OPERETTE! Sonntag Nachmittagskonzert Mit Dem Franz Lehár-Orchester
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Ascher, Lehár, Straus. Franz Lehár, Oscar Straus – 150 Jahre • Reto Parolari: Ein Nachruf Ankündigung: OPERETTE! Sonntag Nachmittagskonzert mit dem Franz Lehár-Orchester Heft 45 / Jänner 2020 LIEBE LEHÁRIANER*!1 Sehr herzlich begrüßen wir Sie mit unserer bereits 45. Ausgabe in den „neuen Zwanziger- jahren“! Mögen Sie voller „Lehármonie“ sein! 2019 ging mit einer sehr geselligen Weihnachtsfeier zu Ende, die im charmanten Café Prückel stattfand. Unsere Präsidentin Helga Papouschek begrüßte die Gäste, einige Mitglieder trugen Texte vor, junge Sänger und Sängerinnen erfreuten mit Lehár-Melodien und nach gemütlichem Plausch ging die Feier mit gemeinsam gesungenen Weihnachtsliedern stimmungsvoll zu Ende. Ein Höhepunkt im Herbst 2019 war das „Kálmániana“–Konzert anlässlich des 90. Geburtstages von Charles Kalman. Die Solisten und das Franz Lehár-Orchester wurden im gutbesuchten MuTh lebhaft akklamiert, wie auch Dirigent Reto Parolari. Unvorstellbar, dass er ein Monat nach dem Konzert einem Herzinfarkt erlegen ist. In einem Nachruf gedenken wir Reto Parolari, dem wir nicht nur als Chefdirigent des Franz Lehár-Orchesters, sondern als leidenschaftlichem Operettenspezialisten viel zu verdanken haben. Anlässlich des 150. Geburtstags von Franz Lehár und Oscar Straus beschäftigt sich der Artikel „Schweig‘, zagendes Herz“ mit dem letzten Lebensjahrzehnt „unseres“ Meisters. Ein weiterer Beitrag gilt den Höhen und Tiefen des Lebens des „Weltbürgers der Musik“ Oscar Straus. Das Jahr 2020 ist ja (auch) ein Jahr der Wiener Operette, denn neben den erwähnten Jubiläen gedenken wir auch des 140. Geburtstags von Robert Stolz und Leo Ascher, sowie des 150. Todesjahrs von Josef Strauss. Beiträge in den nächsten „LEHÁRIANA“ – Ausgaben werden sich mit diesen Meistern beschäftigen, aber auch zahlreiche Konzerte und Veranstaltungen, die Sie auf der „Termine“-Seite finden. Ganz besonders wollen wir Sie auf das nächste Sonntag Nachmittagskonzert der IFLG mit dem Franz Lehár-Orchester hinweisen: „OPERETTE! – 150 Jahre Franz Lehár und Oscar Straus, 140 Jahre Leo Ascher und Robert Stolz“, am Sonntag, 22. März 2020, 15:00 Uhr, im Wiener Konzerthaus. Wiener Operettenlieblinge werden mit ihrer Meisterschaft ebenso dabei sein wie „Stars von morgen“ des Lehrganges Klassische Operette der MUK und auch die frischen jungen Stimmen der Kinderchöre der Stadt Wien – Singschule. Es ehrt uns, dass Frau Prof. Birgit Sarata den Ehrenschutz über dieses einzigartige Konzert übernommen hat! Freuen Sie sich darauf, erfreuen Sie Ihre Familien und Freunde damit und sichern Sie sich Karten! Damit sich die IFLG dieses Konzert und andere Tätigkeiten und Veranstaltungen leisten kann, bedürfen wir dringend Ihrer Unterstützung und wir danken Ihnen, dass Sie möglichst bald ihren möglichst über den Mindestbeitrag von € 25,- hinausgehenden Mitgliedsbeitrag überweisen. So bleiben wir für heute wie immer mit lehármonischen Grüßen Ihre LEHÁRIANA 1 * Liebe Lehárianer, „Leháriana“ verwendet einheitliche, geschlechtsneutrale Schreibweise. Leháriana 2 SCHWEIG‘, ZAGENDES HERZ Franz Lehár und die „1000 Jahre“ seines letzten Lebensjahrzehnts