Neue Malakologische Befunde Aus Dem Jüngstpleistozänen
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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Beiträge zur Paläontologie Jahr/Year: 1996 Band/Volume: 21 Autor(en)/Author(s): Fellner (Frank) Christa, Rabeder Gernot Artikel/Article: Neue malakologische Befunde aus dem jüngstpleistozänen Lößprofil vom Grubgraben bei Kammern (Niederösterreich) 21-31 ©Verein zur Förderung der Paläontologie am Institut für Paläontologie, Geozentrum Wien Beitr. Paläont., 21:21-31, Wien 1996 Neue malakologische Befunde aus dem jüngstpleistozänen Lößprofil vom Grubgraben bei Kammern (Niederösterreich) Malacological news from the Early Pleistocene loess sequence “Grubgraben” near Kammern (Lower Austria) von Christa FRANK* und Gernot RABEDER** FRANK, Ch. & RABEDER, G., 1996. Neue malakologische Befunde aus dem jüngstpleistozänen Lößprofil vom Grubgraben bei Kammern (Niederösterreich). — Beitr. Paläont., 21:21-31, 3 Taf., Wien. Zusammenfassung früherer Grabungen wurden bereits publiziert (MON TET-WHITE, 1990). Die Mollusken-Faunenliste von der Grabungsstelle „Grubgraben“, in MONTET-WHITE (1990) wird zum Diese Studie enthält auch einen Beitrag von HAE- Anlaß einer kritischen Stellungnahme gegen unvoll SAERTS (1990:15-35), in welchem die „mollusc as- ständige Arterfassung und damit unexakte Interpreta semblages“ (det. Prof. J. de Conick und F. Gelaude, Paläontologisches Institut d. Univ. Gent) aufgelistet tion genommen. Der Stellenwert morphologischer Kri terien für eine Präzisierung der Standortsgeschichte sind (:20-21). Diese Auflistung war der Anlaß für eine wird diskutiert und anhand von fünf Beispielen doku neue Beprobung nach malakologischen Gesichts mentiert. punkten. Die malakologische Neuaufnahme des Profils im Be reich der archäologischen Grabungen war aus zwei Summary Gründen interessant und notwendig geworden, weil uns einerseits die publizierte Artenliste fehlerhaft er The malacothanatocoenoses registered in MONTET- schien und daher zu revidieren war, und weil anderer WHITE (1990) gave rise to the critical review pre seits eine neue klimatologische Interpretation deshalb sented below. The criticism conserns the incomplete wichtige Ergebnisse erwarten ließ, weil die archäolo mode of collection, from which we may infer unsatis gischen Fundhorizonte nach den Radiokarbondaten fying interpretations. The significance of the morpho (18960±600 und 18400±330 v.H.) einem Hochglazial logical characteristics of shells and shell fragments as des Würm-Zyklus zugeordnet worden waren (HAE- accessory criterion in the reconstruction of (former) SAERTS, 1990). environmental conditions is discussed and showed in Im Bereich der Quadranten F und G des Grabungs five examples. bereiches wurde je ein Profil gelegt, wobei Profil 1 (Qu. F) von 80 cm oberhalb der Kulturschicht 2 (Stein Einleitung lage) bis -30 cm unterhalb der Obergrenze von Kultur schicht 2; Profil 2 (Qu.G) von 0 bis -80 cm unterhalb Im Zuge des durch den Fonds zur Förderung der wis von Kulturschicht 2/3 reichte. Aus den Profilen wur senschaftlichen Forschung ermöglichten Projektes Nr. den in Schichten von 10 cm Breite insgesamt 19 9320 „Die pleistozänen Faunen Österreichs“ wurde Sedimentproben ä 5 kg entnommen (28.7.1993), ge auch die Fundstelle Grubgraben bei Kammern in Nie schlämmt und von Mag. F. C. Stadler und R. Tröstl derösterreich wiederholt von G. Rabeder und Ch. Frank, (beide Zool. Inst. d. Univ. Wien, Biozentrum) ausge während zweier von F. Brandtner durchgeführten Gra sucht. Weiters wurde eine Lößprobe (1 kg) zu Ver bungen (1993 und 1994) aufgesucht. Die Ergebnisse gleichszwecken im Hohlweg, unterhalb-westlich der Grabungsstelle gezogen, und die rezente Gastropoden- * Univ.-Doz. Dr. Ch. Frank, Biozentrum, Althanstraße 14, fauna an den Hohlwegböschungen erhoben (7.7.1994, A-1090 Wien, Österreich G. Rabeder & Ch. Frank). Literaturhinweise zur rezen ** O. Univ.-Prof. Dr. G. Rabeder, Institut für Paläontologie ten Molluskenfauna von Langenlois und Hadersdorf der Universität Wien, Geozentrum, Althanstraße 14, A- finden sich in KLEMM (1974) und REISCHÜTZ 1090 Wien, Österreich (1977). Solche Vergleichsuntersuchungen sind für eine ©Verein zur Förderung der Paläontologie am Institut für Paläontologie, Geozentrum Wien 22 Beitr. Paläont., 21, Wien 1996 richtige Interpretation an Thanatocoenosen unerläß or H. striata “] ist zwar verschiedentlich aus Österreich lich. Ohne die sekundär eingelangten Komponenten gemeldet, aber bislang nicht bestätigt worden; so auch aus den Lößfaunen umfaßt die heutige Fauna 27 be von KLEMM (1974:369-370). Soweit Exemplare von schälte Arten; die Nacktschnecken konnten nur durch Frank überprüft werden konnten, handelt es sich durch Schälchen der Gattung Deroceras (vermutlich