Dr.MichaelNemeth © Oskar Schmidt Oskar © Musikmanagement

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 1

Inhaltsverzeichnis

Versuch einer Rückschau ______5

Zwischenbilanz einer Erneuerung Überblick über die Musikvereinsspielzeiten seit 2008 ______9 Zusammenfassung der wichtigsten organisatorisch-künstlerischen Neuerungen und wichtige Debüts im Musikverein ______34 Marketing-Aufbruch: Dokumentation Sujetplakate und neue Werbelinie ______37 Besucher- und Auslastungszahlen sowie Mitgliederbefragung ______42

Dokumentation weiterer Projektarbeiten Konzerte für Menschenrechte ______44 Festschrift "200 Jahre Musikverein" ______46 Konzerte im Stadtpark ______47 Kammerorchester con fuoco ______48 Kulturforum.eu ______49 Orangerie im Grazer Burggarten ______50

Magisterarbeit und Dissertation ______51

Medienberichte ______53

Biografische Daten Michael Nemeth ______70

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 3 Franz Welser-Möst am Pult der Wiener Philharmoniker (14. Februar 2013) © Angelika Dorfer, Musikverein © Angelika Dorfer, Versuch einer Rückschau

Aus Anlass der zehnjährigen Tätigkeit als Generalsekretär des Musikvereins­ für Steiermark und nach mehr als 500 geplanten und verantworteten Kon- zerten im Stefanien-­ und Kammermusiksaal scheint es gerechtfertigt, Zwi- schenbilanz zu ziehen und eine Dokumentation meiner bisherigen Tätig­ keiten im Kulturmanagement­ vorzulegen. Als mir 2007/2008 die Aufgabe übertragen wurde, den 1815 gegründeten, traditionsreichen Musikverein für Steiermark als Generalsekretär zu über- nehmen, galt es, einen Weg großer musikalischer Tradition mit Innovation neu zu beschreiten. Zentrale Aufgabengebiete lagen darin, unter konse- quenter Budget­einhaltung auf neue Anforderungen unserer Zeit einzu­ gehen: dazu zählen neue Konzertformate, die Pflege des kenntnisreichen (Stamm-)Publikums sowie eine behutsame Repertoire-Erweiterung, getra- gen von den besten (Nachwuchs-)Musikern. Neue Herausforderungen wie Digitalisierung, das Heranführen anderer Publikumsschichten sowie not- wendige Sponsoren-Akquisition sind neue Facetten, die einen beachtlichen Teil des Musikmanagements­ einnehmen. In Zusammenarbeit mit einem Von großer Wichtigkeit war auch die fundierte Aufarbeitung unseres Archivs, jungen, kompetenten Team konnte (basierend auf einer umfassenden die mediale Aufrüstung und Erstellung einer modern gestalteten Fest- Befragung aller Mitglieder des Musikvereins) auf dem Weg der Erneuerung schrift, die 2015 im Böhlau Verlag erschienen ist. Das Ergebnis ist beacht- viel erreicht werden: lich, zumal neben der umfassenden Dokumentation der Vereinsgeschichte Neben Erst- und Uraufführungen, Debüts, neuen Formaten, internationalen auch Fragestellungen der aktuellen Musikrezeption „im Spiegel der Zeit“ Kooperationen und der Einführung von medial viel beachteten „Konzerten wissenschaftlich beleuchtet werden konnten. für Menschenrechte“ bildete die Umsetzung des Großprojekts „200 Jahre Abschließend ist zu betonen, dass die 1815 formulierte Gründungsidee des Musikverein“ den bisherigen Höhepunkt. Zwischen 2014 und 2016 waren Grazer Musikvereins, einen barrierefreien Zugang zum Musikgenuss zu über 1500 Künstler zu Gast, die mehr als 100 Konzertabende gestaltet ermöglichen, keine Vision bleiben musste und gesellschaftspolitischen ­hatten. Dass all dies reibungslos gelingen konnte, verdanke ich wichtigen Heraus­forderungen im Wandel der Zeit bis heute durchaus standhalten Erfahrungen und Persönlichkeiten, die ich im Laufe der Zeit kennenlernen kann. Basis dafür sind Offenheit und Respekt gegenüber allen Kulturen, durfte, u.a. als Mitarbeiter namhafter Wiener Musikinstitutionen­ (Bundes- interessante Programmvielfalt, das Eingehen auf aktuelle Fragestellungen theaterholding, Staatsoper, Künstlervermittlung Erich Seitter, Klangbogen der Musikrezeption­ sowie die aktive Förderung der Jugend. Wien, Gustav Mahler Jugendorchester) sowie als Gründer selbst verantwor- teter Initiativen (Kulturforum.eu, Kammerorchester con fuoco, Konzerte im Dr. Michael Nemeth Stadtpark Graz). November 2018 musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 5 © Schubidu Quarte

Grandioser Abschluss der Jubiläumssaison 2014/15: Mahlers Achte Symphonie in der Grazer Stadthalle 200 Jahre Musikverein Aufführung von Verdis Giovanna d'Arco (22./24. September 2012) mit dem ORF Radio-Symphonie­ orchester Wien unter Carlo Montanaro, dem Chor und Extrachor der Oper Graz sowie mit 8 | Dr. Michael Nemeth Maria Agresta, Jean-François Borras, Robert Bartneck, Gabriele Viviani und Josef Pepper © Münchner Philharmoniker

Agnes Baltsa mit Michael Nemeth und Gerhard Fabisch (Steiermärkische Sparkasse) Christian Thielemann debütierte am 26. März 2009 im Musikverein. (17. September 2008)

„Der Musikverein zeigt, was er kann.“ ren. Um trotz Konkurrenz und konstant niedriger Subventionen unsere Zwischenbilanz einer Erneuerung Attraktivität steigern zu können, wurde ein Konzept mit Modifikationen Michael Nemeth und neuen Programmakzenten entwickelt. An erster Stelle stand die Not- wendigkeit einer Anbindung wichtiger Sponsoren als dritte Budgetsäule, um Neuerungen in der Organisation und Erweiterung des Konzertangebo- tes finanziell ermöglichen zu können. Neben dem konsequenten Aufbau Nach fast vierjähriger „Lehrzeit“ im Musikvereinsbüro wurde mir im Alter einer professionellen Öffentlichkeitsarbeit und dem Abschluss wichtiger von 29 Jahren die Aufgabe übertragen, die Leitung eines der traditions- Medienkooperationen war es vor allem eine optische, mediale und organi- reichsten und ältesten Konzertbetriebe in Österreich zu übernehmen. Seit satorische „Runderneuerung“, die das Interesse am Musikverein zuse- vielen Jahrzehnten, vor allem seit Prof. Albert Moser, dem die nachhaltige hends wachsen ließ. Anbindung an das internationale Musikgeschehen gelang, genießt der Musik­verein im In- und Ausland höchste Anerkennung. Künstler aus nah und fern loben nicht nur den hervorragenden Klang des Stephaniensaals, Der Versuch einer „Quadratur des Kreises“ sondern vor allem die Fachkenntnis des Publikums. Aufmerksames Zu­ hören oder das Ausbleiben unangebrachten Applauses zwischen einzel- Bereits in der ersten von mir verantworteten und geplanten Spielzeit wur- nen Liedern oder Symphoniesätzen werden von unseren Künstlern stets den Neuerungen spürbar. In fünf Zyklen fanden insgesamt 43 Konzerte mit größtem Respekt wahrgenommen. sowie zwei exklusive Festkonzerte mit Agnes Baltsa und den Wiener Phil- Dennoch war es an der Zeit, Innovationen und neue Organisationsstruktu- harmonikern unter der Leitung von Christian Thielemann statt, der das ren einzubringen, um den Verein wieder als wichtigsten steirischen Kon- erste Mal in Graz auftrat und nicht nur die hervorragende Akustik des zertveranstalter im Rampenlicht der Steirischen Kulturszene zu etablie- Saals, sondern auch das anschließende „Backhendl“ sehr zu schätzen musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 9 © Angelika Dorfer, Musikverein © Angelika Dorfer, Musikverein © Angelika Dorfer,

Johannes Fritzsch probt mit dem Grazer Philharmonischen Orchester Signierstunde mit Arcadi Volodos (27. Oktober 2011). Rechts: Die von Arcadi Volodos selbst notierten Mahlers Zweite Symphonie (2. Mai 2011) Zugaben seines Konzerts (27. Oktober 2011) wusste. Es begann nun erneut eine Zusammenarbeit mit den Wiener Phil- Während Michael Schade, Christopher Maltman und im Besonderen Tho- harmonikern, nachdem ihre Auftritte in den vorherigen Spielzeiten eher mas Quasthoff den traditionsreichen Zyklus ideal ergänzten, wurde Angela rar gewesen waren. Glanzlichter im großen Orchesterkonzertzyklus waren Denokes Crossover-Programm „Von Babelsberg bis Beverly Hills“ mit Lie- die Slowakische Philharmonie unter Aleksandar Markovic, das Royal Phil- dern und Songs der 1920er- und 1930er-Jahre vom angestammten Lied- harmonic Orchestra, die Wiener Symphoniker mit Fabio Luisi sowie Paavo publikum skeptisch aufgenommen. Im Solistenkonzertzyklus, auf einem Järvi und die Solistinnen Lidia Baich, Lise de la Salle oder Alexandra Stuhl mit Lehne anstelle eines Klavierhockers sitzend, Pianist Arcadi Soumm. Dennis Russell Davies leitete die Grazer Erstaufführung der ­Volodos, der erst nach vier Zugaben vom begeisterten Publikum entlassen ­Ersten Symphonie des Mahler- und Bruckner-Schülers Hans Rott. Es ist wurde. Auch im Kammermusikzyklus stellten sich interessante Künstler, gelungen, die langjährige Zusammenarbeit mit dem Grazer Philhar­ wie German Brass, die Schwestern Baiba und Lauma Skride oder Sol Ga- monischen Orchester nach einer unerfreulichen „Eiszeit“ in den Jahren betta, vor. Die erste Zusammenarbeit mit der Originalklangexpertin, Diri- davor zum Wohle des Grazer Konzertwesens mit Hilfe von Intendant Jörg gentin und Geigerin Michi Gaigg geriet besonders erfreulich: „Raffinierte Koßdorff und später auch Johannes Fritzsch wieder zu erneuern. Als klangliche Feinarbeit“ sowie „lebhafter Elan und subtile ­Finesse“ (Kleine un­verzicht­­barer Bestandteil des Grazer Konzertwesens sind die Grazer Zeitung) prägten das Debütkonzert ihres L‘Orfeo Barock­orchesters im Philharmoniker seit den 1950er-Jahren eine der wichtigsten Säulen des Musik­verein. Mit der elegant und spritzig servierten Ouvertüre zu Il signor Grazer Kulturlebens. Bruschino machte das Ensemble nicht nur Werbung für drei folgende Auf- Im Liederabendzyklus geriet vor allem das Debütkonzert von Diana Dam- führungen von Rossinis Einakter, sondern für eine neue Konzertreihe zur rau und Harfenist Xavier de Maistre zu einem Triumph, das mit langen Förderung junger Talente. Standing Ovations akklamiert wurde. Damraus „schlanker, mädchenhaf- ter Ton harmoniert perfekt mit der zarten Harfenbegleitung“ und führte zu einer „betörenden Gratwanderung“, war in den Rezensionen zu lesen.

10 | Dr. Michael Nemeth © Angelika Dorfer, Musikverein © Angelika Dorfer, © scholzshootspeople

Amabile-Konzert mit Lidia Baich (22. Jänner 2012) Olga Peretyatko debütierte in Rossinis Il signor Bruschino

Talenteschmiede und Opernproduktionen täglich aus Payerbach am Semmering zu den Proben pendelnd – zu er­ im Kammermusiksaal leben war. Als Sofia zog die russische Sopranistin Olga Peretyatko (zu dieser Zeit noch ein Geheimtipp!) alle Register ihres szenischen und Erstmals nach Jahrzehnten wurde der reizvolle Kammermusiksaal als ­vokalen Könnens. Mit Thomas Mittmann wurde ein versierter und inter- Spielstätte einer dynamischen Konzertreihe wiederentdeckt, wo angehen- national erfahrener Opernregisseur gefunden, der mit originellen Einfäl- de Musiker im Rahmen von Präsentationskonzerten ihr Können zeigen: len und sparsamen Mitteln vergnügliche Opernabende erarbeitete. Als Den Auftakt machte Markus Schirmer als Präsentator junger Pianisten. Ausstatter hat der in Graz bestens bekannte Bühnenbildner Frieder Klein Der Erfolg des ersten Amabile-Konzerts fand auch in der Presse ein er- den Kammer­musiksaal in ein „luftig-mediterranes und elegantes Plätz- freuliches Echo: So bezeichnete die Kleine Zeitung die Konzertreihe als chen“ verwandelt. Fazit der Presse: „Mehr als amabile ist der erste „große Chance für talentierte Jungmusiker“ und die Kronen Zeitung lobte Opern-Coup! Ein Fest!“ „den erfolgreichen Auftakt der musikalischen Talenteschau“. Im Februar 2009 wurde die in Österreich einzigartige Konzertreihe mit und Violintalenten fortgesetzt. „Sechs Wunderkinder“ (Kronen Zeitung, 2009/10: Jetzt geht es „Schlag auf Schlag“ 3. Februar 2009) spielten im Kammermusiksaal Kompositionen von Nic- (Kleine Zeitung, 22. September 2009) colò ­Paganini, Pablo de Sarasate, Édouard Lalo und anderen. Den Sängernachwuchs zu fördern, ist dem Musikverein ein besonderes Trotz einer hervorragenden Eigenwirtschaftlichkeit und guter Auslastung Anliegen. Ab 2009 sollten daher in Form einer jährlichen Kammeropern- mussten neue Publikumsschichten angesprochen werden – und die Ohren produktion in ästhetischer Ausstattung junge Talente vorgestellt werden: von Alt und Jung machten Augen: Martin Grubinger, der sich als Multiper- Erstmals zeigten wir Rossinis Il signor Bruschino als szenische Opern- cussionist quasi selbst erfunden hat und mittlerweile die wichtigsten Kon- aufführung, in der als Titelheld Met-Bariton Vladimir Chernov – beinahe zertsäle der Welt mit vornehmlich zeitgenössischem Repertoire füllt, musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 11 © Marco Borggreve © Marco

