr- auf sich warten. ser Plan ebenfalls einen Haken: Seit Januar zeug in Constanța angekommen. Immerhin. Langsam wurde die Zeit knapp und ist der Hafen von Sotschi für den normalen Christian Gottschalk so überlegte sich die „Sachbearbeiterin für Schiffsverkehr gesperrt. Schicke Yachten, besondere Aufgaben“ aus der Abteilung Kreuzfahrtschiffe und Hotelschiffe sollen Logistik Services eine zweite Variante: das einen guten Eindruck auf das internationale Huckepackverfahren. Man verlädt den klei- Publikum machen.

30 WDR Crossmedial Maximal SUBJEKTIV Der Präsentator sieht aus, als wäre er aus grüner Knete. Die Themen der Sendung heißen „Rausch“, „Ego“ und „Lust“. Und manches erscheint so sonst nicht im Fernsehen, sagen die Macher des neuen maximal subjek- tiven WDR-Magazins »Mr Dicks«.

31 WDR Crossmedial

Wie fühlt sich ein Geschwindigkeits- rausch an? Ist Rentier-Urin eine Droge? Wie klingt eine Band nach fünf Bier? Wie überwinden Abhängige ihre Sucht?

Das „erste wirklich subjektive Gesell- Solche Fragen schaftsmagazin“ – so der Untertitel von »Mr Dicks« – stellt alles auf den Kopf: Die Redak- beantwortet tion hat (fast) nichts zu sagen, dafür bestim- men die Autoren über Form und Inhalt. Die »Mr Dicks« im Autoren sind wiederum alles, nur in der Regel keine Journalisten. Von ihnen wird keine TV, Radio und Objektivität und Ausgewogenheit verlangt. Gewünscht ist ihr ganz persönlicher und sub- im Netz. jektiver Blickwinkel. Sie sollen sich nach Lust und Laune kreativ austoben. Nur ein von der WDR-Redaktion ausgewähltes Oberthema gibt die Richtung vor, zum Beispiel „Rausch“, „Ego“ oder „Lust“. Die überraschenden und ungewohnten Magazinbeiträge – ob Repor- tage, Porträt, Animation oder Song – sind dann nicht nur im Fernsehen zu sehen. Das Magazin spielt seine Themen vor und nach dem TV- Sendetermin auch im Radio und im Internet aus – und zwar in völlig anderer Form. So lässt sich das neue crossmediale Format »Mr Dicks« beschreiben, das bei Einsfestival, bei 1LIVE und im Netz stattfindet. „Das Format hat zwei Grundideen“, sagt 1LIVE-Programmchef Jochen Rausch, der im WDR mit der AG „Junges Publikum“ unter anderem dieses Konzept entwickelt hat. Der eine ist die Trimedialität. Der andere ist die bewusst subjektive, essayistische Form. Gemacht wird die TV-Sendung von Menschen, die in ihrem Metier „etwas zu sagen haben“ und häufig aus dem künstlerischen Bereich kommen. Aufwand Fernsehen, wir senden die Beiträge, Und wer ist eigentlich »Mr Dicks«? „Wir und das war es dann“, stellt Jochen Rausch sind bei der Entwicklung dieses Formats mit Einsfestival, 1LIVE, Youtube fest. »Mr Dicks« macht es anders. „Wir bewe- der Produktionsfirma bildundtonfabrik zu gen uns nun in Radio und Netz trichterförmig dem Schluss gekommen, dass wir keinen Mo- Man habe als Radiomacher bei der Ent- auf die Sendung im Fernsehen zu und lassen derator brauchen“, sagt 1LIVE-Redakteurin wicklung kein reines TV-Format für Einsfes- es nach der Ausstrahlung trichterförmig im Julia Thiel. „Ein klassisches Magazinformat tival im Blick gehabt, sondern sich die Ver- Netz weiter- und auslaufen.“ Die Beiträge in wollten wir nicht haben, denn davon gibt es knüpfung der Medien vorgenommen. Auf Radio und Internet sollen ganz eigenständig bereits genug.“ Und so habe man die animierte große Themen wie „Rausch“ (TV-Termin 5.2.), und hintergründiger sein. Bei 1LIVE können türkisgrüne Kunstfigur »Mr Dicks« entwi- „Lust“ (12.2.) oder „Ego“ (19.2.) könne man Umfragen, Anrufsendungen oder Interviews ckelt, die mit den großen Kulleraugen und bei einslive.de und im Youtube-Channel der mit den Autoren anbieten. Auf der Blogger- dem breiten Mund an eine Knetgummifigur Welle vorbereiten. Und wenn die 30-minü- Plattform tumblr.com sollen die User zu ein- erinnert. Zusammen mit dem rosafarbenen tige TV-Sendung gelaufen ist, ließen sich die gestellten kurzen Clips bloggen und selbst Flamingo Fred bildet er den Rahmen der Sen- Geschichten obendrein noch weitererzählen. mit eigenen Clips, Fotos oder Musik kreativ dung. Vergleichbar mit der »Sendung mit der „Normalerweise produzieren wir mit großem reagieren. Maus« verrät das ungewöhnliche Duo in klei-

32 WDR Crossmedial

Kriminalbiologe Mark Benecke erklärt, wie ein Blutrausch entsteht.

Einsfestival-Moderator Thilo Jahn probiert aus, ob Rentier-Urin high macht.

Wie klingt ein Band nach diversen Drinks? Die Jungs von Trailer- park machen es vor. Fotos: WDR nen Episoden zwischen den Filmen seine Sicht ausführlich von diesem Experiment. Und auf ten“, dass manches mit den Sehgewohnheiten auf das vorgegebene Thema. Es kann sowohl www.mrdicks.de lassen sich längere Videos des Fernsehens bricht“, sagt Jochen Rausch. lustig sein als auch einen bösen, bitteren Bei- der einzelnen Betrunkenheitsstufen ankli- Bewusst habe man auch die Subjektivität der geschmack haben sowie frech und provokant cken. Am Tag der TV-Ausstrahlung kommt Beiträge gewollt – um beim Zuschauer ein daherkommen. »Mr Dicks« entpuppt sich als schließlich Andreas Niedrig als Gast zum Höchstmaß an Reibung zu erzeugen. besonders vielseitig. »Plan B Talk«. Der heutige Spitzen-Triathlet So probiert Einsfestival-Moderator Thilo Den Auftakt der drei Folgen von »Mr war lange Zeit drogensüchtig. Jahn aus – das hat sich anscheinend kein Gast- Dicks« macht das Thema „Rausch“ (5.2.). Dafür Autor getraut – ob Rentier-Urin high macht. stellt 1LIVE zwei Tage vor der TV-Ausstrah- „Unsere Autoren waren völlig frei“ Denn schließlich konsumieren die Tiere gerne lung in der Abendstrecke „Plan B“ Filme vor, berauschende Fliegenpilze. Und »Mr Dicks«? die sich mit den unterschiedlichen Zuständen Sportlichen Rausch gibt es dann zweimal Der lässt in seinen Einspielern kaum etwas übersteigerter Ekstase und Glücksgefühlen bei »Mr Dicks«. Ein unkommentierter Film aus. Er zieht sich alles Mögliche durch Mund beschäftigen. Auch befasst sich 1LIVE am 3. zeigt, wie sich St.-Pauli-Fans vor dem Fußball- und Nase rein und lebt dann seinen Rausch Februar mit dem Phänomen ASMR, einem spiel auf der Tribüne in den Rausch singen und am Flamingo hemmungslos aus – aber natür- durch bestimmte Dinge ausgelösten Kribbeln schreien. Dann zelebriert der mit Helmkamera lich nur in der Phantasie. Peter Reuter im Kopf, das zu einem rauschähnlichen, tran- ausgerüstete Mountainbiker Jasper Jauch den ceähnlichen Zustand führen kann. Geschwindigkeitsrausch und kommentiert Am 4. Februar geht es um einen Selbst- während einer rasanten Downhill-Fahrt um »Mr Dicks« versuch der deutschen Hip-Hop-Band Trailer- plötzlich auftauchende Bäume schnaufend Einsfestival park. Dabei spielen die vier Musiker denselben und abgehackt, was ihm gerade durch den MI / 5., 12. und 19. Februar / 22:00 Song in verschiedenen Betrunkenheitsstufen, Kopf schießt. bis sie nach vielen „Kurzen“ und Longdrinks „Unsere Autoren waren völlig frei“, torkeln, lallen und auf dem Boden liegen. betont Julia Thiel. „Wir haben sie ermuntert »Mr Während Einsfestival diesen Verlauf in weni- und unterstützt, ihren eigenen Stil zu finden. Dicks« gen Minuten erzählt, berichtet eine 1LIVE- Die Ausstrahlung nach 22 Uhr lässt auch viel im Netz Reporterin, die alles vor Ort miterlebt hat, zu.“ Man müsse bei diesem Format „aushal-

