Aktuelle Jazzszene Schweiz = La Scène Actuelle Du Jazz En Suisse
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Aktuelle Jazzszene Schweiz = La scène actuelle du jazz en Suisse Autor(en): Solothurnmann, Jürg Objekttyp: Article Zeitschrift: Die Schweiz = Suisse = Svizzera = Switzerland : offizielle Reisezeitschrift der Schweiz. Verkehrszentrale, der Schweizerischen Bundesbahnen, Privatbahnen ... [et al.] Band (Jahr): 62 (1989) Heft 5: Jazz : in der Schweiz bewegt er sich = ce qui bouge en Suisse = in Svizzera si muove = how Switzerland got rhythm PDF erstellt am: 08.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-774159 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. 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Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch Aktuelle Jazzszene Schweiz Von Jürg Solothurnmann Die fünfziger Jahre bedeuteten für die Schweizer Jazzszene einen Anregend für junge Musiker wirkt der Graubündner Saxophonist Neubeginn. Nach französischem Vorbild entstand ein Netzwerk von Werner Lüdi, der - junggeblieben - mit «Sunnymoon» und anderen lokalen Jazzklubs mit ihren Kellern und jährlichen «Nuits de Jazz». Die Projekten arbeitet. Zu Beginn der achtziger Jahre erhielt der Multiin- meisten Jazzklub-Mitglieder waren Anhänger des «Alten Jazz» oder strumentalist Urs Blöchlinger viel Aufmerksamkeit mit seinen «Traditional Jazz», der sich im Gefolge des Dixieland-Revivals auch eigenwilligen Verbindungen von Free Jazz mit Komposition und türkischen bei uns ausbreitete und von einer qualitativ hochstehenden Rhythmen. Mit Lüdi und Blöchlinger hat der Bieler Saxophonist und Amateurmusikerschaft bis heute getragen wird. Bis zum Aufkommen des Klarinettist Hans Koch häufig zusammengearbeitet, bis er sich nach Rock'n'Roll war Traditional Jazz auch die bevorzugte Tanzmusik der einem längeren New Yorker Aufenthalt selbständig machte und Jugendlichen. Er geriet aber immer mehr in Konkurrenz zum Bebop heute als einer der talentiertesten «neuen» Musiker gilt. und Cool Jazz, die sich in den fünfziger Jahren bemerkbar machten Jazz und Klassik verbinden heute - jeder auf seine Weise - der und zu denen verschiedene junge Musiker «konvertierten». Luzerner Komponist Mani Planzer, der Zürcher Saxophonist Daniel Dank dem nationalen Amateur-Jazzfestival in Zürich, wo sich viele Schnyder mit dem «Modern Art Septet» und das kammermusikalische Musiker zum erstenmal trafen und hörten, begannen sich die für die Quartett «Habarigani». föderalistische Schweiz typisch lokalen Szenen zu treffen und zu Nicht zuletzt wegen der verschiedenen Jazzschulen in Bern, Luzern, vermengen. Auf diese Zeit nach 1952 geht zum Beispiel der Kontakt St. Gallen, Genf usw. ist der Jazz aus der Bebop-Tradition in der zwischen einigen der heute namhaftesten Musiker zurück. DerTessi- Schweiz nach wie vor stark und wird häufig von jüngeren Musikern ner Bebop-Pionier Flavio Ambrosetti traf hier den Basler Pianisten bevorzugt. Neben international bekannten Figuren wie George George Gruntz und den Genfer Schlagzeuger Daniel Humair. Gruntz, Franco Ambrosetti oder Roman Schwaller gibt es auch eine Während um 1950 die Basler Jazzszene in Sachen «Modern Jazz», Reihe anderer Improvisatoren und Komponisten, die, ausgehend von wie man bald zu sagen begann, führend gewesen war, wurde das dieser Tradition, eigene Ideen entwickeln, zum Beispiel der Pianist Zürcher Musiklokal «Africana» (1959-66) Zentrum des neuen Jazz. Christoph Baumann mit seinem Flair für Theatermusik und Hier erhielten viele der um und nach 1940 geborenen Vertreter des Verbindungen mit Salsamusik. Der in Wien lebende Mathias Rüegg verbindet Hard Bop und schlussendlich gar des Free Jazz ein erstes Podium. als gerissener Eklektiker alle Arten der europäischen Musik mit In diesen Jahren wagten verschiedene Schweizer den Schritt zum Postbop. In der Westschweiz ist auffälligerweise wenig avantgardistischer vollprofessionellen Musiker, zum Beispiel die Schlagzeuger Daniel Jazz zu hören. Die vier Kumpane Jean-François Bovard, Humair, Stuff Combe und Pierre Favre, der Gitarrist Pierre Cavalli, der Daniel Bourquin, Leon Francioli und Olivier Clerc des Lausanner Pianist George Gruntz und der Trompeter Hans Kennel. Weil die Quartetts BBFC verstehen es, Gesellschaftskritik und Lebensfreude