Bertrand de Billy Ernst Märzendorfer

konnte für den Saisonauftakt im September 2009 gewonnen werden. Wie de Billy spielte die Neunte Symphonie Gustav Mahlers zu Beginn des epo- der damals erst 26-jährige Salzburger mit seinen phänomenalen Percus- chalen Mammut-Vorhabens, in den folgenden Spielzeiten bis Juni 2015 sive Planet-Kollegen über seine Instrumente fegte, war ein Naturereignis sämtliche Symphonien dieses Komponisten zur Aufführung zu bringen. und sorgte sogar bei den eher skeptischen Abonnenten für respektvolles Gewidmet waren die Aufführungen dem 2009 verstorbenen Ehrenmitglied Staunen, als dieser „atypische, spannende und lebendige“ Saisonauftakt Ernst Märzendorfer, der als einer der ersten Wegbereiter von Mahlers für Begeisterungstürme sorgte. Zwei Tage zuvor fungierte Grubinger im Musik in Österreich gilt. Von großer Bedeutung war ferner die Grazer Kammermusiksaal als Moderator, um in der Reihe Amabile „umwerfend Erstaufführung von Alexander Zemlinskys 1922/23 entstandener Lyrischer gute“ (O-Ton Grubinger) Nachwuchs-Schlagzeuger (in Zusammenarbeit­ Symphonie mit Anne Schwanewilms und Adrian Eröd sowie dem Grazer mit dem Studio Percussion Graz) zu präsentieren. Philharmonischen Orchester unter ihrem damaligen Chefdirigenten Jo- hannes Fritzsch, dessen Interpretation von der Presse als „mustergültig“ Auftakt des Gustav Mahler-Zyklus‘ bezeichnet wurde. Als „unerbittlichen Donnerhall des Weltgerichts“ ge- „Haydn und – zum Glück! – kein Ende“, titelte die Kronen Zeitung, als – staltete Carlo Montanaro am Pult der Grazer Philharmoniker „mit fest- anlässlich des Haydn-Jahres – der Orchesterkonzertzyklus von unserem spieltauglicher Starbesetzung“ (Kronen Zeitung) eine exemplarische Auf- nunmehrigen Ehrenmitglied Adam Fischer und der Österreichisch-Unga- führung von Verdis Messa da Requiem: Tamar Iveri, deren Weltkarriere in rischen Haydn Philharmonie „mit Pauken und Trompeten“ eröffnet wurde. Graz begonnen hatte, Nadia Krasteva, Woo-Kyung Kim und Ildebrando Fischers Zugang zu Haydn ist ausgefeilt, dynamisch, detailreich und d’Arcangelo gestalteten diesen absoluten Saisonhöhepunkt. Weitere nam- sprüht voller Eleganz und Esprit. Die Presse verlieh den Grazer Konzerten hafte Gäste im Orchesterzyklus waren unter anderem Marek Janowski,­ daher das Prädikat „Weltklasse“. Unter den folgenden Orchesterprojekten die Brüder Capuçon, der junge Trompeter Gábor Boldoczki sowie Alexan- sollen programmatische und interpretatorische Glanzlichter nicht uner- der Lonquich, der als Klaviersolist und Dirigent gleichermaßen begeister- wähnt bleiben: Das ORF Radio-Symphonieorchester Wien unter Bertrand te. Zu den Kammermusik-Debütanten zählten das Acies Quartett, Morgen­

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Ramón Vargas mit Michael Nemeth und Vizepräsident Das Bühnenbild zu Rossinis La scala di seta (April 2010) Promenadenkonzert mit Wayne Marshall, dem Altbürgermeister Alfred Stingl ORF RSO Wien und Alexandra Soumm stern Trio oder Belcea Quartet. Zu Gast waren aber auch etablierte Turbulenz im Ehebett Ensembles wie das Tokyo String Quartet, die Wiener Virtuosen oder das „Koloraturgeladen“ fand auch unsere Kammeropern-Idee ihre Fortset- Ensemble Wien. Der Liederabendzyklus war mit Janina Baechle, Annette zung: Im intimen Rahmen des schönen Kammermusiksaals knüpften wir Dasch, Ian Bostridge oder Krassimira Stoyanova gewohnt international 2010 mit Rossinis Einakter La scala di seta (Regie: Thomas Mittmann, besetzt. Ramón Vargas‘ Debüt sorgte für Begeisterungsstürme und nötig- Ausstattung: Frieder Klein, L’Orfeo Barockorchester, Leitung: Michi Gaigg) te dem Publikum „leidenschaftliche Standing Ovations“ ab. Im Solisten- an die Vorjahresproduktion Il signor Bruschino an. Obwohl man von dieser konzertzyklus konnten mit Julian Rachlin und Sharon Kam sowie den Pia- Oper nur die virtuose Ouvertüre kennt, punktete die Produktion szenisch nisten Martin Helmchen und Boris Berezovsky außergewöhnliche Musiker wie optisch, indem Frieder Klein in den Saal ein überdimensionales Bett begrüßt werden. baute, in dem das junge Ensemble mit Verve und Leichtigkeit agierte.

An den Grenzen des Möglichen: Cecilia Bartoli 2010/11: Proms in Graz, Gustav Mahler und eine Absage Als Mezzosopranistin Cecilia Bartoli im venezianischen Kostüm mit Drei- spitz noch während der Ouvertüre auf das Podium stürmte und vom (auf- Saisoneröffnung wieder einmal anders: Nach dem Vorbild der Londoner grund der großen Nachfrage auch am Podium sitzenden) Publikum mit „Promenade Series“ in der Royal Albert Hall, kurz „Proms“ genannt, fand donnerndem Applaus begrüßt wurde, war der Abend eigentlich schon ge- ein ähnliches Konzert erstmals im Stephaniensaal statt. Die 1895 gegrün- wonnen. Was folgte, suchte seinesgleichen: Fast drei Stunden widmete die dete Londoner Konzertreihe entstand aus der Idee, auch Menschen anzu- Künstlerin in heroischen Koloraturfeuerwerken und abgründigen Piani sprechen, die sich normalerweise nicht für klassische Konzerte interes- dem Kastraten-Repertoire des italienischen Barock, kongenial begleitet sieren. Sie sollten mit günstigen Kartenpreisen und einer zwangloseren vom Kammerorchester Basel. Atmosphäre von einem Konzertbesuch überzeugt werden. Das Publikum musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 13 © Angelika Dorfer, Musikverein © Angelika Dorfer, © Michael Nemeth, Musikverein

Krzysztof Penderecki bei einer Orchesterprobe im Musikverein Orchesterkonzert mit Aleksandar Markovic und dem KUG Jazz Orchester (11. Mai 2015)

hat dabei die Möglichkeit, das Konzert aus einer neuen Perspektive zu er- mit dem Ensemble Amarcord brachten Werke Gustav Mahlers zu Gehör, leben und auch Getränke zu genießen. Für die Grazer Proms-Premiere unter anderem dessen packende Orchestrierung von Schuberts Der Tod und ein tönendes Kaleidoskop mit Werken des 20. Jahrhunderts (u.a. und das Mädchen. Im November 2010 feierte Krzysztof Penderecki als Schostakowitsch, Strawinsky, Schwertsik, Prokofjew) wurde das ORF ­Dirigent sein Debüt im Musikverein mit der Aufführung seines Jugend- ­Radio-Symphonieorchester Wien unter der Leitung von Wayne Marshall werks Polymorphia (1961) und seines 1992 entstandenen Zweiten Kon- engagiert, der als Dirigent und Organist in Personalunion auch die pracht- zerts für Violoncello und Orchester, nachdem 1971 in Graz seine Oper Die volle Orgel des Stephaniensaals erklingen ließ. Als Solistin der Carmen- Teufel von ­Loudun gezeigt worden war und er selbst 1973 ein Konzert des Fantasie von Franz Waxman brillierte die junge Violinistin Alexandra „musikprotokolls“ dirigiert hatte. Die Zusammenarbeit mit den Grazer Soumm. Philharmonikern funktionierte exzellent, er selbst zeigte sich über die authentische Wiedergabe seines grafisch notierten Jugendwerks durch Krzysztof Penderecki und 48 Streicher die achtundvierzig Streicher besonders erfreut. Auch im Kammermusik- Im Zentrum der Repertoirevielfalt stand das Werk Gustav Mahlers: 2010 zyklus wurde mit der Cello-Suite (Solist mit „stupender Technik und wurde der 150. Geburtstag des Komponisten gefeiert, während sich 2011 enormer Ausdruckskraft“: Danjulo Ishizaka) dem polnischen Meister ge- sein Todestag zum 100. Mal jährte. Daher fand ein groß angelegter Mah- huldigt. ler-Zyklus mit dessen Zweiter (Grazer Philharmoniker, Johannes Im Orchesterkonzertzyklus gab es eine Wiederbegegnung mit dem „un­ Fritzsch, Gal James, Janina Baechle), Dritter (Brünner Philharmonie, eitlen Grandseigneur“ Sir Neville Marriner (Beethoven: Pastorale), Michael Aleksandar Markovic, Dagmar Pecková) und Siebenter Symphonie (Buda- Boder und Fabio Luisi, dem Chefdirigenten der Wiener Symphoniker. Dar- pest Festival Orchestra, Iván Fischer) seine erfolgreiche Fortsetzung „in- über hinaus lieferte das Ural Philharmonic Orchestra unter Dmitri Liss ternationaler Klasse“ (Kleine Zeitung). Auch das Kiev Chamber Orchestra eine hochdramatische Version von Tschaikowskijs Vierter Symphonie. Das (Leitung: Roman Kofman) sowie die Mezzosopranistin Elisabeth Kulman Grazer Philharmonische Orchester brachte in dieser Musikvereinssaison

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Standing Ovations für Mischa Maisky und seine Tochter Lily (17. März 2015) Rossinis La cambiale di matrimonio mit Elizabeth Hott als Fanny (März 2011)

Raritäten und bekannte Werke, von Rezniceks Ouvertüre zu Donna Diana Xavier de Maistre besonders faszinierte: „Vollendete Technik stand im und Marx’ Castelli Romani, gespielt von Henri Sigfridsson, über Dvorˇák Dienst konzentrierter Musikalität, die den filigranen Tücken des Harfen- bis hin zu Strawinskys Le sacre du printemps zur Aufführung. spiels stets auch künstlerische Substanz abzuringen vermochte“, stand in der der Kronen Zeitung geschrieben. Xavier de Maistres vollendete Technik Der Kammermusikzyklus war mit dem Trio Wanderer, Tetzlaff Quartett, Mehr als „amabile“: Borodin Quartet (den „Meistern aus Moskau“) mit Oleg Maisenberg und Alfred Brendel, Rossini-Taumel und Wiener Klassik vor allem dem Emerson String Quartet wie gewohnt hochkarätig besetzt. Auch in unserer Talente-Reihe Amabile im Kammermusiksaal wurde es Ihre Debüts im Musikverein feierten außerdem zwei aufstrebende Ensem- wieder einmal spannend: Diesmal waren Soloklarinettist Ernst Otten­ bles: das Pacifica Quartet und das im Rahmen des Wettbewerbs „Franz samer, Markus Schirmer und Alfred Brendel (Ehrenmitglied des Musik­ Schubert und die Musik der Moderne" an der Kunstuniversität Graz vereins) als Präsentatoren zu Gast. In seinem Vortrag Das umgekehrt Er- höchstprämierte Anima Quartet. habene referierte Brendel im ausverkauften Kammermusiksaal über den Den Auftakt zum traditionsreichen Liederabendzyklus gab der in Graz auf- Humor in der Musik, Musikbeispiele inbegriffen. Mit dem Operneinakter La gewachsene Bariton Adrian Eröd mit einer subtil nuancierten Winterreise, cambiale di matrimonio wurde die 2009 begonnene Rossini-Trilogie mit gefolgt von Elisabeth Kulman, Michael Schade und Patricia Petibon, die dem L’Orfeo Barockorchester unter Michi Gaigg abgeschlossen. Die einmal mehr eine theatralisch aufreizende, brillante „Vokal-Show“ als in- ­humorvoll-spritzige Grazer Erstaufführung in der Inszenierung Matthias szenierten Liederabend bot und die Konventionen eines klassischen Lie- von Stegmanns, mittlerweile gefragter Regisseur an führenden Bühnen in derabends originell sprengen konnte. Beliebte Künstler wie die dynami- Europa und Japan, „entzückte szenisch und musikalisch“. Die „humorvolle sche Cellistin Sol Gabetta oder Klangmagier Mischa Maisky begeisterten Regie“ und das glänzende Ensemble mit der blutjungen US-Amerikanerin die Abonnenten des Solistenkonzertzyklus, wobei einmal mehr Harfenist Elizabeth Hott, Lianghua Gong, Moritz Gogg und Alexander Puhrer ernteten musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 15 © Angelika Dorfer, Musikverein © Angelika Dorfer,