33 Radio

X gegen Y – Kampf der Geschlechter

Mit dem „Kampf der Geschlechter“ lotet 1LIVE aus, wer überlegen ist: Männer oder Frauen? Die Siegerinnen bzw. Sieger gewin- nen eine Reise nach Miami und sorgen für einen kompletten Männer- oder Frauentag im Programm der Radiowelle.

Werden Frauen Männer jemals ver- stehen? Oder anders- rum: Werden Män- ner Frauen jemals verstehen? Bis es vielleicht irgend- wann einmal so weit ist, kann man sich ja mit jeder Menge Kli- Torsten Remy schees behelfen. Das Foto: WDR/Anneck macht wenigstens Spaß. Frauen reagieren emotionaler und leben stets am Rande des Nervenzusammenbruchs. Dafür können Männer nicht zuhören, aber die dicksten Autos perfekt einparken. Aber stimmen die Klischees wirklich? Um zu über- prüfen, ob der Unterschied nun klein oder groß ist – oder vielleicht gar nicht vorhanden – am 10. Februar ruft 1LIVE den „Kampf der Geschlechter“ aus. Dabei treten die X- und Y-Hörer der Welle in verschiedenen Diszip- linen gegeneinander an. Zum Beispiel beim Einparken, wofür den Hörerinnen ein Panzer zur Verfügung steht. Die Parklücke wird von Schrottautos markiert. Im Gegenzug wird ein Hörer mit Desiree Nick konfrontiert, die auf ihn einredet. Kann er nach diesem „Gespräch“ Das Männer-Frauen-Thema gehe das reise zusammensetzt. Letztendlich winkt eine Frage zu dem Gesagten beantworten, holt Spiel zwar sehr unterhaltsam an, aber, so die Reise allerdings nur den sechs Siege- er den Punkt für die Männer. 1LIVE-Redakteur Torsten Remy, „werden rinnen oder sechs Siegern, von denen einer wir auch ernsthaft schauen, woher Klischees oder eine online ermittelt wird. Gewinnen Lässt sie die Freundin stehen? kommen, was typisch männlich oder weib- kann nämlich nur das eine oder das andere lich ist und welche Geschlechterrollen es Geschlecht nach dem Prinzip „The winner Bei anderen Aufgaben werden die Reak- gibt“. Welche Brisanz das Thema hat, konnte takes it all“. Deshalb dürfen in der dritten tionen auf Videos mittels Puls- und Hirn- Remy schon während der Vorbereitungen Woche auch nur Männer oder nur Frauen strommessung überprüft, zu sehen ist „eine innerhalb des 1LIVE-Teams bemerken. „Wir per Telefon beim Spiel mitmachen. Und für Mischung aus Katzenbabys, Gewalt und Sex“, haben zum Teil sehr kontrovers darüber dis- das Siegergeschlecht gibt es sogar noch ein so Macher des Spiels. Wer weniger reagiert kutiert, was wirklich typisch Mann oder Frau Sahnehäubchen: Einen ganzen Tag lang wird bekommt den Punkt. Oder es wird getestet, ist oder nur ein blödes Klischee.“ das 1LIVE-Programm entweder zum „Män- wer besser aufreißen kann: Eine Frau muss Immerhin: Bevor der „Kampf der nertag“ oder zum „Frauentag“. EB einen Mann vor dem Fußballstadion dazu Geschlechter“ in der zweiten Woche mit bringen, nicht zum Spiel, sondern mit ihr voller Härte losbricht, dürfen Männer und einen Kaffee trinken zu gehen. Analog muss Frauen in der ersten Woche auf der 1LIVE- ein Mann eine Frau überreden, mit ihm etwas Website unter Angabe des Geschlechts zu trinken, statt mit ihrer Freundin ins Kino gleichermaßen bestimmen, aus welchen zu gehen. Bausteinen sich ihre persönliche Traum-

34 Hörbuchpreis

Eine Diktatur entlarvt sich selbst

Das als Hörbuch veröffentliche WDR 5- Feature „Fallbeil für Gänseblümchen“ gewinnt den Deutschen Hörbuchpreis in der Kategorie „Bestes Sachhörbuch“. Was steckt hinter dieser Geschichte?

„Fallbeil für Gänseblümchen“ (Regie Nikolai von Koslowski) doku- mentiert das unter Ausschluss der Öffentlichkeit ge- führte Strafver- fahren gegen zwei WDR-Autor Maximilian Liebende, die Opfer Schönherr Foto: Clas des Kalten Krieges wurden. Elli Barcza- tis, Sekretärin des damaligen DDR-Minis- terpräsidenten Otto Grotewohl, gibt ihrem Geliebten Karl Laurenz über mehrere Jahre Cover des Gewinner-Hörbuchs Foto: WDR/ Christoph Merian Verlag Informationen weiter. Beide werden ange- klagt und am Ende des 1955 unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführten Spionageprozes- Bestes Hörspiel: ses stand die Hinrichtung. Die Gewinner „Orphée Mécanique“, Belleville Verlag Das Feature vermittelt „einen span- Bestes Kinderhörbuch: Das besondere Hörbuch (Science-Fiction): nungsvollen Einblick in die politische, ideo- „Munkel Trogg“, Der Audio Verlag „Schöne neue Welt“, der hörverlag logische und auch emotionale Stimmungs- Beste Interpretin: Bestes Sachhörbuch: lage der DDR auf dem Höhepunkt des Kalten Laura Maire für „Schattengrund“, „Fallbeil für Gänseblümchen“, Krieges“, urteilt die Jury. „Das Feature leuch- der hörverlag Christoph Merian Verlag tet die Persönlichkeit und Psyche der beiden Bester Interpret: Beste verlegerische Leistung: Angeklagten eindrucksvoll aus und entlarvt Frank Arnold für „Landgericht“, Verlag Hörcompany für die Reihe die schamlose, ideologiekonforme Art der Audiobuch „Weltliteratur für Kinder“ Prozessführung.“

