Raumordnerischer Entscheid (ROE) für die geplante Ortsumgehung (OU) / im Zuge der Bundesstraße (B) 54 in der Verbandsgemeinde Hahnstätten und Verbandsgemeinde Diez im Rhein-Lahn-Kreis

Antragsteller: Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Referat 8702 Postfach 32 69 55022 Mainz1

Landesbetrieb Mobilität Diez Goethestraße 9 65582 Diez

Für das Verfahren Ministerium des Innern und für Sport zuständige Stelle: Oberste Landesplanungsbehörde Schillerplatz 3-5 55116 Mainz2

Verfahrensführende Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord Stelle: Obere Landesplanungsbehörde Stresemannstraße 3-5 56068 Koblenz

Rechtsgrundlage: Raumordnungsverfahren (ROV) gemäß § 15 Raumordnungsgesetz (ROG) i. V. m. § 17 Landesplanungsgesetz Rheinland-Pfalz (LPlG)

Aktenzeichen 14 91 - 141 04 / 41

Ausstellungsdatum: Koblenz, 30.08.2018

1 Ehemals im Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur 2 Ehemals im Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Inhaltsverzeichnis Seite

A Raumordnerischer Entscheid 5

B Sachverhalt 10

1. Gegenstand des Verfahrens 12

2. Verlauf des Verfahrens 14

2.1 Verfahrenserfordernis 14 2.2 Verfahrensablauf 14 2.3 Verfahrensbeteiligte 15 2.4 Unterrichtung der Öffentlichkeit 17

3. Zusammenfassung der Verfahrensergebnisse 18

3.1 Planungsgemeinschaft 18 3.2 Gebietskörperschaften 18 3.2.1 Landkreis 18 3.2.2 Verbands- und Ortsgemeinden 19 3.2.3 Regierungspräsidium Gießen 20 3.3 Weitere Träger öffentlicher Belange und Fachstellen 21 3.3.1 Landwirtschaft 21 3.3.2 Geologie und Bergbau 22 3.3.3 Forstwirtschaft 22 3.3.4 Militär 22 3.3.5 Denkmalpflege 23 3.3.6 Versorgungsunternehmen und Leitungsträger 23 3.3.7 Verkehr 23 3.3.8 Naturschutzverbände 24 3.4 Hausinterne Fachstellen 25 3.5 Bürgerinitiative „Ja zur “ 32 3.6 Öffentlichkeit 32

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C Begründung 33

1. Grundsätze der Raumordnung und Erfordernisse der Landes- und Regionalplanung 34

1.1 Grundsätze der Raumordnung des Bundes 34 1.2 Erfordernisse der Landes- und Regionalplanung 36 1.2.1 Raum- und Siedlungsstruktur, regionale und kommunale Belange 36 1.2.2 Verkehr 36 1.2.3 Naturschutz und Landschaftspflege (einschließlich Ressourcen- schutz und Klima) 38 1.2.4 Wasserwirtschaft (einschließlich Bodenschutz, Altablagerungen, und Altstandorte) 41 1.2.5 Landwirtschaft und Weinbau 43 1.2.6 Forstwirtschaft 43 1.2.7 Denkmalpflege 44 1.2.8 Freizeit, Erholung und Tourismus 44 1.2.9 Sonstige fachliche Belange 45

2. Raumordnungsberichte der Landesregierung und der Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald 45

3. Bewertung der Umweltverträglichkeit 46

3.1 Erforderlichkeit der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) im Raumordnungsverfahren 46 3.2 Schutzgebiete 47 3.3 Auswirkungen auf die Schutzgüter 47

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4. Raumordnerische Würdigung und Abwägung unter Berücksichtigung der Bewertungsergebnisse der Umweltverträglichkeit 53

4.1 Standortwahl und Alternativen 53 4.2 Raum- und Siedlungsstruktur, regionale und kommunale Belange 54 4.3 Verkehr 55 4.4 Fachliche Belange 56 4.4.1 Naturschutz und Landschaftspflege (einschließlich Ressourcen- schutz und Klima) 56 4.4.2 Wasserwirtschaft (einschließlich Bodenschutz, Altablagerungen und Altstandorte) 58 4.4.3 Landwirtschaft und Weinbau 60 4.4.4 Forstwirtschaft 60 4.4.5 Denkmalpflege 61 4.4.6 Freizeit, Erholung und Tourismus 62 4.4.7 Sonstige fachliche Belange 63

D Raumordnerische Gesamtabwägung 63

E Standortplan zum ROE (Maßstab 1 : 10 000)

Analysekarte der Varianten (Maßstab 1 : 10 000)

Pläne aus den Stellungnahmen (nur für den Antragsteller)

- Anlage 2: Plan des Landesamtes für Geologie und Bergbau

- Anlage 3: Plan der Deutschen Telekom Technik GmbH

- Anlage 4: Plan der PLEdoc GmbH

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A Raumordnerischer Entscheid

Unter Beachtung der Ziele der Raumordnung sowie nach Abwägung der sich aus § 2 Abs. 2 Raumordnungsgesetz (ROG) in Verbindung mit § 1 Abs. 4 Landespla- nungsgesetz (LPlG) sowie dem Landesentwicklungsprogramm Rheinland-Pfalz (LEP IV) und dem Regionalen Raumordnungsplan Mittelrhein-Westerwald (RROP) ergebenden Grundsätze ergeht - nach Prüfung und Auswertung der Stellungnahmen der Verfahrensbeteiligten und Äußerungen der Öffentlichkeit – im Benehmen mit der Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald nach § 15 Abs. 1 ROG in Verbindung mit § 17 Abs. 2 LPlG folgender raumordnerischer Entscheid (ROE).

Die zur raumordnerischen Abstimmung mit Schreiben vom 13.01.2015 vorge- legte Antragsvariante IV (weite Umgehung) ist unter Berücksichtigung der un- tenstehenden Maßgaben und Hinweise als noch mit den Erfordernissen der Raumordnung verträglich anzusehen.

Aus raumordnerischer Sicht ist jedoch die Variante III (Bahndammtrasse) vor- zugswürdig (Raumordnungstrasse), da sie unter Abwägung aller Schutzgüter und im Sinne einer Bündelung von Verkehrsanlagen (G 139 des LEP IV) die raumverträglichste ist.

Folgende Maßgaben und Hinweise sind zu berücksichtigen.

Maßgaben:

1.) Zur Vereinbarkeit mit Ziel 80 (Vorranggebiet Ressourcenschutz) des RROP Mittelrhein-Westerwald steht die Raumverträglichkeit der Antragsvariante und der Raumordnungstrasse unter dem Vorbehalt der Zustimmungsfähigkeit aus Sicht des Grundwasser- und Naturschutzes.

2.) Zur Vereinbarkeit des Vorhabens mit Ziel 109 (Hochwasserschutz), Grundsatz 110 (Überschwemmungsgebiete) des LEP IV und Ziel 67 des RROP Mittel- rhein-Westerwald (Vorranggebiet Hochwasserschutz) und des Überschwem- mungsgebietes darf durch die geplanten Brücken der Abflussquerschnitt nicht beeinträchtigt werden. Darüber hinaus darf durch den Straßenausbau kein Re- tentionsraum verloren gehen. Die weitere Planung ist mit der oberen Wasser- behörde abzustimmen.

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3.) Zur Vereinbarkeit mit Ziel 102 des LEP IV (Schutz natürlicher und naturnaher Oberflächengewässer) steht die Raumverträglichkeit der Raumordnungstrasse hinsichtlich der erforderlichen Aarverlegung unter dem Vorbehalt der wasser- rechtlichen und naturschutzrechtlichen (potentieller Lebensraum geschützter Fischarten) Genehmigungsfähigkeit. Hierzu ist die Planung in Abstimmung mit der Wasserwirtschaftsverwaltung und der Naturschutzbehörden hinsichtlich der konkreten Ausgestaltung der Aarverlegung frühzeitig abzustimmen und im Hinblick auf die Genehmigungsfähigkeit zu prüfen. Für die betroffenen Ge- wässer III. Ordnung ist zu berücksichtigen, dass bei sämtlichen Bauwerken die ökologische Durchgängigkeit gewährleistet sein muss.

4.) Zur Vereinbarkeit des Vorhabens mit Ziel 118 des LEP IV (Verringerung der Lärmbelastung) steht die Raumverträglichkeit der Antragsvariante und der Raumordnungstrasse unter dem Vorbehalt, dass entlang der B 54 neu Lärm- und Schallschutzmaßnahmen zu treffen sind.

5.) Die Raumverträglichkeit der Antragsvariante steht hinsichtlich des Vorbehalts- gebietes Klimaschutz (Grundsatz 74) des RROP Mittelrhein-Westerwald unter dem Vorbehalt, dass bei Weiterverfolgung der Variante im weiteren Verfahren Beeinträchtigungen des Schutzgutes Klima durch die Überbauung der Seiten- täler der Aar und den im Vergleich zur Raumordnungstrasse zu erwartenden

höheren CO2-Ausstoß ausgeschlossen werden.

6.) Zur Vereinbarkeit des Vorhabens mit Grundsatz 105 des LEP IV (Schutz der Trinkwassergewinnung), des Grundsatzes 64 des RROP Mittelrhein- Westerwald und den wasserrechtlichen Regelungen steht die Raumverträg- lichkeit der Antragsvariante und der Raumordnungstrasse hinsichtlich des Eingriffes in das Wasserschutzgebiet „Brunnen Flacht 1 + 2“ unter dem Vor- behalt der wasserrechtlichen Genehmigung.

7.) Zur Vereinbarkeit des Vorhabens mit Grundsätzen der Landwirtschaft (Grund- satz 119 ff des LEP IV und Grundsatz 86 des RROP Mittelrhein-Westerwald) steht die Raumverträglichkeit der Antragsvariante hinsichtlich des Eingriffes in landwirtschaftliche Vorbehaltsflächen unter dem Vorbehalt, dass im Wege ei- nes Flurbereinigungsverfahrens der Flächenverlust auf eine große Anzahl von Eigentümern verteilt wird.

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8.) Zur Vereinbarkeit des Vorhabens mit Grundsatz 48 des RROP Mittelrhein- Westerwald (Schutz von Kultur- und Baudenkmälern) steht die Raumverträg- lichkeit der Raumordnungstrasse unter dem Vorbehalt der denkmalrechtlichen Genehmigung von erforderlichen baulichen Maßnahmen an dem denkmalge- schützten Bahnhof der Aartalbahn in Flacht. Hierzu werden möglichst frühzei- tige Abstimmungen mit der Denkmalschutz- und Denkmalfachbehörde emp- fohlen.

9.) Zur Vereinbarkeit des Vorhabens mit Grundsatz 97 des RROP (Vorbehaltsge- biet Erholung und Tourismus) ist bei Umsetzung der Raumordnungstrasse ei- ne Neutrassierung des Aartal-Rad- und Wanderweges sowie des Aarhöhen- weges und bei Umsetzung der Antragsvariante entsprechende Kreuzungs- bauwerke vorzusehen.

10.) Die Beurteilung der Raumverträglichkeit der geprüften Varianten steht unter dem Vorbehalt, dass die hinsichtlich der Beurteilung des Schutzgutes Mensch zugrunde gelegten Darstellungen des Flächennutzungsplanes auch der tat- sächlichen baulichen Nutzung entsprechen. Entsprechend wird auf die Bestimmungen der 16. Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV) ver- wiesen.

11.) Die Raumverträglichkeit der Antragsvariante und der Raumordnungstrasse steht unter dem Vorbehalt, dass die Eingriffe in bestehende Siedlungsflächen und bestehende Baurechte so weit wie möglich zu vermeiden bzw. zu mini- mieren sind.

12.) Zur Vereinbarkeit mit § 2 Abs. 2 Nr. 6 des Raumordnungsgesetzes steht die Raumverträglichkeit der Antragsvariante unter dem Vorbehalt der Verträglich- keit mit den Erhaltungszielen des Vogelschutzgebietes 5614-401 „Feldflur bei Limburg“ auf hessischem Gebiet.

13.) Bei Umsetzung der Antragsvariante ist zu prüfen, ob und in welcher Form den von den Gemeinden geforderten Modifizierungen in Abwägung insbesondere mit den Schutzgütern Natur, Landschaft, Boden und Fläche Rechnung getra- gen werden kann.

14.) Zur Vereinbarkeit des Vorhabens mit den militärischen Belangen sind für die OU im Bereich der Militärstraße 710 die Richtlinien für das Militärstraßen- grundnetz (Bemessungsfall II b) zu beachten.

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Sofern eine Mindestbreite von 7,3 m nicht realisiert werden kann, muss die Mindestbreite innerhalb der Sichtweite maximal im Abstand von 300 m auf ei- ner Länge von 50 m erreicht werden, um den Begegnungsverkehr von Schwerstfahrzeugen mit normalen Fahrzeugen zu ermöglichen. Ferner muss die Straße in beide Richtungen für Fahrzeuge mit bis zu 100 Tonnen geeignet sein. Der Beginn und das Ende der Baumaßnahme sollen unter Aktenzeichen VerkInfra Az.: 45-60-00, LfdNr. 13/2015 dem Landeskommando Hessen, Fachbereich Verkehrsinfrastruktur, Moltkering 9, 65189 Wiesbaden, [email protected] angezeigt werden.

15.) Für das spätere Planfeststellungsverfahren ist ein Kompensationskonzept zu erstellen unter besonderer Berücksichtigung der Belange des Grundwasser- schutzes und der Gewässerentwicklung, des Naturschutzes, der Forst- und Landwirtschaft.

 Die Fischereiberechtigten bzw. –pächter sind mindestens 4 Wochen vor Beginn der Bauarbeiten zu informieren, ebenso die Kreisverwaltung als Untere Fischereibehörde.

 Vor Beginn der gewässeranhängigen Baumaßnahmen ist der Bereich des Baufeldes elektrisch abfischen zu lassen. Die gefangenen Fische sind zu entnehmen und mit ausreichendem Sicherheitsabstand oberwasserseitig in das Gewässer zurückzusetzen.

 Unter Berücksichtigung der im Gewässer vorkommenden Fischarten und deren Fortpflanzungszeiten ist eine Durchführung der gewässeranhängi- gen Bauarbeiten im Zeitraum zwischen Juli und Anfang Oktober anzustre- ben.

 Beim Umgang mit Betriebs- und Schmierstoffen, besonders in unmittelba- rer Nähe zum Gewässer, ist größte Sorgfalt geboten. Der Eintrag solcher Gefahrenstoffe ins Gewässer ist unbedingt zu vermeiden.

 Der Eintrag von Beton, Betonstäuben, Betonschlämmen und betonbelas- tetem Wasser ist zu vermeiden. Für dadurch bedingte sowie für alle sons- tigen im Zusammenhang mit der Vorbereitung bzw. Durchführung der Baumaßnahme bedingten Schädigungen des Fischbestandes ist der Maßnahmenträger schadenersatzpflichtig.

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 Wegen eines möglichen Vorkommens von Großmuscheln, die gem. § 20 Abs. 2 Landesfischereiordnung besonders geschützt sind, ist der Ein- griffsbereich zu überprüfen. Da sich die Muscheln halb verdeckt im Soh- lensubstrat aufhalten und nur ein kleiner Teil der Muschel sichtbar ist, muss das gesamte Sohlensubstrat genau abgesucht werden. Sehr lockere Sohlenbereiche müssen von Hand nach Großmuscheln abgetastet wer- den. Bei Funden von Großmuscheln oder von Schalen ist die Obere Fi- schereibehörde darüber zu informieren.

 Der Eintrag von Feinsubstraten ist bis auf ein unvermeidbares Minimum zu reduzieren.

 Die Eingriffe in Gewässer und Boden sind zu minimieren und auszuglei- chen.

 Eingriffe in Wald sollen möglichst reduziert und unvermeidbare Eingriffe in den nachgeordneten Verfahren kompensiert werden. Dazu soll das Forst- amt frühzeitig eingebunden werden.

Hinweise:

1.) Das UVPG hat sich zwischenzeitlich geändert, sodass die Umweltverträglich- keitsstudie für das spätere Planfeststellungsverfahren an die Bestimmungen des UVPGneu angepasst werden muss.

2.) Bei der Raumordnungstrasse sind eventuell die o.g. Altablagerungsfläche „Niederneisen, Mensfelder Straße“ und die Altablagerungsfläche „Flacht, Neu- er Sportplatz“ (Nr.: 141 04 043 – 0206) betroffen.

3.) Die Antragsvariante berührt gegebenenfalls die kartierte Altablagerungsfläche „Niederneisen, Kiesgrube Opel“ (Nr.: 141 04 095 – 0202).

4.) Den Hinweisen zur Verkehrsprognose und zur Kostenermittlung ist im weite- ren Verfahren nachzugehen.

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Die beiden Varianten (Antragsvariante und Raumordnungstrasse) sind dem beige- fügten Standortplan (Abschnitt E) im Maßstab 1: 10 000 zu entnehmen.

Dieser raumordnerische Entscheid stellt sich als sonstiges Erfordernis der Raumord- nung im Sinne von § 3 Abs. 1 Nr. 4 ROG dar. Er hat gegenüber dem Träger der Pla- nung oder Maßnahme und gegenüber Einzelnen keine unmittelbare Rechtswirkung und ersetzt nicht die Genehmigungen, Planfeststellungen und sonstigen behördli- chen Entscheidungen nach anderen Rechtsvorschriften (siehe § 17 Abs. 11 LPlG). Der raumordnerische Entscheid ist damit kein Verwaltungsakt im Sinne von § 35 Verwaltungsverfahrensgesetz.

Der raumordnerische Entscheid ist von der zuständigen Landesplanungsbehörde zu überprüfen, wenn nicht innerhalb von fünf Jahren nach seinem Ergehen das nachfol- gende Zulassungsverfahren eingeleitet worden ist (§ 17 Abs. 10 Satz 3 LPlG).

Das Raumordnungsverfahren für die geplante Ortsumgehung im Zuge der B 54 Flacht / Niederneisen ist damit abgeschlossen.

Die am Verfahren beteiligten Stellen, die Planungsgemeinschaft Mittelrhein- Westerwald, die Gebietskörperschaften, die weiteren Träger öffentlicher Belange, Fachstellen sowie die nach dem Recht des Naturschutzes und der Landschaftspflege anerkannten Vereine erhalten einen Abdruck dieses Entscheids.

Das Ergebnis des Raumordnungsverfahrens wird ortsüblich bekannt gemacht.

B Sachverhalt

Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord – Obere Landesplanungsbe- hörde – hat auf Antrag des Ministeriums des Innern, für Sport und Infrastruktur (ge- meinsam mit dem Landesbetrieb Mobilität Diez) mit Schreiben vom 15.01.2015, Az. 14 91-141 04 / 41 das Raumordnungsverfahren (ROV) nach § 15 ROG i. V. m. § 17 LPlG Rheinland-Pfalz für die geplante Ortsumgehung (OU) Flacht / Niederneisen im Zuge der Bundesstraße (B) 54 in den Verbandsgemeinden Hahnstätten und Diez im Rhein-Lahn-Kreis, eingeleitet.

10 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Dem geplanten Vorhaben liegt die Absicht des Antragstellers zugrunde zur Entlas- tung der stark befahrenen Ortsdurchfahrten von Flacht und Niederneisen im Zuge der B 54 eine Ortsumgehung zu bauen. Diese ist in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen und dort in den vordringlichen Bedarf eingestuft. Träger der Baulast ist der Bund.

