Landschaftsarchitekten BDLA

47. Änderung Flächennutzungsplan Samtgemeinde Brome in der Gemeinde , OT Tiddische

Umweltbericht

Auftraggeber: Samtgemeinde Brome Bahnhofstraße 36 38465 Brome

Dipl.-Ing. Gero Hille Jürgen Müller Büro für Freiraumplanung

Wolfenbütteler Straße 31a 38102 Braunschweig Fon 0531 12310-0 Fax 0531 12310-19 19.01.2018/28.02.2019 [email protected] www.hille-mueller.de

Inhaltsverzeichnis

UMWELTBERICHT ...... 1

1 Einleitung ...... 1 1.1 Inhalt und Ziele der Flächennutzungsplanänderung ...... 1 1.2 Planerische Vorgaben und deren Berücksichtigung ...... 2 1.3 Methodik der Umweltprüfung und sonstige Hinweise ...... 3

2 Beschreibung und Bewertung des Umweltzustandes ...... 4 2.1 Schutzgut Pflanzen, Tiere und biologische Vielfalt ...... 4 2.2 Schutzgut Fläche ...... 6 2.3 Schutzgut Boden ...... 6 2.4 Schutzgut Wasser ...... 8 2.5 Schutzgut Klima und Luft ...... 9 2.6 Schutzgut Landschaft ...... 10 2.7 Schutzgut Bevölkerung und menschliche Gesundheit ...... 12 2.8 Schutzgut Kultur- und Sachgüter ...... 13

3 Voraussichtliche Entwicklung des Umweltzustandes bei Nichtdurchführung der Planung ...... 13

4 Schutzgutbezogene Entwicklungsprognose des Umweltzustandes bei Durchführung der Planung ...... 14 4.1 Schutzgut Pflanzen, Tiere und biologische Vielfalt ...... 14 4.2 Schutzgut Fläche ...... 15 4.3 Schutzgut Boden ...... 16 4.4 Schutzgut Wasser ...... 16 4.5 Schutzgut Klima und Luft ...... 17 4.6 Schutzgut Landschaft ...... 18 4.7 Schutzgut Bevölkerung und menschliche Gesundheit ...... 18 4.8 Schutzgut Kultur- und Sachgüter ...... 19 4.9 Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern ...... 19

5 Sonstige mögliche Auswirkungen bei Durchführung der Planung ...... 21 5.1 Emissionen und Verursachung von Belästigungen...... 21 5.2 Eingesetzte Techniken und Stoffe ...... 21 5.3 Erzeugte Abfälle und ihre Beseitigung und Verwertung ...... 21 5.4 Energieeinsparung, Nutzung erneuerbarer Energien ...... 21 5.5 Auswirkungen auf das Klima und Anfälligkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels ...... 22 5.6 Risiken für die menschliche Gesundheit, das kulturelle Erbe oder die Umwelt durch schwere Unfälle oder Katastrophen ...... 22 5.7 Kumulierung mit Auswirkungen von Vorhaben benachbarter Plangebiete ...... 22

6 Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich der nachteiligen Umweltauswirkungen ...... 23 6.1 Vermeidung von Verstößen gegen den Artenschutz nach § 44 BNatSchG ...... 23 6.2 Aufarbeitung der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung ...... 24 6.3 Aufarbeitung der artenschutzrechtlichen Eingriffsregelung ...... 24

7 Planungsalternativen ...... 26

8 Überwachung / Monitoring ...... 26

9 Zusammenfassung des Umweltberichtes ...... 27

UMWELTBERICHT

Nach § 2a BauGB ist sowohl bei der Aufstellung als auch bei der Änderung eines Bauleitplanes eine Begründung beizulegen, die neben den Zielen, Zwecken und we- sentlichen Auswirkungen des Plans auch – als gesonderten Teil – einen Umweltbe- richt enthält. Der Umweltbericht befasst sich neben den Belangen von Natur und Landschaft als Gegenstand der Eingriffsregelung gemäß § 1a BauGB in Verbindung mit dem BNatSchG mit den darüber hinaus gehenden Schutzgütern des UVPG Mensch, Sach- und Kulturgüter sowie deren Wechselwirkungen. Grundlage für die Gliederung des Umweltberichtes bildet Anlage 1 zum BauGB.

1 Einleitung

1.1 Inhalt und Ziele der Flächennutzungsplanänderung

Die 47. Änderung des Flächennutzungsplanes (FNP) der Samtgemeinde Brome um- fasst eine ca. 4,6 ha große Fläche in der Gemarkung Tiddische, Flur 10, Flurstücke 15/5, 15/6 (teilweise), 15/7 und 15/8 (teilweise) südlich der Ortslage Tiddische.

Es gilt derzeit der Flächennutzungsplan vom 01.09.2007, der in einem Teilbereich Sonderbauflächen – Bioenergie und im anderen Teilbereich Flächen für die Land- wirtschaft festsetzt. Der bereits bestehende Teil als Sondergebiet Bioenergie soll in seinem Bestand bestehen bleiben, der derzeit als landwirtschaftlich genutzte Bereich soll zukünftig durch die Erweiterung der Biogasanlage ebenfalls zur Biogaserzeu- gung genutzt werden.

Die HL-gas GmbH & Co. KG betreibt auf der im Flächennutzungsplan vorhanden Sondergebietsfläche eine ca. 1,3 ha große Biogasanlage zur Stromproduktion und beabsichtigt westlich und südlich des bestehenden Betriebsgeländes eine Erweite- rung auf zusätzlich ca. 33.000 m² Fläche.

Ziel der Flächennutzungsplanänderung ist die Schaffung der planungsrechtlichen Voraussetzungen auf Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung für die Erweiterung der Biogasanlage der HL-gas GmbH & Co. KG nach BImSchG. Diese Erweiterung sieht folgende Planungen vor:

 Kurzfristig: Erweiterung nach Westen um ca. 70 m für einen Gärrestebehälter mit Tragluftdach sowie umgebender Rückhaltefläche mit Randverwallung nach Nor- den, Westen und Süden.

 Mittel- bis langfristig: Erweiterung um insgesamt ca. 140 m nach Westen und mit ca. 105 m Gesamtbreite nach Süden.

 Der Betrieb der Biogasanlage soll durch ein Rübenlagunenbecken, eine Fisch- zucht sowie durch Gewächshäuser zu einer Kreislaufwirtschaft erweitert werden.

Die bestehende Betriebsfläche mit ca. 13.000 m² soll insgesamt auf ca. 46.000 m² vergrößert werden. Als GRZ wird 0,5 angenommen. Nach Abstimmung mit dem

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Landkreis ist hierfür die Aufstellung eines Bebauungsplanes nicht erforder- lich.

1.2 Planerische Vorgaben und deren Berücksichtigung

Neben den grundsätzlichen gesetzlichen Anforderungen an die Berücksichtigung der Ziele des Umweltschutzes in der Bauleitplanung sind die konkret für den Planungs- raum formulierten Vorgaben und Entwicklungsziele der Fachplanungen auszuwerten und bei der Planaufstellung zu berücksichtigen. Die nachfolgende Aufstellung gibt einen Überblick über die für den Raum vorliegenden Fachplanungen und Gutachten.

Fachplanungen

 Regionales Raumordnungsprogramm für den Großraum Braunschweig, 2008

 Flächennutzungsplan Samtgemeinde Brome, derzeit rechtsgültige Fassung

 Landschaftsrahmenplan Landkreis Gifhorn (LRP), 1994

Gutachten

 Erweiterung der Biogasanlage in Tiddische, Untersuchung der Brutvögel und ar- tenschutzrechtliche Bewertung, PLANUNGSGRUPPE ÖKOLOGIE UND LANDSCHAFT, Februar 2019

 Ermittlung des Achtungsabstandes bei Eintreten eines Dennoch-Störfalls für die Biogasanlage der HL-gas GmbH & Co. KG, INGENIEURBÜRO PROF. DR. OLDENBURG, Mai 2016

 Landschaftspflegerischer Begleitplan "Tiddische Biogasanlage HL-gas GmbH & Co. KG – Erweiterung", HILLE UND MÜLLER LANDSCHAFTSARCHITEKTEN, Februar 2019

Darüber hinaus wurden die einschlägigen Fachgesetze, die den Umweltschutz be- treffen, berücksichtigt. Relevante Gesetze und Verordnungen für die Umwelt bei der Aufstellung und Änderung von Bauleitplänen sind:

 BauGB Berücksichtigung der Belange des Umweltschutzes, ein- - § 1, Abs. 6 Nr. 7 schließlich des Naturschutzes und der Landschaftspflege - § 1a, Abs. 2 sparsamer Umgang mit Grund und Boden - § 1a, Abs. 3 Verpflichtung zur Ausweisung von Vermeidungs- und Aus- gleichsmaßnahmen - § 2, Abs. 4 Verpflichtung zur Erstellung einer Umweltprüfung - § 2a Darstellung der aufgrund der Umweltprüfung ermittelten und bewerteten Belange des Umweltschutzes in einem Umwelt- bericht als gesonderter Teil der Begründung des Bauleitplans

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- § 4c Verpflichtung zur Überwachung der aufgeführten Umwelt- auswirkungen

 BNatSchG Ziele und Grundsätze des Naturschutzes und der Land- - §§ 1, 2 schaftspflege

 BNatSchG Regelung der Eingriffe in Natur und Landschaft, Verpflichtung Kapitel 3 zu Vermeidung, Minimierung und Ausgleich

 BNatSchG Vorschriften zum allgemeinen und zum besonderen Arten- §§ 39, 44 schutz

 NAGBNatSchG Regelung der Eingriffe in Natur und Landschaft - Abschnitt 3

 BBodSchG Verpflichtung zur Vermeidung von Beeinträchtigungen der § 1 Funktionen des Bodens

 § 50 BImSchG Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftver- unreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge

1.3 Methodik der Umweltprüfung und sonstige Hinweise

Der Betrachtungsraum für die Umweltprüfung geht über den Geltungsbereich der Flächennutzungsplanänderung hinaus, soweit räumlich-funktionale Beziehungen dies erfordern. Gegenstand der Umweltprüfung sind dabei nach Maßgabe des Bau- gesetzbuches die für den Betrachtungsraum und das Planvorhaben planungs- und abwägungserheblichen Umweltbelange.