Jonas Kaufmann mit Michael Nemeth (15. Februar 2012) Elı¯na Garancˇa bei ihrem Musikvereinsdebüt mit Roger Vignoles (9. März 2012)

frenetischen Applaus. Der Musikverein widmet sich übrigens als einziger Händel-Programm sowie Liederabende mit Elı¯na Garancˇa und Jonas Veranstalter in Graz nachhaltig der Entdeckung junger Gesangstalente. Kaufmann, die erstmals im Musikverein aufgetreten sind. Aufgrund des Weniger erfreulich war hingegen die Absage Riccardo Mutis, der sich großen Erfolges haben wir auch wieder ein Promenadenkonzert im Ste- krankheitsbedingt außer Stande sah, die Leitung des für 4. November phaniensaal mit German Brass organisiert, einer der wohl erfolgreichsten 2010 angesetzten Festkonzertes mit Rossinis Stabat Mater zu überneh- Blechblasformation Europas. men. Obwohl mit Bertrand de Billy in letzter Minute ein mehr als adäqua- ter und fachkundiger „Einspringer“ gefunden werden konnte, war das Versuch historischer Korrektheit: Konzert aufgrund der Absage des Maestros nicht ausverkauft. Liszt und Wagner auf Originalinstrumenten Am 30. August 2011 wurde die neue Konzertkasse am Sparkassenplatz 2 Spannendes konnte man auch wieder im Orchesterkonzertzyklus erleben, eröffnet. Damit konnte eine autonome und geographisch günstig gelegene der unter der Leitung des jungen britischen Dirigenten Robin Ticciati von Abwicklung des Kartenverkaufs erreicht werden, die seitens des Publi- den Bamberger Symphonikern eröffnet wurde. Als Solist in Beethovens kums mit großem Zuspruch angenommen wurde. Violinkonzert­ debütierte Frank Peter Zimmermann, nachdem er den „Mount Everest aller Violinkonzerte“, wie er selbst sagte, zuvor bereits über zwei- hundert Mal „erklommen“ hatte. Anlässlich des zweihundertsten Geburts- 2011/12: Elı¯na Garancˇa und Jonas Kaufmann im Musikverein tages von Franz Liszt gastierte das flämische Originalklangorchester Ani- ma Eterna Brügge unter dessen Chefdirigenten und Gründer Jos van In der 197. Spielzeit des Musikvereins für Steiermark konnte durch einen Immerseel, einem Verfechter historischer Korrektheit. Auf dem Pro- farbenreichen Fächer an Novitäten und höchstkarätigen Künstlern das In- gramm stand auch Liszts Zweites Klavierkonzert, intoniert auf einem teresse weiter gesteigert werden. Die Crème de la Crème bildeten vor al- Érard-Flügel aus dem Jahr 1886, den der passionierte Klaviersammler lem Cecilia Bartoli (begleitet von Il Giardino Armonico) und ihr exklusives Immerseel selbst mitgebracht hatte. Alexander Lonquich, in Personal­

16 | Dr. Michael Nemeth © Angelika Dorfer, Musikverein © Angelika Dorfer, © Balazs Borocz

Proben zum Filmmusikkonzert Der Rosenkavalier mit Frank Strobel und Alexandra Soumm feierte bereits als 16-Jährige ihr Musikvereinsdebüt dem Grazer Philharmonischen Orchester (18.,19. Juni 2012) union als Pianist und Dirigent des Orchestra Sinfonica di Mantova glei- Im Kammermusikzyklus durften wir uns über etliche Debüts und Neuent- chermaßen faszinierend, gestaltete ein fulminantes „Fest für Beethoven“, deckungen freuen, darunter so hervorragende Ensembles wie das Fauré- der 190 Jahre zuvor zum Ehrenmitglied des Musikvereins ernannt worden und Pavel Haas Quartett oder das La Folia Barockorchester mit der jun- war. Lonquich spielte an einem Abend Beethovens Drittes und Fünftes gen Geigerin Julia Schröder. Weitere prominente Gäste waren die Klavierkonzert und sorgte für großen Jubel! Klarinettisten Sabine und Wolfgang Meyer, die Wiener Virtuosen mit Ernst Ottensamer, Till Fellner und das Minetti Quartett. Ein besonders stim- Die silberne Rose einmal anders: mungsvoller Konzertabend war das von Julian Rachlin und zwölf Musikern der Stephaniensaal als schönstes Kino von Graz (u.v.a. Alexandra Soumm) gestaltete Geburtstagskonzert zu Ehren des Unser Gustav Mahler-Zyklus wurde mit der Fünften (Johannes Fritzsch, Geigers und international angesehenen Pädagogen Boris Kuschnir, aus Grazer Philharmonisches Orchester) und Sechsten Symphonie (Gabriel dessen Talenteschmiede regelmäßig hervorragende Jungmusiker hervor- Feltz, Stuttgarter Philharmoniker) sowie Mahlers Fassung von Schumanns gehen, die immer wieder auch im Musikverein debütieren. Mit Arcadi Dritter Symphonie fortgesetzt. Höhepunkte waren Klavierkonzerte von ­Volodos, András Schiff, Julia Fischer und Lise de la Salle war der Solisten- Chatchaturjan (Boris Berezovsky) und Brahms (Arcadi Volodos). Letztge- konzertzylus ebenso international besetzt wie der Liederabendzyklus, in nannter gab als „artist in residence“ auch ein Solistenkonzert. Mit einer dessen Rahmen Vesselina Kasarova, Krassimira Stoyanova, Christian Ger- besonderen, heftig akklamierten Premiere wurde der Orchesterzyklus be- haher und Mojca Erdmann sowie Michael Schade und Thomas Quasthoff schlossen: Erstmals wurde in Graz der Stummfilm Der Rosenkavalier im Duo aufgetreten sind. (1926) mit der originalen Filmmusik von Richard Strauss gezeigt – gespielt vom Grazer Philharmonischen Orchester unter der Leitung von Frank Der Staatsoperndirektor, zwei Männer und eine Frau Strobel. Ergänzt wurde dieses reizvolle Ereignis durch die Ausstellung von In unserer Reihe Amabile wurde das Augenmerk diesmal auf den Sänger- Figurinen der Opernuraufführung aus dem Jahre 1911. nachwuchs gelegt. Zum ersten Mal kam es zu einer gemeinsamen Veran- musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 17 © Angelika Dorfer, Musikverein © Angelika Dorfer,

Gesprächskonzert mit Michael Nemeth und Staatsoperndirektor Dominique Meyer (2011) Julie Fuchs als Donizettis Rita (2012) Franz Welser-Möst dirigierte 2013 Symphonien von Schubert und Bruckner staltung mit der Wiener Staatsoper, als ich mit Direktor Dominique Meyer 2012/13: Die heilige Johanna und ein Gesprächskonzert zum Thema „Junge Stimmen – Oper heute“ führen ein kurzer Blick ins Jenseits durfte, an dem die jungen Ensemblemitglieder Anita Hartig und Adam Plachetka Kostproben ihres Könnens zum Besten gaben. Mit der Grazer Eine große Repertoirevielfalt von Alter Musik bis Jazz, etliche Neuent­ Erstaufführung von Gaetano Donizettis Operneinakter Rita (Deux hommes deckungen und spannende Debüts prägten das Programm der Spielzeit et une femme) in der französischen Originalfassung präsentierten wir un- 2012/13. 2013 jährte sich zum 190. Mal Franz Schuberts Ernennung zum sere vierte Opernproduktion. Das Drei-Personen-Stück um die charmant- „auswärtigen Ehrenmitglied“ des Musikvereins. Im Zentrum unseres kapriziöse Wirtin Rita, die sich zwischen zwei Männern entscheiden muss, Schubert-Festes standen daher ein Liederabend mit Matthias Goerne wurde vom österreichischen Starregisseur und Maler ­Peter Patzak optisch („Herzenstöne in dunklem Samt“) sowie ein Solistenkonzert mit dem Pia- sehr ansprechend in Szene gesetzt. Mehr noch: Auch die spitzzüngigen nisten und Brendel-Schüler Paul Lewis. András Schiff und seine Cappella Dialoge der erst 2006 publizierten Urfassung wurden von Patzak be­ Andrea Barca spielten Schuberts Tragische, Fabio Luisi mit den Wiener hutsam überarbeitet, die technische Einrichtung übernahm wieder Frie- Symphonikern die Fünfte Symphonie. Mit der Aufführung von Bruckners der Klein. In den drei Hauptpartien glänzten die junge Französin­ Julie Vierter sowie Schuberts Sechster Symphonie im Rahmen eines Festkon- Fuchs, der chinesische Spinto Lianghua Gong („die bis zum Cis reichen- zerts der Wiener Philharmoniker unter der Leitung des damaligen Gene- den Höhenflüge meisterte er mühelos“ – Kleine ­Zeitung) sowie der aus ralmusikdirektors der Wiener Staatsoper, Franz Welser-Möst, fand unser Weißrussland stammende Bass Anatoly ­Sivko. ­Unter vielen namhaften Schubert-Schwerpunkt seinen feierlichen Höhepunkt. Gästen einer Audition in Amsterdam war der Musikverein­ übrigens der Anlässlich seines 200. Geburtstags haben wir drei Abende Giuseppe Verdi einzige Veranstalter, der ihn und Julie Fuchs auf Anhieb engagiert hatte. gewidmet, der im Musikverein nur spärlich vertreten war (sieht man von gelegentlichen Aufführungen seines Requiems ab). Zur Saisoneröffnung brachten wir zum ersten Mal das lyrische Drama Giovanna d’Arco zur Auf-

18 | Dr. Michael Nemeth © Angelika Dorfer, Musikverein © Angelika Dorfer, © Elisabeth Probst, Musikverein © Elisabeth Probst,

Pianist Markus Schirmer mit Michael Nemeth Konzert mit Pier Giorgio Morandi, den Grazer Philharmonikern und Paul Lewis (3./4. Juni 2013)

führung und lieferten mit dieser Rarität international einen wesentlichen konzert, bevor „furioser Swing“ von Tschaikowskij und Gershwin das Pub- Beitrag zum Verdi-Jahr. Die musikalische Leitung lag in den Händen Carlo likum begeisterte. Montanaros. Die Hauptpartien waren mit der inzwischen international Adam Fischer, seit April 2015 Ehrenmitglied des Musikvereins, kehrte mit heiß gefeierten Sopranistin Maria Agresta, Jean-François Borras als Ein- Mozarts Requiem nach langer Zeit wieder ans Pult der Grazer Philharmo- springer und Gabriele Viviani ideal besetzt. Das kluge Konzept für die niker zurück, wo er in den 1970er-Jahren während der Intendanz Carl halbszenischen Aufführungen haben Thomas Mittmann und Frieder Klein ­Nemeths seine ersten große Erfolge erzielt hatte. Mit „Wucht, Dramatik erarbeitet: Auf einer Projektionsfläche vor der Orgel erschienen erklären- und schnellen Tempi“ gewährte Fischer, wie Martin Gasser (Kronen Zei- de Zwischentexte und Projektionen der Handlungsschauplätze, die den tung) beobachtete, kurz „einen Blick auf die andere Seite“, als er Sopran Sängern, dem Grazer Opernchor und dem ORF ­Radio-Symphonieorchester Julie Fuchs das finale Lux aeterna von der Empore herab über sordinierte Wien entsprechend gute Entfaltungsmöglichkeiten boten. Das Niveau Streicher singen ließ. ­dieser Produktion entsprach international höchsten Maßstäben und wurde mit langem Jubel bedankt. Weitere Konzerte zu Ehren Verdis leitete Pier Die Primadonnen riefen – und alle kamen Giorgio Morandi am Pult der Grazer Philharmoniker: Unter dem Titel Der für Neues und Innovatives stets offene Chefdirigent und exzellente Or- „Symphonische Entdeckungen“ erklangen selten zu hörende Ouvertüren ganisator Johannes Fritzsch erfüllte uns nach produktiven Planungs­ (I masnadieri, Aida, I lombardi) und Ballett­musik aus Macbeth oder Il gesprächen den Wunsch, Richard Strauss’ Sinfonia domestica zu dirigie- ­trovatore. ren, die mehr als vierzig Jahre nicht mehr im Musikverein gespielt worden Markus Schirmer, der letzte Stipendiat des Grazer Musikvereins, sorgte war. Beethovens Ouvertüre Zur Weihe des Hauses und Korngolds Vio­ für große Spannung und erfreutes Staunen, als er „seine neue Liebe“ im linkonzert mit Benjamin Schmid ergänzten den Abend ideal. Mit Bachs Stephaniensaal präsentierte: in Begleitung des jungen US-amerikani- Messe in h-Moll (letzte Aufführung 1964!) mit Originalklangexpertin Michi schen Kammerorchesters A Far Cry interpretierte er Mozarts 13. Klavier- Gaigg und dem L’Orfeo Barockorchester, den Brandenburgischen Konzer- musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 19 © Angelika Dorfer, Musikverein © Angelika Dorfer, Musikverein © Angelika Dorfer, Musikverein © Angelika Dorfer,

