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Telefon: 0 233-25453 KulturreferatSeite 1 von 14 Telefax: 0 233-21269 Abteilung 1 Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Film, Literatur, Musik, Stadtgeschichte, Wissenschaft KULT-ABT1 Denkmal für die Familie Mann Denkmal für Thomas Mann Antrag Nr. 14-20 / A 00778 von Herrn StR Marian Offman, Herrn StR Richard Quaas vom 17.03.2015 Die Stadt setzt Thomas Mann ein Denkmal BA-Antrags-Nr. 14-20 / B 00962 des Bezirksausschusses des Stadtbezirks 13 – Bogenhausen vom 10.03.2015 Sitzungsvorlage Nr. 14-20 / V 05872 3 Anlagen: 1. Antrag Nr. 14-20 / A 00778 2. BA-Antrags-Nr. 14-20 / B 00962 3. Literarische Bestände zur Familie Mann in der Monacensia Beschluss des Kulturausschusses vom 28.04.2016 (VB) Öffentliche Sitzung I. Vortrag des Referenten: 1. Anlass für die Vorlage / Kompetenzen Der Stadtratsantrag Nr. 14-20 / A 00778 von Herrn StR Marian Offman und Herrn StR Richard Quaas vom 17.03.2015 „Denkmal für Thomas Mann“ und der Bezirksausschuss-antrag Nr. 14-20 / B 00962 des Bezirksausschusses des Stadtbezirks 13 – Bogenhausen vom 10.03.2015 „Die Stadt setzt Thomas Mann ein Denkmal“ bilden die beiden Ausgangspunkte für den vorliegenden Verfahrensvorschlag. Neben der historischen Bedeutung von Thomas Mann für München wurde bereits bei ei- ner ersten inhaltlichen Annäherung deutlich, dass der thematische Fokus singulär auf Thomas Mann begrenzt sehr reduziert erscheint. Eine künstlerische Würdigung des Lite- raten ohne seinen familiären Kontext würde viele interessante Facetten des Wirkens der „Manns“ in München ausklammern. Vor allem die zahlreichen gesellschaftlichen Bezie- hungen und literarischen Bezüge der gesamten Familie Mann zu München müssen bei einer erneuten künstlerischen Setzung im öffentlichen Raum ihre Wertschätzung erfah- ren. Auch die konzeptuelle Frage, inwiefern ein „klassischer Denkmalbegriff“ bei einem renommierten Anliegen dieser kulturellen Tragweite noch zutrifft, stand zu Beginn einer grundsätzlichen Annäherung zur Diskussion. Mit der Beschlussvorlage werden dem Stadtrat die Ergebnisse der inhaltlichen Recher- che, die Diskussion bzw. Möglichkeiten einer Ausweitung des Themas, eine praktikable verfahrenstechnische Umsetzung sowie ein realistischer Finanzierungsvorschlag für eine zeitgemäße künstlerische Würdigung im öffentlichen Stadtraum der Familie Mann unter- breitet. Ein Anhörungsrecht eines Bezirksausschusses besteht nicht. Seite 2 von 14 2. Im Einzelnen Der Wunsch nach einer angemessenen Würdigung des Nobelpreisträgers Thomas Mann ist nicht neu. Die mittlerweile gängige Forschung würde den Betrachtungsgegenstand „Thomas Mann“ als komplex umschreiben. Um dieser Komplexität in der Beantwortung der beiden Anträge gerecht zu werden und um in die grundsätzliche Diskussion einzu- steigen, wurde der Themenkomplex zunächst in der Arbeitsgruppe Gedenktafel bearbei- tet. 2.1 Arbeitsgruppe Gedenktafel Gemäß dem Stadtratsbeschluss „Geschichte und Erinnern im öffentlichen Raum“ vom 06.11.2002 ist die Arbeitsgruppe im Kulturreferat angesiedelt. Sie setzt sich aus Vertrete- rinnen und Vertretern aller Stadtratsfraktionen, des Direktoriums und der Stadtverwal- tung, u. a. Stadtarchiv, Baureferat, Referat für