Im Bundesverkehrswegeplan wird hierzu aufgeführt, dass die Bundesstraße 54 eine Straße mit überregionaler Verbindungsfunktion ist. Sie beginnt in Wiesbaden und verläuft durch Taunus und Westerwald bis nach Siegen und von dort weiter am Ruhrgebiet vorbei bis zur Niederländischen Grenze bei Enschede. Im Bereich der Ortslagen Flacht und Niederneisen weist die B 54 derzeit eine Verkehrsbelastung von 11.858 KfZ/24h auf. Durch den Bau einer Ortsumgehung würden deutliche Ent- lastungswirkungen für die Ortslagen erreicht. Die Verkehrsuntersuchung weist ein Verlagerungspotential von ca. 75 Prozent aus. Das bedeutet, dass sich nach dem Bau einer Ortsumgehung die Verkehrsbelastung der Ortslagen Flacht und Niedernei- sen auf rund 4.000 KfZ/24h reduzieren würde. Bedingt durch das hohe Verlage- rungspotential weist der Bau der Ortsumgehung bei gesamtwirtschaftlicher Betrach- tung ein hohes Nutzen- / Kosten-Verhältnis auf.

Bei dem geplanten Vorhaben handelt es sich um eine raumbedeutsame Maßnahme von überörtlicher Bedeutung, für die es eines ROV bedarf (siehe Punkt B 2.1). Im ROV werden die Übereinstimmung des Vorhabens mit den Erfordernissen der Raumordnung und die Abstimmung mit anderen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen geprüft.

Hinweis: Zum Zeitpunkt der Einleitung des Raumordnungsverfahrens war der Regionale Raumordnungsplan (RROP) Mittelrhein-Westerwald 2006 gültig. In diesem lag die Variante IV (Antragsvariante) in einem Vorranggebiet für die Landwirtschaft (Ziel der Raumordnung), sodass für diese Variante die Raumverträglichkeit nicht hätte festge- stellt werden können. Mit Inkrafttreten des neuen RROP Mittelrhein-Westerwald am 11.12.2017 entfiel das Vorranggebiet für Landwirtschaft im Bereich der Variante IV. Das Gebiet ist nur noch als Vorbehaltsgebiet für Landwirtschaft ausgewiesen.

Sonstige für das Vorhaben relevante raumordnerische Erfordernisse haben sich im Vergleich zum RROP 2006 nicht verändert.

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1. Gegenstand des Verfahrens

Für die geplante OU Flacht / Niederneisen waren im ROV grundsätzlich folgende sieben Varianten zu prüfen.

Variante I (nördliche Umgehung) Variante I sieht eine Umgehung der Ortslage von Flacht sowie die Umgehung von Niederneisen in östlicher Richtung direkt an der Ortslage entlang vor. In Variante I wird die Bahntrasse zunächst überführt und dann unterführt.

Variante II (ortsnahe Variante) Variante II ist ortsnah ausgestaltet. Sie folgt in der Anfangslinie Variante I, nur dass sie auf Höhe von Flacht parallel östlich zur Bahntrasse zwischen der östlichen und westlichen Bebauung von Niederneisen ortsnah verläuft.

Variante III (Bahndammtrasse) In Variante III soll die B 54 auf die vorhandene Bahntrasse verlegt und die Bahntras- se parallel nach Osten verschoben werden.

Variante IIIa Variante IIIa ist eine Untervariante der Bahndammtrasse (Variante III). Die Straßen- führung rückt lediglich im Anfangsbereich mehr von der Ortslage von Flacht ab.

Variante IV (weite Umgehung) Ziel von Variante IV ist eine möglichst weit entfernte Umgehung der Ortslage von Niederneisen (in großem Bogen). Im Vergleich der Varianten weist Variante IV die größte Ausbaulänge und die größte Höhenüberwindung auf. Hinweis: Zum Zeitpunkt der Einleitung des Raumordnungsverfahrens war der RROP Mittelrhein-Westerwald 2006 gültig. In diesem lag die Variante IV (Antragsvariante) in einem Vorranggebiet für die Landwirtschaft (Ziel der Raumordnung), sodass für diese Variante die Raumverträglichkeit nicht hätte festgestellt werden können.

Variante V Variante V ist an Variante II angelehnt. Durch eine Trassenverschwenkung auf die westliche Seite der vorhandenen Bahntrasse werden in Variante V (gegenüber der Variante II) die Nähe zur östlichen Wohnbebauung von Niederneisen und das große Talbauwerk über Bahn und Aar vermieden.

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Variante VI Variante VI ist eine Weiterentwicklung von Variante V. Variante VI wird in der Mitte zwischen den äußeren Bebauungen der Ortsgemeinden Flacht und Holzheim geführt und erfordert eine Verlegung der Sportanlage in Holzheim. Der sehr flache Trassen- schnitt im Bereich der Aar erfordert eine angepasste Verlegung der Aar über ca. 250 m.

Darüber hinaus hat sich das ROV auch mit der sogenannten Nullvariante, also dem Verzicht auf die Planung einer OU Flacht / Niederneisen, auseinander zu setzen.

Karte: Übersicht über die sieben Varianten für die geplante OU Flacht / Niederneisen (eigene Darstellung, Quelle: Antragsunterlagen des LBM)

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2. Verlauf des Verfahrens

2.1 Verfahrenserfordernis

Bei der geplanten OU Flacht / Niederneisen handelt es sich um ein Vorhaben, für das gemäß § 1 der Raumordnungsverordnung (RoV) ein ROV durchgeführt werden soll, wenn es im Einzelfall raumbedeutsam ist und überörtliche Bedeutung hat. Das geplante Vorhaben unterliegt § 1 Nr. 8 RoV „Bau einer Bundesfernstraße, die der Entscheidung nach § 16 Bundesfernstraßengesetz bedarf“. Es ist insbesondere aufgrund seiner Flächeninanspruchnahme sowie der flächenerschließenden, regio- nalen und überregionalen verkehrlichen Verbindungs- und raumstrukturellen Er- schließungsfunktion raumbedeutsam. Das geplante Vorhaben löst einen hohen Ko- ordinierungs- und Abstimmungsbedarf aus, welcher die überörtliche Bedeutung wei- ter begründet.

2.2 Verfahrensablauf

Die Obere Landesplanungsbehörde führt das ROV im Auftrag der Obersten Landes- planungsbehörde beim Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz (ehe- mals im Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung) durch.

Der Verfahrensablauf ist im Folgenden skizziert:

 Antragskonferenz am 29.04.2014 in der SGD Nord in Koblenz  Antrag des Ministeriums des Innern, für Sport und Infrastruktur (ISIM) - mittler- weile Verkehrsabteilung im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (MWVLW) zur Durchführung eines ROV für die geplante OU Flacht / Niederneisen vom 23.09.2014 an das Ministerium für Wirtschaft, Klima- schutz, Energie und Landesplanung (MWKEL) – mittlerweile Ministerium des Innern und für Sport (MdI)  Beauftragungsschreiben des MWKEL (mittlerweile MdI) – Oberste Landespla- nungsbehörde – vom 22.10.2014 an SGD Nord  Vorprüfung der Antragsunterlagen des LMB Diez durch die SGD Nord  Einleitung des ROV durch die SGD Nord am 15.01.2015 und Beteiligung der Träger öffentlicher Belange in der Zeit von 15.01.2015 bis 06.03.2015  Öffentlichkeitsbeteiligung durch die Verbandsgemeinden Hahnstätten und Diez in der Zeit von 05.02.2015 bis 11.03.2015 (Eingabemöglichkeit bis zum 25.03.2015)

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 Besprechungstermin am 01.07.2015 mit dem LBM Diez bei der SGD Nord zur Klärung der weiteren Vorgehensweise  Rückmeldung des LBM Diez zu noch offenen Fragen aus der Öffentlichkeitsbe- teiligung am 30.11.2015  Weiterleitung des Sachstandes mit der Bitte um Klärung der weiteren Vorge- hensweise am 06.11.2015 an das MWKEL und gleichzeitige Zwischennachricht an den LBM über den weiteren Verlauf; in Abstimmung mit dem Antragsteller wird das Verfahren zunächst nicht weiter verfolgt  Gemeinsamer Termin des MdI (vorher MWKEL), des LBM Diez und der SGD Nord bei der Verkehrsabteilung des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Land- wirtschaft und Weinbau (MWVLW) am 24.10.2017 mit dem Ergebnis, dass das ROV mit Blick auf das mit der Genehmigung des RROP Mittelrhein-Westerwald wegfallenden Vorranggebietes für Landwirtschaft nun fortgeführt und zum Ab- schluss gebracht werden soll. Im Vorfeld des Termins sind die Referate Naturschutz und Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz um Prüfung der Aktualität ihrer damaligen Stel- lungnahmen gebeten worden.  Inkrafttreten des neuen RROP Mittelrhein-Westerwald am 11.12.2017 bei gleichzeitigem Wegfall des Vorranggebietes für Landwirtschaft im Bereich der Variante IV  Abwägung und Verfassen des raumordnerischen Prüfergebnisses.

2.3 Verfahrensbeteiligte

Gemäß § 15 Abs. 3 ROG i. V. m. § 17 Abs. 5 LPlG wurden im ROV folgende Träger öffentlicher Belange (insgesamt 50 Stellen) um Stellungnahme gebeten:

 Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises  Verbandsgemeinde Hahnstätten  Verbandsgemeinde Diez  Ortsgemeinden Flacht, Niederneisen, und Holzheim

Die o.g Kommunen wurden gebeten ggf. vom Projekt betroffene Zweckverbände, Wasserverbände und Stadt-/ Verbandsgemeindewerke, die nicht im Verteiler der SGD Nord aufgeführt waren, einzubinden.

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Weiterhin wurden beteiligt:

 Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald  Regierungspräsidium Gießen  Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Dienststelle Koblenz  Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westerwald-Osteifel  Landesamt für Geologie und Bergbau  Zentralstelle der Forstverwaltung  Forstamt Lahnstein  Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz, Fachgruppe Luftverkehr  Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundes- wehr, Referat Infra I 3  Autobahnamt Montabaur  Bundesanstalt für Immobilienaufgaben  Industrie- und Handelskammer Koblenz  Handwerkskammer Koblenz  Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesdenkmal- pflege  Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Direktion Landesarchäolo- gie, Außenstelle Koblenz  Deutscher Wetterdienst  Deutsche Telekom Technik GmbH, Technik Niederlassung Südwest  PLEdoc GmbH  Westnetz GmbH  Amprion GmbH  Energienetze Mittelrhein GmbH  Gasversorgung Westerwald GmbH  DB Energie GmbH  DB Services Immobilien GmbH  Eisenbahn-Bundesamt, Außenstelle Frankfurt/Saarbrücken  Fernleitungs-Betriebsgesellschaft mbH  Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH  Naturschutzbund Deutschland (NABU), Landesverband Rheinland-Pfalz e.V.  Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Rhein- land-Pfalz e.V.  POLLICHIA Verein für Naturforschung und Landespflege e.V.  Landesaktionsgemeinschaft Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz e.V. (LAG)  Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz. e.V. (GNOR)  Landesjagdverband Rheinland-Pfalz e.V.

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 Landesfischereiverband Rheinland-Pfalz e.V.  Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V., Bund zur Förderung der Landespfle- ge, Landesverband Rheinland-Pfalz e.V.  Die Naturfreunde - Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport & Kul- tur- Landesverband Rheinland-Pfalz e.V.  Landesverband Rheinland-Pfalz der deutschen Gebirgs-und Wandervereine e.V.  Verein „Ja zur Aar".

Innerhalb der SGD Nord wurden folgende Stellen beteiligt:  Referat 21a – Zentralreferat Gewerbeaufsicht  Referat 31 – Zentralreferat Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz, Fachbereich Fischerei  Referat 33 – Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz Montabaur  Referat 42 – Naturschutz  Referat 43 – Bauwesen.

Nachrichtlich wurden folgende Stellen informiert:  Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung -Oberste Landesplanungsbehörde- (mittlerweile beim MdI)  Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur (Antragsteller), Referat 372 (mittlerweile: Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau - MWVLW)  Landesbetrieb Mobilität Diez (Antragsteller).

Die Beteiligung der Öffentlichkeit erfolgte durch öffentliche Auslage in den Verbands- gemeindeverwaltungen Hahnstätten und Diez (siehe Punkt B 2.4).

Nachbeteiligt wurde mit Email vom 25.10.2017 zudem aufgrund der geplanten Reak- tivierung der Aartalbahn

 das Referat Schienenpersonenverkehr und ÖPNV beim MWVLW.

2.4 Unterrichtung der Öffentlichkeit

Zur Unterrichtung der Öffentlichkeit (§ 5 Abs. 3 Satz 3 f i. V. m. § 17 Abs. 7 LPlG) wurden die dem ROV zu Grunde liegenden Unterlagen in den Verbandsgemeinde- verwaltungen Hahnstätten und Diez öffentlich ausgelegt.

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Die Einwohnerinnen und Einwohner und die ihnen nach § 14 Abs. 3 und 4 der Ge- meindeordnung gleichgestellten Personen und Personenvereinigungen konnten sich zu der Planung schriftlich in analoger oder elektronischer Form äußern. Die Äuße- rungen aus der Öffentlichkeitsbeteiligung wurden von der Oberen Landesplanungs- behörde in die Abwägung eingestellt.

Verbandsgemeinde Hahnstätten Die Verbandsgemeinde Hahnstätten hat die Öffentlichkeit im Mitteilungsblatt Nr. 05/2015 auf Seite 12 mit Datum 23.01.2015 über das ROV informiert. In der Zeit vom 05.02.2015 bis 06.03.2015 waren die Antragsunterlagen in der Verbandsge- meindeverwaltung Hahnstätten ausgelegt. Bis zum 20.03.2015 konnten bei der Ver- bandsgemeinde Hahnstätten zum ROV Anregungen eingebracht werden.

Verbandsgemeinde Diez Die Verbandsgemeinde Diez hat die Öffentlichkeit im Amtsblatt Nr. 06/2015 auf Seite 6 mit Datum 04.02.2015 über das ROV informiert. In der Zeit vom 12.02.2015 bis 11.03.2015 waren die Antragsunterlagen in der Verbandsgemeindeverwaltung Diez ausgelegt. Bis zum 25.03.2015 konnten bei der Verbandsgemeinde Diez zum ROV Anregungen eingebracht werden.

3. Zusammenfassung der Verfahrensergebnisse

3.1 Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald

Die Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald hat keine Stellungnahme im Ver- fahren abgegeben.

3.2 Gebietskörperschaften

3.2.1 Landkreis

Rhein-Lahn-Kreis Seitens der Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises nehmen die Untere Wasserbe- hörde, die Untere Denkmalschutzbehörde, die Untere Landwirtschaftsbehörde und die Untere Landesplanungsbehörde Stellung.

Die Untere Wasserbehörde merkt an, dass die Alternativen in Teilen den 40 m- Bereich und das gesetzliche Überschwemmungsgebiet der Aar tangieren sowie Ge- wässer III. Ordnung queren. Ferner sind Wasserschutzgebiete und Altlastverdachts-

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flächen von der Planung betroffen. Die konkreten wasserwirtschaftlichen Belange sind in den nachfolgenden Verfahren zu beurteilen.

Die Untere Denkmalschutzbehörde verweist auf den denkmalgeschützten Bahnhof der Aartalbahn in Flacht und erforderliche Abstimmung mit der Denkmalschutzbehör- de.

Aus Sicht der Unteren Landwirtschaftsbehörde wird Variante III als kostengünstigste und das Landschaftsbild schonendste Trasse bevorzugt.

Die Untere Landesplanungsbehörde spricht sich aufgrund der größten Wirkung zum Erreichen einer Ortsumgehung für die Variante IV aus und weist auf die notwendige Beurteilung durch die Landwirtschaftskammer hin.

3.2.2 Verbands- und Ortsgemeinden

Gemeinde Niederneisen Der Gemeinderat von Niederneisen lehnt die Varianten I, II, III und III a ab. Den Va- rianten V und VI steht er positiv gegenüber und bittet Einsparpotenziale durch ei- ne Höherlegung der Trogabdeckung auf das Niveau des Bahnkörpers zu prüfen. Die Änderungswünsche der Gemeinden Oberneisen und Holzheim zu den Zu- und Abgangsbereichen der Umgehung zur alten B 54 werden von der Gemeinde Nie- derneisen zur Kenntnis genommen. Der Gemeinderat von Niederneisen sieht die Umplanung dieser Brückenbauwerke nur positiv, wenn die Grundzüge der Planung auf dem Gemeindegebiet von Niederneisen nicht wesentlich verändert werden. Der Gemeinderat Niederneisen favorisiert Variante IV, wenn diese in nachfolgenden Punkten modifiziert wird:

 Trassierung der Variante IV im Streckabschnitt 3.200 bis 3.500 (hinter dem Baugebiet „Auf dem Woog“) mit einem tieferen Geländeeinschnitt (Straßentief- lage)  Beibehalten der Straßentieflage in Richtung Flacht  Verlagerung der Trasse im Bereich Bauwerk 7 in östliche Richtung, Mindestab- stand von 100 m zur Bebauung und aktiver Schallschutz (Wegfall des Bau- werks 7).

Ferner fordert die Gemeinde Niederneisen den Erhalt der Erschließung der östlich hinter der Umgehungsstraße liegenden Feldgemark durch 5 bis 6 Über- oder Unter- fahrungen in Abstimmung mit landwirtschaftlichen Belangen.

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Für die im Flächennutzungsplan dargestellte gewerbliche Erschließung der Fläche Flur 4 FlSt. 68 bis 70 und Flur 5 FlSt. 1 bis 13 wird ein Anschluss an die Umge- hungsstraße z. B. im Bereich der angedachten Anbindung der Umgehung Holzheim gefordert.

Nach der Trassenbestimmung erwartet die Gemeinde Niederneisen eine 3 D Anima- tion, eine Prüfung der Schallwerte, die Festlegung einer Ausführung der OU Flacht / Niederneisen mit Flüsterasphalt sowie weitere Vorschläge für den aktiven und passi- ven Schallschutz.

Gemeinde Flacht Die Ortsgemeinde Flacht lehnt Varianten I, II, III, III a, V und VI ab. Variante IV wird mit folgenden Modifikationen begrüßt:  Vergrößerung des Abstandes der geplanten OU zur Ortsrandbebauung von Flacht,  Unterführung der Bahntrasse zwischen Flacht und Holzheim und  Überquerung der Aar auf dem Höhenniveau der jetzigen B 54.

Gemeinde Oberneisen Die Ortsgemeinde Oberneisen lehnt die Varianten I, II und IV ab. Die Varianten III und III a sind für die Gemeinde Oberneisen mit folgenden Auflagen tragbar:  keine zusätzlichen Beeinträchtigungen und Immissionsbelästigungen sowie fi- nanzielle Belastungen,  Brückenbauwerke im Aar- und Herbachtal sollen 80 m Länge und 5 m Höhe nicht überschreiten,  Erhalt der Blickbeziehungen zum Ortskern mit Oberneiser Kirche,  keine Erhöhung der Gefährdung an der Kreuzung B 54 Oberneisen / ,  Erhalt der Attraktivität von Aartal-Rad- und Wanderweg sowie Aarhöhenweg sowie des natürlichen Charakters des Aartals,  Prüfen des Lärmgutachtens in Hinblick auf die Berücksichtigung von geologi- schen Formationen und des Taleinschnitts,  die geplante Abzweigung nach Niederneisen wird als Unfallschwerpunkt gese- hen,  kein Baustellenverkehr über die Ortsstraßen von Oberneisen.

3.2.3 Regierungspräsidium Gießen

Das Regierungspräsidium Gießen äußert für die Obere Landesplanungsbehörde keine Bedenken gegen die geplante OU Flacht / Niederneisen.

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Das Dezernat 53.1 „Eingriffsregelung“ gibt für den Zuständigkeitsbereich der Oberen Naturschutzbehörde den Hinweis auf das Vogelschutzgebiet 5614-401 „Feldflur bei Limburg“ auf hessischem Gebiet. Die Varianten des Vorhabens sollen auf Verträg- lichkeit mit dessen Erhaltungszielen geprüft werden.