Die Umweltprüfung wird nach folgender Methodik vorgenommen:  Auswertung übergeordneter Planwerke, wie in Kapitel 1.2 genannt;

 Auswertung von Gutachten zum Vorhaben, wie in Kapitel 1.2 genannt;

 Auswertung von Kartendiensten / WMS-Diensten (Web Map Services) im Internet: - NIBIS (Niedersächsisches Bodeninformationssystem); - NUMIS, Umweltportal des Landes Niedersachsen; - LandMap-Niedersachsen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen;

 Ortsbegehungen.

Für die Beurteilung des Vorhabens im Sinne der Eingriffsregelung wird im Zuge des Landschaftspflegerischen Begleitplans für die Erweiterung der Biogasanlage eine vergleichende Bewertung der aktuellen Wertigkeiten von Natur und Landschaft im Plangebiet auf Basis des sogenannten "Osnabrücker Modells" (2009) vorgenommen. Dieses Bilanzierungsmodell ist ein anerkanntes und regelmäßig zur Anwendung kommendes Verfahren zur rechnerischen Unterstützung der gutachterlichen Bemes- sung von Eingriffsfolgen und Ausgleichsmaßnahmen.

Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Angaben und Erarbeitung des Um- weltberichts sind nicht aufgetreten.

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2 Beschreibung und Bewertung des Umweltzustandes

2.1 Schutzgut Pflanzen, Tiere und biologische Vielfalt

Gemäß BNatSchG sind Tiere und Pflanzen als Bestandteile des Naturhaushaltes in ihrer natürlichen und historisch gewachsenen Artenvielfalt zu schützen, wobei insbe- sondere die jeweiligen Lebensräume zu pflegen, zu entwickeln bzw. wiederherzustel- len sind.

Vegetation

Zur Einschätzung der vorhandenen Vegetation ist die Bestimmung der potenziellen natürlichen Vegetation (PNV) notwendig. Unter dem Begriff verbirgt sich die höchst- entwickelte Vegetation, die ohne menschliche Eingriffe im jeweiligen Gebiet zu er- warten wäre. Eine Orientierung an dem Artengefüge dieser Vegetation gilt als An- haltspunkt der Bewertung des heutigen Zustandes.

Im Planungsraum können gemäß Landschaftsrahmenplan LANDKREIS GIFHORN (1994) als potentielle natürliche Vegetation Laubwälder charakterisiert werden, die sich ohne Eingriff des Menschen unter den vorhandenen Boden- und Klimabedin- gungen in den Sand- und Lössgebieten bzw. auf den südlicheren Grundmoränen des Landkreises einstellen würden. Insbesondere mesophile Buchenwälder wären in den Grundmoränengebieten anzutreffen.

Die real vorhandene Vegetation weicht innerhalb des Bereichs der Flächennut- zungsplanänderung deutlich von der potenziellen natürlichen Vegetation ab. Die Er- weiterungsfläche der Biogasanlage wird derzeit von Ackerflächen eingenommen, die sich auch weiter vorwiegend in nördliche, südliche und westliche Richtung erstre- cken.

Landwirtschaftliche Nutzflächen sind allgemein relativ stark durch menschliche Nut- zung geprägt und dadurch weit entfernt vom Zustand der potenziellen natürlichen Vegetation. Auf Ackerflächen herrschen durch regelmäßige Bodenbearbeitung, Pes- tizid- und Düngemitteleinsatz und monostrukturellen Aufbau in der Regel extreme Lebensbedingungen, die eine starke Selektion der vorkommenden Pflanzenarten bewirken. Von ökologischer Bedeutung sind in erster Linie Ackerrandstreifen mit Wildkraut-Gesellschaften, die jedoch im Plangebiet nicht vorkommen. Die intensive Bewirtschaftung des Ackers verhindert die Ansiedlung schützenwerter und geschütz- ter Pflanzen und wird insgesamt als wenig empfindlich eingestuft.

Die landwirtschaftliche Bewirtschaftung reicht meist bis direkt an die angrenzenden Strukturen und Nutzungen heran, im Osten und Norden an die Verkehrsgrünflächen des Wirtschaftsweges bzw. die bestehende Biogasanlage. Die vorhandenen Rand- strukturen, wie Rasenstreifen entlang des angrenzenden Wirtschaftsweges, unterlie- gen regelmäßiger und intensiver Pflege und besitzen nur einen eingeschränkten Bio- topwert. Auch die östlich angrenzende Biogasanlage ist nur von sehr geringer ökolo- gischer Bedeutung, da es sich überwiegend um versiegelte Flächen handelt.

Die Gehölze erfüllen generell im Naturhaushalt wichtige Funktionen, z. B. zahlreiche Lebensraumfunktionen für die Tierwelt, wie Brutplätze und Nahrungsquellen für ver-

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schiedene Vogelarten oder Lebensraum für Kleinsäuger, Insekten etc. Von besonde- rer Wertigkeit sind in dieser Hinsicht vor allem die älteren Bäume mit einem gewissen Totholzanteil. Die bestehende Biogasanlage ist mit einem Maschendrahtzaun einge- zäunt. Auf der Nord-, West- und Südseite verdecken gepflanzte Gehölze die Anlage nicht wirklich; sie besitzen eine deutlich geringere Wertigkeit im Naturhaushalt.

Der ausgebaute Tieberteichgraben verläuft ca. 360 m außerhalb des Änderungsbe- reiches südlich der bestehenden Biogasanlage und weist keine ökologisch bedeut- samen Strukturen auf. Im Westen setzt sich die intensive Ackernutzung jenseits der Flurstücksgrenzen fort, lediglich im Südwesten grenzt ein kleines Feldgehölz an.

Entlang der Ortsgrenze verläuft die L 291 Hoitlinger Straße, die von einer Baumreihe begleitet wird.

Fauna

Das Plangebiet steht aufgrund der Nutzung als Biogasanlage sowie der landwirt- schaftlichen Nutzung in hohem Maß unter menschlichem Einfluss, so dass die faunistische Bedeutung in der Regel als gering einzustufen ist. Dennoch besitzt die Erweiterungsfläche als Lebensraum für Brutvögel eine hohe Bedeutung.

Gemäß Untersuchung der Brutvögel und artenschutzrechtlichen Bewertung der PLA- NUNGSGRUPPE ÖKOLOGIE UND UMWELT (2019) ist die in Anspruch genommene intensiv genutzte Ackerfläche Lebensraum der Dorngrasmücke und der Feldlerche. Die Feld- lerche ist eine Rote-Liste-Art und eine Art mit Priorität für Erhaltungs- und Entwick- lungsmaßnahmen. Die hier ebenfalls nachgewiesenen Arten Feldsperling und Haussperling sowie Star sind Nahrungsgäste, wobei der Star eine Rote-Liste-Art ist und die Sperlinge auf der Vorwarnliste stehen. Weitere Nahrungsgäste auf der Er- weiterungsfläche sind Kolkraben, Rauchschwalben, Stockenten und Schafstelzen.

Neben dem naturschutzfachlichen Ausgleich wird ebenso ein entsprechender arten- schutzfachlicher Ausgleich erforderlich. Für die hier brütende Feldlerche müssen sich die Ausgleichsmaßnahmen an den Bedürfnissen dieser Art orientieren. Es ist davon auszugehen, dass die übrigen Arten der Feldflur ebenfalls von solchen Maßnahmen profitieren (PLANUNGSGRUPPE ÖKOLOGIE UND LANDSCHAFT, 2019).

Schutzgebiete und Objekte des Naturschutzes, besonderer Artenschutz

Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung des Natura 2000-Netzes, also FFH- oder EU-Vogelschutzgebiete, sind nicht durch das Vorhaben betroffen. Das Plangebiet unterliegt derzeit auch keinem gesetzlichen Schutzstatus als Naturschutz- oder Landschaftsschutzgebiet.

Im Bereich der 47. Änderung des FLächennutzungsplans sind keine Biotope vorhan- den, die dem gesetzlichen Schutz nach § 30 BNatSchG in Verbindung mit § 24 Abs. 2 NAGBNatSchG unterliegen.

Eine Äquivalenz eines im Plangebiet vorhandenen Biotoptyps zu einem Lebensraum- typ nach Anhang I der FFH-Richtlinie besteht nicht.

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Angaben zum Schutzstatus von im Plangebiet vorkommenden Tierarten sind in Kapi- tel 2.1 Fauna dargestellt.

Vorbelastungen durch bestehende Anlagen, Strukturen und Nutzungen

Pflanzen und Tierwelt sind aufgrund der Nutzung als Biogasanlage und landwirt- schaftlicher Nutzung und des relativ hohen menschlichen Einflusses in der Umge- bung stark überformt, die Vorkommen der Situation angepasst.

2.2 Schutzgut Fläche

Unter dem Schutzgut Fläche ist im Sinne des sparsamen und schonenden Umgangs mit Grund und Boden gemäß § 1a Abs. 2 BauGB der Aspekt des flächensparenden Bauens zu verstehen. Von besonderer Bedeutung ist eine nachhaltige Flächeninan- spruchnahme, um in den meist dicht besiedelten Räumen unbebaute, unzerschnitte- ne und unzersiedelte Freiflächen zu erhalten.

Bei den Änderungsbereichen des Flächennutzungsplanes handelt es sich nach der- zeit rechtswirksamem Planstand zum einen um Sondergebietsfläche Bioenergie und zum anderen um landwirtschaftliche Fläche. Unabhängig von der Bestandssituation umfasst die Flächeninanspruchnahme insgesamt ca. 4,6 ha.

Vorbelastungen durch bestehende Anlagen, Strukturen und Nutzungen

Im Bereich des bestehenden Sondergebietes ist eine Vorbelastung für das Schutzgut Fläche in Form von vorhandener Flächeninanspruchnahme und Überbauung vor- handen. Im Bereich der derzeit landwirtschaftlichen Nutzfläche besteht keine Vorbe- lastung für das Schutzgut Fläche.

2.3 Schutzgut Boden

§ 1 BBodSchG fordert, bei Einwirkungen auf den Boden Beeinträchtigungen seiner natürlichen Funktionen sowie seiner Funktion als Archiv der Natur- und Kulturge- schichte so weit wie möglich zu vermeiden. Gemäß § 1a (2) BauGB ist es erforder- lich, mit Grund und Boden sparsam und schonend umzugehen. Um Flächeninan- spruchnahmen zu verringern, sind möglichst die Wiedernutzbarmachung von Flä- chen, die Nachverdichtung und andere Maßnahmen der Innenentwicklung anzustre- ben. Bodenversiegelungen sind auf das notwendigste Maß zu begrenzen. Das BNatSchG fordert, dass Eingriffe in den Boden als Bestandteil des Naturhaushalts möglichst zu vermeiden sind und unvermeidbare Eingriffe auszugleichen sind.