Stadtplanung und Bauordnung, Kommu- nalreferat / Vermessungsamt sowie dem Kulturreferat zusammen. Die vom Stadtrat eingesetzte Arbeitsgruppe beschäftigte sich am 21.05.2015 mit den beiden o. g. Anträgen. Als fachkompetente Expertin, sowohl für den historischen Kontext als auch bzgl. der literarischen Bedeutung Thomas Manns für München, nahm an der Sitzung Frau Dr. Elisabeth Tworek, Leiterin der Monacensia teil. Zu Beginn der Sitzung und um sich dem Thema anzunähern, wurden die bereits existie- renden Erinnerungsaktivitäten zu Thomas Mann in München aufgezeigt. Zum Gedenken an den Literaten befinden sich in München aktuell sechs Gedenktafeln, ein Gymnasium, eine Halle der Universität und eine Straße im Herzogpark sind nach ihm benannt. Die Diskussion zeigte, dass bei einer weiteren permanenten Würdigung im öffentlichen Raum die literarische Bedeutung der gesamten Familie Mann nicht vernachlässigt wer- den darf. Neben der literarischen Bedeutung von Thomas Mann für München vertritt das Gremium einheitlich die Auffassung, dass der inhaltliche Fokus nicht alleine auf die Per- sönlichkeit Thomas Mann und sein Wirken gerichtet wird. Um die Beziehungen der „Manns“ zur Stadt München darzustellen, dürfen einige histori- sche sowie gesellschaftspolitische Tatsachen nicht vernachlässigt werden. So hat Tho- mas Mann z. B. seinen literarischen Nachlass der Eidgenössischen Technischen Hoch- schule Zürich vermacht. Nach Jahren im Exil war eine Rückkehr für ihn nach München immer ausgeschlossen. Sein ehemaliges Wohnhaus in München wurde 1952 wegen Einsturzgefahr mit seinem persönlichen Einverständnis durch die Stadt München abge- rissen. Thomas Manns Kinder Klaus, Erika, Michael und Monika Mann vertrauten hingegen der Monacensia ihre umfangreichen literarischen Hinterlassenschaften an. Dieses literari- sche Vermächtnis stellt einen bedeutenden Teil des Bestandes der Monacensia dar. In- zwischen sind große Teile des Bestandes digital aufbereitet. Seite 3 von 14 Zu Herrn Frido Mann, dem Sohn von Michael Mann, pflegt die Leitung der Monacensia seit Jahrzehnten einen guten Kontakt. Herr Frido Mann ist u. a. der Sprecher der „Mann-Erben“ und zudem Ansprechpartner in Fragen des Urheberrechts. Da eine weitere öffentliche und repräsentative Würdigung für Thomas Mann, der lange Zeit in München lebte, nicht grundsätzlich angezweifelt wird, kommt das Gremium zu der Auffassung, dass bei dieser Debatte die Ehefrau Katia und ihre gemeinsamen Kinder einbezogen werden müssen. Erst im Kontext der gesamten Familie Mann erschließt sich die repräsentative Bedeutung von Thomas Mann und München umfassend. Auch Möglichkeiten eines geeigneten Standortes wurde im Gremium bereits angespro- chen. Die allgemeine Empfehlung des Gremiums lautet, dass als möglicher Standort ei- nes dauerhaften Kunstprojektes eher der östliche Teil Münchens in Betracht gezogen wird. Da sich hier der Lebensmittelpunkt der „Manns“ befand, sollte dies auch bei der Standortwahl berücksichtigt werden. Zudem gibt das Gremium zu bedenken, dass bei der künstlerischen Umsetzung eines li- terarischen Denkmals zu Beginn des 21. Jahrhunderts die klassischen Gestaltungskate- gorien für öffentliche Denkmäler kritisch zu hinterfragen sind. Eine formal