3.3 Weitere Träger öffentlicher Belange und Fachstellen

3.3.1 Landwirtschaft

Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Dienststelle Koblenz Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz (LWK) spricht sich für Variante III aus, da hier der Flächenverbrauch am niedrigsten ist und die Belange der Landwirt- schaft am wenigsten betroffen sind. Auch im Hinblick auf die in Folge notwendigen Kompensationsmaßnahmen sind bei der Umsetzung der Variante III die geringsten Auswirkungen bezüglich des Verlustes uneingeschränkt nutzbarer Landwirtschafts- flächen zu erwarten. Von der Weiterverfolgung der Variante IV rät die LWK aufgrund der höchsten land- wirtschaftlichen Flächenverluste (Vorranggebiet für Landwirtschaft mit Böden hoher Bonität, Zersplitterung von Bewirtschaftungseinheiten, hohe Kompensationserforder- nisse etc.) ab. Die LWK weist auf die materielle Betroffenheit des Vorranggebiets für die Landwirtschaft im Regionalen Raumordnungsplan Mittelrhein-Westerwald 2006 hin. Ein Zielabweichungsverfahren kann lediglich vermieden werden, wenn die Lini- enführung der Variante IV flacher geplant wird, also näher an den Verlauf der Varian- te I heranrückt. Hinweis: Zum Zeitpunkt der Einleitung des Raumordnungsverfahrens war der RROP Mittelrhein-Westerwald 2006 gültig. In diesem lag die Variante IV (Antragsvariante) in einem Vorranggebiet für die Landwirtschaft (Ziel der Raumordnung), sodass für diese Variante die Raumverträglichkeit nicht hätte festgestellt werden können.

Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westerwald-Osteifel Seitens des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Westerwald-Osteifel werden gegen Variante IV keine Bedenken gesehen, wenn der Flächenverlust durch ei- ne integrale Bodenordnung auf eine große Anzahl von Eigentümern verteilt wird. Ferner sollen die Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen so geplant werden, dass eine landwirtschaftliche Nutzung möglich ist.

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3.3.2 Geologie und Bergbau

Gemäß den Informationen des Landesamtes für Geologie und Bergbau (LGB) wird der Prüfraum von den bereits erloschenen Bergwerksfeldern „Bergmühle“, „Ge- ckertsgraben“, „Siebertwingert“, „Reichelstein“ sowie dem aufrecht erhaltenen Berg- werksfeld „Seitersfeld“ überdeckt. Das LGB empfiehlt zunächst die Einbeziehung ei- nes Baugrundberaters bzw. Geotechnikers. Bzgl. des Bergwerksfeldes „Seitersfeld“ soll der Kontakt zur Eigentümerin, der Barbara Rohstoffbetriebe GmbH in Langen- feld, aufgenommen werden. Das LGB gibt ferner bekannt, dass die Varianten I – IV auf einer Strecke von 120 m die Schutzzone III des Wasserschutzgebietes der Brunnen „Flacht 1“ und „Flacht 2“ queren. Die technische Ausführung des Straßenbaus soll hier mit der Oberen Was- serbehörde abgestimmt werden. Bei Realisierung von Variante IV soll zum Schutz der Quelle „Lohrbach / Niederneisen 2“ und ihres Einzugsbereiches auf Höhe des Wasserschutzgebietes eine verstärkte Beplankung des Fahrbahnrandes erfolgen. Details sind der angehängten Stellungnahme in Anlage 2 zu entnehmen.

3.3.3 Forstwirtschaft

Die Zentralstelle der Forstverwaltung räumt keiner Variante eine klare Priorität ein. Eingriffe in Wald sollen möglichst reduziert; unvermeidbare Eingriffe in den nachge- ordneten Verfahren kompensiert werden. Dazu soll das Forstamt Lahnstein frühzeitig eingebunden werden.

3.3.4 Militär

Das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundes- wehr (Referat Infra I 3) lokalisiert den Vorhabenraum im Bereich Militärstraße 710. Danach sind für die OU die Richtlinien für das Militärstraßengrundnetz (Bemessungs- fall II b) zu beachten. Sofern eine Mindestbreite von 7,3 m nicht realisiert werden kann, muss die Mindestbreite innerhalb der Sichtweite maximal im Abstand von 300 m auf einer Länge von 50 m erreicht werden, um den Begegnungsverkehr von Schwerstfahrzeugen mit normalen Fahrzeugen zu ermöglichen. Ferner muss die Straße in beide Richtungen für Fahrzeuge mit bis zu 100 Tonnen geeignet sein. Der Beginn und das Ende der Baumaßnahme sollen unter Aktenzeichen VerkInfra Az.: 45-60-00, Lfd. Nr. 13/2015 dem Landeskommando Hessen, Fachbe- reich Verkehrsinfrastruktur, Moltkering 9, 65189 Wiesbaden, Email-Adresse: [email protected] angezeigt werden.

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3.3.5 Denkmalpflege

Der Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Landesarchäologie, Außenstelle Koblenz sind im Planungsbereich bislang keine archäologischen Denkmäler bekannt. Die Direktion Landesarchäologie ist im weiteren Verfahren zu beteiligen.

Die Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Landesdenkmalpflege, hat keine Stellungnahme abgegeben.

Die Untere Denkmalschutzbehörde bei der Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises verweist auf den denkmalgeschützten Bahnhof der Aartalbahn in Flacht und erforder- liche Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde.

3.3.6 Versorgungsunternehmen und Leitungsträger

Im Untersuchungsraum befinden sich Telekommunikationsanlagen der Deutschen Telekom Technik GmbH und der Kabel Deutschland GmbH, die bei der geplanten OU einbezogen werden müssen. Grundlageninformationen (z. B. Karte und Ansprechpartner) dafür liefert die Deut- sche Telekom Technik GmbH in Anlage 3. Telekom und Kabel Deutschland werden darüber hinaus Angaben zu objektkonkreten Bauvorhaben in nachgeordneten Ver- fahren machen. Von der PLEdoc GmbH verwaltete Versorgungsanlagen sind nicht betroffen. Zu wei- terführenden Hinweisen siehe Anlage 4. Energieversorgungsanlagen der Westnetz GmbH (und mittelbar der RWE Deutsch- land AG), der Amprion GmbH, der DB Energie GmbH und der Fernleitungs- Betriebsgesellschaft mbH sind nicht betroffen.

3.3.7 Verkehr

Die DB AG, DB Immobilien teilt mit, dass der Streckenabschnitt 2500 Wiesbaden- Diez im Untersuchungsraum an die VGen Hahnstätten und Diez veräußert wurde. Von der DB AG, DB Immobilien wie auch vom Eisenbahn-Bundesamt werden keine Bedenken geltend gemacht.

Aufgrund des räumlichen Zusammenhangs der Variante III mit der Strecke der Aar- talbahn wurde das Referat Schienenpersonenverkehr und ÖPNV des MWVLW zur SPNV-Reaktivierung der Aartalbahn im Rahmen des hier laufenden Raumordnungs- verfahrens nachbeteiligt.

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Das MWVLW führt aus, dass die Reaktivierung der Aartalbahn für den SPNV seitens der Koalitionsvereinbarung vorgesehen sei. Die Aartalbahn ist eine eingleisige, nicht elektrifizierte, nicht bundeseigene Nebenbahn zwischen Wiesbaden (Hbf.) und Diez (Bhf.). Seit 2002 pflegt, repariert und befreit der Arbeitskreis Aartalbahn die Strecke von Bewuchs und führt zwischen Diez und Zollhaus Draisinenfahrten durch. Für Perso- nensonderzugfahrten liegt keine Betriebserlaubnis vor. Entlang des Streckenab- schnittes zwischen Zollhaus und Freiendiez befinden sich zurzeit 16 Bahnübergänge. Der größte Teil dieser Bahnübergänge ist mit einer alten Bahnübergangstechnik ge- sichert, die für die Nutzung im SPNV umgebaut werden muss.

Die Aartalbahn soll von Diez nach Hahnstätten reaktiviert werden. Hierfür ist eine Sanierung der Strecke erforderlich. Für die Strecke ist ein NE-Standard mit einer zu- lässigen Streckenhöchstgeschwindigkeit von mind. 60 km/h vorgesehen. Die maxi- male Geschwindigkeit wird auf 80 km/h begrenzt.

Verkehrsstationen sind in Oberneisen, Niederneisen, Flacht, Holzheim und Freien- diez vorgesehen (90 m lang und 2,50 m breit). Mit der Streckenklasse CE bzw. D4 wird auf der Strecke Güterverkehr möglich sein, sofern der Stichstreckenblock durch eine weitere Leit- und Sicherungstechnik ersetzt wird und Verladestellen gebaut wer- den. Den SPNV übernehmen Dieseltriebwagen der Bauart LINT im Stundentakt.

Die Strecke ist gemäß Ril 413.0301 der Streckenkategorie R 80 zuzurechnen. Diese Streckenkategorie erlaubt laut Richtlinie bis zu 25 Zugpaare pro Tag. Die Strecke wurde in der Planung zur Optimierung der Linienführung in Lage und Höhe neu tras- siert, wobei gegenüber der bestehenden Lage maximal 10 cm Veränderung zugelas- sen wurden.

3.3.8 Naturschutzverbände

Die NABU Kreisgruppe Rhein-Lahn, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutsch- land (BUND) und die Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e.V. (GNOR) bezweifeln in ihren Stellungnahmen, dass eine Ortsumgehung den ge- wünschten Erfolg bringe und weisen auf mögliche negative Folgen wie Verlust von Durchgangskundschaft für Gewerbe und Handel, Zerschneidung der Landschaft, enormen Landschaftsverlust und Schaffung neuer Probleme an anderer Stelle hin. Eine Reduzierung der Geschwindigkeit und Sanierungsmaßnahmen entlang der B 54 wären ihren Ansichten nach sinnvoller.

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Insgesamt kritisieren sie die dargelegte Aufbereitung der Antragsvarianten und die daraus resultierenden Ergebnisse.

Pollichia bevorzugt die Variante III.

Die Landes-Aktions-Gemeinschaft Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz e.V. spricht sich für die Variante IIIa als die Variante aus, bei der Natur und Mensch gemeinsam am meisten profitieren.

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald bevorzugt die Variante III, da diese Flora, Fauna, Boden und Landschaft am wenigsten beeinträchtigt und mit den geringsten Kosten verbunden ist. Mit einer geplanten Reaktivierung der Bahnlinie würde der Lärm in einer Trasse gebündelt werden und nicht wie bei der Variante IV in dann 3 Verkehrsadern verteilt werden. Weiterhin würde eine Verlegung der Trasse im Be- reich der Variante IV das Landschaftsbild und somit alle Einwohner der umgebenden Gemeinden belasten, die Variante 3 jedoch nur die an der Trasse angrenzend le- benden Einwohner. Die Eingriffe in das Teilschutzgut Oberflächengewässer und Ufergehölze scheinen ausgleichbar und somit hinnehmbar zu sein.

Der Landesverband Rheinland-Pfalz des Deutschen Wanderverbandes hat keine Bedenken und sieht seine Belange nicht betroffen.

3.4 Hausinterne Fachstellen

Das Referat 21 a – Zentralreferat Gewerbeaufsicht bei der SGD Nord trägt weder An- regungen noch Bedenken vor.

Aus fischereifachlicher Sicht des Referates 31 bestehen gegen den Antrag keine grundsätzlichen Bedenken. Durch geeignete Auflagen und Nebenbestimmungen las- sen sich im Rahmen der fachlichen Verfahrensbeteiligung Eingriffe in die Gewässer minimieren.

Auflagen: 1.) Die Fischereiberechtigten bzw. –pächter sind mindestens 4 Wochen vor Be- ginn der Bauarbeiten zu informieren, ebenso die Kreisverwaltung als Untere Fischereibehörde. 2.) Vor Beginn der gewässeranhängigen Baumaßnahmen ist der Bereich des Baufeldes elektrisch abfischen zu lassen. Die gefangenen Fische sind zu ent-

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nehmen und mit ausreichendem Sicherheitsabstand oberwasserseitig in das Gewässer zurückzusetzen. 3.) Unter Berücksichtigung der im Gewässer vorkommenden Fischarten und de- ren Fortpflanzungszeiten ist eine Durchführung der gewässeranhängigen Bauarbeiten im Zeitraum zwischen Juli und Anfang Oktober anzustreben. 4.) Beim Umgang mit Betriebs- und Schmierstoffen, besonders in unmittelbarer Nähe zum Gewässer, ist größte Sorgfalt geboten. Der Eintrag solcher Gefah- renstoffe ins Gewässer ist unbedingt zu vermeiden. 5.) Der Eintrag von Beton, Betonstäuben, Betonschlämmen und betonbelastetem Wasser ist zu vermeiden. Für dadurch bedingte sowie für alle sonstigen im Zusammenhang mit der Vorbereitung bzw. Durchführung der Baumaßnahme bedingten Schädigungen des Fischbestandes ist der Maßnahmenträger scha- denersatzpflichtig. 6.) Wegen eines möglichen Vorkommens von Großmuscheln, die gemäß § 20 Abs. 2 Landesfischereiordnung besonders geschützt sind, ist der Ein- griffsbereich zu überprüfen. Da sich die Muscheln halb verdeckt im Sohlen- substrat aufhalten und nur ein kleiner Teil der Muschel sichtbar ist, muss das gesamte Sohlensubstrat genau abgesucht werden. Sehr lockere Sohlenberei- che müssen von Hand nach Großmuscheln abgetastet werden. Bei Funden von Großmuscheln oder Schalen ist die Obere Fischereibehörde darüber zu informieren. 7.) Der Eintrag von Feinsubstraten ist bis auf ein unvermeidbares Minimum zu re- duzieren.

Hinweis: Die Planunterlagen sind zum Thema Flussverlegungen der Varianten III (Umlegung der Aar auf 150 m Länge) und VI (Verlegung der Aar auf 250 m Länge) und Anpas- sung des Flusslaufes (Variante V) und zu der hierdurch potentiell tangierten Fisch- fauna wenig aussagekräftig, ganz im Gegensatz zu der differenzierten Betrachtung der Vogel- und Fledermaus-Vorkommen. Da es sich in dem Gewässer potentiell um Fischarten handelt, die einen gesetzlichen Schutz unterstehen (Mühlkoppe) wäre ei- ne Betrachtung des Fischvorkommens angebracht gewesen. So bleiben folgende Fragen offen:

 zu Varianten III und VI: Was geschieht mit dem alten 150 bzw. 250 m langen Flusslauf und mit den Teilstücken zwischen dem alten Mutterbett und dem neuen Flusslauf? Werden diese Bereiche verfüllt oder als Retentionsraum of- fen gelassen?

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Die Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz (Referat 33) teilt hinsichtlich des Oberflächengewässers mit, dass der für die möglichen Trassenvari- anten betrachtete Bereich von der Aar, Gewässer II. Ordnung, geprägt wird. Sämtli- che Varianten benötigen zwei Brücken über die Aar, um an die bestehende Bundes- straße B 54 anzuschließen. Bei Variante III wird eine Verlegung der Aar auf einer Strecke von etwa 150 m erforderlich. Auch das Überschwemmungsgebiet der Aar – derzeit im Festsetzungsverfahren – 3 ist von der Straßenplanung nicht unerheblich betroffen.

Darüber hinaus sind, je nach Variante, mehrere Gewässer III. Ordnung betroffen. Hier sind Brücken bzw. Rohrdurchlässe geplant.

Durch die notwendige Verlegung der Aar ergibt sich bei Variante III der größte Ein- griff in die Oberflächengewässer. Die Auswirkungen auf das Überschwemmungsge- biet lassen sich auf der vorliegenden Datengrundlage nicht abschließend beurteilen. Es ist darauf hinzuweisen, dass durch die geplanten Brücken der Abflussquerschnitt nicht beeinträchtigt werden darf. Darüber hinaus darf durch den Straßenausbau kein Retentionsraum verloren gehen. Für die betroffenen Gewässer III. Ordnung ist zu be- rücksichtigen, dass bei sämtlichen Bauwerken die ökologische Durchgängigkeit ge- währleistet sein muss. Variante I, II, III und IV der Ortsumgehung verlaufen durch die Schutzzone III des mit Rechtsverordnung vom 13.11.2007 festgesetzten Wasserschutzgebietes für die Brunnen „Flacht 1 und 2“.

Verboten ist hier die Errichtung, Erweiterung oder wesentliche Umgestaltung von Verkehrsanlagen, ausgenommen die Maßnahme erfolgt im Einvernehmen mit der Oberen Wasserbehörde unter Beachtung der RiStWag.

Die Straße liegt im äußeren Einzugsbereich für den Brunnen Flacht II. Der Brunnen ist ca. 60 m tief und zeichnet sich durch ein reduziertes Tiefenwasser mit sehr gerin- gem freiem Sauerstoff und entsprechend fehlendem Nitratgehalt aus, was auf güns- tige Verhältnisse der Deckschichten schließen lässt.

Unter Beachtung der RiStWag und zusätzlicher Auflagen für Bauarbeiten in Wasser- schutzgebieten bestehen keine grundsätzlichen Bedenken gegen die Maßnahme.

3 Hinweis des Verfassers: das Überschwemmungsgebiet wurde zwischenzeitlich festgesetzt

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Auflagen bezüglich des Straßenausbaus etc. können erst nach Vorlage detaillierter Planunterlagen gemacht werden. Eine Grundwasserbeeinträchtigung ist bei allen Varianten im Bauzustand zu besor- gen. Bei Variante II ist zudem eine wasserdichte Trogausbildung erforderlich, die zu einer Umleitung der Grundwasserströme führt. Die Auswirkungen sind auf der Grund- lage der Unterlagen für das Raumordnungsverfahren nicht abzuschätzen. Bei allen Varianten kommt es, in Abhängigkeit von der Länge der Umgehungsstraße, zu einer erheblichen Reduzierung der Grundwasserneubildung bei gleichzeitiger Er- höhung des Oberflächenwasserabflusses. Damit dürfte Variante IV unter diesem Ge- sichtspunkt am schlechtesten abschneiden.

Bei Planvariante I ist, südöstlich der Ortslage Niederneisen, möglicherweise die kar- tierte Altablagerungsfläche „Niederneisen, Kiesgrube Opel“ (Nr.: 141 04 095 – 0202) betroffen.

Bei Planvariante II ist am nördlichen Ortsrandbereich von Niederneisen möglicher- weise die kartierte Altablagerungsfläche „Niederneisen, Mensfelder Straße“ (Nr.: 141 04 095 – 0204) betroffen.

Bei Planvariante III sind eventuell die o.g. Altablagerungsfläche „Niederneisen, Mensfelder Straße“ und die Altablagerungsfläche „Flacht, Neuer Sportplatz“ (Nr.: 141 04 043 – 0206) betroffen.

Planvariante IV berührt gegebenenfalls die kartierte Altablagerungsfläche „Nie- derneisen, Kiesgrube Opel“ (Nr.: 141 04 095 – 0202).

Aussagen zu den erforderlichen Bodenbewegungen für Dämme und Einschnitte bzw. zu den anfallenden Überschussmassen werden nicht gemacht. Variante IV dürfte hierbei aber am schlechtesten abschneiden.

Aus Sicht des Bodenschutzes ist Variante IV die ungünstigste Variante, da aufgrund der Streckenlänge und der notwendigen Dämme und Einschnitte die größten Eingrif- fe in die natürliche Bodenfunktion erfolgen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Ausschlussgründe aus wasser- und abfallwirtschaftlicher Sicht für keine der Varianten gegeben sind.

Variante III schneidet, wegen des Eingriffs in die Aar (notwendige Gewässerverle- gung), im Hinblick auf die Oberflächengewässer am schlechtesten ab.