Geologisch ist die Entstehung der im Landkreis Gifhorn anstehenden Gesteine auf die Eiszeit zurückzuführen. Im Bereich des Plangebietes werden diese von Grund- moränen gebildet (Landschaftsrahmenplan LANDKREIS GIFHORN, 1994). Aus den bo- denkundlichen Karten des LANDESAMTES FÜR BERGBAU, ENERGIE UND GEOLOGIE

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(LBEG, NIBIS-Kartenserver) ist zu entnehmen, dass das Plangebiet zu der Boden- großlandschaft Geestplatten und Erdmoränen gehört. Überwiegend ist das Plange- biet der Bodenlandschaft (1:500.000) "Lehmverbreitungsgebiet" und teils dem "Ver- breitungsgebiet fluviatiler und glazifluviatiler Sedimente" zuzuordnen.

Vorherrschender Bodentyp ist gemäß Landschaftsrahmenplan Pseudogley, örtlich Pseudogley-Parabraunerde. Die Bodenkarte von Niedersachsen, BK 50, gibt als vor- herrschenden Bodentyp mittlere Pseudogley-Braunerde bzw. mittlere Podsol- Braunerde an (LBEG, NIBIS-Kartenserver). Braunerden zählen zu den am häufigsten und am weitesten verbreiteten Bodentypen in den gemäßigten Breiten. Durch Podso- lierung entstehen Übergangsformen wie die Podsol-Braunerde.

Die Ausbildung von seltenen, kulturhistorisch bedeutsamen, naturbelassenen, grundwasserbeeinflussten oder besonders exponierten Böden ist nicht bekannt. Die Leistungsfähigkeit des Bodens in Bezug auf die Archivfunktion der Natur- und Kultur- geschichte ist gering.

Vorbelastungen durch bestehende Anlagen, Strukturen und Nutzungen

Der Planbereich wird derzeit als landwirtschaftliche Nutzfläche und als Standort für eine Biogasanlage genutzt. Im Bereich der derzeitigen Nutzung als Biogasanlage haben der Bodenabtrag und die Versiegelung zur Herstellung der Biogasanlage zur tief greifenden Zerstörung der Bodenfunktionen beigetragen. Die Bodenfunktionen, insbesondere Lebensraumfunktionen für Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen, Funktionen im Wasser-, Nährstoff- und sonstigen Stoffhaushalt, als Abbau-, Aus- gleichs- und Aufbaumedium sowie Filter- und Pufferfunktionen, sind in diesem Be- reich nachhaltig zerstört und nicht mehr vorhanden. Die landwirtschaftliche Bewirt- schaftung im Bereich des Plangebietes hat zur Folge, dass durch Maschinen- und Chemikalieneinsatz die Bodenstabilität und -struktur, aber auch das Bodenleben nachhaltig verändert sind. Natürliche Pflanzengesellschaften sind durch die landwirt- schaftliche Bewirtschaftung nicht vorhanden.

Die Leistungsfähigkeit des Bodens ist daher eingeschränkt. Dennoch weist der Bo- den eingeschränkte Lebensraumfunktionen für Tiere, Pflanzen und Bodenorganis- men auf. Zudem leistet der unversiegelte Boden einen Beitrag zur Regulierung des Wasserabflusses sowie im Nährstoffhaushalt. Der Landschaftsrahmenplan LAND- KREIS GIFHORN (1994) gibt für den Bereich des Plangebietes eine mittlere natürliche Bodenfruchtbarkeit an. Die bodenkundlichen Daten des LBEG weisen für die Böden im Plangebiet ein mittleres und im östlichen Planbereich ein geringes ackerbauliches Ertragspotenzial auf. Die Daten des LBEG zeigen zum Teil hohe standortabhängige Verdichtungsempfindlichkeiten sowie eine mäßige und teils geringe Gefährdung der Bodenfunktionen durch Bodenverdichtung auf.

Trotz der vorhandenen Einschränkungen der Bodenfunktionen durch die landwirt- schaftliche Nutzung stellt die geplante Flächeninanspruchnahme mit Versiegelung eine nachhaltige und erhebliche Beeinträchtigung dar und ist durch entsprechende Maßnahmen auszugleichen.

Die bodenkundlichen Karten des LBEG geben eine sehr geringe Erosionsgefährdung durch Wasser an. Bezüglich der Winderosion ist im Plangebiet keine bis sehr hohe

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Erosionsgefährdung vorhanden. Aufgrund der vorhandenen Überbauung besteht im Bereich der bestehenden Biogasanlage keine Erosionsgefährdung durch Wind, ein kleiner Bereich westlich der bestehenden Biogasanlage weist eine sehr hohe Erosi- onsgefährdung durch Wind auf. Überwiegend zeigt die Ackerfläche im Erweiterungs- gebiet eine mittlere Erosionsgefährdung durch Wind auf.

Kenntnisse über Altablagerungen oder sonstige Altlasten im Plangebiet liegen nicht vor.

2.4 Schutzgut Wasser

Oberflächenwasser

Das Gelände ist eben und weist eine geringe Neigung nach Süden und Südwesten zur Kleinen auf. Die Höhen innerhalb des Geländes der Biogasanlage liegen zwischen 64 und 66 m NHN.

Der Änderungsbereich liegt außerhalb von gesetzlich festgesetzten Überschwem- mungsgebieten. Es befinden sich keine Fließgewässer innerhalb des Planbereichs, der ausgebaute Tieberteichgraben verläuft ca. 360 m südlich parallel zur bestehen- den Biogasanlage und dem Erweiterungsbereich.

Grundwasser

Die hydrologischen Karten des LBEG weisen die oberflächennahen Gesteine im Un- tersuchungsgebiet als Porengrundwasserleiter mit einer stark variablen Durchlässig- keit im westlichen Planbereich bis geringen Durchlässigkeit im östlichen Planbereich aus. Der Porengrundwasserleiter weist im Gesteinskörper, überwiegend bestehend aus den gröberen Kornkomponenten Kies und Sand, ein zusammenhängendes Hohl- raumvolumen auf, das geeignet ist, Grundwasser weiterzuleiten. Das Grundwasser kann sich in diesen Gesteinen gut bewegen, ist relativ gleichmäßig verteilt und bildet eine deutlich ausgeprägte Grundwasseroberfläche aus.

Ein wichtiger Parameter für die Einschätzung des Wasserpotenzials im Plangebiet ist die Grundwasserneubildungsrate, die maßgeblich bestimmt wird durch Relief, Bo- denart, Vegetationsbedeckung etc., aber auch durch die jahreszeitlichen Unterschie- de der Niederschläge und Temperaturen. Im Planungsraum ist eine mittlere Grund- wasserneubildungsrate von 151-200 mm/a zu verzeichnen (hydrogeologischen Kar- ten des LBEG).

Die nach ihrer Veröffentlichung im Niedersächsischen Gesetz- und Verordnungsblatt vom 16. Februar 2017 wirksame Verordnung über das Landes-Raumordnungspro- gramm (LROP-VO) stellt Bereiche der Gemeinde Tiddische als Vorranggebiet Trink- wassergewinnung dar, der Änderungsbereich selbst liegt im Vorranggebiet Trink- wassergewinnung (Trinkwassergewinnungsgebiet Brackstedt / ).1

1 Verordnung über das Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen vom 16. Februar 2017, vgl. Anlage 2 zu § 1 Abs.1 8

Vorbelastungen durch bestehende Anlagen, Strukturen und Nutzungen

Die Vorbelastungen für den Boden betreffen gleichzeitig das Schutzgut Wasser. Stof- feinträge durch vorhandene Nutzungen können auch die Qualität des Grundwassers beeinträchtigen.

Aufgrund des hohen Schutzpotenzials der Grundwasserüberdeckung (LBEG, NIBIS- Kartenserver) besteht aber nur ein geringes Gefährdungspotenzial des Grundwas- sers (Landschaftsrahmenplan LANDKREIS GIFHORN, 1994).

2.5 Schutzgut Klima und Luft

Der Planbereich gehört zum Klimabezirk Lüneburger Heide (Landschaftsrahmenplan LANDKREIS GIFHORN, 1994). Aufgrund der vorherrschenden Westwinde ist das Klima maritim geprägt. Das durchschnittliche Jahresmittel der Lufttemperatur liegt bei 9,0 °C. Im Winter beträgt die Temperatur durchschnittlich 3 °C, im Sommer 14 °C. Beim Niederschlag liegt die mittlere Jahressumme bei ca. 635 mm (LBEG, NIBIS- Kartenserver).

Wegen der planungsrelevanten Abgrenzung ist das Plangebiet im Wesentlichen für das Lokalklima von Bedeutung.

Die Grundlage zur Bewertung der örtlichen Klimaverhältnisse bildet die Betrachtung der klimatischen Schutz- und Regenerationsleistung im weiträumigen Untersu- chungsbereich. Für klimatische Schutzfunktionen sind Bereiche von Relevanz, die auf Grund ihrer Lage, Topographie und Vegetationsstruktur Immissionsschutz bzw. Luftreinhaltung und / oder Windschutz bewirken.

Eine hohe Wirksamkeit besitzen in dieser Hinsicht vor allem größere zusammenhän- gende Waldflächen mit Funktionen der Luftregeneration. Entsprechende Waldflächen erstrecken sich in einer Entfernung von ca. 1-2 km östlich vom Plangebiet der 47. Flächennutzungsplanänderung bis hin zu den Feuchtwäldern des Naturschutzgebie- tes Giebelmoor. Begrenzte Funktionen der Luftreinigung und Filterung von Schad- stoffen und Stäuben übernehmen auch kleinere Gehölzbestände und –strukturen, wie die linienförmigen Baumbestände entlang der L 291 Hoitlinger Straße oder der Baumbestand entlang des südlich gelegenen Tieberteichgrabens.