Páll Pampichler-Pálsson Vesselina Kasarova mit Michael Nemeth Mojca Erdmann und Xavier de Maistre (23. Mai 2012)

ten (interpretiert von der Capella Leopoldina, die bei uns ihr 20-jähriges italienischen Opern, unter anderem die große Szene der ­Elvira aus Belli- Bestehen feierte) sowie Klavierwerken von Bach und Rameau fand auch nis I puritani, unterstrichen einmal mehr das internationale Format der die Alte Musik gebührend Beachtung. attraktiven Russin. Aber auch im internationalen Liederabendzyklus wa- Es war die Spielzeit der Primadonnen: Unter dem Motto „Liebe und Lei- ren mit Patricia Petibon, Angelika Kirchschlager und Christiane Karg – denschaft“ kehrte Elı¯na Garancˇa nach ihrem umjubelten Liederabend im neben Matthias Goerne und Ramón Vargas – wieder wichtige Sänger­ Jänner 2013 in den Musikverein zurück, wo sie mit Arien von Gounod, persönlichkeiten zu Gast und präsentierten reizvolle Programme von Tschaikowskij und Zarzuelas zu erleben war, und mit minutenlangen ste- Schubert über Schumann und Strauss bis zu Bernstein. henden Ovationen bejubelt wurde. Die mittlerweile zu unserem Ehren­ mitglied ernannte Mezzosopranistin schlüpfte in verschiedenste Rollen, Freud‘ und Leid‘: Debütkonzert Trio Alba, ­deren Profil sie mit Nachdruck sogar noch schärfte – eine Sternstunde! Adam Fischer am Klavier und ein Fernbleiben „Traum und Resignation“ prägten den eindrucksvollen Auftritt Vesselina Im Kammerkonzertzyklus traten unter anderen das dynamische Ensem­ Kasarovas, als sie, belgeitet von Patrick Lange und dem Grazer Philhar- ble The Philharmonics, das Quatuor Ébène mit Nicolas Altstaedt und das monischen Orchester, in Hector Berlioz’ selten zu hörenden Kantate Der Belcea Quartet mit einem Beitrag zu Ehren Benjamin Brittens auf. Für Tod der Cleopatra die letzten Minuten der ägyptischen Königin gestaltete. große Begeisterung sorgte das Debüt des in Graz formierten Trio Alba. Wagners Ouvertüre zu Rienzi, Berlioz’ Symphonie fantastique sowie eine Seit seinem Debüt im Musikverein folgten wichtige Einladungen bekann- Uraufführung des steirisch-isländischen Komponisten Páll Pampichler- ter Veranstalter, unter anderen in das Konzerthaus Wien. Viel Neues war Pálsson ergänzten dieses interessante Orchesterkonzert. Unter dem Titel wieder in unserer Jugend-Reihe Amabile zu erleben: Auf ein interessantes „Rache und Hass“ gastierte Olga Peretyatko nach ihrem Amabile-Debüt Podiumsgespräch mit Vesselina Kasarova folgten Xavier de Maistre mit 2009 erstmals auch im Orchesterkonzertzyklus, begleitet vom Ural Phil- jungen Harfenisten oder Adam Fischer, der sich verbal und sogar am Kla- harmonic Orchestra unter Dmitri Liss. Kostproben aus russischen und vier an seine Tätigkeit an der Grazer Oper erinnerte: In Auszügen jener

20 | Dr. Michael Nemeth © AMC

Grigory Sokolov – er notierte selbst die Zugaben seines Solistenkonzerts am 14. Mai 2013 (Ausschnitt) Die Grazer Originalklang-Expertin Christina Pluhar

Werke, die er in Graz einst dirigiert hatte, wurden einmal mehr junge viel- 2013/14: Vorabend zum Jubiläum und versprechende Gesangstalente präsentiert, unter anderen Julie Fuchs, das erste „Konzert für Menschenrechte“ Sophie Rennert und Lianghua Gong, die auch in Mozarts Requiem aufge- treten sind. Bereits ein Jahr vor dem 200. Geburtstag mussten möglichst viele pro- grammatische Schwerpunkte realisiert werden, sodass sich die Jubilä- Bonuskonzerte und ein neuer Flügel umsfeierlichkeiten über die folgenden zwei Spielzeiten erstreckten. Es war Eine erfreuliche und sehr geschätzte Neuerung in dieser Spielzeit war die notwendig, interessante Werke in den Spielplan zu nehmen, die direkt oder Einführung eines Bonuskonzerts für Abonnenten: Sie bekamen ab sofort indirekt mit der Geschichte des Musikvereins in Verbindung stehen. Daher die Möglichkeit, kostenlos auch ein Konzert eines jeweils anderen Zyklus’ reichte das Repertoire der Saison 2013/14 von Alter Musik bis hin zu Zeit- zu besuchen. Damit konnten wir sowohl die Attraktivität einer Musikver- genössischem: Die Grazer Lautenistin Christina Pluhar und ihr Ensemble einsmitgliedschaft als auch das Interesse am Konzertangebot und die L’Arpeggiata luden anlässlich ihres Graz-Debüts in Monteverdis „Teatro Auslastung steigern. Die größte und nachhaltigste Errungenschaft war d'amore“, während Christophe Rousset und Les Talens ­Lyriques mit (kam- aber die Anschaffung eines neuen Konzertflügels der Marke Steinway. mermusikalischen) Apotheosen von Couperin und Lully faszinierten. Adam Nach fast zwölf Einsatzjahren wurde es Zeit für ein neues Instrument, das Fischer und die Österreichisch-Ungarische Haydn Philharmonie sowie der russische Starpianist Grigory Sokolov im Rahmen eines Festkonzertes Christian Thielemann am Pult der Wiener Philharmoniker präsentierten eingeweiht hat. In allen Abonnementzyklen des Musikvereins kam das In- unterschiedliche interpretatorische Sichtweisen auf Haydn oder Beet­ strument im 198. Arbeitsjahr prominent zum Einsatz. hovens Schicksalssymphonie als „Breitwand-Beethoven“, wie die Kronen Zeitung befand. Xavier de Maistre gastierte zum ersten Mal auch im Or- chesterkonzertzyklus, begleitet von der Academy of St Martin in the Fields. Der Mahler-Zyklus fand mit der Vierten Symphonie, dirigiert von Dennis musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 21 © Angelika Dorfer, Musikverein © Angelika Dorfer, © Kurt Pinter

Rolando Villazon (re.) mit Gerold Huber (19. März 2014) Dmitri Hvorostovsky nach seinem Liederabend am 28. März 2014 Startenor Piotr Beczała

Russell Davies, seine Fortsetzung. Weitere „Klassiker“ im Repertoire wa- bei Millöckers koloraturgespickter Nummer Ach, wir arme Primadonnen, ren Dvorˇáks Symphonie Aus der Neuen Welt, Richard Strauss‘ Alpensinfo- in der die Diva virtuos alle Register ihrer Jahrhundertstimme ziehen nie oder Richard Wagners Ring ohne Worte in der Fassung Lorin Maazels konnte, ganz in ihrem Element. Mit Elisabeth Kulman und ihrem „Ständ- unter der Leitung von John Axelrod. Klaviervirtuose Boris Berezovsky war chen für Richard Wagner“, Tenor Torsten Kerl, dem Bariton-Heroen nicht nur im Solistenkonzertzyklus zu Gast, sondern interpretierte auch Dmitri Hvorostovsky oder Mojca Erdmann ist in dieser Spielzeit buchstäb- Rachmaninows Zweites Klavierkonzert, begleitet vom neuen General­ lich das Who-is-Who der internationalen Sängerwelt im Musikverein auf- musikdirektor der Oper Graz, Dirk Kaftan, der sein Debüt im Musikverein getreten. feierte. Außerdem lud der Musikverein zu einem besonderen Ereignis: Der Liederabendzyklus ist seit vielen Jahrzehnten eine Spezialität des Krzysztof Penderecki wurde im Rahmen des von ihm geleiteten „Konzer- Musik­vereins und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Im Gegen- tes für Menschenrechte“ zum Ehrenmitglied ernannt. Auf dem Pro- satz zum Orchesterkonzert erfordern Liederabende oder Kammerkon­ gramm standen eigene Werke sowie Schönbergs Ein Überlebender aus zerte konzentrierteres Zuhören und Kenntnis des Repertoires. Durch das Warschau. Engagement großer Sängerpersönlichkeiten, die auch auf der Opern­ bühne präsent sind, werden auch neue Publikumsschichten angespro- Die Spielzeit der Jahrhundertstimmen und vier Tenöre! chen. Es gab aber noch eine Steigerung, als es gelang, mit Ramón Vargas, Im Liederabendzyklus ist es gelungen, zwei Sängerinnen einzuladen, de- Jonas Kaufmann, Rolando Villazón und Piotr Beczała die gefragtesten ren Weltkarrieren an der Grazer Oper begonnen haben: Einerseits Edita ­Tenöre der Welt in Graz zu präsentieren – mit völlig unterschiedlichem Gruberová, die als Konstanze und Lucia di Lammermoor in den 1970er- Repertoire. Während Villazón vor allem mit spanischen und italienischen Jahren Triumphe gefeiert hatte, andererseits Tamar Iveri, die in der Ära Liedern punktete, gastierte Jonas Kaufmann, begleitet von Helmut Karen Stone ab 2001 begeistert hatte. Während Iveri mit russischen Lie- Deutsch, mit Schuberts Winterreise. Ihm wurde von einem großen Plat- dern von Tschaikowskij und Rachmaninow beeindruckte, war Gruberová tenlabel am Schluss des Abends die goldene Schallplatte verliehen. Zu

22 | Dr. Michael Nemeth © Angelika Dorfer, Musikverein © Angelika Dorfer, © Michael Hart Musikverein © Angelika Dorfer,

Konzert mit Konstantin Wecker (15. Februar 2015) Der „Popstar der Organisten“ Cameron Carpenter Franz von Suppé: Die schöne Galathée (März 2014)

Saisonschluss feierten die Zuhörer „mit nicht enden wollendem Beifall“ Gasser (Kronen Zeitung) trifft den Nagel auf den Kopf: „Spektakel ist das Musikvereinsdebüt von Piotr Beczała. Mit seinem Arienabend und ein Hilfsausdruck, wenn Grubinger die Schlegel rührt. Er brachte mit „Tribut an Richard Tauber“ präsentierte sich der Tenor mit „Schmelz ohne Natürlichkeit, Feinsinn und konkurrenzlosem Können den Saal zum Schmalz“ als vielseitiger Künstler „mit glänzenden Höhen und geschmei- Toben.“ diger Stimme“ (Kleine Zeitung). Frühes Operettenmeisterwerk: Die schöne Galathée entzückt Schlegel-Hexereien, Orgelklänge und mit jungen Stimmen und ironischer Regie Konstantin Wecker mit Angelika Kirchschlager Für Nachwuchskünstler und junge Konzertbesucher konnte die Reihe Auf allgemeinen Wunsch ist wieder die Orgel im Stephaniensaal erklun- Amabile mit Probenbesuchen, Künstlergesprächen und einem Promena- gen – etwa mit Poulencs selten gespieltem Concerto für Orgel und Or- denkonzert mit Vokal-Akrobatin Sandra Pires fortgesetzt und sogar noch chester oder im Rahmen eines Solistenkonzertes mit dem „Popstar der erweitert werden. Die Krönung bildete der im Musikverein begründete Organisten“, Cameron Carpenter. Eine Begegnung der ungewöhnlichen Kammeropernreigen mit Franz von Suppés Oper Die schöne Galathée in Art bot das Konzert von Liedermacher Konstantin Wecker und Angelika der neu edierten Urfassung, die seit 1865, als das Werk in Berlin urauf- Kirchschlager. Die Kleine Zeitung titelte: „Herzkammermusik zweier geführt wurde, nach wie vor glänzend funktioniert. In der Regie von Tho- Krea­tivköpfe: E trifft U Musik – trifft sich gut!“ Die Operndiva und der mas Mittmann und der Ausstattung Frieder Kleins „gelang ein durch- Lieder­macher feierten bei uns die Österreich-Premiere ihres fast schlagender Erfolg“, wie in der Kleinen Zeitung zu lesen war. Die vier dreistün­digen Programms „Liedestoll“. Unterstützt vom Spring String jungen Sänger des Ensembles waren durchwegs Debütanten: Tenor Quartet, ­gelang ein besonderer Liederabend von Schubert bis zu Protest- ­Stefan Cifolelli sprang kurzfristig ein und meisterte den Pygmalion mit songs. Ebenso bejubelt wurde das Gastspiel des Multipercussionisten Bravour. Sophie Rennert sang die Hosenrolle mit „ebenmäßigem Mezzo“, Martin Grubinger mit seinem Percussive Planet Ensemble. Martin während Janos Mischuretz eine köstliche Charakterstudie des Mydas ab- musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 23 Festakt anlässlich 200 Jahre Musikverein mit Präsident Franz Harnoncourt-Unverzagt, dem damaligen Landeshauptmannstellvertreter Hermann Schützenhöfer und Landeshauptmann Franz Voves, Bariton Matthias Goerne, Bundespräsident Heinz Fischer, Dirigent Philippe Jordan, Bürgermeister Siegfried Nagl und Generalsekretär Michael Nemeth (7. April 2015) lieferte. Die Titelrolle gestaltete die junge Weißrussin Katharina Melni­ umph, als mit dem ersten Grazer Gastspiel des Amsterdamer Concert­ kova mit „groß­artiger, technisch durch alle Lagen souveräner Stimme“ gebouw Orchestra die Jubiläumssaison eröffnet wurde. Einmal mehr hat auch musikalisch als „unwiderstehliche Verführerin“, wie die Presse das Orchester unter Mariss Jansons eindrucksvoll vorgeführt, warum es ­urteilte. zu den besten Klangkörpern der Welt zählt. Auf dem Programm standen Werke von Richard Strauss (Tod und Verklärung, Till Eulenspiegel) sowie Brahms‘ Violinkonzert mit Leonidas Kavakos. In der Kronen Zeitung ­wurde dieses Ereignis zusammengefasst: „Hier ist nicht bloß eine hoch- 2014/15: Es geht los! klassige Verwaltung der Tradition zu erleben, sondern durch Mark und Bein gehende Kunst.“ Die Planungen für die 200. Spielzeit reichen bis ins Jahr 2011/12 zurück und sollten einen noch nie dagewesenen Reigen an Glanzlichtern und in- Die gefeierte Rückkehr Philippe Jordans, teressantem Repertoire beinhalten. Für die Jubiläumssaison wurden in neue Chormusik und 100 Musikstudierende mehr als sechzig verschiedenen Projekten thematisch-inhaltliche Besonders akklamiert wurde die Wiederkehr Philippe Jordans: Am Pult Schwerpunkte gesetzt, die direkt mit der Geschichte des Musikvereins der Wiener Symphoniker gestaltete er das Festkonzert anlässlich „200 und seinen Ehrenmitgliedern in Zusammenhang stehen. Im Zuge dessen Jahre Musikverein“ unter dem Ehrenschutz und in Anwesenheit von Bun- wurde auch das grafische Erscheinungsbild des Musikvereins erneut despräsident Heinz Fischer, der auch die Festrede hielt. Aber auch mit überarbeitet und modernisiert. An der Spitze des umfangreichen Konzert­ lokalen Institutionen wurde anlässlich des Jubiläums eifrig kooperiert: reigens stand ein in Kooperation mit den wichtigsten österreichischen Um auch die Chormusik des 20. und 21. Jahrhunderts entsprechend zu Musikinstitutionen (u.a. Wiener Konzerthaus und Musikverein, Wiener berücksichtigen fand ein gemeinsames Konzert mit der steirischen Ini­ Staatsoper) erstelltes Festprogramm. Bereits der Auftakt geriet zum Tri- tiative „Styria Cantat“ statt. Der junge serbische Dirigent Aleksandar