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Bei Variante II bestehen Bedenken hinsichtlich des Eingriffs in den Grundwasserbe- reich durch die Trogausbildung über 500 m im Ortsbereich Niederneisen.

Hinsichtlich Bodeneingriff, Versiegelung, Grundwasserneubildung und Abflussver- schärfung ist Variante IV die ungünstigste.

Alle vier Varianten haben einen erheblichen Eingriff in Gewässer und Boden zur Fol- ge, der entsprechend zu minimieren und auszugleichen ist.

In einer Nachfrage zur Aktualisierung der damaligen Stellungnahme führt die Obere Wasserbehörde aus, dass sich nach der Festsetzung des Überschwemmungsgebie- tes keine Änderungen für die damalige Stellungnahme ergeben haben.

Die Obere Naturschutzbehörde (ONB) – Referat 42 kann die Bevorzugung der Vari- ante IV unter den von der Oberen Naturschutzbehörde zu vertretenden Belangen, insbesondere den Arten- und Biotopschutz, das Landschaftsbild und die landschafts- bezogene Erholung, nicht mittragen:

1. Die Variante IV ist aufgrund ihrer Länge von ca. 3,7 km und der Notwendig- keit von Zusatzfahrstreifen, Böschungen und Einschnitten aufgrund der Hö- henunterschiede im Gelände im Vergleich zu den anderen Varianten mit dem größten Flächenverbrauch verbunden. Sie führt zu einer Flächeninanspruch- nahme von 12,44 ha insgesamt und einer Neuversiegelung von 4,26 ha Bo- den. Ein Drittel der in Anspruch genommenen Böden sind hinsichtlich der Er- tragsfähigkeit von hoher bis sehr hoher Bedeutung. 2. Variante IV führt zu einer erheblichen Neuzerschneidung der Landschaft. Be- troffen von der Zerschneidungswirkung sind wertvolle Biotopverbundflächen, insbesondere die strukturreichen Magergrünland- und Gehölzkomplexe im Hinterbachtälchen, Lohrbachtälchen und am Südrand des Volkersbergs. Von Bedeutung sind diese Tälchen auch im Hinblick auf die Vernetzung Richtung NSG und FFH-Gebiet Nr. 5614-302 „Mensfelder Kopf“ in Hessen. In Bezug auf die Zerschneidungswirkung und die Inanspruchnahme wertvoller Biotopstrukturen ist nur Variante I schlechter zu bewerten. 3. In der weitgehend ausgeräumten Kulturlandschaft im betroffenen Landschafts- raum kommt den Tälchen mit ihrem Strukturreichtum eine hohe Bedeutung zu als Rückzugsraum für die Fauna. Hier befinden sich größere zusammenhän- gende biotopkartierte Flächen, die relativ gesehen einen hohen Artenreichtum an Vögeln, darunter Steinkauz, Wiedehopf u.a., und Schmetterlingen aufwei- sen und als Jagdhabitat für Fledermäuse wichtig sind. Die Tälchen werden

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nicht nur durch den Flächenentzug durch das Bauwerk selbst, sondern auch während der Bauphase und durch den Betrieb der Straße erheblich beein- trächtigt werden. 4. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Trassierung der Variante IV zu Beeinträchtigungen von landwirtschaftlich genutzten Flächen führt, die in funktionaler Beziehung stehen zu dem VSG Nr. 5614-401 „Feldflur südlich Limburg“, das sich unmittelbar an der Landesgrenze in weniger als 2 km Ent- fernung anschließt. Das Vogelschutzgebiet dient dem Erhalt störungsarmer Rast- und Durchzugsgebiete in der offenen Feldflur, u.a. des Kranichs und des Mornellregenpfeifers. 5. In Bezug auf den lokalen Kaltluftabfluss ist die Querung des Hinterbachtäl- chens und des Lohrbachtälchens in Dammlage sowohl im Zuge der Variante I als auch IV problematisch. 6. Aus landschaftsästhetischer Sicht sehr wertvoll sind die Aartalhänge östlich und nordöstlich Niederneisen sowie der Landschaftsausschnitt des Herbach- tälchens. Das Herbachtälchen wird bei allen Varianten randlich tangiert. Die Hänge östlich Niederneisen werden vor allem durch Variante I visuell und durch Schallausbreitung stark belastet, aber auch Variante IV führt mit den Brückenbauwerken, Dammlagen, Einschnitten und der Breite des Bauwerks zu einer hohen technischen Überformung der Landschaft, die dauerhaft als Beeinträchtigung des Landschaftsbildes wahrnehmbar sein wird. Variante III ist dagegen mit einer relativ geringen Überprägung der Landschaft im Bereich vorhandener Verkehrsinfrastruktur verbunden. 7. In Bezug auf die Erreichbarkeit der Landschaft für die landschaftsbezogene Erholung stellen die im Aartal verlaufenden Varianten ein Problem dar, aber auch die Varianten II und IV bilden mit ihren Kunstbauwerken einen Riegel, der den Zugang zur freien Landschaft dauerhaft beeinträchtigt.

Zum Schutzgut Wasser ist anzumerken, dass sich keine der 4 Varianten in Bezug auf das Grund- und Oberflächenwasser als konfliktfrei einstufen lässt und dass daher dieses Schutzgut für die Bestimmung einer Vorzugsvariante im betroffenen Land- schaftsraum wenig geeignet ist. Die Bachläufe im Einzugsgebiet sind alle durch frühere Ausbaumaßnahmen stark verändert, wenig strukturiert und westlich der Aar teilweise verrohrt. Unter den Aspekten, die von der Oberen Naturschutzbehörde vertreten werden, ergibt sich folgende Reihung der Umweltverträglichkeit: Variante III – II – IV – I mit abnehmender Eignung unter dem Aspekt des Natur- und Umweltschutzes.

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Nur bei stärkerer Gewichtung des Schutzguts Mensch, Teilaspekt Wohnen, kann die Variante IV als umweltverträglichste Variante im Vergleich zu den anderen Varianten eingestuft werden. Der Widerspruch zwischen den in der UVS zu betrachtenden Schutzgütern, der durch das Summieren von Zahlenwerten verloren geht, wird auch durch die Sensitivitätsanalyse nicht deutlich, da sie sich dieser Fragestellung nicht widmet. Begründet wird diese Variante mit den Erweiterungsmöglichkeiten der OG Niedernei- sen in östliche Richtung. Tatsächlich wird das Siedlungswachstum durch die Trasse der B 54 neu begrenzt sein und es sich um eine Ansiedlung von Baugebieten in we- nig attraktiver Lage handeln. Die Variante III ist aus Sicht der Oberen Naturschutzbehörde auch deshalb so gut zu bewerten, weil die Trasse vollständig im Aartal liegt, einem von Siedlungs- und Ge- werbeentwicklung sowie Verkehrsinfrastruktur vorbelasteten Raum ohne größere Höhenunterschiede, der außerdem Potenziale zur Vermeidung von Umweltauswir- kungen des Straßenbaus aufweist.

In einer Nachfrage zur Aktualisierung der damaligen Stellungnahme führt die Obere Naturschutzbehörde weiterhin hierzu aus, dass auf rheinland-pfälzischer Seite meh- rere kleine Talräume auf die Ortslagen Flacht und Niederneisen zulaufen, in deren Hängen sich reich strukturierte Gehölz- und Grünlandelemente befinden, die teilwei- se extensiv genutzt und als Magerrasen ausgebildet sind (Lohrbachtal, Hinterbach- tal), und ähnliche Strukturen sich auch auf den Hängen zum Aartal (Wingertsberg, Volkersberg) befinden. In der ausgeräumten Kulturlandschaft des Limburger Be- ckens sind diese Relikte an Magergrünland und Gehölzen als Trittsteinbiotope und Refugialräume wichtig und daher in der Biotopkartierung erfasst. Durch die Trassen- variante IV würden diese Strukturen zerschnitten bzw. durch die Trennwirkung der Straße als Vernetzungselement beeinträchtigt. Auf hessischer Seite befindet sich in ca. 1,5 km Entfernung das NSG „Mensfelder Kopf“, das auch Teil des Schutzgebietssystems Natura 2000 ist und mit Magergrün- land auf Kalk einen den Relikten auf rheinland-pfälzischer Seite sehr ähnlichen Cha- rakter aufweist, sodass Austauschbeziehungen wahrscheinlich sind. Das RP Gießen hatte sich hierzu jedoch nicht geäußert.

Für die ONB bedeutet dies weiterhin, dass ein absolutes k.o.-Kriterium für die Vari- ante IV nicht besteht, aber die Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft so gra- vierend sind, dass diese Variante unter Naturschutzaspekten nicht favorisiert werden kann.

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Das Referat 43 – Bauwesen teilt mit, dass in der schalltechnischen Berechnung (Un- terlage 11) für die Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) in Kap. 1.2.1 „Verkehrslärm- schutzverordnung“ darauf hingewiesen wird, dass sich die Art der zu schützenden Bebauung nach § 2 Abs. 2 der 16. BImSchV aus den Festsetzungen in den Bebau- ungsplänen ergibt. Sonstige in Bebauungsplänen festgesetzte Flächen für Anlagen und Gebiete sowie Anlagen und Gebiete, für die keine Festsetzungen bestehen, sind nach Absatz 1, bauliche Anlagen im Außenbereich nach Absatz 1 Nr. 1, 3 und 4 ent- sprechend der Schutzbedürftigkeit zu beurteilen.

Unter Punkt 1.4.2 „Gebietsausweisungen“ (S.3) wird hingegen dargelegt, dass nach den vorliegenden Flächennutzungsplänen entlang der neuen B 54 Wohn-, Misch-, Sonder- und Gewerbegebiete eingetragen sind. Sofern die Einstufung der Gebiets- ausweisungen nur anhand der Darstellungen der Flächennutzungspläne (FNP) er- folgt ist, wird gebeten zu beachten, dass die Darstellungen des FNP nur zugrunde gelegt werden können, wenn die tatsächliche bauliche Nutzung dem entspricht. Dies sollte von Seiten des Gutachters mit der Bauaufsicht sichergestellt werden.

3.5 Bürgerinitiative „Ja zur Aar“

Die Bürgerinitiative „Ja zur Aar“ merkt unter anderem an, dass die B 54 lediglich eine lokale Bedeutung habe und die besonderen örtlichen Verhältnisse bei der Planung nicht berücksichtigt wurden. Auch die Verkehrsuntersuchung und die schalltechni- sche Untersuchungen werden seitens der Bürgerinitiative kritisiert. Auch mögliche negative Auswirkungen auf die Gewerbetreibenden und Einzelhandelsbetriebe wer- den angesprochen. Die Ergebnisse und Bewertungen der UVS werden in vielen Punkten als nicht aus- reichend und zutreffend bewertet. Insbesondere die Themen Naturschutz, Boden, Grundwasser, wie auch das Landschaftsbild werden kritisch hinterfragt. Weiterhin wird auch die Nutzen- und Kostenanalyse als nicht vollständig und korrekt angesehen und kritisiert, dass die Kostenschätzungen aus dem Jahr 2009 datieren und somit nicht mehr aktuell sind.

3.6 Öffentlichkeit

Bei den Verbandsgemeinden Hahnstätten und Diez sind in der Öffentlichkeitsbeteili- gung insgesamt 1.160 Stellungnahmen von Privaten zum ROV für die geplante OU Flacht / Niederneisen eingegangen. Beim LBM Diez wurden drei Stellungnahmen von Privaten eingereicht, die parallel auch im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung vorgelegt wurden.

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988 Eingeber befürworten das Vorhaben, 172 Eingeber lehnen es ab.

Von den 172 Eingebern, die die geplante OU Flacht / Niederneisen ablehnen, haben sich 66 unterschiedlicher Mustervorlagen bedient. 106 Stellungnahmen wurden als individuelle Einzelstellungnahme eingereicht. Die Gegner des Vorhabens geben ih- ren Wohnsitz in 16 Orten an (bei einem Eingeber fehlt die Ortsangabe). Der Großteil hat seinen Wohnsitz im direkten Untersuchungsraum: 60 Eingeber leben in Flacht, 51 in Niederneisen und 25 in Oberneisen.

Von den 988 Eingebern, die die geplante OU Flacht / Niederneisen befürworten, ha- ben sich 222 individuell mit eigenem Schreiben geäußert. 758 Eingaben wurden auf unterschiedlichen Listen vorgenommen und 7 Eingeber haben eine Einzelstellung- nahme abgegeben und sich einer Liste angeschlossen. Ein weiterer Eingeber hat sich zwei Listen angeschlossen. Die Befürworter der geplanten OU melden sich aus mehr als 100 Orten in einem größeren räumlichen Umkreis um das Vorhaben. Die exakte räumliche Verteilung der Eingeber kann aufgrund einer Vielzahl unvollständi- ger oder unleserlicher Adressangaben nicht dargestellt werden. Es lassen sich aller- dings räumliche Schwerpunkte der Eingeber in Flacht und Niederneisen ausma- chen.4 Aus Flacht gingen 301, aus Niederneisen 304 Stellungnahmen ein. Aus Ober- neisen meldeten sich 10 Eingeber. Kleinere räumliche Kristallisationspunkte sind Diez (51), (35) und Limburg (30).

C Begründung

Die raumordnerische Bewertung der geplanten OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54 erfolgt unter Betrachtung der im LEP IV 2008 und im RROP Mittelrhein- Westerwald aus dem Jahr 2017 enthaltenen, zu beachtenden Ziele der Raumord- nung sowie der zu berücksichtigenden Grundsätze und sonstigen Erfordernisse der Raumordnung. Des Weiteren werden der Raumordnungsbericht (ROB) 2013 der Landesregierung Rheinland-Pfalz und der regionale Raumordnungsbericht (ROB) 2012 der Planungs- gemeinschaft Mittelrhein-Westerwald mit herangezogen.

4 57 Eingeber machten keine Angabe zu ihrem Wohnort, 4 Einträge zum Wohnort waren nicht lesbar. Rd. 350 Adressdaten wurden händisch über eine Straßen-/Ortsrecherche nachrecherchiert und verifiziert.

33 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

1. Grundsätze der Raumordnung sowie Erfordernisse der Landes- und Regionalplanung

Nachfolgend werden zunächst die vorliegend einschlägigen Vorgaben der Raumord- nung des Bundes genannt, die sich in den Grundsätzen des § 2 Abs. 2 ROG mani- festieren. Anschließend werden die für das Vorhaben einschlägigen Ziele und Grundsätze der zurzeit geltenden Raumordnungspläne des Landes Rheinland-Pfalz (LEP IV) und der Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald (Regionaler Raum- ordnungsplan) aufgeführt.

1.1 Grundsätze der Raumordnung des Bundes

Nach § 2 Abs. 2 ROG i.V.m. § 1 Abs. 4 LPlG sind im vorliegenden Falle insbesonde- re folgende Grundsätze der Raumordnung relevant und zu berücksichtigen:

- Ziffer 1 (Allgemeiner Grundsatz) Im Gesamtraum der Bundesrepublik Deutschland und in seinen Teilräumen sind ausgeglichene soziale, infrastrukturelle, wirtschaftliche, ökologische und kulturel- le Verhältnisse anzustreben. Dabei ist die nachhaltige Daseinsvorsorge zu si- chern, nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Innovation sind zu unterstützen, Entwicklungspotenziale sind zu sichern und Ressourcen nachhaltig zu schützen. Diese Aufgaben sind gleichermaßen in Ballungsräumen wie in ländlichen Räu- men, in strukturschwachen wie in strukturstarken Regionen zu erfüllen.

- Ziffer 2 (Freiraumschutz) Die weitere Zerschneidung der freien Landschaft und von Waldflächen ist dabei so weit wie möglich zu vermeiden; die Flächeninanspruchnahme im Freiraum ist zu begrenzen.

- Ziffer 3 (Infrastruktur, Verkehr) Die Versorgung mit Dienstleistungen und Infrastrukturen der Daseinsvorsorge, insbesondere die Erreichbarkeit von Einrichtungen und Angeboten der Grund- versorgung für alle Bevölkerungsgruppen, ist zur Sicherung von Chancengerech- tigkeit in allen Teilräumen in angemessener Weise zu gewährleisten. Es sind die räumlichen Voraussetzungen für nachhaltige Mobilität und ein inte- griertes Verkehrssystem zu schaffen. Auf eine gute Erreichbarkeit der Teilräume untereinander durch schnellen und reibungslosen Personen- und Güterverkehr ist hinzuwirken. Vor allem in verkehrlich hoch belasteten Räumen und Korridoren sind die Voraussetzungen zur Verlagerung von Verkehr auf umweltverträglichere

34 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Verkehrsträger wie Schiene und Wasserstraße zu verbessern. Raumstrukturen sind so zu gestalten, dass die Verkehrsbelastung verringert und zusätzlicher Verkehr vermieden wird.

- Ziffer 4 (Wirtschaft) Der Raum ist im Hinblick auf eine langfristig wettbewerbsfähige und räumlich ausgewogene Wirtschaftsstruktur und wirtschaftsnahe Infrastruktur sowie auf ein ausreichendes und vielfältiges Angebot an Arbeits- und Ausbildungsplätzen zu entwickeln. Ländliche Räume sind unter Berücksichtigung ihrer unterschiedlichen wirtschaftlichen und natürlichen Entwicklungspotenziale als Lebens- und Wirt- schaftsräume mit eigenständiger Bedeutung zu erhalten und zu entwickeln; dazu gehört auch die Umwelt- und Erholungsfunktion ländlicher Räume. Es sind die räumlichen Voraussetzungen für die Land- und Forstwirtschaft in ihrer Bedeutung für die Nahrungs- und Rohstoffproduktion zu erhalten oder zu schaffen.

- Ziffer 5 (Natur und Landschaft) Die unterschiedlichen Landschaftstypen und Nutzungen der Teilräume sind mit den Zielen eines harmonischen Nebeneinanders, der Überwindung von Struktur- problemen und zur Schaffung neuer wirtschaftlicher und kultureller Konzeptionen zu gestalten und weiterzuentwickeln. Es sind die räumlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Land- und Forstwirtschaft ihren Beitrag dazu leisten kann, die natürlichen Lebensgrundlagen in ländlichen Räumen zu schützen so- wie Natur und Landschaft zu pflegen und zu gestalten.

- Ziffer 6 (Umwelt, Klimaschutz) Der Raum ist in seiner Bedeutung für die Funktionsfähigkeit der Böden, des Wasserhaushalts, der Tier- und Pflanzenwelt sowie des Klimas einschließlich der jeweiligen Wechselwirkungen zu entwickeln, zu sichern oder, soweit erforderlich, möglich und angemessen, wiederherzustellen. Bei der Gestaltung sind Naturgü- ter sparsam und schonend in Anspruch zu nehmen, Grundwasservorkommen und die biologische Vielfalt sind zu schützen. Die erstmalige Inanspruchnahme von Freiflächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke ist zu verringern, insbeson- dere durch quantifizierte Vorgaben zur Verringerung der Flächeninanspruchnah- me sowie durch die vorrangige Ausschöpfung der Potenziale für die Wiedernutz- barmachung von Flächen, für die Nachverdichtung und für andere Maßnahmen zur Innenentwicklung der Städte und Gemeinden sowie zur Entwicklung vorhan- dener Verkehrsflächen. Beeinträchtigungen des Naturhaushalts sind auszuglei- chen, den Erfordernissen des Biotopverbundes ist Rechnung zu tragen. Für den vorbeugenden Hochwasserschutz an der Küste und im Binnenland ist zu sorgen,

35 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

im Binnenland vor allem durch Sicherung oder Rückgewinnung von Auen, Rück- halteflächen und Entlastungsflächen. Der Schutz der Allgemeinheit vor Lärm und die Reinhaltung der Luft sind sicherzustellen.