Für klimatische Regenerationsfunktionen, wie Temperaturausgleich und Lufterneue- rung, sind Frischluft- bzw. Kaltluftentstehungsgebiete sowie die entsprechenden Ab- flussbahnen zu Bedarfsräumen für klimatische Ausgleichsleistungen, z. B. Siedlun- gen und Siedlungsteile, von Bedeutung. Im Planungsraum übernehmen die vorhan- denen landwirtschaftlichen Flächen im weiträumigen Umfeld wichtige mikroklimati- sche und lufthygienische Funktionen. Die unmittelbar angrenzenden Siedlungsberei- che von Tiddische und Hoitlingen profitieren von dieser klimatisch-lufthygienischen Regulierung.

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Vorbelastungen durch bestehende Anlagen, Strukturen und Nutzungen

Die L 291 Hoitlinger Straße und der an das Plangebiet angrenzende Wirtschaftsweg verzeichnen ein vergleichsweise geringes Verkehrsaufkommen, so dass die lokale Luftqualität nicht nennenswert durch vom Straßenverkehr hervorgerufene Schad- stoffemissionen, wie freigesetzte Abgase aus Verbrennungsprozessen und durch Abrieb entstehende Asphaltstäube, beeinträchtigt wird.

Die vorhandene Versiegelung und Bodenverdichtung im Bereich der bestehenden Biogasanlage stellt für das Geländeklima bzw. die mikroklimatischen Verhältnisse eine Beeinträchtigung dar. Aufgrund der Lage in der intensiv landwirtschaftlich ge- nutzten Umgebung sind trockene Luftmassen, stehende Luft im Sommer und auf- steigende Wärme charakteristisch. Belastete Luftmassen werden kaum gefiltert und können eine weitreichende Wirkung besitzen.

Die Lage des Plangebietes außerhalb des Ortskernes Tiddische in Verbindung mit unmittelbar angrenzenden klimatischen Ausgleichsräumen führen außerdem zu einer Minderung möglicher bioklimatischer und lufthygienischer Belastungen.

2.6 Schutzgut Landschaft

Das Schutzgut Landschaft, insbesondere das Landschaftsbild ist ausschließlich anth- ropogen bedeutsam. Im Vordergrund steht dabei die naturnahe Erholung, die auf Natur und Landschaft als Erlebnisraum angewiesen ist. Im Allgemeinen wird eine Landschaft als umso schöner empfunden, je größer die Vielfalt an Landschaftsele- menten, die Naturnähe und Eigenart sind. Auch ist davon auszugehen, dass hohe Schutzwürdigkeit eines Naturraumes einhergeht mit einer hohen visuellen Qualität der betreffenden Landschaft und umgekehrt. Mit dem Kriterium der Eigenart ist das Heimatgefühl eng verbunden, maßgebliche Voraussetzung für die Identifikation mit einer Landschaft.

Zur Erfassung des Landschaftsbildes sind nicht nur die optisch, sondern alle sinnlich wahrnehmbaren Ausprägungen von Natur und Landschaft, also das ganzheitliche Erleben einer Landschaft darzustellen. Das Erscheinungsbild von Siedlungsberei- chen entspricht dabei als Ortsbild einem Teil des Landschaftsbildes.

Gemäß Landschaftsrahmenplan des LANDKREISES GIFHORN (1994) liegt das Plange- biet im Übergang zwischen der Landschaftsbildeinheit Kleine Aller-Niederung und Parsau-Rühener Sandplatten. Die Nutzung entlang der stark begradigten Kleinen Aller ist vorrangig Ackerbau. Der Talraum ist stark ausgeräumt, so dass strukturbil- dende Landschaftselemente und –bestandteile weitestgehend fehlen. Diese Be- schreibung entspricht den Gegebenheiten des Planungsbereichs und dessen Umge- bung.

Insgesamt zählt der Planungsraum gemäß Landschaftsrahmenplan des LANDKREISES GIFHORN (1994) als ein Bereich geringer Vielfalt, Eigenart und Schönheit, der sich durch eine gegliederte, überwiegend intensiv ackerbaulich genutzte Kulturlandschaft mit sehr geringem Waldanteil auszeichnet.

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Zur genaueren Beurteilung des Landschaftsbildes wird der Landschaftsraum in meh- rere Zonen gegliedert: • Die Nahzone umfasst das Plangebiet selbst und einen Randbereich bis zu 200 m Entfernung; • die Mittelzone 200 bis 1.500 m; • die Fernzone 1.500 bis 10.000 m.

Bedingt durch die offene intensiv genutzte Kulturlandschaft mit wenigen landschafts- gliedernden Elementen ist die räumliche Wirkung und Erlebbarkeit des Bereiches der Flächennutzungsplanänderung auf alle drei Beurteilungszonen anzuwenden.

Das Gelände ist eben und weist eine geringe Neigung nach Süden und Südwesten zur Kleinen Aller auf. Die Höhen innerhalb des Geländes der Biogasanlage liegen zwischen 64 und 66 m NHN. Die Hochbauten der bestehenden Biogasanlage und die Silageflächen sind direkt am Wirtschaftsweg angeordnet. Nördlich der Biogasan- lage und nördlich des Wirtschaftsweges schließt sich eine langgestreckte Lagerflä- che an, die zum Betrieb der Biogasanlage gehört.

Im Übergang zwischen der Biogasanlage und den landwirtschaftlichen Nutzflächen wurden auf der Nord-, West- und Südseite Gehölze angepflanzt. Diese Gehölzpflan- zungen verdecken die Biogasanlage nicht wirklich, zumal die Anlage auf einem Ge- ländehochpunkt liegt und es in der umgebenden Landschaft kaum raum- und kulis- senbildende Gehölzbestände gibt. Demnach ergibt sich für die Biogasanlage eine allseitige Erlebbarkeit über die Nah- und Mittelzone bis etwa 1.000 m Entfernung. Darüber hinaus wird aufgrund der Bauhöhen bis lediglich 8 m in Verbindung mit dem Geländerelief, bestehenden Vegetationsstrukturen und der bebauten Ortslage das Landschaftsbild nicht nennenswert beeinträchtigt.

Der Änderungsbereich an sich weist keine landschaftsbildprägenden Strukturen auf, da die Fläche ausschließlich durch intensive landwirtschaftliche Nutzung geprägt ist. Die umliegenden Bereiche werden ebenfalls durch landwirtschaftliche Flächen be- stimmt, so dass der Bereich offen ist und einen weiten Blick in die Umgebung ermög- licht. Ausnahmen sind im Osten die bestehende Biogasanlage und im Norden der Wirtschaftsweg.

Entlang der Ortsgrenze verläuft die L 291 Hoitlinger Straße, die von einer Baumreihe begleitet wird. Entlang des Tieberteichgrabens, südlich des Änderungsbereiches, befinden sich Bäume, die eine räumliche Wirkung aufweisen. Südwestlich des Ackerschlags, nördlich des Tieberteichgrabens, grenzt ein kleines Feldgehölz an.

Vorbelastungen durch bestehende Anlagen, Strukturen und Nutzungen

Verschiedene visuelle, olfaktorische und akustische Beeinträchtigungen und Störfak- toren sind mit Einschränkungen des Orts- und Landschaftsbildes verbunden. In ers- ter Linie bewirkt die Monotonie landwirtschaftlicher Intensivnutzung eine visuelle Be- einträchtigung der Landschaft.

Da die bestehende Biogasanlage südlich außerhalb der Ortslage von Tiddische als Solitär in der freien Feldflur und auf einem Hügel steht und ihre Funktion als Indust- rieanlage mit scharfen Abgrenzungen zur umgebenden Landschaft deutlich sichtbar

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ist, stellt sie eine erhebliche Beeinträchtigung des Landschaftsbildes dar. Betroffen sind insbesondere der südliche Ortsrand von Tiddische und die L 291 Hoitlinger Straße. Zudem sind Geruchs- und Geräuschbelästigungen durch das Betreiben der Biogasanlage nicht auszuschließen. Einzelbäume entlang der Straße und des Wirt- schaftsweges bieten lediglich eine geringe Sichtverschattung.

Des Weiteren können Straßen mit Beeinträchtigungen aufgrund des Straßenverkehrs verbunden sein, wie Lärmbelastungen und Beeinträchtigungen des Geruchssinns durch freigesetzte Fahrzeugabgase. Innerhalb des Änderungsbereiches befindet sich keine Straße; die nächstgelegene und stärker befahrene Straße ist die L 291 Hoitlin- ger Straße, die ca. 360 m östlich verläuft. Der im Norden an den Planbereich an- grenzende Wirtschaftsweg ist in dieser Hinsicht als unerheblich einzustufen, da in der Regel nur wenige Fahrzeuge diese Zuwegung zur bestehenden Biogasanlage nutzen. Dies gilt ebenso für die vom Straßenverkehr freigesetzten Abgase als Beein- trächtigungen des Geruchssinns, einem weiteren Aspekt des Orts- und Landschafts- bildes.

2.7 Schutzgut Bevölkerung und menschliche Gesundheit

Die Bestandssituation für das sogenannte Schutzgut Bevölkerung und menschliche Gesundheit ist eng mit der Wahrnehmung besonders des Erholungsuchenden ver- bunden. Daher ergeben sich Überschneidungen mit den sinnlich wahrnehmbaren Ausprägungen, die in Kapitel 2.6, Schutzgut Landschaft, erörtert wurden.

Auf den Aspekt der Erholung wird hingegen an dieser Stelle näher eingegangen, da diese für den Menschen von besonderer Bedeutung ist. Der Planbereich ist Naherho- lungsgebiet für die Einwohner der Ortschaften Tiddische und Hoitlingen, die in der Feldmark spazieren gehen. Für Menschen, die von außerhalb kommen, ist der Plan- bereich kein zentraler Ausgangs- und Anziehungspunkt für Erholung.

Durch die Inanspruchnahme einer Ackerfläche geht landwirtschaftliche Produktions- fläche für den Menschen verloren.