24 | Dr. Michael Nemeth © Elisabeth Probst, Musikverein © Elisabeth Probst, Pötsch, Musikverein © Antonia Musikverein © Elisabeth Probst,

Angela Gheorghiu mit Michael Nemeth (16. November 2014) Philharmonische Soirée mit Dirk Kaftan, Bernhard Vogl und dem Grazer Gala des Liedes am 13. April 2015 Philharmonischen Orchester

­Markovic stand am Pult des auf mehr als einhundert Musiker aufgestock- mas Quasthoff, Angelika Kirchschlager, Michael Schade („Gala des Lie- ten Orchesters der Kunstuniversität Graz, um auch dieser aus dem Musik­ des“) oder das Hugo Wolf Quartett, Trio Alba oder Anima Quartet („Gala verein erwachsenen Ausbildungsstätte zu huldigen. Am Programm stan- der Kammermusik“). den Werke von Debussy, Ligeti und Skrjabin, dessen Poème de l’extase für Begeisterung gesorgt hatte. Glanzlichter im Repertoire Junge und arrivierte Sängerpersönlichkeiten wie Diana Damrau (mit Im Orchesterzyklus konnten die Abonnenten Mozart mit Nikolaus Harnon- ­Xavier de Maistre), Angela Gheorghiu, Mauro Peter (Die schöne Müllerin) court, der auch Ehrenmitglied des Musikvereins wurde, Bruckners Dritte oder Simon Keenlyside (Winterreise) gestalteten die Liederabende der und die in Graz uraufgeführte Fünfte Symphonie, Richard Wagner (Die Jubiläums­saison. Im Zentrum standen ferner Lieder von Richard Strauss, Walküre, 1. Akt) erleben. Weiters standen russische Meisterwerke, darun- Franz Liszt, Johannes Brahms, Sergej Rachmaninow, Robert Schumann, ter Violinkonzerte von Tschaikowskij (Sergei Krylow) und Prokofjew (Julian Bedrˇich Smetana, Antonín Dvorˇák oder Joseph Canteloube. Rachlin) am Programm. Mit dem Œuvre von Frank Martin, György Ligeti, Als neues Konzertformat wurden ab 2014/15 die Soiréen des Grazer Phil- Krzysztof Penderecki (alle Ehrenmitglieder), Olivier Messiaen oder Gerd harmonischen Orchesters im Kammermusiksaal eingeführt, die unter at- Kühr wurde das Repertoire um die Moderne erweitert. traktiven Mottos stehen und vor allem die solistischen Fähigkeiten der Im Kammermusikzyklus spannte sich der Bogen von Alter Musik Musiker des Orchesters hervorkehren sollen. Unter anderem wird auch (L’Arpeggiata) über Antonio Vivaldis Die vier Jahreszeiten (Giuliano Carmi- Dirk Kaftan als Chefdirigent sein Orchester bei einer Philharmonischen gnola, Kammerorchester Basel) bis hin zu Strawinskys Le sacre du prin­ Soirée (Motto „Sturm und Drang“) dirigieren. temps in der Fassung für Klavier zu vier Händen und Claude Debussys Sämtliche Abo-Reihen wurden als Jubiläumsgeschenk für unsere Mitglie- Préludes pour piano. Im Solistenzyklus interpretierten Künstler wie Mar- der durch jeweils einen festlichen Galaabend mit mehreren Mitwirkenden kus Schirmer, Sol Gabetta und Mischa Maisky Werke von Franz Schubert, ergänzt, unter ihnen Markus Schirmer, Lidia Baich, Helmut Deutsch, Tho- Ludwig van Beethoven, Felix Mendelssohn Bartholdy u.a. musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 25 © Michael Nemeth, Musikverein Musikverein © Angelika Dorfer,

Jugendkonzert Der wilde Ludwig (April 2015) Orchesterprobe mit jungem Publikum

Erweiterung des Jugendprogrammes und Operneinakter Stolz sind wir auf unser gesteigertes Angebot für Kinder und Schüler im Amabile-Zyklus, das durch eine intensive Kooperation mit der Jeunesse erweitert werden konnte. Umfassende (Gratis-)Kartenaktionen für Jugendliche sowie neue Abonnementvarianten rundeten unser umfas- sendes Angebot ab. Nach dem großen Erfolg der Kammeroper Die schöne Galathée wurde auch in dieser Saison ein Operneinakter aufgeführt, diesmal im Rahmen eines festlichen Dinnerkonzerts: Auf dem Programm stand Albert ­Lortzings letztes Bühnenwerk Die Opernprobe, bei der neben dem groß­ artigen Sprecher ­Peter Matic´ ein junges Ensemble aus Studierenden de- bütierte.

26 | Dr. Michael Nemeth Eine Legende: KS Leo Nucci eröffnete die Saison 2015/16 Anna Netrebko und Yusif Eyvazov debütierten am 8.11.2015 im Musikverein Karl Markovics, das Merlin Ensemble und das Team des Musikvereins am 29.10.2015

2015/16: Maestoso ins neue Musikvereinsjahrhundert Konservatorium“, das aus dem Musikverein hervorgegangen ist, dirigierte Thomas Platzgummer Symphonieorchester, Chor und Mitglieder des Im „Jahr danach“ stellte sich die Frage, wie es nach dem üppigen Fest- Vokalforums Graz und sorgte für Spitzenleistungen im Rahmen eines Pro- programm anlässlich 200 Jahre Musikverein programmatisch weiterge- gramms mit Werken von Fux, Kienzl, Haidmayer und Ludwig van Beet­ hen sollte, zumal eine weitere Steigerung kaum möglich schien. Unsere hoven. Diese Kooperation wird im Februar 2018 mit einem Karnevals­ Antwort war wiederum die Beibehaltung einer konstant hohen Qualität konzert ihre Fortsetzung finden. durch interessante Künstler und spannende Programme in allen Zyklen. Im Orchesterzyklus faszinierten Philippe Herreweghe (Königliche Philhar- An der Spitze stand ein glamouröses Festprogramm: an der Seite ihres monie Flandern), die Tschechische Philharmonie, Christoph Eschenbach Ehemannes Tenor Yusif Eyvazov debütierte am 8. November 2015 die wohl (Bamberger Symphoniker) und der junge Pianist Christopher Park, der gefragteste Sängerin der Welt im Grazer Musikverein: Anna Netrebko! 2017/18 im Musikverein „in residence“ sein wird. Eine wichtige Rolle nahm Begleitet vom jungen aufstrebenden Dirigenten Jader Bignamini und der in dieser Spielzeit aber der junge aufstrebende Dirigent Svetoslav Borisov Slowenischen Philharmonie gestalteten beide Künstler einen bejubelten ein, derzeit Erster Kapellmeister am Theater Magdeburg. Gleich zwei Mal Abend mit Arien und Duetten aus italienischen Opern. Am 6. April 2016 übernahm er aufgrund von Erkrankungen von Dennis Russel Davies und gab Dmitri Hvorostovsky, begleitet vom famosen Ural Philharmonic unter Krzysztof Penderecki kurzfristig die Leitung zweier wichtiger Abonne- der Leitung von Dmitri Liss, einen Arienabend mit Werken von Rossini bis mentkonzerte (am Programm standen Werke von Bruckner, Dünser und Rachmaninow. Auch aufgrund der außerordentlichen Qualität des Orche- Pendereckis Trompetenkonzert, einem Auftragswerk des Musikvereins). sters geriet dieser Abend, der in Kooperation mit dem Wiener Konzert- Ehrenmitglied Adam Fischer leitete die Festaufführung 130 Jahre Stepha- haus realisiert werden konnte, zu einem Glanzlicht. Das dritte Festkonzert niensaal mit Beethovens Neunter Symphonie, mit der unser herrlicher galt der Jugend und wurde auch von ihr musikalisch höchst ambitioniert Saal anno 1885 eröffnet wurde. Im Kammermusikzyklus sorgten Konzerte umgesetzt. Im Rahmen des Jubiläums „200 Jahre Johann-Joseph-Fux- des Belcea Quartets, Trio Alba (eine Entdeckung des Musikvereins!), musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 27 Dmitri Hvorostovsky (hier in Begleitung Kammermusikalische Entdeckung: Bestens besuchtes Festkonzert 200 Jahre Johann-Joseph-Fux- seines Sohnes) begeisterte am 6.4.2016 das Trio Alba am 11.2.2016 Konservatorium Graz am 18.4.2016

Minetti oder Emerson String Quartett für genussvolle Kammermusik­ 2016/17: Neue Kooperationen und spannende Formate! abende. Besonders erfreulich stellte sich das Debüt des jungen und an der Grazer Kunstuniversität beheimateten Karklina Trios dar, das kurz­ Die 202. Musikvereinssaison ist geprägt durch neue Kooperationen, musi- fristig für ein anderes Ensemble eingesprungen war. Aufgrund dieses kalische Raritäten sowie vielversprechende Talente. Für Höhepunkte sor- Erfolges kam es zu einer Wiedereinladung für Februar 2017. Die Begeg- gen bereits lange im Voraus ausverkaufte Festkonzerte von Cecilia Bartoli nung mit dem jungen Geigentalent Yevgeny Chepovetsky war besonders mit einem Porträt von Händels Heldinnen sowie von Ehrenmitglied Elı¯na erfreulich, zumal er 2008/09 in der Reihe Amabile von Julian Rachlin als Garancˇa mit einem französischen Arienabend. außerordentliche Begabung vorgestellt wurde. Das von ihm kürzlich Im Orchesterkonzertzyklus gastierten die Wiener Symphoniker unter der gegründete Oberton String Oktett feierte 2018 im Musikverein sein Debüt. Leitung des Pultrevoluzzers Teodor Currentzis, das Kammerorchester Mit der Aufführung von Strawinskys Die Geschichte vom Soldaten (Merlin Basel (Leitung und Klavier: Fazil Say), das Orchestra Sinfonica di Mantova Ensemble Wien) wurde ein weiteres Konzert für Menschenrechte orga­ (Leitung: Alexander Lonquich) und das Swedish Radio Symphony Orche- nisiert, in dem Karl Markovics als Erzähler für Begeisterungsstürme stra (Dirigent: Daniel Harding). Mischa Maisky interpretierte gemeinsam sorgte. Besonderes akklamiert waren Liederabende mit KS Leo Nucci (in mit Tochter Lily und Sohn Sascha Beethovens Tripelkonzert, und Ernst Kooperation mit der Wiener Staatsoper), Elisabeth Kulman, Thomas Ottensamer gestaltete mit seinen Söhnen eine furiose Klarinettengala. Quasthoff und Florian Boesch sowie Simon Keenlyside. Lidia Baich, Piotr Weiters sorgten Theodor Guschlbauer, Konrad Junghänel und Dirk Kaftan Anderszewski und Ingolf Wunder komplettierten den Solistenkonzert­ am Pult des Grazer Philharmonischen Orchesters für spannende Abende. zyklus der 201. Saison. Das L’Orfeo Barockorchester gab unter der Leitung von Michi Gaigg ein Gedenkkonzert für Nikolaus Harnoncourt (Ehrenmitglied des Musikver- eins seit 2014). Festredner waren Altbundespräsident Dr. Heinz Fischer sowie Altbürgermeister Alfred Stingl.