1.2 Erfordernisse der Landes- und Regionalplanung

1.2.1 Raum- und Siedlungsstruktur, regionale und kommunale Belange

Nach der Raumstrukturgliederung (Karte 1) zu Kapitel 1.1 „Raumstruktur“ des LEP IV liegt das Plangebiet in einem ländlichen Bereich mit disperser Siedlungsstruktur. Nach den in dieser Karte enthaltenen Analyseräumen (= Mittelbereiche nach LEP 80) gehören die Verbandsgemeinden Hahnstätten und Diez zum Mittelbereich Diez.

Nach Grundsatz (G) 9 des Kapitels 1.2 „Raumstruktur“ des RROP soll u.a. der Raum Diez (/Limburg) wichtige Entlastungsfunktionen für den hochverdichteten Raum übernehmen, Schwerpunkte der weiteren siedlungsstrukturellen und wirtschaftlichen Entwicklung bilden und damit auch die Erreichbarkeiten sowie die Lebens- und Ar- beitsbedingungen im umgebenden ländlichen Raum verbessern. In diesen Räumen haben Maßnahmen zur Sicherung und Verbesserung der Leistungsfähigkeit der na- türlichen Ressourcen eine hohe Bedeutung.

Weder Flacht noch Niederneisen ist eine zentralörtliche Funktion zugeteilt, sodass sich deren zukünftige Entwicklung im Bereich Siedlungs- und Gewerbe-/ Industrie- flächen lediglich an dem Eigenentwicklungsbedarf orientieren darf.

Soweit die regionalplanerischen Belange einzelne Fachdisziplinen, wie z.B. Wasser- wirtschaft oder Naturschutz und Landschaftspflege betreffen, werden die entspre- chenden Erfordernisse nachfolgend aufgeführt.

1.2.2 Verkehr

Nach G 139, Kapitel 5.1.1 „allgemeine Planungsaussagen Verkehr“ des LEP IV soll dem Ausbau, der Ergänzung und der Verbesserung vorhandener Verkehrsanlagen Vorrang vor dem Neubau eingeräumt werden.

Nach Kapitel 5.1.2.2 „Funktionales Straßennetz“ des LEP IV wird das funktionale Straßennetz in vier Kategorien unterteilt: Straßen für den großräumigen Verkehr (Kategorie I), Straßen für den überregionalen Verkehr (Kategorie II), Straßen für den

36 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

regionalen Verkehr (Kategorie III) und Straßen für den flächenerschließenden Verkehr (Kategorie IV).

Gemäß Ziel (Z) 149 stellt das LEP IV die Kategorien I und II dar (Karte 19a: Funktio- nales Verkehrsnetz). Die Kategorien III und bedarfsweise IV werden in den regiona- len Raumordnungsplänen ausgewiesen.

Nach dem LEP IV ist die Variante III der geplanten Ortsumgehung der B 54 als Stra- ße für den überregionalen Verkehr (Kategorie II) ausgewiesen. Straßen für den überregionalen Verkehr sichern die Verbindungen von Mittelzentren zu den zugehö- rigen Oberzentren oder Verbindungen zwischen benachbarten Mittelzentren. Ferner dienen sie der Anbindung großräumig bedeutsamer Erholungsgebiete und Verkehrs- verknüpfungspunkte an Straßen der Kategorie I. In der Regel sind diese Straßen frei von Ortsdurchfahrten (vgl. Z 148).

Gemäß Kapitel 3.1.2.2 „Straßenverkehr“ des RROP, G 129 sollen folgende Stra- ßenplanungen begonnen bzw. weitergeführt und umgesetzt werden: B 54 Umge- hung Flacht – Niederneisen.

Nach Z 142, Kapitel 5.1.2.1 „Funktionales Netz des öffentlichen Verkehrs“ des LEP IV bezieht das funktionale Netz des öffentlichen Verkehrs Schienenstrecken und Busstrecken ein. Dieses ist in vier Kategorien unterteilt: großräumige Verbindungen (Kategorie I), überregionale Verbindungen (Kategorie II), regionale Verbindungen (Kategorie III) und flächenerschließende Verbindungen (Kategorie IV).

Dabei werden die Kategorien III und bedarfsweise IV in den regionalen Raumord- nungsplänen ausgewiesen.

Nach dem RROP Mittelrhein-Westerwald ist parallel zu der Trasse der Variante III der Ortsumgehung Flacht / Niederneisen eine regionale Verbindung des öffentli- chen Verkehrs ausgewiesen.

Nach G 116, Kapitel 3.1.2 „Verkehrsnetzgestaltung“ des LEP IV sollen regionale Verbindungen im öffentlichen Verkehr mit Schienenpersonennahverkehr bzw. Bus- verkehr direkt und umwegfrei bedient und an den integralen Taktverkehr angepasst werden.

37 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

1.2.3 Naturschutz und Landschaftspflege (einschließlich Ressourcenschutz und Klima)

Im Kapitel 4.1 „Freiraumschutz“ des LEP IV gibt es eine Reihe von Erfordernissen, die im vorliegenden Falle einschlägig sind. So sollen nach G 85 des LEP IV Freiräu- me als unverzichtbare Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts, zur nachhaltigen Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen sowie zur Bewahrung der Eigenart, des Erlebnis- und Erholungswertes der Landschaft erhalten und aufge- wertet werden. See- und Flussufer sollen im Außenbereich von Bebauung freigehal- ten werden. Dies gilt ebenso für landschaftlich wertvolle Hänge und hangnahe Hö- henlagen. G 86 besagt, dass unvermeidliche Inanspruchnahme von Freiraum flä- chensparend und umweltschonend erfolgen soll. Gemäß Z 87 sind die landesweit bedeutsamen Bereiche für den Freiraumschutz (s. Karte 7: Leitbild Freiraumschutz) durch die Regionalplanung mit Vorrangausweisungen für regionale Grünzüge bzw. Vorrang- und Vorbehaltsausweisungen für Grünzäsuren und Siedlungszäsuren zu konkretisieren und zu sichern.

Schließlich enthält das Kapitel 4.3.1 „Arten und Lebensräume“ des LEP IV die Ziel- aussage Z 98, dass die regionalen Raumordnungspläne den landesweiten Bio- topverbund (s. Karte 11: Biotopverbund) beachten und diesen - soweit erforderlich - auf regionaler Ebene durch Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten für den regionalen Biotopverbund ergänzen. Die Landschaftsrahmenpläne liefern nach dieser Zielvorgabe dafür die fachliche Grundlage.

Im verbindlichen RROP Mittelrhein-Westerwald sind im Plangebiet ein Vorbehaltsge- biet regionaler Biotopverbund und ein Vorranggebiet Ressourcenschutz ausgewie- sen.

Nach dem RROP, Kapitel 2.1.3.1 „Arten und Lebensräume“, G 61 ist zur nachhalti- gen Sicherung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt im Raumordnungsplan ein re- gionaler Biotopverbund ausgewiesen (Karte 5). In den Bauleitplänen sollen hieraus lokale Biotopverbundsysteme entwickelt werden durch Konkretisieren und Verdichten des regionalen Biotopverbundsystems.

In der Begründung/ Erläuterung hierzu heißt es, dass das LEP IV Flächen für einen landesweiten Biotopverbund darstellt. Dieser wird durch die Landschaftsrahmenpla- nung um regional bedeutsame Funktionsräume für den Arten- und Biotopschutz so- wie um Verbindungselemente, die sich aus den landesweiten Wildtierkorridoren und

38 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

den Lebensraumansprüchen der regionalen Leitarten ergeben (regionaler Biotopver- bund) ergänzt. Der Biotopverbund besteht insgesamt aus

 den Gebieten des landesweiten Biotopverbundes,  den Vorrang- und Vorbehaltsgebieten für regionalen Biotopverbund,  den Vorrang- und Vorbehaltsgebieten Ressourcenschutz (Z 80/ G 81).

Der regionale Biotopverbund umfasst neben bereits bestehenden wertvollen Bio- topflächen und Biotopkomplexen auch solche Lebensräume, die aufgrund ihres Standortpotenzials und der Lage im Raum ein hohes Entwicklungspotenzial aufwei- sen und wichtige potenzielle Verbindungsflächen sind. Die Grundlage für die Ermitt- lung der sehr bedeutsamen und bedeutsamen Flächen für den regionalen Biotopver- bund waren die Planungen vernetzter Biotopsysteme (VBS), ein Gutachten der FÖA (1998) zur Entwicklung eines regionalen Biotopverbundsystems für die Landschafts- rahmenplanung Region Koblenz, die aktuelle Biotopkartierung (soweit diese für die Kreise / Teilbereiche vorlag), Daten des LUWG zu Leitarten und zum Biotopverbund, ergänzende Angaben der Unteren Naturschutzbehörden und der Naturschutzver- bände sowie vorliegende Gutachten und Untersuchungen für lokale Bereiche. Des Weiteren wurden die im vorhandenen Regionalen Raumordnungsplan Mittelrhein- Westerwald 2006 dargestellten Vorranggebiete für den Arten- und Biotopschutz nach heutigem Wissensstand überprüft. Der regionale Biotopverbund ist im Einzelnen im Landschaftsrahmenplan Region Mit- telrhein-Westerwald vom Februar 2010 beschrieben.

In den Vorbehaltsgebieten regionaler Biotopverbund (G 63 zu Kapitel 2.1.3.1 „Ar- ten und Lebensräume“ des RROP) soll der nachhaltigen Sicherung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt bei der Abwägung mit konkurrierenden Belangen ein beson- deres Gewicht beigemessen werden. Laut Begründung/ Erläuterung hierzu wird in der Landschaftsrahmenplanung inner- halb des regionalen Biotopverbundes zwischen sehr bedeutenden und bedeutenden Flächen unterschieden. Grundlage für die Ausweisung sind die im Landschaftsrah- menplan dargestellten "bedeutenden" Flächen des regionalen Biotopverbundes. Un- ter anderem aufgrund neuerer Erkenntnisse aus der aktuellen Biotopkartierung und den Daten des LUWG zu den Leitarten wurden zusätzliche Flächen als bedeutend für den regionalen Biotopverbund mit aufgenommen:

 Flächen der aktuellen Biotopkartierung mit bestimmten Funktionen.  Flächen im unteren Mittelrheintal, um eine durchgängige Verbundachse entlang der rechtsrheinischen Hänge zu erhalten.

39 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

 gesetzlich geschützte Bachtäler mit Feuchtwiesen und -brachen.  Zusätzliche Lebensräume für Reptilien (Ergänzungs- und Verbindungsbereiche).  Waldbestände innerhalb der Wildtierkorridore.

In den Vorranggebieten Ressourcenschutz sind nach Z 80 Kapitel 2.1.3.5 „Res- sourcenschutz“ Nutzungsänderungen und Nutzungen, die mit dem Ziel, die heimi- sche Tier- und Pflanzenwelt nachhaltig zu sichern, nicht vereinbar sind oder durch die das Grundwasserdargebot quantitativ oder qualitativ gefährdet würde, ausge- schlossen.

Laut Begründung/ Erläuterung sind als Vorranggebiete Ressourcenschutz Gebiete festgelegt, die sowohl nach dem Landschaftsrahmenplan Bestandteil des regionalen Biotopverbunds als auch im wasserwirtschaftlichen Fachbeitrag als Wassergewin- nungsgebiete von herausragender Bedeutung für die öffentliche Wasserversorgung dargestellt sind. Die Bedeutung der betreffenden Arten und Lebensräume allein wür- de eine Festlegung als Vorranggebiete für den regionalen Biotopverbund rechtferti- gen; die Bedeutung der Ressource Grundwasser allein würde eine Festlegung als Vorranggebiete für Grundwasserschutz rechtfertigen. Da diese Ressourcen gleich- ermaßen hochwertig sind und ihre Bedeutung grundsätzlich als gleichwertig zu be- trachten ist, kann zwischen diesen Schutzgütern eine Entscheidung zu Gunsten ei- ner einzelnen Vorrangfunktion nicht getroffen werden. Die Sicherung der betreffen- den Arten und Lebensräume und der Ressource Grundwasser auf derselben Fläche ist möglich, ohne dass es zu gegenseitigen Beeinträchtigungen kommt. Die Siche- rung der Schutzgüter ist durch die Festlegung als Vorranggebiete Ressourcenschutz gewährleistet.

Zum Klimaschutz finden sich im LEP IV in Kapitel 4.3.4 „Klima und Reinhaltung der Luft“ entsprechende Erfordernisse. Nach G 113 sollen die klimaökologischen Aus- gleichsräume und Luftaustauschbahnen (s. Karte 14: Klima) aufgrund ihrer beson- ders günstigen Wirkungen auf klimatisch und lufthygienisch belastete Siedlungsbe- reiche weitgehend von beeinträchtigenden Planungen und Maßnahmen freigehalten werden. Das Plangebiet liegt innerhalb eines solchen klimaökologischen Ausgleichs- raumes. Das Ziel 114 gibt vor, dass die klimaökologischen Ausgleichsflächen und Luftaus- tauschbahnen durch die Regionalplanung durch Ausweisung von Vorrang- und Vor- behaltsgebieten zu konkretisieren und zu sichern sind.

Dies ist im RROP Mittelrhein-Westerwald in Form eines Vorbehaltsgebietes be- sondere Klimafunktion geschehen. Im Kapitel 2.1.3.3 „Klima und Reinhaltung der

40 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Luft“, G 74, sollen in den Vorbehaltsgebieten besondere Klimafunktion besondere Anforderungen an den Klimaschutz gestellt werden. Dabei soll auf eine Verbesse- rung der klimatischen Bedingungen hingewirkt werden. Hierzu sollen

 Flächen in ihrer Funktion als klimatische Ausgleichsräume erhalten bleiben und durch Entsiegelungsmaßnahmen, Baumpflanzungen, Dach- und Fassadenbe- grünung unterstützt werden,  für Siedlungsvorhaben klimaökologische Voruntersuchungen durchgeführt und Ausgleichsmaßnahmen entwickelt,  Verbesserungen im Immissionsschutz angestrebt und klimatische Verschlechte- rungen vermieden und  für die Bauleitpläne Klimauntersuchungen durchgeführt werden, um die Informa- tionsgrundlagen für den Klimaschutz zu verbessern.

Laut Begründung/ Erläuterung sind als Vorbehaltsgebiete für besondere Klimafunkti- on die thermisch stark belasteten Räume sowie die klimatisch sensiblen Tallagen (Karte 4) festgelegt. In diesen Räumen bestehen besondere Anforderungen an den Klimaschutz. Die klimatischen Bedingungen dürfen sich hier nicht verschlechtern, sondern sollen sich möglichst verbessern. Die thermische Belastung ist, ebenso wie die lufthygienische, besonders hoch in Gebieten, die zur Stagnation des Luftaustau- sches neigen. Grünflächen haben im Gegensatz zu den überbauten Bereichen posi- tive klimaökologische Wirkungen (Staubfilterung, Temperaturausgleich usw.) und sol- len daher vor allem in den klimatisch stark belasteten Räumen erhalten und erweitert werden. Ein Problem stellt insbesondere die Emissionsbelastung durch den Straßenverkehr in den Tälern dar. Sie kann dazu führen, dass statt frischer Luft belastete Luft transpor- tiert wird. In jedem Fall sollten in den Tälern Siedlungsvorhaben, die den Frischluft- transport behindern oder zu einer qualitativen Verschlechterung der transportierten Luft führen, vermieden werden.

1.2.4 Wasserwirtschaft (einschließlich Bodenschutz, Altablagerungen und Alt- standorte)

Das Kapitel 4.3.2.1 „Gewässerschutz und nachhaltige Gewässerentwicklung“ des LEP IV enthält raumordnerische Erfordernisse, die im vorliegenden Falle einschlägig sind. Nach Grundsatz 100 des LEP IV sollen bei der Flächen- und Gewässernutzung sowie der Gewässerunterhaltung ein umfassender Gewässerschutz und eine nach- haltige Gewässerentwicklung erreicht werden. G 101 besagt, dass die Nutzungsan-

41 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

sprüche an das Naturgut Wasser sich an den natürlichen Gegebenheiten orientieren sollen, sodass die Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts ohne nach- teilige Änderungen auf Dauer erhalten bleibt. Wasser soll nachhaltig nur im Rahmen seiner Regenerationsfähigkeit genutzt werden. Nach der Zielaussage im Z 102 sind natürliche und naturnahe Oberflächengewässer landesweit zu sichern bzw. wieder herzustellen. Schließlich fordert die Zielaussage im Z 103, dass die natürlichen Grundwasserverhältnisse zu schützen und schädliche Stoffeinträge, die das Grund- wasser und den Boden belasten können, zu verhindern sind. Die Schutzfunktion des Bodens für das Grundwasser ist durch Vermeidung von Belastungen und einen ent- sprechenden Freiflächenschutz zu gewährleisten.

Von den Trägern der Wasserversorgung sollen für die Trinkwassergewinnung ver- brauchsnahe Grundwasservorkommen genutzt und Beeinträchtigungen oder weitere Nutzungen sollen deshalb planerisch ausgeschlossen werden. Es ist auf einen spar- samen und nachhaltigen Umgang mit Trink- und Brauchwasser hinzuwirken. (vgl. Kapitel 4.3.2.2 „Wasserversorgung und Abwasserentsorgung“, G 105) Nach Z 106 sind die landesweit bedeutsamen Bereiche für die Sicherung des Grundwassers durch die Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten in den regionalen Raumordnungsplänen zu konkretisieren und zu sichern.

Im verbindlichen RROP Mittelrhein-Westerwald ist im Plangebiet ein Vorbehaltsge- biet Grundwasserschutz ausgewiesen. G 66, Kapitel 2.1.3.2 „Wasser und Hoch- wasserschutz“ besagt, dass in den Vorbehaltsgebieten Grundwasserschutz nachtei- lige Veränderungen der Wasserressourcen in quantitativer oder qualitativer Hinsicht vermieden werden sollen. Bei allen Planungen in den Vorbehaltsgebieten ist hierzu den Belangen des Grundwasserschutzes besonderes Gewicht beizumessen.

Im LEP IV werden im Kapitel 4.3.2.3 „Hochwasserschutz“ in Z 109 ausgeführt, dass die landesweit bedeutsamen Bereiche für den Hochwasserschutz durch die Auswei- sungen von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten in den regionalen Raumordnungsplä- nen zu konkretisieren und zu sichern sind.

Dies ist hier in Form von einem Vorranggebiet Hochwasserschutz entlang der Aar geschehen. Nach Z 67 des RROP Mittelrhein-Westerwald sind die Vorranggebiete Hochwasserschutz von jeglicher Bebauung und abflusshemmenden Nutzungen frei- zuhalten.

Zum Bodenschutz enthält das LEP IV den Grundsatz 112. Dieser besagt, dass alle Bodenfunktionen insbesondere durch die Träger von Planungs- und Zulassungsver-

42 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

fahren sowie von Flächennutzern langfristig bewahrt werden sollen. Der Schutz des Bodens soll durch Vorsorge, Vermeidung und Minimierung von stofflichen und nicht- stofflichen Beeinträchtigungen verbessert werden; Bodenerosion, Bodenverdichtung, Verlagerung und Aufschüttung sowie die Bodenversiegelung soll vermieden bzw. mi- nimiert werden. In der Begründung/ Erläuterung hierzu heißt es, dass schädliche Bo- denveränderungen, Altablagerungen und Altstandorte zu erfassen und durch die zu- ständigen Behörden nach dem Landesbodenschutzgesetz zu bewerten sind. Vor- handene Schädigungen - schädliche Bodenveränderungen und Altlasten -, von de- nen Gefährdungen ausgehen, sind zu sanieren.