handelt wegs um Helicopsis striata. Beide Arten sind xerophil, es sich um die kulturfolgende Art D. reticulatum (O.F. sie zeigen gegenwärtig dieselben standörtlichen MÜLLER) erfaßt werden. Den Gegebenheiten ent Präferenzen. Die rezente Verbreitung von Helicopsis sprechend -Robinia pseudacacia und Sambucus nigra, striata ist west-, mittel- und osteuropäisch, von Tro mit Urtica dioica u.a. über trocken-lehmigem Grund; choidea geyeri west- bis westmitteleuropäisch (Nord angrenzend Weinbau - herrschen heute die genügsa ostfrankreich, Belgien, deutsche Mittelgebirge, bis men, mesophile Standorte verschiedener Art bewoh Thüringen, Lothringen, Schweiz; isoliert auf Gotland). nenden Elemente vor. Eine sichere Bestimmung ist nur durch Vergleich gro Durch verschiedene Standortgruppen wird die Xero- ßer Schalenserien und die anatomische Untersuchung morphie des Standortes, mit sekundären Pflanzen möglich. Differentialdiagnostisch würde hier nur Can- gesellschaften und buschreichen Wegböschungen do didula soosiana (WAGNER, 1933) in Frage kommen, kumentiert. von der es conchologische Nachweise in Österreich Weinbauterrassen im östlichen Mitteleuropa werden vor allem nördlich der Donau, vom Kamp bis Wien, durch die Artenverbindung Granaria frumentum - gibt. Südlich von Wien sind einzelne burgenländische Zebrina detrita — Cecilioides acicula — Xerolenta ob- Funde bis in den Eisenstädter Raum bekannt. Sie ist via - Cepaea vindobonensis bezeichnet; meist kom westkarpatisch. Von manchen Autoren, vor allem in men zusätzlich noch Oxychilus inopinatus und Helix der neuen Literatur, wird sie in die Synonymie von pomatia vor. Als Kulturfolger treten im Fundgebiet Candidula unifasciata (POIRET, 1801) gestellt, die in Cecilioides acicula, Oxychilus cellarius und Xerolenta Österreich vor allem aus Nordtirol, auch aus Vorarl berg, gemeldet ist. Verbreitung: West- und mittel obvia auf. Auf feuchtigkeitsspeichernde Bodenvertie europäisch. Die ökologischen Ansprüche sind diesel fungen weisen Cochlicopa lubrica, Columella edentula ben wie von Helicopsis striata. und Euconulus alderi hin. Von Interesse ist die Prä Columella columella ist in Tab. III—1 ökologisch nicht senz der waldbewohnenden Arten Acanthinula aculeata zugeordnet worden. Sie lebt gegenwärtig vor allem in und Helicodonta obvoluta, die in der heutigen Fauna verschiedenen offenen, felsbetonten Habitaten, zwi als reliktär angesehen werden müssen, und auf frühere schen Trümmergestein, in Grasbändern an Felsen, vom größere Baumbestände schließen lassen, die durch die Hochgebirge bis in die Tallagen. Pleistozän gehörte sie Inkulturnahme der Landschaft entfernt worden sind. zu den hochkaltzeitlichen Faunenelementen und ist in mitteleuropäischen Lössen häufig nachweisbar. Fau Ergebnisse nen, in denen sie bestandsbildend auftritt, zeigen stren ges, kalt-feuchtes Klima; Tundrenlandschaft. Sie hat Obwohl die Molluskenführung in allen Profilab aber lokal auch in gemäßigten Bedingungen, an ent schnitten nur gering war, ist eine Interpretation gut sprechenden Standorten, existiert. möglich. In der Tabelle in HAES AERT‘s Beitrag schei Ferner ist es höchst unwahrscheinlich, daß die in gro nen nur acht Gastropodenarten, darunter zwei nicht ßen Individuenzahlen angeführte Pupilla muscorum sicher identifizierte, auf, aber in viel höheren Indivi (400-60-100-200 Individuen) die einzige vertretene duenzahlen (1801 Exemplare aus 4 Einheiten): „ Pupilla Pupilla- Art war, vor allem, da trotz der weit geringe muscorum, Succinea oblonga, Helicella geyeri or H. ren Anzahl an Pupilla, die bei der Neubeprobung er striata, Trichia hispida, Clausilia dubia, Vallonia pul- halten wurde, auch Pupilla muscorum densegyrata, chella, Columella columella, Succinea oblonga or S. Pupilla triplicata, Pupilla sterrii und Pupilla loessica arenaria“ (Table III-l). Die Beprobung durch die zweifelsfrei feststellbar waren. Autoren ergab dagegen 18 Arten: Succinella oblonga (sub Succinea) wird als „hydro- Columella columella, Granaria frumentum, Pupilla philus species“ eingestuft. Sie findet sich zwar bevor muscorum, Pupilla muscorum densegyrata, Pupilla zugt an feuchten Stellen am Boden, hat aber eine weitge triplicata, Pupilla sterrii, Pupilla loessica, Vallonia spannte ökologische Amplitude, die bis zu ziemlich costata incl. f. helvetica, Vallonia pulchella, Chon- trockenen Hängen, zwischen Gras und Felsmull, reicht. drula tridens, Clausilia dubia, Succinella oblonga, Dies muß bei der Interpretation jedenfalls berücksichtigt Catinella arenaria, Punctum pygmaeum, Oxychilus werden. Außerdem wird die Morphologie von Succi inopinatus, Trichia hispida, Helicopsis striata, Arian- nella oblonga nicht kommentiert, ob die Normalform ta arbustorum; Gesamtindividuenzahl 87 (Rück oder die elongata- Form (oder beide)