28 | Dr. Michael Nemeth Peter Ruzicka, Christopher Park, Christoph Così fan tutte zum Saisonauftakt 2016/17 mit der Akademie der Wiener Philharmoniker (19.9.2016) Rudolf Buchbinder gab das erste Solistenkonzert Eschenbach und Michael Nemeth am 25.4.2016 der Spielzeit 2016/17 (27.9.2016)

Der Kammermusikzyklus bot u.a. ein Ensemble der Wiener Philharmoniker tutte (konzertant) gestaltet hat. Diese Kooperation wurde auch 2017/18 mit Stargeigerin Midori, ein gemeinsames Konzert des Minetti und Mandel- mit Mozarts Die Hochzeit des Figaro weitergeführt. Ziel ist die konse- ring Quartetts, das renommierte Trio Zimmermann, das Grazer Philharmo- quente Pflege des für Österreich so typischen "Wiener Mozart-Stils". nische Orchester (Leitung: Nicolas Altstaedt), das Karklina Trio sowie das In der Saison 2017/18 kommt es in den Abonnement-Reihen zu weiteren Artis Quartett mit Josef Niederhammer und Barbara Moser. behutsamen Neuerungen und spannenden Debüts: Die Uraufführung der Im traditionsreichen Liederabendzyklus gastierten Piotr Beczała, Mauro vom Musikverein an junge Kompositionsstudenten in Auftrag gegebenen Peter, Christiane Karg, Andrè Schuen und Adam Plachetka. Rudolf Buch- Symphonie für Menschenrechte am 11. Dezember 2017 (Symphonie­ binder eröffnete den Solistenkonzertzyklus, in dem auch der Grazer Cel- orchester der Kunstuniversität Graz) stellte ein besonderes Ereignis in der list Friedrich Kleinhapl oder die international gefeierte Pianistin Olga 203. Spielzeit dar. Scheps zu erleben waren. Erstmals veranstaltete der Musikverein­ eine Die gemeinsam mit dem Konzerthaus Wien entwickelte Reihe "GREAT Weihnachtsgala mit der vielfach prämierten Austrian Brass Band. TALENT" zur intensiven Förderung junger Musiker wird zum ersten Mal Neu ist das Musikvermittlungsangebot PROBE:HÖREN: Der Musikverein umgesetzt und ist für die kommenden Jahre vereinbart. öffnet die Generalproben des Grazer Philharmonischen Orchesters und ermöglicht somit pro Spielzeit etwa 1000 Musikinteressierten, um nur 10 Euro die Atmosphäre klassischer Konzerte kennenzulernen. Auch für die Mitglieder des Musikvereins gibt es zahlreiche neue Vorteile, etwa Konzerteinführungen oder ein gratis Bonuskonzert nach Wahl. Der Musikverein ist seit Herbst 2016 offizieller Projektpartner der ­Ange­lika-Prokopp-Sommerakademie der Wiener Philharmoniker zur Aus- bildung junger Talente, die unsere Saisoneröffnung mit Mozarts Così fan musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 29 Die Philharmonischen Soiréen der Grazer Philharmoniker im Kammermusiksaal Die jungen Komponisten der Symphonie für Menschenrechte, Dirigent I. Ingensand, Michael Nemeth, erfreuen sich großer Beliebtheit Prof. Gert Kühr und Präsident Franz Harnoncourt

Saison 2017/18: Neue Konzertformate einfach davon überzeugt: Wenn junge Leute spielen, kommen auch junge Zuhörer.“ Neu ist eine zusätzliche Abo-Möglichkeit, das Wahl-Abo: „Die Es war eine Premiere der besonderen Art: Im März 2017 wurde das Pro- Menschen möchten heute zunehmend flexibel bleiben. Mit dem neuen gramm der Spielzeit 2017/2018 im Rahmen einer imposanten Programm- Wahl-Abo kommen wir all jenen entgegen, denen das Haupt-Abo zu präsentation coram publico im Stefaniensaal vorgestellt. Unter dem Motto umfangreich ist. Auf diese Weise ist es möglich, sich fünf Konzerttermine „A little bit in love“ lud man erstmals alle Mitglieder, Abonnenten sowie nach Wahl zusammenzustellen. Und das Ganze zu einem günstigen Abon- Partner der Medien und Wirtschaft zur Präsentation mit musikalischer nement-Preis. Ausgenommen sind nur die Festkonzerte.“­ Exquisite Umrahmung. Durch den Abend führte die allseits bekannte Sängerin und Sonder­veranstaltungen, gratis Bonuskonzerte und Konzert­einführungen Entertainerin Andrea Huber. Auch die neue Spielzeit ist gespickt mit zahl- für Mitglieder rundeten das Programm ab. reichen Highlights und bringt Künstler mit Weltklasseformat nach Graz. Mit einem attraktiven Rahmenprogramm vor oder nach den Konzerten Tor zur internationalen Musikwelt möchte man den Besuchern zukünftig ein zusätzliches Musikvereins- Die Festkonzerte versprachen in der neuen Spielzeit auch abseits von Erlebnis bieten. Zum Beispiel in Form eines klassischen Aperitifs oder mit Garrett größte Abwechslung in Besetzung und Programm. Etwa wenn einer neu entwickelten Jazz Lounge, in der junge Musiker ihr Können zei- Rolando Villazón in Una notte italiana entführt – ein Highlight für Opern- gen zeigen. Eines der großen Ziele für die 203. Spielzeit war es, neue fans. „Villazón ist ein Sonderfall, er ist durch seine Fernseh-Shows ein Publikumsgruppen anzusprechen, wie Michael Nemeth im Gespräch mit richtiger Medienmensch. In der heutigen Zeit brauchen wir solche Per- der Kulturzeitung 80 erläuterte: Auch die intensivierten Kooperationen mit sönlichkeiten mit Strahlkraft. Seine Bühnenpräsenz ist genial. Im Musik- Ausbildungsstätten wie der Kunstuni Graz oder der Musik und Kunst verein wird er das singen, wofür er bekannt ist: italienische Oper.“ Thomas Privat­universität der Stadt Wien sind für Nemeth essenziell, wenn es um Quasthoff wird mit seiner Jazz Band seine Favorite Things im Musikverein die Vermittlung von klassischer Musik an junge Menschen geht. „Ich bin interpretieren.

30 | Dr. Michael Nemeth Das Team des Musikvereins für Steiermark nach der öffentlichen KS Thomas Quasthoff wurde am 18.6.2018 zum Das junge Ensemble von Le Nozze di Figaro nach der erfolgreichen Premiere Programmpräsentation am 4.4.2018 ­Ehrenmitglied des Musikvereins für Steiermark ernannt im Kammermusiksaal

Internationalität in den Abokonzerten große Chance erhalten ab heuer auch jene Solisten, die im Rahmen des Die Abokonzerte der 203. Spielzeit gestalteten sich international und Programms GREAT TALENT in Zusammenarbeit mit dem Konzerthaus hochkarätig: Mit Residenzen der Pianisten Christopher Park und Rudolf Wien debütieren. Die Reihe Amabile, speziell für junges Publikum kon­ Buchbinder, Persönlichkeiten wie Dennis R. Davies, Gabriel Feltz, Marek zipiert, sorgte mit Musik vom Mittelalter bis zum Jazz, dem Karneval der Janowski, ­Giovanni Antonini oder Marc Piollet. Auch die neue Chefdirigen- Tiere und spannenden Künstlern wie Timna Brauer oder ­Susanne Kon- tin des Grazer Philharmonischen Orchesters, Oksana Lyniv, leitete erst- stanze Weber für Begeisterung. mals Konzerte im Musikverein. Ebenso waren gefeierte Musiker wie ­Philippe Jaroussky, Grigory Sokolov, Elisabeth Kulman, Mauro Peter, L’Arpeggiata, Christiane Karg, Akkordeonvirtuosin Ksenija Sidorova, René Pape oder Simon Keenlyside auf der Bühne zu sehen.

Nachwuchsförderung „Die Förderung junger Talente war von Anfang an eine der großen Auf­ gaben des Musikvereins. Dieses wichtige Ziel wird auch weiterhin in un­­ serem Programm spürbar bleiben“, erklärte Generalsekretär Dr. Michael Nemeth. Im Rampenlicht standen wieder exzellente Sänger und Musiker der Sommerakademie der Wiener Philharmoniker sowie junge talentierte Formationen. Die Symphonieorchester von Kunstuniversität und Johann- Joseph-Fux-Konservatorium werden weiterhin zur Stärkung kreativer Brücken zwischen Ausbildungsstätte und Konzertpodium dienen. Eine musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 31 © Gerard Collett Gerard © © Manfred Baumann Manfred © © Viktor Andriichenko © Silvia Lelli Silvia © © Stephan Doleschal Stephan ©

Oksana Lyniv eröffnete mit ihrem Youth Symphony Orchestra Daniel Barenboim, Träger des Menschen- Der international gefragte Tenor Juan Diego Flórez Die Sopranistin Louise Alder ist als of Ukraine die 204. Saison rechtspreises der Universität Graz, debütierte singt erstmals im Musikverein Graz artist in residence an drei Abenden im Musikverein im Musikverein zu Gast

2018/2019 – BRÜCKEN:BAUEN von ihr gegründeten Youth Symphony Orchestra of Ukraine die Spielzeit. Im Oktober spielte Daniel Barenboim, Träger des Grazer Menschenrechts- Vier Jahre nach der 200. Spielzeit feiert der Musikverein wieder ein beson- preises, Werke des Musikvereins-Ehrenmitglieds Ludwig van Beethoven. deres Jubiläum: Seit 10 Jahren agiert Dr. Michael Nemeth als Künstleri- Außerdem im Festkonzertzyklus: Der Gesang in all seinen Facetten – vom scher Leiter und Generalsekretär und bietet Jahr für Jahr ein umfangrei- Lied über Mozarts La clemenza di Tito über Suppés Zehn Mädchen und ches Konzertangebot mit zahlreichen Glanzlichtern der Klassikwelt. Seit kein Mann bis zu monumentalen Chorkonzerten – und ein Abend nach 2008 – und nach mehr als 400 Musikvereins-Konzerten – ist es Dr. Michael dem Motto Romeo und Julia mit dem Landesjugendsinfonieorchester. Nemeth und seinem dynamischen Team gelungen, das Tor zur internatio- Der Orchesterkonzertzyklus bot wieder Neues und Spannendes: Ehren- nalen Musikwelt weiter zu öffnen und die überregionale Strahlkraft der 1815 mitglied Adam Fischer, die Artists in Residence Gabriel Feltz und Rudolf gegründeten Institution kontinuierlich zu steigern. Organisatorische Verän- Buchbinder, Theodor Guschlbauer, Johannes Hiemetsberger, Christoph derungen, mediale Präsenz sowie erweiterte Serviceleistungen für Mitglie- Altstaedt, François-Xavier­ Roth oder Oksana Lyniv standen am Pult der der und Abonnenten steigerten zunehmend das Interesse am Musikverein. ­Wiener Symphoniker, des Danish Chamber Orchestras, des L’Orfeo Unter dem Motto BRÜCKEN:BAUEN setzt die Saison 2018/2019 Pro- Barockorchesters oder der Belgrader Philharmoniker. Interessante Erst- grammschwerpunkte, die Genres, Gattungen und Generationen dramatur- aufführungen mit den Grazer Philharmonikern, darunter Werke von Franz gisch verbinden: Glanzvolle Festkonzerte mit Ehrenmitglied Elı¯na Garancˇa, Schmidt und Alexander Skrjabin, ergänzten das Programm. Auch zahl­ Anna Netrebko und Juan Diego Flórez stehen an der Spitze des Pro- reiche Solisten bereicherten den internationalen Orchesterzyklus, wie gramms, das in einem Belcantofest mit Leo Nucci und Shooting Star ­Antoine Tamestit, Emmanuel Tjeknavorian, Nikolaj Znaider und die Artists Maria Mudryak gipfelt. Die glanzvolle Saison begann mit einem Eröff- in Residence Tomasz Konieczny und Louise Alder. nungsfest im tönenden Zeichen von Frieden und Toleranz: Mit einem Kon- Im Zentrum der Kammerkonzerte stand der Beethoven-Zyklus mit dem zert für Menschenrechte eröffnete Chefdirigentin Oksana Lyniv mit dem ­Belcea Quartet. Darüber hinaus präsentierten sich Ksenija Sidorova mit dem

32 | Dr. Michael Nemeth © Stephan Doleschal Stephan ©

Das dynamische Duo BartolomeyBittmann sorgt im Solistenkonzertzyklus für außergewöhnliche Klänge. Die Kinder- und Familienkonzertreihe AMABILE findet auf dem Konzertpodium Anna Netrebko und Malcom Martineau gastierten am 11. November 2018 im Musikverein. des Stephaniensaals statt und erfreut Jung und Alt.

