Politik-Profil

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Politik-Profil Abteilung Institutionen und sozialer Wandel des Forschungsschwerpunkts Sozialer Wandel, Institutionen und Vermittlungsprozesse des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung Abteilungsinterne Reihe: Technische Berichte FS III/2 T 94-7 POLITIK-PROFIL Ein inhaltsanalytisches Kategoriensystem zur Erfassung politischer Positionen und seine Anwendung auf die politische Berichterstattung der Massenmedien und die Pressemitteilungen der Parteien während des Bundestagswahlkampfes 1990 Katrin Voltmer Berlin, Dezember 1994 Abteilung Institutionen und sozialer Wandel Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH (WZB) Reichpietschufer 50, D-10785 Berlin, Telefon (030) 25 49 1-0 Inhalt 1 Vorbemerkung 2 Das Analyseinstrument "Politik-Profil" 2.1 Zielsetzung 2.2 Struktur der Variablen 2.3 Definition der Variablen 3 Inhaltsanalyse von politischen Positionen in der Medienberichterstattung 3.1 Auswahl des Materials 3.2 Durchführung der Codierarbeiten 3.3 Codebuch 3.3.1 Codierregeln 3.3.1.1 Codierung des Themas 3.3.1.2 Codierung der Variablen DIMENSION, POSITION 3.3.1.3 Codierung der Akteure 3.3.1.4 Skalen 3.3.1.5 Fehlende Werte 3.4 Kategoriensystem 4 Inhaltsanalyse von Themen, Akteuren und politischen Position in den Pressemitteilungen der Parteien 4.1 Auswahl des Materials 4.2 Durchführung der Codierarbeiten 4.3 Codebuch 4.3.1 Codierregeln 4.3.1.1 Codierung des Themas 4.3.1.2 Codierung der Variablen DIMENSION/POSITION 4.3.1.3 Codierung der Akteure 4.3.1.4 Skalen 4.3.1.5 Fehlende Werte 4.4 Kategoriensystem Anhang 3 1. Vorbemerkung Im Rahmen des Projekts "Informations- und Interessenvermittlung im Wahlkampf (Vergleichende Wahlstudie 1990)"1 wurde eine umfangreiche Inhältsanalyse der Massenmedien und der Pressemitteilungen von Parteien und Interessengruppen durchgeführt. Dabei wurde die Themenstruktur, die Präsenz und Bewertung von Akteuren sowie die zu politischen Streitfragen vertretenen Positionen erhoben. Ziel dieser Analyse ist es, ein genaues Bild der Informationsumwelt der Wähler, die vor allem durch die Massenmedien geprägt ist, zu erhalten. Die Erfassung der Pressemitteilungen von Parteien und Interessengruppen erlaubt einen Input-Output- Vergleich, durch den die Selektivität der . Medien bei der Vermittlung von Kommunikationsinhalten analysiert werden kann. Die Themen- und Akteurscodierung der Medienberichterstattung bildet den Häuptteil des inhaltsanalytischen Projekts und wurde von ZUMA (Zentrum für Methoden, Umfragen, Methoden und Analysen, Mannheim, Abteilung Textanalyse, Medienanalyse, Vercodung) durchgeführt.2 Die Positionscodierung sowie die Erfassung der Pressemitteilungen der Parteien und Interessenverbände war aus wissenschaftlichen Gründen im Wissenschaftszentrum Berlin angesiedelt.3 Mit dem vorliegenden Bericht wird ein Teilbereich des inhaltsanalytischen Gesamtprojekts dargestellt, in dessen Mittelpunkt die Erfassung politischer Positionen steht. Hierfür wurde ein innovatives Erhebungsinstrument entwickelt,4 das auf die politische Berichterstattung der Medien und die Pressemitteilungen der Parteien angewendet wurde. Die Erfassung politischer Positionen in der Medienberichterstattung ist mit dem Hauptteil der von ZUMA durchgeführten Erhebung kompatibel und kann mit dieser zu einem gemeinsamen Datensatz zusammengeschlossen werden. Die Codierarbeiten fanden von Oktober 1991 bis Mai 1992 statt. Die Inhaltsanalyse der Pressemitteilungen umfaßt alle drei inhaltlichen Bereiche, also Themen, Akteure und Positionen. Die Codierarbeiten erfolgten von Juli bis Oktober 1992. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die arbeitsteilige Ausführung der einzelnen 1 Das Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und gemeinsam geleitet von Max Kaase (Berlin), Hans-Dieter Klingemann (Berlin), Manfred Küchler (New York) und Franz Urban Päppi (Mannheim). An dem Vorhaben sind wissenschaftlich beteiligt Rolf Hackenbroch (Berlin), Rainer Mathes (Frankfurt), Barbara Pfetsch (Berlin), Rüdiger Schmitt-Beck (Mannheim), Peter Schrott (Mannheim), Katrin Voltmer (Berlin) und Bernhard Weßels (Berlin). 2 Lang, Matthias/Meffert, Michael/Schrott, Peter: Projekt "Vergleichende Wahlstudie 1990" - Medienberichterstattung. Mannheim 1993 (unveröffentlichtes Codebuch). 3 Für die Erfassung der Pressemitteilungen der Interessenverbände liegt ein gesondertes Codebuch vor; siehe Hackenbroch, Rolf: Inhaltsanalyse der Presseinformationen von Interessenverbänden zur Bundestagswahl 1990. Berlin: Wissenschaftszentrum 1993 (Abteilungsinterne Reihe: Technische Berichte FS m/2 T 93-4-1). 4 Voltmer, Katrin/Weßels, Bernhard: Politik-Profil - Cross Nation Election Project. Berlin 1991 (unveröffentlichtes Godebuch). 