Jazzletter 27

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Jazzletter 27 swissjazzorama jazzletter Nr. 27, März 2013 EDITORIAL GEORGE GRUNTZ Liebe Leserinnen, liebe Leser Noch nie gab es einen Jazzletter, 24.6.1932 –10.1.2013 in dem wir über den Tod so vieler Schweizer Jazzgrössen zu berichten hatten. Gleich auf unserer Titelseite ehren wir George Gruntz, einen Musiker von herausragender Bedeutung. Die vielen Zeugnisse seines Schaffens sollen bei uns PIANIST sicher erhalten bleiben. BANDLEADER Kaum ein Freund von Jazz und ARRANGEUR Blues hat mit soviel Konsequenz all das gesammelt, was während Jahr- KOMPONIST zehnten in irgendeiner Weise den Jazz in der Schweiz dokumentiert DIRIGENT hat. Was Hans Philippi geleistet hat, auch er ein Basler wie George RADIOMODERATOR Gruntz, stellen wir Ihnen auf den FESTIVALLEITER Seiten 2 und 3 vor und berichten darüber, wie sich Mario Schnee- BERLINER JAZZTAGE berger bemüht hat, Philippis Rie- senmenge an Dokumenten in einen CONCERT JAZZ BAND geordneten Rahmen zu bringen. ZÜRCHER SCHAUSPIELHAUS Hier auf alles hinzuweisen, was es NEWPORT JAZZFESTIVAL in diesem Jazzletter zu lesen gibt, ginge zu weit. Sie werden bei der WORLD JAZZ OPERA Lektüre feststellen, dass wir auch dieses Mal in der Wahl unserer AUTOBIOGRAFIE: Beiträge die ganze Bandbreite von Jazz und Blues berücksichtigt ALS WEISSER NEGER GEBOREN haben. WA Herzlich Es wäre vermessen, hier ausführlich sehr nahe stand, war tatsächlich, beschreiben zu wollen, was der ein- wie Uli Bernays am 14. Januar zigartige George Gruntz in seinem in seiner Würdigung in der NZZ Antworten waren so bedeutungs- Leben als Musiker alles geschaffen geschrieben hat, der international voll, dass wir sie mindestens teil- hat. Am 10. Januar ist er nach langer erfolgreichste Jazzmusiker der weise in einer ausführlichen Würdi- Krankheit im Kreise seiner Familie Schweiz. Trotz seines übervollen Ter- gung des Verstorbenen in unserer gestorben. Einstweilen beschränken minkalenders war es ihm im Som- nächsten Ausgabe einfügen wer- wir uns darauf, hier mit Stichworten mer 2002 nicht zu viel, uns einige den. Einen ersten von Fernand auf all seine Aktivitäten hinzuweisen. Fragen zur Situation des Jazz in Schlumpf verfassten Nachruf fin- George, der dem Swissjazzorama der Schweiz zu beantworten. Seine den Sie auf Seite 11. Inhalt 2 In eigener Sache/Hans Philippis Zeitdokumente 4 John Ward: «Jazz ist mein Leben» 6 Blick ins Archiv: Unsere Notensammlung 7 Dave Brubeck: Jazz-Perspektiven 8 Erich Büsser: Jazzmusiker, Musiklehrer… 9 Notre page en français: Débat sur le Blues 10 Betty Bestgen: «Der Swing war meine Spezialität» 11 In memoriam George Gruntz / Claude Nobs 12 In memoriam / Welt-Jazztag / Impressum 1 weiterhelfen wollen. Raschmöglichst wollen wir den, uns zu besuchen. Wir gestalten gerne Grup- IN EIGENER SACHE unsere Datenbank auch ins Internet stellen. Jazz- penführungen, evtl. verbunden mit einem Essen interessierte aus aller Welt sollen in unserem Ar- oder Apéro. Mit kleinen, wohldosierten chiv-Katalog nachschauen können, was in Uster Eine grosse Menge Ausstellungsmaterial und Schritten vorwärts oder uns angeschlossenen Archiven tatsächlich -Mobiliar, zu dem auch unsere erste Ausstellung vorhanden ist und ob es sich