Nach den dem Gewerbeaufsichtsamt Braunschweig vorliegenden Erkenntnissen wird die bestehende Biogasanlage nach der beabsichtigten Erweiterung der Störfallver- ordnung unterliegen. Die Kommission für Anlagensicherheit hat in ihren Leitfäden KAS 18 und KAS 32 allgemeine und spezielle Hinweise im Hinblick auf die Ermittlung von sogenannten Achtungsabständen zwischen Betriebsbereichen und schutzbe- dürftigen Gebieten gegeben und Empfehlungen ausgesprochen. Gemäß § 50 des Bundesimmissionsschutzgesetzes (BImSchG) ist dies bei der planerischen Abwä- gung zu berücksichtigen. Aufgrund dessen wurde das INGENIEURBÜRO PROF. DR. OLDENBURG (2016) mit der Erstellung eines Gutachtens zur Ermittlung des Ach- tungsabstandes bei Eintreten eines Dennoch-Störfalles beauftragt. Die Ergebnisse des Gutachtens werden in Kapitel 4.7 näher beschrieben bzw. sind dem Gutachten zu entnehmen.

Hinsichtlich der Vorbelastungen des Schutzgutes Bevölkerung und menschliche Ge- sundheit gelten die gleichen Aspekte und Schlussfolgerungen wie in Kapitel 2.6.

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2.8 Schutzgut Kultur- und Sachgüter

Kultur- bzw. Sachgüter im Sinne ausgewiesener Kultur- oder Bodendenkmale sind in den Bereichen der Flächennutzungsplanänderung nach derzeitigem Kenntnisstand nicht vorhanden.

3 Voraussichtliche Entwicklung des Umweltzustandes bei Nichtdurchführung der Planung

Bei einer Nichtdurchführung der 47. Änderung des Flächennutzungsplans bleiben das Plangebiet und die Nutzung vermutlich weiterhin in seiner bisherigen Form be- stehen. Insbesondere würde die Ackerfläche weiterhin als landwirtschaftliche Pro- duktionsfläche für den Menschen und den geschützten Vogelarten der Agrarland- schaft als Lebensraum und Nahrungsbiotop dienen.

Bei Nichtdurchführung der Planung wird die zusätzliche Versiegelung und Bebauung, die mit der Erweiterung einhergeht, unterbleiben. Die mit der Versiegelung verbun- denen erheblichen Beeinträchtigungen, insbesondere für die Schutzgüter Boden, Wasser und Pflanzen und Tiere, unterbleiben so wie alle weiteren in Kapitel 2 darge- stellten Beeinträchtigungen der einzelnen Schutzgüter.

Ohne die Erweiterungen der Sonderbaufläche für eine Biogasanlage im Flächennut- zungsplan kann die Erweiterung der Biogasanlage planungsrechtlich nicht von stat- ten gehen. Damit wird die Steigerung des Einsatzes erneuerbarer Energien genauso verhindert wie der Betrieb einer Kreislaufwirtschaft.

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4 Schutzgutbezogene Entwicklungsprognose des Um- weltzustandes bei Durchführung der Planung

4.1 Schutzgut Pflanzen, Tiere und biologische Vielfalt

Im Bereich der bereits bestehenden Biogasanlage innerhalb des Änderungsberei- ches, sind keine weiteren Verluste oder Beeinträchtigungen von Pflanzen und Tieren sowie der biologischen Vielfalt zu erwarten.

Vegetation

Durch die Festsetzung einer zusätzlichen Sonderbaufläche für Bioenergie wird im Änderungsbereich des Flächennutzungsplanes eine zusätzliche Bebauung und Ver- siegelung ermöglicht. Im Bereich der derzeit landwirtschaftlich genutzten Fläche ist die Erweiterung der Biogasanlage mit dem Verlust von Vegetationsflächen und Tier- lebensräumen verbunden. Als stark anthropogen überformter Standort besitzt der Biotoptyp Acker nur einen untergeordneten Wert für Arten und Lebensgemeinschaf- ten. Im Zuge der Umsetzung des Vorhabens mit den dazugehörigen Kompensati- onsmaßnahmen wird es zu einer Verschiebung des Artenspektrums in Richtung auf vermehrt an Siedlungsgrün adaptierte Arten kommen.

Fauna

Mit der Versiegelung und Bebauung der Ackerfläche entsteht langfristig ein Verlust von Lebensräumen der vorkommenden Vogelarten der Agrarlandschaft, insbesonde- re der Feldlerche. Die vorgesehene Hecke als Einfriedung des Betriebsgeländes der Biogasanlage führt für die Feldlerche zu einem zusätzlichen Flächenverlust durch Verdrängung. In der Regel ist im Abstand von unter 50 bis 60 m zu einer hohen He- cke oder Baumreihe kein Feldlerchenbrutplatz zu finden. Auf der ca. 90 m breiten Flächen zwischen östlicher Einfriedung und den Straßenbäumen der L 291 kann die Verdrängung durch die neue Hecke zusätzlich zu einer vollkommenden Flächenent- wertung für die Feldlerche führen (PLANUNGSGRUPPE ÖKOLOGIE UND LANDSCHAFT, 2019).

Für den Änderungsbereich wird gemäß Gutachten der PLANUNGSGRUPPE ÖKOLOGIE UND LANDSCHAFT ein Flächenverlust für 3 Feldlerchen-Brutpaare nachgewiesen. Ein entsprechender artenschutzrechtlicher Ausgleich ist durchzuführen. Zudem ist das Vorkommen von Feldsperling, Dorngrasmücke, Haussperling, Kolkrabe, Rauch- schwalbe, Star, Stockente und Schafstelze nachgewiesen. Extensivierungen als Ausgleichsmaßnahmen für die Feldlerche kommen auch diesen Arten zu Gute.

Gegebenenfalls kommt es während der Bauphase zur temporären Vergrämung stö- rungsempfindlicher Arten. Baubedingt sind durch die Einrichtung von Lager- und Baustelleneinrichtungsflächen oder Baufeldräumungen auch temporäre Flächenin- anspruchnahmen, Veränderungen der Habitatstruktur und die Tötung von Individuen möglich.

Wesentlich ist allerdings der dauerhafte direkte Flächenentzug durch Überbauung und Versiegelung sowie die Veränderung der bisher vorhandenen Habitatstruktur

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und deren Funktionen als Lebensraum, vor allem als Nahrungshabitat für Brutvögel. Durch die Einfriedung der Biogasanlage mit einer Baum- und Strauchhecke werden Habitatangebote für Arten des Siedlungsrandes geschaffen.

Durch Realisierung der im Landschaftspflegerischen Begleitplan sowie den oben be- schriebenen externen artenschutzrechtlichen Ausgleichsmaßnahmen können die negativen Wirkungen auf Feldlerche, Feldsperling, Dorngrasmücke, Haussperling, Kolkrabe, Rauchschwalbe, Stockente und Schafstelze kompensiert werden. Für den arten- und naturschutzrechtlichen Ausgleich sind insgesamt 23.500 m² Acker- und Grünlandfläche für Extensivierungsmaßnahmen vorgesehen. Die Anforderungen der Arten sind unterschiedlich und sind bei der Planung und Realisierung der Maßnah- men zu berücksichtigen. Genauere Informationen sind dem Gutachten der PLA- NUNGSGRUPPE ÖKOLOGIE UND LANDSCHAFT (2019) sowie dem Landschaftspflegeri- schen Begleitplan zu entnehmen.

In Absprache mit dem Landkreis Gifhorn soll es für die Erweiterung der Biogasanlage keinen Bebauungsplan geben. Demzufolge sind die notwendigen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen beim Bauantrag der Erweiterung in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Gifhorn zu entwickeln und umzusetzen (vgl. Kapitel 6).

4.2 Schutzgut Fläche

Im Sinne des sparsamen und schonenden Umgangs mit Grund und Boden gemäß § 1a Abs. 2 BauGB ist der Flächenverbrauch auf kommunaler Ebene für bauliche Nutzungen, insbesondere für Siedlung und Verkehr deutlich zu senken. Zu berück- sichtigen sind in dieser Hinsicht Möglichkeiten der Wiedernutzbarmachung von Flä- chen, der Nachverdichtung und anderer Maßnahmen zur Innenentwicklung sowie die Begrenzung von Bodenversiegelungen auf das notwendige Maß.

Durch die Änderung des Flächennutzungsplanes kommt es zu einer dauerhaften Flächeninanspruchnahme durch die Erweiterung der Biogasanlage auf insgesamt 4,6 ha. In Bezug auf die derzeit gültige Fassung des Flächennutzungsplanes umfasst die Änderung im östlichen Bereich bereits ein Sondergebiet Bioenergie. Da es in die- sem Bereich zu keiner Neuflächeninanspruchnahme kommt, ist hier von einer Vorbe- lastung des Schutzgutes Fläche auszugehen.

Durch die Änderung des Flächennutzungsplans und damit die Ermöglichung der Er- weiterung der Biogasanlage nach BImSchG wird die derzeit intensiv genutzte Acker- fläche ihrer Nutzung entzogen. Die zusätzliche Flächeninanspruchnahme beläuft sich auf ca. 33.000 m².

Eine Minimierung des Flächenverbrauchs wird in diesem Zusammenhang durch die Erweiterung einer Biogasanlage erreicht. Ein Neubau einer weiteren Biogasanlage würde u. a. durch die Bereitstellung der Infrastruktur insgesamt eine höhere Flächen- inanspruchnahme verursachen.

Der Flächenausweisung steht ein konkreter und absehbarer Bedarf gegenüber. Die Möglichkeiten der Flächeneinsparung auf der Ebene der vorbereitenden Bebauungs-

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planung werden ausgeschöpft. Weitere Möglichkeiten der Flächeneinsparung und des Bodenschutzes sind bei der Bauplanung und –ausführung zu berücksichtigen.

4.3 Schutzgut Boden

Für das Schutzgut Boden entstehen durch Bebauung und Versiegelung erhebliche Beeinträchtigungen. Die während der Bauphase erforderlichen Massenbewegungen mit Bodenverlust, Abtragung, Aufschüttung und Umlagerungen des Bodens verän- dern irreversibel Lage, Schichtung, Form und Struktur des gewachsenen Bodens und zerstören dabei die Bodenfunktionen. Allerdings ist der Boden insgesamt infolge der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung anthropogen überformt und bereits vorbelas- tet. Mit Überbauung und Bodenverdichtung der Flächen kommt es allerdings zu er- heblichen neuen Beeinträchtigungen.

Nach Abschluss der Bauarbeiten bringen Bebauung, Versiegelung und Verdichtung usw. praktisch unwiederbringlich den vollständigen Verlust aller bestehenden Boden- funktionen - wie Filter-, Puffer-, Transformator-, Lebensraum-, Wasserrückhalte-, na- türliche Ertragsfunktion, klimatische Funktion usw. mit sich. Die vielfältigen Auswir- kungen bringen hohe Belastungen für das Schutzgut Boden und den Verlust seiner natürlichen Leistungsfähigkeit mit sich; die natürliche Leistungsfähigkeit des Bodens geht verloren.

