Die Lepontinische Gneissregion Und Die Jungen Granite Der Valle Della Mera
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Die lepontinische Gneissregion und die jungen Granite der Valle della Mera Autor(en): Wenk, Eduard Objekttyp: Article Zeitschrift: Eclogae Geologicae Helvetiae Band (Jahr): 49 (1956) Heft 2 PDF erstellt am: 08.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-162076 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch Die lepontinische Gneissregion und die jungen Granite der Valle della Mera Von Eduard Wenk (Basel) Mit 3 Textfiguren .Allgemeines über den lepontinischen Gneisskomplex Im Verlaufe von langsam aber planmässig fortschreitenden strukturellen Untersuchungen ist der asymmetrische, verschlungene und wirbelartige, jedoch in sich geschlossene Gebirgsbau des grossen Gneisskomplexes der Tessiner Alpen und der angrenzenden italienischen Gebiete, der Valle d'Antigono im Westen und der unteren Valle della Mera im Osten, von Jahr zu Jahr deutlicher hervorgetreten. Die weite Begion, mit ihren bald flach-, bald steilachsigen Fliessfalten und ihren wenig ausgedehnten, eher lokalen Decken, sowie steilen und schildförmigen Gewölben und autochthonen Stöcken aus Gneiss von granitoider Zusammensetzung, ist von einem bogenförmigen System von B-Lineationen und Faltenachsen durchzogen. Das regionale System durchsetzt jeweils eine ganze Beihe von individuellen Kernkörpern samt ihren Hüllen. Dort, wo ein Gesteinskörper endigt und die Stoffgrenze quer zur Hauptfaltenrichtung verläuft, stellt sich in der Begel Kreuzfaltung ein - mit einer zweiten Parallelschar von Lineationen. Die Hauptstruktur setzt sich aber fort; sie ist vorherrschend stoffkonkordant. Stoffdiskordanz kann am ehesten im Grenzbereich von Kern und Hülle und - lokal - in den grobgemengten Gneisszonen festgestellt werden. So treten denn in diesem Gebiet, in dem wir mit wachsender Erfahrung verlernt haben, nach Deckensystematik zu fragen, immer wieder neue Probleme in den Vordergrund, denen das Untersuchungsprogramm jeweils angepasst werden muss. Wenn einesteils der ausgesprochen individuelle Charakter der einzelnen Kernkörper überrascht, so zeichnet sich andernteils doch das gemeinsame Leitmotiv immer klarer ab und wird der Gegensatz zwischen dem verwirrenden, aber zusammenhängenden Schlingenbau des Tessiner Untergrundes und dem regelmässigen Muster der Überschiebungsdecken im Oberbau stets deutlicher. Der bisherige Sammelname «Gebiet der tieferen penninischen Decken» befriedigt heute in doppelter Hinsicht nicht mehr: Erstens bestehen die Tessiner Alpen nicht nur aus Decken, sondern auch aus autochthonen Kernkörpern, die in die Struktur eingefügt und eingebaut sind. Zweitens trifft die Bezeichnung «penninisch» nicht zu; denn die penninischen Alpen (siehe Geographisches Lexikon der Schweiz) enden dort (Simplón), wo das grosse Gneissgebiet der Alpen-Südtäler erst beginnt. 252 EDUARD WENK Dieses lepontinische Gneissgebirge hat seinen eigenen Charakter und unterscheidet sich nicht bloss strukturcll-tektonisch, sondern auch gesteinsmässig von den penninischen Decken zwischen Bernhard und Simplón. Petrographische Hauptmerkmale der lepontinischen Begion sind die durchgreifende alpidische Kristallisation unter mesothermalen Bedingungen, das kompakte, mittelkörnige Gneissgefüge mit stellenweisen Übergängen in massige Textur und die teils deckenartigen, teils autochthonen bis parautochthonen granitoiden Kerngesteine, welche randlich in Gneisstypen mit inhomogenem Strukturbild und schliesslich in gefügemässig einheitliche Hüllgneisse sedimentogenen Ursprungs übergehen und Zeugnis ablegen für regionale und synorogene bis spät- orogene ultrametamorphe Vorgänge. Tektonische Kennzeichen sind, wie erwähnt, die plastischen Falten mit flachen und steilen Achsen, der konkordante, nur an Intrusivkontakten diskordante Bau und der lokale Charakter der Decken, Gewölbe und Stöcke innerhalb eines regional durchgreifenden und verschiedene geologische Körper umfassenden, bogen- und wirbelartigen Systems von Faltenachsen und B-Lineationen. Diese Merkmale sind nicht penninisch. Da der diskutierte, tektonisch schwer gliederbare Baum von der gleichen Grössenordnung ist wie der penninische, ostalpine und helvetische, schlage ich