einheimische Jazzszene Berufsmusiker fast nicht ernähren kann - zu verbinden. « 1991 - Andante patriotico ma non fanatico» gehört zu Jazzmusik ist immer noch wenig anerkannt und unterstützt -, ist es ihren Meisterwerken. Die übrigen Schweizer blicken immer mit ein bis zur Gegenwart die Regel geblieben, dass viele der Besten wenig Neid nach Genf, wo es der Association AMR als bisher vorübergehend oder bleibend in die benachbarten Länder emigrieren. einzigem Musikerzusammenschluss schon vor ein paar Jahren gelungen Zudem brachte einerseits das Aufkommen der Rockmusik und ist, von der Stadt ein Musikerzentrum und beträchtliche finanzielle andererseits des Free Jazz für die ganze Jazzszene bis in die siebziger Unterstützung zu erhalten. Die Wirkung ist deutlich spürbar: Dank Jahre einen Popularitätsverlust, der Musiker zurück in bürgerliche vielen Workshops, Lehrveranstaltungen und Auftrittsmöglichkeiten Berufe oder zu-künstlerischen Konzessionen zwang. steigt die Zahl der guten Genfer Musiker und Projekte ständig. 1969 stellte sich die «Jazz Rock Experience» mit Hans Kennel und Generell fällt auf, dass im Kreis der AMR immer wieder intermediale dem ehemaligen Cool-Saxophonisten Bruno Spoerri (heute ein Projekte mit Rezitation, Tanz, Pantomime, Schauspiel, Bild- und führender Spezialist für elektronische Musik) vor. Im Bereich Rockjazz Filmprojekten entstehen. Zu den profiliertesten Genfern gehören der wurde das junge Luzerner Quartett «OM» (1972-82) international Saxophonist Maurice Magnoni, der Pianist/Komponist Jacques De- zum Begriff. In neuerer Zeit erweckten Free Funk-Bands wie «Donkey mierre, der Trompeter lan Gordon-Lennox und die Bassisten Jacques Kong's Multi Scream» und das Zürcher «Intergalactic Maiden Siron und Olivier Magnenat, aber die wichtigsten Leistungen entstehen Ballet» auch im benachbarten Ausland Aufmerksamkeit. Wie überall in Genf meistens im Kollektiv der Gruppen und Projekte. steigt die jüngste Musikergeneration vorwiegend über Funk und Internationale Volksmusik in Verbindung mit Jazz ist natürlich nicht Rock in den Jazz ein. Der Free Jazz und die frei improvisierte Musik neu. Aber es gibt auch einige Musiker, die versuchen, Reste der haben seit eh und je ihren Schwerpunkt in der Deutschschweiz. Irène Spontantraditionen der Schweizer Volksmusik mit Jazz zu verbinden Schweizer und Pierre Favre sind die Begründer dieser Tradition. Seit wie etwa die Glarner Gruppe «Schildpatt» und besonders die «Alpine Ende der siebziger Jahre entstehen lokale Zusammenschlüsse wie Jazz Herd». Unter ihrem Einfluss haben sogar vereinzelte Volksmusiker zum Beispiel die «Werkstatt improvisierte Musik Zürich». Die wieder die Improvisation entdeckt. originellsten Vertreter dieser Free Music sind das Trio «Karl ein Karl», der Genau betrachtet, gehört vor allem der neuere konzertante Jazz zu Cellist Alfred Zimmerlin, der Perkussionist Jacques Wiedmer und den Stiefkindern des Schweizer Kulturlebens. Während die Zahl und andere. Mehr mit konkreter Musik und Live-Elektronik befasst sich Qualität der Schweizer Jazzmusiker zunimmt, hat sich die Zahl der Andres Bosshard in Zürich und in Basel Felix Bopp. Die Ausstrahlung Auftrittsmöglichkeiten verkleinert. Nur wenige Konzertveranstalter des Zürcher WIM-Modells ist heute unverkennbar und regt neue, können mit einer regelmässigen Unterstützung rechnen, und in den jüngere Musiker an, die häufig von der modernen klassischen Musik grösseren Städten besteht wegen der steigenden Grundstückpreise herkommen. Immer mehr werden intermediale Projekte realisiert, und Mieten eine richtige Saal- und Klubmisere. Für das 1987 zum Beispiel von «Nachtluft» in Zürich und «Territories» des Berner geschlossene Lokal «Bazillus» sucht man etwa in Zürich erfolglos nach Künstlers/Gitarristen George J. Steinmann. einem geeigneten neuen Platz. 38 46 (Seite 39) Die Free-Jazz-Pianistin Irène Schweizer ist First Lady des europäischen Jazz. 47 Franco Ambrosetti entwickelte sich in den sechziger Jahren zu einem erstklassigen Trompeter und Flügelhornisten des Postbop-Jazz mit einer eleganten, virtuosen Artikulierung. Er ist häufig mit Georges Gruntz und Daniel Flumair zu hören. 48 Der Frauenfelder Tenorsaxophonist Roman Schwaller etablierte sich in München und ist heute vor allem als feuriger Solist des «Vienna Art Orchestraii