Im Bereich des vorhandenen Sondergebietes Bioenergie ist aufgrund bestehender Überbauung und unter der Voraussetzung, dass in diesem Bereich keine neuen Ver- änderungen zu erwarten sind, mit keinen Beeinträchtigungen für das Schutzgut Bo- den zu rechnen.

Die zusätzliche Versiegelung und damit Beeinträchtigung des Bodens wirkt sich in diesem Bereich auch auf die Schutzgüter Wasser und Klima aus, u. a. durch Beein- trächtigung der Schadstofffilterung und Wasserspeicherung sowie Beeinflussung des lokalen Klimas.

Eine Verringerung der Inanspruchnahme von Bodenflächen wurde soweit möglich berücksichtigt. Mit der 47. Änderung des Flächennutzungsplans soll das Planrecht einer Erweiterung der Biogasanlage geschaffen werden. Damit kann die bereits vor- handene Infrastruktur mitbenutzt werden und somit wird zusätzliche Fläche einge- spart, die sonst beim Neubau einer Biogasanlage zur Bereitstellung der Infrastruktur benötigt werden würde.

4.4 Schutzgut Wasser

Die vorhabenbedingten Auswirkungen auf den Grundwasserhaushalt sind natürli- cherweise eng verknüpft mit denjenigen für den Bodenhaushalt. So ziehen Boden- verlust, Abtragung, Aufschüttung etc. sowie die anschließende Bebauung, Versiege- lung und Verdichtung etc. u. a. auch eine starke Störung des Bodenwasserhaushal- tes nach sich.

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Aufgrund der Überbauung und Versiegelung weiterer Flächen ist hier ein erhöhter Oberflächenabfluss zu erwarten, der grundsätzlich auch mit einer Verringerung der Grundwasserneubildungsrate verbunden ist. Durch die infolge der Flächennutzungs- planänderung möglichen Bebauung ist mit einer erheblichen Beeinträchtigung des Schutzgutes Wasser zu rechnen.

Da der Bereich der 47. Änderung des Flächennutzungsplans vollständig innerhalb eines festgelegten Vorranggebietes Trinkwassergewinnung, dem Trinkwassergewin- nungsgebiet Brackstedt / Weyhausen, liegt sind entsprechende Auflagen zu berück- sichtigen:

 Einhaltung der Schutzzonenverordnung vom 09.11.2009: - Gemäß Anlage zu § 2 Abs. 1 o. g. SchuVo darf nur das auf Dachflächen anfal- lende Niederschlagswasser gezielt versickert werden. - Beim Bau von Abwasserleitungen ist das ATV-Arbeitsblatt A 142 vom 11.10.1992 sowie das Merkblatt ATV-M 146 - Ausführungsbeispiele zum o. g. Arbeitsblatt vom April 1995 zu berücksichtigen. - Beim Bau von Straßen bzw. Park- und Standflächen ist die Richtlinie für bau- technische Maßnahmen an Straßen in Wassergewinnungsgebieten – Ausgabe 1982 – (RiStWag) in der zurzeit geltenden Fassung zu berücksichtigen.  Die gezielte Versickerung von Niederschlagswasser der Straßen und Verkehrsflä- chen ist nicht zulässig.

Nach dem derzeitigen Standard für die Schutzbestimmungen in Wasserschutzge- bietsverordnungen ist die Ausweisung von Sondergebieten in der Zone III B nicht verboten. Es wird demnach den Zielen des Grundwasserschutzes nicht widerspro- chen.

Hauptsächlich baubedingt, z. B. bei möglichen Havarien an Baufahrzeugen und Baumaschinen, ist die potenzielle Gefahr von Beeinträchtigungen des Grundwassers gegeben. Minimiert wird diese Gefahr durch das hohe Schutzpotenzial der Grund- wasserüberdeckung.

4.5 Schutzgut Klima und Luft

Bebauung und Versiegelung stellen für das herrschende Geländeklima bzw. die mik- roklimatischen Verhältnisse prinzipiell eine nachhaltige Veränderung dar. Baukörper und Flächenversiegelungen bewirken tendenziell eine stärkere Erwärmung und eine verminderte Verdunstungsrate.

Die Funktionen der Kaltluftentstehung der beanspruchten Ackerfläche gehen verlo- ren. Eine spürbare Beeinträchtigung der lokalen klimatischen Regenerationsleistung, von der die angrenzenden Siedlungsbereiche Tiddische und Hoitlingen profitieren, ist jedoch nicht zu erwarten, da der Anteil an verloren gehender Ackerfläche im Verhält- nis zu den umliegenden und weiter klimatisch wirksamen landwirtschaftlichen Flä- chen zu gering ist.

Risiken von lufthygienischen Beeinträchtigungen bestehen hauptsächlich während der Bauphase und sind als gering einzustufen. Temporär sind hier durch die Entste-

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hung von Stäuben, Abgasen u. ä. bei Baufahrzeugen verstärkte Belastungen mög- lich.

In Anbetracht der bereits vorhandenen Versiegelung in dem Bereich und der relativ kleinen Fläche, die zusätzlich versiegelt wird, ist insgesamt nicht von erheblichen klimatisch und lufthygienisch relevanten Auswirkungen auszugehen.

4.6 Schutzgut Landschaft

Mit der Erweiterung der Biogasanlage sind weitere Hochbauten verbunden, so dass sich die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes deutlich vergrößert und aufgrund der Längsausdehnung insbesondere von Norden und Süden aus wirksam ist.

Zu berücksichtigen ist, dass es sich zum einen um eine Erweiterung einer bestehen- den Biogasanlage handelt und zum anderen der Planraum eine untergeordnete Be- deutung bezüglich der Erholungseignung aufweist.

Diese zusätzliche visuelle Beeinträchtigung lässt sich mit einer tiefen- und höhenmä- ßig gestaffelten Baum-Strauchhecke um das Gelände der Biogasanlage kompensie- ren. Durch diese Baum-Strauchhecke werden ein harmonischer Übergang zur freien Feldflur und eine bessere Einbindung der Biogasanlage in die Landschaft erzielt, so dass keine wesentlichen Landschaftsbildbeeinträchtigungen mehr gegeben sind.

4.7 Schutzgut Bevölkerung und menschliche Gesundheit

Die vorhabensbedingten Auswirkungen auf das Orts- und Landschaftsbild beeinflus- sen in gleicher Weise das Schutzgut Bevölkerung und menschliche Gesundheit. Be- troffen sind hier hauptsächlich Bewohner der angrenzenden Ortschaften Tiddische und Hoitlingen.

Für die Erholung sind die landwirtschaftlichen Flächen sowie die Sondergebietsflä- che für Bioenergie von untergeordneter Bedeutung. Daher ergeben sich diesbezüg- lich keine Auswirkungen.

Die Erweiterung der Biogasanlage bedingt den Verlust von landwirtschaftlicher Pro- duktionsfläche. Im Gegenzug wird ein Beitrag zur Nutzung erneuerbarer Energie- quellen für eine nachhaltige Energieerzeugung geleistet. Als regenerative Energie- quelle trägt Biogas zur Einsparung fossiler Brennstoffe und damit zur Reduzierung der CO2-Emissionen bei. Langfristig wirkt sich dies positiv auf die menschliche Ge- sundheit aus.

Eine Zunahme von Lärm- und Abgasbelastung durch den Anlieferungs- und Entsor- gungsverkehr ist mit der Anlagenerweiterung als nicht gravierende Veränderung im Vergleich zur derzeitigen Situation einzustufen.

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Das INGENIEURBÜRO PROF. DR. OLDENBURG (2016) hat ein Gutachten zur Ermittlung des Achtungsabstandes bei Eintreten eines Dennoch-Störfalles erarbeitet. Als Er- gebnis ist folgende Zusammenfassung festzustellen:

Für die Biogasanlage der HL-gas GmbH & Co. KG wurde gemäß den Leitfäden KAS-18 und KAS-32 der Kommission für Anlagensicherheit ein sogenannter Den- noch-Störfall untersucht, bei dem unterstellt wurde, dass eine größere Menge an Bi- ogas über einen Zeitraum von 10 Minuten auf Grund eines Risses in dem Foliensys- tem des Gärrestelagers freigesetzt wird. Hierbei wurde davon ausgegangen, dass in der Zeit ein Massenstrom von 18,6 kg s-1 austritt. Dies entspricht ca. 50% des ge- samten Gasspeichervolumens der Biogasanlage der HL-gas GmbH & Co. KG. Die nach den Vorgaben der VDI 3783.1 durchgeführten Ausbreitungsrechnungen haben ergeben, dass der ERPG-2-Wert von 30 ppm für Schwefelwasserstoff selbst in un- mittelbarer Nähe der Anlage nicht überschritten wird. Weiterhin ergibt sich, dass hin- sichtlich einer möglichen Gefahr durch Brand oder Explosion die Untere Explosions- grenze (UEG) von 8,7 Vol.-% nicht überschritten wird. Eine zündfähige Atmosphäre besteht daher zu keinem Zeitpunkt.

Somit ist hinsichtlich der 280 m nordöstlich gelegenen Wohnbebauung festzuhalten, dass durch die geplante Erweiterung der Biogasanlage die Achtungsabstände ge- mäß Störfallverordnung eingehalten werden. Gefahren für schutzwürdige Gebiete im Sinne des § 50 Satz 1 BImSchG durch eine zündfähige bzw. toxische Atmosphäre sind deshalb auszuschließen.

Für das Schutzgut Bevölkerung und menschliche Gesundheit überwiegen die positi- ven Aspekte des Vorhabens. Lediglich während der Bauphase kann es im Zuge der Errichtung neuer Gebäude bzw. betrieblicher Anlagen zu temporären Beeinträchti- gungen kommen, z. B. in Form von Lärm, Stäuben, Abgasen, Straßenverschmut- zungen und Verkehrsbehinderungen.

4.8 Schutzgut Kultur- und Sachgüter

Kultur- und Sachgüter werden von dem Vorhaben nicht beeinträchtigt.