1.2.5 Landwirtschaft und Weinbau

Hierzu enthält das Kapitel 4.4.1 „Landwirtschaft und Weinbau“ des LEP IV die ein- schlägigen Erfordernisse. Nach Ziel 120 werden die landesweit bedeutsamen Berei- che für die Landwirtschaft (s. Karte 15: Leitbild Landwirtschaft) durch die Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten in den regionalen Raumordnungsplänen kon- kretisiert und gesichert. Grundsatz 121 besagt, dass die dauerhafte Inanspruchnah- me landwirtschaftlicher Flächen für außerlandwirtschaftliche Zwecke auf ein Min- destmaß reduziert werden soll. Schließlich gilt es nach G 123, die Wettbewerbsfähig- keit der Unternehmen als Basis für eine unternehmerische und marktorientierte Landwirtschaft und Weinbau zu verbessern.

Die Varianten I und IV liegen in einem Vorbehaltsgebiet Landwirtschaft. Laut G 86 sind die Landwirtschaftsflächen der Stufen 2 und 3 als Vorbehaltsgebiete Landwirt- schaft ausgewiesen und sollen nicht für andere Nutzungen vorgesehen werden, die eine landwirtschaftliche Nutzung auf Dauer ausschließen.

1.2.6 Forstwirtschaft

Nach Z 125 des LEP IV sind die landesweit bedeutsamen Bereiche für die Forstwirt- schaft durch die Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten in den regionalen Raumordnungsplänen zu konkretisieren und zu sichern (s. auch Karte 16: Leitbild Forstwirtschaft).

Der verbindliche RROP Mittelrhein-Westerwald weist im Bereich der geplanten Vari- ante IV ein Vorbehaltsgebiet Forstwirtschaft aus. In diesen ist bei der Abwägung mit konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungen und Funktionen der Sicherung und Entwicklung des Waldes mit allen seinen Funktionen besonderes Gewicht bei- zumessen. Waldbeanspruchungen können nur zugelassen werden, wenn sie sich im

43 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Rahmen der Abwägung als höherrangig erweisen oder die Vorhaben außerhalb des Vorbehaltsgebietes Wald und Forstwirtschaft nicht realisierbar sind (vgl. G 90, Kapitel 2.2.2 „Forstwirtschaft“).

1.2.7 Denkmalpflege

G 96, Kapitel 4.2.2 „Kulturlandschaften“ des LEP IV gibt vor, dass Denkmalschutz und Denkmalpflege sowie der Erhalt von Kulturdenkmälern zur Erhaltung lebenswer- ter, identitätsstiftender Siedlungsformen und Kulturlandschaften gefördert werden sollen.

Nach Kapitel 1.4.3 „Denkmalpflege“ des RROP Mittelrhein-Westerwald, Ziel 49 sind dominierende landschaftsprägende Gesamtanlagen mit erheblicher Fernwir- kung (Tabelle 2) vor optischen Beeinträchtigungen zu bewahren. In einem 10 km-Umkreis befinden sich folgende Tabelle 2 – Anlagen: - Schloss Oranienstein - Schloss Diez - Burgruine Schwalbach - Burg Schaumburg - Burgruine - Burg Hohenfels.

1.2.8 Freizeit, Erholung und Tourismus

Nach der Zielvorgabe im Z 134 im Kapitel 4.4.4 „Freizeit, Erholung und Tourismus“ des LEP IV bilden die Erholungs- und Erlebnisräume (s. Karte 9: Erholungs- und Er- lebnisräume) sowie die landesweit bedeutsamen Bereiche für Erholung und Touris- mus (s. Karte 18: Leitbild Erholung und Tourismus) gemeinsam eine Grundlage für die Ausweisung von Vorrang- und Vorbehaltsgebieten der regional bedeutsamen Gebiete für Erholung und Tourismus.

Im RROP Mittelrhein-Westerwald ist im Plangebiet ein Vorbehaltsgebiet für Erho- lung und Tourismus ausgewiesen. Nach Grundsatz G 58 des Kapitels 2.1.2 „Kultur- landschaften und Erholungsräume“ soll in den Vorbehaltsgebieten Erholung und Tourismus die Vielfalt, Eigenart und Schönheit von Natur und Landschaft nachhaltig geschützt und die Landschaft in ihrer Funktion als Raum für die naturnahe, land- schaftsgebundene, stille Erholung der Bevölkerung erhalten und entwickelt werden. In diesen Räumen soll dem Schutz des Landschaftsbildes bei raumbedeutsamen Entscheidungen ein besonderes Gewicht beigemessen werden.

44 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Weiterhin soll nach G 97 in den Vorbehaltsgebieten Erholung und Tourismus (Karte 7) der hohe Erlebniswert der Landschaft erhalten bleiben und nachhaltig wei- terentwickelt werden. In den Vorbehaltsgebieten Erholung und Tourismus soll dem Schutz des Landschaftsbildes bei raumbedeutsamen Entscheidungen ein besonde- res Gewicht beigemessen werden.

1.2.9 Sonstige fachliche Belange

Weitere Erfordernisse der Landes- und Regionalplanung werden von der geplanten Ortsumgehung Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54 nicht tangiert.

2. Raumordnungsberichte der Landesregierung und der Planungsgemein- schaft Mittelrhein-Westerwald

Im ROB 2013 der Landesregierung Rheinland-Pfalz wird die Versorgung mit zent- ralen Einrichtungen der Daseinsvorsorge und Mobilität auf Straße und Schiene in Kapitel 3.1 behandelt. Bei dem weiteren Ausbau und der Verbesserung der Verkehrsinfrakstruktur wird in- zwischen verstärkt auf Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit geachtet, um ein ge- sellschaftlich akzeptiertes und verträgliches Mobilitätssystem zu entwickeln. Auch die Reduzierung der Lärmbelastung hat an Bedeutung gewonnen, passive und aktive Lärmschutzmaßnahmen sind verstärkt erforderlich.

Für die Umsetzung des Konzeptes Rheinland-Pfalz-Takt-2015 ist eine Vielzahl von Maßnahmen erforderlich, worunter auch die Reaktivierung der Aartalbahn Diez für den täglichen SPNV und Einbindung in das neue elektronische Stellwerk in Diez fällt. Alle diese Maßnahmen befinden sich in der Planung oder im Bau.

Ein weiteres wesentliches Ziel der Landesregierung ist es, Belastungen innerhalb von Ortsdurchfahrten durch geeignete Maßnahmen zu reduzieren.

Durch neue Ortsumgehungen und durch den ortsgerechten Ausbau der Ortsdurch- fahrten mit begleitenden Maßnahmen zur Wohnfeldverbesserung, Beseitigung von Trennwirkungen, Lärm- und Abgasminderung sowie der Verbesserung der Verkehrs- sicherheit kann die Lebens- bzw. Aufenthaltsqualität für Einwohnerinnen, Einwohner und Gäste gesteigert werden.

Im ROB 2012 der Planungsgemeinschaft Mittelrhein-Westerwald sind keine Aus- sagen zum Verkehr enthalten.

45 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

3. Bewertung der Umweltverträglichkeit

Nach § 17 Abs. 4 Satz 2 Ziffer 6 LPlG ist für alle Vorhaben, für die es eines Raum- ordnungsverfahrens bedarf, eine Beschreibung der erheblichen überörtlichen Aus- wirkungen der Planung oder Maßnahme auf die Umwelt und der Maßnahmen zur Vermeidung, Verminderung und zum Ausgleich von Eingriffen in Natur und Land- schaft vorzulegen. Diese Anforderung ist gesetzlich definiert, um die Einschätzung der Umwelterheblichkeit einer raumbedeutsamen Maßnahme von überörtlicher Be- deutung auf der vorgelagerten Ebene der Raumordnung sicherzustellen. Zusätzlich sieht § 17 Abs. 8 LPlG vor, dass bei ROV für Planungen und Maßnahmen der in der Anlage 1 des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung genannten Art die Landesplanungsbehörde eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchführt, die den ma- teriellen Anforderungen des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVPG) entspricht. Diese Vorschrift greift im vorliegenden Falle, wie sich aus den nachstehenden Ausführungen ergibt.

3.1 Erforderlichkeit der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) im Raumord- nungsverfahren

Die UVP im Raumordnungsverfahren, auch UVP erster Stufe genannt, ist entspre- chend dem großräumigen Charakter des Raumordnungsverfahrens mit Prüfung und Beurteilung der überörtlichen Aspekte unabhängig von der Frage des Erreichens von Vorprüfwerten der Anlage 1 zum UVPG durchzuführen. Die geplante OU Flacht / Niederneisen fällt unter Ziffer 14.6 „Bau einer sonstigen Bundesstraße“ dieser Anlage 1.

Für diese Vorhaben ist eine allgemeine Vorprüfung des Einzelfalls nach § 7 Absatz 1 Satz 1 UVPG durchzuführen. Zur durchzuführenden UVP erster Stufe in diesem ROV ist grundsätzlich festzustel- len, dass die vorgelegten Unterlagen (Umweltverträglichkeitsstudie – Ordner 2 der Antragsunterlagen) den Anforderungen an eine materielle Umweltverträglichkeitsprü- fung im Raumordnungsverfahren (siehe § 17 Abs. 8 i.V.m. Absatz 4 LPlG) entspre- chen.

Hierzu fand zunächst die Antragskonferenz am 29.04.2014 unter Einbeziehung der in der SGD Nord fachlich berührten Referate 33 und 42, der Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises und den betroffenen Gebietskörperschaften statt. Anschließend wurden die Gesichtspunkte zur Umweltverträglichkeitsprüfung in Gesprächen der An- tragstellerin und ihrer Planungsbüros mit den tangierten Fachstellen vertieft. Darauf-

46 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

hin wurden die Unterlagen zur Umweltverträglichkeitsstudie vervollständigt und ins ROV eingebracht.

Mit Blick auf das zuvor Gesagte ergibt sich die nachfolgende raumordnerische Be- trachtung unter Berücksichtigung der relevanten fachlichen Stellungnahmen im Raumordnungsverfahren.

3.2 Schutzgebiete

Im Plangebiet sind keine FFH- oder Vogelschutzgebiete nach „Natura 2000“ ausge- wiesen. In der Umgebung befindet sich das FFH-Gebiet DE-5714-303 „Taunuswälder bei “ (Entfernung ca. 2,5 km) und der Naturpark Nassau (Entfernung ca. 4 km).

Zusätzlich zu den Angaben in der UVS ist auf hessischer Seite auf das Vogelschutz- gebiet Nr. 5612-401 „Feldflur bei Limburg“, das NSG und FFH-Gebiet Nr. 5614-302 „Mensfelder Kopf“ hinzuweisen.

Innerhalb des Planungsraums befindet sich das Wasserschutzgebiet „Brunnen Flacht 1+2“.

3.3 Auswirkungen auf die Schutzgüter

Schutzgut Mensch Hier stehen die Gesichtspunkte Gesundheit, Wohnen und Erholung im Vordergrund. Zusammenfassend wird gesagt, dass die Vorbelastung aufgrund der bestehenden B 54 als hoch einzustufen ist, der überwiegende Teil des Untersuchungsraumes je- doch hingegen nur eine allgemeine Bedeutung für die Erholung hat. Es verbleiben unvermeidbare Auswirkungen im Hinblick auf die Erholungsnutzung. Laut UVS hat die Variante IV als „klassische“ OU die geringsten Beeinträchtigungen auf das Schutzgut Mensch, wobei sich jedoch vorrangig auf den Verlust von Sied- lungsflächen bezogen wird. Die Variante I führt ebenfalls zu keinen relevanten Verlusten von Siedlungsflächen. Variante II hat im weiteren Vergleich deutliche Vorteile gegenüber der Variante III. Variante II führt zu randlichen Eingriffen in die Grundstücke des Wohngebietes „Auf dem Woog“ in Niederneisen und in privat genutztes Gartenland. Variante III führt vor allem im Bereich der Bahnhofstraße zu erheblichen Beeinträch- tigungen, da das als Wohngebäude genutzte Bahnhofsgebäude (Baudenkmal) und ein weiteres Wohngebäude in Anspruch genommen werden müssten.

47 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Schutzgut Tiere und Pflanzen (einschließlich biologische Vielfalt) Bei der Abhandlung dieses Schutzgutes in der UVS (Stand: Juni 2014) werden die Eingriffe in das Teilschutzgut „Pflanzen und Biotope“ und „Tierarten und Lebensräu- me“ beschrieben. Die UVS kommt zu dem Ergebnis, dass die größten Flächen des Untersuchungs- raumes aus Siedlungs- und Verkehrsflächen, sowie Ackerflächen bestehen. Lediglich die Magerweiden, die Obstwiesen und Gärten sowie teilweise Waldbestände wurden mit mittel bis hoher Bedeutung erfasst. Auch haben diese Flächen im Untersu- chungsraum nur eine eingeschränkte Bedeutung für die Vögel, lediglich am Ortsrand von Holzheim ist ein bedeutender Lebensraum für gefährdete und streng geschützte Arten wie den Steinkauz oder den Grünspecht vorhanden.

Laut UVS ist die Variante IV aus faunistischer Sicht relativ ungünstig zu beurteilen. Aufgrund ihrer Lage im unteren Hinterbachtälchen östlich von Flacht, das auch von den Varianten I und II gequert wird, ist sie mit dem stärksten Gefährdungspotenzial für die Fauna (nachgewiesener Wiedehopfbrutplatz im Jahr 2007) gekennzeichnet. Auch nach der Querung des Lohbachtälchens zerschneidet die Variante IV die ge- samte Hochfläche mit Nachweisen der Feldlerche als Brutvogel, sowie von Rotmilan, Schwarzmilan und Kornweihe als Nahrungsgast. Aufgrund der Nähe zum Vogel- schutzgebiet kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch die Hochflächen östlich und nordöstlich von Niederneisen als Rastplatz genutzt werden. Die Variante I ist jedoch durch die umfangreiche Inanspruchnahme und Zerschnei- dung des durch extensive Grünlandnutzung, Obstwiesen und Gehölzbeständen ge- kennzeichneten Biotopkomplexes im Hinblick auf das Schutzgut Tiere und Pflanzen die ungünstigste Variante. Variante II und III haben im Hinblick auf die Schutzgüter Tiere und Pflanzen deutliche Vorteile gegenüber den anderen beiden Varianten.

Diese in der UVS dargestellten Schwerpunkte nehmen in der fachlichen Beurteilung der Oberen Naturschutzbehörde einen breiten Raum ein. Diese kommt zu dem Er- gebnis, dass im Hinblick auf das Schutzgut Arten und Biotope nicht nur das Bauwerk selbst, sondern auch die Bauphase und der Betrieb der Straße zu erheblichen Beein- trächtigungen führen. Insbesondere die Varianten, die die freie Landschaft zer- schneiden, werden von der Oberen Naturschutzbehörde negativ bewertet. Daher stellt die Variante III die aus naturschutzfachlicher Sicht verträglichste Variante dar.

48 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Schutzgut Boden/ Flächenverbrauch Das Schutzgut Boden umfasst als Kriterien den Natürlichkeitsgrad, das Biotopent- wicklungspotenzial, die natürliche Ertragsfähigkeit, die Seltenheit und die Archivfunk- tion für Natur- und Kulturgeschichte. Die UVS kommt zu dem Ergebnis, dass natürliche Böden aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung kaum noch vorhanden sind. Den älteren Streuobstwie- sen, den Böden unter Waldbeständen, Böden im Bereich von Acker- sowie Wiesen und Weidenflächen werden eine hohe bzw. sehr hohe Bedeutung beigemessen. Die meisten Böden haben dabei nur eine mäßige oder mittlere Ertragsfähigkeit und Bö- den mit besonderen Funktionen nach dem Archiv für Natur und Kulturgeschichte sind nicht vorhanden. Variante II (3.210 m) und III (3.060 m) sind im Hinblick auf das Schutzgut Boden wei- testgehend vergleichbar und der Eingriff am geringsten. Variante IV bildet aufgrund ihrer Länge (3.780 m) die schlechteste Alternative. Variante I befindet sich mit 3.300 m in der Mitte.

In den Stellungnahmen im ROV wurde zum Thema „Schutzgut Boden“ vor allem der Flächenverbrauch immer wieder aufgegriffen.

Schutzgut Wasser Die UVS führt aus, dass sich innerhalb des Planungsraums keine festgesetzten oder abgegrenzten Wasserschutzgebiete befänden, jedoch zwei Wasserschutzgebiete an das Vorhaben angrenzen (WSG Brunnen 1 und 2 und WSG Niederneisen / Win- gertsberg / Lohrbach 1 + 2) und ein weiteres sich innerhalb des Untersuchungsrau- mes (WSG Niederneisen / Untere Aar) befindet.

Diesen Ausführungen ist zu widersprechen. Die Varianten I bis IV liegen in dem ab- gegrenzten Wasserschutzgebiet „Brunnen Flacht 1 + 2“. Dies wird auch von den Fachstellen so bestätigt und kann der untenstehenden Karte entnommen werden.

Karte: Eigene Darstellung, Quelle: rok25 online

49 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Weiterhin befindet sich die Aar als Fließgewässer im Untersuchungsraum. Ihr kommt aufgrund der Größe und Funktion eine sehr hohe Bedeutung zu. Die Obere Wasserbehörde (OWB) äußert sich in ihrer Stellungnahme zu der Lage im Wasserschutzgebiet, zu den Oberflächengewässern, den Brückenbauwerken über die Aar und der Aarverlegung. Weiterhin weist sie auf das derzeit im Festsetzungsverfahren befindliche Über- schwemmungsgebiet der Aar hin. Bei dem Vorhaben darf kein Retentionsraum verloren gehen und bei sämtlichen Bauwerken muss die ökologische Durchgängigkeit gewährleistet sein. Die Betroffenheit des Schutzgutes Wasser hängt auch von der Länge der Baumaß- nahme ab, da in Abhängigkeit hiervon eine erhebliche Reduzierung der Grundwas- serneubildung bei gleichzeitiger Erhöhung des Oberflächenwasserabflusses stattfin- det.

Variante IV scheidet bei dem Schutzgut Oberflächengewässer relativ günstig ab, da sie den geringsten Verlust von Retentionsraum im Bereich des Überschwemmungs- gebietes der Aar verursacht, hat jedoch aufgrund des größten Flächenverbrauches auch eine große Auswirkung auf das Schutzgut Grundwasser (Verlust der Grund- wasserneubildung) und bei ihr kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese Vari- ante zu Beeinträchtigungen des Wasserschutzgebietes Niederneisen/ Lohrbach führt.) Besonders negativ hervorzuheben sind die bis zu 8 m hohen notwendigen Damm- bauwerke bei den Varianten I, II und IV. Die Variante III führt aufgrund der niedrige- ren Dammhöhen zu einer etwas geringeren Beeinträchtigung. Im Hinblick auf das Schutzgut Grundwasser stellt die Variante I die beste Lösung dar. Aussagen zu erforderlichen Bodenbewegungen für Dämme und Einschnitte wurden in der UVS nicht gemacht, Variante IV dürfte nach Ansicht der OWB jedoch am schlechtesten abschneiden.

Die Lage im Wasserschutzgebiet stellt keinen Ausschlusstatbestand dar. Unter Be- achtung der RiStWag und zusätzlicher Auflagen für Bauarbeiten in Wasserschutzge- bieten bestehen keine grundsätzlichen Bedenken gegen die Maßnahme.

Schutzgut Klima und Luft Bei diesem Schutzgut werden in der UVS die Witterungsverhältnisse und die lufthy- gienischen Verhältnisse im Untersuchungsraum beschrieben. Es wurde festgehalten, dass sich die klimatische und lufthygienische Situation im Untersuchungsraum auf- grund der guten Luftaustauschverhältnisse und der überwiegend geringen Emissi- ons- und Bebauungsdichte als günstig darstellt.