O-Töne öffnen Augen und Ohren fast 60 Jahre zurückliegt“, erinnert sich Maxi- Geheimdienst Elli Barczatis gegeben hatte. milian Schönherr. Er entschied, die O-Töne Sie selbst wusste nichts davon und wurde wie Das Besondere: Das Feature ist eine fast ausschließlich für sich wirken zu lassen. auch ihr Geliebter durch die Guilloutine hin- O-Ton-Dokumentation. „Ich habe mich Begleitet von wenigen Kommentaren des Spre- gerichtet. René Wagner anfangs bei der Recherche nicht getraut, die chers Gerd Wameling zeigen sie erschütternd O-Töne zu Ende zu hören“, sagt Autor Maximi- und beispielhaft, wie Rechtsprechung in der lian Schönherr. Er hat in 40 Jahren als Radio-, DDR-Diktatur funktionierte. TV- und Hörbuchmacher für ARD-Sender „Sicherlich, das Thema ist keine leichte schon so einiges angepackt, das Zuschauern Kost, doch dieses Feature ist weit mehr als und Hörern Augen und Ohren geöffnet hat. Vor ‚nur‘ deutsch-deutsche Vergangenheitsbe- ziemlich genau zwei Jahren stieß Schönherr in wältigung“, meint Oliver Bolanz, Chef des der Stasi-Unterlagenbehörde BStU auf unzäh- Christoph Merian Verlags, bei dem das Hör- lige DDR-Tonbänder, für deren Aufarbeitung buch erschienen ist. „Vielleicht kann es zu eigens eine Audioabteilung eingerichtet wurde. einer lebendigen Erinnerungskultur beitra- Gala zum Deutschen Hörbuchpreis Er stieß auf den Fall Elli Barczatis. „Die bis gen, und es eignet sich auch bestens für den dahin unveröffentlichten Originaltonaufnah- Geschichtsunterricht.“ WDR 5 men der Stasi hatten eine solch hohe Qualität, Der Titel übrigens kommt vom Deck- MI / 12. März / 20:05 dass man kaum glauben kann, dass der Prozess namen „Gänseblümchen“, den der westliche

35 Medienmenschen Ortswechsel (1) BRÜSSEL – BERLIN

„Ich möchte in die Geschichte eintauchen. Auch dazu lädt diese Stadt ein.“ Marion von Haaren gehört seit gut zwei WDR-Journalistin Marion von Haaren berichtet seit Januar Jahrzehnten zu den bekannten Gesichtern aus Berlin. Fotos: WDR/Ernst des WDR. Fernsehzuschauer kennen sie als Korrespondentin aus Paris und Brüssel. Nach zwölf Jahren Auslandsberichterstattung kehrte sie nun nach Deutschland zurück. Seit Jahresanfang berichtet die ehemalige WDR-Chefredakteurin aus Berlin über die Bundespolitik.

36 Medienmenschen

Der bequeme Ledersessel ist ein Mit- bringsel aus Brüssel. Die Kunstwerke hingen früher auch schon an den Wänden in Paris. Ein paar ausgewählte Lieblingsstücke schmü- cken das neue Büro von Marion von Haaren im Berliner ARD-Hauptstadtstudio. Im Gepäck hat die Journalisten aber auch fast zwölf Jahre Auslandserfahrung mitgebracht – als Leiterin des Pariser ARD-Studios und als stellvertre- tende Studioleiterin in Brüssel. „Erfahrung ist zwar ein wichtiger Punkt, trotzdem werde ich jetzt am Anfang wieder sehr viel lernen müssen“, sagt die 56-Jährige ganz bescheiden. „Einen kleinen Vorteil habe ich vielleicht dadurch, dass viele Minister, die hier in Berlin etwas zu sagen haben, auch schon in Brüssel waren.“ Aus Brüssel brachte Marion von Haaren Wie kommt man in die Tagesschau? den bequemen Ledersessel mit, ein Zum Heimvorteil gehört sicherlich paar ausgewählte Lieblingskunststücke, ebenfalls, dass im Gegensatz zum vielspra- die ihr neues Büro chigen Brüssel im politischen Berlin fast aus- im Berliner ARD- schließlich Deutsch gesprochen wird. In der Hauptstadtstudio belgischen Hauptstadt hat Marion von Haaren schmücken, beglei- neben journalistischer Erfahrung aber auch teten sie schon in Paris. noch jene Gelassenheit hinzu gewonnen, dass es nirgendwo schlimmer werden kann als bei Pressekonferenzen der NATO. „Die Militär- Die Franzosen – speziell die Pariser Politik – interessiert an Menschen und Geschichten befehlshaber reden fast nur in Abkürzungen sind sehr stark auf sich selbst konzentriert und und macht das Leben verständlich. Was ich und man begreift nicht, was die da eigentlich weniger offen als andere Nationen.“ Zum Bei- jungen Leuten nicht mitgeben möchte: Geht reden. Zu Anfang ist es besser, auf den Rest zu spiel war es unvorstellbar, an den damaligen zum Fernsehen. Nicht die Kamera und das hören. Irgendwann versteht man dann auch Präsidenten Jacques Chirac heranzukommen. Medium, sondern der Beruf des Journalisten die Abkürzungen.“ In Frankreich war alles irgendwie geregelt. sollte das eigentliche Ziel sein“, sagt Marion Ansonsten liegen Brüssel und Berlin Von der überall benötigten Drehgenehmi- von Haaren. nicht nur geografisch, sondern manchmal gung bis hin zu den Fragen, die Journalisten Nach den Stationen Paris und Brüssel ist auch politisch weit auseinander. Umso näher dem Präsidenten beim Neujahrsempfang nun die deutsche Hauptstadt für die ehemalige sind dafür die Korrespondenten an Themen, vortragen durften. Das machte die Arbeit in Chefredakteurin des WDR Fernsehens eben- Knackpunkten und Politikern dran. Brie- der „Grande Nation“ manchmal schon recht falls eine Art Neuanfang – als ganz normale fings der EU-Kommission, Gespräche mit schwierig, meint Marion von Haaren. „Unter Korrespondentin. „Ich bin in der Hierarchie den Kommissaren und Europaabgeordneten Sarkozy, dessen Anfänge ich noch erlebt habe, runter gegangen, weil ich mich um Inhalte sind quasi Alltag, Interviews mit der Kanzle- wurde das anders. Da wurden auch die Fragen kümmern möchte. Mir tut es gut, wenn ich rin und ihren Ministern während Brüsseler forscher. Er war ein Präsident, der sich freute, authentisch bin und mich in der Berichter- Stippvisiten sind fast ebenso selbstverständ- wenn viele Journalisten kamen, weil er sich stattung selber wiederfinde.“ lich. „Die Pressesprecher versuchen natür- auf dieser Bühne inszenieren konnte.“ Nicht zum ersten Mal berichtet Marion lich immer, ihre Leute mit einem O-Ton zu von Haaren die man auch als Moderatorin verkaufen, möglichst auch in die Tagesschau Ratschlag an den Nachwuchs von Wirtschaftssendungen kennt, über die zu kommen.“ Bundespolitik. In den 1990er Jahren arbei- Nah dran, aber immer journalistisch dis- Ihre Arbeit in Frankreich brachte mit tete sie noch im überschaubaren Bonn. Die tanziert, das ist Marion von Haaren seit jeher der Distanz zu den Mächtigen einen per- Weltstadt Berlin ist längst so interessant wie wichtig. In Paris ging es hingegen oft darum, sönlichen Bedeutungsverlust mit sich. Die Paris oder Brüssel und die berufliche Aufgabe erst einmal den Abstand zu verringern, um Fernsehjournalistin erkennt darin aber auch in der Hauptstadt genauso reizvoll wie die überhaupt als nicht ganz unwichtiges deut- was Gutes. Man sei dann zwar weniger vor privaten Aussichten. „Das kulturelle Leben sches Medium wahrgenommen zu werden. der Kamera, dafür umso mehr Beobachter des wird für mich wieder spannender werden. Ich „Da muss man schon ordentlich rudern, um Geschehens. Ein Ratschlag der erfahrenen möchte in die Geschichte eintauchen. Auch mal bemerkt oder angesprochen zu werden. Korrespondentin an den Nachwuchs: „Seid dazu lädt diese Stadt ein.“ Wolfram Stahl

37 Medienmenschen Ortswechsel (2) KÖLN – MOSKAU

Das Joggen am Kölner Rheinufer wird Markus Sambale fehlen, denn schöne Laufstrecken gibt es in Moskaus Zentrum Sein erster Job als Auslandskorrespondent nicht. Fotos: WDR/Dahmen führt Markus Sambale am 1. Februar ins legendäre Moskauer ARD-Studio. Ute Riechert traf ihn an seinem letzten Arbeitstag in Köln, wo er die vergangenen drei Jahre als Redakteur bei WDR 2 im Einsatz war.