lohnt, bei uns an «Jazz in der Schweiz» gehört, konnte übernom- Wie im Jazzletter Nr. 26 vom August 2012 Ort und Stelle in die Originale Einsicht zu neh- men und in Uster eingelagert werden. erwähnt, habe ich Ende Juli die Geschäftsleitung men, detaillierte Informationen zu sammeln oder Swissjazzorama im Radio SRF übernommen. Mit dem Sekretariat und mit tat- mit dem Material wissenschaftlich zu arbeiten. kräftiger Mithilfe des Vizepräsidenten, etlicher Beat Blaser, Redaktor bei SRF II, hat eine nicht Finanzielle Mittel für die Reorganisation Mitglieder der Crew und des Vorstandes, küm- überwältigend schmeichelhafte Sendung über mere ich mich seither um die laufenden Geschäfte Nach dem Kanton Graubünden, der unser mehr- die Arbeit des Swissjazzorama ausgestrahlt. und vorerst noch kleine Projekte. jähriges Reorganisationsprojekt von Anfang Basierend auf Aussagen von Fernand Schlumpf, Datenbank für unsere grossen Sammlungen an mit CHF 2000.– unterstützt hat, konnte sich Christian Steulet und Bruno Spoerri ging er der nach eher zähen Verhandlungen auch die Fach- Frage nach, ob das Sammeln und Archivieren von Soeben haben wir vom privaten Eigentümer eine stelle Kultur des Kantons Zürich dafür erwär- Dokumenten und Tonträgern aus dem Bereich Kopie der Datenbank «JazzIndex» gekauft. Auf men, uns mit einem einmaligen Beitrag von «Jazz» in der Schweiz überhaupt sinnvoll und Basis des bereits vorhandenen Datenmaterials CHF 25 000.– weiterzuhelfen. Wir haben zusätz- nötig sei. Für Material mit Schweizer Bezug, gab können wir unter eigenem Namen, uneinge- lich etwa 20 Gesuche an Stiftungen und Privat- es ein klares JA. Über die Art und Weise, wie und schränkt und ohne Lizenzgebühren, weiterarbei- personen versandt. Etlichen Absagen stehen durch wen das geschehen soll und wer das be- ten. Einerseits möchten wir vorhandene fehler- zahlreiche Pendenzen gegenüber. zahlen muss, gab es unterschiedliche Meinungen. hafte Eingaben eliminieren, anderseits neuere Weitere Diskussionen und Vorschläge sind er- «Helvetica» Archiveingänge erstmals erfassen und zusätzliche wünscht. Das Swissjazzorama fordert, wie auch Sparten neu einführen (Bücher, anderes Print- Weiter fortgeschritten sind die Arbeiten am Bruno Spoerri, ein professionelles Vorgehen. material, Dokumente, Noten usw.). Die Datenbank Projekt «Helvetica». Überraschend viele Doku- Schweizer Jazz am Fernsehen geht von Musiker-Namen oder Band-Bezeich- mente und Tonträger konnten identifiziert nungen aus, die mit dem ganzen Datenbestand und gekennzeichnet werden. Sie werden in Zur Zeit recherchieren drei Fachpersonen der Re- vernetzt sind. So kann sie z.B. für jeden Musiker diesem Jahr elektronisch erfasst und auch für daktion SRF zu einer dreiteiligen Sendung über die in unserem Archiv vorhandenen Originale die Fonoteca Lugano bearbeitet. Die Arbeit ist den Jazz in der Schweiz. Unser Archiv durfte für umfassend aufzeigen: welche Tonträger er einge- äusserst spannend und lehrreich. Sie liefert den ersten Teil zur Frühzeit des Schweizer Jazz spielt hat, wann, mit wem, mit welchen Titeln, in uns auch Hinweise auf Personen, die wir inter- wertvolle Dienste leisten. welchen Büchern, Dokumenten usw. sein Name viewen und über die «Frühzeit» des Jazz in der prominent