4.9 Wechselwirkungen zwischen den Schutzgütern

Innerhalb des bestehenden Beziehungsgeflechts zwischen den Schutzgütern können Auswirkungen, die ein Vorhaben auf zunächst ein Schutzgut ausübt, auf andere wei- terwirken. Es kann zur Verkettung und Steigerung von Auswirkungen kommen. Des- wegen sind die Schutzgüter nicht nur einzeln, sondern im Zusammenspiel der vielen Wechselwirkungen zu betrachten.

Im Änderungsbereich führen die zusätzliche Versiegelung, Verdichtung und Umlage- rung von Boden auf der derzeit vorhandenen Ackerfläche zu einem Verlust der Bo- denfunktionen, wodurch auch die Grundwasserneubildung reduziert wird.

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Da die Erweiterung der Biogasanlage aufgrund der Topographie und der Funktion als Industrieanlage mit scharfer Abgrenzung zur umgebenen Landschaft deutlich sicht- bar ist, sind Beeinträchtigungen des Landschaftsbildes zu erwarten. Das Schutzgut Landschaft steht mit dem Schutzgut Bevölkerung und menschliche Gesundheit in Wechselbeziehung. Die Beeinträchtigungen sind als nicht erheblich einzustufen, da es sich zum einen um die Erweiterung einer bestehenden Biogasanlage handelt und zum anderen der Planraum eine untergeordnete Bedeutung bezüglich der Erho- lungseignung aufweist.

Die vorhandene visuelle Beeinträchtigung lässt sich mit der Anlage einer tiefen- und höhengestaffelten Baum- und Strauchhecke kompensieren und zugleich werden Ha- bitatangebote für Arten des Siedlungsrandes geschaffen sowie ein Teil der mikrokli- matischen Funktionen erhalten.

Den negativen Auswirkungen auf die Feldlerche und andere Vogelarten der Agrar- landschaft bezüglich ihrer Verdrängung kann mithilfe von externen Ausgleichsmaß- nahmen entgegen gewirkt werden (vgl. Landschaftspflegerischer Begleitplan zur Er- weiterung der Biogasanlage).

Besonders negative bzw. erhebliche über das Plangebiet hinausgehende Wechsel- wirkungen sind nicht erkennbar.

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5 Sonstige mögliche Auswirkungen bei Durchführung der Planung

5.1 Emissionen und Verursachung von Belästigungen

Mögliche Emissionen von Schadstoffen, Lärm, Erschütterungen, Licht, Wärme und Strahlung etc. sowie die Verursachung von Belästigungen durch diese wurden be- reits unter Punkt 4 der schutzgutbezogenen Entwicklungsprognose dargestellt.

5.2 Eingesetzte Techniken und Stoffe

Für die Anlage von Gebäuden und Zuwegungen im Zuge der geplanten Erweiterung werden voraussichtlich nur allgemein häufig verwendete Techniken und Stoffe an- gewandt bzw. eingesetzt.

Wie bisher werden mit der Erweiterung der Biogasanlage alle genehmigten Stoffe wie beispielsweise Gülle, Mais, Gras, Korn, Zuckerrüben, Stroh, Zwischenfrüchte und allgemein pflanzliche Endprodukte für die Produktion von Bioenergie verwendet.

5.3 Erzeugte Abfälle und ihre Beseitigung und Verwertung

Die anfallenden Abfälle werden auf den landwirtschaftlichen Anbauflächen von Liefe- ranten der eingesetzten Stoffe sowie weiteren Interessenten als Dünger genutzt. So- fern die Flächen für das Ausbringen der Abfälle nicht ausreichen, werden die Abfälle bzw. Nährstoffe vermarktet.

Einer umweltverträglichen Bewirtschaftung von Abfällen nach dem Kreislaufwirt- schaftsgesetz wird somit entsprochen.

5.4 Energieeinsparung, Nutzung erneuerbarer Energien

Durch die Erweiterung der Biogasanlage soll mittel- bis langfristig der bestehende Betrieb durch einen Rübenlagunenbecken, eine Fischzucht sowie durch Gewächs- häuser zu einer Kreislaufwirtschaft erweitert werden. Hierdurch gelingen eine sinn- volle Weiternutzung der erneuerbar erzeugten Energie und gleichzeitig eine Reduzie- rung der Nutzung "fremder" Energie, insbesondere aus fossilen Energieträgern. Wei- tere konkrete Aussagen können im Rahmen des Bauantrages getroffen werden.

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5.5 Auswirkungen auf das Klima und Anfälligkeit gegenüber den Folgen des Klimawandels

Mit der Sicherstellung bzw. Steigerung der Versorgung mit erneuerbaren Energien reduziert sich die Abhängigkeit von Atomkraft und fossilen Brennstoffen. Es ist in der Regel umweltschonender, den Betrieb bestehender Anlagen auszuweiten und zu optimieren, beispielsweise um eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen, statt neue Anla- gen an anderen Standorten zu errichten und zu betreiben. Durch die Steigerung der Versorgung mit erneuerbaren Energien aus Biogas und der eigenen Nutzung der Abwärme und erzeugten Abfälle in einer Kreislaufwirtschaft wird ein Beitrag geleistet, dem Klimawandel vorzubeugen.

Die klimatischen Auswirkungen durch die weitere Versiegelung im Zuge der Erweite- rung der Biogasanlage sind in Anbetracht der Kleinräumigkeit und dem Nutzen des Vorhabens zur Steigerung der Versorgung mit erneuerbarer Energien unerheblich.

Eine Anfälligkeit des geplanten Vorhabens gegenüber den Folgen des Klimawandels ist derzeit nicht erkennbar.

5.6 Risiken für die menschliche Gesundheit, das kulturelle Erbe oder die Umwelt durch schwere Unfälle oder Katastrophen

Gemäß § 50 BImSchG ist bei der planerischen Abwägung zu berücksichtigen, ob sogenannte Achtungsabstände zwischen Betriebsbereichen und schutzbedürftigen Gebieten vorhanden sind. Die Ergebnisse des Gutachtens zur Ermittlung des Ach- tungsabstandes bei Eintreten eines Dennoch-Störfalls vom INGENIEURBÜRO PROF. DR. OLDENBURG (2016) sind dem Kapitel 4.7 bzw. dem Gutachten zu entnehmen. Zu- sammenfassend ist zu sagen, dass durch die geplante Erweiterung der Biogasanla- ge die Achtungsabstände gemäß Störfallverordnung eingehalten werden. Somit sind Gefahren für schutzwürdige Gebiete im Sinne des § 50 Satz 1 BImSchG durch eine zündfähige bzw. toxische Atmosphäre auszuschließen.

5.7 Kumulierung mit Auswirkungen von Vorhaben benachbarter Plangebiete

Über benachbarte Planvorhaben bzw. eine Kumulierung mit deren Auswirkungen ist nach derzeitigem Wissensstand nichts bekannt.

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6 Maßnahmen zur Vermeidung, Verringerung und zum Ausgleich der nachteiligen Umweltauswirkungen

Die vorhabenbedingten Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft werden durch die genannten Vermeidungs- und Verminderungsmaßnahmen reduziert. Nachteilige Umweltauswirkungen, die nicht zu vermeiden sind, müssen nach den Grundsätzen der Eingriffsregelung gemäß BNatSchG ausgeglichen werden. In diesem Zusam- menhang wurde im Landschaftspflegerischen Begleitplan von HILLE UND MÜLLER LANDSCHAFTSARCHITEKTEN (2019) eine Bilanzierung von Eingriff und Ausgleich durchgeführt und entsprechende Maßnahmen festgesetzt, um den Eingriff in Natur und Landschaft zu kompensieren.

Im Flächennutzungsplan werden grundsätzlich keine Festsetzungen getroffen, so dass die Festlegung entsprechender Maßnahmen nicht Bestandteil dieses Pla- nungsstadiums ist. In der Regel sind diese im Zuge der verbindlichen Bauleitplanung im Bebauungsplan festzusetzen.

In Abstimmung mit dem Landkreis Gifhorn ist für die Erweiterung der Biogasanlage der Firma HL-gas GmbH & Co. KG die Aufstellung eines Bebauungsplans nicht vor- gesehen. Die notwendigen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen werden in enger Ab- stimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde auf Basis des Landschaftspflegeri- schen Begleitplans von HILLE UND MÜLLER LANDSCHAFTSARCHITEKTEN (2019) geplant und umgesetzt.

Mit der Eingriffsvermeidung ist verbunden, das die Biogasanlage nicht erweitert und somit die Steigerung des Einsatzes erneuerbarer Energien genauso verhindert wird wie der Betrieb einer Kreislaufwirtschaft.

Eine Verminderung bzw. Minimierung der Eingriffe ist zu erreichen durch

 der Landschaft angepasste Bauweisen mit einer Höhenbegrenzung auf ca. 8 m, Einsatz von Holzfassaden bzw. Verwendung gedeckter Farben;  Pflanzung standortheimischer und den Vorkommensgebieten entsprechender Ge- hölze;  Minimierung von Flächenversiegelungen;  Tiefenlockerung von durch die Bautätigkeit verdichteten Vegetationsflächen;  Vermeidung von Fremdstoffeinträgen in den Boden;  Anwendung von bodenschonenden Maßnahmen;  Vermeidung von Bodenverdichtungen durch geeignete Maßnahmen.

6.1 Vermeidung von Verstößen gegen den Artenschutz nach § 44 BNatSchG

Gemäß der Untersuchung der Brutvögel der PLANUNGSGRUPPE ÖKOLOGIE UND LAND- SCHAFT (2019) ist die Ackerfläche Lebensraum für die stark gefährdeten Arten Feld- lerche und Star, wobei der Star diese Ackerfläche lediglich als Nahrungshabitat nutzt und in Gebäuden der Biogasanlage brütet.

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6.2 Aufarbeitung der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung

Die Änderung des Flächennutzungsplanes ist mit der Vorbereitung eines Eingriffes in Natur und Landschaft gemäß § 14 BNatSchG verbunden.

Nach § 15 BNatSchG ist der Verursacher eines Eingriffs verpflichtet, vermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft zu unterlassen. Unvermeidbare Beein- trächtigungen sind nach § 15 BNatSchG durch Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege auszugleichen – Ausgleichsmaßnahmen – oder zu ersetzen – Ersatzmaßnahmen. Als kompensiert gilt eine Beeinträchtigung, wenn und sobald die beeinträchtigten Funktionen des Naturhaushalts in gleichartiger bzw. gleichwertiger Weise hergestellt sind. Das Landschaftsbild kann durch eine landschaftsgerechte Neugestaltung ausgeglichen werden.