38 Medienmenschen

Alles sieht nach Aufbruch aus: Auf sei- nem Schreibtisch im Großraumbüro liegt ein Schreiben der Spedition für interna- tionale Umzüge, auf dem Fußboden steht die Umzugskiste mit dem Aufdruck „WDR Gebäudemanagement“ und fast dankbar wirkt er, wenn sein Telefon doch noch mal klingelt. Hier noch eine kurze Auskunft, da eine kleine Hilfestellung – Markus Sambale geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Moskau. Das weinende Auge gilt den geschätz- ten Kollegen in Köln: Als während Sambales letzter Sendung die Eilmeldung einlief, dass Michail Chodorkowski frei käme, hatten sie geflachst, dass der angehende Auslandskor- respondent offenbar die Nachrichtenlage manipulierte. Hat er natürlich nicht. Schließ- Letzter Arbeitstag in Köln, die lich weiß er, was sich journalistisch gehört: Kisten sind gepackt. In Dortmund hat der 38-Jährige Journalistik und Politikwissenschaft studiert und beim Gespräch über einen WDR volontiert. Es folgten Jahre als Freier; „Traumjob“: PRINT-Autorin seit 2004 ist er fest angestellt. Zu WDR 2 ist er Ute Riechert und Markus Sambale im WDR 2-Studio 2010 gekommen. In der Rückschau sieht dieser Schritt fast aus wie die Einladung nach Russ- land: Zwischen 2011 und 2013 war Sambale ter Vorgänger: Ruge, sechs Mal als Vertretung im Studio Moskau. Bednarz, Pleitgen – die großen WDR-Namen Faszination Osteuropa schrecken ihn aber nicht. „Klar denkt man Wenn er davon erzählt, glänzt das daran, wenn man weiß, lachende Auge. „Moskau ist eine Stadt, die wer in diesen Büros niemals schläft. Mich fasziniert die Energie, gearbeitet hat“, erklärt die diese größte Stadt Europas verströmt“, er. Vorgenommen hat sagt Sambale. Und sieht bei aller Faszination er sich aber, auch neue, doch auch, wie energieraubend und anstren- eigene Akzente zu set- gend Moskau sein kann: Hektik, Verkehrs- zen. Er, der als leiden- chaos, die ungewohnten Alltagsprobleme. schaftlicher Onliner Zum Glück, sagt er, fängt die Struktur des die WDR Mediathek Studios solche Dinge auf. Nicht zuletzt die mit aufgebaut hat, freut russischen Mitarbeiter unterstützen die sich darauf, verstärkt Neuen sehr. So auch Natascha, die den Jour- Social Media einzu- nalisten Sprachunterricht gibt. Wenn sie in vermissen. Schöne Laufstrecken gibt es im setzen. „Das ist immer mehr auch Job des ihrer Wohnung Blini backt, schwärmt Sam- Zentrum der russischen Hauptstadt näm- Auslandskorrespondenten, das Drumherum bale, erfahren die Ausländer mehr herzliche lich nicht. Deshalb musste ein Heimtrainer einzufangen“, erklärt er. Dank Twitter zum Gastfreundschaft als sie sich das in Deutsch- mit nach Moskau. Denn fit sollte er schon Beispiel sind die Kollegen heute in der Lage, land vorstellen konnten. Er freut sich auf sein: Das Berichtsgebiet des Studios Moskau sehr schnell Eindrücke abzubilden, die sie „spannende Orte und tolle Leute“ – und das ist riesig. Sambale weiß jetzt schon, dass er im Beitrag gar nicht unterbringen können. mit der Sprache, das wird so langsam. Mit im Mai zur Eishockey-WM nach Weißruss- Mehr noch: Im Interesse der bestmöglichen drei Russisch-Intensivkursen hat er sich fit land reisen soll. Aus Minsk wird er dann die Information können sie so auch auf kluge, gemacht. „Es bleibt eine schwierige Sprache, Geschichten jenseits des Sports erzählen. interessante Einschätzungen von anderen aber es wird besser“, lacht er. Journalisten verweisen. Wenn er auch in Sachen Sprachkompe- Berühmte Vorgänger Für Sambale ist die Aufgabe eines Aus- tenz zuversichtlich ist, hat er sich doch ein landskorrespondenten „der absolute Traum- bisschen Sorgen um seine körperliche Fitness Als neuer Korrespondent in Moskau job“. Und so ist er – auch bei einem spürbaren gemacht. Das Joggen am Rheinufer wird er hat Sambale eine ganze Reihe berühm- Abschiedsschmerz – „rundherum glücklich“.

39 T V-Technik

Die FLIEGENDEN Einsatz im leeren Stadion: Kamera- Optokopter filmen für die »Planet Schule«-Sendung „Experiment Fußball“. Foto: WDR/ Langer AUGEN

40 T V-Technik

Die ungewöhnlichen Objekte, die im Mai 2013 beim Ruhrmarathon neben den Läufern Wenn Bilder in der Luft zu schweben herflogen, waren keine UFOs. Es handelte sich um Multikopter, die bei diesem sportlichen scheinen, dann sind immer öfter kleine Großereignis die Luftbilder für die WDR-Sen- dung „Ruhrmarathon 2013 – Der Pott bewegt ferngesteuerte Mul- sich“ aufgenommen haben. Diese kleinen, meist ein bis zwei Kilo schweren Fluggeräte tikopter im Einsatz. mit sechs bis acht Rotoren setzt der WDR immer häufiger ein. Wenn beim „Ruhrma- Sie tragen Kameras rathon“ zum Beispiel die Kamera zunächst auf Augenhöhe mit den Läufern schwebt und bis in Höhen von dann plötzlich abhebt und dann von hoch oben ein Panorama der Zeche Zollverein zeigt 100 Metern. – mittendrin die Läufer, klein wie Ameisen – dann sind das imposante Bilder, die nur diese Professionelle Kameradrohnen wiegen oft nur kleinen Luftkameras liefern können. wenige Kilogramm. Foto: WDR/dpa

