Hochwasser in Obernzell
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Freiwillige Feuerwehr Markt Obernzell Katastrophenfall im Landkreis Passau Hochwasser In Obernzell 12. ––– 16. August 2002 1 Wir werden aus den schönsten Träumen geweckt.... ....um so manchen Alptraum zu erleben 2 Inhaltsverzeichnis: 1. Vorwort 4 2. Die Ereignisse am Montag den 12. August 2002 5-6 3. Einsatztagebücher 7-24 4. Einsatzkräfte 25 5. Beteiligte Behörden, Firmen, Helfer 26-27 7. Presseartikel 28-38 8. Bilder 39-40 9. Spendenaufruf 41 10. Schlusswort 42 3 Vorwort Am Montag, den 12. August 2002 rückten die Feuerwehr Obernzell und mehrere benachbarte Wehren in den Vormittagsstunden aus, um einige bereits überflutete Keller und Straßen von großen Wasser- massen zu befreien. Der Eckerbach und der Hofleitenbach traten nach schweren Regenfällen im Bereich Hammermühle und Bachstraße über ihre Ufer und verlangten den Bewohnern und den angerückten Helfern schon jetzt einiges an Kraft und Ausdauer ab. Doch was einige Stunden später, etwa zur Mittagsstunde, über Obernzell, dessen Bewohner und die Feuerwehrmänner buchstäblich hereinbrach, wird allen Beteiligten für immer in Erinnerung bleiben... Dieser Bericht, über einen der größten Einsätze der freiwilligen Feuerwehr Obernzell seit Ihrer Gründung, soll die Ereignisse der 33 Woche im Jahr 2002 in Wort und Bild darstellen. Stefan Liebl, FF Obernzell 4 Die Ereignisse am Montag, den 12. August 2002 Um kurz vor 9.00 Uhr morgens alarmierte die Alarm- und Einsatzzentrale die Feuerwehr Obernzell und mehrere benachbarte Wehren. Die anrückenden Kräfte wurden informiert, dass der Eckerbach und der Hofleitenbach nach starken Regenfällen über ihre Ufer treten. Die Feuerwehren brachten die Mannschaften mit ihrem Gerät an verschiedenen Objekten zum Einsatz. Es wurde begonnen die ersten Keller mit Tauchpumpen und Tragkraftspritzen vom Wasser zu befreien. Die Besatzungen des LF16-TS und des MZF der FF Obernzell sowie des TLF16/25 der FF Untergriesbach arbeiteten im Keller des Anwesen Ratzinger in der Hammermühle. Die anderen Feuerwehren pumpten derzeit in der Bachstraße das Wasser ab. Einigen Kameraden wurde in der Hammermühle durch das steigende Wasser der Rückweg auf die rechte Uferseite des Eckerbachs abgeschnitten. Nach kurzer Überlegung einigte man sich mit einer Sicherung durch Rettungsleinen das Bachbett zu durchqueren. Da bereits eine Brücke Richtung Obernzell überschwemmt war, konnten die völlig durchnässten Kameraden nur noch den Rückweg zu Fuß über den Opermannweg ins Feuerwehrhaus antreten. Die noch verbleibende, sehr dezimierte, Mannschaft verblieb mit den drei eingeschlossenen Fahrzeugen weiterhin vor Ort und pumpte mit der Tragkraftspritze das Wasser aus dem Keller des Anwesen Ratzinger. Es muss kurz vor der Mittagsstunde gewesen sein, als einer der Anwohner durch lautes rufen die Feuerwehrmänner warnte. Eine etwa mannshohe Mauer aus Wasser, Bäumen, Brettern und Geröll bahnte sich den Weg durch das Eckerbachtal. In letzter Sekunde konnten sich die Feuerwehrmänner aus dem Keller auf den nahegelegenen Hang retten. Auch zwei der drei Feuerwehrfahrzeuge wurden noch in Sicherheit gebracht. Das LF 16-TS der FF Obernzell hingegen konnte nicht mehr weggefahren