ästhetische Empfehlung für das Denkmalvorhaben wird aber nicht explizit von der Arbeitsgruppe Ge- denktafel ausgesprochen. Als Ergebnis der Sitzung ist festzuhalten, dass die Arbeitsgruppe Gedenktafel das städti- sche Vorhaben ausdrücklich befürwortet und folgende Empfehlungen formuliert: - Ausschreibung eines Kunstwettbewerbs zur Gestaltung eines Denkmals. - Das Denkmal sollte die Komplexität der gesamten Familie Mann ausdrücken. - Die Nachfahren sollten bei der Debatte um ein neues Denkmal frühzeitig und aktiv mit einbezogen werden (z. B. Einbindung in die Jury des Kunstwettbewerbs). Basierend auf den inhaltlichen Anregungen und einstimmig formulierten Empfehlungen der Arbeitsgruppe Gedenktafel wird der thematische Fokus nun auf die gesamte Familie Mann und ihr Verhältnis zu München bis in die Gegenwart hinein gelegt. 2.2 Thematischer Fokus - Ergebnis der Recherche „Was für eine sonderbare FAMILIE sind wir! Man wird später Bücher über UNS – nicht nur über einzelne von UNS – schreiben“. (Zitat: Klaus Mann, Tagebuch 1936) Die Familie Mann ist eine außergewöhnliche Künstler-Familie mit ausgeprägten Persön- lichkeiten und Charakteren. Die „amazing family“, die einige der bedeutendsten Schrift- steller deutscher Sprache hervorbrachte, ist einzigartig in der deutschen Literatur- und Kulturgeschichte. Lebensweg und Schicksale ihrer einzelnen Mitglieder stehen für ein ganzes Jahrhundert deutscher Zeitgeschichte. Die Stadt München nimmt in der Famili- enchronik der Familie Mann für viele Jahre den Platz des wichtigsten Lebenszentrums ein. Seite 4 von 14 Thomas Manns Kinder Klaus, Erika, Golo, Monika, Elisabeth und Michael kamen alle in München zur Welt. Anfang 1914 bezog Thomas Mann mit seiner Familie eine herrschaft- liche Villa an der Poschinger Straße 1 im Herzogpark rechts der Isar. Die Machtübernah- me der Nationalsozialisten zwang die Familie Mann ins Exil, zunächst nach Südfrank- reich und in die Schweiz, 1938 in die USA. Die Villa an der Poschinger Straße wurde von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Thomas Mann wurde enteignet, sein Besitz ver- steigert. Die Thomas-Mann-Villa wurde dem Lebensborn e.V. überlassen, der unter dem Deckmantel einer sozialkaritativen Einrichtung die NS-Rassenpolitik unterstützte. Nach Kriegsende lehnte Thomas Mann es ab, seinen ehemaligen Wohnsitz wieder zu bewoh- nen. Thomas Mann vermachte seinen literarischen Nachlass der ETH Zürich, da er nach Jahren im Exil eine Rückkehr nach München ausschloss. Sein ehemaliges Wohnhaus in der Poschinger Allee 1 wurde 1952 abgerissen. Seit einigen Jahren lebt Frido Mann in München. Frido Mann ist der Sohn von Michael Mann und der Enkel von Thomas Mann. Er ist heute der Sprecher der „Mann-Erben“ und Ansprechpartner in Fragen des Urheberrechts für Thomas, Katia, Klaus, Erika und Mi- chael Mann. Zu ihm pflegt die Monacensia einen guten Kontakt (siehe Anlage 3; literari- sche Bestände zur Familie Mann in der Monacensia). Frido Mann wurde im kaliforni- schen Exil der Familie Mann geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg übersiedelte er nach Europa, seit einigen Jahren lebt er nun in München, in der Stadt, aus der seine Familie 1933 ins Exil fliehen musste. „Ich glaube nicht, dass das Zufall