Goldmund Quartett sowie das eigens für das Musikvereinskonzert gegrün- Venedig, Wien und in den hohen Norden. Am Pult der Grazer Philharmoni- dete Skride Piano Quartet. Das Jerusalem Quartet wird, wie auch die nor- ker stehen dabei Chedirigentin Oksana Lyniv, Robin Engelen sowie der wegische Startrompeterin Tine Thing Helseth mit ihrem Brass Ensemble aufstrebende Dirigent Svetoslav Borisov. tenThing, im Musikverein debütieren. Die Brüder Daniel und ­Andreas Otten- Die Jugendförderung ist eine der wichtigste Säulen des Musikvereins- samer sowie Christoph Traxler gestalten eine Hommage an Ernst Otten­ Programms: Seinem Gründungsgedanken entsprechend widmet sich der samer. Im Rahmen des Kammermusikzyklus wird auch die erfolgreiche Musikverein der Förderung junger Talente, sei es im Rahmen des Musika- Kooperation mit dem Wiener Konzerthaus GREAT TALENT fortgeführt. lischen Aperitifs, bei dem junge Musiker sich vor ausgewählten Konzerten Mit Daniil Trifonov, Arcadi Volodos und Rudolf Buchbinder gastierten drei mit einem kurzen Programm im Stefaniensaal präsentieren, oder mit der der wichtigsten Pianisten unserer Zeit im Solistenkonzertzyklus. Passend im Anschluss an die Soiréen stattfindenden Jazz Lounge. Mit dem neu zum Thema BRÜCKEN:BAUEN verbindet das Duo BartolomeyBittmann gegründeten Steirischen Landesjugendsinfonieorchester, dem Orchester mit Eigenkompositionen verschiedenste Klänge und Genres. der Kunstuniversität Graz, etlichen Familien- und (Jugend)Chorkonzerten­ Der Liederabendzyklus war einmal mehr geprägt von künstlerischer und sowie Kooperationen mit dem Konzerthaus Wien, der MUK Privatuniver­ dramaturgischer Vielfalt. Als Artists in Residence gastieren sowohl Louise sität Wien und der Angelika-Prokopp-Sommerakademie der Wiener Phil- Alder als auch Thomasz Konieczny; The King’s Singers bereichern als harmoniker bietet der Musikverein 2018/2019 eine noch nie dagewesene Vokalsextett die Reihe der Liederabende. Publikumsliebling Mauro Peter Dichte an Programmen zur Förderung junger Talente. wird in der Saison 2018/2019 mit einem Schumann-Programm verzaubern­ 2018/2019 werden darüber hinaus auch bedeutende Komponisten und deren und mit Günther Groissböck erwartet Sie eine Reise von der deutschen Werke in bester Interpretation und zyklischer Aufführung geehrt: Ludwig van Romantik bis in ferne russische Gefilde. Als Liedbegleiter ­gastieren Beethoven und Hector Berlioz als epochale Wegbereiter der Moderne, Franz ­Helmut Deutsch, Lech Napierała, Gerold Hubert und Gary Matthewman. von Suppé als Schöpfer der österreichischen Unterhaltungsmusik und Die Philharmonischen Soiréen mit Jazz Lounge führen diesmal nach ­Leonard Bernstein als wohl vielseitigster Künstler des 20. Jahrhunderts.

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 33 Musikverein für Steiermark: • Einführung von Vorverkaufsterminen für Mitglieder und Premiumförderer 10 Jahre Generalsekretariat Dr. Michael Nemeth • Intensive Sponsor- Akquisition (Anteil ca. 15 % des Budgets) Zusammenfassung der wichtigsten organisatorisch-­ • Einführung der Philharmonischen Soireen der Grazer Philharmoniker künstlerischen Neuerungen sowie wichtige Debüts und im Kammermusiksaal als moderierte Kurzkonzerte („Klassik kennen- Auftritte internationaler Gäste / Jugendförderung lernen“) und anschließender Jazz-Lounge • Erweiterung der „Anspielprobenzeit“ vor Konzerten von 17:30 - 19:00 Uhr • Konzerteinführungen vor ausgewählten Konzerten mit Mitwirkenden im Organisation und allgemeine Neuerungen (A-Z) Saal • Änderung der Konzert-Beginnzeit von 19:45 auf 19:30 Uhr • Intensiver Kooperationsaufbau mit führenden Institutionen (Wiener • Anschaffung eines neuen Konzertflügels der Marke Steinway (Rudolf Staatsoper, Wiener Konzerthaus, Musikverein, MUK, MDW, KUG, Kon- Buchbinder) servatorium Graz) • Aufarbeitung des Archivs und Mit-Herausgabe der Festschrift Im • Neue Medienpartnerschaften ORF, Kleine Zeitung (2x pro Jahr Beilage Jahres­takt: 200 Jahre Musikverein für Steiermark (Böhlau), gemeinsam Steiermark, Kärnten), Radio Klassik, BÜHNE (Beilagen, PR Seiten), mit Mag. Susanne Flesch Kulturzeitung 80, Megaphon, Standard • Bildung eines neuen Teams mit Fachkräften (Musikwissenschaft, Jus, • Ö1 Partnerschaft inkl. Hörerevents, Clubsendungen, Tipps, Einleger im BWL) und neue vertragliche Aufteilung der Arbeitsbereiche (Drama­ Magazin turgie, Presse, Betriebsbüro, Abo-/Ticket-Verwaltung, Büroleitung, • Öffnung zu neuen Publikumsschichten durch interessante Mischung Kassen­organisation) der Genres • Neuausrichtung der Buchhaltung durch Auslagerung zwecks Kosten- • Starke On-Air-Medienpräsenz durch Berichte und Interviews (u.a. Ö1 senkung -Klassiktreffpunkt, Ö1 Intrada, ORF Steiermark, Radio Klassik Ste- • Bürorenovierung und nachhaltige Instandhaltungsmaßnahmen phansdom) ­(Sanierung der historischen Parkettböden, neues Mobiliar, neue indivi- • Online Ticketing, „Print at home“, Erweiterung Vorverkauf im Zentral- duelle Küche/WC gemäß Vorgaben, Terrasse, neue Beleuchtungs­ kartenbüro körper, EDV • Restkarten für „Unter 30-Jährige“ an der Abendkasse • Konsolidierung mit den Grazer Philharmonikern per Vereinbarung mit • Massive Steigerung der ORF-Rundfunkmitschnitte, inkl. Live-Über­ der Theaterholding zur nachhaltigen Einbindung des Orchesters ins tragung ORF RSO WIEN (Konzert für Menschenrechte, Dir. K. Pende­ Musikvereinsprogramm recki, Verdi: Giovanna d’Arco) • Durchführung einer umfassenden Mitgliederbefragung und detaillierte • Sammeltaxi-Abholung neu für Abonnenten vom und zum Konzert Auswertung durch das Institut für Marketing/ KF Uni Graz • Stabilisierung der Mitgliederanzahl (2600) und solide Finanzen mit • Einführung des Sponsoring-Programms PREMIUM:FÖRDERER Quartalsupdate („privat/ Business“) • Ticketverkaufsprogramm Jetticket als Standardverkaufsprogramm • Einführung von kostenlosen Bonuskonzerten für Mitglieder des • Übersiedlung der Konzertkasse von der Oper auf den Sparkassenplatz ­Musikvereins (gegenüber Haupteingang) als individuelle Lösung, exklusiv für Musik- • Einführung von Fest- und Wahlabonnements zur Mitgliedergewinnung verein (gemietet von Steiermärkischen Sparkasse)

34 | Dr. Michael Nemeth • Verdoppelung und Indexanpassung der Subvention der Stadt Graz nach Neue Programmfacetten positiver Evaluierung im Zuge des neuen Zweijahresvertrages • Erhöhung der Landessubvention um 10T Euro Zeitraum 2019-21 • Einführung des Programms PROBE:HÖREN zum Kennenlernen Klas- • Anbringung eines Handlaufs an der Feststiege im Foyer sischer Musik (ca. 1000 Teilnehmer pro Saison im Rahmen offener Generalproben der Grazer Philharmoniker) • Einführung des medial viel beachteten Zyklus’ Konzerte für Menschen- Erscheinungsbild / Grafik / Drucksorten rechte und hochrangigen Künstlern (u.a. K. Penderecki, Adam Fischer, • Anbringung einer Erinnerungstafel MUSIKVEREIN im Foyer des Daniel Barenboim). ­Stefaniensaals • Etablierung einer Kammeroper im Musikverein (Mozart, Rossini, Doni- • Attraktive Großplakate auf Historischen Litfaßsäulen zetti, Suppé) für junge Gesangstalente; Fortsetzung mit der Sommer­ • Umstellung der gesamten grafischen Linie auf modernes, einheitliches akademie der Wr. Philharmoniker Design und innovative Drucksorten (handliche Programme, Folder, • Gestaltung Jubiläumsprogramm 200 Jahre Musikverein mit mehr als Taschenkalender, Großplakate, Wandkalender, Programmheft) 1000 Künstlern • Neue Homepage mit Online Ticketing und Print at home • Grazer Erstaufführungen u.a. Zemlinsky/ Lyrische Sinfonie, Schmidt/ • Neue, große LED-Leuchtschriften am Congress-Gebäude / über der 2. Symphonie, Verdi/ Giovanna d’Arco konzertant, Strauss/ Der Rosen- Kasse Umstellung der Formate aller Drucksorten in passende Größe kavalier-Stummfilm mit Musik, Chorkonzerte mit (inter-)nationalen für Taschen, Sakkos Gruppen • Schaufenster mit 2 großen LCD Screens in der Landhausgasse mit • Großprojekt „Mahler 8“ in der Grazer Stadthalle mit mehr als 3500 ­animierter Konzertwerbung Zuhörern und 500 Mitwirkenden • Klassischer Aperitif: kurze Vorkonzerte im Saal zur Einbindung junger Talente vor und nach Abo-Konzerten (von der Jeunesse Österreich als Jugendförderung neues Format übernommen) • Einführung Restplatztickets um 5 EUR und Uni-Abos für die ganze • Künstlergespräche (u.a. mit Dominique Meyer und Solisten der Wiener Steier­mark Staatsoper) • Gründung der Jugendkonzerte AMABILE als Präsentations- und • Partnerschaft mit GREAT TALENT (Konzerthaus) Kinder­konzerte • Planung einer TV-Dokumentation über den Musikverein für 3SAT, • Kooperation KUG, Konservatorium, Landesmusikschulen ORF 2 und III - Ausstrahlung Herbst 2019 • Kooperation Jeunesse im Jubiläumsjahr 2014/15 • Programmpräsentation vor Publikum mit Live-Darbietungen und • Kooperation MUK Wien, MDW, Sommerakademie der Wiener Philhar- Moderation (800 Gäste) als völlig neues Konzept moniker • Promenadenkonzerte mit Stehtischen (legere Atmosphäre) • Kontinuierliche Einbindung junger Musiker und Ensembles in neuen • Ur/Erstaufführungen (u.a. Kühr, Penderecki, Pampichler, Haidmayer, Formaten Dünser, UA der Symphonie für Menschenrechte als Auftrag des MV), etc. • Öffentliche Proben und Schulworkshops • Zyklische Aufführung aller Symphonien Gustav Mahlers (Dir. Fritsch, Feltz, Ivan Fischer, Markovic, Billy, Lyniv)

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 35 Auftritte und Debüts der wichtigsten Eggner Trio Kutrowatz Duo ­internationalen Solisten seit 2007 Emerson String Quartet L’Arpeggiata / Christina Pluhar Erdmann Mojca Lewis Paul Altstaedt Christoph Eröd Adrian Luisi Fabio Anderszewsky Piotr Fischer Adam (Ehrenmitglied) Lyniv Oksana Andsnes Leif Ove Fischer Ivan Maisenberg Oleg Antonini Giovanni Fischer Julia Mandelring Quartett Ax Emanuel Flórez Juan Diego Marriner Sir Neville Baich Lidia Garancˇa Elı¯na (Ehrenmitglied) Mayer Sabine Baltsa Agnes Gerhaher Christian Netrebko Anna & Yusif Eyvazov Bamert Matthias German Brass Norrington Sir Roger Barenboim Daniel Gheorghiu Angela Nucci Leo Bartoli Cecilia Goerne Matthias Pape René BartolomeyBittmann Groissböck Günther Penderecki Krzysztof (Ehrenmitglied) Beczala Piotr Gruberová Edita Petibon Patricia Belohlavek Jiri Quasthoff Thomas (Ehrenmitglied) Boder Michael Grubinger Martin Bostridge Ian Harnoncourt Nikolaus Rieger Wolfram Brauer Timna Helseth Tine Thing Royal Philharmonic Orchestra Buchbinder Rudolf Hvorostovsky Dmitri Schade Michael Carmignola Giuliano Iveri Tamar Schiff András Carpenter Cameron Janowski Marek Schneider Peter Chernov Vladimir Jaroussky Philippe Sidorova Grigory Concertgebouw Orchester/ Jansons Järvi Paavo Sokolov Valeri Currentzis Theodor Jordan Philippe Spencer Charles d’Arcangelo Ildebrando Karg Christiane Ticciati Robin Damrau Diana Kasarova Vesselina Trifonov Daniil Dasch Annette Kaufmann Jonas Trio Zimmermann Dausgaard Thomas Keenlyside Simon Vargas Ramón Davies Dennis Russell Kerl Torsten Villazón Rolando de Billy Bertrand King Singers Viviani Gabriele de Maistre Xavier Knauer Sebastian Volodos Arcadi Denoke Angela Konieczny Tomasz Wecker Konstantin Deutsch Helmut Krasteva Nadia Wiener Philharmoniker/Mehta/Möst/Thielemann (2x)/Estrada Drake Julius Kulman Elisabeth Znaider Nikolaj