werden. Es wurde von der Flutwelle erfasst und ca. 50 m in das Anwesen Ratzinger gedrückt. Dort prallte es gegen eine Stallung und wurde vom Dach des Gebäudes begraben. Die Mannschaft des Obernzeller LF 16 die über Funk die Hilferufe der Kameraden hörte verlies ohne weiteres Zögern die Einsatzstelle in der Bachstraße um im Gerätehaus Schwimmwesten und Rettungsleinen zu holen. Gerade rechtzeitig wendete man das 5 Fahrzeug an der Hammermühlkreuzung. Denn dort konnten sie bereits die Spitze der Flutwelle, umherfliegende Gegenstände und eine riesige Wolke aus Graphitstaub auf sich zurasen sehen. Einige Feuerwehrleute und Anwohner liefen die Bachstraße abwärts und holten die Helfer in letzter Minute aus den Kellern. Nur Sekunden später waren die Gebäude in der Bach- u. Angerstraße, am Ledererplatz und rund um den Schlossgarten im Erdgeschoss teilweise bis fast zur Decke unter Wasser. Die Gruppe vom Obernzeller LF16 die bereits das Rettungsgerät holte, rannte vom Altenheim über den Oppermannweg schnellstmöglich in die Hammermühle, um den Bewohnern und den eingeschlossenen Kameraden zur Hilfe zu eilen. Dort angekommen begann man unverzüglich mit der Bergung der Familie Ratzinger, die sich im 1. Stock des Wohngebäudes aufhielt. Mit Schwimmwesten und Leinen gesichert, rettete man die Kinder, die Eltern und die Großmutter aus dem bereits teilweise unterspülten Gebäude. Wie durch ein Wunder wurde durch diese Flutwelle niemand verletzt oder gar getötet. Gemäß Aussagen von Opfern und Feuerwehr- männern, war es in mehreren Fällen nur einem Zufall und dem beherzten Eingreifen von Angehörigen und Helfern zu verdanken, dass nur ein Sachschaden entstand und keine Personen zu schaden kamen. Was zurückbleibt ist neben den Tonnen von Schutt und Schlamm sicherlich ein großer Schock, bei Allen die diese unvorstellbare Naturgewalt miterleben mussten. Stefan Liebl, FF Obernzell 6 Datum: Montag, den 12.08.2002 und Dienstag, den 13.08.2002 Blatt: 1 UG-ÖEL Einsatztagebuch der UG-ÖEL Landkreis Passau Einsatz: Hochwasser in OBERNZELL lfd Darstellung der Ereignisse, Meldungen, Informationen, Anfra- Uhrzeit Anlage Nr. gen, Vorkommnisse, Maßnahmen, Überlegungen 01 Ca. 8.58 Alarmierung 02 Ca. 12.00 Damm in Steinbruck gebrochen Fahrzeug-Obernzell 41/1 von Flutwelle erfasst und schwer 03 beschädigt -keine Verletzte 04 13.30 Fam. Pollok aus Töpferei durch Malteser evakuiert 05 13.45 FFW Ederlsdorf zur Hubschraubereinweisung 06 13.50 Kdt. Obernzell bestätigt alle FW-Leute aus Gefahrenbereich 07 14.10 Person von Hammermühle beim Altenheim an BRK übergeben 08 14.15 Malteser mit Fahrzeugen (siehe oben) im Gerätehaus Obernzell 09 14.25 KBR Silbereisen im Gerätehaus eingetroffen 10 14.30 Einrichtung Verpflegungsstation im Gerätehaus 11 14.40 Malteser bringen FW-Leute zur Verpflegung ins Gerätehaus 12 15.15 Verpflegungsstation einsatzbereit Fam. Neuhofer, Hammermühle 1, zur Verpflegung ins FW-Haus 13 15.30 gebracht 14 15.35 Strasskirchen + Untergriesbach zur Verpflegung 15 16.00 Hundsruck + Gottsdorf zur Verpflegung 16 16.15 Alle Kräfte wieder im Einsatz 17 16.30 Lämmersdorf zur Verpflegung 18 17.00 Ederlsdorf bereits verpflegt 19 17.05 Schaibing im Gerätehaus 20 18.00 Ederlsdorf mit Sandsäcken im Einsatz in