50 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Schutzgut Landschaft und Kulturgüter Hier geht die UVS auf die „Eigenart“ und die „Freiheit von Beeinträchtigungen“ der Landschaft ein. Zusammenfassend wird gesagt, dass sich mit der Aaraue, den Aar- talhängen und den anschließenden Hochflächen grundsätzlich drei unterschiedliche Landschaftsbild-Haupteinheiten beschreiben lassen. Erstere beiden weisen eine mäßige bis hohe Bedeutung, die Hochflächen nur mäßige Bedeutung auf.

Im Untersuchungsraum sind keine unzerschnittenen, verkehrsarmen Räume mit mehr als 100 km2 Größe vorhanden. Jedoch befinden sich östlich an die B 54 an- grenzend Bereiche, die zu einem unzerschnittenen Raum von 20 km2 gehören und ein weiterer mit 37 km2 grenzt zwischen Flacht und Niederneisen westlich an die B 54 an, denen eine hohe Bedeutung zugemessen wurde.

Aus Sicht des Landschaftsbildes bildet die Variante IV die schlechteste Alternative, da sie aufgrund der größten Baulänge und der Zerschneidung der Landschaft den größten Eingriff bewirkt. Das vollständige Abrücken vom engeren Talraum der Aar in die Hangbereiche und die Hochlage von Niederneisen verursachen eine deutlich ex- poniertere Lage, so dass die neue Straße von der gegenüberliegenden Seite des Aartals weitestgehend erkennbar sein wird und somit zu einer sehr weit reichenden Beeinflussung des Landschaftsbildes führen wird. Besonders negativ hervorzuheben sind dabei die bis zu 12 m hohen Dammlagen im mittleren Lohrbachtälchen. Eine An- lehnung an bestehende bauliche Strukturen wie bei den Varianten II und III kann bei der Variante IV nicht realisiert werden.

Die Varianten II und III haben im Hinblick auf das Schutzgut Landschaftsbild somit deutliche Vorteile gegenüber den anderen beiden Varianten. Das Landschaftsbild und dessen Bedeutung wurden auch in den Stellungnahmen der ONB und der Naturschutzverbände mehrfach angesprochen. Insbesondere die Zerschneidung der Landschaft wird dort als Schutzgut mit dem größten Eingriff an- gesprochen.

Unter dem Schutzgut „Kulturgüter und sonstige Sachgüter“ wird ausgeführt, dass den Baudenkmälern eine sehr hohe Bedeutung zukommt, den archäologischen Fundstel- len und den historischen Kulturlandschaften eine hohe Bedeutung.

51 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Zusammengefasst ergibt sich laut UVS folgende Rangfolge für die Varianten I-IV.

Schutzgüter Variante I Variante II Variante III Variante IV

Menschen (Wohnen) >> 2 >> 3 4 >>1 Menschen (Erholung) >> 2 > 3 4 >>1 Tiere und Pflanzen (Pflanzen und 4 >> 3 > 1 > 2 Biotope) Tiere und Pflanzen (Tierarten und 4 > 2 > 1 >> 3 Lebensräume)

Boden >>> 2 > 1 > 1 3

Wasser (Grundwasser) >> 1 4 > 2 > 3

Wasser (Oberflächengewässer) >>> 3 > 2 4 > 1

Klima und Luft > 1 2 2 > 1

Landschaft > 3 >> 2 > 1 4 (Landschaftsbild)

Landschaft (Landschaftsraum) > 3 (>) 2 (>) 1 4

Kulturgüter und sonstige Sachgü- 1 1 1 1 ter Kumulation der Rangstufen unter Berücksichtigung der Vorteilsbil- 30,0 29,5 30,0 27,0 dung

Rangfolge gesamt 2 2 2 >1

1-2-3-4 Rangstufen (>) geringer bzw. nicht entscheidungsrelevanter Vorteil gegenüber der nächstrangigen Variante > leichter Vorteil gegenüber der nächstrangigen Variante >> deutlicher Vorteil gegenüber der nächstrangigen Variante >>> sehr deutlicher Vorteil gegenüber der nächstrangigen Variante

Neben den schutzgutbezogenen Beurteilungen der Fachstellen zu den Aussagen in der UVS, ist hinsichtlich der Auswertungsmethodik darauf hinzuweisen, dass nur un- ter Anwendung der in den Antragsunterlagen gesetzten Vorteilsstufen Variante IV als vorzugswürdig darstellbar ist. Ohne Berücksichtigung der Vorteilsstufen käme man zu folgender Rangfolge: Rang 1 Variante III mit 22 Punkten Rang 2 Variante IV mit 24 Punkten Rang 3 Variante II mit 25 Punkten Rang 4 Variante I mit 26 Punkten.

52 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Damit würde sich Variante III mit einem Vorsprung von zwei Punkten deutlich gegen- über den übrigen Varianten, die sich untereinander nur noch um Einzelpunktewerte unterscheiden, absetzen und hinsichtlich der Umweltverträglichkeit als eindeutig vor- zugswürdig darstellen lassen können.

4. Raumordnerische Würdigung und Abwägung unter Berücksichtigung der Bewertungsergebnisse der Umweltverträglichkeit

Die nachfolgende raumordnerische Würdigung und Abwägung bezieht sich auf die Auswahl der Varianten für die Ortsumgehung Flacht - Niederneisen, grundsätzliche Fragen der Raum- und Siedlungsstruktur (einschließlich der relevanten regionalen und kommunalen Belange) sowie die einzelnen fachlichen Belange. Bei diesen fach- lichen Belangen geht es um die Frage der grundsätzlichen Machbarkeit des Vorha- bens sowie die Betroffenheit der einzelnen Fachbelange durch das Vorhaben und die insoweit zu beachtenden bzw. zu berücksichtigenden raumordnerischen und regio- nalplanerischen Erfordernisse. Hierin fließen die Bewertungsergebnisse der Umwelt- verträglichkeitsprüfung erster Stufe ein.

4.1 Standortwahl und Alternativen

Nach § 15 Abs. 1 Satz 3 ROG sind Gegenstand des ROV die vom Träger der Pla- nung oder Maßnahme eingeführten Standort- oder Trassenalternativen. Demnach ist entsprechend § 17 Abs. 4 Satz 2 LPlG im Raumordnungsverfahren eine Übersicht über die wichtigsten vom Träger der Planung oder Maßnahme geprüften Standort- oder Trassenalternativen und die wesentlichen Auswahlgründe vorzulegen.

Nach der Alternativenprüfung in den Antragsunterlagen wurden 7 Varianten ins Ver- fahren gegeben. Dabei ist eine der Varianten nur eine Untervariante (IIIa) der Varian- te III. Der Antragssteller hat die Variante IV (weite Umgehung) als seine bevorzugte Vari- ante ins Verfahren eingebracht.

Es drängt sich keine weitere Alternative auf und auch im Verfahren wurden keine weiteren Alternativen vorgetragen.

Die Nullvariante würde im Jahr 2025 zu einer Steigerung des Kfz/ 24h-Aufkommens um 9 % führen. Dies wären ca. 1.059 Kfz/ 24h mehr, sodass man auf eine Gesamt- zahl am Tag von 12.792 Kfz käme.

53 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Im Falle einer Realisierung der OU Flacht/ Niederneisen wird in beiden Ortsdurch- fahrten eine verkehrliche Entlastung um ca. 74 % erfolgen, sodass eine nachvoll- ziehbare Rechtfertigung für die notwendige OU dargebracht wurde.

4.2 Raum- und Siedlungsstruktur, regionale und kommunale Belange

In § 2 Abs. 2 Ziffer 1 Satz 1 ROG heißt es, dass im Gesamtraum der Bundesrepublik Deutschland und in seinen Teilräumen ausgeglichene infrastrukturelle und wirtschaft- liche Verhältnisse anzustreben sind. Satz 3 besagt, dass diese Aufgaben gleicher- maßen in Ballungsräumen und ländlichen Räumen sowie in strukturschwachen und strukturstarken Regionen zu erfüllen sind.

Nach G 9 des Kapitels 1.2 „Raumstruktur“ des RROP Mittelrhein-Westerwald soll u.a. der Raum Diez (/Limburg) wichtige Entlastungsfunktionen für den hochverdichteten Raum übernehmen, Schwerpunkte der weiteren siedlungsstrukturellen und wirt- schaftlichen Entwicklung bilden und damit auch die Erreichbarkeiten sowie die Le- bens- und Arbeitsbedingungen im umgebenden ländlichen Raum verbessern.

Nachteilige Auswirkungen auf bestehende Siedlungsflächen und einzelne Gebäude lassen sich bei allen Varianten der geplanten OU zum Wohl der Allgemeinheit nicht vermeiden. Laut UVS hat die Variante IV als „klassische“ OU die geringsten Beeinträchtigungen auf das Schutzgut Mensch, wobei sich jedoch vorrangig auf den Verlust von Sied- lungsflächen bezogen wird. Variante III führt vor allem im Bereich der Bahnhofstraße zu erheblichen Beeinträch- tigungen, da das als Wohngebäude genutzte Bahnhofsgebäude (Baudenkmal) und ein weiteres Wohngebäude in Anspruch genommen werden müssten.

Jedoch würde mit der Variante IV eine weitere zusätzliche Verkehrsachse entstehen, wodurch man dann im Ergebnis im Bereich Flacht – Niederneisen auf drei Verkehrs- achsen käme: die B 54 alt, die als Ortsdurchfahrt bestehen bleibt, die Aartalbahn, die reaktiviert werden soll, und die B 54 neu; sodass die beiden Ortsgemeinden Flacht und Niederneisen dreigeteilt und von den Verkehrsachsen eingekesselt wären.

Das Argument der Bündelung von Verkehrsachsen ist nicht nur ein raumordnerischer Grundsatz, sondern ist auch aus Siedlungssicht die sinnvollere Variante. So hat man anknüpfend an die bestehende Aartalbahn eine Bündelung ohne neue erhebliche Zerschneidung der Landschaft.

54 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Weiterhin sind die Wohngebäude an der Aartalbahn – auch wenn sie derzeit nicht aktiv ist – mit dem Wissen einer möglichen Reaktivierung vertraut und durch die Bündelung mit der Ortsumgehung könnte hier ein Lärmschutz auch für die zu reakti- vierende Aartalbahn kombiniert werden, der insgesamt zu einer Lärmreduzierung führen könnte. Durch die Variante III wird auch keine freie Landschaft zerschnitten werden, sondern parallel zur vorhandenen Trasse eine „weitere“ Straßenverbindung im Anschluss an die Schienenverbindung entstehen. In Bezug auf die siedlungsnahe Erholung hat die Variante III ebenfalls den Vorteil, dass sie mit einer bestehenden Verkehrstrasse gebündelt wird und nicht zu einer erstmaligen Zerschneidung zwischen Siedlungs- und Erholungsraum (freie Land- schaft) führt, wie es in der Variante IV geplant ist.

Die Ortsgemeinden Flacht und Niederneisen haben sich hierbei für die Variante IV (weite Umgehung) ausgesprochen, die angrenzende Ortsgemeinde Oberneisen für Variante III (Bahndammlinie).

Aus Sicht der Oberen Landesplanungsbehörde hat somit aufgrund der Bündelungs- wirkung die Variante III trotz der schlechteren Bewertung der Siedlungsverluste ge- genüber der Variante IV hinsichtlich der Bündelungswirkung und des Vermeidens erstmaliger Inanspruchnahme bisher unzerschnittener siedlungsnaher Freiräume (landschaftsbezogene Erholungsnutzung) eine deutliche Bevorzugung.

Letztere würde nur besser abschneiden, wenn man den Fokus allein auf den Sied- lungsverlust legt. Das Schutzgut Mensch und die Siedlungsentwicklung haben je- doch noch weitere zu berücksichtigende Punkte, wie oben aufgeführt. Zudem ist bei der Betrachtung des Schutzgutes Mensch nicht nur auf die Belange der von der Ortsumgehung direkt betroffenen Bürger der beiden Ortsgemeinden, sondern allge- mein auf das Schutzgut Mensch abzustellen.

4.3 Verkehr

Nach § 2 Abs. 2 Ziffer 3 ROG ist die Versorgung mit Dienstleistungen und Infrastruk- turen der Daseinsvorsorge, insbesondere die Erreichbarkeit von Einrichtungen und Angeboten der Grundversorgung für alle Bevölkerungsgruppen, zur Sicherung von Chancengerechtigkeit in allen Teilräumen in angemessener Weise zu gewährleisten. Es sind die räumlichen Voraussetzungen für nachhaltige Mobilität und ein integriertes Verkehrssystem zu schaffen. Auf eine gute Erreichbarkeit der Teilräume untereinan- der durch schnellen und reibungslosen Personen- und Güterverkehr ist hinzuwirken.

55 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Raumstrukturen sind so zu gestalten, dass die Verkehrsbelastung verringert und zu- sätzlicher Verkehr vermieden wird.

Die Verkehrsbelastung für die B 54 alt, die als Ortsdurchfahrt erhalten bleibt, würde durch die neue Ortsumgehung deutlich reduziert werden (bis zu 74 % weniger Kfz/ 24h) und die neue Ortsumgehung als Bündelung mit der Schienenstrecke zumindest keine neue – dritte - Verkehrsachse erzeugen.

Die Berechnung der Verkehrsprognose basiert auf Grundlage einer rechnerisch be- reits als vorhanden vorausgesetzten Südumgehung Limburg mit einem angenomme- nen KFZ-Aufkommen in/aus dieser Richtung Limburg von insgesamt 8.768 KFZ/24. Dies führt bei der Prognose der Ziel- und Quellverkehre zu Restbelastungen von ca. 4.796 KfZ/24h in der alten Ortslage. Diese Prognose ist für den Fall 2020 berechnet. Damit sind die Angaben nur unter dem Vorbehalt einer Nachprüfung zu verwenden.

G 139 des LEP IV fordert zudem, dass dem Ausbau, der Ergänzung und der Verbes- serung vorhandener Verkehrsanlagen Vorrang vor dem Neubau eingeräumt werden soll. Variante III kann – wenn auch nicht systemgleich – planerisch als Ergänzung der vorhandenen Verkehrsanlage der Aartalbahnstrecke eingestuft werden und würde im Gegensatz zur Antragsvariante dieser Vorrangforderung des Landesverordnungsge- bers gerecht werden können.

In der Plankarte des LEP IV ist die Variante III der geplanten Ortsumgehung der B 54 als Straße für den überregionalen Verkehr (Kategorie II) dargestellt. Mit dieser Dar- stellung spricht sich der Verordnungsgeber für eine Trasse entlang der Aartalbahn aus und hat sich bewusst nicht für eine weite Umgehung entschieden.

4.4 Fachliche Belange

4.4.1 Naturschutz und Landschaftspflege (einschließlich Ressourcenschutz und Klima)

Nach § 2 Abs. 2 Ziffer 6 Sätze 1, 2, 4 und 6 ROG ist der Raum in seiner Bedeutung für die Funktionsfähigkeit der Tier- und Pflanzenwelt sowie des Klimas einschließlich der jeweiligen Wechselwirkungen zu entwickeln, zu sichern oder, soweit erforderlich, möglich und angemessen, wiederherzustellen. Beeinträchtigungen des Naturhaus- halts sind auszugleichen und den Erfordernissen des Biotopverbunds ist Rechnung zu tragen.

56 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Im Plangebiet ist nach dem verbindlichen RROP Mittelrhein-Westerwald ein Vorbe- haltsgebiet regionaler Biotopverbund, ein Vorranggebiet Ressourcenschutz und ein Vorbehaltsgebiet Klimaschutz ausgewiesen.

Die ONB spricht sich in ihrer Stellungnahme eindeutig für die Variante III aus und kann die Bevorzugung der Variante IV unter den von der Oberen Naturschutzbehör- de zu vertretenden Belangen, insbesondere den Arten- und Biotopschutz, das Land- schaftsbild und die landschaftsbezogene Erholung, nicht mittragen: u.a. wegen der Länge, Beeinträchtigung der Tier- und Pflanzenwelt und der erheblichen Neuzer- schneidung der Landschaft. Betroffen von der Zerschneidungswirkung sind wertvolle Biotopverbundflächen, insbesondere die strukturreichen Magergrünland- und Ge- hölzkomplexe im Hinterbachtälchen, Lohrbachtälchen und am Südrand des Volkers- bergs. Von Bedeutung sind diese Tälchen auch im Hinblick auf die Vernetzung Rich- tung NSG und FFH-Gebiet Nr. 5614-302 „Mensfelder Kopf“ in Hessen. In Bezug auf die Zerschneidungswirkung und die Inanspruchnahme wertvoller Bio- topstrukturen ist nur Variante I schlechter zu bewerten.

Variante III ist dagegen mit einer relativ geringen Überprägung der Landschaft im Be- reich vorhandener Verkehrsinfrastruktur verbunden. Die Variante III ist aus Sicht der Oberen Naturschutzbehörde auch deshalb so gut zu bewerten, weil die Trasse voll- ständig im Aartal liegt, einem von Siedlungs- und Gewerbeentwicklung sowie Ver- kehrsinfrastruktur vorbelasteten Raum ohne größere Höhenunterschiede, der außer- dem Potenziale zur Vermeidung von Umweltauswirkungen des Straßenbaus auf- weist.

Hinsichtlich der Lage im Vorbehaltsgebiet Klimaschutz äußert die ONB Bedenken wegen der Überbauung der Täler. In Bezug auf den lokalen Kaltluftabfluss ist die Querung des Hinterbachtälchens und des Lohrbachtälchens in Dammlage sowohl im Zuge der Variante I als auch IV problematisch.

Bei der Betrachtung des Themenfeldes Klima und Luft könnte ein weiterer Faktor in die Betrachtung mit einbezogen werden: Kraftstoffverbrauch und CO² Ausstoß. Bei einem Vergleich der Trassen III und IV fällt sofort die anspruchsvollere Höhenlinie der Trasse IV auf. Diese führt zu der Frage, ob durch die neue Steigung und das Ge- fälle die Umweltbilanz der beiden Trassen überhaupt vergleichbar ist. Hochgerechnet auf den täglichen Verkehr von erwarteten 10.000 – 12.000 KFZ, insbes. beim Schwerlastverkehr, ergeben sich Belastungen, welche bei der Trasse IV deutlich ne- gativer ausfallen als bei der im Tal gelegenen Variante III.

57 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Dieser Meinung schließt sich die Obere Landesplanungsbehörde vollumfänglich an. Da es keine naturschutzrechtlichen Ausschlussgründe für die Variante IV gibt, kann sie aus Sicht der Oberen Landesplanungsbehörde als noch raumverträglich angese- hen werden, wenn entsprechende naturschutzfachliche Maßnahmen zur Vermei- dung, Minimierung und Kompensation getroffen werden, jedoch ist auch aus natur- schutzfachlicher und klimatischer Sicht eine deutliche Favorisierung für die Variante III gegeben.

4.4.2 Wasserwirtschaft (einschließlich Bodenschutz, Altablagerungen und Alt- standorte)

Der Grundsatz der Raumordnung in § 2 Abs. 2 Ziffer 6 Satz 1 ROG besagt, dass der Raum in seiner Bedeutung für die Funktionsfähigkeit der Böden und des Wasser- haushalts einschließlich der jeweiligen Wechselwirkungen zu entwickeln, zu sichern oder, soweit erforderlich, möglich und angemessen, wieder herzustellen ist. Nach den folgenden Sätzen 2 und 4 sind wirtschaftliche Nutzungen des Raumes unter Be- rücksichtigung seiner ökologischen Funktionen zu gestalten, wobei Naturgüter spar- sam und schonend in Anspruch zu nehmen und Grundwasservorkommen zu schüt- zen sind. Beeinträchtigungen des Naturhaushalts sind auszugleichen.