36 | Dr. Michael Nemeth Marketing-Aufbruch

Als ich Michael Nemeth 2006 kennenlernte, war mir auf Anhieb klar, dass diese Begegnung eine herausfordernde, vielseitige, umfangreiche, aber vor allem spannende Zusammenarbeit bedeuten wird. Der Musikverein war generationenbedingt „etwas in die Jahre gekommen“ und in Strategie, Programm und Öffentlichkeitsarbeit etwas festgefahren. Durch den Wechsel des Generalsekretariats zog auch ein neues Team ins Musikvereinsbüro ein, das sich neuen Entwicklungen und Herausforderungen der Zeit aufgeschlossen zeigte. In gemeinsamer Arbeit mit Michael Nemeth wurde ein grafisches Konzept entwickelt, das „mit der Zeit“ ging und den Musikverein in neuem Gewand erscheinen ließ. Dies kann und konnte nur gelingen, wenn seitens der Verant- wortlichen für die Sache gelebt wird. Man ging zunehmend auf das Publikum, dessen Wünsche und Kritik ein, um stets Verbesserung zu erreichen. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass eine ­traditionelle Einrichtung wie der Musikverein ein Selbstäufer ist. Mit einem relativ geringen Budget hochqualitative Saisons zu realisieren ist jedes Jahr eine neue Herausforderung – im Besonderen für den Intendanten und natürlich auch für mich als Designer. Der finanzielle Aspekt hatte in der jahrelangen Zusammenarbeit bei mir nie die Hauptrolle gespielt , überwiegt doch der Spass an der Findung neuer Ideen und die Freude nach einer erfolgreichen Spielzeit. Ein guter Auftritt nach Außen ist ein komplexer Bereich, da viele Faktoren Das digitale Zeitalter hält in jeder Branche und bei allen meiner Kunden berücksichtigt werden müssen: der Mensch als Individuum ist nicht zu kate- ­Einzug. Hier gilt es immer „auf dem Laufenden“ zu bleiben, damit sozusagen gorisieren. Man soll daher im Konkreten das Musikvereins-Publikum nicht der Kunde nie das Gefühl bekommt, nicht „up-to-date“ zu sein. mit grafischen Effekten blenden, denn es wird schließlich die Wertigkeit des Weiters bringt diese schnelllebige Zeit mit sich, dass rasch vergessen wird. Programmes honoriert. Meine Aufgabe als Designer ist es, die hohe künstle­ Somit muss ständig danach getrachtet werden, dass nicht nur virtuell rische Qualität und den Anspruch darauf in einen angepassten Rahmen und ­sondern auch noch reell Werbung betrieben wird. "Werbung" hat dadurch in nach Außen zu präsentieren. Ich danke Michael Nemeth für Input und Herz- den letzten Jahren auch an negativem Image verloren, und ist mittlerweile blut, denn nur dadurch hat sich meine Arbeit entwickelt, sodass wir auf wieder voll im Trend, da nicht nur angepriesen, sondern auch Information ­kreative Arbeiten zurückschauen und auf neue Herausforderungen in Zukunft übermittelt­ wird – ein Faktor, der in unserem Konsumzeitalter essentiell ist. blicken können. Die Frage nach dem richtigen Medium stellt sich daher häufig, gerade wenn Budgetpläne erstellt werden. Ed Höller, Grafikdesign musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 37 Saison 2014/15 Jahresheft, Plakate zur Saisoneröffnung

38 | Dr. Michael Nemeth Saison 2015/16 Jahresheft, Plakat zur Saisoneröffnung

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 39 Saison 2016/17 Saisonplakat Saison 2017/18 Saisonplakat

40 | Dr. Michael Nemeth Saison 2017/18 Saisonplakat 2 Saison 2018/19 Saisonplakat

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 41 Musikverein für Steiermark: Besucher- und Auslastungszahlen der Spielzeiten 2012/2013 bis 2017/2018 im Vergleich

Erhebung und Analyse zur Optimierung der Kundenzufriedenheit (Institut für Marketing/ KF Uni Graz)

42 | Dr. Michael Nemeth DokumentationProjektarbeiten musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 43 Konzerte für Menschenrechte Seit 2014 veranstaltet der Musikverein in Graz als einziger Konzertveranstalter regelmäßig Konzerte für Menschenrechte: Herausragende ­Künstlerpersönlichkeiten wie Krzysztof Penderecki oder Karl Markovics sowie ein bejubeltes Gastspiel der Wiener Staatsoper (Fidelio, konzertant) unter der Leitung von Ehrenmitglied Adam Fischer weckten damit größtes Medien- und Publikumsinteresse.

Programmheft, März 2014

44 | Dr. Michael Nemeth Kleine Zeitung, März 2014 Kronen Zeitung, Oktober 2015 Brief der Wiener Staatsoper

Kronen Zeitung, April 2015

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 45 Festschrift Anlässlich der 200. Spielzeit des Musikvereins erschien die von Dr. Michael Nemeth in Zusammenarbeit mit Susanne Flesch herausgegebene Festschrift „Im Jahrestakt“, die die wichtigsten Ereignisse sowie die Programmgestaltung von der Gründungszeit bis ins 21. Jahrhundert dokumentiert, aber auch aktuelle Fragen aus Kulturwissenschaft, Philosophie und Soziologie aufgreift, etwa die Entwicklungen der klassischen Musik in den vergangenen Jahrzehnten und den Umgang mit dem kulturellen Erbe.

Festschrift "Im Jahrestakt"

46 | Dr. Michael Nemeth Konzerte im Stadtpark 2002 wurde der aus dem 19. Jh. ­stammende Musikpavillon im Grazer Stadtpark renoviert und auf Initiative von Dr. Michael Nemeth wieder als reizvoller Treffpunkt für Musikfreunde etabliert. Seither sorgten mehr als 150 Konzerte für große Begeisterung und sommerlichen Musikgenuss.

Die Woche, 13. Oktober 2002 Kleine Zeitung, August 2004

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 47 Kammerorchester con fuoco Mit dem Wunsch, junge Orchestermusiker zu fördern, gründeten Dirigent Svetoslav Borisov und Dr. Michael Nemeth aus den Reihen talentierter Absolventen Österreichischer Musikausbildungsstätten 2007 das Kammerorchester con fuoco. Seither kann das Ensemble auf erfolgreiche Auftritte im In- und Ausland zurückblicken. Höhepunkte waren Freiluftkonzerte im Grazer Landhaushof, Auftritte im Musikverein für Steiermark sowie ein neuer Abo-Zyklus im MuTh – Konzertsaal der Wiener Sängerknaben 2016/17. Im Juli 2018 gastierte das Orchester im Opernhaus Lemberg (Solistin: Olga Beszmertna), im Juni 2019 gastiert con fuoco im Brahms Saal des Wiener Musikvereins.

Debütkonzert in the MuTh, 22. Oktober 2016

48 | Dr. Michael Nemeth Kulturforum Das im Jänner 2016 von Dr. Michael Nemeth gegründete KULTURFORUM.eu ist eine professionelle Plattform kreativer Musikprojekte zur Förderung aufstrebender Talente. Aktuelle Aktivitäten des Kulturforums umfassen die Konzerte im Stadtpark, das Musikfestival MUSIK:TAGE sowie das Management des Kammerorchesters con fuoco und international tätiger Musiker.

Kronen Zeitung / Kleine Zeitung Oktober 2016 www.kulturforum.eu

Konzerte im Landhaushof

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 49 Orangerie im Grazer Burggarten Das aus dem Jahre 1842 stammende und ursprünglich für die Überwinterung von Orangen- und Zitronenbäumen, Konzerte und Bälle genutzte Gebäude wurde 2005 revitalisiert und nach einem Konzept von Dr. Michael Nemeth wieder als Veranstaltungsort etabliert.

Präsentationsfolder, Mai 2006

50 | Dr. Michael Nemeth Magisterarbeit Dissertation Operngeschichte abseits der Routine: Das Opernhaus Graz unter der ­Intendanz von Carl Nemeth 1972-1990 im Umfeld des 100jährigen Bestehens unter Berücksichtigung der Wiederbelebung der Belcanto-Oper (Diss., Wien 2005)

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 51 52 | Dr. Michael Nemeth Medienberichte musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 53 Bericht Kleine Zeitung über die erste Spielzeit von Dr. Michael Nemeth (2008)

54 | Dr. Michael Nemeth Der Standard 12. 1. 2010

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 55 Kleine Zeitung 11. 9. 2012

56 | Dr. Michael Nemeth Kleine Zeitung 3. 9. 2013

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 57 Kronen Zeitung 17. 4. 2013

58 | Dr. Michael Nemeth Der Standard, 30. August 2014 Die smarte Ausweitung der Konzertzone

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 59 Kleine Zeitung 2. 9. 2014

60 | Dr. Michael Nemeth Kleine Zeitung 2. 4. 2014

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 61 Kronen Zeitung 2. 4. 2014 Kleine Zeitung 18. 9. 2015

62 | Dr. Michael Nemeth Kronen Zeitung 15. 9. 2016

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 63 Die Woche 4.6.2016 Die Bühne, österr. Theatermagazin, Ausgabe Dezember 2016

64 | Dr. Michael Nemeth Kleine Zeitung, September 2017

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 65 Die Bühne, österr. Theatermagazin, Ausgabe April 2017 Die Bühne Ausgabe Dezember 2017

66 | Dr. Michael Nemeth Kleine Zeitung, 11. November 2018 Kleine Zeitung, September 2018

musikmanagement Dr. Michael Nemeth | 67 Kleine Zeitung, April 2018

68 | Dr. Michael Nemeth

Dr. Michael Nemeth

Persönliche Daten Berufliche Laufbahn Kenntnisse & Fähigkeiten Name Michael Nemeth September 2007 – heute Musikalische Ausbildung geb. 10.10.1978 in Graz/ Österreich Musikverein für Steiermark • Violinausbildung Johann Joseph Fux- (www.musikverein-graz.at) Tel. +43-699-12181292 Konservatorium Graz Generalsekretär/ Künstlerischer Leiter E-Mail [email protected] • Trompetenausbildung Musikschule • Seit 2007 Planung und Abwicklung von mehr Gratkorn, KUG Graz Web www.kulturforum.eu als 500 Konzerten mit ca.300.000 Besuchern • Erfahrung als Orchestermusiker (Substitut im Stephanien- und Kammermusiksaal Grazer Symphonisches Orchester, Markt- (Festkonzerte, Orchesterkonzerte, musikkapelle Gratkorn, Symphonisches Kammermusik, Liederabende, Ausbildung Blasorchester der Kunstuni Graz) Kinder/Jugend/Crossover-Konzerte) 2002 – 2005 • Jury-Mitglied des Opernprojekts MUK & Scheine und Lizenzen Historische Musikwissenschaft/Universität Wien Sommerakademie der Wiener Philharmoniker Führerschein Klasse B Dr. phil. (Prof. G. Gruber, Prof. Th. Antonicek) (Cosi fan tutte, Le Nozze di Figaro, La Berufspilotenlizenz/Musterberechtigung und 1997 - 2002 clemenza di Tito) sowie des Pojekts GREAT Flugerfahrung Typ Cessna Citation 525 Serie Musikwissenschaft/ Kulturmanagement TALENT (Wiener Konzerthaus) Privatpilotenlizenz SEP / MEP Karl-Franzens-Universität Graz 2016 bis heute Mag. phil. (Prof. J.-H. Lederer, Prof. M. Walter) Fremdsprachen Institut für Musikwissenschaft/ KF Uni Graz 1989 - 1997 Lehrbeauftragter für Musikologie in der Praxis: Englisch: sehr gut in Wort und Schrift Bundesgymnasium Stift Rein/ Stmk. Berufsvorbereitung für Musikwissenschafter im Italienisch: mittleres Niveau Matura (Schwerpunkt: Geschichte und Musik) Masterstudium (Praxisarbeit, Exkursionen) Französisch: Grundkenntnisse 2014/2015 Eltern Musikverein für Steiermark- Planung und Prof. Christine Maurer-Kronegg (Choreographin) Durchführung 200. Jubiläumsjahr Hon.-Prof. Dr. Carl Nemeth (Intendant der • Festprogramm mit internationalen Gästen Vereinigten Bühnen Graz 1972-1990) • Höhepunkt Mahler 8 in der Stadthalle Graz mit 3500 Besuchern und 500 Mitwirkenden • Auftakt zu langjährigen Kooperationen mit KUG Graz und Landeskonservatorium • Etablierung Konzerte für Menschenrechte

70 | Dr. Michael Nemeth Persönliche Stärken 2001-2004 • Teamfähigkeit und Flexibilität Künstlervermittlung Erich Seitter Wien • Kreativität in der Konzeptgestaltung und Persönliche Assistenz Verlässlichkeit in der Umsetzung • Organisation von Vorsingen und Vorauswahl • Umfassende Kenntnis der Musikgeschichte, • Büroarbeit und Korrespondenz des internationalen Musikmarkts sowie des • Vermittlung und Betreuung von Künstlern & Konzert- und Opernrepertoires Projekten (z.B. Operngala am Cap Ferrat) • gute persönliche Kontakte zu international tätigen Künstlern, Agenturen, Ensembles und Juli/August 2002 Veranstaltern Gustav Mahler Jugendorchester • guter Instinkt für junge Talente Orchestermanager, Tourneebetreuung • exzellenter Ruf als professioneller und • Festkonzert Lausanne (Olymp.Komitee) verlässlicher Veranstalter 2002 bis 2017 • sensibler & verantwortungsvoller Umgang mit Gründung und Leitung der (open air)- Budgetmitteln und Subventionen Promenadenkonzerte im Grazer Stadtpark • Erfahrung als Musiker (Violine, Trompete) • Programmierung, Betreuung und Moderation • Erfahrung mit interkulturellen Projekten im von mehr als 150 Crossover Konzerten öffentlichen Raum (Klassik, Jazz, Pop), u.a. Mitwirkende aus den Reihen der Wiener und August 2004 - August 2007 Grazer Philharmoniker, Brass Ensembles Musikverein für Steiermark etc. Leitung Dramaturgie/ Öffentlichkeitsarbeit 2000/ 2001 • Neugestaltung aller Drucksorten, Website Praktika im Bereich Kulturmanagement: • Aufbau Pressearbeit, Newsletter, Beginn der Staatsoper Wien (Pressebüro, Direktion), kontinuierlichen Archivaufarbeitung Bundestheater Holding, (Büro Dr. Springer), 2007 bis heute Klangbogen Festival Wien (Ltg. Kammer­musik) Gründer/ Manager Sommer 1998/1999/2000/2001 Kammerorchester con fuoco Classics in the City (Open Air Klassik-Film • Gastspiele u.a. im MuTh Wien, Brahmssaal/ Festival im Grazer Landhaushof) Musikverein, Congress Villach, Opernhaus Lviv/ Moderation, Damaturgie, Projektbetreuer Ukraine, Vilnius/ Litauen • Details: www.kulturforum.eu

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