Die Neu Entdeckte Burgstelle Chammenegg Bei Trachselwald : Ein Beitrag Zu Prospektion Und Burgenforschung Im Oberen Emmental
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Die neu entdeckte Burgstelle Chammenegg bei Trachselwald : ein Beitrag zu Prospektion und Burgenforschung im Oberen Emmental Autor(en): Glanzmann, Jonas Objekttyp: Article Zeitschrift: Archäologie Bern : Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern = Archéologie bernoise : annuaire du Service archéologique du canton de Berne Band (Jahr): - (2018) PDF erstellt am: 07.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-787345 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. 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Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch 184 ARCHÄOLOGIE BERN /ARCHÉOLOGIE BERNOISE 2018 Die neu entdeckte Burgstelle Chammenegg bei Trachselwald Ein Beitrag zu Prospektion und Burgenforschung im Oberen Emmental JONAS GLANZMANN Seit einigen Jahren befasst sich der Autor mit 1 der Siedlungsgeschichte des Emmentals. Dieses Die Entdeckung umfasst die Einzugsgebiete der beiden Flüsse Emme und Ilfis sowie die Hügellandschaft Die im April 2017 entdeckte und bislang zwischen dem Oberaargau, dem Aaretal und dem unbekannte Burgstelle Chammenegg (Abb. 1 und 2) Berner Oberland. Die Täler der zwei Flüsse liegt östlich der Ortschaft Thal im Liecht- sowie ihre Seitentäler mit den zahlreichen guetgrabe in der Gemeinde Trachselwald. Die Bächen wurden bislang nur am Rande und punktuell Wehranlage wurde nach dem örtlichen Flurnamen auf die Besiedlung vor dem Spätmittelalter benannt, da für den Ort kein überlieferter hin erforscht. Die bis ins 13. Jahrhundert dürftig Name besteht. Aufder Landeskarte im Massstab vorhandenen Schriftquellen und die wenigen 1:25000 wird die Bezeichnung Chammenegg archäologischen Aufschlüsse mögen Gründe erst seit 2001 geführt. Das Gebiet des Liechtguet- dafür sein. In seiner Arbeit verknüpft der Autor bachs befindet sich unterhalb der heutigen die Erkenntnisse aus den Untersuchungen Alpwirtschaftszone. Unterhalb der Burg liegen die zu den bisher kaum erforschten alten Wegsystemen Höfe Äsch, Vorder- und Hinterliechtguet. Letzterer und zur Topografie mit den schriftlichen ist in den Schriftquellen um 1659 belegt.1 Quellen. Dieses Vorgehen führte in den letzten Die restlichen Höfe stammen aus dem 18. oder vier Jahren zu fünfNeuentdeckungen von 19. Jahrhundert.2 Burgstellen im Emmental, eine davon die Burgstelle die hier näher vorgestellt werden Chammenegg, 1 Trachselwald-Grundbuch Nr. 6, fol. 120. soll. 2 Minder 2017. Abb 1: Trachselwald, Chammenegg. Burghügel und Umfassungsgraben. Vorgelagert sind die beiden Terrassenflächen. Blick nach Norden. TRACHSELWALD, BURGSTELLE CHAMMENEGG AUFSÄTZE :hloss Sumiswald Sumiswald Burgstelle Burgbüel • ScHloss Trachselwald Mühle Burgstelle Thal Chammenegg Trachselwald Sparenegg Gtgnenm t Burgstelle Hopfere Zollbrück Hinweise auf eine Burgstelle in dieser Emmental war seit Beginn der Besiedlung durch Abb. 2: Trachselwald, Chammenegg. Lage der Gegend lieferte bereits der Altertumsforscher Verkehrswege mit den umliegenden, grösseren Burgstelle im Albert Jahn.3 Er erwähnte die Sage einer Heidenstatt Siedlungsräumen verbunden, so mit Thun Liechtguetgrabe und die im Dürrgraben.4 Auch Emanuel Lüthi und dem Berner und Solothurner Mittelland, wichtigsten Stationen entlang nannte eine Burgstelle auf der «Egg», zwischen dem Oberaargau und dem Luzerner Hinterland. der Wegverbindung von Hornbach und Dürrgraben.5 In beiden Fällen Die geografisch ideale Lage mit kürzesten Sumiswald nach Langnau und Trub. Ausschnitt aus es sich die handeln. zwischen diesen Siedlungsräumen muss um Chammenegg Verbindungen der Landeskarte verhalf dem Emmental offenbar zu einem M. 1:50 000. 2 1 Verbindung von Sumiswald nach Liechtguet- Wegsysteme graben 3 Jahn 1964, 55. 2 Hohlwegverbindung von des Oberen 4 Das Gebiet das «Dürrgraben», Die vielen Kleinsiedlungen trug ursprünglich Toponym der Burgstelle Chammenegg bis es 1967 Ehren des Mundartdichters Simon Gfel- Emmentals waren durch zahlreiche Wege durch zu zur Sparenegg ler nach dessen gleichnamigem Roman in Heimisbach 3 Weg nach Langnau und Täler und über Höhen miteinander verbunden. umbenannt wurde. Der Liechtguetgrabe bildet die östliche Trub Dabei lassen sich regionale und überregionale Fortsetzung des Heimisbachs nach der Ortschaft Thal. Das Gewässer, das durch den Heimisbach fliesst, wird heute Wege unterscheiden, welche vornehmlich zu Dürrbach genannt. Zentren und kleineren Siedlungen führten. Das 5 Lüthi 1966, 207. 