Hinsichtlich des Vorranggebietes Ressourcenschutz des RROP Mittelrhein- Westerwald, sind Nutzungsänderungen und Nutzungen, die mit dem Ziel, die heimi- sche Tier- und Pflanzenwelt nachhaltig zu sichern, nicht vereinbar sind oder durch die das Grundwasserdargebot quantitativ oder qualitativ gefährdet würde, ausge- schlossen. Die Varianten I bis IV liegen in dem abgegrenzten Wasserschutzgebiet „Brunnen Flacht 1 + 2“. Unter Einhaltung der von der Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfall- wirtschaft, Bodenschutz Montabaur genannten Auflagen und unter Beachtung der RiStWag bestehen keine Bedenken gegen die Maßnahme. Die Vereinbarkeit des Vorhabens steht daher unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Wasserwirtschaft und des Naturschutzes.

Bei allen Varianten kommt es, in Abhängigkeit von der Länge der Umgehungsstraße, zu einer erheblichen Reduzierung der Grundwasserneubildung bei gleichzeitiger Er- höhung des Oberflächenwasserabflusses. Damit dürfte Variante IV – als längster Va- riante – unter diesem Gesichtspunkt am schlechtesten abschneiden.

58 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Da nach Ziel 102 LEP IV natürliche und naturnahe Oberflächengewässer landesweit zu sichern bzw. wieder herzustellen sind, ergibt sich der stärkste Eingriff in die Be- lange der Wasserwirtschaft zweifellos im Bereich der Aar.

So hat die Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfallwirtschaft, Bodenschutz auch in ih- rer Stellungnahme ausgeführt, dass durch die notwendige Verlegung der Aar sich bei Variante III der größte Eingriff in die Oberflächengewässer ergibt. Die Vereinbarkeit des Vorhabens steht daher unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Wasserwirt- schaft.

Die Lage im Vorranggebiet Hochwasserschutz nach dem RROP Mittelrhein- Westerwald besagt, dass diese von jeglicher Bebauung und abflusshemmenden Nutzungen frei zu halten sind. Die Auswirkungen auf das Überschwemmungsgebiet lassen sich nach der Angabe der Wasserwirtschaft auf der vorliegenden Datengrundlage jedoch nicht abschlie- ßend beurteilen. Daher steht die Vereinbarkeit des Vorhabens unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Wasserwirtschaft.

Aus Sicht des Bodenschutzes ist Variante IV die ungünstigste Variante, da aufgrund der Streckenlänge und der notwendigen Dämme und Einschnitte die größten Eingrif- fe in die natürliche Bodenfunktion erfolgen.

Seitens der Oberen Landesplanungsbehörde wird festgehalten, dass alle Varianten durch die direkte Nähe zur Aar und notwendige Dämme Eingriffe in Wasser und Bo- den bewirken werden. Die Variante III verursacht zwar im Bereich des Gewässers durch die Verlegung der Aar den größten Eingriff, jedoch schneidet dafür wiederum die Variante IV aufgrund ihrer Länge, der damit verbundenen Erhöhung des Oberflä- chenwasserabflusses, der damit notwendigen Dammbauwerke und zusätzlich er- zeugter Eingriffe in die Bodenfunktion am schlechtesten ab.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass aufgrund der Länge und des „Mehr“- Eingriffes die Variante IV schlechter abschneidet, als die Variante III. Bei beiden Varianten steht jedoch die Vereinbarkeit mit den o.g. Zielen unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Wasserwirtschaft.

59 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

4.4.3 Landwirtschaft und Weinbau

Auch die Belange der Landwirtschaft sind im Raumordnungsgrundsatz des § 2 Abs. 2 Ziffer 4 Satz 7 ROG verankert. Dieser Grundsatz fordert die Erhaltung oder Schaffung der räumlichen Voraussetzungen für die Landwirtschaft in ihrer Be- deutung für die Nahrungs- und Rohstoffproduktion. Auf die in Form von Grundsätzen normierten Erfordernisse nach LEP IV und des Regionalplanes wurde bereits hinge- wiesen.

Fakt ist, dass durch die Variante IV landwirtschaftliche Nutzflächen in Anspruch ge- nommen werden. Diese liegt fast vollständig in einem Vorbehaltsgebiet Landwirt- schaft.

Auch aus Sicht der Landwirtschaftskammer stellt die Variante IV die Alternative mit maximalem Eingriff in die Landwirtschaft dar. Diese ist mit dem umfangreichsten Flä- chenverlust verbunden, ist darüber hinaus durch die Zerschneidung auch für eine Zersplitterung von Bewirtschaftungseinheiten und damit verbundenen dauerhaften Bewirtschaftungserschwernissen, die Wertminderung der verbleibenden Restparzel- len sowie für die Querung zahlreicher Wirtschaftswege verantwortlich. Aufgrund der hohen materiellen Betroffenheiten der in dieser Planungsvariante tangierten Grund- stückseigentümer und der dort wirtschaftenden Betriebe spricht sich die LWK deut- lich gegen die Umsetzung der Variante IV aus. Dem gegenüber steht die Variante III, die keinerlei landwirtschaftlichen Vorbehalts- oder Vorranggebiete Landwirtschaft tangiert.

Seitens der Oberen Landesplanungsbehörde ist hierzu festzustellen, dass nach der eindeutigen Einschätzung der Landwirtschaftskammer die Variante IV aus landwirt- schaftlicher Sicht abgelehnt wird. Da in diesem Bereich kein Vorranggebiet für Land- wirtschaft mehr ausgewiesen ist (im RROP Mittelrhein-Westerwald 2006 lag die Vari- ante IV in einem solchen), ist kein Ziel der Raumordnung und Landesplanung betrof- fen, sodass man diese Variante noch als raumverträglich ansehen kann, die Variante III jedoch auch im landwirtschaftlichen Bereich eine klare Favorisierung erhält.

4.4.4 Forstwirtschaft

Die Bedeutung der Belange der Forstwirtschaft findet auf Bundesebene ihren Aus- druck in § 2 Abs. 2 Ziffer 4 Satz 7 ROG, wonach die räumlichen Voraussetzungen für die Forstwirtschaft in ihrer Bedeutung für die Rohstoffproduktion zu erhalten oder zu

60 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

schaffen ist. Zudem sind forstliche Belange auch in den Raumordnungsgrundsatz der Ziffer 6 Sätze 1, 2, und 4 eingeflossen.

Die Variante IV durchquert beim Anschluss an die alte B 54 zwischen Nieder- und Oberneisen ein Vorbehaltsgebiet Forstwirtschaft.

Die Zentralstelle der Forstverwaltung räumt zwar keiner Variante eine klare Priorität ein, da jedoch die Variante III kein solches Vorbehaltsgebiet oder sonstigen Wald kreuzt, sieht die Obere Landesplanungsbehörde die Variante III als die bevorzugte Variante an.

4.4.5 Denkmalpflege

Hier sind die Belange des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege unter Berück- sichtigung der fachlichen Hinweise der Denkmalbehörde im Zulassungsverfahren ab- schließend zu behandeln.

Zur raumverträglichen Ausgestaltung der OU Flacht/ Niederneisen mit den raumord- nerischen Erfordernissen zum Denkmalschutz und zur Denkmalpflege im Grundsatz G 96 LEP IV, in § 2 Abs. 2 Ziffer 5 Satz 2 ROG und im Kapitel 1.4.3 des Regional- plans hat sich die Generaldirektion Kulturelles Erbe – Direktion Landesdenkmalpflege nicht geäußert. Die Untere Denkmalschutzbehörde weißt auf den denkmalgeschütz- ten Bahnhof hin, der bei der Umsetzung der Variante III betroffen wäre.

Da die Variante III parallel zum bestehenden Bahndamm und zudem im Tal verläuft, kann davon ausgegangen werden, dass diese Variante gegenüber der Variante IV, die eine neue Verkehrsachse in der freien Landschaft eröffnet und darüber hinaus noch in den Hang geht, deutlich weniger sichtbar ist und somit auch weniger Auswir- kungen hat.

Im Ergebnis passt sich die Variante III durch die Bündelung mit dem Schienenver- kehr und der Tallage der Umgebung besser an, sodass sie geringere Auswirkungen hat und aus Sicht der Raumordnung und Landesplanung favorisiert wird. Allerdings würde die Umsetzung der Variante III zu einem Eingriff in den denkmalge- schützten Bahnhof in Flacht führen, was detaillierte Abstimmungen mit der Denkmal- schutzbehörde zu Umsetzungsoptionen und –bedingungen erforderlich macht.

61 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

4.4.6 Freizeit, Erholung und Tourismus

Nach dem verbindlichen RROP Mittelrhein-Westerwald befindet sich der gesamte Vorhabenbereich in einem Vorbehaltsgebiet für Erholung und Tourismus.

Insgesamt ist zum Themenkomplex „Freizeit, Erholung und Tourismus“ als Fazit der raumordnerischen Würdigung Folgendes festzustellen:

Hinsichtlich der von dem Vorhaben zu erwartenden Auswirkungen auf die Belange von Freizeit, Erholung und Tourismus wird von der Oberen Landesplanungsbehörde, sowie auch in der Stellungnahme der Oberen Naturschutzbehörde die Variante IV als die schlechteste Variante angesehen. Mit ihrer großen Umfahrung der Ortslagen zer- schneidet sie die freie Landschaft und verursacht durch deren notwendige Hanglage weite negative Blickbeziehungen, die die Landschaft und somit auch die Erholungs- und Tourismusfunktion negativ beeinflussen.

Im Gegenzug dazu führt die Variante III zu der geringsten Beeinträchtigung der Landschaft. Negativ wäre hier nur hervorzuheben, dass sie im Bereich des Aar- Höhen- und des Aartal-Rad- und Wanderweges verläuft. Dies würde dazu führen, dass ein Aspekt der Erholungsfunktion des Aartales beein- trächtigt wäre, sodass Voraussetzung für die Umsetzung der Variante III ist, dass der Aar-Höhenweg, sowie der Aartal-Rad- und Wanderweg, die auf großen Stücken auf derselben Strecke verlaufen, verlegt werden und die Wander- und Radwege weiter- hin zur Erholung genutzt werden können. Bei der Variante IV, die diese Rad- und Wanderwege kreuzt, müsste sichergestellt werden, dass dort entsprechende Kreuzungsbauwerke vorgesehen werden, die eine unbeeinträchtigte Nutzung der Wege weiterhin möglich machen.

Positiv bei der Variante III wäre jedoch hervorzuheben, dass durch die Bündelung der Variante III an die vorhandene Bahndammtrasse die übrige freie und noch unbe- rührte Landschaft zur freien Erholung und auch zur sinnlich wahrnehmbaren erhol- samen Erscheinungsform des Landschaftsraumes bestehen bliebe.

Im Gesamten kann zusammengefasst werden, dass die Variante III mit entsprechen- der Umsetzung der Maßgaben gegenüber der Variante IV die verträglichere Alterna- tive darstellt.

62 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

4.4.7 Sonstige fachliche Belange

Die Grundstückskosten wurden in der Kostenschätzung zusammengestellt. Aufgrund der in den letzten beiden Jahren zu verzeichnenden Kostenexplosion auf dem Grundstückmarkt, mit starken Auswirkungen gerade im landwirtschaftlichen Bereich, erscheinen diese Faktoren überprüfenswert und bedürfen daher einer neuen Kalkulation. Mithin müssen in dieser Betrachtung auch die Ausgleichsproblematiken abgebildet werden, sodass es leicht zu Doppelbelastungen kommen kann. In diesem Vergleich wäre dann die Trasse III möglicherweise günstiger zu generieren. Bei Variante IV käme voraussichtlich eine evtl. schwierigere Grundstücksverfügbarkeit bei den landwirtschaftlichen Flächen hinzu.

Bei den Ausgleichsmaßnahmen geht die Kostenrechnung von annähernd gleichen landespflegerischen Ausgleichsmaßnahmen aus. Trasse III: 0,830 Mio €, Trasse IV: 0,960 Mio €. Dies erscheint vor dem Hintergrund der deutlich größeren Eingriffe allein in die Schutzgüter Landschaft, Boden und Fläche im Bereich der Trasse IV zumindest überprüfenswert.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass auch hier eine Bevorzugung der Variante III gegenüber der Variante IV gegeben wäre.

Einwendungen privatrechtlicher Natur, wie z.B. Wertminderungen, gehören nicht zu den Gesichtspunkten, die Gegenstand der raumordnerischen Betrachtung sind.

D Raumordnerische Gesamtabwägung

Der LBM beabsichtigt den Bau einer OU im Zuge der B 54 – Flacht / Niederneisen. Hierzu hat er sieben verschiedene Varianten ins Verfahren gegeben und die Variante IV (weite Umgehung) als Antragsvariante eingebracht.

Nach Prüfung der umfänglichen Planunterlagen, Auswertung der Stellungnahmen im Raumordnungsverfahren und der raumordnerischen Abwägung, ob eine Überein- stimmung des Vorhabens mit den tangierten Zielen und Grundsätzen der Raumord- nung besteht bzw. unter welchen Maßgaben und Hinweisen eine solche Überein- stimmung hergestellt werden kann, kommt die Obere Landesplanungsbehörde zu dem Ergebnis,

63 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

- dass die Variante IV (Antragsvariante) unter Berücksichtigung der Maß- gaben und Hinweise dieses Entscheides als noch mit den Erfordernissen der Raumordnung verträglich anzusehen ist,

- die Variante III (Bahndammtrasse) jedoch aus raumordnerischer Sicht vorzugswürdig ist (Raumordnungstrasse), da sie unter Abwägung aller Schutzgüter und im Sinne einer Bündelung von Verkehrsanlagen (G 139 des LEP IV) die raumverträglichste ist.

Die Antragstellerin hat zunächst in den Raumordnungsunterlagen nachvollziehbar den Bedarf für eine OU dargelegt. Die Planrechtfertigung des Vorhabens ist gege- ben.

Weiterhin ist festzustellen, dass die ins ROV eingebrachten Varianten den in § 15 Abs. 1 Satz 3 ROG i.V.m. § 17 Abs. 4 Satz 2 LPlG normierten Voraussetzungen an die vom Träger der Planung oder Maßnahme eingeführten Standort- oder Trassenal- ternativen entspricht. In diesem Zusammenhang wird auch der höchstrichterlichen Rechtsprechung Rechnung getragen, denn es drängen sich - und darauf kommt es an - keine weiteren Varianten auf. Dass das Ergebnis der vorlegten UVS mit einer leichten Bevorzugung der Antragsva- riante zwingend ist, ist nicht festzustellen. Vielmehr führt eine andere Auswertungs- methode zu einer deutlichen Bevorzugung der Variante III hinsichtlich der Umweltver- träglichkeit. Auch hinsichtlich des Schutzgutes Mensch (Erholung) ist die in der UVS dargestellte Rangfolge (Antragsvariante Rang 1, Raumordnungstrasse Rang 4) nicht zwingend, wenn man die Bewertung um den Aspekt Erholung in der freien unzer- schnittenen Landschaft mit unbeeinträchtigtem Landschaftsbild ergänzt. Für die Raumordnungsbehörde ergibt sich als Verfahrensergebnis – auch unter Be- rücksichtigung des Schutzgutes Mensch – eine deutliche Favorisierung der Variante III hinsichtlich der Umweltverträglichkeit.

Durch die Bündelung der Variante III mit der bereits bestehenden Aartalbahnstrecke, die zukünftig reaktiviert werden soll, hat man die Grundsätze der Raumordnung aus dem ROG, wie die Vermeidung von weiterer Zerschneidung der freien Landschaft und Flächeninanspruchnahme im Freiraum, sowie die Verringerung von erstmaliger Inanspruchnahme von Freiflächen für Verkehrsflächen und die schonende und spar- same Inanspruchnahme von Naturgütern erfüllt. Zudem ist auf G 139 des LEP IV zu verweisen, wonach dem Ausbau, der Ergänzung und der Verbesserung vorhandener Verkehrsanlagen Vorrang vor dem Neubau eingeräumt werden soll.

64 ROE für die geplante OU Flacht / Niederneisen im Zuge der B 54

Eine weitere Umgehung wie die der Variante IV würde noch eine weitere (zusätzli- che) Lärmachse verursachen. Da die bestehende B 54 als Ortsdurchfahrt erhalten bleibt, wird diese Straße auch weiterhin zumindest von den Anwohnern der angren- zenden Gemeinden genutzt werden und als Verkehrsachse im Ort bestehen bleiben. Durch die Reaktivierung der Aartalbahn würde entlang der geplanten Variante III eine weitere Lärmachse östlich der Ortslagen entstehen, die bisher zwar auch vorhanden war, die jedoch durch die Reaktivierung wieder als neue Verkehrsachse hinzukommt.

Die weite OU der Variante IV würde die Siedlungsfortsätze östlich des Bahndammes erstmalig neu beeinträchtigen und zudem in einem Korridor von 1,2 km (von der alten B 54 bis zur weiten Umgehung gemessen) noch eine weitere dritte Verkehrsachse im Osten schaffen. Im Ergebnis würden dann in diesem Bereich von nur 1,2 km insge- samt drei Verkehrsachsen verlaufen, die derzeit nur westlich der Bahndammlinie ver- läuft und mit der geplanten weiten Umgehung der Variante IV dann auch erstmalig östlich der Bahndammlinie hergestellt werden würde.

Dies ist nicht im Sinne der raumordnerisch gebotenen Pflicht des sparsamen Um- ganges mit Boden und der Vermeidung neuer Eingriffe.

Nach alledem kommt die Obere Landesplanungsbehörde zu dem Ergebnis, dass die Antragsvariante IV raumordnerisch noch vertretbar ist, die Variante III aus raumordnerischer Sicht jedoch bevorzugt wird.

Diese raumverträgliche Beurteilung des Vorhabens nach § 15 ROG i.V.m. § 17 LPlG ergeht unter dem Vorbehalt, dass die in diesem raumordnerischen Entscheid enthaltenen Maßgaben und Hinweise (siehe hierzu Abschnitt A) im nachfolgenden Planfeststellungsverfahren Berücksichtigung finden.

gez. Dr. Kleemann -Präsident-

65 Raumordnerischer Entscheid (ROE) der SGD Nord - Obere Landesplanungsbehörde - vom 30.08.2018 für die geplante Ortsumgehung Flacht/Niederneisen im Zuge der Bundesstraße (B) 54 in den Verbandsgemeinden Hahnstätten und Diez im Rhein-Lahn-Kreis -Analysekarte-

Legende Variante 1

Variante 2

Variante 3

Variante 3a

Variante 4

Variante 5

Variante 6

Vorbehalt regionaler Biotopverbund

Vorbehalt Grundwasserschutz

Vorrang Hochwasserschutz

Vorbehalt Landwirtschaft

Vorbehalt Forstwirtschaft

Vorrang Ressourcenschutz

Vorbehalt Erholung und Tourismus

Technische Bearbeitung: C. Bode Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (Ref. 41) Bearbeitungsstand: August 2018 Maßstab 1:10 000 Datenquelle: Geobasisinformationen der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz - © 2017 Raumordnerischer Entscheid (ROE) der SGD Nord - Obere Landesplanungsbehörde - vom 30.08.2018 für die geplante Ortsumgehung Flacht/Niederneisen im Zuge der Bundesstraße (B) 54 in den Verbandsgemeinden Hahnstätten und Diez im Rhein-Lahn-Kreis -Ergebniskarte-

Legende

Raumordnungslinie (Variante 3) Antragsvariante (Variante 4)

Technische Bearbeitung: C. Bode Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (Ref. 41) Bearbeitungsstand: August 2018 Maßstab 1:10 000 Datenquelle: Geobasisinformationen der Vermessungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz - © 2017