Einsatz bis 100 Meter Höhe Die Qualitäten dieser „fliegenden den Aufnahmen zum Ruhrmarathon schweb- Augen“ liegen woanders: „Sie ermöglichen ten die Air Cams daher mit einem Sicherheits- Solche funkferngesteuerten Mini-Heli- neben statischen Einstellungen, Zooms oder abstand seitlich neben den Läufern. Flüge über kopter bedienen genau das Segment zwischen sogenannten ‚Dollyfahrten‘ in der Luft zum einem Stadion sind dagegen nicht erlaubt, Kamerakran und Hubschrauber und werden Teil ganz neue Perspektiven“, schätzt Ralf ebenso in einem Fernsehstudio mit Publi- meist in einer Höhe zwischen zehn und 100 Makrutzki die Einsatzmöglichkeiten der kum. Indoor-Aufnahmen durch Multikopter Metern verwendet. Für den Einsatz in der neuen Technik. So wurde für die Sendung sind daher selten. Außerdem wird ihr Einsatz Filmproduktion muss „die Qualität des Flug- dicht über dem Boden dadurch erschwert, dass geräts, der Kamera und – ganz wichtig – der die Drohne „viel Wind macht, der Blätter oder Kamera-Aufhängung sehr hoch sein“, sagt Ralf Staub hochwirbelt. Hinzu kommt, dass der Makrutzki, Leiter des Essener WDR-Studios, Krach der Motoren den Ton der Aufnahme das für die Aufnahmen vom Ruhrmarathon kaputt macht“. In sehr niedrigen Höhen bleibt verantwortlich war. So braucht das Fluggerät also meist der Kamerakran erste Wahl, weil zum Beispiel eine Drei-Achsen-Gyro-Stabi- die Drohne kaum exakte Bewegungen fliegen lisation (Gyro=Kreisel), die mit Gegenbewe- kann. „Wenn man einen Flug mit anschlie- gungen permanent einen Ausgleich zu den ßender Kurve mehrmals dreht, wird die Flug- Kippbewegungen des Fluggeräts herstellt. bahn jedes Mal ein bisschen anders sein. Die Auf diese Art wird die Kamera immer wie- Drohne bietet nicht wirklich reproduzierbare Frank Hlawitschka Ralf Makrutzki der gerade gedrückt. „Die Qualität des Gyro Bewegungen“, weiß Hlawitschka aus seiner Foto: WDR/Jäger Foto: WDR/Jäger ist entscheidend, und da fängt es an, teuer Erfahrung. zu werden“, weiß auch Frank Hlawitschka, »Frag doch mal die Maus« eine Drohne erster Kameramann beim WDR. „Neben der benutzt, um den Blick einer Biene beim Flugtechnik, die Geld spart technischen Qualität sind aber auch die Leute Anflug auf das Futter zu drehen. Auch für das wichtig, die sie bedienen“, so Hlawitschka Reisemagazin »Wunderschön« verwendet der Dafür bieten die fliegenden Kameras weiter. Für den Einsatz benötigt man nicht WDR häufig Drohnen. „Die haben natürlich logistisch viele Vorteile: „Beim Ruhrmarathon nur einen Piloten, sondern neben dem her- einen Bedarf an solchen Aufnahmen aus der haben wir ausschließlich den Multikopter als kömmlichen Kameramann, der in Absprache Luft“, sagt Hlawitschka. „Da kann man dann erhöhte Position eingesetzt und konnten ihn mit dem Regisseur die Aufnahmen per Kon- mit dem Kirchturm im Anschnitt über das nach dem Aufnehmen des Starts durch ein- trollbild leitet, auch einen Kamera-Operator. Dorf oder tief über den See fliegen – das geht faches Umsetzen zu verschiedenen anderen Der bewegt die Kamera unabhängig vom Mul- mit dem Hubschrauber nicht, dafür fliegt der Drehorten bringen. Einen Kran hätten wir nur tikopter. „Es reicht nicht, dass jemand eine viel zu weit oben.“ einmal verwenden können beziehungsweise kleine Flugdrohne fernsteuern kann“, betont Die rechtlichen Hintergründe der Luft- für verschiedene Stationen immer jeweils Ralf Makrutzki den ästhetischen Aspekt des einsätze sind allerdings komplex: Nicht nur einen weiteren Kran gebraucht. So hat uns die Einsatzes. „Der Blick für das Bild ist auch hier benötigt man eine Aufstiegsgenehmigung, neue Technik die Anmietung erspart.“ Ein gro- das Wichtigste. Dazu muss der Pilot natürlich außerdem muss der Pilot immer im Sichtkon- ßer Vorteil der Mini-Helis sind laut Makrutzki fliegerisches Geschick haben und die Fähig- takt zur Drohne stehen. Außerdem ist es ver- daher auch die wesentlich geringeren Kosten keit, das Gerät auch bei Wind ruhig und abso- boten, über Menschen zu fliegen. Das schränkt – nicht nur gegenüber dem großen, echten lut stabil in der Luft zu halten.“ den Einsatz einer Kameradrohne sehr ein. Bei Hubschrauber. Christian Meyer

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Susanne Bode Meine Stadt AACHEN

42 Sendeplätze Von Aachen aus ist es nur ein Katzensprung Rubrik nach Belgien oder in die Niederlande: Ihre Arbeit führt Hörfunkre- dakteurin Susanne Bode oft über Grenzen. In diesem Jahr konzen- triert sich ein Großteil der Berichterstattung allerdings auf ein Jubiläum in Aachen: In der westlichsten deutschen Großstadt starb vor 1 200 Jahren der erste Europäer, Karl der Große.

In den 60er Jahren fuhren wir sonntags oft in den Harz. An der „Zonengrenze“ war dann unser Ausflug beendet. „Grenze“ bedeutete für mich Sta- cheldraht, Hochsitze und bewaffnete „Vopos“. In den 70ern zog ich nach Aachen, ich hatte hier einen Studienplatz an der RWTH bekommen. Und lan- dete an zwei Grenzen. Nur war in Aachen die Welt natürlich nicht zu Ende. Schlagbäume öffneten sich, wenn man nach Belgien oder in die Niederlande wollte. Unter Zu Karl dem Großen pflegt WDR- Studenten war es sehr beliebt, in Raeren oder Vaals Redakteurin Susanne Bode eine zu wohnen. Wenige Kilometer von Aachen entfernt besonders enge Beziehung. Wäh- rend ihrer Aachen-Tour mit dem waren die Mieten bezahlbar und für Wohngemein- WDR PRINT-Team begegnet sie schaften gab es genug Häuser. Dazwischen aber seinem imposanten steinernen immer wieder Probleme am Zoll: In Belgien konn- Abbild im Rathaus. Fotos: WDR/Sachs ten Studenten mit zweitem Wohnsitz gemeldet sein und weiterhin ein Auto mit deutschem Kennzei- chen fahren. Fortsetzung nächste Seite

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Fortsetzung von Seite 47 Sie mussten aber trotzdem in Belgien eine Steuer aufs Autoradio bezahlen. Die deutschen Studenten, die in Holland wohnten, waren beim Grenzübertritt per se immer Drogenku- riere. Als Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer von der RAF entführt war, galt jeder der mit Parka, langen Haaren und altem Auto bei Aachen die Grenzen überqueren wollte, als Terrorist. Raus aus dem Wagen, Hände hoch und die Maschinenpistole vor die Brust, das war Alltag hier an der Grenze 1977. Die Arbeit beim WDR in Aachen führt mich oft über die Grenzen. Ich habe vor vielen Jahren mal über das kleinste Zollamt Euro- pas berichtet. Zwischen Aachen-Sief und dem belgischen Raeren saßen der belgische Zöllner und der deutsche in einem Raum, die Schreibtische gegenüber gestellt. Der Deut- sche hatte einen Stuhl mit Armlehnen, der Belgier einen ohne, aber dafür mit Rollen. Hinter dem Belgier grüßten König Baudouin Das ehemalige belgische Zollhaus am Grenzübergang „Köpfchen“ ist heute ein privates Wohnhaus. und Königin Fabiola von der Wand, hinter seinem deutschen Kollegen lächelte Richard von Weizsäcker. Mehr als 20 Jahre lang öff- „Wir berichten im Studio Aachen ständig neten sie morgens gemeinsam den Schlag- baum und schlossen ihn abends wieder ab. über grenzüberschreitende Kriminalität. Trotz Und wenn tagsüber mal einer über die Grenze wollte, fragten sie: „Gehst du oder ich?“ fehlender Schlagbäume funktioniert die In den 90er Jahren fielen dann die Schlagbäume weg und Straßen, die sich um Arbeit der Grenzhüter.“ Zollhäuschen schlängelten, wurden begradigt. 2002 konnten die Menschen, die in Aachen und Baesweiler. Heute ist der Strukturwan- und Umgebung lebten, die drei Geldbörsen del gelungen, die Kohlezechen geschlossen, abschaffen. Der Euro ersetzte D-Mark, Fran- High-Tec aus der RWTH und dem Forschungs- ken und Gulden, lästiges Umrechnen entfiel. zentrum in Jülich haben neue Arbeitsplätze Europa verändert sich! In kaum einer anderen geschaffen. Richtung Osten qualmen die Stadt ist das so offenkundig wie in Aachen. Braunkohlekraftwerke, dazwischen riesige Löcher vom Tagebau. Im Westen sehe ich über Rundblick vom Lousberg unsichtbare Grenzen die Niederlande und Bel- gien, weiter vorne die Aachener Innenstadt In der Altstadt: Der Puppenbrunnen von Bonifatius Offene Grenzen bedeuten aber nicht, mit dem karolingischen Rathaus und dem Stirnberg in der Krämerstraße zeigt typische dass jetzt Unrecht, Drogen und Illegale Dom. Aachener Figuren. bequem von einem Land ins andere wechseln Als erster Europäer wird der wohl bedecken restauriert. Jedes Teilchen wurde können. Nein, der frühere Zoll, also die Bun- berühmteste Sohn Aachens bezeichnet, herausgenommen, gereinigt und wieder neu despolizei, sie kennt auch heute ihre „Pap- Kaiser Karl. Er machte im frühen Mittelalter verklebt. Wer den Aachener Dom als dunkles penheimer“. Wir berichten im Studio Aachen dem so genannten Reisekönigtum ein Ende Gotteshaus in Erinnerung hat, der sollte den ständig über Hanfplantagen, Drogendealer und ließ sich in Aachen nieder. Aus gesund- Dom jetzt wieder besuchen. Er wird den Kopf und Schleuserbanden, über grenzüberschrei- heitlichen Gründen, heißt es. Hier gibt es von der goldenen Pracht an der Decke kaum tende Kriminalität. Trotz fehlender Schlag- auch heute noch heiße Quellen. Karl ließ abwenden wollen. bäume funktioniert die Arbeit der heutigen in Aachen eine monumentale Palastanlage In diesem Jahr feiert Aachen den 1 200. Grenzhüter. bauen und eine bis heute berühmte Kirche. Todestag Karls des Großen. Neben mehreren Mein Lieblingsplatz ist auf dem Aache- Der Aachener Dom wurde 1978 als erstes Ausstellungen wird Karl auch wieder für den ner Lousberg: Von hier sehe ich vieles, über deutsches Bauwerk in die Unesco-Weltkul- Preis herhalten, der nach ihm benannt wurde: das ich in 30 Jahren für den WDR berichtet turerbeliste aufgenommen. Vier Jahre lang Seit 1950 wird im Aachener Krönungssaal tra- habe: Im Norden die Kohlehalden von Alsdorf wurden jetzt die Mosaiken an den Gewöl- ditionell am Himmelfahrtstag der Internatio-