Jochensteinerstrasse 21 18.00 2. Kdt. gibt Lagemeldung an KBR 22 18.10 FFW Möslberg alarmiert 23 20.00 K-FALL bestätigt durch LRA und Gemeinde 24 20.04 Lt. AEZ ---- THW kommt mit Pumpen 25 20.35 Pegelstand 9.56 26 20.20 Alarmierung UG-Oel 7 Ankunft UG-Oel im FW-Gerätehaus-Obernzell 27 20.40 Aufbau der Funkverbindung + Übergabe an Einsatzleitung 28 21.30 Durchflussmenge 6400 cm SEC. Festlegung der Fahrzeuge f. Durchsage im Evakuierungsfall: - für ERLAU im Bereich Donaugründe – FFW Untergriesbach 11/1 - für OBERNZELL im Bereich Anwesen Schmid bis zum Markt 29 21.45 = Untergriesbach 42/1 - für OBERNZELL im Bereich Anwesen Schmid + Uferstrasse = Ederlsdorf 11/1 30 22.00 Pegelstand 9,61 m 31 22.35 Pegelstand-Hafen konstant 32 22.40 Meldung AEZ ---Pegelstand für 4.00 Uhr auf 10,90 m prognostiziert Besprechung aller anwesenden Kommandanten mit Einatzleitung Hinweis an die Kdt. – sämtliche Einheiten bleiben bis 23.30 Uhr vor Ort 33 22.40 In Erlau + Obernzell werden die Pegelstände vor Ort gemessen Evakuierung der Bevölkerung wird je nach dem jeweiligen überschreiten des Grenzpegelstandes durchgeführt f. Gemeinde ist ab 9.00 Uhr Notstromaggregat + Pumpe zur 34 22.44 Verfügung zu stellen 35 22.46 Pegelstand 9,78 m 36 22.46 FFW Strasskirchen meldet sich ab, THW übernimmt Meldung AEZ- Pegelstand für 10.00 Uhr auf 10,70 m prognostiziert 37 23.00 Prognose von 22.40 revidiert 38 23.11 Mitteilung –FAX von AEZ – Funkrufnamen von THW 39 23.17 Pegelstand-Hafen-Obernzell konstant KBI Stemplinger telefoniert mit Reis Leo wg. Evakuierungsmaßnahmen + zusätzliche Transportmöglichkeiten 40 23.18 Reisebus muss ab 2.30 Uhr zur Verfügung gestellt werden können Hinweis von KBI an Hr. Reis, weil Mehrzweckfahrzeuge im Ernstfall zu wenig Anweisung von KBI, alle nicht unmittelbar benötigten Einsatzkräfte sollen nach Hause fahren und sich ab ca. 4.00 Uhr wieder bereit 41 23.25 halten Strassenabsperrkräfte werden abgezogen, Absperrschilder 42 23.29 Untergriesbach 42/1 und 11/1 abgemeldet Lämmersdorf 43/1 und 11/1 abgemeldet Wegscheid 41/1 u. 21/1 u. 11/1 43 23.32 Untergriesbach 21/1 abgemeldet 8 Schaibing 47/1 Thalberg 47/1 Möslberg 44/1 abgemeldet Ederlsdorf ca. 30 Mann abgemeldet 44 23.37 THW-Einsatz bei Töpferei, Ablösung in ca. 30 Minuten von Kollegen 45 23.42 Messnerschlag 42/1 abgemeldet 46 23.51 Pegelstand 9,87 m Anruf von Hr. Reis – Gespräch mit KBM Reschke Weitere Vorgehensweise: Ansteigen des Pegelstandes um 70 cm gegen 10.00 Uhr auf alle 47 23.52 Fälle erwartet, Evakuierung Erlau wäre dann evtl. um 8.00 Uhr erforderlich - neue Pegelstände werden abgewartet Pegelstand-Hafen-Obernzell, Pegelstand seit letzter 48 23.55 Messung+15cm Lt. Bgm. Hr. Riedl Pro ½ Stunde steigt der Pegel in Erlau um ca. 5 cm lt. KBM 49 00.06 Reschke Stv. Kdt. Irg FW-Erlau entscheidet Evakuierung in Erlau KBI Stemplinger meldet sich ab ---- ist aber im Evakuierungsfall zu 50 00.16 verständingen 51 00.18 Pegelstand-Hafen-Obernzell wieder konstant 52 00.20 Pegelstand 9,90 m Ederlsdorf 42/1 und 11/1 FW-Haus-Obernzell zur Verpflegung (9 53 00.21 Mann) KBM Reschke hält Rücksprache mit stv. Kdt. Irg, Evakuierung von 54 00.38 Erlau in ca. ½ Stunde geplant 55 00.57 Erlau wird per Lautsprecher evakuiert!!! Pegelstand-Hafen-Obernzell