Wolfgang Dosch „Resignation“ nannte Franz Lehár eine seiner betörendsten und so typisch „lehárianischen“ Melodien. Diese Tenor-Arie aus „DAS FÜRSTENKIND“ (1909, Johann Strauß-Theater, Wien), die mit Victor Léons Worten „Schweig‘, zagendes Herz“ beginnt, war wohl auch eine seiner liebsten Melodien. Denn bei dem Konzert, das er mit Richard Tauber am 5. Juni 1946 in Zürich gab und das ihr legendäres „Abschiedskonzert“ werden sollte, überredete er ihn, diese Arie, die Tauber nur einmal 1932 aufgenommen hatte, nun zum ersten - und auch zum letzten Mal in seinem Leben – live zu singen. Und Taubers hochsensible und intelligente Interpretation - mit dem sechsundsiebzig jährigen Franz Lehár am Pult - lässt den Atem stocken. Zwei Jahre später starben kurz hintereinander Richard Tauber am 28. Januar 1948 und Franz Lehár am 24. Oktober 1948. „Schweig‘, zagendes Herz“ könnte auch als Motto über dem letzten Lebensjahrzehnt Franz Lehárs von 1938 bis 1948 stehen. 1934 Bereits 1934 gerät auch Franz Lehár ins Visier der nationalsozialistischen Politik. Er selbst weiß damals nichts von der Denunziation durch den Deutschen Musikverlag in Wien, der die Reichssendeleitung des NS-Rundfunks informiert hatte, dass Lehár „nichtarisch“ verheiratet sei. Immer wieder gerät Lehár in Schwierigkeiten mit der nationalsozialistischen Kulturpolitik im Deutschen Reich und wird zum „strittigen Problem“. Das Propagandaministerium antwortet am 27. November 1934 auf Anfrage des Ortsverbandes der NS-Kulturgemeinde Halle/Saale zu Franz Lehár: Franz Lehár ist für die Kulturpolitik des Dritten Reiches ein strittiges Problem (…) Seine Librettis (sic.) stammen ausnahmslos von Juden. Mit seinen jüdischen Mitarbeitern und Richard Tauber dazu, bewegt er sich ausschließlich in jüdischen Kreisen. Der Aufbau seiner Operetten zeigt eine gewisse internationale Kitsch-Schablone. Die von Lehár vertonten Texte entbehren, von Juden geliefert, jeglichen deutschen Empfindens. (…) Seine nach langjähriger Bekanntschaft vor einigen Jahren geheiratete Frau soll jüdisch sein. Lehár selbst hat mit einem Schreiben vom 16. August 1933 der Reichsleitung des Reichsverbandes Deutsche Bühne e. V. seine eigene arische Abstammung versichert. Trotzdem ist eine Abnahme von Aufführungswerken Lehárs für die NS-Kulturgemeinde nicht tragbar. Unterstellt, dass die schwer überprüfbare Behauptung der nichtarischen Verheiratung sich nicht bestätigen sollte, hat Lehár sich durch seinen ständigen Umgang mit Nichtariern, seine seit Jahren bestehende Zusammenarbeit mit Juden, seine enge Freundschaft mit Richard Tauber, nicht zuletzt durch hämische Bemerkungen zum 3 Heft 45, Jänner 2020 Nationalsozialismus außerhalb des Kreises der Mitarbeiter an der Kulturpolitik des Dritten Reiches gestellt, soweit von einem Werturteil über sein musikalisches Schaffen abgesehen werden kann. 1936 Lehár war sich mittlerweile zweifellos seiner Gefährdung an unterschiedlichsten Fronten bewusst. Er erwähnt eifrig sein Ariertum ebenso wie seine ungarische Staatsangehörigkeit und folgt so 1936 einer Einladung zum NS-Komponisten- und Autorenkongress nach Berlin und knüpft Kontakte zu höchsten Parteikreisen bis hin zu Goebbels. Einige Wochen später kommt es bei der Jahrestagung der