4 Projektteile. Die fettgedruckten Einträge kennzeichnen den Gegenstandsbereich des vorliegenden Berichts. Tabelle 1: Teilprojekte der Inhaltsanalyse von Massenmedien und Öffentlichkeitsarbeit politischer Akteure Dokumente Variablen• Medien Pressemitteilungen Pressemitteilungen gruppen Parteien Interessengruppen Themen ZUMA WZB WZB Akteure ZUMA WZB WZB Positionen WZB* WZB -- *) Teilmenge der insgesamt erfaßten Medien; siehe Abschnitt 4.1 Im folgenden wird die theoretische Konzeption der Variablengruppe "Politik-Profil" zur Erfassung politischer Positionen detailliert vorgestellt. Die Darstellung umfaßt ferner zwei Codebücher, in denen diese Variablen implementiert sind. 2. Das Analyseinstruinent "Politik-Profil" 2.1 Zielsetzung Das hier vorgestellte Erhebungsinstrument soll dazu beitragen, bestehende Defizite in der Analyse der politischen Agenda zu überwinden. Insbesondere die medienwissenschaftliche Agenda-Forschung hat sich bisher, bedingt durch das seit den siebziger Jahren dominierende Paradigma der Agenda-setting-Hypothese, vor allem auf 5 die Themenstruktur der politischen Berichterstattung kpnzentriert. Dieser Schwerpunktsetzung liegt die Ahnahme zugrunde, daß die Medien die öffentliche Aufmerksamkeit strukturieren, jedoch keinen Einfluß auf die politische Meinungsbildung haben.5 Es wird jedoch zu Recht darauf hingewiesen, daß das Konzept des "issue" in deii Agenda-setting-Studien meist Undefiniert bleibt und sehr unterschiedliche Sachverhalte zu Themenbereichen zusammengefaßt werden.6 Weiß weist deswegen auf die Notwendigkeit einer systematischen Erforschung der "inhaltlichen Dimension" der politischen Agenda hin, d.h. Analysen der Medienagenda sollten nicht nur Themen erfassen, sondern auch die kontroversen Meinungen zu diesen Themen.7 Positionen bilden einen zentralen Bestandteil, der politischen Kontroverse. Ziel des Analyseinstruments. "Politik-Profil" ist es, politische Positionen systematisch, d.h. politikfeldübergreifend und übersituativ zu erfassen. Das Instrument ist für die Analyse politischer Dokumente generell konzipiert, kann also auf die Medienagerida ebenso angewendet werden wie auf die Agenda politischer Akteure. Positionen sind umstrittene Vorstellungen darüber, wie politische Ziele erreicht und bestehende Probleme gelöst werden sollen.8 Während sich die. Erfassung von Themen auf die Salience-Struktur der politischen Agenda bezieht, also Aufschluß darüber gibt, welchen Sachverhalten besondere Wichtigkeit zugeschrieben wird, beziehen sich Positionen auf Handlungsalternativen und die Richtung der in der politischen Auseinandersetzung vertretenen Präferenzen. Positionen sind insbesondere für den politischen Wettbewerb der Parteien von zentraler Bedeutung, da Parteien nicht nur um die öffentliche Aufmerksamkeit für ihre Themen und das Vertrauen in die Kompetenz ihres Führungspersonals konkurrieren, sondern wesentlich auch um Zustimmung zu ihren Politikalternativen zur Lösung von Problemen. In der medienwissenschaftlichen Agenda-Forschung liegen bereits einige Studien vor, die die Kontroverse um unterschiedliche Positionen untersuchen. Hierbei handelt es sich jedoch um Fallstudien, die sich auf eine oder wenige ausgewählte Streitfragen in spezifischen Politikfeldern beschränken.9 Dabei bleibt offen, inwieweit das gefundene Muster auf die gesamte Berichterstattung generalisiert werden kann. 5 Vgl. Protess, David L./McCombs, Maxwell (Hrsg.): Agenda Setting. Readings on Media, Public Opinion and Policymaking. Hillsdale/Hove/London: Erlbaum 1991. 6 Rogers, Everett M./Dearing, James W.: Agenda-Setting Research: Where Has it Been, Where is it Going? In: Anderson, James A. (Hrsg.): Communication Yearbook, Bd. 11, Newbury Park u.a.: Sage 1988, S. 555-594. 7 Weiß, Hans-Jürgen: Öffentliche Streitfragen und massenmediale Argunientationsstrukturen. Ein Ansatz zur Analyse der inhaltlichen Dimension im Agenda Settihg-Prozeß, in: Max Kaase/Winfried Schulz (Hrsg.): Massenkommunikation. Theorien, Methoden, Befunde, Opladen, Westdeutscher Verlag 1989, S. 473-489. 8 Vgl. Butler, David/Stokes, Donald: Political Change in Britain. The Evolution of Electoral Change. London: Macmillan, 2. Aufl. 1974, S. 276-295. 9 Schönbach, Klaus: Umfassende Information kontra "politische Grundhaltung". Übereinstimmung mit der redaktionellen Linie als Nachrichtenwert, in: Publizistik 21/1976, S. 68-87; Kepplinger, Hans 6 Das Kategoriensystem "Politik-Profil" ist dagegen so angelegt, • daß das gesamte Spektrum politischer Positionen dargestellt werden kann. Dazu ist es notwendig, die Konzeption der Kategorien auf einem relativ abstrakten Niveau anzusiedeln. Ein typisches Beispiel, wie politische Positionen auf abstrakte Weise abgebildet werden können, stellt die Links-Rechts-Skala dar. Durch sie werden generalisiert politische Positionen erfaßt, hinter.denen sich, neben anderen Elementen, auch Präferenzen hinsichtlich der Art und Weise, wie
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