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Der imposante Aachener Krönungssaal: Über die Verleihung des Internationalen Karlspreises berichtet Susanne Bode jedes Jahr.

heute 50 Prozent Deutsche. Auch wir haben vor einigen Jahren hier gebaut. Mein älterer Sohn arbeitet in Aachen, mein jüngerer geht im belgischen Eupen zur Schule und will nächstes Jahr in Maastricht studieren. Und ich lerne endlich Niederländisch, das ist man hier dem Nachbarn doch schuldig! Europa ist im Alltag angekommen, jedenfalls wenn man in oder bei Aachen lebt. Und wenn wir in den Ferien dann mal Pralinen und feine Törtchen kauft Susanne Bode in … frische Lebensmittel am liebsten auf dem Markt Oma und Opa im Harz besuchen, dann erzäh- Belgien, bei Bernd Kockartz… im holländischen Vaals. len wir den Kindern viel von der früheren Grenze dort. Und freuen uns, dass wir jetzt nale Karlspreis für besondere Verdienste um Vaals Markttag. Dort kaufe ich Gemüse, Blu- ohne Probleme auf den Brocken steigen kön- Europa vergeben. Könige, Staatspräsidenten, men, Käse und am liebsten Fisch. Schokolade, nen. Europapolitiker und Schriftsteller haben die- Pralinen und feine Törtchen hole ich natür- sen Preis schon erhalten. Jedes Jahr wieder lich in Belgien, in Aachen Printen. Wer hier ist die Zeremonie feierlich und erwartbar lebt, der kann sich die sprichwörtlichen Rosi- Susanne Bode (56), gebürtig aus Bad Gan- zugleich. Ich freue mich trotzdem jedes Mal nen rauspicken. Arbeiten in Aachen, Schlafen dersheim (Harz), lebt seit den 70er Jahren darauf, auch wenn Himmelfahrt jedes Jahr in Belgien und Einkaufen in den Niederlan- in Aachen. 1983 begann sie als freie Auto- ein Arbeitstag für mich ist. den. Früher waren dort Diesel und Tee billig, rin im Aachener WDR-Büro, das 1987 Stu- heute tankt man günstiger in Belgien und diostatus erhielt. Die Journalistin arbeitet Die Vorzüge des Dreiländerecks auch der Kaffee kostet weniger. dort seit 1994 als Hörfunkredakteurin und Viele überqueren inzwischen die war auch einige Jahre als Redakteurin für Dafür nehme ich dann mal in der Woche Grenze auf dem täglichen Weg zur Arbeit, die Lokalzeit aus Aachen tätig. frei, am liebsten dienstags. Denn dann ist in in der belgischen Gemeinde Raeren leben

45 Panorama

Die Geschichten über in den USA haben die sozialen Netzwerke in Bewe- gung gebracht. Zu- schauer der »Lokalzeit« fiebern auf Facebook mit und schließen Freundschaften mit den amerikanischen Kölnern. WDR-Repor- ter Frank Piotrowski über seine Reise von Köln nach Cologne. COLOGNE CONNECTION Von Frank Piotrowski Bei meinen Recherchen war ich zufällig Die Kölsch-Leidenschaft von Brauer Thomas auf das „Cologne“ im Bundesstaat Minne- Schlafly findet sogar im Nummernschild seines Ich komme mir vor, als wäre ich gar sota gestoßen und wollte es erst nicht glau- Wagens Ausdruck. nicht so weit weggefahren. Die Menschen ben, dass es ein Köln in den USA gibt. Also im amerikanischen Köln, auf englisch Colo- habe ich dort im Rathaus angerufen. Und Zuschauer später auch nicht: Als die Berichte gne, sind genauso herzlich wie die Bewohner die Resonanz war mehr als ermutigend: In ausgestrahlt werden, wird auf der Facebook-Seite des rheinischen Köln fast 7 000 Kilometer Cologne war man richtig begeistert, dass sich der Kölner »Lokalzeit« geliked, geteilt und kom- weit entfernt. Großartig finden sie es, dass ein deutscher Journalist für das Städtchen mentiert wie in keiner Woche zuvor. der nordrhein-westfälische Heimatsender interessiert: „Komm doch einfach mal vorbei Cologne, Minnesota. Bürgermeister sich auch für ihre Heimat interessiert. Denn und schau dir an, wie wir so leben.“ Matt Lein hat sich ein paar Tage freigenom- viele der 1 500 Bewohner Colognes sehnen men, um mir sein Köln zu präsentieren. Er sich schon lange danach, mehr Kontakt mit Freundschaftsangebot an die Kölner macht mich mit vielen seiner Mitbürger dem großen Namensvetter in Deutschland bekannt. Immer wieder treffe ich dabei auf zu haben. Für einige von ihnen ist das Rhein- Große Überzeugungskünste brauche ich amerikanische Kölner, die schon mal im land die Heimat ihrer Vorfahren, denn Mitte nicht, um den Kölner Studioleiter Ingo Hüls- deutschen Köln waren. des 19. Jahrhunderts wanderten viele Rhein- mann und den Planungsredakteur Lothar Haut- Bürgermeister Matt Lein wünscht sich, länder nach Amerika aus. zer von der Köln-Story zu überzeugen – und die dass eine echte Freundschaft zwischen den

46 Panorama

Für die lokale Times war der Besuch des WDR- Journalisten eine Titel- geschichte Wert. Frank Piotrowski im Gespräch mit Sheriff Jim Olson (r.); links im Bild Colognes Bürgermeister Matt Lein.