NS-Kulturkammer zu einem persönlichen Zusammentreffen mit Hitler, der den Komponisten seiner Lieblingsoperette „DIE LUSTIGE WITWE“ (1906, Theater an der Wien) sogar in die Reichskanzlei Abbildung 1: Karikatur zur Gründung des Glockenverlags. lädt. Augenzeuge Albert Speer berichtet in seinen „Spandauer Tagebüchern“, dass Hitler auch „Tage danach noch beglückt über dieses bedeutungsvolle Zusammentreffen“ war, denn Lehár war „für den Führer allen Ernstes einer der größten Komponisten der Musikgeschichte. Seine Lustige Witwe rangierte gleich neben den schönsten Opern“. Nur drei Tage nach diesem Treffen dirigiert Lehár im Theater am Nollendorfplatz die Premiere der Neuproduktion seines „ZAREWITSCH“ (1927, Deutsches Künstlertheater, Berlin), bei der Hitler und Goebbels Ehrengäste sind. Goebbels vermerkt in seinem Tagebuch am 30. November 1936 über den Führer: Er ist ein wahres Genie. Er versteht von allem das Wesentliche. Das ist das Bewundernswerte an ihm. Abends gehen wir mit ihm in den Zarewitsch. Lehár dirigiert. Ein richtiges Schmalz für Auge und Ohr. Das Publikum ist begeistert. Das ist auch schön so. Wir alle haben viel Spaß daran, und Lehár ist ganz glücklich. Mehr noch, Lehár darf sich und also auch seine Frau Sophie Pasckis, verehelichte Meth, in Sicherheit hoffen und ist natürlich durchaus auch als Künstler glücklich auf allen Bühnen des Reiches „persona grata“ des Führers zu sein. 1938 Als allerdings die Nationalsozialisten in Österreich einmarschieren, zieht sich die Schlinge um Sophie Lehár enger. Gerne kommt Lehár daher der Aufforderung von Walther Funke, seit Februar 1938 Hitlers Reichswirtschaftsminister, zuvor Staatsminister in Goebbels‘ Propagandaministerium und Vizepräsident der Reichskulturkammer, nach, dem Führer zu seinem 49. Geburtstag am 20. April 1938 mit einem der ‚Als Erinnerung an die 50. Vorstellung Leháriana 4 der „Lustigen Witwe“ am 17. Februar 1906‘ gedruckten kleinen Notenheftchen eine Freude zu machen: Staatssekretär Funke sagte mir, dass Hitler, als er in Wien war und kein Geld hatte, immer auf der Galerie war, um „Die lustige Witwe“ zu hören … „Haben Sie noch so ein Programm?“ und er gab mir den Rat, es einbinden und oben am Rand ein Hakenkreuz anbringen zu lassen. Wie unerfahren ich damals war, bezeugt, dass am Titel die beiden Hauptdarsteller Mizzi Günther und Louis Treumann (ein Jude) abgebildet waren. (Lehár, zitiert nach Bernhard Grun, „Gold und Silber“, Langen–Müller, München, Wien, 1970). Fünf Wochen nach dem Einmarsch der Nazis in Österreich muss Lehár seine und vor allem die Existenz seiner Frau wachsender Gefahr ausgesetzt sehen und so scheint es, wie u. a. auch Peter Herz (jüdischer Librettist und Freund Franz Lehárs) in mehreren Publikationen schreibt, nachvollziehbar, dass er dieses Geschenk an Hitler als einfaches Mittel sah, sich die Gunst und auch den Schutz des Führers für sich und seine Gattin weiterhin zu sichern. Dieses kleine Heftchen wurde nach 1945 in Hitlers Berghof gefunden und von Medien als Sympathiebeweis Lehárs für Hitler und den Nationalsozialismus ausgeschlachtet. Peter Herz zitiert Lehár: Sympathiebeweis? Am Titelblatt dieser Noten ist Louis Treumann als Danilo zu sehen. Hitler hat von mir sicher das einzige Bild eines Juden