vor, den tiefsten aufgeschlossenen Unterbau der Alpen als lepontinische Gneissregion zu bezeichnen, ohne den Ausdruck jetzt schon starr zu definieren. Der geologische Begriff erfasst die ganzen lepontinischen Alpen, greift gegen Osten hin aber weit darüber hinaus. Für das richtige Verständnis der Gneissregion ist es nötig, ihre Ausdehnung und ihr Verhältnis zum äusseren Bahmen zu studieren. Die Abklärung des Westrandes führt mein Kollege durch, im Zuge seiner von den Vispertälern aus gegen Simplón, Domodossola, Antrona und Anzasca vorstossenden Studien. Die Frage nach dem Nordrand des Lepontins ist sehr heikel und verwickelt. Die Tremola-Serie gehört dem ganzen Charakter ihrer Kristallisation nach zum meso-metamorphen alpidischen Kristallin. Nun hat sich aber gezeigt, dass nicht nur die Gneisse des Lucomagno, die Bündnerschiefer der Bedretto- und Piora- Mulde und die Tremola-Gesteine die gleichen steil N-fallenden Lineationen und Faltenachsen besitzen, sondern dass auch die Faser der Gotthard-Gneisse und die Faltenachsen der mesozoischen Sedimente der Urseren-Mulde mit dieser Bichtung übereinstimmen. Die Natur der Lineation der Gotthard-Gneisse ist noch nicht bekannt, und es ist die von Dr. A. Kvale vorbereitete Publikation des sehr umfangreichen gefügeanalytischen Materiales der Zürcher Petrographen abzuwarten. Die kursorischen Befunde im Gotthardgebiet überraschten und gaben den Impuls zur genaueren Analyse des Südrandes des Lepontins. Der geneigte Leser meiner früheren Arbeiten wird verstehen, dass meine ganze Argumentation für das alpidische Alter von Struktur und Kristallisation der Tessiner Gneissregion auf dem Spiele stand und kritisch überprüft werden müsste. Zur Kontrolle meiner Argumentation durfte nicht ein zwar zeitgeheiligtes, aber fragwürdiges herzynisches Massiv, sondern müsste ein an das Lepontin angrenzendes, stratigraphisch einwandfrei erwiesenes Stück präpermisches Kristallin analysiert werden. Solches Grundgebirge liegt im Sottoceneri vor, in der nördlichen Basis des San Salvatore LEPONTINISCHE GNEISSREGION UND GRANITE DER VALLE DELLA MERA 253 'i-i »32 rtxnttf ?«< Spi gen San emendino wY Vat? J? Dichtung und îinfallen der Lineation > ?-20 »21- -45 »*44-e? Vf Chxjiennc V Bodeng? ^N ?& ?^ ^ 7^ ^ ?*~?» « •?» ^? ?» >? ^ ¦>? S Jon / Como 752 Fig. 1. Strukturkarte des Gebietes zwischen Moësa und Mera. Maßstab 1: 250000. Die kurzen Querstriche der als Pfeile dargestellten Lineationen stellen das Streichen der s-Flächen dar. 254 EDUARD WENK und der Denti della Vecchia. Die Analyse ergab, dass die Struktur der Ceneri- Zone des Seengebirges sich im Achsenverlauf vollständig unterscheidet von derjenigen des lepontinischen Gneissgebietes Maggia-Verzasca-Ticino-Moésa, trotz der im Kartenbild auffallenden Spiegelbildlichkeit der beiden Schlingengebietc im N und S des Piano di Magadino. Die mit einem chaotischen Muster von Lineationen von Giubiasco durch das Val Morobbia zum Passo di Jorio hinaufziehende insubrische Bruch- und Mylonitzone trennt hier tatsächlich zwei Gebirge: das alpin geprägte Lepontin des Sopraceneri vom präpermischen, alpin gestauchten Grundgebirge des Sottoceneri. Die gemeinsam mit H. P. Hères, P. Stern und P. Vogt im Frühjahr 1956 durchgeführten Studien sollen später publiziert werden, wenn auch in den Nachbargebieten der Südrand des Lepontins erforscht sein wird. Die insubrische Störungszone, die E des Passo di San Jorio breiter wird und dort weit über den Tonalit hinaus das Lepontin in Mitleidenschaft zieht und die sich auch gegen W erweitert und aufsplittert, gestaltet die Analyse sehr mühsam. Es ist möglich, dass die angewandte Methode in dem durch Schleppungen, Schollentektonik und Kakiritzonen - und demzufolge auch durch Sackungen und Schlipfe gekennzeichneten Gebietsstreifen versagt. Es treten hier jüngere Lineationen von ganz anderer Natur als die Faser- und Stengelachsen der Tessiner Gneisse auf. Viel erfolgversprechender erscheint das Forschen nach der Ostgrenze des Lepontins, die mit dem im Sommer 1955 gefundenen Anschluss an die Misoxer Mulde erreicht wurde. Diese Zone von metamorphem Mesozoikum und die begleitenden Gneisszonen im Liegenden und Hangenden sind gekennzeichnet durch ein gekreuztes System von Lineationen. NNW-Achsen deformieren