Frank Piotrowski vor dem Rathaus in Cologne, der 1500-Seelengemeinde in Minnesota. Fotos: Piotrowski

die Links der WDR Mediathek ab, damit alle der große Renner. Und ganz legal erhältlich. Kölner in Minnesota die Berichte über sie in Denn die Bestimmung, dass Kölsch nur in der Kölner »Lokalzeit« via Internet schauen Köln gebraut werden darf, gilt nur in Europa. können. Thomas Schlafly, eigentlich erfolgreicher Nach drei Tagen im amerikanischen Rechtsanwalt, gründete vor 15 Jahren seine Köln heißt es Abschied nehmen. Ich hatte Brauerei und erhielt für sein Kölsch inzwi- ein kleines Fässchen Kölsch in den Koffer schen sogar die Goldmedaille des amerika- gepackt und stoße noch einmal mit allen an, nischen Brauereiverbandes. Das Geheimnis die mir in den Tagen zuvor geholfen haben. seines Erfolges? Seine aus Köln stammende Denn es gibt zwar Kölsch in vielen Teilen der Ehefrau Ulrike. Dank ihrer Kontakte zu einer USA, aber ausgerechnet in Cologne war bis- Kölner Brauerei gab es ein paar Tipps, wie her keines angekommen. Es wird schnell klar, man gutes Kölsch braut. dass die amerikanischen Kölner dauerhaft Zurück in Köln am Rhein. Nach Aus- nicht auf Kölsch verzichten wollen … strahlung der Beiträge bekommen die Leute aus Cologne reichlich E-Mails aus Köln. Hochwasser im Rh(e)ineland Zuschauer der Kölner »Lokalzeit« wollen Freundschaften knüpfen. Auf ein anderes Kölner Phänomen treffe ich bei einem Ausflug in den Bundesstaat Entwicklungshilfe für den Karneval Missouri: Hochwasser. Und der Ort, wo es Mr. Schlafly trinkt Schlafly, sein Kölsch aus St. Louis. vor einigen Jahren mit einem so genannten Die Frau des Bürgermeisters von Colo- „500-jährigen Hochwasser“ besonders heftig gne hat seitdem regen Austausch mit einer zugeschlagen hat, heißt ausgerechnet Rhine- Kölnerin über Facebook. Und eine Zuschau- beiden Städten entsteht. Für seinen deut- land. Weil sich die Rheinländer zu helfen erin der »Lokalzeit Köln« will in diesem schen Amtskollegen gibt er mir einen Brief wissen, ließen sie den ganzen Ort ein paar Sommer nach Minnesota fahren. Die Kar- mit. Darin schlägt er eine Städtepartner- Hundert Meter weiter auf nahegelegene nevalistin plant, dem in Cologne noch im schaft vor. Der Kölner Oberbürgermeister Hügel umziehen. Das scheidet bei uns wohl Aufbau befindlichen Karneval rheinischen Jürgen Roters sagt der Lokalzeit später, dass eher aus. Frohsinn zu verleihen. Der Anfang zu dau- er bei seiner nächsten USA-Reise Cologne in Nur eine Stunde vom Ort Rhineland erhaften Freundschaften dies- und jenseits Minnesota besuchen will. entfernt besuche ich die erfolgreichste des Atlantiks ist gemacht. Kölsch-Brauerei der USA: Schlafly in St. Minnesota schaut »Lokalzeit« Louis. In Deutschland wäre der Name ver- mutlich geschäftsschädigend. Denn wer will Bericht der Für die lokale „Times“ in Minnesota ist schon ein Bier trinken, das müde macht? »Lokalzeit« Köln zu Cologne, bereits der Besuch des deutschen Journalis- Doch in St. Louis, der Hauptstadt des US- USA, in der WDR ten eine kleine Sensation. Sie druckt sogar Bundesstaats Missouri, ist Schlafly Kölsch Mediathek

47 Berufsbilder

„Irgendwas mit Medien“, antworten viele Jugend- liche auf die Frage nach ihrem Berufswunsch. Hier stellen wir sie vor, die Jobs im WDR. Martin von Mauschwitz ist Moderator der »Aktuellen Stunde«.

Einer von uns Martin

Foto: WDR/AnneckFoto: von Mauschwitz

48 Berufsbilder

Morgens eine halbe Stunde Meditation, so beginnt ein Modera- 17:30 Blick zur Uhr – „Alles ist gut.“ tionstag für Martin von Mauschwitz. Meist joggt der 52-jährige 17:45 Die letzte MAZ kommt, nun wird es doch eng. Der Aachener Journalist dann eine Runde, ehe er die 35 Kilometer von Essen ins Dom in der Morgensonne. Martin von Mauschwitz überlegt kurz, dann Düsseldorfer Funkhaus fährt. schreibt er los. „Nebelig und trüb haben die meisten von uns den Tag 12:00 Konferenz mit den Nachrichtenmacherinnen und -machern erlebt, aber ...“ Nach zwei kleinen Korrekturen passen Worte und Film der Programmgruppe Aktuelles. Über welche Themen wird die »Aktu- exakt zusammen, fertig. elle Stunde« im WDR Fernsehen am Abend berichten? Martin von 17:57 „Ready for Kassensturz“: Mit Aslı Sevindim gleicht er ab, Mauschwitz und Kollegin Aslı Sevindim diskutieren mit. Noch kann ob sie auch nichts vergessen haben. Ein Mausklick, und die Modera- sich alles ändern bis zum Abend. tionskarten kommen aus dem Drucker. 13:00 „Heute bin ich mit Bezahlen dran.“ Die beiden Moderatoren gehen gemeinsam in die Kantine, sie laden sich immer gegenseitig ein. Der Aufzug ist vor der Sendung tabu, er könnte stecken bleiben 13:30 „Machst du den Flughafenkoffer? Dann mach ich die Rente.“ Im Büro teilen sich die beiden die Aufgaben: Die Moderationen werden 18:20 Kleiderwahl: „Lass uns Kombination eins nehmen – ich vorher geschrieben, der Computer misst die Zeit. Das hilft die Sendezeit den taubenblauen Anzug, du den blauen Blazer.“ Zu Fuß geht es runter einzuhalten. Der Wasserkocher blubbert, von Mauschwitz kocht sich zum Studio – der Aufzug ist vor einer Sendung tabu, denn er könnte eine Kanne Pfefferminztee. stecken bleiben. 18:30 Maske: Martin von Mauschwitz lehnt sich im Stuhl zurück, Klassensprecher, Pressesprecher: Er war immer ein Frontmann der Maskenbildner trägt das Make-up auf. „Die Zeit nutze ich zum Entspannen.“ 14:00 „Sie sind älter als 27, zahlen seit mindestens fünf Jahren in 18:41 Im Eilschritt ins Studio, anderthalb Minuten zu spät. „Für die Rentenkasse ein?“ Von Mauschwitz tippt seine Moderationstexte, mich bitte Wasser ohne Kohlensäure.“ Schnell wird im Licht des wie von selbst scheinen die Worte auf den Bildschirm zu fließen. Scheinwerfers noch einmal nachgepudert. Kurze Unterbrechung, er ruft den Autor des Beitrags an: „Weißt du 18:49 „Noch 30 Sekunden“, ruft der Regieassistent. Martin von schon, wie du anfangen wirst? Damit ich das Ende meiner Moderation Mauschwitz lächelt in die Kamera, kommt freundlich und verbindlich darauf abstimmen kann.“ Drei, vier Sätze, 30 bis 32 Sekunden, mehr rüber, auch ein wenig erwartungsvoll. ist nicht drin: „Der Zuschauer hat immer einen nervösen Finger an der 18:50 Rotlicht, die Sendung startet: „Einen schönen guten Abend Fernbedienung, und wir wollen ja nicht, dass jemand wegschaltet.“ und herzlich willkommen.“ Von Mauschwitz ist ein „Frontman“: Klassensprecher, Pressesprecher 18:52 Kleine Pause: Immer, wenn ein Nachrichtenfilm eingespielt seines Sportvereins, Schauspieler im Laientheater. „Ich wollte immer wird, trinken Sevindim und von Mauschwitz einen Schluck Wasser, moderieren“, sagt er. Erst durfte er das im Radio, dann bei der »Lokalzeit besprechen sich kurz. „Wenn das Rotlicht angeht, dann ist der Tag Essen«, seit 2001 bei der »Aktuellen Stunde«. An die 2000 Sendungen vergessen“, sagt von Mauschwitz. „Dann fühle ich mich wohl, egal müssen es inzwischen sein. wie stressig der Tag war.“ 19:29. Die letzten Sekunden der Sendung, 15:30 Jeden Tag bloggen die ModeratorInnen der »Aktuellen Verabschiedung: „Jetzt kommt die »Lokalzeit«.“ Stunde«, heute ist von Mauschwitz dran. „Ich schreibe etwas zur 19:35 Nachbesprechung in der Redaktion. Zu kritisieren gibt es Rente.“ Viel Zeit kann er sich nicht nehmen, „das muss sofort sitzen“. immer was, aber alles in allem war es eine gute Sendung heute. Denn langsam wird es unruhig im Büro. Gerichtsreporter Werner 19:50 „Darauf freue ich mich jeden Tag“: von Mauschwitz rafft Czaschke kommt herein: „Bitte bei der Anmoderation berücksichtigen: alle Zettel vom Schreibtisch und wirft sie in den Papierkorb. Tabula Beim Flughafenkoffer gibt es schon ein Urteil.“ Eine Studentin bringt rasa, morgen ist ein neuer Tag. Off-MAZen. Das sind Sendebänder ohne Text, die die Moderatoren 19:58 Abschminken, Umziehen, nach Hause fahren. „Ich esse noch später in der Sendung live (aus dem Off) kommentieren. was und schaue Nachrichten“, sagt von Mauschwitz, „denn ich gucke 17:00 Prüfender Blick zur Uhr, eine zweite Kanne Tee. Martin von immer gerne, was die anderen aus diesem Tag gemacht haben.“ Ina Sperl Mauschwitz schreibt konzentriert, murmelt leise seinen Text, hakt Themen ab. „Ich ver- suche immer, eine journalistische Distanz zu meinem Thema zu behalten“, sagt er. Mitunter Wie werde ich Moderator der »Aktuellen Stunde«? sei das schwierig, wenn es einem nahe gehe, „Moderator ist kein Beruf“, sagt Stefan Brandenburg, Leiter der Pro- bei Themen wie Kindesmissbrauch etwa: „Das grammgruppe Aktuelles. „Bei uns arbeiten Journalisten, viele hin- war das Schlimmste, was ich je moderiert habe ter und einige vor der Kamera.“ ModeratorInnen sollten Menschen – zwei Geschwister kamen nicht vom Spie- mit Charisma sein, mit einem eigenen Kopf, Ecken und Kanten: len nach Hause. Meine Kinder waren gerade „Journalisten-Persönlichkeiten“, die dann auch noch mit der Doppel- genau in dem Alter. So etwas schüttelt man Moderation zurechtkommen, die Markenzeichen der Sendung ist. nicht so leicht aus den Kleidern.“ „Die Basis von alldem ist perfektes Handwerk“, sagt Brandenburg. Wer die »Aktuelle Stunde« moderiert, beherrscht eine große Bandbreite von The- Stefan Branden- Martin von Mauschwitz men, mit Schwerpunkt Politik und Wirtschaft. Unter extremem Zeitdruck burg im Video- Foto: WDR/Jacobi porträt formuliert er auf den Punkt und wirkt dabei freundlich und entspannt. isp