auftaucht, welches Fotomaterial wir Schweiz befragen sollten. Ein Verzeichnis bereits Gerne begrüsse ich Sie, liebe Jazzfreunde, am von ihm haben usw. Es wird etwas Zeit brauchen durchgeführter Befragungen finden Sie NEU auf Freitag, 22. März, an der Jahresversammlung un- und ziemlich viel Arbeit geben, bis alles unseren unserer Webseite unter Medien, Publikationen. seres Vereins Swissjazzorama im Musikcontainer Vorstellungen entspricht, weil ergänzende Pro- Uster. Nur persönliche Aussprachen und aktives Ausstellungen gramme entwickelt werden müssen und vieles Mithelfen bringt uns weiter. Ich danke allen für neu erfasst werden muss. Mit dieser Wende zum Die laufende Ausstellung «Jazz Ladies» findet ihr teilweise überwältigendes Engagement zum Guten wird daher auch ein riesiges neues Betäti- guten Anklang. Noch fehlen Besuchsklassen der guten Gelingen unserer Organisation und ver- gungsfeld eröffnet, weshalb wir noch zusätz- Musikschulen und Jazzhochschulen. Auch Kultur- bleibe mit swingenden Grüssen liche Leute suchen, die uns durch Gratisarbeit vereine und Serviceclubs sind herzlich eingela- Andrea Engi Datumszettel aus dem Abreiss- Jazz in der Schweiz kalender beigegeben, was eine exakte Datierung ermöglicht. Alles 1924 –1976 Zeitdokumente ist sorgfältig eingeklebt, sei es mit Fotoecken, Leim oder Klebeband. des Baslers Hans Philippi Über den von ihm gegründeten Hot Club Basel ist wenig enthalten. Hans Philippi, geboren am 17. Dezember1905, war einer der ersten Trotzdem ist seine Vaterstadt Basel Jazzfreunde in der Schweiz. Er bemühte sich um die Anerkennung die- vergleichsweise gut vertreten. ser neuen Musik als Kunstform, gründete einen Jazzclub, hatte eigene Sendereihen am Radio, hielt Plattenvorträge überall in der Schweiz, Die Inhaltsanalyse war bekannt mit Jazzgrössen wie Louis Armstrong und Kennern wie Hugues Panassié oder Charles Delaunay. Da kam also dieser Schatz aus hei- terem Himmel. Für dieses Glück Der Fund nerungsalben von Hans Phlippi. wollte sich der Verfasser revan- Die ersten Eintragungen datieren chieren. Er beschloss, den Inhalt Im Februar 2004 erzählte eine Be- von 1924, die letzten von 1976. der Alben zu beschreiben und kannte, bei einer Wohnungsräu- interessierten Kreisen zugänglich mung sei eine Anzahl Alben für die Philippis Erinnerungsalben zu machen. Müllabfuhr bereitgestellt worden. Sie handelten vom Jazz und ent- Die für ihn wesentlichen Ereignisse Jedes Ereignis wurde erfasst, ob hielten teilweise sehr altes Mate- hat er chronologisch in Alben do- wesentlich oder nebensächlich. rial. Ob man das nicht retten solle, kumentiert. Enthalten sind Briefe, Ein besonderes Augenmerk ist der fragte sie. Fotos, Präsenzlisten, Konzertpro- Liebhaberszene gewidmet, die im gramme, Vortragsmanuskripte, Buch «Jazz in der Schweiz» von Der Verfasser durfte die Alben an Clubprogramme, Annoncen, Kri- Bruno Spoerri nur am Rande be- sich nehmen. Sie sind nummeriert tiken, Skizzen und ähnliches. Oft ist handelt wird. So wurden z.B. Jazz- von 1 bis 28. Die Alben 14 und 19 vom jeweiligen Ereignisort eine clubmitglieder, die auf einer Foto fehlten, tauchten aber später an Ansichtskarte beigefügt. Vielen erkenntlich oder deren
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