186 ARCHÄOLOGIE BERN /ARCHÉOLOGIE BERNOISE 2018 gut genutzten Transitgebiet. Als überregionale hundert die noch freien Gebiete geschickt für Hauptstrecke führt eine Nord-Süd-Verbindung eine gezielte Besiedlung und profitierten von von Lützelflüh über Rüderswil, Lauperswil, Si- den Handelsrouten. Diese drei für das Emmental gnau und Röthenbach nach Thun. Wenn man bedeutendsten regionalen Adelsgeschlechter in Betracht zieht, dass diese Wegführung eine stammen mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht Alternative zu der Route durch das Wiggertal direkt aus dem Emmental, sondern haben ihren war, um auf kürzestem Weg über Grimsel- und Ursprung ausserhalb dieser Region. Aus diesem Abb. 3: Trachselwald, Griespass nach Oberitalien zu gelangen, so kann Grund bestanden über die Grenzen hinaus Chammenegg. Terrainmodell, die Route durch das Emmental einen nicht familiäre Beziehungen. aufgenommen mit unerheblichen Teil des Verkehrs aus dem Mittelland Bei der Beurteilung der Funktion und der Totalstation und dem in das Berner Oberland geleitet haben. Bedeutung einer ist neben der Grösse, Laserscanner. Im Zentrum Burg Lage, liegen die Kern- und die Einen Einfluss auf die Verkehrsführung dem Ausbau, der Einrichtung sowie der Vorburg mit dem hatten ab dem 8. Jahrhundert auch die Herr- Rechtsstellung vor allem die verkehrstechnische Lage Umfassungsgraben. Südlich der schaftsverhältnisse im Mittelland im Bereich zu betrachten. Obwohl die Burgstelle Burg liegen die beiden der Aaregrenze. Chammenegg zuhinterst im Tal des Liechtguetbachs Siedlungsflächen West die die den und Ost, wobei die westliche Auf Bedeutung der genannten Nord- liegt, sind Verbindungen zu grösseren Fläche zusätzlich Süd-Verbindung weisen Wegbegleiter wie Talschaften kurz. Über die bewaldeten Höhen abgestuft wurde. Auf der Kirchen und Burganlagen, die möglicherweise den der im Norden gelegenen Chleinegg führen Siedlungsfläche West Schutz der Wegstrecken zu garantieren gute Fusswege nach Sumiswald und im Südosten sind Grundrisse von drei Lützelflüh Gebäuden sichtbar. versuchten. Die Freiherren von Signau, welche über die Sparenegg nach Langnau M. 1:1000. und Sumiswald nutzten ab dem 10. Jahr¬ und Trub (Abb. 2). Dadurch war die Anbin- Befunde Befundgrenze t t t t künstliche Böschung 'l'l'l'l'l' historische Böschung ^— hist, fraglich/vermutet i==— hist, rekonstruiert c==— Weg Aufgang historisch Wasserlauf Flächen Graben historisch Terrasse/Siedlung natürlicher Graben Wasser 1207 1207 TRACHSELWALD, BURGSTELLE CHAMMENEGG AUFSATZE 187 dung an einen grösseren Wirtschaftsraum und andere Verkehrswege ohne weite Umwege gewährleistet. Ein Teil der Wegverbindung von der Burgstelle Chammenegg zur Sparenegg verläuft als gut sichtbarer Hohlweg. Diese Verbindung muss bereits vor dem Bau der Burganlage eine grössere Bedeutung gehabt haben. Mit dem Ausbau des Wegnetzes verstärkte sich die Siedlungstätigkeit. Der Burg selbst fiel eine wichtige Rolle im Landesausbau zu. Dieser Prozess setzte im Emmental im 11. Jahrhundert ein. Die noch wenig besiedelten Waldzonen wurden durch Roden und Entwässern in Kultur- und Siedlungsland umgewandelt. 3 Rolle der Burgstelle Hopfere In die Betrachtung der Burgstelle Chammenegg gilt. Die Gewässer und Quellen in unmittelbarer Abb. 4: Trachselwald, muss auch die am Eingang des Heimisbachs Nähe der Anlage versorgten die Bewohner und Chammenegg. Umfassungsgraben und Burghügel gelegene Burgstelle Hopfere einbezogen werden das landwirtschaftlich genutzte Gelände mit der Kernburg. (Abb. 2). Diese Anlage hatte die Funktion einer genügend Frischwasser. Blick nach Südwesten. Sperre am Eintritt ins Tal und markierte das Aus dem Gelände wurde die eigentliche durch die von Rüti herrschaftlich organisierte Wehranlage ausgeschieden und eine Fläche für Land. Um die Örtlichkeit ist denn auch Besitz die Kernburg und eine andere für die Vorburg des Adelsgeschlechtes der von Rüti in den planiert. Der wohl nur schwach ausgeprägte Urkunden indirekt bezeugt. natürliche Graben wurde künstlich vertieft und Über die Burgstelle Hopfere sind keine so ein tief eingeschnittener