49 Im Gespräch

dass eine seriöse Emnid-Umfrage Auf einen Tee mit die Grundlage war, und Emnid ist ja nicht der ADAC, das kann man schon glauben. Es steckten Dietmar Bär keine Fachjournalisten oder eine hochwohlgeborene Jury dahinter, sondern Zuschauer. Das freut das Seit 1997 ist Dietmar Bär Kommis- Herz natürlich. sar Freddy Schenk im Kölner »Tat- ort«. Von Anfang an waren Ballauf Spielt das unter Kollegen eigent- (Klaus J. Behrendt) und Schenk ein lich eine Rolle: Ich bin beliebter Erfolg. Aber jetzt hat Bär es auch als du? schriftlich: Bild am Sonntag kürte Nein, wenn Sie mal die Zahlen ihn Anfang Januar zum beliebtes- anschauen, sagt das ganz viel ten Ermittler im deutschen Fern- über den »Tatort«. Unter den sehen. Ute Riechert traf den lei- zehn beliebtesten TV-Ermittlern denschaftlichen Schauspieler im sind sieben »Tatort«-Figuren. Das Duisburger Hof. finde ich spannend. Beliebt ist nicht berühmt, das hat nichts mit Herr Bär, was trinken Sie? Quote zu tun, sondern mit Qua- Ich möchte eigentlich gar kei- lität. Ich freue mich auch sonst nen Kaffee. Lieber einen Tee. Ein mehr über das, was ich zwischen Kännchen Earl Grey … Wochenmarkt und Westfalensta- dion höre, wenn es darum geht, Sie wohnen in Berlin, drehen wie unsere »Tatorte« ankommen. in Köln und spielen Theater in Bochum. Warum treffen wir uns Täuscht eigentlich der Eindruck, in Duisburg? dass es immer mehr Krimis im Wir machen einen Abstecher vom TV gibt? Wo soll das hinführen? Schauspiel Bochum und spielen Das sind interessante Fragen, die hier gegenüber Hauptmanns „Vor Foto: WDR/Dahmen sollten Sie aber nicht mir stellen. Sonnenaufgang“. Aber das hier ist Ich beobachte im Moment auch historisches Gelände für mich, weil einen absoluten Krimi-Boom. ich in Duisburg als Schauspielschüler mein Man muss abwarten, wie sich das entwickelt. erstes Grand-Hotel-Erlebnis hatte. „Ich freue mich wie Was den »Tatort« angeht: Klar ist das enorm gewachsen. Und ich freue mich wie Bolle, Wie kam es dazu? Bolle, dass mein dass mein Ruhrgebiet, meine Heimat, mein Das war 1983. Ich hatte mit dem Schimanski- Dortmund auch »Tatort«-Stadt geworden ist. »Tatort« „Zweierlei Blut“ meine zweite Film- Ruhrgebiet, meine arbeit überhaupt. Nach einem langen, schwe- Sehen Sie eigentlich selbst noch Krimis? ren Nachtdreh kamen wir aus dem damaligen Heimat, mein Dort- Mein Favorit ist »Mord mit Aussicht«. Der Duisburger Wedau-Stadion und der selige wurde als „Schmunzel-Krimi“ geboren. Aber Eberhard Feik sagte: „Kommt alle mit, wir mund auch ›Tatort‹- man muss wissen: Das Ensemble, das sind gehen jetzt frühstücken.“ Und da stand ich alles in der Wolle gefärbte Theaterschauspie- mit meinen 22 Jahren vor so einem unglaub- Stadt geworden ist.“ ler. Die haben ein super Timing und weil die lichen Frühstücksbuffet. Das war eine tolle so verrückt sind, proben die sogar im Hotel. Erfahrung, das wird immer mit diesem Haus eigentlich gewohnt, dass Zeitungen irgend- Und es sind immer tolle Bücher, tolle Storys. verbunden bleiben. welche Rankings veröffentlichen. Das sind Ich bemühe mich seit Jahren erfolglos um mal die Spannendsten, mal die Hübschesten eine Gastrolle! Schon damals der »Tatort« – und jetzt sind oder was auch immer. Sie sogar der beliebteste Kommissar. Wie haben Sie davon erfahren? Und was bedeutet Ihnen der Beliebteste? Die Bild am Sonntag hatte schon vor Weih- Ich bin neulich gefragt worden, was Freddy nachten meine Agentur informiert – das war Schenk dazu sagen würde. „In die Zeitung von natürlich ein nettes kleines Weihnachtsge- gestern wickelt man den Fisch von morgen schenk. Seit wir »Tatort« machen bin ich das ein“, hab’ ich gesagt. Aber ich habe gelernt,

50 Service

Hotlines

1LIVE Hotline + 49 (0) 221 567 89 111 ARD / ZDF / Deutschlandradio 1LIVE DIGGI Faxline + 49 (0) 221 567 89 110 BEITRAGSSERVICE WDR @wdr.de Service-Hotline + 49 (0) 221 567 89 719

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