Um die Landschaftsbildbeeinträchtigungen, die mit der Erweiterung der Biogasanla- ge einhergehen, zu kompensieren, ist die Anlage einer tiefen- und höhenmäßig ge- staffelten Baum-Strauchhecke vorgesehen. Mithilfe dieser mindestens 4-reihigen Baum-Strauchhecke wird die Biogasanlage zukünftig in die Landschaft eingebunden.

Insgesamt schaffen die Maßnahmen einen geringfügigen Ausgleich für den Flächen- verlust durch die zusätzliche Bebauung und Versiegelung, der sich positiv auf fast alle Schutzgüter auswirkt:

• Schaffung von Gehölzstrukturen mit Entstehung von Tierlebensräumen, • Verbesserung von Bodenstruktur und Bodenwasserhaushalt, • Rückhaltung von Regenwasser, • Verringerung kleinklimatischer und lufthygienischer Belastungen, • Visuelle Aufwertung durch Begrünungsmaßnahmen.

Insbesondere die Verwendung standortheimischer / –typischer Laubgehölze für die geplanten Anpflanzungen dient dabei dem Erhalt der natürlichen Artenvielfalt und von Tierlebensräumen und wirkt so ausgleichend auf die Beeinträchtigungen des Schutzgutes Pflanzen und Tierwelt.

In Anlehnung an den Landschaftspflegerischen Begleitplan ist die genaue Planung und Realisierung dieser Baum-Strauchhecke im Rahmen des Bauantrages der Er- weiterung der Biogasanlage durchzuführen.

6.3 Aufarbeitung der artenschutzrechtlichen Eingriffsregelung

Der Umfang des artenschutzrechtlichen Ausgleichs basiert auf der Untersuchung der Brutvögel der PLANUNGSGRUPPE ÖKOLOGIE UND LANDSCHAFT (2019). Gemäß Gutach- ten sind für die gefährdeten bzw. stark gefährdeten Arten Feldlerche, Kiebitz, Reb- huhn, Wachtel und Schafstelze auf 2,0 bis 2,5 ha Acker- oder Grünlandfläche Exten- sivierungsmaßnahmen vorzusehen. Die Anforderungen der einzelnen Arten sind un- terschiedlich. Für die Feldlerche sind Ausgleichsmaßnahmen auf 7.900 m² erforder- lich, so dass die geplante Baum-Strauchhecke aus Kapitel 6.2 darauf nicht ange- rechnet werden kann.

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Für die Feldlerche ist eine vorgezogene Ausgleichsmaßnahme, sogenannte CEF- Maßnahme erforderlich, die auch den Handlungsbedarf nach der niedersächsischen Strategie zum Arten- und Biotopschutz mit abdeckt. Dabei handelt es sich um die Schaffung und dauerhafte Erhaltung einer Blühfläche auf einem Teil des Flurstücks 324/162, Flur 10, Gemarkung Bergfeld. Von dieser Maßnahme profitiert auch die Schafstelze.

Als weitere externe Ausgleichsflächen stehen die Flurstücke 16 und ein Teil des Flurstücks 21, jeweils Flur 13, Gemarkung Hoitlingen, zur Verfügung, die derzeit als Acker genutzt werden. Die Flächen werden dauerhaft in Extensivgrünland umge- wandelt. Zusätzlich werden an der Ostseite des Flurstücks 21 Baum-/ Strauchgrup- pen zur Verbesserung des östlich angrenzenden Waldrandes gepflanzt. Von diesen Ausgleichsflächen profitieren die auf der Erweiterungsfläche der Biogasanlage vor- kommenden, aber nicht gefährdeten Vogelarten Dorngrasmücke, Feld- und Haussperling, Kolkrabe, Rauchschwalbe und Stockente.

Gemäß Eingriffs- und Ausgleichsbilanzierung im Landschaftspflegerischen Begleit- plan beträgt die Gesamtgröße der Ausgleichsmaßnahmen 23.500 m². Aufgrund der unterschiedlichen Anforderungen sind die Ausgleichsmaßnahmen für Naturschutz, Landschaftsbild und Artenschutz grundsätzlich unabhängig voneinander zu erfüllen. Eine Kombination der einzelnen Maßnahmen ist nur dann möglich, wenn sich die Anforderungen nicht widersprechen. Im vorliegenden Fall werden die Anforderungen naturschutzrechtlicher und artenschutzrechtlicher Ausgleich für die nicht gefährdeten Vogelarten auf den Flurstücken 16 und 21, Flur 13, Gemarkung Hoitlingen, miteinan- der kombiniert.

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7 Planungsalternativen

Durch die Flächennutzungsplanänderung wird der Nachfrage nach erneuerbaren Energien entsprochen. Da im Plangebiet bereits eine Biogasanlage besteht und die notwendige Infrastruktur zur Verfügung steht, bietet der Standort viele Vorteile für die Erweiterung der Biogasanlage. Die Standortwahl bleibt deshalb in diesem Fall ohne Alternative.

8 Überwachung / Monitoring

Maßnahmen zur Überwachung von erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt wer- den in diesem Planungsstadium noch nicht berücksichtigt. Diese werden in der Regel erst auf der nächsten Planungsebene, im Rahmen der verbindlichen Bauleitplanung festgelegt. In Absprache mit dem Landkreis Gifhorn wird kein Bebauungsplan für die Erweiterung der Biogasanlage aufgestellt. Aufgrund dessen sind die Überwa- chungsmaßnahmen im Rahmen des Bauantrages zu behandeln bzw. festzuhalten. Es ist darauf zu achten, dass die Kompensationsmaßnahmen natur- und arten- schutzrechtlich korrekt ausgeführt werden.

Im Hinblick auf die bestehende Biogasanlage sowie deren Erweiterung sind die übli- chen Instrumente der Überwachung der Abfallentsorgung, des Umgangs mit Schad- stoffen sowie der Emissionen anzuwenden.

Gemäß § 4c BauGB überwachen die Gemeinden die erheblichen Umweltauswirkun- gen, um insbesondere unvorhergesehene nachteilige Auswirkungen frühzeitig zu ermitteln und in der Lage zu sein, geeignete Maßnahmen zur Abhilfe zu ergreifen. Dabei sind alle Behörden verpflichtet, die Gemeinde über erhebliche, insbesondere unvorhergesehene nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt zu informieren.

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9 Zusammenfassung des Umweltberichtes

Die 47. Änderung des Flächennutzungsplanes der Samtgemeinde Brome in der Ge- meinde Tiddische sieht die Schaffung der planungsrechtlichen Voraussetzungen zur Erweiterung der bestehenden Biogasanlage südlich des Ortes Tiddische vor. Das Plangebiet ist in der aktuellen Fassung vom 01.09.2007 als Sonderbaufläche Bio- energie und Fläche für Landwirtschaft dargestellt. Mit der Änderung des Flächennut- zungsplans wird dieser Bereich als Sondergebietsfläche Bioenergie dargestellt.

Im Bereich der bestehenden Biogasanlage sind aufgrund der vorhandenen Überbau- ung keine wertvollen Strukturen für Natur und Landschaft vorhanden. Da die Über- bauung bereits existiert und keine Veränderungen geplant sind, ist zukünftig in die- sem Bereich mit keinen zusätzlichen negativen Auswirkungen zu rechnen.

Der Erweiterungsbereich beansprucht eine derzeit intensiv genutzte Ackerfläche. Landwirtschaftliche Flächen sind im Allgemeinen stark durch menschliche Nutzung geprägte Lebensräume, die durch regelmäßige Bodenbearbeitung, Pestizid- und Düngemitteleinsatz sowie monostrukturellen Aufbau gekennzeichnet sind. Die Acker- fläche ist ein Lebensraum für Vogelarten der Agrarlandschaft, wodurch besondere Belange des Artenschutzes betroffen sind.

Der mit der Erweiterung verbundene Eingriff in den Naturhaushalt bringt Beeinträch- tigungen für einzelne Schutzgüter mit sich. Die Flächeninanspruchnahme, Flächen- versiegelung und Bodenverdichtung sind vor allem mit Beeinträchtigungen der Schutzgüter Fläche, Boden und Wasser verbunden. Durch die exponierte Lage als Industrieanlage in der freien Feldflur ist zudem das Schutzgut Landschaft mit dem Orts- und Landschaftsbild beeinträchtigt.

Eine Vermeidung der Eingriffe bei Verzicht auf die Durchführung des Vorhabens ver- hindert eine Erhöhung der Energiegewinnung durch Biogas als erneuerbare Ener- giequelle sowie den Betrieb einer Kreislaufwirtschaft. Eine Verringerung und Minimie- rung der Eingriffe wird durch die Minimierung von Flächenversiegelungen, land- schaftsangepasste Bauweisen sowie standortgerechte Pflanzmaßnahmen im Umfeld der Anlage erreicht.

Ausgeglichen wird ein Teil des Eingriffs in den Naturhaushalt und das Landschafts- bild durch die Anpflanzung einer 4-reihigen Baum-Strauchhecke, die in Tiefe und Höhe variiert. Des Weiteren sind externe Ausgleichsmaßnahmen in den Gemarkun- gen Bergfeld und Hoitlingen geplant, die insbesondere artenschutzrechtliche Anfor- derungen erfüllen. Intensiv genutzte Ackerflächen werden in Blüh- und Bracheflä- chen sowie in Extensivgrünland umgewandelt. Der Umfang der artenschutzrechtli- chen Maßnahmen basiert auf der Untersuchung der Brutvögel und artenschutzrecht- lichen Bewertung der PLANUNGSGRUPPE ÖKOLOGIE UND LANDSCHAFT (2019).

In Absprache mit dem Landkreis Gifhorn wird kein Bebauungsplan für die Erweite- rung der Biogasanlage aufgestellt. In der Regel werden genauere Anforderungen zum Schutz von Natur und Landschaft auf Ebene der verbindlichen Bauleitplanung festgesetzt. Da es keinen Bebauungsplan geben wird, sind diese Anforderungen im Rahmen des Bauantrages zu behandeln. Die Kompensationsmaßnahmen werden in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Gifhorn geplant und realisiert.

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